Zum Inhalt der Seite

The Libertine

Sex [Drugs] & Rococo
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Prolog

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Die erste Begegnung

Gareth schlug die Augen auf und verbannte so Thumays arrogantes Grinsen vor seinem inneren Auge. Es war noch dunkel im Zimmer, nur das glimmende Feuer lies erahnen wie weit fortgeschritten die Zeit schon war. Es würde in ein, zwei Stunden dämmern. Gareth spürte den warmen Körper neben sich, hörte die gleichmäßigen Atemzüge die ihm verrieten, dass nur er wach geworden war. Geweckt von einem ständig wiederkehrenden Traum. Langsam schob sich Gareth aus dem Bett, bedacht darauf den anderen Mann im Bett nicht aufzuwecken. Schnell hatte er sich angekleidet und verließ den Raum. So früh begegnete er keiner Menschenseele. Das ganze Haus schien ihm Dornröschenschlaf darnieder zu liegen und Gareth war dankbar dafür. Er wollte niemandem begegnen, nicht in der Stimmung in der er gerade war. Im Stall sattelte er sein Pferd und warf ihm eine Decke über, denn es war noch immer fürchterlich kalt. Dann, in einen dicken Reitmantel gehüllt, schwang sich Gareth auf das wenig begeisterte Ross und ritt in die finstere Nacht.

Es war ein langer Ritt und dank der schlechten Wegverhältnisse hatte Gareth kaum Zeit nachzudenken. Als er endlich die Lichter der Anwesen vor sich sah atmete er erleichtert auf und auch das Pferd schritt schneller aus. Es brannten nur wenige der Öllampen auf den Zufahrten, in den meisten war das Öl aufgebraucht und sie waren einfach erloschen. Die Dunkelheit hatte sich ausgebreitet auf den Pflastersteinen, die zum großen Hof vor Thumays Anwesen führten. Es war der kürzeste Weg nach Hause sagte sich Gareth, als er sich selbst mitten auf dem Hof wiederfand. Dass das eine Lüge war wusste er selbst wohl am besten.

Ein weiter Bogen über die Koppeln, vorbei an Unterständen und einigen Jagdhütten, querfeldein über ohnehin abgemähte Felder, direkt zu seinen eigenen Stallungen; das wäre der kürzeste Weg gewesen, doch Gareth hatte sein Pferd wie selbstverständlich zu Thumays Hof gelenkt, wo es nun schnaubend stehen blieb. Es schien ihm sagen zu wollen, dass es nicht bereit war weiter zu gehen, wenn hier ein warmer Stall und Futter auf es wartete und nach diesem Ritt konnte Gareth seinem Pferd den Sturkopf nicht verübeln. Noch immer verwirrt von seinem eigenen Handeln führte er das Tier in einen der Ställe. Wärme schlug ihnen entgegen und Gareth entzündete eine Lampe um etwas mehr zu sehen. Eine leere Box war schnell gefunden und Gareth versorgte das Tier mit etwas Kraftfutter und Heu, sodass es alsbald zufrieden kauend keine Notiz mehr von ihm nahm. Ein Windstoß von der Tür löschte Gareths Lampe die ohnehin nur schwach gebrannt hatte und ließ ihn in völliger Dunkelheit zurück, mit dem Geräusch der schnaubenden, stampfenden Pferde.

Gareth brauchte kein Licht um sich hier zurecht zu finden. Vermutlich hätte er in der Dunkelheit ein Pferd herausführen und Satteln können, doch in diesem Moment in dem er alles um sich herum durch die Dunkelheit nur noch intensiver wahrnahm, war er zu nichts mehr in der Lage. Für einige Sekunden hatte er aufgehört zu atmen und seine Beine zitterten mit einem Mal so stark, dass er in der Finsternis zu einer der Leitern hinüberging und sich auf die Sprossen setzte. Sie führte hinauf in den Heuboden, wo Gareth sich hätte ausruhen können; doch er war nicht fähig sich zu erheben und hinauf zu ziehen. Er saß nur da, lauschte und sog tief den Geruch des Stalles ein. Erinnerungen fluteten auf ihn ein wie eine Sturmflut auf ein marodes Fischerhaus.

Der Lack, der erst vor wenigen Wochen frisch aufgetragen worden war.. die frische Farbe die so seltsam roch, der Geruch der Pferde, der Geruch des Heus und des Strohs, der Geruch dieses ganzen Stalles.. das alles war Thumay und er hielt Gareth hier fest, fest umschlungen mit seinen starken Armen. Gareths Kopf sank nach hinten gegen die Leiter und er schloss die Augen. Der Geruch des Stalles der Thumay immer anhaftete.. und der Gareth wohl bis an sein Lebensende verfolgen würde. Seine Gedanken schwammen davon und wieder tauchte ein nur allzu bekanntes Gesicht vor seinem inneren Auge auf.
 

Erlauben sie mir gleich zu Beginn ein offenes Wort. Ich weiß, sie werden mich hassen.

Es waren die ersten Worte, die Gareth jemals aus Thumays Mund gehört hatte. Und diese Worte hatten ihm einen Schauer nach dem nächsten über den Rücken und seinen ganzen Körper gejagt. Es war eines der vielen Treffen am Hofe, bei denen Männer bei guter Unterhaltung ihre Konversationen pflegten und sich über Politik und Wirtschaft ihres Landes unterhielten. Neben den Beratern des Königs und einigen wichtigen Staatsdienern, nahmen vor allem Freunde des Kronprinzen und langjährige Bekannte und Gönner des Königshauses an den Festivitäten teil.

Manchmal nahmen die Frauen auch an diesen Besprechungen teil, saßen zusammen an den Tischen und tranken Tee, auch wenn ihre Unterhaltungen weit weniger intensiv um politische Themen kreisten. Sie sprachen über Mode, Geld und die Männer die sich um den König scharten und beim Kartenspiel die Weltpolitik erörterten. Seit einiger Zeit hatte sich dort auch hin und wieder ein neues Gesicht gezeigt, doch niemand hatte dem schweigsamen Mann besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Weder hatte er sich großartig am Gespräch beteiligt, noch war er besonders auffällig. Seine Kleidung war teuer aber schlicht und meistens verbarg ein breiter Hut einen Teil seines Gesichtes. Er saß immer etwas abseits vom größten Trubel und schien sich damit zu begnügen die Szenerie zu beobachten. Gareth hatte ihn anfangs für einen ausländischen Gesandten gehalten dessen englisch nicht so gut war. Dafür gesprochen hatte immer, dass der Fremde immer mit Henry zusammen den Raum verlassen hatte und Gareth war sich sicher, dass es einer seiner Freunde war, der einfach ein wenig Palastluft schnuppern wollte ehe er sich auf ein entferntes Landgut zurückzog. Er wäre wohl auch kaum von dieser Idee abgewichen, wenn nicht nach und nach seltsame Geschehnisse sein Aufsehen erregt hätten.

Gareths Landsitz lag in der englischen Grafschaft Bedfordshire, direkt neben dem riesigen Landsitz der Familie McDomhnall. Die Männer der Familie McDomhnall hatten seitlebens immer den Titel „Duke of Bedfordshire“ getragen und Gareth hatte den alten Duke gut gekannt. Sie hatten immer ein gutes Nachbarschaftsverhältnis gepflegt, vor allem weil der Duke keine Kinder hatte und seine Frau schon vor einer Weile verstorben war. Zumindest hatte Gareth das geglaubt und sich insgeheim ein wenig Hoffnungen gemacht die halb verfallenen Stallungen des alten Mannes übernehmen zu können. Aus reiner Nächstenliebe hatte er zumindest nicht tagelang am Krankenbett des Mannes gesessen und mit ihm Karten gespielt. Zumindest nicht, wenn er ehrlich zu sich selbst war. Als der Duke verstorben und begraben worden war, stand das Anwesen jedoch leer. Henry hatte nie das Wort an Gareth gerichtet und auch sonst sprach niemand darüber, dass die reichen Ländereien nun der Krone zugefallen waren die sie neu verteilen konnte. Gareth war nach einigen Wochen zu dem Schluss gekommen, dass Henry das große Anwesen vielleicht selbst beanspruchen oder seinem Cousin zukommen lassen wollte, der selbst noch kein eigenes Heim außerhalb des Palastes hatte. Mit den enormen Weideflächen und den im Grunde schönen, wenn auch etwas maroden, Ställen, war dieses Anwesen für den Pferdeverrückten Edward sicher genau der richtige Ort zum Leben. Da man nicht darüber sprach und auch niemand anderes der Herren am Hof scheinbar dieses Land zugesprochen bekam, gab sich Gareth vorerst damit zufrieden.

