Lost in a Nightmare von SoraNoRyu (YamiXYugi) ================================================================================ Kapitel 5: Der Albtraum erwacht ------------------------------- Zuersteinmal vielen Dank für die Aufbauenden Kommentare ^^ Ich hatte nach dem letzten Kapitel wirklich den Eindruck, dass niemand sich für die Storry interessieren würde und war entsprechend glücklich zu lesen dass sie doch einigen gefallen hat. Ich habe mich sofort daran gesetzt das nächste Kapitel zu schreiben und habe dabei festgestellt, das mein Gedächtnis die geplante Storyline gut verwahrt hat und ich sie gleich problemlos niederschreiben konnte, als hätte es nie eine Pause gegeben. Das Kapitel ist jetzt zwar nicht ganz so lang wie das vorhergehende, aber ich komme in letzter Zeit nicht mehr so oft zum Schreiben und wollte euch nicht länger warten lassen. In diesem Sinne: Viel Spaß mit dem neuen Kapitel ^^ ----- ----- ----- ----- ----- ----- ----- Kapitel 5: Der Albtraum erwacht Ein schmerzhafter Tritt in die Seite lässt mich erschrocken hochfahren. Ich liege auf einem harten, sandigen Untergrund und meine Knochen schmerzen unangenehm. Die Hitze scheint noch unerträglicher als zuvor, aber ich schwitze nicht mehr. Vermutlich, weil mein Körper einfach kein Wasser mehr hat, das er auf diese Weise verschwenden könnte... Noch etwas benommen von der Hitze stehe ich auf und versuche, mich einigermaßen zu orientieren. Es scheint Ärger zu geben, die Männer schreien wütend herum und werfen mit schlimmen Beleidigungen um sich. Zu meiner Verwunderung ist es Bakuras Stimme, die gereizt antwortet. Marik liegt vor ihm auf dem Boden und scheint sich vor Schmerzen zu krümmen. Seine Atmung geht ziemlich schwer... Ich knie mich neben ihn, um seine Stirn zu fühlen. Er hat ziemlich hohes Fieber... an der Hitze kann es in seinem Fall nicht liegen, Marik ist hier aufgewachsen. Allerdings sieht sein Verband schon ziemlich dreckig aus, obwohl wir ihn gestern noch gewechselt haben. Ich setze meinen Rucksack ab und hole erneut das Verbandszeug heraus, während Jonouchi die Diskussion für Bakura übernimmt, damit der mir helfen kann den Verband um Mariks Schulter zu wechseln. Wasser um den alten Verband zu reinigen haben wir leider nicht, von einem geeigneten Mittel, um den Stoff zu desinfizieren mal ganz zu schweigen. Insgeheim frage ich mich, wie lange unsere Vorräte an Verband wohl noch reichen... Das Wasser, das man uns gibt, ist jedenfalls schon recht abgestanden. Unsere Entführer scheinen damit kein Problem zu haben, die haben sich einen ganzen Karren voller lang haltbarem Bier mitgenommen. Davon werden sie allerdings auch nicht gerade freundlicher... Zumindest bleibt das Wasser dadurch für uns, ansonsten würden sie uns wohl verdursten lassen. In der Hinsicht hatte Kaiba Recht, selbst wenn man Lösegeld für uns bezahlt, lebend kommen wir niemals von hier weg... Zumal wir uns jetzt wohl auch noch verlaufen haben. Die Männer warten gerade so ab, bis wir den Verband ordnungsgemäß gewechselt haben und jagen uns dann sofort weiter. Dass Marik nicht laufen kann und sich ohnehin eigentlich nicht bewegen sollte, scheint keinen von ihnen zu interessieren. Im Gegenteil, sie drohen uns sogar mit seinem Millenniumsstab, um uns zum Weiterlaufen zu animieren. Zum Glück bietet Honda sich an, Marik zu tragen. Und so laufen wir wieder Stunde um Stunde und Gang um Gang entlang, um immer wieder dieselben Wände und Statuen zu passieren. Unser momentaner Anführer jedoch will nichts von wegen „Wir laufen im Kreis“ hören; er ist sich zu einhundert Prozent sicher, dass die alten Ägypter absichtlich viele ähnliche Gänge und Statuen gebaut haben, um uns zu verwirren und die Illusion zu