Blind! von Shirokko (HP:DM) ================================================================================ Kampf ----- Autor: Shirokko Disclaimer: Nicht meins, nur verwurstet, durch den Fleischwolf gedreht, zusammengemischt und neu verarbeitet. Alle Charas gehören J. K. Rowling, beschwert euch bei ihr, wenn ihr wen nicht mögt. ^^ ... ich verdiene damit also kein Geld, was wirklich schade ist! Kommentare: Diese Geschichte spielt nach dem vierten Band, die drei zuletzt erschienen Bände werden nicht berücksichtigt. Warnungen: Diese Geschichte enthält Shonen-Ai und Yaoi!!! Wem das nicht gefällt, der soll es nicht lesen oder solcherlei Stellen einfach auslassen! Kapitel 55: Kampf Draco erwachte, als die Sonne gerade versank und die Decke des Zimmers in ein blutig-goldenes Licht tauchte. Dunkelheit und Nebel war in seinen Gedanken, doch als sie nach und nach aus der Ohnmacht auftauchten, galt sein erster Gedanke Harry. Wo war sein Freund? Er konnte ihn nicht um sich spüren! Wo war er selbst? Am Rande seines Bewusstseins nahm er die Umgebung als zu Hogwarts zugehörig wahr und fragte sich einen langen Moment, ob das, woran er sich zu erinnern glaubte, doch nur ein böser Traum gewesen war. Dann bemerkte er, dass der Raum die Krankenstation war und fuhr hoch. Es war still. Außer ihm war keiner im Raum. Wo war Harry? „Draco, wie fühlen Sie sich?“ Mme Pomfrey trat durch eine Tür herein, griff auf ihrem Weg nach Phiolen und Fläschchen. „Wo ist Harry?“, ignorierte der Blonde ihre Nachfrage. Verdammt, er konnte ihn nicht spüren, fühlte sich so allein wie in den Monaten, in denen Harry in London gewesen war! Und war er nicht zurückgeblieben, weil er noch etwas erledigen wollte? Hatte er ihn und Snape nicht vorschicken wollen? „Ist er etwa noch in Durmstrang? Geht es ihm gut?“ Die Krankenhexe lächelte schwach. Was sollte sie darauf antworten? Seit drei Tagen suchten mehr als hundert Menschen nach diesem einen Jungen, doch bisher hatte keiner auch nur eine Spur von ihm gefunden und selbst Dumbledore hatte keine Ahnung, was passiert sein konnte. Er hatte den Mann, der jenen Zauber kannte, noch nicht erreicht. Ihr Schweigen war Draco Antwort genug. Entsetzen ergriff von ihm Besitz, spiegelte sich in seinem Gesicht und in den Augen wider, bevor er plötzlich aus dem Bett sprang. Er musste ihn suchen! Oder war es vielleicht schon zu spät? Poppy war sofort zur Stelle. „Draco, legen Sie sich wieder hin! Sie sind noch nicht wieder gesund!“ Entrüstet griff sie nach seinen Schultern und versuchte ihn wieder aufs Bett zu drücken, doch konnte sie der Gegenwehr kaum standhalten. „Lassen Sie mich los!“, schrie Draco verzweifelt, streifte ihre Arme ab und stieß sie letztlich von sich. „Ich muss zu ihm! Er braucht meine Hilfe!“ Schon war er auf halbem Weg durch das Zimmer, als ein Zauber ihn mitten in der Bewegung erstarren ließ, so dass die aufgeregte Fee Kikuileh erleichtert auf seiner Schulter landete und ihm tröstend ins Ohr klingelte. Dracos Aufmerksamkeit wurde jedoch von Snape beansprucht, der inzwischen ebenfalls im Zimmer stand. „Beruhige dich! Dein Toben ist fehl am Platz und der Situation unangemessen!“, rügte er und Dracos Augen verengten sich zornig, doch darauf achtete der schwarzhaarige Mann nicht. Emotionslos kalkulierend wie immer wandte er sich an Mme Pomfrey. „Wie geht es ihm?