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Just dive right in and follow my lead

von

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You want me to do what?!

Alles begann mit einer einfachen Videokassette.

 

Nach ihrer Flucht vor der Armee am Flughafen von Nagoya, hatte sich das Team in ein kleines Haus auf dem Lande zurückgezogen und führte seit einen Monat dort ein relativ ruhiges Leben, auch wenn sie sich mit Yuu herumschlagen mussten, der sich jeden Morgen nach dem Aufwachen für einen kurzen Moment in einen Dämon verwandelte.

 

Eines Tages, machte sich das Team in die nächste Stadt auf um nach Vorräten zu suchen, während Yuu und Mika sich dazu bereit erklärt hatten, zurückzubleiben und das Haus zu bewachen im Falle, dass jemand von der Armee, oder irgendwelche Vampire ihr Versteck finden würden.

 

Da es keinerlei Vorfälle gab und sie nicht viel zu tun hatten, verbrachten beide so ziemlich die ganze Zeit in ihrem so genannten Wohnzimmer, das nur aus einer bereits benutzten und zerlumpten Couch bestand, auf der sie zurzeit saßen, und einem kleinen Schrank, auf dem ein alter Videorekorder und ein Röhrenfernseher standen.

 

Aber obwohl er noch immer funktionierte, war alles, was man darauf sehen konnte, das Testbild, da alle Kanäle nach der Zerstörung der Welt vor acht Jahren abgeschaltet wurden.

 

Also umgab sie im Moment nichts außer Stille und ihr gegenseitiges leises und gleichmäßiges Atmen. Mika machte das eigentlich nicht sehr viel aus. Während er momentan in eines der Bücher, die sie im Haus fanden, vertieft war, genoss er diesen kleinen Moment der Ruhe nur zwischen ihnen beiden nach allem, was sie in letzter Zeit durchgemacht hatten.

 

Yuu allerdings war nicht so zufrieden mit dieser Situation wie es sein bester Freund war, nicht im Geringsten. Auch er hatte versucht sich mit Lesen zu beschäftigen, aber fing sich mit der Zeit schnell an zu langweilen und saß einfach nur noch auf der Couch und starrte ins Nichts.

 

Es gab nichts, das er mehr hasste, als völlige Stille, oder genauer gesagt, wenn es für ihn nichts zu tun gab, außer Warten, das ihn langsam, aber sicher in den Wahnsinn trieb und schon bald, füllte das ungeduldige und stetige Klopfen von Yuu’s Fuß den Raum.

 

Es dauerte nicht lange, bis er endgültig genug davon hatte und beschloss durch das Haus zu wandern und nach etwas, irgendetwas, zu suchen, das von Interesse sein könnte um etwas Zeit totzuschlagen.

 

Und da es ziemlich langweilig gewesen wäre, das alleine zu tun, laut Yuu, hörte er nicht zu nerven und zu jammern auf, bis Mika endlich nachgab und ihn begleitete, oder eher, sich von ihm mitschleifen ließ.

 

Sie durchsuchten jeden Raum und jede Ecke auf’s Gründlichste, oder zumindest tat Yuu das, während Mika überhaupt nicht daran interessiert war und es stattdessen lieber bevorzugt hätte, weiter zu lesen.

 

Besonders, da das Meiste, das sie fanden nicht einmal von großen Interesse für sie war. Nur alltägliches Zeug, das von den Leuten nach der Apokalypse zurückgelassen wurde wie Klamotten, Werkzeuge, eine Menge Porzellan, Geschirr, oder sogar noch mehr Bücher.

 

Mika war davon überzeugt, dass es nichts anderes als das gab und wollte Yuu’s verrückter Idee ein Ende setzen, aber dann fanden sie einen Karton unter einem der Betten, der mit alten und verstaubten Videokassetten gefüllt war.

 

Begeistert über ihre Entdeckung und da er etwas zu tun hatte, war Yuu Feuer und Flamme zum Wohnzimmer zurückzugehen, um die Videokassetten in den Videorekorder einzulegen und einen Blick darauf zu werfen.

 

Und das erregte auch Mika’s Aufmerksamkeit, da die Möglichkeit bestand, dass sie etwas Interessantes, oder sogar nützliche Informationen enthielten.

 

Aber egal wie viele Kassetten sie durchschauten, alles, was sie darauf  fanden, waren nur Aufnahmen eines jungen Mannes und einer Frau, offensichtlich ein Paar, das zuvor in diesem Haus gelebt zu haben schien, sonst nichts.

 

Mika seufzte schwer bei dieser Enttäuschung und lehnte sich zurück auf der Couch, auf der sie zurzeit wieder saßen, während Yuu weiterschaute und dabei auch recht gelangweilt aussah…bis sie über eine Aufnahme stolperten, die aussah wie eine Feier, oder so etwas, und dasselbe Paar zeigte, wie sie vornehm angezogen waren und miteinander tanzten.

 

Für Mika war es genauso uninteressant wie der Rest der Kassette und er hätte es lieber bevorzugt, den Fernseher wieder auszuschalten und sich wieder dem Lesen zu widmen, aber als er zu Yuu hinüberschaute, sah er seine Augen mit einer seltsamen Faszination leuchten, während sein Blick noch immer auf den Bildschirm fixiert war, deshalb beschloss er es erst einmal dabei zu belassen und konnte nicht verhindern, dass sich ein kleines Lächeln auf seinen Lippen bildete, aufgrund dieses Anblicks seines Freundes.

 

„…Ich hab noch nie zuvor Leute so tanzen sehen.“, bemerkte Yuu mit einem kleinen Lachen, nachdem er das Video etwas länger angeschaut hatte, „Sieht irgendwie seltsam aus.“

 

„Das ist ein Walzer.“, erklärte Mika sachlich, „Ein klassischer Gesellschaftstanz. Einer der Gebräuchlichsten und einfachsten für Paare und wird normalerweise an Feierlichkeiten getanzt.“

 

„ ‘Walzer’, huh?“, wiederholte er bewundernd, und schien noch immer gefesselt von dieser Aufnahme zu sein.

 

Schweigend, schauten beide den Bildschirm vor ihnen noch eine kleine Weile länger an, beobachteten wie der Walzer irgendwann zum Ende kam und wie die Frau ihre Arme um die Schultern des Mannes schlang, ihn näher an sich zog und letzterer seine Hände um ihre Hüfte legte, während die Musik von klassisch zu einem langsamen und romantischen Ton wechselte und sie damit begannen sich ganz langsam hin und her zu bewegen.

 

Die Szene ging für ein paar weitere Minuten so weiter, bis die Frau Abstand nahm und sie sich beide mit einem Lächeln auf ihren Gesichtern tief in die Augen schauten. Dann beugte sich der Mann vor und gab der Frau einen unschuldigen Kuss auf die Lippen, bevor sie ihn wieder lösten und wieder langsam weiter tanzten.

 

„Scheint, als ob sie es genießen, was?“, sagte Yuu mit einem kleinen Lächeln auf dem Gesicht.

