Ein Barianer in Satellite von KiraHayashi ================================================================================ Kapitel 6: ----------- Vector ging die Hauptstraße entlang und folgte ihr ein gutes Stück, bis er an eine Kreuzung kam. Alle drei Straßen führten in die mehr wohlhabenden Viertel der City, das erkannte Vector an den teuer aussehenden Gebäuden und Hochhäusern. Er entschied sich für die rechte Straße und bog in diese ab. In dieser Straße waren sowohl Einfamilienhäuser, Mehrfamilienhäuser, Mietwohnungen und ein paar kleine Geschäfte im Erdgeschoss von Wohnungen. In den meisten Einfahrten parkten so wohl Mittelklassewagen als auch die etwas teuren Autos. Im weiteren Straßenverlauf kam dann eine abbiegende Vorfahrtsstraße mit zwei Abbiegespuren und Vector entschied sich für die Abbiegespur, welche geradeaus ging. Er ging die Straße entlang, bis er einen Park zu seiner linken sah. Unterbewusst sagte ihm irgendwas, dass er in diesen Park sollte, also ging er hinein. Im Park waren viele verschiedene Blumenarten, die in Hülle und Fülle in allen erdenklichen Farben strahlten. Der Barianer spazierte durch den doch recht kleinen Park, zwar war der Park groß, aber kleiner, als der wo er Carly zuvor traf. An manchen Blüten blieb er sogar stehen und roch an ihnen, sie hatten einen süßlichen aber wohltuenden Duft. Und dann hörte er es. Ein leisen weinen und schlurzen. Es war wirklich leise und man musste genau hinhören, um es wahrzunehmen. Der Barianer folgte dem leisen Weinen, bis er zu einer Ansammlung von Rosenhecken kam. „Ist das…ein Heckenlabyrinth?“, fragte er eher sich selbst und schaut sich kurz um. Positiv, es war ein Heckenlabyrinth. Es machte ihn neugierig, von wo und von wem das Weinen kam, also betrat er den Irrgarten. Zum Gluck wusste er einen Trick für Irrgarten. Man musste einfach mit der rechten Hand immer Kontakt zur Wand haben, also tat er dies. Je weiter er ins Labyrinth vordrang, desto lauter wurde das Weinen und nach einigem mehrfachen Abbiegen fand er dann endlich die Herkunft des Weinen. Es war ein Mädchen, sie saß auf dem Boden und hatte die Beine angezogen, Arme um diese gelegt und ihr Gesicht zwischen Oberkörper und Beine versteckt. Vector würde sie so auf Yuseis alter schätzen, wenn nicht sogar etwas jünger. Sie trug einen rötlichen Rüschenrock, ein gelbes Top mit einem orangen Streifen oben am Rand und darüber eine dünne, rötliche Strickjacke. Ihre Haare waren dunkel burgundrot, welche etwas wirr hinunter hingen. Sie schien einsam und definitiv traurig. Before Vector kehrt machen konnte, bemerkte sie ihn und rutschte etwas von ihm weg. Vector kratzte sich kurz am Hinterkopf, kniete sich dann aber vor sie. „Du weinst“, sagte er mit kindlicher, aber sanfter Stimme. Als Antwort zog sie nur die Beine näher an. Vector schaute sich kurz um. „Hast du dich verlaufen?“, fragte er. Sie nickte schwach. Dann stand er auf und heilt seine Hand aus, „Ich weiß, wie wir rauskommen“. Das Mädchen linste leicht zu ihm hoch. Vector konnte ihre großen, runden braunen Augen sehen. Sie waren gerötet vom weinen. Allerdings reagierte sie nicht weiter, versteckte ihr Gesicht wieder und gab keine Mucks vor sich. Vector schmollte leicht beleidigt. Da will er mal nett sein und dann das. Kein wunder, dass er so gut wie nie nett zu anderen Menschen ist. Er kniete sich wieder vor sie. „Hey. Ich rede mit dir“, kam es dann doch etwas unfreundlich von ihm, woraufhin sie nur zusammen zuckte. Der Barianer seufzte genervt. Dann stand er auf und wollte sie am Handgelenk packen. „Hey, ich-“, in dem Moment, wo er ihr Handgelenk zu Fassen bekam, zog er seine Hand auch schon wieder zurück und machte einen leichten Schritt nach hinten. Er konnte es spüren. Die Kraft, die von diesem Mädchen ausging. Ein breites