Das Ungeheuer, welches ich einmal Vater nannte... von Versenspiegel ================================================================================ Kapitel 2: "Zerbrochen die heile Welt"... ----------------------------------------- Nunmehr waren 5 Jahre seit meiner wehleidigen Geburt vergangen und ich begann zu begreifen, was es hieß ein Nichts zu sein... Wieder einmal war das kleine Mädchen, deren Füße zu schmerzen schienen, rennend auf der Suche nach ihrem geliebten Vater, welcher den Anblick der nichtssagenden Decke genoss. Hastig öffnete Fine die Türe, versuchte sich kurz zu fassen. "Vater, meine Mutter... Sie..." Hatte der Schwarzhaarige keinerlei Anstalten gemacht, auch nur einen Blick zu seiner verkrampften Tochter zu werfen. "Stirb?". Endete sein Satz in solch wirren Worten. Er hatte ihn ohne leidenden Ausdruck weitergeführt. "J-Ja, bitte, komm schnell." Und so rannte das junge Ding näher, umfasste den rauen Saum des schwarzen Umhanges, dessen Besitzer der Reißenden einen derart finsteren Blick versetzte, dass diese zurückstolperte. Mehr als ein: "Verschwinde gefälligst", hatte er ihr nicht zu sagen. Unerbittlich stiegen doch die heißen Tränen in das junge Gesicht der Schwarzhaarigen. Ab da an bemerkte ich, wie fies er war. Wie sehr man ihn als Fürst schätzte. Damals war meine einzige Bezugsperson meine arme Mutter gewesen. Noch hatte ich meinen Onkel nicht in Erwähnung gezogen, da dies unangebracht war. Der Stiefel setzte sich an die zarte Brust des Mädchens und stieß sie zu Boden. "Verschwinde, bevor ich mich vergesse!". Die 5-Jährige begann Hass gegen ihn zu hegen, doch mehr als zu Weinen war ihr nicht im Sinn. Eher rappelte Fine sich auf, haltend die schmerzende Brust und trat - versunken in Schluchzern - wenige Schritte zurück. Der Schmerz verwandelte sich in Angst, die Angst zu Wut, und die Wut zu Hass. Umgewandt war sie nun eiligst aus dem Saal gerannt. Sie wollte weg von hier! Weg vom Tod, weg von ihrem Vater. Ich hatte dennoch nicht bedacht, wie riesig die Unterwelt war... In den qualvollen Augen des verängstigten Mädchens zeigte sich ein Anflug von blinder Panik. Sie war so weit gerannt, wie ihre kleinen Beine sie tragen konnten. Und so fand sie sich dennoch an jeglichem unheimlichen Ort wieder, welchen sie gemocht hatte zu vermeiden. Eine hitzige Welle von erdrückender Luft strömte ihr entgegen, schnürte dem Kind den Hals zu. Schlimmer jedoch als dies, war der intensive Duft des Schwefels, welcher sie überkam. In ihr breitete sich Übelkeit aus. Die Konzentration der minderen Bedenken, brachten sie noch um... Wo war sie nur gelandet? Wo war ihr Vater? Ihre Mutter? Nun mehr ein huschender Schatten, welcher sich im Schutze des aufsteigendens Rauches fortbewegte. So flüssig die Bewegung, gleich der Ziernis und doch die Größe der Unbarmherzigkeit. Hefitger schüttelte sich der kleine Leib, kauerte sich dieser doch angstvoll zusammen beim erschallenden Knurren, dessen Widernis umherhallte. Mehr als des Mädchens Schreien zu sagen vermochte war der Leib umfasst vom kräftigen Kiefer. Damals hatte man mir erzählt, dass es Höllenwölfe geben sollte, doch so recht war mir das nie gewesen. Aus Erzählungen vernahm ich, dass mein Vater, wie auch mein Onkel sich in schweren Zeiten mit diesen verbündet hätten. Rüde Worte brachten den knurrenden Schatten hinfort. Fine hingegen lag reglos, vertieft im raschen Atem zu Boden der Unfruchtbarkeit. Hände die doch dem Fürsten glichen, erhoben den jungen Leib ziehend in die bestörende Wärme sanfter, doch muskulöser Arme, die sie umfingen, wie bei ihrer Geburt. Nun sollte doch tatsächlich der Tag da sein, an dem ich meinen Onkel treffen sollte. Damals konnte ich es kaum glauben. "Geht es dir gut?" Natürlich war die Stimme dem jungen Ding verzerrt vergönnt und doch lieblicher Tiefe - beruhigend. Arschgraue Augen erfassten das vermummte Gesicht. Wer wohl war der Mann? So nickte Fine und versank in des Traumes Fiebrigkeit. Stunden verstrichen, ehe sie abermals ihre schweren und müden Lider aufschlug, um das geräumige Zimmer zu erörtern. Wohl nicht weit an der Kante des Bettes, erkannte sie den Fremden, dessen Schopf der gräulichen Kürze glich samt dem markanten Gesicht, umgarnt von dunkler Farbe. Ränder der Schlaflosigkeit, die den Kontrast zu undeutbaren Augen aufbauten. Nein, dies war wohl nicht ihr Vater. "Nun bist du endlich erwacht. Nenn' mir deinen Namen." Zögernde Worte der Ziernis erwiderten das beruhigende Sprechen des Mannes. "Fine... Fine Markhron." Ich ahnte nicht, dass es den Mann so verwunderte. Er sah mich erstaunt an. War es vielleicht undeutbarer Zorn? So schien es mir doch gleich, denn ich vermochte dem Mann mein Leben zu verdanken. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)