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Dark Side of the Wall

von

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EINS

Hier saß er nun. Sein Blick war leicht manisch, die Pupillen sehr geweitet. Rücklings lag er auf der Matratze und starrte die Decke seines Zimmers an.

Die Decke war, genau wie die Wände und der Boden, aus Gummimatten gefertigt. Seine Arme wurden von einer Zwangsjacke festgehalten, damit er sich nicht sselbst verletzten konnte.

Aber die hatte er schon lange nicht mehr nötig. Mittlerweile hatte er gelernt mit der Situation umzugehen. Zumindest glaubte er das. 

In seinen Gedanken flackerten immer wieder Erinnerungen auf, von denen er gedacht hatte, dass er sie längst vergessen und verdrängt hatte. 

Aber dem war nicht so. 
 

Als er das erste mal von einem Arzt untersucht und befragt wurde, sagte er nur zwei Sätze, obwohl sich nicht mehr an die Fragen des Arztes erinnern konnte.

"Verrückt bin ich seit verdammt vielen Jahren, reiße mir den Arsch auf für verschiedene Bands."

Dabei war er selbst einmal ein berühmter und erfolgreicher Musiker gewesen.

Bevor er Abstürzte.

Bevor er hier eingeliefert wurde.

"Ich war schon immer verrückt,  das weiß ich, wie die meisten von uns. Schwer zu erklären, warum du verrückt bist, auch wenn du nicht verrückt bist." War der zweite Satz von dem er glaubte gesagt zu haben. Er sich aber nicht mehr sicher war und selbst zweifelte ob das so war oder nicht.

Aber an den Schrei den er rausgelassen hatte, als er in dieses Zimmer einquartiert wurde, kann er sich erinnern.

Der Schrei war markerschütternd.

Danach schweiften seine Erinnerungen ab und begannen sich zu vermischen.

Sie vermischten sich mit Bilder aus seinen Träumen, aus erlebtem und mit Bildern aus Film und Werbung sowie seinen Ängsten.

Immer wieder erschienen ihm vier Männer.

Der erste sah aus wie sein Vater, den er nur von Fotos kannte. Der zweite sah aus wie ein alter Freund, den er seit der Schule nicht mehr gesehen hatte. Der dritte war groß, muskulös und wirkte sehr bedrohlich. Der vierte sah aus wie ein alter Kapitän, von dem er dachte er würde ihn kennen, nur von wo und wann, das wusste er nicht.

Alle beugten sich zu ihm hinunter und sprachen alle, trotz ihrem mysteriösem und geisterhaften Aussehen mit sehr sanfter beruhigender Stimme abwechselnd auf ihn ein.

"Atme ein, hole tief Luft. Hab keine Furcht dich zu Sorgen. Geh aber verlass mich nicht. Schau dich um und such dir einen Platz."

Sein Vater lächelte ihn an und berührte sanft seinen Kopf. Noch wusste er nicht was das zu bedeuten hatte, aber er würde es herausfinden.

"Lang sollst du Leben, es zu etwas bringen. Und das Lächeln, dass du spendest und die Tränen, die du vergießt. Und alles was du berührst und anfasst. Ist alles, was dein Leben je ausmachen wird."

Und auch der Freund fuhr ihm sanft durch den Kopf. Er wusste, dass dieser Freund wusste, was er durchgemacht hatte. Was er alles durchlitten hatte. Und diese Worte gaben ihm in diesem Moment Kraft. Kraft die er brauchte um hier wieder rauszukommen. Aber verstehen konnte er das ganze noch nicht.

Noch mysteriöser und Rätselhafter waren die Worte des Fremden, bedrohlich wirkenden Mann. Sein Gesicht war hinter einer Art Nebel verdeckt und seine Stimme klang, als würde sie aus sehr großer Entfernung zu ihm durchdringen. Aber die Worte hallten lauter in seinem Kopf nach.

