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Catch-22

Rescue me.
von

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F i r s t .

Titel: Catch-22 - Rescue me.

Kapitel: 1/2

Genre: Drama; [Darkfic?]

Rating: P16-Slash

Fandom: D=OUT

Pairing: Minase X Reika

Warnung: Sucht

Widmung: Ai.<3

Bemerkung: Nicht nur ich bin dafür, dass auch andere Fandoms, weniger bekanntere, eine Chance bekommen sollten. Ich habe nichts gegen GazettE, Dir en Grey oder wen auch immer... Im Gegenteil, ich mag sie sehr. Aber meiner Meinung nach sollte man dieses Breitlatschen einer Band stoppen. Es gibt noch so viele andere, gute [wenn nicht sogar bessere] Bands! Ich hoffe, dass wenigstens ein paar von euch den eigentlich total langweiligen Header gelesen haben.
 

Viel Spaß beim Lesen!<3
 

___________________
 

Sanft wog er das halbvolle Glas in seiner Hand. Hin und her.
 

Es war passiert.

Er hatte die Beherrschung verloren, zum ersten Mal in fremder Gegenwart.

Man hatte ihm helfen wollen. Er hatte diese Hilfe annehmen wollen und beinahe… Doch dann war alles aus dem Ruder gelaufen. Er war durchgedreht, hatte alles, was er noch besaß, mit Füßen getreten und am allermeisten seine eigene Würde.

Unglaublich, wie schwach er in Wirklichkeit doch war.
 

Schlaff hing er in dem großen, gemütlichen Sessel, konnte und wollte das Weinglas noch immer nicht still halten. Konzentriert beobachtete er jede kleine, dunkelrote Welle, die kontinuierlich gegen das dünne Glas schwappte. Es hatte etwas Beruhigendes an sich...
 

Das Telefon klingelte zum vielleicht hundertsten Mal an diesem Abend. Er hatte irgendwann aufgehört zu zählen.

Und jedes Mal wurde eine neue Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen.
 

„Mina? Hörst du mich? Geh bitte ans Telefon, ich mache mir Sorgen!“

Die Stimme seines Freundes klang bestürzt.
 

Natürlich.

Wer würde sich nach diesem Abgang noch glauben, alles sei okay...?
 

*Rückblick*
 

„Das war wieder ein mega Auftritt, kann ich nur sagen!“, Kouki sprühte gerade zu vor Energie und das, obwohl er gerade knappe anderthalb Stunden fast pausenlos seine Stimmbänder strapaziert hatte. Sie klang zwar etwas belegt, aber das schien ihren Sänger eigentlich nicht groß zu stören.
 

Ibuki lachte und wischte sich mit dem Handtuch über das Gesicht. Dann nahm er einen großen Schluck aus seiner Wasserflasche, die ihm jedoch schon im nächsten Moment frech abgenommen wurde.

„Hey! Das ist Mundraub!“, beschwerte der Rothaarige mit gespielter Empörung, kassierte jedoch einzig ein selbstgefälliges Grinsen Koukis.

„Denkste!“
 

Hikaru hing dagegen erschöpft auf der Couch, den Kopf halb dösend auf der Schulter ihres Bassisten abgelegt. Der schien Gefallen daran zu finden, dass Koukis Adrenalinschub noch so lange anhielt.

Aber womöglich würde der sowieso irgendwann nachlassen und der Müdigkeit Platz machen. Denn auch blonde, singende Energiebündel hatten einmal genug.
 

Auch Minase schien das Konzert noch immer in den Fingern zu kribbeln. Wobei er wohl wirklich fertig aussah.

Ihm klebten die dunklen Ponysträhnen im schweißnassen Gesicht, die Schminke war leicht verschmiert und seine Augen hingen nur auf Halbmast.

Und trotzdem trommelte er nervös mit den kurzen Fingernägeln auf der niedrigen Tischplatte herum.

Typisch Schlagzeuger.
 

So könnte man zumindest meinen.

