Timeline von ZerosWolf (Reise in die Vergangenheit) ================================================================================ Kapitel 4: Misty vs Shio [Überarbeitet] --------------------------------------- Shio saß auf dem Fensterbrett ihres Zimmers im Pokémon Center. Aufgrund der unerwartet langen Kämpfe war das Finale auf den nächsten Tag verlegt worden. Während sie sich eine Strategie gegen Mistys Taktiken überlegte, sprach Jaze im Hintergrund mit seinem Vater. Solange sie sich nicht 100 % sicher sein konnte, dass er sich nicht verplapperte, würde sie ein Zimmer mit ihm teilen müssen. Außerdem gefiel es ihr, einen Ort zu haben, an dem sie frei sprechen konnte. Gedankenverloren sah sie zum Vollmond auf. „Shio!“, brüllte Jaze ihr ins Ohr. Diese kippte vor Schreck von der Fensterbank und landete unglücklich auf ihrem zu ihren Füßen schlummernden Absol, welches sie aus Reflex biss und sich dann unter ihr Bett flüchtete. Nur unter Schmerzen richtete Shio sich auf und begutachtete ihr blutendes Bein. Sie würde sich von Schwester Joy Desinfektionsmittel und Verbandsmaterial holen müssen. Mordlustig sah sie Jaze an, welcher in Gedanken der Ansicht war, dass es ihr recht geschah, mal tief zu fallen. „Du sollst deine Mutter anrufen, sie glaubt meinem Vater nicht“, leitete er die Nachricht weiter, jedoch nicht ohne ein schadenfrohes Grinsen auf den Lippen. Shio nahm ihm das übel und riss ihm ihren PokéTerm aus den Händen, dessen spitze Kante einen tiefen Kratzer hinterließ. „Sag mal, hast du sie noch alle?“, schrie er sie an, doch Shio ließ sich, eingeschnappt wie sie war, nicht auf ihn ein. Fast schon widerwillig wählte sie ihre Haustelefonnummer. „Katchum“, meldete sich Mistys Stimme, jedoch ohne Bild. Der Apparat war also noch immer kaputt. „Ich bin's, Shio“, antwortete ihre Tochter. „Wo steckst du?!“, brüllte Misty los. „Komm sofort nach Hause! Spinnst du eigentlich? Einfach abzuhauen ohne etwas zu sagen! Was meinst du eigentlich, was für Sorgen ich mir gemacht habe!?“ Misty klang stink sauer. Mal wieder. „Gar keine?“, behauptete Shio, auch wenn sie wusste, dass sie ihrer Mutter damit Unrecht tat. Es macht ihr nur Spaß, diese ein bisschen zu ärgern. „Was fällt dir ein, willst du frech werden?!“, empörte Misty sich. „Du kommst jetzt auf der Stelle nach Hause!“ „Würde ich gerne, wenn ich denn könnte“, seufzte Shio. „Aber wie du von Professor Eich schon gehört hast: Ich stecke zwanzig Jahre in der Vergangenheit fest.“ „Hör doch mit dem Unsinn auf!“, wütete Misty. „Glaubst du wirklich, ich nehme dir und Gary das ab? Das ist doch viel zu abgedreht! Absol sind doch keine Celebi!“ Shio war in Begriff zu antworten, doch da riss jemand die Zimmertür auf. Reflexartig klappte Shio ihr Terminal zusammen und brachte so das Gespräch zu einem erzwungenen Ende. „Alles in Ordnung hier? Ich habe Schreie gehört“, fragte Ash nach und sein Blick erfasste Shios Bein und Jaze Hand. „Nur ein kleiner Streit“, winkte Shio ab. Ihr Herz raste vor Panik. „Klein?“ Ash sah sich sie Verletzungen genauer an, doch er dachte sich nur seinen Teil. „Nein, nicht wegen so etwas!“, fuhr Shio auf, der Ashs Vermutungen einen kalten Schauer über den Rücken schickten. „Dann bin ich beruhigt“, meinte Ash und fragte sich selbst, warum er sich überhaupt so große Sorgen um Shio machte. Er sah sich weiter im Zimmer um. „Ich hätte schwören können, Mistys Stimme gehört zu haben.