Als er kurz darauf mit der Kutsche aus London wieder zu seinem eigenen Anwesen kam, fiel ihm der riesige Haufen Müll auf, der in der Auffahrt zum McDomhnall Anwesen verbrannte. Da man meistens nicht wusste wohin mit den alten Teppichen, Vorhängen und Möbeln, verbrannte man sie. Besonders in diesem speziellen Fall war das wohl auch so notwendig, denn der alte McDomhnall hatte seinen Körper nicht mehr wirklich im Griff gehabt. Wer auch immer hier einziehen wollte musste das Zeug entfernen, das nach Pisse und anderen Exkrementen stank. Anscheinend war derjenige ziemlich gründlich, doch Gareth konnte niemanden entdecken und der Anstand verbot es ihm uneingeladen das Hofgut zu betreten. Ihm blieb nichts anderes übrig als nach Hause zu fahren und abzuwarten, auf dass der neue Nachbar ihn einlud um sich miteinander bekannt zu machen, so wie es die Etikette erforderte. Selbst wenn man sich schon kannte war ein offizieller Besuch der Nachbarn gewöhnlich und Gareth rechnete inzwischen fest mit Ed der dort einzog, vor allem als die Stallungen so exzessiv ausgebaut und ausgestaltet wurden.

Es dauerte beinahe eine weitere Woche bis seine Neugierde endlich befriedigt wurde und die Gesellschaft sich erneut zu ihren politischen Diskussionsrunden im Palast traf. Gareth war extra früh eingetroffen um die Ankunft der anderen zu beobachten und schon hieran zu erkennen, ob vielleicht doch ein anderer Lord – oder Ed – in einer Kutsche vorfuhr, die vom Hofgut der Domhnalls kam. Er wurde enttäuscht, entweder war derjenige schon vor Ort oder er hatte auch die Kutschen des alten Herrn verbrennen lassen. Unzufrieden mit dieser Tatsache schlenderte Gareth durch den Palastgarten, wo sich Männer und Frauen zum Lustwandeln zusammenfanden. Ed war nicht da und so war die Stimmung weit gelöster. Wenn der selbsternannte Gigolo im Garten auftauchte um seiner aktuellen Liebschaft Gesellschaft zu leisten, waren die Blicke und das Gebaren der anderen Frauen unerträglich. Gareth war nicht unbedingt darauf erpicht eine der sich echauffierenden Damen zu mäßigen, nur damit Ed nicht gestört wurde. Als Gareth um die nächste Biegung schlenderte staunte er jedoch nicht schlecht. Eine ganze Traube junger Frauen saß um einen der Brunnen auf dessen Umfassung der Gareth unbekannte Mann saß, der den Treffen schon des Öfteren beigewohnt hatte. Er unterhielt die Damen wohl ausgezeichnet und Eifersüchteleien gab es nicht, zumindest dem Anschein nach. Sie alle, verheiratet und unverheiratet, hingen an seinen Lippen und zum ersten Mal fiel Gareth auf, dass sich hinter dem unscheinbaren Auftreten des Mannes eine Aura verbarg, von der er sich wunderte, wie er sie hatte übersehen können. Seine Augen waren so wild und stürmisch, dass Gareth die Frauen verstehen konnte denen es den Atem verschlug und seine Ausstrahlung war auf eine seltsame Weise düster und geheimnisvoll. Für einige Sekunden fühlte sogar Gareth den Sog der von ihm ausging und er schüttelte innerlich den Kopf. Er musste unbedingt Henry fragen wer das war.. und beinahe so, als habe der seinen stummen Plan gehört, wurde von einem Diener verkündet, dass das Zimmer bereit war und man sie bat hinein zu kommen.

Die Tische und Stühle waren heute anders gruppiert, doch wie immer warteten Tee und Gebäck auf die Besucher. Gareth schlenderte in den Raum hinein und setzte sich zu einigen Bekannten an einen Tisch, wartete darauf das alle eintrafen und Henry sich dann zu ihnen gesellte.

Es dauerte noch eine Weile und nachdem sich auch der Unbekannte mit der ganzen Traube Frauen hereinbequemt hatte, schlossen die Diener die Türen. Der Unbekannte setzte die Frauen an ihren Tischen ab und ging dann allein nach vorn zu einem noch leeren Tisch, setzte sich allein dort hin und schien von nichts in der Welt mehr irgendetwas wahrnehmen zu wollen bis schließlich Henry eintrat. Man erhob und verbeugte sich und der Thronfolger nickte zur Begrüßung. „Schön, dass sich wieder so viele hier eingefunden haben. Ich möchte euch jemanden vorstellen, jemanden den ich schon seit vielen Jahren kennen und schätzen gelernt habe und jemand, der mir in Schottland stets ein treuer Freund und Verbündeter war.“ Leises Gemurmel flutete durch den Raum und Gareth fixierte den Unbekannten, der sich nun erhob während all die anderen saßen. Er trat vor an Henrys Seite und sah zum ersten Mal in die Runde. Es war ein berechnender durchbohrender Blick der sie scheinbar alle entblößte. Zumindest empfand es Gareth so.

„Mylords und Myladies, das hier ist Thumay McDomhnall, Duke of Bedfordshire. Er ist der Neffe des kürzlich verstorbenen Lord Domhnalls und nimmt nun seinen Platz als Duke of Bedfordshire ein. Ich hoffe ihr werdet uns oft Gesellschaft leisten Mylord.“ Thumay nickte leicht und setzte sich dann mit Henry an den Tisch. Stimmengewirr brach im Raum los ob dieser Nachricht und Gareths Kiefer mahlten aufeinander. Dieser Typ hatte gerade seine Hoffnungen auf die Stallungen zerstört und er musste wohl tatsächlich selbst anbauen. Nicht dass er das finanziell nicht stemmen konnte, doch es war einfach mehr Aufwand selbst neue Ställe zu planen. Und außerdem war dieser Mann Schotte. Das war eine Beleidigung für alle Berater der englischen Krone. Anscheinend war nicht nur Gareth der Meinung ihn nicht zu mögen. Er konnte die geflüsterten Schmähungen hören und sie beruhigten sein Gemüt etwas. Dennoch kreisten die Gespräche an diesem Tag noch immer um den Lord der noch immer kein Wort an sie gerichtet hatte sondern sich nur mit Henry unterhielt. Diener brachten Wein und einige Kleinigkeiten zu Essen und nach einiger Zeit verabschiedete sich Henry mit den Worten noch wichtige Angelegenheiten erledigen zu müssen, doch er bat sie die Diskussionen fortzuführen so lange es ihnen beliebte.

Kaum dass der Thronfolger den Raum verlassen hatte wurde es totenstill unter den Männern. Auf diese Stille stellten auch die Frauen ihre Unterhaltungen ein und mit einem Mal schien sich der ganze Raum auf einen einzigen Mann zu fokussieren. Niemand sprach ein Wort, doch dutzende Augenpaare sahen auf Lord McDomhnall der gerade aus seinem Weinglas trank. Er ließ sich von den stechenden Blicken nicht verunsichern, stellte sein Glas ab und wandte sich der Gesellschaft zu, die ihn musterte. Keiner der Männer schien sich zu trauen etwas zu sagen, die Frauen erst recht nicht und Gareth wusste nicht warum. Es war doch nichts dabei diesen Kerl anzusprechen, oder? Er erhob sich und schritt ein paar Meter in Thumays Richtung, wohl wissend, dass nun auch auf ihm alle Blicke ruhten. „Nun Lord Domhnall? Werdet ihr auch das Wort an uns richten? Oder sind eure Ideen und Ratschläge nur für den König reserviert? Ich glaube wir sind alle der Meinung, dass ihr uns zu diesem neuen Kapitel des Stücks einen Prolog liefern solltet, oder?“ Er sah in die Runde und zustimmendes Gemurmel erfüllte den Saal. Thumay durchbohrte Gareth mit seinen Blicken und Gareth stellte beinahe erschrocken fest, dass dieser Mann ihn musterte wie ein Mann es bei einer Hure tat. Er musste seine ganze Körperbeherrschung aufbieten um nicht zu erröten und es gelang ihm gerade so. Lord Domhnall bemerkte es und lächelte. Dann erhob er sich, griff sein Weinglas und kam weiter in den Raum hinein, drehte sich um die eigene Achse.. und richtete zum ersten Mal das Wort an sie.

