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Hüter des Schicksals

Draco/Harry (was sonst)
von

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Prolog

Titel: Hüter des Schicksals

Autor: tanguna

Beta: imma noch niemand

Teile: 1/ einer ganzen Menge

Paring: Draco/Harry, OC/OC (mehrmals) u.v.a

Disklaimer: Alle originalen Charaktere, Orte und Ideen gehören J.K.R. Alles nicht bekannt gehört mir (Chraktere, Orte, Ideen). Ich verdiene hier mit kein Geld. (Gilt wie immer für alle Kapitel!)

Kommentar: Harry wird von Draco am Selbstmord gehindert. Warum? Und was haben Dracos seltsame Worte zu bedeuten? Und am wichtigsten: Wer ist Simior und was ist sein Ziel? Warum ist er hinter Harry her?

Viel Spaß:
 

Prolog
 

Alle fünfhundert Jahre, an dem Tag an dem alle Planeten mit der Sonne in einer Linie stehen, wird ein Wesen geboren, das das Schicksal der Erde und ihrer Bevölkerung entscheidend beeinflussen könnte.

Gerade in Jahren der Unruhe wird die rastlose Seele ihre Bestimmung finden. Doch niemand konnte Ahnen, dass es einmal ein solches Wesen in menschlicher Gestallt geben sollte. Niemand konnte ahnen, welche Folgen es hätte haben können, dass dieser „Menschen“ eine scheinbar ganz normale Erziehung genoss.

Die Schicksalsweberinnen erschufen dieses Wesen um die Missstände auf der Erde zu beseitigen, die unweigerlich nach ihrem eigenen Verschwinden auftreten mussten. Doch unter den fünf Hütern, sollte niemand von Geburt an, eine menschliche Gestallt haben.

Welche Folgen hat es, wenn dieses Wesen in einer Welt des Zwiespaltes aufwächst und was geschieht, wenn es sein Herz an einen Menschen verliert? Welche Auswirkungen hat es auf die Menschen in seinem Umfeld?

Wird es den Krieg zum Guten wenden? Oder wird die Welt in Dunkelheit versinken? Kann man überhaupt einen Unterschied zwischen Gut und Böse machen? Und wenn ja, wo liegt er? Welche Seite ist die Richtige?
 

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Dunkelheit umhüllte ihn. Er wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, seit man ihn hier herunter gebracht hatte.

Was hatte man ihm gesagt?

Es sei alles nur zu seinem eigenen Schutz. Aber musste man ihn deshalb wie einen Gefangenen behandeln? Hätte es nicht ausgereicht, wenn er einfach in der Schule geblieben wäre? Oder wenn er den Sommer im Hauptquartier verbracht hätte?

Warum musste er seine Zeit hier unten im Keller verbringen?

Wie lange sollte er es hier noch aushalten?

Glaubten sie wirklich, er wäre noch in der Lage für sie zu kämpfen, wenn sie ihn hier acht Wochen lang einsperrten?

Doch er hatte sowieso schon lange den Entschluss gefasst, nicht mehr zu kämpfen. Was brachte es ihm denn? Nur noch mehr Leid, und das wollte er nicht.

In seinem kurzen Leben hatte er schon viel zu lange gelitten. Warum sollte er einen sinnlosen Kampf kämpfen, den er doch nur verlieren konnte?

Sein Kampfeswille war erloschen, schon lange. Doch das interessierte keinen. Nach seiner Meinung fragte niemand. Um ihn kümmerte sich niemand.

Auch sein Lebenswille war erloschen. Er wollte nur noch eins: Sterben! So schnell und so schmerzlos wie nur möglich. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als den Tod!
 

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Ist der Tod das Ende? Alle behaupten das, doch niemand hat Gewissheit! Was, wenn der Tod nicht so endgültig ist, wie jeder annimmt? Was, wenn die Grenzen des Todes überschritten werden.

Doch wer ist dazu schon in der Lage? Wer kann schon die Gesetzte der Natur außer Kraft setzten?

Wohl nur die, die auch das Band der Zeit ihren Weg nennen. Wohl nur die, die bestimmt sind, dass Schicksal zu lenken. Doch welche Auswirkungen würde es haben, die Grenze zwischen Leben und Tod zu überschreiten?
 

Wieder ein paar Fragen aufgeworfen, denke ich^^

schöne Ferien!
 

ta-chan

Kapitel 1
 

Eine wichtige Ansage gleich vorweg: Ich bin auf der Suche nach Beta-Leser/Innen. Ich weiß, wie es um meine Rechtschreibung und Grammatik steht und will meinen Lesern so viele Fehler wie möglich ersparen! Also, wer Interesse hat, meldet sich bitte per ENS oder E-Mail bei mir^^ Ich freue mich auf zukünftige Zusammenarbeit! (Wenn sich überhaupt jemand dafür interessiert! ^^“)
 

Kapitelvorwort: Ich glaube, ich schmeiße euch mit Kapitel 1 ganz schön ins kalte Wasser xD Das Ende ist gemein, ich weiß ^^“ Bitte verzeiht mir und lyncht mich nicht! Äh, hatte ich angemerkt, dass Band 6 nicht beachtet wird?
 

Kommentarsantworten:
 

Animexx:
 

@Vegeta21: Ja, ich liebe dieses Pairing auch ^^ Bis auf in „Zeitreisender“ ist es auch immer diese Pairing. Kurz Prologe sind wichtig, finde ich! Dann baut schon zu beginn Spannung auf!
 

@taeddyx: (Jeah! Nicht verschrieben *lol* und das um Mitternacht xD) Ja, ich kenne deine Meinung ^^ Wie sich das anhört: ich freu mich schon drauf wenn ich (endlich) zum 1.kapitel einen kommi schreiben darf *lol* (Merkt man, dass ich bei dir nicht mehr wirklich weiß, was ich antworten soll…?) *knuddel*
 

@sugalein: Jeah, ein neuer Fan *rum hüpf* (Es tut nicht gut, mitten in der Nach Kommiantworten zu schreiben xD) ich hoffe, die kommenden Kapitel geben mehr Stoff für Konkretes xD
 

ff.de:
 

FicWirte2000: Reviews (hab ich schon erwähnt, dass meine Rechtschreibung miserabel ist? Ich musste grad fünf mal nachsehen, wie dieses Wort geschrieben wird >.<) Also, noch mal von vorn xD Reviews nerven mich nie ^^ Jedes einzelne baut mich auf (Und macht mich mitten in der Nacht vollkommen überdreht)
 

Viel Spaß dann mit diesem Kapitel:
 

°~°~°~°~°~°~°~°~°
 

Draco Lucius Malfoy stand auf dem Podest des hintersten Wagons des Hogwarts’ Expresses und sah auf das Land, welches der Zug hinter sich ließ. Der Zugwind wirbelte um ihn herum und brachte seine sonst so ordentlichen Haare durcheinander.

Doch es störte den Slytherin nicht weiter. Er war mit seinen Gedanken ganz wo anders. Jahrelang hatte er sich gegen seine Bestimmung aufgelehnt. Doch nun musste er ihr wohl folgen. Aber mittlerweile hatte er auch eingesehen, dass er gar keine andere Wahl hatte.

Ein Jahr noch musste er zur Schule und er fragte sich, wie er dieses Jahr überstehen sollte. Nicht, dass er schlecht in der Schule war. Nein, dass keines Falls. Doch seit Tagen saß er wie auf heißen Kohlen. Er konnte nicht still sitzen und ständig fragte er sich, wo er mit der Suche beginnen sollte.

Er war nicht gewillt, diese Aufgabe allein zu bewältigen. Doch sein Vorgänger war verschwunden und hatte seit Jahren kein Lebenszeichen mehr von sich gegeben. Niemand wusste, ob er überhaupt noch existierte. Doch der Slytherin wusste, dass er nicht tot war. Er musste wohl einfach auf seine Gefühle vertrauen und hoffen, dass sie ihn an den richtigen Ort führten.

Aber erst einmal musste er das kommende Jahr überstehen. Er würde sich zu Tode langweilen, nun ja, wenn der Tod denn eine Option in seinem Leben wäre…

Die einzige Aufmunterung war wohl sein erklärte Feind, Harry Potter, auch bekannt als der Junge-der-lebt oder Gryffindors Goldjunge oder Erretter der Zaubererwelt.

Draco lachte trocken auf. Diese Welt konnte nur eines retten und der Gryffindor war garantiert nicht in der Lage dies zu schaffen. Draco fand es töricht, ein Kind in den Krieg zu schicken. Es gab nur einen… eigentlich zwei Gründe, warum Draco sich ständig mit dem Gryffindor stritt. Der eine war, weil Harry seine Freundschaft ausgeschlagen hatte. Doch der weitaus wichtigere war, weil er diesen Jungen auf dem Boden der Tatsachen halten wollte.

Es konnte einem Elfjährigen ja gar nicht gut tun, mit so viel Ruhm überschüttet zu werden. Nun gut, sie waren mittlerweile beide keine elf Jahre mehr alt, aber diese Streiterein waren immer noch der einzige Weg irgendwie in Kontakt mit diesem Jungen zu kommen.

Der Blonde wollte zwar gern endlich Frieden schließen und mit dem Gryffindor befreundet sein, aber immer wenn er versuchte mit Harry ein vernünftiges Wort zu reden, hatten dessen beide Freunde dazwischen gefunkt.

Jetzt erst viel Draco auf, dass er seinen Lieblingsfeind heute noch gar nicht gesehen hatte. Das Wiesel und Granger hatte er bereits im Vertrauensschülerabteil getroffen. Wie die beiden es dort hingeschafft hatten, fragte Draco sich immer noch. Doch Harry war weit und breit nicht zu sehen gewesen. Dabei hatte Draco vorhin den ganzen Zug durchquert und eigentlich in jedes Abteil gesehen. Das war ja nun mal eine seiner Aufgaben, als Vertrauensschüler, jetzt sogar Schulsprecher.

Irgendwie machte er sich Sorgen um den Gryffindor.

<Ich sollte aufhören, mir über ihn Gedanken zu machen!> Der Blonde seufzte. <Es ist mir nicht erlaubt, mit einem Wesen dieser Welt solch eine Beziehung einzugehen. Zumal er mich sowieso hasst!>

Draco stand auch den Rest der Zugfahrt auf dem Podest und beobachtete die vorrüberziehende Landschaft. Was er nicht ahnte, war, dass er beobachtete wurde.

Der Greif, der weit über dem Zug schwebte, ließ seine Augen immer wieder auf dem Blonden ruhen.

Seine leisen Worte wurden vom Wind davongetragen:„Es ist an der Zeit, dass die Hüter des Schicksals sich zusammentun!“

Kurz bevor der Zug Hogsmeade erreicht machte der Greif kehrt und flog in rasanter Geschwindigkeit davon. Es mussten noch einige Vorbereitungen getroffen werden!
 

In der großen Halle von Hogwarts herrschte wie jedes Jahr am 1. September Unruhe. Man erzählte sich von seinen Ferien oder über das nahende Schuljahr.

Draco jedoch saß still an seinem Platz und sah sich in der Halle um. Doch er konnte den Gesuchten nicht finden. Wirklich bemerken, dass er de schwarzhaarige Gryffindor suchte, tat Draco jedoch nicht. Es war Gewohnheit.

Sein Blick streifte den Lehrertisch und er bemerkte, dass auch der Schulleiter nach fehlte. Das beunruhigte in dann doch. Draco sah zu seinem Patenonkel und sein Unbehagen stieg. Severus sah sich nervös um und schien ebenfalls den Schulleiter zu suchen.

Irgendetwas lief hier ganz und gar nicht so, wie es laufen sollte. Draco beunruhigte das schon. In der momentanen Situation durfte von keinem ihrer Spione die Deckung auffliegen.

Doch in diesem Moment trat Albus Dumbledore durch eine kleine Tür neben dem Lehrertisch in die Halle. Wirklich beruhigen tat Draco das nicht, denn der Direktor wirkte sehr erschöpft.

<Was ist nur geschehen?> fragte Draco sich.

Doch seine Aufmerksamkeit wurde auf Professor McGonagall gezogen, da diese die große Hallte betrat. Die Schüler schwiegen sofort, als sie bemerkten, dass die Einteilung der Erstklässer begann.

Aber Draco beachtete die Einteilung der neuen Schüler nicht lange. Es war das sechste Mal, dass er es von dieser Position aus beobachtete. Er fand nichts Interessantes daran.

Sein Blick ruhte mal wieder auf dem Gryffindortisch. Dort hatte sich mittlerweile auch Harry eingefunden. Doch er hatte sich verändert, dass sah Draco auf den ersten Blick.

Es war, als sei jeglicher Lebenswille aus dem Jungen verschwunden. Erneut fragte sich Draco, was geschehen war. Harry sah heruntergekommen aus und starrte mit lehren Augen auf den Tisch vor sich.

Seine beiden Freunde beachteten ihn gar nicht. Sie waren viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt. In Draco kochte die Wut auf. Sah denn niemand, dass es dem Jungen schlecht ging? Das er kurz davor war, zu zerbrechen? Zu zerbrechen an der Last, die ihm auferlegt wurde von Hunderten von Zauberern und Hexen?

Als hätte Harry seinen Gedanken hören können sah er auf und blickte Draco direkt an. Etwas unheimlich war das dem Blonden ja schon, doch er wandte den Blick nicht ab. Die sonst so leuchtenden und funkelnden Smaragde waren stumpf und leblos. Das kurze Lächeln, welches über Harrys Gesicht huschte, passte so ganz und gar nicht ins Bild.

Draco fragte sich, was der Gryffindor vorhatte. Es war ihm eben fast so vorgekommen, als hätte der Schwarzhaarige sich von ihm verabschieden wollen. Doch der Slytherin konnte sich nicht vorstellen, dass Harry etwas so dummes, wie Selbstmord begehen, machen würde. Und er wusste auch, dass Tom Riddle dem Jungen kein Haar mehr krümmen würde. Das hatte er in den Ferien schon geklärt.

Also was hatte dieser Blick des Gryffindors zu bedeuten? Und warum sah der Schulleiter dauernd besorgt zu eben diesem? Noch seltsamer allerdings war, dass auch der Tränkemeister von Zeit zu Zeit besorgte Blicke zu Harry warf. Die Sorgen in Severus Augen sahen vermutlich nur Draco und vielleicht auch noch Dumbledore.

Das Festessen verlief ereignislos. Das einzige ungewöhnliche an diesem Festessen war gewesen, dass Dumbledore bei seiner Begrüßungsrede seltsam durch den Wind gewirkt hatte.
 

„Albus, was ist los?“ raunte Severus dem Schulleiter während des Essens zu.

Angesprochener sah erschrocken auf, bevor er antwortete:„Er sagt nichts…“

„Du hast mit ihm geredet?“ fragte Severus vorsichtig.

„Ich habe es versucht!“ Dumbledore nickte traurig. „Aber er hat mich nur seltsam angesehen…“

„Er hat dir doch immer vertraut!“ warf Severus leise ein.

Dumbledore schluckte:„Vielleicht denkt er, ich hätte etwas damit zu tun… Aus seiner Sicht ist dass vielleicht nicht mal so abwegig!“

„Das ist doch Unsinn!“ warf Severus ein. „Warum sollte er das glauben?“

„Wer weiß schon, was sie ihm erzählt haben!“ meinte Dumbledore traurig. „Wir hätten ihm von Anfang an alles erzählen sollen!“

„Dann wäre er schon lange tot!“ erwiderte Severus.

Dumbledore seufzte schwer:„Wer weiß…“

„Sie hätten ihn schon längst getötet, wenn er irgendetwas von der ganzen Sache gewusst hätte!“ brummte Severus.

„Und wenn ich ihn einfach zu Tom gebracht hätte?“ fragte Dumbledore. „Vielleicht…“

„Darüber zu sinnieren bringt uns jetzt auch nicht weiter, Albus. WIR können die Vergangenheit nicht ändern und es ist fraglich ob uns die, die es könnten, helfen“, meinte Severus.

„Einen haben wir auf unserer Seite…“ murmelte Dumbledore.

Severus sah ihn nur mit einem undefinierbaren Blick an. <Albus sollte sich aus der ganzen Sache zurückziehen. Er hat sein ganzes Leben um seine Existenz gekämpft. Dann um die von Lilly und jetzt um die von Harry… Er sollte sich einen Ort suchen, an dem dieser ganze Konflikt nicht von Bedeutung ist!>
 

Als Draco seine Hauskameraden zu ihrem Gemeinschaftsraum geführt hatte und ihnen das Passwort gegeben hatte, war er auf direktem Wege zu seinem Patenonkel gegangen. Der hatte sich zwar anfangs gewundert, warum Draco gleich am ersten Abend zu ihm kam, doch er freute sich auch, sein Patenkind einmal wieder privat sprechen zu können.

Doch Draco ließ keine Zeit für Wiedersehensfreude:„Was ist mit dem Direktor los?“

Severus seufzte:„Es ist dir also aufgefallen!“

„Natürlich ist es mir aufgefallen! Denk daran, wer ich bin!“ murrte Draco.

„Er hat ihn nicht schützen können, diesen Sommer!“ meinte Severus und ließ sich betrübt in seinen Sessel sinken.

Draco hatte mit dem Gesicht zum Feuer im Kamin gestand, jetzt jedoch wirbelte er herum:„Wie bitte?“

„Wir haben keine Ahnung, wo Harry den Sommer verbracht hat!“ erklärte Severus.

„Du willst mir jetzt nicht sagen, dass er…“ begann Draco.

Der Tränkemeister nickte traurig:„Doch, genau das will ich dir sagen! Albus ist fast umgekommen vor Sorge. Und als ich vorhin den Jungen gesehen habe, ging es mir nicht anders!“

Draco sank mit starrem Blick auf das Sofa:„Bei Merlin… das erklärt seinen Zustand. – Oh Gott!“ Draco fuhr wieder hoch. „Dann hab ich mir das vorhin nicht eingebildet!“

„Was?“ fragte der Tränkeprofessor.

Doch Draco antwortete gar nicht sondern war schon dabei den Raum zu verlassen.

„Was ist los?“ fragte Severus erneut.

Ohne sich umzudrehen meinte der Blonde:„Ich befürchte, er macht Dummheiten! Auf die Gefahr hin, dass er mir einen Unverzeihlichen auf den Hals hext, ich werde ihm jetzt die ganze Wahrheit sagen.“

„Du wirst uns in den Untergang treiben, Draco!“ rief Severus ihm hinterher.

„Ich sehe nicht länger zu, wie Harry an diesen Machtspielen zerbricht!“ schrie Draco aufgebracht zurück.

„Junge, du begehst einen Fehler!“ murmelte Severus und sah seinem Patensohn besorgt hinterher.
 

Draco zog sich in einen Geheimgang zurück und schickte seinen Geist auf Wanderschaft. Fündig wurde er auf dem Südturm und schickte seinen Körper seinem Geist nach. Keine Sekunde später stand er auf dem Turm. Wie gut, wenn einen die Zauber dieser Welt nicht beeinflussen konnten!

Draco wusste schon von seiner Erkundungstour, dass Harry bereits hinter der Brüstung stand. Mit Schrecken verfolgte Draco, wie der Gryffindor sein Gleichgewicht verlagerte und sich nach vorne fallen ließ.

Draco war unfähig sich zu bewegen, wie in Zeitlupe sah er, wie Harry begann zu fallen, bevor er in der Lage war, sich wieder zu bewegen.
 

°~°~°~°~°~°~°~°~°
 

So, Kapitel Ende… und ihr müsst etwa drei Wochen warten bis es weiter geht… nicht lynchen, bitt!!!! *wegrenn* Ich kann doch nichts dafür, dass ich zu hause kein Internet habe!!!
 

mfg

ta-chan

Kapitel 2
 

Hallo Leute ^^
 

Drei Freistunden und nichts zu tun... also lade ich die FFs hoch. Ich fange einfach mal mit der erstbesten an (also die, die in derListe auf meinem Stick ganz oben steht xD)

Boa, die Schule nervt. Und dann wird hier auch noch gebaut! >.< Echt klasse. Aber ich habe schon meine ersten guten Noten (und leider auch die ersten schlechten...)

Aber ich will euch nicht zulabern ^^ Kommen wir zu den Kommentaren:
 

Animexx:
 

@taeddyx: *knuddel* weiter hochgeladen wird jetzt ja ^^ Nach ziemlich langer pause >.< Aba egal, Hauptsache es geht weiter, nicht war ^^
 

@Trini-chan07: *hust* das mit den drei Wochen war wohl nichts ^^“ Sorry. Aber jetzt geht’s weiter und ich versuche mich zu bessern!!!!! Versprochen!!!!
 

ff.de
 

@AuroraSky: *duck* nicht erschlagen, dass es so lange gedauert hat!!!! Bitte!!! xD In Zukunft geht es schneller weiter ^^ (hoffe ich)
 

@FicWriter2000: Du wirst auch weiterhin nicht erfahren, was im Sommer geschehen ist xP
 

@werdandi: Jap, mit deiner Vermutung über Harry liegst du schon ganz richtig, aber was genau mit Harry war erfährst du noch nicht ^^. Mein Greif *g* (oder wohl eher Merlins Greif... ich verrate zu viel... xD) Ja ja, der spielt auch noch so seine Rolle....
 

@InaBau: Ich verrats einfach mal, du liest es ja sowieso gleich xD Harry überlebt (welch wunder) Ach ja, Familienglück kommt leider erst etwas später, tut mir leid ^^“ (weil du deswegen ja schon angefragt hattest!)
 

Viel Spaß beim lesen:
 

Draco konnte später nicht sagen, was genau geschehen war. Doch sicher war, dass er, bevor Harry noch richtig im Fallen war, ebenfalls hinter der Brüstung stand und seinen Besen in der Hand hatte. Er wollte nicht, dass der Gryffindor starb. Es gab noch so vieles, was der Schwarzhaarige erfahren musste, angefangen bei seinen Großvätern.

Draco ließ sich einfach fallen und murmelte nur nebenher den Spruch, der seinen Besen fliegen ließ. Im Sturzflug schoss er Harry entgegen, der seltsam langsam zu fallen schien. Weit über dem Boden fing Draco Harry auf.

Doch er hatte Mühe den Besen jetzt noch in der Luft zu halten. So gut es ging setzte er den Gryffindor vor sich auf den Besen. Harry hatte schon die wohltuende Ohnmacht geholt. Durch seinen Fall war er anscheinend nicht mehr in der Lage gewesen ordentlich zu atmen.

Draco brauchte einige Sekunden den Besen wieder vollends unter seine Kontrolle zu bringen. Dann flog er über den See und landete an einer Stelle des Strandes, die eine malerische Aussicht über den See bis hin zum Schloss bot.

Er legte Harry in den weichen Sand und erholte sich selbst erst einmal von dem Schock. Für einen Moment hatte er sich unendlich hilflos gefühlt. Nie hätte er gedacht, dass ihm so etwas passieren würde, in anbetracht dessen, was er war.

Der Schock saß ihm in den Knochen. Was hatte Harry soweit getrieben? Irgendetwas musste in diesem Sommer geschehen sein, dass ihn gebrochen hatte. Doch Draco war sich sicher, Harry würde nie mit ihm darüber sprechen

„Warum?", hörte er die schwache Stimme des Schwarzhaarigen.

Draco sah erschrocken auf:„Was?"

„Warum darf ich nicht endlich sterben? Niemandem würde es etwas ausmachen! Und dein Meister wäre doch nur froh, wenn ich ihm endlich aus dem Weg wäre!", flüsterte Harry.

Draco fragte sich, wieso Harry wusste, dass er hier neben ihm saß, aber das war im Moment nebensächlich. „Wie kommst du darauf, dass Tom über deinen Tod erfreut wäre?"

Harry schnaubte:„Soll das ein Witz sein? Seit sechs Jahren versucht er unentwegt mich zu töten! Wie komm ich da nur auf solch eine Idee?!"

Draco seufzte:„Ich weiß zwar nicht, warum du meinst, du hättest jedes Jahr Tom gegenübergestanden, aber ich weiß, dass du dich irrst! Tom ist erst in unserem vierten Schuljahr wiedergekommen. Und die Dinge die in der Vierten und Fünften geschehen sind... liefen nicht so wirklich nach Plan..."

„Warum sollte ich dir glauben?", fragte Harry scharf.

Draco schwieg. Es gab keinen Grund, warum Harry ihm Glauben sollte, jedenfalls keinen, den er Harry hier einfach so sagen konnte.

„Warum wolltest du dich umbringen?", stellte Draco die Gegenfrage.

„Ist das nicht klar?", fragte Harry müde.

„Nein", meinte Draco ruhig.

„Warum soll ich denn leben? Ich bin es satt einen Kampf zu kämpfen, den ich nur verlieren kann! Warum warten, bis mich Voldemort tötet? Genauso gut kann ich auch jetzt sterben. Wen kümmert das schon?", murmelte Harry.

„Dumbledore und deine Freunde?!", erwiderte Draco. <Mich!>, fügte er in Gedanken hinzu.

Wieder schnaubte Harry:„Sicher. Meine angeblichen Freunde haben keinen Ton mit mir geredet, seit sie hier sind. Und Dumbledore hat mir in den Ferien die Hölle auf Erden gebracht!"

"Albus wusste nicht einmal wo du dich befindest!", warf Draco ein, ohne zu beachten, dass er von dem Direktor so sprach wie sonst immer. "Hast du ihn vorhin einmal angesehen? Ich kann mir gut vorstellen, dass er in den Ferien vor Sorge um dich fast umgekommen ist!"

Die stumpfen Smaragde funkelten Draco wütend an:„Versuch gar nicht erst mir irgendetwas einzureden!"

„Ich rede dir nichts ein! Wenn du mir nicht glaubst, dann sprich doch selbst mit Albus!", meinte Draco leicht aufgebracht.

„Hat Dumbledore die Seiten gewechselt, oder warum sprichst du ihn mit Vornamen an?", zischte Harry.

Draco schmunzelte:„Es gibt viel, was du nicht weißt Harry!"

Der Blonde schwieg einen Moment, doch von Harry kam nichts. Der Schwarzhaarige starrte einfach in den Himmel und versuchte nicht über Dracos Worte nachzudenken. Doch irgendetwas in ihm stäubte sich gegen dieses Vorhaben. Und irgendwie war es Harry, als ob er dem Blonden trauen könnte, auch wenn er sich vehement gegen dieses Gefühl sträubte.

Draco starrte auf die ruhige Oberfläche des Sees, während er sprach:„Albus war eigentlich die ganze Zeit auf unserer Seite. Früher war er für uns ein einfacher Spion. Er ist sehr gut mit Tom befreundet und eigentlich hätte Albus sich schon lange zurückziehen sollen.

Doch nach dem Angriff auf deine Eltern damals brachte er es nicht fertig. Er war der einzige, der dich in all den Jahren die seit dem Vergangen sind wenigstens etwas schützen konnte. Dieser ganze Krieg, der sich jetzt immer weiter ausdehnt, beruht eigentlich auf den Streitigkeiten zweier Familien.

Aus der einen Familie stammt Tom. Er wollte die Fehde nach seiner Schulzeit eigentlich beenden, doch als er mit diesem Vorschlag ankam, stieß er auf nicht sehr viel gegenliebe. Die andere Familie ging sogar so weit, dass sie Toms Frau töteten, die gerade erst ihre Schwangerschaft beendet hatte und immer noch nicht wieder bei Kräften war.

Verständlich, dass Tom also anfing seine Rache zu planen. Er scharrte seine engsten Freunde um sich und startete einen Großangriff auf die Simior. Tom tötete fast alle, die sich zu dem Zeitpunkt auf dem Gelände befunden hatten.

Danach zog er sich zurück. Seinen Sohn gab er zu Freunden, denn er war so in seiner Trauer gefangen, dass er sich nicht um ihn kümmern konnte. So wuchs James bei den Potters auf und bekam deren Namen.

Tom kam wie gesagt erst vor knapp drei Jahren zurück.

Die wenigen Überlebenden der Familie Roimis hatten in der Zwischenzeit unter Toms Namen viele Gräueltaten begangen. Albus war eines ihrer Opfer. Sie entführten seine Tochter und er sah sie Jahrelang nicht wieder. Erst als sie nach Hogwarts kam, damals war er noch einfacher Lehrer, sah er sie wieder.

Erst wollte er es gar nicht glauben, doch ein Bluttest bestätigte, dass die eigentlich muggelstämmige Lilian Evans Dumbledores Tochter war. Auch wenn Albus dagegen war, schloss sie sich ohne zu zögern unserer Seite an. Albus war die ganze Zeit als Spion für uns tätig.

Kaum jemand wusste, dass Lily seine Tochter war. Aber James und Lily machten kein großes Geheimnis daraus auf welcher Seite sie standen.

Ihre Streiterein mit meinem Patenonkel waren größtenteils nur Show. Sie wollten, dass es möglichst glaubhaft rüberkam, damit Severus ebenfalls in den Orden des Phönix aufgenommen wurde. Das gelang auch so, wie es geplant war.

Doch der Phönixorden hatte von da an ein Auge auf deine Eltern. Als die Gelegenheit günstig schien griffen sie euch an. Nach dem, was ich erfahren habe, wurden sie gestört in ihrem Überfall, weshalb sie dich am Leben ließen. Ich denke, andernfalls hätten sie dich getötet. Doch so bannten sie dich und verdammten dich damit zu dem Leben bei den Muggeln.

Ich kenne diesen Bann nicht und weiß auch nicht wirklich, was er bewirkt, doch bisher konnte sich dir keiner von uns mit guter Absicht näher, mit Ausnahme von Albus. Als meine Eltern, Sev und Albus zu dieser Erkenntnis kamen hat Albus sich entschlossen so lange wie möglich im Phönixorden zu bleiben. Er wollte dich von seiner Position aus so lange schützen wie möglich.

Ich fürchte, diesen Sommer hat er es nicht geschafft!“

Harry schwieg weiterhin. Er wusste nicht, was er von der Sache halten sollte. Doch er hatte das Gefühl, dass Draco nicht log. Doch er fragte sich, wo dieses Gefühl herkam.

„Du sagtest, es könne sich keiner von euch mir nähern, jedenfalls nicht mit guter Absicht. Warum können wir dann jetzt so friedlich hier nebeneinander sitzen?“, fragte Harry.

„Ich denke, dass liegt an dem, was ich bin…“ ,murmelte Draco.

Harry sah ihn verwundert an:„An dem, was du bist?“

Draco nickte nur und Harry sah ein, dass er aus dem Blonden wohl nichts herausbekommen würde.

„Warum nur, kann ich deine Worte nicht einfach als Lüge abtun?“, murmelte Harry mehr zu sich selbst.

Draco lächelte:„Sagen dir die Begriffe Hüter des Schicksals oder Hüter der Wahrheit etwas?“

Harry setzte sich auf und schüttelte den Kopf.

Draco stand auf und klopfte sich den Sand von der Hose. Dann meinte er, bevor er sich zum gehen wandte:„Dann versuche etwas darüber heraus zu finden. Wenn du mehr weißt, glaubst du mir vielleicht. Ich habe jederzeit ein Ohr für dich!“

Damit drehte der Blonde sich um und ging am Strand entlang.

Harry sprang auf:„Warte Draco! Warum…“ Doch er stockte. Hatte er den Blonden gerade beim Vornamen genannt?

Und auch Draco drehte sich überrascht um.

Harry entschloss sich diese Frage auf später zu vertagen und fragte:„Warum hast ausgerechnet du mich vor dem Tod bewahrt? Und warum scheint dir so viel daran zu liegen, dass ich die Kraft finde weiter zu leben?“

Harry hatte nicht mitbekommen wie, doch Draco stand plötzlich ganz dicht vor ihm. Draco während dessen versuchte sich zusammen zu reißen. Manchmal hasste er sein Wesen wirklich. Warum musste er unbedingt der letzte von ihnen sein? Doch so blieb ihm nichts weiter übrig als zumindest einen Teil der Wahrheit preiszugeben. Eine Lüge hätte Harry ihm nicht abgenommen.

Draco schluckte. Wie oft hatte er sich gewünscht dem Schwarzhaarigen so nah zu sein wie jetzt. Doch er wusste, es durfte nicht sein. Er durfte keinen Menschen lieben! Es war ihm nicht erlaubt! Und trotzdem hatte er diese Gefühle…

Sein Atem ging unregelmäßig, als er sich zu Harry vorbeugte und seine Lippen nur für den Bruchteil einer Sekunde die des Schwarzhaarigen streiften. Harry stand wie zur Salzsäure erstarrt da.

„Weil ich für dich weit mehr empfinde, als ich je für irgendjemanden empfinden dürfte!“, hauchte Draco und konnte nicht verhindern, dass sein innerer Schmerz sich auch in seinen Augen ausbreitete.

Er trat einen Schritt zurück und war im nächsten Moment verschwunden. Er wusste ja nicht, was er damit in Harry ausgelöst hatte. Doch daran wollte er im Moment auch gar nicht denken.

Vollkommen aufgelöst stürmte er durch den Gemeinschaftsraum der Slytherins und in das Zimmer von Blaise und sich.

Dort ließ er sich auf sein Bett fallen und versuchte seine Gedanken zu ordnen. Was hatte er sich nur dabei gedacht? Harry würde ihn jetzt erst recht für verrückt erklären und ihn nur noch mehr meiden. Warum hatte er sich nicht zurückhalten können? Es war zum Bäume (Haare) ausreißen. Warum musste er den menschlichen Schwächen erliegen.

Er merkte nicht einmal wie sein Zimmernachbar vorsichtig herein kam und sich neben ihn setzte.

Erst dessen Stimme riss ihn aus den Gedanken:„Was ist passiert? Du wolltest doch nur zu Severus und jetzt warst du den ganzen Abend weg!“

Draco schluckte:„Warum bin ich so gestraft, Blaise? Warum kann ich nicht einfach ein Mensch sein? Ohne diesen blöden Einschränkungen!“

Blaise kombinierte richtig:„Du hast Harry getroffen!“ Es war eine einfache Feststellung.

„Ja!“, meinte Draco mit belegter Stimme.

„Und was hat dich dabei so aufgewühlt?“, fragte Blaise. „Was ist geschehen?“

Draco zögerte kurz, bevor er sagte:„Er wollte sich umbringen… Ich habe ihn daran gehindert und danach mit ihm über seine Großväter gesprochen… Ich weiß nicht, ob er mir das alles geglaubt hat. Aber theoretisch müsste er es… Er fragte, warum er es nicht als Lüge abtun könnte und ich erwiderte, er solle sich über die Hüter des Schicksals informieren…“

„Das ist nicht dein Ernst?“, fragte Blaise perplex. „Weißt du eigentlich was passiert, wenn die Weasleys erfahren, was du bist?“

„Hast du ihn heut Abend nicht beobachtet? Harrys Freunde haben sich von ihm abgewandt. Ich denke nicht, dass er mit ihnen über den heutigen Abend reden wird. Außer - und das ist gar nicht mal so unwahrscheinlich – er plant mich vor der ganzen Schule zu blamieren…“

„Wie habe ich das zu verstehen?“, wollte Blaise wissen.

„Er hat gefragt, warum… ich das alles tue…“, flüsterte Draco. Er konnte seine Reaktion darauf immer noch nicht ganz glauben.

„Und du konntest dich nicht gegen dein Wesen durchsetzten und hast ihm die Wahrheit gesagt…“, schlussfolgerte Blaise.

„Nicht direkt… aber ich habe vermutlich ziemlich eindeutig gehandelt…“, murmelte Draco.

„Warum wehrst du dich so gegen deine Gefühle?“, fragte Blaise unvermittelt.

„Du dürftest dich ja wohl lange genug mit den Hütern auseinander gesetzt haben, um das zu wissen. Was glaubst warum ich mich bis zu diesem Sommer so vehement gewehrt habe, meiner Bestimmung nachzukommen?“, knurrte Draco.

„Aber wenn es möglich ist, dass du dich verliebst, dann kann es doch eigentlich nicht verboten sein, oder? Ich meine, dann hätten sie es doch von Anfang an nicht möglich gemacht!?“

Drauf wusste Draco nichts zu erwidern.
 

Harry ging währenddessen langsamen Schrittes am Ufer des Sees entlang Richtung Schloss. Sein Innerstes war aufgewühlt und er wusste im Moment gar nicht mehr, was er glauben sollte.

Dracos Worte hatten sich plausibel angehört. Doch was sollte diese Aktion zum Schluss? Dracos Handeln war eindeutig gewesen, aber was bedeuteten diese Worte?

Über seine eigenen Gefühle momentan wollte er lieber gar nicht erst nachdenken. Er wollte nicht wissen, warum seinen Lippen noch immer kribbelten und warum er den blonden Slytherin einfach nicht aus dem Kopf bekam.

Als es anfing zu nieseln beschleunigte Harry seine Schritte.

Während des zwanzigminütigen Weges zum Schloss versuchte Harry sich auf den Begriff Hüter des Schicksals zukonzentrieren. Irgendwie hatte er das Gefühl, diesen Begriff schon einmal gehört zu haben. Doch wo?

Als er endlich im Schloss ankam entschied er sich, am nächsten Tag nach dem Unterricht in der Bibliothek danach zu suchen. Er hätte auch Hermine fragen können, doch er war sich nicht sicher, ob das so klug wäre.

Wenn Dracos Geschichte wirklich stimmte, war der Blonde vermutlich dieser Hüter der Wahrheit. Draco stand auf alle Fälle auf der Seite von Tom Riddle. Aber Harry war sich sicher, dass der Orden des Phönix an diesen Hütern, wer auch immer das sein mochte, Interesse hatte. Wenn Harry jetzt also mit Hermine darüber sprechen würde, würde sie wisse wollen, wie er darauf kam. Und auf keinen Fall wollte Harry, dass der Phönixorden auf Draco aufmerksam wurde.

Vollkommen durchnässt kam Harry schließlich in seinem Gemeinschaftsraum an. Dort wurde er von Hermine und Ron erwartet.

Das braunhaarige Mädchen stürmte auf ihn zu:„Harry, wo warst du denn ganzen Abend?!“

„Ist doch egal“, murrte Harry.

„Nein, das ist es nicht! Wir haben uns Sorgen gemacht!“ schimpfte Ron.

<Aber sicher doch!>, spottete Harry in Gedanken. <Ihr habt nicht einmal bemerkt, was ich vorhatte. Ich würde ja zu gern eure Reaktion sehen, wenn ich tot wäre!>

„Warst du etwa draußen?“, fragte Hermine vorwurfsvoll.

„Wo nach sieht es denn aus?“, fragte Harry genervt. „Ich habe ja nicht ahnen können, dass es anfängt zu regnen! Wenn ihr mich entschuldigt, ich würde gerne aus den nassen Sachen raus!“

Harry ging, ohne sich noch einmal nach seinen Freunden umzusehen. Er hängte seine Sachen im Bad der Siebtklässer auf und zog sich trockene Freizeitkleidung an. Hinlegen wollte er sich noch nicht, auch wenn es schon ziemlich spät war.

Also machte er sich auf den Weg hinunter in den Gemeinschaftsraum. Doch er stoppte auf der Treppe, als er seine Freunde über ihn reden hörte.

„Ich habe keinen Bock mehr auf dieses Spiel!“, fauchte Ron.

„Wir müssen das durchziehen, Ron!“, widersprach Hermine. „Du weißt, was er uns gesagt hat!“

„Mir hängt es zum Hals raus, ständig mit Potter rumhängen zu müssen! Ich konnte ihn von Anfang an nicht leiden und du doch auch nicht!“, meinte Ron.

„Wir haben einen eindeutigen Auftrag bekommen! Und wir wissen beide, dass die Sache mit Voldemort nur zur Ablenkung dient! Doch wenn stimmt, was der Clan-Führer sagt, dann ist er in nicht allzu ferner Zeit noch von großer Bedeutung. Es kann den Sieg entscheiden, ob wir ihn in der Hand haben oder nicht!“, fauchte Hermine.

„Trotzdem hängt es mir zum Halse heraus, dass ich ständig auf gut Freund machen muss!“, nörgelte Ron. „Ich hatte gedacht, er wäre wenigstens nach diesen Ferien nicht mehr so aufmüpfig. Aber nichts ist mit ihm geschehen! Er ist genauso wie immer!“

„Das ist nur ein weiter Beweis, dass er einer der Hüter ist! Und wenn wir einen in der Hand haben, machen die anderen alles für uns!“, erklärte Hermine. „Dann können wir Riddle und seine Familie endlich aus dieser Welt tilgen.“

„Meinst du wirklich, Potter stellt sich gegen seine Familie?“, fragte Ron. „Wenn er das erst mal erfährt…“

Hermine unterbrach ihn:„Er wird es nicht erfahren, wenn wir es verhindern können. Und eben deshalb müssen wir in überwachen! Er darf nicht zu viel Kontakt mit den Slytherins haben. Der Bann wird dann das übrige tun!“

Ron seufzte:„Hoffentlich hast du recht!“

„Und denk daran, was für dich dabei herausspringt! Der Clan-Führer hat keine Söhne und du bist der jüngste in der Familie, die den Simior am nächsten steht! Wenn wir diese Aufgabe ordentlich zu Ende führen, wirst du sein Nachfolger! Also hör auf dich zu beklagen! Du wirst mehr Reichtum besitzen, als du dir vorstellen kannst!“

Harry hatte genug gehört, er ging wieder in den Schlafsaal ohne sich bemerkbar zu machen. Seine Freunde hatten ihn also von Anfang an hintergangen. Und auch Hermine und Ron hatten über die Hüter und die Simior geredet. Was bedeutete das nur?

<Eigentlich müssten in der Bibliothek auch die Stammbücher der alten Zaubererfamilien zu finden sein. Da werde ich mich morgen auch einmal umsehen!>, beschloss Harry. <Auf alle Fälle scheinen die Weasleys eng mit den Simior verwandt zu sein! Ich frage mich, was hinter der ganzen Sachen steckt.>
 

Harry stand vor der raumhohen Bücherwand und fragte sich, wo er anfangen sollte. Vor ihm erstreckte sich der Teil der Bibliothek, in dem die Stammbücher der vier größten Zaubererfamilien aufbewahrt wurden.

Harry kam es bald so vor, als würde die Zauberergemeinschaft Englands nur aus diesen vier Familien bestehen. Das Regal erstreckte sich sechs Meter weit die Wand entlang und reichte bis zur vier Meter hohen Decke. Wo sollte er da anfangen, nach den Simior zu suchen?

Im Register stand diese Familie auf alle Fälle nicht. Das war schon irgendwie komisch, denn die Simior schienen eigentlich ja doch eine große Rolle zu spielen.

Noch einmal nahm Harry sich das Registerbuch vor und durchsuchte den Abschnitt der mit S anfangenden Namen. Wieder blieb es erfolglos. Harry seufzte schwer und beschloss, seine Suche nach den Simior vorläufig aufzugeben.

Aber aus reiner Neugierde blätterte er vor, zu der Stelle mit dem Namen mit R. Wenn er schon einmal dabei war, konnte er gleich mal seinen eigenen Stammbaum durchforsten. Doch dabei fiel ihm ein ganz anderer Name ins Auge, den er erst ignorieren wollte. Doch aus irgendeinem Grund blieb sein Blick auf dem Namen Roimis kleben. Harry blinzelte einige Male.

„Roimis… Simior!“, flüsterte er. „Komisch…“

In dem Register Stand:
 

Roimis

Stamm Ravenclaw

Band 307 – 319

(Clan Simior)
 

„Clan Simior… Ich sollte mich wirklich mal mehr mit den Zaubererfamilien auseinander setzten!“, beschloss Harry. „Dann schauen wir doch mal… Band 300… ah, 307…“

Harry zog den ersten Band der Liste heraus und legte den verstaubten Wälzer auf den Tisch hinter sich. Er wischte den Staub von dem Ledereinband, der groß von dem Wappen der Ravenclaws verziert wurde. Darunter war ein kleines, weißes Wappen, auf dem sich der Ravenclaw Adler auf einem Hirsch niedergelassen hatte.

„Das kenne ich doch!“, murmelte Harry. „Das ist das Wappen über der Küchentür der Weasleys. Ron hat mir nie gesagt, warum es da ist…“

Der Gryffindor schlug das A3-große Buch auf und sah sich den ersten Teil des Stammbaums an. An den Seiten waren, bei Ästen, die an der Blattkante abgebrochen werden mussten, verweißte auf andere Seiten in dem Buch oder andere Bände bemacht worden.

Ganz oben auf der ersten Seite stand:
 

Der Clan der Simior umfasst alle Familien, die in irgendeiner Weise von den Brüdern Gregory und Jonathan Ravenclaw abstammen.
 

„Dann ist mit den Simior also dieser Clan gemeint. Und die Stammfamilie trägt den Namen Roimis. So weit ist alles klar, aber was hat das mit Ron zu tun?“, sprach Harry mit sich selbst.

Er blätterte um und erstarrte. Am Rand war ein vermerkt an einem der Äste gemacht: Familie Weasley Band 309, Seite 1024 bis 1027.

Harry starrte bestimmt fünf Minuten auf diese wenigen Worte. Dann folgte er dem Ast zurück und stellte fest, dass er in gerade Linie zu diesem Gregory führte.

Der Schwarzhaarige ließ das Buch so aufgeschlagen auf dem Tisch liegen und holte sich Band 309 aus dem Regal. Dort schlug er die etwa mittig gelegenen angegeben Seiten auf. Auf Seite 1027 suchte er nach dem Namen Ronald und folgte dann diesem Ast. Erneut traf den Gryffindor der Schlag. Ron stammte in direkter Linie immer von dem Haupterben der jeweiligen Generation ab. Und nach einem kurzen Blick auf die Lebensdaten, fand Harry auch heraus, dass immer der jüngste Sohn als Haupterbe eingesetzt wurde.

Harry nahm sich wieder den Band 307 vor und arbeitete sich durch insgesamt 6 Bände immer entlang der dicker gedruckten Namen durch. So lange, bis er bei dem jetzigen Clan-Führer angelangt war. Dessen Geburtsname war Joseph Closon, doch seit er als Clan-Führer tätig war, nannte er sich Simior.

Der Gryffindor wusste mittlerweile, dass man sich mit der Ernennung zum Clan-Führer immer den Clannamen als Nachnamen nahm. So konnte jeder Zauberer sofort erkennen, dass man einen Clan leitete und auch welcher das war. Frau und Kinder allerdings behielten den alten Namen.

Harry lehnte sich zurück und versuchte erst einmal seine Gedanken zu ordnen. Das war aber nicht so einfach.

<Eins ist klar, ich kann weder Hermine noch einem der Weasleys trauen. Sie gehören zum engsten Kreis des Simior-Clans. … Ich frage mich, was sie ausgerechnet mit mir wollen!>

Seufzend räumte Harry die Bücher über die Simior wieder weg und schlug den Register erneut auf. Unter Riddle stand:
 

Stamm Slytherin

Band 246 – 268

&

Stamm Slytherin-Gryffindor

Band 1
 

<Komisch… Wann sind denn Slytherin und Gryffindor… oh nein…!>

Harry blätterte weiter nach vorne in dem Register und suchte nach der Familie Dumbledore. Darunter stand:
 

Stamm Gryffindor

Band 125 – 157

&

Stamm Slytherin-Gryffindor

Band 1
 

<Ich glaub es nicht!>, dachte Harry. <Ich wette, in diesem Band 1 steht einzig und allein mein Name! Nach dem, was Draco erzählt hat, stamme ich ja von Slytherin und Gryffindor ab. Das würde dann auch erklären, warum der Hut nicht wusste, in welches Haus er mich stecken soll.>

Harry stand auf und schritt die Reihe der Bücher ab, bis er zu der Grenze der Bücher von Slytherin und Gryffindor kam. Dazwischen waren einige Reihen frei, in denen lediglich ein Buch stand. Zu Harrys nicht ganz so großem Erstaunen, war dieses Buch recht dünn.

Er zog es heraus und schlug es auf.

Vom Oberen Rand des Blattes führten zwei Linie in die Mitte des Blattes. Und dort stand wirklich nur ein Name. Doch Harry stutze, als er diesen las. Harry James Potter stand nur in Klammern unter dem eigentlichen Namen.

<Warum kann ich nicht einfach ein ganz normales Leben haben?!>, stöhnte Harry innerlich auf. <Aber so schlecht ist der Name Daimos Atrus Fator gar nicht! Nur wo kommt dieser Nachnahme her…>

Harry zog erneut das Registerbuch zu sich und durchforstete die Liste der Namen mit F. Doch zu Fator fand er nur den schon bekannten Band 1 des Stammes Slytherin-Gryffindor. Also war er der erste, der diesen Namen trug. Resigniert sah Harry erneut in den besagten Band. Mit großen Augen starrte er nun dorthin.

Der Name, den er seit 17 Jahren trug und der vorhin noch in Klammern unter seinem richtigen Namen gestanden hatte, war verschwunden.

<Was geht hier vor? Mit jeder Frage, die ich beantworte, kommen mindestens zwei Neue auf. So komme ich auch nicht weiter… Kümmere ich mich erst mal um diese Hüter… Aber eines ist klar, Draco hat Recht gehabt, zumindest was meine Vorfahren betrifft. Und dann wird er auch in dem anderen nicht gelogen haben!>

Harry räumte seine Bücher wieder zurück und stand dann unschlüssig in der Bibliothek. Wo konnte der nach den Hütern des Schicksals suchen, oder nach dem Hüter der Wahrheit?

<Ob ich einfach fragen soll?>, überlegte er. <Aber dann wird wieder die Frage aufkommen, wo ich diese Begriffe herhaben. Und wer weiß schon, wem ich trauen kann!>

Ziellos wanderte Harry durch die Bücherreihen. Er hatte keine Ahnung wonach er suche sollte. Woher auch, er wusste ja gar nichts über diese Hüter.

Doch Harrys Suche wurde unterbrochen, als er hörte wie Ron und Dean sich leise unterhielten. Harry blieb stehen, ohne wirklich zu wissen, warum. Er war nicht der Typ, der andere belauschte. Doch irgendetwas zwang ihn stehen zu bleiben.

„Er ist schon wieder verschwunden!“, hörte er Dean sagen.

„Ich frage mich, warum er ständig weg ist. Früher hat er immer mit einem von uns rumgehangen. Und jetzt?“, meinte Ron.

„Der Sommer hat ihn verändert!“, erwiderte Dean.

„Ja!“, zischte Ron. „Aber nicht so, wie wir es wollten! Er war nie jemand, der lange einsam sein konnte… Wir dachten, er würde sich nach diesen acht Woche an uns klammern, an seine Freunde…“

Unwillkürlich verängten Harrys Augen sich zu Schlitzen. Ron hatte gewusst, wo er im Sommer gewesen war. Und wenn er mit Dean darüber sprach, dieser bestimmt auch. Warum behandelte ihn jeder wie ein Spielzeug? Wie etwas, mit dem man machen konnte, was man wollte?

„Toll gemacht! Jetzt ist er noch in sich gekehrter!“, murmelte Dean.

„Der Bann wird ihn schon von den Slytherins fernhalten! Und Dumbledore hat viel zu viel Angst, als das er ihm etwas sagen würde!“

„Und wenn er aus eigener Kraft etwas herausfindet?“, fragte Dean.

„Wie sollte er das anstellen?“ warf Ron ein.

„Es heißt: …Und der letzte Hüter wird die Wahrheit verkünden… Wenn er wirklich der letzte Hüter ist, dann ist er der Hüter der Wahrheit. Damit ist es seine Natur, die Wahrheit zu erfahren!“, meinte Dean.

„Es gibt hier keine Bücher über die Hüter!“, beruhigte Ron den Gryffindor.

„Aber die Stammbäume der vier großen Familien sind hier sehr ausführlich aufgeführt!“, murrte Dean. „Du weißt so gut wie ich, dass wir so gut wie nichts über seine Vorfahren wissen. Es gibt keinen James Potter in den Chroniken, oder eine Lily Evans. Genauso wenig wie ein Harry Potter irgendwo auftaucht! Wenn er nun mehr herausfindet?“

„Das wird er nicht! Zu den Familienchroniken haben nur die Schulsprecher und Schüler mit gesonderter Genehmigung zutritt!“

<Dafür kommt man da aber reichlich leicht hin!>, dachte sich Harry grinsend. Er hatte genug gehört. <Sie halten mich für den Hüter der Wahrheit… Gut, dann werden sie wenigstens nicht so schnell auf Draco aufmerksam… Seit wann nenne ich ihn eigentlich ständig beim Vornamen?!?>

Wenigstens konnte Harry sich jetzt sicher sein, dass er hier keine Informationen bekam. Allerdings wollte er momentan so wenigen Leuten wie möglich begegnen, gerade aus seinem Haus. So entschloss er sich, in den Raum der Wünsche zu gehen. Da konnte niemand rein, wenn er drin war. Und außerdem kannten den auch nicht allzu viele Leute in der Schule.

Ohne viel über seinen Weg nachzudenken fanden Harrys Füße den Weg zu dem Wandteppich im siebten Stock von ganz allein. Der Gryffindor machte sich auch nicht wirklich Gedanken darüber, was er in dem Raum vorfinden wollte. Mit seinen Gedanken immer noch beim Rätsel der Hüter hängend, schritt er drei Mal auf und ab, bis die Tür erschien.

Der Raum, den er betrat, war kahl. In der Mitte des relativ kleinen Raumes stand lediglich ein hölzerner Tisch auf dem ein Buch lang. An den Tisch geschoben stand ein nicht sehr vertrauenserweckender Stuhl.

Harry zauberte sich lieber einen etwas bequemer wirkenden Sessel, als es zu wagen, sich auf diesen Stuhl zu setzten. Neugierig nahm er das in Leder gebundene Buch und setzte sich in seinen Sessel. Auf dem Einband des Buches stand nichts und es gab auch keinerlei Verzierungen.

Als er das Buch jedoch aufschlug, stockte ihm der Atem.

<Ich glaube dieses Schloss führt ein sehr lebendiges Eigenleben… ich frage mich ja, auf welcher Seite es steht… vermutlich jedoch auf meiner, wo immer das auch sein mag…>
 

DAS SCHICKSALSBUCH

Die Legende der Hüter des Schicksals
 

„So was aber auch… Woher das wohl kommt?“, verfiel Harry wieder in sein Selbstgespräch. „In Zukunft komme ich immer hier her, wenn ich mal irgendwelche speziellen Infos brauch!“

„Nur dies eine Mal wirst du hier Antwort auf deine Fragen finden! Vielleicht auch auf die Ungestellten!“

Harry zuckte zusammen:„Wie bitte?“

„Lies das Buch! Kümmere dich nicht um die Zeit! Draußen steht sie still!“

Harry schluckte, das war ihm nicht geheuer. Ob er einfach wieder gehen sollte? Zweifelnd sah Harry auf das Buch und entschloss sich dann doch, es zu lesen.

Schon nach wenigen Sätzen wusste Harry, dass es richtig gewesen war, das Buch zu lesen.

Am Anfang wurde die Legende der Schicksalsweberinnen erzählt. Diese formlosen Gestallten sollten in grauer Vorzeit das Band des Schicksals geflochten haben. Dabei hatten sie jedoch so viel ihrer Energie verbraucht, dass sie nacheinander verschwanden.

Die letzten zwei der Schicksalsweberinnen sollen Wesen erschaffen haben, die man die Hüter des Schicksals nennt. Diese Hüter des Schicksals, fünf an der Zahl, sollen jeweils im Abstand von etwa fünfhundert Jahren geboren werden.

Der erste sollte in dem Jahr auf der Erde erscheinen, in dem das Band des Schicksals die ersten Lücken aufwies. Keiner von ihnen sollte in der Gestalt eines Menschen auf der Erde erscheinen. Doch wenn sich ihre Magie voll entfaltet haben würde, konnten sie ihre Gestalt ändern und auch die eines Menschen annehmen.

Wenn alle fünf auf der Erde weilten, sollten sie die Aufgabe der Schicksalsweberinnen übernehmen. Doch das konnten sie nur, wenn sie ihre Kraft im Guten vereinen würden. Nur dass sie dafür nicht ihre eigene Lebensenergie verbrauchen mussten, so dass ihnen nicht das gleiche wiederfahren konnte wie den Schicksalsweberinnen.

Der erste, der auf die Erde kommen sollte, war der Hüter der Erinnerung, danach sollten der Hüter der Gesundheit, der Hüter der Zeit, der Hüter der Weisheit und zum Schluss der Hüter der Wahrheit folgen. Sie sollten immer dann erscheinen, wenn alle neun Planeten mit der Sonne in einer Reihe standen.

Harry ließ sich zurück sinken. <Wow!!! Aber warum hält Ron ausgerechnet mich für den Hüter der Wahrheit… Erstens muss es doch am Geburtsdatum festzumachen sein und außerdem bin ich eindeutig ein Mensch. Und nach dem, was im Buch stand, sollten die Hüter am Anfang keine menschliche Gestalt haben. Merkwürdig… Und wenn Draco dieser Hüter ist, warum ist er dann ausgerechnet in Hogwarts? Bzw. warum geht er dann jetzt zur Schule. Er dürfte doch dann auch nicht von Anfang an eine menschliche Gestallt gehabt haben!>

Unwillkürlich schoss Harry das Bild eines wunderschönen, riesigen, weißen Drachens in den Kopf. <Das würde zu ihm passen!>, entschied Harry für sich.

Der Schwarzhaarige stand auf und ließ das Buch einfach auf dem Tisch liegen. Dann verließ er den Raum, mit dem Entschluss so bald wie möglich mit Dumbledore zu reden, immerhin war der ja sein Großvater!

Kapitel 3
 

Hey Leute ^^

es geht auch hier endlich weiter ^^ Leider kann ich eure Kommentare zu diesem Kapitel nicht beanworte, da ich am Rechner meines Stiefvaters sitze und lieber nur so wenig Zeit wie möglich und erlaubt daran verbringe xDDD~ Aber ich wollte euch nicht noch länger warten lassen und irgendwie komme ich in der Schule immer nicht zu hochladen!

Ein ganz liebes Danke an blackpanther, die mir diese Geschichte korektur ließt ^^ (Ich schicke dir bald neue Kapitel xD Aber irgendwie habe ich immer keine Lust zu abtippen.... *drop*

Jetzt wünsche ich euch aber viel Spaß mit dem folgenden Kapitel:
 

~°~°~°~°~°~
 

Kapitel 3
 

Harry ging verärgert zu seinem Gemeinschaftsraum. Es war kurz vor Ausgangssperre. <Hat diese verdammte Stimme nicht gesagt, die Zeit hier draußen vergeht nicht?!> ärgerte er sich.

Als er den Raum der Wünsche vor wenigen Minuten verlassen hatte, hatte ihn fast der Schlag getroffen. Es war draußen schon stockfinster und Harry hatte festgestellt, dass er den gesamten Nachmittag und den halben Abend im Raum der Wünsche verbracht hatte.

An sich war ihm das egal, er hatte erfahren, was er erfahren wollte. Doch er hatte keine Lust, sich schon wieder von Ron und Hermine ausfragen zu lassen, wo er die ganze Zeit gewesen war.

So wie er die beiden jedoch kannte, kam er da nicht herum. Dabei war er hundemüde und wollte nur noch ins Bett. Zum Glück hatten sie zu Morgen noch keine Hausaufgaben aufbekommen. Sonst hätte er garantiert noch die halbe Nacht an den Hausaufgaben gesessen.

Und wie erwartet sah Hermine ihn mit strengem Blick an, als er den Gemeinschaftsraum betrat:„Wo hast du schon wieder gesteckt, Harry? Wir haben das ganze Schloss nach dir abgesucht!“

„Geht euch nichts an!“ murrte Harry und verschwand ohne ein weiteres Wort auf der Treppe zu den Jungenschlafsälen.

Er machte sich nichts daraus, dass Hermine ihm hinterher keifte. Er wollte einfach nur seine Ruhe haben und seine Gedanken sortieren. Das er dazu hier im Gryffindorturm nicht kam, war ihm klar. Doch er konnte unmöglich die ganze Nacht weg bleiben. Das hätte für zu viel Aufsehen gesorgt.

Ohne ein Wort zu sagen verschwand er im Bad. Neville sah dem Schwarzhaarigen nur verwirrt hinter her. Er fragte sich, woran es lag, dass in Gryffindor seit Anfang des Schuljahres solche Spannungen herrschten. Vielleicht sollte er mal mit Harry reden. Auch deswegen, was er in dem Sommerferien durch Zufall über Ron erfahren hatte.

Als der Braunhaarige Harry jedoch wieder aus dem Bad kommen sah, entschloss er sich, das auf später zu verschieben. Harry schien keine gute Laune zu haben.
 

Harry war am nächsten Tag nach dem Unterricht erst einmal wieder in der Bibliothek verschwunden. Zunächst einmal hatte er in astronomischen Büchern nach besonderen Ereignissen gesucht. Die Frage, warum man ihn für den Hüter der Wahrheit hielt, ließ ihn nicht los.

Er war auch tatsächlich fündig geworden und hatte seine Antwort erhalten. Denn das letzte Mal und auch das einzige Mal für die nächsten 130 Jahre war die beschriebene Planetenkonstellation im Zeitraum des 29. Juli bis zum 2. August des Jahres 1981 aufgetreten. Und sein Geburtstag fiel ja nun genau in diesen Zeitraum. Also lag es nahe, in ihm den letzten Hüter zu suchen.

Aber dann konnte auch Draco nicht der Hüter der Wahrheit sein, denn dessen Geburtstag war ja im Oktober. Außer natürlich, irgendwer hat an den Geburtsdaten herumgepfuscht.

Und um dem auf dem Grund zu gehen, hatte Harry sich erneut in den Bereicht der Bücherei geschlichen, in dem die Stammbäume aufbewahrt wurden. Er wusste, dass diese sich magische selbst fortführten. Somit konnte er sich sicher sein, hierin die richtigen Daten zu bekommen.

Als erstes sah er natürlich bei sich nach, da brauchte er ja nicht lange zu suchen. Am vergangenen Tag hatte er darauf nicht geachtet. Ihn hatte es viel zu sehr verwirrt, dass dort ein anderer Name stand.

<31.08 steht da… das ist ein Monat später als mir immer gesagt wurde… dann ist da wirklich was gedreht worden!>

„Harry? Was machst du denn hier?“ wurde der Schwarzhaarige aus seinen Gedanken gerissen. Erschreckt sah er auf seinen Braunhaarigen Mitschüler:„Eine berechtigte Frage, die ich auch an dich stellen könnte, Neville!“

„Ich wollte meinen Stammbaum durchforsten. Und du?“ antwortete der Gryffindor.

„So etwas ähnliches…“ meinte Harry nichts sagend. Das Buch, welches noch aufgeschlagen vor ihm lag, schlug er zu und stellte es belanglos wirkend wieder in den Schrank. „Aber warum machst du das hier? Hat deine Großmutter keine Stammbaumbücher?“

Neville zuckte mit den Schultern:„Schon, aber bei denen hier bin ich mir sicher, dass niemand darin rumgepfuscht haben kann!“

„Warum sollte deine Großmutter oder irgendjemand sonst in deinem Stammbaum falsche Daten eintragen?“ fragte Harry.

„Weil die Simior mich auf ihrer Seite wissen wollen!“ murmelte Neville. „Wenn ich wirklich so nah mit ihnen verwandt bin, wie sie sagen, dann kann ich mich dem Clan nicht wiedersetzten!“

„Warum willst du nicht mit den Simior verwandt sein?“ fragte Harry nebenbei.

Neville sah ihn scharf an:„Ich denke nicht, dass ich mit dir darüber reden sollte!“

Harry seufzte:„Eines ist klar, den Simior werde ich nicht den Rücken stärken!“

„Das sah die letzten Jahre aber anders aus!“ erwiderte Neville.

Harry schnaubte:„Nur, dass ich erst vorgestern von ihnen erfahren habe!!!“ Der Schwarzhaarige ballte die Fäuste:„Glaub mir, wenn ich mir nicht vorgenommen hätte, mich aus dem Krieg heraus zu halten, würde ich schon längst meinem Großvater folgen und die Simior in die Hölle schicken!“

„Deinem Großvater?“ fragte Neville verwundert. „Und was meinst du damit, du hast erst vorgestern davon erfahren? Die Simior sind doch ständig in den Medien!“

Harry lacht trocken auf:„Der Bann hat wohl auch verhindert, dass ich davon etwas mitbekomme!“

„Der Bann?“ fragte Neville.

Harry lenkte ab:„Warum willst du mit dem Clan nichts zu tun haben?“

„Sie sind schuld, dass meine Eltern im St. Mungos liegen!“ knurrte der Braunhaarige. „Diese ganze Sache mit Voldemort ist doch nur Show. Meine Großmutter will es nicht einsehen und mich davon überzeugen, dem Phönixorden beizutreten.“

„Warum glaubst du, es ist besser, wenn du nicht so nah mit den Simior verwandt bist?“ fragte Harry.

„Dann hätte ich dem Clan gegenüber keine Verpflichtungen. Und damit könnte ich mich einfach absetzen!“ erklärte Neville. „Aber jetzt zu dir, welchen Bann meintest du?“

„Ich denke nicht, dass es klug wäre hier darüber zu reden!“ meinte Harry.

Ohne etwas zu sagen schlug er das Registerbuch auf und suchte den Namen Longbottom. „Stamm Gryffindor, Band 599 bis 602. Das ist ja nicht allzu viel!“ murmelte er in seinen nicht vorhandenen Bart und holte die vier Bände aus dem Regal.

„Du kennst dich hier ja aus!“ stellte Neville erstaunt fest.

„Ich war gestern schon einmal hier!“ meinte Harry nur. „Ich muss noch was anderes nachsehen. Aber hier dürfte über deine Herkunft alles drin stehen.“

Damit machte Harry sich auf die Suche nach den Bänden mit der Familie Malfoy. Zu seinem Erstaunen stellte er fest, dass die Familie Malfoy schon existierte, als die Gründer gelebt hatten.

„Was hat es eigentlich mit diesen Stämmen auf sich?“ fragte Harry unvermittelt.

Neville sah erstaunt auf:„Das weißt du nicht?“

„Ich scheine vieles nicht zu wissen, wenn es um die Zaubererfamilien geht!“ kommentierte Harry.

„Es ist etwas kompliziert zu erklären. Ich würde vorschlagen, das mache ich, wenn wir hier weg sind. Mich sollte man hier nicht erwischen!“ grinste Neville.

„Na dann sind wir ja schon zwei!“ merkte Harry an.

„Das war mir klar!“ erwiderte Neville.

Harry suchte den Stammbaum der Malfoys nach Draco ab. Er fand ihn nach einiger Zeit auch. Doch eines machte ihn stutzig.

„Neville“, fragte er, „was bedeutet eine gestrichelte Linie?“

„Die Person hat angeheiratet oder wurde adoptiert“, erklärte der Gryffindor.

Er stand gerade vor dem Bücherregal und schien etwas zu suchen.

„Was suchst du?“ fragte Harry, während er sich über seine Entdeckung Gedanken machte. <Draco kann nicht angeheiratet haben, also wurde er von den Malfoys adoptiert. Doch da steht auch kein Verweiß auf einen anderen Band… seltsam!>

„Den Band 156 aus dem Gryffindorstamm…“ meinte Neville und suchte die Reihen nach dem Buch ab.

„Das liegt doch hier“, meinte Harry. Das hatte er vorhin schon raus gesucht weil auf diesen Band bei seinem eigenen Namen verwiesen wurde. „Warum suchst du den?“

„Bei dem Namen meines Vaters war ein Verweiß dorthin“, erklärte Neville. „Wenn er nicht noch in irgendeiner Verbindung zu den Simior steht, dann bin nur durch meine Urgroßmutter mit dem Clan verwandt und ihm damit nicht verpflichtet.“

„Ich glaube kaum, dass die Dumbledores in irgendeiner Verbindung zum Clan stehen, außer das sie gegen ihn kämpfen!“ murmelte Harry, während er immer noch seinen Gedanken nach hing.

„Die Dumbledores sagst du?“ fragte Neville überrascht.

Harry sah auf:„Ja…“ er stockte. „Sagtest du gerade, von deinem Vater ist ein Verweiß hier her?“

„Ja!“ antwortete Neville. „Warum?“

„Welche Seite?“ fragte Harry einfach und nahm das Buch zur Hand.

„951“, gab Neville zur Auskunft.

Harrys Augen wurden immer größer. Hastig blätterte er zu der Seite und starrte dann auf den Namen seines Großvaters. Daneben stand der Name dessen Bruders. Und von dort führte ein Ast zu dessen Tochter und dann zu Nevilles Vater.

„Ich fass es ja nicht!“ Harry ließ sich zurücksinken.

„Was denn?“ fragte Neville verwirrt.

„Dein Urgroßvater ist der Bruder meines Großvaters…“ murmelte Harry.

Neville warf einen Blick auf die Seite, dann sah erstaunt zu Harry:„Der Direktor ist dein Großvater?“

Harry nickte:„Eines der Dinge die ich vorgestern erfahren habe!“

„Du redest ständig davon, dass du das alles erst vorgestern erfahren hast. Wer hat dir das denn alles erzählt?“ wollte Neville wissen.

Harry sah ihn einen langen Moment unentschlossen an. <Ob ich ihm trauen kann? Er will ja anscheinend so wenig wie möglich mit den Simior zu tun haben… und mit den anderen Jungs hat er nie viel zu tun gehabt… ich muss einfach mit irgendwem reden, sonst bekomme ich meine Gedanken nie sortiert!> „Komm mit!“ meinte er dann.

Durch einige Geheimgänge führte Harry seinen Klassenkameraden direkt vor den Raum der Wünsche. Kurz darauf saßen Harry und Neville sich gegenüber. Harry saß im Schneidersitz auf dem Sofa und Neville in einem Sessel.

„Ich weiß nicht, ob ich jetzt einen Fehler begehe… Ich weiß nicht, wem ich zurzeit noch trauen kann und wem nicht“, begann Harry zögernd. „Doch du hast nie viel mit den anderen Jungen aus unserem Jahrgang zu tun gehabt. Also gehe ich das Risiko ein. Allein komme ich nicht weit!“

Neville sah ihn verwirrt an:„Ich verstehe nicht…“

„Die Geschichte mit Voldemort ist bekannt… In unserem zweiten Jahr hier, erfuhr ich, dass angeblich Tom Riddle Voldemort sein sollte… Seit ich diese Welt kennen lernte, wurde mir eingetrichtert, dass ich gegen Tom Riddle kämpfen sollte. Ich habe sechs Jahr lang nie erfahren, worum es wirklich geht.

Diesen Sommer sperrte man mich ein. Ich weiß nicht wo ich war. Ich habe die acht Wochen in vollkommender Finsternis verbracht. Die einzigen die ich sah, waren die Hauselfen, dir mir das essen brachten.

Ich verfiel immer mehr in Depressionen und wollte mich umbringen, so bald ich die Gelegenheit dazu hatte. Diese bot sich mir erst vorgestern Abend. Ich hatte mit meinem Leben abgeschlossen, ich sah keinen Grund mehr, weiter zu leben. Vor allem nicht, weil mir der Tod sowieso gewiss schien…“

Harry machte eine Pause.

„Ich wollte mich vom Südturm stürzen, doch ich wurde aufgefangen… Draco Malfoy hat mich an meinem Selbstmord gehindert. Er war es, der mir gestern das erste Mal über die Simior erzählte. Er behauptete, Tom Riddle wäre mein Großvater.

Ich wollte ihm nicht glauben, doch ich konnte seine Worte nicht als Lüge abtun. Mittlerweile weiß ich auch warum. Er muss der Hüter der Wahrheit sein, eine andere Möglichkeit gibt es nicht!“

„Malfoy ist einer der Hüter?“ fragte Neville perplex.

Harry nickte:„So sieht es aus. Ich habe gestern viel nachgeforscht. Ich wusste nichts über die Hüter, aber ich denke, ich habe gestern einen Großteil herausgefunden. Ich bin mir sicher, dass Draco der letzte Hüter ist. Je mehr seiner Magie sich entfaltet, je weniger ist er im Stande zu lügen!“

„Eins versteh ich nicht. Warum hat Malfoy dich gerettet, ich dachte er hasst dich!“ warf Neville ein. Er wusste, wo Harry seinen Sommer verbracht hatte. Das Gespräch, welches er bei den Weasleys mitbekommen hatte, war sehr aufschlussreich gewesen. Zu dem Zeitpunkt hatte er sich auch entschieden, sich von dem Clan loszulösen.

„Er hasst mich nicht…“ murmelte Harry. „Und ich weiß immer noch nicht, wie ich damit umgehen soll, bzw. wie ich für ihn empfinde…“

Es war eher ein Selbstgespräch, doch Neville hatte es gehört:„Wie meinst du das, Harry?“

Harry seufzte:„Ich glaube, er liebt mich!“

„Das ist unmöglich!“ erwiderte Neville. „Es heißt, den Hütern ist es nicht möglich, solche Gefühle für Wesen der Erde zu empfinden!“

Harry schwieg und starrte auf den Boden. Er wusste nicht wieso, aber es hatte ihm einen Stich ins Herz versetzt, als Neville das gerade gesagt hatte.

<Aber das würde seine Worte erklären!> dachte Harry. <Und den Schmerz in seinen Augen!> „Ich denke, er hat die Wahrheit gesagt!“

„Denkst du es, oder wünschst du es dir?“ fragte Neville.

Unwillkürlich legte sich ein Rotschimmer auf Harrys Wangen. Doch er meinte fest:„Ich weiß es! Er ist der Hüter der Wahrheit, ich habe es in seiner Magie gespürt!“

„In seiner Magie gespürt?“ fragte Neville verwirrt.

Harry seufzte:„Das ist eines der Dinge, die ich seit dem Sommer kann! Ich weiß nicht, was mit mir geschehen ist! Ich kann die Ströme der Magie spüren. Wenn ich mich anstrenge, kann ich die Auren der Menschen um mich herum sehen und spüren. Lauter solche Sachen. Mein Gespür für die Magie hat sich um ein vielfaches gestärkt.“

Neville sah ihn eine Weile nachdenklich an. Dann fragte er:„Dumbledore ist dein Großvater, das habe ich doch richtig mitbekommen, oder?“

Harry nickte nur.

„Hast du mit ihm schon geredet?“

Harry verneinte:„Das wollte ich heute machen. Doch ich muss aufpassen, dass mich niemand sieht!“

„Warum?“ wollte Neville wissen.

„Ron, Hermine und Dean überwachen mich für die Simior. Ich habe ein paar Gespräche von ihnen mitbekommen!“ erklärte Harry. „Sie haben mich schon ständig ausgefragt, wo ich nach dem Unterricht gestern abgeblieben war. Es ist anstrengend ihnen dauernd auszuweichen.“

„Und wenn ich dich decke?“ schlug Neville vor. „Ich könnte sagen, du hättest mit mir gelernt.“

„Das würdest du für mich machen?“ fragte Harry überrumpelt.

Neville nickte:„Ich will dir beweisen, dass dein Vertrauen in mich nicht falsch ist!“

Harry lächelte dankbar. Nach einer Weile des Schweigens fragte er:„Du wolltest mir erklären, was es mit den vier Stämmen auf sich hat!“

„Ach ja, Richtig!“ meinte Neville. „In der Zeit, als diese Schule gegründet wurde, waren die Magier über die ganze Welt zerstreut, uneins und wussten nicht, wer alles zu ihrer Gemeinschaft gehörte. Rowena Ravenclaw, Helga Hufflepuff, Godric Gryffindor und Salazar Slytherin haben die Magier damals zusammengeführt und hier auf der Insel versammelt.

Nach vielen Tagen des Diskutierens beschlossen sie, dass es besser wäre, wenn sie Ordnung in ihre Gemeinschaft brachten. Doch die Gründer dieser Schule hatten alle etwas andere Ansichten, wie das aussehen sollte. Und die Magier hatten sich aufgeteilt und unterstützen jeweils einen von ihnen.

So entstanden vier Lager unter den Magiern. Viele Jahre konnten sie sich nicht einigen und in den Lagern entwickelte sich eine gewisse Struktur. Als man sich endlich einigen konnte, wie man in Zukunft die Magier überwachen und regieren konnte, hatten sich die vier Lager in sich selbst schon stark gefestigt.

Es wurden erst seit diesem Tag Stammbücher geführt. Deshalb entschied man sich, die vier Stämme beizubehalten. Im laufe der Zeit haben sich manche Stämme überschnitten. Nur Slytherin hat bisher für sich allein existiert. Doch vorhin habe ich gesehen, dass es jetzt auch einen Stamm Slytherin-Gryffindor gibt!“

„Das heißt also, man wird nach dem Stamm, aus dem seine Familie kommt, in die Häuser eingeteilt?“ fragte Harry.

Neville nickte:„Genau. Wenn man aus zwei Stämmen kommt, entscheidet der Hut nach der älteren Familie. Denn im Laufe der Zeit haben sich natürlich auch neue Familien gebildet und andere sind verschwunden.“

Wieder kehrte Schweigen ein.

„Wir sollten zum Abendessen!“ stellte Neville dann fest.

„Was? Schon so spät?“ meinte Harry überrascht.
 

Draco beobachtete Harry seit dem Abend des 1. September noch mehr als gewöhnlich. Schon morgens am ersten Schultag war ihm aufgefallen, dass der Gryffindor ihm aus dem Weg ging. Draco war bedrückt gewesen, als er das gesehen hatte.

Doch der Slytherin merkte schnell, dass er in dem Schwarzhaarigen irgendetwas wach gerüttelt haben musste. Zumindest hatte er den Gryffindor in der Bibliothek aus den Augen verloren. Doch er war sich sicher, dass Harry sich in dem Teil der Bibliothek geschlichen hatte, in dem die Familienchroniken aufbewahrt wurden.

Beim Abendessen hatte er den Schwarzhaarigen dann gar nicht gesehen. Jetzt war ein weiterer Tag vergangen und der Gryffindor war wieder unauffindbar gewesen. Doch diesmal kam er zusammen mit Longbottom zum Abendessen.

„Draco, das wird auffällig!“ lachte Blaise.

„Wie bitte?“ fragte der Blonde.

„Du starrst die ganze Zeit zum Gryffindortisch und seit Harry hier ist nur noch ihn an. Irgendwann fällt das echt auf!“ erklärte Blaise. „Du kannst eh nichts tun, außer zu warten!“

Draco seufzte:„Ich weiß… Aber wenigstens scheint Harry sich nicht mehr das Leben nehmen zu wollen.“

„Ich frage mich ja, was ihn so weit getrieben hat!“ überlegte Blaise zwischen zwei Bissen.

„Irgendwas hat der Clan diesen Sommer mit ihm gemacht!“ meinte Draco leise. „Ich fürchte, das wird noch einige Zeit an ihm nagen!“

„Warum?“ fragte Blaise.

„Ich habe ihn beobachtet, seit wir auf dieser Schule sind. Er hat es noch nie nach außen gezeigt, wenn er niedergeschlagen war! Vom letzten Jahr hat er vermutlich fast gar nichts mitbekommen. Er hängt an Sirius“, erklärte Draco. „Aber Tatze musste Untertauchen. Ich bin mir sicher, die Simior hätten es geschafft ihn wieder nach Askaban zu bringen. Das konnten wir nicht riskieren, zumal Sirius das nicht ausgehalten hätte.“

„Man, deine Beobachtungsgabe hätte ich gerne!“ nörgelte Blaise.

„Glaub mir, das willst du nicht! Du hast wenigstens die Möglichkeit mit deinem Liebsten zusammen zu sein!“ erwiderte Draco.

Blaise schüttelte seufzend den Kopf:„Du bist echt Hoffnungslos! Hast du mir gestern nicht zugehört?“

„Doch, ich weiß sehr wohl, was du mir gesagt hast. Aber selbst wenn Harry meine Gefühle in irgendeiner Weise erwidert…“

Draco wurde von seinem Freund unterbrochen:„Woran ich keinen Zweifel hege, so wie er die ganze Zeit herstarrt!“

„Was?“ Draco sah zum Gryffindortisch.

Augenblicklich hefteten sich seine Augen an die von Harry. Irgendetwas Undefinierbares lag in diesen Augen, doch Draco konnte es nicht zuordnen. Unglauben erfasste den Blonden, als über Harrys Gesicht ein Lächeln huschte. Doch ohne lange zu zögern erwiderte er diese Geste, bevor sie zeitgleich den Blick abwandten.

Blaise stöhnte:„Oh man! Ich denke, du bist der Hüter der Wahrheit, warum sträubst du dich dann so gegen diese?“

„Wenn ich mich auf eine Beziehung mit ihm einlasse, bringe ich ihn unnötig in Gefahr!“ murmelte Draco.

„Ich denke, er kann ganz gut auf sich selbst aufpassen. Das hat er die letzten Jahre ja wohl oft genug bewiesen!“ warf Blaise ein.

„Es geht dabei nicht um den Streit zwischen den Stämmen der Ravenclaw und der Slytherin!“ erwiderte Draco.

„Worum dann?“ fragte Blaise verwirrt.

„Er würde so nah bei mir nie existieren können!“ meinte Draco. „Meine Magie ist zu stark für ihn!!!“ Damit stand der Blonde auf und verließ die große Halle.

Der Zurückbleibende sah seinem besten Freund nur verwundert hinterher. Er wusste nicht, was Draco damit gemeint hatte.
 

<Verdammt! Was habe ich nur angerichtet?> fragte sich Draco. <Die Aktion vorgestern hätte nicht geschehen dürfen! … Und wenn Harry jetzt zu mir kommt, werde ich alle Vorsicht über Bord werfen, das weiß ich! …> Niedergeschlagen lehnte der Blonde sich an die kühle Mauer und versuchte sich zu beruhigen.

Er hatte gestern noch etwas erfahren, was er liebend gern nie gewusst hätte. Doch jetzt konnte er das auch nicht mehr ignorieren. Die Lage spitze sich immer weiter zu.

<Ich kann nicht hier bleiben… zumindest nicht die nächsten Wochen… Andererseits muss ich die Schule beenden… Aber wenn der Clan hier her kommt, habe ich ein Problem…>

„Scheiße!“ fluchte Draco und stieß sich von der Wand ab.

Er war ratlos. Draco wusste, dass er nicht hier sein durfte, wenn Joseph Simior kam. Doch was sollte mit Harry werden? Warum hatte der Clan ein so starkes Interesse an dem Gryffindor?

„Ich geh Sachen packen! Dann fang ich halt jetzt an, die anderen zu suchen. Vielleicht ist das ja einfacher, als ich bisher angenommen habe! Und in ein paar Wochen kann ich zurückkommen. Dann ist der Typ hoffentlich wieder weg!“ entschied der Slytherin.

Damit machte er sich auf den Weg in sein Zimmer.
 

Harry hatte nicht schlecht gestaunt, wie leicht er Ron und Hermine hatte abschütteln können. Es war eine wirklich gute Idee von Neville gewesen, zu sagen, sie hätten zusammen gelernt.

Jetzt stand Harry vor der Steinfigur, die eigentlich den Weg zu Dumbledores Büro freigeben sollte. Doch der Wasserspeier bewegte sich keinen Millimeter.

„Professor Dumbledore ist nicht in seinem Büro, Mr. Potter!“ wurde er von McGonagall angesprochen.

Harry nickte:„Danke, Professor, dann werde ich es später noch einmal probieren!“

„Was wollen sie denn von ihm?“ fragte die Lehrerin.

Harry zuckte mit den Schultern:„Der Direktor wollte Vorgestern mit mir reden. Ich weiß nicht worüber und gestern hatte ich keine Zeit vorbeizukommen!“

Die Verwandlungslehrerin schien mit der Antwort zufrieden und ging ihres Weges.

<Wenn er nicht im Büro ist, wo könnte er dann sein?> überlegte Harry. <Vielleicht im Kerker bei Snape. Immerhin sind sie ja beide Spione!>

Ohne noch länger darüber nachzudenken machte Harry sich auf den Weg in die Kerker. Normalerweise ging er dort nie freiwillig hin. Doch in den letzten drei Tagen hatte sich viel verändert, vielleicht zu viel…

Er begegnete niemand auf seinem Weg. Aber das wunderte ihn nicht, denn die Schüler würden wohl alle noch die letzten Sommertage draußen genießen, als hier im Gemäuer zu hocken. Dazu war im Winter noch genug Zeit.

Mit jedem Schritt, den Harry dem Büro von Professor Snape näher kam, wurde er hibbeliger. Er wusste nicht so wirklich, wie er dem Direktor gegenüber treten sollte. Einerseits war er sein Großvater, andererseits hatte er ihn über sechs Jahre lang belogen.

<Um mich zu schützen, hat Draco gesagt…> schoss es Harry durch den Kopf. <Warum hat der Clan der Simior solch ein Interesse an mir? Es kann doch nicht nur daran liegen, dass sie mich fälschlicher Weise für den Hüter der Wahrheit halten!>

Er wurde in seinen Gedanken unterbrochen, als er sah, dass Draco ihm entgegen kam. Unwillkürlich begann sein Herz zu rasen, auch wenn er äußerlich ruhig blieb.

„Hallo, Draco!“ meinte Harry.

„Harry…“, Draco wirkte nervös.

Unstet huschte Harrys Blick umher als er fragte:„Weißt du, ob mein Großvater bei Snape ist?“

Draco nickte:„Ich glaub schon…“ <Dann war er also wirklich bei den Familienchroniken.>

„Danke…“ meinte Harry.

Beide wussten nicht wirklich, was sie sagen sollten. Und so ging Harry einfach weiter und versuchte, sein Herz wieder zu beruhigen.

„Ähm, Harry!“ hielt Draco ihn jedoch auf.

„Ja?“ fragte der Gryffindor und drehte sich noch einmal um.

„Sei die nächsten Wochen vorsichtig!“ meinte Draco.

Harry runzelte die Stirn:„Wieso?“

„Der Clan-Führer kommt hier her. Ich weiß auch nicht, was er hier will!“ sagte Draco.

Harry lächelte:„Danke der Warnung, ich werde mich von ihm fern halten! … Du solltest dich aber auch in Acht nehmen!“

Draco seufzte schwer:„Ich … werde nicht hier sein!“

„Was?“ fragte Harry. Seine Stimme war nur ein hauch.

„Ich kann ihm noch nicht gegenüber treten. Und… ich weiß nicht, wann ich wieder komme!“ sagte Draco mit fester Stimme, auch wenn es in seinem Inneren alles andere als ruhig zuging.

„Aber…“ begann Harry.

Draco jedoch unterbrach ihn:„Bis bald… hoffe ich!“ Dann war der Blonde verschwunden, so wie schon zwei Tage zuvor am See.

Harry starrte auf die Stelle, an der gerade noch Draco gestanden hatte. Immer wieder ging ihm das eben geführte Gespräch durch den Kopf. Draco war weg… und er hatte nicht noch einmal richtig mit ihm sprechen können.

„Harry?“ riss ihn die Stimme des Direktors aus seinen Gedanken.

Der Gryffindor drehte sich verwirrt um. Sein Großvater sah müde aus, so als hätte er unzählige schlaflose Nächte hinter sich.

„Grandpa…“ flüsterte Harry.

Dumbledore riss die Augen auf:„Woher…?“

„Draco hat es mir erzählt… vorgestern“, antwortete Harry.

„Komm mit!“ meinte Albus und schob seinen Enkel sanft vor sich her in das Büro des Tränkemeisters.

„Mr. Potter?“ fragte Severus erstaunt, als er sah, dass Albus mit eben benanntem noch einmal zu ihm kam.

Albus drückte seinen Enkel auf das Sofa und setzte sich neben ihn. Er sah deutlich, dass der Junge von der Rolle war.

„Was hat dich denn so aus der Bahn geworfen, Harry?“ fragte Albus sanft.

„Er ist weg…“ murmelte Harry.

„Wie bitte?“ weder Severus noch Albus verstanden die Worte des Jungen.

„Draco hat Hogwarts verlassen… Er hat gesagt, Joseph Simior würde hier her kommen und er dürfe ihm nicht begegnen… Und dann war er… einfach weg“, murmelte Harry. „Es ist wie bei Sirius und Cedric…“

„Der Clan-Führer kommt hier her?“ kreidebleich sank der Tränkemeister in den Sessel.

„Was meinst du damit, Harry, es wäre wie bei Sirius und Cedric?“ fragte Albus.

„Alle verschwinden immer bevor ich ihnen sagen kann, was ich doch so dringend muss!“ meinte Harry immer noch total neben sich.

<Albus hatte Recht!> schoss es Severus durch den Kopf. <Wir hätten ihm von Anfang an die Wahrheit sagen müssen! Dann hätten die Simior ihm seine Kindheit nicht so zerstören können!>

„Draco wird wiederkommen, Harry, ganz sicher!“ meinte Severus ruhig.

„Und wenn nicht?“ murmelte Harry.

„Was sollte ihn aufhalten?“ fragte Severus.

„Der Tod!“ flüsterte der Gryffindor.

„Draco ist der Hüter der Wahrheit. Er kann nicht sterben!“ warf Severus ein.

Harry blieb stumm. Er fühlte sich, als hätte man sein Herz in Ketten gelegt. Es war so wie immer. Er hatte sich bei Cedric nicht entschuldigen können, er hatte Sirius nicht richtig kennen lernen können, und er konnte Draco vielleicht nie sagen, was er fühlte.

„Hat Draco wirklich gesagt, dass der Clan-Führer auf dem Weg hier her ist?“ fragte Albus besorgt.

Harry nickte:„Er hat gesagt, ich soll vorsichtig sein…“

Albus sah mit Sorge von seinem Enkel zu seinem Tränkelehrer:„Das ist nicht gut! Hat er zu dir irgendwas gesagt?“

Severus schüttelte den Kopf:„Seit ich angeblich für ihn bei Tom spioniere erfahre ich nichts wichtiges mehr!“

Albus kniete sich vor Harry:„Junge, wenn er hier ist musst du wirklich verdammt auf dich aufpassen. Er will dich auf seiner Seite wissen!“

„Warum?“ fragte Harry.

Albus schüttelte den Kopf:„Wir wissen es nicht! Bitte sei vorsichtig, Harry. Er schreckt vor nichts zurück!“

Harry nickte. Ihn verwirrte die ganze Situation.

„PROFESSOR SNAPE!“ Blaise kam in das Büro gestürzt.

„Ich bin nicht taub, Mr. Zabini!“ fauchte Severus.

„Draco ist weg!“ meinte Blaise aufgebracht.

„Das wissen wir schon!“ meinte Albus ruhig. „Und in Anbetracht des Besuches, den wir erwarten, ist das auch richtig so!“

„Wie bitte?“ Blaise sah verwirrt zu dem Direktor.

„Joseph Simior wird in geraumer Zeit hier auftauchen!“ erklärte Severus. „Draco hat sich entschieden, so lange die Schule zu verlassen.“

„Der Clan-Führer kommt hier her?“ Blaise sah entsetzt zwischen den anderen hin und her.

Er bekam nur betretenes Schweigen zur Antwort.

„Bei Merlin!“ Blaise setzte sich auf die Lehne des Sofas. „So lange der hier ist, ist keiner von uns Sicher!“ Sein Blick glitt zu Harry. „Besonders du nicht, Potter. Wiesel ist nicht sehr gut auf dich zu sprechen!“

„Das habe ich mitbekommen. Er hat sich eine andere Wirkung der Sommerferien auf mich versprochen!“ erwiderte Harry leise.

Es entstand für einige Zeit Stille. Anscheinend hofften die anderen, dass Harry weitersprechen würde, doch das tat er nicht.

„Wisst ihr, dass Ron der neue Clan-Führer werden soll?“ fragte Harry in die Stille.

„WAS?“ Severus sah ihn geschockt an, so wie auch die anderen beiden.

Harry nickte:„Ich habe ihn und Hermine darüber reden hören.“

„Dann kommt Simior wahrscheinlich deswegen her!“ überlegte Albus. „Er ist alt und ich denke nicht, dass er noch sehr lange Leben wird. Vermutlich will er seinen Nachfolger benennen!“

„Und das macht er hier?“ fragte Blaise.

„Er will kontrollieren, ob Ron seine Aufgabe ordentlich erfüllt!“ seufzte Harry.

„Welche Aufgabe?“ fragte Blaise verwirrt.

„Mich zu überwachen und auf ihrer Seite zu behalten…“ erklärte Harry.

„Scheint ja nicht geklappt zu haben!“ grinste Blaise. „So, wie du von den Simior redest!“

„Ich würde momentan am liebsten das Haus wechseln. Aber das ist unmöglich!“ sagte Harry.

„Hat irgendeiner von deine Hauskameraden dich bedroht?“ fragte Albus.

Harry schüttelte den Kopf:„Nein, das nicht. Aber ich habe sie reden hören. Ich denke, Ron würde alles tun, was Simior ihm sagt!“

Blaise rutschte von der Lehne neben Harry auf das Sofa und legte ihm einen Arm um die Schulter:„Ich pass schon auf dich auf, Kleiner, so lange bis Draco zurück ist und das wieder übernimmt!“

„Wieder?“ fragte Harry verwirrt.

Blaise ging nicht weiter darauf ein.

„Aber… ich denke, es ist besser, wenn ich mich so lange von den Slytherins fern halte!“ meinte Harry.

Blaise sah ihn schmollend an.

Das brachte Harry auf ein anderes Thema:„Sag mal, kann es sein, dass Seamus ständig verschwindet, um sich mit dir zu treffen?“

Blaise wurde Rot und nickte verlegen. „Wie kommst du jetzt darauf?“

„Du fängst an, seine Gesten zu übernehmen!“ informierte Harry.

„Auf welcher Seite steht Mr. Finnegan?“ fragte Severus.

„Auf unserer!“ gab Blaise Auskunft.

„Dann werde ich zu sehen, dass ich nur in Begleitung von Seamus oder Neville durch Hogwarts laufe!“ überlegte Harry laut. „Simior kann ja nicht ewig hier bleiben!“

„Wer weiß…“ murmelte Albus.
 

~°~°~°~°~°~
 

So, das wars ^^ Ich hoffe ihr hattet spaß und ein paar schreiben mir ihre Meinunge ^^
 

bis zum nächsten Mal
 

glg
 

ta-chan

o.o Böses Kapitel! Lasst mich leben, ja? *dackelblick* Ich verspreche auch, dass alles gut wird!!! *duck*

Danke an black panther fürs beta-lesen ^^
 

Animexx:
 

@hikaruchan: xD na ja, fast richtig geschrieben, ein i vor dem o vergessen xD (Simior) Tja, wirklich viele Fragen. Momentan denkt der Clan noch, Harry sein einer der Hüter... aber... ups... ich sag nichts mehr xD Sonst verrate ich noch irgendwas *lalala*
 

@Trini-chan07: oh, du wirst ganz böse auf mich sein, wenn du die Antwort auf deine Frage in diesem Kapitel bekommst... *duck*
 

@Yami-san: Draco kommt ja wieder, keine Angst!
 

ff.de:
 

@FicWriter2000: Alle wartet ihr auf die Ankunft des Clan-Führers... wenn ihr wüsstet, was... *wegrenn*
 

@hofnarr: Jap, das hab ich mir auch gedacht, als ich angefangen habe, diese Geschichte zu schreiben ^^
 

@InaBau: Der plant was ganz anderes... *sich vor Lesern versteckt*
 

@Shini: *_* Kritik xD Ich versuche drauf zu achten ^^
 

@Werdandi: Das, was hier on ist, ist nur die Spitze eines Eisberges an Stories die auf meinem Rechner lagern! XD Ich frage mich selbst manchmal, wie ich mich da noch zurecht finde...
 

@MoniMahoni: Jah, Kommis vom Weihnachtsmann xDD~
 

@duschgeli: *hust* Als Weihnachtsüberraschung mit zwei Wochen Verspätung xDDD~
 

Und nun, Vorhang auf:
 

Kapitel 4
 

Die nächsten zwei Tage vergingen, ohne, dass irgendetwas geschah.

Erst am Samstagmorgen kam während des Frühstücks ein alter Mann in die Halle, der die Gespräche in der Halle augenblicklich verstummen ließ.

Harry zuckte unwillkürlich zusammen, als er ihn erblickte. Er kannte ihn aus seinen Visionen. Doch damals hatte er noch gedacht, dies sei Voldemort.

Dumbledore stand von seinem Platz auf und meinte:„Mr. Simior, es ist mir eine Ehre, sie hier begrüßen zu dürfen!“

Keiner der Schüler wagte sich zu bewegen. Bisher hatten sie von dem Mann nur gehört, ihm aber, bis auf wenige Ausnahmen, nie gegenüber gestanden.

„Esst weiter!“ scholl die herrische Stimme durch die große Halle. Während Simior langsam zum Lehrertisch schritt, schweifte sein Blick über die Schüler. Dabei blieb er erst für einen Moment bei Ron hängen. Der neigte den Kopf zum Gruß. Die Geste wurde nicht erwidert.

Dann schweifte der Blick weiter zu Harry. Der sah fest in die eiskalten, blauen Augen. Er wusste, zu was dieser Mann fähig war, doch er ließ sich seine Angst nicht anmerken. Er hielt dem Blick so lange stand, bis Simior selbst den Blick abwandte.

Die gesamte Lehrerschaft hatte den Atem angehalten. So etwas hatte es noch nie gegeben. Und die, die Simior ergeben waren, wussten, es würde ein Nachspiel für den Gryffindor haben.

„Harry, was sollte das?“ zischte Seamus.

„Ich werde mich diesem Mann nie beugen!“ brummte Harry.

„Wir werden sehen, Potter!“ knurrte Ron.

Seine Hauskameraden zuckten zusammen.

Harry sah Ron nur kalt an. Seit gestern herrschte eisige Kälte zwischen ihnen. Ron hatte mal wieder versucht ihn auszufragen. Darauf hin hatte Harry ihm wütend die Freundschaft gekündigt. Ron war ausgetickt und es wäre fast zu einer Schlägerei gekommen, wenn nicht ihre Klassenkameraden eingegriffen hätten.

Ansonsten war es erschreckend ruhig in der Halle. Das Frühstück wurde unter dem strengen Blick des Clan-Führers der Simior beendet. Harry war nur froh, dass Samstag war. So zog er sich zusammen mit Neville in die Bibliothek zurück.

Simior lief ihm noch ein paar Mal über den Weg und mit jedem Treffen wurde die Luft kälter, wenn sie sich sahen.

Die nächste Woche lief es nicht viel anders. Niemand wusste, warum Simior hier war, doch niemand wagte es, diese Frage laut auszusprechen. Die Stimmung in Hogwarts war auf dem Tiefpunkt angelangt. Die Anwesenheit des Clan-Führers bedrückte die meisten.

Harry gab Acht, nie allein durch das Schulhaus zu laufen. Er war sich sicher, dass Ron irgendetwas plante. Der Rothaarige hatte, für seinen Geschmack, ein paar mal zu oft die Köpfe mit Dean zusammen gesteckt.

Der Gryffindor wusste, dass diese beiden ihm gefährlich werden konnten. Doch von seinen Gedanken ließ er sich nichts anmerken. Er merkte jedoch immer mehr, dass Ron und Dean ihn verfolgten. Anscheinend hatte Simior Druck gemacht.

Harry gefiel das gar nicht, aber er konnte es auch nicht ändern.

In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag konnte er auch nach Stundenlangen umherwälzen in seinem Bett keinen Schlaf finden. Er lauschte in die Stille der Nacht hinein, doch von den anderen Jungen hörte er nur den gleichmäßigen Atem.

Er entschloss sich, sich unter seinem Tarnumhang aus dem Turm zu schleichen. Er musste einfach mal wieder alleine sein. Auf die Dauer war es anstrengend, immer darauf zu achten, dass jemand bei ihm war.

So warf er sich seinen Tarnumhang über und verließ leise das Zimmer. Er merkte nicht, dass einer seiner Zimmernachbarn sehr wohl merkte, dass er das Zimmer verlassen hatte.

Harry streifte ziellos durch das Schulgebäude. Mittlerweile liebte er die Stille. Vor allem war zu dieser nachtschlafenden Stunde die Stimmung nicht so niedergedrückt.

Harry´s Sinne für die Ströme der Magie hatten in der letzten Woche verrückt gespielt. Simior hatte einiges durcheinander gebracht, zumindest in der Magie. Auch war Harry verwirrt, da er die Aura des Clan-Führers nicht hatte wahrnehmen können.

Doch jetzt machte er sich darüber keine Gedanken. Er wünschte sich Draco her. Aber er wusste, das war unmöglich, so lange Simior in Hogwarts war. Und wie lange der noch bleiben würde, war ungewiss. Harry dachte sich jedoch, dass es wohl erst so weit war, wenn Ron seine Aufgabe erfüllt hatte, worin diese auch immer bestand.

Harry lehnte sich gegen das kühle Glas einer Scheibe und starrte in den fast vollen Mond. Er liebte das Licht des Mondes, das war schon immer so gewesen.

Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als ihm jemand den Tarnumhang herab riss. Erschrocken fuhr er herum. [1]

Vor ihm stand Ron und grinste ihn an:„Na Potter, mal ohne deine Bodygards unterwegs?“

„Ich weiß nicht was du meinst!“ tat Harry gelassen.

„Ich wusste, dass du dich irgendwann wegschleichen würdest!“ grinste Ron. „Ich kenne dich halt zu gut!“

„Was willst du?“ Harry sah ihn mit zu Schlitzen verengten Augen an.

Dean trat um die Ecke:„Wir haben noch eine Aufgabe zu erfüllen!“

Harrys Kopf ruckte herum. Er hatte ein Aufbäumen der Magie gespürt. Er schluckte, als er Joseph Simior im Schatten des Ganges stehen sah. <Ich bin verloren!> war der letzte klare Gedanke, den er fassen konnte, bevor ihn ein stechender Schmerz durch zog.

Ron hatte zugeschlagen und er wusste genau, wo er hin zielen musste, um sein Opfer mit wenigen Schlägen in die Ohnmacht zu treiben. Am Anfang versuchte Harry noch, sich zu wehren, doch gegen Ron und Dean hatte er keine Chance. Zudem war sein Zauberstab bei Simior.

„Ron, halt dich etwas zurück!“ warnte Dean.

„Warum?“ fragte Ron gereizt.

„Du willst doch nicht, dass er vor der Zeit ohnmächtig wird?“

Harry hörte die Worte wie durch einen dicken Vorhang.

Er spürte, wie Ron in seinen Schlägen inne hielt.

Dann hörte er die Stimme des Rothaarigen:„Joseph, geben sie mir bitte den Zauberstab?“

Harry sah nicht, was geschah, aber er spürte es an den Wellen der Magie. Er hörte ein leises knacken und dann spürte er die Magie um sich herum aufwirbeln. <Mein Zauberstab!> schoss es ihm durch den Kopf.

Vor ihm fiel etwas zu Boden und Ron meinte hämisch:„Grund eins, warum du diese Schule bald nicht mehr besuchen wirst!“

Dean zog seinen Kopf an den Haaren hoch und Harry sah, dass Ron seinen Zauberstab auf ihn gerichtet hatte.

Der Rothaarige murmelte etwas und meinte dann hämisch grinsend:„Und das wäre dann der zweite Grund! Stumme können ihre Magie nicht verwenden!“

Ron schlug erneut zu und Harry wollte schreien vor Schmerz, so wie schon zuvor, doch kein Ton verließ seine Lippen. Entsetzt riss er die Augen auf. Das konnte nicht sein, das durfte nicht sein!

„Das reicht, Ronald!“ durchfuhr die eisige Stimme Simiors die Nacht. „Er soll von deinem Geschenk noch etwas haben und nicht schon jetzt sterben!“

„Wie ihr befiehlt, Joseph!“ sagte Ron demütig.

Harry spürte, wie Simior näher trat. Dann hörte er wieder dessen Stimme:„Du bist ein würdiger Erbe, mein Sohn!“

Harry wurde noch schlechter bei diesen Worten, als ihm so schon war.

„Und du, Potter!“ Gewaltsam wurde Harry an den Haaren auf die Beine gezerrt. „Du weiß jetzt, was geschieht, wenn man sich dem Clan der Simior wiedersetzt!“ Ein eiskaltes Grinsen lag auf dem Gesicht des alten Mannes. „Jetzt kann auch dein Großvater nichts mehr für dich tun!“

Dann ließ er Harry fallen und er verschwand. Ron und Dean schlugen noch so lange auf ihn ein, bis er das Bewusstsein verlor. Dann ließen sie ihn in seinem Blut liegen.
 

Blaise saß unruhig auf seinem Platz am Slytherintisch. Gerade eben hatte Joseph Simior verkündet, dass Ronald Weasley sein Nachfolger sein würde. Das allein beunruhigte den Slytherin schon.

Dazu kam, dass Harry nicht am Tisch saß. Und Seamus und Neville schienen genauso ratlos zu sein wie er selbst. Wo war der Schwarzhaarige nur abgeblieben?

Blaise verließ das Frühstück recht früh, genauso seine beiden Freunde aus Gryffindor. Irgendetwas musste mit Harry geschehen sein.

„Wo ist Harry?“ fragte er, nachdem er Seamus einen flüchtigen Kuss zur Begrüßung aufgedrückt hatte.

„Wir wissen es nicht!“ meinte Neville leicht verzweifelt. „Er war heute Morgen schon nicht in seinem Bett. Sein Tarnumhang war nicht da.“

„Und Ron und Dean verhalten sich merkwürdig!“ meinte Seamus.

„Wir müssen ihn suchen!“ stellte Blaise fest.

„Aber wo?“ fragte Seamus niedergeschlagen. „Er könnte überall sein!“

„Wisst ihr, wohin er geht, wenn er allein sein will?“ fragte Blaise.

Neville überlegte:„Vielleicht beim Südturm… beim See… die heulende Hütte wohl eher nicht…“

„Heulende Hütte?“ fragte Blaise.

„Längere Geschichte, hat er uns vor ein paar Tagen erzählt. Am wahrscheinlichsten wäre es wohl in der Nähe des Südturms. Da ist nie viel los!“ sagte Seamus.

„Dann last uns dort anfangen!“ entschied Neville und die drei machten sich auf den Weg dorthin.

Systematisch begannen sie von unten alles abzusuchen. Doch Fehlanzeige, nirgendwo konnten sie Harry finden. Neville kam auf die Idee, den Weg zum Gryffindorturm abzusuchen. Doch der Braunhaarige fand seinen Klassenkameraden nicht.

Langsam waren alle drei am Verzweifeln. Sie missachteten, dass der Unterricht schon begonnen hatte. Es war wichtiger, jetzt Harry zu finden.

Seamus sah resigniert aus einem der Fenster und lehnte sich gegen seinen Partner:„Wo sollen wir denn jetzt weiter suchen?“ Doch im nächsten Moment erhellte sich sein Gesicht und er rief:„Ich hab’s! Wartet hier, ich bin gleich wieder da!“

Damit war der Ire verschwunden und ließ zwei ratlose Schüler zurück.

„Weißt du, was er vor hat?“ fragte Neville etwas perplex.

Blaise zuckte mit den Schultern:„Ich habe keine Ahnung. So lange es uns hilft, Harry zu finden!“

Keine fünf Minuten später stand Seamus schwer atmend wieder vor ihnen:„Hier!“

Blaise sah das Pergament nur verwundert an, welches Seamus ihnen zeigte. Doch Neville begriff:„Die Karte des Rumtreibers!“

„Die Karte des was?“ fragte Blaise verwirrt.

„Harry hat uns davon erzählt, an dem Abend, als Simior hier ankam. Man kann darauf sehen, wo sich jeder beliebige Schüler aufhält. Er meinte, wenn er mal nicht auftauchen sollte, könnten wir ihn so finden!“ erklärte Neville.

Blaise blickte skeptisch auf das leere Pergament:„Und wie funktioniert das?“

Seamus tippte mit seinem Zauberstab auf das Pergament und murmelte:„Ich schwöre feierlich, dass ich ein Tunichtgut bin!“

Im nächsten Moment sah man auf der Karte den Grundriss von Hogwarts. Die drei Jungen steckten ihre Köpfe zusammen und suchten die Schule nach Harry ab. Nach wenigen Minuten hatten sie den Punkt, an dem der Name Harry J. Potter stand gefunden.

„Im verbotenen Flügel, na das hätte uns auch früher einfallen können!“ seufzte Blaise, während sie sich auf den Weg dorthin machten.

„Wir sollten uns beeilen!“ meinte Neville. „Ich habe kein gutes Gefühl bei der Sache!“

Die anderen beiden stimmten Neville zu. Was auch immer geschehen war, es war mehr als wahrscheinlich, dass Harry eine unangenehme Begegnung mit Ron gehabt hatte. Und wer konnte schon wissen, zu was Ron in der Lage war. Neville bereitete es eine Gänsehaut, wenn er daran dachte, was er im Sommer bei den Weasleys beobachtet hatte.

Zielstrebig folgten sie immer der Karte. So brauchten sie nicht lange, den vermissten Gryffindor endlich zu finden. Doch ihnen schien das Blut zu gefrieren, als sie ihn sahen.

Immer noch bewusstlos lag Harry in einer Lache getrockneten Blutes und neben ihm, blutverschmiert, sein zerbrochener Zauberstab.

„HARRY!“ mit wenigen Schritten kniete Neville neben dem Schwarzhaarigen.

Er fühlte nach dem Puls und war erleichtert, als er ihn schwach spürte. Doch er ging unregelmäßig und Harrys Atem ging rasselnd.

„Wir müssen ihn auf die Krankenstation bringen!“ meinte Seamus leicht panisch. „Und zwar schnell!“

Ohne lange zu zögern ließ Blaise den Bewusstlosen auf eine herbeigezauberte Trage schweben und dirigierte diese dann mit seinem Zauberstab Richtung Krankenstation. Neville nahm die Bruchstücke des Zauberstabes und eilte dem Slytherin hinterher. Seamus ließ das Blut verschwinden, bevor er seinen beiden Freunden hinterher rannte.

Blaise war sich sicher, noch nie so schnell die Schule durchquert zu haben. Doch jetzt kam es auf jede Sekunde an. Die Atemgeräusche, die Harry von sich gab wurden immer beängstigender und auch immer unregelmäßiger.

Neville rannte vor, um die Krankenschwester schon einmal zu informieren. Als der Slytherin die Krankenstation betrat war bereits alles vorbereitet. Ohne viele Worte übernahm Madam Pomfrey die Trage und begann mit der Untersuchung.

Die drei Jungen konnten nur daneben stehen und hoffen.
 

„Ich glaube das nicht! Das kann nicht sein!“ murmelte Neville und starrte auf den Tisch.

Er, Seamus und Blaise saßen in der hintersten Ecke der Bibliothek und mussten ihren Schock erste einmal verarbeiten. Die Diagnose war schrecklich.

„Wie kann das sein? So einen Zauber dürfte es gar nicht geben!“ Seamus war am Verzweifeln. „Es MUSS einfach einen Gegenzauber geben!“

„Es gibt keinen!“ erwiderte Blaise. „Wahrscheinlich hat Simior oder einer seiner Vorgänger diesen Spruch entwickelt und dafür gesorgt, dass es keine Heilung gibt!“

„Wenn wir keine Heilung finden, muss Harry die Schule verlassen!“ betrübt lehnte Seamus sich an seinen Freund und klammerte sich an ihn.

„Die Zauberei ist ihm alles!“ meinte Neville niedergeschlagen. „Er ist vielleicht bei den Muggeln aufgewachsen, aber er hat sich dort nie wohlgefühlt!“

„Habt ihr seinen Blick gesehen, als Madam Pomfrey meinte, er wäre für immer stumm?“ flüsterte Seamus.

„Er hat seinen Lebenswillen wieder verloren!“ meinte Blaise. „Und ob er ihn dieses Mal so einfach wieder erlangen kann, wie an dem Tag, an dem Draco ihn gerettet hat…“

„Sicher nicht. Er ist mit Sicherheit auch nicht nur so apathisch, weil er stumm ist. Er hielt Ron sechs Jahr lang für seinen besten Freund!“ meinte Neville.

„Wiesel wird dafür teuer bezahlen!“ knurrte Blaise. „Spätestens wenn Draco von der ganzen Sache erfährt!“

„Draco… der ist wohl der einzige, der noch irgendwie zu Harry vorstoßen könnte!“ seufzte Neville.

„Warum?“ fragte Seamus.

„Harry hat sein Herz an den Hüter der Wahrheit verloren!“ meinte Neville. „Und nach dem, was Blaise erzählt hat, erwiderte Draco diese Liebe! Auch wenn ich mich frage, wie es dazu kommen konnte!“

„Vielleicht ist das Band des Schicksals einfach schon zu dünn… wenn es überhaupt noch existiert! Zurzeit kann alles passieren!“ sagte Blaise.

„Vielleicht sollten wir Draco bescheid geben!“ meinte Seamus. „Und eventuell weiß er eine Lösung, oder einer der anderen Hüter!“

„Wir haben aber keine Ahnung wo er steckt!“ warf Blaise ein.

„Dann schicken wir ihm Hedwig. Ich denke, wenn Harrys Eule den Brief bringt, wird er ihn auch lesen!“ erwiderte Neville.

So verfasste Blaise eine kurze Nachricht an Draco und Neville und Seamus schickten dann Hedwig mit dieser Nachricht zu Draco. Blaise hätte die Eule vermutlich nicht an sich heran gelassen.

„Wisst ihr, was mir gerade einfällt?“ meinte Blaise, als sie auf dem Weg aus der Eulerei zum Büro des Direktors waren.

„Woher her denn?“ fragte Seamus gereizt. Er war nicht in der Stimmung für solche Fragen.

„Ich habe gerade daran gedacht, wie Tom reagiert, wenn er erfährt, was seinem Enkel wiederfahren ist!“ informierte Blaise.

„Du meinst Tom Riddle? Den angeblichen Voldemort? Der ist doch Harrys Großvater?“ fragte Seamus verwirrt.

Blaise nickte:„Auch wenn er Harry nicht wirklich kennt, ist Harry doch ein Teil seiner Familie. Und wenn es darum geht, reagiert er sehr empfindlich!“

„Damit hat der Clan ein zweites Problem. Einmal ein wütender Tom Riddle und zum anderen einen Wütenden Hüter. Und die anderen vier werden wohl Draco unterstützen“, überlegte Neville.

„Simior hat sich sein eigenes Grab geschaufelt!“ schlussfolgerte Seamus.
 

Die Überlegungen der drei Jungen waren nicht falsch. Als Tom Riddle von dem Vorfall in Hogwarts erfuhr, bebte Riddle Manor. Bis jetzt hatte der Slytherin immer versucht, den Krieg zwischen dem Stamm Slytherin und der Clan der Simior auf friedlichem Wege zu beenden. Doch nun war der Clan zu weit gegangen.

Hätten die Schutzzauber über der Schule es nicht verhindert, wäre Tom ohne zu zögern in der Krankenstation von Hogwarts erschienen. Doch so musste er sich gedulden, zumindest was seinen Enkel anging.

Aber die Vorbereitungen, gegen die Simior in die Offensive zu gehen, liefen schon eine Stunde später auf Hochtouren. Jeder des Stammes Slytherin wusste zu diesem Zeitpunkt, welche Aufgabe er hatte. Viele waren froh, endlich etwas gegen den Clan zu unternehmen.

Ebenso kontaktierte Tom viele befreundete Familien aus dem Stamm Gryffindor. Ein Großteil der Öffentlichkeit bekam von diesen Aktivitäten jedoch nichts mit. Tom war geübt darin, die Medien herauszuhalten.

Niemandem würde es gut bekommen, sich mit den Nachfahren Salazar Slytherins anzulegen. Und der Clan der Simior würde die Wut der Slytherin bald zu spüren bekommen!
 

Den Tränen nahe saß Albus Dumbledore auf der Kante des Krankenbettes seines Enkels. Harry reagierte auf nichts. Mit leerem Blick starrte der Gryffindor vor sich hin. Die grünen Smaragde waren noch trüber, als am 1. September.

Albus wusste nicht, was er tun sollte. Er wollte seinem Enkel helfen, doch er wusste nicht wie.

„Albus, es hat keinen Sinn!“ hörte der Direktor die Leise Stimme von Severus. „Uns bleibt nichts weiter übrig, als zu warten!“

„Ich kann nicht einfach untätig rumsitzen!“ sagte Albus. „Wir müssen ihm doch helfen können!“

„WIR können nichts tun, außer hoffen! Die einzigen, die helfen könnten, wären die Hüter!“ meinte Severus einfühlsam.

Er konnte nicht nachvollziehen, wie Albus sich fühlen musste. Er selbst war noch nie in so einer Lage gewesen. Severus wusste nur, wie er sich selbst fühlte. Und er wusste, Albus musste sich tausendmal schlechter fühlen.

„Ich hätte mehr auf ihn aufpassen müssen!“ flüsterte Albus.

„Es hat keinen Sinn, sich jetzt darüber Gedanken zu machen!“ Severus legte seine Hand auf die Schulter des Älteren und drückte sie leicht. Er konnte nur versuchen, Albus Halt zu geben.

„Ich weiß…“ Die Tränen des Direktors verloren sich langsam in dessen Bart. „Es ändert nichts…“

Der Tränkemeister blieb stumm neben dem aufgelösten Mann stehen.