Dass im Inneren ihres brünetten Freundes ein wahrer Orkan tobte, bemerkte niemand.

Aber das tat seiner Meinung nach sowieso schon lange keiner mehr. Sie glaubten ihm, wenn er immer wieder beteuerte, dass es ihm gut ging.
 

Es war nicht so, dass sie ihm damit auf die Nerven fielen, aber er hätte wohl selbst bei einer wildfremden Person Angst, es könnte nicht überzeugend genug wirken. Dass man ihm ansah, dass er log.
 

Und mit jedem Male wuchs die Angst. Genauso wie auch die Distanz zwischen ihm und seiner Band zunahm.

Sicherlich, sie waren nicht nur Kollegen, sondern vor allem Freunde. Aber wieso tat dieses Wort im Zusammenhang mit Kouki, Ibuki, Hikaru und vor allem Reika so verdammt weh?
 

Nervös biss er sich auf die Unterlippe. Ein widerliches Gefühl stieg ihm in die Kehle.

'Nicht wieder daran denken, das führt zu nichts.'

Also öffnete er widerwillig die Augen – um sich abzulenken.
 

Und es klappte zu seiner Verwunderung sofort. Er dachte an etwas anderes – realisierte nämlich, dass er mit einem Mal allein war.

Sein Zittern setzte wie auf Kommando wieder ein. Es war totenstill und die kleine Garderobe wirkte plötzlich unheimlich riesig.

Er wollte weg. Er wollte nach Hause und zwar sofort.
 

Ruckartig erhob er sich und nun zeigte der enorme Energieverlust Wirkung: Schwindel überkam ihn und er fiel zurück in die Polster.
 

Und ihm wurde schlecht. Das war kein gutes Zeichen.

Er musste etwas trinken und etwas sagte ihm, dass das Mineralwasser da nicht viel bringen würde. Dabei wusste er nicht einmal, ob er noch etwas da hatte...

Sein Konsum war in den letzten Tagen, wenn nicht sogar Wochen, drastisch gestiegen. Und damit meinte er keinesfalls Wasser.
 

Panik kroch in ihm hoch.

Er würde den Abend nicht ohne durchstehen, aber er hatte solche Angst, dass man ihn verurteilen würde. Weil er es brauchte. Weil er dieses Teufelszeug verdammt noch mal brauchte.
 

Jetzt startete er einen erneuten Versuch, diesmal jedoch langsamer.

Und es klappte. Zwar war ihm immer noch sehr schlecht, aber zumindest hatte der Schwindel nachgelassen.

Seit vorgestern Abend hatte er nichts mehr getrunken. Für ihn eine halbe Ewigkeit.

Wie schlimm war es jetzt schon?
 

Probehalber hob er eine Hand. Er hatte gemerkt, dass er anfing zu zittern und er unruhig wurde, wenn... Wenn sein kranker Körper erneut nach mehr verlangte.

Müde blickte er auf seine Finger. Man hätte meinen können, er schüttelte sie mutwillig, doch das waren einzig und allein die Symptome seiner Sucht.
 

„Minase...?“
 

Angesprochener erstarrte. Er spürte, wie sich alles in ihm zusammenzog und glaubte für einen Moment sogar, dass vor Schreck sogar sein Zittern aufgehört hatte.

Reika.
 

„Mina-chan, was hast du?“ Nun trat der Blonde auf ihn zu. Vorsichtig, fast so, als wären sie aus Glas, berührte er die zitternden Fingerspitzen. Sie waren eiskalt.

Etwas erschrocken weiteten sich seine Augen, ehe er sie traurig verengte. Er machte sich verdammte Sorgen um seinen Freund.

Reika hatte schon länger bemerkt, dass etwas nicht mit ihm stimmte, aber gerade, weil ihr Schlagzeuger auf ihre Fragen hin immer wieder gezwungen lächelte, wusste er, dass er nie auch nur einen Bruchteil der Wahrheit aus ihm herausbekommen hätte.
 

