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Just one moment

No. 6 Romantic Warriors
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Oh ja, es hat eine Weile gedauert, aber hier kommt das vorletzte Kapi :) viel Spaß Komplett anzeigen

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Rote Rosen

so dann fang ich mal an, was ;)

die story ist noch nicht fertig, also ihr könnt ab dem dritten kappi glaub ich gerne ideen einbringen, ich habe zwar ein festes ziel, aber wenn ihr ideen habt, dann her damit :) so los gehts
 


 


 

Die Entscheidung des Lebens ist getroffen

Der Hafen der Ehe kommt näher

Doch den Weg kreuzt ein umwerfender Strauß roter Rosen

Rosen so rot wie Blut und stachelig wie Neid

Der Kreuzer der Liebe macht einen Umweg

Die Rosen leuchten so schön, wie deren Überbringer

Grüne Blätter schimmern der Hoffnung Licht

Treuer Mann, verlässt du deinen Weg auch nicht?

Doch wenn, dann sei mutig und halte durch

Den Hafen der Ehe kurz vor dem Ziel zu verlassen...

Überlege gut, ob es das wert wäre!

Denk an sie, denk an andere, aber denke auch an dich

Denn diese roten Rosen verändern deinen Lebensweg
 


 


 

sooo das war der prolog ;) wie immer, ihr kennt das ja schon von mir ;)

Überraschungsbesuch

so dann viel spaß mit dem ersten kappi ;)
 


 

„Eiri! Eiri!“ Ayaka rannte aufgeregt in das Wohnzimmer. Dort saß Eiri und sah sie verwundert an. „Was? Was ist denn?“ Ayaka strahlte und lächelte. „Wir können heiraten! In einem Monat!“ Eiri sprang auf. „Wie bitte? ... Das ist ja großartig!“, sagte er und umarmte Ayaka. Endlich... Wo wir doch so lange warten mussten...
 

„...Tja und seitdem laufen die Vorbereitungen.“, erzählte Ayaka aufgeregt am Telefon. Eiri stand neben ihr und hörte mit einem Lächeln zu. Sie war ja so glücklich. Er mochte es, wenn sie lachte.

Sie telefoniert gerade mit ihrem Bruder Ryuchi. Sie sahen sich eigentlich fast nie, wenn es denn mal klappte, war dies höchstens einmal im Jahr.

„Nein! Wirklich?? Du kannst kommen? Wie schön! Wann denn?, fragte Ayaka überrascht.

Ryuchi konnte zu ihrer Hochzeit kommen? Das war wirklich toll. Dann konnte Eiri ihn auch endlich kennenlernen. Seit er Ayaka kannte, hatte er Ryuchi noch nie gesehen. Bisher war er nie zu Hause gewesen, wenn ihr Bruder zu Besuch da war.

In diesem Augenblick klingelte es an der Tür.

„Ich geh schon.“, sagte Eiri.

Er öffnete die Tür und stand plötzlich einem jungen Mann gegenüber. Sein glattes schwarzes Haar fiel in wilden Strähnen auf seine Schultern und endeten dort.

„Du hast ja einen echt hübschen Mann, kleine Schwester.“, sagte dieser.

Eiri hörte Ayaka ein fragendes Geräusch machen, dann schaute sie um die Ecke und ließ erschrocken den Hörer fallen.

„Ryuchi!“

Freudig rannte sie ihm in die Arme und wollte beinahe nicht mehr loslassen.

Ryuchi allerdings war anscheinend völlig auf Eiri fixiert. Sein Blick und seine Aufmerksamkeit war nur auf Ayakas Zukünftigen gerichtet. Dessen so anderes Erscheinungsbild faszinierte ihn, denn Eiri hatte blonde schulterlange Haare. Aber seine braunen Augen verrieten, dass er ein waschechter Japaner war, er färbte sich lediglich die Haare blond. Und das stand ihm wahnsinnig gut, wie Ryuchi sofort feststellen musste.

Eiri versuchte beide im Augen zu haben, doch auch sein Blick war mehr als einmal auf ihren Bruder gerichtet.

Als Ayaka Ryuchi dann endlich wieder losließ, lenkte Eiri seine Aufmerksamkeit hastig wieder ihr zu. Ryuchi folgte seinem Beispiel, legte einen Arm um Ayakas Schultern und ging mir ihr in die Wohnung hinein. Eiri schloss die Tür wieder und folgte ihnen.

Einige Minuten lang plapperte Ayaka alles mögliche Zeug und Ryuchi hörte ihr aufmerksam zu. Doch sein Blick wanderte immer wieder mal zu Eiri.

Und der stand nur daneben und sein Blick blieb ausnahmslos an Ryuchi haften. Jede einzelne Haarspitze die wild von seinem Kopf abstand. Die dunklen Augen, die alle paar Minuten zu ihm hochsahen. Eiri schluckte schwer. Was tat er da bloß?

Plötzlich sprang Ayaka auf. „Mein Gott, ich muss ja noch einkaufen! Eiri kümmer du dich um Ryuchi! Ihr könnt euch ja jetzt endlich mal kennenlernen.“, japste sie, packte ihre Tasche, ein paar Beutel und flitzte aus der Wohnung.

Eiri schaute ihr perplex nach. Äh... Ja... Und nun?

Ryuchi lächelte. „Naja. Recht hat sie. Wir kennen uns ja noch nicht.“, sagte er.

„Ja stimmt... Was machst du eigentlich, dass du nie Zeit hast?“, fragte Eiri und setzte sich nun.

Ryuchi setzte sich ihm gegenüber in den Sessel. Zwischen ihnen stand nun ein Strauß roter Rosen, den Eiri für Ayaka mitgebracht hatte, doch Ryuchi machte keine Anstalten, diesen wegzustellen. Stattdessen lehnten sie sich beide zur Seite und sprachen neben dem Strauß.

„Naja... Es ist nicht so dass ich die Zeit nicht hätte, aber oft kann ich auch einfach nicht. Ich hab einen Job der mich fast meine ganze Zeit kostet, ich hab also kaum Zeit. Das kann ich aber auch machen, zu Hause wartet eben niemand auf mich, so wie Ayaka. Mal abgesehen von meiner Katze Shiro. Und zum anderen kommt hinzu, dass unsere Eltern auch meist dann bei Ayaka und dir sind, wenn sie mich auch gerne dabei hätte. Nur leider geht das nicht. Sie wollen von mir nichts mehr wissen.“, erzählte Ryuchi.

Eiri fiel auf, dass Ayakas Bruder auch sehr viel mit seinen Händen sprach. Was dazu führte, dass im letzten Satz Ryuchis die Vase mit den Rosen gefährlich ins Wanken geriet. Ryuchi sprang auf und Eiri packte die Rosen, während Ayakas Bruder hektisch versuchte, die Vase zu halten. Eiri zog das Gesicht zusammen. Mehrere Dornen hatten sich in seine Hände gebohrt. Doch er sagte nichts weiter dazu, sondern schaute nur Ryuchi an, der die Vase festhielt und seinen Blick ebenfalls auf Eiri gerichtet hatte.

„Warum das denn? Also mit euren Eltern?“, fragte Eiri.

„Also ich kann es nicht nachvollziehen, aber man kann so sagen, sie haben mich verstoßen. Sie wollen nichts mehr von mir wissen und mich erst recht nicht sehen. Also machen wir das eben so, dass ich ihnen aus dem Weg gehe und Ayaka mich ihnen gegenüber nicht erwähnt. Ich möchte lieber nicht wissen, was passiert, wenn sie hören, dass Ayaka sich mit mir trifft.“ Ryuchi seufzte, dann bemerkte er, dass Eiri seine Hände in den Rosenstrauß verkrampft hatte. „Äh... Eiri? Haben die Dornen?“, fragte er.

„Ja... haben sie...“, quetschte Eiri hervor.

„Moment.“, sagte Ryuchi, ließ die Vase los und tapste durch die Wohnung.

Was auch immer gerade in Eiri gefahren war, er schaute ihm interessiert nach. Was zum Teufel tu ich da?!

Ryuchi kam mit einem kleinen Verbandskasten wieder. „Lass die Hände da, ich mach das!“, sagte er, als er sah, dass Eiri die Hände von den Rosen nehmen wollte.

Eiri hielt still und ließ Ayakas kleinen Bruder machen. Der nahm vorsichtig Eiris rechte Hand von den Rosen. Es fühlte sich an wie kleine Nadelstiche als seine Hand von den Dornen weggenommen wurde. Aber viel wichtiger erschien ihm die Hand die seine eigene hielt. Sie war warm und angenehm.

Ryuchi drehte Eiris Hand herum und sah die kleinen Einstiche. Er nahm ein Taschentuch und tupfte darüber, dann nahm er eine kleine Tube mit einer Wundschutzcreme und verteilte diese dünn über die Dornenstiche. Das gleiche wiederholte er mit Eiris linker Hand.

Eiri hatte ihm zugesehen und schaute ihm nun wieder ins Gesicht. Ryuchi machte keine Anstalten den kleinen Verbandskasten wieder wegzubringen.

Eiri räusperte sich. „Sag mal... das vorhin... als du angekommen bist...“, begann er.

Ryuchi lächelte. „Das hab ich ernst gemeint.“, sagte er und beugte sich etwas vor.

„Hast du das...“, meinte Eiri und beugte sich ebenfalls vor.

„Ja.“, sagte Ryuchi leise und spürte bereits Eiris warmen Atem.

Eiri schloss die Augen. Was tu ich hier??? Ich heirate bald Ayaka! Seine Schwester! Was zum Teufel tu ich hier? Und dann spürte er auch schon die weichen warmen Lippen Ryuchis.

Doch genauso schnell, wie das gerade passiert war, rissen sie sich auch wieder voneinander los und Ryuchi brachte den Verbandskasten wieder weg.

Eiri sank in das Sofa zurück. Der Strauß Rosen stand sicher auf dem Tisch, seine Hände waren mit Wundschutzcreme behandelt und er hatte gerade Ayakas kleinen Bruder geküsst. Jetzt, wo er darüber nachdachte, klang das alles äußerst komisch. Was hatte er sich dabei nur gedacht?

Ryuchi kam zurück und stand mitten im Wohnzimmer. Er sah aus wie ein begossener Pudel, aber was hätte er auch sagen sollen.

„Was machen wir nun? Wohin soll das führen?“, fragte Eiri.

Ryuchi senkte den Blick. „Das kann nur auf eines hinauslaufen... Wir werden uns wieder sehen und es wird nicht einfach sein... Ich glaube wir sehen uns noch sehr viel öfter...“

„Du meinst...“, setzte Eiri an.

„Ja, das meine ich... entweder es passiert gar nichts, oder wir stranden in einer Affäre.“, sagte Ryuchi und er konnte ein Lächeln nicht unterdrücken.

„Findest du das komisch?“, fragte Eiri gereizt.

„Nein, ich finde die Situation einfach...“, doch er konnte den Satz nicht beenden, denn er fand kein passendes Wort für diese Situation.

„Ja... schön... Ich finde das nicht witzig.“, seufzte Eiri und legte seinen Kopf in seine Hände.

Ryuchi schaute ihn, eine Augenbraue hochziehend, an. „Das glaub ich dir gern, aber was willst du jetzt machen? Es ist nun mal passiert.“

„Ist es, ja! Ich heirate deine Schwester! Und jetzt?“, fauchte Eiri.

„Ich gehe jetzt! Ich glaube, das ist besser.“, sagte Ryuchi und verließ die Wohnung.

Eiri schaute ihm nach. Was ist da nur gerade passiert? Was hab ich da gemacht?
 

Es dauerte nicht allzu lange bis Ayaka wieder zurück war. Sie stellte ihren Einkauf in der Küche ab und kam dann stirnrunzelnd ins Wohnzimmer. „Wo ist denn Ryuchi? Ich dachte er bleibt etwas länger als nur ein paar Minuten?“, fragte sie.

„Er ist vor einer halben Stunde gegangen.“, sagte Eiri nur.

„Habt ihr euch nicht verstanden?“, fragte sie traurig.

„Doch schon...“

Ayaka kam zu Eiri und wollte sich eigentlich neben ihn setzen, als sie seine verletzten Hände sah. „Eiri! Was ist passiert? Was hast du denn mit deinen Händen gemacht?“

„Frag das mal deinen Bruder und die Rosen.“, meinte er nur.

„Die Rosen? Mein Bruder? Was bitte meinst du?“

„Dein Bruder redet offensichtlich viel mit seinen Händen und er hat dabei die Rosen erwischt. Wir haben beide versucht die Vase festzuhalten, bevor sie umkippt. Er die Vase ich die Rosen. Wie das aussah, kannst du dir bestimmt vorstellen.“, erklärte Eiri.

Ayaka grinste erst, dann musste sie lachen. Sie ließ sich neben Eiri in das Sofa sinken und lachte laut.

„Findest du das witzig?“, fragte Eiri.

„Oh ja allerdings. Das ist typisch für Ryuchi, er wirft dauernd irgendwas um!“, schmunzelte sie.

„Na wenigstens weiß er, wie er sowas wieder gutmachen kann...“

„Wie?“, fragte Ayaka.

„Naja er hat unseren Verbandskasten geholt und mir die Hände mit der Wundschutzcreme eingecremt. Hätte ich auch allein gekonnt, aber er hat drauf bestanden.“, sagte Eiri.

„Er hat darauf bestanden? Das sind ja ganz neue Seiten.“, grinste Ayaka. „Ich schließe daraus, dass ihr euch doch gut verstanden habt. Aber warum ist Ryu dann schon so früh weg?“

Eiri schaute die Rosen an. Was soll ihr jetzt sagen? Ich kann ihr doch nicht sagen, dass... Nein, das verletzt sie, das kann ich nicht... “Keine Ahnung, was los war. Vielleicht ruft er ja an und erklärt es uns.“, sagte er.

„Ach was, Ryu doch nicht. Naja gut, egal. Er kommt bestimmt nochmal vorbei.“, sagte Ayaka und stand auf, um ihren Einkauf einzuräumen.

Eiri schaute ihr nach. Ich hoffe, dass er nichts sagt...
 


 

ich lass es mal wirken ;)

Sorry...?

huu ja ich hab auf mich warten lassen, aber es geht weiter, bitte seid so lieb und sagt mir, wie ihr es findet ;)
 

Ryuchi meldete sich eine ganze Weile nicht, sodass Eiri das Geschehene schon fast wieder vergessen hatte. Ayaka hatte auch nicht weiter nachgefragt, warum Ryuchi nun so früh gegangen war.

Eiri musste heute länger arbeiten, weshalb sich Ayaka in der Küche austobte und ein neues Gericht ausprobierte. Gerade als sie den Herd anzünden wollte, klingelte das Telefon. Sie stellte das Küchengeschirr wieder beiseite, legte den Anzünder weg und tapste in den Flur, wo das Telefon stand.

„Ja? Seguchi?“, meldete sie sich.

„Hallo Aya, ich bin's Ryu. Sag mal, ist Eiri zu Hause?“, fragte er.

Ayaka stutzte. „Nein, er ist arbeiten. Er muss einiges nachholen, es wird also länger dauern heute. Warum fragst du?“

„Ach naja... Wegen letztens. Wir hatten da eine etwas blöde Situation, ich will mich nur bei ihm entschuldigen.“, sagte Ryuchi.

„Er hat nichts gesagt. Er meinte, er wüsste nicht warum du gegangen bist, was war denn los?“

„Ach nichts, ich finde nur, ich hab mich daneben benommen. Wenn er das nicht so empfunden hat... naja. Ich will mich jedenfalls entschuldigen. Meinst du, ich kann einfach zu ihm hingehen? Zu seiner Arbeit?“

Ayaka musste schmunzeln. Manchmal konnte ihr kleiner Bruder schon süß sein. Und dabei war er nur zwei Jahre jünger als sie. „Ich denke schon, ich geb dir die Adresse. Ob du reingehst oder draußen auf ihn wartest, musst du selbst entscheiden. Ich glaube, er wird heute bis zehn Uhr abends arbeiten, er hatte ein paar Tage frei, da muss er jetzt sicher viel nacharbeiten. Leider gibt es keine Stellvertretung für ihn.“, sagte Ayaka und suchte im Telefonbuch die Adresse der Firma heraus.

Ryuchi bedankte sich und legte dann auf. Ayaka schüttelte schmunzelnd den Kopf und ging in die Küche zurück.
 

Ryuchi ließ den Hörer sinken. Die Firma war gar nicht weit weg und er hatte noch lange Zeit, wenn Ayaka recht hatte und Eiri wirklich bis zehn Uhr abends arbeitete. Ob er hinter dem Schreibtisch saß? Im schicken Anzug? Ryuchi schloss die Augen und stellte sich Ayakas Zukünftigen in einem schwarzen Anzug und einer violetten Krawatte vor. Wow...

Er schüttelte kurz den Kopf, ging in die Küche und trank ein Glas Wasser. Oh mein Gott... Wo führt das hin, wenn es schon so anfängt...

Später am Abend hatte er sich etwas besseres angezogen und war nun auf dem Weg zu Eiris Firma. Es war tatsächlich nicht weit entfernt, weshalb er vor zehn Uhr da war. Ryuchi überlegte nicht lang und ging hinein. An der Rezeption fragte er nach Eiri. Er wusste glücklicherweise auch seinen Nachnamen. Bei ihm und Ayaka war es normal, dass Freunde und Familienmitglieder sofort mit Vornamen angesprochen wurden, das wussten auch alle und es störte auch keinen.

Die Empfangsdame, die gerade Feierabend machen wollte, wies ihn in den dritten Stock und bat ihn auch gleich, Eiri darauf hinzuweisen, die Türen und Fenster zu schließen und unten die Alarmanlage anzuschalten. Ryuchi nickte und tapste zum Fahrstuhl mit dem er auf die besagte Etage fuhr. Dort lief er den einzigen Gang hinunter und schaute an jeder Tür, wo Eiris Name stand. Ganz hinten fand er sein Büro und klopfte. Er hörte ein leises Geräusch, das er als ein „ja“ deutete und öffnete die Tür. Da saß er. Tatsächlich in einem schwarzen Anzug. Ryuchi schluckte.
 

Eiri hatte das leise Klopfen vernommen. Mindestens so vorsichtig, wie angeklopft wurde, wurde auch die Tür geöffnet. Wer war denn um die Zeit noch im Büro? Er schaute nicht auf, denn die Textpassage, die er gerade las, war wichtig.

„Entschuldige bitte... Du sollst daran denken, die Fenster und Türen zu schließen und die Alarmanlage einzuschalten...“

Eiri hielt inne. Diese Stimme gehörte nicht in diese Firma, aber er kannte sie. Er sah auf. Ryuchi?! „Was machst du denn hier? Wie bist du überhaupt reingekommen?“

„Eure Empfangsdame war noch da. Sie hat mir gesagt, wo ich dich finde und dass du daran denken sollst, wegen der Alarmanlage.“, sagte Ryuchi.

„Ich weiß, dass ich daran denken muss. Aber was willst du hier?“, fragte Eiri und klappte die Akte wieder zu. Um die kann ich mich auch morgen noch kümmern... Oder sagen wir eher, ich muss mich wohl morgen darum kümmern.

„Ich wollte mich entschuldigen.“, antwortete Ryuchi und kam ein paar Schritte näher.

„Wofür? Ich hab Ayaka nichts gesagt und du hast bis jetzt auch nichts gesagt.“

„Wegen letztens. Ich hab heute Ayaka angerufen und sie gefragt, ob du da bist.“, begann Ryuchi.

„Warum das? Du hättest doch auch am Wochenende kommen können.“

„Hätte ich, aber... Egal, ich hab ihr auf ihre Frage hin, was los war, nur gesagt, dass ich mich blöd benommen hab und mich entschuldigen will. Sie hat mir dann die Adresse deiner Firma gegeben und hier bin ich.“

„Ja, das sehe ich. Aber warum willst du dich jetzt dafür entschuldigen? Passiert ist passiert.“, sagte Eiri, stand auf und legte die Akte in einen Schrank zurück, den er dann schloss und Ryuchi anschaute.

„Das hab ich Ayaka jedenfalls gesagt... Ich weiß nicht, ob ich mich wirklich dafür entschuldigen will.“, sagte Ryuchi.

„Meine Güte, was willst du denn nun?“, fragte Eiri, während er nun den Computer ausschaltete und die Fenster schloss.

„Dich sehen... Mich vielleicht doch entschuldigen, für das, was da passiert ist.“, sagte Ryuchi kleinlaut.

Eiri hatte gerade das letzte Fenster geschlossen und hielt inne. „Wie bitte?“, fragte er irritiert. „Mich sehen?“

Ryuchi sagte nichts dazu, sondern schaute zur Seite. Eiri packte derweil seine Sachen zusammen, dann kam er zu Ryuchi und sah ihn an.

„Du hast mich jetzt gesehen, können wir nun gehen? Oder willst du hier Wurzeln schlagen?“, sagte Eiri.

„Okay.“ Ryuchi drehte sich um und ging vor Eiri aus dem Büro hinaus.

Während Ayakas kleiner Bruder vor Eiri zum Fahrstuhl lief, erwischte sich Eiri selbst dabei, wie er ihn genau beobachtete. Bei jedem Schritt konnte Eiri unter den Kleidern Ryuchis dessen Muskeln und Formen erahnen. Er schluckte bei dem Gedanken, was sich darunter befinden würde und seine Gedanken schweiften zu dem Tag ab, als er sich die Hände an den Rosendornen verletzt hatte.

Ryuchi erreichte den Fahrstuhl und tippte auf den Knopf, der die Türen öffnen ließ. Ob der eine Stoptaste hat? Die Türen öffneten sich und beiden gingen in den schmalen Fahrstuhl hinein. Ryuchi schaute sich das Tastaturfeld an, fand aber keine Stoptaste.

„Suchst du was?“, fragte Eiri.

„Ja... Hat der keine Stoptaste?“, fragte er, wie nebenbei.

„Stoptaste? Was willst du denn damit?“ Eiri runzelte die Stirn, konnte aber fast ahnen, was sich Ryuchi dabei dachte.

Ryuchi drehte sich wieder um und schaute ihn unschuldig an. „Hab ich Stoptaste gesagt?“

Eiri zog eine Augenbraue hoch. „Hast du.“

„Ach egal, der hat keine.“, sagte Ryuchi.

Kaum, dass Ryuchi das gesagt hatte, sah er auch schon Eiris Arm an seiner Seite vorbeilangen und eine Taste drücken. Der Fahrstuhl hielt plötzlich an und Ryuchi schaute ihn noch unschuldiger an, als vorher.

„Es gibt eine Stoptaste, aber was willst du damit?“, fragte Eiri ernst.

Ayakas kleiner Bruder grinste. „Hmm... Ich hab glaub ich nicht erwähnt, warum unsere Eltern mich verstoßen haben oder?“, meinte er, allerdings in einem ernsteren Ton, als sein Lächeln glauben ließ.

„Nein. Was hat das jetzt damit zu tun?“

„Darum...“, sagte Ryuchi leise und gab Eiri einen vorsichtigen Kuss.

Eiri war so überrascht dass er nichts tun konnte und gerade noch sah, wie Ryuchi die Stoptaste noch einmal drückte, damit der Fahrstuhl im Untergeschoss ankommen konnte. Ryuchi löste sich wieder von Eiri als die Fahrstuhltüren sich öffneten und ging hinaus. Eiri schaute ihm irritiert nach, dann folgte er ihm.

„Was bitte war das denn?“, fragte er, wobei er merkte, wie leise er dabei klang.

„Was?“, fragte Ryuchi.

„Ach nichts... Warte, ich muss die Alarmanlage einschalten.“, antwortete Eiri darauf.

Ryuchi schaute ihm nach, wie er zu der Anlage ging. Seine Stimme hat so anders geklungen... „Sag mal... wie viel Zeit haben wir dann, das Gelände zu verlassen?“

„Fünf Minuten.“, war Eiris knappe Antwort, als er zurückkam.

Dann nahm er Ryuchi am Arm und führte ihn schnellen Schrittes zu seinem schwarzlackierten Wagen. „Steig ein.“, sagte er nur und schob Ryuchi auf den Beifahrersitz. Er hat einen starken Griff...

Eiri ging hastig um den Wagen herum, schwang sich auf den Fahrersitz und noch während er die Tür schloss, startete er bereits den Motor. Kaum, dass die Tür ein paar Sekunden zu war, legte er den Gang ein und fuhr in einem, wie Ryuchi fand, unangemessenem Tempo aus dem Garagenkomplex und vom Gelände herunter.