“ „Das war meine Mutter am Telefon, sie klingt ähnlich“, antwortete Shio, hielt ihren PokéTerm kurz hoch, bevor sie ihn aufs Bett warf. „Na dann“, murmelte Ash und sah noch einmal zwischen Jaze und Shio hin und her. „Seid ihr sicher, dass ich euch alleine lassen kann?“ „Ja, wird schon schief gehen!“, lachte Shio verlegen. „Wenn die nicht mehr so brutal ist“, schnaufte Jaze. „Dann musst du mich nicht reizen“, fauchte Shio zurück. „Ich geh dann mal“, sagte Ash schnell und schloss die Tür hinter sich. Shio und Jaze sahen ihm verwirrt nach. „Also was der für Gedanken hat“, seufzte Shio. „Was denn für welche?“, fragte Jaze neugierig. Shio schüttelte den Kopf. „Deinen nicht unähnlich. Pubertierende Jungs sind scheinbar alle gleich.“ „Und ihr Mädchen seid besser oder was?“, schnaubte Jaze. Shio seufzte und verstand selbst nicht, warum sie das jetzt tat, aber sie holte ihr Stofftaschentuch heraus und verband damit Jaze Hand. „Tut mir Leid“, flüsterte sie, bevor sie sich von ihm abwandte und das Zimmer verließ, um ihr Bein verarzten zu lassen, begleitet von Jaze irritierten Gedanken. Zum ersten Mal vernahm sie, dass er es ernst meinte, dass er sie süß fand. Schnellen Schrittes bewegte Shio sich durch den Flur. Sie musste das jetzt aus ihrem Kopf bekommen. Es gab wichtigeres als Jaze! Ihr Kampf gegen Misty! Sie musste sich vorbereiten! Ein wenig frische Luft würde ihr sicher beim Denken helfen. Das und die Röte aus ihrem Gesicht vertreiben. Jaze lag unterdessen auf seinem Bett und betrachtete die verbundene Hand. Er fragte sich, ob er das eben wirklich Gedacht hatte. Süß? Shio? Hoffentlich hatte sie das nicht mitbekommen! Aber das war eine vergebliche Hoffnung. Natürlich hatte sie es gehört. Was sie jetzt wohl von ihm dachte? Sicher machte sie sich gerade darüber lustig. Es war ihm so peinlich! Doch er konnte es nicht verleugnen: Shio war in seinen Augen ein ziemlich süßen Mädchen – zumindest, wenn sie mal lächelte. Sie sah immer so ernst aus, als stünde sie ständig unter Strom. Nicht die Sorte, die ihre kleine Reise anging, eher eine über viele Jahre andauernde. Er kannte diese Anspannung von einer Frau aus seinem Dorf, Alabastia, die sich ständig Sorgen um ihren verschwundenen Sohn machte. Während er so da lag und nachdachte, fasste er einen Entschluss: Shio musste gegen Misty gewinnen! Und er hatte die perfekte Idee, wie er sie dabei unterstützen konnte. Er musste nur ihren PokéTerm ein wenig länger in Beschlag nehmen. Zur gleichen Zeit lag auch Misty auf ihrem Bett, jedoch um zu schlafen. Sie machte sich keine Sorgen um ihren Kampf. Er würde sicher ähnlich wie der vorherige verlaufen. Erst die schwachen Pokémon einsetzen, dann den Trumpf ausspielen. Sie vertraute ihrem stärksten Pokémon. Nur Ash kannte es, zumindest bis zu ihrem Kampf gegen Sakura. Doch Shio hatte es nicht gesehen. Solange es ihr niemand erzählte, blieb das Überraschungsmoment auf ihrer Seite. Doch auch wenn sie selbst siegessicher war, an ihrer Stelle machte Ash sich Gedanken. Misty benahm sich schon fast überheblich. Vielleicht wäre es gar nicht so schlecht, wenn Shio gewann. Er brachte es jedoch nicht übers Herz, seine Freundin hängen zu lassen. Er liebte sie. Er wusste