 

„So ziemlich.“, entgegnete Mika gedankenverloren, während sein Blick noch immer mit einem unbeeindruckten und gelangweilten Gesichtsausdruck auf den Fernseher gerichtet war.

 

„Und es sieht nach Spaß aus, denkst du nicht?“

 

„Mhm.“

 

„Hey, Mika?“

 

„Hm?“

 

„Bring mir bei wie man tanzt.“

 

Da er von dieser unerwarteten Frage abrupt aus seinen Gedanken gerissen wurde und nicht ganz seinen Ohren traute, sah Mika zu Yuu hinüber und blinzelte ihn nur ein paar Mal an.

 

„…Huh?“, sagte er ungläubig, während er langsam seine Worte in sich einsinken ließ…bevor sein Gesichtsausdruck sich in völlige Überraschung wandelte, als er es endlich verstand und mit erhobener Stimme wiederholte, „HUH?!“

The means of conviction

„Bring mir bei wie man tanzt.“, wiederholte Yuu seine Bitte, während er seinen Freund mit einem seiner üblichen strahlenden Lächeln ansah.

 

„Auf. Gar. Keinen. Fall.“, entgegnete Mika ausdruckslos und schien nicht im Geringsten von dieser Idee amüsiert zu sein.

 

„Ach, komm schon, Mika.“, jammerte er, „Ich hab es satt nichts zu tun und zu warten. Das ist langweilig.“

 

„Dann geh und schnapp dir ein Buch, oder so! Hier gibt es genug davon um dich zu beschäftigen!“

 

„Ich hab schon so ziemlich bereits alle durchgeblättert und die meisten waren so kompliziert, dass ich nicht einmal die Hälfte davon verstanden hab. Und mir ist das sowieso zu öde geworden, also hab dich nicht so und bring mir Tanzen bei.“

 

„Ich sagte nein!“, lehnte Mika erneut ab und erhob dabei seine Stimme etwas aus Verlegenheit, „Und außerdem, wie kommst du überhaupt auf die Idee, dass ich weiß wie man tanzt?!“

 

„Naja, du schienst gerade ziemlich viel über diesen Tanz in dem Video zu wissen, also hab ich mir gedacht, dass du es vielleicht kannst.“, entgegnete er, während er seinen Kopf auf unschuldige Art und Weise zur Seite neigte und ihn mit großen Augen ansah.

 

„…“

 

 

…Scheiße.

 

 

Mika schlug sich mit der Hand vor‘s Gesicht und fluchte mental dafür, dass er über Walzer geredet und sich damit verraten hatte.

 

„Also?“, fragte Yuu mit bittender Stimme und bezog sich damit auf seine Frage.

 

„Nein.“

 

„Aber warum nicht?“

 

Da er langsam genug von seinen ständigen Fragen und dieser Diskussion allgemein hatte, seufzte Mika schwer, bevor er seine Hand wieder vom Gesicht nahm, ihn mit genervten Blick ansah und fragte:

 

„Yuu-Chan, mal ehrlich, hast du je zuvor in deinem Leben mal getanzt? Oder weißt du überhaupt irgendwas darüber, wie ein paar Grundlagen, Schritte, oder so?“

 

„Nein, weiß ich nicht.“, gab Yuu sachlich zu, „Aber ich bin ein schneller Lerner.“, fügte er freudig und mit einem sorglosen Lächeln hinzu.

 

„Ja, das bist du tatsächlich.“, stimmte Mika ihm mit einem weiteren Seufzer zu, „Allerdings gilt das nur für das Lernen von neuen Schwerttechniken, oder alles andere, was mit Kämpfen zu tun hat. Wenn es um etwas Triviales geht, bist du ein hoffnungsloser Fall.“

 

„Hey, das ist nicht-“

 

„Muss ich dich daran erinnern, wie du einmal versucht hast zu kochen?“, unterbrach er ihn mitten im Satz, „Oder, als du versucht hast das Auto zu fahren, das ausgerechnet das einzige war, das wir fanden und das noch funktionierte?“

 

„Ach, komm schon, Mika. Willst du mir wirklich für den Rest meines Lebens wegen diesen kleinen Vorfällen Vorträge halten? Okay, ich geb ja zu, dass ich möglicherweise was bei den Zutaten falsch gemacht hab und das nicht jedes Öl fürs Kochen geeignet ist, so viel weiß ich jetzt, aber ich schwöre, dass es nicht meine Schuld war, dass das Auto gegen einen Baum gefahren ist, der wortwörtlich aus dem Nichts kam.“, versuchte Yuu sich verzweifelt zu verteidigen, aber Mika sah ihn nur unbeeindruckt an, was ihm signalisierte, dass er ihm keine einzige seiner Entschuldigungen abkaufte.

 

„Na gut, dann war es halt meine Schuld.“, gestand er sich schmollend seine Niederlage ein, „Bist du jetzt zufrieden? Dann bring mir endlich Tanzen bei.“

 

„Warum ausgerechnet ich?“, fragte Mika und klang dabei recht genervt, „Wie wäre es, wenn du stattdessen die anderen fragen würdest, sobald sie wieder da sind. Ich wette, dass sie es dir gerne beibringen würden.“

 

„Du weißt ganz genau wie lang sie immer brauchen um nach Vorräten zu suchen. Sie sind nie vor Sonnenuntergang zurück und ich bezweifle, dass sie überhaupt irgendwas über’s Tanzen wissen. Also bist du der einzige, den ich noch deswegen fragen kann.“

 

„…“

 

„Bring es mir bei, Mika, bitte?“, bat er mit einem Lächeln, „Es wird auch ein Geheimnis zwischen dir und mir bleiben. Ich werd’s niemandem verraten, ich versprech‘s. Und nur dieses eine Mal, dann werde ich nie wieder danach fragen, okay?

 

„…“

 

„…Okay?“

 

Mika sah ihn nur für einen kurzen Augenblick an und wollte erneut ablehnen und diese Diskussion ein für alle Mal beenden, aber als er sah wie er ihn anlächelte, brachte er es einfach nicht über’s Herz ‘nein’ zu sagen.

 

So sehr er es auch hasste es zuzugeben, oder wie sehr er versuchte zu widerstehen, er wurde schwach bei seinem Lächeln und ihm war klar, dass Yuu das nur allzu gut wusste wie er das jedes Mal, wenn er etwas von ihm wollte, zu seinem eigenen Vorteil nutzen konnte.

 

 

Was tue ich mir da nur an?

 

 

Wunderte Mika sich, während ein weiterer schwerer Seufzer seinen Lippen entwich.

 

„Na gut. Wenn du dann endlich damit aufhörst. Aber wie du gesagt hast, nur dieses eine Mal und niemand wird je davon erfahren, kapiert?“

 

Als er das hörte, wurde Yuu’s Lächeln größer und seine Augen schienen fast so, als ob sie funkeln würden, bevor er enthusiastisch nickte.

 

Sie schalteten den Fernseher aus und standen von der Couch auf, auf der sie bis dahin gesessen hatten. Immer noch nicht glaubend, was er da gerade eigentlich tat, zog Mika seinen Mantel und den oberen Teil seiner Uniform aus, da es zu unbequem gewesen wäre darin zu tanzen, sodass er nur noch das schwarze Shirt, das er darunter anhatte, seine Hosen und seine kniehohen Stiefel anhatte, während Yuu weiterhin seine reguläre JIDA Uniform anbehielt.

