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Tanteizember

Kurzgeschichten-Sammlung
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hey! Vielen lieben Dank für den Kommentar geht hier erstmal an Heizuha. :3
Wie und ob es mit der bisherigen Story weitergeht, muss ich mir noch überlegen, allerdings kommt hier erstmal ein anderes Kapitel der Challenge. Ein Wort davon war nämlich "Freunde".
Dazu habe ich auch einen Heizuha OneShot geschrieben und bei diesem handelt es sich um einen Songfic.

Die Lycris stammt also folglich von Song "Sind wir Freunde?" von 3A.

Ich hoffe sie gefällt euch, auch wenn nicht wirklich viel passiert ^^"
In diesem Sinne: Viel Spaß :D Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ein kleiner OneShot, der mir nachts eingefallen ist. Vielleicht ist es eher eine Schreibübung, aber ich denke, dennoch ein wenig amüsant. Komplett anzeigen

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Ungewisse Gewissheit

„Kazuha?“  Conan lauschte interessiert, als er einen bekannten Namen am Telefon hörte. Ran drückte den Hörer stärker gegen ihr Ohr und lächelte leicht. „Natürlich. Darüber würde ich mich freuen! Wann denn?“ Eine kurze Pause folgte, dann zeichnete sich Überraschung auf ihrem Gesicht ab. „Wie jetzt?! Jetzt gleich? Aber…“ Conan seufzte im Hintergrund. War ja klar, dass sich die beiden wieder selbst einladen würden. Er wartete gar nicht mehr, bis das Gespräch beendet war, sondern ging ins Bad und machte sich fertig. Ein bisschen Ruhe vor dem Sturm wollte er wenigstens noch haben.

    Als er wieder herauskam sah er durch eine offene Tür wie Ran bereits einen Futon in ihrem Zimmer ausbreitete. Als sie ihn bemerkte lächelte sie ihm zu. „Kazuha-chan kommt uns besuchen und bleibt eine Nacht. Sei doch so lieb und pack für Heiji auch schon Mal das Bettzeug raus.“ Er nickte und machte sich an die Arbeit. Die hätten sich aber auch wirklich etwas früher ankündigen können. Eigentlich hatte er vorgehabt am Wochenende ein bisschen von den Oberstufen Stoff nachzuholen. Ran hatte ihm die Blätter abfotografiert und der Professor war so nett gewesen sie auszudrucken. Er hing schon genug hinterher. Jetzt musste er das wohl verschieben.

 

Als es an der Tür klingelte eilte Ran schnell herbei und öffnete. „Hallo Kazuha-chan und…“ Sie blinzelte etwas überrascht. „Ist Heiji gar nicht mit?“

   Kazuha trat ihre Schuhe draußen ab und kam dann herein. „Nein. Wieso? Ich hatte doch auch nie gesagt, dass er mitkommt.“

   „A…Ach so.“ Ran lachte verschmitzt. „Ich dachte nur, weil ihr zwei immer zusammen aufkreuzt.“

   „Ich wollte halt mal alleine kommen.“ Sie zuckte gleichgültig mit den Schultern und ging Richtung Wohnzimmer. Ran eilte ihr schnell hinterher.

   „Hm? Kazuha…stimmt etwas nicht? Habt ihr euch gestritten?“.

   „Nein, nein.“ Kazuha hob abwehrend die Hände und lächelte leicht. Kurz darauf jedoch, ließ sie sich mit einem leisen Seufzer auf das Sofa der Moris fallen. „Ich brauch einfach n´ bisschen Abstand…“

   Ran bedachte sie mit einem mitfühlenden aber auch fragenden Blick. Dennoch bohrte sie nicht weiter nach. „In Ordnung… Ich hole uns erstmal einen Tee, dann kannst du ja mehr erzählen, wenn du möchtest.“ Das Osaka-Mädchen nickte danken und zog die Knie leicht an.

   „Duuu, Kazuha-neechan?“ Conan war zu ihr aufs Sofa geklettert und sah sie mit seinen großen Kinderaugen an. „Hat Heiji irgendetwas verletzendes zu dir gesagt, oder etwas angestellt?“

   Kazuha schüttelte traurig lächelnd den Kopf. „Nein… eigentlich… eher das Gegenteil.“ Ihre Wangen nahmen einen leicht rosanen Ton an. „Um ehrlich zu sein… Hat er mir seine Liebe gestanden.“

   „Was?!!“ Ran war gerade wieder in den Raum gekommen und hatte vor Schreck das Tablet fallen gelassen. Die warme Flüssigkeit verteilte sich über den Boden, aber die Aufmerksamkeit der Anwesenden lag derweil auf etwas anderem. „Aber... das ist doch schön! Was ist dann das Problem?“ Ran lächelte leicht, während sie sich schnell bückte und die Tassen vom Boden aufhob.

    Kazuha zog nervös an ihrem Hosensaum. „Das Problem… Nun ja… Ich weiß einfach nich´, wie ich mich jetzt verhalten soll. Ich weiß das klingt dumm... und ich habe mir das ja auch die ganze Zeit gewünscht, … aber...“ Sie krallte ihre Hand in das Kissen neben sich. „Ach ich bin einfach so n´ Idiotin!“

    „Nicht doch!“ Ran stellte ihre Last auf dem Couchtisch ab und setzte sich neben sie, dann blickte sie zu Conan auf. „Holst du bitte einen Lappen?“ Dieser nickte nur stumm und glitt von Sofa, während sie sich wieder an ihren Gast wandte. „Es ist doch völlig normal, dass du jetzt ein bisschen nervös bist. Immerhin ist das eine neue Situation.“

     „Aber doch nich´ so nervös, dass ich mich gar nich´ richtig freuen kann. Es is´ nur… wir kennen uns schon so lange. Ich meine... wir sind sogar fast wie Geschwister aufgewachsen. Was is´…, wenn sich jetzt alles verändert? Was soll ich denn sagen, wenn ich ihm gegenüberstehe?“ Sie drückte sich immer weiter in das Polster.

      „Ach Kazuha. Du machst dir zu viele Gedanken. Wer sagt denn überhaupt, dass sich etwas daran ändern muss, wie ihr miteinander umgeht?“

      Conan war mittlerweile zurückgekommen und beseitigte die Tee Reste vom Boden. „Bei Shinichi-niichan und Ran-neechan hat sich ja auch nichts geändert.“

       „Ja…“ Ran blickte in ihre Hand. „Naja. Er ist ja auch nicht wirklich da… Aber du hast recht.“ Conan schluckte unmerklich.   „Auf jeden Fall solltest du einfach nicht zu viel darüber nachdenken, sondern es einfach auf dich zukommen lassen.“

       Kazuha starrte sie noch kurz betroffen an, dann seufzte sie leise. „Wenn das nur so einfach wäre, ich hab mich ziemlich bekloppt ihm gegenüber benommen…“

       Ran lächelte ihr aufmunternd zu. „Ach was, wahrscheinlich hast du es einfach viel schlimmer in Erinnerung als es war. Aber ich habe eine Idee. Wieso unternehmen wir nicht einfach etwas, damit du etwas abgelenkt wirst. In der Stadt findet doch gerade dieser Weihnachtsmarkt statt. Da könnten wir doch hin!“ Ran schaute von ihrer Idee anscheinend vollkommen begeistert in die Runde.

 

 

Gesagt getan landeten die drei wenig später auf dem Weihnachtsmarkt mitten in Tokio. Shinichi fragte sich, warum er überhaupt mitgekommen war, die Mädchen würden wahrscheinlich eh die ganze Zeit über - naja eben Mädchenkram, reden. Andererseits musste er zugeben, dass die bunte Festtagsbeleuchtung und der liebliche Geruch von Lebkuchen immer einen Besuch wert waren. Während er also neben den beiden her schlenderte und sich interessiert umsah, besprachen diese die genaueren Einzelheiten von Heijis Geständnis. Warte, es ging gerade um Hattori? Nun war Conans Aufmerksamkeit doch geweckt und lauschte andächtig den Worten der Oberschülerinnen.

„Und dann hat er mir das Horoskop einfach aus der Hand gerissen und während ich mich noch danach gestreckt habe, hat er es laut vorgelesen.“ Kazuha räusperte sich vor den nächsten Worten. „Das n´ Kindheitsfreund mir bald was Wichtiges gestehen wird, behauptete er, das da stehe. Und als ich den Zettel dann endlich wieder in meinen Besitz bringen konnte war ich völlig baff.“ Sie guckte verlegen zur Seite. „Ich liebe dich, stand da drauf.“

„Und was hast du dann gemacht?“ Ran schlug entzückt die Hände gegeneinander und sah sie fragend an. Auch Shinichi war gespannt auf die Antwort, auch wenn er sich keiner solch offensichtlichen Begeisterung hingab.

„Na ja, ich…“ Kazuha starrte auf ihre Hände. „Ich stand erstmal da und hab nichts rausbekommen. Dann… hat er mich gefragt ob alles ok sei und…“, sie ließ sich mit den nächsten Worten Zeit und spielte nervös mit den Kordeln ihrer Kapuze.  „Klar, habe ich dann gesagt, aber das reichte ihm natürlich nich´. Ich habs ihm dann also auch gestanden und wir hatten n´ kurze Umarmung.“

„Und weiter?“, Ran wollte nicht glauben, dass das alles gewesen war und drängte sie mehr zu erzählen.

