Zum Inhalt der Seite

Eine Studie in Giftgrün

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Verdeckte Ermittlung

                                                                                                                                                                                                         26. Mai 1886
 

Mein Herz,
 

wie vereinbart schreibe ich Dir. Seit ein paar Tagen arbeite ich bei der Familie White als Kammerzofe. Ich diene der Frau des Hauses Esmeralda White. Neben mir gibt es im Haushalt noch Susan das Dienstmädchen, Baxter den Butler, Miss Harper die Köchin und einen Gärtner mit dem ich bis jetzt noch nicht zu tun hatte.

Es war erstaunlich einfach eine Anstellung zu erhalten, da die vorherige Zofe an Blutarmut erkrankt ist. Die Familie White hatte insgesamt Pech mit ihren Kammerzofen. Laut der Miss Harper haben die letzten sechs Dienstmädchen aus Krankheitsgründen die Stelle aufgeben müssen. Miss Harper meinte sogar, dass ein oder zwei der Mädchen später verstorben seien.

Wie Du sicherlich weißt, scheint Dr. White nicht nur mit seinen Kammerzofen, sondern auch mit seinen Ehefrauen ein unglückliches Händchen gehabt zu haben. Miss Harper teilte mir mit, dass die letzten drei Frauen von Dr. White kränklich waren und dahinsichten.

Auch meine neue Dienstherrin ist kränklich. Selbst ungeschminkt, hat sie einen blassen Teint. Sie wird oft von Kopfschmerzen geplagt. Zudem leidet sie an einem kurzem Atem und häufigem Erbrechen. Dr. White kümmert sich rührend um sie, wie er es auch bei seinen anderen drei verstorbenen Frauen tat. Er bringt ihr ständig die neuesten Stoffe, teuere Schmuckstücke und die modischste Schminke mit.

Esmeralda ist eine freundliche Herrin. Wenn sie sich gut genug fühlt, frönt sie ihrem Hobby der Malerei. Sie ist in der Literatur wohlbewandert und spielt gern auf dem Klavier. Ich sehe meiner Dienstzeit hier mit Freude entgegen. Wie es üblich ist habe ich einen freien Tag in der Woche, den Dienstag. An meinen freien Tagen nutzte ich die Gelegenheit im nahegelegenen Park spazieren zu gehen und Besorgungen für mich zu erledigen. Ich habe ein Kaffeehaus in der Nähe des Parks entdeckt, welches einen Besuch lohnt. Das werde ich nächsten Dienstag herausfinden. Ich hoffe Du kommst mit Deinen Studien voran.
 

In aufrichtiger Liebe
 

Deine Dir zutiefst verbundene
 

Jenny
 

Jenny las den Brief ein letztes Mal durch. Er war harmlos genug verfasst um kein Aufsehen zu erregen. Der Brief eines klatschsüchtigen verliebten Zofe. Er sollte genügen, um Vastra zu bestätigen, dass die Besorgnis von Mr. Periwinkle Esmeralda Whites älterem Bruder berechtigt war. Im Haushalt White erkrankten und starben zu viele Menschen.

Sie seufzte, rieb sich die Schläfen und löschte die Lampe.

Susan das Hausmädchen der Whites schlief schon in dem zweiten Bett in der kleinen Dachstube. Auch wenn Jenny eine höhere Position im Haushalt innehatte als Susan, mussten die Beiden sich eine Kammer teilen. Jenny zog die Decke um sich enger. Sie drehte sich zur Seite, doch zum Einschlafen ging ihr noch zuviel durch den Kopf und es fehlte ihr die vertraute Umgebung und das Wissen, dass Vastra in einem anderen Zimmer des Hauses schlief.

Morgen würde sie den Brief einem Botenjungen übergeben. Es enttäuschte sie, dass sie noch keinerlei Anhaltspunkte hatte finden können. Irgendetwas führte dazu, dass Mr. Whites Frauen und Dienstmädchen erkrankten und starben. Aber es gab keine Anhaltspunkte, was der Grund dafür sein mochte. Vielleicht fand Vastra etwas in den spärlichen Information, dass ihr entgangen war.

Jenny musste Mr. Periwinkle zustimmen, dass hier ein Problem vorlag. Esmeralda war es in den letzten Tagen immer schlechter gegangen. Nichts deutete daraufhin, dass die Verschlechterung von Esmeraldas Zustand unnatürliche Ursachen hatte. Müde legte Jenny sich zurück und schloss die Augen.

Sie wünschte Vastra wäre hier. Sie fehlte ihr, ihr Witz, ihre Klugheit und ihre Kraft. Ohne Vastra fühlte sie sich erschöpft und einsam. Vastra hätte sicher schon längst herausgefunden, ob Mr. Periwinkles Verdächtigungen richtig waren oder nicht. Sie versuchte sich damit zu trösten, dass sie erst ein paar Tage hier war und, dass ihre Anstellung im Hause White nicht von langer Dauer sein würde, nur bis der Fall geklärt wäre. Sie wälzte sich, wie ihr schien stundenlang herum, bevor die harte Arbeit des Tages ihren Tribut forderte und sie endlich einschlummerte.
 

Wie gewöhnlich begann der nächste Tag sehr früh. Jenny lauschte mit halbem Ohr Susans Geplapper, während sie sich ankleidete. Nur leider, bestand Susans Gerede hauptsächlich aus Klagen über die viele Arbeit und das sie doch viel lieber eine Kammerzofe statt einer einfachen Dienstmagd wäre. Ordentlich in der passenden Uniform eilte Jenny in die Küche.

