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Star Wars Iron Knight

von

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Das Geiseldrama

Biep. Biep. Biep

Im Halbschlaf schlug die junge Twi’lek auf den lärmenden Übeltäter. Unverzüglich schwieg er. Für ein paar Minuten. Dann legte er von neuem los und Jill ergab sich ihrem Schicksal. Mit einem eleganten Schwung erhob sie sich von ihrem Bett und tänzelte an alldem Zeug vorbei, welches ihren Fussboden bedeckte. Vor ihrem Schrank machte sie halt und kleidete sich in eines ihrer hellblauen Arbeitskleider. Dann verliess sie das Zimmer. Sie ging in die Küche und kam dort in den seltenen Anblick ihres Gastes. Oder besser gesagt, ihres Hausbesetzers. „Du hast dich tatsächlich mal aus dem Keller gewagt?“, fragte sie. Der Mann drehte sich um. Er fuhr sich mit der Hand durch das krause, schwarze Haar. Seine dunkelbraunen Augen strahlten wahrhaftige Müdigkeit aus, die auch sein gebräuntes Gesicht nicht verbergen konnte. „Nur kurz. Keine Sorge, ich verschwinde gleich wieder.“ Er versuchte, sich an ihr vorbeizuschieben. Sie versperrte ihm allerdings den Weg. „Was baust du da unten?“

„Ich habe es dir schon tausendmal gesagt, ich zeigs dir, wenn es fertig ist.“

„Das ist meine Wohnung, und es ist mein Keller. Ich will es sehen. Du verbarrikadierst dich da seit zwei Wochen. Schläfst du überhaupt noch?“

„Ich schlafe genug, und wenn du mich jetzt entschuldigst, ich muss weiterarbeiten.“

Er verschwand aus der Küche. Jill verwarf kopfschüttelnd die Hände, aber für weitere Diskussionen war jetzt keine Zeit. Sie verliess die Wohnung nach einem schnellen Frühstück, stieg in ihren Speeder und machte sich auf den Weg zur Arbeit. Nach ein paar Minuten in ihrem Speeder war sie an dem grossen Krankenhaus angekommen, und nochmal ein paar Minuten später war sie schon wieder voll im wunderschönen Arbeitsstress des medizinischen Alltages. Der Krieg betraf die republikanische Hauptstadt zwar nicht direkt, aber die indirekten Folgen waren verheerend. Besonders hier, an der Grenze zu den unteren Ebenen, waren sie deutlich sichtbar. Unzählige Opfer eines ganz anderen Krieges. Kriminelle Organisationen und Banden hatten die Macht an sich gerissen, und die lokalen Behörden waren einerseits Unter-, und beim noch vorhandenen Personal teilweise katastrophal Fehlbesetzt. Die guten Leute waren alle an der Front. Die Folge dessen war ein offener Bandenkrieg, dessen Kreuzfeuer die Betten in diesem Krankenhaus regelmässig überfüllte. Doch manchmal, ganz selten, kamen auch Besucher aus ganz anderen Gesellschaftsschichten vorbei. Ein piepsen auf ihrem Gerät verriet es ihr. Das Notfallsignal für Fälle mit besonderer Dringlichkeit. Besondere Dringlichkeit war Krankenhaussprache für: Besitzt so viel Geld, dass seine Verwandten uns in Grund und Boden klagen, wenn wirs vergeigen. Sie eilte zwei Stockwerke hoch, dann einen Gang entlang, und dann in das Zimmer B-515. Dort hatten sich bereits Doktor Brandon Reiko und zwei weitere Krankenschwestern eingefunden. Beide standen etwas unschlüssig daneben, und Jill erkannte, warum man sie dazu gerufen hatte. Es waren Neulinge, sie hatten nicht die Erfahrung, um Fälle dieser Dringlichkeit zu bearbeiten.

„Was haben wir, Doktor?“

„Unfall. Ein Speeder hat die Vortrittsregel missachtet und das arme Ding hier in ihrem eigenen zerquetscht.“

Jill sah sich die Patientin an. Es war eine junge Frau mit langen, braunen Haaren. Irgendwie war ihr Gesicht ihr vertraut. Sie war sich sicher, es schon einmal gesehen zu haben. Irgendwo. Sie schob der Patientin die verschwitzen Haarsträhnen aus dem Gesicht. Und plötzlich erkannte sie, wer vor ihr lag.

„Ist das..“

„Ja, das ist sie. Und wenn sie uns wegstirbt, haben wir ein mächtiges Problem am Hals“, unterbrach er sie, dann setzte er seine Arbeit fort. Der blau-silberne Stoff war auf der linken Seite über und über mit Blut übergossen.

„Haben wir keinen Medidroiden mehr?“

„Budgetkürzung, dafür steht jetzt irgendwo nutzlos ein Panzer herum.“

Mit einem Handscanner untersuchte er die Wunde. Bange Sekunden verstrichen. Dann piepte das Gerät. Der Arzt schlug wütend auf den Bettenrand. „Verdammt!“, fluchte er.

„Was ist los?“

„Metallsplitter sind ins Körperinnere gelangt. Wir müssen sie herausholen, bevor sie die inneren Organe beschädigen.“ Er wandte sich an die beiden anderen Krankenschwestern, welche nach wie vor nervös und unsicher im Raum standen. „Machen sie einen Operationstisch frei. Ich brauche das volle Programm.“

Die beiden Schwestern eilten aus dem Raum. Eine der beiden kam kurz darauf mit den notwendigen Narkotikas zurück. Eine Infusion wurde gelegt. Jill machte das Bett transportbereit. Plötzlich meldete sich der interne Kommunikator. Genervt ging Reiko ran.

„Ist gerade mächtig ungünstig.“

„Doktor, schnell, ein Notfall. Sie müssen sofort kommen“, die Stimme am anderen Ende klang panisch, geradezu hysterisch. Der Doktor sah zu den Krankenschwestern.

„Bringt Sie in den OP. Jill, sie kommen mit mir.“

Die beiden eilten den Gang entlang. Einen Stockwerk nach oben, und dann wieder den Gang entlang zum Zimmer B- 715, aus dem der Anruf kam. Der Doktor wunderte sich, was denn das Problem sein würde. In diesem Zimmer hatte er die beiden anderen Insassen des Speeders einquartiert. Den Fahrer, und den Senator Bail Organa. Beide hatte es nur leicht erwischt, ein paar Quetschungen. Vielleicht war es eine gebrochene Rippe, die er übersehen hatte und die nun die Lunge verletzt hatte.Er und Jill betraten den Raum. „Was ist denn los?“, fragte er, bevor es ihm die Sprache verschlug. Die Krankenschwester, welche ihn angefunkt hatte, stand zitternd vor ihm. „Es tut mir leid, Doktor“, sagte sie. An ihrem Kopf den Lauf einer Blasterpistole.
 

„Was soll das?“Der Doktor sah sich blitzartig um. Der Mann, der die Pistole hielt, hatte sein Gesicht unter einer schwarzen Maske versteckt. Zwei weitere Maskierte hielten mit ihren Waffen den Senator und den Fahrer in Schacht. Der erste nahm seine Waffe vom Kopf der Schwester und richtete sie auf die Neuankömmlinge. „Doktor Reiko“, sagte er, „Sie haben einen Gast hier. Leider kann ich ihn nicht finden, wären sie also so freundlich, mich hinzubringen?“

„Ich werde gar nichts für sie tun, solange sie mit einer Waffe auf mich zielen“, gab der Doktor ruhig zurück.

„Auf sie zielen wir auch nicht.“ Die Waffe wanderte zurück an den Kopf der Schwester, welche vor Aufregung zitterte. Und dann heulte plötzlich der Alarm los. Irritiert sahen sich die Maskierten an. Der Doktor schielte hinüber zu Jill. Er sah gerade noch, wie sie ihren Kommunikator in der Tasche verschwinden liess. Der Anführer der Maskierten schüttelte genervt den Kopf und trat aus dem Zimmer. Auf dem Gang herrschte bereits reges Treiben. Aus allen Zimmern strömten die Leute heraus und schienen von dem Maskierten gar keine Notiz zu nehmen. Jedenfalls nicht, bevor er den Lautsprecher mit einem gezielten Blasterschuss zum Schweigen brachte. „Ich werd das jetzt nur einmal sagen!“, schrie er durch den Raum und alle Köpfe drehten sich zu ihm. „Alle an die Wand!“

Niemand rührte sich.„Na wird’s bald!“, schrie er, diesmal noch lauter. Er richtete seine Waffe auf die Person, die ihm am nächsten stand. Langsam stellten sich alle an die Wand. Pflegepersonal und Patienten, glücklicherweise alle in gesundheitlich einigermassen guten Zustand. Seine beiden Komplizen kamen mit den restlichen vier aus dem Zimmer. Der Anführer richtete sich erneut an den Doktor.

„Wissen sie, wie eine Geiselnahme abläuft?“

Der Doktor schüttelte verwirrt den Kopf.

„In etwa zehn Minuten stehen Polizeidroiden an jedem Ausgang. In zwanzig Minuten werden Spezialkommandos aufmarschieren, mit uns verhandeln, keinen Erfolg haben und ihn einer Stunde stürmen sie hier rein und schiessen uns und grob geschätzt zehn Geiseln über den Haufen. Wollen sie das? Wenn nicht, dann haben sie jetzt acht Minuten, um mich zu Senatorin Amidala zu bringen. Sie haben zehn Sekunden, sich zu entscheiden.“

Der Doktor sah ihn verwirrt an. „Was soll das heissen?“, fragte er.

„Sieben, sechs, fünf.“

„Warten sie, was soll das heissen?“

„Drei, zwei, eins“, er hob die Pistole und erschoss die Schwester, die ihm am nächsten stand. Die, die ihn hergerufen hatte. Unter panischen Schreien der anderen fiel sie leblos zu Boden.

„WAS SOLL DAS?!“, schrie der Doktor entsetzt. Der Maskierte zeigte keine Regung. Er fing nur wieder an zu zählen. „Zehn, neun, acht, sieben, sechs,“

Der Doktor ergriff seinen Arm. „Bitte, hören sie auf.“

Der Maskierte hob erneut die Waffe. Diesmal richtete er sie auf Jill. „Vier, drei, zwei.“

„Ich bring sie hin“, sagte Reiko. Der Maskierte liess die Waffe sinken. „Hervorragend, Doktor. Warum denn nicht gleich so.“

„Aber lassen sie die anderen gehen“, ergänzte der Doktor. Dafür fing er sich eine kräftige Ohrfeige ein. „Ich bestimme, was hier abgeht. Und ihre Freunde bleiben solange hier, wie ich es für nötig halte.“ Er griff ihn an der Schulter. „Gehen wir, Doktor“, sagte er, bevor er sich an seine Komplizen wandte. „Ihr bleibt hier. Wenn jemand faxen macht, erschiesst ihn. Wenn ihr in fünf Minuten nichts von mir hört, erschiesst sie alle.“ Kurze Zeit später standen er und Reiko im Fahrstuhl und fuhren in die unteren Ebenen des Krankenhauses. „Was wollen sie von Senatorin Amidala?“, fragte der Doktor.

