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Eva

Eingabe Verarbeitung Ausgabe
von

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Vater

„Vater? Vater, kannst du mich hören?“

Aus der Teleschnecke dringt die Stimme einer jungen Frau, sie ist schwach und die Stimme leicht verzerrt. Ruffy und Lysop sehen sich kurz fragend an, ehe Ruffy den Hörer in die Hand nimmt und antwortet.

„Hier ist nicht dein Vater, hast du die falsche Nummer?“

kurze Zeit herrscht Stille, ehe das Mädchen sie leise unterbricht.

„Wer spricht da?“

„Monkey D. Ruffy, wer bist du? Brauchst du Hilfe?“

Wieder Schweigen.

„Kannst du Vater sagen, dass es mir Leid tut? Ich weiß, ich darf noch nicht kommen, aber ich wurde erwischt. Ich hab wirklich versucht unauffällig zu sein, aber das war dann nicht mehr so einfach. Ich bin gleich da.“

„Gleich da? Wo?“

Stille.

„Hallo? Bist du noch da? Hey, kannst du mir mal sagen, wem ich das sagen soll?“
 

Ich weiß, dass ich nicht hier her kommen sollte, aber es geht leider nicht anders. Mein Vater wird es verstehen, auch wenn ich mir bestimmt einiges anhören muss.

Ich ziehe mich über die Reling, knie auf dem Boden und halte mir die Seite.

Das alles war anders geplant. Ich sollte länger bei ihnen bleiben. Ich sollte Dateien umschreiben und heimlich Informant spielen. Das können wir jetzt vergessen.

Aber es war nicht meine schuld. Ob das Vater interessiert? Bin mir nicht so sicher. So lange kenn ich ihn ja noch nicht.

Es ist seine schuld. Hätte er dafür gesorgt, dass ich auf so eine Situation vorbereitet bin, wäre es nicht so weit gekommen.

„Vater?!“

Meine Seite schmerzt, meine Schulter sticht und ich scheine auch irgendwas am linken Oberschenkel zu haben. Noch höre ich nichts. Wieso musste ich auch mitten in der Nacht hier antanzen?

„Vater!?“

Ich höre Schritte, sehe aber noch nichts.

„Hey, wer bist du?! Was machst du hier?“

Ein Mann. Er hat seine Hand an einem Schwert, aber er zieht es noch nicht. Ich kann mich nicht aufrichten. Aber ich weiß es. Ich nehme meine Umwelt mehr als nur durch meine Augen wahr.

„Eva. Tut mir leid, dass ich hier-„ Meine Stimme versagt. Ich spüre, wie sich Wasser in meiner Lunge sammelt. Oder irgendetwas anderes.

Er scheint es zu merken, lässt sein Schwert los und kniet sich zu mir.

„Was ist passiert? – Chopper! Komm schnell her! – kannst du mich hören? Unser Arzt ist schon unterwegs.“

Tatsächlich. Unter Deck tut sich etwas. Aber ich schüttle den Kopf.

„Nein. Kein Arzt. Vater muss sich um mich kümmern. –Franky.“

Wer ich bin.

Kapitel 1
 

„Verdammt, Eva!“

Er ist es, ich kann ihn hören. Macht er sich sorgen um mich? Ich wusste, er als mein Vater muss sich um mich sorgen.

„Wieso, zur Hölle, bist du hier? Ich hab dir gesagt, du darfst nicht her kommen!“

Was?
 

Ich liebe, meine Augen sind geschlossen, doch ich bin wach. Er weiß, dass ich wach bin. Ich weiß, dass er nicht will, dass ich etwas sehe. Und ich weiß, dass er mich wieder zusammenbauen wird. Er muss es einfach machen. Aber das, was er sagt, hört sich nicht so an, als würde er sich darüber freuen, mich zu sehen.

„Ich musste kommen.“, sage ich leise. Natürlich musste ich.

„Wieso musstest du herkommen? Was war der Grund?“

Was für eine Frage?

„Will ich sonst gestorben wäre.“

Er seufzt und ich weiß, dass er den Kopf über mich schüttelt.

„Du kannst gar nicht sterben. Du kannst höchstens kaputt gehen.“

Ich kann nicht sterben? Natürlich kann ich das!

Ich sage nichts, bewege mich nicht und warte.

Wie kann er das nur sagen? Wie kann er das zu mir sagen?

„Du hättest nicht her kommen dürfen. Hast du gesagt, wo du hingehst?“

„Nein.“

Das ist die Wahrheit.

„Gut. Ist dir jemand gefolgt?“

Ich zögere. Es ist nur ein Bruchteil einer Sekunde, doch er weiß es. Da bin ich mir sicher.

Mir bleibt nichts anderes als die Wahrheit.

„Ich weiß es nicht.“

„Ist dir jemand gefolgt!?“

„Ich weiß es nicht!“

Wieder seufzt er.

Wir sind allein. Spätestens jetzt bin ich mir sicher.

Ich höre klingendes Metall. Werkzeug.

Ich wusste es. Er kümmert sich um mich.

„Jetzt kann ich dich auch reparieren, wenn du eh hier bist. Aber wir müssen dein Äußeres verändern. Woran haben sie erkannt, was du bist?“

„Du hast mich nicht zu Ende gebaut. Ich bin froh, dass ich es so lange verstecken konnte.“

„Ich hab dich nicht zu Ende gebaut? Wie kommst du darauf?“

Ich antworte nicht. Er weiß genau, was fehlt. Soll er auch etwas nachdenken.

„Oh. Du meinst…?“

Ich nicke sachte in dem Wissen, dass er mich sieht.

„Okay. Das wird schwer. Du kannst dir bestimmt denken, wieso ich es weg gelassen habe.“

„Nein, kann ich nicht. Ich dachte, ich sollte ein Mensch werden.“

„Du solltest eine perfekte Kopie eines Menschen werden, ja. Aber ein Mensch wirst du niemals sein. Das bekommt niemand hin.“

Ich atme tief durch.

„Siehst du, was ich meine? Deine Reaktionen sind perfekt. Du denkst sogar in der Geschwindigkeit eines Menschen. Deine Talente sind nichts anderes als Programmierungen von mir.“

„Das weiß ich. Aber wenn ich so eine perfekte Kopie sein soll, dann musst du mich fertig bauen.“

Ich lenke ihn ab. Ich bin mehr, als das, was er sagt. Spätestens heute bin ich mir sicher. Nur weiß selbst er es nicht.

Vater atmet tief durch, dreht sich zu mir und betrachtet mich einen Moment. Irgendwann nickt er.

„Okay. Eigentlich hast du Recht. Aber es wird etwas dauern. Du wirst ein paar Tage schlafen.“

„Aber lösch bitte nichts aus meinem Gedächtnis.“

„Aus deinem Speicher. Nein, ich will ja noch genau wissen, was du in den letzten Jahren so alles raus gefunden hast. Und wie es zu den Wunden kam. Und wieso-„

„Glaubst du, du wirst es richtig machen können? Also wirklich echt?“

„Kopiert. Ich werde mit Chopper reden und mir ein paar Bücher von ihm ausleihen. Ich bekomme es so hin, dass es nicht mehr auffällt.“

„Werde ich es merken?“

Er zögert und ich weiß, dass er sich nicht sicher ist.

„Ich werde es versuchen, wenn es dir so wichtig ist.“

„Wie sollte ich sonst perfekt werden?“

Er lächelt. Und ich auch. Ja, ich habe Recht und das ist es ja, was er will. Eine perfekte Kopie.

Ich will nur echt sein.
 

Als ich meine Augen wieder öffne, weiß ich, dass er fertig ist. Ich spüre es sofort, doch kann ich mich nicht so bewegen, wie ich es am liebsten machen würde, da ich nicht alleine bin.

„So, jetzt stell dich mal vor.“

Vorsichtig setze ich mich auf, strecke mich leicht und fühle, wie der Schlaf mir noch in den Gliedern steckt. Als ich mich blinzelnd umsehe erkenne ich das, was ich gespürt habe. Alle sehen sie mich an. Ich bin in Vaters Werkstatt, setze mich auf und bin froh, dass er mich vorher angezogen hat.

Besonders nach den Änderungen.

„Hi.“, murmle ich, schwinge die Beine von dem Tisch und streiche mir eine Strähne aus der Stirn. Vater hat meine Haare gekürzt. Ich glaube nicht, dass er sie abgeschnitten hat. Er steht irgendwie darauf, wenn ich meine Frisur verändern kann. Außerdem kann ich so das Wachsen eines Haars simulieren, wenn ich irgendwo länger bin als ein Monat.

Das mache ich nicht bewusst, das hat er sich so überlegt.

„Komm schon. Ich sagte vorstellen.“, sagt Vater grinsend zu mir und ist stolz wie Oskar, als ich mich auf meine eigenen Beine stelle.

Die Augen, die auf mich gerichtet sind, sind nicht so glücklich. Viel mehr neugierig und verwirrt. Fragend.

„Hast du das noch nicht gemacht?“, frage ich stirnrunzelnd und schaue zu ihm herüber. Ich weiß alles über die Crew. Mir muss niemand seinen Namen sagen. Ich weiß sogar ihre Kleidergröße auswendig.

Vater schüttelt auf meine Frage nur grinsend den Kopf und verschränkt die Arme vor der Brust.

„Okay, ich bin Eva.“, wende ich mich wieder an die fragenden Blicke und winke eine kurze, halb kreisende Bewegung, was mir im ersten Moment passend, im nächsten jedoch albern vorkommt.

„Vater-.. Ich meine Franky hat mich vor ein paar Jahren gebaut, damit ich die Marine infiltrieren und aushorchen kann. Ich bin dazu da, Angriffe auf euch zu sabotieren und Daten zu fälschen.“

„Ein Spion.“, fasst Robin zusammen und ich nicke in ihre Richtung. Sie hat Recht, auch wenn es sich so nicht so toll anhört.

„Hast du sie noch alle?!“

Als Ruffy sich so plötzlich aufregt, zucke ich zusammen. Doch als ich merke, dass er nicht mich, sondern meinen Vater anschreit, blicke ich nur verwirrt in die Runde.

„Angriffe verhindern?“

Nein, nur sabotieren.

„Daten fälschen? Was soll der Mist?!“

Vater sieht ihn verwirrt an, will antworten, doch der Käpten lässt ihm keine Zeit.

„Was soll das werden? Schwachsinnige Abenteuer? Stumpfes verhalten unserer Gegner?“

„Nein, das stimmt nicht.“

Ich mische mich ein. Vater tut mir leid. Er bekommt ärger dafür, dass ich existiere. Ich muss einfach etwas sagen.

Vorsichtig hebe ich die Arme um ihn zu beruhigen und schüttle sachte den Kopf.

„Ich habe niemals Angriffe abgeschwächt. Das könnte ich gar nicht.“

„Ach nein?!“, jetzt brüllt er mich an. Na klasse. Was hatte ich da für eine brillante Idee. Ein wütender Ruffy.

„Was hast du sonst gemacht?!“

Wenigstens ist Vater aus der Schussbahn. Jetzt muss ich meine Haut retten.

„Bis jetzt habe ich es nur zweimal geschafft einen Angriff, der auf euch angesetzt war, umzulenken.“

„Umzulenken!? Was soll das heißen?!“

Mist. Wenn das mal nicht schlimmer ist.

„Naja… Smoker wollte euch vor der Fischmenscheninsel abfangen. Ich hab die Daten der ermittelten Geschwindigkeit etwas gestreckt, so dass ihr euch knapp verpasst habt.“

„Hast du sie noch alle! Smoker! Verdammt! Hat dich irgendwer darum gebeten das zu machen?!“

Ja, eigentlich schon.

Ich nicke unwillkürlich, schüttle dann aber sofort wieder den Kopf. Als ich merke, dass ich Ruffy auch noch angestachelt hab, muss ich schlucken.

„Tut mir leid, dass ich euch helfen wollte!“, höre ich mich dann brüllen, ehe ich realisiere, was ich da mache. Instinkt? Programmierung huscht es mir durch den Kopf und wieder atme ich tief durch.

„Ich hab dich nicht um Hilfe gebeten!“, gibt er sofort zurück, doch ich antworte bevor ich wirklich abwägen kann, ob die Antwort gut ist oder nicht.

„Du hast eine Crew damit sie dir hilft, oder nicht?!“

„Du gehörst nicht zu meiner Crew!“

„Das tu ich schon seit drei Jahren! Wenn du mich nicht kennst, ist das nicht mein Fehler!“

„Du gehörst nicht dazu! Und ich will auch nicht, dass du uns hilfst! Ich will nicht in meinem Leben schummeln!“

Schummeln? Das ist es für ihn. Schummeln. Na klar. Ein Spion schummelt. Und das habe ich auch für ihn getan. Eigentlich für alle, aber da er der Käpten ist, hauptsächlich für ihn.

„Dann schrei nicht mich an! Jetzt mach ich es ja nicht mehr!“

Mehr fällt mir leider gerade nicht ein. Aber es scheint zu helfen. Er sagt nichts mehr, funkelt mich nur einen Moment böse an. Dann Franky. Ihn länger als mich.

Erst, als er wütend das Zimmer verlässt, kann ich durchatmen.

Was für eine Vorstellung. Wenigstens hab ich das jetzt hinter mir.

Als ich mich zu den anderen wenden will, spüre ich, wie mich jemand am Oberarm anfasst.

Es ist Lysop. Er sieht meine Haut an, kneift herein und tippt dagegen. Als es doch etwas zu schmerzhaft wird, höre ich auf ihn verwirrt anzusehen und ziehe den Arm weg.

„Wie hast du das gemacht?“

Was habe ich gemacht?

„Wie habe ich—„

„Franky?“

Er redet gar nicht mit mir.

„Das war gar nicht so einfach. Das ist eine Nervenmembrane mit elektromagnetischen Impulsgebern. Sie merkt alles wie ein Mensch.“

Na klasse. Wissenschaftler unter sich. Und ich mitten drin.

Was ich will

Kapitel 2

„Franky hat mir gesagt, dass du schläfst.“

Natürlich schlafe ich.

„Brauchst du ein Bett oder reicht irgendein Platz? Ein Stuhl oder so etwas?“

Was? Was denken die eigentlich von mir?

„Wenn ihr ein Bett über habt?“

Natürlich denken sie so von mir. Wie auch sonst? Sie kennen mich nicht und wissen nur von mir, dass ich nicht so bin wie sie.

„Eins über nicht. Aber du kannst dich zu mir legen, wenn du willst. Du bleibst ja bestimmt ruhig liegen, oder?“

Auf die Frage weiß ich keine Antwort. Nami ist zwar in der Hinsicht nett, dass sie mich bei ihr schlafen lässt, aber was sie von mir denkt, das muss sie noch ändern.

„Ich bin keine Puppe.“, sage ich irgendwann als sie die Tür hinter mir schließt. Ich weiß, dass sie etwas erwidern will. Ich weiß auch, dass sie mich fragen will, was ich denn sonst sei, aber sie lässt es sein.

Gott sei Dank.

Ich hasse es, dass sie alle so über mich denken.

Wenn Vater nicht so über mich denken würde, dann wäre es bestimmt anders.

Ausgerechnet er müsste es doch besser wissen. Aber wahrscheinlich ist er einfach zu sehr in meine Technik vertieft, als dass er noch Augen für meinen Charakter hätte.

Erst als Nami und ich zusammen unter der Decke liegen, ohne uns zu berühren und ich höre, dass sie bald einschläft, traue ich mich etwas zu dem Thema zu sagen.

„Ihr seid die ersten, die von Anfang an wissen, was ich bin.“

Nami zögert, streckt sich kurz und dreht sich auf die Seite, weg von mir. Sie will nicht antworten, aber als ich nichts mehr sage, überwiegt doch ihre Neugier.

„Und was heißt das jetzt?“, murmelt sie so verschlafen, dass ich mir nicht sicher bin, ob ich wirklich etwas dazu sagen soll. Doch was habe ich schon zu verlieren?

„Ich hoffe wirklich, dass wir alle Freunde werden. Aber so wie heute funktioniert das nicht.“

„Wenn du willst, dass wir Freunde werden, dann werden wir es wahrscheinlich auch. Schlaf gut.“

Bei den Worten kann ich ein Lächeln nicht unterdrücken. Ich nicke vorsichtig, lege mich auf die Seite von Nami weg und schließe die Augen. Das Bett ist so schön warm, alles ist weich und kuschelig, dass es nicht lange dauert, bis ich eingeschlafen bin.

Nur leider kann ich nicht lange schlafen. Die Umgebung ist wohl doch noch etwas zu neu. Verschlafen öffne ich die Augen, starre auf die leuchtenden Zahlen neben dem Bett und sehe, dass es erst drei Uhr morgens ist. Erst will ich noch einschlafen, doch nach einer halben Stunde gebe ich es auf, werfe meine Decke über Nami und schleiche so leise ich es kann aus dem Zimmer.

Die Tür stand offen, weshalb ich sie auch nachher nur anlehne und nicht ganz schließe.

Auch die Türen zu den anderen Zimmern sind nicht ganz verschlossen. In dem Zimmer der Männer schnarchen zwei ziemlich laut, aber zum Glück muss ich nicht daneben liegen.

An Deck spürte ich die Bewegungen der Wellen besonders gut. Bei der Marine hatten die Neulinge immer ein Spiel: Sobald das Boot den Scheitelpunkt einer Welle erreicht hat, musste man springen. Dadurch, dass das Boot die Welle herunterfuhr, und man in dem Moment in der Luft war, schwebte man für einen kurzen Augenblick scheinbar in der Luft.

Ein tolles Spiel, mit welchem man auch ein Gefühl für den Seegang entwickelte.

Vor einer Woche um diese Zeit war noch alles klasse.

Ich hatte meine Freunde und meine Aufgaben. Vor zwei Tagen dann diese dämliche, routinemäßige Gesundheitsuntersuchung und schon hat man keine Freunde mehr.

Aber nochmal wird mir das nicht passieren. Nochmal kann es mir gar nicht passieren.

Unbewusst legt sich meine Hand zwischen meine Beine und erst jetzt, wo ich die Berührung spüre, zucke ich zusammen.

Natürlich.

Ich bin jetzt mehr ein Mensch als je zuvor. Fühle ich es wirklich so, wie die anderen?

Wirklich werde ich es nie wissen können.

Aber wenn meine Reaktion die gleiche ist. Wenn meine Gedanken die gleichen sind, dann muss auch das Gefühl das gleiche sein.

Ich schlucke, atme einmal tief durch und streiche einmal vorsichtig über den Stoff meiner Hose.

Ja, allein diese Berührung fühlt sich ganz anders an.

Nicht besser, nicht schlechter, aber viel intensiver.

Aber mit Sex hat das noch lange nichts zu tun.

Jedenfalls nach dem, was ich so gehört habe.

Ich habe es sogar einmal gesehen. Ein Film. Ich bin nicht sicher, ob es echt war, aber hätte ich es nicht gesehen, würde ich mich weniger Mensch fühlen, als jetzt.

So gesehen hatte die Gesundheitsuntersuchung auch etwas Gutes. So musste mein Vater mich verändern. Er hatte keine andere Wahl.

Vor drei Jahren hat er gesagt, ich sei nicht dafür gemacht. Ich brauche es nicht. Und es sei auch besser so für mich.

Aber es mir zu verbieten, damit, dass ich nicht in der Lage bin, es zu tun. Mich dafür oder dagegen zu entscheiden, bedeutet eine Behinderung für mich, die ich nie überwinden konnte.

Ich war kein Mensch.

Und jetzt, wo ich so viel mehr Mensch bin, sieht niemand, den ich kenne, den Menschen in mir.

Was für eine Ironie.

„Eva.“

Augenblicklich zucke ich zusammen, wirble herum und halte mich an der Reling hinter mir fest, damit ich nicht das Gleichgewicht verliere.

Er hat meinen Namen so kraftvoll ausgesprochen, dass er mich beinahe angeschrien hat. Der Käpten, der mich nicht ohne Aufsicht auf seinem Schiff haben will.

„Was? Erschreck mich ni-„

„Was machst du hier?“

„Was soll ich schon machen? Ich kann nicht schlafen.“

„Wem willst du das denn erzählen? Ich glaube, wenn du schlafen willst, dann kannst du das auch.“

Ich runzle die Stirn, ehe ich weiß, was er damit meint.

„Ich habe keinen Ein- und Ausschalter. Das hast du ja auch nicht.“

„Ich bin ja auch was ganz anderes als du.“

Wenn er wüsste, wie sehr mich das trifft.

Ich kann nicht verstecken, was ich denke, daher wende ich mich so von ihm ab.

„Was hast du hier gemacht? Hältst du Ausschau nach deinen Freunden von der Marine?“

„Meine Freunde von der Marine? Nein, Ruffy. Da habe ich keine Freunde mehr. Im Gegenteil. Wenn hier Jemand auf die Marine warten könnte, dann du auf deinen Großvater. Deine Verbindung zur Marine ist enger als meine Verbindung zu ihr.“

„Meine Verbindung zur Marine? Hast du sie noch alle? Für seine Verwandten kann man schließlich nichts.“

„Nein, das kann man nicht.“, murmle ich und hoffe, dass er es dabei belässt.

„Wenigstens habe ich eine Familie im Gegensatz zu dir.“

Damit hat er genau das ausgesprochen, wovor ich Angst hatte.

Ich beiße die Zähne zusammen, Tränen sammeln sich in meinen Augen aber ich sehe ihn nicht an.

„Ja, das hast du.“, fauche ich leise und spüre, wie sich Wut in mir aufbaut. Ich bin mir sicher, dass er mich als Maschine sieht, nicht als Mensch. Sonst hätte er das nie gesagt. Doch dass ich so reagiere, hätte er nie gedacht. Mehr sagt er nichts. Doch ich kann nicht aufhören zu reden.

