Blind! von Shirokko (HP:DM) ================================================================================ Der Ruf ------- Autor: Shirokko Pairing: Harry Potter / Draco Malfoy Disclaimer: Nicht meins, nur verwurstet, durch den Fleischwolf gedreht, zusammengemischt und neu verarbeitet. Alle Charas gehören J. K. Rowling, beschwert euch bei ihr, wenn ihr wen nicht mögt. ^^ ... ich verdiene damit also kein Geld, was wirklich schade ist! Kommentare: Diese Geschichte spielt nach dem vierten Band, die drei zuletzt erschienen Bände werden nicht berücksichtigt. Warnungen: Diese Geschichte enthält Shonen-Ai und Yaoi!!! Wem das nicht gefällt, der soll es nicht lesen oder solcherlei Stellen einfach auslassen! Kapitel 50: Der Ruf Es war der siebenundzwanzigste Dezember, als ein Gerücht durch die Reihen der Häuser ging. Am Frühstückstisch fing es an, beim Mittagessen wusste es jeder: Eine Gruppe von Unerschrockenen wagte dem drohenden Bösen die Stirn zu bieten, indem sie sich für den Kampf wappneten. Jene, die zu diesen Kämpfern gehörten, waren verwirrt. Man hatte ihnen einen Geheimniszauber auferlegt, damit sie nichts sagen konnten, um die Gruppe vor denen zu beschützen, die sie für ihre Aktivitäten verurteilten. Wer hatte es geschafft, diesen Zauber zu umgehen? Aber sie konnten ja auch nicht ahnen, dass dieses Gerücht ganz gezielt in die Welt gesetzt worden war. Hermione, Draco und Remus waren übereingekommen, dass die Rekrutierung neuer Helfer schneller gehen musste, weswegen man einen ausgeklügelten Plan entworfen hatte. Dabei vertrauten sie hundertprozentig auf die Wirkung des Geheimniszaubers, denn ohne diesen kam es höchstwahrscheinlich zu Problemen und Unterwanderung durch Anhänger des Dunklen Lords. Die Eingeweihten konnten nichts sagen oder tun, was sie verraten würde, und mussten die anderen im Dunkeln tappen lassen. Nach und nach wurde ihnen von Hermione oder Ron in unauffälligen Momenten gesagt, dass sie dafür sorgen sollten, dass die Gespräche nicht abrissen. Es funktionierte besser, als sie es sich ausgemalt hatten. Schon am Nachmittag standen Gruppen zusammen, die überlegten, ob auch sie so eine Organisation bilden wollten, die stark und vereint gegen das Böse kämpfte, wie es die Helden taten. Die Zwillinge hatten ihre wahre Freude daran, entwarfen immer mehr Fallen und Hindernisse, die an Komplexität und Genialität kaum noch übertroffen werden konnten, und streuten sie unter die Leute, die sie begeistert aufnahmen und durch eigene Euphorie noch weiterentwickelten oder bereits in Schlachtpläne einflochten. Die einzigen, die diesen Gesprächen nicht beiwohnten, waren die Slytherins. Diejenigen, die bereits in der Verteidigung waren, durften nicht auffallen, diejenigen, die es nicht waren, machten Pläne, um die Verschwörung der anderen Häuser zu boykottieren. Tatsächlich waren es am Ende fünf Gruppen: Hufflepuffs, Ravenclaws, Gryffindors, Slytherins und das goldene Trio um Harry, der sich weigerte zu solchen Themen etwas zu sagen. Dennoch war das Ergebnis dieses Tages recht zufrieden stellend. Der allergrößte Teil wollte etwas gegen die Invasion von außen unternehmen, falls sie wirklich kommen sollte. Ron war begeistert. Er wollte loslegen, die Schüler organisieren, wie er es schon mit den letzten auf Hermiones Anweisungen hin getan hatte, doch das Mädchen erlaubte es nicht. Sie wollte noch abwarten. Tatsächlich tat sich schon am nächsten Tag etwas. In die Gruppen kam Bewegung. Es kristallisierten sich Unschlüssige heraus, deren leise Stimmen erklärten, dass