Aber im Moment keimte etwas Hoffnung in ihm auf. Im Moment verstellte er sich nicht. Minase tat nicht so, als ginge es ihm gut...

Noch immer behutsam streckte er beide Arme aus und zog den Größeren in eine Umarmung. Sie gaben ein leicht skurriles Bild ab. Der Bassist war gut einen halben Kopf kleiner und klammerte sich regelrecht an den anderen, der im Gegensatz dazu keinerlei Reaktion zeigte. Das Einzige, was Reika davon überzeugte, dass er nicht einfach nur eine Puppe umarmte, war das schwere Atmen und das enorme Zittern.
 

Wenige Minuten lang geschah nichts. Der Brünette ließ sich einfach umarmen. Ließ zu, dass mehrere tausend Nadeln sich in jeden Zentimeter seiner Haut bohrten, an dem Reika ihn berührte.

Er hatte lange keine solch intensive Nähe gespürt. Vielleicht schmerzte sie ungemein, aber unter dem Leiden... Da wollte ein eigentlich doch so wunderbares Gefühl herausgelassen werden. Es wollte gelebt werden und nicht verdrängt.

Aber aus irgendeinem Grund konnte er das nicht. Er konnte es nicht freilassen, wusste er doch, wie heimtückisch es sein konnte, wenn man kein Glück hatte. Und bisher hatte er noch nie Glück gehabt, deswegen war es auch Jahre nie wieder ans Tageslicht gekommen.
 

Langsam hob er die Arme. Er drohte, den eisernen Kampf in sich zu verlieren.
 

Das konnte er nicht zulassen.

Er durfte es nicht.

Auf keinen Fall durfte er es.

Nie mehr.
 

Aber daran war nur Reika Schuld. Er war doch überhaupt an allem Schuld.
 

*Rückblick Ende*
 

Und nun saß er hier. Hatte sich auf dem Heimweg zur Sicherheit noch nachgeholt und war nun auf der Flucht vor der Realität. Seufzend setzte er das Glas wieder an die Lippen und trank einige Schlücke, nur, um sich anschließend noch einmal über die Lippen zu lecken.

Man durfte ja nichts verschwenden, oder?
 

An seiner Wohnzimmerwand hatte er eine große Collage hängen.

Dort waren Bilder angebracht, Fotos und Zeichnungen – wobei man das wohl eher Gekritzel nennen würde -, alles, was die anderen Vier an Erinnerungen auf eine A1-große Leinwand hatten quetschen können.

An Stellen, wo kein Bild angebracht war, verteilten sich viele bunte Sprenkeln. Andächtig betrachtete er das Geburtstagsgeschenk seiner Freunde. Und lächelte traurig.
 

„Mina! Ich weiß, dass du da bist! Ich stehe doch längst vor deiner Tür – etwas Licht brennt noch...“ Die nächste Nachricht. Zum Ende hin war Reika immer leiser geworden.
 

Wieso ließ er ihn nicht einfach in Ruhe? Eigentlich sollte es ihm doch scheißegal sein, wie es dem Brünetten ging. Er hatte ihm doch so wehgetan!
 

„Du verdammter Heuchler!“
 

Sein Lächeln verzog sich schmerzhaft, seine eigenen Worte taten ihm weh.
 

„Ich hasse dich! Mehr als mein beschissenes Leben!“
 

Und zwar, weil sie schon wieder gelogen waren.

L a s t .

Titel: Catch-22 - Rescue me.

Kapitel: 2/2

Genre: Drama; [Darkfic?]

Rating: P16-Slash

Fandom: D=OUT

Pairing: Minase X Reika

Warnung: Sucht

Widmung: Ai.<3

Bemerkung: Hier endlich der zweite und somit letzte Teil. Ich habe nicht kontinuierlich daran gesessen, sonst hätte ich es vielleicht noch zum 24. geschafft. Es gibt Stellen, mit denen ich nicht zufrieden bin, aber zu viel pfuschen hätte das Kapitel gelinde gesagt versaut. Nun denn...
 