Als die Tore der Firma sich hinter ihnen schlossen, wagte Ryuchi einen Blick zu Eiri. „Du bist nicht angeschnallt.“, meinte er unsicher.

„Aber gleich.“, sagte Eiri und hielt auf einem Seitenstreifen an, um dies nachzuholen.

Dabei fielen ihm ein paar seiner blonden Strähnen ins Gesicht. Ryuchi beobachtete ihn dabei. Ob ich da noch lange widerstehen kann... Ich kann das Ayaka nicht antun... Aber... wenn ich ihn ansehe... Seufzend lehnte sich Ryuchi zurück und schloss kurz die Augen.

„Ist was? Alles okay?“, fragte Eiri und fuhr dann weiter.

„Ja ja... alles in Ordnung...“, seufzte Ryuchi.

„Wohl kaum... Das hört sich jedenfalls nicht so an...“, sagte Eiri.

Ryuchi schaute zu ihm zurück. Wieder klang seine Stimme anders. Was war da passiert? „Fährst du mich nach Hause?“, fragte er kleinlaut.

„Wo ist das?“, fragte Eiri nur.

Ryuchi beschrieb ihm den Weg und Eiri fuhr dort lang, bis er vor dem Wohnblock zum Stehen kam. „So... Bitte schön.“

„Danke... Und Entschuldigung... wegen dem im Fahrstuhl...“, sagte Ryuchi, die Hand auf dem Griff der Autotür.

„Sag mal... warum entschuldigst du dich dauernd für irgendwas?“, fragte Eiri und drehte sich nun Ryuchi zu.

„Weil... Denk doch mal an Ayaka!“, antwortete Ryuchi.

„Dir geht es gerade nicht um Ayaka... Das ist nicht dein Problem. Das wird mein Problem.“, meinte Eiri.

„Ich muss jetzt los.“, sagte Ryuchi und wollte die Tür öffnen, doch Eiri verriegelte sie. „Was soll das?“

„Ich will wissen, warum du dich wirklich entschuldigst. Es geht dir doch nicht nur um Ayaka.“, sagte Eiri.

Ryuchi seufzte und schaute ihn bittend an. „Lass mich raus, bitte.“

„Nicht, bevor du mir nicht geantwortet hast.“

„Natürlich geht es mir um Ayaka. Ihr wollt heiraten!“

„Und? Das ist nicht alles, sei ehrlich.“, forderte Eiri.

Ryuchi warf den Kopf in den Nacken und stieß dabei unsanft gegen die Kopfstütze. „Weißt du... es ist nicht gerade einfach...“, setzte Ryuchi an.

„Was ist nicht einfach?“, hakte Eiri nach.

„Es ist für mich ganz und gar nicht einfach, dir zu widerstehen. Und ich frage mich jetzt schon ernsthaft, wie lange ich das noch kann. Jetzt schon!“, sagte Ryuchi ernst und schaute ihn mindestens genauso ernst an.

Eiri verzog keine Miene, aber er fühlte sich, als würde er zittern wie Espenlaub. Ich hab mich wohl verhört...

„Lässt du mich jetzt raus?“, fragte Ryuchi. „Bitte?“

„Das meintest du gerade nicht ernst oder?“, fragte Eiri, bemüht ruhig.

„Das meinte ich ernst. Kann ich jetzt bitte gehen?“

Eiri bewegte nicht einen Finger, sondern sah Ryuchi nur an.

„Eiri!“, sagte Ryuchi. „Das macht es nicht leichter, hörst du! Lass mich jetzt bitte gehen.“

Eiri senkte den Blick und entriegelte dann die Autotüren.

„Danke... Bis demnächst.“, sagte Ryuchi und stieg aus.

Dann schaute Ryuchi zurück, doch Eiri hatte den Blick weiterhin gesenkt, während seine Hand bereits zur Kupplung wanderte. Ryuchi klopfte ans Glas, woraufhin Eiri erschrocken aufsah und die Scheibe herunterkurbelte.

„Fahr vorsichtig.“, sagte Ryuchi.

Eiri nickte und kurbelte dann die Scheibe wieder hoch, den Blick auf Ryuchi gerichtet, der jetzt zu der Tür des Wohnblocks ging, in dem er wohnte.

Seufzend legte Eiri den Gang ein und fuhr die Straße wieder zurück und nach Hause. Vor dem Wohnblock in dem er mit Ayaka wohnte blieb er stehen und schaltete den Motor ab. Er legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Meinte er das im Fahrstuhl ernst? Meinte er das im Auto ernst? … Was soll das werden?

Wiederum seufzend fuhr er den Wagen letztendlich in die Tiefgarage und ging zu seiner Wohnung hinauf. Ayaka schlief bereits. Das lange Warten hatte sie wohl müde gemacht, sie lag auf dem Sofa. Hatte er wirklich so lange gebraucht? Eiri drehte sich um und schaute auf die Uhr. Er hatte tatsächlich lange gebraucht, es war bereits kurz vor Mitternacht.

Eiri zog sich seine Kleider aus und schlüpfte in angenehmere Sachen. Dann nahm er Ayaka auf die Arme und trug sie in ihr Schlafzimmer. Dort deckte er sie zu und schmiegte sich an sie. Atmete den Duft ihrer Haare ein und schloss die Augen. Doch er riss sie sofort wieder auf. Denn statt ihrer hatte er ihren Bruder vor seinen Augen gesehen. Er stützte sich auf einen Ellbogen und betrachtete sie im Dunkeln. Warum hatte er gerade Ryuchi vor sich gesehen und nicht sie? Unruhig legte er sich auf den Rücken und versuchte einzuschlafen...
 

soo dann bis zum nächsten kappi, ich geb mir mühe mich zu beeilen ;)

Warmer Regen

johooo es geht weiter :) hab ja wohl mal wieder lang genug auf mich warten lassen ;) los gehts
 


 

Es war wieder spät geworden und Eiri saß vor einer der letzten Akten. Er musste in letzter Zeit wirklich viel arbeiten und um alles zu schaffen musste er eben länger arbeiten. Ayaka gefiel das zwar nicht, aber sie akzeptierte es. Eiri schloss die Akte wieder und drehte seinen Bürostuhl dem großen Fenster hinter sich zu. Draußen waren dicke Wolken aufgezogen. Es würde wohl heute noch regnen. Er drehte den Stuhl wieder zurück. Sein Blick fiel auf die Tür. Diese öffnete sich langsam, ja geradezu vorsichtig, dann lugte ein dunkler Schopf hindurch, der ihm ein Seufzen entlockte. Damit hatte er nun gar nicht gerechnet. „Was machst du denn hier?“, fragte er.

„Tut mir Leid, ich hab's dir gesagt. Ich weiß nicht, ob ich dir widerstehen kann und...“, setzte Ryuchi an, während er das Büro betrat und die Tür hinter sich schloss.

Eiri sagte nichts dazu, sondern schaltete lediglich den Computer ab, schloss die Fenster hinter sich und nahm seine Tasche. Er sagte auch nichts, als er vor Ryuchi stehen blieb.

„Eiri...“, setzte Ryuchi an, doch Eiri ging zur Bürotür, die er ihm aufhielt.

Ryuchi verstand und ging hinaus. Genau wie beim letzten Mal trottete er vor Eiri her zum Fahrstuhl und gemeinsam fuhren sie ins Untergeschoss. Weiterhin wortlos öffnete Eiri die Beifahrertür, ging zur Alarmanlage und schaltete sie ein. Dann kam er zurück und setzte sich immer noch wortlos hinter das Steuer. Wie beim letzten Mal fuhr er auch heute mit rasantem Tempo vom Firmengelände und schnallte sich selbst erst nach der nächsten Kurve an.

„Soll ich dich nach Hause fahren?“, brach Eiri nun endlich die Stille.

Ryuchi senkte den Blick. „Ja...“, sagte er leise, fast flüsternd.

Eiri startete den Motor wieder. Er fragte nicht, wo lang er fahren musste, er hatte es sich anscheinend gut gemerkt. Er fand den Weg sofort und hielt nach einigen Minuten vor Ryuchis Wohnblock an.

Erst saßen sie einen Moment stillschweigend da. Keiner öffnete die Türen. Doch dann war es Eiri, der die Autotür öffnete und hinausging. Er ging um seinen Wagen herum und öffnete Ryuchis Tür, schaute ihn geradezu fordernd an. Ryuchi bewegte sich nun doch und kam aus dem Auto. Er ging an Eiri vorbei und hörte, wie er die Autotür zuwarf. Doch er hörte nicht, wie er die andere Tür öffnete. Er drehte sich wieder herum und erschrak. Eiri stand direkt hinter ihm.

„Was...? Ich dachte du...“ Ryuchi musterte ihn irritiert. Ich dachte, er fährt gleich wieder...

„Was dachtest du?“, fragte Eiri.

„Das du... gleich wieder losfährst. Zu Ayaka...“, antwortete Ryuchi.

„Dachtest du das... Letztens hast du doch zu mir gesagt, fahr vorsichtig... Dann bin ich ja wohl heute dran, so wie du dich verhältst. Sei vorsichtig.“, sagte Eiri und legte eine Hand auf Ryuchis Schulter.

Ryuchi schaute ihn an. „Eiri...“

„Was?“

„Es regnet.“, sagte Ryuchi, dem gerade mehrere lauwarme Tropfen ins Gesicht gefallen waren.

Eiri hatte den Regen gar nicht wahrgenommen. Das irritierte ihn nun umso mehr. „Und nun?“, fragte er, den Blick zur Wolkendecke gerichtet.

„Willst du... mit rein kommen, so lange?“, fragte Ryuchi.

„Warum? Ich kann doch jetzt weiterfahren, du wirst ja wohl die Treppen nach oben schaffen?“, meinte Eiri.

Ryuchi senkte den Blick. „Du hast nicht noch ein bisschen Zeit?“

Eiri seufzte. Eigentlich wollte er das nicht. Aber der Regen wurde stärker. Er war zwar warm, aber Eiri bezweifelte, dass er jetzt fahren würde können. Ryuchi beanspruchte gerade völlig seine Aufmerksamkeit und wenn er weiter darüber nachdachte, dann würde er das wohl noch den ganzen Abend tun. Wiederum seufzend legte er ihm die Hand auf die Schulter und schob ihn zur Tür.

Ryuchi schaute ihn stirnrunzelnd an und schloss dann die Tür auf. Er war noch erstaunter, als Eiri ihm dann folgte. Er schloss die Wohnungstür auf und schaute irritiert zu, wie Eiri ihm auch in seine Wohnung folgte und sich im Flur umsah.

„Schön hast du's hier.“, sagte Eiri.

„Hm, danke.“, meinte Ryuchi und verschwand in der Küche. „Willst du was trinken?“

„Nein, ich wollte gleich wieder los, wenn es aufgehört hat zu regnen.“, sagte Eiri und warf einen Blick in das Wohnzimmer und auf das bequeme Sofa.

„Wie du meinst. Aber ich denke nicht, dass es so schnell aufhören wird.“ Ryuchi stand nun neben ihm.

Eiri spürte seinen Blick auf sich ruhen und schaute zu ihm. „Was soll das werden, Ryuchi? Warum warst du heute im Büro?“, fragte er.

„Ich hab dir gesagt, ich weiß nicht, wie lange ich dir noch widerstehen kann.“, sagte Ryuchi ehrlich.

„Versteh ich das jetzt also richtig? Du kannst es nicht...?“

Ryuchi schüttelte den Kopf. Die schwarzen Strähnen strichen über seine Wangen und als er die Augen wieder aufschlug, blieb eine davon an seinen Wimpern hängen. Eiri schluckte schwer. Das hatte er befürchtet. Er hatte es fast geahnt, dass Ryuchi das bestätigen würde, was er vorhin im Büro schon angedeutet hatte. Er konnte dazu nichts sagen, wollte es nicht. Stattdessen setzte er sich in Bewegung und verließ Ryuchis Wohnung.

„Eiri! Warte!“, japste Ryuchi und lief ihm nach.

Erst draußen vor der Eingangstür des Wohnblocks holte Ryuchi Eiri ein. Eiri stand vor der Treppe zur Tür. Ryuchi blieb im Eingang stehen. Es regnete. Noch immer war der Regen warm, genau wie vorhin.

Eiri schaute ihn an, wandte sich dann ihm ganz zu. „Was erwartest du denn jetzt von mir?“, fragte er und spürte, wie seine Stimme zwischen Wut und Verzweiflung geradezu schwankte.

Ryuchi schaute hilflos nach links, dann nach rechts, doch er antwortete nicht. Eiri kam zu ihm und blieb nah vor ihm stehen. Ryuchi schaute ihn an. Ja, was erwarte ich eigentlich...

„Ich... liebe dich...“, sagte Ryuchi kaum hörbar.

Aber Eiri hatte es gehört und er spürte, wie er anfing zu zittern. Nicht vom Regen, der war immer noch warm. Dann sah er Ryuchi blinzeln, dabei bekam er kaum Regen ab, da er immer noch halb im Türrahmen der Eingangstür stand. Das konnten nur Tränen sein. Ayaka hat noch nie so „Ich liebe dich“ gesagt... na gut, sie hat dabei auch nie geweint... Bitte hör auf zu weinen... Er seufzte. Dann hörte er auf nachzudenken und hob stattdessen seine Hände. Als gehörten sie nicht ihm, sah er, wie seine Hände sanft über Ryuchis Wangen strichen. Er schob die Strähnen beiseite und wischte die Tränen weg. Was mach ich denn? Ich mach ihm ja Hoffnungen... Ich sollte das nicht tun, aber...

Ryuchi öffnete seine Augen wieder und schaute erstaunt und beinahe erwartungsvoll zu Eiri, doch mehr passierte nicht. Er schloss seine Augen wieder und erneut rollten Tränen über sein Gesicht und verschwanden warm zwischen Eiris Fingern.

Eiri schluckte schwer. Um Himmels Willen, was tu ich nur!? Dann beugte er sich zu Ryuchi hinunter, nahm seine Hände weg und küsste ihm sanft die Tränen von den Wangen.

Ryuchi riss erstaunt die Augen auf. Er hatte fast nicht mehr zu hoffen gewagt, dass etwas derartiges von Eiri noch kommen würde, doch er hatte ihm gerade tatsächlich die tränenfeuchten Wangen geküsst!

Eiri ließ ihn los, blieb aber vor ihm stehen. Was hab ich gerade getan?

Ryuchi zögerte erst, doch er wollte es versuchen. Eiri war etwas größer als er, also stellte er sich ein Stück auf seine Zehenspitzen und näherte sich Eiri ein wenig. Dann gab er ihm einen vorsichtigen Kuss.

Eiri war so erschrocken, dass er nichts tun konnte. Er stand einfach nur da und ließ es geschehen, ja er fing sogar an, diesen sanften, vorsichtigen Kuss zu genießen. Doch dann drang der Regen immer deutlicher in sein Bewusstsein zurück, sodass er sich erschrocken von Ryuchi löste und zum Auto rannte.

Ohne jegliche Regung blieb Ryuchi stehen, er schaute Eiri erst nach, als er den Motor hörte und die quietschenden Reifen, als Eiri aufs Gaspedal trat und davonraste. Eiri... Dann musste er lächeln. Er hatte ihn geküsst und Eiri hatte es für einen kurzen Moment tatsächlich geschehen lassen. Und er glaubte auch bemerkt zu haben, dass Ayas Zukünftiger es sogar einen Augenblick genossen hatte.
 

Eiri jagte durch die Straßen, es grenzte beinahe an ein Wunder, dass ihn niemand anhielt und ihn einem Alkoholtest unterzog. Genauso grenzte es an ein Wunder, dass er nicht gegen irgendeinen Laternenpfahl fuhr. Erst als er eine rote Ampel erwischte nutzte er die Wartezeit, um zu überlegen. Was hab ich da gerade getan?! Ich hab es zugelassen, dass er mich küsst! Nein! Das darf ich Aya nicht sagen! ... Aber, … wenn ich recht drüber nachdenke... es war schön, irgendwie...

Die Ampel sprang auf grün um und Eiri fuhr weiter. Er fuhr nun ruhiger und erreichte kurz darauf sein Ziel. Er fuhr den Wagen in die Tiefgarage und ging zur Wohnung. Dort atmete er kurz tief durch, bevor er die Tür aufschloss. Er ging hinein, legte seine Tasche ab und schlüpfte aus seinem Anzug. Ayaka lag bereits im Bett, es war heute auch noch später geworden, als beim letzten Mal als Ryuchi in seinem Büro aufgetaucht war. Er legte den Rest seiner Kleider im Schlafzimmer ab. Ayakas Kopf lag im Kissen, ein friedlicher Ausdruck auf ihrem Gesicht. Er seufzte und legte sich neben sie. Sein Blick wanderte zu ihr. Wir werden heiraten... Was erlaube ich mir also eigentlich?
 


 


 

huuuh ^^ ich hoffe es hat euch gefallen :)

Alte Geschichten

Oh Gott ja ... ihr kennt das schon, ich lasse mal wieder auf mich warten ;)
 

Ein sanftes Streichen über seine Wange. Ein zarter Kuss, fast nicht wahrnehmbar. Warmer Atem. Weiches Haar, das seine Brust streifte. Vorsichtige Hände, die forschend jeden Zentimeter erkunden. Eine liebevolle Stimme. Und dann seine eigene sonore Stimme. Ein Laut, ganz anders, als er es von sich kennt...

Eiri schreckte hoch. Er schwitzte. Was war das denn? Er schaute zu Ayaka. Sie schlief friedlich. Sie hatte schon immer einen tiefen Schlaf. Wenn Eiri nicht gerade laut wurde, dann schlief sie weiter.

Eiri warf seine Decke beiseite und stand auf. Er wäre gern draußen spazieren gegangen, doch Ayaka hätte entweder die Tür gehört, oder er würde so spät wieder zurückkommen, dass sie sich wundern würde, wo er war. Er wusste, dass er länger unterwegs sein würde. Immerhin war es jetzt vier Uhr und er kannte sich gut genug. Nun gut, was sollte er auch großartig tun, also ließ er sich im Wohnzimmer aufs Sofa sinken, nachdem er sich ein Buch geholt hatte. Schlafen würde er jetzt nicht mehr können.
 

Ayaka stand wie immer noch vor acht Uhr morgens auf. Als sie ins Wohnzimmer tapste blieb sie überrascht stehen.

„Du bist schon wach?“, fragte sie.

Eiri schaute müde auf. „Naja nicht wirklich. Ich konnte nicht mehr schlafen.“, sagte er und legte das Buch weg.

Sie lächelte. „Das ist dir ja noch nie passiert. Was ist los?“

„Keine Ahnung.“, sagte Eiri gähnend.

„Leg dich nochmal hin, ich mach das Frühstück fertig.“, grinste sie.

„Nein, schon okay. Uns fehlt glaub ich sowieso noch was für's Frühstück. Ich geh schnell einkaufen.“, sagte Eiri und stand auf.

Ayaka musterte ihn kurz. „Wie du meinst.“

Eiri zog sich an und verließ kurz darauf die Wohnung. Kaum, dass er die Tür geschlossen hatte, klingelte das Telefon. Ayaka seufzte, sie hatte gerade die Hand auf die Türklinke zum Bad gelegt und ging nun zurück in den Flur, meldete sich am Telefon.

„Aya? Ich bin's Ryu.“

„Hallo Ryu! Was ist los, dass du so früh anrufst?“

„Ach nichts, ich konnte nicht schlafen. Und eigentlich wollte ich dich fragen, ob wir was zusammen unternehmen wollen?“, fragte Ryuchi.

„Hmm, ja das können wir. Du brauchst ja noch einen Anzug oder? Wenn ich schon heirate will ich dich dabei haben. Egal was unsere Eltern davon halten.", sagte Ayaka.

„Bist du verrückt?! Willst du dir deine Hochzeit versauen? Ayaka lass das. Ich wäre gern dabei, aber du weißt doch wie unsere Eltern sind.", sagte Ryuchi.

„Ich weiß, trotzdem. Dann müssen sie eben damit leben. Eiri würde das auch wollen. Also gehen wir beide heute nach einem Anzug schauen.", sagte sie bestimmt.

„Und Eiri? Kommt er nicht mit?", fragte Ryuchi.

„Nein, er muss heute noch was erledigen. Also gehen nur wir beide. Das haben wir schon lange nicht mehr gemacht."

„Stimmt. Nagut dann nur wir beide. Wann willst du losgehen?"

„Ich hol dich dann ab. Bis später, Ryu.", sagte Ayaka, verabschiedete sich und legte auf.
 

Nachdem Ayaka und Eiri gefrühstückt hatten, verließ Eiri die Wohnung erneut. Er musste noch etwas in der Firma erledigen.

„Ach bevor ich es vergesse. Ich gehe nachher mit Ryu nach einem Anzug für die Hochzeit schauen. Ich wusste, dass er noch keinen hat.", sagte Ayaka.

Eiri nickte. „Du suchst ihm ganz sicher einen wirklichen schönen aus. Ich kenn dich doch.", meinte er und gab ihr zum Abschied einen liebevollen Kuss.
 

Nachdem Eiri gegangen war rief Ayaka noch einmal bei Ryuchi an.

„Hey kleiner Bruder. Wollen wir etwas früher gehen? Dann können wir in der Stadt Mittag essen und dann vielleicht Eiri abholen. Was meinst du?"

„Hört sich gut an. Ich hol dich ab.", sagte Ryuchi.

Sie legten auf und Ayaka zog sich an, machte sich fertig und verließ die Wohnung.

Ryuchi kam nach wenigen Minuten an und gemeinsam liefen sie in die Stadt hinein.
 

Ayaka und Ryuchi gingen in mehrere Läden, aber in keinem von ihnen fand Ryuchi einen Anzug, der ihm gefiel.

„Ayaka... Komm lass uns gehen, ich finde einfach keinen Anzug, der mir gefällt. Der Schnitt ist blöd, die Farbe gefällt mir nicht oder die Farbe ist okay, aber er hat Streifen... Das bringt nichts.“, sagte Ryuchi und verließ den Laden wieder, während Ayaka noch vor einem der Anzüge stand und ihn begutachtete.

Sie seufzte. „Also gut, dann gehen wir...“, meinte sie und wandte sich dann der skeptisch dreinschauenden Verkäuferin zu. „Saiyonara.“

Sie lief Ryuchi nach, der bereits die Straßenseite gewechselt hatte. „Mensch Ryu... Seit wann bist du eigentlich so eitel?“, grinste sie.

„Seit ein paar Jahren. Wie findest du den?“ Ryu hatte mehr beiläufig auf Ayakas Frage geantwortet und schaute sich nun eingehender einen wirklich gut aussehenden Anzug im Schaufenster eines etwas teureren Ladens an.

„Oh... Ryu, meinst du nicht, dass der etwas zu teuer ist?“, meinte Ayaka und schaute auf das Preisschild, das einen ziemlich gewagt hohen Preis zeigte.

„Du heiratest, da darf ich mir das doch wohl erlauben oder? Komm, gehen wir rein. Ich will ihn anprobieren.“, sagte Ryuchi.

Wiederum seufzte sie und folgte ihm, konnte aber ein Lächeln nicht unterdrücken. Während sie den Laden betraten, in dem ein piekfeiner Herr offensichtlich gerade den Verkauf leitete, schaute Ayaka kurz auf ihre Armbanduhr und hielt Ryuchi am Arm. „Aber beeilen wir uns, ich möchte bald was essen.“

„Ja, okay. Ich will ja nur den einen Anzug probieren.“, lächelte Ryuchi und schritt zielstrebig auf das Schaufenster rechts von sich zu.

Der Verkäufer registrierte sein Ziel und den Blick auf den Anzug und kam freundlich lächelnd hinzu. Ayaka glaubte in dem Lächeln sogar eine gewisse Profitgier zu sehen, aber womöglich täuschte das auch. Sie kam ebenfalls dazu, hielt sich aber etwas zurück.

„Der Herr... Sie interessieren sich für den Anzug im Schaufenster? Möchten Sie ihn probieren?“, fragte der Verkäufer.

„Gerne.“, antwortete Ryuchi.

Der Verkäufer holte die Schaufensterpuppe vom Podest, zog den Anzug aus und reichte Ryuchi die Hose und das Jacket. Dann wies er nach hinten, wo die Umkleidekabinen waren. Ryuchi lächelte und ging in eine hinein.

Der Verkäufer wandte sich derweil Ayaka zu. Er lächelte. „Ihr Mann hat einen guten Geschmack.“, sagte er.