„Jemand bezahlt mir ein halbes Vermögen dafür, sie in Frühpension schicke.“

„Dann gratuliere ich. Der Aufprall hat die Schlagader an ihrem Oberschenkel durchtrennt. Sie ist verblutet, bevor ich etwas für sie tun konnte.“

Der Maskierte lachte. „Sie lügen furchtbar schlecht, Doktor. Ich weiss ja wohl, wie meine eigenen Missionen enden.“

„Sie haben den Unfall provoziert?“, fragte der Doktor schockiert.

„Ich hab ihren Fahrer ausgeschaltet und seinen Platz übernommen. Aber als sie sich entschied, bei Senator Organa mitzufahren, musste ich improvisieren. Und als das auch nicht hinhaute, kamen wir hier her.“

Angewidert schüttelte Reiko den Kopf. „Sie sind widerwärtig.“

„Alles eine Frage der Perspektive.“
 

Ein paar Stockwerke weiter oben patroullierten die beiden anderen den Gang entlang. Verängstigt kauerten die Geiseln auf dem Boden. Jill sass da und konnten ihre Augen nicht von der Leiche nehmen, sie vor ihr lag. Die leeren Augen starrten sie an. Sie hatte sie nicht persönlich gekannt, aber sie hatte sie jeden Tag gesehen. Wie sie aus einem Speeder stieg, und wie sie dem kleinen Jungen auf der Rückbank einen Kuss auf die Stirn drückte, bevor sie hineinkam. „Wie lange noch?“, fragte der eine Geiselnehmer mit deutlich hörbarer Unsicherheit in ihrer Sprache. „Bleib ruhig Frischling. Er hat noch eine Minute.“Praktisch in diesem Moment hörte man den Fahrstuhl halten. Beide wandten ihren Blick zur Tür. „Siehst du Frischling, schon ist er da.“ Die Tür ging auf. „Hey Boss, Frischling hat sich schon Sorgen um dich gemacht. Wir sollten..“

Er verstummte. Aus dem Fahrstuhl trat eine hochgewachsene Gestalt in einer schwarzen Rüstung. Beide hoben ihre Waffen.

„Lasst die Waffen fallen“, befahl eine elektronisch verzerrte Stimme aus dem Helm. Die beiden Geiselnehmer taten keinerlei Anstalten, dem Befehl Folge zu leisten. Der Mann in der Rüstung verwarf die Hände. „Kommt schon Leute, warum könnt ihr nicht einfach tun, was man euch sagt?“

Eine der Waffen wurde abgefeuert. Der rote Lichtblitz zischte wenige Zentimeter am schwarzen Helm vorbei und schlug in der Tür des Fahrstuhls ein. Die Gestalt machte eine kräftige Stossbewegung, die Macht riss die beiden Widersacher von den Füssen und schleuderte sie gegen das Fenster am Ende des Ganges, welches einen bedrohlichen Knacks davontrug. Während der Frischling einen Moment lang benommen liegen blieb, ergriff der andere seine Waffe. Die Gestalt in der Rüstung zog einen Gegenstand von ihrem Gürtel, und einen Knopfdruck später flammte die blaue Klinge eines Lichtschwertes in seiner Hand auf. Der Geiselnehmer feuerte einen weiteren Schuss ab, dieser prallte an die blaue Klinge, kehrte auf seiner Flugbahn um und bohrte sich in die Brust des Schützen, welcher daraufhin zusammenklappte. Während die panischen Geiseln versuchten, sich so klein wie möglich zu machen und in der Wand zu versinken. Der Frischling sah seinen Partner. Dann seine Blasterpistole, die einen Meter vor ihm lag. Dann den Mann in der Rüstung. Keine der Geiseln machte einen Mucks. Nur das gleichmässige Surren des Lichtschwerts war zu hören. Der Frischling wandte erneut den Blick zu seiner Waffe. „Lass es“, sagte der Mann in der Rüstung. „Bitte.“

Frischling stürzte nach vorne. Er ergriff die Waffe. Richtete sich auf. Zielte. Dann warf ihn ein erneuter Machtschub gegen das Fenster. Dieses gab nach und der Frischling stürzte sieben Stockwerke in die Tiefe.
 

Mit ausgestreckter Hand verharrte der Mann in der Rüstung. „Verdammt“, murmelte er. Dann sah er sich um. Die Geiseln sahen entsetzt zu ihm auf. „Alles in Ordnung. Seien sie unbesorgt, ich, ich hab alles im Griff“, sagte er in einem verzweifelten Versuch, ihre Panik zu lindern. Plötzlich ergriff eine grüne Hand den Arm seiner Rüstung. „Da ist noch ein dritter Attentäter. Er ist in den unteren Ebenen, mit einem Arzt.“

„Alles klar, Ji-, ich meine, Lady, ich kümmere mich drum.“ Er eilte den Gang entlang und in den Fahrstuhl.
 

Ein paar Ebenen weiter unten traten Reiko und der Geiselnehmer aus dem Fahrstuhl. Vor ihnen eröffnete sich ein fensterloser Gang. Auf jeder Seite waren etwa zwanzig massive Durastahltüren. Der Geiselnehmer wurde misstrauisch. „Was ist das?“

„Das ist unsere Leichenhalle“, sagte der Doktor. Und zerschmetterte den Kontrollmechanismus des Fahrstuhls. „Und das tollste an diesem Raum ist, dass er nur einen Ein- und Ausgang hat.“ Der Geiselnehmer schrie zornig auf. „Das werden ihre Freunde da oben teuer bezahlen.“ Er ergriff sein Kommunikator. Doch er hörte nur rauschen.

„Zwecklos. Über uns liegt meterdicker Boden. Da kommen sie mit diesen Kommunikatoren nicht durch.“

Der Geiselnehmer richtete die Waffe auf Reiko. „Ihre Freunde sind in wenigen Sekunden tot, wenn sie nicht von mir hören.“ Der Doktor blieb ganz ruhig. „Ihre Rechnung hat einen Fehler. Nämlich den, dass Kanzler Palpatine darauf bestand, Wachmänner zu schicken, um die Senatorin zu beschützen. In wenigen Augenblicken werden ihre zwei Freunde da oben umzingelt sein. Und sie sahen nicht danach aus, als wären sie bereit, für diese Sache zu sterben.“ Das waren Reikos letzte Worte, bevor er zu Boden geschlagen wurde. „Wenn sie mich nicht zur Senatorin bringen, dann sterben sie an ihrer Stelle.“

„Runter mit der Waffe!“

Der Geiselnehmer hatte nicht realisiert, dass jemand die Fahrstuhltür gewaltsam aufgebrochen hatte. Ein Mann in schwarzer Rüstung trat heraus. Der Geiselnehmer sah ihn schief an.

„Wer zum Teufel bist du?“

„Ich bin Iron Knight.“

Der Geiselnehmer schüttelte lachend den Kopf. „Verzeihung, ich formuliers mal anders. Was läuft falsch bei dir?“

„Ich bin n Typ inner Rüstung, der dich gleich nach deiner Mutter winseln lässt.“

Jetzt krümmte sich der Geiselnehmer vor Lachen. Dann richtete er die Waffe auf den Neuankömmling. Zwei Schüsse wurden abgefeuert. Beide prallten an die Klinge des plötzlich gezückten Lichtschwertes und brannten sich in die Wand. Ein dritter Schuss wurde abgefeuert, kam geradewegs zurück und brannte sich in den Oberschenkel des Schützen. Er sank mit einem lauten Schrei in die Knie. „Jedi Abschaum“, presste er hervor. Der Mann in der Rüstung trat auf ihn zu. „Ich bin kein Jedi.“

„Was bist du dann?“

„Jemand, der Leute wie dich nicht ausstehen kann.“ Ein präziser Schlag gegen den Kopf des Maskierten liess diesen ins Land der Träume sinken. Dann richtete er sich an den Doktor. „Geht es ihnen gut?“Reiko richtete sich schwer atmend auf. „Alles in Ordnung. Was ist mit den anderen?“

„Es geht ihnen gut. Ich habe die anderen beiden Angreifer ausgeschaltet.“

Der Doktor atmete erleichtert auf. „Vielen Dank.“

„Nichts zu danken. Ich bin da, um zu helfen.“ Dann verschwand er. In den Fahrstuhlschacht, den er mit Hilfe eines Machtsprungs hinaufkletterte. Der Doktor sah ihm hinterher. „Dann wärs nett gewesen, wenn Sie mich noch mit rauf genommen hätten.“
 

Kurz darauf erstürmten die republikanischen Streitkräfte das Gebäude und nahmen den Anführer fest. Für seine beiden Gefolgsleute kam jedoch jede Hilfe zu spät. Und vom mysteriösen Mann in der Rüstung fehlte jede Spur. Trotz all der Aufregung bekam es Doktor Reiko irgendwie hin, die tödlichen Splitter aus Senatorin Amidala zu entfernen. Nun schlief sie seelenruhig ihren drogenindizierten Rausch aus. Am Abend dieses Tages verliess eine körperlich und seelisch total fertige Jill Kenten das Krankenhaus. Obwohl ihr Heimweg nur wenige Minuten dauerte, hätte sie beinahe drei Speeder vom Himmel geholt, weil ihre Gedanken stetig abschweiften. Wie durch ein Wunder schaffte sie es dennoch unbeschadet nach Hause. Das Haus, in dem sie wohnte, war wahrhaftig kein Schmuckstück, aber es bot ihr eine verhältnismässig grosse Wohnung zu einem erschwinglichen Preis. Und da sie das in den unteren Ebenen eher unbeliebte Erdgeschoss gewählt hatte, bekam sie noch einen Keller gratis dazu. Einen Keller, den sie jetzt erstmals seit zwei Wochen betreten würde. Sie klopfte gegen die massive Kellertür. Cato hatte sie Codegeschützt, sie selbst hatte das nie getan. Was vielleicht daran lag, dass sie den Keller eigentlich nie benutzt hatte. „Cato? Bist du da?“

Die Tür schwang auf und Cato Verrano trat heraus. Unter seinem krausigen, schwarzen Haar breitete sich ein dickes Grinsen aus. „Jill. Willkommen daheim, wie wars bei der Arbeit?“

Jill verschränkte die Arme. „Spar dir deine Floskeln, Cato. Oder, wie nennst du dich jetzt? Iron Knight'“

Catos grinsen verschwand. „So offensichtlich?“

Jill schob sich an ihm vorbei in den Keller. Cato schloss die Tür hinter den beiden und folgte ihr. Die junge Twi’lek staunte nicht schlecht ab dem, was Cato aus dem Keller gemacht hatte. Es sah aus wie ein kleines High-Tech-Labor. „Was ist das alles?“

Cato trat neben sie. „Computer, Datenbanken, Überwachungstechnik. Alles Mögliche.“

Jill runzelte die Stirn. „Wo hast du das alles her? Ich hab dir nicht einen Credit gegeben.“

Verlegen kratzte sich Cato am Kopf. „Ich habs mir auf unbestimmte Zeit ausgeborgt.“

„Du hast es also gestohlen.“

„Nicht direkt. Ich hab ihnen Credits dagelassen.“

„Und wo hattest du die her?“

„Ähm, es könnte vielleicht sein, das sich Iron Knight den einen oder anderen Drogendealer vorgeknöpft hat.“

Jill schüttelte den Kopf. „Cato. Als du vor zwei Wochen hier ankamst und gesagt hast, du könntest nicht zu den Jedi zurück, da habe ich das toleriert, weil du mir leid getan hast. Ich wusste, wie viel dir Cira bedeutet hat, und dass ihr Tod dich ziemlich mitgenommen hat. Aber das hier, was soll das?“

