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Everlasting Love

Fortsetzung zu 'Until I Found You'
von

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Was ist mit Zeit ...

Die FANFIC, auf die so viele (Übertreibung ftw) gewartet haben.

Die FORTSETZUNG zu meiner alten FF 'UNTIL I FOUND YOU'.

Doch das spielt keine Rolle, also wenden wir uns lieber den wichtigeren Sachen zu ... EVERLASTING LOVE..
 


 

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EVERLASTING LOVE.

Itsumi.

Naruto.

12+.

Drama, Action, Romantik, teilweise Humor.

ICH-PERSPEKTIVE.

War im Vorgänger mal NARUHINA, aber jetzt ...?
 

Lest bitte vorher UNTIL I FOUND YOU, wenn euch dies möglich ist.

Wenn nicht oder die alten Hasen unter euch nicht mehr alles genau wissen, findet ihr in den Charakterbeschreibungen eine kleine Zusammenfassung.

Gesagt werden muss allerdings auch, dass diese Zusammenfassung sehr sehr kurz gefasst ist und noch einige andere wichtige oder einfach interessante Punkte nicht aufgezählt wurden. Das ist jedoch so die BASIS, auf der diese FF hier aufbaut.
 


 

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Everlasting Love.
 


 

„Ich werde immer bei dir sein, Hinata-chan.“

Ich bin nicht so stark wie er. Ich weiß, ich bin zu schwach. Denn ich kann diese Qualen nicht ertragen. Ich brauche ihn zum Atmen. Zum Leben. Zum Existieren. Denn ohne ihn geht es nicht.

Das weiß er und er hat es versrpochen. Dass er immer bei mir sein wird.

Doch er ist weg.

Ging.

Hinterließ eine Leere.

Und gekommen ist er.

Eine Qual.

Meine Welt.
 


 

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W a s  i s t  m i t  Z e i t ... (Prolog)

Vier Jahre.

Vier endlos lange Jahre.

Eine lange Zeit, in der eine Menge passieren kann. Es ist auch viel passiert. Viel zu viel sogar. Doch nicht für mich.

Denn für mich ...
 

...
 


 

...
 


 

Der Regen prasselte in einem stetigen Rhythmus auf mich hinab, meine Kleidung war durchnässt und Haare klebten auf meiner Haut. Viel zu lange stand ich schon so da, rührte mich nicht, und starrte nur immer weiter auf diesen hellen, blauen Stein, direkt vor meinen Füßen, ohne wirklich das zu sehen und zu begreifen, was meine Augen fixierten. Es war eine Art Schutzmechanismus, den ich mir selbst aneignete, weil der Schmerz, den dieser hochgeachtete Stein in mir auslöste, stärker war, als ich ertragen konnte. Vielleicht auch, weil er stärker war, als ich ertragen wollte ...

Denn konnte man nicht sagen, dass ich in der vergangen Zeit bereits genug gelitten hatte?
 

Ich war mir sicher, dass dem so war, denn als er ging ...

Damals ...

Vor Ewigkeiten ...

Da ...
 

...
 

Schmerzerfüllt biss ich mir auf meine Unterlippe. Es fühlte sich an, wie ein Knoten in meiner Brust, ganz tief in mir drin, der sich immer weiter zuschnürte, mit jedem Tag der verging, und der sich nicht lösen ließ. Es fühlte sich an, wie eine Flamme, die entfachte, aber nicht gelöscht werden konnte, niemals gelöscht werden könnte.

Fühlte sich an wie hunderte Messerstiche, die sich tief und unbarmherzig in mich hineinbohrten, immer und immer wieder, hervorgerufen von einer Klinge, die niemals stumpf werden würde ...

Es schmerzte und schmerzte und es wollte und wollte einfach nicht aufhören.

Mein Herz. Das sich nun schmerzhaft zusammenzog.

Seit diesem Tag verfolgten mich immer dieselben Gedanken.

Es gab für mich nichts anderes mehr. Nur Du.

Lange Zeit konnte ich nicht mehr essen, nicht mehr schlafen. Die Erinnerungen an dich schmerzten mehr als ich je hätte ertragen können, zerrissen mir jedes Mal das Herz, wenn sie mich überwältigten. Ich konnte das Bild in meinem Kopf nicht mehr aushalten. Und noch heute sehe ich dich in meinen Träumen.

Dein Lachen ... wie es langsam erlosch.

Tagein, tagaus. Immer nur Du.

Und doch ... konnte ich nicht ...
 

Die Leute sagten mir immer wieder, dass es nun vier Jahre her sei, dass ich dich aufgeben sollte, du nicht zurückkehren würdest. Weil du es nicht konntest.

Ich konnte ihren Worten keinen Glauben schenken. Für lange Zeit. Ich klammerte mich an diese Hoffnung, an das letzte Bindeglied, welches mich noch am Leben erhielt ...

Es waren vier Jahre ... vier Jahre Trauer, Tränen und Einsamkeit.

Ich machte mir scheinbar vier Jahre lang immer nur ärgste Vorwürfe. Weil ich es Schuld war, dass du ... gingst.

Du. Immer nur Du.

Der Schmerz überwältigte mich, fühlte sich an, als hätte jemand mir ein riesiges Loch in die Brust geschlagen, eine klaffende Wunde hinterlassen, die unentwegt pochte, schmerzte, blutete ... die Luft blieb mir weg, ich zitterte und rang nach Atem. Es tat zu sehr weh. Selbst nach vier Jahren noch. Nur weil ich an dich dachte. Nur weil die Erinnerung an dich zu schmervoll war.

Und genau das war auch der Grund, weshalb ich nicht glauben konnte, dass es bereit vier Jahre her war. Es fühlte sich nicht so an ... eher wie ... Tage. Es mussten erst Tage her sein. Wahrscheinlicher sogar nur ein einziger Tag. Oder noch wahrscheinlicher nur Stunden. Es konnte nie im Leben länger als Stunden her sein.

Denn ... wenn schon Tage, Monate oder gar Jahre vergangen wären, dann hätte der Schmerz bereits nachgelassen. Dann wäre er schwächer geworden, vielleicht gar gänzlich erloschen. Man sagte doch immer, es sei nur in den folgenden Stunden so schmerzvoll, würde schlimmer werden und sich anfühlen, als zerdrücke jemand dein Herz. Nach Tagen, nach Wochen und Monaten hätte dieser Schmerz nachgelassen.

Es täte nicht mehr so weh, wenn es schon länger her wäre. Da war ich mir sicher.

Doch sie sagten, es wäre vier Jahre her.

Vier Jahre.

Wenn es wirklich vier Jahre her war ... müsste diese Qual dann nicht schon längst nachgelassen haben? Der Schmerz ist nur in den Stunden danach so schlimm, lässt bereits nach einem einzigen Tag nach. Ein wenig nur, aber dennoch ...

Doch wenn der Schmerz nach vier Jahren immer noch nicht nachgelassen hatte ...

Wenn er, wie es sich für mich anfühlte, nach Wochen, Monaten, Jahren, immer schlimmer wurde ...
 

... wie kann dann Zeit verstreichen?
 

Sie stand also still. Für mich. Und nur für mich, denn äußere Umstände veränderten sich.

Oder sie verstrich langsamer.

Für mich.

Dann war es nämlich verständlich, warum es immer noch so weh tat, immer und immer schlimmer wurde. Denn in den folgenden Stunden wurde es ja schlimmer. In Wahrheit waren innerhalb meiner Welt nur ein paar Minuten vergangen, wenn sie denn verstrich, deshalb schmerzte es so sehr, so entsetzlich, dass es mir Tränen in die Augen trieb. Denn Zeit heilte alle Wunden, doch sie konnte keine Wunden heilen, wenn sie still stand. Für mich. Für immer und ewig. Oder einfach zu langsam war, um mir meinen Schmerz zu nehmen. Es würde länger dauern. Weitere vier Jahre. Oder noch viel länger.
 

Ich vermisste dich so sehr und es raubte mir den Atem, ließ meine Tränen fließen, als ich an dich dachte, wieder viel zu lange an dich gedacht hatte, riss das Loch in meiner Brust weiter auf und ließ mich bluten und bluten. Ich wusste, die Zeit heilte meine Wunden nicht und sie wurden schlimmer, für allezeit, weil ich gefangen war in einer Welt, in die du mich hineingeworfen hattest.

Du warst gegangen.

Hattest mich verlassen.

Es gab keine Nacht, in der ich schlief.

Wegen des Traumes, den ich hatte, wenn du dich niemals entschieden hättest.

Entschieden hättest zu gehen.

Nacht für Nacht, immer nur Du.

Weil du gegangen bist.

Mich zurückließest.

Mir Schmerzen aufbürdetest, die ich nicht ertragen konnte, niemals hätte ertragen können ...

Und all das ... war meine Schuld.

Weil du mich beschützen wolltest vor jener Gefahr, die er auslöste. Weil er mich töten wollte und du es verhindern wolltest.

Und er hat dich an Stelle meiner ...
 

...
 


 

Fürchterlicher Schmerz.
 


 

...
 


 

Es war zu spät. Selbst dann, wenn die Zeit stillstand.

Du warst weg, für immer. Für alle Ewigkeit.

Meine Hoffnungen starben mit dir ...

Nur meine Gefühle verschwanden nicht. Sie quälten mich, allezeit. Ich brauchte einen Hoffnungsschimmer, etwas, das meine Qualen linderte ...

Doch er kam nie.

Stattdessen zwang mein Vater mich in eine andere Welt, eine neue, unbekannte. Um mich zu heilen, wie er es sagte. Es tat weh. Und war wirkungslos.
 

Doch die Umstände um mich herum, denen die Zeit nicht abhanden gekommen war, änderten sich in einem stetigen Trubel.

Und sie zwangen mich in ihre Zeit hinein, schafften es jedoch nie so, wie sie wollten.

Denn egal wie sehr sie meine Welt veränderten ...

Innerlich blieb es immer gleich.

Meine Liebe zu dir ...

Und so, wie mein Inneres starb, an jenem Tag, als du diese Welt verließest, gezwungen wurdest zu gehen, als er dich jene Klippe hinunterstürzte, so verschwand auch mein Lächeln von den Lippen und das Leuchten meiner Augen.
 

Es gab niemanden, der es mir zurückbringen konnte ... Niemanden, der sein Lächeln mit mir teilen konnte ...

Du warst weg. Nur das zählte. Immer Du. Nur Du. Doch du würdest nicht wiederkommen.
 

... Nie mehr.
 


 

...
 


 

...
 


 

Mein Herz setzte kurzzeitig aus, als ich, endlich und das erste Mal, seit ich hier angekommen war und im nassen, kalten Regen stand, auf diesen grauenvollen blauen Stein blickte und erkannte, was auf ihm geschrieben stand.

Naruto Uzumaki. Naruto Uzumaki. Naruto Uzumaki. Naruto Uzumaki.

Du. Du. Immer nur Du. Nie jemand anderes. Niemals mehr Ich.

Denn ich war fort, gegangen wie Du.

Wir waren beide gestorben.
 


 

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Die FRAGE ist nun: Wie hat es euch gefallen?

Und ... soll ich in der ICH-PERSPEKTIVE weiterschreiben oder es beim Prolog belassen & mit dem ER-ERZÄHLER fortfahren, wie bei seinem Vorgänger?

Ich könnte es in beiden Versionen. Denke ich. (:

Wünsche könnt ihr daher gerne äußern.

KRITIK & LOB sind natürlich sehr sehr gerne gesehen.
 

Liebe Grüße & VIELEN DANK fürs Lesen!

Itsumi. :3

Die Furcht, die du auslöst

Ayayay ... :)

Ein riesiges DANKESCHÖN an die 5 Reviewer, die mir auch nach einer so langen Zeit treugeblieben sind & kommentiert, aber vor allem gelesen haben. <33
 

Ich wünsche euch nun ganz viel Spaß beim Lesen des Kapitels. :)
 


 

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D i e  F u r c h t,  d i e  d u  a u s l ö s t

Als ich das Haus betrat, umhüllte die Stille mich sogleich wie ein Schleier, der sich schützend um mich legte und mir Geborgenheit gab, die ich in diesem Haus sonst niemals bekam. Von niemandem.

Ich hatte noch lange dort gestanden und die ersten Sonnenstrahlen hatten bereits die dunkle, regengefüllte Nacht durchbrochen, als ich mich auf dem Weg machte. Nun konnte man die Sonne am Firmament bestaunen, nach Tagen des Regens viel zu grell für die an die Dunkelheit gewöhnten Augen, und Frühaufsteher wurden empfangen von einem hellen, klaren Morgengrauen.

Ich wusste, dass ich zu spät kam. Wusste, dass ich es nicht mehr rechtzeitig schaffen würde, meinen nächtlichen Ausgang zu verschleiern. Immer noch war ich durchnässt und ich zitterte ununterbrochen. Selbst wenn ich früher hier gewesen wäre ...

Ich hätte mich zuvor aufwärmen und umziehen müssen, ehe ich mich zurück ins Bett hätte legen können ...

Doch es war nun egal.

Ich war zu spät.

Viel zu spät.
 

...
 

Schritte ließen mich angsterfüllt zusammenschrecken, und obwohl sich jede Faser meines Körpers dagegen sträubte, zu warten, bis er erschien, blieb ich stehen, harrte in meiner Starre aus, wartete erfüllt von Angst und Panik.

Ich stand im Flur, als er durch die Tür des Wohnzimmers trat. Er wirkte unausgeschlafen, gar so, als hätte er sich in dieser Nacht gar nicht erst zu Bett begeben ...

Doch weil ich dieses Haus verlassen hatte, während er neben mir schlief, wusste ich, dass er nur bereits seit Stunden auf mich wartete.

Nur um ...

„Wo bist du gewesen?“

Ich schluckte und das Zittern meines Körpers verstärkte sich beim Anblick seiner dunkeln Augen, die mich so voller Wut und ... Hass anstarrten. Ich blickte an ihm hinunter, in der Hoffnung irgendein Zeichen dafür zu finden, dass seine Wut nicht so stark war, wie ich befürchtete. Dass ich eine Möglichkeit finden konnte, ihn zu beruhigen, ehe seine Wut unkontrolliert hinaus brach. Mein Blick fiel auf seine geballten Fäuste und ich bemerkte, dass er seinen Oberkörper ein winziges bisschen nach vorn neigte.

Ich fand keine Möglichkeit.

Hinata?“

Er presste meinen Namen durch zusammengebissene Zähne hervor, wie er es in derartigen Situationen immer tat; immer getan hatte. Es machte mir Angst. Erneut schluckte ich.

„I-ich ... ich war ...“ Ich flüsterte, konnte meine eigene, ängstliche Stimme nicht ertragen, wollte sie nicht hören. Weil sie davon zeugte, wie erbärmlich ich geworden war.

Auf dem Weg nach Hause hatte ich nicht daran gedacht, mir eine Ausrede einfallen zu lassen. Es war ein Fehler gewesen, wusste ich doch genau, was passierte, wenn ich sein Grab besuchte. Wie so oft war ich in meiner Trauer gefangen gewesen, viel zu lange, hatte mit meinen Gedanken in meiner eigenen Welt gehangen, in der Zeit nicht verstreichen konnte ...

Und nun fand ich mich in dieser ausweglosen Situation wieder, wusste nicht, was ich sagen oder tun konnte, um ihn ...

Ein Knurren riss mich wieder in die Wirklichkeit und als ich ihn anblickte, von dem dieses Knurren kam, konnte ich sehen, dass sein Körper zuckte und zitterte. Er drohte, die Beherrschung zu verlieren.

Nur weil ich ...

„Kiba, bitte ... beruhige dich doch“, flehte ich leise, zaghaft. Ich hatte furchtbare Angst und ging langsam auf ihn zu, streckte die Hände nach ihm aus, um ihn zu beruhigen. Als ich ihn fast berührte, ihn umarmen und mich an ihn schmiegen wollte, ging ein Ruck durch Kibas Körper und ehe ich reagieren konnte, hatte er seine Hände um meine Handgelenke gelegt und mich ins Schlafzimmer gezogen. Kurz vor unserem Bett ließ er mich los und schubste mich darauf. Erschrocken blickte ich ihn an.

„Warum ...? Was ...?“

Er legte einen Finger auf meinen Mund, nur um kurz darauf seine Lippen auf die meinen zu legen. Meine Augen weiteten sich und mein Herz schlug schneller und schneller, Ekel durchströmte meinen Körper. Dieser Kuss, der sanft und liebevoll sein sollte, wie es sich zwischen einem Ehepaar gehörte, war fordernd, gierig ... Unterschwellig konnte man seine Wut spüren.
 

Ich versuchte verzweifelt meinen Kopf zu drehen, doch Kiba hielt ihn fest und drückte mich mehr auf das Bett, um sich auf mich legen zu können. Ich sträubte mich dagegen, doch es funktionierte nicht, er war zu stark.

Auf einmal fand ich mich rücklings in die Kissen gedrückt, mit beiden Armen über dem Kopf verschränkt, wieder. Kiba starrte kalt auf mich herab, die eine Hand hielt meine Handgelenke mit eisernem Griff fest, mit der anderen strich er unter meine Kleidung, umfasste meine Brust ...
 

Im nächsten Augenblick löste er sich von meinen Lippen und begann meinen Hals zu küssen.

„Bitte, Kiba, lass mich los“, flehte ich, meine Augen brannten vor Tränen, die ich zurückdrang. „Bitte ... ich will das nicht ...“

Seine Küsse stoppten und die Stellen, die er mit seinem Mund berührt hatte, brannten wie Feuer auf meiner Haut. Auf seinen Lippen konnte ich ein düsteres, beinahe grausames Lächeln sehen, als er mich kühl von oben herab ansah.

„Wir sind verheiratet, oder? Ich habe ein Recht darauf, mir das zu nehmen, was ich will.“

„Nein ... nein, Kiba, bitte ...“

Nun liefen mir doch Tränen über das Gesicht, benässten meine Haare, als sie meine Schläfen hinab tropften. Schmerz durchströmte meinen Körper und ich fragte mich immer und immer wieder, wieso mein Vater mich damals zu dieser Ehe getrieben hatte.

Damit du ihn vergisst und ein besseres Leben antreten kannst. Er kommt nicht zurück und du verschwendest deine Kraft damit, hinter ihm her zu trauern, statt deiner Familie Ehre zu erweisen.

All meine Freunde hatten mir damals ermutigend zugeredet und am Ende hatte ich ihren Rat befolgt, immerhin war Kiba ein sehr guter Freund gewesen und ich hatte mir von ihm erhofft, dass er sein lebensfrohes Lächeln mit ihr teilen könnte ...

Doch er konnte es nicht.

Und nun ...
 

...
 

Abrupt löste Kiba meine Handgelenke und gleich darauf stand er auf, den Rücken mir zugewandt, die Arme vor der Brust verschränkt. Auch ich setzte mich hin, den Blick auf seinem Rücken gerichtet, hatte ich doch zu große Angst vor dem weiteren Verlauf dieses Gesprächs, und rieb mir meine schmerzenden Handgelenke. Ich zuckte erschrocken zusammen, als ich seine zornige Stimme hörte.

„Wie oft habe ich dir gesagt, dass du das nicht tun sollst, Hinata?“ Er knurrte. „Warum kannst du damit nicht endlich aufhören? Es ist vier Jahre her und immer noch trauerst du ihm nach!“

Langsam senkte ich meinen Blick und biss mir auf die Unterlippe. Schon wieder sagte man mir, dass es nun vier Jahre her sei. Schon wieder sagte man mir, dass zu viel Zeit vergangen sei.

Doch ich konnte ... wollte es nicht glauben ...

Es schmerzte viel zu sehr ...

Naruto ...

Er ...

„Du hast mich geheiratet und als meine Frau hast du meinen Forderungen Folge zu leisten! Wann verstehst du das endlich?“

Wütend drehte er sich um, blickte mich zornerfüllt an und knirschte mit den Zähnen, als er meinen abwesenden Gesichtsausdruck sah. Er wusste, dass ich wieder an ihn dachte und allmählich machte es ihn rasend. Ruckartig packte er mich an der Kleidung und zog mich zu sich heran, sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von meinem entfernt, ich konnte seinen heißen Atem auf meiner Haut spüren. In seinem Blick sah tiefgehenden Zorn auf mich und meine Angst vor ihm, vor meinem Mann, wuchs ins Unermessliche, während mein Körper erneut anfing zu zittern und Kälte in meine Knochen kroch.

Warum kannst du ihn nicht endlich vergessen und mir eine gute Ehefrau sein, verdammt?“, schrie er mir ins Gesicht und presste sogleich seine Lippen auf die meine. Tränen über Tränen liefen meine Wangen hinab, benetzten meine Kleidung und tropften auf Kibas Hand. Als dieser die Feuchtigkeit bemerkte, die Tränen meinerseits, seiner Frau, sah, biss er mir in die Lippe und als er sich löste, lachte er spöttisch. Ich ließ mir den Schmerz nicht anmerken, den diese Aktion in mir auslöste, und versuchte das Blut zu ignorieren, das mein Kinn hinunterlief.

„Die arme, kleine Hinata weint, weil ihr böser, grausamer Ehemann sie foltert und missbraucht ... ist es das, was du mit deinem Verhalten aussagen willst? Ist es wirklich das?“

Sein Lachen verstummte und als er sich mir wieder zuwandte, blickte ich ihm angsterfüllt in die Augen. „N-nein, das ... das ist es nicht ... ich ...“

Kiba schüttelte den Kopf und deutete mir zu Schweigen. „Ist dir gar nicht klar, dass du nicht die einzige bist, die leidet?“, wisperte er mir leise ins Ohr. „Bemerkst du gar nicht, was du mir mit deinem Verhalten antust?“ Sein Blick wirkte eisig, als er das Blut beobachte, wie es mein Kinn hinunter lief. Ich hatte nicht, wie er erwartete, vor Schmerz aufgeschrieen. Auch jetzt zeigte ich keinerlei Anzeichen dafür, dass die Wunde, die er mir soeben zugefügt hatte, weh tat. Ich starrte ihn nur unentwegt ängstlich ... fast panisch an ...

Er hasste diesen Blick, das wusste ich.

„Tut dir die Wunde gar nicht weh?“, knurrte er und seine Stimme klang, als wäre er über diese Erkenntnis wütend. Als hätte er mir wirklich Schmerzen zufügen wollten ...

Und ich wusste, dass ...
 

...
 

Ich schwieg.

Und dieses Schweigen ...

Diese Art von mir, die Geschehnisse einfach hinzunehmen, ohne mich zu wehren, wie ich es früher vielleicht getan hätte ...

Es machte ihn rasend.

Auch das wusste ich.

Doch in dieser vergangenen Zeit, die ja verstrich, wenn ich in diese andere Welt ging, in die man mich hineingezwungen hatte, hatte mir gezeigt, dass es in mancher Situation besser war, nichts zu sagen und abzuwarten.

Wenn ich ihn seine Wut, seinen Hass an mir auslassen ließ, ohne, dass ich etwas dagegen unternahm.

Danach war es besser ...

Es war immer so.
 

...
 

Ich sah, dass er die Hände zu Fäusten ballte. Sah, dass er die Lippen aufeinander presste. Bemerkte seinen Hass auf mich in seinem Blick, der kalt und eisig auf mir lag.

Innerlich rumorte alles in mir. Angst. Panik. Furcht. Mutlosigkeit.

Hoffnungslosigkeit ...

Diese Situation, die sich immer und immer wieder wiederholte, immer und immer wieder zurückkehrte, war für mich mittlerweile ein einziges, langes, unendliches Déjà-Vu ...

Erneut zuckte ich zusammen, als er die Stimme erhob und ich diesen verächtlichen Ton in ihr hörte.

„Ich will, dass du mir eine Frage beantwortest“, sagte er trocken, starrte mich aus seinen lieblosen Augen an, „warum widersetzt du dich stets meinen Anweisungen und kehrst immer wieder zu seinem Grab zurück? Warum?“

Mein Atem stockte jäh, als meine Gefühle mir die Luft abdrückten, sobald seine Stimme verklungen war. Die Panik überwältigte mich und es fühlte sich an, als rissen seine Worte ein riesiges Loch in meine Brust. Direkt neben jenem, das sein Tod verursacht hatte.

Ich presste eine Hand auf diese Wunde.

Es war ausweglos.

Kiba verlangte eine ehrliche Antwort, er wusste sie bereits, und ich konnte ihn in Anbetracht dessen unmöglich anlügen.

Doch ... genauso wenig konnte ich ihm die Wahrheit sagen. Ich wusste, was unweigerlich die Folgen wären. Diese Frage hatte er mir noch nie gestellt, und obwohl ich nicht mit Gewissheit sagen konnte, wie er reagieren würde, konnte ich es mir denken.

Kiba war gefühlskalt geworden.
 

Und deshalb zögerte ich mit meiner Antwort, hoffte, er würde sich einfach umdrehen und gehen. Die Furcht vor ihm und seinen unkontrollierten Reaktionen der vergangenen Zeit hatten tiefe Narben auf meinem Körper und meiner Seele hinterlassen.

Ich hatte Angst.

Furchtbare Angst.

Doch ich musste ...
 


 

...
 


 

...
 


 

Weil ich ihn liebe.“
 


 

...
 


 

...
 


 

Es klatschte.

Wieder.

Und wieder.

Und immer wieder.

Er schlug mich. Erst ins Gesicht, dann gegen den Oberkörper.

Ich wehrte mich nicht.

Hatte es bereits einige Male in ähnlicher, abgeschwächter Form erlebt.

Kannte den Schmerz, der wie Feuer brannte und durch meinen Körper fuhr.

Mein Kopf pochte.

Ich spürte Blut in meinem Mund, hustete es keuchend aus, spürte blutige Rinnsale mein Kinn hinab laufen.

Es brannte und brannte und tat unbeschreiblich weh.

Ich schrie nicht.

Nicht ein einziges Mal.
 

...
 

Irgendwann ließ er von mir ab. Ich wusste nicht, wie viel Zeit seitdem vergangen war. Rührte mich auch nicht. Zu stark waren die Schmerzen, die sich durch meinen Körper fraßen. Beißend, flammend, stechend ...

Tränen liefen meine Wangen hinab, als ich zusammengerollt auf dem Boden lag. Geschwächt von ihm, wie ein verletztes Tier. Ich röchelte, konnte kaum atmen, und die Luft, die ihren Weg in meine Lungen fand, brannte vor lauter Kälte.

Es war schmerzhaft, zu wissen, warum er das getan hatte.

Weil ich ihn leiden ließ.

Weil er mich, irgendwann einmal, geliebt hatte.

Das wusste ich.

Aber ich hatte ihm keine Liebe geben können und ihn zu dem gemacht, was er nun war.

Ich war es selbst Schuld, dass es so gekommen war.
 

Und obwohl ich all dies wusste ...
 

Ich hatte Furcht vor ihm. Grenzenlose Furcht.

Und wünschte mir nichts sehnlicher als Befreiung.
 

...
 

Schwindelgefühle überkamen mich, Kopfschmerzen und Übelkeit, und sie wurden immer stärker. Vermutlich hatte er mich schwer verletzt.

Eigentlich hätte ich deshalb bestürzt sein, um mein Leben kämpfen müssen ...