„Morgen ihr beiden. Jenny, Mädchen hast du schlecht geschlafen? Du siehst nicht gut aus, Hoffentlich wirst du nicht krank. Susan, lass Jenny auch noch was vom Frühstück übrig.“, begrüßte Miss Harper, eine gemütlich wirkende Frau, mit braunen Haaren und einer fleckigen Schürze sie. Susan hatte sich schon am Arbeitsstich der Küche nieder gelassen und löffelte Haferbrei in ihre Schüssel, ohne sich um Miss Harpers Zurechtweisung zu kümmern.

„Guten Morgen. Ein wenig. Es geht schon. Keine Sorge ich habe eine robuste Gesundheit Miss Harper“, grüßte Jenny, ehe sie sich ebenfalls setzte. Breit grinsend reichte Susan Jenny, die Haferbreischüsseln, welche sie gerade gefüllt hatte.

„Das war doch gar nicht Meine Miss H. Hier Jenny, damit du für die Arbeit gestärkt bist.“

Miss Harper schüttelte den Kopf. „Werd nicht zu frech, das mögen die Herrschaften nicht.“

„Ich pass schon auf. Jenny kann das ab und Ihnen würde was fehlen, wenn ich ruhig und demütig wie eine Kirchenmaus wär’, Miss H.!“ Eins musste man Susan lassen, sie war schlagfertig. Geschickt tat Susan sich selbst eine Portion Haferbrei auf.

„Soso. Na wenn du es sagst. Hier damit ihr mir nicht vor Hunger umkippt.“ Miss Harper goss noch Sahne über beide Schüsseln und gab jeder einen Löffel Honig in den Haferbrei.

Jenny ließ es geschehen, obwohl sie Haferbrei nicht ausstehen konnte. Er erinnerte sie zu sehr an die Zeit als es ihr erheblich schlechter gegangen war. Dennoch verrührte sie Sahne und Honig im Haferbrei, bevor sie begann ihn zu essen. Auch wenn sie ihn nicht mochte, war das kein Grund Essen zu verschwenden. Eigentlich konnten die Dienstmädchen froh über Miss Harper sein, die darauf achtete, dass die Dienstboten ausreichend zu Essen erhielten.

„Ihr seid zumindest gute Esser. Die Herrin hat schon wieder nur Toast mit Butter und Schwarzen Tee zum Frühstück bestellt.“, grummelte Miss Harper.

„Nun sie hat halt einen schwachen Magen.“

„Dennoch nur Toast mit Butter, ts. Davon wird es auch nicht besser. Sie ist doch schon so dünn!“

„Nun, an Euer Kochkunst liegt es sicherlich nicht,“ murmelte Jenny, die endlich zum Boden der Schüssel vorgedrungen war.

„Ich weiß auch nicht. Es ist fast wie ein böser Zauber, dass dem gnädigen Herrn immer die Frauen dahinsiechen. Keiner kann’s erklären. Man könnte fast meinen es wär’ ein Familienfluch. Meine Vorgängerin erzählte mir, von der ersten Herrin, die sehr rasch erkrankte und starb, bevor ich hierher kam,“ fuhr Miss Harper fort. Jenny lauschte ihrem Gerede und löffelte dabei ihren Haferbrei. Sie kratzte gerade die letzten Breireste aus der Schüssel als ein schrilles Pfeifen signalisierte, dass das Teewasser kochte. Miss Harper eilte zum Herd, um den Tee aufzugießen. Jenny erhob sich, stellte ihr benutztes Geschirr zum wartenden Abwasch und nahm das Frühstückstablett für die gnädige Herrin von der Köchin entgegen. Mit dem Tablett eilte sie zu den Räumen der Hausherrin. Sie wollte dort rechtzeitig eintreffen, wenn der Tee zu Ende gezogen hatte.

Im, an das Schlafzimmer angrenzenden Raum deckte sie den Tische, nachdem sie ein Feuer im Kamin entfacht hatte. Sie nahm das Teeei aus der Kanne und stellte diese auf ein Stövchen, bevor sie ging um Mrs. White zu wecken und ihr beim Ankleiden und Schminken behilflich zu sein.

„Ich denk das dunkelgrüne Kleid, Jenny. Ja, genau das. Geralt, liebt es, wenn ich Grün trage.“

„Sehrwohl, Mam.“ Jenny hielt eines der vielen grünen Kleider hoch, welche sich in Mrs. Whites Kleiderschrank befanden. Die Vorliebe der Farbe Grün von Dr. White für die Kleidung seiner Gattin war Esmeraldas Garderobe deutlich anzusehen. Es gab nur ein paar Kleider in anderen Farben. Nun Grün stand Esmeralda auch hervorragend, betonte es doch ihre blasse Haut, ihr rotes Haar und ihre grünen Augen.

Jenny half Esmeralda in die Tournüre zu schlüpfen und bauschte die Krinoline des Kleides darüber.

„Jenny, siehst du die Dose mit Laird’s Bloom of Youth?“

„Hier, Madame.“ Jenny holte das Döschen mit dem Make Up, wobei sie darauf achtete das es geschlossen blieb.

„Danke. Du darfst gehen.“

Jenny knickste und verließ das Schlafzimmer. Sie wusste, dass sie nicht völlig entlassen war, sondern Esmeralda, sobald diese ihre Morgentoilette beendet hatte, beim Frühstück bedienen musste.