schaffen, wir liefen im Kreis. Na sicher, und aus genau diesem Grund haben sie auch die Kunstlederbänder mit maschinell gepressten Plastikanhängern in ihren Gängen deponiert, damit das, das ich dem Schwarzen Magier vorhin ums Handgelenk gebunden habe, nicht diese mühevoll konstruierte Illusion zunichte macht... Wieder kommen wir an der Statue des Magiers vorbei und wieder bleibe ich kurz stehen, um festzustellen, dass das Band noch da ist, wo ich es zuletzt gesehen habe. Ich nutze die kurze Gelegenheit unbewusst, um die Hand meines treuen Monsters zu drücken. Er ist das einzig vertraute in dieser Hölle neben meinen Freunden... aber nur er strahlt noch immer die selbe Zuversicht, die selbe Siegesgewissheit aus, die ich von ihm kenne... von Yami kenne... Der Gedanke daran, dass wir vielleicht nie mehr zusammen kämpfen werden, bohrt sich wie ein eiskalter Dolch durch meine Brust. Ich darf nicht daran denken... Ich darf nicht daran denken... „Wird das heute noch was? Wir wollen weiter, du Ratte!“ Eine Hand packt mich grob am Arm und schleift mich weiter. Widerstrebend lasse ich mich mitschleifen, obwohl ich genau weiß, dass wir jeden Weg hier bereits abgelaufen sind. Wir sind eingesperrt, aus diesem Teil des Labyrinths führt kein Weg mehr hinaus... Wir sind hier bis ans Ende unseres Lebens eingesperrt. Mein Blick wandert Hilfe suchend zu Marik, dem Einzigen, der sich in diesem tödlichen Wirrwar aus Gängen auskennen muss. Honda trägt ihn nun schon seit dem Morgen – falls es Morgen war, als wir geweckt wurden – mit sich herum und scheint inzwischen ziemlich unter der Last zu schrumpfen. Die sengende Hitze wird wohl auch ihren Teil dazu beitragen, dass der sonst so starke Junge inzwischen völlig erledigt aussieht. Marik selbst atmet ziemlich unruhig. Er sieht nicht so aus, als könne er uns mal eben den Weg nach draußen zeigen... vielmehr bräuchte er ein gutes Krankenhaus, aber an dererlei Einrichtungen in einem Grab hat vor ein paar Tausend Jahren sicher noch keiner einen Gedanken verschwendet. Schließlich... hat der, für den das alles hier eigentlich gebaut wurde, schon lange keine Verwendung mehr für ein Krankenhaus. Der braucht nur noch seinen bequemen Sarkophag, in dem er den Rest der Ewigkeit ruhen kann... Dieses Grab ist nicht als Wohnort für Lebende gedacht. Ein wütender und enttäuschter Aufschrei lässt mich aufschauen. Ach, wir sind schon wieder da? Das ging ja schnell diesmal, wir müssen wohl einen der kürzeren Wege genommen haben... Einer unserer Entführer steht fluchend vor dem Schwarzen Magier und brüllt ihm wüste Ausdrücke entgegen, als ob der in irgendeiner Weise an unserer Situation Schuld hätte. Als der Mann, der vermutlich schon ziemlich betrunken ist, in seiner Wut nach dem Magier tritt habe ich kurz den Eindruck, die Statue hätte einen Moment lang wütend das Gesicht verzogen. Doch die Bewegung war so schnell vorbei, dass es genauso gut nur ein verirrter Lichtstrahl hätte sein können, der meine Augen getäuscht hat. Statuen können sich nicht bewegen, die Hitze hier tut mir echt nicht gut... jetzt hab ich schon Halluzinationen. Verwirrt schüttle ich den Kopf, um meine Sinne wieder freizubekommen. Der Mann, der eben noch geflucht hat, macht sich nun an seinem Gürtel zu schaffen und unterrichtet uns lautstark darüber, dass er mal eben seinen biologischen Bedürfnissen folgen müsste. Mal abgesehen davon, dass es mir egal sein kann, was er muss und was nicht, und dass er offensichtlich zu viel getrunken hat, während wir uns täglich mit ein paar Schlücken Wasser begnügen müssen, hat er nicht im Mindesten das Recht, seinen Bedürfnissen zu Füßen einer Jahrtausende alten Statue nachzukommen! Der Meinung ist wohl auch der Magier selbst. Noch