Timeline von ZerosWolf (Reise in die Vergangenheit) ================================================================================ Kapitel 19: Der Morgen nach einer langen Nacht ---------------------------------------------- Die Sonne ging bereits auf, als Jaze als erster am Hauptgebäude der Parkranger ankam – oder zumindest an dem Ort, an dem es stehen sollte. Statt des prächtigen modernen Baus stand dort nur eine alte Ruine deren Grundrisse allerdings denen des Hauptgebäudes glichen. „Eine weitere Illusion.“, murmelte Garys Sohn und ließ sich auf die Reste einer eingestürzten Mauer sinken. Seine Beine waren taub vom Rennen und er wünschte sich nichts sehnlicher als ein oder zwei Flaschen oder vielleicht auch einen ganzen Kasten frisches Wasser. Der Sonnenaufgang über der Ebene war ironisch schön nach einer solch katastrophalen Nacht. Es war so viel unerklärliches geschehen die es zu verdauen gab. Doch bevor er sich in Ruhe darüber Gedanken machen konnte musste er das für ihn wichtigste Rätsel der letzten Nacht lösen: Wo war Shio? Die gleiche Frage stellte sich Absol. Von den Menschen getrennt hatte es jegliche Spur zu Shio verloren. Es hatte versprochen sie zu beschützen und nun war sie direkt vor seinen Augen verschwunden! Sein stolz war zu tiefst verletzt. Ziellos durchsuchte es den Wald. Er war so groß und ihm Unbekannt. Obendrein war es müde und schwach, es konnte sich kaum auf den Beinen halten. Nach einiger Zeit kam es wieder zum Waldteich. Es war ruhig – die Jäger der Nacht gingen schlafen und die tagaktiven Pokémon erwachten langsam. Gierig trank es von dem kühlen Wasser. Doch egal wie viel es trank, es half nichts gegen seine Müdigkeit. Es raschelte hinter ihm im Gebüsch. Erschrocken fuhr es herum, doch es konnte sich beruhigen. Es war nur Noctara, dass sich durch einen Dornenbusch quälte. //Warum gehst du nicht außen herum?//, fragte Absol neckend. //Der Busch dahinter hatte keine Dornen.//, beschwerte sich Noctara und leckte sich die Kratzer. //Hast du die Menschen gesehen?// Absol machte sich Sorgen. Sicher, das Gelände war groß, aber ihm war kein einziger Mensch oder ein anderes Pokémon über den Weg gelaufen – und es hatte nun wirklich genug Haken geschlagen um seinen Weg mit irgendwem zu kreuzen während es eine Gruppe Bronzel und Bronzong verfolgte. //Keinem Menschen, aber den Babys.// Noctara setzte sich neben Absol. //Die Kleinen waren so in Panik, die haben mich wahrscheinlich nicht einmal bemerkt.// Absol blickte betrübt ins klare Wasser. Wahrscheinlich würde es den ganzen Tag dauern, bis sie auf einen Menschen stießen – vermutlich noch länger. //Nicht so pessimistisch!// Noctara stupste Absol in die Seite. //Ich habe niemanden gesehen, aber ich glaube, ich habe deinen Menschen gehört.// Plötzlich fühlte Absol sich wieder voller Kraft. //Wo ist sie? Geht es ihr gut?!// Mit einem Satz war es auf den Beinen. Doch sofort wurde ihm schwarz vor Augen und es sackte wieder zu Boden. //Die Frage ist, ob es dir gut geht.// Noctara sah kritisch zu, wie Absol versuchte wieder auf die Beine zu kommen. //Du kannst ja kaum stehen.// //Du verstehst nicht.// Absol durfte jetzt nicht schlapp machen. //Wenn ich sie nicht finde geht die Welt unter...