Viel Spaß beim Lesen.

___________________
 

Ungeduldig lief Reika einige Schritte hin und her, während sich seine Zähne hart in die völlig unschuldige, aber schon ziemlich malträtierte Unterlippe gruben.

„Geh ran... Geh doch ran...“, fluchte er leise und sein Blick hing ununterbrochen an dem großen Wohnzimmerfenster, wo aus er jenes schwache Licht hatte ausmachen können.
 

Eigentlich stand er schon seit Stunden hier. Aber das hatte er Minase nicht sagen wollen, aus Angst, dass er dann wohl erstrecht nicht mit ihm reden wollte.

Aber es war verflucht kalt, schließlich hatten sie November, und er wollte nicht eher nach Hause gehen, als wenn er nicht wenigstens eine Silbe von ihm gehört hatte.
 

Als er sah, wie sich ein Schatten am Fenster regte, wurde ihm gleich wieder warm. Es schien, als wollte der Schlagzeuger doch mit ihm reden!
 

Doch die nächste Durchsage des Handys an seinem Ohr ließ ihm das Herz in die Kniekehlen rutschen. Er hatte das Telefonkabel rausgezogen.
 

Er konnte nicht mehr.

Hastig leerte der Brünette das Glas und ließ es dann dumpf auf den Teppich fallen. Noch immer hielt er mit der anderen Hand den Anschluss seines Telefons fest, kniete vor der kleinen Buchse in der Wand.

Erschöpft führte er die nun freie Hand zum Gesicht, kam sogleich mit den warmen Tränen in Berührung. Er weinte. Der Damm war gebrochen.
 

Ein lautes Schluchzen durchbrach die Stille. Die so angenehme Stille.

Er ließ vorsichtig das Kabel los und legte sich seitwärts auf den Boden. Er hatte keine Kraft mehr, um sich ins Bett oder auf die Couch zu legen.
 

Aber wen sollte das auch stören?

Er lebte allein in seiner Wohnung. Die ihm momentan zum wiederholten Mal so furchtbar groß und verlassen vorkam.

Er verabscheute die Einsamkeit. Dennoch zog er sich immer und immer wieder vor den anderen zurück. Eigentlich vor jedem.

Keiner durfte seine Schwäche sehen...

Es war ein Teufelskreis.
 

Er versuchte gar nicht erst, sein Wimmern zu dämpfen, ließ seinen Tränen freien Lauf. Sie sollten all die schmerzhaften Gefühle mit sich nehmen.

Und dann würde er sich endlich nie, nie wieder mit ihnen quälen müssen. Er wäre so kalt, dass alle erfrören.

Dann wäre er frei.
 

Wie lächerlich das alles doch klang... Beinahe hätte er über sich selbst gelacht, wenn er nicht gerade mit aller Kraft seine Zähne zusammengebissen hätte.

Aber er durfte das. Er war schließlich betrunken.
 

Äußerlich nahm er nichts wahr.

Er spürte nicht, dass er eigentlich fror, nicht, dass seine Stirn mit jedem Hicksen den kühlen Rand des Weinglases berührte, er registrierte das vergebliche Klingeln an der Tür nicht.

Er weinte einfach und das reichte ihm auch vollkommen. Er wollte weinen, bis er in seinen Tränen ertrank, dann hätte diese Schmach womöglich endlich ein Ende.
 


 

Geweckt wurde er durch einen pochenden Schmerz an seiner Schläfe. Aber das kannte er schon. Stöhnend drehte er sich auf die Seite und vergrub den Kopf in der Decke.

Es machte ihm nichts aus, dass er nicht mehr wusste, wie er in sein Bett gelangt war. Schließlich geschah dies öfter.
 

„Na, endlich wach?“
 

Und mit einem einzigen Ruck saß Minase im Bett. Erschrocken blickte er in Richtung Geräuschquelle.

