Ein Schrei nach Liebe von MSK (Non AniManga) ================================================================================ Prolog: Kunden im Krankenhaus ----------------------------- Hi! Ich möchte in diesem Vorwort, das ich übrigens gerade zum dritten mal schreibe (wie ich meine Abhängigkeit von der Technik hasse), nur eine kleine Botschaft an den Tag bringen. (Zudem ich meine Meinung über Punks ja bereits in der Kapitelübercht erleutert habe.) Der Grund, warum ich diese Geschichte begonnen habe, ist allerdings schwer in ein paar Sätzen zu erklären. (Aber ich werde mir Mühe geben, mich kurz fassen!) Die Idee schwirrt schon eine ganze Weile in meinem Kopf herum, denn in letzter Zeit beobachte ich immer wieder, wie Vorurteil-gelenkt dieses Land doch ist. Sicher gibt es unter Punks auch einige, die sich für jene halten, weil sie zerrissene Sachen anhaben, sich die Haare färben und Drogen in rauen Mengen konsumieren und es ist klar, dass durch jene viele Gerüchte bzw. Vorurteile entstehen, aber wenn sich dann Pasagiere im Bus nach unten setzen oder sie dumm anquatschen, sie teilweise anspucken, dann frage ich mich schon, wie es mit diesem Land weiter gehen soll! Denn den wahren Punks, die für mich eine Art Freiheitskämpfer dartellen, wird viel zu wenig Beachtung geschenkt. Ich hoffe, diese FF regt ein wenig zum nachdenken an, viel Spaß! MFG {~mIKu~} "Oh Gott..." wispert eine junge Frau, die zu einem kleinen Menschenauflauf gehört, der sich wiss- und sensationsbegierig an das Opfer herandrängt. Es regnet, doch der Wind scheint verstummt. Der Himmel weint um den Mensch, der dort regungslos liegt. Doch die Leute stehen alle nur im Kreis um den jungen Mann. Einige gaffen ihn mit großen Augen an, andere weichen scheu, doch alle scheinen verstört, wieder ein wenig zurück in die graue Realität gedrängt. Auf dem kalten Pflaster liegt ein ca. 20jähriger. Seine braunen, zerrissenen Stiefel sind unter dem geflickten, schwarzen Hosensaum versteckt. Das graue, nun völlig durchnässte T-Shirt ist ebenfalls zerrissen. An sein rechtes Handgelenk ist ein schwarz-weißes Stofftuch geknotet und um seinen blassen Hals liegen mehrere Lederbänder. "Weg da! Lasst mich durch!" durchdringt eine Mädchenstimme die wispernde Meute. Eine gestalt schiebt sich zu dem reglosen Körper vor. Sie lässt sich auf die Knie neben ihm fallen und nimmt seinen Kopf in die Hände. Ihr Gesicht ist nicht zu erkennen, sie trägt eine schwarze Jacke und hat die Kapuze über den Kopf gestülpt. Mit zitternden Fingern streicht sie dem Mann durch den stacheligen, blonden Irokesen und über seine geschlossenen Augenlider. Die Menge ist fassungslos, noch immer stumm. Abermals bricht das Mädchen die Stille: "Jetzt holt doch verdammt noch mal einen Krankenwagen, ihr Idioten!" Dieser Satz ruft einen anderen Jugendlichen zurück ins Leben. Er nickt flüchtig und wirft den Umstehenden einen hasserfüllten Blick zu. "Braune Schweine!" zischt er giftig und rennt in die nächste Straße, zur Telefonzelle. Das Mädchen sieht ihm nicht nach, sondern starrt noch immer in das schneeweiße Gesicht des 22jährigen. Als sie ihre Hand unter seinem Rücken hervor holt, ist diese blutrot. Einige Rinnsale des Lebenssaftes bahnen sich ihren Weg über die Pflasterstraße. Der junge Mann atmet flach, kaum hörbar. Erst die Sirenen des Krankenwagens erwecken das Mädchen aus ihrer Trance. Sie ist noch immer geschockt, vom Anblick ihres Freundes. Doch sie sitzt nicht mehr auf der Straße, sondern in einem Stuhl auf der Intensiv-Station der Klinik. Ihre dünnen Finger sind ineinander geschlungen und sie beißt sich auf die Lippen vor Nervosität. Ein weiteres Mal in ihrem Leben fühlt sie sich allein, verlassen, hilflos. Doch sie spürt plötzlich eine andere Hand auf ihrer eigenen ruhen. Neben ihr sitzt der Junge, der den Krankenwagen geholt hat. Er lächelt sie müde und schwach an. "Wie lange schon?" fragt sie tonlos. Er sieht sie weiterhin an, ohne zu blinzeln. "2 Stunden. Die Ärzte sagen, es ist bald vorbei." Das Mädchen murmelt ein undeutliches: "Gut..." Sie fixiert ihre eiskalten Hände, die sich inzwischen aus dem Griff des ca. 15jährigen befreit haben. Er ist ein wenig enttäuscht, scheint sie doch schon wieder in Schweigen ausharren zu wollen. Krampfhaft grübelt er über ein Gesprächsthema und gerade, als er ansetzen will, zischt sie: "Schweine... sind auch nicht viel besser als die Glatzen" Zwar schließt er die Augen, lächelt jedoch wieder schwach. "Du darfst dich in dieser Welt nicht von anderen abheben. Wer nicht in Reih und Glied tanzt, der kann abdanken!" Zum ersten mal blitzen ihre Augen zu ihm hinüber. "Ach und du meinst, über so etwas urteilen zu können?" Ohne ein weiteres Wort zu sagen, reißt sie sich ihre Kapuze vom Kopf und gibt den Blick auf das Gesicht einer 14jährigen frei. Eine fransige, weißblonde Strähne fällt ihr in das blasse Gesicht. Darunter, am Haaransatz, sitzt ein schwarz-weißes Tuch und in ihren grünbraunen Augen sieht er sein Spiegelbild. Einen Moment ist er mit ihnen beschäftigt, doch dann fällt sein Blick auf rote Flecken an ihrem Hals. Würgemale. Zwar ist er innerlich zerstreut, aber er versteht es, sich hinter einer ruhigen Fassade zu verstecken und starrt sie unentwegt an. Gerade will sie fortfahren, als eine wohlbekannte Stimme an ihr Ohr dringt... "Hey, Juli!" Es sind zwei Jugendliche, ca. 17-20 Jahre. Das Mädchen richtet ihr Augenmerk auf sie und lächelt gezwungen. Nur selten sieht sie diese Menschen so besorgt. Einer der beiden - mit einem dunklen Seitenscheitel - mustert sie fragend. "Wie geht's dir?" erkundigt er sich. Er will sich gerade zu ihr hinunter beugen, als der Zweite, mit verstrubbelten schwarzen Haaren und mindestens 4 silbernen Kreolen in jedem Ohr, ihm zuvor kommt. Er packt sie an den Schultern und sieht ihr in die Augen, sie schaut unverwandt zurück. "Was ist mit Jan? Wo ist er? Wie geht es ihm???" Der andere legt ihm eine Hand auf den Oberarm. "Komm erst mal runter von deinem Ross, Bela." Murmelt er. Doch Juli wirft ihm einen kurzen Blick zu und lächelt. "Es ist bald vorbei, er wird gerade operiert." Belas Griff erschlafft, nun kann auch er lächeln. "Gut..." Der Braunhaarige lässt sich auf den Stuhl neben sie sinken und lehnt sich zurück. Er fährt sich mit den Fingern durch die Haare. "Woher wusstet ihr eigentlich..." doch sie muss ihren Satz nicht beenden, denn die Beiden verstehen. "Es gibt nun mal nichts, was Dirk..." der Andere wirft ihm ein warnenden Blick zu, so dass er sich kurz räuspert, "was Bela nicht mitbekommt!" Jener sieht abschätzend auf den 15jährigen neben Juli herab. "Wer ist das?" Die Blonde wirft ihm einen flüchtigen Blick zu. "Irgend ein Spandauer... er hat den Krankenwagen gerufen." Fügt sie hastig an. Ihre Aussage veranlasst den Schwarzhaarigen, den Knirps weiterrücken zu lassen, damit er sich neben die Kleinere setzen kann. Jedoch lässt er ein gebrummtes "Danke..." hören. Der Junge versteht ihn und nickt lächelnd. "Wie heißt du eigentlich?" fragt der andere, wesentlich Gelassenere wenig später an den 15jährigen gewandt und kräuselt nachdenklich die Augenbrauen. Der Angesprochene sieht auf. Unter seinem Kopftuch rutscht eine braunrote Locke hervor, als er blinzelt und an Bela vorbei schielt, der mit seinen Gedanken woanders zu sein scheint. "Mein Name ist Kai." Auf diese Antwort schnaubt Juli belustigt. "Komischer Name! Mein Bruder hat mir erzählt, alle Leute, die weniger als vier Buchstaben im Namen haben, sind minderwertig." Der Braunhaarige wird aufmerksam: "ACH?" Sie grinst verschmitzt. "Ja R-o-d!" buchstabiert sie. "Nein, Rodrigo! Also sieben Buchstaben! Nicht wahr Bela? Hey Bela?" Er lehnt sich fragend nach vorne und wedelt mit einer Hand vor seinem Gesicht herum. Doch der Schwarzhaarige knurrt nur und öffnet die Augen. Rod schenkt seinem Freund ein aufmunterndes Lächeln, dass dieser mit einem undefinierbaren Blick erwidert und wieder vor sich auf den Boden sieht. Gerade will Kai einwerfen, dass Jan ja auch nur drei Buchstaben habe, da wuselt eine junge Schwester heran. Ihre langen Zöpfe hat sie geflochten und um ihren Hals liegt eine dunkle Perlenkette aus Holz. Sie hält ein Klemmbrett in den Händen und scheint zerstreut, ja fast ein wenig ängstlich zu sein. "Julia Vetter?" fragt sie leise und mustert die auffallende Bankreihe nacheinander. Das blonde Mädchen scheint nicht zu reagieren und steht erst auf, als Rod sie nach vorne schiebt. Er grinst ein wenig und sagt im klarsten und zu Weilen gebildetesten Ausdruck, der ihm für diese Aussage einfällt: "Man vermag die junge Dame so zu nennen, die sich zu meiner Rechten befindet. Und ich meine, dass man sich auch in vollständiger Satzstruktur auszudrücken weiß, wenn man mit Kunden redet." Die ca. 20jährige steht einige Momente nur da und kräuselt verwundert die Stirn. Als Julia jedoch wieder auf sich aufmerksam macht, in dem sie die Arme verschränkt und sie mit leicht schiefem Blick mustert, ruft sie sich selbst mit einem Kopfschütteln zurück in die Realität. "Gut dann... folgen sie mir. Ihr Bruder ist noch im betäubten Zustand aber sie können ihn sehen. Er liegt dort drüben!" sie weißt auf einen Gang, der zum