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Die Teufelsbraut

von

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Kapitel 1

Es begann vor 70 Jahren, als ich eine wunderschöne Tochter bekam. Ein süßes, aufgewecktes und liebes Mädchen, genau so, wie man es sich wünscht. Mein Mann und ich verstanden uns sehr gut und wir hatten eine schöne Ehe. Doch dass alles, was wir bis jetzt erlebt hatten in nur einem Moment zerstört werden kann, wusste ich nicht. Als wir nach 15 Jahren einen tragischen Autounfall hatten, änderte sich mein Leben von Grund auf. Die Ärzte gaben ihr Bestes, doch es war zu spät. Mein Mann, jeder nannte ihn Hito, starb an seinen Verletzungen und meine Tochter, deren Name übrigens Kuroi war, starb noch am Unfallort. Ich, Shenja aus Tokio, bin von heute an alleine. Doch da ich nicht mehr alleine sein wollte, versuchte ich mir einen anderen Mann zu suchen, fand aber keinen. Schließlich hatte ich das ganze Leben satt und überlegte mir, wie es am schnellsten geht mich umzubringen.

Ich beschloss, mich von dem Millennium Tower zu stürzen und meinem kläglichen Leben ein Ende zu setzten.

Ich stand da. Eine leichte Brise ließ meine braunen Haare im Wind wehen. Ich hatte Angst. Angst alles hinter mir zu lassen, was ich erlebt hatte. Angst mich jetzt die ungefähr 600 Meter hinunterzustürzen. Ich wich ein paar Schritte zurück. Sollte ich nun springen, oder nicht? Mein Entschluss stand fest. Jetzt oder nie! Ich stellte mich auf die schmale Kante des Stockwerks und ließ mich in die Tiefe fallen. Ich wusste noch, wie meine letzten Worte waren. „Nimm mich! Satan! Nimm mich!“. Genau dies waren meine letzten Worte. Dachte ich zumindest. Ich war nie sonderlich gläubig, aber ich hoffte trotzdem in den Himmel zu kommen, von dem jeder redet und meinte, dass er so schön sei. Ich spürte den Wind um meine Ohren sausen, als ich eine leise, aber deutliche Stimme hörte.

Die etwas tiefere Stimme sagte: „Ach komm schon, Shenja, du weißt ganz genau, dass deine Tochter Schuld an deinem Unglück war. Aber das kann jetzt Alles ein Ende haben. Dass leben hat noch viel zu bieten. Du willst doch noch nicht sterben, oder etwa doch? Es ist dir viel Schlimmes passiert, aber ich, der Satan höchstpersönlich, kann dir helfen. Ich kann machen, dass deine Tochter wieder lebt. Aber für deinen Mann ist es schon zu spät. Aber da fällt mir doch was ein. Nur erst mal muss ich wissen, ob du einverstanden bist. Na? Dein Leben gegen das deiner Tochter. Wie sieht’s aus?“ Ich merkte, dass ich nicht mehr fiel. Ich stand in der Luft. Ich ließ mir das, was Satan zu mir gesagt hatte noch mal gründlich durch den Kopf gehen. Ich musste nur einwilligen und meine Tochter könnte noch ein schönes Leben führen. Selbst Kinder bekommen, Mutter sein und einen tollen Ehemann haben. Und mir viel noch etwas auf. Wenn ich ‚Nein’ sagte, würde ich fallen. Und zwar die nächsten 100 Stockwerke lang, bis in meinen Tod. Noch einmal fragte mich Satan: „Und? Schon entschieden, ob du leben willst, oder willst du doch lieber sterben? Ach komm schon, Shenja. Das ist es wert. Es ist noch nicht Zeit für dich zum sterben.“ Ich musste zugeben, Satan ging sehr geschickt vor. Und ich sah ein kleines Glitzern in seinen Augen, was mir verriet, dass er mehr mit mir vorhatte. Schließlich stotterte ich: „O-ok. M-mein Leben gegen das meiner Tochter. G-geht in Ordnung.“

Satan grinste breit und klatschte 5x in die Hände. Ich wusste nicht wirklich was das zu bedeuten hatte, also wartete ich ab. Wie aus dem Nichts heraus war ich mit Satan in einem sehr prachtvoll ausgestatteten Raum. Mir blieb die Luft weg. So viel Gold, Silber und Bronze sah ich noch nie auf einen Haufen. Selbst der reichste Mensch der Welt hatte nicht so ein vermögen. Alles war aus Gold, das Bett war aus echtem Elfenbein gemacht und der Kamin, in dem ein kleines Feuer brannte, war verziert mit bronzenen Figuren und Formen. Auf einmal bemerkte ich, wie warm es in diesen Raum war. „Tja. Willkommen in deinem neuen Zuhause. Fühl dich wohl, denn es kann länger brauchen bis du hier raus kannst.“, meinte Satan. Mir blieb die Spuke weg, als ich das hörte. Wie lange hatte er vor mich hier gefangen zu halten? Naja…schlecht wird das Leben hier sicher nicht sein. Ich hatte alles. Genug zu essen, ein Dach über den Kopf und sogar meine eigenen Diener. Langsam fand ich das unheimlich und ich fragte nach: „Du, Satan?“ Er schaute auf und frage mich: „Was gibt es noch, meine Liebe?“ „Naja…ich würde gern wissen WARUM du mich gerettet hast. Und WAS mache ich hier überhaupt?!?“

Ich verstand die Welt nicht mehr. Aber das war sehr verständlich. Immerhin wollte ich mich grad in den sicheren Tod stürzen als Satan kam und mich rettete. Und mir war auch schwindlig und leicht schlecht. Er schaute auf die mit Silber verzierte Wand und antwortete mir langsam: „Also, das ist so. Ich bin schon seit 685 Jahren alleine. Ich hab schon viele Frauen gerettet, die sich selbst umbringen wollten. Nur leider war bis jetzt noch keine Richtige dabei. Nur als ich sah, wie du dich runter stürzen wolltest, hab ich ein ganz komisches Gefühl im Bauch gehabt. Da bin ich schnell mal dein Leben durchgegangen und hab geschaut, was dir so alles passiert ist. Als ich las, dass deine Tochter und dein Mann tot sind, dachte ich mir, dass ich da eine kleine Chance bei dir hätte. Also ging ich einen kleinen Packt mit dir ein. Deine Tochter darf leben, aber nur wenn du meine Frau wirst. Es ist nicht so schlimm wie es sich anhört. Und ja, du darfst auf die normale Welt gehen. Aber dich wird niemand sehen können, weil du jetzt sozusagen halbtot bist. Du kannst das ganze Leben deiner Tochter mit verfolgen. Ich habe schon alles dafür organisiert. Du kannst sogar jetzt sofort schauen wie es deiner Tochter geht.“