 

Danach begaben sie sich zur Mitte des Raumes um mehr Platz zu haben, wo sie nun voreinander standen.

 

„Okay, dann lass uns anfangen.“, sagte Mika und versuchte dabei nicht allzu genervt zu klingen, „Als allererstes, leg eine deiner Hände auf meine Schulter und gib mir deine andere.“

 

„…Warum?“, fragte Yuu, während er den Kopf verwirrt zur Seite neigte.

 

„Weil das die Grundstellung ist. Ohne die kannst du nicht einmal anfangen zu tanzen.“, erklärte er mit einem Seufzen.

 

 

Wir sind gerade einmal bei einer Sekunde und ich kann jetzt schon sagen, dass ich sowas von bereuen werde ja gesagt zu haben.

 

 

„Oh, okay.“, gehorchte Yuu und legte einer seiner Hände auf seine Schulter, während Mika seine andere ergriff.

 

„Wie ich schon sagte, das ist die Grundstellung. Aber es hängt davon ab, wer führt und wer folgt. In diesem Fall, führe ich, deshalb-“

 

„Was? Wate mal. Warum bist du der, der führt?“, unterbrach er ihn mit skeptischem Blick.

 

„Weil ich im Gegensatz zu dir weiß wie man tanzt und was zu tun ist. Und außerdem, bin ich größer als du.“

 

„Diese zwei, oder drei Zentimeter!“

 

„Immer noch größer.“, konterte Mika mit einem Grinsen und zog ihn damit noch mehr über ihren kleinen Größenunterschied auf, was Yuu zum Schmollen brachte, „Also…können wir endlich anfangen und das hinter uns bringen?“

 

„Von mir aus. Leg los.“, forderte er ihn mit einem selbstbewussten Lächeln auf.

Just a chaotic mess or...?

Unglücklicherweise musste Mika feststellen, dass Yuu das Tanzen beizubringen genauso ein Desaster war, wie er es bereits befürchtet hatte.

 

Er hatte nicht nur null Rhythmusgefühl, sondern schien sich offenbar nicht einmal irgendwelche Schritte merken zu können, egal wie viele Male sie sie wiederholten, oder Mika sie ihm erklärte.

 

Und so brauchte es nur eine halbe Stunde und das gefühlte tausendste Mal, dass Yuu ihm auf den Fuß trat, damit Mika schon genug davon hatte und sich nach nichts mehr sehnte, als dem endlich ein Ende zu setzen.

 

Aber trotz seiner ständigen Fehler, blieb Yuu dennoch hartnäckig und dachte nicht im Geringsten ans Aufgeben, sehr zu Mika’s Leidwesen, und bat ihn sogar es immer und immer wieder zu versuchen.

 

Und da er auch jedes Mal dieses Lächeln benutzte, wenn er ihn danach fragte, konnte Mika auch nicht ‘nein’ zu ihm sagen.

 

Nach einigen mehreren Versuchen und Fehlschlägen, nach denen Yuu noch immer nicht genug hatte, schlug Mika vor den Videorekorder wieder anzuschalten, da er hoffte, dass es helfen könnte, wenn sie dem tanzenden Paar auf dem Video folgen würden, aber vergeblich.

 

Yuu blieb unverbesserlich.

 

„Das ist doch lächerlich.“, murmelte Mika, als der Walzer im Video langsam zum Ende kam und beschloss nun endgültig dem ein Ende zu setzen, ob es Yuu gefiel, oder nicht.

 

Mika ließ ihn los, während er einen Schritt zurücktrat und als er gerade die Fernbedienung holen wollte um den Rekorder auszuschalten, verringerte Yuu den Abstand wieder zwischen ihnen, indem er seine Arme um seine Schultern schlang und sie beide dadurch fast zum Stolpern brachte.

 

„Y-Yuu-Chan?“, stotterte Mika, während er sich aufgrund dieser Nähe verkrampfte und spüren konnte wie sein Gesicht langsam wärmer wurde, „W-was-“

 

„Das ist viel einfacher.“, unterbrach ihn Yuu mit einem Lächeln, als er sein Kinn auf seine Schulter legte.

 

Zunächst verstand Mika nicht, was er damit meinte, aber dann fiel sein Blick wieder auf den Fernsehbildschirm und sah wie das Paar im Video vom Walzer zum langsamen Tanz übergingen, während romantische Musik im Hintergrund gespielt wurde.

 

„Du weißt schon das…das nicht wirklich Tanzen ist…“, sagte er ausdruckslos.

 

„Wir bewegen uns. Zu Musik. Also gilt das als Tanzen.“, entgegnete Yuu mit leiser Stimme und umarmte ihn dabei etwas fester.

 

„…“

 

Da er genug davon hatte ständig mit ihm zu diskutieren, was auch sehr ermüdend war, und wohlwissend, dass er sowieso nicht gegen Yuu’s Sturheit ankam, seufzte Mika nur und gestand sich seine Niederlage ein, bevor er zögerlich seine Hände um seine Hüfte legte und ihn etwas näher an sich zog.

 

Und so, ohne auch nur ein weiteres Wort miteinander zu wechseln, fingen sie damit an sich ganz langsam zum leisen Ton der Musik zu bewegen, die vom Video kam und das einzige Geräusch war, das den Raum füllte.

 

„Übrigens, wie…oder besser wann…hast du eigentlich Tanzen gelernt?“, wollte Yuu irgendwann mit leiser und sanfter Stimme wissen.

 

„Naja, als Vampir da…hast du alle Zeit der Welt.“, entgegnete Mika mit einem kleinen, aber auch traurig klingendem Lachen, „Deshalb hab ich, wann immer ich Zeit totzuschlagen hatte…ein paar Bücher gelesen. Es gab immerhin eine ganze Menge davon in Sanguinem und einige davon handelten vom Tanzen. Das ist im Grunde genommen auch schon alles, was es dazu zu sagen gibt.“

 

„Und…mit wem hast du vorher getanzt? Es ist etwas, das du nicht einfach so ganz allein machen kannst, richtig?“

 

„Mit niemandem. Um ehrlich zu sein…hatte ich bis jetzt noch nie praktische Erfahrung. Ich hab nur die Grundlagen gelesen und dank dem Video, hatte ich auch ein grobes Bild wie es auszusehen hatte, das ist alles.“

 

„Also…bin ich dein erster Tanzpartner, was?“, bemerkte Yuu scherzend und mit einem Grinsen auf dem Gesicht.

 

„Ja.“, stimmte ihm Mika zu, bevor er sarkastisch hinzufügte, „Und obendrein auch noch ein ziemlich miserabler.“

 

„Hey! Ich hab gerade erst den Dreh rausbekommen, okay?“, protestiere er mit hörbaren Schmollen.

 

„Natürlich hast du das.“

 

Dem Ton seiner Stimme nach zu urteilen, wusste Yuu, dass er ihm nicht im Geringsten glaubte, also löste er die Umarmung und sah ihn an.