„Ich habe keine Familie, ganz genau. Ich habe weder Brüder, noch Schwestern, noch eine Mutter oder einen Vater. Den, den ich Vater nenne hat nichts mit mir gemeinsam. Ich hatte weder eine Kindheit, noch habe ich Erinnerungen die weiter reichen als vor drei Jahren. Ich weiß nicht, was ich bin. Wenn ich einfach nur eine Maschine wäre, dann wäre alles einfacher. Dann müsste ich nichts fühlen. Dann würde ich nicht versuchen das zu werden, was ich nie sein kann!“

Ruffy starrt mich fassungslos an. Er sagt kein Wort, sieht mich nur verwirrt an, während er hinter meinen Tränen immer verschwommener aussieht.

Wieso, verdammt nochmal, sagt er nichts?

„Was hast du erwartet?! Einen Taschenrechner mit Beinen?!“

„Ehm, ich- ich meine..“

„Du hast gar nicht gedacht, kann das sein?! Ihr alle habt kein bisschen nachgedacht! Ja, in meinen Adern fließt kein Blut, sondern Salzwasser! Aber das ist auch der größte Unterschied zwischen uns!“

„Wenn du kine-… was bist du dann?“

„Ich habe keine Ahnung! Aber ich will nicht die ganze Zeit gezwungen sein, darüber nachzudenken!“

„Und was willst du dann?“

„Ich will leben!“

Bei den Worten kann ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten. Doch bevor ich mich von ihm oder sonst jemanden von denen trösten lassen will, spring ich lieber von Board.

Ich ziehe die Luft zwischen den Zähnen ein, balle die Hände zu Fäusten, stoße Ruffy zur Seite und verschwinde unter Deck.

Leben.

Na klasse.

Ich will leben.

Da hab ich mir ja was vorgenommen.

Was zum Mensch-sein dazu gehört.

Kapitel 3

Es ist doch etwas länger her, als ich bei der Marine war. Ich habe vergessen, dass Vater mich ein paar Tage hat schlafen lassen, um mich umzubauen.

Es ist schon über drei Wochen her.

Wer weiß, was mein Vater- ich meine Franky in der Zeit über mich erzählt hat.

Kein Wunder, dass alle so mit Informationen überschüttet sind, dass sie nicht glauben können, was ich bin.

Wenn ich doch bloß ein Wort dafür hätte.

Dann könnte ich es auch erklären.

Ich habe nicht mit den anderen gegessen. Nicht nach gestern. Ich habe gewartet, bis sie alle fertig waren und selbst Sanji aus der Küche gegangen war.

Ein Brötchen, ein Stück Gurke und ein Stück Käse.

Ganz ehrlich, ich bin froh, wenn ich hier wieder weg bin.

Irgendwohin, wo keiner weiß, was ich bin.

Vielleicht zurück zur Marine?

Naja, ich müsste nochmal von vorne anfangen. Aber ich weiß, dass ich mich schnell hocharbeiten kann.

Ich bin ja so gesehen für die Marine geschaffen.

„Eva?“

Vat- Franky. Ich muss mir angewöhnen Franky zu ihm zu sagen. Vater klingt dämlich.

„Ja? Was ist los?“

Er findet mich kurz nach meinem Frühstück unter Deck vor dem Fenster in der Werkstatt. Es ist relativ spät. Kurz nach zehn. Bei der Marine musste ich damals um fünf aufstehen.

„Wo warst du-„ er bricht ab, als er mich sieht. Was ist denn los?

„Hast du in den Klamotten geschlafen?“

„Ich hab gar nicht geschlafen.“

„Ach, Eva. Das ist gar nicht super. Du musst schlafen. Aber erst gehst du mal baden. Weißt du, wo das Badezimmer ist?“

„Aus den Plänen für das Schiff schon, aber ich wollte noch warten, bis ihr beim Mittagessen seid.“

„Wieso das? Hast du keinen Hunger?“

„Nein, das ist es nicht.“

Herrje, wieso fragt der mich so viel?

„Geh schon mal vor. Ich leg dir dann gleich Klamotten vor die Tür.“

Ich nicke kurz, bleibe aber noch einen Moment sitzen. Er hat mich bis jetzt nicht erzogen, dann muss er jetzt nicht damit anfangen.

Naja, er hat dafür gesorgt, dass es mich gibt. Aber den eigenen Willen habe ich selbst entwickelt. Davon muss er aber nicht wirklich etwas wissen.
 

Das Badezimmer sieht viel schöner aus, als ich es mir vorgestellt habe. Ich glaube, ein Bad wäre sogar besser als eine Dusche.

Wieso eigentlich nicht?
 

Wasser eingestellt, Klamotten in die Ecke gedonnert und ab ins Wasser.

Als ich an mir herunterschaue, schlucke ich.

Ja, ich bin jetzt doch jemand ganz anderes.

Doch bevor ich weiter gehe, schaue ich lieber noch einmal zur Tür. Abgeschlossen.

Soll ich das wirklich probieren?

Naja, ich kann aufhören, wenn ich nicht will.

Und wenn nicht jetzt, wann dann? Ich habe drei Jahre darauf gewartet.
 

Jetzt weiß ich, wieso so viele darüber reden.

Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen und bin froh, dass ich so leise bleiben konnte.

Perfekt.

Das war ganz sicher echt.

So, wie es sein soll.

Ich trockne mich schnell ab, öffne die Tür einen Spalt und ziehe die Klamotten ins Bad, die mir Franky hingelegt hat.

Die müssen passen, er kennt ja meine Größe.

Doch als ich die Tür öffne, sehe ich durch den Flur in die Küche. Auch ihre Tür steht offen und zwei Augen sehen mich an, als wüssten sie genau, was ich gerade getan habe.

Sofort schließe ich die Tür wieder hinter mir, lehne mich mit dem Rücken dagegen und presse das Bündel Stoff an mich.

Ausgerechnet Sanji.

Ich habe viel über ihn gelesen und weiß genug, dass er mich sogar vielleicht beobachtet hat.

Augenblicklich spüre ich, wie meine Wangen heiß und rot werden.

So ein Mist.

Musste das jetzt passieren?

Hab ich mir das vielleicht nur eingebildet?

Sanji, Herr Gott!

Ich habe noch kein einziges Wort mit ihm gewechselt.

Sollte ich das jetzt noch machen, würde ich hören können, ob er es weiß?

Und selbst wenn er es weiß, was würde das für mich heißen?

Schnell schlüpfe ich in die Klamotten, die ich in der Hand halte.

Warme Klamotten.

Natürlich. Heute Morgen hat es geschneit, aber hier wird der Schnee bestimmt nicht lang liegen bleiben.

So ist das Wetter hier.

Schade, dass meine Haare jetzt so kurz sind. Ich kann mich nicht mehr hinter ihnen verstecken. Und wenn Sanji irgendeine Anspielung machen sollte, wird jeder sofort sehen, was er meint.

Hoffentlich nimmt mir Franky nicht wieder alles weg.
 

Als ich an Deck komme, ist der kalte Wind wunderbar. Heiß gebadet und jetzt so kalt.

Durch den Unterschied bekomme ich eine Gänsehaut.

Als mich Ruffy sieht, der gerade eine Schneeballschlacht gegen Lysop gewonnen hat, oder verloren, ich bin mir nicht so sicher, kommt er auf mich zu gerannt.

„Hey, Eva! Ich dachte, du hast kein Blut, wie kannst du dann rot werden?“

Sofort schlucke ich bei dem Gedanken und lege verlegen meine Hand in den Nacken.

„Ich hab heiß gebadet. Und das Salzwasser ist rot gefärbt. Sonst würde das ja sofort auffallen, wenn ich mich schneide oder sonst was passiert.“

„Achso? Naja, hast du Lust mit zu machen? Du weißt schon, Wir machen zwei Gruppen und spielen Marine gegen Piraten. Du bist dann natürlich bei der Marine.“

„Ich soll mitmachen? Bist du sicher? Ich meine-„

Hat er wirklich so über meine Worte nachgedacht? Gestern glaubte er noch, ich könnte mich ausschalten und ich hätte keine Gefühle. Und jetzt das?

Ruhig bleiben. Das wird extrem peinlich, wenn du jetzt durchdrehst.

Ich räuspere mich schnell, kann aber ein Grinsen nicht unterdrücken, nicke und blicke über Deck.

„Gibt es irgendwelche Regeln?“

„Ne, nicht unbedingt. Du bist bei Lysop im Team. Der kann Verstärkung gebrauchen.“

Der Schütze braucht Verstärkung? Das kann ich mir gar nicht vorstellen.

„Okay, und wann geht’s los?“

Doch auf die Frage antwortet er schon gar nicht mehr, grinst mich albern an und wirft mir einen lockeren Schneeball mitten ins Gesicht.

Ich drehe mich schützend zur Seite, bin aber froh, dass der Schneeball so locker war.

Nach dem ersten Kälteschock muss ich aber auch anfangen zu lachen, greife eine große Hand voll Schnee und werfe zurück.

Es dauert nicht lange, bis ich vergessen habe, wie ich gestern hier aufgenommen wurde.

Ich glaube, ich bleibe doch noch etwas hier.

So ist der Plan

Kapitel 4

„Jetzt erzähl du mal was von dir.“

„Ich? Was von mir?“

Wir sitzen alle zusammen am Esstisch. Sanji hat das Mittagessen serviert. Es schmeckt wirklich unglaublich gut, zu mir hat er aber noch kein Wort gesagt.

Ich glaube aber, dass Ruffy heute beim Frühstück etwas zu den anderen gesagt hat. Sie benehmen sich ganz anders als gestern.

Als wäre ich ganz normal.

Als hätte ich Blut.

„Hat euch Franky nichts von mir erzählt?“

„Doch schon, aber nur so ein Erfinder-Zeug.“

Nami grinst mich von der Seite an, und auch ich kann mein Lächeln nicht unterdrücken.

„Hast du Hobbys? Was ist dein Lieblingsessen?“

„Naja, da gibt es nicht viel zu erzählen. Ich mag alles was schnell ist, liebe Pommes und Mayo, warme Betten und freie Tage.“

„Das mag ja fast jeder.“

Ruffy grinst.

„Nur Zorro, der mag irgendwie nur Schlafen.“

Auf die Worte sehen wir alle zu Zorro herüber, der anscheinend gar nicht zugehört hat. Sofort fangen wir alle an zu Lachen.

„Erzähl doch mal was, was du erlebt hast. Dann können wir dich besser einschätzen.“

„Eine Geschichte? Okay, lasst mich überlegen.

Vor zwei Jahren war ich noch Neu bei der Marine.

Da war ich aber nicht alleine. Wir waren eine kleine Gruppe von fünf Frischlingen auf einem Schiff. Wir hatten nicht viel Freizeit, darum haben wir die Essenszeit zum Albern genutzt.

Wenn man das so nennen kann, was ich damals gemacht habe.

Ich hatte noch etwas Schwierigkeiten damit Sarkasmus von Ernst unterscheiden zu können, aber das ist ein anderes Thema.

Jedenfalls wollten wir wissen, ob Bananenschalen wirklich so rutschig sind, wie alle sagen.

Darum haben wir eine Bananenschale auf den Boden geworfen, einer hat sich drauf gestellt und die anderen haben geschupst.

Bei mir ging das etwas schief. Ich bin zwar gerutscht, bin aber am Ende gestolpert und habe beim Fallen ausgerechnet den Käpten erwischt und ihm auf den Rücken geschlagen.“

Bei der Erinnerung muss ich grinsen. Ja, was war was.

„Naja, Glücklicherweise hat sich der Käpten kurz vorher verschluckt und er hat gedacht, ich wollte ihm helfen.

Ich hab meine erste Auszeichnung dafür bekommen. Weil ich ja so geistesgegenwärtig gehandelt habe.

Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie geschockt ich war.“

Die Geschichte verfehlt ihre Wirkung nicht. Alle beginnen zu lachen und die Stimmung am Tisch ist unvergleichlich aufgelockert.

„Du hast ne Auszeichnung dafür bekommen?“

„Ja, ohne Witz. Ich musste aber immer grinsen, als ich sie angesehen hab.“

„Und was haben die anderen vier gesagt?“

„Die konnten das nicht glauben. Zwei waren am Anfang noch etwas genervt und fanden es unfaire, dass ich nicht die Wahrheit gesagt hatte, aber das hat aufgehört, als wir uns den Bonus geteilt hatten.“

„Bonus geteilt? Du bist nach meinem Geschmack!“

Nami lacht und ich weiß genau, was sie meint.
 

Wir erzählen uns noch lange Geschichten. Doch als es Probleme mit dem Wetter gab, mussten wir leider aufhören.

Nami meinte, wir seien vom Kurs abgekommen. Einer nach dem anderen geht aus dem Raum. Nur ich weiß nicht, wie ich helfen könnte, entscheide mich daher nicht im Weg herum zu stehen und bleibe sitzen.

„Wieso hast du nichts gesagt?“

Es ist Sanji, der noch hinter der Kücheninsel steht und zu mir sieht, als alle schon gegangen sind.

„Gesagt? Was meinst du?“

Oh, verdammt. Schlagartig fällt mir sein Blick ein, den er mir nach dem Bad zugeworfen hat.

Aber was soll ich gesagt haben?

„Komm schon. Du wolltest es, hast nichts gesagt, gewartet bis keiner guckt und es dir genommen. Glaubst du, ich hätte das nicht gemerkt?“

Bitte?! Blinzelnd starre ich Sanji an.

Meint der das jetzt ernst?

Ich weiß, dass ich rot werde, kann aber nicht anders, als nach einer Antwort suchen.

Was soll ich darauf bitte sagen?

„Ich hätte dich fragen sollen?“

„Natürlich, dafür bin ich doch da.“

Oh mein Gott!

Jetzt kann ich diesem selbstverständlichen Blick nicht mehr standhalten, beiße die Zähne zusammen und weiche dem Blick aus.

Verdammt, das hab ich wirklich nicht erwartet.

„Fragst du mich das nächste Mal? Ich kann das bestimmt besser als du.“

Der hat sie ja nicht mehr alle. Meint der das wirklich ernst?

Verdammt, wenn das nicht so verdammt peinlich wäre, würde ich jetzt anfangen zu lachen!

„Sanji, ich glaube nicht, dass das so gedacht ist.“

„Wie sollte es sonst gedacht sein? Du weißt, was du bist und du weißt, was ich bin. Ich glaube, so ist der Plan. Siehst du das anders?“

Ich schlucke. Erwartet er da jetzt wirklich eine Antwort drauf?

Verdammt.

Vater hatte wirklich genug Gründe, es mir nicht zu geben.

Und kaum, wo ich die Möglichkeit dazu habe, hängt sich Sanji an mich ran?

Er sagt nichts. Er will wirklich eine Antwort.

Naja, wenn man es rein so betrachtet, wie er es ausgedrückt hat, hat er schon recht.

Aber das würde ich nie machen.

Nur dieser Moment soll vorbei gehen!

Ich nicke vorsichtig, bin Puterrot und beiße mir auf die Unterlippe.

Sanji hingegen fängt an zu grinsen, als könnte er plötzlich in meinen Kopf hinein gucken.

„Okay, wenn du das nächste Mal Hunger hast, dann frag mich. Dann musst du kein Brötchen klauen.“

Bei den Worten starre ich ihn an.

Davon hat er geredet! Bin ich bescheuert?! Klar! Er ist der Koch!

Wieso denk ich nur so einen Schwachsinn?

Er will sich darum kümmern, wenn ich Hunger habe!

Nichts anderes!

Oder hat er es absichtlich so zweideutig verpackt?

Weiß er, dass ich es anders verstanden habe?

Bei meiner Gesichtsfarbe ganz sicher.

Verdammt, Sanji!

„Ich hab- ja, natürlich. Du hast Recht. Mach ich dann.“

Wieder grinst er mich mit diesem Blick an, der mir nicht verrät, was er denkt.

Das macht er mit purer Absicht.

„Und wie war das Bad?“

Bei den Worten zucke ich zusammen.

Weiß er es doch?

Spielt er mit mir?

Was soll das?

Cool bleiben. Das hilft alles nichts.

„Entspannend. Wie ein Bad nun mal so ist.“

Ja! Damit hat er nicht gerechnet!

„Bist du sicher? Sahst sehr erregt danach aus. Ich meine Aufgeregt.“

Er weiß es!

Oh mein Gott, verdammt! Sanji! Wieso hast du das gemacht?!

Und wie hast du das gemacht? Die Tür war abgeschlossen!

„Muss an dem heißen Wasser gelegen haben. Hatte ja hinterher noch Gelegenheit mich auszutoben.“

„Austoben ist immer gut.“

Er grinst, will noch etwas sagen, lässt es dann aber doch. Zum Glück!

Sanji! Dämlicher Trottel!

Ich atme einmal leise und tief durch. Ich weiß, dass ich rot bin und dass man mir wahrscheinlich auch die Gedanken ansieht.

Wenn ich daran denke, dass er mich dabei beobachtet hat.

Dann plötzlich und ohne Vorwarnung spüre ich es. Ein ziehen tief in meinem Unterleib.

Es kommt so überraschend, dass ich vom Stuhl aufspringe.

Das hatte ich noch nie. So etwas geht?

Verdammt, ich hab doch nur daran gedacht!

Nervös schnappe ich nach Luft, halte mich am Tisch fest und sehe herüber zu Sanji, der mich verwirrt ansieht.

„Alles okay?“

„Ja, ja, ganz sicher. Ich muss nur- ich meine- ich glaub, mich hat jemand gerufen.“

„Ich hab nichts gehört.“

„Doch, ganz sicher.“

Ich stolpere zwischen meinem Stuhl und dem Tisch hervor, an der Bank vorbei und zur Tür und wage es nicht auch nur einen Blick in Sanjis Richtung zu werfen.

Wenn er nicht schon längst weiß, was mit mir los ist.

„Bis später. War nett mit dir!“

Werfe ich noch über die Schulter, bevor ich die Tür hinter mir schließe, kurz durchatme und so schnell wie möglich ins Bad verschwinde.

Verdammt, Sanji! Musste das wirklich sein?

Ich lehne mit dem Rücken an der Tür, lausche kurz, ehe mein Blick auf die Fenster auf der anderen Seite des Zimmers fällt.

Schnell schließe ich ab, laufe zu den Fenstern und schaue, ob er sich vielleicht irgendwo drauf stellen konnte.

Tatsächlich.

Ein kleiner Vorsprung, nicht mehr als eine Fensterbank, hätte es ihm möglich gemacht.

Und auf der anderen Seite?

Wieder gehe ich zu den anderen Fenstern. Doch als ich hier heraus sehe, muss ich aufpassen, dass ich nicht nach hinten falle.

Nicht nur eine Fensterbank, nein. Von hier aus kann man sehr gut das Deck sehen.

Von hier aus muss man sich nicht einmal anstrengen, um in das Badezimmer sehen zu können!

Gibt es vielleicht…

Ja, ein blickdichter Rollladen hätte alles verhindern können. Wenn ich ihn nur gesehen hätte!

Verdammt!

Das nächste Mal muss ich genau nachsehen, ob der Rollladen heruntergelassen wurde oder nicht.

Verdammt, verdammt, verdammt!

einfach

Kapitel 5

Die zweite Nacht war besser als die erste.

Ich hatte sogar ein eigenes Bett bekommen.

Jetzt ist die dritte Nacht. Alles ist wie gestern, aber irgendwas ist anders.

Trotzdem dauert es nicht lange, bis ich, dank der Bewegung der Wellen, eingeschlafen bin.

Ich träume von Schneeballschlachten in Badeklamotten. Ja, das Wetter hat sich extrem gewandelt. Ich habe einen Sonnenbrand bei der Schneeballschlacht bekommen.

Aber, zum Glück, nur auf den Wangen.

Meine Haut ist nicht wirklich verbrannt, aber ich spüre den Schmerz, sie ist rot und empfindlich.

Eben alles, wie sonst auch.

Irgendetwas weckt mich.

Es ist dunkel. Ich lausche automatisch, höre aber nichts. Nur mein verschlafenes Blinzeln und meine Wimpern, die das Kissen streifen.

Es war nichts.

Eine Welle. Mehr nicht.

„Hey.“

Ruffy flüstert.

Ich blinzle, reibe mir ein Auge und kann ihn erst jetzt vor mir erkennen.

Er liegt auf meiner Bettdecke, sieht mich an und scheint selbst auch schon geschlafen zu haben.

„Ruffy. Was ist los?“, murmle ich verschlafen und blicke durch die Dunkelheit.

Ich habe die blickdichten Gardienen vor die Fenster gezogen, daher kann ich nur an seiner Stimme erkennen, wer er ist.

„Ich will mit dir reden.“

„Okay, aber morgen. Ich bin echt müde.“

„Nicht morgen. Ich will jetzt mit dir reden.“

Ich seufze innerlich, bleibe aber einen Moment bewegungslos liegen.

Ich bin echt müde. Und wenn er jetzt nicht hier wäre, hätte ich so schön weiterschlafen können.

„Ist das so wichtig?“

Ruffy nickt erst, merkt dann aber, dass ich ihn nicht sehe und antwortet leise.

„Ja. Ich kann nicht schlafen, deswegen.“

„Okay.“

Wenn es wirklich so wichtig ist, dann muss ich mich doch leider zusammenreißen.

Verschlafen drehe ich mich auf den Rücken, streiche mit meinen Händen durch meine kurzen Haare und nicke.

„Machst du das Licht an?“

„Nein, kein Licht. Bleib liegen. Ich kann besser mit dir reden, wenn das jetzt so bleibt.“

Besser mit mir reden?

Was ist denn los?

Hab ich irgendwas gemacht?

Aber ich tu ihm den Gefallen und bleibe liegen.

„Was ist denn los?“, frage ich dann, als er nichts sagt.

„Ich komm nicht auf dich klar.“

„Was?“

Ich frage nach, bevor ich nachdenken kann. Aber ich brauche wirklich etwas mehr, um reagieren zu können.

„Ich weiß nicht, was ich mit dir anfangen soll.“

„Mit mir anfangen?-“

„Scht- Lass mich kurz reden. Sag noch nichts, okay?“

Was hat er denn?