Doch ich war mir nicht einmal sicher, ob ich das noch wollte.

Vielleicht könnte ich ...
 

Wieder hustete ich Blut aus und krallte mir dabei schmerzerfüllt mit einer Hand in die Brust. Es fühlte sich wie eine klaffende Wunde an, doch war mein Brustkorb in Wirklichkeit verschlossen, und ich umklammerte mich selbst mit meinen Armen.

Verzweiflung machte sich in mir breit.

Doch der Grund war nicht der, dass ich hier mein Leben verlieren würde. Ganz im Gegenteil. Ich glaubte sogar, dass ich es mir wünschte, konnte ich so immerhin meinem Ehemann entkommen ... und Naruto wiedersehen.

Es lag daran, dass ich quälende Angst davor hatte, er würde wiederkommen. Würde weiterhin auf mich einschlagen, mich weiterhin quälen, jeden Tag, jede Nacht ...

Ich litt unter ihm.

Allezeit. Fortwährend. Ununterbrochen.

Wollte es mir zunächst nicht eingestehen, doch irgendwann ging es nicht mehr.

Ich begann den Tag zu verfluchen, an dem ich mich dazu entschlossen hatte, auf meine Freunde und Familie zu hören.

Begann den Tag zu verfluchen, an dem ich es zugelassen hatte, dass man mich in eine andere Welt hineindrängte.

Begann jenen Tag zu verfluchen, an dem der Leader, jener Organisation namens Hametsu, mit der all die Qualen erst begonnen hatten, meine Liebe Naruto angegriffen und getötet hatte.
 

Wenn es niemals dazu gekommen wäre ...

Dann wäre ...
 

...
 

„Ich hasse dich ...“, hauchte ich mit brüchiger, kaum zu vernehmender Stimme und niemand hätte mit Gewissheit sagen können, wen ich damit meinte.

Ich konnte es selbst nicht genau ...
 

Die Schwindelgefühle, die seit seinem Abgang über mich hinein brachen, wurden stärker und mit jeder weiteren Sekunde, die verstrich, verlor ich immer mehr das Bewusstsein.

Der Schmerz verklang allmählich, als ich in eine tiefe Bewusstlosigkeit fiel, und ich bemerkte schon gar nicht mehr, dass jemand diesen Raum betrat und auf mich hinab blickte.

Erwachen

Zunächst mal vorneweg: Ich hab mich nun dazu entschieden, auf der einen Seite aus der Ich-Perspektive zu schreiben, wenn es um Hinata geht und auf der anderen Seite aus der personalen Erzähler-Perspektive zu schreiben, wenn es um andere Charaktere geht.

Davon gibt es ja immerhin auch genug. :)

Deshalb hab ich das letzte Kapitel auch nochmal umgeändert.

Ich hoffe, ich trete damit niemandem auf den Schlips und ihr könnt mit dieser endgültigen Entscheidung leben.
 

Hier jetzt das nächste Kapitel.
 

An alle Leser, viel Spaß!
 


 

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E r w a c h e n

Es musste Mittag sein. Mittag, als ich erwachte. Das zeigte mir die Sonne, die hoch oben am Himmel stand und deren Licht mich blendete. Nur schwer konnte ich meine Augen offen halten, zu sehr schmerzten sie Angesicht dieser plötzlichen Helligkeit. Ich wusste nicht, wo ich war und auch nicht, wer mich hierhin gebracht hatte, doch in diesem Moment war es mir auch herzlich egal. Für mich zählte nur, dass ich nicht bei Kiba war. Dass er fortgegangen war und ich keine Ahnung hatte, wohin.

Langsam gewöhnten sich meine Augen an die Helligkeit und ich sah mich ein wenig zaghaft im Raum um. Ich wusste, dass es das Krankenhaus sein musste, denn neben meinem Bett hing ein langer, grünlicher Vorhang, damit sich die anwesenden Patienten nicht vom jeweils anderen gestört fühlten, und Decke und Boden schimmerten in einem reinen Weiß.

Ich hatte keine Schmerzen. Das war nie so, wenn Kiba mich geschlagen hatte

Die einzige Veränderung war, dass ich, zum ersten Mal, ins Krankenhaus hatte kommen müssen. Das letzte Mal war anders gewesen. Endgültiger. Befreiender. Ein Neuanfang? Wer wusste das schon.
 

Ich saß allein in diesem Zimmer, starrte lange Zeit aus dem Fenster und wenn ich nicht genau wüsste, dass der Sommer angebrochen war ... Naruto war im Sommer gestorben und vor wenigen Tagen, wie viele waren seither vergangen?, stand ich am Jahrestag vor seinem Grab und ließ mich von innen heraus von meinen Erinnerungen zerfressen. Bis er mich von außen verletzte ...

... wenn ich es nicht genau wüsste, würde ich noch immer steif und fest behaupten, es herrschte tiefster Winter.

Vielleicht lag es daran, dass ich nicht nach den Sonnenstrahlen da draußen, sondern nach der Kälte, die tief in mir drinnen vorherrschte, ging.

In mir war es kalt. Eisig.

Ich hatte keine Wünsche, Träume oder Hoffnungen mehr, die mich wärmten und mir halfen, jeden Tag aufs neue aufzustehen und zu überstehen. Glücklich zu sein.

Denn ich war allein, du warst weg und zerstörtest alles, wofür ich gelebt hatte.

Ich hatte für dich gelebt.

Und du warst gegangen.

In mir war es tot.

Und Kiba hat dir dabei geholfen.
 

... Ich war an allem Schuld.
 


 

...
 


 

...
 


 

...
 


 

Sie lag da in absoluter Reglosigkeit, wachte tagelang nicht auf. Die Sonne gewann mit jedem Tag, der verging, immer mehr an Intensität und schon bald spürte man die beinah unerträgliche Hitze des Sommers wie all die Jahre zuvor. Kaum ein Mensch wusste von ihrem Aufenthalt im Krankenhaus. Kaum einer kam sie besuchen. Und die wenigen Menschen, drei an der Zahl, die sich die Mühe machten, an ihrem Krankenbett zu stehen, sie zu beobachten, sich um sie zu sorgen und für sie da zu sein, ohne, dass sie davon etwas mitbekam, blieben nie lange Angesichts der Tatsache, dass ihr Schützling, so nannten sie sie bereits seit geraumer Zeit, in einer tiefen Bewusstlosigkeit harrte.

Mit einer einzigen Ausnahme.

Sakura, einst beste Freundin jenes Mannes, den sie über alles geliebt hatte, kam jeden Tag um sieben Uhr und verließ das Zimmer erst wieder, wenn die Sonne schon lange untergegangen war. Nur wenige trauten sich, sie darauf anzusprechen, und wenn es doch jemand tat, sie dazu bewegen wollte, den Tag sinnvoller zu verbringen, blieb sie stur und antwortete bloß: „Hinata braucht jemanden, der für sie da ist.“

Natürlich widersprach niemand. Tsunade und Shino wussten beide, dass dem so war. Schon seit langer Zeit hatten sie die Veränderungen bemerkt, die Kiba in ihr auslöste. Und auch, dass Kiba selbst den Glanz seiner Augen verlor und nur noch einen Ausdruck tiefer Verbittertheit auf seinem Gesicht zu erkennen war. Einige Male hatten sie versucht, mit Hinata darüber zu sprechen, sie dazu zu bewegen, ihren Ehemann zu verlassen; jeder sah, dass sie mehr zu leiden hatte, als sie ertragen konnte.

Doch es war, als sprächen sie mit einer Wand. Keine Antwort. Keine Regung. Schweigen.

Als hätte sie diese Welt schon lange verlassen und wäre in eine andere eingetaucht.

Fernab von allem, was sie hätte erreichen können.

Vielleicht hätte es jemand gekonnt.

Wenn er nicht lange vor ihr gestorben wäre ...
 

...
 

...
 

Als Sakura an diesem Mittag das Zimmer ihrer Freundin betrat, nachdem sie für geraume Zeit mit der Hokage über die nächsten Schritte gesprochen hatte, spürte sie sogleich die Veränderung der Atmosphäre. Es war nicht länger so, dass sie alleine war, still auf ihrem Stuhl saß und sich Gedanken darüber machte, warum es so weit hatte kommen können, während sie sich unweigerlich selbst die Schuld ein Stück weit zu schob. Immerhin hätte sie es verhindern müssen.

Hinata saß bereits aufrecht auf ihrem Bett, der Blick nach draußen gerichtet, eine Hand, verkrampft, auf die Decke gelegt. Der Anblick kam so abrupt, dass sie im ersten Moment daran gedacht hatte, dass sie sich das bloß einbildete, weil sie es sich so sehr wünschte. Ein, zwei Sekunden schloss sie die Augen und als sie sie wieder öffnete ...

„Hinata!“

Erleichtert und glücklich darüber, Hinata nach so langer Zeit wieder bei Bewusstsein vorzufinden, rannte sie auf sie zu und ehe Hinata in irgendeiner Form reagieren konnte, hatte die junge Frau sie schon in die Arme genommen.

„Hinata, ich bin so froh, dass du wieder aufgewacht bist! Du hast uns einen ganz schönen Schrecken eingejagt, wirklich. Wir haben uns riesige Sorgen um dich gemacht und ...“

Sakura stoppte. Sie war so glücklich über diese Wendung, dass ihr Tränen der Freude über die Wangen liefen. Selbst ihr Herz schlug um einiges schneller, als es das in normalen Situationen tat. Sie war so froh, dass Hinata wieder bei Bewusstsein war, dass sie das Krankenhaus wieder verlassen konnte, es ihr gut ging ...

Gut ...
 

Langsam wandte Hinata ihren Kopf und als ihr Blick den Sakuras direkt traf, stoppte dieser der Atem. Die Augen. Leer. Kalt. Seelenlos.

Ein Anblick, den sie kaum ertragen konnte. Der sie mitten ins Herz traf. Der ihr die Luft zum Atmen nahm. Es tat ihr so Leid.

Selbst jetzt ...

Selbst jetzt, wo sie Kiba verlassen konnte, für immer und allezeit. Sie würde nicht glücklich werden. Niemals mehr. Das wusste Sakura. Und doch war es unerträglich für sie, weil sie ihrer Freundin helfen wollte ...

Aber absolut machtlos war.

Jetzt waren die Tränen Ausdruck von Schmerz, Trauer, Hilflosigkeit. Sie schüttelte den Kopf.

Warum kann ihr niemand helfen? Warum kann niemand etwas für sie tun? Warum leidet sie so sehr? Es ist doch schon vier Jahre her ...

Es zerriss sie von innen. Dieser Anblick. Unerträglich für sie, weil es sie selbst an den Schmerz erinnerte, den sein Tod bei ihr auslöste und den sie Tag für Tag bekämpfen musste.

Ihr fiel es leichter als Hinata. Doch wenn sie beide zusammen waren ...

Die Wunde riss von neuem auf.
 

„Sakura ...“ Ihre Stimme war nur ein heiseres Flüstern, riss Sakura jedoch wieder aus ihrer Gedankenwelt hinaus und so sah sie die Verwunderung auf ihrem Gesicht, die sich jedoch augenblicklich in Scham und Schuldbewusstsein wandelte. „E-es ... tut mir Leid, dass ich ... euch ... Sorgen bereitet habe.“

Das Wort ‚Sorgen‘ sprach sie leiser aus als die restlichen Worte und einen winzigen Augenblick lang zogen sich ihre Augenbrauen zusammen und ihre Augen verengten sich. Sakura lächelte dabei. Ein trauriges, mitfühlendes Lächeln, denn sie wusste, dass Hinata es nicht glauben konnte. Dass sie davon überzeugt war, dass es keinen Menschen auf dieser Welt gäbe, dem sie, Hinata, etwas bedeutete. Sie hatte sich selbst isoliert und von der Außenwelt abgeschirmt und niemanden an sich herangelassen. Trotzdem gab es Menschen, die sie liebten und brauchten ... und die sich um sie sorgten. Hinata musste das erst wieder lernen.

Schon als Sakura Hinata verletzt auf dem Boden in Kibas Schlafzimmer gefunden hatte, hatte sie einen Entschluss gefasst, mit Tsunade darüber geredet und alle notwendigen Schritte in die Wege geleitet. Der Anblick war so schockierend und herzzerreißend gewesen, dass es ihr kalte Schauer über den Rücken gejagt hatte, ihr Herz schneller hatte schlagen lassen, und sie nur ungläubig auf sie hinab blicken konnte. Tränen waren in ihr hochgestiegen. Zu qualvoll war diese Situation gewesen. Sie hatte ihr so leid getan, dass es ihr vorkam, dass sie selbst dort unten an ihrer Stelle liegen würde, liegen müsste, weil sie es besser hätte ertragen können, Hinata bereits zu sehr zu leiden hatte ...

Und sie hatte um sie geweint. Viele unzählige Tränen. Und noch mehr Stunden.

Es kam ihr vor, als gehörte das in eine andere Welt, nicht nach Konoha und erstrecht nicht in Hinatas Leben. Doch sie wussten doch alle, dass das Leben nicht mehr dasselbe war, seit Naruto sie verlassen hatte. Für keinen von ihnen.

Die aufkeimenden Tränen, die sein Name in ihr auslösten, schluckte sie tapfer hinunter. Sie musste nun stark sein. Nicht nur für eine, sondern für zwei verletzte Seelen. Ab heute hatte sie eine weitere, wichtige Aufgabe.

Hinata das Leben zu retten.
 

Sakura atmete tief ein und aus. Sanft löste sie Hinatas verkrampfte Hand und deren Finger, legte dann ihre eigenen hinein und strich mit den anderen behutsam über ihren Handrücken. Eine beruhigende Geste, die sie selbst bei ihrer Mutter in ihrer Kindheit erlebt und zu schätzen gelernt hatte. Eine sanfte Berührung konnte so viel bewirken. Sie lächelte aufmunternd.

„Es war nicht deine Schuld, Hinata. Du weißt doch, wie ich bin, ich mache mir fortwährend um alle möglichen Leute Sorgen. Und Tsunade und Shino waren in erster Linie wütend über das, was passiert ist. Am liebsten würden sie Kiba in Stücke reißen.“ Sie lachte, als sie die letzten Worte aussprach, wollte Hinata mit diesen Worten ein kleines bisschen aufmuntern, doch sie bemerkte den dunkeln Schatten, der sich auf ihr Gesicht legte. Ihre Handbewegung stoppte und nun griff sie mit beiden Händen fest nach Hinatas. Ernst sah sie sie an.

„Hör zu, Hinata“, begann sie und versuchte Hinatas Augen, die immer wieder verschüchtert wegsahen, mit ihrem Blick festzuhalten, „nichts von dem, was passiert ist, ist deine Schuld, verstehst du? Du kannst nichts dafür, dass Kiba sich so verändert hat und schon mal gar nichts dafür, dass er plötzlich angefangen hat, gewalttätig zu werden - ... nein, Hinata, da gibt es nichts zu widersprechen, es ist seine Schuld, dass er mit der Situation nicht klar kommt - ... Sei ruhig und hör mir zu ... er hat gewusst, worauf er sich einlässt, wenn er dich heiratet, ich habe ausführlich mit ihm darüber gesprochen und ihn auf alle etwaigen Situationen vorbereitet - ... Ja, Hinata, das habe ich noch vor eurer Hochzeit getan und ich habe ihm auch gesagt, dass du die Liebe zu Naruto niemals komplett aufgeben können wirst und du einfach deine Zeit brauchst, um ein Stück weit loszulassen und zu verarbeiten. Er war keine große Hilfe dabei und es ist einzig und allein seine Schuld, dass es soweit kommen musste.“

Mehrmals hatte Hinata versucht, ihren Redeschwall zu unterbrechen, doch Sakura hatte ihr keine Gelegenheit dazu gegeben. Sie hätte ohnehin nur versucht, die Schuld auf sich zu nehmen, immerhin hängt sie seit Jahren an Naruto, sie hat Kiba geheiratet, obwohl sie wusste, dass es falsch war, sie ließ ihn leiden, weil er sie aufrichtig liebte und sie über ihre verlorene Liebe nicht hinwegkam. Es war ihre Schuld, dass Kiba sich so verändert hat. Einzig und allein ihre.

Und weil Sakura wusste, was Hinata dachte, würde sie alles daran setzen, ihr diese Gedanken wieder auszutreiben. Ihr musste auch ein wenig Glück vergönnt sein, oder nicht?
 

Sie sah die Tränen, noch bevor sie ihre Wangen hinunterlaufen konnten und aufmunternd nahm Sakura sie in die Arme, strich ihr liebevoll über den Rücken, flüsterte ihr immer und immer wieder ins Ohr, dass nichts davon ihre Schuld war, und auch, dass sie nicht allein war, es niemals sein würde.

Sie konnte nicht sagen, wie viel Zeit vergangen war, als ihre Tränen langsam versiegten und sie sich sicher war, dass Hinata ein klein wenig davon verstanden hatte, was sie ihr versucht hatte, einzuprägen. Nur das Licht der untergehenden Sonne zeugte davon, wie viel Zeit vergangen war.

„Ich habe Angst“, flüsterte Hinata nach einiger Zeit und sah sie aus traurigen Augen an. „Ich weiß nicht, was ich nun tun soll. Was ist mit Kiba? Ich kann doch unmöglich ...“

„Das musst du auch nicht“, antwortete Sakura, noch ehe Hinata ihren Satz beenden konnte. Sie hatte die Schritte schon in die Wege geleitet, alles war für diese Situation vorbereitet nur ihre Einverständnis fehlte noch. Diese würde sie sich holen und dass sie sie bekommen würde, dessen war sie sich sicher. „Ich habe bereits mit Tsunade darüber gesprochen und Shino hat deine Sachen schon vor einigen Tagen zu mir in die Wohnung gebracht ... Also, wenn du damit einverstanden bist, wirst du die erste Zeit, oder so lange wie du eben möchtest, bei mir wohnen.“

Die Antwort war ein kleines, kaum zu erkennendes Lächeln und Sakura freute sich darüber mehr, als über alles, was Hinata hätte sagen können. Sie hatte schon lange nicht mehr gelächelt. Seit mehr als vier Jahren nicht.
 

Vielleicht wäre das ja der Beginn eines neuen Lebensabschnitts und sie könnte mit der Vergangenheit abschließen.

Mit Kiba und der Gewalt.

Und mit Naruto ...

Rückfall

R ü c k f a l l

Wochen später. Das erst Mal seit langer Zeit, dass ich eben jene richtig erfasste, merkte, wie sie stetig in gleichbleibender Geschwindigkeit davon strich ... und nicht still stand.

Ich musste Sakura sehr dankbar dafür sein, dass sie versuchte, mich, wie soll ich sagen, zurückzuholen und mir den Weg zu zeigen. Dass sie versuchte, mich zurück in ihre Welt zu führen und mir zu helfen, die Tage zu überstehen. Es war nicht leicht. Weder für sie, noch für mich. Und ich konnte ihr meine Dankbarkeit nicht in dem Maße zeigen, wie ich es sollte, wie sie es verdiente.

Ich konnte sie überhaupt nicht zeigen.

Und auch, wenn sich die äußeren Umstände abermals für mich veränderten, ich fortan bei Sakura wohnte und Kiba sich seit dem nicht mehr bei mir meldete, ich ihn nicht einmal mehr sah ...

Innerlich blieb es gleich.

Und wenn ich keine Narben davon getragen hätte, von meiner Ehe mit ihm und der Gewalt, die er verursachte, weil ich ihn nicht lieben konnte, er es jedoch tat, dann hätte es sich für mich angefühlt, als hätte es die letzten vier Jahre gar nicht gegeben. Denn ich war wieder am Anfang. Mit mehr Narben, mehr Wunden und mehr Schmerzen, war niemals einen Schritt vorwärts gekommen, um zu begreifen, zu verstehen, zu verarbeiten ...

Es war immer noch gleich.
 

...
 

Ich ging durch die Straßen Konohas. Allein. Sie waren leer, wie ausgestorben. Keine Menschenseele. Die Stille war schön, wunderschön, ich genoss sie jedes Mal, denn ich hatte sie in der Zeit mit Kiba zu selten erlebt. Er war immer da gewesen, außer wenn er auf Mission gewesen war, und dann hatte ich für ihn gekocht, geputzt, aufgeräumt und all den Kram gemacht, den eine Hausfrau, eine Ehefrau, zur Aufgabe hatte – nur ihn geliebt hatte ich nicht, konnte ich nicht.

Die Aufgaben füllten den ganzen Tag aus und selten hatte ich nichts zu tun gehabt und wenn doch, suchte ich mir eine Beschäftigung, weil an ihn zu denken zu schmerzvoll war, weil ich es nicht ertragen konnte, ihn vor meinem innere Auge zu sehen, weil ich daran zu zerbrechen drohte.

Sie füllten den ganzen Tag aus und doch gab es, wenn ich ehrlich zu mir und allen anderen war, niemals eine einzige Sekunde, einen winzigen Augenblick, in der meine Gedanken, meine Gefühle nicht bei ihm waren ... und um ihn weinten. Denn offen zeigen, durfte ich meine Tränen nicht.

Eine kühle Luftbrise fuhr an mir vorbei und wirbelte meine Haare auf. Es war kalt. Ich spürte, wie die Kälte meinen Körper hochkroch, in meine Knochen fuhr und sich in jeder meiner Körperzellen festsetzte. Sie verschlang mich. Ich fröstelte. Im Sommer.

Ich presste meine Jacke ein wenig stärker an meinen Körper, hoffte, die Kälte würde dadurch nachlassen, und verschränkte meine Arme vor der Brust, wollte mir selbst Wärme geben.

Nutzlos.

Nur Du ...

Mein Blick fiel auf den Mond, ich sah voller Ehrfurcht zu ihm hinauf – er war voll, rund und klar. Ein bezaubernder Anblick, wie er in dieser klaren, sternengefüllten Nacht auf mich hinab schien. Ich hätte ... du hättest dich gefreut, weil sein faszinierendes Licht der Nacht etwas Malerisches, Geheimnisvolles gab.

Erinnerungen übermannten mich wie eine Flut aus längst vergangener Zeit, Träume wurden in mir wach. Aber ich konnte sie nicht sehen, die Kälte verbot es mir. Und doch dachte ich an dich – aber du warst genauso kalt. Du verbotest mir genauso meine Träume. Du ließest sie zerplatzen wie dünne, fragile Seifenblasen. Ließest mich zurück ohne ein Fünkchen Hoffnungen, ohne eine Chance zu überleben.

Wegen dir blieb eine Leere. Und sie engte mich ein, schnürte meine Brust zusammen. Es war wie Atmen ohne Luft, fühlte sich an wie Eis, das seine Wege in meine Lungen gefunden hatte und dort wie Feuer brannte. Eine Schwere machte sich in mir breit, hing an mir, klebte, beklemmte mein pochendes, schmerzendes Herz. Dumpf spürte ich den steten Schlag in meinem erhitzen Kopf und meine Gedanken fuhren Karussell, alles drehte sich viel zu schnell, immer im Kreis, hin und her ...

Warum musstest du mich verlassen? Warum konntest du nicht bei mir sein? Und warum quälte es mich nach wie vor, wurde immer schlimmer und ließ mir keine Ruhe? Mein Leben war ein einziger Scherbenhaufen und nichts konnte ihn wieder zusammenfügen. Niemand, außer dir hätte es geschafft.

Tränen verschleierten meinen Blick und ich konnte sie nicht aufhalten, konnte nicht verhindern, dass ich mitten auf der Straße meinen Gefühlen die Oberhand bot, ich es zuließ, dass sie mich überfielen und erdrückten, ich vor Augen all jener, die mir einen winzigen Moment ihrer Aufmerksamkeit schenkten, zusammenbrach und weinte, weinte, weinte, hemmungslos, als gäbe es keinen Morgen ...

Und in diesem Moment, in jenem Moment, als ich allein auf der Straße saß, weder Kiba noch Sakura in der Nähe waren, in diesem Moment hatte ich das Gefühl, als hätte ich dich noch einmal verloren. Und mein Herz zerbrach in tausende von abertausenden von Stücken, verstreut in meinem Körper, und es blutete und weinte, weinte zusammen mit mir, und am liebsten hätte ich den Schmerz hinaus geschrieen ...
 

...
 

...
 


 

Sakura hatte das Krankenhaus gerade erst verlassen, nachdem sie eine längere Arbeitsschicht hinter sich hatte. Eigentlich hätte sie schon vor etwa zwei Stunden zu hause sein und mit Hinata zusammen ein leckeres Abendessen zubereiten wollen, aber die Arbeit verbot es ihr. Es waren mehrere neue Shinobi heimgekehrt und jeder hatte mehr Verletzungen als der andere vorzuweisen. Es war ein einziges Desaster gewesen und hatte viel, viel Arbeit für die Dienst habenden Medic-Nins bedeutet. Und deshalb ging sie erst jetzt diesen Weg nach Hause, den sie in den vergangenen Jahren bereits viele, unzählige Male gegangen war. Ihre Gedanken schweiften ab und landeten bei Hinata und dem Anblick, der sich ihr geboten hatte, als sie Hinata am Morgen allein gelassen hatte. Sie war in ihrem Gästezimmer gewesen, hatte stumm auf dem Bett gesessen und gedankenverloren aus dem Fenster gestarrt. Sakura hatte ihr ein Frühstück bereitgestellt und ihr mitgeteilt, dass sie erst am späten Abend zurückkehren würde, sie dann allerdings ein gemeinsames Abendessen zubereiten könnten. Hinata hatte daraufhin nur genickt, kaum reagiert und nur weiterhin aus dem Fenster gestarrt. Und Sakura hatte in ihren Augen nichts als Leere sehen können ...

Nun fragte sie sich, ob es vielleicht falsch gewesen war, Hinata bereits jetzt wieder allein zu lassen. Sie lebte erst seit etwa einer Woche bei ihr, in der Sakura sich Urlaub genommen hatte um voll und ganz für sie da sein und ihr helfen zu können. Sie verstand, wie schwer diese Zeit für sie sein musste, sie hatte schon öfter mit misshandelten Frauen zusammengearbeitet, wenn diese ins Krankenhaus eingeliefert worden waren, und bei ihr kam ja noch erschwerend hinzu, dass sie den Tod Narutos in den vier Jahren, die er bereits her war, immer noch nicht einmal ansatzweise verkraftet hatte. Deshalb hatte Sakura ihr all ihre Zeit widmen wollen. Hinata war allein und brauchte nun eine starke Hand, die sie führte.

Auch, wenn sie sich manchmal fragte, ob sie die geeignetste Person dafür war.

Zumindest hatte sie das Gefühl, dass ihre Anwesenheit ihr in manchen Momenten – Momenten, in den sie nicht abwesend vor sich hinstarrte – half und den Mut gab, nicht aufzugeben. Ein warmes Lächeln legte sich auf ihre Lippen und gab ihr die Hoffnung, dass Hinata es mit ihrer Hilfe schaffen könnte, den Tod und die letzten vier Jahre zu verkraften. Sie war voller Zuversicht und Hoffnung, als ...
 

...
 