Ich musste nicht lange überlegen, um mich zu entscheiden was ich tun würde. Doch ich war so aufgeregt, dass ich mich sogar hinsetzten musste, weil ich sonst umgefallen wäre. Besorgt schaute er mir ins Gesicht und frage mich: „Schatz? Geht es dir gut? Du bist ja kreidebleich. Was ist los?“ Plötzlich verstand ich nicht einmal mehr was er sagte. Plötzlich sah ich nur mehr schwarz. Als wäre ich in ein Schwarzes Loch gefallen. Ins unendliche Nichts.

Kapitel 2

Ein kleines Licht entflammte in der Ferne und ein schmaler Weg öffnete sich vor mir. Ich war mir nicht sicher, was ich tun sollte. Stehenbleiben oder losgehen. Ich ging einfach. Was sollte mich schon passieren. Auf einmal merkte ich, dass der Weg hinter mir langsam verschwand. Ich merkte nicht einmal mehr wie ich losrannte. Ich rannte um mein Leben, doch das Nichts war schneller.

Ich schreckte hoch. Schweißgebadet und mit der Furcht in den Augen lag ich in meinem neuen Elfenbein-Bett. Eine etwas komisch aussehende Krankenschwester stand neben mir. Sie hatte lange Ohren und einen Schwanz mit einer Art Feder am Ende. Und sie war klein. Sehr klein sogar. Sie reichte mir bis ans Knie, wenn ich stehen würde, aber ich hatte nicht die Kraft dazu. Als sie herschaute, lächelte sie und ging auf mich zu. Mit einer Feenhaften Stimme, sagte sie zu mir: „Na? Wie geht’s uns den? Du hast ja sehr lange geschlafen. Aber ich hoffe, dass es dir jetzt besser geht.“ Ihr schiefes Lächeln war sehr betörend, aber ich lies mich davon nicht ablenken. Ich frage sie, wie lange ich geschlafen habe und die Antwort erschütterte mich. Der Gedanke, dass ich 2 Wochen lang geschlafen habe, ist mir sehr abstrakt vorgekommen. Und der Traum war auch nicht mehr als 5 Minuten lang. Wie sollte ich 2 Wochen lang geschlafen haben, ohne auch nur irgendetwas zu merken. „Du hattest sehr hohes Fieber und der Boss hatte schon Angst, dass du sterben wirst bevor die Hochzeit ist. Aber ich glaube ich kann ihn beruhigen. Immerhin bist du jetzt wieder wach, aber Bettruhe wirst du trotzdem brauchen. Mit 45°C Fieber ist nicht zu spaßen. „Ich will aber zu meiner Tochter! Ich will zu Kuroi! Ich will wissen wie es ihr geht! Und zwar sofort!“, schrie ich. Ich merkte nicht einmal selbst, wie ich aufstand und auf die kleine Krankenschwester losging.

Die Krankenschwester, die übrigens Naomi heißt, wechselte von den einen zum anderen Momenten zu einem richtigen Monster. Jetzt war sie um die 3 Meter groß und machte mir richtig Angst. Mit ihrer nicht mehr ganz so zarten Stimme befahl sie mir: „Leg dich sofort wieder ins Bett, oder ich muss es persönlich tun! Du bist noch nicht bereit dafür, aber ich schau was ich tun kann. Und wehe du stehst noch einmal auf. Dann kannst du zu den Arbeiterinnen im Untergrund gehen und Feuer schaufeln helfen! Wir haben so oder so zu wenig Feuer. Also. Entscheide selbst. Ich schau jetzt mal zum Boss und erteile Bericht. Und du bleibst liegen!“

Mit schnellen Schritten ging sie aus dem Zimmer. Aber es sah nicht so aus, als ob sie ging. Eher so als ob sie schweben würde. Aber ich dachte mir nicht viel dabei und legte mich wieder ins Bett. Erst als ich lag merkte ich wie müde ich eigentlich war.

Schon nach ein paar Sekunden war ich wieder im Land der Träume.

Aber dieses Mal waren meine Träume friedlich und ruhig. Ich träumte von Kuroi, Hito und meinen Freunden, die ich auf der ‚richtigen’ Welt zurückgelassen habe. Aber ich war glücklich. Es war alles so echt. Ich hoffte, dass ich jetzt aufwachen würde, Kuroi mit der Zeitung am Frühstückstisch saß und Hito mir einen Kaffee machen würde.

„Künftige Königin?!? Der Könige möchte Euch sprechen. Fühlt Ihr Euch stark genug?“, drang eine leise, sehr liebliche Stimme von außen nach inne. Ich schreckte hoch, weil es sehr unerwartet kam und brachte nur ein leises ‚Ja’ heraus.

Die Tür öffnete sich langsam und eine sehr, sehr, sehr kleine Person kam herein. Und hinter dem kleinen Mädchen, welches offensichtlich als kleines Kind umgebracht worden war, kam Satan zur Tür herein. Die Besorgnis stand ihm ins Gesicht geschrieben. Als er sah, wie ich aufrecht im Bett saß und meine Medizin trank, die mir die Schwester dagelassen hat, wich seine Besorgnis und er lächelte sogar ein bisschen. Langsam aber sicher glaubte ich wirklich, dass er in mich verliebt ist.

Mit einem sehr befehlenden Ton in seiner Stimme sagte er, dass man mein Kleid bringen sollte. Ich überlegte mal schnell und da fiel mir wieder ein, dass ich Satan heiraten sollte. Es war, als ob mir eine Laus über die Leber laufen würde, als ich das Kleid sah. Rot. Rot, rot und noch mal rot. Alles an dem Kleid war rot. Es stach richtig in Augen, als man hinsah. Mit der Hilfe von 5 weiteren Dienerinnen konnte ich mich endlich in das Kleid zwängen. Weil ich nur so wenig Luft bekam, musste ich mich wieder hinsetzten. Satan ist währenddessen sich auch umziehen gegangen, einen schwarzen Sakko mit einer roten Krawatte, passend zur roten Hose. Um ganz ehrlich zu sein, ich fand sogar, dass er relativ gut darin aussah.