„Was sollen wir jetzt machen, Severus?“ fragte Albus schwach. „Nach unseren Gesetzten darf er nicht hier bleiben!“

Severus nickte:„Tom wird ihn aufnehmen, ganz sicher!“

„Ich hoffe, er verkraftet das!“ murmelte Albus.

„Wenn wir es schaffen, ihm seinen Lebenswillen zurück zugeben, kann er auch weiter lernen!“ meinte Severus. „Ich bin mir sicher, er schafft es, auch ohne Worte zu zaubern!“

„Dazu muss er die Kraft finden weiter zu leben… ob er das ein zweites Mal schafft?“ fragte Albus.

„Ich bete dafür…“ meinte Severus.
 

Die Nachricht, dass Harry Potter seine Stimme verloren hatte, verbreitete sich wie ein Lauffeuer, nicht nur in Hogwarts. Schon in der Abendausgabe des Tagespropheten stand ein Artikel über Harry auf der Titelseite.

Seamus und Neville saßen mit geballten Fäusten an ihrem Tisch in der großen Halle und versuchten Ron und Dean zu ignorieren. Die beiden zerrissen sich das Maul über Harry und viele in der Halle schenkten den beiden Gehör oder unterstützten sie sogar noch.

„Wisst ihr, was mein Vater mir geschrieben hat?“ rief ein Ravenclawmädchen aus der Sechsten in die Halle. „Potter soll zu einem Squib gemacht werden!“

„Warum?“ kam es von einem Hufflepuff. „Er kann seine Magie doch eh nicht mehr einsetzten!“

„Er nicht, aber ihr-wisst-schon-wer könnte ihn ja in die Hände bekommen!“ rief Ron. „Ist viel zu gefährlich, dass der sich Potters Magie zu nutzen macht!“

„Wie sollte der das machen?“ fragte ein Erstklässler aus Gryffindor.

„Es gibt da so seine Wege!“ meinte Ron.

„Gib doch gleich zu, dass DU dir seine Magie einverleiben willst!“ kam es von irgendwo von Slytherintisch.

Ron lachte auf:„Was will ich mit dem bisschen Magie? Mit dem Wissen, das ich durch das Simiorerbe erhalten werde, kann ich unserer Welt ohne Probleme von ihr-wisst-schon-wem befreien!“

„Wenn du dich für so stark hältst, warum traust du dich dann nicht, Voldemort beim Namen zu nennen?“ kam es von einem sichtlich wütendem Blaise.

Fast jeder in der Halle zuckte zusammen. Auch Ron war zusammengezuckt, doch nur so wenig, dass es kaum einer gesehen hatte.

„Weil ich Rücksicht auf meine Mitschüler nehme!“ konterte Ron.

„Nein, weil du Schiss hast!“ fauchte Seamus.

Ron funkelte den Iren wütend an:„Halts Maul Finnegan und verkrümle dich zu deinem Slytherinabschaum!“

Seamus sprang auf:„Pass auf was du sagst, Wiesel!“

„RUHE!“ donnerte eine Stimme durch die Halle.

Gefordertes folgte und alle Blicke wandten sich zum Eingang der Halle, in dem Cornelius Fudge stand.

„Ich verbitte mir, dass so über einen der wohl begnadetsten Zauber gesprochen wird. Mr. Potter hat von Klein auf ein schweres Schicksal gehabt und er hat es nicht verdient, dass hinter seinem Rücken so über ihn geredet wird!“ fuhr der Minister fort.

„Er war doch nur hinter dem Ruhm her!“ meinte Dean. „Nichts hat er getan, außer, leere Behauptungen in die Welt zu setzen!“

„Sie irren sich, Mr. Thomas. Nach den vorfällen vor etwas mehr als einem Jahr, haben wir ihn unter Veritaserum befragt. Was er über Voldemort erzählt hat, ist alles war!“ erwiderte der Minister.

Wieder zuckte die gesamte Halle zusammen.

In diesem Moment betrat ein sehr mitgenommen aussehender Albus Dumbledore die große Halle. Als er Fudge sah fragte er erstaunt:„Herr Minister, was verschafft uns die Ehre des Besuches?“

„Ich würde gern unter vier Augen mit ihnen Sprechen, Direktor!“ meinte Fudge ernst.

Albus nickte:„Kommen sie!“

Beide verließen die große Halle auf direktem Weg und gingen in das Büro des Direktors.

„Setz dich!“ meinte Albus, als sie angekommen waren. Hier war die öffentliche Höflichkeit nicht mehr von Nöten.

„Es tut mir leid, was geschehen ist!“ begann Fudge.

Albus schüttelte den Kopf:„Das braucht es nicht. Wir haben alle Fehler gemacht. Niemand konnte ahnen, was geschieht!“

„Du bist recht gelassen!“ stellte der Minister fest.

Albus lächelte schwach:„Ich kann es mir nicht leisten, vor den Schülern zu zeigen, wie nah mir das geht. Auch wenn Simior vermutlich weiß, in welcher Beziehung ich zu Harry stehe!“

„Sicher weiß er das!“ meinte Fudge. „Er hat den Elternrat unter seiner Kontrolle, wie du weißt!“

„Ja, warum erwähnst du das?“ fragte Albus.

„Er hat gestern alle Hebel in Gang gesetzt, dich von deinem Posten zu bekommen!“ erklärte Fudge.

Albus sank in seinem Sessel zusammen:„Wen will er statt dessen als Direktor haben?“

„McGonagall!“ meinte der Minister.

„Kannst du dagegen etwas unternehmen?“ fragte Albus.

Fudge wiegte den Kopf unschlüssig hin und her:„Deinen Posten kann ich dir nicht garantieren. Aber ich kann entscheiden, mit wem ich den Posten neu besetzte. Da kann er wenig gegen machen!“

„Aber dann wird er gegen den neuen Direktor oder die neue Direktorin gleich wieder vorgehen!“ warf Dumbledore ein.

Fudge schüttelte den Kopf:„Seit ein paar Jahren sind die Reglungen da etwas anders. So weit keine widrigen Umstände eintreten, kann er die nächsten fünf Jahre nichts gegen den Direktor unternehmen!“

Albus seufzte:„Der Posten hier ist wichtig für uns!“

„Ich weiß!“ meinte der Minister. „Aber wir müssen jemandem unbekannten den Posten geben. Jemand, der nicht mit Tom in Verbindung gebracht werden kann!“

„Hast du schon jemandem im Auge?“ fragte Albus.

Fudge nickte:„Ja!“ Er machte eine Pause. „Was wird jetzt aus Harry?“

„Ich hoffe, dass er mit mir zu Tom kommt!“ meinte Albus. „Aber momentan müssen wir ihn aus seiner Lethargie heraus bringen. Er reagiert auf gar nichts!“

„Das ist nicht gut!“ murmelte Fudge. „Wisst ihr was geschehen ist?“

Albus verneinte:„Wie gesagt, er hat uns anscheinend nicht einmal wahrgenommen. Ansonsten haben wir nur Vermutungen…“

Fudge nickte nachdenklich:„Du hast zwei Wochen, an den Jungen heran zu kommen. Dann muss er die Schule verlassen. … Zu meinem bedauern stimmt es, was in der Zeitung steht. Viele meinen ihm müsste die Magie entzogen werden. Ich weiß nicht, ob ich dagegen halten kann. Es wäre am einfachsten, wenn du und Harry heimlich verschwindet!“

„Danke, Cornelius. Ihm auch noch seiner Magie ganz zu berauben, würde ihn wohl vollends in den Tod treiben!“

„Wie meinst du das?“ fragte der Minister.

Albus seufzte:„Er hat am ersten Schultag versucht sich zu töten. Draco hat ihn daran gehindert. Jetzt sehen seine Augen noch leerer aus, als vor zwei Wochen!“

„Der arme Junge hat viel zu viel durchgemacht!“ meinte Fudge. „Wenn ihr es schafft, ihm seinen Lebenswillen zurück zugeben, hat er ein Leben verdient, dass weit weg von dem allen hier ist!“

„Wir müssen den Simior endlich Einhalt gebieten. Man hat den Slyhterinstamm früher auch akzeptiert. Erst die Ravenclaw-Brüder haben diesen Hass aufkommen lassen! Der Krieg dauerte bald 1000 Jahre an und die Menschen wurden immer wieder mit herein gezogen. Man denke an den 30jährigen Krieg! Wir müssen dem endlich ein Ende setzten!“ meinte Albus fest.

Fudge nickte:„Tom hat endlich eingesehen, dass er das nicht friedlich lösen kann! Unser ganzer Stamm ist in Aufruhe, weil er gestern befohlen hat, die Offensive vorzubereiten!“

„Wenigstens eine gute Nachricht! Weißt du, wie Sirius reagiert hat?“ fragte Albus.

„Ich war nicht auf Riddle Manor, aber so weit ich weiß, hat Tom sein Büro in Kleinholz zerlegt. Und sie haben 10 Männer gebraucht, um Sirius aufzuhalten, hier her zu kommen!“ erzählte Fudge. „Sie haben beide getobt!“

„Vielleicht wäre es gar nicht so schlecht, wenn Sirius her kommt! Harry hängt an ihm, und ich glaube, er hat seinen ‚Tod’ noch immer nicht verkraftet!“ meinte Albus.

„Meinst du, er könnte den Jungen aus seiner Welt holen?“ fragte der Minister.

„Lass uns erst abwarten. Sirius wäre unsere letzte Hoffnung… Wenn die Hüter hier nicht vorher auftauchen!“ erwiderte Albus.

„Die Hüter?“ fragte Fudge überrascht.

Albus nickte:„Draco hat sich auf die Suche nach ihnen begeben. Glaub mir, Mr. Weasley und Mr. Thomas lägen auch auf der Krankenstation, wenn Draco hier gewesen wäre. Denn nach dem, was in Gryffindor in den letzten Tagen vor sich ging, waren es wahrscheinlich die beiden!“

Wieder nickte Fudge nachdenklich. Dann meinte er:„So wie Mr. Weasley über Harry geredet hat, kann ich mir das gut vorstellen. … Ich muss jetzt wieder los, Albus!“

Der Direktor stand auf:„Danke, dass du mich vorgewarnt hast!“

„Keine Ursache!“ erwiderte Fudge. „Ich hoffe ihr dringt zu Harry durch!“

Albus nickte:„Mehr als hoffen können wir wohl nicht!“
 

„ICH BRING RON UM!!!!“ aufgebracht stapfte Seamus durch den Raum der Wünsche.

Als er an Blaise vorbei kam, zog dieser ihn zu sich auf den Schoss und in seine Arme:„Beruhige dich, Schatz! Es bringt nichts, wenn du dich jetzt so aufregst!“

„Diese miese Ratte…“ begann Seamus.

Blaise hielt ihm den Mund zu:„Ich hab gesagt, du sollst damit aufhören!“ Er ließ seine Hand in den Nacken seines Freundes wandern und begann ihn zu kraulen. „Es bringt weder Harry noch uns etwas, wenn wir jetzt den Kopf verlieren. Momentan können wir gegen das Wiesel nichts machen! Wir sollten uns eher darum kümmern, dass Draco endlich hier auftaucht!“

„Eine Eule geschickt haben wir ihm schon!“ mischte sich jetzt Neville ein.

„Dann schicken wir noch eine Eule!“ meinte Blaise.

„Wer von uns verliert jetzt hier den Kopf?“ fragte Seamus neckend. „Das würde auch nichts bringen! Wer weiß wo er ist. Vielleicht ist Hedwig noch nicht einmal bei ihm angekommen!“

„Anders können wir mit ihm keinen Kontakt aufnehmen!“ sagte Neville betrübt. „Wir müssen überlegen, was WIR für Harry tun können.“

„Sirius her holen!“ schlug Blaise vor.

„Wen?“ fragte Seamus.

Neville blinzelte verwirrt:„Wie bitte? Woher…? … Und überhaupt, willst du Tote zum leben erwecken? Das geht nicht!“

„Wer ist Sirius?“ verschaffte Seamus sich gehör.

„Sirius war Harrys Pate. Der angebliche Massenmörder, der aus Askaban geflohen ist!“ erklärte Neville. „Aber er ist am Ende der fünften Klasse gestorben!“

Blaise schüttelte den Kopf:„Sirius musste untertauchen. Simior wollte, dass er wieder nach Askaban kommt. Das hätte er nicht überlebt! Also hat Tom dafür gesorgt, dass es so aussieht, als sei er Tod. Es hat Sirius zwar nicht gefallen, Harry nichts sagen zu können, aber vielleicht ist das jetzt unsere Rettung!“

Neville wirkte nachdenklich:„Gut möglich. Harry hängt sehr an Sirius!“

„Wo ist der jetzt?“ fragte Seamus.

„Bei Tom… Eigentlich dürfte es kein Problem sein, ihn ungesehen hier rein zu bringen!“ antwortete Blaise.

„Wir sollten mit Dumbledore darüber reden!“ beschloss Neville.

„Machst du das?“ fragte Seamus an den anderen Gryffindor gewandt.

Der grinste:„Ich versteh schon! Ihr wollte eure Ruhe haben!“
 

Harry starrte auf seine Bettdecke.

Neben ihm lag der Tagesprophet. Er hatte den Artikel überflogen. Man wollte ihm auch noch seine Magie nehmen. Harrys leere Augen glitten zu dem Messer neben seinem Teller.

Warum sollte er jetzt noch weiterleben? Er war ein Ausgestoßener. Als Squib durfte man unter normalen Umständen keine Kontakte zur Zaubererwelt haben.

In der Muggelwelt hatte er niemanden. Er konnte nicht sprechen, hatte bald keine Magie mehr… In der Muggelwelt würde er nie überleben können. Er konnte nichts, was er dort hätte anwenden können.

Zittrig schloss sich seine Hand um das Steakmesser. Von dem Steak auf seinem Teller hatte er nichts angerührte. Er hatte keinen Hunger.

Er war müde, so müde. Er wollte nicht mehr, er konnte nicht mehr.

Er konnte nicht mehr sprechen. Er konnte nie wieder etwas sagen. Er hatte keine Möglichkeit mehr, Draco je zu sagen, was er empfand.

Würde Draco ihn überhaupt noch beachten? Wahrscheinlich kam Draco erst zurück, wenn er schon in die Muggelwelt verbannt war.

Warum bis dahin weiter leben?

Lieber wollte er gleich sterben.

Jeglicher Sinn war aus seinem Leben gewichen, jetzt erst recht.

Harry setzte das Messer an seinem Arm an. Er schloss die Augen. Dann drückte er zu. Er ließ es eine Furche in die gesamte Länge seines Unterarmes schlagen.

Er spürte das Warme Blut heraus quellen. Es war ein befreiendes Gefühl. Erneut setzte er das Messer an, diesmal quer. Er schnitt durch das Fleisch, bis er auf seinen Knochen stieß.

Er zog das Messer heraus und sah auf seinen linken Unterarm. Die Bettdecke färbte sich bereits Rot. Immer mehr Blut quoll aus den Schnitten.

Harry fühlte eine noch nie da gewesene Erleichterung.

Es war vorbei.

Er würde Sirius folgen.

Dann konnte er vielleicht wenigstens mit ihm noch einmal reden!
 

[1] Ich weiß, dass es klar war, dass das jetzt kommt -.- Aber ich wusste nicht, wie ich das anders machen sollte…
 

~*~*~*~*~*~
 

Cut!

*weg renn* Lasst mich leben, Biiiiiiiiiiitttttttteeeeee!!!

*zitter*
 

*vorsichtig zum abschied wink*

ta-chan

Gleich vorneweg muss ich euch enttäuschen, denn ihr werdet nicht erfahren, wie es mit Harry weitergeht. Draco hat in den wenigen Tagen, die er weg war ja schließlich auch etwas erlebt, nicht wahr? XD
 

Kommiantworten:
 

Animexx:
 

@Trini-chan07: So viel sei verraten, Harry wird nicht sterben. Jedenfalls nicht an dieser Stelle!
 

@-kimi-: *gleich ne ENS schickt* so bitte xD
 

@MikaChan88: oO Hast du mir überall das gleiche geschrieben?
 

@hikaruchan: Also, das mit dem Reden wird nichts, aber es gibt ja noch andere Methoden sich zu verständigen xD Ähm... Er darf nicht sterben meinst du... gut, dann wird er jetzt wohl noch nicht sterben...
 

@Yami-san: Wie du siehst, kann ich das ganz einfach. Und wie du in diesem Kapitel sehen wirst kann ich euch auch ganz einfach weiter zappeln lassen xD
 

ff.de
 

@InaBau: Ich glaube, dass Tom vorbeikommen soll ist keine so gute Idee. Dann gäbe es Tote in Hogwarts xD
 

@Lysira: Vielleicht kommt Dray rechtzeitig, vielleich aber auch nicht... *sich in Schweigen hüllt* xP
 

@Jonsy: Keine Ahnung, warum die Geschichte dir nicht früher aufgefallen ist xD Danke für das Lob!
 

@lesimausi: Ob alles gut ausgeht, weiß ich selbst noch nicht. Ich habe noch keinen Plan wann und vor allem wie ich das ganze Enden lasse xD“
 

@LuzifersAngel: Das hier ist erst die Spitze des Eisberges an Dingen, die noch auf Harry und die Hüter zukommen! Ich bin mir nicht sicher, ob nicht noch schlimmere Dinge auf sie zukommen!
 

@FicWriter2000: Ich höre auf, in dem ich es einfach tue xDD~ Und ich lasse euch mit Freuden weiter zappeln!
 

@duschgeli: Also, eine deiner Fragen wird geklärt xD Und zwar, wer die anderen Hüter sind!
 

@Cassy: Hier kommt das mehr ^^
 

@Kiyu: Die Stammbäume und die ganze Clangeschichte war auch für mich nicht leicht zu überblicken xD Aber die Geschichte wollte das so! Die Stammbäume hat die Geschichte selbst geschrieben! Ganz ehrlich! Ich habe mich hingesetzt, wollte etwas schreiben und dann war da plötzlich dieser Text auf dem Bildschirm. *schulterzuck* Nur eine weitere Geschichte, die sich meines Körpers bemächtigt um geschrieben zu werden.
 

@Werdandi: Da du mich daran erinnert hast, dass ich dieses Wochenende neue Kapitel hochladen wollte, geht es sogar recht schnell weiter ^^ In dem ganzen Schulstress momentan hätte ich das glatt verpasst oO Wo Draco gelandet ist erfährst du jetzt gleich ^^
 

Und damit, Vorhang auf:
 

Kapitel 5
 

Draco tauchte in einem dichten Wald wieder auf. Er lehnte sich an einen Baum und schloss die Augen.

<Hoffentlich geht das gut in Hogwarts. Ich frage mich, was Simior in Hogwarts will!> dachte er.

Der Blonde seufzte und sah sich um.

„Wo bin ich denn hier gelandet?“ fragte er sich. „Da verlässt man sich mal auf sein Gefühl und es führt einen irgendwo in einen Urwald!“

Draco drehte sich einmal um seine eigene Achse und fragte sich, wo er jetzt hin sollte. Die anderen Hüter mussten wohl irgendwo in diesem Wald sein. <Wie soll ich die bitte finden?> ärgerte sich Draco.

Er hörte ein knacken im Unterholz und fuhr erschrocken herum. Vor ihm stand ein Luchs.

~Wer bist du? Was willst du hier?~ fragte der Luchs.

Für jeden anderen hätte es sich wohl wie ein bedrohliches Knurren angehört, doch Draco verstand die Sprache der Tiere, auch wenn er manchmal Probleme mit den Dialekten hatte.

~Woher soll ich wissen, dass ich dir trauen kann?~ antwortete Draco.

Aufmerksam richtete der Luchs sich auf und drehte seine Ohren zu Draco: ~Woher kannst du diese Sprache?~

~Sag mir, wo ich bin, dann antworte ich dir!~ forderte der Blonde.

~Du bist in einem Wald, in dem du nicht sein dürftest!~ fauchte der Luchs.

~Ich bin hier, weil ich jemanden suche… Ich bin einfach nur meinem Gefühl gefolgt!~ antwortete Draco wahrheitsgemäß auf die zu erst gestellte Frage.

~Wen suchst du?~ fragte der Luchs, nun schon freundlicher.

~Wieso dürfte ich nicht hier sein?~ spielte Draco das Spiel weiter.

~Dieser Wald ist für Menschen und Magier nicht zu finden!~ antwortete der Luchs.

~Ich bin auf der Suche… nach meinesgleichen…~ Draco war sich immer noch nicht sicher, ob er dem Luchs trauen konnte.

~Deinesgleichen?~ fragte der Luchs.

~Warum ist der Wald nicht zu finden?~ stellte Draco die Gegenfrage.

~Was meinst du mit deinesgleichen?~ Der Luchs ging nicht auf Draco ein.

<Es ist nur ein Luchs… Er dürfte gar kein Risiko darstellen…> überlegte sich Draco. ~Die Hüter des Schicksals!~

Der Luchs blieb stumm. Einen Wimpernschlag später war er im Wald verschwunden, noch bevor Draco irgendetwas unternehmen konnte. Draco ärgerte sich, jetzt wusste er auch nicht sehr viel mehr.

Doch im nächsten Moment tauchte eine Frau aus dem Unterholz auf. Ihr hüftlanges Haar war Kastanienbraun und ihre Augen bersteinfärbend. Sie war von schlanker, hochgewachsener Statur und obwohl eine tiefe Weisheit und ein hohes Alter aus ihren Augen sprachen, sah sie kaum älter aus, als Draco. Von ihrem Verhalten her erinnerte sie Draco an eine Wildkatze.

„Entschuldige, wenn ich dich gerade erschreckt habe, Hüter der Wahrheit!“ begann sie mit melodischer Stimme zu sprechen.

Draco sah sie verwirrt an:„Woher wissen sie das?“

Die Frau kicherte:„Ich verwandle mich nicht gern in Anwesenheit anderer. Und, du kannst nur der Hüter der Wahrheit sein. Wir anderen haben auf dich gewartet!“

„Sie sind einer der Hüter…“ begann Draco.

Er wurde jedoch von der Frau unterbrochen:„Ja! Ich bin die Hüterin der Erinnerung. Mein Name ist Lynar und bitte duze mich doch!“

„In… Ordnung… Ich bin Draco. Also hat mein Gefühl mich doch nicht betrogen!“ überlegte er laut.

Wieder erklang das glockenhelle Lachen:„Warum sollte dich dein Gefühlt trügen?“

„Ich bin etwas… durcheinander, die letzten Tage!“ erklärte Draco.

„Und sehr vorsichtig!“ stellte Lynar fest.

Draco nickte:„Ich habe keine Lust, den Simior zu verraten, wer ich bin!“

„Oh, du fürchtest, die Simior könnten hier sein?“ fragte Lynar überrascht.

„Ich bin ihnen gerade entkommen… oder zumindest Joseph Simior. Er will ja Hogwarts einen Besuch abstatten!“ erklärte Draco.

„Was machtest du in Hogwarts?“ fragte Lynar.

„Zur Schule gehen?!“ erwiderte Draco.

„Ich verstehe nicht ganz… warum hast du überhaupt jetzt schon eine menschliche Gestallt?“ fragt Lynar.

„Sind die anderen auch hier im Wald? Ich will mein Leben nicht vier Mal erzählen müssen!“ meinte Draco.

Lynar lächelte:„Ja, natürlich. Folge mir!“

Draco folgte der Hüterin der Erinnerung durch das dichte Unterholz. Doch schon bald stießen sie auf einen Pfad und folgten diesem bis zu einem Haus auf einer etwas größeren Lichtung.

„Hier wohnen wir!“ verkündete Lynar.

„Alle vier?“ fragte Draco und sah skeptisch auf das Haus. Er war andere Größenordnungen gewohnt, auch wenn er wusste, dass seine Familien eine der reichsten der Zaubererwelt war.

Lynar lächelte:„Zur Zeit nicht. Fawkes ist zurzeit…“

„Fawkes? Unterbrach Draco sie. „Aber nicht der, an den ich jetzt denke, oder?“

Die Hüterin der Erinnerung lachte auf:„Doch, der Phönix in Hogwarts, seines Zeichens Hüter der Zeit!“

„Hüter der Zeit… Dann habe ich mir doch nicht eingebildet, dass Harry langsamer gefallen ist, als er hätte müssen…“ murmelte Draco.

„Was hast du gesagt?“ fragte Lynar.

Draco sah verwirrt auf, bevor er meinte:„Ähm… nicht weiter wichtig!“

Bevor Lynar noch näher darauf eingehen konnte, schoss ein Falke vom Himmel, direkt auf Draco zu. Der sah dem Tier jedoch nur desinteressiert entgegen. Die Instinkte des Falken würden den schon zurücktreiben.

Lynar hingegen schimpfte in Richtung des Raumvogels:„Langsam solltest du Manieren besitzen, Merlin!“

Jetzt geriet Draco doch aus der Fassung. Er hatte ja nun so einiges erwartet, aber den Merlin als einen der Hüter. Vor seinen Augen verwandelte der Falke sich in eine menschliche Gestallt und sah funkelnd zu der Frau. Merlin sah genauso jung aus, wie Lynar, doch Draco wusste, dieser Mann musste 1500 Jahre alt sein.

Merlin fuhr mit seinen Händen durch das kurze, braune Haar, als er sich an Draco wandte:„Lynar reagiert über! Ich hätte schon rechtzeitig gestoppt!“

Draco grinste:„Spätestens wenn deine Instinkte angeschlagen hätten!“

Merlin verfiel in Gelächter:„Da kannst du recht haben, junger Drache!“

„Drache?“ fragte Lynar.

„Du magst zwar älter sein als ich, liebste Lynar, doch immer noch bin ich es, der sich mit Tieren am besten auskennt!“ meinte Merlin.

Draco sah sich interessiert um:„Und wo ist der letzte von uns? Wenn ich mit meiner Vermutung über euch richtig liege, müsste er der Hüter der Weisheit sein!“

„Heut Nacht ist Vollmond!“ meinte Merlin. „Argus wird erst Morgen Abend zurückkommen!“

„Warum?“ fragte Draco.

„Er hatte das Pech oder das Glück, wie auch immer du es nennen möchtest, der letzte geborene Werwolf zu sein!“ erklärte Lynar. „An Vollmond ist er immer bei anderen Werwölfen. Er hilft ihnen in der Nacht. Es ist für Gebissene nicht einfach!“

Draco war überrascht. Doch nun kannte er die ursprüngliche Gestallt, alle Hüter.

„Warum kannst du jetzt schon eine menschliche Gestallt annehmen, junger Drache?“ fragte Merlin.

„Mein Name ist Draco!“ meinte der Blonde.

Merlin grinste:„Nein, das hätte ich jetzt nicht gedacht!“

Lynar verdreht die Augen, doch Draco fand Merlin von Minute zu Minute sympathischer. Und so ließ er auch langsam seine gesamte Maske fallen. Wenn er denen, denen er hier begegnete, nicht vertrauen konnte, wem dann?

„Ich hatte keine drei Monate die Gestallt eines Drachen!“ erzählte Draco. „Die Familie, bei der ich aufgewachsen bin, die mich wie ihren eigenen Sohn aufgenommen haben, hat mich Mitte des dritten Monats, nachdem ich geschlüpft war gefunden.

Ich weiß bis heute nicht warum, aber als sie mich mit auf Malfoy Manor nahmen, nahm ich eine menschliche Gestallt an. Mum und Dad waren wirklich überrascht. Und sie informierten sich darüber. Es blieb nur der Schluss übrig, dass ich einer der Hüter sein musste.

So wuchs ich mit diesem Wissen auf… doch als Mensch, und nicht als Tier!“

Lynar sah vollkommen emotionslos auf Draco, während Merlins Gesichtszüge entglitten:„Das… das… das ist nicht dein Ernst!“

Draco nickte:„Doch, das ist es. Und es hat mir selbst einige Unannehmlichkeiten beschert!“

„Ich denke, wir müssen es so hinnehmen und mit den Konsequenzen Leben!“ meinte Lynar monoton.

„Welche Konsequenzen?“ wollte Draco wissen.

„Später… Wenn du gelernt hast, dein Wesen zu kontrollieren“, warf Merlin ein.
 

Wie schwer dies zu bewältigen war, hätte Draco sich niemals träumen lassen. Es war nicht nur die Kontrolle der Magie. Doch auch darin hatte Draco einiges nachzuholen. Er besaß weit aus mehr Magie, als ein einfacher Magier.

Dazu kam, dass er eine Verbindung mit der Natur hatte, die er schon immer gespürt hatte, aber nie für voll genommen hatte. Jetzt musste er lernen, mit dieser Verbindung umzugehen. Wenn er wollte, konnte er Regen, Schnee, Hagel, Sonne oder Stürme heraufbeschwören.

Mehr als einmal mussten die Hüter das Haus, in welchem sie Wohnten, reparieren.

Doch Draco lernte mit Wissbegierde und ließ sich von nichts entmutigen. Wenn es sein musste, fing er auch immer wieder von Vorne an. Niemand der anderen drei Ahnte, dass er dies nur tat um ja nicht daran zu denken, was in Hogwarts geschah.

Er wollte sich darüber keine Gedanken machen. Er hatte Angst um Harry. Der Gryffindor war das Ziel von Simior und Draco wusste nicht einmal warum. Er wollte nicht darüber nachdenken, was Simior in Hogwarts alles anstellen konnte.

Am Montagabend lag Draco auf der Wiese vor dem Haus und starrte in den Himmel. Die Sterne waren hier so anders als in Hogwarts. Der Blonde hatte mittlerweile erfahren, dass sie sich auf der Südhalbkugel befanden und dementsprechend gar keine ihm bekannten Sterne zu sehen waren.

Wie ein Schwamm hatte Draco alles in sich aufgesogen, was Merlin, Lynar und Argus ihm erzählt hatten.

Argus war in sich gekehrt, und Draco hörte ihn nicht oft reden. Und weder aus Lynar noch aus Merlin bekam er heraus, warum Argus anscheinend so verbittert war.

Lynar war eine strenge Lehrerin, die jedoch immer ein Lächeln im Gesicht trug. Doch auch sie erzählte nicht viel über ihr Leben. Doch Draco wunderte das nicht, war er doch erst seit wenigen Tagen hier.

Merlin war ihm in diesen wenigen Tagen zu einem Mentor und einer Art großem Bruder geworden. Der Hüter der Heilung war so anders, als er in Geschichtsbüchern dargestellt wurde.

Er schien kein bisschen Ernsthaftigkeit in sich zu tragen und immer zu einem Scherz auferlegt zu sein. Doch Draco ahnte, dass sich in Merlin noch eine ganz andere Seite verbarg.

Draco wurde aus seinen Gedanken aufgeschreckt, als sich der Hüter der Heilung neben ihm ins Gras setzte:„Was bedrückt dich, junger Drache?“

Draco schwieg einen Moment, bevor er fragte:„Können wir mit Fawkes Kontakt aufnehmen?“

„Du willst wissen, was in Hogwarts vor sich geht?“ stellte Merlin die Gegenfrage.

Draco nickte nur.

„Warum?“ fragte Merlin.

Draco seufzte, sagte jedoch nichts.

„Willst du wissen, ob Simior schon wieder weg ist und du zurück kannst?“ fragte Merlin weiter.

„Jain…“ meinte Draco.

Er konnte sich gegen die Gedanken an Hogwarts nicht mehr erwehren und die Sorge schnürte ihm den Brustkorb zu.

„Wenn ich dir helfen soll, musst du dich schon klarer ausdrücken, junger Drache!“ stellte Merlin fest.

„Warst du jemals verliebt?“ fragte Draco leise.

„Ah!“ Merlin ließ sich zurückfallen und starrte ebenfalls in den Himmel. „Daher weht der Wind! Deine menschliche Erziehung zeigt bereits ihre Konsequenzen!“

„Das ist der Grund, warum ich euch nicht schon früher gesucht habe… Ich wollte es nicht wahr haben!“ murmelte Draco.

„Nur weil du einer der Hüter bist, musst du nicht von deinen Gefühlen ablassen!“ sagte Merlin sanft.

Draco seufzte:„Aber in den Büchern…“

Merlin unterbrach ihn:„Was geschrieben steht, muss nicht der Wahrheit entsprechen!“

„Dennoch würde meine Magie ihn zerstören…“ meinte Draco.

Merlin lachte leise:„So schnell geht das nicht, Draco! Bis deine Magie irgendwelche Auswirkungen zeigen würde, wäre die Lebenspanne deiner Freundin schon längst überschritten!“

Draco atmete tief ein:„Zum ersten sind wir nicht zusammen, zum zweiten gilt meine Liebe keinem Mädchen und zum dritten wage ich zu bezweifeln, dass man unser Verhältnis überhaupt als Freundschaftlich bezeichnen kann!“

„Letzteres ist natürlich ein wirkliches Problem, um erstes zu ändern!“ meinte Merlin ruhig.

Draco sah ihn verwundert blinzelnd an.

Merlin deutete diese Geste richtig:„Du hattest Probleme mit den Magiern, weil du einen Jungen liebst?“

„So kann man es ausdrücken…“ meinte Draco.

Merlin zuckte mit den Schultern:„Das überrascht mich nicht. Die Menschen sind größtenteils sehr engstirnig. Weißt du denn, wie dein Schwarm dazu steht?“

Draco schwieg eine Weile. „Zumindest hat er anders reagiert, als ich es erwartet hatte…“

„Also hast du es ihm gesagt?“ fragte Merlin.

Draco zog zweifelnd eine Augenbraue in die Höhe:„Indirekt… ich habe es wohl eher gezeigt.“

„Dass die Menschen immer mit der Tür ins Haus fallen müssen…“ murmelte Merlin.

„Was kann ich dafür, dass ich verdonnert bin die Wahrheit zu sagen und er mich fragte, warum ich ihn nicht hab sterben lassen?“ fragte Draco in sarkastischem Ton.

„Wie meinst du das?“ fragte Merlin.

Draco atmete noch einmal tief durch, bevor er erzählt, was sich in den drei Tagen, die er dieses Jahr in Hogwarts gewesen war, ereignet hatte.

Nach einer Pause meinte Merlin:„Dann würde ich diesem Blaise zustimmen… Harry erwidert deine Gefühle!“

Draco schwieg. Wie waren sie eigentlich auf dieses dumme Thema gekommen. Und seit wann sprach er so offen über seine Gefühle?

„Ich denke, Fawkes wird uns benachrichtigen, wenn der Clan-Führer weg ist oder wenn vorher etwas Ungewöhnliches geschieht!“ meinte Merlin, als er merkte, dass sein Schüler heute wohl nicht mehr mit ihm sprechen würde.

Draco gab nur ein zustimmendes Brummen von sich. Er fragte sich, ob es nicht doch ein Fehler gewesen war, Hogwarts zu verlassen.
 

Die kommenden Abende saßen Draco und Merlin stundenlang unter dem Klaren Sternenhimmel und unterhielten sich. Meist erzählte Draco aus seinem Leben, speziell über seine Zeit in Hogwarts.

Auch Merlin erzählte über sein Leben. Draco fand es spannend, zu hören, wie der berühmte König Artus wirklich gewesen war. Wobei die Erzählungen in den Geschichtsbüchern nicht sehr stark von der Wirklichkeit abwichen.

Auch erzählte Merlin viel von den vier Gründern. Fawkes war noch keine zwei Jahrzehnte alt gewesen, als diese die Zauberer der Welt in Großbritannien versammelt hatten.

Die drei Hüter, die zu dieser Zeit gelebt hatten, lebten viele Jahre in der neu errichteten Schule. Sie unterrichteten dort sogar, auch wenn sie sich nicht als das zu erkennen gaben, was sie waren.

Sie hatten sich erst zurückgezogen, als die Gründer des Simiorclans gegen Schwarzmagier und schwarzmagische Wesen aufzuhetzen begannen. Seit dem konnten sie nur noch im Verborgenen agieren. Argus hatte, bevor er erfuhr, was er war, viele Jahre in Askaban verbringen müssen und eine Reihe Experimente über sich ergehen lassen müssen, immerhin war er der letzte, der geborenen Werwölfe.

So vergingen auch die Tage bis Freitagmorgen. Lynar hatte Draco noch vor Sonnenaufgang aus dem Bett gescheucht und war mit ihm seit mehreren Stunden im Wald unterwegs.

So bekamen die beiden auch nicht mit, dass Fawkes in dem kleinen Haus auftauchte. Nur Merlin war anwesend, denn Argus hatte sich auf die Jagd begeben.

„Merlin! Wo sind die anderen?“ wollte Fawkes aufgebracht wissen.

Merlin sah ihn verwirrt an:„Argus ist jagen und Lynar ist mit Draco im Wald trainieren.“

Fawkes seufzte erleichtert auf:„Draco ist hier! Das ist gut!“

„Wieso?“ fragte Merlin.

„Ihr wisst, dass der Clan-Führer in Hogwarts war?“ fragte Fawkes nach.

Merlin nickte:„Das hat Draco erzählt!“

„Er hat heute Morgen seinen Nachfolger bekannt gegeben!“ erklärte Fawkes.

„Und?“ fragte Merlin verwirrt.

„Ronald Weasley hat nicht gerade ein geringes Magiepotenzial! Auch wenn er das in der Schule nicht zeigt!“ informierte Fawkes. „Unser Gegner wird immer stärker. Und ich würde es begrüßen, wenn nicht noch ein Krieg in der Zaubererwelt ausbricht!“

„Ich denke nicht, dass wir das verhindern können!“ meinte Merlin. „Wir können lediglich versuchen, den Schaden so gering wie möglich zu halten!“

„Noch etwas!“ unterbrach der Hüter der Zeit Merlin. „Draco muss zurück nach Hogwarts. Ich habe das Gefühl, dass Harry Potter noch eine wichtige Rolle spielen könnte. Vielleicht führt er uns zu Fator!“

Merlin sah ihn zweifelnd an:„Und warum muss Draco deshalb zurück nach Hogwarts?“

„Hat er mit euch über den jungen Potter geredet?“ fragte Fawkes.

Merlin nickte:„Zumindest mit mir… Warum?“

„Der Junge wurde heute Nacht halb tot geprügelt und man hat ihm seine Stimme genommen. Es wurden Stimmen laut, dass ihm seine Magie genommen werden soll!“ erklärte Fawkes. „Ich fürchte, er wird erneut versuchen, sich zu töten!“

„Von wem redet ihr?“ Draco kam erschöpft in die Hütte und spritze sich zur Erfrischung etwas Wasser ins Gesicht.

„Von Harry…“ meinte Merlin vorsichtig. Er wusste ja, wie Draco bei diesem Thema reagieren konnte.

Draco drehte sich entsetzt um:„Was… ist mit ihm?“

„Er… liegt auf der Krankenstation“, erklärte Fawkes. „Vielleicht solltest du nach ihm sehen… Er scheint vollkommen in seiner eigenen Welt versunken zu sein.“

„Was ist passiert?“ wollte Draco aufgebracht wissen.

„Er wurde heut morgen fast verblutet gefunden. Pomfrey hat wohl all ihr Können gebraucht, aber er ist über dem Berg… körperlich. Doch seine Stimmbänder sind gelähmt… Man sieht in der Schule keine Heilung…“ erzählte Fawkes.

Ohne ein weiteres Wort zu sagen, oder zuzuhören, was Fawkes noch zu berichten wusste, war Draco verschwunden und die beiden zurückbleibenden Hüter wusste, er war direkt in der Krankenstation von Hogwarts wieder aufgetaucht.

Merlin sah mit hochgezogener Augenbraue auf die Stelle, an der gerade noch Draco gestanden hatte. Dann meinte er:„Ich will nicht der sein, der Harry das angetan hat!“

„Warum?“ fragte Fawkes.

Merlin grinste:„Draco hat einen ausgeprägten Beschützerinstinkt, wenn es um den jungen Gryffindor geht. Auch, wenn sie sich die letzten sechs Jahr nur gestritten haben!“

„Ich hoffe nur, diese menschlichen Eigenschaften von Draco, bereiten uns nicht irgendwann Probleme!“ meinte Lynar, die unbemerkt von den anderen beiden schon vor einigen Minuten in das Haus getreten war.

„Wo ist Argus?“ fragte Fawkes.

„Seiner Lieblingsbeschäftigung nachgehen, wenn du nicht in Reichweite bist!“ erklärte Merlin.

„Einen ungünstigeren Zeitpunkt hätte er sich fürs Jagen nicht aussuchen können!“ meinte Fawkes. „Wir sollten vielleicht auch nach Hogwarts!“

„Warum?“ fragte Lynar. „Was wollten wir in der Menschenschule?“

„Wenn einer von uns den Posten des Direktors bekommt, wäre es doch von Vorteil, oder?“ stellte Fawkes die Gegenfrage.

Lynar sah ihn zweifelnd an:„Dumbledore wird seinen Posten wohl kaum aufgeben!“

„Nicht freiwillig!“ stimmte Fawkes zu. „Doch Simior ist gerade dabei, ihn von diesem Posten zu stoßen. Es liegt am Minister, wer den Posten bekommt!“

„Dann wird Simior aber auch dafür sorgen, dass einer seiner Männer die Position bekommt!“ warf Lynar ein.

Fawkes schüttelte den Kopf:„Diese Entscheidung liegt bei dem Minister. Und wenn wir uns Dumbledore zu erkennen geben, dann wird er Fudge schon überzeugen können, einen von uns zum Direktor von Hogwarts zu machen!“

„Ich bin dafür!“ meinte Merlin.

Lynar seufzte:„Argus wird auch dafür sein, also muss ich mich wohl geschlagen geben!“

Fawkes nickte grinsend:„Argus ist immer auf meiner Seite!“

Lynar verdrehte die Augen.

Fawkes beachtete das gar nicht, sondern meinte:„Geht ihr schon mal vor, ich warte auf Argus!“

Merlin hob eine Augenbraue und meinte scherzhaft:„Lasst euch nicht zu viel Zeit!“

Der Hüter der Zeit sah ihn ganz unschuldig an:„Ich weiß nicht, was du meinst!“

Lynar stöhnte genervt:„Und ihr wollt zu den Hütern des Schicksals gehören? Vermutlich habe ich mich doch geirrt!“

Merlin grinste sie nur an. Dann verschwanden die beiden wie auf ein lautloses Kommando.

Fawkes trat aus der Hütte heraus und sah sich um. Kein Anzeichen seines Werwolfes. Er konzentrierte sich auf seine Gefühle und lächelte. „Aber er kommt näher. Also hat er mich schon gespürt!“

Im nächsten Moment wurde er von hinten in eine Umarmung gezogen.

„Endlich bist du wieder hier!“ flüsterte Argus.

Fawkes seufzte:„Ich finde es auch nicht schön, immer so lange von die getrennt zu sein!“

„Warum verlässt du Hogwarts dann nicht einfach?“ fragte Argus während er sanfte Küsse im Nacken von Fawkes verteilte.

„Es ist wichtig, dass ich dort bin… Das hat sich erst heute wieder bewiesen!“ meinte Fawkes leise.

„Was ist geschehen? Hat es etwas mit Simior zu tun?“ fragte Argus.

Fawkes nickte:„Du weißt, wer Harry Potter ist?“

Argus nickte nur.

„Ich fürchte, Simior hat seinen Nachfolger, den er heute bekannt gegeben hat, letzte Nacht auf ihn gehetzt. Dem Jungen ging es heute Morgen wirklich dreckig. Und ich fürchte, er wird erneut versuchen, sich das Leben zu nehmen!“ erklärte Fawkes.

„Sind die anderen schon in Hogwarts?“ wollte Argus wissen.

Fawkes nickte:„Ich hielt es für das beste, Draco zu Harry zu schicken. Er hat es einmal geschafft, ihm den Lebenswillen wieder zu geben. Vielleicht schafft er es auch diesmal.“

„Dann gehst du auch gleich wieder nach Hogwarts?“ fragte Argus bedrückt.

Fawkes drehte sich in der Umarmung um:„Und du kommst mit!“

Doch der Werwolf schüttelte vehement den Kopf:„Ich kann nicht mitkommen!“

Der Phönix seufzte:„Argus… Du hast deinen Wolf unter Kontrolle, du gefährdest niemanden wenn du mitkommst!“

„Und wenn doch etwas passiert?“ fragte Argus fast unhörbar und vergrub sein Gesicht in Fawkes’ Halsbeuge.

Fawkes schüttelte verzweifelt den Kopf und strich seinem Partner durch die Haare:„Ob du willst oder nicht, ich nehme dich einfach mit!“

„Du weißt, was das letzte Mal geschehen ist, als ich unter Menschen war!“ protestierte Argus, mittlerweile jedoch nur noch halbherzig.

Fawkes erwiderte nichts und sie beide blieben noch eine Weile so umschlungen stehen, bevor sie direkt nach Hogwarts apparierten.

Sie landeten im Büro des Direktors und fanden einen mehr als nur verwirrten Albus Dumbledore vor. In einem der Sessel vor dem Schreibtisch saß Lynar und schien auf irgendetwas zu warten.

„Wo ist Merlin?“ fragte Fawkes.

„Auf der Krankenstation. Draco hat ihn gerufen“, informierte Lynar.

Argus sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an:„Gerufen?“

Lynar lächelte:„Natürlich! Er ist einer von uns. Er kann genauso Telepathie wie wir!“

„Dürfte ich jetzt bitte erfahren, was hier vor sich geht?“ meldete sich Albus zu Wort.

Fawkes grinste den Direktor an:„Du wolltest doch, dass wir herkommen!“

Dumbledore sah in nur unverständlich an:„Wie bitte?“

„Ich glaube, er weiß dicht nicht einzuordnen… Fawkes!“ erklang Merlins Stimme, der wie aus dem nichts plötzlich hinter Lynar stand.

Dumbledores Blick war zu Merlin gehuscht, jetzt jedoch ruckte sein Kopf zu dem eben angesprochenen:„Fawkes?“ Dann huschte sein Blick zu der leeren Stange, auf der normalerweise sein Phönix hockte.

Der nickte jetzt:„Ganz recht!“ Und zu Merlin gewandt meinte er:„Ist alles in Ordnung mit dem Jungen?“

Merlin seufzte:„Körperlich schon. Deine Befürchtung war eingetroffen… Den Rest… muss wohl Draco machen!“

„Sie sind die Hüter?“ fragte Albus mit belegter Stimme.

Lynar nickte:„Die sind wir.“

„Und warum sind sie hier?“ fragte der Direktor weiter.

Fawkes antwortete:„Wir hatten die Idee, dass du mit dem Minister reden könntest. Es würde wohl weder uns noch dem Slytherinstamm schaden, wenn einer von uns vieren deinen Platz übernehmen könnte!“

„Wie bitte?“ Albus wollte sich der Sinn des ganzen nicht erschließen.

„Ganz einfach“, erklärte Merlin. „Simior will dafür sorgen, dass sie ihren Posten verlieren. Wenn einer von uns, vorzugsweise nicht Fawkes, ihre Stelle übernimmt, könnten wir für uns selbst und für sie spionieren! Und Simior könnte bei uns auch nichts finden, was er als Grund nehmen könnte, uns sofort wieder aus der Schule zu verweisen!“

Albus sah zwischen den vier Hütern hin und her:„Warum nicht Fawkes?“

„Ich finde als Phönix eine ganze Menge raus! Einfach, weil mir niemand zutraut, dass ich das gehörte weitergeben könnte!“ erklärte der Phönix.

„Wie haben sie sich das vorgestellt?“ wollte Albus wissen. „Sie sind in unserer Welt vollkommen unbekannt…“

„Na ja…“ meinte Merlin gedehnt. „Mit meinem Namen wird wohl jeder etwas anfangen können. Ich eigne mich also auch nicht für den Job. Simior wird über den neuen Direktor nachforschen… Also wäre Argus vielleicht unklug. Doch ihnen fehlt ja noch immer der Lehrer für VgdDK, wie ich hörte. Dann wäre Lynar wohl am ehesten geeignet!“

Albus seufzte:„Das hört sich an, als hätten sie das lange geplant!“

Merlin lachte:„Das hat Artus auch immer gesagt!“

Der Direktor ließ sich in seinen Sessel zurücksinken:„Das ich diesen Tag noch miterleben darf!“

„Also redest du mit dem Minister?“ fragte Fawkes erwartungsvoll.

Albus nickte:„Natürlich… Ich denke, die Hüterin der Erinnerung wird sich auf meinem Posten wohl lange halten können!“

Lynar sah ihn verwirrt an:„Woher…?“

Der Phönix brach in schallendes Gelächter aus:„Diese Frage kommt wirklich bei jedem irgendwann, der ihm das erste Mal gegenübersitzt!“
 

So, nun sind also alle Hüter in Hogwarts untergebracht ^^ In 3 Wochen kommt das neue Kapitel, da ich in 2 Wochen im Krankenhaus bin. Aber ich denke, ich werde fleißig sein, habe immerhin Paps Laptop für das Krankenhaus bekommen ^^
 

glg

ta-chan

Ich bin gerade zu der Erkenntnis gekommen, dass ich jetzt langsam mal Kapitel 7 zu ende schreiben sollte xD ein ganz großes Dankeschön an blackpanther, die mir diese Geschichte hier betaließt ^^ *knuddel*
 

zu den Kommis:
 

animexx:
 

@Yami-san: Mein Krankenhausaufenthalt wurde verschoben ^^ Wenn ich dir jetzt sage, dass Draco es nicht geschafft hat, killst du mich, oder?

@Hill-Chan & Trini-chan07: Tja... Harry... was ist nur mit dem? Du wirst es sehen xD Und auf deine Antwort zwecks des Direktorenpostens... Da die Geschichte nach diesem Kapitel hier eine ganze Weile vermutlich nicht mehr in Hogwarts spielen wird, muss du noch warten, bis du die Antwort darauf erhälst!
 

ff.de:
 

@Julichris: Jap, die Geschichte wird laaaaaaaaaang. Draco ist nicht in Hogwarts geblieben, da er sich dort ja allein wähnte und der Clan Führer sehr mächtig ist. Der hätte ihn wahrscheinlich ohne weiteres festnehmen lassen können, wodurch die anderen Hüter gezwungen wären, zu tun, was der Clan-Führer sagt...

@teufelchen-netty: ichhoffe, das bleibt so ^^

@duschgeli: Nein! Das ist mir auch erst vor kurzen aufgefalln... oO Argus ist von Argentum abgeleitet, was ja Silber bedeutet, silbern wie das Mondlicht. Und der Mond spielt für Werwölfe ja eine große Rolle ^^ Harry geht es... den Umständen entsprechend?

@MoniMahoni: Kein Problem. Ich lade unregelmäßig hoch, als könnt ihr auch unregelmäßig kommis schreiben xDD~

@Iron: Die Wartezeit konnte dank einem kranken Arzt ja nun um eine Woche verkürzt werden ^^

@AngelsAnny: von gut werden kann vorläufig glaube ich wohl nicht die rede sein...

@Lysira: Jap, wir kehren jetzt zurück zu Harry und Draco ^^

@Shalima: Jetzt wo du es sagst... mir fällt auch keine andere Geschichte ein, wo die beiden auf der gute Seite stehen... xD cool. Und danke für das große Lob!

@InaBau: Ich muss dich enttäuschen, aber es gibt wirklich nur diese fünf Hüter... aber Harry spielt auch noch eine große Rolle ^^
 

Und nun taucht ein in die Welt von Hogwarts:
 

Kapitel 6
 

Draco saß auf einem harten Hocker neben dem Krankenbett. Seine Ellenbogen waren auf der weißen Decke abgestützt und er hatte seine Stirn auf die geballten Hände gelegt. Seine Augen hatte er geschlossen.

Er wollte die Erinnerungen an die vergangen Minuten aus seinem Kopf streichen, es am liebsten vergessen.

Er hatte bereits einmal zugesehen, als Harry versucht hatte, sich umzubringen. Doch als er vorhin das viele Blut um Harry herum gesehen hatte, war ihm sein Herz für einen Moment stehen geblieben. Der einzige Gedanke, den er zu diesem Zeitpunkt hatte, war gewesen, dass er zu spät gekommen war.

Er hatte wie gelähmt da gestanden, war zu keinem klaren Gedanken fähig gewesen.

Draco wusste nicht wieso, doch Merlin war plötzlich neben ihm aufgetaucht. Sein Mentor hatte ihm nur einen besorgten Blick zugeworfen und sich dann um Harry gekümmert.

Sein Herz hatte begonnen zu rasen, als Merlin ihm sagte, dass Harry noch leben würde. Doch wirklich realisieren tat er es erst, als Merlin die Wunde am linken Arm Harrys, die er sich mit Sicherheit selbst zugefügt hatte, hatte verschwinden lassen.

Merlin hatte den Schwarzhaarigen in ein anderes Bett gelegt. Draco war noch immer nicht fähig gewesen sich zu rühren. Er wusste nicht mehr, was mit ihm los gewesen war.

Jetzt saß Draco an Harrys Bett und verteufelte sich für sein nichts tun. Gleichzeitig versuchte er krampfhaft seine Tränen zurück zu halten. Das Bild Harrys, der in seinem eigenen Blut lag, hatte sich in seinen Kopf eingebrannt.

Der Blonde drehte den Kopf und sah auf das friedliche Gesicht von Harry, der nur zu schlafen schien. Doch Draco wusste, dass er immer noch in seiner Ohnmacht gefangen war.

Draco seufzte schwer und ließ sich gegen die kalte Wand hinter sich sinken. Merlin hatte das hinterste Bett gewählt. Dracos Blick schweifte nach draußen. Dort war es schon dunkel. Der Slytherin jedoch machte sich keine Gedanken darüber, dass diese bedeute, dass er die letzten Tage in Südamerika verbracht haben musste.

Er war vielleicht seit einer Stunde hier. Und langsam beruhigte sich sein Körper wieder. Das Zittern seiner Hände war nur noch minimal. Und langsam konnte er auch wieder nachdenken. [1]

<Ich hätte nicht weg gehen sollen… Vielleicht hätte ich das hier dann verhindern können!> dachte er, während sein Blick wieder auf dem Gryffindor ruhte.

„Geht es dir besser?“ erklang Merlins Stimme und riss ihn somit aus seinen Gedanken.

Draco sah auf und nickte leicht.

„Wie kommt’s, dass ich dir das nicht glaube?“ fragte Merlin sanft.

„Es geht wieder…“ meinte Draco leise.

„Du solltest dich hinlegen!“ meinte Merlin besorgt. „Vor morgen früh wird Harry nicht aufwachen, dafür habe ich gesorgt! Und du brauchst etwas Schlaf!“

„Habt ihr die Sache mit Albus geklärt?“ lenkte Draco vom Thema ab. Er wollte nicht schlafen. Er war sich sicher, kein Auge zu zubekommen.

„Albus wird mit Fudge reden. Wenn alles gut geht, wird Lynar die neue Direktorin werden!“ ging Merlin vorläufig darauf ein.

„Kannst du ihm nicht irgendwie helfen?“ flüsterte Draco mit belegter Stimme und strich durch das schwarze Harr.

Merlin schüttelte den Kopf:„Mehr als ich schon getan habe geht nicht. …“

„Im… Tagespropheten steht… ihm soll alle Magie entzogen werden…“ meinte Draco leise. „Das heißt, er wäre ein Ausgestoßener… kein Wunder, dass er das nicht verkraftet hat!“

„Albus will mit ihm zu einem gewissen Tom Riddle“, berichtete Merlin. „Bevor dem Jungen die Magie entzogen wird!“

„Zu Tom…“ hauchte Draco und Merlin konnte deutlich hören, dass der Blonde seine Tränen nicht mehr zurück halte konnte.

„Vielleicht kann er Telepathie erlernen, wenn er übt!“ gab Merlin zu bedenken.

Draco lächelte melancholisch:„Bestimmt… er hat mehr als einmal ohne Zauberstab gezaubert!“

„Dann wäre sein Problem mit dem sprechen beseitigt!“ warf Merlin ein. „Vielleicht kann er dann auch weiterhin hier zur Schule gehen!“

Draco schüttelte den Kopf:„So etwas lernt man nicht in einem Tag! Und Simior wird alles daran setzten, dass Harry so bald wie möglich unsere Welt verlassen muss! Und wenn er mit Albus flieht, dann kann er nie wieder zurück!“

„Nicht unter seinem jetzigen Namen…“ murmelte Merlin. Er war vorher in der Bibliothek gewesen und er wusste, wer der bewusstlose Junge war.

„Darüber können wir nachdenken… wenn er sich entscheidet, weiter leben zu wollen…“ brachte Draco stockend hervor.

„Dann sei ihm eine Stütze in seinem Leben!“ meinte Merlin. „Lass deine Gefühle zu!“

Draco schluckte:„Ein Grund… warum ich ständig Streit mit ihm gesucht habe… war, weil… wegen meiner verdammten Bestimmung! … Der Clan wird ihn nur noch mehr…“

Merlin unterbrach den Slytherin:„Mehr Schaden anrichten kann der Clan gar nicht! Hör auf, vor dir selbst wegzulaufen, Draco!“

Draco sah seinen Mentor einen Moment verwirrt an. Noch nie hatte Merlin so streng gewirkt. Dann nickte er.

Merlin lächelte:„Und jetzt legst du dich hin und schläfst ein paar Stunden!“

Draco wollte etwas erwidern, doch Merlin kam ihm zuvor:„Ich bleibe hier, wenn es dich beruhigt!“

„Danke…“ meinte Draco leise, während er sich auf das Bett neben dem von Harry legte. Draco bekam noch mit, wie Merlin ihm die Hand auf die Stirn legte, bevor er im Land der Träume versank. So kam es, dass in dieser Nacht ein Falke auf der Bettstange des Slytherin saß und die beiden Patienten überwachte.

Madam Pomfrey bemerkte in der Nacht nur, dass ein fremder Mann Harry umquartiert hatte. Sie regte sich auf und wollte den fremden Zauberer aus der Krankenstation scheuchen. Doch als dieser erklärte, dass ihr Patient sich das Leben hatte nehmen wollen, war sie sofort ruhig und sorgte dafür, dass Harrys altes Bett wieder sauber wurde. Draco bemerkte sie nicht.
 

Das Sonnenlicht, welches durch das Fenster direkt in sein Bett schien, holte Draco langsam aus dem Land er Träume heraus. Lieber hätte er noch weiter geschlafen.

Im Halbschlaf realisierte er nur, dass er sich auf der Krankenstation befand. Was am Vortag geschehen war, hatte er noch aus seinem Kopf verbannt.

Doch als er die Augen aufschlug und in dem benachbartem Bett Harry erblickte, kehrte die Erinnerung schlagartig zurück. Er hatte doch gar nicht schlafen wollen. Warum lag er dann jetzt hier im Bett? … Ach ja, Merlin war da gewesen, das erklärte natürlich alles!

„Du scheinst normalerweise ja ein richtiger Langschläfer zu sein!“ wurde er von dem Falken begrüßt, der auf der Stange am Fußende seines Bettes saß.

„Dir auch einen wunderschönen – oder auch echt beschissenen – guten Morgen!“ knurrte Draco und setzte sich auf.

„Allerdings hast du bessere Laune, wenn du früher aufstehst!“ kommentierte Merlin ungerührt.

Draco schnaubte:„Ich bin kein Morgenmuffel, außer ich werde gegen meinen Willen zum Schlafen gezwungen!“

Der Falke klapperte mit seinem Schnabel:„Ich habe damit nichts zu tun!“

Draco funkelte seinen Mentor nur wütend an, sagte aber nichts. Stattdessen setzte er sich wieder auf den Hocker, auf dem er schon am Abend zuvor gesessen hatte. Er würde mindestens so lange nicht von Harrys Seite weichen, bis dieser wieder aufgewacht war. Und dann auch nur dann, wenn Harry ihn weg schickte.

Der Falke verwandelte sich und Merlin meinte:„Entschuldige mich, Dumbledore wollte mich heute morgen noch einmal sprechen!“

„Ja, geh nur! Dann muss ich nicht mehr fürchten, plötzlich schlafen gelegt zu werden!“ knurrte Draco.

Merlin verdrehte die Augen:„Das du immer so nachtragend sein musst!“

„Verschwinde!“ zischte Draco.

Merlin zuckte mit den Schultern und verließ die Krankenstation. Draco wusste schon im nächsten Moment nicht mehr so wirklich, warum er Merlin so angefahren hatte. Irgendwie war ihm das momentan alles etwas zu viel.

Draco blieb jedoch nicht lange allein. Denn keine viertel Stunde, nach dem Merlin gegangen war, kamen Blaise, Seamus und Neville auf die Krankenstation.

„Draco?! Was machst du denn hier?“ fragte Blaise überrascht.

Draco grummelte:„Euch auch einen wunderschönen guten Morgen!“

„Man hast du ’ne Laune!“ beschwerte sich Seamus.

„Guten Morgen Malfoy!“ meinte Neville zurückhaltend. Die beiden hatten bisher ja recht wenig miteinander zu tun gehabt.

Blaise sah Draco verwunderte an:„Du klingst besorgt. Ist etwas passiert?“

Draco nickte leicht, hatte seinen Blick wieder auf Harry gerichtet:„Er hat wieder versucht sich umzubringen!“

„Wann?“ fragte Neville aufgescheucht.

„Gestern Abend… Ich…“ Draco sprach nicht weiter. Er machte sich Vorwürfe, dass er selbst nichts unternommen hatte. Und ihm kam die Frage, warum Merlin plötzlich aufgetaucht war. Ob er ihn unterbewusst gerufen hatte?

Seamus setzte sich seufzend auf das Bett, auf welchem Draco diese Nacht geschlafen hat und meinte:„Nach dem, was passiert ist, war das abzusehen!“

„Aber wir hatten Madam Pomfrey doch bescheid gesagt, dass sie ein Auge auf Harry werfen soll!“ brauste Neville auf.

Blaise setzte sich neben seinen Freund:„Wetten, unsere liebenswerte Krankenschwester ist auf der Seite von Simior? Es wäre dem Clan doch nur Recht, wenn…“ Er brauchte nicht aussprechen. Seine Freunde wussten auch so, was er meinte.

„Ich hätte hier bleiben sollen!“ murmelte Draco.

Blaise seufzte. Es kam nicht oft vor, dass Draco so etwas wie Schuldgefühle hatte, doch wenn es vorkam, konnte man in der Regel mit Draco nicht mehr reden.

„Das hätte es auch nicht verhindert!“ warf Neville ein.

„Doch!“ entgegnete Draco. „Ich bin doch nicht der einzige Hüter hier gewesen!“

„Dann hätte es vermutlich euch beide getroffen!“ meinte Blaise. „Simior hätte sofort erkannt, was du bist! Und dann hättest du keine Ruhe mehr gehabt!“

„Vielleicht hätte er dann nicht mehr auf Harry geachtet und… außerdem kann ich mich auch ohne Zauberstab zur Wehr setzten!“ meinte Draco verzweifelt.

„Draco, es bringt nichts, sich jetzt darüber Gedanken zu machen!“ warf Seamus ein.

„Wir sollten lieber überlegen, ob wir Harry irgendwie helfen können!“ meinte Neville.

Draco seufzte:„Nicht das, was ich gern würde!“

Blaise überging Dracos Worte und meinte:„Auf alle Fälle müssen wir verhindern, dass man ihm seine Magie nimmt!“

Draco erklärte:„Albus will ihn mit zu Tom nehmen. Es ist nur die Frage, ob Harry das zulässt!“

„Warum sollte er nicht?“ fragte Seamus verwirrt.

„Weil ihm in seinem zweiten Jahr erzählt wurde, Tom sei Voldemort. Außerdem sind die beiden wirklichen Begegnungen mit Tom nicht sehr schön verlaufen. Im vierten Jahr hat Cedric sich eingemischt und im fünften Jahr wollten wir eigentlich nur Sirius untertauchen lassen. Es konnte ja keiner ahnen, dass Harry dabei im Ministerium auftaucht!“ erläuterte Draco.

Doch Neville warf ein:„Ich denke, es wird ihn nicht stören. Er meinte zu mir, er würde seinen zweiten Großvater sehr gerne einmal richtig kennen lernen!“

Draco sah auf Harry und meinte:„Wollen wir hoffen, dass das immer noch so ist!“

Die Klingel, die den Beginn der Stunde ankündigte schrak sie auf. Zeitgleich sprangen alle drei auf. Ohne sich zu verabschieden sprinteten sie aus der Krankenstation in Richtung ihres Klassenraumes. Slytherin und Gryffindor hatten jetzt zusammen VgdDK. Ausgerechnet in der ersten Stunde mit dem neuen Lehrer kamen sie zu spät.

Draco unterdessen informierte Merlin gedanklich, dass er nicht zu hart zu den dreien sein sollte. Sein Mentor erwiderte zwar nichts, aber Draco war sich sicher, Merlin kam seiner Bitte nach.

Wehmütig betrachtete er wieder den, immer noch bewusstlosen, Gryffindor. Er fragte sich, wie lange Harry noch bewusstlos bleiben würde. Irgendwie hatte er Angst vor dem Gespräch, das folgen würde. [2] Zu mal er nicht mal wusste, ob Harry momentan überhaupt genug Willenskraft besaß, um seine Magie für die Telepathie zu bündeln.

Abwesend stricht Draco durch Harrys Haare und verfiel wieder in seine Gedanken. Er machte sich Sorgen um die Zukunft. Er hatte eine ganze Menge erfahren in den vergangenen Tagen.

Er wusste, dass es eine Person gab, deren Magie ihnen gefährlich werden konnte. Er hoffte nur, die Simior hätten diese Person noch nicht auf ihrer Seite. Die genauen Hintergründe kannte Draco noch nicht, doch er würde Merlin darüber ausfragen, sobald es Harry besser ging.

Wie auf Kommando bewegte sich eben dieser unruhig in dem Bett. Gegen das grelle Licht blinzelnd öffnete der Schwarzhaarige langsam die Augen.

<Ich bin definitiv nicht tot!> stellte er melancholisch fest, als er die Decke der Krankenstation erkannt. Erst einen Moment später nahm er die Hand wahr, die immer noch durch seine zerzausten Haare stricht. Verwundert drehte er langsam den Kopf nach Rechts. <Dr… Draco?>

Der Blonde lächelte, sichtlich erleichtert und meinte leise:„Endlich bist du wieder wach! Ich hatte schreckliche Angst, als… ich dich gestern… fand!“

Harry schluckte. Er hatte noch nie gesehen, dass sich den sturmgrauen Augen Tränen sammelten. <Er hat mich schon wieder am Sterben gehindert… … …vor dem Tod gerettet…>

Harry wandte den Blick von Draco ab und starrte an das Fußende seines Bettes.

Draco legte seine freie Hand unter das Kinn des Schwarzhaarigen und zog das Gesicht sanft so zu sich, dass Harry ihn ansehen musste. Doch die Smaragde starrten stur an dem Blonden vorbei.

„Harry, bitte…“, flüsterte Draco, „hör auf, dich so zu sperren!“

Von dem Schwarzhaarigen kam keine Reaktion.

Draco rannen Tränen der Verzweiflung über die Wangen, auch wenn er versuchte sie weg zu blinzeln. Seit gestern Abend hatte er sich nicht mehr unter Kontrolle. Seine Nerven lagen einfach blank.

Er hätte Harry am liebsten in seine Arme gezogen und nie wieder los gelassen, doch er wusste nicht, wie Harry darauf reagieren würde. Also lies er es bleiben.

„Warum hast du versucht dich zu töten?“ fragte Draco. Ihm war klar, dass Harry nicht antworten konnte. Doch er erhoffte sich irgendeine Reaktion von dem Gryffindor. Und die bekam er auch. Die Smaragde funkelten ihn wütend an.

Draco seufzte und versuchte es telepathisch: /Harry!\

/Verdammt noch mal, ich kann nicht sprechen! Ich kann nicht antworten! Ich kann nie wieder etwas sagen!\ war er anfangs aufbrausend gewesen, so wandte er jetzt traurig den Blick ab und musste selbst mit den Tränen kämpfen. /Ich habe meine Chance verspielt, dir je zu sagen, dass ich mich in dich verliebt habe!\

Harry hatte nicht bemerkt, dass er diese Gedanken telepathisch zu Draco übertragen hatte. Das lag vermutlich jedoch daran, dass Draco die telepathische Verbindung aufgebaut hatte.

Augenblicklich begann Dracos Herz zu rasen. Jetzt setzte Draco sich doch auf das Bett und zog den Gryffindor in seine Arme. Dann meinte er: /Ich liebe dich doch auch!!! Warum wolltest du dann… Warum?\

Harry verkrampfte sich: /Wie… kannst du meine Gedanken lesen?\

Draco schüttelte den Kopf: /Nein, dazu kannst du zu gut Okklumentik. Ich habe aber eine telepathische Verbindung aufgebaut!\

/Eine telepathische Verbindung? … Ich dacht, so was spürt man!\ meinte Harry. Unweigerlich schmiegte er sich an Draco. Er fühlte sich sicher in dessen Armen. Und es war erleichternd, sich mit Draco auf diese Weise unterhalten zu können.

Draco lächelte, ob dieser Geste. /Normalerweise schon… aber ich habe nur sehr wenig meiner Telepathie eingesetzt. Das du mir antworten konntest, beweist, dass auch du der Telepathie mächtig bist!\

/Ich… du meinst…\ langsam sickerte die Erkenntnis zu Harry durch. /Das heißt, ich kann mich trotzdem noch mit jedem Unterhalten?\

Draco nickte. Er sagte nichts mehr. Es würde nichts bringen, wenn er seine Frage ein weiteres Mal wiederholte. Wenn Harry nicht darüber reden wollte, dann musste er das akzeptieren!

Doch eine weitere Frage brannte ihm auf der Seele. Auch wenn sie alle vermuteten, wer Harry das angetan hatte, wollte er Gewissheit. /Wer hat dich verprügelt?\

Harry verkrampfte sich etwas und Draco fragte sich, ob es klug gewesen war, diese Frage zu stellen. Doch Harry antwortete ihm, als er sich gefasst hatte: /Ron … und Dean… Simior hat dabei zugesehen!\

Draco spürte, wie Harry immer niedergeschlagener wurde. Um etwas von dem gerade angesprochenen Thema abzuweichen meinte er leise:„Sobald es dir besser geht, gehen wir einen neuen Zauberstab kaufen! Und dann bringe ich dir Wortloste Magie bei!“

/Aber sie wollen mir meine Magie nehmen!\ warf Harry bedrückt ein.

„Das lasse ich nicht zu!“ meinte Draco entschieden. „Und deine Großväter werden auch versuchen, es zu verhindern!“

/Aber… sie kommen doch beide nicht gegen Simiors Befehl an!\ meinte Harry traurig.

„Albus meinte, ihr beiden, du und er, müsstet untertauchen!“ erklärte Draco sanft. „Wenn ihr verschwindet, bevor Pomfrey dich hier entlässt, kommen die Auroren nicht mehr an dich heran!“

/Und du?\ fragte Harry.

„Was meinst du?“ Draco verstand nicht ganz, worauf der Schwarzhaarige hinaus wollte.

/Kommst du auch mit… oder bleibst du hier in der Schule?\ fragte Harry leise.

Draco lächelte:„Vorläufig komme ich mit zu Tom… aber ich weiß nicht, wie lange ich dort bleiben kann!“

/Warum?\ wollte Harry wissen.

„Ich muss irgendwann hier her zurück. Und ich habe auch keine Ahnung, wie lange ich noch unentschuldigt fehlen kann, ohne von der Schule zu fliegen!“ antwortete Draco. „Aber da sich alle anderen Hüter jetzt hier befinden, kann ich nur hier mein Training fortsetzten!“

/Ich will nicht allein sein!\ murmelte Harry.

Draco schwieg. Er konnte auf diese Worte nichts erwidern. Stattdessen krauelte er Harry beruhigend im Nacken und hing seinen eigenen Gedanken nach.

Er hatte schon lange gespürt, dass Harry seelisch ein Wrack war, auch wenn der Gryffindor es immer verborgen hatte. Doch jetzt war er dazu nicht mehr in der Lage. Die Ereignisse der letzten Tage hatte ihm auch das letzte bisschen Kraft genommen, das er noch gehabt hatte.

Es würde lange dauern, bis Harry wieder etwas Selbstvertrauen aufbringen würde können. Und Draco befürchtete, dass Harry nicht mit vielen so - unversperrt reden würde, wie mit ihm. Draco spürte, dass der Gryffindor sich in seiner Gegenwart wohl und geborgen fühlte. Der Slytherin glaubte nicht daran, dass viele Personen dieses Gefühl in Harry auslösen würden.
 

[1] Ich weiß, dass so ein Schock nicht so schnell vergeht… Ist gar nicht lange her, dass ich das am eigenen Leibe erfahren habe. Bei uns gegenüber hatte es gebrannt und ich habe den Brand entdeckt. Ich konnte den Tag in der Schule vergessen… ich habe vom Unterricht fast gar nichts mitbekommen -.-

[2] Nicht nur er… ich habe nicht wirklich einen Plan, wie das verlaufen soll… ich habe schon zig Varianten im Kopf durchgespielt, aber ich konnte mich für keine entscheiden…
 

So, wie hat es euch gefallen?

Ich werde mich dann wohl endgültig mal an das unliebsame Kapitel 7 setzten... oO
 

glg

ta-chan

Kapitel 7
 

Merlin kam, begleitet von Albus Dumbledore, mitten in der Nacht in die Krankenstation. Madam Pomfrey schlief, das hatte Merlin vorher überprüft. Er hatte kein Risiko eingehen wollen. Es war nicht sicher, ob die Krankenschwester nicht auch auf der Seite von Simior stand.

„Draco!“ Merlin wusste, dass der Blonde, obwohl er die Augen geschlossen hatte, nicht schlief.

Blinzelnd sah Draco auf seinen Mentor und fragte:„Was macht ihr den hier mitten in der Nacht?“

„Euch abholen!“ antwortete Albus. „Meinst du, Harry ist schon bereit dazu, mit zu Tom zu kommen?“

Draco sah nachdenklich auf Harry, der an seine Brust gelehnt seit ihrem Gespräch schlief. Leicht rüttelte er ihn an seiner Schultern.

/Was?\ wie von der Tarantel gestochen saß Harry plötzlich aufrecht im Bett und sah sich verwirrt, aber auch ängstlich um.

„Ganz ruhig, Kleiner!“ meinte Draco sanft und zog ihn wieder zu sich. <Warum ist er denn so schreckhaft?>

Harry brauchte eine Weile, bis er realisierte wo er sich befand. /Wie spät ist es?\ fragte er dann.

„Kurz nach Mitternacht! Merlin bringt Albus nach Riddle Manor. Wir beide sollen auch dahin!“ erklärte Draco.

/Alles ist besser als hier!\ meinte Harry leise.

„Schön!“ sagte Draco lächelnd. „Aber bevor wir…“

„Keine Zeit, Draco!“ warnte Merlin. „Pomfrey in Anmarsch!“ Und damit verschwand der Hüter der Gesundheit aus der Krankenstation und auch aus Hogwarts.

/Wo sind sie hin?\ fragte Harry überrascht.

Draco antwortete nicht, er musste sich konzentrieren. Er hatte noch nie jemand anderen aus Hogwarts herausgebracht. Es war ungleich schwerer innerhalb von Hogwarts zu apparieren als irgendwo sonst. Dementsprechend brauchte er eigentlich mehr Konzentration als sonst. Doch jetzt hatte er nicht genug Zeit. Er spürte selbst, dass die Krankenschwester immer näher kam.

Schwach nahm Harry noch wahr, dass das Licht in der Krankenstation anging, bevor er plötzlich in einem ganz anderen Raum landete. Draco prallte recht unsanft auf dem Boden auf und Harry fiel genau auf ihn.

„Das nächste Mal stell ich mich vorher hin!“ murrte Draco.

„Ist dem Haus bestimmt auch lieber!“ witzelte Merlin.

„Ach, halt deine Klappe!“ knurrte Draco und half Harry aufzustehen, bevor er sich selbst erhob.

/Wo sind wir hier?\ fragte Harry und sah sich verwirrt um.

Sie befanden sich in einem Schlaf- und Wohnraum. Unter dem Fenster, das mit schweren, grünen Vorhängen behangen war, stand ein robuster und ziemlich antik aussehender Schreibtisch auf dem Pergamente, Federn und ein Tintenfass standen.

Harry ließ sich auf das Himmelbett fallen, welches direkt hinter ihm stand. Gegenüber der Wand mit dem Bett und dem Schreibtisch stand ein großer Kleiderschrank aus dunklem Holz. Neben diesem befand sich eine Tür, die vermutlich in ein Badezimmer führte.

An der, vom Bett aus gesehenen, rechten Wand standen zwei randvolle Bücherregale zu beiden Stein der Tür, die auf den Flur hinausführen musste.

„Wir sind auf Riddle Manor!“ antwortete Draco.

„Aber hier schlafen noch alle!“ meinte Merlin.

„Was zu erwarten war!“ warf Albus ein und ließ sich neben Harry auf das Bett nieder. „Immerhin ist es mitten in der Nacht.“

„Du solltest zurück, Merlin!“ wechselte Draco kurzfristig das Thema.

Dieser nickte:„Du hast recht! Nachher verdächtigt man mich noch, ich hätte Harry entführt!“ Damit verschwand der Hüter der Gesundheit auch schon wieder.

„Und was machen wir jetzt?“ fragte Draco.

„Warten…“ schlug Albus vor. „Was anderes bleibt uns wohl nicht übrig. Ihr könntet auch schlafen. Aber ich bekomme bestimmt kein Auge zu!“

/Ich auch nicht!\ meinte Harry zu Draco.

Draco lächelte:„Kein Wunder, du hast die letzten 24 Stunden ja auch fast durchgeschlafen!“

Etwas bedrückt sah Harry auf den Boden. Draco setzte sich neben ihn und zog ihn in seine Arme. Ihm war klar, dass Harry sich für seine Tat schämte.

„Vielleicht sollten wir in den Salon gehen!“ schlug Albus vor. „Dort ist es gemütlicher als hier!“

„Gute Idee!“ Draco nickte.

/Und was machen wir dann da?\ wollte Harry wissen.

„Mal sehen!“ Draco zuckte mit den Schultern.
 

Harry war im laufe der Nacht doch noch einmal an Draco gelehnt eingeschlafen. Der Blonde derweilen verfiel in Diskussionen mit Albus über die Simior und die Vorgänge auf Hogwarts.

Als mit den frühen Morgenstunden langsam Leben in das Haus einkehrte, machte Albus sich auf den Weg zu Tom. Draco blieb bei dem immer noch schlafenden Harry. Rechtzeitig vor dem Frühstück würde er den Schwarzhaarigen schon wecken.

Doch das Wecken Harrys übernahm jemand anderes, der mit einem lauten:„Guten Morgen!“, in den Salon stürmte.

Harry saß sofort aufrecht auf der Couch und sah sich sichtlich erschrocken um. Draco funkelte den Jungen, der gerade den Raum betreten hatte, wütend an.

Mit kalter Stimme sagte er:„Du könntest etwas mehr Rücksicht nehmen, Josh!“

Angesprochener grinste:„Hab ich euch gestört?“

/Du weißt genau wie es um Harry steht! Und eigentlich wollte ich ihn erst einmal auf dich vorbereiten!\ meinte Draco in Gedanken, so dass Harry es nicht mitbekam.

/Wer bist du?\ fragte Harry unsicher. Das Aussehen des Jungen in der Tür verwirrte ihn.

„Ich bin Joshua!“ meinte der Junge breit grinsend.

Joshua war hoch gewachsen und wirkte so, als würde er täglich mehrere Stunden Sport treiben. Die kurzen, schwarzen Haare schimmerten leicht grünlich wenn er den Kopf bewegte. Fröhliche, pechschwarze Augen musterten Harry neugierig.

„Und du bist Harry, nicht wahr?“

Harry nickte nur, immer noch perplex, aber unsicher, wie er sich verhalten sollte.

Draco seufzte:„Dann muss ich dich wohl doch ins sprichwörtlich kalte Wasser werfen!“

Harry sah ihn nur verwirrt an.

„Josh ist dein Bruder! Dein Zwilling, um genau zu sein!“ murmelte Draco. Irgendwie war ihm selbst diese Situation unangenehm.

Harry sah ihn blinzelnd an, dann sah er zu Joshua und wieder zu Draco. Schließlich schüttelte er den Kopf und meinte zu beiden: /Nein!\

„Draco, kannst du uns vielleicht allein alles?“ fragte Josh und sah den Blonden durchdringend an.

Dieser sah zu Harry. Obwohl er wusste, dass es Harry alles andere als angenehm war, wenn Draco ihn jetzt allein ließ, nickte der Blonde. Harry sah ihn flehend an.

Draco seufzte:„Ihr solltet euch wirklich allein unterhalten… Josh hat lange auf diesen Tag gewartet!“

Harry sah zu seinem angeblichen Bruder, dann wieder zu Draco. Er wollte mit niemandem ganz allein im Raum sein. Schon gar nicht mit irgendwem, den er nicht kannte. Gleichzeitig spürte er tief in sich irgendetwas, das ihm versuchte klar zu machen, dass er Joshua trauen konnte.

Draco stand auf, auch wenn es ihm schwer viel, Harrys ängstliche Blicke zu ignorieren. Doch dieses Gespräch war nötig. Draco wusste als einziger, wer die beiden Brüder waren. Noch kannten sie sich nicht, doch wenn diese Hürde erst einmal überwunden war... Der Slytherin lächelte, als er die Tür hinter sich schloss. Die Simiors konnten sich auf etwas gefasst machen!

Joshua setzte sich Harry gegenüber auf das zweite Sofa. Harry schwieg, beobachtete ihn nur mit Argusaugen.

Josh begann zögernd zu sprechen:„Du fragst dich sicher, wie es möglich ist, dass ich dein Bruder bin... Zumal ich vermutlich nicht mehr in den Stammbüchern in Hogwarts verzeichnet bin!“

Harry nickte.

„Damals... als unsere Eltern ermordet worden sind, war ich schon hier bei Großvater. Eigentlich solltest auch du hier sein, doch du warst krank geworden und Mum hat dich deswegen mit zurück nach Godrics Hollow genommen“, erzählte Joshua. „Großvater hat mir erzählt, dass er sich riesige Vorwürfe gemacht hat, nachdem die Simior euch angegriffen hatten. Er hatte bei euch sein wollen, aber es gab Ärger mit seinen Gefolgsleuten und er kam später als geplant... zu spät! Simior hatte dich bereits verschleppt!

Als er raus fand, wo du dich befandest, hatte Simior bereits einen Bann auf dich gesprochen, der es uns allen unmöglich machte, sich dir zu nähern. Uns blieb nichts weiter übrig, als zu warten. Und Grandpa blieb vorläufig Spion im Orden des Phönix.

Seit ich diese Geschichte kenne, sehne ich diesen Tag herbei, an dem wir uns begegnen... Daimos!“

Harry sah ihn aus großen Augen an: /Woher weißt du das?\

Joshua lächelte:„Wir sind Zwillinge, schon vergessen? ... Ich wurde formal aus der Familie verband, damit mein Name in keinen Familienregistern auftaucht. Neben den Hütern sind wir beide diejenigen, die der Clan unbedingt in der Hand haben will. Laut den Legenden soll einer von uns beiden das Leben in Händen halten.“

/Ich sicherlich nicht!\ entgegnete Harry leise und dennoch fest davon überzeugt.

Joshua lächelte leicht:„Wer weiß. Das Leben wird auch wieder Berg auf gehen, Harry!“ Er stand auf und hockte sich vor seinen Bruder. „Vielleicht sind es gerade die Erfahrungen, die du in den letzten Jahren gemacht hast, die dir einen Schlüssel zu Kräften in die Hände legen, von denen andere Menschen nur Träumen können!“

/Ich will das nicht!\ murmelte Harry. /Kann ich nicht einfach ein ganz normales Leben haben?\

Jetzt setzte Joshua sich doch neben seinen Bruder, nahm ihn in den Arm und wollte etwas sagen. Bilder, die plötzlich in seinem Kopf auftauchten hinderten ihn daran.

Er sah seine Eltern, wie sie über ein Kinderbett gebeugt standen. Es war, als würde er selbst darin liegen. Josh hörte ein Klingeln und sah wie sein Vater etwas unverständliches zu seiner Mutter sagte und dann aus seinem Blickfeld verschwand.

Joshua musste sich zwingen ein Stück von Harry weg zu rutschen.

/Was... war das?\ wollte Harry überrascht wissen.

Bevor Joshua ihm antwortete, nahm er Verbindung zu seinem Großvater auf:/Grandpa, das dauert hier jetzt wohl noch etwas!\

/Wieso?\ erklang Toms Stimme.

/Ich habe gerade einen Teil von Harrys Erinnerung gesehen!\ erwiderte Josh.

/Ich sag den anderen bescheid, sie sollen euch nicht stören!\ antwortete Tom besorgt. /Wenn ihr Hilfe braucht, sagst du bescheid, ja?\

/Natürlich!\ entgegnete Joshua. Dann wandte er sich an seinen Bruder:„Das, was wir beide gerade gesehen haben Harry, war ein Teil deiner Erinnerungen. Bei Zwillingen, die getrennt aufgewachsen sind und ein bestimmtes Maß an Magie besitzen, tritt dieses Phänomen relativ häufig auf. Obwohl dieses Thema seit Jahrzehnten erforscht wird, weiß man immer noch nicht, wie genau es zu Stande kommt.

Jedes Mal, wenn wir uns berühren, werden wir in die Erinnerungen von einem von uns beiden eintauchen. Je länger der Körperkontakt, desto mehr Erinnerungen sehen wir. Es wäre am Besten, wenn das ganze hintereinander weg geschieht. Das ganze wird erst aufhören, Harry, wenn wir all unsere Erinnerungen noch einmal durchlebt haben! Auch wenn wir alles sehen bzw. erleben, werden hier nur einige Stunden vergehen.“

/Du würdest mein ganzen Leben sehen? - Und ich deines?\ fragte Harry und Joshua spürte die Angst die in diesen Worten mit schwang. Er hatte schon wieder das Bedürfnis seinen Bruder in den Arm zu nehmen, allerdings wusste er, dass das jetzt keine gute Idee war.

„Wenn du nicht willst, dann lassen wir das, Harry“, meinte Joshua sanft. „Dann müssen wir nur aufpassen, dass wir uns nicht zu nahe kommen!“ Er wusste, dass das nicht auf die Dauer funktionieren würde. Dieses Phänomen war höhere Magie und diese würde sich ihren Weg schon suchen. Aber vielleicht brauchte Harry einfach nur noch etwas Zeit. Eigentlich war Joshua für ihn ja immer noch ein Fremder.

/Kann man das irgendwie – steuern?\ wollte Harry vorsichtig wissen.

„Wie meinst du das?“ fragte Josh.

/Dass wir zuerst deine Erinnerungen sehen?\ präzisierte Harry seine Frage.

„Ich denke schon!“ Josh war erleichtert über diese Entscheidung von Harry. „Bereit?“

Harry nickte. Er konnte es sich nicht erklären, aber er vertraute Joshua. Noch konnte er ihn nicht als seinen Bruder bezeichnen, aber die Zeit würde das schon mit sich bringen, hoffte Harry. Er lehnte sich an Joshua und schloss die Augen, in der Hoffnung, dass es wirklich nicht seine Erinnerungen waren, die sie gleich zu sehen bekommen würden.
 

~~~~
 

Harry nahm wahr, dass er in einem Zimmer saß, welches eindeutig für zwei Kinder gedacht war. Er war jedoch allein. Zumindest war keine andere Person in dem Kinderzimmer. Er konnte Joshua aber ganz nah bei sich spüren.

~Das muss der Tag gewesen sein, an dem Mum und Dad gestorben sind!~ erklang Joshuas Stimme, obwohl Harry ihn immer noch nicht sehen konnte.

~Warum?~ fragte Harry.

~An dem Tag haben sich unsere Wege getrennt~, erklärte Josh.

Ihr kleines Gespräch wurde unterbrochen, als Albus das Kinderzimmer betrat. Er schien noch nichts zu ahnen. Unbekümmert begann er mit dem kleinen Jungen zu spielen. Harry fühlte sich, als wäre er selbst dieser kleine Junge.

Stunden schienen zu vergehen, in denen Harry ein Glück empfand, dass er aus seinem eigenen Leben nicht kannte. Irgendwann kam ein blonder Mann, in dem Harry Lucius Malfoy erkannte, in das Zimmer. Er brachte Draco mit und nach wenigen Minuten ließen die beiden Erwachsenen die Kinder alleine spielen.

Mit der Zeit vergaßen Harry als auch Joshua, dass sie sich eigentlich nur in einer Erinnerung befanden. Für beide fühlte es sich so an, als würden sie das, was Joshuas Erinnerung war, selbst erleben.

Am Abend, als Albus seinen Enkel gerade ins Bett bringen wollte, fing dieser ohne ersichtlichen Grund an zu weinen und war auch nicht mehr zu beruhigen. Was Albus auch versuchte, er konnte Joshua nicht beruhigen, zumal er selbst schon den ganzen Abend unruhig war.

Als Narzissa Malfoy das Zimmer betrat und etwas zu Albus sagte, dass Joshua nicht verstand, übergab Albus seinen Enkel der blonden Frau und verließ sichtlich geschockt das Zimmer. Narzissa versuchte den Jungen auf ihren Armen zu beruhigen – vergeblich. Es dauerte lange, bis Joshua vor Erschöpfung in ihren Armen einschlief.

In den nächsten Tagen war die Trauer nicht aus dem Manor zu verbannen. Selbst Joshua, der nicht verstand, was die Erwachsenen aus der Bahn geworfen hatte, war für viele Wochen nicht mehr der fröhliche Junge, der er vor dem 31. Oktober gewesen war. Er spürte, dass seinen Eltern und seinem Bruder etwas zugestoßen war.

Über ihn legte sich jedoch das Vergessen. Er war zu jung, um sich all die Eindrücke, die auf ihn nieder prasselten, zu behalten. Die vielen glücklichen Ereignisse der nächsten Jahre verdrängten diese Tage der Trauer und lange Zeit fragte Joshua nicht nach seinen Eltern.

Joshuas Kindheit war die eines ganz normalen Jungen. Er wurde von den Malfoys erzogen. Albus konnte nur in den Ferien relativ regelmäßig in Riddle Manor sein und behielt deshalb immer den Status des Großvaters, der seinem Enkelkind so gut wie alles durchgehen ließ.

Draco und Blaise wurden zu den besten Freunden von Joshua und die drei stellten, sobald sie allein durch das Haus und den Park streifen konnten, eine Menge Unsinn an. Lucius trieb das so manches Mal fast zur Weißglut, während Narzissa immer einen kühlen Kopf bewahrte.

Blaise und Joshua wuchsen genauso wie Draco mit dem Wissen auf, was ihr blonder Freund war. Alle drei erfuhren, als sie ungefähr fünf Jahre alt waren, von der Legende über die Hüter des Schicksals. Doch keiner der drei Jungen kümmerte sich wirklich darum. Das einzige, was sie mit Freuden ausnutzen war, dass Draco schon sehr früh lernte seinen Magie zu lenken.

Als Joshua sieben war, erzählte Albus ihm von seinen Eltern und seinen Bruder. Joshua hatte schon früher oft nach seinen Eltern gefragt. Das einzige, was er jedoch immer erfahren hatte, war dass sie kurz nach seinem ersten Geburtstag gestorben waren. Als er erfuhr, warum seine Eltern gestorben waren machte sich zuerst wieder Trauer in ihm breit. Als er jedoch erfuhr, dass er einen Zwillingsbruder hatte, der auch noch am Leben war, wollte er diesen unbedingt kennen lernen.

Albus nahm ihm die Hoffnung auf ein baldiges kennen lernen jedoch fast sofort. So gut es ging versuchte Albus dem Siebenjährigen klar zu machen, dass sie seinen Bruder nicht einfach zu sich holen konnten. Warum genau das nicht ging, verstand Joshua damals noch nicht.

Von diesem Tag an wartete Joshua sehnsüchtig auf seinen elften Geburtstag. Er dachte zu diesem Zeitpunkt noch, er würde nach Hogwarts gehen. Dort würde er seinen Bruder sicherlich kennen lernen können. Wenn er sich allein auf Streifzüge durch den Park machte, stellte er sich immer vor, sein Bruder wäre bei ihm. Er erzählte auch Draco und Blaise von seinem Bruder, woraufhin die drei Jungen oft in die wildesten Spekulationen über das Leben von Joshuas Bruder versanken. Doch immer war es ein Leben voller Freude und Abenteuer.

Als Blaise und Draco vier Jahre später ihre Hogwartsbriefe erhielten und Joshua nicht, stritt der Junge sich das erste Mal mit seinem Großvater. Wochenlang war er wütend auf Albus und redete mit ihm kein Wort. Er wollte nach Hogwarts! Dort war sein Bruder, also wollte er auch hin.

Viele Tage und viele böse Worte später hörte er Albus dann doch zu. Albus erzählte von dem Streit zwischen den Slytherin und den Ravenclaw, und dass James und Lily Potter diesem Streit zum Opfer gefallen waren. Ebenso erzählte er von Tom, der noch immer verschwunden war, seit James Mutter tot war. Joshua konnte nicht nach Hogwarts, das wäre viel zu gefährlich für ihn gewesen. Der Clan der Roimis hatte viele Leute, die Einfluss auf Hogwarts hatten. Albus musste in Hogwarts auf Joshuas Bruder und auf Draco aufpassen. Für beide ging vom Clan eine unermessliche Gefahr aus, und auch Joshua würde auf Hogwarts dieser Gefahr ausgesetzt sein.

Es war nicht so, dass Joshua die Gefahr auf Anhieb erkannte, aber er nahm es widerwillig hin, dass er vorläufig Privatunterricht bekommen würde. Er lernte eifrig, denn Albus hatte ihm versprochen, sobald er sich selbst schützen konnte, durfte er nach Hogwarts.

Wenn Joshua nicht mit Lernen beschäftigt war, dann war er ab diesem Tag nur noch in der Bibliothek anzutreffen. Er forschte über das nach, was Draco war und stieß irgendwann auf die Namen Joshua Ardus Fator und Daimos Atrus Fator. Das Buch, in dem er diese Name fand, hatte in der hintersten Ecke der Bibliothek gestanden und war, der Staubschicht nach zu Urteilen, seit Jahrzehnten nicht mehr gelesen worden. Als er Albus und Lucius danach fragte, wussten beide mit den Namen nichts anzufangen.

Eine Weile ließ er das auf sich beruhen, bis er, nach der Quiditschweltmeisterschaft, aus reiner Neugierde sich mit den alten Familien der Zauberer beschäftigte und in den Registern auf den Namen Fator stieß. Allerdings stand in den Stammbäumen nur Daimos verzeichnet. Joshua stand erneut vor einem Rätsel, bei dem ihm niemand weiterhelfen konnte.

Tagelang studierte er den Stammbaum von Daimos und stieß auf Antworten, die er sich nicht erklären konnte. Aber dieser Daimos Fator musste sein Bruder sein. Das würde auch erklären, warum der andere Fator, folglich ja er, nicht in dem Stammbaum eingetragen war.

Albus hatte ihm erzählt, dass Joshua, kurz nach dem Tod seiner Eltern, formell aus der Familie verbannt worden war, damit sein Name in keinem der Stammbäume mehr auftauchte. Warum auch immer die Simior seine Eltern angegriffen hatten, sie hatten es anscheinend auf die beiden Kinder abgesehen gehabt. Vielleicht wussten sie aber auch gar nicht, dass Joshua existierte und hatten deshalb, nachdem sie Harry mitgenommen hatten, Ruhe gegeben. Es war besser wenn sie weiterhin in diesem Glauben blieben und nicht irgendwann durch Zufall auf Joshuas Namen stießen.

Albus ahnte ja nicht, dass der Name „Harry Potter“ nirgends in den Chroniken auftauchte, weil er eigentlich gar nicht existierte. Er hatte sich nie die Mühe gemacht das ganze nach zu prüfen.

Joshua behielt Stillschweigen über das, was er herausgefunden hatte. Mittlerweile wusste er, zu was der Clan fähig war und verstand, warum er nicht nach Hogwarts durfte. Trotzdem wuchs der Wunsch, seinen Bruder kennen zu lernen immer mehr.

Seine Gedanken über die rätselhaften zweiten Namen von ihm und seinem Bruder wurden für einige Monate zur Seite geschoben, als Tom ohne Vorwarnung wieder im Manor auftauchte. Lucius und Narzissa kannten ihn selbst nur von Bildern. Selbst Albus war überrascht Tom nach über 30 Jahren wieder zu sehen.

Als Tom erfuhr, was in seiner Abwesenheit geschehen war, setzte er alles daran mit Harry in Kontakt zu treten. Da Harry in den letzten Jahren jedoch wieder eingetrichtert bekommen hatten, das Tom Riddle Voldemort sei, stellte sich das wesentlich schwieriger als angenommen heraus.

Gleichzeitig verbrachte Tom so viel Zeit wie möglich mit Joshua, der Tom sofort als Großvater akzeptiert hatte, obwohl er ihn das erste Mal in seinem Leben sah. Endlich hatte Joshua auch jemanden mit dem er sich ausführlich über das Problem mit den Namen unterhalten konnte. Tom konnte ihm zwar nicht sehr viel weiter helfen, doch allein über seine Theorien zu reden, half Joshua seine Gedanken zu ordnen.

Anderthalb Jahre vergingen in denen Tom immer wieder versuchte mit Harry in Kontakt zu treten und Joshua die Bibliothek auf der Suche nach weiteren Informationen durchforstete. Dann stellte sich den Bewohnern von Riddle Manor und den Untergebenen Toms erst einmal ein anderes Problem.

Albus schlug Alarm, da er erfahren hatte, dass Joseph Simior dafür sorgen wollte, dass Sirius zurück nach Askaban kam. Sirius musste untertauchen. Sie alle ahnten, dass das für Harry ein harter Schlag sein würde, aber der Bann, der immer noch auf ihm lag, verhinderte weiterhin, dass er die Wahrheit erfuhr.

Joshua sah dem ganzen mit gemischten Gefühlen entgegen. Er wusste von Sirius nur aus den Erzählungen von Lucius, Narzissa und Albus. Natürlich wusste Joshua, dass Sirius auch sein Patenonkel war, aber er wusste ihn einfach nicht einzuschätzen. Also wartete er, bis Sirius im Manor erscheinen würde.

Als das dann, anderthalb Monate vor seinem sechzehnten Geburtstag, endlich geschah, herrschte erst einmal ein ziemlich kaltes Klima zwischen Joshua und Sirius. Es gelang Joshua einfach nicht, dem Animagus Vertrauen entgegen zu bringen. Weshalb konnte er selbst nicht sagen.

Erst mit Beginn der Ferien, als Draco und Blaise aus Hogwarts zurückkehrten, begann Joshua über seine beiden Freunde den neuen Bewohner des Manors langsam kennen zu lernen. Joshua wie Sirius waren beide gleichermaßen geschockt darüber, wie schwer Harry von dem angeblichen Tod seines Paten getroffen worden war.

Sirius wäre am liebsten sofort zu den Muggeln gegangen und hätte Harry von dort weggeholt. Aber dank eines Zaubers von Tom war es Sirius unmöglich die Grenzen des Anwesens zu überschreiten. Es hätte Sirius wahrscheinlich wirklich umgebracht, wenn er sich in London hätte blicken lassen.

Draco suchte währenddessen wegen eines ganz anderen Problems Rat bei Joshua und auch bei Sirius. Draco verspürte Gefühle in der Nähe von Harry, die er sich nicht erklären konnte. Sirius fand schnell eine Antwort auf die Fragen des Blonden, was diesem jedoch nur noch mehr den Boden unter den Füßen weg riss. Der Animagus konnte sich die Verzweiflung von Draco nicht erklären. Joshua und Blaise wussten jedoch auf Anhieb, warum Draco plötzlich so niedergeschlagen war und nichts half um ihn aufzuheitern.

Diese Sommerferien schienen wie im Fluge zu vergehen. Joshua machte sich, neben dem ganzen Trubel der seit Sirius Ankunft im Manor herrschte, auch große Sorgen um Albus. Sein Großvater kam sie nur zwei Mal besuchen. Der Clan ließ ihn strenger überwachen als die Jahr zuvor und Albus hielt sich die meiste Zeit im Hauptquartier des Ordens des Phönix auf.

Als das sechste Schuljahr für Draco, Blaise und auch für Harry begann, packte Joshua eine unglaubliche Unruhe. Er wollte nach Hogwarts zu seinem Bruder, doch er wusste nur zu gut, dass es jetzt noch viel gefährlicher als jemals zuvor war. Also blieb er schweren Herzens auf Riddle Manor.

Die Zeit schien nicht vergehen zu wollen. Die Tage schienen nicht vorbei gehen zu wollen, egal wie sehr Joshua sich in den Schulstoff vergrub oder wie viel er mit Sirius und Tom trainierte. Ihn wurmte es, nicht zu wissen, was auf Hogwarts vor sich ging. In den letzten Jahre hatte er immer mit Draco und Blaise in Kontakt gestanden, doch das war ihm in diesem Jahr von Tom untersagt worden.

Die Sorge um seinen Bruder wuchs immer mehr und er konnte nicht einmal sagen, woran das lag. Er hatte Harry noch nie zu Gesicht bekommen und doch konnte er spüren, dass es seinem Bruder nicht gut ging.

Doch auch dieses Schuljahr ging irgendwann vorbei. Allerdings trug das auch nicht zur Besserung von Joshuas Stimmung bei. Während der Sommerferien meldete sich sein Großvater kein einziges Mal und er war nicht der einzige, dem das Kopfzerbrechen bereitete. War irgendetwas in Hogwarts geschehen?

Toms Suche nach Albus verlief erfolglos. Dracos Bericht darüber, wie es Harry im vergangenen Schuljahr gegangen war, verstärkte die Sorge noch mehr. Und Severus berichtete, das Albus sich in den letzten Schulwochen seltsam verhalten hatte. So viele Fragen wurden aufgeworfen und es gab keine einzige Antwort.

Joshua, Draco und Blaise diskutierten in den Ferien viel darüber, ob Draco im nächsten Schuljahr nach Hogwarts zurückkehren sollte oder ob er sich lieber sofort auf die Suche nach den anderen Hütern des Schicksals machen sollte. Letztendlich folgte Draco seinem Herzen, dass ihn nach Hogwarts führte, wo er Harry im Auge behalten konnte.

Joshua versuchte Tom davon zu überzeugen, dass er im letzten Schuljahr nach Hogwarts durfte. Vergeblich. Tom sah Albus und Harry in ständiger Gefahr schweben und wollte um keinen Preis auch noch seinen zweiten Enkel dieser Gefahr aussetzten. Nach vielen Diskussionen, die oft heftiger wurden als beabsichtigt, ergab Joshua sich schließlich doch in sein Schicksal und stimmte zu, weiter in Riddle Manor aus zu harren.

Als jedoch am 2. September von Albus eine Nachricht kam, was am Abend nach dem Festessen vorgefallen war, musste Tom Joshua mit Hilfe von mehreren Zaubern im Manor einsperren. Erst als er sich Stunden später wieder beruhigt hatte, sah er ein, dass sein Auftauchen Harry nur aus der Bahn werfen würde.

So lenkte er sich die kommenden Tage so gut es ging ab.
 

~~~~
 

An dieser Stelle brachen die Erinnerungen Joshuas ab.

Harry rutschte ein Stück von seinem Bruder weg und starrte ins Leere. Joshuas Blick flog kurz zu der Uhr über dem Kamin. Sie hatten fünf Stunden in seinen Erinnerungen verbracht.

Josh sah zu Harry und fragte leise:„Alles in Ordnung?“

Harry nickte. Es vergingen ein paar Minuten, bevor er antwortete:/Ich habe alles so erlebt, als wäre ich du! Erst als ich gerade wieder -\ Er überlegte wie er es ausdrücken sollte. /- aufgewacht bin, habe ich mich daran erinnert, dass das ganze nur deine Erinnerung war! Es ist, als hätte ich die letzten 16 Jahre zwei Mal erlebt.\

„Ist das so schlimm, dass du jetzt so traurig aussiehst?“ fragte Joshua sanft.

Harry schüttelte den Kopf. /Du hattest so ein schönes Leben und – Es ist, als wäre das jetzt auch ein Teil von meinem Leben!\ Unbemerkt von Harry liefen ihm Tränen über die Wangen.

Joshua wollte die Tränen wegwischen, seinen Bruder trösten, doch kaum berührten seine Finger die geröteten Wangen, sah er wieder James aus einem Blickfeld verschwinden.

Augenblicklich rutschte Harry ein Stück von ihm weg. /Nein!\

„Harry?“ Verwirrt aber auch traurig sah Joshua zu seinem Bruder, der sich in die Ecke der Couch verkroch.

/Ich... ich will nicht... nicht, dass...\ Der Gryffindor sprach nicht weiter. Tränen liefen ihm in Strömen über die Wangen und er schniefte leise.

„Was möchtest du nicht, Harry?“ fragte Joshua sanft. Er fühlte sich so unendlich hilflos seinen Bruder nicht trösten zu können. Jede Berührung würde erneut die Erinnerungen hochrufen.

/Mein Leben soll kein Teil von deinem werden!\ antwortete Harry leise.

Joshua sah seinen Bruder traurig an:„Wovor hast du Angst, Harry?“

/Du würdest das gleiche durchmachen wie ich!\ Joshua konnte die Stimme seines Bruder in seinem Kopf kaum hören.

„Ich möchte dir Helfen, Harry!“ Joshua seufzte und kämpfte gegen den immensen Drang an, seinen Bruder in die Arme zu nehmen. „Und versuchen dich zu verstehen!“

Harry schüttelte den Kopf. /Ich will nicht, dass du... Was, wenn es dir danach so geht wie mir?\ Pure Verzweiflung war aus Harrys Augen zu lesen.

„Das wird es nicht!“ Joshua lächelte sanft. „Meine Erinnerungen sind zwar ab heute ein Teil von dir, aber sie haben dich nicht verändert, oder?“

Harry schüttelte den Kopf.

„Siehst du. Egal was ich sehe, wenn du mir dein Leben zeigst, egal was ich fühle, es sind nur Erinnerungen. Sie sind nicht dazu in der Lage, mich zu verändert!“ meinte Joshua. Er wusste jedoch nicht, ob es stimmte, was er sagte. „Ich möchte verstehen, warum du ... warum du deinen Lebenswillen verloren hast. Und ich möchte dir helfen, darüber hinweg zu kommen!“

/Du wirst das alles spüren!\ meinte Harry verzweifelt. /Alles!\

„Und ich werde damit klar kommen!“ versicherte Joshua. „Wir werden gemeinsam damit klar kommen!“

/Sicher?\ fragte Harry.

Joshua nickte.

Harry sah ihn noch immer unsicher an. Doch dann meinte er:/Okay...\

Joshua folgte seiner inneren Stimme und nahm seinen Bruder in den Arm. „Ich bin bei dir!“ flüsterte er Harry noch zu, bevor sie beide in den Erinnerungen des Gryffindors versanken.
 

~~~~
 

Joshua fand sich erneut, zum dritten mal an diesem Tag, in dem Kinderzimmer in Godrics Hollow wieder. Und wieder lag er in dem Kinderbettchen, über dem seine Eltern gebeugt standen. Wieder sah er, wie seine Eltern sich unterhielten, ohne dass er es verstand und erneut verschwand sein Vater aus seinem Blickfeld.

Es verging nicht viel Zeit, bis seine Mutter erschrocken zusammen fuhr, weil von unten Lärm zu ihnen hinauf drang. Lily nahm Harry aus seinem Bett und wollte fliehen, doch als sie sich umdrehte, stand ein alter Mann in der Tür. Er hatte seinen Zauberstab auf Lily gerichtet und grinste hämisch.

Es ging viel zu schnell, als dass der gerade einjährige Junge mitbekommen konnte, was geschah. Er sah nur, wie ein grüner Blitz den Zauberstab verließ und ihn traf. Dass seine Mutter schützend die Arme um ihn geschlungen hatte und der Fluch zuerst sie getroffen hatte, bekam Harry nicht mit.

Er begann zu weinen, als seine Mutter fiel und er mit ihr. Der Mann in der Tür ließ ihn einfach schreiend liegen und verschwand. Irgendwann, als Harry schon viel zu erschöpft war, um noch zu weinen, kam ein riesiger Mann, der ihn mit sich nahm und ihn in seinem Mantel versteckte. Harry schlief dort ein.

Er fand sich in einem fremden Haus, bei fremden Menschen wieder, die ihn kaum beachteten. Monate vergingen und die fremden Menschen kümmerten sich nur widerwillig um Harry. Sie brachten ihm jedoch so schnell wie möglich das Laufen bei.

Kaum konnte Harry einigermaßen sicher laufen, gaben sie ihm Aufgaben. Am Anfang musste er nur Sachen durch das Haus tragen, in den Garten bringen oder von dort rein holen. Wenn der andere Junge, um den der Mann und die Frau sich Tag und Nacht kümmerten, etwas haben wollte, wurde immer Harry geschickte es zu holen.

Als Harry und sein Cousin in dem Alter waren, in dem sie eigentlich in den Kindergarten hätten gehen sollen, schickten Harrys Tante und Onkel nur ihren eigenen Sohn in den Kindergarten. Harry musste zu Hause bleiben und seiner Tante helfen. Das kostete weniger Geld, sagte sein Onkel immer. Harry verstand nicht, was er damit gemeint hatte.

Je älter Harry wurde, desto mehr Aufgaben bekam er. Fenster putzen, Garten pflegen, sauber machen. Sobald er, auf einem Stuhl stehend, an alle Schränke in der Küche heran kam, musste er morgens, mittags und abends, das Essen machen. Erledigte er seine Aufgaben nicht ordentlich, oder schaffte er etwas nicht, dann wurde er ohne Essen in den Schrank unter der Treppe gesperrt, der sein Zimmer darstellte.

Als Harry, zusammen mit seinem Cousin, in die Schule kam, änderte sich nicht viel an dem Tagesablauf. Anfangs lernte Harry mit Begeisterung. Doch als sein Onkel ihn schlug, weil er bessere Leistungen hatte als sein Cousin, fing er an absichtlich Fehler zu machen. Zu seinen Aufgaben kam, seit Beginn der Schule, auch hinzu, dass er die Hausaufgaben seines Cousins machen musste. Und wenn er dort Fehler machte, wurde er auch geschlagen.

Von seinen Verwandten wurde Harry selten mit seinem richtigen Namen angesprochen. „Missgeburt“ und „Freak“ zählten noch zu den angenehmsten Dingen, mit denen sein Onkel und seine Tante ihn riefen. Sein Cousin machte sich mit der Zeit einen Spaß daraus immer neue Begriffe für ihn zu erfinden.

Ändern tat sich in Harrys Leben erst etwas, als die Hogwartsbriefe kamen und Hagrid ihn, trotz der Fluchtversuche seines Onkels, mit in die Winkelgasse nahm. Das erste Mal bekam Harry das Gefühl nicht unerwünscht zu sein.

Seit Hagrids Besuch verhielten seine Verwandten sich etwas freundlicher ihm gegenüber. Sein Onkel fuhr ihn am 1. September sogar zum Bahnhof, wo Harry einige Schwierigkeiten hatte, das Gleis 9¾ zu finden.

Der ganze Ruhm, der aus für ihn nicht wirklich ersichtlichen Gründen plötzlich auf ihn nieder hagelte, verunsicherte ihn am Anfang sehr. Doch er lernte schnell ihn zu ignorieren, hatte er in Ron und etwas später auch in Hermine scheinbar wirklich gute Freunde gefunden, die zu ihm hielten.

Als Harry, nach bestanden Abenteuer mit dem Stein der Weisen, in den Sommerferien zurück zu seinen Verwandten musste, war ihm unbehaglich zu mute. Es ging aber alles gut und seine Verwandten ließen ihn in Ruhe, so lange bis Dobby auftauchte. Mit dem Brief vom Ministerium, in dem stand er dürfe nicht Zaubern, veränderte sich das Verhalten seiner Verwandten schlagartig. Seine Tante und sein Onkel überschütteten ihn wieder mit Aufgaben und sein Cousin machte sich einen Spaß daraus ihn mit seiner Gang durch die Straßen zu jagen.

Wie froh Harry war, als die Weasleys ihn abholten und er bei ihnen den Rest der Ferien verbrachte. Noch ahnte er ja nicht, was in der Schule wieder auf ihn zukommen würde.

In seinem zweiten Schuljahr wurde Harry in die Einsamkeit geschleudert, als er der Schlange befahl niemanden zu verletzten. Jeder machte einen Bogen um ihn, selbst Ron und Hermine sahen ihn skeptisch an. So lange, bis sie der Kammer des Schreckens auf die Spur kamen und er zum Schluss wieder allein dem Monster, diesmal in Form eines Basilisken, gegenüber stand.

Die folgenden Ferien entwickelten sich erneut zur Hölle. Sein Onkel war unbekannt aggressiv und Harry wusste oft nicht einmal, was er falsch gemacht hatte, wenn sein Onkel mal wieder zum Gürtel griff und ihn auspeitschte. Wie froh war Harry, als das Missgeschick mit der Schwester seines Onkels passierte und man ihn, nicht ohne ihm vorher noch einmal eine Tracht Prügel zu verpassen, vor die Tür setzte.

Weniger froh war er über die Aufregung im kommenden Schuljahr, weil der flüchtige Sirius Black es angeblich auf sein Leben abgesehen hatte. Als Harry jedoch erfuhr, welche Rolle Sirius in seinem Leben spielte, keimte erneut Hoffnung auf ein besseres Leben in ihm auf. Da war es auch egal, dass er noch warten musste, weil Sirius noch immer gesucht wurde.

Mit dem Gedanken an Sirius überstand Harry die Zeit bei seinen Verwandten vor der Quidditschweltmeisterschaft, besser als die Ferien zuvor. Das große Sportereignis ließ ihn seine Schmerzen vergessen und für wenige Tage ein einfacher Junge sein, bis das dunkle Mal über dem Zeltplatz auftauchte.

Das trimagische Turnier sorgte erneut für mehr aufsehen, als Harry wollte und für einen Streit mit Ron, der Harry an sich selbst zweifeln ließ. Das Turnier endete in einer Katastrophe, an der die Welt Harry die Schuld gab. Und Harry selbst glaubte, was die anderen ihm vorwarfen.

Trost fand er in den Ferien keinen, musste er die meiste Zeit doch wieder bei den Muggeln verbringen. Sie wussten nichts von alldem, was in der Welt der Zauberer geschah und ließen sich auch nicht von Dumbledore einschüchtern. Es ging weiter wie in den vergangenen Ferien. Obwohl Harry sich an den Gedanken klammerte, irgendwann ein schönes Leben mit Sirius zu haben, setzten diese Ferien ihm mehr zu als irgendetwas jemals zuvor.

Als er in sein fünftes Jahr nach Hogwarts zurückkehrte wurde die Folter dort weitergeführt. Die neue Lehrerin für Verteidigung sah im Schmerz die beste Methode der Erziehung und ließ das Harry auch deutlich spüren. Zudem wurde er als Mörder abgestempelt und von so gut wie jedem gemieden. Langsam aber sicher verschwand die Hoffnung aus Harry. Gänzlich zerschlagen wurde sie, als er Sirius durch den Schleier fallen sah. Harry hatte das Gefühl, er würde zerbrechen.

Die Ferien und das nächste Schuljahr erlebte er nur wie durch einen Schleier aus Nebel. Er nahm kaum etwas wahr, spürte nicht einmal den Schmerz der Schläge von seinem Onkel und seinem Cousin. Der Unterricht zog an ihm vorbei, während er in seiner eigenen Welt gefangen zu sein schien.

Wach wurde er erst, als er sich in vollkommener Finsternis wieder fand. Er brauchte lange, um sich daran zu erinnern, wie er hier hergekommen war, oder wo er überhaupt war. In den ersten zwei oder drei Wochen hörte er nur morgens und abends die leisen „Plopp“s mit denen sich die Hauselfen ankündigten und dann wieder verschwanden, sein karges Essen da lassend. In seiner Einsamkeit begann Harry mit der Magie um sich herum zu experimentieren und entdeckte Möglichkeiten, von denen er vorher noch nie etwas gehört hatte.

Irgendwann hörte Harry, wie die Tür geöffnet wurde, doch kein Licht drang in seine Zelle. Er hörte den Fremden und spürte dessen Magie. Leise Hoffnung keimte in ihm, seinem Gefängnis zu entkommen. Doch diese Hoffnung wurde augenblicklich wieder zerschlagen, als er gepackt wurde und man ihn gegen die Wand drückte. Harry hatte nicht die Kraft, sich lange zu wehren, bevor er einfach aufgab und geschehen ließ, was der Fremde mit ihm tat.

Als Harry später wieder allein in seiner Zelle war, verkroch er sich in eine Ecke und weinte stumme Tränen. Er empfand Ekel vor sich selbst und fühlte sich Schuldig, weil er sich nicht gewehrt hatte. Sein Lebenswille, der sein ganzes Leben lang immer kleiner geworden war, war erloschen, in dem Moment, als er erkannte was der Fremde mit ihm vorgehabt hatte.

Der Fremde kam wieder. Vielleicht waren es auch andere. Harry wusste es nicht. Es interessierte ihn auch nicht. Er wartete nur noch auf den Moment, der ihm die Gelegenheit gab seinem Leben ein Ende zu setzten.

Harrys Zeitgefühl war längst verloren gegangen, als er sich plötzlich in seinem Schlafsaal in Gryffindor wiederfand, ohne zu wissen, wie er hierher gekommen war. Draußen war es dunkel, doch Harry konnte die Kutschen sehen, die auf das Eingangsportal zu fuhren. Also musste der 1. September sein.

Harry überlegte lange, ob er zu den Feierlichkeiten gehen sollte. Das letzte, wonach ihm zu Mute war, war das Festessen. Aber wenn er nicht kam, würde man ihn vielleicht suchen. Dann bestand die Gefahr, dass man ihn fand, wenn er noch lebte. Nach dem Essen würde es im Schloss ruhig sein.

Er duschte sich, versuchte den Schmutz von sich zu spülen. Doch er fühlte sich nicht besser, auch als er 20 Minuten unter dem kochenden Wasser gestanden hatte. Der Schmutz haftete nicht an seinem Körper, sondern an seiner Seele und dorthin gelangte das Wasser nicht.

Harry kümmerte sich nicht darum, was er anzog. Er nahm sich blind etwas aus dem Schrank und ging mit schweren Schritten hinunter in die große Halle. Er begegnete auf dem Weg Dumbledore, redete jedoch kein Wort mit ihm.

Nach der Einteilung der Erstklässler und der Eröffnung des Essens saß Harry auf seinem Platz und stocherte in seinem Essen. Er wollte hier weg, endlich alles hinter sich lassen. Die Fröhlichkeit der anderen setzte ihm nur noch mehr zu.

Als das Essen endlich beendet war und die Vertrauensschüler die einzelnen Häuser zu den Gemeinschaftsräumen führten, trennte sich Harry unauffällig von den anderen Gryffindors und streifte einige Zeit ziellos durch die Schule. Er wollte seinem Leben ein Ende setzten, aber er hatte sich bis jetzt noch nie Gedanken darüber gemacht, wie. Letztendlich fand er sich auf dem Südturm wieder, hinter der Brüstung stehend.

Dann erwachte er am Strand des schwarzen Sees und spürte Draco Malfoy neben sich sitzen. Was er von dem Blonden erfuhr brachte ihm seinen Lebenswillen zwar nicht zurück, aber es ließ ihn nachdenken. Für die nächsten Tage verdrängte er, was er im vergangenen Sommer erlebt hatte. Genauso wie er versuchte das Gefühl zu verdrängen, dass sich seit Dracos Kuss in ihm breit gemacht hatte.

Als Draco verschwand spürte Harry die gleiche Angst in sich, wie damals im Ministerium, kurz bevor Sirius durch den Schleier gefallen war. Je länger Draco weg blieb, desto größer wurde die Angst, auch wenn er sich von all dem nichts anmerken ließ. Draco hatte ihm vielleicht seinen Lebenswillen nicht zurückgegeben, aber er hatte in ihm eine winzig kleine Flamme der Hoffnung entfacht.

Diese Flamme erlosch in dem Moment, in dem er spürte, wie Ron seinen Zauberstab zerbrach. Und der Entschluss sein Leben lieber früher als später zu beenden kam zurück, als Harry im Tagespropheten las, ihm solle seine Magie genommen werden.
 