Cato setzte sich auf den kleinen Tisch. „Als ich hier ankam, da wollte ich eigentlich nur ein bisschen Abstand halten. Nur für ein, zwei Tage. Doch dann sah ich, was aus Coruscant geworden ist. Und mir wurde klar, dass ich eingreifen musste. Und dafür“, er setzte sich den schwarzen Helm auf, „muss man manchmal eine Grauzone betreten.“

Jill trat zu ihm und nahm ihm den Helm ab. „Wie beispielsweise jemanden aus dem siebten Stock werfen?“

Cato nahm ihr den Helm ab. „Das war ein Unfall, ich wollt ihn nur entwaffnen.“

„Er ist tot, und daran ändert die Absicht, dass du es nicht wolltest, rein gar nichts. Ausserdem, was genau versprichst du dir davon? Willst du jetzt etwa von Dächern springen und Jungfrauen in Nöten retten?“

Cato dachte nach. „Ich hatte eigentlich eher vor, mir das Gesindel so lange vorzuknöpfen, bis sie ihre Bosse verpfeifen, und mir dann diese auch noch vorzuknöpfen. Aber die Jungfrau in Nöten kann ich bestimmt noch irgendwo dazwischen quetschen.“

Ein kurzes Klatschen ertönte, als sich Jill die Hand gegen die Stirn schlug. Dann begann sie kopfschüttelnd: „Ich, ich, ich weiss nicht, es, es klingt einfach so, ich weiss nicht.“

Sie drehte sich von ihm ab. Cato legte ihr die Hand auf die Schulter. „Jill, bitte. Denkst du nicht, wir sind es den Leuten dieser Stadt schuldig, sie vor dem Würgegriff dieses kriminellen Abschaumes zu retten.“

Jill drehte sich hektisch zu ihm um. „Moment mal, schön langsam. Was soll das heissen, wir?“, fragte sie.

„Naja, da ich eigentlich auf Suskamad gestorben bin, kann ich mich ohne diese Rüstung relativ schlecht draussen blicken lassen, und am Tag sieht diese Rüstung doch relativ auffällig aus.“

„Hast du irgendwoher ein Déja vu-Erlebnis wenn ich dir von einem Kerl erzähle, der am helllichten Tag jemanden aus dem siebten Stock geworfen hat?“

„Das war eine Ausnahme. Ich konnte dich doch nicht mit diesen Kerlen allein lassen. Aber da ich das nicht jedes Mal machen kann, brauche ich jemanden, der für mich Augen und Ohren offen hält. Da fällt mir ein, ich hab was für dich.“Er fing an, in den herumstehenden Kisten zu wühlen. Jill legte den Kopf schief. „Wenn du für mich auch so ne Rüstung zusammengebastelt hast, vergiss es.“Cato hob den Kopf aus der Kiste. Er hielt eine goldene Halskette in der Hand. „Ein kleines Geschenk, das ich mir vom republikanischen Geheimdienst ausgeliehen habe.“

Jill beäugte den Gegenstand in seiner Hand. An einer goldenen Kette hing ebenso goldener Rahmen, welcher einen grünen Edelstein umschloss. „Ich dachte, der passt zu deiner Haut“, sagte er. „Der Rahmen ist gleichzeitig ein Kommunikator. Das Gegenstück dazu habe ich in meinen Helm eingebaut. Und solltest du in Schwierigkeiten stecken, kannst du einfach einmal auf Stein drücken und er aktiviert den Peilsender, der darin enthalten ist.“ Er hielt ihr die Kette hin. „Willst du meine Augen sein?“ Jill nahm den Anhänger. Sie lächelte.

„Nein. Aber den hier nehm ich gerne als Ersatz für die Miete, die du nicht zahlst.“

Sie verliess den Raum. Cato schüttelte den Kopf. „Wenn du es dir anders überlegst, Iron Knight ist immer für dich da, Süsse.“

Jill hielt in der Tür an und blickte über die Schultern zurück. „Iron Knight darf sich einen neuen Keller suchen, wenn er mich noch einmal Süsse nennt.“
 

Gleichzeitig betrat in den oberen Ebenen von Coruscant Inspektor Tan Divo den Konferenzraum seines Präsidiums. Er wollte den üblichen Tagesbericht hören, bevor er nach Hause ging. „Also Leute, was ist denn heute so passiert in unserer schönen Stadt?“Am anderen Ende des Tisches nahm einer der Detektive seine Füsse vom Tisch. „Das übliche. Drogendelikte, ein paar Raubüberfälle, und n Durchgeknallter hat zwei Geiselnehmer umgenietet.“

Der Inspektor stutzte. „Was?“

ein Detectiv sprang auf. „Ich hatte gehofft, dass sie fragen.“

Er ging zur hinteren Wand, welche gleichzeitig ein riesiger Monitor war. Er legte seine Hand darauf und der Monitor erwachte aus seinem Schlafmodus. Das Bild eines Mannes in schwarzer Rüstung flammte auf. „Subjekt GL-1138. Nennt sich selbst Iron Knight. Hat heute Morgen eine Geiselnahme in einem Krankenhaus in den unteren Ebenen beendet.“

„Wie das?“

„Ist einfach rein spaziert und hat sich die Geiselnehmer einen nach dem anderen vorgeknöpft. Zwei sind tot, und der dritte liegt jetzt ironischerweise in genau dem Krankenhaus, mit ner Blasterwunde im Oberschenkel und ner hübschen Gesichtsfraktur.“

Der Inspektor nahm den Mann in der Rüstung genauer in Augenschein. „Wir haben es bislang verheimlichen können, aber es wird nur eine Frage der Zeit sein, bis eine der Geiseln die Wahrheit ausplaudert“, ergänzte sein Detektiv. „Die haben alle ziemlich von ihm geschwärmt, es sein ein Held und son Blödsinn. Ich denke…“

Divo unterbrach ihn mit einer Handbewegung. „Held oder nicht, ich dulde keine Selbstjustiz in meiner Stadt. Geben sie einen Fahndungsbefehl raus. Subjekt bewaffnet und gefährlich.“

Die Zombiepillen

Es gab nicht viele Dinge, die Jill Kenten verabscheute. Die meisten davon waren relativ alltäglich. Abgesehen von allerlei Art von Krabbelvieh war ihr als direkte Zeugin der folgen jegliche Form der Gewalt zuwider. Deshalb hatte sie es auch abgelehnt, Cato bei seinem kleinen Vorhaben zu unterstützen. Verübeln konnte sie es ihm aber nicht, da unrecht gegen Unschuldige Platz drei auf der Liste innehatte. Und Platz vier war die Nachtschicht im Krankenhaus. Die war wirklich die Hölle zwischen vier weissen Wänden. Bei 90% der Patienten handelte es sich um bewusstlose Drogenabhängige, die so widerwärtig waren, dass man zweimal an einer Alkoholvergiftung gestorben wäre, ehe man sie sich schön getrunken hätte. Und bei den wachen Patienten wurde man in vier von fünf Fällen mit dem Satz: „Bin ich hier in einem Krankenhaus oder einem Stripklub?“, begrüsst. Kurz gesagt, am Ende der Schicht wollte man sich einfach nur in der Ecke des Zimmers zusammenrollen und wimmernd vor und zurück wippen. Doch diese Nachtschicht war besonders frustrierend. Erst schien es, als sei es ein seltsamer Einzelfall. Ein sehr seltsamer. Der Patient war mit Anzeichen einer Überdosis eingeliefert worden. Zittern am ganzen Körper, blasse, kalte Haut und Herzrasen. Als der Doktor ihn dann untersuchte, klangen die Symptome plötzlich ab und der Patient schlug die Augen auf. Allerdings reagierte er nicht auf die Ansprechversuche des Personals. Er lag einfach nur da, als würde er schlafen. Nur, dass er einen dabei durchgehend mit grossen Augen anstarrte. Das war auf eine ganz eigene Art und Weise verstörend. Wie gesagt, erst schien es ein Einzelfall zu sein. Doch eine halbe Stunde später kamen noch einmal zwei Männer mit identischen Symptomen. Und kurz darauf eine Frau. Und als nach fünf Stunden über ein Dutzend Patienten mit demselben Problem eingeliefert worden waren und der zuständige Arzt langsam zu verzweifeln drohte, nutzte Jill ihre Pause dazu aus, sich in eine Abstellkammer zurückzuziehen und etwas zu tun, was sie eigentlich nicht hatte tun wollen. Sie nahm den kleinen Anhänger von ihrer Kette und drückte sie auf den unscheinbaren kleinen Knopf am oberen Ende. Ein leises Summen zeigte an, dass eine Verbindung aufgebaut wurde und nach wenigen Augenblicken meldete sich Cato am anderen Ende. „Schöne gute Nacht, mein kleiner Engel. Was gibt es?“

„Kein Essen mehr für dich, wenn du mir noch ein einziges Mal einen dummen Kosenamen gibst. Aber ich habe ein Problem, bei dem ich vielleicht deine Hilfe brauchen könnte. Ich…“

„Verzeihung Jill, warte mal eine Sekunde“, unterbrach er sie. Dann hörte Jill am anderen Ende der Leitung das erschreckend einprägsame Geräusch von Blasterschüssen, das Surren eines Lichtschwertes und dann das durch Mark und Bein gehende Geräusch von einem Gesicht, dass Bekanntschaft mit einem gepanzerten Handschuh machte. Jill starrte entgeistert auf den Kommunikator.

„Verzeihung, wie war das mit dem Problem?“

„W-was war das?“

„Das war Icarus Creel. Er dachte, das Betäubungsmittelgesetz würde für ihn nicht gelten und ich habe ihn mit handfesten Argumenten vom Gegenteil überzeugt.“

Jill sah weiterhin zögerlich auf den Kommunikator. „OK. Wir haben ein Problem, welches Möglicherweise eine neue Droge als Ursache hat. Weisst du Irgendwas über eine Droge, welche Menschen in eine Art Wachkoma versetzt?“

Für einen kurzen Moment herrschte Funkstille. Dann war ein leises Geräusch zu hören, als würde Cato einen Wassersack hochheben. Dann meldete er sich wieder. „Tja, Icarus scheint nicht mehr wirklich Gesprächsbereit zu sein, deshalb fürchte ich, nein.“

Jill wollte wieder antworten, doch dann piepte ihr interner Kommunikator. „Ich muss zurück an die Arbeit“, sagte Jill.

