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Pokerface

What would happen if we kissed?
von

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Rain ACT I

Kennt ihr das Gefühl von etwas angezogen zu werden, auch wenn ihr nicht wisst was es genau ist? Es zerfrisst euch innerlich, wenn ihr nicht das tut was die Stimme in eurem Kopf will, in euch zerbricht eine Welt, die ihr langsam aber qualvoll aufgebaut habt, alles wird nur düster und kalt und am Ende bevorzugt ihr den Tod...
 

New York, die Großstadt mit ihrer Geschichte, die fast schon jeder kennt. Viele Menschen tumulten sich aneinander und mittendrin Gestalten, die schon längst die Hoffnung zu Leben verloren hatten. Kleine Kinder mit schmutzigen Gewand und zerschundenen Händen betteln fürs Essen aber werden nur mit Missgunst begegnet. Darunter meine Wenigkeit. Darf ich mich vorstellen? Noah der Name. Meinen Nachnamen habe ich schon seit Jahre vergessen aber das spielt auch keine Rolle mehr. Wieso ich hier auf den Straßen gelandet bin? Eigentlich bin ich nicht so direkt auf die Straße gelandet aber ich verbringe meine meiste Zeit hier darauf und betrachtet die Leute. Viele sind mit ihrem Leben unzufrieden, kaufen sich immer mehr Sachen um sich Wohlstand zu gewähren und doch hilft es nicht. Sie murren immer weiter. Manchmal hasse ich solche Leute dafür. Wir, die heimatlosen Kinder, haben nichts, nicht mal Brot und jeder von uns stirbt nacheinander aber Hauptsache die anderen haben ihr Vergnügen auf unseren Leichen rumzutrampeln. Ich gehörte Mal zu dieser Art Menschen aber das ist seit ich geboren wurde anders. Meine Mutter kam mit mir nicht zu recht und litt an Depressionen. Jedes Mal wenn ich nach Hause komme blicken mir durchscheinbare Augen nach. Den ganzen Tag sitzt sie in ihrem Bett, betrachtet einen Punkt an der Wand und schneidet sich blutige, tiefe Wunden in Hand, Arm und Beine. Wenn ich meine Mutter immer so sehe wünsche ich ihr, nein ich flehe schon halbwegs um ihren Tod. Mein Vater ist um kein Korn besser. Er hatte nachdem ich ein Jahr wurde seinen Job verloren und wir landeten in der Gosse, in den Ghettos, wo jeder zitternd unterm Tisch sitzt und bis Zehn zählt bis eine Kugel sich in seinen Körper bohrt. Mein Vater ist nie zu Hause. Alles was ich von ihm gehört hab war das Gestöhne in seinem Zimmer wo er wieder Mal eine seiner Huren befriedigte oder ich machte oft mit seiner Faust Bekanntschaft.

Heute war wieder Mal so ein Tag. Er bekam heute keine Frau ab und so lies er seine Wut an mir und meiner Mutter aus. Nachdem er meine Mutter blutig geschlagen hatte und sie schluchzend in der Ecke saß, die Beine fest gegen den Körper gepresst, im Blick Panik und die Lippen aufgebissen machte er sich daran mich zu verprügeln. Es tat weh, sehr weh aber ich hatte mich an die Schläge langsam gewöhnt. Allesamt spüre ich nur mehr am Anfang den Aufprall seines Fußes in meiner Seite oder die Faust in meiner Brust, die mir den Atem raubt. Sollte ich mich beklagen? Ich war doch erst sechs! Ich lag noch lange auf dem Boden als es meinem brutalen Vater aufgehört hatte in meinen Körper zu stampfen. Mit weiteren blauen Flecken erhob ich mich schwerfällig, blickte zu meiner Mutter, die noch immer in ihrer Ecke hockte aber wieder ihre durchscheinbare Maske anhatte. In diesem Zustand war sie wie eine Puppe. Man konnte sie schlagen, ansprechen, aus dem Fenster werfen aber sie würde nichts davon merken und nichts sagen. Ich hielt es nie lange aus in dieser Wohnung und das war auch der Grund weshalb ich jetzt auf den Straßen rumlungerte.

Der Himmel war schon seit heute Früh pechschwarz und jetzt fielen auch seine Tränen auf mein zerzaustes, braunes Haar. Jeder Tropfen tropfte auf meine Stirn, rann hinunter zu meiner Wange und tropfte dann endgültig hinunter zu Boden. Meine Kleider waren schon bis in den letzten Faser durchnässt, ich zitterte vor dem kalten Wind und versteckte mich so gut es ging unter den nassen Stoff. Hätte ich geahnt, dass sich mein Leben in diesem Moment schlagartig ändern würde, wäre ich schon früher hier draußen gewesen und hätte mich der Kälte hingegeben.

