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Ich beobachte Dich

von

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Prolog

„Musst du wirklich schon los?“

Farin musste lächeln. Rodrigo war es eindeutig nicht gewohnt, so bald, zumindest für seine Verhältnisse bald, aufzuwachen. Dementsprechend sah er auch aus. Die Haare waren verwuschelt, die Augen hatte er halb geschlossen, ein Gähnen folgte dem Nächsten.

„Leider ja. Du weißt ja, wie Bandmitglieder sein können.“, flüsterte Farin und schwang die Beine aus dem Bett, setzte sich auf. Beiläufig strich er Rodrigo die Haare aus dem Gesicht.

„Mh… du bist in letzter Zeit sooft im Studio…“ Rodrigo war schon wieder halb ins Reich der Träume abgedriftet, drehte sich auf den Bauch.

Farin seufzte sachte.

„Es tut mir leid. Bald haben wir die Platte fertig. Du weißt doch, wie das ist.“ Farin stand auf und trat, während er sprach, an den Kleiderschrank, nahm sich Shorts, ein Paar Hosen und ein Hemd raus. Natürlich alles in schwarz.

Ein zustimmendes, dennoch etwas widerwillig klingendes Murren.

Farin lächelte, zog sich an, ehe er wieder an das Bett trat, neben Rodrigo in die Hocke ging.

„Ich komme so bald wie möglich nach Hause. Schlaf noch weiter. Wir haben ja erst Mittag.“, grinste er und küsste seinen Freund auf die Stirn.

„Nicht jeder kann so bald aufstehen wie du.“

„Natürlich.“

Farin schmunzelte und erhob sich wieder.

„Bis dann..“

Farin trat aus dem Schlafzimmer, zog die Türe wieder hinter sich zu. Rodrigo war nicht sonderlich anspruchsvoll, aber eines wollte er unbedingt:

Absolute Finsternis im Schlafzimmer.

Sonst konnte der werte Herr Chilene leider nicht schlafen.

Darum blendete Farin auch die Sonnenstrahlen, die durch die Fenster im Flur auf den Boden fielen, ziemlich stark.

Farins Lächeln verschwand, er griff sich seine Autoschlüssel und schlüpfte in die Schuhe.

Es war fast 12 Uhr. Einen Moment lang überlegte er.

Studio. Musik. Platte aufnehmen.

Wie viel Zeit nahm so was in Anspruch?

Geistesabwesend griff Farin nach seiner Jacke, zog sie über, verließ das Haus.

Er hatte 5, vielleicht 6 Stunden.

Zeit genug.

Ein kaltes Grinsen umspielte seine Lippen, als er seinen Wagen aufschloss und in das Auto stieg.

Wenn Rodrigo bloß wüsste, dass die Platte schon lange fertig gemischt war. Manchmal war er wirklich naiv.

Und das war gut.

Gut für Farin.

Denn dieser startete den Wagen, fuhr die Einfahrt runter und die Straße entlang, fuhr am Studio vorbei, bog stattdessen in eine andere Straße ein.

Erst nach mehreren Minuten hielt er vor einem kleinen, schlichten Haus und stieg aus dem Wagen, schloss das Auto ab und ging die Treppe zur Haustüre hoch, klingelte.
 

Dass er dabei beobachtet wurde, bemerkte er allerdings nicht.

Schwer atmend löste Farin sich von der dunkelhaarigen Schönheit unter sich. Müde ließ er sich neben ihr in das Bett sinken, legte routiniert einen Arm um ihren nackten, verschwitzten Körper und zog sie zu sich.

Ihr schlanker Rücken lag an seiner Brust, er konnte fühlen, wie Lara atmete. Schwer atmete.

Kein Wunder bei der Leistung, die sie beide gerade gebracht haben.

„Ich liebe dich.“

Farin lächelte schwach, als er ihre leise Stimme hörte, vergrub die Nase in ihren Haaren. Sie liebte ihn, das wusste er. Und er? Gute Frage. Er hatte nie darüber nachgedacht.

Er blickte über Laras Schulter hinweg zum Wecker auf dem Nachttisch. 16 Uhr. Er sollte duschen und dann nach Hause. Nach Hause zu Rodrigo.

Und wie wenn sie seine Gedanken lesen könne, erhob seine Freundin die Stimme wieder.

„Du musst zu ihm, oder?“

Farin nickte langsam, schloss die Augen und küsste ihren Nacken.

„Liebst du ihn denn noch?“

Farin waren solche Fragen unangenehm. Er wollte nicht darüber sprechen, nicht darüber nachdenken. Das war eine sehr heikle Angelegenheit. Ein leises, tiefes Seufzen entwich ihm, glitt über seine Lippen, er löste sich von der jungen Frau, setzte sich im Bett auf.

„Kann ich bei dir kurz duschen?“

Auch Lara seufzte, drehte sich auf den Rücken, die Bettdecke, die halb über ihren nahezu perfekten Körper lag, zeigte mehr als sie verbarg.

„Jan.“

Sie setzte sich auf, die Bettdecke zeigte noch mehr.