“, wollte er sachlich wissen, während sie sich wieder aufrappelte und ihren Ärmel trocken zauberte, der durch den Inhalt eines zerbrochenen Fläschchens langsam lila wurde. Ein zweiter Zauber aus ihrem Stab wusch über Draco hinweg. „Soweit alles in Ordnung. Ein paar Tage Ruhe noch, dann müsste er wieder vollkommen gesund sein.“, lautete ihre fachliche Meinung. Snape nickte nachdenklich, schien im Geiste etwas abzuwägen, dann strafften sich seine Schultern. „Ich komme, um ihn abzuholen. Albus erwartet ihn.“ „Aber das…“ „Wir werden auf die Suche nach Potter gehen und Draco soll dabei sein, weil er die unersetzliche Gabe hat, ihn aufzuspüren, sobald er in seiner Nähe ist. Er wird sich nicht überanstrengen dabei.“, hielt er ihrem aufkeimenden Protest entgegen. Sie funkelte ihn an, zweifelsfrei bereits etwas Bissiges auf den Lippen, doch dann fiel ihr Blick auf Draco, der noch immer erstarrt im Raum stand, und nickte plötzlich ergeben. Sie hatte seine Angst und seine Sorge gesehen und wusste schon jetzt, dass sie ihn niemals hier würde halten können. „Nehmen Sie ihn mit, Severus. Aber ich werde Sie ebenfalls begleiten. Vielleicht werden meine Künste gebraucht. Geben Sie mir zwei Minuten.“ Diesem Vorschlag war nichts entgegenzusetzen. Draco wurde freigelassen und durfte sich anziehen, während die beiden Männer auf die Medihexe warteten. Als sie fünf Minuten später in die Eingangshalle kamen, warteten dort außer Dumbledore, Sirius und Remus auch noch drei Männer, die ihren Roben nach Auroren sein mussten, ein alter Mann, der Dumbledore in Thema bunter Vogel in nichts nachstand, und Ron und Hermione. Letztere waren durch Zufall zu der Gruppe gestoßen, als sie versucht hatten, Dumbledore abermals wegen Harry auf den Zahn zu fühlen. Still standen sie neben einem übernächtigten Sirius, definitiv eingeschüchtert durch das Aufgebot an wichtigen Menschen. Dracos Auftauchen änderte die erwartungsvolle Unruhe in Erleichterung. „Draco!“ Hermione war richtiggehend froh, ihn zu sehen. „Wie geht es dir? Was macht deine Lunge?“ Ihre Hände griffen nach seinen und drückten sie sachte zur Begrüßung, danach begrüßte sie auch Kikuileh, die sich ihr an den Hals warf. „Bin wieder gesund.“, gab der Blonde unwillig zurück. Er hatte keine Lust auf Smalltalk, er wollte wissen, wo Harry war. Seine Augen huschten zu Dumbledore, der jetzt leise mit Mme Pomfrey sprach. „Sie wollen uns nicht sagen, was mit Harry ist!“, beschwerte sich Ron, während er ihn mit einem freundschaftlichen Handschlag begrüßte. „Frag du sie, vielleicht antworten sie ja dir.“ „Sie wissen es nicht.“ Draco musste sich sehr zusammenreißen, um den Rotschopf nicht anzuschreien, soviel Überwindung kostete es ihn, das auszusprechen. Es löste so etwas wie Schock aus. „Sie wissen es nicht?“, fragte Ron zittrig. Seine Augen weiteten sich zunehmend und im gleichen Maß nahm die Färbung seiner Wangen ab. „Warum nicht?“ „Wir haben ihn noch nicht gefunden.“, sprang Remus Draco bei. Er sah sehr wohl, dass dieses Gespräch den Jungen übermäßig schmerzte und an seiner nicht vorhandenen Kondition zu zerren begann. Schwer legte er die Hände auf jeweils eine Schulter der beiden Jungen. „Wir wollen gerade das herausfinden. Also verlieren wir keine Zeit.