Ayaka lächelte verlegen. „Er ist nicht mein Mann.“

Der Verkäufer zog eine Augenbraue hoch. „Nicht?“

Sie schüttelte den Kopf. „Nein, er ist mein Bruder.“, sagte sie und bemühte sich, ein lautes Lachen zu unterdrücken.

„Ah ich verstehe.“, lächelte der Verkäufer. „Vor den Kabinen sind Sitzplätze und ein Wasserspender, wenn Sie möchten.“

„Danke.“, sagte Ayaka und ging um sich zu setzen und auf Ryuchi zu warten.

Als sie sich auf das weiche Leder fallen ließ, musste sie an Eiri denken. Er wollte sich auch in den nächsten Tagen seinen Anzug kaufen. Vielleicht kam sie mit ihm auch hierher. Das Ambiente war ganz angenehm, mal von dem schmalzigen Verkäufer abgesehen und sie musste zugeben, die Anzüge, die hier verkauft wurden, sahen wirklich gut aus.

Ryuchi schob den Vorhang beiseite und Ayaka wandte sich ihm zu. Wäre er nicht ihr Bruder gewesen, dann wäre sie ihm augenblicklich verfallen. Sie hatte schon immer Männer in Anzügen gemocht. Das hatte etwas ungemein erotisches wie sie fand.

„Wow. Wahnsinn, der sieht wirklich toll an dir aus, Ryu!“, sagte sie und stand auf.

„Findest du?“

„Ja wirklich! Gefällst du dir denn selbst in dem Anzug?“, fragte sie.

„Ja... der sieht wirklich gut aus. Ich glaub, ich nehm ihn.“

„Oh mann... Ryu, wovon willst du das denn bezahlen?“

„Das geht schon. Ich verbrauch doch nicht viel, also hab ich ein bisschen auf der hohen Kante.“, meinte Ryu.

Sie seufzte lächelnd und Ryuchi verschwand in der Kabine um den Anzug wieder auszuziehen. Sie hingegen stand auf und ging zum Verkäufer.

„Entschuldigen Sie. Der Anzug, den mein Bruder gerade anprobiert... das ist doch ein Ausstellungsstück? Der Preis auf dem Schild ist doch bestimmt für die normale Ladenware?“, fragte sie.

Der Verkäufer musterte sie. „Da haben Sie allerdings Recht, junge Frau. Der Anzug ist ein Ausstellungsstück, wenn Ihr Bruder diesen Anzug kaufen möchte, dann kann ich Ihm einen neuen aus dem Lager holen.“

Ayaka runzelte kaum merklich die Stirn. So ist das also... der will wirklich Profit rausschlagen... Und vermutlich denkt er sich jetzt, dass wir nicht genügend Geld haben und ich deswegen nach dem Preis frage... Das können wir ändern, Freundchen! „Nein, danke. Mein Bruder möchte genau den Anzug. Und Ausstellungsstücke werden normalerweise günstiger verkauft.“, sagte Ayaka.

Der Verkäufer lächelte wieder. „Da haben Sie allerdings Recht. Nun gut, wenn Ihr Bruder genau diesen Anzug kauft, dann mach ich Ihnen einen Auslagenrabatt.“, sagte er und holten einen Taschenrechner aus einer Schublade.

Im selben Moment kam Ryuchi mit dem Anzug aus der Kabine. „Ich nehm ihn.“, sagte er.

Ayaka lächelte ihn an und deutete mit dem Kopf auf den Verkäufer, der bereits den Rabatt ausrechnete.

Ryuchi grinste und legte den Anzug auf den Tresen. Der Verkäufer legte den Taschenrechner beiseite und tippte den Betrag ein, während er den Anzug zu sich zog. Dann legte er ihn zusammen und in eine Papiertüte mit dem Logo des Geschäfts darauf.

Ryuchi schaute stirnrunzelnd die Kassenanzeige an, aber auf Ayakas warnenden Blick hin, sagte er nichts dazu, sondern bezahlte einfach.

Dann verabschiedeten sie sich lächelnd und verließen den Laden wieder. Als wäre nichts gewesen, gingen sie weiter.

„Lass uns was essen gehen. Ich bezahle.“, sagte Ayaka.

„Wenn du meinst.“

Sie grinste und gemeinsam bogen sie in die Einkaufspassage ein, um dort in einem der kleinen Restaurants zu essen. Recht mittig der Passage fanden sie ein hübsches kleines Lokal und setzten sich an einen der hinteren Tische. Sie bestellten ihre Getränke und etwas zu essen und warteten auf die Getränke. Als diese endlich kamen und Ryuchi sich lächelnd bei dem Kellner bedankt hatte, verschwand sein Lächeln plötzlich genauso schnell wie es gerade aufgetaucht war.

„Ryuchi? Was ist denn jetzt los?“, fragte Ayaka irritiert.

„Ich... überlege gerade. Ich weiß nämlich nicht, was ich machen soll.“, sagte Ryuchi.

„Wie meinst du das? Ryu, was ist denn mit dir?“

„Naja... was würdest du machen, wenn du dich in jemanden verliebst, der vergeben ist?“

Ayaka runzelte die Stirn. Wie kommt er denn jetzt auf sowas? „Ich weiß nicht. Ich glaube, ich würde es akzeptieren.“

„Ich meine... wenn du denjenigen schon kennst. Er dich auch, oder sie, wie auch immer.“

„Keine Ahnung... Ich weiß nur, was ich damals bei Eiri gemacht habe. Das war ähnlich.“

„Was hast du gemacht?“, fragte Ryuchi.

„Ich hab die Wahrheit gesagt.“, antwortete Ayaka schlicht.

„Wie, die Wahrheit?“ Ryuchi runzelte die Stirn.

„Naja Eiri war damals mit einer anderen zusammen. Ich hab durch Zufall mitbekommen, dass sie ihn betrogen hat. Mit einem Jüngeren. Das hab ich ihm gesagt und dass ich ihn liebe und nicht will, dass er wegen ihr leiden muss. Es hat funktioniert. Er hat sie abserviert und danach waren wir zusammen.“, erzählte Ayaka.

„Ach so war das? Das wusste ich gar nicht.“, meinte Ryuchi ehrlich überrascht.

„Naja, warum hätte ich es dir erzählen sollen... Obwohl, jetzt kann ich es dir ja sagen.“

Wieder runzelte Ryuchi die Stirn. „Wie meinst du das jetzt?“

„Kannst du dich noch an deine Freundin Makoto erinnern? Die, die ein paar Jahre älter war? Das ging ja bei euch damals ziemlich schnell. Tja ich kann dir sagen warum es so schnell ging und warum sie so schnell wieder weg war.“

„Makoto? Erinner mich nicht daran... Ich bin nicht gerade wild darauf zu wissen, warum sie es so eilig hatte und warum sie danach mit Kai abgehauen ist.“, maulte Ryuchi und schaute zu, wie der Kellner die Menüs auf den Tisch stellte.

„Ach schau an, die ist ja umhergesprungen... Ich sags dir trotzdem. Eiri war mit ihr zusammen und sie hat ihn mit dir betrogen. Deshalb hab ich es ihm gesagt und dir nicht. Ich dachte mir, dass du die Erfahrung ganz einfach machen musst.“

„Ja danke... hab ich auch... War auch gut so. Lass uns essen. Wir können danach weiter reden, ich weiß leider immer noch nicht, was ich nun tun soll.“

Ayaka lächelte, stimmte aber zu und fischte sich einen Happen Rindfleisch aus ihrem Essen.
 

„Aber mal ehrlich jetzt, Ayaka. Was würdest du im Normalfall tun? Vorausgesetzt, du kennst denjenigen und er dich, also ihr hättet Kontakt. Was würdest du denn dann machen?“, fragte Ryuchi nachdem sie aufgegessen, bezahlt und das Restaurant wieder verlassen hatten.

„Ich würde es wohl wirklich akzeptieren.“, meinte Ayaka.

Ryuchi seufzte. „Aber wenn du genau das nicht willst?“, fragte er.

„Wenn ich genau das nicht will? Mensch, Ryu... Du machst es einem aber auch nicht leicht!“, lachte sie.

Ryuchi grinste. Er wusste, dass er es Ayaka wirklich nicht ganz einfach mit seinen Fragen machte. „Also?“

„Ich glaube, ich würde versuchen meine Gegnerin auszustechen. Zu zeigen, dass ich besser bin... Vielleicht sogar versuchen, schlechte Seiten an der anderen zu finden. Sie sozusagen meinem hoffentlich Zukünftigen abspenstig zu machen...“, sagte sie nachdenklich.

Ryuchi hätte sich beinahe verschluckt. „Ayaka! Das hätte ich jetzt nicht erwartet.“, sagte er.

Sie lachte. „Mensch, Ryu... Wenn du was erreichen willst, dann musst du dafür auch was tun.“

„Und wenn es nichts Schlechtes an der anderen gibt?“, fragte Ryu.

„Ryu! Also du findest aber auch immer was anderes!“, grinste Ayaka. „Ich würde meine Vorzüge hervorheben.“

Ryuchi musterte sie. Sie war nun mal eine Frau, sie wusste, wie man das machte. Und außerdem war sie seine ältere Schwester. Er konnte doch nicht so mit ihr umgehen, wie sie selbst gerade beschrieben hatte. Dazu kam, dass es an ihr einfach nichts Schlechtes gab, was er hätte mies reden können, geschweige denn, dass er es je tun würde. Was blieb ihm also noch übrig, als seine Vorzüge hervorzuheben? Ryuchi seufzte. Wie soll ich das denn machen? Ich kann doch meiner Schwester gar nicht das Wasser reichen...

„Ryuchi? Was ist los?“, fragte Ayaka.

„Ach nichts. Schon gut. Hab nur nachgedacht.“, antwortete Ryuchi.

Ayaka lächelte, doch dieses Seufzen gefiel ihr nicht. Was hatte ihr kleiner Bruder nur?

Während sie weiter gingen, warf Ayaka immer wieder einen Blick auf Ryuchi, der weiterhin in Gedanken versunken schien.

„Ryu, wollen wir Eiri abholen? Der müsste eigentlich bald Feierabend machen.“, schlug sie vor.

Ryuchi wandte sich ihr zu. „Ja klar.“

Ayaka lächelte ihn an, dann hakte sie sich bei ihm ein und gemeinsam gingen sie bis zu den Toren von Eiris Firma.

Offensichtlich im richtigen Moment, denn Eiri kam gerade in seinem schwarzen Wagen aus der Einfahrt gerauscht, drosselte aber sofort das Tempo als er Ayaka und Ryuchi sah.

Ryuchi wandte sich Ayaka zu, während Eiri den Wagen an die Seite fuhr, um auszusteigen. „Aya, darf ich dir Eiri entführen? Ich will mal mit ihm reden.“, fragte er.

Sie grinste. „Was willst du denn mit ihm reden?“

„Männergespräche... und außerdem muss dein zukünftiger Mann ja auch irgendwann mal seinen Junggesellenabschied feiern.“

Ayaka lachte laut. „Ach ja genau! Na dann entführ ihn ruhig. Da kommt er schon.“, sagte sie und schaute liebevoll zu Eiri.

Ryuchi schaute ebenfalls in dessen Richtung und musste unweigerlich schlucken. Scheinbar war es egal, was Eiri trug, der blonde Mann konnte Ryuchi immer wieder den Atem rauben. Heute trug er zum schwarzen Anzug und dem weißen Hemd eine dunkle Jeans.

„Wer will mich entführen?“, fragte Eiri.

„Ryu will dich entführen, Schatz.“, antwortete Ayaka und begrüßte Eiri mit einem Kuss.

Ryuchi schaute hastig beiseite und spürte, wie ihm ein kleiner Stich ins Herz fuhr. Er kannte Eiri kaum und es tat ihm jetzt schon weh, die Zärtlichkeiten zwischen ihm und Ayaka mitzubekommen.

Eiri erwiderte Ayakas Kuss, doch sein Blick wanderte zu Ryuchi, der hastig beiseite schaute. Er löste sich wieder von ihr. „Okay. Kommst du mit, oder gehst du etwa schon nach Hause?“, fragte er sie.

„Ach geht ruhig, ihr zwei. Ich geh schon nach Hause.“, grinste sie und tapste dann die Straße hinunter, wobei sie sanft über den schwarzen Wagen Eiris strich.

„Ja... gut, dann bis später...“, meinte Eiri etwas irritiert.

„Bis heute Abend!“, rief sie winkend, bevor sie um die Ecke bog.

Dann drehte sich Eiri beinahe ruckartig um und sah Ryuchi an. „Also, was wird das?“, fragte er ruhig.

Ryuchi zuckte mit den Schultern, während er sich Eiri zuwandte. „Nichts Besonderes. Ich hab Ayaka nur gefragt, ob ich mal mit dir reden kann. Männergespräch.“, antwortete Ryuchi mit einem Grinsen, das in einem herzhaften Lachen mündete.

Eiri spürte plötzlich ein Flattern. Kam das von Ryuchis Lachen? Und überhaupt... dieses Lachen war angenehm. Es gefiel ihm, Ryuchi so herzhaft lachen zu hören.

Ryuchi lächelte nur noch und bedeutete Eiri mit einem leichten Kopfrucken, ihm zu folgen. Und Eiri setzte sich in Bewegung, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, was bei Ryuchi zu Hause passieren könnte.
 


 


 

:) hoffe es hat euch bis hierher gefallen, bis zum nächsten kappi

Auf leisen Sohlen...

Jaaa.... Schande auf mein Haupt, ich weiß ;) es dauert immer so lange xD aber jetzt gehts weiter, viel Spaß
 


 

Bei Ryuchi angekommen, deutete dieser auf das Sofa, wo sich Eiri niederließ. Ryuchi hingegen stellte seine Tüte mit dem Anzug daneben und holte eine Flasche Wasser und eine Flasche Wein die er zur Auswahl auf den schwarzen Wohnzimmertisch stellte.

„Was willst du trinken?“, fragte Ryuchi.

„Wasser... Und? Hast du einen Anzug gefunden? Ayaka hat mir gesagt, dass ihr shoppen wollt.“

„Ja hab ich! Sogar einen richtig tollen. War zwar ziemlich teuer, aber das war mir egal!“, sagte Ryuchi mit einem Strahlen in den Augen.

„Teuer? Du musst doch nicht gleich ein Vermögen ausgeben!“, meinte Eiri.

„Ach was! Ich fand ihn toll und mal ehrlich... Wann kauft man sich denn mal einen guten Anzug?“

„Ja genau... Und wann trägt man ihn dann, wenn nicht auf der Arbeit?“, seufzte Eiri, dem es bisher mit seinen Anzügen nicht anders gegangen war.

„Ach Eiri... Jetzt schau ihn dir wenigstens mal an.“, bat Ryuchi und hob die Tüte hoch, die in edlem Schwarz mit einem silbernen Logo protzte.

Eiri konnte auch gar nicht darauf antworten, denn kaum, dass Ryuchi das gesagt hatte, hüpfte er auch schon mit der Tüte in sein angrenzendes Schlafzimmer. Eiri hörte nur Sekunden darauf fallende Kleidungsstücke und konnte nicht umhin, einen Blick durch den Türspalt zu werfen. Da war es plötzlich, dieses Kribbeln. Warum hatte er überhaupt einen Blick hinein werfen wollen?

So schnell wie Ryuchi in dem Zimmer verschwunden war, so schnell kam er auch wieder zurück. Eiri machte einen Satz nach hinten, um wieder dort zu sitzen, wo er auch vorher gesessen hatte. Ryuchi stolzierte in das Wohnzimmer und flanierte beinahe vor Eiri hin und her, drehte sich und wartete auf ein Urteil des zukünftigen Bräutigams.

Eiri folgte ihm mit seinen Blick. Er musste schlucken, denn der Anzug war ein wirklich gutes Stück und er stand Ryuchi einfach wahnsinnig gut. Er ertappte sich sogar dabei, wie er sich dessen Körper unter dem womöglich sehr weichen Stoff vorstellte. Hastig schüttelte er den Kopf, um den Gedanken wieder loszuwerden.

„Was ist, gefällt er dir nicht?“, fragte Ryuchi.

„Doch doch! Er steht dir wirklich gut, Ryuchi.“, antwortete Eiri hastig.

Das Strahlen kehrte in Ryuchis Gesicht zurück. „Na dann ist ja gut!“, meinte er grinsend und hüpfte ins Schlafzimmer zurück, um den Anzug wieder auszuziehen.

„Sag mal, bist du eigentlich immer so?“, fragte er und schaute Ryuchi wieder nach.

„Wie meinst du das jetzt?“, fragte Ryuchi, während er sich weiter umzog.

Eiri sprang erschrocken auf das Sofa zurück, als Ryuchi sich umdrehte, um nach etwas auf dem Bett zu greifen. „So durchgeknallt, so wie jetzt!“

„Nein, nicht immer.“, antwortete Ryuchi und kam dann aus dem Zimmer zurück, jedoch ohne Lächeln.

„Wie dann?“, fragte Eiri und musterte Ryuchi.

Ryuchi stand vor ihm, in einer schwarzen Hose und einem dazu passenden, dünnen und körperbetonten naturweißen Pullover. Wieder musste Eiri schlucken, doch er wollte nicht schon wieder den Kopf schütteln, um seinen Gedanken an die Formen darunter abzuschütteln. Das wäre womöglich langsam auffällig.

Ayakas kleiner Bruder musterte Eiri, der ihn die ganze Zeit ansah, seit er aus dem Zimmer gekommen war. „Anders?“, meinte er dann, um endlich auf Eiris Frage zu antworten.

„Was?“, fragte Eiri irritiert.

„Ich bin sonst anders. Das wolltest du doch wissen?“

„Äh ja...“, murmelte Eiri.

„Ich hol Gläser... Willst du wirklich Wasser? Mir ist eingefallen, dass ich noch Saft und Cola da habe.“

„Ja...“

„Weißt du was, komm doch einfach mit in die Küche.“, sagte Ryuchi und ging vor, doch als Eiri nicht hinterher kam, schaute er um die Ecke zurück ins Wohnzimmer. „Eiri? Kommst du?“

„Sag doch, wenn du willst, dass ich mich bewege...“, meinte Eiri und folgte Ryuchi in die Küche.

Ryuchi schaute ihn, als hätte er gerade einen Schlag ins Gesicht bekommen. „Bleibst du bei Wasser?“, fragte er beinahe tonlos.

„Ja, Wasser.“, meinte Eiri und schaute sich um.

Ryuchi füllte derweil zwei Gläser mit dem Mineralwasser, stellte die Flaschen wieder weg und kam mit beiden Gläsern auf Eiri zu. Der machte in dem Moment auf dem Absatz kehrt und ging voran.

„Schon okay, du willst nicht, dass ich dir zu nahe komme...“, meinte Ryuchi, während er Eiri ins Wohnzimmer folgen wollte und dabei den Blick auf dessen Rücken gerichtet hatte.

Eiri blieb ruckartig stehen, als er den leise ausgesprochenen Satz gehört hatte. Er schaute halb hinter sich, konnte aber Ryuchis Gesichtsausdruck nicht deuten. Er ging weiter und Ryuchi folgte ihm. Er stellte die Gläser ab und sie setzten sich stillschweigend nebeneinander.

„So war das nicht gemeint...“, sagte Eiri nach einer Weile.

„Achso? Der Ton macht immer noch die Musik... Du hast nämlich gerade so geklungen, als würdest du deinen hübschen Hintern nicht einen einzigen Millimeter bewegen, wenn du nicht musst.“, meinte Ryuchi und trank einen Schluck Wasser.

„Bitte?“, fragte Eiri perplex und warf Ryuchi einen mehr als fragenden Blick zu.

„Schon gut, reg dich nicht auf. Das war nicht böse gemeint.“, sagte Ryuchi.

„Das meinte ich auch gar nicht.“

Ryuchi musterte ihn einen Moment. „Was denn dann?“, fragte er unschuldig.

Eiri warf ihm einen mürrischen Blick zu. „Du weißt schon, wovon ich rede.“

Ayakas Bruder grinste frech. „Ach das... Na und? Ist doch so.“

„Ach vergiss es-“, setzte Eiri an, doch Ryuchi unterbrach ihn schon.

„Kann ich nicht.“, sagte er.

Doch Eiri ignorierte ihn. „Wie bist du nun sonst, wenn du nicht so durchgeknallt bist.“

„Ich sagte doch schon, anders. Weißt du, das musst du erleben. Da musst du schon dabei sein, wenn du das verstehen willst.“

Eiri nickte nur und schaute dann auf das Glas Wasser in seiner Hand. Dann lächelte er. „Das ist aber noch kein Männergespräch wie du vorhin gesagt hast.“, meinte er dann.

Ryuchi lächelte wieder. „Ach ja, genau! Also, pass auf. Wenn du schon heiratest, dann musst du auch einen Junggesellenabschied feiern!“, sagte er mit einem breiten Grinsen.

„Einen was?“, fragte Eiri ehrlich überrascht.

Ryuchi musste lachen und erklärte ihm dann, dass die Europäer zumindest so etwas feierten, kurz bevor sie heirateten. Diese „Feier“ bestand allerdings hauptsächlich darin, dass man ausging und der Bräutigam oder die Braut, die das natürlich getrennt feierten, bestimmte Dinge tun mussten. Beispielsweise irgendetwas verkaufen. Ansonsten ging man tatsächlich feiern und besonders die Männer tranken wohl auch sehr viel.

Während Ryuchi ihm dies lachend erklärte, saß Eiri daneben und konnte sich über diesen komischen Brauch aus Europa nur wundern. Dort gingen die Männer sich vor ihrer Hochzeit betrinken? Ob das die Frauen auch taten? „Wieso machen die das?“, fragte er.

Ryuchi grinste breit. „Na wegen der Hochzeit! Deswegen heißt es ja auch Junggesellenabschied. Sie nehmen Abschied von all den schönen und lustigen Dingen, die sie in der Ehe nicht mehr einfach so machen können. Wie eben halt mit den Kumpeln in einer Bar trinken gehen. Das wird man zukünftig mit seiner Frau in einem feinen Café tun und nicht mehr mit den Kumpeln in einer Kneipe um die Ecke. Deswegen machen die das und auch weil es Spaß macht.“, erklärte Ryuchi.

„Klingt logisch. Und ich muss sagen, das finde ich sogar ganz interessant. Hast du schon eine Idee?“, fragte Eiri.

Ryuchi freute sich, dass Eiri die Idee gefiel. „Nein, noch nicht. Aber da fällt mir schon was ein, du musst nur deine Freunde und Kollegen fragen, ob sie in zwei Wochen ungefähr Zeit haben, mit dir sowas zu machen.“

„Okay, ich frag einfach. Wobei... ich glaube nicht, dass da irgendwer mitmacht. Die meisten, die ich kenne, planen vieles schon ziemlich lange im Voraus, also werden einige wohl keine Zeit haben.“, sagte Eiri.

„Ach komm... Das werden die ja wohl einrichten können. Ein bisschen Spontanität wird doch wohl drin sein oder sind das alles solche Spießer?“, fragte Ryuchi.

Ja, es sind alle solche Spießer... solche wie ich auch... „Weiß nicht, vielleicht sind sie das. Ich werd sehen, vielleicht hat ja doch einer Zeit.“, sagte er stattdessen.

„Naja und wenn nicht, dann gehen wir beide eben alleine. Das wird sicher auch lustig.“, grinste Ryuchi.

Eiri warf ihm einen Blick zu, den Ryuchi beinahe missbilligend genannt hätte. Er stieß ihn mit dem Ellbogen an. „Mann, Eiri! Nun denk doch nicht andauernd, dass ich mit dir in die Kiste springen will!“, sagte er und lachte. Auch wenn ich das sofort tun würde... Jetzt und gleich... Hier und sofort...

Eiri sah ihn nun eher böse an und stand hastig auf. „Ich muss jetzt los. Ayaka wartet sicher schon...“, murmelte er, mehr zu sich selbst, als dass er es zu Ryuchi sagte.

Ayakas Bruder stand seufzend auf und folgte Eiri, den er am Türrahmen aufhielt. „Was muss ich eigentlich noch tun, dass du nicht immer so abweisend mir gegenüber bist?“, fragte er leise, aber noch verständlich genug.