es schon ewig, seit er zehn Jahre alt war und mit ihr auf einem Sommerfest tanzte. Das es Liebe war begriff er erst viel später, als er sie wiedersah, doch er zweifelte es nicht mehr an. Ash grübelte darüber nach, wie er sie am besten unterstützte. Ein paar seiner Pokémon würden ihr Team sicher gut ergänzen. Er hatte viele bei Professor Eich gelagert, doch für sie würde er jedes herholen. Er entschied sich für zwei seiner Stärksten. Sicher würde sie mit diesen den Kampf gewinnen. Erst spät in der Nacht kehrte Shio auf ihr Zimmer zurück. Jaze schlief bereits tief und schien schöne Träume zu haben: er grinste wie ein Honigkuchenpferd. Shio merkte, dass sie bei seinem Anblick lächelte und schüttelte schnell den Kopf. Peinlich! Aber irgendwie sah er aus, wie ein Kind, das einen Haufen Süßigkeiten vor sich hatte. Leise wandte sie sich ihrem Bett zu und entdeckte neben ihrem PokéTerm zwei PokéBälle, die eindeutig nicht ihr gehörten. Ein Zettel lag dabei auf dem in einer verschnörkelten Jungenhandschrift stand, dass sie ihr morgen helfen würden. Verwunderte blickte sie zu Jaze, fand das aber unheimlich süß. Dankbar hauchte sie ihm einen Kuss auf sie Wange, bevor sie die geliehenen Pokémon zusammen mit ihren eigenen auf das Nachttischchen legte und selbst unter die Decke kroch. Sie brauchte Schlaf, wenn sie diese Leihgabe würdig einsetzen können wollte. Der Tag kam früh. Der Tag der Entscheidung. Misty versus Shio, der Kampf der Generationen. Dies mochten nur Shio und Jaze wissen, doch stuften sie es als bedeutsam ein. Der Ansager rief die letzte halbe Stunde vor dem Wettkampf aus. Die Kontrahentinnen befanden sich in weit auseinandergelegenen Kabinen und gingen noch einmal ihre Strategien durch. Misty wurde von Ash und Rocko unterstützt, wohingegen Shio Jaze und sein Vater zu Seite standen. „Deine Mutter setzt sehr auf Offensivangriffe. Am besten bleibst du in der Defensive und greifst an, wenn sie aus dem Takt gerät“, erklärte Gary. „Einige deiner Angriffe wird sie nicht kennen, damit kannst du sie aus der Bahn werfen. Sollte es nicht funktionieren, verhalte dich trotzdem weiter defensiv.“ „Okay, ich versuchs“, antwortete Shio nervös. Selbst in ihrer Zeit hatte sie nie mit ihrer Mutter gekämpft. Es gab wohl für alles ein erstes Mal. „Ähm, Shio...“, machte Jaze sich von der Tür her bemerkbar, „das solltest du sehen.“ Aus dem Spalt, durch den er hinaus lugte, drang Stimmengewirr. Shio schloss die Terminalverbindung und gesellte sich zu ihrem Partner. Vor der Tür standen unzählige Männer. Als sie Shio erblickten, drangen sie weiter auf den Raum zu. Shio erschrak, schlug die Tür zu und stemmte sich dagegen. Ihr Gesicht spiegelte bloßes entsetzen. „Da kann ich nicht rausgehen“, hauchte sie mit erstickter Stimme. „Tja, denen hast du gestern den Kopf verdreht“, grinste Jaze. „Ach, und dir nicht?“ Shio sah Jaze forschend an. „Bist du nicht eifersüchtig?“ Durch die Masse der Gedanken, welche auf sie einprasselten, war sie nicht in der Lage, speziell seine herauszufiltern. „Was du wieder denkst“, wehrte Jaze ab und drehte sich weg. „Wohl eher, was du denkst“, neckte Shio. Er wusste ja nicht, dass sie ihn gerade nicht verstand. „Hör weg!“, befahl Jaze, peinlich berührt. „Aber so weiß ich...