O Brothers, where art thou?? von abgemeldet (How to enter the Grand Line in a Nutshell) ================================================================================ Kapitel 7: Stranded Goods ------------------------- Der nächste Tag war vollgepackt mit Vorbereitungen. Schließlich wollte unsere kleine Reisegruppe besser heute als morgen damit beginnen die Meere dieser Welt unsicher zu machen. Norman stand schon den ganzen Vormittag in der kleinen Kombüse der "Fräulein Akyoo" und war fleißig dabei Früchte einzukochen, Brot zu backen und Fleisch zu pökeln wobei er unentwegt die Hits von "Bad Luck" vor sich hinsummte. Seit der Begegnung mit seinem Idol Shuichi schwebte er nur so dahin und ein breites Dauergrinsen hatte sich in seinem Gesicht festgesetzt. Joe war währenddessen dazu verdonnert worden Norman's Trinkwasservorräte, die er in großen Holzfässern neben seiner Hütte gelagert hatte, aufs Schiff zu schaffen. Als er es endlich japsend und schnaufend geschafft hatte das letzte Fass über die Laderampe zu rollen und unter Deck zu verstauen, hatte Norman bereits die nächste Aufgabe für ihn parat. "Joe, sei ein Schatz und hol mir mein Kochbuch aus der Hütte. Ich kann mich beim besten Willen nicht mehr daran erinnern wie viel Zucker in die Erdbeermarmelade muss. Ich glaube ich werde alt...", seufzte er und leckte sich die verklebten Finger. Es dauerte einen Moment bis Joe wieder genug Luft zum Antworten hatte, aber sein missmutiger Gesichtsausdruck sprach bereits Bände. "Muss das sein? Ich glaub ich hab irgendwo unterwegs meine Lunge verloren...Das kann Bunny doch machen.", jammerte er und ließ sich demonstrativ auf den Boden plumpsen. Über soviel Faulheit konnte der Koch nur den Kopf schütteln. "Bunny ist mit Buster auf der Jagd, falls du das vergessen hast. Du warst ja zu feige dafür... Und wenn ich nicht gleich den Zucker dazugebe, kann ich den ganzen Kram wegschmeißen, also krieg mal deinen Hintern hoch!", rief Norman und scheuchte Joe mit einer Handbewegung auf die Beine. Dieser ergab sich widerwillig seinem Schicksal und trottete hinüber zur Hütte. Irgendwie wurde Joe das Gefühl nicht los, dass ihn alle Leute für einen Feigling hielten. Und das nur weil er keine unschuldigen, kleinen Tiere töten wollte. Gut, das war vielleicht nicht der einzige Grund... Manchmal schämte er sich sogar ein bisschen für sich selber wenn er sich mal wieder wie ein kleiner Schisser benahm, aber er konnte einfach nichts dagegen tun. Irgendwie hatte er so überhaupt keine Qualitäten, die ihn zu einem nützlichen Mitglied dieser Gruppe machten. Ob er den anderen vielleicht nur zur Last fiel? Aber im Moment konnten sie wahrscheinlich wirklich jeden gebrauchen. Als Joe die Hütte betrat, verbannte er diese trüben Gedanken fürs erste aus seinem Kopf und machte sich auf die Suche nach dem Kochbuch. Für einen Einsiedler auf einer einsamen Insel hatte es Norman geschafft erstaunlich viel Hausrat anzuhäufen. In einer Ecke des Raumes stand eine große Kiste mit allerlei Werkzeug und auf der gegenüberliegenden Seite lag tatsächlich eine alte Taucherglocke. Wahrscheinlich hatte das Meer in den letzten Monaten einiges an den Strand gespült und Norman hatte es dann bereitwillig in seinen Besitz genommen. Auf einem selbstgezimmerten Regal fand Joe endlich wonach er suchte. Allerdings stapelten sich dort gleich mehrere Bücher, von denen er keins schon auf den ersten Blick als Kochbuch identifizieren konnte. Seufzend nahm er den ganzen Stapel auf den Arm und hockte sich damit in eine Ecke, wo er begann die Exemplare einzeln durchzublättern. Das Buch mit dem Titel "Alles über Fisch" legte er schnell beiseite. Auf Marmelade mit Fischgeschmack hatte er nun wirklich keine