Totenkrähen von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 4: Schicksal -------------------- Schicksal Es ist das natürlichste der Welt! Es wird Tag! ..doch was ist wenn es kein Morgen gibt? Du bist gefangen in Zeit und Raum... Du wehrst dich mit aller Kraft, doch es bringt nichts! Niemand wird dich hören, niemand sehen! Es ist dein Schicksal, du bist gefangen für ewig... Im Reich der Schatten! (Minuya-chan) Lange hatte ich geschlafen. Trotz der Furcht, die mich in letzter Zeit ständig begleitete. Ich streckte mich, gähnte. Blinzelte zum Fenster. Es wurde gerade hell. Sonne! Ein schöner heller Tag schien es zu werden. Fast erschien es mir, als erwache ich aus einem langen Albtraum. Schneller als sonst sprang ich aus dem Bett. Ich riss die Vorhänge auf. Hell war es. Ich ließ das Licht herein. Ein halbes Jahr war es nun her, dass ich die Krähen gesehen hatte. Trotzdem, die Furcht vor ihnen blieb. In jedem Schatten schienen sie zu sitzen. Schienen mich zu beobachten. Jeden Moment bereit anzugreifen. Nachts huschten sie durch die Luft. Ich wusste es einfach. Unsichtbar waren sie. Und doch überall. Unsichtbar, für mich auch. Wieder. Oft überlegte ich ob es nicht besser sei ich könne sie sehen. Ob meine Furcht vor ihnen geringer würde, nähme ich nicht nur das Rauschen ihrer Schwingen wahr. Ob es mir möglich wäre auf ihr Können zu vertrauen, wenn ich ihre Augen sehen könnte. Nein. Ich war sicher, dass dies nicht der Fall war. Ich grinste in die warme Sommerluft, die nun zu meinem Fenster hereinkam. Nicht einmal die Nächte waren kalt im Moment. Immernoch fröhlich suchte ich mir meine Sachen aus dem Schrank. Duschte. Fertig. Nun, dann würde ich mal Frühstück machen. Heute schien es mir sogar möglich Toris vorwurfsvollen Blick zu ertragen. Besorgt, traurig, vorwurfsvoll. Ich hatte die Fotos, die er für mich angemeldet hatte nich zurückgezogen. Ich hatte mit ihnen gewonnen. Er verzieh es mir nicht. Er hatte gehofft ich würde zurückziehen. Die Krähen hatten mir vergeben. Die Toten hatten mir vergeben. Eine unfassbare Stille hatte sich über das Haus gelegt. Ich sah mich um, deckte den Frühstückstisch. Sah auf die Uhr. Es war früh. Ich würde die anderen später wecken. Sollten sie doch ausschlafen. Moment! Warum war es so früh? Ich hatte doch das Gefühl gehabt lange geschlafen zu haben. Ich zuckte mit den Schultern. Naja, war jetzt auch egal. Jetzt war ich wach. Leise um niemanden zu wecken ging ich aus dem Haus und schloss die Tür hinter mir. Eine gespenstische Stille umfing mich. Nicht ein Blatt schien sich zu bewegen. Nein, das bildete ich mir bestimmt nur ein. Schnell ging ich weiter. Laut hallten meine Schritte in dieser vollkommenen Stille wieder. Einbildung! Alles Einbildung! Es wird Tag! ..doch was ist wenn es kein Morgen gibt? Nein! Ein Huschen. Eine einzige schnelle Bewegung. Schwarz. Wie ein Schatten. Sie kehrten zurück! Ich zuckte zusammen. Nun wollten sie mich holen! Zu oft war ich im vergangenen halben Jahr auf Friedhöfen unterwegs gewesen. Jetzt wollten sie michh holen. Größer als vorher. Der Schatten schien riesig zu sein. Langsam, lautlos wie der Rest dieser in der Zeit erstarrten Welt, kam er auf dem Boden an. Immernoch nicht mehr als ein verschwommener Schatten. Angsteinflößend und dunkel. Unscharf in der Sonne, schwärzer als alles auf der Erde zu findende Material. Ungewollt bestaunte ich den Schatten. Angst hatte ich, ja. Aber zugleich war da auch diese unglaubliche Bewunderung. Wie hypnotisiert starrte ich den Schatten an. Je länger ich dorthin sah um so dunkler schien es um mich herum zu werden. Ich bemerkte es nicht. Die Geräusche kehrten zurück. Aber um mich herum rauschten nur die Schwingen der Totenkrähen. Diesmal hatten sie mich. Gefangen am hellichten Tag. Ihr Element war die Nacht, die Dunkelheit. Künstlich erschaffene Dunkelheit. Ich zuckte erneut zusammen. Wandte meinen Blick ab. Zu spät. Längst schon hatten mich die Schatten wieder in ihrer Gewalt. Wie schon einmal. Nur, dass sie dieses Mal keinen Fehler machen würden. Kein Licht würde ihre ewige Dunkelheit erneut durchdringen. Ich woolte hier weg! Lasst mich frei! Gedanklich schrie ich. Laut schrie ich. Zappelte in ihrem Netzt aus Dunkelheit, rings um mich herum. Und immer enger zogen sich ihre Schlingen. Nahmen mich gefangen, hielten mich fest. Dann kam er wieder. Der Schatten. Die größte Krähe. Lange sah er mich still an. Ging wieder ohne etwas gesagt zu haben. Doch seine Augen hatten in ihrem Glanz keine Helligkeit besessen. Eine Nachricht hatte er hinterlassen. Vielleicht unbewusst. Vielleicht bewusst. Du bist gefangen in Zeit und Raum... Du wehrst dich mit aller Kraft, doch es bringt nichts! Aufgeben sollte ich?! Die waren doch wohl verrückt! Immer noch rauschten um mich herum die Schwingen der Wächter, der Krähen. Sie hielten nie inne. Ich wurde ruhig. Ich konnte also nicht hier weg? Nun, das wollten wir doch mal sehen! Einen der Schatten suchte ich mir heraus. Konzentrierte mich. Jeder meiner Gedanken folgte diesem Schatten. Hielt ihn an. Sah seine Augen. Mit geschlossenen Augen stand ich mitten in der Dunkelheit des Nichts. Keine Bewegung machte ich mehr. Gefangen? Dann musste ich mich mit dieser Welt zurechtfinden. Immernoch voller Angst, jeden Moment bereit die Augen aufzureißen und mich wegzuducken, falls einer der Schatten sich auffällig benähme. Meine Welt? - Aufgegeben. Das Licht würde ich niemals wieder erblicken können. Auf ewig gefangen in der Dunkelheit. In einer Welt der Angst. Es ist dein Schicksal, du bist gefangen für ewig... Im Reich der Schatten! Ein sanftes Lächeln glitt über mein Gesicht. Schicksal? Ja, von mir aus. Freikommen würde ich nie wieder. Gefangen? Auf ewig musste ich nun hierbleiben. Aber eines hatten sie übersehen. Meine Augen waren geschlossen. Ich konnte den Schrecken ihrer Welt nicht sehen. Nahm die Dunkelheit nicht wahr. Vor mir die sanften Augen der Totenkrähen sehend stand ich lächelnd in einer Welt aus Dunkelheit und Furcht. Er hatte keine Macht mehr über mich. Der Schatten. Viel zu stark war die Erinnerung an ihren sanften, ruhigen Blick. Viel zu sehr sah ich den um Hilfe bittenden Schimmer in den Augen seiner Untertanen. Ich war hier. Vielleicht würde ich nie wieder von hier fortkommen, doch in einem hatte er sich getäuscht. Ich war nicht gefangen. Ich war freiwillig hier. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)