“ Mehr als ein schwaches Nicken bekam er nicht. Hermione sah aus, als wolle sie noch etwas sagen, aber selbst sie brachte dank ihrer zugeschnürten Kehle keinen Ton heraus. „Jetzt, wo wir alle beisammen sind, können wir ja gehen.“, verkündete Dumbledore und die Gruppe setzte sich in Bewegung. Draco hielt sich dicht bei Snape, während Remus die beiden Gryffindors über das aufklärte, was er wusste. Viel war es nicht. Eigentlich konnte er ihnen nur erzählen, dass Harry mit Draco und Snape nach Durmstrang gegangen und dort verschwunden war, nachdem er den Unnennbaren besiegt hatte. Ebenfalls eine Information, die die beiden schockte und auch Draco aus seiner Lethargie riss. „Voldemort ist tot?“ Snape neben ihm nickte. „Habt noch ein paar Momente Geduld. Ihr werdet es gleich sehen.“ Draco konnte nicht beschreiben, was diese Information in ihm auslöste. Schrecken vielleicht, weil er Harry falsch eingeschätzt hatte. Entsetzen, dass sein unschuldiger Freund doch dazu in der Lage war, zu töten. Und Freude, dass es endlich vorbei war. Aber war es das wirklich? Konnte man sich darauf verlassen? Warum war Dumbledore noch nicht vor die Schülerschaft getreten und hatte diese frohe Botschaft verbreitet? Gab es Probleme? Das zweite, das ihn verwirrte, war Snape. Der Mann war noch stiller als sonst. Oder vielleicht auch anders still. Draco hatte das Gefühl, dass die gewohnt aggressive Präsens fehlte. Snape war ruhiger, mehr in sich gekehrt. Oder so ähnlich. Es war schwer zu erklären. Sie erreichten Hogwarts’ Grenze und Dumbledore öffnete einen Durchgang durch die magische Barriere. Noch immer lag das Schloss unter dem Bann, der es vor Zutritt schützte. Kaum waren sie draußen griffen alle nach dem Haarband, das der Schulleiter ihnen hinhielt und der Portschlüssel entfaltete seine Wirkung. Sie landeten direkt in der Großen Halle von Durmstrang, die bis auf ein paar klägliche Mauerreste tatsächlich das einzige Überbleibsel der einstmals stolzen Burg war. Das Bild hatte sich seit Snapes letztem Besuch hier nicht verändert. Dumbledores Bewahrerzauber hatte ganze Arbeit geleistet. Noch immer lagen Trümmer von Stühlen und Tischen herum, verbrannt und verkohlt, noch immer glitzerten Glassplitter zwischen der Asche, noch immer lag unverändert Voldemorts Leiche vor seinem Thron. Hermione keuchte bei dem Anblick auf, schlug die Hand vor den Mund und klammerte sich mit der anderen an Ron fest, der die Lippen zusammenpresste und die Hände zu Fäusten ballte. Draco war still geworden. Das sich bietende Bild berührte ihn nicht, ließ stattdessen eine bekannte Kälte in ihm aufsteigen: Angst. Was war hier nur passiert, dass es solch zerstörerische Ausmaße annahm? Und wo war Harry? Unsicher tat er zwei Schritte in den Raum, drehte sich leicht um die eigene Achse. An der Wand sah er den Schemen eines zweiten toten Körpers und wollte schon hinlaufen, das Herz plötzlich bis zum Hals schlagend, da hielt ihn Sirius auf. „Wurmschwanz.“, war die Erklärung und Draco blieb stehen, beinahe erleichtert, suchte noch immer nach Harry. „Der Zauber beginnt.