eine Verteidigung doch keinen Sinn mache, nicht etwa aus Gründen, der von Dumbledore gewährten Sicherheit, sondern weil es nichts brachte, sich gegen Erneuerungen oder Verbesserungen zu stellen. Im Laufe des Tages zeigte sich, dass etwa ein Viertel aller Schüler auf Seiten des Dunklen Lords standen oder mit ihm sympathisierten. Eine Welle von Meinungsbekundungen brach los, ausgelöst von Draco, der in seinem Haus eine Art Hetzrede hielt, breitete sich aus und fand selbst in Gryffindor noch Widerhall. Es waren nur zwei Schüler, aber auch zwei zuviel in Rons Augen, der es gar nicht fassen konnte. Gryffindors auf Seiten Voldemorts! Unglaublich. Zum Glück war es niemand aus seinem direkten Freundesskreis, sonst hätte ihm das wohl den Rest gegeben. Ein weiterer Tag ging ins Land und jetzt teilten sich die Fronten klar und deutlich. Am Vormittag, kurz nach dem Frühstück des vierten Tages, standen plötzlich einige Slytherins auf, unter ihnen Pansy, Blaise und viele der Älteren. Sie waren ernst, ein wenig nervös und mieden die Gesichter ihrer Hausgenossen. Geschlossen und unter den ungläubigen Blicken aller wanderten sie durch die Große Halle und blieben schließlich vor Harrys Platz stehen, der mit der Fee spielte, die am vorherigen Abend endlich zurückgekehrt war. Es war ein Junge namens Theodore, der sprach: „Wir möchten bei eurer Sache mitmachen.“, erklärte er und Pansy warf Hermione einen bedeutungsvollen Blick zu. Sie hatte bei dieser Entscheidung nicht mitgeholfen. Harry unterdessen hob den Kopf. „Und warum sagst du das mir?“, fragte er. „Weil Er dich hasst. Du bist sein Feind Nummer eins. Du kämpfst gegen ihn.“, erläuterte der Junge und einige zustimmende Stimmen wurden laut. Die übrig gebliebenen Slytherins schauten mit dunklen Blicken zu ihnen herüber, Verachtung und Hass in ihren Augen. „Ihr tut mir leid.“, sagte Harry leise, der die Gefühle und die Spannung auf seiner Haut spüren konnte. „Ihr werdet es jetzt so richtig schwer haben.“ „Das ist uns egal!“, begehrte ein dunkelhaariges Mädchen auf und unterstrich ihre Worte mit einer wütenden Geste. „Alles ist besser, als immerzu Konstruktivität und Verehrung heucheln zu müssen!“ Sie verschränkte die Arme provokativ vor der Brust. „Oder willst du uns nicht, weil wir Slytherins sind?“ Es brachte Harry zum Lachen. Weil sie Slytherins waren? Wenn das ein Kriterium wäre, hätte das mit Draco niemals klappen können, aber davon wussten sie ja nichts. Draco war selbst jetzt noch in den Reihen der Gegner, um herauszufinden, was sie planten. „Es macht mir nichts aus, aus welchem Haus ihr seid.“, sagte er freundlich. „Aber ich bin hier nicht der Ansprechpartner. Mein Name mag euch geläufig sein, weil Voldemort mich hasst, aber das heißt nicht, dass ich Schüler in einen Kampf führe.“ Die Nennung des gefürchteten Namens hatte die ganze Große Halle den Atem anhalten lassen und es dauerte ein paare Momente, bis einer der Slytherins den Schrecken weit genug überwunden hatte, um zu sprechen. „Soll das heißen, Harry Potter kneift vor dem Unnennbaren?“, wollte der Siebtklässler wissen. Seine Augen ruhten abschätzig auf dem wilden schwarzen Haarschopf, der inzwischen von einer wütenden Fee verbal verteidig wurde, die keiner beachtete. Harrys Finger strichen weich über das samtene Köpfchen, um Kikuileh zu beruhigen. Die Unterstellung gefiel ihr gar nicht. „Meine Aufgabe ist eine andere als die deine.“, gab er nur zurück. „Wende dich an Mione oder Ron. Die beiden haben mehr Erfahrung darin, Gruppen zu organisieren.