Südflügel der Klinik führt. Prompt springt Bela auf, kann ein Grinsen nur schwer verkneifen und lächelt stattdessen zufrieden. "Schön, dann begleiten wir Fräulein Vetter!" Die Schwester sieht ihn kurz an und murmelt: "Sie finden sich hoffentlich zurecht... entschuldigen sie mich!" und geht. Nun erheben sich auch die anderen Beiden und die kleine Gruppe läuft, unter mittlerem bis lautem Geklimper von diversen Ohrringen bzw. Ketten den Nordflügel entlang. "Wieso halten uns nur alle für blöd? Bloß weil wir anders aussehen?" schnaubt Julia verächtlich, als die junge Schwester um die Ecke verschwunden ist. Der Schwarzhaarige neben ihr steckt die Hände in die Hosentaschen und grinst: "Nein, weil einige sich so verdammt bescheuert Ausdrücken... "Wen man mit Kunden redet"!" äfft er seinen Freund nach. Dieser sieht ihn verdutzt an. "Ja und?" Die Blonde greift sich grinsend an den Kopf: "Wir sind doch keine Kunden, Rod! In einem Krankenhaus ist niemand ein Kunde!" Ihr Gegenüber will zu einem Kommentar ansetzten und öffnet den Mund einen Moment, schließt ihn jedoch wieder und besinnt sich auf Schweigen. Kai beißt sich derweil auf die Unterlippe vor unterdrücktem Lachen. Noch nie hat er eine so eigenartige Truppe getroffen, wie diese. Die meisten Punks - und die, die sich für welche halten - sitzen auf Mauern und an Straßenecken, starren gedankenverloren in den Himmel oder werfen einem kritische Blicke zu. Danke fürs Lesen! Kapitel 1: Bei Bierdose und Luftgitarre --------------------------------------- Das ist ein sehr kurzes Kapitel, dass innerhalb einer kanppen Stunde entstanden ist. Ich hoffe, es gefällt trotzdem! Have fun! Kai Beißt sich derweil auf die Unterlippe vor unterdrücktem Lachen. Noch nie hat er eine so eigenartige Truppe getroffen, wie diese. Die meisten Punks - und die, die sich für welche halten - sitzen auf Mauern und an Straßenecken, starren gedankenverloren in den Himmel oder werfen einem kritische Blicke zu. Etwas ratlos steht sie vor der weißgestrichenen Tür im Südflügel. Ihre Hand ruht auf der Klinke und sie versucht angestrengt ihre Gedanken zu ordnen und sich zu beruhigen. Denn im Moment ist sie aschfahl und zittert am ganzen Körper. Gerade will sie sich mit bebenden Lippen fragend an die Anderen wenden, da umschließt die warme Hand des 23jährigen ihre eigene, doch Bela würdigt die Kleinere keines Blickes. Schweigend, jedoch entschlossen drückt er die Klinke nach unten und betritt das Krankenzimmer. Juli hat die Hand noch immer in Höhe des Türgriffes erhoben und sieht sich vom Türrahmen aus um, bis Rod leicht grinsend seinem Freund folgt. Als nun auch Kai und Julia das Zimmer betreten, haften die verschiedensten Augenpaare an der Gruppe. Rods Blick schweift durch das Zimmer. Aus einer Ecke sieht eine ältere Frau mit wirrem, braungrauem Haar über den Rand ihres Buches zu ihnen hinüber. Sie hat die Augen zu schlitzen verengt und die Nase angewidert gerümpft. Leicht genervt bläst Bela sich ein paar Strähnen aus dem Gesicht, auch er hat das blanke Misstrauen in ihr erkannt. Auf der anderen Seite liegt ein Mann mittleren Alters und stellt sich schlafend. Eine Brille mit eckigen Gläsern hängt über einem Ohr und sein dunkler Schnurrbart zuckt, als der Schwarzhaarige sich zu ihm wendet. Erst jetzt, als Kai sich einige Zeit mit diesen Punks beschäftigt hat versteht er, wie schwer es eigentlich ist, anders zu sein. Er dreht den Ring an seiner rechten Hand hin und her, als er der Alten säuerliche Blicke zuwirft. Während die Drei sich völlig mit ihrer Umgebung befassen, hat Juli den wahren Grund, ihres Krankenhausbesuches entdeckt. In einem weißen Daunenbett, direkt am Fenster, so dass ein wenig Licht auf ihn fällt, liegt ihr großer Bruder und schläft tief. So wie er dort liegt würde ihn niemand dumm anmachen, schießt es ihr durch den Kopf. So gleich ärgert sie sich über diesen merkwürdigen Gedanken und tritt auf das Bett zu. Nun scheinen auch die anderen Drei zu reagieren, beobachten jedoch nur stumm, wie Juli sich auf die Bettkante setzt und Jan ein paar der blonden Strähnen aus der blassen Stirn streicht. Ein schwaches Lächeln scheint sich auf den schmalen Lippen zu bilden und niemand würde auch nur ansatzweise vermuten, dass er vor ein paar Stunden mit einem Luftgewehr angeschossen worden war. Als diese Szene sich in Julis Erinnerung wiederholt, kneift sie schmerzvoll die Augen zusammen. Es waren die gleichen Kerle gewesen, die sie zuvor verprügelt hatten, so viel war sicher. Auch Bela scheint dieser Gedanke gerade durch den Kopf zu gehen und er stellt sich neben sie und legt eine Hand auf ihre Schulter. Durch diese kleine Geste des Mitgefühls, lächelt die 14jährige abermals schwach zu dem Schwarzhaarigen hinauf. Wenig später verlassen die Vier das Klinikum wieder. Es nieselt nur noch schwach und das gleißende Licht der untergehenden Sonne erhellt die graue Stadt. "Also dann..." beginnt Kai, "ich muss dann wieder." Rod grinst: "Wie war das mit dem Sätzebilden?" Der 15jährige erwidert das Grinsen bloß. "Danke noch mal, bis irgendwann!" Die Blonde gibt ihm die Hand und er schlägt ein. Rod wiederholt die Geste und gerade will Kai auch Bela die Hand geben, als der die Fäuste wortlos in den Hosentaschen vergräbt und ihn keines Blickes würdigt. "Tschau!" lässt er nur knapp hören und wendet sich zum gehen. Kai sieht ihm leise seufzend hinterher, vergräbt die Hand im Nacken und lächelt den anderen Beiden gezwungen zu. Diese schenken ihm einen entschuldigenden Blick und folgen dann dem Schwarzhaarigen. "Du bist heute wieder die Freundlichkeit in Person!" beginnt Rod eine Konversation, als Juli und er den Älteren einholen. "Wieso? Ich finde mich verdammt sympathisch!" grinst er unschuldig. "Na dann ist ja gut. Hauptsache du findest das!" seufzte Juli gespielt pikiert und balanciert nebenbei auf dem Bahnbrückengeländer. "Pass auf, du fällst noch!" brummt Bela ein wenig beleidigt. Sie rudert spielerisch grinsend mit dem Armen: "Oh nein, ich falle! Zu Hilfe!" Rod springt neben sie auf den Eisenzaun und schuppt sie zurück auf die Straße. Nun grinst er wieder. "Üben!" trällert er und kickt eine alte Bierdose von der Brüstung. Der Schwarzhaarige nimmt sie mit dem rechten Fuß auf und rollt sie über sein Bein und den Oberkörper, bis er sie schließlich mit dem Kopf auf die linke Ferse schießt. So führt er das Spiel eine Weile fort, doch Juli macht ihm einen Strich durch die Rechnung und kickt die Dose von seiner Fußspitze und vor sich her. "Angeber!" grinst sie fies und schießt sie zu Rod. Der sieht von der Bierdose zu Bela, sie scheinen die selbe Idee zu haben und beide stimmen gleichzeitig an... "Angeber, gib noch ein bisschen ab für mich!" Juli wirft ihre Haare zurück und übernimmt die Luftgitarre so wie den nächsten Part: "Du weißt, ich hör es gern wenn du von deinen Abenteuern sprichst!" "Angeber, angeben ist dein Lieblingssport!" "Ich hör dir zu mit offnen Ohren und tu so als glaub ich dir jedes Wort!!!" Unter lautem Gelächter und weiteren a Kapella-Strophen kicken sie die Dose die Straße hinunter und schlendern an den geschlossenen Läden vorbei. Es dämmert bereits, als Bela, Rod und Juli vor einem fast gänzlich unbewohntem Haus zum stehen kommen. Die Scheiben sind eingeschlagen, die Klingeln ausgerissen und die Front ist mit Abkürzungen vollgesprayt, doch dass schreckt die Drei nicht ab und Rod öffnet die Tür und betritt den Flur. Bereits von hier aus hört er wildes Getrommel aus dem Keller und muss erneut grinsen. Juli schließt hinter Bela die Tür, nun übernimmt das Klangspiel vollständig die akustische Atmosphäre und der Schwarzhaarige knurrt. "Wenn die sich schon wieder an meinem Schlagzeug vergreifen dann..." "Solltest du jetzt eilends mal nachsehen, bevor es ganz hin ist." Beendet die Blonde den Satz trocken und steigt bereits die Treppen hinunter. Einige Momente später rast Bela an ihr vorbei, sie sieht ihm nur hinterher und nimmt den mitleidigen Blick von Rod war. "Tja ja, ist schon nicht so einfach, wenn man sein Instrument nicht einfach verstecken kann nicht?" Juli zuckt mit den Schultern: "Er wird's verkraften müssen!" Wutschnauben reißt Bela die offen stehende Tür zum Übungsraum zur Seite, der an den Wänden über und über mit Schalldämmenden Eierpackungen versehen ist. An seinen geliebten Drumms steht jemand und gerade, als er demjenigen seine Meinung entgegenbrüllen will, stockt er. Jetzt erst erkennt er sie. MFG {~mIKu~} Kapitel 2: Studenten und Philosophen ------------------------------------ Da es lange kein Kapitel gab, ist dieses etwas länger. Besonders gegen Ende tauchen (erschreckend) viele, neue Characktere auf, die dannn allerdings auch die letzten sein werden. Für die, die sich ein FU-Erwachen wünschen: hofft auf das nächste Kap., da kommts zu dem. Na ja, viel Spaß! Die rotleuchtenden Haare peitschen zum Takt in ihren Nacken und Killernieten blinken an Hals, Handgelenken, Oberarmen und Füßen auf. Sie benutzt die Drummsticks in rhythmischen und eleganten Bewegungen, die es fast wie einen Tanz wirken lassen, den sie jedoch im Sitzen vollführt, so dass sie ohne aus dem Gleichgewicht zu kommen an die Bases heran kommt. Bela weiß