Fesseln des Verrats - Fortführung nach Kapitel 13 von Aleye85 ================================================================================ Kapitel 28: Liebesgeflüster --------------------------- Wohlig räkelte sich Zoltan im Bett. Es schien ihm nach den Anstrengungen der letzten Stunden wie die reinste Wohltat, obwohl er schon bequemer gelegen hatte. Nie hätte er gedacht, dass ein Wiedersehen mit Tachibana dermaßen anstrengend sein würde. Wobei … damals hatte er sich nicht zu hoffen gewagt, ihm jemals wieder zu begegnen. Die Trennungsstrafe war resolut gewesen. Er hatte sich nicht einmal von ihm verabschieden können. Etwas in ihm schmerzte. Wahrscheinlich hätte er sich ohnehin nicht verabschiedet. Er hätte alles versucht, um das Schicksal zu verhindern. „Du ziehst ja schon wieder die Stirn in Falten. Man kann dich aber auch wirklich nicht allein lassen, ha ha.“ Zoltan schlug erschrocken die Augen auf. Das durfte doch nicht wahr sein. Er wollte sich zu Tachibana umdrehen, doch bevor er die Möglichkeit dazu hatte, schlüpfte dieser auch schon zu ihm unter die Bettdecke, zog ihn fest an sich und legte von hinten seine Arme um ihn. „Du bist so schön warm“, flüsterte Tachibana und vergrub sein Gesicht in den Haaren des Dämons. „Und du – du bist nackt!“, beschwerte sich Zoltan und versuchte sich vergebens zu befreien. Der andere lachte belustigt auf, ließ allerdings kein bisschen locker. „Unsinn. Ich habe doch noch Boxershorts an“, belehrte er ihn mit einem Kichern. „Das ist fast dasselbe! Raus aus meinem Bett!“ „Erstens ist Körperwärme die beste Wärme. Zweitens gibt es nichts an deinem Körper, was ich nicht eh schon gesehen hätte und drittens bist du ziemlich unfair. Wo soll ich denn hin? Alle Zimmer und Betten sind belegt.“ Er seufzte gespielt leidend auf und Zoltan knirschte mit den Zähnen. „Dann schlaf im Flur!“ „Oh, jetzt wirst du aber grausam.“ „Das Leben ist hart …“ Tachibanas Gesichtszüge wurden mit einem Mal ernst. Zärtlich streichelte er über Zoltans Arm und hauchte ihm einen Kuss in den Nacken. Mit Entzücken stellte er fest, dass seine Liebkosung den Dämon nicht kalt ließ. Zoltan erschauerte. Tachibanas Berührungen und Nähe verursachten bei ihm ein völliges Gefühlschaos, das er nicht mehr kontrollieren konnte. Wie konnte dieser Idiot vom Spaß und Piesacken derart schnell auf Ernst umsteigen? Damit war er noch nie sonderlich gut zurechtgekommen. Seine Mauer, die er all die Jahre mühevoll aufgebaut hatte, drohte zu brechen und bröckelte bereits langsam vor sich hin. Er biss sich mahnend auf die Unterlippe, denn er wollte seine Deckung nicht aufgeben. „Du hast bestimmt viel durchgemacht, seitdem wir getrennt wurden“, flüsterte Tachibana leise in sein Ohr und verursachte damit einen erneutes Kribbeln in Zoltans Körper. „Magst du mir davon erzählen?“ Der Dämon schluckte. „Nein.“ „Sicher?“ „Ja.“ „Okay, vielleicht in ein paar Minuten?“ „Nein!“ „Am Abend nach dem Essen?“ „Verflucht nochmal – ich habe NEIN gesagt!“ Tachibana kicherte in sich hinein und bekam als Antwort einen Ellenbogenstoß in die Rippen. Er keuchte auf und zwickte den anderen ins Ohr. „Dass du immer dermaßen brutal sein musst, ha ha.“ „Das du immer derart nerven musst.“ „Aber genau das liebst du doch so an mir?“ Zoltan zog argwöhnisch eine Braue nach oben. „Wie kommst du denn darauf? Und wer hat hier etwas von lieben gesagt?