Noch bevor ich mich umschaute, war ich in einem fast 30 Meter hohen Raum der noch prachtvoller als mein Zimmer war. Es war alles so unglaublich. Vor einem steinernen Tisch stand Satan, der in seinem Anzug perfekt mit dem Saal harmonierte. Ich sah einen kleinen Schein in seinen Augen, als wäre er richtig aufgeregt. Ich musste grinsen, weil ich das schon ein wenig lustig fand. Plötzlich hörte ich ein Räuspern hinter mir und ich schreckte auf. Eine Reihe von Leuten stand hinter mir und wollte auf den steinernen Bänken Platz nehmen. Mit sanftem Druck wurde ich wieder in ein ganz anderes Zimmer verschleppt. Hinter mir standen drei kleine Mädchen die kichernd in ihren orangefarbenen Kleidern darauf warteten den hinteren Teil meines überlangen Kleides zu halten.

Nach zirka 2 Minuten läuteten, von der riesigen Halle aus, ohrenbetäubende Glocken. Irgendetwas in mir ließ mich nicht in Ruhe. Zuerst war mir danach ungefähr 3 Meter hoch zu springen. Nun wollte ich am liebsten aus einem Fenster springen.

Wenn es hier Fenster gäbe. Mir ist schon aufgefallen, dass hier alles nur aus Türen bestand. Kein einziges Fenster. Aber ich dachte mir nicht viel dabei und schritt langsam auf die Tür zum großen Saal zu. Als ich eintrat war Stille in den Raum getreten. Auf einmal hatte ich eine Stimme im Kopf, die meinte, dass ich jetzt so schnell wie möglich wegrennen sollte. Doch ich blieb. Nur leider auf der Stelle stehen, was eigentlich auch nicht sein sollte. Auf einmal hörte ich ein leises, aber durchdringendes Zischen hinter mir.

Eines der kleinen Mädchen zischte mich tatsächlich an. Ich konnte meinen Augen nicht trauen, als ich sah, wie sie mir ihre gespaltene Zunge rausstreckte und mit ihren dunklen, schwarzen Augen funkelte. Ich nahm das als Zeichen, dass ich weitergehen sollte. Und ich tat wie mir befohlen. Mit großen, aber trotzdem langsamen Schritten ging ich den Gang entlang. Er kam mir vor, als wolle er einfach nicht enden. Seine tiefe Stimme klang mir im Ohr: „Bist du bereit?“ Ich nickte nur kurz und schaute wie benommen auf den Stein-Tisch. Satan schaute kurz zu einem etwas größeren Mann und setzte ihm irgendein Zeichen, welches ich nicht verstand. Auf jeden Fall fingen jetzt wieder diese übergroßen und lauten Glocken an zu läuten.

Kapitel 3

Wie aus dem Nichts stand plötzlich ein kleines, fliegendes Etwas vor uns. Ich sah nur ein großes, blaues, leuchtendes Augenpaar. Mit sanfter Stimme begann es zu reden, nur ich wusste nicht ganz wo der Mund sein sollte woraus die Töne kamen. Nach ungefähr 10 Minuten unsinnigen Gerede, wurde ich aufgefordert, wie es auch bei uns Menschen üblich ist, Satan zu küssen. Ich starrte mal Satan mal Jasper, so hieß das fliegende Etwas, an. Ich verstand nicht ganz, was sie von mir wollten.

Jasper wiederholte sich: „Sie dürfen Satan jetzt küssen, oder Sie werden in die ewige Feuerwelt verbannt.“ Jetzt hatte ich Angst ‚Nein’ zu sagen und so willigte ich ein. Ich schloss meine Augen und wollte es schnell hinter mich bringen. Satan kam langsam auf mich zu und beugte sich etwas runter, da er größer war, als ich.

Als sich unsere Lippen berührten merkte ich erst wie warm er war. Er und alles um ihn herum scheinen sich blitzartig zu erwärmen. Es war ein wundervolles Gefühl. Ich wollte, dass es nie wieder endete. Irgendwie verlor ich mein Gleichgewicht, aber Satan hielt mich in seinen starken Armen.

Als es wieder etwas kühler um mich wurde, öffnete ich meine Augen. War es schon vorbei? Anscheinend nicht. Satan schaute wieder zu Jasper und redete mit ihm in einer Sprache die ich nicht kannte. Und wenn ich sie kannte würde ich es nicht verstehen, weil er so schnell sprach, dass man es gar nicht verstehen konnte. Alle im Saal schauten zu mir und warteten darauf, dass es weiter ging, mit der teuflischen Hochzeit. Nun drehte sich Jasper und Satan zu mir um und schauten mich mit großen Augen an. Ich verstand nichts. Was sollte ich jetzt tun? „Alles bloß nicht blamieren.“, dachte ich mir. Mit nur einem Schritt kam Satan auf mich zu und packte mich an meiner Taille. Ich erschrak etwas, aber ich lies ihn mal tun, was er tun wollte. Mit einem gewaltigen Ruck drückte er mich gegen den Tisch. Es tat weh. Sehr weh sogar. Ich musste aufschreien und es fühlte sich an, als ob eine Rippe von mir gebrochen sei. Mit einer schnellen Bewegung war Satan nun über mir. Ich schaute ihn mit großen Augen an, was er nur mit einem Lächeln erwiderte. Er beugte sich nach vorne um besser an meinen Hals zu kommen.