Das Schluchzen war schon einige Straßen vorher zu hören gewesen, doch sie hatte es nicht wahrgenommen, war in Gedanken viel zu sehr bei Hinata und ihrer Lage gewesen, und erkannte erst jetzt unterschwellig die Stimme eben jener, deren Schluchzen gelegentlich von schmerzerfüllten, gequälten Schreien unterbrochen wurde, als sie in die Straße bog und auf dem Boden die in sich zusammengekrümmte Hinata erblickte. Die junge Frau presste ihre Hände auf ihre Brust, ihre langen blauen Haare fielen ihr wirr über die Schultern und sie gab das Bild eines verletzten, verzweifelten, jungen Wesens ab.

Ihr Herz stockte einige Momente lang, nur um im nächsten Augenblick in rasender Geschwindigkeit gegen ihre Brust zu hämmern, und sie hörte das Blut in ihren Ohren rauschen. Sie wusste nicht, was sie denken sollte, nicht, was sie tun sollte, und nicht, was sie sagen konnte. Der Anblick kam so abrupt, dass es ihr die Sprache verschlug, sie unfähig machte, sich zu bewegen. Nur Hinatas Tränen, die im gleichmäßigen Rhythmus auf die Straße fielen, nur die schluchzenden Geräusche, die laut und erbarmungslos erklangen, nur ihr Herz, das sich gerade schmerzlich zusammenzog, hielt sie davon ab, entsetzt laut loszuschreien. Sie hatte sich erschrocken und nicht damit gerechnet, ihre Freundin hier in diesem Zustand vorzufinden.

Einige Momente lang versuchte sie sich weitgehend zu beruhigen, die Schuldgefühle beiseite zu drängen, denn sie hatte ja gewusst, dass es zu früh gewesen war, um wieder arbeiten zu gehen, und ging dann langsam und zaghaft auf Hinata zu. Das letzte, was sie jetzt wollte, war, Hinata zu erschrecken oder zu verunsichern.

„Hinata?“, fragte sie leise und legte behutsam eine Hand auf ihre Schulter. Sie hatte in den vergangen Jahren bei der Arbeit als Medical Nin gelernt, dass man mit manchen Patienten so umgehen musste, als hätte man ein verletztes, verängstigtes Tier vor sich, das in jedem Moment ausbrechen und verschwinden könnte. In diesem Augenblick verhielt es sich mit Hinata genauso. Sie war so in ihre Gedankenwelt eingetaucht, dass sie, sobald sie wieder zurückkehrte, erschrocken aufspringen und fliehen könnte, und dann wusste niemand, wann und ob sie Hinata wieder sehen würde.
 

Hinata zuckte unter der Berührung stark zusammen und blickte ruckartig über ihre Schulter, wollte womöglich herausfinden, wer sie da unvermittelt angesprochen hatte. Als die junge Frau erkannte, dass es nur Sakura war, wandte sie ihren Blick wieder ab, wischte sich dabei mit dem Handrücken über ihre geschwollenen Augen. Sakura schluckte schwer, als sie Hinata wieder einmal so sah. Es war nicht so, dass sie Hinata in der vergangenen Zeit noch nicht hatte weinen sehen, das war es nicht. Es lag daran, dass sie mit jedem Mal, das sie es tat, all den Schmerz und all das Leid, das Hinata durchmachen musste, ein Stückchen mehr in ihrer Brust spürte. Es fühlte sich an, als bekäme sie mit jedem Mal, in dem sie und Hinata darüber sprachen oder sie einfach nur ihre Tränen sah, ein Stück weit mehr die Last des Herzens aufgebürdet, das Hinata zu tragen hatte. Sie wollte sie entlasten, ihr helfen und ihr beistehen, weil sie gewusst hatte, dass sie viel mehr zu leiden hatte, als ein einzelner Mensch ertragen konnte.

Doch erst jetzt begriff Sakura, wie sehr sie das alles mitnahm. Heute stand ein ganz anderer Mensch vor ihr als er es vor vier Jahren, vor seinem Tod, getan hatte. Hinata, wie sie sie kennengelernt hatte, war gestorben. Vor ihr stand eine andere Hinata, eine andere Persönlichkeit, in der Hülle der alten.

Sie würde alles daran setzen, um ihr altes Ich wieder zum Leben zu erwecken.

Wenn sie schon nicht ihn ...

Kopfschütteln. Das war unmöglich. Sie sollte sich allmählich angewöhnen, nicht ständig an das Unmögliche zu denken und sich ausschließlich auf Hinata konzentrieren. Niemand konnte ihn zurückbringen. Niemals, niemand.
 

Die leichten Bewegungen, als Hinata sich langsam erhob, rissen sie wieder aus ihren Gedanken. Als sie den traurigen Ausdruck auf ihrem Gesicht sah, legte sie eine ihrer Hände auf ihre Wangen.

„Hör zu, Hinata, es wird alles gut, ok? Ich verspreche es, wir werden es schaffen. Du musst nur aufhören zu weinen, ja? Du wirst sehen, wenn wir erst einmal zu Hause sind, sieht die Welt schon wieder ganz anders aus! Ich habe dir immerhin heute Morgen versprochen, dass wir heute zusammen kochen. Du musst doch sicher total ausgehungert sein, oder? Hast du schon etwas gegessen? Also, ich habe einen Bärenhunger, du auch?“

Beinahe zufällig nahm Sakura ihre Hand von Hinatas Gesicht und legte sie dann in ihre hinein. Sie war sich durchaus darüber bewusst, dass sie völlig übergangslos angefangen hatte, über Bagatellen zu reden, beinahe sogar angefangen hatte, zu schwafeln, aber es erschien ihr fürs Erste die bessere Alternative zu sein. Reden konnten sie immer noch nachher über einem gemütlichen Abendessen und auch, wenn sie nicht wusste, wie es um Hinata stand, sie hatte wirklich einen Riesenhunger.
 

...
 


 

...
 


 

„Weißt du, worüber ich neulich nachgedacht habe?“ Sakura stellte die Frage beinahe beiläufig und doch konnte man deutlich erkennen, dass diese Frage mehr als Ernst gemeint war. Augenblicklich warf Hinata ihr einen kurzen, flüchtigen Blick zu, in ihm sichtlich Anzeichen von Unsicherheit und ein Stück weit Misstrauen zu erkennen. Vermutlich rührte letzteres noch von der Ehe mit Kiba und es würde nicht leicht werden, Hinata davon zu überzeugen, dass sie nicht mehr ständig auf der Hut sein musste.

„N-nein, was meinst du, Sakura-san?“, erwiderte Hinata vorsichtig und wandte sich gleich darauf wieder ihren Tako-yaki* zu, stocherte jedoch nur mit ihren Essstäbchen in ihnen herum. Sakura seufzte tief, als sie sie dabei beobachte, blickte ihr dann jedoch direkt ins Gesicht. Sie selbst hielt ihre Stäbchen ruhig in ihrer rechten Hand.

„Wir beide, du und ich, wir ...“, sie schluckte die aufkeimenden Tränen herunter, noch ehe sie ihre Augen erreichen konnten, „... wir beide haben unerträglichen Schmerz gespürt, als Naruto uns damals verlassen hat. Wir beide haben denselben Verlust erlitten und jeder von uns fühlte eine riesige, tiefe, klaffende Wunde, die sich über unseren ganzen Brustkorb zog. Und trotzdem waren wir immer allein. Wieso ... wieso haben wir nicht zusammen versucht, den Schmerz zu verarbeiten? Wieso hast du dich von mir abgesondert? Ich ... ich hätte für dich da sein können ... wir hätten den Schmerz gemeinsam bewältigen können ...“

Hinatas Kopf senkte sich ein wenig, sodass es Sakura unmöglich war, zu erkennen, was in ihr vorging. Sie konnte nicht sehen, was ihre Worte in ihr auslösten, welche Emotionen ihre Augen widerspiegelten. Doch sie war sich sicher, dass sie dasselbe fühlte wie sie. Tiefen Schmerz, Trauer, Verlust, Sehnsucht nach der vergangen Zeit, bevor er sie verlassen hatte, Leere, Hoffnungslosigkeit ...

Doch sie hatte verarbeitet, lange verdrängt, aber auch gelernt, damit umzugehen. Hinata war weit davon entfernt. Und allmählich fragte Sakura sich immer und immer wieder, wieso sie es nicht von Anfang an gemeinsam versucht hatten. Vielleicht wäre es niemals soweit gekommen, wenn sie ...

„Ich glaube, wenn wir es damals gemeinsam versucht hätten, dann wäre es niemals zu dieser Lage gekommen. Vielleicht ... wäre das alles mit Kiba gar nicht passiert ... sehr wahrscheinlich sogar ... und du wärest nicht mehr in diesem Loch, hättest deinen Lebensmut und Träu–“

„Nein ...“

„Bitte?“

Verwundert sah Sakura Hinata an, die sie soeben unterbrochen hatte und nun unverwandt ernst und ein wenig verärgert anstarrte. Sakuras Augen weiteten sich ein wenig, als sie diesen ungewohnten Ausdruck auf Hinatas Gesicht sah. In den letzten Jahren hatte man sie immer bedrückt, traurig und verletzt gesehen. Wieso ...

„D-das stimmt nicht ...“, wisperte sie leise, fast unhörbar und einen kurzen Moment lang fragte Sakura sich, ob sie sich diesen entschlossenen Gesichtsausdruck nur eingebildet hatte. Tränen bildeten sich in diesen fliederfarbenen, sanften Augen, fanden ihren Weg nach draußen und liefen ihr über ihre blassen Wangen. Die Entschlossenheit war gewichen, Schmerz geblieben.

„Was meinst du mit ‚das stimmt nicht‘?“

Hinata schwieg, legte beide ihrer Hände in ihren Schoss und man konnte deutlich erkennen, dass ihr Körper unter ihrem Leid erbebte, zitterte ... Sie verkrampfte.

„Hinata?“ Beruhigend sah Sakura sie an, rutschte dabei um den Tisch herum und legte ihre Arme um ihre Freundin. „Hinata, was meintest du?“

„T-träume ...“ Nur ein leises, kaum zu verstehendes Flüstern.

„Träume? Was meinst du mit ‚Träume‘?“ Besorgnis.

„E-es ... es ging nicht ... ich ... habe ... keine ...“

„Du hast keine Träume? Aber ... das stimmt doch nicht, du wolltest doch immer ...“

„Nein, nein, nein ... nein!“

Plötzlich sprang Hinata auf und stieß Sakura von sich weg. Sie taumelte ein wenig, rannte stolpernd ins Wohnzimmer und blieb dort einen kurzen Moment unschlüssig stehen, drehte sich dann jedoch um und rannte die Treppe hinauf, wo Sakura sie schließlich keuchend einholte.

„Hinata, warte, Mensch, was ist denn los mit dir? Erklär‘ es, bitte! Ich werde dir helfen, aber dafür musst du mit mir reden!“ Sie packte Hinata an den Schultern und drückte sanft zu, um ihr zu zeigen, dass sie da war und nicht fortgehen, sich erst recht nicht abwimmeln lassen würde. Hinata stand mit dem Rücken zu ihr und presste die Handflächen auf ihr Gesicht. Das Beben ihres Körpers zeigte ihr, dass sie hemmungslos weinte, und immer wieder hörte sie gedämpfte, schluchzende Geräusche. Sie ging einen Schritt auf sie zu und legte von hinten die Arme um ihre Freundin, lehnte ihre Stirn gegen ihren Rücken.
 

...
 

Es war wie damals. Damals hatte Hinata auf der Lichtung gestanden, hatte geschluchzt und geweint, geschrieen und gebetet und Sakura hatte sie von hinten umarmt, ihr Trost gespendet und gleichzeitig versucht, durch diese Geste selbst ein wenig ihres Schmerzes lindern zu können, und hatte ihre Stirn an ihre Schultern gelehnt, ihr Gesicht vergraben, geweint.

So viele Jahre waren seit dem vergangen und nichts hatte sich verändert.

Ihr Schmerz konnte sie immer noch von innen heraus zerfressen.
 

...
 


 

...
 

Keiner konnte sagen, wie lange sie so standen, doch irgendwann löste Hinata sich aus der Umarmung und wandte sich um, blickte Sakura direkt in die Augen. Ihre waren rotumrändert und leicht geschwollen. Sakura seufzte, lächelte sie dann mitfühlend an und nahm eine von Hinatas Händen in die ihre. Diese verstand die Aufforderung und begann das Gespräch dort, wo es vorhin endete:

„Selbst ... selbst ohne Kiba ... selbst ohne ihn ... hätte ich keine Träume mehr ... er hat sie mitgenommen.“ Sie hauchte bloß mit brüchiger, tränenerstickter Stimme und als sie fortfuhr, bildeten sich erneut Tränen in ihren Augen, die sie tapfer zurückzuhalten versuchte. „Meine einzigen Träume, die ich hatte ... die hatten alle ... mit ... Naruto-kun ... zu tun ... Ich wollte ... ihn heiraten ... Kinder kriegen ... ich ... liebe ihn so sehr ...“

Ohne ein einziges, weiteres Wort ging Sakura auf Hinata zu und ohne, dass diese es hätte verhindern können, umarmte sie sie, strich ihr liebevoll und verständnisvoll über den Rücken.

Sekunden, Minuten vergingen und keiner der beiden sprach ein Wort, hingen sie doch ihren eigenen Gedanken nach, genossen diesen Augenblick, in denen sich die beiden verletzten Seelen so nah waren, wie noch nie zuvor.

Dann, nach einer Weile, flüsterte Sakura leise: „Ich weiß, es ist schwer, aber meine Mutter sagte damals, als mein Vater starb und ich es nicht verkraften konnte: ‚Lass die Toten schlafen, und mach die Lebendigen glücklich*²‘. Vielleicht kannst du es, irgendwann, mit der Zeit, auch mal versuchen? Ich bin sicher, Naruto hätte es so gewollt.“
 


 


 

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* Tako-yaki -> Teigbällchen mit Oktopusstücken gefüllt

*² Zitat von Johann Christoph Friedrich von Schiller
 


 


 

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Ok, ich kann mit gutem Gewissen behaupten, dass das hier das letzte Kapitel ist, das zur 'Vorgeschichte' gehört. Ab dem nächsten geht es mit der eigentlichen Story weiter. :)
 

Über Kommentare würde ich mich natürlich sehr freuen.

Liebste Grüße.

Itsumi.

Zu neuem Leben erwacht

Z u  n e u e m  L e b e n  e r w a c h t

Leises Zwitschern der Vögel drang durch das geöffnete Fenster zu ihr hinein, nur gelegentlich Durchbrochen von den morgendlichen Rufen der Dorfbewohner, die allmählich ihre Geschäfte öffneten oder auf dem Weg zur Arbeit waren. Das warme Licht des Sonnenaufgangs durchbrach die von der Nacht verbliebene Dunkelheit und versprach einen weiteren warmen, strahlenden Sommertag.

Tsunade saß an ihrem Schreibtisch und blätterte einige Dokumente und Schriftrollen durch, die allesamt aussahen, als seien sie von übertriebener Wichtigkeit. Als ihr beim Durchsuchen der Schriftrollen ein kleinerer, bereits vergilbter Zettel in die Hände fiel, runzelte sie die Stirn. Die Erinnerungen, die diese Nachricht, die auf jenem Zettel geschrieben stand, hervorrief, verlangten ein hohes Maß an professioneller Distanz, andernfalls hätte sie ihn in diesem Moment genommen und in Tausend kleine Teile zerrissen. Sie würde niemals vergessen können, welches Opfer die Mission, die Grund für diese Nachricht geworden war, abverlangt hatte. Heute noch waren die Auswirkungen dessen spürbar.

Sie schnaufte verächtlich und blickte verärgert auf die geschwungene, altbekannte Schrift, ehe sie den Zettel wütend in eine ihrer Schubladen knallte. Stattdessen nahm sie ein wesentlich neueres Dokument in die Hand und mit einer ausholenden Armbewegung verlagerte sie das Zettelchaos an den Rand der Tischplatte, sodass sich vor ihr eine beachtliche Weltkarte offenbarte. Das Dokument in der linken Hand haltend, fuhr sie mit dem rechten Zeigefinger über die Karte, versuchte die geeignetste Strecke zu finden, ausgehend von ihrem Heimatdorf, und sah dabei abwechselnd auf das Dokument und auf die Karte. Gerade fuhr ihr Finger eine Linie gen Norden, in Richtung ...
 

Gedämpftes Klopfen riss sie aus ihrer Überlegung heraus und zeitgleich fuhr ein leiser Windhauch an ihr vorbei, der die ausgebreiteten Dokumente und Schriftrollen durch das Zimmer wirbelte. Sie fluchte entsetzt auf, während sie versuchte mit ihren Armen so viele Blätter wie möglich davon abzuhalten, durch das Zimmer zu fliegen und ein einziges Durcheinander zu verursachen.

„Herein!“, rief sie übellaunig, bereute es jedoch wieder, als sie sich daran erinnerte, wen sie zu dieser frühen Stunde zu sich gerufen hatte. „Hinata-chan, schön dich zu sehen“, fügte sie, dieses Mal deutlich freundlicher hinzu, und lächelte dem Mädchen einladend zu. Ein Blick auf eben jenes verdeutlichte ihr nunmehr, wie wichtig diese Mission für sie wohl sein musste. Sie stand da, mit gesenktem Kopf, gebückter Haltung ...

Ihr Gesicht war bleich geworden, leicht eingefallen, und ihre Augen hatten längst ihren Glanz verloren, nur schwer wahrzunehmende Augenringe zeichneten sich hab. Ihre Gestalt war noch dünner geworden und Tsunade hatte schon desöfteren bemerkt, dass ihre Hände manchmal unwillkürlich anfingen zu zittern, obwohl sie gar nichts machte. Das Einzige, was an ihr noch lebendig wirkten, waren ihre frisch gewaschenen Haare.

Der Schmerz war ihr deutlich anzusehen.

Und augenblicklich verspürte sie tiefe Zuneigung zu diesem Mädchen, das in den vergangenen Jahren so viel durchmachen musste. Es wurde Zeit, dass man ihr wieder auf die Beine half und Tsunade war überglücklich darüber, dass ihre Schülerin sich so sehr für sie einsetzte und stark machte.
 

„Wie kann ich Ihnen helfen, Tsunade-sama?“, fragte Hinata in diesem Moment und lächelte ihrerseits. Sie wusste, dass sie sich sehr zusammenreißen musste und nur lächelte, um zu beweisen, dass sie nicht das schwache Mädchen war, für das Hiashi Hyuuga sie hielt. Denn, so wusste Tsunade ganz genau, er hatte Hinata nur zu dieser Heirat überredet, um sie aus dem Haupthaus herauszuhaben. So konnte Hanabi die Nachfolgerin werden, wie er es sich seit Jahren erhoffte, und er hätte diese Schwäche seiner Erstgeborenen nicht länger zu erdulden. Dieselbe Wut, die sie verspürt hatte, als sie von dieser Heirat erfahren hatte, beschlich sie wieder und nur mit Mühe konnte sie sich zusammenreißen und sich auf die junge Frau vor ihr konzentrieren.

Es war wichtiger, für ihre Genesung zu sorgen.

„Sakura hat sicher bereits mit dir darüber gesprochen, immerhin war es ja ihre Idee gewesen, dir wieder Aufgaben zu übertragen, damit du einen Halt hast, wenn mal niemand bei dir ist. Wir wissen immerhin beide, wozu das Alleinsein bei dir führen kann.“

Sie lächelte und Hinata nickt nur.

„Ich habe eine Mission für dich, keine Sorge, es ist nur eine D-Rang-Mission, du bist zu lange untätig gewesen, als dass ich dir bereits wieder schwerere Missionen anvertrauen kann“, wieder lächelte sie, dieses Mal entschuldigend, doch Hinata starrte sie nur ausdruckslos an, „leider wirst du alleine gehen müssen, ich kann nicht mehr Shinobi als nötig entbehren.“
 

Diese Worte lösten die Schutzwand, die Hinata sich aufgebaut hatte, ehe sie das Büro betreten hatte, denn zum ersten Mal, seit sie ihr unter die Augen getreten war, konnte Tsunade Emotionen auf ihrem starren Gesicht erkennen. Ihre Augen zeigten Angst, Mutlosigkeit, Skepsis und Verzweiflung, als sie diese Worte gehört hatte. Vermutlich hatte sie bis zuletzt darauf gehofft, mit einem blauen Auge davonzukommen, doch Tsunade konnte einfach nicht auf noch mehr Shinobi für diese vergleichbar leichte Aufgabe verzichten. Es war immerhin nur eine D-Rang-Mission.

„Keine Sorge, du wirst bloß eine ältere Dame aufsuchen und ihr für einige Tage bei der Feldarbeit helfen müssen. Einer ihrer Angestellte ist kurzfristig Aufgrund eines Todesfalls verreist.“

Hinata schloss ruckartig ihre Augen, als sie den Grund für diese Mission erfuhr und fast war es, als könnte Tsunade ihre Gedanken hören. Sie wusste genau, woran sie dachte.

Naruto.

Schnell sprach sie weiter, um Hinata gar nicht erst die Möglichkeit zu geben, zu lange an ihn zu denken, obgleich sie wusste, dass jedes ihrer Worte sie nur noch mehr in diesen Teil ihrer Gedankenwelt treiben würde, und allmählich fragte sie sich, ob das wirklich die beste Methode war, um Hinata aus ihrem Loch herauszuhelfen.

„Die Sache hat allerdings einen Haken“, sagte sie und erntete damit Hinatas ungeteilte Aufmerksamkeit. Und sie war über den Ausdruck mehr als überrascht, denn sie in diesem Moment offenbarte.

„Noch einen?“, fragte Hinata wispernd, und doch deutlich genug um ihre Empörung über den Verlauf dieses Gesprächs zum Ausdruck zu bringen.

Tsunade überging diese Frage, wohlwissend, was passieren würde, wenn sie ihr den Haken verdeutlichte. Jedoch wusste sie, dass es nun besser war, ihre Autorität als Hokage in Anspruch zu nehmen und Hinata darauf hinzuweisen, dass es ihr nicht möglich war, diesen Auftrag abzulehnen. Sie war Hokage und sie bestimmte, wer wann welche Mission auszuführen hatte.

Auch, wenn sie in diesem Moment am liebsten jemand anderes vor sich stehen gehabt hätte.

Hinata würde vor eine schwere Probe gestellt werden.

„In zwei Wochen wird deine Rückkehr erwartet und du wirst in ein Dorf reisen, das Akashi no Satou heißt. Du wirst es sicher schnell finden, denn es befindet sich in der Nähe von...“
 


 

...
 


 


 

...
 


 

Ich konnte es nicht fassen. Ich konnte es nicht begreifen. Es war zu viel. Viel zu viel.

In meinem Kopf drehte sich alles in unglaublicher Geschwindigkeit, mir wurde heiß und kalt zu gleich. Mein Herzschlag setzte für einen Moment aus, und im nächsten doppelt so schnell wieder ein. Meine Handflächen schwitzten, meine Finger waren eiskalt, das Blut schoss mir ins Gesicht und errötete meine Wangen.

Ich konnte gar nicht beschreiben, wie sehr ihre Worte meinen Körper und meine Seele in Aufruhr versetzten. Innerlich schrie alles in mir.
 

In zwei Wochen wird deine Rückkehr erwartet und du wirst in ein Dorf reisen, das Akashi no Satou heißt. Du wirst es sicher schnell finden, denn es befindet sich in der Nähe von Tsuchi no Satou.
 


 

...
 


 

Tsuchi no Satou.
 


 

...
 


 

Tsuchi no Satou.
 


 

...
 


 

Tsuchi no Satou.
 


 

...
 


 

Das musste, konnte nur ein schlechter Scherz sein. Es konnte nicht wahr sein, ich musste mir eingebildet haben, dass sie Tsuchi no Satou sagte. Vermutlich war es irgendein anderes, ähnlich klingendes Dorf und ich hatte es nur mit jenem verwechselt, weil es mir so vertraut war.

Weil ich es Nacht für Nacht in meinen schlimmsten Alpträumen sah.

Weil es all meine qualvollsten Erinnerungen ineinander vereinte.

Ich hatte es mir nur eingebildet. Ganz sicher.

Hokage-sama konnte doch nicht allen Ernstes vorhaben, mich, Hinata, dorthin zu schicken.

Noch dazu ganz alleine. Auf mich allein gestellt.

Das konnte doch nicht Wirklichkeit sein. Sie musste doch wissen, was sie damit in mir auslöste! Wie konnte sie ernst und wahrhaftig vorhaben, mich zurück in dieses Dorf zu schicken?

Die Erinnerungen überwältigten mich und Tränen brannten in meinen Augen, als ich allein und verlassen auf meinem Bett saß, die Hände zu Fäusten geballt. Ich konnte nicht verstehen, wieso sie das von mir verlangten. Sie mussten doch wissen, dass ich diese Reise nicht antreten konnte. Wie konnten sie erwarten, dass ich das für sie tat?

Wie konnten sie erwarten, dass ich an jenen Ort zurückkehrte, an dem er gestorben war?

Naruto Uzumaki. Naruto. Naruto-kun ...

Nur er, immer nur er, und es tat so unbeschreiblich weh, allein sein Name schmerzte, und ich konnte es nicht ertragen, würde es niemals ertragen können ...

Ich liebte ihn so sehr und er war fort ...

Und nun musste ich zurück. Zurück an den Ort, an dem er ...

Unmöglich ...
 

...
 

Tränen benetzten meine Kleidung, der Schmerz zerriss mein Herz, raubte meinen Verstand, ließ mir keine Luft zum Atmen. Ich presste meine Hände auf die Brust, versuchte den Schrei, der mir im Hals feststeckte, zu verstummen und biss mir auf die Unterlippe.

Es war so unerträglich. Allein sein Name ... allein sein Bild in meinem Kopf ...

Ich konnte doch nicht wirklich ...
 

...
 


 

...
 


 

Nachdenklich verließ ich das Haus, in dem Sakura-chans Wohnung lag, und schritt hinaus auf die Straße. Es war Mittag und die Sonne schien hart und unbarmherzig auf mich hinab. Ich zitterte.

Ich hatte es wohl meinem Vater zu verdanken, dass ich es letztendlich doch geschafft hatte, mich aufzuraffen und meine Tasche zu packen, mich auf die Mission vorzubereiten. Wenn ich etwas gelernt hatte in der Zeit, in der ich bei ihm gelernt und gelebt hatte, in ständigem Gefühl, nicht wertvoll genug zu sein, um Hyuuga genannt zu werden, dann war es, dass ich, egal was man von mir verlangte und egal wie schmerzvoll es war, pflichtbewusst genug sein musste, um die Forderungen, die man an mich stellte, zu erfüllen. Als eine Repräsentantin des Haupthauses war das meine Aufgabe.

Auch heute noch, da ich ihn nun so lange nicht mehr gesehen hatte, so lange nicht mehr zu Hause gewesen war.

Ich kniff meine Augen zusammen, als ich langsam meinen Weg in Richtung des Nordeingangs antrat. Das helle Sonnenlicht war zu viel für mich und brannte entsetzlich in meinen Augen. Ich war schon lange nicht mehr bei Tageslicht vor der Tür gewesen, hatte mich lange Zeit in meinem dunklen Zimmer eingeschlossen und war meinen Gedanken nachgehangen. Es passte zu meiner Stimmung. Ein Mensch, der keine Wünsche und Träume hatte, der Mühe hatte, irgendwo Hoffnung zu finden, der nicht mehr fröhlich sein konnte, es nicht einmal mehr wollte ...