 

„Dann zeig ich dir halt wie viel besser ich geworden bin!“

 

„Oh, das würde ich nur zu gern sehen.“

 

„Na gut, dann mach die Augen zu.“

 

„Was?“, fragte Mika verwirrt, da er nicht ganz die Bedeutung dieser Aufforderung verstand.

 

„Ich zeig dir wie viel besser ich im Tanzen geworden bin!“

 

„Walzen.“

 

„Wie auch immer! Jetzt mach endlich die Augen zu und lass mich es dir zeigen!“

 

„Und warum genau muss ich das machen?“

 

„Vertraust du mir etwa nicht?“, fragte er mit zärtlichem Ton, während er ihm in seine blutroten Augen schaute.

 

„Natürlich tue ich das.“, entgegnete Mika mit einem Seufzen, „Es ist nur…wie soll ich mit geschlossenen Augen irgendetwas sehen können?“

 

„Keine Sorge, musst du nicht, da ich diesmal derjenige sein werde, der führt.“, erklärte Yuu mit einem sorglosen Lächeln.

 

Mika konnte sich ein kleines und amüsiertes Lachen nicht verkneifen, als er das hörte, da er dachte, dass er scherzte, aber als er Yuu’s Gesichtsausdruck sah, wusste er, dass er es nicht tat.

 

„Warte, du meinst das ernst?“

 

„Natürlich.“, antwortete er selbstverständlich.

 

„Yuu-Chan, bis gerade eben hast du noch nicht einmal einen einzigen Schritt hingekriegt. Wie willst du dann führen?“

 

„Wirst du schon sehen, ich beweise es dir. Ich beweise dir, dass ich es diesmal richtig mache. Dass ich es sogar besser kann als du.“, sagte Yuu, während seine Augen mit unerschütterlicher Entschlossenheit und Selbstbewusstsein leuchteten.

 

„…“

 

„Mach. Die. Augen. Zu.“

 

Nachdem er ihn für ein paar weitere Sekunden ansah und wusste, dass Yuu viel zu stur war um damit so schnell wieder lockerzulassen, seufzte Mika erneut schwer, bevor er gehorchte und seine Augen schloss.

 

Und kurz darauf, entfernte Yuu vorsichtig, um ihn nicht zu erschrecken, Mika’s Hand von seiner Hüfte und legte sie sich auf seine Schulter, während er seine eigene Hand um seine Hüfte legte und Mika’s andere Hand nahm.

 

 

Naja, immerhin hat es sich das eingeprägt…

 

 

Dachte Mika, bevor Yuu sich langsam anfing zu bewegen und ihn durch den Raum führte, während er versuchte seine Bewegungen von zuvor so gut wie möglich zu imitieren.

 

Es war zögerlich und tollpatschig, nicht einmal annähernd perfekt, aber trotzdem…konnte Mika sagen, dass Yuu viel besser geworden war im Vergleich zu den letzten Malen. Wie sehr er es versuchte und wie viel Arbeit er reinsteckte…und er konnte nicht verhindern, dass sich ein kleines Lächeln auf seinen Lippen bildete.

 

Sie tanzten für eine kleine Weile so weiter, bis sie irgendwann wieder anhielten. Zunächst dachte Mika, dass Yuu nur einfach den nächsten Schritt vergessen hatte und sich darüber den Kopf zerbrach, also ließ er die Augen zu und wartete geduldig darauf, dass er den nächsten Schritt machte…nur um ein paar weiche und warme Lippen auf seinen eigenen kurz darauf zu spüren.

I'm dancing with you between my arms

Es waren nur bloße Sekunden bis Yuu vorsichtig wieder den Kuss löste und Abstand nahm, als sie beide wieder die Augen öffneten.

 

„Wofür…war das?“, fragte Mika mit einem kleinen und amüsierten Lachen, während ein leichter Rotschimmer seine Wangen bedeckte.

 

„Weiß nicht.“, entgegnete Yuu, hörbar verlegen und ebenfalls mit einem sichtbaren Rotschimmer auf dem Gesicht, „Mir…war einfach danach. Du weißt schon, wie bei denen in dem Video.“

 

„Wir…sind aber keine Paar, Yuu-Chan.“

 

„Aber wir tanzen wie eins, oder?“

 

„…“

 

Als er dieses zärtliche Lächeln sah, das Yuu ihm schenkte, sah Mika ihm einfach nur für einen kurzen Moment in seine ruhigen und gütigen Augen, bevor sein Blick weicher wurde, während er seine Hand, die auf Yuu’s Schulter lag, entfernte, und um seine Hüfte legte.

 

„Ich bin dran. Ich werd wieder führen.“, sagte er und erwiderte dabei das Lächeln, „Also…schließ die Augen.“

 

„H-huh?“, entgegnete Yuu, überrascht von dieser unerwarteten Aufforderung, „Mika, das…das ist keine gute Idee, überhaupt nicht, glaub mir. Es war schon schlimm genug, als sie vorhin offen waren, also sollten wir wirklich nicht-“

 

„Und ich werde kein ‘nein’ als Antwort akzeptieren.“, unterbrach ihn Mika und zog ihn näher an sich, was ihn überrascht aufschnappen ließ, „Ich musste meine eben gerade schließlich auch schließen, also wäre es doch nur fair, wenn du dasselbe tust, denkst du nicht?“, fragte er mit einem schelmischen Lächeln.

 

„…Na schön.“, grummelte Yuu, während er seine Hand von Mika’s Hüfte entfernte und sie auf seine Schulter legte, bevor er seine Augen schloss, „Aber beschwer dich ja nicht, wenn ich dir wieder auf den Fuß trete, oder es vermassele.“

 

„Keine Sorge…werd ich nicht.“, sagte er mit überaus sanfter und zärtlicher Stimme, als er langsam seine Hand mit Yuu‘s verschränkte, die er noch immer festhielt, was bei Yuu eine Gänsehaut verursachte und ihn dazu brachte sich zu verkrampfen.

 

Und ohne noch irgendwas zu sagen…war Mika diesmal wieder derjenige der Yuu führte, aber dieses Mal…mit spürbar mehr Enthusiasmus als zuvor, während er sicherstellte, dass er sich langsam genug bewegte, sodass Yuu ihm folgen konnte, ohne dabei auch nur einmal seinen Blick von ihm abzuwenden.

 

Sie wiederholten jeden einzelnen Schritt immer wieder und wieder und mit jedem Mal, entspannte sich Yuu mehr und mehr, was dazu führte, dass er selbstbewusster wurde und ihre Bewegungen mehr und mehr synchroner wurden.

 

Obwohl es immer noch nicht ganz perfekt war, interessierte sie es bald auch nicht länger und so tanzten sie einfach wie sie es wollten, während Mika führte und Yuu ihm folgte.

 

Für eine ganze Weile tanzten sie nach Herzenslust weiter, während sie langsam jeden Sinn für Zeit und alles andere um sie herum vergaßen, selbst, dass das Video irgendwann zu Ende gelaufen war, was sie zu nichts als Stille tanzen ließ, bis Mika ihn vorsichtig ein letztes Mal drehte, bevor sie anhielten.

