Lustige Sachgeschichten mit Souly von Soulprayer (oder: Lustig, fröhlich, heiter, geht es nun jetzt weiter) ================================================================================ Kapitel 4: Ein Tag im Leben eines Programmierers ------------------------------------------------ Nachdem mich morgens um sechzehn Uhr das Gebrüll der Vögel aus dem Bett haut und die Sonne sich auf meine Netzhaut brennt, stehe ich widerwillig auf. Schon wieder so ein scheißverdammter Tag. Schnell kurbele ich die Jalousinen ganz runter und angenehme Dunkelheit umfängt mich. Erleichtert atme ich aus und gehe dann mit sicherem Schritt über den mit Hardware bespickten Boden zum Nebenraum, wo mein Badezimmer ist. Dort lacht mir im Zwielicht ein verschlafenes Gesicht im Spiegel entgegen und ich entdecke ein paar rote, parallel verlaufene Striemen auf meiner linken Wange. Schon wieder Sonnenbrand, denke ich und putze mir verträumt die Zähne. Mal wieder nehme ich mir vor, daran zu denken, die Lamellen der Jalousie zu verschliessen. Danach nehme ich mir Zahnseide und säubere damit die Zahnzwischenräume. Zahnpflege ist für mich das Wichtigste! Seitdem ich vor Jahren für anderthalb Wochen ins Krankenhaus musste, weil der Zahnarzt feststellte, daß ein paar Zähne verfault waren, weiß ich wieviel Zahnpflege wert sein kann. Ihr könnt es Euch nicht vorstellen: Anderthalb Wochen ohne PC! Und ich konnte nichts weiter machen, als liegen und warten. Nachdem ich aus dem Martyrium heraus gekommen war brauchte ich erstmal psychologische Hilfe - also ging ich zu Mutter. Hach, hatte die sich gefreut. Ich hatte erst gar nicht gewusst, was sie damit meinte, ich würde nicht an sie denken - aber letztendlich habe ich es kapiert, glaube ich zumindest. Seitdem mache ich einfach noch eine Grußkarte an die Blumen, die ich immer über das Internet bestelle. Naja - zurück zum Jetzt. Als ich aus dem Badezimmer gehe schnappe ich mir noch das letzte Stück Pizza aus der Schachtel von vorgestern, die im Flur auf der Kommode steht und entferne das bisschen Schimmel, was sich in der Mitte zum Angriff gesammelt hat. Was für ein Glück, daß überhaupt noch was da ist - muß unbedingt Mutter fragen, ob sie wieder für mich einkaufen geht. Während ich es mir schmecken lasse, latsche ich in meine (wohlgemerkt übergroße) Küche. Hmm... ich überlege ja immer noch, einen Cluster vor den Kühlschrank zu stellen. Der scheint ja recht fit zu sein, was Kühlung und so angeht... Aber egal - zuerst Kaffee! Meine Aufmerksamkeit richtet sich schon mit dem ersten Schritt in die Küche auf jenes magische Gerät, was in der Hierarchie meiner wichtigsten Geräte direkt unter dem PC steht. Eilig fülle ich den Trichter mit dem Filter und schaufle löffelweise das Kaffeepulver hinein. So... nun Wasser... und einschalten. Während ich nun ungeduldig warte, kann ich ja mal kurz die Cronjobs checken und ... moment, was ist das ? Auf dem Küchentisch entdecke ich eine große, blaue Tasche, die anscheinend eilig abgestellt wurde. Von mir ist sie nicht, das weiß ich - wofür brauch ich sowas, ich geh ja eh nie raus! Ob das ne Bombe ist ? Aber dann läg sie doch bestimmt im Serverraum... oder gilt der Anschlag auf die Kaffeemaschine ? Vorsichtig nähere ich mich dem großen Unding, was gefährlich schief auf dem Küchentisch liegt