“ Shio wurde durch die Stimme des Moderatoren aus den Lautsprechern auf dem Flur unterbrochen. Noch zehn Minuten, die Finalistinnen sollten sich hinter der Bühne einfinden. „So ein Mist, ich muss da jetzt durch“, sagte Shio missmutig, ohne ihren vorherigen Satz zu beenden. Sie öffnete die Tür, blieb jedoch wie erstarrt stehen und knallte sie erneut zu. „Ich kann das nicht!“, schluchzte sie. Sie konnte nicht gut mit Menschenmassen umgehen. Sie fühlte sich in ihnen verloren, besonders wenn sie der Mittelpunkt der Aufmerksamkeit war. „Was mache ich denn jetzt?“ Hilfesuchend sah sie zu Jaze. Dieser seufzte und ging auf sie zu. Ehe sie sich versah lag sie im Prinzessinnenstil auf seinen Armen. „W-was soll das?“, stammelte sie. „Wir brechen durch!“, rief Jaze und verließ mit ihr den Raum. Der Lärm der Menge ging in seinem Kampfschrei unter. Shio konnte nichts weiter tun, als sich an ihm festklammern. Unerwartet blieb er stehen. „Da wären wir“, sagte Jaze und setzte sie wieder ab. Shio stand vor dem Bühneneingang, der sie auf das Kampffeld führte. „Viel Glück, Süße“, wünschte Jaze und gab ihr einen Kuss auf die Stirn, dann eilte er zu den Tribünen. Shio legte die Hand an ihre Stirn, perplex von dem, was er gerade getan hatte. Sie konnte es noch nicht so ganz glauben. „Es ist so weit, meine Damen und Herren! Hier sind unsere Finalistinnen!“, verkündete der Moderator und Shio schreckte zusammen. Sie eilte die Treppe hinauf und trat ins Rampenlicht. Es herrschte ein unglaublicher Tumult. Die Gerüchte vom Vortag hatten noch mehr Zuschauer angelockt. Misty schritt ebenfalls auf die Bühne, jede Faser ihres Körpers strahlte Selbstsicherheit aus. Shio kannte diesen Blick und wusste, wie sie reagieren musste: Ruhig bleiben und sich konzentrieren. Jaze stieß zu den anderen beiden Jungs im Publikum hinzu. „Da bist du ja“, begrüßte ihn Ash und hob sein Pikachu von dem freigehaltenen Platz in einer der vordersten Reihen. „Wo warst du so lange? Du siehst ganz schön abgekämpft aus“, stellte Rocko fest, während er Reisbällchen verteilte. Jaze nahm dankend an und biss genüsslich hinein. „Ich musste durch Shios Fanmeute durchbrechen, sonst könnte sie jetzt nicht dort oben stehen“, schmatzte er. Dabei deutete er auf die Verrückten, die mit Plakaten und schwarzer Montur hinter Shio saßen und sich wild gebärdeten, ohne dass der Kampf überhaupt angefangen hätte. „Misty brauchte keine Hilfe, um mit denen fertig zu werden“, seufzte Ash und zeigte in die entgegengesetzte Richtung, in der eine rote Masse sich gerade mit der schwarzen anfeindete. „Aber wir sind die Gewinner“, grinste Jaze, stolz auf seine Shio. „Was meinst du?“, fragte Ash verdutzt. „Irgendwann verstehst du es vielleicht auch“, meinte Jaze nur und versiegelte seinen Mund mit dem Rest Reisbällchen. Auf der Bühne wurden gerade die Regeln bekannt gegeben. „Ein Kampf vier gegen vier! In jeder Runde darf nur ein Pokémon eingesetzt werden. Wird eines besiegt werden beide ausgetauscht. Kein Pokémon darf zweimal kämpfen. Möge die bessere Schönheit gewinnen!“ „Lampi, du bist dran!“, rief Misty. Das Wasser-Elektropokémon in der ungewöhnlichen Farbe Gelb zeigte sich geladen und bereit auf dem Feld. „Sailoren!“, entschied Shio. Das kleine Pokémon, welches Ash, Jaze und Rocko am Tag zuvor auf der Bühne gesehen hatten, tauchte lang ausgestreckt auf einem Stein auf. „Das da soll kämpfen?