„Also… erst war das natürlich schön, …aber dann kamen die Zweifel auf und ich habe mich verabschiedet und bin weggerannt.“

„Du hast was?“, Ran und Conan starrten sie beide an, als wäre sie verrückt.

„Ich weiß auch nich´, es war alles so viel…“ Sie blickte beschämt zu Boden. Sicher halten die mich jetzt für völlig plem plem, das war ich aber auch. Lieber erzählte sie ihnen nicht auch noch, dass sie sogar in der Umarmung gezittert hatte.

„Und was hat Heiji dazu gesagt?“, platze es nun auch aus Conan heraus.

„Ich hab ihm nich´ wirklich Gelegenheit gegeben darauf zu reagieren.“, erwiderte Kazuha wahrheitsgemäß. „Ich hoffe er ist nicht allzu sauer darüber...“

Eher macht er sich Sorgen…, dachte sich Shinichi.

„Also wirklich Kazuha“, Ran fasste sie an der Hand und blickte sie ernst an. „Du solltest ihn dann wenigstens anrufen.

„Meinst du? Aber was soll ich ihm den sagen?“

„Vielleicht einfach das du hier bist und bei uns übernachtest. Was wäre denn ,wenn er bei dir zuhause nach dir sucht?“

„Ach Unsinn.“, Kazuha bekam ein flaues Gefühl im Magen bei diesem Gedanken, dennoch versuchte sie Ran anzulächeln. „Er wird doch nicht nach mir suchen. „

„Und wenn doch?“, Ran war hartnäckig.

 

Conan indessen, hatte sich ein wenig von den Mädchen abgekapselt und hielt nach jemanden bestimmten Ausschau. Er hatte schon vorhin, als sie aufgebrochen waren, Hattori die Lage gesimst, was unweigerlich dazu geführt hatte, dass Heiji sich auf den Weg hierher machte. So langsam sollte er doch da sein?

„Lass uns erstmal ein wenig Spaß haben. Wie wär‘s, wenn wir auf die Eisfläche gehen?!“, Kazuha lenkte schnell vom Thema Anruf ab und deutet in Richtung Schlittschuhstand.

„Schlittschuhlaufen? Das bin ich schon lange nicht mehr… hm... In Ordnung, aber danach rufts du ihn an, ja?“, Ran lächelte ihr zu.

„Vielleicht, mal sehen.“, murmelte Kazuha.

„Abgemacht, du machst das schon!“, Ran zog sie einfach mit, ohne dass sie noch etwas erwidern konnte.

 

Nachdem Ran auch Shinichi wieder aufgegabelt hatte, standen die drei vor dem Verleih und gaben ihren Schuhgrößen durch. Conan geriet dabei in Verlegenheit, als er zuerst Größe 48 angab, konnte sich aber retten, indem er so tat, als wolle er einfach Erwachsen sein. Es war wieder einer dieser Momente, in denen er daran erinnert wurde, dass er sein altes Leben nicht so schnell zurückbekommen würde und dass er besser aufpassen musste. Es war ätzend.

Irgendwie hatten sie dann aber doch alle ihre passenden Schlittschuhpaare zusammen. Kazuha zog noch die letzte Schlaufe zu, dann begaben sie sich aufs Eis. So wackelig, wie Ran anfangs behauptete hatte war sie gar nicht. Sie hatte wohl doch nichts von damals verlernt. Shinichi erinnerte sich noch gut an die Male, in denen sie gemeinsam auf der Eisfläche gewesen waren. Ran hatte es ziemlich schnell hinbekommen. Kazuha hingegen stellte sich etwas unsicherer an, hielt aber ganz gut die Balance.

„Bist du schon mal gefahren?“, erkundigte sich Ran.

„Nich‘ oft, aber schon mal.“

„Dann komm mit!.“, Ran lächelte sie an und fuhr auf die Mitte der Eisfläche, wobei sie Kazuha hinter sich herzog.

„Hey, warte Ma- Wah!!“ Kazuha kam nicht mehr dazu, ihren Satz zu beenden. Sie war mit der Kufe ihres Schlittschuhs in einer Rille in der Eisfläche hängen geblieben und fiel. Doch kurz bevor sie schmerzhaft auf dem Eis aufgetroffen wäre, hielten sie auf einmal zwei Arme von hinten fest. „Was machste denn da? Du kannst doch gar nich´ fahren, willste dir was brechen?!“

Kazuha zuckte überrascht zusammen und drehte sich, noch klamm in den Knochen von dem Schock, zu demjenigen um. „Heiji, was machst du denn hier?!“

„Das sollte ich eigentlich dich fragen.“, Heiji blickte etwas eingeschnappt zur Seite und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Das ist ja eine Überraschung.“, Ran trat unterstützend neben Kazuha.

„Das…Das ist doch nich´ so wichtig. Ich kann doch sein, wo ich will.“, Kazuha fühlte sich unwohl in ihrer Haut. Sie konnte ihm ja wohl kaum sagen, dass sie Abstand von ihm haben wollte, weil sie mir ihren Gefühlen nicht klarkam. Nein, das konnte sie auf keinen Fall sagen.

„Du hättest wenigstens Bescheid sagen können!“, Heiji klang wütend und das war er auch. Es hatte ihn, auch wenn er es nicht gerne zugab, verletzt, dass sie sich so abweisend verhielt, nachdem er endlich den Mut dazu aufgebracht hatte, ihr seine Gefühle zu gestehen. War es denn da zu viel verlangt, wenn sie wenigstens mal etwas sagte, bevor sie zu ihren Freunden abhaute? Er verstand sie einfach nicht.

„Du bist doch nich´ mein Babysitter!“, die Worte waren einfach aus ihrem Mund gekommen, ehe sie sie überdenken konnte. Den Blick, den sie von Heiji dafür erntete, ließ es ihr sofort leidtun.

„Nah schön… Dann werde ich halt wieder gehen.“, seine Stimme war kalt und er wendete sich ab.

„Nein, Heiji warte! So war das nich´ gemeint.“, Kazuha streckte ihre Hand nach ihm aus, doch vergaß dabei, dass sie auf Eis stand. Diesmal waren dort keine starken Arme, die sie auffingen und Tränen stiegen in ihr auf, als sie auf dem Boden auftraf und der Schmerz sie durchzuckte. Das kalte Material hatte ihr Knie aufgeschürft, welches sie sich nun hielt.

Heiji hatte sich wieder zu ihr gedreht und zögerte. Sollte er jetzt zu ihr hingehen und ihr aufhelfen? Er wollte, aber sein Stolz sagte ihm etwas Anderes. In der Zeit, in der er überlegte, hatte Ran sie bereits hochgezogen. „Alles ok? ...“, Heiji kratze sich an der Wange und stand noch immer unschlüssig da. Erst als Shinichi ihm einen vorwurfsvollen Blick zuwarf, begab er sich wieder etwas näher zu ihr.

„Es geht...“ Kazuha brannte noch immer das gesamte Knie und eigentlich ging nichts, aber auch sie hatte ihre Würde. Sie dankte Ran und klopfte sich die Hose ab, die nun nass und kalt an ihren Beinen hing.

„Warum geht’s du auch von der Bande weg, wenn du nich´ fahren kannst.“, meinte Heiji.

„Ich kann sehr wohl fahren, Aho.“, Kazuha hatte langsam genug von dieser Zankerei. Klar sie hatte ihn in Osaka zurückgelassen ohne etwas zu sagen, aber eigentlich hatte sie doch damit recht, dass sie ihn nicht über alles unterrichten musste. Oder war es das, was er erwartete nur, weil sie, nun ja…, jetzt… zusammen waren? Waren sie das denn? Ihre Empörung wich auf einmal und machte wieder dieser Angst Platz. Hatten sie beide wohlmögliche komplett andere Vorstellungen davon, was eine Beziehung bedeutete? Aber was war überhaupt ihre Vorstellung davon? Sie hatte sich eigentlich noch nie solche Gedanken darübergemacht.

„Ich habe sie in die Mitte gezogen. Es tut mir leid.“, Ran ging schnell dazwischen und versuchte die Stimmung etwas aufzubessern. Heiji wollte schon etwas darauf erwidern, als Conan ihm an der Hose zog.

Heiji bückte sich zu ihm runter und flüsterte ihm zu. „Was willste Kudo?“ Er war gerade nicht in der besten Laune.

„Du bist doch hier, weil du dir Sorgen machst. Also fang das Ganze nicht mit einem Streit an.“

„Ich bin ja nich´ derjenige der so rumstresst.“, erwiderte Heiji.

Der Blick von Shinichi sprach Bände was er davon hielt. „Ihr seid keine Kleinkinder, also benehmt euch auch mal so.“

„Das sagt der Richtige…“ Heiji richtete sich wieder auf und seufzte. Er wusste ja, dass Shinichi recht hatte, aber zugeben würde er das nie.

„Also, wie hast du uns eigentlich gefunden?“, Ran wandte sich nun an Heiji.

„Das ist unwichtig.“ Tat er die Frage ab.

„Ist es nicht.“ Kazuha hatte ihre Stimme wiedergefunden und blickte ihn mit leicht roten Wangen entschlossen an. „Das war doch kein Zufall, oder?“

„Ich habe es Heiji-niichan erzählt.“ Verwundert blickten die drei Oberschüler zu Conan hinunter.

„Also wirklich Conan. Du hättest uns vorher bescheid sagen können!“, meinte Ran.

