Fesseln des Verrats - Fortführung nach Kapitel 13 von Aleye85 ================================================================================ Kapitel 55: Zweifel ------------------- Immer wieder blickte Danny nach hinten, in der Hoffnung, Zoltan und Tachibana zu erspähen. Sie waren bereits die gesamte Nacht durchgelaufen, hatten den Wald hinter sich gelassen und ein felsiges Gebiet passiert. Wenn alles gut ging, würden sie morgen den Tempel der Götter auf dem Berg Ethion erreichen. „Du machst dir Sorgen.“ Luze lief plötzlich neben ihm und musterte ihn besorgt. Ein Lächeln legte sich auf Dannys Gesicht und er wollte schon abwinken, doch der Dämon kam ihm zuvor. „Bitte hör auf zu Lächeln, wenn dir gar nicht danach ist. Das ist irgendwie … traurig.“ Erstaunt blickte der Engel ihn an, schloss kurz seine Augen und nickte. „Ja, tut mir leid. Eine Jahrhunderte lang antrainierte Angewohnheit. So schnell werde ich die wohl nicht los. Aber für dich werde ich es versuchen.“ Luze Herz überschlug sich vor Aufregung. Hatte er das gerade wirklich gesagt? Bildete er sich das nicht nur ein? Als er jedoch in Dannys leuchtende Augen sah, wusste er, dass es sich nicht nur um Wunschdenken handelte. Eindeutig: der Engel machte ihm gerade Avancen. Diese Situation musste er unbedingt für sich nutzen. Seine Hand schnellte nach vorne, um die des blonden Mannes zu ergreifen und ihn zu sich zu ziehen, aber sein Bruder unterbrach gelassen die Szene. „Wenn ihr mit Flirten fertig seid, solltet ihr euch besser auf den Weg konzentrieren. Da vorne beginnt der Bergpfad, der nicht gerade breit und ungefährlich ist.“ Sofort galt Dannys Aufmerksamkeit ihrer Reise und Luze knirschte verärgert mit den Zähnen. „Schaffst du es, Yuki weiterhin zu tragen, oder sollen wir dich mal ablösen?“ „Nein, das macht mir nichts. Ich trage ihn weiterhin“, antwortete Luca und wandte sich dann an Sodom, der in seiner menschlichen Gestalt neben ihm und Yuki hersprang. „Sodom, du verwandelst dich besser.“ Der kleine Drache blickte besorgt auf das schlummernde Licht der Götter. „Du kannst dich dann auf Yukis Schulter setzen“, fügte Luca hinzu, dem seine Reaktion nicht entging. „Au ja! Sodom zu Yuki!“ Mit einem kleinen Puff nahm der Drache seine handliche Form an und platzierte sich wieder auf dem Licht der Götter, wo er sich wohlig räkelte und an ihn kuschelte. „Immerhin einer bekommt, was er möchte“, nuschelte Luze bissig vor sich hin, jedoch so leise, dass es die anderen nicht verstanden. „Yuki ist noch immer nicht aufgewacht, oder?“ Danny schaute besorgt auf Yuki. „Nein, leider nicht.“ „Aber er wirkt ruhiger. Scheinbar haben die Kämpfe der Wächter aufgehört. Er sieht nicht aus, als würde er sie gerade heilen. Vielleicht schafft er es jetzt, selbst wieder zu Kräften zu kommen.“ Luca nickte und hoffte inständig, dass Danny recht behalten sollte. Ein letztes Mal warf der Engel einen Blick zurück. „Du machst dir Sorgen um Tachibana und Zoltan, nicht wahr?“, Luze streifte vorsichtig Dannys Arm. Allein diese kleine Berührung reichte aus, um seine Haut aufregend Prickeln zu lassen. Die Sehnsucht verzehrte ihn regelrecht. „Etwas … ich bin mir nicht sicher, aber die beiden sollten uns längst eingeholt haben.“ „Mattheus wird sie länger aufgehalten haben, wie gedacht. Doch ich bin mir sicher, dass es den beiden gutgeht. Unkraut vergeht nun mal nicht …“ Dannys Augen weiteten sich verblüfft bei seiner Aussage. Für einen Moment starrte er ihn verdutzt an, dann brach er in schallendes Gelächter aus. „Tachibana als Unkraut zu bezeichnen … er wurde schon vieles genannt, aber das ist neu.