// Ash hatte inzwischen den Hauptweg wiedergefunden – ebenso wie die beiden Babypokémon. Sein Pikachu hatte seine Seite niemals verlassen. Müde ging er den Weg entlang von dem er wusste, dass er zum Hauptgebäude zurück führte. Allerdings war noch kein Ende des Waldes in Sicht. Er war müde und wünschte, er wäre ein kleines Pokémon, dann könnte er wie Pikachu, Mobai und Azurill sich von einem Menschen tragen lassen und schlafen. So langsam wurden seine Arme schwer und er hatte Mühe Mobai und Azurill festzuhalten. Pikachu lag sicher über seiner Schulter und schnarchte leise in sein Ohr. Das Geräusch machte ihn nur noch schläfriger. Er suchte sich eine Stelle etwas abseits vom Weg, setzte die Pokémon vorsichtig ab und legte sich unter eine große alte Eiche. Nur ein bisschen Schlaf. Nur fünf Minuten... An Schlaf konnte Misty gerade gar nicht denken. Sie war eben erst aufgewacht – in einer Kuhle die aussah, als hätte Team Rocket sie gegraben. Wenn die jetzt auch noch auftauchten, Misty war sich sicher sie würde ausflippen. Aber immerhin war sie den Psychopokémon entkommen und die drei Clowns waren auch noch nicht aufgetaucht. Jetzt musste sie nur einen Weg finden wieder nach Oben zu kommen. Alleine schaffte sie es einfach nicht. Ihre Hilferufe verhallten in den hohen Baumwipfeln. Ein neugieriges Ratfratz lugte über den Rand der Kuhle, verschwand aber bald wieder mit einem schadenfrohen Ausdruck im Gesicht. Enttäuscht ließ sich Misty wieder auf den Boden sinken. Sie machte sich große Sorgen um ihr kleines Azurill. Wie es ihm wohl erging, getrennt von seiner Mama allein in diesem großen Wald umringt von gefährlichen Psychopokémon? Sie schauderte bei dem Gedanken an all das, was passieren könnte und vermutlich schon passiert ist. Mit ihrem geistigen Auge sah sie ihr Baby schwer verletzt irgendwo tief im Gebüsch liegen wo sie es niemals finden würde. „Mein armes kleines Azurill.“, schluchzte Misty sorgenvoll. Kurz darauf viel etwas von oben auf sie drauf. Ein Mensch in rot-schwarzer Kleidung mit blauen Haaren. „Diese verdammten Psynix!“, schimpfte sie, nicht bemerkend, dass sie auf einem Menschen lag. „Ihr Humor ist wirklich das Letzte!“ „Die Wand zeigt Spatenspuren, sie ist niemals von einem Pokémon gegraben worden.“, ächzte Misty. Solanas Hintern wog schwer auf ihrem Bauch. „Das war eindeutig Team Rocket.“ „Wie lange bist du denn schon hier unten?“, fragte Solana überrascht ohne daran zu denken, dass sie Misty die Luft abdrückte. „Da Sonnenaufgang ist würde ich sagen ein paar Stunden.“, keuchte Misty atemlos. „Aber wenn du nicht bald von mir runter gehst bin ich gleich im Himmel.“ Solana rutschte so gut es in dem engen Loch ging von ihrer Aushilfe herunter. Irgendwie arrangierten die zwei sich so, dass sie beide wenigstens halbwegs gemütlich sitzen konnten. Sie saßen sich gegenüber und schwiegen sich an. Keine mochte das Gespräch eröffnen. Solana schämte sich für die Ignoranz, die sie Trainern gegenüber gezeigt hatte. Es war ihr über den vorherigen Tag klar geworden, dass Trainer gar nicht so schlimm sind. Der Umgang mit ihren Pokémon ist der gleiche wie bei den Rangern, nur dass sie Bindungen mit viel mehr Pokémon haben. Lediglich die Arbeit die sie ihren Pokémon gaben waren verschieden, aber nicht unterschiedlich gefährlich. Wo war ihr Plusle nur? Das arme kleine das ihr vom Hafen ihrer Heimatstadt bis Herbstenau gefolgt war fühlte sich sicher einsam ohne sie. Es konnte sich selbst verteidigen, aber gegen so eine Masse von Pokémon wie letzte Nacht war es machtlos. Letzte Nacht hatten sie als Ranger versagt. „Ich frage mich, ob Shio von den Wilderern entführt wurde.