bevor ich auch nur ein Wort des Protestes einlegen kann, gibt es ein grauenhaftes Geräusch von Metall, das auf zerberstenden Knochen aufschlägt. Der lange Zauberstab, den der Schwarze Magier vorher gerade neben sich gehalten hatte, zeigt nun mit der Spitze zu Boden. Darunter liegt die traurige Gestalt eines Mannes, der bis eben noch lebendig herumgelärmt hatte. Sein Kopf ist schrecklich entstellt und ich wende meinen Blick ab, um nicht mehr zu sehen als mir eigentlich lieb ist. Der Arm des Magiers hebt sich mit einem metallischen Geräusch und er stellt den Stab wieder neben sich auf den Boden. Starr sieht er geradeaus, als wäre nie etwas gewesen, als hätte er sich nie auch nur einen Zentimeter bewegt. Dafür klappt der Boden vor seinen Füßen auf, eine große, quadratische Fläche senkt sich leicht in den Boden und dreht sich, von einem unsichtbaren Mechanismus bewegt, einmal um 180 Grad, bevor sie sich, nun ohne die darauf liegende Leiche, wieder in den Rest des Bodens einfügt. Der Übergang ist nicht mehr zu sehen. Genau wie der Magier und alles andere hier schafft es die im Boden verborgene Falltüre, jede Spur einer Bewegung geschickt zu verwischen. Und dieses Grab wird mir mit jeder Sekunde unheimlicher. Irgendwie habe ich das Gefühl, es könnte hier jeden Moment eine Mumie aus ihrem Schlaf erwachen... laut genug sind unsere Entführer in ihrem betrunkenen Zustand sicher, und die Mumie ist das einzige Horrorfilmklischee, das wir noch nicht durchhaben. ... Ich will hier weg... Ich will wieder nach Hause... Ich will zu meinem anderen Ich... Yami... „Wir gehen weiter!“, brüllt einer der Kerle direkt neben mir und packt mich unsanft am Arm. Der Schmerz holt mich wieder in die Realität zurück, die fast schon wie ein absurder Albtraum erscheint. Nur das Aufwachen ist nicht möglich... denn dieser Albtraum ist real, so grausam und unwirklich er auch scheinen mag. Unbarmherzig werden wir weiter geschleift. Weiter durch einen Teil des Labyrinths, dessen einziger Ausgang durch eine herabstürzende Wand versperrt wurde. Wir können nichts anderes als im Kreis laufen... wir sind gefangen, auch, wenn es keiner hier wahrhaben will. „Da oben geht’s weiter!“, informiert mich eine Stimme, die schon nicht mehr ganz nüchtern klingt und ein haariger Arm zeigt zitternd Richtung Decke. Dort oben, direkt über dem Kopf des weißen Drachen, ist ein rechteckiges Loch in der Decke. Würde man auf den Drachen klettern könnte ein sportlicher Mensch das Loch erreichen und sich vielleicht in den nächsten Stock hochhangeln und die anderen durchziehen... Falls die Decke nicht zu dick ist. Ein Mann tritt sofort hervor und will die Aufgabe bewältigen. Er wirkt groß und recht sportlich, aber im Moment ist er nicht einmal imstande, geradeaus zu laufen. Kein Wunder, wenn man sich seit Tagen nur noch von Bier ernährt... Heldenmutig und durch den Alkohol blind für jede Gefahr erklimmt er den riesigen Drachen, nicht, ohne in jeder verfügbaren Gelegenheit seine tollen Muskeln zur Schau zu stellen. Es ist in der Tat erstaunlich, wie dieser Mann trotz seines Zustandes (oder gerade deswegen?) die riesige Statue hochklettern kann, ohne abzurutschen. Innerhalb von ein paar Minuten ist er bereits am Hals des Drachen angelangt und macht sich nun als billiges Tarzanimitat sprichwörtlich zum Affen, während er diesen entlang klettert. Mit einem waghalsigen Sprung fliegt er dann, einen Urwaldschrei ausstoßend, zum Kopf des Drachen und greift dort erstaunlich behände nach einem der kleinen Seitenflügel. Es scheint zu stimmen, dass Alkohol einem sprichwörtlich Flügel verleiht... auch, wenn es sicher nicht gesund ist, in so einer Situation übermütig zu werden. Mit einigem Missbehagen beobachte