Mir schießen tausend Dinge durch den Kopf, was er sagen könnte. Doch ich muss mich zwingen, zuzuhören, während ich spüre, dass ich nervös werde.

Wer kommt schon mitten in der Nacht in mein Bett, will in der Dunkelheit mit mir reden und sagt, dass er nicht auf mich klar kommt?

„Ich meine, du hast gesagt, du bist erst drei Jahre alt. Das ist ja auch so, aber du bist mindestens so alt wie wir. Du weißt, was ich meine.

Du benimmst dich ganz normal. Redest und reagierst wie jeder andere auch. Du lachst und spielst wie ein Mensch. Aber das bist du nicht.“

Nein, leider bin ich das nicht.

„Spielst du das alles nur? Machst du nur das, was Franky dir beigebracht hat? Ist alles, was du sagst oder machst, geplant?“

Auf die Frage schüttle ich sofort den Kopf.

„Nein. Ganz sicher sogar nicht.“

„Wie kann ich mir da so sicher sein? Oder wie kannst du dir da so sicher sein?“

„Franky hat mich so erschaffen, dass du derjenige bist, den ich schützen soll.“

„Ich?“

„Ja. Du bist der Käpten. Deine gesamte Crew ist auf dich und deine Entscheidungen angewiesen. Du bestimmst das Schicksal deiner Crew. Daher ist es nur logisch, wenn ich dich beschütze.“

„Ich dachte, du solltest Franky beschützen. Wenn überhaupt jemanden.“

„Da hast du falsch gedacht.“

Ich muss lächeln, schüttle dies aber schnell wieder von mir ab.

„Es gehört zu meinem tiefsten Programm, dass ich dich beschütze. Es greift noch vor meinem Selbsterhaltungstrieb. Es ist mein reinster Instinkt.

Das sollte er jedenfalls sein.“

Nein. Sag nicht zu viel.

„Was meinst du? Ist es nicht so?“

Ich zögere, schüttle dann aber den Kopf.

„Vergiss es.“

„Nein, sag schon. Ich wollte wissen, was du bist, und dann kannst du nicht einfach sagen, ich soll das vergessen.“

Ruffy. Das ist nicht so einfach.

Ich schweige, aber ich fühle, dass er auf meine Antwort wartet.

„Sag es nicht Franky, okay?“

„Was soll ich nicht Franky sagen?“

„Ich mein es ernst. Ich hab echt Angst, dass er es mir wieder wegnimmt. Er weiß davon noch gar nichts.“

„Was meinst du? Wovon sprichst du?“

„Sag erst, dass du es nicht weiter sagst.“

„Okay, versprochen.“

Ich atme noch einmal tief durch. Das wollte ich niemandem sagen, auch wenn es so offensichtlich ist.

„Der einzige Beweis, den ich habe, dass ich echt bin, ist der, dass ich jetzt hier bin.“

Ruffy sieht mich fragend von der Seite an. Ich nicke.

„Ja. Franky hat mich für die Marine gemacht. Ich soll bei der Marine sein. Ich sollte da meine Aufgaben erledigen und verhindern, dass eine Verbindung zwischen Euch und mir hergestellt werden kann. Egal, was es kostet, verstehst du?

Und wenn sie mich entdecken, dann soll ich nichts sagen. Ich soll nicht in der Lage sein zu sprechen, mein Speicher sollte sich löschen und ich würde sterben.

Nur damit ihr geschützt seid.“

„Das hat er gesagt?“

„Nein, nicht gesagt. Das hätte passieren sollen. Ich wurde erkannt. Ich wurde angegriffen, aber ich konnte noch reden. Ich konnte mich noch an alles erinnern und ich bin nicht gestorben. Im Gegenteil.

Ich habe mich dazu entschieden die Marine zu verlassen, euer Schiff zu suchen, mich über die Reling zu ziehen und hier auf Hilfe zu hoffen.

Der einzige Beweis dafür, dass ich einen freien Willen habe ist die Tatsache, dass ich hier bin.

Vorher war ich selbst nie ganz sicher, ob ich nur das machen kann, wofür ich geschaffen wurde oder ob ich doch, irgendwo wirklich echt bin.

Seit ich hier bin, bin ich mehr ich als all die Jahre zuvor.“

Stille.

Sag doch was.

Es dauert mir eine Sekunde zu lange. Ich muss die Stille einfach unterbrechen.

„Ich meine, woher hätte ich wissen sollen, dass ich echt bin, wenn ich vorher immer nur das gemacht habe, was ich machen sollte?“

„Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass Franky das so gesagt hat. Oder dich so gemacht hat. Das passt gar nicht zu ihm.“

„Was passt nicht zu ihm?“

„Dass er dich hätte sterben lassen.“

Jetzt bin ich es, die darauf nichts zu sagen weiß.

Ich kenne ihn nicht anders.

„Aber das stimmt. Wenn du dabei bist, ist er immer etwas anders.“

„Anders? Wie ist er denn sonst?“

„Anders eben.“

„Ich weiß nicht, was mit ihm los ist, wenn ich dabei bin. Ich find es bescheuert von ihm. Er sollte ja immerhin so etwas wie mein Vater sein, und was macht er? Kaum bin ich da, hat er was zu meckern. Er beschwert sich über alles Mögliche. Vor kurzem hat er mich sogar angemeckert, weil ich um zehn noch nicht umgezogen war. Der hat sie ja nicht mehr alle.“

„Hey. Übertreib es nicht.“

„Übertreiben? Wir können ja gerne mal tauschen. Mal gucken, was du dann sagen würdest.“

Ich rechne mit einer Antwort, doch er schweigt.

Habe ich irgendwas Falsches gesagt?

„Wie fühlst du?“

Bei der Frage sehe ich ihn durch die Dunkelheit hindurch an. Was meint er?

Wie ich fühle? Mit meiner Haut oder was?

„Fühlst du überhaupt was?“

Was für eine Frage.

„Ich wünschte manchmal, nicht.“

Ich beiße die Zähne zusammen, starre zurück an die Decke und schweige, bis ich meinen eigenen Atem höre.

„Ich hab schon öfter nicht schlafen können, weil ich zu viel gefühlt habe.“

„Zu viel?“

Ruffy wollte nicht fragen, das höre ich. Ihm ist die Frage nur herausgerutscht. Trotz dem muss ich es erklären, damit er es versteht.

„Egal, wie viele Menschen um dich herum sterben, du bist nie alleine. Du bist weder der letzte, noch der erste deiner Art.“

„Stimmt. Ist dir schon mal aufgefallen, dass du Eva heißt und gleichzeitig die erste deiner Art bist?“

Ich schüttle sofort den Kopf. Darüber habe ich schon oft nachgedacht. Und ich bin schließlich zu diesem einen, traurigen Schluss gekommen.

„Ich bin nicht die erste meiner Art. Dazu müssten welche folgen. Ich bin einfach nur die einzige.“

Ich weine nicht. Ich hab schon viel zu oft über diese Tatsache geweint. Irgendwann gewöhnt man sich einfach daran, allein zu sein.

„Und wenn Franky-„

„Franky ist nicht einmal mit mir zu frieden. Seit er mich auf Karakuri zusammengeschraubt hat, hab ich nie ein Lob von ihm gehört. Es ist, als würde er gar nicht mein Vater sein wollen. Als ob er nicht will, dass wir uns gut verstehen. Da macht er bestimmt nicht noch mehr von mir.“

„Als ob er es nicht will?“

Ich beiße die Zähne zusammen. Jetzt kann ich doch nichts mehr sagen. Noch ein Wort, und ich fang an zu heulen.

Nicht vor ihm. Und schon gar nicht zu dem Thema.

„Natürlich will er es nicht. Wenn du stimmst, was du alles gesagt hast, dann ist doch klar, wieso.“

„Du hast gar keine Ahnung.“

Ich zische meine Worte nur noch. Wie kann er nur so etwas sagen?

Was soll klar daran sein, dass ein Vater seine Tochter nicht lieben will?

„Wenn du wirklich sterben solltest, dann ist es einfacher für ihn, wenn er dich vorher so behandelt hat. Und einfacher für dich ist es, weg von ihm und bei der Marine zu bleiben.“

Stille.

Einfacher. Soll alles im Leben nur einfach sein?

Ist es Einfacher wirklich besser?

„Wer behauptet das?“

Ruffy antwortet schon gar nicht mehr. Er hört, dass ich weine. Aber jetzt kann ich nicht mehr aufhören.

Von wegen, es ist einfacher.

„Es hat nie jemand gesagt, dass das Leben einfach sein soll. Wenn wir immer nur das machen, was einfach ist, dann wäre keiner von euch jemals von seiner Insel weg gegangen. Es wäre einfacher gewesen einfach zu Hause zu bleiben und da weiter zu leben.

Einfach ist nie besser.

Es ist nur einfacher.

Gerade er müsste es wissen.

Gerade er hätte wissen müssen, dass er der einzige ist, mit dem ich wirklich hätte reden können.

Nur weil er es einfacher haben wollte, hat er mir die einzige Familie weggenommen, die ich hatte.“

Ich verschlucke die letzten Worte, lege die Hände über mein Gesicht und atme tief durch. Doch anstelle mich zu beruhigen, breche ich jetzt tatsächlich in Tränen aus.

Ich wollte nicht weinen.

Ich wollte nicht, dass er mich so behandelt.

Ich wollte nicht, dass er mich ignoriert. Oder nur das Schlechte an mir sieht.

Ich hätte machen können, was ich wollte, er hätte nie ein gutes Wort für mich.

Er hat nie gesagt, dass ich etwas gut gemacht, oder mir gut überlegt habe.

Und diesen Mistkerl nenn ich Vater.

Diesen Mistkerl nenn ich Vater!

„Ich hasse ihn.“, schluchze ich leise und weiß, dass es nicht stimmt. Ich wünschte, dass ich ihn hassen könnte.

Denn das würde es einfacher für mich machen.

Einfacher.

Ruffy nimmt mich in den Arm, obwohl ich spüre, dass er mit mir in dieser Situation doch sehr überrascht ist.

Das hätte er nicht erwartet.

Er kann mir nur nicht helfen.

Das könnte nur einer.

Ihr wisst, was ich bin

Kapitel 6

Als ich aufwache, bin ich allein.

Ruffy ist noch geblieben, bis ich schlafen konnte.

Es ist noch viel zu früh. Gerade mal sechs Uhr.

Wenn ich jetzt bei der Marine wäre, hätte ich verschlafen.

Aber ich bin zu wach, um weiter zu schlafen. Also ziehe ich die Gardinen zur Seite, strecke mich, nehme mir neue Klamotten aus meiner Schublade und verschwinde im Badezimmer.

Ich hoffe, Ruffy sagt Franky nichts von dem, was ich ihm erzählt habe.

Erst, als ich mich im Spiegel sehe, merke ich, wie verheult ich aussehe.

Furchtbar. Wenigstens ist noch niemand wach. Also kann mich so auch keiner sehen.

Nach der Dusche gele ich mir die Haare am Hinterkopf nach oben.

Vorn fallen sie noch normal.

So gefalle ich mir.

Wenn Franky mich heute anspricht, weiß ich, dass Ruffy geredet hat.
 

Alles ist ruhig. Es fühlt sich so komisch an durch den Flur zu gehen, wenn alle noch schlafen.

Ganz automatisch gehe ich in die Küche. Doch als ich in der Tür stehe, spüre ich, wie mir sämtliche Farbe aus dem Gesicht weicht.

Da sitzen sie, als wäre es selbstverständlich.

„Morgen Eva.“

„Morgen Rae, Takuya.“

Meine Stimme klingt monoton, aber viel kräftiger, als ich erwartet hätte.

Sie haben uns überfallen, als wir geschlafen haben. Sie würde nie einfach so da sitzen, wenn sie nicht schon das gesamte Schiff gesichert hätten. Wieso habe ich es nicht gemerkt?

„Was macht ihr hier?“

Die Frage rutscht mir heraus, noch bevor ich über sie nachdenken kann.

„Unsere Arbeit, das weißt du doch.“

Rae hat lange, blonde Haare, die ihr Bleischwer über den Rücken fallen. Takuya hat die übliche Marinefrisur. An den Seiten kurz, die Ohren frei, oben etwas länger.

Sie sehen noch genauso aus, wie an dem Tag, als wir uns das letzte Mal gesehen haben.

„Übrigens danke. Ohne dich hätten wir sie nicht so schnell gefunden.“

Mein Magen zieht sich bei seinen Worten zusammen. Takuya grinst mich bei den Worten auf die Art an, die ich schon immer bei ihm gehasst habe.

„Was heißt „sie“? Wir hätten euch nie so schnell gefunden.“

„Stimmt, Eva gehört ja jetzt auch dazu.“

„Ich kann mir immer noch nicht vorstellen, dass die kein Mensch ist. Ich meine, guck sie dir an. Würdest du auf die Idee kommen, dass die keinen Puls hat?“

„Ich hab einen Puls!“ mische ich mich in das Gespräch ein, noch bevor ich mich zurückhalten kann.

„Ach ja, stimmt. Einen Puls hat sie. Da war was anderes, was gefehlt hat.“

Ich schlucke.

„Was los? Hast du dein Update bekommen oder nicht?“

Ich denk nicht daran, Rae zu antworten. Ich weiß, was als nächstes kommt. Und das wird nicht schön für mich.

„Du warst doch auch mal krank. War das nur gespielt?“

Ich schüttle den Kopf, halte dann aber sofort wieder still. Wieso sollte ich auch nur einen Ansatz von Kooperation zeigen?

Es ist einfach noch die Angewohnheit, auf seine Fragen zu antworten.

Ja, ich war krank.

„Und was ist mit Spritzen? Reagiert dein System auf Gifte oder Medikamente?“

Dank der Nanotechnologie schon. Die Dinger schwimmen in meinem Kreislauf und analysieren Bakterienkonzentrationen oder andere Werte. Irgendwie so etwas. Und dann wird das an mein Nervensystem weitergeleitet und mein Programm reagiert darauf. Ich kann nichts dagegen machen.

All das schießt mir bei der Frage durch den Kopf, doch ich sage kein Wort, bewege mich nicht und sehe die beiden weiter an.

Irgendwann zuckt Takuya mit den Schultern.

„Egal. Wenn du es nicht sagen willst, finden wir es anders heraus.“

„Eigentlich würde ich dir jetzt sagen, wieso wir dich verhaften. Aber wir verhaften dich nicht, du wirst nur beschlagnahmt.“

Wirf Rae dann ein. Bei den Worten zucke ich zusammen.

Sie zieht mir damit den Boden unter den Füßen weg. Bis jetzt konnte ich mich auf etwas einstellen. Aber jetzt?

Was passiert jetzt?

Doch bevor ich den Gedanken zu Ende denken kann, wird alles schwarz.

Jemand zieht mir von Hinten einen schwarzen Stoffbeutel über den Kopf. Ich schreie ganz automatisch, will nach unten abtauchen, doch werde festgehalten.

Ich weiß nicht, ob es einer oder zwei sind, die mich festhalten. Ich schlage blind um mich, spüre im nächsten Moment jedoch, wie mir die Arme auf den Rücken gedreht werden.

Renk mir nur meine Schulter nicht aus.

Wieder schreie ich auf, diesmal aber vor Schmerzen, als vor Überraschung.

Ich verliere das Gleichgewicht, falle auf den Boden, höre Schritte, die auf mich zu rennen und weiß, dass es schlimmer für mich wird, als für alle anderen.

Ich spüre die Nadel der Spritze nicht. Ich bin viel zu nervös, viel zu aufgeregt. Nur an der Wirkung spüre ich, was passiert ist.

Ganz langsam beginnt sich alles zu drehen. Meine Arme und Beine werden schwer und auch wenn ich gerade noch geschrien habe, höre ich nur noch meinen Atem unter der Stoffmaske.

„Rae, mach das nicht. Takuya. Ihr wisst, was ich bin.“, presse ich hervor, während mir jemand meinen Arm auf meinen Rücken presst und damit auch die Luft aus meinen Lungen.

Ich kann nicht atmen.

Ich kann mich nicht bewegen. Und keiner von Beiden denkt auch nur daran, mir zu antworten.

Träume

Kapitel 7

Vorsichtig öffne ich die Augen.

Mir tut alles weh. Ich kann kaum atmen, mein Kopf dröhnt und meine Arme und Beine sind so schwer. Erst nach ein paar Sekunden realisiere ich, was passiert ist und zucke zusammen.

Doch als ich mich umsehen will, bemerke ich erst, wo ich bin.

In meinem Bett.

Zugedeckt. Das ist mein Zimmer auf der Sunny.

„Eva, alles okay?“

Wieder zucke ich zusammen. Ruffy?

Ich schlucke.

War das alles nur ein Traum?

Nein, das war doch echt. Ich hab alles genau gemerkt.

Sogar jetzt merk ich es noch.

Aber das hier kann auch kein Traum sein.

Ich spüre die Decke auf mir und die Kälte der Luft um mich herum.

Was ist los?

Vorsichtig schüttle ich den Kopf und spüre nur wieder das Drücken an meinen Schläfen.

Nein, ich glaube nicht.

Was? Wieso sage ich es nicht?

Noch ein versuch. Wieder bleibe ich stumm.

Hallo?

Bin ich so schwach?

Meine Augen schmerzen.

Leise höre ich ein müdes Murmeln. Mehr bekomme ich leider nicht zu Stande.

„Was ist los? Hast du schlecht geträumt?“

Ich nicke vorsichtig, obwohl ich mir gar nicht so sicher bin.

Aber es muss doch ein Traum gewesen sein.

Wie könnte ich jetzt hier liegen?

„Hör mal, ich hab noch ne Frage an dich.“

Noch eine? Ich kann mich kaum bewegen, wie soll ich ihm dann antworten?

„Was weißt du eigentlich alles über uns?“

„-ber euch?“

Meine Augen fallen zu, ich atme tief durch und muss schlucken, ehe ich versuche, mich zusammen zu reißen.

„Alles-„

„Was alles? Weißt du, wo Brook und Jimbei gerade sind?“

„Jimbe-„

Ich breche ab. Nein, ich habe keine Ahnung. Das hat mir keiner gesagt.

Ich wollte aber auch nicht fragen. Ich bin erst seit ein paar Tagen hier und außerdem komme ich von der Marine.

Sie würden doch an meinem Vertrauen zweifeln, wenn ich solche Fragen stellen würde.

Irgendwann hätten sie es mir schon gesagt.

„Eva, sag schon. Weißt du es? Wo sind Jimbei und Brook?“

Wieso ist ihm das so wichtig?

Wieder atme ich tief durch, halte die Augen geschlossen und versuche mich vorsichtig zu bewegen.

Alles tut so weh.

Was ist denn los?

„Eva!“

Ich zucke zusammen, kann ihm aber nicht antworten.

Was hat er?

Er wartet lange auf eine Antwort von mir. Doch ich schweige.

Irgendwann stöhnt er genervt, rollt sich von meinem Bett und verschwindet aus dem Zimmer.

Hat der sie noch alle?

Merkt er nicht, dass es mir nicht gut geht?

Er sollte lieber Franky Bescheid sagen. Oder Chopper.

Was war das gerade?

So gern ich es wissen würde, so schnell bin ich wieder eingeschlafen.
 

Ich wache vor Hunger wieder auf.

Die Schmerzen haben etwas nachgelassen, sind aber immer noch da.

Doch das erste, was mir auffällt ist, dass ich nicht liege.

Ich sitze auf einem Stuhl.

Meine Hände liegen in meinem Schoß.

Als ich auf den Boden vor mir schaue, und ihn nicht wieder erkenne, zucke ich zusammen.

Es ist so hell hier. Bin ich noch auf einem Schiff?

De Wände sind gefliest, so wie auch der Boden. Es gibt kein Fenster. Ich sehe Computer in einer Ecke auf einem Schreibtisch. Metalltische neben mir, höre Schritte hinter mir.

Ich hebe die Hände, um meine Augen vor dem grellen Licht zu schützen und merke erst jetzt, dass sie sich anfühlen, als wären sie gefesselt. Aber ich sehe keine Fesseln.

Was ist das?

Was ist los?

War das gerade ein Traum?

Oder ist das hier der Traum?

„-nommen und hat dann einfach nicht mehr los gelassen. Das war ein Anblick, der hätte dir gefallen.“

Die Stimme kommt leise aus dem Nichts und wird so laut, und ich hab noch solche Kopfschmerzen, dass ich reflexartig die Hände auf meine Ohren lege, die Augen geschlossen.

Leise, bitte.

Er hört nicht auf mich.

„Ah, Endlich bewegst du dich mal. Hat dir meine Geschichte gefallen? Ich bin Akio. Der Informatiker.“

Er ist hinter mir, ich kann ihn nicht sehen.

Akio. Das bedeutet Licht. Wie passend.

Informatiker.

Ein Arzt wäre mir lieber. Mir geht es echt nicht gut.

„Weißt du eigentlich, dass du ein kleines Wunder bist?“

Was? Ein kleines Wunder?

Nur bitte leiser. Mir tut alles so weh.

„Technisch gesehen bist du unbezahlbar. Du musst Jahre der Forschung und Entwicklung gekostet haben.“

Nur ein paar Monate.

„Ich will dich wirklich ungern knacken, auch wenn es interessant wäre. So eine Gelegenheit bekommt man nicht oft.“

Mein Magen zieht sich zusammen, obwohl ich kaum ein Wort verstehe, was er zu mir sagt. Ich weiß einfach, dass es nichts Gutes sein kann.

„Ich hab mich schon etwas mit deinem System vertraut gemacht. Aber es war wirklich nicht einfach.“

Es ist so kalt.

Meine Beine Zittern, woraufhin ich sie zusammenpresse. Ich will nicht so schwach aussehen. Ich will nicht schwach sein.

Als ich meine Beine bewege höre ich etwas auf dem Boden schleifen.

Irgendwas ist an meinen Beinen fest gemacht. Ein Seil?