In Wirklichkeit bist du doch froh, dass ich es ihnen gesagt habe, ging es Conan durch den Kopf. Er tat ihr aber den Gefallen und blickte etwas schuldbewusst drein. „Tut mir leid. Ich dachte, wenn Ran-neechan wieder mit Kazuha-chan etwas unternimmst, kann ich mit Heiji-niichan spielen.“

Sternschnuppen

Nach dem kleinen Streit war die Stimmung erstmal etwas gedrückt. Die Oberschüler schlenderten quasi mit eingezogenen Köpfen über den Markt. Heiji und Kazuha waren zu ratlos, was sie sagen sollten und Ran wusste auch nicht mehr recht, ob es eine gute Idee sein würde, zu versuchen die Beiden zum Reden zu bringen. Da also auch keiner mehr wirklich Spaß am Ausflug zu haben schien, kehrten sie zur Detektei zurück.
 

Der Abend war mittlerweile so weit fortgeschritten, dass Heiji keinen Zug mehr hatte bekommen können und so schlief er bei Conan und Kogoro im Zimmer, der inzwischen auch wieder zuhause angekommen war. Es lag aber nicht nur an dessen Schnarchen, dass Heiji diese Nacht nicht schlafen konnte. Seine Gedanken kreisten einzig und allein darum, was Kazuhas Problem war und warum sie es ihm nicht einfach sagte. Das er selber vielleicht auch ein wenig aggressiv gehandelt hatte, wollte ihm nicht einfallen. Shinichi beobachtete die Szene zwischen den Beiden aus Osaka nur kopfschüttelnd. Warum machten sie es sich so kompliziert?
 


 

Auch Kazuha lag die gesamte Nacht wach. Sie jedoch unterhielt sich rege mit Ran über alles Mögliche. Das meiste davon interessierte sie nicht wirklich, aber sie wollte sich unbedingt von Heiji ablenken. Ihr Herz wummerte immer noch laut in ihrer Brust und sie musste ständig daran denken, dass er nur ein Zimmer entfernt lag. Eigentlich hatte sie das noch nie gestört und es war ja auch nicht das erste Mal. Warum also zur Hölle trieb der Gedanken daran plötzlich ihren Puls in die Höhe?
 

„Ran-chan? …“ Kazuha drehte sich zu ihrer Freundin herum, als sie keine Antwort erhielt und erblickte diese friedlich schlummernd in ihrer Decke eingemummelt. Sie ist schon eingeschlafen… Leicht musste sie bei Rans Anblick schmunzeln, wie sie da so unschuldig lag, doch dann entfuhr ein leiser Seufzer. Jetzt war sie wieder allein mit ihren Gedanken.
 

Mehrmals drehte sich Kazuha auf ihrem Futon hin und her, kniff die Augen zusammen und befahl ihrem Bewusstsein, endlich weg zu dämmern, aber es half alles nichts. Eine Weile lang hielt sie es noch aus, dann stand sie auf und wanderte langsam zum Fenster.
 

Es war eine Sternenklare Nacht und der Schnee glitzerte anmutig im Schein des Mondes. Lächelnd stütze Kazuha ihren Arm auf der Fensterbank ab und betrachtete den Himmel.
 

Das is‘n wirklich schöner Anblick; dachte sie, doch dann erwischte sie sich auch bei einem anderen Gedanken. Mit Heiji wäre es sicher noch schöner. Erneut verzog sich ihr Mund bei dem Gefühl der Einsamkeit, dass plötzlich über sie hereinbrach. Aber das hatte sie sich doch selbst zu zuschreiben. So in ihren Selbstzweifel und Vorwürfen versunken, bemerkte sie es fast zu spät -aber der helle Schein, der auf einmal wie ein Blitz über den Himmel fegte, entging ihr doch nicht.
 

Eine Sternschuppe! Sie hatte eine Sternschnuppe gesehen! Kazuha schloss die Augen, während sich ihre Lippen ein Grinsen formten. „Ich wünsche mir…“
 

Heiji hatte zur gleichen Zeit bei Kogoro im Zimmer die Gardinen zur Seite gezogen. Auch er lehnte gedankenverloren am Fenster und beobachtete nun den Nachthimmel, an dem der Komet soeben erschienen war.
 

Einen Wunsch; dachte er. Wenn ich jetz‘ wirklich einen Wunsch frei hätte, würde ich mir wünschen Kazuha zu verstehen. Er drehte sich wieder mit dem Rücken zum Fenster und sah mit einem beinahe melancholischen Blick zu der Tür, die ihn vom Flur trennte. Oder aber bloß…, dass sie mich verstehen würde. Ja, das wäre genug.

Lichter

Am nächsten Morgen fühlte sich Kazuha wie gerädert. Sie hatte die ganze Nacht kein Auge zugetan und blickte nur verwirrt aus der Wäsche, als Ran sie um neun Uhr weckte.

„Schon so früh?“

„Eher spät.“, Ran besah ihre Freundin ein wenig mitleidig.  „Du hast nicht viel geschlafen oder?“

„Nein.“, Kazuha schüttelte ein wenig betreten den Kopf.

„Mach dir einfach nicht so viele Gedanken. Ehe du dich versiehst, seid ihr wieder ganz normal zusammen.“

„Normal…“, murmelte Kazuha. War das denn normal?

„Wir machen uns jetzt erstmal fertig und dann haben wir noch was Tolles vor!“ Ran versuchte sie aufzumuntern und zog sie an ihren Armen auf die Beine, um sie anschließend Richtung Bad zu drücken.

„Was Tolles?“, fragte Kazuha nur überrumpelt und wischte sich den Schlaf aus den Augen.

„Genau. Du wirst schon sehen.“

Kazuha brachte es nicht über sich, ihrer Freundin zu sagen, dass sie absolut gar keine Lust auf etwas „Tolles“ hatte und ließ sich deshalb einfach wortlos mitschleifen.
 

 

Nachdem auch die letzte Schlafmütze -Kogoro- aufgestanden war und alle gefrühstückt hatten, machten sie sich bereit für ihren Ausflug. Kazuha wusste immer noch nicht, wohin sie genau wollten, aber sie hatte auch nicht das Verlangen nachzufragen. Die Stimmung war auch beim Essen zwischen ihr und Heiji gedrückt gewesen und sie hatte ihn aus Scham kaum angesehen, was ihr derzeitige Laune erklärte.

Ran stopfte ein paar Taschentücher in ihre Handtasche und setzte Conan eine Mütze auf, was er nur maulend über sich ergehen ließ. Heiji warf ihm daraufhin einen amüsierten Blick zu -das erste Mal, dass er heute lächelte, wie Kazuha bemerkte. Sie hatte generell noch nie verstanden, warum er so gut mit dem kleinen Jungen klarkam. Der Umgang mit Kindern war ansonsten nicht so seine Stärke. Nachdenklich runzelte sie die Stirn, als Heiji sich nun auch noch zu Conan herunterbeugte und irgendetwas zu flüsterte. Seltsam war das schon…

Kazuha seufzte. Was für ein Schwachsinn, warum sollte das seltsam sein. Er durfte sich wohl doch auch Mal mit einem Kind verstehen. Conan war schließlich auch, … nun ja, eben nicht wie andere Kinder. Vielleicht war sie einfach nur eifersüchtig auf ihre Nähe zurzeit.

Mit schlechtem Gewissen wand sich Kazuha von den Beiden ab und griff nun nach ihrer eigenen Jacke, die sie sich kurzerhand überstriff. Sie sollte wenigstens Ran zu liebe versuchen, ein wenig gute Laune an den Tag zu legen und außerdem brachte ihr Trübsal blasen auch nichts. Vielleicht sollte sie sich auch einfach bei ihm entschuldigen?... Sie wusste es nicht.  Vielleicht schon, aber wie sollte sie das anstellen? Nun spürte sie ihn ganz, den riesigen Kloß in ihrem Hals, den sie seit gestern mit sich herumtrug. Sie wusste, dass würde nicht leicht werden.
 

 

Kazuha klappte den Kragen ihres Mantels hoch und zog diesen enger um sich, als sie auf den großen Marktplatz traten.

"'N Weihnachtsmarkt?", fragte sie verwundert. "Auf so'n war'n wir doch schon gestern." Sollte das die tolle Überraschung sein?

Ran schüttelte lächelnd den Kopf. "Nein, dass ist es nicht. Kommt einfach weiter."

Mit einem Summen auf den Lippen, nahm sie Kazuha an der Hand und zog sie tiefer in die mit Ständen überfüllte Straße. Heiji und Conan hatten Schwierigkeiten, die beiden Mädchen im Gedrängen nicht aus den Augen zu verlieren. Kogoro war aus genau diesem Grund gar nicht erst mitgegangen. Er kannte seine Tochter und die vollen Festplätze.

"Was hat'n die vor?", murmelte Heiji ein wenig genervt und schob sich an ein paar Passanten vorbei, die ihm den Weg versperten.

"Ach, ich kann mir das schon denken.", erwiederte Shinichi.

"Dann rück schon raus damit Kudo."

"Wir sind schon gleich da, dann wirst du es auch wissen." Conan deutete nach vorne und tatsächlich -die Schultern zweier Männer, gaben endlich die Sicht auf einen besonders großen Stand frei, der fast schon als Laden durchgehen könnte.

