Liebe, Leid und Leben von theDraco (Mamorus Jugend) ================================================================================ Kapitel 52: ------------ Jaspisyte und Amethysyte arbeiteten emsig in der Tenebrae. Was zunächst keiner geglaubt hatte, ist letztendlich doch wahr geworden: Der Laden war rappelvoll. Selbst Amethysyte war jetzt voll überzeugt davon, dass Jaspisytes Gedankengänge der Schlüssel zum Erfolg waren. Die Tenebrae wurde über den Tag hinweg zu einem gemütlichen Ort, der all das bot, was ein Herz des Wilden Westens höher schlagen ließ. Dennoch gab es da einen ganz besonderen Punkt, der die Tenebrae von den gewöhnlichen Pubs unterschied: Die beeindruckende Innenarchitektur vom Anfang war geblieben. Es war kaum zu glauben, aber der gesamte Raum - der Boden aus schwarz spiegelndem Obsidian, die gläsernen, mit Lapislazulikieseln gefüllten Säulen und die silbernen, matt glänzenden Wände - konnte sowohl edel als auch gewöhnlich wirken; je nachdem, was man daraus machte. Und wenn dann der Abend heranbrach, verwandelte sich die Tenebrae innerhalb einer halben Stunde in ein piekfeines Lokal; sowohl sehr nobel, als auch sehr preiswert. Die beiden Adjutanten aus dem Königreich des Dunklen hatten wirklich die perfekte Balance gefunden. Nicht, dass Amethysyte es jemals zugegeben hätte, aber insgeheim war er begeistert davon, dass sich Jaspisyte etwas so Gutes hatte einfallen lassen. Jaspisyte - oder Jan, wie er sich in der Welt der Menschen ja nun nannte - stellte einen Teller mit Essen vor einem Gast ab, wünschte einen guten Appetit und wandte sich dann dem Eingang zu, um die neuen Gäste zu begrüßen: "Willkommen, in der Tenebrae..." Dann wurde das glückliche Lächeln in seinem Gesicht regelrecht zu einem freudigen Strahlen. "...ach, ihr seid's! Kommt rein! Macht es euch gemütlich, da hinten in der Ecke ist noch ein Tisch frei. Ich komme dann sofort." "Nich hetzen, hier, wa?", grinste Rick. In seinem Gefolge waren Fala mit Apollo auf der Schulter, Elly mit Terra, Tony und Mamoru. Für letzteren hatte Jaspisyte irgendwie eine besondere Sympathie aufgebaut in den letzten paar Tagen. Der Adjutant fand, dass er eine gewisse Ausstrahlung besaß. Aber davon abgesehen war jeder dieser fünf Leute sein Freund geworden. In der letzten Zeit waren sie jeden Tag in der Tenebrae gewesen. Jaspisyte notierte sich noch schnell eine Bestellung und fand dann endlich Zeit, sich seinen neuen, menschlichen Freunden zuzuwenden. "Wie geht's? Was soll's heute sein? Das Übliche?" Allgemeines Nicken. , für Jaspisyte hieß das eine Cola für Mamoru und vier Mal Bier für die Anderen. "Kommt sofort!", lachte Jaspisyte und verschwand in der Küche. Er freute sich immer besonders, wenn er seinen Stammgästen eine Freude machen konnte. Er gab einige Instruktionen an seine Dämonen weiter, die sich als gewöhnliche Menschen getarnt hatten und fleißig hier in der Tenebrae mitarbeiteten. Dann machte er die Getränke zurecht und brachte sie an den Tisch. "Was gibt's Neues?", erkundigte er sich, während er sich für einen Moment zu seinen Freunden setzte. Er interessierte sich immer brennend für die Geschehnisse in der Welt der Menschen. "Nix", antwortete Rick kurz und bündig, nachdem er einen Schluck