ich, wie der Held in das Maul des Drachen klettert, um von dort aus irgendwie weiter zu kommen. Das etwa badewannengroße, weit aufgerissene Maul des Reptils macht mir Angst, erst recht, weil es groß genug ist, einen erwachsenen Mann mit einem Schluck zu verschlingen. Und der Drache sieht so lebendig aus, dass er es glatt tun könnte... Ein unangenehmes Knirschen ertönt plötzlich und mein Blick richtet sich wieder auf das Maul des Drachen. Hat sich da gerade etwas bewegt? Schon, oder? Erneut ist das Knirschen zu hören, und diesmal bin ich mir sicher, dass der Oberkiefer des Drachen kurz erzittert ist. Wie erstarrt sehe ich nach oben, meinen schmerzenden Nacken ignorierend. Ein weiteres Knirschen ertönt und der Mechanismus, der scheinbar etwas versandet war, schnappt ein: Mit einem ohrenbetäubenden Donnern fällt das Maul des Drachen zu und sperrt den Mann darin unbarmherzig ein. Die beiden Zahnreihen schließen perfekt, kein winziger Spalt bleibt dazwischen, durch den ein Entkommen möglich wäre. Angsterfüllte Schreie dringen aus dem finsteren Gefängnis, hallen durch den metallenen Körper der mörderischen Bestie. Die alabasterblauen Augen des Untiers zeigen kein Erbarmen, als sich die Schnauze plötzlich wieder nach oben reckt. Der Widerhall der Schreie verändert sich, ihr Uhrsprung scheint im inneren des Drachenhalses nach unten zu rutschen. Es ertönt ein seltsames Platschen und ein zischen wie von Säure, dann ist es plötzlich seltsam still. Eine Weile zerbricht kein Laut das Schweigen. Der Schock sitzt mir noch immer in den Knochen... es hätte genauso gut mich erwischen können. Ich glaube nicht, dass diese Fallen unterscheiden, wer die Ruhe des Grabes absichtlich stört und wer nur ein Gefangener ist, der niemanden hier stören will... sie töten jeden, der das Grab betritt, ohne die Befugnis zu haben. Die Stille bricht erst durch das metallische Dröhnen des Drachens, als sich dessen Unterkiefer wieder in seine ursprüngliche Lage zurückbewegt. Und wieder steht das Monster da, als sei nie etwas gewesen. Nach einer weiteren Schreckminute tritt der Anführer der Kerle wieder hervor. Er hält eine kurze und herzlose Rede über die Tatsache, dass das Loch da oben unser einziger Weg in die Freiheit ist und dass es daher unablässig sei, dass irgendjemand dort hochklettert. Und da er nicht noch mehr starke Männer dafür opfern könne müsse eben eine der Geiseln daran glauben; im Idealfall natürlich die, die am wenigsten Geld einbrachte. Denn wenn die Geisel es nach oben schaffte, könnten wir alle entkommen und wenn sie starb war es kein großer Verlust. Ich glaube, ich weiß, wen es trifft... und es regt mich auf, dass jemand dermaßen kaltblütig und geldgierig sein kann! Diese Männer hatten nicht mal Mitleid mit ihren Gefährten... Wie erwartet ist es Jonouchi, der nun trotz seiner Höhenangst den Drachen hinaufklettern darf. Hilfe suchend sieht er zu uns, als die Kerle ihm eine Waffe an den Rücken halten um ihn zum Klettern zu bewegen. Ich nicke ermutigend. Ich weiß, es ist das einzige, was ich tun kann, aber wir können nicht ewig hier bleiben. Jonouchi wird es schaffen... er muss. Meine Hände schließen sich um das Puzzle, klammern sich damit an die Hoffnung, dass seine Macht noch ausreicht, meinem besten Freund Schutz zu gewähren. Zumindest schien die Geste Jonouchi neuen Mut zu geben. Er weiß genauso gut wie wir alle, dass dieser Ausgang unsere vielleicht einzige Chance ist, jemals wieder nach Hause zu kommen... Und in so aussichtslosen Situationen war auf Jonouchi noch immer Verlass. Mutig, aber um einiges vorsichtiger als sein Vorgänger erklimmt er den riesigen Drachen. Man sieht ihm seine Angst bereits an, als er in etwa drei Meter Höhe vom Rücken