"Himmelslaternen?", las Heiji mit gerunzelter Stirn von dem Schild vor, das gut sichtbar über der Theke hing. "Sowas macht ihr hier?"

"Heiji! Conan! Kommt Mal!", Ran stand bereits vor dem Laden und winkte den Beiden ethusiatisch zu.

Nachdem sich die Jungs schließlich zu ihnen gesellt hatten, fing Ran an ihren Plan in feierlichen Ton zu erläutern. "Heute Abend findet wie jedes Jahr das Lichterfest statt und wenn ihr das noch nicht gesehen habt, wird es allemal Zeit!"

"Heut Abend?", griff Heiji sofort ihren Wortlaut auf. "Is' doch noch'n bisschen hin, bis zum Abend."

"Stimmt schon, sind wir nich' viel zu früh hier?" Kazuah blickte ihre Freundin fragend an und steckte ihre Hände in die Jackentaschen, um sie zu wärmen. Ihr war jetzt schon kalt -sollte sie da noch so lange frierend herumstehen, bis es los ging?

"Das stimmt, aber das Fest ist ziemlich beliebt und wenn wir erst später gekommen wären, wären schon alle schönen Himmelslichter ausverkauft gewesen! Die Schönsten sind immer sofort weg und der Andrang ist riesig."

"Also sollen wir die Teile bis heut Nacht mit uns herumschleppen?",stellte Heiji skeptisch fest.

"Nein. Daran hat der Laden natürlich gedacht! Man kann sich die Lichter hier kaufen und dann später, wenn es los geht, abholen.", gab Ran beinahe stolz von sich.

"Das hier is' doch hübsch!" Kazuha hatte sich während des Gesprächs bereits zur Auslage umgedreht und stand nun begeister vor einem orange gefärbten Himmelslicht, auf dem sich weiße Kringel und andere feingearbeitete Muster befanden. "'N wenig teuer, aber das isses wert."

Heiji stellte sich nun neben sie und sah nachdenklich auf seine Freundin herab. Als diese das bemerkte, wurde sie ungeheuerlich nervös und versuchte unaufällig einen Schritt zur Seite zu machen. Warum mach ich das auf einmal?... Sie konnte es selbst nicht verstehen. Sonst war sie doch immer diejenige, die sich an ihn klammerte und nun verlor sie schon völlig die Nerven, nur wenn er sie so ansah. Dabei hatte sie doch immer gedacht, dass sobald sie die Gewissheit hatte, dass er ihre Gefühle erwiederte, das Band eher noch enger werden würde. Statdessen fühlte sie sich aber noch unsicherer, um ihn herum.

"Dann nehm wir das und noch das Blaue hier.", Heiji meldete sich zu Wort und tat so als hätte er Kazuhas ausweichendes Verhalten nicht bemerkt.

"Wir?.. ", fragte Kazuha vorsichtig.

"Ich bezahl beide.", Heiji zuckte mit den Schultern und hatte den Blick weiterhin starr auf das Himmelslicht gerichtet.

"Wie?... Das musste nich' Heiji." Kazuha blickte verwundert zu ihm und rieb sich dann leicht unruhig über den Arm.

"Ich hab gesagt ich mach's, also mach ich's auch."

"Wenn- ... Wennn du meinst." Kazuha zog leicht die Schultern an und spürte erneut, wie ihr das Blut in die Wangen schoss. Es war eine äußerst nette Geste von Heiji und sie freute sich auch darüber, aber da war immer noch dieses andere Gefühl. Wenn sie es wenigsten identifzieren könnte! Es machte sie verrückt. Warum konnte sie nicht einfach glücklich darüber sein, dass Heiji sie liebte?

"Die Beiden bitte." Heiji war mit den Lichtern bereits zur Kasse gegangen und hatte sich dort angestellt, währen Kazuha ihren Zweifeln nachgegangen war.

Conan und Ran beobachteten die ganze Szene und sahen sich daraufhin nur vielsagend an. Dann beschloss Ran allerdings neben ihre Freundin zu treten und sie zu ermutigen. Das hält doch keiner aus, wie die sich anstellen.

"Sei doch Mal ein wenig lockerer. Du und Heiji kennt euch doch. Was soll den passieren?"

"Ich bin doch locker.", erwiederte Kazuha, aber Rans Blick daraufhin ließ sie wieder verstummen und zu Boden schauen. "Ich weiß doch auch nich' wasses is'... Ich fühl mich einfach nich' danach..."

Ran seuftze und gab es schließlich auf. "Du machst das schon noch." Sie legte die Hand auf ihre Schulter und sah dann wieder zu Conan. An diesen gerichtet schlug sie plötzlich wieder einen fröhlichen Ton an. "Du willst doch sicher auch ein Licht, oder?"

Shinichis Augen hafteten noch immmer auf Kazuha, weswegen er zuerst nicht auf Rans Frage antwortete.

"Conan?", wiederholte sie.

"Äh, was?", aus seinen Gedanken gerissen blickte er zu ihr auf.

"Ich hab gefragt, ob du auch ein Licht möchtest?"

"Ähm, ja klar. Unbedingt." Er sezte ein Kinderlächeln auf und sprang sogleich mit einem Satz an der Theke empor, sodass er sich mit den Armen aufgestützt dort oben halten konnte. Es sollte sein Verhalten von eben überspielen und es schien zu funktionieren. "Das Grüne mit dem Drachen ist toll!"
 

 

Nachdem alle mit Lichtern versorgt waren, vertrieben sich die vier Jugendlichen die restliche Zeit auf dem Markt mit Eissstockschießen und den sowieso langen Anstehzeiten bei den Essensständen. Bis auf eine kurze Absprache, worauf sie Appetit hatten, hatte es keine weitere Interaktion zwischen Kazuha und Heiji gegeben. Ran und Conan hatten immer wieder vergeblich versucht ein neues Gesprächsthema aufzugreifen und die Beiden in eine Unterhaltung zu verwickeln, aber es sprang entweder nur Kazuha oder nur Heiji darauf an, nie beide zugleich.

Kazuha wollte ja das Eis brechen, aber ständig übertönte ihr Herzklopfen die Worte der anderen, oder sie war sogar geistig gerade nicht anwesend. Gerade deswegen war sie doch zu Ran gegangen, weil sie sich in Heijis Nähe gerade so ... unsicher fühlte. Nein, ... das war das falsche Wort. Nicht unsicher, aber auch nicht schutzlos... eher ängstlich. Angst, aber wovor? Davor etwas falsches zu sagen? Etwas falsches zu tun?

Augenblicklich wünschte sie sich die Zeit zurück, in der sie noch unbeschwert mit Heiji umgegangen war. Als sie nicht wusste, was er von ihr dachte und es deswegen ... nicht egal, aber auch nicht von solcher Bedeutung gewesen war, wie sich das durch ihre Taten verändern könnte. Sie hatte es früher nicht bemerkt, aber die gleichzeitg süße und grausame Ungewissheit, wie er fühlte und das Wissen, dass es ihm genauso ging, war ihr Schutzschild gewesen. Nun wusste er es, sie wusste es und sie hatten etwas zu verlieren. Jedes Wort könnte es zerstören, diesen Moment des kleinen Glückes.

Heiji sah das Ganze ein wenig anders. Es war Kazuhas für ihn kalt wirkende Haltung, die ihn lieber Schweigen ließ. Auch wenn er sich denken konnte, dass irgendetwas dahinter stecken musse, konnt er nicht verhindern, dass in ihm innerlich die Wut anstieg. Konnte sie ihm nicht wenigstens sagen, wenn ihr scheinbar etwas missfiel?

Mit schnellen Schritten entfernte er sich ein Stück von Kazuha und lief vor der Gruppe her. Das er überhaupt hiergeblieben war, war nur Rans Hartnäckigkeit zu verdanken, da sie darauf bestanden hatte, dass er dieses Fest mitansehen sollte. Er hätte einfach nein sagen und nach Hause fahren sollen.

Ein Seufzen verließ seinen Mund und er sah traurig der kleinen Rauchwolke nach, die daraufhin gen Himmel stieg. Er konnte nicht leugenen, dass er auch gehofft hatte, hier Kazuha ein wieder ein wenig näher zu kommen, aber nun frustrierte es ihn bloß. Die bunten Lichter, die überall aufgehängt waren, riefen wieder die Erinnerung an den Moment in ihm hervor, als Kazuha nach seinem Geständnis einfach gegangen war. Gleichzeitg warfen sie auch noch den Schatten von vorbeikommenden Paaren an die Holzverkleidung der Stände, was ihm vorkam, als würden sie ihn verhönen. Doch so weiter sie sich vom Festplatz entfernen, umso weniger wurden es und sein Atem wurde langsam wieder ruhiger.

Es war zwanzig Uhr und sie bewegten sich durch die Dunkelheit zum See hinunter. Sie waren alleine, sie hätten auch oben noch warten können und mit den anderen hinunter laufen, aber es hatte keine Worte gebraucht, damit jeder der vier Freunde verstanden hatte, dass sie der dort veranstaltete Trubel gerade nicht nach ihrem Geschmack war. Lieber genoss er noch die Stille und das flackernden Licht weniger Kerzen, die um den Steg aufgestellt waren.

Heiji sah vorsichtig zu Kazuha hinüber. "Haste das Himmelslicht noch?"