Nun dachte ich mir: „Ach du meine Güte. Bitte, lieber Gott, mach, dass er kein Vampir ist!“ Satan schreite laut auf und ich verstand gar nichts mehr. Mit schmerzverzehrtem Gesicht schaute er mich an und fragte mich: „Hast du…H-Hast du gerade, “ er schluckte, „’Gott’ gesagt, oder gedacht?“ Ich nickte kurz und schnell, weil ich sein Gesicht nicht so sehen wollte. So schmerzhaft verzogen und verzweifelt. Er schrie noch mal laut auf, bevor sich sein Gesicht wieder entspannte. Ich schaute ihn fragend an, aber er meinte nur, dass alles in Ordnung sei. Ich machte mir nicht weiter Sorgen um ihn. Er ist Satan. Und Satan hält einiges an Schmerzen aus. Mit leuchtenden Augen kam er mir näher und näher. Er senkte den Kopf als zwei mittlere Hörner heraus wuchsen. Mit einem schnellen Stoß rammte er mir die zwei Hörner in den Hals. Ich war so geschockt, als das passierte. Erst nach ein paar Sekunden fing ich an Blut zu spucken. Ich schmeckte nur noch Blut. Plötzlich wurde mir wieder schwarz vor Augen. Das Letzte was ich sah, war ein hämisches Lächeln von Satan.

Kurz darauf war ich wieder in der Traumwelt mit dem Weg und dem Licht. Ich ging wieder los, doch behielt mein Tempo. Wieder verschlang mich die Dunkelheit und ich wachte wiederum schweißgebadet in meinem Elfenbein-Bett auf. Ich wollte mir durch die Haare fahren, weil mich das immer etwas entspannt, doch dieses Mal bewirkte es genau das Gegenteil.

Ich schrie. Laut. Lauter als alles andere in der Umgebung. Mit einem Satz war die kleine Krankenschwester mit dem Schwanz wieder im Raum und schaute mich an. „Na? Auch mal wieder unter den Lebenden, nicht?“, sagte sie und musste dabei lachen. Mir war nicht zum Lachen. Ich musste feststellen, dass ich 2 Hörner auf meinem Kopf habe. Sie ähnelten denen von Widdern. Eingedreht, aber doch nicht ganz. Mit relativ vielen Rillen und Kurven drinnen. Ich hatte mich von Grund auf verändert. Auf einmal hatte ich pechschwarze Haare, die mir bis zur Hüfte reichten und meine Haut war blasser, als sonst. Für sehr lange Zeit betrachtete ich mich im Spiegel und wollte, dass alles nicht glauben.

Auf einmal hatte ich den Drang meine Tochter zu sehen. Wie aus dem Nichts kam wieder ein großer Bildschirm herbei, auf dem sofort sich der Kanal ‚World over the World’ lief.

Ich sah eine blonde, große, liebe und aufgeweckte Frau, die mit ihrem Mann redete während ihre Kinder, ein Junge und ein Mädchen, am Spielplatz spielten. Ich stellte voller Freuden fest, dass die Frau Kuroi war. Doch mit Schrecken musste ich feststellen, dass der Mann neben ihn Hito war. Ich zischte mit einem lauten, hellen Ton von dem ich von mir selbst beeindruckt war, weil die Lautstärke gewaltig war.

Von dem einen Moment zum anderen stand Satan neben mir. „Du hast gezischt, meine Liebe. Was ist los? Was ist passiert?“, fragte er mich, mit leichter Besorgnis im Unterton. Mit der einen Hand zeigte ich auf den Bildschirm und mit der anderen fuhr ich mir selbst um den Hals, als würde ich mich selbst erwürgen. Er blickte auf den Fernseher und ballte seine Fäuste. Ruhig fragte er mich noch einmal: „Sag mir jetzt bitte was los ist.“ Mit einer sehr fraulichen Stimme, ruhig und gelassen, sagte ich ernst: „Er! Das ist Hito. Mein Ex-Ehemann. Und er vögelt mit MEINER Tochter?!? Was soll das? Du hast doch gesagt, du lässt meine Tochter wieder leben und nicht meinen Ex. Was soll dieser Scheiß?“ Mit einem Dackelblick schaute er mich an, schob den Bildschirm zu Seite, bückte sich und verwandelte sich zu einer Bär-Löwe-Steinbock-Mischung.

Kapitel 4

Ich machte Satan nach, bückte mich und konzentrierte mich. Nach ein paar Sekunden wurde ich zu einer Mischung aus einer Wildkatze, einem Widder und einem Werwolf. Bewundernd schaute mich er mich an und war sichtlich beeindruckt, darüber, dass ich mich jetzt schon verwandeln konnte. Mit nur einem Sprung, war Satan im Bildschirm verschwunden. Ich rannte ihm hinterher, so schnell es ein WerWildkatzenWidder tun konnte. Auf einmal waren er und ich auf dem Spielplatz, der zuvor noch im Fernseher zu sehen war. Meine Tochter und mein Ex-Mann turtelten fröhlich miteinander herum und die beiden Kinder spielten zusammen mit anderen. Satan ging, nein, er schlich sich auf Hito und Kuroi zu. Plötzlich fuhr er seine Krallen aus und lies seine Hörner auf eine beachtliche Größe wachsen. Mit einem Ruck schoss er auf Hito zu. So schnell wie es begann hat es auch schon wieder aufgehört. Am Boden kauernd und Blut spuckend lag mein Ex-Mann nun da.

Kuroi wusste nicht was sie tun sollte. Sie schaute sich ängstlich um, nahm die beiden Kinder und rannte davon. Ich starrte gebannt auf Hito und wartete darauf, dass er endlich sterben würde. Irgendein Gefühl in mir hatte wirklich den Drang ihn tot zu sehen. Erst als ich merkte, wie ich meine Hörner in sein Fleisch bohrte und meine Krallen, die übrigens länger und schärfer als Satan seine waren, in sein Herz fuhren, realisierte ich, was ich getan hatte. Ich hatte tatsächlich meinen Mann umgebracht. Den Mann den ich liebte und schätzte. Aber nun lag er aufgeschlitzt und zerkratzt am Boden und bewegte sich nicht mehr. Satan tippte mir auf die Schulter und fragte mich: „Können wir jetzt wieder gehen? Du bist sicher erschöpft und willst dich ausruhen.“ Als wir wieder in meinem Zimmer mit dem gemütlichen Elfenbein-Bett waren, musste ich feststellen, dass ich sehr müde war. Sehr, sehr müde sogar. Ich legte mich in mein Bett, deckte mich zu und schlief sofort ein. Zum Glück träumte ich nichts. Und zwar gar nichts. Es war alles nur schwarz und nichts leuchtete oder bewegte sich. Alles war sehr, sehr ruhig.