des Ungeheuers heruntersieht... Und diesmal können wir ihm nicht mal Mut zureden, weil uns das Reden nicht gestattet ist. Stattdessen halte ich weiter mein Puzzle fest und konzentriere all meine Kraft darauf, ihn irgendwie zu schützen. Ich darf nur nicht den Glauben an ihn verlieren... Yami hätte dasselbe getan. Um den Fehler seines Vorgängers nicht zu wiederholen meidet Jonouchi das Maul des Drachen und müht sich stattdessen ab, den glatten und scheinbar rutschigen Drachenhals ganz zu erklimmen um von dort aus auf die Stirn des Monsters zu gelangen. Nach ein paar vergeblichen Versuchen gelingt es ihm sogar, den Nackenschild des Monsters zu packen und sich daran hochzuziehen. Er balanciert eine Weile unsicher auf der glatten Stirn des Drachen bis er genügend Halt hat, sich völlig aufzurichten und sich mit einem Klimmzug durch das Loch zieht. Kurz sind noch seine nach Halt rudernden Beine zu sehen, dann ist er komplett hindurch. Ein riesiger Stein fällt mir vom Herzen. Jonouchi hat es geschafft, ihm ist nichts passiert. Und das Loch ist passierbar, wir können diesen furchtbaren Kreislauf endlich hinter uns lassen. Nun folgt ihm einer der Männer, die nun ja auch gesehen haben, wie es geht. Er brauch länger als Jonouchi, vielleicht, um zu prahlen oder wegen seines Zustandes. Auch muss er ohne Hilfe durch das Loch klettern, obwohl Jonouchi ihn ziehen sollte. Wütende Stimmen neben mir vermuten, er sei geflüchtet, aber das glaube ich eher nicht. Jonouchi weiß, dass er alleine nie wieder hier herauskommt... Marik ist der Einzige, der den Weg nach draußen findet. Nun, da einer der Entführer oben aufpassen kann, werden wir hochgejagt. Honda soll als nächstes klettern. Die Männer drängen darauf, Marik einfach zurückzulassen, da er eh schon halb tot ist... sind die bescheuert? Wir lassen Marik nicht zurück, selbst wenn wir alleine hier rauskämen... er ist unser Freund! Es dauert eine ganze Zeit, bis unser Protest Erfolg hat. Unser Zusammenhalt wirkt eben immer, die Entführer geben nach, weil sie uns nicht mehr von allen Seiten motzen hören wollen. Noch können sie uns nicht umbringen, das ist unser Vorteil. Da Marik nicht selbst klettern kann müssen Honda und Bakura gemeinsam hoch um ihn zu tragen. Wieder klammern sich meine Hände um das Puzzle, während ich nur zusehen kann, wie die beiden die schwere Aufgabe bewältigen. Honda klettert immer ein Stück voraus, so dass er Marik, der inzwischen zumindest wieder bei Bewusstsein ist, mitziehen kann, während Bakura ihn von hinten stützt. Irgendwie schaffen sie es mit großem Kraftaufwand sogar den Hals hoch. Einen Moment sieht es so aus, als würde Honda abrutschen, doch schon ist Jonochi zur Stelle; er hat im richtigen Moment geschaltet und ist zurück nach unten gesprungen, um Honda festzuhalten. Mit vereinten Kräften schaffen die drei es, Marik und sich selbst sicher nach oben zu bringen. Erleichtert atme ich aus, das schwerste ist vorbei. Auch wenn ich der nächste bin, der klettern muss... ich war nie gut in so etwas, aber die Leistung der anderen spornt mich an. Ich werde es schaffen... und die anderen werden mir helfen, falls etwas passiert. Etwas unsicher gehe ich zum Schwanzende des Drachen. Das Metall ist ziemlich glatt und bietet wenig halt. Dafür dürften allerdings die Rillen des Drachekörpers hilfreich sein, und mit meinen rutschfesten Turnschuhen wird es schon irgendwie gehen. Die ersten paar Meter sind noch kein Problem, doch am Rücken werden die Panzerplatten größer und somit die Abstände zwischen den Rillen ebenfalls. Für die Anderen war das kein so großes Problem, nur bin ich wesentlich kleiner und muss somit ein Stück auf dem glatten Metall nach oben robben, um die nächste Stufe zu