“ „Früher hat sich das anders angehört und dein Körper verrät es mir“, wisperte Tachibana und drückte den Dämon noch fester an sich. Zoltan schluckte. Tränen schossen in seine Augen. Das hier war wirklich die reinste Folter. Dummerweise hatte dieser Trottel mit allem Recht, was er sagte. Seine Stimme drohte zu versagen und Sehnsucht erwachte in ihm, als hätte sein einstmals Geliebter ein Feuer entfacht, dessen Flammen sich rasend schnell in seinen Körper ausbreiteten und nach mehr verlangten. „Kann sein“, entgegnete er daher nur flüchtig und so leise, dass er sich selbst kaum verstand. Tachibana lächelte zufrieden. Er konnte es noch immer. Dennoch musste er etwas Abstand nehmen, wenn er nicht gleich über ihn herfallen wollte. Dabei war seine Sturm und Drang Zeit schon längst vorbei, doch sein Körper zeigte ihm deutlich, dass er Jahre lang hatte hungern müssen. Verstohlen lachte er in sich hinein. Dazu war es noch zu früh. Er wollte das wiedergefundene Glück nicht leichtfertig aufs Spiel setzen. „Und du bist noch genauso stoffelig und liebenswert wie damals“, flüsterte er. „Deswegen wolltest du mich bei unserer ersten Begegnung auch töten.“ „Das hätte ich nie getan.“ Zoltan wollte etwas entgegnen, öffnete seinen Mund, doch er brachte keinen Ton heraus. Er atmete tief ein und aus. Langsam fing er an, sich zu entspannen. Für einige Minuten legte sich eine angenehme Stille über sie wie eine schwere und kuschelige Wolldecke. Tachibana döste leicht vor sich hin und genoss die Nähe und Wärme seines Freundes. „Mach das nie wieder, hörst du?“ Zoltans leise Stimme riss ihn aus seinen schläfrigen Gedanken. „Mmh?“ „Lass mich nie wieder allein.“ Und in Gedanken fügte er hinzu, „Ein zweites Mal würde ich nicht überleben.“ Tachibanas Herz machte einen verzagten Sprung. Ein glückseliges Lächeln umspielte seine Mundwinkel. „Versprochen. Ich werde nicht zulassen, dass uns nochmal jemand trennt.“ Abermals schwiegen sie und dieses Mal ließen sich beide, eng umschlungen, von den Fäden des Schlafes ins Land der Träume entführen. Warme Finger streichelten zärtlich über seine Wange und versuchten, ihn aus den Wogen des Schlafes zu locken. Yukis Lider flatterten leicht. Was war alles passiert? Wo war er? Richtig – Luzifer! Ruckartig riss er seine Augen auf, doch bevor er sich aufrichten konnte, wurde er sanft, aber mit Bestimmtheit nach unten gedrückt. Luca und Sodom schauten besorgt sauf ihn herab. Luca strich ihm behutsam eine Strähne aus dem Gesicht. „Es ist in Ordnung. Du bist in Sicherheit.“ Yuki seufzte beruhigt auf, doch noch konnte er sich nicht entspannen. „Was ist mit den Wächtern und den anderen?“ „Es geht ihnen gut. Sie schlafen in den Nebenzimmern.“ Das Licht der Götter spürte die Anspannung von sich abfallen und ließ sich zurück ins Kissen sinken. „Yuki, geht’s dir auch gut?“, wollte Sodom wissen und klammerte sich an ihn. „Ja, danke dir, Sodom. Aber was ist denn überhaupt passiert?“ Luca nickte und klärte ihn über ihre Flucht bis hin zum Wiedersehen von Sairi auf. Yuki hörte ihm geduldig zu, auch wenn es ihm schwer fiel, sich zu konzentrieren. Immer wieder erwischte er sich dabei, wie er an die Vergangenheit dachte, als er noch eine Frau gewesen war und Luca … Röte eroberte seine Wangen und er schloss eilig die Augen, um den Dämon nicht weiter anzustarren. „Danny scheint mehr zu wissen und wird nachher beim Essen mit uns sprechen“, schloss Luca seinen Bericht. „Alles okay?“ „Ah … ja, warum?“ Yukis Herz pochte unkontrolliert in seiner Brust, sodass es schmerzte. Luca verzog nachdenklich sein Antlitz. „Du hast so seltsam drein geschaut. Ist wirklich alles in Ordnung? Du hast dich beim Kampf gegen Luzifer wieder verausgabt …“ „Bitte mach dir keine Sorgen. Ich bin nur noch etwas müde.