Eiri legte den Kopf in den Nacken. Hör bitte auf... Was hier passiert ist nicht richtig... Er hätte laut geseufzt, doch das tat er nur in seinen Gedanken. Obwohl ein lautes Schreien seiner Stimmung gerade noch gerechter wurde als ein Seufzen. „Hör auf, dauernd zweideutige Spitzen zu werfen...“, sagte er. Gott Eiri... Warum das denn? Damit du dich noch mehr in ihn verliebst, als du es vermutlich eh schon bist??? Wie bescheuert bist du?

Ryuchi sagte nichts dazu, während Eiri langsam wieder seinen Kopf senkte und auf den dunklen Schopf hinunter schaute, der nur wenige Zentimeter unter seinen Lippen war. Ja... Darauf wird das alles hinauslaufen. Ich verliebe mich in den Bruder meiner Frau... Und wo endet es? … Ja, vermutlich in einer Affäre und damit automatisch in einer Ehe die auf Lügen getragen wird... Und weiter? … Ich werde mich immer öfter zu ihm flüchten, unsere Ehe geht wahrscheinlich in die Brüche... Verdammt! Ist es das, was du willst, Eiri? Er schüttelte kurz den Kopf, schob Ryuchi von sich weg und ging zur Tür.

Ryuchi blieb im Türrahmen stehen und schaute ihm stumm zu, bis ihm einfiel, dass- „Warte, ich geb dir noch meine Handynummer, dann kannst du mir sagen, wer noch alles zum Junggesellenabschied mitkommt.“

Eiri glaubte zu hören, dass Ryuchis Stimme anders klang. So belegt. Ryuchi kam mit seinem Handy zu Eiri zurück. „Mach mal dein Bluetooth an. Ich schick sie dir einfach und du schickst mir deine Nummer, falls mir bis dahin schon was eingefallen ist.“, sagte er und tippte auf seinem Telefon herum.

Eiri zog ebenfalls sein Handy aus der Tasche, schaltete das Übertragungstool ein und wartete auf Ryuchis Visitenkarte, bevor er ihm seine schickte. Dann steckte Eiri sein Handy wortlos wieder ein und legte schon die Hand auf die Türklinke, als er Ryuchis Hand auf seinem linken Arm spürte.

„Warte...“, sagte Ryuchi nur leise.

Eiri hielt inne, denn Ryuchi stellte sich langsam auf die Zehenspitzen. Warum kann ich mich nicht bewegen, ich muss doch nur weggehen! Warum mach ich das dann nicht? Eiri rührte sich nicht, als Ryuchi ganz vorsichtig näher kam und ihm dann sanft einen Kuss auf die Wange hauchte.

„Komm gut nach Hause...“, flüsterte Ryuchi.

Eiri schluckte schwer und nickte nur. Mach das noch ein paar mal öfter... Dann hast du mich wirklich... Ohne etwas darauf zu erwidern verließ er Ryuchis Wohnung.

Ryuchi schloss die Tür hinter ihm und lehnte sich dann dagegen. Sein eigentlich leises Seufzen erschien ihm in der Stille wie ein lauter Schrei. Ich liebe den Mann meiner Schwester...
 

In seinem Wagen saß Eiri einen Moment still da ohne loszufahren. Sein Blick fiel neben sich auf den Beifahrersitz. Dort lag eine von Ayakas Frauenzeitschriften. Eine von denen, die im Innenteil mit einer der typischen Frauengeschichten aufwartete. Eine von denen, die schon auf der Titelseite angepriesen wurde. Eiri brauchte eigentlich nicht danach zu blättern, der Titel der Geschichte sprang ihn gerade zu an: „Auf leisen Sohlen...“ Er blätterte dennoch in die Mitte des Heftes, denn der Titel war länger, als er schien. Der gesamte Titel der Geschichte lautete: „Auf leisen Sohlen... kommt die große Liebe in dein Leben geschlichen...“
 


 

hach ja, das kommt sie manchmal wirklich ;) hoffe es hat gefallen

Nasses Chaos

es geht weiter, ich weiß, es hat mal wieder ne weile gedauert ;)
 


 

Zwei Tage später hatte Eiri seine Kollegen gefragt, ob sie mit ihm mitkommen wollten zu diesem Junggesellenabschied den sein zukünftiger Schwager vorgeschlagen hatte. Doch wenngleich die Reaktionen unterschiedlich waren, waren die Antworten letztendlich doch die gleichen. Keiner von ihnen konnte. Oder wollte, wie Eiri sich denken konnte. Entweder hatten sie schon etwas vor, die anderen fragten, ob man diesen Junggesellenabschied nicht vorverlegen könnte. Das allerdings wollte Eiri wiederum nicht, denn Ryuchi hatte selbst gesagt, dass man das kurz vor der Hochzeit machte. Und da Ryuchi schon sagte, dass er es in zwei Wochen vorgesehen hatte, wollte er dessen Idee auch nicht eigenmächtig umwerfen.

Als er abends zu Hause war, nahm er sich sein Handy und schrieb Ryuchi, dass keiner kommen würde und sie es auch genauso gut sein lassen konnten.

Doch Ryuchis Antwort fiel anders aus, als er dachte. „Schade zwar, aber dann gehen wir beide eben alleine weg.“

Eiri starrte für eine Sekunde die SMS an, bevor er zurückschrieb: „Wir alleine? Ich dachte, du hast gesagt, das findest du blöd?“

Es dauerte nicht lange, bis Eiris Handy erneut vibrierte und Ryuchis Antwort verkündete: „Gut zugehört, aber nicht gut genug. Hab gesagt, das wäre zwar blöd, aber auch egal. Wir können doch ruhig mal zusammen weggehen. Macht doch Aya bestimmt auch.“

Macht sie das? Woher will er das denn wissen? Gut er ist ihr Bruder, aber... Eiri stand auf und ging zu Ayaka in die Küche. „Aya? Sag mal hast du die nächsten Wochen was vor?“, fragte er.

Sie schmeckte gerade eine Suppe ab, legte den Löffel beiseite und schaute ihn lächelnd an. „Ja, ich will in zwei Wochen mit ein paar Freundinnen weggehen. Warum fragst du?“

„Nur so.“, meinte Eiri ebenfalls lächelnd und ging ins Wohnzimmer zurück, wo er sich auf das Sofa fallen ließ und nach seinem Handy schnappte. „Das hast du doch eingefädelt! Wie stellst du dir das vor?!“, schrieb er.

Diesmal dauerte Ryuchis Antwort ein bisschen, bis sie kam: „Weiß nicht, wovon du redest. Willst du in einen der näheren Clubs gehen oder wollen wir uns lieber Senzoku Yon-chōme ansehen? Das sollte jeder vor seiner Hochzeit wenigstens einmal getan haben!“

Eiri traute seinen Augen nicht. „Senzoku Yon-chōme? Bist du verrückt?“

Ryuchis Antwort kam erstaunlich schnell. „Also, ja. Ins alte Yoshiwara! Das wird super!“

Eiri seufzte mürrisch und warf sein Handy neben sich auf das Sofa. Senzoku Yon-chōme, das alte Yoshiwara... Recht hat er ja, das sollte jeder Mann vor seiner Hochzeit wenigstens einmal gesehen haben...

Ayaka kam mit der Suppe ins Zimmer und füllte ihre Teller. „Sag mal... Was hältst du davon, wenn wir alle zusammen mal einen Abend schwimmen gehen? Ryu scheint ja im Moment mehr Zeit haben.“

Eiri schaute sie verdutzt an. Schwimmen? Wir beide und Ryuchi? … Das hört ja gar nicht mehr auf... Er wird mich auffressen, noch bevor ich überhaupt einen Zeh ins Wasser gesteckt habe! „Warum nicht... Okay.“, hörte er sich stattdessen sagen.

Er verfluchte sich im selben Moment selbst. Bin ich denn bescheuert? Ryu hier, Ryu da … Was mach ich bloß? … Jetzt fang ich schon an, ihn Ryu zu nennen! „Obwohl... Nur wir beide, das wäre mir auch ganz Recht.“, sagte Eiri sanft.

Ayaka ließ ihren Löffel sinken. „Eiri... Ich hatte lange Zeit keine Chance irgendwas mit Ryu zu unternehmen, weil er nie Zeit hatte... Jetzt hat er die Zeit gerade und dann willst du nicht mitkommen? Was soll das, Eiri?“, fragte sie enttäuscht.

Eiri schaute sie an, wollte etwas sagen, doch er konnte nichts anderes erwidern als: „Gut, dann gehen wir zusammen morgen Abend schwimmen.“

Ayaka lächelte. Es war ein schönes und dankbares Lachen. Eiri hatte dieses Lachen so sehr an ihr gemocht. Doch jetzt fiel ihm mit Entsetzen auf, dass ein gewisses anderes herzhaftes Lachen viel angenehmer erschien. Wie ein kleiner Stich fühlte es sich plötzlich an, als ihm das bewusst wurde.

„Dann ruf ich Ryu sofort an und sag es ihm!“, sagte sie freudig und sprang auf um zum Telefon zu flitzen.

All ihre Bewegungen und ihre gesamte Art hatte Eiri fasziniert, doch da folgte der ersten Gewissheit schon die nächste auf dem Fuß. Wie konnte es sein, dass er jetzt plötzlich ihr Verhalten zwar immer noch süß fand, sich aber das Wort „kindisch“ immer mehr in den Vordergrund drängte? Er hoffte, dass er ihr nicht entsetzt nachschaute, wenngleich er genauso fühlte.

Ayaka kam freudestrahlend zurück. „Wir gehen zusammen schwimmen!“, freute sie sich.

Eiri nickte jedoch nur, statt etwas zu sagen. Was hätte er auch sagen sollen? Stattdessen löffelte er weiter die Suppe, die ihm jetzt irgendwie fade vorkam. Was passiert mit mir? Fange ich an, schlechte Seiten an Aya zu finden? Oder fange ich wirklich an, mich in ihren Bruder zu verlieben?!
 

Mit gemischten Gefühlen ging Eiri zu Bett. Er träumte wirres Zeug. Er träumte davon, wie er Ayaka liebevoll küsste. Ihr Gesicht verwandelte sich plötzlich in Ryuchi. Dann träumte er von Wasser. Das Schwimmbad? Es sah aber mehr wie eine Unterwasserwelt aus. Und überall schauten ihn Ryuchis dunkle, fast schon geheimnisvolle und faszinierende Augen an...

Irgendwann gegen zwei Uhr nachts wachte er auf. Sein Blick ging suchend durch das Zimmer. Letztendlich stand er auf, nahm sein Handy und setzte sich in der Küche an den Tisch, neben sich ein Glas kaltes Wasser. Er wandte sich wieder dem Handy zu, nahm die Tastensperre heraus und sah eine SMS, die er noch nicht gelesen hatte. Sie war von Ryuchi.

„Schön, dass wir alle zusammen schwimmen gehen. Ich freu mich schon auf morgen Abend. Schlaf gut – Ryu“

Ryuchi hatte eine Verabschiedung geschrieben, aber die SMS schien noch weiter zu gehen, jedenfalls sah Eiri einen Balken an der Seite, der dies deutlich machte. Er scrollte nach unten und schaute auf ein etwas dunkleres Bild. Doch die strahlenden Augen waren deutlich zu erkennen. Es war ein Foto von Ryuchi, offensichtlich erst vorhin bei der Dämmerung gemacht. Eiri schaute das Foto eine Weile an. Wäre er nicht Ayakas Bruder und wären nicht so schräge Sachen in letzter Zeit passiert... dann würde ich das Foto als nichtssagend befinden... Aber, genauso ist es ja leider nicht. Er ist Ayakas Bruder und es sind seltsame Sachen passiert... Sein Blick, als er in der Tür stand... seine Berührung als er meine Hände von den Rosen genommen hat... Sein ganzes Verhalten, als er sich dafür entschuldigen wollte... Wie er gesagt hat, er kann nicht sagen, wie lange er es noch aushalten würde... Dieser Kuss... Verdammt, wo bin ich nur reingeraten?! Wo sind wir hinein geraten? Wie konnte das alles nur passieren?

Er legte seinen Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Sofort schlich sich das Foto in seine Gedanken. Dann spürte er unverhofft ein Lächeln über seine eigenen Lippen huschen und riss sich hastig hoch. Seufzend legte er nun den Kopf in seine rechte Hand, das Handy in der linken, von wo aus ihn immer noch das Foto anschaute. Was stand da noch gleich in dieser Zeitung? … Auf leisen Sohlen schleicht sich plötzlich die große Liebe in dein Lieben... Verdammt!

Eiri schaltete das Handy aus, ging ins Schlafzimmer zurück, wo er es auf seiner Seite deponierte und legte sich wieder schlafen. Doch diesmal begann sein Traum nicht mit Ayaka. Ryuchi beherrschte für den Rest der Nacht seinen Traum.
 

Der darauf folgende Tag verging so schnell, dass es für Eiri schon fast zu schnell war. Für Ayaka hingegen schien der Tag so gar kein Ende genommen zu haben. Als Eiri nach Hause kam, hatte sie schon die Badetasche gepackt und wartete beinahe aufgeregt darauf, dass es endlich losgehen konnte. Eiri reagierte nicht auf ihre Eile sondern ließ sich Zeit damit, sich aus seinem Anzug zu schälen und in legere Kleider zu schlüpfen, bevor sie losgingen.

Als Eiri dann endlich fertig war und sich die Tasche über die Schulter warf, war Ayaka die erste die die Wohnung verließ und die Treppe hinuntersauste, während Eiri gemächlich die Tür abschloss. Unten angekommen, wartete Ayaka schon auf ihn.

„Mensch Eiri, du lässt dir aber Zeit. Komm schon, beeil dich! Ryuchi ist bestimmt schon da und wartet!“, flötete sie.

„Dann wartet er eben. Das wird er doch wohl können.“, meinte Eiri und schlenderte in aller Ruhe mit Ayaka im Arm in Richtung des nahe gelegenen Schwimmbads.

Und wie sie schon verkündet hatte, stand Ryuchi tatsächlich schon davor und wartete. „Da seid ihr ja! Ist noch ganz schön voll, aber egal. Lasst uns rein gehen! Ich war ewig nicht mehr schwimmen!“, begrüßte er sie.

Sie gingen gemeinsam hinein, bezahlten am Eingang und schlenderten zu den Umkleidekabinen. Ayaka tapste zu denen für die Frauen und winkte ihrem Bruder und Eiri zu, die gemeinsam in die andere Richtung gingen.

Ohne weitere Worte begann Eiri sich seiner Kleider zu entledigen und hinter der Blechtür für die Habseligkeiten der Badegäste in die Badehose zu schlüpfen. Währenddessen spürte er die ganze Zeit Ryuchis unverhohlenen Blick auf sich. Ich wusste doch, dass das kommt... Das war doch so klar...

„Hey, was beeilst du dich denn so?“, fragte Ryuchi.

„Ich hatte nicht vor, mich hier so lange aufzuhalten. Also, was ist? Kommst du mal in die Gänge?“, fragte Eiri und warf Ryuchi einen Blick zu.

Kaum, dass der nun ebenfalls anfing seine Kleider abzulegen und und in eine Badeshorts schlüpfte, warf Eiri ihm einen weiteren Blick zu. Ein anderes Wort, als „Wow“ fiel ihm nicht mehr ein. Er schüttelte den Kopf, schnappte nach seinem schwarzen Handtuch und flüchtete zu den Duschen, als Ryuchi gerade selbst nach seinem Handtuch langte.

„Warte auf mich!“, rief Ryuchi und lief ihm hinterher.

Bei den Duschen warf Eiri sein Handtuch auf eine der Halterungen und verschwand für ein paar Sekunden unter der Dusche. Ryuchi folgte ihm, doch wieder war Eiri als erster wieder draußen, nahm sein Tuch und ging zum Nassbereich. Kaum dass er auf dem Gang dorthin war, hörte er Ryuchi hinter sich hertapsen.

„Hey, jetzt warte doch mal, Eiri!“, meinte Ryuchi und holte ihn noch vor dem Durchgang ein. „Was ist los?“, fragte er.

„Was soll sein?“, fragte Eiri zurück, während er den Badebereich betrat.

„Du flüchtest...“, flötete Ryuchi leise.

Eiri blieb stehen und warf ihm einen missbilligenden Blick zu. „Ich flüchte nicht.“, antwortete er und lief weiter.

Ayaka stand ein paar Meter weiter und winkte beiden zu. „Da seid ihr ja! Eiri, ich will in den Whirlpool!“

„Dann komm.“, sagte Eiri liebevoll, legte einen Arm und sie und ging mit ihr weiter.

Ryuchi stand da und sah ihnen nach. Na toll... Und ich? Hallo? Ihr wolltet doch, dass ich mitkomme! Was wird das jetzt?

Während seine Schwester mit ihrem Verlobten die Treppe zu den höher gelegenen Whirlpools hinauf ging, tapste er ins lauwarme Wasser. Er spürte sofort jeden einzelnen Kratzer auf seiner Haut brennen, die er bei einem seiner beiden ehrenamtlichen Jobs abgekriegt hatte. Schließlich war das hier eine Salzwassertherme, da war das ja auch vorauszusehen. Er schwamm ein paar Meter, dann ging er hinaus. Aber lange wollte er auch da nicht bleiben. Allein macht das ja gar keinen Spaß! Was denken die sich?

Ayaka kuschelte sich an Eiri, der gelassen am Whirlpoolrand lehnte. Der Pool war für Ayaka beinahe zu groß. Wenn sie sich hinsetzte, dann stand ihr das Wasser bis zum Kinn, fast schon bis zu den vollen Lippen. Eiri wandte sich ihr zu und musste schmunzeln, als ihr das sprudelnde Wasser beinahe ins Gesicht spritzte.

„Komm her.“, sagte er lächelnd und zog sie fester an sich.

Sie schmiegte ihren Kopf an seine Schulter und er legte seinen Arm so um sie, dass ihre langen seidigen Haare nicht in das verstrebte Abflusssystem gerieten. Sanft strich er ihr ein paar nasse Strähnen aus ihrem Gesicht. Ayaka schloss genießerisch die Augen.

Nach ein paar Minuten schaute Eiri sich um. Wo ist Ryuchi eigentlich? Den haben wir ja jetzt völlig außen vor gelassen... Doch dann sah er ihn. Er kam gerade gemächlich die Treppe Richtung Whirlpool hoch geschlendert.

Als Ryuchi seine Schwester und Eiri im Whirlpool sitzen saß, verharrte er eine Sekunde, dann lief er genauso gemächlich weiter, wie er die Treppe hinauf gekommen war. Eiri schaute in eben jenem Moment zu ihm, als Ryuchi sie gerade einen Augenblick gemustert hatte. Ihre Blicke hatten sich gekreuzt und während Eiri Ryuchis Schopf hinter dem Treppenabsatz verschwinden sah, wurde ihm deutlich bewusst, was er da gesehen hatte. In den Augen seines zukünftigen Schwagers hatten so viele Gefühle gelegen. Er war ein wenig gereizt, weil sie ihn völlig vergessen hatten. Sicher auch enttäuscht. Eiri glaubte sogar, dass er etwas wie Neid in Ryuchis Blick gesehen hatte, wenngleich dies auch nur ein winziges Fünkchen gewesen war. Doch die anderen Gefühle, die er noch wahrgenommen hatte, zerrten geradezu an seinem Herz. Warum? Warum machte ihn Ryuchis Trauer und Einsamkeit so betroffen? Warum tut es mir weh, ihn so traurig zu sehen? Was hat das alles denn mit mir zu tun?

„Ayaka? Willst du nicht ein paar Bahnen schwimmen gehen?“, fragte Eiri.

Sie richtete sich auf. Ihren Bruder hatte sie nicht vorbei laufen gesehen, weil sie die Augen genießerisch geschlossen hatte. „Ja, na klar! Und weißt du was? Wenn ich fertig bin, gehe ich uns gebratene Nudeln bestellen! Ryuchi muss ich genauso wenig wie dich fragen, ob das okay ist. Der liebt gebratene Nudeln!“, sagte sie fröhlich und stieg winkend aus dem Pool.

Eiri nickte lächelnd. Er mag also gebratene Nudeln... Genau wie ich... Er erhob sich nun auch und stieg aus dem Pool. Während er Ayaka in den Schwimmbereich laufen sah, wo die meisten Leute eine Bahn nach der anderen schwammen, führte ihn sein Weg in die andere Richtung. Die Treppe hinunter, die zuvor Ryuchi hinunter gegangen war. Unten angekommen schaute er nach links zum Beckenrand. Da war er. Ryuchi hing wie ein Schluck Wasser über dem Beckenrand, die Augen geschlossen. Leise schlich sich Eiri nah an ihn heran. Noch während er sich ebenso leise in die Hocke begab, bemerkte er eine dunkle Strähne, die Ryuchi störend im Gesicht hing. Warum macht er sie denn nicht weg? Doch Ryuchi schien keine Anstalten zu machen, die Strähne mit der Hand wegzuschieben. Stattdessen schien er es mit Muskelzuckungen um sein Auge herum zu versuchen.

Eiri konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. Vorsichtig hob er seine Hand und zog die Strähne behutsam aus Ryuchis Gesicht. Bedacht darauf, bloß nicht seine Haut zu berühren.

Plötzlich schnappte Ryuchi nach Eiris Handgelenk und riss ihn in einer fließenden Bewegung mit voller Kraft über sich hinweg und ins Wasser. Eiri hatte sich so sehr erschrocken, dass er keine Zeit mehr gehabt hatte, auch nur ansatzweise Luft zu holen.

Ryuchi schaute auf die Stelle, wo Eiri ins Wasser eingetaucht war. Als dort plötzlich Luftblasen hochkamen, tauchte Ryuchi eilig ab und zog Eiri wieder an die Wasseroberfläche. „Du kannst mich doch nicht so erschrecken!“, faucht Ryuchi, konnte aber ein Grinsen nicht unterdrücken.

Eiri hustete. „Das musst du gerade sagen!“, brachte er krächzend hervor.

„Entschuldige bitte... aber du hast mich wirklich erschreckt!“, wiederholte Ryuchi.

„Ja ja... Schon gut, ich wollte ja auch nur deine Faulheit unterstützen. Du hättest die Strähne ja auch mit der Hand aus deinem Gesicht nehmen können!“, erwiderte Eiri, während er immer noch nach Luft rang und hustete.

Ryuchi lächelte ihn an. „Weißt du Eiri... Manchmal versuche ich, das Unmögliche möglich zu machen.“ Und du bist dabei die größte und schönste Herausforderung...

„Was unmöglich ist, wird auch immer unmöglich bleiben!“, entgegnete Eiri.

Ryuchi lächelte immer noch. „Wenn es nur unmöglich erscheint, dann kann man es immer versuchen.“

Eiri schüttelte den Kopf.

„Wollen wir was essen?“, fragte Ryuchi.

Eiri schaute ihn stirnrunzelnd an. Wie kann man nur so rasch das Thema wechseln? „Ayaka ist ein paar Bahnen schwimmen. Danach will sie gebratene Nudeln holen gehen.“, hustete er.

„Oh super! Dann kann ich ja noch die Rutsche ausprobieren gehen! Kommst du mit?“

Eiri sah nun noch perplexer drein. „Bitte? Erst ertränkst du mich beinahe und dann soll ich auch noch mit dir rutschen gehen? Ich bezweifle, dass ich das tun werde!“, entgegnete er.

„Dann rutsche ich eben alleine!“, grinste Ryuchi, setzte sich in Bewegung und streife im Vorbeigehen Eiris Arm.

Eiri rührte sich für eine Sekunde keinen einzigen Millimeter. Diese Berührung hatte auf einmal eine so elektrisierende Wirkung gehabt. Er hatte sie beinahe überdeutlich wahrgenommen. Er fing sich rasch wieder und folgte dann Ryuchi. Was hätte er auch sonst tun sollen? Er blieb in gebührendem Abstand zur Rutsche stehen und seine Augen suchten nach Ryuchi. Er fand ihn, wie er gerade die Treppe nach oben tapste. Er beobachtete jeden Schritt und sah jede einzelne Muskelbewegung Ryuchis. Wie soll das weitergehen? Wie lange halte ich das noch aus?

Vor Ryuchi waren inzwischen nur noch ein Mädchen und ein Junge. Das Mädchen schwang sich in die Rutsche und verschwand nach ein paar Sekunden hinter der ersten Ecke.

„Hey, geht das auch ein bisschen schneller!?“, blaffte der Jugendliche hinter Ryuchi.

