Fesseln des Verrats - Fortführung nach Kapitel 13 von Aleye85 ================================================================================ Kapitel 40: Säule des Ursprungs – Sairi und Ria, Teil 1 ------------------------------------------------------- Benommen schlug Sairi die Augen auf und blinzelte in den bewölkten Himmel. Er blickte sich um und fand Ria, die sich an einen Baum abstützte. Sie befanden sich inmitten eines Waldes. Nichts kam ihm bekannt vor. „Ria, wo sind wir?“, nuschelte Sairi und richtete sich vorsichtig auf. Sofort ergriff Schwindel von ihm Besitz und er schloss für ein paar Sekunden seine Lider. „Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich sind wir in der Nähe von einer der Säulen des Ursrprungs.“ „Du hast nicht zufällig unser Licht der Götter und den Rest gesehen?“ Seine Partnerin schüttelte verneinend den Kopf. „Leider nicht.“ Er schnalzte verärgert mit der Zunge und massierte sich seine Schläfe. „Sollten wir nicht alle zusammen dorthin und eine nach der anderen abklappern?“ „So habe ich das auch verstanden, doch vielleicht hat sich Danny geirrt und wir sind alle bereits in der Nähe unseres Zielortes.“ „Oder es ist etwas schief gegangen“, entgegnete Sairi missmutig und rappelte sich auf die Beine. „Das glaube ich nicht. Ich bin fest der Meinung, dass Yuki in der Not unseren Weg und Kampf erleichtern wollte, und uns gleich paarweise zu den jeweiligen Orten geschickt hat.“ „Hoffen wir, dass du recht hast“, brummelte Sairi und lief auf seine Partnerin zu, der es mittlerweile gelang, sich von allein aufrecht zu halten. Sie zwinkerte ihm betörend zu. „Natürlich habe ich recht. Du solltest anfangen, an deinem Optimismus zu arbeiten.“ Er erwiderte nichts, sondern schaute sich stattdessen orientierend um. „Davon ausgehend, dass du recht hast – wo müssen wir hin? Außer Bäumen gibt es hier nichts. Uns fehlt ein Anhaltspunkt oder Wegweiser.“ Ria schloss ihre Augen, atmete die frische, feuchte Luft tief ein und lauschte dem Gezwitscher der Vögel. „Ria?“ „Wir müssen da lang“, meinte sie und deutete nach rechts. Sairi zog verwundert eine Braue in die Höhe. „Woher weißt du das?“ „Weibliche Intuition.“ „Oh, ihr Götter!“ „Hey, vertrau mir einfach!“ Er seufzte ergeben auf und lief an ihr vorbei. Als er jedoch nach ein paar Minuten merkte, dass sie Mühe hatte, das Gleichgewicht zu halten, wartete er auf sie und bot ihr seinen Arm an. Rias Augen weiteten sich überrascht. Dankbar nahm sie sein Angebot an. Für eine Weile schlenderten sie schweigend nebeneinander her. Er war zwar ein Macho, aber durchaus ein lieber. Wenn sie daran dachte, dass sie ihn beinahe verloren hätte … nicht auszudenken. Sie hatte noch immer nicht ganz den Tod ihres Partners im vorherigen Leben verkraftet. Konnte man so etwas überhaupt verkraften? Einen weiteren Verlust hätte sie jedenfalls nicht überlebt … Sie schüttelte schnell ihren Kopf und versuchte, die bedrückenden Gedanken hinaus zu schmeißen. Stattdessen genoss sie die Ruhe. Fast konnte sie sogar vergessen, warum sie hier waren und in welcher Lage sie sich befanden. Es fühlte sich an, als wären sie in Urlaub, um Erholung zu tanken. Zu zweit. Irgendwie romantisch. Sie wurde leicht rot und hoffte, dass er es nicht bemerkte. „An was denkst du gerade?“, riss sie Sairis Frage zurück in die Gegenwart. Hatte er etwas bemerkt? Sie hielt es für besser, nicht nachzufragen. Stattdessen zuckte sie mit den Schultern und antwortete: „Ich dachte nur gerade, dass es schön hier ist.“ „Mh … ja, kann sein. Ein bisschen viel Bäume.“ Er grinste schief und bekam von ihr einen leichten Stoß. „Sieh mal, ein Schild!“ „Loch Ness … jetzt wissen wir wenigstens, wo wir sind. Aber was sollen wir in Schottland?