“ Luze Herz machte einen verzagten Sprung. Wenn er lachte, sah er noch viel schöner aus, denn er strahlte heller als das Licht. „Die beiden verstehen sich wirklich gut, oder?“ „Mh, wie man es nimmt …“ Wie vom Blitz getroffen blieb Luca stehen und blickte hinab in Yukis müde lächelndes Gesicht. „Yuki, du bist wach?!“ Das Licht der Götter nickte und Sodom hüpfte freudig fiepsend auf seiner Schulter auf und ab. „Ja, tut mir leid, dass ihr euch Sorgen machen musstet.“ „Hauptsache, dir geht es gut. Wie fühlst du dich?“ „Noch etwas schläfrig und erschöpft. Ansonsten geht es mir gut. Wie lange habe ich geschlafen?“ „Ungefähr 27 Stunden“, antwortete Danny und trat mit Luze auf sie zu. „Oh … oh, tut mir leid.“ Luca schüttelte vehement seinen Kopf. „Du musst dich nicht entschuldigen.“ „Aber du hast mich die ganze Zeit tragen müssen.“ „Ich musste es nicht, doch ich tat es gern.“ Yuki erschauerte, als er in die klaren und ehrlichen Augen von Luca sah. „Ich danke dir …“ „Fühlst du dich fit zur Weiterreise?“, fragte Danny und reichte ihm etwas zu trinken. „Ja, auf jeden Fall.“ Yuki nahm einen großen Schluck und wollte ihm die Flasche zurückgeben, doch der Engel schüttelte entschieden den Kopf. „Trink das aus. Wir haben auch noch ein bisschen Proviant für dich. Lass uns hier rasten und iss etwas. Du musst zu Kräften kommen und auch uns tut eine kleine Pause gut.“ Ja, danke.“ Für eine Weile schwiegen sie, bis Luze das Wort ergriff. „Musstest du die Wächter heilen?“ Das Licht der Götter nickte und für einen Moment durchzog Traurigkeit seine Miene. „Ja, sie hatten sehr starken Feindkontakt. Senshiro … er wäre fast gestorben und ich … ich konnte ihn nicht ganz heilen. Er ist noch immer verwundet.“ „Aber sie sind alle am Leben?“ Danny blickte ihn aufmunternd an. „Ja, ich denke, er ist vorerst außer Lebensgefahr. Die Kämpfe sind vorüber. Sie sind an ihren Ursprungssäulen.“ „Dann mach dir keine Sorgen mehr. Sie sind stark. Es geht ihnen gut.“ Yuki nickte Luca dankbar zu. Er hatte recht. Sie waren nah am Ziel. Jetzt mussten nur noch sie ankommen und dann würden sie gemeinsam den Krieg ein für alle mal beenden. Als Yuki aufgegessen hatte schaute er auffordernd in die Runde. „Okay, ich fühle mich ausgeruht. Wir können weiter.“ „Bist du dir sicher?“ „Ja, nur ich habe eine Bitte, Luca. Lass mich selber laufen. Ich muss mir dringend die Beine vertreten.“ „Natürlich.“ Der Dämon seufzte erleichtert. Typisch Yuki. Er war noch wackelig auf den Beinen, doch sein Stolz und Ehrgeiz waren nicht zu brechen. „Doch wenn es dir zu viel wird, gibst du mir Bescheid. Es macht mir nichts aus, dich zu tragen.“ „Danke.“ Yuki schenkte ihm ein strahlendes Lächeln, das Luca verführte, ihn in seine Arme zu ziehen und zu küssen. Stattdessen schluckte er seine Begierde hinunter, stand auf und reichte Yuki eine helfende Hand, die dieser nur allzu gerne ergriff. Danny und Luze folgten den beiden. Die Stimmung war fröhlich und voller Hoffnung, nun da das Licht der Götter erwacht und in gutem Zustand war. Dennoch überkamen den Engel Zweifel. Was hielt Tachibana und Zoltan ab, ihnen zu folgen? Und warum hatten die Wächter alle Feindkontakt gehabt? Woher wussten die Dämonen, wo sie hinwollten? Oder handelte es sich hierbei um einen Zufall, da sich die Höllenbewohner wie eine Seuche ausgebreitet hatten? Falls es sich jedoch um keinen Zufall handelte, bedeutete dies, das es mindestens einen Verräter im Himmelreich gab und dann würde sie auf dem Berg Ethion eine böse Überraschung namens Luzifer erwarten ... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)