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Winterrosen in Meeren

von

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Nachwirkungen

Für Jon Schnee, Daenerys Geliebten, sowie Tyrion ihre Hand und Berater brach bei diesen schrecklichen Bildern der willkürlichen Zerstörung der Hauptstadt, der tausende unschuldige Menschen zum Opfer fielen, eine Welt zusammen. Jon Schnee, der bis zuletzt davon überzeugt war, dass sie eine bessere Welt erschaffen will und die sieben Königslande von dem Rad der bitteren Herrschaft wahnsinniger Tyrannen befreien wollte, konnte nur eins sehen und es nicht begreifen: Seine Königin, die Frieden schenken wollte, war dem Wahnsinn verfallen. Unzählige Tote, darunter viele Kinder waren bis zur Unkenntlichkeit verbrannt; Bilder, die er nie wieder wird, vergessen können.
 

Auf Anraten Tyrions, dass sie alle nicht mehr sicher wären vor den wahnsinnigen Taten von Daenerys und ihrem Drachen, die als nächstes wahrscheinlich sogar ihn, Jon Schnee, ihren Geliebten und gleichzeitig größten Rivalen um den eisernen Thron töten würde und mit ihm alle, die ihm lieb waren, beschloss er schweren Herzens und mit der Last der Pflicht zum Schutze des Reiches und der Menschen auf den Schultern, sie, Daenerys, seine Geliebte, zu töten. Auf dem Weg zum Königssaal trifft er auf seine Schwester Arya, die das gleiche Ziel hat: Daenerys zu stoppen. Während Jon Arya davon überzeugt, dass er derjenige sein muss, der sie aufhalten muss, da er der einzige ist, den sie vielleicht noch anhört, der es vielleicht noch irgendwie schafft, sich ihr zu nähern, ohne von ihrem Drachen verbrannt zu werden, ertönt auf einmal das Geheul des Drachens: Auf seinem Rücken sitzend, fliegt Daenerys davon. Sie verlässt Königsmund, steuert direkt auf das Meer hinaus zu. Ihr Drache wird wenige Wochen später auf dem Kontinent Essos erstmals wieder gesichtet.
 

Zu dem Zeitpunkt ist Westeros in absolutem Chaos versunken. Jon, der rechtmäßige Thronerbe, ist über die Geschehnisse rund um Daenerys so entsetzt, über das Leid, was sie über Westeros brachte, den Verrat um ihre Liebe, sowie über das Geheimnis seiner Abstammung selbst, dass er vor allem eins nicht möchte: Die sieben Königslande regieren. Er wollte es nie. Er wusste all die Jahre nichts von seinen Thronanspruch. Und als er endlich davon erfuhr, brachte dies nur noch mehr Leid in seinem Leben. Und so beschließen Jon, Tyrion und die großen Häuser in Westeros, dass der eiserne Thron abgebaut wird. Ein demokratisches Konzil wird eröffnet, Dorne und der Norden werden dabei für unabhängig erklärt, seine Schwester Sansa wird den Norden anführen und ist gleichzeitig Mitglied des Konsils, ebenso Tyrion, sowie Bran sein Bruder, der dreiäugige Rabe, der mit seinem Wissen, die Entscheidungen unterstützen soll und Ser Davos Seewert, Jons einstige Hand.
 

Jon will nur die Bilder in seinem Kopf und die unglückliche Liebesgeschichte zwischen ihm und Daenerys für immer vergessen und so kehrt er auch nicht in seine Heimat nach Winterfell zurück, zu frisch sind dort noch die Erinnerungen an die Schlacht gegen die Untoten Seite an Seite mit Daenerys. Zum Bedauern von Sansa reist er nun an die Mauer und schließt sich dem freien Volk unter Tormund Riesentod und seinem Schattenwolf Geist an. Er hofft, hier endlich seinen Frieden zu finden. Ab und an reist er von der Mauer für ein paar Tage nach Winterfell, um seine Familie und seinen Freund Samwell Tarly dort zu besuchen.
 