 

Als er Yuu’s weichen Gesichtsausdruck und ein zärtliches Lächeln auf seinem Gesicht sah, mit noch immer geschlossenen Augen, konnte Mika spüren wie ihm bei diesem Anblick die Wärme ins Gesicht stieg und ohne auch nur eine einzige Sekunde darüber nachzudenken, beugte er sich vor, während er die Augen schloss und damit…die Lücke zwischen ihnen.

 

Und erneut berührten sich ihre Lippen nur für wenige, flüchtige Sekunden bis Mika wieder Abstand nahm und sie ihre Augen öffneten.

 

„Nachmacher.“, sagte Yuu mit einem kleinen und hörbar verlegenem Lachen, während er leicht rot wurde.

 

„Tja, wir tanzen als Paar, oder?“, zog Mika ihn auf.

 

„…Aber wir sind kein Paar.“, widersprach er leise.

 

„…“

 

Sie sahen sich einander tief in die Augen und bemerkten wie sie mit Traurigkeit und einer Emotion erfüllt waren, die beide nur zu gut kannten…aber weder Mika, noch Yuu traute sich auszusprechen, was ihnen in dem Moment durch den Kopf ging.

 

Yuu war derjenige, der diesen Moment als erster nach einem kurzen Moment zwischen ihnen unterbrach, indem er Mika’s Hand losließ und seine Arme erneut um seine Schultern schlang.

 

Dieses Mal, allerdings, konnte er nicht spüren wie Mika sich verkrampfte wie beim ersten Mal, sondern stattdessen…wie er nur kurz darauf seine Hände um seine Hüfte legte, bevor sie wieder anfingen zu tanzen.

 

Schweigend, bewegten sie sich langsam, ohne sich überhaupt von der fehlenden Musik gestört zu fühlen, bis Mika ein Kichern vernahm, das von Yuu kam.

 

„…Was ist?“, fragte er leise und leicht irritiert.

 

„Nichts.“, entgegnete Yuu mit einem kleinen Lächeln, „Dachte nur daran, dass…wenn die Welt damals nicht untergegangen wäre und wenn wir auch einen solchen Tanz bei unseren Schulabschluss gehabt hätten…ich so schrecklich dabei gewesen wäre…“

 

„Quatsch.“, widersprach Mika sanft, „Du bist seit dem ersten Mal wirklich besser geworden, also mach dich deswegen nicht so fertig. Und außerdem…hätt' ich dir’s beigebracht…“, fügte er hinzu, was Yuu’s Lächeln größer machte.

 

„Weißt du…wenn wir zur Schule gegangen wären, wärst du echt beliebt bei allen gewesen.“

 

„Oh, du meinst im Gegensatz zu dir?“, fragte Mika mit sarkastischer Stimme.

 

„Natürlich wäre ich auch beliebt gewesen!“, widersprach Yuu schmollend, „Ganz besonders nachdem ich Tanzstunden von dir erhalten hätte, hätten sich die anderen Schüler um mich gerissen.“

 

„Tja, zu blöd. Ich hätte es dir nur unter einer Bedingung beigebracht.“

 

„Welche?“, wollte er mit einem amüsierten Lächeln auf den Lippen wissen.

 

„…Dass du dann mit mir getanzt hättest…“, sagte Mika mit sanfter und leiser Stimme, fast einem Flüstern, das nur für ihn bestimmt war zu hören.

 

„Du hättest wirklich tausenden von Mädchen einen Korb gegeben nur für einen blöden Dummkopf wie mich?“, fragte Yuu mit kleinem und verlegenem Lachen, während er spürte wie sein Gesicht bei diesen Worten leicht wärmer wurde.

 

„Ja…“

 

„…Warum das?“

 

„…“

 

Auch wenn alles, was er von ihm bekam, Stille war, kannte Yuu bereits die Antwort auf diese Frage und als ob er ihm eine Art Erwiderung gab…umarmte er ihn etwas fester.

 

Schon seit einiger Zeit waren sich beide mehr als nur im Klaren über ihre Gefühle, die sie dem anderen gegenüber hegten.

 

Sie wussten…dass sie sich in einander verliebt hatten.

 

Mika hatte es zuerst an diesen schicksalshaften Tag in Nagoya realisiert, als er Yuu’s Blut zum aller ersten Mal getrunken und sich in einen vollständigen Vampir verwandelt hatte. Aber wenn er darüber gründlicher nachdachte…musste er zugeben, dass er schon viel länger in ihn verliebt war. Eigentlich…war er das sogar schon irgendwie seit sie Kinder waren, auch wenn er seinen Gefühlen damals noch keinen Namen geben konnte.

 

Was Yuu betrifft, ihm dämmerte es kurz nachdem sie alle in das Haus eingezogen waren, in dem sie zurzeit wohnten. Obwohl er noch nie zuvor in jemanden verliebt war, brauchte er nicht lange um zu verstehen was genau er für seinen besten Freund empfand.

 

Aber sie waren sich nicht nur über ihre eigenen Gefühle im Klaren, sondern wussten auch ebenfalls, wie der jeweils andere für sie empfand. Die Art wie sie sich ansahen oder anlächelten…der Blick in ihren Augen…wie wohl sich der andere zu fühlen schien, wenn sie zusammen waren…dieser unübersehbare Rotschimmer, der sich manchmal auf ihre Gesichter schlich…Alles davon verriet sie. Nicht, dass sie es überhaupt voreinander verstecken wollten.

 

Und obwohl sie sich sogar der Tatsache bewusst waren, dass der andere über ihre Gefühle für den jeweils anderen wusste…sagte keiner von beiden etwas dazu, oder gestand es überhaupt.

 

Nicht, weil sie sich nicht trauten, sondern, weil für sie nicht die Notwendigkeit bestand ihrer Beziehung irgendeine Bezeichnung zu geben. Für einander…waren sie eine Familie. Es kümmerte sie nicht, ob sie nicht blutsverwandt miteinander waren, ob der eine ein Mensch und der andere ein Vampir war, ob sich ihre Gefühle füreinander über die Jahre geändert hatten, wie viele Meinungsverschiedenheiten sie von Zeit zu Zeit hatten…oder ob sie nun in einander verliebt waren.

 

Nichts könnte je die Tatsache ändern, dass sie eine Familie waren und zu wissen, wie der andere für sie empfand, war mehr als sie je verlangen könnten.

 

Und obwohl es Zeiten gab, in denen sie das Bedürfnis hatten diese drei kleinen Worte laut auszusprechen…oder sich sogar danach sehnten es vom jeweils anderen zu hören…kam es ihnen noch nie zuvor über die Lippen.

 

Kein einziges Mal.

We are still kids, but we're so in love

„…Hey, Mika…“, unterbrach Yuu diese Stille zwischen ihnen irgendwann mit leiser Stimme.