"Klar." Kazuha nickte leicht überrascht. In ihren Händen hielt sie das zerbrechliche Papiergebilde und sah zu ihm auf. Es war das erste Mal seit einer geschlagenen Stunde, dass er sie wieder ansprach und sofort beschleuniget sich ihr Herzschlag um ein vielfaches, sodass sie meinte er müsste es hören können.

"Gut..." , kam es von Heiji zurück, dann drehte er den Kopf wieder Richtung See und sie merkte, dass sie darüber enttäuscht war. Aber warum? Sie selbst hatte doch keinen Versuch gestartet ihn zum Bleiben zu überreden, als er gehen wollte, oder ihren kurzen Wortwechsel in die Länge zu ziehen. Sie war der Grund, warum sie nun in dieser Situation waren. Wenn ihr dummes Herz nicht wäre, dass sich bei jedem Lächeln von ihm überschlug, hätten sie dann einfach so zusammen sein können? Sie würde es wohl nie erfahren, wenn sie nicht endlich die Iniative ergriff.

"Du Heiji-", weiter kam sie nicht. Ihre Worte gingen in lauter Musik unter und verwirrt drehte sie ihren Kopf in die Richtung, aus der sie kam. Es waren der Trupp vom Festplatz, der in Form einer Parade und geschmückten Wägen den schmalen Weg zum See passierte. Ein kleiner Pulk betrunkener Leute gröllte dabei einen Text zur Musik, der sicherlich nicht dazu gehörte.

"Was wollteste sagen?", fragt Heiji, als er selbst den Blick wieder von den Neuankömmlingen nahm.

"Wie?... Ah- Ach nich' so wichtig." Kazuha winkte ab und versuchte zwanghaft auch danach auszusehen.

"Na dann."

Sie war sich nicht sicher, ob sie sich in dem Moment verguckt hatte, aber sie glaubte einen Hauch Enttäuschung in seinen Augen aufblitzen zu sehen.  

Bevor sie sich aber weitere Gedanken darüber machten konnte, zog auch schon Ran die Aufmerksamkeit auf sich. "Es geht gleich los! Beeilt euch." Sie stand histerisch winkend an einer Stelle nahe des Ufers und vollführte ein paar Gesten, die wohl heißen sollten, dass es ansonsten keine guten Plätze mehr gab. Die Musik war mitlerweile auch vestummt und die Menschen hatten sich rund um den ganzen See verteilt. In den Händen hielten sie alle ein Licht, sowie das ein oder andere Souvenier.

"Also gehen wir?", fragte Kazuha. Heiji nickte und begann sich zusammen mit seiner Freundin durch die Menge vorzukämpfen. Ran und Conan hatten sich eine Stelle weiter hinten ausgesucht, ein wenig abseits der restlichen Menge.

"Hier." Shinichi hielt den Beiden aus Osaka einen kleinen Gegenstand hin, als diese bei ihnen ankamen.

"'N Stift?" Kazuha runzelte die Stirn. "Wofür is'n der?"

"Is' doch klar.", gab Heiji ein wenig genervt von sich. "Das sind Himmelslichter. Du kennst doch den Brauch, dass man dort seine Wünsche hinein schreibt."

"Wünsche?", fragte sie und überhörte den Unterton von Heiji absichtlich.

"Ja.", nun medelte sich auch Conan wieder zu Wort. "Die Lichter, oder auch Kong-Ming-Laternen wurde vor fast 2000 Jahren von dem chinesischen Militärsführer Zhuge Liang erfunden, um Notrufe absetzen zu können. Später verwendet man sie dann auch auf Hochzeiten und Festen und schreibt bis heute seine Wünsche auf das verbrenende Papier, dass soll Glück bringen."

"Wow. Woher weißt du dass denn wieder Conan?" Ran hatte sich zu ihm herunter gebeugt und zog eine Augenbraue fragend nach oben.

"Äh. Na da das Lichterfest wieder war, mussten wir ein Referat darüber in der Schule halten!", Shinichi lächelte leicht, um seine Unsicherheit zu überspielen.

"Wenn das so is'." Kazuha griff mit einem Grinsen nach dem Stift und zog die Kappe davon ab. Dann nahm sie den Zettel aus der Laterne, der dort drin als Zünder diente und faltete ihn auseinander. Als sie Heijis Blick daraufhin bemerkte, drehte sich sich zur Seite, bevor sie den Stift auf dem Papier ansetze. "Nich' gucken."

"Als ob ich gucken wollte.", murmelte Heiji daraufhin halbherzig. Jedoch erwischte Kazuha ihn dann doch beim Schielen, weswegen sie die Hand über das Papier hielt. Als sie ferig war, steckte sie es mit einer schnellen Bewegung wieder in die Halterung am Licht und drückte ihm den Stift in die Hand.

"Jetz' biste dran."

Während sich Heiji nun also seinem Zettel widmete und Kazuha, trotz ihres selbst festgelegten Verbotes versuchte ihm über die Schulter zu sehen, bemerkte keiner von Beiden, wie sich ihre zwei Freunde mit einem Grinsen davon schlichen.

Erst als Heiji sich nach Conan umsah, um diesen den geliehenen Filzer wiederzugeben, bekam er dessen Plan mit. Der hat's echt gemacht...; schoss es ihm durch den Kopf.

"Ran-chan? Conan? Wo sind die denn hin?!" Kazuha drehte sich mehrmals um ihre eigenen Achse und sah sich suchend um. Heiji hingengen steckte nur seine Hände in seine Hostensachen und fixierte ihre Gesicht.

"Is' doch typisch, dasse uns allein lassen."

"Typisch?" Nun blieb sie stehen und erwiederte verwirrt seinen Blick.

"Natürlich!... Das is'n freundlicher Hinweis darauf, dass wir uns wieder zusammenreißen solln'. Sieht man doch."

"Zusammenreißen?"

"Wider vertragen, was weiß ich." Heiji wurde unter ihrer Beobachtung langsam unruhig und rieb nervös den Stoff seiner Hose zwischen seinen Fingern.

Nun begann sie endlich zu verstehen, was Heiji anscheinden die ganze Zeit aus ihrem Verhalten geschlossen hatte und ihre Augen weitete sich ein Stück vor erschrecken.

"Vertragen? Heiji wir haben uns doch nie richtig gestritten!"

"Du benimmst dich aber so als ob."

"Aber doch nur weil-!" Sie stockte mitten im Satz und ihr Blick glitt zu Boden. Was dachte sie sich? Sie konnte ihm das doch jetzt nicht sagen. Wohlmöglich würde er sie als verrückt abstempeln und dann war es das endgültig.

"Weil?" Heiji war nun mit ernster Miene näher getreten und ließ sie nicht aus den Augen. Man konnte förmlich die Spannung in der Luft spüren, die zwischen ihnen zu herschen schien.

"Weil..." Kazuha schaffte es nicht seinem Blick auszuweichen und das Kribbeln in ihrem Bauch machte es ihr zusätzlich schwer die Füße still zu halten.

"Ich will's wissen Kazuha... Denkste nich' ich hab das Recht wenigstens das zu erfahren, nachdem ich dir... schon gesagt hab was ich fühle?"

Kazua spürte wie ihre Wangen sich bei dem Gedanken daran erhitzten, aber sie bekam einfach keinen Ton heraus. Ja... vielleicht hatte er das. Vielleicht war es besser, ihre Bedenken auch einfach auszusprechen, aber sie verstand sie ja nicht einmal selber. Also wie sollte sie sie Heiji beibringen ? "Es is' nur... " Sie holte einmal tief Luft, bevor sie mit klopfenden Herzen weitersprach. "Das ich nich' weiß.... wasde jetz' von mir erwarstest..." Heijis Gesichtsausdruck zeugte von Unverständnis. "Na weil!... Weil ich keine Ahnung hab, wie ich mich nun verhalten soll. Ich mein nur'n falsches Wort und ich könnt's kaputt machen. Aber...", sie senkte den Kopf. "das hab ich jetz' wohl schon..."

Heiji starrte sie ungläubig an. "Das war alles?! Ich verstehe dich echt nich'."

"Heiji, ich-"

"Lass mich ausreden. Ich verstehe nich' warum du so etwas denkst? Wenn ein Wort mich davon abhalten könnte dich weiterhin zu lieben, dann würd ich's bestimmt schon nich' mehr, du Dummkopf."

Kazuhas Atem war bei seinen Worten stehen geblieben, aber nicht aus Überraschung, sondern weil sich auf einmal ein warmes Gefühl in ihrem Bauch ausbreitete. Doch trotzdem war da noch etwas, was sie sich nicht komplett darüber freuen ließ.

"Aber was is'... wenn ich, .. nich' genug bin..., oder ich dich nich' genauso stark lieben kann, wie du mich..." Ihre Stimme bebte leicht bei diesen Worten und am liebsten hätte sie sie gar nicht erst ausgesprochen, aber Heiji hatte recht. Es wäre nicht fair, ihm dies vozuenthalten. Innerlich machte sie sich schon auf seine Antwort bereit.

"Glaubst du das denn?"

"Wie ?" Kazuha brachte seine Frage völlig aus der Fassung.

"Ob du glaubst, dasde mich weniger stark liebst."

Kazuha sah wieder hoch in seine Augen. "Nein..."

"Worum machste dir dann Sorgen?"

