Fesseln des Verrats - Fortführung nach Kapitel 13 von Aleye85 ================================================================================ Kapitel 57: Nächtliches Versprechen ----------------------------------- Zoltan schnalzte verärgert mit der Zunge, als es heftig zu regnen begann. Das hatte ihnen gerade noch gefehlt. Tachibana hatte für das Wetter nur ein Lachen übrig und störte sich nicht weiter daran. „Willst du mich nicht endlich aufklären?!“ „Mh?“ „Wir sind jetzt schon fast sechsunddreißig Stunden unterwegs und entfernen uns immer mehr vom Berg Ethion.“ „Bist du sicher? Ha ha.“ Jetzt platzte dem Dämon die Geduld. Er griff nach Tachibanas Arm und riss ihn zu sich herum. Erbost funkelte er ihn an. „So schlecht ist meine Orientierung keinesfalls! Hör auf mich zu verarschen und für dumm zu verkaufen!“ „Ha ha, ja, du hast wohl recht.“ „Wenn du nicht möchtest, dass ich dir dein dämliches Grinsen aus dem Gesicht prügle, dann klär mich jetzt endlich auf! Ich bin dir lang genug wie ein Schoßhündchen hinterher getrottet!“, fauchte Zoltan und meinte es durchaus ernst. Tachibana hörte auf zu Lachen. Sein Gesicht nahm einen ernsten Ausdruck an. Er wollte sich aus seinem Griff befreien, doch Zoltan ließ nicht locker. Deswegen beließ er es dabei und setzte stattdessen einen Schritt auf ihn zu, sodass sie nur noch wenige Zentimeter trennten. „Ich fand es bisher immer süß, wenn du mir gefolgt bist.“ „Idiot! Lass die alten Kamellen und hör auf, vom Thema abzulenken.“ „Früher hast du mir voll und ganz vertraut …“ „Ich vertraue dir immer noch.“ Zoltan stöhnte genervt auf. „Wirklich?“ Tachibana schmunzelte amüsiert. „Warum folge ich dir denn sonst seit bereits über dreißig Stunden, doch ich finde, so langsam könntest du mich jetzt wirklich aufklären.“ „Okay.“ Er strich dem Dämon über die Wange und Zoltan hauchte ihm einen Kuss auf die Handfläche. Gerne hätte Tachibana das Reden noch raus gezögert, doch er wollte die Geduld seines Partners nicht überstrapazieren. Außerdem hatte er recht. Er hatte es nicht verdient, noch länger in Unwissenheit gelassen zu werden. „Du hattest nie vor, Yuki und die anderen einzuholen.“ „Nein, hatte ich nicht.“ „Du willst auch nicht zum Berg Ethion.“ „Richtig.“ „Tachibana, was hast du vor?“ „Hast du Angst, dass ich die Seite wechsle?“ „Ich würde es nicht verstehen, aber selbst dann würde ich mit dir gehen. Allerdings möchte ich wissen, was Sache ist und wie es weitergeht.“ „Du würdest mich überall hin begleiten?“ „Ja, du Idiot! Was tut das denn jetzt zur Sache?“ „Nichts, aber ich freue mich sehr darüber.“ Tachibana wollte ihn küssen, doch Zoltan schob ihn bestimmt von sich. Ein bedauerndes Lachen entwich der Kehle des selbsternannten Herbergsvaters. „Erst antwortest du mir“, forderte Zoltan und blickte ihn unnachgiebig an. „Stur wie eh und jäh.“ „Dito.“ Tachibana seufzte und nicke. Da kam er wohl wirklich nicht drum herum. „Wir sollten uns dabei jedoch irgendwo unterstellen, bevor wir völlig durchnässt sind.“ „Wie wäre es mit da hinten?“ Zoltan deutete auf einen umgestürzten Baum, der mitsamt seiner Wurzel und einen gro0en Erdbrocken aus dem Boden gerissen war. Sie kauerten sich unter das schützende Geäst, das wie eine kleine Höhle wirkte und Tachibana nutzte die Gelegenheit, Zoltan zu sich und in seine Arme zu ziehen. „Dein Herz schlägt ganz wild …“ „Ja, ich bin wohl etwas nervös“, gab Tachibana zu und grinste schief. „Und das in deinem Alter.“ „Du bist fast genauso alt wie ich.“ „Mitnichten.“ „He he.“ „Hast du nicht was vergessen?“ „Mh?“ Tachibana lächelte ihn unschuldig an und erntete dafür einen ermahnenden Knuff in die Seite. „Wo gehen wir hin? Was hast du vor?!“ „Ach diese Sache. Du hast es nicht vergessen … ha ha.“ Er kratzte sich kurz am Hinterkopf und suchte nach den richtigen Worten. „Unser Weg führt uns zur Quelle des Lebens. Eine Ader von ihr fließt hier ganz in der Nähe.“ Zoltan runzelte die Stirn. „Aber warum? Was willst du dort?“ „Wenn das Licht der Götter die Energie der Ursprungssäulen bündelt, die die Wächter aktivieren, dann … weißt du, was dann passiert?“ „Nein, nicht wirklich. Hat mich nie interessiert. Luzifer wird zurück geschickt?“ „Zurück geschickt? Ha ha … wohl kaum. Er wird ausgelöscht. Luzifer wird nicht mehr existieren. Ebenso die anderen Dämonen, die gerade auf der Erde sind.