 

„Hm?“

 

„Hätte dir das gefallen? Ein normales Leben, meine ich. Zur Schule zu gehen, triviale Sachen zu machen wie Hausaufgaben, lernen, mit Freunden abhängen, oder…mit jemandem ausgehen…”, wollte er wissen und spürte wie Mika’s Griff um seine Hüfte ganz leicht fester wurde beim letzten Teil.

 

„Musst du das wirklich fragen?“, entgegnete Mika mit einem kleinen Lachen und im selben leisen Ton wie er, „Natürlich hätte mir das gefallen…sehr sogar. Was ist mit dir?“

 

„Du kennst mich. Solange ich bei meiner Familie sein kann…bei dir…kümmern mich solche Dinge nicht wirklich. Obwohl ich mich schon manchmal dabei ertappe wie ich…mich nach einem normalem Leben sehne. Ohne einen Krieg, der wütet…oder ohne kämpfen zu müssen…ohne sich ständig darüber sorgen zu müssen, ob wir den nächsten Tag überleben, oder nicht. Selbst, wenn es langweilig gewesen wäre…es wäre dennoch schön gewesen, wenn die Dinge etwas anders verlaufen wären.“

 

„…Selbst wenn…wir uns nie getroffen hätten?“

 

„Was meinst du?“

 

„Ist es…dir je in den Sinn gekommen, dass…all dieses Chaos nur passiert ist, weil wir uns begegnet sind?“, fragte Mika zögerlich, „Vielleicht…hätte die Apokalypse verhindert werden können, wenn…wir uns nie kennen gelernt hätten…wenn wir einfach-“

 

Er verstummte, als Yuu plötzlich anhielt und die Umarmung löste.

 

„Ich bin froh, dir begegnet zu sein.“, sagte Yuu mit sanfter Stimme, während er ihm in seine blutroten Augen schaute und ihre Gesichter nur Zentimeter voneinander entfernt waren,  „Es kümmert mich nicht, ob die Welt deswegen untergegangen ist. Ob unser Treffen die Apokalypse verursachte. Ob von meinen Eltern verstoßen worden zu sein, die Experimente an mir, oder all diese Jahre allein gewesen zu sein, der Preis dafür gewesen ist dich zu treffen…ich würde ihn trotzdem immer und immer wieder zahlen. Und egal wie viele Male ich nach meinem Tod wiedergeboren werde…ich würde dich jeder perfekten Kindheit, oder einer Zukunft, in der alles schön und gut ist, in der ich alles habe, was ich je wollte, vorziehen…weil es ohne dich in meinem Leben bedeutungslos wäre. Selbst wenn es letztendlich mein Untergang sein würde…ich würde dennoch an deiner Seite bleiben, bis zu meinem letzten Atemzug.“

 

„…“

 

Tief berührt von dem, was er gerade gesagt hatte, fehlten Mika die Worte und er schaute nur schweigend in diese smaragdgrünen Augen direkt vor ihm und sah dieses warme Lächeln, das er ihm in diesem Moment schenkte, an…bevor er seine Hüfte losließ, seine Arme um seine Schultern schlang und ihn näher an sich zog.

 

„…Ich bin dran…“, flüsterte er, „…Führ mich…“

 

Während er spüren konnte wie sein Gesicht beim leisen Ton seiner Stimme wärmer wurde, legte Yuu zögerlich seine Hände um seine Hüfte und sie begannen mit nun getauschten Rollen wieder langsam zu tanzen.

 

„…Übrigens, trinkst du auch genug Blut?“, fragte Yuu besorgt nach einer kurzen Weile, „Du bist ziemlich dünn…“

 

„Mir geht’s gut, mach dir keinen Kopf.“, versicherte ihm Mika leise, „Wenn ich von dir trinke nur um zuzunehmen, würdest du sterben. Und außerdem…sagt das genau der Richtige. Du fühlst dich auch wie ein Leichtgewicht an, wann immer ich dich trage, also bist du derjenige, der mehr essen sollte, sonst könnte ich dich wirklich eines Tages verletzen, indem ich dir zu viel Kraft raube…“

 

„Ich esse genug!“, protestierte er, „Ich trainiere nur viel, das ist alles! Und zu deiner Information, ich stelle bereits sicher, zweimal so viel wie sonst zu essen, da ich im Grunde jetzt für zwei essen muss.“

 

„ ‘Für zwei’?“

 

„Du trinkst schließlich nun mein Blut, oder? Also hängt dein Leben eigentlich von meinem ab. Und da du immer so Angst davor hast mir jedes Mal in irgendeiner Weise wehzutun…esse ich jetzt auch für dich mit. Damit du so viel trinken kannst, wie du willst und brauchst, ohne dir dabei über irgendwas Sorgen machen zu müssen.“

 

„…“

 

Nachdem er langsam seine Worte in sich einsinken ließ, entwich ein kleines und verlegenes Lachen Mika’s Lippen, bevor er murmelte:

 

„…Du bist so ein großer Trottel…“

 

„Vielleicht bin ich das.“, entgegnete Yuu mit einem kleinen Lächeln, „Aber vergiss nicht, dass du derjenige warst, der sich diesen großen Trottel als seine Familie ausgesucht hat. Aber um ehrlich zu sein…kümmert es mich nicht, ob ich einer bin, solange ich dich letzten Endes irgendwie glücklich machen kann…und, weil ich weiß, dass, egal was kommt, du immer an meiner Seite sein wirst…und ich an deiner.“

 

„…“

 

Ohne auch nur ein weiteres Wort zu sagen, bewegten sie sich langsam zu nichts als Stille für einen flüchtigen Moment…bis Mika mit sanfter Stimme sagte:

 

„…Yuu-Chan?“

 

„Hm?“

 

„…Ich liebe dich…“, kam es ihm endlich über die Lippen als ein bloßes Flüstern, nur für ihn bestimmt zu hören.

 

Langsam riss Yuu überrascht die Augen auf bei diesem unerwarteten, aber längst überfälligem Geständnis, nach dem er sich schon seit einer ganzen Weile gesehnt hatte, während er spüren konnte wie sein Gesicht wärmer wurde und wie sein Herz mehr als nur einmal aussetzte, bevor sein Blick wieder weicher wurde…und sich ein schelmisches Grinsen auf seinen Lippen bildete.

 

„Huh? Hast du gerade was gesagt?“, fragte Yuu mit sarkastischer Stimme, „Ich hab dich nicht ganz verstanden. Könntest du das noch mal etwas lauter wiederholen?“

 

„Was?! Wag es ja nicht dich dumm zu stellen, Yuu-Chan!“, entgegnete Mika und erhob dabei seine Stimme aus Verlegenheit, „Du hast mich sehr wohl gehört!“

 

„Nein, hab ich nicht.“

 

„Natürlich hast du das!“

 

„Hab ich nicht.“

 

„Lüg nicht!“

 

„Tue ich nicht.“

 

„Tust du!“

 

„Nein, tu ich nicht~“

 

„Ich weiß, dass du mich gerade gehört hast!“

 

„Nö, hab kein einziges Wort verstanden.“

 

„Dann hör besser zu!“

 

„Würde ich ja, wenn du nicht die ganze Zeit so nuscheln würdest.“

 

Da er genug von seiner Sturheit und diesem Gehabe hatte, hielt Mika abrupt an und löste die Umarmung, indem er Yuu an seinen Schultern packte und ihn etwas von sich weg zog.