und schaue hinein. Oh Essen ! Und eine Nachricht: Hallo mein über alles geliebter Sohn, wie jeden Dienstag habe ich für Dich eingekauft, doch habe ich heute noch einen Friseurtermin. Ich denke, Du schaffst es auch selbst, die ganzen Sachen einzuräumen. Hab dich lieb Deine Mama Oh wie lieb von ihr! Ich verschlinge noch den letzten Rest Pizza und greif in die Tasche, um zu sehen, was alles drin ist. Nach ein wenig Kramen bringe ich folgende Dinge zu Tage: Konservendose, Mikrowellenessen, Pizza, Joghurt, und oh... Toilettenpapier. Wunderbar, dann brauch ich nicht mehr die Seiten aus dem Drucker nehmen. Ein lauter Piepston lässt mich augenblicklich herumfahren. Kaffee ist fertig! Gierig schütte ich mir das schwarze, sirupartige Getränk in meine übergroße Tasse und inhaliere den bitter-süßen Geruch, bevor ich unbeherrscht die Tasse leere. Jetzt geht es mir gut! Einem geistigem Orgasmus gleich zeigt der Kaffee seine Wirkung und ich schwebe wieder zurück zum Tisch, um den Rest der Tasche zu begutachten. Letztendlich kommen noch vier Päckchen Kaffee (mein wöchentlicher Verbrauch liegt bei zwei Päckchen) und ein Laib Brot zum Vorschein. Ah! Mutter's Brot ist immer noch am besten. Schnell suche ich in der Küche nach einem scharfen Messer, doch natürlich finde ich es - wie üblich - nicht. Nach einer zweiten Tasse Kaffee fällt mir wieder ein, wofür die hervorstehenden Knöpfe überall in der Küche gut sind, und nenne mich einen DAU. Ich kann die Zahl PI bis auf die 1407ste Stelle im Kopf ausrechnen (danach schlafe ich meistens ein) und Hardwaretreiber für den Linuxkernel im Schlaf programmieren, aber die Organisation von KÜCHEN ist für mich ein Buch mit sieben Siegeln! Seufzend gehe ich alle Ziehladen durch und triumphierend halte ich schließlich das Messer in den Händen. Dann schneide ich mir zwei Scheiben vom Brot ab und schmiere den Joghurt auf die zwei CD-förmigen Weizenprodukte. "Guten Appetit!", proklamiere ich und beisse herzhaft hinein. Hmmmm.... endlich wieder was Vernünftiges zu essen! Während ich also genüßlich das neue Frühstück hinunterschlinge, sortiere ich die Sachen aus der Tasche in die davor vorgesehenen Orte: den Kaffee und die Konservendosen in den Schrank, den Joghurt in den Kühlschrank, das Mikrowellenessen in die Mikrowelle und die Pizza in den Ofen. So, das wär erledigt. Während ich den letzten Rest Kaffee in die nun mittlerweile vierte Tasse schütte, bereitete ich die nächste Kanne vor. Sodele... und nun Toilettenpapier schnappen und mein alltägliches Geschäft verrichten. Ich öffne also das Paket, in dem das Toilettenpapier sich versteckt hält und verschwinde mit einer Rolle im Badezimmer. Während ich das TFT-Display einschalte, was links nebem dem WC steht, stelle ich die Tasse Kaffee auf mein Waschbecken. Meinem 'Geschäft' nachgehend checke ich meine privaten Emails, und lese die neuesten Security Advisories. Zufrieden, daß mein gehärteter Kernel seit 387 Tagen immer noch nicht betroffen ist, schalte ich auf meine geschäftlichen Emails um und empfange mal wieder zig Anliegen zur Programmierung irgendwelcher Noob-Tools. Nuja, was macht man nicht alles für Geld ? Und dieser Treiber für einen virtuellen Postscript-Drucker ist ja schnell programmiert... Danach könnte ich mich mal wieder in den NASA-Rechner hacken, um