Monate vergehen, bis er von Samwell erfährt, dass Daenerys lebt und zurück nach Meereen gekehrt war und dort wieder die Herrschaft übernommen hat. Über Jahre erfährt man nur äußerst wenig aus Essos über sie, aber alles was Samwell in Erfahrung bringt, ist, überraschenderweise, dass Daenerys dort gütig herrscht und die Menschen glücklich und in Frieden unter ihrer Herrschaft leben...

Winterfell

Seit nun mehr als sechs Jahren lebte Jon mit dem freien Volk im Land des ewigen Eises hinter der Mauer. Sie waren Nomaden, zogen weit umher, da das Nahrungsangebot aufgrund des bitteren Klimas stark begrenzt war. Es war kein einfaches Leben, wie er es in Winterfell hätte verbringen können, aber hier interessierte sich wenigstens keiner für seine Vergangenheit, woher er stammte, bzw. viele wussten es noch, aber es spielte einfach keine Rolle. Glücklich war er nicht. Befreiter auf jeden Fall, wenn er auf die Jahre zurückblickte. Aber hatte das Schicksal es jemals vorgehabt, dass er, Jon Schnee, glücklich sein sollte? Befreit von der Last der Pflichten, das reichte doch aus für ein gutes Leben, oder nicht?
 

Er genoss die Einsamkeit, die Ruhe und die überwiegende Friedlichkeit im Volk. Hier musste er nicht reden, wenn er nicht wollte. Und trotzdem schmerzte ihn genau diese Ruhe und Einsamkeit so sehr. So gut er hier auch vergessen konnte, so oft kamen die Erinnerungen wieder hoch. Die Erinnerung an die schrecklichen Bilder in Königsmund. Der Wahnsinn in Daenerys Augen. Daenerys wunderschöne Augen, wenn sie ihn frech anblickten oder liebevoll ansahen. Den Kummer in ihnen, als er sie zurückstoßen musste, weil sich für ihn ihre Liebesbeziehung und gleichzeitige familiäre Verwandtschaft nicht vereinbaren ließen. Nein, glücklich sein, das war ihm vergönnt. Und auch wenn er es akzeptieren konnte, was passiert war, wie seine große Liebe einst zerbrochen war und dass er aufgrund seiner Moralvorstellungen dabei nicht ganz unschuldig war, so war das schlimmste daran, sich an das Gefühl zu erinnern, einmal voller Glück gewesen zu sein.
 

Da er das Gefühl bekam, dem Grübeln wieder zu sehr zu verfallen, beschloss er für einige Tage nach Winterfell zu reisen. Auch wenn dort viele Erinnerungen wieder hochkamen, so war es schön, seine Lieben wiederzusehen. Und er fühlte sich einen Moment lang nicht mehr so allein.
 

„Jon! Eine schöne Überraschung!", wurde er fest umarmt von Sansa begrüßt. „Wieso hast du keinen Raben von der schwarzen Festung aus geschickt?", fragte sie, während sie ihn über den noch verschneiten Innenhof von Winterfell ins Haus begleitete. „Es war sehr spontan, ehe ich mich versah, saß ich auch schon auf meinem Pferd, den Königsweg herunterreitend. Wo ist Arya?"
 

Sansa verdrehte die Augen, das Band zwischen Arya und ihm war immer viel stärker, als zwischen ihr und einem von beiden. „Sie ist vor zwei Wochen auf nach Sturmkap zu Gendry." „Und Samwell?" „Samwell findest du sicherlich jetzt in der Bibliothek. Ich muss mich tatsächlich entschuldigen, Brienne und ich packen gerade für eine Reise nach Königsmund zu Bran. Es gibt einiges was das Konsil besprechen muss." Sie lächelte sanft. „Wie läuft es in den Königslanden?", fragte er eher höflich, als dass es ihn wirklich interessierte. „So gut, wie schon so lange nicht mehr. Eine Demokratie war die beste Entscheidung.", antwortete sie stolz. Er lächelte leicht und drückte sie noch einmal an sich. Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn und zeigte mit seinem Kopf in Richtung Bibliothek. „Wir sprechen morgen weiter.", antwortete sie und entließ ihn.
 

