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Folgen eines Turniers

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Da mich diese Idee derart gepackt hatte, musste ich diese einfach schreiben. Sollte eigentlich ein One Shot werden. Aber es gibt immer so viel zu erzählen.
Viel Spaß beim lesen Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Wie angekündigt, nun ein Kapitel aus Setos Sicht Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr Lieben. Ich hoffe es geht euch allen gut. Viel Spaß beim lesen. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Habt Spaß beim Lesen!!! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hmmm….wer ist Sunny? Vielleicht erinnert sich der ein oder andere noch an Kapitel 1. Dort haben wir von ihr gelesen. Die kleine blonde Empfangsdame im Hotel, wo Seto und Joey geheiratet haben? Das ist Sunny. Ich glaube wir machen heute mal einen kleinen Sprung in die Vergangenheit, was meint ihr?? Ich wünsche euch viel Spaß beim lesen. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo. Dieses Kapitel ist ein bisschen lang geworden. Ich hoffe es stört nicht allzu sehr. Ich wünsche euch viel Spaß und hoffe auf Feedback ;) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
So und nun hier Setos Sicht zum letzten Kapitel.
Vorsichtshalber lasse ich mal Vanille-Cookie-Eis und Schokoeis hier. Und Eis, das sich in den Geschmack automatisch verwandelt, den man gerade braucht.
Dann noch ein paar Kuscheltiere in Form von weißen Drachen mit eiskaltem Blick und schwarzen Rotaugendrachen zum kuscheln. Man weiß ja nie wann man dies braucht Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen. Als erstes möchte ich mich recht herzlich bei euch allen bedanken. Ihr seid echt klasse.
Dieses Kapitel widme ich flower_in_sunlight

Flower schreibt auch sehr gute Puppyshipping FF´s. Schaut doch mal vorbei
Dieses Kapitel ist ein bisschen anders, als die vorherigen.
So nun aber viel Spaß beim lesen...viel lesen. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Huhu
Ich hoffe es geht euch allen gut.
Wie immer freue ich mich über Anregungen, Kritik und Klugscheißerei (ich freu mich darüber tatsächlich XD)
und wünsche euch vie Spaß beim lesen Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ja ist denn schon wieder Montag?
Die Zeit vergeht...
Ja...hier Setos Reaktion auf die Diskreditierung.
Ich fürchte es wird Tonnen an Eis benötigt...
Aber zumindest ist dieses Kapitel wieder in Setos UND Joeys Sicht geschrieben. War notwendig, sonst wäre es zu schlimm...
Viel Spaß Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich danke euch, für euer Feedback.
Ich kann euch beruhigen. Nach diesem Kapitel wird es erstmal weniger Aussetzer geben, wegen den...Umständen.
Der Anfang braucht für viele vielleicht doch "Das Lieblingseis" oder "Das Lieblingskuscheltier"
Taschentücher, wer braucht und Vanillekipferl.
Aber dann... vielleicht? nicht mehr? Mal sehen...Vielleicht doch. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Huhu, es ist Montag.
Dieses Kapitel wird ein wenig lustiger, als das letzte. Ich hoffe jedenfalls den einen oder anderen ein Schmunzeln abzuringen. Ich wollte ursprünglich das Wochenende in einem Kapitel zusammen fassen, aber...das wären dann über 20000 Wörter gewesen und dass war mir zu viel.
Noch etwas super - mega Wichtiges.
DANKE!
Ich danke euch allen.
flower_in_sunlight , dafür dass du mir immer aufzeigst, wenn etwas falsch gemacht wurde und ich es korrigieren kann, damit die Story gut bleibt. Danke das du dein Wissen mit mir teilst.
Ryosae und Piajay , dafür, das ihr euch immer an der richtigen Stelle, eine Sicht von Seto wünscht. Ich muss mir dann immer Gedanken machen und meist wird Setos Sicht besser, als Joeys und ich kann gewisse Details immer schön miteinbringen. Und Ryosae... danke für deine Anregungen zum Partyspiel.
CharlieBlade1901 , für deine lustigen Kommentare und das viele Eis, dass baut mich immer auf
Onlyknow3 , für deine Sicht aus mehreren Perspektiven, die mich dazu auffordern, über die Handlungsweise von Seto nachzudenken
Yunaxxx , Neko20 , Satra0107 ,  Lexischlumpf183 , Cloudlesssky ,  Tsumikara , Mondkind_77 , dafür, dass ihr meine Fanfic kommentiert habt. Und allen, die diese Story lesen und auch mögen...DANKE!!!
Leute, es motiviert mich ungemein, so viel Unterstützung von euch zu bekommen.
In Wirklichkeit ist es nämlich dann nicht meine Fanfic alleine...sie gehört uns allen, uns Puppyshippern
Also kepp calm and Puppyship on Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Puh... endlich geschafft. Hatte die Woche immer lange gearbeitet und am Samstag das meiste geschrieben.
Gerade nochmal alles durchgelesen und nun seeehhhr hungrig (hatte heute nur Mittags eine Kleinigkeit)
Hoffe euch gefällts. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo
nach einer anstrengenden Woche, in der ich kaum Zeit fand zu schreiben, hab ich es doch noch geschafft. Puh...
In diesem wird es wieder Aussetzer geben. Eis, Kekse und die Drachen zum Kuscheln, lasse ich euch mal da. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallöchen

Es wird leider nicht soo schön, wie ihr alle wohl hofft. Joey ist ja noch mitten im Aussetzer.
Also verteile ich erstmal Eis, Schokolade, Kekse, Mochis, und Kuscheldrachen.
Wer mag kann an dieser Umfrage zu seinem Lieblings Charakter dieser Fanfic teilnehmen

https://www.animexx.de/umfragen/99405/ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallöchen

Hier haben wir das nächste Kapitel. Gestern frisch Beta gelesen von der lieben  Tsumikara
Vielen Dank für deine Hilfe und deine Anmerkung über dieses eine kleine Detail, was ich übersehen hatte.
Du bist echt klasse!

Ich lasse euch mal Eis, Kuscheltiere und Cocktails da und wünsche euch viel Spaß beim lesen Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo
Diesmal benötigt ihr ganz bestimmt Tonnen an Eis. Hier...für euch. Es verwandelt sich automatisch in die Sorte, die ihr gerade braucht.  Tsumikara hat wieder Beta gelesen. Vielen Dank dafür!!
Ich wünsche euch viel Spaß und... ach...hier habt ihr Taschentücher, für den Fall der Fälle. Ein bisschen traurig wird es leider. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr Lieben.
Dieses Kapitel ist Piajay gewidmet. Du wirst lesen....warum.
Danke  Tsumikara für´s Betalesen und entschuldige meine Ungeduld. Das kommt nicht mehr vor. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo,

vergebt mir, dass ich dieses Kapitel erst einen Tag später hochlade, aber es ist im Moment so viel los, bei mir. Hab es nicht geschafft, aber ich bemühe mich, meinen Standard zu halten. Nun viel Spaß Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
So, mit einer Woche Verspätung, hier das nächste Kapitel. Hatte es erst vor kurzem fertig bekommen.

Vielen lieben Dank an  Tsumikara
Danke, dass du so schnell warst. Hoffe ich habe dich nicht zusätzlich gestresst?

Ja hier lesen wir nun, die Reaktion, von Seto, auf dieses Liebesgeständnis.
Ich hoffe es gefällt euch.
Viel Spaß Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hey Leute, alles klar bei euch?

Dieses Kapitel widme ich, aus einem Grund, den ich am Ende des Kapitels verraten werde, CharlieBlade1901, Piajay und Ryosae

Ein herzliches Dankeschön an  Tsumikara die mir immer sehr hilft, auch wenn sie denkt, dass sie nicht viel gemacht hätte. Hast du!
Danke auch an  Chai-Cherry-Tea, die mich immer motiviert und mein, im Moment sozial schwaches Leben, aufpeppt ;) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr Lieben,

heute ist Sonntag, ich weiß. Ich habe mich entschlossen, nicht mehr fest am Montag hochladen, sondern dann, wenn ich ein Kapitel fertig habe und es Beta gelesen wurde. Ich werde nun nicht mehr wöchentlich hochladen, damit die Qualität nicht leidet. Andere Fanfics lese ich nur, wenn ich Beta lese, damit ich meinem Stil treu bleibe.
Zumindest bis ich diese hier abgeschlossen habe. Außerdem hat Joey morgen Geburtstag und ein Geburtstagsshot wird morgen auch hochgeladen.
Ich hoffe es gefällt euch. Ich lasse vorsichtshalber ein paar Tonnen Eis, Kuscheldrachen und Schokolade hier. Nur für den Fall der Fälle.....ok ganz sicher werdet ihr was davon brauchen, hoffe aber, ich kann euch gleichzeitig zum lachen bringen.
Viel Spaß Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Montag, den 05.04.2021 wurde meine Fanfic 1 Jahr alt...Juhu...man wie die Zeit verfliegt.
Ich wollte es eigentlich an diesem Zeitpunkt hochladen, aber meine beste Freundin ist vor einem Monat in den Himmel gekommen und ich war etwas neben der Spur. (Immer noch, aber es wird besser)
Im übrigen würde ich mich sehr über Fanarts zu dieser Story und auch zu meinen anderen freuen.
Viel Spaß, ich hoffe es gefällt euch. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr lieben
Ich weiß. Lang ist es her. Vor lauter Arbeit und privatem Stress hat es lange gedauert. Aber ich habe somit meine Geduld trainiert und eure leider ein wenig strapaziert. Tut mir leid deswegen. Ich versuche nun wieder regelmäßiger meine Kapitel fertig zu stellen und bin gespannt auf eure Reaktionen. Zur Sicherheit lasse ich euch Berge von Eis da, welches sich in die Lieblingssorte verwandelt, die ihr gerade braucht. Viel Spaß beim lesen und CharlieBlade1901 ein mega sorry. Hoffe du bist nicht traurig darüber... Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen
Eigentlich wollte ich gestern dies schon hochladen, aber durch einen kleinen Unfall zu Hause, bei dem der Treppenstepper nicht ganz unschuldig war, bin ich ungebremst auf meiner linken Gesichtshälfte aufgekommen und habe gestern viel Zeit mit Schmerzen und warten im Krankenhaus zugebracht. Schmerzen habe ich immer noch, aber nachher noch einen Termin beim Arzt. Zum Glück habe ich noch eine Halskrause zur Hand, das entlastet etwas.
Nun ich hoffe ihr habt viel Spaß beim lesen. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Lang, lang ist´s her...ja ich lebe noch (würde CharlieBlade1901 so sagen)
Endlich ist das lang ersehnte nächste Kapitel fertig. Als [[Mia11[[ mich fragte, ob ich weiter schreibe, dachte ich mir, ok, dann los. Hab es eh lang genug vor mich hergeschoben, war zwischendurch krank und die neue Arbeit ist körperlich anstrengend und hatte kaum Kraft oder hatte keine Lust zu schreiben. Ich hatte schon 9 Seiten geschrieben gehabt, aber als ich weiter schreiben wollte, waren nur noch # zu sehen und keine Worte. Also nochmal von Anfang an alles schreiben. Anfangs kaum Motivation, habe ich es endlich hinbekommen. Meine Beta  Tsumikara meinte, dass es gut ist und darüber freue ich mich total :)
Widmen werde ich das Kapitel Mia11 weil sie mich motiviert hat weiter zu schreiben und flower_in_sunlight die es verdient hat und hoffe es freut die beiden.
Also viel Spaß beim lesen Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallöchen ihr Lieben

nun geht es endlich weiter. Ich freue mich schon sehr, auf euer Feedback.
Viel Spaß Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Endlich...endlich habe ich es geschafft ein neues Kapitel hochzuladen und hoffe es geht jetzt flüssiger weiter. Auf keinen Fall gebe ich diese Fanfic auf. Ich werde schreiben, bis sie beendet wird. Sind noch einige Kapitel.
Mitte 2022 habe ich einen Nebenjob annehmen müssen, um uns irgendwie durchzubringen und dementsprechend habe ich keine Kraft gehabt und war eigentlich immer müde. Anfang 2023 habe ich angefangen Vollzeit zu arbeiten und das ganze Jahr war unglaublich anstrengend. Komplett anzeigen

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Das Abenteuer in Las Vegas

 
 

So hatte ich mir das ganze nicht vorgestellt. Es sollte einfach nur ein aufregendes Duel Monsters Turnier werden. Und ich Joey Wheeler der Sieger und neue Nummer eins unter den Duellanten. Das Kaiba das finale Turnier in Las Vegas veranstalten wollte, war eine zusätzliche Herausforderung. Es war hier laut, voller Menschen und Nachts ein wahres Spektakel. Ich freute mich sehr hier zu sein und war froh das ich überhaupt mitkonnte. Aber vielleicht fange ich am Besten am Anfang an.
 

Kaiba hatte 3 Tage für dieses Turnier angesetzt. Den ersten hatten wir mittlerweile hinter uns und natürlich heimsten Yugi und ich einige Siege ein, sodass wir uns fürs Halbfinale qualifizierten. Unter den anderen Halbfinalisten waren unter anderem der erhabene Eisprinz und Mai. Morgen musste ich gegen Yugi antreten und Kaiba gegen Mai. Ich freute mich schon sehr darauf. Nun hatten uns in einem der unendlich vielen Casinos amüsiert. Viel konnte ich nicht an den Automaten spielen. Ich hatte nicht viel Geld bei mir und Glück es zu vermehren leider auch nicht. Yugi hatte ein bisschen mehr Glück und gewann ab und an eine kleine Summe.

Sonst konnte keiner von uns was abräumen, was uns einige höhnische Sprüche seitens Kaiba eingehandelt hatte. Das er überhaupt mit von der Partie in den Casinos war, war mir zu verdanken. Immerhin konnte ich meine Klappe nicht halten und nannte ihn einen Feigling und Nichtskönner. Das der Kerl es drauf hatte, bewies er natürlich sofort an einem der Tische für die Kartenspiele. Er tauschte die für ihn kleine Summe von 5000 Dollar gegen Chips und vermehrte es in zwei Spielen um das fünffache. Geknickt verzogen wir uns. Besser gesagt ich, denn den anderen war Kaibas Alphamännchen Gehabe vollkommen egal. Dem müsste man es mal richtig zeigen und ihn auf seinen Platz verweisen.

Das musste ich aber auf ein anderes mal verschieben. Thea zog mich unerbittlich von Kaiba weg, dem ich gerade einen meiner neuen coolen Sprüche rein drücken wollte. Sie war erstaunlich stark für ein Mädchen. Vielleicht hatte sie ja gerade ihre Periode? Eine leichte Übelkeit befiel mich bei diesem Gedanken, bevor sie mich hinter sich her schleifte, in einen Schuppen, den ich nach einigem umsehen, als Disco identifiziert hatte.

Es war rauchig und stickig und laut und genau das Richtige um mich von dem reichen Schnösel abzulenken. Wir stellten uns an die Bar und Tristan sei Dank bekam ich ein Getränk spendiert. Kaiba ging mir auf den Sack. Also musste ich auf alkoholfreies verzichten. Ich wollte eh nur bei einem Getränk bleiben und wenn Tristan schon in Geberlaune war, dann nutzte ich das. Ich wählte mein Getränk mit Bedacht. Es durfte nicht zu teuer sein und auch nichts allzu gepanschtes. Also wollte ich einen einfachen Martini mit einem Spritzer Zitrone. Sehr zum erstaunen von Tristan bestellte er dies und gab mir stirnrunzelnd das breite Glas.

Ich sog den Duft des Martinis ein und trank langsam, schluckweise und sehr genießend. Es benebelte mich nur leicht und machte Lust sich auf die Tanzfläche zu begeben, wo meine Freunde schon seit einiger Zeit ausgelassen tanzten. Doch fühlte ich mich seltsam beobachtet. Spürte ein leichtes frösteln, bis ich es als Einbildung abstempelte und mich beschwingt auf die Tanzfläche ging. Ich schloss die Augen und fing an mich zu den Klängen der Musik zu bewegen. Ich spürte jede noch so kleine Vibration in meinem ganzen Körper. So tanzte ich einige Zeit, bis ich Mais lautes Lachen hörte und musste lächeln. Ich fand Mai einfach wuderbar.  Sie war so schön und stark. Einfach eine Powerfrau. Ich öffnete die Augen und wollte sie gerade antanzen, als sie sich schon einem mir fremden Mann an den Hals warf und ihn stürmisch küsste. WAS WAR DAS? Sie konnte doch nicht einfach einen fremden Mann knutschen. Gehörte sich sowas? Oder war ich einfach zu altmodisch in diesen Dingen? Irgendwas in mir zerbrach in tausend kleine Stücke und schmerzte fürchterlich.
 

Mir entgleisten sämtliche Gesichtszüge dabei, meine Sicht war seltsam verschwommen, bis ich merkte das ich gerade dabei war in aller Öffentlichkeit deswegen loszuheulen. Toilette. Ich musste sofort hier weg. Auf dem Weg dorthin, rempelte ich die Menschen an, ohne mich zu entschuldigen und stürzte zu der Türe die ich sofort als Männertoilette erkannte. Außen an der Türe war ein Bild von einem gutausehendem rothaarigem Mann, mit Kinnbart, dessen Jeans durchlöchert, der Knopf der Hose und ein Teil des Reisverschlußes offen und der Oberkörper frei war. Ich registrierte das verwirrt und schob mich durch die Türe. Ich lief zu den Kabinen, die Männergruppe an den Pissoirs, die mich ansahen, als sei ich verrückt, ausser Acht lassend und schloss mich ein. Ich musste mich erst ein paar Minuten sammeln und trotzdem konnte ich ein kleines Schluchzen und ein paar Tränen nicht verdrücken. Ein Glück das die Gruppe sich gleich nach meinem Verstecken verzogen hatte.