“ „Unsere Säule suchen.“ „Ja ja, ich weiß. Dann also Richtung See?“ „Ja, Richtung Loch Ness.“ Er legte seinen Arm um ihre Schulter. Nun konnte sie ihre Röte nicht mehr verbergen, doch auf keinen Fall wollte sie die Stimmung ruinieren. Jeder Moment war kostbar und sie würde jede Sekunde des Glücks auskosten. Mit klopfenden Herzen lehnte sie sich an ihn, während sie durch den Wald spazierten und nach der Säule des Ursprungs Ausschau hielten. „Der See ist wunderschön, findest du nicht?“, schwärmte Ria und sah sich glücklich um. „Ob die anderen auch an so wundervollen Orten sind?“ „Wie auch immer. Mir wäre nur lieber, wenn wir endlich diese verdammte Säule finden würden. Immerhin laufen wir jetzt schon seit Stunden drum herum und es nimmt einfach kein Ende.“ Ria verzog ihren Mund zu einem gespielten Schmollen und stemmte ihre Hände in die Hüften. „Das du immer so unsensibel und unromantisch sein musst!“ Sairi öffnete seinen Mund zum Widerspruch, stattdessen schloss er ihn unverrichteter Dinge wieder. Wärme flutete seinen Körper. Etwas rief nach ihnen. Ria spürte es ebenfalls. Gleichzeitig wandten sie sich in Richtung Süden, wo ein Holzpfahl am Ufer prangerte. Mit einem mulmigen Gefühl eilten beide darauf zu. Ratlos blieben sie davor stehen und besahen sich den brusthohen Pfahl, an dem ein paar Eisenketten angebracht waren. „Ich glaube nicht, dass das unser Ziel ist …“, gab Ria zweifelnd zu Bedenken und auch ihr Partner schüttelte entschieden den Kopf. „Nein, das kann ich mir nicht vorstellen. Unsere Säule liegt wohl eher dort.“ Er deutete inmitten auf den nebelverhangenen See und Ria seufzte. „Ich spüre es auch. Dennoch habe ich nicht die Absicht, zu schwimmen. Gibt es keinen anderen Weg?“ Sairi sah alarmiert auf. Etwas Unheilvolles durchzog die Luft und ließ sie knistern. Seinem Instinkt folgend stellte er sich schützend vor seine Partnerin. Sie öffnete den Mund zum Protest, da begann das Wasser wie verrückt zu sprudeln. Beide setzten seinen Sprung zurück und gingen in Kampfposition. Direkt vor ihnen schoss ein riesiges Seeungeheuer aus den Wellen und brüllte sie gierig an. „Ist das etwa Nessi aus der Legende?“, hauchte Ria verwundert und kämpfte um einen sicheren Stand, da das Monster mit seinem Schrei nicht nur die Erde zum beben brachte, sondern zeitgleich viel Luft ausstieß, gleich einer starken Windböe. „Wenn, dann dämonischer Natur. Ich denke, es wurde beschworen. Fakt ist, dass es Mundgeruch hat.“ Ria lachte kurz auf und wich sogleich dem ersten Angriff des Biestes aus. Der nächste ließ nicht lange auf sich warten. Immer wieder stieß das Ungeheuer mit seinem Maul nach unten, schnappte nach ihnen und hinterließ große Krater in der Erde. „Verdammt, bei der Geschwindigkeit kann ich unmöglich kontern!“, rief Ria und warf einen Blick zu ihrem Partner, dem es gleich erging. „Ich kann nichts mit meinem bösen Blick ausrichten. Es scheint immun!“, fluchte Sairi und sprang von einer Stelle zur anderen. Was konnten sie tun? Wo war der Schwachpunkt der überdimensionalen Seeschlange? Wenn er doch nur … In dem Moment stürzte Ria über den unebenen Boden. Mit einem Schrei schlug sie auf der Erde auf. Die Augen des Monstrums funkelten gefährlich. Blitzschnell schoss es auf sein Opfer zu. Sairi handelte sofort. So schnell ihn seine Beine trugen eilte er zu seiner Partnerin und umfing sie mit einer schützenden Umarmung. Das Biest öffnete sein riesiges Maul und schluckte beide hinunter, bevor es wieder unter der Wasseroberfläche verschwand und in die Tiefen von Loch Ness hinab tauchte. Hosted by Animexx e.V. 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