Was hätte er an einem freundlichen Sommertag vor der Tür tun sollen?

Ich hatte keine Lust darauf. Ich wollte es nicht. Es erinnerte mich zu sehr an ihn, der immer gerne im Sommer während der Hitze trainiert hatte.

Doch ich wollte nicht daran erinnert werden.
 

...
 

Ich war ein Mensch mit gebrochener Seele geworden.

Der Schatten seiner selbst.

Und das nur, weil er weg war.

Und weil ich zu schwach war, dies zu akzeptieren.

...

Und weil er so rücksichtslos war, mich einfach zurückzulassen ...
 

...
 

Ich wusste nicht, Jahre danach immer noch nicht, wie ich damit umgehen sollte, dass ich war und er nicht. Dass ich lebte, während er uns verlassen hatte.

Wir hatten nicht einmal seine Leiche finden können, obwohl wir es versuchten. Kakashi-sama meinte, sie sei wohl vom reißenden Fluss davon getrieben worden, der sich unmittelbar unterhalb der Klippe erstreckte.

Das Tal des Todes.

Wie passend dieser Ausdruck doch war. Ob dort noch mehr Menschen ihr Leben verloren hatten?

Wertvolle Menschen, die so viel mehr dieser Welt hätten schenken, so viel mehr hätten geben, das Leben so viel mehr hätten genießen können?

Ich wusste, dass er es getan hätte. Er hätte das Leben weiterhin genossen, er war stark, er konnte mit so etwas umgehen. Er wäre damit zurechtgekommen, wenn der Leader mich statt seiner getötet hätte.

Doch ich schaffte es nicht. Ich war zu schwach und ich war mir dessen mehr als bewusst. Ich konnte diese Qualen nicht ertragen. Ich brauchte ihn. Mehr als alles andere. Ich brauchte ihn zum Atmen. Zum Sein. Zum Existieren. Zum Leben.

Denn ohne ihn ging es nicht.

Das hatte er gewusst. Er hatte es mir versprochen.

Ich werde immer bei dir sein, Hinata-chan.

Doch er war weg.

Gegangen.

Hatte eine Leere hinterlassen. Ein Loch in meiner Brust.

Seine Stimme in meinem Kopf schmerzte und es fühlte sich an, als schlüge etwas von innen gegen meinen Kopf, dumpf und im stetigen Rhythmus. Für einen kurzen Moment flammten Bilder des Begräbnisses in mir auf, versetzten mich zurück an jenen Tag, als ich im Regen vor diesem Gedenkstein stand. Damals hatte ich mich gefragt, was Schicksal war und ob es gerecht sein konnte, wenn es zuließ, dass jemand wie er, der mehr am Leben gehangen hatte als sonst jemand, den ich kannte, gestorben war. Und irgendetwas in mir hatte an ihm festgehalten, an den Gedanken, dass nichts und niemand ihn bezwingen könnte, selbst der Tod nicht, und er irgendwo noch lebte und zurückkehren würde. Denn da war keine Leiche gewesen.

Doch es war nur ein kleiner, letzter Funke Hoffnung gewesen.

...

Ich sollte diesen Schmerz ignorieren.

Tat es auch.

Wie so oft schob ich ihn auf einen anderen Tag, auf eine andere Zeit, einen anderen Moment. Bis es endlich aufhören würde, weh zu tun.

Und noch länger ...

Auch, wenn das ewig dauern würde.
 

...
 


 

Liebe war doch immer so unglücklich. Ich hatte das von Anfang an gewusst und auch akzeptiert. Ich hatte mich damit abgefunden, dass er mich niemals lieben würde und hatte ihn trotzdem jeden Tag bewundert, geliebt, begehrt.

Er hatte sich letztendlich doch in mich verliebt. Jahre später, aber niemals zu spät. Es war so perfekt gewesen, es hätte perfekt werden können.

Doch es war unglücklich. Ich war unglücklich. Weil Liebe schmerzte, weil sie mir niemals mehr vergönnt sein würde und niemals vergönnt war.

Und was blieb, war die Erinnerung. Eine Erinnerung, die mich tief im Inneren quälte.

Doch sie war, egal wie sehr es weh tat, immer noch besser als nichts. Denn ich hatte geliebt, liebte immer noch, und er hatte, für kurze Zeit, viel zu kurze Zeit, meine Liebe erwidert und mich in sein Herz gelassen.

Ich würde ihn niemals vergessen, selbst wenn ich das wollte und ich wollte nicht, weil die Erinnerung an ihn, das einzige war, was mich am Leben erhielt.

Es blieb nur die Erinnerung, an die Zeit, die mein Leben bestimmte.

Die Erinnerung an ihn ...

Und ich wünschte, es wären noch viele weitere hinzu gekommen ...
 

Unter meinem T-Shirt spürte ich das kalte Metall auf meiner nackten Haut. Ich hatte seine Kette, die Kette des ersten Hokagen, die ihm so viel bedeutet hatte, niemals wieder abgenommen.

Nicht ein einziges Mal.
 


 

...
 


 

...
 


 

Ich hatte gar nicht bemerkt, wie lange ich schon unterwegs war, ich merkte es erst lange, nachdem die Sonne untergegangen war und um mich herum nur noch Dunkelheit die Nacht erfüllte. Ich kam gut voran.

Doch ich hätte besser aufpassen müssen, während ich reiste, denn nun, jetzt, da ich Schutz für die Nacht ersuchte, hatte ich keine Ahnung, wo ich war und wo ich mich verstecken könnte. Ich war völlig schutzlos und der Dunkelheit ausgeliefert. Ich wusste nicht, wo eine Höhle sein könnte oder eine Hütte verborgen war.

Ich war unachtsam und absolut unverantwortlich gewesen.

Und ich hatte ja gewusst, dass diese Mission alles andere als gut für mich sein würde.

Deutlich langsamer ging ich die lange Hauptstraße entlang, links und rechts von mir erstreckten sich lange Bäume, die einen wie einen Schutzwall umhüllten. Jedoch nicht mich, denn ich war hier auf dieser Hauptstraße eigentlich das perfekte Ziel. Während ich niemanden in der Dunkelheit und erst recht nicht zwischen den Bäumen erkennen konnte, wurde ich vom hellscheinenden Mond über mir beleuchtet.

In diesem Moment tauchte das Gefühl in mir auf, beobachtet zu werden. Vielleicht lag dies nur an den Gedanken, die ich mir so eben um meine Sicherheit machte, doch ich hatte Angst, dass hinter diesem Gefühl mehr steckte, als ich erhoffte. Misstrauisch blickte ich über meine Schultern, während ich im Schritttempo weiterging. In dieser Dunkelheit war es mir nicht möglich, überhaupt irgendetwas zu erkennen, das nicht in meiner Näher war, und die vielen Bäume, die einem vermeintlichen Feind noch mehr Schutz gewährten, machten es mir nicht leichter. Ich überlegte einige Momente lang, ob es vielleicht besser war, mein Kekkei Genkai zu aktivieren, um meine Sicherheit nicht überzustrapazieren, oder ob ich mir nicht einfach zu viele Sorgen und Gedanken machte.

Doch ... eigentlich war es mir egal.

Ich hatte schon lange keine Angst mehr gehabt. Nicht vor feindlichen Angriffen und erst recht nicht vor dem Tod.

Wozu auch?

Weshalb sollte ich noch Angst vor dem Tod haben, wo ich ihn doch jeden Tag in meinem Herzen trug und nur wartete, bis er mich endlich zu sich holte ...

... und zu ihm brachte.
 

Dennoch hing irgendein Teil von mir an diesem zerbrochenen, in tausend Scherben zerfallenen Leben, an die Erinnerungen, die ich mit ihm gemacht hatte, vielleicht auch noch immer ein winziger Funken Hoffnung, ganz tief drin in meinem Herzen, sicher verwahrt vor allem, was ihn hätte von mir reißen können ...

Und deshalb aktivierte ich mein Byakugan und suchte die Gegend hab. Fand jedoch nichts.

Trotzdem blieb dieses Gefühl, beobachtet zu werden.
 

...
 

Zwar hatte ich gerade, als ich mein Byakugan aktiviert hatte, keine Höhle oder einen anderen vergleichbaren Unterschlupf, der es mir möglich machen würde, relativ sicher irgendwo zu übernachten, gefunden, jedoch hatte etwas Anderes meine Aufmerksamkeit erregt.

Erfüllt von einer inneren Anspannung, die ich schon lange nicht mehr gespürt hatte und die befremdlich auf mich wirkte, so wie das Adrenalin durch meine Adern strömte, rannte ich hastig links in den Wald hinein, stolperte dabei über meine eigenen Schritte, rappelte mich jedoch sogleich wieder auf. Ich war äußerst aufgeregt und mein Herz hämmerte wild gegen meine Brust. Ich wusste nicht, warum das, was ich gesehen hatte, so eine Wirkung auf mich hatte, und ich habe mich das auch nicht gefragt. Für mich war es normal, dass ich der Sache auf den Grund gehen wollte, ich war immerhin jahrelang Kunoichi gewesen, auch, wenn ich lange nicht mehr als jene tätig gewesen war ...

Mein Drang, unbekannten Dingen nachzugehen und zu ergründen, lebte in diesem Moment, vielleicht auch nur für einen kurzen, wieder auf und beherrschte meinen gesamten Körper.

Die Dunkelheit lichtete sich, als ich auf die kleine, durch Kämpfe entstandene Lichtung trat. Die Bäume waren in ungleichmäßigen Abständen abgesenkt und der Boden, auf dem eigentlich Gras wachsen sollte, war an einigen Stellen verbrannt. Und überall glitzerte das Metall zahlreicher Waffen im Mondschein.

Ich stand unweigerlich inmitten eines einzigen Schlachtfeldes. Und weil ich nicht noch mehr erkennen, nicht noch mehr sehen wollte, aktivierte ich mein Byakugan nicht. Ich wollte nicht Anhand der Menge des Blutes herausfinden, wie viele Menschen hier wohl hier Leben gelassen hatten.

Einer war schon zu viel ...

Ich unterdrückte den Schmerz, der plötzlich wieder auf meinen Körper einprasselte, wie viele kleine Regentropfen, die vom Himmel auf einen hinunter rieseln, und bückte mich, um das mir nächstgelegene Kunai aufzuheben. Ich versuchte den Griff so zu drehen, damit das Licht des Mondes auf ihn hinab scheinen und ich erkennen konnte, welches Zeichen darauf eingraviert worden war.

Jedes Land machte ihre Kampfwerkzeuge auf diese Weise kenntlich, damit man immer sagen konnte, aus welchem Land das jeweilige Stück stammte, falls es zu einem Kampf zwischen zwei befreundeten Dörfern gekommen war. Damit konnte man die Ursachen und Hintergründe hinterfragen und erforschen, und zahlreiche Bündnisse waren Aufgrund dessen bereits beendet worden.

Dieses hier war aus Konoha.
 


 


 

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Vielen lieben Dank fürs Lesen.

Allerliebste Grüße.

Femii.

Nichts davon gewollt

N i c h t s  d a v o n  g e w o l l t

Eigentlich hätte es mich nicht dermaßen in Aufruhr versetzen dürfen.

Eigentlich war es völlig normal, dass man Kunai aus Konoha in Hi no Kuni fand.

Eigentlich war es kein Phänomen, verwüstete Schlachtfelder in den Wäldern zu finden.

...

Es war nichts Besonders, eine beinah alltägliche Situation, wenn mal als Shinobi tätig war und durch das Land reiste.
 


 

Und dennoch ...
 

Mein Körper spielte verrückt. Zu viel Hoffnung, zu viel Freude, zu viel Erleichterung durchströmte mich, von oben bis unten, schnell und impulsiv.

Das Herz pochte und ließ das Blut in meinen Adern rauschen, es dröhnte in meinen Ohren. Ich konnte nur unentwegt auf dieses Kunai starren, konnte meine Augen nicht abwenden aus Angst, das Zeichen könnte sich dabei verändern und meine Hoffnung zunichte machen.

...
 


 

Aber insgeheim wusste ich, und hätte ich zu Beginn bereits wissen müssen, dass meine Gefühle vollkommen unbegründet waren.

Dieses Schlachtfeld stammte nicht von damals, es sah anders aus und keiner von uns hatte Feuerjutsu angewandt.

Außerdem ... die ANBU hatte unsere Spuren recht bald beseitigt und selbst wenn es nicht so gewesen wäre, hätten andere Shinobi die Kunai aufgelesen, um sie selbst gebrauchen zu können.

Kein Kampfort konnte vier Jahre lang bestehen. Und das Blut hier war frisch.

Dieses Kunai, so sehr ich es mir auch wünschte, konnte nicht von ihm stammen.
 


 

...
 


 

Falsch.

Falsch, falsch, falsch, falsch.

Wieso nur, wieso brachte ich mich immer in derartige Situationen? Wieso ließ ich mich stets ablenken, wieso konnte ich nicht für winzige Augenblicke an etwas anderes denken?

Die Gefahr war bereist da, das spürte ich, und ich konnte sie nicht mehr abwenden. Mein Gefühl, das ich nur wenige Minuten zuvor gehabt hatte, war also doch richtig gewesen. Und auch, wenn ich es am liebsten nicht getan hätte, in der Hoffnung, ich bildete mir das alles nur ein, fuhr ich herum. Und ich erschrak.

Mehrere Shinobi waren hinter mir aufgetaucht. Ich erkannte es daran, dass der eine oder andere ein Schwert bei sich hatte. Zudem trug jeder von ihnen ein Stirnband, doch ich konnte selbst in der Dunkelheit deutlich erkennen, dass das Zeichen darauf nicht das Konohas war. Es waren Feinde.

„Na, wen haben wir denn da gefunden?“, sagte einer der Männer, fünf an der Zahl, und funkelte mich dermaßen wütend an, dass mir für einen kurzen Moment die Luft wegblieb. Langsam und unbemerkt ging ich einige Schritte nach hinten. Ich hatte wahnsinnige Angst vor diesen Shinobi, die so bedrohlich auf mich wirkten, dass mein Herz sich abermals beschleunigte und Angstperlen mir auf die Stirn traten.
 


 

„Sie trägt das Zeichen Konohas.“
 


 

Er sprach mein Heimatdorf mit so viel Hass und Wut aus, dass ich erschrocken zusammen zuckte. Was hatte meine Heimat ihnen angetan, dass sie es so sehr verabscheuten?

Und ... was bedeutete dieser Hass für mich?

Ich konnte nicht fliehen. Ich war wie gelähmt, meine Angst sorgte dafür. Ich glaubte nicht einmal, dass ich hätte fliehen können, wenn ich nicht starr vor Angst gewesen wäre. Sicher waren sie viel trainierter als ich, viel schneller und viel gewandter. Ich war jahrelang nicht als Kunoichi tätig gewesen und sollte nur eine leichte Mission ausführen ...

Doch sie schienen wie die perfekten Schattenkrieger. Leise, windig und fähig, zu töten.
 


 

Ich zitterte.
 


 

...
 


 

„Dann ist sie vermutlich eine Komplizin.“
 


 

...
 


 

Er war so schnell bei mir, dass ich gar nicht reagieren konnte, nicht einmal seinen Bewegungen folgen konnte. Sein Kunai schnitt mir in den Hals und es brannte entsetzlich. Ich spürte das Blut meinen Hals hinab laufen.

Sein Blick war zornerfüllt.
 


 

Wo sind sie?“
 


 

Er wisperte gefährlich leise, drückte dabei das Kunai noch tiefer in meinen Hals und ich traute mich nicht, mich auch nur ein winziges Bisschen zu rühren. Zu groß war die Gefahr, hier und jetzt getötet zu werden.

Ich zitterte unaufhörlich.
 

„Ich ... i-ich weiß nicht, wovon Ihr sprecht“, antwortete ich mit bebender Stimme und hoffte so sehr, dass sie es mir glauben würden. Ich wusste tatsächlich nicht, was hier vor sich ging, wollte es allerdings auch nicht erfahren. Viel mehr wollte ich einfach weiterreisen, einfach meine Mission hinter mich bringen und so schnell wie möglich zurück in mein Heimatdorf. Zurück zu Sakura-chan. Und Shino-kun ...

Wieso war ich diese Mission angetreten? Es war von Anfang an ein Fehler gewesen. Das hätte mir die Tatsache, dass es in die Nähe jenes Dorfes ging, bereits zeigen müssen.
 


 

Lüg mich nicht an!“
 


 

Er schrie wutentbrannt, ließ das Kunai fallen und schlug mir stattdessen mit voller Wucht ins Gesicht. Ich fiel zu Boden, hielt mir die schmerzende Wange. Sie pochte und Blut sammelte sich in meinem Mund. Ich hustete, um nicht daran zu ersticken, starrte ihn sodann erschrocken an.
 

„Ich weiß genau, dass du zu ihnen gehörst!“
 

Und ich konnte es nicht verhindern, er schlug wieder zu und wieder und trat gegen meinen Bauch, ich bekam keine Luft mehr. Ich wehrte mich nicht. Ich wusste nicht warum. Ich bekam das Gefühl in meinem Schlafzimmer zu sein, zu Boden gegangen, geschlagen von Kiba.

Und ich wehrte mich immer noch nicht.

Vollkommen gelähmt vor Angst, von der Erinnerung.

Ich ließ es zu, obwohl ich, und ich war mir dessen sicher, sie vermutlich mithilfe meines Byakugans hätte schlagen können. Doch ich tat es nicht.

Ich war unfähig, mich zu rühren.

Und auch, wenn die Angst mich innerlich zerfraß ... ein Teil in mir, der Teil, der nicht am Leben und den Erinnerungen, die ich mit ihm gemachte hatte, hing, wünschte sich in diesem Moment nichts sehnlicher, als zu sterben.

Mein Körper war mit Wunden übersät und jede Zelle schmerzte unerträglich.

Ich war dem Tod sehr nahe. Näher als ich es in den letzten vier Jahren jemals gewesen war.

Ich war in freudiger Erwartung. Bald, sehr bald, würde ich ihn wieder sehen. In einer anderen Welt, in der seinen, in einer anderen Zeit, die niemals verstreichen würde, so, wie sie es so lange bei mir getan hatte.

Ich verlor mit jeder weiteren Sekunde das Bewusstsein.

Der Schmerz wurde unerträglich und mir schwindelte es. Ich hörte ihn irgendwas sagen, irgendwas rufen, doch ich konnte es nicht verstehen. Ich verlor immer weiter das Bewusstsein.

...
 

Kurz, bevor ich sie, die Bewusstlosigkeit, erreichte und endgültig in eine tiefe, bewusstlose Leere fiel, glaubte ich, Narutos Stimme zu hören, die nach mir rief.

Ich würde ihn wieder sehen. Endlich. Nach so langer Zeit. Der Schmerz war vergessen.

Ich lächelte.
 


 


 


 


 

Es war bereits seit geraumer Zeit sehr dunkel, die Nacht war über sie hinein gebrochen. Sie waren erschöpft, lange gereist und hatten viele Kämpfe hinter sich. Der letzte war erst wenige Stunden her, höchstens zwei, und sie hatten die Leichen gerade erst fortgebracht, in eine Art Untergrundhöhle, dort, wo niemand sie finden würde. Sie war bereits vor sehr, sehr langer Zeit erbaut worden, dann zerstört und nun würde niemand jemals auf die Idee kommen, dort nach irgendwas zu suchen. Sie wären es selbst nicht, wenn nicht einer von ihnen diesen Ort schon einmal besucht hätte.

Müde und entkräftet kämpften sie sich durch den angrenzenden Wald zurück an die Stelle, an der sie diesen langwierigen Kampf hinter sich gebracht hatten. Sie wollten es beide nicht, wären lieber zu Bett gegangen und hätten sich ausgeruht, doch wenn sie nicht gefunden werden wollten, mussten sie diese unangenehme Sache noch hinter sich bringen.

„Wir hätten das morgen erledigen sollen“, meckerte in diesem Moment einer der beiden und gähnte herzhaft. „Ich bin viel zu müde und kaputt.“

„Morgen wäre es zu spät“, antwortete der Angesprochene und warf einen finsteren Blick über seine Schulter zu seinem Partner. „Das solltest selbst du mittlerweile gemerkt haben, dobe.“

Er wandte seinen Blick wieder nach vorne, während sein Gefährte seine Arme hinter seinem Kopf verschränkte und grinste.

„He, sei nicht immer so grimmig“, lachte er leise und beschleunigte seine Schritte, um mit seinem Partner gleich auf zu sein. Dieser sah ihn nur kurz von der Seite an, kümmerte sich jedoch nicht weiter um ihn.
 

Eine Weile gingen sie schweigend nebeneinander her, bald hätten sie die Stelle erreicht, an der ...

Sie stockten. Jener, der zuvor noch fröhlich gegrinst hatte, riss erschrocken seine Augen auf.

„Scheiße, teme, spürst du es a–?!“

Oh, lieber Gott.

„Chakra. Renn!“
 

...

Gleichzeitig setzten sie sich wieder in Bewegung, deutlich schneller als zuvor, stürmten los und rannten so schnell sie konnten, in die Richtung, aus der das Chakra zu kommen schien.

Normalerweise wären sie in diesem Moment in die entgegengesetzte Richtung gerannt und hätten sich so schnell wie möglich in Sicherheit gebracht. Sie waren völlig entkräftet und hatten nicht mehr allzu viel Chakra übrig. Doch sie beide wussten, dass etwas nicht stimmte und deswegen beeilten sie sich.

„Teme, da ist noch jemand! Spürst du das? Das Chakra, es schwindet immer mehr! Da wird jemand –“

„Ich weiß, ich weiß!“

Sie waren schnell weiter gekommen und mit jedem weiteren Schritt, den sie tätigten, lichtete der Wald sich immer mehr und sie waren schon fast da ... Zeitgleich verlangsamten sie ihr Tempo und traten möglichst leise auf die Lichtung.

Noch waren sie unbemerkt und obwohl sie weit von ihnen entfernt waren, konnten sie deutlich die Umrisse mehrerer Personen erkennen. Vier davon standen etwas abseits zwischen den Bäumen und eine Person befand sich inmitten des verwüsteten Schlachtfeldes, welches sie beide zu verantworten hatten, und schien auf eine weitere einzutreten.

„Was zur Hölle tun sie da?“, wisperte einer der beiden wütend und ballte die Hände zu Fäusten. Wie konnte irgendjemand es wagen, einem hilflosen Wesen so etwas anzutun? Jemandem, der ohnehin schon gebrochen und verletzt am Boden lag? Dafür würde er sie büßen lassen!

„Sie gehören zu ihnen“, entgegnete der Andere genauso leise, jedoch weitaus ruhiger und gefasster als sein Gefährte, als er erkannte, dass es Shinobi waren, die dort ihr Unheil verrichteten. Beide versuchten zu erkennen, wer die Person war, die von ihnen, und sie beide wussten genau, wer sie waren, angegriffen und verletzt wurde.

„Weißt du, wer sie ist?“

Doch in diesem Moment begann sein Gefährte zu beben, sein Körper zitterte und sein Gesicht war wutverzerrt. Er konnte deutlich seinen Zorn spüren, er umgab ihn wie eine gefährliche Aura, die auf alles überging, das sich in seiner Nähe befand. Er kannte diese Reaktion seines Partners, wusste, dass sie nur dann auftrat, wenn ...

In diesem Moment preschte er nach vorne und rannte auf die Gruppe aus Shinobi zu, erfüllt von Wut und Hass, und er, der seinen Gefährten nicht hilflos ins Verderben stürzen lassen wollte, folgte ihm.
 


 

...

„Verdammt!! Kentaro-sama, seht, dort!“, schrie einer der Shinobi, als er die beiden entdeckte, und zeigte mit dem Finger auf sie, während sie stetig auf sie zu rannten.

„Was i- ... Scheiße!“ Ein letztes Mal trat er gegen das Mädchen, wandte sich jedoch zeitgleich der Gefahr zu. Er weitete angsterfüllt seine Augen, als er die beiden Shinobi erkannte, die auf sie zugerast kamen. Er wurde von ihnen völlig überrumpelt

„Hinata-chan!“, hörte er denjenigen rufen, der ihm am nächsten war, und rechnete schon damit, von ihm geschlagen zu werden, doch als er bei ihm angekommen war, ließ er sich zu Boden fallen.

„Hinata-chan, hörst du mich? Sag doch was, bitte!“ Die Stimme des Mannes hörte sich erstickt an, als säße ein dicker Kloß in seinem Hals, der es ihm unmöglich machte, klar und deutlich zu sprechen. Er grinste, wollte sich gerade ihm widmen, sein Kunai in seinen Rücken rammen, als ...

Es war sein Gefährte, der ihm ins Gesicht schlug. Er traf seine Nase und ein fürchterlicher Schmerz breitete sich von dort über sein gesamtes Gesicht aus. Blut strömte über sein Gesicht und benetzte seine Kleidung. Panisch presste er seine Hände auf sein Gesicht, versuchte das Blut zu stoppen und zu ertasten, was mit seiner Nase passiert war, doch er taumelte nach hinten, stolperte und fiel.

Aus den Augenwinkeln bemerkte er, dass seine Untergebenen auf die Feinde zustürmten.
 

...
 

Sein Feind war gerade zu Boden gegangen, doch vier weitere stürmten auf ihn zu. Hinter ihm lagen dieses Mädchen und sein Partner, der immer weiter auf sie einredete und versuchte, sie wieder zu Bewusstsein zu bringen, statt sich an dem Kampf zu beteiligen. Er würde sie wohl beide beschützen müssen.

Metall glitzerte im Mondlicht, als einer der Shinobi ein langes Katana aus seiner Scheide zog. Er lächelte leicht, denn ein Katana war nichts, das ihm gefährlich werden konnte. Dem ersten Angriff konnte er mühelos ausweichen, indem er sich hinweg duckte, und parierte sodann den zweiten mit seinem Kusanagi, das er blitzschnell gezogen hatte. Der Angreifer weitete entsetzt seine Augen, war zu schockiert über dieses Ereignis, dass er seine Bewegung nicht schnell genug wahrgenommen hatte ...

Es war seine Chance, der Augenblick, in dem er den ersten Feind ausschalten konnte.

Mit einer raschen Bewegung, bei der er einem Kunai auswich, das man auf ihn geworfen hatte, winkelte er sein Schwert an und im nächsten Augenblick rammte er es ihm die Brust.

Blut spritzte auf und das Gesicht des Feindes erstarrte in einem angsterfüllten Ausdruck. Ruckartig zog er sein Schwert wieder hinaus und wandte sich ab, noch ehe er seinen Gegner zu Boden gehen sah.

Er wollte es nicht sehen.

„Du verdammter Wichser“, hörte er einen der Shinobi rufen und sah, wie er Fingerzeichen formte. Schnell rannte er auf ihn zu.
 

...
 

Ihr Körper war übersät mit Wunden und blauen Flecken, die Kleidung blutdurchtränkt und immer noch reagierte sie nicht auf ihn ...