Ich hörte wie die Türe der Toilette geöffnet wurde. Schwere Schritte erfüllten den Raum. Kaum gedacht man wäre allein, kommt der nächste rein. Dabei wollte ich doch nur in Ruhe ein bisschen heulen und dann wie immer weiter machen. Ich hielt den Atem an um die verräterischen Schluchzer zu unterdrücken. Die Schritte verstummten und es war kein anderes Geräusch mehr zu hören. Ich verhielt mich einige Zeit ruhig und doch ließ nichts auf den Eindringling mehr schließen. Sollte er sich das eingebildet haben?
 

Ein fieses Lachen ertönte und ich hörte schaudernd Kaibas Stimme.

 

 

"Hat der Köter sein Frauchen an jemand anderen verloren?"

 

 

Kaiba......Dieser Fiesling. Jetzt musste er auch noch in der Wunde rumstochern.Typisch. Doch ich gab keinen Ton von mir. Ich würde nicht rauskommen und mich vor ihm blamieren. Er musste gesehen haben wie ich auf Mais Überfall auf den anderen Mann reagiert habe. Deshalb hatte ich mich beobachtet gefühlt. Dieser.....dieser.....mir fiel einfach keine Beleidigung ein, die stark genug war dies zu beschreiben.

 

 

"Zu feige um mir zu antworten, Töle? Ich habe nichts anderes von dir erwartet."

 

 

Beherrsch dich Joey. Ganz ruhig. Er will dich nur provozieren.

 

 

"Ich hoffe du heulst morgen nicht auch so, wenn Yugi gegen dich gewinnt und du wieder einmal beweisen kannt, das du das duellieren aufgeben solltest. Du hast es weder im Duel Monsters drauf, noch könntest du jemals das Herz einer Frau wie Mai gewinnen. Sieh es ein Loser. Streuner wie du kommen nie weiter nach oben in der Nahrungskette. Du bist ein Versager und du bleibst einer."

 

Er beendete seinen Monolog und verließ die Toilette schneller, als ich reagieren konnte. Ich wollte ihm eine reinhauen und beweisen das es nicht so war, aber ich konnte mich nicht bewegen. Die Tränen liefen mir in Strömen die Wangen hinab und egal wie oft ich sie wegwischte, es kamen ständig welche nach. Wieso trafen mich Kaibas Worte derart?

 Ich brauchte eine halbe Stunde um mich zu beruhigen. Mein Körper fühlte sich müde und ausgelaugt an. Ich spritzte mir Wasser ins Gesicht und sah mich im Spiegel an. Die Augen waren gerötet und geschwollen und meine Haare klebten an meiner Stirn. Ich seufzte und stieß die Türe der Toilette auf, ging, den Kopf gesengt durch die Disco und gab im Vorbeigehen meinen Freunden Bescheid, das ich ins Hotel gehen würde und bevor sie was dazu sagen konnten, war ich schon verschwunden. Gehetzt lief ich die 10 Minuten im Eiltempo durch die Straßen, bis ich an unserem Hotel ankam. Zum Glück hatte jeder von uns ein eigenes Einzelzimmer. Mich würde hier erstmal keiner weg bekommen. Schnell ging es mit dem Aufzug nach oben in den 5. Stock. Ich entsicherte meine Zimmertüre und musste erstmal tief durchatmen. Müde fiel ich aufs Bett und schlief sofort ein.

 

Ein Klopfen weckte mich. Hektische Worte wurden geschrien. War das Tris?

Ich raffte mich mühevoll auf und ging schleppend zur Türe. Ja es war Tristan. Doch seine Worte kamen nur schwer bei mir an. Erst nach seinem dritten Versuch wusste ich was er mir sagen wollte. Er stünde hier schon eine ganze Stunde und versuchte mich zu wecken und das ich noch 5 Minuten hatte, zu meinem Duell mit Yugi zu kommen, sonst würde ich disqualifiziert. Wie konnte ich nur so verschlafen? Wenn es schon Zeit war für mein Duell musste bereits Nachmittag sein.

Ich hielt mich nicht lange auf damit mich frisch zu machen, sondern nahm meinen Zimmerschlüssel und stürzte aus dem Zimmer und wir rannten in halsbrecherischem Tempo die Treppen hinunter. Der Aufzug musste natürlich dann kaputt gehen, wenn ich es eilig hatte. Ein Glück das mein Duell vor dem Hotel stattfinden würde. Nur noch eine Minute. Eine weitere Treppe und den Empfangsbereich des Hotels später, kam ich, 10 Sekunden vor Ablauf der Zeit bei Yugi an und schnaufte "Zeit für ein Duell!"

Erleichtert das ich es geschafft hatte, wollte ich beginnen, als Kaiba mir dazwischen kam.
 

"Du bist zu spät Köter. Du bist offiziel disqualifiziert!"

 

Das gab es doch nicht. Lautstark machte ich meinem Protest Luft und auch Yugi versuchte Kaiba zu überreden das ich es doch gerade noch pünktlich geschafft hätte. Doch Kaiba ließ sich nicht erweichen und erklärte Yugi, mit eisigem Blick zu mir, zum Sieger. Selbst die Proteste der anderen kümmerten ihn nicht. Er fing an sich für das Duell mit Mai vorzubereiten, während ich meine Tränen zu unterdrücken versuchte. Dieser Mistkerl. Aber ich war trotzdem ein guter Freund. Auch für Mai. Ich musste jetzt für sie da sein, auch wenn die Splitter meines Herzens mir fies in meinem Körper stachen.

Geknickt feuerte ich Mai an. Doch es kam einfach keine Stimmung mehr in mir auf. Dieser Eisprinz dachte wirklich er könnte sich ungestraft alles erlauben. Er rief gerade seine 3 weißen Drachen und beendete dieses Duell schneller, als mir lieb war. Ich war doch nur einen kleinen Moment in Gedanken gewesen. Mit einem überheblichen Blick starrte er Yugi an. Dieser arrogante Sack.

Er fackelte nicht lange und forderte Yugi heraus, sofort zu entscheiden, wer der bessere war. Yugi nahm, nach einem besorgten Seitenblick auf mich, Kaibas Herausforderung an. Das ich lautlos verschwand, bekam keiner mit. Ich wollte nicht wissen ob Kaiba es schaffte, Yugi zum Zweitbesten zu degradieren. Er hatte mir gerade die Chance genommen zu gewinnen, ohne das es im mindesten gerechtfertigt gewesen wäre. Mit herabhängenden Schulten lief durch die Gegend, mit immer noch denselben Klamotten von gestern, die wie ich feststellen musste nun auch noch verschwitzt waren. Ich musste einen elenden Anblick abgeben.

Ich setzte mich auf einen Stein vor einem Casino, erwähnte ich schon das es tauende davon gab? Und schlug die Hände vors Gesicht. Wie lange ich dort saß und Trübsal blies wusste ich nicht. Meine Gedanken schwankten von dem Schnösel, über Mai, dem Schnösel, dann unerklärlicherweise zu der Türe der Männertoilette der Disco, bis hin zu der knutschenden Mai. Dann fühlte ich wieder den Schmerz in meiner Brust, der so drückend war, das ich keine Luft mehr bekam. Ich versuchte tief einzuatmen und den immer wieder kehrenden Schmerz zu ignorieren.
 

Doch irgendwann verdunkelte sich meine Sicht. Jemand war mir vor die Sonne getreten und dann spürte ich eine Hand auf der Schulter und sah in die freundlichen Augen eines älteren Mannes. Er war hoch gewachsen, das Gesicht bereits teilweise faltig und hatte weißes, langes Haar, zu einem seitlichen Zopf geflochten. Seine hellen Augen sahen mich sanft an. Sie hatten ein derart helles braun, das es fast golden wirkte. Es erinnerte mich an die Augen einer Raubkatze. "Alles in Ordnung junger Mann?" fragte er mit einer tief brummend beruhigender Stimme. Ich schüttelte erschöpft den Kopf, bekam davon Kopfschmerzen und wahnsinnigen Durst. Ich hatte seit gestern nichts mehr getrunken und es war, dem Stand der Sonne nach zu urteilen schon später Nachmittag. Nicht mal Hunger hatte ich, was für meine Verhältnisse äußerst besorgniserregend ist. "Dann kommen Sie junger Mann. Ich weiß genau das Richtige um Sie aufzumuntern." Er half mir auf und führte mich durch Seitengassen und verschlungenen Pfaden durch die Stadt und nach kurzer Zeit wusste ich nicht mehr wo ich war. Warum ich diesem freundlichen Mann folgte wusste ich nicht.

 

Vielleicht hatte ich einfach eine Überdosis Kaiba.
 

Er ging zu einem großen Bauwerk, vermutlich 18 Jahrhundert, öffnete die Türe und hielt sie mir zwinkernd auf. Zögernd ging ich hindurch und erblickte eine kleine Eingangshalle. Die Wände waren in einem dezenten hellblau gestrichen und verschieden große chinesische Drachen, in weiß und dunkelblau, waren kunstvoll an die Wände gemalt. Ein Empfangstresen stand in der Mitte des Raumes. Rechts davon war ein kleiner Springbrunnen in Form eines großen Vogels, der einen langen flammenartigen Schwanz hatte, dessen plätschern sich angenehm mit der leisen Klaviermusik im Hintergrund vermischte. Links war eine kleine Sitzgruppe mit einem niedrigen Tisch aus Glas auf dem Paradiesblumen und ein Tablett mit einem Krug Wasser und Gläsern standen. Die Ledersessel sahen unglaublich bequem aus und wurden von Palmen und Feigenbäumen umringt wie in einer Oase. 

Der ältere Herr zwinkerte der Dame am Empfang verschwörerisch zu und schob sich an ihr vorbei. Sie schienen sich zu kennen, denn die Dame grinste ihm frech ins Gesicht und hieß mich willkommen. War das in Amerika so üblich? Man geht einfach wo rein, zwinkert, grinst und dann passt alles? Der nette Herr zwinkerte mir entschieden zu viel. Ich hatte kein schlechtes Gefühl, aber allein in einer großen , fremden Stadt und ich folgte einem Fremden....Ja ich weiß, das klingt, als ob ich in mein Verderben rennen könnte. Und das freiwillig. Naja jetzt war ich schon mal hier und ich wurde neugierig was noch alles passieren würde.

Ich folgte ihm also, wenn auch unsicher in einen Korridor. An einer weißen Türe hielt er an. Er öffnete sie und als ich eintrat bemerkte ich das es ein Bad war, mit Duschen auf der linken und Umkleiden auf der rechten Seite. Er drückte mir einen Bademantel  und Unterwäsche in die Hand und wies mich an meine verschmutze Kleidung in einem der Körbe zu legen und in das Regal an der Wand, rechts von den Duschen gelegen zu legen. Sie würden am Ende dieses Ausfluges frisch gewaschen sein.

 "Ich warte draußen. Dusch dich und zieh den Bademantel über. Es gibt für den Besuch hier auch spezielle Unterwäsche die du anziehen solltest." Er war seltsamerweise schon vom Sie zum Du übergewechselt. Doch das störte mich nicht weiter. So seltsam dieser Mann auch war, fühlte ich mich in seiner Nähe unglaublich wohl und sicher. Mein Instinkt hatte mich nie getäuscht.

Ich zog meine verschwitzten Klamotten aus und stellte mich unter die Dusche. Warmes Wasser lief meinen müden Körper hinab und ich seufzte wohlig auf. An der Wand war eine Ablage, auf der kleine Shampoo und Duschgelproben standen und einen betörenden Duft abgaben. Ich wusch mich, ließ mir Zeit und genoss. Spülte die bittere Niederlage gegen Kaiba und diesen fremden Mann, den Mai abknutschte einfach ab.

Mit einem flauschigen Badetuch, das an einem Haken an der Wand hing, trocknete ich mich ab und schlüpfte in die schwarze Unterwäsche und den dunkelblauen, seidigen Bademantel, der meinen Körper kühl umschloß. Ein Gefühl der Geborgenheit ergriff mich und ich genoss dieses Gefühl einige Minuten, ehe ich mich wieder aus dem Raum begab und auf den Herrn zu, der geduldig auf mich wartete. Er schien schon fertig zu sein. Wo hatte er sich geduscht und umgezogen? Darauf hatte ich keine Antwort und ich bekam auch keine.
 

Es war mir unangenehm plötzlich. Ich wusste nicht einmal seinen Namen, also fragte ich nach und stellte  mich stotternd als Joey Wheeler vor. Seine Augen funkelten vergnügt, als er mir seine Hand reichte und sich vorstellte. "Mein Name ist Rubeus Mc Lime. Angenehm deine Bekannschaft zu machen Joey. Nenn mich einfach Ruby. Das macht es einfacher." Ich nickte ihm lächelnd an. Sein Name sagte mir nichts, aber soviel Freundlichkeit wie er besaß, machte es mich nicht ein bisschen misstrauisch. Ich vertraute ihm vom ersten Augenblick an.

Ruby führte mich in einen großen Wellnessbereich und schlug vor sich erstmal ein großes Glas Bergquellwasser zu gönnen. Ich nickte begeistert und füllte mir von dem Krug, in dem große violette Steine lagen ein Glas ein. Er nannte sie Amethyste und zählte alle ihre heilenden Eigenschaften auf, während ich das kühle und wohlschmeckende Wasser trank. Davon genoß ich noch vier weitere Gläser.
 

Wie sich herausstellte waren das Erforschen und Halbedel-und Edelsteine sein Hobby. Er bereiste gerne ferne Länder und besuchte Bergmienen, erforschte in Ägypten die Pyramiden, klopfte in Deutschland Steine auseinander um Fossilien zu suchen und schürfte in Flüßen nach Gold, einfach des Spaßes halber. Als ich ihm erzählte das der Großvater meines besten Freundes schon oft Ägypten bereist hatte, fiel er fast aus allen Wolken, wollte jede Kleinigkeit wissen und erzählte darauf von seinem Neffen, der ebenfalls gerne dort war. Besagter Neffe lebte in seiner Wahlheimat Japan, weswegen Ruby selbst so gut japanisch sprach. Er betrieb dort eine angesehene Firma, die weltweit bekannt war. Er nannte mir auch den Namen der Firma, die mir sehr bekannt vorkam, doch kam ich einfach nicht drauf, woher ich sie kannte.
 

Es war ein anregendes Gespräch das wir erst weiter führten, als wir die Massage hinter uns hatten. Ruby gönnte sich eine wohltuende Klangschalenmassage und ich eine einfache Ganzkörpermassage. So entspannt setzten wir uns in den Restaurantbereich und aßen gemeinsam zu Abend. "Geht es dir jetzt etwas besser, Joey?" Ich nickte. "Magst du mir erzählen, was los war?" Wieder nickte ich und begann von dem Turnier zu erzählen, meinem nun gebrochenem Herzen und das Verhalten meines Erzfeindes Seto Kaiba. Bei dem Namen wurde der Ältere aufmerksamer. "Du meinst Seto Kaiba von der Kaiba Corporation, aus Domino City?" Wieder ein Nicken meinerseits. Man das wurde ja jetzt schon zur Gewohnheit. Kaiba würde ihm da bestimmt was fieses an den Kopf werfen. Sowas wie er wäre ja schon fast wie ein Wackeldackel. Die Gedanken an Kaiba ließen mich knurren und bekam davon nur eine hochgezogene Augenbraue meines Gegenübers. Ich erklärte Ruby Kaibas Vergleiche, mir mit einem Hund. Der lächelte nur verstehend, sagte aber darauf nichts. Wahrscheinlich hatte er mich auch schon damit verglichen.
 

Die Bedienung kam und nahm unsere Bestellung auf. Ruby bestellte sich ein Glas Bardolino Rotwein und einen großen Salat mit Kartoffeln und Ziegenkäse und ich verwöhnte mich mit einem großen Glas Mangoschorle und Zucchini Tagiatelle mit Avocadopesto als Vorspeise, Lasange als Hauptgang und für zwischendurch noch 3 Pizzen. Hatte gesund angefangen und wurde dann doch von ungesundem, oder anders gesagt "Wohlvertrautschmeckendem" abgelöst. Wir nahmen unsere Mahlzeit schweigend ein und erst nachdem die Bedienung uns einen warmen Pflaumenwein und gebackene Bananen als Dessert gebracht hatte, brach Ruby das Schweigen.
 

"Wie lange bist du noch hier?" fragte er darauf. Ich legte den Kopf schief. "Normalerweise wäre morgen noch ein Turniertag gewesen und wir wären am Nachmittag wieder nach Domino geflogen. Kaiba hat eine recht protzige Art zu reisen. Normalerweise nimmt er immer so ein rießiges Luftschiff. Aber das wartet in Japan. Hergekommen sind wir normal mit dem Flugzeug. Ich weiß nicht wann wir tatsächlich abreisen."

"Nun dann können wir dich ja jetzt zu deinem Hotel zurück bringen, dort wirst du es sicher erfahren."

Eine leichte Röte stahl sich auf meine Wangen. Es musste so sein, denn sie fühlten sich heiß an. Er hatte die ganze Zeit mit Ruby verbracht, aber wovon sollte er das alles hier bezahlen? Das sprach ich auch sofort an und Ruby lachte nur laut.

"Lass nur. Ich würde mich freuen, wenn du meine Einladung annehmen würdest." Nachdem ich zögerlich genickt hatte, atmete Ruby erleichtert auf. "Wie alt bist du den Joey? Wenn ich fragen darf." Ich nickte abermals. "Ich bin jetzt 17 Jahre alt." Sein Gespächspartner lächelte. "Weißt du...du erinnerst mich an meinen Sohn. Er war in deinem Alter, als er einfach verschwand." Betrübt senkte der Weißhaarige den Kopf und starrte auf seine Hände. Ich schluckte und legte tröstend meine Hand auf seine. Ruby lächelte traurig.