Bier getrunken und dann das Glas auf den Tisch geknallt hatte. "Du bist hier inner hinterletzten Ecke vonner Welt, wa? Müsstest nu langsam ma' kapiert ham, det hier verdammt nomma überhaupt nix abgeht, Junge." "Moment!", warf Mamoru ein. Er grinste breit und lehnte sich zurück. "Es gibt doch Neuigkeiten!" "Ach ja?", fragte Elyzabeth nach. "Was denn?" "Ich wollte mit der Verkündung bis zu unsrer Ankunft hier warten", führte Mamoru aus. In seinen Augen machte sich ein freudiges Funkeln breit. "Spuck's schon aus", forderte Tony. "Also", fuhr Mamoru gedehnt aus und ließ sich betont viel Zeit, ehe er endlich auspackte: "Ich hab meinen Onkel Seigi und meine Tante Kioku endlich überreden können. ...Ich hab ihre Erlaubnis eingeholt, endlich den Führerschein machen zu dürfen!" Begeistertes Gejohle aus den Kehlen der Anwesenden antwortete. "Det is ja verdammt nomma der pure Hammer, Kleener!", rief Rick aus. "Ich freu mich für Dich!", sagte Elly und lächelte glücklich. Fala nickte ihm lächelnd zu. Tony und Jaspisyte klopften ihm anerkennend auf die Schultern. Der Adjutant wusste inzwischen genug von der Welt der Menschen, dass er eine ungefähre Ahnung davon hatte, was der Führerschein und somit die Genehmigung, ein Auto führen zu dürfen, für Mamoru bedeutete. "Danke, danke", sagte Mamoru. Er war sehr stolz darauf, dass er es nach Tagen der Bettelei und der langen Reden endlich geschafft hatte, seine Erziehungsberechtigten zu überzeugen. "Das feiern wir!", schlug Jaspisyte vor. "Ich geb euch eine Runde aus. Geht auf's Haus." Er stand von seinem Stuhl auf, und wandte sich der Küche zu, um die versprochenen Getränke zu holen, als Mamoru ihm ein paar Schritte nachging und ihn zurückhielt. "Jan?" "Ja, was gibt's?" Mamoru flüsterte ihm leise zu: "Bleibt's dabei? Du weißt schon. Die Reservierung, damit wir hier Elyzabeths Geburtstag feiern können?" Jaspisyte nickte ihm zu. "Na, klar doch!" "Schön", freute sich Mamoru. "Das wird super!" Jaspisyte freute sich wie ein kleines Kind, das etwas ausgeheckt hatte. "Logo!" "Und kein Wort zu ihr!", sagte Mamoru mit einem Augenzwinkern. Jaspisyte nickte. Er freute sich schon auf diesen Geburtstag. Schon seit einer Woche war Mamoru auf seiner neuen Schule. Er hatte sich riesig gefreut, als er am ersten Tag erfahren hatte, dass er mit Elyzabeth, Tony und Fala in einer Klasse war. Rick war mit der Schule längst fertig; anstatt zu studieren, half er lieber seiner Mutter auf der Ranch bei der Arbeit. Inzwischen hatte sich für Mamoru schon eine gewisse Routine entwickelt. Sein Alltag bestand darin, morgens von seinem Onkel, der mit dem Wagen auf dem Weg zur Arbeit war, an die kleine Bahnstation in Orendaham gebracht zu werden, wo Elly, Fala und Tony schon standen und warteten, dann fuhr er mit den anderen mit dem Zug zur Schule, nach dem Unterricht kam er noch mit zur Mustang-Ranch, wo er mit Ricks Hilfe seine Reitkünste verbesserte, und erst abends kehrte er nach Hause zurück, wo er etwas aß und sich um seine Schulaufgaben kümmerte. Heute allerdings wurde an diesem Plan eine ganze Menge geändert. Denn heute, an diesem 15. April, war endlich Ellys Geburtstag. Anstatt wie sonst immer direkt nach der Schule mit dem Zug nach Orendaham zu fahren, blieben