greifen. Ich habe es schon in der Schule gehasst, an diesen Stangen hochzuklettern, und die waren wesentlich rauer... Irgendwie erreiche ich trotz öfteren Abrutschens doch den Hals und stehe nun vor dem größten Problem: Hier bietet sich einem überhaupt kein Halt. Auch die anderen sind hier oft abgerutscht... Aber ich darf nicht einfach aufgeben, wie ich es im Sport oft tue, wenn ich einfach nicht weiter hoch komme. Hier muss ich bis ans Ende kommen und mich auf den Nackenschild hochziehen... Erleichtert lasse ich mich nach der anstrengenden Kletteraktion an die nächste Wand sinken. Zwar sind wir noch weit entfernt davon, diesem Labyrinth zu entkommen, doch haben wir zu unserem Glück zumindest diesen furchtbaren Kreislauf endlich verlassen können. Und ich habe mir selbst beweisen können, dass ich nicht völlig hilflos bin... ich habe es geschafft, ohne Hilfe bis auf den Kopf eines riesigen Drachen zu klettern. Und das ohne Yamis Unterstützung... Vielleicht habe ich doch noch etwas von Yamis Mut in meinem Herzen... Vielleicht schaffen wir es doch lebend hier heraus. Noch ist es nicht zu spät, Hoffnung zu fassen... Als alle oben versammelt sind werden wir sofort weiter gescheucht. Ich für meinen Teil hätte gerne noch ein wenig ausgeruht um in Ruhe zu überlegen, wie wir weitergehen, doch so viel Bedacht ist von einer Meute besoffener... was-weiß-ich-was nicht zu erwarten. Ich helfe Tristan ein wenig, Marik zu stützen, damit wir schneller vorankommen und unsere Entführer nicht weiter verärgern. Der Ägypter sieht trotz seiner Hautfarbe unglaublich blass aus und atmet unregelmäßig. Ich drücke vorsichtig seine Hand, weil ich ihm anders nicht helfen kann. Er braucht dringend ärztliche Hilfe... Ich will nicht, dass er stirbt. Genau genommen will ich nicht, dass überhaupt einer von uns sterben muss... Ich fühle mich für sie verantwortlich, für jeden meiner Freunde. Als Yami bei mir war hat er uns immer beschützt... Jetzt ist es an mir, das zu tun. Auch, wenn ich nicht weiß, wie mir das gelingen soll... Ein plötzlicher Jubelschrei reißt mich aus meinen Gedanken. Verwirrt blinzle ich gegen das grelle Licht, das mir ins Gesicht strahlt und mein erster Gedanke ist, dass jemand einen Ausgang gefunden haben muss. Leider ist dies nicht der Fall. Wir sind beständig nach oben gegangen, der Ausgang müsste viel weiter unten liegen. Meine Augen gewöhnen sich an das Licht und ich erkenne einen Durchgang, der mit glitzernden Perlenketten behangen ist, die wie ein Vorhang wirken. Dahinter blitzen und glänzen scheinbar unermessliche Schätze aus Gold und Edelsteinen. Wir haben die eigentliche Grabkammer gefunden. Den Ort, an dem der Körper des Verstorbenen ruht... umgeben von seinen Schätzen aus Lebzeiten. Schon befinden wir uns unbeachtet in einer Ecke des Raumes, während die Kerle ihre Entdeckung feiern. Leider tun sie das nicht gerade leise... Einer von ihnen zaubert einen CD-Player aus seinem Rucksack, den er auf volle Lautstärke dreht, worauf alle noch lauter mitgrölen. Der Anführer der Gruppe – oder zumindest denke ich, das er es ist – hat sich respektlos auf dem Sarkophag niedergelassen und spottet über den Toten, da der ihm ja eh nichts mehr tun kann. Ich bemühe mich nach Kräften, ihn zu ignorieren. Selbst, wenn ich nicht mit einem Pharao befreundet wäre... oder war... der Kerl hat gefälligst ein bisschen Respekt vor einem toten Herrscher zu haben! Um mich nicht zu sehr aufzuregen wende ich mich ab und versuche, mich nur auf meine Freunde zu konzentrieren. Zwar würde im Moment niemand merken, wenn wir verschwinden, doch wäre eine überstürzte Flucht in diesem Falle zu riskant. Dieses Labyrinth strotzt nur so vor Fallen und Sackgassen, wir haben so gut wie