Lust. Dann entdeckte er einen großen Atlas, der zwar für das aktuelle Problem auch keine Lösung bot, ihm aber in Sachen Navigationsprobleme schon mal einen kleinen Stein vom Herzen fallen ließ. Er schlug eine der Karten auf und versuchte sich in etwa vorzustellen wo sich vielleicht gerade befanden. Dort war allerdings außer Meer nichts weiter verzeichnet. Diese Insel musste wirklich ein ziemlich abgelegner Ort sein. Plötzlich packte Joe das Heimweh. Ob sich seine Eltern wohl Sorgen um ihn machten? Er hatte sich nicht mal richtig von ihnen verabschieden können. Bestimmt hätten die beiden nie gedacht, dass er vor seinem dreißigsten Lebensjahr von zu Hause ausziehen würde. Während er sich fragte ob er seine Erzeuger wohl noch in diesem Leben wiedersehen würde, fiel sein Blick auf das Buch, das er in den Händen hielt. Er hatte völlig in Gedanken darin herumgeblättert ohne weiter auf den Inhalt zu achten. Erst jetzt bemerkte er die verschnörkelte Schrift auf dem vergilbten Papier. Er blätterte weiter und entdeckte Schriftzeichen, die er noch nie zuvor gesehen hatte. Das Buch schien sehr alt zu sein. Der Einband aus dunklem Leder sah sehr mitgenommen aus und an einigen Stellen schienen bereits ein paar Seiten zu fehlen. Es folgten lange Listen mit den verschiedensten Zutaten, aber Joe wurde schnell klar, dass es sich hierbei nicht um normale Kochrezepte handelte. "Zehennägel vom Warzenschwein?? Was soll denn das für ein widerliches Zeug sein?", stieß er angewidert hervor und schlug hastig die nächste Seite auf. Doch dadurch wurde es auch nicht besser. Eher noch merkwürdiger und unheimlicher. War das vielleicht so eine Art Voodoobuch mit Flüchen und Anleitungen wie man Leute in Schwanzlurche verwandeln konnte? Aber bevor er sich noch weiter in die Materie vertiefen konnte, schallte eine laute und leicht ungeduldig klingende Stimme an sein Ohr. "JOE!!! Du verdammte Trantüte!! Wegen dir ist meine Marmelade jetzt hinüber. Wenn du nicht sofort mit dem Kochbuch herkommst, muss ich rüberkommen und dir einen Knoten in deinen Zauberhut machen!", brüllte Norman, der seinen Kopf aus der Kombüsentür gesteckt hatte und fuchtelte drohend mit einem Kochlöffel an dem eine undefinierbare Masse klebte, die in ihrem früheren Leben eventuell einmal Marmelade gewesen war. Schnell raffte Joe sich auf und wickelte das geheimnisvolle Buch in eine Decke und versteckte es unter seiner Matte. Danach schnappte er sich das nächstbeste Buch und rannte damit hinüber zum Schiff. Zu seinem Glück handelte es sich dabei wirklich um das richtige Kochbuch denn sonst hätte der Koch wohl kurzen Prozess mit ihm gemacht. Als es bereits zu dämmern anfing und Bunny und Buster endlich von ihrer Jagdtour zurückgekehrt waren, hatte Norman immer noch miese Laune und sprach kein Wort mit Joe, der bedrückt in einer Ecke hockte und Löcher in die Luft starrte. "Was ist denn mit dem los?", raunte ihm Bunny zu und hielt ihm stolz ihren ersten Fang vor die Nase. Es war ein fettes, braunweiß geschecktes Kaninchen und Joe wollte sich lieber nicht vorstellen wie sie es erlegt hatte. "Ich hab seine Marmelade zerstört...", murmelte er und schob das tote Tier aus seinem Blickfeld. "Oh oh...Todsünde!", kicherte Bunny. "Ich hab mich schon tausend Mal bei ihm entschuldigt, aber er ignoriert mich einfach.", jammerte Joe und ließ den Kopf hängen. "Ach, der regt sich schon wieder ab. Ich glaube nicht, dass Norman sehr nachtragend ist.", erwiderte Bunny und klopfte Joe aufmunternd auf die Schulter. "Vom Jagen kriegt man echt mächtig Hunger. Gibt's bald was zu futtern??", fügte sie etwas lauter hinzu und wenig später saß jeder von ihnen über einer Schüssel mit köstlich riechendem Eintopf. "Wo ist eigentlich