Advent, Advent, das Kränzlein brennt von Cowardly_Lion ================================================================================ Kapitel 1: Alle Jahre wieder ---------------------------- Hi^^ Irgendwie nimmt das bei mir Überhand mit Weihnachtsgeschichten; das ist jetzt schon die dritte oder vierte, die ich dieses Jahr verbrochen habe. Na ja... Mein Plan sieht vor, dass es hiervon vier Teile geben wird, jede mit einem anderen Pairing. Eigentlich ist ein Teil pro Adventswochenende geplant, aber mal sehen, wie ich dazu komme... Viel Spaß beim Lesen! Disclaimer und Warnungen: Nichts außer der Idee zur Story gehört mir, Geld verdiene ich hiermit auch nicht. Die Charaktere sind wahrscheinlich alle ziemlich OOC geworden, aber das liegt wahrscheinlich am Weihnachtszuckerguss... ~~~ ; ~~~ Genervt sahen Tala, Bryan und Spencer dabei zu, wie Ian durch die Gegend wuselte und irgendwelche dämlichen Weihnachtslieder summend Baumschmuck und Ausstechformen für Plätzchen hervorkramte. Jedes Jahr war es dasselbe mit dem Chibi: Kaum war der 1. Advent da, ging er allen mit seinem Weihnachtsfimmel auf den Keks. Dummerweise war seit der Auflösung der Biovolt nur leider kein Boris mehr da, der ihn stoppen konnte... Schließlich hielt Tala es nicht mehr aus: "Verdammt noch mal, Ian, was können wir tun, damit du uns mit diesem Firlefanz in Frieden lässt?" "Sei nicht immer so fies, Tala; der Weihnachtsmann bringt dir sonst keine Geschenke. Aber wenn ihr mit mir auf den Weihnachtsmarkt geht, stelle ich den Tannenbaum, den ich im Keller versteckt habe, in mein Zimmer" "WAS? Na warte Kleiner, ich erzähl dir gleich, was es wirklich mit dem Weihnachtsmann auf sich hat!" Aus großen, unschuldigen Augen sah Ian seinen Teamleader gespannt an. Unwillkürlich zog sich Talas Herz zusammen; so fies konnte nicht mal er sein... Resigniert seufzte der Rothaarige: "Na gut, wir gehen mit dir auf den Weihnachtsmarkt. Aber nur dieses eine Mal, also wage es jetzt ja nicht, mich zu umarmen!" Sich einen feuchten Kehricht um Talas Anweisungen kümmernd, fiel Ian ihm um den Hals: "Danke, Tala!!!" Missmutig schlurfte Bryan an den Ständen vorbei, die nach Glühwein, Plätzchen Anis dufteten. Warum hatte er es nicht einfach wie Spencer machen und eine schwere Erkältung simulierend zu Hause bleiben können? Er konnte Weihnachten nicht ausstehen; "Das Fest der Liebe" - von wegen! Andernfalls würde Tala jetzt wohl in seinen Armen liegen anstatt über der Theke eines Gewürzstandes gebeugt darüber zu grübeln, welche Sorte Currypulver er kaufen sollte... Obwohl, irgendwie war es doch recht interessant dabei zuzusehen, wie der Rothaarige beim Nachdenken verführerisch mit dem Hintern hin und her wackelte... "Och Mensch, jetzt lasst uns endlich weitergehen!", quengelte Ian gelangweilt. Langsam riss Bryan echt der Geduldsfaden: "Halt die Klappe, Gurkennase! Siehst du nicht, dass ich gerade die Aussicht bewundere?" Ohne zu bemerken, was er da eigentlich gerade von sich gegeben hatte, drehte der Lilahaarige sich wieder zu seinem Teamchef um. Ein wissendes Grinsen breitete sich auf Ians Gesicht aus: "Duuu, Bryan?" "Was ist jetzt schon wieder?" "Darf ich mir den Weihnachtsmarkt alleine ansehen gehen?" "... Meinetwegen. Aber gib endlich Ruhe!", noch immer vollkommen in seiner eigenen kleinen Welt versunken, bekam Bryan weder mit, um was es im Gespräch eigentlich ging, noch wie Ian im Menschengewühl verschwand. Triumphierend drehte Tala sich um: "So, damit wären unsere Gewürzvorräte für ein weiteres Jahr gesichert!" Das Lächeln verging ihm jedoch ganz schnell, als er nur Bryan hinter sich stehen sah, der ihn verträumt musterte. Keine Spur von Ian! "Wo steckt der Winzling?" "Was?", langsam löste der Lilahaarige sich aus seiner geistigen Abwesenheit. "Ian ist weg; hast du irgendeine Ahnung, wo er sich gerade befindet?", erklärte Tala geduldig; bei jedem anderen als Bryan wäre er wahrscheinlich schon längst ausgerastet... Wie um zu überprüfen, dass das auch stimmte, warf Bryan einen Blick zur Seite: "Oh Mist!" "Das werte ich jetzt einfach mal als "Nein"...", seufzend sah Tala sich um; auch in der unmittelbaren Umgebung des Standes war nichts von ihrem Chibi zu sehen. "Bleib du am besten hier stehen. Ich gehe ihn suchen..." "WAS? NEIN!", verzweifelt mühte sich Bryan, einen halbwegs plausiblen Grund für seinen Ausbruch zu finden, " Wenn du dich auch noch verläufst, finde ich keinen von euch wieder. Ich komme mit dir!" Stirnrunzelnd sah Tala seinen Teamkollegen an; das klang nicht sonderlich logisch. Andererseits hätte er so die Chance, mal ausnahmsweise allein mit Bryan zu sein... Schließlich nickte er widerstrebend: "Schön, komm mit. Vielleicht können wir dadurch ja bei der Suche ein größeres Gebiet abdecken." Mit klopfendem Herzen folgte Bryan Tala durch das auf dem Weihnachtsmarkt herrschende Gewimmel. Immer wieder musste er sich vergewissern, dass dem auch wirklich so war, er wirklich allein mit Tala über den Weihnachtsmarkt ging. Ohne Ian, ohne Spencer, ohne irgendjemanden, der stören konnte. Das letzte Mal war das... nun, noch nie vorgekommen! Bryan konnte nicht verhindern, dass unweigerlich ein warmes Gefühl in ihm aufstieg. Wann genau er sich in seinen Teamchef verliebt hatte, konnte er nicht mehr mit Sicherheit sagen. Eigentlich war es ihm auch egal; das änderte schließlich weder etwas an seinen Gefühlen für