“, verkündete Dumbledore und Draco wirbelte herum. Der grauhaarige alte Mann namens Jasper hatte den Zauberstab gerade wieder sinken lassen, da breitete sich konzentrisch von ihm ausgehend eine Welle von Farben aus, die den Raum wie in einer Illusionsprojektion wieder herstellte. Sie legte sich über die Realität wie ein halb durchscheinendes Abziehbild. Stühle, Tische, Bilder, Wandteppiche, selbst Gefühle und die Atmosphäre, alles in dem Raum befindliche wirkte wie von Wind gemalt und fern und doch konnte man alles klar erkennen. Deutlich genug zumindest, um die Mordswut zu spüren, die der Mann auf dem Thron in der Mitte des Raumes versprühte. Hermione öffnete den Mund, ohne etwas zu sagen, aber Draco verzog abschätzig das Gesicht. „Mein Vater muss verrückt gewesen sein, um so einem Kerl zu dienen. Der ist abstoßend!“, verlieh er der Abscheu in sich Ausdruck. Zumal der Anblick Voldemorts im Tode keinen großen Unterschied zum Leben bot. Genauso bleich und hässlich. Er konnte das beurteilen. Der Vergleich lag noch immer darunter. Voldemorts Finger trommelten unruhig auf der Armlehne herum. Man konnte das klappernde Geräusch seiner bleichen Nägel im ganzen Saal hören. Hinter ihm kauerte tatsächlich Peter Pettigrew, zu seinen Füßen ringelte sich die giftgrüne Schlange Nagini. Es war ein seltsames Bild. Furcht erregend und lähmend. „Warum passiert denn nichts?“, wollte Sirius ungeduldig wissen. Der alte Zauberer neben Dumbledore lächelte schwach. „Ich kannte den genauen Zeitpunkt seines Eintreffens nicht, deshalb musste ich schätzen.“ Eine vollkommen logische Erklärung, aber deshalb nicht unbedingt befriedigender. In dem Moment flog die Tür hinter ihnen auf und Voldemort sprang beinahe erfreut aus seinem Thron, so dass die Besucher der Vergangenheit erschrocken zusammenzuckten. „Sieh an, du hast den Weg zu mir tatsächlich gefunden!“ Zwischen den Torbalken stand Harry, den Zauberstab in der Hand, sein Gesicht vollkommen ruhig und entschlossen, die Wangen waren rußgeschwärzt, seine Lippen noch immer blutverschmiert von dem Kuss, den er mit Draco geteilt hatte. Seine Augen glommen und gerade streifte er den Tarnumhang von seinen Schultern, der wie formgebundenes Wasser zu Boden glitt, genau an der Stelle, an der Snape ihn gefunden hatte. „Harry…“, hauchte Draco. So hatte er den Gryffindor noch nie gesehen. Und so hatte er ihn niemals sehen wollen. Kikuileh jauchzte auf und schwirrte ihrem Freund entgegen - und durchdrang zum Schaudern aller seinen Hals an der Stelle, an der sie ihn zu umarmen pflegte. „Du hast reichlich lange gebraucht.“, kam wieder Voldemorts dünne, unangenehm fistelnde Stimme von rechts. Harry lächelte kalt. „Sei froh um den Aufschub.“ „Du bist stark geworden, lässt dich nicht mehr einschüchtern. Du hast meine Schilde durchdrungen und meine Leute ausgeschaltet.“ Der hagere Diktator machte ein paar Schritte auf Harry zu, seine Augen fixierten den Jungen wie ein Stück Beute. „Was hältst du davon, wenn wir…“ „Nichts.“, unterbrach der Schwarzhaarige den blassen Zauberer. „Es gibt kein Wir und es wird nie eines geben. Eher sterbe ich, als mich mit einem wie dir auf die gleiche Stufe zu stellen!“ Voldemorts Lächeln wurde verkniffen, während Kikuileh mit hellem, aufgeregtem Gesinge um Harry kreiste. Offenbar hatte er mit dieser Absage nicht so wirklich gerechnet. „Damit hast du ja alle Möglichkeiten genannt… Stirb!“ Ein heller Fluch raste auf Harry zu, hasserfüllt ausgesprochen. Entsetzt keuchte die kleine Gruppe von Zuschauern auf, als der Zauber frontal traf und der Junge mit einem Schmerzlaut in die Knie ging. „Harry!