nicht, wie lange er da stand um der Jugendlichen bei ihrem Spiel zu zusehen, jedoch taucht urplötzlich Juli neben ihm im Türrahmen auf und ruft nur verwundert: "Mia???" Ruckartig stoppt die Rothaarige ihr Spiel, steckt die Sticks an ihren Gürtel und sieht zu den Beiden hinüber. Ihre graublauen Augen leuchten hell und über ihre Lippen zieht sich ein zufriedenes Grinsen, denn so eben hat sie den Schwarzhaarigen bemerkt, der Sprachlos an der Wand lehnt und sie anstarrt. "Si, senoritas!" gibt sie im fein spanischen Akzent von sich und springt von ihrem Hocker hinunter zu den Beiden. Juli fällt der 17jährigen augenblicklich um den Hals. "Was machst du denn hier? Warum bist du nicht in Barcelona?" Mia grinst weiterhin: "Ich... hatte Sehnsucht! Und... ich will endlich wieder mal ne richtige Currywurst!" Schließlich lässt sie die Blonde los und will sich gerade zur Tür wenden, als Bela die 17jährige am Handgelenk packt und sie so zwingt, ihm in die Augen zu sehen. "Hi." Haucht er ihr entgegen und fixiert sie aus grünblauen Augen. Die Rothaarige jedoch zeigt keine Verwirrung, sie hält seinem Blick einfach stand und erwidert in luftschneidenden Ton: "Freut mich auch, dich zu sehen..." Der Ältere schnaubt leise und will sie gerade näher zu sich ziehen, als sie ihn mit einer einzigen eleganten Bewegung zu Boden befördert. Und, wie sollte es anders sein, landet er in einem Haufen Eierpackungen, von denen sich sogleich noch ein paar von der Wand lösen und ihn so unter sich begraben. Gleich darauf, und ohne jeglichen Anstand, brechen die Mädchen in schallendes Gelächter aus. Bela befreit sich trocken von der Wandverkleidung und fährt sich mit den Fingern durch die Haare. "Und es klappt immer noch!" grinst Mia ihm entgegen, hält ihm jedoch die Hand zum aufstehen hin. Ebenfalls schief grinsend nimmt er an und lässt sich hoch ziehen. "Dich mach ich noch fertig, ich sag's dir!" zischt er gespielt sauer. Locker bläst sie sich ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht und mustert ihn mit deutlichem Zweifel. Gerade will sie zu einem Gegenkommentar ansetzen, als sie Rod hinter sich laut aufseufzen hört. "Immer wenn ihr Beide in einem Raum seit, geht irgendwas zu Bruch!" "Wenn er mich nun dauernd heraus fordern muss!" schmollt Mia gespielt beleidigt. Der 23jährige verschränkt die Arme und kräuselt pikiert säuerlich die Lippen. "Wusstest du, dass sie kommt, Rod?" fragt Juli, um sich auch wieder in die Konversation einzubringen. Er kratzt sich das Kinn und lächelt entschuldigend. "Sie hat mich gezwungen, euch nichts zu sagen!" "Genau, denn sonst hätte ich diesen undefinierbar dummen Blick von einem gewissen Schlagzeuger einsparen müssen!" strahlt sie und sieht zu Bela der nur leise vor sich hin brummt. Mia verdreht seufzend die Augen und umarmt den grimmigen jungen Mann ohne zu zögern. "Jetzt tu wenigstens so, als würdest du dich freuen, mich zu sehen!" Er löst sich aus der Umarmung und hat nun wieder ein diabolisches Grinsen aufgesetzt: "Sehe ich etwa nicht so aus, senorita Schmidt?" Künstlich lächelt sie ihn an und grölt ihm ein, so gut es geht mit gemischtem Akzent versehenes: "'Türlisch Herr Felsenheimer, is keene Fraje! Hättsch auch nich anders von dia erwarted, Dürk!" entgegen, begleitet von einem kehligen Lachen, dass bald darauf in einem Prusten von ihrem Gegenüber untergeht. Sie mustert ihn sanft lächelnd, so hatte sie ihn in Erinnerung behalten... Einige Minuten später verlassen die Vier den Übungsraum, auf dem Weg zu den Anderen. "Wo ist eigentlich Farin?" fragt sie grinsend, in der Erwartung, von Bela wieder die beleidigte Frage einzusacken, warum sie Jan bei seinem Künstlernamen nenne und er bei ihr immer noch Dirk sei... doch es kommt keine solche Reaktion. Viel mehr verhärten sich die Gesichtszüge der Drei und Rod räuspert sich. "Er wurde angeschossen..." Geschockt starrt sie ihn an. "mit einem Luftgewehr..." "Von irgend so ner Parolenfresse..." knurrt Bela nun zustimmend. Viele Bilder blitzen in rascher Abfolge durch Mias Kopf. Von dem Spanier mittleren Alters, der sie begleitet hatte und den von allen Seiten stechende Blicke trafen, als er auf dem Bahnhof hatte eine Zeitung kaufen wollen. Der kleine Junge der neben ihm gestanden hatte: "Du bist doch gar nicht wie wir! Kannst du überhaupt lesen?" Ihre Pupillen zucken ein wenig orientierungslos, bis sie sich beruhigt hat, und den Blick Richtung Juli wendet. Das blonde Mädchen schweigt nur und zieht einen Ärmel ihres Sweatshirts nach oben. Eine Reihe blaugrüner Flecken bedeckt ihre Oberarme und an ihrem Hals sind noch immer rote Würgemale zu erkennen. Mia senkt den Blick betrübt, ein kalter Schauer läuft ihr über den Rücken. Auf einmal ist sie wieder mittendrin in dem so hart unterteiltem Deutschland. Das einzige, was sie in diesem Winter in Spanien vermisst hatte, waren ihre Freunde gewesen. Juli wirft, als könne sie ihre Gedanken lesen, schief lächelnd ein: "Er wurde rechtzeitig vom Notarzt geholt und liegt jetzt in der Klinik, vielleicht können wir ihn morgen besuchen!" In das braungebrannte Gesicht der Rothaarigen fallen ein paar Strähnen, als sie sich hoffnungsvoll aufrichtet und das Lächeln erwidert. Sie nickt nur und die Gruppe setzt ihren Gang langsam fort. Die Absätze Mias schwarzer Stiefel klacken in Takt auf den Betonboden, während sie interessiert die Wände mustert. "Ihr habt alles gestrichen!" stellt sie verblüfft fest, doch Rod grinst: "Der Winter war lang, und unsere Studenten hatten nichts zu tun." "Und ihr?" Sie wirft Bela und Rod einen vorwurfsvollen Blick zu. Wie aus einem Mund sagen die Beiden, mit erhobenen Händen: "Schädlich für Musikerhände!" "Ja, schon klar... ich muss dann jetzt los! Hab noch was zu tun!" wirft die 14jährige ein, hebt die Hand zum Abschied und verschwindet, die Treppe des Abrisshauses hoch. Bela sieht der Kleineren erst fragend nach, zuckt dann jedoch die Schultern und streicht sich nachdenklich die Haare zurück. "Was die nur immer macht..." doch er kann seinen Satz nicht beenden, denn sein Freund fällt ihm, eher unbeabsichtigt ins Wort: "Ich bin dann jetzt auch weg, könnte später werden heute!" Der Schwarzhaarige will erst zu einem flapsigen Kommentar ansetzen, erwidert jedoch nur: "Ja ja, wie immer halt..." Rod verabschiedet sich mit einem Kopfnicken und verschwindet in seinem Zimmer. "Tja, musst du dich wohl mit mir abfinden!" seufzt Mia, bekommt als Antwort nur ein Grinsen. "Mit dem größten Vergnügen!" Bela bietet ihr seinen linken Arm, doch die Rothaarige vergräbt die Hände in den Hosentaschen und geht weiter neben ihm her. Resignierend lässt der Ältere die Arme wieder sinken und mustert sie nur mit flüchtigen Seitenblicken. Als sich die Beiden eine Treppe tiefer hintereinander durch die enge Überführung zum nächsten Haus zwängen müssen, zieht der Schwarzhaarige ein Feuerzeug aus der Hosentasche. Mit einem leisen Klicken entfacht sich an der Spitze des Zippos eine kleine Flamme, die den völlig dunklen Korridor nur spärlich beleuchtet. "Was ist denn mit den Wandlampen?" fragt Mia irritiert, doch Bela winkt bloß ab. "Kaputt... wie so einiges!" Sie beginnt, mit einer Hand vergeblich in ihren Hosentaschen nach einem zweiten Feuerzeug zu kramen. "Na, egal." Sagt sie bestimmt. "N' bisschen Dunkelheit kann ja nicht schaden!" Im Schein der Flamme blitzt ihr zufriedenes Grinsen auf. Der Schwarzhaarige zieht die Augenbrauen nach oben, runzelt belustigt die Stirn und lacht in sich hinein. "Wenn das so ist, Gnädigste, geleite ich sie zu gern." Sie will gerade etwas erwidern, doch er lässt sie nicht zu Wort kommen. Er nimmt sie beim Handgelenk und zieht sie mit sanfter Gewalt hinter sich her. In großer Eile wirft sie die wichtigsten Sachen die sie braucht in ihren Stoffrucksack und schnürt ihn zu. Das Zimmer ist klein und die Luft stickig, durch das Fenster fällt das letzte Abendrot und beleuchtet den wirren Haufen an Sachen, der darin verteilt liegt. Sie bindet sich die blonden Haare ausnahmsweise zurück, zieht ihre Stoffturnschuhe eilends an und wirft sich den Rucksack über die Schulter. Mit einem letzten Blick schließt sie dir Tür, springt die Treppe hinunter und aus dem Flur hinaus. In der Nähe schlägt eine Uhr... kurz vor um 6! Hastig schiebt sie noch ihr Fahrrad aus dem Treppenhaus, springt auf und biegt, so schnell es eben möglich ist, um die Kurve, in Richtung Bankau-Straße. Im Slalom fährt sie um die wenigen Leute, die ihr entgegenkommen, reiht sich ab und zu in de Straßenverkehr ein und behindert ein paar rücksichtslose Autofahrer daran, Katzen zu überfahren. Als sie erschöpft und mit bleiernen Beinen in Hermsdorf ankommt und vom Fahrrad springt, gerät sie ein wenig ins Wanken und lässt das Fahrzeug achtlos am Zaun angelehnt stehen. Vor ihr baut sich ein kleiner Hügel aufgeschütteter Erde auf, auf dessen Spitze ein alter, zerbeulter Eisenbahnwagon thront. Bereits von hier hört sie das Summen einiger Geräte und das plätschern eines Wasserhahns. Lächelnd steigt sie langsam zu dem seltsamen Gefährt empor, erklimmt eine Eisentreppe und klopft an die alte, zerbeulte Tür. Der Lack schält sich bereits in langen Streifen vom Holz und von den Scharnieren