Rain ACT II

Ich stand auf der Liverstreet, einer Straße, die eigentlich für die reichen Leute bestimmt war, da dort nur Boutiquen, mit teuren Sachen, Banken, Geschäftssitze der Chefs und noch einige teure, wichtige Gebäude standen. Ich hatte hier nichts zu suchen aber ich war zu neugierig. Ich wollte wissen, wie es auf der anderen Seite, auf der reichen Seite aussah.

Der Regen vermehrte sich in den folgenden Augenblicken immer mehr und als ich um die Ecke bog wurde ich rücksichtslos angerempelt und zu Boden geworfen. Ich konnte die Gestalt nicht genau erkennen, nur das Merkmal, dass sich in mein Gedächtnis brannte als hätte mir jemand ein Glüheisen auf den Kopf gehalten. Diesem Mann, mit der langen, schrägen Narbe über Mund, Nase und Auge, hatte ich es zu verdanken, dass ich endlich meine Initiative zog.

Bei unserem Aufprall fielen ihm die Sachen aus der Hand und er fluchte lautstark, schickte mich zur Hölle, packte seinen Sack und rannte weiter. Wie sich später herausstellte, hatte dieser Mann die Bank überfallen, denn Polizisten rannten ihm nach, beachteten mich nicht weiter und stiegen unachtsam auf meine Finger. Ich biss die Zähne zusammen und verzog mich in eine Ecke wo ich aus der Weite alles mit ansah. Der Mann kam nicht weit, denn die Polizisten waren schneller und hatten mehr Überwältigungsmethoden auf Lager. Ich saß noch immer in der Seitenstraße, fieser Exkrementengeruch stieg mir in die Nase und hielt mich davor meinen Mageninhalt für mich zu behalten aber was das Wichtigste war, ich sah von hier aus genau was passierte.

Die Polizisten zogen ihre Knüppel, schlugen auf den Mann ein und ich konnte ihn genauer erkennen. Graues, dünne Haar hatte sich auf seinem Kopf breit gemacht, die Schultern waren nach vorne gezogen und ein Buckel hang an dem Rücken des älteren Mannes. Wieder traf ihn ein Knüppelschlag und lies seine Haut aufreißen. Immer wieder stießen sie auf den schutzlosen Körper ein, ließen die Beine einknicken und ließen das blutige Etwas auf der Straße zurück als sie kein Zucken mehr in seiner Gestalt sahen. Langsam traute ich mich auch raus aus der Seitenstraße und tippte zu dem toten Mann. Überall war Blut, an Wand, Straße an Containern und was das schlimmste war, sie hatten den Mann so zusammengeschlagen, dass man sein Gesicht nicht mehr erkennen konnte. Ich konnte nicht anders. Es war ein schrecklicher Anblick. Überall lagen Gedärme, Blut verpesstete die Gegend und wenn ich mich nicht versah, lag gerade ein Augapfel dieses Mannes vor meinen Füßen und betrachtete mich aus der starren Pupille.

Im gleichen Moment schmeckte ich etwas Saures in meinem Mund und ich verschwand hinter einem Container, wo ich mich doch übergeben musste. Meine Augen wanderten zurück zu dem Bild des Grauens aber diesmal hatte ich nicht mehr das Gefühl des Ekels sondern des Bedauerns. Dieser Mann handelte aus gleichen Gründen aus denen ich gehandelt hätte. Er war arm, war bis zu den Knochen abgehungert und wollte sich nur mit dem Geld etwas zu Essen kaufen, wenn nicht seine Familie ernähren. In diesem Moment hasste ich die andere Gesellschaft über alles. Ich hasste sie abgrundtief und hoffte sie würde alle in den lodernden Feuern der Hölle verbrennen und elende Qualen erleiden.

In diesem Moment sah ich sie. Glitzernd lag sie einige Meter von dem Massaker entfernt und das Wasser sprengelt von dem gleißenden Stahl. Mit vorsichtigen Schritten ging ich auf sie zu und kniete mich zu ihr. Es war ein Augenblick, den ich noch nie erlebt hatte. Ein Augenblick des Neuen. Vorsichtig und mit zitternden Hand näherte ich mich dem Stahl, strich über den Schafft und zwang meine Finger sich um die Griff der Pistole zu legen. Zitternd hob ich sie hoch, betrachtete sie weiter, wie sie in meiner Hand lag und in diesem Moment blickte ich mit vernichtendem Blick zu den Polizisten gegenüber der Straße, die zuvor den Mann zu Tode geschlagen hatte. Ich wusste, ihr Leben lag nun in meinen Händen aber dieses erbärmliche Leben musste warten. Zuerst musste ich etwas anderes erledigen.

