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Keyla Spin-Off

von

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Orella

Jeder Spin-Off ist in sich abgeschlossen. Dieser ist zeitlich vor den ersten Band von "Keyla" anzusiedeln. Über Kommentare würde ich mich sehr freuen! :-)
 

„Mist!“, fluchte Orella.

Die alte Schamanin hob ihre Hand ganz nah vor ihren Augen und hoffte zumindest diesmal einen Stachel der Koskapflanze in ihren Finger ausmachen zu können.

Hier draußen in der Steppe war Koska eine der wenigen Pflanzen, die diese karge Erde hervorzubringen im Stande war. In Salz und Öl eingelegt erwies sich die Pflanze als äußerst schmackhaft, zumindest für Orella.

Dumm nur, dass deren Stängel als auch deren Blätter mit Stacheln besetzt waren. Über die Jahre hinweg hatte Orella durchaus gelernt wie man Koska ohne unangenehme Stiche pflücken konnte, aber selbst ihre Erfahrung konnte sie nicht dauerhaft davor schützen sich hin und wieder mal zu vergreifen. Missmutig schaute Orella in ihren Körbchen. Das was sie heute bisher zusammengesammelt hatte reichte bei Weitem nicht um einen Tontopf zum Einlegen füllen zu können.

Da das Brennen nicht nachließ, nahm Orella ihren Finger nun noch genauer im Augenschein. Aber anstatt eines Stachels, sah sie über ihre Fingerkuppe hinweg einen kleinen schwarzen Punkt am flimmernden Horizont.

Orella nahm ihren Arm herunter und kniff ihre Augen zusammen beim Versuch den Punkt besser zu erkennen. Aber erst als sie zusätzlich mit der Hand ihre Augen vor der Sonne abschirmte, konnte sie ausmachen, was da genau auf sie zukam. Es war ein Mensch. Es war eindeutig ein Mensch. Nur ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelte, konnte sie nicht mit Bestimmtheit sagen. Gut, dass endlich wieder jemand kam. Ihr ging nämlich langsam das Salz aus.
 


 

Die Frau, die Orella nun in der schattigen Höhle gegenüber saß, war sichtlich müde und erschöpft.

Wie viel Energie sie auch immer aufgebracht haben musste um den strapaziösen Weg zu Orella zu beschreiten, ihre Kraft hatte bis hier ihre Grenze gefunden.

Orella reichte ihr eine Kelle mit Wasser, die sie lächelnd in die Hände nahm.

Sie nippte daraus, tat dann einen größeren Schluck und leerte die Kelle gänzlich.

„Wie kann ich dir helfen, mein Kind?“, fragte Orella, während sie die Kelle, die ihr die Frau zurückgab, beiseite legte.

Die Frau schob ihre Tasche nach vorn, griff hinein und reichte Orella mit einer Verbeugung und den Worten: „Als Zeichen meiner Ehrerbittung!“, eine Flasche. Diese war mit einem aufwendig zu gewinnenden golden glänzendem Speiseöl gefüllt. Lächelnd wendete Orella die Flasche in ihrer Hand und dachte bei sich: Ach, und ich hätte mich diesmal so über Salz gefreut!

Sie bedankte sich für dieses Geschenk mit einen kaum merklichem, aber freundlichem Kopfnicken.

„Ich weiß, ich darf mich glücklich schätzen“, begann die Frau, „ ich habe einen guten Mann und eine gesunde Tochter, aber...aber...“

„Aber?“, unterbrach Orella sie.

„Einen Sohn... Ich wünschte, ich würde noch einen kräftigen Jungen bekommen“

„Du willst, dass ich eine Fürbitte an die glorreichen Ahnen richte, damit dir die Götter einen Sohn schenken?“, legte ihr Orella in den Mund.

„Ja!“

„Gut“, antwortete Orella knapp und dachte amüsiert: Wenn die Frauen meines Volkes alle wie gewünscht Söhne, anstatt Töchter bekommen hätten, wäre mein Volk sicherlich bereits ausgestorben!

Es war gut, dass nicht alle Wünsche in Erfüllung gingen. Die Wege der Götter, wer hätte schon sagen können wie sie aussahen und wohin sie einem führten?

„Ich kann dir nichts versprechen, mein Kind!“

„Ich weiß“, entgegnete die Frau.

Orella stand auf, ging in ihre Kammer und kam wieder mit einem Tontopf zurück.

Sie hockte sich wieder neben der Frau, öffnete den Tontopf und holte ein wenig eingelegtes Koska daraus hervor.

„Hier nimm!“, sagte sie. Die Frau öffnete bereitwillig ihren Mund und

Orella legte ihr etwas Koskas auf die Zunge. Während sich Orella erhob um den Tontopf wieder zurückzustellen, kaute die Frau hinter ihr sichtlich angewidert auf das eingelegte Koskas herum. Orella sah nicht, dass der Frau die Tränen in die Augen stiegen, als sie versuchte das Koskas so schnell wie möglich hinunterzuschlucken.

„Du siehst plötzlich so blass aus? Ist etwas nicht in Ordnung?“, fragte Orella besorgt.

„Doch, doch“, erwiderte die Frau übertrieben freundlich, dann fragte sie: „Gehört das zum Ritual?“

„Nein, eigentlich nicht“, antwortete Orella, „ist nur zur Stärkung!“

Orella legte die eine Hand auf den Bauch der Frau und hob die andere in die Luft.