bröckelt der Rost bereits in der dritten Schicht. Juli lässt sich von dem Anblick keines Falls abschrecken und hämmert weiterhin gegen die Tür. Gerade will sie mit aller Kraft dagegen schlagen, da kreischen die Scharniere unter dem Schaben des Rostes und ein wölfisches Gesicht blickt sie aus strahlenden, hellblauen Augen an. "Ah Julia... guten Abend! Es war die Nachtigal und nicht die Lärche!" grüßt der Mann sie mit sanfter, allerdings etwas rauer Stimme. Sie nickt lächelnd. "Guten Abend, Herr Wolf! Darf ich?" sie weist fragend ins innere des Wagons. Ihr Gegenüber blinzelt kurz, lächelt jedoch wieder und tritt zurück, um sie einzulassen. "Tretet ein, junges Fräulein!" Juli seufzt leise. "Nennt mich nicht so, Herr Wolf!" - "Wenn du aufhörst, mich Herr Wolf zu nennen?" fordert er lächelnd zurück. "Aber wie soll ich sie denn sonst nennen, wenn ich ihren Namen nicht kenne?" Er streicht sich durch das Sturmgraue, schulterlange Haar und erwidert: "Du weißt doch... Namen sind Schall und Rauch!" Seine hellen, blauen Augen glänzen vor Begeisterung und er macht eine Geste, ähnlich der eines Feldherren. "Alter Philosoph!" grinst sie frech, doch plötzlich scheint ihr etwas einzufallen. Sie lässt den Rucksack zu Boden gleiten und setzt sich auf die Treppe, die zum Wagondach führt. Schließlich zieht sie einen Block dickes Zeichenpapier heraus. "Ehe ich es vergesse... hier!" nach dem sie ein wenig darin herum geblättert hat, überreicht sie dem Älteren einen Stapel Zeichnungen. Es sind Portraits, mit Bleistift gearbeitet stellen sie alle jemand anderes dar. Auf dem ersten Blatt ist eine alte Frau zu sehen. Die tiefen Falten in Stirn und Wangen erzählen von ihrem Leben, das gelockte, schneeweiße Haar ist mit einer Spange zurück gesteckt, ihre Mundwinkel umspielt ein schwaches Lächelnd. Das nächste Bild fasziniert den Philosophen, ja zieht ihn regelrecht in seinen Bann. Es ist ein junger Mann, der auf einer Parkbank sitzt. Seine dunkle Hose ist ausgeblichen, sein T-Shirt verwaschen. Seine Arme hängen schwach über der Banklehne und er selbst hat seinen Blick in den Himmel gerichtet. Er scheint zu träumen, womöglich von einer besseren Welt als dieser. Quer über seinen Oberschenkeln liegt ein alter Beagle. Die Hautfalten des Hundes scheinen zu zucken, doch seine Augen sind zum Schlafen geschlossen. Sanft fährt er mit den Fingerspitzen den Irokesen des Mannes nach und lächelt: "Das ist wunderschön... aber wer ist das?" Juli schaut dem ca. 50jährigen über die Schulter. "Das ist Jan, mein Bruder... und unser alter Hund, George." Der Wolf lacht. "Warum denn George?" Sein Gegenüber zuckt ahnungslos die Schultern: "Er ist älter als ich, heißt schon immer so..." Der Gedanke an den alten Hund, einen Gitarrengurt um die Schultern und die Gitarren zwischen den Pfoten, veranlasst auch sie, loszulachen. "Komm, setzen wir uns nach oben!" schlägt der Ältere vor und geleitet Juli auf das Dach seines Wohnwagons. Schweigend lassen sie sich auf zwei Stühlen nieder, der Ältere reicht ihr eine Tasse süßlichen Tee. Ihre kalten Hände umschließen sie und vorsichtig nippt sie am Rand des Gefäßes. "Warum sind sie eigentlich ausgeschlossen?" bricht es ganz spontan aus ihr hervor. Der Wolf schnaubt leicht belustigt und schweift mit seinem Blick in den Himmel. "Ich bin anders. Ich rede anders und denke anders als die Meisten. Darum meiden die Menschen mich. Sie meiden alles, was irgendwie ihre kleine, heile Welt verändern könnte." Erklärt er mit ruhiger Stimme. Juli sieht verbittert in ihren Tee. "Was ist das bloß für eine Welt?" Langsam lässt der Ältere sich in den Stuhl sinken und seufzt: "Ehre dem Ehre gebürt." Zum ersten Mal mit leicht verwirrter Mine und ratlosem Gesichtsausdruck, steht Mia hinter dem Schwarzhaarigen vor er Eingangstür zum Keller. Seine warme Hand umschließt noch immer ihre eigene, sie spürt die Ringe, die an seinen Fingern liegen und hört das metallische Klimpern, wenn ihre eigenen dagegen stoßen. Bela bekommt von alle dem nichts mit, denn er hämmert seit gut fünf Minuten genervt gegen die Tür, hinter der sich seine vier Nachbarn eingerichtet haben. Nun dreht er sich kurz zu ihr um und lächelt gezwungen. "Taube Nüsse..." Erst jetzt scheint er zu bemerken, dass Mias Hand noch immer in seiner liegt, denn er löst sie flüchtig und lässt seine geballte Faust in die Jackentasche gleiten. Nun erlangt auch die Rothaarige wieder Kontrolle über sich selbst, legt den Kopf fragend schief und verschränkt die Arme. "Wo ist das Problem? Mach doch einfach auf?" So gleich will Bela zu einem Gegenkommentar ansetzen, doch schließt er den Mund wieder. "Stimmt." Lässt er nur noch hören, bevor sein Fuß auf die Tür eintritt und hämmert, bis die Klinke nachgibt. Schließlich quietscht das Metal lautstark zum Einlass. Bela stellt sich grinsend daneben und lässt der Dame den Vortritt. "Danke auch..." sagt sie trocken und drückt die Tür nach innen Weg. Als sie den Griff schließlich wieder lockert und den, mit Parkett belegten Flur betritt, hat sie augenblicklich die Türklinke in der Hand. Genervt schnaubt sie und wirft Bela einen vielsagenden Blick zu. Der nimmt ihr den Griff ab und stopft ihn grob zurück an seinen ursprünglichen Platz, wo er mit Müh und Not hängen bleibt. "Das ihr Musiker ständig alles kaputt machen müsst." Seufzt genervt eine Frauenstimme aus dem kleinen Nebenzimmer, in dem sich Konserven, Getränkeflaschen und Sixpacks stapeln. Bela lässt die Tür grob zufallen und will gerade etwas erwidern, als Mia eingreift: "Eine nette Begrüßung, Fräulein von Hohenfels!" Ein paar Sekunden später hängt sie in der festen Umarmung einer jungen Frau. "Was machst du hier Mia?" Bevor die Rothaarige antworten kann, wirft Bela ein: "Currywurst essen!" Er erntet einen verwunderten Blick und ein trockenes: "Hallo, Bela!" Ihr Gegenüber macht einen kurzen Knicks, nur um einen Lacher unterdrücken zu können und richtet sich mit schwenkenden Armen wieder auf. "Es freut mich, Gräfin!" Das letzte Wort betont er mit einer Spur Ironie, die das dunkelblonde Mädchen sonst auf die Palme bringt, doch nun lächelt sie nur gezwungen und lässt allmählich von Mia ab, die sich neugierig und bewundernd umsieht. "Ihr habt tatsächlich den ganzen Flur drüben weiß gestrichen!" bemerkt sie, als ihr die renovierte Wohnung der Anderen wieder einfällt. "War ein ganzes Stück Arbeit, aber wenn unsere möchtegern-Rockstars nicht fähig sind..." Bela verschränkt die Arme vor der Brust: "Hey, wer hat hier Semesterferien, du oder ich?" Die Dunkelblonde schenkt ihm einen gespielt mitleidigen Blick, zuckt die Schultern und weist die Beiden an, ihr in die Küche zu folgen. Wie schon ein paar Stunden zuvor steht Juli vor dem Krankenzimmer ihres großen Bruders. Zögernd öffnet sie. Die alte Frau sitzt noch immer aufrecht in ihrem Bett und liest, dabei bewegen sich ihre Lippen mit der Schrift und ihre Finger fahren unter leisem rascheln über die Seiten. Der ca. 40jährige ist nicht einmal im Zimmer. Sie nickt der Alten kurz zu und setzt sich dann an das Federbett in dem Farin noch immer liegt. Nichts scheint sich verändert zu haben, als hätte er sich seit dem Nachmittag nicht mehr bewegt, schläft der große junge Mann leise atmend. "Er ist immer noch nicht wach!" erklingt plötzlich eine ruhige Stimme. Die 14jährige schreckt aus ihren Gedanken auf. Am Fenster steht Rod und sieht ihr lächelnd entgegen. "Du - hier?" weis sie nur zu sagen. Der Ältere zuckt mit den Schultern und durchquert den Raum. Schließlich lässt er sich neben Juli auf einen Stuhl sinken und deutet auf das Tablett mit einem Teller Suppe auf dem Nachttisch, alles scheint unberührt. "Er schläft also seit er betäubt wurde?" schließt die Blonde daraus verwundert. Rod nickt nur verunsichert. "Merkwürdig..." murmelt sie leise und sieht ein wenig ängstlich auf ihren großen Bruder hinab. Der 18jährige bemerkt ihre Unruhe und wirft hastig ein: "Wahrscheinlich braucht er einfach noch Ruhe!" Juli seufzt leise, schenkt ihm einen zustimmenden Blick und richtet sich auf. "Ich glaub' wir müssen jetzt raus hier." Lässt sie knapp vernehmen. Er leichter das dass Mädchen nicht mehr ganz so blass ist erhebt sich auch Rod wieder und folgt ihr, mit einem letzten Blick auf den schlafenden Farin, aus dem Zimmer. Als Juli, wieder vor der Tür zur Klinik angekommen, ihr Fahrrad aus dem Ständer zieht und sich aufschwingt, bemerkt sie den besorgten Blick von Rod. Lächelnd verdreht sie die Augen und wendet sich noch einmal zu ihm um: "Ich schaffe das schon R-o-d!" Ein weiteres Mal buchstabiert sie den kurzen Namen, um den Braunhaarigen ein wenig zu provozieren. Zuerst will der zu einer längeren Diskussion bezüglich der drei Buchstaben seines Namens ausschweifen, doch besinnt er sich schließlich auf ein ergebenes Lächeln. "Wie euch beliebt, Fräulein Vetter." Mit einem leichten Knicks verabschiedet er sich, dreht sich augenblicklich auf dem Absatz um und schlendert zum nächstbesten Club. Die 14jährige stellt sich auf die Pedale und fährt so schnell es geht zurück. Bela und Mia sitzen in der Küche der Studentenwohnung. Sie sind umringt von ein paar Gleichaltrigen, allesamt mit glänzenden Augen. "Und wie war