Nach dem recht spärlichen Frühstück, schickte Mrs. White Jenny ein paar Kleinigkeiten zu besorgen. Dies war Jennys Gelegenheit den Brief auf seinen Weg zubringen.

Insgesamt gestaltete sich der gesamte Tag, wie die Tage zuvor. Jenny bediente Esmeralda und auch deren Freundinnen bei deren literarischem Zirkel, machte Botengänge für sie und kümmerte sich um die Ordnung in den Zimmern ihrer neuen Herrin. Sie war nur froh über die gelegentlichen Möglichkeiten die Zimmer das Hauses, in welchen Esmeralda residierte zu verlassen. So langsam konnte sie kein Grün mehr sehen. Dr. Whites Vorliebe für die Farbe Grün war nicht nur in der Kleidung seiner Gattin deutlich. Auch die Zimmer, welche sie bewohnte, waren größtenteils in Grün gehalten. Alles bis auf eines hatten grüne Tapeten mit unterschiedlichen Mustern, grüne Teppiche und grüne Vorhänge. Das letzte Zimmer war im Gegensatz dazu ganz in Magenta gehalten. Auffällig war allerdings, dass es in dem ganzen Grün, keine echten Pflanzen in den Räumen gab. Dies war ein Zugeständnis an Esmeraldas schwache Konstitution, da recht viele Blütenpflanzen sie zum Niesen brachten. Um ihr die Schönheit blühender Blumen nicht vorzuenthalten, hatte Dr. White keine Kosten gescheut und einige der seit neustem aufgekommen seidenen Blumen gekauft und in den Zimmern verteilen lassen.

Während sie die nächste seidene Orchidee abstaubte, wünschte Jenny sich sehnlichst, echte Blumen gießen zu können. Das Glöckchen klingelte und Jenny, beeilte sich den Staubwedel loszuwerden, um herauszufinden, was Esmeralda von ihr wollte.

Esmeralda ruhte auf einem Diwan. Ihre Augen waren geschlossen. Ein aufgeschlagenes Buch von Charles Dickens lag auf dem Beistelltischchen. Ohne die Augen zu öffnen sagte sie: „Jenny, mir ist nicht wohl. Teil der Köchin mit, sie soll mir für heute Abend nur ein wenig Haferschleim zubereiten. Und gib Geralt Bescheid, dass ich heute nicht mit ihm zusammen Essen werde.“

„Sehrwohl.“

„Und zieh die Vorhänge zu.“

Jenny knickste, zog die Vorhänge zu und eilte in die Küche. Als sie Miss Harper Esmeraldas Essenswünsche mitteilte, schüttelte diese nur den Kopf.

„Wo soll das nur hinführen,“ murmelte die Köchin besorgt.

„Ich weiß nicht Miss Harper. Ich habe noch eine Nachricht der Herrin an den Herrn.“ Jenny lächelte Miss Harper zu und verließ die Küche.

In der Eingangshalle lief sie Baxter dem Butler über den Weg, der ihr versicherte, dass der Herr sich in seinem Studierzimmer aufhielte. Wie es sich für eine Zofe gehörte klopfte Jenny höflich an der Tür des Studierzimmer, betrat auf das „Herein“ das Zimmer und knickste vor Dr. White.

„Ah, was gibt es Jenny, richtig?“ Dr. White war ein hochgewachsener, recht hagerer Mann mit schon ergrautem Haar. Sein Bart war der Mode entsprechend gestutzt und auch seine Kleidung war modisch. Den Dienstboten gegenüber verhielt er sich angemessen und distanziert. Von Susan wusste Jenny, dass es keinerlei negativen Gerüchte über Dr. White gab. Obwohl seine Frau häufig krank war, hieß es, dass er nie versucht hätte sich einem Dienstmädchen unziemlich zu nähern, wie es von anderen Gentlemen zu hören war.

„Die Herrin lässt ausrichten, dass ihr nicht wohl ist und sie ihr Abendessen nicht mit Ihnen einnehmen wird.“

„Danke, du darfst gehen. Schicke Baxter zu mir.“

„Sehrwohl.“ Jenny knickste und ging. Nach ein wenig suchen fand sie den Butler und schickte ihn zu Dr. White, bevor sie ihren weiteren Pflichten nachkam.

Erst als die Herrschaften zu Bett gegangen waren konnten die Dienstboten endlich ihr Abendessen in der Küche einnehmen. Wobei Baxter sich nicht zu so niederem Volk wie Miss Harper, Susan und Jenny gesellte. So brachte Susan ihm die herzhafte Linsensuppe, welche Miss Harper für die Dienstboten gekocht hatte.

Verstohlen rieb Jenny sich die Schläfen und starrte in ihre Suppe. So häufig, wie in diesem Haushalt hatte sie noch nie Kopfschmerzen gehabt. Das war schon auffällig. Sie rührte mit dem Löffel in ihrer Suppe und ließ das Gespräch zwischen Susan und Miss Harper an sich vorbeirauschen. Begann sie jetzt auch zu kränkeln, wie die Hausherrin? Aber warum?