"Ich..." Kazuha wusste es nicht. Gab es wirklich keinen Grund? Aber es hatte sich so ... berechtig angefühlt. Als sie es ausgeprochen hatte, hatte sie diesen Zweifeln geglaubt, aber Heijis Worte ergaben Sinn. ... Sie wusste doch, was sie fühlte, oder?

Sie suchte noch immer in ihren Gedanken nach einer Anwort, als sie plötzlich ein paar Lippen auf ihren spürte und völlig überrumpelt den Kopf hob. Heiji... Kurz wirkte sie wie versteinert, aber dann schloss sie ihren Augen und verzog den Mund zu einem Lächeln. Jetzt wusste sie was sie antworten würde. Um nich's, ...denn ich liebe dich mindestesn genauso stark, Heiji.

Während sie noch immer in dem Kuss versunken dastanden, erklang auf der gegenüberliegenden Seite des Sees das Signal und die ersten Leute zündeten ihre Lichter an und ließen sie in den Himmel steigen. Manche schwommen auch auf dem See und verliehen der Gegend einen mysthischen Schein, während ihr Licht über die umliegenden Bäume striff.

"Darf ich jetz' wissen, was auf dem Zettel steht?", fragte Heiji mit einem schelmischen Grinsen, als er sich schließlich von ihr löste.

"Nein, keine Chance. Das vertraue ich nur dem Himmel an."

"Is' das so?"

"Ja!" Kazuha nickte eifrig und griff dann nach ihrer Laterne, ehe Heiji noch auf falsche Ideen kommen könnte. Ihr Puls hatte sich zwar immer noch nicht beruhigt, aber sie wollte das auch gar nicht mehr. Es war ein wunderschönes Gefühl und sie wollte es nicht mehr missen, so sehr sie es sich zuerst auch weg gewünscht hatte.

"Auch nich', wenn ich dir meinen Wunsch verrate?"

Kazuha griff als Antwort nach dem Feuerzeug und entzündete die Flamme im inneren des Lichtes. "Schon vergessen was es war."

Heiji lachte leicht und für Kazuha klang es in diesem Moment wunderschön. Auch er griff nun nach dem kleinen Gerät und hielt die tanzenden Flamme an die in Bezin getränkte Baumwolle, auf der der Zettel lag. "Bereit?", fragte er.

"Ja."

Gemeinsam ließen sie die Himmelslichter loß und sahen ihnen zu, während sie langsam emporstiegen und sich zu den restlichen Laternen gesellten. Es sah beinahe so aus, als würden sie auf den Mond zustreben, der in voller Pracht auf sie herabschien.

Als würde das Mondlicht die Wünsche einfangen und in Erfüllung gehn' lassen.; fiel es Kazuha bei dem Anblick ein. Und wenn sie den Kopf leicht zur Seite drehte, dann wusste sie auch, dass es ihrer gerade war.

 

Sind wir Freunde?

Ich weiß wie du atmest, ich weiß wie du schläfst

Ich weiß das du wach liegst und dich nicht bewegst

Ich lieg neben dir und die Zeit vergeht

Sag es mir

 

Kazuha lag stumm auf dem Sofa und sah zu Heiji herüber, der friedlich vor sich hin schnarchte. Das Handy lag locker in ihrer Hand und ihr Blick wanderte immer wieder zu dem kleinen Bildschirm, auf dem noch der Chat mit ihrer Freundin geöffnet war. Das war doch völliger Quatsch, oder? Nur weil sie Weihnachten zusammen feierten, hieß das doch noch lange nichts. Das taten sie doch jedes Jahr. Ihre Familien hatten halt schon immer viel zusammen unternommen. Ok, Heiji hatte diesmal vorgeschlagen, dass sie sich auch gegenseitig was schenkten, aber deswegen gleich auf solche Gedanken zu kommen, dass brachte auch nur ihre Freundin.

Und dennoch verursachte diese Idee bei Kazuha unglaubliches Herzklopfen. Schnell schaltete sie das Handy aus und schüttelte den Kopf, wie um diese Hirngespinste los zu werden. Sie sollte sich nicht falsche Hoffnungen machen und schon gar nicht solche unrealistischen. „Nein!“, sie sie verschränkte demonstrativ die Arme.

„Was nein?“

Kazuha fuhr vor Schreck zusammen und blickte dann langsam neben sich. Heiji rieb sich müde die Augen. Sie wurde leicht rot, als sie merkte, dass sie ihn aufgeweckt haben musste und drehte den Kopf zur Seite.

„Nich’s.“

Sie erntete von ihm dafür einen skeptischen Blick, doch dann reckte er sich einfach und ließ einen lauten Gähner von sich hören. „Is‘ ja auch egal…“

Kazuha wandte ihren Kopf wieder vorsichtig zu ihm. Nein, eigentlich nicht, dache sie.

 

Sind wir Freunde oder sind wir mehr

Ich ertrinke in dir

Ich veränder den Regen, ich teil das Meer

Nur gib mir ein Zeichen, weil ich mich verlier

 

 

In dem Moment trat Heijis Vater durch die Tür ins Wohnzimmer und stellte sich mit strenger Miene neben den Weihnachtsbaum. „Shizuka und Yuko hatten Kekse für den Filmabend gebacken, aber jemand scheint diese schon aufgegessen zu haben und es sind nich‘ mehr genug Zutaten für Neue da.“ Er sah auffordernd in die Runde, da er anscheinend schon einen Verdacht hatte, wer dafür verantwortlich sein könnte.

Der Blick wirkte. Heiji rieb sich schuldbewusst über den rechten Arm und beichtete, dass er vielleicht ein paar gegessen hatte. Kazuha sah ihn daraufhin mit Halbmondaugen an. Das war Mal wieder typisch. Der stopfte alles in sich rein, dass nicht festgenagelt war.

„Dann würd ich Mal sagen, dassde Ersatz besorgen gehst. Der Supermarkt hat noch bis Sechs auf.“, entgegnete Heizo trocken auf dieses Geständnis.

 Heiji seufzte nur als Antwort und schwang die Beine vom Sofa, während Kazuha sich aufgesetzt hatte. Ihr war da noch etwas eingefallen. „Wennde schon einkaufen gehst, kannste ja auch noch Lekuchen mitnehmen und Spekulatius is‘ glaub ich auch gerade im Last-Minute-Angebot.“ Sie hob nachdenklich eine Hand ans Kinn. „Und Kakao wär auch nich‘ schlecht.“

An Heijis Stirn trat eine Ader hervor. „Ich bin doch kein Packesel, wennde das alles haben willst, dann komm mit und schlepps selber.“

 

Gesagt getan, machten sich die zwei wenig später auf dem Weg zum Laden. Der Schnee lag schon einige Zentimeter hoch und es hatte noch immer nicht aufgehört zu Schneien. Es waren minus fünf Grad Celsius und selbst die Lichter der Weihnachtsbeleuchtung schienen darunter zu leiden und flackerten nur noch schwach ab und an auf.  

           „Hey, jetz‘ renn doch nich’ so Heiji!“ Kazuha hatte große Mühe hinter ihrem Freund hinterher zu kommen, da dieser im Eiltempo die Straße entlanglief.

„Hätt ich gewusst, dassde so langsam bist, hätt ich dich nich‘ mitgenommen. Der Laden schließt sonst gleich schon.“, entgegnete dieser daraufhin genervt.

„Du warst ja derjenige der nich‘ zu viel schleppen wollt!“

„Das nächste Mal weiß ich’s besser.“, grummelte Heiji.

Kazuha zog empört eine Lippe nach vorne und war drauf und dran ihm zu entgegen, dass er derjenige war, der übertrieb, als sie zögerte und den Blick auf den Boden richtete. Was machte sie denn da? Sie wollte sich doch gar nicht streiten und erst recht nicht wegen so einer Kleinigkeit. Sie hatte sich doch so auf Heiligabend gefreut und das Geschenk hatte sie auch schon sofort parat gehabt, nachdem Heiji mit diesem Vorschlag kam. „Du… Heiji…“, sie sah nach einiger Zeit mit rosanen Wangen wieder nach vorne. „Heiji?!“, verwirrt blickte sie sich um. Das konnte doch nicht wahr sein. Dieser Idiot war weit und breit nicht mehr zu sehen.

 

Am Supermarkt angekommen holte sie ihn endlich wieder ein und blieb außer Puste vor ihm stehen. „Was sollt‘n dass eben?!“, sie wischte sich den Schnee aus ihren Haaren und blickte Heiji aufgebracht entgegen.

„Na du wolltest doch Lebkuchen!“ Kazuha sah ihn verständnislos an, bis sie die Tüten in seinen Händen sah. „Das is‘ der einzige Laden, der noch welchen hat und der macht schon früher zu als der Rest.“, fuhr Heiji fort, als sie ihn weiterhin nur anstarrte.

Schließlich war es aber das Geräusch des Gitters, das der Ladenbesitzer gerade herunterholte und abschloss, dass sie zurück ins hier und jetzt rief. „Achso…“, brachte sie bloß heraus. Er war vorgeeilt, weil er sonst keinen mehr bekommen hätte. Kazuha lief ein wenig rot an und das nicht nur wegen der Kälte.