Nun bemerkte er auch, dass er einen Pyjama trug, dabei war er meistens jedoch allein dazu nicht mehr in der Lage gewesen und je länger er in Reikas trübe Augen sah, desto klarer wurde ihm alles.
 

Reika hatte ihn gefunden, stockbesoffen und ohne einen Funken Würde. Wie ihm das Brennen in seinen Augenwinkeln mitteilte, wohl auch absolut verheult.

Und dieses Brennen wurde auf Kommando wieder besonders stark und er registrierte, wie sein Blick verschwamm.

Zitternd – diesmal jedoch vor Angst – hob er die Hand und presste sie sich auf den Mund. Und noch immer hielten sie Blickkontakt.
 

„Wie viel?“, fragte der Blonde einige Augenblicke später leise und deutliche Besorgnis schwang in seiner Stimme mit. Sie wussten beide, ohne, dass er es näher erläutern musste, was er damit meinte.

Wie viel der Schlagzeuger trank. Nicht, wie viele Gläser, sondern Flaschen. Allein.
 

Doch er war nur zu einem heftigen Kopfschütteln in der Lage. Ein dicker Kloß hatte sich in seinem Hals festgesetzt und wenn er ehrlich war, befand er das auch als ganz gut so.

Er wollte Reika nicht sagen, was er trank und erstrecht nicht, wie viel davon.
 

Es blieb einige Momente, die Beiden wie eine halbe Ewigkeit schienen, still, bis der Kleinere von ihnen den Blick zum Fenster wandte und kurz zögerte, ehe er seinen Blick wieder zu Minase wandte.

Dann lächelte er.

Der Andere spähte ihn nur verschüchtert an, als hätte er Angst, er würde gleich geschlagen oder angeschrien.
 

„Du musst es mir nicht sagen, das war dumm von mir... Soll ich dir eine Aspirin bringen?“, entkam es bemüht unbeschwert den Lippen des Stehenden. Er hatte nicht vor, den anderen zu bedrängen. Dann sollte er lieber von sich aus sprechen.

„Bitte...“ Es war nur ein leises, unsicheres Krächzen, das der Andere von sich gab. Aber das schien Reika schon zu reichen, denn er lächelte ihn noch einmal aufmunternd an. Dann verließ er das Schlafzimmer und ließ den Älteren allein.
 

Und kaum war die Tür ins Schloss gefallen, zog er die Knie an und legte die Arme darum, der Blick fast schon apathisch auf die helle Bettdecke gerichtet.
 

Was sollte er jetzt tun? Wie sollte er Reika jetzt noch normal gegenübertreten? Das war doch unmöglich... Es sei denn, er konnte ihn mit irgendeinem Deal dazu bringen, dass er den Mund hielt. Einen Versuch war es ja wert, aber wieso sollte sich ihr Bassist zu so etwas einlassen?

Überhaupt wusste er doch absolut nichts, worüber er verhandeln könnte.

„Mhh...“, nur ein geahnter Laut.
 

Nach einer scheinbar halben Ewigkeit öffnete sich die Tür erneut und reflexartig glitt der Blick des Brünetten dorthin.

Reika balancierte ein Glas Wasser, die Tablettenschachtel und eine dicke Ladung Briefe in Richtung Bett. Als er fast angekommen war, nahm der Schlagzeuger ihm den Stapel ab.
 

„Danke, ich hab schon befürchtet, ich lasse alles unterwegs fallen.“ Verlegen kratzte sich der Andere am Hinterkopf und grinste vorsichtig. Dann stellte er das Glas und die Packung ab und hob den Zeigefinger, als Zeichen, noch einmal kurz auf ihn zu warten, ehe er erneut verschwand.

Indes nahm Minase die Aspirin und spülte mit Wasser nach. Die Beine kreuzte er zum Schneidersitz und nahm sich der Briefe an, während Reika schon wieder da war. Er setzte sich ans Bettende und blickte auf die bunte Papieranhäufung.
 