Gift konnte es nicht sein, oder? Dienstboten und Herrschaft aßen verschiedene Dinge. Sicher, nach einem großen Diner erhielten die Diener die Reste, doch meist bereitete die Köchin einfachere, nahrhaftere und billigere Speisen für die Dienstboten zu. Was zu Jennys Freude nicht bedeutete, dass das Essen der Dienstboten schlechter war. Miss. Harpers Erbsensuppe mit Huhn oder wie heute die Linsensuppe war köstlich, obwohl es Gerichte waren, die nie auf dem Tisch der Herrschaften zu finden sein würden. Für Linsen waren sich die Whites zu fein. Linsen und Erbsen waren Dienstbotenessen. Es gab so einige Gerichte, die Miss Harper nie für die Whites kochen würde, obwohl sie hervorragend schmeckten.

Sollten es tatsächlich eine Substanz geben, die sowohl für die Tode von Dr. Whites verstorbenen Frauen und den Zofen verantwortlich war, so konnte sie sich nicht in der Nahrung befinden. Miss Harper konnte sie als Giftmischerin ausschließen , da diese nach den ersten Toden eingestellt worden war.

Jenny seufzte. Hoffentlich würde ihr Treffen mit Vastra ihnen bei der Ermittlung weiterhelfen. Ihre eigene Suche nach der Ursache der Erkrankung von Esmeralda White verlief jedenfalls im Sande. Sie glaubte Esmeraldas Bruder jedoch, dass hier etwas faul war. Für einen Haushalt dieser Größe waren zu viele Menschen mysteriösen Erkrankungen erlegen.

Jenny zog mit dem Löffel Kreise in ihrer Suppe. Es gab nichts, was sie Vastra für eine wissenschaftliche Untersuchung mitbringen konnte. Einfach nichts, die Suche schien so aussichtslos wie nie.

„Kopf hoch Jenny, Morgen hast du deinen freien Tag und da sieht die Welt gleich viel besser aus,“ versuchte Susan sie aufzumuntern.

Matt lächelte Jenny das quirlige Mädchen an. „Danke.“

„Jetzt iss, du brauchst mehr Fleisch auf den Knochen. Und meine Linsensuppe hat noch keiner verschmäht,“ mischte sich nun auch Miss Harper ein.

Das nächste schwache Lächeln ging an die Köchin. Der Haushalts der Whites mochte ein Geheimnis bergen, doch die Dienstboten waren nett und hielten zusammen. Für eine verdeckte Ermittlung hätte sie es schlechter treffen können. Hoffentlich würde Vastra nicht zu enttäuscht über die fehlenden Ergebnisse sein. Jenny wollte Vastra nicht enttäuschen, setzte Vastra doch so viel Vertrauen in sie, dass sie ihr zutraute alleine diese Ermittlung zu führen. Ach, Vastra, warum konnte sie jetzt nicht bei ihr im Haus sein und zusammen Schwertfechten üben oder Bücher diskutieren oder... Hauptsache irgendetwas mit Vastra tun. Nur, sie war eben nicht bei Vastra im Haus, aber zumindest würde sie ihre Liebste am nächsten Tag sehen.

Aufdeckung

Endlich war es Dienstag, ihr freier Tag. Sie würde Vastra wiedersehen und diese wäre vielleicht in der Lage Licht ins Dunkle zu bringen. Seit einigen Tagen nun kränkelte auch Jenny. Sie hatte versucht sich nichts anmerken zu lassen, aber die Arbeit war immer anstrengender geworden, obwohl keine neuen Pflichten hinzugekommen waren.

Jenny riss sich zusammen um nicht den Weg zum Kaffeehaus entlang zu schlurfen. Ihr war zwar nach Schlurfen zu Mute, doch eine Zofe durfte nicht in der Öffentlichkeit schlurfen. Es dauerte eine wenig länger als gewohnt das Kaffeehaus zu erreichen, vor welchem sie schon eine hochgewachsene und mit einem Schleier verhüllte Gestalt stehen sah. Da das Kaffeehaus gut gefüllt war erwartete Vastra sie davor. Gewohnt forsch schritt sie auf Jenny zu. „Meine Liebe, lass uns im Park flanieren, bevor wir den Tee zu uns nehmen. Das Wetter ist herrlich und ich habe für uns für vier einen Tisch reservieren lassen, da zur Zeit alles besetzt ist,“ grüßte sie Jenny und schritt flugs Richtung Park. Jenny bemühte sich erst gar nicht mit Vastra Schritt zu halten, dazu fühlte sie sich zu erschlagen. Ein paar Meter weiter verlangsamte Vastra ihre Schritte und wartete darauf, dass Jenny aufschloss, um sich dann ihrem gemächlicheren Tempo anzupassen.

Durch den Schleier konnte Jenny nicht einmal erahnen, was in ihrer Freundin vorging. Vastras Mimik zu deuten war eh schon schwierig genug, der Schleier machte es unmöglich. Eine Weile gingen sie schweigend neben einander her, bis Vastra eine Bank ansteuerte und sich darauf niederließ.

„Setz dich Liebes. So rasch gerätst du doch sonst nicht außer Atem,“ stellte sie fest.