              Heiji schien dies aber überhaupt nicht zu bemerken und zog bloß eine Augenbraue in die Höhe. „Willste jetz‘ weiter so in die Luft starren, oder machste auch mal was Produktives?“

Kazuha erwachte nun ganz aus ihren Tagträumereien und sofort verzog sich ihre Miene wieder zu einem genervten Blick. „Is‘ ja gut, dann gib mir halt die Tüte du alter Mann.“ Kazuha streckte ihm leicht die Zunge raus und nahm ihm eine der beiden Einkaufstaschen ab, ehe sie sich auf den Rückweg machten, auf dem beide stumm ihren eigenen Gedanken nachgingen.

 

Ich such in deinen Augen, ist da noch mehr

Du zeigst mir nichts und das viel zu sehr

Ich steh neben mir und die Zeit sie fliegt

Sag es mir

 

Heiji war die ganze Zeit hinter ihr gelaufen und hatte nicht einmal den Blick von ihr abgewandt. Zu gern hätte er gewusst, was sie gerade dachte. Sie war aber auch so schwer zu deuten. Nie wusste er, was in ihr vorging. Auch heut Morgen hatte sie sich so seltsam benommen. Als hätte sie ein Geheimnis vor ihm, dass er nicht erfahren dürfte. Heiji zog die Augenbrauen tief ins Gesicht. Er hasste Geheimnisse.

 

Zuhause angekommen, klopften sie sich den Schnee von den Klamotten und traten die Schuhe draußen ab, ehe sie das Haus betraten. Shizuka hatte sie bereits erwartet und nahm Heiji dankend die Tüte mit den Zutaten ab, während Kazuha bereits in die Hauspuschen schlüpfte.

              Sie hatte ihr eigenes paar Schuhe, da ihre Besuche nicht selten waren und sie so häufig genutzt wurden. Etwas was für die beiden schon selbstverständlich erschien, andere aber, für ihn nicht nachvolziehbar, zum Schmunzeln brachte.

              „Und, habt ihr alles bekommen?“, Shizuka zog die Henkel der Tüte leicht auseinander und sah hinein.

              „Alles da.“, antwortete Heiji und hing seine Jacke an den Haken. „Musst aber gucken, dassde die richtige Milch nimmst, bei der zweiten Packung hab ich mich vergriffen.“ Er hatte sich so stark beeilt, damit der Laden nicht schon dicht machte, bevor er alles beisammenhatte, weswegen ihm die Laktosefreie Milch dazwischen gerutscht war.

              „Mach ich.“ Seine Mutter schloss die Tüte wieder und ging dann Richtung Küche, während die beiden Jugendlichen sich wieder auf den Weg ins Wohnzimmer machten. Aus diesem kam ihnen Ginshiro entgegen der sie gleich darum bat, die Geschenke schon einmal unter den Baum zu legen.

              Die Geschenke stellten sich als ein Stapel an Paketen heraus, die sie vom Büro ins Wohnzimmer schleppen mussten. Heiji balancierte gleich mehrere Päckchen auf einmal, während Kazuha sie behutsam einzeln rüber trug. Sollte ihm eines herunter fallen, wäre das sicher keine schöne Bescherung gewesen. Nachdem alles erledigt war, ging Kazuha in den Flur und holte auch ihre Geschenke aus ihrem Rucksack. Sie hatte eins für ihren Vater, eines für ihre Mutter und ein mittelgroßes für Heiji, dass sie besonders sorgfältig in blaues Geschenkpapier eingewickelt hatte.

Neugierig spähte sie auch zu Heiji herüber, der ebenfalls noch etwas zu dem Geschenkestapel unter der Tanne beitrug. Jedoch schien es sich dabei nur um zwei Päckchen zu handeln. Hatte er etwa…?... Kazuha sah wieder nach vorne. Sie durfte nicht immer solche voreiligen Schlüsse ziehen. Sicher kam das noch.

 

Die Wahrheit war, dass sich auch dann noch kein weiteres Geschenk zu den anderen gesellt hatte, als die beiden Familien bereits versammelt am Wohnzimmertisch saßen. Kazuhas Magen zog sich leicht enttäuscht zusammen. Es war doch sein Vorschlag gewesen! Leicht trüb starrte sie auf die Kerze vor sich, die einen beinahe spöttisch fröhlichen Tanz aufführte, bis sich ihr Abbild in ihre Netzhaut eingebrannt hatte. Irgendwie war ihr gerade die Lust auf Weihnachten schlagartig vergangen. Sie wusste, dass das kindisch war. Gut, sie hatte das Recht sauer zu sein, aber trotzdem sollte sie das doch nicht so herunter ziehen und dennoch konnte sie nicht verhindern, dass sich dieser eine Gedanke in ihr festsetzte und ihr die Laune verdarb.

 

Sind wir Freunde oder sind wir mehr

Ich ertrinke in dir

Ich veränder den Regen, ich teil das Meer

Nur gib mir ein Zeichen, weil ich mich verlier

Weil ich mich Verlier...

Ohhh...

Weil ich mich Verlier...

 

Heiji dagegen war in bester Stimmung, bis er zu Kazuha herüber sah und bemerkte, wie sie seinen Blick mied. Was war denn jetzt schon wieder los? Eben hatte er noch über einen Witz gelacht, den Ginshiro gerissen hatte, nun schien er unruhig. Wenn er nur wüsste warum sie so bedrückt auf den Tisch starrte. Gerade heute. Gerade jetzt.

              Fragen warum, konnte er sie aber schlecht.

              Fragen warum, konnte sie ihn aber schlecht.

Ihr Blick glitt wieder leicht zu ihm, das Nachbild des hellen Kerzenscheins, schwebte noch leicht vor ihrem Auge, aber nachdem sie ein paar Mal geblinzelt hatte, war es weg. Erst jetzt bemerktes sie, dass auch er zurückschaute und zuckte leicht ertappt zusammen, als hätte sie etwas verbrochen. Es war ihr einfach unangenehm. Sie konnte selbst nicht sagen warum.

              Heiji schwieg. Ihre Reaktion war ihm nicht entgangen und er fragte sich ernsthaft, was genau der Grund dafür sein könnte. War etwas passiert, von dem er nichts wusste? Auf jeden Fall schmerzte es ihn, dass sie es scheinbar an ihm ausließ. Ein leises Seufzen verließ seinen Mund und er stützte den Kopf auf seiner Hand auf. Er würde wohl sie wohl nie verstehen.

Die Zeit verstrich und an Kazuhas Haltung änderte sich nichts. Eher schien sie mit jeder Minute verbitterter dreinzuschauen. Schließlich hielt Heiji es nicht mehr auf und stand vom Tisch auf. „Kazuha, kommste mal mit?“ Es war nicht nur ihr Blick, der sich nach dieser Aussage an ihn heftete und alle Anwesenden schienen die gleiche Überraschung zu teilen. Heiji verzog aber keine Miene.

„Wieso… das’n?“, Kazuha sah in ratlos an.

Heiji nickte daraufhin bloß Richtung Flur und sah nur noch einmal zu ihr, ehe er den Raum verließ. Sie blieb ratlos zurück. Sollte sie ihm einfach hinterher gehen? Sie schluckte leicht, dann rutschte sie langsam vom Stuhl und folgte Heiji nach draußen.

 Er stand an der Wand gelehnt, ein wenig abseits vom Wohnzimmer, sodass man sie auch mit offener Tür nicht von dort aus sehen konnte. Kazuhas Herz schlug augenblicklich höher. Was wollte er bloß? Wollte er sich entschuldigen, weil er ihr Geschenk vergessen hatte? Unsicher sah sie zu ihm hoch und blickte ihm in seine blauen Augen. Und selbst wenn, wollte sie ihm das verzeihen?

 

Sind wir Freunde oder sind wir mehr

Ich ertrinke in dir

Ich veränder den Regen, ich teil das Meer

Nur gib mir ein Zeichen, weil ich dich verlier

 

Heiji erwiderte ihren Blick eine zeit lang, was sie noch nervöser machte. Dann aber durchbrach er die Stille endlich durch ein Räuspern und steckte seine Hände in seine Jackentaschen.

Nein.. sie hatte sich geirrt, er steckt sie nicht hinein, er holte etwas heraus.

              „Eigentlich wollt ich’s dir ja erst später geben, aber deinen miesgelaunten Gesichtsausdruck kann man nich‘ ertragen.“ Mit leicht gerötete Wangen hielt er ihr ein kleines Päckchen hin, um das eine rote Schleife gewickelt war.

              Kazuha sah ihn mehr als überrascht an. „..Du hattest’s doch nich‘ vergessen….“, brachte sie nur heraus.

              „Natürlich nich‘ Dummkopf.“, Heiji sah ein wenig beleidigt drein, dann aber nahm er einfach ihre Hand und legte die kleine Schachtel hinein, da sie es noch immer nicht entgegen genommen hatte. Sie fühlte sich leicht und warm an und Kazuha betrachtete sie großäugig, während sie vorsichtig ihre Hand darum schloss. „Jetz‘ mach schon auf.“

              Kazuha zog das Geschenkt zu sich heran und auf einmal bildete sich ein breites Lächeln auf ihrem Gesicht, mit dem sie gleich zu ihm hochsah. „Aber erstmal, möchte ich dir danken.“

              Heiji sah leicht zur Seite, aber man sah, dass es ihn freute. „Is‘ gut… weißt ja noch gar nich‘ wasses is‘.“

              „Das…“, schloss Kazuha glücklich. „Is‘ doch nur Nebensache!“

              Leicht überrascht wandte Heiji nun doch wieder seinen Blick zu ihr und wurde dann von ihrem strahlenden Lächeln angesteckt. „Wennde meinst…“

              „Ja, meine ich!“, behutsam hob sie das Geschenkt nun auf Augenhöhte und löste die Schleife von der Verpackung. „Aber nachschauen, werd ich trotzd-.“, ihr Atem stockte, als sie sah, was sich in der Schachtel befand und für kurze Zeit hielt sie die Luft dann. Dann aber, macht sie urplötzlich einen Schritt nach vorne und umarmte Heiji. „Danke.“, flüsterte sie.