Durch einen grellen Schein wachte ich auf. Als ich meine Augen öffnete, wollte ich nicht glauben was ich sah. Die Türe stand offen und ich hatte freien Blick nach draußen. Und was ich da draußen sah, war einfach unglaublich. Feuer und hohe Flammen schossen auf die Decke zu. Viele kleine, aber auch große, Menschen arbeiteten dort. Nein. Das waren keine Menschen. Alle hatten eine gewisse Ähnlichkeit mit Menschen, aber sie waren keine. Es waren alle so eine Mischung aus Tieren. Der eine war ein Stier, der andere wiederum ein Eichhörnchen. Ja, wirklich. Ein Eichhörnchen. Die eine war ein Jaguar, doch die andere war eine Art Zitronenfalter. Das sah ein bisschen komisch aus, deshalb musste ich auch lachen. Während ich lachte, fiel mir nicht auf, dass alles um mich herum still war. Aus einem der hintersten Ecken hörte ich jemanden schreien: „Die Königin ist endlich aufgewacht! Es lebe die Königin!“

Jetzt kam ein ohrenbetäubender Freudenschrei aus dem gegenüberliegenden Raum. Die ganze Mensch-Tier-Masse wollte auf einmal in mein Zimmer stürmen. Ich schrie laut und hielt meine Hände schützend vor mein Gesicht, weil die Meute mit einer atemberaubenden Geschwindigkeit auf mich zukam. Mit einem Knall war die Tür plötzlich zu. Man hörte von außen noch, wie einige gegen die schwere, feuerfeste Holztür stolperten. Ich bin nicht aufgestanden um die Tür zu schließen und doch war ich die einzige Person in meinem Zimmer.

Ich machte mir nicht viele Gedanken darüber und lehnte mich in mein bequemes Kissenlager. Ich wollte mich einmal so richtig in meinem Zimmer umschauen. Ich war zwar oft drinnen, aber so richtig begutachten konnte ich es noch nicht. Links in meinem Raum war ein riesiger, wirklich riesiger Spiegelschrank. Wenn man etwas weiter nach rechts schaut, sieht man ein Schmuckkästchen.

Naja…es war nicht so ein kleines Schmuckkästchen, sondern eher eine Schmuckkiste. Darin waren alle möglichen Arten von Ketten, Ringen und Armbändern. Alle entweder aus Gold, Silber und Bronze. Wenn man in die andere Ecke meines Zimmers sieht, merkt man, dass dort ungefähr 3 Meter große Fenster waren. Ich war sehr beeindruckt, weil ich hatte noch nie zuvor solche extrem-großen Fenster gesehen hatte. Ich wollte nicht länger darüber nachdenken, denn je mehr ich darüber nachdachte, desto mehr musste ich an Hito und Kuroi denken. Ganz tief in mir drinnen hoffte ich noch immer, dass ich gleich aufwachen würde und Hito mich mit einen süßen, lieblichen Kuss begrüßen würde. Kuroi packt gerade ihre Taschen und suchte noch nach den letzten Stücken für ihre Flitterwochen nach Hawaii. Sie war schon seit fast 2 Jahren verlobt und jetzt hat ihr Verlobter ihr endlich einen Hochzeitsantrag gemacht. Durch ein schwenken der Gardinen wurde ich aus meinem kleinen Tagtraum wieder geweckt. Da bewegten sich die Gardinen wieder. Jetzt wurde ich neugierig. Ich wusste, dass es falsch war, jetzt nachzuschauen, was sich hinter dem Vorhang versteckte. Doch ich tat es.

Kapitel 5

„Was machst du da, Liebling?“, hörte ich Satans raue, tiefe Stimme hinter mir fragen. Ich schreckte zurück und stammelte nur: „Nichts. Gar Nichts. Ich mache nichts. Ich schaue nicht nach was sich hinter dem Vorhang versteckt.“ Mist, ich hatte mich gerade verraten. Mit einem hinterlistigen Grinsen ging er auf die Gardinen zu. Eine kleiner Handschwenker hat gereicht und die ungefähr 20 Kilo schweren Vorhange glitten gekonnt zur Seite. Mir blieb der Mund offen stehen, als ich sah, was ich sah. Zuerst ging es steil, wirklich steil, bergab. Tief unten, am Grund des brennenden Bodens, liefen Tiere, Menschen und Tier-Menschen hin und her. Der eine dort hin und der andere wieder zurück.

Ich hörte leise wie jemand von unten schrie: „Post für Herrn Takaya. Post für Herrn Takaya.“ Mit einer piepsigen Stimme antwortete ein kleines Mädchen: „Hier, Satoko, hier!“ Mit schnellen Schritten ging der hoch gewachsene Mann zu dem dreimal so kleinen Mädchen hin. „Soll ich dir vielleicht helfen, Nella?“, fragte Satoko mit mitfühlendem Blick im Gesicht. Doch das kleine Mädchen, was anscheinend Nella hieß, schaute ihn mit einem sehr, sehr wütenden Blick an. Ich dachte nur, wenn Blicke töten könnten, dann wären alle dort unten auf der Stelle leblos zu Boden gefallen. Ein kleiner Schauer lief mir über den Rücken.

Nella holte mit dem rechten Arm Schwung und schleuderte mit aller Kraft einen kleinen Stein gegen die Wand neben ihr. Schneller als man schauen konnte, war der Stein zerbröselt. Und ein ungefähr 5 Meter langer Riss entstand an der zirka 100 Meter hohen Mauer. Ich war sehr beeindruck von dieser Wucht und dieser Kraft die so ein kleines Mädchen wie Nella aufbringen konnte. „Keine Angst. Sie ist eigentlich ganz lieb. Nur biete niemals deine Hilfe an. Sie ist stark wie 20 Elefanten zusammen, nur sieht man es ihr nicht an.“, meinte Satan hinter mir. Ich schaute ihn schief an und antwortete nur: „Ach, ist das so. Aha. Gut zu wissen.“ Mit einem breiten Grinsen schritt er auf mich zu und stellte sich neben mich. Es kam mir vor, als ob er von Tag zu Tag immer größer werden würde. Komisch. Naja. Darüber konnte ich später noch nachdenken, weil jetzt der Streit zwischen Nella und Satoko weiterging. Das war spannender als jeder Kinofilm. Satoko war ein großer und stark gebauter Mann. Er sah nicht schwach aus.