"Lauf Kaninchen, lauf. Grab diesen Bau und vergiss die Sonne. Und wenn die Arbeit endlich getan ist, ruh dich nicht aus, stürze dich sogleich auf das nächste."

Mit einem schelmischen Grinsen verschwand der Fremde, doch die Worte würden für ewig in seinem Kopf bleiben. 

Er begann sich zu winden und versuchte mit aller Kraft diese Worte los zu werden. Da beugte sich der alte Kapitän zu ihm hinunter, berührte sanft seine Schulter und er begann sich wieder zu beruhigen.

Der Kapitän lächelte ihn sanft an und mit einer tiefen, aber sanften und beruhigenden Stimme sagte er: "Lang sollst du Leben und viel erreichen. Aber nur wenn du die Gezeiten richtig ausnutzt. Und wenn du immer nur die höchste Welle reitest, so wirst du auf ein frühes Grab rasen."

Diese Worte schafften es ihn zu beruhigen. Er sah den alten Kapitän an und bedankte sich. Dann verschwanden sie.

Eine Weile lang starrte er noch die Decke an, dann schloss er die Augen und schlief ein.
 

Als er sie wieder öffnete lag er auf seinem Bett. Aber er befand sich nicht mehr in seinem Zimmer aus Gummimatten. Auch die Weste Trug er nicht mehr. Er befand sich auf einem Flughafen. Menschenmengen umgingen ihn. Er versuchte zu schreien, doch es schien als würde ihn niemand hören. Er versuchte auf zu stehen, doch er konnte seine Gliedmaßen nicht bewegen. Er versuchte ruhig zu bleiben und nicht in Panik zu geraten. Er sah an sich runter und er sah keine Fesseln. Er konnte aber nicht verstehen warum er sich nicht bewegen konnte. Langsam wurde er panisch und begann zu schreien und sich hektisch von links nach rechts um zuschauen und hoffte, dass irgendjemand aus der Menschenmenge ihm helfen würde. Aber sie konnten ihn nicht hören.

Er versuchte sich vom Bett loszureißen, aber sein Körper gehorchte ihm nicht und bis auf sein Kopf blieb alles lahm. Er schloss wieder die Augen und versuchte sich zu beruhigen. Als er dann, nach mehrmaligem ein und ausatmen, die Augen wieder öffnete war die Menschenmasse verschwunden und das Bett begann langsam nach vorne zu rollen. 

Wieder kroch die Panik in ihm hoch.

Zuerst rollte das Bett durch die große Eingangshalle, vorbei am Check-In-Schalter. Es wurde, he weiter es sich vom Schalter und der Halle entfernte immer schneller und die Gänge immer enger. Er raste auf eine große Fensterwand zu. Er hoffte, dass das Bett stehen bleiben wurde oder nach links oder nach rechts abdrehen würde um einen Aufprall zu verhindern, aber das Bett machte keine Anstalten. Stattdessen wurde es noch schneller. 

Er wollte schreien, doch seine Stimmbänder versagten noch bevor er Luft holen konnte.

Dann gab es einen lauten Knall und die Fensterscheibe vor ihm zerbrach und das Bett fuhr nun auf dem Rollfeld. 

Flugzeuge befanden sich keine auf dem Rollfeld. Weder vor, noch hinter ihm. Auch zu seinen Seiten befanden sich keine Flugzeuge. Dafür aber eine große Trümmerlandschaft, die sich an beiden Seiten der Rollbahn erstreckten. Die Trümmerlandschaft bestand aus Flugzeugteilen, Hochhäuser die wie Papierflieger zusammengefaltet waren. In der Ferne konnte er Feuerregen und Asche sehen. Auf einmal riss die Rollbahn vor ihm auf und ein riesiger Lavastrom ergoss sich daraus. 

