Timeline von ZerosWolf (Reise in die Vergangenheit) ================================================================================ Prolog: In die Vergangenheit [Überarbeitet] ------------------------------------------- Ein schöner Sommertag brach an und tauchte Azuria City in ein warmes, goldenes Licht. Die Sonnenstrahlen wanderten über die blauen Dächer der Häuser bis hin zur Arena, auf deren Grundstück bereits eine junge Pokémon-Trainerin neue Manöver mit ihrem Absol übte. Immer wieder warf Shio Katchum, die sechzehnjährige Tochter der Arenaleiterin Misty, Tonscheiben in die Luft, die Abby mit einem zielgerichteten Klingensturm zerschnitt. Ziel des Trainings war es, die Vorbereitungszeit dieser starken Attacke zu verringern. Eine weitere Herausforderung stellte die Tatsache dar, dass ihre Mutter nichts von dem Training mitbekommen durfte. Misty hielt nicht viel von der Leidenschaft ihrer einzigen Tochter für Unlicht-Pokémon. Die Arena von Azuria-City spezialisierte sich seit Generationen auf Wasserpokémon und auch Shios großer Bruder bevorzugte die Unterseewesen. Es war ja nicht so, dass die auserwählte Nachfolgerin gar kein Interesse an diesem Typ hatte. Aber das Training von Unlicht-Pokémon machte ihr einfach mehr Spaß! Um sowohl ihren Pflichten im Haushalt, in der Arena und ihren Pokémon gegenüber gerecht zu werden, stand Shio jeden Tag sehr früh auf, um die Zeit vor Sonnenaufgang mit ihren Lieblingen verbringen zu können. „Okay, das wars für heute!“, rief sie ihrem Absol zu und sammelte die Scherben vom Rasen auf. Nur einen kurzen Moment hielt sie inne, um dem Spiel des Lichts auf den Baumkronen zuzusehen. Die Szenerie erinnerte sie an den Tag, an dem Sie Absol begegnete. Vor sechs Jahren zerstritt sie sich mit ihrer Mutter so heftig, dass sie ihren Rucksack packte und davon lief. Andere Kinder durften auch mit zehn Jahren zu einer Trainerreise aufbrechen – warum dann also sie nicht? Ihr großer Bruder streifte längst arglos durch die Länder und sandte von jedem neuen Ort eine Ansichtskarte und Fotos seiner Abenteuer. Shio wollte auch endlich los, doch Misty blieb stur. Die Mutter entschied, dass eine solche Reise viel zu gefährlich für ihre außergewöhnliche Tochter wäre, die noch nichteinmal ihr erstes Pokémon besaß. Wütend hatte Shio sich nachts heimlich aus dem Haus geschlichen und sich auf den Weg in die Berge gemacht. Dorthin, wo es von Käferpokémon nur so wimmelte! Dorthin, wo ihre Mutter ihr niemals folgen würde! Es war nicht ihre beste Idee, im Dunkeln durch einen dichten Wald zu streifen, auch wenn sie die Dunkelheit mochte. Ihre Augen waren immernoch die eines Menschen und so übersah Shio einen Abhang, der zu einem breiten Bach mit starker Strömung führte. So gut es ging kämpfte die Zehnjährige gegen die reißenden Wassermassen an, doch wurde sie immer weiter mitgezogen. Als sie die Kräfte verließen, erblickte sie den Vollmond am Himmel. Welch Ironie, wie unschuldig er ihrem Ableben zusah. Doch dann packte sie etwas an der Kleidung und das Mädchen wurde an Land gezogen. Als sie wieder sicheren Boden unter den Füßen hatte wagte sie es, ihren Retter anzusehen. Im Mondlicht leuchtend stand dort Abby und musterte sie eingehend. Wie schön doch dieses so verleumdete Pokémon war. Absol brachten kein Chaos, sie beschützten davor. Das Kind und das Pokémon spürten sofort eine geheimnisvolle Bindung zwischen sich. Abby legte sich nah an den