“, schrie Hermione, um ihn dazu zu bewegen, aufzustehen, doch wie sollte ihr Ruf Harry in der Vergangenheit erreichen? Voldemort begann zu lachen und schritt auf Harry zu, der sichtlich mit sich kämpfte. Warum hatte er nur nicht geblockt? Er musste so etwas doch erwartet haben! „Wo ist sein Trank?“, flüsterte Hermione, konnte vor Angst und Untätigkeit nicht still sein. „Der war doch für solche Situationen da!“ Unbewusst malträtierte sie Rons Arm. „Den hat er Draco gegeben, um ihn zu retten.“, konstatierte Snape ruhig. „Und ich konnte ihm keinen Ersatz geben, weil Bellatrix sie alle zerstört hat.“ Draco biss sich auf die Lippe. Es war also seine Schuld, dass auch Harrys letzte Hilfe nicht mehr Bestand hatte. Verdammt! Warum hatte er sich auch von seinem Vater erwischen lassen müssen? Plötzlich kam wieder Bewegung in Harry. Schwankend kam er hoch, sein Gesicht vollkommen verschlossen. „Ah, wieder fit?“ Purer Hohn troff aus der Frage und schon jagte Voldemort seinem Kontrahenten den nächsten Fluch an den Hals. Diesmal blockte Harry. Mühelos. Der Zauber verpuffte an der Wand. Es brachte Voldemort aus dem Konzept und machte ihn sichtlich wütend. Er griff erneut an und musste feststellen, dass keiner seiner Zauber Wirkung zeigte. Voller Zorn schickte er eine ganze Kombination an Zaubern gegen Harry ins Gefecht, der auch diese blockte und immer näher kam. Der Mann wich zurück. So etwas hatte er noch nie erlebt. Wie konnte das sein? Das da war ein Kind! „Crucio!“ „Nein!“, keuchte Draco, als Harry getroffen und sich vor Schmerzen windend auf dem Boden krümmte. Sein Schreien gellte durch die Halle, fing sich in den Ecken und wurde zurückgeworfen, brachte den blonden Jungen fast zum Weinen vor Hilflosigkeit. Beruhigend legte Snape ihm eine Hand auf die Schulter, erinnerte ihn daran, dass es vergangen war, nicht mehr real. Voldemorts Lachen übertönte den Schrei, seine Augen drückten Mordlust und Spaß an der Situation aus, während er mit seinem Stab den Schmerz in Harry kontrollierte. Mit gemessenen Schritten wanderte er um sein Opfer herum, das mit beiden Händen auf die Narbe an seiner Stirn drückte. „Er stirbt…“, murmelte Ron entsetzt. „Tu doch jemand was!“ Wieder lachte Voldemort. „Gib auf, sonst stirbst du wirklich!“ Er hatte für kurze Zeit den Bann von Harry genommen, wollte die Unterlegenheit des Gegners auskosten und ihn flehen hören, bevor er ihn umbrachte. Es war ein Fehler. Harry brauchte einige Sekunden, um sich bewusst zu werden, dass der Schmerz verschwunden war, dann lag er ganz still da, zitterte nicht einmal mehr. „Oder bist du schon tot?“ Ein Fuß stieß gegen seine Schulter, da antwortete er doch noch. „Das ist nicht möglich.“ Ein kurzes Flackern, ein leiser Knall und Harry stand ein paar Meter von Voldemort entfernt im Raum. Sein Atem ging schwer, in seinen Augen ruhte Schmerz und dichtauf Wahnsinn. „Ich habe ein Versprechen gegeben.“, presste er hervor und provozierte damit ein Wutgeheul. Doch diesmal traf der Cruciatus nicht. Harry apparierte aus dem Weg, zauberte nun selbst Angriffe. Solche jener Art, die keinerlei Kontrolle seiner Magie innehatten. Die Macht dahinter war verheerend. Voldemorts Schilde konnten ihn kaum blocken, ungerichtete Querschläger ließen Stühle und Tische explodieren. Das Duell ging in die nächste Phase. Sie bekämpften sich erbittert, schickten Zauber auf Zauber gegeneinander. Harry wich viel aus, verschwendete selten Energie auf Blocken, als hätte er vergessen, dass das möglich war. Er war flink genug, aber da war mit Sicherheit auch ein Zauber im Spiel. Um seine Füße und Hände schimmerte es bläulich und Snape fragte sich halb, ob man den Sensibilis auch für solcherlei Verstärkungen nutzen konnte. „Was macht er denn da?