Da er nicht schreien konnte, versuchte er die Augen zu schließen und sich mit dem Gedanken abzufinden einen Schmerzvollen Tod in Kauf zu nehmen, aber er konnte die Augen nicht schließen, denn seine Augenlieder waren nicht mehr. Das Bett erhob sich ruckartig vom Boden, einen Augenblick bevor es in den Lavastrom gefallen wäre und schoss in Richtung Himmel. Ungläubig, dessen was er gerade erlebte wurde das ganze noch eigenartiger als die Welt unter ihm sich auflöste und er im Weltraum schwebte.

Wie konnte er nur hier atmen? Und warum passiert das alles?

Bevor er auch nur ansatzweise eine Antwort darauf finden konnte, neigte sich das Bett nach vorne und er stürzte wieder in die Tiefe. Die Sterne die noch kurz zuvor um ihn und das Bett herum waren, waren nicht mehr. An derer Stelle war die Dunkelheit getreten und vor ihm manifestierte sich, wie aus dem nichts, sein Zimmer aus Gummimatten. Das Bett wurde noch schneller je näher es dem Zimmer kam und mit einer lauten Explosion kollidierte das Bett mit dem Boden.
 

Schweißgebadet öffnete er die Augen und sah sich panisch um. Ein Schrei entfuhr ihm und die beruhigende Gewissheit, dass seine Stimme wieder da war tat ihm gut. Noch beruhigender war aber die Gewissheit, dass er seine Augen wieder öffnen und schließen konnte, denn seine Augenlieder waren wieder da. Er fuhr sich durchs Gesicht.

Langsam sah er sich um.

Die Matten waren nicht mehr da. Anderer Stelle gab es nun Poster, einen Kleiderschrank und auch ein Fenster. Die Tür die er zuerst nicht bemerkt hatte öffnete sich und eine Frau kam rein.

Er erkannte sie. Es war seine Mutter.

Er lächelte sie an und sie lächelte zurück.

Dann ertönten ohrenbetäubende Laute. Er glaubte sein Kopf würde zerplatzen. Er sah sich um und versuchte die Quelle dieses Lärms ausfindig zu machen. Als er zu seiner Rechte schaute sah er die Ursache. Eine schier unglaubliche Menge an Wecker. Und alle klingelten. Jeder anders und lauter als der andere, aber alle gleichzeitig.

Nach einigen Sekunden verstummten sie wieder und ein leises, aber ständiges ticken umgab ihn und seine Mutter.

Als er aufstand, drehte sich seine Mutter um und verließ das Zimmer. Er streckte sich, zog sich an und verließ das Haus. Nur wusste er nicht wo er hinging. Ihm kam die Umgebung bekannt vor aber er wusste nicht genau wo er sich befand. Als er einen Park sah, ging er in diesen und suchte sich eine Bank von der er aus auf den Brunnen schauen konnte und dessen plätscherndes Wasser ihm bei nachdenken half.

Ein etwas älterer Mann saß sich neben ihn. Beide schauten sich kurz an, lächelten sich einander zu und wendeten beiden ihre Blicke wieder auf den Brunnen.

Nach einer Weile begann der Mann mit einer mahnenden aber sanften Stimme mit ihm zu reden.

"Weißt du Junge, langsam und tickend verrinnt die Zeit in einem langweiligem Alltag. Und leichtsinnig vergeudest du die Stunden. Lungerst herum in dieser Gegend. Und du wartest darauf, dass etwas oder jemand dir den Weg zeigt." Verdutzt sah er den alten Mann an. Das Gesicht des Alten sah freundlich aber besorgt aus und seine Augen schienen ihn zu durchbohren. Von nun an konnte er den Blick nicht mehr abwenden von dem Alten und der fuhr sogleich weiter.