Tala, noch an der Aussichtslosigkeit seiner Situation. Wenn man sein ganzes Leben lang nur darauf gedrillt worden war, keine Emotionen zu zeigen, wie artikulierte man sie dann? Auf einmal blieb Tala abrupt stehen, so dass Bryan - in Gedanken versunken wie er war - beinahe in seinen Teamkollegen hineingerannt wäre. Irritiert starrte er die Hand an, die ihm auffordernd entgegengestreckt wurde. Beim Anblick von Bryans mehr als verwirrten Gesichtsausdruck konnte Tala sich nur mühsam ein Grinsen verkneifen: "Du bist doch mitgekommen, damit wir uns nicht verlieren..." Als Bryan ihn immer noch nur verständnislos anschaute, ergriff Tala seufzend die Hand des Lilahaarigen und verschränkte sie mit seinen eigenen Fingern: "Dann sollten wir wohl auch möglichst dicht beisammen bleiben; wir starten deshalb die Mission Händchenhalten..." He, das war jetzt kein bisschen eigennützig! Nur weil er jetzt die perfekte Gelegenheit hatte, dem Objekt seiner Begierde näherzukommen, ab und zu wie zufällig über dessen Hand zu streicheln... Okay, vielleicht war es doch eigennützig. So ein ganz kleines bisschen. Oder sogar sehr? Aber was machte man nicht alles, wenn man keine andere Möglichkeit hatte... Das Leben in der Abtei hatte zwei Folgen: Man zeigte keine Gefühle mehr und man versuchte tunlichst, diese auch nicht bei anderen auszulösen. Und so blieben nur diese flüchtigen Momente, um Bryan nahe zu sein... "Irgendwelche Spuren von unserem Kleinen?", suchend wandte Tala den Kopf hin und her. "Nö, aber dafür habe ich den idealen Weihnachtsbaum für ihn entdeckt.", grinsend zeigte Bryan auf einen Plastiktannenbaum im Bonsai-Format, der nicht nur über Arme und Gesicht verfügte, sondern auch rhythmisch zu "Last Christmas" mitwackelte. Stirnrunzelnd besah sich Tala das ganze: "Ich glaube nicht, dass uns das irgendwie weiterhelfen wird..." "Oh... Na ja, äh...", das Grinsen war schlagartig von Bryans Gesicht verschwunden. Dafür machte sich bei Tala das schlechte Gewissen breit: "Na komm, ich spendiere dir erst mal was Süßes als Nervenfutter..." Ohne zu wissen, was genau hier eigentlich los war, registrierte Bryan, wie Tala einen Arm um seine Hüfte schlang und ihn hinter sich her in Richtung eines Zuckerwattestandes zog. Unwillkürlich lief der Lilahaarige rot an. Für einen Außenstehenden mussten sie aussehen wie ein verliebtes Pärchen... Was zu 50% ja auch stimmte. Tala entging die Reaktion seines Freundes nicht; er wusste nur nicht, wie er sie zu bewerten hatte. Entweder hieß das, dass es Bryan peinlich war, oder... Vorsichtig schielte der Rothaarige zur Seite; sollte er es wagen? "Du, Bryan, darf ich dich was fragen?" Ganz langsam wandte Angesprochener seinen Kopf um: "Was denn?" Schlagartig ging Talas Herz doppelt so schnell; er konnte das einfach nicht sagen, wenn Bryan ihn so... so... Ihm fehlten die Worte. Erwartungsvoll sah der Lilahaarige ihn an, brachte ihm ins Gedächtnis zurück, dass etwas bestimmtes von ihm erwartet wurde. "Äh... Warum hasst du Weihnachten eigentlich so sehr?" Enttäuscht stieß Bryan die Luft aus; für einen Moment hatte er doch tatsächlich gedacht... Aber Tala wollte eine Antwort auf seine Frage hören. "Na ja, man könnte sagen, ich habe nie das Geschenk bekommen, das ich eigentlich haben wollte... Und du?" Verlegen wuschelte sich Tala durchs Haar: "Ich finde es einfach deprimierend; wenn du jedes Jahr aufs neue diese fröhlichen, ständig gut gelaunten Familien in der Werbung siehst und genau weißt, dass du so was nie haben wirst... Das kotzt mich einfach an." "Aber du hast doch uns!", tröstend lächelte Bryan seinen Freund an. Eigentlich hätte er Tala ja lieber in die Arme genommen, aber dann hätte er wohl eine kassiert... "Ich weiß.", kurz blieb Tala stehen, zog Bryan in eine vorsichtige Umarmung. Die Worte des Lilahaarigen lösten zwiespältige Gefühle in ihm aus; einerseits war er wirklich dankbar für diesen Aufmunterungsversuch, aber andererseits wusste er, dass Bryan das nicht auf die Art und Weise meinte, die er sich wünschte... Bryan hatte das Gefühl, sein Herz würde jeden Augenblick zerspringen. Talas Wärme, der Geruch von dessen Haaren und dessen Hand, die sanft über seinen Rücken strich... Das alles war beinahe zu viel. Mit einem entschuldigenden Lächeln löste Tala sich von Bryan, bevor er eine noch größere Dummheit begehen konnte: "Aber jetzt holen wir dir erst mal eine extragroße Zuckerwatte!" "Die ist wirklich lecker!", darum bemüht, die Zuckerwatte an ihrem Stiel zu halten¹, kaute Bryan vorsichtig etwas von der weißen Masse ab. Bislang hatte er noch nicht bemerkt, dass trotz all seiner Bemühungen ein wenig davon an seiner Wange kleben geblieben war, wie eine kleine Wolke daran herumhing. Unwillkürlich musste Tala daran denken, wie es wohl wäre, jetzt auf Bryan zuzugehen, ihm an betreffender Stelle einen Kuss aufzuhauchen, vorsichtig an der Zuckerwatte zu knabbern und dann zu sagen... "Mmmh, stimmt!" Entgeistert starrten sie sich an, konnten beide nicht glauben, was Tala da gerade getan hatte. "Ich... Äh...", nur mit Mühe brachte der Rotschopf überhaupt einen Ton raus. "Ich... Ach verdammt!", mit einem leisen Knurren schnappte Tala sich Bryan und zog ihn in einen mehr als leidenschaftlichen Kuss. Wenn er schon untergehen musste, dann wenigstens in Würde! Schwer atmend lösten sie sich nach einer Zeit von einander. Hoffnungsvoll sah Bryan ihn an: "Und was sollte das jetzt schon wieder?" "Ich schätze, ich habe mich in dich verliebt...", entgegen seiner eigentlichen Intentionen lief Tala leicht rot an, "Aber erwarte jetzt bloß nicht, dass du beim Training eine Sonderbehandlung kriegst!" "Sicher nicht.", mit einem breiten Grinsen pfefferte Bryan seine Zuckerwatte weg und zog ihn in eine Umarmung, "Ach übrigens: Ich liebe dich auch!" ~~~ ; ~~~ Lächelnd beobachtete Ian seine beiden Teamkollegen von der sicheren Entfernung des nächsten Kerzenstandes aus; tja, er hatte schon seine Gründe dafür, dass er Weihnachten so liebte... Jetzt sollte er sich aber selbst spurten, immerhin wartete Kevin auf ihn. ¹ *drop* Nicht wundern über diese Formulierung; jedes mal, wenn ich Zuckerwatte essen will, versucht die, sich am Stiel herunter auf den Boden zu verabschieden... Kapitel 2: Ihr Kinderlein kommet -------------------------------- Hi^^ Ich weiß zwar nicht, ob das überhaupt irgendeiner liest, aber ich semmele euch jetzt einfach mal trotzdem einen Kommentar vor die Füße. Komplett sinnlos, aber was soll's XD In diesem Kapitel spielen (wie man schon nach dem letzten Abschnitt des vorherigen Chapters erraten konnte) Kevin und Ian die Rolle. Ja, ich weiß, dass es nicht das beliebteste Pairing ist, aber irgendwie mag ich die beiden... *kleines Ian-Fähnchen hervorkram* Ich meine jetzt nicht nur als Pairing, sondern auch so... Wie auch immer, den wenigen, die nach dieser Ansprache noch weiterlesen wollen, wünsche ich viel Spaß! ~~~ ; ~~~ Gut gelaunt pfeifend spazierte Ian zu dem buntbemalten Pferdekarussell, vor dem Kevin und er sich treffen wollten. Seit Wochen freute er sich schon auf diese Verabredung, die sie in aller Heimlichkeit getroffen hatten. Ja, Ian hatte schon vorher vorgehabt, auf den Weihnachtsmarkt zu gehen; Bryan und Tala mitzuschleppen war eigentlich nur ein Bonus gewesen, sozusagen der letzte verzweifelte Versuch, den Beiden ihre Gefühle für einander in der Schädel zu hämmern. Er selbst versuchte ja gerade etwas ähnliches bei sich und Kevin... Lächelnd winkte Ian dem Grünhaarigen zu, der schon sehnsüchtig nach ihm Ausschau hielt. Na ja, so sehnsüchtig jemand schauen kann, wenn gerade mal seine Augen sichtbar sind... Kevin gab wirklich ein Bild für die Götter ab: Eingewickelt in einen dicken, dunkelblauen Mantel mit farblich passenden Handschuhen, hatte er sich seinen flauschigen Schal so oft um den Hals gewickelt, dass dieser bis über die Nasenspitze reichte und damit fast nahtlos an seine Wollmütze anschloss. Allein die dazwischen hervorlugenden, wunderschönen bernsteinfarbenen Augen verrieten, dass es sich tatsächlich um den Jüngsten der White Tigers handeln musste. Als Kevin Ian gewahr wurde, fing er an, aufgeregt auf und ab zu trippeln; mehr war einfach nicht drin bei all den Schichten an Kleidung, die er übereinander gezogen hatte. Was musste es aber auch so erbärmlich kalt um diese Jahreszeit sein? Na ja, vielleicht war es auch einfach eine Sache der Gewöhnung; immerhin trug Ian ja nur eine stinknormale hellblaue Strickjacke über einer den Temperaturen ganz unangemessenen, aus vergleichsweise dünnem Stoff bestehenden Cargohose. In der er übrigens zum Anbeißen aussah, aber das nur so nebenbei bemerkt. So schnell es Kevin möglich war, lief er auf seinen grauhaarigen Freund zu: "Mwe gemt me?" Im selben Moment, in dem er dieses Genuschel von sich gab, ging ihm auf, das er etwas entscheidendes vergessen hatte. Leicht genervt zog Kevin den Schal nach unten, so dass der sich nun unmittelbar an sein Kinn anschmiegte: "Wie geht es dir?" Das strahlende Lächeln, das Ian ihm daraufhin schenkte, ließ sein Herz unwillkürlich höher schlagen. Er liebte diesen seltenen Anblick, liebte den Gedanken, dass er es gewesen war, der das hier ausgelöst hatte. Schließlich erlaubte Ian nur denjenigen, die ihm sehr nahe standen, diese fröhliche, ja beinahe kindlich sorglose Seite zu sehen. Als sie sich das erste Mal begegnet waren, war dem noch nicht so gewesen. Damals, bei den Moscow Championships, war ihm Ian allein durch die Tatsache aufgefallen, dass sie fast gleich groß waren. Ansonsten hatte Kevin keinerlei Gemeinsamkeiten gesehen; nicht nur, dass die Russen ausnahmslos in etwa so ein sonniges Gemüt wie ein Pappkarton zu haben schienen, nein, sie hatten auch in etwa dessen Feinfühligkeit. Wie erstaunt war er da gewesen, Ian eines Abends vor seinem Zimmer sitzend vorzufinden. Boris hatte den Jungen wegen irgendeiner nichtigen Kleinigkeit in die unbarmherzige Kälte der Nacht hinausgeschmissen, und da Ian keine Ahnung hatte, wo er sonst hingehen sollte, war er kurzentschlossen ins Hotel der anderen Teams geflüchtet. Wie er ausgerechnet zu Kevin gefunden hatte, wusste der Grauhaarige selbst nicht zu sagen. Aber anscheinend war Ian ganz zufrieden damit, denn bereitwillig war er ihm dann ins Zimmer gefolgt. Die ganze Nacht hindurch hatten sie auf Kevins Bett gesessen und geredet. Über das Bladen, ihre Heimat, was sie mochten... Alles mögliche eigentlich. In dieser Nacht erfuhr Ian so manches über Kevin, was nicht einmal Lee und die Anderen von ihm wussten. Nach dem Turnier hatten sie zunächst nur schriftlichen Kontakt gehalten, was in Anbetracht der Tatsache, dass sie beide ziemlich abgeschieden lebten, schon verdammt schwierig gewesen war. Na ja, und dann hatte Ian eben in einem Brief vorgeschlagen, sich zu Weihnachten