Doch Ryuchi beachtete ihn gar nicht, er schaute hinunter zu Eiri und sah, dass dieser ihn beobachtete. Ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht. Hinter sich hörte er noch so eine Tirade und dann spürte er plötzlich zwei Hände auf seinem Rücken, die ihn mit einem Stoß hinter dem Jungen her schubste, der gerade erst in die Rutsche gesprungen war. Er war so erschrocken, dass er nicht einmal die Chance hatte, die Stange zu greifen. Stattdessen schlug er mit der Stirn hart dagegen und rutschte auch sofort in die halbe Röhre und nach unten. Mit brennendem Schmerz.

Eiri hatte alles gesehen und Ryuchis Aufschrei gehört. Er beeilte sich nun, so schnell wie möglich an die Rutsche zu kommen. Da Ryuchi größer und schwerer als der Junge vor ihm war, würden sie wohl gleichzeitig unten ankommen und Ryuchi würde dem Jungen wohl ordentlich in den Nacken fallen. Und so kam es auch.

Eiri tauchte ab, packte beide, zog sie an die Wasseroberfläche und an den Beckenrand. Der Kleine hatte noch Glück gehabt, er schnappte sofort nach Luft und Eiri schob ihn so an den Beckenrand, dass er sich selbst halten konnte. Nur von Ryuchi spürte er keine Regung. Um ihn am Rand zu halten, drängte er sich gegen ihn und klatschte ihm ein paar Mal seine Hand auf die Wange. Erst jetzt bemerkte er die Platzwunde auf Ryuchis Stirn, direkt unter dem Haaransatz. Ein dünnes Rinnsal Blut fand seinen Weg an Ryuchis linkem Auge vorbei, über seine Wange bis hin zu seinen Lippen, wo es dann mit einem Wassertropfen verschmolz.

Kaum, dass Ryuchi die Augen langsam wieder geöffnet hatte, schob Eiri ihn soweit aus dem Wasser, dass er sich auf den Beckenrand setzen konnte. Eiri schwang sich aus dem Wasser und zog Ryuchi auf die Beine. Wortlos legte er einen Arm um Ryuchis Hüfte und Ryuchis rechten Arm um seine Schulter. So führte Eiri den taumelnden Ryuchi zum Erste-Hilfe-Raum, während der Vater des Jungen seinen Sohn noch hastiger an ihnen vorbeitrug.

„Willst du mich nicht auch tragen?“, murmelte Ryuchi.

Eiri blieb verdutzt stehen und warf einen Seitenblick auf Ryuchi. „Was? Du spinnst wohl!“, sagte er und führte Ryuchi energisch weiter bis zu dem Notfallversorgungsraum.

Dort drinnen hatte der Vater des anderen Jungen seinen Sohn bereits auf eine der Tragen gelegt, die aber mehr nach eine Mischung aus Trage und Bett aussah. Der große Mann stand daneben und sein Blick verdüsterte sich schlagartig, als er Eiri und Ryuchi sah.

„Der ist meinem Jungen in den Nacken gesprungen!“, fluchte er laut los und deutete unverhohlen auf Ryuchi.

Die Rettungsschwimmerin, oder Krankenschwester oder was auch immer sie war, schaute zu Eiri und Ryuchi und sogar ihr Blick war geradezu vernichtend.

Eiris Blick verdunkelte sich ebenfalls und er schaute beide für einen Moment an. „Stop mal, ja? Das war keine Absicht. Er ist von hinten angestoßen worden! Das ist ja wohl nicht zu übersehen, oder!“, sagte er und deutete auf Ryuchis Platzwunde auf der Stirn, wo noch immer ein bisschen Blut hervor sickerte.

Als er wieder zu Ryuchi schaute, sah er, dass sich um die Wunde herum bereits die Verfärbung eines typischen Blutergusses oder einer Prellung bildete.

„Legen Sie sich bitte auf die Trage.“, kam die sonore Stimme von hinten.

Eiri und Ryuchi drehten sich erschrocken um und blickten einem Mann ins Gesicht, der nicht wie ein Arzt aussah, dessen Namensschild ihn aber als eben jenen auswies. Die Worte registrierend führte Eiri Ryuchi zu der zweiten Trage, wo dieser sich niederließ und, für Eiris Geschmack, recht langsam hinlegte. Der Arzt namens Toshiro beugte sich über Ryuchi und schaute sich die Platzwunde in aller Ruhe an, während Eiri offensichtlich immer unruhiger wurde. „Ich geh den Typen suchen. Das wurmt mich grad.“, murmelte er.

„Bleib hier, bitte. Wenigstens so lange, bis ich verarztet bin.“, bat Ryuchi.

Eiri drehte sich zu ihm um. „Warum? Du bist doch erwachsen, das wirst du doch wohl ohne mich können.“

Ryuchi sagte nichs dazu, er schaute ihn nur bittend an.

„Also schön... Ich lass Ayaka ausrufen, dann kann sie herkommen.“, sagte Eiri, wusste aber sofort, dass es nicht das war, was Ryuchi wollte und schaute den Arzt an, statt das Gesagte umzusetzen.

„Ich kann versuchen es zu kleben, wenn das nicht geht, muss ich nähen.“, meinte dieser, als er Eiris Blick bemerkt hatte.

Eiri murrte, dann kam ihm eine Idee. „Warten Sie damit! Ich hole den, der dafür verantwortlich ist! Dann kann er sehen, was er angerichtet hat!“, sagte er. Und sich schon mal überlegen, wie er das wohl finden würde, wenn man das mit ihm macht!

Der Arzt Toshiro nickte und Eiri verließ den Raum. Schon nach ein paar Schritten kam ihm eine lächelnde Ayaka entgegen, die noch gar nichts von Ryuchis Unfall wusste.

Als Ayaka ihren Verlobten sah, fiel ihr sofort sein grimmiger, fast schon wütender Blick auf. „Eiri, was ist denn los? Ist was passiert, dass du so böse guckst?“, fragte sie.

„Kann man so sagen. Irgendein Idiot hat deinen Bruder in die Rutsche gestoßen. Jetzt hat er eine Platzwunde auf der Stirn und vielleicht auch noch eine Gehirnerschütterung. Und weil Ryuchi dabei auch noch auf einen Jüngeren gerutscht ist, ist dessen Vater stinksauer und meint, dein Bruder wäre Schuld. Deshalb such ich jetzt diesen Idioten, damit wir das klarstellen können.“, erklärte Eiri energisch.

Ayaka war während seines Berichts sichtlich erschrocken. Sie hatte noch immer die Hand vor dem Mund und schaute ihn aus großen, beinah entsetzt wirkenden Augen an. Noch bevor Eiri irgendetwas Beruhigendes sagen konnte, rannte sie schon in den Erste-Hilfe-Raum.

Eiri setzte seine Suche umgehend fort, um so schnell wie möglich wieder zu Ryuchi und Ayaka zu kommen. Um den Jugendlichen zu finden, brauchte er tatsächlich nur einen einzigen Rundgang um das große Becken. Er sah ihn, als er gerade wieder die Treppe zur Rutsche hinauf ging. Eiri stellte sich neben die Treppe, während der Jugendliche ins Wasser stürzte, wieder auftauchte und sich zum Beckenrand bewegte. Er kletterte aus dem Becken und wollte sofort wieder zur Rutsche hinauf, als Eiri ihn am Arm packte und wortlos mit sich zog. Ich halte jetzt lieber den Mund, wer weiß, was ich ihm alles an den Kopf knallen würde... Den lautstarken Protest ignorierte Eiri und schob ihn, ohne loszulassen, in den Raum, in dem sich Ryuchi, Ayaka, die Rettungsschwimmerin und der Arzt sowie der Vater mit seinem Sohn aufhielten und ihn musterten.

Eiri schob den Jugendlichen ein Stück vor, ohne ihn dabei loszulassen. „Schau dir an, was du mit deiner Aktion angerichtet hast!“, murrte er.

„Na und! Bist du irre oder was? Lass mich los!“, fluchte der Jüngere.

Eiri ruckte einmal kräftig an dessen Arm. „Na und? Wie würde es denn dir gefallen mit dem Kopf gegen die Stange oben an der Rutsche zu knallen?“

„Alter, was willst du?“

„Entschuldige dich gefälligst!“, bellte Eiri und schob den Jugendlichen in Ryuchis Richtung.

Der schaute wütend zu Eiri zurück, während auch die anderen Eiri ziemlich verdutzt ansahen. Da keine Entschuldigung des Halbwüchsigen zu hören war, ruckte Eiri noch einmal an dessen Arm. Kurz darauf hörte er so etwas wie eine gemurmelte Entschuldigung. Sein Blick fiel auf Ryuchi und er sah gerade noch, dass dieser die Entschuldigung lediglich mit einem Blick quittierte, der von Gleichgültigkeit zeugte.

Ohne weitere Worte und eine Vorwarnung zerrte Eiri den Jugendlichen in die andere Richtung zu dem Jungen und seinen Vater. „Da kannst du dich auch gleich entschuldigen!“

Auch hier kam nur eine kaum hörbare Entschuldigung heraus. Der Vater des Jungen nickte nur, während sein Sohn gar keine Reaktion zeigte.

Eiri schob ihn zur Tür und trat ein kleines Stück mit ihm hinaus. Er ließ ihn nicht gleich los. „Beim nächsten Mal fällts anders aus!“, knurrte er leise, woraufhin der Jugendliche hastig verschwand.

Als Eiri sich wieder umdrehte und die Tür hinter sich schloss, stand er augenblicklich dem Vater des Jungen gegenüber. „Entschuldigen Sie bitte mein voreiliges Handeln vorhin. Ich dachte, ihr Freund wäre Schuld gewesen.“, sagte er und deutete eine respektvolle Verbeugung an.

„Ist schon in Ordnung. Lassen Sie das.“, meinte Eiri peinlich berührt.

Dann trat Ayaka auf ihn zu. Erst musterte sie ihn eindringlich, dann aber war ihre Dankbarkeit stärker. Sie fiel ihm um den Hals. „Danke, dass du da warst.“, flüsterte sie an seinem Hals.

„Schon gut... Für dich tu ich doch alles, also auch für deinen Bruder.“, sagte Eiri ebenso leise. Sein Blick fiel zu Ryuchi. Was sag ich denn da schon wieder...

Ryuchi hatte den Satz nicht mitbekommen und er sah ihn auch nicht, da der Arzt gerade über ihn gebeugt war, um die Wunde zu behandeln. Er musste doch nähen, das kleben hatte wohl nicht gereicht. Als er damit fertig war, bat er Ryuchi sich aufzusetzen und wanderte mit dem Zeigefinger vor seinen Augen hin und her. Eiri sah sofort, dass Ryuchi dem Finger nicht genauso schnell folgen konnte, wie der Arzt ihn bewegte.

„Ist Ihnen übel?“, fragte der Arzt.

„Nein.“, war Ryuchis Antwort.

„Kopfschmerzen?“

Ryuchi schüttelte den Kopf.

„Nackenschmerzen?“ Und auf ein weiteres Kopfschütteln: „Können Sie sich erinnern, was passiert ist? Auch ohne, dass Ihr Freund das bereits dargelegt hat?“

„Ich wurde von hinten gestoßen, obwohl ich eigentlich hätte noch warten müssen. Ich bin mit dem Kopf gegen diese Stange gestoßen und dann bin ich am Beckenrand wieder wach geworden.“, erzählte Ryuchi.

Der Arzt schaute zu Eiri, der bestätigend nickte. „Gut, also keine Amnesie und nur eine Bewusstlosigkeit von wenigen Sekunden. Das ist nur eine leichte Gehirnerschütterung. Ich lasse Sie jetzt nach Hause gehen, aber sollte innerhalb der nächsten sechs bis zwölf Stunden irgendetwas sein – Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen oder dergleichen – dann lassen Sie sich sofort in ein Krankenhaus bringen. Wegen der Platzwunde werden Sie sehr wahrscheinlich eine kleine Narbe zurückbehalten... Sie bekommen von mir gleich noch ein Protokoll, dass Sie im Fall einer stationären Aufnahme im Krankenhaus mitbringen müssen.“, erklärte der Arzt und verließ den Raum.

Ryuchi schaute zu Eiri, sagte aber kein Wort. Eiri sah zurück. Also eine Narbe tut seinem Gesicht keinen Abbruch. Er ist mindestens genauso ansehnlich wie Ayaka schön ist... Auch mit einer Narbe auf der Stirn... Dann wand sich Eiri aus Ayakas Umarmung und schaute sie an. „Geh du ruhig noch ein bisschen schwimmen, ich bring Ryuchi nach Hause.“, sagte er.

Ayaka schaute von Eiri zu Ryuchi, dann schüttelte sie den Kopf. „Ryuchi kommt mit zu uns. Das ist mir lieber, Eiri.“, sagte sie.

Eiri schluckte schwer. „Er wird die Nacht sicher auch alleine durchstehen.“, entgegnete Eiri.

Ayaka jedoch schaute ihn flehend an. „Bitte, Eiri... Er ist mein Bruder, ich mache mir Sorgen.“

Dann warf Eiri wieder einen Blick zu Ryuchi, der jedoch gerade eher teilnahmslos zuschaute. Und ich mach mir auch Sorgen... Sorgen, dass ich bald alle Schranken durchbreche, wenn ich jetzt zustimme...Sorgen, dass ich etwas Saublödes mache... „Also gut...“, hörte er sich sagen und an Ryuchi gewandt: „Du schläfst diese Nacht bei uns.“

Ryuchi blinzelte ihn an. Meint er das wirklich ernst?
 


 

:) hoffe es hat gefallen, bis zum nächsten Kappi

Gefährliche Nähe

oh ja... das hat eine ganze Weile gedauert, ich weiß, aber so ein kleines Mäuschen kann einen schon mal davon abhalten :) aber es geht weiter, los gehts, viel spaß
 


 


 

Ayaka zauberte ein wahrhaft leckeres Abendessen auf den Tisch, jedoch war die Stimmung ziemlich gedrückt. Weder Ryuchi noch Eiri sagten ein Wort und selbst Ayakas Versuche, ein Gespräch in Gang zu bekommen scheiterten. Letztendlich räumte sie mürrisch den Tisch ab.

Eiri hingegen klappte das Sofa aus, auf dem Ryuchi schlafen sollte.

„Ryu, willst du für die Nacht ein Pflaster auf die Naht machen? Nicht, dass es noch aufgeht.“, schlug Ayaka vor, als sie aus der Küche zurückkam.

Ryuchi sah auf und nickte dann.

Wortlos ging Eiri ins Bad und holte ein Pflaster aus dem kleinen Verbandskasten, das er Ayakas kleinem Bruder genauso schweigsam vor die Nase hielt. Ryuchi nahm es aber nicht, sondern schaute Eiri an. „Du siehst besser, wo es hingeklebt werden muss.“, sagte er nur.

Eiri seufzte. Auch das noch... Er kann doch auch ins Bad an den Spiegel gehen und es selbst machen. Dann klebte er es ihm doch auf die Stirn.

Im Türrahmen sah er Ayaka stehen, die die beiden anschmunzelte. „Ich freu mich, dass ihr euch so gut versteht.“ sagte sie liebevoll lächelnd, setzte sich neben Ryu und umarmte ihren kleinen Bruder.

Eiri hatte sich ein Stück entfernt und beobachtete die beiden mit einem wohlwollenden Lächeln. Und genau das wurde direkt von Ryuchi aufgefangen.

„Ich glaube, wir gehen jetzt auch schlafen. Dein Bruder sieht schon total müde aus, Ayaka.“, sagte Eiri.

Sie ließ Ryuchi los und nickte Eiri zu, während sie aufstand. Dann gab sie ihrem Bruder einen liebevollen Kuss auf die Wange und wünschte ihm eine gute Nacht. Eiri hingegen vermied jeden weiteren Hautkontakt. Stattdessen drehte er sich mit den Worten „Schlaf gut“ um und verschwand im Schlafzimmer.
 

Mitten in der Nacht wachte Eiri wieder auf. Er hörte ein leises unruhiges Winseln und lauschte kurz. Es kam aus dem Wohnzimmer von Ryuchi. Eiri drehte sich wieder um um weiter zu schlafen. Doch dann hörte er seinen Namen. Plötzlich war er hellwach und stand auf, um nachzusehen.

Im Wohnzimmer auf dem Sofa lag Ryuchi, nur halb von der Decke bedeckt und mit strubbeligem Haar und murmelte ab und zu Eiris Namen. Eiri strich ein paar einzelne Strähnen aus Ryuchis Gesicht. Er sieht richtig süß aus... Ich wusste doch, dass das nicht gut gehen wird. Dann bemerkte er Ryuchis kalte Haut und deckte ihn vorsichtig wieder zu. Er hatte eigentlich nicht vorgehabt, ihn zu berühren, doch beim zudecken war es einfach passiert. Sein Kopf war wie abgeschaltet, als er sanft über der Decke über Ryu's Schulter hinabstrich. An dessen Hüfte jedoch schaltete sich sein Gehirn wieder ein und er hielt inne, als er in eben diesem Moment seinen Namen aus Ryuchis Mund hörte.

Eiri riss sich, erschrocken über sich selbst, los und hastete ins Schlafzimmer zurück. Dort saß Ayaka aufrecht im Bett und schaute ihn fragend an. „Dein Bruder scheint einen unruhigen Schlaf zu haben.“, sagte er.

„Er hat deinen Namen genannt.“, erwiderte sie.

Eiri zuckte mit den Schultern, wobei er gefühlt erschrocken zusammenzuckte. „Keine Ahnung warum.“, antwortete er und küsste sie zärtlich.

Ayaka lächelte liebevoll, murmelte „egal“ und genoss Eiris Kuss. Er strich ihr sanft über das Haar und ließ sich dann in sein Kissen sinken. Puh... Ich dachte schon, Ayaka denkt jetzt sonst was... Jetzt fange ich schon an, mir darum Gedanken zu machen! Dann schlief er mit einem mulmigen Gefühl und beginnenden Kopfschmerzen ein.
 

Eiri schlief diesmal länger als sonst, nicht zuletzt, weil er heute später zur Arbeit ging. Ayaka war bereits aufgestanden und bereitete mit ihrem kleinen Bruder das Frühstück zu.

„Ryu, kannst du Eiri wecken? Das Frühstück ist dann fertig.“, bat sie ihn.

Ryuchi lächelte sie frech an, doch kaum, dass er sich umgedreht hatte und aus der Küche verschwunden war, verschwand sein Lächeln. Was denke ich mir eigentlich... Ich brech meiner Schwester noch das Herz, wenn ich so weiter mache... Er ging zum Schlafzimmer seiner Schwester und Eiris, der noch schlafend im Bett lag. Scheiße! … Wie soll ich ihm denn widerstehen? Wie? … Mist, ich kann es einfach nicht!

Ryuchi setzte sich auf die Bettkante und betrachtete Eiri einen Moment. Dann passierte es. Er konnte nicht mehr widerstehen, beugte sich hinunter und hauchte Eiri einen sanften Kuss auf die Lippen. Plötzlich hörte er Ayakas Schritte, ihre Stimme und löste sich hastig von Eiri. Doch nicht schnell genug, denn im selben Augenblick flog ihm Eiris Hand ins Gesicht und landete schmerzhaft auf seiner Wange. Erschrocken sprang er einen halben Meter zurück, während Eiri sich ruckartig aufrichtete. Eiri schaute ihn mit einer Mischung aus Wut und Verwirrung an. Ryuchi glaubte allerdings, da auch noch einen Hauch von Erregung zu erkennen. Währenddessen öffnete Ayaka die Tür. Als sie die beiden sah, schaute sie fragend, beinahe verwirrt, von einem zum anderen.

Eiri hatte ihren Blick bereits bemerkt, noch bevor sie ihn richtig aufgesetzt hatte und fauchte Ryuchi an: „Ryu! Erschreck mich doch nicht so!“

Ayaka musste grinsen, dann lachte sie laut los. „Oje... Eiri, komm raus. Ryu war so lieb, mir beim Frühstück zu helfen und dich zu wecken, was ja wohl geklappt hat.“

„Allerdings...“, knurrte Eiri mit einem Seitenblick zu Ryuchi.

Der zuckte nur grinsend mit den Schultern. „Ich wusste ja nicht, dass du so schreckhaft bist.“, sagte er.

„Mir die Nase zuhalten, das nennst du also wecken?!“, fragte Eiri mit säuerlichem Ton.

Ryuchis Augen leuchteten für einen Augenblick auf. Er lügt... für mich? „Du bist ja nicht anders wach zu kriegen.“, entgegnete er und stieg damit in Eiris Lüge ein.

Ayaka lachte erneut laut und forderte die beiden im Gehen nochmals auf, zum Frühstück zu kommen.

Eiri stand auf, als Ayaka die Tür wieder geschlossen hatte. „Was fällt dir eigentlich ein?!“, fauchte er. Mach das nochmal...

Ryuchi schaute ihn schuldbewusst an. „Tut mir Leid.“, murmelte er.

Eiri baute sich vor ihm auf. „Was tut dir Leid?! Dass du es getan hast? … Oder dass du es hier getan hast?“, zischte er.

„Dass ich... Wie bitte?“, fragte Ryuchi irritiert, als er Eiris Frage richtig verstanden hatte. Hat er mich gerade allen Ernstes gefragt, ob es mir Leid täte, es hier getan zu haben? „Wie... hier?“, hakte er nach.

„Ja, hier! Hier bei uns zu Hause, wo auch Ayaka wohnt! Bist du denn völlig von der Rolle?“

Ryuchi sagte einen Moment lang nichts, dann: „Ja, bin ich wohl... Und ich würde das gerne beenden.“

Eiri runzelte die Stirn, doch dann scheint er zu verstehen. „Dann tu's! Hier und jetzt! Dann haben wir keine-“

Ryuchi fackelte nicht lang und verwickelte Eiri in einen, seinerseits lang ersehnten, leidenschaftlichen Kuss.

„-Probleme mehr...“, beendete Eiri völlig perplex seinen eben angefangenen Satz.

Er war so erschrocken, dass er selbst kaum registrierte, wie er sich langsam über die Lippen leckte. „Geh frühstücken... Ich komme gleich nach... Und kein Wort zu Ayaka!“

Ryuchi nickte stumm und verließ das Zimmer. Seinen betretenen Blick konnte Eiri nicht mehr sehen. Was hab ich nur wieder angestellt...

Eiri ließ sich auf seine Betthälfte zurücksinken. Das war's... Er hat's wohl geschafft...! Dann stand er energisch auf, zog sich an und ging ebenfalls zum Frühstück, wo er sich wortlos Ryuchi gegenüber setzte. Er würdigte ihn während des gesamten Frühstückens keines einzigen Blickes.

Ryuchi sah auf sein Handy, als er fertig war und verschluckte sich beinahe an dem letzten Happen, auf dem er noch kaute. „Mist, ich muss zur Arbeit!“, jaspte er und sprang auf.

„Oh... Eiri, kannst du ihn fahren, ich hab gleich nochmal Anprobe und du musst ja heute erst später zur Arbeit.“, sagte Ayaka, während sie anfing den Tisch wieder abzuräumen.

Eiri stand wortlos auf, ging in den Flur und kam kurz darauf mit dem Autoschlüsseln und einem wartenden Blick zurück.

Ryuchi sprang nach einem weiteren Blick auf sein Handy auf. „Wir müssen uns beeilen!“, japste er.

Eiri sagte noch immer nichts, sondern folgte Ryuchi lediglich zur Tür. Ayaka kam den beiden aus der Küche hinterher. „Bis heute Abend. Wenn du zur Arbeit fährst, bin ich schon zur Anprobe.“, sagte sie und gab Eiri einen liebevollen Kuss und hauchte ihm ein „Ich liebe dich“ hinterher.

Eiri beantwortete dies ebenfalls mit einem Kuss und folgte dann Ryuchi, der schon im Hausflur trampelte. „Jetzt komm schon!“, drängelte er.

Eiri ließ die Tür ins Schloss fallen und trottete gemächlich die Treppe hinunter, von der Ryuchi geradezu ganze Absätze auf einmal nahm.

„Eiri, jetzt beeil dich! Kira wartet nicht gerne!“, maulte Ryuchi und trampelte dabei schon vor der Tür zu den Tiefgaragen.

Eiri legte nun doch einen Zahn zu, schloss die Tür auf und ging voran zum Auto. Kira? Wer ist Kira? Und warum kratzt mich das eigentlich? Er schloss das Auto auf und sofort hüpfte Ryuchi auf den Beifahrersitz und war bereits angeschnallt, als Eiri sich ins Auto setzte.

„Wohin geht’s überhaupt?“, fragte Eiri, während er den Motor anließ.