„Erlauben sie mir gleich zu Beginn ein offenes Wort. Ich weiß, sie werden mich hassen. Die Männer werden neidisch sein und die Frauen werden sich abgestoßen fühlen, schon jetzt mögen sie mich nicht; und das wird sich im Laufe der Handlung auch keineswegs ändern.

Ladies, ich gebe bekannt, ich kann und steh für euch immer bereit. Glauben sie mir, es ist keine Aufschneiderei, es ist eine medizinische Tatsache. Harte Fakten, ich treibe es mit allen. Und sie werden mich dabei beobachten wie ich es tue und dann seufzen.

Tun sie’s nicht. Es würde sie doch nur in Schwierigkeiten bringen.

Nein, sie sind besser dran wenn sie mir nur dabei zusehen als wenn ich meinen Schwanz auch noch in ihren Unterrock stecken würde.

Und verehrte Gentleman – nicht verzweifeln. Auch dafür bin ich offen. Das heißt, meine Warnung von eben gilt auch für sie. Beruhigen sie ihre schmutzigen Fantasien bis ich fertig bin, aber später wenn sie ihre Frau vögeln, und das werden sie auch gewiss tun, denn sonst verehrte Herren hätten sie mich fürchterlich enttäuscht und im Stich gelassen, erwarte ich von ihnen nur eins:

Vögeln sie sie mit dem Bild von mir in ihrem Kopf und ihren prallen Eiern.

Fühlen sie, wie es für mich war und es immer noch ist.

Denken sie drüber nach.

Habe ich da grade etwa so ein Schaudern gefühlt?

Oder hatte er etwa eine besondere Erkenntnis?

Oder ist da in diesem besonderen Augenblick des Höhepunktes eine Wand an der wir uns alle den Kopf einschlagen?

Das war’s. Das ist mein Prolog. Keine Reime oder besonders scheue zurückhaltende Aussagen, die sie hoffentlich nicht erwartet hatten.

Ich bin Thumay McDomhnall, Duke of Bedfordshire, und ich lege wirklich keinen Wert darauf, dass sie mich mögen.“

Gute Nachbarschaft

Es war totenstill im Raum. Absolute Grabesstille. Niemand sagte ein Wort. Niemand lachte, niemand kommentierte diese offensichtliche Unverschämtheit, es wirkte gar als habe die Welt aufgehört zu atmen. Gareth war stehen geblieben, gegenüber von Lord McDomhnall und starrte ihn an. Zum Glück hatte er es geschafft den Mund zu schließen und sah nun verbissen in das Gesicht des Mannes, dessen erste Worte die er aus seinem Munde gehört hatte schon zu 100% ins Schwarze trafen. Das Gefühl das der arrogante Blick in ihm auslöste war Faszination und dafür hasste Gareth den Lord tatsächlich, auch wenn er ihn nach wie vor nicht kannte. Hinter ihm fiel eine Frau seufzend in Ohnmacht und ein einzelnes Klatschen erklang von der Tür her. Es war Ed der in der Tür stand, breit grinsend, die Kleidung gespickt mit Heu. „Lord Domhnall.. schön euch wiederzusehen.“ Gareth klappte die Kinnlade nach unten und jede Schimpftirade die den Männern im Raum auf der Zunge lag wurde hinuntergeschluckt. Wenn der Cousin des Königs und damit der 2. Thronfolger so positiv und freundlich auf diese Beleidigung reagierte, dann hatten sie alle kein Recht Thumay anzuklagen. Ed durchschritt den Raum während sich 2 Diener um die ohnmächtige Lady kümmerten und begrüßte Thumay herzlich mit einer Umarmung. Gareth schüttelte den Kopf und raffte sich dann zusammen um zu den beiden hinüber zu gehen, während sich der Raum langsam leerte. Man hatte genug gesehen vom Duke of Bedfordshire und es war spät geworden. Auf Gareth wartete jedoch niemand und immerhin war dieser schottische Bastard sein Nachbar.. also würde er bleiben und ein ernstes Wort mit ihm reden.
 

Es kam anders. Als Gareth sich zu Ed und Thumay gesellte klopfte Ed ihm auf die Schulter. „Nichts für ungut Gareth, aber du hast ihm einfach die beste Steilvorlage gegeben die man sich nur wünschen kann.“ „Wie bitte?“ Gareth sah keineswegs so aus als würde er Eds Meinung teilen. „Nun Mylord, Ihr habt mich aufgefordert etwas zu sagen und das habe ich, oder?“ Thumays Englisch war formvollendet gut und man hörte nicht, dass er aus Schottland kam. Sicher hatte er die Aussprache in den letzten Tagen und Wochen perfektioniert. „Ihr seid Lord Carleon, nicht wahr? Man hat mir viel von euch erzählt.“ Thumay wandte sich Gareth ganz zu und mit einem Erschaudern musste Gareth feststellen, dass der Lord größer und breiter als er selbst wirkte. Gareth war nicht dünn und schmal, doch dieser Mann vor ihm sah aus, als habe er sein Leben lang harte Arbeit verrichtet. Thumay hatte Muskeln wie Ed und sie beide wirkten wie vom selben Schlag. Sicher verstanden sie sich deswegen so gut. Erst als er sich der Stille bewusst wurde merkte er, dass er noch immer keine Antwort gegeben hatte auf die wohl beide Männer warteten. „Nun, das bin ich. Lord Gareth of Carleon, ganz recht.“ Er räusperte sich und Thumays Grinsen wurde noch eine Spur breiter. „Er ist euer Nachbar Mylord. Wisst ihr Gareth, Lord Domhnall züchtet Renn und Arbeitspferde. Ich werdet sicher interessante Zuchtprogramme in die Wege leiten können.“ Bei dem Wort „Zucht“ wurde Gareth unwillkürlich an Thumays Einleitung eben erinnert und er war kurz davor entsetzt den Kopf zu schütteln ehe er sich besann. „Nun, gegen einen Austausch der Blutlinien wird sicher nichts einzuwenden sein. Lord Domhnall hat mich bisher auch noch nicht auf seinen Hof eingeladen, ich nehme an er wird das um der guten Nachbarschaft willen noch tun, oder?“ Seine Augenbraue rutschte in die Höhe und er musterte Thumay erneut, doch dessen Gesicht hatte sich wieder mehr verschlossen und wirkte so unnahbar wie zum Zeitpunkt ihrer ersten Begegnung. „Natürlich werde ich meine Nachbarn zu einer Führung einladen. Ich habe gehört ihr habt euch gut um meinen Onkel gekümmert. Das soll letztlich nicht unbelohnt bleiben.“ Gareth verschluckte sich beinahe. Was sollte das nun wieder? Er kam sich vor wie ein kleiner Junge, den man fürs Milchholen belohnen sollte. Die saftige Erwiderung die ihm auf der Zunge lag herunter zu schlucken fiel schwer, doch er schaffte es. „Nun, dann warte ich auf eure Einladung.. Ed.“ Er verbeugte sich vor Edward und Thumay, dann machte er auf dem Absatz kehrt und verließ schnellen Schrittes den Saal und den Palast. Jetzt hätte er gern ein Pferd gehabt um den Frust abzureagieren während er im Galopp hinaus aufs Land fegte, doch er war mit der Kutsche gekommen und so musste er auch die Kutsche nehmen um nach Hause zu kommen.