„Hinata-chan ... Hinata ...“

Tränen traten ihm in die Augen. So lange hatte er sie nicht gesehen. So viele Jahre war er nicht zu Hause gewesen. Und nun, vier Jahre nach jenem schrecklichen, schicksalshaften Tag, begegnete er ihr wieder in einem Zustand, der ihn in den Wahnsinn trieb. Angst erfüllte seinen Körper, Angst sie erneut zu verlieren, noch ehe er sie wirklich wiedergefunden hatte, ehe er ihr erklärt hatte, weshalb er sie allein gelassen hatte, ehe er sie wieder in die Arme schließen konnte ...

Er hatte es doch nicht gewollt! Nichts von dem, was an diesem Tag und die Tage, Monate und Jahre danach passiert war, hatte er gewollt!

Und nun war sie ... sie war ...
 

Die Angst wich der Wut, die ihn schlagartig überfiel, und dem Feind, der soeben auf ihn zugestürmt war, als er scheinbar abgelenkt gewesen war, schlug er gewaltig in den Bauch.

„Ihr verdammte Bastarde“, presste er durch zusammengebissene Zähne hervor und trat auf seinen Gegner zu. „Was habt ihr ihr nur angetan? Wie konntet ihr es wagen, sie ...“

Seine Stimme verlor sich und er biss schmerzerfüllt auf seine Lippe. Er konnte nicht in Worte fassen, nicht aussprechen, was passiert war. Es zerriss sein Herz und die Worte hätten seine größte Angst Realität werden lassen, doch so hatte er noch eine Chance, eine Hoffnung ...

Zeitgleich und schnell versuchte sein Gegner sich aufzurappeln, als er die drehende Chakrakugel sah, die er in seiner rechten Hand gebildet hatte. Er hielt eigentlich nichts davon, hatte nie etwas davon gehalten und es immer vermieden, wenn es sich vermeiden lassen konnte.

Doch wenn entweder er oder sein Gegner sterben musste, um die Situation zu bewältigen, dann war er durchaus bereit dazu, zum Mörder zu werden.

Und außerdem hatten sie ...

Sein Zorn entfachte mehr und mehr.
 

Blitzschnell ließ er seine Hand vorschnellen, die Chakrakugel traf ihn mitten in den Bauch und zerfetzte ihn innerlich wie äußerlich. Leblos blieb der Feind am Boden liegen.

Er wandte sich ab und besah sich stattdessen seine Umgebung. Ein weiterer Shinobi lag leblos am Boden, während sich derjenige, der zuvor Hinata misshandelt hatte, mühselig wieder aufrappelte. Sein Gesicht war blutüberströmt, doch größtenteils getrocknet. Sein Zorn wuchs ins Unermessliche.

Ohne, dass sein Gegner es bemerkt hatte, raste er auf ihn zu, ein Kunai gezückt, dass er aus seinem Ärmel geschüttelt hatte, und in dem Moment, als der Shinobi sich ihm zuwandte, rammte er ihm seine Waffe mitten in den Hals und mit einer ruckartigen Bewegung trennte er den Kopf ab. Die Leiche prallte dumpf auf dem Boden auf.

Angewidert wandte er den Kopf ab und in dem Moment sah er seinen Partner zu Boden gehen, aus seinem Bauch ragte ein Wakizashi*. Sein Herzschlag setzte in diesem Moment kurzzeitig aus und die Luft blieb ihm weg. Angst durchströmte ihn und vertrieb seine brodelnde Wut, als er auf diese Stelle starrte, an der gefallen war ...

Das konnte, durfte unmöglich Wirklichkeit sein! Er konnte nicht tatsächlich besiegt worden sein!

Doch nicht er, nicht sein Partner, nicht sein Freund, nicht ...

Sasuke!“, rief er entsetzt, panisch, und setze sich in Bewegung, rannte auf ihn zu, schrie seinen Namen, als hinge sein Leben davon ab ...

Doch ...
 

...
 

Ein weiteres Mal sah er jemanden zu Boden gehen, dieses Mal jedoch war es der Feind, und bereits während des Fallens sah er die Umrisse seines Freundes. Sasuke.

Dort, wo er zuvor scheinbar zu Boden gegangen war, blieb eine Schlammpfütze.

Erleichtert schloss der junge Mann die Augen und atmete beruhigend ein und aus. Als er seine Augen wieder öffnete, war Sasuke bereits bei ihm aufgetaucht. Nur einen Bruchteil einer Sekunde hatte er dafür benötigt.

„Tz, Naruto, als ob ich mich von denen besiegen lassen würde“, zischte er, begann jedoch schon im nächsten Moment damit, die umliegenden Waffen aufzusammeln.

Es war der eigentliche Grund, weshalb sie hierher gekommen waren. Sie brauchten die Waffen, die sie ihm Kampf benutzten und verloren, und außerdem wollten sie keine Hinweise darauf geben, dass an einem Ort ein Kampf stattgefunden hatte. Deshalb versuchten sie stets alle Beweise zu vernichten.
 

Naruto schüttelte grinsend den Kopf, wurde allerdings sofort wieder ernst, als er sich Hinata zuwandte.

Sie war schwer verletzt und es versetzte ihm einen Stich in sein Herz, sie nach so langer Zeit in diesem Zustand vorzufinden. Er hatte sie jeden Tag vermisst, sich jeden Tag nach ihr gesehnt und so sehr gewünscht, sie wieder zu sehen, wieder in die Arme nehmen, wieder bei ihr sein zu können ...

Langsam beugte er sich zu ihr hinunter und schob behutsam seine Hände unter ihre Knie und Schultern. Dann nahm er sie liebevoll auf den Arm, setzte sich zögernd in Bewegung und presste ihren Körper schützend gegen seine Brust.

Sasuke gesellte sich zu ihm und er verlor kein Wort darüber, dass vom Gesicht seines Freundes Tränen hinab tropften.
 

Es waren Freudentränen, aber auch Tränen des Schmerzes und Verlustes ...

Eine zu lange Zeit war vergangen und nichts konnte je wie früher werden, auch, wenn er es sich so sehr wünschte, so sehr gewünscht hatte ...
 


 

...
 


 

Er hatte sie für immer verloren.
 


 


 

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* Wakizashi = Japanisches Kurzschwert
 


 


 

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Danke für all eure wunderbaren Kommentare. ♥

Wie ein Traum

Es kommt alles anders, so anders.

Vielen lieben Dank an all eure lieben Kommentare! ♥
 


 

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W i e  e i n  T r a u m

Schwarz.
 

Grau.
 

„Scheiße! Verdammt! Das Fieber ist gestiegen, ihre Stirn glüht wie Feuer! Was ist nur mit ihr passiert?“

„Ihre Wunden haben sich entzündet, als du sie nicht schnell genug versorgt und lieber einen Tag gewartet hast, weil du ihr den braven Charmeur mimen wolltest ...“

„Aber ich konnte doch nicht wissen, dass – dass ...“

„Ihre Kleidung war blutdurchtränkt, du hättest wissen müssen, wie schwer es um sie steht.“

„Aber ich ...“

„Jetzt halt die Klappe und kümmere dich endlich um genügend Wasserzufuhr, sonst geht es ihr nie besser!“
 

Wieder unendliche Finsternis.

Ich wusste, ich hatte die Augen nicht auf, ich war nicht einmal wach, aber dennoch erschienen Bilder vor meinen Augen, die ich nicht sehen sollte. Und erst recht nicht wollte. Mochte einfach nur nichts.

Bilder von ihm und mir.

Blut.

Nacht.

Tot.

Fall.

Klippe.

Angst.

Schreie.

Schmerzen.

Unglaubliche.

Unerträglich.

Niemals endend.

Es tat weh, verdammt, aber wenn ich den Mund öffnete und sie, diese unnennbaren Schmerzen, herausschreien wollte, waren sie nicht mehr da und kein Ton kam heraus. Stille.

Nichts.

Ich sah sie, die beiden wunderbarsten, klarsten, blauen Augen, denen ich jemals begegnete, mit hellem, blondem Haar darüber und einer Hand, die nach mir griff.

Doch wenn ich die meine hob und sie halten wollte, war sie weg, in Rauch aufgelöst, und ich fasste ins Nichts.
 

Ich werde immer bei dir sein ...
 

Es hallte durch die Stille, die so unendlich schien wie die Nacht, in der ich mich verlor.

Es gab kein Ende und selbst diese Stimmen, die gerade noch zu hören waren – gerade? War es nicht schon Ewigkeiten her? -, waren verklungen und die Lautstärke dieser unglaublichen Totenstille wurde immer unerträglicher.

Ich sollte erwachen, doch ich konnte nicht.

War eingehüllt in dieser Finsternis und fand nicht allein hinaus.

Wo war mein Licht?

Keines da ...
 

Aber wie fand ich hieraus, wenn da nichts war, das mir den Weg wies? Niemand, der mir heraus half?

Nicht einmal er, wo ich ihn doch brauchte ... ihn liebte ... und er sagte, er liebte mich auch ...
 

Obwohl ich dich doch so liebe ...
 

„... und nie wieder ohne dich leben möchte ...“
 

Er hatte es gesagt, es mir versprochen, und doch war er fort und obgleich ich selbst meinen Weg in den Tod fand, konnte ich ihn nicht sehen, nicht finden, weil er mir nicht das Licht war, das ich benötige.

Weil ich blind war, nichts sehen konnte.

Vergessen.

In der Dunkelheit.
 

Mein Tod war nicht die Erlösung, nach der ich solange verlangte, die ich erhoffte, weil ich glaubte, ihm dadurch wieder nahe sein zu können.

Aber da war niemand, der mir nahe sein könnte.

Er war immer noch fort.
 


 

Und ich allein.
 


 

„Hat sie was gesagt? Ist sie wach?“

Die Stimme war forsch und besorgt zu gleich, aber dennoch kam sie mir vertraut vor, obwohl sie so fremd war. Ich konnte sie nicht zuordnen und wusste, dass ich sie, diese Stimme, für lange Zeit nicht gehört hatte, länger noch als die seine. Ich wollte meine Augen öffnen, um herauszufinden, zu wem sie gehörte, doch ich konnte nicht, meine Lider waren schwer wie Blei, als wollten sie sich gar nicht erst, und nie wieder, heben lassen. Kläglich versuchte ich meine Arme zu heben, nach der Dunkelheit zu greifen, die mich umgab, doch auch sie gehorchten nicht.

Mein Körper war wie gelähmt, und dennoch spürte ich, wie ich mehr und mehr erwachte, mehr und mehr an Kraft erlangte, und ich wusste, dass ich nicht gestorben war, er immer noch so sehr entfernt, unerreichbar für mich sein würde.

Jede weitere Sekunde, die verstrich, führte mich näher an die Wirklichkeit heran und schon bald nahm die Lähmung ab und der Schmerz von mir Besitz, der jede meine Zellen zu zerreißen schien, als wäre dies ein leichtes gewesen, eben jenes tatsächlich zu tun.

Mein Schrei war laut, als ich glaubte, nichts dürfte die Stille durchbrechen.
 

Schritte kamen auf mich zu und sogleich spürte ich diese Wärme in mir, die mich auf einmal umgab, einer Umarmung gleichkommend. Und das gute Gefühl, welches sich in mir ausbreitete. Ich hatte es so lange nicht gespürt und gab mich dem vollkommen hin, genoss es, und wollte es nicht verlieren, niemals. Nie wieder.

Es war wie ein Traum, der seiner Erfüllung immer näher kam.
 

Doch gleich darauf verschwand es wieder. Die Schritte stoppten und die unsägliche Stille erfüllte den Raum, so unerträglich laut, dass es in den Ohren schmerzte.

Endlich wieder Herr meines Körpers hielt ich mir die Ohren zu, kniff die Augen stärker zusammen und wünschte mir, es würde endlich aufhören, dieses Dröhnen in meinen Ohren und die Schmerzen, die sich durch meinen ganzen Körper wanden wie Schlangen, die sich über den Boden schlängelten, auf der Suche nach einem Opfer, das ihren Hunger stillen würde.

Es tat so verdammt weh, mein Kopf drohte zu zerbarsten ...
 

Plötzlich kam das Gefühl zurück, eine Hand auf meinem Kopf, diese Wärme ... ein nasses Tuch lag auf meiner Stirn und kühlte, linderte die Schmerzen ein wenig.

„Wie geht es dir?“

Ein Ruck.

Ich saß, kerzengerade, das kühlende Tuch fiel hinab und landete auf meinen Händen, die sich in die Bettdecke – ich hatte bis jetzt nicht einmal bemerkt, dass ich in einem Bett lag – krallten, und die Schmerzen kamen mit einer unglaublichen Wucht zurück.

Mein Herzschlag setzt aus, rasend schnell jedoch wieder ein, und es pochte und hämmerte gegen meine Brust, dass es mir den Atem verschlug. Ich traute mich nicht, meine Augen zu öffnen, kniff sie nur mehr zusammen und keuchte, bekam kaum Luft.

Ich konnte es nicht glauben, nicht fassen, dass diese Stimme, die ich mit Leichtigkeit zuordnen konnte, entsprang sie doch genau aus meinen Träumen, hier, bei mir, war.

Es musste eine Täuschung sein. Eine fiese, gemeine, deren einziger Sinn es war, mich nur mehr leiden zu lassen, als hätte ich das in der vergangen Zeit nicht bereits genug getan.

Es war nur ein weiterer Traum, den ich träumte, weil die Sehnsucht so groß war und meine Wünsche irgendwie Erfüllung finden wollten, und doch hoffte ich, dass dieser Traum schnell endete, wäre der Schmerz danach nicht ganz so schlimm.
 

„Keine Sorge, dir passiert hier nichts. Du brauchst keine Angst zu haben.“

Ich zuckte zusammen, als ich abermals seine Stimme vernahm, und sie trieb mir Tränen in die Augen.

Tränen, die ich nicht vergießen wollte, nicht schon wieder, weil ich es bereits so oft getan habe.

Doch ich konnte sie nicht aufhalten, obwohl ich wusste, dass es bloß ein Traum war, der mich gefangen hielt und nicht losließ.

Ich schüttelte den Kopf. Wollte die Schmerzen vertreiben, mich aus dem Schlaf reißen und endlich spüren, was ich spüren sollte ... Wunden, die erneut aufrissen.

Doch ich erwachte nicht und mein Körper, der unentwegt zitterte, als würde ich frieren, wurde plötzlich von zwei kräftigen Armen umschlungen, sanft, warm, und die Finger einer fremden Hand wischten mit einer liebevollen Bewegung die Tränen weg, die ohne Unterlass über meine Wangen liefen. Dort, wo die Hand meine Haut berührte, war ein wohliges Kribbeln, das zurückblieb und den Traum realer, wirklicher werden ließ.

Ich spürte eine Brust an meinem Rücken und Beine, die sich neben meine lagen, und ich wusste, dass er hinter mir saß ... und seine Wärme ließ das Zittern verschwinden, sein Geruch stieg mir in die Nase und mir schwindelte es, weil alles so real war, viel zu real, und es machte mir Angst.
 


 

„Ganz ruhig, Hinata-chan ... ich bin ja bei dir.“
 

Ja, er war da. Er war bei mir. Er war so oft bei mir. Jede Nacht war er da.

Und dann musste ich ihn wieder gehen lassen.

Immer.

Es war nie anders.

Wieso sollte es nun anders sein?

Warum sollte er dieses Mal bleiben dürfen?

Nein.

Es war nur ein Traum. Ein bitterer, schmerzlicher Traum, weil er echter war als all jene, die ich bisher erlabt hatte.

Ich genoss seine Nähe, seine Wärme, seine Berührungen ... und dennoch wusste ich um die Qualen, die sich danach über mich ergießen würden, und deshalb wollte ich, mehr als alles andere, dass es endete.

Jetzt.

Er musste gehen.
 

...
 

Ich wandte mich aus der Umarmung, ignorierte die Schmerzen, die sich bei jeder Bewegung weiter ausbreiteten, und stellte die Füße auf den Boden, wollte mich erheben, doch ich war zu schwach ...

„Bleib sitzen, du hast nicht die Kraft dazu, um nun aufstehen zu können.“

Es war die andere Stimme, die zu mir sprach, und ich war froh, mich mit ihr ablenken zu können, war sie doch so komplett anders als jene, die ich nicht hören mochte.

Ich hatte meine Augen bisher nicht ein einziges Mal geöffnet, doch nun, da ich einen Punkt hatte, den ich ansehen könnte, ohne dass die Qualen mich auseinander rissen, öffnete ich sie ...
 

... und sah direkt in die Augen jenes Mannes, der vor über acht Jahren das Dorf, mein Heimatdorf, verlassen hatte.

Es war der Mann, der meine engste Freundin, meine Schützerin, und meine einzige Liebe, jenen Mann, der sterben musste, ehe er seinen größten Traum verwirklichen konnte, tagein, tagaus gequält hatte. Der sie vorangetrieben, dazu verleitet hatte, all ihre Energie damit zu vergeuden, nach ihm zu suchen und ihn zurückzubringen.

Doch er vereitelte jeden Versuch und ließ den Schmerz nur größer werden.

Ich hatte nie viel mit ihm zutun gehabt, doch als er ging, weil er nach Macht strebte, und somit den Menschen, der mir seit jeher am meisten bedeutet hatte, dazu getrieben hatte, zu gehen, weil er auch stärker werden wollte, stärker werden musste ...

Ich glaubte, ihn sogar hassen zu können, wenn er mir nur einen Grund dazu gab. Und die Gründe kamen, jedes Mal einer mehr, wenn eine Mission, die doch hieß, ihn zurückzuholen, scheiterte, und Sakura-chan und ... er ... noch mehr litten.

Ich hasste ihn und mithin fragte ich mich, wieso dann ausgerechnet er, warum nicht jemand anderes in diesem meinen Traum auftauchte, warum nicht Sakura-chan ... oder gar Kiba.

Warum ...
 

Er saß da, ein Bein über das andere gelegt und die Arme vor der Brust verschränkt. Ich konnte sehen, wie sein Blick sich irgendwo in den Bäumen, die er durchs Fenster direkt hinter mir erspähen konnte, verlor. Der Ausdruck seiner Augen, die im Gegensatz zu den seinen von einem solch dunklem Braun waren, das sie eher schwärzlich wirkten, war finster und besorgt, doch als ich seinem Blick folgte, konnte ich nichts Ungewöhnliches entdecken. Ich versuchte, etwas zu sehen, und konzentrierte mich mehr, meinen Blick zu fokussieren, in der Hoffnung, zu erkennen, was ihn so besorgte.

Alsbald hatte ich beinah vergessen, dass ...
 

„Hinata?“

Erneut ließ mich die Stimme des Mannes zusammen zucken, doch ich reagierte nicht, starrte nur weiterhin reglos hinaus in die Bäume, immer noch hoffend, endlich aus diesem grausamen, schonungslosen Traum zu erwachen. Mein Herz pochte weiterhin hart gegen meine Brust und das Zittern setzte wieder ein, denn ich konnte nicht verstehen, und der Schmerz zuckte durch meinen Körper, unentwegt und unerträglich ...

„Wieso siehst du mich nicht an?“, fragte die Stimme sanft, doch ich konnte auch unterschwellig Angst heraushören und fragte mich augenblicklich, wieso sie da war. Er konnte unmöglich Angst haben, in keinem meiner Träume war es bisher so gewesen, weil er niemand war, der ängstlich gewesen wäre, niemals.

Ich schluckte schwer und ich wusste, dass ich ihm eine Antwort auf seine Frage schuldig war, aber dennoch wollte ich sie ihm nicht geben, zu groß war meine Angst, alles wäre vorbei ... denn auch, wenn ich endlich erwachen wollte, um den Schmerz des Verlustes erneut über mich hereinbrechen lassen zu können, so genoss ich doch jeden Augenblick, jeden Moment, da ich mit ihm zusammen war.

Da ich mit ihm sprechen, ihn berühren könnte ...wir zusammen waren.

„Weil ich Angst habe.“

„Aber wovor denn? Du brauchst doch keine Angst zu haben, hier kann dir nichts passieren.“

„Ich habe Angst, dass du wieder verschwindest, wenn ich dich ansehe ... dass du dich in Rauch auflöst, wie so viele Male zuvor in meinen Träumen, und ich abermals allein zurückbliebe ...“

Er lachte leise und ich hörte am Rascheln seiner Kleidung, dass er den Kopf schüttelte. Schauer jagten über meinen Rücken.

So lange hatte ich es nicht gehört.
 

„Ich bin kein Traum, Hinata-chan, und ich werde nicht mehr einfach so verschwinden. Ich verspreche es dir. Sieh mich an.“
 

Seine Stimme war sanft, aber eindringlich, und ich konnte mich nicht dagegen wehren, seinem Befehl folge zu leisten.

Ich wollte es nicht und tat es dennoch.

Und mein Herz hörte auf zu schlagen.
 


 

Seine blauen Augen sahen mir liebevoll entgegen und seine Lippen zierte ein sanftes Lächeln.

Naruto war da.

Doch die Wahrheit schmerzt

Ich hab mich extra beeilt, schnell weiter zu schreiben, obwohl ich beim letzten Kapitel deutlich weniger Kommentare habe, & voilà, es ist sogar ein 6.000 Wörter Kapitel, womit ich nun gar nicht gerechnet habe. Nehmt euch am besten Zeit beim Lesen. :)
 


 


 

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D o c h  d i e  W a h r h e i t  s c h m e r z t

Das Gefühl, das mich in diesem Moment durchströmte, war unbeschreiblich. Es war eine Welle aus Glück, Freude, Erleichterung, Liebe, Sehnsucht ... aber gleichzeitig ein tiefer, nagender Schmerz, der sich durch meine gesamte Brust zog, mir die Luft zum Atmen abschnürte. Ich konnte nicht glauben, dass er tatsächlich bei mir war. Dass das alles nicht bloß ein grausam realer Traum sein sollte.

Tränen schossen mir in die Augen und liefen schon bald leise über meine Wangen, hinterließen kühle, feuchte Spuren auf ihnen. Doch ich hob meine Hand nicht, um sie fortzuwischen, denn ich wusste, es würden noch weitere folgen. Doch ob er mir dann immer noch gegenüber sitzen würde, wusste ich nicht.

Das hing allein davon ab, wie lange ich den Traum noch Traum lassen konnte.

Ich konnte nicht glauben, dass dieser Moment der Realität entsprang.

Ich konnte nicht glauben, dass er nicht bloß Ausgeburt meiner schonungslosen, unnachgiebigen Fantasie war.

Ich hielt daran fest, dass dieser Moment nicht das war, was er sein sollte ... was ich begehrte und erhoffte. Ich glaubte fest daran, dass es sich nur um Sekunden handeln konnte, bis ich die Augen aufschlug und mich in Sakura-chans Gästezimmer wieder fand. Dass ich von den hellen Sonnenstrahlen, die ihren Weg in mein abgedunkeltes Zimmer finden und meine Nase kitzeln würden, geweckt werden würde.

Es war absolut unmöglich, ihm gegenüber zu sitzen, ohne dass es sich um eine wahnwitzige Fantasie, um eine Wahnvorstellung, um eine Halluzination meinerseits handelte ...

Naruto war gestorben.

Vor vier Jahren.

Es gab kein Zurück, wenn man erst einmal über die Schwelle getreten war.

Und wir hatten ihn gesucht.

Wir hatten gesucht und nach ihm gerufen und ...
 

„Hinata-chan?“

„Ja?“

„Warum weinst du?“
 

„Ich ... ich kann nicht ... dass es so ist ... dass ich ... nicht träume ... es ... so sein ... kann nicht ... wahr ...“
 

Der Blick aus seinen Augen war so zärtlich und verständnisvoll, und als er seine Arme nach mir ausstreckte, rutschte ich ein wenig näher an ihn heran, zaghaft nur, weil ich glaubte, daran zerbrechen zu können. Auf seinen Lippen lag immer noch dieses leichte, sanfte Lächeln, während er seine Arme um meine Taille schlang und liebevoll über meinen Rücken strich. So unfassbar weich und schonend ...

Und die Tränen, die ich nicht zurückhalten konnte, füllten weiter meine Augen und flossen über meine Wangen. Ich presste mich stärker an seine Brust, drückte mich an ihn, wollte einfach nur, dass er mich hielt.

„Naruto ...“

Ich murmelte seinen Namen, mehrmals, und je öfter ich ihn nannte, desto mehr Tränen schienen sich ihren Weg nach draußen zu bahnen. Ich ließ meine Tränen einfach fließen und der Druck seiner Umarmung verstärkte sich, spendete ein wenig Wärme. Fast schon verzweifelt drückte ich mich näher an seine Brust.

Er sagte doch, er wollte mich nicht im Stich lassen.

Für mich da sein.

Er hatte sein Wort nicht gehalten.

Er war nicht da.

Und nun blieb mir Nacht für Nacht nichts Anderes als die Erinnerungen, die ich mit ihm gemacht hatte, als meine Fantasie, die mich mit ihm verband, die bereits an nächstem Morgen wieder dahinschwand, sich in Luft auflöste und nichts als Schmerz hinterließ.

Die Zeit verstrich schweigsam.

Tröstete nicht.

Heilte keine Wunden.

Seit vier Jahren nicht.

Und es würden weitere folgen, noch viele weitere, weil das hier wieder nur ein Traum war, nicht Realität, und es würde nur mehr wehtun, weil dieser hier viel realer war als alles, was ich bisher erlebt hatte.

Die Tränen flossen und fielen von meinem Kinn hinunter, tropften auf meine Hand.

Kein Geräusch außer meinem Weinen und seinen stetigen, ruhigen Atemzügen.
 

...
 

Die sanften Bewegungen auf meinem Rücken stoppten, eine Hand ruhte auf meiner Schulter und die andere wischte mit einer liebevollen Berührung die Tränen weg, die ohne Unterlass über meine Wangen liefen. Es folgten weitere und dann schob sich der Finger behutsam unter mein Kinn, hob es sanft an und ich blickte ihn an, sah in seine klaren, blauen Augen.

Sah sein verständnisvolles Lächeln.
 

„Hast du mich denn so sehr vermisst?“
 

Seine Hand strich über mein Haar, eine beruhigende Geste.

Ich nickte, zaghaft, hielt meine Tränen nicht auf.

Sein mitfühlendes Lächeln wurde ein wenig breiter und dann beugte er sich leicht zu mir herunter, hauchte einen Kuss auf meine Wange.
 

„Jetzt bin ich ja da ... du brauchst nicht mehr zu weinen ...“

„Aber ... wer weiß ... wie lange ... es ist doch alles nur ... ein Traum ... es schmerzt so sehr und tut so unglaublich weh ... ich ...“
 

Ich hörte auf, konnte nicht weiterreden. Ich legte meinen Kopf wieder an seine Brust, vergrub mein Gesicht in seiner Jacke, seine Arme schlossen sich wieder um meinen Körper und gaben mir die Wärme, nach der ich mich scheinbar seit Ewigkeiten verzehrte.
 

Ohne ihn ... so ...
 

So unfassbar ...
 

Meine Tränen benetzten sein Hemd.

Immer und immer wieder murmelte ich seinen Namen, kostete den süßlichen Geschmack seines Namens so lange aus, wie ich konnte, verzehrte ihn mit all meinen Sinnen.

Ihn wieder gehen lassen zu müssen, war so ... so ...