zu treffen; die Demolition Boys waren von der Biovolt losgekommen, hatten sich umbenannt und eine eigene Bleibe gefunden, also warum sollte man das nicht feiern? Zur Begrüßung zog Ian Kevin in eine stürmische Umarmung; er musste sich einfach auf diesem Wege versichern, dass sein Freund wirklich da war. Na ja, und außerdem hatte es den Vorteil, dass er so ein bisschen mit ihm kuscheln konnte... "Ich freu mich, dass du meiner Einladung gefolgt bist!" Hauchzart nur flüsterte Ian diese Worte und dennoch lösten sie bei Kevin ein leichtes Zittern aus. Mit hochrotem Kopf, der bestimmt nicht von der Kälte kam - mittlerweile war ihm kochend heiß - löste er sich von dem Russen: "Und ich bin froh, dich endlich mal wieder zu sehen. Sollen wir weitergehen?" Lächelnd nickte Ian: "Wenn du magst; ich kann dir ein bisschen was zeigen, falls du willst..." Oh ja, das konnte er tatsächlich! Immerhin hatte er in wochenlanger Recherche jeden auch nur halbwegs romantischen Ort in der näheren Umgebung abgeklappert, um Kevin seine Gefühle zu gestehen. Er liebte den Chinesen, und das nicht eben erst seit gestern. Mit jedem Brief, den er von Kevin erhalten hatte, hatte er sich ein Stückchen mehr in ihn verliebt. Er mochte die Art, in welcher der Andere die Leute reinlegte, war sie doch keineswegs bösartig, sondern eher liebevoll-spöttisch. So spitz die Zunge dieses liebenswerten Chaoten auch war, er würde nie absichtlich etwas tun, was jemandem wehtun würde; dafür widersprach der Betrug um des Betruges Willen einfach viel zu sehr seinem Wesen... Kevin wollte gerade etwas entgegnen, da bemerkte er Ians seltsam verträumten Blick: "Ist was?" "Äh... Was?", kurz blinzelte der Grauhaarige irritiert, ehe er scheinbar wieder in die Realität zurückkehrte, "Ach so! Nein, nichts... Ich hab nur... den Tannenbaum da vorne bewundert!" "Stimmt, der ist schön!", hingerissen betrachtete Kevin die große, mit Lebkuchen, Äpfeln und Strohsternen verzierte Fichte in der Mitte des Platzes. Vorher war die ihm gar nicht so richtig aufgefallen... Immer wieder schaffte Ian es, ihm die Schönheit von Dingen zu zeigen, die er ohne ihn gar nicht erst bemerkt hätte. Unwillkürlich lief Kevin kirschfarben an; vielleicht hatte er sich ja deshalb in den Russen verliebt... Um von seiner momentanen Gesichtsfarbe abzulenken, ergriff er Ians Hand: "Komm, den schauen wir uns aus der Nähe an!" Als Kevin wie selbstverständlich seine Hand ergriff und ihn hinter sich her durch das Menschengewimmel in Richtung Weihnachtsbaum zog, durchlief Ian ein warmer Schauer. Das alles fühlte sich so wunderbar, so richtig an... Er musste es Kevin einfach sagen. Doch wie? Denn genau da lag das Problem: Trotz all seiner Bemühungen, die richtige Zeit und den richtigen Ort auszuwählen, so war es Ian doch nie gelungen, die richtigen Worte zu finden. Gedankenverloren starrte er vor sich hin, geradewegs in Richtung eines Standes mit Süßigkeiten, der keine zweihundert Meter vom Tannenbaum entfernt war. Und da an einem kleinen Haken hing sie, die Antwort auf all seine Fragen, umrahmt von rotem Zuckerguss. Vorsichtig löste Ian seine Hand aus der von Kevin: "Entschuldige mich einen Augenblick..." Abwesend nickte der Grünhaarige, zu sehr im Anblick des Tannenbaumes gefangen, um ernsthaften Widerstand an den Tag zu legen. Wenige Minuten später stand Ian wieder neben ihm, die Arme hinter dem Rücken verschränkt: "Du, Kevin... Das hier ist für dich." Mit großen Augen starrte Kevin das Lebkuchenherz an, das ihm entgegengestreckt wurde, las dessen Aufschrift geistig immer wieder, um sich auch ja nicht verschaut zu haben. Tatsächlich, da stand wirklich "Sei mein Schatz"... Angespannt wartete Ian auf die Reaktion seines Freundes, ging es hier doch immerhin um soviel mehr für ihn. Was, wenn er eben den größten Fehler seines Lebens gemacht hatte, wenn Kevin schreiend weglaufen würde? Das Hämmern seines Herzens hörte erst auf, als Kevin ihm langsam das Lebkuchenherz aus der Hand zog und es sich um den Hals hängte. Dann kam der Grünhaarige entschlossen auf ihn zu und zog ihn zu einem behutsamen Kuss auf die Wange herunter: "Aber wehe, du vergräbst mich..." "Ganz sicher nicht; dafür bist du viel zu wertvoll für mich.", fest presste Ian Kevin an sich, während er lächelnd zum Engel auf der Spitze des Tannenbaumes hinaufschaute. Ja, es hatte schon seinen Grund, weshalb er Weihnachten liebte... ~~~ ; ~~~ Missmutig sah Johnny von einem nahegelegenen Glühweinstand aus dabei zu, wie die beiden Zwerge rumschmusten. Warum musste die Welt nur so ungerecht sein? Die Zwei hatten einander, hatten Liebe, und er... Er hatte nur Grund, sich zu besaufen. Apropos... "Noch nen Glühwein mit Schuss, aber schnell!" Kapitel 3: Süßer die Glocken nie klingen ---------------------------------------- Hi^^ So, mittlerweile wären wir also beim dritten Advent angekommen, was heißt: In etwas mehr als einer Woche hab ich Ferien! *freu* Hoffentlich komm ich dann endlich dazu, an meinen anderen Geschichten weiterzuschreiben... Wie auch immer, auf jeden Fall geht es in diesem Kapitel um Johnny und - dadadadam! - Robert. Irgendwie muss ich zwar von der Handlung her an eine andere Geschichte von mir denken, aber he - wann hat man schon mal die Chance, einen betrunkenen Johnny zu schildern, der sich mit dem Weihnachtsmann prügelt? Seht ihr ^.