Grinsen zierte sein Gesicht. Das Mädchen sah dies nicht, da sie zu sehr damit beschäftigt war, ihr Gesicht zu versteckend zu zittern. Natürlich hatte sie es bemerkt, dass Vector leicht zurück gewichen ist. Er kniete sich wieder vor sie. „Du hast Angst, nicht wahr? Vor dem Mal auf deinem Arm“, es war ihm egal, dass es nicht in einer kindlichen Stimme sprach. Es war seine Stimme, Vectors Stimme, und sie schien dem Mädchen  Angst zu machen, „Du kannst es nicht kontrollieren. Diese Kräfte“, dann packte er sie am Unterarm. In dem Moment schreckte das Mädchen hoch und versuchte ihren Arm wegzuziehen, aber Vector war stärker. Er hielt sie am Unterarm fest und zog den Ärmel ihrer Strickjacke hoch. Sein Grinsen wurde breiter, als er es sah. Das Mal. Er wusste genau, dass dieses Wesen sechs Auserwählte auswählt. Jack war einer von ihnen und dieses Mädchen auch. Er wusste, wie die Male aussahen und Jacks hatte er mal gesehen, als sich dieser umgezogen hatte. „Du bist einer von ihnen! Also weißt du, wo er ist!“, er schrie leicht. Sie war ein Auserwählter, also hatte sie mit dem Wesen zu tun, ergo auch mit seinem Freund, „Sag mir, wo er ist! Er hat graue Augen! Nur er hat solche Augen!“ „Lass mich!“, das Mädchen war verängstigt und weinte. Sie versuchte sich loszureißen. Bei Vector war irgendeine Sicherung durchgebrannt und er konnte irgendwie nicht klar denken. Das einzige, was er in dem Moment dachte, war nur, dass dieses Mädchen eine Verbindung zu seinem Freund war. Sie konnte sich losreißen und lief sofort davon, er folgte ihr.  „Hier geblieben!“, schrie er nur und wollte sie wieder zu fassen kriegen. Dann hörte er Stimmen von Erwachsenen. „Aki! Aki bist du hier?!“, es war eine Frauenstimme. „Mommy!“, schrie das Mädchen, Aki, nur und rannte weiter. Vector knirschte verärgert mit den Zähnen, machte auf dem Absatz kehrt und lief in die entgegengesetzte Richtung. Er hatte keinen Nerv, sich mit einem Erwachsenen anzulegen. Er bog um eine Ecke in dem Irrgarten und hielt an. Dann schaute er um die Ecke und sah nur noch, wie das Mädchen um eine Ecke verschwand. Wütend schlug der Barianer gegen die Heckenwand, an welcher er stand, wobei er eine der vielen Rosen traf, wessen Blüten daraufhin alle in alle Richtungen segelten. Verbissen knirschte er mit den Zähnen. „Komm runter, Vector“, sprach er zu sich selbst in Gedanken, „Du hast schon zwei dieser Auserwählten gefunden. Jack und das Mädchen von grade. Ich muss jetzt genau überlegen, was ich jetzt mache. Ich muss in der Nähe der Auserwählten bleiben und da ich das Mädchen jetzt verschreckt habe, bleibt wohl oder übel nur Jack übrig“, er biss sich auf den Nagel beim Nachdenken, „Auch wenn es mir nicht gefällt, aber ich muss warten, auch wenn ich nicht weiß, wie lange. Und dazu kommt auch noch dieser dämliche Körper! Ich kann zwar zum Glück Portale öffnen und mich auf kurzen Strecken teleportieren, aber ich kann meine Kräfte nicht aufs Vollste nutzen. Nicht mal meine Disk kann ich materialisieren! Und dementsprechend hab ich auch mein Deck nicht, nur dieses wertlose Mülldeck! Das ist allen nur Tachyons Schuld! Ich wette, diese dämliche Echse wusste das genau! Verdammt!“, erneut schlug Vector gegen die Hecke. Mehr Rosenblätter segelten durch die Gegend, „Und meine Verbindung zur Barian Welt ist aus irgendeinem Grund auch gekappt! Ich hab zisch mal Versucht zur Barian Welt in dieser Zeit zu kommen, aber nichts! Ich stecke hier also fest. Scheiße!“ Verärgert trat er gegen die Hecke und raufte sich dann durch seine orangen Haare. Dann nahm er tiefe Atemzüge, um runterzukommen.  „Du schaffst das, Vector. Du kehrst einfach nach Satellite zurück und wartest darauf, dass du deinen Freund wieder findest. So schwer kann es das schon nicht sein. Zeit hast du auch. In Heartland wartet eh nichts auf dich“, murmelte er zu sich selbst. Vector schaute sich um und öffnete dann ein Portal nach Satellite. Der Barianer schritt hindurch und kam in einem leer stehenden Haus in Satellite aus. Schnell zog er die Kleidung aus, die er aus der City hatte und wechselte in seine Satellite Kleidung. Sein anderes Outfit verstaute er im Rucksack. Dann verließ er das Gebäude und kam in eine Seitengasse, welche er aber sofort verließ. Kurz schaute er sich um, um zu wissen, wo ungefähr er sich in Satellite befand. Er befand sich in der Nähe eines Schrottplatzes am Hafen. Er holte die Satellite Karte hinaus und schaute sie kurz an, before er sie wegpackte und sich zum Waisenhaus aufmachte. Kurz bevor er das Gebäude erreichte, hielt er an und ging auf den Wald beim Waisenhaus zu. Dort schaute er sich nach einem geeigneten Versteck für seinen Rucksack um. Er entdeckte einen Baum, dessen Wurzeln so über die Erde gewachsen waren, dass sie einen Hohlraum unter sich hatten, welcher groß genug war, um den Rucksack dort zu verstecken. Er zog den Rucksack aus und verstaute ihn so zwischen den Wurzeln des Baumes, dass man ihn nicht sehen konnte. Zur Sicherheit sammelte er noch ein paar Stöcke und Blätter und verdeckte damit die Zwischenräume der Wurzeln. Zufrieden nickte er und machte sich auf zum Waisenhaus, dabei nahm er einen kleinen Stein und ritzte jeweils drei Linien in einige Bäume, um den Weg zu markieren. Am Waisenhaus angekommen, warf er den kleinen Stein ins Gebüsch und ging zur Eingangstür. Es war schon später Nachmittag und die Kinder schienen alle im Haus zu sein, zumindest spielte keiner draußen. Er betrat das Waisenhaus und sah sich kurz im Eingangsflur um. Er konnte Marthas Stimme aus einem der Zimmer hören, sie schien mit jemanden zu reden und klang sehr, sehr Besorgt. „Sie müssen weiter suchen. Was, wenn ihm was passiert ist?“, Martha klang fast verzweifelt. „Ma’am, bitte beruhigen Sie sich. Wir suchen weiter nach ihm“, eine Männerstimme. Vector tippte auf einen Mann des Sicherheitsdienst, da die Stimme einen autoritären Unterton hatte. Vector ging zu dem Zimmer, öffnete die Tür und ging hinein. Alle Blicke waren auf ihn, Martha rannte sofort zu ihm und umarmte ihn feste. „Vector! Oh Gott, wo warst du nur?“, Marthas Stimme klang, als würde sie gleich weinen, „Lauf nie wieder weg! Ich wäre beinah vor Sorge gestorben!“ Die beiden Männer vom Sicherheitsdienst schauten ihn und Martha an: „Wir gehen dann“, damit verließen sie auch schon das Waisenhaus. Sie mussten das Auto etwas weggeparkt haben, da Vector den Motor einige Zeit später erst hörte. Er schaute Martha an, welche ihn sehr feste umarmte. „Renn nie wieder weg“, ihre Stimme zitterte leicht, als würde sie gleich anfangen zu weinen. Vector legte seine Arme ebenfalls um sie und nuschelte: „Tut mir leid…“. Martha drückte ihn noch mal feste und gab ihm dann einen Kuss auf die Stirn.   Am Abend saßen alle gemeinsam beim Abendbrot, keiner verlor ein Wort über Vectors plötzliches Verschwinden und Wiederauftauchen. Nur Jack schenkte Vector einen skeptischen Blick. Nach dem Abendessen saß Vector draußen auf einer der Schaukeln und schwang leicht vor und zurück. Er linste kurz zur Seite, als sich Yusei auf die Schaukel neben ihn setzte. Allerdings hatte Yusei wohl nicht vor, mit Vector zu reden, da Yusei kein Wort sagte. Still schweigend schaukelten sie neben einander. Wenige Zeit später war es Bettzeit und Vector war sich im Bad die Zähne am putzen, danach ging er in Jacks, Yuseis und sein Zimmer und zog seine Schlafkleidung an. Er kletterte die Bettleiter hoch und schlief ohne ein weiteres Wort ein. Mitten in der Nacht wachte Jack durch Geräusche in den Betten über ihm auf. Von der Stimme her erkannte er, dass es sich um Vector handeln müsste