"Müde vom Rumliegen in der Sonne, bleibst du zu Hause, um den Regen zu beobachten. Nur wenn du es nicht mehr aushältst kommst du hier hin und denkst nach. Du bist jung, das Leben lang, und heute gibt es noch viel Zeit totzuschlagen. Und dann, eines Tags stellst du fest, dass zehn Jahre vergangen sind. Niemand hat dir gesagt, wann du loslaufen musst. Das ist der Moment in dem du den Startschuss verpasst hast. Und so rennst du und rennst um die Sonne einzuholen. Doch sie sinkt unaufhörlich vor dir. Dann bleibst du stehen und scheinst verloren aber die Sonne geht hinter dir wieder auf und dann stellst du fest, dass du einen Tag älter geworden bist und einen Tag näher am Tod. Jedes Jahr erscheint Dir kürzer, niemals findest du die Zeit. Pläne, aus denen entweder gar nichts wird oder nur ein halbvoll gekritzeltes Blatt." Dann schwieg der Mann und richtete seinen Blick wieder auf den Brunnen.

Er konnte aber nicht davon ab den Mann weiter anzustarren und die Worte die er eben gesagt hatten hallten in seinem Kopf und in seinem Herzen wieder.

Er wusste nicht was er den Alten fragen wollte oder was er überhaupt sagen sollte. Da drehte der Alte seinen Kopf wieder ihm zu, schenkte ihm ein sanftes Lächeln, doch seine Augen schienen leer zu sein. Der Alte klopfte ihm sanft auf die Schulter. "Ich hoffe du lernst daraus."

Dann stand der Alte auf und ging auf den Brunnen zu. Je näher er dem Brunnen kam, desto größer und tiefer schien der Brunnen zu werden. Als er ihn erreicht hatte, taten Stufen hervor und der Alte schritt diese Stufen hinab. Hinab in den Brunnen.

Er sprang von der Bank auf, lief auf den Brunnen zu doch mit jedem Schritt den er tat, schien sich der Brunnen immer weiter von ihm zu entfernen und der Alte immer tiefer in den Brunnen hinabzusteigen. Kurz bevor der Alte mit dem Kopf die Wasseroberfläche berührte blieb er stehen, drehte sich um und sah ihn noch einmal an.

"Ich fürchte mich nicht vor dem Sterben, es kann jederzeit passieren. Es ist mir egal. Warum sollte ich mich vor dem Sterben fürchten? Es gibt keinen Grund dafür, irgendwann musst du gehen." Dann umschlang das Wasser den Alten und zog ihn hinab in die Tiefen des Brunnens und dieser schrumpfte wieder auf die normale Größe zurück.

Er hatte, als dies alles passierte seine Schritte und seine Geschwindigkeit nicht verringert und so kam es, dass er, als der Brunnen wieder seine normale Größe erreicht hatte, er vornüber in den Brunnen fiel. Zuerst geriet er in Panik als er die Wasseroberfläche durchbrach und langsam nach unten sank wie ein Sack Zement. Der Boden des Brunnen kam immer näher und als er ihn erreicht hatte sagte er: "Ich habe nie gesagt, dass ich Angst vorm Sterben habe."
 

Da packte ihn jemand oder etwas am Kragen und zog ihn aus dem Wasser empor. Als er die Wasseroberfläche durchbrach und wieder Luft bekam wurde er von grellen Lichtern geblendet. 

Er musste blinzeln und es dauerte ein wenig, bis er sich an die Helligkeit gewöhnt hatte. Nun stand er durchnässt bis auf die Knochen vor einem riesigem Pool. Der Pool war mindestens 50m lang und 25m breit. Er schaute sich langsam und sorgfältig um. Vor dem Pool erstreckte sich eine beindruckende Skyline über den gesamten Horizont. Zu seiner linken und seiner rechten erhoben sich riesen große Bäume und direkt hinter ihm stand eine sehr beindruckende Villa.

Er drehte sich vom Pool weg und ging auf die große Glasfassade der Terrasse zu. Als er das große Wohnzimmer betrat, setzte er sich auf die riesige Wohnlandschaft. Ihm gegenüber saß ein Mann, der ihn erwartungsvoll anschaute. "Wissen Sie, man hat mir als Jugendlicher gesagt: "Such' dir 'nen Job mit viel Lohn, dann geht's dir gut. Aber Geld ist Schall und Rauch. Und wenn du es dann hast, dann Greif' das Bare mit beiden Händen und sammle es." Das habe ich dann auch gemacht und angefangen mich der Musik zu widmen. Als der Erfolg dann immer mehr wurde hab ich angefangen mir so einiges zu gönnen. Einen neuen Wagen, ein Klavier. Ich kam mir vor in einem Vier-Sterne-Tagestraum. Nur eine Fußballmanschaft werde ich mir nie kaufen. Das Risiko ist mir zu groß." Der Mann nickte und machte sich Notizen.