„Versuch, mehr über die Droge herauszufinden. Wir sehen uns in ein paar Stunden.“
 

Jill tat, wie ihr geheissen. Sie nahm Blutproben, schickte sie ins Labor, bekam Ergebnisse, verlangte neue Tests und als die Sonne aufging überlud sich ihr Datapad fast mit negativen Angaben zu allen möglichen Chemikalien. Frustriert und hundemüde trat sie den Heimweg an. Dort angekommen, wollte sie sich eigentlich sofort ins Bett hauen, aber sie zwang sich dazu, doch noch in den Keller zu gehen. Dort entledigte sich Cato gerade den letzten Teilen seiner pechschwarzen Rüstung. „Morgen. Habt ihr was Neues herausgefunden?“

Jill liess sich auf den Stuhl fallen. „Nein. Wir haben jeden Test gemacht, den die moderne Medizin hergibt. Vergeblich.“

„Hast du die Daten der Blutprobenanalyse?“ fragte Cato. Jill runzelte die Stirn. „J-ja?“

„Gut, dann machen wir einen Kreuzvergleich.“ Cato hob eine Aktentasche hoch und öffnete sie. Mehrere Ampullen mit Pillen unterschiedlichster Formen und Farben kamen zum Vorschein. Jill starrte den Koffer entgeistert an. „Sind das..?“

„Die Vorräte von Icarus. Hab sie konfisziert“, erklärte Cato mit einem Lächeln. Jill sah ihn entsetzt an. „Weisst du eigentlich, was die Polizei mit süssen kleinen Twi’leks wie mir macht, wenn sie einen Koffer voller Drogen in meiner Wohnung findet?“

Cato kratzte sich nachdenklich am Kinn. „Ich würd mir ja eher Sorgen darum machen, was der Boss von Icarus mit süssen kleinen Twi’leks wie dir macht, wenn er einen Koffer voller Drogen in deiner Wohnung findet.“

Jill vergrub das Gesicht in den Händen und liess ein entsetztes Stöhnen hören. Währenddessen kramte Cato das kleine, tragbare Massenspektrometer hervor, welches er nach der Aushebung eines Drogenlabors hatte mitgehen lassen. „Also, hast du Lust auf ein bisschen Laborarbeit?“

Jill hob den Kopf aus ihren Händen. „Wenn ich nein sage und ins Bett gehe, wirst du mich dann in fünf Minuten wecken, weil du nicht weisst, wie man ein Massenspektrometer bedient?“

„Wahrscheinlich.“
 

Die Tests zogen sich unglaublich in die Länge. Es waren ungefähr dreissig verschiedene Ampullen, und jeder Test dauerte etwa zwanzig Minuten. Jill verfiel immer wieder in den Halbschlaf, jedoch wurde sie immer wieder vom nervtötenden Piepsen des Apparates aufgeweckt. 12 Negative Tests später gab sie langsam die Hoffnung auf. Cato hingegen schien richtig begeistert zu sein. Und er wirkte richtig wach, während Jill schon fast im stehen hätte einschlafen können. Weitere drei Tests verliefen negativ. Doch dann, beim 16. Test, flammte ein grünes Licht auf. Jill traute ihren Augen kaum. Nach sage und schreibe fünfeinhalb Stunden hatten sie tatsächlich ein positives Ergebnis. „Wir haben es. Ich fass es nicht, wir haben es.“

Cato hob die Ampulle mit den passenden Pillen hoch. „Das hätte ich mir fast gedacht. Das war die einzige Ampulle, welche nicht beschriftet ist.“ Er drehte sich um und sah, wie Jill ihn mit funkelnden Augen anstarrte und noch ein: „Ich bring dich um“, über die Lippen drückte, bevor sie auf dem Tisch einschlief. Einige Stunden später weckte sie das Piepen ihres Weckers. Sie lag jetzt in ihrem Bett. Jede Faser ihres Körpers sträubte sich, aber sie hatte keine Wahl. Zeit für die Nachtschicht. Die Tür zu ihrem Schlafzimmer ging auf. Cato stand in voller Rüstung da, nur den Helm trug er noch unter dem Arm. „Jill, ich knöpf mir jetzt die Freunde von Icarus vor. Wer auch immer diese Zombiedroge herstellt, hat wahrscheinlich auch ein Gegenmittel dafür.“

Jill stand auf. Ihre Augen funkelten erneut. „Was ist los?“, fragte Cato.

„Ich trage einen Schlafanzug.“

„Du hast ja auch geschlafen.“

„Den Schlafanzug hatte ich aber noch nicht an, als ich eingeschlafen bin.“

„Viel Glück heute im Krankenhaus.“
 

Einen Drogenbaron zu finden war in der Theorie relativ simpel. Man suchte einfach das unterste Exemplar der Nahrungskette und arbeitete sich dann immer weiter hoch. Zuerst kümmerte man sich um das Fussvolk auf der Strasse. Und einen Drogendealer aufzuspüren war in den unteren Ebenen wahrhaftig kein Problem. Nach wenigen Minuten der Beobachtung hatte Cato bereits jemanden ausgemacht, welcher im Eingang zu einer finsteren Gasse stand. Fast schon zu klischeehaft, aber dem geschenkten Shaak schaute man bekanntlich nicht ins Maul, und deshalb hing besagter Klischeedealer wenige Minuten später in zwanzig Meter Höhe über der dunklen Gasse, nur noch von Catos Machtgriff gehalten„Ich will einen Namen, Sleek“, sagte Cato in aller Ruhe. Sleek hing zappelnd in der Luft und schrie panisch: „Lass mich runter, du ausgeflippter Spinner!“

„Wie du willst.“

Cato senkte die Hand. Die schützende Machtstütze unter Sleek verschwand und der Duro stürzte ein paar Meter in die Tiefe, bevor er erneut aufgefangen wurde. „Einen Namen, Sleek. Nächstes Mal kann ich dich vielleicht nicht mehr auffangen.“

Der Duro keuchte. „Alles klar, alles klar, ganz ruhig. Ich bekomme die Dinger von einem Mittelsmann, vor der sie herhat, weiss ich nicht, ich schwörs.“

Cato liess Sleek heranschweben und auf das Dach des Hauses fallen. „Wie ist sein Name?“

„Sein Name ist Wain Malek. Sein Büro ist ganz in der Nähe“ redete er wild drauf los. Cato packte ihn und hob ihn auf die Füsse. „Wo genau?“
 

Sleek war nicht mehr wirklich danach, widerworte zu geben. Wenigen Minuten später stand Iron Knight vor dem Schreibtisch von Wain Malek, nachdem er zuvor zwei Wachmänner ausgeknockt und mit seinem Lichtschwert mehr oder weniger freundlich angeklopft hatte. Wain, ein Mensch von etwa 45 Jahren mit breiten Schultern und einem kantigen Quadratschädel, sah den Neuankömmling ohne grosse Regung an. „Was willst du?“, fragte er. Cato war doch etwas irritiert, da er seine schwarze Rüstung doch für immerhin ein bisschen furchteinflössend hielt. Er legte die Ampulle auf den Tisch.

„Wain Malek, sie haben exakt fünf Minuten um mir zu sagen, wo sie diese Pillen herhaben.“

„Oder was?“, fragte Malek unbeeindruckt.

Cato liess sein Lichtschwert aufflammen. „Oder sie werden nicht mehr lange genug leben, um ihr Geschäft untergehen zu sehen.“

Malek sah auf die leuchtende Klinge vor seinem Gesicht. Und verzog keine Miene. „Kumpel, denkst du wirklich, dass ich ein einflussreicher Drogenhändler geworden bin, weil ich jedes Mal gekuscht habe, wenn mir jemand mit einer Waffe vor dem Gesicht rumgefuchtelt hat?“

Cato deaktivierte das Lichtschwert, packte Malek am Kragen und zog ihn über den Tisch. „Ich habe weder Zeit noch Lust für ihre Spielchen. Sagen sie mir jetzt den Namen des Lieferanten oder ich sorge dafür, dass sie den Tag ihrer Geburt bereuen.“

Jetzt grinste Malek. „Alles klar. Seinen Namen kenn ich nicht, er hat ihn nicht genannt. Er hat mich in sein Labor eingeladen und mir 50% vom Gewinn versprochen, wenn ich es an den Mann bringe. Aber wenn du so scharf darauf bist, das Zeug wirft zu wenig Gewinn ab, um dafür drauf zugehen. Machen wir n Deal. Ich verrat dir wo das Labor ist, und du machst dich vom Acker.“

So sehr es Cato auch widerstrebte, diesen schleimigen Sack ungeschoren davonkommen zu lassen, momentan hatte diese Sache Priorität. Ausserdem war morgen auch noch eine Nacht. Als er auf dem Weg zum Labor über die Dächer eilte, meldete sich auf einmal Jill über den Geheimkommunikator. „Jill, was ist los?“, fragte er besorgt.

„Cato, die Patienten, sie, sie sterben. Ich weiss nicht wieso, aber die Herzfrequenz sinkt einfach kontinuierlich bis das Herz schliesslich einfach stehen bleibt. Zwei sind schon gestorben, was auch immer du machst, mach es schneller!“
 

Cato kam am Labor an. Zumindest an der Stelle, die ihm genannt worden war. Er traute diesem Malek nicht weiter, als er ihn werfen konnte, aber er hatte die Wahl zwischen Malek zu glauben oder planlos in der Stadt umherzuirren. Das Labor schien auf den ersten Blick vollkommen Leer zu stehen. Die Fenster waren verbarrikadiert und die Wände des Gebäudes hatten nicht nur bessere Tage, sonder wahrscheinlich schon bessere Jahrhunderte gesehen. Mithilfe seines Lichtschwertes verschaffte er sich zutritt. Drinnen eröffnete sich ihm ein bizarres Bild. Die Lampen waren nicht an, aber die zahlreichen Apparaturen und ihre Blink-, Warn, Signal- und was auch immer Leuchten tauchten den Raum in ein unheimliches, instabiles Licht. Langsam ging er durch den grossen Raum. Plötzlich hörte er schrilles Gelächter. Instinktiv liess er sein Lichtschwert aufflammen. Eine Gestalt kam hinter einer der Maschinen hervor. Er lief gebückt und seine Haut war so bleich, dass es einen beim Anblick schon fast blendete. Als er ihn anstarrte, erkannte Cato, dass sein Gesicht furchtbar vernarbt war.

„Wer ist da? Wer ist da? Ist er ein Freund? Ist er ein Feind? Was will er? Was will er?“, seine Stimme war für einen Mann ungewöhnlich hoch, und er sprach so hektisch, dass Cato froh war, dass er alles zweimal sagte, denn nur so hatte er die Chance, zu verstehen, was er sagte. Cato versuchte, ihm zu antworten. „Ich bin“

„Dich hab ich nicht gefragt“, unterbrach ihn sein Gegenüber. „Also, was ist er jetzt. Was will er denn? Was soll das heissen, du weisst es nicht. Ihn fragen? Ihn fragen, ja, aber woher wissen wir, ob er die Wahrheit spricht?“

Cato war froh, einen Helm zu tragen, denn sein Gesichtsausdruck sprach gerade Bände. Da stand vor ihm ein vernarbtes etwas, zwischen einem Haufen komplizierter Laborgeräte und führte ganz offensichtlich eine Unterhaltung mit sich selbst.