„Es sind einige dabei, die mir mindestens aller zwei Tage etwas schreiben.“, lächelte der Schlagzeuger angedeutet – und es war echt.

Wenn es um seine Fans ging, war er nach wie vor mit viel Herz dabei. So gut er konnte, pflegte er den Kontakt zu ihnen und ärgerte sich manchmal sogar darüber, wenn seine Hand nach dem 9. Antwortbrief nicht mehr wollte. Und er bekam mindestens das Zehnfache!
 

Es war nicht viel, was er ihnen schrieb, auch nichts Besonderes, aber oft freuten sie sich schon über ein kleines 'Danke für deine Unterstützung!'

Und so konnte er wenigstens eine Sache richtig machen, wenn er sein eigenes Leben schon nicht auf die Reihe bekam.
 

Reika beobachtete ihn eine Weile schweigend und lächelte in sich hinein. Er fand es niedlich, wie sich ab und an die Nase des Größeren kräuselte, wenn er etwas Amüsantes fand oder wie die dunklen Iriden immer wieder hin und her huschten.
 

Wie gerne hätte er das dem Anderen mitgeteilt.
 

Nach einer geschätzten halben Stunde sah der Schlagzeuger auf. Und ein seichtes Lächeln lag auf seinen Lippen.

„Jetzt geht es mir besser.“, verkündete er leise. Und auch des Bassisten Mundwinkel hoben sich jetzt wieder ein Stück.

„Das ist schön.“
 

Reika sprach ihn nicht mehr auf sein offensichtliches Problem an. Und darüber war der Schlagzeuger unendlich froh.

Sie frühstückten gemeinsam, nachdem er erfahren hatte, dass der Blonde während Minases Tiefschlafs beim Bäcker gewesen war.
 

„Mina?“

Zufrieden auf seinem Schokobrötchen kauend sah der Angesprochene seinen Nebensitzer an.
 

„Wir haben doch jetzt 3 Tage frei. Wollen wir irgendwas unternehmen?“, fragte dieser mit einer gewissen Vorsicht, schließlich konnte er sich keiner eindeutigen Reaktion sicher sein.

Höchstwahrscheinlich wollte der Brünette jetzt für sich allein sein und ihn gar nicht mehr sehen nach dem gestrigen Auftritt, aber gerade da lag doch das Problem.
 

Er wollte den Schlagzeuger jetzt nicht allein lassen – eigentlich wollte er das nie, aber seit gestern verstärkte sich dieses dringende Bedürfnis nur noch mehr. Er konnte jedoch nur seinen relativ unausgeprägten Charme spielen lassen, um den anderen herumzukriegen.
 

Dieser schien auch gerade ernsthaft nachzudenken. Zeitweise stellte er das Kauen sogar ganz ein, was eigentlich sehr süß aussah. Fand Reika.
 

„Wieso nicht?“

Seine Antwort klang unbeschwert, aber so etwas sollte bei Minase nicht überbewertet werden. Er war allgemein ein guter Schauspieler.

Wieso auch sonst hatte niemand etwas mitbekommen?
 

Innerlich seufzte der Blonde, aber seine Züge zierte ein erleichtertes Lächeln und er nickte bestätigend.

Also würden sie endlich mal wieder etwas mehr Zeit miteinander verbringen – nur sie beide.
 


 

Ein helles Lachen drang an das Ohr des Brünetten. Und wenn er ehrlich war, machte ihn allein dieses Geräusch ungemein glücklich.

„Oh... Gott, du machst mich fertig, Mina!“, lachte der Kleinere und lehnte sich noch immer giggelnd gegen die Brust des Anderen.
 

Dieser konnte selbst nicht verleugnen, dass er immer wieder über diese Story lachen musste.

Klar war es peinlich gewesen, aber Kouki hatte sich ja damals mindestens dreimal mehr blamiert als er. Deswegen empfand er es als ok.
 