"Er war immer so hibbelig und lachte unglaublich viel. Nie hat er sich seine Haare schneiden lassen wollen und liebte es seine Sherlok Holmes Romane zu lesen. Als er 16 Jahre alt war, hat er sich in eine Austauschschülerin verliebt, die ein Jahr in seine Klasse ging. Ich weiß nicht wo sie herkam. Ich habe sie nie kennen lernen dürfen. Ein Jahr später waren beide verschwunden. Seitdem gab es kein Lebenszeichen mehr von ihm. Meine Frau hat das nicht verkraftet und starb ein paar Monate danach. Seitdem bin ich alleine. Irgendwann zog ich dann hierher. Joey, ich danke dir das du mich dir eine Freude hast machen lassen."

Ich brauchte einige Minuten um mich zu sammeln. Ich war den Tränen nahe und als ich ihm endlich antwortete war meine Stimme nur ein leises Krächzen. "Kein Problem Ruby. Ich hoffe du findest ihn irgendwann." Angesprochener schüttelte resigniert den Kopf. "Ich habe auf meinen Reisen immer Ausschau nach ihm gehalten. Sollte ich ihn jemals finden wäre das schon ein großes Wunder. Nun komm wir gehen schon mal los."
 

Nachdem Ruby bezahlt hatte gingen wir aus dem Restaurant wieder in den Badezimmerbereich. Wie versprochen war meine Kleidung frisch gewaschen und noch warm vom Trockner. Ich zog mich schnell an und folgte ihm an dem Empfang, wo er auch hier unseren Aufenthalt bezahlte und sich erkundigte wie das Hotel hieß in dem ich untergebracht wurde. Nachdem klar war, wo es war, gingen wir aus dem Wellnesshotel. Wie Ruby erklärte war es das Beste, was man hier in Las Vegas buchen konnte. Ich befürchtete das ich alleine mir nie auch nur eine warme Dusche dort hätte leisten können.
 

"Nun sag Joey", began der Weißhaarige . "Bist du alleine hierher gekommen?" Ich musste schmunzeln. "Nein ich bin mit meinen Freunden hier. Mit ihnen gehe ich zusammen in die Klasse. Meine Eltern sind seit 10 Jahren geschieden. Ich wohne zusammen mit meinem Dad in Domino und meine kleine Schwester mit meiner Mum zusammen in Osaka." Ich nahm zu Recht an, das er sich versichern wollte, das meine Eltern ihr Einverständnis gaben, das ich hier alleine ohne sie reisen durfte. Man war in Japan ja erst mit 21 Jahren volljährig.
 

"Oh du hast eine kleine Schwester? Wie schön. Schwestern können aber auch anstrengend sein. Ich hatte 5 davon und ich war der jüngste. Sie sind aber alle schon nicht mehr am Leben." Wie traurig. Da war Ruby so ein gutherziger Mann und dann so einsam. Es schien das sein Neffe, der einzige war der noch lebte, aber in Japan. Ich sah auf und bemerkte das wir schon vor unserem Hotel standen.

Dafür hatte ich aber nur 3 Sekunden Zeit, denn auf einmal schlangen sich Arme um mich und rissen mich zu Boden. Vor meinen Augen nur einen kleinen dreifarbigen Tannenbaum. YUGI. Oh nein ich hatte vollkommen meine Freunde vergessen. Ich habe mich einfach davon geschlichen und niemanden Bescheid gesagt wo ich bin. Schuldig sah ich ihm in die besorgten und rotgeweinten Augen.

"Tut mir leid Yugi. Ich wollte euch keine Sorgen machen. Ich hab nur total die Zeit vergessen." Yugi atmete tief ein und aus, dann liefen wieder Tränen und ich hatte Mühe ihn zu beruhigen. Dann traf mich Tristans Megakopfnuss und von Thea bekam ich die Ohren langezogen. Duke schrie mich an und Ryou schwieg, sah aber erleichtert aus. Und weiter hinten sah ich Mai, ihr Gesicht eine Mischung aus Besorgnis, Wut und Erleichterung. Zwei Meter daneben den gefürchteten Eisprinz, dessen Gesicht recht genervt aussah. Das er mich nicht gleich zusammen stauchte, hatte ich Mokuba zu verdanken, den ich seit gestern Mittag nicht mehr gesehen hatte, nun aber wieder an der Seite seines Bruders war und ununterbrochen auf ihn einredete.
 

Da viel mir ein...
 

"YUGI. Wer hat eigentlich gewonnen?" fragte ich ihn plötzlich. Das ich nicht bis zum Ende da gewesen bin, war dann auch allen Anwesenden klar, half Yugi aber dabei mit dem weinen aufzuhören und mich geschockt anzustarren. "Ich bin immer noch die Nummer 1, Joey." schniefte er leise. Ich atmete auf und umarmte ihn fest. "Zum Glück. Der Eisklotz hat es nicht verdient der Beste zu sein, Yugi. Er wird wohl ein Ewiger Zweiter bleiben."
 

Dank meiner nicht gerade leisen Äußerung meiner Dankbarkeit Yugi gegenüber, konnte sich besagter Eisklotz nicht mehr zügeln. Er schenkte mir seinen kältesten Blick, die Temperatur fiel von angenehmen 20 Grad bis unter den Gefrierpunkt und ich fing daraufhin an zu frösteln. "Dafür bist du vom Drittklassigem Duellanten abgestiegen." frierten mich seine Worte förmlich ein. "Pah. Besser so, als immer verzweifelt zu versuchen endlich der Beste zu werden und doch zu scheitern. Du kannt Yugi nicht besiegen. Nicht heute und auch in Zukunft nicht." stichelte ich. Kaiba machte gerade den Mund auf um eine wahre Schimpftriade an mir auszulassen, als sich Ruby einschaltete.
 

"Ihr seid also Joeys Freunde. Es ist schön das er so viele Menschen hat, die sich um ihn kümmern." Er lächete uns alle warm an und zauberte uns mit einem Schlag Gute Laune. Nun ja bis auf Mr. Frosty. Der war immer noch wütend und ich sah ihm an, das er mir am Liebsten den Hals umdrehen würde. Darüber wolle ich nicht mehr nachdenken. Immerhin dachte ich schon viel zu viel über den verwöhnten Bengel nach. Gekonnt ignorierte ich ihn als wäre er nicht existent und lächelte Ruby an.

"Ja da hast du Recht. Ich habe die Besten Freunde die man sich nur wünschen kann. Jeder von ihnen etwas ganz besonderes." Meine Worte rührten Tristan, besänftigten Thea und ließen Yugi mit der Sonne um die Wette strahlen. Duke nickte bestätigend, Ryou lächelte peinlich berührt und Mokuba, den ich auch zu meinen Freunden zähle grinste breit und kratzte sich an der Nase. Nur der Eisberg schnaubte ungläubig. Der war aber eben gerade für mich nicht existent und das, das merkte ich an seinem eisigem Anstarren, passte ihm überhaupt nicht. Man ignorierte einen Kaiba nicht einfach.

 

Alphamännchengehabealarm!!!

 

 Aber seine gefrierbrandgefährlichen Blicke hatten nur noch selten eine Wirkung auf mich. Dafür musste ich sie schon zu oft auf mir spüren und man gewöhnte sich an alles.

"Wer sind Sie denn, wenn ich fragen darf?" fragte Thea neugierig. Ruby stellte sich mit seinem Spitznamen vor und bietete allen das Du an. Seine offene freundliche Art fand bei allen großen Anklang und ich erfuhr nebenbei das wir tatsächlich erst morgen nachmittag abreisen würden und so noch etwas Zeit für uns hatten. Ich bekam nicht mit, wie Ruby Kaiba anstarrte. Der aber umso mehr. Kalt und schweigend erwiederte er den Blick, bis ich fragte was wir den noch machen könnten und da Ruby sich hier auskannte, fragte ich ihn ob er etwas wüsste, was wir unbedingt noch machen sollten.

Er bejahte und schlug uns vor in eines seiner Lieblingshotels zu gehen, wo es die besten abendlichen Shows geben sollte. Begeistert gingen wir geschlossen in besagtes Hotel. Selbst Kaiba folgte uns notgedrungen, da Mokuba diese Shows auch sehen wollte und er einfach seinen Hundeblick aufsetzte, der Kaiba erweichte. Meine Schwester konnte das auch ziemlich gut. Waren alle Geschwister so? Ruby, der glücklich von einem zum anderen sah und Anekdoten aus seiner Jugend zum Besten gab, lud uns alle zu einem Begrüßungsdrink in der Bar ein. Er achtete dabei aber darauf das alle ein Alkoholfreies Getränk bekamen und reichte jedem persöhnlich sein Glas. Lachend stießen wir an und ich bemerkte ein leichtes Aufschäumen meines Getränkes, dachte mir aber nichts dabei und so Tranken wir es mit einem Schluck aus.

 
 

Leichte Übelkeit befiel mich eine halbe Stunde später und mir wurde schwindelig. Wir hatten gerade die erste Show hinter uns, die zugegeben der absolute Wahnsinn war. Der einzige, der die Show wohl nicht genießen konnte, war Kaiba. Wie konnte er nur. Er hatte die letzten 5 Minuten in sein Glas gestarrt und bekam mittlerweile eine starke Röte auf seine Wangen. Man sollte eben nicht so viel trinken. Ich bin sicher die Niederlage gegen Yugi stößt ihm noch wochenlang sauer auf. Als die Übelkeit stärker wurde, stand ich auf und entschuldigte mich das ich auf die Toilette müsste, lief aus dem Raum und dann, mitten im gehen, knickten meine Füße weg und ich fiel auf den Boden. Es war ein harter Aufprall und mir schmerzten sämtliche Knochen von dem Sturz. Ich versuchte mich einigermaßen aufzurichten und dabei sah ich Kaiba, der ebenfalls aus dem Raum stürzte, sich hektisch nach einer Fluchtmöglichkeit umsah, panisch seinen Mantel zuhielt, mich entdeckte und dann wurde um mich herum alles schwarz.

 

 

 

 

 

 

Argh. Mein Kopf dröhnte. Stöhnend drehte ich mich in dem weichen Bett um, in dem ich lag und stieß an einen anderen warmen Körper, der ebenfalls stöhnte. Was war passiert? Ich versuchte mich umzusehen, doch das war ein Fehler, wie die stechenden Kopfschmerzen mir mitteilten. Ich wartete, die Augen geschlossen eine Minute lang, bis es einigermaßen besser wurde. Wieder wagte ich eine Bewegung mit meinem Kopf auf die andere Seite, in der ich den warmen Körper spüren konnte. 

 

 

Und da kommen wir endlich zum Punkt meiner Erzählung.

 

Den Schock meines Lebens.

 

Ich hatte mir nie vorstellen können in einem fremden Bett aufzuwachen, eine Person neben mir, die man nie im Bett neben sich haben wollte und die nebenbei auch noch nackt war. Als hätten wir.....Haha.....nein. Niemals. Oder? ODER?

Ich bewegte meinen Körper und  sogleich stach ein verräterischer Schmerz in meinen Unterleib. Ich wurde kompromittiert. Oder hieß das nicht so in den Kreisen, die besagter Nackter MANN neben mir gebrauchen würde? Nie....NIE hätte ich es auch nur gedacht so....etwas mit DEM zu tun. NIE!!!
 

Vielleicht...konnte ich mich davon stehlen ehe der MANN neben mir, dessen Körper eine gewisse Schönheit aufwies, so sah jedenfalls seine Haut aus, makellos und unglaublich weich, mit ausgeprägten Muskeln, die mir aber trotzdem NICHT gefielen, aufwachte und seinen Zorn an mir ausließ. Das würde er mit 100000% iger Wahrscheinlichkeit tun, da war ich ganz sicher. Ich musste nur irgendwie, ohne auf die immer noch stechenden Schmerzen im Unterleib und die im Kopf zu achten aus dem Bett kommen, meine im Zimmer...OH MEIN GOTT... verstreuten Klamotten suchen und aufsammeln und mich anziehen, danach flüchten und alles, BEVOR ER aus seinem Tiefkühldornröschenschlaf aufwachte. Ja richtig. Kein anderer als SETO KAIBA himself, lag neben mir, nackt und schlief, mit einem auffallend friedlichem Gesichtsausdruck. So sah er richtig menschlich und so...ja...anders aus.

 

Das ich zu lange nachgedacht hatte, wurde mir schlagartig bewusst, als ich statt in ein schlafendes friedlichen Gesicht, in eisblaue Augen sah, die selbst die Luft gefrieren konnten, mich erschrecken ließen und ich daraufhin wieder vor Schmerz aufstöhnen musste. Ich musste ihn nur wieder ignorieren. Das half bekanntlich meistens.  Ich wandte mich von ihm ab und schlug die Decke beiseite. Ja auch ich war nackt und fand auch noch die verräterischen Spuren auf mir und auf den Laken. Wir haben es tatsächlich getan und ich bin dabei auch noch gekommen. So viel konnte doch keiner...oder haben wir es mehrmals...Haha.... das wollte ich nicht in meinen Gedanken haben.
 

Ich stand vorsichtig auf und humpelte im Zimmer herum, meine Kleidung aufsammelnd. Bei jedem mal wo ich mich bücken musste, spürte ich den Schmerz und sog jedes Mal scharf die Luft ein. Wieso musste ich, wenn ich schon mit IHM schlief, derjenige sein der unten liegen musste? Ich konnte auch dominant sein.

Trotz des ignorierens meinerseits, spürte ich den ständigen Eisblick auf meinem nackten Hintern. Hoffentlich nahm er dabei keinen Schaden.
 

Ich verschwand schweigend im angrenzenden Bad und beeilte mich meinen Bauch zu säubern und mich anzuziehen. Nachdem ich fertig war, betrat ich das Zimmer wieder, sah zufällig eine Uhr, die mir sagte das es gerade mal 8 Uhr morgens war. Also noch viel Zeit den Schock meines Lebens zu verdauen. Kaiba saß immer noch nackt im Bett und starrte was das Zeug hielt. Ein schweigender Kaiba. Das konnte nicht gutgehen. Glaubte der allen ernstes das ich ihm irgendwas erklären könnte? Egal. Ich öffnete die Zimmertüre und ging einen Schritt hinaus. Dennoch wagte ich trotzdem einen letzten kurzen Blick hinter mich. Kaiba hatte sich erhoben und präsentierte mir schamlos seine Vorderseite. Meine Augen weiteten sich und meine Wangen brannten, als ich die Ausmaße zwischen seinen Beinen sah.
 

Donnernd viel die Tür hinter mir zu. Wo sollte ich jetzt hin? Ich wusste gar nicht wo meine Freunde waren. Vielleicht wussten die was gestern passiert ist? Hauptsache von dem Eisklotz weg. Ich atmete tief durch und hoffte das mein rotes Gesicht bald wieder seine normale Farbe haben würde.

Ich lief durch die Gänge, bis ich einen Aufzug fand, der mich nach unten in die Lobby brachte und ich fragte die Empfangsdamen sogleich ob sie über den Verbleib meiner Freunde und Ruby wussten. Beide Damen waren hellauf begeistert, als sie mich sahen. Hatte ich gestern irgendwas gemacht, was mir peinlich sein könnte? Außer das ich mich von meinem Erzfeind hab durchnehmen lassen. Ohje...nein... nur nicht daran denken. Sonst stellte ich mir DAS womöglich noch vor.
 

"Oh Hallo Joey. Erinnerst du dich nicht? Wir sind doch gestern dabei gewesen. Das war ja soooo süüüüßßß." Quietschte die eine, eine kleine Blondine.

"Ja fand ich auch. Es war einfach sooo perfekt." Schwärmte die andere, dessen Brüste mir fast entgegensprangen. Ich sah beide nur verwirrt an und dann mussten die Damen einsehen, dass ich mich wirklich nicht erinnerte. Freundlich klärten sie mich auf, das nach der Show meine Freunde in ihr Hotel zurück kehrten, in dem Wissen das ich schon in meinem Zimmer schlafen würde. Hä? Ich war doch nicht in meinem Hotelzimmer, sondern hier. "Ja das war doch der Plan gestern. Ihr wolltet doch nicht, das sie es mitkriegen würden. Ihr wolltet das alleine tun. Was ich natürlich verstehen kann, du weißt ja Diskretion und so." meinte die Blonde verständnisvoll.
 

 Dann kam der Kracher. Die beiden beglückwünschten mich. Mich und jemanden, der plötzlich dicht hinter mir stand. Ich drehte mich um und sah....Kaiba. Ich registrierte am Rande, das meine Wangen wieder zu brennen anfingen. Doch dieser Schnösel ignorierte mich nur. Seltsamerweise war es komisch das er nun nicht mehr nackt war, als hätte ich mich bereits daran gewöhnt. Ich schüttelte hastig den Kopf um diese Gedanken zu verscheuchen und widmete meine  gesamte Aufmerksamkeit den Damen am Empfang, die ihre Glückwünsche nun lautstark über Kaiba und mich ausschüttenden. 
 

Kaiba verließ langsam die Geduld und fragte frostig, was es zu beglückwünschen gäbe.

Lächend griff die Blondine in eine Ablage. "Ach Mr. Kaiba. Sie scherzen ja. Sie sind ein ja sehr humorvoller Mensch. Sie werden sicher oft missverstanden? Ach ja. Sie baten mich ihre Dokumente und den Vertrag für Sie hier aufzubewahren. Hier eine Kopie auch für dich Joey. Wir haben natürlich laut Ihrer Anweisung alles gefilmt. Und danke das wir teilhaben durften an diesem für euch beide so perfekten Tag der Liebe."
 