Und Nella. Ja, Nella war klein und wirkte eher schwach und hilflos. Aber erst nach 5 Minuten merkte ich, dass Satoko vollsten Respekt vor Nella zeigte. Plötzlich war alles still geworden, da unten. Als eine tiefe Stimme laut aufschrie: „Schnell! Sie kommen! Sie kommen um euch zu holen! Rette sich wer kann!“ Ich verstand die Welt nicht mehr.

Kapitel 6

Eine dunkle und unheilvolle schwarze Wolke näherte sich der kleinen, aufgeregten Masse von Tier-Menschen. Man hörte von überall her schmerzhafte Schreie. Ich wusste noch immer nicht was es mit der schwarzen Wolke auf sich hat. Satan neben mir grinste breit und ich wurde immer ratloser, weil die Masse unter mir immer aufgeregter wurde und die Wolke immer größer. „Was ist das?“, fragte ich ihn ganz aufgebracht. Er antwortete mit seiner üblichen ruhigen Stimme, dass alles in Ordnung sei. Ich war schon lange nicht mehr ruhig geblieben. Angsterfüllt und aufgeregt lief ich in meinen Zimmer hin und her, während Satan immer wieder mal runter schaute und mal wieder mir beim hin und her laufen zusieht. „Was sollen wir tun? Die ganzen Tier-Menschen sind in Gefahr! Wir sollten ihnen helfen!“

Ich schrie jetzt schon fast. Noch immer mit der ruhigen Stimme meinte Satan beruhigend: „Schatz, ich sage es dir noch einmal. Nella hat alles unter Kontrolle.“ Ich dachte, jetzt wollte er mich verarschen. Wie soll ein ca. 130cm kleines Mädchen im Alter einer 10-Jährigen eine schwarze unheilvolle Wolke aufhalten? Als ich mich das noch einmal selbst fragte, merkte ich wie komisch es klang.

Ich musste leise lachen. Naja, Nella ist stärker als 20 Elefanten zusammen. Das musste was heißen. Zuerst hörte man noch ein paar leise Schreie von unten, doch plötzlich war alles still. Ich hörte sogar mein rasendes Herz. Ich atmete ganz tief ein und wagte es einen Blick hinunter zu werfen. Nella stand mit dem üblichen Todesblick da und wartete darauf, dass sich die Wolke weiter bewegte. Doch sie ist stehen geblieben. Erst jetzt merkte ich, dass selbst die Wolke Angst vor Nella hatte. Das Mädchen hat sich ihren Respekt schon aufgebaut. Sie kniete sich hin und wartete weiter. Die Wolke wurde immer unruhiger. Und jetzt sah ich endlich aus was diese schwarze Wolke besteht. Es waren Fliegen. Zumindest sah es so aus. Ich dachte mir nur, dass das ganz schön viele Fliegen sein müssten, wenn alle zusammen eine Wolke mit der Größe eines Blauwals ergeben wollen. Stutzend sah ich Nella an. Hatte sie eine Chance gegen die Horde Fliegen? Anscheinend schon. Ich sah nicht wie sie es machte, aber sie schaffte es die Masse der Fliegen mit nur einem Angriff zu zerstören. Jetzt war die schwarze Wolke nicht mehr so groß wie ein Blauwal sondern eher wie ein Welpe. Und diese kleine, kümmerliche Wolke verschwand so schnell wie sie gekommen war.

Jubelnd kam die Tier-Menschen-Masse wieder. Nella wurde gefeiert wie eine Königin. Satan klatsche voller Freude in die Hände. Ich musste komisch ausgesehen haben, weil er sich schlapp lachte, als er mich ansah. Lachend meinte er: „Du hast Nella noch nie richtig kämpfen gesehen. Die ist ne Wucht. Und ihre Gegner werden immer kleiner. Sie ist schon unsere Kämpferin. Unten im Tieflandmoor sind viele wilde Tiere die uns immer wieder angreifen. Nella ist so nett und verteidigt uns.“ Ich schaute noch immer verständnislos vor mich hin. Nun fand ich meine Stimme wieder: „Du, Satan, ich würde jetzt gerne wieder alleine sein…“ „Ist gut“, sagte er und verschwand aus meinem prachtvollen Zimmer. Ich brauchte endlich Zeit um nachzudenken. Zurzeit passierte ja alles auf einmal.

Ich ging noch mal zum großen Fenster. Irgendetwas in mir wollte noch einmal sehen, was passiert war. Doch als ich runter schaute wurde ich abermals überrascht. Es war alles wie vorhin. Nella und Satoko stritten noch immer. Das treiben um die beiden herum war wieder dasselbe. Ich verstand die Welt nicht mehr. Ich hatte mir nur noch den Namen der Welt ‚da unten’ gemerkt. Satan sagte zu dem Ort ‚da unten’ Tieflandmoor. Das klang sehr mystisch und geheimnisvoll. Das machte mich neugierig. Ich beobachtete das Tieflandmoor noch etwas. Als Satoko und Nella aufhörten zu streiten, ging ich selbst wieder vom Fenster weg. Ich schaute nach langem wieder auf die Uhr. mir vielen vor Schreck fast die Augen aus den Kopf.

Es war tatsächlich 35:62. Ich musste noch 5 weitere Male nachschauen, weil ich einfach nicht glauben konnte. Es gab doch nur 24 Stunden. Mit meinem Handrücken fühlte ich wieder meine Stirn um zu testen ob ich wieder hohes Fieber hatte. Nein. Es war alles relativ normal. Ich legte mich trotzdem hin um ein bisschen zu schlafen. Wahrscheinlich hab ich wegen dem akuten Schlafmangel schon Halluzinationen. Nach nur ein paar Minuten schlief ich wieder tief und fest. Ich hatte schon wieder diesen komischen Traum mit dem Weg der hinter mir einfach so verschwand. Doch dieses Mal war ich gleichschnell wie der Weg. Wir waren immer auf einer Linie. Immer im gleichen Tempo.