Rain ACT III

Ich hatte die Pistole unter meinem Hemd im Hosenbund versteckt aber auch wenn sie für die anderen unsichtbar war, fühlte ich mich durch ihre Anwesendheit sicher. Der kalte Stahl berührte bei jedem Schritt meine warme Haut und ich erzittert vor dieser Berührung. Es war ein angenehmes Gefühl, wenn nicht das Beste was ich je hatte. Man konnte denken, ich liebte diese Pistole dafür, dass sie unter meinem Hemd mich berührte und leicht über meine verschwitzte Haut strich.

Ich musste ne Weile rennen um an dem Ort anzukommen wo all das Elend anfing und wo es enden sollte. Schnell durchschritt ich den großen Platz wo herum das Haus aufgebaut wurde, indem meine Familie wohnte. Alles war grau, nur ab und zu schien durch die düstere Wolke ein leuchtendes Graffiti. Menschen versteckten sich in ihren Häusern, Kinder schrieen nach ihre Müttern und die große Birke, die vor einigen Jahren voller grünen Blätter sein musste, stand wie ein verdorrter Ast in der Gegend und schenkte das gewisse traurige Etwas dieser Gegend. Kurz atmete ich tief durch und öffnete die schwere Eisentür, die eigentlich zu unserem Schutz dienen sollte aber ihre Dienste waren vollkommen unbedeutsam, da sie von Rost zerfressen war und es überhaupt ein Wunder ist, dass die Scharniere nur unter ihrem Gewicht lauthals aufquietschten. In den dunklen Gängen war es still, dass man fast schon das Atmen der Menschen hören kann und ihre Angst auf dem ganzen Körper spüren kann. Bei dem Gedanken hier auf einen Drogendieler oder überhaupt auf einen zu treffen, der sich ne Spritze verpasst stellte mir die Nackenhaare auf. Es war keine Seltenheit, dass man hier solche Leute traf aber ich wollte sie diesmal meiden. Diesmal hatte ich eine Aufgabe, die ich schweren Herzens über mich bringen sollte und keiner sollte mich daran hindern. Es dauerte nicht lange bis ich an unserer Haustür ankam. Wie immer war sie ein Spalt frei und meine Mutter saß stocksteif auf dem Bett. Durch den Spalt linste ich hinein und betrachtete meine Mutter eine ganze Zeit. Je länger ich sie betrachtete desto mehr wuchs in mir die Wut sie so zu sehen und eine Maske, der Gefühllosigkeit legte sich über mein Gesicht. Ich wollte sie erlösen und so stieß ich die Tür lautlos auf, tapste über den grünen Teppichboden zu ihrem Zimmer. An den Wänden hingen Photos aus längst vergangener Zeit, lächelnde Gesichter blickten mir nach. Ich streckte das letzte Mal die Finger aus, strich sachte über das Eichenholz eines Photorahmens und blieb in dem Türrahmen stehen, der den Flur mit dem Zimmer verband. Mutter hob schwach den Kopf und blickte mich mit ihrem gewohnten vernebelten Blick an aber diesmal schien sie zu begreifen als ich die Hand langsam zu meinem Hosenbund lenkte und die Pistole herauszog und sie mir in die Hand drückte. In meinem Kopf schrie es, mein Herz pochte schwer gegen meine Rippen und mein Atem hauchte über meine Lippen als wäre ich mehrere Kilometer gerannt. Zuerst schwirrte der Blick von meiner Mutter zwischen meinem Gesicht und der Pistole bis sie sich entspannte, gegen das Kissen ihres Bettes lehnte und leicht die Augen schloss. Die Stimmen in meinem Kopf wurden immer lauter und meine Hand erhob sich mitsamt der Pistole als würde sie von jemand anderem geführt. Meine Handflächen schwitzten immer mehr und mein Finger zitterte am Abzug. Ich biss die Zähne zusammen, ich musste es einfach tun damit sie endlich den Frieden hatte, denn sie sich verdient hatte aber warum zögerte ich jetzt? Mutter hob den Blick wieder und öffnete ihre Augen. Zum ersten Mal sah ich wieder ihren normalen Blick. Die wunderschönen hellblauen Augen, die ich seit meiner Geburt liebte. Diese Augen spendeten mir immer Frieden, Zuversicht und neuem Mut aber warum sah sie mich jetzt so an. Tränen stiegen in mir hoch und kullerten über meine Wange. Unmerklich nickte meine Mutter und mein Finger drückte den Abzug. Bevor ich mich versah schrie ich lauthals nach ihr aber zu spät. Die Kugel hatte sich schon in ihrer Brust gebohrt, wo ihr Herz schlug und sie verhauchte ihren letzten Atem.