Lara legte eine Hand an Farins Schulter, schmiegte sich sachte an seinen Oberkörper, hielt ihn so bei sich, hinderte ihn am aufstehen.

„Warum machst du nicht Schluss mit ihm?“, flüsterte sie und küsste wahllos einen Part seiner Schulter, hielt die Augen geschlossen.

Farin verkrampfte sich, sie spürte das, wusste, dass sie was Falsches gesagt hat.

Erneut seufzte sie, murmelte ein leises „Schon gut..“.

Lara kannte nicht viel Männer, die so lieb und verständnisvoll waren wie Farin, aber wenn das Wort auf seinen langjährigen Lebensgefährten und Mitmusiker fiel, da verschloss er sich total und zog sich zurück.

„Ich kann ihn nicht verlassen.“, flüsterte Farin und fuhr sich müde durch die verschwitzten Haare.

„Warum denn nicht?“ Sie kuschelte sich sachte an den Blonden.

Farin seufzte.

„Du kannst dir nicht vorstellen, was alles an unserer Beziehung hängt. Ich kann ihn nicht verlassen. Ich würde ihn so verletzen. Und… und die Ärzte wären Geschichte. Das würde mir auch Dirk nicht verzeihen.“

Farin schloss die Augen eine Sekunde, sah dann aber wieder zu Lara und lächelte schwach, ehe er ihre zarten Lippen kurz küsste.

„Kann ich jetzt bei dir duschen?“

„Klar.“

Farin stand auf, zog sich seine Shorts an und machte sich auf dem Weg zum Badezimmer.

„Jan?“

„Hm?“

Er stoppte auf halben Weg und drehte sich noch einmal zu Lara um.

„Liebst du ihn denn noch?“

Kurz zögerte Farin.

„Zum vögeln reicht es.“

Er grinste schief und ging ins Badezimmer.
 

-*-
 

Bela liebte Rodrigo.

Er liebte ihn wahrhaftig. Und das schon so lange. Aber er wäre nie auf die Idee gekommen, ihm das zu sagen oder irgendwelche Andeutungen zu machen. Und jetzt hasste er sich dafür. Denn Farin war ihm zuvorgekommen.

Nicht dass Rodrigo irgendein Preis war, den man gewinnen konnte, aber Bela fühlte sich trotzdem wie ein Verlierer.

Doch mittlerweile hatte er sich damit abgefunden. Hatte sich damit abgefunden, dass seine heimliche große Liebe mit Belas bestem Freund glücklich war.

Er hatte sich damit abgefunden, dass Farin die Erlaubnis hatte, Rodrigo immer zu küssen, wenn er wollte. Er konnte ihn berühren, anfassen, streicheln, liebkosen-

Belas Gedanken drifteten wieder ab. Er rief sich zur Raison, hatte eine Aufgabe zu erfüllen.

Kurz checkte Bela den Akku seiner Kamera. Voll.

Perfekt.

Farin war zwar sein bester Freund, darum quälte ihn auch das schlechte Gewissen ein wenig. Doch die Tatsache, dass Farin dabei war, Rodrigos Herz in Millionen teile zu zerschmettern… sorgte bei Bela fast für eine unmenschliche Befriedigung.

Bela konnte darüber hinwegsehen, dass er das Leben seines besten Freundes vielleicht zerstörte, das machte ihm gerade nicht besonders viel aus.

Ein kurzer Blick auf sein Handy, sah auf die Uhrenanzeige.

18.36.

Farin war seit sage und schreibe 7 Stunden im Haus dieser unbekannten Schönheit. Obwohl.. unbekannt traf es nicht ganz. Für Farin war sie alles andere als unbekannt. Und Bela wusste mittlerweile auch schon so einiges über sie.

Er seufzte, fuhr sich noch einmal über das Gesicht, sah in den Rückspiegel, checkte die Lage.

Weit und breit kein Auto zu sehen, nur ein altes Ehepaar ging mit seinem Hund spazieren.

Bela wartete, bis sie seinen Wagen passiert hatten, stieg aus, schob die Kamera in seine Hosentasche, sah sich erneut um.

Es fing an zu dämmern, kein Mensch war zu sehen, kein Mensch beobachtete ihn.

Umso besser.

Ein schiefes Grinsen auf den Lippen tragend schloss er seinen Wagen ab, sah nach links und rechts, ehe er, eine Zigarette im Mundwinkel tragend, die Straße überquerte.

Leise knarrend ging das Gartentor auf, gab Bela den Weg in den Garten frei. Er schlich im Schutz der aufkommenden Dämmerung durch den Garten, zwischen Sträuchern und zwei Bäumen hindurch an die Rückseite des Hauses.

Die Unbekannte hatte ihr Schlafzimmer im Erdgeschoss, das Fenster lag gegenüber vom Bett.

Bela schnippte den Zigarettenstummel ins feuchte Gras, trat über den glimmenden Stummel hinweg, trat an das Fenster.

Das Fenster war genau so hoch, dass er perfekt hineinsehen konnte, reichte ihm fast bis zur Nase.