kleinen, durchnässten Menschenkörper um sie zu wärmen. Am Morgen wurden sie von einem Wanderer entdeckt und zurück in die Stadt gebracht. Absol folgte ihr treu und ließ sich von niemandem von der Seite des Menschenmädchens vertreiben. Hartnäckigkeit und Geduld hatte Shio aufbringen müssen, um ihre sture Mutter überzeugen zu können, dass Abby bleiben durfte. Doch das Mädchen hatte nicht umsonst den Starrsinn ihres Vaters geerbt und gesiegt. Nun hatte Misty auch kein Argument mehr, ihre Tochter nicht auf die Reise zu schicken und Shio durfte von dannen ziehen. Nachdenklich kraulte sie den Kopf ihres ersten Pokémons. So viel hatten sie seither erlebt! Bisher kamen sie noch nicht an die Erfolge ihres Vaters und dessen Teams heran, doch das war auch gar nicht Shios Ziel. Sie wollte mehr über Unlichtpokémon erfahren und eine Arena dieses Typs eröffnen. Wenn nicht in Azuria City, dann eben anderswo. Überrascht sah das junge Mädchen auf, als sie es rascheln hörte. Ein Evoli war aus dem Gebüsch ihr gegenüber gesprungen. Wilde Evoli gab es hier in der Gegend nicht, irgendwo musste sein Trainer sein. Doch dieser zeigte sich nicht, während sein Pokémon den Menschen vor sich aufmerksam musterte. „Warum kommst du nicht raus?“, fragte Shio die nicht sichtbare Person, doch ihre Sinne schlugen Alarm, so dass sie sich kampfbereit aufstellte. „Wer bist du, und was willst du von mir?“ Wer auch immer dort zwischen den Bäumen stand, er rührte sich nicht. Shio sah eine Silhouette, doch konnte sie nicht erkennen, ob es ein Junge oder ein Mädchen war, alt oder jung. Sie musste näher ran, um ihr inneres Gehör nutzen zu können. Shio war kein gewöhnlicher Mensch, sondern eine ESP und eine ihrer Fähigkeiten war das Lesen von Gedanken. Nicht, dass sie das beabsichtigt machen würde. Sie hörte sie Gedanken der Menschen und Pokémon einfach, ohne darüber Kontrolle zu haben. Aber auch nur in einer bestimmten Reichweite. Langsam und aufmerksam ging Shio auf das Wäldchen am Rande des Grundstücks zu. Innen regte sich noch immer nichts, doch langsam hörte sie eine geistige Stimme. Gedanken hatten einen anderen Ton als richtige Stimmen, aber man konnte doch die Spezifiken heraushören, die Alter und Geschlecht des Gegenüber preisgab. Im Falle des Fremden handelte es sich um einen männlichen Jugendlichen, vermutlich in ihrem Alter. „Du suchst meinen Vater?“, interpretierte sie die Gedanken des Unbekannten, dessen Überraschung über ihre Aussagen seine Gedanken zu einem zusammenhangslosen Wirrwarr werden ließ. „Nun, wir suchen ihn auch.“ Der Mann galt seit zwei Jahren als verschwunden. Nicht, dass Shio das groß interessieren würde. Noch vor ihrer Geburt war ihr Vater zu einer weiteren Reise aufgebrochen und hatte sich seitdem nicht mehr bei Frau und Kindern blicken lassen. Vermutlich wusste er nichteinmal von ihr. „Du nervst!“, rief der Fremde wütend und befahl sein Evoli an seine Seite. Was für ein ungeduldiger Zeitgenosse! Er suchte den verschollenen Pokémonmeister, damit er sich mit ihm messen konnte, so wie einst sein eigener Vater es getan hatte. „Wenn du mit mir reden würdest, Sohn von Gary Eich, dann müsste ich nicht jede Antwort aus deinem Kopf entnehmen.“, seufzte Shio. Wenn jemand nervte, dann er! „Du Hexe!