Rain ACT IV

Eine ganze Weile saß ich neben ihr, strich ihr immer sachte eine Strähne aus dem lächelnden Gesicht und hoffte sie wäre endlich in ihrem Frieden. Meine Augen waren noch immer rot von meiner Heulerei aber auch langsam beruhigte ich mich. Ihr Blut tränkte das Bett in ein dunkelrot und ich gab ihr einen letzten Kuss auf die Stirn und schenkte ihr ein letztes ’Ich liebe dich, Mutter’.

In diesem Moment hörte ich die Tür wieder auffliegen und ein lautes Gejodel hallte durch den Gang bis zu dem Zimmer in dem ich meine tote Mutter im Arm hielt. Mein Vater war zurück, vollgelaufen und mit einer weiteren Bierflasche in der Hand. Singend ging er durch den Gang, blieb dann wie angewurzelt im Türrahmen stehen und jede Farbe wich aus seinem Gesicht. Erst sah er meine tote Mutter an als würde er seinen Augen nicht glauben und dann mich. Aber als er mich sah, lies er die Flasche fallen und das Bier bedeckte den Teppich als sei es die allerletzte Pest. Ich sah meinen Vater vernichtend an, ich schenkte ihm nur einen verachtenden Blick. Er sollte für all das büssen was er mir und meiner Mutter angetan hatte und so griff ich wieder Mal zu meiner Pistole und richtete sie direkt auf den zitternden Mann vor mir, der mal mein Vater war. Ich grinste schief und dachte mir nur was das für eine Ironie war. Der eigene Sohn bringt den Mann um, der ihn mal gezeugt hatte. Vater wollte sich schon umdrehen, wegrennen und mir entrinnen aber vergebens. Ich zögerte nicht und zog nochmals am Abzug. Vater hatte sich auf dem Absatz umgedreht und meine Kugel bohrte sich in seinen Kopf und Blut befleckte die Wand. Wie ein Sack fiel er gegen Boden und blieb liegen mit schreckenbleichen Gesicht. Nun war es vollbracht. Ich war frei, ich hatte keine Familie, keine Angst, keine Verantwortung… kein Gefühl. Jetzt war ich alleine, ganz alleine.

Rain ACT V

Der Himmel hatte sich etwas gelichtet und ich stand vor dem lodernden Feuer, das aus der Wohnung kam in dem ich meine letzten fünf Jahre verbracht hatte. Staub wirbelte auf, Leute schrieen panisch auf aber ich war der einzige der nur gerade auf das Bild der Verwüstung blickte. Meine Kindheit starb nun hiermit und alles was mir übrig blieb ist meine Name, Noah, und meine Zukunft.

Mit wehendem Haar drehte ich mich um, ging durch den Torbogen, der aus dem Platz führte hinaus auf die Straße. Dort, ja dort, sah ich den Jungen zum ersten Mal. Wir standen zwanzig Meter voneinander und doch kam es mir so vor als würde er einen Herzschlag vor mir stehen. Gelbgraue Augen blickten in meine meeresblauen Augen und es raubte mir fast den Atem ihn so anzublicken. Um mich rannten Leute, einige rempelten mich an und stießen mich zur Seite aber ich stand wie der Fels in der Brandung. Es kam mir so vor als würde dieser Junge auf der anderen Straßenseite wissen was in mir vorging, als wären ich und er alleine und keiner zwischen uns. Als er eine Waffe hoch hob und sie genau auf meine Brust zielte verstand ich sofort und grinste ihn breit an. Ja, wir würden uns eines Tages wieder sehen und das als Freund oder Feind. Eines Tages... aber bis dahin sollte er warten. Ich drehte ihm den Rücken zu, ging zu meiner Rechten die Straße entlang und verschwand in dem Tumult der Menschen mit wehender Jacke.