Ich spüre es kaum, es ist viel zu kalt dafür.

Erst jetzt merke ich, dass ich nur einen Mantel der Marine trage. Das Symbol der Gerechtigkeit auf dem Rücken.

Die meisten hier haben keinen Sinn für Gerechtigkeit.

„Hör zu.“

Akio kommt an mir vorbei auf mich zu, stellt sich erst einen Moment vor mich, geht dann aber in die Hocke, damit er mir in die Augen sehen kann.

Ich kann die Augen kaum offen halten.

„Wir haben ein kleines Problem. Zwar haben wir die Strohhüte eingesammelt, aber es fehlen zwei. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die beiden einen Ausbruchsversuch starten werden. Nur leider ist es gegen das Gesetz, Folter bei Gefangenen anzuwenden.

„Da habt ihr wohl Pech gehabt.“, flüstere ich leise und kann mir ein Lächeln nicht verkneifen. Ich muss erbärmlich aussehen, aber solange ich meinen Humor nicht verliere, bin ich noch ich.

Auch Akio lächelt auf meine Worte. Er senkt den Blick einen Moment und nickt kurz.

„Ja, Pech kann man das nennen. Nur für wen, wird sich noch raus stellen.“

Für wen denn sonst, wenn nicht für euch?

„Sag mir, wo das Skelet und der Fischmensch sind. Komm schon. Das tut doch nicht weh.“

„Ich weiß es nicht.“

Sage ich leise, ohne zu lügen. Und selbst wenn ich es wüsste, würde ich es ihm mit Sicherheit nicht sagen.

Er stöhnt leise und schüttelt den Kopf über mich. Er sieht mich einen Moment an. Ich weiche dem Blick nicht aus. Ich weiß, dass wenn ich ausweiche, er glaubt, dass ich lüge. Aber ich lüge nicht.

„Komm schon. Glaub nicht, dass ich nicht raus bekomme, was du weißt. Aber wenn du es sagst, ist es einfacher für uns beide.“

Einfacher für uns beide?

Das ich nicht lache. Als ob ich ihm seinen Job erleichtern will. Was denkt der eigentlich?

Erst, will ich ihm etwas Schlagkräftiges an den Kopf werfen, entscheide mich dann aber dagegen und zu etwas anderem.

Mit einer kurzen Bewegung und einem Atemzug spucke ich ihm direkt in die braunen Augen.

Er schreckt zurück. Das hat er nicht erwartet. Als er bei dem erschrockenen Versuch sich aufzurichten stolpert und auf den Hintern fällt, kann ich nicht anders und muss kichern.

Wer ist hier erbärmlich?

Nur meine Kopfschmerzen zwingen mich dazu, mit dem Kichern aufzuhören.

Ich stöhne leise, schließe die Augen und höre, wie Akio einen leisen Fluch hervorzischt.

Ich weiß, was ich damit angefangen habe. Einen Krieg zwischen ihm und mir, den ich nicht gewinnen kann.

Aber ich war es, die ihn angefangen hat. Und das kann er mir nicht nehmen.

Einen Moment später spüre ich einen Schlag gegen meine Schultern, woraufhin der Stuhl, zusammen mit mir, nach hinten fällt.

Der Schlag ist so stark, dass er mir für einen Moment die Luft aus der Lunge presst.

Als ich auf dem Boden aufschlage, beiße ich die Zähne zusammen.

Verdammt. Das tat mehr weh, als ich erwartet habe.

„Was glaubst du eigentlich, was du bist?!“, schreit Akio mich jetzt an. Er ist wirklich sauer.

Habe ich etwas anderes erwartet?

„Dämlicher Rechner! Wenn ich mit dir fertig bin wirst du mir die Schuhe lecken! Verfluchtes Miststück!“

Ich kneife die Augen zusammen, schlucke und bleibe ruhig liegen, bis er sich abgeregt hat.

Hier komme ich eh nicht alleine raus und er wird machen, was er sagt. So schätze ich ihn ein.

Als er meinen Stuhl wieder aufstellt, reißt er mir den Mantel weg.

Sofort reiße ich die Augen auf, zucke zusammen und hebe Schützend meine Arme. Dem Mantel kann ich nur noch hinter her schauen. Augenblicklich beginne ich zu zittern.

„Nicht. Das ist Folter!“

„Folter? Nein, das nennt man Auspacken.“

Jetzt ist er es, der sein Grinsen nicht verkneifen kann.

„Man kann einen Schaltkreis nicht foltern. Das Gesetz bezieht sich nur auf gefangene Personen. Und soweit ich das festgestellt habe bist du keine Person.“

Nein.

Deswegen hat er mich gefragt.

Deswegen hat er mir gesagt, dass Folter verboten ist.

Aus den Anderen bekommen sie nichts heraus. Die sagen nichts.

Bei mir ist das einfacher.

Er sagt kein Wort mehr, lässt mich auf dem Stuhl sitzen und geht zur Tür, den Mantel über die Schulter geworfen.

„Wir versuchen es morgen nochmal.“

Ich kann sein Grinsen hören. Es schneidet sich regelrecht in mein Fleisch.

Er schließt die Tür hinter sich, das Licht schaltet sich kurz später aus.

Da sitze ich nun, nackt auf einen Stuhl gefesselt.

Verdammt, ist das Kalt.

„Hey! Komm zurück! Gib mir den Mantel zurück!“

Keine Reaktion.

„Hallo?! Ich weiß, dass mich jemand hört! Komm zurück! Bitte! Es ist viel zu kalt!“

Alltag

Kapitel 8

Hunger.

Hunger und kalt.

Die Kälte spüre ich aber schon gar nicht mehr richtig. Der Hunger ist schlimmer.

Er schaltet das Licht ein, öffnet die Tür und tritt ein.

Ich liege mit dem Stuhl auf der Seite auf dem Boden.

Ich bin umgekippt, als ich mich gestern befreien wollte. Seit dem liege ich hier.

„Guten Morgen, Eva!“

Grinst er mich an, eine Tasse Kaffee in der einen, einen Teller in der anderen Hand.

„Ich hab mir gestern den Tag frei genommen. Nimm es mir nicht übel. Dafür hattest du ja etwas Zeit für dich selbst.“

Ja. Zeit hatte ich genug.

Ich halte die Augen geschlossen, atme leise durch und warte.

Ihm werde ich kein Wort mehr sagen. Er will eh nur etwas wissen, was ich selbst nicht weiß.

Als er seine Tasse und den Teller auf den Schreibtisch abgestellt hat, kommt er zu mir herüber. Er sieht mich einen Moment an. Ich weiß es einfach, auch wenn ich ihn nicht sehen kann.

Dann greift er meinen Arm, zieht mich nach Oben und stellt den Stuhl, auf dem ich sitze, wieder richtig auf den Boden.

Ich ziehe die Arme an, verdecke so viel von mir, wie ich kann. Ich glaube nicht, dass er mich anfassen will.

Für ihn bin ich nur ein Schaltkreis.

„Wie fühlst du dich?“, fragt er dann, als er wieder zurück zu seinem Schreibtisch geht um einen Schluck aus seinem Kaffee zu trinken.

Der Geruch von frischem Brötchen und Aufschnitt steigt mir in die Nase.

„Ich hab Hunger. Und Durst.“

„Hunger und Durst? Ja, stimmt. Dein Kreislauf ist darauf angewiesen. So wie unserer.“

Ich nicke und schließe die Augen.

„Du bekommst was, wenn du mir gesagt hast, wo die beiden sind.“

Ich hab es geahnt.

„Ich weiß es aber nicht.“

Er seufzt leise.

„Komm schon. Wem willst du das erzählen?

Du weißt alles über die Strohhüte. Wieso ausgerechnet das nicht?“

„Ich hab nicht gefragt.“

„Nicht gefragt? Achso. Und alles andere hast du gefragt, oder wie? Nur das offensichtliche nicht?“

Ich schüttle den Kopf.

„Nein. Ich hab nie etwas gefragt. Ich wusste es einfach.“

„Du wusstest es einfach. Achso. So, wie du einfach weißt, dass du hier nicht weg kommst, wenn du es mir nicht sagst?“

Ich zögere. Ich hatte viel Zeit zum Nachdenken. Aber wenn ich jetzt nicht frage, ist es gleich zu spät.

„Was macht ihr mit mir, wenn ihr es wisst?“

Akio wird hellhörig.

„Hm? Wenn du es uns sagst? Hört sich an, als wolltest du handeln. Dann weißt du es doch.“

Ich schüttle den Kopf.

„Ich will es nur wissen.“

„Naja, wenn wir alle Informationen haben, die wir brauchen, wirst du an die Krankenstation überwiesen.“

Sie kümmern sich um mich.

„Da nehmen sie dich dann auseinander. Dein Körperbau ist wirklich wertvoll für die Medizin. Du könntest die Antwort auf Prothesen und künstliche Organe sein.“

Nein.

„Aber ein Vorteil hat es ja für dich. Dann hast du keine Schmerzen mehr. Wenn man das überhaupt so nennen kann.“

Sie lassen mich hier einfach sterben. Entweder werde ich verhungern, verdursten oder zerstückelt. Klasse Aussichten. Erfrieren werde ich nicht. Dafür ist es nicht kalt genug, auch wenn ich zittern muss.

„Du weißt, dass ich dir jetzt mit Sicherheit nichts sagen werde?“

„Ach, weißt du, ich hatte auch etwas Zeit zum Nachdenken.“

Er stellt seinen Kaffee zur Seite, nimmt etwas vom Schreibtisch und kommt auf mich zu. Diesmal spüre ich die Nadel genau. Linker Oberarm. Aber es tut nicht mehr weh, als der Hunger.

„Was hast du vor?“

Ich zucke zusammen, verschränke die Arme vor der Brust und blicke zu ihm auf. Er sagt nichts. Kein Wort.

Wieder beginnt sich alles zu drehen. Ich senke den Blick, blinzle desorientiert und schaue mich im Raum um.

Es ist, als höre die Schwerkraft auf zu wirken.

Kein Gleichgewicht.

Ich greife nach meiner Rückenlehne, halte mich fest, doch es hilft nichts.

Was ist das?

Was soll das?

Schwarz.
 

„Eva? Hey, Eva. Hörst du mich?“

Ich kenne die Stimme.

Ich liege auf dem Boden. Es ist nicht kalt. Jedenfalls nicht so kalt.

Ich bin angezogen.

Ruffy redet mit mir.

Als ich realisiere, dass ich mich bewegen kann, schrecke ich auf, springe auf meine Füße, drehe mich zu der Stimme um und schaue zurück.

Da sind sie.

Ruffy, Nami, und Sanji. Wir sind in der Küche der Sunny.

Was zum Teufel!

„Was soll das!?“

Ich schreie sie an. Sie sehen mich hingegen nur verwirrt an.

„Ganz ruhig. Bist du okay?“

Nami redet auf mich ein, hebt beschwichtigend die Hände. Ich beachte sie gar nicht, sehe mich im Raum um und schlucke.

Alles ist wie immer.

Er ist es.

„Akio! Was soll das!?“

„Wer ist Akio?“

Sanji sieht fragend zu Ruffy, der zuckt nur kurz mit den Achseln.

Das ist wirklich nicht witzig!

„Hör auf damit! Hol mich zurück!“

„Eva, ganz ruhig. Was ist denn los?“

Lysop kommt von der Seite auf mich zu. Sofort springe ich zur Seite, taste mich an der Theke entlang und greife das erstbeste Messer, was ich finden kann.

„Wohu. Eva, komm runter!“

Das ist kein Traum. Alles ist extrem real. Alles ist ganz normal.

Aber es ist nicht echt!

„Akio! Hör auf!“

Ich rufe es nur in den Raum im Wissen, dass er mich hört. Oder wenigstens in der Hoffnung.

Jetzt kommen Ruffy und Sanji auf mich zu. Die Hände beschwichtigend gehoben.

„Kommt nicht näher!“

So ein Schwachsinn! Sie sind ja nicht mal da!

„Akio!“

„Eva, hör mir zu. Du bist auf den Kopf gefallen. Was ist los? Wer ist Akio?“

Will Sanji von mir wissen, der, zum Glück, ein paar Meter vor mir stehen geblieben ist. Ruffy steht etwas näher bei mir.

Das Messer lasse ich aber nicht los!

„Bleibt weg von mir! Ich weiß genau, was hier los ist!“

„Dann kannst du uns vielleicht erklären, was mit dir los ist?“

Will jetzt Ruffy von mir wissen.

Sie sehen alle so aus, als könnten sie nichts mit meinem Verhalten anfangen.

„Nein. Ihr macht mir nichts vor. Ich weiß genau, dass ihr nicht echt seid.“

„Nicht echt? Was redest du da?“

Ruffy sieht mich verwirrt an, schüttelt sachte den Kopf und sieht immer wieder auf das Messer in meiner Hand.

„Nami, hol Franky. Schnell.“

Flüstert Sanji zu ihr herüber. Nami sagt kein Wort, sie sieht mich nur besorgt an, nickt kurz und verschwindet dann aus der Küche.

„Eva. Komm schon. Nimm das Messer runter. Keiner will dir was tun.“

„Ihr sollt nur weg von mir bleiben!“

Ruffy nickt sofort und geht einen Schritt zurück, bleibt aber noch so nah, dass ich weiß, dass er mich erreichen kann.

„Okay. Wir bleiben von dir weg. Leg nur das Messer weg, okay? Du tust dir nur selbst noch was an.“

Ich schüttle auf seine Worte den Kopf, atme tief durch und sehe mich noch einmal im Raum um.

„Ich bin doch nicht wirklich hier.“

„Eva, Bitte. Leg das Messer weg.“

„Nein.“

Mein Puls rast. Alles ist so echt. Das ist kein Traum. Das ist viel schlimmer.

Aber wenn das hier kein Traum ist, dann-

Die Idee kommt mir so schnell, dass ich nicht sagen kann, ob es eine gute oder eine schlechte Idee ist.

Ich blicke herunter auf das Messer, greife im gleichen Moment mit der anderen Hand in die Klinge und ziehe die Schärfe so schnell über meine Haut, dass beinahe gleichzeitig mein Blut auf den Boden tropft.

„Eva!“ Sanji und Ruffy rufen zeitgleich meinen Namen, stürzen auf mich zu. Ruffy hält meine Arme fest, Sanji reißt mir das Messer aus der Hand.

Meine Hand schmerzt, mein Blut tropft auf den Boden und ich beiße die Zähne zusammen.

„Das ist doch gar nicht echt.“, flüstere ich leise. Wie kann es so wehtun, wenn es nicht echt ist?

Was ist los?

„Eva, hör auf!“

Ruffy schreit mich an, als er mich festhält. Ich kann ihn fühlen. Und sehen. Ich träume nicht.

Aber das kann unmöglich echt sein.

Sanji greift ein sauberes Tuch und presst es mir in die Handfläche.

Verwirrt schaue ich zwischen den beiden umher. Spüre, wie mir Tränen in die Augen steigen und meine Kräfte mich verlassen.

Als Franky die Küche erreicht, breche ich in Tränen aus. Würde Ruffy mich nicht festhalten, würde ich mich auf den Boden fallen lassen.

„Bitte, ich kann das nicht. Hör bitte auf.“

Weine ich leise und streiche mir mit der unverletzten Hand über die Augen.

„Was ist los mit ihr?“, höre ich Franky fragen. Keiner antwortet ihm.

Ich spüre, wie er mich auf den Arm nimmt und aus der Küche trägt.

„Das passiert doch nicht wirklich.“, flüstere ich leise.

„Ich fürchte doch.“

Antwortet mir Franky, kurz bevor er die Tür zu seiner Werkstatt hinter uns schließt.
 

„Du hattest das schon einmal. Damals auf Karakuri. Du hast öfter schlecht geträumt und konntest irgendwann nicht mehr unterscheiden, was Wirklichkeit war und was nicht.“

„Und wieso kann ich mich nicht daran erinnern?“

„Weil ich es aus deinem Speicher gelöscht habe. Ich dachte, so hätte ich das Problem gelöst. Das war wohl falsch.“

Von wegen. Ich weiß, dass das hier alles nicht echt ist. Es kann nicht echt sein. Das würde keinen Sinn machen.

„Wieso lag ich in der Küche auf dem Boden?“

„Du hast mit Ruffy rumgealbert. Dann hast du wohl das Gleichgewicht verloren und bist auf den Kopf gefallen. Du warst kurz bewusstlos. Hast du in der Zeit etwas geträumt?“

Geträumt? Wenn es nur so wäre.

Und wenn es so ist?

„Woher soll ich wissen, dass das hier nicht der Traum ist?“

„Das ist eine gute Frage. Aber ich fürchte, die musst du dir selbst beantworten. Hier kann dich keiner davon überzeugen, dass es kein Traum ist. Das würde ja gar nichts bringen.“

Da hat er auch wieder Recht.

Und wenn Akio wirklich das alles hier macht, würde er nicht wollen, dass ich unter allen Umständen glaube, dass das hier die Wirklichkeit ist?

Es sei denn, es gehört zu seinem Plan, dass ich mich selbst davon überzeugen muss.

„Kannst du es nicht einfach wieder aus meinem Speicher löschen?“

Franky schüttelt den Kopf.

„Nein, das würde nichts bringen. Du hättest zwar für den Moment keine Probleme mehr, aber irgendwann würde es wieder anfangen. So wie jetzt auch. Diesmal versuchen wir was anderes.“

Sehe ich aus, wie ein Versuchskaninchen?

Ich seufze leise, nicke dann aber doch irgendwann.

Egal, was ich jetzt mache, ich komm nicht hier weg. Ob es ein Traum ist, oder die Realität. In beiden Fällen kann ich nichts gegen die Situation machen.

„Was ist mit den Anderen?“, frage ich dann leise und blicke auf den Boden vor mir.

„Du hast die ganz schön erschreckt. Tu mir einen Gefallen und entschuldige dich, ja?“

Entschuldigen?

Wofür? Das ich den Verstand verliere?

Dann nicke ich aber doch.

Wenn er es gern möchte. Wieso denn nicht?

Akio bringt es auch nichts.
 

Als ich in die Küche zurückkomme, sehen mich alle an. Der Moment ist noch schwerer als der, wo ich aufgewacht bin. Oder eingeschlafen. Jedenfalls eins von beiden.

„Hi.“, flüstere ich leise, weiche den Blicken aus und atme tief durch.

„Geht’s dir besser?“

Ruffy fragt es mich, noch bevor ich mich entschuldigen könnte.

Damit bringt er mich aus dem Konzept. Ich blicke kurz zu ihm auf, nicke erst, schüttle dann aber den Kopf, zucke dann mit den Schultern.

„Ich bin mir noch nicht ganz sicher. Aber die Phase mit dem Messer hab ich hinter mich gelassen.“

„Nicht sicher? Naja, Hauptsache das Schlimmste ist vorbei.“, grinst er mich an und winkt mich zu sich. Noch während ich zu ihm herüber gehe, beginnen die anderen zu essen.

Kaum setze ich mich neben Ruffy, flüstert er mir schon etwas zu.

„Hör zu. Ich hab darüber nachgedacht, was du gestern Nacht zu mir gesagt hast.“

Gestern Nacht? Was war gestern Nacht?

Ach ja.

„Das mit Franky?“

Ruffy nickt, sieht mich aber nicht an.

„Was ist damit?“

„Was ist, wenn wir ihn dazu bringen, dass er dich lobt? Du weißt schon. Dass er gar nicht anders kann?“

„Nicht anders kann? Wie soll das aussehen?“

„Sag ich dir später. Iss erst einmal was. Ich glaub, das brauchst du gerade.“

Und ob ich das brauche. Ich hab so großen Hunger. Ich hab doch so lange nichts gegessen.

Wenn du nicht schläfst...

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Tränen

Kapitel 10

Wir stehen auf, obwohl es eigentlich noch viel zu früh dafür ist.

Wir können eh nicht mehr schlafen.

Ruffy zieht die Vorhänge zur Seite und ich sammle meine Klamotten vom Boden auf.

„Danke, dass du heute Nacht bei mir geblieben bist.“, murmle ich irgendwann. Ruffy nickt nur, als wäre es selbstverständlich gewesen, dass er nicht gegangen ist.

Ich suche mir nur Schnell neue Unterwäsche aus der Schublade, verstecke sie im restlichen Wäscheknäul und gehe aus dem Zimmer. Ruffy geht mir sofort hinterher.

Er sagt nicht viel, streckt sich auf dem Weg zum Badezimmer und sieht mich an, als ich fragend vor der Tür stehen bleibe.

„Willst du zuerst?“, frage ich vorsichtig. Ruffy sieht mich schief an.

„Soll ich nicht lieber mit rein kommen?“

Was? Mit rein kommen?

„Ich will aber duschen.“

„Und?“

Auf die Reaktion war ich nicht gefasst. Ich starre ihn ungläubig an, weiche dann aber seinem Blick aus, als ich merke, wie rot ich werde.

„Ich will dich ungern allein lassen. Besonders nach gestern.“

„Ich schaff das schon.“

„Sei mir nicht böse, aber da bin ich mir nicht so sicher.“

„Ich will doch nur Duschen.“

„Ich gucke auch nicht.“

Alle anderen Schlafen noch. Als würde die Antwort an der Tür stehen, starre ich sie an.

Er will wirklich mit rein.

Aber auch nur, weil er sich sorgen macht.

Was anderes ist da nicht.

„Du stellst dich dann auch mit dem Rücken zu mir, ja?“

„Klar.“, sagt er nebenbei, öffnet die Tür und geht voraus. Ich schlucke, ehe ich ihm hinterher gehe.

„So, dass ich dich sehen kann, okay?“, ergänze ich meine Forderung. Er nickt nur beiläufig.

„Mit dem Rücken an der Scheibe.“

„Jaja, ist okay. Ich werde nicht schon nicht gucken.“

„Was? Nicht schon nicht?