Ich konnte nicht ... wollte nicht ... er sollte ...
 

„Bitte ... Naruto-kun ... du kannst nicht wieder gehen ... ich – ich kann doch nicht ...“
 

Ein Finger legte sich auf meine Lippen und brachte mich zum Schweigen. Die Berührung war sanft und löste ein weiteres Kribbeln in mir aus, es war so schön, so wundervoll, so zärtlich ...

Ich liebte ihn.

Wollte nicht mehr ohne ihn.

Ich konnte es nicht mehr ertragen, ohne ihn zu sein.

Ich brauchte jemanden, der meine Seele erwärmte.

Der immer da war, wenn ich ihn brauchte.

Der mir ein Lächeln auf die Lippen zauberte.

Der mich auch ohne Grund in die Arme nahm.

Der mir zuhörte, wenn es mir nicht gut ging.

Jemanden, mit dem ich mein Leben verbringen konnte.

Dem ich sagen konnte, dass ich ihn ...

Ich brauchte ihn.

Mehr als alles Andere.

Ohne ihn ging es nicht mehr und das Loch in meiner Brust wuchs beständig weiter, riss immer mehr auf und bald würde ich es nicht mehr ertragen ...

Warum nur hatte er gehen müssen und warum musste er es wieder tun?

Blöder Traum ... wieso konnte es nicht Wahrheit sein?

Es war unerträglich.
 

...
 

...
 

Zeit verging, die ich nicht zählen konnte, und ich wusste nicht, wie viel von ihr verstrichen war, als meine Tränen langsam versiegten und ich mich nicht mehr vor Schmerzen winden musste.

Doch auch, als sie verklangen, meine Schmerzen, und ich glaubte, aus meinem Traum endgültig erwacht zu sein, zu viel Zeit musste seit dem vergangen sein und ich konnte nicht ewig schlafen, saß er immer noch bei mir und hielt mich in seinen Armen.

Ich blickte auf in sein Gesicht und blinzelte zweimal, in der Hoffnung, dass mir das mehr Klarheit bringen würde.

Er saß immer noch da, lächelte mich an, erwiderte meinen Blick.

Es war so real, so unglaublich echt, so greifbar ...

Es konnte nicht ... musste einfach ...

„Oh.“

Ich krächzte, meine Stimme war belegt vom ganzen Weinen und ich wusste auch nicht, wie lange ich nicht mehr getrunken hatte. Überhaupt spürte ich die Schmerzen, die mich seit meinem Erwachen begleitet hatten, nur dumpf, wurden überlagert von den anderen, die mich Sekunden zuvor geschüttelt hatten, in seine Arme getrieben.

„Was ist los, Hinata-chan?“

Er fragte leise und seine Stimme klang besorgt. Ein fragender Ausdruck hatte sich auf sein Gesicht gelegt und ich konnte deutlich die weiteren, unausgesprochenen Fragen darauf lesen. Ich benahm mich wirklich merkwürdig, das wusste ich, doch diese gesamte Situation war merkwürdig, vollkommen konfus und eigentlich gänzlich unwirklich, dürfte das alles doch nicht so geschehen, wie es geschah, und ich konnte doch nicht wissen, dass ...

„Das ... das hier ist doch ein Traum, oder?“

Naruto lächelte mich wieder an, schmunzelte, und aus der anderen Richtung konnte ich noch ein leises, kaum wahrzunehmendes Lachen hören.

„Nein, Hinata-chan, das ist es nicht.“

„Aber ... warum wache ich dann nicht endlich auf? Ich ...“

„Du bist doch aber bereits wach.“

Ungläubig sah ich ihn an, schüttelte leicht den Kopf. Wenn das wirklich kein Traum war, dann müsste er doch schon längst wieder von mir gegangen sein. Naruto konnte nicht bei mir sein, wenn er gestorben war. Er war fort, gegangen, und seine Leiche ... wir konnten seine Leiche nicht finden, aber ...

„Allerdings kann ich gut verstehen, dass du mich mit einem Albtraum verwechselst.“

Er lächelte kurz und grimmig.

„Ja, in der Tat, ich würde dich auch für einen Albtraum halten, wenn du so plötzlich wieder vor mir auftauchen würdest.“

Sasukes Stimme war um einiges tiefer als die seine und deshalb gut von seiner zu unterscheiden. Langsam wendete ich meinen Kopf, um ihn anzusehen, und Naruto lockerte dabei seine Arme ein wenig, lag ich doch immer noch fest an seine Brust gedrückt.

Das konnte doch alles ...

„He, das musst du gerade sagen, teme, kein Wunder, dass sie so verstört ist, wenn du auch in ihrem vermeintlichen Traum auftauchst ... aber hey! Hinata-chan, siehst du jetzt, warum du nicht träumen kannst? Du würdest doch niemals von ... von dem da träumen, oder?“

Seine Stimme klang so heiter und glücklich, dass sich der Griff, der sich schmerzvoll um mein Herz gelegt und zugedrückt hatte, etwas lockerte. Das Loch in meiner Brust begann zu heilen und wohlige Wärme strömte durch meinen Körper, als ich erneut sein warmes, herzliches Lachen vernahm.

Zum ersten Mal, seit ich aufgewacht war, sah ich ihn bewusst und vollkommen Herr über mich selbst an, nachdem ich mich aus seiner Umarmung befreit hatte. Ich prägte mir jedes Detail von ihm ein, so genau, wie es mir eben möglich war.

Ich sah seine sanften, blauen, wunderbaren Augen, die mir entgegenblickten.

Sein liebevolles, aufrichtiges Lächeln auf den Lippen.

Die blonden, ungekämmten Haare, die in alle Richtungen abstanden.

Die schwarz-orangefarbende Kleidung, die er stets trug, stets getragen hatte.

Mir fiel auf, dass es eine andere war als die, die ich zuletzt an ihm gesehen hatte. Er trug nun eine schwarze Hose und darüber eine orangefarbene Jacke, die nur rund um dem Reißverschluss und dem Kragen schwarz war. Darüber trug er noch einen rötlichen Mantel.

...

Meine Fantasie konnte nicht ausreichen, als dass ich mir ein völlig neues Outfit für ihn ausdenken würde. Warum sollte ich dies auch tun? Mir gefiel sein altes immerhin auch ...

Mir fiel auch auf, dass seine Gesichtszüge um einiges älter wirkten als damals, da ich ihn das letzte Mal sah.

Und er hatte eine feine Narbe, die horizontal über seine rechte Wange verlief.

Eine Platzwunde oberhalb seines linken Auges ...

Wieso ...

Warum ...

Hätte ich mir denn ...

Konnte ich ...

Nein.

Wieso sollte ich das tun?

Naruto war in meinen Träumen so gewesen wie immer.

Es war immer so gewesen.

Nie anders.

Immer dasselbe.

Immer dieselben Erinnerungen.

Immer dieselben Träume.

Naruto, wie ich ihn in der Höhle auffand.

Naruto, mit dem ich durch unser Heimatdorf spazierte.

Naruto, der mir in jenem Gefängnis seine Geschichte erzählte.

Naruto, der mir so nahe kam, mich küsste, umarmte, liebte.

Naruto, wie er ihm so mutig gegenüber trat, uns, seine Freunde, beschützte, verteidigte ...

Naruto ... wie er starb.

Geschlagen ...

Vom Anführer.

Fiel.

Ich ... ich ...
 

...
 

Es fiel mir wie Schuppen von den Augen. Ganz plötzlich und ohne jegliche Vorwarnung.

Da, wo eben noch Zweifel an mir nagten, war die Gewissheit, die sich über mir ausbreitete.

Und es gab mir die Klarheit, nach der ich verzweifelt suchte.

Das hier war kein Traum. Es war die Realität.

Plötzlich, in einer Welle aus Empfindungen, saß ich da, unfähig, einen Gedanken zu fassen.

In mir war so viel.

Und dennoch hatte ein einziges Gefühl von mir Besitz ergriffen.

Ein Gefühl, von dem ich niemals erwartet hätte, es zu fühlen, gegenüber ihm zu fühlen, war das doch so abwegig und unnatürlich und sollte so eigentlich nicht sein, doch ...

Es war Wut.

Und ich schnappte nach Luft.

Und ich konnte es nicht glauben.

Konnte es nicht verstehen.

Er war da.

Er war bei mir.

Er war nicht gestorben, damals nicht, nein.

Er war wirklich da.

Hier.

Bei mir.

Aber ...
 

Wie konntest du mir das antun?“
 

Ich sprang wutentbrannt auf, zornig, funkelte ihn an, doch ich taumelte, denn mein Körper war geschwächt und das Fieber nagte unentwegt an mir, wollte mich ans Bett fesseln und mich zum Schlafen zwingen, und wenn Sasuke nicht so schnell reagiert hätte, wäre ich zweifelslos umgekippt.

Er hielt meinen Arm jedoch festumklammert, stützte mich.

Naruto starrte mich ungläubig, mit weit aufgerissenem Mund und einem bestürzten Ausdruck in den Augen, wie ich ihn selten erlebt habe, an. Er sah erschrocken aus, dennoch wandelte sich der Ausdruck innerhalb weniger Sekunden in echte Trauer und ich konnte die Tränen sehen, die sich in seinen Augen gebildet hatten.

Aber ich war so wütend.

Er hatte mich so rücksichtlos zurückgelassen.

Einfach so.

Er hatte mich vier Jahre lang in dem Glauben gelassen, dass er tot sei.

Dabei wusste er, dass ich ihn liebte!

Er wusste es!

„Ich weiß ... ich verstehe das, Hinata-chan. Ich verstehe das wirklich.“

Ich konnte sehen, wie er sich langsam erhob und einige Schritte auf mich zu kam, sein Gesicht schmerzverzerrt, aber ich wich zurück. Seine Worte waren nur ein leises Wispern und in ihnen schwangen so viel Reue, Scham und Schuldgefühle mit, aber ...

„Du verstehst? Nichts verstehst du, Naruto, nichts! Du weißt gar nichts!“

Ich schrie ihn an, ließ all meinen Frust, all meine Schmerzen heraus und Tränen bildeten sich wieder in meinen Augen, ich konnte sie nicht aufhalten, denn es tat so weh, so unglaublich weh, was er ...

Wie konnte er mir das antun?

Warum hatte er nicht ... nicht ein einziges Mal ...

Ich riss meinen Arm los und taumelte auf Naruto zu. Er rührte sich nicht, sondern sah mir aufrichtig in die Augen, mit so viel Schmerz in ihnen, dass es mir beinahe den Atem abschnürte. Doch meine Wut brodelte in mir, sie siedete in meinem Blut und ich konnte nichts dagegen tun, wollte es nicht einmal.

Er hatte so rücksichtslos gehandelt und mich zurückgelassen.

Wie konnte er ...
 

„Du weißt, was du hinterlassen hast, als du so plötzlich verschwandest? Du weißt das? Wohl kaum. Aber hör gut zu, Naruto-kun, ich will es dir sagen ... alles, das mir blieb von dir, das sind nicht die Bilder, die ich von dir hatte, und schon gar nicht deine Sachen, nicht die Kette, die Kakashi-sensei mir gab auf der Beerdigung, die du verloren hattest“, bei diesen Worten konnte ich durch den Tränenschleier, der meine Tränen fließen ließ, hindurch erkennen, wie er reflexartig seine Hand an seinen Hals fahren ließ, „und es sind weniger die Erinnerungen, die ich an dich hatte ... Nein, sondern wohl eher der Schmerz, der nun auf meinem Herzen liegt, weil ich in all den Jahren nicht glauben konnte, dass du mich verlassen hattest, weil ich es nicht begreifen konnte... Und die Gefühle für dich, die sind nun wohl auch lächerlich und interessieren keinen mehr, sonst hättest du dich ja bei mir gemeldet ... aber weißt du was? Kiba hat es sehr wohl interessiert, dass ich dich über all die Jahre hinweg liebte, ja, er hatte sehr großes Interesse daran, und verstehst du auch warum? Weil er mich liebte und sogar heiratete, Naruto-kun, und ich konnte seine Liebe nicht erwidern, weil ich an dich gebunden war, weil ich dich nicht vergessen konnte und auch nicht wollte ... weil ich dich in den vier Jahren immer noch genauso geliebt habe, wie an dem ersten Tag, dem ich dir begegnete ... und ich habe gelitten, genauso wie Kiba gelitten hat und dann wurde er handgreiflich, aber ich kann es verstehen, weil ich den Schmerz verstehen kann, den man spürt, wenn die Person, die man am meisten begehrte, die einem das Wichtigste im Leben war, nicht da sein konnte, nicht da sein wollte ...“

Meine Stimme verlor sich und ich war mir auf einmal nicht mehr sicher, ob ich überhaupt weiter reden konnte. Ich spürte bereits weitere Tränen fließen und ich wusste, dass ich sie nicht aufhalten konnte, nie aufhalten konnte.

Doch in mir herrschte so viel Chaos und ich wollte ihm noch so viel sagen, doch mein Mund blieb stumm und ich konnte nur meine Arme um mich selbst schlingen und dem Schmerz versuchen standzuhalten, der mich bei jedem meiner Worte selbst durchbohrte. Die Wunde riss und riss von neuem auf und schmerzte und pochte und blutete und es tat so unbeschreiblich weh. Ich liebte ihn so sehr, habe ihn immer geliebt und liebte ihn immer noch, und ich konnte nicht begreifen, dass er in all den Jahren, da ich ihn so sehr vermisste, so vergebens nach ihm schrie, lebte und nur nicht zurückgekehrt war.

Dass er lebte und sich dennoch nicht bei mir gemeldet hatte.

Das konnte nur eines bedeuten und es tat mehr weh, als es hätte dürfen ... es zerriss mich mehr von innen, als ich ertragen konnte ...

Naruto liebte mich nicht mehr.

Nicht mich.

Niemals.

Hatte es vielleicht nur vorübergehend getan, aber als ich nicht mehr da war ... aus dem Auge aus dem Sinn, oder wie sagte man?

Er liebte mich nicht und deshalb war er nicht zurück gekommen, zu mir ... hatte mich in dem Glauben gelassen, er sei gestorben und diese Erkenntnis schmerzte mehr als alles, was ich in den letzten vier Jahren hatte ertragen müssen.

Die Tränen flossen unaufhörlich, wurden stärker und stärker und ich presste meine Fäuste auf meine Augen, um die Tränen zu stoppen, ich wollte nicht weinen, nicht mehr, nicht wegen ihm, zu viele Tränen hatte ich bereits vergossen.

Waren nicht irgendwann alle Tränen, die man für einen Menschen weinen konnte, aufgebraucht? Hatte ich das Pensum nicht schon lange erreicht?

Ich wollte doch nicht ... konnte doch nicht ...

Nicht wegen ihm, niemals wegen ihm ...
 

Ich schluchzte und merkte nicht, dass er näher an mich herangekommen war, und fuhr erschrocken zusammen, als sich plötzlich seine warmen, liebevollen Arme um mich schlossen, mich an seine Brust drückten.

So nah und doch so weit entfernt.

Er liebte mich nicht, aber dennoch so liebevoll ... zärtlich ... mein Körper sehnte sich, verlangte nach ihm und ich bebte unter seiner sanften Umarmung.

Warum tat es nur so weh?

Es durfte nicht so sein ... irgendwann musste alles vorbei sein und es war vorbei, auch wenn es schmerzte.

Meine Wünsche, die immer da waren, die ich immer verdrängte, weil alles mit ihm zusammenhing, die ich nicht haben wollte, weil es zu viel Leid mit sich brachte, zerplatzen in diesem Moment wie viele kleine Seifenblasen, zerfielen in tausende von abertausenden kleinen Scherben ...

Mein Herz zerbrach schillernd am Boden.

...

„Ich ... ich will dir nun keine Vorwürfe machen, das wäre falsch und ungerecht“, wimmerte ich leise, meine Stimme war so schwach und so gedämpft von seiner Kleidung und meinen Händen, die ich an meine Augen presste, um den Tränenstrom zu verdrängen, dass sie kaum zu verstehen war. Aber ich meinte es ernst, ich wollte ihm keine Vorwürfe machen und nein, ich war ihm nicht sauer, ich liebte ihn und der Schmerz war größer als mein Verstand und musste einfach irgendwann sagen, was er zu sagen hatte. So viele Jahre musste ich schweigen.

„Aber ich kann dich einfach nicht verstehen ... wieso ... wie konntest du nur einfach so gehen? Wie konntest du mich einfach so rücksichtslos zurücklassen? Wie nur konntest du mir all den Schmerz aufbürden, durch den ich deinetwegen gehen musste? Du hast mich zurückgelassen ... du hast meine Träume und Wünsche und Hoffnungen zerstört und mit dir genommen ... du bist einfach so gegangen und alles, woran ich denken konnte, warst du und der Tag, an dem du mich verlassen hast, und dass das alles meine Schuld war! Weil ich zu schwach war und du mich schützen musstest!

...

Und deshalb kann ich dich auch nicht hassen ... ich kann dich nicht hassen, obwohl ich es müsste ... so viel hab ich wegen dir ertragen müssen, so viel Leid, so viel Schmerz, dabei warst du da, du warst immer da, nur nie bei mir ... aber das nur, weil du begriffen hast, dass ich nichts wert bin, dass ich daran Schuld war, dass du damals ... die Klippe hinuntergestürzt bist ...

Ich kann die neue Situation noch gar nicht begreifen, aber ich werde es versuchen, denn ich denke, nein, ich weiß, du hattest deine Gründe ... und wenn es nur die sind, die ich nannte, weil ich Schuld bin und du mich nicht mehr liebst, lieben kannst und mir fernbleiben wolltest. Es war auch keine Sünde und ich bin dir nicht böse, vielleicht wollte es das Schicksal so, und ich nehme es hin und trauere dir nun mehr nach ...

Liebe ist doch immer so unglücklich. Ich habe das von Anfang an gewusst und hatte es akzeptiert und mich damit abgefunden. Vielleicht war sie mir niemals vergönnt und wird mir niemals vergönnt sein.“
 

...

Er starrte.

Er stand da, sie in seinen Armen, und starrte.

Ungläubig, verzweifelt, hoffnungslos, zu tiefst erschüttert.

Dumpf spürte er den steten Schlag in seinem erhitzten Kopf und seine Gedanken fuhren Karussell, alles drehte sich viel zu schnell, immer im Kreis, hin und her ...

Er konnte nicht fassen, was er gerade zu hören bekommen hatte. Natürlich hatte er damit gerechnet, dass es nicht wie früher sein konnte. Er hatte gar erwartet, dass sie ihn hassen würde, allerwenigstens jedoch nicht mehr lieben. Dass sie ihn verabscheute und nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte.

Aber es passierte nichts dergleichen. Im Gegenteil, er war sich sicher, dass sie ihn noch liebte.

Himmelherrgott, sie hatte es ihm entgegen geschrieen!

Aber das Furchtbarste war ... das, was ihn von innen heraus und noch viel mehr erschütterte ...

Sie gab sich die Schuld. Sie gab sich die Schuld für alles.

Für die Verletzung, die er damals durch den Anführer der Hametsu davon getragen hatte und für die Jahre danach, in denen er sich nicht gemeldet hatte. Aber nichts davon war ihre Schuld. Sie war diejenige, die am allerwenigsten von allen Schuld hatte. Sie war so unschuldig und rein, dass es an Verachtung grenzte, wenn man sie für irgendetwas beschuldigte. Sie war das wunderbarste, liebevollste, hilfsbereiteste und sanfteste Wesen, das ihm je unter die Augen gekommen war. Ja, für ihn war sie gar eine Fee, die ihn mit ihrer Sinnlichkeit und Schönheit verzaubert hatte. Er liebte sie.

Er liebte, vergötterte, schätzte und betete sie an.

Sie war sein Engel.

Und nie, niemals, nicht einmal eine einzige Sekunde lang, hatte er etwas Anderes gefühlt. Er hatte nie auch nur im Traum daran gedacht, sie jemals nicht mehr lieben zu können. Dass sie das von ihm glaubte, war ... war ... er konnte es nicht einmal in Worte fassen!
 

Doch nun, da sie vor ihm, in seinen Armen stand, in Tränen aufgelöst, bebend unter ihrem Schmerz, der sie seit scheinbar vier Jahren beständig begleitete, wurde ihm das erste Mal in den vergangen Jahren schmerzlich bewusst, dass er versagt hatte. Er konnte verstehen, dass sie so mit ihm sprach. Dass sie ihn mit Vorwürfen überhäufte, all ihren Frust und Schmerz herausschrie, ihm seine Schuld gnadenlos bewusst machte. Immerhin hatte er sie leiden lassen. Mehr als das. Sie hatte gelitten und vergebens auf Heilung gewartet. Aber sie kam nicht, weil er nicht kam. Er hätte das wissen müssen. Hätte wissen müssen, dass es jemanden gab, der auf ihn wartete, der ihn liebte und der niemals verletzt werden sollte. Und es doch wurde. Weil er dumm war und nicht nachgedacht hatte, bevor er sich dazu entschieden hatte.

Und nun hatte er zu verantworten, dass Hinata, seine Hinata-chan, beinahe an dem Schmerz, den er ihr zugemutet hatte, zugrunde ging. Er war so dumm und verantwortungslos gewesen. Er hatte sie doch nur schützen wollen, doch er hatte das Gegenteil erreicht und nun stand sie hier in diesem Zustand!
 

Gequält blickte er hinab und sah, dass sie immer noch ihre kleinen Fäuste, die ihn an zarte Kinderhände erinnerten, gegen ihre Augen drückte, um die Tränen zu stoppen. Mitfühlend verstärkte er den Druck seiner Umarmung, versuchte ihr etwas Trost zu spenden und bettete seinen Kopf an den ihren. Auch in seinen Augen brannten die Tränen, die er zurückzudrängen versuchte, und der Schmerz, den sie in ihm auslöste, weil sie so sehr zu leiden hatte, war wie ein Knoten in seiner Brust, der sich immer weiter zusammenzog, ihm die Luft zum Atmen raubte.

Er hatte so viel Schuld und musste so viel wieder gut machen.

Das alles hatte er niemals geplant.

Er hatte es nicht gewollt.

Er hatte es nie gewollt und wollte es immer noch nicht.

Er wusste nur, dass er sie liebte, sie brauchte und alles dafür tun würde, um die Zeit zurückzudrehen. Doch es lag nicht an ihm, die Dinge in die Hand zu nehmen und zu entscheiden.

Alles hing davon ab, ob sie ihm verzeihen würde.

Und Gott, wie sehr bat er darum, dass sie es tun würde.
 

„Ich liebe dich so“, wisperte er heiser, drückte sie näher an seine Brust und spürte immer noch, wie ihr Körper unter ihrem Leid erzitterte, „bitte verzeih mir, Hinata-chan ... für alles, was ich dir angetan habe. Verzeih mir für die Qualen, die ich dir angetan habe. Verzeih mir für die Schmerzen, die ich dir zugefügt habe. Verzeih mir für meinen Egoismus, dich einfach ahnungslos zurückzulassen. Verzeih mir für meine Erwartungen an dich, allein zurechtzukommen, den Verlust allein zu verarbeiten. Verzeih mir für die Einsamkeit, in die ich dich hineingedrängt habe. Verzeih mir, dass ich deine Träume zerstörte. Bitte, Hinata-chan. Verzeih mir, dass ich nicht für dich da war.“

Er spürte, dass ihr Körper zuckte und im nächsten Moment erstarrte. Immer noch hörte er ihre schluchzenden Geräusche und zaghaft blickte sie zu ihm auf, nahm ihre Fäuste von den Augen. Er lockerte seine Umarmung und hielt nur noch ihre Schultern, sah ihr dabei tief in die Augen. Er wollte, dass sie verstand. Dass sie verstand, dass er es tat, dass es ihm Leid tat und er sich selbst dafür hasste, ihr das alles angetan zu haben.

„I-ich ... wie ...“

Sie wisperte heiser, ihre Stimme kam nicht mehr gegen die vielen Tränen an, die sie bereits vergossen hatte, und sie sah ihn ungläubig in die Augen, schien nicht zu begreifen, was er sagte.

Er seufzte, sein Gesicht wirkte gequält und er sprach leise, flüsterte fast, als er fortfuhr.

„Es tut mir unendlich Leid für die Schmerzen, die ich dir zugemutet habe und nichts, was ich tun werde oder sagen kann, keine Entschuldigung, nichts, wird dem gerecht werden und dich für die letzten Jahre entschädigen.“

Er biss sich auf die Unterlippe und einen Moment schien ihn diese Erkenntnis zu überwältigen. Ja, er wusste, dass er nichts mehr gutmachen konnte. Er wusste, dass nichts die Vergangenheit ändern könnte. Und es tat weh, zu wissen, dass er sie vielleicht für immer verloren hatte. Allein der Gedanke daran zerriss ihn von innen.

„Aber dir soll klar sein, dass ich dich immer geliebt habe und es immer noch tue. Und es tut mir Leid, dass ich dir die Illusion der einzigen, wahren Liebe genommen habe und du denkst, dir sei derartiges nicht vergönnt. Aber du liegst falsch. Wenn einer all die Liebe der Welt verdient hat, dann bist du es. Und ich würde sie dir schenken, wenn ich könnte, aber das kann ich nicht, ich kann dir nur die meine geben und die hast du, für immer und ewig, und noch länger. Und auch in dem, das du sagtest, Liebe sei immer so unglücklich, kann ich nur wiedersprechen.“

Als er diese Worte gesprochen hatte, zuckte sie erneut zusammen und sah ihn verständnislos an. Verwirrt schüttelte sie den Kopf. „Wie kannst du ... ich alle ... Liebe ist doch ...“, hauchte sie, ohne die Lippen zu bewegen.

Er sog erschrocken die Luft ein, begann sie an den Schultern zu rütteln. Nicht fest, aber doch so, dass sie aus ihrer Starre erwachte.

„Hinata-chan, das musst du doch wissen! Erinnere dich nur an die Zeit, die wir hatten, bevor ... ich dir das alles angetan habe!“ Er schloss für einen Moment schmerzerfüllt die Augen, öffnete sie sodann wieder und sah direkt in die ihre, mitfühlend, liebevoll, tröstend. Und vollkommen überzeugt von dem, was er sagte. Sie musste verstehen.

„Liebe ist nicht immer unglücklich, Liebe ist etwas, das du niemals bereuen wirst und solltest. Du solltest dein Leben dafür riskieren, denn es gibt keine größere Liebe als jene, in der du dein eigenes Leben geben würdest, um das eines Freundes oder geliebten Menschen zu schützen. Und das habe ich getan, aber das kannst du nicht wissen, und ich werde es dir irgendwann erklären, doch jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt. Du sollst nur eines wissen, Hinata-chan ... ich liebe dich über alles und es verging kein Tag, an dem ich nicht an dich dachte und mich nach dir und deinen zarten Berührungen sehnte ... danach verlangte, in deine wohltuenden, sanften Augen zu blicken ...“ Seufzend schüttelte er den Kopf, als könne er selbst nicht glauben, dass er die Zeit ohne sie tatsächlich ausgehalten hatte, so abwegig das auch für ihn war. Ein leichtes Lächeln lag auf seinen Lippen, als er sie erneut, voller Liebe und Zärtlichkeit ansah.