Ich sah ja oft nicht viel Regung auf seinem Gesicht. Meistens war es Verachtung und reine Unterkühlung, ja manches mal sogar ein fieses Grinsen oder ein Welteroberungslachen, aber bei diesen Worten fiel auch ein Kaiba mal aus der Rolle. Ungläubig starrte er die Damen an. Dann zischte er, die Augen verengend, und lud eine Ladung Eis über beide Frauen aus. "Was soll das heißen? .......Liebe?"

 

"Aber Mr. Kaiba. Wenigstens Sie sollten sich erinnern, wie Sie der Liebe Ihres Lebens gestern das JA-Wort gaben. Ich muss schon sagen....wirklich bezaubend. Hach. Die Ringe stehen Ihnen beiden sooo guuuut. Und wie Sie Joey auf Ihren starken Armen in ihr gebuchtes Zimmer trugen, küssend ihm versprachen das er die beste Nacht seines Lebens haben würde. Einfach allerliebst. Zum dahinschmelzen." Die großen Brüste sprachen mit so einer Überschwänglichkeit, das sie anfingen bedrohlich zu wackeln. Ich erwartete förmlich einen Nippelblitzer.

Die Blondine meldete sich zu Wort, ehe die Brüste in die Freiheit springen konnten. Ganz ehrlich. Ich war niemand, der Frauen nur auf ihre Brüste reduzierte, aber diese waren derart provokant, das ich nichts anderes sehen konnte, als diese.

 

"Ich habe für beide hier den Ehevertrag und die Beglaubigungsurkunde der Heirat gestern. Dann bekommen Sie noch ein Familienstammbuch und die Rechnung wurde selbstvertständlich bereits bezahlt. Ich wünsche Ihnen beiden eine glückliche und lange Ehe, die Herren Kaiba." Damit verbeugte sie sich und widmete sich weiter ihren Aufgaben. Die Brüst....ich meine die andere Dame konnte sich nur mit Mühe von unserem Anblick lösen. Doch Moment. Was sagten die gerade? Hei...Heirat?
 

Ich war fassungslos. Ich war....verheiratet? Mit dem Kühlschrank?  Schnell hob ich meine Hände und ja. Am rechten Ringfinger war ein schöner, schlichter, silbernern aussehender Ring, der mir entgegenfunkelte. Ich dachte immer das Silber glänzen würde, aber dieser war matt. Eine andere Legierung? Ich zog ihn unauffällig ab und betrachtete die Prägung des Schmuckstückes. Darauf waren Pt999 gestempelt und daneben "Seto und Joey forever in Love" eingraviert.

Ich schluckte. Was für eine kitschige Gravur. Gab es noch was anderes, als Silber, das silber war? Naja egal. Ich frage später Duke, der kannte sich aus. Damit legte ich meinen Ehering wieder an, der sich so perfekt an meinem Finger anfühlte, als würde er einfach dahin gehören. Ich spähte auf den immer noch erstarrten Kaiba und besah seine Hände. Ja auch er hatte einen Ring am Finger. Etwas protziger zwar, aber immerhin. Er hatte einen weißen Drachenring am Finger, dessen Augen dunkelblau funkelten. Also hatte...hatte Kaiba das arrangiert? Nein das glaubte ich nicht. DAS würde er nicht freiwillig tun. Aber der weiße Drache....naja jeder wusste das er diesen weißen Drachen liebte. Jeder hätte das gewesen sein können...außer uns beiden.

Das brachte doch nichts, hier untätig in der Gegend rumzustehen. Ich musste hier raus. Die Dokumente konnte ich später auch noch einsehen. Oder ich überließ es dem Eisklotz alles zu regeln.

Ich nahm schweigend die Dokumente, die für mich vorgesehen waren, drehte mich um und verließ das Hotel. Kaiba würde das bestimmt in Ordnung bringen und anfechten können. Er würde es schaffen, die Eheschließung zu annullieren. Und wenn nicht......ja dann mussten sie sich scheiden lassen. Es wäre aber trotzdem gut zu wissen, was in dem Ehevertrag stand. Wenn ich in meinem Zimmer wäre nahm ich mir das vor. Ich kam nur nicht weit genug, ehe eine Hand sich schmerzhaft in meine Schulter bohrte um mich herumriss.

So wütend hatte ich Kaiba noch nie gesehen. Seine Augen schleuderten mir frostige Blitze entgegen. Dachte er etwa das es meine Schuld war? HAHA da lachte ich doch.
 

"Was ist Kaiba?"
 

Immer noch Schweigen. Nur seine Augen wurden mit jeder Sekunde bedrohlicher. Klar, mein Verhalten könnte man mit viel Fantasie als stummes Einverständnis der Ehe ansehen, aber so dumm war er doch nicht.
 

"Wieso bist DU wütend? ICH habe sauer zu sein, das du....du hast mich....und dann auch noch....du Mistkerl. Weißt du eigentlich was du mir angetan hast? Nicht nur das du mich jetzt als schwul abgestempelt hast, du hast dich auch noch auf mich gestürzt und mich....du weißt schon. Und dann muss ich auch noch so heißen wie DU."
 

Immer noch eisige Stille. Wartete er auf ein Geständnis meinerseits? Oder wollte er eine einfache Stellungnahme, wie ich auf unsere...Ehe reagierte? Wenn er wissen wollte was ich dachte, dann bekam er das gerne.
 

"Ich bin sicher das DU das sofort rückgänig machen kannst. Du weißt genau das ich weder die Anwälte, noch sonst wie eine Ahnung von sowas habe, also TU WAS DAGEGEN." schrie ich ihn an. Sein Zorn verblasste schlagartig und machte sein Gesicht undurchdringlich. Also dachte er anfangs wirklich das ich das geplant hatte? Lächerlich.
 

"Das werde ich Wheeler. Verlaß dich drauf." presste er hervor.
 

Wütend schnaubte ich. "Das heißt eben gerade nicht mehr Wheeler. Du hast mich zu einem Kaiba gemacht. Pfft beste Nacht meines Lebens. Ich weiß eine halbe Stunde nachdem Begrüßungsdrink an der Bar gar nichts mehr. Du hast.....mich.....und ich weiß NICHTS mehr davon. Dann kann es ja gar nicht soo gut gewesen sein, wenn man es schon soo vergessen kann, hahaha. Dein Hintern schmerzt ja nicht. Wenn ich bei vollem Bewusstsein gewesen wäre, hätte ich dich nie DA ran gelassen. Denn, WENN ich es gewollte hätte, wäre DEIN Hintern dran gewesen, nicht meiner.....du...du...argh vergiss es. Da rede ich lieber mit einer Wand. Die ist wenigstens gespächiger." schnauzte ich ihn an und ging einfach davon.
 

Kaiba lachte kalt.
 

"Denkst du wirklich du wärst in der Lage irgendjemanden zu dominieren? Lächerlich, WHEELER, lächerlich." zischte er mir entgegen.
 

Ich antwortete ihm nicht. Das war mir zu blöd. Kindisch. Als könnte ich es mir freiwillig gefallen lassen von ihm dominiert und dann auch noch erregt zu werden. Mein Körper lies sich bestimmt nicht auf den Eisprinzen ein. Da waren Erfrierungen vorprogramiert. Obwohl ich zugeben musste, das sein Körper alles andere als kalt gewesen war.

Immer noch grübelnd kamen wir in unserem Hotel an. Ich hörte das Kaiba wohl noch mit mir sprach, aber ich hörte ihm nicht zu und war schon beim Treppenaufgang angekommen. Dieser Aufzug war ja immer noch kaputt. Ich bemerkte diesmal keine Anstrengung, als ich die 5 Stockwerke im Laufschritt erklomm. Fast wäre ich panisch geworden, weil ich den Zimmerschlüssel nicht fand, erinnerte mich aber gerade noch, das ich ihn gestern Mai zum aufbewahren gegeben habe. Mai hatte das bestimmt vergessen, so "durstig" wie sie gesten war. Sie blieb jedenfalls nicht bei Alkoholfreiem.

Ich musste also bei einem meiner Freunde klopfen. Aber wen sollte ich wählen? Wie würde jeder einzelne reagieren?

 

Tristan?

 

Der würde mir zuerst den Kopf abreißen und dann erst fragen wie das passieren konnte.
 

Thea?

 

Sie würde Details wissen wollen und es nicht gelten lassen, das ich mich nicht erinnerte.
 

Duke?

 

Haha witzig. Ich wollte keine Ratschläge im Aufreißen.
 

Ryou?

 

Zu unsicher wie er reagieren würde. Da konnte alles mögliche passieren.
 

Mai?

 

Die würde vielleicht ihre Brüste zur Entschwulungstherapie einsetzen. Es war auch nicht klar, ob sie nicht Männerbesuch hatte. Nochmal verkraftete ich das nicht.
 

Da blieb nur Yugi übrig. Ein Glück das er so verständnisvoll war. Er hatte sein Zimmer auf der gegenüberliegenden Seite, zwei Zimmer weiter. Ich klopfte zaghaft und wartete. Ich hörte ihn, wohl noch schlaftrunken jammern, das es noch viel zu früh sei. Ich hoffte er würde schnell die Türe öffnen, denn ich merkte wie mich Eissplitter durchbohrten.
 

"Das ist nicht dein Zimmer, Köter."
 

Der verfolgte mich heute. Dabei war sein Zimmer noch ein paar Stockwerke weiter oben, in der Presidentensuite. Nett das er mich daran erinnern wollte.
 

"Ich weiß, LIEBLING. Ich muss mit Yugi darüber reden. Also versprüh deine Nettigkeiten woanders." spie ich ihm entgegen. Man, Yugi. Mach doch endlich die Tür auf. Ich klopfte erneut, drängender. Der dämliche Eisdrache kam nämlich bedrohlich näher.
 

"Du wirst nichts dergleichen tun. Haben wir uns verstanden, Streuner?"
 

Er hatte mich fast erreicht, als Yugi endlich öffnete, nur mit einer schiefsitzenden Boxershorts am Leib. Ich drängte mich an Yugi vorbei, ins Zimmer, wo mich ein spitzer Schrei einer unter der Decke versteckten Thea erwartete.

Oh....das war neu.
 

Beschämt sah ich in eine andere Richtung und murmelte Entschuldigungen. Yugi protestierte lautstark, als Kaiba ebenfalls die Dreistigkeit besaß, einfach ins Zimmer zu kommen. Das ging ihn nichts an, was ich mit meinem besten Freund besprechen wollte. Aber er sollte nicht denken, das ich in seiner Anwesenheit schweigen würde. Das konnte er vergessen.
 

"Entschuldigt... Yugi...Thea....es ist etwas schreckliches passiert und ich weiß nicht mehr weiter. Ich und der Eisklotz....wir sind verh...."

Weiter kam ich nicht. Kaiba hielt mir den Mund zu und zischte ein "Wehe du wagst es" zu.
 

Thea nutze die Gelegenheit allgemeiner Verwirrung und hatte sich derweil etwas übergezogen. Sie räusperte sich laut und fragte Kaiba neugierig woher er diesen schönen Ring hatte, der wunderbar auffällig an der Hand glänzte, die meinen Mund zuhielt. Er erstarrte. Hatte er denn vergessen das an seiner rechten Hand der Weiße saß und praktisch DER Beweis schlechthin war? Er presste seine Hand noch fester auf meinen Mund. So fest, das ich ihn nicht mal beißen konnte damit er mich loszulassen würde.

Aber ich hatte noch andere Möglichkeiten und wedelte, von Kaiba ungesehen, Yugi mit den Dokumenten vor der Nase herum. Der schnappte sie sich und las sie sich stumm durch, während ich mit dem Drachen kämpfte und versuchte seine Hand von meinem Mund zu bekommen. Aber er war eindeutig zu stark. Nichts konnte ich ausrichten. Er schnappte sich noch einen meiner Arme und verdrehte ihn hinter meinem Rücken und machte mich damit hilflos.
 

"Das geht niemanden was an, Gardner." sagte er in gebieterischem Ton. Er schien sich seiner Sache sicher zu sein, bis Yugi laut aufkeuchte.

"Du heißt jetzt Joseph Jay Kaiba? Ihr habt geheiratet? Gestern Abend?" Fassungslos sah mich mein bester Freund mir großen Augen an.

Das schockte Kaiba derart das er seinen Griff etwas lockerte, so das ich mich mit einem Ruck befreien konnte und zu Thea lief. An ihr traute er sich hoffentlich nicht vorbei...
 

"Bei Fuß, Köter."
 

Wäre ja auch zu schön gewesen das er Ruhe gab. Aber er rührte sich nicht. Er erwartete wohl tatsächlich das ich brav zu ihm ging um mich wieder mundtot zu machen. Das mein Mund von seiner kühlen Hand immer noch kribbelte, verdrängte ich einfach.
 

"Vergiss es."
 

"Du kommst sofort her. Und du Yugi. Weder du noch Gardner werden hier irgendwem ein Sterbenswörtchen davon verraten, bis ich es geschafft habe diese Ehe zu annullieren. KOMM ENDLICH HER." schrie er mich nun an. Trotzig verschränkte ich meine Arme und sah demonstrativ leicht aus dem Fenster, hatte ihn aber immer noch im Blick. "Tz. Sicher nicht. Geh doch. Ich habe noch einiges mit meinen Freunden zu besprechen. Vielleicht sollten wir die anderen dazu holen?" fragte ich dann an Thea gewandt, die nachdenklich nickte. Sie verschickte schnell eine SMS an alle. Die anderen hatten wohl auch schon aufgehört zu schlafen, denn Duke machte ohne Probleme und vorallem OHNE Schlüssel die Tür auf und der Rest der Truppe hatte sich nun zusammen gefunden. Ich sah zu Yugi, der mir andeutete, die Türe offen gelassen zu haben. Diese Unachtsamkeit, Kaiba komplett aus den Augen gelassen zu haben, bereute ich sogleich.
 

Kaiba hatte mich schneller gepackt, als ich reagieren konnte. Mit einem Schubs landete ich an der Wand, neben dem Fenster. Seine Hände hatte er rechts und links neben meinem Kopf gelegt. Kein Ausweg. Wo waren seine Berührungsängste hingekommen? Bedrohlich funkelte er mich an.

 

"Wenn du nicht willst, das ich dich gleich hier vor deinen Freunden....dominiere, solltest du auf mich hören."

 

Kalte Angst legte sich auf mich. Nein. Das würde er nicht tun. Oh doch würde er. Das sagte mir sein Anblick. Er stand kurz vor der Explosion. Ich sollte ihn vielleicht jetzt gerade nicht provozieren. Dafür war später immer noch Zeit.

Thea, die unglaublich gut darin war zwischen den Zeilen zu lesen, war so frei jenen zu übersetzen, die nicht verstanden, was Kaiba damit meinte.

"Ihr habt miteinander geschlafen?"

 

Stille.

 

Thea schüttelte den Kopf. "Es kommt drauf an. Falls in dem Ehevertrag nichts anderes steht, habt ihr damit schon die Ehe vollzogen und habt es nun schwerer euch trennen zu können." Das veranlasste den Drachen dazu mich loszulassen, seine Dokumente aufzuheben, die er achtlos fallen liess, als er mich packte, um sich anschließend an die Kante von Yugis Bett zu setzten. Schweigend blätterte er den Ehevertrag durch. Bei jeder gelesenen Zeile wurde er blasser. Sieht aus als wäre der Ehevertrag mehr zu meinen Gunsten ausgelegt.

"Moment. Was meinst du damit?" fragte Duke verwirrt. Thea rollte mit den Augen. "Die beiden haben anscheinend gestern geheiratet und danach Sex gehabt." Tristan reagierte cooler, als ich erwartete. "Tja Shit happens. Hauptsache Joey kommt da schnell wieder raus."  Recht hatte er. Vor lauter Kummer wollte ich schon fast allen Anwesenden erklären das mir mein Hintern IMMER noch weh tat, lies es aber dann doch bleiben.

 

Wir diskutierten noch lange. Bakura hatte uns allen, in weiser Vorraussicht, ein herrliches Frühstück aufs Zimmer kommen lassen. Mit der Bemerkung "Seto Kaiba zahlt das alles" nahm er dem Zimmerservice den Speisewagen ab und verteilte die Köstlichkeiten auf dem Tisch, der auf der anderen Seite des Fensters stand. Am Ende kam raus das weder Kaiba, noch ich eine Chance hatten, die Ehe zu annullieren. Wie Thea sagte. Mit Vollzug der Ehe war sie nicht mehr anfechtbar und musste mindestens 1 Jahr lang geführt werden. Das Personal des Hotels hatte, nach unserem verlassen des Zimmers zu kontrollieren, ob es Spuren einer sexuellen Tätigkeit gegeben hatte. Kaiba telefonierte mit dem Personal, das dem Notar bereits zugetragen hatte, das es Spuren gab, sämtlichen Anwälten und Mokuba, der sich Sorgen machte, wo sein großer Bruder abblieb.