es so in "Espana"?" fragt die 20jährige mit dem blauschwarzen Zopf. Mia lehnt sich lässig zurück, schlägt die Beine übereinander und grinst: "Sehr...heiß!" "Ja ach nee!" seufzt ein Dunkelhäutiger, schief lächelnd stützt er den Kopf auf die rechte Hand, um deren Gelenk das schwarz-weiße Tuch geschnürt ist. "Warum so gesprächig?" "Es gibt eben nicht viel zu erzählen! Sagt mir lieber, was hier so los war!" kontert die Rothaarige und sieht erwartungsvoll in die Runde. "Genau so wenig, nur das es hier geschneit hat." Stellt der 19jährige Braunhaarige fest, der abseits auf einem Küchenschrank hockt und alle 10 Minuten neue Getränke besorgt. Nun bringt Bela sich grinsend ein: "Doch, denn der liebe Manuel," er sieht zu jenem hinüber und fährt fort, "ist diesen Winter zum dritten Mal durch die Fahrscheinprüfung gerasselt!" Mia starrt den Braunhaarigen fassungslos an. "Im Ernst???" Manuel schnaubt beleidigt, nickt jedoch. "Ganz knapp." Bringt er mit zusammengepressten Zähnen hervor. "Dafür sind wir jetzt Beide im zweiten Semester Musikpädagogik, nicht wahr, Mareike?" Die Dunkelblonde lächelt stolz: "Und nun ist Caro das letzte Erstsemesterhäschen!" Die Schwarzhaarige brummt nur kurz und sieht zu dem prustenden Bela hinüber: "Abgesehen davon, dass ich Archäologie-Studentin bin und du einen auf Mädchen für alles machen musst!" Nun kann sie wieder diabolisch grinsen, lässt sich noch eine Dose Kaffe von Manuel zuwerfen und lehnt sich entspannt zurück. Lässig, ungerührt von ihrer provokanten Anspielung auf seine Zukunftspläne, bläst er sich eine Strähne aus dem Gesicht. "Du wirst schon sehen, wenn ich dann ganz oben auf dem Rock-Olymp bin und dir von da auf den Kopf spucke, bist du weniger fröhlich!" Mia verschränkt die Arme vor der Brust und mustert ihn kritisch. "Und wie wollt ihr euch dann nennen? ,Die Band ohne Namen II' oder wie?" Damit löst sie ein lautes Prusten der versammelten aus. Mit Dosenkaffe bespritzt und herzhaft lachend schlägt der Dunkelhäutige vor: "Wie wär's mit ,Die Band ohne Ego'?" "Die Drei von der Tanke featuring Leo!" kichert Mareike belustigt, bekommt sogleich ein säuerliches Lächeln von Leonard und Bela und schweigt. Der Schwarzhaarige lässt den Blick über die mit Kaffe besprnkelten, lachenden Studenten gleiten und fährt sich grinsend mit einer Hand übers Gesicht: "Ich bin von Idioten umgeben!" Mia tätschelt ihm mit dem Handrücken die Wange und lächelt: "Genau darum passt du hier so gut rein." Er sieht sie kurz von der Seite an und intoniert: "Weil ich Schlagzeuger bin..." "Si senor!" Kapitel 3: Süße Sünden des Alltags ---------------------------------- Okay, da das Kapitel zwar endlich vollständig, jedoch viiiel zu kurz ist, erleutere ich mal kurz Inspirationen bzw. welche Lieder ich zu den Kapiteln bis jetzt gehört habe: Prolog: Durch die Nacht, letzte Bahn, Ohne dich, Symphonie (Silbermond) Regen und Meer (Juli), Geisterhaus, Du bist nicht allein (die ärzte) Kapitel I: Der Misanthrop, Deine Schuld, Kopfüber in die Hölle/Rev. (die ärzte), Right where I belong, Landing in London, Let me go (3 Doors Down), I just wanna live, S.O.S. (Good Charlotte) Kapitel II: My Immortal, Hello, Everybody´s fool (The Evanescence), Flying (Brian Adams), Fathers Son, Behind those eyes, Kryptonite, Be like that, Loser (3 Doors Down), Take me away, How does it feel (Avril Lavigne), Wenn du weinst (die Prinzen) Kapitel III(bis jetzt): Slipped away (Avril Lavigne), Prisioners of today, River below, Voices of violence, Cut the curtains, Nothing to lose (Billy Talent), About a girl, You know you´re right, Rape me (Nirvana), The Truth (Good Charlotte), This One (Beatsteaks), Nichts in der Welt, Mach die Augen zu, Geh mit mir, Wie es geht ( die ärzte) Also dann, hört viel Musik (Kauft das Billy Talent-Album! Das kann ich wärmstens empfehlen!!!) Viel Spaß bei dem Kapitel! Schlagartig reißt sie den Lenker zur Seite und springt noch während dem Fall vom Rad. Unter lautem Geschäpper des Fahrzeuges und einem dumpfen Aufprall landet sie direkt vor dem fusseligen Etwas, dass regungslos auf dem Bürgersteig hockt. Langsam richtet sie den Blick von der Straße auf und sieht in das zerzauste Angesicht einer Katze. Die grünen, mit blau gesprenkelten Augen leuchten wie zwei Scheinwerfer aus dem pechschwarzen, zerrupften Fell. Langsam, noch immer fest den Blickkontakt haltend, richtet Juli sich auf und kniet sich schließlich vor dem räudigen Tier auf den Bürgersteig. Ihr Gegenüber strauchelt und duckt sich weiter auf den Boden. Zögernd streckt die Blonde eine zitternde Hand nach ihr aus. Ihre Fingerspitzen berühren fast das strubbelige schwarze Fell, da scheint das Tier aus seiner Trance zu erwachen, fährt hysterisch nach oben, schlägt die Hand gewaltsam zurück und jagt in die entgegengesetzte Richtung davon, in eine Gasse hinein. Juli sieht ihr, sich die kleine Wunde reibend nach... "Betrüger!" grummelt sie etwas beleidigt, hebt schließlich ihr Fahrrad wieder auf und schiebt es die letzten unbeleuchteten Straßen entlang. Durch die Küche ziehen schwache Rauchwolken, trotz des weit offenen Fensters. Sanft bläst der Wind hindurch, auf Tisch und Boden liegen mehrere geleerte Weinflaschen und Gläser. ZISCH "Au, scheiße!" flucht Bela leise. "Jetzt brauchst du doch bald 'ne Perücke." Grinst Mia und deutet auf die verbrannten Haarsträhnen, die vor den Augen des Drummers zu Boden fallen. Er wirft ihr einen vielsagenden Blick zu: "Da kommt mir etwas in den Sinn, eine Angst tief in mir drin..." - "Wirst du mich noch lieben wenn ich mal kahl bin?" fügt sie dazu und sieht ihn scheinheilig an. Der Schwarzhaarige lächelt bittersüß und schiebt sie weiter durch den Korridor Richtung Neonröhrenlicht. Ein erleichtertes Seufzen entfährt ihrer Kehle, als die zur Schaufel geformten Hände sich mit Wasser füllen. Sofort taucht sie das von Schweißperlen übersäte Gesicht hinein. Leise hustend wischt sie sich wiederholt über die Augen, ein wenig Seife zwingt sie zum angestrengten Blinzeln. Nun halbblind tappt die 14jährige über den feuchten Fliesenboden zum Handtuchstender. Sich noch immer das Gesicht trocken reibend will sie gerade die Badtür öffnen, als plötzlich Geräusche durch das Haus schallen, ähnlich den Lauten die Hyänen von sich geben, wenn sie um As streiten. Nach genauerem Hinhören erkennt sie schließlich die - mehr als alkoholisierten - Schlagzeuger. Zudem scheint der Zigarettenqualm bereits durch die Tür zu ihr durch zu dringen. Mit einem leichten Stoß gegen den kaputten Rahmen öffnet sie das Bad, doch der Flur ist bereits leer. Sie glaubt, die Beiden die Treppe hinaufstapfen zu hören, schließt die Tür hinter sich und geht lieber in die Küche, mit der Absicht, Bela und Mia nicht zu stören. Sie kann sich gerade so davor retten, über ein halbgeleertes Sixpack zu stolpern, lässt sich statt dessen auf einen Stuhl am Fenster fallen, greift nach der Packung fast verfallener Milch und trinkt sie gierig in ein paar Zügen leer. Entspannt lehnt sie sich zurück und lässt den Blick schweifen. Sie bleibt bei der Küchenuhr hängen die, mit eingeschlagener Scheibe, an der Wand lehnt. "Schon nach 12..." murmelt sie vor sich hin. Als Juli diese Feststellung deutet, erhebt sie sich bald darauf seufzend wieder, streckt sich genüsslich und macht sich -im Schleichtempo- auf den Weg in ihr Zimmer. Zusammen mit dem Schwarzhaarigen liegt sie nun auf dem Dach des Häuserblocks und sieht verträumt hinauf zum sichelförmigen Halbmond, der sich langsam hinter ein paar Wolken schiebt. Ein kühler Luftzug streift sie und auf den braungebrannten Oberarmen bildet sich Gänsehaut. Eher zum Himmel hinauf, gerade so, dass er es verstehen kann, haucht sie leise: "Bela?" Er liegt, mit dem Kopf genau in die andere Richtung, direkt an ihrer Seite. Seine Augenlider zucken kurz nervös, als sie seinen Namen ausspricht. Um zu bestätigen, dass er ihr zuhört, gibt er nur ein müdes Seufzen von sich. Scheint Mia bis eben auch noch etwas angeheitert vom Rotwein, nun sind ihre Worte wieder kristallklar... "Es regnet wahrscheinlich gleich und..." Sie verstummt, als Bela die Augen öffnet und den Mond fixiert, der sich in ihnen grünblau wiederspiegelt. "Glaubst du, es gibt Menschen die, wenn sie tot sind, nach dort oben kommen?" Kurz mustert sie ihn ein wenig überrascht aus dem Augenwinkel. Seit wann machte sich Bela solche Gedanken? Schließlich wendet sie den Blick aber auch wieder gen Himmel. "Mein Vater hat mir so was immer erzählt. Wenn man Menschen um sich herum hat im Leben, die man traurig macht, wenn man stirbt, dann kommt man in den Himmel, um von dort auf sie aufzupassen. Man muss gar nicht immer brav sein. Aber es muss Menschen geben, die trauern..." Für einige Zeit verfallen Beide in Schweigen, bis der Schwarzhaarige erneut einen Satz in die Luft spricht, der sie verblüfft: "Glaubst du, dass Diana da oben ist?" Nahezu im gleichen Augenblick wenden sie sich einander zu, für einen kurzen Moment treffen sich ihre Blicke. Ebenso schnell jedoch setzt Bela sich auf, noch immer mit einem leicht verwirrten, orientierungslosen Blick. Etwas schwerfällig, beinahe wie in Trance geht er bis zum Rand des Daches und sieht die steile Hauswand