„Ruffy. Ich meins ernst.“, ermahne ich ihn, und er grinst mich nur albern an, dreht sich herum und lehnt sich mit dem Rücken gegen die Glaswand der Dusche, die Hände in den Taschen.

Ich mustere ihn einen Moment, gehe dann an ihm vorbei und drehe mich zu ihm.

„Nicht gucken.“, wiederhole ich mich, doch Ruffy reagiert schon gar nicht mehr.

Ich kann es ihm nicht verübeln. Aber wenn er guckt, dann ziehe ich ihm eine über!

Ich zögere, ehe ich mich ausziehe und obwohl er nicht guckt, gehe ich so nah wie möglich an der Wand entlang.

Erst, als ich unter der Dusche stehe, das warme Wasser spüre und er sich noch immer nicht bewegt, entspanne ich mich langsam.

„Du bist gar nicht so stark, wie ich gedacht hatte.“, unterbricht Ruffy irgendwann die Stille.

Ich blicke ihn durch die Scheibe von hinten fragend an.

„Was meinst du?“

„Na, du wurdest doch von Franky gebaut.“

„Ja, und?“

„Naja, Franky steht doch total auf Waffen. Allein das Schiff hier, und sogar er selbst besteht eigentlich nur aus Waffen. Du nicht.“

„Nein.“

„Wieso nicht?“

Bei der Frage muss ich lächeln, nehme mir das Shampoo und schäume mir die Haare ein. Ich versuche dabei aber immer noch die Augen offen zu behalten. Nur vorsichtig mit dem Schaum.

„Ich bin schon eine Waffe.“, grinse ich, schüttle aber den Kopf, im Wissen, dass er es nicht sehen kann.

„Aber du bist schwach.“

„Du Trottel. So meine ich das auch nicht. Ach, vergiss es.“

Ruffy grinst. Ich weiß es einfach, auch wenn ich es nicht sehen kann.

„Wieso bist du nicht stärker?“

„Weil ich kein Cyborg sein soll, sondern ein Mensch. Ich soll nicht stärker sein, als eine Frau in meinem Alter, ich soll nicht anders aussehen und ich soll nicht mehr können und nicht mehr wissen.“

„Soll das heißen, dass du nichts besser kannst als ein Mensch?“

Ich nicke.

„Ja, genau. Ich soll unauffällig sein. Unauffällig bin ich dann, wenn ich durchschnittlich aussehe, durchschnittlich schlau bin, durchschnittlich stark bin und durchschnittlich-„

„Ja, okay, ich habs kapiert. Ist alles an dir durchschnittlich?“

„Gute Frage. Ich weiß, dass ich braune Haare habe, weil die meisten Frauen braune Haare haben. Ich habe kurze Haare, weil die meisten Marinesoldaten kurze Haare haben. Ich habe weiße Haut, weil die meisten Soldaten auch weiße Haut haben.“

„Und wieso bist du kein Kerl? Ich meine, die meisten Soldaten sind doch Männer, oder nicht?“

„Das schon, aber ich glaube, Franky wollte etwas Schwierigeres schaffen, als einen Mann. Und irgendwo muss ich ja meine Waffen verstecken.“

„Also hast du doch Waffen. Wo willst du die verstecken? In deinen Brüsten?“

Bei der Frage kippe ich beinahe um, starre ihn fassungslos an und schweige. Ich wusste ja vorher, dass Ruffy naiv ist, aber das?

„Ist das ein Witz? –Autsch-„

Mist, Seife im Auge. Klasse.

„Was los? Bist du okay?“

„Ja, vergiss es.“, winke ich kurz mit einer Hand ab, während ich mir mit der anderen das Auge halte.

„Ich hab Shampoo ins Auge bekommen. Dreh dich bloß nicht um!“

„Okay.“

Autsch. Dämliche Seife.

„Und das war kein Witz. Sag schon.“

„Kennst du die Redensart nicht: Die Waffen einer Frau?“

„Doch schon, aber du bist ja noch irgendwas anderes.“

Okay, das hat wehgetan.

Ich weiß, er meint es nicht böse, aber so etwas will ich einfach nicht hören.

Als ich nicht antworte merkt er, dass etwas nicht stimmt.

„Bist du okay?“

„Ja, alles okay.“

Ich schnappe mir das Duschgel und fange schnell an mich zu waschen.

Ich bin irgendwas anderes. Ja, das schon. Aber muss das jeder immer und überall sagen?

Muss ich jedes Mal darauf hingewiesen werden?

„Bist du sicher? Wieso sagst du nichts mehr.“

Ich zögere, sage es dann aber doch.

„Ruffy, dreh dich um.“

„Was?“

„Dreh dich um und sag mir, was an mir anders ist.“

„Ich hab gesagt, ich dreh mich nicht um.“

„Jetzt mach schon!“

Er zögert noch immer. Und auch ich frage mich, was das eigentlich von mir soll.

Ich hab sie ja nicht mehr alle.

Aber vielleicht hört er dann endlich damit auf.

Als er über seine Schulter nach hinten sieht, blickt er mir sofort ins Gesicht. Er sieht mich nicht an, nur in die Augen.

Ich schüttle sachte den Kopf, drehe meine Handflächen nach vorn und sehe ihn fragend an.

„Jetzt sag mir, wo ich anders bin.“

Er zögert noch immer, aber ich warte. Dann schaut er doch an mir herunter. Diesmal werde ich nicht rot. Noch nicht.

Ich habe ihm gesagt, dass er gucken soll.

Okay.

Noch darf er gucken.

Immer noch.

Langsam wird’s peinlich.

Was mach ich hier eigentlich?!

„Ruffy?“

Er schüttelt den Kopf, sieht mich aber weiter durch die Scheibe an.

Jetzt spüre ich doch, dass ich rot werde.

Ich hebe die Hand und lege sie auf die Scheibe in der Höhe seiner Augen, damit er nicht mehr gucken kann. Und was macht er?

Er weicht meiner Hand aus, sieht mich weiter durch die Scheibe an und schweigt.

„Ruffy!“

„Was?“, jetzt grinst er auch noch, sieht mir auf die Brüste und bewegt sich nicht. Sofort verschränke ich meine Arme vor der Brust, sehe dann aber, wie sein Blick sinkt und drehe mich daher lieber ganz um.

„Hör auf!“

Ich weiß, dass ich knall rot geworden bin. Meine Stimme überschlägt sich dabei.

„Von hinten siehst du auch normal aus.“

„Ruffy!“, ermahne ich ihn erneut, umklammere mich mit meinen Armen und versuche so viel zu verstecken, wie ich kann.

„Dreh dich wieder um!“

Oh, Gott, wie peinlich!

„Ich mach nur das, was du mir gesagt hast.“, grinst er mich an und ich weiß, dass er mich immer noch ansieht.

„Und jetzt sag ich was anderes! Dreh dich wieder um!“

„Kannst du dich auch mal entscheiden?“

„Herrgott! Sind nur Spanner auf diesem Schiff?!“ Dreh dich um!“

„Was meinst du damit?“

„Dass du dich umdrehen sollst!“

„Nein, was meinst du mit dem anderen?“

„Was? Womit?“

„Hat dich etwa schon einmal jemand angesehen?“

„Was geht dich das eigentlich an?“

„Sag schon.“

„Ja, Mensch! Sanji hat mich beobachtet, als ich gebadet habe!“

„Und?“ Ich höre, dass er grinst.

„Was, und? Das geht dich gar nichts an!“

„Hör mal auf zu schreien. Woher weißt du, dass er dich beobachtet hat?“

„Er hat es... durchblicken lassen.“

Was soll das? Der will mich doch nur ablenken!

„Ruffy, dreh dich endlich um!“

„Okay, okay. Ich dreh mich um.“

Als ich über die Schulter zu ihm herüber schaue, atme ich erleichtert auf. Er schaut wieder zur Tür.

„Wurde auch Zeit.“, beschwere ich mich ein letztes Mal leise und spüle den Schaum von meiner Haut. Ich kann es kaum erwarten, mich wieder an zu ziehen.

„Soll ich nochmal gucken?“

„Nein!“
 

Erst, als ich mich wieder angezogen habe, dreht sich Ruffy wieder zu mir um, breit grinsend. Sofort verpasse ich ihm eine Kopfnuss.

„Hör auf zu grinsen!“

„Aua, ist ja gut.“

Zu Grinsen hört er nicht auf, aber das ist mir egal. Auch ich kann mir ein leichtes Grinsen nicht verkneifen, als ich ihn alleine im Badezimmer lasse.

Hoffentlich redet er nicht mit Sanji.

Allein bei dem Gedanken werde ich wieder rot.

Verdammt. Dämliche Kerle.
 

Doch als ich vom Badezimmer in die Küche gehen will, packt mich plötzlich so eine Panik, dass ich mich nicht bewegen kann.

Vor ein paar Tagen war es genau das gleiche. Da bin ich auch vom Badezimmer in die Küche gegangen und habe sie da gefunden. Da hat alles angefangen.

Meine Knie werden weich, ich schlucke und gehe einen Schritt zurück, starre in den Flur.

Nein.

Nicht nochmal.

Ich will nicht schon wieder, dass ich sie finde.

Nicht wieder beschlagnahmt werden.

Nicht wieder gefoltert.

Ich will meine Haut behalten.

Ich presse meinen Rücken gegen die Wand, höre meinen Herzschlag und spüre, wir mir sämtliche Farbe aus dem Gesicht weicht.

Ich höre, dass Ruffy im Badezimmer die Dusche einschaltet. Wenigstens etwas, was anders ist.

Was ist, wenn sie die anderen schon gefangen genommen haben?

Wenn nur noch wir zwei gefangen werden müssen?

Oh, bitte nicht.

Ruffy, beeil dich.

Mir wird schwindlig. Mein Herz rast.

Ich kann nicht atmen. Mein Hals schnürt sich zu.

Ganz vorsichtig gehe ich in die Hocke, verschränke meine Arme vor meinem Bauch und lehne mich an die Wand.

Ganz ruhig.

Ich bin gleich nicht mehr alleine.

Gleich ist Ruffy wieder da. Die Marine ist nicht hier. Sie würden uns nie im Schlaf überraschen können. Wir haben einen Ausguck. Irgendjemand muss Wache halten.

Ruffy, beeil dich doch.

Ich atme tief durch, doch spüre, dass mir schwindlig wird. Ich darf nicht ohnmächtig werden.

Wieder atme ich tief durch. Und wieder. Und wieder.

Mein Atem geht schneller, meine Arme und Beine beginnen zu zittern.

Mir wird ganz plötzlich so kalt.

Nein.

Plötzlich wird es so hell. Ich schließe die Augen, spüre die Kälte der Wand in meinem Rücken und die Härte des Bodens.

Ich will den Kopf drehen, mich umsehen, doch wieder hindert mich etwas in meinem Nacken.

Ich bin wieder hier.

Sofort zucke ich zusammen, blicke auf meine Arme und sehe meine Sehnen, Muskeln und metallischen Knochen.

Ich will schreien, bekomme aber keinen Ton heraus.

„Ruffy?“, flüstere ich leise, meine Stimme ist so schwach.

Ich bin so schwach.

„Ruffy? Bist du hier? Hörst du mich?“

„Ach, hey. Da bist du ja endlich.“

Akio. Er kommt auf mich zu, ich kann es ganz genau hören.

Plötzlich ein Knall. Ein Schäppern.

Ich zucke zusammen. Presse mich an die Wand und spüre, dass ich nichts trage.

Meine Arme schmerzen nicht mehr so sehr, wie sie es am Anfang getan haben. Aber meine Haut ist weg.

Verwirrt blicke ich mich um, sehe Akio nach, ohne meinen Kopf zu drehen und taste vorsichtig mit meiner Hand in den Nacken.

Auch hier fehlt meine Haut. Irgendetwas steckt in meinem Nacken. Wie ein Stecker. Ein Anschluss.

„Du musst was essen. Dein System bricht sonst zusammen.“

Nein, das ist doch nicht echt.

„Ruffy?!“

„Hab ich dich schon so weit?“

Akio sieht mich aus einer Mischung von Verwunderung und Stolz an. So weit? Wie weit?

Dass ich nicht weiß, was echt ist, und was nicht?

Sofort will ich den Kopf schütteln, werde aber von dem Stecker in meinem Nacken gehindert.

„Nein.“, murmle ich leise.

Akio mustert mich einen Moment, nickt dann leicht und zeigt auf den Metallteller, den er mit vor die Füße geworfen hat.

Irgendein Brei liegt auf ihm, halb auf den Boden gefallen.

Ja, ich habe Hunger.

Und wie.

Mir ist so schlecht.

Ohne ein weiteres Wort stürze ich mich auf den Teller, greife mit einer Hand zu und schaufle mir so viel von dem Brei in den Mund, wie ich kann.

Kartoffelbrei.

Mehr nicht.

Aber es ist viel besser als alles, was ich je gegessen habe.

Das liegt wahrscheinlich an dem Hunger.

Ich esse so schnell ich kann und muss damit kämpfen, es nicht gleich wieder hoch zu würgen.

„Wasser.“, flüstere ich leise. Akio sieht mich nur schweigend an. Er zögert, denkt nach, ich weiß es nicht.

Irgendwann steht er auf, nimmt ein Glas, füllt es mit Wasser und reicht es mir.

Als ich danach greifen will, spüre ich wieder die Fesseln, die ich nicht sehen kann.

Erst, als ich getrunken habe, schaue ich meine Handgelenke genau an.

Ich bin ganz sicher gefesselt.

Aber wieso…

„Wieso kann ich die-„

Ich breche ab. Mein Mund ist fast taub. Ich bin so schwach.

„Wieso kann ich die Fesseln nicht sehen?“

Akio zögert, sieht mich an und schweigt. Dann geht er zu mir herüber, geht neben mir in die Hocke und beobachtet mich.

Ich erwidere seinen Blick erst, doch kann ihm nicht lang standhalten. Sein Blick gefällt mir nicht. Er sagt zu wenig über seine Gedanken aus.

„Dein Visuelles System war das erste, in welches ich mich einschleichen konnte. Kann sein, dass ich da ein bisschen was kaputt gemacht habe. Kannst du die Seile da vorne sehen?“

Er zeigt bei den Worten in eine Ecke. Als ich seinem Blick folge, sehe ich nichts. Nur eine leere Ecke.

Nur eine Zimmerecke.

„Nein.“, murmle ich, und spüre wieder die Übelkeit in mir. Ich hab zu lange nichts gegessen. Doch ich kann es noch in mir behalten. Noch etwas wird er mir bestimmt nicht geben.

„Interessant.“, murmelt Akio zurück, und ich sehe im Augenwinkel, dass er mich wieder ansieht.

Sieh mich nicht an.

Ich will nicht, dass du mich ansiehst. Ich will nicht, dass du mich überhaupt sehen kannst.

Guck weg.

Plötzlich greift er meine Fußgelenke, bewegt sich dann aber nicht mehr. Ich zucke sofort zusammen, unterdrücke ein Zittern und ziehe die Beine so stark an, wie es mir möglich ist.

Fass mich nicht an.

„Gefällt dir, wo ich dich hinschicke?“

Lass mich los. Was soll die Frage?

„Es ist besser als hier.“, flüstere ich.

„Besser als hier?“

Akio lächelt auf, nickt sachte und sucht meinen Blick. Ich denke nicht daran ihn anzusehen.

„Ich könnte es hier auch etwas schöner für dich machen, wenn du willst.“

Wieder wird mir übel. Diesmal aber nicht, weil ich so lange nichts gegessen hatte.

Ich beiße die Zähne zusammen, schlucke meine patzige Antwort herunter und schweige. Akio mustert mich einen Moment schweigend, ehe er wieder etwas sagt.

„Ich habe dir gesagt, du bist ein Wunder, Kleines.“

Nenn mich nicht Kleines!

Verdammt, wie lange muss ich das noch durchmachen?

Das ist doch alles gar nicht echt.

Das ist nur meine Angst, die mein Gehirn dazu zwingt, sich so etwas einzubilden.

Das kann unmöglich echt sein.

„Du zitterst.“

Akio flüstert nur noch. Sein Blick wandert über meine Haut und ich fühle mich so übel dabei, dass ich einmal tief durchatmen muss, damit mir das Essen nicht wieder hoch kommt.

Er sieht mich an, direkt in meine Augen. Er zögert, will etwas sagen, beugt sich dann aber zu mir herüber, ehe er es mir zuflüstert.

„Ich werde mit dir eh machen, was ich will. Ob es dir gefällt oder nicht liegt ganz bei dir.“

Bei den Worten steigt Panik in mir auf.

Mein Atem geht schneller, ich presse mich gegen die Wand hinter mir und spüre seinen Atem an meinem Ohr.

Fass mich nicht an.

Ich spüre, dass er lächelt. Er atmet ein, um etwas zu sagen, schweigt dann jedoch.

Plötzlich seine Zunge an meinem Hals.

Ich zucke zusammen, kneife die Augen zu und stoße ihn von mir.

Fass mich nicht an!

„Eva!“

Diese Stimme.

Ich reiße die Augen auf, starre in den Flur der Sunny und sehe Ruffy vor mir auf dem Boden liegen. Ich hocke noch immer in der Ecke hinter der Badezimmertür.

Ich habe ihn von mir auf den Boden gestoßen.

Verwirrt blicke ich mich um.

Ich bin wieder hier.

Akio ist nicht da.

Sofort taste ich mit einer Hand in meinen Nacken.

Kein Anschluss.

Ich starre auf meine Arme.

Die Haut ist noch da.

Ruffy setzt sich wieder auf, hebt beruhigend die Hände und bewegt sich langsam auf mich zu.

„Eva, bist du wieder da? Kannst du mich hören?“

Ich starre Ruffy verwirrt an, nicke auf seine Frage und schweige.

Ich kann nichts mehr sagen.

Oh, Gott. Bitte. Wieso hört das nicht auf?

Tränen steigen mir in die Augen. Ich starre Ruffy an, atme schnell und spüre, dass ich diesmal die Tränen nicht zurückhalten kann.

Ich will ihm um den Hals fallen, lasse es jedoch sein.

Wenn er nicht er ist, was dann?

Wenn er Akio ist, was dann?

Bei dem Gedanken lege ich die Stirn auf meine Knie, atme noch einmal tief durch, ehe ich schließlich doch in Tränen ausbreche.

Ruffy setzt sich schnell neben mich, will mich trösten, doch ich weiche zurück, schüttle verzweifelt den Kopf und schiebe seine Hand zurück, als er mir seinen Arm um die Schulter legen will.

„Nein. Nicht anfassen. Nur nicht anfassen.“, flüstere ich, weine leise und presse meinen Rücken gegen die Wand.

Ruffy bleibt bei mir, bewegt sich nicht, fasst mich nicht an, bis ich mich wieder beruhige.

Ich bin so froh, dass er auf mich hört.

Therapie

Kapitel 11

Wer weiß, was gerade mit mir passiert, ohne dass ich es weiß.

Das geht mir heute nicht mehr aus dem Kopf.

Ich rede nicht viel. Nicht nach dem, was alles passiert ist.

Wie kann ich wissen, was echt ist und was nicht?

Wenn ich es mir aussuchen könnte, dann wäre das hier die Wirklichkeit.

Aber manchmal ist es eben doch zu schön um wahr zu sein.

Obwohl… Was ist so schön daran, den Verstand zu verlieren?

Wie wahrscheinlich ist es aber, dass ich es mir einbilde, kurz nachdem ich hier ankam?

Was ist logischer?

„Eva.“

Sanji reißt mich aus meinen Gedanken. Wir frühstücken gerade. Er hat mich gerade etwas gefragt, ich hatte es nicht mitbekommen.

„Was?“, blinzle ich fragend.

„Möchtest du ein Schokoladencroissant?“

Ich blicke auf den Tisch vor mir, schüttle dann aber sachte den Kopf auf seine Frage.

„Bist du sicher? Du hast noch nichts gegessen.“

Wieder schüttle ich den Kopf.

„Ich hab keinen Hunger. Später vielleicht.“

Ich weiß, dass er von meiner Antwort nicht begeistert ist, aber schließlich gibt er auf.

Ruffy lässt mich nicht aus den Augen. Und ich weiß, dass auch die anderen immer wieder zu mir sehen.

Sie sagen nichts, aber sie machen sich sorgen. Ich spüre es genau.

Irgendwann kann ich nicht mehr, fühle mich, als ob ich die Stimmung am Tisch nach unten ziehe, schiebe vorsichtig den Stuhl zurück und warte auf einen passenden Moment, um mich zu verziehen.

Gar nicht so leicht, aber als sich Nami über Sanji aufregt, passt der Moment perfekt und ich verschwinde von Tisch und aus dem Zimmer.

Doch als ich alleine auf dem Flur stehe, bereue ich es sofort.

Ich kann nicht mehr alleine sein.

Nicht mehr hier.

Ich drehe mich sofort um, will die Türklinke greifen und fasse ins Leere.

Ruffy öffnet die Tür, tritt aus der Küche, ein Brötchen in der Hand, ein halbes im Mund.

„Du hascht keinen Hunger?“, nuschelt er mich an, ich schüttle nur sachte den Kopf. Bin aber froh, dass ich nicht alleine bin. Jetzt muss ich wenigstens nicht zurück in die Küche. Was schon peinlich genug gewesen wäre.

Ruffy schluckt das Stück Brötchen herunter, steckt das Brötchen in seiner Hand in seine Hosentasche und geht den Gang herunter. Ich blicke ihn kurz fragend nach, ehe er stehen bleibt und auf mich wartet.

Erst jetzt begreife ich, nicke und gehe ihm nach.

„Was war dieses Mal passiert?“

Ich zucke nur mit den Achseln. Das will ich wirklich nicht sagen.

„Du bist ganz anders.“

Ich nicke.

„Wieso sagst du nichts mehr?“

Ich weiß es, ehrlich gesagt, nicht genau. Daher zucke ich nur wieder mit den Achseln. Ruffy seufzt tief, als er nicht einmal auf diese Frage eine vernünftige Antwort bekommt.