keine Chance, lebend zu entkommen. So lange wir hier bleiben haben wir zumindest ein wenig Schutz... immerhin finden unsere Entführer die Fallen zuverlässig vor uns. Ich hole meinen Verbandskasten wieder aus dem Rucksack und helfe Bakura, Mariks Verbände neu anzulegen. Die alten sind fast völlig durchgeblutet, aber oft können wir sie leider nicht wechseln... meine Ausrüstung war eigentlich nur für Erste Hilfe gedacht, nicht als kompletter Krankenhausersatz. Und genug Wasser und Desinfektionsmittel, um die alten Verbände auszuwaschen, haben wir leider auch nicht. Als wir mit dem Verbinden fertig sind packe ich den Kasten wieder ein und prüfe den Wasserstand in meiner Pausenflasche. Ein Wenig ist noch darin... Ich gebe die Flasche herum damit jeder ein Schlückchen nehmen kann. Es reicht nicht mehr für alle, deswegen müssen Bakura und ich verzichten. Die Proteste der anderen wehre ich ab, es ist schon okay... wir werden schon rechtzeitig wieder an frisches Wasser kommen. Außerdem habe ich irgendwie das Gefühl, für die anderen verantwortlich zu sein... Und solange sie das Wasser nötiger haben als ich verzichte ich ihnen zuliebe darauf. Bakura scheint genauso zu denken... Auch er tut im Moment alles, um die anderen so gut es geht zu versorgen. Ich lächle aufmunternd in die Runde, um den anderen Hoffnung zu geben. Zwar bin ich selbst nicht sicher, ob wir lebend von hier entkommen werden, doch ich möchte, dass zumindest die anderen sich keine Sorgen machen müssen... sie glauben an mich, wie sie früher an Yami geglaubt haben. Ich muss sie beschützen. Ein plötzliches Rumpeln wie von einer schweren Kiste lässt uns aufschrecken. Die Musik fällt plötzlich aus und es ist mit einem Schlag totenstill in der Grabkammer. Der Mann, der noch immer auf dem Sarg sitzt ist blass wie eine Leiche. „Er... Er hat sich bewegt... Das Ding hat sich bewegt!“, stottert er hilflos und deutet auf den Sarkophag. „Aaach Quatsch, du bisd nur bedrungen...“ meint ein anderer, der selbst aussieht, als würde er jeden Moment unter den nichtvorhandenen Tisch kippen. Das scheint den anderen als Erklärung zu reichen; sie drehen die Musik wieder auf und feiern weiter, sich die Taschen mit Gold vollstopfend, grölend und singend. Ich aber habe Angst... Ich bin nicht betrunken, und das Rumpeln eben haben wir alle gehört. Erneut ertönt das Rumpeln, wieder fällt die Musik aus und diesmal bin ich mir sicher, dass der Sarkophag sich bewegt hat. Etwas ist darin, und dieses Etwas ist stark genug, den Deckel seines schweren Gefängnisses ein paar Zentimeter anzuheben, obwohl ein erwachsener Mann darauf sitzt. Diesmal jedoch leugnet keiner den Vorfall. Die Musik bleibt aus und alle starren wie versteinert auf den Sarkophag, aus dessen Innerem nun weitere, schwächere Stöße zu hören sind. Vom Alkohol und seiner Dummheit beflügelt schlägt der Idiot von einem Anführer nun seinerseits auf den Sargdeckel und macht sich lallend darüber lustig, dass „die olle Mumie“, wie er sagte, ohnehin nicht herauskönne. Das Pochen aus dem inneren des Sarkophages verstummt. Gerade, als wir uns erleichtert entspannen, weil dass ganze ohnehin nur ein Spuk zu sein scheint, als plötzlich ein gleißender Lichtblitz durch die Grabkammer fährt. Es gibt einen ungeheuren Knall und der Deckel des Sarkophages fliegt, samt des darauf sitzenden Menschen, durch den Raum. ----- ----- ----- ----- ----- ----- ----- So, hoffe es hat euch gefallen ^^ Natürlich würde ich mich über Kommentare freuen, die mehr enthalten als das übliche "Ganz toll, schreib schnell weiter!". Schließlich habe ich inzwischen festgestellt, dass mich gutes Feedback sehr gut motivieren kann ^^ Bye, Sora Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)