Da fuhr er auch schon weiter. 

"Als sich dann das Geld vermehrte, kamen immer mehr, ich nenne sie mal Schmarotzer und wollten Geld von mir. Ich sagte dann zu denen: "Mir geht's gut, Mann, lass deine Finger von meinem Stapel." Ich finde auch schon, dass Geld der Hit ist. Ich gehöre mittlerweile zum First-Class Jet-Set. 

Wieder nickte sein Gegenüber und machte sich weitere Notizen.

Dann stellte der Mann ihm wieder eine Frage. Diese Frage war tiefgründiger und er musste ein wenig überlegen bevor er antwortete.
 

Dabei stand er auf und ging zum großen Kamin, in dem ein kleine Feuer brannte.

"Wir und die anderen. Letztendlich sind wir alle nur gewöhnliche Menschen. Ich und Du. Nur Gott weiss, dass wir sowas nicht freiwillig machen würden. "Vorwärts!", kreischte er von hinten. Und die erste Reihe fiel.. Und der General setzte sich und die Linien auf der Karte, wanderten hin und her. Schwarz und Blau, wer weiß schon, was "was" ist und wer "wer" ist. Es geht auf und ab. Doch am Ende dreht sich´s nur im Kreis. Es ist eine Wortschlacht! So würde ich meine Texte beschreiben. Ich hoffe sie konnten mir folgen."

Der Mann nickte, verstaute sein Notizbuch, stand auf, dann gab er ihm mit einem leichten grinsen die Hand und verließ die Villa.

Nun war er wieder allein. Die Gesellschaft einer anderen Person hatte er schon fast wieder vergessen zu schätzen und so ging er nachdenklich in die Küche, nahm aus einem Schrank ein Glas, aus dem anderen eine Flasche Whiskey, goss das Glas bis zur Hälfte voll und ging dann mit dem Glas ins erste Obergeschoss.

Als er vor dem Tür zu seinem kleinem Studio stand öffnete er diese und schritt langsam zu seinem Klavier. Anmütig saß er sich vor eben dieses, nahm einen großen Schluck, stellte es auf das Klavier ab und begann zu spielen was ihm in den Sinn kam. 
 

Er spielte Töne und Melodien, die er so noch nie gespielt hatte. Am Anfang kam es ihm komisch vor, doch nach einigen Sekunden begann er sich darin zu verlieren. In diesen seltsamen Noten, die für jeden anderen, der zu dem Zeitpunkt zugehört hätte, komisch geklungen hätten, fand er Freiheit. Je ausgefeilter und seltsamer die Noten wurde, um so wohler fühlte er sich. Dann kam ihm die Idee den Takt und die Melodie komplett zu wechseln und vor seinem Inneren Augen begannen Lichter herum zu flackern und Bilder zu Formen, die er so noch nie gesehen hatte. Bilder eines Reisenden durch Raum und Zeit, von sich selbst und der Gesellschaft. Es waren schöne Bilder von Geborgenheit, aber auch von Gewalt.

Von dem was war und dem was mal sein könnte.

So wie er war und so wie er jetzt ist, aber auch so wie er sein könnte. Als das vermischte er in dieser Melodie und es begannen sich Wörter in ihm aufzubauen. Wörter die er nicht verstand, die er nicht kannte.

Wörter die gutes und auch schlechtes über ihn sagten.

Er aber nicht wusste von wem sie waren oder von wo sie kamen.

Je mehr er sich in der Melodie den Wörter verlor um so verschwommener schien die Umgebung um ihn zu werden. 