„Ihr glorreichen Ahnen!“, begann sie, „ bittet bei den Göttern für uns, auf das diese Frau hier einen Jungen gebäre. Ihr ehrwürdigen Ahnen, lasset diese Erde fruchtbar werden, auf dass aus ihr ein Spross erwächst, der zum Heil und Wohle aller dienen möge. Ihr glorreichen, ehrwürdigen Ahnen, wir bitten euch darum im Namen der Götter.“

Orella nahm die Hand vom Bauch der Frau. Diese schaute Orella forschend an, als würde sie sich fragen, ob das wirklich alles gewesen sei. Ihr Blick verunsicherte Orella ein wenig, und so fragte sie die Frau: „Soll ich für dich vielleicht noch die Knochen befragen?“

„Ja!“, antwortete sie zögerlich.

Orella nahm eine kleine Tonschüssel vom Regal. Sie hielt sie zu, schüttelte sie und ließ die Knochen auf die Erde fallen.

„Seltsam...“, meinte Orella beim Blick auf die Knochen.

„Was ist?“, fragte die Frau beunruhigt.

„Willst du wirklich hören, was ich...“

„Ja, natürlich!“, wurde sie von der Frau unterbrochen.

„Du wirst in zwölf Jahren eine weite Reise antreten, eine Reise zu den Sternen.

Es wird um sehr viel gehen...Die Zukunft unseres Volkes...Und...Und...Ich denke, du solltest gehen!“

„Zu den Sternen?!“

„Nein, nein, das ist eine andere Geschichte!“

Orella erhob sich und wandte sich ohne erkennbaren Grund von der Frau ab. Die Frau blieb wie angewurzelt sitzen und starrte Orella verständnislos an. Orella quittierte dies mit einem besorgtem Gesichtsausdruck.

„Du sollst gehen, habe ich gesagt!“, forderte sie sie abermals auf.

„Aber...?“,wollte die Frau einwenden und erhob sich vom Boden.

„Wie heißt deine Tochter?“, unterbrach Orella sie.

„Ada...“

„Nicht die, die andere!“

„Ich habe keine andere Tochter!“, antwortete die Frau brüskiert.

Orella hielt nachdenklich inne, dann meinte sie:

„Geh einfach. Es ist das Beste, wenn du gehst!“

Mit den letzen Worten, legte Orella ihren Arm um die Hüfte der Frau und schob sie sanft aber bestimmt zum Ausgang hinaus.
 


 

Die Frau durchwanderte die raue Steppenlandschaft und ein lauer Abendwind kam auf, hauchte sanft ihr Haar aus dem Gesicht. Der Mond war klar und deutlich am Himmel zu sehen und schon bald würde ihn der zweite kleinere Mond folgen, über die Berge hinweg aufsteigend.

Sie musste sich beeilen um vor Anbruch der Dunkelheit wieder zurück zu Hause zu sein. Den ganzen Rückweg über machte sie sich ernste Gedanken über den Geisteszustand der Schamanin Orella. Was war wohl in dieser Frau gefahren, dass sie sich ihr gegenüber so aufgeführt hatte? Ob das damit zu tun hatte, dass sie so viele Jahre allein hier draußen gelebt hatte? Sehr wahrscheinlich! Aber vielleicht hatte sie auch nur herausgefunden, dass sie bereits mit einem zweiten Kind schwanger war. Sie begann sich zu fragen, ob sie es Orella hätte sagen sollen. Aber war es überhaupt wichtig gewesen? Vielleicht, aber vielleicht auch nicht. Sie würde es nie mehr erfahren...
 

Na? Habt ihr erraten, wer die Frau war? :-)

Ja, genau! Die Frau ist Keylas Mutter!

Pautscho und Gan

Nun erfahrt ihr, wie es zu der Zwischenladung der Raumreisenden auf Keylas Planeten kam. :-)
 

Nur schwer konnte sich Pautscho noch zurückhalten. Gereizt strich er sich über seine dornenförmigen Auswüchse über seinen Augen.

„Pes tra teta ne ma tatue Pran ka (Dieser verdammte Vollidiot von einem Pran)“, ging es Pautscho durch den Kopf. Es hätte diesmal nicht viel gefehlt und Pautscho hätte Gan, seinen Assistenten, am liebsten durch die Druckschleuse nach draußen ins All geschossen.

Gut, dass sich da noch Pautschos Sachverstand eingeschaltet hatte.

Der Druckausgleich hätte nicht nur zu viel Atemluft sondern auch zu viel Energie gekostet. Auf Gan wiederum hätte er problemlos verzichten können. Wie konnte man nur so dumm sein und eine Brosche mit einem Sakritstein auf die Armatur des Bordcomputers ablegen?! Die Strahlungen des Steins hatten die Messsensoren vollkommen aus den Rudern laufen lassen. Jetzt befanden sie sich irgendwo im Nirgendwo und Pautscho musste nun die genaue Abweichung vom Ursprungskurs berechnen um eine Kurskorrektur vornehmen zu können.