„Also, wer bist du, was willst du?“

„Wer bei der Macht sind sie denn?“

„Ich bin Doktor Durekin, und das ist“, er deutete auf die glänzende Oberfläche einer Maschine, in der sich sein Spiegelbild abbildete, „Doktor Nuveille. Aber ignorier ihn einfach, er ist ein bisschen verrückt.“

Cato schüttelte den Kopf, dann nahm die Ampulle mit den Pillen hervor. Das Narbengesicht riss die Augen auf. Und lächelte. Jedenfalls versuchte er es, denn sein Gesicht liess nicht mehr als eine verzerrte Fratze zu. „Du bist gekommen, um dich zu befreien“, sagte er. „Freiheit will er, Freiheit.“

„Was?“, fragte Cato verwirrt. Das Narbengesicht lachte aufgeregt. „Die Medizin in deiner Hand. Sie befreit dich von allen Leiden und lässt deinen Geist erwachen.“

„Medizin? Hören sie mal, sie Irrer, im Krankenhaus liegen gerade über ein Dutzend Leute im Sterben dank ihrer Medizin.“

„Sterben. Sterben hat er gesagt. Nein, nicht sterben, Freiheit. Freiheit von den Fesseln des Körpers, der Geist frei im weiten Raum.“

Cato ging sein Gesprächspartner langsam auf die Nerven. Er packte ihn und zog ihn zu sich heran. „Hör zu, dein Geist mag im weiten Raum ja gegen ein paar Asteroiden geknallt sein, aber Menschen sterben deinetwegen, und deshalb rate ich dir, das Gegenmittel herauszurücken.“

Das Narbengesicht lachte erneut. „Ein Gegenmittel will er, ein Gegenmittel, dummer Narr, gegen die Freiheit gibt es kein Heilmittel. Freiheit ist die Heilung. Und jeder bekommt sie zu spüren.“

Cato stutzte. „Was soll das heissen?“

„Einmal im Organismus, verbreitet es sich innerhalb weniger Stunden über jegliche Körperflüssigkeiten. Blut, Schweiss, alles, was diese schwächende Hülle von sich gibt.“ Das Narbengesicht lachte teuflisch. Cato ging auf einmal ein Licht auf. Er versuchte, den Geheimkommunikator zu aktivieren. Vergeblich. Er hatte mit Jill Kontakt gehabt, für mehrere Stunden. Aber das schlimmste war, dass sie zu diesem Zeitpunkt gerade eine zehn Stunden-Schicht neben infizierten Patienten hinter sich hatte. Er versuchte es erneut mit dem Geheimkommunikator. „Jill? Jill, bist du da? Jill?“

Lediglich ein Rauschen. Und dann eine Stimme, welche verwundert: „Hallo?“, fragte.
 

Was Cato nicht wissen konnte, war, dass wenige Minuten zuvor im Krankenhaus folgendes passiert war. Doktor Reiko fuhr gerade sein gesamtes Arsenal an medizinischen Equipment auf, um das Herz seiner Patienten irgendwie am stehenbleiben zu hindern. „Jill, geben sie ihm eine Keriuminjektion“, sagte er. Jill durchkämmte den Schrank. Kadronium, Kaloid, Kelanium, Kerium. Sie griff nach der Ampulle. Plötzlich begann ihre Hand zu zittern. „Jill, machen sie schon!“

„S-S-sofort.“ Ihre Zunge fühlte sich seltsam schwer an. Und dann wurde ihr schlecht. „Jill, alles in Ordnung?“

Ihre Beine gaben nach. Sie versuchte sich an irgendetwas festzuhalten, rutschte ab und blieb der Länge nach am Boden liegen.

„JILL!“ Reiko stürzte sich zu ihr. Dann warf er einen Blick zum Patienten. Er griff nach dem internen Kommunikator. „Geben sie eine Warnung raus. Patienten der Gruppe Z sind hochansteckend. Schaffen sie mir sofort Schutzanzüge hier rauf und riegeln sie die Abteilung ab!“
 

Cato unterbrach die Verbindung. Er wusste, was die fremde Stimme zu bedeuten hatte. Das Narbengesicht sah ihn an. „Die Heilung beginnt. Und nichts kann sie aufhalten.“

Cato griff mit der Macht nach ihm und drückte ihn gegen die Wand dahinter. „Das werden wir ja sehen“, sagte er drohend. Das Narbengesicht versuchte, sich gegen den unsichtbaren Griff zu wehren. Vergeblich. „Du kannst meine Hülle zerstören, denn mein Geist ist frei.“

Cato liess sein Lichtschwert aufflammen. Er spürte, wie die Macht ihn durchströmte, wie sie ihm Stäre und Kraft verlieh. Er trat auf den Vernarbten zu. „Das Gegenmittel“, zischte er. Das Narbengesicht schüttelte hektisch den Kopf. Cato holte zum Schlag aus.
 

Jill schlug die Augen auf. Das gleissende Weiss der Lampen blendete sie. Dann erkannte sie das Gesicht von Reiko. Er las ihre Vitalwerte vom nahen Monitor ab. „Wie fühlst du dich, Jill?“

Sie fasste sich an den Kopf. Er brummte ein bisschen, aber ansonsten fühlte sie sich relativ gut.

„Gut. Es geht mir gut. Was ist passiert?“

Reiko lächelte. „Anscheinend war unsere kleine Rätselkrankheit ansteckend.“ Er trat einen Schritt beiseite und gab den Blick auf den Raum frei. Jill erkannte mindestens vier weitere Angestellte. „Glücklicherweise konnten wir rechtzeitig ein Gegenmittel finden. Oder besser gesagt, der kleine Tollpatsch im Labor ist wortwörtlich darüber gestolpert.“ Er lächelte erneut. „Na schön, wenns dir gut geht, ich muss mich noch um andere Patienten kümmern.“E r verliess das Bett. Kurz darauf trat ein Mann in Pflegeruniform an ihr Bett. Doch dem gehörte diese Uniform eigentlich nicht.

„Schwarz steht dir besser“, sagte sie. Cato lächelte. „Und dir steht Blau besser.“

Erst jetzt erkannte Jill, dass sie nur noch ein weisses Patientenhemd trug.

„Du hattest das schon an, als ich hier angekommen bin, ich schwöre es.“

Jill schüttelte lächelnd den Kopf. „Hast du die Quelle gefunden?“

„Gefunden und versiegt. Aber wir haben keine Ahnung, wie viele noch infiziert wurden. Ich fürchte, in Zukunft werden wir noch einige Untote zu Gesicht bekommen. Aber immerhin wirkt das Gegenmittel auch gleich als Impfstoff. Deshalb bin ich auch hier.“Jill runzelte die Stirn. „Wie bist zu überhaupt hier rein gekommen?“„Ihr solltet das Fenster im siebten Stock ersetzten. Auf diese Spiegelfolie fällt doch niemand rein.“
 

Unweit des Krankenhauses, in einer stillgelegten Fabrikhalle, werkelte unterdessen ein älterer Mann an einem humanoiden Droiden herum. Ein paar letzte Schrauben wurden festgedreht, dann aktivierte er ihn. Der Droide erhob sich. Sein Schöpfer sah ihn stolz an. „Perfekt“, murmelte er, bevor er in eine Kiste griff und einen Gegenstand hervor nahm. „Es hat mich viel Mühe gekostet, das hier zu besorgen. Verwende es mit bedacht.“Der Droide nahm den Gegenstand. Einen Knopfdruck später flammte die blassblaue Klinge eines Laserschwertes auf. Sein Schöpfer öffnete unterdessen eine weitere Kiste. Darin lag eine schwarze Rüstung. „Es ist Zeit, diesem Iron Knight zu zeigen, was wahre Macht ist.“

Der Droide trat auf die Kiste zu. „Wie ihr befehlt, Meister“, sagte er mit einer tiefen, elektronischen Stimme. Sein Erbauer setzte sich zufrieden an seinen Arbeitstisch. Dort liess er ein Hologramm eines jungen Mannes aufleuchten. „Keine Sorge, mein Sohn. Du wirst gerächt werden.“

Der eiserne Rächer

Frustriert liess sich Cato an den Frühstückstisch fallen. Jill sah von ihrer kargen Mahlzeit auf.

„Wieder keinen Erfolg?“

Cato verwarf die Hände. „Nichts. Absolut nichts. Der Kerl ist einfach verschwunden“, sagte er genervt. Seit einer Woche versuchte er bereits, Wain Malek aufzuspüren. Er hatte gehofft, über Malek an die ganz grossen Nummern in der Unterwelt von Coruscant zu kommen, aber Malek war verschwunden. Im Hintergrund summten die Holonet-Nachrichten. Nachdem Cato ebenfalls eine kleine Mahlzeit zu sich genommen hatte, wollte er sich einfach nur aufs Ohr hauen. Jill stellte das Holonet lauter. Gerade begannen die Regionalnachrichten. Und die hatten es in sich. „Cato!“, rief sie dem schläfrigen Rächer hinterher. Dieser kam verwundert zurück. „Was ist los?“, fragte er. Jill deutete auf das Holonetgerät.

„Du hast doch gesagt, Malek wär dir entwischt, oder?“ Cato setzte sich wieder an den Tisch. „Ist er auch“, sagte er und beobachtete das Gerät. Der Mediensprecher begann gerade mit seiner Reportage.
 

Heute Morgen wurde die Leiche von Wain Malek gefunden, einem stadtbekannten Kriminellen und Drogenhändler. Die Behörden wollten kein offizielles Statement dazu abgeben, aber der Schluss liegt nahe, dass der selbsternannte Rächer mit der schwarzen Rüstung dahinter steckt. Folgende Aufnahmen wurden uns von einer unbekannten Quelle zugespielt. Seien sie gewarnt, die folgenden Bilder könnten einige Zuschauer verstören.
 

Es verstrichen ein paar Sekunden. Wohl, um den Zuschauern mit schwachen Mägen Zeit zu geben, umzuschalten. Dann flammte eine wackelige Aufnahme auf. Das Bild zeigte Malek, wie er im hohen Bogen aus einer dunklen Gasse flog. Er schlug hart auf dem Boden auf und blieb dort benommen liegen. Eine Gestalt trat aus den Schatten. Eine Gestalt in schwarzer Rüstung. Sie packte Maleks Quadratschädel, zündete sein Lichtschwert und trennte den Kopf vom Körper, ohne auch nur eine Millisekunden zu zögern. Jill lies vor Schreck Das Besteck fallen und hielt sich die Hände vor den Mund. Die Aufnahme brach ab. Cato stand auf. Jill hielt ihn zurück. „Wo willst du hin?“

„Na wohin wohl? Mir den Kerl vorknöpfen, der meinen ohnehin schon zweifelhaften Ruf ruiniert.“Er riss sich von ihr los. Jill stand auf und eilte ihm hinterher. „Cato, du kannst nicht am helllichten Tag durch Coruscant streifen nachdem du gerade Live im Fernsehen jemanden enthauptet hast.“ Cato blieb stehen. Sie hatte recht. Ausserdem forderte die letzte Nacht langsam ihren Tribut.

„Leg dich hin. Du musst dich ausruhen.“

Wiederwillig folgte der Ex-Jedi. Aber er fand keinen Schlaf. Immer wieder tauchte das Bild des Nachahmers auf. Wer war er? Und noch wichtiger: Was versuchte er mit seiner Aktion zu bezwecken? Die Art der Tötung war absichtlich so gewählt, um Aufmerksamkeit zu erregen. Wenn nicht, hätte er ihn in der dunklen Gasse erledigt. Und Cato fragte sich, ob es ein Zufall war, dass der Nachahmer ausgerechnet den Mann tötete, den er seit einer Woche so verbissen suchte. Doch schlussendlich errang die Müdigkeit den Sieg über die Neugierde und Cato schlief ein.
 