“ Der Junge öffnete den Mund, um etwas Bissiges zu erwidern, da meldete sich Hermione ruhig zu Wort. „Keiner hier sollte Harrys Rolle in diesem Kampf in Frage stellen.“, sagte sie, dann erhob sie sich selbstbewusst, wirkte allein durch ihre Bewegungen und Haltung beinahe bedrohlich. Sie fand genau das richtige Maß, um die Umstehenden angemessen zu beeindrucken. „Er weiß am besten, was er tun muss. Genauso, wie jeder von euch die Wahl hat, ob er uns helfen will. Siebenundvierzig Schüler haben bereits begonnen, sich selbst weiterzubilden, um im Kampf gewappnet zu sein und nicht hilflos dazustehen.“ Um sie herum erhoben sich Schüler jedes Tisches, doch die meisten kamen wohl aus Gryffindor. „Wir haben bereits Pläne erstellt, die uns helfen, das Schloss zu verteidigen, wenn die Todesser kommen. Jeder weitere, der uns helfen will, der kann sich bei mir oder einem dieser Schüler melden.“ Raunen brach aus und Draco zwischen den Slytherins konnte kaum die Augen von diesem Schauspiel nehmen. Hermione stand dort, um sie herum wie Fixsterne die Leute aus ihrem Widerstand und alle anderen himmelten sie an. Alle bis auf die paar, die jetzt noch um ihn standen. Die paar, die sich gerade umdrehten und vollkommen desinteressiert gingen. Draco starrte ihnen nach. Was war denn nun kaputt? Auch von den anderen Tischen gingen ein paar Schüler, verließen einfach die Große Halle, selbst aus dem Pulk Slytherins, die vor dem Gryffindortisch standen. Was sollte das? Wollten sie nicht wissen, was hier geschah? Widerstrebend folgte er den Leuten, blickte sich aber immer wieder unsicher um. Er hätte das gern alles miterlebt, doch er gehörte offiziell zu den Gegnern und das sollte auch so bleiben. Über mehrere Stunden blieben die Hogwartsschüler in der Großen Halle versammelt und sprachen über Dinge, die man tun könnte oder planen musste, bis Ron sich letztlich Gehör verschaffte. Es ging ihm schlichtweg auf den Geist, dass alles so unkoordiniert war. Sie hatten längst Pläne und die sollte man auch nutzen! Der Umschwung in Hogwarts führte zu Veränderungen, denen die Lehrer kritisch gegenüberstanden. Die Slytherins, die dem Dunklen Lord entsagten, teilten sich auf die anderen Häuser auf, um vor nächtlichen Anschlägen geschützt zu sein. Dafür wurden die Sympathisanten dieser Häuser ausquartiert oder bekamen einen der Schlafsäle komplett überlassen, weil die Slytherins mögliche Spione in ihren Räumlichkeiten nicht dulden wollten. Aber die Schüler hielten sich eh weniger in den Schlafräumen auf. Es gab eine Menge zu tun und mit Hilfe seiner Kameraden teilte Ron sie in Gruppen auf, um das breite Feld der Aufgaben abdecken zu können. Es wurde dabei auf Talent geachtet. Flinke Zauberer wurden Ron und Katie Bell zugeordnet, die ihnen Reflexe vorführten, von denen viele nur träumen konnten. Verteidigungsspezialisten wurden Hermione und Pansy zur Seite gestellt, die versuchen würden, ihnen Zauber beizubringen, mit denen man auch größere Gruppen beschützen konnte. Es gab eine Fliegerstaffel, die mit Zauberstäben und Klatschern ausgerüstet wurden und deren Leitung die gestrenge Angelina übernahm. Schüler mit dem Talent der Geduld und der Fähigkeit und dem Wunsch zu heilen, kamen zu Mme Pomfrey, die sich bereiterklärt hatte, diese Entschlossenheit, nicht alles einfach hinzunehmen, zu unterstützen. Und dann gab es die wirklich große Gruppe derer, die für Ablenkungen aller Art zuständig waren. Sie standen unter der Leitung von Fred, George und Lee. Es war ein wesentlicher Bestandteil der Abwehrstrategie, denn wenn die Gänge