Gan hatte er ins Lager des Raumtransporters geschickt, damit er so lange wie möglich aus seinem Blickfeld verschwand. Hoffentlich zog er sich da nicht wieder heimlich Tratrum rein. Dieses Rauschmittel war wohl der Hauptgrund, weshalb sich Gans Hirn immer mehr zu Brei verwandelte. Mehr als einmal hatte Pautscho Gan gefilzt. Dennoch gelang es Gan irgendwie noch immer etwas Trantrum an Bord zu schmuggeln. Auch wenn Gan es stets bestritt, konnte Pautscho immer gut erkennen, wenn Gan Tantrum geschluckt hatte. Gans Pupillen waren stark geweitet und seine Schildplatten um seinen Kopf vibrierten überaus auffällig.

„Mete tam“, fluchte Pautscho, als er sich verrechnete, wieder mal. Er konnte ja schließlich nicht ständig auf Gan aufpassen. So etwas entsprach nicht seiner Natur. Pautscho war ein Banapsis, eine Lebensform, die überaus einzelkämpferisch veranlagt war. Nur zur Paarung kamen sich die jeweiligen Individuen näher, wobei es weder einen männlichen noch einen weiblichen Part gab. Es war gar nicht so lange her, da hatten die Banapsis ihre Nachkommen einfach in den nächst besten See abgelegt, und sich selbst überlassen. Dies hatte unter Umständen immer wieder mal dazu geführt, dass die Jungen im Frühstadium mit all den anderen Seetierchen auf den Speisetellern ihrer eigenen Eltern gelandet waren. Um so etwas zu verhindern, hatte man vorsorglich sogenannte „Aufzucht-Becken“ errichtet.

Doch Pautschos Heimat lag jetzt weit, weit weg, und er befand sich mit seinem Schiff und einem Junkie an Bord mitten im wohl vergessensten Teil der Galaxis.

Gerne würde Pautscho nun am Tisch eines Raumfahrer-Imbiss-Lokals sitzen und Keltans-Würmer in sich hineinschlürfen.

„Borst tan te ta nui“, schwärmte er genüsslich. Er hätte sich so sehr über Keltans-Würmer gefreut, vor allem nach den drei Tagen Knast aufgrund einer, wie er fand, ärgerlichen Schikane.

Er hatte vor dem Durchflug durch die Region 248 gp nicht den Antrag 1397930845891A678937BF angefordert - was mit einer Zusendungszeit von etwa 3 Inten (Monaten) verbunden gewesen wäre-. Daher hatte er logischerweise auch nicht diesen 2356 Seiten starken Antrag 1397930845891A678937BF ausfüllen können. Und selbstverständlich hatte er auch nicht den ausgefüllten 2356 Seiten starken Antrag 1397930845891A678937BF bei der Abteilung persönlich bei der Sektion 6 Abteilung 678 Zimmer 34689 abgeliefert.

Und erst recht nicht hatte er mindestens 2 Jea (Jahre) auf die Genehmigung gewartet die Region 248 gp durchfliegen zu dürfen, eine Genehmigung für einen Durchflug, für den Pautscho mit seinem Schiff letztenendlich nur 2 ten (Minuten) benötigte.

Das Risiko war also eigentlich gleich Null dabei erwischt zu werden ohne Genehmigung die Region 248 gp zu durchkreuzen...Eigentlich.

Kurzum: Das Raumschiff wurde festgesetzt und Pautscho und Gan kamen ohne viel Umschweife in Haft. Während sich Pautscho durch die schlaflosen Nächte quälte und sich tagsüber Zwang blos nicht einzuschlafen- er teilte seine Zelle mit einem 3 Meter großen gefährlich aussehenden Raubmörder-, hatte Gan eine Tür weiter mit seinem Zellengenossen, der wegen Hehlerei einsaß, drei amüsante Tage verlebt.

Gan hatte später gesagt, sie hätten nur Karten gespielt – wobei er auch die Brosche mit dem Sakritstein gewonnen hatte-, aber Pautscho war sich sicher, dass Gan Tantrum ins Gefängnis geschmuggelt hatte.

„Bestr tes ta ma (Wie hatte er es wieder geschafft)“, ärgerte sich Pautscho innerlich.

Endlich spuckte der Computer die exakte Abweichung vom Ursprungskurs aus. Pautscho sah sich die genaue Zahlen an und zog frustriert seinen Mund zu einem engen Schlitz.

Auf Keltans-Würmer musste er leider wohl doch noch eine Weile verzichten.

Pipe

Und hier nun ein Haustiergeschichten.

Oder wie der Yousouf zum Pipe kam. :-)
 

Was war passiert? Wo war er? Und wie sollte er wieder zurückfinden?

Letzte Nacht hatte der kleine Hosom noch mit seinen zwei anderen Geschwistern im warmen Nest gelegen, wohlbehütet von der Mutter und den beiden Tanten, hoch oben im Wipfel eines Oalo Baumes.

Dann war der Regen und mit dem Regen der Sturm gekommen. Pipe hatte Glück im Unglück gehabt, da das Wasser durch den lang anhaltenden Schauer derart stark angestiegen war, dass Pipes Sturz aus dem Nest abgebremst wurde, als er ins eiskalte Nass plumpste. Panisch durch die Fluten strampelnd hatte er Halt auf einen vorbeitreibenden dicken Ast gefunden, dort hatte er sich retten können vor den reißenden Strömungen der letzten Nacht. Nur noch kurz hatte er von dort aus sein heimatliches Nest sehen können, immer mehr in der Ferne verschwindend, dann war er erschöpft auf dem Holz eingeschlafen.