Das schlimmste war nicht die Ehe. Nein ich musste zu ihm ziehen. Ich durfte auch keine anderen sexuellen oder anderweitigen Partnerschaften eingehen und er ebenso nicht. Falls dies eintreten sollte, verlor derjenige sämtliche Anrechte. Das hieß er oder ich wären dann mittellos. Nach Ablauf des Jahres durften wir uns zwar scheiden lassen, doch war bereits geregelt was ich alles bekommen würde. 15% Anteil an der Kaiba Corporation, die Hälfte seines Vermögens, ein Ferienhaus am Meer am Shirahama Beach und einen sicheren Arbeitsplatz in der Kaiba Korporation dessen Gehalt sich auf 500.000 Yen pro Monat zu belaufen hatte. Ich hätte diesen Arbeitsplatz so lange, wie ich wollte, war also unkündbar, oder die Firma existierte. Ich bekam sogar vor UND nach der Ehe geteiltes Sorgerecht für Mokuba.
 

Einige Punkte wichen wohl auch von der Norm ab, denn es war sicherlich nicht normal, das ich für die häusliche Verpflegung zuständig sein sollte, oder das mir sexuelle Befriedigung seitens meines Ehemannes zustand, aber nicht nutzen musste, wenn ich nicht wollte. Wir konnten, wenn beide Seiten einverstanden waren, sogar ein Kind adoptieren.

Ich hatte nie einen Ehevertrag gesehen, wusste aber gleich, das es nicht vorteilhafter für mich hätte ausfallen können. Das Problem war nur... ich wollte das alles nicht. Ich wollte weder Kaiba, noch seinen Besitz. Mit diesem flauen Gefühl im Magen checkten aus dem Hotel aus und begaben uns auf den Weg zum Flughafen. Zwischendurch trafen wir auf Mai, die netterweise auch gleich aufgeklärt wurde, das ich nun an den heißbegehrtesten Junggesellen Japans fest gebunden war. Ihre Reaktion war seltsam. Sie war recht ernst, teils geschockt. Dann gestand sie mir, das sie den Mann letztens nur geknutscht hätte, um mich dazu zu bringen, sie aktiver zu umgarnen.
 

Ich hätte Mai haben können.
 

Wen hatte ich jetzt? Ein Gefrierfach mit dem Charme einer Erfrierung dritten Grades.

Zu Hause

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Setos Sicht

Jetzt sind seit meiner Eheschließung bereits 7 Tage, 6 Stunden, 47 Minuten und 23 Sekunden vergangen. Ich habe immer noch nicht herausgefunden wie das passieren konnte. Unser Blut wurde untersucht, aber es wurde nichts gefunden. Es war absolut unmöglich nachweisen zu wollen, das wir nicht zurechnungsfähig gewesen waren. Joey wusste noch nicht einmal davon, das ich ihm heimlich Blut abgenommen habe. Zwar nicht viel, aber es reichte um es untersuchen zu lassen. Das ist alles noch in Amerika passiert. Ein Seto Kaiba hat eben immer Mittel und Wege, von denen Normalsterbliche nur träumen konnten.
 

Außerdem gab es wohl einige Zeugen, die bestätigen konnten, das wir in völligem Beisein unserer geistigen Kräfte, uns freiwillig das Ja-Wort gaben. Von Joey hatte ich außerdem erfahren, was sein Dad davon hielt. Ich war gar nicht begeistert gewesen, zu hören, das er seinen Vater bereits auf dem Luftschiff von unserer Ehe unterrichtet hatte. Aber immerhin hatte sein Vater interessante Informationen. Joey hätte erst mit 18 Jahren ohne Einwilligung heiraten können. Also musste irgendjemand geplant haben, uns zu verheiraten. Doch wer wusste schon, das ich das Halbfinale in Las Vegas abhalten wollte? Ich entschied es spontan, nach dem Viertel Finale. In Amerika begegnete mir auch niemand, den ich kannte.

Selbst die Sichtung des Films ließ auf keinen Drahtzieher schließen. Ein Glück das keiner, außer mir und einem meiner Anwälte, diesen Film gesehen hatte. Ich hatte noch nie eine derart peinliche Hochzeit gesehen. Das ich jemals solche Worte in den Mund nehmen würde... Von diesen Liebesschwüren war mir immer noch schlecht. Und erst Recht von diesem wilden Geknutsche, als ich ihn ins Zimmer trug. Es war äußerst verstörend sich selbst beim küssen zuzusehen und wie Wheeler...ich meine Joey mich angesehen hatte. Diese Bilder wollen mir seit Tagen nicht mehr aus dem Kopf gehen und selbst die Arbeit in der Firma lenkte mich nicht genug davon ab.

Wir haben gerade Wochenende und übermorgen fängt die Schule wieder an. Am Montag Nachmittag war außerdem eine Pressekonferenz angesetzt, doch stritt ich mich immer noch mit meinen Anwälten, was genau wir preisgeben sollten. Das man mich überrumpelt und manipuliert hatte, das konnte ich nicht öffentlich zugeben. Das wäre eine Schande und eine Schwäche, die man ausnutzen würde. Diese Geier von der Presse würden versuchen mich und mein Ansehen zu zerfetzen. Nein ich musste da anders vorgehen, doch der Vorschlag meiner Anwälte, ich solle einfach aus Liebe geheiratet haben, gefiel mir nicht. Die Argumente dafür waren leider viel zu ausschlaggebend, das ich dem nun doch zustimmen musste.

Sie erinnerten mich an die Galen, an den ich schon teilgenommen habe. Es gab viele Frauen, die sich hinterhältig an mich ranmachen und in mein Bett schleichen wollten. Oft wollten die mir ein Kind andrehen. Dann könnten sie von mir Unterhalt erpressen und sich in womöglich noch in meine Geschäfte einmischen. Nun zum Glück war ich schlau genug, das nicht zuzulassen. Frauen reizten mich eh nicht.

Das war auch die Erklärung dafür, warum es ein Mann sein musste. Es gab zwar bessere Situationen sich outen zu müssen, aber wenn so eine Möglichkeit schon mal vorlag, nutzte ich dies auch. Es ärgerte mich immer noch, das es ausgerechnet Wheeler war, an dem ich meine Unschuld verloren hatte. Das durfte er aber auf keinen Fall erfahren. Gut das ich daran keine Erinnerungen mehr hatte...mir wurde schon wieder schlecht. Wieso ausgerechnet ER? Der kleine Köter, der immer nur herum bellte und versuchte aus Yugis Schatten heraus zu kommen. Das könnte er jetzt, nachdem er mein Ehemann nun war, auch schaffen.

Das Gute für mich war, das Wheeler mir gegenüber nie schleimerisch war oder Angst hatte. Ihn interessierte mein Geld und meine Macht nicht. Die Anwälte erwähnten das wir das in den Statements einbauen sollten.

Das sollte der Grund sein, warum ich mich in ihn...verliebt hatte. Oh mir viel ein, das ich mit ihm noch nicht darüber geredet hatte. Ich musste ihm noch sagen welche...Motivation er gehabt hatte sich zu ...verlieben.

Das würde ein aufreibender Samstag werden. Es gab noch so viel zu tun, bevor wir ein öffentliches Statement abgeben mussten. Ich sah auf die Uhr und klappte meinen Laptop zu. 6:50 Uhr. Zeit den Köter zu wecken. Mein Frühstück wartete darauf zubereitet zu werden. Ich musste grinsen. Seine häusliche Pflicht erwies sich als angenehm. Die Töle konnte fantastisch kochen und bereitete sehr guten Kaffee. Deshalb bestand ich darauf, das er jeden Tag und zu jeder Mahlzeit frisch kochen sollte. Leisten konnte ich es mir allemal.

Ich hatte ihm ein eigenes Zimmer zugewiesen, das wir als Gästezimmer nutzten für keinerlei Gäste. Er bekam von mir keine Möglichkeit zuerst zu sich nach Hause zu kommen. Ich hatte seine Habseligkeiten bereits in die Villa bringen lassen, als wir noch in Amerika waren. Bei unserer Ankunft in Domino habe ich Wheeler...ich meine Joey sofort in die Limousine gezerrt und erst in meinem Anwesen wieder aussteigen lassen. Seitdem hatte er die Villa nicht mehr verlassen dürfen. Das fehlte mir noch, das die Presse schon vorher Wind von unsere Heirat bekommen würde. Er weigerte sich aber schlicht und ergreifend nun dieses Zimmer weiterhin zu benutzen.

Er schlief nach den letzten 2 Tagen, an denen er Zimmerarrest hatte, nun unten im Wohnzimmer auf der Couch, weit weg von mir. Da das mir nichts ausmachte, sagte ich auch nichts dagegen. Auch jetzt fand ich ihn dort. Seltsam wie manche Menschen schlafen konnten. Er hatte sich anfangs bestimmt richtig hingelegt. Nun war sein halber Körper, trotz der rießigen Couch, mit dem Kopf voran, seltsam verdreht auf dem Boden. Das eine Bein in der Luft, das andere angewinkelt verschwindend unter einem Zipfel der Decke......

Mit einem gezielten Schubs viel auch sein restlicher Körper auf den Boden. Ein wütendes Grummeln ertönte. Ja so kannte ich meinen Köter. "Aufstehen Streuner. Mach mein Frühstück. Ich hoffe du hast nicht vergessen, was du mir heute zubereiten sollst." Das war alles was ich sagte und verließ das Wohnzimmer, seine wüsten Beschimpfungen ignorierend. Ich fand, das ich ihn nun quälen konnte, wann ich wollte als Vorteil dieser Verbindung.

Wir sahen uns bei den Mahlzeiten und Abends kurz vorm schlafen gehen. Ansonsten ging er mir aus dem Weg. Und war auch sonst sehr schweigsam. Das ich ihn vor ein paar Tagen heftig geküsst hatte, erwähnten wir nicht. Es reichte, wenn ich das in der Öffentlichkeit wieder machen musste, um den Schein zu waren.

Hätte Mokuba uns nicht unterbrochen, hätte ich ihm die Kleider vom Leib gerissen und ihn mir einfach genommen, so heiß war ich auf einmal auf ihn. Ich hüstelte.

Das er uns nur unterbrochen hatte, um Joey sein Handy zu geben, das im Wohnzimmer geklingelt hatte, wusste ich erst, nachdem Joey geflüchtet war. Ich nahm es und rief den Anrufer einfach zurück. Yugi hatte angerufen und wollte Joey sprechen und ich wollte es ihm bringen und dann...

Ich sollte aufhören daran zu denken. Seine nachträgliche Reaktion auf den Kuss in seinem Zimmer, saß mir immer noch schwer im Magen. Die Geräusche zu hören, und zu sehen, wie er sich selbst...Das konnte selbst den stärksten Mann erschüttern. Nicht mal ich konnte dann umhin meinem Körper Erleichterung zu verschaffen.
 

In der Küche angekommen, setzte ich mich an den Tisch und wartete bis er kommen würde. Es vergingen exakt 30 Sekunden, ehe er wütend die Küche betrat, mich giftig ansah und die Kaffeemaschine einschaltete. Ich grinste ihn nur überheblich an. Gut das ich ihm beigebracht habe, was es heißt einen Seto Kaiba warten zu lassen. Seitdem ist er brav und läßt mich nicht mehr warten. Erziehung ist eben alles.

Schnell kochte er mir Kaffee und plazierte es auf dem Tisch. Er erwärmte Milch in einem mittelgroßen Topf und fügte ungesüßtes Kakaopulver, eine Prise Piment sowie etwas Zimt und Honig hinzu. Mokuba mochte diese Kakaokreation.Währendessen bereitete er mir, das war gestern meine Anweisung gewesen, ein Rührei, das nicht zu weich und nicht zu fest sein sollte, mit Tomaten und Pilzen zu. Er richtete meine Mahlzeit auf einem Teller an, garnierte es mit 3 frischen Basilikumblättern und 2 Scheiben Büffelmozzarella und stellte es mir lustlos auf meinen Platz.

Mokuba war nicht so wählerisch wie ich. Er aß, was auf dem Tisch stand. Da Mokuba seit ein paar Tagen zuerst seinen Kakao trank und eine halbe Stunde dafür brauchte, nutzte der Köter die Zeit um mit Mehl, Wasser, Natron und etwas Salz einen Teig zu kneten um anschließend 2 kleine Brote zu formen und plazierte sie auf dem, bereits mit Backpapier ausgelegtem Backblech. 25 Minuten stellte er am Ofen ein und schenkte für Mokuba den Kakao in eine große Tasse. Wie als hätte Mokuba darauf gewartet, ging die Küchentüre auf und ein verschlafener kleiner Bruder quälte sich auf seinen Sitzplatz. Der Köter schmunzelte und stellte ihm den Kakao hin. Dafür bekam er ein strahlendes Lächeln geschenkt.

Moki trank und der Hund machte sich ebenfalls einen Kaffee. Ich war anfangs überrascht, das er immer zuerst uns die Getränke und die Mahlzeiten zubereitete und erst dann an sich selbst dachte. Etwas, was ich an ihm schätze, ihn aber nicht zu interessieren hatte. Ich hatte bereits aufgegessen, bekam noch einen zweiten Kaffee und die Zeitung hingelegt, als darauf der Ofen pipste. Nun konnten auch die beiden frühstücken und ich las in Ruhe meine Zeitung. Hm. Schon wieder sind die Aktien meiner Firma ein Stückchen nach oben geklettert. Sehr gut.

Wieder einmal zahlte sich gute Vorbereitungen aus. Nichts war von meiner Eheschließung durchgesickert. Ich wusste es war richtig, den Köter von der Öffentlichkeit fern zu halten. Vielleicht sollte ich die Pressekonferenz auf Sonntag Nachmittag verschieben. Nur um sicher zu gehen.
 

"Wenn du fertig bist, in der Küche aufzuräumen, habe ich noch etwas mit dir zu besprechen, Whee...hrrgnh...ich meine Joey. Du findest mich dann in meinem Arbeitszimmer." Ich wartete noch ein Nicken von ihm ab, ehe ich die Zeitung ablegte und den Rest des Kaffees trank. Dann stand ich auf und begab mich in meine eben erwähnten Räumlichkeiten.

Ich musste nur 15 Minuten warten, ehe ich ein leises Klopfen vernahm. "Komm rein." Mit einem Gesicht wie 3 Tage Regenwetter betrat mein Gatte den Raum und stellte sich provokant vor meinen Schreibtisch. "Was willst du Kaiba?" Ich verzog meinen Mund zu einem höhnischen Lächeln und bot ihm an sich zu setzen, was er ignorierte und demonstrativ stehen blieb. "Mach Platz!" donnerte ich ihm entgegen. Hatte er vergessen was auf der letzten Seite des Ehevertrages stand? Der Hund hatte mir vollkommenen Gehorsam zu leisten, wollte er keine Strafe riskieren. Wiederwillig setze er sich nun doch. Ich liebte dieses Gefühl der Macht über ihn.
 

"Ja bitte Liebling. Nun sag doch was ich für dich tun kann. Ich fiebere deinen Anweisungen nur so entgegen." säuselte er mir mit zuckrig süß verstellter Stimme entgegen. Ich grinste ihn fies an. "Na bitte, geht doch. Ich hab die Pressekonferenz nun auf morgen Nachmittag verlegt. Meine Anwälte haben bereits unser Statement fertig. Hier ist deines." Damit gab ich ihm ein Blatt Papier und er wusste er hatte es auswendig zu lernen und sich darauf vorzubereiten. Aufmerksam las er sich die wenigen Zeilen durch und wurde immer blasser.
 

"Ich habe mich in dein gutes Aussehen, dein meister...haftes Talent im Duel Monsters, deine unbeugsame Willensstärke und deine Führungsqualitäten verliebt? Ist das dein ernst? Und...sicher das das deine Anwälte geschrieben haben und nicht du selbst?" Was wollte er eigentlich? Was den sonst? Ich nickte erhaben und gab ihm das Zeichen, das er sich entfernen durfte. Doch er blieb sitzen und starrte mich an. "Was denn noch?" schnautze ich ihn an. "Ich mache mein eigenes Statement." Ich lachte kalt auf. "Ach und was willst du sagen? Denk an den Plan Wheeler...ich meine Töle. Wir sollten uns aus "Liebe" vermählt haben." Er verdrehte nur die Augen und bat mich ihm einfach zu vertrauen und kein solcher Kontrollfreak zu sein. Das war doch die Höhe.

"Du wirst mir sagen müssen, was du der Presse mitteilen möchtest. Sonst bekommst du Sprechverbot und ich werde dieses Statement für dich machen." Unsicher biss er sich auf die Unterlippe.... Faszinierend.... Wie sich seine Zähne in das zarte Fleisch bohrten und darauf sanft herumkauten. Als er wieder sprach konnte ich mich von diesem Anblick zum Glück losreißen. "Ich weiß nicht. Irgendwas halt. Ich bitte dich Kaiba. Charakter zählt für mich mehr, als gutes Aussehen, und du hast recht wenig GUTEN Charakter, du Arsch. Meisterhaftes Talent im Duel Monsters...Soweit ich weiß ist Yugi immer noch der König der Spiele und hat dich letztens erst wieder besiegt. Willenstärke? Du verwechselst das wohl mit deinem rießiges Ego. Führungs...pfft ich bitte dich. Es ist bestimmt für jeden eine Qual für dich zu arbeiten, du Sklaventreiber." Ich spüre wie Zorn in mir aufsteigt. Wie kann er es wagen? Ich stehe langsam von meinem Platz auf und starre ihn mit meinem Eisblick an. Er starrt verbissen zurück. Dann seufzt er und lenkt ein. "Ok, ok. Sagen wir ich habe gemerkt das wir  Gemeinsamkeiten haben. Beide einen starken Willen, beide immer für unsere Geschwister da, für die wir alles tun würden. Und..ja beide eine bewegte Vergangenheit. Das hat uns zusammengeschweißt. Ist das ok für dich?"

Ich nickte. Das war vertretbar. Nun war der Hund aber so neugierig und wollte wissen, was ich sagen würde. Ich schwieg und schüttelte den Kopf. Er würde sich bis morgen gedulden müssen.