Jenny setzte sich neben sie und nickte. „Das hat angefangen seit sich bei Whites arbeite.“

„Deinem Brief nach zu schließen, tippe ich auf eine Vergiftung bei Mrs. White. Die Symptome sind recht eindeutig. Bei dir könnten es erste Anzeichen sein.“

„Aber ich esse nicht das Gleiche wie die Herrschaften.“ Jenny sah zu Boden. Sie musste es wohl zugeben. „Und mir ist sonst nichts aufgefallen. Auch mit den Lampen wird äußerst vorsichtig umgegangen. Gas kann also nicht die Ursache sein. Wenn es Gift ist, weiß ich nicht, welches und wie es verabreicht wird.“

„Werden viele Kerzen verwendet?“

„Kaum.“

„Gibt es andere Gemeinsamkeiten bei Mrs. White und dir?“

„Nun, wir halten uns viel in ihren Räumen auf. Ich bediene sie dort und putze auch dort als Einzige. Susan ist für den Rest des Hauses zuständig. Baxter kümmert sich um den Herrn und Miss Harper ist fast nur in der Küche. Der Gärtner kommt auch kaum in Mrs. Whites Räume.“

„Ist an den Räumen vielleicht etwas ungewöhnliches?“

„Nichts.“ Jenny überlegte. „Äh, nun sie sind fast alle in modischen Grüntönen gehalten und somit modischer eingerichtet als der Rest des Hauses.“

„In Grün. Da gab es doch vor ein paar Jahren diesen Vortrag von Mr. Henry Carr bei der Society of Arts. Liebes, du bist ein Schatz. Wir haben gefunden, wonach du suchtest.“

„Was?“ Jenny runzelte die Stirn. Vastra sprach in Rätseln.

„Das Gift Liebes. Du hast mir gerade verraten, wo das Gift versteckt ist. Höchstwahrscheinlich ahnt Dr. White nicht einmal, was seine Frauen vergiftet hat.“

„Red Klartext! Ich kann dir nicht folgen!“

Vastra ergriff Jennys Hände. „Beruhig dich meine Liebe. Mr. Carrs Vortrag ist der Schlüssel zur Lösung und das du keinerlei offensichtliche Hinweise auf Gift gefunden hast. Wenn du nichts Offensichtliches findest, such nach dem Alltäglichen, dass jeder übersieht, weil es so normal ist.“

„Bitte?“

„Beschreib mir noch einmal Mrs. Whites Zimmer.“

„Nun sie sind modisch in Grün gehalten...“

„Und Mrs. Whites Garderobe?”

“Ebenfalls modisch, vorwiegend in Grün. Was hat Grün damit zu tun?“

„Alles.“

„Das Gift ist grün?“

„Ja, das Gift grün. Die grüne Farbe ist giftig. Ein klarer Fall von Giftgrün.“

„Die Farbe ist giftig?“

„Die grüne Farbe der meisten grünen Tapeten wird mit einer giftigen Arsenikverbindung hergestellt. Deine Beschreibungen von Mrs. Whites Krankheitsbild passt auch auf eine Arsenvergiftung.“

„Bist du dir sicher?“

„Ja, Liebes. Lass uns den Fall schnellstmöglich abschließen, damit du dich nicht länger in dieser giftigen Atmosphäre aufhalten musst. Ich würde es Dr. White sehr übel nehmen, wenn auch du seiner Fahrlässigkeit zum Opfer fielest. Komm du hast dir eine ordentliche Stärkung verdient.“ Vastra erhob sich und zog Jenny hoch. Als sie losging ließ sie Jennys Hand nicht los. Es fiel Jenny auf, dass Vastra ihre Hand die ganze Zeit hielt, während sie zum Café schlenderten. Es war sonst nicht Vastras Art in der Öffentlichkeit Händchen zu halten. Vastra würde sie eher als Geliebte vorstellen als so offensichtlich Zärtlichkeiten in einem Park auszutauschen. Jenny war noch immer dabei Vastras Art der Zuneigungsbekundung zu entschlüsseln, da sie sich doch merklich von der menschlichen Art unterschied, zu ihrem Glück.

Lächelnd lief sie neben Vastra her. Ihre Angst den Fall zu vermasseln war unbegründet gewesen, auch wenn ihre Suche nach Hinweisen lange Zeit unbefriedigend gewesen war, hatte sich ihre Suche doch gelohnt. Sie konnten den Fall bald abschließen und Jenny könnte wieder Zuhause bei Vastra sein.
 

Jenny schritt hinter Vastra die Auffahrt des Hauses White entlang. Die Echsenfrau hatte während des Nachmittagstees beschlossen ihren Verdacht den. Whites mitzuteilen und somit den Fall zu beenden. Inzwischen war es Jenny nach dem Tee und der frischen Luft wohler. Ein kaum merkliches Lächeln lag auf Jennys Lippen, weil Vastra so rasch handelte. Es schien ihrer Liebsten wirklich wichtig zu sein, dass Jenny sich nicht mehr der giftigen Luft im Hause White aussetzen musste.

Ohne viel Federlesen klingelte Vastra an der Vordertür, wobei sich Jenny ein wenig hinter hier hielt um nicht sofort bemerkt zu werden. Für sie war das Detektivdasein noch neu und auch das Zusammenleben mit Vastra hielt für sie noch immer Überraschungen bereit.

Baxter öffnete ihnen. Ein eisiger Blick von ihm streifte Jenny. Dienstboten nahmen nicht die Vordertür, das war ihrem Status nicht entsprechend!

„Ich wünsche Dr. White zu sprechen,“ kam Vastra gleich zur Sache.

„Und wen darf ich melden?“

„Madame Vastra.“

„Madame, der Doktor ist zur Zeit beschäftigt und ohne eine angemessene Besuchsanmeldung kann ich sie nicht einlassen.“

„Sagen Sie Dr. White, dass ich ihn wegen einer äußerst wichtigen und delikaten Angelegenheit bezüglich Mrs. White sprechen möchte.“

„Ich werde fragen, ob der Doktor Zeit für Sie erübrigen kann.“ Mit diesem Worten zog Baxter die Tür zu. Jenny lächelte Vastra an, sie war sich sicher, dass diese sich bei Baxters Rückkehr nicht abwimmeln lassen würde. Also bereitete sie sich darauf vor, sich am Butler vorbei ins Haus zu drängen. Und falls das nicht funktionieren würde, gab es immer noch den Dienstboteneingang.