 

 

 

Eiskristall

Er betrachtete die Eiskristalle, die über der Veranda durch die Luft schwebten. Sogar einen stattlichen Eiszapfen hatte Mutter Natur in nur einer Nacht zustande gebracht. Er musste sich oben am Holzverschlag gebildet haben, als der Regen dort abfloss.   

    Nun zierten lauter kleine, wie Diamanten glitzernde Tropfen die Überdachung des Hauses.

Wenn der herunterfällt; dache er. Wenn der herunterfällt und genau darunter jemand steht, dann könnte ihn das töten. Der alte runzlige Mann musste bei dieser Vorstellung grinsen. Das wäre Mal ein wenig Abwechslung. Abwechslung aus seinem eintönigen Altag. Aber leider war er nur ein Hausmeister und als dieser war es seine Pflicht, den gefährlich spitzen Zacken zu entfernen, bevor so etwas passieren konnte. Was für eine Verschwendung von Potential...; ging es ihm durch den Kopf, während er wiederwillig die Trittleiter aus dem Schuppen schleppte.

    Er klappte die alten hölzernen Beine auseinander und stieg mit plumpen Schritten und einem gemächlichen Tempo empor. Jede Stufe knarzte unter seinem Gewicht und wurde von einem Ächzen seinerseits begleitet. Als er dann schließlich oben angekommen war, streckte er seinen Arm aus, um den Eiszapfen zu umschließen.

    Da geschah es. Am Zapfen hatte sich durch die eigentlich schwache Mittagsonne eine dünne Stelle gebildet, die nun unter dem Gewicht des unten dran hängenden Eises nachgab. Mit vollem Karacho traff die Spitze auf den Kopf des Hausmeistert und zerbarste in tausend kleine Stücke.

    Der Mann bewunderte noch die kleinen Kristalle im Flug, wie sie im Licht glitzerten, während er zu Boden fiel, dann verzog er das Gesicht vor Schmerz. Aber zumindest, zumindest war heute Mal etwas spannendes passiert: Das waren seine letzen Gedanken.

 

Nicht schon wieder...; dachte jemand anderes genervt, als er am nächsten Morgen auf die Veranda des Ferienhauses trat. Er drehte sich mit dem Rücken zu der Leiche und rief ins Haus: "Kazuha ! Ruf die Polizei, hier is' noch 'n Toter."

Luft zum Atmen

„Heiji!" Kazuha versuchte verzweifelt den leblosen Jungen vor ihr wieder zu Bewusstsein zu bekommen.

  Sie versuchte alles. Rufen, Rütteln, sogar eine Backpfeife hatte sie ihm verpasst, nur damit er endlich die Augen aufschlug.

Erneut legte sie Zeige- und Mittelfinger an seinen Hals und erschrak, als sie keinen Puls mehr spüren konnte.

  "Heiji!", gab sie schluchzend von sich. Was sollte sie denn machen?!! Sie hatte doch schon alles probiert! Irgendetwas musste sie aber tun, damit er wieder ein Lebenszeichen von sich gab.

  Moment…, da gab es doch noch etwas, dass sie noch nicht getan hatte.

  Sie schluckte leicht. Sollte sie wirklich?... Augenblicklich schüttelte sie wie wild ihren Kopf, als wolle sie ihn von solchen Gedanken freibekommen. Was für eine Frage! Wenn sie es nicht versuchen würde, würde Heiji vielleicht sterben und das würde sie sich niemals verzeihen!

  All ihren Mut zusammennehmend, beugte sie sich zu ihm herunter. „Tut mir leid Heiji…“, flüsterte sie mit pochendem Herzen und drückte ihren Mund auf seinen. Dann atmete sie aus und hob erneut den Kopf. Ein leichter Rotschleier hatte sich um ihre Nase gelegt, aber das durfte sie jetzt nicht stören. Genauso wenig, wie dass seine Lippen salzig von dem Meerwasser schmeckten, dass noch überall an ihm und seinen Klamotten klebte.

  Erneut senkte und hob sie ihren Kopf. Bitte Heiji… wach auf! Lass mich nich' alleine!

Umso mehr Zeit verstrich, umso verzweifelter wurde sie. Bitte Heiji! Zum gefühlt hundertsten Mal legte sie ihre Lippen auf seine, drückte seine Brust im Rhythmus herunter und betete. 30 Mal drücken, dann zweimal beatmen- so hatte sie es im Erste-Hilfe-Kurs gelernt.

  Nachdem sie ihre Maßnahme erneut mehrfachdurchgeführt hatte, sah sie plötzlich etwas, dass sie in ihrer Bewegung innehalten ließ.

  Ein schmales Lächeln hatte sich auf Heijis Gesicht geschlichen, dass schon beinahe wie das eingebildete Grinsen wirkte, dass er manchmal zur Schau trug. „Was zum-?!“

  Erst als sie auch noch ein leises Schnauben vernahm, dass aus seiner Nase drang, realisiert sie richtig, was dies zu bedeuten hatte. Sie zog ihre Augenbrauen tief ins Gesicht, dass nun von Schamesröte erfüllt war.

  „Warum zur Hölle, sagste nich’s, wenn du schon längst bei Bewusstsein bist?!!“

  Nun öffnete er endlich die Augen und sah mit so einem ersten Blick zu ihr hoch, dass es sie nur noch mehr verunsicherte. Doch die Krone setzen dem Ganzen seine nächsten Worte auf.

  „Weils mir gefallen hat. „Heiji grinste schelmisch und schaffte es doch gleichzeitig auch eine Unschuldsmine aufzusetzen.     Eine Eigenschaft, die Kazuha bei ihm schon oft bemerkt hatte, über die sie sich aber jedes Mal wieder aufs Neue wundern konnte.

  Kazuha konnte ihre Gesichtszüge nicht so gut kontrollieren wie er, hatte dies aber auch gar nicht vor. Sie starrte Heiij verständnislos an und holte dann einmal tief Luft. „Du Vollidiot! Wie kannste nur sowas machen! Ich dachte du stirbst gleich du Tro-!“

  Gerade, als sie begonnen hatte, sich in Rage zu reden, verstummte sie mitten im Satz. Ihre Wut wurde auf einmal von Überraschung abgelöst und sie wusste gar nicht mehr, was sie nun eigentlich empfinden sollte. Denn Heiji hatte ungeachtet ihrer Predigt seine Hände um ihren Nacken gelegt und sie zu ihm heruntergezogen.

  Wie eine Außenstehende beobachtet Kazuha nun erschrocken, wie er seine Lippen auf ihre presste. Erst zögerlich, dann ein wenig fordernder, aber immer noch locker genug, sodass sie ihren Kopf würde wegziehen können.

  Jedoch war es auch gar nicht nötig, sie festzuhalten, denn im Moment war Ihr Körper wie zu Stein erstarrt, bis ihn ein Kribbeln erlöste, dass sich von ihrem Gesicht, über ihre Wirbelsäue bis in jeden einzelnen ihren Muskel ausbreitete.

Jetzt erst schien sie wirklich zu erfassen, was gerade geschah und augenblicklich durchfloss sie ein wohlig warmes Gefühl. Glücklich schloss sie ihre Augen und erwiderte nun den sanften Kuss, der ihr die Luft zum Atmen nahm und sie doch irgendwie am Leben erhielt. Denn in diesem Moment wurde ihr einmal mehr klar, dass es Heiji war, denn sie genauso dringend brauchte.

  Und dennoch, seiner Standpauke würde er nicht entfliehen; dachte sie, während sich ein Lächeln auf ihre Lippen stahl. Dafür würde sie sorgen.



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Kommentare zu dieser Fanfic (2)

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Von:  Heizuha
2018-12-07T19:15:09+00:00 07.12.2018 20:15
Ich bin so froh, dass sich dieser Konflikt zwischen Heiji und Kazuha geklärt hat. Ich finde das kapitel toll und ich hoffe, dass du weiter schreibst👍
Von:  Heizuha
2018-12-03T16:15:51+00:00 03.12.2018 17:15
Also, ich finde deine Fanfiktion bis jetzt ganz toll. Ich bin gespannt, wie es weiter geht. Auch finde ich die Idee auch ganz cool! Ich habe mir zwar immer Gedanken darum gemacht, wie Heiji und Kazuha zusammen kommen, aber noch nie, wie sie eigentlich danach weitermachen.
Antwort von:  Fux1
04.12.2018 18:15
Vielen Dank für deinen Kommentar :3
Ja, ich finde auch gerade das "wie geht's danach weiter" bei den beiden so spannend, weil es bei keinem anderen DC-Pärchen bisher gezeigt wurde. Aber sollte Heizuha zusammen kommen, kann man fest davon ausgehen, dass Pärchenaktionen da sein müssen!! °^° Auch sind ihre Familien ja generell sehr speziell. Immerhin versteht nicht jeder sich mit der Mutter des Freundes so gut xD
Sehr interessantes Thema also:D


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