Fesseln des Verrats - Fortführung nach Kapitel 13 von Aleye85 ================================================================================ Kapitel 38: Der Höhlenpalast ---------------------------- Sairi seufzte. Es war nun bereits drei Tage her, dass sie Gagarenzia verlassen hatten und er Masamune das letzte Mal gesehen hatte. Er hoffte nur, dass sein Cousin genug Ruhe fand, um sich von den ganzen Strapazen zu erholen. Sowohl körperlich als auch seelisch, denn die Ereignisse hatten tiefe Spuren bei ihm hinterlassen. Er selbst schwor sich, alles dafür zu tun, um Luzifer und sein Gefolge dorthin zurückzuschicken, wo sie hingehörten. Ria musterte ihren Partner aus den Augenwinkeln. Seine Gedanken und Gefühle waren ihm aus dem Gesicht abzulesen. Vielleicht nicht für die anderen, doch für sie schon. Vorsichtig griff sie nach seiner Hand und drückte sie aufmunternd. Sie rechnete damit, dass er sich losreißen oder sie abschütteln würde, doch nichts dergleichen passierte. Er ließ die Berührung zu und zog sie etwas näher zu sich, sodass sich ihre Körper beim Laufen ab und an zufällig aneinander streiften. Mit geröteten Wangen lief sie schweigend neben ihm her und genoss die Wärme, die von ihm ausging. „Hört mal bitte alle zu“, meldete sich Danny zu Wort und zog die Aufmerksamkeit der anderen auf sich. „Ich denke, es wird Zeit, euch endlich darüber zu informieren, wie es weitergeht. Wir werden in wenigen Minuten die Höhle erreichen, wo sich eins der Portale der Götter befindet. Wenn wir dieses gefunden haben, wird uns Yuki durch seine Kraft in die Nähe der ersten Kristallsäule des Ursprungs teleportieren. Die Kristallsäulen suchen sich ihre Wächter aus. Die entsprechenden Paare müssen bei den Säulen bleiben, bis wir für alle die Säulen gefunden haben. Luca, Tachibana, Zoltan, Sodom, Luze und ich werden das Licht der Götter zur letzten Säule begleiten.“ Empörtes Gemurmel wurde laut. Der Gedanke, Yuki nicht bis zum Schluss zu begleiten, widerstrebte den Wächtern. Doch der Engel fuhr unbeirrt fort. „Ich weiß, es ist schwer für euch, doch durchaus notwendig. Nur wenn alle an ihrer Position stehen, können alle Säulen zeitgleich aktiviert werden und Yuki kann die Erde von den nicht erwünschten Duras und von Luzifer säubern, denn dann wird die volle Magie der Säulen betätigt.“ „Hört sich für mich alles nach einem schlechten Film an“, murmelte Hotsuma und bekam einen leichten Stoß von Shuusei in die Seite. Erwartungsvolle Blicke richteten sich auf das Licht der Götter und Yuki nickte. „Ich glaube fest daran, dass es funktioniert. Gemeinsam können wir es schaffen und beenden ein für alle Mal diesen fürchterlichen Kampf. Lasst uns, unseren Traum verwirklichen.“ „Au ja, Sodom wird Yuki helfen!“ Der kleine Drache kuschelte sich an Yuki, der ihm liebevoll den Kopf tätschelte. „Wie könnten wir eine Bitte von dir abschlagen“, entgegnete Senshiro lächelnd. „Wenn es dein Wunsch ist, werden wir dir folgen.“ Ria sah entschlossen in die Runde und erntete zustimmende Worte. Yuki wandte sich Luca zu und sein Blick bekam etwas wehmütiges, sodass der Dämon unweigerlich erschauerte. „Und du, Luca? Wirst du an meiner Seite bleiben?“ Luca trat auf ihn zu, sank auf die Knie und schloss die Augen. „So lange, wie du es wünschst.“ Er öffnete seine Lider und ihre Blicke trafen sich, verschmolzen zu einem Augenblick voll von unausgesprochener Zärtlichkeit, Sehnsucht und Zuneigung. Die Zeit schien still zu stehen und Yuki hatte das Gefühl, zu schmelzen. „Schön, schön, he he. Dann ist ja alles geklärt. Lasst uns weiter gehen oder möchte noch jemand ein Liebesgeständnis machen?“ Tachibana schaute kichernd von einem zum anderen und sein Blick blieb an Kuroto hängen. „Du vielleicht?“ Die Miene des Wächters verfinsterte sich. Er ballte seine Hände zu Fäusten und stierte Tachibana unheilverkündend an. „Ich töte dich.“ „He he. Auch das kann ein Liebesbekenntnis sein, doch ich hoffe, Senshiro hat nichts dagegen.“ Die anderen Wächter versuchten, Kuroto und Senshiro von Tachibana wegzuziehen, die im nächsten Moment sofort auf den Herbergsvater zusprangen. Luze gesellte sich zu Zoltan, schielte immer wieder zu Danny und dann zu der chaotischen Szene, bis er schließlich fragte: „Wie hältst du das bloß aus?“ Zoltan zuckte stumm mit den Schultern. „Er nervt.“ „Meistens.“ „Doch du liebst ihn?“ „Mehr als alles andere auf der Welt“, bestätigte Zoltan und ließ Tachibana nicht aus den Augen. „Willst du ihm nicht helfen?