„Will Kouki darum nicht mehr mit uns Eislaufen gehen?“

„Ich würde mich mit euch Chaoten auch nicht auf so dünnes Eis wagen – wortwörtlich!“, lachte es leise und gemein.
 

„Aber gerade Kouki macht doch bei solchen Aktionen immer den meisten Mist.“, versuchte Reika sich zu rechtfertigen. Minase quittierte dies jedoch nur mit einem Schnauben.

„Tu doch nicht so, als wärst du hier das Unschuldslamm.“

„Aber wie kannst du mich mit dieser Klischee-Blondine in einen Topf werfen?“
 

Oh nein.

Jetzt fing der Bassist auch noch an zu schmollen!

Und genau das führte dazu, dass in Minase das dringende Bedürfnis aufkam, ihn sofort küssen zu müssen.
 

Die altbekannte Panik kroch ihm in die Glieder und er schluckte.

„I-Ich glaube, du musst jetzt... gehen!“, stammelte der Brünette, während er sich erhob und seinen Freund gleich mit sich zog.

Dieser wurde sich jedoch langsam der eigentlichen Situation bewusst und legte die Stirn in Falten.
 

„Willst du dich-...“

„Geh doch einfach...!“, mit sehr viel Mühe, nicht allzu hektisch zu klingen, wollte er an dem Anderen vorbei in Richtung Flur, wurde aber prompt aufgehalten.
 

„Warte kurz...“, murmelte der Blonde leise und hielt den Schlagzeuger am Oberarm fest. Dieser war unheimlich dünn, fiel ihm auf.

„Was denn?“, nervös presste der die Lippen aufeinander.
 

„Ich... Lass mir dir einen Vorschlag machen... Dann kannst du immer noch entscheiden, ob ich gehen soll.“ Für immer, fügte er in Gedanken hinzu.

Nicht wissend, was jetzt kommen würde, nickte der Gefragte nur. Und ehe er sich versah, näherte sich ihm der Andere auch schon rasch, indem er den Kopf nach oben reckte.
 

Doch als sich ihre Nasenspitzen ganz leicht berührten, hielt der Kleinere inne. Nach so einer Art von Vorschlag hatte er ja gar nicht gefragt...
 

„Darf ich denn...?“ Minase glaubte, etwas Unsicherheit in der Stimme des Bassisten vernehmen zu können. Also galt es jetzt, ihm diese zu nehmen.

„Das... fragt man doch nicht... Rei...“, krächzte der Brünette verlegen und ein leises Lachen drang gleich nach seiner Einwilligung an sein Ohr. Es bescherte ihm eine erneute Gänsehaut.

„Du hast vollkommen Recht...“
 

Und dann küsste er ihn. Ganz vorsichtig.
 

Minase glaubte zu träumen. Langsam klappten seine Augen zu und ein warmes Gefühl stieg in ihm hoch.

Plötzlich brauchte er keinen Alkohol mehr, um sich zu beruhigen oder abzulenken.

Reikas Lippen reichten aus. Eine Berührung ersetzte 10 Weinflaschen. Und noch mehr.
 

Dass er womöglich sogar bald eine neue Sucht haben könnte, wurde ihm bewusst, als er merkte, wie sich Reikas Lippen für nicht einmal eine Sekunde von seinen lösten, nur, um den Kontakt sofort wieder herzustellen – diesmal jedoch mit mehr Intensität. Daraufhin schien es ihn zu überkommen und seine Hände legten sich wie von selbst an den Hals des Kleineren, zogen ihn näher. Mit den Daumen fuhr er den Unterkiefer nach, er strich immer wieder sachte über die unverschämt weiche Haut.
 

Aber Reika wollte es anders.

Er griff nach einer der leicht zitternden Hände und verhakte sie mit seiner eigenen, als er zeitgleich zögernd seinen Mund öffnete.

Neugierig stupste er gegen die fein geschwungenen Lippen, hoffte stumm auf Zusage.
 

Und er bekam sie.