“, rief Sirius entsetzt, als ein Zauber den Arm des Jungen traf und man sehen konnte, dass er brach. Remus biss sich auf die Lippe. Für ihn sah es so aus, als hätte Harry sich aufgegeben. „Er hat seine Grenzen hinter sich gelassen.“, merkte Dumbledore an. Sorge sprach aus seiner Stimme und sein Gesicht war von einer Ernsthaftigkeit gezeichnet, die in ihrem Ausmaß nur Mme Pomfrey erfassen konnte. Auch sie hatte schon gehört, was passierte, wenn man die Energie seines magischen Zentrums aufbrauchte und einen tiefer liegenden Quell anzapfte. Man wurde stärker, aber die Auswirkungen auf Körper und Geist waren verheerend. Und bei Harry konnte es noch dazu sein, dass diese tiefe Quelle der Energie Voldemort selbst war, so wie er schon seit dem Sommer Magie von ihm gezogen hatte. Zumindest würde es erklären, warum seine Angriffe so unkontrolliert verliefen, denn die dunkle Energie würde ihm niemals wirklich gehorchen. Und dann herrschte mit einem Mal Ruhe. Harry stand da, ihm gegenüber Voldemort, beide vollkommen reglos. Die Atmosphäre hatte sich geändert, war von spannungsgeladen auf bedrängend gewechselt. Selbst in der Gegenwart spürten die Zauberer eine Kraft, die an den Grundfesten ihrer Existenz rüttelte und tief in ihnen etwas zu suchen schien, den zentralen Pol ihres Innersten umschlich wie ein Wolf, der Beute witterte. Dann brüllte Voldemort plötzlich los. Wut, Enttäuschung und Frustration waren der Auslöser für die initiierte Magie, die die ganze Halle in eine Feuerhölle verwandelte. Sie übertraf sogar noch die Godric Gryffindors. Schreiend versuchten sich die drei Kinder in Sicherheit zu bringen, rissen schützend die Arme hoch und auch einige Erwachsene zogen Schilde hoch. Ein wenig der ungebändigten Hitze war bis in die Gegenwart zu spüren. Was für eine ungeheure Kraft. Und ganz am Rande und nur ganz kurz nahm man die kläglichen Schreie von Wurmschwanz wahr, der dieser Macht nichts entgegenzusetzen hatte. Sirius biss die Zähne zusammen. So ein Ende hatte nicht einmal dieser Verräter verdient. Als das Feuer wieder verschwand, stand Harry in der Mitte des Raumes. Sein Zauberstab lag nutzlos am Boden. Die Brillengläser spiegelten den Rest des Feuers wider. Seine Haare und Kleider bewegten sich in der flimmernden Hitze der Luft. Er sah fast traurig aus, schien aber nicht mehr angreifen zu wollen. Er war erschöpft und müde, man konnte es in seiner Haltung sehen. Sein gebrochener Arm hing nutzlos herab. „Du gibst also auf.“, stellte Voldemort fest und schritt gemächlich zu seinem Thron. „Das wird auch Zeit. Du hättest mich sowieso niemals besiegen können.“ Harry rang sich ein schwaches Lächeln ab. „Es liegt bei dir. Das Baby wollte leben, wollte deinen Tod nicht, aber jetzt ist es anders. Ich weiß jetzt, dass es niemals vorbei wäre, wenn du nicht stirbst.“ Voldemort lachte. Laut, überheblich und böse, verachtend. „Du spuckst große Töne. Bist du jetzt verrückt geworden? Aber mach dir keine Sorgen. Es wird dich nicht beeinträchtigen in Zukunft. Avada Kedavra!