Erst am nächsten morgen hatte ein Ruck, der durch den Ast gegangen war als er ans Ufer gespült wurde, Pipe wieder geweckt. Noch leicht benommen von jener turbulenten Nacht, war der kleine Hosom vom Ast aufs feuchte Gras gesprungen. Dort war Pipe nach dem Schütteln seines Fells dem Bedürfnis nachgekommen sich erst einmal ausgiebig mit seiner gespaltenen Zunge zu putzen, seine trichterförmigen Ohren, seinen Hinterkopf und seinen langen Schwanz.

Dabei ließ er seine Glieder von der auf ihm niederscheinenden Sonne erwärmen.

Schon hatte er sich fertig geputzt, da entfuhr dem kleinen Kerl wie von selbst ein klagender Laut aus seiner Kehle, wieder und wieder. Doch nichts geschah. Pipe blieb allein.

Er erhob sich, schritt durch das Unterholz immer wieder klagende Laute von sich gebend. Doch keine Spur von seiner Mutter, seinen Tanten und seinen Geschwistern. Da war er nun, fernab von seinem Clan, vollkommen allein.

Er setzte sich auf einen Baumstamm, innehaltend und lauschend. Ein Insektenschwarm surrte durch die Luft, flog wogend an ihm vorüber und verschwand in den Wipfel eines Baumes. Irgendwo über ihn zirpte ein Vogel, hüpfte in den Zweigen umher, erstarrte plötzlich, flatterte auf und verschwand. Dann Stille, absolute Stille.

Ein seltsamer Geruch wehte zu Pipe herüber, hauchte in seinem Nacken. Plötzliche Todesangst spannte Pipes Sehnen. Ein Rascheln. Blitzartig sprang Pipe auf . Nur knapp neben ihn war dort, wo er so eben gesessen hatte, ein riesiges wütend auffauchendes Raubtier aufgekommen. Die Bestie holte mit ihrer Tatze aus und verfehlte Pipe abermals um haaresbreite. Pipe rollte sich weg und lief, schneller, immer schneller wie noch in seinem Leben zuvor, den keuchenden Atem der Bestie dicht, viel zu dicht hinter sich spürend. Pipe schlug Hacken, warf dabei feuchte Erde hoch, der Bestie ins Gesicht, aber noch immer ließ das Biest nicht ab.

Und während er lief, kam der Abgrund, der Abgrund vor ihm, immer näher. Unfähig zu Halten, steuerte Pipe voller Panik direkt auf ihn zu. Er sprang ab, flog mit ausgefahrenen Krallen der andere Seite entgegen. Schon gruben sich die Krallen seiner Forderfüße in die trockene Erde des gegenüberliegenden Felsabhanges. Aber nur seine Forderfüße hatten Halt gefunden, sein Bauch und seine Hinterläufer hingen in der Luft. Verzweifelt krallte er sich mit den Forderpfoten in die Erde und strampelte mit seinen hinteren Läufen um seinen restlichen Körper über den Felsabhang zu schieben. Doch dann bröckelte die Erde, brach unter Pipe weg.

Und er fiel, tiefer und immer tiefer. Ein Bäumchen, das aus der Felswand ragte, fing ihn auf. Doch bevor sich Pipe wieder aufrappeln konnte, senkten sich dessen Äste, bogen sich unter Pipes Gewicht durch und brachen.

Wild zappelnd fiel Pipe weiter...

Benommen gelang es dem kleinen Hosom nur schwer seine Augen zu öffnen. Etwas umfasste ihn. Unfähig sich zu bewegen, ließ er sich ohne Widerwehr hochheben und in den Arm nehmen. Dann fielen seine Augen abermals zu und er verlor wieder das Bewusstsein...

Yousouf und Keyla I

Ein weitere Geschichte von Keylas und Yousoufs Expedition des ersten Bandes.
 

Das Surren der Rotoren des Raumschiffes war ruhig und gleichmäßig und hatte auf Keyla für gewöhnlich eine einschläfernde Wirkung. Doch diesmal gelang es Keyla einfach nicht ihren Kopf frei zu bekommen. Mit offenen Augen ließ sie die letzten Tage gedanklich Revue passieren. Tag für Tag waren sie von Planet zu Planet geflogen. Tag für Tag war Keyla mit ihr völlig unbekannten Orten, mehr oder weniger gefährlichen Lebewesen und fremden Kulturen konfrontiert worden. Tag für Tag hatte Keyla neue und für sie nicht ganz so einfache Situationen meistern müssen. Yousouf hatte ihr zwar geholfen, wenn es hart auf hart kam, aber nicht sofort, sondern zögerlich. Warum hielt er sich zurück? Warum sprach er nicht so viel mit ihr? Lag es vielleicht nur daran, dass sie nicht dieselbe Sprache sprachen und von verschiedenen Kulturen stammten? Oder war sie einfach nicht mehr für ihm als eine Packtier?

Zwei Tage hatten sie nun keinen anderen Planeten angeflogen und Keyla fragte sich, ob die mangelhafte Bewegungsmöglichkeit auf diesem Schiff mit daran Schuld war, dass sie nun keinen Schlaf finden konnte. Sie begann sich nach den langen Fußmärchen zu sehnen, Steine, Pflanzen, Erde sogar schwer durchschreitbaren Morast unter ihren Füße. Sie vermisste den Himmel über sich, Wasser, das als Regen oder Schnee vom Himmel fällt und ihre Kleider durchnässt, eine wärmende oder auf sie unbarmherzig niederbrennende Sonne.