Buster?", fragte Joe nach ein paar Momenten der Stille und sah sich suchend um. Auch die anderen drehten die Köpfe doch von dem kleinen Mischling war nichts zu sehen. "Komisch. Vorhin war er noch da. Na ja, vielleicht hat ihn das Jagen so angestachelt, dass er danach noch ein bisschen auf Entdeckungsreise gegangen ist.", überlegte Bunny und widmete sich dann ihrem Nachschlag. "Der kommt schon wieder wenn er Hunger hat.", brummte Norman. Aber erst als Norman bereits das Geschirr abgeräumt hatte und Joe sich freiwillig für den Abwasch gemeldet hatte um damit einen Teil seiner Schuld abzuarbeiten, ließ sich Buster wieder auf der Lichtung blicken. Und er hatte Beute gemacht. "Da bist du ja wieder. Was hast du denn da?", fragte Bunny und beugte sich zu ihrem Hund hinunter um ihm das Fundstück abzunehmen. Buster legte es bereitwillig in ihre Hände und sah sie dann erwartungsvoll an. "Also essen kann man das wohl nicht...", sagte Joe, der nähergekommen war und ihr jetzt neugierig über die Schulter guckte. Tatsächlich handelte es sich hierbei nicht um ein erlegtes Tier sondern um ein längliches Stück schwarzen Stoffs, das an den Enden zusammengebunden war und wie eine Art Stirnband aussah. "Nur ein Stofffetzen. Was für 'ne Pleite.", maulte Joe, woraufhin Buster beleidigt knurrte und begann am Hosenbein des Jungen zu zerren. "Hey, sei doch nicht gleich beleidigt. Ja, hast du toll gemacht. Braver Hund. Aus!!", jammerte der Angegriffene doch Buster ließ nicht locker und zerrte ihn immer weiter von ihrer Lagerstelle weg. "Ich glaube er will dir was zeigen, Joe.", rief Bunny und wie aufs Stichwort entließ der Hund Joe's Hosenbein aus seinen Fängen und spurtete los in Richtung Strand. Die beiden rannten ihm nach und nur Norman blieb auf der Lichtung zurück. "Wenn das jetzt noch so ein Fetzen ist, werde ich aber böse!", keuchte Joe als sie endlich den Strand erreicht hatten. Wie gut, dass Norman vorsorglich ein paar Fackeln in den Sand gesteckt hatte, die in der nahenden Dunkelheit des Abends jedenfalls etwas Licht spendeten. Aus der Nähe konnten sie Buster winseln hören und liefen dem Geräusch entgegen. Bunny war als erstes bei ihm. "Und was wolltest du uns hier...", setzte sie an, doch dann fiel ihr Blick auf etwas, dass vor ihr im Sand lag und sie vor Schreck aufkeuchen ließ. Dort lag völlig regungslos ein Junge, dessen durchnässte Klamotten ihm in Fetzen am Körper hingen. Seine blauschwarzen Haare hingen schlaff herunter und trotz seiner Bräune wirkte er in diesem Zustand unnatürlich blass. Doch was Bunny am meisten Sorgen machte, war die Wunde, die an seinem rechten Bein klaffte. "Oh Gott, ist er tot??", flüsterte Joe, der jetzt auch hinzugekommen war und hinter Bunny's Rücken hervorlugte. "Ich hoffe nicht...", murmelte Bunny und kniete sich neben dem Jungen in den Sand. Dann legte sie vorsichtig ihren Kopf auf seine Brust um seinen Herzschlag zu prüfen. Ein erleichterter Seufzer entfuhr ihr als sie ein schwaches Schlagen wahrnahm. "Er ist nicht tot, aber er braucht dringend Hilfe. Er fühlt sich eiskalt an. Schnell, hol Norman und bringt Verbandszeug mit!", wies sie Joe an, der ihrer Bitte sofort Folge leistete und zurück zum Lager rannte. Es schien eine Ewigkeit zu dauern bis die beiden endlich wieder am Strand ankamen. Norman begann sofort damit den Jungen zu untersuchen. Er tastete ihn behutsam ab und besah sich die Verletzung genauer. "Sieht aus wie ein Biss. Muss aber ein ziemlich großes Tier gewesen sein... Wir müssen die Wunde säubern und schnell verbinden, damit er nicht noch mehr Blut verliert.", sagte er und ließ sich von Bunny das Desinfektionsmittel aus dem Erste Hilfe-Kasten geben. Nachdem sie dem Verletzten verbunden