Black Market Blood ACT I

Mein Herz jagte. Es pochte so schwer gegen meine Rippen als wäre alles vorbei. Keuchende Atemzüge gingen über meine feuchten Lippen und mein ganzer Körper schmerzte. Ich konnte einfach nicht mehr und kniff mehrmals die Augen zu als wieder ein Krampf durch meine Brust jagte. Gellender, als wäre ein Schwert durch meinen schutzlosen Körper gefahren, Schmerz durchfuhr mich und hielt nur mit Anstrengung den Schrei, der mir schon seit langer Zeit auf der Zunge lag, zurück. Ich wusste nicht wo ich gelandet war. Hier war alles dunkel, feucht und wenn ich mich nicht irrte hörte ich von den Weiten Schreie, die wie ein eisiger Hauch durch Mark und Bein gingen. Neben mir standen zwei Bäume und ihre knorrigen, schwarzen Äste lechzten nach mir als wäre ich nur eine Beute vieler, die sie verschlingen wollten. Ich hatte Angst, unendliche Angst aber sie griff nicht von mir Besitz und so zwang ich meinen Kopf klar zu denken. Schwerfällig erhob ich mich und blickte mich um. Wo war ich nur? Ein großes Gebäude baute sich vor mir auf, alle Fenster mit Stahlgittern besetzt, die Tür so schwer wie ein Elefant und jede Stufe abgetragen als wären viele Füße darüber gelaufen. Jeder Grashalm verwelkt, die Blumen zu schwarzen Trauermienen vergangen, kein Licht nirgends, Regen rann vom Himmel und fiel mit seinem gewohnten Gewicht hinunter nur komischerweise nicht auf mich. Ich erhob etwas die Hand und wollte einen Tropfen auffangen aber vergebens. Er fiel einfach durch mich durch und verbreitete sich auf der verdorrten Wiese. Erschrocken blickte ich meine Hand an, betrachtete nochmals das Haus und erblickte ein Mädchen im weißen Nachtgewand vor mir. Die Hände blutverschmiert, das Gewand zerrissen, die Augen leer und eine kleiner zerrissener Teddybär hing in ihren Armen. Sie blickte mich an, schien meine Gedanken zu durchforsten und lächelte im gleichen Moment. Ich legte den Kopf schief, ich verstand nicht ihre Geste und bevor ich meine Stimme erheben konnte und sie nach ihrem Namen fragen konnte, drehte sie sich um und rannte in das fast verfallene Gebäude. Ich zögerte. Sollte ich ihr wirklich folgen?

Noch einmal blickte ich mich um, kniete mich zu einer Blume und strich mit den Fingerkuppeln über die Blüten, die im gleichen Moment auch abfielen. Ich entschied mich. Ich würde ihr folgen auch wenn ich keine Ahnung hatte was mich da drinnen erwarten sollte. Immer noch pochte mein Herz gegen meine Rippen, schien fast in meinem Inneren zu zerspringen drohen aber mein Entschluss stand fest.

Black Market Blood ACT 2

Die kleinen Platten der Stiegen knirschten unter meinen Füßen bedrohlich und ich hielt mich hilfesuchend an dem Türrahmen fest, der jedoch in seine Einzelteile zerbarste. Das getrocknete Holz lag in meiner Handfläche und ich fragte mich immer wer wie es mich hier her verschlagen hatte. Ich ging weiter, setzte jeden Schritt schon fast sorgfältig auf und kam in der Eingangshalle an. Überall waren Gemälde von Kindern mit ihren Eltern, ein verstaubter, zersprungener Spiegel hang über einer steilen Treppe, die in den zweiten Stock führte und der Parkettboden war mit vielen Blättern von Außen bedeckt. Überall roch man muffelige Luft, den jahrelangen Staub, der über jedem Gegenstand lag und man spürte eine eisige Kälte, die anscheinend aus dem zweiten Stock kam.

Immer wieder blickte ich mich um und ein Pult bannte mich vollkommen. Auf dem kleinen, aus Eichenholz gefertigtem, Pult lag ein großes Buch, ebenfalls mit meterhohen Staubschicht. Vorsichtig ging ich darauf zu, strich den Staub weg und schlug es auf. Im ersten Moment erwatete ich, dass das Buch ebenfalls in seine Bestandteile zerfiel aber es blieb heil. Eine verschnörkelte Schrift in einem Hellblau stach mir entgegen und ich begann zu lesen:
 