~~~~
 

Harry klammerte sich heulend an seinen Bruder, der selbst die Tränen nicht zurückhalten konnte. Er konnte nicht fassen, was er gesehen – was er selbst erlebt und gespürt hatte in den vergangenen Stunden. Er wusste nicht, wie Harry es geschafft hatte, das sein Leben lang auszuhalten.

Joshua strich Harry, der immer noch von Weinkrämpfen geschüttelt wurde, beruhigend über den Rücken. „Shhhhh, du bist in Sicherheit, Harry. Niemand wird dir mehr wehtun!“

/Ich fühle mich so schmutzig!\ erklang Harrys verzweifelte Stimme Joshuas Kopf.

„Ich weiß!“ murmelte sein Bruder.

/Du hast das alles gespürt, nicht wahr? Als wärst du an meiner Stelle!\ Harrys Verzweiflung schien immer mehr zu wachsen.

Joshua nickte. Er hatte Harrys gesamte Erinnerung so erlebt, als wäre er es selbst, dem all das wieder verfahren war. Er wusste ganz genau wie Harry sich fühlte und bezweifelte, dass diese Erinnerungen, die er miterlebt hatte, wirklich so spurlos an ihm vorbei gegangen waren, wie er es Harry zuvor versichert hatte.

/Ich hätte das nicht zulassen dürfen! Wir hätten uns nicht meine...\ redete Harry drauf los.

Joshua unterbrach ihn leise:„Nein, Harry, pschhh, rede dir das nicht ein! Du hättest es nicht verhindern können. Diese Magie, die dieses Miterleben der Erinnerungen ermöglicht, hätte sich ihren Weg gesucht. Irgendwann hätten wir beide das hier durchziehen müssen. Es ist gut, dass wir es jetzt gemacht haben!“

/Aber, ich will nicht, dass du das alles... das alles...\ Harry unterbrach sich selbst, vergrub sein Gesicht noch mehr in Joshuas Robe.

„Dass ich das alles weiß?“ fragte Joshua vorsichtig nach.

/Dass du das alles fühlst!\ beendete Harry seinen Satz. Langsam ließen seine Tränen nach.

Joshua seufzte:„Ich habe dir vorher gesagt, dass ich dir helfen möchte! Und ich denke – Ich weiß jetzt besser als jeder andere, wie du dich fühlst Harry. Vielleicht hilft mir das, dir über diese Erlebnisse hinweg zu helfen!“

/Und wer hilft dir?\ wollte Harry leise wissen.

Diese Frage brachte Joshua zum Schmunzeln:„Du!“

Harry setzt sich überrascht auf. /Wie sollte ich dir helfen können?\

„Allein dadurch, das du da bist, hilfst du mir! Wir verarbeiten diese Erlebnisse zusammen, hm? Und ich bin mir sicher, dass Draco auch immer für dich da ist!“ meinte Joshua lächelnd.

Harry senkte den Blick und schüttelte den Kopf.

„Wieso nicht?“ fragte Joshua sanft.

/Ich kann ihm das nicht sagen!\ entgegnete Harry traurig.

„Warum nicht?“ wollte Joshua wissen, während er vorsichtig die letzten Tränen von Harrys Wangen wischte.

/Weiß nicht...\ antwortete Harry hilflos. /Ich habe einfach Angst davor!\

Joshua seufzte und zog Harry wieder in seine Arme:„Du brauchst keine Angst zu haben Harry. Erst recht nicht vor Draco. - Wollen wir raus gehen? Frische Luft wird dir gut tun und vielleicht vertreibt ein kleiner Spaziergang für einige Zeit die trüben Gedanken!“

Harry nickte und Joshua zog ihn mit sich hoch, als er aufstand. Von der Terrasse vor dem Salon gelangte man direkt in den Park. Joshua führte Harry etwas herum und zeigte ihm einige der Stellen, die sie vor wenigen Stunden ins Joshuas Erinnerungen gesehen hatten. Irgendwann stießen sie an die Grenze eines Waldes und schlenderten vor den ersten Bäumen entlang.

„Psch!“ meinte Joshua plötzlich, als wenige Meter vor ihnen ein kleines Kätzchen aus dem Unterholz tapste. Vorsichtig ging Josh noch zwei Schritte weiter vor, bevor er sich hin hockte und versuchte das schwarz-weiß getiegerte Katzenjunge an zu locken.

Das legte den Kopf schief, musterte ihn mit den bernsteinfarbenen Augen, rührte sich jedoch nicht vom Platz. Dann tapste es zwei Schritte auf ihn zu und legte den Kopf auf die andere Seite. Als Joshua schon dachte, das Kätzchen würde auf ihn zukommen, machte es einen Sprung zur Seite und verschwand im Wald.

„Schade!“ Joshua stand auf und drehte sich zu seinem Bruder um. Harry stand jedoch nicht mehr hinter ihm. Alarmiert sah Joshua sich um:„Harry?“ Als er keine Antwort erhielt versuchte er es telepathisch, jedoch auch erfolglos. /Grandpa? Dray? Opa?\

/Was?\ erklang es zeitgleich von Tom, Draco und Albus, die von dem leicht panischen Unterton in Joshuas Stimme aufgeschreckt waren.

/Harry ist weg!\
 

~*~*~*~*~*~*~
 

Ich muss zugeben, dass ich diesmal wirklich froh darüber bin, dass die Geschichte sich selbstständig gemacht hat. Ich hatte am Anfang wirklich keine Ahnung, wie ich es schaffen sollte, dass Harry seinem Bruder zumindest etwas vertraut. Außerdem musste ich ihn ja euch auch noch vorstellen. Die Geschichte hat die Antwort selbst geliefert, in dem sie mal wieder von mir Besitz ergriff ^^
 

Animexx:
 

@taeddyx: xD Ich muss momentan selbst etwas aufpassen, dass ich mit der Clan-Geschichte nicht durcheinander komme. Das war auch so ne Sache, wo die Geschichte einfach Besitz von mir ergriffen hat! Und das Leid von Harry scheint irgendwie kein Ende nehmen zu wollen... *seufz*

@Eleseus: Nein, ein Hüter ist er definitiv nicht, aber er wird auch noch seine Aufgabe bekommen ^^

@Hill-Chan: Tja... also, bis Tom und Harry sich begegnen dauert das jetzt noch ein bisschen... Erstmal muss unser lieber Harry wieder nach Riddle Manor finden...

@Trini-chan07: Für die erste Zeit, wie du so schön sagst, die jetzt aber auch schon wieder vorbei ist. Harry hat sich unwissentlich in große Schwierigkeiten gebracht!

@Yami-san: Nein, Harry wird definitiv nie wieder sprechen. Aber er hat ja noch die Telepathie ^^
 

ff.de
 

@AngelsAnny: Zauberer – Nun, ich weiß nicht, ob das später mal für Harry der richtige Begriff ist... Aber zum Squib wird er sicherlich nicht!

@MoniMahoni: Ja, Telepathie ist was schönes ^^

@Aki-san: xD Ich hoffe, auch nach diesem Kapitel hat sich deine Meinung nicht geändert. ^^

@fro: Ron bekommt seine Strafe schon noch irgendwann ^^ Und nun ja... bei Harry ist Draco erst mal nicht... Unser lieber Gryffindor ist ja jetzt erst einmal verschwunden!

@duschgeli: *hust* Harry hat sich nicht ganz freiwillig aus dem Staub gemacht, ohne Dray! Aber keine Angst, der Drache wird Harry folgen ^^

@Werdandi: *am überlegen ist* xD Na, dafür habe ich schon eine Lösung. Aber bis Harry zurück nach Hogwarts geht, dauert es jetzt doch erst einmal ein bisschen. Und erst da wird das mit dem Sprechen ja ein wirkliches Problem. ^^

@LuzifersAngel: Wie du ja bereits gelesen hast, ist deine Befürchtung eingetroffen! Nun ja... nur das mit dem bei Tom bleiben wird nicht so ganz klappen!

@InaBau: Bis Tom und Harry sich begegnen vergeht noch ein wenig Zeit!
 

Danke an euch alle für die vielen Kommentar ^^ *knuddel*
 

bis zum nächsten Chap

glg

ta-chan

Kapitel 8
 

Noch ehe Joshua zu Ende gesprochen hatte, stand Draco plötzlich wie aus dem Nichts vor ihm. „Wo ist Harry?“

Joshua sah ihn verzweifelt an:„Ich weiß es nicht! Er war plötzlich nicht mehr da!“

„Was heißt 'nicht mehr da'? Er kann doch nicht einfach verschwinden!“ meinte Draco aufgebracht.

„Ich mache mir genauso viele Sorgen wie du, Draco. Bitte fahre mich also nicht so an!“ beschwerte sich Joshua. „Ich habe ihn nur kurz aus den Augen gelassen und schon war er weg!“

Tom und Albus, die mittlerweile das kurze Stück vom Haus zum Waldrand zurückgelegt hatten, blieben bei den beiden Jungen stehen.

„Was ist geschehen, Joshua?“ wollte Albus wissen.

„Wir waren spazieren, weil ich dachte, dass Harry sich wieder ein wenig beruhigt an der frischen Luft. Vor uns kam ein Kätzchen aus dem Wald und ich dachte, ich könnte es anlocken. Aber es ist dann wieder im Wald verschwunden und als ich mich umgedreht habe, war Harry weg!“ erzählte Joshua. „Ich konnte ihn nirgendwo mehr sehen!“

„Dann wird er wohl im Wald sein!“ stellte eine Stimme fest, die Joshua nicht zuordnen konnte.

„Wer sind sie?“ fragte Tom misstrauisch den Mann, der plötzlich bei ihnen stand und zückte zur Sicherheit seinen Zauberstab.

„Mein Name ist Merlin, Mr. Riddle. Ich bin der Hüter der Gesundheit und letztes verbleibendes Mitglied der Tafelrunde.“

„Was machst du hier, Merlin?“ wollte Draco wissen.

„Ich wollte eigentlich nachsehen, wie es Harry geht!“ meinte Merlin. „Allerdings scheint Harry das Unglück geradezu an zu ziehen. Warum folgt ihr ihm nicht in den Wald?“

„Weil man den Wald nicht betreten kann. Es ist vollkommen unmöglich, dass Harry im Wald ist!“ warf Joshua verzweifelt ein.

„Man kann den Wald nicht betreten?“ fragte Merlin überrascht.

„Sieh her!“ forderte Draco ihn auf und lief, die Arme demonstrativ zur Seite gestreckt auf den Waldrand zu. Als er jedoch die ersten Bäume hinter sich gelassen hatte, blieb er abrupt stehen. Schock spiegelte sich in seinen Augen, als er sich zu den anderen umdrehte.

„Bei Merlin!“ flüsterte Tom.

Der sah grimmig auf den Waldrand:„Ich hab damit nichts zu tun!“

Draco kam auf sie zu, wollte den Wald wieder verlassen.

„Halt!“ hielt Merlin ihn jedoch auf und rannte dabei gegen die magische Barriere, die wenige Zentimeter vor den ersten Bäumen verlief. „Verdammt!“ Die leichten Verbrennungen an seinen Händen regenerierten sich innerhalb von Sekunden. „Du musst da bleiben, Draco!“

„Wieso?“ wollte der Blonde wissen. Merlin spürte dass dieser Angst vor diesem Wald hatte.

Doch Merlin wandte sich zuerst an Joshua:„Du hast von einem Kätzchen gesprochen, Joshua. Wie sah das aus?“

„Schwarz-weiß getigert und bernsteinfarbene Augen“, antwortete Joshua.

„Keine Auffälligkeiten?“ fragte Merlin angespannt.

„Nein“, meinte Joshua vorsichtig und Merlin schien sich sichtlich zu entspannen. Doch dann fiel dem Jungen noch etwas ein:„Doch! Kurz bevor es im Wald verschwand wurden seine Augen kurz violett!“

Merlin schnappte nach Luft:„Bist du dir sicher?“

„Ja“, meinte Joshua.

„Du musste Harry finden, Draco!“ sprach Merlin eindringlich auf den Blonden ein. „Hör auf dein Herz, Draco! Du wirst in diesem Wald Dinge sehen, die nicht existieren, du wirst Gerüche wahrnehmen, die nicht real sind und du wirst Dinge hören, die es nicht gibt! Das einzige, worauf du dich in diesem Wald verlassen kannst, ist der Weg, den dein Herz dir weißt!“

„Was ist das für ein Wald?“ wollte Draco verzweifelt wissen.

„Ein magischer Wald, dass ist alles, was du wissen darfst, Draco. Beeile dich. Vertrau auf dein Herz, es wird dich zu ihm führen!“ meinte Merlin weiterhin eindringlich. „Und hoffe, dass du ihn findest, bevor er den Wald auf der anderen Seite wieder verlässt!“

„Was passiert, wenn ich ihn nicht vorher finde?“ fragte Draco bleich.

Merlin schüttelte den Kopf:„Nicht viel. Nur je weiter ihr in diesen Wald vordringt, desto schwerer wird der Rückweg sein. Und wenn ihr ihn verlasst, habt ihr einen sehr harten Weg vor euch!“

„Was ist das für ein Wald?“ fragte Draco.

Merlin schloss kurz verzweifelt die Augen, dann sah er Draco durchdringend an:„Ich darf es dir nicht sagen, Draco. Bitte geh! Jetzt!“

Dracos Blick ruhte noch einen Moment unsicher auf Merlin, dann drehte er sich um und verschwand im Wald, während ihm Joshua verzweifelt hinter her sah. Hoffentlich würde der Blonde Harry finden. Er macht sich große Vorwürfe nicht auf seinen Bruder aufgepasst zu haben.

„Mach dir keine Gedanken darüber, Joshua!“ meinte Merlin plötzlich zu ihm. „Harry wird zurückkommen. Irgendwann.“

„Irgendwann?“ fragte Joshua mit belegter Stimme.

Merlin seufzte resigniert:„Lasst uns rein gehen. Vielleicht sollte auch Harrys Pate dabei sein, wenn ich euch erkläre, was das hier für ein Wald ist und wohin Harry und Draco gerade auf dem Weg sind!“

Die Anderen stimmten Merlin zu und sie machten sich zusammen auf den Weg zurück zum Manor. Von dort kam ihnen Sirius auch schon entgegen, der vom Haus aus nur gesehen hatte, wie Draco im Wald verschwand.

„Wieso ist Draco in den Wald und wo ist Harry?“ verlangte er auch gleich zu erfahren.

Merlin vertröstete auch ihn noch für einen Moment. Zusammen setzten sie sich in den Salon, in dem Harry und Joshua fast den ganzen Tag verbracht hatten. Merlin stellte sich an das Fenster und blickte nachdenklich auf den dunkler werdenden Himmel.

„Ich – ich weiß nicht wirklich, womit ich beginnen soll!“ meinte Merlin leise, ohne sich zu den Anderen um zu drehen. „Joshua, du hast heute mit Harry eure Erinnerungen gesehen, oder?“

„Woher wissen sie das?“ fragte Joshua überrascht.

„Bitte duze mich, dass gilt auch für euch andere. Ich finde diese ewigen Höflichkeitsfloskeln zeitraubend. - Ich habe es dir angesehen, Joshua. Was immer du heute gesehen hast, es muss schrecklich genug gewesen sein, dass Harry sich zwei Mal das Leben nehmen wollte!“ entgegnete Merlin. „Aber es bestätigt nur meine Vermutung. Du und Harry, ihr seit Zwillinge. Das Harry heute diesen Wald betreten konnte und Draco auch noch die Möglichkeit hatte ihm zu folgen ist kein Zufall!“

„Bitte rede so, dass wir dich verstehen und nicht in ewigen Rätseln!“ bat Sirius ungeduldig.

Merlin ließ sich davon nicht aus dem Konzept bringen:„Dein vollständiger Name ist Joshua Ardus Fator, nicht wahr?“

„Ja!“ Joshua sah Merlin überrascht an. „Weißt du mehr über mich und Daimos?“

Merlin nickte.

Doch Tom ergriff das Wort:„Moment mal, Joshua. Diese Fator Brüder auf die du mich mal angesprochen hast, du und Harry, ihr seid das?“

„Es sieht ganz so aus!“ meinte Merlin.

„Wovon redet ihr?“ fragte Albus.

Merlin seufzte, während sein Blick nicht vom Waldrand wich. „Lasst mich erklären! Die Namen Joshua Ardus und Daimos Atrus Fator existieren länger, als ihr euch vorstellt. Etwa zweihundert Jahre bevor Lynar als erste Hüterin auf die Erde geschickt wurde, entstanden einige Geschichten um diese Zwillinge. Es gibt Inschriften in den Pyramiden von Giseh aber auch in Mayatempeln, die von ihnen erzählen.

Es heißt darin: 'Nur jene können die Grenze zwischen Tod und Leben überschreiten, die die Zeit ihren Weg nennen!' Lange Zeit dachten Lynar und ich, dass wir, die Hüter, damit gemeint seien. Ich habe erst vor wenigen Jahrzehnten angefangen die Geschichte der Fator-Zwillinge zu erforschen.

Es heißt, der eine soll den Schlüssel zum Leben erhalten und der andere den Schlüssel der Zeit in sich tragen. Ich vermute, Harry wird derjenige sein, der den Schlüssel zum Leben erhält. Nicht umsonst hat ihn ein alter Bekannter in diesen Wald geführt.

Das Wesen, dass sich dir vorhin als Kätzchen zeigte, Joshua, ist mir in Form eines Greifen bekannt. Er ist das letzte Überbleibsel der Schicksalsweberinnen und wird auch bald verschwinden. Schließlich weilt der Letzte von uns seit siebzehn Jahren auf der Erde!

Durch den Wald hier vor eurer Haustür ist mir auch klar, warum Draco sich, kaum dass er hier war, in seiner menschlichen Gestalt gezeigt hat. Aber es mag jetzt vielleicht von Vorteil sein, wo er in diesem Wald gefangen ist.

Es ist uralte Magie, die hier direkt vor eurer Nase jeden Tag wieder neu angewandt wird. Dieser Wald stellt die Grenze zwischen der Welt der Lebenden und der Welt der Toten dar. Ich habe keine Ahnung, was Daimos und Draco auf der anderen Seite erwartet. Aber ich denke, sie werden erst zu uns zurück kehren, wenn Daimos es schafft, all das, was bisher in seinem Leben geschehen ist, zu verarbeiten.“

„Das wird Jahre dauern!“ warf Joshua ein.

Merlin drehte sich zu Joshua um:„Vielleicht wird es das. Und vielleicht wird es genauso lange dauern bis DU darüber hinweg bist. Aber Daimos muss seine Prüfungen überstehen, genauso wie du auch deine Prüfungen überstehen musst.

Lynar, Fawks, Argus, Draco und ich, wir sind nur Gefährten die euch zur Seite stehen – Diener in gewissem Maße. Du und Daimos – ihr seid die Erben der Schicksalsweberinnen!“

„Aber in allen Legenden heißt es, die Schicksalsweberinnen hätten den Hütern des Schicksals die Aufgabe zugedacht über das Schicksal zu wachen und es zu lenken!“ warf Sirius ein.

„Wir können das Schicksal nicht lenken. Wir können es nur beeinflussen. Aber wir werden nicht umsonst die Hüter des Schicksals genannt! Wir wachen über das Schicksal – Wir wachen über Daimos und Joshua!“ meinte Merlin.

„Das ist doch unmöglich!“ meinte Albus.

„Es ist aber wahr!“ erklang plötzlich eine sanfte Stimme, die auf unerklärliche Weise eine tiefe Weisheit ausstrahlte.

Am Fenster neben Merlin saß plötzlich ein schwarzer Wolf und blickte sie aus violetten Augen an.

„Du könntest dich mal für eine Gestalt entscheiden!“ beschwerte sich Merlin.

„Nein!“ erwiderte der Wolf. „Niemand wird je erfahren, wer ich wirklich bin, selbst du nicht, Merlin! Ich habe Daimos sicher an den Ort geleitet, an dem er seine Prüfungen bestehen muss! Der Drache wird ihn wohl von selbst finden. - Du hast versucht es zu verhindern, Merlin!“

„Es hätte ja klappen können!“ murrte der Angesprochene und sah missmutig auf den Wolf.

„Meine Aufgabe ist erfüllt!“ Der Wolf stand auf und streckte sich. „Nach Jahrtausenden kann ich nun endlich meiner Herrin folgen! Von nun an liegt alles in den Händen von dir und deinem Bruder, Joshua. Entscheidet ihr, dass die Wesen dieser Welt ihre Existenz verdienen, oder haben sie ihre zweite Chance auch verspielt?“ Bevor noch irgendjemand etwas erwidern konnte, löste der Wolf sich in Licht auf und Tausende von kleinen Sternen schienen durch das Fenster zu schweben in Richtung des Waldes.

Joshua war der erste, der sich nach diesem Schauspiel wieder fasste:„Was meinte er damit?“

„Mich interessiert viel eher, wer das war und wie er in mein Haus gelangt ist!“ regte Tom sich auf. „Und was er mit meinem Enkel gemacht hat!“

„Es geht Daimos gut!“ versuchte Merlin Tom zu beruhigen. „Was den 'Wolf' gerade anbelangt, kann ich ihnen nicht wirklich eine Antwort geben, Mr. Riddle.“

„Tom!“ verbesserte dieser.

Merlin nickte lächelnd:„Dieses Wesen hat schon existiert, als die Schicksalsweberinnen noch jung waren. Er war einer ihrer Begleiter, aber mehr weiß ich auch nicht. In den letzten Jahrhunderten ist er immer wieder aufgetaucht und das stets in einer anderen Gestalt. Ich habe wirklich keine Ahnung, was er alles weiß bzw. wusste. So wie es aussieht, hat er sich ja aus dieser Welt verabschiedet!“

„Was meinte er damit, dass die Wesen dieser Welt ihre zweite Chance verspielt hätten?“ wiederholte Joshua seine Frage.

„Er hat es dich gefragt und keine Feststellung getroffen!“ ermahnte Merlin. „Aber ich weiß nicht, auf was er sich dabei bezogen hat. Ab einem gewissen Zeitpunkt wissen wir, was in der Vergangenheit geschehen ist, aber was davor war liegt auch für uns im Dunkeln!“

„Und was machen wir jetzt?“ wollte Sirius wissen.

„Warten“, meinte Albus. „Etwas anderes bleibt uns doch sowieso nicht übrig!“

„Wir müssen Daimos doch irgendwie helfen können!“ warf Joshua verzweifelt ein.

„Harry ist außerhalb unserer Reichweite!“ stellte Tom niedergeschlagen fest.

„Und wenn er noch einmal versucht sich um zu bringen!“ wisperte Joshua den Tränen nahe.

„Er kann nicht mehr sterben, Joshua. Diesen Weg hat Daimos bereits beschritten. Aber im Gegensatz zu allen anderen hat Daimos die Möglichkeit zurück zukehren, wenn er dazu bereit ist!“ stellte Merlin fest.

„Harry ist tot?“ fragte Albus bleich.

Merlin nickte:„Mit dem Betreten dieses Waldes hat Harry Potter aufgehört zu existieren. Ihr solltet euch daran gewöhnen ihn Daimos zu nennen, wenn er zurück kehrt. Und macht euch darauf gefasst, dass er anders aussieht, wenn er wiederkehrt!“

Vier bleiche Gesichter sahen Merlin an.

Nach einer Weile traute Sirius sich zu fragen:„Und was ist mit Draco?“

„Ich weiß es nicht!“ Merlin seufzte. „Ich hoffe, er wird mit Harry zurück kehren, aber ich habe keine Ahnung, wie er sich bis dahin verändert haben wird!“

„Weißt du, welche Art von Prüfungen ich überstehen muss?“ wollte Joshua leise wissen.

„Nein. Aber wir werden dir helfen, so gut wir können!“ antwortete Merlin.

Joshua nickte niedergeschlagen. Ihm blieb nichts anderes übrig, als zu warten. Irgendwann würde sich etwas tun.

„Ob es in der Bibliothek von Hogwarts etwas über den Teil der Geschichte, über die Sache, von der der Wolf gesprochen hat, zu erfahren gibt?“ überlegte Joshua laut.

„In der Verbotenen Abteilung stehen sehr viele geschichtliche Bücher, mit denen ich mich nie auseinander gesetzt habe!“ meinte Albus. „Möglich ist es.“

Joshua seufzte:„Dann werde ich nach Hogwarts gehen!“

„Dann sollten wir aufbrechen!“ meinte Merlin und schritt zu Joshua.

Joshua nickte und verabschiedete sich von seinen Großvätern und Sirius. Dann legte Merlin ihm eine Hand auf die Schulter und im nächsten Moment fand Joshua sich in einem runden Raum wieder, den er aus den Erzählungen von Albus sofort erkannte.
 

Harry lief benommen durch den Wald, stolperte, fiel, stand wieder auf und lief weiter. Er wusste nicht, was ihn antrieb weiter zu laufen. Eigentlich nahm er nicht einmal wirklich wahr, dass er lief. Er befand sich in einem Trance ähnlichen Zustand.

Er hörte Stimmen, die ihm bekannt vor kamen, die er aber nicht zuordnen konnte. Manchmal erschien es ihm, als würde er Menschen zwischen den Bäumen sehen, doch er nahm kaum Notiz davon. Irgendetwas trieb ihn an weiter zu laufen, nicht auf seine Umgebung zu achten.

Er hatte keine Ahnung, wie lange er durch den Wald gelaufen war, als sich die Bäume vor ihm lichteten und er sich auf einer weitläufigen Wiese wieder fand. Am Horizont konnte er Felder erkennen und er bildete sich ein, sogar ein Bauernhaus zu sehen.

Der Anblick löste irgendetwas in ihm aus. Weder jetzt noch später, könnte er irgendwann sagen, was es war. Die Gleichgültigkeit, mit der er noch vor wenigen Augenblicken durch den Wald gelaufen war, wich von ihm. Seine Beine gaben nach und er blieb, aus unerklärlichem Grunde, erschöpft auf der Wiese liegen. Tränen rannen über seine Wangen, ohne dass er wusste, woher die plötzliche Trauer kam.

Minuten vergingen, in denen er regungslos und mit leer gefegtem Kopf auf dem Rasen lag, ihm die Tränen in Strömen über die Wangen liefen.

Dann kam eine leichte Brise auf und er hatte für einen Moment das Gefühl, Tausende kleiner Sterne würden um ihn herum wirbeln. Ein wohliger Schauer durchlief seinen Körper und die Tränen versiegten. Er rappelte sich auf und sah dem Lichtschimmer hinterher, der sich über der Wiese zu verteilen schien.

Er stand auf und lief weiter. Irgendwo würde er schon jemanden treffen, der ihm sagen konnte wo er war. Vielleicht auch wo er herkam, oder wer er war. Er kannte seinen Namen nicht mehr. Er erinnerte sich an sein Leben, aber nicht an seinen Namen!
 

~*~*~*~*~*~*~*~*~
 

Entschuldigt, dass es so lange gedauert hat, bis dieses Kapitel kam, aber mein Rechner zu hause spinnt. Erst hat OpenOffice nicht mehr funktioniert, und jetzt zeigt der Rechner mir, sobald ich auf Animexx gehe eine Viruswarnung an. >.<

Deshalb gibt es diesmal auch keine Kommiantworten, weil ich das in der Schule hier nicht schaffe! Sorry! Und ENS schaffe ich wohl auch nicht zu schreiben. *seufz* Ich hoffe, das klärt sich bald wieder mit meinem Rechner!

Und ich hoffe, das nächste Kapitel kann ich wieder pünktlich in 2 Wochen hoch laden!
 

Glg

ta-chan

Kapitel 9
 

Draco hatte sein Gefühl für die Zeit längst verloren. Er wusste, dass es der dritte Tag war, an dem er durch den Wald irrte, aber auch nur, weil er noch nachvollziehen konnte, wie oft die Sonne über den Bäumen aufgegangen war, seit Merlin ihn in diesen Wald geschickt hatte.

Momentan verhielt sich der Wald um ihn herum wie ein Wald es sollte. Doch Draco wusste mittlerweile, dass sich das auch schlagartig ändern konnte. Merlins Worte trafen zu. In diesem Wald konnte Draco sich nicht auf seine Sinne verlassen.

Er war sich ziemlich sicher, dass er am Anfang einige Zeit verloren hatte, weil er Merlins Worte nicht verinnerlicht hatte. Es hatte verbrannt gerochen und er hatte das Knistern der Flammen in den Ästen gehört. Doch ein Feuer war nirgends zu sehen gewesen und es stellte sich auch nicht das beklemmende Gefühl von Angst ein. Trotzdem hatte Draco gezögert, versucht zu erkennen, woher die Geräusche des Feuers kamen. Vergeblich.

Nach zwei oder drei Stunden hatten die Geräusche nachgelassen und die Luft roch wieder, wie sie in einem Wald riechen sollte. Von da an war Draco unbeirrt weiter gegangen, wenn seine innere Stimme ihn nicht davor warnte.

Er ging Bäumen aus dem Weg, die seine Augen nicht sahen, durch andere ging er einfach hindurch. Zwei Mal schon war er an eine Schlucht gelangt. Er hatte gesehen wie tief es dort hinunter ging, doch sein Instinkt hatte ihm gesagt, der Weg war sicher. Also war er weiter gegangen und nicht in die Schluchten gestürzt.

Solcherlei Dinge beachtete er gar nicht mehr. Er hatte gelernt, seinen Sinnen nicht mehr zu trauen, sondern nur noch auf seine innere Stimme zu hören. Merlin hatte ihm gesagt, sein Herz würde ihn zu Daimos führen. Also folgte er dem Weg, den sein Herz ihm zeigte.

Das aussetzen seiner Sinne war nicht das einzig seltsame in diesem Wald. Draco hatte noch nie einen Wald betreten, in dem es keine Tiere zu geben schien - bis jetzt. Seit er hier war hatte er noch keinen Vogel singen hören und auch keinen gesehen. Ganz zu Schweigen von Spuren anderer Tiere.

Über all diesen seltsamen Dingen um ihn herum schien die Tatsache, dass Draco seit seinem Aufbruch weder etwas getrunken noch etwas gegessen hatte, in sein Unterbewusstsein abgedrängt zu werden. Er registrierte es, doch er machte sich darüber keine Gedanken. So lange es ihn nicht behinderte spielte es keine Rolle, nicht so lange er in diesem Wald voller Rätsel war.

Draco hatte sich so sehr an den Wald gewöhnt und an seine Rätsel, dass er anfangs nicht merkte, wie sich die Bäume langsam lichteten. Erst als er die letzten Bäume hinter sich gelassen hatten und am Rande einer Klippe stand, die vor ihm vier- oder fünfhundert Meter in die Tiefe führte, stoppte er und sah sich blinzelnd um.

Vor ihm – oder eher unter ihm – erstreckte sich eine weite Ebene, die von einigen Bauern besiedelt zu sein schien. Zumindest konnte Draco in einiger Entfernung Getreidefelder ausmachen. Zweifelnd ließ er seinen Blick über die Ebene streifen.

Daimos konnte Überall sein. Es stand nicht einmal fest, dass sie an der gleichen Stelle aus dem Wald gekommen waren. Draco befürchtete sogar, dass er weit vom Weg abgekommen war, in diesem verwirrenden Wald.

Zu seiner Rechten, wo die Sonne bereits den Horizont berührte, konnte er - fast schon am Horizont - erkennen, dass die Klippe dort ab fiel. Irgendwo hinter dem Horizont musste sie auslaufen und den Wald auf gleicher Höhe mit der Ebene bringen. Sicher war, dass er nicht die Zeit hatte, diesem Weg zu folgen.

Draco trat an die Klippe und sah hinunter. Er hatte eigentlich keine Höhenangst, aber ein wenig mulmig wurde ihm schon. Er seufzte. Das letzte Mal hatte er sich verwandelt, kurz bevor er sein erstes Jahr auf Hogwarts antrat.

Nicht, dass er seine Drachengestalt nicht mochte, doch in Hogwarts konnte er sich schlecht verwandeln und auf Riddle Manor hatte schon immer irgendetwas die Magie blockiert, die er nutzen musste um sich verwandeln zu können.

Er machte einige Schritte zurück, wurde dann jedoch von einer magischen Barriere aufgehalten. Draco drehte sich um und sah in den Wald hinein aus dem er eben gekommen war. Er hatte den Wald verlassen und kam jetzt nicht wieder hinein. War es das gewesen, was Merlin gemeint hatte? Der Wald war auf alle Fälle keine Option für die Rückkehr nach Riddle Manor. Wenn er Daimos gefunden hatte mussten sie sich einen Weg darum herum suchen.

Draco sah sich noch einmal um und bemerkte dabei, dass der Wald links und rechts von ihm fast bis an den Abgrund heran reichte. Damit war ihm der Weg am Hang entlang bis es flacher wurde endgültig versperrt. Skeptisch trat er wieder an den Abgrund heran. Seufzend entschied er, dass der Weg nach unten reichen musste.

Er ließ sich nach vorne fallen.

Kaum hatten seine Füße den festen Halt verloren schossen aus Dracos Rücken zwei weiße, riesige Flügel hervor, die den Sturz abfingen, bevor er richtig begonnen hatte. Zwei Flügelschläge später schwebte ein Drache über die Ebene, dessen Schuppen im Licht der untergehenden Sonne wie weißer Marmor glitzerten.
 

Wieder vergingen Tage. Draco schwebte über die Ebene und suchte nach Daimos. Er konnte sich dabei weiterhin nur auf seine Intuition verlassen, schließlich hatte er keine Anhaltspunkte, wo er nach Daimos suchen sollte.

Langsam begann er an dieser Methode jedoch zu zweifeln. Neun Tage waren verstrichen, seit er aufgebrochen war, sechs, seit er den Wald verlassen hatte. Draco wurde ungeduldig, etwas das eigentlich gar nicht zu ihm passte.

Trotz seines steigenden Unmuts wanderten seine Augen wachsam über die Wiesen und Felder. Nur vereinzelt tauchten Bäume auf der Ebene auf, ab und an schlängelte sich ein Bach durch die Wiesen und zwei oder drei Mal war er über kleine Seen hinweg geflogen. Seit dem Morgen wurde die Landschaft zusehends hügliger.

Die Sonne, die ungefähr im Zenit stehen müsste, wurde von dunklen Regenwolken verdeckt, welche im Laufe des Vormittags aufgezogen waren. Draco fürchtete ein Gewitter, was seiner Laune nicht zuträglich war. Bei starkem Regen sah er selbst als Drache nichts mehr. Ein Gewitter würde also bedeuten, dass Draco seine Suche unterbrechen musste.

Als die ersten Regentropfen auf seine Schuppen fielen fing er an resigniert einen Platz zum Landen zu suchen. Momentan schwebte er über ein Getreidefeld, doch einige Hundert Meter weiter erhob sich ein flacher, unbestellter Hügel. Draco beschloss, dort das Ende des Regens ab zu warten. Selbst wenn es noch ein Gewitter werden sollte, drohte ihm als Drache keine Gefahr von den Blitzen. Zumal er auch ohne Hügel überall den höchsten Punkt weit und breit bilden würde.

Als er den schwarzhaarigen Jungen sah, der ungeachtet des Regens auf dem Hügel saß, wollte er erst kehrt machen. Doch ein inneres Gefühl ließ ihn einen Moment in der Luft ausharren. Der Junge musste ungefähr in seinem Alter sein und schien den Waldrand zu beobachten. Bei gutem Wetter war dieser von hier aus zu sehen, doch durch den immer stärker werdenden Regen konnte man die Bäume kaum noch erahnen.

Draco durchfuhr die Erkenntnis, als der Junge auf dem Hügel sich zu ihm umdrehte und er in zwei funkelnde Smaragde sah.

/Draco!\

Diese Stimme zu hören, wenn gleich nur mental, ließ die Sorge, die in den letzten Tagen immer größer geworden war, von Draco abfallen.

„Ich dachte schon, ich finde dich gar nicht mehr!“ Die tiefe, aber sanfte Stimme des Drachen hallte durch den Regen.

Draco ließ sich langsam vor Daimos auf dem Hügel nieder und spannte seine Flügel zum Schutz vor dem Regen über ihn. Daimos hatte sich verändert. Er war größer, die Haut dunkler, das Grün der Augen intensiver, die Haare kürzer und bei weitem nicht mehr so ungebändigt. Daimos wirkte auch nicht mehr so mager wie noch in Hogwarts.

/Ich wusste, dass du mich irgendwann findest!\ erwiderte Daimos lächelnd.

Draco war erstaunt. Seit Beginn des Schuljahres hatte er Daimos nicht mehr lächeln sehen. All das, was Daimos so schwer auf der Seele gelastet hatte schien von ihm abgefallen zu sein.

„Hey du, Drache!“ wurde Draco von der Stimme eines jungen Mannes aus seinen Gedanken gerissen. Draco wandte seinen Kopf in die Richtung, aus der er angesprochen worden war. Am Fuß des Hügels erblickte er zwei braunhaarige Männer, allem Anschein nach Vater und Sohn. Die wettergegerbte Haut und die Statur der beiden ließ darauf schließen, dass sie die Bauern waren, die die Felder ringsum bestellten.

„Lass den Jungen in Frieden!“ meinte der Ältere eindringlich.

Beinahe hätte Draco angefangen zu lachen. Selbst wenn er Daimos etwas hätte tun wollen, die beiden Bauern konnten ihn bestimmt nicht aufhalten.

/Sie haben mich bei sich aufgenommen!\ erklärte Daimos.

„Daimos zu schaden wäre das letzte, was in meinem Interesse wäre!“ sagte Draco an die Bauern gewandt. „Ich wache über ihn!“

„Warum warst du dann nicht schon von Anfang an bei ihm?“ verlangte der Jüngere der Beiden zu wissen.

„Der Wald dort hinten scheint seinen eigenen Willen zu haben. Ich war drei Tage da drin und habe dann sechs Tage gebraucht, um von dort, wo er mich raus gelassen hat, hier her zu gelangen,“ erklärte Draco. „Daimos hat mir gesagt, ihr hättet ihn bei euch aufgenommen. Könnten wir vielleicht an einen trockenen Ort?“

Der ältere Bauer sah ihn aus großen Augen an:„Versteht mich nicht falsch, Drache, aber...“

Er stockte, als er sah, wie der weiße Drache langsam schrumpfte und nur wenige Augenblicke später ein blonder Junge neben ihrem Gast stand, gehüllt in genauso seltsame Gewänder, wie der stumme Junge, den sie seit neun Tagen beherbergten.

„Ich denke, so wird ihr Haus stehen bleiben, wenn ich es betrete!“ meinte Draco lächelnd.

/Du hättest sie nicht so zu erschrecken brauchen!\ hörte Draco Daimos vorwurfsvolle Stimme.

Draco seufzte:„Tut mir Leid!“ Dann zog er Daimos auf die Beine und verwickelte ihn in einen langen, zärtlichen Kuss. Dass er damit den beiden Bauern einen erneuten Schock versetzte, ignorierte er.

/Ich habe mir schreckliche Sorgen um dich gemacht!\ meinte Draco gedanklich.

Daimos lehnte sich an Draco und war anscheinend nicht gewillt ihn so schnell wieder los zu lassen. /Ich hab dich vermisst!\

/Ich dich auch!\ erwiderte Draco. „Wir sollten uns ein trockenes Plätzchen suchen. Krank zu werden ist wahrscheinlich das Letzte, was wir beide jetzt gebrauchen könnten.“

Damit nahm Draco Daimos Hand und sie gingen zu den Bauern hinunter, die immer noch sprachlos Draco anstarrten. Als die beiden Jungen bei ihnen ankamen, lösten sie sich aus ihrer Starre und führten sie zu ihrem kleinen Bauernhaus. Während es Weges warfen sie immer wieder verunsicherte Blicke zu Draco.

/Weißt du wo wir hier sind?\ wollte Daimos auf dem Weg wissen.

„Nein“, antwortete Draco. Er registrierte nicht, dass er laut sprach und die Bauern damit am Anfang noch mehr verwirrte. „Konnten die beiden Bauern es dir nicht sagen?“

/Ich kann keine Verbindung zu ihnen Aufbauen. Mike, der Jüngere von beiden, kann lesen. Aber unsere Schrift scheint sich von ihrer zu unterscheiden\, erklärte Daimos.

„Ich frag sie nachher mal. Doch ich befürchte unser Aufenthalt hier beweist, was viele unserer Wissenschaftler sein Jahrhunderten versuchen zu beweisen und was die Muggel seit ein paar Jahrzehnten im Weltall suchen.“

/Parallele Welten, andere besiedelte Planeten?\ Daimos sah Draco nachdenklich an. /Dann ist dieser Wald bei Riddle Manor eine Art Portal?\

„Ich weiß es nicht!“ Draco seufzte. „Es ist eine Möglichkeit. Ehrlich gesagt hoffe ich, dass es sich nicht bewahrheitet.“

/Weshalb?\ wollte Daimos wissen.

„Weil ich keine Ahnung habe, wie wir dann je wieder zurück finden wollen!“ erklärte Draco.

„Entschuldigen sie, Herr Drache. Sie können sich mit Daimos – so nannten sie ihn doch vorhin? - wie soll ich sagen... – unterhalten?“ Mike hatte sich zu ihnen umgedreht.

Draco war im ersten Moment von dieser Frage etwas überrumpelt, dann lächelte er:„Ja. Daimos kann mir seine Gedanken senden. Andersherum kann ich ihm auch meine senden. Allerdings scheine ich das gerade – vergessen zu haben. Und bitte nennen sie mich Draco. Drache klingt so seltsam!“ Noch nie hatte es ihn so sehr gestört wie in diesem Moment, dass sein Name ja eigentlich nichts anderes war als die wörtliche Übersetzung für Drache.

Mike musterte Draco und meinte dann mit etwas wie Unglauben und Bewunderung in der Stimme:„Man begegnet nur noch selten Drachen. Schon gar nicht hier am Rand der Welt. Und ich habe noch nie von einem gehört, der sich in einen Menschen verwandeln konnte!“

„Mike!“ ermahnte ihn sein Vater und warf Draco entschuldigende Blicke zu.

„Ich bin kein Drache!“ erwiderte Draco schmunzelnd.

„Was sind sie dann, wenn ich fragen darf? Ein Mensch?“ fragte Mike weiter und erntete dafür tadelnde Blicke seines Vaters.

„Nein, obwohl ich zugeben muss, dass ich mir oft wünsche einfach nur ein Mensch zu sein“, antwortete Draco wahrheitsgemäß. „Ich weiß nicht, was ich bin. Diese Frage stelle ich mir seit Jahren. Doch bis jetzt konnte mir niemand eine Antwort geben.“

/Ich wusste gar nicht, dass er so wissbegierig ist!\ stellte Daimos fest und ein Hauch Erleichterung schwang in seiner Stimme mit. /Bin ich froh, dass er mich nicht so ausfragen konnte!\

Draco erwiderte darauf nichts. Eine ehrliche Antwort hätte Daimos an seine letzten Tage in Hogwarts erinnert, was Draco auf gar keine Fall wollte. Es wäre ihm wesentlich lieber gewesen, wenn Mike auf seine Fragen auch von Daimos eine Antwort hätte erhalten können.

„Entschuldigen sie das Benehmen meines Sohnes!“ mischte sich nun der ältere Bauer ein. „Manchmal glaubt man wirklich ein Kind vor sich zu haben. Dabei wird er diesen Winter 24!“

„Keine Ursache“, entgegnete Draco.

Dann hatten sie endlich das Bauernhaus erreicht und konnten sich den trockenen und von einem Feuer erwärmten Wohnraum vor dem Regen in Sicherheit bringen. Es sah so aus, wie Draco sich die mittelalterlichen Bauernhöfe immer vorgestellt hatte. Fast die gesamte untere Etage wurde von einem großen Raum in Anspruch genommen, der für das tägliche Leben eingerichtet war.

Ofen und Kochstelle gegenüber der Tür. Zur rechten ein großer, selbst gezimmerter Holztisch mit mit einer Bank an der Wand und Stühlen darum herum. Neben diesem Arbeits- und Essbereich eine Tür, die vermutlich in die Vorratskammer führte. Zur Linken eine weitere Tür, die in den angrenzenden Stall führen musste, und in der Ecke eine Leiter die auf den Dachboden führte, wo die Familie vermutlich schlief.

„Meine beiden Brüder sind mit den Frauen und den Kindern zur Zeit in der Stadt auf dem alljährlichen Markt. Es stellt also keinerlei Problem dar, auch sie für ein paar Nächte zu beherbergen!“ meinte Mike.

Sein Vater fügte hinzu:„Es würde auch unter anderen Umständen kein Problem sein!“

„Mir würde ein trockener Holzboden vollkommen genügen!“ entgegnete Draco. „Ich bin wirklich niemand, für den sie sich solche Umstände machen müssten!“

/Wenn sie wüssten, in was für einem Schloss du lebst, würden sie dir wahrscheinlich sogar den gesamten Dachboden überlassen!\ meinte Daimos in Gedanken glucksend.

/Sie wissen es aber zum Glück nicht!\ entgegnete Draco. /Und ich werde es ihnen bestimmt nicht sagen.\

„Setzten sie sich doch!“ forderte der alte Bauer Draco auf.

„Danke!“ Draco kam der Aufforderung gerne nach und zog Daimos mit sich zur Bank. Er war nicht gewillt ihn so schnell wieder außerhalb seiner Reichweite zu lassen. Daimos lehnte sich an ihn, als sie auf der Bank platz genommen hatten und Draco legte automatisch einen Arm um ihn. „Wo sind wir hier?“ fragte Draco dann.

„Am Ende der Welt. Der Landstreifen entlang des Waldes gehört zu keinem Königreich mehr. Egal was die Herrscher der Länder auch versucht haben, ihre Truppen wurden immer wieder von etwas vertrieben, dass niemand beschreiben konnte!“ erzählte Mike. „Wir gehören zu den wenigen freien Bauern, die es gibt. Was immer das Geheimnis des Waldes ist, er duldet nicht jeden in seiner Umgebung. Nur aufrichtige und ehrliche Menschen können sich hier nieder lassen.“

/Wir SIND in einer anderen Welt?\ stellte Draco resigniert fest.

„Können sie mir irgendetwas über den Wald erzählen?“ fragte er an Mike gerichtet. Der alte Bauer war in den Stall verschwunden.

„Niemand weiß etwas darüber. Aber es gibt viele, die versuchen etwas über den Wald in Erfahrung zu bringen. Die uns am nächst gelegene Stadt ist eine Stadt voller Gelehrter, die ihre Theorien unter einem der Könige niemals vertreten würden können. Vielleicht können sie euch weiter helfen!“ antwortete Mike. „Das einzige, was ich ihnen sagen kann ist, dass er sich von einer Küste zur anderen erstreckt. Man braucht mit dem Pferd sieben Monate um von einem Ende des Kontinents zum anderen zu gelangen!“

Draco überlegte. Auch in ihrer Welt erstreckte sich der Wald von einer Küste zur anderen, nur dass er bei ihnen auf einer Landzunge lag, deren Küsten nur knapp zweihundert Kilometer von einander entfernt lagen.

/Dann sollte unsere nächste Station wohl diese Stadt sein, oder?\ meinte Daimos.

/Ja.\ Gedankenverloren strich Draco durch die schwarzen Haare von Daimos. Nach einer Weile fragte er Mike, der mittlerweile an der Kochstelle stand:„Wie weit ist diese Stadt entfernt?“

„Zwei Tagesreisen in etwa“, antwortete der Bauer, wandte sich jedoch nicht von dem Topf an, in dem er rührte.

/Hast du etwas dagegen, wenn wir morgen aufbrechen?\ wollte Draco wissen.

/Eigentlich nicht. Aber brauchen wir nicht Verpflegung? Ich würde ungern noch weiter dieser Familie auf den Taschen liegen!\ erwiderte Daimos.

/Wenn wir fliegen sind wir in wenigen Stunden dort. Um Verpflegung und Sachen, mit denen wir in dieser Welt nicht so sehr auffallen, können wir uns dann dort Gedanken machen. Wir können immer noch zaubern und irgendwo wird sich schon ein bisschen Geld verdienen lassen!\ meinte Draco.

/Du kannst fliegen. Und was mach ich?\ fragte Daimos.

/Ich trage dich. Ich weiß, wie das Zaumzeug für Drachen aussieht. Wir können es uns zaubern.\ erklärte Draco.

/Du kannst es zaubern. Selbst wenn ich noch sprechen könnte, mein Zauberstab ist weg, seit ich hier angekommen bin!\ erwiderte Daimos.

/Was?\ Draco sah ihn überrascht an. Dann tastete er nach seinem eigenen Zauberstab und stellte fest, dass er ihn nicht bei sich trug. Er war sich sicher, ihn in Riddle Manor nicht abgelegt zu haben. /Der Wald hat unsere Zauberstäbe ein behalten.\

Einen Moment lang geschah nichts, zumindest nichts, was Daimos wahrnehmen konnte. Dann erschien vor ihnen auf den Tisch jedoch aus dem nichts ein Sattel, der eindeutig zu groß für ein Pferd war.

/Wenigstens Zaubern können wir noch!\ stellte Draco zufrieden fest. /Jetzt wird es für dich nur etwas schwieriger. Gleich auf stumme und stablose Magie umzustellen ist schwierig!\

Daimos schwieg.

/Ich verspreche dir, dass du in spätestens zwei Wochen wieder genauso gut mit der Magie umgehen kannst wie früher!\ meinte Draco, bevor er sich zu Daimos beugte und ihn küsste.
 

~*~*~*~*~*~*~*~*~*~
 

So,

merkt man, das mir dieses Kapitel schwer gefallen ist? Ich bin nicht so wirklich zufrieden damit! Na ja, ihr seht das wahrscheinlich sowieso anders xD

Im nächsten Kapitel erfahrt ihr, wie Josh sich in Hogwarts schlägt und ob er etwas heraus findet über die seltsamen Worte des Wolfs (oder der Katze oder des Greifen, wie auch immer... <-- Die Fragen nach dem Greif im ersten Kapitel sind geklärt, oder? xD)
 

Animexx:
 

@Trini-chan07: Wie du siehst hat Draco Daimos gefunden ^^ (Ich hab keine Ahnung, wie oft ich den Namen korrigieren musste in diesem Kapitel -.-) Über Josh erfährst du, wie gesagt, im nächsten Kapitel mehr. ^^
 

Vielen Dank für dein Kommi Yami-san ^^
 

ff.de:
 

@duschgeli: Es bezieht sich auf beides. Besonders jedoch Daimos wird sich verändern!
 

Vielen lieben dank @Hexe21002, fro, Lady Livre, InaBau, TC2529, Iron, Lorrinde

Kapitel 10
 

Joshua stand nervös neben den Lehrertisch und ließ seinen Blick über die Schüler gleiten. Nur die wenigsten hatten ihn bisher bemerkt. Doch auch diese schenkten ihm kaum Beachtung. Joshua war ganz froh darüber, wahrscheinlich würde die Schüler noch genug über ihn spekulieren. Immerhin war es nicht alltäglich, dass man erst in der siebten Klasse nach Hogwarts kam und dann auch noch mit zwei Wochen Verspätung.

Die Gespräche drehten sich im Moment noch um andere Dinge. Ohne ersichtlichen Grund war am vergangenen Morgen Albus Dumbledore verschwunden. Zeitgleich mit ihm war auch Harry Potter unauffindbar, obwohl die Krankenschwester versichern konnte, regelmäßig nach ihm gesehen zu haben und ihr nichts aufgefallen war.

Das Verschwinden des alten Direktors hatte natürlich mit sich gezogen, dass Hogwarts einen neuen Direktor bekommen musste, in diesem Fall eine Direktorin. Viele Schüler hatten mit McGonagall gerechnet. Um so überraschte waren sie, als eine völlig fremden Frau am vergangen Abend auf dem ehemaligen Stuhl von Dumbledore gesessen hatte. Einige Schüler hatten bereits gelernt, dass sie es sich mit Professor Lynar besser nicht verscherzen sollten.

Joshua musste unweigerlich grinsen, als er an den vergangenen Abend dachte. Merlin und er waren nach dem Abendbrot in Hogwarts angekommen. Obwohl sie ihre Willen schon hatte durchsetzen können, regte sie sich immer noch darüber auf, wie der Minister es wagen konnte, von ihr zu verlangen einen anderen Namen an zu nehmen.

Merlin hatte sich schon zwei Tage zuvor in sein Schicksal ergeben und einen anderen Namen angenommen. Bei ihm war das unumgänglich gewesen, kannte doch jedes Kind seinen Namen. So war er nun Professor Richard Williams, Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste.

Lynar erhob sich und fast augenblicklich kehrte Ruhe ein. Alle Blicke wandten sich der Direktorin zu, doch es die meisten Schüler bemerkten nun auch Joshua und warfen auch ihm immer wieder verstohlene Blicke zu. Auch Blaise hatte jetzt entdeckt, sah ihn kurz überrascht an, grinste jedoch und deutete auf den freien Platz neben sich. Josh nickte ihm kurz zu, bevor Lynar zu sprechen begann:„Guten Abend, liebe Schüler! Ich möchte euch Joshua Fator vorstellen. Er beginnt mit etwas Verspätung sein siebtes Schuljahr. Bisher hatte er Privatunterricht. Ich hoffe, dass ihr alle ihn freundlich hier in Hogwarts aufnehmen werdet. In einigen Wochen wird auch sein Bruder nach Hogwarts kommen. Er ist jedoch noch aus gesundheitlichen Gründen verhindert!“

Verhaltener Applaus erklang von den Schülern.

Lynar wies auf den sprechenden Hut:„Wenn du bitte den Hut aufsetzen würdest, Joshua!“

Josh nickte und ließ sich auf den dreibeinigen Hocker vor dem Lehrertisch. Professor McGonagall warf ihm einen missbilligenden Blick zu, als sie ihm den Hut aufsetzte.

~Ah, der zweite Fator Bruder. Ich habe mich seit sechs Jahren gefragt, wann du zu mir kommen würdest!~ erklang die Stimme des Hutes in Joshuas Kopf.

~Du wusstest, wer Daimos war?~ wollte Joshua überrascht wissen.

~Von Anfang an. Doch ich konnte ihm leider nicht helfen!~ antwortete der Hut. ~Wie geht es deinem Bruder?~

~Ich weiß es nicht wirklich. Als ich ihn das letzte Mal sah, ging es ihm nicht besonders gut~, erwiderte Joshua.

~Mach dir keine Sorgen um ihn! Aber ich denke nicht, dass jetzt der richtige Zeitpunk für ein ausführliches Gespräch ist. Du kannst es dir aussuchen, Slytherin oder Gryffindor?~ wollte der Hut wissen.

~Ich begebe mich garantiert nicht in den Einflussbereich des Clans! Also Slytherin!~ meinte Joshua.

~Deine Entscheidung ist sicherlich besser, als die deines Bruder! Erinnere die neue Direktorin bei Gelegenheit daran, dass ich noch einmal mit dir sprechen möchte!~ sagte der Hut. Dann rief er laut in die Halle:„Slytherin!“

Vom Tisch der Schlangen erklang lauter Applaus, die anderen Tische hielten sich zurück. Joshuas Blick glitt über den Gryffindortisch. Er erkannte aus Daimos Erinnerungen den künftigen Clanführer, der ihn unverhohlen musterte. Nicht zum ersten Mal fragte Joshua sich, ob der Clan nicht doch mehr wusste. War es möglich, dass der Clan der Roimis hinter ihm und Daimos her war?

Joshua verwarf den Gedanken wieder, als er sich neben Blaise auf die Bank sinken ließ. Zu seiner Überraschung saßen zwei Gryffindors mit am Tisch der Schlangen. Er erkannte in ihnen Seamus Finnegan und Neville Longbottom. Josh wusste das die beiden Daimos geholfen hatten.

„Hey Josh!“ begrüßte Blaise ihn lächelnd. „Wo hast du Draco und deinen Bruder gelassen?“

„Ich erkläre es dir-“, Josh blickte zu Seamus und Neville, „- euch nachher!“

Blaise runzelte die Stirn:„Ist mit den beiden alles in Ordnung?“

„Nachher!“ meinte Joshua eindringlich.

„Weißt du etwas von Harry?“ fragte Seamus.

Joshua warf einen Blick zu Blaise, der jedoch nur kurz den Kopf schüttelte. Der neue Slytherin seufzte. „Bitte habt etwas geduld. Ich traue den anderen Gryffindors nicht. Nach dem Essen im Raum der Wünsche!“

Neville musterte ihn misstrauisch, sagte jedoch nichts. Ihn erinnerte der neue Schüler irgendwie an Harry. Er konnte sich jedoch nicht erklären, wieso.

„Ich habe gehört, ab diesem Jahr wird hier dunkle Künste unterrichtet?“ wechselte Joshua das Thema.

„Professor Lynar hat das durchgesetzt, ja. Sie ist noch keine halbe Woche hier und stellt schon die ganze Schule auf den Kopf!“ antwortete Seamus.

„Ich habe nichts gegen die dunklen Künste!“ warf Blaise ein.

„Sicherlich“, stimmte Neville zu. „Aber sie macht sich damit nicht gerade beliebt bei denen, die dem Clan angehören!“

„Sie sollte etwas vorsichtiger sein, sonst wird sie gleich wieder ihres Postens enthoben!“ fügte Seamus an. „Die Hälfte der Eltern misstraut ihr sowieso, weil niemand weiß wo sie her kommt oder was sie früher gemacht hat.“

Joshua grinste:„Lynar wird sich nicht so einfach aus Hogwarts verbannen lassen.“

„Kennst du sie?“ fragte Seamus.

„Flüchtig. Aber ihr wisst ja, was Draco ist, nicht wahr?“ antwortete Josh.

„Du meist, sie ist auch...?“ fragte Seamus nach.

Joshua nickte. Gleichzeitig fragte er sich, warum sie jetzt schon wieder auf dieses Thema gekommen waren. Er entschloss sich, zu den dunklen Künsten zurück zu kehren:„Wie ist das jetzt mit denk dunklen Künste. Ist das ein Pflichtfach?“

„Es zählt zu den Wahlfächern. Allerdings ist in der vierten Klasse eine Wochenstunde Pflicht, damit die Schüler wenigstens etwas theoretisches Wissen darüber erlangen. Dieses Jahr ist auch für alle höheren Klassenstufen eine Wochenstunde Pflicht“, erklärte Blaise. „Ich nehme jedoch an, du wirst es als Fach wählen?“

„Natürlich“, stimmte Joshua zu. „Und was ist mit euch?“

„Wir haben alle drei dunkle Künste gewählt,“ berichtete Blaise.

„Ja“, meinte Seamus. „Und jetzt können wir beide uns nicht mehr in Gryffindor blicken lassen. Obwohl sie uns wahrscheinlich schon dafür lynchen würden, dass wir Harry geholfen haben!“

„Wo wohnt ihr dann jetzt?“ wollte Joshua wissen.

„Professor Snape hat uns erlaubt in Slytherin einzuziehen. Jetzt haben wir nur noch Unterricht mit den Slytherins. Aber wir haben leider beide nicht die Chance, das Haus zu wechseln, weshalb wir offiziell noch immer Gryffindors sind“, erklärte Neville.

„Ich habe das Gefühl, dieses Jahr wird Hogwarts im Chaos versinken!“ meinte Blaise dazu.

Joshua nickte und blickte zu dem jüngsten Wealseysohn. Er musste an Tom denken, der zum Krieg rüstete. Das Chaos würde nicht nur von Hogwarts Besitz ergreifen. Bald würde ein neuer Krieg ausbrechen. Angesichts dessen, dass sich der baldige Clanführer hier in Hogwarts befand, würde der Krieg wohl auch in Hogwarts Einkehr halten.

„Alles klar, Josh?“ riss Blaise ihn aus seinen Gedanken.

Joshua nickte. „Ich habe nur darüber nach gedacht, dass nicht nur Hogwarts im Chaos versinken wird!“

Bedrückte Stille breitete sich über den vier Schülern aus. Alle vier wussten, worin die jetzige Situation enden konnte. Sie hofften alle, dass es nicht zum äußersten kommen würde, doch sie wussten auch, dass kaum etwas den Krieg jetzt noch verhindern konnte. Nur Joshua wusste, dass er zusammen mit Daimos und den Hütern des Schicksals etwas tun konnte.

Sie blieben nicht mehr lange beim Abendbrot. Joshua, Blaise, Neville und Seamus waren mit die ersten, die die große Halle verließen. Im Gegensatz zu den anderen Schülern machten sie sich jedoch nicht auf den Weg zu ihrem Gemeinschaftsraum, sonder stiegen die Treppen hinauf in den siebten Stock, zu dem Wandteppich, der das Versteck des Raumes der Wünsche kennzeichnete.

Kaum hatte sich die Tür hinter Joshua geschlossen, überfiel Blaise ihn auch schon mit seinen Fragen:„Was ist mit Harry, Joshua? Warum sagt Lynar, er sei krank? Wo sind er und Draco?“

„Ganz ruhig, Blaise!“ meinte Joshua ruhig. Dann wandte er sich an die beiden Gryffindors:„Also, um eure ungestellte Frage zu beantworten, ich bin Harrys Bruder. Ich weiß selbst nicht, wie es ihm geht, genauso wenig wie ich weiß, wo Draco und Daimos jetzt sind!“

„Daimos?“ fragte Seamus verwirrt.

Joshua nickte und begann zu erklären, warum er getrennt von seinem Bruder aufgewachsen war, was es mit den Fator Brüdern auf sich hatte und was am vergangenen Tag geschehen war. „Um nicht alles auf einmal geschehen zu lassen, haben wir mit meinem offiziellen Erscheinen hier in Hogwarts noch einen Tag gewartet“, endete er schließlich.

„Das ist alles ziemlich verwirrend!“ stellte Seamus fest.

„Und wir können für Draco und Har- Daimos wirklich gar nichts tun?“ wollte Blaise noch einmal wissen.

Joshua schüttelte den Kopf:„Ich kann ja nicht einmal mehr sagen, wie es Daimos geht. Bisher habe ich das immer unbewusst gespürt.“

„Da wir ihnen nicht helfen können, sollten wir uns vielleicht um andere Dinge kümmern!“ stellte Neville fest.

„Ich könnte eure Hilfe gebrauchen!“ meinte Joshua. „Mir geht nicht aus dem Kopf, was dieses seltsame Wesen zu mir gesagt hat!“

„Du meinst diesen Teil der Geschichte, der im dunklen liegt?“ fragte Seamus nach.

Joshua nickte:„Ich muss irgendwie herausfinden, was damals geschehen ist!“

„Ich glaube kaum dass man in der Bibliothek hier in Hogwarts etwas darüber finden wird!“ warf Blaise ein.

„Einen Versuch ist es wert. Merlin kannte die Gründer sehr gut und er hat erzählt, sie hätten irgendetwas vor ihm verborgen. Vielleicht wussten sie mehr über mich und Daimos als Merlin zu dieser Zeit und haben hier in Hogwarts etwas versteckt, dass zur gegebenen Zeit gefunden werden soll!“ gab Joshua zu bedenken.

„Das beste Versteck ist das offensichtlichste, weil niemand vermuten würde, dort etwas zu finden1“ meinte Neville. „Also durchkämmen wir die Bibliothek?“

Blaise und Seamus stimmten dem nickend zu.

„Danke!“ meinte Joshua erleichtert.

„Ich hätte da aber noch eine Frage!“ meinte Neville.

„Ja?“ wollte Joshua wissen.

„Du hast gesagt, du würdest den Schlüssel zur Zeit in dir tragen. Vorher hast du aber auch gesagt, dass Fawkes der Hüter der Zeit sei! Ich finde es seltsam, dass es zwei Personen gibt, die die Zeit zu ihren belieben lenken können!“ gab Neville zu bedenken.

Joshua lächelte:„Die selbe Frage hatte ich gestern an Merlin. Fawkes Fähigkeiten sind begrenzt. Er kann lediglich die Zeit langsamer oder schneller laufen lassen. Er vermag es jedoch nicht, sie vollständig an zu halten oder sie gar Rückwerts laufen zu lassen. Außerdem kann Fawkes die Zeit nur für eine Person oder einen bestimmten Gegenstand verlangsamen oder verschnellern, jedoch nicht für größere Gebiete, geschweige denn für die gesamte Erde.“

„Und du kannst das alles?“ fragte Seamus staunend.

„Mit etwas Übung werde ich das alles einmal können. Ich sollte es auch irgendwann beherrschen, in der Zeit mehr oder weniger zurück zu reisen. Ich kann dort nichts ändern, aber ich kann sehen, was geschehen ist. Wir hätten einige Probleme weniger, wenn ich das schon könnte. So können wir nur darauf hoffen, in der Bibliothek etwas zu finden, denn ich weiß nicht, ob wir genug Zeit haben, damit ich diese Fähigkeit trainieren kann!“ stellte Joshua fest.

„Ich denke nicht, dass dein Großvater sich so viel Zeit lässt, bis er den Clan angreift!“ stellte Blaise fest.

Joshua seufzte:„Ich wünschte, ich könnte ihn von seinem Vorhaben abbringen. Aber er hat schon recht. Der Clan der Roimis ist eindeutig zu weit gegangen.“

„Das heißt ja nicht, dass er gleich einen Krieg anzetteln muss!“ warf Seamus ein.

„Du verkennst die Lage!“ meinte Joshua. „Der Clan provoziert Tom seit Jahren. Sie wollen diesen verdammten Krieg. Jetzt bekommen sie ihn!“

„Krieg ist keine Lösung!“ entgegnete Neville.

Joshua seufzte:„Das weiß ich! Aber wir können nichts tun!“

„Außer zu hoffen, dass Draco und Daimos bald wieder kommen!“ fügte Blaise an.

„Würden die beiden denn etwas an der Situation ändern können?“ wollte Seamus wissen.

„Zusammen können Daimos und ich das Schicksal lenken. Wir könnten diesen Krieg also verhindern“, antwortete Joshua.

„Es ist spät!“ meinte Blaise plötzlich. „Wir sollten in den Gemeinschaftsraum. Ich habe keine Lust nach Ausgangssperre irgend einem miesepetrigem Lehrer in die Arme zu laufen. Und fast alle Lehrer haben zur Zeit schlechte Laune!“

„Blaise hat recht. Auch wenn ich persönlich keine Probleme damit habe, für Gryffindor eine paar Punkte zu verlieren!“ grinste Seamus.

„Na dann, zeigt mir mal das Reich der Schlangen!“ verlangte Joshua und verließ gefolgt von den anderen dreien den Raum der Wünsche.

„Hier bist du, Joshua!“ Es war Merlin, der gerade an der Tür zum Raum der Wünsche vorbei gelaufen war, und dem Joshua fast die Tür in den Rücken geschlagen hätte.

„Warum suchst du mich?“ wollte Joshua wissen.

„Lynar wollte mir dir sprechen!“ meinte Merlin.

„Worüber?“

Merlin zuckte mit den Schultern:„Keine Ahnung!“

„Guten Abend, Professor Williams!“ grüßte Blaise den Lehrer, während Seamus und Neville ihm nur kurz zu nickten.

„Guten Abend! Ich würde sagen, ihr begebt euch nach Slytherin. In zehn Minuten beginnt die Ausgangssperre!“ stellte Merlin fest.

Seamus sah zu Joshua:„Aber Josh weiß nicht, wo sich der Gemeinschaftsraum befindet. Einer von uns müsste ihn also begleiten!“

„Ich werde ihm den Weg nachher zeigen!“ versicherte Merlin. „Geht ruhig vor!“

Blaise warf noch einmal einen fragenden Blick auf Joshua, bevor er sich mit Seamus und Neville auf den Weg nach Slytherin machte. Sie wussten ja mittlerweile, dass sowohl die neue Direktorin, als auch die Lehrer für die dunklen Künste und ihre Verteidigung dagegen zu den Hütern des Schicksals gehörten. Wahrscheinlich waren diese drei die einzigen, denen sie vom Lehrpersonal bedingungslos vertrauen konnte. Und Professor Snape natürlich.

„Weißt du wirklich nicht, was Lynar von mir will?“ fragte Joshua, als die Slytherins außer Hörweite waren.

Merlin schüttelte den Kopf:„Sie meinte nur, ich soll dich suchen gehen!“

Joshua folgte Merlin zum Büro der neuen Direktorin in Gedanken versunken. Er konnte sich nicht vorstellen, was Lynar von ihm wollte. Erst vor dem Abendbrot hatten sie noch einmal besprochen, wie es in den nächsten Wochen hier in Hogwarts ablaufen würde. Es durfte auf keinen Fall der Eindruck entstehen, dass Joshua zu den neuen Lehrern eine engere Verbindung hatte, also sollte er sich möglichst normal verhalten. Das ausgerechnet Lynar, die ihn mehrmals deswegen ermahnt hatte, ihn schon jetzt am ersten Abend zu sich bestellte, verwirrte ihn.

„Schicksalswinde!“ nannte Merlin das Passwort, der die Treppe zum Büro der Direktorin in Bewegung setzte. Joshua musste bei diesem Passwort immer wieder lächeln. Es war ein direkter Hinweis auf das, was sie war. Unter den Schicksalswinden verstand man Geschöpfe, die früher den Schicksalsweberinnen zur Seite standen. Das Wesen, das sich auf Riddle Manor als Wolf ausgegeben hatte, gehörte ebenfalls zu den Schicksalswinden.

„Joshua, wo warst du? Ich habe Merlin vor zwei Stunden auf die Suche nach dir geschickt!“ meinte Lynar besorgt, noch bevor sich die Tür hinter Merlin geschlossen hatte.

„Ich war im Raum der Wünsche und habe mit Blaise, Seamus und Neville über die Geschehnisse in Riddle Manor gesprochen“, erklärte Joshua.

„Du solltest doch niemandem etwas davon erzählen!“ stellte Lynar entsetzt fest.

„Die drei haben Daimos geholfen, als Draco nicht hier war. Sie machen sich Sorgen um die beiden. Ich finde, es ist ihr Recht zu wissen, was los ist!“ rechtfertigte sich Joshua.

Lynar musterte ihn für einige Momente, bevor sie das Thema wechselte:„Ginny Weasley war heute bei mir!“

„Ah ja“, meinte Joshua, ohne zu wissen, warum Lynar ihm das sagte.

„Sie will das Haus wechseln“, fuhr die Direktorin fort.

Joshua sah sie etwas verwirrt an:„Weshalb?“

„Die junge Weasley missbilligte, was ihr Bruder getan hat. Sie fürchtet jedoch, dass sie sich nicht mehr gegen den Clan stellen kann, wenn ihr Bruder erst einmal die Führung über den Clan übernommen hat!“ erklärte Lynar. „Ihre Mutter stammt aus dem Ravenclaw-Stamm. Allerdings hat sie auf der Seite ihrer Mutter auch noch eine Verbindung nach Slytherin. Das bedeutet, sie hat die Chance, nach Slytherin zu wechseln!“

„Und was willst du jetzt von mir?“ wollte Joshua wissen.

„Ich würde gern deine Meinung dazu hören!“ meinte Lynar. „Du hast Daimos Erinnerungen gesehen. Wie schätzt du Ginny Weasley ein?“

Joshua sah nachdenklich auf Lynar. Er hatte noch nicht viel über die Personen nachgedacht, mit denen Daimos in seinem Leben zu tun gehabt hatte. Es fiel ihm sehr schwer, überhaupt über diese Erinnerungen nachzudenken, die er mit seinem Bruder nun teilte. Ginny war ihm jedoch nicht negativ aufgefallen. An Ron und Hermine hatte Joshua von Anfang an Zweifel gehabt. Von Ginny hatte er eher den Eindruck gehabt, als wäre sie auch nach sechs Jahren noch immer so kindlich, wie damals, als Daimos ihr das erste Mal begegnet war.

Jetzt jedoch fragte Joshua sich, ob Ginny nicht doch erwachsender war, als man es ihr ansah. Oder war es vielleicht doch die Idee ihres Bruders? Wollte Ron einen Spion in Slytherin haben? Unvorstellbar war es nicht. Doch Joshua hatte von Ginny nicht den Eindruck, als würde sie sich von ihrem Bruder herum kommandieren lassen. Joshua versuchte sich daran zu erinnern, wie Ginny sich verhalten hatte, wenn in Daimos Umgebung mal wieder etwas ungewöhnliches geschehen war. Sie war immer eine der wenigen gewesen, die zu Daimos gehalten hatten. Seamus und Neville hatten, genau wie Ginny, nie an ihrem Freund gezweifelt.

„Ich denke nicht, dass es eine Falle des Clans ist!“ meinte Joshua schließlich, nach endlosen Minuten.

„Ginny Weasley kommt sehr nach ihrer Mutter!“ stellte plötzlich jemand fest, von dem niemand gedacht hatte, dass er der Unterhaltung folgen würde. Joshua hatte die Stimme des sprechenden Hutes sofort wieder erkannt.

„Was heißt das?“ wollte Joshua wissen, der sich zu dem Hut umgedreht hatte.

„Molly Weasley hat nie die Chance bekommen, sich von ihrer Familie zu lösen. Ihr solltet ihrer Tochter diese Chance geben!“ meinte der Hut.

„Du würdest sie also nach Slytherin schicken?“ fragte Joshua nach.

„Es ist das einzige Haus, in dem niemand den Clan der Roimies unterstützt!“ stimmte der Hut zu.

Lynar seufzte:„Gut, dann werde ich sie her holen lassen.“

„Bin schon unterwegs!“ meinte Merlin, bevor Lynar noch weiter sprechen konnte und verließ das Büro.

„Und wer zeigt mir jetzt den Weg nach Slytherin?“ fragte Joshua zweifelnd.

„Merlin wird dich zusammen mit Miss Weasley hinunter führen“, antwortete Lynar.

„Hat Merlin nichts anderes zu tun, als für dich durchs Schloss zu rennen?“ wollte Joshua wissen.

„Seine Räume sind ebenfalls im Keller. Außerdem, habe ich gesagt, er soll Miss Weasley holen gehen?“ erwiderte Lynar.

Joshua seufzte:„Nein, hast du nicht!“

„Na siehst du!“ sagte Lynar. „Weißt du schon, wo du mit deiner Suche beginnen wirst?“

„Blaise, Seamus, Neville und ich werden die Bibliothek auf den Kopf stellen. Allerdings weiß ich nicht, was ich mache, wenn wir dort nichts finden!“ antwortete Joshua. Ihm kam die Kammer des Schreckens in den Sinn, und dass Daimos dort Türen gesehen hatte, von denen er nicht wusste, wo sie hinführten. Doch Lynar würde es nicht gut heißen, wenn er den Plan äußerte, in die Kammer des Schreckens hinunter zu steigen.

„Was planst du?“ wollte Lynar wissen.

„Nichts!“ antwortete Joshua etwas zu schnell.

„Du solltest nichts unüberlegtes tun!“ ermahnte ihn Lynar.

Joshua nickte:„Ich weiß!“

Die Tür öffnete sich und Ginny betrat gefolgt von Merlin das Büro. Verwirrt sah sie zu Joshua, der ihr grüßend zu nickte. Jetzt, wo sie ihm gegenüber stand, wusste er, dass seine Entscheidung nicht falsch gewesen war.

„Miss Weasley, ich habe mich entschieden, ihrer Bitte nach zu kommen!“ meinte Lynar.

Das Unbehagen wich aus Ginnys Gesicht und machte Erleichterung platzt:„Ich danke ihnen, Professor Lynar!“

„Den Hut mussten sie natürlich trotzdem noch einmal aufsetzten. Schließlich kann nur er beurteilen, ob sie nach Slytherin passen!“ erklärte Lynar.

Ginny nickte und warf einen ängstlichen Blick auf den Hut, den Merlin zu sich schweben ließ um ihn dann auf Ginnys Kopf ab zusetzten. Es vergingen einige Minuten, ehe der Hut laut:„Slytherin!“ sagte.

Als Merlin den Hut wieder von Ginnys Kopf nahm, richteten sich ihre Augen erstaunt auf Joshua. Der war von diesem Blick etwas verwirrt, fragte Ginny jedoch nicht danach.

„Willkommen in Slytherin!“ meinte Joshua stattdessen lächelnd.

Ginny seufzte:„Du wirst wohl der einzige sein, der mich bei den Schlangen begrüßen wird, Fator!“

„Mein Name ist Joshua!“ erwiderte der Slytherin. „Jeder der zu Harry hält, ist dort willkommen!“ Beinahe hätte Joshua sich versprochen und Daimos gesagt.

Ginny sah ihn wieder so seltsam an und Joshua fragte sich langsam wirklich, was der Hut diesem Mädchen gesagt hatte.

„Ich bringe euch runter zum Gemeinschaftsraum von Slytherin. Die Hauselfen dürften bereits dabei sein, ihre Sachen in ihr neues Haus zu bringen, Miss Weasley“, meinte Merlin und öffnete für die beiden Schüler die Tür des Büros.

Als sie auf der Treppe standen legte Joshua über sie drei unbemerkt von Ginny einen Zauber, so dass nur sie drei hören konnten, was sie sagten. Merlin sah ihn bei dieser Aktion verwirrt an.

„Was hat der Hut dir gesagt?“ wollte Joshua von Ginny wissen.

Die ehemalige Gryffindor sah ihn einen Moment überrascht an, dann antwortete sie jedoch:„Er hat gesagt, du seiest Harrys Bruder!“

Joshua seufzte:„Du darfst das niemandem sagen, Ginny!“

„Ehrenwort!“ erwiderte Ginny sogleich. „Wie geht es Harry?“

„Wenn ich das wüste!“ meinte Joshua leise.

„Wieso weißt du nicht, wie es ihm geht?“ wollte Ginny sorgenvoll wissen.

„Ich kann es dir nicht erklären, Ginny!“ entgegnete Joshua.

Ginny seufzte:„Ich weiß.“

„Wie bitte?“ Joshua wusste nicht wirklich, was Ginny damit meinte.

„Du glaubst, ich würde für meinen Bruder spionieren wollen!“ erklärte Ginny traurig.

„Nein!“ meinte Joshua entschieden. „Wenn dem so wäre, hätte der Hut dir nicht anvertraut, welche Verbindung zwischen mir und Daimos existiert. Aber mit deinem Bruder hat meine Entscheidung schon etwas zu tun. Er will um jeden Preis Daimos in die Hände bekommen und jeder der weiß, wo mein Bruder sich aufhält, ist vor deinem Bruder nicht sicher!“

„Daimos?“ fragte Ginny verwirrt.

„Der richtige Name von Harry Potter ist Daimos Fator!“ erklärte Joshua.

„Und warum seid ihr getrennt aufgewachsen?“ wollte Ginny wissen.

„Vielleicht kann ich es dir erklären, wenn er hier ist. So lange wirst du dich gedulden müssen!“ gab Joshua ihr erneut keine Antwort auf ihre Fragen.

Ginny seufzte:„Okay!“

Joshua nahm den Zauber wieder von ihnen. Der restliche Weg hinunter in die Keller verlief schweigend. Joshua war mit seinen Gedanken bei seinem Bruder. Er fragte sich, wo Daimos sich jetzt befand und ob Draco ihn schon gefunden hatte.

„Drachenblut“, nannte Merlin das Passwort zum Gemeinschaftsraum der Schlangen. Er begleitete die beiden Schüler in ihr neues Haus.

Es verwunderte Joshua nicht wirklich, dass die Slytherins in Aufruhr gerieten, als Ginny ihr Reich betrat. Noch dazu mittlerweile mit dem Wappen von Slytherin auf ihrem Umhang.

„Ruhe, bitte!“ Merlin sprach leise, dennoch kam sofort jeder seiner Bitte nach. „Miss Weasley hat das Haus gewechselt um aus dem Einflussbereich ihres Bruders zu fliehen. Ich bitte euch, sie genauso freundlich zu begrüßen, wie ihr Joshua begrüßt habt!“

„Ein Löwe bei den Schlangen? Vergessen sie es, Professor Williams!“ meinte eine Fünftklässlerin.

„Ginny ist über jeden Verdacht erhaben!“ meinte Joshua bestimmt. „Behandelt sie also, wie ihr jeden aus diesem Haus behandelt!“

„Wer sagt, dass diese Gryff über jeden Verdacht erhaben sei?“ verlangte dein Siebtklässler zu wissen.

„Ich. Und mein Großvater wird mir da zustimmen, Ted!“ meinte Joshua, kalt grinsend.

Sofort war es still im Gemeinschaftsraum. Die Slytherins wussten alle, wer Joshuas Großvater war. Niemand wollte sich mit Tom Riddle anlegen, zumal dieser im Moment sowieso schon sehr gereizt war.

„Also, wer zeigt Ginny unser Reich?“ wollte Blaise wissen, der sich zusammen mit seinem Freund zu Joshua gesellt hatte.

Ein blondes Mädchen aus der sechsten ging zu Ginny und zog sie lächelnd hinter sich her. Joshua beobachtete beruhigt, dass Ginny schon nach kurzer Zeit viel lockerer war, als noch oben im Büro von Lynar.

Bevor Merlin die Slytherins verließ, zog er Joshua in eine Stille Ecke. „Du kommst zu mir, wenn du wieder Alpträume hast, ja? Meine Räume sind nur einen Gang weiter!“

„Kannst du mir nicht einfach einen Traumlostrank geben?“ wollte Joshua wissen.

Merlin schüttelte bestimmt den Kopf:„Die Träume dienen zur Verarbeitung. Und ich bin immer noch dafür, dass über das sprichst, was du in Daimos Erinnerungen gesehen hast!“

„Nein!“ meinte Joshua bestimmt. „Das ist Daimos Sache!“

„Er wird dir nicht böse sein, wenn du mir, Lynar, Fawkes oder Argus davon erzählst!“ entgegnete Merlin. „Dich belasten diese Erinnerungen mehr, als du wahr haben willst!“

„Mit mir ist alles in Ordnung!“ stellte Joshua bestimmt fest.

„Du wirst damit nicht allein fertig werden, Joshua!“ ermahnte ihn Merlin.

„Ist ja gut“, gab Joshua nach. „Ich komme zu dir, wenn ich wieder schlecht schlafe!“

„Gut“, meinte Merlin etwas beruhigte. „Gute Nacht!“

„Dir auch!“
 

Joshua ging nicht zu Merlin, als er in der folgenden Nacht aus seinem Schlaf schreckte. Er wollte von Merlin nicht über seinen Traum ausgefragt werden. Die halbe Nacht lag Joshua wach im Bett, bevor er für einige Stunden wieder in einen unruhigen Schlaf fiel.

Am kommenden Tag hatte er seinen ersten Schultag in Hogwarts. Joshua schaffte es gekonnt die neugierigen Blicke der anderen Schüler zu ignorieren. Noch vor dem Frühstück traf das erste Mal auf Ron, der ihn versuchte auf seine Seite zu ziehen. Letztendlich endete dieses Treffen fast in einer Schlägerei. Normalerweise war Joshua sehr beherrscht, doch die unbändige Wut über das, was Ron seinem Bruder angetan hatte, hatte sich nicht zurück halten lassen.

Schon als das anfangs unverfängliche Gespräch in ein Wortduell umgeschlagen war, hatten sich viele Schüler in Sicherheit gebracht. Sie kannten dieses Verhalten nur all zu gut von Draco Malfoy und Harry Potter. Doch zwischen dem neuen Schüler und dem jüngsten Weasleysohn war der Streit schon am ersten Tag viel unerbitterlicher, als zwischen den beiden Rivalen, die mittlerweile beide spurlos verschwunden waren.

Joshua geriet an diesem Tag noch einige Mal mit Ron aneinander. Der künftige Clanführer setzte alles daran, seine Schwester zurück nach Gryffindor zu holen. Joshua verteidigte sowohl Ginny als auch Seamus und Neville, die beide ebenfalls Opfer der Flüche der Gryffindors waren.

Nach dem Unterricht verkroch Ginny sich ins Reich der Schlangen, wo ihr Bruder sie nicht finden konnte, während die vier Siebtklässler sich durch die Bibliothek arbeiteten. Bis kurz vor Ausgangssperre durchsuchten sie die Bibliothek nach irgendwelchen Hinweisen auf die Ereignisse, die der Wolf auf Riddle Manor angesprochen hatte. Erfolglos.

So verstrichen sechs Tage nach dem immer gleichen Muster. In der Nacht lag Joshua wach um den Alpträumen zu entgehen. Wenn der Unterricht hinter ihnen lag, waren Joshua, Blaise, Seamus und Neville nur noch in der Bibliothek an zu treffen. Ginny der weilen gewöhnte sich recht schnell in Slytherin ein und hatte bald keinerlei Probleme mehr damit ihrem Bruder die Stirn zu bieten. Dies führte zwar nicht unbedingt dazu, dass es in Hogwarts ruhiger wurde, aber dank Ginny, hatte Joshua größtenteils seine Ruhe. Ginny sah darin, ihren Bruder ab zu lenken, die einzige Möglichkeit Joshua bei seiner Suche zu helfen. Die vier Siebtklässler wollten ihr partout nicht sagen, wonach sie suchten. So hatten die vier wenigstens ihre Ruhe.

An Joshuas zweitem Montag in Hogwarts wurde er endlich fündig, in einem Buch, dass sie bisher beiseite gelassen hatten, weil Seamus und Blaise beide meinten, dass Buch so oft gelesen zu haben, dass sie sich sicher sein konnten, darin nicht das zu finden was sie suchten. Joshua war ein Exemplar von „Hogwarts, eine Geschichte“ in die Hände gefallen.

Im ersten Kapitel war dort die Rede von dem Gelände, auf dem Hogwarts erbaut worden war. Es hieß, die Schicksalsweberinnen hätten hier ihren größten Schatz verborgen. Tief unter der Erde sollte sich ein Gewölbe befinden, in dem dieser Schatz aufbewahrt wurde. So besagte es zumindest die Legende. Handschriftlich war am Rand vermerkt, Salazar Slytherin hätte den Zugang zu diesem Gewölbe gefunden und durch sein Wappentier geschützt.

„Ich habe dieses Absatz noch nie gelesen!“ stellte Seamus nachdenklich fest, als sie über das Buch gebeugt in ihrem Zimmer in Slytherin saßen.

„Ich auch nicht!“ stimmte Neville ihm zu.

„Weil er nicht da war!“ meinte Blaise. „Ich bin mir sicher, dass dieser Absatz in meinem Exemplar von diesem Buch fehlt!“

„Das offensichtliche Versteck!“ erinnerte Joshua an Nevilles Worte. „Wahrscheinlich war dieses Buch so verzaubert, dass es nur mir oder Daimos in die Hände fallen konnte. Und nur in diesem Buch existiert dieser Absatz!“

„Und nun?“ fragte Blaise.

„Ich werde in die Kammer des Schreckens gehen!“ meinte Joshua.

„Das ist verrückt!“ warf Seamus ein. „Wer weiß, was dich da unten erwartet. Selbst wenn der Basilisk tot ist, ist solch ein Vorhaben noch viel zu riskant.“

„Ich frage Merlin ob er mich begleitet!“ schlug Joshua vor.

„Warum keinen der anderen Hüter?“ wollte Neville wissen.

„Lynar wird es kategorisch ablehnen. Fawkes ist als Phönix hier. Argus könnte ich natürlich auch noch fragen!“, überlegte Joshua laut.

„Ich bin Lynars Meinung!“ stellte Blaise fest. „Ich meine, wir wissen nicht einmal ob das stimmt, was da steht!“

„Aber es wäre eine plausible Antwort!“ entgegnete Joshua.

„Eine Antwort worauf?“ wollte Neville wissen.

„Warum Salazar Slytherin die Kammer des Schreckens erbaute und einen Basilisken darin einsperrte!“ erklärte Joshua. „Er wusste von den Hütern des Schicksals und vermutlich auch von mir und meinem Bruder. Also konnte er schlecht den Eingang zu diesem Gewölbe verbauen. Gleichzeitig musste er den Eingang vor Unbefugten Schützen!“

„Damit hat Joshua recht, Schatz!“ stimmte Seamus ihm zu.

„Ich geh zu Merlin und zeig ihm das!“ entschied Joshua. „Ich darf doch nachher bestimmt die Hausaufgaben von dir abschreiben, oder?“ Joshua wartete gar nicht erst auf die Antwort von Blaise. So hörte er auch nicht das „Vergiss es!“, nachdem die Tür hinter ihm zugefallen war. Der Slytherin hatte es nicht weit bis zu den Räumen von Merlin und zu seinem Glück traf er den Verteidigungslehrer auch in dessen Büro an.

„Hey Merlin, sieh dir das mal an!“ forderte Joshua und legte Merlin das aufgeschlagene Buch auf den Schreibtisch, mitten auf seinen eigenen Aufsatz, in dem viel zu viel rot angestrichen war.

Merlin überflog den Absatz und las die Randbemerkung, bevor er Joshua zweifelnd ansah:„Meinst dem ist zu trauen?“

„Es ist es wert, nach zu sehen!“ entgegnete Joshua.

„Und du willst, dass ich mitkomme, nehme ich an?“ fragte Merlin.

Joshua nickte:„Argus vielleicht auch noch. Fawkes kann ja nicht weg und Lynar – Sie würde den Eingang zur Kammer des Schreckens wahrscheinlich verschließen, wenn ich ihr das hier zeigen würde!“

Merlin musste unweigerlich lächeln:„Da könntest du recht haben! Und wann willst du das ganze machen?“

„So schnell wie möglich!“ entgegnete Joshua. „Am besten schon heute Abend.“

„Und wenn wir dort wirklich auf etwas stoßen, was die Schicksalsweberinnen dort zurück gelassen haben?“ wollte Merlin wissen.

„Dann sehen wir uns das an!“ antwortete Joshua.

„Nicht unbedingt ein sehr ausgeklügelter Plan, oder?“ fragte Merlin grinsend.

„Man kann da nicht viel planen. Ich denke schon die ganze Woche darüber nach, ob ich nicht in der Kammer des Schreckens nachsehen sollte, ob dort etwas zu finden ist. Der Basilisk ist definitiv tot. Auf alle anderen Probleme muss man reagieren, wenn sie vor einem liegen!“ entgegnete Joshua. „Also, kommst du heute Abend mit runter?“

Merlin nickte:„Ich sage Argus bescheid, dass wir uns um acht am Eingang der Kammer des Schreckens treffen!“

„Aber nur Argus!“ forderte Joshua.

Erneut nickte Merlin, auch wenn er wusste, dass er sowohl Fawkes als auch Lynar von Joshuas Vorhaben erzählen würde. Aber das musste der Junge ja nicht erfahren.
 

~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~
 

So, jetzt wisst ihr also, wie Joshuas erste Tage in Hogwarts verlaufen sind. Im folgenden Kapitel kehren wir dann zurück zu Daimos und Draco ^^ Bis ihr erfahrt, ob Joshua in der Kammer des Schreckens fündig wird, dauert es also noch etwas länger.
 

Animexx:
 

Ein ganz großes Danke @Yami-san, chibi-angel, Trini-chan07, MikaChan88, Dranza-chan, taeddyx.
 

ff.de:
 

@duschgeli: Ja, die Zeit läuft sowohl im Wald als auch in der anderen Welt genauso schnell wie in der „normalen“ Welt ^^
 

@captor: Ja, Joshua wird sein Herz auch noch verschenken... Ich habe nur ehrlich gesagt noch keine Ahnung, an wen... Hast du einen Vorschlag? Vielleicht kann ich mich damit ja anfreunden ^^
 

Vielen, vielen Dank @TC2509, LadyLivre, InaBau, fro, Iron
 

Okay, wenn ich es schaffe bis übermorgen das nächste Chap zu schreiben, stelle ich das in zwei Wochen hoch, wenn ich aus dem Urlaub wieder komme ^^

bis dann

glg

ta-chan

Kapitel 11
 

Draco wachte vom den knarren der Leiter auf, als Mike diese am Morgen hinunter stieg. Automatisch begann er seinen steifen Nacken zu massieren. Daimos schlief noch immer an ihn gelehnt, halb auf der Bank liegend.

„Haben sie die ganze Nacht dort gesessen?“ fragte Mike leise, aber deutlich entsetzt.

Draco winkte ab:„Ich habe schon unangenehmere Nächte verbracht. Mir war nur wichtig, das Daimos schläft. Ich denke, er hat die letzten Nächte nicht viel Schlaf bekommen!“

„Ja“, meinte Mike. „Er war nicht dazu zu bewegen ins Haus zu kommen. Er hat Tag und Nacht auf dem Hügel bei den Feldern gesessen und zum Waldrand gestarrt.“

„Das habe ich mir gedacht. Ich frage mich nur, was er gemacht hätte, wenn ihm keiner hätte folgen können!“ murmelte Draco.

„Wie meinen sie das?“ wollte der Bauer wissen.

„Der Wald lässt sich nicht nur von dieser Seite aus normalerweise nicht betreten. Ich habe keine Ahnung, wie Daimos und ich plötzlich da hinein geraten sind!“ erklärte Draco.

Mike verschwand in der Vorratskammer und unterbrach das Gespräch damit kurzzeitig. Als er wieder herauskam machte er ein sehr unglückliches Gesicht:„Wir haben leider nicht viel, das wir ihnen anbieten können!“ Er legte einen Leib Brot und einen halben Käse auf den Tisch.

Draco lächelte beruhigend:„Das macht überhaupt nichts! Trocken Brot und Wasser reicht vollkommen!“

„Aber...“ wollte Mike widersprechen.

Doch Draco fiel ihm ins Wort:„Nein, es ist wirklich vollkommen ausreichend. Und wir werden ihnen auch nicht länger auf der Tasche liegen! Daimos und ich haben uns gestern entschieden, dass wir in die Stadt gehen werden, von der sie sprachen!“

„Dazu brauchen sie Vorräte“, begann Mike gleich wieder und wollte erneut in der Vorratskammer verschwinden.

Erneut hielt Draco ihn auf:„Wir brauchen keine Vorräte! Wenn ich fliege sind wir noch vor dem Mittag dort!“

„Wenn sie... oh... natürlich! Aber – haben sie Geld, um sich in der Stadt ein Gasthaus zu leisten?“ wollte Mike wissen.

„Es wird sich schon etwas finden. Und wenn nicht, schlafen wir vor den Toren der Stadt im freien“, entgegnete Draco. „Sie haben gestern erzählt, dass sich kein Gesindel in dem Gebiet vor dem Wald herumtreiben kann, also dürfte das nicht weiter gefährlich sein!“

Mike musterte ihn skeptisch:„Die Stadt liegt am Rande dieser Zone. Dort ist es längst nicht mehr so friedlich, wie hier!“

„Nun“, Draco lächelte, „niemand wird sich wohl an einen Drachen heran wagen!“

„Da haben sie wohl recht...“ gab Mike zögerlich zu. „Brauchen sie dennoch irgendetwas für die Reise?“

„Ich denke nicht, aber danke für das Angebot!“ entgegnete Draco freundlich.

Mike nickte und zögerte einen Moment, bevor er seinem Vater in den Stall folgte, der schon vor einer geraumen Weile darin verschwunden war.

/Guten Morgen!\ erklang es verschlafen von Daimos.

„Guten Morgen, Schatz. Gut geschlafen?“ entgegnete Draco lächelnd.

Daimos nickte:/Sehr gut! Und du?\

„Das Bett zu Hause ist gemütlicher!“ scherzte Draco. „Aber ich habe auch schon sehr viel schlechter geschlafen!“

/Wo sind die beiden Bauern?\ wollte Daimos wissen, nachdem sie eine Weile schweigend da gesessen hatten.

„Die Tiere versorgen. - Hast du Hunger?“ entgegnete Draco.

Daimos schüttelte den Kopf:/Nicht wirklich.\

„Dann sollten wir bald aufbrechen“, meinte Draco. „Je schneller wir in unsere Welt zurück finden, desto besser.

Daimos nickte, machte jedoch keine Anstalten sich von Draco zu trennen. Er fand es viel zu gemütlich, so wie es jetzt war. Draco nahm das lächelnd war, zog Daimos letztendlich aber trotzdem mit sich auf die Beine.

Mike kam in diesem Moment wieder aus dem Stall zurück:„Sie wollen schon aufbrechen?“ Und mit einem Blick auf den Tisch stellte er fest:„Sie haben ja noch gar nichts gegessen!“

„Machen sie sich keine Sorgen, es ist in Ordnung!“ beruhigte ihn Draco. „Wir sind nur etwas in Eile!“

„Dann nehmen sie aber bitte Brot und Käse mit!“ verlangte Mike. Draco konnte sehen, dass es dem Bauern ganz und gar nicht behagte, seine Gäste ganz ohne Verpflegung los ziehen zu lassen.

Der Blonde seufzte ergeben:„Also gut! Vielen Dank für ihre Gastfreundschaft!“

„Aber das ist doch selbstverständlich!“ entgegnete Mike.

Draco und Daimos wurden noch eine ganze Weile von Mike aufgehalten, der ihnen unbedingt weitere Verpflegung mitgeben wollte und nicht glauben konnte, dass seine beiden Gäste innerhalb eines halben Tages die Stadt erreichen würden.

Letztendlich erhob Draco sich in Gestalt seines Drachen aber doch in die Lüfte. Es war ungewohnt für ihn, eine Sattel auf dem Rücken zu tragen, doch er gewöhnte sich bald daran vorsichtiger zu fliegen, als er es normalerweise tat.
 

/Dray?\ erklang nach etwas mehr als drei Stunden die zitternde Stimme Daimos im Kopf des Drachen.

Draco setzte sofort zum Landeflug an. Ihm war schon vor einiger Zeit der Gedanke gekommen, dass Daimos auf seinem Rücken kalt werden musste. Er als Drache spürte den kalten Zugwind kaum durch seine Schuppen hindurch. Daimos hatte diesen Schutz jedoch nicht.

Als Draco sich in seine menschliche Gestalt zurück verwandelte hatte, hockte Daimos zitternd im Gras und hatte die Arme um seinen Oberkörper geschlungen. Draco setzte sich hinter ihn ins Gras und zog ihn wärmend zu sich, gleichzeitig legte er einen Wärmezauber über sie beide.

„Entschuldige!“ murmelte Draco. „Ich hätte früher daran denken müssen, dass dir kalt wird!“

/Geht schon\, entgegnete Daimos, jedoch immer noch mit vor Kälte bibbernder Stimme.

Draco schüttelte den Kopf, sagte jedoch nichts weiter dazu. Eine Weile saßen sie so auf der weitläufigen Wiese. Am Horizont konnte man undeutlich noch immer den Wald erkennen. Doch Draco hatte im Fluge auch die Grenze dieses friedlichen Landstrichs erkennen können. Das friedliche Bild wurde von Grenztruppen unterbrochen, obwohl sich in der Landschaft nichts veränderte, wirkte das Land dahinter düster.

Ein Magenknurren von Daimos riss Draco aus seinen Gedanken und Daimos aus seinem leichten Schlummer.

/Ich glaube, wir hätten doch etwas von dem mitnehmen sollen, was Mike uns angeboten hat!\ erklang Daimos Stimme leise.

Draco lächelte:„Nichts nötig, schließlich sind wir Zauberer! Sie her!“ [1]Der Blonde nahm Daimos rechte Hand in seine und konzentrierte sich darauf, die Magie durch diese Hand fließen zu lassen. „Auf was hast du Appetit?“

/Ein belegtes Brot reicht.\ Daimos Gedanken waren von Unglauben und Erstaunen geprägt. Als Draco auf Daimos Handfläche das Gewünschte erscheinen ließ, stiegen diese Gefühle ins unermessliche. Er vergaß über seine Verwirrung sogar zu essen.

Leise lachend begann Draco zu erklären:„Die stablose Magie basiert darauf, die Magie bewusst zu lenken. Natürlich müssen dies die meisten auch schon, wenn sie mit Stab zaubern. Das bewusste Lenken der Magie erfordert am Anfang große Konzentration. Mit der Zeit erlangt man darin jedoch Übung. Da man sich der Magie bei dieser Art der Zauberei besonders bewusst ist, fallen die Zaubersprüche weg. Stumme Magie basiert auf dem gleichen Bewusstwerden der Magie.“

/Kannst du es mir beibringen?\ wollte Daimos wissen, der während der Erklärung doch angefangen hatte zu essen.

„Natürlich! Und da ich weiß, wie begabt du für die Magie bist, bin ich davon überzeugt, dass du nicht lange dafür brauchen wirst, stablose Magie zu beherrschen“, antwortete Draco.

/Was muss ich tun?\ wollte Daimos wissbegierig wissen.

Draco musste über die ungeduldige Neugierde seines Freundes lächeln, auch wenn ihn dieser erneute Wandel von Daimos Verhalten besorgte. Da war oft immer noch der verängstigte, gebrochene Junge, der den Lebensmut verloren hatte und auf dem seine Vergangenheit schwer lastete. Dann kam aber auch immer wieder diese Seite an Daimos hervor, die von der ganzen Vergangenheit nichts zu wissen schien und voller Lebensfreude war, das Leben und seine Vielseitigkeit bewunderte.

„Wenn du mit Zauberstab zauberst, muss du dich ebenfalls auf die Magie konzentrieren. Es ist bei stabloser Magie ähnlich“, begann Draco zu erklären.

/Ich habe mich noch nie auf die Magie konzentriert!\ stellte Daimos fest.

„Oh...“, war Dracos geistreicher Kommentar. Im Grunde wunderte er sich nicht darüber. Als sein Vater ihm, Blaise und Joshua die stablose Magie hatte beibringen wollen, hatte Daimos Bruder dieselbe Antwort gegeben. Aber das war nach der ersten Klasse gewesen. Mittlerweile hatten sie in der Schule so schwere Zauber gelernt, dass es eigentlich unmöglich war, dass Daimos sie ausführen konnte, ohne auf die Magie seiner Umgebung zurück zugreifen. Zumindest hatte Draco das angenommen.

/Ist das Schlimm?\ erklang Daimos ängstliche Stimme.

„Nein!“ meinte Draco schnell. „Nicht wirklich. Das macht e dir vermutlich nur etwas schwerer, stablose Magie zu erlernen!“ Mit der Erinnerung daran, wie perfekt Joshua nach einer lange Phase des 'Erspüren der Magie'- lernen im Umgang mit der Magie gewesen war, fügte er hinzu:„Danach wirst du umso schneller und perfekter damit umgehen können!“

/Wie meinst du das?\ fragte Daimos, deutlich ruhiger.

„Bei Joshua war es ähnlich. Er hat Wochen gebraucht, bis er die Magie spüren konnte. Dafür hat er die stablose Magie danach fast perfekt gemeistert. Wofür Blaise und ich noch Jahre üben mussten, hat Joshua nur wenige Tage gebraucht,“ berichtete Draco.

/Wie es ihm wohl geht?\ meinte Daimos leise.

Der Themawechsel kam für Draco so überraschend, dass er einen Moment brauchte, um ihm folgen zu können. „Ich kann mir vorstellen, dass er endlich nach Hogwarts gegangen ist. Oder er sucht nach einer Möglichkeit uns zurück zu holen!“ erwiderte Draco nachdenklich.

/Warum sollte er nach Hogwarts gegangen sein?\ wollte Daimos wissen.

„Die anderen Hüter des Schicksals sind dort. Und ich habe das Gefühl, dass ihr, also die Fator-Brüder, mehr mit uns zu tun habet, als wir bisher ahnen können!“ erklärte Draco. „Wahrscheinlich hat Merlin sich seiner angenommen!“

/Stimmt...\ murmelte Daimos. /Joshua war auf ein Buch gestoßen, indem von uns die Rede war. Es handelte sich dabei um eine alte, ägyptische Sage... Aber ich kann mich nicht mehr daran erinnern, worum es in der Sage ging!\

„Stimmt ja“, meinte Draco, der sich einen Moment gewundert hatte, woher Daimos von diesem Buch wusste, „ihr habt eure Erinnerungen gesehen!“

/Woher weißt du das?\ wollte Daimos überrascht wissen.

„Joshua hat uns vorher bescheid gesagt, damit wir euch nicht stören“, erzählte Draco. „Ich weiß noch in etwa worum es in der Sage ging. Es war allerdings weniger eine Sage, als viel mehr eine Prophezeiung. Laut dieser sollen die Fator-Brüder viel mehr Macht besitzen, als die Hüter des Schicksals. Die Hüter sollen nur Weggefährten der Brüder sein, ähnlich den Schicksalswinden.“

/Schicksalswinde?\ hackte Daimos nach.

„Sie waren Wesen, die den Schicksalsweberinnen dienten. Es gibt Gerüchte, nach denen immer noch einige von ihnen existieren. Ihr Merkmal waren violette Augen“, berichtete Draco.

/Violette Augen?\ fragte Daimos überrascht. /Das Kätzchen, welches mich in den Wald lockte, hatte violette Augen!\

Einen Moment schwieg Draco, dann meinte er nachdenklich:„Also gibt es sie wirklich noch. Und vieles scheint noch immer so zu laufen, wie die Schicksalsweberinnen es geplant hatten!“

/Bedeutet das etwas gutes oder etwas schlechtes?\ wollte Daimos wissen.

„Keine Ahnung. Fest steht nur, dass die Schicksalswinde bald auch komplett vom Angesicht unserer Welt verschwinden werden. Und dann hängt alles an uns“, entgegnete Draco.

Schweigend hingen beide eine Weile ihren Gedanken nach. Doch schon bald stand Draco auf und zog Daimos mit sich. „Wir sollten weiter. Ich würde gern vor dem Mittag die Stadt erreichen.“

Während Draco sich wider in den Drachen verwandelte und seine Flügel so legte, dass Daimos daran auf ihn klettern konnte, löste er den Wärmezauber von sich, ließ ihn jedoch auf Daimos, damit dieser nicht wieder begann zu frieren.

Daimos achtete jedoch überhaupt nicht mehr auf den Zugwind, als Draco sich mit mächtigen Flügelschlägen in die Luft erhob. Seine Gedanken waren noch immer bei den Dingen, die Draco ihm über die Magie erzählt hatte. Gleichzeitig machte er sich Gedanken über sein seltsames Gespür für die Magie, dass er seit dem Sommer besaß. Nach und nach begann er mit der Magie zu spielen und ließ vor sich immer wieder Dinge erscheinen und verschwinden. Draco bemerkte von diesen Dingen, die über seinem Kopf vorgingen nichts.

Die Aufmerksamkeit des Drachen war auf andere Dinge gerichtet. Er schlug einen Kurs ein, der sie näher zur Grenze brachte. Während die Stand am Horizont als kleiner Punkt auftauchte, versuchte Draco zu ergründen, was ihn an dem angrenzenden Land so sehr verwirrte. Es blieb jedoch erfolglos.

/Wir sollten das letzte Stück zur Stadt vielleicht zu Fuß gehen!\ meinte Draco erklärend, während er ein gutes Stück von der Stadt entfernt zum Landeflug ansetzte. /Ich weiß nicht, wie die Leute in der Stadt reagieren, wenn vor der Stadtmauer plötzlich ein Drace landet!\

/Wenn ich daran denke, wie Mike und sein Vater reagiert haben!\ stimmte Daimos ihm zu. /Drachen scheinen hier keine alltägliche Erscheinung zu sein.\

Während der letzten Meilen zur Stadt fragte Daimos seinen Freund über dessen Leben aus und wollte auch immer wieder verschiedenen Dinge über Joshua erfahren. Draco beantwortete bereitwillig alle Fragen. Immer wieder zwischendurch versuchte er dabei auch über Daimos Vergangenheit etwas in Erfahrung zu bringen. Der Schwarzhaarige blockte jedoch beharrlich alle Fragen ab.
 

Unbehelligt konnten sie die Stadt betreten, obgleich die misstrauischen Blicke der Wächter ihnen folgten. Es gab hier bereits viele Wachen, obwohl die Grenze noch zwei Meilen entfernt war. Die seltsame Bedrückung, die jenseits der Grenze drohte, war teilweise auch hier schon zu spüren. Daimos hatte unsicher nach Draco Hand gegriffen. Beiden war es nicht ganz geheuer hier.

Plötzlich stellte sich ihnen ein groß gewachsener, breitschultriger Mann in den Weg, der alles andere als freundlich drein blickte. Mit strenger Stimme meinte er:„Man sieht selten Fremde hier! Wer seid ihr?“

Draco kannte diese At Männer. Sein Vater hatte oft geschäftlich mit diesem Schlag Mensch zu tun. Instinktiv setzte er eine Maske der Kälte auf und erwiderte:„Normalerweise stellt man sich zuerst vor, bevor man Fremde mit Fragen belästigt!“

„Ich bin Graf Crelo, Kaufmann und Mitglied des Stadtrates. Nun, wer seid ihr und was sucht ihr in dieser Stadt?“ fragte der Fremde streng.

„Ich bin Draco Malfoy und mein Begleiter heißt Daimos Fator. Wir haben gehört in dieser Stadt gäbe es viele weise Männer. Daher hoffen wir, einige Antworten auf Fragen zu finden, die uns schon seit langer Zeit beschäftigen!“ erklärte Draco mit schneidender Stimme. Er spürte, dass Crelo ihn in Bezug auf seinen Beruf angelogen hatten.

„Antworten auf welche Fragen?“ verlangte Crelo zu wissen.

„Diese Dinge gehen sie nun wirklich nichts an!“ entgegnete Draco.

„Ich denke nicht, dass ein Kind Zugang zum Stadtarchiv erlangen wird. Gegen eine kleine Gegenleistung kann ich dir aber sicher Zugang verschafften!“ meinte Crelo mit einem Blick zu Daimos.

Unwillkürlich stellte sich Draco vor seinen Freund. Irgendetwas in diesem Blick weckte sein Misstrauen. „Ich denke, wir kommen auch ohne deine Hilfe aus, Crelo!“

„Graf Crelo, für dich, Bursche!“ Unwillig legte sich die Stirn des Grafen in Falten. „Dein Diener im Tausch für den Eintritt ins Stadtarchiv. Ein so günstiges Angebot wird dir kein Zweiter machen!“

„Daimos ist nicht mein Diener, sondern mein Freund!“ meinte Draco wütend. /Er ist Menschenhändler!\ übermittelte er Daimos gleichzeitig seine Erkenntnis.

„Ich soll dir glauben, dass dieser Bursche kein Diener ist? Warum hat er dann nicht selbst meinem Angebot widersprochen?“ fragte Crelo spöttisch.

Daimos runzelte missbilligend die Stirn.

„Er ist stumm“, meinte Draco mit drohendem Ton in der Stimme.

„Nun – wir können über den Preis auch noch verhandeln. Stumme Diener sind wertvoller!“ Wenn der Graf die steigende Wut Draco bemerkt, so beging er die Dummheit, dies zu ignorieren.

„Ich sagte es bereits einmal!“, wiederholte Draco mit Nachdruck. „Daimos ist mein Freund!“

Crelos Gesicht verzog sich und strahlte mit einem Mal eine unerbittliche Härte aus:„Du solltest dir das noch einmal ganz genau überlegen, Draco Malfoy. Ich besitze die Macht i dieser Stadt und wenn ich will, bist auch du bald eines meiner Handelsobjekte!“

„Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sklaverei in dieser Stadt erlaubt ist!“ entgegnete Draco kalt, blieb aber die Ruhe selbst, obgleich die Wut in ihm brodelte.

Crelo ging drohend einen Schritt auf Draco und Daimos zu:„Ein Wort von mir, und die Gesetzte dieser Stadt machen mich zu eurem Eigentümer!“

„Diese Stadt gehört zu den freien Städten. Niemand besitzt hier so viel Macht!“ meinte Draco selbstbewusster, als er sich bei dieser Aussage fühlte.

„Die Kraft des Waldes ist hier schon fast verschwunden. Sie reicht gerade noch, um die Truppen des Königs fern zu halten. Alles andere kann er hier nicht fern halten!“ antwortete Crelo überheblich.

Draco runzelte die Stirn:„Ich denke dieses Gespräch ist beendet! Es führt ohnehin zu keinem Ergebnis!“ Demonstrativ macht er kehrt und zog Daimos mit sich.

Der Graf ließ sich das jedoch nicht gefallen. Mit zwei schnellen Schritten war er bei den beiden Jungen und hielt Daimos am Arm fest. In Dracos Augen blitze es wütend, der Blonde hatte jedoch keine Zeit zu reagieren, da Crelo jäh mit unglaublicher Wucht nach hinten geschleudert wurde. ER keuchte vor Schmerz und Überraschung auf, als er hart auf den Bode schlug.

Draco sah zu Daimos, welcher ausdruckslos auf den Grafen starrte. „Warst du das?“ fragte der Blonde überrascht.

Daimos Antwort bestand aus einem Nicken.

„Wie du siehst, Crelo, ist Daimos alles andere als ehrlos!“ meinte Draco hart.

„Was war das?“ verlangte Crelo zu wissen, als er mit einem Satz wieder auf den Beinen stand.

„Eine Macht, die du nicht nachvollziehen kannst!“ entgegnete Draco. „Lässt du uns nun in Frieden, oder willst du noch einmal auf dem Boden landen?“

Crelo lief vor Wut rot an und erinnerte Daimos damit auf obskure Weise an Vernon Dursley, obgleich beide Männer keinerlei Gemeinsamkeiten besaßen. Unwillkürlich zuckte der Schwarzhaarige zurück. Der Graf sah dies als Chance und wollte sich den beiden Jungen wieder näher , wurde jedoch von Daimos erneut zurück geschleudert

/Bitte lass uns gehen!\ bat Daimos verunsichert.

Draco nickte:„Ich denke, Crelo hat seine Lektion gelernt!“ Damit nahm der Blonde wieder Daimos hand und zog ihn hinter sich her in die nächste Seitengasse. Als Draco der Meinung war , weit genug von Crelo entfernt zu sein, blieb er stehen und ließ endlich seine Überraschung zu:„Woher kannst du auf einmal stablose Magie?“

Daimos schwieg einen Moment. Er wollte nicht wirklich über den vergangenen Sommer sprechen, wusste aber, dass von Draco wieder Fragen kommen würden, sobald er den Sommer erwähnte. /Kann ich es dir erklären, wenn wir an einem ruhigeren Ort sein?\

Draco runzelte zwar die Stirn, nickte jedoch.
 