die neuesten Bilder vom Hubble-Teleskop zu saugen. Die schicke ich meistens dann an irgendwelche Schmierblätter, die daraus mal wieder Schlagzeilen produzieren. Während ich so überlege, wie ich den Tag so verbringen werde, meldet mein Allerwertester mit einer Flatulenz, daß er fertig sei. Schön! Nach anderthalb Wochen Druckerpapier ist das Toilettenpapier jetzt eine echte Wohltat! Ich schalte also wieder das TFT aus und verlasse mit meinem Kaffee das Badezimmer. Geschickt weiche ich den Kabeln aus, welche auf dem Boden herumliegen und betätige den Schalter des Monitors vom Mainframe, der sich in meinem Wohnzimmer breit macht. Wunderbar, mein kleines Programm zur Evaluierung eines logischen Problem für die Artifical Intelligence hat sich nun eingeschaltet und ist eifrig am Rechnen. Die Cronjobs, die von drei Uhr morgens bis sechs Uhr morgens laufen, sind nun auch fertig und habe nun genug Ressourcen, um das Indizierungsproblem über LongText-Columms der Datenbank zu untersuchen. Nach drei Stunden, zwei weiteren Kaffeetassen und blankliegenden Nerven, habe ich das Problem eingekreist und eliminiert. Schnell die veränderten Dateien in ein Archiv packen und zu Oracle schicken, eh voilá, nun zu meiner Mittagspause. Ich wate also durch das Chaos von Kabeln aus meinem Wohnzimmer raus in die Küche. Wo hab ich nochmal die Pizzen hingetan ? Ahja... im Ofen... gutgut. Ich öffne ihn, nehm die Schachteln heraus und entscheide mich für die Pizza belegt mit Tomaten und Mozarella. Schnell schiebe ich sie aufs Blech, bevor der Belag runterfällt und setze erneut eine Kanne Kaffee auf. So, und nun noch dieser Druckertreiber für HP, dann in den NASA-Rechner und schlußendlich ein wenig Spaß mit Pacman oder Frogger. Hach, das sind noch tolle Spiele! Anders als diese neumodischen Shooter wie FarCry oder Halflife2. Ich könnte mir auch mal wieder Akalabeth installieren, das macht auch viel Spaß! Hm... in Gedanken versunken erreicht nur noch das Piepsen des Kaffeeautomaten mein Gehirn und mit einer Latenzzeit von mindestens 4000 Millisekunden zur Realität greife ich zum Aus-Schalter, gieße den schwarzen Lebenssaft in die dafür vorgesehene Kanne und gehe damit wieder in mein Wohnzimmer. Mutter nennt es immer scherzhaft 'Cybercity', weil die Server inmitten des Zimmers eine Insel voller Hardware bilden. Die Wände sind voll mit Firewire-Festplatten, Monitoren und kleinen Mehrfach-umschaltern bei PCs, die zusammen einen Cluster bilden. Die Kabel gehen von den Wänden auf die Decke und hängen mittig hinunter zu meiner Serverfarm, die mit seiner 100Mbps Anleitung direkt an den DECIX-Knoten in Frankfurt mündet. Achja... mein lieber PC! Nachdem ich innerhalb einer Stunde den Treiber für HP fertigstellte und mich in einer weiteren halben Stunde die neuesten Bilder von Hubble gezogen habe, setze ich mich zufrieden an meine Brotkiste und spiele ein wenig Pacman. Nach einer Stunde spielen bemerke ich, daß die Uhr halb drei zeigt. Ich fluche kurz, um drei beginnt meine Schicht als Gamemaster in World of Warcraft.... Naja, während Gungdil und Co ihre Arbeit verrichten, werde ich meinen Lvl59-Orc Krieger auspacken und mich endlich auf lvl60 steigern, dann kann ich endlich mit meiner Gilde zu Onyxia vorstossen! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)