hatten, hob Norman ihn hoch und sie machten sich zusammen wieder auf den Rückweg. Wieder bei Norman's Hütte angekommen, legte der Koch den fremden Jungen auf einen freien Platz dicht neben das Lagerfeuer. "Glaubst du das reicht?", fragte Bunny besorgt. "Wer weiß wie lange er im Wasser war. Er hat Glück gehabt, dass er nicht ertrunken ist, aber er ist ziemlich unterkühlt. Hol ihm am besten noch eine Decke.", erwiderte Norman bevor er noch ein paar Holzscheite ins Feuer legte. Bunny tat wie ihr geheißen und wenig später hatte sie den menschlichen Eiszapfen wie ein kleines Baby in ihre Wolldecke gewickelt. "Was ihm wohl passiert ist?", grübelte Joe vor sich hin. "Und was das wohl für einer ist?? Sieht irgendwie gefährlich aus..." fügte er hinzu und setzte den ängstlichen Gesichtsausdruck auf, den er in den letzten Wochen schon fast perfektioniert hatte. "Deine Angst vor fremden Menschen solltest du vielleicht wirklich mal ärztlich behandeln lassen, Kleiner...", brummte Norman. "Wir sollten lieber eine Wache einteilen, damit wir den Jungen heute Nacht im Auge behalten können. Wir wollen ja nicht, dass er uns bis morgen früh abgekratzt ist. Ich übernehme gerne die erste Schicht.", schlug er vor und auch Bunny entschloss sich die Nacht am Lagerfeuer zu verbringen. Buster machte es sich zu ihren Füßen bequem und nach einigem Hin und Her blieb auch Joe lieber bei seinen Freunden, weil er sich nicht entscheiden konnte welche Situation das größere Risiko darstellte. Einige Stunden später prasselte das Feuer immer noch mollig warm vor sich hin, während Bunny und Norman sich eine heiße Partie Mau Mau lieferten und Joe über dem Atlas, den er aus der Hütte geholt hatte, eingenickt war. Das geheimnisvolle Buch, das eingewickelt unter seiner Matte versteckt lag, hatte er in der ganzen Aufregung völlig vergessen. Doch dann wurde die friedliche Atmosphäre plötzlich durch ein Rascheln unterbrochen, welches die beiden Kartenspieler aufblicken ließ. "Ich glaube unsere Frostbeule wacht auf.", raunte Norman und deutete mit dem Kopf auf die eingewickelte Person, in die nun langsam wieder Leben zu kommen schien. Jedenfalls drehte sie sich stöhnend auf die Seite und schlug kurz darauf die Augen auf. Zuerst schien der arme Junge nur völlig geschockt zu sein und starrte die beiden mit tellergroßen Augen an, doch angesichts seiner bewegungseingeschränkten Position geriet er langsam in Panik und versuchte sich mit ruckartigen Bewegungen aus seinem Gefängnis zu befreien. Bunny hastete zu ihm hinüber um ihm zu helfen, doch das hatte leider nicht den gewünschten Effekt, denn obwohl sie mit beruhigender Stimme auf ihn einredete, begann er sie laut anzubrüllen und schlug um sich. Bunny wich erschrocken zurück und auch Joe war mittlerweile von dem Lärm aufgeschreckt und rieb sich verwirrt die Augen. "Was ist denn hier...", setzte er an, konnte seinen Satz allerdings nicht vollenden, da der dunkelhaarige Junge es trotz seiner Beinverletzung geschafft hatte aufzuspringen um fluchtartig das Weite zu suchen. Leider machten ihm seine noch sehr wackeligen Knie dabei einen Strich durch die Rechnung und er rannte Joe über den Haufen, was zur Folge hatte, dass die beiden nun leicht verknotet übereinander lagen, wobei der verschreckte Junge wild auf den armen Joe einprügelte und dieser wie am Spieß schrie. Als Norman die beiden trennen wollte, biss ihm der Aufgetaute kräftig in den Arm und rannte dann stark humpelnd davon und verschwand in der Dunkelheit. "Was war denn das für ein Auftritt?", stöhnte Norman und rieb sich den Arm, auf dem sich jetzt eine deutliche Bissspur abzeichnete. "Bei den Zähnen hat er sich wahrscheinlich selbst ins Bein gebissen, der kleine Vampir...", grummelte