„Mai 1990

Heute wurde ein Mädchen Namens Rose eingeliefert. Sie verlor ihre Familie in einem Mafiaanschlag. Das Mädchen ist gesundheitlich wohlauf aber ihre letzten Angehörigen lieferten sie hier ein, da sie anscheinend jede Nacht in ihrem Bett zerrissene Schafe fanden und einen Namen auf jeder Wand, des Zimmer, der ebenfalls mit Blut geschrieben war. Polizisten versuchten den Namen zu entziffern - mit Erfolg. Es dauerte 4 Monate bis sie den Namen vollkommen entziffern konnten, jedoch jeder Polizist der bei dieser Aktion mit war starb am weiteren Tag. Was uns bekannt ist hieß der Name Noah...“
 

Ich hörte auf zu lesen. Mir blieb fast die Luft weg. Ein kleines Mädchen, vielleicht von ungefähr 4 Jahren, war zu solchen Taten fähig? In einer Weise musste ich selber über mich lachen. Ich wunderte mich über ein kleines Kind, wobei ich selbst mit 6 meine ganze Familie getötet hatte. Was mir jedoch mehr Rätsel aufsetzte lies war der Namen, der meinem gleichte und warum war er auf jeder Wand geschmiert. Je länger ich darüber nachdachte desto mehr Fragen stellten sich mir. Noch einmal blickte ich auf die Schrift und war mir sicher, dass das die Schrift einer Frau war, da sie die typische Grazie einer Frauenhand hatte. Ich war zu neugierig was mit dem Mädchen passiert war und blätterte eine Seite um. Im nächsten Moment las ich eine Liste der eingelieferten Kinder hier und erst auf der dritten Seite erfuhr ich, dass dieses Haus eine staatliche Irrenanstalt für Kinder war. Das Logo, eine kleines Häuschen in der Mitte darüber die Initialen IFK mit einer Lilieblüte darüber, kam mir irgendwie bekannt aber ich kam nicht drauf woher.

Ich blätterte nochmals um als ich die Daten der weiteren Kinder durchschaute und las wieder einen Eintrag, der nicht mal weit entfernt von Rose Einlieferung war.
 

„15.Juli 1990

Rose ist verschwunden. Eine staatliche Suchaktion fand statt und man fand sie in einer Scheune, wo sie fast alle Tiere geschlachtet hatte und ihr normales Ritual vollzog. Wieder waren alle Wände voll geschmiert mit demselben Namen. Photographien wurden davon gemacht und später fanden auch einige unserer Doktoren heraus, dass sie andere Worte dazu schrieb als nur den Namen. In einem kleiner Ecke der Scheune hatte sie zu dem Namen „folge mir“ geschrieben. Noch immer haben wir nicht aus ihr herausbekommen wer dieser „Noah“ sei und weshalb sie den Namen immer in Blut schrieb. Wir haben keine Wahl als das Mädchen in die geschlossene Abteilung zu schicken...“
 

Je schneller und je weiter ich las wurde diesen Aufzeichnungen immer kurioser. Ich erfuhr vieles, fast schon zu viel. Ein weiterer Eintrag kam nach enigen kleineren, die von den Fortschritten der anderen Kinder handelte, und mir blieb sprichwörtlich das Herz stehen. Ich hielt den Atem an, mein Körper zitterte und meine Hände wurden nass vor Schweiß. Nicht mal 1 Tag verging bei dem letzten Eintrag, vom 15. Juli und ich fand einen Eintrag von Rose. Die Frau, die dies geschrieben hatte, musste es sehr eilig gehabt haben, denn die Schrift war hektisch und nicht mehr so ordentlich wie bei den letzten Einträgen. Alles was ich nur in diesem Eintrag las war:
 

„15. Juli des gleichen Monats

Rose dreht durch! Sie hat schon 5 unserer Doktoren getötet und sie wütet weiter... Jeder hier zittert und will aus der Anstalt aber anscheinend hat auch Rose das Haus in ihrer Gewalt. Die Türen lassen sich nicht mehr öffnen, alle Fenster sind mit schwarzen Gittern umschlungen und Blut ist überall. Ich und noch einige von meiner Abteilung leben noch aber, es hört sich komisch an, hier laufen irgendwelche Gestalten umher, die wie Zombies aussehen. Ich musste zusehen wie meine Freundin von so einem „Wesen“ zerrissen wurde. Ich hoffe nur dass uns jemand rettet...“
 

