Fesseln des Verrats - Fortführung nach Kapitel 13 von Aleye85 ================================================================================ Kapitel 39: Überraschung ------------------------ „Da! Der Eingang!“ Sodom streckte seine Hand aus und hüpfte aufgeregt von einem Bein auf das andere. Sowohl Danny als auch Yuki schenkten ihm ein herzliches Lächeln und wurden von den Zessbrüdern mit einem Schmunzeln beobachtet. „Die Szene ist fast noch gruseliger als du“, murmelte Zoltan Tachibana zu und erntete einen ermahnenden Knuff in die Seite. Voller Tatendrang bewegten sich die Freunde auf das große, reich verzierte Tor zu, das sie zu dem ersten Portal der Götter bringen würde. Alle waren frohen Mutes bis auf Danny, der sich angespannt umsah. Etwas stimmte nicht, allerdings war er nicht in der Lage zu bestimmen, was es war. Luze trat an seine Seite. Die Unruhe des blonden, jungen Mannes war ihm aufgefallen und er machte sich Sorgen. „Was ist los? Stimmt etwas nicht?“ „Ich … ich bin mir nicht sicher“, gab der Angesprochene ehrlich zu. „Ich habe ein sehr beunruhigendes Gefühl.“ Luze griff reflexartig nach Dannys Hand und streichelte mit seinem Daumen beruhigend über dessen Handrücken. Erstaunt blickte der Engel auf, wollte sich im ersten Moment der Berührung entwinden, entschied sich dann jedoch anders. Der Dämon meinte es nicht böse. Ja, es war falsch, doch es fühlte sich irgendwie richtig an. Wenn die Sache beendet sein würde, könnte er ohnehin nicht mehr zurückkehren. Was also sollte ihn davon abhalten, Luzes Zärtlichkeiten anzunehmen? Statt sich zu entziehen blickte er ihm tief in die violettfarbenen Augen, in denen er am liebsten versinken würde, und nickte ihm dankbar zu. Mit großen Erwartungen öffneten die Wächter das Tor und traten in einen riesigen Rundraum, dessen Wände und Säulen prachtvoll verziert waren. Das ersehnte Portal befand sich in weniger als 500 Meter direkt vor ihnen. Eilig bewegten sie sich darauf zu, doch noch bevor sie es erreichten, schlug ihnen die dämonische Anwesenheit brutal entgegen. „Luzifer!“, hauchten Danny, Zoltan, Luze, Luca und Tachibana gleichzeitig. Sofort bildeten die Wächter einen schützenden Kreis um Yuki. Keine Sekunde zu spät, denn das frostige Lachen des Dämonenkönigs hallte verhöhnend von den Wänden wider. „Überraschung!“ Mit einem Funken sprühenden Zischen erschien er direkt vor dem Portal, umgeben von seinen Lakaien. „Ich konnte euren abrupten Aufbruch nicht einfach hinnehmen … wir sind noch nicht fertig miteinander. Und dir“, er wandte sich mit aufblitzenden Augen zu Danny, „dir werde ich deine Flügel einzeln ausreißen!“ Bevor der Engel, noch das Licht der Götter und seine Freunde etwas erwidern konnten, stürmte die Dämonenbrut mit lautem Geheul auf sie zu. Aschfahl und mit schreckgeweiteten Augen, sah Yuki dabei zu, wie sich die Szenerie erneut zu einem Albtraum verwandelte. Um ihn herum flogen Magiegeschosse und Waffen umher. Das Schreien der kämpfenden Wächter, sowie dem Rest seiner Freunde und den sterbenden Dämonen, lullte ihn in einen dichten Nebel. Er heilte die Wunden der Wächter, doch fühlte sich abermals unnütz und hilflos. Woher kamen stets diese Zweifel? Wieso holte ihn das Gefühl der Nutzlosigkeit und die Traurigkeit seiner Vergangenheit immer wieder ein? Mit verschleiertem Blick sah er in das Kampfgemenge. Cadenza hatte es offensichtlich auf Senshiro und Kuruto abgesehen. Unerbittlich nahm er sie ins Kreuzfeuer. Der Rest kämpfte gegen die vielen Duras und Opasts, die aus dem Nichts zu kommen schienen. Die Angriffswelle flaute nicht ab, egal wieviele Gegner sie auch vernichteten. Sodom traf es besonders schlimm, denn er war von einer Vielzahl hungriger Höllenhunde eingekesselt und kämpfte ums pure Überleben. Yuki wurde schwindelig. Er musste doch noch etwas tun können?! Sie waren so weit gekommen, hatten so viel durchgemacht … doch nicht nur, um jetzt kläglich zu scheitern? Das war nicht fair. Seine Augen wanderten suchend über den kämpfenden Mob zu Danny, der mit Luzifer alle Hände voll zu tun hatte. Yuki schluckte. Es war fraglich, wer den Sieg davon tragen würde. Er schüttelte vehement seinen Kopf. Nicht auszudenken. Unmöglich. Er durfte nicht zulassen, dass