„Doch wenn du jemanden liebst, bedeutet sein Glück dir mehr als dein eigenes und deshalb konnte ich nicht zurück, noch nicht. Aber ich liebte dich immer, tue es jetzt noch und ich kann nicht verstehen, dass du daran zweifelst, nach allem, was ich dir erzählt habe. Alles, was ich sagte, habe ich ernst gemeint, damals ... ich liebe dich über alles und ich will nie mehr, niemals mehr ohne dich leben!“, erklärte er mit weicher Stimme, versuchte ihr den ganzen Trubel seiner Gefühle klarzumachen und zu erklären, was in ihm vorging und vorgegangen war. Sie sollte verstehen, bevor sie ihn endgültig verließ, ihm endgültig den Rücken kehrte.

Und auch, wenn er vielleicht nicht mehr bei ihr sein konnte, wollte er doch, dass sie die Möglichkeit hatte, glücklich zu werden, mit allem, was zum Glücklichsein dazu gehörte.

Auch Liebe.

Doch sie sah ihn nur weiterhin ungläubig an, wagte es nicht, den Mund zu öffnen und etwas zu entgegnen. Er spürte den Stich, der sich immer weiter in seinem Herzen ausbreitete und nahm unerwartet ihren Kopf zwischen seine Hände. Er konnte deutlich sehen, dass sie an seinen Worten, an seiner Liebe, immer noch zweifelte, und versuchte erneut es ihr irgendwie klarzumachen, damit sie verstand.

„Vielleicht fällt es dir leichter, mir zu glauben, wenn ich dir erkläre, wieso ich dich liebe“, fuhr er mit sanfter Stimme fort. „Dazu solltest du wissen, dass ich dich nicht bloß liebe, weil du bist, wer du bist“, in diesem Moment konnte er erneut Schmerz in ihren Augen aufflackern sehen und er begriff, dass sie seine Worte falsch verstanden hatte, „ aber glaube mir, ich liebe dich auch dafür, weil du unvergleichlich bist ... weil du mein Engel bist, der meine Dunkelheit erhellt, die Fee, die mich mit jedem ihrer Blicke verzaubert ...“

Er lächelte sie aufrichtig an, fuhr dabei sanft mit seinen Fingern ihre Wange entlang, streichelte sie.

„Aber vor allem liebe ich dich für das, was du aus mir machst, wenn ich bei dir bin. Denn wenn du da bist, wenn du bei mir bist, wird mir warm ums Herz, alles Positive dieser Welt scheint mich dann zu durchfluten, ich bin so glücklich, wie man es nur sein kann, und mein Wunsch ist nur einer: Für immer und ewig an deiner Seite zu sein, dich zu lieben und dich zu schützen, dich niemals mehr gehen zu lassen. Und ich werde es dir immer sagen, immer und immer wieder, bis es endlich aufhört, weh zu tun und noch länger, auch wenn das ewig dauern würde, niemals mehr sollst du so leiden, wie du es getan hast ...“
 

Die Tränen, die zuvor irgendwann gestoppt hatten, liefen wieder ihre Wangen entlang, sie sah ihn unentwegt mit halb geöffneten Mund an und er wusste nicht, was er noch zu ihr sagen sollte.

Er hatte nun versucht, ihr zu erklären, was er empfand, und es lag an ihr, zu entscheiden, was sie damit anfing. Vielleicht konnte sie ihm nicht verzeihen. Vielleicht würde sie das niemals können.

Aber sie sollte verstehen, dass er nichts von dem, was er ihr angetan hatte, absichtlich und bewusst getan hatte. Er lag nie in seinem Sinne, ihr etwas anzutun. Doch nicht ihr, niemals ihr, die er so sehr liebte.
 

...
 

...
 

Die Tränen liefen über meine Wangen, weil das, was er sagte, schöner war als alles, was er jemals zu mir gesagt hatte. Seine Worte durchfluteten mich wie heiße Wonnen aus Sonnenstrahlen und erwärmten meine geschundene Seele. Lange nicht, vier Jahre wohl, hatte ich mich nicht mehr so lebendig, so erleichtert, so ... glücklich gefühlt.

Ich konnte fühlen, wie mein Lebenswille zurückkehrte. Wie mein Erinnerungen, Wünsche und Träume sich ineinander vereinten und zu dem wurden, das mich ausmachte. Ich liebte ihn und er liebte mich und er war da, hier, bei mir, und er würde mich nicht verlassen und alles war wieder ...

Immer wieder spielten sich seine Worte in meinem Kopf ab und er hätte in dem Moment, in denen er sie sagte, nicht ernster, nicht glücklicher sein können, und ich zweifelte keine Sekunde an ihrem Wahrheitsgehalt.

Ich liebe dich über alles und es verging kein Tag, an dem ich nicht an dich dachte und mich nach dir und deinen zarten Berührungen sehnte.

Weil du mein Engel bist, der meine Dunkelheit erhellt, die Fee, die mich mit jedem ihrer Blicke verzaubert

Aber vor allem liebe ich dich für das, was du aus mir machst, wenn ich bei dir bin.

Und ich werde es dir immer sagen, immer und immer wieder, bis es endlich aufhört, weh zu tun und noch länger.

Weitere Tränen fanden ihren Weg nach draußen und liefen über meine Wangen, tropften hinab auf seine Finger, die zärtlich über mein Gesicht strichen.

Ich war überhaupt nicht traurig, aber der Grund, weswegen mir die Tränen überliefen, war, dass du durch die Narben in meinem Herzen durchgesickert bist.
 

„... und es so zärtlich gemacht hast, dass es weh tut, daran zu denken.“

„Was hast du gesagt, Hinata-chan? Ich habe es nicht richtig verstanden ...“
 

Er runzelte verunsichert seine Stirn, und ich glaube, er hat nur den letzten Teil verstanden, und deshalb lächelte ich.

Ich lächelte und das aus tiefstem Herzen, aufrichtig, weil ich glücklich war.
 

„Ich weine, weil du durch die Narben meines Herzens durchgesickert bist und es so zärtlich gemacht hast, dass es weh tut, daran zu denken.“
 

Ich wiederholte meine tiefsten, geheimen Gedanken, aber ich will ihm auch nichts verheimlichen, nicht ihm, nicht jetzt, wo ich ihn endlich zurück hatte. Er war da. Er war tatsächlich da.

Er war bei mir.
 

„Es ist schön, dass du das sagst, Hinata-chan ... das macht mich glücklich.“

Ich sah, wie er mich liebevoll anlächelte und mir wurde ganz warm ums Herz, als ich ihn so ansah.

All die Schmerzen, all die Narben, all meine Erinnerungen an die letzten vier Jahre waren in diesem Moment wie weggeblasen. In Luft aufgelöst. Nicht wichtig.

Nur er und ich.

Nur wir.
 

„Vielleicht wirst du derjenige sein, der mich rettet ... wie ich es immer erhofft habe ... denn nach allem ...“

Ich stockte, biss mir auf die Unterlippe und wollte ihm in diesem Moment nicht weiter sagen, was mir im Kopf herum spukte.

Und wenn er aufgepasst hatte, dann wüsste er es ohnehin bereits.
 

„Ich liebe dich, Naruto-kun ... ich liebe dich und ich habe es immer getan ...“

Zaghaft stellte ich mich auf die Zehenspitzen, beugte ich mich zu ihm vor. Naruto kam mir entgegen, in seinen Augen so viel Liebe, Zärtlichkeit und Sehnsucht, dass es mir den Atem raubte.

Fast berührten sich unsere Lippen, sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von meinem entfernt und sein warmer Atem blies mir ins Gesicht, als ...

„Ich liebe dich auch, Hinata-chan.“

Dann legte er seine Lippen auf die meine. So innig, so behutsam, so ...

Mein Verstand löste sich in Luft aus und ich erwiderte seinen Kuss voller Liebe, schlang meine Arme um seinen Hals und drückte mich näher an ihn, wollte mit ihm verschmelzen ...

Schwindelgefühle überkamen mich, mein Herz schlug wild und holprig und mein Atem ging keuchend.

Ich wusste nicht, dass diese Reaktionen meines Körpers nicht aufgrund des Kusses entstanden. Ich merkte es erst, als es zu spät war.

Schmerzen, unerträgliche, und sie kehrten schlagartig mit voller Wucht zurück.
 

„Was – Hinata-chan, nein, ich ...“
 

Schwärze.

Tod

Ich schäme mich in Grund und Boden dafür, dass ich zwei Monate für ein lausiges Kapitel gebraucht habe. Aber Praktikum, letzte Schultage, Nebenjob & dann auch noch ein zweiwöchiger Aufenthalt in Spanien hat es mir nicht erlaubt, eher zu schreiben. Bitte vergebt mir.
 

Mal so nebenbei eine kleine Frage am Rande ... ist eigentlich irgendjemanden aufgefallen, dass ich im letzten Kapitel peinlicherweise „Hölle“ statt „Höhle“ geschrieben habe? xD

„[...]Naruto, wie ich ihn in der Hölle auffand.[...]“

Omg, nur gut, dass ich meine Kapitel zwischendurch immer mal wieder lese. xD
 

Ansonsten wünsche ich nun allen Lesern viel Spaß beim achten Kapitel. :)
 


 


 

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T o d

Sasuke war wohl irgendwann in der Zeit, in der er mit ihr gesprochen hatte, in den Nebenraum gegangen, denn als Naruto sich nach ihm umsah, war er nicht mehr da. Schweigend folgte er ihm und fand ihn wenig später auf einem Sofa sitzend in einem Raum, der wohl früher mal als eine Art Wohnzimmer gedient hatte, denn außer einem Sofa befand sich noch ein Tisch und ein Regal mit mehreren Büchern in ihm. Sein Interesse hatte letzterem jedoch nie gegolten, er wusste nicht, um welche Art von Büchern es sich handelte, und deshalb ließ er sich, gegenüber von Sasuke, auf den kleinen, gemütlichen Sessel fallen, den er in der vergangen Zeit desöfteren in Beschlag genommen hatte.

Er war müde, ausgelaugt, hatte sich von seinen letzten Kämpfen immer noch nicht erholt und sich fortwährend um Hinatas Genesung gekümmert. Das schien ihn um einiges bedeutsamer zu sein als seine eigene.

Sasuke war keine großartige Unterstützung gewesen.

Nicht so, wie er es zeitwährend gebraucht hätte.
 

„Hat sie sich beruhigt?“
 

Er sah nicht auf. Er reagierte auch sonst nicht auf die Tatsache, dass er zu ihm ins Zimmer gekommen war, und beschäftigte sich weiterhin damit, in irgendeinem Buch herumzublättern, für das sein Interesse nicht ausreichte.
 

„‚Beruhigt‘ fragst du? Und ob sie sich beruhigt hat … zusammengebrochen ist sie, irgendwann, einfach so! Ich glaube, ihr geht es immer noch keinen Deut besser ...“

Wenn Sasuke in diesem Moment seinen Blick gehoben und ihn angesehen hätte, hätte er die deutliche Besorgnis aus seinen Augen herauslesen können und den Schmerz sehen, der sich auf sein Gesicht gelegt hatte, weil er das Gefühl hatte, dass all das, was passierte, seine Schuld war. Aber er tat es nicht.

Er blätterte eine Seite um.

„Zusammengebrochen? Mh …”

Danach Schweigen.

Stille.

Es nagte. Irgendetwas, von dem er nicht wusste, was es war, das er sich nicht erklären konnte und doch wollte, nagte an ihm und war wie ... wie ... er wusste nicht einmal, wie er das Gefühl beschreiben konnte. Es schwirrte einfach um seinen Kopf herum, drückte ihm die Luft ab und verursachte furchtbare Kopfschmerzen. Krampfhaft versuchte er sich an das zu erinnern, was dieses furchtbare, beißende Gefühl in ihm auslöste ... er überlegte und zerbrach sich den Kopf ...

Aber dennoch ...
 

...
 

Naruto riss die Augen auf. Entsetzt starrte er seinen besten Freund an.

„Hinata ist verheiratet?“

Oh, lieber Gott.

Das war der Ausbruch, auf den er die ganze Zeit gewartet hatte. Es war nur eine Frage der Zeit gewesen, bis er diese scheinbar nichtige Information erfasste und entsprechend reagierte. Deshalb war er überhaupt erst aus dem Raum gegangen.

Naja, deshalb, und weil er das Wortgefecht der beiden nicht weiter hatte mit ansehen wollen. Er fühlte sich so unnötig und belanglos, wenn er da so herumstand, und das war das letzte, was er fühlen wollte.

„Hörte sich ganz danach an“, antwortete er gelassen und blätterte eine weitere Seite in dem Buch um. Es handelte sich um einige Kampftechniken und Jutsu, die diese Organisation, wie auch immer sie noch gleich hieß, benutzt und angewendet hatte. Vielleicht konnten sie ihm ja weiterhelfen auf seiner Reise.

„Was ... aber wieso ... ich ...“

Ein flüchtiger Blick genügte, um ihm zu zeigen, in welcher Verfassung sein Freund sich befand. Naruto hatte den Kopf in die Hände gestützt, schüttelte ihn unentwegt und murmelte immer wieder unverständliche Satzgebilde. Der Ausdruck seiner Augen war fassungslos.

„Nimm es nicht so hart, das wird nichts zu bedeuten haben. Hättest du ihr richtig zugehört, wüsstest du das.“

... und dann wüsstest du auch, dass ihr toller Ehemann dieser Kiba ist und er sie geschlagen hat, aber daran möchte ich dich lieber nicht erinnern.

Gewiss nicht, das war das letzte, war er tun würde. Wenn Naruto nicht selbst darauf kam – und es war für alle Beteiligten wohl das Beste – konnte er ihm auch nicht weiterhelfen.

Aber als der erste Groschen gefallen war, fiel auch ein weiterer, der nächste und immer mehr ...
 

Der Sessel kippte um, als Naruto urplötzlich hastig und wutentbrannt aufsprang.

„Er hat sie ... hat sie gesagt ... er hat sie wirklich geschlagen?“

Verdammt.

Ausgerechnet jetzt. Ausgerechnet hier. Wieso hatte sie ihm das bloß erzählt? Wieso hatte dieser Kerl überhaupt erst damit angefangen? Wieso nur war diese Situation so furchtbar kompliziert? In was er sich auch immer hineinritt. Furchtbar war das.

„Bleib ruhig, Hinata schläft nebenan; du willst sie doch sicher nicht wecken.“

„Hinata schlä – ... aber er hat ... wie kann ...“

Narutos Wut wechselte sich in unübersehbare Verwirrung und es schien, als würde er im Fünf-Sekunden-Takt tiefer ausatmen als sonst, und sich drei Sekunden später durch die Haare fahren. Sasuke beobachtete ihn dabei und kam nicht umhin, sich zu fragen, was in seinem Kopf vor sich ging. Zweifelsfrei war Naruto zutiefst erschüttert über diese Information, das konnte man ihm deutlich ansehen.

Weniger jedoch konnte man sehen, was er als nächstes vorhatte.

Dennoch waren seine Wangen gerötet, seine Augenbrauen stärker zusammengezogen als an jenem Tag in dieser Hütte, als sie beide dieses bedeutsame Gespräch führten. In seinen Augen spiegelte sich unglaublicher Zorn, Wut auf wen auch immer.

„Scheiße. Scheiße. Wieso habe ich nicht reagiert, wieso hat sie nicht gesagt ... verdammt.“

„Gib nicht dir die Schuld.“

Sein Blick fiel für einen kurzen Moment, weil er ihn nicht weiter ansehen wollte, auf eines der Fenster an der gegenüberliegenden Wand; für einen winzigen Augenblick lang glaubte er, etwas gesehen zu haben. Es bewegte sich in den Bäumen des angrenzenden Waldes, nicht weit von ihnen entfernt. Ziemlich nah. Ein Feind?

Aber es war weg, als er genauer hinsah.

„Verdammt, ja, aber ich hätte doch darauf eingehen müssen! Was denkt sie denn jetzt, wenn ich so etwas Wichtiges übergehe? Und zum Teufel, wenn ich diesen Bastard in die Finger bekomme –“

Er knirschte mit seinen Zähnen, ballte die Hände zu Fäusten, die zu zittern begangen. Seine Knöchel schimmerten in einem grellen Weiß, das in einem harten Kontrast zu seiner gebräunten Haut stand.

„Du meinst falls.“

„Falls? Oh nein, niemals werde ich ihn davon kommen lassen, niemals, ohne dass er auch nur im Ansatz das zurückbekommen hat, was er Hinata-chan angetan hat. Oh nein, nein, nein. Niemals nie. Nie nicht.“

„Du vergisst, dass wir ...“

„Ich scheiß‘ auf diesen Pakt, verdammt. Er hat Hinata-chan geschlagen. Er hat sie geschlagen, er hat sie verprügelt, er hat ihr Leid zugefügt! Wie kann ich da darüber hinweg sehen? Wie kann ich ihn mit diesem Verbrechen davon kommen lassen? Er wird –“

„Naruto ...“

„Halt’s Maul, verdammt.“

Er schrie.

Anders als er.

Versuchte nicht einmal leise zu sein.

Aber er musste auch nicht darauf achten, dass jemand ihn hörte.

Ihn konnte niemand hören.

Viel zu weit weg.

Nur sie, die ...

„Sie schläft neben an, du weckst sie auf. Und außerdem ...“

Seine Augen verengten sich leicht, als er, ruhig und ohne den Anflug von Wut oder gar Zorn, versuchte, diesen hitzköpfigen Mann zur Besinnung zu bringen.

... du weißt, was passiert, wenn du zurückkehrst.“
 

...
 

Er sah ihn nicht mehr an und seine Zornesröte verflüchtigte sich allmählich und hinterließ eine Blässe, die entsteht, wenn man das Gefühl hatte, einem würde der Boden unter den Füßen weggezogen werden. Etwas Grauenvolles angetan. Schockiert werden.

Doch es dauerte nicht lange, drei kurze Atemzüge seinerseits, dann hat er sich abrupt umgedreht und mit einem lauten Knall vertonte er seinen raschen Abgang, die Hände nach wie vor zu zittrigen Fäusten geballt.

Er seufzte schwer, als er sich erhob und schleifenden Schrittes das Schlafzimmer betrat.
 

...
 

...
 

Er rannte, und rannte, und rannte.
 

Er blieb nicht stehen.
 

Er raste einfach weiter, schneller noch als seine Beine vermochten.
 

Er zögerte nicht.
 

Er stoppte nicht.
 

Nicht ein einziges Mal.
 

...
 

Eine klare und tiefe Nacht ohne Wolken; eine Nacht wie jede andere. Kaum Wind. Alles von der Dunkelheit umschlungen und verschlungen, eingetaucht in Schatten. Der Mond strahlend hell, warf somit etwas Licht auf die tiefe, unergründliche Schwärze der Nacht, die so durchdringend und einnehmend war. Sterne schimmerten wie viele kleine glänzende Diamanten auf einer schwärzlichen Decke.

Irgendwann war er gestoppt. Einfach so. Plötzlich. Sobald er die Tür hinter sich geschlossen hatte, war er losgerannt, so schnell wie es ihm nur möglich war, und hatte nicht ein einziges Mal gehalten.

Aber dennoch trieb ihn irgendwann die beißende Luft in seiner Lunge dazu, anzuhalten, denn es brannte in ihm. Seine Knöchel, nach wie vor in einem grellen Weiß schimmernd, hervorgerufen durch seine zitternden Fäuste, die er nicht einmal für einen Moment gelockert hatte, begannen zu schmerzen. Allmählich pochte es in seinen Muskeln, die der anhaltenden, ausgesetzten Anspannung nicht mehr länger standzuhalten vermochten.

Er selbst war sich nicht einmal im Klaren darüber, warum er Hals über Kopf aus dem Haus gestürmt war, und dennoch hatte er es getan. Es war dieses Gefühl gewesen, was ihn dazu verleitet hatte. Das Gefühl der Wut, der Enttäuschung, des Hasses ...

Doch nun kehrte seine Sorge um Hinata zurück und er dachte daran, dass er sie zurückgelassen hatte, einfach so, ohne sie darüber zu informieren. Er könnte es sich nicht vergeben, wenn ihr – noch einmal – etwas zustoßen würde. Den Gedanke an Sasuke schob er beiseite, denn er war sich nicht sicher, ob Sasuke dazu bereit wäre, sie zu beschützen.

Außerdem war Hinata sehr krank, ihr Fieber war nicht mehr gesunken, seit sie sich so ausführlich unterhalten hatten und allmählich war er der Verzweiflung nahe. Was konnte er tun, damit es ihr endlich besser ging? Was nur? Er wusste doch nichts. Er hatte doch keine Ahnung, niemals mit derlei Dingen zu tun gehabt.

Wie sollte er dafür sorgen, dass sie, seine Hinata-chan, wohlbehalten nach Konoha zurückkehren konnte?
 

...
 

Er wusste, er würde sie gehen lassen müssen.

Wieder einmal.

Sie konnte nicht bleiben, er konnte und würde es nicht zulassen.

Sie hatte ein Zuhause, eines, wo sie gebraucht wurde und das ihr Wärme und Geborgenheit gab, wo sie sich sicher fühlte und auch war.

Er jedoch konnte es nicht.

Er konnte sie nicht beschützen und er konnte auch nicht zurückgehen.

Es war zu gefährlich. Für sie, für ihn, für alle ...
 

Außerdem ...
 

Da war immer noch Sasuke.
 

...
 

Das Kunai kam aus dem Nichts und dennoch hatte er es gesehen, rechtzeitig bemerkt, und war mit einem großen Satz auf einen naheliegenden Ast gesprungen. Mit einem Mal verblassten all seine Gedanken. Alle. Die an Hinata, die an Sasuke, an alles, was in der Vergangenheit passierte … die an Kiba.

Das einzige, was in diesem Moment von Belang war, war diese Atmosphäre, die sich innerhalb kürzester Zeit verändert hatte, die nun mehr und mehr gefüllt war von einer Spannung und Elektrizität, die er nur in seltenen Momenten, in letzter Zeit jedoch in allzu vielen, viel zu vielen Momenten, gespürt hatte. Das Chakra, das die Luft erfüllte, war ihm auf merkwürdige Art und Weise vertraut, dennoch wusste er gleichzeitig, dass es ein ganz anderes war, ihm niemals zuvor in dieser Form begegnet.

Der Baumstamm, hinter dem er sich versteckte, bot ihm genug Schutz, sodass er, so vorsichtig wie nur möglich, an ihm vorbeischauen konnte, um herauszufinden, wer, wo und wie viele es waren.

Jedoch das Zischen kam.

Dieses Mal jedoch aus der anderen Richtung.

Geschickt sprang er über das Kunai, das mit atemberaubender Geschwindigkeit auf ihn zuraste, hinweg und landete gedämpft auf dem harten Waldboden.

Er hatte gesehen, woher es kam, und nahm noch im Moment seiner Landung einen Stein, den er im Flug bemerkt hatte, in die Hand, fuhr herum und ließ ihn mit einer raschen Handbewegung durch die Luft wirbeln. Das schmerzvolle Stöhnen einer männlichen Stimme bewies ihm seine Zielgenauigkeit. Er bemerkte, wie sein Gegner sich langsam geräuschvoll aufrappelte, nachdem er zuvor reichlich benommen aus einem der naheliegenden Bäume gefallen war, und sah den vor Wut verzerrten Blick, mit welchem der Shinobi ihn fixierte.
 

Nicht minder wütend starrte Naruto zurück.

„Verdammt, könnt ihr mich nicht einmal in Ruhe lassen?“, fragte er ungehalten.

Sein Feind lachte hämisch. „Das hängt ganz davon ab, ob ihr mit uns kommt oder nicht.“

„Tzeh. Ihr wisst genau, dass wir das nicht tun werden.“ Narutos Blick verfinsterte sich, während er kampfbereit seine Arme vor die Brust hob.

„Dann lautet die Antwort ‚nein‘.“

Schon im nächsten Moment, noch ehe das letzte Wort verklungen war, nahm Naruto eine rasche Bewegung aus den Augenwinkeln wahr und sah eine Faust auf ihn zu schnellen. Rechtzeitig bemerkte er sie und konnte ihr, indem er sich unter sie hinweg duckte, ausweichen, der Tritt jedoch traf ihn tief in die Magengrube. Schmerzerfüllt verzog er das Gesicht, fiel zu Boden und prallte hart auf. Der Schmerz breitete sich rasch aus, erfüllte ihn bald im gesamten Bauchbereich bis hinauf in die Brust. Keuchend atmete er ein und aus, versuchte die Schmerzen zu verdrängen und betrachtete seine Umgebung, während er sich stöhnend aufrappelte. Sein Feind starrte ihn an und lachte, war in den wenigen Sekunden, die er unachtsam gewesen war, mehrere Meter in Deckung gesprungen. Es war nicht das erste Mal, das Naruto derartige Handlungen bemerkte, für gewöhnlich taten seine Feinde dies öfters. Es war, als wäre es eine Art von Befehl, die sie dazu verleitete. Jedoch konnte er dessen nicht sicher sein und im Grunde kümmerte es ihn auch nicht. Wichtig war nur, dass er diese gottverdammten Bastarde endlich loswerden und so schnell wie möglich zurückkehren konnte. Er war nun lange genug fern gewesen und bereute allmählich, dass er sie überhaupt erst verlassen hatte, wo …
 

Naruto zuckte erschrocken zusammen, als sich ein heftiger Schmerz quer durch seine rechte Schulter zog und seinen Arm lähmte. Er hatte noch nicht ausgemacht, woher dieser Schmerz kam, als der Feind, der ihm nach wie vor grinsend gegenüber stand, auf ihn zu rannte, ein Kunai im Anschlag und in den Augen die Absicht, ihn zu töten. Er wusste nicht genau, wie er es schaffte, seinen Arm dennoch zu heben, doch er wehrte das Kunai, das sein Feind auf sein Herz gezielt hatte, mit seinem eigenen ab und kurz darauf entbrach ein rascher Schlagabtausch zwischen ihnen. Naruto schaffte es einige harte Treffer zu landen und als er ihm seinerseits in den Magen trat, flog der Shinobi ein Stück weit durch die Luft und prallte gegen einen Baum, wo er benommen liegen blieb.

Zum ersten Mal, seit seine Feinde ihn gefunden und angegriffen hatten, hatte er die Möglichkeit, die vollständige Situation zu erfassen, und erkannte, dass er bloß von zwei Shinobi angegriffen wurde und ein weiterer bereits kampfunfähig zu Boden gegangen war.

Immer noch den Schmerz unterdrückend, den irgendetwas in seiner Schulter ausgelöst hatte, formte er Fingerzeichen und erschuf mehrere Abbildungen von sich selbst. Seine Schattendoppelgänger, zwei für jeden Mann, rannten auf seine Feinde zu, formten jedoch im selben Augenblick gemeinsam eine sich wild drehende Chakrakugel in ihren Händen. Vermutlich war er einfach zu überrascht gewesen, dieses wilde Chakra in der einen Hand zu sehen, wie sonst ließe sich erklären, dass einer der beiden Feinde sich nicht rührte, als die Schattendoppelgänger gemeinsam das Rasengan in seinen Bauch pressten. Naruto sah weg, als das Chakra die obere Bauchhöhle zerfetzte und das Blut in alle Richtungen zu spritzen schien. Obgleich er in den vergangenen Jahren viele Male getötet oder Menschen schwer verletzt hatte … der Anblick eines Menschen, der schwer verletzt zu Boden ging, war keines der Dinge, die er nachts in seinen Träumen vorfinden wollte.