er weiter während er Bunny ein bisschen auf die lädierte Stelle pusten ließ. "Er muss total in Panik geraten sein. Vielleicht dachte er wir wären Kannibalen, die ihn als kleinen Mitternachtssnack verspeisen wollten.", überlegte Bunny. "Das ist doch noch lange kein Grund mich fast zu Tode zu prügeln!", wimmerte Joe und erhaschte so jedenfalls ein mitleidiges Haarwuscheln von Bunny. "Ich hab doch gleich gesagt, dass man mit Fremden nichts als Ärger hat. Wir versorgen seine Wunden und tauen ihn wieder auf und das ist der Dank!", ereiferte er sich jetzt lauter. "Also ich glaube wirklich nicht, dass er das böse gemeint hat. Sollten wir nicht nach ihm suchen? Wer weiß was ihm da draußen nachts ganz alleine alles passieren kann.", unterbrach ihn Bunny und wendete sich dabei mehr an Norman als an ihren quengelnden Kollegen. Doch auch der erwachsenere Part ihrer Mannschaft schenkte ihr nur ein Stirnrunzeln. "Im Allgemeinen würde ich dir natürlich zustimmen, aber ich bin erst mal bedient. Der kleine Prinz Reißzahn kann sehen wo er heute Nacht bleibt. Das hat er sich selbst zuzuschreiben.", brummte er und trottete zurück zur Hütte. Joe folgte ihm in einigem Abstand, denn seine zahlreichen Verletzungen, an denen er seiner Meinung nach sicher bald sterben musste, erlaubten es ihm nicht sich schneller fortzubewegen. Bunny zögerte einen Moment. Sollte sie vielleicht zusammen mit Buster nach dem Jungen suchen? Einerseits konnte sie den Gedanken ihn dort ganz auf sich gestellt herumirren zu lassen kaum ertragen, andererseits hatte sie Angst vor seiner Reaktion, wenn sie ihn dann tatsächlich finden würde. Wahrscheinlich würde er wieder davonrennen oder sie vielleicht auch noch anknabbern. Also entschied sie sich gegen die nächtliche Suchaktion und für eine weitere Nacht auf ihrer Strohmatte in Norman's Hütte. Bevor sie zu Bett ging, stellte sie allerdings noch einen letzten Teller Eintopf am Rand der Lichtung auf. Wahrscheinlich würde sich später nur irgendein Tier darüber her machen, aber man konnte ja nie wissen... Eine ganze Weile passierte gar nichts und wenn man ganz genau hinhörte, konnte man sogar Norman's Schnarchen durch die Stille der nächtlichen Lichtung wehen hören. Doch auf einmal löste sich ein Schatten aus dem Dickicht und eine dunkle Gestalt huschte fast lautlos über das mondbeschienene Gras hinüber zu dem bereitgestellten Teller. Der fremde Besucher hätte wahrscheinlich überhaupt kein Geräusch verursacht, wenn ihn seine Beinverletzung nicht bei jedem Schritt dazu gebracht hätte leise aufzustöhnen. Er machte sich nicht einmal die Mühe mit seiner Beute wieder in die sichere Dunkelheit abzutauchen, sondern verputzte sie gierig an Ort und Stelle. Dass das Essen mittlerweile kalt geworden war, schien ihn nicht im Geringsten zu stören und nachdem er seine Mahlzeit beendet hatte, strich er sich zufrieden über seinen gesättigten Bauch und brummte anerkennend. Er hatte lange dort im Dunkeln an einen Baum gelehnt gestanden und mit sich gerungen. Er hatte sehen können wie seine Angreifer einer nach dem anderen von der Lagerstelle verschwanden und der Duft, den ihr Essen verströmte, hatte seine Nase gekitzelt, doch vielleicht war das alles nur eine Falle. Ein Trick um ihn aus seinem Versteck zu locken. Er konnte nicht wissen, was diese Leute mit ihm vorhatten. Er war lange nicht auf dieser Insel gewesen. Früher war sie unbewohnt gewesen und manchmal hatte er sich hier nach einem seiner langen Schwimmausflüge ausgeruht. Diese Fremden waren ihm nicht geheuer. Er wollte ihnen nicht trauen auch wenn der Verband an seinem Bein darauf hinweisen könnte, dass sie ihm vielleicht doch nichts böses wollten. Normalerweise wäre es für ihn kein Problem