Dann öffnet er die nächste für und hält sie für mich auf. Es ist dunkel darin, doch ich gehe ohne zu Zögern hinein. Erst, als ich mir das Bein an der Bettkannte stoße, bemerke ich, wo ich bin.

Das ist mein Zimmer.

Ich habe gar nicht gemerkt, dass wir auf dieser Seite des Schiffes sind.

Hab ich jetzt auch noch meine Orientierung verloren?

Na klasse.

Ich rede nicht viel und verlaufe mich auf der Sunny. Ich verwandele mich in Zorro.

„Versuch nochmal zu schlafen.“

Diesmal bin ich es, die seufzt. Ich schüttle den Kopf und drehe mich zu Ruffy um. Doch er zeigt mir, dass er mir keine Wahl lässt.

„Ruffy. Du verstehst das nicht.“

Ich zwinge mich, diese Worte zu sagen. Irgendetwas ist anders mit mir. Ich will nicht reden, obwohl ich es will.

Mein Körper weigert sich.

Ich kann es nicht erklären, verstumme dann, obwohl ich Ruffy alles erklären wollte.

„Leg dich schon hin. Schlafen tut doch nicht weh.“

Ich verschränke unbewusst die Arme vor der Brust.

Sie haben mir einfach die Haut abgezogen.

Das hat sogar sehr weh getan.

Und jetzt, wenn ich wieder da sein werde, was passiert dann?

Ich will es mir gar nicht vorstellen.

„Wie lange hältst du es aus, nicht zu schlafen?“

Ich zucke mit den Achseln.

„Jetzt leg dich endlich hin.“

Ich zögere, mache dann aber, was er sagt. Streife die Schuhe von den Füßen und krieche unter die Decke.

Es ist noch kalt, aber sehr weich.

Erst, als ich den Kopf auf mein Kissen lege, bemerke ich, wie müde ich bin.

Ja, ich könnte sofort einschlafen. Aber wenn-

„Ich pass auf.“, unterbricht Ruffy meine Gedanken und beantwortet die Frage, die ich ihm gerade stellen wollte.

Bei den Worten krabbelt er zu mir auf das Bett, zieht die Decke über sich und legt einen Arm um meinen Bauch. Dann bleibt er bewegungslos liegen.

Ich zucke nicht zusammen, auch wenn ich es heute Morgen nicht ertragen konnte, dass er mich berührt.

Ruffy ist einfach anders.

Ich vertraue ihm.

Er wird nichts machen, was ich nicht will.

Doch als wir ein paar Minuten so liegen, dreht er seinen Kopf zu mir und sieht mich durch die Dunkelheit hindurch an.

Will er mir etwas sagen?

„Du hast ein Herz.“, stellt er flüsternd fest.

Ich nicke.

Natürlich habe ich ein Herz.

Das hat er ja auch, oder nicht?

„Du siehst mich immer noch nicht als Mensch.“ stelle ich dann leise fest.

Ruffy schweigt, schüttelt auf meine Worte kurz sachte den Kopf, ehe er inne hält, sich leicht aufrichtet und mich ansieht.

„Darf ich?“

Ich weiß nicht, was er meint, doch lange kann ich es mich nicht fragen. Im nächsten Moment schlägt er die Bettdecke ein wenig zurück und legt seinen Kopf auf meinen Brustkorb.

Ich behalte die Luft in den Lungen, starre an die Decke und bewege mich nicht, obwohl mein Herz sich beinahe überschlägt.

Ruffy bewegt sich nicht, bleibt ruhig liegen und lauscht meinem Herzschlag.

Ganz vorsichtig beginne ich wieder zu atmen. Versuche so leise wie möglich zu sein, doch wie das ebenso ist, scheint mir mein Atem und Herzschlag gerade jetzt als unnatürlich laut und schnell.

Es ist nicht mehr als Einbildung, ich weiß. Trotzdem.

Irgendwann blickt Ruffy zu mir auf, doch ich erwidere seinen Blick nicht. Ich starre an die Zimmerdecke und bin froh, dass es so dunkel ist.

Ich weiß, wie rot ich bin, ohne mich selbst zu sehen.

„Wie viel Mensch bist du eigentlich?“

Diesmal zucke ich zusammen, blicke zu Ruffy herunter und schüttle sachte auf seine Frage den Kopf.

Dann hebe ich ihn vorsichtig an und zeige ihm so, dass er von mir herunter gehen soll.

Er richtet sich wieder auf, stützt sich mit den Ellenbogen vom Bett ab und sieht mich an, wartet auf eine Antwort.

Ich schweige, ziehe die Beine an und drehe mich auf die Seite von ihm weg.

Nein, nach heute will ich wirklich nicht darüber reden. Irgendwann versteht Ruffy, dass ich ihm nicht antworten will. Er lässt den Kopf in das Kissen fallen, atmet einmal tief durch und dreht sich zu mir. Wieder legt er einen Arm auf meine Seite, bleibt sonst aber weit genug von mir weg, dass ich ihn nicht von mir schieben muss.

„Ich glaub, jetzt weiß ich, was heute Morgen war.“, flüstert er dann.

Ich schüttle sofort den Kopf.

Nein, das weiß er nicht.

„Es war nicht das, was du glaubst. Er hat mir nur in die Richtung Angst gemacht.“

„Er? Wen meinst du?“

„Akio.“

„Achso. Dieser komische Computer-Kerl.“

Ich nicke.

„Er hat dich nicht angefasst?“

Bei der Frage zucke ich zusammen, spüre sofort wieder seine Zunge an meinem Hals und streiche reflexartig mit der Hand über die Stelle.

„Ich will wirklich nicht darüber reden. Versteh mich nicht falsch. Ich will nur nicht drüber reden, okay?“, wiederhole ich mich und spüre irgendwann, wie Ruffy hinter mir nickt.

Wir liegen lange zusammen, doch das Thema hat mich weit vom Schlaf weg getrieben.

„Ruffy?“, unterbreche ich irgendwann die Stille. Ruffy braucht ein paar Sekunden, um zu reagieren. Er ist beinahe eingeschlafen.

„Hm?“

„Was ist, wenn das hier wirklich die Wahrheit ist? Was ist, wenn ich mir das andere alles wirklich nur eingebildet habe?“

Ruffy zuckt die Achseln und murmelt seine Antwort in das Kissen.

„Wenn du wieder weißt, was echt ist, und was nicht, dann müssen wir uns ein Signal ausdenken.“

„Ein Signal?“

Schläft er vielleicht doch schon?

Er nickt vorsichtig.

„Damit ich weiß, wann es dir wieder gut geht.“

Vielleicht ist er doch noch wach. Oder nicht? Spricht er im Schlaf?

Was kann ich sagen, um sicher zu sein?

„Wenn ich es wieder weiß, werde ich dich küssen.“

Ruffy antwortet nicht.

Dann hat er doch geschlafen.

Die Reaktion wäre aber trotzdem bestimmt lustig gewesen.

Plötzlich greift er über meine Seite hinweg meinen Bauch, zieht mich zu sich und presst mich an sich.

Dann nickt er sachte, atmet einmal tief durch und schlingt ein Bein um die Meinen.

Ich kann nicht atmen, so überrascht bin ich.

Ruffy nickt, legt danach sein Kinn auf mein Haupt ab und bleibt ruhig liegen.

„Okay. Aber nur einmal.“, murmelt er leise und schweigt schließlich.

Ich wage nicht, mich zu bewegen, bleibe ruhig liegen und warte. Irgendwann atmet Ruffy ruhig und so gleichmäßig, dass ich sicher bin, dass er schläft.

Ich löse mich vorsichtig aus seiner Umklammerung, bleibe aber noch nahe bei ihm liegen. Ich entferne mich nur so weit, dass ich mich entspannen kann, schließe die Augen und muss lächeln.

Dann werde ich das machen.

Ja.

Und wenn er nicht der echte Ruffy ist, sondern der echte Ruffy gerade gefangen gehalten wird, dann werde ich ihn küssen.

Und er wird keine Ahnung haben.

Aber dann wird er mich wenigstens nicht mehr als einen Gegenstand sehen, sondern als Menschen.
 

„Eva?“

„Hm?“

Ich schlafe.

Ich meine, ich habe geschlafen.

Oh, Gott, danke. Ich bin noch hier und habe geschlafen.

„Ich glaube, wir sollten langsam aufstehen.“

Wieso aufstehen? Ich bin noch so müde.

Verschlafen schüttle ich den Kopf, drehe mich um und klammere mich an Ruffy, ohne die Augen zu öffnen.

„Nein. Noch ein bisschen.“

Es ist doch so schön, dass ich endlich schlafen kann.

Und ich bin so kaputt.

Ruffy legt einen Arm um mich, blickt jedoch auf in den Raum. Es ist noch dunkel.

„Bist du so müde?“

Ich nicke.

„Aber du weißt schon, dass die anderen über uns reden werden?“

„Ist mir egal.“, murmle ich verschlafen.

Ich spüre, dass Ruffy ein Grinsen unterdrücken muss.

Dann nickt er, wuschelt mir durch die kurzen Haare und beugt sich kurz zu mir herunter.

Ich glaube, dass er mir etwas sagen will, doch dann löst er sich von mir, streckt sich und stolpert aus dem Bett.

Ich bleibe liegen, greife mein Kissen und presse es an mich.

Ich will nicht aufstehen.

Noch ein bisschen.

Plötzlich reiße ich die Augen auf. Mein Herz setzt einen Schlag aus.

Hat er gerade, als er sich zu mir herunter gebeugt hat…?

Hat er da…

Oder hat es sich nur so angefühlt?

Mich geküsst?

Ruffy zieht die Vorhänge zur Seite, streckt sich noch einmal und das Licht trifft mich sofort.

Ich kneife die Augen zu, klammere mich an das Kissen und spüre, dass mein Herz rast.

Das hat er nicht gemacht. Er wollte irgendwas sagen.

Ganz sicher.

Wenn er mir nicht durch die Haare gewuschelt hätte, könnte ich es sicher sagen.

Ich habe es nicht richtig gemerkt.

Soll ich ihn fragen?

Bloß nicht!

Das ist absolut peinlich, wenn es nicht so war.

Plötzlich greift Ruffy mein Fußgelenk.

Ich blicke sofort zu ihm auf und sehe ein Grinsen, was nichts Gutes ahnen lässt.

„Nicht!“, kreische ich sofort auf, doch dann ist es schon zu spät. Er zieht mich unter die Decke über das Bett, immer weiter, bis ich halb auf dem Boden lande.

Es tut nicht weh, aber jetzt kann ich mit Sicherheit nicht mehr schlafen.

Als er mich so sieht, noch immer das Kissen an mich gepresst, die Haare gewuschelt und blinzelnd, fängt er an zu lachen.

„Das ist nicht witzig.“, murmle ich leise, muss aber doch lächeln.

„Komm schon. Zwing mich nicht, dich zu kitzeln.“

Was?

Ich starre zu ihm auf, lächle zwar, versuche aber so ernst wie möglich herüber zu kommen.

„Nein, das wagst du dir nicht.“

„Ich glaube, du kennst mich nicht.“

Grinst er nur zurück, greift wieder mein Fußgelenk und kitzelt mich unter den Fußsohlen. Sofort kreische ich lachend auf, trete in seine Richtung, treffe ihn aber nicht richtig. Ruffy lässt sich von der Hocke auf den Rücken fallen, hält mich dabei weiter fest und kitzelt grinsend weiter.

Ich schnappe nach Luft, schlage seine Beine und versuche mich zu befreien, doch er hat mich.

„Hör auf! Ruffy!“

Ich kann nicht mehr vor Lachen, schreie und lache.

„Bist du jetzt wach?“

Fragt er albern, doch ich kann vor lauter Lachen nicht antworten.

„Ähm, Entschuldigung?“

Chopper steht in der Tür und unterbricht uns durch seine bloße Anwesenheit.

Ruffy lässt mich sofort los, doch ich kichere noch ein paar Momente weiter.

„Hi, Chopper. Was ist los?“

Fragt Ruffy grinsend. Chopper blinzelt kurz, antwortet ihm dann aber.

„Franky hat mich gefragt… wegen Eva... Soll ich später nochmal fragen?“

Später nochmal? Der kurze tut ja gerade so, als hätte er uns im Bett erwischt.

Sofort schüttle ich lächelnd den Kopf.

„Nein, ist okay. Ruffy wollte so wie so gerade aufhören. Was ist denn los?“
 

„Und die helfen?“, frage ich leise, als mir Chopper eine Packung Tabletten in die Hand drückt. Wir sind in seinem Arzt-Zimmer.

Er nickt sofort, zuckt dann aber mit den Achseln.

„Du musst wahrscheinlich erst eingestellt werden. Kann sein, dass es am Anfang noch nicht alles perfekt ist. Aber sie beruhigen dich und du wirst dich besser fühlen.“

Kann eine Tablette das überhaupt?

Und wenn das hier nicht echt ist?

Blödsinn. Es ist doch nur logisch, dass das hier echt ist.

Und wenn, wieso sagt mir keiner, wo Brook und Jimbei sind?

Ich will das eigentlich auch gar nicht mehr wissen.

„Wann soll ich die nehmen?“

„Vor dem Schlafen.“

Wieso ausgerechnet vor dem Schlafen?

„Wieso kann Franky mir nicht einfach all das Zeug aus dem Gehirn löschen?“

„Wenn es schlimmer wird, wollte er es machen. Aber wir versuchen erst einmal es anders in den Griff zu bekommen.“

„Schlimmer?

Wie könnte es denn noch schlimmer werden? Wenn Akio mit mir gemacht hat, was er wollte, wie er es formuliert hat, oder wie?

Dann hilft mir das auch nicht mehr.

Ich presse die Beine zusammen, nicke dann aber.

„Okay. Woran merke ich, dass sie helfen?“

„Wie gesagt. Du wirst ruhiger und hast keine Angst mehr.“

Wieder nicke ich.

Hoffentlich hilft es.
 

An dem Tag sitze ich in der Bücherei auf dem Sofa und beobachte die Fische im Aquarium. Es schneit draußen wieder. Es ist zu kalt zum raus gehen. Und der Schnee ist zu nass, als dass man etwas damit anfangen könnte. Sogar Ruffy bleibt unter Deck.

Ich denke viel nach. Über alles, was gerade passiert.

Wie lange brauchen Brook und Jimbei um und hier raus zu holen? Ich bin schon ein paar Tage auf dem Schiff. Werde gefangen gehalten und keiner holt uns hier raus.

Es kann auch sein, dass ich erst ein paar Stunden auf dem Schiff bin und Akio mein Gehirn schneller laufen lässt. So kommt mir dann ein Tag vor, wie eine Minute.

Oder weniger.

Das heißt, ich könnte hier ein Leben lang bleiben, ohne dass ich hier weg komme.

Oder anders gesagt, ich könnte mein Leben lang diese Halluzinationen von Akio haben.
 

„Eva?“

Wieder ist es Ruffy, der meine Gedanken unterbricht.

„Hm?“

„Kann ich mit dir reden?“

Mit mir reden?

Ich bewege mich nicht sofort, schaue dann aber zu ihm herüber und mustere ihn einen Moment. Er sieht nicht so aus, als würde er mit mir spielen wollen.

„Was ist denn los?“

Sofort sieht Ruffy sich im Raum um, setzt sich dann erst zu mir und schweigt einen Moment. Wir sind alleine. Trotzdem flüstert er.

„Tu mir einen Gefallen und nimm eine Tablette, die dir Chopper gegeben hat.“

„Was? Woher weißt du von den Tabletten?“

„Ich hab gelauscht. Tu es einfach, okay? Ich mach mir echt sorgen um dich. Du bist nicht du. Vorher warst du ganz anders, hast dich von dir aus mit allen unterhalten und jetzt sitzt du nur noch in der Ecke herum und starrst Löcher in die Luft.“

„Ich kann die erst nehmen, bevor ich schlafen gehe. Das hat Chopper doch gesagt.“

Ruffy zuckt mit den Achseln.

„Du musst die ja nicht hier nehmen. Wir gehen in mein Zimmer, und wenn du davon müde wirst, dann kannst du dich sofort hinlegen.“

Ich soll die Tabletten jetzt nehmen?

Ich weiche seinem Blick aus, greife mit einer Hand in die Tasche meines Kleids und taste nach der Packung.

Das wollte ich eigentlich nicht.

Mir gefällt der Gedanke auch nicht so sehr.

„Tu mir den Gefallen.“, wiederholt Ruffy sich leise. Ich zögere, nicke dann aber doch.
 

Ich sitze auf Ruffys Bett, er neben mir und mit einem Schluck Wasser, ist die Tablette weg.

Ruffy sieht mich fragend an. Und kaum setze ich das Glas ab, fragt er nach.

„Und? Wie fühlst du dich?“

Ich blicke Ruffy lächelnd an, amüsiert über seine Naivität.

„So schnell geht das nicht.“

„Und wann merkst du was?“

„Ich weiß nicht. Ein paar Minuten? Stunden?“

„Stunden?!“

Ich nicke lächelnd und stelle das Glas auf die Fensterband neben dem Bett.

Doch als ich mich bewege, spüre ich etwas.

Alle Berührungen auf meiner Haut fühlen sich dumpf an.

Ich spüre das Bett unter mir erst, als ich mich darauf konzentriere.

Sofort hebe ich die Hand, blinzle verwirrt und warte noch einen Moment.

„Was ist los? Spürst du was?“

Ich zögere noch, nicke dann aber vorsichtig.

„Und was? Geht’s dir besser?“

Ich nicke erst, schüttle dann aber den Kopf.

„Irgendwas stimmt nicht.“, murmle ich und wundere mich, wieso sich mein Mund so taub anfühlt. Es fällt mir schwer zu sprechen.

Dann fängt sich alles an zu drehen.

Ich schließe die Augen, lege eine Hand über meine Stirn und atme tief durch. Ruffy greift meinen Arm, mustert mich, sieht sich dann blinzelnd in seinem Zimmer um.

Ich habe das Gefühl, als wolle er irgendetwas machen. Weg gehen oder etwas sagen. Sofort schüttle ich den Kopf.

„Nein, warte.“

„Warte? Worauf?“

„Mach das noch nicht.“

„Was soll ich nicht machen? Ich will nichts machen.“

„Doch, ganz sicher. Aber warte noch.“

Ruffy antwortet nicht mehr, schüttelt nur verwirrt den Kopf und drückt mich vorsichtig zurück. Ich lasse mich sofort fallen, kippe auf das Bett zurück und atme tief durch.

Wieder schließe ich die Augen.

Ruffy löst sich von mir und ich spüre, dass er aufsteht. Holt er Hilfe?

„Es geht gleich schon. Ich brauch nur kurz Zeit.“

Doch dann höre ich die Gardinen.

Als ich die Augen öffne, ist es dunkel. Ich kann Ruffy nicht sehen, aber hören.

Schritte.

Durch die Dunkelheit verliere ich komplett die Orientierung. Ich fühle mich, als würde ich fallen.

„Ruffy?“

„Sch…“, unterbricht er mich leise.

Dann höre ich den Schlüssel in der Tür.

Ist das echt?

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Schlafen

Kapitel 13

„Wir müssen dich verstecken. Hast du vielleicht eine Idee? Du kennst doch diese Art von Schiff, oder?“

Ja, das ist ein Schlachtschiff das für den überraschten Unterwasserangriff ausgerüstet ist. Deswegen haben sie uns in der Nacht trotz Ausguck überraschen können. Sie sind noch von Deck rein, sondern von unten.

Sie werden mit Gas gearbeitet haben. Ruffy und die anderen sind aufgewacht, als sie schon in den Zellen saßen.

Sie werden alle in verschiedenen Zellen untergebracht haben. Seesteinhandschellen und so weiter.

„Eva.“, reist mich Akio aus meinen Gedanken. Ich schüttle sofort den Kopf, ziehe den Mantel enger um mich und starre vor mich auf den Boden.

„Bist du sicher? Ich will dir helfen, verstehst du nicht?“

Mir helfen? Und vorher noch schnell vergewaltigen oder was?

„Okay, dann eben so. Als erstes schaff ich dich in die Dusche. Wir rasieren dir den Kopf und machen dich erst einmal sauber. Du musst unauffällig bleiben. Die Klamotten kannst du behalten, aber ich werde in der Zeit was Passenderes suchen. Ich hol dich dann aus der Dusche, hast du verstanden? Danach bring ich dich in mein Zimmer. Da musst du auf mich warten. Es wird sehr wahrscheinlich auffallen, dass du weg bist, aber ich werde es herauszögern, so lange ich kann. Heute Nacht schaffen wir dich von Board. Wir schnappen und ein Beiboot und hauen ab. Wenn das nicht klappt, müssen wir uns jemanden suchen, dessen Platz du einnehmen kannst, bis wir einen Hafen erreichen.“

Seinen Platz einnehmen? Will der jemanden umbringen?

Akio zieht mich an meinem Arm hinter sich her zur Tür. Ich stolpere beinahe, muss mein Gleichgewicht erst finden.

Ich bin noch immer etwas verwirrt.

Was passiert, wenn ich mir das hier doch alles nur einbilde?

Was ist, wenn mich die anderen hören können?

Wenn ich noch auf dem Bett liege und Ruffy verzweifelt, weil ich nicht wieder aufwache?

„Ruffy?“, flüstere ich leise, blicke aber nicht zu Akio auf.

Kann er mich hören?

Wenn ja, wie kann er mir zeigen, dass er mich hört?

„Ruffy, du musst Franky holen. Mir geht es ni-„

„Scht! Sei still. Verstehst du nicht? Das hier ist echt. Alles, was du erlebt hattest, war höchstens mit mir. Ruffy sitzt in einer Zelle. Den brauchst du jetzt nicht mehr.“

Den brauch ich nicht mehr?

Was soll das?

Und wenn er lügt?

Wenn Akio nur meine Einbildung ist?

Oh, Gott, bitte. Wieso weiß ich nicht, was ich machen soll?

Kann mir keiner helfen?

Bitte.