Mamoru und die drei Mädchen noch in der Stadt und vertrieben sich etwas Zeit damit, in einigen Läden herumzustöbern. Anfangs hatte sich Elyzabeth noch dagegen gewehrt; sie hasste es, bummeln zu gehen. Doch irgendwann hatte Mamoru sie überzeugen können. Allerdings nicht ganz ohne Hintergedanken... Später, als die Vier in Orendaham aus dem Zug stiegen, wurde Elyzabeth schnurstracks zur Tenebrae geschleift. "Was wollen wir denn hier?", fragte Elly misstrauisch. Dass ihre Laune immer weiter dem Tiefpunkt entgegen sackte, entging Mamoru keineswegs. "Feiern", erklärte Tony. "Mir ist aber nicht nach feiern", entgegnete Elly, und ihre Stimme bekam schon einen mürrischen Unterton. "Sei kein Spielverderber", sagte Tony darauf. Dann machte sie sich an dem rot-weiß karierten Halstuch zu schaffen, das Elyzabeth trug. "Was soll das werden, wenn's fertig ist?", fragte das Geburtstagskind. "Wirst schon sehen", sagte Tony. Dann dachte sie noch nach, grinste und sagte darauf: "Oder besser gesagt: Du wirst nicht sehen..." Sie band das Tuch um Ellys Augen, fuchtelte ihr prüfend vor dem Gesicht rum und nickte dann zufrieden. "Es kann losgehen", stellte sie fest. Mamoru ergriff Elyzabeths Hand. Sie fühlte sich warm an. Es war ein prickelndes Gefühl, als ob winzige Blitze zwischen den Händen hin und her schießen würden. Mamoru war aufgeregt. Aber irgendwie war es mehr als nur die Vorfreude auf die Party. Es war vielmehr eine plötzlich auftretende Spannung, die genau in der Sekunde begonnen hatte, als seine Finger die ihren berührten. Er führte sie Schritt für Schritt in die Tenebrae hinein. Und er spürte die traumwandlerische Sicherheit, mit der sie sich bewegte, und die sie durch ihre Fingerspitzen hindurch an ihn sendete. Es lag ein tiefes Vertrauen in ihr. Ein Vertrauen darauf, dass er sie sicher in ihrer temporären Blindheit führen würde. Er wusste gar nicht, womit er sich dieses tiefgehende Vertrauen in so kurzer Zeit verdient hatte. Aber er fühlte sich geehrt. Mit jedem Schritt, den er sie führte, klopfte sein Herz schneller. Er lächelte selig, als er sie in das Innere des Lokals lotste und ihr dann ihre Augenbinde wieder abnahm. "HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH!", tönte aus vielen Kehlen gleichzeitig. All die Klassenkameraden hatten die Zeit, die Elly, Fala, Mamoru und Tony in der Stadt verbracht hatten, dazu genutzt, nach Orendaham zu kommen und den Raum fertig vorzubereiten. Auch Rick war da, und er hatte sogar Apollo und Terra mitgebracht. Der Wolf kam auf Elly zugerannt und begrüßte sie stürmisch, danach ging er auch zu Mamoru und drückte seinen Leib gegen Mamorus Beine. Apollo erhob sich von Ricks Schulter, flog zu Fala und setzte sich auf ihrem vorgestreckten Unterarm ab. Ansonsten war es für einen Moment erdrückend still in diesem Raum. Elyzabeth ließ ihre Blicke über die bekannten Gesichter schweifen und lächelte. Doch Mamoru, der noch immer ihre Hand in seiner hatte, spürte fast schon körperlich, dass etwas nicht stimmte. Die Wärme, die bis gerade noch von ihr ausgegangen war, verebbte und brach schließlich ganz ab. Ihre Hand fühlte sich noch warm an, aber diese Spannung, dieser gewisse Enthusiasmus, das alles war wie weggewischt. Es war nur