Mir stellten sich die Nackenhaare auf. Ich wollte nur hier raus aber mein Körper war wie versteinert. Was ist hier nur passiert? Weshalb hat ein kleines Mädchen so etwas getan? Mir wurde es immer unheimlicher und meine Sinne schienen fast durchzudrehen. Ich hörte auf einmal jedes kleinste Geräusch in diesem Gebäude, jedes Knarren jeder einzelnen Tür, jedes Knirschen durch die Scharniere, jedes Klirren, dass die Fenster verursachten. Ich lies das Buch los, stolperte irgendwie in die Mitte des Raumes und drehte mich mehrmals um meine eigene Achse bis ich Rose vor mir wieder sah. Sie stand nicht mal einen Herzschlag vor mir und ich wich mit einem gekeuchten Schrei zurück. Immer noch sah sie mich mit ihren durchsichtigen Augen an und ich sah jetzt das Mädchen genauer an. Sie hatte Merkmale, die wirklich für ein normales Mädchen nicht normal waren. Ihre Haare waren grau, wie die einer alten Frau, die Augen grau, wie der hellste, dichteste Nebel und die Hände und Füße so zart, dass sie fast schon zerbrechen konnte, wen man sie berühren sollte.

Sie streckte mir die Hände entgegen und formte mit ihren lieblichen Lippen meinen Namen und ich legte den Kopf etwas schief. Woher wusste sie nur meinen Namen? Wieder sagte sie mit ihrer zerbrechlichen Stimme meinen Namen, breitete immer mehr ihre Hände aus und bevor ich mich versah stand vor mir eine Frau in einer Kapsel, die Hände voller Kabel, den Körper nackt und den Kopf versteckt hinter einem Art Helm. Das ganze Haus verschwand und ich hörte immer wieder meinen Namen, den sie rief. Es war wie ein Echo, dass nie wieder verhallen wollte und ich hielt mir den Kopf, schrie oft sie solle aufhören und bevor ich fast den Verstand verlor, grinste sie nur und flüsterte mir „Suche mich“ zu.

Black Market Blood ACT 3

Schreiend fuhr ich hoch und stieß mir sofort den Kopf an einer Kante, des Containers an, welcher in der Nähe stand. Nur langsam kamen meine Erinnerungen wieder zurück und ich wusste wieder wo ich war. Als ich die Wohnung meiner Familie verbrannte hatte, bin ich ziellos herumgestreunt und am Ende hier müde zusammengebrochen. Hier, neben Abfall, Katzen und der Kälte der Straße. Mein Körper war voller Schnee bedeckt und ich merkte erst jetzt, dass es seit mehreren Stunden anscheinend schneien musste, da vom Himmel immer mehr, kleinere Schneeflocken herunterfiel und die Menschen hektisch nach Hause eilten. Ich zitterte auf als mir die Kälte bewusst wurde aber mehr zitterte ich davor was für ein Traum das war. Wer dieses Mädchen war, was ich in dieser Irrenanstalt tat und weshalb ich überhaupt so was träumte. Mein Kopf brummte und ich lehnte mich gegen die kalte Betonwand eines der mehreren Häusern. Es hatte einfach keinen Sinn darüber nachzudenken. Ich war einfach zu müde und immer mehr Fragen stiegen in mir auf. Ich schloss nochmals die Augen, seufzte schwer und schlang die Arme um meinen Körper. So sollte ich also enden? Ein schutzloses Häufchen Elend, dass auf der Straße erfrieren sollte?

Meine Waffe wurde mit jeder Sekunde auch kälter und ich packte sie, schlang meine kalten Hände um sie und betrachtete den Himmel und seine Schneeflocken, die auf meiner Stirn landeten.

Im nächsten Moment quietschte eine Autobremse in der Nähe wo ich saß und ich blickte auf die Straße. Ein schwarzer Wagen blieb in der Nähe stehen, ein Mann im schwarzen Mantel, roten, langen Haaren ging auf mich zu und blieb einen Meter vor mir stehen. Er war groß, muskulös, auch wenn er einen Mantel hatte, der das gut kaschierte, und einen kalten schon fast herzlosen Gesichtsausdruck.

Black Market Blood ACT 4

„Noah?“, raunte der Fremde und ich blickte auf. Was haben den alle heute mit meinem Namen? Unmerklich nickte ich und er packte mich beim Arm und zerrte mich aus dem Schnee. Anscheinend hatte er einen verbalen Protest erwartete aber im Gegenteil zog ich meine Waffe und hielt sie ihm entgegen. Meine Stimme sank zu einem bedrohlichen Zischen und aus meinem Mund kamen nur die Worte: „Lassen Sie mich los ansonsten kann ich für nichts garantieren.“

Er fand es amüsant und zog mich etwas näher an seinen Körper, packte mein Kinn und zog es hoch, sodass ich in seine Augen blicken musste. Er grinste breit, packte mich mit einer Hand am Hals und stieß mich mit voller Kraft gegen die Häuserwand. Ich sah nur mehr Sternchen aber ich lies mir nichts anmerken. Zu meinem Unglück fiel meine Waffe beim Aufprall aus meiner Hand und sie blieb mit einem lauten Klirren auf dem Boden liegen.