Er presste nur die Lippen zusammen und erhob sich. Er sah mich noch kurz mit seinen großen Hundeaugen an, eher er aus meinem Arbeitszimmer verschwand. Ich massierte mir die Nasenwurzel. Langsam bekam ich wieder Kopfschmerzen. Des Köters neue Gardarobe musste ich heute auch noch besorgen. Das konnten wir nachdem Mittagessen erledigen. Jetzt musste ich aber noch ein bissen Arbeit erledigen.

 

 

 

Kurz vor halb Zwölf beendete ich meine Arbeit. Ich hoffte das Joey bereits in der Küche war und kochte. Die Kopfschmerzen waren immer stärker geworden. Ich beeilte mich in die Küche zu kommen und mir meine Kopfschmerztabletten mit einem Glas Wasser runterzuspülen. Ich seufzte. Die Küche war leer. Kein Hund am Herd. Wo war er denn schon wieder? Ich schluckte die Schmerztabletten und machte mich auf die Suche nach ihm. Im Wohnzimmer fand ich Mokuba, der vor dem Fernseher sich Cartoons ansah. Von dem blonden Straßenköter allerdings war nichts zu sehen. Ich fragte meinen Bruder nach ihm und er meinte abwesend, das Joey im Garten war und telefonierte. Ich wurde hellhörig. Er telefonierte? Mit wem wusste Moki nicht. Also hieß es raus gehen und es raus finden.

Ich betrat die Terasse und sah mich um. Schwach hörte ich aus dem hinteren Teil des Gartens seine Stimme. Ich näherte mich ihm und lauschte. Ob das sich gehörte interessierte mich nicht. Immerhin war das mein Haus und damit auch meine Regeln.

 

"Nein Dad. Nicht so. Du darfst Buntwäsche nicht mit Weißwäsche mischen........willst du rosa Boxershorts?...... Nimm bitte eine niedrige Temperatur. Höchstens 40 Grad........ Ja nimm 30 Grad. Aber die für Buntwäsche. Du hast doch gerade die Bunte drin oder? ..........Puh zum Glück. Und nimm ja nicht zuviel Waschmittel. Eine halbe Kappe genügt........... Nein. Gib es in das Fach ganz links. Wir haben keinen Weichspüler, die sind teuer................Ja genau, jetzt auf Start drücken......................Hast du das Wasser nicht aufgedreht?..............Gut so. Wenn die Wäsche fertig ist, hänge sie auf dem Wäscheständer und lasse sie dort trocknen, BIS ALLES trocken ist, ja? Da brauchst doch schon ein bisschen Geduld.........gut........... Ja Montag komme ich vorbei und koche dir für die ganze Woche vor. Was hast du die Woche über gegessen?.......................WAS? Dad, das geht so nicht. Gut ich koche für 2 Wochen vor und frier dir einen Vorrat ein. Dann zeig ich dir was du machen kannst, wenn du nichts mehr hast und ich vielleicht nicht dazu komme................Nur ein paar kleine Gerichte, die leicht sind, Dad, keine Panik........Ok.........Ich hab dich auch lieb, Dad...........ja.............ja ich höre auf ihn.........ich muss auflegen, bevor er merkt das ich wieder mit dir telefoniere........nein ich habe offiziel meine Strafe verbüßt, das heißt ich darf telefonieren.......Ja genau das meine ich........... ich musste ihm doch erzählen das man erst mit 18 in Las Vegas heiraten darf............ Wie sollen wir sonst raus finden, wer diese Ehe arangiert hat?.......Nein.......leicht ist es mit ihm wirklich nicht....ok.......Machs gut, bis Montag, falls Seto es erlaubt." Damit legte er auf.

 

Als er meinen Vornamen gebrauchte, als wäre es etwas ganz natürliches, zuckte ich kurz fast unmerklich zusammen. Dann räusperte ich mich laut. Der Streuner erschrak und sah mich geschockt an. Ich konnte nicht anders, als höhnisch zu grinsen. So wusste er wenigstens gleich, das ich gehört hatte, was er mit seinem Vater besprochen hatte. Er lief rot an und wich meinem Blick aus. "Erlaubst du es, das ich am Montag nach der Schule zu meinem Dad darf?" fragte er leise.
 

"Nein."

 

Wütend sah er mich nun doch an und hatte schon fast Tränen in den Augen. "Warum nicht?" presste er hervor. Ich winkte ab. "Das muss ich dir nicht erklären. Es ist bereits nach halb Zwölf. Ich möchte heute etwas traditionelles. Überrasch mich." Damit kehrte ich ihm wieder den Rücken zu und ging zurück ins Haus. Ich wusste das er nun versuchte, nicht zu weinen. Aber den Entschluß den ich gefaßt hatte, als ich ihn telefonieren hörte, käme es nicht entgegen. Wie konnte ich dieses Detail nicht berücksichtigen? Ich setzte mich zu Mokuba und wartete bis Joey wieder rein kam. Stampfend ging er an uns vorbei, keinen von uns eines Blickes würdigend und verschwand in der Küche. Er würde vielleicht eine gute halbe Stunde für die Zubereitung brauchen. Genug Zeit meinen Plan in die Tat umzusetzen. Ich schrieb Roland was er zu tun hatte und lehnte mich darauf zurück. Jetzt hieß es warten.

 

Die Zeit ging zügig vorbei, wie auch nicht, wenn man sich mit seinem Bruder Cartoons ansah, für mich selbst eher vergeudete Zeit, aber Mokuba liebte es.Schon bekam ich von Roland Bescheid, das alles zu meiner Zufriedenheit verlief. Leise bat ich Mokuba mir zuzuhören und erzählte ihm von meinem Vorhaben. Er wirkte überrascht, überaus überrascht, nickte jedoch. War es so aussergewöhnlich, wenn ich mal etwas Menschlichkeit zeigte? Das war ja nur eine Ausnahme. Zur Gewohnheit würde ich das garantiert nicht werden lassen. Ein paar Minuten später kam Roland ins Wohnzimmer, um Bescheid zu geben, das alles bereit und er jetzt hier wäre. Ich erhob mich und Mokuba folgte meinem Beispiel. Anders als ich, lief er der Überraschung für meinen Mann freudig entgegen. Ich jedoch begrüßte den groß gewachsenen Mann kühl und sah ihm in seine fast golden wirkenden Augen. Das gab es doch nicht....

Seine langen blonden Haare waren in einem lockeren seitlichen Zopf geflochten. Völlig frei von Falten sah er wie eine erwachsene Version von Joey aus. Doch das wirklich verstörende war das, wenn er Falten gehabt hätte, das Ebenbild von Ruby aus Amerika wäre.

Ich biss die Zähne schmerzhaft zusammen und stellte mich vor. So wütend ich auch war, ich hatte dennoch Anstand. Er ergriff heiter lächelnd meine angebotene Hand und schüttelte sie. "Hallo Seto. Schön endlich meinen Schwiegersohn kennen zu lernen. Ich bin Jason Wheeler. Nenn mich bitte einfach nur Jason." Ich nickte. Dann wandte er sich meinem kleinen Bruder zu. "Hey Großer, wer bist du denn?" Mokuba strahlte Jason an und erklärte ihm unsere Verwandschaftsverhältnisse. Jason bekam große Augen und strahlte zurück. "Das ist ja unglaublich. Jetzt habe ich gleich zwei neue Söhne bekommen." lachte er glücklich.

Ich schnaubte. Söhne....Lächerlich. Wir brauchten keinen Vater. Schon gar keinen der ständig so zuckrig süß mit der Sonne um die Wette strahlte, um damit Gratis Karies zu verbreiten. Das war fast so schlimm, wie der Film meiner Hochzeit. Doch Mokuba schien das nichts auszumachen. Im Gegenteil. Er freute sich und fragte, ob Jason mit ihm den auch mal so Vater und Sohn Unternehmungen machen würde. Mir wird leicht übel bei dem Gedanken. Jason umarmt Mokuba und sagt ihm diese Dinge zu....
 

Ich räuspere mich um diese....Farce zu unterbrechen. Es wird Zeit fürs Essen. Ich bitte beide, kurz zu warten. Ich ging in die Küche und fragte den Köter bissig wann das Essen endlich fertig sein würde. Sauer funkelten mich dunkelbraune Augen an. "Wenn es fertig ist, ist es fertig. Wieso? Hat der gefürchtete Eisdrache etwa Hunger?" Ich war irritiert. Wieso hatte er derart dunkle Augen? Soweit ich wusste hatten seine Mutter und seine Schwester grüne und sein Vater....

Konnte es sein? Ich näherte mich ihm lauernd und er wich sogleich vor mir zurück, bis er nicht mehr weiter konnte. Seine Augen wurden groß und er erötete. Bestimmt dachte er wieder an den Kuss...Ich beugte mich über sein Gesicht und fragte ihn, warum er Kontaktlinsen tragen würde. Erschrocken sah er mich an und schubste mich zurück. Er schrie mich an. "Was fällt dir ein. Das geht dich gar nichts an. Bleib mir ja vom Leib." Ich griff nach seinem Arm und zog ihn zu mir. Starr vor Angst sah er mich an. "Nimm sie raus, sofort."

Beschämt senkte er seinen Blick und schüttelte den Kopf. Ich bemühte mich um einen sanfteren Tonfall. "Warum nicht?"

"Ich...ich falle doch eh schon auf mit den blonden Haaren....und...ausserdem...ich meine woher weißt du eigentlich davon?" Ich verschrenkte meine Arme. Da steckte noch mehr dahinter, das hatte ich im Gefühl. Jedoch hatte ich jetzt weder die Zeit, noch die Geduld dafür. "Mach sie raus. Und sag endlich wann das Essen fertig ist." "Nein. Ich hab dich was gefragt, Großkotz." Ich verengte meine Augen und lies ihn mal wieder meinen Eisblick spüren. Das musste ich wieder öfter machen. Ich durfte darin nicht nachlässig werden. Der Hund musste regelmässig daran erinnert werden, wo sein Platz war.

Grummelnd ergab er sich und antwortete er das es bereits fertig wäre, und popelte sich die farbigen Kontaktlinsen aus den Augen. "Gut richte es an. Und stell einen zusätzlichen Teller auf den Tisch, wir haben heute einen Gast." Damit verschwand ich aus der Küche, wusste das er tun würde, was ich sagte.
 

Ich bat meinen Gast und Mokuba zu Tisch. Als sich der Köter, der gerade den letzten Teller am Tisch angerichtet hatte, umdrehte, stockte er und seine nun goldenen Augen weiteten sich erschrocken, ehe er aufschluchzte und seinem Dad um den Hals fiel. Schnell wandte ich diskret meinen Blick ab. Er sollte nicht erfahren, das ich bei Tränen immer schwach wurde.

Einige Minuten und viele Tränen von Vater und Sohn später, saßen wir gemeinsam am Tisch und aßen Joeys leckeres Mahl. Man sah Jason an, wie er die Kochkünste seines Sohnes vermisst hatte. Wir beendeten unser Mahl ebenso schweigend wie es angefangen hatte. Nachdem abgeräumt, jeder eine Tasse Espresso und Moki eine Milch mit Zimt und Honig genossen hatte, lud ich ins Wohnzimmer. Ich ließ Mokuba und Jason den Vortritt und als auch ich die Küche verlassen wollte, hielt mich Joey zurück. Seine Wangen waren leicht gerötet. Seine strahlenden Augen verwirrten mich. Vielleicht hätte er die Kontaktlinsen doch nicht rausnehmen sollen. Er druckste herum und stotterte mir seinen Dank entgegen, das er seinen Dad sehen durfte und ich rollte nur mit den Augen. Dafür wollte er mir danken? 

"Ich bitte dich Wheel...nrrggh Joey. Gozaburo hatte mich manchmal Monate von Mokuba getrennt. Ich bin nicht wie er." Irgenwie wusste ich das es nötig war. Ich musste mich stark zusammen reißen es auch wirklich zu sagen. "Ich...ich entschuldige mich, das ich nicht früher daran dachte. Aber es war wichtig, dass die Presse nichts erfahren sollte, bevor wir soweit sind." Er nickte hektisch. "Ja..ich verstehe. Mein Dad hätte zwar nichts verraten...aber du kennst ihn ja nicht. Ich..tut...tut mir auch leid, das ich dich so angemault habe...Seto." Mir verschlug es die Sprache. Er entschuldigte sich? Und wieder mein Vorname....

Ich zog ihn in eine halbe Umarmung, ließ ihn aber sofort wieder los und schritt zum Wohnzimmer. Das konnte noch ein langes, langes Ehejahr werden.
 

Jason lachte viel und betrachtete seinen Sohn voller Stolz. Und Joey war froh, so einen Vater zu haben. Das sagte er ihm jedenfalls so. Wir redeten über seinen aktuellen Beruf und darüber das Bauarbeiter oft schwere Arbeit verrichten mussten, bei jedem Wetter und trotzdem sehr schlecht bezahlt wurden. Mokuba fragte ihn was er für eine Ausbildung gemacht hatte. Er gestand, keine gemacht zu haben. Nachdem seine Freundin damals schwanger geworden war, beim ersten Mal wohlgemerkt, konnten die beiden sich den keine Kondome leisten? Musste er darauf verzichten zu studieren. Ursprünglich Jura mit Schwerpunkt auf Familienrecht. Statt dessen jobbte er, um seiner baldigen Familie wenigstens etwas bieten zu können. Sie lebten die erste Zeit bei ihren Eltern, die krank geworden sind, als sie in Amerika war und bald darauf verstarben. Sie übernahmen die Mietwohnung und heirateten.

Joey machte ein nachdenkliches Gesicht. Er sah seinem Vater verdächtig oft in die Augen. Sein Gesicht wechselte oft von Verwirrung, über Verstehen um doch wieder zur Verwirrung zu wechseln. Doch dann fiel sein Blick auf mich. Wir sahen uns lange an. Seine Augen weiteten sich auf einmal. Joey unterbrach entschuldigend seinen Vater. "Dad. Du hast nie von deinen Eltern gesprochen. Du stammst ja aus Amerika oder?" Jason nickte verwirrt. "Ich folgte deiner Mutter nach Japan. Es war vielleicht ein halbes Jahr danach, da wollte ich meinen Eltern schreiben, doch gingen alle Briefe unbeantwortet zurück. Ich hörte nie wieder von ihnen."

Mein Mann nickte. "Ja ich weiß Dad." Das verwirrte Jason noch mehr. "Woher?" Joey biss sich wieder nervös auf die Unterlippe. Wusste er nicht wie wahnsinnig das einen machen konnte? Doch statt seinen Vater gleich aufzuklären, platzte er anders mit der Neuigkeit raus, als ich dachte. "Wir wissen jetzt wie ich mit 17 Jahren heiraten konnte." Interessiert, ganz der Anwalt der er nie geworden ist, beugte er sich näher zu seinem Sohn. "Wie?" Joey lächelte unsicher. "Ein Mann den ich dort kennen lernte hat das wohl organisiert. Ich denke er wusste genau WER ich bin. Es ist nur eine Vermutung meinerseits, aber ich denke das ist die einzige Möglichkeit. Jetzt wo ich dich vor mir habe muss ich zugeben, das dieser Mann genauso aussieht wie du, nur älter. Rubeus Mc Lime könnte derjenige sein, der die Erlaubnis unterschrieben hat. Ich befürchte er hat diese ganze Ehe arrangiert."
 

Jason saß da wie erstarrt. Er reagierte nicht. Joey wedelte seinem Dad vor der Nase rum. "Dad?" Ich legte ihm eine Hand auf die Schulter. "Er hat einen Schock. Hol unseren besten Whisky. Er ist im geheimen Fach, unter dem Fernseher. Das brauchen wir jetzt wohl alle....Nein du nicht Moki." Beleidigt und doch bettelnd sah mich mein kleiner Bruder mit großen Augen an. Tränen glitzerten schon in den Augenwinkeln....Er war viel zu jung für harten Alkohol. Jetzt sieh ihm nur nicht in die Augen.

"Nein heißt nein." Sagte ich, den Blick auf Jason. "Manno." Der Hund brachte schnell auf einem Tablett den Whisky und vier Gläser, außerdem einen Alkoholfreien Schokonougatlikör, den Moki besonders mochte. Er dachte einfach an alles. Somit bekam Mokuba auch was gutes, ohne das meine Autorität untergraben wurde. Doch er sah prüfend zu mir und als ich nickte, wirkte er erleichtert. Wir tranken unsere Gläser erst leer, nachdem Joey seinem Vater den Whiskey eingeflöst hatte. Langsam kam wieder Leben in ihn und stotternd fragte er wie das nur passieren konnte. Da flackerte in Jasons Augen etwas auf, was ich nicht benennen konnte.
 

Joey erzählte ihm nun einiges, was er in Las Vegas erlebt hatte und überraschte damit auch mich....WAS? Er war also während meines Duells mit Yugi auf diesen Ruby getroffen und sie waren zusammen in einem Wellnesshotel.....Aha....ich dachte fast, dieser Kerl hätte etwas anderes im Sinn gehabt....dann erzählte er von seinem Gespräch über Yugis Großvater, Rubys Familiensituation und dessen...Neffen... Joeys Familiensituation... und...Oh nein....sogar über mich....Wie konnte der dumme Köter nur so blind sein? Hat der nicht gemerkt, wie dieser Ruby ihn manipuliert hatte? Ach ich vergaß, wer er war...Nun wusste ich auch,  das dieser alte Mann uns zwei verheiratet hatte und auch warum. Eine unbändige Wut ergriff mich. Voller Zorn fegte ich mein leeres Glas vom Tisch, das am Boden zerbrach. Die Anwesenden zuckten zusammen.