noch physikalische Wärme, die Mamoru ertastete. Er konnte es sich nicht erklären, aber er spürte die empfundene Kälte aus Elyzabeths Gefühlszustand. Für einen Moment schien es, als wolle dieses intensive Gefühl der Ablehnung auch auf Mamoru übergehen. Doch im richtigen Augenblick ließ Elly seine Hand los und unterbrach damit unbewusst seine eindringliche Bindung zu ihr. Der Herr der Erde hatte noch gar nicht gewusst, dass er auch fremde Gefühlsregungen erfühlen konnte. Er starrte verblüfft auf seine nun leere Hand. Ob er auch seine eigenen Gefühle an andere aussandte? "Ich freue mich ja so sehr, dass ihr alle da seid", heuchelte Elyzabeth. Sie war eine verdammt gute Schauspielerin. Mamoru schätzte, dass er wohl der Einzige im Raum war, der wusste, dass ihre Worte blanker Hohn waren. "Ich bin regelrecht sprachlos. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll ... außer ... vielen Dank für die Mühe, die ihr euch meinetwegen gemacht habt. Das wäre doch nicht nötig gewesen!" Alle applaudierten begeistert. Dann ging die Schwingtüre zur Küche auf, und Jan und Adam brachten eine große Platte mit einer riesigen Sahnetorte herein, auf der siebzehn brennende Kerzen standen. Mamoru hockte sich etwas abseits des ganzen Trubels auf einen Stuhl, während das Geburtstagskind die Kerzen ausblies. Es war nicht so, dass Elly ihn nicht interessiert hätte, ganz im Gegenteil. Aber die bereits hinlänglich bekannte Prozedur des Geschenke-Auspackens war ihm im Moment nicht annährend so wichtig wie seine Grübeleien. Er starrte weiterhin fasziniert auf seine Hand; ganz so, als hätte er so was nie zuvor in seinem Leben gesehen. Und er kam auf eine Idee. Er hob den Blick und sah sich suchend um. Er musste jemanden finden, an dem er seine Entdeckung testen konnte. Fala. Auch sie stand etwas abseits der anderen Partygäste und starrte desinteressiert vor sich hin. Sie sah wohl keinen Sinn darin, den Geburtstag eines Menschen zu feiern, den sie so wenig leiden konnte. Und genau diese Tatsache konnte Mamoru sich nun zunutze machen, wenn er es nur geschickt anstellte. Er ging zu den Tischen an der Wand, auf denen zum einen das Geschirr und zum andren die Getränke abgestellt waren, befüllte eines der Gläser mit Saft und trug es zu Fala. Noch ehe sie Zeit hatte, auf ihn zu reagieren, packte er ihre Hand und drückte ihr das Glas hinein. Es war ein wahrer Sturm von Gefühlen. Schon in den ersten paar Millisekunden empfand Mamoru Falas Empfindungen als ein groteskes Wirrwarr von Hass, Desinteresse, Enttäuschung und Verwirrung, wild durcheinandergemischt mit seinen eigenen Gefühlen, die sich blitzartig an ihre anpassten. Sie konnte es nicht ausstehen, auf dieser Feier zu sein. Sie hasste die ganzen Menschen, die sie umgaben. Und vor allem hasste sie Elyzabeth. Sie ignorierte sie; oder zumindest versuchte Fala dies. Sie war an sich ein sehr stiller Charakter, und sie liebte die Ruhe; aber in diesem Moment wünschte sie sich etwas mehr Aufmerksamkeit. Sie hatte sich bei Mamorus plötzlichem Erscheinen ein wenig erschrocken und hatte noch keine Zeit gefunden, wirklich zu begreifen, was er denn jetzt so plötzlich von ihr wollte. Da war Neugierde. Sie wollte mehr über ihn erfahren. Und da war noch so