Leise betrat er die Bibliothek, ganz am Ende unzähliger Bücherregalreihen brannte ein Licht und er erkannte die korpulente Figur seines Freundes Sam. Er räusperte sich und Sam drehte sich erschrocken um. „Jon! Ich wusste nichts von deiner Ankunft!", rief er und eilte vom Stuhl auf seinen Freund zu. Beide umarmten sich fest und Jon wurde warm ums Herz, seinen längsten und treuesten Freund so gesund wiederzusehen. „Es war eine spontane Idee. Ich hatte keinen Raben geschickt. Aber es war an der Zeit, mal wieder mehr zu sehen als Unmengen an Schnee. Außerdem habe ich die gute Küche in Winterfell vermisst.", versuchte er zu scherzen. „Wie lange hast du vor zu bleiben?", fragte Sam. „Ich weiß es noch nicht, ein paar Tage vielleicht." Sam nickte verständnisvoll. Seit den Ereignissen von Königsmund vor rund sechs Jahren kam Jon nur selten den Königsweg von der Mauer runtergeritten und blieb wenn auch nur wenige Tage. Er sprach kaum, über die Vergangenheit sowieso so gut wie gar nicht, und auch sein ewiges Grübeln hatte noch mehr zugelegt, empfand Sam. Aber nachdem was Jon widerfahren war, in welch Unglück er gestürzt wurde, fand er Jons Verhalten nicht verwunderlich. „Wie geht es Goldie?", riss Jon Sam aus seinen Gedanken. „Gut, sehr gut." „Den Kindern, alle gesund?" „Ja alles bestens, beide Jungs wachsen und gedeihen, Goldie erwartet noch in diesem Jahr ein weiteres Kind. Sie hofft auf ein Mädchen.", erzählte Sam stolz. Jons Gesichtszüge hellten sich für einen Moment auf und ein Lächeln huschte über seine Lippen. „Das freut mich wirklich sehr für euch Sam. Wirklich." Er klopfte ihm gerührt auf die Schulter. Sam zuckte verlegen mit den Achseln: „Du musst uns dann auf jeden Fall nochmal besuchen kommen."
 