Auf der Suche nach einem Gasthaus, in dem sie unter kommen konnten, liefen Draco und Daimos Stundenlang durch die Stadt. Ihre Suche blieb jedoch erfolglos. Es war nicht so dass es keine Wirtshäuser gab, doch Graf Crelo schien in dieser Stadt wirklich mehr Macht zu besitzen, als sie geglaubt hatten.

Der Nachmittag neigte sich langsam dem Abend und die Beide in eine Seitengasse bogen, um dem Trubel auf der Hauptstraße zu entgehen, als Draco auf dem Boden landete, weil ein Mädchen, nicht viel jünger als er selbst, in ihn gerannt war. Von Panik erfüllte, grüne Augen sahen ihn an. Das Gesicht war umrahmt von roten Locken.

Ein Junge, etwa im gleichen Alter wie das Mädchen, mit schwarzen, verstubbelten Haaren und rehbraunen Augen, zog das Mädchen wieder auf die Beine und verbeugte sich kurz vor Draco:„Entschuldigen Sie!“ Daraufhin wollte er das Mädchen hinter sich herziehen, blieb jedoch abrupt stehen, als sich ihnen am Ende der Gasse ein Mann in den Weg stellte, den Draco und Daimos sofort wieder erkannten.

„Was für ein Glück!“ meinte Graf Crelo höhnisch. „Alle vier zusammen!“

Draco war mit einem Satz auf den Beinen und ging drohend einige Schritte auf den Grafen zu, so dass Daimos und die beiden Fremden hinter ihn standen:„Hast du immer noch nicht genug?“

Daimos hatte das Auftauchen des Grafen noch nicht bemerkt. Sein Blick haftete auf den fremden Jungendlichen. Sie erinnerten ihn an seine Eltern. Ein seltsam fremde Gefühl breitete sich in ihm aus.

„Dir wird deine Frechheit noch Leid tun, Bursche!“ knurrte Crelo.

Draco spürte, ohne sich umdrehen zu müssen, dass sich drei weitere Männer am anderen Ende der Gasse sammelten. „Und wenn du noch so viele Männer auf uns ansetzt, wirst du uns nicht fangen können!“

„Ihr entkommt mir nicht! Und die beiden dort auch nicht! Ohne meine Erlaubnis verlässt niemand diese Stand. So lange ihr hier seid, muss ich nur Geduld haben. So groß diese Stadt auch ist, irgendwann geht ihr mir in die Falle!“ entgegnete der Graf überlegen.

Draco konnte es sich nicht verkneifen, den Grafen frech an zu grinsen:„Du glaubst, wir wären dir in die Falle gegangen?“

Crelo lachte:„Glaubst du, du entkommst aus dieser Gasse?“

„Ja“, war Dracos schlichte Antwort. „Und Daimos wird mich, zusammen mit den anderen beiden, begleiten!“

„Wie wolltest du das anstellen, Junge?“ fragte Crelo lachend.

„Hast du deine Begegnung mit dem Boden schon vergessen?“ spottete Draco. Die drei Männer am anderen Ende der Basse schienen das als Drohung aufzufassen. Drohend ging sie wenige Schritte nach vorn, bevor sie die gleiche Erfahrung machten, wie ihre Graf, wenige Stunden zuvor. Erneut war Daimos schneller als Draco gewesen.

/Danke!“\ sandte Draco ihm lächelnd und an den Grafen gewandt meinte er:„Es ist mir ein leichtes dich und deine Männer ernsthaft zu verletzten! Lass uns ziehen, oder es geschieht ein Unglück!“

„Der Junge hat Recht, Crelo!“ erklang eine fremde Stimme. Hinter den Grafen trat ein Mann, der ihn hasserfüllt ansah.

„Es ist dumm von dir, Godric, sich in meine Geschäfte einzumischen!“ entgegnete der Graf drohend.

„Diese Kinder stehen unter meinem Schutz! Lass sie in Frieden!“ forderte Godric.

/Er erinnert mich an Gryffindor!\ meinte Daimos.

/Den passenden Vornamen hat er ja!“ entgegnete Draco, während der die beiden Männer beobachtete, die sich ein unerbittliches Blickduell lieferten. Letztendlich machte Crelo kehr und gab auch seinen Männern den Befehl, sich zurück zu ziehen.

„Du bist sehr mutig!“ stellte Gocris fest, als Crelo verwunden war und er näher zu Draco trat.

„Ich lasse mir von Leuten wie ihm nichts sagen!“ entgegnete Draco. „Wer seid ihr?“

„Mein Name ist Godric Gryffindor. Ich würde mich freuen, wenn ihr mich in mein Haus begleiten würdet!“

/Er ist es!\ stellte Daimos überrascht fest.

„Kennt ihr meinen Namen?“ fragte Godric, der Daimos überraschtes Gesicht sah.

Daimos nickte und Draco meinte:„Ich denke, das ist kein Thema für die Straße!“

Der fremde Junge ergriff das Wort:„Wir waren auf der Such nach ihnen, Godric! Salazar schickt uns!“

„Kommt mit. Wir haben sicherlich alle viele Fragen, die geklärt werden müssen!“ meinte Godric lächelnd. Er trat auf die Hauptstraße hinaus und vergewisserte sich, dass die Jugendlichen ihm folgten. Godric führte sie die Hauptstraße hinunter, bis die einfachen Kaufmannshäuser prachtvollen Villen wichen.

/Die beiden sehen aus, wie meine Eltern!\ meinte Daimos.

/Es wird immer rätselhafter\, stellte Draco fest. /Erst Gryffindors, dann die beiden – Es würde mich nicht wundern, wenn eben von Salazar Slytherin die Rede gewesen ist!\

Godric betrat eine der Villen und schloss hinter den vier Jugendlichen die Tür. Wortlos führte er sie durch die Eingangshalle zu einem kleinen Saal, in dessen hinterer Ecke sich eine Sitzecke befand. Godric bat sie dort Platz zu nehmen.

Draco sah sich um und konnte es sich nicht verkneifen leise „Hogwarts!“ zu flüstern. Dieser Saal hatte wirklich sehr viel Ähnlichkeiten mit der großen Halle von Hogwarts. Dieses eine Wort reichte aus, um Godrics Aufmerksamkeit zu erregen. Er sagte dazu vorläufig jedoch nichts, sondern meinte:„Es wäre vielleicht an der Zeit, dass ihr euch vorstellt!“

Die Rothaarige ergriff das Wort:„Wir kommen aus dem Königreich Quaran. James und ich waren von klein auf Sklaven. Wir gehörten Crelo, bis dieser uns an Salazar Slytherin verkaufte. Salazar ließ uns frei, wir blieben jedoch be ihm. Als der Ausbruch des Krieges abzusehen war, schickte er uns hier her. Wir kamen vor zwei Wochen an und liefen sofort Crelo in die Arme. Es ist zehn Jahre her, dass er uns verkaufte, dennoch erkannte er uns wieder und wollte uns einfangen. „ Sie sah zu Draco:„Es war wohl unsere Rettung, dass ich dich um gerannt habe!“

„Wahrscheinlich!“ meinte Draco lächelnd.

James Blick fiel auf Daimos, der abwechselnd ihn und das Mädchen anstarrte:„Was hast du?“

Draco ahnte, was seinen Freund bewegte und fragte die Rothaarige:„Ich nehme an, dein Name ist Lily?“

„Woher weißt du das?“ verlangte Lily stirnrunzelnd zu wissen.

/Das – ist – unmöglich!\ stammelte Daimos.

„Allerdings!“ stimmte Draco zu.

„Wie bitte?“ fragte James.

„Daimos sagte gerade, das sei unmöglich!“ erklärte Draco.

Lily sah zu Daimos und zurück zu Draco:„Dein Freund hat gar nichts gesagt!“

Draco blickte sich kurz verwirrt an, lächelte dann aber entschuldigend:„Bitte verzeiht! Daimos ist seit einigen Tagen stumm und hier scheine ich der einzige zu sein, mit dem er sich gedanklich unterhalten kann.“

„Wo kommt ihr her? Und wer seid ihr?“ mischte Godric sich freundlich in das Gespräch ein.

„Mein Name ist Draco Malfoy und mein Freund heißt Daimos Fator. Wir kommen ... von jenseits des Waldes!“ erklärte Draco.

„Fator?“ hackte Godric nach.

Draco und Daimos nickten.

Auf Godrics Gesicht breitete sich ein Lächeln aus:„Das ich das noch erlebe!“

James kam auf Lilys Frage zurück:„Woher wusstest du Lilys Namen?“

„Daimos Eltern hießen James und Lily und nach den Bildern, die ich von ihnen kenne, gleicht ihr ihnen wie ein Ei dem anderen!“ meinte Draco.

„Wann sind deine Eltern gestorben, Daimos`“ wollte Godric wissen.

„vor fast 16 Jahren“ übernahm Draco das Antworten.

Godric lächelte:„Ich denke, ich kann eure Fragen beantworten. Ich war vor langer Zeit sehr eng mit einem der Schicksalswinde befreundet.“

„Wie bitte?“ fiel Draco ihm ungläubig ins Wort.

„Lass mich ausreden!“ verlangte Godric sanft. „Der Großteil eurer Fragen wird danach geklärt sein. Aber zuerst noch eine Frage: Ich nehme an, du bist der letzte Hüter des Schicksals?“

Draco nickte vollkommen perplex.

Lächelnd begann Godric zu erzählen:„Im Grunde beginnt meine Geschichte damit, dass ich Merlin kennen lernte. Er war es, der Rowena, Helga, Salazar und mich zusammen brachte. Die Situation damals war sehr angespannt und auch wir vier waren uns nicht einig. Merlin kam, als die Zauberer sich bereits in vier Lager aufgeteilt hatten. Nur dank ihm wurde Hogwarts gegründet. Er verschwand jedoch recht schnell wieder aus unserem Leben.

Dafür half uns jemand anderes bei Aufbau der Schule. Sein Name war Aran. Was er aber wirklich war, erfuhren wir allerdings erst viele Jahre nach Gründung der Schule.

Aran blieb in Hogwarts, nachdem die schwere Anfangsphase überstanden war. Viele Jahre später erzählte er uns, dass er einer der Schicksalswinde sei. Bevor die Schicksalsweberinnen verschwunden sein, hätten sie ihm und vielen anderen noch letzte Aufgaben zu gewesen. Arans Aufgabe war gewesen, bei Aufbau von Hogwarts zu helfen.

Bevor er den Schicksalsweberinnen folgte, erzählte er uns vom Kreislauf, den jede Seele durchläuft. Er soll eine gewisse Anzahl a Welten geben, die jede Seele wie in einem Kreis durchläuft. Schon seit vielen Jahrtausenden gab es ausreichend Seelen, um jede Welt mit genügend Wesen zu bevölkern. Jede von diesen Welten befindet sich seit jeher im Gleichgewicht.

Nur diese eine Welt, in der Hogwarts gegründet wurde, war anders. Sie besaß schon immer eine komplett andere Geschichte als die anderen Welten. In grauer Vorzeit geschah etwas, dass in dieser Welt alles durcheinander brachte. Aran erzählte, dass die Schicksalsweberinnen kurz davor gestanden hatten, diese Welt zu vernichten. Doch unter Aufehrbietung all ihrer Kraft retteten sie diese Welt. Diese Aktion kostete ihnen einen Großteil ihrer Macht. Ihnen war jedoch klar, dass jemand weiterhin über diese Welt wachen müsste.

Sie gaben ihren treuen Begleitern, den Schicksalswinden, die verschiedensten Aufgaben, bevor sie zu ihrer letzten Tat schritten. Sie erschufen sieben neue Seelen. Zwei von ihnen erhielten die Macht, die einst in den Schicksalsweberinnen geschlummert hatte, die anderen fünf erhielten ebenfalls Kräfte, von denen eine normale Seele nur träumen konnte. Diese fünf schickten sie zuerst in die Welt, bevor ihre beiden Erben folgen sollten. Diesen sieben Seelen soll es auch möglich sein, beliebig zwischen den Welten zu wechseln.

Aran erzählte jedoch auch, dass die beiden Erben der Schicksalsweberinnen zuvor noch eine Aufgabe zu meistern hätten. Teil dieser Aufgabe soll sein, zu entscheiden, ob die Welt, in der sie aufgewachsen sind, ihre zweite Chance sinnvoll genutzt hat, oder ob diese Welt endgültig vernichtet werden soll!“

/Eins verstehe ich nicht\, meinte Daimos. /Die Seelen können unmöglich ihre Erinnerungen behalten, wenn sie in eine neue Welt übergehen! Wieso weiß Godric das alles noch?\

Draco gab die Frage laut weiter.

Godric lächelte versonnen:„Das war Arans letzte Aufgabe, die all seine Kraft von ihm forderte. Du hast natürlich recht, Daimos. Wenn eine Seele in der einen Welt stirbt und nur Momente später in der nächsten ein neues Leben beginnt, verliert sie ihre Erinnerungen an alles, was zuvor war. Aran hat auf uns jedoch irgendeinen Zauber gesprochen, der uns unsere Erinnerungen behalten ließ und auch dafür sorgt, dass wir vier immer in der selben Welt landen!“

Daimos sah zu Lily und James:/Behalten die Seelen ihre Namen?\

Erneut 'übersetzte' Draco.

„In den meisten Fällen ist es so. Manchmal erhalten sie auch Namen mit ähnlicher Bedeutung“, antwortete Godric.

„Wann habt ihr Geburtstag?\ stellte Draco die Frage, von der er annahm, dass sie seinem Freund durch den Kopf ging.

James antwortete:„Wir wurden beide am letzten Tag des zehnten Monats geboren.“

„Seid ihr Geschwister?“ fragte Draco stirnrunzelnd, während Daimos James und Lily ungläubig anstarrte.

„Nein,“ Lily schüttelte den Kopf. „So weit wir wissen nicht. Aber wir haben unsere Eltern nicht kennen gelernt. Crelo hat es verhindert!“

„Daimos!“ wandte Godric sich an den Schwarzhaarigen. „Selbst wenn diese Beiden deine Eltern sind, sind sie nicht die Personen, die sie in deiner Welt waren und haben auch keinerlei Erinnerungen daran!“

/Ich weiß!\ murmelte Daimos mit Tränen in den Augen. /Aber...\

Draco zog ihn in seine Arme und strich ihm beruhigend +über den Rücke. Er konnte keinesfalls nachvollziehen, wie Daimos sich fühlen musste, doch es musste für Daimos schrecklich sein vor seinen Eltern zu sitzen, die jedoch gar nicht seine Eltern waren.

Während Daimos versuchte sich wieder zu beruhigen, wandte Godric sich an Lily und James:„Ihr sagtet, Salazar hätte euch weggeschickt als die Anzeichen eines nahenden Krieges zu nahmen. Habt ihr seit dem irgendetwas aus der Hauptstadt gehört?“

„Leider nicht“, meinte James. „Wir haben gehofft, ihr wüstet etwas!“

Godric seufzte:„Ich habe seit über einem Jahr nichts von Salazar gehört. Quaran wird vom Krieg überzogen und ich mache mir langsam ernsthaft Sorgen um Sal.“

„Er sprach von einem Plan“, murmelte Lily nachdenklich. „Aber ich weiß nicht, worum es sich dabei handelt!“

„Wie ich ihn kenne, begeht er irgendeine Torheit!“ meinte Godric.

Für einen Moment sah es so aus, als wolle der Hausherr noch etwas sagen, dann sah er jedoch alarmiert zur Tür des Saals und sprang auf, um hinaus zu eilen. Die vier Jugendlichen folgten ihm verwirrt. Sie sahen Godric an der Eingangstür stehen und mit jemandem diskutieren.

„Das ist doch absurd!“ sagte Godric gerade. „Nichts habe ich Crelo gestohlen!“

„Graf Crelo beschuldigt sie, vier seiner Diener entführt zu haben!“ erklang eine fremde Stimme.

Während Daimos, James und Lily zurück blieben, trat Draco neben Godric. Vor der Tür stand ein untersetzter Mann in Uniform und hinter ihm Crelo.

Draco zog die Stirn kraus:„Du bist ziemlich hartnäckig, Crelo!“

„Das ist einer von ihnen!“ meinte der Graf erbost.

„Verhalte ich mich etwa wie ein Diener?“ fragte Draco und setzte eine überhebliche Maske auf. „Ich bin es eigentlich anders herum gewohnt!“

Der Uniformierte sah verunsichert zwischen Crelo und Drach hin und her.

„Gryffindor hat mir meine Diener abspenstig gemacht!“ beharrte Crelo.

„Ich...“ begann der Uniformierte unsicher.

„Es gibt nichts zu klären, also können sie auch wieder gehen!“ fiel Draco ihm ins Wort.

Der Uniformierte sah immer nervöser von einer Partei zur anderen. Als Godric ihm zunickte nahm er die Beine in die Hand und verschwand.

„Es wird dir noch Leid tun!“ knurrte Crelo.

„Ich denke nicht!“ stellte Godric fest.

Draco sah Crelo herausfordernd an:„Hast du immer noch nicht genug?“

„Willst du mir drohen?“ fragte der Graf belustigt.

„Warum nicht?“ entgegnete Draco gelassen.

Crelos Gesicht wurde ernst:„Wenn du es so willst. Morgen zum Sonnenaufgang vor den Toren der Stadt. Deine Freunde werden die Stadt nicht verlassen. Verlierst du, werden du und die drei dort mein Eigentum!“

Jetzt zögerte Draco doch.

Von Daimos erklang ein:/Bitte nicht!\

Doch Draco nickte:„Gewinne ich jedoch, wirst du diese Stadt verlassen und all deine Sklaven frei lassen!“

Crelo grinste noch immer überheblich:„du solltest dich schon einmal daran gewöhnen mich „Herr“ zu nennen!“

„Wir werden sehen!“ meinte Draco nur.

Godric schloss die Tür und sah Draco vorwurfsvoll an:„Du kannst nicht das Leben anderer für deinen Übermut aufs Spiel setzten!“

„Meinen sie, Crelo hat gegen einen Drachen eine Chance?“ fragte Draco ruhig.

/Es ist leichtsinnig von dir!\ meinte Daimos besorgt.

„Er unterschätzt mich!“ stellte Draco fest. „Seine Niederlage ist bereits besiegelt!“

/Trotzdem ist es gefährlich!\ beharrte Daimos.

„Ich werde auf mich aufpassen!“ versprach Draco, als er Daimos in den Arm nahm.

„Was meinst du damit, das Graf Crelo keine Chance gegen einen Drachen hätte?“ mischte James sich ein. „Es gibt seid Äonen keine Drachen mehr!“

Während sie zurück in den Saal ging, erklärte Draco, was es mit dieser Aussage auf sich hatte. James und Lily wollte nicht wirklich glauben, was Draco ihnen erzähle. Als Godric Dracos Geschichte jedoch bestätigte, sahen die Beiden den Blonden sprachlos an.

Daimos Gedanken waren der weilen zu Joshua gewandert. Er spürte, dass bei seinem Bruder irgendetwas vor sich ging, konnte jedoch nicht sagten, woher dieses Gefühl kam. Zudem fühlte er sich unendlich Müde. Als sie bei der Sitzecke ankamen, lehnte er sich erschöpft an Draco und wurde fast augenblicklich von wohltuender Schwärze umfangen, mit den Gedanken noch immer bei seinem Bruder.
 

[1] Ja ja, ich weiß, dass JKR in ihrem Büchern schreibt, das geht nicht. Egal xD
 

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So, da ich in einer halben Stunde in den Urlaub fahre (Ich frage mich grad, was meine Mutter und ihren Mann dazu getrieben hat, die Nacht durchfahren zu wollen -.-) muss ich leider auf die Kommi antworten verzichten.

Eines ist mir jetzt noch spontan in Erinnerung, und das ist die Verwirrung einiger, über den plötzlich Wechsel des Ortes des Geschehens. Ich hoffe ich, kommt damit diesmal besser klar, aber es wird noch eine Weile so bleiben! So lange, bis Draco und Daimos zurück in Hogwarts sind. Und vorher gibt es für sie aber noch einiges zu tun!
 

Na dann, ich mach mich mal abfahrbereit ^^

bis in 14 Tagen,
 

glg

tanguna
 

PS.: Sorry auch an alle Animexxler, dass es diesmal keine ENS gab!

Kapitel 12
 

Es war kurz nach acht, als Joshua vor der Tür zum Mädchenklo in der zweiten Etage stand und sich umsah. Als er niemanden entdecken konnte, öffnete er die Tür und trat schnell ein. Als er die Tür geschlossen hatte und sich umdrehte, stand Lynar direkt vor ihm und sah ihn streng an.

Joshua zuckte erschrocken zusammen: „Lynar! - Was machst du denn hier?“

„Ich halte es für eine Torheit, was du vor hast!“ meinte Lynar streng.

Joshua hatte sich von seinem Schrecken wieder erholt. Er warf einen wütenden Blick zu Merlin, der nur mit den Schultern zuckte und selbst nicht ganz so glücklich aussah.

„Aber irgend etwas muss da unten sein!“ entgegnete Joshua gefasst. „Slytherin hat die Kammer bestimmt nicht ohne Grund gebaut! Und egal, was er verstecken wollte, es kann uns helfen!“

„Diese Aktion sollte besser geplant werden!“ warf Lynar ihm vor.

„Was willst du denn noch großartig planen?“ wollte Joshua wissen. „Da unten liegt ein toter Basilisk rum, schön. Wir haben nicht den Hauch eines Schimmers, was uns noch erwarten könnte und wir können noch so viele Bücher wälzen, wir werden nichts weiter über die Kammer finden, als das was wir wissen! - Wir müssen halt vorsichtig sein!“

„'Wir müssen halt vorsichtig sein!'“ äffte Lynar ihn nach. „Manchmal reicht Vorsicht nicht aus, Joshua!“

„Ich werde da hinunter gehen!“ stellte Joshua fest.

„Nicht, wenn ich es verhindern kann!“ entgegnete Lynar.

Joshua runzelte die Stirn:„Dann werde ich darauf hoffen müssen, dass meine Fähigkeiten so weit fortgeschritten sind, dass ich ein oder zwei Stunden in die Vergangenheit reisen kann, um eurem Auftauchen hier zu entgehen! Ob mit oder ohne euch, ich werde die Kammer des Schreckens aufsuchen!“

Mit einem Mal entspannten sich Lynars Gesichtszüge: „Es ist dir wirklich ernst damit?“

„Ja!“ meinte Joshua mit Nachdruck.

Lynar nickte ergeben:„Also gut. Ihr werdet euch in regelmäßigen Abständen bei mir melden und berichten, was bei euch vor sich geht!“

Joshua sah die Direktorin ungläubig an.

Doch Merlin zischte auf Parsel #Öffne dich!# und zog Joshua mit sich zu der Öffnung, die das Waschbecken frei gab. Immer noch vollkommen überrumpelt rutschte Joshua hinter Fawkes und Argus den Schacht hinunter.

„Warum hast du es ihr gesagt?“ verlangte Joshua aufgebracht von Merlin zu wissen, als dieser ebenfalls unten angekommen war.

„Weil jemand wissen muss, wo wir sind!“ entgegnete Merlin gelassen. „Außerdem ist die Chance, dass wir in der Kammer wirklich etwas finden viel zu groß, als dass sie uns wirklich aufgehalten hätte!“

„Das sah mir eben eindeutig nach 'aufhalten' aus!“ murrte Joshua, während sie sich ihren Weg über das Geröll suchten.

„Aber sie hat uns letztendlich gehen lassen, oder?“ entgegnete Merlin.

„Das nächste Mal überlege ich es mir zwei Mal, ob ich mit dir über solche Pläne rede!“ meinte Joshua beleidigt.

„Sie wollte nur prüfen, wie ernst es dir ist, hier herunter zu kommen!“ kam Argus Merlin zu Hilfe.

Joshua schnaubte: „Na und? Ich hatte Merlin gebeten, nur mit dir zu reden!“

„Warum nicht mit mir?“ wollte Fawkes wissen.

„Weil Lynar sich gewundert hätte, wenn du nicht in ihrem Büro gewesen wärst und sie auch keinen anderen von uns finden könnte! Und du wärst freiwillig nie oben geblieben“, erklärte Joshua.

„Korrekt!“ bestätigte Fawkes. „Aber ich glaube, du hast Lynar durch deine Entscheidung gekränkt!“

„Wie bitte?“ Joshua sah ihn verwirrt an.

„Ich glaube, Lynar weiß schon länger, dass du und dein Bruder die Erben der Schicksalsweberinnen seid und wir die Aufgabe haben, euch zu helfen. Sie denkt, du vertraust ihr nicht!“ meinte Argus.

„Ich...“, wollte Joshua sofort widersprechen, doch dann lenkte er ein:„Ich weiß nicht, in wie weit ich euch schon vertrauen kann. Ich meine – Ich kenne euch noch nicht einmal zwei Wochen und...“

„Es ist verständlich!“ meinte Merlin beruhigend. „Keiner von uns macht dir deswegen einen Vorwurf. Aber wenn du versuchst alles allein zu machen, entsteht nie eine Vertrauensbasis zwischen uns. - Und diese Sache hier ist zu wichtig für uns alle, als das ich Lynar und Fawkes nichts hätte erzählen können!“

Joshua nickte. „Entschuldigt! Ich habe mich wohl wirklich etwas töricht verhalten!“

„Schwamm drüber!“ meinte Merlin und grinste. „Was meint ihr, erwartet uns in oder hinter der Kammer?“

„Außer einem toten Basilisken?“ fragte Joshua.

„So wie ich Aran in Erinnerung habe ein großes Rätsel!“ stellte Fawkes fest.

„Aran?“ fragte Argus.

„Er hat geholfen Hogwarts auf zu bauen. Ich bin ja hier nun mehr oder weniger aufgewachsen. Er hat die Schule mit geleitet, bis er irgendwann verschwunden ist. Er war – recht seltsam! Vier oder fünf Jahre nachdem er verschwunden war, erfuhr ich durch Zufall, dass er zu den Schicksalswinden gehörte!“ erklärte Fawkes.

Mittlerweile waren sie an der Stelle angelangt, an der die Decke eingestürzt war. Ein einziger Gedanke von Joshua genügte, dass die Steine sich zu einer stabilen Wand umformten, durch die eine Öffnung, so groß wie das Tor zur Großen Halle, führte.

Fawkes, Argus und Merlin sahen ihn überrascht an.

„Wie hast du das gemacht?“ fragte Merlin perplex.

Joshua feixte: „So etwas nennt man Magie, Merlin!“

Der Hüter der Gesundheit verdrehte die Augen: „Stell dir vor, das wusste ich schon! Aber ich konnte so was mit 17 noch nicht!“

„Dann musst du dich wohl damit abgeben, dass es Leute gibt, die besser sind als du!“ meinte Joshua grinsend.

Merlin seufzte und folgte Joshua kopfschüttelnd. „Jetzt mal im Ernst! Ich kann mir keinen Magier vorstellen, der in der Lage ist, dir solche Magie bei zu bringen!“

„Ich habe es mir selbst beigebracht!“ sagte Joshua.

„Was hat dich dazu angetrieben, den Umgang mit der Magie in dieser Art zu perfektionieren?“ wollte Argus wissen.

„Mein Großvater“, erklärte Joshua. „Er sagte, ich darf nach Hogwarts, wenn ich in der Lage bin, mich selbst zu verteidigen. Ich habe alles daran gesetzt, so schnell wie möglich nach Hogwarts zu kommen!“

„Ich nehme an, du wolltest wegen Daimos nach Hogwarts?“ fragte Fawkes.

Joshua nickte: „Hogwarts war der einzige Weg, ihn kennen zu lernen. Der Clan hielt ihn fest im Griff, mit allerhand Lügengeschichten, wie ich jetzt weiß. Ich wollte ihn unbedingt kennen lernen. Und ihm die Wahrheit erzählen!“

„Warum bist du dann nicht gleich vor drei Wochen nach Hogwarts gekommen?“ wollte Argus wissen.

„Daimos war über die Ferien verschwunden und auch Grandpa konnte nur zwei Mal zu uns kommen. Ich habe es verstanden, als er sagte, ich solle nicht nach Hogwarts. Wir hatten keine Ahnung, was mit Daimos war und mich nun auch noch in die Schussbahn des Clans zu begeben wäre das dümmste gewesen, was wir vermutlich hätten tun können!“ erklärte Joshua. „Und es war gut so. - Ich hätte unweigerlich Daimos Erinnerungen gesehen. Wenn ich Simior jemals über den Weg laufe, werde ich mich nicht zurück halten können! Wäre ich hier gewesen, als er hier war, dann wäre vermutlich mein Handeln Auslöser des nahenden Krieges geworden. Simior trägt die Schuld an dem, was Daimos widerfahren ist!“

„Was ist ihm widerfahren?“ wagte Merlin den Vorstoß.

Einen Moment schwieg Joshua, doch dann schüttelte er den Kopf:„So lange Daimos dem nicht zugestimmt hat, werde ich nichts erzählen!“

Merlin seufzte, versuchte jedoch nicht, weiter nach zu bohren.

Die letzten Meter bis zu der mit Schlangen verzierten Tür legten sie schweigend zurück. Erneut erklang ein #Öffne dich!# von Merlin. Mit mehrfachem Klicken entriegelte sich das Schloss und die Tür glitt vorsichtig auf.

Argus und Fawkes wichen erschrocken zurück, während Joshua und Merlin erstarrt in der offenen Tür stehen blieben.

„Hieß es nicht, das Vieh sei tot?“ fragte Argus leise, während seine Augen der über zwanzig Meter langen Schlange folgten, die durch das Wasserbecken glitt.

„Der Basilisk war definitiv tot, als ich ihn das letzte Mal sah!“ stellte Fawkes fest. „Ich glaube kaum, dass er es überlebt hat, als Daimos ihm Gryffindors Schwert in den Schädel gebohrt hat!“

„Anscheinend doch!“ meinte Merlin trocken. „Ihr solltet in Deckung gehen!“

„Was hast du vor?“ fragte Joshua leise.

„Das letzte Mal, als ich einem Basilisken begegnet bin, hat mir sein tödlicher Blick nichts anhaben können und auch sein Gift war wirkungslos. Hoffen wir, dass es diesmal wieder so ist!“ meinte Merlin und schob Joshua hinter einen großen Geröllbrocken, wo bereits ein Werwolf und ein Phönix saßen.

#Hey!# Merlin stand sichtlich nervös in der Öffnung zur Kammer des Schreckens, als er die Aufmerksamkeit der riesigen Schlange auf sich lenkte.

Der Basilisk hielt inne, drehte seinen Kopf und schoss im nächsten Moment auf Merlin zu. #Merlin!# erklang es deutlich erfreut von der Schlange.

Merlin wich erschrocken zurück, als er den Basilisken auf sich zu rasen sah und baute ein magisches Schutzschild um sich auf. Verwirrt blickte er die Schlange an, die in der Kammer liegen blieb, nur ihren Kopf durch die Öffnung streckte.

#Ich hatte dich größer in Erinnerung!# stellte die Schlange fest.

#Wir kenne uns?# fragte Merlin perplex.

#Natürlich!# Ein empörter Blick der Schlange traf den Zauberer. #Du hast mir beim schlüpfen geholfen! Ich habe dich damals aus versehen gebissen, weil ich dachte, du wolltest mich angreifen!#

#DU bist das kleine Vieh, was aus Salazars Ei geschlüpft ist?# traf Merlin die Erkenntnis.

Die Schlange nickte und brachte damit den Gang zu erbeben: #Ja! Aber du scheinst seit dem Geschrumpft zu sein!#

Merlin lachte freudlos auf: #Anders herum wird ein Schuh draus! Du hast das hundertfache an Länge erreicht!#

#So groß bin ich nun auch wieder nicht!# empörte sich die Schlange erneut.

#Sag mal#, wechselte Merlin das Thema, #warum bist du vor ein paar Jahren durch die Schule gezogen und hast wahllos Schüler angegriffen?#

#Ich bin nicht durch die Schule gezogen! Salazar hat mir das ausdrücklich verboten! Ich sollte hier warten bis du kommst und jeden anderen Eindringlich fern halten. Vor nicht all zu langer Zeit kam hier ein Junge runter und hat mir einen Dolch zwischen die Zähne gejagt! Leider konnte er fliehen, bevor ich den Dolch wieder los war! Salazar wird bestimmt böse auf mich sein!# zischelte die Schlange niedergeschlagen.

#Ich denke nicht, dass er böse auf dich wäre!# versicherte Merlin. #Du bewachst hier etwas für Salazar. Kannst du mich und meine Freunde dort hin lassen?#

#Deine Freunde?# fragte die Schlang und wand ihren Kopf in dem Gang hin und her, was zu erneuten Erschütterungen führte.

Sehr vorsichtig kam Joshua aus seinen Versteck heraus, gefolgt von Argus in seiner Wolfsgestalt, der Fawkes auf den Schultern zu sitzen hatte. Der Phönix musterte die Schlange genauso skeptisch wie der Wolf.

#Hallo!# meinte Joshua vorsichtig. Er fragte sich, wie sein Bruder es mit 12 geschafft hatte, sich diesem Monster entgegen zu stellen. Ihm selbst jagten kalte Schauer den Rücken runter, während er den Blick der Schlange mied.

#Mein Blick ist nur tödlich, wenn ich es will!# erklang es beruhigend von der Schlange und mit einem Mal wirkte sie gar nicht mehr so kindlich, wie noch in dem Gespräch mit Merlin.

#Beruhigend!# murmelte Joshua, sah der Schlange jedoch trotzdem nicht in die Augen.

#Bist du einer der Erben der Schicksalsweberinnen?# wollte die Schlange wissen.

Joshua nickte nur verwirrt.

#Dann darf ich euch durch lassen!# Der Basilisk zog seinen Kopf zurück und gab den Eingang zur Kammer des Schreckens frei. Er glitt zurück in die Kammer und schien etwas zu suchen. Kurze Zeit später erklang ein schabendes Geräusch und Merlin, Joshua, Fawkes und Argus konnten überrascht beobachten, wie die steinerne Statue Slytherins zur Seite glitt. #Dort hinunter führt euch euer Weg!#

#Weißt du, was uns dort erwartet?# wollte Merlin wissen.

#Nein. Nicht einmal Salazar wusste, was er schützen sollte. Aran hat ihm nur diesen Eingang gezeigt, ihm aber nicht gestattet hinunter zu gehen!# erklärte die Schlange.

„Dann sollten wir uns auf alles gefasst machen!“ stellte Fawkes fest.

„Wenigstens scheint zu stimmen, was in dem Buch stand!“ stellte Joshua fest, während sie unter den wachsamen Augen der Schlange die Kammer des Schreckens durchschritten.

#Danke für deine Hilfe!# meinte Merlin zu der Schlange, als sie den versteckten Eingang erreicht hatte. Eine gewundene Treppe führte in die Tiefe.

#Ich hoffe, ihr findet die Antworten, die ihr sucht!# zischelte der Basilisk, als sie begannen, die Treppe hinunter zu steigen.

Vollkommene Finsternis umhüllte sie schon nach wenigen Metern. Merlin ließ zwei Fackeln erscheinen und entfachte diese. Spärliches Licht breitete sich um sie aus, beleuchtete jedoch nichts als die kahlen Wände.

Joshua fielen Lynars Worte ein, als er sich fragte, wie viel Zeit vergangen war, seit sie sich von ihr getrennt hatten. Sofort kam er ihrer Aufforderung nach: /Lynar?\

/Unter regelmäßig melden verstehe ich etwas anderes!\ meinte die Hüterin der Erinnerungen sofort.

Joshua seufzte: /Entschuldige! - Wir haben die Kammer gerade hinter uns gelassen.\

/Gab es irgendwelche Probleme?\ wollte Lynar wissen.

/Nicht wirklich\, wiegelte Joshua ab. So lange sie hier unten waren musste Lynar ja nicht unbedingt wissen, dass sich zwischen ihnen und dem Ausgang ein lebender Basilisk befand.

/Wenn ihr zurück kehrt bringt Schuppen und Zähne von dem Basilisken mit. Ich denke Severus kann sie gebrauchen!\ meinte Lynar.

/Äh... ich werde sehen, was ich machen kann!\ meinte Joshua und unterbrach ganz schnell die mentale Verbindung, ehe Lynar noch anfing ihn über die angeblich tote Schlange auszufragen.

„Lynar will, dass wir Schuppen und Zähne des Basilisken mitbringen!“ meinte Joshua in die Stille hinein.

„Die Schuppen werden sich einrichten lassen, aber an seine Zähne wird er uns kaum ran lassen!“ meinte Merlin.

„Ich denke, Lynar wird es verstehen, wenn wir ihr sagen, dass das Vieh noch lebt!“ stellte Argus fest.

Wieder kehrte Schweigen ein. Irgendwie ließ ihre Umgebung jedes Gespräch augenblicklich wieder erstummen. Lange Zeit änderte sich nichts. Die Treppe mündete in einen Gang, der sich durch die Erde wand.

Joshua hatte das Gefühl, es würden Stunden vergehen, bis sie zu einer einfachen, hölzernen Tür kamen. Als Merlin seine Hand auf den Türknauf legen wollte zuckte er erschrocken zurück.

„Warum hohle immer ich mir diese verdammten Brandblasen?“ meckerte Merlin, während er seine Hand heilte.

„Weil du voreilig bist!“ antwortete Argus, der nun doch wieder seine menschliche Gestalt annahm. „Du solltest vorgehen, Joshua!“

„Was gibt dir die Sicherheit, dass mir nicht das selbe geschieht, wie Merlin?“ fragte Joshua skeptisch.

„Du bist der Erbe der Schicksalsweberinnen. Sie werden es wohl irgendwie so geplant haben, dass du die Tür öffnen kannst!“ meinte Fawkes, der als Phönix auf der Schulter von Argus saß.

„Und wenn ich die Tür nur mit Daimos zusammen öffnen kann?“ zweifelte Joshua. Er war nicht unbedingt versessen darauf, sich ebenfalls die Hand zu verbrennen.

„Versuch es einfach!“ meinte Argus.

Joshua atmete tief durch, bevor er vor trat und seine Hand vorsichtig auf den Türknauf legte. Erleichtert atmete er aus, als sich der Schutzzauber nicht erneut aktivierte. Er drehte den Knauf, woraufhin die Tür geräuschlos auf schwang. Ohne lange darüber nach zu denken betrat Joshua den Raum, der sich vor ihm erstreckte.

In der Mitte des hell erleuchteten Raumes war ein Tisch aus dem Stein gehauen, um den sich sieben steinerne Stühle ringten. In die Wände waren Regale eingelassen, in denen Tausende von kleinen Phiolen standen, die mit einer silbernen Flüssigkeit gefüllt waren.

„Josh!“ riss Merlin ihn aus seinen Gedanken. „Wir können den Raum nicht betreten!“

Joshua drehte sich zu den drei Hütern um. Merlin schien erneut als erster versucht zu haben den Raum zu betreten. Seine Robe wies an mehreren Stellen Brandspuren auf und auf seiner Stirn sah Josh die Überreste einer Verbrennung.

„Dann muss ich mich wohl allein umsehen. Macht es euch etwas aus, dort zu warten?“ wollte Joshua seufzend wissen.

„Wir haben Zeit!“ antwortete Fawkes.

Joshua lächelte entschuldigend und wandte sich den Regalen zu. „Hier sind anscheinend jede Menge Erinnerungen gelagert worden!“ meinte er, als er sich einmal um seine eigenen Achse drehte. Er stockte, als er sah, dass die unteren beiden Fächer des Regals zur linken der Tür noch leer waren. Stirn runzelnd wanderte sein Blick zurück. Es gab keine andere Stelle, an denen in den Regalen keine Phiolen standen.

In jedes Regalbrett war ein Name ein gemeißelt. Joshua hielt erneut inne, als er den Namen 'Aran' las. „Fawkes, bist du dir sicher, dass dieser Aran einer der Schicksalswinde war?“

„Ja. Godric und Salazar haben sich darüber unterhalten. Leider habe ich von dem Gespräch nicht viel mitbekommen!“ antwortete der Phönix.

Joshua ging zu dem Regal, auf dem Arans Name stand. „Ohne Denkarium nutzen uns die Erinnerungen nicht viel!“, murmelte er leise. Er hob die Hand und fuhr über eine der Phiolen.

Mit einem Mal änderte sich seine Umgebung. Verwirrt sah Joshua sich um, als er sich in einem unterirdischen Gang wiederfand, am oberen Ende einer Treppe, die ihm nur zu bekannt vor kam. Neben ihm standen zwei Männer. Den einen erkannte Joshua sofort als Salazar Slytherin, der andere war schlang, groß gewachsen, hatte kurzes schwarzes Haar und violette Augen.

„Was ist das hier, Aran?“ verlangte Salazar zu wissen.

„Am Ende dieser Treppe verbirgt sich der größte Schatz meiner Herrinnen. Er muss geschützt werden, bis ihre Erben hier herkommen“, antwortete Aran.

„Die Schicksalsweberinnen haben diesen Gang hier angelegt?“ fragte Salazar ungläubig.

Aran nickte:„Ich bitte dich, dafür zu sorgen, dass diese Treppe so gut wie Möglich vor unbefugten geschützt wird! Und dennoch müssen die Hüter des Schicksals und die Fator-Brüder den Zugang hier zu finden!“

„In Ordnung“, Salazar nickte. „Ich denke, ich weiß, wie ich diesen Ort schützen kann!“

„Du tust mir damit einen sehr großen Gefallen!“ meinte Aran lächelnd.

Der Gang verblasste und Joshua fand sich in dem runden Raum wieder. Verwirrt blinzelte er und sah auf die Erinnerungen. Dann wandte er sich abrupt um und war mit wenigen Schritten bei dem letzten Regal, dessen untere beide Fächer leer waren. Das dritte Fach von unten trug den Namen 'Cero'.

„Merlin, das... Vieh, was Daimos und Draco in den Wald schickte, war auch einer der Schicksalswinde, nicht wahr?“ fragte Joshua.

„Ja“, meinte Merlin verwirrt.

Zaghaft hob Joshua die Hand. Er zögerte kurz, bevor er die letzte Phiole in diesem Fach berührte. Wie erwartet änderte sich seine Umgebung erneut. Er fand sich in einem Wald wieder, der in rasender Geschwindigkeit an ihm vorbei rauschte. Als er den Waldrand erreichte, stoppte sein Bewegung jäh, trotzdem schien die Zeit noch immer rasend schnell zu vergehen.

Joshua sah Daimos im Gras liegen. Er hatte die Augen geschlossen, doch stetig rannen Tränen das Gesicht hinunter.

„Daimos!“ hauchte Joshua. Ihm war klar, dass ein Bruder ihn nicht hören konnte, er befand sich in einer Erinnerung. Wie lange es wohl her war, dass Daimos am anderen Ende des Waldes weinend gelegen hatte? Joshua blieb nicht die Zeit, länger darüber nach zu denken.

Daimos stand auf und lief ziellos über die Wiese, bis zu einem Hügel, auf dem er sich nieder ließ. Joshua beobachtete, wie zwei Bauern zu seinem Bruder kamen, versuchten mit ihm zu sprechen. Daimos nahm von ihnen jedoch wenig Notiz. Stetig war sein Blick hoffend zum Waldrand gerichtet.

Die Sonne ging unter, wieder auf, vollzog ihren Bogen am Himmel und ging wieder unter. Die Bauern kamen, brachten Daimos Essen, versuchten erneut mit ihm zu reden und ging wieder. Neun Tage verstrichen in immer dem gleichen Rhythmus. Am Abend des neunten Tages begann es zu regnen. Es war, als würde das ewige Band der Wiederholung auseinander gerissen werden. Die Sonne war noch nicht untergegangen, als aus dem dichten Vorhang der stetig dichter werdenden Regentropfen ein riesiger, weißer Drache auftauchte.

„Draco!“ flüsterte Joshua, bevor die Erinnerung um ihn herum verblasste.

Diesmal brauchte Joshua länger, um sich wieder zu fassen.

Erst Argus Stimme riss ihn aus seiner Starre:„Was ist geschehen, Joshua?“

„Ich kann die Erinnerungen sehen!“ murmelte Joshua. Dann sah er zu den drei Hütern: „Daimos geht es gut! Und Draco ist bei ihm! Dieses Wesen, dass sie in den Wald schickte, blieb bei Daimos, bis Draco kam!“

„Dann sind das hier alles Erinnerungen von Schicksalswinden?“ fragte Merlin.

Joshua zuckte mit den Schultern:„Ich weiß nicht. Vielleicht – vielleicht gibt es ja auch welche von den Schicksalsweberinnen!“ Der Slytherin wandte sich den ersten beiden Regalen zu. Ihm war schon vorher aufgefallen, dass dort keine Namen standen, hatte es jedoch nicht weiter beachtet.

Unschlüssig sah er auf die vielen Phiolen, die dicht an dicht in diesen beiden Regalen standen. Er musste sich irgendeiner dieser Erinnerungen ansehen, um zu überprüfen, ob seine Vermutung stimmte. Nach dem Zufallsprinzip hob Joshua seine Hand und fuhr mit den Fingern über eine Phiole auf Augenhöhe. Sofort tauchte er in die darin enthaltene Erinnerung ein.

Körperlose Gestalten aus Licht füllten einen Raum, dessen Begrenzungen Joshua nicht ausmachen konnte. Stimmengewirr erfüllte die Luft.

Eine hohe, aber angenehme Stimme übertönte die anderen:„Wir müssen eine Lösung finden!“

„Es gibt nur eine Lösung“, erklang eine zweite Stimme.

„Es muss noch etwas anderes geben!“ entgegnete die Erste.

„Wir müssen diese Welt zerstören, es geht nicht anders!“ erklang wieder die zweite Stimme.

„Nein!“ widersprach die erste Stimme. „Es würde einen zu großen Einschnitt in das Gleichgewicht geben!“

„Wenn wir diese Welt nicht zerstören, dann wird sie sich selbst zerstören! Und sie wird alle anderen Welten mit sich reißen!“ stellte eine dritte Stimme fest.

„Wir würden alle Seelen, die zur Zeit dort leben mit ihr zerstören!“ warf die erste Stimme ein.

„Das müssen wir in Kauf nehmen, aber es hätte niemals so weit kommen dürfen!“ warf die zweite Stimme ein.

„Sollten wir ihnen nicht eine zweite Chance lassen?“ mischte sich eine vierte Stimme ein.

„Es würde nicht funktionieren!“ meinte die zweite.

„Es gibt viel zu viel Magie in dieser Welt!“ fuhr die dritte Stimme fort.

„Aber auch so viele einzigartige Wesen, die wir in den anderen Welten nicht erschaffen haben!“ meinte die erste Stimme. „Es muss eine Möglichkeit geben, diese Vielfalt zu bewahren!“

„Es gibt keine Möglichkeit! Gerade diese vielen verschiedenen Wesen haben zu dieser Katastrophe geführt!“ widersprach die zweite Stimme.

„Sie verdienen eine zweite Chance!“ begehrte die vierte Stimme auf.

„Tun sie das?“ wollte die zweite wissen. „Es wird auf das selbe hinauslaufen! Sie werden wieder um eine Macht kämpfen, die ihnen nicht zu steht!“

Die dritte Stimme pflichtete ihr bei:„Es gab doch einen Grund, warum wir in den anderen Welten nicht so viele verschiedene Wesen erschufen!“

„Wenn wir dieser Welt ihre Erinnerung an alles bisher geschehene nehmen, wird sie sich vielleicht anders entwickeln!“ meinte die vierte Stimme hoffend.

„Vielleicht! Wir können uns nicht auf eine Eventualität verlassen! Dieser Welt ihre Erinnerung zu nehmen und den entstandenen Schaden zu rückgängig zu machen wird uns fast unsere ganze Kraft kosten! Wir könnten danach nicht mehr in das Geschehen in den einzelnen Welten Einfluss nehmen!“ meinte die zweite Stimme ernst.

„Wenn wir diese Welt zerstören, könnten wir mit ihr alle anderen Welten zerstören!“ wetterte die vierte. „Die Arbeit der letzten Jahrtausende wäre umsonst! Und wir haben nicht die Kraft auch nur eine weitere Welt zu erschaffen!“

„Natürlich gibt es das Risiko auch alle anderen Welten zu zerstören. Aber es ist besser, als euer Vorschlag!“ entgegnete die dritte Stimme.

„Weshalb? Das Risiko alle Welten zu zerstören ist auf beiden Wegen das selbe und es würde uns auf beiden Wegen einen Großteil unserer Kraft kosten. Die Nachteile sind auf beiden Wegen die selben. Aber diese Welt zu retten birgt viel mehr Vorteile, als sie zu zerstören!“ stellte die erste Stimme fest.

„Und wer soll danach über die Welten wachen?“ verlangte eine fünfte Stimme zu wissen.

Joshua fand sich jäh in dem runden Raum wieder. Dies hier mussten eine Auswahl der Erinnerungen der Schicksalsweberinnen sein. Sie hatten diese Welt zerstören wollen. Doch weshalb? Was war hier geschehen?

Joshua ließ seinen Blick nach oben schweifen, zum obersten Fach und der allerersten Erinnerung, die darin aufbewahrt wurde. Er schloss die Augen, als seine Finger das feine Glas berührten.

Eine düstere Stimmung ergriff von ihm Besitz. Aufgewühlte Erde breitete sich unter ihm aus. Entwurzelte Bäume, nieder getretene Sträucher und Leichen unzähliger Wesen lagen um ihn herum verstreut. Flüche, Feuer, Eis und Wasser prallten aufeinander, erfüllten die Luft mit unvorstellbarem Lärm. Riesen, Drachen, Einhörner, Vampire, Werwölfe, Magier, Menschen – Joshua konnte nicht erfassen, wie viele Wesen hier gegeneinander kämpften.

Einen Beben erfasste den Boden, für einen Moment kam der Kampf zum Stillstand, als eine tiefe, durchdringende, mächtige Stimme erklang: „Ihr strebt nach einer Macht, die euch nicht zu steht! Gebt die Kämpfe auf und kehrt zurück in das friedliche Leben, dass wir euch geschenkt haben!“

Das grausame Bild um Joshua herum verblasste und ließ ihn zitternd zurück. Übelkeit hatte sich in ihm ausgebreitet, als er auf dem Schlachtfeld gestanden hatte. Würde der Krieg, der nahte, die Welt mit dem selben Bild überziehen?

„Josh, was ist los?“ erklang Merlins besorgte Stimme.

„Alles in Ordnung“, murmelte Joshua leise. Er konnte den dreien erzählen, was er gesehen hatte, wenn sie auf dem Rückweg waren. Jetzt wollte er heraus finden, um was damals gekämpft worden war. Anstatt sich jedoch der zweiten Erinnerung zu zuwenden wurde seine Aufmerksamkeit auf ein Fläschchen viel weiter unten im Regal gelenkt, dass sich in keiner Weise von den anderen unterschied. Und doch zog es Joshuas Hand magisch zu dieser Phiole.

Erneut fand Joshua sich in einem Raum wieder, dessen Ausmaße er nicht ausmachen konnte. Zwei körperlose Lichtgestalten standen inmitten einer Masse aus unterschiedlichsten Wesen. Manche von diesen Wesen wechselten ihre Gestalt mit jeder Sekunden. Ein unheimliche Nervosität lag in der Luft.

„Wir haben eine Entscheidung getroffen!“ erklang die Stimme, die in der vorletzten Erinnerung den Erhalt dieser Welt gefordert hatte.

Sofort erfüllte Stille den endlosen Raum.

Die zweite Gestalt, deren Stimme Joshua als die des vierten Sprechers aus der anderen Erinnerung wieder erkannte, meinte: „Wir werden dieser Welt eine zweite Chance geben. Dazu müssen wir ihr die Erinnerungen an alles bisher geschehene nehmen! Ihr alle wisst das bereits schon.“

Ein Zittern lief durch die Masse.

„Ebenso wisst ihr, dass es uns einen Großteil unserer Kraft rauben wird!“ stellte die erste Gestalt fest.

Erneut fuhr die zweite fort:„Das, was uns an Kraft bleiben wird, werden wir dazu verwenden sieben neue Seelen zu erschaffen, die zu gegebener Zeit die Aufgabe übernehmen werden, über die Welten zu wachen!“

„Zwei von ihnen werden unsere Erben sein. Sie werden die selben Kräfte besitzen, wie wir sie besitzen. Allerdings werden sie nur bei dieser einen Welt die Möglichkeit besitzen, zu entscheiden, ob sie sie zerstören wollen, oder nicht!“ meinte die erste Gestalt.

„Die anderen fünf werden, ähnlich wie ihr, Begleiter unserer Erben sein. Sie werden die Hüter des Schicksals sein. Die Hüter unserer Erben, die zusammen mit dem letzten der fünf Hüter in der Welt geboren werden, über deren Schicksal sie zu entscheiden haben!“ ergänzte die zweite Gestalt.

„Die fünf Hüter werden die Gestalten von Tieren besitzen, doch sie werden ab einem bestimmten Zeitpunkt die Möglichkeit haben eine menschliche Gestalt an zu nehmen!“ erklärte wieder die erste. „Die Hüterin der Erinnerungen wird als Luchs erscheinen, der Hüter der Gesundheit wird ein Falke sein, als Phönix wird der Hüter der Zeit folgen, danach der Hüter der Weisheit in Gestalt eines Werwolfs und zu Letzt als Drache der Hüter der Wahrheit. Eine Aufgabe, die ihr alle haben werdet, wird es sein die Geschichte über die Hüter des Schicksals in dieser Welt zu verbreiten!“

Erneut übernahm die zweite Gestalt das Wort: „Von unseren Erben dürft ihr jedoch nichts erzählen! - Die Hüter werden in einem Abstand von fünfhundert Jahren erscheinen. Wir können das Schicksal bis zu einem Bestimmten Punkt in der Zukunft vorherbestimmen. Doch ab einem gewissen Zeitpunkt haben wir immer weniger Einfluss auf die Zukunft. Die Hüterin der Erinnerung wird zu dem Zeitpunkt erscheinen, an dem wir nicht mehr in der Lage waren, alles zu lenken. Bestimmten Dinge müssen jedoch unbedingt geschehen. Da das Band, dass wir knüpfen können, immer schwächer wird, desto weiter es in die Zukunft reicht, brauchen wir eure Hilfe. Jeder von euch wird eine Aufgabe erhalten!“

„Manche werden sehr lange warten müssen, bis sie diese Erfüllen können, andere werden sich nur wenige Jahre gedulden müssen!“ fuhr die erste Gestalt fort. „Doch ich bin mir sicher, dass dennoch alle ihre Aufgaben zu unserer Zufriedenheit ausführen werden!“

Abrupt fand Joshua sich in dem unterirdischen Raum wieder und wie von selbst wanderte seine Hand weiter, zu der letzten Phiole des zweiten Regals, das nicht mit Namen beschriftet war. Diesmal änderte sich seine Umgebung nur geringfügig. Die Phiolen verschwanden aus den Regalen um ihn herum. Nur die ersten zwei Regale waren mit Erinnerungen gefüllt. Und erneut erblickte er zwei Lichtgestalten, die an dem steinernen Tisch in der Mitte standen.

„Meinst du, wir tun das Richtige?“ fragte die erste Stimme.

„Ja“, antwortete die zweite.

Joshua erkannte sofort, dass es sich um die selben Gestalten aus der vorhergehenden Erinnerung handeln musste.

„Wir haben die anderen nicht eingeweiht“, murmelte die erste Gestalt.

„Wir sind die letzten, die übrig sind. Nur wir haben die Erschaffung unserer Erben und ihrer Gefährten überstanden!“ stellte die zweite fest. „Wir sollten unsere Erben nicht vollkommen ohne Anhaltspunkte über das Geschehene zurück lassen!“

„Und Aran hat seinen neuen Auftrag bereits erhalten!“ seufzte die erste Gestalt.

„Es war richtig, dass wir gekämpft haben! Diese Welt wird es schaffen!“

„Ich hoffe so sehr, dass es so sein wird!“ erklang es leiste von der ersten Gestalt.

Beide Lichtgestalten bewegten sich. Joshua konnte nicht erkennen was sie taten, doch mit einem Mal waren sie verschwunden und er befand sich wieder in der Gegenwart. Ohne es erklären zu können fühlte Joshua sich mit einem Mal vollkommen erschöpft und müde.

„Josh?“ erklang es leise und verschlafen von Merlin.

Der Slytherin wandte sich zu der offenen Tür. Argus und Fawkes saßen aneinander gelehnt an der Wand und schliefen. Merlin machte ebenfalls den Eindruck, als hätte er bis eben geschlafen.

„Wie viel Zeit ist vergangen?“ fragte Josh.

„Keine Ahnung. Lynar hat mich regelmäßig geweckt, aber sie hat mir nie gesagt, wie spät es ist!“ entgegnete Merlin.

„Ich glaube, wir sollten zurück kehren. Es bringt wohl nichts, wenn ich mir jetzt noch mehr ansehe!“ stellte Joshua fest.

„Was hast du gesehen?“ wollte Merlin wissen.

Joshua zuckte unbestimmt mit den Schultern:„Es hat hier anscheinend einen furchtbaren Krieg gegeben, der drohte diese Welt zu zerstören. Die Schicksalsweberinnen löschten alle Erinnerungen an alles, was vor dem Krieg war und erschufen uns, bevor sie verschwanden. Vorher gaben sie Tausenden von Schicksalswinden verschiedenste Aufgaben.“ Joshuas Blick schweifte durch den runden Raum. „Von den wichtigsten scheinen zwei der Schicksalsweberinnen die Erinnerungen hier gesammelt zu haben, damit Daimos und ich nicht vollkommen unwissend vor unserer Aufgabe stehen. Aber viel schlauer als vorher bin ich auch nicht!“

„Du wirst Monate brauchen, dir all diese Erinnerungen an zu sehen!“ stellte Merlin fest.

„Ja“, Joshua nickte. „Aber diese Zeit werde ich mir nehmen müssen. Vorher muss ich aber schlafen! Ich bin zum Umfallen müde!“

Merlin sah zu Fawkes und Argus:„Da bist du nicht der einzige. Allerdings sollten wir uns dafür wohl in unsere Betten begeben!“

Joshua verließ der Raum der Erinnerungen und ließ Argus und Fawkes vor sich her die Treppe hinauf schweben, um sie nicht wecken zu müssen. Es reichte, wenn er und Merlin um ihren Schlaf gebracht wurden. Als sie die Kammer des Schreckens durchquerten, fanden sie den Basilisken ebenfalls schlafend vor. Mit einem gezischten Befehl verwandelte sich die Rutschbahn vom Mädchenklo hinunter in eine Treppe.

Im Schloss angekommen trennte sich Joshua von Merlin. Während Merlin die beiden schlafenden Hüter zu Argus Räumen schweben ließ, schlug Joshua den kürzesten Weg zum Gemeinschaftsraum der Slytherins ein. Er hatte das Gefühl, ein zu schlafen bevor er noch ankam.

Im Gemeinschaftsraum fand er Blaise und Seamus schlafend auf der Couch vor und Neville, mit Ginny auf dem Schoss, in einem der Sessel sitzend, beide ebenfalls schlafend. Schmunzelnd fiel sein nächster Blick auf die Uhr. Viertel vor sechs zeigten die Zeiger an. Joshua hätte die Uhr am liebsten verhext. Schlafen würde er vor dem Unterricht nicht mehr können.

Joshua entschloss sich, seine vier Freunde zu wecken, um ihnen erzählen zu können, was er in der Kammer des Schreckens, oder eher darunter, vorgefunden hatte. Mit Wissbegierde hörten die zwei Gryffindors und zwei Slytherins seinem Bericht zu. Erst auf dem Weg zum Frühstück, als sie nicht mehr darüber spekulieren konnten, was die Erinnerungen noch alles ans Licht bringen würden, erfuhr Joshua, dass seine Freunde vor gehabt hatten, so lange wach zu bleiben, bis er zurück kehrte.

Den Unterricht verbrachte Joshua in einem Halbschlaf. Zu seinem Glück hatte er nach einer nervenaufreibenden Stunde Zaubertränke erst einmal Geschichte, dass er ohne Probleme verschlafen konnte. Nach dem Mittag folgte Verteidigung. Da Merlin genauso übernächtigt war, wie er selbst, bemerkte der Hüter der Gesundheit Joshuas Unaufmerksamkeit nicht, oder er sah einfach darüber hinweg.

Noch vor dem Abendbrot fiel Joshua völlig erschöpft in sein Bett und schlief, mit den Gedanken bei seinem Bruder, ein.
 

~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~
 

Endlich habt ihr etwas über die Vergangenheit erfahren. Nach und nach wird Joshua immer mehr heraus finden ^^ Und auch die letzten beiden Fächer werden sich noch füllen. In einigen Kapiteln xD
 

Es hat eine Woche länger gedauert, als ich geplant hatte. Aber die Schule fängt schon an zu nerven, bevor sie überhaupt begonnen hat. Morgen (am aller ersten Schultag des Schuljahres -.-) schreibe ich gleich erst einmal einen Chemie test. Ich habe die letzte Woche damit verbracht, Chemie zu lernen... ich will ja nicht am ersten Schultag des neuen Jahres eine schlechte Note bekommen.

Na ja, genug der Ausreden xD Zu euren lieben Kommis!
 

Animexx:
 

Vielen, vielen Dank Trini-chan07 und Yami-san, die trotz fehlender ENS zu dem letzten Kapitel gefunden haben ^^“
 

ff.de:
 

@crowyn & Liliyes: Da muss ich wohl einer höheren Macht danken, zwei neue Leser bekommen zu haben xD Ein Schema zum Hoch laden? Nun ja, im Grunde alle zwei Wochen am Sa oder So... Mein Leben hat jedoch die Angewohnheit regelmäßig im Chaos zu versinken (so wie die letzten Wochen -.-) Deshalb kann es manchmal auch länger dauern ... Ich bemühe mich aber um Pünktlichkeit!
 

Ein gaaaaaaanz großes Danke @Reina, LadyLivre, fro, Kaya-Satochi90 und jeanne02
 

Es ist immer wieder ein schönes Gefühl, wenn ich sehe, wie ich andere mit meiner Geschichte fesseln kann und sich die Leser dann auch Gedanken darüber machen, wie es weiter gehen könnte ^^ heagdl!!!
 

bis zum nächsten Kapitel in zwei Wochen ^^
 

bye

tanguna

Kapitel 13
 

Finsternis umgab ihn. Tiefe, wohltuende Schwärze und eine angenehme Wärme. Er wusste nicht, wo er sich befand, doch es war ihm im Moment auch vollkommen egal. Die Finsternis versprach Vergessen und Geborgenheit. Etwas, dass es in seinem Leben momentan nicht gab. Selbst im Schlaf verfolgten ihn seine Sorgen.

Wirre Träume hatten ihn bis eben verfolgt. Träume über seinen Bruder, der in einer vollkommen fremden Welt gelandet war. Träume über das, was hier in Hogwarts und der Welt der Magier drohte. Träume über die Erinnerungen, die er vergangene Nacht gesehen hatte. Die ruhige Schwärze kam ihm gerade recht.

„Josh?“ erklang es leise und unsicher aus den Tiefen der Finsternis um ihn herum.

Er hatte diese Stimme noch nie in seinem Leben gehört, und dennoch erkannte er sie sofort: „Daimos?“

Als hätten diese zwei Worte eine Barriere fort geschoben, konnte Joshua die Anwesenheit seines Bruder endlich wieder spüren.

„Wie geht es dir?“ wollte Joshua sofort wissen.

„Gut“, kam die gemurmelte Antwort. „Wo sind wir hier?“

„Keine Ahnung. Vielleicht ist dies hier nur ein Traum““ meinte Joshua nachdenklich. Doch er wusste selbst, dass diese Vermutung absurd war. Dies hier war kein Traum mehr. Irgendetwas anderes geschah. Daimos war wirklich hier bei ihm.

„Ich glaube nicht“, erklang es wieder von seinem Bruder, den Joshua in der Finsternis immer noch nicht ausmachen konnte. „Warum kann ich wieder sprechen?“

„Ich habe keine Ahnung. - Was ist geschehen, nachdem Draco dich gefunden hatte?“ wollte Joshua wissen. Sie konnten später darüber nach denken, was mit ihnen hier geschah. Erst einmal konnten sie klären, was ihnen in der Zwischenzeit wiederfahren war.

„Woher weißt du, dass Draco mich gefunden hat?“, fragte Daimos erstaunt.

„Ich habe eine Erinnerung gesehen“, antwortete Joshua.

„Was für eine Erinnerung? Meine?“, wollte Daimos verwirrt wissen.

„Es war die Erinnerung des Schicksalswindes, der dich in den Wald gelockt hat. Er blieb bei dir, bis Draco dich fand“, erklärte Joshua.

„Und wann hast du seine Erinnerungen sehen können?“, fragte Daimos weiter.

Joshua schüttelte lächelnd den Kopf, begann aber zu erzählen, was er erlebt hatte, seit Draco und Daimos im Wald verschwunden waren. Daimos schien sehr froh darüber, dass Ginny das Haus gewechselt hatte und auch, dass Neville und Seamus nun mehr oder weniger zu Slytherin gehörten und damit vor Ron in Sicherheit waren.

„Und nur du kannst diesen Raum der Erinnerungen betreten?“, wollte Daimos letztendlich wissen.

„Du könntest es bestimmt auch“, meinte Joshua.

„Vermutlich“, stimmte Daimos ihm zu. Einen Moment schwieg er, dann meinte er leise: „Ich habe Mum und Dad getroffen!“

„Was?“, stieß Joshua erschrocken aus.

In kurzen Worten erklärte Daimos seinem Bruder, was Godric ihm über die Seelen erklärt hatte, bevor er von dem vergangenen Tag berichtete. Joshua war nicht minder besorgt um Draco, als die anderen. Doch gleichzeitig beruhigte er Daimos auch. Draco hatte schon Recht. Crelo rechnete bestimmt nicht damit, gegen einen Drachen antreten zu müssen.

„Ob ich Mum und Dad irgendwie die Erinnerung wieder geben könnte?“, fragte Daimos traurig.

„Selbst wenn es einen Weg gibt sollten wir das sein lassen!“, entgegnete Joshua, der bereits den selben Gedanken gehabt hatte. Der Reiz, seine Eltern kennen zu lernen war groß. Doch er hatte sich schon lange mit ihrem Tod abgefunden. James und Lily die Erinnerung an ihr Leben in dieser Welt wieder zu geben würde nur ungeahnte Schwierigkeiten mit sich bringen.

Daimos schwieg.

„Es würde uns allen eher Schaden, als nützen!“, meinte Joshua tröstend.

„Ich weiß...“, murmelte Daimos. „Aber - ich habe mir so oft schon gewünscht, ich könnte sie kennen lernen! Und jetzt ...“

„Auch wenn du ihnen die Erinnerungen wieder geben könntest, wären sie nicht die selben!“, sagte Joshua einfühlsam. „Die letzten 16 Jahren haben sie dazu zu stark geprägt!“

„Du hast ja Recht“, stimmte Daimos ihm leise zu.

Um das Thema zu wechseln meinte Joshua: „Und du hast wirklich Godric Gryffindor getroffen?“

„Ja!“ Daimos ließ sich auf den Themawechsel ein. „Und Salazar Slytherin treibt sich hier auch irgendwo rum. So wie ich das verstanden habe, müssen auch Ravenclaw und Hufflepuff irgendwo in dieser Welt sein.“

„Frag Gryffindor mal, ob es noch mehr versteckte Räume hier gibt, außer dem Raum unter der Kammer des Schreckens. Oder irgendwelche anderen nützlichen Sachen!“, meinte Joshua.

„Mach ich bei Gelegenheit!“, versicherte Daimos grinsend, auch wenn sein Bruder das sicherlich nicht sehen konnte.

„Wo das geklärt ist, können wir uns ja darüber Gedanken machen, wo wir hier gelandet sind!“, stellte Joshua fest.

„Vielleicht findest du darüber im Raum der Erinnerungen etwas“, mutmaßte Daimos. „Ich kann mir vorstellen, dass das hier auch geplant war.“

„Garantiert. Aber hast du eine Ahnung, wie viele Erinnerungen das sind? Ich werde Tage brauchen, allein um mir die Erinnerungen der Schicksalsweberinnen an zu sehen!“, stellte Joshua fest. „Die Schule kommt dazu. Und irgendwann muss ich auch mal meinen Schlaf finden, egal wie unruhig er ist!“

„Unruhig?“, fragte Daimos alarmiert.

„Ich habe die letzten Nächte nicht sonderlich gut geschlafen“, erklärte Joshua, vermied aber mit Absicht das Wort Albtraum.

„Du hast Albträume“, stellte Daimos niedergeschlagen fest. Er konnte sich sehr wohl denken, wovon diese Albträume handelten.

„So schlimm ist das nicht“, wiegelte Joshua ab.

Daimos schnaubte: „Hör auf zu lügen, Josh! Ich habe sie doch selbst!“

Bedrücktes Schweigen kehrte für einen Moment ein. Joshua wollte seinen Bruder in den Arm nehmen, doch die Finsternis verhinderte noch immer, dass er erkennen konnte, wo Daimos sich befand.

„Vielleicht solltest du mit einem der Hüter sprechen!“ meinte Daimos.

„Merlin hat mir das auch schon angeboten“, erzählte Joshua zögernd.

„Warum hast du dann nicht mit ihm geredet?“, wollte Daimos wissen.

„Ich ... es sind deine Erinnerungen. Ich wusste nicht, ob dir das recht wäre!“, gab Joshua seine Bedenken kund.

„Ich habe nichts dagegen!“, versicherte Daimos. Zögernd fügte er hinzu: „Wenn sich die Gelegenheit ergibt, werde ich auch mit Draco darüber sprechen!“

„Das ist gut!“ stellte Joshua fest.

Ein weiteres Mal erfüllte Schweigen die Schwärze.

„Josh?“, fragte Daimos irgendwann.

„Hm?“

„Versprich, auf dich und die anderen auf zu passen, wenn der Krieg ausbricht! Ich traue Ron alles zu!“, bat Daimos.

„Natürlich!“, versicherte Joshua. „Aber Draco und du, ihr passt auch auf, ja? Sehr friedlich scheint es bei euch auch nicht zu sein!“

Daimos konnte nicht mehr antworten, da beide Jungen abrupt aus ihrem Schlaf gerissen wurden.
 

~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~
 

Dafür, dass es so lange gedauert hat, ist es ein sehr kurzes Kapitel. Entschuldigt! Aber kaum, dass die Schule angefangen hatte, versank ich unter einem Berg von Arbeit. Zwischenzeitlich musste ich zwei sehr ausführliche Vorträge in Deutsch und Geschichte halten. Deutsch endete in einer ziemlichen Katastrophe. In Geschichte kommen am Di noch Fragen auf mich zu. Ich denke, damit habe ich den stressigsten Teil hinter mir xD (Sieht man von den Prüfungen im April und Mai ab, aber da muss ich ja nicht mehr in den Unterricht!)
 

Okay, genug gelabert. Dann komme ich mal zu euren lieben Kommis, die mir über die letzten vier Schulwochen hinweg geholfen haben!
 

Animexx:
 

@Todesgoettin_Hel: Soviel Lob ^///^ Du hast mich da mit Josh und Merlin auf eine Idee gebracht... Dankööööö! ^^ Hoffe, ich höre wieder von dir!
 

@taeddyx: Ich fürchte, da musste ich dich enttäuschen. Bei Draco und Daimos geht’s im nächsten Chap weiter ^^ *knuddel*
 

Vielen, vielen, vielen Dank @Yami-san, Trini-Chan07, MikaChan88 und Dranza-chan
 

ff.de:
 

@Zauberlehrling: Dann will ich dich mal erleuchten xD Dass Ron in Gryffindor ist hängt mit seinem Stammbaum zusammen. Molly Weasley stammt aus dem Ravenclawstamm und ihre Familie lässt sich direkt auf die Ravenclawbrüder zurück führen. Neben dem derzeit amtierenden Clanführer ist sie die einzige Erbin in dieser Blutlinie. Da jedoch im Ravenclawstamm seit je her die Frauen im Erbe außer acht gelassen wurden und immer die jüngsten Söhne den Hauptteil des Erbes erhalten, ist der nächste folgende Erbe Ron. Nun ist es aber so, dass es in Mollys Stammbaum auch einen kleinen Zwei zu Slytherin gibt. Der ist nicht besonders bedeutend, reicht dem Hut in Ginnys Fall jedoch, um diese nach Slytherin um zu sortieren. Dass Ron und alle anderen Weasleys jedoch nach Gryffindor gekommen sind, hängt damit zusammen, dass Arthur aus einer reinen Gryffindorfamilie stammt, ohne irgendeine Verbindung zu einem der anderen Stämme. Aus diesem Grund überwiegt der Gryffindorteil.

Bei Hermine ist es etwas schwieriger, schließlich ist sie eine muggelgeborene und es kann auf keinerlei Stammeszugehörigkeiten zurück gegriffen werden. Ich möchte an dieser Stelle noch nicht verraten, warum Hermine nach Gryffindor kam, denn das würde einiges von den noch kommenden Ereignissen vorgreifen ^^
 

@Reina: Nicht in der Erinnerungen. Aber solche Begegnungen wie in diesem Kapitel wird es zwischen Josh und Daimos noch ein paar Mal geben, wenn ich auch nicht mehr so darauf eingehen werde, wie hier ^^
 

Vielen lieben Dank @LadyLivre, TC2509, fro, crowny, jeanne02 und MoniMahoni
 

Na dann,

bis zum nächsten Kapitel ^^

(ich bemühe mich auch, dass es schneller kommt!)
 

glg

tanguna

VORSICHT! UNGEBETAT! KOMMIANTWORTEN KOMMEN MIT DER GEBETATEN VERSION IN ANDERTHALB WOCHEN! ^^
 

Kapitel 14
 

Als Daimos erwachte fand er sich in einem großen Schlafzimmer wieder. Der Raum war in den typischen roten Farben gehalten, die er auch aus dem Gryffindorturm in Hogwarts kannte. Er konnte sich nur beim besten Willen nicht daran erinnern, wie er hier her gelangt war.

/Dray?\ fragte er.

/Guten Morgen, Schatz! Einen Moment, ich bin gleich bei dir!\ antwortete Draco ihm post wendend.

/Wo bin?\ wollte Daimos verwirrt wissen.

/In dem Schlafzimmer, das Godric uns gegeben hat\, erklärte Draco. /Du bist gestern ziemlich schnell eingeschlafen!\

/Ich habe Josh getroffen!\ stellte Daimos fest.

"Wie bitte?" fragte Draco laut, als er das Zimmer betrat.

Daimos setzte sich auf:/Im Traum. Oder - eigentlich fühlte es sich nicht wie ein Traum an! Es war - seltsam!\

"Ja, so hört es sich auch an. Was sagt er?" wollte Draco wissen.

/Er hat unter der Kammer des Schreckens einen Raum gefunden, in dem sich die Erinnerungen der Schicksalsweberinnen und Schicksalswinde befinden\, erzählte Daimos.

"Ein Raum unter der Kammer des Schreckens?" fragte Draco ungläubig.

Daimos nickte. /Slytherin erbaute diesen Raum im Auftrag eines Schicksalswindes. Der Basilisk war der Wächter, der jeden von diesem Raum fern halten sollte. Aber Josh sagt, dass der gar nicht nötig gewesen wäre, weil außer ihm sowieso niemand den Raum der Erinnerungen betreten kann!\

"Das hört sich dann doch wieder interessant an!" stellte Draco fest. "Hat er sonst irgendetwas erzählt?"

/Ginny hat das Haus gewechselt. Sie ist jetzt in Slytherin, weit weg von ihrem Bruder!\ berichtete Daimos erleichtert.

Draco runzelte die Stirn:"Ist das nicht das Mädchen, mit dem du letztes Jahr zusammen warst?"

/Ja\, antwortete Daimos. /Bist du etwas eifersüchtig?\

"Ja!" meinte Draco bestimmt.

Daimos grinste und Draco konnte das Kichern in seinem Kopf hören. /Es gibt keine Grund, eifersüchtig zu sein, Schatz! Ich liebe dich!\ Daimos beugte sich vor und küsste Draco, der den Kuss augenblicklich vertiefte.

Ein Räuspern von Godric unterbrach sie:"Ich glaube mich zu erinnern, dass du zum Sonnenaufgang einen Termin hast, Draco!"

"Richtig!" stimmte Draco ihm zu. "Einem aufgeblasenen Grafen im wahrsten Sinne des Wortes Feuer unterm Hintern zu machen!"

/Nimm dich bloß in Acht! Crelo hat sicherlich einige Tricks auf Lager!\ meinte Daimos besorgt.

"Ich fürchte eher, dass er seine Leute auf dich, Lily und James ansetzt!" entgegnete Draco.

"Ich werde bei ihnen bleiben!" versuchte Godric den Blonden zu beruhigen.

Draco schnaubte nur.

/Und ich bin ja auch nicht mehr ganz so wehrlos!\ fügte Daimos hinzu.

"Du bist bitte trotzdem vorsichtig!" bat Draco.

/Natürlich!\ bestätigte Daimos.

"Dann kommt mal!" forderte Godric sie zum Gehen auf.

In der Eingangshalle warteten Lily und James bereits auf sie. Beide sahen aus, als hätten sie in der vergangenen Nacht nicht wirklich Schlaf gefunden.

"Bist du dir sicher, dass du zu diesem Duell willst, Draco? Er wird dich töten!" meinte Lily.

"Dazu wird er nicht die Gelegenheit haben!" stellte Draco fest.

"Crelo ist absolut skrupellos!" mischte James sich ein. "Er wird jede Lücke nutzen!"

Draco nickte:"Ich weiß. Und ich werde darauf zu reagieren wissen!"

"Wir müssen uns auf den Weg machen!" stellte Godric fest. "Sonst kommst du zu spät, Draco!"

Während sie das Gebäude verließen und sich auf den Weg zum Stadttor begaben, fragte Draco:"Wo werdet ihr sein, wenn das Duell beginnt?"

"Auf der Stadtmauer", erklärte Godric, "denn Daimos, Lily und James dürfen die Stadt ja nicht verlassen."

Draco nickte:"Das ist gut, da habe ich euch im Blickfeld!"

Der Rest des Weges verlief schweigend, während der Himmel ein immer helleres Blaus annahm. Bis zum Sonnenaufgang war nicht mehr sehr viel Zeit.

Die Stadttore standen offen. Godric meinte, dass sei um diese Zeit normalerweise nicht übliche. Daimos kam der Gedanke, dass Crelo wirklich deutlich mehr Macht in dieser Stadt haben musste, als an zu nehmen war.

Draco verließ die Stadt, während die anderen sich auf den Weg hinauf zu den Zinnen der Stadtmauer begaben. Draco sah Crelo in einiger Entfernung zur Stadtmauer zu stehen. Der Graf grinste ihm überheblich entgegen.

"Guten Morgen", grüßte Draco ruhig.

"Für dich wird er nicht so gut werden!" stellte Crelo fest.

Draco grinste:"Wir werden sehen!"

"Ich habe bereits Interessenten für deine drei Freunde!" begann Crelo im Plauderton.

Draco hob eine Augenbraue:"Da haben sie wohl ein paar Geschäftspartner verloren, denn sie werden meine Freunde nicht verkaufen können!"

"Du bist immer noch so hochmütig, wie gestern! Dabei hast du nicht einmal eine Waffe dabei!" entgegnete Crelo.

Dracos Blick fiel auf das Schwert, das der Graf bei sich trug. Er schnaubte:"Auf so einen Dolch bin ich nicht angewiesen!"

"Dolch?" wiederholte Crelo. Seine Augenbrauen zuckten gefährlich.

"Dolch!" bestätigte Draco gelassen.

Mit einem Mal begann Crelo zu lachen:"Du machst es mir viel zu einfach, Junge! Da macht es ja fast keine Spaß, dich zu töten!"

"Ich werden nicht sterben", stellte Draco fest.

"Oh doch! Und danach werde ich deinen kleinen Freund für sehr viel Geld verkaufen!" entgegnete Crelo. "Ich habe sehr viele reiche Kunden, die es bevorzugen, wenn ihre Lustsklaven stumm sind!"

Draco zog gefährlich die Augenbrauen zusammen, bevor Crelo erschrocken zurück taumelte, weil er sich mit einem Mal einem vor Wut schnaubenden Drachen gegenüber sah. Crelo hatte sein Ziel erreicht. Draco war definitiv wütend. Doch er hatte sich dadurch keine Blöße gegeben, worauf der Graf eigentlich abgezielt hatte.

"Niemand wird Hand an Daimos legen!" erklang die tiefe, wütende Stimme des Drachen.

Crelo brauchte Sekunden, um sich von seinem Schock zu erholen. Unsicher wich er zurück, als Draco drohend zwei Schritte auf ihn zu machte.

Doch das Grinsen kehrte auf das Gesicht des Grafen zurück:"Du wirst mich nicht angreifen!"

"Was sollte mich daran hindern? Du wärst längst Tod, wenn ich nicht genau wüsste, dass Daimos den Tod verabscheut! Nur noch ein kleines Häufchen Asche wäre von dir übrig!" grollte Draco und zur Unterstützung seiner Worte verbrannte er das Gras zu Crelos Füßen.

Dieser wich erneut einige Schritte zurück, blieb jedoch selbstsicher:"Wenn du mich angreifst, sind deine drei Freunde tot! Und Daimos steht an erste Stelle! Meine Leute haben sie in Gewahrsam genommen, als du die Stadt verlassen hast!"

"Das glaubst auch nur du!" stellte Draco fest. Trotzdem fragte er zur Sicherheit bei Daimos nach:/Ist bei euch alles in Ordnung?\

/Alles klar\, antwortete Daimos. Er stand auf der Stadtmauer und blickte auf die Wiese hinunter. /Crelos Leute haben versucht uns zu ergreifen, kaum dass du die Stadt verlassen hast. Sie dürften die nächsten Stunden schlafen!\

Daimos sah, wie Draco sich wieder vollkommen auf Crelo konzentrierte.

"WOW!" entfuhr es Lily, nachdem sie Minuten lang auf den weißen Drachen gestarrt hatte.

Daimos grinste zu diesem Kommentar.

"Er sieht ziemlich wütend aus!" stellte James ehrfürchtig fest. "Was kann ihn so erzürnt haben?"

"Crelo wird es darauf angelegt haben, ihn wütend zu machen", meinte Godric schulterzuckend.

[style type="italic"]Wahrscheinlich irgend ein Kommentar über mich,[/style] schrieb Daimos magisch auf das Pergament, dass er kurz zuvor hatte erscheinen lassen, um sich mit den anderen dreien verständigen zu können.

"Gut möglich", stimmte Godric ihm zu. "Ich habe Draco als einen sehr impulsiven jungen Mann kennen gelernt, der alles andere als angenehm sein kann, wenn man ein schlechtes Wort über dich fallen kann!"

[style type="italic"]Habe ich gestern etwas verpasst?[/style], wollte Harry wissen.

Godric schüttelte den Kopf:"Nicht wirklich. Draco hat sich über Crelo aufgeregt. Über seine Machenschaften und sein Verhalten."

Lily nickte:"Ich kann mir auch denken, womit er Draco gerade so zur Weißglut getrieben hat!" Sie blickte hinunter auf den Drachen, der Spaß daran gefunden zu haben schien, Crelo über die Wiese zu jagen. Viel Grün würde nach diesem ungleichen Duell nicht mehr vor der Stadtmauer zu finden sein. "Crelo hat nicht wenige unserer Freunde stumm gemacht, um sie zu einem höheren Preis zu verkaufen. Die meisten von ihnen werden jetzt wohl das sexuelle Verlangen ihrer Herren befriedigen!"

Daimos zuckte zusammen.

"Ist mit dir alles in Ordnung?" wollte Godric besorgt wissen.

[style type="italic"]Ja[/style], kam die einsilbige Antwort von Daimos.

Godric musterte ihn und Daimos wusste, dass der Gründer ihm seine Antwort nicht abnahm. Doch Daimos fixierte seinen Blick auf Draco. Er wollte nicht über seine Vergangenheit reden. Nicht jetzt und am besten nur so selten wie möglich. Es reichte, wenn Draco davon erfuhr. Daimos hatte Josh versprochen mit seinem Freund darüber zu reden. Wenn möglich, wollte Daimos es noch an diesem Tag hinter sich bringen.
 

Draco der weilen jagte Crelo über die Wiese. Der ließ sich jedoch mittlerweile nur noch wenig von der Erscheinung des Drachen verunsichern.

"Interessant, wie wütend du wirst, wenn man deinen Diener an andere Verkaufen will!" stellte Crelo fest.

"Daimos ist nicht mein Diener!" wiederholte Draco grollend, während er Crelo in Richtung der Grenze jagte.

"Nicht? Warum hast du ihn dann erstummen lassen?" entgegnete Crelo.

Der Flamme, die Draco auf den Grafen schoß, verbrannte dessen Haar. "Vergleiche mich nicht mit den Leuten, die Daimos seine Stimme nahmen!"

"Ich denke, du solltest ihnen Dankbar dafür sein!" meinte Crelo lachend.

"Du verkennst die Lage, Crelo!" stellte Draco fest. "Daimos ist nicht mein Diener, sondern ich der seine! Und der jenige, der für Daimos Stummheit verantwortlich ist, wird seine Strafe bekommen, sobald ich ihn das nächste Mal sehe!"

"Wem sollte ein Drache sich schon unterwerfen!" erwiderte Crelo verächtlich. Er wich erneut einige Schritte zurück, als Draco Feuer nach ihm spie.

"Selbst wenn ich es dir erklären wollte, du würdest es nicht verstehen!" meinte Draco, bevor er Crelo mit Hilfe der Magie zu Fall brachte und ihn mit einer seiner Pranken an den Boden pinnte.

"Du tötest mich nicht!" stellte Crelo fest. Draco sah, dass er bei weitem nicht mehr so sicher war, wie er vorgab.

Draco schnaubte:"Da hast du ausnahmsweise recht. Du solltest langsam deine Niederlage eingestehen!"

"Meine Niederlage ist erst dann besiegelt, wenn ich tot bin!" entgegnete Crelo.

Draco ließ sich dadurch nicht von seinem Vorhaben abbringen. Er umschloss Crelo mit seiner Pranke und erhob sich in die Lüfte. Grinsend beobachtete er, wie das Gesicht des Grafen mit jedem Meter, den er an Höhe gewann, weißer wurde.

"Was hast du vor?" Aller Hochmut war aus der Stimme Crelos gewichen.

"Ich bringe dich über die Grenze. Und dort solltest du auch bleiben!" erklärte Draco. "Wenn nicht, zeige ich dir immer wieder gerne den Weg dorthin!"

"Du wirst nicht ewig in meiner Stadt bleiben!" entgegnete Crelo.

"Bevor ich diese Stadt verlasse, die sicher nicht deine ist, werde ich den Menschen bei bringen, dass sie sich nicht von jemandem unterdrücken lassen müssen, nur weil er Geld hat!" meinte Draco ruhig.

"Was versteht ein Drache schon von Geld!" sagte Crelo verächtlich.

"Eine Menge", entgegnete Draco. "Die Familie, in der ich aufgewachsen bin gehört zu den reichsten des Landes!"

"Was für ein Land sollte das schon sein?" warf Crelo schnaubend ein.

"Es liegt jenseits des Waldes dort hinten!" Draco machte kehrt, sich sehr wohl dessen bewusst, dass er den Wald nicht betreten konnte und wohl auch aus der Luft nicht in das Gebiet des Waldes vordringen könnte. "Es wäre natürlich auch eine Idee dich dort aus zu setzten. Ich wäre interessiert daran, in welcher Welt du landest, wenn du ihn durchschreitest. Falls du es überhaupt ans andere Ende des Waldes schaffst!"

"NEIN!" Histerisch begann Crelos sich in dem Griff Dracos zu wenden.

Der wandte seinen Kopf zur Erde:"Willst du wirklich, dass ich dich los lasse?"

Sofort hielt der Graf wieder still:"Nein, bitte nicht!"

"Also doch die Grenze des Landes?" erkundigte sich Draco. Es bereitete ihm unheimliches vergnügen mit Crelo zu spielen.

"Bitte!" erklang es fast schon flehend von dem Grafen.

"Solltest du es noch einmal wagen, die Grenze zum Land des Waldes zu überschreiten, werde ich dich auf direktem Wege dort hin bringen. Der Wald freut sich, wenn er mal ein paar Besucher hat!" meinte Draco warnend. Danach schwieg er und ging nicht mehr auf das Flehen des Grafen ein. In schwindelerregender Höhe flog er weit hinein in das Land Quaran. Eine Zeitlang dachte er nicht mehr an Crelo, da ihn die düstere Stimmung des Krieges mit Wucht überrollte. Alle paar Meilen konnte er ausgebrannte Höfe erkennen, sogar ganze Dörfer, von denen nur noch Ruinen übrig waren.

Weit weg von den wenigen Soldaten, die er überflogen hatte, und von jedem Ort, an dem einst Menschen gelebt haben mochten, ließ er Crelo über einem kleine See aus niedriger Höhe falle, ohne sich vorher zu erkundigen, ob der Graf schwimmen konnte. Zu seinem Leidwesen konnte der Graf schwimmen und rettete sich ans Ufer.

Draco kehrte ihm den Rücken zu und flog in rasantem Tempo zurück. Er musste sich dazu zwingen nicht vom Weg ab zu kommen. So schrecklich das Bild auch war, dass sich ihm bot, glaubte er, irgendwo Überlebende der Brände zu finden, die jede Anzeichen von Zivilisation in näherem Umkreis ausgelöscht hatten.

Ohne Crelo zwischen den Pranken erlaubte Draco es sich, wesentlich schneller zu fliegen. Für den Hinweg hatte er vier Stunden gebraucht. Der Flug zurück zur Stadt kostete ihn lediglich zwei.

Vor den Toren der Stadt fand er Daimos im Gras sitzend.

"Hast du die ganze Zeit hier gewartet?" fragte Draco ihn besorgt, als er direkt vor Daimos landete.

Der Gefragte nickte nur.

Godric antwortete, der im Schatten des Tores gestanden hatte:"Du hast Crelo über die Grenze gebracht und nachdem ich sagte, du müsstest aufpassen, weil es da drüben nur so vor Soldaten wimmeln müsste, bestand er darauf, hier zu warten, bis du zurück kommst!"

"Da waren kaum Soldaten!" stellte Draco fest, nachdem er seine menschliche Gestalt angenommen hatte.

/Musst du immer so leichtsinnig sein?\ fragte Daimos tadelnd, umarmte Draco jedoch erleichtert.

Draco erwiderte die Umarmung:"Wann war ich denn noch leichtsinnig?"

/Ständig!\ antwortete Daimos störrisch.

Draco grinste, doch sein Gesicht nahm gleich darauf wieder ernste Züge an:"Es sieht schrecklich aus, jenseits der Grenze!"

"Wieso?" wollte Godric wissen.

"Kein menschliches Leben mehr, sieht man von der Handvoll Soldaten ab, über die ich hinweg geflogen bin. Alles, in dem irgendwann einmal Menschen gelebt haben, ist verbrannt!" berichtete Draco.

"Der Krieg ist also schon bis an die Grenzen unseres Landes vor gedrungen?" Entsetzen breitete sich auf Godrics Gesicht aus.

"So sieht es aus!" bestätigte Draco.

Draco, Daimos und Godric machten sich auf den Weg, zurück zu der Villa von Godric.

"Ich habe Crelo mit der Warnung zurück gelassen, dass ich ihn in den Wald bringe, sollte er es wagen, noch einmal die Grenze zu überschreiten!" wechselte Draco vorläufig das Thema.

"Ob er sich daran hält?" zweifelte Godric.

/Du kannst diese Drohung nicht wahr machen, wenn er zurück kehrt! Wir können den Wald genauso wenig betreten, wie jeder andere!\ meinte Daimos.

Draco nickte:/Ich weiß. Wenn er wirklich zurück kehrt, muss ich mir halt etwas einfallen lassen!\

"Kannst du mir einen Gefallen tun, Draco?" wollte Godric wissen.

"Worum geht es?" fragte Draco nach.

"Als Drache kannst du sehr schnell weite Strecken zurück legen. Könntest du dich in den nächsten Tage ein wenig in Quaran umsehen?" bat Godric.

"Natürlich!" bestätigte Draco. "Befürchtest du, der Krieg könnte zu uns herüber schwappen?"

"Die Macht des Waldes hat in den letzten Jahren abgenommen", erklärte Godric. "Ich weiß nicht, ob er diese Stadt noch vor dem Ansturm eines ganzen Heeres schützen kann!"

Daimos runzelte die Stirn und ließ erneut ein Pergemant vor sich erscheinen. [style type="italic"]Wie kann die Macht des Waldes abnehmen?[/style]

"Auch die Gelehrten in dieser Stadt kennen darauf eine Antwort!" meinte Godric schulterzuckend.

"A pro pro! Kannst du uns Zugang zu den Schriften der Gelehrten verschaffen? Irgendwie müssen wir in unsere Welt zurück!" nahm Draco das Thema auf.

"Ihr werdet darin keine Antworten finden. Ihr beide habt hier eine Aufgabe zu erfüllen. Bevor die nicht erledigt ist, könnt ihr nicht zurück!" entgegnete Godric.

"Was für eine Aufgabe?" wollte Draco wissen.

Godric zuckte mit den Schultern:"Das hat Aran uns leider nicht gesagt!"

/Vielleicht kann Joshua im Raum der Erinnerungen darüber etwas heraus finden!\ warf Daimos ein.

/Frag ihn, wenn du ihn das nächste Mal in deinem Traum, oder was immer es war, triffst!\ antwortete Draco. /Ich bezweifle jedoch, dass die Schicksalsweberinnen es uns so einfach gemacht haben!\

"Wie weit kannst du an einem Tag fliegen?" kam Godric auf das ursprüngliche Thema zurück.

Draco zuckte mit den Schultern:"Das hängt vom Wetter ab. Bei schönem Wetter sechshundert Meilen. Bei schlechten vielleicht vierhundert."

"Dann kannst du bei guten Wetter Quaran einmal durchqueren und zum Sonnenuntergang wieder hier sein!" stellte Godric fest.

"Soll ich mich nach Salazar umsehen?" erkundigte Draco sich grinsend.

"Es ist besser du landest nicht!" stellte Godric fest.

"Dann nicht", meinte Draco kopfschüttelnd.

/Kann ich dich begleiten?\ wollte Daimos wissen.

"Nein!" entschied Draco.

/Ich will mich nicht wieder von dir trennen!\ stellte Daimos fest. /In Quaran herrscht Krieg! Was passiert denn, wenn dich die Soldaten vom Himmel holen? Ich will dann nicht dreihundert Meilen von dir entfernt irgendwo rumsitzen und Däumchen drehen!\

"Es ist zu gefährlich!" stellte Draco fest. "Und wie sollten mich die Soldaten vom Himmel holen?"

"Katapulte?" schlug Godric vor.

Draco warf ihm einen bösen Blick zu.

/Ich bin nicht wehrlos. Und ich kann dir helfen, falls du doch landen musst!\ meinte Daimos.

"Ich bin dafür, dass Daimos dich begleitet!" warf Godric ein, der sich denken konnte, worum die Diskusion sich drehte, auch wenn er nicht hörte, was Daimos sagte. "Ihr seid beide unausstehlich, wenn ihr den anderen in Gefahr wähnt!"

"Wie bitte?" fragte Draco perplex.

"Daimos ist das reinste Nervenbündel gewesen, als du nach Quaran geflogen bist, und wir nicht wussten, was mit dir ist. Und wie du reagierst, wenn jemand Daimos droht konnten wir ja vorhin alle beobachten!" meinte Godric ruhig.

Draco seufzte. "Okay." Im Grunde war es ihm eigentlich ganz lieb, wenn Daimos mit kam. Wenn sein Freund bei ihm war, konnte er wenigstens sicher sein, dass es ihm gut ging. Auch wenn Daimos hier in der Stadt eigentlich sicher sein müsste traute Draco dem Frieden nicht. Und vor allem traute er Crelo nicht. Wer wusste schon, ob der Graf nicht doch noch einmal zurück kehrte.

/Danke!\ kam es erleichtert von Daimos.
 

Am frühen Abend war Godric auf dem Weg zu dem Zimmer, dass er Draco und Daimos gegeben hatte. Die beiden hatten sich seit dem Mittag nicht mehr blicken lassen und langsam begann Godric sich doch Sorgen um seine Gäste zu machen. Vor allen Dingen, da ihm Daimos Verhalten auf der Stadtmauer keine Ruhe mehr ließ.

Er wartete nicht darauf herein gebeten zu werden, nachdem er an die Tür zu dem Raum geklopft hatte, den er Draco und Daimos überlassen hatte, sondern trat fast sofort ein. Er fand seine beiden Geäste auf dem Bett sitzend. Draco lehnte am Kopfende an der Wand, Daimos war auf seinem Schoß und schien zu schlafen.

Als Godric das vor Wut verzerrte Gesicht von Draco sah, runzelte er die Stirn. „Ist alles in Ordnung?“ wollte er besorgt wissen.

„Gar nichts ist gut!“ meinte Draco leise, mit unterdrückter Wut in der Stimme.

„Was ist vorgefallen?“ wollte Godric wissen und setzte sich an den Rand des Bettes. Obwohl er schlief, schien Daimos vollkommen erschöpft zu sein.

„Daimos hat mir erzählt, was im Sommer geschehen ist!“ meinte Draco. Sein Zorn wich mit einem Mal Trauer und Niedergeschlagenheit.

„Es ist also noch gar nicht so lange her“, murmelte Godric gedanken verloren.

„Was?“ Draco sah ihn überrascht an. „Hat er mit dir darüber gesprochen?“

Godric schüttelte den Kopf: „Nein. Aber die Art, wie er heute Morgen reagiert hat, als Lily erzählte, was Crelo mit stummen Sklaven macht, sprach für sich!“

Draco runzelte die Stirn: „Daimos hat gesagt, es würde ihm momentan vorkommen, wie in einem anderen Leben. Er sagte, dass es ihn nicht mehr so sehr berühren würde, seit er hier ist.“

„Das glaube ich nicht. Es beschäftigt ihn mehr, als er vielleicht zugeben will!“ stellte Godric fest.

„Ich werde auf keinen Fall zu lassen, dass ihm noch einmal jemand weh tut!“ meinte Draco entschlossen.

„Das hat man heute Morgen gesehen!“ sagte Godric lächelnd. Doch er wurde sehr schnell wieder ernst. „Ich bin mir nur nicht sicher, ob es so eine gute Idee war, Crelo leben zu lassen! Er ist hartnäckig, wenn er etwas will!“

„Dann hätte Daimos sich nur die Schuld an einem weiteren Tod gegeben!“ entgegnete Draco.

Verwirrt sah Godric ihn an: „Wie meinst du das?“

„Bis zu dem Moment, in dem Daimos den Wald betrat, kannte die Welt ihn als 'Harry Potter'. Er wurde auch 'Der Junge, der lebt' genannt, weil er einen Avada Kedavra überlebt hat. Sehr viele Menschen sahen in ihm die Rettung. Er sollte den Krieg beenden, der seit fast zwei Jahrzehnten schwellt. Während unserer Schulzeit ist es zu mehr als einem Todesopfer gekommen. Aufgrund der Dinge, die man Daimos erzählt hat, als er unsere Welt kennen lernte, gibt er sich dafür die Schuld“, erklärte Draco.

„Ich weißt nicht, was genau vorgefallen ist“, stellte Godric fest. „Aber ich glaube kaum, dass Daimos auch nur einen Funken Schuld daran trägt!“

Ein trauriges Lächeln huschte über Dracos Gesicht. „Es ist schwer, ihm das verständlich zu machen.“

„Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie friedlich es war, nachdem wir Hogwarts gegründet hatten. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie es zu solchen Spannungen in unserer Welt kommen konnte!“ meinte Godric niedergeschlagen.

„Es gibt überall Menschen, die nach Macht lechzen und denen dafür jedes Mittel recht ist!“ meinte Draco.

Godric nickte. „Das beste Beispiel dafür hast du heute ja hier fort gescheucht!“

Draco wechselte das Thema: „Sag mal, Godric, gibt es eigentlich noch mehr Räume, wie die Kammer des Schreckens?“

„Kammer des Schreckens?“ fragte Godric verwirrt.

„Salazar erbaute sie auf die Bitte von Aran“, erklärte Draco überrascht darüber, dass Godric von dieser Kammer nichts wusste. „Sie sollte einen Raum schützen, in dem sich Erinnerungen der Schicksalsweberinnen und der Schicksalswinde befinden.“

„Salazar hat nie etwas von solch einer Kammer erwähnt!“ gestand Godric. „Eigentlich haben wir keine geheimen Räume in das Schloss integriert!“

„Und die Geheimgänge?“ wollte Draco wissen.

Godric lachte leise: „Egal in welcher Zeit auch immer, für solche Dinge sind Jugendliche immer zu begeistern.“

Draco musste in das Lachen mit einstimmen.
 

Am nächsten Morgen machten sich Draco und Daimos wie abgesprochen auf den Weg, die Lage in Quaran zu erkunden. Beiden war klar, dass sie nach Salazar Ausschau halten würden und das dies eigentlich auch Godrics Plan war, obgleich er es nicht zugeben wollte.

In den ersten Tagen blieb ihre Suche jedoch erfolglos. Das einzige, was sie beobachten konnten war, dass sich immer mehr Soldaten in Richtung der Grenze zum Land des Waldes begaben und sich vor der Grenze sammelten. Diese Entwicklungen waren alles andere als beruhigend.

Kapitel 15
 

„Ahhhh!“ Joshua fuhr aus seinem Bett, als er sich unversehens in einem nassem und kalten Schlafanzug wieder fand. Verwirrt sah er sich in seinem Zimmer um. Blaise stand vor seinem Bett und sah ziemlich nervös aus.

„Sorry?“ fragte er vorsichtig. Joshuas Gesichtsausdruck war alles andere als beruhigend.

„Nein!“ meinte Joshua aufgebracht.

„Du warst nicht wach zu bekommen!“ meinte Blaise verteidigend.

„Vielleicht wollte ich nicht geweckt werden?“ knurrte Joshua.

„In zehn Minuten fängt der Unterricht an!“ versuchte Blaise es erneut.

„Das ist mir so ziemlich egal!“ zischte Joshua. „Ich habe gerade mit Daimos gesprochen! Und du Idiot reißt mich dort fort!“

„Ich glaube kaum, dass dir egal ist, wenn du bei McGonagall - - Moment! Mit wem hast du gesprochen?“ unterbrach Blaise sich verdattert.

„Mit Daimos“, meinte Joshua, während er aufstand und seine Sachen trocknete.

„Das war ein Traum, Josh!“ sagte Blaise eindringlich.

„Nein! - Ja! - Irgendetwas dazwischen...“ Joshua seufzte. „Ich habe wirklich mit Daimos gesprochen. Glaubst du wirklich, die Schicksalsweberinnen hätte zugelassen, dass ihre beiden Erben sich vollkommen von einander trennen können?“

„Aber ihr ward doch Jahrelang von einander getrennt!“ meinte Blaise verwirrt.

„Wir waren nicht komplett von einander getrennt.“ Joshua unterbrach sich selber. Er hielt Blaise nicht wirklich für die geeignete Person um darüber zu reden, egal wie gut er mit Blaise befreundet war und wie sehr er ihm traute. Sein Bruder hatte Ronald Weasley auch mehr getraut als irgendjemand anderen. In gewisser Weise verunsicherte dieser Verrat auch Joshua.

Blaise, der merkte, dass Joshua mit ihm nicht darüber reden würde, was immer ihm auch im Kopf herum spuckte, meinte: „Ich habe dir vom Frühstück etwas mit gebracht. Du kannst es auf dem Weg zu Verwandlung essen!“

„Danke!“ meinte Joshua grinsend. Mit einem Gedanken trug er seine Schuluniform. Es war höchste Zeit los zugehen, wenn sie nicht doch noch zu spät kommen wollten.
 

Der Tag verging schleppend. Konzentrieren konnte Joshua sich nicht wirklich. Immer wieder kehrten seine Gedanken zurück zu dem Gespräch mit Daimos und der Erkenntnis, die ihm dieses Ereignis gebracht hatte. Seine Unaufmerksamkeit kostete Slytherin einige Punkte.

Severus hielt ihn nach dem Zaubertränkeunterricht sogar noch zurück: „Was ist los mit dir, Joshua? Du bist schon gestern wie der wandelnde Tod umher gelaufen und heute stehtst du so neben dir, dass dir fast der Kessel explodiert ist!“

„Entschuldige!“ murmelte Joshua, nachdem er über das Tränkezimmer einen Zauber gelegt hatte, der verhindern sollte, dass sie jemand belauschte. „Ich war gestern so müde, weil ich in der Nacht vorher nicht geschlafen habe. Wir haben endlich gefunden, was die Gründer hier für uns verborgen haben und ich habe die ganze Nacht damit verbracht, Erinnerungen der Schicksalsweberinnen an zu sehen.“

„Und heute?“ fragte Severus besorgt.

„Mir ist heute Morgen eine Erkenntnis gekommen, die mich etwas beschäftigt“, wich Joshua aus.

„Erzählst du mir, was es ist?“ wollte der Tränkemeister wissen.

Joshua schüttelte den Kopf. „Sei mir nicht böse, Sev! Ich würde vorher lieber mit einem der Hüter darüber sprechen. Auch weil es ziemlich viel mit Daimos zu tun hat.“

„Ich bin dir sicher nicht böse!“, versicherte Severus. „So lange du dich immer daran erinnerst, dass du jederzeit zu mir kommen kannst!“

„Natürlich, Sev!“ meinte Joshua fröhlich, die Gedanken ein wenig von seinem Bruder gelöst.
 

Nach dem Gespräch mit Severus schien die Zeit schneller zu vergehen, wenn auch nicht so schnell, wie Joshua es sich gewünscht hätte. Nachdem Nachmittagsuntericht kehrten die Gedanken an das Gespräch mit Daimos schlagartig zurück. Doch zu Merlin konnte er noch nicht, da an diesem Nachmittag eine Lehrerkonferenz stattfand.

Joshua versuchte zwar, seinen Hausaufgaben zu machen, doch er fand dazu nicht die nötige Konzentration. Eine Weile spielte er danach mit dem Gedanken in den Raum der Erinnerungen zu gehen und sich dort eine Erinnerungen an zu sehen. Doch da er nicht wissen konnte, wie lang die Erinnerungen ihn gefangen halten würden, verwarf er dies Idee recht schnell wieder.

Letztendlich ging er in Merlins Büro, mit dem Entschluss dort auf ihn zu warten. ER hatte kein Problem, das Büro Merlins zu betreten. Schon als die Hüter nach Hogwarts gekommen waren, hatte Joshua die Passwörter zu allen Büros und auch zu ihren Privaträumen bekommen. Im Notfall musste er schließlich jeden von ihnen so schnell wie möglich erreichen. Auch wenn es dafür noch immer Telepathie gab, war es so sicherer.

Merlins Büro war mehr wie ein Wohnzimmer, als ein Büro eingerichtet. Lediglich der Schreibtisch unter dem Fenster schuf eine Verbindung zu einem Büro. Vor dem Kamin war eine große Sitzgruppe aufgestellt worden. Zwei Sofas und vier Sessel reihten sich um einen niedrigen Tisch. Ansonsten waren die Wände von Regalen verdeckt, die über und über mit Büchern über die dunklen Künste und die Verteidigung dagegen gefüllt waren, aber auch mit Büchern über Geschichte, Verwandlung und verschiedene magische Mythen und Sagen.

Joshua legte sich auf das größere der beiden Sofas und starte gedankenverloren in den Kamin, in dem sich das Feuer entzündet hatte, als Joshua den Raum betreten hatte. Es dauerte nicht lange, bis der Schlaf ihn übermannte.

So bemerkte er auch nicht Merlin, der nach dem Abendbrot in sein Büro kam. Als dieser den schlafenden Jungen auf seiner Couch bemerkte beschwor er eine Decke herauf und deckte Joshua lächelnd zu. Dann rief er einen Hauselfen und ließ diesen ein Abendbrot für Joshua bereit stellen, bevor Merlin sich auf den freien Platz neben Joshua setzte und die Arbeiten der sechsten Klasse korrigierte.

Es ging auf Mitternacht zu, als Joshua aufwachte. Verwirrt sah er sich in Merlins Büro um.

„Die vorletzte Nacht war wohl doch etwas anstrengend, was?“ fragte Merlin neckend.

„Die letzte auch“, murmelte Joshua, ohne sich auf zu setzten.

„Ist etwas passiert?“ wollte Merlin besorgt wissen.

„Hm. Wie mans nimmt“, sagte Joshua. „Ich habe mit Daimos gesprochen!“

„Was sagt er?“ Merlin schien alles andere als überrascht.

„Draco ist bei ihm und es geht ihnen gut. Sie haben Godric Gryffindor getroffen. Draco ist im üblichen Trubel gelandet. Er will sich mit irgendwem duellieren – Und sie haben Mum und Dad getroffen!“ erzählte Joshua.

Merlin schwieg, wartete darauf, dass Joshua von selber weiter erzählte.

„Ich würde sie auch gern kennen lernen!“ murmelte Joshua nach einer Weile.

„Ich glaube kaum, dass sie die gleichen sind. Wer weiß was sie in den letzten sechzehn Jahren alles erlebt haben. Sie sinder sicherlich durch ganz andere Dinge geprägt worden!“ gab Merlin zu bedenken.

Joshua seufzte: „Ich weiß. So was ähnliches habe ich Daimos auch gesagt.“

„In welchem Zusammenhang?“ wollte Merlin wissen.

„Er fragte, ob es eine Möglichkeit gäbe, sie mit hier her zu nehmen“, erklärte Joshua.

„Das halte ich für eine sehr schlechte Idee!“ erhob Merlin Einspruch.

Joshua drehte sich auf den Rücken und sah vorwurfsvoll zu Merlin hoch: „Das wissen Daimos und ich!“Merlin lächelte besänftigend: „Ich habe nicht daran gezweifelt!“

Beide schwiegen eine Weile.

„Es war nicht das erste Mal!“ stellte Joshua dann plötzlich fest.

„Was meinst du?“ wollte Merlin wissen.

„Das ich Daimos im Traum getroffen habe. Oder – na ja – es war bisher nicht wirklich ein Treffen. Ich habe – Dinge aus seinem Leben gesehen...“, erklärte Joshua leise.

„Was für Dinge?“ wollte Merlin vorsichtig wissen.

„Ich habe es immer für Albträume gehalten“, murmelte Joshua. "Ich war im Sommer so verwirrt, als ich diese Dinge gesehen habe. Ich konnte mir nicht erklären, wo es herkam. Wenn ich gewusste hätte, dass Daimos das erleiden muss...“ Bei den letzten Worten konnte Joshua die Tränen nicht mehr zurück halten, wischte sie sich aber sofort wieder weg. „Ich habe Daimos versprochen, dass ich es ertrage!“, wisperte er leise, mehr zu sich selbst.

„Was immer geschehen ist, er wird kaum erwartet haben, dass du es einfach so erträgst, Schließlich wusste Daimos am besten, was du zu sehen bekommst, wenn er dir sein Leben zeigt!“ meinte Merlin, während er Joshua in eine sitzende Position zog und ihn in die Arme nahm.

„Ich war immer vollkommen verwirrt, wenn ich solche Träume hatte!“, meinte Joshua leise. „Daimos weiß wahrscheinlich gar nicht, dass ich sein Leben so teilweise schon gesehen hatte.“ Joshua seufzte. Er wollte nicht über den Sommer sprechen.

„Meinst du nicht, auch er hatte solche Träume von deinem Leben?“ gab Merlin zu bedenken.

Joshua dachte eine Weile darüber nach, bis er schließlich den Kopf schüttelte: „Dann hätten wir uns schon früher im Traum getroffen. Vielleicht war daran auch der Bann schuld, den er im Sommer endliche brechen konnte!“ Und schon war er wieder beim Sommer angelangt.

Diesmal ließ Merlin nicht zu, dass Joshua wieder davon ablenkte: „Was ist passiert, dass Daimos den Bann plötzlich brechen konnte?“

„Seine Magie wollte ihm wohl helfen und hat sich ihren Weg in die Freiheit gebahnt!“ meine Joshua unsicher.

„Wobei wollte sie ihm helfen?“ fragte Merlin weiter, auch wenn er merkte, das Joshua immer unsicherer wurde.

„Sie haben ihn weg gesperrt“, murmelte Joshua. „Es war so dunkel, dass er nichts sehen konnte, aber das war vielleicht ein Zauber, der auf seinen Augen lag. Es ist nie jemanden zu ihm gekommen am Anfang. Drei Mal am Tag erschien Essen in seinem Gefängnis. Ansonsten war da nur Finsternis und unendlich Stille.“ er schwieg.

Nach einer Weile wagte Merlin zu fragen: „Was ist später geschehen?“

Joshua zögerte einen Moment, bevor er fort fuhr: „Irgendwann kam jemand. Aber er hat nichts gesagt. Am Anfang dachte Daimos, er hätte es sich eingebildet. Er konnte ja immer noch nichts sehen. Aber dann -“ Joshua begann zu zittern. Aber seltsamer Weise war es anders, als wenn ihn sonst diese Erinnerung übermannte. Er fühlte sich bei Merlin sicher, wusste, dass es nur eine Erinnerung war.

Merlin festigte seinen Griff um den zitternden Schüler. Er ahnte, was geschehen war. Und allein diese Ahnung schien so viel zu erklären.

„Von da an kam er täglich. Oder vielleicht waren es auch andere. Daimos konnte ja nie etwas sehen. - Nur fühlen. Und hören. - Aber das war schrecklich genug!“, fuhr Joshua nach einiger Zeit fort, er konnte es nicht aussprechen, was seinen Bruder angetan worden war

Merlin hätte es am liebsten dabei belassen. Doch mit einer Ahnung war ihnen nicht geholfen. „Daimos wurde vergewaltigt“, stelle er leise fest.

Joshua schloss die Augen in dem Versuch seine Tränen zurück zu halten, was jedoch nur die Folgte hatte, dass Daimos Erinnerungen in ihm aufstiegen. Augenblicklich schlug er die Augen wieder auf, starrt auf einen unbestimmten Punkt im Kain. Schließlich, nach Minuten, nickte er uns wisperte kaum hörbar: „Ja. - Und ich habe es schon im Sommer gesehen. Ich hätte etwas tun müssen!“

„Was hättest du denn tun können?“ wollte Merlin wissen. „Selbst wenn du gewusst hättest, dass deine Alpträume Realität waren, hättest du nicht gewusst, wo Daimos sich befindet.“

„Aber...“ Joshua wollte widersprechen, doch er musste sich eingestehen, dass Merlin recht hatte. Es gab nichts – absolut nichts – das er im Sommer hätte tun können. So sehr er es sich nun auch wünschte, er hätte Daimos im Sommer nicht zu Hilfe kommen können. „Warum haben die Schicksalsweberinnen ihm – uns so ein schweres Leben vorgegeben? Gerade ihren eigenen Erben!“

„Ich denke nicht, dass sie das so geplant haben. Es gibt viele Dingen, die aus dem Ruder gelaufen sind. Sie werden den sich anbahnenden Krieg wohl kaum geplant haben!“ meinte Merlin dazu.

„Es gibt einen Weg, das heraus zu finden!“ stellte Joshua fest. Diesmal gelang es ihm erfolgreich, sich von den Erinnerungen seines Bruder ab zu lenken.

„Aber nicht mehr heute!“ entschied Merlin. „Am besten ist es, wenn du deine Besuche im Raum der Erinnerung auf die Wochenende verlegst!“

Joshua runzelte die Stirn: „Nein! Dann komme ich ja nie voran!“

„Wir haben schon festgestellt, dass die Lügen der Erinnerungen nicht vorher fest zu stellen sind. Du kannst nicht deine Nächte damit verbringen, dir diese Erinnerungen an zu sehen!“ entgegnete Merlin.

„Warum nicht?“ wollte Joshua, trotzig wie ein kelines Kind, wissen.

Merlin seufzte: „Wie alt bist du, dass du solche Fragen stellst? Du braucht deinen Schlaf, Joshua. Es hilft niemandem, wenn du vor Erschöpfung zusammen brichst!“

„Ich will nicht die ganze Zeit untätig rum sitzen!“ meinte Joshua.

„Dann können wir an den Nachmittagen trainieren“, schlug Merlin vor. „Das ist sowieso notwendig!“

„Hm!“, machte Joshua zustimmend. In diesem Punkt musste er Merlin recht geben.„Schön, dann kommst du morgen nach dem Unterricht her und wir testen, wo wir mit dem Training anfangen müssen!“ entschied Merlin.