Jenny beobachtete Vastra, die starr wie eine Statue vor der Tür wartete. Baxter brauchte nicht lange, erneut öffnete er die Tür. „Es tut mir Leid, aber der Doktor...“ weiter kam er nicht, noch während er sprach schoben sich Jenny und Vastra an ihm vorbei.

„Unerhört! Was erlauben Sie sich !“ Beide wichen ihm aus als er versuchte sie zu greifen. Sein Gekeife ignorierend führte Jenny Vastra zuerst zu Mrs. Whites Räumen, da Vastra vorgeschlagen hatte erst Esmeralda White zu informieren, da es sie am stärksten betraf. Obwohl Baxter ihnen nacheilte um sie aufzuhalten, nachdem er begriffen hatte, dass sie sich nicht von seinem Gekeife am ins Hausvordringen hindern lassen würden, erreichten sie die Räumlichkeiten der Hausherrin kurz darauf. Baxter hetzte gerade die Treppe hoch als Vastra die Tür öffnete, ohne zu klopfen. Der Salon war leer. Auf dem Tisch in der Mitte des Raumes stand noch das Geschirr vom Nachmittagstee, doch die Hausherrin hielt sich nicht in dem Raum auf. Ohne auf Baxters „Lassen Sie das!“ zu hören drang Vastra tiefer in die Räumlichkeiten ein. Jenny zögerte nicht Vastra in den nächsten Raum, Esmeraldas Schlafzimmer, zu folgen.

Die beiden Personen darin blickten auf. „Was zur Hölle...“, entfuhr es Dr. White, der am Bett seiner Frau saß. „Was fällt Ihnen ein! Baxter, entfernen sie diese impertinente Person! Jenny, wie konnten Sie das zulassen!“ Dr. White war aufgesprungen und stand nun in Beschützerpose zwischen ihnen und dem Bett.

Ehe Baxter dem Befehl nachkommen konnte, schlug ihm Vastra die Tür vor der Nase zu. „Entschuldigen Sie mein rüdes Eindringen, aber es handelt sich um eine Angelegenheit äußerster Dringlichkeit. Das Leben ihrer Frau hängt davon ab,“ erklärte Vastra ruhig, wobei sie sich erst einmal gegen die Tür lehnte, um den Butler am Eintreten zu hindern.

„Ach, wirklich? Wer sind Sie überhaupt, dass sie wagen so etwas zu behaupten!“ Dr. White beruhigte ihre Erklärung kein bisschen.

„Bitte Sir, hören Sie zu, wenn Ihnen am Leben ihrer Frau liegt,“ versuchte Jenny sich daran an seine Vernunft zu appellieren.

„Sie dringen hier ungebeten ein, überrumpeln meine Diener und verlangen von mir, trotz Ihres ungebührlichen Verhaltens, dass ich Ihnen meine Aufmerksamkeit schenke? Unerhört. Verschwinden Sie aus meinem Haus!“

„Geralt, bitte. Jenny war bis jetzt eine sehr vernünftige und höfliche Person. Wenn sie solch ein Verhalten zulässt, muss es wirklich wichtig sein,“ ließ sich Esmeralda vom Bett aus vernehmen. Dr. White drehte sich zu seiner Frau um, welche nun aufrecht im Bett saß.

„Wenn du mich darum bittet meine Liebe. Werde ich zuhören, aber nur dir zuliebe. Aber zunächst möchte ich wissen, wer unsere Besucherin ist.“ Er setzte sich wieder auf die Bettkante und ergriff die Hand seiner Frau, über welche er streichelte.

„Gestatten Madame Vastra. Gelegentlich helfe ich Scotlandyard bei ungewöhnlichen Fällen. Meine liebste Jenny, teilte mir von ihrem Unglück mit, welches sie schon länger verfolgt. Und da es uns gelungen ist die Ursache zu finden, wollten wir sie Ihnen so rasch als möglich mitteilen. Ihre Frau leidet an einer Arsenvergiftung ausgelöst durch die Farbe der Tapeten in diesen Zimmern. Ich schlage vor sie entfernen sämtliche Tapeten, Kunstblumen und alle Kleider, welche mit Scheeles Grün gefärbt wurden, alsbald sollte die Gesundheit ihrer Frau zurückkehren,“ teilte Vastra sachlich mit.

Dr. White begann zu lachen. „Und an diesen Unsinn glauben Sie? Gift in grüner Farbe! Ich bitte Sie, Sie haben zu viele Detektivgeschichten gelesen!“

„Wenn Sie eine wissenschaftliche Autorität bedürfen, wenden Sie sich an Henry Carr, seine Untersuchung des grünen Farbstoffes beweist eindeutig, dass es sich bei Scheeles Grün, um eine giftige Arsenikverbindung handelt. Da die meisten handelsüblichen Tapeten mit Scheeles Grün eingefärbt wurden, rate ich Ihnen ausdrücklich diese Tapeten loszuwerden, wenn sie möchten dass sich ihre Frau erholt.“

„Lächerlich, einfach, lächerlich. Gehen Sie jetzt. Jenny, bring Sie zur Tür.“ Spott lag in Dr. Whites Stimme.