Ein Knarren der Schiffsaußenwand riss Keyla aus den Gedanken. Erst jetzt bemerkte sie, dass die Rotoren langsamer rotierten, das Surren einem Pulsieren wich. Sie spürte wie das Schiff gewendet wurde. Oder bildete sie sich das nur ein? Dann ein Rumms. Kein Rotieren und keine Surren. Stille.

Yousouf trat in die Kabine, sagte, so gut verstand Keyla ihm schon, dass sie ruhig kommen solle. Sie seien da.

„Wo?“, fragte Keyla in Yousoufs Sprache.

Yousouf schaute sie verwundert an. Da wurde Keyla plötzlich bewusst, dass sie das erste mal überhaupt in seiner Sprache, in der basischen Sprache gesprochen hatte. Es war ganz unbewusst, völlig automatisch passiert.
 

Keyla und Yousouf standen am Geländer der verglaste Aussichtsplattform der Station und schauten in den Weltraum hinaus. Yousouf wies auf Raumschiffe und Sterne, nannte ihre basischen Bezeichnungen. Keyla wiederholte das Gesagte, was Yousouf korrigierte oder nickend mit einem Lächeln quittierte. Dafür ernteten beide wiederum verwunderte Blicke von anderen exotisch aussehenden Raumreisenden, die an ihnen vorbeischritten oder, ihre jeweiligen Gespräche unterbrechend, sich neugierig zu den beiden umdrehten und lauschten.

Keyla und Yousouf verließen die Plattform, schlenderten an den Geschäften des Ganges vorbei, der sie vom Zentrum der Raumstation wegführte. Dabei setzten sie das Übersetzungsspielchen fort. Keyla sog die basische Sprache geradezu in sich auf. Doch dann wurde es ihr langsam zu viel, sodass sie letztenendlich bei jedem Wort, das ihr Yousouf sagte, nur noch nicken konnte. Als es Yousouf auffiel, interpretierte er ihre Reaktion richtig, wuschelt Keyla stolz übers Haar und sagte nichts mehr.

Schweigend schritten sie nebeneinander her. Links von ihnen verließen die für Keyla extrem fremdartig anmutenden Reisenden mit mehr oder weniger vielen Einkaufstaschen und Boxen beladen die Geschäfte und umschifften das ungleiche Keyla-Yousouf-Paar manchmal nur knapp.

Keyla sah sich im Vorbeigehen die Auslagen in den Schaufenstern an. Plötzlich blieb sie stehen, steuerte direkt auf ein Fenster zu und presste ihre Hände auf das Glas.

Vor ihren Augen tat sich eine unglaubliche Vielfalt an Süßigkeiten auf. In bunt leuchtenden Farben, extravagant eingepackt, in den skurrilsten Formen gepresst oder vollkommen in sich verdreht, zogen sie Keyla vollkommen in ihren Bann. Noch nie hatte Keyla so etwas gesehen, geschweige denn gegessen.

Yousouf sagte ihr auf basische, dass das Süßigkeiten seien. Da Keyla so etwas wie Süßigkeiten gänzlich unbekannt war, ließ Yousouf sehr schnell von einem noch länger andauernden Erklärungsversuch ab, und betrat mit ihr einfach das Süßwarengeschäft.

Nur kurze Zeit später kamen sie mit zwei Zuckerstangen wieder heraus. Yousouf steckte seine in den Mund und lutschte daran zufrieden lächelnd. Keyla beäugte neugierig das rot, blau weiß gestreifte Etwas in ihrer Hand, dann steckte sie ihre Zuckerstangen ebenfalls in den Mund. Die Süsse der Stange breitete sich in ihren Mund aus und brannte fast auf Keylas für eine derartig hohe Zuckerdosis noch unsensibilisierter Zunge. Das war schon fast zu viel des Guten. So etwas hatte sie tatsächlich noch nie gegessen. Sie zog die Stange wieder aus ihrem Mund, biss ein Stück davon ab, lutschte es langsam, ließ es sachte auf ihrer Zunge zergehen.

So nebeneinander ihre Zuckerstangen lutschend liefen Keyla und Yousouf schweigend die Einkaufspassage entlang.

Sie näherten sich der Lokalmeile. Angenehme Düfte umschmeichelten sie, stiegen in ihren Nasen und weckten den Hunger in ihnen.

Yousouf kaufte zwei mit Flabberwürmer gefüllte Teigtaschen. Als er eine davon Keyla reichte, und sie die sich in der Tasche herumrekelten lebenden Würmer sah, lehnte sie dankend ab. Yousouf verschlang die eine der beiden Teigtaschen innerhalb kürzester Zeit und kaufte für Keyla ein undefinierbares gegrilltes Etwas am Spieß. Es roch ganz gut und schmeckte zu Keylas Erstaunen auch überaus lecker. Und während Keyla am Spieß knabberte, biss Yousouf ein großes Stück der zweiten Teigtasche ab.

Keyla folgte Yousouf zu einer Sitzbank. Sie setzten sich und beobachteten beim Essen die an ihnen vorbeischreitenden verschiedensten Lebensformen. Keyla spürte förmlich wie der Stress der letzten Tage förmlich von ihr abglitt. Nichts schien diese für Keyla entspannte Atmosphäre trüben zu können.
 