viel mehr in ihr. Die Abscheu davor, berührt zu werden. Ganz gleich, von wem. Und Angst. Angst vor einer grauenhaften Zukunft, die sich anbahnte. Und Hilflosigkeit, die sie gegenüber ihren ständigen Visionen empfand. Und Müdigkeit, weil sie schon so viel Schlechtes erlebt hatte, das an ihrem Geist zehrte. Und... und... und... Mamoru konnte von Glück reden, dass er noch die Kraft aufbringen konnte, das Glas zu halten, ohne dass es ihm aus der Hand glitt und ohne dass der Inhalt verschüttet wurde. Er beeilte sich, seine Finger wieder zurückzuziehen, um nicht mehr in Kontakt zu diesem grauenhaften Chaos an Gefühlen zu stehen. Ein leichtes, angestrengtes Zittern zog sich durch seine Muskelstränge. Er hatte einen Blick in einen tiefen, dunklen Abgrund einer fremden, menschlichen Seele geworfen. Und nun, im Nachhinein, wünschte er sich, er hätte es nicht getan. "Ist was?", fragte Fala nach. "Du siehst auf einmal so blass aus." Sie hielt ihm das Glas wieder hin. "Das hier hast Du wohl nötiger als ich. Ich hab sowieso keinen Durst. Nimm." Doch Mamoru wehrte ab. Einen weiteren Kontakt wollte er um jeden Preis vermeiden. Vielleicht waren ihre Gefühle für ihn so intensiv gewesen, weil er das Ertasten ihrer Empfindungen diesmal von sich aus gewollt hatte und es somit kein Zufall mehr war. Wenn er sich das nächste Mal - sollte überhaupt eines stattfinden - dagegen auflehnte, konnte es gut sein, dass der Strom an fremden Gefühlen nur noch minimal oder auch gar nicht mehr vorhanden war. Doch das Risiko war er jetzt noch nicht bereit einzugehen. Er ging wieder zurück und setzte sich auf seinen Stuhl. Was Fala nun von ihm denken mochte, war ihm sogar vollkommen egal. Die Feier verlief dann so weiter, wie eine typische Geburtstagsparty nun mal verlief: Nachdem Elyzabeth einige Geschenke ausgepackt und etliche Hände geschüttelt hatte, wurde Musik angemacht. Einige tanzten. Andere unterhielten sich. Wieder andere aßen und tranken. Und mit der Zeit beruhigte sich Mamoru von seinem Schock wieder. Vom bloßen Rumsitzen und Grübeln kam er ja doch auf kein Ergebnis. Er wusste nicht recht, was er nun großartig tun sollte. Die meisten Leute aus seiner Klasse kannte er noch nicht gut genug, und ihm war im Moment auch nicht danach, sie ausgerechnet jetzt näher kennen zu lernen. Und dann sah er Elly. Sie hockte mit grübelndem Gesicht etwas im Abseits des Trubels und starrte vor sich hin. Neben ihr saß Terra und hielt wachsam alle im Auge. Mamoru lächelte. Das Tier war sehr auf seine Herrin fixiert und ließ sie nicht allein, wenn es nicht absolut nötig war. Wirklich ein treuer Freund. Mamoru ging zu den Beiden hin und setzte sich neben Elyzabeth auf einen der Stühle. "Du feierst nicht?" "Ich bin kein begeisterter Fan von Partys", antwortete sie mit entschuldigendem Lächeln. "Ich hab's gemerkt", erwiderte er darauf. "Ach ja?", fragte sie. "War das so offensichtlich?" Sie seufzte schwer. "Nein ... so offensichtlich nun auch wieder nicht. Aber vielleicht solltest Du auf Deiner eigenen, ganz persönlichen Party auch ein wenig feiern, tanzen und Dich unterhalten. Womöglich findest Du sogar Spaß daran." "Irgendwie bezweifle ich das", entgegnete sie. Sie kraulte Terra gedankenverloren hinter den