„Sagen sie später nicht Sie wären nicht gewarnt worden. Jenny.“ Vastra neigte ihren Kopf zu Jenny, die neben ihr nahe bei der Tür stand.

Jenny lächelte freundlich. „Dr. White, Mrs. White, bitte nehmen sie zur Kenntnis, dass ich Ihnen meine Kündigung mitteile.“

„Kündigen, aufgrund einer solch lächerlichen Aussage. Solch ein hysterisches Weibsbild wird in diesem Haushalt eh nicht mehr gebraucht,“ fuhr Dr. White auf.

„Aber Geralt, wenn sie nun Recht habe...,“ begann Mrs. White als Vastra sich von der Tür löste um sie zu öffnen. Sie hatte die Tür gerade einen spalt breit geöffnet, als sie ihr aus der Hand gerissen und zugeknallt wurde.

„Ihr bleibt schön hier. Alle. Ihr glaubt doch wohl nicht, dass ich euch mit diesem Wissen hier rausspazieren lasse.“ Wieder stand Dr. White im Raum, größer, hagere und bedrohlicher als zuvor. „Zu schade. Ich hatte gehofft mein Mahl genussvoller zu mir nehmen zu können, aber nun ja, wenn es nicht anders geht, dann muss man halt mal stopfen.“

„Mahl? Geralt, was redest du da für Unsinn!“

Er fuhr zu Esmeralda herum. „Halt die Klappe, dumme Trine! Dein Gejammer geht mir schon länger auf den Geist. Immer nur dieses: Ach mir geht es so schlecht! Meine Migräne bringt mich noch um! Soll ich dir mal was sagen? Es sollte dir so schlecht geben und ich freue mich schon auf den Tag, wenn du endlich an deiner Migräne eingehst!“

„Geralt?“ Esmeraldas Augen hatten sich geweitet. Sie wich kreidebleich vor ihm zurück. So kannte sie ihren Ehemann gar nicht.

Von seiner hageren Gestalt breiteten sich dunkelgrüne, fast schwarze Schlieren aus. Es war als entfalteten sich große grün-schwarze, transparente Flügel, von deren Spitzen Tentakel zu Esmeralda und auch Jenny reichten und sie berührten. Hektisch griff Jenny nach dem nächstbesten Gegenstand, der sich als Haarbürste von der Frisierkommode entpuppte, und schlug damit nach den Tentakeln. Vastras Blick glitt durch den Raum. Sie sprang nach vorne und schnappte sich den Schürhaken. Diesen, wie ein Schwert haltend, bewegte sie sich langsam auf Dr. White zu. „Lass uns gehen!“

„Nein, werde ich nicht. Womöglich tratscht ihr herum, dass ich nicht auf eure Warnung gehört habe.Das käme ungelegen und wo ich die Gelegenheit habe mal wieder von einem Homo reptilia zu kosten, vergiss es! Ich habe schon lange keinen deiner Art hier oben angetroffen, das muss ich einfach nutzen. Dieses Temperament wird deinen Todeskampf um so köstlicher machen.“

Jenny schlug noch immer mit der Bürste um sich. Ein Blick zum Bett zeigte ihr, dass sie schnell handeln mussten. Esmeralda lag mit geschlossenen Augen da und atmete kaum noch. Jenny warf die Bürste zu Boden, drehte sich um, ergriff den Stuhl vor der Frisierkommode und hielt ihn wie einen Schild vor sich. Um Vastras Schürhaken hatten sich mehre Tentakel gewickelt und zerrten daran. Auch um die Beine von Jennys Stuhl schlangen sich binne Sekunden Tentakeln. Vastras Zischen warnte Jenny vor. Sie riss mit aller Kraft am Stuhl und hieb damit auf Dr. White ein. Im gleichen Moment schnellte Vastras Zunge vor und traf ihn am Hals. Ein paar Momente lang rangen Jenny und Vastra noch mit den Tentakeln, bis das Gift endlich wirkte und er umkippte. Jenny lief zum Bett. Hastig zog und zerrte sie an den Tentakeln, welche nun nur noch schlaff um Esmeralda White geschlungen waren. Vastra kam ihr zu Hilfe. Jenny atmete auf, als Esmeralda sich schwach zu regen begann. Ihre Augenlieder flatterten, dann schrack sie hoch, nur um sofort zurück auf die Kissen zu sacken.

„Was? Was ist passiert? Was ist mit Geralt?“

Vastra beugte sich über die auf dem Boden zusammengesackte Gestalt. Das Wesen hatte eine vage menschliche, sehr dünne Gestalt, doch alles, was jetzt davon zu sehen war, waren die riesigen an Fischflossen erinnernden Flügel und ein Gewirr aus grün-schwarzen Tentakeln.

„Was auch immer er war, er kann keinen Schaden mehr anrichten.“ Sie schüttelte sich, als die Gestalt begann sich in Schleim aufzulösen.

Jenny steckte die Decke um Esmeralda gut fest. „Alles ist gut.“ Noch während sie sprach wurde die Tür geöffnet und Baxter stürzte ins Zimmer. „Was geht hier vor? Urgh, was ist das?“ Der Butler stoppte beim Anblick des Schleims.