von Fallen jeglicher Art nur so wimmelten, war ein Durchkommen für unwissende Angreifer beinahe ausgeschlossen. Und die Zwillinge nutzten wirklich jedes sich bietende Medium. Angefangen bei Zaubern, die Spinnennetze verstärkten, über Pflanzen, bei denen sie fachmännische Hilfe von Professor Sprout und Neville Longbottom bekamen, über Verwandlungszauber bis hin zu ausgetüftelten Muggelkonstruktionen war alles dabei und noch vieles mehr. Und um ihren Plan wirklich lückenlos bearbeiten zu können, schlossen die drei Rabauken der Schule Waffenstillstand mit ihrem Erzfeind Filch, der sichtlich seine Freude daran hatte, Fallen aufzustellen und auch selbst zu entwickeln. Er, Lee und die Zwillinge stellten auf einmal fest, dass sie eine Menge gemeinsam hatten. Auch die anderen Lehrer fügten sich in die Organisation mit ein. Snape hatte ein paar begabte Schüler ausgewählt und braute mit ihnen diverse Tränke für den Vorrat, McGonagall erweckte die Ritterrüstungen und Statuen des Schlosses zum Leben, Vektor und Trelawney schlossen sich den Abwehrstrategen an und unterstützten sie auf ihrem Fachgebiet. Letztere war keine große Hilfe, bis Lee auf die Idee kam, die Utensilien aus ihrem Raum ebenfalls zur Abwehr zu nutzen, so dass Kristallkugeln zu tödlichen Schleudergeschossen wurden. Hogwarts summte wie ein Bienenstock. Unterdessen hatte Draco mit den Slytherins zu kämpfen - oder zumindest mit ihrem seltsamen Verhalten. Irgendetwas wirklich Seltsames ging in seinem Haus vor, denn sie schienen gar nicht mitzubekommen, was um sie herum geschah. Sie gingen zum Essen, spazieren oder zurück in ihre Räume, ohne je etwas von den Aktivitäten draußen zu erwähnen oder sich auch nur zu wundern. Selbst die Aktivitäten, den Ausgang aus Hogwarts zu finden, waren erloschen. Es war ein Verhalten, als wüssten sie gar nicht, dass überhaupt etwas passierte. Und an dem Punkt begriff er endlich. Er hatte so etwas schon einmal erlebt. In kleinerem Ausmaß. Bei Harry! Wie vom Hafer gebissen sprang er auf und rannte aus dem Slytheringemeinschaftsraum, in dem er vor sich hingebrütet hatte. Harry war es sicherlich auch gewesen, der ihre Gegner aus der Großen Halle abgezogen hatte. Er war es, der dafür sorgte, dass sie einfach vergaßen! Er sorgte dafür, dass sie alle ungestört arbeiten konnten! Dass er so eine große Manipulation überhaupt schaffte! Harry war wirklich unglaublich! Draco fand seinen Freund draußen am See. Er stand zusammen mit Sirius dort und ließ das Eis tauen, brannte ohne Zauberstab Löcher ins Eis, die von Enten und Gänsen gern angenommen wurde. Sogar ein Schwan glitt über das eisige Wasser dahin. „Hallo, Draco.“, grüßte Sirius den Blonden, der ihm zunickte, sich dann aber an Harry wandte, der seine Tätigkeit nicht unterbrochen hatte. „Du bist genial, weißt du das?“, fragte er mit vor Begeisterung und Kälte geröteten Wangen. Harry zuckte mit den Schultern. „Wie kommst du darauf?“ Eine genau bemessene Bewegung des Handgelenkes ließ eine andere Kante der Eisplatte schmelzen. Sirius lachte. „Er ist wohl hinter deinen Zauber gekommen.“ Kikuileh löste sich aus einer Falte des dicken, rot-goldenen Schals und begrüßte Draco überglücklich und drückte sich gegen dessen Ohr. „Wie schaffst du es, sie alle aus dem Verkehr zu räumen?“, fragte dieser, während er die kleine Fee kitzelte. Harry machte eine weitere ausladende Geste. „Es ist der Vergessenszauber.“, erklärte er, nachdem er sie beendet hatte. „Er wirkt auf alle, die Voldemort nicht hassen.“ „So was geht?