hinunter, die über 20 Meter misst. Nun hat auch Mia sich erhoben und tritt leicht verwundert an seine Seite. Zuerst schaut auch sie einige Sekunden in de Abgrund, doch wendet sie sich dann Bela zu: "Eigentlich..." Der Schwarzhaarige sieht sie nun offen an. In seinen Augenwinkeln glänzen Tränen, die im Inneren Mias nur noch mehr Verwirrung stiften, so hat sie diesen Menschen noch nie gesehen. Da er scheinbar sehnsüchtig auf ihre Antwort wartet, fährt sie langsam, mit fast bleierner Zunge fort: "... ist das alles die gequirlte Grütze. Die ganze Geschichte. Ich meine, dann hätten die Toten ja nie Ruhe." Ihr braungebranntes Gesicht ziert ein sanftes Lächeln. Bela erwidert diese Geste mit einem schwachen Grinsen. Er kneift die Augen zusammen, so dass eine einzelne Träne über seine linke Wange rinnt. Die Rothaarige schließt mit einem Schritt auf ihn zu die Lücke, die sich zwischen ihr und dem Schlagzeuger befunden hatte, hebt langsam ihre Hand und will ihm tröstend übers Gesicht streichen, doch der Ältere packt ihr Handgelenk und zieht sie ganz unverhofft in seine Umarmung. Er steht wackelig auf den Beinen, sie spürt, wie er mit der aufkommenden Gefühlswelle kämpft, streichelt ihm beruhigend über den zitternden Rücken. Tropf... tropf...tropf... Der Regen wird immer dichter, doch Bela und Mia stehen noch immer auf dem Dach des Blocks, eng ineinander verschlungen. Die Rothaarige löst sich sachte aus der innigen Umarmung, um ihrem Gegenüber in die Augen zu sehen, und tatsächlich treffen sich ihre Blicke abermals. Als würde es den Beiden erst jetzt bewusst, wie sie da stehen, vom Regen schon durchnässt, zerzaust und verstört, schlagen ihre Gefühle in Beide ein, wie ein Blitz. Langsam streicht Bela nun mit den Händen ihre Oberarme entlang, bis eine Hand in ihrem Nacken, die andere zaghaft auf ihrer Hüfte zu liegen kommt. In seinen Augen lodert ganz plötzlich wieder das Leben da, wo vorher nur grau verschleierte Trauer herrschte, züngeln Flammen hoch, Flammen der Hoffnung, des Dankes... der Begierde. Bei diesem Gedanken durchfährt die 17jährige eine Gänsehaut, doch sie kann nicht von ihm Ablassen, nähert sich dem Schlagzeuger nur mehr. Der Schwarzhaarige wird aufmerksam: unerwartet flackert in den Augen seines Gegenübers etwas auf, sie ist sich bewusst dessen, was sie gerade tut. Das ist für Bela das Zeichen, nach dem er sich gesehnt hat. Langsam nähert er sein Gesicht dem Mias. Ein paar Tropfen aus ihren leuchtend roten Haaren fallen auf seine Stirn, fließen den Nasenrücken entlang und kommen auf seiner zitternden Unterlippen zu liegen. Noch einmal öffnet er die Augen einwenig, leckt das Wasser von seiner Lippe und will dabei erneut das graublaue Augenpaar vor ihm fixieren, doch Mia hat sich bereits nach vorne gelehnt, so dass sie ihm ins Ohr hauchen kann: "Beiß mich, Vampyr!" Sie spürt seinen Atem, der nur stoßweise geht, auf ihrem Hals. Behutsam legt er nun die Lippen auf ihren Nacken. Die Hitze, die Belas Körper erfüllt, lässt nun auch sie in Flammen stehen, sie krallt sich in seinen Rücken vor Anspannung. Der Schwarzhaarige fährt mit der Zunge sanft ihren Hals entlang, führt die rhythmische Bewegung bis zu ihren nassschimmernden, süßlichen Lippen fort. Mia lässt all das über sich ergehen, noch immer nicht ganz begreifend, dass dieser Mann sich tatsächlich ihr hingeben sollte. Zitternd verschränkt sie nun die Arme in Belas Nacken, drückt sich näher an ihn, gerade so, als könne sie so ihre Gefühle intensivieren. Der Ältere umfährt mit der Zunge langsam die ihre. Mia fügt sich seinem Rhythmus, so verfallen die beiden Schlagzeuger in ein inniges Zungenspiel... Die Sonnenstrahlen fallen durch das verstaubte Fenster in Belas Zimmer. Müde stöhnend dreht die Rothaarige sich auf die andere Seite, zieht sich die Decke über den Kopf, doch es hat keinen Sinn mehr, einschlafen kann sie wohl erst wieder in 8 Stunden... Brummend sucht sie mit der Hand des Bett ab. Die Stelle, an der Bela noch vor ein paar Stunden gelegen hat ist leer und kalt. Seufzend schlägt Mia die Bettdecke zurück und steht, sich ständig die Haare zurück streichend, auf. Auf dem Tisch in der Küche steht noch das Frühstücksgeschirr, Juli muss also schon in der Schule sein. Um ihre Schlaftrunkenheit etwas zu mildern streif sie Belas weites T-Shirt, was sie als Morgenmantel genutzt hatte, über den Kopf und steigt unter die Dusche. Mia entfährt ein entspanntes Seufzen, als das heiße Wasser auf sie nieder prasselt. Bis vor ein paar Stunden hatte sie schließlich noch ziemlich Klamm auf einem Dach gestanden und es hatte in Strömen geregnet. Nun dringt die Wärme bis ins Knochenmark durch und ganz plötzlich muss sie niesen. "Ganz toll..." brummt sie schlechtgelaunt . Eine Erkältung hatte ihr jetzt noch gefehlt. "War wohl doch zu kalt gestern?" Erklingt plötzlich Belas Stimme. Er steht im Bad vor der Dusche, sie kann sein Grinsen förmlich spüren. Nun legt er die Hand an den Vorhang und zieht ihn ein Stück bei Seite. "Darf ich?" Wortlos packt die Jüngere ihn beim Handgelenk, zieht ihn zu sich unter die Dusche und drückt ihm einen feuchten Kuss auf die Lippen. "Guten Morgen erst mal. Und wo zum Teufel warst du?" Er sieht schief lächelnd an sich herunter. "Mit Klamotten wollte ich eigentlich nicht duschen. Ich war laufen." "DU?" prustet sie ihm entgegen. Bela befreit sich stumm von der überflüssigen Kleidung und legt dann behutsam beide Arme um Mia. Ohne auf ihre Provokation anzuspringen versiegelt er ihre Lippen mit den seinen, küsst sie sanft, wie zur Entschuldigung vorsichtig. "Gut geschlafen?" Besänftigt nickt Mia. "Zwar nur knapp 3 Stunden, aber es ging." Am gestrigen Abend noch war ihr jeder Blick, jeder Kuss, jede Berührung von ihm wie ein Feuer, wie heiße, züngelnde Flammen vorgekommen, die drohten sie zu verbrennen, heute scheinen sie fast beschützend. Er gibt ihr Kraft und das Gefühl, nicht allein zu sein und die Einsamkeit nun gänzlich hinter sich gelassen zu haben. Hätte ihr vor ein paar Wochen jemand erzählt, dass sie sich in Bela verlieben würde, sie hätte denjenigen sofort für verrückt erklärt. Nie hätten sie sich vorstellen können, dass der Schwarzhaarige so sanft und verträumt sein könnte. Leise seufzend lehnt sie sich von hinten in seine Umarmung und versinkt wieder in verliebter Trance. Anders als Mia hat Bela tatsächlich schon öfter an Situationen wie diese gedacht. Es ist genau so, wie der 23jährige es sich insgeheim erträumt hat. Mia hat, mochte sie nach außen noch so kühl und selbstsicher wirken, ein inneres Feuer. Und er? Er war nichts als ein armer, frierender Köter, der von den Flammen wie magisch angezogen wurde. Seine eigenartigen Gedanken belächelnd drückte der Schwarzhaarige sanft sein Gesicht gegen die Halsbeuge der Rothaarigen. "Sollen wir den anderen davon erzählen?" Mia überlegt einen Moment, während sie das Wasser abdreht, dann dreht sie sich herausfordernd grinsend herum: " Was meinst du?" Bela versteht und wirft, scheinbar ein wenig enttäuscht den Duschvorhang zur Seite. "Nichts..." er lächelt. Während Mia in ihrem Zimmer nach frischen Sachen gräbt, schmeißt Bela sich in Shorts bereits wieder auf sein Bett. Es ist noch immer nicht ganz trocken, doch der Schwarzhaarige legt sich einfach ausgestreckt darauf und schließt genüsslich die Augen. "Pennst du etwa schon wieder?" Die Rothaarige hat sich eine Trainingshose angezogen und ein T-Shirt übergeworfen und lehnt nun lässig im Türrahmen. Er reagiert nicht darauf und zieht genüsslich den Geruch des Lakens ein. Es riecht nach ihr. "Hey, Bello, ich rede mit dir!" grummelt sie, kurz bevor sie gnadenlos auf sein Becken springt und sich auf seinen Bauch setzt. "Nicht einschlafen!" "Ich schlafe nicht." Seufzt er glücklich. "Nee, stimmt. Du inhalierst." Das ist zu viel. Gnadenlos schmeißt Bela die Rothaarige auf den Rücken und kitzelt sie durch. Prustend und sich windend bittet sie schließlich um Vergebung. "Komm schon... bitte... ich... ich mach alles!" jappst sie ihm entgegen und schließt erschöpft die Augen. Plötzlich merkt sie, wie Bela sich wieder aufrecht setzt. Langsam richtet sie sich, auf die Ellenbogen stützend auf, wird jedoch von dem Schwarzhaarigen aufgehalten, der sich weiter nach vorne lehnt, um ihr tief in die Augen zu sehen. In seinen eigenen liegt ein hinterlistiger Glanz während er, den Mund leicht geöffnet haucht: "Wirklich alles?" Schon wieder spürt Mia eine wohlige Gänsehaut, die sich ihre Arme hoch schleicht, ihr Mund ist trocken und ihre Zunge schon schwer. Langsam lehnt sie sich ebenfalls nach vorne, so dass die Beiden fast auf gleicher Höhe sind. Sie spürt den heißen Atem ihres Gegenübers auf ihrem Hals und fährt, während ihr Puls auszusetzen scheint, mit einer Hand durch seine langen, schwarzen Haare. Bela schließt seine Augen halb, entspannt sich nun und zieht sie an der Hüfte zu sich. Die beiden, nun scheinbar wieder in Flammen stehenden Körper, stoßen sanft gegen einander, der Ältere legt seine Hände auf ihren Rücken, während nun auch Mias zweiter Arm in seinem Nacken zu liegen kommt. Diesmal fühlt Bela sich nicht allzu unterwürfig ihr gegenüber und doch ist er hilflos den sanften Berührungen