~ Viel Spaß beim Lesen! ~~~ ; ~~~ Grummelnd beobachtete Johnny, wie eine Tasse voll dampfender Flüssigkeit vor ihm abgestellt wurde. Eigentlich hätte er jetzt ja mit den anderen Majestics in Roberts Schloss sitzen und Weihnachten feiern sollen, aber da gab es leider ein kleines Problem: Er hatte sich in seinen Teamleader verliebt. Und das würde ganz sicher nicht in Roberts von Traditionen geprägte Welt hineinpassen... Nicht, dass er befürchtete, Robert würde ihn deswegen wie einen Aussätzigen behandeln, nein. Das war unter der Würde des Deutschen. Er würde die Disziplin anwenden, in der es die Familie Jürgens zur Meisterschaft gebracht hatte: Verdrängung. Wenn man etwas einfach totschwieg und die Leute mit irgendwelchen belanglosen Familiengeschichten ablenkte, so würden sie es früher oder später vergessen haben. Zumindest würde das erklären, warum Robert ständig von seinem "Nur der liebe Gott wusste wievielsten"-Urgroßvater sprach... Nicht, dass das nicht ein gewisses Sexappeal gehabt hätte... Johnny musste es sich nur nicht unbedingt antun, wenn dieses ganze Drumherumgerede ihn selbst betraf. Also war er beim erstbesten Zwischenstop aus dem Flugzeug gehüpft und hatte beschlossen, sich besaufen zu gehen. Wahrscheinlich hatte Robert nicht mal gemerkt, dass er nicht da war... Schnaufend zerrte Robert einen großen Jutesack hinter sich her. Warum tat er sich das an? Richtig, weil Johnny nicht zu der Weihnachtsfeier gekommen war, die er eigentlich nur wegen dem Schotten veranstaltete... Nichts gegen Enrico und Oliver, aber wieso sollte er sich antun, wie die beiden sich gegenseitig befummelten, wenn nicht mal der Hauch einer Chance bestand, dass er das bei Johnny machen - oder zumindest davon träumen - durfte? Also war Robert eine gaaanz wichtige Verpflichtung eingefallen, nämlich die jährliche Spendenaktion für die BBA¹. Dummerweise hatte der Violetthaarige vorher nicht gewusst, dass die ihn aus PR-Gründen in ein kratziges Weihnachtsmannkostüm stecken und mitten im Nirgendwo sammeln schicken wollten... Jetzt schlurfte er hier über den Weihnachtsmarkt, gab mit der professionellen Fröhlichkeit eines Totengräbers "Ho ho ho" von sich und... He, diesen Rotschopf kannte er doch! Ruckartig blieb Robert stehen. Tatsächlich, das da drüben am Glühweinstand war Johnny! Sein süßer, temperamentvoller, momentan anscheinend ziemlich betüddelter Johnny... Bei diesem Anblick kämpften zwei Seelen in Roberts Brust; zum einen konnte er nicht zulassen, dass Johnny sich durch irgendeine im Suff ausgeheckte Dummheit selbst in Gefahr brachte, zum anderen musste er sich so schon zurückhalten, um nicht über den Schotten herzufallen. Wie Johnny so dastand, die Wangen von der Kälte und vom Alkohol leicht gerötet, die Lippen zu einem niedlichen Schmollmund verzogen... "Du solltest nicht soviel trinken...", ehe Johnny es sich versah, hatte ihm irgendein Bastard den Glühwein aus der Hand geschnappt. Wackelig drehte er sich zur Seite, fokussierte seine alkoholbenebelte Wahrnehmung auf einen Typ im Nikolauskostüm: "Wasch willsu, du Penner? Gib mir meine Ta... meine Ta... den Becher wieder!" Doch statt seiner Forderung Folge zu leisten, musterte der Andere ihn nur unbeeindruckt: "Nein, werde ich nicht; du hast definitiv genug. Außerdem ist es unhöflich, so mit einem anderen zu sprechen." Okay, das war zu viel! Bis jetzt war Johnny ja noch halbwegs friedlich gewesen, aber diese Worte waren eindeutig zuviel! Reichte schon, dass Robert das ständig sagte, da musste man ihn nicht auch noch so an den Violetthaarigen erinnern... Wütend holte der Rothaarige zum Schlag aus, was allerdings angesichts seines gegenwärtigen Zustandes nicht allzu intelligent war. Statt den unverschämten Kerl zu treffen, torkelte Johnny zur Seite und wäre beinahe umgekippt, hätte er nicht in letzter Sekunde den falschen Bart seines Gegenübers zu fassen gekriegt. Doch auch der verhinderte das Unvermeidliche nur einige Sekunden länger, fand Johnny sich letzten Endes wenig später doch mit dem Ding in der Hand auf seinem Hintern sitzend vor. Das Protestgezeter, dass er dem Aushilfsweihnachtsmann daraufhin eigentlich an den Kopf werfen wollte, blieb ihm im Halse stecken als er sah, wer da hinter dem weißen Kunsthaar gesteckt hatte. In dieser Situation tat Johnny das einzige, was ihm halbwegs sinnvoll erschien: Er verabschiedete sich endgültig in Morpheus' Reich. Leicht irritiert sah Robert Johnny dabei zu, wie dieser den Kopf hob, bei seinem Anblick bleich anlief und dann zusammenklappte. Er hatte ja schon immer um sein gewinnendes Äußeres gewusst, aber das übertraf bis jetzt alle bisherigen Reaktionen... Der Sarkasmus verging ihm schlagartig, als Johnny auch nach mehreren Minuten noch nicht die Augen aufschlug. Beunruhigt beugte Robert sich hinab, um nach Lebenszeichen zu suchen, irgendeinem Signal dafür, dass er nicht das Leben seines besten Freundes und bevorzugtem Bettgefährten auf dem Gewissen hatte. Das gleichmäßige Hämmern von Johnnys Herzen überzeugte ihn davon, dass alles in Ordnung war. Schön, sein Kleiner schlief also nur seinen Rausch aus. Lächelnd betrachtete Robert das Gesicht des am Boden liegenden, das nun im Gegensatz zu sonst nicht mehr zu feindselig, sondern viel eher entspannt und schutzbedürftig wirkte. In solchen Momenten sah Johnny immer aus wie der Engel, der er für Robert war. Na ja, ein aufbrausender, ziemlich streitsüchtiger kleiner