Im Saal waren Thumay und Ed inwzischen allein und Lord Domhnalls eben noch so akkurate Haltung fiel in sich zusammen wie ein Kartenhaus. Stöhnend sank er im Stuhl nach hinten und fegte seinen Hut quer durch den Raum. „Ed, sag mir warum verdammt nochmal ich hierher nach England gekommen bin und auch noch meinen muss, den Platz meines Onkels einzunehmen?“ Ed stieß ihn mit dem Stiefel an. „Weil du weggelaufen bist vor Schottland und deinem Herzblatt, dass sich anderweitig Vergnügung gesucht hat. Also dachtest du dir, komm ich doch mal nach England zu meinen guten Freunden im Königshaus und spiele ein wenig mit dem Thronfolger Ringelpiez mit Anfassen.“ Thumay grunzte. „Du bist einfach nur zu prüde um mitzumachen.“ Ed stieß ein trockenes Lachen aus. „Zu prüde? Ich würde es nur darauf anlegen dich unter mich zu bringen Mylord und das würde dir wohl kaum gefallen.“ Thumay grunzte erneut und versetzte Ed einen tritt in die Kniekehlen, der den Stallmeister straucheln ließ. „Also? Stattest du ihm heute keinen Besuch mehr ab?“ Thumay schüttelte den Kopf und raffte sich auf. „Nein. Er hat zu tun und ich sollte auch besser zu tun haben. Ich habe die Dienerschaft meines alten Herrn übernommen und einen neuen Stallburschen angeheuert. Sie arbeiten gut aber ich habe noch einiges zu erledigen bevor es so läuft wie ich es mir vorstelle. Außerdem muss ich meinen bezaubernden Herrn Nachbar noch einladen, richtig?“ Er hob seinen Hut auf, der weit in das Zimmer hinein geflogen war und setzte ihn wieder auf. „Also bis bald Ed. Und bring mir die beiden Hengste für meine Stuten. Ich glaube sie machen sich ganz gut in der Blutlinie.“ Ed nickte und Thumay verließ den Raum gemessenen Schrittes. Er hatte heute einen Erfolg nach dem nächsten verbuchen können und sich nach seinen Vorstellungen in diese Gesellschaft eingebracht. Denn seine Vorstellung sah vor, so wenig wie möglich mit den anderen zu tun zu haben. Gareth war ein Übel, dass er noch aus dem Weg räumen musste, doch dessen Courage hatte Thumay beeindruckt und vielleicht konnte man damit noch arbeiten. Er wollte Spaß haben und das ging sicher nicht immer mit Henry. Gareth hatte ihm gefallen und er würde den Lord einladen um zu sehen, was für ein Mensch er war. Mit sich und der Welt zufrieden ritt Thumay nach Hause, die Kutsche des Lords zeichnete sich vor ihm in der Ferne ab. Es wäre ein leichtes gewesen ihn einzuholen und direkt mit ihm zu sprechen, doch Thumay hatte beschlossen, sich Zeit zu lassen.
 

Von den Vorbereitungen die Thumay traf um Gareth einzuladen und dieses Treffen unvergesslich zu machen, bekam der nichts mit. Gareth hatte in den nächsten Tagen einiges zu erledigen gehabt und so hatte er sich kaum weitere Gedanken zu Thumay und dessen Verhalten gemacht. Erst als eines Abends eine schriftliche Einladung von einem Boten bei ihm eintraf erinnerte sich Gareth daran, dass er ja noch eine Rechnung mit Lord Domhnall offen hatte. Die Einladung war, wie er feststellte, noch für den gleichen Abend. Es war noch nicht besonders spät, doch Gareth hatte sich schon umgekleidet. Ein weiterer Affront und eine Beleidigung, doch die Einladung auszuschlagen wäre genauso beleidigend gewesen und so zog sich Gareth ein weiteres Mal um, ließ sich ein Pferd satteln und ritt hinüber zu Lord Domhnall, machte gute Miene zu bösem Spiel. Es wirkte ja schon beinahe so als sei er ein Schoßhund den Thumay herbei pfeifen konnte.. und als ihn der Hausherr grinsend auf dem Hof erwartete, wusste Gareth dass Thumay auch genau das von ihm dachte. Seine Hand verkrampfte sich um die Zügel und das Pferd schlug unwillig den Kopf nach oben weil es die plötzliche harte Zügelführung nicht verstand. Gareth ließ langsam wieder lockerer und zügelte das Pferd schließlich neben dem Lord um abzusteigen. Am liebsten hätte er umgedreht und wäre wieder davongeritten, weg von diesem Blick und der arroganten Art, doch es half nicht. Er war hier und würde diesen Abend durchstehen, irgendwie. Immerhin bestand ein große Unterschied zwischen den großen Tönen die der Lord so spuckte und das in die Tat umzusetzen. Er drückte einem wartenden Mann die Zügel in die Hand, der daraufhin mit seinem Pferd in Richtung der Stallungen verschwand, dann zog Gareth seine Reithandschuhe aus um Thumay mit Handschlag zu begrüßen. Seine Hände fühlten sich rau und schwielig an, wie jemand der es gewohnt war im Stall zu arbeiten. Es war nicht so, dass Gareth diese Arbeit nicht gern verrichtete, doch er fand neben seinen gesellschaftlichen Verpflichtungen nicht noch die Zeit dafür. Thumay anscheinend schon, doch es war nicht höflich danach zu fragen und so tat Gareth es nicht. „Ich denke, die Etikette verlangt nun, dass ich euch das Anwesen zeige und damit prahle welche wundervollen Errungenschaften in meinen Ställen zu finden sind“, sinnierte Lord Domhnall und Gareth begriff langsam, dass es reine Unwilligkeit war sich einem Protokoll zu unterwerfen, die Thumay dazu brachte, sich so zu verhalten. Es musste so sein, denn ein solches Verhalten wie der Duke es an den Tag legte zeugte von dem Willen andere absichtlich vor den Kopf zu stoßen. Thumay wusste wie er sich in der Gesellschaft zu bewegen hatte und er wusste auch, wie er die Menschen die sich ebenfalls in dieser Gesellschaft bewegten, treffen konnte. „Nun, das wäre wohl angebracht“, antwortete er etwas steif und folgte Thumay dann, der in den Stall vorging. Was er dort sah hatte er nicht im mindesten erwartet und mit offenem Mund starrte er staunend durch die lange einladende warme Stallgasse. Thumay heizte seine Ställe offensichtlich und man sah ihnen an das sie neu und sehr gepflegt waren. Das Metall der Boxenscharniere war sauber, auf der Stallgasse lag nicht ein Strohhalm, an den Boxen hingen die Namen der Pferde zusammen mit einer Abstammungsplatte bis in die 2. Generation. Außerdem hatte jedes Pferd ein Halfter an einem Haken neben der Boxentür hängen. Es war so, wie es sich wohl jeder Züchter erträumte, doch die Pferde die in den Boxen standen waren keinesfalls feine Vollblüter, es waren Arbeitstiere. Kaltblüter mit dickem, teilweise zotteligem Fell und großrahmige Kutschpferde, die ausdauernd für längere Transportfahrten geeignet waren. In diesem wohl unglaublich teuren Stall standen Tiere, die jeder andere Züchter als notwendiges Übel erachtete und die er meistens in Verschlägen irgendwo halb wild hielt. Nicht Lord Domhnall. Er hatte diesen Tieren ein Paradies geschaffen und Gareth konnte nicht ohne eine Spur Neid anerkennen, dass diese Tiere weitaus gesünder und kräftiger aussahen als die, die er sonst so auf den Feldern arbeiten sah. Er selbst hielt seine Arbeitstiere auch in einem normalen Stall, doch den Luxus den er seinen Zuchtpferden zukommen ließ, den sahen die Ackergäule nicht. Es gab ihm zu denken, dass er vielleicht weniger Ausfälle bei den Tieren hatte, wenn er sie besser unterstellte und pflegte, denn Lord Domhnall hatte sichtlich Erfolg damit. Sein Führer sagte nichts weiter sondern ging einfach voran, ließ Gareth staunen und sich umsehen. Sie verließen den Stall in die kühle der Nacht und wandten sich dem nächsten Gebäude zu, ungleich größer als das erste. Hier standen nun Thumays kostbare Rennpferde und seine Züchtungen. Die Boxen waren so geräumig und groß, dass andere sicher 2 Pferde dort untergebracht hätten, doch Domhnall schien in diesen Dingen verschwenderisch mit dem Platz umzugehen. Gareth war erschlagen von dem Überfluss der darauf schließen ließ, wie reich der Lord war. Er hatte noch nie, außer in seinem eigenen Stall, so gut versorgte Tiere und so wundervolle Pferde gesehen. Thumays Begrüßung bekam einen noch herberen Beigeschmack, denn es waren wundervolle Errungenschaften die der Duke of Bedfordshire sein eigen nannte und wenn er darauf schon spöttisch herab sah, was war dann gut genug für ihn? Wenn es ihm nicht schon vorher klar gewesen war, so war er sich jetzt absolut sicher: Dieser Lord hatte verdammt großen Einfluss auf das Königshaus und konnte sich das Verhalten herausnehmen. Was auch immer er für Henry tat, was er wusste oder was er bewirken konnte, es musste in eine Größenordnung stattfinden, die Gareth ihm nicht zugetraut hatte. So von einer Ecke in die nächste starrend, bemerkte Gareth nicht, dass Thumay ihn fixierte. Erst als er dessen Blick überdeutlich spürte drehte er sich herum und sah ihn halb fragend, halb irritiert an. „Und, gefällt euch was ihr seht?“ Gareth blinzelte, dann auf einmal realisierte er, dass Thumay den Wintermantel abgelegt hatte. Darunter trug er nur ein Hemd mit weiten Ärmeln und eine Hose aus weichem Rauleder. Die Stiefel die man im Licht der Öllampen deutlich sah waren schlicht und wirkten mehr wie Arbeitsschuhe. Dieses Auftreten war unkonventionell und Gareth, der es jetzt erst durchschaute, war nicht in der Lage zu antworten sondern starrte Thumay nur an. „Ich nehme das einfach mal als ja. Und wie es zu diesem Treffen gehört werde ich euch auch von meinen gastgeberischen Fähigkeiten überzeugen. Zum Glück schreibt das Protokoll nicht vor wo das sein muss, richtig?“ Gareth blinzelte als Thumay sich einfach umdrehte und weiterging und er musste sich beeilen ihm zu folgen. Er musste verdammt noch mal auch etwas sagen, dieser Mann führte ihn vor wie einen kleinen dämlichen Schoßhund! „Ihr scheint viel Arbeit und Geld in diese Ställe gesteckt zu haben Lord Domhnall. Wie habt ihr das in so kurzer Zeit bewerkstelligen können?“ Thumay bremste seinen Schritt und drehte sich um, offensichtlich verwundert doch noch etwas von seinem erschlagenen Gast zu hören. „Nun, es ist alles eine Frage der richtigen Arbeiter. Um ehrlich zu sein habe ich nichts mit diesem Ausbau zu tun. Ich habe mir einen Stallmeister eingestellt und ihm gesagt, dass ich nur das Beste will, das man in kurzer Zeit schaffen kann. Ich habe ihm gesagt er soll mir sagen was er dafür braucht und ich habe es ihm besorgt. Alles andere habe ich in die Hand meiner Leute gelegt und sie haben es zu meiner vollsten Zufriedenheit erledigt. Aber ich weiß, dass es ungewöhnlich ist hier in England seinen Bediensteten so viel Macht zu geben, richtig? Nun, vielleicht solltet ihr daran etwas ändern wenn euch diese Arbeit so gut gefällt.“ Gareth war jetzt gleichauf mit ihm und er war fest entschlossen, sich nicht mehr so mundtot machen zu lassen. „Nun, dann haben eure Arbeiter bereits gute Ställe anderswo gesehen, denn ihr könnt mir nicht erzählen, dass unausgebildete Männer in diesen wenigen Wochen diese Ställe so zusammenzimmern. Verkauft mich nicht für dumm Mylord, diese Ställe sind nach einer Vorlage errichtet.“ Thumay blieb stehen und sah Gareth durchdringend an. „Ihr bezichtigt mich also der Lüge? Wie kühn von euch..“ Er kam näher, blieb knapp vor ihm stehen und Gareth konnte riechen, dass der Lord kein Parfum benutzte. Thumay roch nach diesem Stall. Nach dem Lack, nach dem Heu, nach dem Stroh, nach dem Talg im Fell der Tiere und nach der abgestandenen Luft in den Heuböden. Er war so, wie sich Autoren in ihren Romanen ihre Helden ausmalten. Abseits jeder Konvention und jeder gesellschaftlichen Bande, frei zu tun was immer er wollte und in der Lage körperlich zu arbeiten; und dabei noch gutaussehend und bei den Frauen beliebt. Und Gareth war sich absolut sicher, dass Thumay das ganz genau wusste. Er setzte an etwas zu erwidern, doch er kam nicht mehr dazu, denn Thumay war schon zurückgetreten und hatte den einen Mundwinkel zu einem halben Lächeln verzogen. „Das gefällt mir. Ich wusste, hinter euch steckt mehr als hinter all den anderen Windbeuteln. Wenn ihr mir nun folgen würdet, das Wasser wird kalt.“