ihrerseits verfallen, ja schon süchtig nach den zarten Lippen. Sanft nestelt er mit den Zähnen an ihrem linken Ohr entlang, fährt mit der Zunge die Konturen ihrer Wangenknochen nach. Mia erzittert unter seinen Liebkosungen und vergräbt ihre Hände nun gänzlich in der schwarzen Mähne, sie atmet nur noch flach. Schließlich erlöst Bela sie und verwickelt sie in ein sanftes, verführerisches Zungenspiel. "Buenos Dias, die Herrschaften!" Bela und Mia fahren ruckartig auseinander, die Blicke der beiden schießen zum Türrahmen des Zimmers. Rod lehnt, die Arme verschränkt, darin und grinst wissend. "Äh..." bringt die 17jährige nur hervor, während sie hektisch ihre Haare sortiert. Die anderen hatten nichts von dieser süßen Sünde, die sie begangen hatten, erfahren sollen. Mit einem nervösen Lächeln schwingt sie die Beine vom Bett und sitzt stocksteif da. Bela scheint dem ganzen Problem gelassen entgegen zu sehen. Als sei diese Situation selbstverständlich, gar alltäglich, bläst er sich ein paar Strähnen aus dem Gesicht. "Na, Kleiner? Gut geschlafen?" Der Braunhaarige neigt den Kopf weiterhin grinsend. Sein Freund hat es sich angewöhnt, ihn als Kleiner zu bezeichnen, was er gnadenlos ausnutzte: "Na, ging so, alter Sack. Und ihr Beide? Ich vermute, gar nicht geschlafen?" Trotz das Bela grinsen kann, schleicht sich ein schwacher Rotschimmer auf seine Wangen. Nun zieht er die Rothaarige sanft zu sich und schiebt sie vor sich her, an seinem Bassisten vorbei. "Lass uns erst mal was zu essen machen." Der Braunhaarige macht grinsend einen Knicks: "Der Tisch ist gedeckt." Endlich findet Mia ihre spitze Zunge wieder: "Ja ja, Rodrigo, unsere persönliche Haushälterin." - "Schon gut, Kleines, lass stecken das mit dem Dank." Erwidert er gespielt schnippisch. Bela seufzt hörbar und schlendert, die Arme hinterm Nacken verschränkt, bereits den Flur entlang. "Ich hab Knast, ihr zickt euch mal in Ruhe aus..." Sofort verfolgen die Beiden ihn wieder... Gelangweilt sitzt Juli im Physiksaal und versieht ihren, ohnehin schon geschundenen Hefter mit Vorskizzen wie vereinzelten Augen, Nasen und Haltungsfiguren. Der Raum ist nur zur Hälfte gefüllt, dreizehn Schüler sitzen insgesamt in ihrer Klasse, großteils kippelnd, kauend oder schlicht weg schlafend. Hendrik, der vor ihr auf der Bank liegt, kuriert sich von seinem Restalkohol, zwei Tische weiter jongliert Markus mit Papierkugeln. Die Blonde wirft einen Blick auf die alte Casio-Uhr des Schlafenden. Diese, scheinbar ohnehin unfähige Lehrerin, hat seit einer Viertelstunde nichts von sich hören lassen, der Klassensprecher ist auch schon verschollen. Trotzdem ist es merkwürdig ruhig, eine einschläfernde Stille... "Also, wenn das heute noch was wird, dann geb ich einen aus." Lässt Markus gähnend verlauten und wirft seine Papierkugeln nach Hendrik. Juli wird darauf aufmerksam und meint grinsend: "Ausgerechnet du. Bist doch ständig pleite!" Der Braunhaarige lehnt seinen Kopf in den Nacken und grinst zurück: "Almosen!" "Wir sind selber alle blank." Erneut tritt lustloses Schweigen ein, bis Juli ihren Ruckssack geräuschvoll auf den Tisch fallen lässt, Buch und Hefter hinein stopft und aufsteht. Sie schiebt die wirr durcheinander stehenden Stühle bei Seite, öffnet die Tür und wendet sich bevor sie geht noch einmal an Markus. "Wir hätten jetzt Doppell-Physik?", er nickt zustimmend, "Na dann, bis in zwei Stunden, dass ist mir echt zu bescheuert hier!" Damit lässt sie die anderen zurück in dem stickigen Raum und flüchtet sich auf den leeren Schulhof. Der trockene Wind streift den staubigen Asphalt, mit dem der Platz bedeckt ist, eine Glasflasche rollt durch die Gegend. Noch einmal dreht die Blonde sich zu dem grauen Betonblock, dessen Front verziert ist von Aufschriften wie "Schützt Schland, esst mehr Nazis!". Sie fährt sich durch die Haare, springt dann auf ihr Fahrrad, was achtlos in einer Ecke lehnt und dreht eine Ehrenrunde über den Schulhof, bevor sie Kurs auf die Innenstadt nimmt. Ungläubig sieht Mia zu, wie Bela sich einen Toast nach dem anderen in den Mund schiebt, jeder dick bestrichen mit Marmelade. Der Schwarzhaarige lässt sich vorerst nicht stören und sieht erst genervt zu ihr herüber, als die ihm jegliche Lebensmittel entzieht. "Ey, was solln das?" brummt er genervt. Sie sieht ihn leicht pickiert an: "Deswegen läufst du jetzt auch morgens, oder? Damit du doppelt so viel fressen kannst!" Sie sieht prüfend an ihm herunter. "Du hast ja auch schon zu..." bevor sie zu Ende sprechen kann, hat Bela sie auf seinen Schoß gezogen und das restliche Frühstück von dem Teller in ihrer Hand in ihren Mund gesteckt. Er lächelt sie triumphierend an. Die Rothaarige schlägt mir einem vollen Löffel Erdbeermarmelade zurück, doch Bela lässt sich auch davon nicht beeindrucken. "Ich trainiere Schnellschlucken, sonst halt ich's mit dir nämlich nicht aus, Baby." Rod seufzte nur und wirft, um sich bemerkbar zu machen ein: "Ich will ja das glückliche Paar nicht stören, aber wollen wir nicht vielleicht mal in die Klinik? Jan ist bestimmt inzwischen aufgewacht." Das hofft der Braunhaarige zu mindest. Sofort springt Mia auf, Feuer und Flamme geht sie schon Richtung Flur. "Klar, lasst uns los!" Schon ist sie dabei, ihre Schuhe zu suchen. Bela und Rod lächeln sich kurz zu, bevor auch sie sich fertig machten. Juli sah auf die Turmuhr. Gerade schlug es zum zwölften Mal. Erst will sie postwendend drehen und zur Schule zurück fahren... dann jedoch schüttelt sie den Kopf und fährt in Richtung des alten Skateparks. Sie hatte mit ein paar Leuten aus der Umgegend Rampen aus den alten Holzpaletten, die auf dem verwilderten Parkplatz herumgelegen hatten, zusammen genagelt und geklebt. Dort gibt es immer ein paar alltägliche Schwänzer, die ihr Gesellschaft leisten können. Als sie das Fahrrad durch das schmale Loch im Bretterzaun gehoben hat, lässt sie es an der Wand stehen und sieht sich um. Auf einer der Rampen hockt ein einziger Jugendlicher, neben ihm liegt sein Skateboard, offenbar nicht mehr ganz neu, aber gerade noch soweit zusammengehalten, dass es rollt. Irgendwas kommt ihr an dem Jungen bekannt vor, aber er sitzt mit dem Rücken zu ihr, nur ein paar seiner langen roten Locken werden nicht von dem blauen Kopftuch verdeckt.... Kopftuch? Plötzlich fällt es ihr wieder ein. "Kai?" fragt sie, nicht sicher, ob er sie eigentlich gehört haben kann. Der Junge dreht sich um und lächelt augenblicklich. Sie überquert den aufgeheizten Parkplatz, klettert die Rampe hoch und setzt sich auf sein Skateboard. "Was machst du hier? Keine Schule?" Er stützt sich auf seine Handflächen und sieht zum Himmel. Leicht verlegen starrt sie auf ihre Tunschuhe nieder. "Eigentlich schon..." Über Kais Gesicht zieht sich ein Grinsen: "Du schwänzt?" Auf irgendeine Art fühlt Juli sich angegriffen und faucht: "Du bist doch auch nicht besser!" Einen Moment tritt Schweigen ein, Juli sieht ihn nun entschuldigend von der Seite an. Der Rothaarige sagt nur: "Ich gehe nicht zur Schule." Rod sitzt in der alten Rostlaube, die Manuel ihm geliehen hat und spielt gedankenverloren mit dem, mehr schlecht als recht funktionierenden, Autoradio. Er hat den Motor laufen lassen, ist es doch fraglich, ob der alte Golf noch einmal so gnädig schon nach 10 Minuten angehen würde. Er sieht zu Bela, der gelangweilt auf dem Rücksitz liegt, die Füße an eine Fensterscheibe gelehnt. Endlich kommt Mia aus dem Blumenladen, in der Hand einen Strauß voller weißer Lilien schwenkend. Sie steigt strahlend ein und hält die Pflanzen vor Rods Nase. "Und? Was sagt ihr?" Der Braunhaarige nickt und parkt aus. Erst jetzt dreht Bela sich in ihre Richtung und zieht eine Augenbraue hoch. "Totenblumen? Soll das ein schlechter Witz sein?" Beleidigt sieht die Rothaarige nach hinten und drückt den Strauß an sich. "Ich fand ihn wunderschön. Lilien sind keine Totenblumen, sie bringen Glück!" Ihr Gegenüber zuckt die Schultern und will gerade wieder die Augen schließen, als der Wagen ruckartig zum Stehen kommt. "Scheiß Karre..." brummt er müde, doch Rod zieht die Schlüssel ab und öffnet seine Tür. "Bela, wir sind da!" "Dann funktionieren wenigstens die Bremsklötze noch?" Mia stöhnt genervt auf, steigt aus und klappt ihren Sitz nach hinten. "Jetzt beweg deinen Hintern n bisschen, Schatz!" Gehorsam springt er aus dem Auto. "Kleinkind..." Das Zimmer ist fast leer, alle Betten sind sorgfältig geglättet und geordnet, nur noch das letzte, am Fenster, im Licht der Nachmittagssonne, ist besetzt. Mia tritt, gefolgt von Bela und Rod näher. Farin hat sich auf die andere Seite gewälzt, ein paar Strähnen kleben verschwitzt an seiner Stirn, vorsichtig streicht die Rothaarige darüber. "Hey, großer Bruder, aufwachen!" Es ist nicht mehr als ein flüstern und doch verstehen die anderen jedes Wort genau, im Raum scheint völlige Stille zu herrschen. Bela lässt sich auf den Stuhl neben Jan sinken und betrachtet ihn nur schweigend. Plötzlich zuckt die blasse Hand, blinzelnd murmelt der Blonde, scheinbar noch im Halbschlaf: "Noch fünf Minuten..." Mia grinst und rüttelt ihn leicht. "Nicht eine. Mach die Augen auf, ich hab sie vermisst." Aus seiner Trance erwacht schreckt Farin hoch