 

„Verdammt noch mal, Yuu-Chan, ich liebe dich, okay?!“, rief er mit lauter Stimme, „Schon seit wir Kinder waren! Ich hab dich immer, immer geliebt! Du warst es immer! Ich liebe dich so verdammt sehr, dass ich nicht nur für dich sterben, sondern auch für dich leben würde! Selbst als Vampir, selbst wenn ich einer für alle Ewigkeit bleibe, weil es mich nicht kümmert, solange ich bei dir sein kann! Ernsthaft, Yuu-Chan, du bist der größte, sturste und hitzköpfigste Idiot, den ich je kannte, der nie wirklich zuhört, das Talent hat sich andauernd in Gefahr zu bringen und ständig anderen ohne Ende Sorgen bereitet, aber trotzdem das wunderschönste, bezauberndste Lächeln und Lachen in der ganzen Welt hat und ich bin ein noch viel größerer Idiot, weil ich mich bis über beide Ohren in dich verliebt hab! War das endlich deutlich genug?!“

 

„…“

 

Nichts als Mika’s schweres Atmen füllte danach den Raum, während er sich langsam von seinem Anfall erholte…bevor er endlich bemerkte, dass Yuu ihm mit weit aufgerissenen Augen und einem knallrotem Gesicht ansah.

 

Erst dann dämmerte es Mika, was er da gerade alles zu ihm gesagt hatte und als er spürte wie ihm die Wärme bei dieser Erkenntnis ins Gesicht stieg, sah er runter, zu verlegen um ihn anzuschauen.

 

Beide schwiegen danach, während sie ihr Bestes versuchten um sich wieder zu beruhigen und nicht ganz wussten wie sie überhaupt in dieser Situation reagieren sollten.

 

„…Sag was…“, sagte Mika nach einer Weile mit leiser Stimme und unterbrach damit diese merkwürdige Stille zwischen ihnen als erster.

 

„…Tut mir Leid.“, entgegnete Yuu sarkastisch, „Was hast du gerade gesagt? Ich hab dich nicht verstanden.“

 

„Yuu-Chan!“, sagte er seinen Namen im Befehlston, nachdem er seinen Kopf wieder hob und ihn leicht verärgert ansah.

 

Als er seine Reaktion sah, konnte Yuu sich nicht länger zurückhalten und brach in Gelächter aus, während Mika nicht anders konnte, als ihn erstaunt anzusehen.

 

Nur das Geräusch von Yuu’s Lachen füllte den Raum für einen kurzen Augenblick, bis er sich endlich wieder von seinem Lachanfall erholte.

 

„…Was?“, fragte er mit einem kleinen Lachen, als er Mika’s Blick bemerkte.

 

„…Ich liebe dich.“, gestand ihm Mika noch einmal in aller Ernsthaftigkeit und sah ihm dabei tief in die Augen, obwohl er spüren konnte wie der Rotschimmer auf seinem eigenen Gesicht intensiver wurde.

 

Ein Hauch von Überraschung erschien kurz auf Yuu’s Gesicht, der in diesem Moment ebenfalls rot wurde, bevor ein verlegenes und zärtliches Lächeln sich auf seinen Lippen bildete.

 

Zeit schien für sie stillzustehen, während sie sich weiterhin für eine kleine Weile einander in die Augen schauten, bis Yuu mit leiser und zögerlicher Stimme fragte:

 

„Solltest du…jetzt nicht was machen? Du weißt schon, so was wie…mich küssen, oder so?“

 

„H-huh? Oh, ähm, t-tut mir Leid…“, entschuldigte sich Mika, leicht überrascht von dieser unerwarteten Frage und sah sichtlich nervös aus, „E-es ist nicht so, dass ich nicht wöllte, äh, i-ich meine, es ist nur…das ist etwas, was Paare normalerweise tun und-“

 

„Aber wir sind ein Paar.“ Unterbrach er ihn leise, „Außer du…willst nicht, dass wir eins sind…“

 

„Dummkopf.“, sagte Mika mit einem kleinen Lachen und Lächeln, „Als ob es etwas gäbe, das ich mehr wöllte.“

 

„…Dann küss mich.“, bat Yuu ihn mit überaus sanfter und ungewöhnlich schüchtern klingender Stimme.

 

„…“

 

Für einen kurzen und flüchtigen Moment sah Mika ihm tief in seine zärtlichen und smaragdgrünen Augen, die auf die wunderschönste Art schimmerten, die er je zuvor an ihm gesehen hatte…bevor er seine Hände von Yuu’s Schultern entfernte und vorsichtig sein Gesicht in seine beiden Hände nahm.

 

Ohne seinen Blick auch nur ein einziges Mal von ihm abzuwenden, fing er an ihm auf zärtliche und beruhigende Art und Weise über die Wange zu streicheln, während Yuu die Augen schloss und aufgrund seiner Berührung warm lächelte.

 

Und das war alles, was Mika als Ermutigung brauchte um sich vorzubeugen.

 

Langsam kam er ihm mit halb geöffneten Augen näher und näher bis ihr Atem sich bereits miteinander vermischte und schloss sie erst vollständig…als er zärtlich seine Lippen auf Yuu’s eigene warme und weiche legte.

 

Obwohl es nicht es nicht das erste Mal war, dass sich ihre Lippen berührten, verspürten sie eine Gänsehaut. Beide konnten sagen, dass es sich vollkommen anders anfühlte im Vergleich zu diesen kleinen flüchtigen Küssen, die sie sich zuvor gaben.

 

Eine Reihe von kleinen und zärtlichen Küssen, die so langsam waren, als ob sie jede einzelne Sekunde davon in ihr Gedächtnis einbrennen wollten, aber auch zögerlich und zaghaft, wie ein erster Tanz. Mit solch Unschuld und Geduld erfüllt, dass es schwer zu glauben war, dass sie sich nach diesem Moment schon seit langer Zeit gesehnt hatten.

 

Nichts davon fühlte sich je gehetzt, oder überstürzt an. Das einzige, das sie spüren konnten, war die Liebe des anderen, die in jeden einzigen kleinen Kuss einfloss, den sie sich teilten.

 

Und ohne überhaupt zu bemerken, was er tat, nahm Mika bald einer seiner Hände von Yuu’s Wangen und ließ sie langsam tiefer und tiefer gleiten, bis sie seine Hand erreichte und vorsichtig…verschränkte er sie, während Yuu’s andere Hand sich um Mika’s Hüfte legte.

 

Beide stimmten zu, dass nichts, was sie je in ihrem Leben zuvor erlebt hatten…sich je so richtig angefühlt hatte wie dieser eine Moment.

 

 

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Es kam ihnen wie eine wunderschöne Ewigkeit vor, bis dieser Moment zwischen ihnen endete, indem Mika derjenige war, der den Kuss irgendwann löste.