gewesen sich auf so einer Insel selber zu versorgen. Er war ein guter Jäger und Spurenleser und seinen Augen entging nur selten eine Bewegung, aber in seinem jetzigen Zustand blieb ihm einfach nichts anderes übrig als diese Almosen anzunehmen. Einerseits fühlte er sich schlecht als er denn Eintopf in sich hineinschlang und er blickte sich dabei ständig hektisch um, doch nach einer Weile siegte sein Heißhunger und der köstliche Geschmack seiner Beute gab ihm den Rest. Lag es daran, dass er nach all den Strapazen völlig ausgehungert war oder hatte er wirklich noch nie so etwas gutes gegessen? Kein Krümel blieb auf dem Teller zurück und er wischte sich den Mund gleich dreimal mit dem Handrücken ab um auch ja nichts zu vergeuden. Wie gerne hätte er sich jetzt wieder neben das Feuer gelegt und ein kleines Verdauungsschläfchen gehalten, aber so sehr waren seine Sinne dann doch noch nicht benebelt. Das war es doch, was sie wollten. Sie wollten ihn einlullen und in Sicherheit wiegen um ihm dann im Schlaf aufzulauern. Aber nicht mit ihm. Er würde sie ausspionieren und ihre Schwächen auskundschaften. Denn allzu schnell würde er von dieser Insel nicht wegkommen und solange er hier festsaß, musste er wissen womit er es zu tun hatte. Langsam schlich er auf die kleine Hütte zu, die auf ihn ziemlich windschief und zusammengeschustert wirkte. Diese Leute hatten wohl nicht wirklich viel Ahnung vom Überleben in der Wildnis. Andererseits war das vielleicht auch nur Teil ihres teuflischen Plans... Er schlug sich selber vor die Stirn um diese paranoiden Gedanken aus seinem Kopf zu verscheuchen und betrat so leise wie möglich die kleine Veranda. Als er vorsichtig durch eins der Fenster blickte, entdeckte er die drei Inselbewohner, die friedlich auf ihren Matten schliefen. Der Dicke mit den haarigen Armen lag auf dem Rücken. Aus seinem offenen Mund drang ein penetrantes Schnarchen und bei jedem seiner Atemzüge tanzte sein Bart munter auf und ab. Der kleine Kerl mit der Mädchenstimme hatte sich zu einer Kugel zusammengerollt und sah sogar im Schlaf noch furchtbar ängstlich aus. Und direkt neben dem Fenster schlief das Mädchen, wegen dem sein Magen endlich aufgehört hatte so einen Aufstand zu machen. Der Mond warf sein blasses Licht durchs Fenster und ließ ihre blonden Haare glänzen. Als sie vorhin versucht hatte ihn festzuhalten, hätte er sie auch fast gebissen, aber ihre Stimme und ihre Augen hatten ihn verunsichert. Er hatte wenig Erfahrung mit Mädchen. Zugegeben hatte er allgemein wenig Erfahrung beim Umgang mit anderen. Sein Kopf zuckte ruckartig Richtung Tür als er aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahrnahm. Der kleine gefleckte Hund, den er vorhin bei den anderen gesehen hatte, kam aus der Hütte spaziert und sah ihn jetzt prüfend an. Würde das Tier Alarm schlagen und ihn verraten? Hätte er dann noch genug Zeit um sich zu verstecken? Und warum zum Teufel trug dieser Köter einen Hut?? Beide starrten sich eine Weile lang an und keiner von ihnen rührte sich vom Fleck. Doch dann schien der Vierbeiner sich entschieden zu haben und kam langsam auf sein Gegenüber zu. Auch der Zweibeiner hatte sich gegen eine Flucht entschieden und wartete weiter ab. Erst jetzt bemerkte er, dass der Hund etwas im Maul trug, das er ihm jetzt bereitwillig vor die Füße legte. Der Junge beugte sich hinunter und hob das Fundstück auf. Es war ein schwarzes Stück Stoff. Ein Lächeln löste den erstaunten Gesichtsausdruck des Dunkelhaarigen ab. "Du hast mein Stirnband gefunden? Das hatte ich schon vermisst. Mir sind ständig die Haare ins Gesicht gefallen.", raunte er leise und mit einer routinierten Handbewegung knotete er sich das Tuch um den Kopf. Dann setzte er