Die Nacht brach herein. Nach einer gefühlten Ewigkeit legte sich endlich die schützende Dunkelheit über die Hauptstadt. Cato ging in den Keller. Seine Rüstung lag bereit. Er legte sie sich an. Das synthetische Unterkleid, welches bis an die Knöchel und Handgelenke reichte. Die verschiedenen kleinen Panzerungen, welche zu einer einzigen Rüstung verschmolzen. Es war eine abgeänderte Version der Phase II-Klonrüstung. Cato hatte sie mit kleinen Überraschungen versehen, manche Teile verkleinert oder ganz weggelassen und sie damit erheblich leichter und beweglicher gemacht. Sie büsste dadurch zwar etwas von ihrer Widerstandsfähigkeit ein, aber da er sie nicht als Druckanzug im All verwendete, erfüllte sie ihren Zweck. Die Kampfstiefel waren noch die aus seiner Jedizeit, nur hatte er sie wie alles andere schwarz eingefärbt. Die Panzerhandschuhe, welche seine Faustschläge in komaverursachende Waffen verwandelte. Und dann den Helm. Das Glanzstück der Rüstung. Der Stimmverzerrer zur Identifikationsverhinderung und der Geheimkommunikator war nur eines davon. Ausserdem hatte er ein Nachtsichtgerät in den Helm eingebaut. Dies machte ihn zwar etwas schwerer und dicker als gewöhnlich, aber den Vorteil in den dunklen Gassen war es allemal wert. Er machte sich auf den Weg nach draussen. Dieser bestand aus einem kleinen Trick, den er eher dem Zufall als etwas anderem verdankte. Direkt ihm Keller liefen die Klimaanlagen zusammen. Dieses riesige Rohr konnte man mit einem simplen Fusionsschneider konnte man eine doppelte Türe einbauen. Das laute Rattern übertönte jedes Geräusch, was es ungemein erleichterte, unentdeckt das Haus zu verlassen. Und dann musste er sich nur noch eine Feuerleiter heraufschwingen und er war auf den Dächern angelangt. Und dort machte er sich jetzt auf die Jagd nach dem mysteriösen Nachahmer. Er war sich sicher, dass dieser Malek bewusst derart öffentlich exekutiert hatte, um seine Aufmerksamkeit zu erregen. Zum Ort des Geschehens zog es Cato aber nicht. Dort würden die Behörden nur auf ihn warten. Dies würde es in dieser Nacht ohnehin schwieriger machen. Nach jedem aufsehenerregendem Ereignis verdoppelte sich die Anzahl der Polizeipatrouillen. Nicht, dass es tatsächlich etwas bringen würde, aber man sollte es bekanntlich nicht darauf anlegen. Cato suchte als erstes das alte Büro von Malek auf. Er hatte den Verdacht, der Nachahmer würde nach ihm suchen. Auf Coruscant war es einfach, aneinander vorbei zu laufen, sodass es das Beste war, irgendwo auf den anderen zu warten.Als Cato an Maleks Büro angekommen war, schien es aber, als würde sich sein Verdacht nicht bestätigen. Das Büro sah immer noch gleich aus wie damals, als er nach Malek gesucht hatte, und es war auch niemand da. Verärgert über den Misserfolg trat er nach draussen. Auf dem Dach des Gebäudes überblickte er die umliegenden Strassen. Sie waren verlassen. Auch wenn sich der Nachahmer nur gegen einen Kriminellen gerichtet hatte, anscheinend wollte es niemand darauf anlegen. Ausser einem. Cato sah ihn spät, aber noch rechtzeitig, um einzuschreiten. Im hohen Bogen flog Sleek aus einer der Seitengassen. Und der Nachahmer folgte sogleich.

„Bitte nicht, bitte nicht. Ich hab dir doch geholfen, weisst du nicht mehr? Ich kann dir noch mehr Informationen beschaffen, wenn du nur..“ Das winseln des Duros wurde vom Aufflammen des Lichtschwertes übertönt. Die Gestalt begann monoton zu sprechen: „Sleek Zudane. Sie haben Unrecht getan. Sie sind ein Feind des Volkes, und verdienen es, zu sterben.“

„Nein, bitte, hilfe, HILFE!“Das Schwert sauste nieder, doch Zentimeter vor Sleeks Gesicht wurde es von einer weiteren Klinge abgeblockt. Die Gestalt sah auf. Cato kniete neben Sleek. „Tut mir leid, hab ich dich gestört?“, fragte er zynisch, bevor er sein Gegenüber mit einem Machtstoss zurück in die Gasse beförderte. Sleek klammerte sich an seine Stiefel. „Oh danke, danke, danke“, wimmerte er und dann begann er tatsächlich, die Stiefel zu küssen. Angewidert schüttelte Cato ihn ab. „Los, verschwinde, bevor ichs mir anders überleg!“, fuhr er ihn an und das blaue Häufchen Elend rannte, als wäre der Leibhaftige hinter ihm her. Cato beobachtete wieder die Gasse. Der Nachahmer trat erneut heraus. Die Kopie seiner Rüstung war erschreckend gut. Cato konnte erst bei genauem hinschauen die feinen Unterschiede erkennen. Sein Gegenüber trug eine schwarze Phase-II Rüstung, nur ohne die Abänderungen, die er selbst angebracht hatte. Wo er diese herhatte, wollte sich Cato gar nicht denken. Der Nachahmer liess sein Lichtschwert aufflammen. Cato tat es ihm gleich. Er nahm Kampfhaltung ein und versuchte mithilfe der Macht, die Gefühle seines Gegners zu erspüren. Doch er konnte es nicht. Sein Gegner griff an, direkt und ohne zu zögern. Cato blockte, die beiden Klingen verhakten sich, bildeten ein leuchtendes Kreuz, welches langsam näher kam. Cato versuchte, was er konnte, aber die Kraft seines Gegners war gewaltig. Als der tödliche Laserstrahl nur noch Zentimeter von seinem Kopf entfernt war, schaffte er es schliesslich, die Klinge an sich vorbei zu drücken. Er sprang zur Seite, drehte sich um und griff seinen Gegner an. Dieser drehte sich blitzschnell um, lenkte seinen Angriff ab und traf Cato mit einem Faustschlag am Kopf. Der Schlag war so heftig, dass es ihn von den Füssen riss und er einen Augenblick lang benommen liegen blieb. Als sein Kopf wieder Betriebsbereit war, konnte er sich in letzter Sekunde zur Seite drehen und das Lichtschwert schlug eine glühende Schneise in den Stahlboden. Cato stand auf, parierte die nächsten zwei Angriffe und erwischte seinen Gegner mit seinem Panzerhandschuh am Kopf. Doch der Nachahmer war von diesem Angriff völlig unbeeindruckt. Cato hatte nicht erwartet, dass er gleich zusammenklappte, aber ein zurückstraucheln wäre selbst beim Tragen eines Helms nur natürlich gewesen. Und Catos Überraschung lenkte ihn etwas zu sehr ab. Der nächste Schlag traf ihn hart und unerwartet. Es riss ihn von den Füssen und liess ihn ein paar Meter über den Boden rollen. Sein Helm fiel von seinem Kopf und blieb vor den Füssen des Nachahmers liegen. Bevor Cato mit der Macht nach ihm greifen konnte, stand der Nachahmer auf den Helm und zerquetschte ihn zu einem metallenen Klumpen. Cato stand auf und sah auf den Klumpen. Dann sah er den Nachahmer an. Dieser stand nur da und schien auf den nächsten Schritt zu warten. „Das nehm ich jetzt aber persönlich.“Erneut entbrannte der Kampf. Wortlos, nur das Surren der Lichtschwerter war zu hören. Doch was Cato auch versuchte, er schaffte es nicht, seinen Gegner in ernsthafte Bedrängnis zu bringen. Doch immerhin schaffte er es, nicht weiter einstecken zu müssen. Und Plötzlich kam eine neue Herausforderung, welche den Kampf unwiderruflich verschieben würde. Das Heulen von Polizeisirenen. Eigentlich war es klar gewesen, das früher oder später jemand die Polizei rufen würde, wenn sich zwei Gestalten mit Lichtschwertern verkloppen. Seinem Gegner schien die Polizei nicht kalt zu lassen, denn er hatte sich bereits in Luft aufgelöst, bevor Cato überhaupt den Entschluss fassen konnte, ob er ihn verfolgen sollte oder nicht. Cato dachte sich, dass es das Beste war, sich ebenfalls unsichtbar zu machen. Er schnappte sich den Metallklumpen, welcher einmal sein Helm war, und verschwand in einer der Nebengassen, gerade rechtzeitig, bevor die ersten Polizeipatrouillen eintrafen. In sicherer Entfernung sah auf die Überreste seines Helmes. Da war definitiv nichts mehr zu retten. Plötzlich ertönte ein verdächtiges Rascheln neben sich. Verwundert betrachtete er die Mülltonne, aus der das Geräusch kam. Dann griff er hinein und zog einen ziemlich verschreckt aussehenden jungen Mann heraus.

„Was bei der Macht machst du da?“, fragte er verwundert, bevor er sein Dilemma bemerkte. Iron Knight stand ohne Helm vor einem Augenzeugen. Der Mann im Müll sprang auf die Füsse. Er schien unglaublich aufgeregt. „Ich wusste, dass sie es nicht sind. Sie sind kein kaltblütiger Mörder, und hier habe ich den Beweis.“ Er hielt eine Holocam hoch. „Die ganze Sache, aufgezeichnet und festgehalten.“

Die ganze Sache, auch die Szene, in der er seinen Helm verlor, dachte sich Cato. Er durfte nicht zulassen, dass diese Aufnahme an die Öffentlichkeit gelangte. Mit einem schnellen Griff schnappte er sich die Holocam, warf sie zu Boden und zertrat sie dort zu Metallschrot. Fassungslos starrte der Müllmann ihn an. „Warum tun sie das?“, fragte er mit einem Anflug von Trauer in der Stimme. „Weil es mir reicht, in der Rüstung verdroschen zu werden, ich will es nicht auch noch ohne, verstehst du?“

„Halt, keine Bewegung!“Cato hörte die Roboterstimme einer Polizeisonde in seinem Rücken. Er durfte sich nicht umdrehen. Diese Sonden hatten eine eingebaute Gesichtserkennung, und wenn diese ihn identifizierte war er geliefert. Er wollte sich aus dem Staub machen, doch in diesem Moment kamen zwei Polizeidroiden in die Gasse und eröffneten das Feuer. Unglücklicherweise trafen sie nicht ihn, sondern den Müllmann. Dieser brach schreiend zusammen, als sich das Lasergeschoss in sein rechtes Bein brannte. Cato wirbelte herum, verdeckte sein Gesicht mit dem linken Arm und griff mit der anderen nach den Droiden. Die Macht riss sie von den Füssen. Cato wollte verschwinden, aber etwas hielt ihn zurück. Er konnte den Müllmann nicht hier lassen. Er konnte ihn identifizieren, selbst ein schlechtes Phantombild würde eventuell reichen. Er zog ihn auf die Füsse und dann hinter sich her. Sein Begleiter keuchte. Er war offensichtlich kein Sportler. Nicht nur war er sein gutes Stück kleiner als Cato, er war auch sehr viel dünner und machte im Allgemeinen in etwa so viel her wie eine weichgekochte Nudel. „Mein Speeder ist gleich um die Ecke“, stiess er zwischen zwei schweren Atemzügen hervor. Immerhin etwas, dachte Cato. Am Speeder angekommen, warf er ihn ziemlich unsanft auf die Rückbank, stieg auf den Fahrersitz und betätigte mithilfe der Macht die Zündung. Es gelang ihm, sich in den Verkehr einzufädeln, bevor die Patrouillen ihm auf die Schliche kamen. Einmal im Verkehr von Coruscant drin, war man praktisch unsichtbar, selbst wenn man eine verdächtige Rüstung trug. Nach einigen Minuten schwang sich der Müllmann (Er sollte sich bei Gelegenheit vielleicht einen besseren Namen für ihn ausdenken) auf den Beifahrersitz. Dort verharrte er einige Zeit und starrte ihn Stumm an. So lange, bis Cato schliesslich fragte: „Was?“

„Seit ich sie damals im Krankenhaus gesehen habe, habe ich mir Gedanken gemacht, wie sie wohl aussehen könnten.“

Cato sah kurz zu ihm hinüber. „Und, zufrieden?“, fragte er. Der Müllmann nickte. „Ich war von Anfang an begeistert. Wie sie einfach da rein marschiert sind, völlig unbeeindruckt, dass die anderen zu zweit waren. Wie sie die beiden fertiggemacht haben, das war das abgefahrenste, was ich in meinem ganzen Leben gesehen hatte.“

Cato hob die Augenbrauen. „Tatsächlich?“

Er fuhr eine scharfe Kurve. Der Müllmann schlug seinen Arm an und keuchte vor Schmerzen. Cato sah erneut zu ihm hinüber. Er musste ihn ärztlich behandeln lassen, aber er konnte schlecht in der Iron Knight Rüstung in die Notaufnahme fahren. Und ausserdem würden die sofort die Polizei rufen, wenn sie erkannten, dass es sich um eine Blasterwunde handelte. Und er traute ihm nicht wirklich zu, einem Verhör standzuhalten.