Ohren. "Elyzabeth...", begann er, dann brach er ab. "Ja?" Sie schaute ihn mit ihren grünen Augen an, voller Neugierde und Wärme. Er lächelte sanft. Sie hatte irgendwas an sich, das ihn ständig zum Lächeln brachte. Irgendwas Liebenswertes. Irgendwas Außergewöhnliches. Er holte ein kleines, verpacktes Kästchen aus der Brusttasche seines Hemdes und überreichte es ihr. "Ich wollte nicht, dass es im Berg all der anderen Geschenke untergeht", erklärte er ein wenig schüchtern. Vorsichtig entfernte sie das Papier und öffnete das Schächtelchen. Mit angehaltenem Atem holte sie das silberne Kettchen heraus, an dem ein etwa daumennagelgroßes, ebenfalls silbernes Hufeisen hing. "...Mamoru...", hauchte sie leise. "Darf ich?" Damit nahm er ihr vorsichtig die Kette aus der Hand, öffnete den Verschluss und legte Elyzabeth das Schmuckstück um den Hals. "Mamoru...", setzte sie wieder an. Sie lächelte überglücklich. "...es ist wunderschön! Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Ich ... ich bin Dir so dankbar dafür!" Selbst Terra warf einen Blick darauf und wedelte mit seinem Schwanz. "Gern geschehen." Er freute sich, dass ihr die Kette so gut gefiel. Er musste noch nicht einmal in körperlichem Kontakt zu ihr stehen, um zu sehen, dass ihre Begeisterung nicht nur gespielt war. Dieser Eindruck wurde sogar noch unterstrichen, als sich Elly kurzerhand dazu entschloss, ihn vor lauter Freude zu umarmen. Sofort wurde der Strom an Gefühlen in ihm viel intensiver. Er spürte, wie viel ihr sein Geschenk bedeutete. Und das machte ihn richtiggehend verlegen. Als sie ihn wieder losließ sagte er: "Du brauchst mir nicht so überschwänglich danken, Elyzabeth. Fühl Dich bloß nicht dazu verpflichtet! Mir reicht es, dass Du Dich einfach nur ein wenig freust." "Nicht so bescheiden", lachte sie. "Ich wollte mich auf diese Weise bedanken." "Echt?" Mamoru druckste etwas herum. "Dann ... dann..." "Was dann?" "...Rick hat gesagt ... dass Du ... wie soll ich das sagen, ohne Dich gleich zu sehr zu überrumpeln? ...er sagte, Du seist ... Du seist nicht sehr angetan von Männern..." Elly schaute ihn ein wenig bedröppelt an. "Es tut mir ja Leid", sagte er dann schnell, "ich wollte Dir echt nicht zu nahe treten..." Sie winkte ab. "Schon gut", sagte sie. "In gewisser Weise hat Rick ja Recht. Ich lasse nicht jeden dahergelaufenen Heini in meine Nähe. Aber..." Sie legte ihre Hand auf den Hufeisenanhänger an ihrem Hals. "...Du bist kein dahergelaufener Heini." "Tja...", machte er, "...das nehme ich mal als Kompliment. Danke schön." Beide lachten befreit. "Was meinst Du, holen wir uns ein Stück Torte?", bot Mamoru an. "Durchaus eine Idee, die mir gefallen könnte", antwortete Elyzabeth nickend. "Also los", meinte er. Er stand auf, bot ihr seine Hand an, half ihr, ganz Gentleman, beim Aufstehen und ging mit ihr zu der herrlich angerichteten Geburtstagstorte. Selbst Terra bekam ein Stück ab. Königin Perilia, die Herrin über das Königreich des Dunklen, saß auf ihrem steinernen Thron und starrte auf die violetten, wabernden Nebel in der magischen Kristallkugel ihres Zepters. Sie hob ihren Blick erst, als im Thronsaal ein schwarzer Nebel erschien, durch den unzählige rosafarbene Blütenblätter schneiten, woraufhin General