Kapitel 7

Als aus dem Nichts rundherum eine helle Stimme auftauchte wurden der Weg und ich wieder ungleichmäßig. Also fiel ich wie schon so oft in den tiefen Abgrund. Ich wurde wieder unsanft geweckt. Naomi stand neben meinem Bett und rüttelte mich. Nur als ich anfing wie wild zu knurren hörte sie auf. Mit ihrer niedlichen Stimme sagte sie: „Herrin, euer Meister…ich mein euer Mann will mit euch sprechen.“

Murrend stand ich auf. Nur widerwillig zog ich mir etwas aus meinem riesigen Kleiderschrank an. Ich war beeindruck, wie gut mir das Gewand stand. Bevor ich aus der großen Holztür schritt blickte ich noch einmal zum Tieflandmoor hinab. Das rege Treiben von gestern hielt noch immer stand. Anscheinend gab es viel Post hier oben und dort unten. Mit kleinen und langsamen Schritten ging ich aus meinem Zimmer. Als nächstes stand ich in einem weiteren großen Saal, der so groß war, dass ich nicht einmal mehr das Ende davon sehen konnte. Hier war ebenfalls alles voll von Tier-Menschen. Doch sie sahen trotzdem anders aus als die Tier-Menschen aus dem Tieflandmoor. Langsam wusste ich wo Satan seinen Hauptsitz hatte.

Es war ein prunkvoller Raum, aber nicht so prachtvoll wie mein Schlafzimmer. Ich klopfte an die steinerne Tür bis mich seine tiefe Stimme hereinbat. Ruhig sagte er: „Hallo, Liebling. Weißt du schon weshalb ich dich herbeirufe hab lassen? Ich glaube nicht. Also werde ich es dir jetzt sagen. Es wird einen großen Festtagsumzug geben. Und meine Frau und ich werden auf dem größten Festwagen sitzen. Es wird ein riesiger Totenkopf sein. Und als Feier, dass wir geheiratet haben wird er auf jedes Horn – welche ebenfalls am Kopf sind – einen großen Ring hängen. Der Umzug wird in etwa 5 Wochen stattfinden. Ich werde dich davor noch einmal zu mir rufen lassen, aber jetzt muss ich dringend weg. In Amerika sind die Leute ja besonders fleißig, was Selbstmord angeht“, er lachte so laut, dass sein Lachen im ganzen Raum widerhallte, „Scherz beiseite. Ich bin jetzt circa 4 Wochen nicht da. Bis dann Liebling.“ Er verabschiedete sich noch mit einem feuchten Kuss auf meine Wange. Plötzlich war er weg. Ich ging mit langsamen Schritten wieder zurück in mein Zimmer.

Mal sehen, was sich jetzt im Tieflandmoor abspielte. Mit einem neugierigen Blick schaute ich die tiefe Schlucht hinunter. Dass Schluchten tief sind, wusste ich ja, aber, dass sie so tief waren, wusste ich nicht. Das rege Treiben von gestern hielt noch immer an. Satoko redete dieses Mal mit einer hoch gewachsenen Frau. Gerade viel mir auf, dass ich verstand, über was die beiden sprachen. Ich war so oder so sehr verwundert, darüber, dass ich alles genau sehen und hören konnte, obwohl das Moor so tief unten lag. Aber wieder zu Satoko und Miromoto. Zumindest nannte Satoko die Frau bei diesem Namen.

Mit seiner üblichen Stimme sagte er aufgeregt: “Miro, Miro, hast du schon das neueste gehört?? Ich wette, nicht. Das weiß nämlich nur ich! Haha!! Wie auch immer. In der Trainerschule suchen sie jetzt starke Kämpfer und Kämpferinnen. Zwar nur für eine Woche, aber wer Lust und Zeit hat kann auch länger bleiben. Das ist doch genau das richtige für dich, oder? Stimmt’s oder hab ich recht?“ Er fuchtelte mit seinen stämmigen Armen hin und her. Ich überlegte kurz. Eine Trainerschule. Für Kämpfer und Kämpferinnen. Ich musste mir eingestehen, dass das sehr aufregend klang. Miromoto gähnte ein bisschen und antwortete mit einer sehr gelassenen Stimme: „Das wusste ich schon vor Wochen, Sato. Naja. Ich bin schon längst angemeldet. Apropo, wenn sich jetzt noch jemand anmelden will sollte er sich beeilen. Um 55:45 ist die letzte Eintragungschance.“ Hastig blickte ich auf die Gold-Uhr die in meinem Zimmer hang. Es war genau 55:30. Langsam gewöhnte ich mich an die ungewöhnlichen Zeiten. Ich wandte meinen Blick wieder zu Satoko und Miromoto. „Und wo genau ist den diese Trainerschule“, dachte ich mir. Ich wollte dort mitmachen. Plötzlich spitze Miromoto ihre Ohren, die aussahen, wie die einer Katze.

Ganz ruhig sagte sie: „Die Trainerschule ist im Tieflandmoor. Gleich hinter den 666 Hügeln. Eigentlich eh ganz leicht zu erreichen.“ Das musste ich mir jetzt merken. Trainerschule, hinter den 666 Hügeln. Jetzt war nur noch eine Frage offen. Wie gelang ich ins Moor? Wieder begann Miromoto etwas zu sagen: „Ihr sucht den Weg, hinunter ins Moor, meine Königin? Sehr wohl. Nehmt einfach den Kohleweg über den Todesspitz. Das ist der kürzeste Weg hierher zu gelangen. Aber nun muss ich los. Tschüss, Sato. Auf Wiedersehen, meine Herrin.“ Und mit einem Katzensprung war Miromoto weg. Sie hatte wirklich gehört was ich gedacht habe. Das war mir etwas unheimlich.

Ich holte noch schnell einen Zettel, um mir aufzuschreiben wie ich zur Trainerschule gelangen würde. Mit einer Krakel-Schrift, die meiner Meinung nach aussahen, wie Hieroglyphen, schrieb ich ‚Kohleweg à Todesspitz à Tieflandmoor à 666 Hügel à Trainerschule’ So. Nun war ich bereit. Ich ging zu meinem übergroßen Schrank um mir etwas Passendes rauszusuchen. Ich fand einen Lederrock mit dazugehörigen Stiefeln. Auch ein gut sitzendes Oberteil war dabei. Mit einem schnellen Handgriff nahm ich ein Haargummi um meine Haare zusammenzubinden.