„Zum Tierheim hier um die Ecke.“, antwortete Ryuchi.

„Hättest du da nicht laufen können?“

„Das hätte ich nicht geschafft.“

Eiri fuhr aus der Tiefgarage. Tierheim... „Und wer ist Kira?“

Ryuchi schaute ihn einen Moment an. Der Tonfall hatte ihn verwirrt. Hörte er da Eifersucht oder täuschte er sich? „Das siehst du, wenn du mit reinkommst. Du wirst sie mögen.“, antwortete er nur.

Eiri bog um eine Ecke. Sie? Hmm... Mist, warum stört mich das denn so? Das sollte mich doch einen Dreck interessieren! „Werden wir sehen.“, meinte er und hielt kurz darauf auf einem Parkplatz vor dem Tierheim.

Ryuchi sprang aus dem Auto und trampelte davor umher, bis Eiri endlich auch ausgestiegen war und flitzte dann zum Eingang. „Was macht Kira?“, war seine Begrüßung an die Mitarbeiterin, die am Eingang aufgetaucht war.

„Hallo Ryuchi. Die wartet schon sehnsüchtig auf dich.“, erwiderte sie mit einem Lächeln. „Na los, geh zu deiner Freundin. Sie kann's kaum noch erwarten.“, fügte sie hinzu.

Ihr Lächeln flog auch Eiri zu, als er die Eingangstür erreicht hatte und dann Ryuchi zu folgen versuchte. Freundin? … Werde ich jetzt auch noch eifersüchtig?!

Der schoss sofort einen langen Gang hinunter, sodass Eiri Mühe hatte, ihm zu folgen. Er erreichte den Raum und staunte nicht schlecht, als er Ryuchi mit einer kleinen weißen Katze auf dem Arm vorfand, die gierig an seinem Finger knabberte. „Das ist Kira?“, fragte er und konnte die Ungläubigkeit kaum verbergen.

Ryuchi grinste und stand auf, um Eiri das kleine Etwas in den Arm zu legen. „Genau, das ist Kira. Hältst du sie kurz, ich muss ihre Ersatzmilch warm machen.“, sagte er.

Dann goss er kochendes Wasser in einen Topf, in dem eine kleine Flasche mit Milch stand.

Eiri schaute auf das Kätzchen in seinen Armen, dass sich bis eben noch heftig gewehrt hatte und sich nun stattdessen ankuschelte. Sein Desinteresse an ihr hatte wohl dazu beigetragen, dass sie merkte, dass er ihr nichts Böses wollte.

„Kira scheint dich zu mögen. Das macht sie sonst nur bei mir.“, sagte Ryuchi und beobachtete sie.

Eiri strich wortlos über das flauschige weiße Fell während Ryuchi die kleine Flasche ein paar mal vorsichtig im heißen Wasser schwenkte.

Nach einer Weile nahm er die Flasche heraus und prüfte die Temperatur am Handgelenk. Dann kam er zu Eiri und Kira. „Wie niedlich... Behalte sie lieber auf deinem Arm, sie liegt gerade so friedlich da. Das geht auch so, wenn du dich mit mir auf die Bank da setzt.“, sagte er und deutete auf etwas unter dem Fenster, was einer Bank ähneln sollte.

Eiri ließ sich mit Kira still darauf nieder. Ryuchi setzte sich dicht neben ihn, sodass er Eiris Wärme deutlich wahrnahm und kraulte Kira kurz, bis sie ihren Kopf zu ihm drehte. Er setzte die Flasche an ihr kleines Mäulchen und sie sog gierig daran.

Kurz darauf schaute die Tierheimmitarbeiterin ins Zimmer und lächelte. Dieses Lächeln war liebevoll und genauso klang auch ihre Stimme. „Also, wenn ich es nicht besser wüsste, könnte man meinen, die Kleine wäre wie euer Kind.“

Eiri erstarrte beinahe, doch er sah, wie es in Ryuchis augen geradezu zu leuchten anfing, ja fast schon ein Strahlen. Und dann sah Ryuchi mit genau dieesm Blick zu Eiri.

Ryuchis Herz schlug höher und er sah zu Eiri, der eher wie versteinert wirkte. „Tja, … dann kannst du meine Schwester wohl doch nicht heiraten... Dann kannst du ihr ja sagen, du hast jetzt ein Kind und...“, doch er unterbrach sich selbst, denn Eiris Blick verdüsterte sich mit jedem seiner Worte immer mehr. „Entschuldige... Ich weiß, ich hab grad was Falsches gesagt... Tut mir Leid, Eiri...“, murmelte er hastig.

Eiri hörte zwar das Gesagte, reagierte aber nicht. Er konnte nicht einmal mehr denken, seine Gefühle schienen gerade wie in einem Wirbelsturm gefangen und sein Blick zu dem traurigen, entschuldigend dreinblickenden Ryuchi gab ihm den Rest. „Willst du denn die Kleine haben?“, fragte er Ryuchi. Wa- … Was mach ich denn da? Scheiße, wie erklär ich das Ayaka? Wie erkläre ich der Frau, die ich bald heirate, dass ich mich womöglich in ihren kleinen Bruder verliebt habe?! … Mist! Die Hochzeit ist schon am Wochenende! Wir können nicht einmal mehr den Termin absagen! Verdammt!!

Ohne weiter auf Eiris versteinerten Gesichtsausdruck zu achten, sagte die Frau: „ Ach, Ryu kümmert sich so liebevoll um die kleine Kira, sorgt immer dafür, dass sie auch pünktlich ihre Milch mit der Medizin bekommt... Ich würde Kira niemand anderem geben wollen.“

Ryuchi schaute sie lächelnd an und streichelte Kira über den winzigen Kopf. „Aber dafür ist sie noch zu klein, Mikoto...“

„Ach Ryu, du weißt genauso gut wie jeder andere hier, dass ihre Mutter sie nicht annimmt. Auch dann nicht, wenn sie wieder gesund ist.“, sagte Mikoto.

Eiri hatte sich aus seiner Starre wieder gelöst und fühlte sich wieder auf sicherem Terrain. „Was hat sie denn?“, fragte er.

„Kira wurde von ihrer Mutter abgelehnt und als wir sie vor kurzem bekommen hatten, war sie schon krank. Wir haben vom Tierarzt erfahren, dass sie einen Katzenschnupfen hat. Nun dauert das Ganze schon eine Weile und die Medikamente haben erst vor kurzem angeschlagen. Zum Glück ist sie inzwischen auf dem Weg der Besserung.“, erklärte Mikoto.

Ryuchi nickte. „Bis dahin kann aber anscheinend nur ich ihr die Medizin geben. Bis heute hat sie niemanden außer mich an sich heran gelassen. Du bist also der Einzige, der seit heute außer mir noch an sie heran darf.“

„Das ist auch gut so.“, fügte Mikoto hinzu.

„Stimmt.“, bestätigte Ryuchi und wandte sich dann wieder Eiri zu. „Sag mal... Musst du heute nicht noch arbeiten?“

Eiri schluckte. „Ja... Ich fahre jetzt. Und du gehst zu Ayaka zurück, wenn du fertig bist.“, sagte er, reichte Kira zu Ryuchi hinüber und stand auf.

„Aber Aya hat doch heute noch Anprobe. Sie ist bestimmt schon weg, wenn ich zurückkomme.“, widersprach Ryuchi.

Eiri seufzte und zog sein Schlüsselbund aus der Anzugtasche. Er fädelte den Wohnungsschlüssel ab und legte ihn Ryuchi auf die Bank. „Nimm den. Ich bin heute sowieso erst am späten Abend zurück.“

Ryuchi nickte und Eiri verließ den Raum. Auf dem Gang schob er die Hände in die Hosentaschen und trottete hinaus zum Auto. Er stieg ein, ließ den Motor an und fuhr zur Arbeit. Auf dem gesamten Weg hatte er einen völlig leer gefegten Kopf. Bis auf einen einzigen Gedanken: Ryu...
 

Am späten Nachmittag rief Ayaka auf Eiris Handy an, um ihm mitzuteilen, dass sie heute erst spät am Abend wiederkommen würde, da sie mit ihrer Freundin Setsuna noch ausgehen wollte. Er nahm es zur Kenntnis und erinnerte sich daran, dass Ryuchi ja bei ihnen zu Hause saß. Er beeilte sich, die ganzen Akten auf seinem Schreibtisch fertig zu bekommen, damit er nach Hause fahren konnte. Letztendlich blieb nur noch eine Akte über und er war bereits der Letzte im Firmengebäude. Wie immer. Er kopierte sämtliche Daten der Akte auf den Firmenlaptop und hinterließ eine Nachricht an seine Kollegen darüber. Diese eine Akte war wichtig und musste unbedingt noch bearbeitet werden. Allerdings war er derjenige der am meisten daran gearbeitet hatte, also musste er sie auch weiter bearbeiten und abschließen. Das Projekt musste noch vor der Hochzeit begonnen werden und er hatte noch nicht einmal den Schlachtplan aufgestellt. Er und seine Kollegen nannten die Planungen immer Schlachtpläne, denn nichts anderes waren sie. Er stellte lediglich in Anbetracht der Firmensituation und des Personalschlüssels zusammen, wer wann was zu erledigen hatte und was benötigt wurde, sowie bis wann das Projekt abgeschlossen sein sollte. In diesem Fall war es ein Gebäude für eine andere renommierte Firma, die gutes Geld zahlte, wenn alles zur Zufriedenheit erledigt würde. Und das wollte Eiri erreichen, deshalb musste er den Schlachtplan zu Hause unbedingt noch ausarbeiten und an Masami mailen, damit der alles Weitere übernehmen konnte.

Nachdem die Daten kopiert waren, klappte er den Laptop zusammen, nahm seine Sachen, und verließ das Gebäude. Zu Hause angekommen, dachte er erst gar nicht mehr daran, dass er Ryuchi seinen Schlüssel gegeben hatte und suchte in seinen Taschen danach. Dann fiel es ihm wieder ein und es war so ungewohnt, klingeln zu müssen.

Ryuchi meldelte sich kleinlaut aber mit Eiris Nachnamen an der Gegensprechanlage. Es klang ungewohnt in Eiris Ohren, doch es gefiel ihm – zu seiner eigenen Verwunderung.

„Ich bins, Eiri. Lass mich rein.“, sagte Eiri.

Es summte und Eiri trat ein, ging die Treppen hinauf und schlüpfte durch die geöffnete Tür.

Ryuchi stand im Flur und Eiri hätte gelacht, wenn es nicht so skuril augesehen hätte. Ryuchi hatte Ayakas Kochschürze umgebunden, was ihm einen äußerst komischen Anblick verlieh. „Ich hab schon etwas zum Abendessen gekocht, wo bleibst du nur?“, fragte er.

„Ich hab doch gesagt, es wird spät. Und was soll das eigentlich?“, sagte Eiri und deutete auf die bordeauxrote Schürze um Ryuchis Hüften.

Ryuchi grinste breit. „Na was denn? Ich will meine Hose beim Kochen doch nicht schmutzig machen.“

Eiri konnte nicht mehr anders, er musste doch lachen.

„Das macht Aya doch sicher auch, oder?“, meinte Ryuchi und schaute etwas unsicher drein.

Eiri grinste immer noch. „Selten, Ryu, selten.“

Ryuchi musste nun auch schmunzeln. „Schön, wenn meine Schwester sich und ihre Küche beim Kochen auch noch sauber lassen kann... Ich kann's nicht.“, sagte er.

„Man sieht's... Ein schönes Chaos, Ryu. Wirklich.“, meinte Eiri, nachdem er Ryuchi in die Küche gefolgt war und das heillose Durcheinander von Töpfen, Schalen, Besteck und Tellerchen sah. „Was hast du überhaupt gekocht?“

„Ich dachte, ich koch mal was Deutsches. Ich fand es lecker, aber lass dich überraschen.“, antwortete Ryuchi.

„Ich? Und Ayaka?“, fragte Eiri.

„Ach ja. Ayaka hat kurz bevor du gekommen bist angerufen. Es wird später und sie übernachtet bei Setsuna.“, sagte Ryuchi.

„Achso? Vorhin hat sie mich noch angerufen, dass es zwar später wird, sie aber nach Hause kommt.“, meinte Eiri.

„Hmm. Sie meinte, sie hätte dich nicht erreicht. Sie sagte jedenfalls, dass sie dann morgen zum Frühstück kommt.“, fügte Ryuchi hinzu.

Eiri schaute verdutzt. „Aha.“, seufzte er. „Okay, wann ist denn dein deutsches Essen fertig?“

„Ist es schon. Ich mach gleich auf.“, sagte Ryuchi und öffnete einen der Hängeschränke.

„Moment...“, meinte Eiri plötzlich und kam näher. Er wischte die weißen Flecken aus Ryuchis Gesicht. „Wie hast du das nur so hingekriegt? Und was ist das überhaupt?“

Ryuchi schloss genießerisch die Augen. „Mehl...“, hauchte er.

„Mehl...“, wiederholte Eiri leise mit seiner sonoren Stimme.

Ryuchi seufzte. Mir ist schwindelig...

„Halt... Ich muss noch ein Projekt fertig machen und es ins Büro mailen.“, sagte Eiri plötzlich und verschwand eilig aus der Küche.

„Okay... Ich tisch dann mal das Essen auf...“, meinte Ryuchi leise und holte die Teller aus dem Schrank.

Eiri stellte derweil im Wohnzimmer den mitgebrachten Laptop auf. Noch während des Startvorgangs hörte er lautes Scheppern und dann ein dumpfes Geräusch. Ohne weiter nachzudenken lief er zur Küche.

Ryuchi spürte, wie sein Kopf auf dem Boden aufkam und konnte gerade noch halbwegs erkennen, das Eiri in die Küche gestürmt kam.

Als Eiri den Fuß in die Küche gesetzt hatte, sah er auch schon Ayakis kleinen Bruder am Boden liegen. Er lief zu ihm hin und merkte sofort, dass Ryuchi das Bewusstsein verloren hatte, denn er reagierte nicht auf seine Berührung. Eiri schob die Schublade wieder zu. An der musste sich Ryuchi den Kopf gestoßen haben, als er etwas aufheben wollte. Warum auch immer er einen Teil des Bestecks hatte fallen lassen, Eiri war es gerade egal. Es gelang ihm nicht, Ryuchi so schnell wieder zurückzuholen, wie im Schwimmbad, deshalb lief er ins Wohnzimmer, wo er den Zettel vom Arzt suchte. In Ryuchis Jacke fand er ihn, schnappte ihn und die Jacke und lief zurück zur Küche, wo er möglichst vorsichtig versuchte, Ryuchi auf die Arme zu heben. Dann warf er einen letzten Blick auf alle Geräte, die aber schon ausgeschaltet waren und trug Ryuchi aus der Wohnung hinunter in die Tiefgarage, wo er ihn auf dem Beifahrersitz seines Autos setzte und anschnallte. Er flitzte um das Auto herum, stieg ein und fuhr so schnell es möglich war aus der Garage und Richtung Krankenhaus.

„Ryu! Wach auf!“, bellte er, während er um eine Kurve fuhr.

Von Ryuchi kam jedoch nur ein erschöpftes Murren.

„Ryu! Wie hast du das nun wieder hingekriegt...“, maulte Eiri und hielt vor dem Krankenhaus.

Er schnallte Ryuchi wieder ab, holte ihn heraus und trug ihn zur Notaufnahme, wo er sofort von einem Arzt in ein Behandlungszimmer gebracht wurde.

„Was ist passiert?“, fragte der Arzt, dessen Schild ihn als Dr. Murakami auswies.

„Er muss sich in der Küche den Kopf gestoßen haben. Hier ist ein Brief vom Arzt aus dem Schwimmbad. Da wurde er gestern gegen eine der Metallstangen an der Rutsche gestoßen.“, sagte Eiri und reichte Dr. Murakami den Zettel.

Der las ihn aufmerksam durch und betrachtete zwischendurch Ryuchi. „...Nun gut... Junger Mann, können Sie mich hören?“, fragte er Ryuchi.

Wieder kam nur ein Murren.

„Wo haben Sie sich gestoßen?“, fragte der Arzt weiter.

„Nacken...“, murmelte Ryuchi.

Dr. Murakami hob Ryuchis Oberkörper soweit an, dass er auf dem Behandlungsbett saß und tastete Ryuchis Nacken ab. Eiri konnte in Ryuchis Gesicht deutlich sehen, dass das schmerzhaft sein musste.

„Also angeknackst oder gebrochen ist nichts, das täte sicherlich auch mehr weh. Zur Sicherheit verschreibe ich Ihnen trotzdem einen Stiff Neck. Tragen Sie den bitte die nächsten Tage. Sollte Ihnen schwindelig werden oder Übelkeit auftreten, dann melden Sie sich umgehend wieder hier.“, sagte Dr. Murakami und verließ das Zimmer um kurz darauf mit dem Stiff Neck wieder zurück zu kommen.

Er legte Ryuchi das Ding um den Hals, verabschiedete sich und ging. Eiri schaute Ryuchi einen Moment an, dann half er ihm von der Liege herunter und führte den wackligen Ryuchi zum Auto zurück.

Wieder zu Hause angekommen, verbannte Eiri Ryuchi auf das Sofa, welches er ihm zuvor ausgezogen hatte. Er ging in die Küche, verteilte das Essen auf die Teller, die immer noch auf der Arbeitsfläche standen und wärmte sie nacheinander in der Mikrowelle auf.

Während Ryuchi nur wenige Happen aß, leerte Eiri den Teller in Windeseile und meldete sich dann an seinem Laptop an, um endlich die verbliebene Arbeit zu beenden.

„Du musst das wirklich jetzt noch machen?“, fragte Ryuchi.

„Ja, das muss jetzt sein. Das muss morgen früh im Büro sein, damit meine Kollegen daran weiterarbeiten können, während ich im Urlaub bin.“, erklärte Eiri.

„Achso, nagut... Ist das eigentlich oft so, dass du Arbeit mit nach Hause bringst?“

„Nein, das ist eher eine Ausnahme. Zum Glück. Ich kenne andere Kollegen, die dauernd irgendwelche Arbeiten mit nach Hause nehmen, damit sie es noch rechtzeitig schaffen.“, sagte Eiri.

„Und warum hast du es nicht geschafft?“, hakte Ryuchi nach.

Eiri drehte sich zu ihm um. Ryuchi hatte sich bereits hinter ihm lang gemacht und schaute ihn nun fragend an. „Weil du mich in den letzten Tagen davon abgehalten hast. Wie hätte ich das denn mit dem ganzen Trouble und dem Urlaub schaffen sollen?“

Ryuchi errötete. „Ich? Ich hab dich davon abgehalten? Doch wohl eher die Hochzeitsvorbereitungen.“

„Die auch...“, murmelte Eiri.

Ryuchi runzelte die Stirn. „Und wie soll ich dich davon abgehalten haben?“

„Du hast es einfach... Das muss dir als Antwort reichen.“, entgegnete Eiri. Du hast mich von der Arbeit abgehalten, indem ich dauernd an dich denken musste. Nur werd ich dir das nicht sagen...

„Das reicht mir ehrlich gesagt nicht...“, meinte Ryuchi.

Daraufhin wandte sich Eiri zu ihm um. „Dann leg dich hin und schlaf. Kannst ja derweil drüber nachdenken, wie du mich von meiner Arbeit abhalten kannst.“

Seufzend sank Ryuchi auf das Kissen zurück und zog die Decke hoch. Wie ich ihn von der Arbeit abgehalten habe... Ich wüsste nicht wie... Oh Mann, mein Kopf bringt mich noch um. Vielleicht sollte ich wirklich schlafen.
 

Nach gefühlten acht Stunden klappte Eiri den Laptop wieder zu und drehte sich zu Ryuchi um. Der war schon längst eingeschlafen und Eiri rückte ein Stück näher. Ich kann es nicht mehr länger vor mir herschieben, als wäre nichts... Er hat es einfach geschafft. Seine Art... die wilden Haare, die süße Naivität... „Ryu.“, seufzte er und strich sanft über die dunklen Haare.

Ryuchi kuschelte sich in die Decke hinein. Schon allein diese kleine Bewegung genügte, dass Eiri schluckte. Ich will nicht heiraten... Nicht Ayaka, nicht mehr. Ryu ist so süß... Er beugte sich hinunter zu Ryuchi und hauchte ihm einen sanften Kuss auf die Wange.

Ryuchi spürte eine vorsichtige Berührung, blinzelte kurz und konnte im Dunkeln gerade so Eiris funkelnde Augen ausmachen. „Eiri...“

„Schsch...“, machte Eiri leise und entfernte sich wieder.

Doch noch bevor Eiri zu weit weg war, griff Ryuchi nach seiner Hand. „Warte... Hast du eben...?“

Eiri seufzte schwer, dann- „Ich will Ayaka das nicht antun, aber... Ryu, was soll ich machen? Ich will weder ihr... noch dir wehtun.“

Ryuchi richtete sich auf. „Eiri... es ist egal, was du tust, einem von uns beiden tust du trotzdem weh. Das wirst du nicht vermeiden können.“, sagte er in einem ernsten Ton, den Eiri von ihm beinahe nicht erwartet hätte.

Eiri schaute ihn skeptisch an, soweit das bei dem spärlichen Mondlicht überhaupt möglich war. Doch der süße, naive kleine Bruder seiner Verlobten hatte verdammt nochmal Recht.

„Und im schlimmsten Fall tust du uns beiden weh.“, fügte Ryuchi hinzu.

Eiri nickte betreten. Allerdings... Wenn ich aus euer beider Leben einfach verschwinde, dann verletze ich gleich zwei Herzen... Ich muss mich wohl oder Übel entscheiden...

Ryuchi schaute ihn einen Moment lang an. „Und du kannst nicht einfach verschwinden. Ich glaube jedenfalls nicht, dass du das machst. Du wirst dich also entscheiden müssen.“

„Und wie soll ich das machen? Ryu, ich weiß nicht mehr weiter...“, sagte Eiri und hörte in der eigenen Stimme bereits die Verzweiflung hochkommen – etwas, dass er von sich gar nicht kannte.

„Eiri... Sag mal... Außer mit meiner Schwester... also... Hast du schon mal...“, eierte Ryuchi umher, während er vorsichtig eine Hand auf Eiris Arm gelegt hatte.

Eiri sah ihn irritiert an. „Äh... Nein! Ryu!“

„Dann wird es wohl Zeit.“

„Bitte?“

Ryuchi senkte für einen Moment den Blick. „Ich will ehrlich sein, Eiri. Kaum, dass ich dich gesehen habe, habe ich mich verliebt. Und als ich dann auch noch zum ersten Mal deine Stimme gehört habe... Hättest du mich gefragt, ob ich mit dir schlafen will, ich hätte keinen Moment gezögert.“

Eiri war froh, dass es dunkel war, denn er war knallrot angelaufen und schluckte schwer. „Das meinst du doch nicht ernst.“

„Doch. Und ob ich das ernst meine. Und mit jedem Mal, wenn ich dich gesehen habe, wurde meine Sehnsucht nur noch größer. Eiri, ich wusste doch auch nicht, was ich tun sollte. Ich will Ayaka auch nicht wehtun, aber sieh es doch mal von der anderen Seite... Ayaka könnte jeden Mann haben, den sie nur wollte. Ich glaube, wir sollten aufhören, dauernd an jemand anderen zu denken. Ich für meinen Teil will lieber an uns denken.“, sagte Ryuchi.

Eiri seufzte schwer. „Aber ich muss an Ayaka denken. Schließlich will ich sie heiraten und wir wissen beide, dass die Hochzeit am Wochenende stattfindet.

Ryuchi schüttelte den Kopf und rückte näher an Eiri heran. „Willst du das?“, fragte er nur.

Eiri schwieg. Will ich das? … Nicht mehr...

Ryuchi wartete auf eine Antwort, aber es kam nichts.

„Ich weiß nicht mehr, was ich eigentlich will...“, murmelte Eiri.

Ryuchi kam nun noch näher. „Ich weiß, was ich will, aber das geht nur, wenn du auch willst. Wenn du bereit bist, was Neues auszuprobieren.“, sagte er und hauchte einen vorsichtigen Kuss auf Eiris geöffnete Lippen.

Eiri schaute ihn nur an. „Hier...?“, fragte er leise.

Ryuchi wagte einen weiteren zarten Kuss. „Mir ist egal, wo...“

Dann endlich erwiderte Eiri Ryuchis Kuss und seine Hände wanderten zu dessen Kopf, den er festhielt und ihn dann in einen fordernden Kuss verwickelte.