Auch nach all den Jahren wünschte er sich noch, träumte er davon, dass das alles niemals passiert wäre.
 

Als er die Rauchwolken aus den Augenwinkeln wahrnahm, die entstanden, wenn Schattendoppelgänger zerstört wurden, riss er sich wieder aus seinen Gedanken und zwang sich, seinem Feind seine ganze Aufmerksamkeit zu schenken. Ein Blick zu seiner linken zeigte ihm, dass der getroffene Feind leblos in einer leuchtenden Blutlache lag, hervorgerufen durch die tiefe Wunde in seiner Magengrube. Angewidert wandte Naruto den Blick ab und zischte abfällig. Natürlich wollte er niemanden töten. Er hatte dies nie gewollt und erst recht nicht in so kurzer Zeit in so vielen Ausführungen. So viele verschiedene Situationen und dennoch immer dasselbe Ergebnis. Aber man ließ ihm keine Wahl. So war es doch, oder? Er konnte nicht anders. Er wurde gezwungen. Er hatte keine Chance, dem ein Ende zu setzen.
 

Verdammt, er war seit vier Jahren in einem ewigen Kreislauf gefangen.
 

Und warum?
 

„Ihr verdammten Bastarde … warum tut ihr uns das an? Warum könnt ihr nicht einfach aus unserem Leben verschwinden?“
 

Die Hände erneut zu eisernen Fäusten geballt starrte er seinen Feind zornig an. Sein Körper bebte vor Wut und eben jene vertrieb die Schmerzen, die sich durch seinen gesamten Körper zogen wie beißende Flammen auf trockenem Gras.

Naruto ließ dem Shinobi keine Zeit zu einer Antwort, er wusste, er würde ohnehin keine bekommen und wenn doch, dann eine, die er in all den Jahren mehrmals gehört hatte und die dennoch keine Antwort gewesen war. Erst im Lauf, als er schon fast bei seinem Feind angekommen war, ließ er das Kunai, das er immer versteckt unter seinem Ärmel an seinem Arm festgeschnallt hatte, hinunter in seine Hand rutschen, gerade rechtzeitig, sodass der Feind weder reagieren, noch ausweichen konnte.

Die geweiteten Augen, als er bemerkte, dass es bereits zu spät war, um eine entsprechende Gegenwehr aufzubauen, und der Schrei, als das Kunai sich tief in seine Brust bohrte, da, wo das Herz saß, und mit einem weiteren, kräftigen Ruck seinen Brustkorb zerfetzte, brannten sich, in dem Moment, als Naruto all das wahrnahm, tief in sein Gedächtnis ein, in einem Bereich, einem Ort, der bereits gefüllt war mit unzähligen, ähnlichen und teilweise grausameren Bildern und Momentaufnahmen vergangener Situationen.
 

Es war die Art von Momenten, die Stoff für seine Albträume waren.
 


 

Naruto zog das Kunai ruckartig zurück aus dem leblosen Körper und augenblicklich sackte dieser in sich zusammen und prallte lautstark auf dem hölzernen Grund auf. Zu tiefst angewidert und abgeneigt wandte er seinen Blick ab, schloss jedoch sofort die Augen, als er die weitere Leiche wahrnahm, die wenige Meter von ihnen entfernt zu Boden gegangen war, nach wie vor scheinbar ertrunken in einem blutroten See. Mehrere Minuten stand er so da, versuchte seinen Puls und Herzschlag wieder zu regulieren und sich zu entspannen, die obszönen Eindrücke der vergangenen Minuten so weit wie möglich zu verdrängen und aus seinem Gedächtnis zu bannen, wie es ihm nur möglich war.

Als er merkte, dass er sich ein wenig beruhigt hatte, ließ er das Kunai, nachdem er es an seiner ohnehin bereits blutbespritzen Kleidung abgewischt hatte, zurück unter seinen Ärmel gleiten. In den wenigen Augenblicken der Stille und Regungslosigkeit hatte das Adrenalin, das durch seinen Körper impulsartig geflossen war, sich verflüchtigt und den Schmerzen, insbesondere denen in seiner Schulter Platz gemacht. Als er versuchte, mit seiner linken Hand an seinen Rücken zu fassen und mit dem Kopf über die Schulter zu blicken, um herauszufinden, was diese Verletzung verursacht hatte, schoss ein stechender Schmerz von seiner Schulter bis in den mittleren Bereich des Rückens und zeigte ihm, dass es besser war, wenn er die Wunde so beließ und sich später um sie kümmerte. Zunächst musste er das Schlachtfeld aufräumen, ansonsten würde er eine weitere Diskussion mit Sasuke darüber führen müssen, wie wichtig es war, Kampfplätze unkenntlich zu machen, damit ihre Feinde nicht erfuhren, wo sie sich derzeitig aufhielten, und dafür war Naruto in diesem Moment alles andere als bereit.

Erneut formte er die Fingerzeichen für die Kunst der Schattendoppelgänger und schon bald darauf trugen drei seiner Abbildungen die Leichen in Richtung Tsuchi no Satou, während der verbliebene sich daran machte, die verschiedenen Kunai aufzusammeln, die im Kampf benutzt worden waren.
 

Schon nach wenigen Minuten deutete nichts mehr auf einen vorangegangen Kampf hin.
 

Wenn man von der leuchtenden Blutpfütze und dem angeknackten Stamm eines nahegelegenen Baumes absah.
 

Unverzüglich machte Naruto sich auf dem Weg zurück zu seinen Freunden.
 

Hinata wartete sicher bereits auf ihn.
 


 


 

Es war schon etwa Abend, als ich langsam wieder zu mir kam, das zeigte mir das gedämpfte Licht, das noch durch das Fenster über meinem Bett fiel, und der Raum war nun mehr und mehr erfüllt von Dunkelheit. Ich konnte nicht genau sagen, ob es der Abend desselben Tages war oder bereits mehrere zwischen ihnen lagen, seit ich das letzte Mal erwacht war. Für mich fühlte es sich so an, als sei erneut eine Unmenge an Zeit verstrichen, unmöglich sie zu erfassen und zu begreifen, und hätte mir mehrere wertvolle Minuten und Stunden beraubt, die ich mit ihm hätte verbringen können.

Der Gedanke an ihn trieb wohlige Schauer aus Wärme durch meinen Körper, ließ freudige Erwartungen durch jede Faser, jede Zelle rieseln. Ich bemerkte, dass ich mich bereits deutlich besser fühlte als noch beim letzten Mal, das ich erwachte. Ob es daran lag, dass ich bereits wusste, was mich erwartete, wenn ich die Augen öffnete, oder daran, dass das Fieber bereits größtenteils verklungen war, konnte ich nicht genau sagen; dass die fürchterlichen Schmerzen und das Pochen in meinem Kopf verschwunden waren, merkte ich jedoch.

Als ich mich mühselig aufsetzte und die Decke zurückschlug, gleichdarauf mehrere Kissen zwischen die Wand und meinen Rücken packte, um es mir ein wenig gemütlicher zu machen, hörte ich von draußen ein lautes Krachen und Scharren. Ein Blick zur Tür, in der Dunkelheit beinahe unkenntlich, ehe sie aufschnappte und darauffolgend blitzschnell aufsprang. In diesem Moment zog eisiger Wind hinein und ließ mich frösteln. Schnell zog ich mir die Decke über die Schultern, blickte erneut zur Türe und sah noch, wie ein großer, muskulöser Mann die Türe schloss, irgendetwas vor sich her balancierend.

„Du bist wach.“

Es war keine Frage, eine Feststellung, und dennoch hatte ich einen Momentlang das Gefühl, ihm antworten zu müssen, sah er mich doch weiterhin unverwandt an.

„J-ja, ich bin gerade aufgewacht.“

Er nickte nur und mittlerweile wusste ich, dass es Sasuke war, der das Zimmer betreten hatte, denn ich hatte es anhand seiner Stimme bemerkt und mittlerweile konnte ich auch die Umrisse seiner dunklen, fast schwärzlichen Haare sehen, als er sich, direkt unter ein weiteres Fenster an der gegenüberliegenden Wand, auf den Stuhl setzte, auf dem er gesessen hatte, als ich das erste Mal erwacht war.

Eine bedrückende Stille breitete sich zwischen uns aus und im Licht des hell scheinenden Mondes konnte ich sehen, dass Sasuke mehrere Bücher vor sich ausgebreitet und daneben zwei Kerzen, die er mit einem Feuerzeug, das er aus seiner Hosentasche herausholte, anzündete, gestellt hatte. Allmählich begann ich mich zu fragen, was mit Naruto passiert war, ob ich ihn mir nicht sogar nur eingebildet hatte …

Aber die Tatsache, das mir der beste Freund jenes Mannes gegenüber saß, nach dem ich mich nun so sehr sehnte, bewies, dass es nicht bloß einer meiner erbarmungslosen Träume gewesen war.

Und außerdem … war das Gespräch so echt, so gefühlvoll, es … es konnte gar nicht aus einem Traum stammen.

„Naruto ist fort.“

Ich zuckte zusammen, als ich so plötzlich Sasukes Stimme wahrnahm und noch einmal, als ich erkannte, was er soeben gesagt hatte. Aus der Erkenntnis heraus, dass ich eben jenes tief in mir drinnen bereits erwartet habe, vermochte ich nicht einmal so überrascht zu reagieren, wie ich es vielleicht unter anderen Umständen getan hätte.

„Ich weiß.“

„Und das macht dir nichts aus?“

„Das habe ich nicht gesagt.“
 

Ich sah, wie er den Blick wieder von mir abwandte und stattdessen auf seine Bücher richtete. Mit einem Mal spürte ich, wie seine Abwesenheit in mir eine Welle aus Empfindungen auslöste, die ich gehofft hatte, aufgegeben zu haben, weil ich ihn doch wieder gefunden hatte. Ich spürte die alte Angst, die Sehnsucht und die Trauer, weil er nicht mehr bei mir war. Ich spürte, dass es mir die Kehle zu schnürte und meine Brust verengte, wie all die Male zuvor, in denen er nicht bei mir war. Ich wusste nicht, warum mein Körper in diesem Moment so extrem auf diese vergleichsweise nichtige Erkenntnis reagierte, glaubte ich doch, wusste ich, er würde zurückkehren. Er würde es. Es schien unmöglich, dass es anders sein könnte.

Es schien nicht nur, es war unmöglich.

Naruto würde zurückkommen.

Ich wusste das.

Ich war mir sicher.
 

Aber wieso spürte ich dann diese Gefühle? Wieso hatte ich solche Angst davor, er würde es, obgleich ich hier auf ihn wartete, dennoch nicht? Mein Herz schlug so hart gegen meine Brust, dass es Schwindel in mir auslöste und mir wurde für einen Augenblick lang Schwarz vor Augen.

Ich bemerkte mit jeder weiteren Sekunde, die verstrich, dass die Einsamkeit sich durch meine Knochen kroch, umschlang und einhüllte. Die Panik, dass irgendetwas passiert war, irgendetwas schief gelaufen war, dass er aus irgendeinem Grund nicht zurückkehren würde, ließ meinen Körper erzittern.

Das Rascheln einer Buchseite, als Sasuke sie umblätterte, ließ mich erneut zusammen zucken, und als ich mich ihm zuwandte und mein Blick auf den Tisch fiel, sah ich den kleinen Flammen bei ihren Tänzen zu.

Es war kein Fenster auf, kein Luftzug wehte hier und dennoch standen sie nie still.

Sie tanzten, immer in Bewegung, leuchteten und wärmten.

Von letzterem merkte ich jedoch nichts. Nicht das Geringste.

Mein Blick hing auf ihnen, wanderte von einem Buch zum nächsten, hinauf zu Sasukes Gesicht und dann doch zurück zu ihnen, wo er von einer Kerze zur nächsten wanderte, und ich sah ihr Licht, ihr schwaches, wie es den Raum spärlich beleuchtete und am meisten nur einen kleinen Bereich um sie herum.

Nicht viel.

Nichts Besonderes.

Nur gerade so, dass Sasuke in seinen Büchern lesen konnte.
 

Und doch war es mit ihnen tröstlicher als ohne sie und auch als ohne ihn, das bemerkte ich plötzlich.

Auf dem Bett sitzend und meine Arme um meine Beine geschlungen vermochte diese Geste nicht allzu viel gegen meine Einsamkeit tun, doch es war ein tröstliches Gefühl, zu wissen, dass ich dennoch nicht alleine war.

Aber … es sollten doch seine Arme sein.

Seine sanften Atemzüge, die ich fühlen mochte, nicht meine eigenen.

Es sollte sein Herz sein, dessen rhythmisches Schlagen ich hören wollte.

Nicht mein eigenes.

Wieso war er nicht da?

Wieso musste ich diese Einsamkeit, diese Sehnsucht spüren, so kurz nachdem ich ihn wieder gefunden und jene vertrieben hatte?

Wieso …

„Wieso bist du so unruhig?“
 

Sasuke drehte sich zu mir um und sein Gesicht blieb unleserlich, während seine Augen auf mir hängen blieben. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass er durch mich durch sah.

Dass er tief auf mein Innerstes blickte und sich deshalb diese Frage selbst beantworten konnte.

Vielleicht nicht wollte.

„Es … es ist nichts. Es ist nur …“

„Du weißt, dass du nicht bleiben kannst?“
 


 

Es war, als riss er mir den Boden unter den Füßen weg.

Den sicheren Grund, den ich mir in den wenigen Augenblicken, wenigen Minuten, die ich mit ihm verbrachte und gesprochen hatte, erbaut hatte.

Das Fundament, das mir ermöglichte, sicher zu stehen, zu existieren, zu leben.

Der Anfang für eine lange, wunderschöne und glückliche Zeit, eine, wie ich sie so lange ersehnt hatte und nun glaubte, bekommen zu können.

Er hatte mir gesagt, er liebte mich.

Er hatte gesagt, er wollte nie mehr ohne mich leben.

Er hatte gesagt, er wollte für immer und ewig an meiner Seite sein.

Deshalb … deshalb konnte das nur ein schlechter Scherz sein von Sasuke!

Es konnte nur eine Lüge sein!

Sasuke konnte nicht ernst meinen, dass …

Konnte nicht ernst meinen …

Konnte nicht …
 

„Was …“
 

„Du hast richtig gehört. Es hatte einen Grund, dass Naruto so lange nicht zurückgekehrt ist und du kannst und wirst nichts daran ändern.“

Entsetzt sah ich ihn an, konnte nichts Anderes tun, als einfach nur da zu sitzen und ihn anzustarren.

Wie konnte er sagen, dass ich es nicht ändern könnte?

Wie konnte er das sagen, wo Naruto es doch selbst gesagt hatte, dass er bei mir bleiben wollte?

Er würde mit mir kommen.

Er würde es ganz sicher.

„Aber Naruto hat es doch gesagt! Er hat gesagt, dass er …“

„Sein Wunsch war es, er sagte nicht, dass er es tun würde.“

„Aber …“

Ich konnte nicht verhindern, dass Tränen ihren Weg hinaus fanden und nasse Spuren auf meinen Wangen hinterließen, leise und beinah unbemerkt auf meine Finger tropften. Der Blick Sasukes blieb bisher unleserlich und auch jetzt konnte ich nicht sagen, ob er die Wahrheit sagte oder er sich nur einen üblen, sehr sehr üblen Scherz mit mir erlaubte.

Doch in seiner Stimme schwang so viel Ernsthaftigkeit.

Aber wieso …
 

„Wieso soll es nicht gehen? Wieso soll er nicht bei mir bleiben können? Wir können doch zurück! Wir können alle zurück nach Konoha! Wieso kommst d –“

„Du hast keine Ahnung, Hinata, also wage es nicht, ein Urteil über unsere Möglichkeiten zu fällen. Wenn es so einfach gewesen wäre, zurückzukehren, glaubst du nicht, Naruto hätte dies nicht schon längst getan?“
 


 

Ich wusste, er hatte Recht.

Ich wusste, dass es irgendetwas gab, dass er mir verschwiegen hatte, weil er noch nicht bereit gewesen war, es mir anzuvertrauen.

Aber nun fragte ich mich mehr und mehr, was es war und warum er nicht genug Vertrauen zu mir gehabt hatte, um es mir sagen zu können.

Ich konnte mir nicht vorstellen, dass es einen Grund geben sollte, den Naruto davon fernhielt, in sein Heimatdorf zurückzukehren.

Er wollte doch Hokage werden. Wie sollte er das werden, wenn er nicht zurückkam?

Er musste doch.

Konnte nicht anders.
 

Aber da war irgendetwas.
 


 

„Dann … dann werde ich einfach bleiben, bis er mitkommt. Es hält mich ohnehin nichts dort.“
 

Sasuke lachte freudlos auf.
 

„Du hast mir keinen Gefallen damit getan, als du Naruto von Kiba erzählt hast. Das ist der Grund, warum er nun fort ist.“

Die Erkenntnis, dass ich Schuld daran hatte, dass Naruto gegangen war, traf mich härter als alles andere, was er in diesem Augenblick noch zu mir hätte sagen können. Ich konnte nicht begreifen, dass diese Situation nur dadurch erstanden war, weil ich ihm davon erzählte.

Ich hatte nicht einmal den Eindruck gehabt, dass er das wahrgenommen hatte.

Wieso also war er nun …

„Wie auch immer … ich glaube, auch dein Wunsch bei ihm zu bleiben, wird nicht möglich sein. Es wäre viel zu gefährlich und Naruto wird dies nicht zulassen.“

Seine Worte klingen ein wenig wie eine endgültige Entscheidung, vielleicht wie ein Befehl, und ich hatte den Eindruck, als hätten sie bereits unzählige Male über diese Möglichkeit gesprochen.

Aber vermutlich wäre da gar nicht genug Zeit für gewesen.

Es war wohl einfach seine.

Und die zählte für mich nicht.

„Es ist meine Entscheidung, ob ich mein Leben riskiere, um an seiner Seite zu sein, weder seine noch deine.“

Meine Augen strahlten von einer Entschlossenheit, von der er sich wohl wenige Momente, drei schwere Atemzüge von mir, aus der Fassung bringen ließ, denn er sah mich verwundert an. Dann jedoch wandte er seinen Blick ab und sah aus dem Fenster zu meiner rechten, lehnte ich doch immer noch an der Wand in meinem Rücken.

Es vergingen Sekunden, Minuten, und keiner von uns sprach ein Wort. Die Stille hüllte uns in Schweigen und ich fühlte mich nicht im Stande, diese zu durchbrechen, wüsste nicht einmal, warum und wie ich es sollte.
 

Als ich dennoch nach einiger Zeit seine Stimme, nicht mehr als ein leises, kaum wahrzunehmendes Flüstern, wahrnahm, sein Blick immer noch aus dem Fenster gerichtet, wunderten mich seine Worte, die er an mich richtete, hatte ich mit derartiges doch nicht, nicht einmal eine Sekunde lang, gerechnet.
 

„Warum bist du bereit, so viel für ihn aufs Spiel zu setzen?“
 

Ich musste nicht lange nachdenken, um eine Antwort zu finden.

Ich musste es gar nicht.
 

„Weil ich mich ihm so vertraut fühle. Weil ich ihm Liebe schenken will. An seiner Seite bleiben. Eine Quelle sein, aus der er Kraft schöpfen kann. Ihn sanft in meinen Armen halten will. Ich will ihm alles geben, was ich habe, alles, was er möchte. Ich möchte für ihn da sein, zu jeder Zeit, unwiderruflich und bedingungslos. Weil ich ihn ebenso unwiderruflich und bedingungslos liebe. Selbst wenn ich mein Leben aufs Spiel setze, möchte ich bei ihm bleiben und all das für ihn sein, was er braucht.

Ich habe gerade Tränen in den Augen … denn alles, was ich fühle … weißt du … das ist, dass er mich nicht alleine lassen darf.“
 

Erneut wandte er sich um, sah mich ein wenig überrascht an. Er zog seine rechte Augenbraue fragend hoch und öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch …
 


 

Ein lautes Krachen ertönte und eisiger Wind, der bis zur mir durchzudringen schien.

Schmerzerfülltes Stöhnen.

Und dann das Aufprallen, wie es nur erklang, wenn ein lebloser Körper zu Boden fällt.
 


 

Panik.



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Kommentare zu dieser Fanfic (45)
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Von:  Hithilion
2015-05-03T17:08:05+00:00 03.05.2015 19:08
Wow... geniale Geschichte!

Der erste Teil ist nichts dagegen. Wirklich Respekt. Nur es trifft mich brutal das du aufgehört hast zu schreiben und auch noch an einer solchen Stelle!
Warum? Wieso?

Ich hoffe du schreibst irgendwann weiter und danke für alles Bisherige!

Freundliche Grüße

Hithilion (Assassingamer auf FanFiktion)

Ps: Falls du irgendwo anders die Fertige Geschichte hast, bitte Link und ansonsten bitte nur eine kurze Zusammenfassung (1000 Worte) was alles passiert. Ich hasse unvollendete Sachen... Vielen Dank
Von:  Naruto-Kun
2015-02-22T22:03:56+00:00 22.02.2015 23:03
Bitte schreibe endlich weiter!!! Ich halt das nicht mehr aus. Vor allem wegen dem Ende des Kapitels!!!

Mfg
Naruto-kun

Von:  Naruto-Kun
2015-02-20T02:02:38+00:00 20.02.2015 03:02
Schöne Story!
ABER wann wird es endlich weitergehen??? Möchte diese Story unbedingt weiterlesen.


Von:  Lucygirl
2012-01-10T19:36:17+00:00 10.01.2012 20:36
Wahnsinn!!!

ich hab erst vor kurzen den ersten teil der Geschichte gelesen ud muss sagen dass du einen recht guten schreibstil hast und eine gutes feeling für die Bildung von bestimmten Atmosphären.

freu mich auf nachste kap

liebe grüße
lucychan
Von:  fahnm
2010-07-28T20:19:43+00:00 28.07.2010 22:19
was für einen Packt?
Wer sind diese Kerle und wer steckt dahinter?
Freue mich jedenfalls aufs nächste kapi!^^
Von:  alphawitch
2010-07-28T09:50:05+00:00 28.07.2010 11:50
Oh Gott, Liebes.

Das Kapitel war schön. Man muss schon sagen, nicht schöner als das vorrige, aber es hat halt mit dem zu tun, was passiert ist.
Ich bin immer noch total verwirrt, und brennend darauf interessiert, wer den Naruto und Sasuke verfolgt, warum, und warum sie nicht zurück können.
Entweder ich habe es nicht verstanden, oder du machst es uns ziemlich schwer. Aber heute war dieses Kapitel auch irgendwie ziemlich verwirrend, die Sätze reden in sich hinein und verwirren mich. Aber das kann auch nur sein, weil es so früh ist und ich noch nicht gefrühstück habe, was für eine Qual. O__o
Das Kapitel macht mir Angst, wenn ich so sehe wie es heißt und dann den letzten Satz, lass ihn nicht sterben, das wäre so verdammt traurig.
Man, verdammt, du kannst verzweifelte ziemlich gut beschreiben, da denkt man sich selbst so, verdammt haben dies schwer, verdammt, wie schaffen die das jetzt aus der Situation.
Das ganze Gespräch mit Sasuke und Hinata, war mal ja schön, ich find es gut wie du ihn darstellst, wie gut du ihn darstellst. So kalt und unnahbar. Am Ende hab ich gedacht, ne vergiss es, jetzt gibt's nix mehr mit Romantik, aber du überrascht mal wieder, Hinata überrascht mal wieder. Süß. <3
Ich freu mich schon riesig auf's neue Kapitel, und es macht nichts, dass du so lange für das Kapitel brauchst, ich mein, ich brauch f+r ein Kapitel auch manchmal 2 Monate, obwohl ich doch eigentlich nichts tue, und so viel Zeit habe.

Liebste Grüße.
alphawitch
Von: abgemeldet
2010-07-05T10:08:18+00:00 05.07.2010 12:08
super kapitel und überhaupt die ganze story
hoffe es geht bald so super weiter

mfg
Von:  alphawitch
2010-05-26T17:24:17+00:00 26.05.2010 19:24
Wuhi! Muss mal jetzt gesagt werden!

Als ich den Kapitelnamen gelesen habe, dachte ich nur so. Scheiße. Doch die Wahrheit schmerzt
Was passiert jetzt mit der? xD
Aber doch, dieses Kapitel hat mich endlich mal dazu gebracht dir ein Kommi zu schreiben.
Ich bin grad kurz am hyperventilieren, und komische Geräusche machen. Boah, ey. Das war so gut. Das war so wundervoll.
Boah, ey. Ich bin grad so, hihihihihiihihihihii *dummes Fan-Girly gekreische, psychisch anormales mit sich selbst reden* und dann wieder hihihihihiihihih.
Oh Gott, das Kapitel war toll. Rechtschreibung hab ich jetzt nicht wirklich darauf geachtet, und Inhalt war ma der tollste- Entschuldige bitte, dass ich nichts anderes dazu äußern kann, ich bin nur grad so bäh-schrecklich-glücklich.
Und es war so toll. Und dann aus. Alles Schwarz, ich finds passend, ehrlich, irgendwie. ^^
Sie reden, sie geben sich die Schuld, sie küssen sich und schwarz. Haaaach ♥.
Ich mag irgendwie deine Art zu schreiben, irgendwie abgehackt, aber ziemlich schön.
Nur was mich stört ist, dass du zieeemlich viel, wenn nicht sogar zu viel, auf die Gefühle eingegangen bist, dass die Aktion irgendwie auf eine gewisse Art und Weise fehlte.
Und ähm.
Was ist mit Sasuke? xD
Stand der da nur so rum, und hat den so zugehört, irgendwie komisch.
Schönes Kapitel, nichts desto trotz. C:

herzige Grüße.
#alphawitch

Uuuuuuund ich entschuldige mich wieder einmal schrecklich für mein ach so schreckliches Kommi. Ich fühl mich wie eine kleine Fan-Girl-Tusse. :C


Von:  kleine1
2010-05-26T16:51:24+00:00 26.05.2010 18:51
also erstmal ein super kapitel ^^
ich kann hinata verstehen das sie naruto vorwürfe macht und ihm dennoch nichts vorwirft, sie ist eben der festen überzeugung sie wäre an allem schuld weil sie ihm nicht retten konnte aber das ist nicht wahr ^^
naruto ist wohl reifer geworden wenn er entlich mal die situation richtig erfasst hat und ihr sein herz ausgeschüttet hat einfach genial ^^
ich bin echt mal gespannt ob hinata sich wieder erholt und wann naruto ihr erzählt was in den vier jahren passiert ist ^^
ich freu mich schon jetzt auf das nächste kapitel ^^
Von:  Asura_1991
2010-05-26T16:06:57+00:00 26.05.2010 18:06
Supi Kapitel!
Alles stimmt (Story, Rechtschreibung ect.), kann daher nur sagen: weiter so!
Hoffe es geht bald weiter!
MfG



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