„Ist hier sonst alles beim Alten?", wollte Jon wissen. „Ja. Ich bin froh, dass meine Kinder hier in Winterfell so friedlich aufwachsen. Ein schöner Ort.", meinte Sam und Jon nickte nachdenklich, den Gedanken an seine eigene Kindheit hier in Winterfell versuchte er dabei schnell wieder zu verdrängen. „Sansa sagt, in Westeros ist es so friedlich, wie schon ewig nicht mehr. Hast du etwas aus Essos gehört?", versuchte er so neutral wie möglich zu fragen, doch Samwell wusste sofort, dass Jon sich Neuigkeiten von Daenerys erhoffte. In all den Jahren nach der Tragödie um die Zerstörung von Königsmund und ihrer Liebesbeziehung, fragte Jon immer noch nach ihr. Sam wusste, dass sich Jon nach wie vor mit Schuldgefühlen plagte, die Tragödie hätte verhindern zu können, wenn er sich aufgrund der Verwandtschaftsverhältnisse nicht von Daenerys abgewandt hätte. Sie wäre in Jons Augen wahrscheinlich niemals so durchgedreht und hätte niemals eine ganze Stadt niedergebrannt. Und wahrscheinlich hatte er trotzdem immer noch Gefühle für sie, egal was aus ihr geworden war. „Frieden in Essos.", antwortete Sam knapp. „Und in der Sklavenbucht?", hakte Jon genauer nach. „Daenerys ist nach wie vor Königin in Meereen und der Sklavenbucht, ihre Untertanen sind glücklich, dass sie wieder nach Essos zurückgekehrt ist und so friedlich herrscht. Jon, es ist immer nur das gleiche, was ich höre. Kannst du das glauben, nachdem du gesehen hast, wozu sie hier fähig war?", fragte er, in der Hoffnung, dass Jon endlich davon ablassen würde. „Sam, glaubst du, ihr hättet nichts davon gehört, wenn sie dort auch die Städte niederbrennen würde? Ich frage mich immer noch, wieso sie das getan hat und dort drüben so herrscht, wie sie es sich für Westeros immer gewünscht hatte. Es lässt mich nicht los, dass ich daran Schuld habe.", meinte Jon traurig. „Jon", ermahnte ihn Sam, „ich habe es dir so oft gesagt: Sie ist durchgedreht. Sie wollte Rache für ihre Familie und hat dabei dann einfach alles, was ihr einst genommen wurde, niedergebrannt. Sie hätte auch dich niedergebrannt, weil du einen höheren Anspruch auf den eisernen Thron gehabt hast." „Und wenn es mir egal gewesen wäre, dass wir verwandt sind und ich sie nicht abgewiesen hätte aus diesem Grund, vielleicht wäre sie nie so weit gegangen?", fragte er aufgewühlt. Bei Sam konnte er offen sprechen, über die Gedanken, die ihn nie losließen. „Jon, ich weiß nicht, was in Daenerys vorgegangen ist. Den Targaryen wird ja nachgesagt, dass sie irgendwann dem Wahnsinn verfallen. Aber ich denke nach wie vor nicht, dass du allein daran Schuld hast. Dass du überhaupt Schuld hast. Wieso quälst du dich noch immer mit diesen Gedanken? Ich hatte mir so gewünscht, du findest deinen Frieden beim freien Volk.", entgegnete Sam und war leicht besorgt um seinen Freund. Jons große schwarze Augen wirkten traurig, dann lächelte er: „Ich kann einfach nicht glauben, was ich damals mit eigenen Augen gesehen habe. Ich kann nicht glauben, dass Daenerys einfach durchgedreht ist. Ich konnte es einst vielleicht, aber ich höre über die Jahre hinweg nur, dass sie in Essos so regiert, wie sie sich es für Westeros immer vorgestellt hat. Friedlich, ohne Gewalt. Was war passiert und welche Schuld trage ich dabei?", fragte er nachdenklich. „Ich kann es dir nicht beantworten. Ich war nicht dabei. Wenn du Zweifel hast, an dem was du gesehen hast, wieso fragst du nicht jemanden, der auch dabei war?", entgegnete Sam nicht böse, nur hilflos. „Mit Tyrion und Arya habe ich damals danach lange gesprochen, sie bestätigten mir nur das, was ich selbst gesehen habe". „Und trotzdem hast du Zweifel?", fragte ihn Sam. „Irgendetwas in mir sagt mir, sie kann nicht einfach durchgedreht sein. Nicht einfach so. Und dann denke ich wieder daran, dass sie den Tod von Rhaegal und Missandei verkraften musste und gleichzeitig die Tatsache, dass ich einen höheren Anspruch auf den Thron hatte als sie und dass ich unsere Beziehung aufgrund der Verwandtschaft abgelehnt habe. Und dann kann ich ihre Wut verstehen. Irgendwo. Aber tausende Unschuldige dafür umbringen? Habe ich mich so in ihr getäuscht?", fragte er leise, mehr sich als Sam. Sam beobachtete seinen grübelnden Freund. Wie sehr hatte er Jon alles Glück der Welt gewünscht und dann hatte sich Jon ausgerechnet in Daenerys verliebt und sich damit ins Unglück gestürzt. „Du wirst hier keine Antworten bekommen in Westeros. Wenn du Frieden finden willst, geh nach Essos und frag Daenerys, was sie damals dazu geleitet hat, alles zu zerstören." Jon sah überrascht auf. Ja, das wäre eine Idee, dachte er bei sich. Doch wollte er das wirklich? Ja, er wollte Antworten, auf die vielen Fragen, die ihn seit Jahren quälten. Doch wollte er das wirklich hören und vor allem wollte er Daenerys wirklich jemals wiedersehen?



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