Nach dieser Abwechslung von den Planetenexpeditionen der letzten Tage, machten sich Keyla und Yousouf auf den Weg zurück zum Andockring. Yousouf hatte Keyla noch ein Babybuch gekauft, wo neben den Abbildungen die basische Bezeichnungen zu lesen waren. Zwar bezweifelte Keyla, ob es wirklich von Wichtigkeit war zu wissen, was beispielsweise die basische Bezeichnung für Ball oder Rassel war, aber mit einem Lächeln im Gesicht wusste sie Yousouf lieb gemeinte Geste zu schätzen. Sie waren nicht mehr allzu weit von ihrem Schiff entfernt, da kamen ihnen vier Gestalten entgegen. Keyla erkannte sie sofort. Es waren Pautscho und Gan sichtlich angetrunken Arm in Arm mit zwei leicht bekleideten Damen. Als Pautscho und Gan eher schwankend als gehend auf sie zukamen, zog sich innerlich alles in Keyla zusammen. Verängstigt wandte sie ihren Blick von den Beiden ab und drängte sich unwillkürlich näher an Yousoufs rechte Seite. Schon waren Pautscho und Gan mit den beiden Damen an Keyla und Yousouf vorbeigezogen, zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt, als dass ihnen Keyla aufgefallen wäre. Kaum waren sie nicht mehr zu hören, machte sich Erleichterung in Keyla breit.
 

Was für ein Tag, ging es Keyla durch den Kopf, als sie sich kurze Zeit später in ihre Koje warf. Dann fielen ihr auch schon die Augen zu, und sie träumte das allererste Mal in der basischen Sprache.

Karetz

Hier nun ein tiefgründige Ahnengeschichte...
 

Karetz tätschelte sein Protestekat, dann reichte er seinem Flugdrachen eine große Fleischkeule. Das Tier schnappte danach und verschlang diese mit einem Haps. Anschließend trank es sofort einen großen Kübel Wasser nach. Karetz wartete noch bis sein Tier wiederkauend zu Ende schluckte. Geduld war eben wichtig bei einem Protestekat und gerade bei diesem Tier hier. Wer wollte schon mitten im Flug von seinem übel gelaunten plötzlich aufbockendem Tier abgeworfen werden, nur weil man es nicht zu Ende fressen ließ?

Gesättigt schnaufte Karetz Protestekat zufrieden auf. Karetz schwang sich in den Sattel und nahm die Zügel in die Hand. Alleine das reichte schon aus um den Flugdrachen zu signalisieren, dass er sich in Bewegung setzen soll. Im Laufen schlug das große Tier mit seinen Flügeln und hob ab, in den dunklen Himmel hinauf.
 

Der Nachtwind wehte durch Karetz Haar. Karetz genoss die kühle Reibung der Luft auf seinem Gesicht, den Anblick des freien Himmels über ihm. Nächtliche Patrouillen -Flüge wie diese hier mochte er schon immer gern, denn eine wirkliche Bedrohung gab es seiner Meinung nicht. Er wusste, dass er als Krieger eigentlich anders darüber denken sollte, aber die jahrelangen Einsätze hatte ihn zermürbt.

Aber nicht nur ihn.

Er war nicht der einzige, der Nachts schweißgebadet mit einem Schrei aus seinem Traum hochschoss. Die nicht enden wollenden Einsätze, hatten unbewusste tiefe seelische Wunden in die Seelen der Krieger gerissen. Niemand verlor darüber ein Wort, auch nicht Karetz, denn das galt nicht gerade als mannhaft und Disziplin war eben hochgeschätzt.
 

Manchmal bekam man für besondere Verdienste Heimaturlaub. Als Karetz zurück zur Heimat durfte, hatte er seine Frau Lyra seit über fünf Jahren nicht mehr in den Arm nehmen können. Sie hatten einen gemeinsamen Sohn, einen Sohn, den er zuvor noch nie gesehen hatte. Er hatte Talem mit Lyra in einer besonders leidenschaftlichen Nacht kurz vor seinem Einzug in der Armee gezeugt.

In Karetz war Beklommenheit aufgekommen, als er wieder heimatlichen Boden betreten hatte. Er hatte sich an die ersten beiden Jahre in der Armee zurückerinnert. Diese waren ihn ohne Lyra wie eine Ewigkeit vorgekommen. Doch irgendwann begann er zu vergessen wie sie roch, dann hatte er sich nicht mehr an den Klang ihrer Stimme erinnern können und zu guter Letzt hatte er nicht mehr gewusst welche Farbe ihre Augen hatten.

Als sich Karetz seinem Hof genähert hatte, war er sich wie ein Eindringling vorgekommen, der eine ihm völlig fremd gewordene Welt betrat. Unbemerkt hatte er für eine Weile Lyra mit dem Kind bei der Arbeit zugesehen. Plötzlich wurde er sich einer unangenehmen Leere bewusst, die ihm erstarrt dastehen ließ. Es war Lyra gewesen, die ihm bemerkt hatte und ihn dann mit Freudentränen um den Hals fiel. Doch wo war bei ihm dieses unglaubliche Glücksgefühl geblieben, wenn er in ihre Augen sah, ihr durch das Haar ging, ihre Haut schmeckte? Es hatte sich anders angefühlt. Alles hatte sich anders angefühlt. Und da hatte er gewusst: Etwas in ihm war gestorben. Der Krieg, der beim Töten keinen Unterschied machte zwischen einem Mann, einem Greis und einer Frau mit ihrem gerade Frischgeborenen, hatte etwas in ihn getötet. Auch Lyra hatte es gespürt, als er in ihren Armen lag. Sie hatte nichts gesagt, ihm nichts gefragt. Stillschweigend hatten sie es hingenommen. Er war nicht mehr der, der er einmal gewesen war.
 