die Hoffnungslosigkeit von damals wieder in ihm breit machte. Er musste kämpfen! Noch war nicht alles verloren. Er würde nicht einfach nur dastehen und zusehen, wie seine Freunde, die er mehr als alles andere auf der Welt liebte, wieder verletzt oder gar getötet würden. Niemals! Entschlossen setzte sich das Licht der Götter in Bewegung. Mit großen Schritten preschte er durch die rangelnde Meute, vernichtete auf seinem Weg jeden Duras, der sich ihm in den Weg stellte. Er erreichte in Sekundenschnelle das Portal. Ohne weiter darüber nachzudenken, legte er seine Hände auf die Schriftzeichen übersäte Säule, bündelte seine Gedanken und konzentrierte sich auf sein Ziel. Er spürte, wie Wärme das Götterportal flutete und auf ihn übersprang. Als Yuki sein Ziel erreichte, schrie Luzifer wütend auf. Danny nutzte den Moment der Ablenkung und schlug den Dämonenkönig mit wuchtigen Angriffen zurück. Aus den Augenwinkeln erspähte er Yuki, der dabei war, das Götterportal zu öffnen. Unglaublich. Das Licht der Götter war wahrhaft mächtig. Allerdings mussten sie alle bei ihm sein, anderenfalls würden sie nicht mitreisen können. Er schielte in die kämpfende Masse und biss sich auf seine Unterlippe. Wie sollte er das anstellen? Die Wächter waren zu verteilt. Es gab nur eine Möglichkeit, doch würde er das schaffen? Er sah abermals zu Yuki, der das Portal zum leuchten brachte und langsam öffnete. Danny hatte keine andere Wahl. Er musste alles auf eine Karte setzen, ungeachtet der Konsequenzen. Er sammelte seine Kraft und stieß sie gezielt auf die Gegner im Raum in Form einer riesigen Druckwelle hinaus. Er bekam noch mit, wie Luzifer und seine Scherken in Richtung des Ausgangs geschleudert wurden, dann wurde ihm schwarz vor Augen. Er spürte, wie er den Halt verlor und fiel. Dann vernahm er nichts mehr. Blitzschnell stieß Luze zu dem Engel nach vorne, der ohnmächtig zu Boden fiel, und fing ihn im letzten Moment auf. Für einige Sekunden standen die Wächter verwirrt da, doch Tachibana riss sie augenblicklich aus ihrer Starre. „Zu Yuki, sofort!“ Ohne weiter zu zögern rannten die Freunde zum Licht der Götter. Ihre Gegner richteten sich wieder auf und setzten ihnen blutdürstig hinterher. Nur noch wenige Meter, und sie würden sie wie mickrige Fliegen zerquetschen. Tachibana schaute besorgt zu Yuki. Wieso dauerte das so lange? Was tat er da? Wieso betätigte er nicht endlich das Götterportal? Auf was wartete er noch? Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch Luca warf ihm einen ermahnenden Blick zu. Yuki wollte die Reise abkürzen. Zwar war es nicht der reguläre Weg, doch sie hatten keine Zeit. Sie mussten diesen Kampf so schnell wie möglich beenden. Wieso eine Säule nach der anderen aufsuchen, sich immer wieder der Gefahr aussetzen, dass Luzifer sie einholen und es verhindern würde? Das Risiko war zu groß. Nein, er würde die Wächter sofort an ihre Bestimmungssäule schicken. Es musste möglich sein. Er war das Licht der Götter. Wenn es ihm nicht gelang, wem denn dann? Yuki nahm all seinen Mut und seine Entschlossenheit zusammen. Er würde es schaffen! Auf jeden Fall. Er musste nur an sich glauben und herausfinden, wo jede sich jede einzelne Säule befand, sich auf alle gemeinsam konzentrieren, den Ruf der Wächterpaare annehmen und dann … Er hatte es! Schlagartig riss er die Augen auf und löste das Portal aus. Glitzerndes Licht flutete den Raum wie Feenstaub, hüllte sie ein und trug sie hinfort. Ein frustriertes Raunen ging durch die Höhle, doch Luzifer schien die Ruhe selbst. Ein Zungenschnalzen war seine einzige Reaktion auf das Verschwinden seiner Beute. Cadenza trat neben ihn und sah ihn verärgert an. „Sie sind uns entwischt. Wie kann es sein, dass du so ruhig bleibst?“ „Es stört mich nicht sonderlich.“ „Wieso?!“ Mit einem diabolischen Grinsen wandte er sich zu ihm um. „Ganz einfach. Du vergisst, dass auch ich einmal ein Himmelswächter war.“ „Und?“ Cadenza verstand nicht ganz. „Jeder ist bestechlich, auch unter den selbstgerechten Engeln.“ Die Miene des Opasts erhellte sich. „Du meinst, du hast Mittelsmänner?“ „Ganz recht und deswegen weiß ich auch, wo unser Spielzeug hin ist!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)