„Kann ich hier auf dem Sofa schlafen? Es ist nach Mitternacht und ich will um diese Zeit nicht noch durch die Schule rennen!“ erklärte Joshua seine Frage.

„Natürlich!“
 

Am folgenden Morgen kamen sowohl Merlin als auch Joshua zu spät zum Frühstück. Als Joshua sich zu seinen Freunden an den Slytherintisch setzte sah Blaise ihn breit grinsend an.

„Was ist?“ fragte Joshua mürrisch, noch immer ziemlich verschlafen.

„Lass mich raten, bei wem du geschlafen hast!“ forderte Blaise, sein Grinsen wurde breite.

Joshua runzelte die Stirn, zuckte aber nur mit den Schultern.

Wenn möglich wurde Blaise Grinsen noch eine Spur breiter: „Bei unserem überaus gut aussehenden Verteidigungsprofessor, der genauso verschlafen aussieht, wie du!“

Joshuas Stirn blieb gerunzelt, sein nur langsam erwachendes Gehirn versuchte ihm klar zu machen, dass die Worte des Slytherin sehr zweideutig waren. Es benötigte jedoch einen Moment, bevor Joshua dies klar wurde.

„Du bildest dir Dinge ein, die nicht vorhanden sind, Blaise!“ murmelte Joshua in sein Müsli, konnte jedoch nicht verhindern, dass er rot wurde. „Wir haben über Daimos geredet und seine – Krankheit. Es war nach Mitternacht, bis wir fertig waren. Also habe ich auf seinem Sofa geschlafen!“

„Er hat dich aufs Sofa verbannt?“ fragte Blaise provokativ und fing sich dafür unter dem Tisch einen Triff von Joshua aber auch von Seamus ein.

„Hör auf ihn so zu ärgern!“ meinte Seamus nur zu dem vorwurfsvollen Blick seines Freundes.

„Du bist gemein!“ brummte Blaise und verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust, konnte sein Lachen aber kaum zurück alten, was alle anderen in lautes Gelächter ausbrechen ließ.

Die gute Laune hielt sich den Rest des Frühstücks und auch im Unterricht. Die Gryffindors verhielten sich seit einigen Tagen erstaunlich ruhig. Doch da es niemanden störte, machte sich auch niemand von ihnen wirklich Gedanken darüber. Viel zu sehr genossen sie die ruhige Zeit.

Nach dem letzten Unterricht verabschiedete sich Joshua von den anderen, was Blaise wieder zweideutig grinsen ließ. Joshua versuchte, sich nicht von Blaise verhalten stören zu lassen, doch so wirklich gelang es ihm nicht. Bisher hatte er sich erfolgreich einreden können, Merlin wäre ein Vaterersatz. Doch der vergangene Abend hatte ihm zumindest unbewusst klar gemacht, dass das, was er für Merlin empfand, anders war. Vorläufig schob er die Gedanken daran jedoch weit fort Es war nicht die richtige Zeit über solche Dinge nach zu denken, immerhin mussten sie sich auf einen Krieg vorbereiten.

Merlin und Fawkes erwarteten ihn bereits im Büro des Verteidigungslehrer. Ihm fiel sofort auf, dass es eine Tür gab, die am Abend vorher noch nicht dort gewesen war. Auf Joshuas verwirrten Blick meinte Fawkes: „Es hat seine Vorteile, dass ich magisch so stark mit dem Schloss verbunden bin.“

„Mit dem Schloss verbunden?“ fragte Joshua verwirrt.

„Ich habe meine ersten Lebensjahre hier verbracht und die Gründer waren der Meinung ich würde einen guten Schutzpatron für ihre Schule abgeben. Deshalb kann ich mit dem Schloss so gut wie alles anstellen.“

„Ah ja!“ stellte Joshua fest. „Und was habt ihr jetzt geplant?“

„Merlin wird zunächst deine magischen Fähigkeiten testen. Später werden wir beide uns daran setzen deine Kontrolle über die Zeit zu schulen“, erklärte Fawkes.

Joshua begann zu grinsen: „Du willst dich mit dir duellieren, Merlin?“

„Dir wird das Lachen noch vergehen, Joshua!“ entgegnete Merlin.

„Wir werden sehen!“ meinte Joshua selbstsicher.

„Brauchst ihr einen Schiedsrichter?“ fragte Fawkes mit hoch gezogener Augenbraue.

„Wenn du zusehen willst, kannst du das gerne tun!“ meine Merlin.

"Ich lass es mir sicher nicht entgehen, wenn du von Joshua vorgeführt wirst, Merlin!“ meinte Fawkes lachend.

„Habt ihr euch gegen mich verschworen, oder was?“ fragte Merlin beleidigt.

„Fawkes blickt nur den Tatsachen ins Auge!“ entgegnete Joshua.

„Vielleicht solltest du deiner großen Klappe Taten folgen lassen!“ schlug Merlin vor.

Joshua nickte grinsend und folgte den beiden Hütern in den Übungsraum. Fawkes bezog am and Stellung und umgab sich mit einem schützenden Schild. Er zog es vor von keinem Querschläger getroffen zu werden. Merlin und Joshua stellten sich an jeweils einem Ende des länglichen, kahlen Raums auf. Einige Augenblicke war es still, während die Duellanten sich nur anstarrten.

Ohne Vorwarnung brach ein Sturm aus Flüchen los. Keiner der farbigen Blitze erreichte jedoch sein Ziel. Joshua und Merlin hatten beide Schilde errichtet, die nur ihre eigenen Flüche hinaus, jedoch keine Flüche hinein ließen. Der Sturm hielt nur kurz, bevor beide inne hielten, sich mit Blicken taxierten und anschließend wieder eine Flut von Flüchen auf den anderen schickten.

Fawkes hörte irgendwann auf zu zählen, wie oft sich dieses Schauspiel wiederholte. Mit Erstaunen stellte er fest, dass Joshua Merlin wirklich gewaschen war. Er hatte Merlin vorhin zwar aufgezogen, jedoch gedacht, dass Joshua nicht wirklich eine große Chance gegen ihn hatte. Merlin war schließlich der beste Duellant von ihnen und kein Mensch kam gegen einen der Hüter des Schicksals in einem Duell an. Vorher also hörte Joshua die Ausdauer und das Können besitzen sollen, ihnen gewachsen zu sein. Gerade in seinem Alter.

Fawkes wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als er spürte, dass Argus Merlins Büro betrat. /Du solltest ein Schild herauf beschwören, bevor du rein kommst, Schatz!\ warnte Fawkes.

/Bei der Magie, die sich hier angesammelt hat, bezweifle ich, dass ich euren Trainingsraum betreten möchte! Was stellt ihr Joshua da drin an?\ entgegnete der Werwolf.

/Joshua hält Merlin auf trap. Es lohnt sich rein zu kommen! Merlin scheint langsam erschöpft zu sein!\ erklärte Fawkes.

Daraufhin öffnete sich die Eingangstür und Argus trat ein, gerade als wieder einmal Ruhe eingekehrt war. Geräuschlos fiel die Tür hinter Argus wieder zu. Wie auf Kommando brach genau in diesem Moment wieder der Sturm los. Eine Weile beobachtete Argus das Duell regungslos. Dann begann er Joshua zu attackieren.

Der Schüler bemerkte dies zunächst nicht. Erst als Merlins Fluchflut abebbte, Argus Flüche jedoch anhielten, wurde Joshua des zweiten Angreifers gewahr. Von diesem Augenblick an fand Joshua keine Pause mehr. Immer abwechselnd griffen Merlin und Argus ihn an. Dennoch hatte Joshua kaum Probleme sich zu verteidigen und gleichzeitig beide an zu greifen.

/Wo hat der Junge gelernt sich so gut zu duellieren?\ fragte Argus während einer Pause.

/Keine Ahnung. Wenn ihr endlich mal zum Schluss kommt, könnten wir ihn fragen!\ stellte Fawkes fest.

/Kannst uns ja helfen!\ forderte Argus seinen Freund auf.

Eine Weile schwieg Fawkes und beobachtete den Kampf, bevor er sich den anderen beiden Hütern anschloss und Joshua attackierte. Auch dies schien der Schüler zu Beginn ohne Probleme zu verkraften. Doch nach nicht all zu langer Zeit ging Joshua vor Erschöpfung in die Knie.

„Okay! Ist ja gut. Ich gebe auf!“ meinte Joshua erschöpft.

Augenblicklich hielten Fawkes, Argus und Merlin in ihren Angriffen inne. Joshua rollte sich erschöpft auf den Rücken, die Arme zu beiden Seiten ausgestreckt. Merlin setzte sich, nicht weniger erschöpft, neben ihn.

„Das war unfair von euch!“ stellte Joshua atemlos fest.

„Du kannst nicht erwarten, dass deine Gegner dich im Kampf einzeln angreifen!“ gab Argus zu bedenken. Er und Fawkes setzten sich ebenfalls zu ihm auf den Boden.

„Keiner ist so stark wie Merlin, oder Fawkes, oder du!“ murmelte Joshua.

„Und wenn deine Feinde erst einmal merken, wie stark du bist, werden dich auch zwanzig von ihnen gleichzeitig angreifen!“ meinte Argus.

„Aber keiner von ihnen kann Joshuas Flüche blocken!“ ergriff Merlin Partei für den Schüler.

„Woher kannst du dich so gut duellieren?“ fragte Fawkes, der sich an Argus gelehnt hatte.

„Das war die Bedingung dafür, dass ich nach Hogwarts darf!“, erklärte Joshua. „Ich musste mich selbst verteidigen können.“

„Das kannst du definitiv“, stellte Fawkes fest.

„Dann hast du dir das selbst beigebracht?“ wollte Argus ungläubig wissen.

„Alles. Hatte ja auch genut Zeit dafür meine Magie zu entdecken!“ meinte Joshua.

„Wir sollten trotzdem üben. Einige spezielle Zauber für den Kampf und für die Verteidigung anderer, die du sicher noch nicht beherrschst!“ legte Argus fest.

„Von mir aus“, murmelte Joshua. „Aber nicht mehr heute. Ich bin fix und alle!“

„Ich denke, zum weiter Üben ist es sowieso zu spät!“ warf Argus ein. „Deswegen bin ich eigentlich her gekommen, weil ihr alle drei nicht zum Abendbrot gekommen seid!“

„Oh man!“ Joshua setzte sich genervt auf. „Ich hab das gestern schon verpasst!“

„Wir bestellen uns was hier her“, schlug Merlin vor.
 

Der Freitagnachmittag kam zu Joshuas Erleichterung sehr schnell. Er brannte darauf weitere Erinnerungen zu sehen, hatte zeitgleich jedoch auch Angst vor dem, was er darin zu sehen bekommen würde. Doch in diesen Erinnerungen mussten Antwort zu finden sein. Wahrscheinlich sogar Antwort auf viele Fragen, die sie sich noch nicht gestellt hatten.

Kaum war am Freitag der Unterricht zu Ende machte Joshua sich auf den Weg in die Kammer des Schreckens. Sein Schulzeug nahm er mit. Warum auch einen Umweg in die Slytherinräume machen. Es würde ihn nur Zeit kosten.

Blaise hatte ihn den ganzen Vormittag aufgezogen, weil Joshua nicht still sitzen konnte und sein Freund dachte, dies läge an Merlin. Joshua hatte Blaise gekonnt ignoriert, wenn dessen Sticheleien auch nicht ohne Spuren blieben.

Während Joshua den langen Gang zur Kammer des Schreckens entlang lief, war er froh die anderen los zu sein. Blaise nervte ihn wirklich. Er hatte nicht die Zeit über seine wirren Gefühle nach zu denken. Es gab wichtigere Dinge. Irgendeinen Weg diesen Krieg zu verhindern musste es geben. Joshua hoffte ihn in den Erinnerungen der Schicksalsweberinnen zu finden.

Der Basilisk in der Kammer schlief. Wenn er aufgewacht war, als Joshua seine Kammer durchquerte, dann ließ er es sich nicht anmerken. Auch das war Joshua ganz lieb. Er hatte noch immer enormen Respekt vor der Schlange. Während er an ihr vorbei lief und die Treppe hinunter, fragte er sich, wie der Basilisk hatte überleben können. Nach Daimos Erinnerungen hatte Gryffindors Schwert den Kopf der Schlange durchbohrt gehabt.

Als er den Raum der Erinnerungen betrat wichen all diese Gedanken von ihm. Staunen überfiel ihn abermals, obwohl er den Anblick bereits erkannte. Es hatte sich in den wenigen Tagen nichts verändert. Prüfend wanderte sein Blick zu dem letzten Regal. Noch immer waren die unteren beiden Fächer leer.

Schulter zuckend wandte sich Joshua dem ersten Regal zu. Er hatte lange darüber nach gedacht, wie er vorgehen sollte. Bevor er eine Erinnerung nicht gesehen hatte, konnte er nicht sagen, ob sie nützlich war. Also blieb ihm nichts anderes übrig alle an zu sehen. Willkürlich vor zu gehen würde ihn jedoch vermutlich auch nicht viel weiter bringen. Also hatte er sich entschlossen, von vorn zu beginnen und sich der Reihe nach durch zu arbeiten.

„Ich brauche Antworten!“ flüsterte Joshua, als er die Hand hob eine der Phiolen im obersten Fach zu berühren. Doch seine Hand wurde von einem anderen Fläschchen angezogen, ohne das er etwas dagegen tun konnte. Verwirrt tauchte er in die Erinnerung ein.Zwei Lichtgestalten, wie er sie bereits kannte, standen in einem leeren, hellen, unendlichen Raum.

„Ich hätte nicht gedacht, dass so etwas einmal geschehen würde!“ stellte die eine fest. Joshua erkannte die Stimme sofort wieder.

„Keiner hätte dies ahnen können!“ erklang die zweite Stimme.Unwillkürlich musste Joshua grinsen. Es waren immer wieder diese beiden, von den er Erinnerungen sah. Die Schicksalsweberinnen, die den Raum der Erinnerungen erschaffen hatten.

„Vielleicht haben die anderen recht!“

„Unmöglich!“

„Aber es gibt nur in dieser Welt Probleme!“

„Die Probleme gehen von den Menschen aus, nicht von der Vielzahl der Geschöpfe, die dort existieren!“

„Warum machen die Menschen in dieser Welt Probleme, in allen anderen aber nicht?“

„Der Ursprung unserer eigenen Macht liegt in dieser Welt verborgen.“

„Sie war unsere Erste!“

„Deshalb!“

„Sie suchen unsere Macht?“

„Menschen streben immer nach Macht!“

„Nicht alle!“

„Aber viele. Ein einziger reicht für das Chaos!“

„Könnten wir es weg hohlen, wäre das Problem gelöst!“

„Wir könnten es nur in eine andere Welt schaffen.“

„Dann würden dort die Menschen anfangen es zu suchen!“

„Richtig. Es zieht sie an.“

„Zerstören wir die Welt, zerstören wir uns. Und vielleicht die anderen Welten.“

„Zerstörung ist keine Option.“

„Was dann?“

„Ich weiß es nicht!“

Joshua runzelte die Stirn, als er aus der Erinnerung auftauchte. Antwort hatten er keine erhalten. Viel eher waren unzählige neue Fragen aufgetaucht.

„Was suchten die Menschen?“ fragte Joshua in den Raum hinein. Lächelnd beobachtete er, wie seine Hand von allein zu einer anderen Phiole wanderte. Es schien, als hätte er das Prinzip verstanden.Er tauchte in die nächste Erinnerung.

Joshua fand sich in einem Zelt wieder. Die Zeltplane ließ nur wenig Licht durch. Eine Öllampe auf einem kleinen Tisch in der Mitte des Zeltes spendete ein wenig Licht und tauchte das Innere des Zeltes in beunruhigendes Zwielicht. Vor dem Tisch stand ein Mann in edler Kleidung, der sich auf ausgebreitete Karten konzentrierte. Gegenüber des Zelteingangs befand sich ein Nachtlager.

Licht flutete das Zelt, als die Plane zurück geschlagen wurde und ein Soldat das Zelt betrat. Er trug ein schweres Kettenhemd, ein Schild auf dem Rücken und an der Seite zwei Schwerte. Seinen Helm hatte er unter den Arm geklemmt.

„Sir!“ grüßte er den anderen Mann, verneigte sich vor diesem.

„Habt ihr etwas gefunden?“ fragte der Mann unwirsch.

„Nein, Kommandant! Aber in den Sümpfen ist kein voran kommen. Es ist unmöglich, tiefer ein zu dringen. Wir haben bereits vier Männer verloren!“ erstattete der Soldat bericht.

„Mir ist egal, wie viele Männer wir im Sumpf verlieren! Wir sind fast am Ziel. Ich werde jetzt nicht aufgeben!“ zischte der Kommandant.

Der Soldat verbeugte sich, offensichtlich nicht glücklich über diese Entscheidung. Er wagte jedoch nicht zu widersprechen und verließ das Zelt wortlos.

„Verdammt!“ zischte der Kommandant. „Es muss hier sein!“ Er warf noch einen Blick auf den Tisch, bevor auch er das Zelt verließ.

Joshua blickte ihm unsicher hinterher. Sollte er ihm folgen oder sich ansehen, was auf dem Tisch lag. Er entschied für letzteres. Folgen konnte er auch später noch und zur Not sah er sich die Erinnerung noch ein weiteres Mal an.

Die Karte, die Joshua erblickte, sagte dem Slytherin überhaupt nichts. Sie sah keiner Karte auch nur im entferntesten ähnlich, die er je gesehen hatte, weshalb er hier nicht viel Beachtung schenkte. Doch halb unter der Karte verborgen lag ein beschriebenes Pergament, das Joshua hervor zog und interessiert begann zu lesen:
 

An meinen Sohn Kor.

Mein Leben widmete ich mich der Suche nach dem Ursprung der Macht der Weberinnen. Es ist eine gefährlich Suche. Aber das brauche ihr dir nicht zu sagen.

Viel Gefährlicher als unsere Feinde sind bei dieser Suche die Weberinnen selbst. Sollten sie bemerkten, dass du dem Ziel näher kommst, werden sie eingreifen, auch wenn es nicht ihr Recht sie. Sie müssen diese Welt erschaffen haben, doch seit dem überließen sie sie sich selbst. Du weißt, wohin dies führte.

Ihre Macht wird unser Sieg sein.

Denke immer an sie, wenn du den Weg beschreitest, den schon ich und auch mein Vater gegangen sind. Bist du dir sicher bist, wo ES sich verbirgt, darfst du IHM nicht zu nahe kommen. Es würde nur ihre Aufmerksamkeit auf dich ziehen.

Ich kann dir nicht sagen, wonach genau du zu suchen hast. Mein Vater wusste es, doch er nahm das Wissen mit ins Grab. Ich weiß nicht, was mit ihm in den letzten Wochen seines Lebens geschah. Doch er schien jegliches Interesse an der Suche verloren zu haben.

Vielleicht stecken die Weberinnen dahinter. Ich selbst lebte in ständiger Angst vor ihnen. Mögest du das Glück haben ihnen zu entgehen. Letztendlich werden doch sie es sein, die mir mein Leben nehmen, nicht unsere Feinde.

Bei aller Vorsicht, die du walten lassen musste, behalten unseren Feind immer im Auge! Ich habe das Gefühl, er ist in letzter Zeit beängstigend erstarkt.

Was ich dir hinterlassen kann ist diese Karte, die mein Vater kurz vor seinem Tod anfertigte. Ich konnte mit ihr nie etwas anfangen. Vielleicht wirst du erkennen, wohin sie führt!

Ich
 

Der Brief endete abrupt. Es gab keinerlei Anzeichen, dass der Schreiber auf einem anderen Pergament weiter geschrieben hatte. Joshua verwirrten diese Worte. Und es verwirrt ihn, dass diese Erinnerung unter jenen der Schicksalsweberinnen stand. Doch Zeit darüber nach zu denken hatte er nicht.

Der Kommandant betrat sein Zelt wieder. Diesmal betrachtete Joshua ihn genauer. Er war hoch gewachsen. Graues Haar hing ihm stränig ins Gesicht. Kalte, harte Augen lenkten ihren Blick durch das Zelt.

Hinter ihm trat ein junger Soldat in das Zelt. Er hatte Ähnlichkeiten mit dem Kommandanten. Joshua hielt es für möglich, dass sie verwandt waren.

„Ihr wolltet mir etwas zeigen, Großvater?“ fragte der Jüngere.

Der Alte nickte und blickte auf den Tisch. In diesem Moment verschwand das Pergament aus Joshuas Händen und tauchte dort auf dem Tisch wieder auf, wo er es weg genommen hatten.

„Ein Brief, den mein Vater mir schrieb. Es war kurz bevor er verrückt wurde. Du bist mit meiner Suche vertraut. Ich habe dich von klein auf mit einbezogen!“Joshua hob eine Augenbraue. Dann musste der Alte dieser Kor sein.

„Ja, Großvater!“ Der Jüngling nickte.

„Dein Vater hielt es nicht für nötig, sich damit auseinander zu setzten. Ich bin froh, dass du nicht so missraten bist wie mein Sohn!“ stellte Kor fest. „Meine Zeit nähert sich dem Ende. Dir wird mehr Zeit gegeben sein, als mir. Und ich vermachte dir das Wissen, welches ich besitze, Jeen!“

Der Angesprochene senkte demütig den Kopf: „Ihr ehrt mich!“

Auf das strenge Gesicht Kors legte sich ein Lächeln. „Du verkörperst all das, was ich mir in meinem Sohn immer gewünscht habe!“

Eine Pause trat ein.

Dann sprach Kor weiter: „Ich bin dem Ziel nah. Du bist nur ein Bote. Man wird dich mit nichts in Verbindung bringen!“

„Könnt ihr mir nun diese Notwendigkeit erklären?“ fragte Jeen.

„Du wirst es von selbst verstehen!“ meinte Kor. „Wichtig sind andere Dinge, bevor auch mich der Wahnsinn holt!“

Plötzlich taumelte Kor zurück, seine Augen weiteten sich erschrocken.

Jeen ging auf ihn zu: „Großvater?“

„Geh!“ herrschte Kor ihn an.Der Jüngling blinzelte. Dann reagierte er schnell. Er verbeugte sich, griff nach der Karte und dem Brief und verließ das Zelt. Kor taumelt zu dem Lager, ließ sich schwer keuchend auf die Felle sinken.

„Ihr habt das Ruder aus der Hand gegeben. Ihr werdet nichts mehr verhindern!“ keuchte Kor. Kurz wurde sein Blick glasig, dann brach er in schallendes Gelächter aus.Joshua starrte verwirrt auf die Szene die sich ihm bot. Er verstand gar nichts. Kor schien von einem Moment zum nächsten dem Wahnsinn verfallen zu sein.

Einige Minuten lag Kor lachend auf seinem Lager. Dann stand er beschwingt auf und verließ sein Zelt. Diesmal folgte Joshua ihm. Draußen herrschte eine unglaubliche Hitze. Eilig liefen Soldaten zwischen den zahlreichen Zelten hin und her. Vor einigen Zelten standen gesattelte Pferde. Kor blieb vor dem Zelt stehen und beobachtete das Treiben.

„Her gehört!“ rief er mit scheppernder Stimme durch das Lager.Sofort hielten ein jeder in seiner Tätigkeit inne und blickte zu Kor.

„Wir brechen auf!“ Kors Befehl donnerte durch das Lager. „Wir haben unsere Familien lang genug allein gelassen! Noch heute wird der Rückweg angetreten!“

Joshua konnte die Verwirrung in den Gesichtern der Soldaten sehen, aber in vielen auch die deutliche Erleichterung. Es hatte den Anschein als wären sie schon wirklich lange unterwegs und niemand von ihnen schien wirklich mit einer Heimkehr gerechnet zu haben.

Die Szene veränderte sich. Joshua fand sich in kleinen, steinernen Häuschen wieder. Die Tür, die hinaus führte, stand offen. Eine andere war angelehnt. Babygeschrei war aus dem anderen Raum zu hören.

Jeen, anscheinend einige Jahre älter, stand in der Tür und blickte hinaus.

„Zwillinge“, meinte er, anscheinend im Selbstgespräch. „Das ist ein gutes Zeichen, nicht wahr, Großvater? Sollte ich das Ziel nicht erreichen, werden sie unsere Suche fortsetzen. Und mag es noch so lange dauern!“Joshua war näher zu ihm getreten. Draußen konnte er einen Jungen den Weg zum Haus hinauf rennen sehen.

„Herr! Herr!“ rief er außer Atem. „Reiter des Königs!“

„Mein Vater sucht mich!“ stellte Jeen fest. „Er wird kein Glück haben!“

„Ihr müsst fliehen, Herr!“ meinte der Junge.

„Mach dir keine Sorgen. Niemand wird mich hier weg bringen!“ entgegnete Jeen.Der Boden erzitterte und Joshua zuckte unwillkürlich zusammen. Er konnte nicht wirklich viel erkennen, was draußen vor sich ging. Doch die Augen des Jungen weiteten sich vor Schock.

„Auch diese Boten meines Vaters werden nicht zu ihm zurück kehren!“ Jeen lachte kalt auf. „Er ist so dumm!“

„Herr?“ fragte der Junge unsicher.

„So lange du mir gegenüber loyal bist, brauchst du dich vor ihm nicht zu fürchten!“ meinte Jeen, nun freundlicher.

Zitternd holte der Junge tief Luft. „Eure Mutter ist bei den Reitern!“

„Nun, dann wird auch sie nicht zum König zurück kehren!“ stellte Jeen fest.

Die Augen des Jungen weiteten sich.

„Möchtest du rein kommen?“ bot Jeen ihm an. „Meine Frau hat vor einer Stunde meine Erben geboren!“

Zögernd nickte der Junge und folgte Jeen ins Inner der Hütte. Joshua blieb bei der Tür stehen und sah nach draußen. Noch ein ganzes Stück weit entfernt konnte Joshua einige Reiter erkennen. Was dem Jungen jedoch solch einen Schrecken eingejagt hatte, wusste er nicht. Joshua beschloss sich, weiter zu beobachten, falls dies die Erinnerung zu ließ.

Sie ließ es zu.

Die Reiter kamen näher, schneller als Joshua es für möglich gehalten hatten. Sie trugen schwere Rüstungen und auch ihre Pferde waren unter eisernem Schutz verborgen. Die Frau, die in ihrer Mitte ritt, stach aus der Gruppe heraus. Sie war die einzige, die keinerlei Schutz trug. Ihren langen, dunklen Haare fielen ihr offen über den Rücken. Die dunklen, blauen Augen blickten hoffend zu der Hütte.

Doch alle Hoffnung schwand aus ihnen, als der Boden erneut unter Joshuas Füßen erzitterte. Das Geschrei der Babys im anderen Zimmer wurde lauter. Die Pferde wurden unruhig, als ihre Reiter sie stoppten. Ein Ausdruck des absoluten Grauens legte sich das Gesicht der Frau. Es war das letzte, das Joshua von ihr sah. Sie verschwand, zusammen mit den Reitern, in einer Feuersäule. Nicht ein Laut kam von ihnen. Und wenn doch, so wurde es von lauten Grollen des Drachen übertönt, der über die Hütte flog, sein Feuer auf die Reiter spie und im nahe gelegenen Wald wieder verschwand. Was er zurück ließ war geschmolzenes Eisen und Asche.

Jeen kam aus der Hütte, lief mitten durch Joshua hindurch. Den Jungen schien er bei seiner Frau gelassen zu haben. Joshua folgte Jeen, welcher zu der Asche lief und davor stehen blieb. Ohne irgendeine Gefühlsregung sah auf den schwarzen Haufen hinab. Eine Bewegung seiner Hand und die Überreste waren verschwunden.

„Ich sollte ihm beibringen seinen Dreck selbst weg zu machen!“ stellte Jeen leise fest, während er in die Richtung sah, in die der Drache verschwunden war. „Nur ist er wahrscheinlich so unbelehrbar wie mein Vater!“Joshua schauderte bei diesen Worten. Wie konnte ein Mann nur so kalt sein. Ihm blieb nicht die Gelegenheit weiter darüber nach zu denken. Die Szene wechselte erneut.

Es war ein Sumpf, in dem er sich wieder fand. Zwei Halbwüchsige, ein Junge und ein Mädchen, saßen auf einer Insel an einem Lagerfeuer. Wie es schien waren sie allein. Joshua stellte fest, dass der Junge Ähnlichkeit mit Jeen hatte. Das Mädchen hingegen erinnerte ihn mehr an die Frau, die er in der letzten Erinnerung erblickt hatte.

„Wir sind fast am Ziel, Sora!“ murmelte der Junge. Er schien Angst vor Lauschern zu haben.

„Wir wollten nicht darüber sprechen, denk an das, was Vater gesagt hat!“ erwiderte das Mädchen.

„Aber wir brauchen einen Plan!“ meinte der Junge.

„Tan!“ zischte das Mädchen ermahnend.

„Wir haben nicht die Fehler unserer Ahnen gemacht. Vater ist nicht verrückt geworden, so wie sein Großvater und alle vor ihm!“ sagte Tan.

„Wenn du weiter sprichst wird uns das selbe Schicksal ereilen!“ murmelte Sora.Tan seufzte: „Okay.“

Sie schwiegen. Es verging einige Zeit, bis sie das Feuer löschten und die Insel verließen. Joshua beobachtete ungläubig wie die beiden leichtfüßig über den Sumpf liefen, ohne darin zu versinken. Er brauchte einen Moment, bis er begriff, dass sie Magie verwandten. Verwirrt folgte er ihnen.

Stunden schienen sie durch den Sumpf zu wandern. Sora und Tan schienen ihren Weg genau zu kennen. Nicht einmal holten sie eine Karte heraus, um sich der Richtung zu vergewissern. Nicht einmal hielten sie inne um sich zu orientieren.

Joshua wich erschrocken zurück, als vor ihnen wie aus dem Nichts ein Bermassiv auftauchte. Tan und Sora schienen damit jedoch gerechnet zu haben. Ohne sich irritieren zu lassen folgten sie einem schmalen Pfad, der in einer Höhle mündete. Joshua lief ihnen hinter her. Ihm behagte diese Erinnerung nicht.

Fackeln entflammten, als die Zwillinge die Höhle betraten, dicht gefolgt von Joshua. Der schmale Gang führte nicht weit in den Berg hinein, ehe er sich zu einem riesigen Saal erweiterte. In der Mitte befand sich eine Art Altar, auf dem zwei pflaumenkerngroße, schwarze Steine lagen.

Mit eiligen Schritten war Sora dort und nahm einen der Steine an sich. Blaues Licht umhüllte sie, als sie den Stein vom Altar hob. Tan trat zu seiner Schwester und tat es ihr gleich. Auch ihn umhüllte das blaue Licht. Es verschwand jedoch einige Sekunden später.

„Das Ziel!“ meinte Sora lachend.

„Ist noch weit entfernt!“ stellte eine fremde Stimme fest.Joshua hatte die Gestalt bemerkt, die aufgetaucht war, als Tan den zweiten Stein an sich genommen hatte. Eine alte Frau stand auf einen Stock gestützt den Zwillingen gegenüber, jenseits des Altars.

„Jetzt mischt ihr euch ein, Weberin?“ Sora lachte kalt auf. „Es ist zu spät!“

„Ich bin keine Weberin!“ stellte die Alte fest.

Soras Lachen wurde lauter: „Nicht einmal jetzt bemühen sie sich selbst her? Wie schwach diese Weberinnen sein müssen!“

„Ihr seid schwach!“ entgegnete die Alte.

„Wir haben was wir wollten!“ stellte Tan fest.Die Alte schüttelte den Kopf: „Nur wenige kommen an diesem Hindernis vorbei.“

„Wir haben die Macht, die wir wollten. Soll ich sie dir demonstrieren?“ fragte Sora herausfordernd.

„Es ist nicht die Macht, die ihr wolltet!“ widersprach die Alte.

„Aber diese Steine verleihen uns Macht!“ meinte Tan.

„Ja“, gab die Alte zu. „Aber es ist nicht die der Weberinnen.“

„Wessen dann?“ wollte Tan wissen.

Die Alte schwieg.

„Antworte!“ fuhr Sora sie an.

„Es ist eine Macht, die euch verderben wird, Kinder!“ meinte die Alte.

„Wir sind keine Kinder!“ zischte Sora. „Das sind wir schon nicht mehr, seit ihr unsere Eltern ermorden ließt!“

„Das waren nicht die Weberinnen!“ stellte die Alte fest.

„Schweig!“ fuhr Sora sie an.

„Ihr wolltet Antworten!“ meinte die Alte milde.

Das Mädchen hob die Hand, in der es den Stein hiel und machte eine hektische Bewegung damit. Die Augen der Alten weiteten sich, dann schien ein unsichtbares Schwert durch ihren Körper zu fahren. Der Kopf löste sich vom Körper, dann die Arme. Joshua war froh, als der Körper hinter dem Altar verschwand und ihm der Anblick weiterer Grausamkeiten erspart blieb.

„Sora?“ Tan sah seine Schwester überrascht an.

„Sie war nur eine alte Schwätzerin!“ meinte das Mädchen hochmütig.

„Vielleicht hätte sie uns Informationen geben können!“ warf Tan ein.

„Willst du dich gegen mich stellen?“ zischte Sora und blickte ihn drohend an.

Tan senkte den Kopf. „Nein.“

„Gut. Lass uns von hier verschwinden. Auf uns wartet ein Königreich. Und noch viel mehr!“ meinte Sora lachend.

Tan musterte seine Schwester nachdenklich, als er hinter ihr die Höhle verließ. Joshua beeilte sich, es ihnen gleich zu tun. Um nichts in der Welt wollte er länger in dieser Höhle bleiben. Er war heilfroh, als die Szene sich erneut veränderte.

Er stand im Garten eines Schlosses. Tan stand an einen Baum gelehnt. Es mussten mehr als zehn Jahre vergangen sein. Vor ihm stand ein Mann, der sein Alter haben musste.

„Meinst du, es war klug, Sora zu verbannen?“ fragte der Unbekannt.

Tan nickte: „Schon als wir die Steine fanden, benahm sie sich seltsam!“

„Du hast noch nie erzählt, was damals geschah!“ stellte der andere fest.

„Ich werde es dir nicht erzählen, Luc!“ meinte Tan lächelnd. „Sei mir nicht böse!“

„Das bin ich nicht!“ versicherte Luc. „Ich mache mir nur Sorgen.“

„Die mache ich mir auch. Unser Land ist geschützt, Luc!“ entgegnete Tan.

„Und wenn dein Neffe so wird, wie Sora? Vielleicht solltest du doch – ich meine...“ Luc blickte nervös zu Boden.

„Luc!“ meinte Tan ermahnend. „Wir haben darüber zur genüge gesprochen. Du gehörst an meine Seite, nicht irgend eine Frau!“

Luc seufzte, offenbar erleichtert.

Joshua lächelte. Es tat gut zu sehen, dass es in dieser Familie auch Menschen gab, die nicht nach Allmacht strebten und absolut skrupellos waren. Enttäuscht stellte er fest, dass die Szene sich schon wieder änderte.

Er befand sich noch immer im Garten des Schlosses. Doch er hätte es fast nicht wieder erkannt. Rauch stieg aus den Ruinen hoch, die Bäume waren verbrannt, der Boden schwarz. Tan und Luc, deutlich älter, eilten über den einst mal schönen Garten, dorthin, wo Tan in der Erinnerung zuvor an einem Baum gelehnt hatte. Kurzentschlossen folgte Joshua ihnen. Tan öffnete eine geheime Tür im Boden, schob Luc die Treppe hinunter und folgte ihm. Joshua schlüpfte an ihm vorbei, bevor er die Tür schließen konnte.

Es war stock dunkel. Alles, was Joshua wahr nah, waren die Stimmen der beiden Männer.

„Wir sind hier nicht sicher!“ erklang Luc Stimme. Alter und Leid hatten sie stark verändert.

Auch Tans Stimme klang älter, geschunden, als er meinte: „Die Zeit wird reichen!“

„Wofür?“ fragte Luc verwirrt.

„Um mich von dir zu verabschieden!“ meinte Tan sanft. „Unsere Zeit endet hier. Ich werde Sora nicht das vergnügen lassen, einen von uns lebend zu bekommen!“

Luc seufzte schwer: „Wieso nur musste alles so kommen?“

„Du solltest nicht traurig sein!“ meinte Tan.

"Wie sollte ich gerade jetzt, in diesem Moment glücklich sein?“ fragte Luc zweifelnd.

„Wir haben wunderbare Jahre zusammen verbracht!“ zählte Tan auf. „Und trotz des Krieges hatten auch die letzten Jahre schöne Momente. Wir haben unser Volk lange schützen können. Und wir können gemeinsam sterben. Keiner von uns muss lernen ohne den anderen zu Leben!“

Luc lachte leise auf: „Du schaffst es, selbst dem Tod etwas positives ab zu gewinnen!“

„Natürlich! Es gibt fast immer etwas positives!“ stellte Tan fest. Einen Moment schwieg er. „Ich liebe dich, Luc!“

„Ich liebe dich auch!“Joshua hörte, wie einer von beiden ein Schwert zog.

„Wir werden uns in der nächsten Welt wieder begegnen, ganz sicher!“ versprach Tan.

„Bis bald!“ flüsterte Luc, dann hörte Joshua ihn keuchen.Mit tränenerstickter Stimme wisperte Tan: „Mögen die Weberinnen sich dieser verkommenen Welt annehmen!“

Joshua hörte, wie auch Tan leblos zu Boden glitt. Die Erinnerung endete.
 

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Ich hab einen Narren an Tan und Luc gefressen... Wundert euch nicht, wenn die beiden noch einmal auftauchen *g*

Auch im nächsten Kapitel wird es wieder um Joshua gehen. In Hogwarts muss noch so viel passieren, während bei Daimos und Draco kaum noch etwas wichtiges geschieht, bevor sie zurück kehren.
 

Zu euren lieben Kommis ^^
 

Animexx:
 

[@taeddyx: Ich hab die Stelle mit dem 'Duell' im Ferienlager geschrieben und musste mich die ganze Zeit so krank lachen, weil da ne riesige Wiese vorm Fenster war und immer, wenn ich raus geguckt habe, bildete ich mir ein, Draco zu sehen, wie er als Drache Crelo über die Wiese jagt *g* Ein dein Gefühl, Crelo betreffend, täuscht dich nicht! Aber keine Angst, vergiss den Wald nicht ^^ Vielen lieben Dank @Dranza-chan, Yami-san und MikaChan88.
 

@Lorrinde: ^^ Danke. So ein Lob ist richtig schön aufbauend. (Besonders in der klausurgeplagten Zeit, wo sonst kaum etwas aufmunternd ist.) Ganz vielen Dank @LadyLivre, InaBau, crowny, NanamiYoutaChiba, MoniMahoni, fro und jeanne02

Na dann ^^

wir sehen uns im nächsten Kapitel.
 

tanguna

Kapitel 16
 

Während Joshua den Generationen längst vergangener Zeiten folgten, wurde Merlin oben im Schloss zunehmend nervöser. Es war Samstagabend und von Joshua hatte seit über vierundzwanzig Stunden niemand mehr etwas gehört.

Unruhig tigerte er in Lynars Büro auf und ab.

„Warst du im Raum der Erinnerungen?“ fragte Fawkes, während er Merlin mit gehobener Augenbraue beobachtete.

„Der Basilisk sagt, Joshua ist nicht vorbei gekommen. Dort war ich als erstes!“ stellte Merlin unruhig fest.

„Und wenn die Schlange es nicht mitbekommen hat?“ fragte Argus, der in Wolfsgestalt neben Fawkes saß und den Kopf auf die Beine seines Freundes gebettet hatte.

Merlin schnaubte: „Wie sollte Joshua unbemerkt an der Schlange vorbei kommen?“

Argus rollte mit den Augen: „Sie könnte geschlafen haben?“

Merlin blieb stehen und blickte Argus verwirrt an. Es war offensichtlich, dass ihm dieser Gedanken noch nicht selbst gekommen war. Dann wandte er sich auf dem Absatz um und verließ das Büro der Direktorin.

„Das kann was werden!“ murmelte Lynar kopfschüttelnd.

„Ich habe es noch nie erlebt, dass Merlin irgendetwas aus der Ruhe gebracht hat!“ stellte Fawkes fest.

„Joshua scheint ihn ziemlich zu verwirren!“ meinte Argus und das Grinsen war aus seiner Stimme zu hören.

„Ich bin mir sicher, Josh und Merlin werden das schneller klären, als ihr damals!“ entgegnete Lynar lächelnd.

Argus warf ihr einen kalten Blick zu.

Und auch Fawkes widersprach: „Josh weigert sich über seine Gefühle nach zu denken. Und wie wir gerade demonstriert bekommen haben, ist auch Merlin nicht so ganz er selbst!“

„Dennoch. Ihr beiden habt euch wirklich selten dämlich aufgeführt!“ zog Lynar die anderen beiden auf.

„Lynar!“ grollte Argus warnend.

/Vielleicht sollten wir sie einfach allein lassen!\ schlug Fawkes in Gedanken vor. /Sie ist mir immer unheimlich, wenn sie so gute Laune hat!\

/Gute Idee!\ stimmte der Werwolf zu. /Wir könnten uns einen schönen Abend machen!\
 

Während Fawkes und Argus ihren Abend planten, lief Merlin eilig zur Kammer des Schreckens. Den ganzen Weg über ärgerte er sich über sich selbst. Die Sorge um Joshua hatte ihn den Kopf verlieren lassen, etwas das er noch nie erlebt hatte.

#Merlin!# wurde er erfreut von dem Basilisken empfangen.

#Joshua muss da unten sein!# meinte Merlin nur und ging zielstrebig zur Treppe.

#Aber ich habe ihn nicht gesehen! Das ist unmöglich!# widersprach ihm die Schlange.

#Du wirst geschlafen haben!# stellte Merlin fest.

Ohne sich weiter um den protestierenden Basilisken zu kümmern, eilte er die Stufen hinunter. Erleichterung durchflutete ihn einen Moment später, als er Joshua in dem runden Raum stehen sah. Der Slytherin war zur Salzsäule erstarrt, die Hand erhoben, eine Phiole umschlossen haltend.

Gerade noch recht zeitig erinnerte sich Merlin an die Barriere, die über dem Eingang lag. Noch einmal wollte er sich daran mit Sicherheit nicht verbrennen.

/Ich hab ihn!\ sandte er den anderen erleichtert, erhielt jedoch von niemandem Antwort. Es kümmerte ihn nicht wirklich. Er entschloss sich hier darauf zu warten, dass Joshua aus der Erinnerung wieder erwachte. Der Slytherin schien die Zeit vergessen zu haben und Merlin wollte dafür sorgen, dass er nach oben ging und schlief.

Merlin ließ sich auf dem Boden nieder und lehnte sich so an die Wand, dass er Joshua beobachten konnte. Stunden vergingen so. Merlin wandte seinen Blick nicht von Joshua ab, der unbeweglich vor dem Regal mit den Erinnerungen stand. Irgendwann fielen Merlin die Augen zu.

Als er erwachte, hatte sich nichts geändert. Noch immer stand Joshua unbeweglich am selben Ort. Er schien noch immer in der gleichen Erinnerung gefangen zu sein. Merlin runzelte verwundert die Stirn. Diese Erinnerung musste verdammt lang sein. Er hatte sicherlich einige Stunden geschlafen.

/Lynar? Wie spät ist es?\ erkundigte sich Merlin bei der Direktorin.

/Sechs\, grummelte sie.

/Entschuldige, wenn ich dich geweckt habe!\ meinte Merlin.

/Schon gut. Hockt ihr immer noch im Raum der Erinnerungen?\ fragte Lynar gähnend.

/Da ich nicht zu Joshua kann, muss ich warten, bis die Erinnerung endet!\ erklärte Merlin.

/Du bist seit zehn Stunden da unten!\ meinte Lynar.

/Und Josh steckt seit dem in der gleichen Erinnerung. Er wird vor Müdigkeit um fallen, wenn er da raus kommt!\ stellte Merlin fest.

/Sag Bescheid, wenn ihr wieder nach oben kommt!\ forderte Lynar von ihm.

/Mach ich!\ versprach Merlin Lynar, bevor er die Verbindung zu ihr unterbrach.

Die Zeit floss zäh dahin, während sich noch immer nichts änderte. Langsam wurde Merlin wieder nervös. Es gefiel ihm nicht, dass diese Erinnerung so lange dauerte. Wer wusste schon, wie lange Joshua bereits in ihr gefangen war.

Der Abend war bereits wieder herein gebrochen, als Joshua sich endlich rührte. Merlin sprang auf, als er sah, wie Joshuas Hand von der Phiole glitt.

„Josh!“ meinte er besorgt und erleichtert.

Der Slytherin drehte sich langsam zu ihm, er schien vollkommen übermüdet zu sein. „Merlin? Was machst du denn hier?“

„Darauf warten, dass du zu den Lebenden zurück kehrst! Du hast die Zeit vergessen!“ stellte Merlin fest.

„Es waren doch nur zwei Erinnerungen. Die letzte war etwas länger, muss ich zugeben“, murmelte Joshua, schlief dabei fast ein.

„Komm aus dem Raum raus!“ forderte Merlin ihn besorgt auf. „Wenn du mir darin ein schläfst, kann ich dich nicht hoch bringen!“

„Ich muss sowieso zu Severus!“ meinte Joshua leise und ging Merlins Wunsch nach.

„Vorher gehst du schlafen. Morgen früh ist Unterrichts!“ stellte Merlin fest.

Joshua runzelte die Stirn: „Es ist Freitag, Merlin! Ich kann morgen ausschlafen!“

„Es ist Sonntag!“ widersprach Merlin, während er Joshua stützte, der jeden Augenblick ein zu schlafen schien.

„Unmöglich!“ murmelte der Slytherin.

„Du hast mindestens seid einem Tag in der letzten Erinnerung fest gehangen. Wahrscheinlich sogar länger!“ meinte Merlin. „Was auch immer du heraus gefunden hast, es hat Zeit bis Morgen. Ich werde dich jetzt in dein Bett bringen!“

Von Joshua kam keine Antwort mehr. Er war im Laufen eingeschlafen. Den Kopf schüttelnd, jedoch leicht lächelnd, hob Merlin den Jungen hoch und trug hinauf in die Kammer des Schreckens. Dort fand er einen ebenfalls schlafenden Basilisken vor, was Merlin schnauben ließ. Ohne der Schlange weitere Beachtung zu schenken verließ er die Kammer und machte sich auf den Weg zu den Räumen der Slytherins. Dabei benutze er jedoch größtenteils Geheimgänge, um möglichst wenigen Schülern zu begegnen.

Als Merlin den Gemeinschaftsraum der Slytherins betrat, kam Blaise, der als einziger anwesend war, auf ihn zu geeilt. „Wo war Josh?“ wollte der Slytherin besorgt wissen.

„Im Raum der Erinnerungen“, antwortete Merlin. „Wo auch sonst. Er hat die ganze Woche davon gesprochen, weitere Erinnerungen sehen zu wollen!“

„Ich dachte, da wären sie zu erst gewesen, Professor Williams!“ meinte Blaise verwirrt.

„Der Basilisk meinte, er hätte Joshua nicht vorbei kommen sehen.“ Ohne weiter auf die Fragen zu achten, mit denen Blaise ihn überschüttete trug er Joshua zu dessen Zimmer, legte ihn das Bett und zauberte ihm Schlafsachen an, bevor er ihn sanft zudeckte.

Ein leises Kichern von Blaise schreckte Merlin aus seinen Gedanken. Verwirrt drehte er sich zu dem anderen um und fragte: „Was ist los?“

Blaise grinste: „Oh, ich finde es nur lustig, wie Sie und Joshua seit ein paar Tagen um einander herum schleichen.“

„Wir schleichen also um einander herum?“ hackte Merlin nach.

„Jaah“, antwortete Blaise. „Ich beobachte Joshua. Ich bin mir nicht sicher ob er nicht auf dumme Gedanken kommt. Er hat Daimos Erinnerungen gesehen und Daimos hat auch versucht, dumme Dinge zu tun!“ Mit einem Mal war der Schalk aus Blaise Gesicht verschwunden.

Merlin setzte sich auf die Bettkante, beobachtete weiterhin Blaise, der sich an den Türrahmen lehnte. „Das ist sehr umsichtig von Ihnen, Mr Zabini. Und mit Sicherheit notwendig!“

„Ist irgendetwas passiert?“ wollte Blaise alarmiert wissen.

„Joshua versucht mit den Dingen klar zu kommen, doch das gelingt ihm weniger gut, als er allen versucht vor zu machen. So lange er mit diesen Problemen zu jemanden geht um darüber zu reden, ist alles in Ordnung. Aber er traut mir und den anderen Hütern noch nicht, was ich durchaus verstehen kann. Und ich bezweifle, dass es hier im Schloss jemand anderen gibt, mit dem er über diese Dinge reden will!“ stellte Merlin fest.

„Er hat mit Ihnen gesprochen!“ meinte Blaise.

Merlin nickte: „Das ist wahr!“

„Warum behaupten Sie dann, er vertraut Ihnen nicht?“ wollte Blaise wissen.

„Weil er es uns gesagt hat. Als wir das erste Mal in die Kammer des Schreckens sind, haben wir darüber gesprochen. Die Zeit, die wir uns kennen ist zu kurz, als dass sich ein sicheres Vertrauen aufgebaut haben kann!“ erklärte Merlin.

Blaise schüttelte den Kopf: „Das ist Unsinn! Ich kenne Josh, seit ich denken kann. Und ich weiß, wann er jemandem Vertraut. Er traut ihnen mehr, als mir!“

„Wieso sind Sie sich dabei so sicher?“ wollte Merlin wissen.

„Er hätte nicht mit Ihnen über Daimos Erinnerungen gesprochen. Und er hätte nicht auf sie gehört, als sie ihm gesagt haben, er soll nur am Wochenende in den Raum der Erinnerungen!“ erklärte Blaise.

„Er hat dir von unserem Gespräch erzählt?“ stellte Merlin überrascht fest.

Doch Blaise schüttelte den Kopf: „Nicht wirklich. Er sagte nur, ihr hättet über Daimos gesprochen. Und dass sie ihm verboten haben, in der Woche runter zu gehen. Solche Verbote sind ihm vollkommen egal, wenn er die Person nicht wirklich mag.“

„Es ist gut zu wissen, dass Joshua so einen guten Freund hier in Hogwarts hat!“ meinte Merlin lächelnd fest.

Blaise seufzte: „Er zweifelt an mir!“

„Warum sollte er das tun?“ fragte Merlin.

„Keine Ahnung.“ Blaise zuckte mit den Schultern. „Ich habe es neulich morgen bemerkt, als er den Traum von Daimos hatte. Er wollte mir irgendetwas sagen, hat dann aber inne gehalten. Ich weiß ja nicht, wie es für ihn war, Daimos Erinnerungen zu sehen. Aber wenn es ihn wirklich so sehr belastet, kommen seine Zweifel an mir vielleicht daher!“

„Sie meinen Ron Weasleys Verrat an Daimos?“ wollte Merlin wissen.

Blaise nickte.

„Sind Joshuas Zweifel begründet?“

„Natürlich nicht!“ zischte Blaise aufgebracht.

„Dann solltest du dir darüber auch keine Gedanken machen!“ stellte Merlin fest.

Blaise runzelte die Stirn. Es war das erste Mal, dass der Lehrer in duzte.

„Im übrigen heiße ich Merlin! Natürlich nur außerhalb des Unterrichts!“ fügte der Lehrer hinzu.

Einen Moment sah Blaise ihn überrascht an. Dann kehrte das Lächeln auf sein Gesicht zurück: „Danke!“

„Ich denke, ein kleiner Kreis vertrauter ist nicht schlecht“, meinte Merlin. „Diese Welt steuert auf einen Krieg zu, der auch vor Hogwarts nicht halt machen wird. Vertrauen in einzelne Personen ist dabei genauso wichtig wie Vorsicht!“

Blaise nickte. Dann fragte er: „Weißt du was Joshua in den Erinnerungen gesehen hat?“

„Nein. Er ist eingeschlafen, noch bevor wir die Kammer des Schreckens erreicht hatten. Nach dem, was er gesagt hat, steckte er seit Freitag Abend in dieser zweiten Erinnerung!“ erklärte Merlin und sein Gesicht verdüsterte sich. „Mir gefällt es absolut nicht, dass wir nicht einschätzen können, wie lang die einzelnen Erinnerungen sind und dass außer Joshua niemand den Raum betreten kann!“

„Glaubst du wirklich, dass Joshua in diesem Raum etwas geschehen kann?“ fragte Blaise zweifelnd.

„Wenn er eine Erinnerung erwischt, die noch länger ist als die letzte und vor Erschöpfung zusammenbricht, kann ihm darin niemand helfen!“ sagte Merlin leise und musterte besorgt den schlafenden Jungen neben sich.

Blaise lächelte, unterbrach die entstehenden Stille jedoch nicht. Es machte Spaß, Joshua mit dessen Verhalten auf zu ziehen. Doch er hatte das Gefühl, dass es jetzt besser war, seine Klappe zu halten. Dennoch wartete er ab, ob Merlin das Gespräch noch einmal aufnehmen würde.

Es waren keine fünf Minuten vergangen, als er bemerkte, wie Merlins Kopf langsam nach vorn sank und die Spannung aus dem Körper des Lehrers wich. Kopfschüttelnd brachte Blaise mit Hilfe eines Zaubers den schlafenden Lehrer in eine liegende Position neben Joshua, löschte das Licht und verließ den Raum. Auf alle Fälle hatte er damit etwas, womit er Joshua aufziehen und ihn damit von seinen trüben Gedanken ablenken konnte.
 

Als Joshua aufwachte, war er noch immer vollkommen erschöpft. Er konnte nicht genau sagen, was ihn geweckt hatte. Ihn irritierte jedoch, dass es in seinem Zimmer absolut dunkel war und dass er jemanden neben sich liegen spürten. Ein Zitternd durchlief seinen Körper aufgrund der Finsternis. Augenblicklich entflammte die Kerze auf dem Nachttisch.

„Besser?“ hörte er Merlins Stimme.

Joshua nickte, schloss die Augen wieder. Er war viel zu müde, um sie offen zu halten. „Wieso bist du hier?“

„Ich muss eingeschlafen sein und Blaise scheint es witzig gefunden zu haben, mich hier liegen zu lassen, anstatt mich zu wecken!“ murmelte Merlin leise. Er war schon seit einiger Zeit wach und hatte darüber nachgedacht, wie das Gespräch mit Blaise begonnen hatte. „Stört es dich?“

„Nein“, antwortete Joshua, ohne darüber nach zu denken. Und wenn er ehrlich zu sich selbst war, musste er sich eingestehen, dass er Merlins Nähe wirklich genoss. Nach einer Weile fragte er: „Ist es nicht unbequem in den Roben zu schlafen?“

Er sah nicht, wie ein Lächeln über Merlins Gesicht huschte, als dieser antwortete: „Da hast du recht!“ Joshua bemerkte allerdings, wie die Roben verschwanden und Merlin nur noch in Boxershorts neben ihm lag. Augenblicklich schoss Joshua die Röte ins Gesicht, während er sich nun aber doch dazu zwingen konnte, die Augen zu öffnen.

Immer wieder ließ er seine Augen über den Teil des Oberkörpers wandern, der nicht von seiner Decke verdeckt war. Zu Joshuas Leidwesen war das nicht all zu viel. Obwohl die Müdigkeit ihn noch immer zu überwältigen drohte, konnte er seinen Blick einfach nicht abwenden, wollte es auch gar nicht.

Er blickte jedoch überrascht hoch, als er spürte, wie Merlin ihm durch sein Haar strich und dann sanft die Konturen seines Gesichtes nachzeichnete. Sein Blick wurden von den braunen Augen Merlins gefangen, die ihn mit einem undefinierbaren Ausdruck musterten. Augenblicklich beschleunigte sich sein Herzschlag, während Merlin weiterhin sanft über sein Gesicht streichelte.

Joshuas Augen weiteten sich, als Merlins Hand in seinen Nacken wanderte und der andere immer näher kam. Sie schlossen sich jedoch als er weiche, sanfte Lippen auf seinen spürte. Alle Müdigkeit war vergessen. Für einen Moment lagen ihre Lippen nur ruhig aufeinander und Joshua glaubte, sein Herz müsse bald aus seiner Brust springen, so hart schlug es dagegen. Ein Feuerwerk schien in seinem Bauch zu explodieren, als Merlin begann vorsichtig seine Lippen zu liebkosen.

Merlin erging es nicht anders. Auch in ihm brach ein Sturm der Gefühle los, der sich verstärkte, je mehr er den Kuss vertiefte. In diesem Moment wollte er Joshua für immer festhalten, ihn immer bei sich spüren, ihn vor allen Schrecken, die das Leben noch bringen würde, bewahren. Als er den Kuss nach unendlich scheinender Zeit beendete, wusste er jedoch, dass zumindest letzteres unmöglich war.

Wortlos lagen sie nebeneinander, versanken in den Augen des anderen. Joshua war aufgewühlt. All die Gefühle für Merlin, die er bisher erfolgreich weg gesperrt hatte, wüteten in ihm und ließen sich nicht mehr weg sperren.

Merlin, der in Joshuas Augen ablesen konnte, welches Chaos in dem Jungen herrschte, strich durch das kurze schwarze Haar und ließ mit ein wenig Hilfe der Magie die Müdigkeit in Joshua zurück kehren. Noch waren es vier Stunden, bis sie aufstehen mussten. Merlin wusste, wie sehr Joshua den Schlaf benötigte und wollte nicht riskieren, dass der Junge am nächsten Tag vor Erschöpfung zusammen brach.

Merlin selbst fand keinen Schlaf mehr.
 

Am nächsten Tag schaffte Joshua es nicht, sich auf den Unterricht zu konzentrieren. Merlin hatte ihn am Morgen leise geweckt und sich von ihm verabschiedet, bevor er ungesehen von den anderen Schülern, die Slytherinräume verlassen hatte.

Zu seiner große Erleichterung unterließ Blaise jegliches Kommentar. Er war viel zu sehr damit beschäftigt über den Kuss und seine Gefühle nach zu denken, als dass er sich auch noch mit Blaise hätte herum plagen wollen.

Bis zum Mittagessen hing Joshua in seinen Gedanken. Dann wurde er aus ihnen gerissen, als er mit seinen Freunde die große Halle gerade verließ. Eine Gruppe Sechstklässler drängte sich an ihnen vorbei. Einer der Jungen lenkte seine Aufmerksamkeit auf sich. Er war groß gewachsen, hatte braune Haare und strahlend blaue Augen. Er trug Slytherinroben. Joshua blieb erstarrt stehen. Die Ähnlichkeit zu Tan brachte augenblicklich das an den Tagen zuvor gesehen zurück.

„Ich muss zu Severus!“ meinte Joshua und wollte sich auf den Weg in die Kerker machen.

„Moment!“ unterbrach Blaise ihn. „Wir haben gleich Zauberkunst!“

„Entschuldige mich bitte bei Flittwick! Die Sache duldet keinen Aufschub!“ rief Joshua ihm über die Schultern zu, während er schon dabei war, die Treppen hinunter zu eilen. Blaise weiteren Protest hörte er nicht mehr. Joshua wusste, er würde nicht mehr still sitzen können, wenn er keine Antwort auf seine Frage bekam.

Ohne anzuklopfen öffnete er die Tür zum Büro des Tränkemeisters und stürmte hinein: „Sev, ich muss...“ Er stockte, als er McGonagall offensichtlich wütend vor Severus Schreibtisch stehen sah. Der Hauslehrer Slytherins stand hinter seinem Schreibtisch und musterte McGonagall herablassend. Beide richteten ihren Blick nun jedoch überrascht auf Joshua.

Dieser sah die beiden Lehrer verlegen an: „Oh! - Entschuldigen sie! Guten Tag, Professor McGonagall. Professor Snape, ich müsste dringend mit ihnen sprechen!“

„Hat das keine Zeit bis heute Nachmittag?“ fragte Severus schneidend.

„Nein!“ meinte Joshua fest. „Es ist wirklich dringend!“

Severus musterte seinen Schüler einen Moment streng, dann wandte er sich an McGonagall: „Ich denke, wir sollten das später aus diskutieren, Minerva!“

„Natürlich!“ stimmte die Verwandlungslehrerin ihm zu. Als sie das Büro verließ warf sie Joshua einen strengen Blick zu. Joshua störte sich daran nicht.

Der Slytherin legte über das Büro seines Hauslehrers einen Zauber, der jeden Versuch sie zu belauschen unterbinden würde. Er traute weder McGonagall noch dem Rest der Lehrerschaft.

„Ich muss dir danken, Joshua!“ stellte Severus schmunzelnd fest. „Du warst meine Rettung!“

Joshua sah ihn stirnrunzelnd an: „Was war los?“

„Meine Deckung bei Simior scheint zu bröckeln, seit Albus verschwunden ist!“ erklärte Severus.

„Verdammt!“ murmelte Joshua. „Gibt es etwas, was du dagegen tun kannst?“

„Ich fürchte nicht“, stellte Severus fest. „Aber ich denke nicht, dass ich dann untertauchen muss, so wie Albus.“

Joshua seufzte erleichtert.

„Warum wolltest du mich sprechen?“ wechselte Severus das Thema.

„Du hast einmal erzählt, Simior sucht nach einem Artefakt. Weißt du, worum es sich dabei handelt?“ wollte Joshua wissen.

„Nicht wirklich. Es soll sehr alt sein und äußerst mächtig. Vermutlich ist es ein Artefakt aus der vergessenen Zeit. Ich habe einmal auf geschnappt, dass die Schicksalsweberinnen selbst es erschaffen haben sollten“, zählte Severus auf, was er wusste.

„Könnte es sich dabei um zwei kleine Steine handeln?“ fragte Joshua.

Severus zuckte mit den Schultern: „Möglich ist es. Wieso willst du das wissen?“

„Weil ich am Wochenende eine Erinnerung gesehen habe, in der es um diese beiden Steine ging. Als sie damals in die Hand der Menschen fielen, wurde die Welt an den Rand des Abgrundes getrieben!“ erklärte Joshua. „Und ich fürchte, Simior sucht genau danach!“

„Wie kommst du auf diese Idee?“

„Weil es die Art von Macht ist, nach der er strebt“, meinte Joshua. „Und wenn es so ist, dann müssen wir ihm zuvor kommen!“

„Ihm zuvor kommen?“ hackte Severus nach.

„Wenn er wirklich von diesen Steinen weiß, dann bleibt uns gar keine andere Wahl!“ stellte Joshua fest.

„Wie mächtig sind diese Steine?“ wollte Severus wissen.

„Mächtig genug, um alle Wesen dieser Welt gegeneinander aufzubringen. Der Krieg, der die Schicksalsweberinnen in den Untergang trieb war unendlich grausam, Sev!“ stellte Joshua fest.

„Dann hast du vermutlich Recht“, murmelte der Tränkemeister leise.

Joshua nickte. „Kennst du einen Schüler, der Tan heißt?“

Severus sah den Slytherin verwirrt über den plötzlichen Themenwechsel an. Dann nickte er jedoch: „Tan Yamamoto. Er ist in der sechsten. Slytherin. Er ist Engländer, wurde als Baby jedoch von Japanern adoptiert. Sie sind letzten Jahr im Sommer mit ihm nach England gekommen, damit er sein Heimatland kennen lernt. Deswegen kam er erst letztes Jahr hier her!“

Joshua sah Severus überrascht an. Er hatte nicht wirklich mit einer positiven Antwort gerechnet. Konnte es sein, dass der Slytherin, den er vorhin gesehen hatte, dieser Tan Yamamoto war? Und wenn es so war, konnte er identisch mit dem Tan aus der Erinnerung sein.

„Alles in Ordnung?“ fragte Severus.

„Jaah“, Joshua nickte. „Er ist nicht zufällig mit irgendeinem Luc befreundet?“

Severus hob eine Augenbraue: „Du kennst ihn also?“

„Nein!“ stellte Joshua fest. „Es war nur eine Vermutung.“

„Luc Bellman ist in Ravenclaw, ebenfalls sechste Klasse“, sagte Severus, während er Joshua aufmerksam musterte.

Dieser war jedoch in Gedanken versunken und nahm von dem Lehrer kaum noch Notiz. Godric besaß seine Erinnerungen an das Leben in dieser Welt noch. Das hieß, auch anderen konnte es so ergehen. Joshua fragte sich nur, ob dieser Gedanke nicht zu weit her geholt war. Er fand es höchst unwahrscheinlich, dass diese beiden Männer aus der Erinnerung ausgerechnet jetzt wieder in dieser Welt leben sollten. Andererseits käme es auf einen Versuch an. So konnte er vielleicht an Informationen über den Krieg kommen, ohne in den Raum der Erinnerungen zu gehen.

„Danke, Sev!“, meinte Joshua irgendwann abwesend. „Du hast mir sehr geholfen!“

„Hab ich das?“ fragte Severus, der keine Ahnung, womit er Joshua geholfen hatte.

Joshua nickte. Dann meinte er lächelnd: „Wenn ich dieses ganze Gewirr aus Rätseln aufgelöst habe, erkläre ich es dir, okay?“

„Ich verlass mich drauf!“, entgegnete Severus, ebenfalls lächelnd.
 

Der Nachmittagsunterricht verging wie im Fluge. Joshua war wirklich froh, dass sein Training mit Merlin und Fawkes an diesem Nachmittag ausfallen würde. Auch wenn er noch immer zum Umfallen müde war und die Zeit am liebsten für ein wenig Schlaf genutzt hätte, ließ ihn seine Idee bezüglich Tan und Luc nicht mehr los.

Joshua bezweifelte, dass er im Raum der Erinnerungen noch mehr über den Verbleib der Steine in dieser Zeit erfahren würde oder darüber, wie der Krieg verlaufen war. Sollten die beiden wirklich ihre Erinnerungen an ihr damaliges Leben behalten haben, könnte er ein gutes Stück voran kommen und vielleicht sogar die Spur der Steine aufnehmen.

Zu seinem Leidwesen war es ihm nach der letzten Stunde nicht sofort möglich, in den Gemeinschaftsraum zu gehen. Seine Hausaufgaben für den nächsten Tag waren noch nicht vollständig und er musste in die Bibliothek um die letzten Informationen für den Aufsatz zu erlangen. Die Hausaufgaben waren jedoch vergessen, als er Tan zusammen mit einem Ravenclaw an einem der Tische in der Bibliothek sitzen sah. In dem Ravenclaw erkannte Joshua tatsächlich Luc.

Ohne zu zögern, oder sich Gedanken darüber zu machen, wie er das Gespräch beginnen sollte, trat Joshua zu den beiden Sechstklässlern.

Bevor er noch etwas sagen konnte, blickte Tan auf: „Willst du etwas von uns, Fator?“

„Allerdings, Tan Yamamoto!“ Joshua nickte. Er sah zu Luc. „Du musst Luc Bellman sein!“

Luc nickte.

„Was willst du?“ wollte Tan wissen.

„Ich würde mich gern mit euch beiden unterhalten. Über zwei Steine. Mächtige und wertvolle Artefakte!“ stellte Joshua fest.

Er beobachtete die beiden anderen bei diesen Worten genau. Tans Blick verdüsterte sich und Luc zuckte kaum merklich zusammen. Joshua hätte am liebsten laut gejubelt. Sie erinnerten sich tatsächlich.

„Wovon redest du?“ fragte Tan kalt.

„Von den Steinen, die Sora und du vor Jahrtausenden gefunden habt“, erklärte Joshua, nicht ohne sich vorher zu vergewissern, dass niemand in der Nähe war, der diese Worte hätte aufschnappen können.

„Hat dich irgendein daneben gegangener Zauber getroffen, Fator?“ meinte Tan, ohne auf die Worte Joshuas ein zu gehen.

„Das weißt du sehr gut. Ich denke aber, wir sollten das nicht hier besprechen!“ entgegnete Joshua.

„Wir haben nichts mit dir zu besprechen!“ mischte Luc sich ein.

Joshua musterte den Ravenclaw. „Auf welcher Seite stehst du in diesem Krieg?“

Luc sah ihn ohne irgendeine Regung an.

„Gut, dann frage ich anders. Willst du, dass diese Steine dem Clanführer in die Hände fallen?“ wollte Joshua unbeirrt wissen. Zur Sicherheit hatte er vor dieser Frage einen Zauber über sie drei gelegt, der Lauscher verhinderte.

Luc zuckte wieder zusammen, diesmal ohne den Versuch zu unternehmen es zu verhindern. „Nein!“, entfuhr es ihm.

„Gut“, stellte Joshua fest. „Dann sollten wir reden. Denn ich will das genauso wenig, wie ihr!“

„Und wohin?“ wollte Tan wissen. Die Kälte war weder aus seinem Blick noch aus seinem Ton gewichen.

Joshua überlegte kurz.

/Merlin?\ fragte er nach kurzer Zeit.

/Hm?\ erklang es abwesend.

/Ich brauche einen sicheren Raum für ein Gespräch mit zwei Schülern. Kann ich dein Büro benutzen?\ wollte Joshua wissen.

/Wenn dich meine Anwesenheit dabei nicht stört!\ willigte der Lehrer ein.

/Deine Anwesenheit würde mich nie stören!\ stellte Joshua lächelnd fest. Damit schlug er mehrere Fliegen mit einer Klappe. Er musste das Gespräch mit den beiden Sechstklässlern nicht allein führen, Merlin erfuhr, was er am Wochenende gesehen hatte und er konnte bei Merlin sein.

„Im Büro von Professor Willams!“, antwortete Joshua letztendlich Tan und Luc.

Verwirrung zeichnete sich auf den Gesichtern der beiden ab. „Wieso ausgerechnet da?“ fragte Tan.

„Ich vertraue ihm“, erklärte Joshua. „Der Raum ist sicher. Und ihm muss ich sowieso noch das erzählen, was auch ihr gleich erfahren werdet!“

Tan und Luc gaben sich mit dieser Erklärung zufrieden und folgten Joshua schweigend. Joshua fragte sich während des Weges, wie er anfangen sollte. Irgendwie musste er das Vertrauen der beiden Sechstklässler erlangen.

Merlin begrüßte ihn lächelnd, als er das Büro betrat. Joshua erwiderte diese Geste, wenn er sich auch wünschte den Kuss der letzten Nach zu wiederholen.

Joshua wandte den Blick von Merlin ab, um seinen Gefühlen Herr zu werden und meinte zu Tan und Luc: „Setzt euch!“

„Mr Yamamoto, Mr Bellman!“ Merlin nickte den beiden Schülern zu. Dann sah er fragend zu Joshua: „Darf ich nun erfahren, wozu du mein Büro genau benötigst?“

„Du wirst es gleich verstehen!“, stellte Joshua fest, setzte sich in den Sessel vor dem Kamin. Auf dem Sofa hatten Tan und Luc platz genommen. Joshua sah die beiden ernste an: „Wie viel wisst ihr über die Schicksalsweberinnen?“

„Die Weberinnen?“ hackte Tan nach. „Sie erschufen diese Welt zusammen mit einer Reihe anderer Welten. Heute weiß kaum noch jemand von ihnen, weil sie vor geraumer Zeit verschwunden sind!“

Joshua nickte. „Richtig. Bevor sie verschwunden sind, haben sie jedoch noch einige Dinge erschaffen. Dazu gehört ein Raum, der tief unter Hogwarts verborgen liegt. In ihm befinden sich Erinnerungen der Weberinnen und der Winde. Und wie ich in den letzten Tagen fest gestellt habe, auch Erinnerungen von einigen Menschen.“

Tan runzelte die Stirn, während Luc mit deutlichem Unbehagen nach seiner Hand griff.

„Die letzte Erinnerung, die ich gesehen habe, begann bei einem gewissen Kor“, fuhr Joshua fort, beobachtete jede Regung der beiden Jungen. Ihm entging nicht, dass sich Tans Augen für einen Moment weiteten. „Er reichte die Ergebnisse einer Suche an seinen Enkel – Jeen – weiter. Die Suche nach dem Ursprung der Macht der Weberinnen.“

Merlin saß auf seinem Platz und beobachtete die Schüler. Er fragte sich, weshalb Joshua den anderen beiden von dieser Erinnerung erzählte.

„Der erste Teil der Erinnerung endete damit, dass ich beobachten konnte, wie Kor dem Wahnsinn verfiel. Bis zum nächsten Teil mussten einige Jahre vergangen sein. Jeen war älter. Es war der Tag, an dem seine beiden Kinder geboren worden waren. Sora und – du, Tan!“

Der Angesprochene zuckte zusammen, während Merlin schlagartig glaubte zu wissen, was Joshua für Beweggründe hatte.

„Weißt du, was an diesem Tag noch geschah?“ wollte Joshua wissen.

„Unsere Mutter starb“, meinte Tan ausdruckslos.

Joshua sah ihn überrascht an: „Was? Jeen sah nicht so aus, als wäre seine Frau gestorben!“

„Er hat nie gut über sie geredet!“ stellte Tan fest. „Mir ist irgendwann klar geworden, dass er sie nur benutzt hat, um einen Erben zu bekommen, der die Suche fortsetzen kann!“

„Ich wusste, dass er ein Bastard ist!“ murmelte Joshua, ohne sich darüber zu wundern, warum Tan mit einem Mal so offen war.

„Was ist an diesem Tag noch gesehen?“ wollte Tan wissen und Joshua konnte ihm ansehen, dass er es eigentlich gar nicht erfahren wollte.

„Jeens Mutter war in Begleitung einiger Ritter in das Dorf gekommen, in dem er sich nieder gelassen hatte. Sie – Jenn überließ sie einem Drachen. Der Tod dieser Menschen war ihm vollkommen gleichgültig!“ erzählte Joshua.

Luc erschauderte, während Tan erbleichte und die Hand seines Freundes so stark drückte, dass dieser vor Schmerzen das Gesicht verzog.

„Danach sah ich, wie Sora und du diese Steine fandet“, fuhr Joshua fort.

Luc blickte ihn aufmerksam an. Tan schien ihm auch in dieser Zeit davon nichts erzählt zu haben. Der junge Slytherin wurde noch bleicher.

„Dann folgte das Gespräch zwischen euch beiden darüber, dass Sora aus dem Land verbannt worden sei. Zum Schluss wurde ich Zeuge eures Todes!“ beendete Joshua.

Tan atmete ein paar Mal tief ein und aus, bevor er eine Frage an Joshua richtete: „Welchen Grund gibt es, dass die Weberinnen diese Erinnerungen aufbewahrt haben?“

„Die Erinnerungen sollen mir helfen. Und ich denke, sie erfüllen ihren Zweck!“ erklärte Joshua.

„Dir helfen?“ fragte Luc stirnrunzelnd.

„Die Weberinnen verschwanden, weil sie dieser Welt alle Erinnerungen an das nahmen, was vor dem großen Krieg und während ihm geschehen war. Davor erschufen sie jedoch unter anderem sieben neue Seelen. Fünf von ihnen sind aus Legenden bekannt. Die Hüter des Schicksals. Professor Williams – Merlin ist einer von ihnen! Die anderen beiden sind ihre...“ Joshua wurde unterbrochen.

„Erben!“ entfuhr es Tan. Mit großen Augen starrte er Joshua an. „Fator kommt von Fatum – Schicksal! Ich hätte es erkennen müssen, oder?“

Joshua schmunzelte: „Ich habe es selbst erst vor kurzen erkannt! Aber ja, du hast Recht!“

„Warum suchst du dann diese verfluchten Steine?“ wollte Luc wissen. „Wenn du ihr Erbe bist müsstest du doch ihre Macht besitzen!“

„Ich besitze nicht ihre Macht, zumindest nicht allein. Und mein Bruder ist zur Zeit – verhindert. Außerdem sucht Simior nach einem alten, mächtigen Artefakt und ich fürchte es sind diese Steine. Ich habe keine Ahnung, ob irgendjemand ihm etwas entgegensetzten kann, wenn er sie in die Hände bekommt!“ erklärte Joshua.

„Ich habe keine Ahnung, wo die Steine sind, Fa- Joshua. Ich denke, als wir gestorben sind, war der Krieg noch längst nicht auf seinem Höhepunkt. Ich habe keine Ahnung, was mit Sora geschah oder was die Weberinnen unternommen haben!“ meinte Tan zweifelnd.

Joshua nickte: „Das ist mir klar. Ich fürchte nur, dass ich unter den Erinnerungen dort unten nichts weiter finden werde. Sonst hätte ich es mit Sicherheit gestern noch gesehen. Alles was du mir über diese Steine sagen kannst, könnte von Bedeutung sein, Tan. Was hat Jeen euch darüber erzählt? Wie sah eure Suche aus? Was ist geschehen, nachdem ihr sie gefunden hattet?“

Tan seufzte: „Das wird eine lange Geschichte!“

„Wir haben Zeit!“ stellte Joshua fest.

Merlin schnaubte und Joshua war sich sicher, seinen Einwand zu kennen. Doch keiner der Jungen ließ sich davon ablenken. Luc lauschte Tan Erzählung genauso gespannt, wie Joshua.

„Vater zog mit Sora und mir so lange wir uns zurück erinnern konnten von einem Dorf zum nächsten. Wir blieben nie länger als ein paar Wochen an einem Ort und wir kehrten nie ein zweites Mal irgendwohin zurück. Uns begleitete immer ein Junge, der in dem Dorf gelebt hatte, in dem wir geboren worden waren. Zumindest erzählte Vater uns das. Er war vielleicht dreizehn oder vierzehn Jahre älter als wir. Vater nannte ihn Zero. Ich weiß nicht, ob er wirklich so hieß.

Vater und Zero lehrten uns, kaum dass wir laufen konnte, Kämpfen und den Umgang mit der Magie. Jeden Abend erzählte uns Vater von den Weberinnen und dem Ursprung ihrer Macht. Sie hätten diesen 'Ursprung' in dieser Welt versteckt und es stehe uns, den Bewohnern dieser Welt, nur zu, es zu besitzen. Schließlich hätten die Weberinnen seit Jahrhundert nichts mehr für uns getan.

Weder Sora noch ich zweifelten an dem, was Vater uns lehrte. Es gab ja keinen Grund. Das die Ritter des Königs uns verfolgten schien diese Tatsache nur zu bestätigen. Sie wollten das Wissen, das unser Vater besaß, erzählte Zero uns immer wieder. Und wenn sie Sora oder mich in die Hände bekommen würde, könnte sie Vater erpressen. Deshalb würden wir fliehen.

Wir waren zehn, als unser Leben sich änderte. Ich weiß nicht wirklich, wie es dazu kam. Vater und Zero waren immer vorsichtig. Dennoch gerieten wir in einen Hinterhalt. Vater starb. Zero, Sora und ich wurden ins Schloss des Königs gebracht. Ich sah Zero nie wieder.

Erst dort erfuhren wir, dass der König unser Großvater war. Es vergingen vier Tage, bevor wir fliehen konnte. Die Zeit reichte jedoch, um in mir Zweifel an dem zu wecken, was Vater uns gelehrt hatte. Sora beharrte auf seinen Lehren und meine Zweifel waren nicht stark genug um mich mit meiner geliebten Schwester zu streiten.

Wir wussten, wo Vater seine Unterlagen versteckt hatte. Wir waren nie dort gewesen, doch er hatte uns die Wegbeschreibung eingebläut. Aber wir kamen nicht schnell voran. Zwei Kinder, die ganz allein von Dorf zu Dorf ziehen und noch dazu von den Truppen des Königs verfolgt wurden, fielen auf. Da wir immer wieder unsere Route verlassen mussten und danach oft Schwierigkeiten hatten den Weg wieder zu finden, brauchten wir fast drei Jahre, bis wir die Unterlagen unseres Vaters fanden.

Danach vergingen zwei Jahre, bevor wir uns auf den Weg machten. Vater hatte alles zusammen gesucht. Er hatte gewusst, wo er suchen musste, worauf er achten musste, welche Fallen auf dem Weg lauerten. Aber er wollte Gras über die Sache wachsen lassen. Er hatte immer gesagt, sein Großvater und dessen Vater seien den Weberinnen zum Opfer gefallen, weil sie zu viel Rummel um diese Sache gemacht hätten. Vater hatte gewollt, dass wir die Suche beendeten, damit weder ihm noch uns das gleiche widerfuhr, wie den Suchenden vor uns.

Mit fünfzehn waren wir damals erwachsen und es fiel nicht auf, wenn wir durch das Land zogen. In den zwei Jahren, in denen wir uns in einem Wald, den kaum jemand betrat, versteckt hielten, lernten wir die Dinge, die Vater niedergeschrieben hatte, auswendig. Wir konnten es alles im Schlaf aufsagen. Als wir aufbrachen ließen wir die Unterlagen zurück und einigten uns darauf nie, unter keinen Umständen, über das Ziel unserer Reise zureden. Auch nicht mit einander.

Mir brannte die ganze Zeit die Frage auf der Seele, was wir tun würden, wenn unsere Suche erfolgreich wäre. Sora unterdrückte meine Versuche darüber zu reden immer wieder. Ich glaube, sie wusste schon damals ganz genau, was sie tun wollte. Und sie ging wohl einfach davon aus, dass ich sie unterstützen würde.

Doch in den vergangenen Jahren war der Zweifel, den Großvater in mir gesät hatte, immer größer geworden. Doch die Verbundenheit zu meiner Schwester war noch immer zu groß, als dass ich auf diese Gefühle hören konnte.

Das änderte sich erst in dem Moment, als wir die Steine gefunden hatten. Ich wusste, das Vater skrupellos gewesen war. Aber er hatte große Macht. Über jeden, den er traf! Mich hat es immer davor gegraut, wozu er im Stande war. Und in diesem Moment, als wir die Steine fanden, wurde mir klar, dass Sora so war wie er. Ich hätte ihr bis zu diesem Moment nicht zugetraut, so kaltblütig zu morden!

Großvater war gestorben, kurz bevor wir in den Sumpf kamen. Die Nachricht erreichte uns jedoch erst, als wir im nächsten Dorf halt machten. Es war bekannt, dass er zwei Enkel hatte, suchte er diese doch seit fünf Jahren im ganzen Land. Sora meinte, wir müssten diese Chance ergreifen. Ich misstraute ihr. Sie war auch ohne den Stein, den sie besaß, eine mächtige Magierin. Und sie strebte nach Macht. Als männlicher Erbe war ich es jedoch, der Anspruch auf den Thron hatte. Also folgte ich ihrem Vorschlag.

Ich war froh, als ich zurück ins Schloss kam. Ich hatte es wirklich vermisst, obwohl ich bisher nur vier Tage dort gewesen war. Es gab genug Leute, die uns damals gesehen hatten und uns zweifelsfrei als die Enkel des verstorbenen Königs identifizieren konnte. Ich war etwas erstaunt darüber, aber es gab keine Schwierigkeiten. Innerhalb weniger Tage war die Krönungszeremonie vorbereitet. Und plötzlich war ich König eines riesigen Landes. Mit sechzehn!

Bei der Krönung lernte ich Luc kennen. Es war Liebe auf den ersten Blick. Es dauerte lange, bis er mir vertraute und noch viel länger, bis er mir glaubte, dass ich ihn liebte – liebe. Ich lernte das Land zu regieren, während ich mich mit einem meiner Soldaten anfreundete und ihn danach versuchte zu überzeugen, dass meine Gefühle aufrichtig waren.

Sora verfolgte in dieser Zeit ihre eigenen Pläne. Kein halbes Jahr nach meiner Krönung heiratete sie. Es ärgerte sie maßlos, dass sie Jahrelang nicht schwanger wurde. Sie sagte immer, sie müsse schließlich für einen Erben der Familie sorgen, da ich dazu nicht in der Lage sei. Ich ließ sie machen.

Obwohl ich sie unter strengste, natürlich geheime, Beobachtung gestellte hatte fiel mir nie auf, dass sie begann meine Position zu untergraben. Ich handelte nicht nach ihren Vorstellung. Ich betrieb, so wie Großvater, friedliche Außenpolitik. Von der Macht meines Steins machte ich nie Gebrauch.

Acht Jahre waren vergangen, als Sora schwanger wurde. Währen der Schwangerschaft starb ihr Mann. Ihr Trauer hielt sich in Grenzen. Es machte mich stutzig, doch begreifen tat ich es erst, nach dem das Unglück seinen Lauf genommen hatte. Und das war anderthalb Jahr später.

Ich dachte, es wäre alles in Ordnung. Sora schien mit ihrem Sohn glücklich, nichts mehr erinnerte an ihre grausame Anwandlung beim Fund der Steine. Ich dachte wirklich, ich hätte mich damals geirrt gehabt, meine Sorge ihr gegenüber sei unangebracht gewesen.

Doch dann kam es zu einem Aufstand gegen mich. Und Sora stand an der Spitze dieses Aufstands. Sie warf mir vor meine Macht nicht richtig zu nutzen, die Chance, die uns gegeben sei, verstreichen zu lassen. Es war das erste Mal, dass ich sah, welche Macht der Stein ihr verlieh. Die Macht über das Leben.

Ich hatte meinen Stein immer bei mir getragen, ihn jedoch nie benutzt. Bis zu diesem Moment. Es war eher unbewusst, dass ich nach ihm griff. Ich wollte diese ganze Sache einfach nur aufhalten. Und wenn dies bedeute, meine Schwester töten zu müssen. Doch mein Stein besaß eine andere Macht. Er stoppte den Lauf den Zeit. Zumindest für die Aufständischen. Nur für Sora nicht. Sie entkam.

Obwohl nicht viel Zeit vergangen war bis ich meinen Stein eingesetzt hatte, hatte Sora es geschafft der Hälfte meiner Soldaten das Leben zu rauben. Luc wäre ihr auch fast zum Opfer gefallen. Ich denke, das war es, was mich dazu veranlasste meine Prinzipien zu vergessen und meinen Stein zu benutzen.

Der Aufruhr hatte meine Macht demonstriert. Es gab danach niemanden mehr, der an meiner Herrschaft zweifelte. Ich wollte nicht riskieren, dass bei einer Verfolgung Soras noch mehr Menschen starben. Also wob ich einen Zauber über mein Land, dar Sora für immer daraus verbannen sollte.

Mein Stein war danach glühend Weiß geworden. Er sah aus, als stünde er in weißen Flammen, war aber nie heiß. Ich trainierte um die Macht, die er mir über die Zeit gab, richtig einsetzten zu können. Doch das fand im geheimen statt. Ich erzählte es nicht einmal Luc, obwohl ich sonst keine Geheimnisse vor ihm hatte.

Der Frieden hielt zwei Jahrzehnte.

Wir hatten mit Sorge beobachtet, was in unseren Nachbarländern vor sich ging. Sora erlangte dort sehr viel Macht und gleichzeitig wurde die Stimmung dort immer gereizter und alle Wesen neigten dazu, ihre Forderung mit Gewalt durchzusetzen. Irgendwann kam der Tag, an dem eine Gruppe Zentauren ein Dorf an der Landesgrenze überfiel.

Das war der Ausbruch des Krieges, dessen Schrecken immer mehr zu nahmen. Der Krieg zog sich dahin. Es gab ruhige Zeiten, die auch einmal länger als nur ein oder zwei Monate anhielten. Aber die Angst verschwand auch in dieser Zeit nicht, weil jeder wusste, dass es jederzeit weiter gehen konnte.

Sora, die die Armeen der verschiedensten Wesen gegen uns anführte, lehnte Verhandlungen ab. Wenn wir den Frieden zurück haben wollten, müssten wir uns ergeben oder sie töten. Zu letzterem waren wir nicht in der Lage, weil sie viel zu stark war, und ersteres hätte ein noch viel düsteres Zeitalter eingeläutet.

Ich habe Sora während der folgenden fünfzehn Jahre des Krieges nur einmal gesehen. Es war nur ein flüchtiger Blick, mitten in der Schlacht. Sie ritt auf einem Drachen, kämpfte aus sicherer Entfernung. Den Stein trug sie an einer Kette um den Hals. Er war noch viel schwärzer, als in der Zeit, als wir ihn fanden.

Wir schafften es den Krieg fünfzehn Jahre an den Grenzen unseres Landes zu halten. Luc und ich waren in vielen Schlachten dabei, oft wurden wir beide schwer verletzt. Doch wir schafften es im Gegensatz zu vielen anderen immer zu überleben.

Dann jedoch brach unser Verteidigungsring, auch mein Zauber, der Sora außerhalb des Landes hielt und uns blieb nichts anderes übrig, als zuzusehen, wie Soras Armeen mordend durch unser Land zog. Viele waren in die Hauptstadt geflüchtet, in die Katakomben unter dem Schloss.

Sora erreichte das Schloss schnell. Wir kämpften, so lange es ging. Doch wir waren ohnmächtig gegen die Übermacht, die Sora mitbrachte. Ich wollte ihr nicht die Genugtuung geben Luc oder mich lebend in die Hände zu bekommen. Sie war weitaus grausamer als Vater. Und die Grausamkeit meines Vaters war schon unvorstellbar!

Ich zog es also vor Luc und mich selbst zu töten.

Vorher jedoch ließ ich meinen Stein verschwinden. Ein Teil seiner Macht hatte sich auf mich übertragen. Ich konnte die Zeit auch ohne ihn beeinflussen. Weit draußen auf dem Meer versenkte ich ihn und ließ die Zeit für die Strömungen eine Weile schneller vergehen, so dass sie stärker wurden, ihn noch weiter fort spülten. Er kann durch keinen Zauber aufgerufen werden und so konnte ich mir relativ sicher sein, dass Sora ihn nie in die Hände bekommen hat!“

Als Tan mit seinem Bericht endete saß Joshua kreidebleich in dem Sessel und starte den anderen Slytherin an.

„Welche Fähigkeiten verliehen euch die Steine genau?“ wollte Joshua mit rauer Stimme wissen. Er war sich des besorgten Blicks Merlins bewusst, doch auf die ungestellte Frage wollte er jetzt noch nicht antworten.

„Sora konnte mit ihrem Leben stehlen, aber ich bin mir sicher, sie hätte es auch schenken können. Und ich konnte die Zeit nach belieben beeinflussen“, antwortete Tan verwirrt.

„Und deiner war Weiß und Soras Schwarz?“ Joshua versuchte krampfhaft ruhig zu bleiben.

Tan nickte zögernd.

„Verdammt!“ Joshua sank in seinem Sessel zusammen und schüttelte ungläubig den Kopf. „Das – darf einfach nicht wahr sein!“

„Was ist los, Josh?“ Merlin war zu ihm gekommen, kniete vor ihm auf dem Boden und musterte ihn besorgt.

„Ich muss runter in den Raum der Erinnerungen. Jetzt!“ stellte Joshua fest.

„Nein“, meinte Merlin ruhig. „Wir haben eine Abmachung. Was ist los, Joshua?“

„Die Steine...“ begann Joshua leise.

Merlin wartete geduldig, während der langen Pause, die der Slytherin machte.

„Das sind ... Daimos und ich!“ beendete Joshua letztendlich seinen Satz.

„Was?“ kam es ungläubig von Luc.

„Ich bin – theoretisch, mit ein wenig Übung – dazu in der Lage die Zeit beliebig zu beeinflussen. Und mein zweiter Vorname ist Ardus. Das kommt von ardor und bedeutet Glut oder Flamme, auf jeden Fall etwas helles“, murmelte Joshua abwesend. „Daimos besitzt den Schlüssel zum Leben. Sein zweiter Vorname ist Atrus, was von atrum kommt. Das bedeutet schwarz oder dunkel.“

„Das könnte ein Zufall sein!“ versuchte es Tan.

Joshua schüttelte den Kopf: „Die Weberinnen haben uns diese Namen gegeben. Es ist genauso wenig ein Zufall wie der Nachname! Ich muss runter und nachprüfen ob es stimmt. Und wenn es stimmt, dann muss ich herausfinden, ob der Clan das weiß!“

„Wie sollte er das erfahren haben?“ fragte Merlin sanft.

Joshua zuckte verzweifelt mit den Schultern.

„Das nach zu prüfen hat Zeit bis Freitag. Was ändert es, wenn du es weißt?“ wollte Merlin wissen.

Erneut hob Joshua nur die Schultern.
 

Es war Freitagnachmittag. Die Woche hatte sich dahin gezogen und Joshua hatte manches mal geglaubt, der Freitag würde überhaupt nicht mehr kommen. Er schaffte es nicht sich von den düsteren Gedanken ab zu lenken, die sich in seinem Kopf fest gesetzt hatten.

Er wusste, dass es nichts brachte, sich darüber Gedanken zu machen, doch seine Sorge stieg von Tag zu Tag. Er hatte Angst davor, dass Simior wirklich wusste, wo er die 'Steine' finden würde. Daimos und er wären in unvorstellbarer Gefahr, wenn dem so wäre.

Merlin hatte ihn schweigend zum Raum der Erinnerungen begleitet. Sie hatten im Laufe der Woche mehr als einmal darüber diskutiert, ob Joshua sich wirklich noch ein weiteres Mal Erinnerungen ansehen sollte. Merlin beunruhigte es ungemein, dass er Joshua nicht würde helfen könne, wenn der im Raum der Erinnerungen irgendein Problem haben sollte.

Joshua hatte auf seinem Vorhaben beharrt, auch wenn ihm die angespannte Stimmung zwischen Merlin und ihm alles andere als gefiel. Ihm war selbst nicht ganz wohl bei dem Gedanken daran, was er zu sehen bekommen würde. Doch Joshua sah keinen anderen Weg seine Vermutungen zu bestätigen oder zu entkräften.

Schweigend betrat Joshua den Raum der Erinnerungen, sich der missmutigen Blicke Merlins sehr wohl bewusst. Er beachtete diese jedoch gar nicht. In der Mitte des Raumes blieb er stehen und sah sich um. Wie sollte er die Frage formulieren?

„Was – Was ist nach Ende des Krieges mit den Steinen passiert?“

Augenblicklich wurde er zu den Erinnerungen der Weberinnen gezogen. Es war eine der letzten Erinnerungen, die er automatisch umschloss.

Er fand sich zum wiederholten Male in einem unendlich erscheinenden, weiß strahlendem Raum wieder. Von der Helligkeit der Umgebung kaum zu unterscheiden schwebten zwei Lichtgestalten vor ihm. Joshua konnte sich bereits denken, dass es die selben wie immer waren, bevor sie begannen zu sprechen. Zwischen den beiden erblickte Joshua die zwei Steine. Der eine weiß, der andere tief schwarz.

„Es ist unsere Aufgabe diese beiden Seelen wieder zu befreien!“

„Sie baten uns einst, sie zu versiegeln.“

„Wir sind gemeinsam zu dieser Entscheidung gekommen.“

„Ich hoffe, sie werden es verstehen!“

„Falls sie ihre Erinnerungen jemals wieder erlangen!“

„Es wird sein wie damals.“

„Leben und Zeit. Zusammen sind sie unbesiegbar.“

„Und kämpfen sie gegeneinander treiben sie die Welt an den Abgrund!“

„Aber sie hatten keine eigenen Willen.“

„Die Menschen sind manipulativ!“

„Sollten sie getrennt werden, werden sie sich suchen und finden.“

„Und vertrauen.“

„Als Brüder. Als Zwillinge.“

Beide Gestalten streckten ihre schemenhaften Hände aus, so dass die eine unter und die andere über den Steinen ruhte.

„Zusammen mit dem letzten Hüter werdet ihr erscheinen!“

„Daimos, des Schicksals Finsternis.“

„Joshua, des Schicksals Licht.“

Auch nachdem er aus der Erinnerung wieder aufgetaucht war, hockte Joshua noch einige Minuten vor dem Regal, die Hand auf der Phiole liegend. Jeder Erinnerung, die er von den Weberinnen sah weckte nur noch mehr Fragen. Doch seine Vermutung war bestätigt worden. Und das jagte ihm kalte Schauer über den Rücken.

Unbewusst wisperte er in den stillen Raum: „Weiß der Clan der Simior davon?“

Daraufhin zog es ihn zu einem anderen Regal. Er erhaschte dabei einen Blick auf den Namen Aran. Doch seine Hand wanderte weiter hinunter. Unter dem Fach stand der Name Lex. Es war dessen letzte Erinnerung, in die Joshua eintauchte.

Er verspürte jedoch fast augenblicklich wieder den Drang aus ihr zu entkommen. Obwohl es eine Erinnerung war spürte er, dass die Magie in diesem Raum, zumindest für den zur Zeit einzig Anwesenden, gebannt war. Es war ein Kerker, in dem Joshua sich wieder fand. Es war eisig Kalt. Durch eine kleine Öffnung unter der Decke viel ein wenig Licht in die kleine Zelle. Doch Joshua konnte auch erkennen, dass die Öffnung halb durch Schnee verdeckt war.

An der Wand stand, angekettet an Armen und Beinen, ein blonder Mann. Die violetten Augen waren starr auf die Tür seines Gefängnisses gerichtet. Joshua erschauderte. Seine zerrissenen Kleider waren von Blut durchtränkt, er war abgemagert und schien kaum noch Kraft zu haben um zu stehen.

Joshua zuckte zusammen, als die eisenbeschlagene Tür mit einem Knall auf flog. Er wirbelte herum und erblickte zwei Männer, die er sofort erkannte. Joshua hatte einmal ein Bild von ihnen gesehen, als ihm erklärt worden war, worauf der herrschende Krieg zurück zu führen waren. Gregory und Jonathan Ravenclaw, diejenigen, die den Clan gegründet hatten.

„Ich dachte schon, Ihr hättet mich vergessen!“ Die Stimme des Schicksalswindes klang schwach.

„Du bist noch immer so aufmüpfig?“ meinte Gregory mit gehobener Augenbraue kalt.

„Ihr werdet von mir nichts erfahren!“ beharrte Lex.

„Irgendwann stößt auch du an deine Grenzen!“ stellte Jonathan fest, während er seinen Zauberstab hob.

Als ein roter Blitz auf den Schicksalswind zu schoss wandte Joshua sich ab. Er wollte bei dieser Folter nicht zusehen. Am liebsten hätte er eingegriffen. Doch er befand sich in einer Erinnerung, verdammt dazu nichts zu tun.

Stunden später verschwanden die Ravenclaw Brüder wieder. Lex hing in den Ketten, als Joshua sich ihm wieder zu wandte. Er hatte erschöpft die Augen geschlossen. Unzählige Wunden überzogen seinen Körper, aus denen das Blut zu Boden tropfte.

Joshua wollte aus dieser Erinnerung flüchten. Doch so sehr er sich gegen sie sträubte, sie hielt ihn gefangen. Es war die Hölle den Schicksalswind nur beobachten zu können. Er hätte ihm so gern geholfen.

Tage verstrichen. In der Zelle wechselten sich Licht und Dunkelheit unregelmäßig ab. Niemand ließ sich blicken. Die Wunden auf dem geschundenen Körper entzündeten sich. Unter der Kälte und dem Nahrungsmangel wurde Lex immer schwächer.

Joshua saß die ganze Zeit in einer Ecke. Tränen liefen ihm über das Gesicht, während er auf den Boden starrte. Er ertrug es nicht, den Schicksalswind an zu sehen. Immer wieder fragte er sich was die Menschen dazu antrieb, so grausam zu sein. Joshua wusste nicht, wie viele Tage vergangen waren, als die Brüder zurück kehrten.

„Ich denke, es ist Zeit, dass wir Antworten erhalten!“

„Ich sage nichts!“ Die Stimme des Schicksalswindes war nur noch ein Hauch.

„Deine mentalen Schilde dürften mittlerweile schwach genug sein um sie zu durchbrechen!“ stellte Gregory fest. „Legilimes!“

Joshua hatte nicht aufgesehen, als die Brüder die Zelle betreten hatten. Er wollte nicht sehen, was sie mit Lex taten. In diesem Moment war es so, als würde Gregory in seinen Kopf eindringen. Er sah für einen Moment die Versammlung, in der die Weberinnen den Winden ihre Entscheidung mitgeteilt hatten. Es folgte einige andere Dinge, die Lex erlebt hatte. Und zum Schluss sah er noch einmal die Erinnerung, die er selbst erst kurz zuvor im Raum der Erinnerungen gesehen hatte.

Als es endete, war Joshuas Blick auf Lex gerichtet. Er hatte das Gefühl, der Schicksalswind würde ihm direkt in die Augen blicken. Es hielt jedoch nur für einen Moment. Dann zerfiel Lex in goldenen Staub.
 

.~*°*~._.~*°*~._.~*°*~._.~*°*~._.~*°*~._.~*°*~._.~*°*~.
 

So, nun kommt endlich die betagelesen Version ^^
 

Ich habe es geliebt dieses Kapitel zu schreiben. Endlich sind sich Merlin und Joshua näher gekommen. Und Tan und Luc haben ihre Rolle bekommen *_* Wie schon einmal erwähnt habe ich an den beiden einen Narren gefressen. Die werden sicherlich noch ab und zu mal auftauchen.

Außerdem ist auch Severus endlich wieder etwas ins Geschehen gerückt. Von dem haben wir schon lange nicht mehr gehört xD

Die Erinnerung zum Schluss hat mich selbst ziemlich mitgenommen. Armer Lex... *shnif*
 

Na ja. Hoffe es hat gefallen.

Vielleicht bekomme ich hierfür noch ein paar mehr Kommis?

*lieb guck*
 

lg

tanguna

Kapitel 17
 

Wochen vergingen. Es verging kein Tag, an dem Daimos und Draco nicht nach Quaran flogen. Sie hatten mittlerweile ein sehr genaues Bild des Krieges, der dort herrschte. Der einzige Teil des Landes, der nicht verwüstet war, war die Hauptstadt. Sie waren bisher nur einmal darüber geflogen und hielten sich seit dem von dort fern. Sie hatten Crelo in der Hauptstadt gesehen und mit Sicherheit hatte er Draco erkannt. Auf alle Fälle hatte man versucht ihn vom Himmel zu hohlen.

Ihre Suche nach Salazar war bisher erfolglos verlaufen. Godric hatte sie nach wenigen Tagen doch darum gebeten, ihn zu suchen. Ihm war die wachsende Sorge an zu sehen. Auch Lily und James schienen sich sehr um ihn zu Sorgen.

Draco und Daimos hatten mittlerweile vollkommen ihr Zeitgefühl verloren. Sie wussten nicht, wie lange genau sie bereits hier waren. Doch sie vermuteten, dass es in ihrer Welt mittlerweile auf Weihnachten zugehen musste. Hogwarts würde sicherlich schon unter einer dicken Schneedecke vergraben sein.

Hier war es anderes. Von Kälte oder Schnee fehlte jede Spur. Dafür hatte es wieder begonnen zu regnen. Seit einer Woche hatte es nun ununterbrochen geregnet. Die ersten Tage waren sie trotzdem noch geflogen. Doch schließlich hatten sie es aufgegeben. Der Regen war so dicht, dass sie zu nah über dem Boden hätten fliegen müssen, um etwas zu erkennen.

Sie hatten diese Tage damit verbracht zu reden. Daimos hatten festgestellt, dass es ihm wirklich gut tat, über das Leben zu sprechen, welches er als Harry Potter hatte führen müssen. Und er wusste, dass Draco fragte, weil es ihn wirklich interessiert und nicht, um einen Schein zu wahren, so wie Ron und Hermine es getan hatten.

Auch Draco erzählte von seinem bisherigen Leben. Hauptsächlich über Dinge, die er mit Joshua zusammen erlebt hatte. Auch wenn Daimos die Erinnerungen seines Bruders kannte, so war er doch unersättlich, wenn es um Dinge ging, die Joshua betrafen.

Der Tag neigte sich dem Ende und Daimos und Draco hatten sich bereits in ihr Zimmer zurück gezogen. Sie lagen schweigend auf ihrem Bett, Draco auf dem Rücken und Daimos an ihn gekuschelt. Schon seit geraumer Zeit hingen beide ihren eigenen Gedanken nach. Es war Daimos, der die Stille letztendlich durchbrach.

/Dray?\

„Hm?“

/Ich möchte mit dir schlafen!\

Überrascht schlug Draco die Augen auf. Einen Moment musterte er Daimos nachdenklich. „Bist du dir sicher?“

Daimos nickte. /Ich kann nicht leugnen, dass ich Angst habe. Aber ich vertraue dir! Und es scheint alles so weit weg zu sein im Moment. - Mit jedem der Tag der vergeht rückt der Zeitpunkt näher, an dem wir zurück in unsere Welt kommen werden. Ich habe Angst, dass dann alles zurück kehrt. Und dann wird mein Vertrauen zu dir noch so groß sein können ...\

Daimos unterbrach sich, als Draco ihn küsste und sich über ihn rollte. Nachdem Draco den Kuss gelöst hatte, blickte er seinen Freund ernst, aber auch unglaublich liebevoll an.

„Du musst mir versprechen, dass du mir sagst, wenn es dir zu viel wird oder zu schnell geht!“ forderte der Blonde sanft.

Daimos' Nicken war Draco Antwort genug. Er verwickelte Daimos in einen weiteren Kuss und begann damit, ihm den Himmel auf Erden zu zeigen.
 

Am nächsten Morgen wurde Daimos von einigen vorwitzigen Sonnenstrahlen geweckt, die sich ihren Weg durch einen dünnen Schlitz zwischen den dicken Vorhängen gesucht hatten. Hinter sich spürte er Draco, der einen Arm um seine Taille geschlungen hatte und ihn damit an sich drückte.

Ein Lächeln legte sich auf sein Gesicht, als er an den vergangenen Abend dachte. Er war sich sicher, nie etwas schöneres erlebt zu haben.

Vorsichtig, um Draco nicht zu wecken, drehte er sich um. Er liebte es, Draco morgens beim Schlafen und Aufwachen zu beobachten, denn meistens war er es, der zu erst wach wurde. Doch an diesem Morgen empfing ihn ein leises „Guten Morgen!“ und zwei silberne Seen, die ihn voller Liebe anstrahlten.

/Guten Morgen Dray!\ Daimos schenkte ihm einen kurzen Kuss. /Lieb dich!\

„Und ich liebe dich!“ erwiderte Draco lächelnd.

Sie blieben aneinander gekuschelt liegen und genossen einfach die Nähe des anderen. Beide hätten ewig dort liegen bleiben können. Doch bereits nach viel zu kurzer Zeit klopfte es an ihre Tür. Draco gab daraufhin ein unwilliges Brummen von sich.

Es war Godric der daraufhin eintrat. „Störe ich?“ fragte er schmunzelnd.

„Ja!“ grummelte Draco.

„Das war nicht meine Absicht!“ entschuldigte Godric sich. „Ich wollte euch nur fragen, ob ihr zum Frühstück kommt!“
 

„Sofort!“ murmelte Draco.

„Dann warten wir auf euch!“ entgegnete Godric, bevor er das Zimmer der Jungen wieder verließ.

Draco grummelte. „Ich mag ihn nicht mehr!“

Daimos kicherte daraufhin. /Vielleicht sollten wir aufstehen und uns anziehen?\

„Ich würde wohl viel lieber hier mit dir liegen bleiben!“ gab Draco kund. Dann seufzte er. „Aber wir haben wohl keine Wahl!“

/Kaum. Es hat aufgehört zu regnen. Godric wird unheimlich nervös werden, wenn wir nicht Salazar suchen gehen!\ entgegnete Daimos.

Draco weigerte sich noch einige Momente Daimos aus seiner Umarmung zu entlassen und aufzustehen. Doch letztendlich ergab er sich in sein Schicksal, nicht zuletzt, weil sein Magen sich lautstark bemerkbar machte.

Kein zehn Minuten später saßen sie zusammen mit James, Lily und Godric am Frühstückstisch. Doch Draco schweifte mit seinen Gedanken schon bald in weite ferne. Er starrte gedankenverloren auf den Tisch während er abwesend an seinem Brötchen knabberte.

/Worüber denkst du so angestrengt nach, Schatz?\ wollte Daimos nach einer Weile wissen.

„Ich suche eine Lücke in unserer Gesetzgebung“, informierte Draco.

James, Godric und Lily sahen erstaunt auf. Es brauchte einige Sekunden, bis sie begriffen, dass Draco sich mit Daimos unterhielt.

„Was für eine Lücke?“ wollte Lily wissen.

„Die es mir erlaubt, Daimos zu heiraten. Aber in diesem Fall scheint das Ministerium mal ziemlich gründlich gewesen zu sein“, murmelte Draco mit gerunzelter Stirn.

Daimos verschluckte sich daraufhin an seinem Kaffee und fragte hustend: /War das grad ein Antrag, Dray?\

Diese Frage brachte Draco dazu aus seiner Versunkenheit auf zu tauchen. Er sah lächelnd zu Daimos. „Uhm, nein. So etwas klärt man nicht zwischen Tür und Angel! Das macht man bei einem gemütlichen Abendbrot zu zweit oder bei einem Spaziergang in der Nacht unter einem wunderschönen Sternenhimmel!“

Diese Aussage änderte nichts an dem roten Schimmer, der sich über Daimos Gesicht zog oder dem breiten Lächeln, das so schnell sicherlich nicht vertrieben werden konnte.

„Außerdem muss es die Gesetzesgrundlage erst einmal erlauben!“ stellte Draco dann noch fest.

Daimos runzelte die Stirn, als er fragte: /Ist es eigentlich verboten auf Muggelart zu heiraten?\

„Nein. Es ist sogar ausdrücklich erlaubt aus Rücksicht auf die Magier, die in der Muggelwelt aufwuchsen oder einen Muggel heiraten wollen“, entgegnete Draco verwirrt.

/In der Muggelwelt gibt es etwas, dass sich gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaft nennt. Es ist ähnlich der Ehe, nur für homosexuelle Paare. Noch sind Ehe und Lebenspartnerschaft nicht vollständig gleich gestellt, doch so weit ich weiß, wird darauf zu gearbeitet!\ erklärte Daimos seine Frage.

Auf Dracos Gesicht breitete sich ein Grinsen aus. Das war eine Lösung an die er gar nicht gedacht. Allerdings musste er auch zugeben, dass er sich mit den Muggelgesetzten nicht halb so gut aus kannte, wie mit denen der Magier.

Der Rest den Frühstücks verlief schweigend. Godric drängte die beiden Jungen danach, sich bald auf den Weg nach Quaran zu machen. Die letzten Tage des nichts tuns hatten ihn nervös gemacht. Während Daimos sich wärmere Sachen holte, zog Draco Godric zur Seite.

„Gibt es hier in der Stadt einen guten Goldschmied?“ wollte der Blonde wissen.

„Ich kenne einen. Warum?“ fragte Godric verwirrt.

„Ob er bis heute Abend zwei Verlobungsringe anfertigen kann?“ fragte Draco.

Godric zuckte mit den Schultern. „Ich kann ihn fragen, aber versprechen kann ich nichts!“

„Ich wäre wirklich sehr froh, wenn es ging! Kannst du gleich zu ihm gehen, wenn wir weg sind? Und sollte es klappen, kannst du vielleicht für heute Abend für Daimos und mich ein gemütliches Dinner vorbereiten lassen?“ wollte Draco lächelnd wissen.

„Natürlich.“ Godric lachte leise. "Ich werde alles zu deiner Zufriedenheit vorbereiten lassen. Hast du eine bestimmte Vorstellung, was die Ringe betrifft?"

Draco überlegte kurz. Dann ließ er ein Pergament in seinen Händen erscheinen. Darauf waren Zeichnungen zweier Ringe abgebildet. "Meinst du, das bekommt dein Goldschmied hin?"

"Er hat bis jetzt noch alles geschafft", entgegnete Godric.

"Sehr schön!" stellte Draco fest.

"Da hinten kommt Daimos!" stellte Godric fest.

/Ich bin bereit!\ stellte Daimos fest.

Draco drehte sich lächelnd zu seinem Freund um. /Dann sollten wir aufbrechen. Ich habe das dumme Gefühl, während der letzten Tage hat sich in Quaran etwas verändert!\

Als Draco vor Godrics Haus vom Boden abhob ahnte er noch nicht, wie Recht er damit hatte. Draco wählte an diesem Tag nicht den gewöhnlich Weg nach Quaran. Er flog einer inneren Eingebung folgend erst eine weite Strecke entlang des Waldes, bevor er über die Grenze flog.

Viele Stunden flogen sie über das zerstörte Land, ohne dass sich etwas tat. Es war wie immer. Zumindest schien es zu Beginn so. Der Regen hatten das Chaos noch verstärkt.

/Dray. Was ist das da unten?\

Der Drache wusste sofort, was Daimos meinte. Unter ihnen befand sich eine Gruppe von Reitern. In ihrer Mitte führten sie einen gefesselten Mann.

Draco flog tiefer, um mehr erkennen zu können. Je niedriger er kam, desto deutlich wurde, dass der Gefangene sich nur noch wegen des Antriebs der Soldaten auf den Beinen halten konnte.

/Das ... Ist das Salazar?\ fragte Daimos.

"Er sieht aus, wie James und Lily ihn beschrieben haben!" stimmte Draco ihm zu.

Seine tiefe Stimme dröhnte bis zu den Soldaten, die sie erst jetzt entdeckten. Aufgescheucht stoben sie auseinander. Als der Drache zur Landung ansetzte zogen sie ihre Schwerter. Um ihren Gefangenen machten sie sich keine Gedanken. Auch nicht, als der Drache direkt neben ihm landete.

Daimos ließ sich von Dracos Rücken gleiten, während dieser die Soldaten auf Abstand hielt. Er kniete sich neben Salazar in den Schlamm und drehte ihn auf den Rücken. Er schien nicht verletzt zu sein, hatte jedoch das Bewusstsein verloren. Daimos fuhr mit der Hand über Salazars Stirn und stellte entsetzt fest, dass der andere hohes Fieber hatte.

/Ich denke nicht, dass er den langen Flug überstehen würde, Draco!\ meinte Daimos bestürzt.

"Kannst du etwas für ihn tun?" fragte Draco.

Daimos sah zu dem Drachen auf. Er sah sich unvermittelt den silbernen Augen Dracos gegenüber. Der Drache hatte seine Flügel schützend um Daimos und Salazar gefaltet. Die Angriffe der Soldaten wehrte er mit dem hin und her schlagenden Schwanz ab.

Der Moment zog sich in die Länge. Daimos wusste, was Draco meinte, doch er hatte keine Ahnung, wie er es anstellen sollte. Er wusste ja nicht einmal, ob er diese ihm vorher bestimmte Gabe schon besaß.

/Ich - weiß es nicht...\ meinte er leise.

"Du musst es versuchen!" forderte Draco.

Daimos nickte. Er wandte sich wieder zu Salazar, war jedoch noch genauso ratlos wie zuvor. Sein Blick ruhte auf Salazar, während ihm wirre Gedanken durch den Kopf schossen.

Dann plötzlich erinnerte er sich an die Veränderung, die im Sommer in ihm von statten gegangen war. Sein seltsames Gespür für die Magie. Und noch etwas anderes. Auf das er nie geachtet hatte. Er hatte es anfangs bewusst ausgeblendet, weil es ihm immer angekündigt hatte, wann er in seiner Zelle Besuch bekommen hatte. Später hatte er es aus reiner Gewohnheit ausgeblendete. Die Lebensenergie der Menschen, die ihn umgaben.

Er musste sich stark konzentrieren, als er dieses Gespür wieder aus der Dunkelheit holte, in die er es verbannt hatte. Es dauerte nicht lange, bis er sie spürte. Dracos Lebensenergie, die der rund ein Dutzend Soldaten und Salazars. Letztere war am schwächsten und wurde mit jedem Augenblick schwächer.

Daimos versuchte, sich nur auf Salazars Lebensenergie zu konzentrieren. Doch anstatt, dass er nur Salazars Energie spürte, blendete er anfangs auch diese wieder aus. Er brauchte vier oder fünf Versuche, bis er nur noch Salazars Energie spürte. Sie war in der Zwischenzeit so schwach geworden, dass Daimos fürchtete, sie würde jeden Moment ganz erlöschen.

Verzweifelt versuchte er Salazars Lebensenergie mit seiner Magie fest zu halten. Immer wieder entglitt sie ihm. Je öfter dies geschah, desto mehr Panik breitete sich in Daimos aus.

Als er plötzlich spürte, wie Draco ihn umarmte wich die Panik. Er fühlte sich mit einem mal vollkommen sicher in dem, was er tat. Gestützt durch die Sicherheit, die Dracos Nähe ihm gab, hatte Daimos nun kaum Schwierigkeiten damit Salazars Lebensenergie fest zu halten.

Er folgte einfach seinem Instinkt, als er die Magie benutzte, um die Lebensenergie zu festigen. Ganz langsam wurde sie größer. Daimos unterbrach sein tun erst, als Salazars Lebensenergie so groß war, wie er glaubte, dass sie es sein musste.

Erschöpft sank er zurück, sicher gehalten von Draco. Er musste sich nicht umsehen, um zu wissen, dass die Soldaten tot waren. Wäre dem nicht so, hätte Draco sich nicht zurück verwandelt.

"Was hast du gemacht?" wollte Draco sanft wissen.

/Ich kann es nicht beschreiben\, murmelte Daimos.

"Was ist mit Salazar?" fragte Draco leise.

/Er ist wieder gesund. Wir können fliegen, sobald ich wieder etwas bei Kräften bin!\ entgegnete Daimos.