Der Fremde schnitt mir immer mehr die Luft ab und blickte mich eisiger wie nie zuvor an. Ich erwiderte seinen Blick mit der gleichen Kälte und grinste nach einer Zeit breit.

„Wollen Sie mich die ganze Zeit nur anstarren oder es endlich hinter Sie bringen. Ich hab nicht Lust den ganzen Tag hier zu hängen und am Ende doch getötet zu werden. Also worauf warten Sie?“

Innerlich erschrak ich schon fast vor meiner eigenen Stimme. Da war ja gar kein Gefühl mehr drin. Hab ich mich den so sehr verändert? Jedoch auf einer Weise war es gut, dass ich solch eine Maske anzog, denn der Fremde lachte laut auf, kam meinem Gesicht zu nahe und flüsterte mit einem strengen Unterton: „Mit sechs Jahren schon so ein vorlautes Mundwerk? Du hast Mut Kleiner mir eine Waffe an den Kopf zu halten.“

Kurz hielt er inne und hauchte mir, mit seinem warmen Atem, gegen meinen Hals und fuhr fort: „Du gefällst mir. Aus dir kann noch was werden.“ Selbstfällig leckte er mir noch über den Hals und biss leicht in das schutzlosen Fleisch, wobei ich die Augen fest zusammenkniff und den Mann allerliebsten in sein bestes Stück beißen wollte. Nur die Frage war, wie würde ich rankommen wenn er so ne feste Hose trug?

In dem gleichen Moment lies er seine Hand von meinem Hals und ich fiel wieder in den Müll. Innerlich hatte ich den Drang meinen Hals zu berühren und ihn zu massieren, da der Griff doch nicht so „leicht“ war wie ich gedacht habe.

Der Fremde schien sich überaus zu amüsieren, denn er betrachtete mich auf Schritt und Tritt.

„Was wollen Sie von mir?“, murrte ich und zwang mich zur Ruhe.

„Aus dir einen Auftragskiller machen.“, war die bloße Antwort und ich hielt den Atem an.

Black Market Blood ACT 5

Hatte ich gerade richtig gehört? Aus MIR einen Auftragskiller machen? Ich konnte nicht anders als laut aufzulachen. Ich stand wieder auf, klopfte mir den Dreck von den Sachen, ging zu meiner Waffe, hob sie hoch und steckte sie wieder in meine Hose.

„Verarschen kann ich mich selbst.“, meinte ich zu dem Rothaarigen, drehte ihm den Rücken zu und stolzierte weg. Ich war nicht weit gekommen als ich etwas an meinem Nacken spürte. Ich griff danach, zog es aus meinem Nacken und blickte auf eine Betäubungsspritze. Alles fing an sich um mich zu drehen und alles zu verschmieren aber ich wollte den arroganten Typen nicht so gewinnen lassen.

Noch einmal bekam er das Vergnügen Gesicht zu Gesicht mit mir zu sprechen, denn ich drehte mich das letzte Mal zu ihm und als würde er meine Gedanken lesen verschränkte er nur die Arme und schmiss eine weitere Spritze einer Hand hoch und nieder.

Im nächsten Moment kam ein weiterer Mann aus dem Auto und hielt dem anderen einen Vortrag von „wir können uns nicht zu lange aufhalten“ ab aber ich bekam nicht mehr viel davon mit. Ich wehrte mich gegen das Schlafmittel, dass mir verabreicht wurde aber mein Körper war nicht dagegen gewappnet. Nach einiger Zeit knickten meine Knie ein und ich blickte wieder zu den zwei schwarzen, schemenhaften Gestalten.

Der andere Mann trug eine Brille, war etwas eleganter angezogen und betrachtete mich mit einem Blick als wäre ich der letzte Dreck, was mich irgendwie wütend machte aber ich konnte nichts erwidern. Mein letzter Widerstand gegen das Mittel brach und ich gab mich der süßen Schwere hin und fiel der Länge nach auf die Straße und verlor mein Bewusstsein.



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