“, lachte Misty ungläubig. „Lampi, Funkensprung!“ Ihr Pokémon sammelte Strom in seinen Fühlern und schoss ihn dann auf Shios Pokémon ab. „Schaufler!“ Mit einem Mal erwachte Sailoren zum Leben und grub sich schneller als ein Onix in die Erde, nur um an einer anderen Stelle wieder empor zu kommen und sich wieder platt hinzulegen. „Was zum...?“ Misty fiel es schwer, den schnellen Moduswechsel des Pokémons nachzuvollziehen. „Was solls, du kannst nicht ewig weglaufen! Bodycheck!“ „Konter!“ Lampi rannte mit aller Kraft aus Sailoren zu, bereit sich selbst dabei zu verletzen, doch eine leuchtend rote Aura verhinderte Kontakt und warf Lampi zurück. Der kombinierte Schaden von eigener und gegnerischer Attacke war zu viel für es. Der triumphierende Aufschrei aus Shios Fankurve wurde von den Buhrufen aus Mistys fast übertönt. „Lampi ist kampfunfähig, diese Runde geht an Shio!“, entschied der Schiedsrichter. „Geschafft!“, rief Shio, wobei sie stark an Ash erinnerte. „Freu dich nicht zu früh, noch ist es nicht vorbei!“, mahnte Misty. Sie wählte als nächstes Tropius, eines von Ashs neueren Fängen. Das Pflanzenpokémon erschien kampflustig schnaubend auf dem Feld. Den Regeln entsprechend rief Shio ihr Sailoren zurück und ließ Jaze' Camerupt den Kampf bestreiten. Im Publikum wandte Jaze sich an Ash. „Du hast deiner also auch Pokémon geliehen.“ „Ist ja auch nicht verboten“, entgegnete dieser kühl. „Vielleicht hättest du deiner Mieze lieber ein anderes Pokémon mitgeben sollen“, lachte Jaze höhnisch, denn er sah sein Feuerpokémon gegen das Pflanzenpokémon klar im Vorteil. „Das werden wir noch sehen!“, rief Ash aufgebracht. Es war nicht die Häme gegenüber seinem Pokémon, die ihn so wütend machte, sondern die Bezeichnung für seine Freundin. Ash hätte Jaze am liebsten eine heruntergehauen, doch Rocko saß zwischen ihnen. „Hey, ihr zwei Streithähne, der Kampf läuft auf der Bühne“, erinnerte er. Die Mädchen hatten bereits einen ersten Schlagabtausch mit den neuen Pokémon hinter sich. Beide waren nicht ungeschoren davongekommen. „Zauberblatt!“, verlangte Misty nun von Tropius, welches gehorchte. Camerupt, dessen Spezialität eher in der Verteidigung anstatt der Geschwindigkeit lag, konnte nicht mehr ausweichen und wurde getroffen. „Bitte, halte durch!“, flehte Shio, doch Camerupt konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten. Der Sturz seines schweren Körpers brachte die Bühne zum Beben und riss Tropius den Boden unter den Füßen weg. Es prallte mit seinem Kopf auf einen Stein auf, wodurch es nur noch Sterne sah, „Beide Pokémon können nicht mehr weiterkämpfen. Diese Runde geht unentschieden aus!“, entschied der Schiedrichter. „Grr, so etwas Ärgerliches!“, knurrte Misty. „Pikachu, es hängt an dir!“ Energiegeladen sprang Pikachu an Misty vorbei auf das Kampffeld. „Dagegen setze ich Georock!“, wählte Shio ebenfalls das zweite geliehene Pokémon. Die Kontrahentinnen und ihre Pokémon starrten sich unerbittlich an. Sie machten sich bereit für die ersten Befehle, da gab das Gerüst unter ihnen nach. Die gesamte Bühne brach in sich zusammen, Menschen nahmen schreiend Abstand. Ash, Jaze und Rocko eilten zu den Mädchen und halfen ihnen aus den Trümmern, während die Staubwolke langsam die Sicht auf einen Roboter in Dummiselform freigab. Auf dem Kopf erschienen Team Rocket und begann mit der Aufführung ihres üblichen Spruchs. „Was wollt ihr Flachpfeifen denn hier?