Jetzt überlegte ich wieder. Wo könnte ich eine Waffe herbekommen? Wenn ich an das Wort ‚Waffe’ dachte, stellte ich mir immer einen Bogen vor. Mit vielen Schnitzereien und einer unglaublichen Kraft im Schuss, die jeden Pfeil tödlich macht. Mit einem Mal sah ich unter meinem Elfenbein-Bett etwas schwarz aufleuchten. Zuerst wunderte ich mich, warum etwas Schwarzes leuchten kann, aber mein Zimmer war Purpur, Rot, Gelb, Orange. Eigentlich jede Farbe bis auf Schwarz.

Wie auch immer. Ich ging zu meinem Bett, bückte mich und holte einen wunderschönen, schwarzen Bogen hervor. An dieser Waffe war noch ein Korb mit genügend Pfeilen angebunden. Bei diesem Anblick musste ich grinsen. Nun war ich bereit zum Moor vorzustoßen. Mit einem lauten Knall öffnete ich meine Zimmertür. Mit schnellen und großen Schritten ging ich immer der Beschilderung nach. Immer Richtung Kohleweg. Ich merkte wie sich der Boden veränderte. Plötzlich wurde der Boden auch ziemlich warm. Nein. Er wurde heiß. Glühend heiß.

Jetzt wusste ich, warum ihn alle den ‚Weg der einen Feuer unter den Füßen macht’ nannten. So schnell ich konnte rannte ich immer nach Süden. Doch auf einmal sprang eine Art Ratte aus dem Gebüsch, welches neben dem Weg wuchs. Vor lauter Schreck musste ich aufschreien. „Was zum Teufel ist _das_?“, fragte ich mich selbst. Es sah aus wie eine Ratte. Es hatte einen langen Schwanz, eine spitze Nase und gewaltige Reißzähne im Maul. Ich bekam etwas Angst. Hinter mir tauchte ein Wanderer auf. Als er dieses Ratten-artige Tier sah schrie er: „Au Weia! Ein Krets! Schnell weg, die sind gefährlich!“ Mit schnellen Schritten rannte er davon. Nun war ich wieder alleine, gegenüber von einem Krets. Ich nahm einen Pfeil und spannte ihn in den Bogen. Geschickt zielte ich auf die Ratte. Ich zog und zog, bis es nicht mehr weiter ging. Ich ließ den Pfeil in Richtung Krets fliegen. Mit einem lauten Schrei fiel das Tier auf den Weg. Ich hatte es mitten ins Herz getroffen. Da ich nur 10 Pfeile in meinem Korb hatte versuchte ich den eben geschossenen Pfeil wieder aus dem toten Krets zu ziehen. Aber das ging leider nicht so richtig. Ich hielt jetzt zwar den Pfeil in meiner Hand, hatte aber Kretsblut auf meinem Gewand. Das machte mir nichts aus, und ich ging fröhlich summend in Richtung Süden.

Kapitel 8

Auf einem Hügel stand ein Schild mit der Aufschrift ‚Todesspitz’. Hier war ich richtig. An der Spitze angekommen, musste ich eine kleine Pause einlegen. Ich sehe. An meiner Kondition musste ich noch gewaltig arbeiten. Nach einer kleinen Stärkung ging ich gemütlich weiter. Ich ließ den Todesspitz hinter mir. Vor mir öffnete sich die tiefe und weite Schlucht des Tieflandmoors. Das war alles so aufregend.

Ich ließ meinen Blick lange über das Moor schweifen. Es war noch viel größer als ich erwartet hatte. Mit langsamen Schritten ging ich los.

Ich wollte die Trainerschule noch vor Beginn der Dunkelheit erreichen. Ich hatte immer noch Blut an meinen Händen.

Immer mehr Tier-Menschen kamen in meine Gegend. Nun wusste ich sofort wo ich war. Mein Blick wanderte an der hohen Steinmauer entlang. Ich konnte mich voll und ganz auf meine Sinne verlassen, das wusste ich jetzt schon. Ich hörte, wie meine Dienerinnen mein Zimmer aufräumten und wie sie sich auf einer seltsamen Sprache unterhielten. Auf einmal krachte es neben mir. "Was soll das?! Kannst du nicht aufpassen? Du, als Fledermaus, solltest das doch am Besten können", schrie Satoko. Und auf ihm lag ein riesiger Haufen von schweren Paketen. Die Person, die er anschrie, ging...nein, flog lachend davon. Ich kannte Satoko mittlerweile und wusste, dass er sehr tollpatschig war.

Ich reichte ihm meine Hand und fragte lächelnd: "Brauchst du Hilfe?" Er nahm meine Hand und stemmte sich hoch. Dankend nickte er mir zu und fing an seine Pakete wieder zu stapeln. Unter dem Haufen blinkte etwas. Strahlend nahm Satoko den kleinen Dolch in seine Hand. "Wow, endlich hab ich ihn gefunden. He, Kleine", er schaute mich an, "wie heißt du eigentlich?" Ich wunderte mich. Anscheinend erkannte er mich nicht. Naja. Ich hatte meine überlangen Haare zu einem lockeren Zopf gebunden. Und der Rock mit dem Oberteil ließ mich auch jünger aussehen als ich tatsächlich war.

Ich musste grinsen, weil niemand wusste, dass ich die Teufelsbraut war. "Ich bin Shenja. Einfach nur Shenja", antwortete ich. Mit einem leuchtenden Blick sah er meinen Bogen an. Er hob seinen Blick wieder und schaute in meine Augen: "Du hast wunderschöne Augen...Naja...Ich sehe an deinem Bogen, dass du auf einer Reise bist. Wo hin geht es den?" Ich schaute mal nach links und mal nach rechts. "Ich bin auf den Weg zur Trainerschule. Ich will eine Kämpferin sein", meine ich voller Stolz. Satoko nickte und meinte, dass er mich begleiten wird. Ich hatte nichts dagegen, also gingen wir beide weiter.

Als die Dämmerung kam, merkte ich, was für einen Hunger ich hatte. Satoko konnte kochen wie ein Fünf-Sterne-Gourmet. Auch wenn wir nicht so viele Möglichkeiten hatten. Wir entzündeten ein Lagerfeuer, weil es nachts so kalt wie am Nordpol wird.

Ich zitterte am ganzen Körper, weil es schon so kalt geworden war. Satoko nahm mich in seine kräftigen Arme. Er war so nett und liebenswürdig. Schon seit einer Weile benahm er sich so. Ich schloss meine Augen und war sofort eingeschlafen.



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