"Wir werden es nicht vor Einbruch der Nacht bis zur Grenze schaffen. Ich würde vorschlagen, dass wir bis morgen hier unser Lager aufschlagen. Vielleicht wacht Salazar bis zum Morgengrauen auf. Und du hast den Schlaf auch nötig", erwiderte Draco.

/Ist es schon so spät?\ stellte Daimos überrascht fest.

"Du hast lange gebraucht. Ich habe schon angefangen mir ernsthafte Sorgen zu machen!" murmelte Draco und festigte die Umarmung.

/Entschuldige!\

"Du solltest dich nicht dafür entschuldigen, dass du Salazar das Leben gerettet hast!" entgegnete Draco.

Daimos nahm diese Worte nur noch am Rande war. Keinen Augenblick später war er vor Erschöpfung eingeschlafen. Draco ließ zwei Nachtlager erscheinen und eine Zeltplane, die darüber gespannt war. Dann legte er erst Daimos auf das eine Lager und danach Salazar auf das andere, bevor er wieder die Gestalt des Drachen an nahm, sich schützend um die beiden Schlafenden legte und über sie wachte.
 

Als Drache brauchte Draco keinen Schlaf. Er hielt die ganze Nacht wache. Das erste Licht des neuen Tages wärmte ihn, als Salazar sich leise stöhnend von seinem Lager rollte.

"Bleib liegen!" ermahnte Draco ihn.

"Was? Wer -" Salazar versuchte auf zu stehen und Abstand zu dem Drachen zu bekommen., was ihm beim ersten Anlauf kläglich misslang.

„Du sollst liegen bleiben!“ wiederholte Draco sich. „Godric schickt uns. Er ist fast verrückt vor Sorge um dich. - Ruh dich noch etwas aus. Der Rückflug wird lang und anstrengend!“

„Godric?“ fragte Salazar zweifelnd.

Draco nickte: „Wir sind mit Lily und James zusammen bei ihm angekommen.“

Salazar wurde etwas ruhiger. „Wie geht es den beiden?“

„Gut“, meinte Draco. „Auch sie machen sich Sorgen um dich. Aber ansonsten ist mit ihnen alles in Ordnung.“

Salazar schwieg einige Minuten, ließ Draco jedoch nicht aus den Augen. Der schnaubte und verwandelte sich zurück.

„Ich hätte nicht gedacht, dass der Gründer des Hauses, dem ich seit sechs Jahren angehöre, Angst vor Drachen hat!“ stellte Draco fest.

„Wie bitte? Sprichst du gerade von Hogwarts?“ fragte Salazar überrumpelt.

„Genau davon!“ meinte Draco, während er sich zu Daimos setzte.

„Wie bist du hier her gekommen?“ wollte Salazar wissen.

„Durch den Wald. Daimos ist von einem der Schicksalswinde in diese Welt geführt worden und ich bin ihm gefolgt. Bei dem Schlamassel, in den er immer wieder gerät, kann man ihn ja nicht allein lassen!“ sagte Draco schmunzelnd.

/Als ob ich Schuld daran bin, dass jedes Monster der Meinung ist, mich jagen zu müssen!\ grummelte Daimos im Halbschlaf.

Draco lachte: „Das bist du tatsächlich nicht. Guten Morgen, Liebling!“ Draco beugte sich zu ihm hinunter und stahl ihm einen kleinen Kuss.

Salazar sah verwirrt zwischen seinen beiden Rettern hin und her. Als Draco das verwirrte Gesicht sah erklärte er Salazar die Situation. Er erzählte, was in Hogwarts geschehen war, warum sie hier gelandet waren und wer sie waren.

„Der letzte Hüter und einer der Schicksals Zwillinge!“ meinte Salazar schließlich anerkennend. „Ich hätte nie gedacht, dass ich die Ehre besitzen würde, einen von euch kennen zu lernen!“

Draco lachte: „Nun, auch wir fühlen uns geehrt gleich zwei Gründer von Hogwarts hier kennen zu lernen!“

Damian pflichtete ihm nickend bei. Dann meinte: /Wir sollten uns auf den Rückweg machen!\

„Da hast du recht“, stimmte Draco zu. „Sonst bekommst Godric noch einen Anfall, weil jetzt nicht nur Salazar sondern auch wir beide verschwunden sind!“

„Warum seid ihr überhaupt noch hier und noch nicht in eure Welt zurück gekehrt?“ wollte Salazar wissen.

„Wir wissen nicht, wie wir das anstellen können. Von dieser Seite aus ist der Wald auch für uns unzugänglich. - Außerdem tut die Zeit hier Daimos gut!“ meinte Draco, zum Schluss hin sehr leise.

„Er hatte bisher keine leichte Zeit, nehme ich an!“ entgegnete Salazar ebenso leise.

Daimos war dabei das Lager, welches Draco am Abend zuvor aufgeschlagen hatte, verschwinden zu lassen und bekam von dem Gespräch somit nichts mit.

„Woher weißt du das?“ fragte Draco misstrauisch.

Über Salazars Gesicht huschte ein trauriges Lächeln: „Es ist eine Art Strafe, die er sich selbst auferlegt hat.“

„Was?“ Draco sah Salazar verwirrt und entsetzt an.

Einen Moment musterte der Gründer den Blonden nachdenklich. Dann sagte er: „Ihr werdet es irgendwann heraus finden. Gedulde dich bis dahin!“

„Und wenn ich mich nicht gedulden will?“ fragte Draco lauernd. Ihm behagte die Aussage Salazars nicht. Er wollte wissen, was der andere damit gemeint hatte.

Salazar schüttelte den Kopf: „Aran hat uns die Erinnerung an unser Leben, in dem wir Hogwarts gegründet haben, geschenkt. Doch er hat verhindert, dass wir über einige Dinge sprechen können. Diese Sache gehört dazu. Ich bin erstaunt, dass ich dieses Kommentar überhaupt machen konnte!“

„Deine Bemerkung macht mir Angst, Salazar!“ stellte Draco fest.

„Das wollte ich nicht“, entgegnete Salazar. „Mach dir keine Sorgen. Es wird sich für euch von nun an zum besseren wenden. Da bin ich mir sicher!“

/Worüber redet ihr?\ mischte Daimos sich ein.

„Nicht so wichtig, Schatz“, murmelte Draco.

Daimos warf ihm zwar einen verwirrt Blick zu, sagte jedoch nichts. Draco war ganz froh darüber. Daimos hatte genug Dinge, mit denen er fertig werden musste. Ohne noch irgendetwas zu sagen, nahm Draco wieder die Gestalt des Drachen an und half den beiden anderen beim Aufsteigen. Dann schwang er sich in die Luft.

Der Flug dauerte lange. Weder Draco noch Damian hatte bemerkt, wie weit sie wirklich von der Grenze entfernt waren. Dazu kam, dass sich bereits seit dem Morgen immer mehr Wolken am Himmel sammelten und der Wind deutlich aufgefrischt hat.

„Das sieht nach Sturm aus!“ meinte Salazar besorgt, als die Grenze endlich in Sichtweite kam.

„Und nicht nur das. Crelo scheint eigene Truppen zu besitzen und sie an der Grenze gesammelt zu haben!“ Draco stieg bei diesen Worten etwas höher, um von den Soldaten möglichst spät bemerkt zu werden.

„Woher kennt ihr Crelo?“ wollte Salazar wissen.

„Ich habe ihn wohl etwas verärgert“, antwortete Draco schlicht.

„So sehr, dass er den Krieg auf das Waldland ausweiten will? Was immer du getan hast, es war leichtsinnig. Crelo ist ein gefährlicher Gegner!“ stellte Salazar fest.

„Das ist mir mittlerweile auch klar“, entgegnete Draco. „Aber ändern lässt sich daran nichts mehr!“

„Vorsicht!“ Vor Salazar drohte Daimos vom Rücken des Drachen zu rutschen. Gerade noch rechtzeitig konnte Salazar den Jungen auffangen.

„Was ist los?“ fragte Draco alarmiert.

„Wenn ich das wüsste. Dein Freund ist ohnmächtig!“ antwortete Salazar besorgt.

„Was?“ Der erste Gedanke von Draco war, zu landen und sich um Daimos zu kümmern. Doch das ging hier nicht. „Pass ja auf ihn auf!“ ermahnte er Salazar und flog schneller.

Daimos bekam nicht mit, dass sein Zustand Draco und Salazar in Angst versetzte. Er hatte schon während des ganzen Fluges sein Gespür für die Magie fließen lassen. Mit der Rettung Salazars war die Angst vor den neu erwachten Fähigkeiten verschwunden und die Neugier hatte ihn überwältigt.

Das letzte, was er von dem Gespräch zwischen den anderen beiden mitbekommen hatte, war Salazars Sturmwarnung gewesen. Dann hatte die Magie sein Bewusstsein mit sich gezogen. Hinunter zur Erde und mitten das Lager der Soldaten hinein. Als würde er selbst anwesend sein, bekam er alles mit, was dort geschah, ohne jedoch von jemandem bemerkt zu werden.

Die Soldaten hatten Draco längst entdeckt. Aufgeregt liefen sie durch einander, während Crelo, der die Befehlsgewalt über die Soldaten zu haben schien, Befehle erteilt.

„Macht die Waffen bereit!“ rief er mit glühendem Blick. „Diesmal entkommt der Drache uns nicht! Beeilung! Haltet die Seile bereit! Wenn er unten ist, bringt den Jungen, der bei ihm ist, in mein Zelt! Die Netze! Wo sind die Netze?“

Daimos erschrak, als er die riesige Armbrust sah, die nun von einem guten Dutzend Soldaten ausgerichtet wurde. Sie stand so versteckt, dass Draco sie aus der Luft unmöglich sehen konnte. Und er flog viel zu niedrig, um ihr zu entgehen.

„Mit dem Drachen werden wir auch das Land des Waldes endlich unter unsere Kontrolle bringen!“ rief Crelo weiter. „Gnade euch Gott, wenn etwas schief geht, ich werde es nicht! - Trödelt nicht herum! Er wird gleich über uns sein!“

Daimos zwang sein Bewusstsein in seinen Körper zurück. Sofort spürte er, dass er von Salazar gehalten wurde und verspannte sich. Doch für seine Angst war jetzt keine Zeit.

/Höher, Draco! Höher! Sie wollen dich abschießen!\ rief Daimos in Gedanken und sah ängstlich auf das Lager, dass nun fast genau unter ihnen war.

Zeitgleich mit seiner Warnung schoss der Bolzen durch eine Zeltplane, direkt auf Draco zu. Salazar schrie erschrocken auf, als Draco sich abrupt zur Seite legte. Daimos und Salazar hatten mühe, sich an dem Drachen fest zu halten, doch das Fluggeschoss verfehlte sein Ziel. Draco war noch nicht wieder in einer waagerechten Position, als ein weiterer Bolzen, der von einer zweiten Schusswaffe herrühren musste, auf ihn zu schoss. Draco drehte sich und schlug den Bolzen mit dem Schwanz zurück auf die Erde. Mit drei, vier kräftigen Schlägen seiner Flügel ließ er das Lager hinter sich.

„Verdammt, Daimos, was war das?“ grollte Draco, während er durch die Luft schoß.

/Sie wollten dich vom Himmel holen!\ meinte Daimos bleich. Er zitterte. Als der zweite Bolzen auf sie zugeschossen war, hatte Daimos Draco bereits fallen sehen. Der Schock saß ihm tief in den Knochen.

„Das meine ich nicht. Woher wusstest du das so plötzlich? Und was war vorher mit dir?“ wollte Draco aufgebracht wissen.

„Das wüsste ich allerdings auch gern!“ stellte Salazar fest.

/Ich werde versuchen es dir zu erklären, wenn wir gelandet sind!\ meinte Daimos leise.

Draco gab sich damit zufrieden. Auch ihn hatte die Angst ergriffen, als er so plötzlich angegriffen worden war. So schnell würde er vermutlich nicht mehr nach Quaran fliegen. Ihm wurde das mittlerweile entschieden zu gefährlich. Außerdem hatten sie Salazar ohnehin gefunden, womit nun keine Notwendigkeit mehr bestand, jeden Tag über das vom Krieg ruinierte Land zu fliegen.

Als er kaum zehn Minuten später vor Godrics Haus landete und sich zurück verwandelte, fand er sich augenblicklich in einer Umarmung seines Freundes wieder.

/Bist zu verletzt?\ fragte Daimos besorgt.

Draco schüttelte den Kopf: „Es geht mir gut, sieht man von dem Schrecken hab.“

„Lasst uns rein gehen! Ich glaube, ich brauche erst einmal einen Schnaps!“ meinte Salazar.

Godric erwartete sie voller Ungeduld in der Eingangshalle.

„Draco!“ meinte er aufgebracht, als dieser zu erst das Haus betrat. „Das Abendessen, dass du bestellt hast, ist kalt!“

Draco schnaubte: „Ich glaube kaum, dass ich in nächster Zeit in der Lage bin zu essen. Crelo hätte mich gerade fast vom Himmel geholt!“

„Wie bitte?“ Godric erbleichte. Dann sah er Salazar. Im Bruchteil einer Sekunde war er bei ihm und zog ihn in seine Arme. „Sal! Bei Merlin, was hast du jetzt schon wieder angestellt? Wo warst du die ganze Zeit? Dass du nie nachdenken kannst, bevor du dich in irgendeine Gefahr stürzt!“

Draco schüttelte lächelnd den Kopf, während er Daimos zu sich zog.

„Hast du einen Schnaps für mich?“ wollte Salazar von Godric wissen, anstatt auf dessen Predigt ein zu gehen.

Godric löste sich von Salazar und sah ihn verwundert an: „Seit wann trinkst du Alkohol?“

„Seit dem mein Transportmittel fast vom Himmel gefallen ist!“ stellte Salazar fest.

Godric sah zu Draco und dann wieder zu Salazar: „Was ist passiert?“

„Crelo lagerte mit lagert mit ein oder zweihundert Soldaten an der Grenze. Als ich über das Lager geflogen bin, haben sie versucht, mich ab zu schießen!“ erklärte Draco.

„Bist du verletzt?“ fragte Godric besorgt.

Draco schüttelte den Kopf. „Ich wurde nicht getroffen. Ein Schock war es trotzdem! Lass dir von Salazar die ganze Geschichte erklären. Ich würde mich gern mit Daimos zurück ziehen!“

„Natürlich. Soll ich euch etwas bringen lassen?“ wollte Godric wissen.

„Nein. Danke“, meinte Draco.

Er und Daimos wandten sich schon zu gehen, als Godric ihn noch einmal zurück hielt und ihm eine kleine, kunstvoll verzierte Schatulle in die Hand drückte: „Hier. Deine Bestellung!“

Draco lächelte: „Danke!“

/Was ist das?\ wollte Daimos wissen, als sie auf dem Weg in ihr Zimmer waren.

Draco lachte leise: „Das verrate ich dir noch nicht!“ Er gab Daimos einen Kuss und zog ihn in ihr Zimmer. „Erst möchte ich wissen, was das vorhin war!“

/Ich weiß es nicht genau\, meinte Daimos und ließ sich auf das Bett sinken.

Draco tat es ihm gleich, lehnte sich an die Wand und zog seinen Freund zu sich. „Woher wusstest du von dem Angriff?“

Daimos seufzte. /Ich hatte bis gestern immer Angst vor dem neuen Gespür der Magie, dass ich entwickelt hatte. Im Sommer habe ich damit so immer gespürt, wenn... wenn wieder jemand kam. Deswegen habe ich das alles weit weg gesperrt. Aber als wir gestern Salazar gefunden habe und der mehr Tod als Lebendig war, musste ich auf meine Neue Wahrnehmung der Magie zurück greifen. Seit dem ist die Angst verschwunden.

Ich habe den ganzen Flug über mit der Magie gespielt. Ich weiß nicht, es ist seltsames Gefühl sich in der Magie treiben zu lassen. Und mit einem Mal war ich plötzlich im Lager der Soldaten. Ich habe gesehen und gehört, was dort vor sich ging. Ich habe die eine Armbrust gesehen und Crelos Befehl gehört, dich vom Himmel zu holen. Wahrscheinlich hätte ich gar nicht so schnell in meinen Körper zurück gefunden, wenn ich dich nicht unbedingt hätte warnen wollen.\

„Du weißt nicht, was ich für eine Angst bekommen habe, als du vorhin fast von meinem Rücken gefallen bist!“ murmelte Draco, erleichtert darüber, dass Daimos Ohnmacht keinen bedrohlich Ursprung gehabt zu haben schien.

/Entschuldige! Ich habe nicht darüber nach gedacht, dass so etwas passieren könnte!\ meinte Daimos.

„Schon gut“ entgegnete Draco sanft. „Salazar saß ja zum Glück hinter dir!“

/Vielleicht sollte ich probieren, ob ich das auch allein schaffe\, gab Daimos leise zu bedenken.

„Ob du was allein schaffst?“ fragte Draco stirnrunzelnd.

/Irgendwo anders hin zu gelangen, nur mit meinem Bewusstsein, meine ich. So wie vorhin ins Lager. Da war es nur Zufall, aber es wäre nützlich, wenn ich das auch allein schaffe, oder nicht?\ erklärte Daimos seinen Plan.

Draco musterte ihn kritisch. „Ich weiß nicht.“ Ihm behagte das ganz und gar nicht. Immerhin hatte er keine Möglichkeit Daimos zu helfen. Zumindest fiel ihm nichts ein. Was, wenn Daimos nicht zu seinem Körper zurück fand?

/Mir kann doch hier nichts geschehen!\ erwiderte Daimos. /Bitte! Lass es mich versuchen. Vielleicht ist uns das irgendwann noch einmal nützlich! Und ich werde mich beeilen.\

„Ich bin mir nicht so sicher, ob dir wirklich nichts geschehen kann“, murmelte Draco.

/Bitte!\ meinte Daimos eindringlich.

Draco seufzte. „Also gut. Aber versprich mir, vorsichtig zu sein!“

Daimos lächelte und küsste ihn kurz. /Versprochen!\ Dann lehnte er sich mit dem Rücken an Dracos Brust und schloss die Augen. Es war nicht schwer, in die Magie zurück zu finden. Allerdings dauerte es eine geraume Zeit, bis sich Daimos Bewusstsein von seinem Körper löste.

Diesmal gelang es ihm, wenn auch anfangs nur sehr zögerlich, selbst zu bestimmen, wo er sich hin bewegen wollte. Einen Moment beobachtete er Draco aus dieser neuen Perspektive. Dann wandte er sich um und verließ das Zimmer mitten durch die Wand hindurch, hinaus in die Stadt.

Daimos schwebte hinauf, bis er weit über den Häusern war. Er wandte sich in Richtung des Waldes, der von einer schillernden Kuppel der Magie umgeben war.

Unter sich sah er die Menschen geschäftig durch die Straßen eilen. Staunend beobachtete er ihre pulsierende Lebensenergie. Unbändig und um sich schlagend bei den Kindern. Ruhig und kräftig bei den Erwachsene. Schwach und versickernd bei den Greisen.

Als sein Blick in Richtung der Grenze weiter wanderte konnte er dort einen pulsierenden Schild aus Magie entdecken. An manchen Stellen war dieser Schild schwach, an anderen stark und ungebrochen. Ohne über sein Handeln nach zu denken schwebte er dort hin. Nur kurz kam in ihm die Frage auf warum ihm dieser Schild nicht aufgefallen war, als er sich in Crelos Lager befunden hatte.

Daimos wusste nicht wirklich was er tat, doch irgendwie lenkte er die Magie des Waldes zur Grenze und stärkte so den Schild. Er wurde von dem Wunsch getrieben, diesem Stückchen Land den Frieden zu bewahren, den es seit Generationen hatte. Die Art, wie er hier aufgenommen worden war, hatte ihn tief bewegt. Er wollte nicht, dass diese Menschen hier in einen Krieg verwickelt wurden.

Erst als die Sonne unterging wurde Daimos bewusst, wie lange er mittlerweile auf diese Art unterwegs sein musste. Er hatte einfach die Zeit vergessen. Und Draco würde vermutlich vor Sorge umkommen.

Ein einziger Gedanke reichte aus, damit er sich wieder in ihrem Zimmer befand. Als Daimos seinen Freund blass und nervös auf dem Bett sitzen sah, stellte es für ihn keine Schwierigkeit dar, in seinen Körper zurück zu kehren, denn sein einziger Gedanke galt, wieder einmal, nur Draco.

„Daimos!“ wisperte Draco erleichtert, als dieser sich regte, lockerte jedoch nicht die schraubstockartige Umarmung.

Daimos lachte: /Es geht mir gut, Draco! Ich wollte dir keine Sorge bereiten. Ich habe nur die Zeit vergessen, als ich den Schild an der Grenze wieder verstärkt habe!\

„Den Schild an der Grenze?“ fragte Draco verwirrt.

/Dieses Land hier wird aus einem streifen purer Magie geschützt\, erklärte Daimos. /Ich konnte es sehen. Und ich habe es wieder verstärkt, damit Crelo und seine Leute nicht hier her kommen können!\

Draco schüttelte den Kopf. „Du warst drei Stunden weg. Verstehst du das unter beeilen?“

Daimos küsste ihn. /Eigentlich nicht. Wie gesagt, ich habe die Zeit vergessen!\

Draco seufzte, sagte jedoch nichts mehr. Stattdessen zog er es vor, Daimos Gesicht mit kleinen, zärtlichen Küssen zu überhäufen. Daimos genoss diese Liebkosung einige Zeit.

Irgendwann fragte er: „Wolltest du mir nicht verraten, was Godric dir vorhin gegeben hat?“

Draco lächelte. „Ja.“ Er stahl Daimos einen Kuss. „Das wollte ich!“ Behutsam holte Draco die Schatulle hervor.

Doch er kam nicht einmal dazu sie zu öffnen. Ihre Umgebung verblasste und unvermittelt saßen sie im Sand eines Strandes. Die Totenstille wurde nur unterbrochen vom leisen Rauschen der Wellen und einem Schluchzen.
 

.~*°*~._.~*°*~._.~*°*~._.~*°*~._.~*°*~._.~*°*~.
 

Ungebetat, mal wieder.

Aber da war schon wieder so eine lange Pause...

Und ich kann auch nicht versprechen, wann das nächste Kapitel kommt. Wir bekommen Prager Besuch diese Woche und nächste Woche bin ich die Hälfte bei meinem Vater und die andere fahren wir nach Bochum zum Starlight Express. *froi* Geburtstag is was feines *g* (Auch wenn ich mein einziges Geschenk schon seit ewigkeiten kenne. Aber vielleicht trudeln bis nächsten Donnerstag ja noch ein paar Pakete von den Großeltern ein!)
 

Ist schon eine Weile her, dass ich das Kapitel geschrieben haben. Hüter des Schicksals ist die einzige Geschichte, bei der ich im Moment zügig voran komme. Was wohl daran liegt, dass bald ein Kapitel kommt, dass ich schon seit Monaten unbedingt schreiben will!

Tja, bin gespannt, was ihr dazu sagt! Schreibt fleißig Reviews!!! xD
 

lg

tanguna

Kapitel 18
 

Merlin sprang auf, als Joshuas Hand von der Phiole glitt und der Junge zitternd auf die Knie sank. Voll Unbehagen sah Merlin, wie Joshua in sich zusammen sackte und leise schluchzend auf dem Boden liegen blieb.

„Joshua!“ rief Merlin besorgt.

Doch es erfolgte keine Reaktion.

„Josh! Komm her! Bitte!“ meinte Merlin sanft. „Da drin kann ich dir nicht helfen!“

Einen Moment schien es, als würde Joshua erneut nicht reagieren. Dann kämpfte er sich jedoch auf die Beine und brachte schwankend die wenigen Schritte zur Tür hinter sich. Kaum hatte er die Tür durchschritten und das Energiefeld damit hinter sich gelassen, zog Merlin ihn in seine Arme.

Joshua sank kraftlos gegen ihn. Halt suchend vergrub er seine Hände in Merlins Robe, presste das Gesicht gegen die Brust des Größeren. Dann begann er haltlos zu weinen. Merlin ließ sich auf den Boden sinken, zog Joshua dabei auf seinen Schoss. Beruhigend strich er durch die schwarzen Haare.

„Es ist gut“, wisperte Merlin leise. „Es war nur eine Erinnerung, Josh. Ist ja gut.“

Joshua kam nur langsam zur Ruhe. Die letzte Erinnerung hatte ihn mehr mitgenommen, als alles, was er bisher gesehen hatte. Es war nicht nur das, was er gesehen hatte, es war auch die Bedeutung dessen. Der Clan wusste von Daimos und ihm. Es brauchte nicht viel, um hinter die Bedeutung ihrer zweiten Vornamen und ihres Nachnamens zu kommen. Der Clan wusste mit Sicherheit bereits, wer er war. Und dass sein im Moment verschollener Bruder der zweite war, den sie suchten.

„Was hast du gesehen?“ wollte Merlin sanft wissen.

„Der Clan weiß es!“ meinte Joshua leise und zitternd. „Sie wissen, wer Daimos und ich sind!“

„Du hattest also recht“, murmelte Merlin nachdenklich.

Joshua nickte nur. Erst nach einer langen Zeit des Schweigens begann er leise zu sprechen. „Warum mussten sie ihm so weh tun? Wieso sind sie so grausam? Damals und heute. - Warum tun sie das alles?“

Merlin seufzte. „Ich weiß es nicht, Josh“, meinte er leise. „Lass uns nach oben gehen, es ist schon spät“, fügte Merlin dann an.

Joshua nickte, stand jedoch nur widerwillig auf. Schweigend liefen sie zur Kammer des Schreckens und von dort zurück in die Schule. Bevor sie die Kammer jedoch verließen, verschloss Merlin die Tür hinunter zum Raum der Erinnerung mit einem Zauber, von dem er hoffte, dass Joshua ihn nicht würde lösen können.

Merlin wollte Joshua kein weiteres Mal klein bei geben. Diese Erinnerungen nahmen ihn viel zu sehr mit. Sie würden auch ohne sie auskommen. Auch wenn Joshua das anders sah, Merlin war sich mit den anderen drei Hütern in diesem Punkt einig. Es gab auch ohne diese Erinnerungen viel zu viel, was Joshua noch nicht verarbeitet hatte.

„Kann... kann ich mit zu dir kommen?“ fragte Joshua leise, als Merlin sich auf den Weg zu den Räumen der Slytherins machen wollte. „Ich möchte – nicht allein sein.“

„Natürlich“, erwiderte Merlin lächelnd. Diese Bitte von Joshua kam ihm sogar sehr gelegen. Er wollte Joshua nach diesem Zusammenbruch ungern allein lassen.

Als sie in seinen Privaten Räumen angelangt waren, dirigierte Merlin Joshua zum Sofa. Sie nahmen beide darauf Platz und Merlin orderte von den Hauselfen frischen Tee. Als dieser gebracht worden war und jeder von ihnen eine dampfende Tasse in den Händen hielt, lehnte Joshua sich gegen Merlin und schloss erschöpft die Augen.

„Möchtest du mir erzählen, was du gesehen hast?“ fragte Merlin sind, legte einen Arm um den Jungen und begann wieder durch die schwarzen Harre zu streichen.

Joshua seufzte. Vorsichtig nahm er einen Schluck von dem heißen Tee. Dann nickte er. „Zu erst habe ich wieder zwei der Weberinnen gesehen. Ich habe nicht alles verstanden, was sie gesagt haben. Aber meine Vermutung stimmt. Diese beiden Steine, die Tan und Sora gefunden hatten, waren versiegelte Seelen. Daimos und ich. Die Weberinnen haben uns wieder frei gelassen. Und sie hatten geplant uns zusammen mit Draco erscheinen zu lassen.“

„Das heißt, ihr habt schon lange existiert, als die Weberinnen entschieden, sich zu opfern“, stellte Merlin fest.

„Ja. Ich vermute, sie haben euch fünf erschaffen, um uns zu schützen. Denn es war schließlich Daimos und meine Macht, die diese Welt an den Abgrund getrieben hat“, meinte Joshua nachdenklich. Er konnte nicht alles einordnen, was die Weberinnen gesagt hatten. Doch das würde er klären, wenn er das nächste mal hinunter ging.

„Was war die zweite Erinnerung?“ wollte Merlin vorsichtig wissen. Er war sich nicht sicher, ob er diese Frage wirklich beantwortet habe wollte, nachdem er gesehen hatte, wie Joshua darauf reagiert hatte. Doch für Joshua wäre es mit Sicherheit besser darüber zu reden.

„Die Ravenclaw Brüder hatten einen Schicksalswind gefangen genommen“, murmele Joshua leise. „Ich weiß nicht genau, was sie von ihm wissen wollten. - Sie haben ihn... gefoltert. Ich konnte nichts tun, nur zusehen. - Sie haben seine Magie gebannt. - Lex hat nichts gesagt. Aber... als sie in seine Gedanken eingedrungen sind... er konnte sie nicht zurück halten.“ Erneut hatte Joshua zu zittern begonnen. Krampfhaft versuchte er die Tränen zurück zu halten.

Merlin ließ Joshuas Tasse auf den Tisch schweben und schloss ihn in seine Arme. Leise flüsterte er Joshua Nichtigkeiten ins Ohr um ihn zu beruhigen.

„Sie wissen es!“ meinte Joshua verzweifelt. „Sie werden alles versuchen um Daimos und mich gefangen zu nehmen. - Wir wissen doch gar nicht, wo Daimos wieder auftauchen wird. Was ist, wenn er ihnen direkt in die Hände stolpert?“

„Draco ist bei ihm“, sagte Merlin ruhig. „Mach dir keine Sorgen um die beiden. Unser Drache würde unter keinen Umständen zulassen, dass Daimos etwas passiert.“

„Aber sie wissen nichts von der Gefahr, die hier auf sie lauert“, entgegnete Joshua. „Und vielleicht bekomme ich keine Gelegenheit mehr, sie zu warnen!“

Merlin seufzte. Joshua war mit den Nerven völlig am Ende. Egal was Merlin sagte, es würde gar nicht zu ihm vordringen. „Lass uns eine Nacht über darüber schlafen, Joshua. Morgen können wir noch einmal ganz in Ruhe darüber reden“, schlug Merlin vor.

Joshua sagte nichts, doch Merlin sah ihm an, dass er nicht damit einverstanden war. Merlin wartete ab, doch Joshua nahm das Gespräch nicht wieder auf. Nach einiger Zeit merkte Merlin, wie die Spannung immer mehr aus Joshua wich. Lächelnd stellte er fest, dass der Slytherin eingeschlafen war.

Vorsichtig, um Joshua nicht wieder zu wecken, stand Merlin auf und trug Joshua in sein Schlafzimmer, wo er ihn in sein Bett legte. Sanft zog der die Decke über den Jungen und blieb noch eine Weile auf der Bettkante sitzen. Eigentlich hatte er vorgehabt im Wohnzimmer auf dem Sofa zu schlafen. Aber je länger er Joshua beim Schlafen zu sah, desto größer wurde das Verlangen bei ihm zu bleiben.

Letztendlich legte er sich zu Joshua und zog ihn in seine Arme. Noch lange lag Merlin, dachte darüber nach, was sie durch die Erinnerungen schon alles erfahren hatten. Natürlich war es nützlich, was sie nun wussten. Doch seine Entscheidung stand fest. Er würde vorläufig verhindern, dass Joshua sich weitere Erinnerungen ansah. Der Slytherin litt viel zu sehr unter dem, was er sah und erfuhr.
 

Die Erinnerung von Lex hatte Joshua mehr mitgenommen, als er Merlin zeigte oder zeigen wollte. Was Lex widerfahren war erinnerte ihn auf erschreckende Weise an das, was Daimos durch den Clan hatte erleiden müssen. Nicht nur im vergangenen Sommer sonder auch in der Zeit davor bei den Dursleys.

Diese Dinge lösten in Joshua ein Gefühl aus, dass ihn selbst erschreckte. In ihm loderte der Hass so stark auf, dass Joshua vor sich selbst Angst bekam. Da waren die Ravenclaw-Brüder, auf die sich sein Hass richtete, aber auch Joseph Simior. Und ein Teil seines Hasses richtete sich auf Ronald Weasley, der Daimos so sehr verraten hatte.

Das alles verdrängte zunächst die Verzweiflung, die Joshua zuerst überrollt hatte. Doch ganz war seine Angst nicht verschwunden. Aber sie war längst nicht mehr so übermächtig, dass er sich so hilflos fühlte, wie an dem Abend, als er in Merlins Armen zusammen gebrochen war.

Dennoch war diese Mischung aus Hass und Angst sehr explosiv. Und ein einziger Funken reichte zur Detonation. Und dieser Funke kam am Samstagabend von Weasley.

Das Abendbrot war vorbei und Joshua hatte sich auf den Weg zu Lynar gemacht, die an diesem Abend mit ihm trainieren wollte. Eigentlich war Training das letzte, zu dem Joshua jetzt Lust hatte. Doch die Hüterin der Erinnerungen bestand darauf. Als Joshua Weasley und Thomas hörte, hielt er inne.

„Sieht so aus, als würdest du nicht mehr lange warten müssen“, stellte Thomas fest.

„Wirst du auch über mich einmal so reden?“ fragte Weasley harsch.

„Natürlich nicht!“ meinte Thomas schnell. „Das würde ich mir nie erlauben!“

„Gut. Dann erlaube es dir auch nicht bei Joseph!“ sagte Weasley streng. „Noch ist er es, dem du dich verschrieben hast!“

„Verzeih mir meine Unverfrorenheit!“ murmelte Thomas demütig.

Weasley schnaubte. „Du bist volljährig. Damit werden dir solche Dinge nicht mehr verziehen!“

Thomas schwieg.

„Aber du hast sicherlich eine andere Frage stellen wollen“, fuhr Weasley freundlicher fort.

„Ja“, meinte Thomas unsicher. „Was wirst du tun, wenn du die Leitung des Clans übernommen hast?“

Die beiden kamen nun in Sichtweite von Joshua, der sich hinter einer Ritterrüstung versteckt hielt. Joshua konnte das breite Grinsen auf dem Gesicht des Rothaarigen sehen.

„Ich werde diesen Krieg endlich beenden. Diese ganze Sache dauert schon viel zu lange!“ stellte Weasley fest.

„Und – Potter?“ wagte Thomas zu fragen.

Weasley lachte kalt. „Der wird bekommen was er verdient, sobald wir ihn gefunden haben!“

Thomas grinste. „Die Arbeit aus dem Sommer fortsetzen?“

„Zum Beispiel.“ Weasley nickte.

„Vielleicht solltet ihr mit dem schmieden von Plänen warten. IHR werdet den Krieg sicherlich nicht gewinnen!“ mischte Joshua sich ungehalten ein.

„Fator!“ zischte Thomas.

„Ein kleiner Spion, was?“ meinte Weasley mit gehobenen Augenbrauen.

„Diese Gänge hier sind allen Schülern zugänglich, Weasley. Wenn du geheime Gespräche führen willst, solltest du das woanders tun!“ entgegnete Joshua spöttisch.

„Das hier ist Gryffindorterretorium. So viel solltest du inzwischen wissen!“ knurrte Thomas.

„Ist das in den Schulregeln irgendwo fest gehalten?“ wollte Joshua provozierend wissen.

„Nein“, sagte Weasley ruhig. „Aber jeder Schlange, die sich nicht daran hält, machen wir das sehr gerne immer wieder deutlich!“

„Ist das eine Herausforderung, Weasley?“ Joshua zog seinen Zauberstab.

Von Thomas kam ein abfälliges Schnauben. „Du glaubst doch nicht wirklich, dass du auch nur den Hauch einer Chance hast!“

„Schon so eingebildet, dass du deine Lakaien für dich sprechen lässt, Weasley?“ fragte Joshua.

Weasley strafe ihn mit einem eisigen Blick. Er zog nun ebenfalls seinen Stab. „Du scheinst es darauf an zu legen im Krankenflügel zu landen!“

„Ich bezweifle, dass du gegen mich etwas ausrichten kannst!“ entgegnete Joshua grinsend. „Was wirst du schon großartig können? Als künftiger Clan-Führer warst du doch garantiert von klein auf von Aufpassern umgeben, die auch ja jeden Ärger von dir fern gehalten haben!“

Mit Leichtigkeit wich Joshua dem Zauber aus, den Weasley auf ihn geschickt hatte. Ohne zu zögern schoss er seinen eigenen Fluch zurück. Er war sich sicher, dieses Duell nicht zu verlieren. Immerhin konnte er es mit Leichtigkeit mit Merlin und Argus zugleich aufnehmen.

„Bei deinem IQ hätte ich dir nicht zugetraut, deine Sprüche stumm herauf zu beschwören. Vielleicht sollte ich dich dafür beglückwünschen!“ meinte Joshua hämisch, nachdem er einer Reihe weiterer Flüche ausgewichen war. „Nur das Zielen solltest du noch üben!“

„Deine Überheblichkeit werde ich dir schnell austreiben, Fator!“ knurrte Weasley.

„Wohl kaum!“ Joshua deckte die gesamte Breite des Ganges mit Flüchen ein.

Weasley duckte sich darunter hindurch. „Du wirst vor mir im Dreck kriechen und mich anflehen auf zu hören!“ zischte er.

Damit gelangte das Duell auf eine höhere Stufe. Den nächsten Fluch, den Weasley auf Joshua schoss, wollte dieser an einem einfach Protego abprallen lassen. Doch der Schild löste sich unter dem Fluch auf. Nur knapp entkam Joshua.

„Oh, Weasley! Für Anfänger ist es gefährlich mit solchen Flüchen zu spielen!“ Joshua wusste, dass Weasley kein Anfänger war. Spätestens der letzte Fluch hatte es ihm bewiesen. Doch für Joshua war das nur das Zeichen sich nicht zurück zu halten.

Aus dem Duell zwischen zwei Schülern wurde ein Duell von zwei Todfeinden. Keiner der beiden schenkte dem anderen etwas. Je länger das Duell dauerte, desto mehr Verletzungen zogen sich sowohl Joshua als auch Weasley zu. Die meisten Flüche trafen jedoch die Wände des Ganges. Tiefe Furchen und Krater durchzogen das Gemäuer und zeigten, wie gefährlich die Flüche wirklich waren, mit denen der Gryffindor und der Slytherin sich bombardierten.

Thomas hatte längst das Weite gesucht. Und das war auch gut so. Ein Querschläger hätte ihn ernsthaft verletzten können. Doch weder Weasley noch Joshua hatten bisher eine ernst zu nehmende Verletzung davon getragen. Ein Zeichen dafür, wie gut beide im duellieren waren. Es trieb Joshua beinahe zur Weißglut, dass sich eingestehen musste, dass Weasley ihm durchaus ebenbürtig war.

Er wollte Weasley bluten sehen. Er wollte, dass Weasley dafür bezahlte was Daimos widerfahren war und was die Ravenclaw-Brüder Lex angetan hatten. Er dachte nicht einen Moment darüber nach, dass Weasley mit diesen Dingen noch gar nichts zu tun gehabt hatte. Er wollte nur irgendjemanden dafür leiden sehen. Und Weasley war mit den Ereignissen am direktesten verbunden.

„WEASLEY! FATOR!“

Die beiden Kontrahenten erstarrten in ihren Bewegungen. Keiner von ihnen ließ den Stab sinken, sie waren angespannt, bereit für die nächste Attacke. Doch zu der kam es nicht. Einen Moment später waren sie beide ihren Zauberstab los. Dennoch rührten sie sich noch immer nicht.

Joshua wäre in diesem Moment auch dazu bereit gewesen seine stablose Magie einzusetzten. Ganz egal ob Weasley sich dagegen zur Wehr setzen konnte oder nicht. Er wollte Weasley nur genau so sehr wehtun, wie Daimos wehgetan worden war. Das war es, was zählte, nichts anderes.

Doch dann spürte Joshua, wie ein Zauber auf ihn gesprochen wurde. Er wusste noch im selben Augenblick, was dieser bewirkte. Er würde Weasley nicht mehr angreifen können. Weder mit seiner Magie noch körperlich noch verbal. Und für Weasley galt dasselbe. Wütend fuhr Joshua herum – und sah sich Lynar gegenüber, die ihn mit einem so kalten Blick ansah, dass er erstarrte.

„Sie werden beide auf die Krankenstation gehen und dort bleiben, bis Madam Pomphrey Sie wieder entlässt. - Gryffindor und Slytherin werden jeweils hundertfünfzig Punkte abgezogen. Sie beide haben bis Ende des Schuljahres Hogsmeade-Verbot. Außerdem melden Sie sich bis Weihnachten jeden Montag, Mittwoch und Freitag nach dem Abendbrot bei mir zur Strafarbeit. - Ihre Zauberstäbe gebe ich ihnen wieder, wenn Sie jeder von ihnen mir erklärt hat, was hier gerade vorgefallen ist.“

Joshua musste sich auf zu Zunge beißen um nicht irgendetwas zu sagen, was Lynar dazu gebracht hätte, ihn noch härter zu bestrafen. Seine Wut war nicht gewichen. Und er verspürte das dringende Bedürfnis diese jetzt auf Lynar zu projizieren. Es kostete ihn sehr vier Selbstbeherrschung dies nicht zu tun. Stattdessen drehte er sich um, warf Weasley einen tödlichen Blick zu und machte sich auf den Weg in die Krankenstation.
 

Joshua musste drei Tage dort bleiben, ebenso Weasley. Sie langen an entgegengesetzten Enden des Krankenflügels, damit sie nicht noch einmal aufeinander losgingen. Lynar schien niemanden über den Zauber informiert zu haben, den sie auf die beiden Jungen gelegt hatte. Joshua war sich sicher, diesen Zauber bis zum Ende des Schuljahres nicht mehr los zu werden.

Noch am Samstagabend war Lynar auf die Krankenstation gekommen. Zuerst hatte sie Joshua eine ausführliche Strafpredigt gehalten, dann Weasley. Später, während Joshua sich noch immer über Lynar ärgerte, war Merlin gekommen. Dieser hatte sich zunächst versichert, dass es Joshua gut ging, bevor er sich Lynar anschloss.

Während Joshua sich über Lynars Predigt nur geärgert hatte, bekam er nach Merlins Rede stechende Gewissensbisse. Allerdings nicht, weil er Merlin recht geben konnte, der behauptete das Duell sei leichtsinnig, unnötig und absolut kindisch gewesen. Sondern weil er damit Merlin enttäuscht hatte. Das war etwas, das Joshua sehr schwer viel zu verkraften. Der stechende, enttäuschte Blick Merlins tat ihm weh und verfolgte ihn die ganze Nacht.

Das Madam Pomphrey für die ihre Krankenstation Besuchsverbot erteilt hatte so lange sie beide dort waren, machte Joshua die Sache nicht gerade leichter. Hätte er Besuch von Blaise, Seamus, Neville oder Ginny bekommen können, wäre er wenigstens abgelenkt gewesen. So brütete er über seiner noch immer vorhandenen Wut, während er versuchte alle Gedanken an Merlin zur Seite zu schieben.

Er war unglaublich froh, als er die Krankenstation am Dienstagabend verlassen konnte. Doch entgegen seiner Gewohnheiten ging er nicht zu Merlin, sondern direkt in den Gemeinschaftsraum der Slytherins. Joshua wusste nur zu gut, dass alle vier Hüter im Moment nicht gut auf ihn zu sprechen waren. Also ging er ihnen vorläufig lieber aus dem Weg. Gerade weil er selbst noch immer sehr geladen war.

Das erste Mal, dass er nach seinem Aufenthalt im Krankenflügel, Merlin wieder außerhalb des Unterrichts begegnete, war als er am Freitagabend zu diesem ins Büro stürmte.

„Löse. Den. Bann!“ forderte Joshua wütend.

„Nein“, meinte Merlin ruhig, ohne von den Aufsätzen auf zu sehen, die er korrigierte.

„Löse ihn!“ beharrte Joshua. „Du hast kein Recht dazu, die Tür zu verschließen!“

„So wie ich das sehe, habe ich die Aufgabe auf dich acht zu geben!“ stellte Merlin fest, sah noch immer nicht auf.

„Ich brauche keinen Aufpasser“, zischte Joshua. „Diese Erinnerungen sind wichtig. Du kannst mir nicht verbieten da runter zu gehen. Es ist schon schlimm genug, dass ich nur am Wochenende runter gehe!“

Nun endlich sah Merlin auf. „Ganz offensichtlich brauchst du einen Aufpasser! - Ich kann nicht leugnen, dass wir durch die Erinnerungen, die du gesehen hast, einige wertvolle Informationen erhalten haben. Aber wir haben auch von Dingen erfahren, die uns rein gar nichts nutzen, die dich aber unglaublich belasten. Ganz zu schweigen von den Erinnerungen selbst, die dich ebenso belasten! - Du musst auch so mit genug Dingen fertig werden.“

„Ich komme damit klar!“ meinte Joshua zähneknirschend. „Wir brauchen diese Erinnerungen!“

„Wir brauchen sie nicht“, beharrte Merlin. „Und du kommst definitiv nicht damit klar. Du bist niemand, der einfach auf einen Mitschüler losgeht. Selbst wenn es Weasley ist. Und du würdest normalerweise wegen so einer Sache wie dem Bann nicht rum schreien. Ich denke, ich kenne dich mittlerweile gut genug, um das beurteilen zu können.“

„Das glaubst auch nur du!“ knurrte Joshua. „Selbst Weasley kennt mich besser als du! - Löse den Bann!“

„Nein“, beharrte Merlin ruhig, obwohl es ihm schwer viel den Schmerz zu verbergen, den die letzte Aussage verursacht hatte. „Ich werde ihn erst dann von der Tür nehmen, wenn du dich beruhigt hast und einsiehst, dass ich Recht habe!“

„Du hast Unrecht!“ meinte Joshua aufgebracht. „Wenn du so stur bist, werde ich einen anderen Weg finden, dort hinunter zu kommen. - Ich bezweifle langsam, dass die Weberinnen euch wirklich zu Daimos und meiner Unterstützung erschaffen haben!“
 

Nach diesem Streit herrschte erst einmal eisiges Schweigen zwischen Merlin und Joshua. Beide kamen mit dieser Situation nicht wirklich klar. Doch keiner wollte von seinem Standpunkt weichen. Merlin machte sich viel zu große Sorgen um Joshua, um diesem zu erlauben in absehbarer Zeit noch einmal in den Raum der Erinnerungen zu gehen. Und Joshua war noch immer so sehr in den widerstreitenden Gefühlen gefangen, die in ihm herrschten, dass er nicht einmal auf die Idee kam darüber nachzudenken, was Merlin gesagt hatte.

Joshua brauchte etwas mehr als drei Wochen und eine Menge Gespräche mit Blaise um an den Punkt zu gelangen, an dem er erkannte, dass Merlin gar nicht so Unrecht hatte. Und noch einmal so lange brauchte er, bis er sich traute zu Merlin zu gehen und sich zu entschuldigen. Er bereute, was er in seiner Wut zu Merlin gesagt hatte. Und genauso sehr bereute er sein Verhalten in den vergangenen zwei Monaten.

Dennoch blieb das Verhältnis zwischen Joshua und Merlin gespannt. Was Joshua gesagt hatte konnte nicht rückgängig gemacht werden. Und was Joshua auch tat, Merlin blieb distanziert. Der Streit hatte Merlin vor Augen geführt, wie kurz sie sich erst kannten und wie wenig Joshua ihm und auch den anderen Hütern ganz offensichtlich vertraute.

Joshua kam nach kurzer Zeit zu der Erkenntnis, dass es Zeit brauchen würde, bis die Dinge zwischen ihm und Merlin wieder so lange, wie vor dem Streit. Es blieb ihm nichts anders übrig als zu warten. Also suchte sich Joshua eine Beschäftigung um diese Zeit zu überbrücken. Er setzte sich mit Fawkes und Tan zusammen, um seine Fähigkeiten zu trainieren. Zu seiner großen Freude machte er dabei schnelle Fortschritte.

Erst am Wochenende des zweiten Advents geschah etwas, das die Dinge zwischen Joshua und Merlin wieder gerade rückte. Alle Schüler ab der dritten Klasse waren auf dem Weg nach Hogsmeade. Joshua war der einzige der höheren Klasse, der im Schloss bleiben musste. Selbst Weasley durfte ins Dorf. Er hatte von Joseph Simior eine Sondergenehmigung. Angeblich sei der Grund ein wichtiges, geschäftliches Treffen. Doch allen war klar, dass dem keineswegs der Fall war.

Joshua hatte seine Freunde bis zum Ende der Länderein von Hogwarts begleitet. Dann hatte er sich wieder auf den Rückweg ins Schloss gemacht. Fawkes erwartete ihn zum Training. Das erste Mal seit langem würde diesmal auch Merlin an dem Training teilnehmen.

Doch auf eben diesen traf Joshua bereits in der Eingangshalle.

„Joshua!“ meinte Merlin lächelnd. „Ich habe dich gesucht. Würdest du mich vielleicht ein Stück begleiten?“

„Natürlich“, sagte Joshua stirnrunzelnd. Etwas irritierte ihn. Joshua konnte nicht genau erfassen was, doch irgendetwas war anders an Merlin. Etwas, das ihn misstrauisch werden ließ. Dieses Misstrauen wuchs, als Merlin ihn in einen wenig benutzten Gang führte.

/Merlin? Wo bist du\ fragte Joshua in Gedanken. Er zweifelte mit jedem Schritt mehr daran, dass das vor ihm tatsächlich Merlin war.

/In meinem Büro. Zusammen mit Fawkes. Wir warten schließlich auf dich!\ stellte Merlin verwirrt fest.

/Ah ja…\ meinte Joshua. /Es kann sein, dass ich mich etwas verspäte!\ Er blieb stehen. Wer auch immer sich dort vor ihm als Merlin ausgab, die Illusion war gut. Joshua war sich sicher, dass er darauf hereingefallen wäre, wenn er sich nicht mental hätte absichern können.

Der falsche Merlin blieb im selben Moment stehen wie Joshua. Obwohl er vor Joshua lief, schien er diesen auf irgendeine Weise zu beobachten. Der Fremde drehte sich um und sah Joshua fragend an. „Stimmt etwas nicht, Joshua?“

„Wer sind sie?“ wollte Joshua wissen, zog dabei seinen Zauberstab.

Der falsche Merlin war von dieser Frage so überrascht, dass er den Schock nicht ganz verbergen konnte. „Ich weiß nicht, was du meinst!“

„Sie sind nicht Professor Williams!“ stellte Joshua fest. Mit einem Mal war er heilfroh, dass er den anderen noch nicht mit Merlin angesprochen hatte. Er konnte immerhin nicht wissen, wie viel der Fremde wusste und für wen er arbeitete. Merlins Identität sollte so lange wie möglich geheim bleiben.

„Geht es dir gut, Joshua? Wie kommst du auf diese seltsame Idee?“ wollte der falsche Merlin wissen.

Joshua grinste. „Ihre Illusion ist gut, aber nicht gut genug um mich zu täuschen!“

Einen Moment schien der Fremde noch nach einer Antwort zu suchen, die Joshuas Zweifel aus dem Weg räumen konnte, doch er gab den Versuch auf, als er Joshuas entschlossenes Gesicht sah. Stattdessen zog er selbst seinen Zauberstab. „Schade, dass du es so früh herausgefunden hast.“

„Was haben sie vor?“ Joshua mahnte sich zur Vorsicht. Das Duell gegen Weasley hatte ihm gezeigt, dass es unter den Leuten des Clans durchaus welche gab, die es mit seinen derzeitigen Fähigkeiten aufnehmen konnte. Er konnte seinen Gegenüber nicht gut genug einschätzen, um unvorsichtig zu werden.

„Kannst du dir das nicht denken, Fator?“ fragte der Fremde höhnisch. „Ich hatte allerdings gehofft dich aus dem Schloss schaffen zu können, ohne Gewalt an zu wenden! Mein Boss will dich unversehrt!“

„Ein Ravenclaw also“, vermutete Joshua.

„Es wäre gesünder für dich, einfach mit mir zu kommen!“ stellte der falsche Merlin fest, ohne auf Joshuas Aussage ein zu gehen.

„Es tut mir leid, aber ich habe keine Zeit für sie!“ entgegnete Joshua. „Mein Tag ist bereits verplant.“

Der Ravenclaw hob den Stab und richtete ihn auf Joshua. Joshua konnte beobachten, wie der andere die Lippen bewegte, um den Zauberspruch zu murmeln. Er schien kein besonders begabter Zauberer zu sein. Ohne Gegenwehr ließ er sich den Zauberstab abnehmen. Vielleicht konnte er noch irgendwelche Informationen erhalten. Denn er war sich sicher, sein Angreifer würde das Weite suchen, wenn er seine Mission als Fehlgeschlagen ansah. Und das wäre der Fall, wenn Joshua begann sich zu wehren.

„Hat Simior dir gesagt, du sollst mich entführen?“ wollte Joshua wissen.

„Das geht dich nichts an“, entgegnete der Ravenclaw gereizt. „Du solltest jetzt mitkommen, wenn dir an deiner Gesundheit etwas liegt!“

„Warum sollte ich? Wie schon gesagt, meine Pläne für heute sehen anders aus! – Hast du Vielsafttrank genommen oder ist es nur eine Illusion?“ fragte Joshua ungerührt weiter.

„Vielsafttrank“, sagte der Ravenclaw, bevor er sich dessen überhaupt bewusst war. Seine eigene Unvorsichtigkeit verärgerte ihn mehr, als Joshuas Fragen.

„Dann sollte ich Professor Williams sagen, dass er in Zukunft vorsichtiger sein soll!“ stellte Joshua fest. „Wenn du mich jetzt entschuldigst!“ Joshua wandte sich zum gehen, obwohl der Ravenclaw noch immer seinen Zauberstab hatte. Doch er wusste, dass er so einfach nicht würde gehen können.

/Lynar! Hier schleicht ein falscher Merlin durch die Gänge, der meinen Zauberstab hat. Damit dürftest du ihn relativ einfach finden, oder?\ wollte Joshua wissen.

/Ein falscher Merlin?\ fragte Lynar aufgebracht.

Joshua antwortete nicht, denn plötzlich pinnte ihn ein Zauber an die Wand. Der falsche Merlin stand mit wutverzerrtem Gesicht vor ihm und hatte sowohl seinen als auch Joshuas Zauberstab auf Joshua gerichtete.

„Du kommst mit mir mit!“ meinte er wütend.

Joshua seufzte. „Bei deinem dilettantischen Vorgehen zweifle ich dran, dass du wirklich von Simior beauftragt worden bist!“, stellte Joshua fest. Er ließ sich dazu hinreißen unvorsichtiger zu werden. Lynar war mit Sicherheit bereits auf dem Weg. Und wahrscheinlich hatte sie auch bereits Argus, Fawkes und Merlin Bescheid gegeben.

„Er wird mich hoch dafür ehren, wenn ich ihm einen der beiden Fator Zwillinge bringe!“ meinte der Ravenclaw hämisch. Er fühlte sich sicher. Immerhin glaubte er, Joshua sei wehrlos und noch dazu gefesselt.

„Er wird dich für deine Dummheit eher bestrafen, weil du ihm gerade jede Chance verbaut hast uns beide zu bekommen!“ entgegnete Joshua ruhig.

Der Ravenclaw lachte laut. „Dein Bruder wird mit Sicherheit alles tun, wenn er dich ihn Gefahr sieht!“

„Nur, dass ich nicht in Gefahr bin“, meinte Joshua ruhig. „Es gibt also keinen Grund für ihn in Sorge zu geraten. – Was wird Simior wohl dazu sagen, wenn er von deinem lächerlichen Versuch erfährt mich zu entführen?“

„Lächerlich? Wie willst du dich jetzt noch befreien?“ fragte der Ravenclaw, dessen Wut mit jedem von Joshuas Worte stieg.

„Wie willst du mich ungesehen hier heraus bringen? Ich darf das Schulgelände nicht verlassen. Jeder Versucht wird sofort der Direktorin gemeldet. Und Portschlüssel funktionieren hier in Hogwarts nicht!“ erwiderte Joshua. „Da wird meine Strafe wohl zu meiner Rettung!“

„Ich finde einen Weg!“ zischte der Ravenclaw.

Joshua hob die Schultern. „Du findest keinen.“

„Sein still!“ fuhr sein Entführer ihn an.

„Es war ziemlich dumm von dir, so was auf eigenen Faust unternehmen zu wollen!“ stellte Joshua ungerührt fest.

Der Ravenclaw zitterte vor Wut. Das war genau das, was Joshua wollte. Die Hüter würden ihn leichter überwältigen können, wenn er vollkommen den Kopf verlor. Auch wenn der Fremde offensichtlich keine wichtige Position im Clan hatte, könnten sie von ihm vielleicht Informationen bekommen.

„Crucio!“ zischte der Ravenclaw plötzlich.

Erschrocken riss Joshua die Augen auf und zog nur aus Reflex ein Schutzschild vor hoch. Mit so etwas hatte er wirklich nicht gerechnet. Und der Fluch hatte sich noch nicht einmal von dem Zauberstab gelöst, als ein Ohrenbetäubender Lärm los brach. Die Schutzmechanismen von Hogwarts waren zwar gut, dafür aber auch sehr laut.

Der Angreifer erstarrte. Nur Lynar würde ihn aus dieser Starre befreien können. In Hogwarts einen der Unverzeihlichen anzuwenden war das dümmste, was der Ravenclaw hätte tun können. Nun war er im Schloss gefangen und zunächst dem Urteil der Direktorin unterstellt, bevor die Auroren sich um ihn kümmern würden.

Diese Gedanken schossen Joshua durch den Kopf, während der Fluch auf sein Schild zu raste. Doch dann erschien, gerade noch außerhalb seines Schildes, Merlin. Dieser warf Joshua einen sorgenvollen Blick zu, bevor er sich zu dem Angreifer umdrehte – und damit genau in den Fluch lief. Aufkeuchend sank Merlin in die Knie.

Panisch löste Joshua den Zauber, der auf ihm lag, und fing Merlin auf, als dieser zitternd vorn über zu kippen drohte. Der Cruciatus war stark gewesen, was Joshua ziemlich überraschte, nachdem er den Eindruck erhalten hatte, der Ravenclaw sei kein besonders starker Magier.

In diesem Moment tauchten auch Lynar, Fawkes und Argus auf.

„Was ist passiert?“ wollte Fawkes wissen. Er kniete sich zu Merlin und Joshua, während sich Lynar und Argus um den Ravenclaw kümmerten.

„Merlin ist genau in der Flugbahn des Cruciatus aufgetaucht!“ meinte Joshua mit vor Schock zitternder Stimme.

„Und davor?“ wollte Fawkes wissen. Er musterte Merlin eingehend, der sich langsam wieder von den Folgen des Fluches erholte.

„Ich erzähl es euch später“, entgegnete Joshua. „Bringt den Typen da erst einmal irgendwo hin, von wo er nicht weg kann. Er hat uns noch einige Fragen zu beantworten! – Ich bringe Merlin in seine Wohnung!“

Fawkes nickte lächelnd. „Mach das. Und bemitleide ihn nicht zu sehr. Er wusste ganz genau, wo er erschienen ist!“

„Was?“ Joshua sah Merlin entsetzt an.

Dieser war jedoch noch nicht in der Lage zu antworten. Allein das Aufstehen kostete ihn große Anstrengung. Joshua ärgerte sich darüber, dass er sein Training so lange hatte schleifen lassen. Wenn er es könnte hätte er Merlin und sich sonst in die Räume Merlins teleportiert. Doch bisher hatte er es noch nicht einmal geschafft sich selbst auf diese Art in Hogwarts fort zubewegen. So blieb ihm nichts anders übrig, als Merlin auf dem Weg zu dessen Räumen so gut es ging zu stützen.

Joshua ließ keinen Protest zu, als er Merlin in einen Sessel setzte und dann Merlins Tränkevorrat plünderte. Er gab Merlin einen schmerzlindernden Trank und schüttete einige Tropfen eines Beruhigungstrankes in den Tee, den er von den Hauselfen hatte bringen lassen. Seit Merlin direkt in den Cruciatus teleportiert war lagen Joshuas Nerven blank.

„Hatte Fawkes Reckt?“ wollte Joshua wissen, nachdem er seine Tasse in einem Zug geleert hatte.

Merlin nickte nur, während er sich mit beiden Händen die Schläfen massierte. Es dauerte eine Weile, bis der Trank seine Wirkung entfaltete. Es war nicht das erste Mal, dass Merlin diesen Folterfluch abbekommen hatte und er wusste nur zu gut, dass die Muskelschmerzen sich bei ihm in Grenzen hallten würde. Dafür würde sein Kopf ihn umbringen, sobald der Trank in einigen Stunden seine Wirkung wieder verlieren würde.

„Du bist verrückt!“ meinte Joshua kopfschüttelnd. Der Beruhigungstrank half nicht nur gegen den Schock sondern ließ ihn diese Sache auch sehr viel gelassener aufnehmen, als es unter normalen Umständen der Fall gewesen wäre. „Warum hast du das gemacht?“

„Dein Schild war gut, aber der Cruciatus war so stark, dass er es durchbrochen hätte!“ stellte Merlin leise fest. Er sank im Sessel zurück, als der Trank endlich begann zu wirken.

„Und deshalb fängst du ihn mit deinem Körper ab?“ Joshua warf ihm einen finsteren Blick zu.

„Besser ich, als du!“ meinte Merlin. Und bevor Joshua widersprechen konnte, fragte er: „Was ist eigentlich passiert?“

Joshua faste in wenigen Worten zusammen, was geschehen war, nachdem er ins Schloss zurückgekehrt war. Merlins Gesicht verfinsterte sich mit jedem Wort.

„Das hätte auch schief gehen können“, sagte Merlin verärgert. „Keiner von uns hat bisher über Vielsafttrank nachgedacht. – Warum hast du nicht früher irgendjemanden Bescheid gesagt?“

„Ich hatte alles unter Kontrolle. Und wer weiß, ob wir jetzt noch irgendein Wort aus ihm heraus bekommen!“, stellte Joshua fest.

Merlin seufzte, sagte dazu jedoch nichts weiter. Er wollte nicht schon wieder einen Streit mit Joshua beginnen, auch wenn alles in ihm danach schrie, Joshua für seinen Leichtsinn zu schelten. Stattdessen fragte Merlin: „Woran hast du erkannt, dass ich es nicht war?“

Joshua hob die Schultern. „An dem Ausdruck in seinen Augen, glaube ich.“

„Was?“ Merlin sah ihn verwirrt an.

„Da hat etwas gefehlt“, sagte Joshua leise. Ein Ausdruck, von dem er nicht wusste, ob er ihn sich nicht nur einbildete. „Die Sorge und – etwas anderes.“

Merlin musterte Joshua lächelnd. Leise meinte er: „Nun, dann ist meine Liebe zu dir ja wenigstens zu einer Sache gut. Wenn die daraus erwachsende Sorge schon dafür sorgt, dass du nicht mehr mit mir redest!“

Joshuas Kopf ruckte nach oben. Aus großen Augen sah er Merlin perplex an. „Sag das noch mal!“

„Was?“ wollte Merlin spitzbübisch wissen.

„Ist das dein Ernst, dass du mich liebst?“ fragte Joshua mit rauer Stimme.

Merlin lächelte sanft. „Sonst würde ich es nicht sagen!“ Da Joshua ihn noch immer perplex anstarrte, stand Merlin kurz entschlossen auf, ging zu Joshua und küsste ihn. Seit ihrem ersten Kuss – der so unglaublich lange her zu sein schien – hatte Merlin sich immer wieder stark beherrschen müssen, um Joshua nicht zu sich zu ziehen, wenn dieser bei ihm war, und ihn immer wieder zu küssen, ihn nie wieder los zu lassen.

„Merlin! Joshua!“

Erschrocken fuhr Merlin zurück, wollte Fawkes hochkant aus seiner Wohnung werfen. Doch als er den gehetzten Blick des Phönix sah, hielt er inne.

„Hogsmeade wird angegriffen!“ meinte Fawkes atemlos.

„Unmöglich!“ entfuhr es Joshua geschockt.

„Lynar und Argus sind bereits auf dem Weg nach unten, ebenso alle Lehrer, die noch im Schloss waren!“ sagte Fawkes, ohne Joshua zu beachten.

Merlin wandte sich an Joshua. „Du bleibst hier, Josh!“

„Vergiss es!“ Joshua sprang auf. „Ihr braucht jede Hilfe die Möglich ist!“

„Und wenn der Angriff nur dazu dient, dich zu fangen?“ wollte Merlin wissen.

Joshua schüttelte den Kopf. „Der Clan weiß, dass ich nicht in Hogsmeade sein kann!“

„Es ist trotzdem sicherer, wenn du hier bleibst!“ schloss Fawkes sich Merlin an. „Wenn du helfen willst, dann geh zum Tor und versuche dort den Lehrer zu helfen, die die Schüler zurück bringen!“

Widerwillig nickte Joshua. „Also gut.“ Er hatte nicht vor in Hogwarts zu bleiben. Er würde sich selbst auf den Weg ins Dorf machen, sobald Merlin und Fawkes unterwegs waren. Doch die Diskussion weiter zu führen hätte nur Zeit gekostet.

Merlin gab Joshua einen flüchtigen Kuss, bevor er die Gestalt des Falken an nahm und der Phönix durch das Fenster folgte. Während Joshua in seiner Hand einen Besen erscheinen ließ blickte er den beiden Vögeln nach, bis sie außerhalb der Sichtweite waren. Dann folgte er ihnen auf seinem Besen.

/Blaise? Wo seid ihr?\ wollte Joshua wissen. Er presste sich so nah an den Besen wie möglich, um die höchste Geschwindigkeit aus seinem Besen zu holen. Er war ein guter Flieger und hatte keine Probleme den Besen auch bei solch einer halsbrecherischen Geschwindigkeit unter Kontrolle zu halten.

/Wir werden angegriffen, Joshua!\ antwortete Blaise. Joshua hörte deutlich, dass er der Panik nahe war.

/Ich weiß. Wir sind auf dem Weg zu euch. Wo seid ihr?\ wiederholte er seine Frage.

/Vor Zonkos. Das sind Leute vom Clan!\ antwortete Blaise.

/Ich bin gleich bei euch!\ stellte Joshua fest, als er die Grenze von Hogwarts hinter sich. Spätestens jetzt wussten die Hüter, dass er Hogwarts verlassen hatte. Aber das war im Moment nebensächlich. Stattdessen nahm er Kontakt zu Tom auf. /Großvater? Hogsmeade wird angegriffen! Wir brauchen Verstärkung!\

/Ein Angriff auf Hogsmeade?\ Tom klang nur milde überrascht. Weniger wegen des Angriffs, als wegen des Ortes.

/Wusstet ihr von einem Angriff?\ wollte Joshua wissen.

/Wir wusste, dass der Clan etwas plant. – Nach Hogsmeade kann mich nicht einfach apparieren. Es wird ein paar Minuten dauern!\ stellte Tom fest.

/Beeilt euch! Je eher die Hilfe kommt, desto besser!\ meinte Joshua, bevor er all seine Konzentration wieder auf das Fliegen richtete. Er hatte das Dorf fast erreicht. Er flog außer Sichtweite der Schüler, die alle Richtung Schloss strömten. Joshua sah jedoch schon von weitem, dass auch viele der älteren Schüler in Kämpfe verwickelt waren.

Joshua schoss durch das Dorf, nicht ohne jede Gelegenheit zu nutzen einen der vermummten Angreifer aus zu schalten. Als er Blaise, Seamus, Neville und Ginny entdeckte, setzte er zu einer riskanten Landung an, stieß dabei zwei Angreifer um.

„Merlin hat dir erlaubt, her zu kommen?“ fragte Blaise außer Atem. Auch wenn er ein guter Kämpfer war, ließ seine Ausdauer zu wünschen übrig.

„Hat er nicht. Aber ich werde die Hüter noch euch hier unten allein kämpfen lassen“, antwortete Joshua. Er beschwor ein Schild um seine Freunde und sich herum, an dem sofort einige Flüche verpufften. „Mit Merlins Ärger werde ich leben müssen.“

„Es sind viel zu viele!“ rief Ginny. „Simior und mein Bruder müssen verrückt sein, Hogsmeade anzugreifen!“

„Dein Bruder scheint nichts von dem Angriff gewusst zu haben“, meinte Joshua. Er war an Weasley vorbei geflogen, der Seite an Seite mit einem Fremden die Angreifer ebenso bekämpfte, wie alle anderen Schüler. „Kein Schüler, der dem Clan angehört, kämpft auf der Seite der Angreifer! – Ich habe Großvater Bescheid gesagt. Er schickt Verstärkung.“

„Die sollen sich bloß beeilen!“ stellte Seamus fest. „Lange halten wir das nicht aus!“

„Die restlichen Lehrer müssen das Dorf bald erreichen. Sie haben sich zu Fuß auf den Weg gemacht. Ich bin über sie hinweg geflogen!“ meinte Joshua. Sein Schild hatte ihnen eine kleine Pause verschafft. Doch ewig konnte er ein so großes Schild nicht aufrecht erhalten. „Der Kampf geht weiter, Freunde!“

Kaum, dass Joshuas Schild verschwand, rollte eine Welle der Angriffe über sie hinweg, den sie jedoch mit relativ wenig Problemen abwehren und Kontern konnten. Sie alle hatten das Kämpfen geübt, schließlich war der Krieg seit Monaten vorhersehbar. Nur mit einem ersten Angriff so nah an Hogwarts hatte niemand gerechnet.

Während der folgenden Minuten wurde Joshua von seinen Freunden getrennt. Es waren noch immer viele Schüler im Dorf. Auch jüngere, die vom Kämpfen kaum Ahnung hatten. Immer wieder brachte Joshua einige von ihnen in die Sicherheit der Häuser. Noch hatten die Angreifer nicht begonnen die Häuser zu Stürmen. Dafür wehrten sich die Schüler und Dorfbewohner zu sehr. Daher waren die Schüler in den Häusern vorläufig sicher. Joshua hoffte, dass sie den Angriff abwehren konnten, bevor die Erstürmung der Häuser begann.

Irgendwann fand er sich Rücken an Rücken mit Merlin und Severus wieder. Alle drei waren sie nicht mehr unverletzt. In einer kurzen Pause konnte Joshua sich um blicken und entdeckte dabei seine Freunde. Alle vier waren unversehrt, was ihn erleichtert aufatmen ließ.

„Du solltest im Schloss bleiben!“ schrie Merlin gegen den Kampflärm.

„Du hättest wissen sollen, dass ich nicht dort bleibe!“ entgegnete Joshua.

„Das habe ich“, gab Merlin zu.

„Man merkt deutlich, wessen Zwilling du bist!“ mischte Severus sich ein.

„Danke“, meinte Joshua. „Ich nehm das als Kompliment für Daimos und mich!“

Severus schnaubte. „So war es wirklich nicht gemeint.“

„Das hab ich mir schon gedacht!“ erwiderte Joshua.

„Redet nicht so viel, konzentriert euch!“ fuhr Merlin dazwischen. „Ich will keine Verluste auf unserer Seite!“

„Die werden kaum zu vermeiden sein!“ stellte Severus verdrießlich fest.

Der Kampf wurde unterbrochen, als schwarz verhüllte Gestalten in das Dorf stürzten. Ohne zu zögern nahmen diese den Kampf mit den Angreifern auf.

„Das sind Großvaters Leute!“ rief Joshua erleichtert.

„Werd nicht unvorsichtig!“ ermahnte ihn Merlin, ließ vor Joshua ein Schild erscheinen. Joshua hatte seine Aufmerksamkeit zu sehr auf die Verstärkung gerichtet und den Fluch übersehen, der auf ihn zugeschossen war.

„Danke“, murmelte Joshua, konzentrierte sich wieder auf den Kampf.

Ihm fiel auf, dass er bisher erstaunlicherweise keinen Unverzeihlichen gesehen hatte. Was nicht hieß, dass nicht trotzdem todbringende Flüche durch die Luft schwirrten.

Joshua erstarrte, als er sah wie zuerst Ginny und dann Seamus von Flüchen getroffen wurden. Er konnte die Flüche nicht identifizieren, doch seine beiden Freunde gingen zu Boden. Neville und Blaise kämpften verbittert weiter, versuchten den beiden verletzten soviel Schutz wie möglich zu gewähren.

Plötzlich erstarrte auch Merlin hinter ihm.

„Merlin? Was ist?“ wollte er alarmiert wissen.

„Ich habe mir eingebildet, gerade den goldenen Staub eines Schicksalswindes gesehen zu haben!“ meinte Merlin verwirrt.

„Ich glaub kaum, dass sich einer von den letzten hier her verirrt hat!“ stellte Joshua fest. „Seamus und Ginny sind getroffen!“

„RÜCKZUG!“ erscholl eine aufgebrachte Stimme. Joshua sah sich um, konnte jedoch niemanden entdecken, der da zum Rückzug aufrief. „BEENDET DEN ANGRIFF!“ Und tatsächlich zogen die Angreifer sich zurück. Joshua kam die befehlsgewohnte Stimme bekannt vor, einordnen konnte er sie jedoch nicht.

Der Angriff war eingestellte worden. Erleichtert wandte sich Joshua um – und erlebte zum zweiten Mal an diesem Tag einen Schock. Merlin lag reglos vor ihm auf dem Boden. Joshua hatte nicht mitbekommen, wann er getroffen worden war, oder von was.

Kapitel 19
 

„MERLIN!“ Aufgebracht kniete sich Joshua neben den Hüter der Gesundheit, drehte diesen auf den Rücken. Merlin war bewusstlos, sein Atem ging flach, der Puls war schwach. Panik überkam Joshua, als er spürte, wie der Puls noch schwächer wurde. „Merlin“, hauchte Joshua. Er war einer der Hüter des Schicksals. Er konnte nicht sterben. Und dennoch spürte Joshua das Leben aus ihm schwinden.

Joshua handelte kurz entschlossen. Ohne über sein tun nach zu denken, ließ er die Zeit für Merlin stehen bleiben. Nun spürte er gar keinen Puls mehr, was ihm einen kalten Schauer über den Rücken jagte. Doch die Magie, die um Merlin wallte, zeigte ihm an, dass das nur so war, weil für Merlin keine Zeit mehr verging. Vielleicht wusste einer der anderen Hüter einen Rat. Oder er musste hoffen, dass Daimos endlich zurück kam und seine Fähigkeiten kontrollieren konnte.

Seltsamer Weise war Joshua vollkommen ruhig. Er geriet nicht in Panik, so wie viele Schüler um ihn herum. Vollkommen ruhig und gefasst ließ er Merlin schweben. Auch seine beiden reglos auf dem Boden liegenden Freunde ließ er zu sich schweben und machte sich mit diesen drein auf den Weg hoch ins Schloss. Sie mussten alle drei in den Krankenflügel.

Er bedeutete Blaise und Neville, die noch nicht dazu gekommen waren sich Ginny und Seamus zuzuwenden, dass diese Toms Leuten helfen sollten. Joshua selbst sammelte auf seinem Weg durch das Dorf alle auf, die bewusstlos waren oder so schwer verletzt, dass sie nicht mehr auf ihren eigenen Beiden laufen konnten. Letztendlich kam er mit etwa einem Dutzend Menschen in Hogwarts an und brachte diese auf die Krankenstation.

Jede Geheimhaltung war ihm in diesem Moment egal. Nachdem er am Vormittag fast entführt worden war, hatte er ohnehin alle Hoffnung aufgegeben, dass der Clan noch nicht wusste, wer er und Daimos waren. Also konnte er nun auch zeigen, über welches Magiepotenzial er verfügte.

„Mr Fator!“ Madam Pomphrey eilte auf ihn zu. „Was… Sind das alle Verletzte?“

Joshua hob die Schultern. „Ich weiß es nicht. Zumindest alle, die ich gesehen habe!“ Joshua ließ jeden auf ein Bett schweben. „Um Professor Williams machen Sie sich bitte keine Sorgen. Ich habe für ihn die Zeit angehalten. Sonst wäre er gestorben. Kümmern Sie sich zuerst um die anderen!“

Madam Pomphrey musterte ihn kritisch. „Die Zeit angehalten?“

„Hat ihnen der Clan-Führer noch nichts über mich und meinen Bruder erzählt?“ wollte Joshua wissen.

„Ich gehöre nicht dem Clan an!“ Madam Pomphrey sandte ihm einen kalten Blick. „Und wenn Sie dem Clan angehören, werde ich sie bitten müssen, den Krankenflügel zu verlassen!“

Joshua blinzelte überrascht. „Nicht? Ich dachte… - Wir können das später klären. Ich gehöre nicht zum Clan. Kümmern Sie sich um die Verletzten. Ich werde noch einmal runter…“

„Nichts da, junger Mann! Sie bleiben hier!“ entschied Madam Pomphrey. „Auch Sie sind verletzt. – Sie können mir helfen, wenn sie wollen!“

Joshua seufzte. „Also gut. Was soll ich tun?“

„Beherrschen sie Diagnose Zauber?“ wollte Madam Pomphrey wissen.

Joshua nickte. Er konnte einiges an Wissen vorweisen, was das Gebiet der Heilkunde betraf. Das war eine der Voraussetzungen gewesen, um die Erlaubnis zu erhalten, nach Hogwarts zu gehen. Tom und Albus hatten dafür gesorgt, dass er ein gutes Grundwissen in magischen und nichtmagischen Wegen der Wundbehandlung kannte.

„Gut“, meinte Madam Pomphrey. „Arbeiten Sie die Verletzten durch. Schreiben Sie mir bei jedem auf, was der Diagnosezauber ergeben hat. Das wäre eine großartige Hilfe!“

„Ich kann mich auch um kleinere Verletzungen kümmern“, gab Joshua kund.

Madam Pomphrey nickte. „Erst die Diagnosezauber. Danach können Sie mir bei der Behandlung assistieren!“

Joshua machte sich an die Arbeit. Beharrlich sprach er über jeden Patienten den Diagnosezauber. Erleichtert stellte er fest, dass es keine lebensbedrohlichen Verletzungen gab. Manche würden länger in der Krankenstation bleiben müssen und ein oder zwei musste wohl mit bleibenden Schäden rechnen, doch alles in allem war das Ergebnis gut.

So lange, bis Joshua zu Seamus kam. Joshua wollte dem Ergebnis des Diagnosezaubers nicht glauben, also sprach er ihn ein zweites Mal und wurde bleich, als er das gleiche Ergebnis zeigte. Das durfte einfach nicht sein.

„Madam Pomphrey“, meinte Joshua mit schwacher Stimme.

Sofort kam die Krankenschwester zu ihm geeilt. „Ist es etwas Schwerwiegendes?“

„Ich glaube, ich habe den Zauber falsch ausgesprochen“, murmelte Joshua zitternd. „Bitte! – Bitte sagen Sie mir, dass mein Ergebnis falsch ist!“ Tränen traten in seine Augen. Es konnte nicht sein. Es durfte nicht sein.

Madam Pomphrey blickte auf Seamus. Und Sie brauchte nicht einmal den Zauber sprechen, um zu wissen, dass sie Joshuas Bitte nicht erfüllen konnte. Nur zur Sicherheit fühlte sich nach Seamus Puls, schüttelte dann traurig den Kopf. Sie ließ ein weißes Tuch erscheinen, breitete es über Seamus aus. Dann nahm sie Joshua in den Arm, der zitternd neben dem Bett seines Freundes stand.

„Es tut mir leid, Mr Fator!“ meinte sie sanft.

Joshua blinzelte die Tränen weg, versuchte sich zusammen zu reißen. „Es geht schon, danke“, meinte er mit brüchiger Stimme. Dann sah er zu den anderen Patienten. „Wir sollten weiter machen!“

„Sind sie sicher?“ wollte die Krankenschwester wissen. „Vielleicht ist es besser, wenn Sie sich auch hinlegen!“

„Nein!“ Joshua schüttelte entschlossen den Kopf. „Es ist besser, wenn ich ihnen helfe!“

Madam Pomphrey schien davon zwar nicht überzeugt zu sein, doch sie gab Joshuas Wunsch nach. Schweigend arbeiteten die beiden sich von einem Patienten zum nächsten. Madam Pomphrey hatte sie in der Zwischenzeit alle in einen Heilschlaf versetzt.

Joshua war unglaublich erleichtert, als er feststellte, dass Ginny nur bewusstlos war. Sie wies keinerlei Verletzungen auf. Madam Pomphrey schien davon zwar etwas verwirrt zu sein, doch auch sie war erleichtert. Bei Ginny hieß es einfach warten, bis sie erwachte.

Gerade als Joshua und Madam Pomphrey dem letzten Patienten einen stützenden Verband anlegten, betraten Lynar und Argus, begleitet von Fawkes in Phönixgestalt, den Krankenflügel. Sie brachten einige Schüler mit weniger schweren Verletzungen mit.

„Geht es hier allen gut?“ wollte Lynar wissen.

„Den Umständen entsprechend. Aber sie werden alle wieder auf die Beine kommen!“ stelle Madam Pomphrey fest. Sie sah erst zu Merlin und dann zu dem Bett, auf dem Seamus lag. „Bei Professor Williams weiß ich es nicht, dass ist Mr Fators Sache. – Und … Für Mr Finnigan kam meine Hilfe zu spät!“

„Merlin!“ Lynar sah alarmiert zu dem Hüter der Gesundheit.

„Ich habe die Zeit für ihn angehalten“, stellte Joshua fest. „Er wäre sonst gestorben. Wir müssen auf Daimos warten und hoffen, dass er irgendetwas für ihn tun kann!“ Erschöpft ließ er sich auf einem Stuhl neben Merlins Bett nieder. „Wie geht es Neville und Blaise?“

„Sie sind wohl auf. Im Moment helfen sie noch in Hogsmeade“, antwortete ihm Argus.

„Sind viele gestorben?“ fragte Joshua leise.

Lynar schüttelte den Kopf. „Bisher wissen wir nur von deinem Freund. Hoffen wir, dass er der einzige bleibt!“

Joshua nickte schwach.

„Trinken Sie das, Mr Fator!“ Madam Pomphrey hielt ihm einen Beruhigungstrank vor die Nase.

Doch Joshua schüttelte den Kopf. „Davon hatte ich heute schon einen vor dem Angriff.“

„Was? Warum?“ wollte Madam Pomphrey aufgebracht wissen.

„Weil der Angriff heute nicht der erste Schock war. Man hat versucht mit zu entführen“, stellte Joshua fest. „Was ist eigentlich mit dem Typen?“

„Er ist in Sicherer Verwahrung und steht vermutlich Todesängste aus“, stellte Argus hämisch grinsend fest.

„In der Kammer?“ schlussfolgerte Joshua.

Argus nickte.

„Geschieht ihm recht“, meinte Joshua unbeeindruckt. Sollte er doch in Todesangst neben dem Basilisken hocken. Immerhin hatte er Merlin mit dem Cruciatus belegt. „Braucht ihr Hilfe mit den Schülern? Oder kann ich etwas anders tun?“

„Du solltest dich hinlegen und ausruhen!“ bestimmte Lynar.

Doch Joshua schüttelte den Kopf. „Dass kann ich nicht. Ich würde verrückt werden, wenn ich nicht irgendetwas tun kann!“

Lynar seufzte. Sie verstand Joshua durchaus. Auch sie würde sich im Moment nicht einfach ins Bett verbannen lassen. „Geh runter ins Dorf. Sie empfangen dort jede Hilfe mit offenen Armen!“

Joshua befolgte diesen Rat. Den Rest des Tages verbrachte er damit, zu helfen im Dorf wieder Ordnung zu schaffen. Es dauerte eine schiere Ewigkeit, bis sie alle Kinder in den Häusern gefunden und so weit beruhigt hatten, dass sie ins Schloss zurückkehrten. Tom befand sich ebenfalls im Dorf und als er seinen Enkel sah, wollte er diesen sofort wieder hoch schicken. Doch Joshua bestand darauf, zu helfen. Auch Blaise und Neville blieben bis zum Schluss im Dorf.

Lange nachdem der Angriff beendet worden war trafen die Auroren in Hogsmeade ein. In der ersten Stunden verstärkten sie das herrschende Chaos eher, als hilfreich zu sein. Doch dann waren sie eine wirklich große Hilfe.

Die Nacht war längst herein gebrochen, als auch die letzten Schüler zurück ins Schloss geschickt wurden. Doch noch bevor Neville, Joshua und Blaise das Gelände der Schule erreicht hatten, hielt Joshua an.

„Joshua?“ Neville sah ihn verwirrt an.

Unsicher wandte sich Joshua an Blaise. Er wusste nicht, was er sagen sollte, doch er wollte seinem besten Freund die schlechte Nachricht selbst überbringen. Das sollte nicht Madam Pomphrey tun.

„Ist etwas nicht in Ordnung, Joshua?“ wollte Blaise besorgt wissen.

Anstatt etwas zu sagen nahm Joshua Blaise in den Arm.

„Joshua?“ fragte Blaise.

„Es geht um Seamus“, wisperte Joshua.

Blaise runzelte die Stirn. „Was ist mit ihm? Du hast ihn doch in die Krankenstation gebracht!“

Joshua nickte. Er holte tief Luft, bevor er sagte: „Es tut mir leid, Blaise! Er … er ist von einem tödlichen Fluch getroffen worden. Wir … wir konnten nichts für ihn tun!“

„Nein…“ hauchte Blaise. Dann riss er sich aus Joshuas Armen los. „NEIN!“ Blaise sah ihn wütend, mit Tränen in den Augen an. „DU LÜGST!“

Joshua schüttelte traurig den Kopf.

„Das ist nicht wahr! SAG MIR, DASS ES NICHT WAHR IST!“ Blaise packte Joshua an den Schultern. „SAG ES!“

„Es tut mir so leid“, wisperte Joshua erneut.

Blaise schüttelte den Kopf. „Das glaube ich nicht!“ Er wandte sich um und rannte den Weg hinauf. Joshua wusste, dass sein Weg ihn direkt in die Krankenstation führen würde.

„Er hat das nicht so gemeint, Joshua!“ sagte Neville leise.

Mit einem traurigen Lächeln blickte Joshua zu Neville. „Ich weiß. Es ist einfach der Schock.“

„Wie geht es Ginny?“ wollte Neville unsicher wissen.

„Es geht ihr gut. Sie ist nur bewusstlos“, berichtete Joshua.

Erleichtert seufzte Neville und ein ganzer Teil seiner Anspannung wich von ihm. „Was ist mit den anderen, die du mit hoch genommen hast?“

„Es geht allen so weit ganz gut. Nichts Lebensbedrohliches“, meinte Joshua. „Aber du solltest auch zu Madam Pomphrey. Mich hat sie schon verarztet, als ich wieder ins Dorf bin!“

Neville nickte. „Begleitest du mich?“ Er wollte Joshua ungern allein. Dieser war in den letzten Stunden viel zu ruhig gewesen. Neville wollte nicht, dass Joshua jetzt allein war.

Doch der Slytherin schüttelte den Kopf. „Sei mir nicht böse, aber ich brauche einen Moment für mich!“

Neville seufzte. „Natürlich. Aber bleib nicht zu lange draußen, sonst landest du doch im Krankenflügel!“

Joshua brachte irgendwie ein Lächeln zustande. „Geht klar. Bis später!“ Er ging in Richtung See. Daimos hatte dort immer Ruhe gefunden. Vielleicht hatte der See auch auf ihn diese beruhigende Wirkung.

Als Joshua am Strand stand, den Blick in den Himmel gerichtet, brach die Mauer und all die Ereignisse dieses Tages brauchen über ihm zusammen. Tränen rannen über sein Gesicht, während er für einige Momente noch versucht, die Fassung zu bewahren. Vergeblich. Schluchzend sank er auf Knie.

Seamus war tot.

Das war der erste Gedanke, der sich in seinem Kopf festsetzte. Joshua fühlte sich betrogen. Warum musste es ausgerechnet einen seiner besten Freunde treffen? Warum konnten es nicht Weasley oder Thomas sein? – Diese Frage erschreckte ihn, doch sie ließ sich auch nicht mehr verscheuchen.

Merlin lag im sterben und würde Seamus vielleicht bald folgen.

„Daimos.“ Schluchzend schlug Joshua die Fäuste in den Sand. Nie in seinem Leben hatte er sich so sehr nach seinem Bruder gesehnt wie in diesem Moment. Er hatte das Gefühl mit Daimos eine Lösung für jedes Problem finden zu können.

Er wünschte sich so sehr, dass sein Bruder ihn jetzt in den Arm nehmen könnte und ihm sage würde, dass alles gut werden würden. Ganz egal, ob das stimmte oder nicht. Er wollte es einfach hören. Und Daimos bei sich haben.

„DAIMOS!“, rief er verzweifelt. „Wo bist du?“, fragte er flüsternd. „Ich brauche dich doch!“ Joshua ließ sich auf die Seite sinken. Die Beine zog er an den Körper, umschlang sie mit beiden Armen. Schluchzend versteckte er den Kopf zwischen den Knien und dem Körper.

Als sich zwei Arme um ihn schlossen und er auf einen Schoß gezogen wurde, sah er nicht auf und stellte keine Fragen. Für einige Momente hielt er es sogar noch für eine Einbildung. Schließlich wusste er, dass Daimos nicht hier war, nicht hier sein konnte.

Doch Daimos Stimme in seinem Kopf bewies ihm das Gegenteil. /Schhh! Es ist alles gut, Josh! Alles ist gut!\ Wie ein Mantra wiederholte Daimos diese Worte, während Draco beruhigend durch Joshuas Haare fuhr.

„Wo kommt ihr her?“ fragte Joshua schließlich leise.

„Keine Ahnung“, gab Draco zu. „Wir saßen plötzlich nicht mehr in unserem Bett, sondern hier im Sand.“

/Was ist passiert, Josh?\ fragte Daimos sanft.

„Es gab einen Angriff…“ Joshua sah zu seinem Bruder auf. Mit einem Mal drehten sich seine Gedanken wieder ausschließlich um Merlin. „Kannst… Beherrschst du deine Fähigkeiten?“

Daimos blinzelte verwirrt, nickte jedoch.

Joshua sprang auf, zog seinen Bruder ebenfalls auf die Beine. Hektisch zog er ihn Richtung Schloss. „Du musst Merlin helfen! Bitte! Bitte hilf ihm!“

„Was ist denn passiert?“ wollte Draco wissen, der den beiden Brüdern eiligen Schritten folgte. Doch er erhielt keine Antwort. Joshua schien seine Frage gar nicht gehört zu haben. So mussten Daimos und Draco wohl oder übel noch einige Zeit auf ihre Erklärung warten.

„Ich habe für Merlin die Zeit angehalten!“ meinte Joshua, als er seinen Bruder in die Krankenstation führte. „Sonst wäre er gestorben. Bitte! Du musst ihm helfen!“

Daimos schenkte seinem Bruder ein aufmunterndes Lächeln, bevor er sich unter den Augen der erstaunten Madam Pomphrey Merlin zu wandte. /Weißt du, was ihn getroffen hat?\ wollte Daimos von seinem Bruder wissen.

Joshua schüttelte den Kopf. „Ich stand mit dem Rücken zu ihm. Ich weiß nicht einmal, wann er genau getroffen wurde!“

Daimos seufzte. /Also gut. Du müsstest die Zeit für ihn ein wenig laufen lassen, sonst kann ich nichts tun!\

„Ich…“ Joshua schluckte. „Ich weiß nicht, ob ich das kann. So viel Übung habe ich noch nicht und… meine Nerven liegen so blank, dass ich nicht weiß, ob ich mich noch so sehr konzentrieren kann.“

„Dann sollten wir es vielleicht auf morgen verschieben“, schlug Draco vor. „Auch unser Tag war nicht unbedingt erholsam!“ Mit Schaudern dachte Draco daran zurück, wie er beinahe abgeschossen worden war.

„Nein!“ meinte Joshua energisch.

„Wir sind alle erschöpft, Joshua und…“

Doch Joshua unterbrach Draco wieder: „Würdest du bis morgen warten, wenn es um Daimos ginge?“

Draco sah ihn erstaunt an, schüttelte dann jedoch den Kopf. Natürlich würde er nicht warten. Er würde alles dafür tun, dass Daimos so schnell wie möglich wieder zu Bewusstsein kam.

„Siehst du! – Wir könnten Fawkes Fragen, ob er die Zeit für Merlin langsam weiter laufen lassen könnte!“, schlug Joshua vor. Ohne zu zögern bat er Fawkes gleichzeitig in die Krankenstation.

Fawkes erschien wie aus dem Nichts neben Merlins Bett. „Du wolltest mich…“ Überrascht sah er zu den beiden Neuankömmlingen. „Draco? Daimos? Wo kommt ihr denn auf einmal her?“

„Das können wir doch später klären!“ meinte Joshua ungeduldig. „Kannst du die Zeit für Merlin langsam weiter laufen lassen?“

„Das könnte ich, ja… wieso?“ fragte Fawkes verwirrt.

/So lange er in dieser Starre liegt, kann ich nichts für ihn tun\, erklärte Daimos. /Könntest du die Starre lösen, wenn ich dir Bescheid gebe?\

Fawkes nickte etwas verdattert.

/Dray?\ Bittend sah Daimos zu Draco, der sofort verstand und sich hinter seinen Freund stellte. Sanft legte die Arme um Daimos Hüfte und stützte ihn.

Es fiel Daimos diesmal leichter als Tags zuvor bei Salazar. Er hatte erstaunlich wenig Probleme sich der Magie zu ergeben und Merlins Lebensenergie zu halten. Vielleicht lag es daran, dass die Zeit für Merlin still stand. Denn kaum hatte er Fawkes das Zeichen gegeben, hatte er große Probleme damit, die Lebensenergie nicht zu verlieren. Es gelang Daimos die aufsteigende Panik nieder zu drücken. Ohne lange zu zögern begann Daimos mit der langwierigen Arbeit die Lebensenergie zu festigen.

Merlin schwebte sehr viel näher am Abgrund des Todes als Joshua vermutlich wusste. Näher noch als Salazar, der ihm am Tag zuvor fast unter den Händen weg gestorben wäre. Daimos war unglaublich erleichtert, dass Joshua es nicht wusste, denn er hatte die Liebe seines Bruders zu Merlin gespürt.

Daimos wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als er endlich wieder aus seiner Trance erwachte, in die er verfallen war. Draco stand noch immer hinter ihm und hielt ihn. Erschöpft lehnte er sich gegen seinen Freund und beobachtete lächelnd, wie die Sorge aus Joshuas Gesicht der Erleichterung wich.

Argus war in der Zwischenzeit in die Krankenstation gekommen. Er hielt Fawkes, so wie Draco Daimos hielt. Der Phönix schwankte bedrohlich. Er war es nicht gewohnt, seine Fähigkeiten auf diese Weise ein zusetzten und eigentlich ging das, was er in der vergangenen Stunde geleistet hatte, weit über die Dinge hinaus, die er konnte.

„Wir sollten uns jetzt wohl alle hinlegen!“ meinte Draco.

„Ich bleibe hier!“ entschied Joshua.

Daimos nickte lächelnd. /Sag uns Bescheid, wenn er aufwacht, ja?\

„Mach ich“, versicherte Joshua leise. Er wandte den Blick nicht einen Moment von Merlin ab. Die Angst, Merlin zu verlieren, war noch immer nicht von ihm gewichen, auch wenn er wusste, dass Merlin nicht mehr am Abgrund des Todes schwebte.

So reagierte Joshua auch nicht, als Daimos ihn zum Abschied noch einmal umarmte und sein Bruder dann zusammen mit Draco, Argus und Fawkes die Krankenstation verließ.

„Mr Fator?“ Die Stimme der Krankenschwester riss Joshua aus seinen Gedanken. „Auch Sie sollten sich hinlegen!“

Joshua schüttelte den Kopf. Doch dann fielen ihm wieder seine Fragen ein und er sah zu Madam Pomphrey auf. „Ich dachte, sie gehörten dem Clan an!“

„Ich habe ihm nie angehört.“ Abwehrend hob Madam Pomphrey die Hände. „Doch ich war bis vor einigen Monaten in gewisser Weise an ihn gebunden. Ich musste ihm nicht folgen, aber gleichzeitig konnte ich mich nicht öffentlich gegen ihn stellen!“

Joshua runzelte die Stirn. „Wie meinen Sie das?“

„Meine Schwester an ihrer Jugend den Fehler begangen sich in ein höher gestelltes Mitglied des Clans zu verlieben. Und in diesem Fall machte die Liebe tatsächlich blind. Sie hat ihn geheiratet und war damit dem Clan verschrieben. – Ein falsches Wort von mir und meine Schwester wäre gestorben!“, erklärte Madam Pomphrey.

Joshua senkte den Blick. Er wusste von seinen Großvätern, dass der Clan diesen Weg gern wählte. Die Krankenschwester war nicht die einzige, die auf diese Weise von dem Clan beeinflusst worden war. Er war bisher jedoch niemandem begegnet, den der Clan so erpresste. – Und es gab nur eine Möglichkeit, warum Madam Pomphrey nun nicht mehr an ihn gebunden war.

„Was ist mit ihrer Schwester geschehen?“ fragte Joshua leise.

„Sie war schon seit vielen Jahren sehr krank. Vor zweieinhalb Monaten ist sie ihrer Krankheit erlegen“, erklärte Madam Pomphrey mit einem traurigen Lächeln.

„Das tut mir leid“, meinte Joshua niedergeschlagen.

Die Krankenschwester schüttelte den Kopf. „Es ist gut, so wie es jetzt ist. Meine Schwester ist von all ihren Leiden erlöst und auch ich bin wieder frei!“

Einen kurzen Moment schwiegen sie beide, bevor Joshua mit einer Frage herausplatzte. „Hatte der Clan ihnen befohlen sich nicht um Harry Potter zu kümmern, als er am Anfang des Schuljahres in die Krankenstation kam?“

Seufzend setzte sich Madam Pomphrey. „Joseph Simior war bei mir, noch bevor man den jungen Potter zu mir gebracht hat. Er sagte, er würde die Leiden meiner Schwester erhöhen und verlängern, wenn ich mich zu sehr um Mr Potter kümmern würde. Ich sollte ihn am Leben halten, mehr aber auch nicht.“

Joshua schnaubte. „Und sie haben sich dem einfach gefügt!“

Madam Pomphrey warf ihm einen traurigen Blick zu. „Hättest du an meiner Stelle anders gehandelt, wenn dein Bruder an der Stelle meiner Schwester gewesen wäre?“

Verärgert biss Joshua sich auf seine Lippe. Er wusste, dass er nicht anders gehandelt hätte. Aber immerhin ging es hier um seinen Bruder, der sich damals in einem dieser Betten versucht hatte das Leben zu nehmen. Und es ärgerte ihn, dass Madam Pomphrey nichts getan hatte, um Daimos von diesem Versuch ab zu halten.

„Ich wusste nicht, dass Mr Potter Selbstmordgefährdet war!“, ergriff Madam Pomphrey wieder das Wort. „Sonst hätte ich dafür gesorgt, dass er nicht in die Nähe von scharfen Gegenständen kommt.“

Joshua sah überrascht auf.

Madam Pomphrey lächelte ihn wissend an. „Sie haben Professor Williams vorhin mit Merlin angesprochen. Und ich habe gesehen, wie der Phönix von Albus sich in eine menschliche Gestalt verwandelt hat. – Ich kenne die Legenden und ich kann mir denken, wer sie und ihre Freunde sind, Mr Fator. Und ich habe gesehen, wie sehr sich Professor Williams und Mr Malfoy um Mr Potter gesorgt. Mit diesem Wissen ist es nicht schwer, die richtigen Schlüsse zu ziehen. – Ich kann ihren Zorn auf mich sehr gut verstehen.“

Joshua sah sie erschrocken an und sprang auf.

Doch die Krankenschwester hob beruhigend die Hände. „Alles was hier auf der Krankenstation besprochen wird fällt unter meine Schweigepflicht. Ich bin eine voll ausgebildete Medihexe, damit ist stehe ich unter einem magischen Bann. Selbst wenn ich wollte könnte ich nichts von dem verraten, was ich weiß. Weder Veritaserum noch Folter können mich dazu zwingen!“

„Was nicht bedeutet, dass ich ihnen vertraue“, gab Joshua zu bedenken.

Madam Pomphrey nickte. „Natürlich nicht. Das verlange ich auch gar nicht.“

Joshua setzte sich wieder auf Merlins Bett. Die Schweigepflicht der Medihexe beruhigte ihn einigermaßen. Dennoch würde er mit den Hütern darüber sprechen, dass die Krankenschwester nur zu genau wusste, wer sie waren. Sie waren an diesem Tag sehr unvorsichtig gewesen. Vielleicht hatten sie noch andere erkannt, außer Madam Pomphrey.

„Sie sollten sich schlafen legen, Mr Fator!“ meinte die Krankenschwester.

Joshua schüttelte entschieden den Kopf. „Ich bleibe bei Merlin.“

„Sie sind auch verletzt und…“,

„Ich bleibe hier“, unterbrach Joshua die Krankenschwester bestimmt.

Madam Pomphrey seufzte. „Also gut“, meinte sie kopfschüttelnd. „Ich werde Sie wohl nicht umstimmen können. – Gute Nacht!“ Damit stand sie auf und verschwand in ihren privaten Räumen.

Joshua dachte nicht viel über das Gespräch mit der Krankenschwester nach. Seine Gedanken drehten sich schon nach kurzer Zeit nur noch um Merlin. Sanft fuhr er mit den Fingern die Konturen von Merlins Gesicht nach. Mit der anderen Hand umklammerte er Merlins Hand.

„Du bist so ein Idiot, weißt du das?“ wisperte Joshua. Erschöpft ließ er seinen Kopf auf Merlins Brust sinken. „Warum hast du nicht besser aufgepasst?“

„Wäre ich ausgewichen hätte der Fluch dich getroffen und blocken konnte ich ihn nicht“, kam die leise Antwort.

Joshua fuhr erschrocken hoch. „Merlin!“ Tränen traten in seine Augen. „Du verdammter Idiot! Weißt du eigentlich, was ich für eine Angst hatte!“

Merlin lächelte schwach. „Nein.“

„Du wärst fast gestorben!“ meinte Joshua vorwurfsvoll. Doch die Tränen, die sich aus seinen Augen stahlen, schmälerten die Wirkung von Joshuas Ton deutlich.

Merlin setzte sich auf. „Aber das bin ich nicht“, meinte er ruhig. Er umschloss Joshuas Gesicht mit beiden Händen und küsste ihm sanft die Tränen von den Wangen.

„Ja. Weil Daimos plötzlich wieder hier war“, murmelte Joshua. „Das war nichts als Glück.“

Merlin unterbrach Joshua, indem er dessen Lippen mit seinen eigenen ein fing und sie sanft liebkoste. Joshua beruhigte sich augenblicklich. Er schlang seine Arme um Merlins Nacken und hielt sich wie ein Ertrinkender an ihm fest.

„Ich liebe dich!“, meinte Joshua leise, als Merlin ihn wieder frei gab.

Er erhielt dafür ein erleichtertes Lächeln. „Ich liebe dich auch“, erwiderte Merlin sanft. Er schloss seine Arme um Joshua und ließ sich mit ihm zusammen auf das Bett zurück sinken. So eng umschlungen blieben sie liegen und genossen ihre Zweisamkeit. Bis beide irgendwann eingeschlafen waren.
 

Daimos stand nervös neben Lynar vor dem Lehrertisch in der Großen Halle. Die vergangene Nach war kurz gewesen. Argus, Fawkes und Lynar hatten ihm und Draco noch berichtet, was am vorherigen Tag alles geschehen war.

Es war für Daimos noch immer unbegreiflich, dass Seamus tot sein sollte. Doch immer wieder, wenn Daimos zu Blaise sah, wurde ihm bewusst, wie real das doch war. Blaise saß in sich zusammengesunken auf seinem Platz. Er schien sich für nichts zu interessieren, was in der Großen Halle vor sich ging.

Seamus war nicht das einzige Todesopfer des vergangenen Tages. Zwei weitere Schüler – ein Gryffindor aus der vierten Klasse und ein Hufflepuff aus der fünften – hatten den Kampf in Hogsmeade nicht überlebt. Zu ihrer aller Erleichterung schwebte jedoch keiner der rund drei Dutzend Verletzten in Lebensgefahr.

Ginny war im Laufe der Nacht bereits wieder erwacht. Sie saß nun neben Neville am Slytherintisch und versuchte ihren Bruder mit wütenden Blicken aufzuspießen. Auch Merlin war bereits aus der Krankenstation entlassen worden und hatte seinen üblichen Platz an der Lehrertafel eingenommen.

In der Großen Halle herrschte eine gespenstische Stille. Daimos konnte sich nicht daran erinnern, dass es jemals keine ausgelassenen Gespräch zwischen den Schülern gegeben hatte. Nicht einmal nach dem tragischen Ende des Trimagischen Turniers war es so still gewesen.

Lynar hatte bereits eine lange Ansprache gehalten. Wegen des Überfalls auf Hogsmeade würde in der kommenden Woche kein Unterricht stattfinden. Es hatten sich bereits viele Eltern angekündigt ihre Kinder in den nächsten Tagen besuchen zu kommen. Außerdem war Lynar der Meinung, dass die Schüler zunächst etwas Ruhe brauchten um die Ereignisse des vergangenen Tages zu verarbeiten.

„Neben all diesen niederschmetternden Ereignissen gibt es jedoch auch eine erfreuliche Nachricht“, setzte Lynar ihre Rede fort. „Daimos Fator hat seine Krankheit überwunden und wird nun ebenfalls, wie sein Bruder, unsere Schule besuchen. Allerdings bitte ich um Rücksicht. Die Krankheit hat seine Stimmbänder beschädigt und noch ist unklar, ob er jemals wieder wird sprechen können. Allerdings beherrscht er Telepathie. Es wird Mr Fator also keine Schwierigkeiten bereiten am Unterricht teil zu nehmen.“

/Schöne wäre das, wenn es wirklich ungewiss wäre!\ meinte Daimos niedergeschlagen zu Draco und Joshua.

/Vielleicht finden wir einen Weg\, entgegnete Joshua aufmunternd.

„Würden Sie dann bitte den Hut aufsetzten, Mr Fator!“ bat Lynar und wies auf den dreibeinigen Hocker, auf dem der sprechende Hut lag.

Daimos nickte nur, setzte sich und ließ sich von McGongall den Hut auf den Kopf setzten. Doch dieser entschied sich bereits, noch bevor McGonagall ihn los ließ.

„SLYTHERIN!“ rief der Hut laut in die Halle.

Daimos war doch sehr erleichtert. Auch wenn ihm alle gesagt hatten, dass der Hut ihn kaum wieder nach Gryffindor schicken würde, hatte er Angst davor gehabt. Froh über die Wahl des Hutes lief Daimos nun zum Slytherintisch und ließ sich zwischen Draco und Joshua nieder.

„Siehst du. Ich habe dir doch gesagt, dass du dir keine Sorgen zu machen brauchst!“ Draco legte seinen Arm um Daimos und gab ihm einen kurzen Kuss.

Vom Gryffindortisch erklang ein empörtes: „Wiederwertig! Schwuchteln! Hier in Hogwarts! Das wird ja immer schlimmer!“

„Du bist ja nur neidisch Weasley“, rief Joshua zurück, überrascht dass er dazu in der Lage war. Lynars Zauber schien gelöst zu sein. „Weil du gezwungen wirst irgendeine Frau zu heiraten, die du dir vom alten Simior vorschreiben lassen musst!“

„Neidisch auf zwei Schwuchteln?“ fragte Weasley spöttisch. „Ich glaube, du hast gestern mächtig was abbekommen, was Fator? Dabei hättest du noch nicht einmal im Dorf sein dürfen!“

„Im Übrigen hat Ron sich von niemandem mehr etwas sagen zu lassen!“ mischte Thomas sich hämisch grinsend ein, was ihm von Weasley einen kalten Blick einbrachte.

„Was? Willst du dich tatsächlich gegen deinen Erbonkel stellen?“ fragte Draco kühl.

Weasley stand mit ernstem Gesicht auf. „Joseph Simior ist gestern Vormittag verstorben. Damit obliegt die Führung des Clans der Simior nun mir.“

„Und deine erste Amtshandlung war gleich, Hogsmeade angreifen zu lassen?“ wollte Joshua erzürnt wissen.

Weasley warf ihm einen eisigen Blick zu. „Das war nicht mein Befehl und die Verantwortlichen werden zur Rechenschaft gezogen werden! Es sollte dir aufgefallen sein, dass ich zusammen mit den anderen Schülern das Dorf verteidigt habe.“

Lynar unterbrach den aufkommenden Streit. „Mr Weasley… oder Simior?“

„Weasley“, meinte der Gryffindor. „So lange ich die Schule noch nicht beendet habe weiterhin Weasley.“

„Also gut, Mr Weasley", fuhr Lynar fort. „Ich möchte Sie für ein Gespräch in mein Büro bitten!“

„Natürlich, Direktorin“, meinte Weasley ruhig.

„Toll, jetzt haben wir den Clanführer direkt vor der Nase“, meinte Draco leise. „Das wird ja immer besser.“

/Das heißt es ist äußerste Vorsicht geboten. Weasley hat damit jetzt einen enormen Einfluss\, sagte Damian zu seinen Freunden.

„Vermutlich dürfte er erst einmal mit den Problemen im Clan beschäftigt sein“, gab Ginny zu bedenken.

„Was meinst du?“ wollte Joshua wissen.

„Der Angriff gestern war sicherlich weder von Joseph noch von Ron geplant. Da wollte irgendwer beweisen, dass er ein besserer Clanführer sei als Ron und ist jämmerlich gescheitert. Wer auch immer es war, er wird nicht der einzige sein, der zunächst einmal an Ron zweifeln wird“, erklärte Ginny.

„Wir dürfen dennoch nicht unvorsichtig werden“, meinte Neville.

Die anderen stimmten ihm stillschweigend zu. Unvorsichtig zu werden wäre mit Sicherheit das dümmste, was sie tun konnten. Weasley war nun noch viel gefährlicher, als vorher.
 

Es war Abend geworden, bevor die Hüter und die Zwillinge sich alle in Lynars Büro eingefunden hatten, obwohl sie sich schon vor dem Frühstück verabredet hatten. Schließlich waren sie viele Wochen getrennt gewesen und es gab eine Menge zu berichten.

Doch diese Berichte hielten sich sehr kurz. Es war nun dringender über die jüngsten Ereignisse zu sprechen. Wenn es nach den Hütern ginge, hätte der Tod des alten Simior noch eine Weile auf sich warten lassen können. Von Weasley konnte nun jederzeit eine unerwartete Reaktion kommen. Bei dem alten Simior hatten sie wenigstens über dessen nächste Schritte vermuten können.

„Was hast du mit Weasley besprochen?“ wollte Draco von Lynar wissen.

„Nur weil er nun politisch eine hohe, wenn nicht gar die höchste, Position in diesem Land einnimmt gelten für ihn weiterhin die Regeln von Hogwarts. Ich habe ihn daran erinnert, dass er weiterhin Schüler dieser Schule ist und auch seine Strafe nicht aufgehoben wird“, erklärte Lynar.

Daimos schnaubte. /Ich glaube kaum, das ihn das sonderlich interessiert.\

„Wenn er sich nicht daran hält könnte das seine Position gefährden, also hat er keine andere Wahl“, entgegnete Lynar ruhig. „Er wird sich zu benehmen wissen. Trotzdem solltet ihr drei vorsichtig sein!“ Sie warf jedem der drei Schüler einen warnenden Blick zu.

„Mr Daimos Fator, Sir?“ Unvorhergesehen erschien ein Hauself in dem Büro der Direktorin.

/Dobby!\ meinte Daimos überrascht. Doch was er sagte, kam bei dem Hauselfen nicht an.

„Telepathie funktioniert nicht bei Hauselfen“, stellte Argus fest.

„Was ist?“ wollte Draco von dem Hauselfen wissen.

„Ich dürfen nur mit Daimos Fator sprechen!“ meinte Dobby mit fiepsiger Stimme und zog an seinen langen Ohren.

Lynar wandte sich an den Hauselfen. „Daimos kann dir nicht antworten.“

„Das er nicht braucht!“ sagte Dobby hibbelig. „Ich ihm nur etwas geben soll!“

Daimos hielt Dobby die Hand hin. In diesem Moment wurde ihm wieder einmal schmerzlich bewusst, was Weasley ihm genommen hatte. Seit er mit Hilfe der Telepathie mit seinen Freunden reden konnte, vergass er es von Zeit zu Zeit. Dobby gab ihm einen Flakon, in dem sich silberne Fäden wanden.

„Erinnerungen!“ stellte Joshua überrascht fest. „Von wem hast du die bekommen?“

Dobby zog an seinen Ohren und hüpfte auf und ab. „Ich nicht sagen dürfe, Joshua Fator, Sir! Ich nicht sagen dürfen!“

„Danke Dobby, du kannst wieder gehen!“ mischte Lynar sich ein.

Dobby nickte, sah einmal jeden an und verschwand dann wieder.

„Gib mir die Flasche, Daimos“, bat Lynar und bekam den Flakon von Daimos überreicht. Einen Moment schwieg sie. „Sie sind echt“, stellte sie dann fest, sah dabei kurz überrascht zu Daimos. „Ich denke, dass das sehr Aufschluss reich sein könnte. – Das hier sind auch mehr als bloße Erinnerungen. Sie übermitteln auch die Gefühle der Person, von der diese Erinnerungen stammen.“

„Von wem sind sie?“ wollte Joshua wissen.

„Seht selbst“, meinte Lynar lächelnd und sorgte dafür, dass sie alle sieben gleichzeitig in die Erinnerungen eintauchen konnten.
 


 

Nur zur kurzen Info:
 

Ihr dürft raten, von wem die Erinnerungen sind! Wer es errät, der erhölt eine Überraschung von mir ^^ Natürlich hat jeder nur zwei Versuche, den richtigen zu raten, sonst könntet ihr ja alle Namen runter ratern und der richtige ist bestimmt dabi xD

Kapitel 20
 

Ron saß auf seinem Bett und beäugte neugierig den kleinen Kauz, den er geschenkt bekommen hatte. Es war sein fünfter Geburtstag und er hatte im Vergleich zu den vergangenen Jahren eine Unmenge an Geschenken bekommen. Doch das Beste war der kleine Kauz, den sein Onkel ihm geschenkt hatte.

Es ärgerte Ron nur, dass er so lange hatte warten müssen, bis er sich mit dem Kauz hatte beschäftigen dürfen. Sein Onkel hatte ihm erzählt, dass er irgendwann einmal seinen Platz einnehmen würde. Ron interessierten die Dinge der Erwachsenen nicht. Dennoch hatte sein Vater ihm immer wieder gesagt, was das für eine große Ehre sei. Er würde irgendwann einmal den Clan der Simior führen. Was auch immer sein Vater und sein Onkel damit meinten.

„Die Erwachsenen sind ja so blöd!“ meinte Ron leise und verschwörerisch zu dem Kauz. „Ihre Geschäfte sind soooo langweilig. Ich spiel viel lieber mit dir. Oder mit Ginny. Aber das darf ich ja nicht mehr. Ginny wird bald vier Jahre alt. Dann muss sie Mama helfen. Das ist doch doof. Ich muss Mama auch nicht helfen!“Der Kauz legte den Kopf schief und sah Ron nachdenklich an.

Ron kicherte. „Kannst du mich verstehen?“

Der Kauz hüpfte ein Stück zu ihm heran.

„Du bist ja sooo süß!“ Ron strahlte den Vogel an. „Vielleicht können wir beide irgendwann einmal heimlich mit Ginny spielen!“Der Kauz machte einen Satz zurück.

Ron legte traurig den Kopf schief: „Willst du das nicht? – Warum darf Ginny nur nicht mehr mit mir spielen? Sie ist viel besser als die Zwillinge oder Percy!“ Ron verzog das Gesicht bei dem letzten Namen. „Percy hat Ginny neulich gehauen. Und Dad hat nicht mal mit ihm geschimpft!“

Ron schrie erschrocken auf, als der Kauz sich vor ihm mit einem Mal verwandelte. Nun saß auf seinem Bett an Stelle des Vogels ein Mann mit strahlenden, violetten Augen und braunen Haaren.

„W-w-wer bist du?“ wollte Ron wissen. Das war der erste Fremde, vor dem er keine Angst hatte. Sonst machten fremde Menschen ihm immer furchtbare Angst.„Meine Name ist Pigwidgeon“, antwortete der Lilaäugige.Ron verzog das Gesicht. „Pig!“ entschied er. „Das ist viiiiel leichter zu merken!“

Pig lachte. „Das ist es, da hast du Recht!“

„Warum bist du hier?“ fragte Ron neugierig.„Dein Onkel hat mich dir geschenkt. Aber er dachte, ich sei nur ein ganz normaler Vogel“, erklärte Pig.„Bist du ein Anius?“ wollte Ron wissen.„Ein Animagus meinst du?“ hakte Pig lächelnd nach. „Nein. Ich bin kein Mensch.“„Was bist du dann?“ stellte Ron die nächste Frage.Pig lachte erneut. „Neugierig bist du gar nicht, was?“

Ron wurde rot. „’Tschuldigung“, nuschelte er.