Die Umgebung begann sich zu verändern.

Zuerst verschwamm sie nur, dann bildeten sich blasen und als diese zu Platzen begannen, so tat sich langsam ein Flur hervor, den er zu durchschreiten glaubte.

Dieser Flur bestand aus mehreren Türen, aber egal an welcher er zu rütteln vermochte, jede blieb verschlossen. Und so ging er den Flur entlang bis er an dessen Ende war und nur noch eine Tür übrig blieb.

Die konnte er zu seiner Verwunderung öffnen.
 

Hinter dieser Tür stand eine Gruppe aus zehn Menschen, die ihm den Rücken zugewendet hatten. Durch ihre Kleidung vermochte er zu erahnen, dass es sich bei diesen Menschen um Ärzte handeln müsste.

Die Menschen redeten alle durcheinander und er konnte der Diskussion nicht so ganz folgen.

"Der Wahnsinnige liegt auf dem Gras, denkt an Spiele und Blumenkränze und Gelächter. Man muß die Verückten im Zaum halten." sagte einer.

Ein anderer wiederum sagte: "Der Wahnsinnige liegt im Flur. Das Papier drückt ihre gefealteten Gesichter zu Boden, so glauben sie. Und jeden Tag bringt der Zeitungsjunge mehr, so empfinden sie."

Behutsam und vorsichtig ging er auf die Gruppe der Ärzte zu um ihrem Gespräch besser folgen zu können.

Da gingen diese Urplötzlich auseinander.

Was er nun sah, verstand er nicht.

Die Ärzte standen um eine Person rum, die auf einem Bett lag und mit den Armen und Beinen auf dem Bett gefesselt lag. Er konnte nicht erkennen um wen es sich dabei handelt, da die Person ihr Gesicht zur Wand gedreht hatte. Als er an den Ärzten vorbei gegangen war und am Bett stand drehte die gefesselte Person plötzlich den Kopf.

Die Person hatte die Augen weit aufgerissen und sah ihn ungläubig an.

Und er starrte genauso ungläubig zurück.

Denn er lag dort gefesselt auf dem Bett.

Umrungen von Ärzten. 

Dann sagte er, der auf dem Bett gefesselt war zum ihm, der vor ihm stand und sich selbst anstarrte: "Der Wahnsinnige ist in meinem Kopf. Du hebst die Klinge, machst den Schnitt. Du ordnest mich neu bis ich gesund bin." Er wollte schreien, doch stattdessen fiel er sich selbst ins Wort: "Du schließt die Tür und wirfst den Schlüssel fort. Irgendwer ist in meinem Kopf, aber es bin nicht ich. Und wenn die Wolken bersten, Donner dein Ohr füllt, schreist du auf und niemand scheint dich zu hören. Und wenn deine Band beginnt, andere Klänge zu spielen, dann treffen wir uns auf der dunklen Seite des Mondes."

Er riss die Augen weiter auf und sah die Ärzte an.
 

Diese begannen zu verschwinden und er sprach zu sich selbst, sich weiterhin selbst anstarrend: "Alles was du berührst, all das was du siehst. Alles was du schmeckst, alles was du fühlst. All das was du liebst, und all das was du hasst. Wem du misstraust, alles was du bewahrst. Alles, was du gibst, was du verkaufst, all das was du erstehst, erbettelst, leihst oder stiehlst.

Alles was du erschaffst, alles was du zerstörst. Alles was du tust und was du sagst. Alles was du isst und jeden den du triffst. Alle die du beleidigst, die du bekämpfst. Alles im Jetzt, alles Vergangene und alles was kommt. 

Und alles unter der Sonne ist in Harmonie.

Doch die Sonne wird verfinstert vom Mond."
 

Da atmete er tief ein, konzentrierte sich und sagte zum ihm, der im Bett lag: "Aber es gibt eigentlich keine dunkle Seite des Mondes. In Wirklichkeit ist alles dunkel."
 

Dann schloss er die Augen.



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