“ Draco hatte schon gedacht, er hätte den Zauber auf jeden einzelnen gewirkt, aber damit hatte er wirklich nicht gerechnet. Im gleichen Moment brach Harry den Zauber ab und deutete strahlend auf den See. „Schau, Sirius, ein Stern!“ „Spielkind.“ Der Mann strubbelte seinem Patensohn väterlich durch die Haare, so dass dieser ausgelassen kicherte. „Bleib mal ernst.“ Es war kaum zu überhören, dass er das nicht im Mindesten so meinte. Der Junge, der lebt, rümpfte die Nase. „Ernst ist doof. Draco hat gesagt, ich soll mich mehr amüsieren, damit ich besser werden kann.“ „Hat er das?“ Verwundert sah Sirius seinen Neffen an, der stolz grinste. „Da hat er wohl Recht… Solch eine Weisheit hab ich ihm gar nicht zugetraut.“, stänkerte er, doch das kurze Blitzen in den grauen Augen wurde schnell durch jahrelang trainierte Überheblichkeit abgelöst. „Natürlich habe ich Recht!“, erklärte ihm der Blonde großspurig. „Immerhin weiß ich das aus Erfahrung.“ Sirius’ Grinsen wurde breiter. „Zweifellos.“, stimmte er zu. „Und bei Harry wirkt es offensichtlich ja auch.“ „Draco, wenn ich gehe, dann wird der Zauber innerhalb einer Stunde verfliegen. Ich kann ihn dann auch nicht mehr erneuern.“ Der Themenwechsel war hart. Nicht, weil Draco sich dann wieder mit den Slytherins rumschlagen musste, sondern weil es ihn daran erinnerte, dass Harry ging. Es gefiel ihm nach wie vor nicht, denn je weiter die Vorbereitungen voranschritten, desto stärker wurde sein Gefühl, dass er seinen Freund nicht wieder sehen würde. Einem Impuls der Angst folgend trat er vor und umarmte seinen Freund fest. Er brauchte diese Nähe jetzt, um sich selbst einzureden, dass seine Befürchtungen unbegründet waren, sich zu beweisen, dass er doch nicht so hilflos war, wie es ihm vorkam, und wenn es noch so sehr eine Lüge war. Es funktionierte jedoch erst, als Harry die Umarmung erwiderte. Da fühlte sich plötzlich alles wieder so an, wie es sein sollte. An diesem Tag wohnte Draco dem Training Harrys bei und versuchte sich selbst an den Zaubern, die dieser wirkte. Selbst Sirius war erstaunt und stolz, dass es einigermaßen funktionierte, galten die meisten doch als schwer. Die Nacht zum ersten Januar wurde gefeiert. Sie feierten das Jahr der Befreiung im Voraus, denn euphorisch wie sie waren, waren sie sich sicher zu siegen. Harry und Draco feierten alleine auf dem Dach der Schule, beobachteten die Fliegerstaffel, zu der sich Fred und George gesellt hatten, wie sie Feuerwerkskörper zündeten. Es war ein herrlicher Anblick und Draco stellte fest, dass Harry tatsächlich seine alte Brille trug. „Du kannst wieder häufiger sehen, oder?“, fragte er, dabei hatte er Harrys Fortschritte hautnah miterlebt. Der Junge nickte, was an Dracos Schulter gelehnt nur schwer zu erkennen war. „Warum trägst du dann deine Brille? Sehen die Augen nicht scharf?“ Dabei hatte Harry die ganze Zeit keine Brille getragen. „Nein.“, antwortete der Junge leichthin. „Sie sind so wie früher. Ohne Brille sehe ich immer alles verschwommen, was weiter weg ist.“ „Kannst du das denn nicht heilen?“ Der Schwarzhaarige schüttelte den Kopf. „Ich kann gar nichts heilen.“, erklärte er die Tatsache, die sowohl Remus als auch Mme Pomfrey und Professor Vektor festgestellt hatten. „Die Kunst zu heilen ist anscheinend der Preis für die Macht, die in mir ist.