“, murmelte sie vorsichtig. „Shio?“, fragte Misty verblüfft. „Was ist mit ihr? Sie ist ihnen doch entkommen.“ „Hast du es nicht gesehen?“, fragte Solana ungläubig. „Sie hat sich einfach in Luft aufgelöst!“ „Sie hat was...?!“ Misty stockte der Atem. „Hast du das nicht mitbekommen?“, wunderte sich Solana. „Ich war zu beschäftigt mit flüchten.“, schämte sich Misty. „Das ist nicht gut.“, belehrte Solana. „Ich für meinen Teil kontrolliere immer erst ob meine Kameraden sicher sind bevor ich mich selbst in Sicherheit bringe.“ Misty spürte einen Stich im Herzen. Solana fuhr fort: „Shio wurde von einem Psiana angegriffen, Jaze kam nicht rechtzeitig zu ihr und dann ist sie einfach verschwunden. Jaze hatte zum Glück genug Verstand nicht ewig auf der Stelle stehen zu bleiben und ist abgehauen.“ „Glaubst du unsere Gegner haben sie mitgenommen?“, fragte Misty verunsichert. „Das wäre eine Möglichkeit.“, überlegte Solana. „Aber wenn es jemanden mit dieser Fähigkeit in ihrer Gruppe gäbe hätten die Frauen sich nicht an Kyle klammern müssen. Das einzige wäre, dass ein Pokémon sie teleportiert hat oder sie selbst.“ Rocko hatte es irgendwie geschafft mit Lunas und seinem Minun zusammen zu bleiben. Nachdem sie sich bis zum Morgengrauen in einem alten Geradachsbau versteckt hatten waren sie den aufgebrachten Pokémon endlich entkommen. Doch während sie auf den Moment warteten, an dem sie endlich sich der Bau verlassen konnten hatten sie viel Zeit sich zu unterhalten. Es waren nur geflüsterte Worte, doch die beiden jungen Männer verstanden sich sofort. Sie tauschten Erfahrungen im Umgang mit Pokémon aus, diskutierten über Menschen die ihre Pokémon falsch behandelten und wie man mit den Uneinsichtigen unter ihnen Verfahren sollte. Doch ihr Hauptthema waren ihre Gegner in dieser nach. Nach dem was Lunas mitbekommen hatte nannten sie sich Team Psy. Jedes Mitglied war ein Esper – ein fähiger Esper – der sich selbst als besser als die normalen Menschen sieht, als Auserkorener diese Welt zu beherrschen. Das war ihr Ziel. Den nach ihrer Ansicht ihnen gegebenen Rang einzunehmen. „Natürlich sehen sie auch die Psychopokémon als über den anderen stehend.“, erzählte Lunas. „Sie haben eine Möglichkeit diese anzulocken. Anscheinend irgend ein Gerät. Sie mussten es am Waldteich dabei gehabt haben, sonst wären die ganzen Pokémon nicht gekommen.“ „Psychopokémon sind laut Shio zwar ziemlich eingebildet und asozial“, überlegte Rocko, „aber nur wenige kommen auf die Idee sich als Herrscher zu sehen. Das würde dann doch zu weit gehen, die anderen Pokémon würden sie überrennen.“ „Ich bezweifle auch, dass Team Psy irgendwelchen Erfolg haben wird.“, stimmte Lunas zu. „Aber es wäre ein Krieg der viele Opfer fordern würde.“ „Vermutlich.“, murmelte Rocko nachdenklich. „Wenn ich nur wüsste, was sie von Shio wollen. Woher wissen sie von ihr? So lange ist sie doch noch gar nicht in dieser Zeit...“ „In dieser Zeit?“ Lunas starrte Rocko ungläubig an. Der hätte sich am Liebsten die Zunge abgebissen für diesen Fehler. Sie hatten ihn im Vertrauen eingeweiht. Wenn er Shio enttäuscht wird sie ihn wieder vergessen lassen. Obwohl, Lunas und Solana würden sowieso wieder alles vergessen. Aber was, wenn Shio nicht wieder auftauchte? Wenn sie verschollen blieb? Er mochte sich nicht ausmalen, was dann passierte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)