 

Nachdem sie ihre Augen wieder geöffnet hatten und ihre Hände wieder zu sich zurückzogen, schauten beide mit einem schüchternen Lächeln auf den Lippen in unterschiedliche Richtungen, da sie sich nicht trauten den anderen anzuschauen.

 

„…Sag was…“, war Mika der erste, der wieder sprach, wobei sich sein Gesicht anfühlte, als ob es brennen würde.

 

„Warum muss ich immer derjenige sein, der das Reden übernimmt?“, fragte Yuu mit einem kleinen und verlegenen Lachen, auch mit einem mehr als sichtbaren Rotschimmer, der seine Wangen bedeckte, „Wie wäre es, wenn du das mal zur Abwechslung machst…“

 

„Ich…“, begann er zögerlich, gefolgt von einem Seufzen, „Um ehrlich zu sein…weiß ich nicht, was ich sagen soll…“

 

„…Ich auch nicht…“

 

„…“

 

Und so herrschte eine weitere merkwürdige Stille zwischen diesen beiden, von denen keiner so recht wusste, wie er sie unterbrechen sollte, während das Gefühl der Lippen des anderen noch immer auf ihren eigenen zu spüren war.

 

Von Zeit zu Zeit, stahlen sie einen flüchtigen Blick vom anderen und bemerkten wie nervös der andere aussah, oder wie rot sie noch immer waren, bevor sie wieder wegschauten.

 

Einmal allerdings, als Mika kurz zu Yuu hinübersah, trafen sich ihre Blicke und nicht in der Lage vom anderen wieder wegzusehen, sahen sie sich gegenseitig für einen kurzen und flüchtigen Moment in die Augen…bis ein warmes Lächeln sich auf Yuu’s Lippen bildete, bevor er langsam seine Hände nach Mika austreckte und zögerlich sein Gesicht in seine Hände nahm.

 

Zärtlich, genau wie Mika es zuvor getan hatte, begann er seine Wange mit seinen Daumen zu streicheln, während er ihn genauestens ansah und jedes einzelne Detail seines Gesichtes in sich aufnahm.

 

Nach einem weiteren kurzen Moment, ließ Yuu seine Hände wieder etwas tiefer gleiten, bevor seine Arme sich erneut um seine Schultern schlangen und er ihn umarmte, während er seine Augen schloss und erleichtert aufatmete.

 

„Willst du…nochmal tanzen?“, fragte Mika, verwirrt von dieser Aktion.

 

„Dachte es zählt nicht als Tanzen?“, bemerkte er mit einem kleinen und amüsierten Lachen, und bezog sich damit auf das, was Mika zuvor gesagt hatte.

 

„Naja, wenn du es als solches betrachtest, dann…zählt es. Und außerdem…macht es mir nichts aus auf diese Weise mit dir zu ‘tanzen’…Überhaupt nicht.“

 

Bei diesen Worten wurde Yuu’s Lächeln größer und er legte sein Kinn auf seine Schulter, während er mit leiser Stimme sagte:

 

„…Nein, diesmal…will ich einfach nur ne‘ ne Umarmung…“

 

„…“

 

Und erneut herrschte danach Stille zwischen ihnen und nach einer kleinen Weile…konnte Yuu spüren wie Mika zögerlich seine Arme um seine Hüfte legte und ihn etwas näher an sich zog.

 

Bewegungslos standen sie nur einfach schweigend für eine kleine Weile da.

 

Mika konnte deutlich hören wie schnell Yuu’s Herz in diesem Moment schlug, aufgrund seines Vampirhörsinns und da ihre Körper so nah aneinander gepresst waren, konnte er auch spüren, wie es gegen seine Brust hämmerte.

 

Für Mika war es eines der wunderschönsten Dinge, die er je in seinen Leben zuvor gespürt hatte…und, dass er der Grund dafür war, machte es sogar noch wunderschöner.

 

„…Mika?“, unterbrach Yuu plötzlich diese Stille zwischen ihnen.

 

„Hm?“

 

„Ich liebe dich.“, gestand er ihm im sanftesten Ton, den Mika je von ihn gehört hatte, was ihm kurz darauf ein warmes Lächeln auf die Lippen zauberte.

 

„Huh? Was hast du gesagt?“, fragte Mika sarkastisch als Rache für seinen Scherz zuvor, „Ich hab dich nicht ganz verstanden, weil du so nuschelst.“

 

Yuu konnte nicht anders, als bei diesen Worten zu lächeln, bevor er die Umarmung löste und langsam Abstand nahm, wobei er nun auf Augenhöhe mit Mika war und ihre Gesichter nur Zentimeter voneinander entfernt waren.

 

„Ich liebe dich, Mika.“, sagte er noch einmal, während er ihm tief in seine blutroten Augen sah.

 

„Hm? Ich hab dich immer noch nicht verstanden. Könntest du das noch mal wiederho-“, wollte Mika ihn noch weiter aufziehen, aber wurde von einem Paar weicher und warmer Lippen, die zärtlich auf seine eigenen gelegt wurden, unterbrochen.

 

Diesmal allerdings, hielt es nur für wenige Sekunden bis Yuu den Kuss löste und wieder Abstand nehmen wollte. Aber bevor er dazu in der Lage war, oder überhaupt seine Augen öffnen konnte, beugte sich Mika plötzlich vor und führte ihre Lippen noch einmal zusammen.

 

Eng umschlungen teilten sie sich einen weiteren unschuldigen Kuss und nur Sekunden später…spürte Mika wie Yuu anfing in den Kuss hineinzulächeln, was ihn ebenfalls zum Lächeln brachte.

 

Allerdings mussten sie schon sehr bald den Kuss lösen, da sie so sehr lächelten, was sie beide zum Lachen brachte, als sie ihre Augen wieder öffneten.

 

„Warum nur haben wir das nicht schon viel früher gemacht?“, fragte Yuu mit einem Lächeln auf den Lippen.

 

„Weil wir beide Trottel sind.“, entgegnete Mika, während er ihn mit zärtlichen Blick ansah.

 

„Dann passen wir ja ziemlich gut zusammen, was?“, bemerkte er mit einem kleinen Lachen.

 

„…Ja.“

 

Nachdem sie sich für einige weitere Sekunden anlächelten und tief in die Augen des anderes blickten, ergriff Mika wieder das Wort.

 

„…Hey, Yuu-Chan…“

 

„Hm?“

 

„Würdest du…mir die Ehre erweisen, noch einmal mit mir zu tanzen?“, fragte Mika im Flüsterton.

 

Als er diese Frage hörte, entwich ein kleines und verlegenes Lachen Yuu’s Lippen, bevor er sich mit geschlossenen Augen vorbeugte und seine Stirn an seinen lehnte.

 

„Als ob du mich danach fragen müsstest.“, entgegnete er, seine Stimme ebenfalls nicht mehr als ein Flüstern, „…Natürlich tue ich das.“



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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von:  Ookami-no-Tenshi
2018-04-09T19:25:16+00:00 09.04.2018 21:25
Ach wie süß!
Ich weiß, das sage ich immer, aber ich finde einfach kein besser passendes Wort für deine Geschichten.
Sie sind einfach soooooooooo süß! ;)

Lg. Ookami-chan


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