Engel... Aber genau dafür liebte er Johnny. Kein anderer schaffte es, den durch Traditionen geordneten Alltag des Deutschen derartig durcheinander zu wirbeln wie dieser kleiner Heißsporn. Und bei keinem anderen genoss er das so sehr. Vorsichtig hob Robert den Schotten hoch, immer darauf bedacht, ihn nicht aufzuwecken. Mal sehen, wo konnte er seinen Liebling hinlegen, ohne dass dieser sich eine Lungenentzündung holte? Der Blick des Violetthaarigen blieb an einer nahegelegenen Bank hängen. Okay, jetzt musste er nur noch Johnny ablegen und dann den Sack mit den Spendengeldern holen... Exakt in dem Augenblick, in dem Robert den ersteren Teil seines Planes erfüllt hatte, lief eine ziemlich... heruntergekommene Frau mit eben seinem Jutesack auf den Schultern an ihm vorbei. Die Welt war ja so ungerecht... "Entschuldigen Sie bitte, aber ich glaube, der gehört mir!", drohend baute sich vor der zerlumpten Gestalt auf. Doch die scheinbare Obdachlose gab nicht so schnell auf: "Denkste! Was man findet, darf man behalten!" Wütend funkelten sie einander an, darauf bedacht, den anderen zur Aufgabe zu zwingen. Dabei bemerkten sie nicht, wie vier Kinder, drei Jungen und ein Mädchen, um die Ecke einer Würstchenbude gerannt kamen. Erst ein geschrienes "Mama, Mama!" lenkte Roberts Aufmerksamkeit auf die kleinen Menschlein, die sich nun an den durchlöcherten Rock der Frau krallten. Dieser Anblick, gepaart mit den hungrigen Blicken der Fünf, war es auch schließlich, der Robert dazu brachte, widerwillig zu nicken. Sie konnten das Geld wahrscheinlich sowieso besser gebrauchen als die BBA, die immer noch Tyson als Haupteinnahmequelle² hatte... Während die Familie mit einem lauten "Juhu!" irgendwo in den Untiefen der Fressbuden verschwand, beschloss Robert, sich erst mal zu setzen; das hatte er jetzt mehr als dringend nötig... Langsam hob er Johnnys Kopf ein wenig an, so dass er sich mit auf die Bank quetschen konnte. Das schien dem Rotschopf jedoch nicht unbedingt zu gefallen, kuschelte dieser sich doch sofort wieder an seinen ursprünglichen Platz zurück, sprich: In Roberts Schoß. Zischend zog Robert die Luft ein, konnte nicht verhindern, dass unwillkürlich Bilder in seine Gedanken strömten, die dort ganz sicher nichts zu suchen hatten. Ganz schlecht... Johnnys leises Grummeln brachte ihn ins hier und jetzt zurück. Zu seiner Beruhigung hatte der sich zur Seite gedreht, kuschelte sich stattdessen an Roberts Brust und gab kleine, zufriedene Laute von sich. Sich den Anflug eines Grinsens nicht verkneifen könnend, strich der unfreiwillig als Kissen missbrauchte dem Schlafenden einige Haare aus dem Gesicht: "Na du scheinst ja was schönes zu träumen..." Mit einem seeligen Lächeln schmiegte Johnny seine Wange an die warme Hand: "Robert... Ich liebe dich..." Eine angenehme Wärme durchzog Johnnys Körper, als er herzhaft gähnend aufwachte. Er hatte eben einen total verrückten, aber zugleich wunderschönen Traum gehabt... Auf dem Weihnachtsmarkt war er Robert begegnet, der sich als Nikolaus verkleidet und ihn mit einem Rentierschlichten, vor den Enrico und Oliver gespannt waren, an den Nordpol entführt hatte. Dort, unter dem Schein des Nordlichtes, hatte der Andere ihm dann seine Liebe gestanden und gefragt, ob er "Frau Weihnachtsmann" werden wolle... Noch von Müdigkeit benebelt, schlug Johnny die Augen auf - und wäre beinahe an einem Herzinfarkt gestorben, als er geradewegs in Roberts Gesicht sah. Und auch der Deutsche schien nicht unbedingt in blendender Verfassung zu sein: Die Augen weit aufgerissen, den Mund fassungslos nach unten geklappt, starrte er Johnny an, brachte kein Wort heraus. Eine Tatsache, die einen noch wesentlich bittereren Nachgeschmack hinterließ wenn man bedachte, dass Robert normalerweise keineswegs jemand war, den man leicht aus der Fassung bringen konnte... Erst auf den zweiten Blick fiel Johnny auf, wie und wo er eigentlich lag. Tomatenrot anlaufend, wollte er aufspringen, wurde jedoch von zwei starken Armen zurückgehalten, die sich um seine Hüfte schlangen. Peinlich berührt sah er zu Robert auf: "Ähm... Du könntest mich nicht zufällig loslassen?" Ganz langsam, beinahe wie in Zeitlupe, schlich sich ein hinterhältiges Grinsen auf Roberts Gesicht: "Tut mir leid... Aber was man findet, darf man behalten!" Im nächsten Moment fand sich Johnny in einem Kuss wieder, der ihn doch ziemlich überraschte. Nicht, dass er es nicht genoss... Aber warum sollte Robert das jetzt tun? Als sie sich keuchend voneinander lösten, stellte Johnny seine Frage laut. "Das, mein lieber Johnny, ist in vier kleinen Worten zusammenzufassen...", lächelnd rieb Robert mit seiner Nase über die des Schotten, "Weil ich dich liebe." ~~~ ; ~~~ Mit einem kleinen Lächeln beobachtete Max, wie Johnny und Robert sich erneut küssten; er gönnte den Beiden ihr Glück, wirklich. Aber manchmal fragte er sich... "Max, diesesch Lebkuchenhersch muscht du probieren!", tönte von irgendeiner der vielen Süßigkeitenbuden her Tysons Stimme. Seufzend setzte der Blonde sich in Bewegung, wusste er doch, dass bei seiner Ankunft nichts mehr zum Probieren vorhanden sein würde: "Komme schon..." ¹ Bei der kleinen Hütte, in die Mr. Dickenson verbannt worden ist, haben die das wirklich nötig... Alternativ wäre ich aber auch für den Vorschlag, die BBA wieder aufzubauen, indem sie aus dem windschiefen Pappkarton ne Pommesbude machen. Damit wäre dann auch gleichzeitig das Problem mit Tysons Hunger erledigt... Oder wie siehst du das, Claudi? ^.