“ Der grüne Blitz verließ den Zauberstab und schoss auf Harry zu, der nur schmerzlich die Augen schloss. Danach konnten die Zuschauer nichts mehr erkennen. Das helle Licht des Zaubers blendete, erfüllte den ganzen Raum mit einem Ton, der jenseits des hörbaren lag und zwischen den Ohren zog, und als es abklang, lag Voldemort da, wo auch sein echter Körper lag, rührte sich nicht. Harrys Gesicht war verzweifelt und schmerzerfüllt. Tränen zogen helle Bahnen im Ruß auf seinen Wangen. „Er weint.“, sagte Hermione zittrig. „Würde ich auch. Das muss wirklich weh tun.“, antwortete Ron voller Grauen. Sie waren die einzigen, die etwas sagen konnten. Die Erwachsenen waren still. Dann ertönte Getöse und Gepolter, Geschrei und Staub kam durch die offenen Tore herein. „Jetzt stützen die Mauern ein.“, erklärte Remus für die, die das nicht wissen konnten. „Wir sind wirklich nur Sekunden zu spät gekommen.“ Harry schien das ebenfalls aufzugehen. Schwankend riss er sich von dem grausigen Bild los, seine gesunde Hand rieb über seine Augen, verschmierte den Ruß noch mehr, dann gab es einen leisen Knall und er war fort. Draco starrte auf den Punkt. Er hatte Harrys Lippen gesehen, die seinen Namen gesprochen hatten. Harry wollte zu ihm! Und wo war er? Nicht da, wo Harry ihn erwartete! „Sagt mal, hat er wirklich während der Apparation den Animagus initiiert?“, wollte Remus flüsternd von Sirius erfahren, der nur nickte. Auf dem blassen Gesicht stand pures Grauen geschrieben. Der Animagus stand unter Schock. „Sagt das nicht zu laut.“, mischte sich Snape düster ein. „Nicht bevor Albus zusagt, dass die das wissen dürfen.“ Er deutete auf die Auroren. Remus und Sirius stimmten dem schweigend zu. „Wo ist er hinappariert?“, wollte Ron wissen, doch damit stieß er auf Ratlosigkeit. „In seinem Zustand ist er sicherlich nicht weit gekommen.“, wimmerte Hermione. Inzwischen hielt der Rotschopf sie im Arm, denn sie weinte. „Hoffentlich geht es ihm gut.“ Mme Pomfrey sah so richtig düster aus. „Harrys Zustand ist kritisch.“, sagte sie ernst. „Er braucht schnellstmöglich Hilfe.“ „Aber wie finden wir ihn?“ Damit standen sie wieder am Anfang des Problems. Niedergeschlagen ließ Sirius die Schultern hängen. Draco seinerseits starrte unentwegt den Punkt an, an dem Harry gerade noch gestanden hatte. Die Auroren hatten jedenfalls genug gesehen. Sie besprachen mit Dumbledore kurz die weitere Vorgehensweise, die Bergung der Leiche und den Suchtrupp, den man jetzt mit den neusten Erkenntnissen nach dem Jungen, der hoffentlich wieder überlebt hatte, aussenden wollte. Es schien Stunden zu dauern, bis der Schulleiter endlich zu den Freunden kam. „Sie werden alles tun, um ihn zu finden.“, leitete er das Gespräch ein. „Gebt die Hoffnung nicht auf.“ Remus lächelte schwach. „Nicht so einfach, wenn man bedenkt, dass diese Sache schon vier Tage her ist.“ Damit sprach er etwas an. Jeder wusste, dass wenn sie Harry finden würden, damit nicht gesagt war, dass er noch am Leben war. ------------.------------ Hihi. Und, wie hat es euch gefallen? Harrys Kampf, Voldemorts Ende, die Hilflosigkeit der Retter. Schon blöd, wenn man in so ne Situation gerät, nicht wahr? Aber hey, das ist halt so ^^. Zumindest, wenn ich der Autor bin. Okay. Jetzt kommen nur noch zwei Kapitel. Bleibt mir treu bis zum Ende, ok? Hosted by Animexx e.V. 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