“ Draco nahm diese Information schweigend und mit mulmigem Gefühl hin. Wenn Harry wirklich nicht heilen konnte, dann durfte er im Kampf auf keinen Fall verletzt werden. Das wäre wirklich fatal. Im neuen Jahr schloss sich Draco Ron und seiner Gruppe von Angriffsstrategen an. Der Rotschopf stellte ihn als Begründer des Widerstandes vor und erklärte, dass es ihm zu verdanken war, dass die Slytherins sie in Ruhe ließen und einige von ihnen sogar die Seiten gewechselt hatten. Remus und Pansy bestätigten das noch, damit war Draco unter Vorbehalt integriert. Es stellte sich heraus, dass der blonde Junge sowohl geschickt als auch stark war. In den Gruppenübungen stand er stets mit Ron, Remus und Katie Bell auf der Seite derjenigen, die die anderen bis zum Äußersten forderten, und half ansonsten schwächeren Schülern, die Zauber zu meistern, indem er ihnen nützliche Tipps gab. Recht bald wurde bekannt, dass Draco Malfoy einen unglaublichen Wandel durchgemacht hatte. Und so kamen sie nicht umhin zu erklären, dass diese Tatsache vor den Slytherins auf keinen Fall publik werden durfte, weil es sonst sein könnte, dass sie ihnen unbemerkt in den Rücken fallen konnten. Sie verabredeten im gleichen Zuge, dass ein paar Leute mit ihm zusammen in den Slytheringemeinschaftsraum eindringen und die Verräter ausschalten würden, sobald es zum Kampf kam, um eine Invasion von innen heraus von vornherein zu unterbinden. Zwei Wochen nach diesen Ereignissen erwachte Harry schweißgebadet aus einem Alptraum. Kikuileh war nicht da, war aus Rücksicht auf ihn und Draco am Abend gegangen, um ihre Freunde zu besuchen, aber auch sein Freund war nicht mehr an seiner Seite. Das Bett neben ihm war verwaist, keiner da, an den er sich anschmiegen und von dem sich trösten lassen konnte. Der Traum war wirklich schrecklich gewesen. Londons Straßen waren so gut wie leer. Schmutz, Schutt und Leichen lagen auf den Gehwegen und Straßen, das Grüne Mal prangte an jeder Hauswand und neben jedem dritten Zeichen lag ein Muggel, die Gliedmaßen grotesk verdreht und die Augen aus den Höhlen entfernt. Und daneben stand in Blut geschrieben: „Du müsstest mich doch finden, denn du bist ja so wie ich. Drei Tage noch, dann ist London Asche.“ Er hatte Voldemort dabei beobachten können, wie er eine dieser Nachrichten schrieb, wie Mordlust und Blutgier durch seine Adern rannen, wie Erregung mit Vorfreude und kaltem Hass gemischt wurde und an die Grenzen des Wahnsinns stießen, hatte es in seinem eigenen Körper spüren können. Drei Tage nur noch. Drei Tage. Das war eine so verdammt kurze Zeit! Harry stand auf und zog sich an. Er nahm seinen Zauberstab und machte sich langsam auf den Weg in den Gryffindorfünftklässlerschlafraum, in dem seine Sachen wie immer in dem Koffer unter seinem Bett lagen. Bedächtig und mit viel Mühe, die Sehfähigkeit zu bewahren, suchte er heraus, was er brauchen würde. Den Tarnumhang, seinen Zauberstab, den Trank, den Poppy ihm für den Notfall gegeben hatte, Dracos Ring. Es war alles, was er brauchen würde. „Du müsstest mich doch finden, denn du bist ja so wie ich…“, murmelte er leise und verstaute alles. „Das ist nicht wahr. Ich bin niemals so wie du.“ Langsam schloss er die Schnallen seines Umhangs, ging dann hinunter in die Küche, wo er sich von Dobby Äpfel und Brote geben ließ. Verpflegung war nicht schlecht, falls er ihn nicht gleich fand. Vor Tagen schon hatte er sich alles zurechtgelegt, um seinen Aufbruch möglichst schnell und unauffällig zu gestalten. Als nächstes führte ihn sein Weg in die Eulerei. Schmerzlich wurde ihm bewusst, dass Hedwig noch immer verschwunden war und er schon lange nicht mehr an sie gedacht hatte, aber für Trauer war jetzt keine Zeit. Ein paar Zeilen auf ein Pergament kritzelnd rief er Pigwidgeon zu sich und schickte ihn mit der