„Etwas, dass es zu beseitigen gilt. Sorgen Sie dafür und wenn Sie schon dabei sind, sorgen Sie dafür, dass die Tapeten ausgetauscht und die Kunstblumen weggeworfen werden,“ befahl Vastra ihm. Auf ihre ruhige, befehlsgewohnte Stimme hörte er und verließ das Zimmer, um ihren Auftrag auszuführen.

„Madame, wir werden Sie nun verlassen. Ich bin mir sicher ihr Bruder wird Ihnen helfen sich um den Nachlass ihres Mannes zu kümmern und Susan kann Ihnen als Zofe behilflich sein. Leben Sie wohl.“ Jenny drückte Esmeraldas Schulter, ehe sie sich erhob und zu Vastra trat. Vastra legte ihr einen Arm um die Taille. „Gehen wir meine Liebe, Zuhause kannst du dich von all dem hier erholen.“

„Ich freue mich darauf. Ich habe dich vermisst, weißt du?“

Vastra drehte den Kopf zu Jenny, die froh war Vastras Gesicht sehen zu können, da diese den Schleier zum Kampf hochgeschoben hatte. Einen Augenblick blieb Vastra stumm. „Ich habe dich auch vermisst, Liebes. Was tun Menschen eigentlich, um einen Bund zwischen Liebenden zu schließen?“

„Sie heiraten,“ antwortete Jenny verwirrt. Wie kam Vastra jetzt drauf.

„Dann lass uns heiraten.“

„Ähm, äh, war das gerade ein Antrag?“

„Wenn ihr das so nennt.“

„Oh, gut. Sehr gut. ...Ähm, ja ich will dich heiraten, aber äh... ich weiß nicht wie? Priester trauen zwei Frauen nicht.“

„Menschlicher Firlefanz. Wir wollen heiraten, also heiraten wir. Das wird schon. Was ist das Wichtigste bei dieser Zeremonie?“

„Das man Ringe tauscht zum Zeichen der Verbundenheit.“

„Ah, da haben wir es. Dafür brauchen wir keinen menschlichen Firlefanz, sondern nur uns selbst und einen Zeugen, um die Zeremonie zu bezeugen.“

„Eh, ja, schon möglich...“ Jenny stolperte neben Vastra zu ihrer Kammer.

„Das lässt sich arrangieren. Sag mir wann es dir recht ist, die Zeremonie abzuhalten. Und jetzt räumen wir deine Sachen ein und gehen heim.“ Vastra ließ ihren Worten sogleich Taten folgen, indem sie begann Jennys Kleider in Jennys Reisetasche zu packen.

„Vastra.“ Jenny tat einen Schritt auf Vastra zu.

„Ja, Liebes.“ Vastra wandte sich ihr zu.

„Du bist unmöglich!“

„War ich wieder unsensibel, Liebes?“

„Ein wenig. Und weil du so bist, wie du bist, liebe ich dich.“ Jenny reckte sich und küsste Vastra. Vastras ließ die Bluse, die sie gerade einpacken wollte los und schlang ihre Arme um Jenny als sie den Kuss erwiderte. Als sie den Kuss löste flüsterte sie in Jennys Ohr: „Ich liebe dich auch.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich hoffe ihr hattet Spaß beim Lesen.

Ein paar Infos. Das es giftige grüne Farbe gibt habe ich mir nicht ausgedacht. Mr. Henry Carrs Vortrag vor der Society of Arts fand wirklich statt und zwar 1880. Meine Informationen über Scheeles Grün und Henry Carr habe ich aus dem Buch "Das Geheimnis der Farben. Eine Kulturgeschichte," von Victoria Finlay.

LG

Salix Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Ur
2014-08-05T12:02:14+00:00 05.08.2014 14:02
Liebe Salix!
Erst einmal vielen lieben Dank für deine Teilnahme an meinem Wettbewerb! Vastra und Jenny sind ein tolles Pärchen und du hast das Thema 'Auf der Suche' auf eine ziemlich coole Art und Weise wortwörtlich umgesetzt. Es war ein gut durchdachter, kleiner Krimi, der mir absolute Torchwood/Doctor Who-Universums Gefühle vermittelt hat!

Ein kleines Problem hatte ich mit deiner Kommasetzung. Oftmals sind die Kommata völlig wahllos mitten im Satz an Stellen, wo sie nicht hingehören und dann den Lesefluss stören. Auch ein paar kleine Schnitzer (vermutlich Tippfehler) haben sich eingeschlichen. Ich würde einfach vorschlagen, dass du die beiden Kapitel von einem/r BetaleserIn noch mal durchschauen lässt.

Abgesehen davon hab ich deine Art zu schreiben sehr genossen, vor allem, da es dir gelungen ist, das viktorianische London gut rüber zu bringen. Ich würde nur darauf achten, dass dann nicht zwischendurch Sätze stecken bleiben wie beispielsweise 'Red schon Klartext!', weil du dir beinahe durchgehend sehr viel Mühe mit angemessener Sprache gemacht hast, da wirkt das dann plötzlich etwas herausgerissen aus dem sonstigen Ton der Geschichte.

Vastra und Jenny waren sehr schön IC und besonders genossen habe ich die letzte Szene zwischen den beiden, weil ich mir genauso einen Hochzeitsantrag von Vastra vorstellen kann :D Völlig aus dem Nichts und mit der Abwesenheit jeglicher Romantik, aber trotzdem liebenswürdig auf ihre ruppige Art und Weise.

Herzlichen Glückwunsch zum 2. Platz, ich hab die Geschichte sehr gern gelesen!
Liebe Grüße,
Ur


Zurück