sich neben den ehrlichen Finder und kraulte ihm die Ohren. "Danke, Kumpel. Ich schulde dir was. Du heißt Buster, stimmt's? Ich hab vorhin gehört, dass sie dich so genannt haben. Ich bin übrigens Jaguchi. Freut mich, dass es jedenfalls einen anständigen Typen auf dieser Insel gibt...", fügte er hinzu und achtete dabei darauf seinen Lautstärkepegel so niedrig wie möglich zu halten. Buster gab ein wohlwollendes Gähnen von sich und legte seinen Kopf auf Jaguchi's Schoß. "Ich wusste gleich, dass du nicht so ein schlechter Kerl sein kannst...", ertönte plötzlich eine Stimme hinter ihm und brachte Jaguchi dazu hektisch aufzuspringen. Sein Bein dankte es ihm, indem es einen stechenden Schmerz durch seinen Körper jagte, der ihm Tränen in die Augen trieb. "Solche Aktionen solltest du vielleicht für eine Weile bleiben lassen. Norman hat gesagt, dass die Wunde wohl etwas Zeit braucht um wieder richtig zusammenzuwachsen.", sagte Bunny und grinste ihn an. Irgendwie hatte sie geahnt, dass sie diesen Typen noch einmal wieder sehen würde. Aber das es so schnell gehen würde... "Woher willst du wissen, dass ich kein schlechter Kerl bin? Du kennst mich doch überhaupt nicht. Vielleicht bin ich ja gekommen um euch alle im Schlaf zu erwürgen oder vielleicht will ich deinen Hund hier als Geisel nehmen.", erwiderte Jaguchi grimmig, doch das Mädchen schien ihn nicht ernst zu nehmen. Ihr Grinsen machte ihn wütend und er konnte das Blut in seinem Kopf rauschen hören. Sie machte sich über ihn lustig. Dafür würde sie bezahlen müssen. Und ihre Freunde sowieso. "Naja, Buster hat eine ganz gute Menschenkenntnis und dich scheint er ja zu mögen. Hat dir das Essen geschmeckt? Mehr ist leider nicht da, aber morgen macht Norman dir sicher ein paar leckere Spiegeleier, wenn du dich bei ihm wegen deiner Bissattacke von vorhin entschuldigst.", kicherte Bunny. "Soll ich mir noch mal deinen Verband angucken. Der sieht ja schon ganz schön ramponiert aus...", fuhr sie fort und ging ein paar Schritte auf den Jungen zu. Als sie ihre Hand ausstreckte um den Verband genauer unter die Lupe zu nehmen, wurde es Jaguchi endgültig zu viel. Er schubste sie unbeholfen zurück, so dass sie nach hinten stolperte und vor Schreck auf ihrem Allerwertesten landete. Wortlos und mit großen Augen saß sie da und starrte ihn an als wenn er von einem anderen Stern kommen würde. Schon tat es ihm leid, aber jetzt konnte er nicht mehr zurück. "Ich brauche keine Almosen von euch Freaks, verstanden? Und ich werde mich auch ganz bestimmt nicht bei diesem Schwabbel entschuldigen. Schließlich hat er mich festgehalten und nicht umgekehrt. Und deine gespielte Fürsorge kannst du dir sonst wohin stecken. Darauf fall ich nicht rein! Lasst mich bloß in Ruhe, sonst muss ich hier ganz andere Seiten aufziehen!!", rief er aufgeregt und versuchte dabei durch Lautstärke die Unsicherheit in seiner Stimme zu verbergen. Schon drangen Stimmen aus der Hütte und Buster begann böse zu knurren und so trat Jaguchi hastig seinen Rückzug an. Irgendwie war das alles nicht so verlaufen wie er es geplant hatte... Nur ein paar Sekunden später kam Norman mit einem Fleischklopfer bewaffnet aus der Hütte gestürmt und blickte wild um sich. "Wo ist der Mistkerl? Den knöpf ich mir vor!!", brüllte er und wäre beinah über Bunny gestolpert, die immer noch völlig perplex auf dem Boden hockte. "Er ist schon weg...", murmelte sie leise und sah Norman fragend an. Ihr war klar, dass auch er ihr nicht erklären konnte, was hier gerade passiert war, doch selber konnte sie sich erst recht keinen Reim darauf machen. "Hat er dir was getan?", fragte Norman besorgt und half ihr auf. Auch Joe hatte sich jetzt nach draußen getraut, obwohl er sich immer noch