„Wie heisst du eigentlich?“

„Trankyrenic Tsevaldor“, antwortete der Mann. Cato stutzte. „Was?“

„Trankyrenic Tsevaldor“, wiederholte der Mann. Cato schüttelte den Kopf. „Ich nenn dich einfach Groupie, in Ordnung?“

Trankyrenic runzelte die Stirn. „Warum denn Groupie?“

„So nennt man Leute, die einen verehren und einem Nachspionieren.“

Trankyrenic überlegte ein paar Minuten. Dann fragte er: „Wie heissen sie?“

„Iron Knight.“

„Ja, ich weiss, aber das ist ja nicht ihr einziger Name, oder?“

„Das ist der einzige Name, denn du kennen musst, in Ordnung?“
 

Die beiden flogen noch einige Minuten schweigend. Dann trafen sie an Jills Haus ein, wo er Groupie und sich in den Keller schleuste. Dort angekommen, setzte er Groupie auf den Stuhl und wollte Jill holen. Doch Cato konnte sich die Mühe sparen, denn Jill kam geradewegs durch die Tür. „Cato, bist du da? Ich hab mir Sorgen gemacht, ich..“Sie hielt inne, als sie Groupie sah. Dann sah sie zu Cato. Und dann wieder zu Groupie. Dieser wollte den Arm zur Begrüssung heben, liess ihn aber sogleich wieder mit einem Schmerzensschrei sinken.

„Jill, das ist Groupie. Groupie, das ist Jill.“

„Eigentlich heisse ich Tran..“

„WAS IST DAS DENN?!“ Jill hob entsetzt das hoch, was von Catos Helm übrig geblieben ist. „Cato, was zur Hölle ist passiert?“

Der Angesprochene lächelte verlegen. „Könntest du vielleicht erst einmal Groupie helfen? Seine Karriere als lebender Schutzschild hat leider einen kleinen Dämpfer erlitten.“

Sie wollte zwar wiedersprechen, aber sie kannte Cato gut genug, um zu wissen, dass er ihr nichts erzählen würde, solange sie nur dastand. Während sie sich um den Verletzten kümmerte, sah sich dieser in dem Keller um. „Sie haben eine unglaubliche Ausstattung hier“, bemerkte er. Dann betrachtete er die Computermonitore. „Darf ich?“, fragte er. Cato, welcher gerade dabei war, den Geheimkommunikator aus den Überresten des Helmes zu befreien, sagte nur desinteressiert. „Von mir aus.“Groupie fing an, auf den Monitoren herum zu tippen. Als es Cato nach einer gefühlten Ewigkeit tatsächlich schaffte, das kleine Ding aus seinem metallenen Gefängnis zu befreien, klatschte Groupie erfreut in die Hände. „Ich hab es gefunden.“

Cato trat an den Bildschirm. „Was hast du gefunden. Oder besser gesagt: Was machst du da eigentlich?“

Der junge Mann drehte sich zu ihm um. „Nun, sie haben die bessere Überwachungstechnik als manche Regierungseinheit, wussten sie das?“

„Sicher“, log er. Eigentlich hatte er den ganzen Kram nur benutzt, um Überwachungskameras am Strassenrand anzuzapfen und die Patrouillengewohnheiten zu studieren. Er hatte es nicht so mit Computern, dafür hatte er immer seine Padawanschülerin Cira dabei gehabt. Manchmal fühlte er sich ziemlich hilflos ohne sie. Aber daran wollte er jetzt nicht denken. „Was hast du jetzt eigentlich gefunden?“Groupie deutete auf den Bildschirm. „Der Nachahmer benutzt eine Phase-II Klonrüstung. Diese ersetzten nach und nach die alten Phase-I Rüstungen. Um Missbrauch zu verhindern, werden alle Lieferungen davon streng protokolliert. Sehen sie mal“, er deutete auf einen anderen Monitor, „dass hier ist eine Lieferung für ein Squad-Einsatzteam auf Coruscant. Ich hab mich in die Datenbank der GAR reingehängt und ein bisschen Nachgeforscht. Die Einheit, für die die Lieferung anscheinend bestimmt war, wurde zwei Wochen vor dem Bestelldatum Opfer eines Bombenanschlages.“Cato sah ihn an. „Damit haben sie bewiesen, dass da draussen ein Typ mit gestohlenen Phase-II Rüstungen herumläuft. Herzlichen Glückwunsch, das hab ich schon vor ein paar Stunden herausgekriegt.“

Groupie grinste. „Ja, aber haben sie auch herausgefunden, an welche Adresse die Rüstungen geliefert wurden?“

Jetzt hatte er Catos Interesse geweckt. „Wo?“

Groupie liess eine Karte aufleuchten. „Genau hier“, sagte er und deutete auf die Stelle, welche von einem roten Punkt markiert wurde. Cato ging in die Ecke des Raumes und kramte den Helm seiner Ersatzrüstung hervor. Es war ein ganz gewöhnlicher Phase-I Helm, aber er musste reichen. Jill beobachtete ihn kritisch. „Was soll das werden?“

„Ich knöpfe mir diesen Betrüger vor.“

„Diesen Betrüger, welcher dich hat aussehen lassen wie ein Hobbyfechter, willst du jetzt ermüdet am helllichten Tag entgegentreten, während die gesamte Polizei von Coruscant Jagd auf dich macht? Vergiss es, ins Bett mir dir.“

Cato sah auf sie herab. Die gefühlt einen Meter kleinere Twi-lek-Frau stand vor ihm, die Hände in die Hüfte gestemmt und die Stirn gerunzelt. Irgendwas mütterliches lag in ihrem Ton. Hinter ihr meldete sich eine Gegenstimme. „Eigentlich sollten wir nicht zögern, statistisch gesehen..“

„Besteht die hundertprozentige Wahrscheinlichkeit, dass ich für den Rest meines Lebens im Gefängnis sitze, sollte jemals jemand herauskriegen, was ihn meinem Keller vor sich geht. Da ist es doch nicht zu viel verlangt, dass man ein bisschen auf mich hört.“Groupie versuchte erneut, das Wort zu ergreifen. „Wissen sie, Miss Jill, sie…“Jill wirbelte zu ihm herum. Dann nahm sie ihre medizinische Ausrüstung hervor und kramte zwei Injektionen hervor. „Ich habe hier zwei Spritzen. Die eine lässt dich ohne Schmerzen laufen, die andere verwandelt dein Blut in dickflüssigen Honig und bringt dein Herz zum Stillstand. Wenn du nicht tust, was ich dir sage, verwechsle ich sie vielleicht.“

Groupie sah geschockt zu Cato. Dieser nickte mit einem Lächeln. Groupie sah Jill an und lächelte verlegen. „Ich denke, wir sollten uns ein paar Stunden hinlegen.“
 

Als Cato ein paar Stunden später die Augen aufschlug, fühlte er sich nicht wirklich ausgeruhter. Aber er musste auch ganz ehrlich zugeben, dass er ohne Jill wohl längst an Übermüdung, Unterernährung oder etwas in der Art gestorben. Er verliess das Zimmer. Jill war wohl noch nicht wieder zuhause. Aber er hörte ein seltsames Klopfgeräusch aus dem Keller. Als er ihn betrat, sah er Groupie, der an seiner Rüstung herumbastelte. „Was machst du da?“, fragte er, „Und wie bist du überhaupt hier reingekommen.“

„Erstens, ich verbessere deine Rüstung. Und zweitens, ich bin ein hervorragender Ingenieur.“

Cato nahm die Rüstung in Augenschein. „Was hast du denn verbessert?“

Groupie deutete auf den Helm. „Ich hab ihren alten Kommunikator eingebaut. Ausserdem habe ich einen zweiten eingebaut, mit dem sie direkten Kontakt zu mir haben.“

„Warum sollte ich Kontakt zu dir haben?“, fragte Cato. Groupie sah ihn ein bisschen enttäuscht an. „Ich dachte, ich könnte ihnen helfen. Mithilfe ihrer technischen Ausrüstung und meinem Know-how könnte ich ihnen eine grosse Hilfe sein. Sie haben die Kraft und Geschicklichkeit, und ich hab das Gehirn. Nicht das sie selbst nicht auch schlau wären, aber ich denke vor allem an die Computer.“Cato überlegte kurz. Eigentlich war es keine allzu schlechte Idee. Er hatte es nämlich langsam satt, seine Wegbeschreibungen aus den Dealern der Stadt heraus zu prügeln.„Na schön, von mir aus. Du darfst mir helfen, diesen Spinner aus dem Verkehr zu ziehen. Aber danach gehst du wieder dahin, woher du auch immer gekommen bist zurück.“Groupies Gesicht spiegelte eine Mischung aus Enttäuschung über das baldige Ende und Freude über die jetzige Zusammenarbeit wieder. Dann deutete er auf die Arme der Rüstung. „Ich habe gemerkt, dass der Nachahmer immer relativ zentral angreift, deshalb hab ich die Panzerung an den Unterarmen verstärkt. Und ich habe in die Handschuhe ein nettes kleines Extra eingebaut.“ Er zog sich einen der Handschuhe über. Dann drückte er einen Knopf am Schaft. Kleine Blitze schlugen heraus. „Selbst wenn sie ihn K.O hauen, ein Treffer damit und der Kerl wird gegrillt wie ein Nerfsteak.“Cato sah sich die Rüstung an. Er war beeindruckt. Was Groupie alles gemacht hatte. Ohne eine Belohnung zu erwarten. Er wollte einfach nur helfen. Genau wie er.„Groupie“, sagte er. Der junge Mann sah zu ihm auf. „Machen wir diesen Bastard fertig.“
 