und das dieser wohl einen Alptraum hat. Jack erhob sich aus seinem Bett und kletterte leise die Treppe hoch zu Vector. Dieser war sich am hin und her am wälzen, die Decke hatte hatte er schon längst mit den Füßen davon getreten. Vectors Gesicht war leicht verzerrt und Jack könnte schwören, dass er in dem spärlichen Licht, dass durch die Fenster schien, Tränen in Vectors Augenwinkeln sehen zu können. Kurzerhand rüttelte er Yusei wach, signalisierte ihm still zu bleiben, als Yusei ihn mit müden Augen ansah. Beide richteten ihre Aufmerksamkeit auf den schlafenden Vector, als dieser anfing im Schlaf leise zu reden. „Mom… Nein… Aufhören… Stop… Quetz…“, kam es stotternd vom schlafenden Vector.  „Quetz?“, flüsterte Yusei hauchzart zu Jack, dieser zuckte mit den Schultern. „Komm…zurück… Nicht…“, Vector wälzte sich umher, krallte sich in den Stoff seiner Kleidung. Sein Lapis fiel bei dem ganzen herumwälzen aus seinen Kragen heraus, blieb aber an der Kette um seinen Hals. Vorsichtig griff Jack nach der Kette, um zu überprüfen, ob die Kette wirklich keine Öffner hatte, wie Vector behauptete. Als er die Kette berührte, zog sich ein leichter Schmerz durch seinen rechten Unterarm und Jack zog seine Hand weg. Er wusste sofort, was an seinem Arm schmerzte. Verwundert schaute er Vector an, während Yusei Jack fragend ansah. Jack schüttelte nur leicht den Kopf und legte sich zurück in sein Bett. Yusei schaute Vector noch kurz besorgt an, legte sich aber dann auch wieder schlafen und war schnell im Reich der Träume. Jack hingegen schlief noch nicht ein. Er zog den Ärmel seinen Oberteils hoch, er trug stehst nur langärmliche Sachen, und schaute auf die komische Zeichnung auf seinem Arm, die einwenig an Flügel erinnerte. Er glaubte sich zu täuschen, aber die Zeichnung schien ein wenig zu leuchten. Jack beließ es aber bei einer Einbildung, denn dieses eingebildete Leuchten war auch sofort wieder verschwunden. Er zog den Ärmel wieder runter und legte sich in sein Bett. Er hatte so die Vorahnung, dass Yusei morgen früh mit Vector reden würde. Nach kurzer Zeit schlief auch er ein. Vectors Traum war nicht einfach nur ein Alptraum, es war ein Alptraum gemacht aus seinen Erinnerungen. Zuerst war es der Tag, an dem seine  Eltern starben. Immer und immer wieder wiederholte sich dieser Moment. Sein Vater, wie er mit erhobenen Schwert– Vectors Schwert– auf ihn zu kam, wie sich dann seine Mutter dazwischen warf. Vector wollte schreien. Immer und immer sah er, wie die Augen seiner geliebten Mutter trüber wurden, bis sie schließlich zufielen. Kurz darauf fiel sein Vater zu Boden. Dann rannte er. Er rannte durch einen Wald mit jemanden an seiner Seite. Dann kamen die Pfeile und er wurde zur Seite geschubst. Dann sah er nur Rot. So viel Rot überall. Dann noch mehr Rot, aber ein anderes. Es war am Himmel rot. Dann ertönte ein drachenähnlicher Schrei. Als nächstes saß Vector auf dem Thron auf seiner Armee Schiffe, die auf ein anderes Königreich zusteuerten. Ein Duell. Dann die Geister jener, die er zu denen gemacht hat. Dann die aufblitzende Klinge des Schwertes vor ihm, mit der Spitze auf ihn gerichtet. Am Schwertgriff seine eigene Hand. Dann noch mehr rot. Mit einem unterdrückten Schrei schoss Vector aufrecht auf. Seine Atmung war schnell, sein Kristallherz schlug hektisch gegen seine Brust. Er strich sich durch seine Haare, merkte, dass er nass geschwitzt war. Schnell schaute am Bett hinunter, in der Hoffnung, dass die anderen Beiden schliefen, was sie auch taten. Ein leiser Seufzer entkam ihm. Ein Blick aus dem Fenster verriet ihm, dass die Sonne noch nicht aufgegangen war. Er steckte seinen Lapis wieder unter sein Hemd und legte sich wieder schlafen. Es dauerte, bis er einschlief. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)