Zwar nur in Form eines dünnen Spalts, aber besser als nichts. So nutzte er sie gleich und intensivierte ihren Kuss. Die Vorsicht legte er jedoch noch nicht ab. Schließlich wusste der Blonde nicht, wie weit er gehen durfte.

Deswegen – und weil es überhaupt schon diese beschützerinstinktweckende Art des Schlagzeugers aus moralischen Gründen nicht zuließ – setzte er immer nur langsam einen Fuß vor den anderen.
 

Sie küssten sich so sanft, dass man annehmen könnte, zwei Schmetterlinge tanzten miteinander.
 

Nach einer geschätzten Ewigkeit lösten sich die beiden feucht schimmernden Lippenpaare wieder voneinander.

„Rei...“
 

Doch ehe der Größere noch ein weiteres Wort herausbringen konnte, lagen zwei schmale Finger auf seinem Mund, die ihm mitsamt eines zuversichtlichen Lächelns jegliche Einwände verboten. Dann verschwanden sie auch schon wieder.
 

Nun standen sie sich schweigend gegenüber – doch in den Augen beider erkannte man, dass sie eigentlich überhaupt keine Worte brauchten. Nicht sie.

Sie sahen sich einfach nur an. Und das Gefühl, das sich bisher nur in seinem inneren Gefängnis gelebt hatte, versuchte mit aller Kraft, auszubrechen. Und vielleicht sollte er es wagen.
 

Sein Blick senkte sich schleichend und er haftete für eine scheinbare Ewigkeit an ihren verhakten Händen.

Vielleicht sollte er es wagen und dem Gefühl Freiheit gebieten.
 

Vielleicht würde Reika ihn ja beschützen, falls er kein Glück hatte...
 

{b]ENDE.

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Über Kommentare und konstruktive Kritik [ja, so etwas vertrage ich ;] würde ich mich sehr freuen! [@Freischalter: Nein, ich bettele nicht :3]



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Kommentare zu dieser Fanfic (3)

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Von: abgemeldet
2011-01-06T19:46:05+00:00 06.01.2011 20:46
Auw das ende ist verdammt süß, eigentlichw eiß ich nichtw as du dagegen hast vond en textstellen.
ich fand eigentlich alels ganz schön. Zudem hat es mir gefallen als minase in der FF meinte das der kuss besser als 10 weinflaschen waren, da es ja für süchtige total schwer ist soetwas zus agen,da wird einem erstr echt klar wie sehr minase reika liebt.
Also ich msus sagen diese Fanfic ist sehr gut gelungen, ich freu mich sehr mehr von dir zu lesen ^^
mach weiter so.
Von:  -Kei-
2010-02-25T20:08:53+00:00 25.02.2010 21:08
Hallo.

Also erst Mal muss ich sagen, dass mir die Geschichte sehr gut gefallen hat, trotzdessen, dass ich das Pairing eigentlich nicht mag. Aber doch, sie ist sehr gut geworden.
Ich finde, du hast einen unglaublich schönen Schreibstil und es gefällt mir, wie du vor allem Minases Gefühle darlegst. Also das ist echt eine Sache die man selten in der Form lesen kann.

In welcher Sache ich mich aber dem anderen Kommentar anschließen muss: Wenn die Geschichte doch unter dem Thema Drama läuft hat sie doch eigentlich kein Happy End oder? x3
Aber das kann man ja mal so durchgehen lassen.


Also mich hast du auf deiner Seite, ganz großes Lob.

Liebe Grüße


Yamato
Von:  KitsuPon
2010-01-26T17:37:49+00:00 26.01.2010 18:37
ohh eine sehrsüße story ^^
ich mag das pairing und vor allem wie du die gefühle der beiden beschrieben hast. man kann sich sehr gut in die beiden reinversetzten. eine gelungene story. komisch. das mit dem happy end bei den dramen hab cih noch nicht so ganz so gu raus Oo
ansonsten, einmal favo zum mitnehmen :3

Lg pon


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