Jeder der Krieger, der von seinem Heimaturlaub zurückgekehrt war, hatte es ähnlich empfunden, aber keiner sprach darüber. Man lenkte ab, versteckte sich hinter vulgären Witzen und bösartigen herablassenden Bemerkungen über den Feind, von dem man längst nicht mehr wusste, wer er eigentlich genau war.

Eine wirklich gefährliche militärische Bedrohung gab es längst nicht mehr. Nun galt es eine mögliche drohende Gefahr bereits im Keim zu ersticken, indem man gnadenlos gegen Zivillisten vorging, die in den Wirren der Kriege nur ums Überleben kämpften. Die Massentötungen von sogenannten Sympathisanten war dabei längst zu einem Genozid ausgeartet.
 

Der lebensverachtende militärische Drill zum blinden Gehorsam hatte aus den Telax-Kriegern eine gefürchtete Massenvernichtungswaffe des großen Herrschers gemacht. Unaufhaltsam durchzogen sie die Galaxie und versetzen die Bewohner der Planeten in Furcht und Schrecken. Das friedliche Beieinanderleben verschiedener Kulturen und Rassen war einer Terrorherrschaft gewichen, der jeder x-beliebige Rasse zum Opfer fallen konnte.

Die Telax-Krieger verwendeten häufig Begriffe wie Ruhm und Ehre. Aber ruhmreiche Schlachten gab es nicht. Schlachten bedeuteten nur Tod und Leid. Ruhm war eine Erfindung der Herrschenden. Ruhm diente dem Herrscher nur, um die Kämpfer seiner Armeen für seine persönlichen Zwecke zum Töten und Vernichten zu motivieren.

Ehre? Was war aus der Ehre geworden? Ehre schien es für Karetz längst nicht mehr zu geben. Es gab nichts ehrenhaftes daran Leben zu vernichten. Es gab nichts ehrenhaftes daran waffen- und wehrlose Zivilisten zu töten.

Mit diesen Gedanken fühlte er sich allein. Die laufende Kriegsmaschinerie ließ sich nicht aufhalten, dafür funktionierten die Telax-Krieger zu gut.

Er würde nicht wagen können, das zu sagen, was er fühlte. Doch irgend etwas musste passieren, irgend etwas musste er tun können. Wenn es für ihm nur eine Möglichkeit gebe, nur eine einzige Möglichkeit das Richtige zu tun. Er würde warten und hoffen. Er würde warten und hoffen, dass, falls er je eine Chance hätte, diese auch sah und wahrnahm. Er konnte nur hoffen. Er musste es einfach tun.

Er musste.

Keyla und Yousouf II

Keyla stand mitten im Zentrum des Gebäudes umringt von mehreren Etagen, die scheinbar unendlich in die Höhe ragten. Als Keyla nach oben schaute, war es für sie vollkommen unmöglich die Decke auch nur ansatzweise zu erkennen.

Das Licht der Sonne drang sanft durch die verglasten Seitenwände der Bibliothek, so das Keyla auf den ersten drei Ebenen recht deutlich die Besucher sehen konnte, wie sie zwischen den Regalen streiften oder an den Tischen saßen und Bücher lasen.

„Beeindruckt?“, fragte sie Yousouf auf Basic.

Keyla nickte nur.

„Komm!“, forderte er sie auf.

Keyla riss ihren Blick los und trippelte verschüchtert ihren großen Freund hinterher.
 

Sie bestiegen einen der vier gläsernen Aufzüge. Die Tür schloss sich kaum hörbar.

„78“, gab Yousouf das gewünschte Stockwerk an.

Die Technik, die die Aufzüge antrieb, war extrem ausgereift.

Keyla spürte nicht im geringsten, wie sich die Gondel erhob und nach oben stieg.

Lautlos und unglaublich schnell passierte sie ein Stockwerk nach dem nächsten. Keyla schaute hinaus.

Vor ihren Augen verschwammen die einzelnen Ebenen zu Schlierestreifen, so das Keyla bei dieser rasenden Aufwärtsfahrt nicht einmal ansatzweise einen kurzen Blick auf einer der Etagen erhaschen konnte.

Ohne die Geschwindigkeit gedrosselt zu haben, und ohne eine Spur einer Erschütterung, war die Gondel zum Halten gekommen. Erst das Zischen, der sich öffnenden Tür, ließ Keyla bemerken, dass sie im 78. Stockwerk angelangt waren.
 

Yousouf trat als Erster aus der Gondel. Keyla folgte ihn nur zaghaft.

Der Anblick der unzähligen Regale gefüllt mit dieser unfassbaren Menge an Büchern, Datenspeichern oder Tafeln brachte Keyla dazu ehrfurchtsvoll zu stutzen.