Ryuchi genoss diesen in vollen Zügen. „Darauf habe ich gewartet, Eiri...“

Eiris Hände wanderten langsam und genießerisch an Ryuchis Armen hinunter und begannen, dessen Körper zu erkunden...
 


 


 

oh ja, ich bin gemein, ich weiß, aber so bin ich halt

bis zum nächsten kapi

Junggesellenabschied

Irgendwann mitten in der Nacht wachte Eiri wieder auf, Ryuchi in seinen Armen. Er wollte sich gerade wieder an ihn kuscheln, als ihm Ayaka wieder einfiel. „Ryu.“

Ryuchi gab ein Murren von sich und blinzelte ihn dann schlaftrunken an. „Mmm?“

„Zieh dir was an, ich weiß nicht, wann genau Ayaka wieder hier ist und wenn sie uns so sieht... Ich geh besser ins Schlafzimmer.“, sagte Eiri und kroch über Ryuchi hinweg vom Sofa herunter.

Ryuchi seufzte müde. „Du machst dir zu viele Sorgen... Aber Recht hast du ja. Wo sind meine Sachen überhaupt?“

Eiri fischte aus dem Haufen vor dem Sofa Ryuchis Kleider heraus und nahm dann seine Hälfte unter den Arm.

„Eiri, warte.“, hält Ryuchi ihn auf.

Er wandte sich noch einmal um und schaute Ryuchi fragend an.

„Krieg ich noch einen Kuss?“, fragte dieser.

Eiri beugte sich zu ihm hinunter und erfüllte ihm diesen Wunsch. „Schlaf noch gut.“, sagte er liebevoll.

„Du auch.“, flüsterte Ryuchi verliebt.

Eiri löste sich wieder von ihm und verschwand dann im Schlafzimmer, wo er sich in seine Decke kuschelte, die Gedanken bei Ryuchi. Im selben Moment jedoch musste er wieder an Ayaka denken. Was mach ich nur am Wochenende, wenn ich in der Kirche stehe und... Was tue ich dann? Mit dieser Frage im Kopf schlief er ein.
 

Der Duft von frischem Kaffee stieg ihm in die Nase und holte ihn aus dem Bett. Müde schlurfte Eiri in die Küche, wo Ryuchi gerade einen Schluck Kaffee trank.

„Guten Morgen, Eiri. Willst du auch einen Kaffee?“, fragte Ryuchi.

„Ja bitte.“, murmelte Eiri und lehnte sich gegen den Küchenschrank.

Ryuchi stellte derweil eine Tasse unter den Kaffeeautomaten und drückte dann eine der Tassen. Die Maschine mahlte laut den Kaffee und Ryuchi betrachtete dabei Eiri. „Konntest du noch schlafen?“, fragte er.

„Nicht wirklich.“, antwortete Eiri, nahm den Kaffee dankbar entgegen und fuhr dann fort. „Ich musste andauernd daran denken, was ich morgen tun soll. Ich bin deswegen immer wieder aufgewacht.“

Ryuchi stellte seine Tasse in den Abwasch. „Die Entscheidung kann ich dir nicht abnehmen... Und Aya auch nicht.“

„Ja, ich weiß...“, meinte Eiri.

Kurz darauf hörten beide einen Schlüssel klappern. Ryuchi flitzte eilig aus der Küche, als ob es irgendetwas bringen würde, wenn Ayaka ihn und Eiri nicht gemeinsam in der Küche stehen sehen würde.

Sie kam durch den Flur und sah gerade noch Ryuchi ins Bad huschen. Dann ging sie in die Küche, wo sie Eiri noch im Schlafanzug vorfand. „Hallo Schatz.“, begrüßte sie ihn und küsste ihn dann. „Ist wohl gestern doch noch sehr spät geworden, was? Was ist eigentlich mit Ryu passiert? Warum hat er eine Halskrause?“

Eiri hatte zwar ihren Kuss nur halbherzig erwidert, aber es schien ihr gar nicht aufgefallen zu sein. „Ach das. Er hat sich gestern hier irgendwie den Kopf gestoßen oder den Nacken angeschlagen. Jedenfalls in Kombination mit dem Theater im Schwimmbad hatte das entsprechende Auswirkungen. Im Krankenhaus haben sie ihm das Ding dann angelegt. Er soll es ein paar Tage tragen.“, erklärte Eiri.

„Ihr wart im Krankenhaus? Meine Güte, da hattet ihr ja nochmal richtig Action.“, sagte sie.

In dem Moment kam Ryuchi zurück und sie grinste ihn frech an.

„Du machst ja Sachen, Ryu.“, begrüßte sie ihn lächelnd.

„So bin ich halt. Du kennst mich doch, Schwesterchen.“, sagte er und drückte sie kurz.

„Sagt mal, wolltet ihr nicht diesen Junggesellenabschied machen, oder wie das heißt?“, fragte sie dann und schaute Eiri an.

Ryu strahlte. „Ja genau! Und das machen wir heute! Das macht man immer am Abend vor der Hochzeit.“

„Na dann macht euch mal los, das soll ja eine Weile gehen, wenn ich dich richtig verstanden habe, Ryu.“, meinte Ayaka.

„Normalerweise schon, aber das liegt ganz im Ermessen des Einzelnen. Allerdings... Ich muss noch ins Tierheim, dann würde ich vorher noch was essen und dann erst losgehen.“

„Okay, dann frühstücken wir jetzt und dann geht ihr zwei los.“, sagte Ayaka und holte Reiskuchen aus einer Tüte, die sie mitgebracht hatte.

Während Eiri und Ryuchi sich fertig machten, kam Ayaka mit einer großen Tüte zurück. „Ach, Eiri... Ich weiß ja nicht, wie lange ihr machen wollt, aber du kannst ja deinen Anzug mitnehmen und gleich bei Ryu bleiben. Dann machst du dich morgen bei ihm fertig und wir treffen uns dann in der Kirche.“, sagte sie.

„Okay...“, meinte Eiri nur.

„Viel Spaß euch beiden. Bis morgen.“, sagte sie, drückte ihm die Tüte in die Hand und gab ihm einen Kuss. „Ich liebe dich.“, fügte sie leise hinzu.

Eiri erwiderte den Kuss. „Ich dich auch.“, murmelte er und verließ dann mit Ryuchi die Wohnung.

Stillschweigend fuhren sie zum Tierheim, wo Ryuchi die kleine Kira fütterte. Mikoto stand, wie beim letzten Mal, im Türrahmen und schaute ihm lächelnd zu. „Na, willst du Kira mitnehmen?“, fragte sie.

„Nein, noch nicht. Sie ist doch noch zu klein.“, antwortete Ryuchi.

„Kleiner Scherz, ich weiß ja, dass sie noch nicht alt genug ist.“

Ryuchi stellte die Flasche beiseite, streichelte Kira noch ein wenig und setzte sie dann in ihr Körbchen, von wo aus sie ihn anschaute und herzerweichend mauzte.

„Ach Kira, so viel passt in deinen kleinen Magen doch gar nicht rein. Und ich komm morgen wieder. Versprochen.“, sagte Ryuchi, schaute zu Eiri, der von der Seite her zugesehen hatte und ging dann zu Mikoto.

„Ich geb ihr nachher wieder das normale Futter. Das frisst sie ja immerhin auch ohne dich.“, sagte sie und machte den Weg frei.

Ryuchi und Eiri verließen das Zimmer, schlossen die Tür und gingen den Flur hinunter zum Ausgang.

„Ihr habt es heute aber eilig.“, meinte Mikoto an der Ausgangstür.

„Ja, Eiri feiert heute seinen Junggesellenabschied. Wir essen jetzt noch etwas und dann fahren wir nach Yoshiwara.“, sagte Ryuchi.

„Yoshiwara... Na dann viel Spaß.“ Sie lächelte und schaute den beiden nach, während sie zum Auto liefen.
 

Eiri fuhr zunächst zu Ryuchis Wohnung, wo sie die Tüte mit seinem Anzug abstellten und dann zu Fuß zu einem Restaurant in der Nähe gingen. Dort aßen sie eine Kleinigkeit, da das Frühstück noch nicht allzu lang her war. Nach dem Essen gingen sie zur naheliegenden Tokioter U-Bahn, mit der sie direkt nach Yoshiwara fuhren.

Kaum, dass sie dort aus dem Bahnhof wieder an die Oberfläche kamen, wurden sie auch direkt von den sogenannten leichten Damen begrüßt. Ryuchi führte Eiri jedoch schnurstracks an ihnen vorbei und in eine der Straßen Yoshiwaras. Sie liefen eine Weile und wurden von beiden Seiten immer wieder von ein paar Damen kokett angesehen oder gar angesprochen. Ryuchi reagierte nicht darauf und bedeutete Eiri, es ebenfalls zu ignorieren.

Plötzlich entdeckte Eiri seinen Chef. „Oh... Mein Chef...“

„Ach komm... Wenn der hier ist und sich rumtreibt, dann wird er es dir wohl kaum übel nehmen.“, grinste Ryuchi.

„Meinst du...“, sagte Eiri.

„Ja klar... Komm. Lass uns mal kurz in eine Bar gehen, ich weiß noch nicht so recht wohin wir gehen könnten.“, sagte Ryuchi und deutete auf eine kleine Gasse links von ihnen.

Eiri folgte ihm in die Gasse und in ein kaum als Bar erkennbares Geschäft. Dort setzten sie sich in die hinterste Ecke, wo Ryuchi eine Art Stadtplan hervorholte. „Also... wo können wir hingehen...“, überlegte er halblaut.

Eiri bestellte derweil am Tresen etwas zu Trinken. Als er damit zurückgehen wollte, sah er, wie einer der Typen am Tisch vor dem ihren aufstand und auf Ryu zuging.

„Hey, Süßer.“, hörte Eiri ihn säuseln.

Ryuchi sah auf. „Verzieh' dich.“, meinte er nur gelangweilt.

Eiri huschte ein Lächeln über die Lippen und er ging weiter. Er hatte gehofft, dass das schon reichen würde, doch der andere schien von Ryuchis Ablehnung ganz und gar nicht beeindruckt zu sein.

„Oh, eine kleine Kratzbürste! Das liebe ich.“, knurrte der rau.

Eiri hatte den Tisch erreicht und stellte die beiden Gläser ab. Der Kerl vom anderen Tisch sah ihn kurz abschätzend an. Sein Blick wanderte erst von Eiris Gesicht zur dunklen Jeans, den schwarzen Sneakern, wieder hinauf zu seinem Hals, dem weißen Shirt und der darüber offenen Anzugsjacke. „Eine Büroschleiche... Ist das dein Ernst?“, fragte er an Ryuchi gewandt. „Das wird ja langweilig werden... Da hast du's bei mir aber besser.“, fügte er mit abschätzigem Tonfall hinzu.

„Das kann er wohl selbst beurteilen.“, sagte Eiri ruhig.

„Allerdings, da hat die Büroschleiche wohl recht. Für den Vergleich werde ich mal gleich sorgen.“, grinste der Typ breit, strich rau über Ryuchis Wange und warf einen Blick auf ein Schild neben dem Tisch, auf dem Separee stand.

„Mich fragt hier wohl keiner! Wer hat gesagt, dass ich da mitmache?“, murrte Ryuchi mit verzogenem Gesicht.

„Ich hab das gesagt.“, fauchte der Fremde und packte Ryuchi plötzlich fest an den Nackenhaaren.

Eiri sah das sofort und griff fest an dessen Arm. „Niemand fasst meinen Freund an. Niemand!“, zischte er und drückte noch fester zu.

Der klobige Typ war gezwungen loszulassen und Eiri drückte ihn unwirsch in den Ryuchi gegenüberliegenden Sitzplatz.

„Ist das klar?!“, fragte Eiri knurrend. „Du fasst ihn nicht an! Und jetzt verschwinde!“, fügte er hinzu.

Dann zerrte Eiri ihn wieder auf die Beine und beförderte ihn zurück an dessen Tisch. Ryuchi schaute ihn verdutzt an. „Eiri...“

Ayakas Verlobter setzte sich wortlos neben ihn und trank sein Wasser aus. Einen Moment später schaute er ihn doch an. „Was denn? Nichts anderes hätte ich auch für Aya getan.“

Ryuchi lächelte. „Danke, Eiri.“ Dann trank auch er sein Wasser aus und erhob sich. „Lass uns gehen.“

Sie verließen die Bar und Ryuchi steckte den Stadtplan wieder in seine Tasche. „Ein paar Straßen weiter ist ein Tempel. Lass uns doch da hingehen.“

„Von mir aus.“, entgegnete Eiri.

Ryuchi ging voran und bog nach ein paar Straßen auf ein begrüntes Stück Gelände ein. Ein verschlungener Weg führte zunächst in einen kleinen Bambuswald in dem der Weg zu einer Treppe wurde, die weiter auf einen Hügel führte.

Oben angekommen standen sie or einem kleinen Tempel, der schon zu Edo-Zeiten hier gestanden haben musste. Auf einem verwitterten Schild über dem Altar stand „Tempel der Liebe“.

Ryuchi ging langsam vor und läutete die kleine Glocke an dem alten Tau, das früher einmal rot-weiß geflochten war. Er legte die Handflächen aneinander. Ich bitte für Eiri darum, dass er die richtige Entscheidung trifft...

Neben ihn trat Eiri und legte ebenfalls die Hände zusammen. Schweigend stand er neben Ryuchi und wusste einfach nicht, was er sich hätte wünschen sollen. Er entschloss sich dafür, sich Glück für Ryuchi zu wünschen.

Der Schwarzhaarige drehte sich bereits wieder um und wartete nur noch auf Eiri, der ihm kurz darauf folgte. Gemeinsam gingen sie langsam wieder die Treppe hinunter. Unten angekommen fielen ihnen plötzlich kühle Tropfen in die Gesichter. Als sie wieder auf die Straße traten, wurde der Regen stärker.

Ryuchi erinnerte sich an ein Gebäude, an dem sie vorhin vorbeigekommen waren. Da würde er jetzt liebend gerne mit Eiri hingehen. Aber es ihm direkt sagen konnte er nicht. „Eiri, komm! Ich weiß, wo wir hingehen können.“, sagte er nur und nahm dessen Hand.

Eiri kam nicht mehr dazu, noch etwas zu entgegnen, sondern ließ sich einfach von Ayakas kleinem Bruder durch den jetzt strömenden Regen die Straßen entlang ziehen. Ryuchi stoppte erst vor einem Haus, an dem in großen roten Buchstaben ein Wort in lateinischer Schrift prangte.
 

Ayaka hatte sich ihre Freundin Setsuna eingeladen damit auch sie so etwas Ähnliches wie einen Junggesellenabschied feiern konnte. Sie saßen beide auf dem Sofa und hielten jede ein Glas Sekt in der Hand, während sie sich einen typischen Frauenfilm ansahen.

Ayaka seufzte, als der Film zu Ende war.

„Oje, so schlimm war der Film nun auch nicht.“, meinte Setsuna lachend.

„Ach... Nicht deshalb. Ich hab nur so ein komisches Gefühl.“, sagte Ayaka und schenkte ihrer Freundin ein Lächeln.

Setsuna setzte sich kerzengerade auf. „Wie? Bist du etwa schwanger?“, fragte sie breit grinsend.

Ayaka konnte ihre Freude nicht erwidern. „Was? Nein, so komisch nun auch wieder nicht! Ich meinte eigentlich wegen Eiri und Ryuchi.“

Setsuna konnte nicht anders, als laut zu lachen, als sie das hörte. „Ach was! Die beiden sitzen bestimmt in einer Tabledance-Bar und amüsieren sich.“

Ayaka lächelte. „Naja Eiri vielleicht. Aber Ryu bestimmt nicht.“

„Wie kommst du denn darauf, dein Bruder ist so ein Schnuckelchen, den würde ich am liebsten vernaschen.“

„Du vielleicht, aber er ganz sicher nicht. Da hast du keine Chance.“, erwiderte Ayaka.

Setsuna runzelte die Stirn und legte fragend den Kopf schief.

Ayaka seufzte erneut. „Er steht auf Männer... Und genau deshalb hab ich ja so ein komisches Gefühl.“

Setsuna staunte nicht schlecht, fand jedoch blitzschnell ihre Fassung zurück. „Pah! Eiri liebt dich... Er will dich heiraten! Du glaubst doch nicht wirklich, dass Eiri einfach mal eben die Fronten wechselt?!“

Ayaka lächelte. „Nein, da hast du wohl Recht... Und außerdem – das hätte ich ja wohl gemerkt!“ Oder...?
 

„Hotel...?“

Ryuchi nickte. Beide waren inzwischen völlig durchnässt. Ryuchi ging hinein und Eiri folgte ihm zögerlich, während er zur Rezeption ging. Eiri wartete im Hintergrund bis Ryuchi mit einem Schlüssel in der Hand zu ihm kam. Wortlos nahm er dessen Hand und zog ihn hinter sich her zum Fahrstuhl. Mit diesem fuhren sie hinauf, gingen einen Gang entlang, bis Ryuchi vor einer der Türen stehen blieb und sie aufschloss. Sie gingen hinein und fanden sich in einem rot gestrichenem großen Raum wieder, der von einem gerade entzündeten Gaskamin sanft erhellt wurde. Auf dem Kaminsims befand sich ein kleiner Zettel mit der Bitte, den Kamin vor dem Verlassen des Zimmers wieder auszuschalten und das Fenster zu öffnen. Mittig im Zimmer stand ein großes Bett, bedeckt mit einer schwarzen Satindecke. Darüber hingen zwei riesige Reispapierrollen mit Gedichten in tradioneller Kanjischrift. Auf der gegenüberliegenden Seite war ein großes Bild von Hokusai angebracht. Es zeigte eine Frau und einige Oktopusse.

„Schau mal. Die Taucherin und die Oktopusse.“, sagte Ryuchi und betrachtete das Bild.

Eiri gesellte sich zu ihm. „Hokusai, 1842.“, meinte er seelenruhig.

„Das weißt du? Ich kenne von Hokusai nur die Welle...“, entgegnete Ryuchi überrascht und wandte sich dann wieder dem Kamin zu.

Eiri musste lachen. „Das steht doch darunter.“

Ryuchi seufzte und drehte sich lächelnd zu Eiri um, der sich gerade auf die Bettkante setzte und weiterhin zu dem Bild schaute, dass beidseitig von großen Spiegeln umrahmt wahr.

„Sag mal, Eiri... Das ist jetzt vielleicht eine blöde Frage, aber... Hat Ayaka schon mal für dich...“, begann er und beendete seinen Satz mit schlängelnden Bewegungen und dem Versuch, sich möglichst erotisch die Jacke auszuziehen.

Eiri schmunzelte. „Nein, hat sie nicht. Und du musst das auch nicht machen.“

Ryuchi grinste schelmisch. „Und wer behauptet, dass ich jetzt auf dich höre?“, säuselte er und ließ die Jacke vor dem Kamin fallen.

Er kam auf Eiri zu und zog ihn auf die Beine, dann zog er ihm auch die nasse Jacke aus, warf sie zu seiner eigenen und schubste Eiri dann auf das Bett zurück. Dann zog er Eiri die klammen Schuhe aus und schob sie ebenfalls zu den Jacken vor den Kamin, wohin sich dann auch seine Schuhe gesellten. Dann sah er sich um, ob sich irgendwo ein Radio oder Ähnliches fand und hatte sogar Glück. Neben dem Kamin, kaum zu sehen, stand ein kleines Regal mit CDs und darauf ein kleiner CD-Player. Die Lautsprecher waren nicht zu sehen, jedenfalls nicht in der Nähe des Geräts. Er öffnete den schmalen CD-Schrank und fand nach kurzem Suchen eine geeignete CD, die direkt darüber im Abspieler landete. Er suchte sich den dritten Titel und ließ die Musik laufen.
 

Baby, take off your coat

Real slow

Take off your shoes

I'll take off your shoes now

Take off your dress

Yes, yes, yes

You can leave your hat on

You can leave your hat on

You can leave your hat on

Gone over them, turn on the lights

All the lights

Come back here, stand on that chair

There's a woman, that's right

Raise your arms up in the air

And now shake 'em

You give me reason to live

You give me reason to live

You give me reason to live

You give me reason to live

Sweet darling

(You can leave your hat on)

Just leave your hat on, right

Baby

(You can leave your hat on)

Just leave your hat on

You can leave your hat on

You can leave your hat on

Suspicious minds keep talkin'

They're tryin' to tear us apart

They don't believe in this love of mine

They don't know what love is

They don't know what love is

They don't know what love is

They don't know what love is

Yeah, I know what love is

'Cause there ain't no way

(You can leave your hat on)

Just leave your hat on, right

(You can leave your hat on)

Just leave your hat on

(You can leave your hat on)

Do that baby

(You can leave your hat on)
 

Passend dazu bewegte er sich und ließ ein Kleidungsstück nach dem anderen fallen. Er ging auf Eiri zu und zog ihn auf die Beine. Er öffnete dessen Hemd, ließ es langsam über seine Haut nach unten gleiten und feuerte es dann zu dem Haufen vor dem Kamin. Wiederum schlängelnd ging Ryuchi in die Knie, öffnete den Gürtel und ließ dann auch Eiris Jeans langsam über die Haut streifen. Er schubste ihn wieder auf das Bett zurück und zerrte die Hose von Eiris Fußgelenken. Ein weiteres Kleidungsstück, dass auf dem Haufen feuchten Stoffes landete.

Mit einem Lächeln beugte sich Ryuchi dann über Eiri und küsste ihn liebevoll.

„Du kannst das ja richtig gut...“, schnurrte Eiri an Ryuchis Ohr.

„Oh, danke. Dafür, dass ich es das erste Mal gemacht habe.“

„Ja, genau deshalb war es ja so gut, Ryu.“

Ryuchi spürte Eiris Hände, wie sie vorsichtig an seinen Seiten entlang strichen und dann sanft am letzten Kleidungsstück zerrten, das sowohl er selbst als auch Eiri noch trugen. Ryuchi gab nach und das letzte Stück Stoff landete auf dem Boden vor dem Bett. Gleich daneben landete das zweite Stück und beide konnten den anderen deutlich wahrnehmen. Ein wohliges Seufzen floh aus Eiris Kehle und Ryuchi nutzte den Moment, um an Eiris Brustwarze zu knabbern. Sofort konnte er Eiris Männlichkeit umso deutlicher an der Innenseite seines Schenkels spüren. Ryuchis Lippen erkundeten Eiris Haut hinauf bis zu seinem Hals wo er zärtlich weiter knabberte. Eiri sog die Luft zwischen den Zähnen ein, als sie einander streiften. An ihrer beider empfindlichster Stelle. Ryuchi erhob sich ein Stück und sah Eiri mit vor Liebe sprühenden Augen an, dann küsste er ihn leidenschaftlich.

„Willst du...?“, fragte Ryuchi leise.

Eiri musterte ihn einen Moment, dann schien er zu verstehen und nickte. Ryuchi richtete sich auf, öffnete eine der Schubladen vom Schränkchen neben dem Bett und fischte eine kleine Tube heraus. „Die Bibel der Love-Hotels.“, grinste er schelmisch, drückte etwas vom Inhalt auf seine Hand und verteilte einen Teil davon in massierenden Bewegungen auf Eiris Glied. Ein wohliges Knurren war zu hören, dann ließ Ryuchi von ihm ab, ließ die Tube fallen und setzte sich vorsichtig auf ihn. Er seufzte und genoss das Gefühl, Eiri in sich zu spüren. Langsam ließ er seinen Kopf in den Nacken fallen und begann sich langsam zu bewegen.

Eiri genoss Ryuchis Bewegungen und schloss genießerisch die Augen. Seine Hände wanderten zu Ryuchis Hüften und dann noch ein Stück weiter, wo er sanft zu kneten begann. Der Schwarzhaarige über ihm atmete tief und hörbar ein.

Ryuchi berührte Eiris Handgelenke und strich über die Haut seiner Arme. Seine Hände wanderten von Eiris Armen hinüber zu seiner Brust, wo sie sich vorsichtig festkrallten.

Eiri konnte seine Stimme nicht mehr zurückhalten und ließ Ryuchi seine Erregung hören...
 

Ryuchi hatte den Kamin bereits abgeschaltet, während Eiri in seine Schuhe schlüpfte. Gemeinsam verließen sie das Zimmer und fuhren mit dem Fahrstuhl wieder nach unten. Ryuchi ging an die Rezeption, während Eiri wieder im Hintergrund wartete.