Die Nacht brach herein. Die braven Bürger von Coruscant suchten ihre Schlafplätze auf. Alle, bis auf drei. Jill und Groupie hatten sich im Keller eingerichtet, mit stehender Verbindung zu ihrem eisernen Ritter, welche gerade zur von Groupie entdeckten Adresse unterwegs war. Jill hatte ihre Nägel schon bis auf die Fingerkuppen abgekaut. Und Groupie duschte sich gerade in seinem eigenen Schweiss.„Was ist, wenn er ihm nicht gewachsen ist?“, fragte Jill besorgt. Groupie zwang sich zu einem Lächeln. „Er kriegt das schon hin. Er ist schliesslich Iron Knight.“

„Ja, aber das hat den Mann nicht davon abgehalten, einen massiven Helm zu Klump zu stampfen.“
 

Cato war an der Adresse angekommen, die Groupie ihm genannt hatte. Es war eine alte Fabrikhalle. Irgendwie hatte er gerade ein seltsames Déja-Vu. Als er mit seinem Lichtschwert ein Loch ins Dach schnitt, konnte er nur daran denken, einem weiteren Narbengesicht mit Persönlichkeitsproblemen zu begegnen. Er sprang hinunter und landete in der grossen Halle. Am anderen Ende stand ein grosser Tisch mit zahlreichen Monitoren. An diesem sass eine Person, welcher ihm den Rücken zugedreht hatte. Als er auf ihn zutrat, drehte sich die Person in seinem Stuhl um. Es war ein älterer Mann, bestimmt über fünfzig Jahre alt, und etwa einen Kopf kleiner als Cato. Auch wenn man nach Bekanntschaft mit Meister Yoda nicht mehr viel auf Grösse oder Alter gab, dieser Mann war definitiv nicht der Mann in der Rüstung. Der alte Mann winkte ihm zu. „Gute Nacht, Meister Verrano. Willkommen in meinem Labor. Ich bin Professor Darren Malric.“ Cato stand auf einmal da wie festgefroren. Der andere stand auf. „Ja, ich weiss, wer sie sind. Die Gesichtserkennung meines Freundes hat sie sofort identifiziert.“ Er tippte auf einen der Monitore. Zwischen den beiden flammte ein Hologramm von Cato auf, in seiner alten Jedi-Kluft. „Ich muss zugeben, euer Plan war genial, Meister Jedi. Wer würde denn schon einen toten Jedi hinter Coruscants dunklem Beschützer vermuten?“ Im letzten Satz lag eine ziemlich eindeutige Mischung aus Sarkasmus und Verachtung. Der Mann warf einen weiteren Blick auf die Monitore. „Oh, hier steht auch wobei sie gestorben sind. Sie wurden in die Luft gesprengt, als sie ihre Padawanschülerin retten wollten. Was für ein Jammer.“

Als er Cira erwähnte, überkam Cato plötzlich die Lust, sein kurz eingetroffenes Schweigen ewig währen zu lassen. Doch er beherrschte sich. „Das hat sie bestimmt schwer getroffen. Sie müssen sie sehr geliebt haben.“ Der Professor nahm einen kleinen Holoprojektor vom Tisch. Das Hologramm eines jungen Mannes flammte auf. „Ich habe meinen Sohn auch geliebt. Seit meine liebe Frau bei der Niederkunft ums Leben kam, war er alles, was mir geblieben ist. Und er wurde mir genommen.“

Cato trat auf ihn zu. Er wusste nicht so recht, was er mit diesem Mann anfangen sollte. „Das tut mir sehr leid“, sagte er. Malric funkelte ihn an. „Er war ein guter Mann. Er ist ein bisschen auf die schiefe Bahn geraten, aber ich hätte ihn noch retten können. Doch dann kamen sie mir zuvor.“ Das Funkeln in seinen Augen zeigte puren Zorn. Cato legte instinktiv seine Hand an sein Lichtschwert.

„Was soll das bedeuten?“, fragte Cato.

„Sie haben ihn getötet. Sie haben ihn aus dem Fenster geworfen als wäre er ein Stück Abfall!“ Er ging weg von ihm, zurück zum grossen Tisch. Er tippte wild auf den Monitoren herum. „Aber das werde ich ihnen Heimzahlen. Ich zeige Coruscant den Mörder und Schlächter der sie wirklich sind. Er drehte sich zu ihm um. In diesen Moment trat der Nachahmer aus dem Schatten hinter ihm. „Zeit zu sterben, Iron Knight.“
 

Der Nachahmer stürzte auf ihn zu. Cato zückte sein Lichtschwert. Die beiden Klingen trafen aufeinander und Funken stoben. Cato hatte damit gerechnet. Als sich die beiden Laserklingen ineinander verhakten und sich somit ein kleines Zeitfenster der Bewegungsunfähigkeit öffnete, aktivierte er den Elektroschocker in seinem Handschuh und ergriff das Handgelenk seines Kontrahenten. Der elektrische Impuls liess die beiden für kurze Zeit aneinanderkleben, dann taumelten die beiden auseinander. Der Nachahmer zuckte nervös und fing dann an, wie wild um sich zu schlagen, wobei er die halbe Einrichtung inklusive den Monitoren zerlegte. Cato sprang ein paar Meter zurück, um sich vor der wilden Raserei zu schützen. Er aktivierte den Kommunikator.

„Groupie?“

„Ja, Boss?“

„Dein Plan hat irgendwie nicht hingehauen.“

Der Nachahmer wirbelte noch ein paar Mal wild sein Lichtschert durch die Luft. Dann stürmte er an Cato vorbei und durch eines der Fenster nach draussen, und Cato ohne Rücksicht auf den Professor hinterher. Er konnte nicht zulassen, dass dieser Irre auf den Strassen von Coruscant Amok lief. Er stürzte aus dem Fenster. In der Gasse folgte er den Hilfeschreien. Er stürzte hinaus auf eine der grösseren Strassen. Dort stürzte sich der Nachahmer gerade auf alles, was in Reichweite kam. Zwei leblose Körper lagen bereits zweigeteilt auf dem Boden. Der Nachahmer stand jetzt über einer jungen Frau. Panisch stellte diese ihren Körper zwischen den Nachahmer und ihr kleines Kind. Als ob dies gegen ein Lichtschwert helfen würde.Die Klinge sauste nieder. Zentimeter über dem Kopf der jungen Frau hielt sie an. Panisch sah diese zur Seite. Dort versuchte Cato gerade mit aller Kraft, den Nachahmer im Armdrücken auszustechen. „Weg da!“, schrie er und die Frau ergriff ihr Kind, fing an zu rennen und hielt nicht an, ehe sie entkräftet sechs Querstrassen weiter auf die Knie sank. Währenddessen nahm Cato erneut den Kampf mit dem Nachahmer auf. Dessen Vorgehensweise verwirrte den Ex-Jedi nun ziemlich. Immer wieder griff er Cato an, doch dann visierten seine Angriffe auch plötzlich wieder normale Zivilisten an, sodass Cato immer wieder hektisch mit Machtsprüngen dazwischen gehen musste um die Angriffe abzuwehren. Ein ziemlich kräftezerrendes Unterfangen. Und ausserdem musste er dadurch immer wieder mit offener Deckung angreifen. Schliesslich wurde ihm das zu Verhängnis.Ein gezielter Schlag eines Panzerhandschuhes und Cato flog mit dröhnendem Schädel mehrere Meter durch die Luft. Als er auf dem harten Boden aufschlug, drückte es ihm die Luft aus den Lungen. Erst im letzten Moment sah er, wie der Nachahmer über ihm zum finalen Schlag ausholte. Cato drehte sich weg. Das Lichtschwert bohrte sich in den Stahlboden und blieb dort für einen ganz kurzen Moment stecken. Doch das war genug. Cato drehte sich wieder zurück und mit einem schnellen Strich schlug er dem Nachahmer beide Hände ab und trat ihm dann mit aller Kraft gegen die Brust. Er stürzte zu Boden. „Ok, Groupie, ich hab ihn. Gib mir die Polizeifunkdaten durch, ich will sehen wie viele Gäste gleich antanzen, die…“Cato hielt inne. Der Nachahmer stand auf. Völlig unbeeindruckt vom Verlust seiner beiden Hände. Cato sah auf die Armstümpfe. Kabel und Drähte schauten hervor. „Ich glaubs nicht.“„Boss, was ist los?“, fragte Groupie. „Das ist eine Maschine.“Der Roboter stürzte sich auf Cato und warf ihn zu Boden. Sein Lichtschwert rollte ein paar Meter weg. Der Droide prügelte mit seinen Armstümpfen auf ihn ein. Schnell und hart. Er wusste nicht, wie lange seine Panzerung diesen Angriffen noch standhalten würde. Er ergriff die Stümpfe, versuchte, sie von sich weg zu halten. Doch der Droide war stärker. Als er drohte, ihm die Schultern auszurenken, sah Cato eine letzte Chance. Mit einer schnellen Bewegung aktivierte er den verbliebenen Elektroschocker. Dieser musste die Systeme des Droiden beim ersten Mal überlastet haben, deshalb war er wahrscheinlich derart durchgedreht. Beim zweiten Mal katapultierte der Elektroschock den Droiden von ihm weg, Cato sprang auf die Füsse, griff mit der Macht nach seinem Lichtschwert, schlug seinem Wiedersacher den Kopf ab und verschwand in letzter Sekunde von der Bildfläche, bevor die Behörden auftauchten.
 

„Eine Kampfmaschine?“Groupies Ton war eine Mischung zwischen entsetzen und Bewunderung. Cato, inzwischen von seiner Rüstung befreit, nickte. „Ein Droide, der ein Lichtschwert schwingen kann als ob es ihn ein Jedimeister gelehrt hätte. Und der Wahnsinnige, der ihn gebaut hat, läuft noch frei rum.“

Groupie stand von seinem Stuhl auf. „Und was tun wir jetzt?“

Cato hob die Augenbrauen. „Gar nichts.“

Groupie runzelte die Stirn. „Gar nichts?“

„Die Galaxis ist riesig. Der Kerl könnte längst sonst wo sein. In zu verfolgen ist zwecklos.“

Groupie setzte sich zurück auf den Stuhl. „Nun, bevor wir gar nichts machen, hätte ich eine Alternative.“

Cato sah in interessiert an. „Schiess los.“

„Darf ich das denn?“

Jetzt war es Cato, der die Stirn runzelte. „Was soll das heissen?“

„Sie haben gesagt, ich soll verschwinden nachdem wir diesen Bastard fertig gemacht haben.“

Cato grinste. „Dieser Bastard ist entkommen.“

Groupie lächelte kurz. Doch dann wurde er wieder ernst. „Erinnern sie sich, wie ich die gestohlenen Klonrüstungen aufgespürt habe?“

Cato trat hinter ihn und sah auf den Monitor. „Ja, und?“

„Da ist noch mehr weggekommen.“ Er deutete auf einen blinkenden Teil des Monitors. Cato las die Liste durch. „Groupie, wir haben ein Problem.“ In diesem Moment betrat Jill den Keller. „Was ist das Problem?“

Cato deutete auf die Liste. Jill las sie durch. Sie schüttelte den Kopf. „Du bist der General, Cato. Was kann man damit anstellen.“

Cato verschränkte die Arme. „Vier DC-15x.Scharfschützengewehre. Zwanzig DC -17m Blastergewehre. Und mindestens vier Dutzend Thermaldetonatoren. Das in den Händen eines Gangsterbosses und die Klonkriege kommen frei Haus in die unteren Ebenen von Coruscant.“



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