~ ² Oder Hauptkostenverursacher XD Kapitel 4: Oh du fröhliche -------------------------- Hi ^^ Das wäre also das letzte Kapitel, sprich: Bald ist Weihnachten! *freu* Ich weiß, dass es kindisch ist, aber ich mag diese Jahreszeit. Jetzt nicht nur wegen der Geschenke, sondern auch so, wegen der Stimmung an sich; in dem Punkt bin ich wahrscheinlich so ein ganz klein wenig wie Max. Apropos Max: Wie man sich schon denken konnte, sind er und Tyson die Helden dieses Kapitels. War mir zuerst nicht sicher, ob ich nicht doch eine Ray x Kai schreiben sollte, weil ich in dem Territorium eher heimisch bin, aber dann hab ich mir gedacht, ich probiere es einfach mal. Keine Ahnung, ob es was geworden ist... Viel Spaß beim Lesen & ein schönes Weihnachtsfest euch allen ^.^ ~~~ ; ~~~ Beinahe wäre Max vor lauter Grübelei an Tyson vorbeigelaufen. Nur ein irritiertes "Ähm... Max?!" hielt ihn davon ab, in die nächste Reihe von Ständen weiterzuhasten. Unwillkürlich zuckte der Blonde zusammen. Verdammt, was war nur mit ihm los? Wie kriegte dieser Kerl es bloß hin, ihn so hoffnungslos zu verwirren? Ganz einfach, indem er ihn so treuherzig anschaute wie jetzt. Die braunen Augen weit aufgerissen und mit einem fragenden Ausdruck, der Mund leicht aufgeklappt... In solchen Momenten merkte man nicht, wie egozentrisch und angeberisch der Blauhaarige manchmal sein konnte; dann wirkte Tyson einfach nur wie der liebe Junge von nebenan, der er eigentlich auch war. "Geht's dir gut?", Unbehagen machte sich in Tyson breit, als er Max mit leicht glasigem Blick ins Leere starren sah. Er mochte es nicht, wenn der Blondhaarige so abwesend wirkte, gab es ihm doch immer das Gefühl, ihn nicht erreichen zu können. Erschrocken zuckte Max zusammen, ehe er es entgegen seiner eigentlichen Gefühle irgendwie schaffte, fröhlich zu klingen: "Ja, alles bestens. Ich bin nur immer noch am Staunen, wie schön der Weihnachtsmarkt dieses Jahr wieder ist..." Kaum hatten die Worte seinen Mund verlassen, fühlte er sich schon erbärmlich. Nicht nur, dass er nicht den Mut aufbrachte, mit Tyson über seine Gefühle zu reden, nein, jetzt log er ihn auch noch an. Aber was sollte er machen? Tyson war doch so sehr auf seinen Weltmeistertitel fixiert, dass er gar keine Zeit mehr hatte, sich mit den Emotionen seiner Mitmenschen zu beschäftigen; Max konnte ja schon froh sein, dass der Blauhaarige sich dazu herabgelassen hatte, seine kostbare Zeit für diesen gemeinsamen Weihnachtsmarktbesuch zu opfern... Beruhigt atmete Tyson aus: "Und ich hatte schon gedacht, es wäre etwas mit dir..." Um sein Lächeln aufrecht zu erhalten, musste Max die Zähne so fest zusammenbeißen, dass es weh tat: "Wie kommst du nur darauf?" Ja, wie kam Tyson nur darauf, es wäre etwas mit ihm, nur weil er schon seit Tagen die höchst bekömmliche "Null Kalorien & null Schlaf"-Diät machte? "Ich weiß auch nicht; war nur so ein Gefühl. Ach ja, ich hab hier noch etwas für dich...", darauf bedacht, das, was er in der Hand hielt, nicht zu zerkrümeln, streckte Tyson seinen Arm aus. Erstaunt, beinahe ein wenig beschämt, betrachtete Max das halbe Lebkuchenherz, das ihm da entgegengestreckt wurde. Er hatte wirklich gedacht, Tyson würde es essen... Tyson war keineswegs der feuchte Glanz in Max' Augen entgangen, als dieser das Backwerk erblickt hatte; er verstand lediglich nicht, was es bedeutete. Klar, er machte oft viel falsch, aber was hatte er denn bitte jetzt schon wieder verbrochen? Und noch wichtiger: Wie konnte er es wieder in Ordnung bringen? Er wollte nicht, dass Max traurig war. Nicht, um sich selbst die Schuldgefühle zu ersparen oder irgendeinen Gewinn rauszuschlagen... Dem Blonden sollte es einfach nur gut gehen. Wer sah schließlich gerne, dass es demjenigen, den man liebte, dreckig ging? Ja, er liebte Max. Vielleicht hörte sich das ja naiv an, aber Tyson wusste, dass dem so war. Schließlich war es das Gesicht des Halbamerikaners, das er ständig vor sich sah, das ihn unaufhörlich dazu antrieb, sein bestes zu geben. Ratlos ließ Tyson seinen Blick schweifen; womit könnte er Max wohl aufheitern? Bei dem Stand mit den Duftölen waren sie schon gewesen, sollte er zu einer weiteren Plätzchenbude tigern, würde Max in sicherlich erschlagen und der Stand mit den ganzen Imkereierzeugnissen erschien auch nicht unbedingt vielversprechend... Aber he, Moment mal, was war denn das? Seinen Kopf nicht von dem Gesehenen abwendend, bewegte sich Tyson im Krabbengang einige Schritte auf Max zu. Vorsichtig stupste er seinen Freund in die Seite: "Du, Max, wird Weihnachten nicht auch allgemein als das Fest der Liebe bezeichnet?" "Ja, und?" "Warum will der eine Mann da vorne dann die arme Frau mit nem Stock verprügeln?" "WAS?!", verstört starrte Max in die von Tyson angegebene Richtung - und konnte sich ein Kichern nicht verkneifen, "Das sind doch nur die Krippenfiguren! Die Frau soll die Jungfrau Maria darstellen. Und der Mann daneben ist ein Hirte, der von weit her gekommen ist, um das Jesuskind zu sehen..." "Ach so...", nuschelte Tyson glücklich. War doch egal, dass er keine Ahnung hatte, wer dieses ominöse Jesuskind¹ war; Hauptsache, er durfte dieses glockenhelle Lachen auch weiterhin hören! Mit strahlenden Augen schlang er einen Arm um Max: "Und, was machen wir jetzt?" Max