Akio zieht mich derweil hinter sich her durch die Gänge. Irgendwann schiebt er mich in die Duschräume. Er hinter mir.

Ich bleibe in der Umkleide stehen. Meine Arme und Beine zittern. Es ist so kalt.

Was mach ich hier eigentlich?

Und Durst habe ich.

So großen Durst.

Akio mustert mich einen Moment, dann seufzt er tief und zieht mir meine Klamotten erneut aus.

Bis auf die Handschuhe. Die lässt er in Ruhe.

Also habe ich keine Haut darunter.

Ich spüre beinahe gar nichts an meinen Armen.

Zitternd bleibe ich vor ihm stehen, verschränke die Arme vor der Brust und starre auf den Boden.

Ich kann ihn nicht ansehen. Nicht nachdem er das mit mir gemacht hat.

„Reiß dich zusammen!“, faucht er mich an, drückt mir eine Flasche Shampoo in die Hand und stößt mich unter die Duschen.

Ich stolpere in die Dusche, halte mich an der Flasche fest und sehe mich noch einmal um.

Ich kenne diese Duschen.

Ich war hier schon einmal.

Plötzlich spritzt Wasser aus dem Duschkopf über mir und neben mir. Akio wird sie eingeschaltet haben.

Es ist erst heiß, dann warm.

Warmes Wasser.

Ich lasse die Flasche Shampoo fallen, lege den Kopf in den Nacken und öffne den Mund.

Durst.
 

Irgendwann bin ich sauber, trete vorsichtig aus der Dusche und sehe mich nach einem Handtuch um.

Ich kann Akio nirgendwo entdecken. Will ich eigentlich auf ihn warten?

So ein Schwachsinn, ich muss hier schnell weg!

Ich schnappe mir ein großes Handtuch, trockne meine Haare notdürftig und wickle mir dann das Handtuch um. Dann schnappe ich mir den Mantel, ziehe ihn fest um mich und binde ihn mit dem Gürtel fest.

Tschau, Akio.

Hoffentlich sehen wir uns nicht wieder.

Ich blicke mich im Gang um, ehe ich auf den Flur trete. Dann laufe ich.

Einfach nur laufen.

Weg von hier.

Weg von da, wo Akio wieder zurückkommt.

Nur leider renne ich um die nächste Ecke direkt in einen Lehrling, der Akten sortieren sollte.

Ich stolpere, falle auf den Boden, Akten fliegen umher, auf den Boden und mein Herz bleibt einen Moment stehen.

Was mach ich jetzt?

Wäre ich bloß da geblieben! Ich bin so doof!

Der Lehrling reagiert allerdings anders, als ich gedacht habe:

„Oh, Entschuldigung, Soldat! Ich habe sie nicht gesehen! Darf ich ihnen aufhelfen?“

Er ist so nervös.

Beinahe nervöser als ich.

„Schon okay. Pass das nächste Mal nur besser auf.“, murmle ich leise und hoffe, dass er mich nicht erkennt.

Ich stehe ohne seine Hilfe auf, klopfe mir gespielt den Mantel glatt und gehe weiter, ohne ein weiteres Wort.

„Jawohl, Ma`am!“, salutiert der Lehrling vor mir, doch ich sehe ihn gar nicht mehr an.

Er sieht mir nach, das spüre ich.

Verdammt, sieh mich nicht an. Bitte, heb die Akten auf.

„Eva?“, murmelt der Lehrling dann.

Mist, wer war das?

Ich hab ihn nicht erkannt.

Aber er mich.

Augenblicklich renne ich los. Einfach nur weg.

„Eva, warte!“

Von wegen, warte.

Ich muss hier weg!

Schritte.

Er rennt mir nach!

Verdammt!

Um die nächste Ecke in die erste Tür.

Besenkammer!

Stille.

Ganz ruhig.

Ich höre die Schritte auf die Tür zulaufen.

Er wird wissen, dass ich hier bin.

Er wird mich finden und festnehmen.

Er wird…

Die Schritte stoppen vor der Tür.

Ich schließe die Augen, halte die Luft in den Lungen, obwohl ich außer Atem bin.

Bitte, geh weiter.

Bitte.

Mit einem Ruck öffnet er die Tür.

Ich zucke zusammen, starre ihn an und schweige. Doch er bleibt nicht stehen, tritt zu mir in die Besenkammer und schließt die Tür hinter sich.

Oh, Gott.

Bitte nicht schon wieder.

Wer ist das?

„Eva.“, flüstert er leise, schaltet dann das Licht hinter sich ein.

Er ist etwas größer als ich, aber ich kann ihn nicht ansehen.

Ich weiß, dass ich geliefert bin.

„Eva, erkennst du mich nicht?“

Was?

Wieso erkennen?

Als ich mich dazu zwinge, auf zu sehen, rast mein Herz.

„Das ist unmöglich.“, flüstere ich leise.

„Zorro.“

Er nickt, mustert mich einen Moment und sieht sich dann in der Kammer um.

Als ich mich sammle, falle ich ihm sofort um den Hals.

Oh, Gott, danke!

Blinzelnd schließt mich Zorro in die Arme und muss aufpassen, dass wir nicht rückwärts aus der Kammer stolpern.

„Danke.“, flüstere ich leise, presse ihn an mich und muss mich zusammenreißen, nicht sofort in Tränen auszubrechen.

„Kein Problem. Beruhige dich erst einmal.“

Ich nicke sofort heftig, kann ihn aber noch nicht los lassen.

Ich bin einfach zu glücklich.

Irgendwann drückt mich Zorro von sich.

Ich presse ihm noch schnell zwei Küsse auf die Wange, ehe ich mir die Tränen aus den Augen streiche.

Zorro blinzelt, mustert mich erneut. Sein Blick bleibt an meinen Handschuhen hängen.

„Ist `ne lange Geschichte.“, antworte ich auf seine unausgesprochene Frage. Er nickt nur still.

„Hör zu, Nami und der Küchentrottel rennen hier irgendwo rum.

„Und Ruffy?“

„Bei ihm müssen wir bis zum Schluss warten. Er wird am meisten bewacht. Wenn wir ihn jetzt aus der Zelle holen, dann schlagen die sofort Alarm.“

„Was ist mit Brook und Jimbei?“

„Die warten draußen auf uns. Die haben ein paar Wale dabei. Wir kommen also auch ohne Schiff weg.“

Wale?

Wieso Wale?

Aber ich nicke glücklich, streiche erneut die Tränen weg und ziehe den Mantel erneut enger um mich.

„Akio läuft hier auch irgendwo rum.“

„Wer ist Akio?“

„So ein Kerl, der mich behalten will. Ist eine lange Geschichte.“

Er nicke, greift sich dann drei Besenstile und dreht sich zur Tür.

„Woher weißt du, dass Nami und Sanji hier rumlaufen?“

„Wir sind zusammen abgehauen. Ich hab die dann aber irgendwie verloren.“

Was für eine Überraschung.
 

Eine halbe Stunde später, als wir gerade an der Küche vorbei gegangen sind, löst sich der Alarm aus.

„Haben die Ruffy rausgeholt?“

Zorro schüttelt den Kopf.

„Nein, das muss was anderes sein. Ruffy holen wir erst in ein paar Stunden raus.“

„Ein paar Stunden?! Wie lange wollt ihr hier noch rum rennen?“

„Eigentlich wollten wir dich erst finden. Aber du bist ja jetzt hier. Wenn wir die anderen gefunden haben, können wir sofort los.“

„Dann lass uns Ruffy holen! Bitte! Wir müssen so schnell wie möglich hier weg!“

„Okay. Mir nach, ich weiß, wo die Zellen sind.“

Von wegen.

„Ich kenn eine Abkürzung!“

Lüge ich und erspare mir so den Umweg, den ich mit Zorro laufen würde.

Um ganz sicher zu gehen greife ich seine Hand und ziehe ihn hinter mir her. So wird er mich wenigstens nicht so verlieren, wie er Sanji und Nami verloren hat.

Sanji und Nami alleine?

Arme Nami.

Ich muss grinsen, obwohl es viel zu albern ist.

Die Sirene wiederholt sich dauerhaft. Es ist ein Geräusch, von dem man mit Sicherheit Kopfschmerzen bekommt, wenn man es zu lange hört.

Ich bin froh, dass wir nach zehn Minuten Dauerlauf an den Zellen angekommen sind.

Jetzt ist Zorro an der Reihe.

Ich bleibe vor der Ecke stehen, lehne mich an die Wand und höre schon die Soldaten, die im nächsten Gang auf uns warten.

Ich bin unbewaffnet.

Helfen kann ich ihm jetzt noch nicht.

Zorro wartet gar nicht auf mich, verschwindet um die Ecke und nach den Schreien zu urteilen, hat er keine großen Probleme die Soldaten außer Gefecht zu setzen.

Und das, obwohl er keine Schwerter bei sich trägt.

Als ich nichts mehr höre, trete ich in den Ganz, sehe mich kurz um und suche mir schnell eine Waffe.

Pistolen.

Noch bevor wir die Zellen erreichen, kommen wir bei der Asservatenkammer vorbei und sammeln alle Waffen auf, die wir von uns finden können.

Lysops Schleuder, Namis Klimataktstock, Zorros Schwerter…

Endlich bewaffnet machen wir uns auf zu den Zellen.

Wie erwartet treffen wir auch hier auf mehr Soldaten, als und lieb ist.

Sie haben eh keine Changs, wieso stellen sie sich uns noch in den Weg?

Lysop, Robin und Ruffy befinden sich im selben Flur.

Während Zorro mir die Soldaten vom Hals hält, schließe ich die Zellen auf.

Erst Robin, sie kann Zorro helfen.

Dann Lysop. Ich gebe ihm seine Schleuder und auch er verschwindet hinter meinem Rücken.

Ich muss mich beeilen.

Als ich das Schloss zu Ruffys Zelle öffne, reiße ich die Tür strahlend auf.

Noch bevor ich ihn sehe, zucke ich zusammen, spüre einen Rück in meiner Brust und bleibe stehen.

„Hi, Eva.“

Rae.

Sie steht direkt vor mir, eine Pistole in der Hand und sieht mich ausdruckslos an.

Als ich nach Luft schnappe, spüre ich ein Stecken in meiner Brust. Ich zucke zusammen, blicke an mir herunter und sehe, dass sie schon geschossen hat.

Ich habe den Schuss nicht einmal gehört.

Sie hat mich getroffen.

Ich blute.

Kann kaum atmen.

Und dann sagt sie noch Hi zu mir?

„Tut mir leid, aber-„

Alles, was ich jetzt mache, geschieht nicht bewusst.

Alles, was ich jetzt mache, hätte ich nie von mir erwartet.

„- du kennst die Regel-„

In einer fließenden Bewegung greife ich nach meiner Waffe, richte sie auf Rae ohne zu ziehen und unterbreche ihre Ansprache.

Mit einer kurzen Bewegung meines Fingers bekommt sie einen kleinen, roten Punkt auf der Stirn.

Dieser Punkt entstammt keinem Laser.

Dieser Punkt ist stärker als ihre Regeln.

Dieser Punkt wirft ihren Kopf in den Nacken und reißt jedes Leben aus ihrem Körper.

Dieser Punkt war meine Kugel.

Rae fällt zu Boden. Ihre Augen blinzeln noch eine Weile, ihre Beine zucken, dann bleibt sie ruhig liegen.

Erst, als ich in die Knie gehe, bemerkt Lysop, was passiert ist.

Blinzelnd blicke ich durch den Raum. Ruffy ist hier.

Er ist an Seesteinfesseln gebunden und kann sich nicht befreien.

Er spricht mit mir, aber seine Worte sind mir gerade ganz egal.

Als sich Lysop zu mir kniet, schüttle ich sofort den Kopf und zeige auf Ruffy.

„Hol ihn hier raus.“

Sage ich schnell, presse meine Hand auf die Wunde und versuche ruhig zu atmen.

Jedes Mal, wenn ich nach Luft schnappe oder tief einatmen will, schmerzt es noch mehr.

Ganz ruhig bleiben.

Nur nicht zu schnell bewegen.

Lysop hört auf mich, und lässt mich allein.

Dann hebt ich jemand auf, nimmt mich auf die Arme und dann auf seinen Rücken.

Zorro.

Wenn er mich trägt, wie soll er dann kämpfen?

ganz ruhig.

Wenig atmen.

Nicht aufregen.

Behalt den Puls unten, damit du nicht so viel Luft brauchst.

Wie behält man seinen Puls unten?

Was senkt den Stoffwechsel?

Unterkühlung.

Vergiss es.

Wie willst du jetzt schnell deine Körpertemperatur senken?

Was hilft noch?

Schlafen?

Bist du irre?! Wenn ich jetzt einschlafe, wache ich nicht mehr auf.

Ist Franky schon frei?

Wo laufen wir hin?

Unterkühlung.

Es passt.

Mir wird wirklich kalt.

Ich trage ja noch das nasse Handtuch.

Ob es mich kühlt?

Ob es das Blut aufhält oder sich damit vollsaugt?

Mein Bauch fühlt sich jedenfalls warm an.

Sonne.

Sonne, wir sind an Deck.

Noch ein bisschen.

Nur vorsichtig atmen.

Nicht einschlafen.

Meine Augen fühlen sich an, als hätte ich geweint.

Noch ein bisschen.

Wir sind doch schon an Deck.

Wenn ich nur ein bisschen schlafe, dann wird das meinen Stoffwechsel senken und mein Körper kann seine Kraft sparen, die er zum Überleben braucht.

Nur ein bisschen?

Vergiss es.

Nur die Augen schließen.

Aber nicht schlafen.

Nur nicht einschlafen.

Ruhig atmen, die Augen schließen und entspannen, aber nicht schlafen.

Schlaf nicht ein.

Noch nicht.

Koma

Kapitel 14

„Sind wir weg?"
 

"Ja, sind wir."
 

"Was ist mir Ruffy?"
 

"Ihm geht’s gut. Er steht gerade neben mir."
 

"Okay, das ist gut. Was ist mit den anderen? Sind alle okay?"
 

"Zorro hat was ab bekommen, aber ihm geht’s bald besser. Nami sah schon mal besser aus, Sanji macht sich natürlich viel zu viel Sorgen um sie. Sonst sind alle Okay. Nur du nicht."
 

"Nur wer nicht?"
 

"Du."
 

"Ich?"
 

"Ja, genau. Dir geht es gerade nicht so gut. Du liegst im Koma. Aber keine Angst, ich bekomm dich wieder hin. Es wird nur etwas dauern."
 

"Ist das hier echt?"
 

"Wieso? Was siehst du denn?"
 

"Ich sehe gar nichts. Es ist, wie in dem Moment, bevor man aufwacht. Wenn der Traum schon weg ist, du aber noch nicht wach bist."
 

"Doch, das hier ist echt."
 

"Dann bist du Vater."
 

"Ja, das bin ich."
 

"Wie kann ich dich hören? Und wieso sprichst du mit meiner Stimme?"
 

"Ich spreche nicht, ich schreibe. Ich habe dich von deinem Körper isoliert. Dein Speicher, dein ganzes Gehirn läuft jetzt über eine externe Festplatte. Dein System ist zusammen gebrochen, anders konnte ich dich nicht retten."
 

"Ich bin nicht gestorben?"
 

"Nein, bist du nicht. Das kann ich dir versichern."
 

"Hast du gesehen, was er mit mir gemacht hat?"
 

"Noch nicht. Ich wusste nicht, ob es okay für dich wäre, wenn ich es mir ansehe."
 


 


 

„Ich bin mir auch nicht sicher, ob es für mich okay wäre. Ich hatte wirklich Angst, den Verstand zu verlieren."
 

"Ja, ich hab den Virus gelöscht. Dieser Akio hat sich wirklich etwas ausgedacht. Talentiert war er ja."
 

"War?"
 

"Ja. Wir haben ihn an Deck getroffen. Er hat Zorro angeschossen, wollte dich dann weg schaffen, aber Robin hat sich um ihn gekümmert."
 

"Er wollte mich unbedingt behalten."
 

"Das hat ihn hinterher alles gekostet."
 

"Du hast gesagt, Zorro geht es bald besser?"
 

"Ja, er läuft schon wieder herum, auch wenn Chopper es ihn verbietet."
 

"Ist schon etwas doof gelaufen."
 

"Wieso?"
 

"Wenn ich wenigstens jemanden gerettet hätte, dann wäre es nicht so peinlich, dass ich es bin, die im Koma liegt. Kann man das überhaupt so nennen? Immerhin kann ich mich mit dir unterhalten."
 

"Ich glaube, für das, was du bist, gibt es keine Worte."
 


 

„Was ist?"
 

"Nichts. Ich musste nur gerade daran denken, dass ich das auch Ruffy gesagt habe, als er mich gefragt hat, was ich sei."
 

"Hast du kein Wort dafür?"
 

"Nein, ich bin kein Mensch. Aber ich bin auch kein Roboter oder Cyborg. Alles, was ich bin, gab es vorher noch nie. Ich bin mehr als eine künstliche Intelligenz, ich bin ein künstlicher Organismus mit Gedanken, Träumen, Wünschen und der Fähigkeit zu lernen."
 

"Das stimmt."
 

"Irgendwann werde ich mir ein Wort für mich ausdenken."
 

"Mach das. Du wirst noch viel Zeit dafür haben."
 

"Vater?"
 

"Ja?"
 

"Sieh dir ruhig an, was passiert ist. Von mir aus, alles. Aber wenn du es siehst, dann zeig es auch den anderen, okay?"
 

"Wieso?"
 

"Weil ich keine Lust habe manche Gespräche noch einmal zu führen. Jetzt verstehe ich aber auch, wieso ich mit kaum jemand anderes als mit Ruffy geredet habe, als ich in der anderen Welt war."
 

"Andere Welt? Mit Ruffy geredet? Was meinst du damit?"
 

"Wenn du es dir ansiehst, weißt du genau, was ich meine. Könntest du einen Filter über die unechten Erinnerungen legen? Damit ich weiß, was echt ist und was nicht?"
 

"Kein Problem."
 

"Wie lange bin ich noch so, wie ich jetzt bin?"
 

"Ich bin mir nicht sicher. Möchtest du ein paar Veränderungen an dir haben? Das wäre der perfekte Zeitpunkt."
 

"Liest noch jemand mit?"
 


 


 

„Jetzt nicht mehr. Was möchtest du? Soll ich dich wieder so umbauen, wie vorher? "
 

"Nein, das meine ich nicht. Ich will ein Mensch mit allen Vorteilen und auch allen Nachteilen sein. Aber ich möchte gerne etwas aus dem Raster fallen."
 

"Aus dem Raster?"
 

"Ja, kannst du mich etwas anders machen? Damit ich nicht mehr so durchschnittlich bin?"
 

"Du willst dich komplett verändern?"
 

"Nein, nur eine Sache. Kannst du mir größere Brüste geben?"
 

"Was?! Verdammt, Eva! Ich hab dir gerade mal das zwischen deinen Beinen geschenkt und schon willst du noch mehr? Ich glaub, das war keine so gute Idee."
 

"Aber so meine ich das doch gar nicht. Ich finde es toll, in vielen Dingen durchschnittlich zu sein. Aber was meinst du, was das an meinem Selbstbewusstsein dreht, wenn ich weiß, dass bei mir etwas größer ist, als der Durchschnitt hat? Bei euch Männern geht es doch auch bei gewissen Dingen um die Größe. Kannst du das nicht verstehen?"
 

"Es geht dir nur um dein Selbstbewusstsein?"
 

"Größtenteils, ja."
 

"Was soll das jetzt wieder heißen?"
 

"Wieso hast du mich gefragt, ob ich etwas verändern will, wenn du es hinterher nicht machst?"
 


 

„Also?"
 

"Ja, okay. Aber nur ein klein wenig mehr. Kostet ja nichts."
 

"Danke!"
 

"Von wegen Danke. Das werde ich noch bereuen, da bin ich mir sicher."
 

"Nein, ganz sicher nicht!, Danke Papa!"
 

"Papa?"
 

"… Soll ich bei Vater bleiben?"
 

"Nein, Papa hört sich gut an."
 

:-)
 

„Hör auf zu grinsen. Ich muss jetzt wieder los, liegt ja Arbeit vor mir."
 

"Danke nochmal."
 

"Jaja, sprich mich nur nicht nochmal darauf an."
 

"Mach ich nicht. :-)"
 

"Was mach ich, wenn du nicht mehr mit mir schreibst, ich dir aber etwas sagen muss?"
 

"Keine Angst, ich hab dich auf dem großen Bildschirm. Wenn etwas ist, musst du es nur sagen. Ich sehe es dann sofort."
 

"Okay. Dann bis gleich. Und danke nochmal."
 

"Ahrg! Hör auf damit! Ich mach ja schon."
 

"Aber nicht zu viel, ja?"
 

"Ich bin ja nicht verrückt! Du wirst eine Größe über dem Durchschnitt liegen. Zu mehr sag ich nicht ja."
 

"Dankeschööön!"
 

"Ich bin raus."
 

:-)
 

„Eva?"
 

"Ja?"
 

"Ich bin‘s, Sanji."
 

"Hi Sanji, was ist los?"
 

"Ich hatte gerade Zeit und hab gedacht, ich komm mal vorbei."
 

"Du hast was gedacht? Mein Körper ist aber zugedeckt, oder?"
 

"Der ist sogar weggeschlossen, wieso fragst du?"
 

"Ach, nur so."
 

"Sag mal, ich wollte dich eigentlich fragen, was du gerne essen würdest, wenn du wieder aufwachst."
 

"Was ich essen will?"
 

"Ja, klar. Wenn ich es nicht weiß, dann bekommst du noch etwas, was du nicht magst. Ich mach alles für dich."
 

"Das kann ich mir vorstellen."
 

"Also?"
 

"Kartoffelecken mit Mayonnaise, Hähnchenschnitzel und Curry-Ketchup.“
 


 

„Was los?"
 

"Ich biete dir alles, was ich habe, und du willst Pommes."
 