“, rief Misty ihnen entgegen. „Du hast schon verloren, Jessie!“ „Wenn ich nicht die Schönheitskönigin werde, dann wird es keiner!“, entgegnete diese zurück. Ein langer Greifarm erschien aus der Seite des Roboters und griff nach den offen herumliegenden Preisen. „Ihr verdammten Mistkerle!“, rief Ash und beschwor sein Tauboss. „Das wir dir nichts bringen!“, behauptete Jessie. „Vipitis!“ Der Giftschlange hinterher schickte James sein Tuska. Die beiden Pokémon verwickelten Georock, Pikachu und Tauboss in einen erbitterten Kampf. „Nanu? Ich kann den Greifarm nicht mehr bewegen“, stellte Mauzi plötzlich fest. „Hast du wieder das billigste gekauft?“, wollte James verärgert wissen. „Wenn ihr erfolgreicher wärt, hätten wir ein größeres Budget!“, verteidigte sich Mauzi. „Am falschen Ende gespart?“, kommentierte Jessie ärgerlich. „Ich glaube nicht, dass es an der Technik liegt“, meinte Mauzi und bewegte sie Fernsteuerung. „Seht doch, der Arm will sich bewegen, aber er scheint irgendwie festgehalten zu werden. „Abby, Schlitzer!“, erklang Shios Stimme. Ihr Absol durchschnitt das Metall, doch der Greifarm blieb trotzdem in der Luft schweben, während der Stummel am Roboter sich wild drehte. „Was?!“, rief Team Rocket verängstigt. Der Arm schwebte vor ihnen lang und landete direkt vor Shios Füßen. „Ash, greif die Schwanzspitze mit Pikachus Donnerblitz an“, schlug Shio vor. Dieser tat wie ihm geheißen, nachdem seine Pokémon die gegnerischen zurück zu ihren Besitzern geschleudert hatten. Der Stromschlag durchfuhr den gesamten Roboter, erreichte den Motor und brachte ihn zum Explodieren. Team Rocket flog mit den Schrotteilen davon. „Geschafft!“, freuten Ash und Shio sich gemeinsam. „Aber den Wettbewerb können wir vergessen“, sagte Misty traurig. „Ich hätte doch eh gewonnen“, behauptete Shio. „Und mit welchem Recht glaubst du das sagen zu können?“, wollte Misty wissen. „Weil ich keine Angst vor seinem Garados habe“, entgegnete Shio entspannt. Ganz im Gegenteil: sie liebte es, sie hatte mit ihm Schwimmen gelernt. Misty murrte unglücklich. „Meine Damen, bitte beruhigen sie sich“, bat ein älterer Mann, der sich als Schirmherr der Veranstaltung vorstellte. „Ihr seid beide unglaublich stark. Ich würde sagen, ihr habt beide gewonnen. Das war wirklich eine spektakuläre Show.“ Die Mädchen willigten ein, auch wenn keine von beiden dieses Ergebnis befriedigte. Der Preis wurde zu beiden Teilen zwischen ihnen aufgeteilt. Somit mussten sie immerhin nur noch eine Fahrkarte nach Saihon bezahlen und jede von ihnen war um 50 000 Pokédollar reicher. Die Freunde gingen abends noch feiern, doch Shio war danach nicht zumute. Sie verkroch sich in ihr Zimmer und ruhte sich aus. Ihre Telekinese kostete sie mehr Kraft, als sie zugeben mochte. Bei manchen ESP wirkte es, als machte es ihnen keine Mühe. Ihr schon. Müde lächelnd sah sie ihrem Absol beim Schlafen zu. „Ruh dich nur aus“, flüsterte sie, „dann können wir bald wieder nach Hause.“ Sie sah aus dem Fenster und dachte an ihre Familie in der Zukunft und zum ersten Mal packte sie Heimweh, weil sie auf dieser Reise nicht einfach wieder zurückkehren konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)