Bela linste hinein, zwischen den halb zugezogenen Vorhängen hindurch, sah die schöne Fremde auf dem Bett sitzen. Nackt.

Er grinste sachte, griff sich seine Kamera.

Es ging ihm nicht um die Frau, lieber Gott, nein. So nötig hatte er es nicht. Es ging ihm um Jan. Oder besser gesagt um Rodrigo. Er wollte Rodrigo beweisen, was für ein Arschloch sein ach so toller blonder Gott doch war.

Er konnte Farin aber nirgendwo erspähen. Verdammt, wo war er? War er schon gegangen? Das war ja unmöglich. Sein Wagen stand doch in Laras Einfahrt. Zumindest hatte er das getan, bis Bela aus seinem Wagen ausgestiegen war.

War Farin gerade in dem Moment, in dem Bela in den Garten der Frau stieg, aus dem Haus gegangen und weggefahren?

Möglich. Aber nicht besonders realistisch. Das wäre schon ein irrer Zufall gewesen.

Bela wurde in seinem philosophieren unterbrochen, als ein fast nackter, immer noch klitschnasser Farin aus einem angegrenzten Raum kam. Wahrscheinlich das Badezimmer.

Der Blonde trug nur schwarze Shorts, mit einem Handtuch trocknete er sich im Gehen notdürftig ab.

Lara stand auf, lächelte, sagte etwas, woraufhin Farin grinsen musste.

Bela würde so einiges dafür geben, zu verstehen, was sie sprachen.

Doch das Geheimnis lüftete sich bald, er konnte sich schon vorstellen, was sie sprachen.

Lara trat auf Farin zu, legte ihre Hände an seine nackte Brust, streckte sich zu ihm hoch, küsste ihn lächelnd, während sie ihre Hände über seinen Körper wandern ließ.

Bela schaltete die Kamera an, stellte sie auf das Fensterbrett und schoss die ersten Fotos.

Die beiden Turteltäubchen merkten nichts.

Wie denn auch. Lara war damit beschäftigt, ihre Hände so emsig wie möglich in Farins Shorts zu schieben, während dieser die seinigen nicht schnell und intensiv genug an Laras Brüste legen konnte.

Bela fragte sich, ob genug Platz auf der Speicherkarte seiner Kamera war.

Egal. Er knipste und knipste, mittlerweile hatte sich das Problem mit dem ‚nichts hören’ auch erledigt.

Er war fast ein wenig überrascht, wie lange Farin konnte. Und das, obwohl sie es gerade mindestens zum zweiten Mal an diesem Nachmittag taten.

Doch Bela hatte genug gesehen. Seine Kamera auch.

Also packte er letztere wieder ein, warf noch einen Blick auf die ineinander verschlungenen und verschwitzten Körper, ein lautes Stöhnen seitens Farin ließ ihn kurz zusammenzucken.

Er schüttelte eine Sekunde den Kopf, verdrängte die aufkommende Wut, stapfte aus dem Garten zu seinem Wagen.

Jetzt musste er die Fotos nur mehr entwickeln lassen.

Und das so schnell wie möglich.



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Kommentare zu dieser Fanfic (4)

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Von:  Toozmar
2012-10-25T19:42:25+00:00 25.10.2012 21:42
schade, dass diese wundervolle Story seit 3 Jahren unvollendet ist. Ich würde nur zu gern erfahren, wie das hier ausgeht...
Von: abgemeldet
2009-12-27T22:48:06+00:00 27.12.2009 23:48
Oh mein Gott..
Farin ist so fies!
Bzw. eher du XD

Ich liebe deinen Schreibstil, du kannst wirklich packend schreiben (woran ich ja kläglich scheitere). Merkwürdigerweise finde ich die Stelle "Zum vögeln reicht's" toll. Also, ich musste ein wenig lachen (nicht weil's witzig ist, aber ich kann mir Farin wirklich genauso vorstellen O_ô)

Schreib' aufjedenfall weiter und...nur so eine Bitte, lass' niemanden sterben, ja?

CarlsCigarette ♥
Von:  aerith_rikku
2009-12-22T07:04:23+00:00 22.12.2009 08:04
hast du..nicht gegsat dass bela ein arschloch wäre? XDDD
farin sit ja wohl das riesenrindvieh XD
Bela hat nur seine detektiv ausrüstung gefunedn xD
aber in welchem jahr spielt das?
Ich mein..bela raucht..deutet auf was früheres hin, fairn sit schon seit langen jahren in eiern bezziehung mit rod..kann nicht sooo früh sein..und bela muss die fotso entwickeln lasssen...90er?...oder ist es eifnach scheiss egal? XDD
what ever i like it ;D

Fu_Fe :) ( ja ich weiss dass ich nen andenr nick hab aber der hier sieht beim utnerzeichnen cooler aus als: N_B XD)
Von:  cooking_butty
2009-12-13T12:04:58+00:00 13.12.2009 13:04
has ja eigentlich schon auf fanfiktion.de kommentiert, aber mir ist noch ein Zusatz eingefallen:
Wow, kein Oneshot, was ist denn in dich gefahren? ;)

egal, freu mich schon, wenns weitergeht


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