“ Im nächsten Moment fing Yuki an zu lachen. Sodom und Luca blickten irritiert drein. „Ist es nicht lustig? Die meiste Zeit über bin ich nur am Schlafen. Ein schönes Licht der Götter bin ich.“ Er fuhr sich erschöpft mit seiner Hand über die Stirn. Wegen Schlafmangel durfte er sich wohl wirklich nicht beschweren. Sodoms Augen weiteten sich entsetzt. „Yuki traurig?“ „Nein, ich …“ „Du bist weder nutzlos, noch schwach“, unterbrach Luca ihn mitfühlend. „Wärst du nicht gewesen, wäre unser aller Schicksal endgültig besiegelt. Ohne dich, hätten wir nicht fliehen können. Selbst Danny meinte, dass von dir eine unheimlich mächtige Kraft ausgeht.“ Ein trauriger Schleier legte sich auf Lucas Augen nieder und ließ das Licht der Götter schlucken. „Yuki, wieso siehst du nicht, wie wundervoll und stark du bist?“ Für einen Moment schien die Zeit still zu stehen. Sie sahen sich tief in die Augen und Hitzewellen fluteten Yukis Haut. Er fühlte sich mit Luca verbunden, wie zu jener Zeit. Der Wunsch, den Dämon zu berühren und in seinen Armen zu versinken wurde wach und wuchs mit jeder verstreichenden Sekunde. Doch fühlte Luca noch so wie damals? Und konnte er diese Gefühle überhaupt zulassen? Waren sie echt oder nur ein verblassendes Überbleibsel aus vergangener Zeit? Es hatte sich viel verändert. Er war nun ein Mann … In ihm tobte ein Sturm aus Gefühlen. Was sollte er tun? Wie sollte er Luca weiterhin unter die Augen treten? Er hatte sich vorgenommen, sich normal zu verhalten und die Vergangenheit hinter sich zu lassen, aber jetzt, wo Luca direkt vor ihm saß, war er sich nicht mehr sicher, ob er das auch konnte. „Yuki?“, wiederholte der Dämon bedrückt und legte liebevoll die Hand auf seine Wange. Ein Kribbeln ließ ihn erschauern und Luca hielt verwundert inne. Das Licht der Götter verfluchte sich innerlich selbst. Seine Reaktionen und sein Zwiespalt waren viel zu offensichtlich. So würde er sich noch verraten … Sodom starrte verwundert von einem zum anderen. Die Gebären der Menschen waren für ihn nicht einfach zu verstehen. Was hatten die beiden denn auf einmal? Er setzte an, um nachzuhaken, als ein verführerischer Duft seine Stupsnase kitzelte. Sodom hob seinen Kopf und schnüffelte eifrig. „Taiyaki!“, rief er erfreut und seine Augen begannen zu funkeln. „Katsumi kocht uns lecker Taiyaki!“ Mit einem Satz sprang er auf und aus dem Zimmer. Luca und Yuki schauten ihm verdattert hinterher, bis das Licht der Götter amüsiert zu lachen begann. „Ich glaube, du solltest hinterher.“ „Was ist mit dir?“ „Keine Sorge, ich komme gleich nach. Ich muss nur kurz meinen Kopf frei machen.“ Besorgt blickte der Dämon ihn an, doch Yuki nickte ihm aufmunternd zu. Daraufhin erhob sich Luca mit einem lautlosen Seufzen und schritt zur Tür. Bevor er das Zimmer verließ, wandte er sich noch einmal um. „Du rufst mich, wenn du was brauchst?“ „Natürlich“, gab Yuki mit einem ehrlichen Lächeln zurück, worauf er nickte und Sodom folgte. Das Licht der Götter blickte ihm noch lange nach. Selbst dann, als die Tür ins Schloss fiel, konnte er sich nicht abwenden. Die wiedergefundenen Erinnerungen ließen ihn nicht los und tanzten in seinem Schädel einen Ringelrein. Vor seinem geistigen Auge bildete sich ein kleines von Kerzen beschienenes Turmzimmer, zwei warme Körper in einer innigen Umarmung und das süße Versprechen, das ihm Luca zugeflüstert hatte, fesselte ihn. „Nur ich kenne deinen Schmerz. Deine Unsicherheit. Deine Einsamkeit. Wenn wir nur für immer zusammen sein könnten ... Ich werde es so oft sagen, wie du willst: Ich werde dich nicht verraten. Niemals.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)