"Was ist los, Seto?" fragte mich mein Bruder. Doch ich wollte ihm nicht antworten. Ich war vor Wut wie geblendet und wollte meinen kleinen Bruder nicht anschreien. Alle meine Aufmerksamkeit lag auf meinem Ehemann und wenn ich jemanden anschrie, dann ihn. "Wieso hast du mir das nicht erzählt?" brüllte ich ihn an. Irritiert sah mich der blonde Köter an. "Ich weiß nicht, warum das wichtig gewesen wäre." "Alles ist wichtig! Wolltest du nie erfahren, warum wir nun aneinander gebunden sind und uns nun die Möglichkeit genommen wurde, uns zu trennen? Jetzt kann ich dich nicht mehr loszuwerden!" spie ich ihm an den Kopf. Das machte auch ihn wütend. "Ach, als ob ich dich gewollte hätte. Mai wollte mich. Sie hat mich nur eifersüchtig machen wollen, mit diesem anderen Mann. Ich hätte sie haben können. Nun muss ich mich mit dir rumschlagen und auch noch einen auf glücklich machen, obwohl ich es nicht bin." Er riss sich den Ehering vom Finger und warf ihn mir entgegen. "Ich brauche nichts von dir. Behalte das alles. Mir reichts. ICH HASSE DICH!"
 

Damit stand er auf und wollte weglaufen. Ich ließ ihn aber nicht und packte ihn am Handgelenk. "Lass los. Du willst mich doch loswerden. Bitte ich tu dir den Gefallen. Also fass mich gefälligst nicht mehr an." Schrie er mich an. Er wehrte sich gegen mich, auch wenn er wusste, das ich stärker war. Jason versuchte ihn zu beruhigen, aber das machte Joey noch wütender, er zog an seinem Handgelenk, versuchte mich wegzudrücken. Sagte mir immer wieder wie sehr er mich hassen würde. "Aus, Köter." Ich zog ruckartig an ihm und schubste ihn auf die Couch, auf die er bäuchlings fiel, als er versuchte mich zu beißen. Solch eine Dreistigkeit, konnte nicht ungestraft bleiben. Aber dazu später. "Ruhe jetzt." donnerte ich los. Ihn immer noch nicht loslassend setzte ich mich auf seinen Hintern. Nun konnte er sich nicht mehr groß wehren. Nur seine große Klappe konnte er nicht halten. Er bellte mich an, aber mich ließ das kalt. Ich wartete bis er eingesehen hatte, das es nichts bringen würde. Doch wartete ich wohl vergebens darauf. Man konnte eben einem alten Hund keine neuen Tricks mehr beibringen. Sehr enttäuschend.

 
 

Etwa eine halbe Stunde später war er immer noch am Toben. Seine Stimme klang bereits heiser, erschöpft und kraftlos, aber aufgeben tat er  nicht. Konnte er nicht einfach aufhören sich zu wehren? Er vergeudete nur meine wertvolle Zeit. Hatte er den wirklich keine Ahnung, warum ich so zornig geworden bin? Nun ging aber so langsam meine Geduld zur Neige und so unterbrach ich ihn unwirsch.

"Streng doch nur ein einziges mal dein Hundehirn an. Ist das soo schwer?" fragte ich ihn zornig. Das heizte ihn noch mehr an und er fing wieder an wie wild zu bellen und knurrte mich an, wie ICH es wagen konnte. Wie konnte ER es wagen? "Wenn du endlich mal aufhören würdest zu kläffen und stattdessen logisch nachdenken würdest. Muss ich dir alles vorkauen? Welcher Amerikaner lebt hier in Japan, besitzt eine weltweit bekannte Firma und bereiste Ägypten?"

Der Hintern auf dem ich saß regte sich nicht mehr. Ich hörte förmlich, wie es in seinem Kopf arbeitete. Aber er kam wohl nicht drauf. Nachdenken war noch nie eine seiner Stärken. Ich stand auf und besetzte seinen Hintern nicht länger. Er richtete sich mühsam auf. Bei dem Anblick wäre ich fast in lautes Gelächter ausgebrochen. Nur gut das ich für meine Selbsbeherrschung prädestiniert bin.

Seine Haare waren wild durcheinander gewuschelt, standen teilweise nach oben ab, die Wangen gerötet und dann blickte er mit großen goldenen Hundeaugen verpeilt durch die Gegend. Diese Augenfarbe sollte verboten werden. Sie faszinierte derart, das man unentwegt sie betrachten wollte. Nun verstand ich auch, warum er sie vor anderen versteckte.

Ich bückte mich und hob seinen edlen Ehering vom Boden auf, der genau bei meinen Füßen gelegen hatte. Eine Frechheit, wie er dieses teure Schmuckstück behandelt. Aber was weiß der kleine Streuner schon davon? Das erste Mal als ich den Ring sah, war ich geschockt. Reinstes Platin....Ich schnappte mir seine rechte Hand, sah ihm fest in die Augen und legte ihm langsam seinen Ring wieder an. Es fühlte sich seltsam an, ihm den Ring über den Finger zu streifen. Es war wie ein Déjà-vu. Dann kam mir der Film unserer Hochzeit wieder in den Sinn. Natürlich.... Ich wagte es Joey ins Gesicht zu sehen und da, er konnte noch röter werden. Das war ja gemeingefährlich. Er wirkte wie ein kleiner Welpe.

 Ich räusperte mich. "Kommst du drauf?" Ein beschämtes Kopfschütteln. Ich verdrehte meine Augen. Ich lieferte ihm schon fast die Antwort und er wusste immer noch nicht, in welchem Zusammenhang alles stand? "Denk doch bitte nach, Joey-Boy." Sofort fiel sein Blick auf mich, mit geweiteten Augen und offenem Mund starrte er mich an. Na endlich. Es wurde auch langsam Zeit. Jason sah verständnislos von Joey zu mir, während Mokuba mich ernst ansah.

 

"Maximillian Pegasus...." flüsterte Joey. Ich nickte.

 

Genau der....Rubys Neffe. Und damit Joeys Cousin....

 

 

Was machen wir jetzt?

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Die Pressekonferenz

 
 

Ich war ziemlich nervös. Nicht nur das ich einen nackten Mann in meinem Bett hatte, der noch selig schlief. Nein heute Nachmittag musste ich mich der Öffentlichkeit stellen. Ich hatte kein gutes Gefühl dabei. Mir wurde wieder schlecht. Es wurde von Moment zu Moment schlimmer. Dann hielt ich es nicht mehr aus. Ich stand möglichst leise auf und hätte fast laut aufgeschrien, hätte meine Hand auf meinem Mund, das ganze nicht verhindert. Der Schmerz in meinem Unterleib war furchtbar. Kein Vergleich zum letztem Mal. Ich ging gebückt, Schritt für Schritt, so schnell es mir möglich war und begab mich in mein Bad, hinter die kleine Mauer. Ich fiel hin, der Schmerz zuckte wieder durch meinen Körper und ich konnte einen leisen Schrei nicht verhindern. Dann erbrach ich alles was ich noch in mir hatte. Ich würgte immer wieder aufs neue. Auch wenn mein Magen bereits leer war. Ich konnte nicht aufhören. Ich musste aber. Wenn der arrogante Schnösel mich erwischte, wie ich hier kauerte, dann...ich weiß nicht was er tun würde.

Aber wenn man von jemanden spricht, oder in dem Fall denkt, kommt er auch. Wie Gott ihn schuf steht er auf einmal hinter mir und beobachtet mich. Bei seinem Anblick wurde ich leicht rot. "Du bist doch nicht schwanger, oder?" versuchte er zu scherzen. Ich musste lachen und konnte auf einmal aufhören zu würgen. Erschöpft stand ich auf und betätigte die Toilettenspülung. Ich ging zum Waschbecken, spülte mir diesen gruseligen Geschmack aus dem Mund und putzte mir gleich darauf die Zähne. Nicht das ich noch jemanden mit dem Kotz Atem in Ohnmacht gehaucht hätte. Ich seufzte erleichtert auf. Schon viel besser. Minze frischer Atem.

"Danke..." flüsterte ich und zwang meinen Körper an ihm vorbei. Er folgte mir wieder in mein Zimmer. Ich sah auf die Uhr und erschrak. Es war schon fast Mittag. Die Nervosität war auf einen Schlag wieder da. Aber ich musste mich zusammen reißen. Mein Mann hatte bestimmt Hunger und ich fragte ihn, ob ich was kochen sollte. Doch er schüttelte nur den Kopf. "Du siehst aus, als ob du vom bloßen Gedanken an Essen gleich wieder die Toilette aufsuchen müsstest." Da hatte er aber sowas von Recht... Mir war schon wieder schlecht. Mit einem lauten Seufzen setzte ich mich auf mein Bett, stöhnte laut vor Schmerz und ließ den Kopf hängen. Es schlangen sich zwei Arme um mich und ich konnte seine warme Brust an meinem Rücken fühlen. Oh man. Ich durfte nicht wieder anfangen, an letzte Nacht zu denken. Nur nicht dran denken. Ich hatte gar nicht gezählt, wie oft wir es getan hatten. Dem Schmerz nach zu urteilen viel zu oft. Hatte es nicht schon gedämmert, kurz bevor wir erschöpft eingeschlafen waren?

Wir saßen einige Zeit so da, bis mich mein Mann drängte aufzustehen. Mir reichte er, aus meinem Schrank, einen Anzug in anthrazit, passende Schuhe und ein bordeauxrotes Hemd. Auf eine Krawatte verzichtete er bei mir.

Dann ließ er mich in meinem Zimmer alleine, um sich zu duschen und ebenfalls einzukleiden. Ich sah auf den Anzug. Eigentlich wollte ich ja was ganz anderes anziehen. Aber mir war nicht danach, mich heute quer zu stellen. Dafür war die Sache zu ernst. Ich hatte noch eine halbe Stunde, ehe die Pressekonferenz begann. Er sagte mir vorhin noch das sie im Gebäude der Kaiba Corporation statt finden würde. Ich ging also ins Bad und duschte, so schnell es ging. Das warme Wasser brachte meinen Hintern erst Recht zum brennen. Ich trocknete mich vorsichtig ab, zog mich an und ging in meinen Schrank, den Durchgang entlang, durch seinen Schrank und stand dann vor ihm. Der Eisdrache war natürlich auch schon fertig angekleidet. Er drehte sich zu mir und nickte zufrieden. Kaiba sah unglaublich gut aus in seinem Anzug und ich konnte kaum aufhören ihn anzustarren. Seto trug einen weißen Anzug und weiße Lederschuhe, dazu ein blaues Hemd und eine dunkelblaue Krawatte. Nach einigen Minuten meines Anstarrens, zog nur eine seiner Augenbrauen nach oben und drehte sich dann weg.
 

"Komm jetzt Köter. Die Presse wartet. Und vergiss nicht die verliebten Blicke." sagte er kalt. Ich fröstelte. Da war er wieder der Eisschrank. "Hm. Ich weiß nicht ob ich bei den arktischen Temperaturen, die du aussendest im Stande bin dich verliebt anzusehen. Bedaure." sagte ich ebenso kühl und verließ sein Zimmer. Jetzt ärgerte ich mich, das ich den Anzug anhatte. Ich durfte nicht vergessen, das zwischen Kaiba und mir nichts war. Wir hassten uns. Was das sexuelle anging...wir waren halt auch nur Männer. Das war ein einfacher Ausrutscher. Das würde mir nicht nochmal passieren.

Mein Hintern brannte immer noch wie wahnsinnig und bei jeder hektischeren Bewegung zuckte ein stechender Schmerz durch meinen Körper. Jetzt könnte ich wenigstens der Presse erzählen, das ich wusste, wie er im Bett war...Aber diese Art der sexuellen Aktivität reichte mir für das ganze Jahr. Wenn wir dann geschieden waren, würde ich Mai fragen, ob sie mich noch wollte. Wenn nicht...dann suchte ich mir eben ein anderes süßes Mädchen. Oder ich blieb allein. Ich konnte auch ohne eine Partnerschaft leben. Genau. Ich brauchte auch den Großkotz nicht. Ich war ja nicht mal schwul. Ich spürte auf dem Weg nach unten seinen Blick in meinem Rücken, aber ich ließ mir nichts anmerken. Unten warteten bereits Mokuba und Roland auf uns. "Es ist alles bereit, Sir." Sagte Roland zum besagtem Großkotz. Er nickte und scheuchte uns nach draußen in die wartende Limousine.
 

Während der Fahrt kam die Nervosität wieder und ich spielte aufgeregt mit meinem Ehering. Drehte ihn hin und her, zog ihn halb ab und wieder auf. Es schien dem Eisberg wahnsinnig zu machen. "Lass das gefälligst. Du könntest dieses wertvolle Schmuckstück wenigstens angemessen wertschätzen." Ich ignorierte ihn und spielte weiter daran rum. Dann nahm ich ihn ganz ab und ließ ihn in meiner Faust verschwinden. Ich beobachtete wie die kleine Ader an seiner Stirn größer wurde und er musste sich zunehmend beherrschen, mich nicht aus dem fahrenden Auto zu werfen. "Joey....ich warne dich. Lege deinen Ring wieder an. Gehorche." donnerte er los.

Ich seuftzte nur, legte ihn aber doch wieder an. Wir waren immerhin angekommen. "Gut, du arroganter Schnösel. Aber nur für die Presse." sagte ich gereizt und stieg aus, nachdem Roland uns die Türe bereits aufhielt. Seto, Mokuba und Roland folgten mir schweigend. Im Gebäude angekommen gingen wir auf unsere Plätze. Die Eingangshalle war brechend voll. Ich hatte das Gefühl, das jeder einzelne Reporter in Japan hier war. Kameras blitzten uns entgegen. Dann begann Kaiba. Kurz und schmerzlos.
 

"Guten Tag, meine Damen und Herren. Ich habe die Pressekonferenz einberufen um etwas wichtiges bekannt zu machen, was mein Privatleben betrifft. Wie Sie sicher wissen, hielt ich das Halbfinale und das Finale meines Duel Monsters Turniers in Las Vegas ab. Das hatte einen speziellen Hintergrund. Ich habe dort meinen langjährigen Lebenspartner Joseph Wheeler mit einem Heiratsantrag überrascht und habe ihn noch am selben Abend geehelicht. Das ist der junge Mann neben mir. Sie dürfen nun ein paar Fragen stellen."

 
 

Sagte er seriös und kaum hatte er das gesagt, blitzten die Kameras nur noch. Ich wurde regelrecht geblendet und die Reporter riefen wild durcheinander. Wollte er nicht irgendwelche Statements aufsagen?

Kaiba interessierte das nicht. Er erlaubte einem Reporter in der ersten Reihe eine Frage zu stellen, indem er auf ihn zeigte.

 

 

"Mr. Kaiba, wieso haben Sie sich in so jungen Jahren entschieden einen anderen MANN zu heiraten?

 

 

"Ich bin schwul und liebe Joseph, warum also nicht? Nächste Frage. Sie dahinten."

 

 

"Mr. Kaiba, stimmt es das dieser junge Mann neben Ihnen einer der ärmsten Menschen hier in Domino ist und eine recht gewalttätige Vergangenheit hat?"

 

 

"Korrekt."

 

 

"Warum haben Sie sich dann gerade für ihn entschieden?"

 

 

"Ihn interessiert mein Geld und meine Macht nicht. Er wollte mich um meinetwillen und seine Vergangenheit geht niemanden was an. Außerdem spielte die Liebe zwischen uns eine tragende Rolle."

 

 

"Sind Sie sich sicher? Er sieht nicht so aus, als würde er Sie lieben."

 

 

"Er ist nur nervös. Er ist es nicht gewohnt im Rampenlicht zu stehen. Er ist sich aber bewusst, das eine Eheschließung mit mir, eine große Veränderung und ebenso eine große Verantwortung in seinem Leben mit sich bringen würde."

 

 

"Schlafen Sie auch im selben Bett und haben wilden hemmungslosen Sex?"

 

 

"Kein Kommentar."

 

 

"Werden Sie ihn in Ihre Arbeit in der Kaiba Corporation mit einbinden?"

 

 

"Das habe ich vor, ja!"

 

 

"Welche Position wird er beziehen?"

 

 

"Das habe ich noch nicht entschieden. Mein Mann hat viele Talente, von denen die Öffentlichkeit nichts weiß. Er wird sich einbringen und dann entscheidet er welche Position ihm am Besten gefällt."

 

 

"Wie haben Sie sich kennen gelernt?"

 

 

"Wir sind gehen in die selbe Klasse."

 

 

"Wieso haben Sie die Beziehung zu ihm verheimlicht?"

 

 

"Kein Kommentar."

 

 

"Haben Sie einen Ehevertrag?"

 

 

"Sicher."

 

 

"Was steht darin?"

 

 

"Kein Kommentar."

 

Das ging noch einige Zeit so weiter. Kaiba beantwortete jeder Frage mit kühler Präzision. Freche Fragen schmetterte er einfach ab. Kein einziges Wort wurde an mich gerichtet. Doch als ein Reporter mich doch noch ansprach, erschrak ich.

 

 

"Mr. Joseph Kaiba. Sind Sie sich sicher, das Sie nicht hinter Mr. Kaibas Geld oder sogar hinter seiner Firma her sind?"

 

 

"..........."

 

 

"Sie mögen jetzt ganz nett und teuer eingekleidet worden sein, aber Sie wissen sicherlich, das niemand Sie nun anders behandeln wird, als vorher. Mr. Kaiba hatte Sie in der Vergangenheit gerne als Köter und Versager betitelt und genau das werden Sie wohl immer bleiben, egal in welchen Stand Sie eingeheiratet haben."