“ Oh, fiel ihm denn nichts besseres ein? Hexe gehörte noch zu den schwächeren Beleidigungen, die in Shios Leben ihre Ohren ertragen mussten. Doch bevor sie etwas erwidern konnte, schoss ein Schwalbini aus dem Geäst des Baumes neben dem fremden Trainer auf sie zu. Das Schwalbini des Trainers, dass sich auf eigene Faust entschlossen hatte, den Feind seines Meisters anzugreifen. In diesem Moment intervenierte Absol, das sich bisher hinter Shio gehalten hatte. Es blockte das Flugpokémon, wobei sein Körper seltsam zu leuchten begann. Noch ehe seine Trainerin irgendetwas begreifen konnte fühlte diese sich, als würde sie in einem Strudel hinunter gesogen, bis sie das Bewusstsein verlor. Die Erde unter ihr war kalt, doch Shio spürte Sonnenstrahlen auf ihrer Haut. Es konnte also nicht viel später sein, als das Mädchen wieder erwachte. Jemand rüttelte sie und mehrere feuchte Pokémonnasen stupsten ihr Gesicht an. Eine der geistigen Stimmen um sie herum gehörte Abby, noch eine dem anderen Trainer. Eine weitere glaubte Shio zu erkennen, doch klang sie weitaus höher, als die ihr bekannte. Sie öffnete ihre Augen – und hatte das Gefühl in ihre eigenen zu schauen. Doch das Mädchen, dass sich über sie beugte, hatte durchgehend feuerrote Haare, ein etwas schmaler geschnittenes Gesicht und eine hellere Hautfarbe. Dennoch erkannte Shio das Mädchen als jemanden, der ihr sehr bekannt war. Ihr Mutter! Als sie sich erschrocken aufsetzte, stieß sie fast mit der Rothaarigen zusammen. „Nicht so eilig!“, lachte ein junger Mann, der etwas älter als seine Freunde erschien. Ganz schmale Augen, wie sie nur wenigen Menschen gegeben waren. Ihr Patenonkel! Neugierig sah Shio zu dem schwarzhaarigen Jungen, der neben dem anderen Trainer saß, welcher ebenso unverhohlen mit seinen braunen Augen zurück sah. Auch wenn es ihre erste Begegnung war wusste Shio sofort, wen sie da vor sich hatte. Ihren Vater, Ash Ketchum. Oder zumindest ihren zukünftigen Vater, denn sie gehörte zu der Zukunft dieses Sechzehnjährigen. So wie sie nun in der Vergangenheit gelandet war. „Du scheinst ja ganz fit zu sein“, stellte Misty fest, stand wieder auf und klopfte sich den Sand von den Knien. Schulterfreies Shirt und Hotpants – war Shios Mutter tatsächlich mal so Modebewusst gewesen? „Ja, danke“, murmelte Shio, blieb aber noch sitzen. Irgendwie war ihr gerade schlecht. Und das hatte nicht nur mit dem Strudelgefühl zu tun. „Wir sollten Jaze und das Mädchen vorsichtshalber in die Stadt begleiten“, meinte Rocko und schlug seinen Reiseführer auf, um nach der nächsten Ortschaft zu suchen. Jaze hieß der Junge also, der mit ihr durch die Zeit gereist war. „Dann sollten wir aber auch ihren Namen kennen“, grinste Ash und reichte Shio die Hand um ihr aufzuhelfen. „Ich bin Ash Katchum! Und du bist?“ Mit einem milden Lächeln nahm seine zukünftige Tochter die Hilfe an und ließ sich wieder auf die wackeligen Beine ziehen. „Shio“, entgegnete sie und suchte halt an der starken Schulter des Schwarzhaarigen. Wie lange hatte sie sich dieses Zusammentreffen vorgestellt? Aber dieser Junge wusste noch nichts von dem, was er einmal tun würde. „Was für ein schöner Name“, meinte Misty. „Meerwasser.“ Ja, Meerwasser. Nach dem Meer, dass ihre Mutter so liebte und dessen Farbe ihre Augen hatten. War dieses freundliche Mädchen wirklich die Mutter, mit der sie sich in der Zukunft durchgehend stritt? In der Zukunft. Ein viel dringlicheres Problem schoss Shio in den Kopf. Wie waren sie hierher gekommen? Wie sollten sie wieder zurückkehren? Sie wusste es nicht. Sie musste es herausfinden. 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