und sieht sich fragend um. Er schaut von Rod zu Bela und erblickt kurz darauf auch die Rothaarige neben ihm auf dem Bett. "M... Mia???" Sie grinst immer noch strahlend und nickt. "Sie ist extra wegen dir aus Spanien angereist!" lächelt Rod verschmitzt, erntet von dem immer noch leicht geschockten Farin jedoch nur einen ungläubigen Blick. Der aber kann nicht weiter darüber nachdenken, da sich die Rothaarige bereits auf ihn gestürzt hat und ihn umarmt. "Ein Glück, dass dir nichts passiert ist..." "Na ja, nichts?" Bela kräuselt die Stirn und verweißt auf die Schusswunde an der Hüfte des Blonden. "Ach, dass ist doch nicht der Rede wert." Murmelt Jan, scheinbar etwas bedrückt. Augenblicklich fängt er sich eine sanfte Kopfnuss von Mia ein. "Was soll das jetzt heißen? Jag mir nie wieder so nen Schrecken ein!" "Und uns schon gar nicht!" meldet sich Rod zu Wort und grinst schief. Der Blonde kratzt sich verlegen am Kopf. "Stimmt, ich meine, was macht ihr auch ohne mich? Auf der Straße hocken!" "Und kiffen." Fügt Bela grinsend an und boxt ihn freundschaftlich an die Schulter. MFG {~mIKu~} Kapitel 4: Ausbruch ------------------- Dda bin ich wieder. Ich weiß, es hat ewig gedauer und es ist zu allem Überfluss ein WInz-Kapitel. *seufz* Aber na ja. Ich hoffe ihr lest es trotzdem. Beispiele zum Titel "Ausbruch: Wutausbruch Kaufrausch Flucht Fröhlichkeit Und das alles in diesem mikroskopisch kleinen Kapitel ;) Bis bald MiKu "Nein, du darfst Brautjungfer werden!" Gelangweilt verschränkt er die Arme im Nacken und lässt seinen müden, aber schlaflosen Blick durch den Raum gleiten. Vor ein paar Tagen ist die Alte auf eine andere Station verlegt worden: Herzschwäche. Es fiel ihm nicht schwer, sich von ihr zu verabschieden, denn sie war nicht die passendste Zimmergenossin gewesen. Den ganzen Tag hatte sie gelesen und ständig bei einer der Schwestern geklagt, dass Jans Besuch viel zu laut und ungeniert sei. Außerdem war der Tag für sie 18:30 Uhr beendet, ab da wollte sie mit runtergelassenen Rollläden schlafen, um am folgenden Morgen fünf Uhr durch das Zimmer zu humpeln und die Fenster aufzureißen. Nicht zu vergessen waren die stundenlangen, nicht wirklich geräuschlosen Telefongespräche noch vor dem Frühstück. Als ihm diese Erinnerung jedoch nichts als Kopfschmerzen bereitet, schließt er die Augen schnell und versucht, irgendwie wieder einzuschlafen. Auch wenn er nun einmal ein Sonnenmensch war, der gegen Sonnenaufgang unweigerlich aus dem Bett gezogen wurde, wenn er nicht gerade mit einem Verband an der Hüfte im Bett lag. Die neu gekauften Gitarrensaiten pfeifend von einer Hand in die andere werfend schlendert Bela aus dem Musikhandel geradewegs auf ein altes Fabrikgebäude zu. Er lässt das dünne Tütchen in seine tiefe Manteltasche gleiten und schwingt sich elegant über die Absperrung des Geländes. Ohne Rücksicht auf ihm misstrauisch folgende Passantenblicke verschwindet er aus deren Sicht und geht zielstrebig durch ein Wirrwarr an alten Containern und nur noch zur Hälfte stehenden Gebäudestützen. Doch schon nach wenigen Metern bleibt er abrupt stehen, glaub irgend etwas zu hören. Dumpfe Schläge, Metall auf Beton... Er kann sich eigentlich sicher sein, dass es eine Schlägerei ist, nicht selten tragen angriffslustige Jugendliche hier ihre Duelle aus... Auch er hat mehrmals an so einem Duell teil genommen und oft genug zu gesehen um zu wissen, dass man sich bei so etwas besser nicht einmischt. Aber seine Neugierde siegt über die Vernunft und so schleicht er um ein paar Ecken auf die dumpfen Geräusche, untermalt von Würgelauten zu. Erst als er um die letzte Ecke biegt und schon sein spöttisches "Hey!" von den rissigen Wänden widerhallt, erkennt er, dass es keine normalen Jugendlichen sind, die sich da wegen einem Mädchen prügeln... Die drei muskelbepackten Gestalten treten mit ihren Stahlkappen auf einen vierten ein, der bereits zusammen gesunken an der Wand lehnt. Als Bela das tätowierte Hakenkreuz im Nacken des größten erkennt, scheint es aber schon zu spät, ein dickhalsiger, breiter Schrank von einem Rechten sieht ihn aus seinen kleinen blitzenden Augen an. "Wir haben Besuch, ein Straßenköter!" schnarrt der andere. Sein knochiges, aschfahles Gesicht zieren einige Narben, augenscheinlich Messerstiche. Anders als seine Kumpanen ist er lang und schlaksig, in seiner Hand schwenkt er einen Schlagstock. Bela steht da wir angewurzelt. Ein Teil seines Verstandes, die Vernunft, schreit ihn an, er solle wegrennen, aber der andere, größere Teil, bestehend aus Stolz... und auch Angst, hindert ihn. "Kai! Stopp!" Ruckartig bremst der Rothaarige, wendet das Skateboard mit einer eleganten Fußbewegung und fährt direkt auf Juli zu. Diese stellt nur grinsend ihr Fahrrad vor der Klinik ab und öffnet die Tür. "Was willst du hier? Ich dachte wir gehen zu euch?" Die 14jährige sieht weiterhin, für sie unnatürlich grinsend gerade aus. "Ich dachte wir besuchen Jan einfach nochmal vorher... Schließlich hat er es dir zu verdanken das..." Kai fährt ihr trotzig ins Wort. "In erster Linie hast du ihm das Leben gerettet!" Juli bleibt ruhig, ihre Mine unverändert fröhlich, fast ein wenig schadenfroh. "Aber DIR hat er es zu verdanken, dass er seit fast fünf Wochen hier liegt! Schließlich hättest DU ihn ja eher retten können!" Der 15jährige sieht schuldbewusst vor sich auf den Boden, doch im nächsten Moment taumelt er schon zur Seite, Juli hat ihm den Ellenbogen schmerzhaft in die Seite gerammt. "Jetzt hör auf. Ich werde euch einfach vorstellen okay?" Sie bleibt vor einer der vielen Türen, die den Gang säumen stehen und macht erst Anstalten anzuklopfen, reißt dann aber einfach die Tür auf. Seufzend schlägt Rod die rostige Autotür hinter sich zu und schließt den alten Wagen von Hand an allen 3 Türen ab. "Was willst du eigentlich hier?" fragt er Mia gähnend, ihm mangelt es deutlich an Schlaf. Die Rothaarige schiebt einen Einkaufswagen vor sich her. "Na was wohl? Hast du mal den Kühlschrank inspiziert? Von was ernährt ihr euch eigentlich???" Der Braunhaarige kratzt sich nachdenklich den Kopf. Mia lächelt triumphierend und geht auf eines der gefüllten Regale zu, an denen sich kurz vor Ladenschluss kaum noch jemand zu schaffen macht. Wie selbstverständlich schiebt Rod ihr seufzend den Wagen hinterher. Worauf hat er sich bloß eingelassen? Da er es jedoch gewohnt ist, sich an Situationen anzupassen, schaut er der Rothaarigen beim Einkauf über die Schulter. "Was willst du mit dem ganzen Grünzeug???" er starrt geschockt auf mehre Paprikaschoten, Gurken, Salatköpfe und andere Bündel. "Sollen wir den armen Kühen ihr Futter wegessen?" Mia erwidert nichts auf seine intolerante Anspielung und schiebt den Wagen demonstrativ am Fastfood- und Instant-Regal vorbei. Grummelnd folgt Rodrigo ihr und sagt für den Rest des Einkauf nichts mehr... Ein schmerzhaftes Knacken erfüllt die Luft, das Muskelpaket fällt zu Boden. Bela steht ungerührt, mit ausgestreckter Faust vor ihm, die drei Glatzköpfe starren den um einiges kleineren Gothic mit großen Augen an. Dieser nimmt schnaubend das Stachelhalsband, dass, von den Drei nach innengedreht, tiefe Spuren an seiner Kehle hinterlassen hat, ab und kniet sich auf den schon lange nicht mehr so stählernen Bauch des Hünen. Auf seinen Lippen liegt ein kaltes, fast schon gehässiges Lächeln, als er die Cones-Nieten um den fetten Hals fest zurrt. "Nur damit du weißt, wie dass so ist, als Straßenköter!" lässt er giftig vernehmen. Plötzlich spiegeln seine Augen kalte, blinde Wut wieder und er beißt genüsslich auf seine Zunge, als der größere sich blut hustend unter ihm windet. "Was machst du da??? Willst du ihn etwa... umbringen???" Die kleinere, umso breitere Glatze starrt ihn aus ungläubigen, aufgerissenen Augen an, gerade so wie ein Schwein, dass kurz davor ist, geschlachtet zu werden, nur noch etwas hässlicher. Bela wendet den Kopf langsam und bedrohlich zur Seite, scheint allerdings kurz nachdenklich zu werden. Schließlich reißt er das Cones-Band vom Hals seines "Opfers" und erhebt sich in einer flüssigen Bewegung. Ein letztes Mal tritt er gegen die Rippen des liegenden, steckt die Hände in seine Manteltaschen und sieht sich nach dem Jungen um, den dir Drei zusammen geschlagen haben. Er ist bereits geflüchtet. Der Schwarzhaarige will sich gerade eiligen Schritten Richtung Wohnung aufmachen, als er plötzlich stockt und wie angewurzelt stehen bleibt: Polizeisirenen. Genervt rüttelt Jan an der rostigen Türklinke, die widerstrebend ein paar Splitter in seiner Handfläche hinterlässt. Warum nimmt er auch nie einen Schlüssel mit... Das heißt, die richtige Frage ist hier wohl: Warum ist auch nie einer zu Hause??? Nach einigen Minuten ist seine, sowieso nicht gerade verlässliche Geduld am Ende und er tritt einige Male heftig Gegen das alte Holz, bis die Tür knarrend nachgibt, und ihm Eintritt gewährt. "Welcome Home..." Der gesamte Weg hat ihn mehr Zeit und Kraft gekostet, als er gedacht hat, so sinkt er in der Küche sofort auf einen der Stühle nieder. Nach ein paar Sekunden reißt er jedoch genervt eines der Fenster auf. "Kettenraucher!..." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)