konnte nicht verhindern, dass er rot anlief, als Tyson ihn auf diese Weise unweigerlich näher an sich heranzog. Allein das Gewicht von dessen Hand auf seiner Schulter löste ein Gefühl in ihm aus, als hätte sich ein Schwarm Schmetterlinge in seinem Magen breitgemacht... Am liebsten hätte er den Japaner jetzt geschnappt, zu sich herumgewirbelt und ihm dann einen Kuss gegeben, der ihn alles andere um sich herum vergessen ließ; doch das ging nicht. Nicht, wenn er Tyson als Freund behalten wollte... Zärtlich strich Max einmal kurz mit den Fingerspitzen über Tysons Handrücken, ehe er dessen Arm mit sanfter Gewalt von seiner Schulter schob und sich stattdessen bei ihm einhakte: "Wir brauchen noch Christbaumschmuck, also warum schauen wir nicht mal, ob wir welchen finden?" Bei dem Wort "Christbaumschmuck" zuckte Tyson unwillkürlich zusammen; seit er es letztes Jahr hingekriegt hatte, die Hälfte der bunten Glaskugeln beim Aufhängen zu zerbrechen, war er nicht mehr allzu gut auf diese Dinger zu sprechen. Ganz im Gegenteil zu Max, der Weihnachten und alles, was damit verbunden war, über alles liebte... Und Tyson seinerseits liebte es nun mal, Max glücklich zu sehen. Nur das - und die versprochenen Leckereien - hatten ihn dazu gebracht, sich trotz seines vollen Terminplans in ein Flugzeug zu setzen und extra für einige wenige Stunden auf dem Weihnachtsmarkt hierher zu fliegen... Na ja, ihm gefiel es ja auch hier. Die Stimmung war umwerfend. All die Lichter, die Musik und die vielen Menschen, die trotz all ihrer Unterschiede einträchtig vereint hier herumliefen und sich amüsierten - das alles vermittelte ein Gefühl von Ruhe, von Frieden. Die verschiedensten Gerüche lagen hier in der Luft, lockten einen von einer Bude zur nächsten, sorgten dafür, dass einem das Wasser im Munde zusammenlief. Und wenn das noch nicht ausreichte, dann brachten die farbenfrohen Auslagen der Stände die Leute zum Staunen. Das Alles passte zu Max, wirkte es doch ebenso herzlich und fröhlich wie der Blonde... Lächelnd verschränkte Tyson Max' Finger mit seinen eigenen: "Gerne. Aber vielleicht sollten wir diesmal besser was aussuchen, was nicht so leicht kaputt geht..." Während sie von Stand zu Stand liefen, begutachteten, lachten und manchmal auch eine Kleinigkeit kauften, fühlte Max sich herrlich. Kein einziges Mal gab Tyson mit seinem Weltmeistertitel an oder machte sonst eine Dummheit, stattdessen hörte er einfach nur aufmerksam zu und war wundervoll. So verging die Zeit wie im Flug, und langsam füllten sich ihre Rucksäcke mit allen möglichen Dingen, die man an einen Tannenbaum hängen konnte. Von kleinen Kristallen über Strohsterne bis zu kleinen Zuckerstangen und Lebkuchenmännchen befand sich jetzt alles in ihrem Besitz, lediglich eine Sache fehlte noch: Ein Engel für die Baumspitze. Die Tatsache, dass sie einen Stand entdeckten, an dem die verschiedensten Sorten von Engeln verkauft wurden, machte die Suche nicht unbedingt leichter. Irritiert von Unmengen an Blumensteckern, Tassen, T-Shirts, Schlüsselanhängern und allen möglichen und unmöglichen anderen Varianten der geflügelten Wesen, war es gar nicht so einfach, einen geeigneten Kandidaten für ihren Tannenbaum auszuwählen. Ratlos musterte Max einen rotgewandeten Himmelsboten aus Holz, der wohl zum Aufstellen im Garten gedacht war: "Was meinst du Tyson, welchen sollen wir nehmen?" Eigentlich rechnete er gar nicht wirklich mit einer Antwort, wusste er doch, dass sein Freund mit allem außer seiner Umgebung beschäftigt war. Doch zu seiner Überraschung starrte Tyson die Engel stirnrunzelnd und mit zusammengekniffenen Augen an, ehe er grinsend auf einen von ihnen zeigte: "Den da!" "Warum denn ausgerechnet den?", nicht wirklich überzeugt betrachtete Max den kleinen, eher unscheinbaren Christbaumengel mit den wuscheligen blonden Wollhaaren und dem hellblauen Gewand. Dessen fröhliches Lächeln konnte auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass seine Flügel leicht schief angeklebt worden waren... "Der sieht aus wie du!", noch immer war das Lächeln nicht aus Tysons Gesicht gewichen. Unwillkürlich lief Max rot an; schön, da war schon eine gewisse Ähnlichkeit vorhanden, aber... "Wie kommst du darauf, mich mit einem Engel zu vergleichen?" Erstaunt sah Tyson ihn an: "Na weil du doch genau das bist! Mein Weihnachtsengel..." Diese Wort, zart nur gehaucht, brachten Max unweigerlich zum Zittern. Ein Zittern, das sich noch verstärkte, als Tyson seine Arme um ihn schloss und ihm vorsichtig einen Kuss auf die Wange hauchte: "Ich hab dich lieb, Max." Zur Salzsäure erstarrt, sah Max in braune Augen, in denen so viel mehr zu lesen war als bloße Freundschaft. Was er sah, beseitigte alle seine Zweifel. Langsam schloss er die Augen, verwickelte nun seinerseits Tyson in einen langen, zärtlichen Kuss. Erst als sie gänzlich außer Atem waren, lösten sie sich wieder voneinander. Keine Worte waren mehr nötig, als Max seine Brieftasche hervorkramte, um den kleinen, blonden Engel zu bezahlen. Jenen Schatz, der ihn von jetzt an jedes Jahr daran erinnern würde, wie er seinen eigenen Schatz bekommen hatte... ¹ Nein, ich möchte Tyson damit nicht als grenzdebil darstellen; aber es ist doch logischerweise so, dass bei den Japanern Weihnachten lediglich ein Fest ohne religiösen Hintergrund ist, ne? ^.~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)