Pig wuschelte ihm durch die Haare. „Nein, so meinte ich das nicht. Ich finde es gut, dass du so neugierig bist. Das ist eine gute Eigenschaft. Man sollte immer alles hinterfragen!“

Ron strahlte ihn an und wiederholte seine Frage: „Was bist du?“

„Ein Schicksalswind“, antwortete Pig.„Ein was?“ fragte Ron verwirrt.„Dein Onkel hat dir vorhin von uns erzählt“, meinte Pig ruhig.Ron überlegte angestrengt. Dann riss er die Augen auf und rutschte ein Stück von Pig weg. „Du bist böse!“

Pig schüttelte den Kopf. „Nicht alles, was dein Onkel dir erzählt hat ist die Wahrheit!“

„Onkel Joseph sagt, ihr wollt uns wehtun und uns tot machen!“ beharrte Ron und krabbelte noch ein Stück von Pig fort.„Das wollen wir nicht. Von uns gibt es auch gar nicht mehr so viele“, meinte Pig. „Möchtest du eine Geschichte hören?“Ron runzelte die Stirn. „Du tust mir nicht weh? Und Ginny auch nicht?“

Pig lachte leise. „Du bist ein guter Bruder! – Sei unbesorgt. Ich werde niemandem wehtun!“

Ron legte den Kopf schief. „Erzähl!“

Und so begann Pig von seinen Herinnen zu erzählen, von den Dingen, die sie erschaffen hatte, von den Schicksalswinden, vom Untergang der Schicksalsweberinnen und der Aufgabe, die die Winde seit dem hatten.

Ron sah ihn mit großen Augen an. Er zweifelte nicht einen Moment daran, dass alles, was Pig erzählt hatte, wahr war. „Und warum hast du dich dann verschenken lassen?“

„Weil ich deine Hilfe benötige“, antwortete Pig.Ron riss die Augen auf. „Mein Hilfe? Aber ich kann doch gar nichts machen!“

„Du kannst schon sehr vieles tun“, entgegnete Pig aufmunternd. „Und ich werde dir auch dabei helfen.“„Was soll ich denn tun?“ wollte Ron wissen.„Ich habe dir doch von den Hütern des Schicksals erzählt“, begann Pig.Ron nickte heftig.

„Und ich habe auch gesagt, dass sie die Aufgabe haben jemanden zu beschützen. Zwei sehr starke Wesen, die jedoch im Moment kaum so alt sind wie du“, fuhr Pig fort. „Diese beiden sind Zwillinge. Joshua und Daimos. Ich möchte den beiden helfen und dazu brauche ich auch deine Hilfe.“Ron sah ihn verwirrt an.

„Der Clan der Simior sieht in ihnen eine Bedrohung. Dein Onkel hat bereits den Befehl gegeben die Zwillinge zu fangen“, erzählte Pig.„Was? Aber das ist doch gemein!“ meinte Ron aufgebracht.„Das ist es“, stimmte Pig ihm ernst zu. „Die Erwachsenen haben Angst vor ihnen und wollen sie deshalb weg sperren.“Ron verzog das Gesicht. „Ginny hat immer Angst, wenn sie in ihr Zimmer gesperrt wird. Man darf niemanden einsperren. Das ist böse!“

Pig strich Ron lächelnd durch die Harre. „Würdest du mir helfen Daimos und Joshua zu beschützen?“

Ron nickte heftig.

„Das freut mich. Aber eines musst du mir noch versprechen! Das ich hier bei dir bin bleibt dein Geheimnis, okay? Niemand darf von mir wissen. Auch Ginny nicht!“ verlangte Pig sanft.Ron zog die Augenbrauen zusammen, dann begann er jedoch zu grinsen und nickte heftig. Er liebte Geheimnisse. Bisher hatte er immer nur Geheimnisse mit Ginny gehabt. Aber das hier war sein ganz eigenen Geheimnis.
 

Wütend schmiss Ron die Tür seines Zimmers ins Schloss und warf sich auf sein Bett. Doch die Wut wandelte sich schnell in pure Verzweiflung. Bald rollte er sich zusammen und begann leise zu schluchzen.

Ron bemerkte nicht, wie Pig in sein Zimmer geflogen kam und sich verwandelte. Erst als der Ältere ihn in den Arm nahm und leise fragte, was vorgefallen sei, nahm Ron Pig war.

„Dad ist so gemein! Ginny hat überhaupt nichts gemacht!“ Schniefend lehnte Ron sich an Pig. In den letzten Jahren hatte er ihn lieb gewonnen. Pig war immer da, wenn er jemanden brauchte, der ihn in den Arm nahm.Weder Rons Vater noch seine Mutter hatten ihn jemals wieder getröstet seit seinem fünften Geburtstag. Mittlerweile verstand er mehr, worum es ging. Ron würde einmal der mächtigste Mann von ganz England werden. Sein Vater glaubte, dazu musste er hart sein. Aber das wollte Ron gar nicht.

„Was ist passiert?“ fragte Pig vorsichtig.„Ich habe Ginny geholfen. Sie sollte die Küche aufräumen. Und dann sind mir zwei Teller runter gefallen. Dad kam in die Küche und hat mit Ginny geschimpft. Selbst als ich gesagt habe, dass ich Schuld bin! Er hat mich raus geschickt. Und als ich draußen war, hat er Ginny geschlagen. Das darf er nicht!“ Ron wollte wütend aufspringen. Er wollte zu seinem Vater gehen und ihm das ins Gesicht sagen.Doch Pig hielt ihn fest. „Bleib hier“, meinte er sanft. „Im Moment kannst du für deine Schwester nichts tun!“

„Aber das ist so ungerecht!“ begehrte Ron auf. „Immer wird Ginny für alles bestraft!“„Das ist die Art, wie Frauen und Mädchen im Clan der Simior behandelt werden. Für die Männer im Clan sind die Frauen nur dazu da das Haus sauber zu halten, dass Essen auf den Tisch zu bringen und die Kinder zu gebären. Wie es den Frauen dabei geht ist vollkommen egal“, erklärte Pig leise.„Aber das will ich nicht! Ich will nicht, dass Ginny so behandelt wird!“ meinte Ron trotzig.„Ich weiß.“ Pig begann damit Ron beruhigend über den Rücken zu streichen. Ron liebte das. Er fühlte sich dann immer vollkommen sicher. „Wenn du etwas daran ändern willst, müssen wir anfangen daran zu arbeiten.“Ron runzelte die Stirn. „Was können wir den tun?“

„Ich habe dir von den Fator-Zwillingen erzählt“, begann Pig.Ron nickte. Pig hatte ihm sehr oft davon erzählt. In den vier Jahren, in denen Pig nun schon sein Geheimnis war, hatte Ron jede Menge über die Schichsalsweberinnen und ihre Erben erfahren. Er war fasziniert von diesen Geschichten und wollte die Zwillinge unbedingt kennen lernen.

„Die beiden sind die einzigen, die an der herrschenden Situation etwas ändern können“, stellte Pig fest. „Aber sie werden es schwer haben, weil alle im Clan der Simior gegen sie sind.“„Ich nicht!“ entgegnete Ron ernst.Pig lächelte. „Aber du bist der einzige. Und deshalb bist du auch der einzige, der ihnen helfen kann.“

„Wenn ich ihnen helfe geht es Ginny besser?“ fragte Ron nach.Pig nickte. „Es wird für deine Schwester nicht sofort besser werden. Aber wenn wir jetzt anfangen einen Plan auszuarbeiten und ihn durch zu führen, dann könnte Ginny vom Clan befreit werden noch bevor sie die Schule beendet hat.“

„Hast du schon einen Plan?“ wollte Ron neugierig wissen. Für Ginny, seine kleine süße Schwester, würde er alles tun. Der Rest seiner Familie war ihm egal. Zumindest im Vergleich zu Ginny.„Den Anfang eines Plans“, meinte Pig.„Was denn?“ bohrte Ron weiter.„Du wirst einmal der Führer des Clans sein“, begann Pig.Doch Ron unterbrach ihn mit verzogenem Gesicht. „Das will ich gar nicht. Und Percy sagt wenn ich mich weiter so kindisch verhalte werde ich es auch nicht.“

„Aber du musst es werden, Ron“, sagte Pig ruhig. „Das ist die einzige Position, von der aus du Daimos und Joshua helfen kannst. Und damit auch Ginny.“Ron sah ihn entsetzt an. „Aber dann darf ich nicht mehr mit Ginny reden! Und ich darf nicht mehr spielen! Dann muss ich ja Dad und Onkel Josheph immer zu ihren Geschäften begleiten!“

Pig sah Ron ernst an. „Du musst dich entscheiden ob du dieses Opfer für Ginny bringen willst.“

Ron starte den Schicksalswind ungläubig an. Bisher war ihm alles wie ein Spiel vorgekommen. Doch Pigs ernster Blick machte Ron deutlich, dass es längst kein Spiel mehr war. Wenn er seiner Schwester helfen wollte, dann musste er von jetzt an ein Erwachsener sein.

„Willst du, dass deine Schwester irgendwann das gleiche Leben hat, wie deine Mutter jetzt?“ fragte Pig.Ron schüttelte erschrocken den Kopf. Das wollte er nicht. Er wollte, dass Ginny das tun konnte was ihr gefiel. Ron wusste, dass es nicht das war, wozu sie im Moment gezwungen wurde.

„Aber dann muss ich ja so gemein wie Dad zu ihr sein!“ meinte Ron leise. „Ginny wird mich dafür hassen!“Pig schüttelte den Kopf. „Jetzt vielleicht. Aber irgendwann wird sie erkennen, dass du das alles nur für sie getan hast.“

Ron biss sich auf die Lippe.

„Wenn du Ginny wirklich helfen willst musst du alles dafür tun um Joseph Simiors Erbe zu bleiben!“ sagte Pig eindringlich.Ron nickte, kniff dabei die Augen zusammen. Er mochte das jetzt schon nicht. Er würde so viele Dinge tun müssen, die er gar nicht wollte. Aber es ist für Ginny!, dachte er immer wieder. Für seine kleine süße Schwester.„Okay. … Aber … Du musst mir helfen! Ich weiß ja gar nicht, was ich tun muss um alles richtig zu machen!“ wisperte Ron unsicher.Pig schloss ihn liebevoll in seine Arme. „Das werde ich. Ich werde dich nie allein lassen, Ron. Du kannst immer auf meine Hilfe zählen!“
 

Ron lief fröhlich zum Raum der Wünsche. Pig hatte ihm genau gesagt wo er diesen fand. Denn hier in Hogwarts war dies einer der wenigen sicheren Orte an denen Pig sich ihm in menschlicher Gestalt zeigen konnte. Überall sonst musste er der Kauz bleiben. Das war nicht weiter schlimm, denn auch so konnte er sich mit Pig unterhalten. Doch Ron mochte ihn als Menschen lieber als in der Gestalt des Kauzes.

Als Ron die Stelle fand musste er jedoch eine Weile suchen, um den Eingang zu finden. Hogwarts war so groß und verwirrend. Das hatte er sich so gar nicht vorgestellt, bis er am Tag zuvor das Schloss zum ersten Mal erblickt hatte. Aber er liebte Hogwarts jetzt schon. Auch, wenn der Unterricht anstrengend war.

Immerhin hatte er einen Freund. Einen wirklich guten Freund, den er nicht einmal geheim halten musste. Pig würde immer sein bester Freund bleiben. Aber jetzt hatte er einen zweitbesten Freund, mit dem er sich immer unterhalten konnte.

Doch als Ron den Raum der Wünsche betrat und Pigs sorgenvolle Miene erblickte, verschwand all seine Freude über die letzten beiden Tage. Hatte er etwas falsch gemacht? Ron merkte nicht einmal, dass er diese Frage laut aussprach.

„Nein, eigentlich nicht“, antwortete Pig und zwang sich dabei zu einem Lächeln. „Komm, setzt dich zu mir!“ Pig schlug sachte mit der Hand auf das Sofa.Ron folgte der Aufforderung verwirrt. „Was ist mit dir?“

„Ich mache mir Sorgen um dich“, meinte Pig ganz offen.Ron runzelte die Stirn. Er wusste, dass Pig immer über alles mit ihm sprach. Vor gar nicht all zu langer Zeit hatte Pig ihm gesagt, dass er in den letzten zwei Jahren viel zu erwachsen geworden war. Dabei war das doch genau das, was er hatte tun sollen.

„Ich weiß nicht, ob ich nicht einen Fehler gemacht habe, als ich dich um Hilfe bat“, fuhr Pig fort.„Aber ich helfe dir gern!“ unterbrach Ron ihn. „Und es ist ja auch für Ginny.“Pig nickte. „Ich weiß, Ron. Aber es ist vielleicht nicht das Beste für dich.“

„Was meinst du damit?“ fragte Ron verwirrt.„Dein neuer Freund ist nicht der, für den ihn im Moment noch alle halten“, begann Pig.Er wurde jedoch erneut von Ron unterbrochen: „Ich weiß wer er ist. Bin ja nicht blöd! Harry ist eigentlich Daimos Fator, nicht wahr?“

Pig seufzte traurig. „Das ist er. Dein Onkel glaubt, Daimos sei einer der Hüter des Schicksals.“

Ron schnaubte. „Ich wusste schon immer, dass Joseph dumm ist!“

Das brachte Pig dazu, leise zu lachen. „So dumm ist diese Vermutung nicht, Ron. Aus der Sicht deines Onkels ist dieser Gedanke sogar ziemlich nahe liegend. – Aber das ist es nicht, was mir Sorgen bereitet.“

Ron runzelte die Stirn. „Was dann?“

„Daimos steht unter einem Bann. Ich habe noch nicht herausgefunden, was er bewirkt, aber ich fürchte, er hält ihn von seiner wahren Familie fern“, erklärte Pig. „Dein Onkel wird Daimos auf seiner Seite wissen wollen. Aber selbst mit diesem Bann wird Daimos sich niemals gegen seinen Bruder stellen, dafür haben die Schicksalsweberinnen gesorgt. Denn du weißt, was geschehen ist, als die Kräfte der beiden gegeneinander gewirkt haben.“Ron nickte, noch immer sehr verwirrt.

„So schnell wird Joseph aber nicht aufgeben. Ich befürchte, dass er Daimos mit Gewalt dazu wird zwingen wollen, für ihn zu kämpfen“, fuhr Pig fort.Ron sprang auf. „Das lass ich nicht zu! Daimos hat schon genug gelitten. Auch wenn er nichts erzählt hat, habe ich es gesehen! Er ist wie Ginny!“

„Wenn du dich deinem Onkel entgegen stellst waren die letzten beiden Jahre umsonst, Ron!“ ermahnte ihn Pig. „Ich verspreche dir, dass ich so viel für Daimos tun werde, wie möglich ist. Aber du musst an deine Aufgabe denken, egal was passiert!“Ron wurde bleich. „Ich soll … aber …“

Pig unterbrach das Gestotter: „Du bist die einzige Chance den Clan von innen heraus zu sprengen. Wenn das nicht gelingt, wird der Clan Daimos auf ewig gefangen halten. Ginny wird irgendwann sterben und so von ihrem Leiden erlöst werden. Aber Daimos kann nicht sterben. Wenn der Clan nicht zerstört wird, wird man Daimos in alle Ewigkeit hinein foltern!“

Ron schluckte schwer.

„Sei ihm so lange ein Freund, wie du kannst. Das wird ein Drahtseilakt, aber ich denke, dass du das schaffen wirst. – Von nun an sind es zwei Rollen, die du spielen musst. Wenn nur Clan-Mitglieder anwesend sind musst du weiterhin ihr künftiger Führer sein. – Und vor Daimos musst ein ausgelassener Junge mit jeder Menge Flausen im Kopf sein“, meinte Pig ernst.Ron reckte das Kinn in die Luft. „Das kann ich!“

Pig nickte zufrieden. „Und denk immer daran, dass ich bei dir bin und dir helfe!“
 

Ron stand mit ernstem Gesicht vor seiner Familie. All seine Brüder waren anwesend. Sein Vater stand neben ihm. Seine Mutter und seine Schwester standen in der Ecke, abseits vom Rest der Familie aber dennoch anwesend.

„Ich habe, zusammen mit Joseph und Vater, einen Plan ausgearbeitet. Harry Potter kann für unsere Seite durchaus nützlich sein. Also werden wir einen Weg finden müssen, ihn an uns zu binden!“ stellte Ron mit kalter Stimme fest. Er hasste es. Aber er hatte keine andere Wahl. Wenn er Daimos wenigstens für einige Tage von dessen angeblichen Verwandten weg holen wollte, musste er sich auf diese Farce einlassen.„Da hast du ja kräftig dran gearbeitet. So ein Schauspielerisches Talent, wie du es in der Schule an den Tag gelegt hast, hätte ich dir gar nicht zugetraut!“ meinte Percy spöttisch.„Percy!“ ermahnte sein Vater ihn zur Ruhe.„Potter vertraut mir“, stellte Ron fest. „Das ist eine gute Grundlage, aber noch nicht genug. Wir wissen alle, wie die Leute, bei denen er wohnt, ihn behandeln. Er wird jeden verehren, der ihn dort weg holt.“„Soll das heißen du willst ihn her holen?“ fragte Percy, verzog dabei das Gesicht.„Das heißt es“, stimmte Ron ihm nickend zu. „Und das bedeutet, dass wir einige Dinge beachten müssen. Er erwartet eine Familie, wie er sie aus der Muggelwelt kennt. Das heißt, dass jedes Mitglied der Familie im Haushalt hilft.“Bei den ältesten drei Söhnen löste diese Bemerkung ein entsetztes Stöhnen aus. Die Zwillinge warfen einen vorsichtigen Blick zu den beiden Frauen der Familie.

„Wir sollen Frauenarbeit machen?“ fragte Percy empört.„Wenn es dich stört beschwere dich bei Joseph!“ meinte Ron kalt.Percy zuckte zusammen.

„Glaubt mir, mir gefällt das nicht besser als euch“, sagte Ron. „Aber Potter auf unserer Seite zu haben könnte noch sehr wichtig sein. Und es ist besser, wenn er sich uns freiwillig anschließt oder wenn wir ihn auf einem Weg an uns binden, der keine Gewalt erfordert.“„Seit wann so zimperlich?“ wollte Percy wissen.„Weil er mächtiger ist, wenn er aus freien Stücken für uns arbeitet, als wenn er es widerwillig tut“, antwortete Ron.„Ginny!“ meinte Arthur streng.Ron warf ihm einen wütenden Blick zu, als er Ginny zusammen zuckten sah. Es war das erste Mal, dass er über seine Position froh war. Denn seit er zur Schule ging, stand eigentlich fest, dass er Joseph Simiors Erbe war. Und damit war er schon jetzt an die Stelle seines Vaters getreten und das Familienoberhaupt der Weasleys.

„Ginny, komm her!“, bat Ron sanft.Er wusste, dass er normalerweise nicht so mit ihr sprechen durfte, nicht vor seiner Familie, doch dies hier war eine Ausnahme. Dennoch war Ron nicht wirklich froh darüber. Denn er musste Ginny nun in Dinge verstricken, die vielleicht gefährlich für sie werden konnten.

Als Ginny vor ihm stand, den Blick auf den Boden gerichtet, legte Ron ihr sanft die Hand unter das Kinn und zwang sie, ihm in die Augen zu sehen.

„Dafür, dass wir dich in Harrys Anwesenheit von vielen deiner Aufgaben entbinden, wirst du eine andere, wichtigere Aufgabe bekommen“, begann er. Ron hasste sich selbst für seine Worte. Doch es gab nun keinen anderen Weg mehr. Er hatte lange mit Pig darüber gesprochen und sie waren zu dem Ergebnis gekommen, dass es vermutlich die beste Lösung war. „Du kommst dieses Jahr zur Schule und es ist damit Zeit, dass du einen Verlobten bekommst. Ich will, dass das Potter wird. Aber für ihn werden diese Dinge anders geregelt. Also wirst du dich in den nächsten Jahren darum bemühen, dass er sich in dich verliebt und dir einen Heiratsantrag macht!“Ginny nickte schüchtern. Eine weitere Sache die Ron hasste. Aber vielleicht würde Ginny der Kontakt mit Daimos gut tun. Ron hoffte so sehr, dass sie in der Schule zu ihrer alten Fröhlichkeit zurückfinden würde.

Ron ließ sie los und sah zu Fred und George. „Wir drei werden Potter mit dem Auto abholen, dass Vater aus dem Ministerium mitgebracht hat. Ab jetzt verhalten wir uns wie die Familie, die Potter erwartet.“

Auch wenn es eine Lüge war, die er Daimos präsentieren würde, hoffte Ron, dass es besser war, als Daimos Verwandte.
 

Aufgewühlt lief Ron von der Krankenstation zum Raum der Wünsche. Er war bei Daimos gewesen. Sein Freund sah wirklich schlimm aus. Die letzte Aufgabe des Trimagischen Turniers hatte ein grausames Ende gefunden. Und alle gaben dem Gewinner, Harry Potter, daran die Schuld.

Ron hätte sie am liebsten alle ins nächste Jahrtausend gehext. Warum konnten sie Daimos nicht nicht einfach in Ruhe lassen? Es war für ihn schlimm genug, dass er Cedric hatte sterben sehen. Und alle, die dem Clan angehörten, wussten, das diese ganze Sache größtenteils geplant gewesen war.

Ron war unglaublich froh, als er den Raum der Wünsche erreichte. Dieser war im letzten Jahr immer mehr zu einem Ort der Ruhe und Geborgenheit geworden. Gerade in den letzten Wochen hatte sich etwas verändert. Auch wenn Ron für alle Öffentlichkeit und vor allem für Daimos so tat, als sei er fürchterlich Eifersüchtig auf Krum, traf eigentlich das genaue Gegenteil zu.

Im Vergangenen Sommer hatte Hermine das erste Mal Kontakt mit dem Clan gehabt. Es war so gelaufen, wie Joseph es sich wünschte. Hermine war eine gute Hexe und – auch wenn sie eine Frau war – mit Sicherheit eine Bereicherung für den Clan. Zumindest war es besser, wenn sie auf ihrer Seite stand. Es war Josephs Wunsch, dass Ron sie heiraten sollte.

Ron hatte schon lange gewusst, dass diese Forderung kommen würde. Doch er mochte Hermine viel zu sehr, um sie in diese Sache mit hinein zu ziehen. Er war ganz froh, dass sie sich nun an Krum hielt, der mit den ganzen Dingen, die hier in England vor sich gingen, nichts zu tun hatte. Vielleicht konnte sie dem Clan noch entkommen, auch wenn sie fasziniert war, von den Möglichkeiten, die Joseph ihr geboten hatte.

Außerdem wollte Ron sie nicht heiraten. Er mochte sie, aber er hatte vor einigen Wochen bemerkt, dass er verliebt war. Furchtbar verliebt. Und das ausgerechnet in jemanden, mit er unmöglich eine Beziehung haben konnte. Es sprach alles dagegen. Angefangen bei der Abscheu, die im Clan gegenüber Homosexuellen herrschte.

Als Ron den Raum der Wünsche betrat, saß Pig auf dem weichen Teppich vor dem Kamin und beobachtete die Flammen. Er war so tief in Gedanken versunken, dass er Ron gar nicht bemerkte. Lächelnd schlich Ron sich an, beugte sich zu ihm herunter und machte dicht an Pigs Ohr: „Buh!“

Pig fuhr erschrocken zusammen und sprang auf die Beine, als er sich umdrehte. Panik spiegelte sich in seinem Blick, wich jedoch Erleichterung, als er Ron sah. „Du bist unmöglich!“ meinte er vorwurfsvoll, schloss Ron jedoch in seine Arme.

Ron lehnte sich lächelnd gegen ihn. Er genoss es, auch wenn er sich wünschte, dass diese Umarmung etwas andere bedeutete, nicht einfach nur eine Gewohnheit war. Auch wenn Ron die Gefühle verteufelte, die er für Pig entwickelt hatte, genoss er doch jeden Moment, in der seine Sehnsucht wenigstens zu kleinen Teilen erfüllt wurde.

„Du bist spät!“ meinte Pig. Ron konnte die Sorge deutlich heraus hören.„Entschuldige“, meinte er seufzend. „Ich war noch bei Daimos. Er ist ziemlich fertig, weil alle sagen, er hätte Cedric getötet.“„Das habe ich befürchtet“, stellte Pig fest.„Es geht jetzt los, oder?“ fragte Ron leise, gequält.Pig nickte traurig. „Joseph hat erkannt, dass seine Pläne so nicht aufgehen. Er wird versuchen Daimos zu brechen. Natürlich ohne das er mitbekommt, wer dafür verantwortlich ist. Ich denke, Joseph wird versuchen, das schlechte Licht auf Dumbledore zu richten. Und deine Aufgabe in seinem Plan ist es, Daimos die rettende Hand zu reichen.“

„Du musst dafür sorgen, dass er sie nicht annimmt!“ meinte Ron ernst. „Daimos darf nicht so tief in die Clanangelegenheiten geraten!“„Ich bin froh, dass du das von dir aus siehst. Es wird bald der Moment kommen, in dem eure Freundschaft für eine Weile beendet sein wird“, stellte Pig fest.Ron seufzte. „Es ist sowieso alles nur eine Farce. Daimos kennt mich nicht so, wie ich bin. Niemand außer dir kennt mich wirklich. Ich hoffe, dass Daimos mir eine zweite Chance gibt, wenn das alles hier vorbei ist.“

„Das wird er!“ meinte Pig überzeugt.Doch Ron wusste, dass Pig das nur sagte, um ihm Mut zu machen. Auch Pig konnte nicht wissen, was noch auf sie zukommen würde. Niemand wusste das.
 

„DAS KÖNNEN SIE NICHT TUN!“ Ron schlug kraftlos auf Pigs Brust ein, der ihn fest in seinen Armen hielt. „SAG MIR, WO ER IST! ICH WERDE IHN DA RAUS HOHLEN!“„Selbst wenn ich es wüsste, würde ich es dir nicht sagen!“ meinte Pig ruhig.„WARUM?“ Ron schluchzte. Verzweiflung überrollte ihn. Er wollte nicht mehr. Er konnte nicht mehr. Nicht, nachdem er erfahren hatte, was man Daimos antat. Er hasste Joseph. Und alle anderen, die davon wussten. Er hasste sie. „Du kannst ihn nicht dort lassen wollen!“, meinte Ron mit gebrochener Stimme.„Das will ich auch nicht“, sagte Pig leise. Er ließ sich mit Ron auf dessen Bett nieder. „Aber es wäre dein Tod, wenn wir einen Versuch unternehmen würden, Daimos zu helfen.“Ron schluchzte, klammerte sich zitternd an Pig.

„Ein Freund von mir, ein anderer Schicksalswind, hat ihm so gut es ging geholfen. Er konnte Daimos nicht dort herausholen, dazu ist er zu gut bewacht. Aber er hat Daimos für die Dauer dieses Sommers sein Augenlicht genommen“, erzählte Pig leise.Ron runzelte die Stirn und brachte mit brüchiger Stimme heraus: „Warum?“

„Wir denken, dass es besser ist, wenn er die Menschen nicht sieht, die ihm so wehtun. Wir hoffen, dass es dann leichter für ihn ist, das Ganze zu verarbeiten“, erklärte Pig.„Das wird es nicht“, beharrte Ron verzweifelt. „Warum konnte dein Freund ihn nicht befreien?“„Er hat eine andere Aufgabe, die sehr wichtig ist. Es gab einmal einen Schicksalswind, der über die Zwillinge wachen sollte, doch er wurde vor langer Zeit ermordet. Mein Freund hätte bei der Befreiung getötet werden können. Dieses Risiko konnte er nicht eingehen“, meinte Pig.Ron war mit dieser Antwort alles andere als zufrieden. Es gab keine Aufgabe, die wichtiger sein konnte, als Daimos Unversehrtheit. Daimos hatte schon so viel gelitten. Und Ron hatte sich nach Sirius Tod geschworen, jeden weiteren Schmerz von Daimos fern zu halten. Und nun war er zum nichts tun verdammt.

Er wurde aus seinen bedrückenden Gedanken gerissen, als Pig ihn küsste. Für einen Moment vergaß er alles andere. Pig schaffte es auf diese Weise immer wieder ihn zu beruhigen. Seit sie zusammen waren genoss Ron jeden Moment mit Pig doppelt. Pig hatte ihm deutlich klar gemacht, dass ihre gemeinsame Zeit begrenzt war. Ron konnte sich nicht auf ein schönes, friedliches Leben mit Pig nach Ende dieser ganzen Sache freuen, denn Pig würde noch vor dem Ende seinen Herrinnen folgen.

Doch er hatte Ron versprochen, bei ihm zu bleiben, bis er sich Joshua und Daimos offenbaren konnte. In Momenten wie diesen betete Ron dafür, dass bis dahin noch viel Zeit vergehen würde.
 

„Das kann ich nicht!“ Ron schüttelte panisch den Kopf.„Du musst!“ meinte Pig eindringlich. „Joseph tötet dich, wenn du es nicht tust! Willst du wirklich, dass die ganze Arbeit der letzten Jahre umsonst war?“„Nein“, sagte Ron schwach. „Natürlich nicht. – Aber Daimos ist so verzweifelt. Er hat verdammt noch mal versucht sich das Leben zu nehmen. Ich bin das erste Mal wirklich dankbar dafür, dass es Malfoy gibt!“„Draco Malfoy ist der letzte Hüter. Das weißt du, oder?“ fragte Pig.Ron nickte. „Ja. Aber er war in den letzten Jahren immer so ein Arsch!“

„Weil er gespürt hat, dass du niemandem die Wahrheit zeigst. Immerhin ist er ihr Hüter!“ stellte Pig fest.Ron verdrehte die Augen. „Ja ja.“

„Hier.“ Pig gab Ron ein kleines Stück Pergament. „Merke dir diese beiden Sprüche gut und dann vernichte den Zettel.“„Das… Ich dachte, es gäbe keinen Gegenspruch!“ wisperte Ron.„Das glaubt Joseph.“ Pig lächelte milde. „Aber er weiß vieles nicht. Er sieht ja nicht einmal die Verschwörung direkt unter seiner Nase!“Ron nickte nur, dann viel er Pig um den Hals. „Danke! Ich hätte es nicht ertragen zu wissen, dass Daimos nie wieder sprechen kann!“

„Mach dir keine Sorgen um ihn. Ich werde dafür Sorgen, dass er aus Hogwarts verschwindet, bevor Joseph den zweiten Teil seines Plans in die Tat umsetzten kann!“

„Ginny verhält sich verdächtig!“, stellte Dean missgelaunt fest.„Seit wir Potter seine Lehre erteilt haben, sucht sie einen Weg dem Clan zu entkommen“, entgegnete Ron ruhig. Es gefiel ihm nicht, dass Dean auf dieses Thema zu sprechen kam. Für seinen Geschmack zeigte Dean viel zu viel Interesse an seiner Schwester.„Den gibt es nicht“, meinte Dean entschieden und lächelte hinterhältig.Ron schwieg bedeutungsschwer. Er wusste, dass Ginny in Hörweite war. Vielleicht konnte er dieses Gespräch zu seinem Vorteil nutzen.

„Ron?“ fragte Dean unsicher.„Vielleicht gibt es doch einen“, stellte Ron fest, und bemühte sich, darüber sehr verärgert zu klingen.„Welchen?“ wollte Dean alarmiert wissen.„Der Hut könnte sie nach Slytherin schicken. Dann wäre sie außerhalb unseres Einflussgebiets!“ erklärte Ron.Dean sah ihn skeptisch an. „Wie sollte sie nach Slytherin wechseln können?“

„Auf Seiten unserer Mutter gibt es einen leichten Slytherineinschlag. Wenn sie darauf besteht, wird sie nach Slytherin wechseln können“, erklärte Ron. Pig, der auf seiner Schultern saß, schuhute leise. Ein Zeichen dafür, dass Ginny diesen Satz gehört hatte. Jetzt blieb Ron nur zu hoffen, dass Ginny das richtige tun würde.„Dann sollten wir ihr diese Gedanken austreiben!“, meinte Dean finster.Ron sah ihn emotionslos an, obwohl er ihm liebend gern ein paar unschöne Flüche auf den Hals gehetzt hätte. Niemand würde seiner Schwester schaden zufügen. Das würde er zu verhindern wissen. Dennoch nickte. „Das sollten wir vielleicht tun.“
 

Ron war zusammen mit Hermine und Dean in Hogsmeade. Eigentlich hätte er gar nicht hier sein dürfen. Bei seiner letzten Begegnung mit Joshua war es zu einem Duell gekommen. Sich gegen Joshua zu verteidigen hatte ihm alles an Können abverlangt, was er aufzubringen vermocht. Er wusste aber, dass er keine Chance gehabt hätte, wenn Joshua alles gegeben hätte.

Dieses Duell hatte ihm drei Tage auf der Krankenstation, eine deftige Strafe, zwei Heuler – einer von seinem Vater und einer von Joseph – und letztendlich auch eine ziemlich heftige Strafpredigt von Pig eingebracht.

Joseph hatte dafür gesorgt, dass er an diesem Wochenende mit nach Hogsmeade konnte, obwohl es ihm eigentlich verboten war. Er wäre zwar lieber im Schloss geblieben und hätte den Tag mit Pig genossen, doch so hatte es keinen Weg gegeben den Ausflug zu verhindern.

Ron hatte ein ungutes Gefühl und war froh, als Pig endlich angeflogen kam und es sich auf seiner Schulter bequem machte. Pig war die Nacht über weg gewesen. Ron hatte keine Ahnung, was er getrieben hatte, aber das hatte Pig ihm noch nie verraten. Wahrscheinlich hatte er sich wieder mit dem anderen Schicksalswind getroffen.

/Joseph ist tot\, teilte Pig ihm ruhig mit.

Ron blieb wie angewurzelt stehen. Und dann brach das Chaos aus. Mit einem Mal erschienen verhüllte Gestalten im Dorf. Ron erkannte die Roben sofort. Und er wusste auch, was dieser Angriff zu bedeuten hatte.

„Da will mir jemand meine Position streitig machen!“ stellte er leise fest, als er in Deckung ging.Hermine war bereits von ihnen getrennt worden, doch Dean hatte seinen Satz gehört. „Was meinst du damit?“ wollte Dean verwirrt wissen.

Ron sah ihn kalt an. Von jetzt an würde seine Rolle noch schwerer zu spielen sein. „Du solltest mich in Zukunft siezen. Von jetzt an führe ich den Clan. Und irgendwer will meine Position.“

Er wusste, dass es schon oft zu solchen Zwischenfällen gekommen war, wenn der alte Clanführer gestorben war. Auch Joseph hatte einen Angriff auf sich abwehren müssen. Doch hier ging es nicht nur um Ron sondern auch um die anderen Schüler.

„Vertreib sie aus dem Dorf!“ befahl Ron Dean. „Schütze die jüngeren Schüler. Ich werde zusehen, dass dieser Irrsinn ein Ende findet!“Dean stürmte davon. Kaum war er verschwunden nahm Pig seine menschliche Gestalt an. „Sei vorsichtig!“ mahnte er Ron. Schließlich war der Rothaarige das Hauptziel. Dieser Angriff war eine Prüfung für ihn.

Seite an Seite stürzten sich die beiden in den Kampf. Ron war unendlich froh, dass Pig ihn das Kämpfen gelehrt hatte. Er kannte jede Menge Zauber, die von den Menschen längst vergessen waren. Selbst einige Zauber aus der vergessenen Zeit hatte Pig ihm beigebracht.

Pig fing einen der Angreifer ein. Ron riss der Gestalt die Kapuze vom Kopf. Er kannte den Mann nicht, der darunter zum Vorschein kam, doch das war ihm egal. „Wer leitet diesen Angriff?“ fragte er bedrohlich. Er hielt ihm drohend den Zauberstab an die Kehle.

„Percy Weasley“, wisperte der Mann ängstlich.„Mein eigener Bruder also“, knurrte Ron ungehalten. „Zieh dich zurück!“, befahl er dann dem Mann, der diesem Befehl sofort nach kam, kaum dass Pig ihn los ließ.„Wir müssen Percy finden“, stellte Ron fest.„Es kann sein, dass er dich zum Duell fordert“, meinte Pig warnend.„Soll er nur“, zischte Ron. „Wie dumm kann man sein die Schüler an zu greifen?“Es war schwer Percy zu finden. Ron fing schon an zu glauben, dass Percy sich gleich nach Beginn des Angriffs zurückgezogen hatte. Das würde zu ihm passen. Percy mochte keine Gefahren. Und dennoch hatte er von Anfang an deutlich gemacht, dass er Rons Position wollte.

„Da ist er!“ rief Pig ihm zu. Wie durch ein Wunder hatten sie es geschafft beieinander zu bleiben.Doch noch bevor Ron der von Pig angedeuteten Richtung mit dem Blick folgen konnte, sah er Ginny. Sie kämpfte zusammen mit Neville, Seamus und Zabini. Ron fluchte. Kurzentschlossen schickte er einen Zauber auf sie, der sie für mehrere Stunden bewusstlos machen würde. Wer zu Boden ging wurde nicht mehr angegriffen. Dieser Angriff zielte nicht darauf ab, zu töten. Also war sie sicher, wenn sie als verletzt galt.

Außerdem waren, kurz bevor er Ginny entdeckt hatte, schwarz verhüllte Kämpfer aufgetaucht. Sie unterstützten die Schüler und vertrieben die Angreifer. Joshua hatte anscheinend Verstärkung angefordert. Denn nur von dessen Großvater konnten diese Leute kommen.

Ohne sich weiter um das Geschehen auf der Hauptstraße zu kümmern, wandte er sich um. Pig gab ihm Rückendeckung, auch wenn sie sich in einer Seitengasse befanden und kaum jemand ihnen Beachtung schenkte.

„Mein kleiner, unerfahrener Bruder mitten im Kampf. Sehr entzückend.“ Percy stand plötzlich vor ihm.„Du bist ein Idiot, Percy!“ meinte Ron wütend. „Jetzt ist wohl allen klar, warum Joseph nicht einmal darüber nachgedacht, dich als seinen Erben ein zu setzen!“„Aber ich werde ihn trotzdem beerben. Wenn du tot bist, steht mir niemand mehr im Weg. Die Zwillinge haben sich vom Clan abgewandt. Also bin ich in der Erbfolge der nächste!“ stellte Percy hämisch fest.Ron schüttelte den Kopf. „Ich werde dich in einem der Kerker versauern lassen!“ Im nächsten Moment kippte Percy erstarrt zu Boden. Ron war so schnell gewesen, dass sein Bruder den Fluch nicht einmal gesehen hatte.

„Pig, lass uns zum Rückzug blasen!“ meinte Ron, wandte sich ihm wieder zu.„VORSICHT!“ rief Pig plötzlich, stürzte sich auf Ron und riss ihn mit sich zu Boden. Mit aufgerissenen Augen sah Ron, wie Pig ein Fluch traf. Dann prallte er schmerzhaft auf den Boden.Ron überwältigte Panik, als sich ein trauriges Lächeln auf Pigs Gesicht legte. „Ich liebe dich, Ron!“ Dann zerfiel er in goldenen Staub, der Ron für einen Moment umspielte, bevor er vom Wind davon getragen wurde.

„Nein!“ Ron versuchte nach dem Staub zu greifen, doch er entwich ihm. „NEIN!“ rief Ron panisch, sprang wieder auf die Beine. Wutentbrannt richtete er den Zauberstab auf den Angreifer des Clans, der hinter dem reglosen Percy stand. Noch bevor Ron wieder stand, schoss der Angreifer einen weiteren Fluch auf Ron ab, dem dieser jedoch auswich. „AVADA KEDAVRA!“ schrie Ron voller Hass und Verzweiflung.Dann befahl er den Rückzug, apparierte zusammen mit Percy und der Leiche aus dem Dorf.
 

Ron hätte nie geglaubt, dass er Josephs Büro schon vor Ende seiner Schulzeit beziehen würde. Nun stand er hinter seinem Schreibtisch. Er musst hart mit sich kämpfen, um nicht in Tränen aus zu brechen. Pigs Verlust und der Schock über das, was er selbst danach getan hatte, nagten an ihm.

„Es war das dümmste aller dummen Dinge, die man tun kann!“ zischte Ron.Percy stand gefesselt vor ihm. Neben ihm noch zwei andere Männer, die mit Percy zusammengearbeitet hatten. Dann war noch sein Vater anwesend und drei weitere Männer, die eine hohe Position im Clan hatten.

„Hogwarts ist unsere Zukunft. Wenn wir die Schule zerstören, vernichten wir einen tragenden Teil unserer Gesellschaft. Dieser Angriff war unverantwortlich. – Ich habe bereits Nachricht bekommen, dass drei Schüler gestorben sind. Das sind drei zu viel!“ Es erfüllte Ron mit einer seltsamen Genugtuung, dass Percy unter seiner kalten Stimme zusammen zuckte. Er wollte ihn leiden sehen. Percy hatte von den Dingen gewusst, die man Daimos antat. Und Percy war schuld, dass Pig tot war.„Bis zu meinem offiziellen Amtsantritt am Ende des Schuljahres werdet ihr drei die Gastfreundschaft in meinen Kerkern genießen dürfen. Alle drei in einer Zelle“, entschied Ron. „Danach werde ich über eure Strafe nachdenken.“Ron hatte jetzt keine Geduld sich mit diesen Leuten auseinander zu setzten. Er musste zusehen, dass er einen Plan ausarbeitete. Irgendwie musste er Daimos und Joshua kontaktieren. Doch dazu musste Daimos erst einmal wieder auftauchen. Und dann würden sie ihm mit Sicherheit nicht trauen. Auch dieses Problem musste gelöst werden.

Ganz zu schweigen von der Arbeit, die nun auf ihn zu kam. Der Clan leitete sich nicht allein. Auch wenn er ganz offiziell noch nicht seine Position einnahm, war doch er es, der die Entscheidungen traf. In den letzten Jahren hatte er an Josephs Entscheidungen teilhaben können. Doch die ganze Sache ganz allein zu regeln, war um Längen anstrengender.
 

„Ron!“ begrüßte Hermine ihn erfreut, als er den Gryffindorturm betrat. „Du warst einfach verschwunden! Ich dachte schon, dir sei etwas passiert!“Ron warf ihr einen kalten Blick zu. Er hatte es immer gehasst so zu tun, als sei er mit ihr zusammen. Und jetzt, wo er am liebsten allein gewesen wäre um seiner Trauer freien Lauf zu lassen, konnte er diese Farce nicht mehr weiter führen.

„Lass mich in Ruhe, Weib!“ zischte er ungehalten. Das erste Mal fiel es ihm nicht schwer, den Ton zu wählen, den seine Rolle verlangte.„Was?“ Hermine erbleichte und sah ihn voller Schock an.„Joseph ist tot und ich muss seinem Wunsch dich zu heiraten nicht mehr nachkommen. Du glaubst gar nicht, wie froh ich darüber bin!“, meinte Ron. Dabei wandte er sich von ihr ab. „Du bist bereits an den Clan gebunden und hast auf meine Befehle zu hören. Aber unsere Verlobung ist gelöst. Es gibt bessere als dich.“Pigs Bild tauchte vor seinem inneren Auge auf und Ron presste die Zähne so fest aufeinander, dass es weh tat. Der seelische Schmerz schien ihn auseinander zu reißen. Doch jetzt aufzugeben würde bedeuten, alles was Pig getan hatte mit den Füßen zu treten. Er musste weiter machen. Jetzt nicht mehr nur für Ginny und Daimos sondern auch für Pig. Die drei, denen all seine Liebe galt.

„Ron?“ Dean stand vor ihm und sah ihn erwartend an.Ron musterte ihn. „Es heißt seit heute Morgen Lord Simior! So lange nur angehörige des Clans dabei sind, zumindest. Und ich sehe hier niemanden, der nicht zu uns gehört!“

Dean senkte ehrerbietig den Kopf. In Ron schrie alles auf. Er wollte über niemanden bestimmen können. Er dachte mit Verzweiflung an Ginny und Daimos, die so viel unter Leuten, wie er im Moment einer sein musste, hatten leiden müssen.

Dean sah wieder auf und zu der Treppe, die zu den Mädchenschlafsälen führte. Ron wusste genau was er wollte und ihm wurde übel. Zuerst hatte Dean ein Auge auf Ginny geworfen, als klar war, dass die Verbindung zwischen ihr und Harry Potter nicht zustande kommen würde. Doch seit Ginny in Slytherin war, galt Deans Interesse Hermine, die jedoch an Ron vergeben war. Der Rothaarige wusste, dass Deans einziges Interesse sexueller Natur war. Er würde das nicht zulassen.

„Ich werde darüber nachdenken, Dean“, meinte Ron diplomatisch. „Aber lass die Finger von ihr, so lange ich es dir nicht erlaube!“„Das ist zu freundlich von Ihnen, Lord Simior.“ Dean verbeugte sich unterwürfig.Ron hätte ihm am liebsten das dreckige Grinsen aus dem Gesicht geschlagen. Er hoffte sehr, dass Hermine vielleicht wieder zur Vernunft kommen würde. Doch Ron fürchtete, dass es dafür schon zu spät war. Hermine hatte vermutlich schon zu lange unter dem Einfluss des Clan gestanden.
 

Endlich konnte er seinen Tränen freien Lauf lassen. Ron zweifelte im Moment stark daran, ob er stark genug war, ohne Pig seine Rolle weiter zu spielen. Aber er hielt sich immer wieder vor Augen, dass Pigs Opfer unnütz gewesen wäre, wenn er jetzt aufgab. Er musste da jetzt durch.

„Dobby!“ rief Ron.Der kleine Hauself hatte Pig gekannt. Im vergangenen Schuljahr hatte Pig von diesem ein herrliches Dinner hier im Raum der Wünsche herrichten lassen. Es war ein wunderschöner Abend gewesen. Und seit dem hatte ein weiteres Wesen hier in Hogwarts von Pig gewusst.

„Ron haben nach mir gerufen?“ Dobby sah ihn neugierig an.Pig hatte es tatsächlich geschafft dem kleine Geschöpf das Ständige „Master“ und „Sir“ abzugewöhnen, zumindest was sie beide betraft.

„Ich brauche deine Hilfe Dobby“, meinte Ron, zwang sich dabei zu einem Lächeln. „Ich brauche einen mittelgroßen Flakon.“ Ron hatte noch nicht ganz ausgesprochen, als Dobby verschwand und gleich darauf mit dem gewünschten wieder erschien.„Danke“, meinte Ron lächelnd. „Ich werde jetzt hier einige meiner Erinnerungen rein tun.“Dobby sah ihn aus großen Augen an.

„Es ist sehr wichtig, dass du diese Flasche dann zu Daimos Fator bringst. Gib sie nur ihm. Aber er wird dir nicht antworten, denn er ist stumm. Sag ihm unter keinen Umständen, dass die Erinnerungen von mir kommen. Hast du das verstanden.“Dobby nickte. „Ich werden alles zu Rons Zufriedenheit erledigen!“

Ron nickte. Er wusste, er konnte sich auf Dobby verlassen. Und jetzt, wo Daimos wieder da war, würde es vielleicht alles schneller und einfach gehen. Und vielleicht würden die Erinnerungen Daimos wenigstens dazu bringen, mit ihm zu reden. Ron wollte ihm den Gegenzauber geben. Und sich für seine Worte in der großen Halle entschuldigen. Er freute sich wahnsinnig für Daimos, dass dieser offensichtlich mit Draco glücklich war.

Ron konzentrierte sich und begann einige seiner Erinnerungen aus seinem Kopf zu lösen und die dem Flakon zu sammeln
 

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Hallo meine lieben Leser ^^

nun, wer hat DAMIT gerechnet? Und seid ehrlich! XD

Es hat sich keiner von euch getraut auch nur IRGENDEINE Vermutung zu äußern. oO Ich gebe ja zu, dass es schwer war, aber ihr hättet es ja wenigstens mal versuchen können!

Nun gut, darf sich keiner einen One-Shot von mir wünschen. XP
 

Bei allen anderen Geschichten kommen erst Samstag neue Kapitel. Aber da ich Sonntag noch mal in den Urlaub fahre und doch gerne wissen will, wie eure Reaktionen auf dieses Kapitel ausfallen, kommt dieses hier schon heute.

Ungebetat. ... Ich muss nach dem Urlaub zusehen, dass ich meinen Betalesern die Kapitel wieder rechtzeitig schicke... *drop*
 

bis zum nächsten Mal

glg

tanguna

Kapitel 21
 

Alle starrten auf die Stelle, an der Lynar die Erinnerungen projeziert hatte. Niemand von ihnen konnte glauben, was sie in den letzten Minuten gesehen hatten. Das alles war viel zu unglaublich.

Joshua war der erste, der das Wort ergriff: „Bist du dir sicher, dass das nicht gefälscht ist, Lynar?“

„Die Erinnerungen sind echt!“, stellte Lynar erneut fest.

/Das ist...\ Daimos brachte es nicht fertig seinen Satz zu beenden. Unglauben und verhaltene Freude mischten sich in ihm. Noch überwog der Unglauben, doch Daimos wusste, dass sich das ändern würde, wenn die Dinge, von denen sie nun erfahren hatten, sich als wahr erwiesen.

„Selbst wenn das alles wahr ist, bin ich nicht der Meinung, dass wir Weasley so einfach trauen sollten“, meinte Draco bestimmt.

„Wir könnten ihn her holen und mit ihm sprechen“, schlug Argus vor. „Dann können wir uns nach deinem Urteil richten!“

„Vorher habe ich eine andere Idee!“, meinte Joshua plötzlich und sprang auf. „Kommt mit!“ Er zog Merlin und Daimos mit sich, als er das Büro der Direktorin verließ.

Draco war der einzige, der ihnen folgte, als Joshua sie eiligen Schrittes hinunter in die Kammer des Schreckens führte. Vor dem offenen Eingang zur Kammer erstarrte Daimos. Er verspürte nicht wirklich das Bedürfnis, dem Basilisken noch einmal zu begegnen.

„Joshua!“ Auch Merlin blieb vor der Kammer stehen und sah den Jüngeren durchdringend an. „Was hast du vor?“

„Ich habe nicht vor, irgendwelche Erinnerungen an zu sehen!“, stellte Joshua fest. „Ich glaube, dass dieser Pigwidgeon auch ein Fach da unten hat. Das will ich nur nachprüfen, versprochen!“

/Müssen wir da durch?\ fragte Daimos unsicher.

„Der Basilisk schläft“, meinte Merlin beruhigend. „Und ich denke sowieso nicht, dass wir den Raum der Erinnerungen aufsuchen sollten. Selbst wenn ihr mit dem Vorsatz da rein geht, euch nichts an zu sehen, kann ein unbedachtes Wort euch in irgendwelche Erinnerungen ziehen. Und wir haben heute schon genug gesehen, dass erst einmal verarbeitet werden muss!“

„Aber die Erinnerungen von Pigwidgeon könnten tatsächlich nützlich sein“, stellte Draco sich auf Joshuas Seite.

„Und genauso gefährlich!“ entgegnete Merlin harsch.

/Aber Joshua würde sie sich diesmal nicht allein ansehen!\ Daimos musste all seinen Mut zusammen nehmen, um dafür zu stimmen, die Kammer des Schreckens zu durchqueren.

Merlin sah die drei Jungen der Reihe nach ernst an. Ihm behagte die Vorstellung absolut nicht, sie in den Raum der Erinnerungen zu lassen. Doch er musste sich dieses eine Mal eingestehen, dass sie vermutlich recht hatten. Mit Pigwidgeons Erinnerungen konnte sie die Geschichte von Ronald Weasley nachprüfen. Und dieser Junge könnte ihnen eine große Hilfe sein, wenn er wirklich auf ihrer Seite stand.

„Also gut“, lenkte er schließlich ein. „Ich löse den Bann.“

Während Merlin dun Joshua die Kammer betraten, blieb Daimos unschlüssig am Eingang stehen. Von dort aus konnte er den Basilisken sehen, der tatsächlich friedlich schlief. Dennoch jagten allein die Erinnerungen an seine letzte Begegnung mit ihm kalte Schauer über Daimos Rücken.

„Komm!“ meinte Draco sanft, griff dabei nach Daimos Hand. „Wenn er auch nur auf die Idee kommen sollte dich an zu greifen, muss er erst einmal an einem Drachen vorbei!“

Daimos brachte ein verunglücktes Lächeln zu stande. /Wenn du dich hier verwandelst, stürzt die Kammer ein!\ Den Blick immer wachsam auf den Basilisken gerichtet, ließ er sich von Draco durch die Kammer führen. Ganz egal, wie weit weg die Dinge wirkten, die er als Harry Potter erlebt hatte, manche Dinge waren hängen geblieben. Und die Angst vor Basilisken gehörte dazu.

Als sie bei Joshua und Merlin ankamen griff Joshua nach der freien Hand seines Bruder. „Dieser Basilisk ist zahmer, als jedes Haustier, das mir bisher begegnet ist!“, stellte er lachend fest.

/Dafür hat er mich bei unserer letzten Begegnung ziemlich verbissen gejagt!\, meinte Daimos misstrauisch.

„Das war ein Versehen“, erklärte Merlin, während sie die Stufen hinunter stiegen. „Er hatte von Salazar den Auftrag, niemanden zum Raum der Erinnerungen durch zu lassen, bis ich nicht wieder komme. Und er ist Salazar nun einmal absolut treu.“

/Ich hoffe, er ist mir nicht böse, wenn ich trotzdem die Anzahl unserer Begegnungen so gering wie möglich halte!\ murrte Daimos.

„Ich glaube nicht, dass ihn das stören wird“, meinte Joshua lächelnd.

Das Gespräch wurde in eine neue Richtung gelenkt, als sie vor der Tür zu dem runden Raum ankamen. Merlin blieb, wie gewohnt, vor der Tür stehen. Draco jedoch, der von dem Schild auf der Tür nichts wusste, folgte den Zwillingen. Merlin reagierte zu spät, denn als er die Hand ausstreckte um Draco zurück zu halten, trat dieser bereits durch die Tür hindurch.

„Was ist?“ fragte Draco verwirrt, als er Merlins erschrockene Miene erblickte.

„Bisher ist niemand außer mir hier herein gekommen“, erklärte Joshua nicht weniger überrascht als Merlin. Für den Moment waren Pigs Erinnerungen vergessen.

„Was hat alle anderen denn bisher davon abgehalten?“, fragte Draco stirnrunzelnd.

„Ein Schutzschild, an dem ich mir die Finger verbrannt habe!“, erzählte Merlin.

/Warum dann der Basilisk als Schutz, wenn der Raum magisch geschützt ist?\, wollte Daimos verwundert wissen.

„Ich vermute, Salazar wusste von dem magischen Schutz nichts!“, meinte Merlin. Vorsichtig streckte er dabei die Hand aus. Er rechnete fest damit, sich ein weiteres Mal zu verbrennen. Doch zu seiner großen Überraschung geschah nichts, als er die Hand durch die Tür steckte. Erleichtert folgte er den drei Jungen. „Versteh einer die Weberinnen und ihre Magie“, murmelte er erleichtert. „Ich tue es schon lange nicht mehr!“

„Vielleicht ist das Schild weg, weil Daimos jetzt hier ist!“, mutmaßte Joshua. „Aber darüber können wir uns auch später noch Gedanken machen!“

Daimos hatte sich vor das letzte Regal gehockt und starrte auf den Namen des vorletzten Fachs, welches nun angefüllt war mit kleinen und größeren Philolen.

/Da steht tatsächlich Pigwidgeon. - Wisst ihr, was ich mich schon die ganze Zeit frage? Warum hat er sich so sehr in die Geschehnisse eingemischt? Ich meine, bisher hat das kein Schicksalswind getan, oder?\

„Nein!“ Joshua seufzte ergeben, als er der Veränderung um sie herum gewah wurde.

„Ich habe es ja gesagt“, meinte Merlin mit finsterem Gesicht. Doch er war auch froh, dass er Joshua diesmal begleiten konnte.

Joshua erstarrte, als er den Schicksalswind erblickte, der vor ihnen auftauchte. „Oh nein!“, wisperte er bleich. „Lex' Erinnerung!“

„Nein, Pigs Erinnerung!“, berichtigte Merlin ihn, zog ihn dabei zu sich. Es war ihm nur zu gut in Erinnerung, wie sehr Joshua das letzte Mal unter dem gelitten hatte, was er gesehen hatte.
 

Dennoch hatte Joshua nicht ganz unrecht. Denn in dem endlosen von Licht erfüllten Raum sahen sie zunächst nur Lex, bis Pig wenige Augenblicke später ebenfalls auftauchte.

Als Pig den anderen Schicksalswind erblickte, wich seine sorgenvolle Miene einem Lächeln. „Es scheint, dass wir unsere Aufgabe gemeinsam bewältigten können!“

„Wer weiß.“ Lex seufzte. „Es wäre schön, aber bisher hat jeder seine eigenen Auftrag bekommen!“

„Manchmal müssen nun einmal Ausnahmen gemacht werden!“ Eine Schicksalsweberin war vor den beiden Winden erschienen. „Und in eurem Fall dachten wir, dass ihr ohnehin damit rechnet.“

„Wie Ihr seht, haben wir das nicht“, meinte Pig, der im Gegensatz zu Lex vollkommen ruhig war.

„Es gibt keinen Grund für deine Unruhe, Lex“, sagte die Weberin freundlich. „Bis ihr euren Auftrag erfüllen könnt, wird noch viel Zeit vergehen.“

„Welche Aufgabe habt ihr uns zugedacht?“ wollte Pig wissen.

„Du bist wie immer ungeduldig, Pigwidgeon!“, stellte die Weberin lachend fest. „Eure Aufgabe wird eine der wichtigsten sein. Joshua und Daimos werden in den ersten Jahren, bis die Hüter sie finden jemanden brauchen, der über sie wacht. Diese Aufgabe wird euch zu Teil werden. Ihr dürft euch ihnen jedoch nicht zu erkennen geben!“

Pig und Lex sahen sich ungläubig an.

Schließlich brach es aus Lex heraus: „Wir sollen Euren...“

Doch die Weberin war bereits verschwunden.
 

„Du musst mich hier zurück lassen!“ Lex sah eindringlich zu Pig. Er war mit Ketten an die Wand gefesselt. Die Frühlingssonne schien durch eine kleine Öffnung in der Kerkerwand auf sein Gesicht.

„Was redest du da für einen Unsinn?“, meinte Pig aufgebracht. „Es muss einen Weg geben, dich hier heraus zu holen.“

Lex schüttelte den Kopf. „Vielleicht gibt es einen, aber meine Flucht würde das alles nur noch viel schlimmer machen. Pig, bitte! Sieh es ein!“

„Nein!“, rief Pig verzweifelt. „Ich sehe es nicht ein!“

„Wir haben eine Aufgab und...“

Pig unterbrach ihn. „Auch deswegen werde ich dich nicht hier lassen. Und selbst wenn wir keine Aufgabe hätten, würde ich...“

„Hätten wir keine Aufgabe, würde ich alles tun, um von hier zu fliehen!“ Lex Aussage ließ Pig abrupt verstummen. „Wenn ich fliehe wird unsere Aufgabe vollkommen unmöglich werden. Sie haben mir meine Magie genommen und sie würden uns überall hin folgen! Egal wie viel Zeit vergeht. - Vielleicht ist das hier unsere Strafe dafür, dass...“

Pig verschloss Lex den Mund mit seiner Hand. „Denk das nicht einmal zu Ende!“ zischte er warnend. „Die Weberinnen haben akzeptiert, was zwischen uns ist! Sonst hätten sie uns nicht gemeinsam eine Aufgabe gegeben!“

„Vielleicht haben sie das“, lenkte Lex ein. „Aber darum geht es jetzt eigentlich nicht. - Wenn die Ravenclaws uns verfolgen, würden wir sie direkt zu den Zwillingen führen. Das dürfen wir nicht zulassen!“

„Stattdessen willst du dich opfern?“ Mittlerweile kämpfte Pig mit den Tränen. Er wusste, dass Lex recht hatte. Aber das hieß nicht, dass er es deswegen einfach akzeptieren würde. „Sie werden dich in den Tod folgern!“

„Das werden sie“, stimmte Lex ihm ernst zu.,

Pig schüttelte ungläubig den Kopf, gab den Kampf gegen die Tränen auf. „Wie kannst du das einfach hinnehmen?“

„Wir können nicht ändern, was geschehen ist“, meinte Lex ruhig. „Das konnten nicht einmal unsere Herrinnen! Dafür müssten schon die Zwillinge hier sein! Du musst allein unseren Auftrag erfüllen!“

„Ich schaffe das nicht dich hier zurück zu lassen!“ meinte Pig wimmernd.

„Reiß dich zusammen, Pig!“ verlangte sanft. „Und bevor du gehst musst du all meine Erinnerungen an dich löschen.“

Pig schüttelte ohnmächtig den Kopf. Er wusste, dass Lex recht hatte. Er musste all diese Erinnerungen löschen. Irgendwann würde der Punkt kommen, an dem Lex seine geistigen Schilde nicht mehr würde aufrecht erhalten können. Die Ravenclaws durften nicht auch noch von ihm erfahren.

Bevor Pig tat, was Lex von ihm verlangt hatte, zog er ihn in einen letzten Kuss.

„Ich liebe dich!“ wisperte Lex, als Pig einen Schritt zurück wich.

„Ich liebe dich auch!“ Damit verschwand Pig und nahm alle Erinnerungen mit sich, die Lex an ihn hatte.
 

Pig saß in Gestalt eines Kauzes neben einem Wolf. Beide sahen zum Fuchsbau hinüber, der nur als Schemen in der Dunkelheit der Nacht zu erkennen war.

„Bist du dir deiner Sache auch wirklich sicher, Pigwidgeon?“, wollte der Wolf wissen. „Das wird den anderen übrig gebliebenen nicht gefallen.“

„Du weißt, dass mir deren Meinung egal ist“, entgegnete Pig.

Der Wolf seufzte. „In der Tat. Das haben Lex und du oft genug bewiesen! . Ich frage mich nur, ob das hier nicht zu deinem eigenen kleinen Rachefeldzug wird.“

„Vielleicht“, gab Pig grimmig zu. „Der Clan hat Lex auf dem Gewissen und wird dafür bezahlen. Aber wenn ich den Erben des Clanführers dazu bewegen kann, sich auf die Seite der Zwillinge zu stellen, ist das das beste, was Joshua und Daimos geschehen kann, - Joseph Simior irgendwann unter die Nase zu reiben, dass er jahrelang einen Schicksalswind vor seiner Nase hatte und dieser alles in die Wege geleitet hat um den Clan zu sprengen, ist nur ein sehr angenehmer Nebeneffekt.“

„Wenn du diese Richtung einschlägst werden unsere Wege sich trennen. Und außer mir gibt es keinen Schicksalswind mehr, der dich und vor allen Dingen deine Denkweise akzeptiert“, stellte der Wolf fest.

Pig musterte den Wolf durchdringend. „Ich frage mich schon lange, warum du dich noch nicht von mir abgewandt hast!“

„Weil ich glaube, dass unsere Herrinnen mehr von all dem gewusst haben, was hier in den letzten Jahren geschehen ist, als wir alle auch nur ahnen“, meinte der Wolf nachdenklich. „Anders kann ich mir meine Aufgabe nicht erklären.“

„Darf ich fragen, was du für eine Aufgabe hast?“ wollte Pig wissen.

„Ich soll Daimos in eine andere Welt führen, sobald er den Hütern des Schicksals begegnet ist. Dorthin wird ihm nur der Hüter der Wahrheit folgen können. Diese Reise soll ihn lehren seine Magie zu akzeptieren“, erklärte der Wolf. „Die Schicksalsweberin, die mir diesen Auftrag gab, meinte zu mir, dass das von ihnen geflochtene Band nicht mehr bis in diese Zeit reicht. Es könne möglich sein, dass die Zwillinge voneinander getrennt werden. Und nach allem, was beim letzten Mal mit Daimos Kraft zerstört wurde würde er rein intuitiv seine Macht fürchten und verschließen.“

Pig seufzte. „Wir wissen weder, Wo Daimos ist, noch wie es ihm geht. Die Weberinnen scheinen Recht zu behalten.“

„Ja“, stimmte der Wolf ihm zu. „Und ich halte deine Idee für gut, auch wenn deine Beweggründe etwas seltsam sind. Der Clan ist zu mächtig. Wenn wir ihn nicht schwächen, hätten die Zwillinge und die Hüter keine Chance, selbst wenn Riddle und die Slytherins sie unterstützen. - Und der Clan kann nur von Innen heraus geschwächt werden.“

„Lebe wohl“, meinte Pig unvermittelt. „Simior glaubt, ich sei in seiner Eulerei. Es ist Zeit, dass ich dorthin zurück kehre! Ab morgen beginnt die Verschwörung gegen ihn.“
 

Pig saß in Gestalt eines Kauzes auf dem Rücken eines Greifen. Gemeinsam beobachteten sie aus sicherer Entfernung die Geschehnisse vor dem Labyrinth, nachdem dort Harry und Cedric aufgetaucht waren.

„Dieser Ausgang wird deinem kleinen Menschenfreund nicht gefallen!“, stellte der fest.

„Kaum“, stimmte Pig ihm zu. „Ich werde Ron davon abhalten müssen irgendwelche Dummheiten zu tun.“

„Du machst dir viel zu viele Sorgen um diesen Menschen!“, meinte der Greif missbilligend.

„Das verstehst du nicht!“, entgegnete Pig.

Der Greif knurrte leise. „Das will ich auch gar nicht. Meine Liebe wird nie jemand anderem als unseren Herrinnen gehören!“

„Ich weiß. Und das tut mir leid für dich!“, meinte Pig.

„Du siehst in dem Jungen doch ohnehin nur Lex!“ Der Greif drehte den Kopf, um Pig ansehen zu können.

„Das habe ich nur am Anfang, weil er so selbstverständlich den selben Spitznamen wie Lex für mich verwandt hat“, erwiderte Pig ruhig. „Aber dieser Eindruck verschwand so schnell wieder, wie er gekommen war.“

„Es ist eine Schande, dass du den Namen, die die Schicksalsweberinnen dir gegeben haben so verstümmeln lässt!“, meinte der Greif mit deutlicher Verachtung in der Stimme.

„Du verstehst das nicht“, wiederholte Pig.

„Wie gesagt: Ich will es nicht verstehen!“, entgegnete der Greif. „Das du einen von uns lieben kannst ist vielleicht noch nachvollziehbar. Aber einen Menschen?“

„Die Weberinnen haben unsere Beziehung akzeptiert“, sagte Pig. „So gar so sehr, dass sie uns eine gemeinsame Aufgabe gegeben haben!“

„Die keiner von euch beiden erfüllt“, unterbrach der Greif ihn. „Lex, weil er so dumm war sich fangen zu lassen, und du, weil du einen Narren an einem Menschenjungen gefressen hast!“

Pig schlug empört mit den Flügeln. „Lex hat sich geopfert, damit wenigstens ich unsere Aufgabe ungestört erfüllen kann. - Und ich habe einen Weg gewählt, der den Zwillingen im Endeffekt mehr helfen wird!“

„Und damit verstößt du gegen die Befehle unserer Herrinnen!“, meinte der Greif ungehalten.

„Es läuft schon längst nichts mehr so, wie sie es geplant hatten. Wir sind jetzt dafür verantwortlich, dass letztendlich ihr Ziel erreicht wird!“, entgegnete Pig. „Und allein hätte ich es ohnehin nicht geschafft, auf beide aufzupassen!“

„Du warst schon immer zu eigensinnig“, stellte der Greif fest. „Ich habe vom ersten Moment an nicht verstanden, warum ausgerechnet du und Lex so einen wichtigen Auftrag bekommen haben!“

„Weil wir beide auch fähig sind entgegnen der Anweisungen der Weberinnen zu handeln“, erwiderte Pig. „Du hingegen würdest nicht einmal auf diese Idee kommen. Deshalb hast du auch eine Aufgabe bekommen, die unbedingt genau so ausgeführt werden muss, wie die Weberinnen es die befohlen haben.“

Der Greif schweig. Eine Weile beobachteten sie das Geschehen im Stadion. Als Harry von Mad-Eye Moody fort geführt wurde, flog Pig von dem Rücken des Greifen auf. „Ich bin mit Ron verabredet. Wir sehen uns später!“ Mit diesen Worten verschwand er in Richtung des alten Schlosses.
 

Pig und Ron waren im Raum der Wünsche. Während Pig in menschlicher Gestalt schlafend auf einem Sofa lag, saß Ron davor im Schneidersitz und beobachtete den Schicksalswind aufmerksam. Ron hatte gedankenverloren die Hand ausgestreckt und strich damit durch Pigs braune Haare.

Als Pig verschlafen die Augen aufschlug wich Ron erschrocken ein Stück zurück und senkte ertappt den Blick. „Entschuldige! Ich wollte dich nicht wecken!“ wisperte Ron.

„Das hast du nicht“, meinte Pig ruhig. „Bist du schon lange hier?“

„Eine Weile“, antwortete Ron.

Pig setzte sich kopfschüttelnd auf. „Du hättest mich wecken können!“

Ron seufzte und hatte deutlich Mühe seine Verlegenheit nicht zu deutlich zu zeigen. „Du sahst so entspannt aus. - Und ich habe dich noch nie schlafen sehen.“

„Was vermutlich daran liegt, dass ich nur selten schlafe. Aber ich hatte in den letzten Tagen keine Gelegenheit zu schlafen. Irgendwann wird das auch meinem Körper zu viel“, erklärte Pig lächelnd.

„Was hast du denn gemacht? Du warst eine Woche nicht hier!“, meinte Ron sorgenvoll.

„Hast du dir Sorgen um mich gemacht?“ wollte Pig lächelnd wissen.

Ron sah Pig durchdringend an. „Ja!“, meinte er ernst.

„Das brauchst du nicht!“ Pig setzte sich zu Ron auf den Boden und zog ihn in seine Arme. „Manchmal muss ich etwas länger fort bleiben. Aber ich werde mit Sicherheit zu dir kommen. Ich bleibe bei dir, bis du dich Daimos und Joshua offenbaren konntest. Und wenn wir Glück haben auch danach noch eine Weile.“

„Wenn wir Glück haben?“ hackte Ron zweifelnd nach.

„Ich weiß nicht genau, wie viel Zeit die Weberinnen mir hier gegeben haben“, erklärte Pig. „ich weiß nur, dass ich ihnen vermutlich folgen muss, bevor der Clan nieder gerungen ist.“

„Nein!“ Ron sah ihn erschrocken an. „Sag so was nicht! Ich will nicht,...“

Pig unterbrach ihn sanft. „Das ist nun einmal der Lauf der Dinge. Jedes Wesen hat nur eine bestimmte Zeit auf dieser Welt zu Verfügung. Und meine Zeit hier nähert sich immer mehr ihrem Ende.“

„Das ist so ungerecht!“, meinte Ron aufgebracht. „Dein ganzes Leben ist von ihrer dämlichen Aufgabe bestimmt. Und wenn du sie endlich erledigt hast, lassen sie dich einfach sterben. Diese Weberinnen sind...“

„Ron!“, unterbrach Pig ihn erschrocken. „Ron, was redest du?“ Sanft umschloss er Rons Gesicht mit seinen Händen und sah ihn ernst an. „Was du da sagst stimmt nicht und das weißt du! Wie kommst du...“ Pig erstarrte, als er die Antwort auf seine Frage so deutlich in Rons Gesicht ablesen konnte. Er seufzte ergeben. „Ron, du hast dich in mich verliebt, nicht wahr?“

Ron wurde rot und wand sich aus Pigs Armen. „Na und?“, fragte er trotzig.

Pig schloss verzweifelt die Augen. „Ich erkenne immer mehr, dass es ein großer Fehler war, dich in dieser Sache mit hinein zu ziehen!“

Ron sprang wütend auf. „Jetzt redest du Schwachsinn, Pig! Ohne deine Hilfe wäre ich wie Fred un George aus der Familie verbannt worden, weil ich Ginny viel zu sehr mag, als einfach so zu zusehen, wie Vater sie in ihr Unglück führt. Und der Gedanke, dass ich als Clanführer etwas hätte ändern können, wäre mir viel zu spät gekommen. Dann wäre Percy jetzt an meiner Stelle und niemandem wäre geholfen gewesen!“

„Dir ginge es damit besser!“, stellte Pig fest.

„Wohl kaum“, meinte Ron schnaubend. „Ich bin nicht so stark wie die Zwillinge. Ich hätte mich nicht, wie sie es getan haben, aus dem Clan heraus winden können! Entweder man hätte mich bei diesem Versuch getötet oder ich würde jetzt in irgendeinem Kerker versauern!“ Mit einem Mal verschwand Rons Wut und er sah nur noch traurig an. „Ist es so ein großes Problem für dich, dass ich dich liebe? - Ich weiß, dass du meine Gefühle nie erwidern wirst, immerhin liebst du diesen Lex. Aber...“

„Woher weißt du von Lex?“ unterbrach Pig ihn alarmiert.

Ron lächelte traurig. „Manchmal, wenn ich Nachts wach geworden bin, habe ich gehört, wie du mit ihm gesprochen hast.“

„Ich...“ Pig sah ihn perplex an. „Mir war nicht bewusst, dass ich zu Selbstgesprächen neige.“

„Offensichtlich tust du das aber“, meinte Ron trocken. „Es ist wahrscheinlich besser, wenn ich jetzt gehe.“

„Nein! Warte, Ron!“ Pig sprang auf. Gleichzeitig reagierte der Raum auf seinen Wunsch und ließ die Tür vor Ron verschwinden. „Ich sollte dir ein paar Dinge erklären, von denen du noch nichts weißt!“

„Ich weiß alles“, stellte Ron abwehrend fest. „Du und Lex, ihr hattet einen gemeinsamen Auftrag. Aber dann haben es die Ravenclaw-Brüder irgendwie geschafft Lex zu fangen und haben ihn getötet. Du hast dem Clan deshalb Rache geschworen. Und um diese Rache zu bekommen benutzt du mich.“

Pig seufzte. „Das letzte Selbstgespräch, dass du gehört hast muss eine Weile her sein!“

„Warum?“ Ron sah ihn verwirrt an.

„Weil einige Dinge sich grundlegend verändert haben“, stellte Pig fest. „Und auch die Sache mit Lex ist etwas komplizierter, als du vielleicht glaubst.“

„Ach ja?“, meinte Ron, bemüht so desinteressiert wie möglich zu klingen.

„Ja.“ Pig setzte sich zurück auf das Sofa und ließ den Kopf hängen. „ES war meine Schuld, dass sie Lex gefangen nehmen konnten. Und dann habe ich ihn auch noch im Stich gelassen und ihn diesen Monstern überlassen. - Er hatte Recht. Es gab keine Möglichkeit ihn zu befreien. Aber ich hätte ihn töten können. Das hätte die Sache für Lex kurz und schmerzlos gemacht. Aber ich bin in diesem Moment nicht auf diesen Gedanken gekommen und Lex hat es sorgfältig vermieden, diese Möglichkeit an zu sprechen. Er wusste ganz genau, dass ich ihm dann bald gefolgt wäre,weil ich mit dieser Schuld nicht hätte leben können.

Es hat Jahre gedauert, bis ich gelernt habe, damit zu leben. Und irgendwann in diesen Jahren habe ich mir vorgenommen, den Clan der Roimis zu zerschlagen. Ich sah die Zeit dafür gekommen, als der letzte Hüter erschienen war. Es war ziemlich leicht Simior so zu beeinflussen, dass er mich in Gestalt des Kauzes dir schenkt.

Du hast Recht. Ich habe dich am Anfang als ein Werkzeug auf meinem Rachefeldzug gesehen. Ungefähr fünf Minuten lang. Bis du meinen Namen auf Pig verkürzt hast.“ Er schwieg einen Moment und starrte vor sich hin ins Leere. „So hat Lex mich immer genannt. Als einziger, denn alle anderen Schicksalswinde sehen es als große Schandtat an, wenn jemand die Namen, die uns die Weberinnen gegeben haben, abändert. Das war mir schon immer egal. Und ich liebe diesen Spitznamen so sehr, wie ich Lex einmal geliebt habe.

Als du mich so genannt hast, kam mir das erste Mal der Gedanke, dass ich einen Fehler gemacht haben könnte. Aber ich konnte es nicht mehr rückgängig machen, denn ich hatte mich dir schon offenbart. Aber je mehr du unter der Situation zu leiden hattest, desto überzeugter wurde ich, einen wirklich großen Fehler gemacht zu haben.

Und jetzt hast du auch dein Herz an mich verloren. Ganz egal, was noch geschehen wird, wenn meine Zeit zu gehen gekommen ist, werde ich dich in tiefer Trauer hier zurück lassen.“

„Was bin ich jetzt für dich?“, wollt Ron wissen, der sich zu Pig gesetzt hatte.

„Frag mich das nicht!“ Pig schüttelte verzweifelt den Kopf. „Das macht es nur noch schlimmer!“

„Sag es mir!“, verlangte Ron sanft.

Pig schwieg. Er sah Ron nur an. Und auch, wenn er nichts sagte, war in seinem Gesicht deutlich abzulesen, wie sehr er ihn liebte.
 

„Wer bist du?“ Der alte Simior stand hinter seinem Schreibtisch und musterte Pig misstrauisch. Den Zauberstab hielt er fest umschlossen, hatte ihn bisher jedoch nicht erhoben.

„Mein Name ist Pigwidgeon, aber das wird dir nichts sagen“, antwortete Pig bereitwillig. „Und es wird dir auch nicht helfen!“

„Du gehörst nicht zum Clan der Roimis! Wie bist du hier herrein gelangt?“ verlangte Simior zu wissen.

„Ich war oft genug mit Ron hier, um zu wissen, wie ich unbemerkt in diese Räume gelange!“, meinte Pig ruhig.

Simior wurde weiß und dann rot vor Zorn. „Wie bitte?!“

Pig lächelte „Du hast all die Jahre nichts von der Verschwörung bemerkt, die genau vor deiner Nase aufgebaut wurde. - Als ihr Lex getötet habt, habe ich mir geschworen, ihn zu rächen. Und was würde einem mehr Schmach bereiten, als der Verrat des einzigen, dem man wirklich vertraut?“

„Ein Schicksalswind!“, stellte Simior fest. „Jeder von euch scheint überheblich zu sein. Arthur und ich haben Ron zu einem perfekten Clan-Führer erzogen. Um mich herein zu legen müsstest du früher aufstehen!“

Das Lächeln wich nicht aus Pigs Gesicht. „Erinnerst du dich an den kleinen Kauz, den du Ron zu seinem fünften Geburtstag geschenkt hast? - Noch einfacher hättest du es mir nicht machen können, das Vertrauen deines Erben zu erlangen. Meine Zeit hier ist bald abgelaufen. Aber vorher werde ich Ron zu seinem Erbe verhalfen. Ron weiß, was zu tun ist, wenn ich den Weberinnen folgen muss!“

Simior hatte diese Worte noch nicht einmal begriffen, als er bereits leblos zu Boden glitt. Ohne eine Spur von sich zu hinterlassen verließ Pig das Büro in der Gewissheit, alles ihm mögliche getan zu haben, um Ron zu unterstützen.

Nun würde er Ron zurück lassen müssen. So wie Lex einst ihn zurück gelassen hatte.
 

/Und dieses ganze Leid nur wegen uns!\, stellte Daimos betrübt fest.

„Rede dir so etwas nicht ein, Daimos!“, entgegnete Merlin energisch. „Was Pig in den letzten zwölf Jahren getan hat entsprang einzig und allein seinem Wunsch, Rache für Lex zu üben. Es ist nicht eure Schuld, dass er sich und Ron damit eine ziemlich schwierige Lage gebracht hat!“

„Zum Glück scheint Pig nicht gewusst zu haben, was die Ravenclaws Lex angetan haben“, meinte Joshua betrübt. „Wer weiß, was er sonst getan hätte.“

„Vermutlich wäre Simior dann nicht mit einem einfachen Herzanfall davon gekommen!“, stellte Draco fest. „Merlin hat Recht, Daimos. Wenn irgendwer für diesen ganzen Mist verantwortlich zu machen ist, dann die Weberinnen!“

„Solch eine Diskussion bringt uns nicht weiter“, unterbrach Merlin das Gespräch. „Und ohnehin sollten wir das, was wir erfahren haben, in Lynars Büro auswerten. Die Nacht ist sowieso vorüber , wenn wir nicht sogar mehr als einen Tag in diesen Erinnerungen gesteckt haben.“

„Wir sollten mit Ron reden!“, stellte Joshua fest.

Sie machten sich zunächst jedoch auf den Weg in Lynars Büro. Zu Daimos groer Erleichterung fanden sie den Basilisken erneut schlafend vor.

Merlin kommentierte das mit einem Schnauben. „Dieses Vieh verbringt so viel Zeit mit Schlafen, dass ich mich wirklich Frage, wie Salazar auf die Idee gekommen ist, ihm die Bewachung dieser Räume hier zu überlassen.“

„Der Basilisk ist eintausend Jahre alt! Hab ein bisschen Mitleid mit einer Armen alten Schlange!“, meinte Joshua lachen.

/Arme, alte Schlange? Das ist ein gemeingefährliches Biest!\ murrte Daimos.

#Danke, ich kann euch hören!#, kam es zischend von der reglosen Schlange. #Ich bin weder arm und alt noch gemeingefährlich!#

Daimos erstarrte mitten im Schritt. Misstrauisch beobachtete er den Basilisken, wagte jedoch nicht, sich zu bewegen.

#Wenn du solche Angst vor mir hast, solltest du gehen. Sei unbesorgt, ich werde dir nichts tun!“# meinte die Schlange noch immer ohne sich zu regen. #Wäre auch schön dumm von mir, mich mit einem Drachen an zu legen!#

Wäre es tatsächlich!“, meinte Merlin, der Draco kritisch im Blick behielt.

Der Blonde war genauso angespannt, wie Daimos. Immerhin kannte er Daimos Geschichte von seiner Begegnung mit dem Basilisken. Wenn auch vieles von dem, was Daimos glaubte in der Schule erlebt zu haben durch gedächtnisverändernde Zauber des Clans manipuliert war, der Kampf gegen diese Schlange war nur all zu real.

„Wir gehen!“, stellte Merlin fest und schob zusammen mit Joshua Draco und Daimos aus der Kammer. Merlin wusste, dass Draco schnell unüberlegt handelte, wenn es um Daimos ging. Und auf einen Kampf zwischen Draco und dem Basilisken wollte er es nun wirklich nicht ankommen lassen. „Du könntest dich wirklich etwas zurückhalten, Draco! Wir haben genug Probleme!“

„Was hat das Vieh gesagt?“, wollte Draco zähneknirschend wissen, der als einziger nicht die Sprache der Schlangen verstand.

/Draco!\ Daimos griff nach der Hand seines Freundes. /Lass gut sein. Er hat nur gesagt, dass ich gehen soll, wenn ich so große Angst habt.\

„Lasst uns zu Lynar gehe!“, entschied Merlin. „Und es ist besser, wenn wir vorläufig nicht mehr her kommen!“ Dabei sah er besonders Joshua warnend an. Auch wenn Joshua es im Moment gut verbergen konnte, sah Merlin doch, wie sehr ihn die letzten Erinnerungen wieder mitgenommen hatten.

„Ich verspreche es dir!“, meinte Joshua ernst.
 

Am Abend nach Daimos Rückkehr nach Hogwarts hatten sich Blaise, Neville und Ginny im Gemeinschaftsraum der Slytherins versammelt. Es befand sich außer ihnen niemand dort.

„Mein Bruder ist so ein Arsch!“ zischte Ginny aufgebracht. „Der kann sich auf was gefasst machen, wenn er mir ohne Leibgarde über den Weg läuft!“

„So vorsichtig mit solchen Drohungen!“, ermahnte Neville sie. „Gerade du musst vorsichtig sein! Wenn das die falschen Leute zu Ohren bekommen, kann dich das nach Askaban bringen. Ich bin mir sicher, Weasley würde nicht zögern, das zu tun! - Und die Macht dazu hat er alle mal!“

„Soll ich deswegen einfach alles dulden, was er tut?“ wollte Ginny aufgebracht wissen.

Neville seufzte. „Das habe ich nicht gesagt. Ich meine nur, dass du nicht zu viel riskieren sollst! - Und jetzt, wo Daimos wieder da ist, sollten wir diese Dinge vermutlich besser den Zwillingen überlassen und uns nur dann einmischen, wenn sie unsere Hilfe brauchen!“

„Den Zwillingen? Warum?“ Ginny sah ihn perplex an.

„Neville!“ Blaise warf dem Gryffindor einen warnenden Blick zu. „Kann ich dich mal kurz unter vier Augen sprechen?“

Neville runzelte die Stirn, folgte Blaise aber in dessen Zimmer.“

„Du solltest ihr nicht mehr erzählen, als nötig ist!“, stellte Blaise mit finstererem Gesicht fest. „Sie weiß schon genug um uns in Schwierigkeiten zu bringen!“

„Du glaubst doch nicht etwa, sie spioniert uns für Weasley aus?“ fragte Neville aufgebracht.

„Das hast du gesagt!“, wehrte Blaise ab. „Wobei mir dieser Gedanke tatsächlich von Zeit zu Zeit kommt. Aber ich vertraue dem Urteil von Joshua und Draco!“

„Das ist absurd, Blaise!“ rief Neville wütend. „Ginny ist keine Spionin. Genauso gut hätte man behaupten können, Seamus sein ein Spion gewesen!“

„Lass Seamus da raus!“, fuhr Blaise den Gryffindor an.

Neville senkte betroffen den Blick. „Entschuldige. Ich wollte nicht...“

„ist schon gut!“ Blaise ließ sich erschöpft auf sein Bett sinken. „Es ist für uns alle im Moment etwas viel, fürchte ich. - Was ich sagen will ist, dass Ginny eine Gefahr ist, ob Spionin oder nicht. Sie hat den Clan verraten. Und um das noch zu toppen hat sie ihren Bruder hintergangen, der seit einigen Stunden der neue Clanführer ist!“ Blaise sah Neville ernst an und schwieg einen Moment. „Das wird weder Weasley noch sonst irgendwer aus dem Clan so einfach suf sich sitzen lassen. Auch wenn Ginny auf unserer Seite steht und freiwillig nie etwas sagen würde, gibt es für solch skrupellose Leute wie Weasley genug Mittel und Wege um herauszufinden, was sie wissen wollen.“

„Dann müssen wir Ginny nur um so mehr schützen!“, stellt Neville zähneknirschend fest.

Blaise schüttelte betroffen den Kopf. „Wir könne nicht gewährleisten, dass sie rund um die Uhr überwacht wird. Und wir beide kennen Ginny. Sie würde das gar nicht zulassen. - Außerdem sind wir anderen genauso i Gefahr, wie sie!“

Neville runzelte die Stirn. „Wie meinst du das?“

„Auch wenn Joshua in letzter Zeit nicht mehr viel mit mir redet, kenne ich seine Sorgen und Ängste.“ Blaise stand auf und begann unruhig auf und ab zu laufen. „Er fürchtet, dass Weasley ganz genau weiß, wer sich hier in Hogwarts mittlerweile komplett versammtelt hat!“

„Er war selbst nicht sehr vorsichtig, oder?“ meinte Neville schnaubend. „Das Duell gegen Weasley war wirklich unnötig!“

„Nein.“ Blaise schüttelte traurig lächelnd den Kopf. „Für Joshua war es wichtig, dass so etwas passiert ist. Er hat an einem Punkt fest gesteckt, von dem aus er weder vor noch zurück konnte. Der Kampf und seine Konsequenzen haben ihm geholfen da wieder raus zu kommen! - Auch wenn er sich dadurch vielleicht verraten hat, es hat ihn wieder zu sich kommen lassen!“

Neville musterte den Slytherin ernst. „Joshua kann sich glücklich schätzen einen so guten Freund wie dich zu haben!“

Blaise starrte traurig auf den Boden. „Wenn er das nur auch so sehen würde...“
 

.~*°*~.
 

Ich liebe Pigs Erinnerungen ^^ Auch wenn ich sowohl die zweite mit Lex als auch die mit Ron so unglaublich traurig finde. Aber so hat nun einmal jeder sein Los...

Nun, im nächsten Kapitel erwartet euch dann endlich das Gespräch mit Ron. Ich freue mich schon, das zu schreiben *_* Vielleicht schaffe ich es ja diesmal, die zwei Wochen ein zu halten xD“
 

Ein klein wenig Werbung in Eigensache:

Ich habe zwei One-Shots in den letzten Tagen hoch geladen.

„Lebenswege“ (SS/HP)

und

„Abschied“

Nur irgendwie bleibt das Feedback etwas aus... ;_;

Vielleicht findet sich hier ja jemand, der dem ein wenig Abhilfe verschaffen kann? *lieb guck*
 

na dann,

bis bald

lg

tanguna

Kapitel 22
 

Es herrschte angespanntes Schweigen in Lynars Büro. Die Direktorin saß hinter ihrem Schreibtisch. Fawkes saß als Phönix auf seinem angestammten Platz in diesem Raum, Argus in Wolfsform direkt davor. Joshua hatte es sich auf Merlins Schoss bequem gemacht und Draco saß auf der Lehne von Daimos Sessel. So blieb ein Sessel vor dem Schreibtisch leer.

Als ein zaghaftes Klopfen erklang, antwortete Lynar mit einem freundlichen „Herein!“. Alle Blicke waren auf die Tür gerichtet, die sich nach kurzem zögern auch öffnete. Es war Ron, der den runden Raum nervös betrat und erst auf Lynars Aufforderung hin in dem leeren Sessel platz nahm. Sein Blick huschte unsicher von einem zum anderen, ohne irgendjemandem von ihnen in die Augen zu sehen.

Für Draco war es das erste Mal, dass sein sechste Sinn in Gegenwart des Rothaarigen nicht Alarm schlug. Bisher hatte er geglaubt, dies liege daran, dass er wusste, welch falsches Spiel Ron mit Harry getrieben hatte. Doch nun wurde Draco klar, dass es nicht Rons Lügen seinem Freund gegenüber gewesen waren, auf die er reagiert hatte, sondern die Lüge, die Ron lebte, seit er auf Pig getroffen war. Und in Draco keimte die Frage auf, ob Ron selbst überhaupt wusste, wer er wirklich war.

„Ich nehme an, dass ich wegen den Erinnerungen hier bin, die ich Dobby habe überbringen lassen“, meinte Ron nach einigem Zögern leise. Er wartete jedoch nicht auf eine Reaktion, sondern wandte sich an Daimos, der ihn mit unbewegter Miene beobachtete. „Ich möchte mich bei dir entschuldigen, Daimos! Für alles, was ich dir in den letzten Jahren angetan habe! Ich weiß, dass es unverzeihlich ist. Manchmal frage ich mich, ob es nicht besser gewesen wäre, dich damals im Zug in Ruhe zu lassen. Dann wärst du in Slytherin gelandet und es wäre dir mit Sicherheit sehr viel besser gegangen.“

/Bereust du es, mit mir befreundet gewesen zu sein?\, wollte Daimos äußerlich ruhig wissen. Es fiel ihm schwer den Sturm, der in ihm tobte zu verbergen und er wusste wirklich nicht, wie er das schaffte. Aber es gelang ihm zu seiner großen Erleichterung ruhig in seinem Sessel sitzen zu bleiben.

„Nein“, meinte Ron entschieden. „Das heißt – manchmal schon, wenn ich daran denke, was das für dich für Konsequenzen hatten. Andererseits möchte ich die Zeit mit dir nicht missen, all die lustigen und schönen Erinnerungen die wir teilen. – Ich kann mir denken, dass du nicht mehr so besonders viel Wert darauf legst. Aber die Momente mit dir allein gehörten zu der wenigen Zeit, in der ich mich nicht verstellen musste, in der ich in fast allen Dingen immer ich selbst sein konnte. – Vielleicht...“ Ron unterbrach sich selbst kopfschüttelnd. Er wusste, dass die Bitte, die ihm durch den Kopf wanderte, eine Dreistigkeit sondergleichen war.

„Hör zu, Wiesel“, ergriff Draco mit kalter, schneidender Stimme das Wort. „Wenn du willst, dass wir dir glauben, solltest du bei jedem deiner Worte daran denken, wer vor dir sitzt. Ich spüre, wenn du lügst oder wenn du etwas verschweigst. Wenn du willst, dass sich auch nur etwas ähnliches wie Vertrauen zwischen uns aufbauen soll, solltest du uns immer die volle Wahrheit sagen, ganz egal, wie viel Überwindung es dich kostet, über manche Dinge zu reden! Mein sechster Sinn schlägt an, wenn du auch nur ein kleines Detail verschweigst. – Wenn es nach mir ginge, würde dieses Gespräch hier gar nicht stattfinden und du könntest jede Hoffnung auf unsere Unterstützung gleich vergessen. Daran solltest du immer denken!“

Ron nickte.

/Sei nicht so ungerecht!\, meinte Daimos bittend.

Ron sah für einen Moment unsicher zu Daimos, bevor er den Blick auf den Boden richtete und leise seinen Satz zu Ende führte. „Vielleicht kommt - trotz alle dem - irgendwann ein Moment, in dem du mir verzeihen kannst. Ich würde mir das sehr wünschen, doch ich hab wohl kaum das Recht auf eine Erfüllung dieses Wunsches zu hoffen.“

/Du neigst dazu, zu schnell zu vergeben. Ganz besonders bei ihm!\, entgegnete Draco ruhig. Ihm gefiel der Ausdruck in Daimos Augen nicht. Auch wenn er spürte, dass Ron jedes seiner Worte ernst meinte, sah er in dem Gryffindor noch immer eine Bedrohung.

/Ich habe dir auch vergeben\, erinnerte Daimos. /Gib ihm wenigstens eine Chance!\

/Ich habe auch nicht versucht dich um zu bringen. Und würde ich Wiesel keine Chance geben, hätte dieses Gespräch tatsächlich nicht statt gefunden!\, entgegnete Draco. /Lass uns das nicht jetzt ausdiskutieren, Daimos\, bat Draco nach einer kurzen Pause.

Daimos blieb still, was Draco als Zustimmung wertete.

„Das wichtigste vorweg!“, ergriff Joshua während der Unterhaltung zwischen Draco und Daimos das Wort. „Wie lautet der Zauber, der Daimos seine Stimme zurückgibt?“

Ron zögerte und warf einen Blick zu Draco, der ihn kritische musterte. Seufzend meinte er: „Ich habe Pig geschworen niemandem, auch euch nicht, den Zauber zu sagen. Pig hat mich ihn so lange üben lassen, bis ich hin ungesagt konnte. Er gehört zu den Zaubern, die die Weberinnen damals eigentlich komplett aus dem Gedächtnis unserer Welt getilgt haben, damit niemand ihn mehr anwendet, weil durch ihn so viel Schlechtes getan wurde. Ich kann diesen Schwur nicht brechen. Ich werden den Zauber selbst auf Daimos anwenden müssen, wenn ihr mir das erlaubt.“

Draco schwieg, obwohl jeder im Raum mit einem harschen Nein gerechnet hatte. Doch der Blonde spürte, dass Ron die Wahrheit sagte. Und auch wenn es ihm nicht gefiel, er konnte Ron nicht zwingen den Schwur seinem Schicksalswind gegenüber zu brechen.

„Er sagt die Wahrheit“, meinte Draco schließlich missmutig. „Aber mir gefällt der Gedanken nicht, dass er den Zauberstab auf Daimos richten will!“

„Mir auch nicht!“, stimmte Joshua ihm zu. Er wusste schließlich am besten, wie gut Ron zaubern konnte. Außerdem brachte er zusammen mit Draco dem Gryffindor wohl am meisten Misstrauen entgegen.

„Ich denke, das ist Daimos Entscheidung“, mischte Argus sich ein. „Immerhin geht es dabei um ihn!“

Für lange Zeit herrschte unangenehme Stille in dem runden Raum. Daimos war sich der Blicke aller anderen bewusst, obwohl nur Ron und Draco ihn direkt ansahen. Doch es war schließlich seine Antwort, auf die alle warteten.

Er hatte Ron einmal mehr als irgendwem sonst vertraut. Doch dieses Vertrauen war nicht nur erschüttern, sondern vollkommen zerstört worden, als Ron seinen Zauberstab zerbrochen hatte. Und dieses Vertrauen würde so schnell nicht wieder aufgebaut werden, auch wenn er nun verstand, dass Ron kaum eine Wahl gehabt hatte. Daimos vertraute allerdings den Erinnerungen, die er in den letzten Tagen gesehen hatte. Und er wünschte sich seit dem nichts mehr, als endlich wieder sprechen zu können.

Ob es eine Dummheit war oder nicht, Daimos nickte.

„Okay“, murmelte Ron unsicher. „Du wirst wahrscheinlich nicht gleich sprechen können, wenn ich den Zauber angewandt habe. Der Zauber regeneriert deine Stimmbänder, aber das wird eine Weile dauern. Pig konnte mir nicht sagen, wie lange es dauern wird. Er meinte, es hinge von zu vielen Dingen ab, als dass er darüber eine Vermutung äußern wollte.“ Der Gryffindor zog seinen Zauberstab und richtete ihn langsam auf Daimos. „Bereit?“

Erneut nickte Daimos. Ron sprach kein Wort, doch Daimos fühlte die Magie um sich herum für einen Moment stocken und danach ruhiger weiter fließen als zuvor. Er öffnete den Mund, doch mehr als ein klägliches Krächzen konnte er seiner Kehle nicht abgewinnen. Doch er spürte, dass der Zauber gewirkt hatte. Das teilte er den anderen auch mit, den gerade Draco und Joshua behielten Ron kritisch im Blick.

„Weißt du etwas darüber, ob Simior am Samstag Joshua entführen lassen wollte?“, ergriff Merlin das Wort. Diese Sache ließ ihn nicht los. Das bereitete ihm mehr Sorgen, als er irgendwem bisher gesagt hatte. Es war pures Glück gewesen, dass Joshua seinen Entführer durchschaut hatte. Wahrscheinlich wäre er jemandem, der in Lynars Gestalt aufgetaucht wäre ohne Bedenken gefolgt.

„Entführung?“, kam es gleichzeitig entsetzt von Ron und Draco. Und auch auf Daimos Gesicht zeichnete sich der Schock ab.

„Offensichtlich weiß Ron nichts davon“, beantwortete Joshua Merlins Frage. Er hatte an die misslungene Entführung gar nicht mehr gedacht. Seine Gedanken waren von den darauf folgenden Geschehnissen viel zu sehr eingenommen worden.

„Ein Ravenclaw, der bis letztes Jahr noch nach Hogwarts ging hat mit Hilfe von Vielsafttrank die Gestalt von Merlin angenommen und wollte Joshua vermutlich aus dem Schloss locken, nachdem alle anderen Schüler sich auf den Weg nach Hogsmeade gemacht hatten“, erklärte Lynar.

„Ich habe ihn zum Glück rechtzeitig durchschaut“, fuhr Joshua fort.

„Wo ist der Typ jetzt?“, wollte Draco wissen.

„Großvater hat ihn mitgenommen, nachdem in Hogsmeade wieder Ruhe eingekehrt war. Ich werde mich in den Weihnachtsferien mit ihm beschäftigen“, stellte Joshua grimmig fest.

Ron schüttelte den Kopf. „Ich habe Josephs Sachen noch nicht vollständig durchgesehen. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass er mir etwas gesagt hätte, sollte er eine Entführung geplant haben. Aber es gibt einige Verrückte im Clan, die so etwas auch auf eigene Faust versuchen würde um ihre Stellung zu verbessern!“

„Das habe ich mir fast gedacht.“ Merlin runzelte nachdenklich die Stirn. „Das bedeutet, dass wir darauf gefasst sein müssen, dass so eine Situation noch einmal eintreten kann.“

Ron nickte. „Ich habe den Befehl gegeben, keine weiteren Aktionen gegen Hogwarts oder einen Schüler von Hogwarts zu starten. Aber ich kann nicht garantieren, dass sich alle daran halten.

„Ich nehme an, Sie haben zusammen mit Pigwidgeon einen Plan ausgearbeitet, Mr Weasley, wie Sie nach dem Tod von Joseph Simior vorgehen werden!“, stellte Lynar fest.

Ron nickte erneut. „Wir haben jede Menge Szenarien durchgespielt, aber da gingen wir immer davon aus, dass ich die Schule bereits beendet hätte. Ich werde ganz offiziell erst die Führung übernehmen, wenn ich mein Abschlusszeugnis überreicht bekomme. Ich nehme an, dass sich mein Vater bald bei ihnen melden wird, weil er die offizielle Zeremonie hier in Hogwarts gleich nach der Zeugnisausgabe abhalten will. Diesen Wunsch hat Joseph in seinem Testament geäußert und ich kann mich selbst nicht dagegen stellen, ohne mehr Aufmerksamkeit als nötig auf mich zu lenken.

Auch wenn ich inoffiziell den Clan leite werde ich noch überwacht. Ein Fehltritt meinerseits und es ist gut möglich, dass der Clan einen anderen Führer wählt. Mit großer Wahrscheinlichkeit würde das Charlie sein, nachdem Percy vor lauter Habgier nicht nachgedacht hat, bevor er gehandelt hat. Bis ich in der Zeremonie mein Amt antrete muss ich vorsichtig sein, was Aktivitäten gegen den Clan betrifft. Es gibt viele, die mir misstrauen, nachdem erst die Zwillinge und nun auch Ginny den Clan verraten haben.“

„Das hört sich an, als wäre jeder deiner bisherigen Pläne undurchführbar!“, stellte Merlin fest.

„So sieht es aus.“ Ron nickte zustimmend. „Ich habe Pig zwei oder drei Mal darauf angesprochen, was sein würde, wenn Joseph vor Ende meiner Schulausbildung stirbt, doch er hat immer gesagt, dass das nicht passieren würde!“

/Pig scheint irgendetwas zur Eile getrieben zu haben! Offensichtlich war er fest davon überzeugt, mehr Zeit zu haben\, stellte Daimos fest, ohne dass Ron es hörte. Sie hatten sich darauf geeinigt Ron nichts von Pigs Erinnerungen zu erzählen.

„Aber ich habe den notdürftigen Grundriss eines Plans in den letzten Tagen zusammengetragen. Ich habe mir noch nicht einmal Gedanken darüber gemacht, ob es klappen könnte!“, stellte Ron fest.

„Nur raus damit!“, forderte Argus.

„Mein Vater plant eine große Zeremonie vor der versammelten Schule und vielen Eltern. Er ist der Meinung ich würde die lang überfällige Veränderung bringen. Ich denke, er wird nicht sehr begeistert sein, wenn er mitbekommt, wie diese Veränderung aussehen. Aber das tut ja jetzt nichts zur Sache. In dem Moment, in dem ich öffentlich die Führung des Clans zugesprochen bekomme kann ich tun und lassen was ich will. Ich könnte die Clanführung auch einfach abgeben. An wen ich will. Er muss nicht mal zum Clan gehören“, erklärte Ron. „Ich könnte meine Position an Daimos und Joshua abtreten.“

„Und was hätten wir dann davon`“, wollte Joshua zweifelnd wissen.

„Der Clan kann nicht einfach zerschlagen werden“, meinte Ron. „Dazu existiert er zu lange und ist in seiner Struktur zu gefestigt. Es wird Jahre dauern alle Angehörigen des Clans davon zu überzeugen, dass nicht nur dieser Krieg sondern alles woran sie glauben ein einziger Irrsinn ist! Vielleicht wird es sogar einige Generationen dauern. Ihr beiden seid als Erben der Schicksalsweberinnen unsterblich. Ihr habt genug Zeit den Clan langsam aufzulösen und gleichzeitig zu verhindern, dass die Situation sich noch weiter zu spitzt.“

„Das ist gar kein schlechter Ansatz“, stellte Argus fest. „Wenn wir den Clan einfach so versuchen zu zerschlagen würden wir damit unweigerlich scheitern, weil hunderte von Menschen fest an das glauben, was Joseph Simior und seine Vorgänger seit gut eintausend Jahren predigen. Diese Menschen würden sich wieder zusammen finden und vielleicht würde das alles hier von vorn beginnen!“

„Aber mehr als ein Anfang ist das nicht“, meinte Fawkes. „Daimos und Joshua werden wohl kaum als Clanführer akzeptiert werden!“

Ron schüttelte den Kopf. „Ihr kennt die Mentalität im Clan nicht. Was der Clanführer sagt ist Gesetz. Ihm wird nicht widersprochen und seine Handlungen werden nicht angezweifelt, egal was man selbst darüber denkt. Jeder Zuwiderhandlung steht unter Strafe. Und es ist nicht der Clanführer der bestraft, sondern derjenige, der die Zuwiderhandlung bemerkt.“

/Das ist grausam!\, stellte Daimos fest.

„Aber so ist es seit je her und niemand ist je auf die Idee gekommen, das zu ändern“, stellte Ron fest. Ohne Vorwarnung wechselte er dann plötzlich das Thema. „Wie geht es Ginny?“

„Sie ist im Moment nicht sehr gut auf dich zu sprechen!“, stellte Joshua ruhig fest. „Es ist für dich wahrscheinlich besser, wenn du ihr aus dem Weg gehst!“

Ron seufzte. Das hatte er sich bereits gedacht. Der Weg den er gewählt hatte brachte den Hass all jener mit sich, die er dadurch zu beschützen suchte. Es tat weh Daimos Misstrauen zu spüren, genauso sehr wie zu wissen, dass Ginny ihn hasste.

„Vielleicht wird sie es irgendwann verstehen, wenn all das vorbei ist, Ron!“, stellte Merlin fest.

Der Gryffindor sah überrascht zu ihm. Nach allem, was er in den letzten Monaten hatte tun müssen war Mitgefühl und Trost das letzte, was er geglaubt hatte bei den Leuten zu finden, bei denen er nun saß. Und dennoch warf Merlin ihm einen Blick zu, der ihm mehr Mut und Hoffnung gab, als irgendwelche Worte es je gekonnt hätten.

„Vielleicht“, stimmte Ron ihm wenig überzeugt zu. „Aber ich werde mich das nächste halbe Jahr über genauso verhalten müssen, wie in den letzten Monaten. Das wird ihren Hass gegen mich wohl eher noch steigern!“

„Wir könnten Ginny ins Vertrauen ziehen“, schlug Lynar vor.

„Nein!“, kam es entschieden von Ron. „Das ist zu gefährlich!“

„Gefährlich?“, hackte Draco nach.

Ron sah ihn ernst an und wagte das erste Mal an diesem Abend dem Blonden in die Augen zu sehen. „Ich muss mich auf die Schule konzentrieren, ich habe den Clan nicht zu einhundert Prozent unter Kontrolle. Abtrünnige werden gejagt und in der Regel nach einigen Monaten Gefangenschaft und Folter getötet. Es ist schon gefährlich genug für Ginny und uns alle. Wenn Ginny irgendetwas weiß und sie gerät in die Hände irgendeines Clanmitglieds könnte ich auffliegen! Das ist ein untragbares Risiko!“

„Das ist wahr“, stimmte Fawkes ihm zu.

Lynar lächelte nachsichtig. „Das war mir klar. Ich wollte nur deine Reaktion darauf sehen!“

Ron nickte. Wie es schien war dieses ganze Gespräch eine einzige große Prüfung für ihn. Er vertraute den Hütern und den Zwillingen so sehr, wie er Pig vertraut hatte. Aber er konnte nicht erwarten, dass das gleiche auch umgekehrt zutraf. Ron war sich sicher, dass Draco ihn hasst, wahrscheinlich noch mehr, als Ginny es tat. Und Joshua schien ihm nicht sehr viel besser gesonnen zu sein. Der einzige, bei der Ron glaubte, er ein wenig Positive Gefühle für ihn, war Merlin.

„Es ist spät und Draco, Daimos, Joshua und ich haben seit zwei Tagen nicht mehr geschlafen“, ergriff eben dieser das Wort und unterbrach damit die unangenehme Stille, die aufgekommen war. „Er wird wohl kaum auffallen, wenn du öfter im Büro der Direktorin bist, Ron. Deine neue Position bringt immerhin einiges an Aufgaben mit sich.“

Ron stimmte ihm mit einem Nicken zu.

„Dann sollten wir alles andere auf später verschieben!“, meinte Merlin.
 

Müde aber glücklich ließ Daimos sich auf sein Bett sinken. Einen Großteil des Gespräches hatte er wirklich damit zu kämpfen gehabt, Ron nicht stürmisch zu umarmen. Schon seit er Pigs Erinnerungen gesehen hatte war er dem Gryffindor so unendlich dankbar. Dennoch konnte er ihm noch nicht wieder vertrauen, was Daimos ein wenig traurig stimmte.

„Ich sage ja, du verzeihst zu schnell!“, stellte Draco kopfschüttelnd fest. Er setzte sich neben Daimos aufs Bett und strich ihm liebevoll durch die Haare.

/Er hat sein ganzes Leben für mich und Joshua aufgegeben, Draco! Zu einem Zeitpunkt, als er weder Josh noch mich kannte! – All das was wir in seinen Erinnerungen gesehen haben, Draco. Es gibt keinen größeren Freundschaftsbeweis als das!\, entgegnete Daimos lächelnd.

„Er hat dich fast getötet!“, erinnerte Draco verzweifelt. „Er hat dich dazu gebracht, dir das Leben nehmen zu wollen!“ Draco schauderte bei der Erinnerung an seinen leblosen, blutüberströmten Freund. Noch immer schreckte er von Zeit zu Zeit nachts aus dem Schlaf, weil er im Traum zu diesem Abend zurückgekehrt war.

/Ich weiß\, meinte Daimos leise. /Ich werde das nicht vergessen, Draco. Und das ist der Grund, warum ich ihm wahrscheinlich nie wieder so werde vertrauen können, wie ich es einmal getan habe. Aber es hindert mich nicht daran ihm zu verzeihen! – Für mich ist das alles so lange her, Draco. Als wären Jahre vergangen. Ich bin nicht mehr Harry Potter und alles, was von diesem Leben geblieben ist, sind Erinnerungen. Schmerzhafte Erinnerungen zwar, aber all das belastet mich längst nicht so sehr, wie es vielleicht richtig wäre.\

„Das ist kein Grund leichtsinnig zu sein!“, erwiderte Draco sanft. „Ich kann nicht nachvollziehen, wie du dich fühlst. Aber es macht mir Sorgen, wenn du über die Dinge, die gerade Mal ein viertel Jahr zurück liegen so einfach hinwegsehen kannst!“

Daimos schüttelte lächelnd den Kopf. /Ich sehe nicht darüber hinweg. Mir wurde nur die Möglichkeit geschenkt darüber in einer Weise zu urteilen, wie du es vielleicht erst in vielen Jahren können wirst. Manchmal sieht man erst nach Jahrzehnten, wenn man einen Fehler begangen hat!\

„Von welchen Fehlern sprichst du?“, wollte Draco zweifelnd wissen. „Weasley zu misstrauen ist sicherlich kein Fehler!“

/Es wäre ein Fehler Rons Hilfe nicht anzunehmen\, stellte Daimos fest. /Ich sage nicht, dass wir ihm vertrauen können. Aber er bietet uns einen Weg, den Krieg auf einen sehr viel friedlicheren Weg zu beenden, als einen Sieg auszufechten. Ron wurde jahrelang von einem Schicksalswind geprägt. Egal wie sie zum Schluss zueinander standen, im Grunde hat Pig Ron mit erzogen. Und ich denke, dass wir auf das, was Pig erschaffen hat vertrauen können. Er war ein Schicksalswind und ich würde einem Schicksalswind jederzeit mein Leben anvertrauen.\

„Ron ist kein Schicksalswind. Er ist ein Mensch, der von den einen dazu erzogen wurde dich zu hassen und von einem anderen, dich zu verehren. Das ist ein Widerspruch in sich und wir können nicht sicher sein, dass er auf seinem Standpunkt beharrt, jetzt wo Pig nicht mehr ständig um ihn herum ist und er den Clan führt!“, gab Draco zu bedenken.

/Bei was können wir uns schon sicher sein? Wir können nur hoffen, dass wir das Richtige tun. Ob es so ist werden wir in jedem Fall erst später erfahren. Wir müssen den Weg wählen, von dem wir glauben, es sei der richtige und auf uns vertrauen. - Glaubst du, es wäre besser, die Möglichkeit, die Ron uns bietet, auszuschlagen und stattdessen gegen die Clan in den Krieg zu ziehen?\ Daimos blickte ernst zu seinem Freund hinauf.

Draco schüttelte entschlossen den Kopf. „Nein, natürlich nicht. Ein Krieg ist das letzte, was England jetzt braucht!“

/Und wir haben die Möglichkeit diesen Krieg zu verhindern. Warum es also nicht versuchen. Glaubst du, du kannst Ron um des Friedens Willen ein klein wenig vertrauen entgegen bringen?\

„Ich werde es versuchen“, sagte Draco seufzend.

Daimos zog Draco lächelnd zu sich herunter um ihm einen langen, zärtlichen Kuss zu geben. „Ich liebe dich!“ Daimos’ Stimme klang brüchig und es war ungewohnt nach so langer Zeit wieder zu sprechen. Doch es war auch eine unglaubliche Erleichterung für Daimos seine Stimme wieder zu haben.

„Ich liebe dich auch!“ Diese Worte beschrieben kaum, was Draco für Daimos empfand. Gerade in diesem Moment wurde ihm das nur zu deutlich. Seine Gefühle waren so viel stärker, als man es mit Worten ausdrücken konnte.
 

Obwohl Joshua lieber bei Merlin geblieben wäre, machte er sich kurz vor der Sperrstunde auf den Weg in die Räume der Slytherins. Es war Dienstagabend und er war seit Samstag vor dem Frühstück nicht mehr in dem Gemeinschaftsraum seines Hauses gewesen. Irgendwann würde das auffallen und noch mehr Aufmerksamkeit konnten sie wirklich nicht gebrauchen.

Das Schloss lag verlassen da. Der Angriff auf Hogsmeade hatte alle Schüler geschockt. Niemand war auch nur auf den Gedanken gekommen, es könne so nah an Hogwarts einen Kampf geben, in den auch noch Schüler mit hineingezogen wurden. So gut wie jeder Schüler wusste von dem wachsenden Konflikt zwischen dem Clan der Roimis und den Slytherins. Doch bisher war das alles weit weg von ihrem Schulalltag gewesen. Nun das Gegenteil bewiesen zu bekommen war für alle schockierend gewesen.

Joshua hatte erwartet, den Gemeinschaftsraum von Slytherin verweist vorzufinden. Doch vor dem fast erloschenen Kaminfeuer saß Blaise in einen Sessel gesunken. Im ersten Moment dachte Joshua, sein Freund wäre vor dem Feuer eingeschlafen, weil Blaise keine Regung zeigte, als Joshua den Gemeinschaftsraum betrat. Als Joshua jedoch zu Blaise trat um ihn zu wecken, sah er, dass er mit trüben Augen ins Nichts starrte.

„Blaise?“ Joshua kniete sich vor seinen Freund, sah ihn besorgt an.

Doch der andere Slytherin reagierte gar nicht auf ihn.

Seufzend setzte Joshua sich auf die Lehne des Sessels und nahm ihn in den Arm. Es dauerte eine Weile, doch dann lehnte Blaise sich gegen ihn. Er schloss die Augen und bis sich auf die Unterlippe, um die Tränen zurück zu halten. Vor anderen zu weinen war ihm peinlich, und wenn es nur sein bester Freund war.

„Es gibt keinen Grund dich deiner Tränen zu schämen, Blaise“, meinte Joshua leise. Sanft strich er dem anderen Slytherin über den Rücken. „Niemand wird dich wegen deiner Trauer verurteilen!“

„Warum ausgerechnet Seamus?“, wollte Blaise mit brechender Stimme wissen.

„Ich weiß es nicht“, wisperte Joshua traurig.

Es vergingen einige stille Minuten, bevor Joshua spürte, wie bei Blaise die Dämme brachen und der Slytherin seinen Tränen freien Lauf ließ. Joshua hielt ihn tröstend fest und ließ ihm alle Zeit, die er brauchte. Er wusste, dass das alles war, was er für Blaise im Moment tun konnte.

Irgendwann, lange nachdem Blaise wieder ruhiger geworden war, meinte Joshua leise: „Es tut mir Leid, Blaise. Alles. Ich behaupte dein bester Freund zu sein und wenn du mich brauchst, bin ich nicht da.“

„Ich bin dir nicht böse, Josh. Du hast so viel um die Ohren!“, murmelte Blaise.

„Das ist keine Ausrede, meinen besten Freund tagelang mit seiner Trauer allein zu lassen“, entgegnete Joshua seufzend. „Dabei weiß ich doch am besten wie du dich fühlst. – Ich weiß nicht, was ich getan hätte, wenn Daimos Merlin nicht hätte retten können!“

„Ich dachte ein Hüter des Schicksals könne nicht sterben!“, stellte Blaise verwirrt fest.

