Fesseln des Verrats - Fortführung nach Kapitel 13 von Aleye85 ================================================================================ Kapitel 58: Doppelzimmer und verletzte Gefühle ---------------------------------------------- „Da seht!“ Sodom hüpfe freudig von einem Bein auf das andere. Aufgeregt zeigte er auf die hell erleuchtete Herberge, die sich deutlich vom dämmrigen Licht des Nachthimmels abhob. „Sind wir da?“, fragte Yuki hoffnungsvoll, dem die Erschöpfung deutlich anzusehen war. Die Heilung der Wächter und die Strapazen der langen Reise saßen ihm deutlich in den Knochen. Dazu kam der heftige Regen, der sie vor einer Stunde überrascht hatte. Sie waren von oben bis unten durchnässt und durchgefroren. „Ja, das ist die Herberge.“ Danny nickte. Auf seinem Gesicht zeichnete sich ein erleichtertes Lächeln ab. „Dahinter könnt ihr schon den Berg Ethion sehen. Es ist der größte in der Mitte.“ „Dann lasst uns schnell einchecken und uns aufwärmen“, meinte Luca und reichte Yuki eine stützende Hand. Gemeinsam legten sie die letzten Meter zur Unterkunft zurück und traten ein. Wärme umfing sie und verstärkte die Müdigkeit. Danny und Luze gingen auf den Empfang zu, während Luca Sodom und das Licht der Götter in den Aufenthaltsraum für die Herbergsgäste lotste, wo ein großer, offener Kamin in der Mitte des Raumes die Quelle der Wärme bildete. „Au ja, wie toll!“ jauchzte der kleine Drache und sprang vergnügt auf einen der freien Heuballen. Luca und Yuki folgten ihm und setzten sich daneben. Sie schlossen für einen Moment die Augen und genossen die erholsame Atmosphäre. Am Empfang trat ein freundlich dreinschauender, älterer Mann auf sie zu und begrüßte sie herzlich. „Seid willkommen, Reisende. Wie darf ich euch behilflich sein?“ „Wir bräuchten Zimmer für eine Nacht und etwas zum Essen“, antwortete Danny und Luze nickte. „Gerne, gerne. Wobei unsere Küche heute Abend schon geschlossen hat, doch ich könnte ihnen Suppe und Brot anbieten.“ „Das ist völlig ausreichend“, entgegnete Danny und der Angestellte klatschte erfreut in die Hände und wies seinen Koch an. Dann wandte er sich wieder seinen Gästen zu. „Für das Frühstück wird ein Buffet im Zimmer hinter dem Aufenthaltsraum ab sechs Uhr aufgebaut. Darf ich für fünf Leute buchen?“ „Ja, bitte.“ „Wir haben sowohl noch Einzelzimmer als auch Doppelzimmer frei. Was darf ich ihnen anbieten?“ Danny zögerte. Unsicher warf er einen Blick zu Luze und dann in Richtung von den restlichen Gruppenmitgliedern. „Doppelzimmer“, meldete sich Luze mit leuchtenden Augen voller Tatendrang zu Wort und der alte Mann wollte gerade zu den Schlüsseln greifen, als Danny sich schnell einschaltete. „Einzelzimmer, bitte.“ Er ignorierte den enttäuschten Blick des Zessbruders und nahm die Schlüssel dankend entgegen. Der Angestellte erklärte ihnen den Weg zu ihren Räumlichkeiten und bat sie, am Kamin platz zu nehmen und sich aufzuwärmen, während sie auf das Essen warteten. Nur allzu gerne gingen beide der Bitte nach und gesellten sich zu den anderen. Während sie sich aufwärmten, brachte ihnen der Angestellte heißen Kräutertee und dicke Wolldecken. „Vielen Dank. Das ist sehr freundlich von ihnen“, meinte Yuki und lächelte den alten Mann glückselig an. Er strahlte Erleichterung aus und endlich gelang es ihm, sich zu entspannen. Er konnte es kaum glauben, dass sie es fast geschafft hatten. Ein Funken Melancholie kreuzte allerdings seine Gedanken, als er an Takashiro dachte. Wie gerne hätte er ihn dabei gehabt … Nur wenige Minuten später wurde ihnen eine dampfende Gemüsebrühe und frisch aufgebackenes Brot serviert. Genüsslich stärkten sich die Freunde am Feuer. Danach machten sie sich auf, um ihre Zimmer zu beziehen. Sodoms Augen wurden groß und er strahlte Luca ehrfürchtig an, als er ihm den Schlüssel überreichte. „Ein Zimmer ganz für mich ganz allein?“ „Ja, oder magst du das nicht?“ „Doch, sehr, aber …“ Unsicher wiegte er von eine Seite auf die andere. „Du hast es dir verdient.“ Luca wuschelte ihm durch die Haare und er begann erfreut zu quieken. „Schlaf gut, Sodom. Wir holen dich morgen früh zum Frühstück ab, ja?“ Yuki nahm ihn kurz in den Arm und drückte ihn an sich. „Dir auch gute Nacht! Euch allen!“ Aufgeregt winkte er allen zu, drehte er sich um und verschwand in das kleine Zimmer, um es zu inspizieren. „Da freut sich einer aber richtig.“ Danny lachte leise auf. „Sehr süß.“ Luze durchfuhr in dem Moment ein Stich. Er wusste, dass es doof war, dennoch konnte er es nicht vermeiden. Er war eifersüchtig auf Sodom und auf die Reaktion, die er bei Danny auslöste. Abgesehen davon fühlte er sich zurückgewiesen. Klar war er forsch gewesen, Doppelzimmer zu fordern, doch hatte er die Reaktionen des Engels wirklich völlig falsch eingeordnet? Hatte er sich so stark geirrt? Anscheinend. Die Enttäuschung saß tief. „Dann sehen wir uns morgen um vereinbarte Zeit zum Frühstück?“ Yuki sah fragend in die Runde und erntete einvernehmliches Nicken. „Okay, dann schlaft gut.“ „Ja, du auch.“ Danny strich ihm aufmunternd über den Arm und nickte den Zessbrüdern zu. Luze Reaktion verunsicherte ihn, denn dieser wich seinem Blick aus und begab sich ohne ein weiteres Kommentar in sein Zimmer. Yuki zögerte kurz, doch begab sich dann ebenfalls in sein Schlafgemach. Luca blickte dem Licht der Götter sehnsüchtig hinterher, bis sich die Tür schloss. Dann wandte er sich zu Danny, der nachdenklich und bedrückt ins Leere starrte. „Mach dir nicht so viel Gedanken. Luze kann manchmal sehr stur sein.“ Er legte dem Engel eine Hand auf die Schulter. „Auch er kriegt sich wieder ein.“ Er nickte ihm zu und verließ ebenfalls den Flur. Danny seufzte und schüttelte seinen Kopf. Er brauchte dringend Schlaf. Morgen würde ein sehr anstrengender Tag werden – der Tag der Entscheidung. Etwas unschlüssig betrat auch er sein Zimmer. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)