“ „Dann gibt es keine Dämonen mehr? Das Böse wird vollständig vernichtet?“ „Nein, nur die Duras, die gerade auf der Erdoberfläche sind. Diejenigen, die sich noch in der Hölle befinden, überleben. Zwar sind diese wieder gefangen, dennoch wird das Böse nie aussterben. Aber das ist nicht das Problem.“ Tachibana bedachte Zoltan mit einem durchdringenden Blick. „Ausnahmslos alle mit dämonischem Blut, die gerade hier sind?“ „Ja.“ „Egal auf welcher Seite sie kämpfen?“ „Ja.“ Zoltans Augen verformten sich zu zwei schmalen Schlitzen und er senkte leicht den Kopf. „Verstehe. Sowohl Luca, als auch Luze und ich werden ausradiert. Wissen die Zessbrüder und Yuki das?“ Tachibana schüttelte den Kopf. „Der einzige, der noch davon weiß, ist Danny. Achso … und Luzifer wahrscheinlich.“ „Und was passiert mit den Wächtern und dem Licht der Götter?“ „Sie werden ihre gesamte Lebensenergie und ihr gesamtes Sein der Reinigung der Erde opfern.“ Zoltans Augen wurden groß. „Sie sterben ebenfalls?!“ „Ja, ebenso wie Danny, wenn er Glück hat. Er hat gegen eines der höchsten Gebote des Himmels verstoßen: er hat sich eingemischt und Partei ergriffen.“ „Das … das ist doch Scheiße!“ Wütend schlug er gegen das Geäst, das bedrohlich knackte und sowohl Laub als Erdreste herab hageln ließ. „Tja … wir haben die Regeln nicht gemacht …“ Für einen Moment schwiegen beide und lauschten dem strömenden Regen und dem Geheul des Windes. Zoltan zog seine Knie an seinen Körper und dachte über das Gesagte und Tachibanas Handeln nach. „Was genau machen wir dann an der Ader dieser Lebensquelle?“ „Ich werde dafür sorgen, dass … wir von der heiligen Macht der Säulen und des Lichts der Götter nicht berührt werden, indem ich sie als einen schützenden Bannkreis für uns benutze. Mit Hilfe vom heiligen Siegel.“ „Was für ein Siegel.“ „Das, dass ich damals gefunden und aufbewahrt habe.“ „Aber wo … wie?“ Tachibana begann schelmisch zu lachen und setzte ein lausbubenhaftes Grinsen auf. „Das, dass ich seit je her mit mir trage. Der einzige, der davon wusste, war Takashiro.“ Er zog sich seine Mütze vom Kopf und lockerte ein münzgroßes Artefakt vom Stoff. „Hast du dich nie gefragt, warum ich auf einmal immer eine Kopfbedeckung trage?“ „Du hattest schon immer Phasen mit gewissen Ticks und temporären Sammelleidenschaften. Ich dachte, das wäre einer davon.“ „Ha ha, ja, das stimmt. Und sie stehen mir alle so gut.“ Zoltan seufzte. Von seiner Selbstverliebtheit hatte Tachibana in all den Jahren nichts verloren. „Du bist von der Wirkung der Aktivierung der Ursprungssäulen nicht betroffen, oder?“ Es erfolgte Schweigen, dass ihm zur Antwort genügte. Also doch. Tachibana tat das für ihn. Zoltan war zugleich bestürzt als auch gerührt. Er öffnete seinen Mund, doch brachte kein Ton heraus. Seine Gefühle überwältigten ihn und machten das Sprechen in dem Moment unmöglich. Tachibana bemerkte seine zaghaften Versuche, drückte ihn fest an sich und küsste seine Stirn. Dabei atmete er seinen Moschusduft tief ein. „Es tut mir so leid.“ „Was ...?“, brachte Zoltan mühsam hervor. „Dass ich damals nicht mit dir weggegangen bin.“ „Das … ist schon okay. Vergiss es einfach. Vorbei ist vorbei. Alles was wichtig ist, ist die Gegenwart.“ „Dieses Mal, werde ich dich nicht loslassen. Ich verspreche dir, alles wird gut.“ „Jetzt wirst du ekelhaft schnulzig.“ „Ha ha, lass mich doch. Aber es ist ein Versprechen: wenn das alles vorbei ist, dann … lass uns irgendwo hin gehen und gemeinsam ein neues Leben anfangen. Was hältst du davon?“ Zoltans Gefühle stauten sich und sammelten sich in seinen Augen als Tränen an. Ein ehrliches Lächeln zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. Zwar spürte er, dass Tachibana noch nicht alles offenbart hatte, doch das war für ihn in dem Moment nicht wichtig. „Das fände ich sehr schön.“ Tachibana zog ihn zu sich und ihre Lippen trafen sich zu einem leidenschaftlichen Kuss. Die Hitze der Leidenschaft flutete ihre Körper und vertrieb die Kälte. Umgeben von dem Rauschen des Regens und benetzt von dem Licht der Sterne, vereinigten sich ihre Körper und verschmolzen im Rausch der Lust zu einem Ganzen. Der Mond schaute stumm auf sie herab und war Zeuge ihrer innigen Liebe. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)