"Nein, Kartoffelecken. "
 

"Machst du dich lustig über mich? "
 

"Das würde ich nie machen. Du hast mich gefragt, was ich will und das ist es, was ich will. "
 

"Das ist dein ernst?"
 

"Natürlich."
 

"Okay, dann freu dich schon mal darauf. Ich werde dir die besten Kartoffelecken machen, die du je gegessen hast."
 

"Da bin ich mir sicher, danke."
 

"Kann ich sonst noch irgendetwas für dich tun?"
 

"Sanji…"
 

"Was denn? Ich frage doch nur."
 

"Weil es einfacher ist zu schreiben, als zu fragen, wenn du vor mir stehst?"
 

"Ich würde es dich auch fragen, wenn du vor mir stehst. Dann würde ich wenigstens sehen können, wie du auf die Frage reagierst. Hier bin ich etwas vorsichtiger."
 

"Wieso?"
 

"Wenn ich hier etwas Falsches schreibe, oder falsch formuliere, könnte ich eine wunderschöne Frau beleidigen und das würde ich mir nie verzeihen."
 

"Ist das dein ernst?"
 

"Natürlich. Eva, du bist eine wunderschöne Frau mit dem Zauber des Mädchens von Nebenan. Ich würde mich nie wagen, dich wütend zu machen."
 


 

„Hab ich etwas Falsches geschrieben?"
 

"Nein, ich weiß nur nicht, wie ich darauf reagieren soll."
 

"Du musst gar nicht reagieren, wenn du nicht willst."
 

"Ich muss zugeben, dass ich rot werden würde, wenn ich es jetzt könnte, aber es ist eine Sache, die mich daran stört."
 

"Dich stört? Was meinst du?"
 

"Du bist es, der das geschrieben hat."
 

"Was soll das bedeuten?"
 

"Ich weiß, wer du bist, Sanji. Ich habe gehört, wie du mit Robin und Nami sprichst und ich weiß, dass das, was du geschrieben hast zwar für mich besonders war zu hören, aber für dich nicht besonders war, es zu schreiben."
 

"Du hast gehört, was ich geschrieben habe?"
 

"Natürlich."
 

"Du liest es nicht?"
 

"Nein, ich höre deine Worte mit meiner Stimme."
 

"Ja, Sanji, ich will mit dir ausgehen."
 

"Vergiss es, so funktioniert das nicht."
 

"War ein Versuch wert."
 

"Du bist süß, aber jetzt sage ich nein."
 

"Jetzt? Und später vielleicht ja?"
 

"Das weiß ich noch nicht."
 

"Das reicht mir. Ich bin so glücklich, schöne Eva. Werde schnell wieder gesund! Ich werde alles für dich machen, damit du dich wohl fühlst."
 

"Das glaube ich gern. Bis später, Sanji."
 

"Bis später, Schönheit."
 

...
 

….
 


 

„Hallo? "
 

"Ja? Was ist denn los?"
 

"Mir war langweilig. Wer ist da?"
 

"Mal sen, ob du es erraten kannst."
 

"Ruffy?"
 

"Woher weißt du das?"
 

"Sehen wird anders geschrieben."
 

"Du bist doch bescheuert."
 

":-) Was machst du hier?"
 

"Ich halte Wache."
 

"Wache? Wieso?"
 

"Wieso nicht? Ich hab gedacht, vielleicht wachst du ja auf."
 

"Ich schlafe nie."
 

"Nie?"
 

"Nicht, wenn ich so bin, wie jetzt. Wenn ich keinen Körper habe, brauche ich auch keinen Schlaf. Aber das dumme ist, dass ich auch nicht träumen kann. Also wird es schnell langweilig."
 

"Das ist doof."
 

"Und wie."
 

"Ich würde dich ja fragen, ob du was spielen willst, aber so funktioniert das ja nicht.“
 

"Macht nichts, ich wollte dich sowieso noch etwas fragen.“
 

"Was denn?"
 

"Das ist mir erst später eingefallen. Hast du gesehen, was ich erlebt hatte?"
 

"Ja, das haben eigentlich alle hier. Franky hat es und vorgespielt. Jedenfalls eine Zusammenfassung davon."
 

"Zusammenfassung?"
 

"Du warst doch mehrere Tage in dieser komischen, anderen Welt. Wenn nichts passiert ist, haben wir es übersprungen."
 

"Auch das, wo ich geduscht habe?"
 

"Das, wo ich dabei war?"
 

"Also hast du es gesehen.“
 

"Klar."
 

"Oh, Gott, wie peinlich. Tut mir echt leid."
 

"Muss dir nicht leidtun. Wieso auch?"
 

"Weil... das ist einfach so."
 

"Ich versteh das schon. So, wie das andere Ich sich verhalten hat, hätte ich das auch so gemacht."
 

"Du willst mich nur beruhigen."
 

"Und wenn schon. Jetzt hab ich es eh schon gesehen."
 

"Ja, schon. Kannst du mir trotzdem ein Gefallen tun?"
 

"Welchen denn?"
 

"Kannst du Sanji eine runter hauen? Einfach nur, weil er es gesehen hat?"
 

"Klar, kein Problem."
 

"Danke. :-)"
 


 


 

„Eva?"
 

"Ja?“
 

"Hier ist dein Vater. Wir haben ein Problem."
 

"Ein Problem?"
 

"Du hattest abgenommen."
 

"Das kann sein. Wieso ist das ein Problem?"
 

"Naja, du bist eigentlich fertig, dein System könnte wieder über den Körper laufen. Aber wenn ich dich wieder zurückhole, wird das nicht schön für dich."
 

"Wieso nicht? Und wie kann ich überhaupt abnehmen?"
 

"Alles von dir funktioniert wie der menschliche Körper. Das weißt du doch."
 

"Ja, aber ich wusste nicht, dass ich auch abnehmen kann."
 

"Ist ja auch egal. Wo war ich?"
 

"Es wird nicht schön für mich."
 

"Ja, stimmt. Ich hab mit Chopper gesprochen. Wir wollten dich jetzt eigentlich zurückholen, aber er besteht darauf, dass du ein Beruhigungsmittel bekommst, bevor du aufwachst. "
 

"Beruhigungsmittel? Oh, nein. Muss das sein? Du weißt doch, was das letzte Mal passiert ist, als ich so etwas genommen habe. "
 

"Ja, aber das war ja auch etwas anderes. Es geht nur darum, dass dein System nicht sofort wieder zusammenbricht, weil du unterernährt bist."
 

"Kannst du das nicht machen?"
 

"Vergiss es. Das geht nur durch Ernährung wieder weg. Und wenn ich deinen Körper ohne dein Bewusstsein einschalte, wird genau in dem Moment ein zweites Bewusstsein in deinem Körper aktiv. Es erschafft sich sozusagen selbst. Dann ist dein Körper besetzt von einer anderen Eva. Du hast dann keinen Platz mehr darin, weil er schon besetzt ist."
 

"Mensch, Franky!"
 

"Ja, ich weiß."
 

"Es lässt sich nicht umgehen?"
 

"Nein, leider nicht. Ich habe dich auch nicht gefragt, ich wollte es dir nur sagen."
 

"Sehr nett."
 

"Ich weiß, dass das sarkastisch gemeint war."
 

"Und wenn schon! Okay, kannst mich wieder zurückholen."
 

"Willst du nicht wissen, wie du dich fühlen wirst?"
 

"Nein, lieber nicht. Gebt mir besser gleichzeitig noch ein Schmerzmittel. Dann schaff ich das schon."
 

"Ohne Drogen geht es nicht, oder wie?"
 

"Hey, selbst Jesus hat so gedacht, sonst hätte er nie Wasser in Wein verwandelt."
 

"Du bist echt witzig. Gut. Ich schließ dich gleich an. Dauert nur in paar Minuten."
 

"Kann was schief gehen?"
 

"Willst du das wissen?"
 

"Das sagt mir schon alles. Okay, dann bis gleich. Ich warte. Hoffentlich."

Aufwachen

Kapitel 15

„Eva, wir fangen jetzt an. Bist du soweit?“

„Ja, wir können anfangen.“

„Möchtest du vorher noch was sagen?“

„Du tust ja gerade so, als könnte ich dabei sterben. Sag jetzt nicht, ich hab Recht. Ich will es gar nicht wissen. Machen wir einfach weiter.“

„Okay, dann sehen wir uns gleich.“
 

Ich träume nicht, bevor ich die Augen öffne. Ich liege in meinem Bett. Auf der Seite.

Ich atme erleichtert auf, noch bevor ich mich umsehen kann. Ich fühle mich wie betrunken. Die haben mir wirklich Schmerzmittel gegeben. Oder eine Wodka-Infusion. Egal, was es war, ich bin froh darüber.

Ich kann mich kaum bewegen. Meine Beine sind angezogen, meine Handgelenke berühren meine Knie. Es ist so warm.

Besser als Kalt.

Als ich die Augen öffne, sehe ich ihn sofort.

Zorro schläft auf einem Stuhl vor meinem Bett.

Er schläft?

Hat er vielleicht nur die Augen geschlossen?

Das kann man bei ihm ja nie so genau sagen.

Wo sind die Anderen?

Ich habe erwartet, dass alle um mich herum stehen, mich anstarren und willkommen heißen. Sich freuen, dass ich die Augen öffne und mich erinnere.

Keiner da. Und der, der da ist, schläft.

Habe ich vielleicht auch geschlafen?

Bin ich nicht sofort aufgewacht?

Und wenn, wie lange habe ich hier gelegen?

Plötzlich öffnet jemand die Tür. Lysop tritt in mein Zimmer und öffnet das Fenster, ohne mich anzusehen.

„Hey, Zorro. Schläfst du? Ich bin an der Reihe, du kannst abhauen.“

An der Reihe? Halten die Wache?

Stimmt, Ruffy hatte doch so etwas geschrieben, als ich noch im Koma lag.

Jetzt regt sich Zorro etwas, öffnet aber nicht die Augen.

„Hm? Ja, ja. Ist okay.“

Er streckt sich. Ich glaube aber nicht, dass er wirklich geschlafen hat.

Als er die Augen öffnet und mich ansieht, zieht er die Augenbraue hoch, kann ein Lächeln aber im nächsten Moment nicht unterdrücken.

„Vergiss das mit der Wache. Hol lieber Franky und Chopper.“

„Ich soll es vergessen? Was redest du da für einen Blödsinn?“

Lysop sieht mich erst nicht an, folgt dann aber Zorros Blick und als ich Lysops Blick erwidere, reißt er die Arme nach oben.

„Eva! Endlich! Willkommen zurück!“

Bei dem Geschrei schließe ich die Augen.

Man, habe ich nen Helm.

„Wie fühlst du dich? Kannst du dich bew-„

Es hört sich so an, als habe Zorro Lysop eine Kopfnuss verpasst und ihn so zum Schweigen gebracht. Ein Glück.

„Aua, was fällt dir ein?“

„Jetzt geh schon Franky holen oder soll ich dir helfen?“

„Ist ja gut, ich geh ja schon.“

Die Tür schließt Lysop nicht, als er geht. Ich kann hören, wie in der Küche gegessen wird. Wie Lysop den Gang entlang geht und vor sich her grinst.

Als ich die Augen erneut öffne, hat sich Zorro nicht bewegt.

Er schweigt und sieht mich an.

Aber sein leichtes Lächeln verrät mir viel. Er muss nichts sagen. Ich weiß, dass ich lange geschlafen habe.

Es müssen mehrere Tage gewesen sein.

Außerdem sehe ich an Ihm keinen Verband.

Wurde er nicht angeschossen?

Ist es schon verheilt?

Er sagt nichts und auch ich schweige.

Leise.

Leise ist gut.

Ich bin noch so müde.

„Eva?“

Chopper tritt vor mein Bett, zieht die Decke zur Seite und fühlt meinen Puls.

Ich kann mich kaum bewegen, blicke ihn an und schweige.

Jetzt lächle auch ich.

Erst jetzt spüre ich die Infusion in meinem Arm.

Nach und nach stolpert einer nach dem Anderen ins Zimmer. Sie sehen mich an, sagen aber kein Wort.

„Kannst du dich bewegen?“

Ich will erst den Kopf schütteln, doch selbst das bekomme ich nur im Ansatz zustande.

Daher hole ich einmal tief Luft, jedenfalls kommt es mir so vor, und antworte leise.

„Nicht wirklich.“, murmle ich leise und schließe dabei die Augen.

Kurz darauf spüre ich, wie er mich vorsichtig auf den Rücken legt.

Jetzt kann ich viel besser atmen.

Die Bewegung lässt meinen Puls schneller werden, wenn auch nur für den Moment.

Ich glaube, das war gut.

Als ich die Augen erneut öffne, kann ich zwischen den vielen Gesichtern gar nicht an dem einen breiten Grinsen vorbeisehen, welches mich vom anderen Zimmerende ansieht.

Ruffy.

Als ich ihn sehe kann ich nicht anders und muss Lächeln.

„Wie fühlst du d-„

Chopper kann seine Frage gar nicht beenden, da springt Ruffy zu mir auf das Bett, schließt mich in die Arme und presst ich an sich.

„Na endlich! Ich dachte schon, du willst gar nicht mehr aufwachen!“

Ruffy presst für einen Moment die Luft aus meinen Lungen. Er freut sich wirklich.

Chopper bekommt beinahe einen Herzinfarkt, als er das sieht.

„Ruffy! Lass sie los! Sie braucht noch viel Ruhe! Sie ist noch lange nicht gesund!“

Ruffy lacht nur glücklich als Antwort, lässt mich vorsichtig los und legt mich zurück auf das Kissen.

Ich schließe die Augen, muss aber leise kichern.

Ja, so habe ich mir das vorgestellt.

Ruffy kniet sich vor mir auf das Bett und weicht gekonnt einer Kopfnuss aus, die ihm Chopper geben will, der noch vollkommen entsetzt über sein Verhalten ist.

„Du hast zwei Wochen geschlafen! Zwei Wochen! Sanji hat jeden Tag Kartoffelecken gemacht, weil er nicht wusste, wann du aufwachst.“

Bei den Worten blicke ich zu Sanji. Er nickt verlegen. Alle treten näher an mein Bett, Chopper versucht von der Seite Ruffy von mir herunter zu schieben, aber das muss er gar nicht.

Er sitzt gar nicht auf mir, er stützt sich so ab, dass er mich gar nicht berührt.

„Geh von ihr runter! Sie braucht noch Ruhe!“

„Blödsinn!“, grinst Ruffy nur albern und sieht mich an.

„Was willst du machen? Schlafen oder was anderes?“

„Ich würd gern auf Toilette.“

Bei meiner Antwort bricht die halbe Crew in Lachen aus. Ist das so witzig?

Das Lachen steckt an.
 

Als ich wieder im Bett liege, setzt sich Ruffy im Schneidersitz auf mein Bett. Sanji reicht mir die vorbereiteten Teller. Kartoffelecken mit selbstgemachter Mayonnaise, Schnitzel und Curry-Ketchup.

Super.

Und bei meinem Hunger kann ich zwei Portionen davon essen.

Ich muss ja auch wieder zunehmen, da ist das das perfekte Gericht.

Während ich esse erzählt mir Ruffy alles, was ich verpasst habe. Egal, wie unwichtig es ist.

Es ist toll wieder hier zu sein.

Aber als Brook das Zimmer betritt, kann ich Ruffy auch nicht mehr zuhören.

„Du!“

Mir fällt mein Essen aus der Hand und ich zeige auf Brook. Wegen ihm und Jimbei war das alles erst so weit gekommen.

„Wo warst du?!“

Brook sieht mich einen Moment blinzelnd an, ehe er versteht.

„Oh, Jimbei und ich haben Laboom auf die andere Seite der Grandline geschafft. Jimbei kannte einen anderen Zugang zur neuen Welt und Laboom war doch so alleine. Wir mussten einfach los und ihm helfen.“

Laboom?!

Klar!

Wale!

Ich seufze tief und lasse mich zurück auf mein Kissen fallen.

„Wenn du wüsstest, was ich durchgemacht habe, nur weil die Marine wissen wollte, wo du bist.“

„Oh, das tut mir außerordentlich leid.“

„Das glaube ich gern.“

„Ich weiß, meine Liebe, du brauchst noch Ruhe und du hast viel durch gemacht, aber könntest du mir trotzdem einen kleinen Gefallen tun?“

Ich ahne schon, was kommt.

„Und der wäre?“

„Darf ich dein Unterhöschen sehen?“

Ich wusste es. Irgend so etwas muss ja kommen. Soll ich einfach ja sagen?

So ein Schwachsinn! Ich werde bestimmt nicht meine Unterwäsche zeigen!

Ganz ruhig, was wäre jetzt das beste?

„Ruffy, kannst du mir einen Gefallen tun?“

Ruffy blinzelt, sieht mich an und scheint verwirrt zu sein, wieso ich nach dieser Frage ihn anspreche.

„Klar, was willst du denn?“

„Kann ich mir deine Unterwäsche leihen?“

Bei den Worten kann ich mir ein Grinsen nicht verkneifen und sehe im Augenwinkel schon, dass Brook zusammenzuckt. Ruffy schaltet aber nicht sofort und zieht die Augenbraue hoch.

„Wieso das? Hast du keine eigene?“

„Doch schon, aber die will ich Brook nicht zeigen.“

Bei den Worten verzieht sich Brook ohne ein weiteres sich aus dem Zimmer.

Erst jetzt kann ich mein Lachen nicht mehr zurückhalten.

Geschafft. Ich glaube nicht, dass er mich nochmal fragen wird.
 

Ich werde Müde bevor es dunkel wird.

Ich bin noch nie so früh schlafen gegangen, aber jetzt bitte ich doch Ruffy darum, die Vorhänge zu zuziehen.

„Soll ich hier bleiben?“

„Hm? Wieso fragst du?“

„Ich weiß, dass du den Ruffy in der anderen Welt bei dir haben wolltest. Du wolltest nicht alleine bleiben, weißt du nicht mehr?“

„Doch, schon.“

Aber am Ende war es doch keine gute Idee, dass er bei mir bleibt.

Und jetzt?

„Naja, du kannst ja bleiben, bis ich eingeschlafen bin.“ antworte ich schließlich müde, weil ich keine Lust habe, ihm es zu erklären.

„Aber lass die Tür einen Spalt auf, ja? Es ist schön die anderen noch zu hören.“

Ohne ein weiteres Wort tut er mir den Gefallen und setzt sich neben mir auf mein Bett.

Ich bin so müde.

Viel zu müde für die Tageszeit.

Chopper hatte Recht, ich bin noch lange nicht fit.

„Woher weiß ich, dass du wieder aufwachst?“

Was?

Meint er das ernst?

Ein Blick von mir, und ich sehe, dass er es so meint, wie er es gesagt hat.

Bei der Frage muss ich lächeln.

„Bis jetzt bin ich immer wieder aufgewacht. Du musstest nur länger warten.“ antworte ich leise und scheine ihn damit zu beruhigen.

Ich bin zu Müde um ihn anzusehen, rolle mich vorsichtig zusammen und entspanne mich schnell.

Ich bin so müde.

„Du glaubst immer noch nicht, dass das hier echt ist, oder?“

Ich öffne meine Augen nicht, bewege mich nicht, doch wenn er schon fragt, kann ich ihm auch antworten. Daher schüttle ich vorsichtig den Kopf.

„War das wirklich alles so echt?“

Ich nicke sachte.

Ich weiß, dass er mir noch eine Frage stellen will, doch dann schlafe ich schon ein.

Er weckt mich nicht, lässt mich schlafen.

Ich bin so froh darüber.

Lange schlafen und ausruhen.



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Kommentare zu dieser Fanfic (25)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  sarahdsteinmann
2013-05-11T18:34:09+00:00 11.05.2013 20:34
super kapitel
ich mag es sehr wie du schreibst
Antwort von:  Tikila89
11.05.2013 21:10
Dankeschön :) Du scheinst ja wirklich über meine FF's gestolpert zu sein :) Freu mich, dass es dir so gefällt!
Antwort von:  sarahdsteinmann
11.05.2013 22:03
^^ klar wenn mir etwas gefällt was ich lese schau ich immer ob es noch mehr ff von dieser person gibt
Von:  fahnm
2013-03-20T21:21:58+00:00 20.03.2013 22:21
Spitzen Kapi^^
Von:  fahnm
2013-03-16T21:35:53+00:00 16.03.2013 22:35
Super Kapi^^
Von:  flaschenbaby
2013-03-15T20:03:22+00:00 15.03.2013 21:03
Puh! Die letzten Kapitel waren wirklich zum mitdenken! Zorro der Held, hat sich bestimmt verlaufen und sie zufällig gefunden. Die Szene mit dem Versuch nicht eizuschlafen finde ich besonders gelungen. Bin gespannt auf den Ausgang. Hoffentlich muss ich nicht zu lange warten. Lg
Antwort von:  Tikila89
15.03.2013 21:16
eigentlich warte ich gerade auf Freischaltung :D Dauert also nicht mehr lange^^
Antwort von:  flaschenbaby
15.03.2013 21:20
Juhuu!:-)
Von:  fahnm
2013-03-14T22:01:21+00:00 14.03.2013 23:01
Spitzen Kapi^^
Antwort von:  Tikila89
15.03.2013 06:50
Dankeschön :)
Von:  fahnm
2013-03-12T22:15:01+00:00 12.03.2013 23:15
Hammer story
Von:  fahnm
2013-03-10T23:18:34+00:00 11.03.2013 00:18
Hammer Kapi^^
Von:  fahnm
2013-03-04T22:23:53+00:00 04.03.2013 23:23
Wow
Mal sehen was am Ende raus kommt.
Ist es ein Traum oder echt.
Von:  fahnm
2013-03-04T22:18:25+00:00 04.03.2013 23:18
Arme Eva.
Hoffentlich kann sie sich Befreien.
Von:  fahnm
2013-03-04T21:20:56+00:00 04.03.2013 22:20
Hammer Kapi^^


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