Fesseln des Verrats - Fortführung nach Kapitel 13 von Aleye85 ================================================================================ Kapitel 21: Gefährliche Langeweile ---------------------------------- Luzifer gähnte und betrat die Halle. Die Eroberungen hatten ihn nicht lange Freude bereitet. Zu einfach ... es war alles viel zu leicht. Ihm fehlte der Kick, eine Herausforderung. Irgendwie hatte er sich das Leben auf der Erde aufregender und befriedigender vorgestellt. Er blickte sich um. Seine Gefolgschaft brachte die Gefangenen unter oder amüsierte sich noch mit ihnen. Jeder schien zufrieden. Alle, bis auf ihn. Verärgert schnalzte er mit der Zunge. Er musste sich ablenken. "Takashiro!", rief er donnernd durch die Halle, sodass seine Stimme von den Wänden widerhallte. Er wartete, zeigte sich geduldig, doch das ehemalige Oberhaupt erschien nicht. War es ein Fehler gewesen, ihm Yomis Seele so schnell zu überlassen? Vielleicht würde er sie ihm wieder entreißen. Das versprach Abwechslung. Erst einmal wollte er aber die Entwicklung der beiden beobachten. Ein belustigte Grinsen huschte über sein Gesicht, dass allerdings gleich wieder verschwand, denn noch immer fehlte von seinem Untertan jede Spur. "Takashiro!", schrie er wütend und seine Lakaien machten eilig einen großen Bogen um ihn. Zornig ballte er seine Hände zu Fäusten. Wo war dieser Nichtsnutz? Überhaupt: wieso nahm er seine Präsenz nicht wahr? "Suzaku?!" Auch dieser Versuch blieb unbeantwortet. Was stimmte hier nicht? Wo hatten sich diese mickrigen Maden versteckt? Luzifer öffnete seine Lippen, um erneut zu rufen, doch Zoltan kam ihm zuvor. Mit einem schnellen Sprung kniete er sich vor seinen Herrn und verbeugte sich. "Gebieter." Luzifer zog eine Braue in die Höhe. Immerhin auf einen war Verlass. Verärgert schritt er auf ihn zu, griff mit seiner Hand in dessen Haare und zog ihn drakonischen hoch. "Wo sind diese Möchtegern Nekromanten?", zischte er ihm erbost entgegen. Zoltan rührte sich nicht. Seine Mimik blieb gefühllos. "Es tut mir leid Herr. Takashiro ist mit Yomi geflohen. Suzaku hat gemeinsam mit Sairi die Verfolgung aufgenommen." "Und du? Was hast du gemacht?", presste Luzifer zwischen seinen Zähnen hervor. "Ich habe auf Sie gewartet, Herr. So lautete Ihr Befehl." Die Miene seines Herrn verzog sich zu einer aus Zorn rasenden Maske. Mit einem Ruck schleuderte er seinen Lakai gegen die Wand. "Cadenza!" Mit einem geräuschvollen Zischen erschien der Gerufene vor ihm und verbeugte sich tief. "Such Takashiro und Suzaku. Schaff sie mir ran - egal wie!" "Ja, Herr. Sehr gern sogar", antwortete der Oberst mit einem freudigen Grinsen. Endlich durfte er Suzaku sein vorlautes Maul stopfen. Er entfernte sich beschwingt und machte sich sofort auf die Suche. Luzifer schnaufte aus, versuchte, sich etwas zu beruhigen und nahm dann auf seinem Thron in der Halle Platz. Um ihn herum waren seine Untergebenen noch immer dabei, die neuen Gefangenen zu sortieren, aufzuteilen und in den Zellen unterzubringen. Zoltan kämpfte sich zittrig auf seine wackeligen Beine. Luzifer verzog unzufrieden sein Gesicht. "Ihr seht gelangweilt aus", säuselte eine weibliche Stimme schräg vor ihm. Elegy pirschte sich in einem eleganten Abendkleid wie eine rollige Raubkatze auf ihn zu. "Das bin ich auch", gab Luzifer ungerührt zurück. "Bedauerlich", flötete Elegy und ging vor ihm in die Hocke, sodass ihr tief geschnittener Ausschnitt verführerisch verrutschte. "Lasst mich euch aufmuntern." Ihre Fingerspitzen fuhren ihm spielerisch über den Oberkörper hinab zu seinem Schritt. Allerdings verweilte ihre Hand nur wenige Sekunden dort, denn Luzifer umklammerte eisern ihr Handgelenk. "Jetzt nicht. Ich bin nicht in Stimmung." Sie verzog missmutig ihr Gesicht und richtete sich beleidigt auf. Wie selbstverständlich setzte sie sich auf seine freie Armlehne und verschränkte die Arme vor der Brust. Luzifer ignorierte sie. Seine Augen beobachteten Zoltan, der sich inzwischen aufgerichtet hatte und nach Luft schnappte. "Ich hatte Jahrtausende lang große Pläne, fantastische Ziele, die so viel Spaß und Genugtuung versprachen. Und nun, da ich sie erreicht habe ... ist alles enttäuschend einfach und langweilig. Soll es das wirklich gewesen sein? Die legendäre Kampfkraft der Wächter ... das Licht der Götter flieht sich in seine süßen Träume, um mir zu entfliehen ... nicht einmal Zess' seine Anwesenheit vermag mich zu unterhalten. Das Licht der Götter hat ihn verändert. Widerlich, einfach widerlich ... " Luzifer vollführte mit der Hand eine federnde Bewegung. Sofort ging ein vorbei eilender Duras schreiend in Flammen auf. "Und wessen Schuld ist das? Alles nur wegen eines kleinen, dummen und unbeholfenen Jungens ... dieses verfluchte Licht der Götter!" Ein paar Fenster gingen klirrend zu Bruch und Elegy erschauerte. Sie konnte seine Macht spüren. Die pure Energie bereitete ihr eine erregende Gänsehaut. "Habe ich nicht genug Geduld bewiesen? Und für was? Es schläft noch immer!" Plötzlich änderte sich seine Stimmung schlagartig. Ein bitterböse Lächeln umspielte seine Mundwinkel und Vorfreude nahm seine Mimik in Besitz. "Ja, war ich nicht überaus geduldig? Wird es nicht Zeit, alte Gewohnheiten anzunehmen und an mich zu reißen, was ich so sehr begehre, anstatt mich durch einen kleinen Jungen an der Nase herumführen zu lassen?" Luzifer wandte sich Zoltan zu, der sich gleich darauf vor seinem Meister verneigte. "Nimm dir ein paar Leute und bring das Licht der Götter mit den Wächtern, Zess, Reiga, Luze und seinen Freunden hier herunter!" Zoltan verbeugte sich und machte sich sofort an die Arbeit, während Elegy den Dämonenherrscher neugierig ansah. "Was habt ihr vor?", gurrte sie und ihre Finger wanderten abermals sehnsüchtig über seine Brust. Flink fing er ihre Hand auf, zog sie zu seinen Lippen und hauchte einen Kuss auf ihren Handrücken. Seine goldenen Augen blitzten triumphierend und voller Vorfreude auf. "Gleich, meine liebe Elegy, werde ich das Licht der Götter vor seinen Wächtern und Freunden, Stück für Stück auseinandernehmen!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)