„Da kommt wohl meine Bibliothek zu Hause nicht mit!“, meinte Yousouf auf Basic und lächelte Keyla, die noch immer mit großen Augen dastand, verschmitzt an.

„Bei weiten nicht!“, bestätigte Keyla auf Basic und warf Yousouf ein freches Grinsen zu.
 

Erstaunlich wie vieles für Keyla einfacher geworden war, seit sie die basische Sprache beherrschte. Ohne Yousoufs Hilfe, hätte sie nie so schnell Basic lernen können. Yousouf war dabei in seiner Aufgabe als Lehrer geradezu aufgegangen, so das das Lernen auch für Keyla alles andere als quälend gewesen war.
 

Keyla war bereits soweit, dass sie Basic nicht nur verstand und sprechen, sondern auch lesen konnte. Dies wiederum bescherte ihr diesen, für sie nun abenteuerlichen, Ausflug in die Bücherei von Lourin.
 

Yousouf zog mit Keyla im Schlepptau an mehreren Regalen vorbei, gefolgt von einigen Augen der anderen extraterrestrischen Besucher, die ihnen erstaunt nachgafften oder beim Anblick dieses ungleichen Paares amüsiert aufschmunzeln mussten.
 

Hier, in der botanischen Abteilung der Bücherei kannte sich Yousouf überaus gut aus. Zielsicher steuerte er mit festen Schritten die Regalwand an, die, wie er fand, für Keyla die passendste Auswahl an Büchern bot.
 

Mit einem „Tada!“, machte Yousouf vor dem gut bestücktem Regal eine ausladende Handbewegung.

„Grundlagen zur Urbarmachung von Landgut“, las Keyla mit einem gelangweilten Unterton von einem der Buchrücken ab.

Ihr Gesicht sprach Bände.

„Du bleibst am besten hier! Ich muss noch zu einer anderen Stelle und hol dich gleich ab, wenn ich gefunden habe, was ich suche!“

Yousouf wuschelte ihr übers Haar, dann ging er und ließ Keyla alleine vor dem Buchregal stehen.

Mit einem missbilligenden Ausdruck auf ihrem Gesicht, verschränkte Keyla die Arme vor ihrer Brust.

Jetzt waren sie schon in einer der größten Bücherein der Galaxis und Yousouf wollte sie nichts mehr lesen lassen als weitere botanische Abhandlungen?!

Genervt schüttelte sie ihren Kopf.
 

Sie lugte um das Regal herum.

Weder in den Gängen noch zwischen den Bücherregalen war irgendeine Spur von Yousouf zu sehen, was bei seiner überragend Größe schon fast komisch anmutete.

Keyla zog sich wieder hinter das Regal zurück und tippte nachdenklich mit ihrem Zeigefinger auf ihren Mund.

Wer hinderte sie eigentlich daran, eine völlig andere Abteilung aufzusuchen?

Bis Yousouf wiederkam, konnte sie längst wieder zurück sein.

„Wer nicht wagt, der nicht gewinnt!“, ging es durch Keylas Kopf und schon riss sie sich von der Regalwand los und steuerte die Theke an, an der eine Bibliothekarin mit sechs Augen saß und gerade dabei war, ein Buch nach dem nächsten einzuscannen.
 

„Entschuldigen sie?“, fragte Keyla.

Die Bibliothekarin legte das Buch, das sie in der Hand gehalten hatte, beiseite und zeigte ihr mit einem „Ja?“, dass Keyla ihrer vollen Aufmerksamkeit galt.

„In welcher Abteilung finde ich Geschichtssachbücher?“

„Im Stockwerk 45!“, antwortete ihr die Bibliothekarin und blinzelte Keyla freundlich mit ihren sechs Augen an.

„Danke!“, entgegnete Keyla und machte ihre ersten Schritte auf den Fahrstuhl zu, als sie plötzlich eine große Hand zurückhielt.

Erschrocken blickte Keyla auf und sah in Yousoufs verärgertes Gesicht.

„Ich habe doch gesagt, du sollst warten!“, ermahnte er sie.
 

*
 

Als sie sich kurze Zeit später auf dem Nachhauseweg befanden, herrschte eisiges Schweigen zwischen Keyla und Yousouf.

Es war Keyla, die die anhaltende Stille nicht mehr länger ertragen konnte.

„Was wäre daran so schlimm gewesen, wenn ich alleine in die Geschichtsabteilung gegangen wäre?“, fragte sie zaghaft.

„Ich möchte es nicht...Ich meine, das wäre keine gute Idee, weil, weil...“

„Weil?“

Keyla legte ihren Kopf schief und schaute ihn mit ihren unschuldig dreinblickenden Augen eindringlich an.

„Du hättest verloren gehen können! Darum!“, antworte Yousouf barsch.

Keyla spürte überdeutlich, dass das nur die halbe Wahrheit war. Sie kannte aber Yousouf auch zu gut, um zu wissen, dass es ihr nicht gelingen würde, die Wahrheit aus ihn herauszubekommen.

Das war für sie einfach unmöglich!
 


 

Ich möchte mich ganz herzlich bei allen bedanken, die meine Spin-Offs von "Keyla" gelesen haben!

Ich hoffe, dass euch der eine oder andere gefallen hat. :-)

Dies war der letzte und ist vor dem zweiten Band von "Keyla" anzusiedeln.
 

Danke für eure Treue!
 

Dimanche



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