Zuberbad

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Böses Erwachen

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Gartenparty

Jasper Rutlands Anwesen, ein kleines Haus umgeben von wunderschönen Gartenanlagen, war ein gutes Stück von Thumays Wohnsitz entfernt.

Gareth wusste, dass sie zeitig losfahren mussten, doch er hatte nicht das geringste Interesse daran wieder wie ein Hund auf Abruf pünktlich zu sein, während ihn Lord Domhnall sicher warten ließ. Er hatte selbst einige Verpflichtungen gehabt und war ihnen nachgegangen, jetzt lag er genüsslich in der Badewanne und genoss das warme Wasser, das seinen Körper umspielte. Thumay hatte gegen Mittag einen Boten geschickt der Gareth mitgeteilt hatte, gegen 5 Uhr am Nachmittag bei ihm zu erscheinen. Sie würden dann gemeinsam eine Kutsche zu Lord Rutland nehmen. Gareth hatte genickt, den Boten mit seiner Zustimmung wieder zu Thumay geschickt und sich Schlag halb 5 in die Badewanne gelegt. Dort lag er immer noch als er die Schläge der Kirchenglocke zählte, die 5 schlug. Ein Lächeln schlich sich auf Gareths Lippen. //Ich bin nicht euer Schoßhund Lord Domhnall..//

Es dauerte noch ganze 30 Minuten bis eines der Hausmädchen verängstigt die Tür öffnete, die nur einen Augenblick später heftig aufgeschlagen wurde. In der Tür stand ein düster drein blickender Thumay, dessen Blick sich noch verfinsterte als er Gareth seelenruhig in der Wanne liegen sah. „Ihr habt euch also entschieden, mich warten zu lassen?“ Gareth griff scheinbar unbeteiligt nach einem Handtuch und erhob sich. Das Wasser reichte ihm jetzt noch knapp zu den Knien und sein nasser nackter Körper glänzte im Schein der untergehenden Sonne. „Ich habe lediglich daran gedacht, dass Lord Rutlands Haus von meinem Anwesen aus näher ist als von eurem. Und da ich mir sicher war, das ihr euch dieser Tatsache durchaus bewusst seid, habe ich euch hier erwartet. Ich hatte zu tun und wir werden gewiss nichts verpassen, wenn wir ein wenig zu spät kommen.“

Er trat aus der Wanne und trocknete sich ab, löste den Blick von Thumay. Der brodelte innerlich, doch er ließ es sich noch nicht anmerken. Außerdem konnte Gareth fühlen, wie er durch seine Nacktheit und seine plötzliche Souveränität aus dem Konzept gebracht wurde. Es war einfach eine Stichelei gewesen und sie beide wussten das nur zu gut. Sicher hätte Thumay Gareth seinerseits warten lassen, doch nun hatte Gareth dieses kleine Spielchen gewonnen. Der zog sich nun in aller Seelenruhe an und war bald darauf ebenfalls Aufbruch bereit. Thumay war unhöflicherweise die ganze Zeit nicht aus dem Bad gegangen, doch Gareth hatte ihn ignoriert. Als sie jetzt allein waren und das Mädchen Gareths Handtücher und dreckige Kleidung zum Waschen brachte, kam Thumay näher und drängte Gareth gegen die Wand. Der jedoch begegnete Thumay unter Auferbietung all seiner Selbstbeherrschung mit einem kühlen Blick. „Ich glaube Mylord, für derartig e Annäherungen ist jetzt nicht der rechte Zeitpunkt..“

Sprachs‘ und wand sich unter Thumay hervor, verließ den Raum und ging nach unten. Es dauerte einige Momente, bis er Thumay hinter sich hören konnte. Doch er packte ihn nicht, scholt ihn nicht, sagte einfach gar nichts. Nicht die leiseste Zuckung in seinem Gesicht ließ auf das schließen, was er dachte.