nervös an die Hüttenwand drückte und ängstlich die Umgebung beobachtete. "Ich sag's ja nicht gerne, aber: Ich hab's euch ja gesagt! Der Kerl ist gefährlich! Wenn wir nicht bald von hier abhauen, wird er uns alle niedermetzeln und unsere Reste panieren und braten.", wimmerte er leise und sank langsam zu Boden. "Mir geht's gut. Aber Joe hat Recht. Wir sollten wirklich bald aufbrechen. Ich will keine Zeit mehr vergeuden. Schließlich wartet die Grand Line auf uns!", versuchte Bunny das Thema zu wechseln, doch ihr Lächeln war aufgesetzt und als sie wenig später im Dunkeln auf ihrer Matte lag, hatte sie ganz andere Dinge als Seekarten und Schätze im Sinn. Was war passiert? Was hatte sie getan, dass er auf einmal so reagiert hatte? Und warum suchte sie die Schuld bei sich? Schließlich hatte er sie jetzt schon zum zweiten Mal angegriffen. Vielleicht war Buster als Menschenkenner doch nicht so unfehlbar und dieser Kerl war doch nur ein Idiot... Es war völlig sinnlos und die reinste Zeitverschwendung weiter darüber nachzudenken und trotzdem wälzte sich der Kapitän unserer kleinen Piratenbande die ganze Nacht unruhig hin und her und schlief erst ein als der nächste Tag schon zu dämmern begann. Und so ging es nicht nur ihr... ________________________________________________________________________________ Backstage: Hallo?? *vorsichtig um die Ecke lug* Kennt ihr mich noch? Ich bin die, die das letzte Mal im September 2004 ein Kapitel dieser FF gepostet hat... Mein Gott, ich schäme mich! -.- Ich hatte keine Ahnung wie absolut ätzend so eine Schreibblockade sein kann!! Es hat mich so viel Mühe gekostet dieses Kapitel fertig zu schreiben und ich bin trotzdem nicht wirklich zufrieden damit. Und wenn es da draußen tatsächlich noch Leute gibt, die sich für meine kleine Geschichte interessieren und die jetzt die Hoffnung haben, dass ich meine Blockade endlich überwunden habe und von nun an wieder regelmäßig weiter schreiben werde, muss ich euch wohl leider enttäuschen, denn ich habe die ungute Befürchtung, dass es genauso weitergehen wird. Ich stecke zu diesem Zeitpunkt irgendwie in einer Sackgasse. Für den späteren Verlauf der Geschichte hab ich genug Ideen, aber ich hab leider keine Ahnung wie ich da hin kommen soll. Es ist zum Verrückwerden!! *haare rauf* Aber genug von meiner Frustration! Was kann ich über das Kapitel sagen? Ich habe einen neuen Charakter eingeführt: Jaguchi (ein japanischer Name, der zu deutsch "Wasserhahn" bedeutet. Okay, ich gebe zu, die Idee stammt nicht von mir... ^^") Wer die FAs meiner Schwester kennt, weiß auch schon wie er aussieht. Das war sozusagen der letzte Teil der Geschichte, der es noch ins Storyboard des geplanten Doujis geschafft hat, bevor es eingestampft wurde... Nach all den Gastauftritten brauchte ich einfach mal wieder einen ganz neuen Charakter um ein bisschen Schwung in die Geschichte zu bringen. Und da Joe und Norman ja beide ganz pflegeleichte Kerlchen sind, wollte ich mal jemanden vorstellen, der nicht ganz so nett ist (so scheint es jedenfalls ^^). Also, ich gebe euch die Erlaubnis ihn zu hassen. Ihr dürft ihm auch Hasspost schreiben, die ich dann an ihn weiterleiten werde XD. Außerdem ist mir aufgefallen, dass Joe immer mehr zum Angsthasen der Gruppe mutiert. Ich glaube bald hat er sogar Angst vor seinem eigenen Schatten. Aber keine Angst (XD), ich habe noch etwas besonderes mit ihm vor. (Wenn ich denn jemals so weit kommen sollte...) Okay, mehr fällt mir dazu jetzt nicht ein. Über ein paar aufmunternde oder sonst wie geartete Kommies würde ich mich riesig freuen! Von so was lebt der gebeutelte FF-Schreiber ^^ VLG Eure sich schämende Bunny *wink* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)