Joshua seufzte. „Das dachten wir auch. Aber offensichtlich ist das Privileg – oder auch die Last – der absoluten Unsterblichkeit nur Daimos und mir zu Teil geworden. Merlin wäre Samstagnacht fast gestorben.“

„Du hast gesagt, er sei ein so hervorragender Kämpfer. Ich verstehe nicht, wie es irgendwer geschafft hat, ihn aus dem Verkehr zu ziehen“, meinte Blaise leise.

„Merlin ist dem Fluch nicht ausgewichen, weil er dann mich getroffen hätte. Außerdem glaube ich, dass er durch den Cruciatus noch geschwächt war“, erklärte Joshua mit gerunzelter Stirn.

Blaise sah überrascht zu ihm auf. „Cruciatus?“

„Hab ich nichts davon erzählt?“ Joshua blinzelte verwirrt, bis ihm einfiel, dass er dazu tatsächlich nicht gekommen war. Er hatte Blaise seit Samstag nicht mehr allein gesehen und außer ihm wollte Joshua niemandem von der versuchten Entführung erzählen.

Blaise schüttelte den Kopf.

„Als ich Samstag ins Schloss zurückgekehrt bin, traf ich auf jemanden, der sich als Merlin ausgab und mich bat ihm zu folgen. Allein das verwirrte mich, weil ich ja eigentlich mit Merlin verabredet war. Aber es war auch etwas in der Art, wie dieser ‚Merlin’ sich benahm, das mich verwirrt. Als ich telepathisch bei Merlin nachfragte, erfuhr ich, dass er in seinem Büro war und dort auf mich wartete“, begann Joshua zu erklären.

„Ich habe dem Fremden frei heraus gesagt, dass er nicht Merlin sei und ihn danach ziemlich provoziert. Er wollte mich entführen, aber er hatte wohl nicht wirklich einen Plan, wie er das anstellen sollte. Ich ließ mir den Zauberstab abnehmen und warnte Lynar. Danach habe ich den Bogen wohl etwas überspannt. Der Typ wollte mir einen Cruciatus auf den Hals hetzen. Merlin ist direkt in die Flugbahn teleportiert um den Fluch abzufangen.“

„Woran hast du erkannt, dass es nicht Merlin war?“, hackte Blaise schmunzelnd nach.

„An der Art, wie er mich angesehen hat und“, Joshua wurde rot, „es hat sich nicht so angefühlt, als stünde ich Merlin gegenüber.“

„Es ist schön zu sehen, dass zwischen euch beiden endlich wieder alles in Ordnung ist“, stellte Blaise lächelnd fest. „Dich hat euer Streit ziemlich mitgenommen, nicht wahr?“

Joshua seufzte. „Ja. – Aber ich glaube, wir sollten uns schlafen legen. Du siehst aus, als hättest du seit Samstag nicht mehr geschlafen!“

Blaise senkte betroffen den Blick. „Das stimmt so in etwa.“ Er war ruhelos durch die Schule gewandert oder hatte hier im Gemeinschaftsraum gesessen, seit er von Seamus Tod erfahren hatte. Von Zeit zu Zeit war er im Sessel eingenickt, doch lang war der Schlaf nie gewesen. Immer wieder ließen ihn Albträume über den Kampf hochfahren.

Joshua zog ihn bestimmte aus dem Sessel und Blaise hatte keine andere Wahl, als ihn zu ihrem Zimmer zu begleiten. Er wusste, dass es genauso wenig bringen würde sich hinzulegen, wie sich gegen Joshua zu stellen. Dennoch ging er sich duschen und verkroch sich unter seiner Decke.

Doch Blaise wurde ein weiteres Mal überrascht, als Joshua sich zu ihm ins Bett legte, anstatt in sein eigenes Bett zu gehen. Schmunzelnd schloss Blaise die Augen. Nachdem seine Mutter gestorben war – damals war er acht gewesen – hatten abwechselnd Draco oder Joshua bei ihm geschlafen, um ihm beizustehen. Sie hatten das aus reiner Gewohnheit beibehalten, bis Blaise und Draco nach Hogwarts gekommen waren.

Auch diesmal half es Blaise den dringend benötigten Schlaf zu finden.
 

~*~*~*~*~*~*~
 

Ich weiß, es hat wider eine Ewigkeit gedauert >.< Ich weiß auch nicht, es ist zwar alles da, aber ich hab es einfach nicht aufs Papier gebracht. Ich hoffe, das nächste Kapitel kann ich euch schneller liefern!
 

Lg

tanguna

Kapitel 23
 

Daimos saß im Raum der Wünsche und wartete auf Ron. Seit ihrem ersten Gespräch in Lynars Büro waren einige Tage vergangen, in denen sie außerhalb des Unterrichts keinen Kontakt zueinander gehabt hatten. Doch Daimos hatte beobachten können, dass es Ron von Tag zu Tag schlechter ging.
 

Der Slytherin wusste, dass Ron im Laufe des Nachmittags in den Raum der Wünsche kommen würde um ein wenig Ruhe zu finden. Aus diesem Grund hatte sich Daimos einen Raum gewünscht, den außer ihm nur Ron betreten konnte. Ganz egal was sein Verstand ihm sagte und was Draco und Joshua davon hielten, wollte er für Ron da sein. Er war einmal sein bester Freund gewesen und hatte so viel für ihn geopfert. Daimos wollte wenigstens ein wenig davon zurückgeben können.
 

Als Ron den Raum betrat, bemerkte er Daimos zunächst nicht. Es war der gewohnte Raum, in dem er immer Zuflucht suchte und in dem er sich früher mit Pig getroffen hatte. Das letzte, womit Ron in diesem Raum rechnete war ein unangemeldeter Besucher. Er ließ sich erschöpft auf das Sofa sinken. Müde schloss er die Augen, fuhr jedoch erschrocken hoch, als er eine Hand durch seine Haare streichen spürte.
 

„Entschuldige“, meinte Daimos leise. „Ich wollte dich nicht erschrecken.“
 

„Was machst du hier?“ Auf Rons Gesicht spiegelte sich Verwirrung, doch auch ein wenig Freude.
 

„Ich habe es nicht mehr ertragen zuzusehen, wie sehr du leidest, ohne jemanden zu haben der dir Trost spendet“, antwortete Daimos sanft.
 

„Und was sagen Malfoy und dein Bruder dazu?“, fragte Ron skeptisch.

„Sie wissen es nicht“, entgegnete Daimos lächelnd.
 

Ron schüttelte den Kopf. Er hätte sich auch nicht vorstellen können, dass die beiden Daimos her gelassen hätten. „Ich glaube kaum, dass die beiden begeistert sein werden, wenn sie erfahren, dass du hier bist.“
 

„Im Moment ist mir das ziemlich egal“, gab Daimos zurück. „Ich habe mich entschieden dir zu vertrauen, trotz der Dinge, die geschehen sind. Niemand sollte mit seiner Trauer allein gelassen werden. - Du hast so viel für mich getan, Ron. Ich möchte wenigstens etwas davon zurück geben können.“
 

„Danke, Daimos!“, wisperte Ron mit brüchiger Stimme.
 

Daimos legte ihm einen Arm um die Schulter und zog den Gryffindor zu sich, so dass er gezwungen war sich gegen Daimos zu lehnen. „Ich glaube, ich könnte in deiner Situation nicht so stark sein. Allein die Vorstellung, ich könnte Draco verlieren, macht mich krank.“
 

„Pig hat mich seit Jahren darauf vorbereitet, dass er irgendwann sterben würde. Ich habe es lange einfach akzeptiert. So war der Plan der Schicksalsweberinnen. Warum sollte ich daran etwas aussetzen, wenn ich doch nichts ändern konnte? Diese Einstellung hat sich schlagartig geändert, als ich mich in Pig verliebt habe“, erzählte Ron leise. „Es kam wirklich nicht unerwartet. Aber ich hätte nicht gedacht, dass er für mich stirbt.“
 

„Ich habe nie bemerkt, dass du dich davon geschlichen hast“, stellte Daimos nachdenklich fest. „Wie hast du das gemacht, wenn ihr euch getroffen habt?“
 

Ein leichtes Lächeln legte sich auf Rons Gesicht. „Ich konnte schon viele Dinge, lange bevor ich nach Hogwarts kam. Meine schlechten Noten und der Widerwille am Unterricht gehörten nur zu dem Teil meiner Maske, der für dich bestimmt war. Joshua und Vater wussten immer, dass ich weit bessere Noten hätte bringen können. Immerhin haben sie mich auch schon vor Hogwarts unterrichtet. - Aber das meiste hat mir Pig beigebracht. Vor Hogwarts und auch während unserer Schulzeit hier. Er hat mir gezeigt, wie ich mich tarne und mich lautlos fort bewege. Und auch wie ich vorgebe an einem Ort zu sein, obwohl ich ganz wo anders bin.“
 

„Er hat dich sehr geliebt“, meinte Daimos nach einem Moment des Schweigens lächelnd.
 

Von Ron Erklang ein tiefes, schweres Seufzen. „Da bin ich mir nicht so sicher. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass er nur mit mir zusammen war, um mich nicht zu verletzen.“
 

„Das ist nicht wahr!“ Daimos strich beruhigend durch Rons Haare. Ohne, dass es dem Gryffindor bisher aufgefallen war, liefen ihm Tränen über das Gesicht. „Ich habe Erinnerungen von Pig gesehen.“
 

„Du hast was?“ Ron sah entsetzt zu Daimos auf.
 

„Ich habe Erinnerungen von ihm und Lex gesehen und ich habe Erinnerungen von ihm und dir gesehen“, fuhr Daimos unbeirrt fort. „Es war nicht zu übersehen, dass er dich genauso sehr liebte, wie er einst Lex geliebt hat. Und ich glaube, zum Schluss hat er dich weit mehr geliebt.“
 

„Woher willst du das wissen? Er...“ Trotz allem Bemühen es zu unterdrücken, entwich Ron ein leises Schluchzen. „Pig hat mir nur ein einziges Mal gesagt, er würde mich lieben.“
 

Daimos runzelte die Stirn. Das hatte er nun nicht erwartet, nach allem, was Pig letztendlich für Ron getan hatte. „Ich weiß nicht, ob Pig es dir jemals erzählt hat. Für die Schicksalswinde ist das Wort der Weberinnen das höchste Gut. Niemand von ihnen würde je auf die Idee kommen, jemals etwas zu tun, dass die Weberinnen verboten haben oder nicht ausdrücklich erlaubt. - Pig und Lex haben sich dem in geringem Maße widersetzt, aber ihre Beziehung wurde von den Weberinnen akzeptiert. Als sich Pig dir aber offenbart und anvertraut hat, verstieß er gegen eine ganze Reihe von Gesetzen der Weberinnen.“
 

„Das hat er für Lex getan, nicht für mich“, warf Ron schwach ein.
 

„In dem Moment noch für Lex, ja“, räumte Daimos seufzend ein. „Aber je mehr Zeit verstrich, desto mehr hat er es für dich getan. - Letztendlich hat er sogar einen Menschen getötet, um dir zu ermöglichen, den Weg fort zu setzen, den du in den letzten Jahren beschritten hast.“
 

„Er hat WAS?“ Ron war aufgesprungen und starrte Daimos entsetzt an. Weder konnte noch wollte er das glauben.
 

Daimos seufzte erneut. „Ich weiß nicht, was es war, das Pig zur Eile getrieben hat. Aber er schien es für nötig zu befinden, dass du dein Erbe schon jetzt antreten kannst. - Pig war am Samstag Morgen bei Joseph Simior. Vielleicht wusste er, dass er an diesem Tag den Weberinnen folgen musste, auch ohne den Angriff. Aber das werden wir vermutlich nicht mehr erfahren.“
 

„Woher weißt du das?“, fragte Ron verwirrt.
 

„Wir haben nicht nur deine Erinnerungen gesehen, Ron“, wiederholte Daimos geduldig, jedoch mit gerunzelter Stirn. Etwas dem Ausdruck in Rons Gesicht irritierte ihn.
 

Ron ließ sich wieder auf das Sofa sinken und rieb sich erschöpft die Augen. „Es ist beruhigend das zu wissen“, murmelte er.
 

„Beruhigend?“, hackte Daimos nach.
 

„Was immer Pig angestellt hat, er muss dabei ein wenig schlampig vorgegangen sein. Zumindest hat man herausgefunden, dass Joseph keines natürlichen Todes gestorben ist“, erklärte Ron. „Ich habe vorhin einen Brief bekommen. Mein Vater wollte mir eine Leibgarde abstellen und her schicken. Ich habe das entschieden abgelehnt, mit der Begründung, das Josephs Mörder einer von unseren eigenen Leuten sein muss und ich keiner Leibgarde trauen würde. Allein könne ich mich gut genug verteidigen, zumal nach Hogwarts ohnehin niemand unbemerkt gelangt. - Es ist gut zu wissen, dass nicht wirklich die Gefahr eines weiteren Anschlags besteht.“
 

„Aber du kannst damit deine Leute beschäftigten“, stellte Daimos lächelnd fest. „Sie werden viel Zeit damit verschwenden diesen vermeintlichen Verräter zu finden.“
 

„In der Tat. Jede Ablenkung für den Clan bringt für uns einen Vorteil. - Ich hätte Pig das nie zugetraut“, fügte Ron kopfschüttelnd hinzu. „Vor allem nicht, dass er dabei so ungenau vorgeht.“
 

„Wer weiß, was der liebe Pig alles geplant hat“, entgegnete Daimos nachdenklich. „Ich denke, er hatte eine ganze Menge Geheimnisse, von denen wir nichts mehr erfahren werden!“
 


 

Blaise war verwirrt.
 

Er wusste, dass irgendetwas geschehen war, nach der Rückkehr von Daimos und Draco. Nicht nur Dracos Verhalten war anders. Er hatte den Blonden monatelang nicht gesehen. Die Zeit allein mit Daimos in dieser fremden Welt hatte Draco unglaublich geprägt und verändert. Obwohl Draco es vermutlich selbst nicht bemerkt hatte, war er sicherer Geworden im Umgang mit seiner Gabe und hatte nun endlich, nach so vielen Jahren, seine Aufgabe angenommen. Das alles war Blaise auch aufgefallen, ohne das ihm berichtet worden war, was Draco und Daimos überhaupt erlebt hatten.
 

Doch auch Joshua, dessen Veränderung Blaise in den letzten Wochen hatte beobachten können, verhielt sich anders, seit die Wellen sich nach dem Kampf in Hogsmead geglättet hattet. Zwar war Joshua immer für Blaise da, wenn dieser ihn brauchte, trotz seines Trainings und der vielen Zeit die er bei Merlin oder Daimos verbrachte. Und dennoch fühlte Blaise, dass seine beiden besten Freunde etwas vor ihm verbargen, was sie beide sehr beschäftigte.
 

Und nun hatte er beobachtet, wie Daimos ausgerechnet zusammen mit Ron Weasley den Raum der Wünsche verlassen hatte. Er wollte wissen, was da vor sich ging. Warum traf Daimos sich zu geheimen Besprechungen ausgerechnet mit dem neuen Clan-Führer?
 

Blaise war auf dem Weg in die Räume der Slytherins, als ihn die Stimme von Dean Thomas aus seinen Gedanken riss.
 

„Glaubst du wirklich, du könntest dem Clan entkommen, Ginny?“ Die Stimme des Gryffindors lief über vor Spott und Begierde. „Wenn die Slytherins erst einmal besiegt sind, wird deine Strafe sehr unschön ausfallen!“
 

„Lass mich in Ruhe, Thomas! Ich bin keines von diesen hörigen Mädchen, die ihr euch so gern heranzieht!“, entgegnete Ginny scharf.
 

Blaise blieb wie angewurzelt stehen. Er brauchte einen Moment, um vollkommen aus seinen Gedanken aufzutauchen und zu begreifen, was vor sich ging. Und bevor er dann um die Ecke eilen konnte, um Ginny zu Hilfe zu kommen, mischte sich eine weitere Stimme ein.
 

„Lass sie in Ruhe, Dean!“ Es war nur ein wütendes Zischen, das von Ron kam. Blaise konnte sich gut vorstellen, dass Thomas ängstlich davor zurückwich. „Und du solltest verschwinde, Weib!“
 

Blaise hörte Ginnys abfälliges Schnauben, doch auch die schnell davon eilenden Schritte des Mädchen. Er hätte in ihrer Position nichts anderes getan, als zu verschwinden. Mit Thomas konnte man sich anlegen, doch Ron war Joshua ebenbürtig, das hatte er erst vor kurzem bewiesen. Mit ihm sollte man sich nicht anlegen, wenn es zu vermeiden war.
 

„Sie ist eine Verräterin! Warum nimmst du sie in Schutz?“, wollte Thomas aufgebracht wissen.
 

Blaise blieb mit gerunzelter Stirn stehen und lauschte. Das war eine Frage, deren Antwort auch ihn interessierte.
 

„Achte auf deine Manieren, Dean!“, ermahnte Ron ihn finster. „Und ich sehe keinen Grund meine Handlungen vor dir zu rechtfertigen. Lass deine Finger von ihr!“
 

Blaise hörte, wie Thomas einige Male kontrolliert ein und aus atmete um sich zu beruhigen, bevor er sagte: „Entschuldigung, Sir! Mein Verhalten war ungehörig. Dennoch möchte ich eine Antwort auf meine Frage. Es gibt einige im Clan, die Ihre Position anzweifeln. Und ich denke nicht, dass das Schützen einer Verräterin diese Zweifel zerstreuen wird!“
 

„Gehörst du zu denen, die an mir zweifeln, Dean?“, wollte Ron ruhig wissen, doch Blaise glaubte, einen lauernden Unterton heraus zu hören.
 

„Natürlich nicht, Sir!“ Aus Thomas Stimme erklang ehrliche Empörung. „Aber Sie wissen, dass Sie überwacht werden!“
 

„Und du gehörst zu denen, die mich überwachen.“ Es war keine Frage, sondern eine Feststellung, die keine Zweifel offen ließ. „Wenn du diesen Job behalten willst, Dean, zügle dein Verlangen. Die Frauen lenken nicht nur von deiner Aufgabe ab. Und wenn es zu unerfreulichen Ereignissen kommt, wirst du die Schule verlassen und im Hauptquartier anderen Aufgaben nachgehen müssen! - Und um deine Zweifel zu zerstreuen. Meine Schwester spioniert für uns. Wir sollten ihr nicht unnötig Steine in den Weg legen.“
 

Blaise knirschte wütend mit den Zähnen. Er hatte es gewusst. Warum vertraute Draco ihr, wenn sie doch offensichtlich gelogen haben musste?
 

„Was?“, fragte Thomas fassungslos. „Ein Weib, das spioniert? Das geht doch niemals gut!“
 

„Eben deshalb wirst du nie als Stratege eingesetzt werden, Dean. Dir fehlt die Weitsicht. Wenn du einen guten Spion haben willst, der offenkundige einmal auf der eigenen Seite stand, musst du jemanden auswählen, der aus der Sicht deiner Gegner offensichtlich die meiste Gründe hat, die Seiten zu wechseln. Und aus der Sicht der Slytherins hat jede Frau genug Grund, uns den Rücken zu kehren. Sie können nicht sehen, dass es nur in den Untergang führt, wenn die Frauen uns Männern gleichgestellt sind“, erklärte Ron ruhig. „Niemand von ihnen wird gegen meine Schwester verdacht schöpfen. Sie haben unter uns keine Spione mehr in höherer Position. Niemand wird etwas von Ginny erfahren!“
 

„Offensichtlich haben sie einen“, entgegnete Thomas finster. „Ich möchte Sie an den Tod ihres Onkels erinnern.“
 

„Dieser Spion sitzt im Hauptquartier, nicht hier in Hogwarts. Er wird dort nicht heraus kommen. Wir werden ihn finden und eliminieren. Meine Schwester wird währenddessen in die Organisation der Slytherins eingegliedert werden und uns wichtige Informationen zuspielen können“, erwiderte Ron.
 

Blaise hörte, wie die beiden Gryffindors ohne ein weiteres Wort verschwanden. In ihm brodelte eine tief sitzende Wut. Er hatte es vom ersten Moment an geahnt. Ginny war nicht besser als irgendwer sonst vom Clan.
 

Wütend eilte er zum Gemeinschaftsraum der Slytherins. Er wollte Draco zur Rede stellen. Der Blonde musste doch wissen, welches Spiel die kleine rothaarige Göre spielte. Warum griff er nicht ein? Und warum ließ er zu, dass Daimos sich mit dem neuen Simior traf?
 

Der Gemeinschaftsraum war fast leer, was kein Wunder war, da im Moment in der großen Halle das Abendbrot auf den Tischen stand. Draco stand vor dem Kamin, den Blick nachdenklich ins Feuer gerichtet. Hinter ihm saßen Neville und Ginny auf dem Sofa und unterhielten sich leise. - Blaise sah sie misstrauisch an. Wusste Neville, warum Ginny wirklich hier war?
 

„Draco, wir müssen reden!“, stellte Blaise entschieden fest.
 

Der Blonde drehte sich verwirrt zu ihm um. „Was ist los?“
 

„Das wüsste ich gern von dir!“, entgegnete Blaise wütend. „Was wird hier gespielt? Warum duldete ihr die kleine Weasley hier obwohl offensichtlich ist, was sie tut und warum trifft sich dein Freund mit ihrem Bruder?“
 

Draco riss überrascht die Augen auf und war froh, dass er über Neville und Ginny einen Zauber gelegt hatte, der Blaise Worte nicht zu ihnen hatte durchdringen lassen. Er hatte schon lange damit gerechnet, dass Blaise verlangen würde, in die Ereignisse mit eingeweiht zu werden. Und er hatte nicht riskieren wollen, dass irgendwer sonst mehr mitbekam, als gut für sie war. Neville und Ginny waren Freunde, aber er war sich mit den anderen Hütern einig, dass sie nicht eingeweiht werden sollten.
 

„Ich glaube, das sollten wir unter vier Augen besprechen, Blaise“, meinte Draco ruhig. „Warte in deinem und Josh's Zimmer auf mich, ich muss hier noch mal kurz was klären!“
 

Blaise nickte widerwillig. Es gefiel ihm nicht vertröstet zu werden. Und wenn es sich nur um ein paar Minuten handelte.
 

Als Blaise verschwunden war, fixierte Draco Ginny mit seinem Blick. Er wusste, dass Blaise' Anschuldigung Unsinn war. Aber vielleicht wusste sie, wie der andere auf diese Idee kam. „Hattest du heute eine Begegnung mit deinem Bruder oder irgendwem von seinen Leuten?“
 

Ginny sah verwirrt zu ihm auf. „Dean Thomas hat mich in den Gängen blöd angemacht. Aber als Ron kam, hat der ihm Einhalt geboten und mich davon gejagt“, erzählte sie.
 

„Ah ja.“ Vielleicht hatte Blaise das mitbekommen. Und wer wusste, über was die beiden Gryffindors danach noch gesprochen hatten. „Entschuldigt mich. Ich muss ein erstes Gespräch mit meinem besten Freund führen!“ Draco folgte Blaise, blieb jedoch vor der geschlossenen Zimmertür stehen. /Daimos, was machst du gerade?\, fragte er gedanklich nach.
 

/Ich habe dir doch gesagt, dass ich mich mit Joshua, Tan und Luc treffen, damit wir trainieren können\, kam die verwirrt Antwort.
 

/Hast du dich heute mit Ron getroffen?\ Draco war davon weder überrascht noch war er darüber verärgert. Er kannte Daimos schließlich. Und selbst er sah, dass es Ron genauso schlecht ging, wie Blaise.
 

/Wir waren im Raum der Wünsche und haben ein wenig geredet, ja\, gab Daimos bereitwillig Auskunft. /Woher weißt du das?\
 

/Blaise muss euch zusammen gesehen haben\, erklärte Draco. /Entweder als ihr rein gegangen seid oder als ihr wieder raus gekommen seid! Ihr solltet vorsichtiger sein. Wenn das jemand anderes sieht, kann das gefährlich werden.\
 

/Oh!\ Daimos klang erschrocken. /Ich achte in Zukunft darauf! - Was sagt Blaise dazu?\
 

/Das weiß ich noch nicht. Im Moment scheint er ziemlich wütend zu sein. Es kann sein, dass ich ihn einweihen muss. Und dann werde ich ihn wahrscheinlich nachher mit zur Besprechung nehmen\, meinte Draco.
 

/Dann wird es voll werden bei Lynar im Büro. Tan und Luc sind nachher auch dabei!\, stellte Daimos fest. /Und wir müssen aufpassen. Blaise wird nicht sehr gut auf Ron zu sprechen sein.\
 

Draco seufzte. Das war wahr. Rons Rolle in der ganzen Geschichte würde für Blaise am schwersten zu begreifen sein. /Wir sehen uns nachher. Überanstrengt euch nicht!\
 

/Wir sind vorsichtig, so wie immer!\, entgegnete Daimos lachend.
 

/Gerade deshalb mach ich mir Sorgen\, erwiderte Draco lächelnd. Doch das Lächeln verschwand, als er das Zimmer von Blaise betrat. Sein Freund stand mit geballten Fäusten an dem magischen Fenster und starrte stur nach draußen.
 

„Entschuldige, dass es etwas gedauert hat. Ich musste Daimos nur vorher noch ermahnen, in Zukunft etwas vorsichtiger zu sein“, meinte Draco seufzend. Es würde ein sehr schweres Gespräch werden.
 

„Du wusstest, dass sie sich treffen?“ Blaise drehte sich aufgebracht zu Draco um.
 

Der Blonde seufzte. „Zumindest haben ich es geahnt. Daimos verzeiht viel zu schnell.“
 

„Was verheimlicht ihr mir?“, wollte Blaise lauernd wissen.
 

„Es geht nicht länger nur um Joshua und mich, Blaise!“, entgegnete Draco ruhig. „Wäre kein anderer mit inbegriffen, würden wir nie auf die Idee kommen, dich außen vor zu lassen. Ich hoffe, das weißt du! - Aber wir hüten mittlerweile Geheimnisse, deren Aufdeckung einigen Menschen hier im Schloss das Leben kosten kann!“
 

„Und das paktieren mit dem Feind gehört zu diesen Geheimnissen?“, fragte Blaise empört und spöttisch.
 

Draco schüttelte den Kopf. „Vielleicht erzählst du mir erst einmal, was du gehört oder gesehen hast, dass du dich so sehr darüber aufregst. Wie kommst du darauf, dass Ginny eine Spionin ist?“
 

„Ich habe das schon die ganze Zeit gesagt!“, erinnerte Blaise ihn.
 

„Aber du hast es ihr nicht so direkt ins Gesicht gesagt, wie eben gerade!“, stellte Draco fest.
 

Blaise musterte ihn mit zusammengekniffenen Augen. „Ich hatte nicht das Gefühl, dass sie irgendetwas von dem, was ich gesagt habe, gehört hätte!“
 

„Das ist wahr“, gab Draco zu. „Ich habe schon seit einiger Zeit damit gerechnet, dass du mich oder Joshua zur Rede stellst. Und ich habe Vorsichtsmaßnahmen ergriffen. Es müssen nicht mehr Leute von diesen Dingen erfahren, als unbedingt nötig. - Also, was hat dich so aufgebracht?“
 

„Ich habe vorhin gesehen, wie Daimos mit dem neuen Clan-Führer den Raum der Wünsche verlassen hat. Weißt du, was sie dort getan haben?“, wollte Blaise wissen.
 

„Daimos sagt, sie hätten geredet und ich habe keinen Grund ihm nicht zu glauben“, entgegnete Draco ruhig. „Und weiter?“
 

Blaise war offensichtlich verwirrt von Dracos Ruhe, doch er ließ sich davon nicht beeinträchtigen und fuhr fort. „Und dann habe ich ein sehr interessantes Gespräch zwischen eben jenem dubiosen Freund von Daimos und Dean Thomas belauscht. - Unbeabsichtigt wohlgemerkt, aber ich bin trotzdem froh, dass ich es gehört habe!“
 

„Ich kann keine Gedanken lesen, Blaise. Du musst mir schon erzählen, was du gehört hast!“, forderte Draco mit gerunzelter Stirn. Dieses Gespräch interessierte ihn. Was erzählte Ron im Clan über Ginny?
 

„Ginny wurde von Thomas bedrängt. Ich wollte ihr schon zu Hilfe kommen, als ihr Bruder mir dazwischen kam. Weasley pfiff Thomas zurück und schickte Ginny fort. Danach erklärte er Thomas, dass Ginny für sie spionieren würde und er sich zurück halten sollte. Schließlich sollten ihrer Spionin keine Steine in den Weg gelegt werden“, erklärte Blaise in wenigen Worten. Dass Draco so ruhig blieb, ließ seine Wut verrauchen. Es war ohnehin nur die gewöhnliche Rage gewesen, in die er sich seit Seamus Tod viel zu schnell hinein steigerte.
 

„Könntest du das vielleicht ein bisschen genauer machen? Worüber haben sie genau gesprochen?“, wollte Draco interessiert wissen. Es beunruhigte ihn ein wenig, was Ron über Ginny erzählte. Er sah ein, dass der Gryffindor seine Schwester auf diesem Weg schützen wollte, doch es konnte sie auch in eine brenzlige Lage führen.
 

Blaise hob die Schulten. „Als Ginny weg war, meinte Thomas, dass der Schutz, den Weasley seiner Schwester gewährte, bei den falschen Leuten Misstrauen ihm gegenüber in seiner Position erwecken könnte. Es gäbe ohnehin einige, die seine Position anzweifeln. Weasley wird wohl überwacht und Thomas ist einer derjenigen, die diese Aufgabe hier übernommen haben. Daraufhin erklärte Weasley Thomas die Vorzüge einer weiblichen Spionin in unseren Reihen.“
 

„Wow.“ Draco ließ sich auf Joshuas Bett sinken. „Ron wird überwacht. Warum sagt er uns das nicht, wenn er es weiß?“ Blaise war für einen Moment vollkommen vergessen.
 

„Ron?“ Blaise sah seinen Freund ungläubig an. „Ich scheine irgendetwas sehr entscheidendes verpasst zu haben, Draco!“
 

„Setzt dich zu mir!“ Draco rieb sich erschöpft die Augen, während Blaise seiner Aufforderung nach kam. „Nichts von dem, was ich dir jetzt erzähle, darf diesen Raum verlassen! Wenn diese Dinge zu früh ans Licht kommen, bedeutet das für uns vermutlich die Niederlage im Krieg gegen den Clan.“
 

Und dann begann Draco ausführlich zu berichten, was sich in den letzten Monaten alles zugetragen hatte und was sie durch Ron erfahren hatten.
 


 

Blaise saß zusammen mit Draco und Lynar im Büro der Direktorin und konnte nicht verbergen, dass er nervös war. „Seit ihr sicher, dass man Weasley trauen kann?“
 

Draco seufzte. Er wusste, dass Blaise diese Frage noch oft stellen würde. „Du weißt, dass ich sofort bemerken würde, sollte er lügen. Und die Erinnerungen, die wir gesehen haben, waren echt. Sowohl seine eigenen als auch die im Raum der Erinnerungen.“
 

„Ich kann das einfach nicht begreifen“, murmelte Blaise kopfschüttelnd.
 

„Ich weiß, dass das nur schwer zu begreifen ist. Aber sei nicht zu hart mit ihm, Blaise. Er kann nichts für Hogsmead und er hat dort einen ebenso großen Verlust erlitten wie du!“, meinte Draco ruhig. „Ich will nicht behaupten, dass ich ihm die Dinge, die zuvor geschehen sind, so ohne weiteres verzeihe. Aber ich sehe, wie sehr euer beider Schmerz sich ähnelt. Er ist unser Verbündeter, ganz egal, was in der Vergangenheit vorgefallen ist.“
 

„Ich werde mich bemühen“, lenkte Blaise leise ein, auch wenn er nicht wusste, ob er sich dem Gryffindor gegenüber tatsächlich zurückhalten konnte.
 

Die unangenehme Stille, die sich in dem runden Zimmer ausbreitete, wurde durch die Ankunft von Merlin, Fawkes und Argus gebrochen.

„Ich sehe, das unsere kleine Runde immer mehr wächst!“, stellte Merlin lächelnd fest.
 

Lynar sah ihn ernst an. „Blaise ist der letzte, der hinzukommen wird.“
 

„Und Tan und Luc“, stellte Fawkes fest. „Sie werden heute auch da sein, wenn ich mich richtig erinnere.“
 

„Tan? Ist das nicht ein Sechstklässler aus Slytherin?“, fragte Blaise mit gerunzelter Stirn. „Was hat der mit dieser Sache hier zu tun? So oft, wie der mit diesem Ravenclaw aus seinem Jahrgang zu sehen ist, hätte ich nicht erwartet, dass er auf unserer Seite steht!“
 

„Das musst du dir entweder von ihm selbst oder von Joshua in Ruhe erklären lassen. So weit ich weiß, hat er die Erinnerungen an ein früheres Leben behalten und hat die Zeit erlebt, wegen der die Schicksalsweberinnen entschieden haben, uns Hüter zu erschaffen und dieser Welt all ihre Erinnerungen zu nehmen“, versuchte Draco zu erklären. „Ich denke spätestens in den Weihnachtsferien werden wir auch die letzten Fragen klären können. Sowohl Joshua als auch Daimos und ich müssen dann ohnehin noch einmal alles erzählen.“
 

Blaise schüttelte den Kopf. „Ich bleibe über die Ferien hier, Draco.“
 

„Was?“ Draco warf seinem Freund einen verwirrt Blick zu. Er konnte sich zwar denken, was Blaise zu dieser Entscheidung bewogen hatte, doch er hielt es nicht für gut, dass Blaise so sehr in Einsamkeit suchte.
 

„Ich brauche ein wenig Zeit nur für mich, Draco“, meinte Blaise leise. „Ich weiß, dass ihr es gut mit mir meint. Aber manche Dinge muss ich mit mir selbst klären!“
 

Draco seufzte. „Du musst deine Entscheidung nicht vor mir rechtfertigen. Aber denk daran, dass ich für dich da bin, wann immer du jemanden zum Reden brauchst!“
 

„Ich weiß“, erwiderte Blaise lächelnd.
 

Ein Klopfen an der Tür unterbrach ihr Gespräch. Joshua und Daimos traten in Begleitung von Tan und Luc in das Büro, indem es langsam sehr eng wurde. Es verwunderte Blaise ein wenig, dass es keinen der vier überraschte ihn hier zu sehen.
 

Doch Blaise kam mit seinen Gedanken nicht weit, denn ein weiteres Mal klopfte es hektisch an der Tür. Ron trat in das Büro und schloss die Tür eilig wieder hinter sich. Ohne einen Blick in die Runde zu werfen meinte: „Ich habe weniger gute Nachrichten.“
 

„Und ich habe ein paar Fragen an dich“, stellte Draco mit gerunzelter Stirn fest.
 

Ron sah verwirrt zu ihm und entdeckte dabei Blaise. „Zabini? Was - ?“
 

„Ich habe ihn eingeweiht, nachdem er dich und Daimos aus dem Raum der Wünsche hat kommen sehen und dein Gespräch mit Dean Thomas belauscht hat“, erklärte Draco bereitwillig.
 

„Oh.“ Ron schluckte. „Es tut mir Leid, dass du durch meinen Bruder ein so schweren Verlust erlitten hast, Zabini. Ich hätte es verhindern müssen. Für uns beide.“
 

Blaise wusste nicht, was er erwidern sollte. Ron Weasley war sicherlich der letzte, mit dem er über seine Trauer oder seinen Schmerz sprechen würde. Also nickte er nur.
 

„Du sagtest etwas von schlechten Nachrichten, Ron“, ergriff Lynar das Wort.
 

Ron seufzte. „Ja.“ Er sah zu Blaise. „Vielleicht wisst ihr es schon, wenn Zabini von meinem Gespräch mit Dean berichtet hat. Der Clan lässt mich überwachen.“
 

„Damit ist meine erste Frage geklärt“, stellte Draco fest. „Ich hatte angenommen, du hättest es schon vorher gewusste.“
 

Ron schüttelte den Kopf. „Ich musste mich stark zusammen reißen um nicht all zu überrascht zu sein vorhin. Ich habe in den letzten Stunden einige Nachforschungen angestellt und festgestellt, dass dies das übliche Vorgehen ist, wenn der Clan-Führer die Schule noch nicht abgeschlossen hat.“
 

„Und es gibt im Clan offensichtlich einige, die an dir zweifeln“, stellte Draco fest.
 

„Es gibt immer irgendjemanden, der Zweifel hat. Das ist nicht weiter beunruhigend. Die Überwachung jedoch macht mir ein wenig Sorgen“, stellte Ron fest.
 

Blaise schnaubte. „Das hätte ziemlich schief gehen können, wenn euch vorhin jemand anderes gesehen hätte!“
 

„Nein“, entgegnete Ron entschieden und schüttelte den Kopf. „Ich war gegenüber allen getarnt, die nicht vollkommen auf Daimos' und Joshuas Seite stehen. Jeder, der dem Clan irgendwie zugetan ist, hätte nur Daimos gesehen. - Ich bin nicht ganz so leichtsinnig, wie du vielleicht glaubst!“
 

„Ich halte es für ziemlich leichtsinnig, Ginny beim Clan als Spionin auszugeben“, stellte Draco mit gehobenen Augenbrauen fest.
 

Ron seufzte. „Es ist nicht ungefährlich, das ist wahr. Aber so ist gesichert, dass Dean sich von ihr fern hält. Und er wird niemandem von unserem Gespräch berichtet. Er ist wahrscheinlich der einzige meiner Wächter, dem niemals in den Sinn kommen würde an mir zu zweifeln. Für ihn ist meine Überwachung einfach nur Tradition.“
 

„Das bedeutet dennoch, dass du äußerste Vorsicht walten lassen musst!“, meinte Argus trocken. „Hast du eine Ahnung, wer noch zu denen gehört, die dich überwachen?“
 

„Ich habe die starke Vermutung, dass Professor McGonagall dazu gehört. Sie gehört nicht offiziell zum Clan, ist aber rein aus Prinzip gegen die Slytherins und damit auf der Seite des Clans. Und von allen die direkt oder indirekt zum Clan gehören hat sie die einflussreichste Position hier in Hogwarts!“, erklärte Ron.
 

„Sonst niemand?“, hackte Fawkes nach.
 

Ron hob die Schultern. „Es werden noch zwei oder drei sein. Aber ich habe keine Idee, wer das sein könnte.“
 

Alles in allem beunruhigte diese Nachricht jeden im Raum. Doch außer noch vorsichtiger zu sein als ohnehin schon, konnte sie gegen die Situation nicht tun. Und es gab für den Moment wichtigere Dinge, die besprochen werden mussten. Der Plan, wie der Clan nieder gerungen werden konnte, hatte grobe Züge angenommen werden, doch er war noch lange nicht ausgereift.
 

Es gab noch eine Menge Dinge zu planen, zu überdenken und vor zu bereiten, bevor Ron die Führung des Clans offiziell übergeben bekommen würde.

Kapitel 24
 

„Es ist schön, wieder zu Hause zu sein!“, stellte Joshua seufzend fest, als er zusammen mit Merlin, Draco, Daimos und Severus auf dem alten Anwesen ankam, in dem er aufgewachsen war.
 

„Wenn du so viel Heimweh hast, ist es nur gut gewesen, dass du lange nicht in Hogwarts warst“, entgegnete Draco grinsend.
 

„Es ist weniger Heimweh“, erwiderte Joshua mit gerunzelter Stirn. „Auf Hogwarts ist nur alles so chaotisch. Ich freue mich einfach erst einmal zwei Wochen Ruhe zu haben!“
 

„Es ist erst Chaotisch, seit du da bist!“, meinte Draco lachend.
 

Severus musterte die Schüler mit gehobenen Augenbrauen. „Das glaubst du auch nur, weil du nie darauf geachtet hast, was in den letzten Jahren um Daimos herum geschehen ist!“
 

„Genau“, stimmte Daimos dem Tränkemeister lächelnd zu. „Bei den Gryffindors ist es jetzt bestimmt ganz ruhig, seit ich nicht mehr da bin!“
 

„Mit Ron da mitten drin?“ Joshua hob zweifelnd die Augenbrauen. „Ich glaube kaum. - Aber im Gegensatz zu den Gryffindors wissen wir deine Anwesenheit bei uns zu schätzen, Brüderchen!“
 

Daimos verzog auf Grund des Kosenamens sein Gesicht.
 

Allerdings kam Joshua darum herum von seinem Bruder deshalb gerügt zu werden, denn Narzissa Malfoy riss die Eingangstür des Hauses auf und umarmte ihren Sohn stürmisch. „Draco! Wie schön, dass du wieder da bist!“

Draco schloss seine Mutter lächelnd in die Arme. „Ich bin froh, wieder zu Hause zu sein, Mum!“ /Wetten, sie hat seit Stunden hinter der Tür gestanden, um auch ja die erste zu sein, die uns begrüßt?\, fragte er Joshua und Daimos in Gedanken.
 

/Ich finde das süß. Es zeigt nur, wie sehr sie dich liebt!\, antwortete Daimos lächelnd.
 

Als nächstes fand sich Joshua in den Armen von Narzissa wieder, der nicht weniger freudig begrüßt wurde, als Draco. „Ich habe mir schreckliche Sorgen um dich gemacht, nachdem ich gehört habe, was in Hogsmead passiert ist!“, stellte Narzissa fest. Sie schob ihn ein Stück von sich und musterte ihn eingehend. „Geht es dir gut, Joshua?“
 

„Ja, Zissa. Es ist alles bestens!“, stellte Joshua lachend fest. „Ich war ja nicht lange unten, während des Kampfes. - Und ich habe jemanden, der sich für mein lebendes Schutzschild hält...“, fügte er mit einem Blick zu Merlin finster hinzu.
 

Narzissa musterte ihn noch einen Moment mit besorgten Blick, bevor sie sich zu Daimos wandte. Ihm reichte sie nur die Hand. „Daimos, ich freue mich, dich kennen zu lernen und in meinem Haus begrüßen zu dürfen!“
 

„Danke, Mrs Malfoy. Die Freude liegt ganz auf meiner Seite!“, erwiderte Daimos artig.
 

Narzissa runzelte die Stirn. „Zissa, nenne mich Zissa. - Mir wurde gesagt, du seist auf Grund eines Zaubers stumm!“
 

„Das war ich bis vor kurzem“, bestätigte Daimos. „Aber...“
 

„Es hat sich einiges ergeben, seit wir das letzte Mal hier waren. Wir werden alles erzählen, Mum. Aber erst, wenn alle da sind!“, fiel Draco ihm ins Wort. „Ich möchte nicht unbedingt alles drei oder vier Mal erzählen müssen.“
 

Narzissa nickte. „Du hast recht, Draco. - Hallo, Severus!“ Auch ihn umarmte sie zur Begrüßung, bevor sie sich an den letzten Gast wandte. „Sie müssen Merlin sein!“ Narzissa ließ einen strengen, musternden Blick über Merlin schweifen, ehe sie ihm die Hand reichte.
 

„In der Tat“, erwiderte Merlin, als er die ihm dargebotene Hand an nahm.

Narzissas Blick glitt suchend weiter. Stirnrunzelnd sah sie zu Draco: „Wo habt hier Blaise gelassen?“
 

„Er ist in Hogwarts geblieben. Er wollte ein wenig Zeit für sich haben“, erklärte Draco.
 

„Warum denn das?“, wollte Narzissa verwirrt wissen.
 

„Sind hier keine Nachrichten über Hogsmeade angekommen?“, fragte Joshua.
 

Narzissa schüttelte den Kopf. „Tom hat sich sehr bedeckt gehalten. Er meinte, es hätte unter den Schülern drei Todesopfer gegeben, dass es meinen Jungs allerdings allen gute gehe. Ist Blaise etwas passiert?“
 

„Sein Freund wurde in Hogsmeade getötet“, erklärte Draco.
 

„Was?“ Erschrocken schnappte Narzissa nach Luft. „Dann wäre es besser, wenn er her kommt. Er sollte mit der Trauer nicht allein sein!“
 

„Mum! Blaise ist keine sechs mehr. Ich denke, er weiß sehr gut, dass er jederzeit zu uns kommen kann, wenn er jemanden zum Reden braucht. Aber im Moment braucht er, glaube ich, wirklich nur ein wenig Ruhe. Es ist so viel passiert, was nicht nur ihn mitgenommen hat. Und Blaise kann jeder Zeit hier her kommen, wenn er will“, entgegnete Draco.
 

Narzissa schien einen Moment mit sich zu ringen, gab dann jedoch seufzend nach. „Vielleicht hast du Recht. - Kommt erst einmal herein. Ich muss für Sie noch ein Zimmer vorbereiten, Merlin. Mir hat niemand gesagt, dass Sie die Jungs begleiten!“
 

„Ich glaube, Merlin braucht kein eigenes Zimmer“, meinte Daimos schmunzelnd.
 

Draco nickte. „Und Daimos auch nicht!“
 

„Darf ich erfahren, warum nicht?“, wollte Narzissa mit einem skeptischen Blick auf ihre vier Besucher wissen.
 

„Daimos schläft bei Draco und Merlin bei mir“, stellte Joshua fest.
 

„Ach ja?“ Narzissa sah nicht unbedingt überzeugt aus.
 

„Es wäre mir lieb, wenn ich bei Joshua schlafen könnte“, mischte sich nun auch Merlin in das Gespräch ein. „Früher oder später schleicht er ohnehin zu mir ins Bett.“
 

Joshua musste über Narzissas verwirrten Blick lachen. „Ich bin mit Merlin zusammen, Zissa! Und wir wollen die zwei Wochen genießen, in denen er nicht mein Lehrer ist! In Hogwarts ist es etwas schwer sich in Merlins Quartiere hoch zu schleichen!“
 

„Nicht so schwer, dass du es nicht doch jede Nacht tust“, wisperte Merlin zu Joshua.
 

/Verrat ihr das ja nicht!\, forderte Joshua aufgebracht, zur Sicherheit über die Abgeschiedenheit ihrer Gedanken. /Ich seh Zissa an der Nasenspitze an, dass sie Einwände gegen unsere Beziehung hat!\
 

„Ich bin gespannt, was dein Großvater dazu sagen wird!“, stellte Narzissa mit gehobenen Augenbrauen fest.
 

Joshua hob die Schultern. „Das ist mir egal, liebst Zissa!“
 

„Warum ist eigentlich noch niemand anderes zu unserer Begrüßung gekommen?“, lenkte Draco von dem Thema ab. Er konnte seiner Mutter ansehen, dass sie kurz davor war, Merlin in ein Verhör zu verwickeln.
 

Narzissa führte sie ins Wohnzimmer, während sie antwortete: „Die Männer sind alle auf einer Besprechung. Es herrscht große Aufregung, weil niemand weiß, was der Clan als nächstes unternehmen wird. Joseph Simior war lang genug in seiner Position um abschätzen zu können, was er als nächsten unternimmt. Wir wissen alle nicht, was wir von Ron Weasley erwarten müssen.“
 

„Für dieses Problem haben wir eine Lösung“, stellte Merlin lächelnd fest.
 

„Ach ja?“ Narzissa sah ihn mit gerunzelter Stirn an und auch Severus warf ihm einen verwirrten Blick zu.
 

„Wir erklären das alles, wenn die anderen auch hier sind!“, stellte Joshua fest.
 

„Gut. Dann solltet ihr unsere Gästen vielleicht erst einmal das Haus zeigen!“, schlug Narzissa kopfschüttelnd vor. Es war ihr anzusehen, wie wenig es hier gefiel vertröstet zu werden.
 


 

Daimos, Draco, Joshua und Merlin saßen im Wohnzimmer und diskutierten über die Vor- und Nachteile von Rons Plan. Narzissa hatte sich Severus zur Seite genommen, in die Küche geschleppt und löcherte ihn vermutlich mit Fragen. Niemand, nicht einmal er selbst, hatte daran gedacht ihr zu sagen, dass das zwecklos war, weil er genauso wenig wusste, wie sie.
 

Das Gespräch im Wohnzimmer wurde unterbrochen, als im Kamin eine grüne Flamme aufloderte und als erstes Lucius, direkt gefolgt von Tom aus dem Kamin trat.
 

„Und ich sage dir“, stellte der Blonde fest, ohne von den Gästen in seinem Heim Notiz zu nehmen, „Weasley wird nicht warten, bis er offiziell die Führung des Clans übernommen hat. Und wenn es nur ist um seine Macht zu beweisen und seine Position zu festigen, er wird gegen uns vorgehen. Wir haben in Hogsmeade schließlich bewiesen bekommen, dass es im Clan durchaus Leute gibt, die glauben einen größeren Anspruch auf seine Position zu haben, als er!“
 

„Hallo Dad!“, unterbrach Draco den Vortrag seines Vaters, als Albus ebenfalls durch den Kamin trat.
 

„Draco!“ Lucius drehte sich überrascht zu seinem Sohn herum. „Ihr seid schon da? Wir haben euch erst später erwartet.“
 

Lucius wurde erneut unterbrochen, diesmal allerdings von Daimos, der aufsprang und Sirius um den Hals fiel, als dieser als letztes aus dem Kamin trat. Der Schock über dessen vermeintlichen Tod saß ihm noch immer tief in den Knochen.
 

„Sirius“, murmelte Daimos leise und erleichtert, während er sich fest an seinen Paten klammerte. Trotz der Erinnerungen seines Bruder hatten ihn noch immer Zweifel über Sirius Verbleib geplagt. Es fiel ihm schwer die Dinge, die er gesehen hatte, als falsch an zu erkennen, obwohl er im Grunde genau wusste, dass sie es waren.
 

Lachend löste Sirius die harte Umarmung und schob Daimos ein Stück von sich weg, um ihn eingehend zu mustern. „Du hast dich gemacht, Daimos!“, stellte er lächelnd fest. „Aus meinem kleinen Sorgenkind ist tatsächlich ein junger Mann geworden!“
 

„Da siehst du, was du verpasst, wenn du mal eben so deinen Tod vortäuschst!“, stellte Daimos mit zusammengekniffen Augen fest.
 

Sirius seufzte schwer. „Es tut mir wirklich Leid, dass ich dir solch einen Schrecken eingejagt habe, aber es ging nicht anders. Ich musste vor dem Clan fliehen und wir konnten dich zu diesem Zeitpunkt nicht einweihen!“
 

„Ich weiß.“ Daimos nickte betrübt. „Ich hätte euch damals nicht geglaubt.“
 

„Du hättest mich im besten Fall für verrückt erklärt, wenn ich dir damals von den wahren Begebenheiten berichtet hätte“, meinte Sirius lächelnd.
 

„Im besten Fall“, bestätigte Daimos mit einem schlechten Gewissen. Er wusste, dass dieser Fall nicht eingetreten wäre. Eher hätte er Sirius für einen Verräter gehalten, nach allem was während des Trimagischen Turniers geschehen war.
 

„Daimos!“ Tom trat zu den beiden und blickte seinen Enkel unsicher an. Es war ihm anzusehen, dass er nicht wusste, was er sagen oder tun sollte. Und Daimos ging es ähnlich. Er kannte diesen Mann nicht, wusste von ihm nur, dass es sein Großvater war und dass er sich bereits einmal ein hartes Duell mit ihm geliefert hatte. „Es freut mich, dass ich dich nach all diesen Jahren endlich in meinem Haus begrüßen kann!“
 

„Danke! Und ich bin froh, endlich die Möglichkeit zu bekommen, all jene kennen zu lernen, die von meiner Familie noch übrig sind!“, stellte Daimos unsicher fest. Er sah bei diesen Worten auch zu Albus, den er kaum mehr gesehen hatte, seit er wusste, dass dieser sein Großvater war.
 

Narzissa, die zusammen mit Severus nur kurz nach den anderen das Wohnzimmer betreten hatte, konnte ihre Neugierde nicht mehr zurückhalten: „Euer Gespräch wird bei gegebener Zeit mit Sicherheit etwas länger dauern. Aber im Moment ist es wohl wichtiger, was Draco und Joshua uns zu berichten haben!“
 

„Das ist vermutlich richtig“, meinte Merlin zustimmend. „Es hat sich in Hogwarts einiges Neues ergeben in den letzten drei Wochen!“
 

Draco musste ein Schnauben unterdrücken. „Neues ergeben ist gut“, murmelte er kopfschüttelnd. „Einige Fakten vollkommen auf den Kopf gestellt trifft es wohl eher!“ Die Dinge, die Ron ihnen offenbart hatte, machten ihm noch immer schwer zu schaffen.
 

„Du machst mich neugierig, Draco!“, stellte Lucius mit gehobenen Augenbrauen fest.
 

„Setzt euch“, schlug Joshua vor. „Es kann eine Weile dauern.“
 

Und es dauerte tatsächlich eine kleine Ewigkeit. Zunächst berichteten Draco und Daimos was sie erlebt hatten, nachdem sie im Wald verschwunden waren, bevor Joshua sich ihnen anschloss und sowohl von den Geschehnissen in Hogwarts berichtete als auch von den Erinnerungen, die er gesehen hatte. Die große Bombe um Rons tatsächliche Absichten ließen sie schließlich erst nach dem Abendessen platzen.
 


 

„Hey, Schatz!“ Draco trat zu Daimos und schlang seine Arme von hinten um seinen Freund herum. „So nachdenklich heute?“
 

Die Weihnachtsfeiertage waren verstrichen und der Wechsel des Jahres kündigte sich an. Daimos hatte am Fenster gestanden und in das Schneetreiben davor gestarrt, während er mit den Gedanken bei den vielen Gesprächen mit Albus, Tom und Sirius in den letzten Tagen gehangen hatte, bevor Draco in ihr Zimmer gekommen war. „Es fühlt sich seltsam an!“
 

„Was meinst du?“, wollte Draco stirnrunzelnd wissen.
 

„Weihnachten mit Menschen zu verbringen, die in mir einen Teil ihrer Familie sehen. Bei den Weasleys war es zwar ähnlich, aber es fühlte sich nie richtig an“, stellte Daimos fest. „Es ist ungewohnt so viele Menschen um mich zu haben, die sich um mich sorgen.“
 

„Und deshalb verkriechst du dich hier in unserem Zimmer?“, fragte Draco kopfschüttelnd.
 

Daimos seufzte. „Ich bin es gewohnt, mich um mich selbst zu kümmern. Es überfordert mich ein wenig...“ Er beendete den Satz nicht, doch Draco verstand auch so. Daimos war unsicher, wie er sich einer Familie gegenüber verhalten sollte. Er fürchtete verstoßen zu werden, wenn er in den Augen der anderen etwas falsches tat, wie es ihm in den vergangenen Jahren schon so oft passiert war.
 

„Du wirst dich daran gewöhnen“, murmelte Draco. „Das hast du bei Joshua auch. Niemand der eure Geschichte nicht kennt, würde glauben, dass ihr euch erst seit ein paar Monaten kennt!“
 

„Joshua. - Das ist etwas anderes!“, entgegnete Daimos leise.
 

„Wieso?“, wollte Draco mit gerunzelter Stirn wissen.
 

„Das ist – schwer zu beschreiben. Joshua ist irgendwie mehr, als nur ein Bruder. Manchmal habe ich das Gefühl mit ihm den Teil meiner Seele gefunden zu haben, den ich all die Jahre vermisst habe. Es ist, als sei ich erst vollständig, seitdem ich Joshua begegnet bin“, versuchte Daimos zu erklären.
 

„Ah ja“, murmelte Draco mit gehobenen Augenbrauen. „Habe ich Grund auf Joshua eifersüchtig zu sein?“
 

“Was? - Oh, du Idiot!“ Daimos drehte sich in Dracos Armen zu diesem um und sah ihn empört an. „Meinst du nicht, du könntest mich etwas ernster nehmen? Josh ist deshalb immer noch mein Bruder. Ich liebe ihn, ja, aber bei weitem nicht so wie dich!“
 

Draco gab seinem Freund grinsend einen Kuss. „Ich meine ja nur, so wie du von ihm redest!“
 

„Ich sage nur, wie es ist!“, meinte Daimos schnaubend. „Warum das so ist, weiß ich auch nicht.Vielleicht weil wir Zwillinge sind, oder weil wir unsere Erinnerungen geteilt haben. Oder vielleicht auch einfach nur, weil wir sind, was wir eben sind. - Und ich hätte wohl ein wenig mehr Grund auf Joshua eifersüchtig zu sein, als du, meinst du nicht?“
 

„Nein, das glaube ich nicht!“, stellte Draco verwirrt fest, obwohl er glaubte zu wissen, was Daimos meinte.
 

„Du vergisst, dass ich Joshuas Erinnerungen kenne! Ich weiß, was Blaise Josh und du im Sommer vor der sechsten Klasse hier so getrieben habt!“, entgegnete Daimos mit gehobenen Augenbrauen.
 

Draco schüttelte lächelnd den Kopf. „Das war doch nur, um ein wenig Erfahrung zu sammeln, nachdem Blaise und Joshua festgestellt hatten, dass sie Mädchen nichts abgewinnen können. Und ich war einfach neugierig, wie es ist diese Dinge mit einem Jungen zu erleben. Meine ersten Erfahrungen in Sachen Sex hatte ich einige Monate vorher in Hogwarts mit einer Ravenclaw gemacht. - Und nach diesen Ferien habe ich ohnehin niemand anderem in dieser Hinsicht mehr eines Blickes gewürdigt.“
 

„Warum?“ Daimos sah verwirrt zu Draco auf.
 

„Weil da nur noch du in meinen Gedanken warst!“, stellte Draco sanft fest. „Aber sag mal, du hast Joshs Erinnerungen schon seit Monaten. Warum beschäftigt dich das erst jetzt?“
 

Daimos seufzte und senkte verlegen den Blick. „Ich habe diesen Teil von Joshuas Erinnerungen weites gehend verdrängt, bis wir wieder nach Hogwarts zurück gekommen sind. Mir waren diese Erinnerungen unangenehm.“
 

„Und jetzt sind sie es nicht mehr?“, wollte Draco sanft wissen.
 

„Nein.“ Daimos schüttelte den Kopf. Er hob seine Hände und verschränkte sie in Dracos Nacken. „Nicht mehr, seit dem du mir gezeigt hast, dass es tatsächlich so schön sein kann, wie in diesen Erinnerungen!“ Bestimmt zog er Draco zu sich herunter und verwickelte ihn in einen sanften Kuss.
 

Draco erwiderte den Kuss zärtlich, bis er bemerkte, dass er in mehr auszuarten begann. Schwer atmend löste er sich von Daimos, umfasste das Gesicht seines Freundes sanft mit den Händen. „So gern ich jetzt gerade weiter machen würde, mein Vater hat mich in zehn Minuten zu einem Gespräch zu sich bestellt!“
 

Für einen Moment verzog Daimos enttäuscht das Gesicht, musterte Draco dann aber mit fragende gerunzelter Stirn. „Ein Gespräch?“
 

Draco hob die Schultern. „Keine Ahnung, was er will. Eine malfoysche Familiensitzung. Er sah vorhin aus, als würde ihm irgendetwas schwer zu schaffen machen.“
 

„Dann solltest du ihn nicht zu lange warten lassen“, meinte Daimos lächelnd.
 

„Nein, das sollte ich nicht.“ Draco gab Daimos einen Kuss. „Und heute Abend gehörst du mir!“, murmelte er grinsend.
 

„Ich gehöre immer dir!“, stellte Daimos ernst fest.
 

„Das ist gut zu wissen!“, entgegnete Draco schmunzelnd. „Langweile dich nicht zu sehr, so lang ich dich allein lasse!“
 

„Mir fällt schon was ein, womit ich mich beschäftigen kann. Ich werde mal Joshua fragen, was der grad macht.“
 

„Mach das“, meinte Draco und gab Daimos noch einen letzten Kuss, bevor er sich auf den Weg zu seinem Vater machte. Er war tatsächlich einigermaßen beunruhigt über das ernste und sorgenvolle Gesicht, dass sein Vater an den Tag gelegt hatte, als er ihn vorhin um ein Gespräch gebeten hatte.
 

Lucius erwartete ihn in seinem Arbeitszimmer.
 

„Setzt dich!“, meinte Lucius in nachdenklichem Ton, als Draco ohne zu klopfen in dessen Arbeitszimmer kam.
 

Mit gerunzelter Stirn kam Draco der Aufforderung seines Vaters nach. „Du siehst aus, als würde dir irgendetwas schwer im Magen liegen, Dad!“
 

Lucius nickte schwer. „Ich denke die ganze Zeit darüber nach, was ihr über Ronald Weasley erzählt habt! Seid ihr euch in dieser Sache wirklich sicher? Bist DU dir sicher, dass er auf unserer Seite steht?“
 

„Ja!“, stellte Draco entschieden fest. Wenn es an einer Sache keinen Zweifel gab, dann war das Rons Loyalität gegenüber Daimos.
 

„Vertraust du ihm?“, wollte Lucius stirnrunzelnd wissen.
 

Draco seufzte. „Das ist nicht so einfach zu sagen. - Ich weiß, wieso du so daran zweifelst!“ Draco stand auf und lief ein paar Mal nachdenklich auf und ab, bevor er vor dem Kamin stehen blieb, den Blick fest auf die Flammen gerichtet. „Ich habe immer gespürt, dass alles was Ron sagte und tat gelogen war. Ich habe nie an meiner Fähigkeit gezweifelt und ich glaube auch nicht, dass dieser Tag jemals kommen wird. Ihr habt mich gut trainiert. Ich habe sehr lange darüber nachgedacht, warum meine Gabe bei Ron anspringt. - In den ersten Jahre hatte ich die Vermutung, dass es mit seinen Lügen gegenüber Daimos zusammen hängt. Schließlich habe ich seit unserer ersten Begegnung seine Nähe gesucht. Als wir dann vor ein paar Monaten festgestellt haben, wer er wirklich ist und dass es unter anderem meine Aufgabe ist ihn zu schützen, da war ich der festen Überzeugung, dies sei tatsächlich die Erklärung. - Ich mache mir ein wenig Vorwürfe, dass ich diesem Gefühl nicht gründlicher nachgegangen bin!“
 

„Was hätte dir das gebracht?“, fragte Lucius verwirrt.
 

„Wenn ich vor ein oder zwei Jahren herausgefunden hätte, was Ron wirklich plant, dann hätte ich ihm und vermutlich auch Daimos eine Menge Leid ersparen können“, stellte Draco bedrückt fest. „Und wir hätten die Möglichkeit gehabt mit einem Schicksalswind zu sprechen. Wer weiß welche Informationen Pig uns hätte geben können.“
 

„Du hättest kaum eine Möglichkeit gehabt, dass heraus zu finden“, entgegnete Lucius skeptisch. „Der junge Weasley hätte dir nichts verraten. Wenn er so leichtsinnig wäre, hätte er es nicht so lange überlebt, den Clan zu hintergehen.“
 

Draco dreht sich zu seinem Vater um und schüttelte den Kopf. „Ich bin nicht umsonst der Hüter der Wahrheit, Dad. Ich habe Mittel und Wege solche Dinge heraus zu finden. Wenn ich mich nur ein wenig angestrengt hätte, wäre ich schon dahinter gekommen. Aber dazu hätte ich erst einmal auf die Idee kommen müssen, mein Gefühl Ron gegenüber zu hinterfragen.“
 

„Also vertraust du ihm?“, kam Lucius noch einmal auf seine ursprüngliche Frage zurück.
 

„Was unseren gemeinsamen Kampf gegen den Clan betrifft, vertraue ich ihm“, stellte Draco fest. „Aber auch nicht weiter. Dazu sind in den letzten Monaten zu viele Dinge vorgefallen, die ich ihm nicht verzeihen kann.“
 

„Das ist mehr Vertrauen, als ich einem Weasley je entgegen bringen könnte“, erwiderte Lucius kopfschüttelnd.
 

„Er ist nun unser Verbündeter, Dad. Unser stärkster Verbündeter. Wenn sein Plan aufgeht bedeutet das für uns den Sieg!“, meinte Draco eindringlich.
 

„Und wenn er auffliegt unsere Niederlage“, setzte Lucius hinten an.
 

Doch Draco schüttelte entschieden den Kopf. „Es würde das Ende des Krieges nur hinaus zögern. Wahrscheinlich würde es wieder zu Kämpfen kommen, so wie vor zwanzig Jahren. Aber dann würde es auch wieder eine Phase der Ruhe geben, wie sie im Moment herrscht. Wir haben alle Zeit der Welt, im wahrsten Sinne des Wortes. Irgendwann würden wir den Sieg erringen.“
 

„Der Clan weiß von Joshua und Daimos. Glaubst du wirklich, dass es so einfach ist?“ Lucius musterte seinen Sohn skeptisch.
 

„Ich habe nicht behauptet, dass es einfach ist“, entgegnete Draco lächelnd.
 

„Angenommen, der Clan bekommt Daimos noch einmal in seine Hände, glaubst du du würdest dann gegen sie kämpfen können?“, wollte Lucius wissen.
 

Draco schnaubte. „Das sollen sie nur einmal wagen. Dann liegen ihre Besitztümer bald alle in Schutt und Asche!“
 

„Du würdest gegen sie kämpfen, auch wenn sie Daimos gefangen halten, wenn sie drohen ihn zu foltern?“, bohrte Lucius erstaunt weiter.
 

„Eine Drohung die nicht wahr gemacht werden kann ist sinnlos“, entgegnete Draco ruhig.
 

„Was meinst du damit?“ Lucius warf seinem Sohn einen verwirrten Blick zu.

Draco ging zurück zu seinem Sessel und ließ sich lächelnd nieder. „Joshua und Daimos besitzen Kräfte, von denen die Menschen nicht einmal zu träumen wagen. Selbst wenn es dem Clan gelingt einen von ihnen zu entführen, werden sie sie nicht anrühren können. Und sollte es tatsächlich so weit kommen, wird es für den Clan sehr unerfreuliche Ergebnisse haben.“
 

Lucius nickte nachdenklich. „Wenn dem tatsächlich so ist, dann bin ich beruhigt. Ich hatte mir nur Sorgen gemacht, weil für dich und Merlin offensichtlich ein paar mehr Gefühle im Spiel sind.“
 

„Kein Sorge“, entgegnete Draco lächelnd. „Das wird uns nicht behindern!“
 


 

Daimos war, kaum dass Draco ihn wieder allein gelassen hatte, mit seinen Gedanken erneut abgeschweift. Allerdings dauerte es nicht lange, bis er wieder daraus hervor gerissen wurde.
 

/Daimos? Bist du grad beschäftigt?\ Es war deutlich in Joshuas Stimme zu hören, dass ihn die Langeweile plagte.
 

/Offenbar genauso wenig, wie du!\, stellte Daimos lächelnd fest. /Wo hast du Merlin gelassen?\
 

/Gut! Bist du in eurem Zimmer? Dann hol ich dich ab. - Merlin ist bei Großvater\, entgegnete Joshua, augenblicklich um einiges fröhlicher.
 

/Wir könnten uns auch im Wohnzimmer treffen, oder so\, stellte Daimos mit gehobenen Augenbrauen fest. /Was will Merlin denn von Tom?\
 

/Du musst die Frage anders herum stellen, dann stimmt sie. Großvater hat ihn zu einem Gespräch unter vier Augen beordert. Ich glaube, er ist nicht so sonderlich froh über die Wahl meines Partners. - Was soll's\, erklärte Joshua. /Und ich hole dich ab! Du verläufst dich eh nur!\
 

/Ich werd mich schon nicht verlaufen, immerhin habe ich deine Erinnerungen an dieses Haus\, entgegnete Daimos beleidigt.
 

/Hilf meinem Gedächtnis auf die Sprünge, wie lange hast du gebraucht um dich in Hogwarts zurecht zu finden? Das Risiko dich hier im ganzen Haus suchen zu müssen geh ich nicht ein!\, stellte Joshua lachend fest. /Und bei deinem Talent in Schwierigkeiten zu geraten erst recht nicht!\
 

/Ja ja\, grummelte Daimos beleidigt.
 

Er musste nicht lange warten, bis Joshua das Zimmer betrat. Allerdings blieb dieser mit gerunzelter Stirn in der Tür stehen. „Du hast gar nicht gesagt, dass du Besuch hast!“
 

„Was?“ Perplex drehte sich Daimos in die Richtung, in die Joshua starrte und erblickte in der Ecke des Zimmers einen Greif, der sie beide ruhig musterte. „Ein Schicksalswind...“
 

„Der letzte, wenn wir richtig informiert sind“, stellte Joshua erstaunt fest. „Ihr könntet euch ruhig einmal ankündigen, anstatt uns immer so zu überfallen!“
 

„Ihr scheint eine Menge zu wissen“, meinte der Greif.
 

„Kann man so sagen“, entgegnete Joshua. „Wir kennen dich aus Pigs Erinnerungen!“
 

Ein Schaudern durchfuhr den Greif. „Ich frage mich wirklich, was Pigwidgeon dazu getrieben hat, all diesen Unsinn zu treiben.“ Er fasste Daimos ins Auge. „Wäre er seiner Aufgabe nachgekommen, wäre dein Leben um einiges angenehmer Verlaufen.“
 

Daimos hob die Schultern. „Und ich hätte vermutlich jetzt für den Clan gekämpft. Ich bin mittlerweile sehr froh über Pigs Entscheidung sich aus meinem Leben heraus zu halten. Er hätte allein ohnehin nicht viel ausrichten können.“
 

„Hätte dieser Dummkopf ein wenig mehr aufgepasst, wäre er nicht allein gewesen“, entgegnete der Greif.
 

„Offensichtlich kannst du ihn nicht leiden“, stellte Joshua kopfschüttelnd fest. „Aber nach Lex' Tod war es die besten Entscheidung, die Pig treffen konnte.“
 

Daimos nickte. „Den Clan von Innen zu zerstören ist die einzige Möglichkeit, die wir haben. Und selbst wenn Pig es im Sommer geschafft hätte, mich da heraus zu holen, wäre unsere Situation jetzt viel schwieriger. Dann würde der Bann vermutlich noch auf mir liegen und ich würde jetzt gegen die Hüter und vielleicht auch gegen Joshua kämpfen.“
 

Der Greif schwieg, doch es war ihm an zu sehen, dass er sich nicht würde überzeugen lassen.
 

„Wie heißt du?“, wollte Joshua wissen.
 

„Das ist für euch nicht von Interesse“, entgegnete der Greif abweisend. „Ich bin nur hier um meine Aufgabe zu erfüllen, um dann endlich als letzter meinen Herrinnen folgen zu können.“
 

„Was ist deine Aufgabe?“, stellte Joshua unbeirrt seine nächste Frage.
 

„Eine Tür in euren Seelen zu öffnen zu Erinnerungen längst vergangener Zeiten und Welten“, gab der Greif dieses Mal bereitwillig Auskunft.
 

„Ich habe ein Frage, bevor du diese Aufgabe erfüllst“, meinte Daimos nachdenklich. „Als Draco und ich Salazar gefunden haben, hat er etwas merkwürdiges zu Draco gesagt. Er wusste, kaum dass er meinen Namen gehört hatte, dass mein Leben nicht unbedingt sehr erfreulich verlaufen war. Und er sagte zu Draco, es sei eine Strafe, die ich mir selbst auferlegt hätte. - Was meinte er damit und woher wusste er das?“
 

„Das sind zwei Fragen“, entgegnete der Greif.
 

Joshua runzelte die Stirn. „Davon habt ihr gar nichts erzählt!“
 

„Dann habe ich halt zwei Fragen“, erwiderte Daimos ohne auf Joshuas Einwurf einzugehen.
 

Der Greif musterte ihn einen Moment scharf, bevor er antwortete: „Pigwidgeon war nicht der einzige unter meinesgleichen, der sehr geschwätzig war. Aran war zwar bei weitem nicht so eigenbrötlerisch, doch auch er hat zu viel erzählt, als gut für ihn war. Er hat den Gründern eurer Schule sehr viel mehr verraten als gut für ihn war und er hat ihnen mehr Dinge ermöglicht, als gut für sie ist. - Und was deine Strafe anbelangt. Es liegt in deinem Wesen Leben zu schützen, nicht sie zu nehmen. Aber mit deiner Gabe wurden unendlich viele Leben genommen.“
 

Daimos runzelte nachdenklich die Stirn, doch er kam nicht dazu etwas zu erwidern. Es war, als würde er in Ohnmacht fallen, als der Greif sich vor den Augen der Brüder in goldenen Staub auflöste.
 

~*~*~*~*~*~*~*~*~
 

Der letzte Schicksalswind geht dahin. ^^ Wir nähern uns langsam, aber sicher, dem Ende dieser Geschichte. Es sind nur noch eine Handvoll Kapitel, die darauf warten abgetippt zu werden. Und im nächsten versinken Joshua und Daimos das letzte Mal in einigen Erinnerungen. In ihren eigenen, dieses Mal.
 

Ich habe jetzt noch fünf Wochen Ferien. Und auch wenn ich da noch zwei Klausuren schreiben muss, hoffe ich, die letzten Kapitel in diesen Wochen noch schreiben zu können ^^“ (Drückt mir die Daumen nächsten Donnerstag, ich muss in der Klausur etwas besseres als 2,0 schreiben *zitter*)
 

lg

tanguna

Kapitel 25
 

Joshua und Daimos blickten neugierig zu der blonden Frau auf, vor der sie saßen. Den Zwillingen war etwas passiert, das sie nicht verstanden. Sie hatten zu ihrem Vater gehen wollen, doch dessen Schwester Tara hatte sie aufgehalten.
 

„Ihr habt eine besondere Gabe“, sagte Tara leise. Die Jungen hatten das Gefühl, ihre Tante hatte Angst, von irgendwem gehört zu werden. Dabei waren sie weit weg vom Dorf. Niemand kam jemals hier her. Sie konnten gar nicht gehört werden.
 

„Ist das schlecht?“, wollte Joshua ebenso leise wissen.
 

Tara schüttelte den Kopf. „Nein. Aber all jene, die so etwas nicht können, sehen es als schlecht an.“
 

„Warum?“, wollte Daimos wissen.
 

Tara seufzte. „Sie verstehen es nicht. Ich glaube, sie haben Angst davor. Manche behaupten sogar, wer solche Dinge kann, wie wir drei, der sei kein Mensch.“
 

Joshua runzelte die Stirn. „Was dann?“
 

„Ich weiß es nicht.“ Tara hob die Schultern. „Es war für mich immer sehr schwer vor meiner Familie zu verbergen, was ich kann. Aber es ist sehr wichtig das zu tun. Ihr dürft niemandem eure Fähigkeiten zeigen oder davon erzählen!“
 

Daimos und Joshua sahen sich an.
 

„Habt ihr mich verstanden?“, wollte Tara eindringlich wissen.
 

„Ja“, kam es von beiden. Und Daimos setzte hinten an: „Kannst du uns beibringen, was wir alles machen können?“
 

Tara runzelte die Stirn, schüttelte dann jedoch seufzend den Kopf. „Das ist keine gute Idee. Ihr habt einander, dass muss ausreichen. In ein paar Jahren wird euer Vater euch die Aufsicht über das Vieh auf der Weide geben. Dann seid ihr allein und könnt selbst üben. Hier im Dorf solltet ihr niemals irgendetwas machen.“
 

„Was passiert, wenn uns jemand sieht?“, fragte Joshua.
 

„Wenn ihr Glück habt, jagen sie euch nur aus dem Dorf“, stellte Tara fest.
 

„Und wenn wir kein Glück haben?“, wollte Daimos wissen.
 

Tara schwieg, doch ihr Blick verriet, dass niemand diese Erfahrung machen wollte. Und die Zwillinge sollten schon wenige Wochen später sehen, welche Konsequenzen es hatte, sollte man sie entdecken.
 


 

„Papa?“ Daimos sah zu seinem Vater auf, der mit ausdrucksloser Miene auf die aufgestapelten Baumstämme auf dem Marktplatz starte. „Was tun sie da mit Tante Tara?“ Er wusste aus Erzählungen seines Vaters, was es bedeutete, wenn ein Scheiterhaufen aufgebaut wurde. Doch in den sechs Jahren seines Lebens hatte es so etwas in ihrem Dorf noch nie gegeben.
 

„Sie wird verbrannt“, stellte der Vater fest, ohne seinen Sohn anzusehen.
 

Joshua runzelte die Stirn und griff nach der Hand seines Bruders, als er fragte: „Warum? Ihr sagt, böse Menschen müssen getötet werden. Aber das ist Tara doch nicht!“
 

„Ihr habt gesehen, was sie getan hat“, entgegnete ihr Vater. „Sie ist böse und wir können von Glück reden, dass sie noch niemandem etwas angetan hat. Wir haben viel zu spät bemerkt, welche dunklen Kräfte von ihr Besitz ergriffen haben.“
 

„Sie hat doch nur ein Baby gerettet!“, begehrte Daimos auf.
 

„Das war keine Rettung. Sie hat es verflucht. Dieses Mädchen wird dank ihr nie ein vernünftiges Leben führen können. Kein Mann will eine Frau, die von einer Hexe verflucht wurde!“, erklärte der Vater mit harter Stimme. „Wir dürfen nicht zulassen, dass diese Hexe so etwas noch einmal tut.“
 

„Aber Tante Tara ist deine Schwester!“ Joshua war wirklich verzweifelt. Er und Daimos liebten ihre Tante. Und er hatte immer gedacht, auch sein Vater würde sie lieben.
 

„Das ist sie nicht mehr, seit sie mit den dunklen Mächten ein Bündnis eingegangen ist!“, meinte der Vater ernst und sah das erste Mal zu seinen Söhnen. „Und wenn ihr einmal beobachtet, dass jemand so etwas tut, dann müsst ihr mir das sagen. Egal, wer das ist. Wer solche Dinge kann ist böse und belügt jeden in seiner Umgebung. Man kann solchen Leuten nicht trauen. Und auf keinen Fall dürft ihr mit solchen Leuten sprechen. Sonst verhexen sie euch und ihr werdet genauso böse, wie sie!“
 


 

„Wir sind nicht böse, oder?“, murmelte Daimos so leise, wie es ihm nur möglich war. Ihr Vater hatten ihnen nicht erlaubt, ins Haus zurück zu gehen bevor das Feuer nicht wieder erloschen war. Doch weder Joshua noch Daimos hatten dabei zusehen können, wie man Tara auf den Scheiterhaufen gezerrt hatte und wie sie dann dort verbrannt war.
 

„Nein.“ Joshua lag eng an seinen Bruder gekuschelt im Heu. „Und Tante Tara war es auch nicht. Aber die Menschen hatten Angst vor ihr.“
 

„Das habe ich auch gespürt“, meinte Daimos. „Aber warum? Sie hat nichts getan! Sie hat doch nur den Sturz des Mädchens aufgefangen!“
 

„Ich glaube deshalb hat sie gesagt, wir dürften niemandem von unserer Gabe etwas erzählen. Dann bekommen die anderen Angst. Und alles, wovor man Angst hat, wird vernichtet“, stellte Joshua leise fest.
 

„Ob Vater uns auch verraten würde, so wie er Tara verraten hat“, fragte Daimos leise. Er kannte die Antwort, doch er wollte sie nicht glauben. Das war ihr Vater. Er liebte sie. Er konnte sie nicht verraten.
 

„Du weißt, dass er das tun würde.“ Joshua seufzte und schlang seine Arme um Daimos. „Wir dürfen niemals irgendjemandem zeigen, was wir können. Das muss unser Geheimnis bleiben!“
 

Daimos nickte. Sie waren beide froh, dass sie nicht allein waren, dass sie wenigstens einander hatten.
 


 

„Daimos?“ Joshua hockte auf der Weide und starrte fasziniert auf den Löwenzahn vor seinen Füßen, als er seinen Bruder mit leiser Stimme rief. Seit Tagen waren sie auf der Weide, ungestört von ihrer Familie oder andren Bewohnern des kleinen Dorf, welches sie ihre Heimat nannten. Er hatte viel Zeit gehabt seine neu entdeckten Fähigkeiten zu trainieren.
 

Lächelnd, jedoch ohne ein Wort zu sagen, ließ Daimos sich vor Joshua ins Gras sinken. Gespannt huschte sein Blick von Joshua zu der gelben Blume. In den ersten Momenten schien nichts zu geschehen. Doch dann schien es, als würde in wenigen Minuten der Kreislauf des Lebens für diese Pflanze voranschreiten. Gebannt beobachtete Daimos, wie die gelben Blütenblätter verwelkten und in wenigen Augenblicken durch die weißen Schirmchen ersetzt wurden, die die Samen über viele Meilen hinweg fort tragen würden.
 

„Und nun pass auf!“, stellte Joshua aufgeregt fest.
 

Erstaunt konnte Daimos nun beobachten, wie der Prozess, dem er vorher zugesehen hatte, Rückwärts verlief. Die Blütenblätter kehrten zurück und schon kurz darauf erstrahlte die Blume in der Pracht, die sie zuvor gehabt hatte.
 

„Es funktioniert auch in die andere Richtung?“, wollte Daimos ehrfürchtig wissen. Er selbst kannte seine Fähigkeiten schon seit über einem Jahr. Und obwohl er sonst immer jede Geheimnis mit seinem Zwilling teilte, hatte er dieses für sich behalten. Es war Daimos zu riskant erschienen, mit Joshua drüber zu sprechen. Er hatte sich ernsthaft vor der Reaktion seines Bruders gefürchtete. Es gab viele Dinge, die sie beide von den anderen unterschieden. All das hielten sie jedoch geheim, denn sie hatten früh gelernt, dass diese Dinge bei anderen Angst und Hass hervorriefen. Viel zu oft musste er noch daran denken, was mit ihrer Tante vor sieben Jahren geschehen war.
 

Doch als Daimos erkannt hatte, dass es eine Fähigkeit gab, die ihn von Joshua unterschied, hatte er sich auch vor der Reaktion seines Bruders gefürchtet. Letztendlich hatte sich herausgestellt, dass diese Angst unbegründeter nicht hätte sein können. Doch für den Moment war er lieber davor geflüchtet, als sich der Reaktion Joshuas zu stellen. Es war nur wenige Wochen her, dass er Joshua seine eigene besondere Gabe offenbart hatte.
 

Während es Joshua gegeben war, die Zeit offensichtlich nach seinen Belieben zu lenken, konnte Daimos die Lebenskraft anderer Wesen stärken. Es war die Geburt des ersten Lamms in diesem Jahr gewesen, die Daimos dazu gezwungen hatte, seinem Bruder seine Fähigkeiten zu offenbaren. Das Lamm wäre bei der Geburt gestorben, hätte Daimos nicht eingegriffen. Doch anstatt der gefürchteten Abneigung, hatte er sich nur Joshuas Fragen gegenüber gesehen, die gar nicht mehr hatten enden wollen.
 

Joshua sah mit glitzernden Augen zu Daimos auf. „Ja. Und ich werde immer besser darin, die Geschwindigkeit zu beeinflussen. Vorhin konnte ich einen Grashalm, der sich im Wind bog, sogar ganz in seiner Bewegung stoppen!“ Joshua hatte seine eigenen Fähigkeiten erste einige Tage zuvor entdeckt und war seit dem fast ausschließlich damit beschäftigt, sie zu trainieren. Im Gegensatz zu Daimos hatte er dazu ausreichend Gelegenheit.
 

„Ich wünschte, wir könnten den Menschen mit unserer Gabe helfen“, murmelte Daimos traurig.
 

„Das geht nicht“, stellte Joshua fest. „Sie würden mit uns das gleiche tun, wie mit Tara.“
 

„Ich weiß.“ Daimos seufzte tief. „Sie haben Angst, weil sie es nicht verstehen. Aber es fällt mir schwer, einfach zu zu sehen, wenn jemand stirbt weil er krank ist und wir keinen Arzt im Dorf haben. Ich könnte diese Menschen heilen.“
 

„Sie wollen diese Art der Hilfe nicht.“ Joshua sah Daimos ernst an. „Sie werden uns töten, wenn sie davon erfahren!“
 


 

„Vater nervt!“, stellte Joshua mit einem finsteren Blick fest. Im Moment war er über jeden Tag froh, den er mit Daimos zusammen auf der Weide bei den Tieren verbringen konnte.
 

„Wem sagst du das“, murmelte Daimos zustimmend. „Er will uns beide unbedingt unter die Haube bringen. Ich weiß nicht, warum er es so eilig hat. Rick ist doch schon verheiratet und hat sogar bereits ein Kind. Ich habe keine Lust irgendein Mädchen zu heiraten!“
 

„Ich auch nicht“, stimmte Joshua ihm zu. „Es wäre dann unmöglich ewig unsere Gaben geheim zuhalten. Außerdem können wir beide einem Mädchen ohnehin nichts bieten. Rick wird, als ältester Sohn, den Hof und die Tiere erben. Sicher würde er uns hier wohnen lassen, wenn wir ihm zur Hand gehen. Aber es wäre nichts eigenes.“
 

„Außerdem verdient ein Mädchen, das man heiratet, dass man es wenigstens mag. Aber das könnte ich nicht“, wisperte Daimos, den Blick starr auf den Boden gerichtet.
 

„Bist du verliebt?“, wollte Joshua wissen.
 

„Hm.“ Daimos nickte leicht.
 

„Dann sind wir schon zu zweit“, murmelte Joshua.
 

„Wer ist es?“, wollte Daimos wissen.
 

Joshau hob die Schultern. „Das ist egal. Einen Jungen zu lieben ist fast genauso sehr verboten, wie unsere Fähigkeiten zu besitzen. Wenn Vater das wüste, würde er…“
 

Daimos fuhr erschrocken zusammen. „Woher weißt du das?“
 

„Was?“ Joshua runzelte die Stirn. „Das war auf mich bezogen.“
 

„Oh.“ Daimos sah ihn für einen Moment verwirrt an, dann begann er leise zu lachen. „Es ist doch so, wie Vater sagt. Wir beide sind uns viel ähnlicher, als Brüder es normalerweise sind.“
 

„Ja. Aber es gibt so vieles, das außer uns niemand wissen darf, da ist das kein Wunder, oder?“ Joshua ließ sich ins Gras sinken und starte in den Himmel.
 

Daimos tat es ihm gleich und sie lagen lange Zeit schweigend nebeneinander auf der Weide. Dann ergriff Daimos unvermittelt das Wort. „Es wäre vielleicht besser, wenn wir das Dorf verlassen. Irgendwann wird irgendetwas von all unseren Geheimnissen auffliegen. Ich habe seit Taras Tod Angst davor. Es ist ohnehin ein Wunder, dass wir jetzt schon zehn Jahre damit durchgekommen sind.“
 

„Irgendwann müssen wir hier weg“, stimmte Joshua ihm zu. „Aber … Noch möchte ich unserer Familie nicht verlassen.“
 

„Ich weiß.“ Daimos wandte den Kopf, um Joshua ansehen zu können. „Doch Vater wird nicht mehr davon ablassen, dass wir beide heiraten müssen. Wir sollten nicht so lange warten, bis uns irgend ein Mädchen versprochen wurde.“
 

„Noch ein paar Wochen“, entschied Joshua. „Bis der Sommer ganz angebrochen ist.“ Sie planten seit Jahren das Dorf zu verlassen. Und sie hatten ihre Fähigkeit so gut es ging darauf trainiert, durch sie an alles zu gelangen, was sie brauchten um in der Wildnis zu überleben. Sie würden sich nicht einfach irgendwo niederlassen können. Ihr Leben würde daraus bestehen, durch die Gegend zu ziehen.
 

„Wen liebst du?“, wiederholte Daimos seine Frage.
 

„Du wirst mich dafür hassen“, stellte Joshua fest.
 

Daimos runzelte die Stirn. „Es gibt nichts, was mich jemals dazu bringen könnte, dich zu hassen!“
 

Joshua holte tief Luft. „Mach du den Anfang!“
 

Daimos rollte sich auf die Seite und stützte den Kopf mit der Hand ab, den Blick fest auf Joshua gerichtet. „Es gibt für Vater wohl nur eine Sache, die noch schlimmer ist, als diese Fähigkeiten zu besitzen, die wir haben! … Und das ist seinen Bruder – seinen Zwilling noch dazu – in einer Art und Weise zu lieben, in der ein Junge nur ein Mädchen lieben sollte.“
 

„Was?“ Joshua starrte Daimos aus weit aufgerissenen Augen an.
 

„Ich liebe dich“, gestand Daimos leise und tilgte damit alle Zweifel, die Joshua je über seine eigenen Gefühle gehabt hatte.
 


 

„Joshua, wach auf!“ Daimos kletterte die Treppe auf den Dachboden hoch, so schnell er konnte. „Joshua!“ Noch bevor er die letzten Sprossen erklommen hatte, griff er nach nach seinem Zwilling und rüttelte an seiner Schulter. „Wir müssen fort von hier!“
 

Sie hätten es einfach nicht so weit hinauszögern sollen. Doch ihr Vater hatte sie gebeten wenigstens bis zum Fest der Sommersonnenwende zu bleiben. Und sie hatten zugestimmt, weil es ihnen schwer fiel von ihrer Familie abschied zu nehmen. Ihre Sachen waren gepackt und sie hatten ihm Morgengrauen aufbrechen wollen. Doch nun würden sie das Dorf ihrer Kindheit auf der Flucht vor dessen Bewohnern verlassen.
 

„Was ist los?“ Joshua hatte einen Moment gebraucht den Schlaf abzuschütteln. Doch als er den Ausdruck von Panik in Daimos Gesicht sah, sprang er auf und griff nach den beiden Säcken, in denen ihre Sachen waren.
 

„Ich konnte ihn nicht sterben lassen“, murmelte Daimos mit weit aufgerissenen Augen.
 

Joshua runzelte die Stirn, doch als er die aufgebrachten Stimmen seiner Eltern vernahm verschob er alle Fragen auf später. Sie mussten hier weg, bevor ihr Vater sie in die Hände bekam. Joshua wusste, dass sie von ihm keine Unterstützung erwarten konnten. „Komm!“, meinte er leise. Sicher wussten ihre Eltern wo sie suchen musste. Aber deshalb mussten sie ihnen ja nicht durch unnötigen Lärm verraten, dass sie bereits auf der Flucht waren.
 

Doch Daimos griff nach Joshuas Arm und hielt ihn auf. Er zeigte verzweifelt auf die Leiter. „Es gibt nur diesen einen Weg hier heraus!“
 

„Joshua, Daimos!“ Die weiße Lichtgestalt, die sie vor ein paar Tagen das erste Mal getroffen hatten, tauchte unvermittelt vor ihnen auf. „Ihr müsst auf eure Magie vertrauen!“
 

„Was sollen wir tun?“, wollte Joshua wissen.
 

Die Gestalt sah zum Fenster. „Fliegt.“
 

„Menschen können nicht fliegen!“, warf Daimos kopfschüttelnd ein.
 

„Ihr seid keine Menschen“, entgegnete die Lichtgestalt.
 

Joshua runzelte die Stirn, während ihr geheimnisvoller Helfer vor ihren Augen verblasste. Diesen Satz hatte er schon einmal gehört. „Wo sie recht hat…“ Er kletterte durch das kleine Loch und zu Daimos großer Verwunderung blieb er davor in der Luft schweben, anstatt hinunter zu stürzen.
 

Daimos kam nur zögernd hinter her. „Wie machst du das?“
 

„Ich halte meinen Sturz einfach auf“ versuchte Joshua zu erklären. „So, wie ich die Bewegung der Blätter im Wind aufhalte.“ Er streckte seine Hand nach Daimos aus. „Vertrau mir!“
 

Daimos griff nach der Hand seines Bruder uns ließ sich in die Luft ziehen. Es war ein seltsames Gefühl im Nichts zu schweben. Er vermisste fast augenblicklich das Gefühl von festem Boden unter seinen Füßen. Und er konnte einen leisen, erschrockenen Aufschrei nicht verhindern, als er begann Richtung Himmel zu schweben.
 

„Lange werde ich das nicht durchhalten“, stellte Joshua fest. „Aber bis zum Wald werden wir es schaffen. Niemand wird wissen, wo wir geblieben sind, also sollte es von dort sicher sein auf dem Boden weiter zu laufen.“ Und dann begann er zu laufen, als würde er nicht viele Meter über dem Boden schweben.
 

Daimos verlor seine Unsicherheit sehr schnell. Einmal mehr ärgerte er sich darüber, dass alles neue, was sie entdeckten, in ihm zunächst einmal Unsicherheit hervor rief. Er wusste, dass er es im Moment Joshuas Fähigkeiten verdankte, hier zu schweben. Da Daimos sich nicht auf irgendetwas konzentrieren musste, begann er mit der Magie zu spielen.
 

Das hatte er im Grunde schon unzählige Male getan. Es gab einfach viel zu viel neues zu entdecken, als einfach darin zu verharren, was sie über ihre Fähigkeiten wussten. Zusammen mit Joshua hatte er so schon viele erstaunliche Dinge getan und entdeckt. Mit der Magie zu spielen war immer wieder aufregend und neu.
 

„Daimos!“ Joshua fuhr erschrocken herum, als er spürte, wie Daimos sich seiner Kontrolle entzog. Für einen Moment überwältigte ihn die Angst, seinen Bruder in die Tiefe stürzen zu sehen. Doch stattdessen schwebte Daimos vor ihm. Und er schwebte wirklich. Sein Sturz wurde nicht einfach durch die Verschiebung der Zeit aufgehalten. Es war die reine Magie, die Daimos in der Luft hielt.
 

„Wir können fliegen“, stellte Daimos lächelnd fest.
 

Joshua sah ihn verwirrt an. „Wie machst du das?“
 

„So, wie alles andere auch. Wünsche es dir einfach!“, antwortete Daimos.
 

Joshua holte einmal tief Luft, bevor er die Zeit aus seinen Fängen entließ. Er sackte ein Stück in die Tiefe, doch dann spürte er, wie die Magie ihn auffing. Joshua stellte sich vor nach oben zu schweben und es geschah. Lächelnd flog er einmal um Daimos herum. „Das ist ein seltsames Gefühl!“
 

„Alles, was wir tun, ist am Anfang seltsam!“, erinnerte ihn Daimos.
 

„So können wir eine gute Strecke schaffen, bevor wir uns ausruhen müssen!“, stellte Joshua fest. Es war für ihn noch immer sehr viel einfache die gewöhnliche Magie zu nutzen, als die Zeit nach seinen Wünschen zu lenken.
 

Daimos nickte. „Lass uns aufbrechen.“ Er sah hinunter auf das Dorf, welches weit unter ihnen und bereits ein Stück zurück lag. „Dorthin werden wir nie zurück kehren können.“
 

„Das ist egal.“ Joshua schloss seinen Bruder in die Arme. „Ich habe alles bei mir, was ich brauch.“
 

Als Antwort küsste Daimos ihn lachend.
 

„Was hast du angestellt, dass wir so früh aufbrechen müssen?“, wollte Joshua wissen, als sie ihrem Dorf endgültig den Rücken kehrten.
 

Daimos wandte den Blick ab und seufzte schwer. „Du weißt, dass Sam seit Wochen krank war. Vater hat mich vorhin zu seiner Mutter geschickt, damit ich ihr Milch bringe. Ich habe Sam gesehen und … ich habe gespürt, wie seine Lebensenergie schwand. Er wäre in ein paar Stunden tot gewesen. Er ist doch erst vier. Er hat noch sein ganzen Leben vor sich. Ich konnte einfach nicht weg gehen, ohne etwas getan zu haben!“
 

Joshua schüttelte lächelnd den Kopf. „Ich habe seit Monaten darauf gewartet, dass so etwas passiert. Du bist einfach viel zu gut, als dass du den Menschen nicht hilfst, wenn du es kannst.“
 

„Es tut mir Leid“, meinte Daimos leise.
 

„Dafür gibt es keinen Grund. Sam ist wieder gesund und wir wollten heute ohnehin aufbrechen. Auch so hätte es keine Rückkehr mehr in unser Dorf gegeben. Mach dir keine Gedanken darüber“, entgegnete Joshua lächelnd.
 


 

„Ich glaube das nicht“, murmelte Joshua. Er starte auf das Bild, welches vor ihm und Daimos in der Luft schwebte. „Das ist doch vollkommen unmöglich!“
 

„Es ist wahr!“
 

Weder Daimos noch Joshua erschraken noch über die Lichtgestalt, die erneut vor ihnen auftauchte. Sie hatten mittlerweile so viele von ihnen getroffen, dass es fast schon normal war, mit ihnen zu sprechen.
 

„Haben wir tatsächlich eine neue Welt erschaffen?“, wollte Daimos wissen. Es war nur ein Spiel gewesen, nicht mehr. Sie hatten herum gealbert und irgendwann begonnen darüber zu sprechen, wie sie eine vollkommen neue Welt aufbauen würden. Letztendlich hatten sie festgestellt, dass sie der ihren unglaublich ähnlich war.
 

„Das habt Ihr.“
 

„Aber wie?“, fragte Joshua verwirrt. „Kann das jeder Magier?“
 

„Nein. Ihr seid keine Magier. Magier sind Menschen, denen es gegeben ist die Magie, die hier alles umgibt, in besonderer Weise zu nutzen.“ Der belehrende Ton führte dazu, dass Daimos und Joshua sich verlegen räusperten. Sie hörten diese Worte nicht zum ersten Mal. „Ihr seid keine Menschen. Ihr seid weit mehr als das.“
 

„Was sind wir?“ Auch diese Frage wurde nicht zum ersten Mal gestellt, doch sie blieb unbeantwortet.
 

„Also gut.“ Daimos schüttelte den Kopf. Vielleicht würden sie irgendwann einmal eine Antwort darauf bekommen. „Diese Welt, die wir dort sehen, existiert jetzt wirklich.“
 

„Ja.“
 

„Können wir noch weitere Welten erschaffen?“, wollte Joshua wissen.
 

„So viele Ihr wollt.“
 

Daimos runzelte die Stirn. „Aber das wäre eine enorme Verantwortung. Und wir können schon über diese eine Welt nicht wachen!“
 

„Ihr könntet über diese Welten wachen“, schlug Joshua vor.
 

„Wenn Ihr das wünscht. Wir warten alle schon sehr lange darauf, eine Aufgabe von euch zugeteilt zu bekommen.“
 

„Könnt ihr auf das Geschehen in diesen Welten Einfluss nehmen?“, wollte Joshua wissen.
 

„Ein wenig. Diese Welt ist genauso Eure Schöpfung, wie wir es sind. Ihr könnt mit diesen Welten tun, was ihr wollt. Wir können nur auf die Entscheidung einiger ihrer Bewohner Einfluss nehmen.“
 

„Würdet ihr als Weberinen des Schicksals dieser Bewohner über unsere Welten wachen?“, fragte Daimos.
 

„Das werden wir.“
 


 

„Wir wissen, was du kannst!“
 

Daimos sah mit verschlossenem Gesicht zu dem Mann auf, der sich vor ihm aufgebaut hatte. Er musste sich anstrengen seinen Blick nicht besorgt zu Joshua schweifen zu lassen. Seit Jahren hatten sie in Ruhe durch das Land ziehen können. Und nun waren sie aufgeflogen, weil er mal wieder nicht hatte aufpassen können.
 

„Ich weiß nicht, wovon Sie reden“, entgegnete Daimos so fest wie möglich. Es bereitete ihm Bauchschmerzen zu wissen, dass Joshua von den drei Schlägern eingekreist war, die sie her geschleppt hatten.
 

„Wenn du Leben schenken kannst, dann kannst du es auch nehmen“, stellte der Mann fest, der nach seiner Kleidung zu urteilen irgendein Fürst sein musste.
 

„Ich kann weder das eine, noch das andere“, log Daimos ungerührt. Schon kurz nach der Flucht aus dem Dorf ihrer Eltern, hatte Daimos begonnen seine Fähigkeiten unter der Maske eines Heilers zum Wohl der Menschen einzusetzen. Er hatte Kräuter und Tränke mit sich geführt, die jedoch keinerlei Wirkung hatten. Die heilenden Kräfte, die die Menschen spürten, gingen einzig und allein von seiner Macht über das Leben aus. „Ich bin nur ein Heiler.“
 

Daimos beobachte, die der Blick des Fürsten sich auf etwas hinter ihm richtete. Und als er Joshuas unterdrücktes Keuchen hörte, wusste er, dass dieser Blick ein Befehl gewesen war. „Was wollen Sie von uns?“, fragte Daimos um Ruhe bemüht. Er spürte seine Wut brodeln, doch er wollte nicht noch mehr seiner Fähigkeiten preis geben.
 

„Dieser Mann hat mich betrogen.“ Der Fürst deutete auf einen Händler, der ängstlich zitternd an der Wand lehnte. In seinen Augen lag Todesangst und Daimos wusste, was der Fürst von ihm verlangen würde. „Er verdient den Tod.“
 

„Dann macht ihm einen Prozess und hängt ihn öffentlich“, schlug Daimos vor. Er würde keinen Menschen töten. Und wenn es irgendwie möglich war, würde er auch diesen Händler retten, der sicherlich nichts weiter getan hatte, als dem Fürsten mit dem Preis seiner Waren nicht nach dessen Wünschen entgegen zu kommen.
 

Daimos ballte seine Hände zu Fäusten, als er hören konnte, wie auf seinen Bruder eingeschlagen wurde. Er zwang sich dazu, seinen Blick nicht von seinem Gegenüber abzuwenden. Daimos wusste, dass er die Beherrschung verlieren würde, sollte er sich jetzt zu seinem Bruder umdrehen. Und noch hatte Joshua ihn nicht um Hilfe gebeten.
 

„Das wäre doch sehr umständlich“, stellte der Fürst fest. „Es ist viel einfacher, wenn du ihn für mich tötest. Und dafür lassen wir dich und deinen Bruder laufen.“
 

Daimos runzelte die Stirn, als er erkannte, welche Ziele der Fürst wirklich verfolgte. „Ihr wollt, dass dieser Händler verschwindet, damit ihr sein Geschäft übernehmen könnt.“ Er hatte Gerüchte gehört, dass einer der Fürsten die Geschäfte einiger Händler aufgekauft hatte und dass es auch den ein oder anderen gab, der sein Geschäft nicht verkaufen wollte. Die Stimmung in der Stadt war unruhig. Jeder würde sofort wissen, wer dahinter steckte, sollte einer dieser Händler ermordet werden. Ein natürlicher Todesfall würde dem Fürsten gerade recht kommen.
 

„Du bist ein kluger Bursche“, meinte der Fürst lächelnd. „Ich will sein Geschäft und seine Tochter. Und ich bekomme immer das, was ich will!“
 

/Daimos!\, rief Joshua warnend in Gedanken.
 

Daimos atmete tief durch. Sein Bruder musste das Aufwallen der Magie gespürt haben. Daimos wusste, dass nicht mehr viel fehlte, damit er die Kontrolle verlor. „Dann wird es Zeit, dass Sie lernen, dass nicht immer alles nach Ihrem Willen geschieht.“ Er wusste, dass es ein Fehler war, noch bevor er es aussprach. Eine Hand packte ihn in den Haaren und zog ihn hart zurück. Daimos schrie erschrocken auf, als er hart gegen die Wand prallte.
 

Der Fürst stand mit einem überheblichen Grinsen im Gesicht noch immer an Ort und Stelle. Ohne den Blick von Daimos abzuwenden, befahl er: „Foltert den anderen ein wenig. Ich bin mir sicher, dann wird dieser kleine, aufmüpfige Bettler es sich anders überlegen.“
 

Er hatte noch nicht zu ende gesprochen, da brach bereits das Chaos über ihn herein. Daimos hatte nicht ein einziges Mal seine Gabe dazu verwendet einen Menschen zu töten. Er hatte sie genutzt um Wild zu töten, wenn Joshua und er gejagt hatten. Doch Menschen hatte er bisher nur geheilt.
 

Als nun jedoch seine Wut die Magie entfesselte und das Haus zum erbeben brachte, sog er zeitgleich die Lebensenergie des Fürsten auf. Ungerührt beobachtet Daimos, wie den Fürsten das Leben verließ, während dessen Schläger schreiend das Weite suchten, auf der Flucht vor dem unerklärlichen Beben.
 

„Daimos!“ Joshua taumelte zu seinem Bruder. Er hatte das Gefühl seine Beine würden jeden Moment nachgeben, auf Grund des Bebens und wegen der Schläge, die er eingesteckt hatte. „Daimos, hör auf!“ Joshua packte Daimos an den Schultern und versuchte den Blick seines Bruder einzufangen. „Hör auf damit!“
 

Als die Blicke der Brüder sich trafen brach der Sturm in sich zusammen. Die Magie flaute ab und das Beben erstarb, während Daimos Augen sich in Entsetzen weiteten. „Was…“
 

Joshua zog Daimos in seine Arme. „Das ist schon lange nicht mehr passiert.“ Sie hatten viel Zeit damit verbracht ihre Fähigkeiten zu trainieren, nachdem sie ihr Dorf verlassen hatten. Damals hatten sie beide noch sehr häufig die Kontrolle über die Mächte verloren, die sie heraufbeschwören konnten. Doch das war schon seit Jahren nicht mehr vorgekommen.
 

„Was … was seid ihr?“, fragte der Händler mit zitternder Stimme.
 

„Für heute deine Lebensretter“, erwiderte Joshua. „Du solltest von hier verschwinden. Niemand weiß, dass du hier bist. Und was immer diese Männer in der Stadt erzählen werden, du solltest damit nicht in Verbindung gebracht werden, wenn du ein ruhiges Leben haben willst.“
 

„Die anderen haben mich gesehen“, widersprach der Händler. „Es ist ohnehin alles zu spät.“
 

„Ich habe ihre Erinnerungen an dich ausgelöscht. Sie wissen nicht mehr, dass du hier warst“, entgegnete Joshua. „Und nun geh. Pass in Zukunft besser auf dich und deine Tochter auf!“
 

Das ließ der Mann sich nicht zwei Mal sagen. Joshua konnte ihm ansehen, dass er wusste, wie knapp er mit dem Leben davon gekommen war.
 

„Ich habe ihn getötet!“, stellte Daimos leise fest, doch mit einer Panik in der Stimme, die Joshua über die Maßen besorgte. „Ich habe einen Menschen getötet!“
 

Joshua seufzte. Er musste sich zurück halten die abfälligen Worte, die ihm über den Fürsten auf der Zunge lagen, nicht auszusprechen. Doch sie hätten Daimos nicht geholfen, es eher noch schlimmer gemacht. Sie beide hatten eine vollkommen unterschiedliche Einstellung zum Leben eines Menschen. Joshua würde nicht eine Sekunde damit verschwenden einem Menschen wie diesem hinterher zu trauern. Doch für Daimos, der seine ganz eigenen Bindung zum Leben hatte, war jedes einzelne Menschenleben viel zu kostbar, um es zu verschwenden.
 

„Es war Notwehr“, brachte Joshua schließlich leise hervor. „Und du hast offensichtlich vollkommen die Kontrolle verloren. Es ist nicht deine Schuld, Daimos.“
 

„Ich habe genauso wenig wie jeder andere das Recht einem Menschen das Leben zu nehmen!“, murmelte Daimos verzweifelt.
 

„Das ist schon richtig“, gab Joshua zu. „Aber was hätten wir sonst tun können, um hier wieder heraus zu kommen? Er hat von dir verlangt einen anderen Menschen zu töten. Wer hätte den Tod eher verdient, als dieses … dieser Typ?“
 

Daimos schüttelte den Kopf. „Niemand hat den Tod verdient, wenn seine Zeit zu gehen noch nicht gekommen ist.“
 

„Für ihn war die Zeit zu gehen gekommen“, stellte Joshua fest.
 

„Nein“, widersprach Daimos. „Hätte ich nicht in seine Lebensenergie eingegriffen, hätte er noch viele Jahre gelebt.“
 

Joshua seufzte. „Und war die Zeit des Händlers schon gekommen, dessen Leben du gerettet hast?“
 

Daimos schwieg. Natürlich war sie das noch nicht.
 

„Siehst du“, fuhr Joshua leise fort. „Natürlich wäre es besser, wenn niemand getötet worden wäre. Aber so ist es immer noch besser, als wenn es jemand anderen getroffen hätte.“
 

„Wir müssen noch viel vorsichtiger sein“, stellte Daimos erschöpft fest. „Ich will nie wieder in so einer Situation landen!“
 

„Wir werden besser aufpassen“, versprach Joshua. „Aber jetzt sollten wir von hier verschwinden.“
 

„Du bist verletzt!“, meinte Daimos besorgt.
 

„Nichts, was wirklich schlimm ist. Wir können uns darum kümmern, wenn wir an einem Ort sind, der nicht gleich von der Stadtwache gestürmt wird!“, entgegnete Joshua kopfschüttelnd.
 


 

„Diese Welt schwindet.“ Vor Joshua und Daimos schwebten so viele Schicksalsweberinnen, dass keiner von beiden genau sagen konnte, wie viele es wirklich waren.
 

„Sind wir daran Schuld?“, wollte Daimos verwirrt wissen. Natürlich hatten er und Joshuas gespürt, dass die Magie schwächer wurde und die Tiere und Pflanzen begannen zu sterben. Diese Vorgänge hatten in den letzten Jahrzehnten immer wieder zu Kriegen unter den Menschen geführt, wenn die, deren Heimat verdorrt war, einen neuen Ort zum Leben suchten.
 

„Nein. Das begann schon lange vor Eurer Zeit. Euer Auftauchen hat es verzögert. Doch ihr seid zu spät hier her gekommen, um es noch ganz aufzuhalten.“
 

Joshua war erleichtert. „Ich hatte gefürchtet, wir hätten es beschleunigt, als wir die anderen Welten erschufen, über die wir euch wachen lassen.“
 

„Es hat diese Welt für einige Zeit stabilisiert, dass Ihr die anderen erschaffen habt. Wir glauben, Ihr habt unbewusst versucht, diese Welt zu retten.“
 

„Wir haben eine Zeitspanne von zwei Menschenleben gebraucht um unsere Fähigkeiten vollkommen kontrollieren zu können. Wie hätten wir irgendetwas aufhalten können?“, wollte Daimos wissen.
 

„Das konntet Ihr nicht. Der Untergang dieser Welt ist nicht eure Schuld.“
 

„Und wir werden mit ihr untergehen“, stellte Joshua fest.

„Vielleicht nicht.“
 

Die Zwillinge runzelten beide die Stirn. „Erklärt das!“, verlangte Joshua.
 

„Ihr könntet eure Seelen von euren Körper trennen und sie versiegeln. Und wenn die Zeit gekommen ist, könntet ihr wieder geboren werden.“
 

„Und wann sollte diese Zeit gekommen sein?“, wollte Daimos wissen.
 

„Die Welt, die ihr zu erst erschaffen habt ist dieser hier sehr ähnlich. Wir fürchten, es könnte irgendwann zu einer Situation wie hier kommen. Wenn nicht die Magie schwinden würde, die hier alles am Leben erhält, dann hätten die Menschen früher oder später alles zu Grunde gerichtet. Das wird dort irgendwann so geschehen.“
 

„Und dann wollt ihr uns wieder beleben?“, fragte Joshua.
 

„Zu einem Zeitpunkt, an dem ihr eure Welten dann noch retten könnt.“
 

„Ihr wacht über diese Welten. Könnt ihr das nicht verhindern?“, wollte Daimos wissen.
 

„Nein. Wir wachen über eure Welten, doch wir haben kaum mehr Macht in die Geschehnisse dort einzugreifen, als in dieser Welt. Nur ihr als ihre und unserer Erschaffe könnt sie verändern und ihnen für ihren Fortbestand helfen.“
 

„Also gut.“ Joshua sah entschlossen zu Daimos, der seinen Blick lächelnd erwiderte. „Wir sehen uns im nächsten Leben.“
 

~~~
 

Daimos und Joshua schlugen zeitgleich die Augen auf. Sie lagen in Dracos Bett im Haus ihres Großvaters. Sie lagen auf der Seite, die Gesichter einander zugewandt und ihre Hände in einander verschlungen.
 

Daimos riss die Augen auf, als er langsam begriff, dass es mehr als ein Traum gewesen war. „Oh Gott“, murmelte er. „Ich glaub das nicht!“
 

Joshua atmete tief durch. „Wir sind nicht die Erben der Weberinnen.“ Das war das erste, über das er sich Gedanken machte. Für die anderen Dinge würde er eine Menge Ruhe brauchen. Ganz besonders um seine damalige Beziehung zu Daimos zu ergründen. „Wir sind ihre Erschaffer.“
 

„Hm.“ Daimos wurde rot. „Ich fühle mich, als hätte ich Draco betrogen, wenn ich daran denke, WIE wir sie erschaffen haben.“
 

„Mir geht es mit Merlin ähnlich“, gab Joshua leise zu. „Ich schlage vor, wir erzählen niemandem die Einzelheiten dieses Lebens. Es reicht, wenn die anderen wissen, dass wir die Weberinnen und die noch existierenden Welten erschaffen haben.“
 

Daimos nickte.
 

„Dürften wir erfahren, worüber ihr euch unterhaltet?“, erklang Dracos verschlafene und verwirrte Stimme.
 

~*~*~*~*~*~*~*~*~
 

*g* Ist das nicht ein schönes Ende, für dieses Kapitel? XP
 

Eine Sache gibt es denke ich zu erklären. Während ihr hier nur Ausschnitte, die ich für wichtig hielt, lesen konntet, haben Daimos und Joshua all ihre Erinnerungen an ihr ersten Leben zurück bekommen. Aber hätte ich das alles aufgeschrieben, hätte ich das als Buch drucken lassen und euch per Post schicken müssen.
 

Das ein oder andere werden die beiden noch in ihrem Gespräch mit Draco und Merlin im nächsten Kapitel erzählen.
 

Dies war das letzte Kapitel, in dem es noch mal um ein paar Erinnerungen ging. Und wir nähern und auch immer mehr dem Ende *schnief* Es fällt mir etwas schwer, diese letzten Kapitel zu schreiben, weil ich die Geschichte und die Charaktere so lieb gewonnen habe. Aber irgendwann hat alles mal ein Ende. In zwei Wochen geht mein Semester los. Bis dahin will ich die letzten vier Kapitel beendet haben. Mal sehen, ob ich das schaffe ^^
 

Wie haben euch diese Erinnerungen gefallen?

Ich kann mir denken, dass sie eine Menge Fragen aufgeworfen haben xD
 

Bis zum nächsten Kapitel.

Lg

tanguna



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Von:  leewes
2009-10-04T22:12:52+00:00 05.10.2009 00:12
ich fand das kapi einfach nur super...*g*
ich freue mich für die beiden das sie ihre errinnerungen wieder haben... was mich interessieren würde ist ob die ursprungs welt die ist in der daimos und draco waren oder ob das auch eine von den erschaffenen welten ist und sie in der ursprungswelt leben... ich freu mcih schon wirklich auf das nächste kapi..*g*
bis dann
lee
Von:  leewes
2009-09-20T20:29:05+00:00 20.09.2009 22:29
ich drück dir ganz soll die daumen... und viel glück...*G*
aber jetzt zum kapi... ich finde es super.. auch wenn nciht ganz so viel passirt ist aber es kann ja nicht immer viel passieren..*g*
das gespräch zwischen draco und luc fand ich echt gut..*g*
ich finde es schade das man nicht auch das gespräch zwiwschen merlin und tom mitbekommen hat denn das stelle ich mir schon zimlich lustig vor...*G*
ich bin schon gespannt was der greif damit meinte... und iwe es weiter geht...*g*
bis dann
lee
Von:  leewes
2009-08-17T19:28:31+00:00 17.08.2009 21:28
ich bin begeistert...
ich hoffe das dasdnähcste kapi nciht ganz so lange bracuht...
ic freu mich schon darauf
bis dann
lee
Von: abgemeldet
2009-06-28T17:37:37+00:00 28.06.2009 19:37
hi
habe deine fgerade zu gelesen un dfinde diese wirkilich klasse
hoffe du schreibst bald weiter
lg mouse94
Von:  Ella
2009-04-28T16:46:00+00:00 28.04.2009 18:46
WOW diese ff ist einfacher hammer geil.
BITTE schreib sie weiter.
könnte ich einen ENS kriegen wennn sie weter geht bitte.
Liebe grüsse ELla:-)
Von:  leewes
2009-02-13T06:30:14+00:00 13.02.2009 07:30
ich finde diese ff einfach nur ginial...
ich hoffe das sie weiter geführt wird und nicht einfach so im sande verweht...*G*
bis dann
lee
Von:  TorturNight
2009-02-04T23:47:12+00:00 05.02.2009 00:47
Hammer geschichte, hoffe das es weiter geht.
Von:  Silverphoenixdragon
2009-01-10T18:21:43+00:00 10.01.2009 19:21
hey
eine klasse ff
ich hoffe doch sie wird weitergehen
^^
knuddel

sky
Von: abgemeldet
2008-11-06T20:45:48+00:00 06.11.2008 21:45
Hi tolles Chap. Ich finde es gut, das Josh sich auch wieder um Blais kümmert. Schreib weiter so . Freu mich auf die Fortsetzung. LG Hexe Marte
Von:  Angelcerise
2008-10-26T11:26:58+00:00 26.10.2008 12:26
Klasse Kapitel^^
Ich finds klasse das Daimos Ron etwas vertraut XD
Und auch das er bald wieder sprechen kann ;-)
Schreib bitte schnell weiter X3


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