Sie fuhren eine ganze Weile schweigend, aus dem Fenster auf ihre Ländereien starrend. Dann brach Thumay endlich das Schweigen und Gareth konnte den warmen Triumph in sich fühlen, den er damit errungen hatte. „Nun. Ihr kennt Lord Rutland sicher schon eine Weile, oder Gareth? Erzählt mir von ihm.“

Seine Stimme war sachlich und kühl, aber mit ausgesuchter Freundlichkeit und kein Stück überheblich. Er hatte zu ihrem Konversationston gefunden und Gareth merkte ihn sich gut, denn er hatte sich fest vorgenommen durch diesen Mann seine Position zu stärken. Wenn es dafür notwendig war, die Verbindung zwischen der Welt in London und der Welt in Thumays Kopf zu sein, dann würde er das sein, denn der Preis dafür war so unglaublich verlockend und groß, wenn er denn der Wahrheit entsprach, dass es kein Zurück gab. Solange alle Gegenleistung hinter verschlossenen Türen und mit ausreichend Alkohol stattfand, beschloss Gareth, würde es gehen.

„Nun, Lord Rutland ist eher ein ruhiger Zeitgenosse. Man kann nicht sagen, dass er das Leben am Hofe meidet, er ist einfach nur weniger auffällig. Doch wie ihr euch denken könnt, macht ihn gerade das so interessant und für viele der anderen so gefährlich.

Lord Rutland ist ein sehr guter Bekannter des amtierenden Königs und auch ein guter Freund seiner Majestät Henry. Das macht ihn jedoch nicht so besonders, es sind vielmehr seine guten Kontakte in die Neue Welt. Wie ihr sicher wisst, hat die Krone das Vertrauen vieler Siedler verloren. Wir werden von ihnen belächelt, auch wenn sie ohne uns kaum existierten. Er treibt Handel, nicht nur mit den Kolonien in der Karibik, sondern auch mit dem Kolonien der Neuen Welt selbst. Er ist kostbar für jeden, der etwas dorthin absetzen will. Ohne ihn gäbe es diesen Handel nicht und ohne ihn oder ein von ihm versiegeltes Schreiben, erreicht kein Schiff die Küste der Neuen Welt.

Ansonsten gibt es nur wenig über ihn zu erzählen. Er war verheiratet, eine arrangierte Ehe mit einer jungen Französin. Sie könnte seine jüngere Schwester sein und so behandelt er sie auch. Sie hat ein aufwendiges schönes Anwesen an Frankreichs Mittelmeerküste, wo das Klima ihrer Gesundheit zuträglicher ist als im kalten feuchten England. Er lebt allein, hat nur sehr wenige Angestellte im Haus und richtet monatlich, sofern er nicht seine Frau in Frankreich besucht, kleine Feiern entweder in seinem Garten oder in seinen Wintergärten aus.“

„Muss wohl ein ziemlicher Pflanzenfanatiker sein, wenn man euch so sprechen hört. Ist das so?“ Gareth schüttelte den Kopf. „Seine Frau liebte die Pflanzen. Er hat drei Gärtner die sich darum kümmern. Und viele Frauen Londons lieben seine Pflanzen.. auch im Palast werden sie sehr geschätzt. Er wird sie kaum aufgeben, außerdem erinnern sie ihn an seine Frau.“

„Die er nicht liebt.“ Gareth zuckte die Schultern. Thumay lächelte nur. „Wenn er sie lieben würde, dann wäre er bei ihr in Frankreich und würde so ein junges Frauenzimmer nicht allein in einem Land zurücklassen, in dem die Männer mit offenen Hosen durch die Straßen spazieren. Er liebt sie nicht. Er hält sie in Frankreich, dass sie ihm hier nicht in die Quere kommt. Hat er eine Geliebte?“ Gareth antwortete nicht. Er gab vor nachzudenken, doch er kannte Rutland gut genug um zu wissen, dass er sich keine der Damen aus London oder Umgebung zur Geliebten genommen hatte. Dennoch hatte Thumays Ausführung Gareth zum Nachdenken gebracht. Natürlich sprach man hinter vorgehaltener Hand davon, dass Rutland von seiner jungen Frau, die zum Zeitpunkt ihrer Hochzeit roh, ungebildet und ahnungslos vom Leben am englischen Hof zu ihm gekommen war, gelangweilt gewesen war. Doch es gab keine andere offizielle Mätresse an seiner Seite. Vielleicht eine seiner Angestellten? Doch das waren, zumindest nach Gareths Erinnerung, ältere Frauen. Keine Frauen, die man wohl an der Seite eines gut aussehenden, blonden, oft ironischen Mannes erwarten würde. Thumay sah in seinen Augen, dass er nachdachte und er lehnte sich nach hinten. „Ihr müsst noch einiges lernen mein lieber Gareth, wenn ihr an der Seite des Königs bestehen wollt.“ Gareth verbiss sich den Kommentar, tat jedoch etwas anderes, das ihn selbst überraschte. Er kam Thumay näher, beugte sich auf die andere Seite der Kutsche zu ihm. Thumay bewegte sich nicht, fixierte ihn aber mit diesen Augen, die Gareth einsponnen in ihre Tiefe. Dennoch riss er sich zusammen, behielt die Souveränität bei, die ihn eben noch dazu veranlasst hatte, sich ihm zu nähern. Er konnte Thumays Atem fühlen, der über seinen Hals strich, als sich Gareths Lippen Thumays Ohr näherten. „Mylord, ihr müsst noch einiges lernen, wenn ihr hier mehr sein wollt als nur ein Handlanger des Königs. Glaubt nicht, ich hätte nicht verstanden, wie abhängig ihr euch gleichsam von mir gemacht habt, als ihr mir euer Angebot unterbreitet habt. Wir sind von nun an aufeinander angewiesen Mylord, und auch wenn ich euch in eurem Bett erliege..“ seine Stimme zitterte kaum merklich ehe er sich wieder mehr zusammen riss „dieses Parkett ist es, auf dem ich die Führung habe. Ihr allein dort draußen, ohne Henry der euch bei der Hand nimmt – ihr seid verloren Lord Domhnall, ganz allein. Mit eurem Auftritt im Palast habt ihr sie alle von euch fortgestoßen und niemand wird sich euch freiwillig zuwenden, nicht einmal mehr die holde Weiblichkeit.“ Seine Lippen striffen Thumays Wange als er sich wieder zurück sinken ließ, doch er kam nicht weit, Thumays Hand packte in seinen Mantel und hielt ihn fest, so nah bei sich, dass sich ihre Lippen fast berührten. „Ich sehe Mylord, ich habe mich nicht in euch getäuscht. Ihr besitzt Verstand und den nötigen Willen und Kampfgeist um zu Größerem berufen zu sein. Zeigt mir, was ihr mir bieten könnt und ihr bekommt, wonach euer Körper sich sicher schon sehnt.“

Damit ließ er Gareth los, der auf seine Bank sank und vorerst nichts mehr sagte. Thumay hatte wieder das letzte Wort behalten müssen, doch Gareth merkte, dass die Flucht nach vorn die beste Art war, dem Schotten zu begegnen.

Viel Zeit hatte er nicht mehr darüber nachzudenken, denn die Kutsche hielt federnd an und ein Diener öffnete den beiden Männern die Tür. Gareth trat als erster aus der Kutsche und Thumay folgte kurz darauf. Der Hof war klein und die Kutschen fuhren auf einem gepflasterten Weg um einen Brunnen, der über und über mit Blumen bedeckt war. Auch um den Hof waren Blumen und Grünpflanzen, wie ein kleines Paradies gruppiert. Gareth schritt auf das Eingangstor zu, kaum dass Thumay hinter ihm aus der Kutsche getreten war und der Lord beeilte sich ihm zu folgen. Sie durchschritten den mit Rosen umrankten Torbogen, von dessen Pracht man bei diesen eisigen Temperaturen jedoch maximal etwas erahnen konnte. Hinter ihnen reihten sich die Kutschen auf der langen Straße und Gareth blieb kurz stehen. Er hatte über die Schulter nach hinten gesehen und bemerkte nun eine Kutsche weiter hinten, die seitlich in den Graben abgerutscht war. Vorgespannt waren vier Pferde, die ungewöhnlich temperamentvoll auf der Stelle traten und versuchten das schwere Gefährt wieder auf die Straße zu ziehen. Der Kutscher hatte seine liebe Mühe die Tiere zu halten, die auf der harten und teilweise glatten Straße immer wieder ins Rutschen kamen. Schon waren einige Diener von Lord Rutland auf dem Weg die Straße hinauf, als die Tür der Kutsche aufflog und ein gut gekleideter junger Mann mit strengem Pferdschwanz heraussprang. Sogar von hier konnte Gareth Edward erkennen und er runzelte die Stirn. Natürlich hätte er schon anhand der Kutsche erkennen müssen, dass sie vom königlichen Hof vorfuhr, denn alle anderen Kutschen hatten nur 2 Zugtiere. Doch wieso stieg Edward aus? Der blieb ihm die Antwort über diese Entfernung natürlich schuldig und so blieb Gareth nichts anderes übrig, als zu beobachten. Natürlich war er damit nicht allein, auch die anderen gerade ankommenden Gäste wandten sich nach dem Lärm um, der von der Straße zu ihnen herüber hallte. Und schon bald war auch der Hof erfüllt von empörten Flüchen der Männern und Seufzern der Frauen.