“ „Der geht schon nicht kaputt.“ „Stimmt wohl.“ Luze schielte abermals zu dem blonden Mann. Es war kaum zu glauben, dass sowohl Tachibana als auch Danny Engel sein sollten. Sie waren so unterschiedlich. Nicht nur äußerlich, sondern vor allem charakterlich. Ob es sich nicht doch um einen Irrtum handelte? Luca feuerte einen lilafarbenen Magiestrahl zwischen die zankende Meute, die ihn daraufhin böse anfunkelte. „Wir gehen weiter“, meinte er unbeeindruckt und lief mit Yuki und Sodom voraus. Suchend tasteten sie seit über einer Stunde die große Felssteinwand ab. Die Frustration unter den Wächtern wuchs stetig, doch keiner von ihnen dachte daran, aufzugeben. „Und keiner von euch beiden weiß, wo sich der Eingang befindet?“, seufzte Sairi gereizt, aber sowohl Danny als auch Tachibana schüttelten den Kopf. „Leider nein. Es war zuvor nie … wichtig“, antwortete der Blonde und der Wächter verdrehte die Augen. Ria klopfte ihrem Partner aufmunternd auf die Schulter. „Ich glaube, ich habe was“, meldete sich Shuusei zu Wort und zog damit sofort die Aufmerksamkeit aller auf sich. Hoffnungsvoll scharrten sie sich um ihn. Allerdings konnten sie nichts entdecken. „Ich sehe nichts“, äußerte sich Tsukomo, legte den Kopf leicht schräg und sprach damit aus, was alle dachten. „Ha ha, ihr müsst genauer hinschauen“, riet Tachibana und grinste amüsiert in die Runde. „Macht eure Äuglein auf, du auch, Luca.“ Lucas Augen verformten sich zu zwei schmalen Schlitzen und blitzten gefährlich auf. Er wusste, dass der Hausvorsteher gerne seine Scherze trieb und versuchte, es einfach abzutun. Doch das ständige Gekicher hörte nicht auf und trieb ihn zur Weißglut. Wie von selbst schoss seine Hand nach vorne, ergriff den lachenden Mann und schleuderte ihn gegen die Mauer. Zumindest hatte er dies bezweckt, denn Tachibana wurde von dem Gestein regelrecht verschlungen und fiel hindurch. Fassungslos starrten die anderen auf die Sinnestäuschung. Zoltan war der erste, der sich rührte. „War das wirklich notwendig?“, fragte er Luca scheinbar gelangweilt, wartete allerdings nicht auf seine Antwort, sondern trat ebenfalls durch die Illusion hindurch. Luze trat neben seinen Bruder und meinte: „Ich hätte es auch getan. Dummerweise warst du schneller als ich.“ „Sodom und Yuki auch!“ Der kleine Drache schlang sich um Yukis Arm und sah auffordernd in die Runde. Das Licht der Götter lächelte und streichelte ihm behutsam den Kopf. „Seid ihr soweit?“, wandte er sich an die Zess Brüder, die zeitgleich nickten. Gemeinsam betraten sie einem nach dem anderen die Höhle. „Wow, das ist unglaublich!“, murmelte Touko mit glänzenden Augen und sah sich in dem riesigen Höhlenpalast um. „Wie alt ist der Bau? Und was sind das für Zeichen?“ „Da! Schau! Das da hinten sind Abbildungen unserer Vorfahren!“ Ria deutete nach rechts auf die gezierte Wand. Danny wartete ein paar Minuten, bis sich die Aufregung gelegt hatte, bevor er zu erklären begann. „Ihr findet hier den Einfluss aller Welt. Direkt neben mir habt ihr die griechische Antike. Ria hat schon die japanischen Epochen gefunden, die hier Vorherrschend ist, da das Licht der Götter und auch die Wächter vorzugsweise in Japan wiedergeboren werden und es auch stets Japan ist oder war, wo die Kämpfe ausgetragen wurden.“ „Wieso das?“ Yuki sah den Engel fragend an. Danny lachte verlegen auf. „Ihr scheint das Land besonders zu lieben. Eure Seelen zieht es stets auf die Insel.“ „Wäre es denn auch möglich, dass wir in einem anderen Land und getrennt voneinander geboren werden?“ „Grundsätzlich ja, zumindest was dich, das Licht der Götter, betrifft. Die Seelen der Wächter zieht es allerdings immer in deine Nähe.“ Yuki spürte die Blicke seiner Freunde auf ihn ruhen und Geborgenheit flutete seine Körper. Wärme schoss in seine Wangen und er nickte dankbar in die Runde. „Ich danke euch. Durch jeden einzelnen von euch weiß ich, dass ich niemals allein sein werde. Ich danke euch von Herzen. Lasst uns gemeinsam dem Grauen ein Ende setzen und für Friede sorgen.“ „Oh ja, und wenn der Kampf vorbei ist, dann gehen wir alle gemeinsam wieder in einen Onsen!“ Ria strahlte regelrecht, sodass ihr keiner den Wunsch abschlagen konnte. Fröhlich Pläne schmiedend bahnten sie sich ihren Weg durch den göttlichen Palast. Keiner von ihnen ahnte, dass sie in diesem Leben nie wieder gemeinsam zu einem Onsen fahren würden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)