Doch dann winkte ihn Ryuchi zu sich heran. „Das wird doch teurer als gedacht... Ich...“, begann er.

„Schon okay, ich bezahle.“, sagte Eiri lächelnd und gab dem Mann hinter dem Tresen das Geld.

Als sie die Tür erreichten, sahen sie bereits, dass es draußen immer noch regnete.

„Nagut, dann werden wir eben noch einmal nass.“, meinte Ryuchi seufzend.

„Das ist dann wohl so. Wir müssen uns dann zu Hause wieder aufwärmen.“, entgegnete Eiri.

Ryuchi warf ihm beim Hinausgehen einen schelmischen Blick zu. „Aha... Wie soll ich das verstehen?“

„Wer weiß...“, grinste Eiri zurück.

Sie liefen so schnell sie konnten zur U-Bahnstation, wurden aber trotzdem wieder völlig durchnässt.

Als sie die Bahn wieder verlassen hatten und auf dem Weg zurück zu Ryuchis Zuhause waren, war es bereits dunkel geworden. Sie gingen hinauf und in die Wohnung. Dort holte Ryuchi zwei Handtücher für sie.

„Zieh die Sachen aus, sonst wirst du noch krank.“, meinte Eiri, der versuchte sich die Haare mit der einen Hand abzurubbeln und mit der anderen seine Hose aufzubekommen.

Ryuchi lachte lauthals, als er zu ihm sah. „Ja mach ich, aber erst wenn ich mit den Haaren fertig bin.“

Eiri musste nun auch lachen und ließ das Handtuch los, um erst seine Kleider auszuziehen. Nur noch in Unterhose, widmete er sich nun wieder seinen Haaren. Ryuchi hingegen hatte sein Handtuch beiseite gelegt, schüttelte den Kopf und zog nun seine nassen Kleider aus.

„Willst du Tee?“, fragte Ryuchi dann.

„Ja gerne.“, antwortete Eiri und ließ sein Handtuch auf Ryuchis fallen.

Er ging ins Wohnzimmer und wartete dort auf Ryuchi. Sein Blick fiel auf die Tüte mit dem Anzug. Er seufzte. Was mache ich morgen nur...

Kurz darauf kam Ryuchi mit den Teetassen zurück, stellte sie ab und zog Eiri mit sich auf das Sofa. „So... Wie meintest du das vorhin mit dem aufwärmen?“

Eiri lächelte. „Wenn du jetzt eine Decke holst, dann wirst du schon sehen was ich meine.“

„Okay!“ Ryuchi sprang sofort wieder auf und flitzte in sein Schlafzimmer.

Eiri hörte ihn im Schrank wühlen. Er sah sich rasch um. Vorhin hatte er hier eine Kerze stehen sehen und irgendwo auch ein Feuerzeug. Im Regal über dem Fernseher entdeckte er beides endlich. Eilig stellte er die Kerze auf den Tisch zwischen die Teetassen und zündete sie an. Dann schaltete er das Licht aus und setzte sich wieder.

„Haben wir Stromausfall?“, fragte Ryuchi aus dem Schlafzimmer.

„Nein, nein. Sag mal, was dauert denn da so lange, nimm doch einfach die Bettdecke.“, antwortete Eiri.

„Ja, stimmt. Moment.“ Ryuchi kam mit der besagten Decke zurück ins Wohnzimmer geschlurft. Er blieb einen Augenblick stehen, dann breitete sich ein freudiges Lächeln in seinem Gesicht aus. Er ließ sich neben Eiri nieder, griff nach seinem Tee und kuschelte sich dann an ihn.

„Eiri...?“

„Hmm...“

„Ich liebe dich...“

Mit Gottes Segen

the last one :)
 


 

Immer noch müde wachte Eiri am nächsten Morgen auf. Langsam öffnete er die Augen und seufzte. Dann merkte er, dass er neben Ryuchi in dessen Bett lag. Ein weiteres, schwereres Seufzen entfloh seiner Kehle. Mühsam erhob er sich auf seine Ellenbogen und strich Ryuchi über den nackten Arm. „Aufwachen...“, flüsterte er.

Ryuchi murrte und kuschelte sich in seine Decke ein. Eiri ließ ihn liegen und drehte sich auf die andere Seite, wo er nach seiner Uhr griff. Ein Blick darauf jedoch versetzte ihm einen Schock. Sie hatten kaum noch Zeit, sich fertig zu machen und zur Kirche zu fahren. Hastig rollte er sich zu Ryuchi zurück, sodass er beinahe auf ihm lag. „Ryuchi! Aufstehen! Wir haben keine Zeit mehr!“, sagte er laut und sprang aus dem Bett.

Ryuchi drehte sich müde um und schaute ihn an. „Was?“

Eiri knurrte. „Ich sagte, wir haben keine Zeit mehr! Um elf Uhr geht es los, es ist schon halb neun!“

„Sag das doch gleich!“, japste Ryuchi und hüpfte ebenfalls aus dem Bett, als Eiri bereits in das Bad hetzte.

Dort sprang er unter die Dusche und war nach fünf Minuten schon wieder draußen. „Ryu! Nun mach schon, rein in die Dusche!“, rief er.

Ayakas Bruder antwortete vom Wohnzimmer aus und platzte dann mit Eiris Anzug ins Bad.

„Danke!“, quetschte dieser hervor, während er sich im Eiltempo rasierte.

Ryuchi war gerade in die Dusche getreten, als er auch schon Eiris angenehmes Deo wahrnahm und sich ebenfalls in der Dusche beeilte. Als er wieder herauskam und durch das Wohnzimmer huschte um sich seinen Anzug anzuziehen, erhaschte er einen Blick auf Eiri, der bereits fertig war. Er sieht umwerfend aus! Ach... warum heiratest du meine Schwester?... Wie schön wäre es, wenn wir beide heiraten würden...

„Los beeil dich, Ryu.“, holte Eiri ihn aus seinen Gedanken.

„Du siehst super aus!“, entgegnete Ryuchi und verschwand hastig im Schlafzimmer, wo er seinen Anzug deponiert hatte.

„Schön, ich warte nur noch darauf, zu sehen, wie gut du in deinem Anzug aussiehst...“, sagte Eiri, wobei er es eher belanglos meinte.

Ryuchi hielt einen Moment vor der offenen Schranktür inne. Er schluckte schwer, legte den Kopf in den Nacken und rang darum, dass er nicht laut seufzen musste. Oder schlimmer noch, gleich losheulen würde. Er atmete tief durch, fischte den Anzug aus dem Schrank und schlüpfte hinein. Er schloss den Schrank und stand nun vor dem Spiegel. Er sah gut aus und das wusste er. Aber dennoch konnte er kein Lächeln auf sein Gesicht zwingen, so sehr er jetzt gerade auch wollte. Und da war sie dann, eine Träne. „Oh nein, nicht jetzt...“, flüsterte er, wischte sie weg und atmete noch einmal tief durch.

„Ryu! Bist du endlich soweit?“, rief Eiri aus dem Wohnzimmer.

„Gleich.“, kam es ziemlich leise von Ryuchi.

„Ich hol dich gleich da raus, wenn du nicht bald kommst.“

Ryuchi starrte in den Spiegel und jetzt musste er doch lächeln. „Ist ja gut.“ Er wischte die Träne weg, straffte die Schultern und kam heraus.

Eiri musterte ihn einen Augenblick lang. „Du siehst auch super aus. Jetzt lass uns losfahren.“

Ryuchi nickte und ließ seine Hände in den Taschen verschwinden, während Eiri voranging. In der linken spürte er etwas, woran er seit dem Kauf des Anzugs keinen einzigen Gedanken mehr verschwendet hatte. Er musste erneut schlucken. Stimmt ja... Ayaka hat es nach dem Kauf da reingelegt. Ich bin ja ihr Trauzeuge... Vielen Dank für die Erinnerung, Ayaka, ich freu mich riesig... Vor allem auf das, was unsere Eltern wohl dazu sagen werden...

Sie standen inzwischen vor Eiris Wagen. Ryuchi hatte, gedankenverloren, gar nicht richtig mitbekommen, wie schnell sie die Treppe hinunter gegangen waren. Eiri saß bereits auf dem Fahrersitz und schaute Ryuchi nun ungeduldig an. Hastig ging er um das Auto herum, setzte sich hinein und spürte schon beim Tür schließen, wie Eiri den Motor in Bewegung setzte.

„Was ist denn los? Du bist so apathisch, seit du deinen Anzug angezogen hast.“, fragte Eiri.

„Apathisch? … Es ist nichts weiter... Ayaka heiratet, das wird’s wohl sein...“, war Ryuchis Antwort.

Eiri sah sich auf der Straße kurz um, ob er niemanden behinderte, dann bremste er scharf ab. „Was soll das denn jetzt? Warum bist du auf einmal so patzig? Ich habe dich nur gefragt, was mit dir los ist, weil du eben so gedankenverloren warst.“

Ryuchi warf den Kopf mit geschlossenen Augen in den Nacken, sagte aber nichts dazu.

„Ryu.“ Eiri fuhr nicht weiter, er wartete auf eine Antwort.

Endlich sah Ryuchi ihn wieder an. „Mein Gott, was erwartest du?! Du heiratest!“, fuhr er ihn an.

„Ja! Tue ich! Was soll das jetzt?“

„Du heiratest!“

„Danke, für die Erinnerung, das weiß ich, Ryu!“, schnappte Eiri.

Ryuchis Seufzen füllte den Innenraum des Autos. „Ich liebe dich! … Und du heiratest! Meine Schwester!“, sagte er endlich. „... Nicht mich...“, fügte so leise hinzu, dass Eiri es beinahe gar nicht mehr gehört hätte.

„Ryuchi...“ Eiri ließ den Wagen wieder an und fuhr wortlos weiter.

Bis zur Kirche waren es noch ein paar Kilometer aber Eiri hoffte inständig, dass er sie in Sekunden zurücklegen würde und keinen Unfall baute, denn seine Gedanken rasten gerade. Na wunderbar... Zwei Menschen, die mich lieben. Dazu noch Geschwister... Sie will mich heiraten, ihr Leben mit mir verbringen, der andere liebt mich genauso... Und einem von beiden breche ich gleich das Herz... Und ich weiß selber noch nicht einmal, wer es sein wird... Ayaka oder Ryuchi... Warum ich? Das Leben ist so unfair...

Sie hatten die Kirche erreicht und stiegen aus. Über das Auto hinweg sahen sie sich an. Ryuchi konnte in Eiris Augen sehen, dass er sich immer noch nicht entschieden hatte. Und Eiri konnte andersherum sehen, dass Ryuchi genau das jetzt endlich von ihm erwartete. Es musste eine Entscheidung her und jetzt gab es keine Möglichkeit mehr, es vor sich her zu schieben. Eiri musste sich jetzt entscheiden. Ayaka oder Ryuchi.

Ryuchi kam zu ihm herum, legte eine Hand auf seine Schulter und bedeutete ihm, ihm in die Kirche zu folgen. „Sie warten schon alle, wir sind spät dran. Ayaka heult vielleicht schon.“, sagte er, bemüht ruhig und versuchte ein wenig Humor aufkommen zu lassen.

„Ich glaube, ich hab Ayaka noch nie weinen sehen...“, meinte Eiri mit einem gezwungenen Lächeln im Gesicht.

Sie setzten sich in Bewegung, Ryuchis Hand immer noch auf Eiris Schulter. Oh doch, heute wird sie weinen. Ob vor Freude oder Traurigkeit, das entscheidest du, Eiri.

Sie betraten die kühle Kirche. Ayaka stand bereits in ihrem Brautkleid vor dem Altar. Es war ein trägerloses, reinweißes Kleid. Bis zur Taille war es mit winzigen glitzernden Pailletten bestickt, darunter fiel es seidig in geschwungenen Falten hinab und war links an der Hüfte ein wenig gerafft und offen. Darin schimmerte es wieder von den Pailletten. Ihre Haare waren zu einem dicken Zopf geflochten, mit kleinen weißen Blüten gespickt, glitzerte und an den Seiten ringelten sich feine Locken auf ihre Schultern. Ihr Gesicht nahm einen erleichterten Ausdruck an, während sich die Leute auf den vordersten Bänken umdrehten.

Ryuchi sah seine Eltern und ihren entsetzten Blick, der sofort zu Ayaka wanderte. Diese sah die beiden strafend an, denn immerhin war es ihre Entscheidung gewesen, sowohl ihren Bruder als auch ihre Eltern dabei zu haben.

Eiri beeilte sich, zu Ayaka zu kommen. Er nahm ihre Hand, stellte sich neben sie und fing sich einen genervten Blick des Pfarrers ein, der ein Zuspätkommen des Bräutigams anscheinend als Frevel betrachtete.

Ryuchi hingegen ließ sich auf der gegenüberliegenden Bank von seinen Eltern nieder und saß somit auf der Seite von Eiris Eltern.

„Dann können wir ja anfangen, nehme ich an.“, bemerkte der Pfarrer und da niemand widersprach, begann er.

Nachdem er eine gefühlte Ewigkeit von Liebe und Gott, Wärme, guten wie schweren Tagen gesprochen hatte, kam er endlich auf die alles entscheidende Frage zu sprechen.

„So frage ich nun dich, Ayaka. Bist du gewillt, Eiri als deinen Mann zu lieben und zu ehren, bis das der Tod euch scheidet?“

„Ja.“, antwortete Ayaka mit einem Lächeln.

Der Pfarrer wiederholte dieselbe Frage an Eiri gerichtet. Eiri sah ihn an, doch es kam keine Antwort. In der Stille wurde hinter ihnen auf den ersten Bänken ein Raunen und Murmeln lauter. Eiri schloss langsam die Augen, atmete tief durch. Einem von euch beiden tue ich jetzt weh... Er seufzte.

Ayaka sah ihn fragend an. Ihr Blick huschte zwischen Eiri und den Gästen hin und her. Eiri... Was machst du da? Sag jetzt endlich was...

„...Nein...“, sagte Eiri gerade so laut, dass es Ayaka und der Pfarrer hören konnten.

Dann drehte er sich direkt zu Ayaka um, die ihn entsetzt ansah und der bereits die Tränen in die Augen stiegen.

Hinter ihnen hörte Eiri Ayakas Eltern. „Hat er ja gesagt? Sieht so aus.“, flüsterte sie.

Ryuchi schien seine Mutter gehört zu haben, denn Eiri konnte aus den Augenwinkeln erkennen, wie sein Kopf hinuntersank.

„Es tut mir so Leid, Ayaka... Ich kann nicht. Die letzten Tage... Je näher dieser Tag kam...“, versuchte er zu erklären, während sein Blick durch seine eigenen Tränen verschleiert wurde.

Er hörte, wie jemand aufstand und konnte gerade so durch die Tränen erkennen, das es Ryuchi war und das er auf die Türen zugehen wollte.

Ayakas Tränen rannen nun wie in Strömen, doch sie schluckte, schaute scheinbar zu ihren Eltern, die völlig verwirrt dreinschauten und dann zu Eiri zurück. Sie legte ihre Hände an seine Wangen. Mit schwerem Herzen brachte sie ein schwaches Lächeln zu Stande und wischte seine Tränen beiseite. Dann sah sie den Pfarrer an. „Warten Sie einen Moment...“, bat sie, raffte ihr Kleid und ging zu den Bänken hinunter.

Eiri dachte erst, sie würde zu ihren Eltern gehen, wo sie auch einen Moment stehen blieb und sie ansah. Doch dann ging sie eilig weiter und kam fast rennend hinter ihrem Bruder zum Stehen, den sie an der Schulter zurückhielt.

Eiri schaute verdutzt zu. Was hat sie denn jetzt vor?

Verwirrt sah er sie an, geradezu fragend. Da sprang ihre Mutter wütend auf, stürmte hinzu und fing an zu schreien. „Du! Jetzt hast du alles kaputt gemacht! Sogar die Hochzeit deiner Schwester! Ist dir denn gar nichts mehr heilig!? … Dass du es überhaupt wagst in dieses Gotteshaus zu kommen!“, fluchte sie lauthals.

Ayaka warf ihrer Mutter einen bösen Blick zu, sagte aber nichts zu deren Tirade. Stattdessen nahm sie Ryuchis Hand. Sie hatte sich noch nicht einmal in Bewegung gesetzt, als ihm Tränen in die Augen schossen. Sie rang sich ein weiteres schwaches Lächeln ab und zog ihn dann mit sich zum Altar. Dort blieb sie vor Eiri stehen.

„Du musst dir nichts ausdenken, Eiri.“, sagte sie und schob ihren Bruder an dessen Seite. „Du hast keine Torschusspanik oder sowas... Mein Gefühl gestern hat mich nicht getäuscht.“

Eiri und Ryuchi schauten sie fragend an.

„Du hast dich verliebt, in den letzten Tagen...“, sie seufzte und schob Ryuchi noch ein Stück näher an Eiri heran. „... in Ryuchi.“

Beide standen sprachlos vor ihr und sie konnte sehen, wie viel Mühe Ryuchi hatte, seine Tränen zu verbergen und es doch nicht schaffte. Sie wischte sie ihm aus dem Gesicht und lächelte ihn an. Dann wandte sie sich an den Pfarrer. Der schien ihre Gedanken lesen zu können, denn er hob abwehrend die Hände.

„Oh nein, das kann ich nicht machen.“, sagte er.

„Bitte.“, bat Ayaka. „Nur symbolisch. Ich weiß, dass das nicht geht.“

Der Pfarrer legte mehrmals den Kopf schief. Dann seufzte er. „Also gut, aber nur symbolisch, mehr kann ich nicht machen.“, sagte er.

Von ihren Eltern war ein entsetztes Geräusch zu hören, dann sanken sie mit erstarrten Gesichtern auf die Bank zurück, als sie realisiert hatten, was da passierte.

Ayaka legte ihrem Bruder und ihrem Verlobten die Hände auf die Schultern. Beide sahen sie mindestens genauso erstaunt und entsetzt an, wie Ayakas Eltern.

„Ich liebe euch beide. Und ich verzeihe euch. Mein Bruder soll auch einmal glücklich sein dürfen und Eiri... Was nutzt uns beiden denn eine Ehe, wenn ich damit nicht glücklich bin und du die Nächte bei Ryuchi verbringst, obwohl du auf dem Papier verheiratet bist... So wären wir allesamt unglücklich und das möchte ich nicht. So, wie es jetzt ist, ist keiner von uns unglücklich, jedenfalls nicht lang. Ich werde es schon überwinden.“, sagte Ayaka, wischte sich eine Träne weg und ging dann zu ihren Eltern, die sie entsetzt ansahen.

„Nun denn... Wenn jemand Einwände gegen diese symbolische Hochzeit hat, so möge er sich jetzt melden oder nie.“, begann der Pfarrer und kaum hatte er den Satz beendet, sprang auch schon Ryuchis Mutter auf.

„Das ist unfassbar! Solch ein Frevel in einem Gotteshaus! So hat das Gott ganz sicher nicht gewollt! Die Ehe ist dem Mann und der Frau vorbehalten!“, wetterte sie.

Der Pfarrer schloss einen Moment die Augen, dann sah er die Frau an, die ihn gerade angeschrien hatte. „Vor Gott sind alle gleich, auch wenn der Vatikan das bei Homosexualität etwas anders sehen mag – die Entscheidung, diese symbolische Hochzeit durchzuführen, habe ich alleine getroffen und damit kann ich gut leben. Gibt es noch weitere Einwände?“

Stumm ließ Ryuchis und Ayakas Mutter sich wieder auf die Bank sinken. Wütend schaute sie ihre Tochter an und dann ihren Mann, sagte aber nichts mehr.

„Dann lassen wir das Geplänkel weg, das habt ihr beide schon gehört und ich habe nach euch noch eine Hochzeit. So frage ich nun dich...“, begann er und sah den Schwarzhaarigen vor sich fragend an.

„Ryuchi.“, antwortete er.

„So frage ich nun dich, Ryuchi, bist du gewillt, in guten wie in schweren Zeiten, Eiri zu lieben und zu ehren, bis dass der Tod euch scheidet?“

Ryuchi senkte den Kopf mit einem Lächeln, holte Luft und schaute wieder auf. „Ja.“

„Und du Eiri, bist du gewillt, in guten wie in schweren Zeiten, Ryuchi zu lieben und zu Ehren, bis dass der Tod euch scheidet?“

Eiri warf einen Blick auf Ryuchi, der ihn mit strahlenden Augen ansah. Dann schaute er zum Pfarrer zurück. „Ja.“

Ryuchi fiel ein Stein vom Herzen, denn dieses kleine „Ja“ zeigte ihm deutlicher als alles andere, das Eiri sich in ihn verliebt hatte – in so kurzer Zeit.

„Dann dürft ihr euch nun küssen.“, verkündete der Pfarrer und klappte sein Buch zu.

Das ließ sich Ryuchi nicht zweimal sagen, nahm Eiris Hand und küsste ihn leidenschaftlich. „Ja!“, wiederholte er.

„Ja. Wirklich.“, antwortete Eiri darauf und erwiderte den zweiten Kuss.

Familienzuwachs

„Eiri, los trink deinen Kaffee aus, wir müssen zum Tierheim!“, drängte Ryuchi.

Eiri grinste ihn breit an, trank den letzten Schluck und stand auf. Vor einer Woche noch hatten sie in der Kirche gestanden. Ayaka hatte Tränen vergossen und sie beide auch. Eiri hatte Ayaka nicht geheiratet, er hatte es einfach nicht gekonnt. Aber glücklicherweise hatten sie einen sehr toleranten Pfarrer, der sie zumindest symbolisch verheiratet hatte.

„Jetzt komm, Eiri.“, bat Ryuchi zum zweiten Mal.

„Ja doch.“ Eiri folgte ihm hinaus und zum Auto.

Er wusste, warum Ryuchi es so eilig zum Tierheim hatte. Beim letzten Mal hatte Mikoto ihn daran erinnert, dass Kira bald alt genug sein würde, um sie aufnehmen zu können. Jetzt hatte es Ryuchi natürlich sehr eilig. Er hätte es wohl am liebsten gesehen, wenn Eiri mit ihm mit Vollgas zum Tierheim gefahren wäre. Auch wenn er es gern gehabt hätte, so fuhr Eiri diesmal mit Absicht sehr ordentlich und hielt sich an jede Verkehrsregel.

Kaum dort angekommen, flitzte Ryuchi aus dem Auto heraus und ohne auf seinen Geliebten zu achten, hinein ins Tierheim. Kopfschüttelnd folgte Eiri ihm gemächlich und fand ihn und die kleine weiße Kira im hintersten Raum. Dort, wo auch seine Mauer angefangen hatte zu bröckeln. Kira mauzte frech, als er hineinkam und ließ sich schnurrend von Eiri streicheln.

„Wir können sie mitnehmen!“, jubilierte Ryuchi.

Eiri lächelte und strich weiter über Kiras weiche Fell. „Hallo Familienzuwachs.“, meinte er.

Ryuchi lächelte ihn liebevoll an. „Ja, genau.“

Mikoto musste ebenfalls grinsen. „Na los kommt, ich mach euch die Papiere fertig, dann könnt ihr sie mitnehmen.“

Gemeinsam gingen sie in ihr Büro, wo Eiri dafür unterschrieb, dass Kira geimpft und gesund war und so an Eiri und Ryuchi übergeben wurde. Dann holte Mikoto einen Korb und Ryuchi setzte Kira hinein.

„Dann viel Spaß mit Kira. Bei euch wird sie es gut haben, da bin ich mir sicher.“, verabschiedete sie die beiden Männer.

„Das wird sie.“, sagte Ryuchi.

„Auf jeden Fall.“, fügte Eiri hinzu.
 


 

-owari-



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Kommentare zu dieser Fanfic (3)

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Von:  Tamanna
2011-07-03T19:21:40+00:00 03.07.2011 21:21
Oh weh, da sind sie ja in ein ganz schönes Dilemma geraten!
Bin mal gespannt, wie es weitergeht. ^^
Von:  Tamanna
2011-07-03T19:02:14+00:00 03.07.2011 21:02
*verstehend nick*
Soso, dieser Ryuchi lässt ja nichts anbrennen...
Bin mal gespannt, wie sie da wieder rauskommen wollen.
Von:  Tamanna
2011-07-03T18:50:18+00:00 03.07.2011 20:50
Ahhhh...
Welch ein schönes Gedicht.
Ein gelunger Einstand für eine schöne Story. ^^
hat dein Freund sie denn schon gelesen?


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