Ed hatte ganz schamlos seine teure, mit Abzeichen besetzte Jacke ausgezogen und in die Kutsche geworfen, dicht gefolgt von seinem Hemd. Oberkörperfrei bei eisigen Temperaturen packte er nun am Rad der Kutsche mit an und rief dem Kutscher zu die Pferde anziehen zu lassen. Kurz darauf knallte die Peitsche und die großen grazilen Kutschpferde setzten sich in Bewegung. Gareth fiel auf, dass Thumay neben ihm stand und lächelte. Er schien sich nicht im mindesten daran zu empören wie der Cousin des Königs selbst Hand an solche Drecksarbeit legte. Was wunderte es Gareth eigentlich? Er hatte doch selbst gesehen, an was Thumay ebenso selbst Hand anlegte. Wieso sollte es ihn dann bei einem anderen stören? Matsch spritzte nach hinten und bespritzte Ed und zwei andere Kutscher, die von den wartenden Kutschen abgesprungen waren um zu helfen. Die Pferde legten sich vorn in die Geschirre und nach nochmaligem anschieben war die Kutsche frei. Ed bedankte sich mit Handschlag bei den verdutzten Kutschern und stieg wieder in das Innere der Kutsche, ungeachtet des Drecks der an ihm haftete. Gareth sah es schon nicht mehr. Er hatte sich abgewandt als die Kutsche losgekommen war und ging weiter auf dem Zuweg zu Rutlands Anwesen, gefolgt von Thumay, der scheinbar nur darauf gewartet hatte, dass Gareth sich wieder in Bewegung setzte. Sie folgten dem gepflasterten Weg, den Lord Rutland mit Sand hatte bestreuen lassen, sodass niemand rutschte und fiel. Gareth überlegte, ob er etwas zu dem Gesehenen sagen sollte, doch ihm fiel nicht genau ein was. Thumay war darüber hinweggegangen und so tat es Gareth ihm gleich in der Hoffnung damit den „Ton“ zu treffen, der Thumay imponierte.

Sie erreichten das Haus schließlich nach einem kurzen Spaziergang durch den Garten, der auch im Winter einfach schön war. Ob Jasper Blumen nun mochte oder nicht, er pflegte sie – oder ließ sie mit Hingabe pflegen. Gareth hatte auch einen kleinen Garten doch das war schon etwas besonderes und sicher genoss es Lord Rutland jeden Morgen nach dem Aufstehen diese Pracht bewundern zu können. Zur Tür führten einige Treppenstufen und die Tür selbst stand weit offen. Ein dick eingepackter Diener verbeugte sich als Thumay und Gareth eintraten und er wies sie zur Garderobe aus, wo ihnen die Mäntel abgenommen wurden. Gareth fiel bei näherem hinsehen auf, dass Thumay sich der Mode entsprechend und ziemlich teuer eingekleidet hatte. Eigentlich hatte er bei ihm nicht erwartet, sich besonders der Mode entsprechend zu kleiden, doch auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussah, war der Stoff erlesenste Wahl und der Schnitt die momentane Mode in England. Gareth selbst trug ebenfalls einen seiner besten Anzüge aus dunkelbrauner Naturseide und Brokat, mit einer hellbraunen Pelisse, die mit Pelz besetzt war. Er mochte die Anlehnung an militärische Offiziersuniformen, zumal er selbst einige Zeit im Militär als Leutnant gedient hatte. Allerdings war ihm schnell klar geworden, sehr zum Verdruss seiner Familie, dass er wohl weniger Soldat, als vielmehr Diplomat war. Seine Vorliebe für Uniformen hatte er jedoch nie ganz verleugnen können.

Thumay an seiner Seite konnte auch nicht verleugnen, dass Gareth diese "Uniform" ziemlich gut stand. Sie machte ihn verwegen und hauchte ihm etwas unnahbares an. Das machte sich schon bald in seinen Lenden bemerkbar, als das Kopfkino zu Gareths nacktem Körper in der Badewanne zurückkehrte. Er straffte sich und folgte Gareth in den Raum hinein, in dem schon viele Männer und Frauen versammelt waren und sich unterhielten. „Ist Lord Rutland bereits anwesend?“ Gareth schritt einfach langsam weiter in den Raum hinein, drehte sich nicht zu Thumay um, der die Frage nahe seiner Schulter gestellt hatte. „Nein.. er ist noch nicht anwesend. Es ist ohnehin fraglich, ob er überhaupt auftaucht. Derzeit wage ich es zu bezweifeln.“ Er nahm ein Glas Champagner von einem Diener entgegen und sah sich dann im Raum um. Bisher hatte ihn niemand angesprochen, doch Gareth wusste dass das nicht an ihm sondern seiner Begleitung lag. Die argwöhnischen Blicke folgten ihnen schon, seit sie aus der Kutsche gestiegen waren. „Wie meint ihr das, er kommt nicht?“ Thumay hatte sich neben ihn gestellt und stützte sich scheinbar gelangweilt auf einen Gehstock. Gareth musste schmunzeln. „Wie ich sehe Mylord, seid ihr tatsächlich gänzlich verloren ohne mich oder euren Henry.“ Und zumindest für diesen Moment wollte Gareth die plötzliche Überlegenheit auskosten, die ihm Thumays Unsicherheit und Unerfahrenheit in diesem Metier bescherte. Ohne noch weiter auf Thumay zu achten ging er weiter, begrüßte einige Bekannte und lotste Thumay dann in eine Ecke des Raumes, von der aus sie eine gute Sicht über die Anwesenden hatten. „Er wird nicht kommen“, setzte Gareth an Thumays Frage an, so als habe der sie eben erst gestellt, „weil er es sich leisten kann nicht zu kommen.“ Er warf einen prüfenden Blick in die Runde, so als müsse er noch einmal bestätigt wissen was er hier sagte. „All diese Leute, die ihr hier seht, sind nicht an Lord Rutland interessiert. Sie sind nicht seinetwegen hier oder weil er besonders hübsche Blumen hat. Sie sind hier, weil sie Teil haben wollen an dem großen Kuchen der Neuen Welt. Sie wollen Waren dorthin absetzen und damit reich werden. Die ganze Familie marschiert hier auf und das treibt auch die Geier auf den Plan.“ Gareth nickte zu einer Gruppe Junggesellen hinüber. „Sie halten Ausschau nach reichen Frauen. Ihr seht also Lord Domhnall“, er gab sich mühe es lasziv zu betonen, „es ist alles ein sehen und gesehen werden.“