Zoisyte und Lord Kunzyte erschienen. Die beiden Befehlshaber traten vor den Thron und machten einen demütigen Knicks. "Zoisyte, Kunzyte", so begann Königin Perilia. Die pure Ungeduld schwang in ihrer Stimme mit. "Ich habe euch rufen lassen, um euch zu fragen, wie weit ihr bis jetzt mit eurer Arbeit gekommen seid. Also?" Zoisyte sprach als Erster: "Königin Perilia, ich habe den Energindikat erfunden; ein Gerät, mit dessen Hilfe man die Quelle von großen Energien bestimmen kann. Es fehlt im Augenblick nur noch an der Feinjustierung. Wenn ich also nur noch ein wenig Zeit..." "Zeit, die wir nicht besitzen", unterbrach Königin Perilia ruppig. "Kannst Du mir garantieren, dass dieses Gerät uns in unserem Vorhaben überhaupt weiterbringen kann?" "Verzeiht, Königin Perilia", mischte sich Kunzyte nun ein, "aber Zoisyte hat schon in der Vergangenheit großen Erfindergeist bewiesen, und seine Einfälle haben uns des öfteren weitergebracht. Bitte gebt ihm die Chance, sich vor Euch zu beweisen." Königin Perilias Augen wurden zu schmalen, zornigen Schlitzen, als sie über die Worte ihres obersten Generals nachdachte. "Zoisyte", sprach sie dann, "wie viel Zeit wirst Du benötigen?" Darauf antwortete Zoisyte: "Meine Königin, ich selbst kann kaum einschätzen, wie viel Zeit es benötigen wird, den Energindikat richtig einzustellen. Mein Adjutant Karneolyte berichtete mir davon, dass das Gerät noch zu ungenau arbeite. Ich muss einige Tests durchführen und..." "Wie viel Zeit?!", unterbrach ihn Königin Perilia nun schon zum zweiten Mal. Zoisyte dachte fieberhaft nach. "ANTWORTE!", forderte Königin Perilia lautstark. Zoisyte schluckte schwer, ehe er sagte: "Einen Monat? Zwei, vielleicht?" Ehe Königin Perilia Zeit fand, wieder loszupoltern, warf Kunzyte ein: "Königin Perilia, präzise Arbeit benötigt nun mal Zeit. Aber wenn diese Zeit erforderlich ist, dann sollte sie auch gewährt werden. Immerhin steht hier viel auf dem Spiel. Wir können es uns nicht leisten, mit fehlerhafter Gerätschaft zu arbeiten. Ich bitte Euch inständig, Königin Perilia, gestattet Zoisyte diesen Zeitraum, und es wird sich lohnen! Ich flehe Euch an!" "Hmm", machte Königin Perilia nachdenklich. "Zoisyte! Kannst Du mir garantieren, dass Du nicht mehr als diese zwei Monate brauchen wirst, um Deine Erfindung betriebsbereit zu machen?" "Ja, meine Königin", antwortete er mit einem demütigen Knicks. "Ich gebe Euch mein Ehrenwort. Denn ich bin Zoisyte, der dritte Prinz der vier Himmel und repräsentiere als solcher Europa als einen Teil des Dunklen Königreichs." "Und ich", so verkündete Kunzyte, "stehe mit meinem Wort dafür, dass diese Mission Erfolg haben wird. Ich übernehme die volle Verantwortung. Denn ich bin Kunzyte, der vierte Prinz der vier Himmel, der oberste Befehlshaber der vier Generäle im Königreich des Dunklen und der Herr über den mittleren Osten." Auch er verbeugte sich. "Also gut", entschied die Königin über das Dunkle Königreich. Sie nickte. "Euch beiden sei die Zeit von zwei Monaten gewährt. Aber keinen Tag länger! Sonst werdet ihr die Konsequenzen tragen! Geht jetzt!" Ein letztes Mal verneigten sich Zoisyte und Kunzyte. Dann verschwanden sie aus dem Thronsaal. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)