Nachricht zu Ron. Es war eine Anleitung für die nächsten Tage und der Hinweise, wo er die Karte des Rumtreibers finden konnte. Er hatte überlegt, ob er Ron endlich beichten sollte, dass sein Bruder Percy tot war, aber er entschied sich dagegen. Ron würde es noch früh genug erfahren und eigentlich wollte er auch nicht derjenige sein, der ihm das mitteilte. Anschließend warf er sich den Tarnumhang über die Schultern und machte sich auf zur Peitschenden Weide. Er würde niemanden mitnehmen. Er würde niemanden gefährden. Draco war allein auf dem Gang und auf dem Rückweg zu ihrem Zimmer, als Harry ihn unsichtbar von hinten umarmte. Er konnte ihm nicht ins Gesicht schauen, wollte nicht weinen, wollte ihn nicht zurücklassen, ihm nicht schon wieder so weh tun. Und er wusste gleichzeitig, dass er keine andere Wahl hatte. Er würde ihn nicht der Gefahr aussetzen, ihn für immer zu verlieren. Hier war es sicherer für ihn. Ohne ein Wort gesagt zu haben, ließ er den Blonden wieder los und drehte sich um. Er musste auf der Stelle hier weg! Doch schon nach drei Schritten wurde seine Hand von Draco festgehalten. Er hatte sie nicht sehen können, aber er hatte sie zielsicher erwischt. „Du wirst gehen, nicht wahr?“ Die Stimme klang rau vor unterdrückter Angst. „Ohne die anderen.“ Harry nickte, obwohl Draco das nicht sehen konnte, dann wurde ihm die Kapuze vom Kopf gezogen. Draco blickte ihn an und Harry konnte den Blick nicht erwidern. „Bitte, Harry.“ „Ich muss gehen.“, wisperte der Junge erstickt. „Er bringt alle um.“ Draco sah ihn an, eine ganze Zeit lang, dann zog er ihn an sich und umarmte ihn fest. „Bitte lass mich mitgehen.“, flehte er. „Ich könnte es nicht ertragen, wenn du stirbst!“ „Ich habe versprochen, dass ich zurückkomme.“, gab Harry leise zurück. „Ich halte mein Versprechen.“ „Bitte nimm mich mit!“ Es war eine schreckliche Situation. Harry konnte nicht Ja sagen. Aber Nein konnte er auch nicht sagen. Nicht bei dem Blick. Bei der Stimme. Bei dem Flehen. Was sollte er denn tun? Er musste sich beeilen. Mit Sicherheit hatte Ron seinen Brief längst und würde Sirius alarmieren. „Draco, ich kann nicht…“ Letztendlich verblasste seine Sicht. Es war eine Schutzreaktion, das erste Mal, dass er die Angst ganz bewusst zuließ, um Dracos bittende Augen nicht mehr sehen zu müssen. Gleichzeitig senkte er den Kopf. „Du verstehst nicht, Draco. Voldemort ist niemand, der irgendjemanden ungeschoren davonkommen lässt. Er würde dich zerstören. Mit Worte, mit Taten… Ich will nicht erleben müssen, wie er dich zerbricht.“ „Aber ich soll zulassen, dass du ihm begeg…“ „Bei mir ist es längst zu spät! Er hat längst alles, was mir etwas bedeutet, zerstört. Meine Eltern, Sirius’ Leben, meine Selbstachtung… Nur dich noch nicht. Bitte lass das auch so bleiben!“ Harrys Stimme hatte nun auch etwas Flehendes. „Lass nicht zu, dass er alles kriegt!“ Dracos Griff um Harrys Schultern wurde schwächer, machte es dem Jungen möglich, einen Schritt zurück zu tun. „Ich komme bestimmt wieder.“, versprach Harry ein weiteres Mal, dann war er appariert. Auf dem Gelände von Hogwarts, obwohl er selbst gesagt hatte, dass es für ihn unmöglich wäre. ------------- Ja, Leute, jetzt geht’s los, die letzte Phase der Geschichte! *leuchteaugenhat* Macht euch gefasst auf alles, was ihr erwartet, und besonders auf das, was ihr nicht erwartet! Ich bemühe mich, jede Erwartung so gut es geht durch unerwartete Aspekte zu ersetzen! *grins* Bis zum nächsten Mal! Hoffentlich pünktlicher ^^° Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)