„Ich sehe, du erklärst unserem neuen und wohl etwas ungehobelten Gast wie die Londoner Gesellschaft funktioniert.“ Gareth grinste in sich hinein, vermied es aber sich umzudrehen und zu dem Diener zu seiner linken zu schauen, der den Kopf gesenkt ein Tablett mit Häppchen in der Hand hielt. Thumay allerdings war weniger vorsichtig und starrte den Diener offenen Mundes an. „Was zum..“ „Seid gegrüßt in meinem Hause Lord Domhnall“ erwiderte der Diener und hob den Kopf. Gareth sah ihn noch immer nicht an, konnte das Grinsen aber kaum verbergen. Der Mann, der in den Kleidern seiner Dienerschaft steckte, hatte blondes schulterlanges Haar, das er in einen strengen Zopf gebändigt hatte. Sein Gesicht war kantig und hart, seine Augen jedoch verliehen ihm den schalkhaften Charme, von dem Gareth gesprochen hatte. Sein rechtes Auge war grün, das linke braun. So etwas hatte selbst Thumay noch nicht gesehen, und der hatte wirklich schon ziemlich viele ungewöhnliche Menschen kennen gelernt. Das sollte nun wirklich Lord Rutland sein? Zu was für einem komischen Vogel hatte Gareth ihn da geschleppt? Um nicht allzu sehr aufzufallen richtete sich Thumay wieder auf und folgte Gareths Blick in den Raum hinein, scheinbar ohne von dem Diener Notiz zu nehmen. „Die Freude ist ganz meinerseits.. Mylord.“ Das letzte Wort schien mehr eine Frage denn eine Aussage zu sein, doch als kein Widerspruch folgte, nahm Thumay an, er habe richtig geraten. Zu weiteren Gesprächen kam es nicht, denn aus der Traube von Menschen, die sich im Mittelpunkt des Saales gebildet hatte, löste sich eine hochgewachsene Gestalt und kam auf sie zu. In seinem geschniegelten Aufzug hätte Gareth Ed fast gar nicht erkannt, doch es war eindeutig der Stallmeister und Cousin des Königs, der sich jetzt zu ihnen gesellte. Ed trug ausnahmsweise mal alle Rangabzeichen, die ihm gebührten und hatte sich Haare und Bart ordentlich zurechtstutzen lassen. „Du siehst fast aus wie ein Mensch“ kommentierte Thumay ohne ihn überhaupt irgendwie gebührend zu grüßen und erntete dafür einen vernichtenden Blick von Gareth. Der verbeugte sich zunächst formvollendet vor Ed, der seinerseits mit der Hand wedelte um alle Höflichkeitsbekundungen zu unterbinden. „Ich fühle mich wie ein dressierter Affe. Lord Rutland, meint ihr nicht es wäre angemessen auf eurer eigenen Feier in einem anderen Aufzug zu erscheinen? Dann könntet ihr uns wenigstens in ein anderes Zimmer einladen." Lord Rutland schmunzelte und verbeugte sich tief. "Wie ihr wünscht eure Hoheit. Folgt mir."

Gareth sah zu den anderen Leuten hinüber, während der Diener hinter ihnen einen unscheinbaren Dienstbotengang öffnete und Ed darin verschwand. Thumay stand wie festgewachsen daneben und bewegte sich nicht. "Nun Mylord, wenn ihr Freundschaft mit Lord Rutland schließen wollt, um euch für eure Hurerei Geld zu verdienen, dann solltet ihr besser schleunigst in diesem Gang verschwinden." zischte Gareth ihm zu - denn früher oder später würde man das Fehlen der drei Personen bemerken.

Thumay starrte immer noch auf die Türe ehe er anscheinend entschied diesem seltsamen Spiel beizuwohnen und in den Gang trat, so dass Gareth ihm schließlich folgen und die Türe schließen konnte.

Innen war es stockdunkel und still. Der Lärm der Gesellschaft drang nur leise durch die Wand und von fern waren Schritte zu hören, Ed und Rutland oder andere Diener, die mit Getränken und Speisen durch die Gänge huschten.

Gareth verriegelte die Tür im dunkeln und lief los - ehe er im dunkeln gegen etwas großes prallte und strauchelte. Starke Arme fingen seinen Fall ab und warfen ihn gegen die Wand, die den Saal und den Dienstbotengang trennte. Gareth zuckte zusammen und versuchte sich zu wehren, doch sein Gegner war zu stark. Dann roch er dessen Rasierwasser und erkannte Thumay, der auf der anderen Seite der Tür im Schutz der Dunkelheit auf ihn gewartet hatte.

"Nehmt euch nur nicht zu viel heraus Mylord. Oder ich sehe mich gezwungen euch hier und jetzt genau an dieser Stelle zur Vernunft zu bringen." Gareth wurde bleich, was Thumay natürlich nicht sehen konnte und er spürte etwas, das gegen seine Lenden drückte. //Ich kann und steh für euch immer bereit..// Seine Knie schwächelten und seine Versuche sich zu befreien wurden fahriger.

Dann plötzlich und ohne Grund ließ Thumay ihn los und ging vor ihm den Gang hinab um Ed zu folgen. Gareth rang nach Luft und starrte ihm nach. Worauf hatte er sich nur eingelassen?

Ausritt um Mitternacht

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]


Nachwort zu diesem Kapitel:
Edit: Nicht/nur sehr sehr knapp Korrektur gelesen, weil ichs endlich onlne bringen wollte. Grobe Zeichenfehler dürft ihr behalten ;) Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (10)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Linii6393
2019-02-04T09:35:42+00:00 04.02.2019 10:35
Hey,
sehr reizvoll die Zeilen zu lesen und hab beide Werke in kürzester Zeit verschlugen.
Daher finde ich es sehr schade das diese Geschichte nicht weiter geht da sie wirklich gut ist.
^.^
Von:  Amiliamilli
2018-02-15T21:51:01+00:00 15.02.2018 22:51
Hey
da ich jetzt deine eine Story so gut finde dachte ich lese ich auch deine andere und auch die ist dir sehr gut gelungen ^^ evtl. auch weil ich selber zur Hälfte aus England komme und darum so Storys mit König und co sehr mag ^^
schade das sie nie beendet worden aber ein toller Anfang ist es auf jeden Fall :)


Von:  CrimsonTide
2012-07-10T22:51:50+00:00 11.07.2012 00:51
Hey! Ich hab die ganze Story in zwei Stunden ausgelesen (okay mit ein paar Pausen, bin Bildschirmlesen nicht gewohnt) und muss sagen, es ist eine der wenigen Storys bei denen ich nicht das Gefühl hab das selbe nur mit anderen Charakteren zu lesen.
Mir gefällt wie sich die Story entwickelt und ich bin schon total auf das nächste Kapitel gespannt.

OMG bitte du musst es schnell hochladen.

LG CrimsonTide
Von:  Ginji92
2012-06-02T20:31:50+00:00 02.06.2012 22:31
xD Sex, Drugs but where is the rocking roll lol
ich fand das kapi auch gut wie meine vorkommentierer es schon geschrieben hatten
fand den anfang zwar komisch weil es zeitversetzt war aber hinterher haste ja das davor angeknüpft, tolle idee, freue mich schon auf das nächste Kapi^^
achja wegen deiner Korrektur würde ich mich ab nächste woche freitag zur verfügung stellen, falls noch gesucht wird^^

Von:  tenshi_90
2012-05-24T16:17:05+00:00 24.05.2012 18:17
Huhu!

Cooles Kapitel und wahrlich nich ganz jugendfrei ;), aber sehr gut geschrieben :)

wie sagt man so schön, was sich neckt das liebt sich :)

LG
Von: abgemeldet
2012-05-24T13:46:03+00:00 24.05.2012 15:46
Schön wieder ein neues Kapi zu lesen^^
Hab deine Story schon richtig vermisst XD

War anfangs erst total verwirrt (hab sogar noch mal das Kapi davor angelesen weil ich dachte ich hab eins verpasst XP)
Aber dieses Kapi ist dir wieder sehr gut gelungen =)Garath wird bestimmt Bluten für den Schlag... *evilgrins* Das wird noch lustig^^

Freu mich auf weitere

LG Hiro
Von:  tenshi_90
2012-03-28T18:11:40+00:00 28.03.2012 20:11
Huhu!

Ein neues Kapitel, welches dir sehr gelungen ist :)

Ich bin gespannt, wie das mit den beiden noch so weitergehen wird und was die vier nun zu besprechen haben :)

LG
Von:  tenshi_90
2011-06-30T14:10:16+00:00 30.06.2011 16:10
War mal wieder ein echt gutes Kapitel ;)

Freu mich auf die Fortsetzung :)

Mach weiter so ^^
Von:  kaya17
2011-06-20T21:57:15+00:00 20.06.2011 23:57
Eine interessante Fanfic :) wirklich gut geschrieben^^
bin mal gespannt wie das wohl weiter gehen wird.
Von:  tenshi_90
2011-06-17T17:03:39+00:00 17.06.2011 19:03
Hey!

Habe deine Geschichte durch Zufall entdeckt... Ich finde sie wirklich gut und finde auch deinen Schreibstil echt gut ^^

Das Kapitel hier ist ja richtig heiß ;)

Ich bin gespannt wies weiter geht

LG


Zurück