 

 

"...."

 

 

"Was sagen Ihre Eltern und Ihr Umfeld dazu das Sie schwul sind und auch noch einen reichen Mann geheiratet haben? Denken Sie nicht, das ihr gesamtes Umfeld sehen wird, das Sie nur Mr. Kaibas kleine Schlampe sind?"

 

 

"......"

 

 

"Wie wollen Sie sich denn überzeugend in der Öffentlichkeit verstellen? Seien Sie sich bewusst, das einer von uns Sie immer beobachtet und ganz ehrlich... Ich glaube kein Wort von Ihrem Mann."

 

 

"......Kei..kein Ko...Kommentar." sagte ich nun endlich stotternd. Zum Glück mischte sich Kaiba wieder ein.

 

 

"Uns ist es egal, was Sie davon halten. Das wir uns lieben werden wir selbstverständlich nicht jedem zeigen. Es geht niemanden was an, wie wir uns verhalten. Das ich ihn so in der Öffentlichkeit betitelte, diente der Tarnung meiner wahren Gefühle für ihn. Da es nun nicht mehr notwendig ist, unsere Beziehung zu verstecken, habe ich auch keinen Grund mehr, ihn so zu nennen. Danke für Ihre Aufmerksamkeit. Ich wünsche Ihnen noch einen Guten Tag." sagte er abschließend eisig.

 

Er stand auf, nahm meine Hand in seine und drückte sie so fest zusammen, das ich fast schmerzhaft aufgestöhnt hätte. Wir gingen Händchen haltend zum Ausgang, während die Kameras wieder wie wild Bilder von uns schossen. Die Reporter folgten uns aus dem Gebäude, stellten weiterhin neugierig Fragen und beobachteten uns. Ich fragte mich ob ich ihn nicht jetzt einfach zu mir ziehen sollte um ihn zu küssen. Kaum gedacht setzte ich es um.

An der Limousine angekommen, zog ich an seiner Hand, um seine Aufmerksamkeit zu bekommen. Ich sah ihm strahlend lächelnd in die Augen, holte tief Luft und redete laut und deutlich, das ja alle es mitbekamen.
 

"Danke Seto, das du immer für mich da bist. Ich liebe dich so sehr mein Schatz!" dann küsste ich ihn sanft und liebevoll. Ich sah ihn noch einmal verliebt an und dann war ich auch schon wieder eingestiegen.
 

OH.MEIN.GOTT.

 

Was hatte ich mir gerade dabei gedacht? War ich verrückt geworden? Genauso sah er mich auch an. Und nicht nur er. Auch Mokuba hatte immer noch seine Augen und seinen Mund  weit aufgerissen und Roland, sagte dazu eh nichts. Zum Glück war er den Kaibas treu ergeben....Ich hoffte ich hatte es nicht noch schlimmer gemacht. Ich sah beschämt auf meinen Ehering, während die Kaiba Brüder mich weiter anstarrten. Die Fahrt nach Hause dauerte zum Glück nicht lange. Sofort sprang ich aus dem Auto und lief ins Haus und geradewegs zur Küche, sah das er die Treppen rauf ging, vermutlich in sein Zimmer. Ich machte mir Sorgen und Vorwürfe. Die ganze Zeit, hat der Eisdrache geschwiegen und mich nur angestarrt. Ich war so durcheinander, das ich vorsichtshalber eines seiner Lieblingsspeisen kochte. Während des Kochens fiel ein Tropfen in die Pfanne hinein. Dann noch einer. Ich merkte erst jetzt das es meine Tränen waren. Wieso weinte ich jetzt? Und wieso hatte ich ihm gesagt das ich ihn lieben würde. Das klang in meinen Ohren schon derart überzeugend, wie muss es dann sich für andere angehört haben?

Ich war gerade fertig geworden mit kochen und richtete es schniefend auf zwei Teller an, als mein Mann mit Mokuba die Küche betrat. Ich schluckte und wischte mir unaufällig über die Augen. Die beiden hatten sich bereits umgezogen. Mokuba trug ein lässiges Shirt und kurze Hosen und Kaiba...auch. So hatte ich ihn noch nie gesehen. Er sah unglaublich cool aus. Ich war immer noch im Anzug. Ich sagte leise das das Essen bereits fertig war und ich mich schnell duschen und umziehen wollte.  Ich hatte zwar vor der Pressekonferenz bereits geduscht, aber ich fühlte mich schmutzig. Ohne auf eine Antwort zu warten stürmte ich aus der Küche raus und die Treppen hoch zu meinem Zimmer. Dann konnte ich die Tränen nicht mehr zurück halten und weinte erneut. Wie konnte ich nur? In dem einem Moment kam es mir so richtig vor ihn vor der Presse so ein Geständnis zu machen...und dann...Ich wusste nicht was ich machen sollte, war ich doch immer noch so durcheinadner.

Mein Handy klingelte und ich sah auf das Display. Hm. Die Nummer kannte ich gar nicht. Ich hob ab und meldete mich, die Stimme noch belegt vom weinen, nur mit meinem Vornamen. Menschen die meine Nummer hatten, waren nicht so fremd für mich, das ich mich mit meinem ganzen Namen hätte melden müssen. Irgendwer musste eine neue Nummer haben. Doch damit hatte ich im Leben nicht gerechnet.

 

"WAS GLAUBST DU EIGENTLICH WER DU BIST?" schrie mich eine bekannte Stimme an....Oh nein....Daran hatte ich nicht gedacht. Ich bekam Angst. Die Person schrie mich weiterhin an, beleidigte mich und zerquetschte damit mein Herz. Irgendwann legte sie auf, ohne sich zu verabschieden und ich ließ meine Hand langsam sinken. Das Handy fiel zu Boden. Es war gerade mal eine halbe Stunde, so genau wusste ich es nicht, nach der Pressekonferenz. Und schon fiel meine Welt in sich zusammen. War es schon im Fernsehen gewesen? Ich war wie paralysiert. Ich starrte durch die Gegend und bekam nichts mehr mit.

Nach einer gefühlten Ewigkeit, erinnerte ich mich irgendwann an die Dusche und ging ins Bad. Ich stieg darunter, ohne mich auszuziehen und stellte das Wasser an. Es überlief mich eisig kalt. Ich starrte einfach weiter und hoffte, das die Kälte meine Empfindungen in meinem Herzen einfrieren würden. Ich fühlte irgendwann nichts mehr. Alles war taub. Keine einzige Empfindung mehr. Kein Schmerz und keine Enttäuschung über mich selbst. Jetzt hatte ich schon wieder alles falsch gemacht. Das tat ich jedes Mal. Ich lehnte meine Stirn an die Fließen. Dennoch wagte sich mein Körper wieder Tränen zu vergießen, die sich mit dem eisigen Wasser vermischten. Doch das Wasser stoppte auf einmal. Eine Hand, die mich an meinem Handgelenk aus der Dusche zog. Die mir meine Kleidung auszog. Ein Handtuch das meinen kalten, frierenden Körper umschlang. Ein lautes Fluchen. Die Stimme war mir bekannt, aber ich wollte mich nicht erinnern. Mit den Erinnerungen kam der Schmerz wieder und den wollte ich nicht mehr spüren.

Ich wurde herumgerissen und eisblaue Augen sahen in meine. Ausdruckslos starrte ich zurück. Ich war leer. Wer war ich schon? Ich wusste es nicht mehr und das empfand ich mehr als befreiend. Dieser Mann mit den blauen Augen schrie mich an und doch kam nichts was er sagte bei mir an. Dann fühlte ich heißen Schmerz an meiner Wange. Mit diesem Schmerz zerrte er mich zurück. In das Hier und jetzt. Tränen begannen erneut zu fließen. Ich atmete hektisch und bekam trotzdem kaum Luft. Meine Beine trugen mich nicht mehr und ich fiel. Doch er fing mich auf, schrie mich weiterhin an. Was sagte er? Wollte ich es wissen? Meine Sicht verschwamm und lockte mich in tiefe Bewusstlosigkeit.

 

 

Die Kälte ging und die Hitze kam und verbrannte mich innerlich. Ich erwachte und sah das an der einen Seite ein kleiner Junge lag. Mokuba. Er schlief und sah erschöpft aus. Eine Hand legte sich auf meine Stirn und ich sah wieder diese blauen Augen. Mein Mann...nein. Er war nicht mein Mann. Nicht wirklich. Er wurde gezwungen dazu, genau wie ich. Da war nichts zwischen uns. "Wie fühlst du dich?" fragte er leise. Ich konnte nicht antworten. Mein Hals war trocken und im ersten Moment wusste ich nicht mehr ob ich wusste wie es ging, zu sprechen. Ich erinnerte mich wieder und versuchte, trotz des Schmerzes in meiner Kehle, etwas zu sagen. "Leer..." war alles was ich flüstern konnte. Er löste seine Hand von meiner Stirn und brachte mir ein Glas köstlich klares, frisches Wasser. Ich trank, als ob ich im nächsten Moment verdursten würde. Das Wasser tat meinem Hals gut, doch dann erinnerte ich mich an sie. Ich durfte nicht trinken, nicht essen. Ich war es nicht wert hier zu liegen in dem warmen, weichen Bett. Sie sagte doch ich sei nutzlos und es nicht Wert überhaupt zu existieren. Warum hasste sie mich so? Trotz allem was sie mich schimpfte...ich liebte sie doch. Liebte sie mich nicht? Wie könnte sie? Ich war doch nichts wert. "Warum fühlst du dich leer?" fragte die leise Stimme wieder. Ja warum? Ich wusste es doch gerade noch. Ach ja. Sie....

Aber statt was zu sagen kamen die Tränen erneut. Kein Ton kam über meine Lippen. Nur stumme Tränen, die Augen offen, aber leer.

Die Stimme fluchte wieder. Wer war das noch? Ich wusste doch mal wie er hieß....Irgendwas mit Weißer...oder? Oder war das was anderes? Ich hörte wie er sich entfernte. Ich sah wie er ein Handy vom Boden aufhob, tippte und es sich ans Ohr hielt. Dann hörte ich SIE wieder. Eine laute, grausame Stimme, die mich zittern ließ. Ich weinte bitterlich und flehte, sie möge aufhören zu schimpfen. Ich tat doch immer alles brav was sie sagte.
 

"Es tut mir leid. Es tut mir leid...bitte....bitte schimpf mich nicht....ich bin auch ganz brav....."

 

Ich hörte wie diese Stimme weiter schrie und mich beleidigte.

 

"Bitte...bitte ...nicht......ich kann doch nichts dafür.......bitte schlag mich nicht noch mal.....ich bin doch brav......ich tue alles was du sagst, bitte nicht schlagen....Du tust mir weh......." Flehte ich.

 

"Nein bitte......lass mich nicht allein...ich tu doch alles....bitte.....Wieso liebst du mich nicht mehr, Mama...ich tue alles was du sagst...bitte bleib bei mir..." schluchzte ich leise.

 

"Wieso?....Bitte nicht....bitte nimm mir nicht meine kleine Schwester weg.....wieso darf ich sie nicht mehr sehen......wieso darf ich nicht mit ihr reden?......Serenity....."
 

Tränen und mein Schluchzen vermischten sich mit einem anderen, kindlichen Schluchzen, dem Geschrei der Frau, die mich geboren hatte und einem lauten Fauchen eines Drachen. Die Wut des Drachen löschte die Bösartigkeit der Frau aus und auf einmal war es still.

Schnell war der Drache wieder bei mir und sah mir ernst in die Augen. "Sie lügt. Glaub ihr kein Wort. Hast du verstanden?" Seine Stimme bebte vor unterdrücktem Zorn. Sie lügt? Wieso sollte Mama mich anlügen? Ich verstand das nicht. Aber dieser Mann vor mir sagte mir die Wahrheit. Er sagte immer die Wahrheit, das wusste ich irgendwoher. Dann erkannte ich ihn. Seto Kaiba...mein Mann...mein Drache der mich gerade verteidigt und meiner Mutter die Meinung ins Gesicht geschrien hatte. Ich sah ihn an, hob meine Hand. Vielleicht war das ein Traum? Das war vielleicht wieder nur ein Traum, in dem ich gerettet wurde und dann wachte ich auf und es hatte sich nichts geändert. Meine Hand legte sich auf seine Wange, die sich real und sehr lebendig anfühlte. "....Seto..."

Seine Arme umschlangen mich, hielten mich fest und ich wusste, solange er mich beschützte, war ich sicher. Dann kamen noch weitere Arme hinzu. Mokuba umarmte mich ebenfalls und noch mehr Arme hielten mich. Dad...er war auch da. Ich hatte ihn gar nicht gesehen....und meine Freunde...sie waren alle hier. Ryou weinte fürchterlich und wurde von einer schluchzenden Thea gehalten. Yugi weinte stumm und Duke schüttelte immer wieder fassungslos seinen Kopf, musste sich an Tristan anlehnen um nicht umzufallen, vor Ungläubigkeit. Wir weinten zusammen und waren einfach nur füreinander da. Und dann erkannte ich...Wahre Liebe...war überall zu finden. Alles was bedingungslos und erwartungslos geschah...war wahre Liebe. Es machte nichts mehr, das mich meine Mutter nicht liebte. Ich hatte meine Schwester, meine Freunde, Dad und meine neue Familie.... Mokuba und meinen Mann Seto und solange ich sie hatte war alles gut.

"Ich liebe euch alle!" sagte ich erstickt. "Euch alle!"

 

 
 

Oh nein. Schon wieder hatte ich ihm gesagt das ich ihn liebte. Ich hatte es zwar allgemein gesagt, aber....

Ich war zwischenzeitlich eingeschlafen und jetzt schien es mitten in der Nacht zu sein. Mir ging es körperlich wieder ganz gut, nur war ich von meinem emotionalem Ausbruch immer noch erschöpft. Das meine Mutter mich angerufen hatte, hatte mich überrascht. Ich war überhaupt nicht vorbereitet gewesen. Wie konnte ich es vergessen, meine wahre Augenfarbe zu verstecken? Das mochte Mutter nicht, denn nun wussten es alle, das sie ein Monster mit goldenen Augen geboren hatte und war nun das Gespött von ganz Japan. Das sagte sie jedenfalls. Seto meinte das sie lügen würde, aber ich war da nicht mehr so sicher.

Ich versuchte aufzustehen, doch erwies sich das als nicht ganz so einfach. Es war zwar noch dunkel draußen, aber in diesem Haus konnte man seltsamerweise immer noch was sehen. In meinem Bett verstreut lagen meine Freunde und Mokuba. Auf der Couch lag mein Dad, der zwar schlief, aber ich konnte ihm seine Sorgen in seinem Gesicht ablesen. Nur Seto war nicht da.

Ich legte vorsichtig Yugis Arm, der noch um mich geschlungen war, beiseite, hob Tristans Bein von meinem  Bauch und kroch über Mokuba aus dem Bett. Ich fühlte mich schwach. Ich hatte ja gestern nichts gegessen und getrunken. Ich ging erstmal auf die Toilette und sah mich beim Hände waschen im Spiegel an. Ich sah furchtbar aus. Total verheult und mittendrin traurige, viel zu helle Monsteraugen. Ich wandte mich vom Spiegel ab, damit ich dieses schauderhaften Anblick meiner selbst nicht mehr ansehen musste, trank aus der Leitung einige Schlucke Wasser und beschloss auf meine Terrasse zu gehen, da die Türe dieser einen Spalt auf war.

Da lag er. Auf der Lounge lag der Eisdrache, der seinen Mann mutig gegen die böse Schwiegermutter verteidigt hatte. Er hatte das wirklich getan. Ich ließ ihn schlafen und lehnte mich ans Geländer. Nachts sah der Garten irgendwie unheimlich aus, also sah ich in den Himmel. Es war eine Sternenklare Nacht und das Licht des Halbmondes schien nur schwach. Einige Zeit verbrachte ich damit mir den Himmel anzusehen. Dann beschloss ich wieder rein zu gehen. Doch in meinem voll besetzten Bett gab es keinen Platz mehr für mich. Also ging ich einfach durch meinen Schrank in Setos Zimmer und legte mich hin. Es war auch hier in dem Zimmer dunkel, aber dennoch konnte man einiges erkennen. Ob das irgendeine Erfindung von Kaiba war? Nur noch einen Blick in die Augen des Weißen über mir sehend, dann schloss ich die Augen.
 

Ich wäre fast eingeschlafen, als ich spürte wie jemand mir durch die Haare strich. Ich öffnete die Augen und sah in eisblaue. Lange sah ich in seine, bis er sich mir näherte und mich sanft küsste. Ich schlang meine Arme um seinen Nacken und erwiderte den Kuss. Er strich mir langsam über meinen Körper. Das Verlangen nach ihm loderte wieder auf und ich klammerte mich an ihn, während unser Kuss etwas wilder wurde. Die Kleidung verschwand von unseren Körpern und wir erforschten uns gegenseitig. So viele Küsse auf meinem erhitzten Körper und seine Hände schienen überall zu sein. Sie streichelten und kneteten meinen Hintern sanft während meine Laute der Verzückung, von seinen Lippen auf meinen gedämpft wurden.

Wir vereinten uns. Er bewegte sich vorsichtig und sehr langsam, küsste mich immer wieder zärtlich dabei. Er behielt dieses Tempo die ganze Zeit und ich fühlte ihn immer intensiver. Sein Körper war ganz auf mir und er füllte mich komplett aus. Ich fühlte mich mit ihm eins.

 

Ich wusste nicht wie lange wir uns derart......geliebt hatten. Ich hatte die Augen die ganze Zeit geschlossen, damit ich besser genießen konnte. Es fühlte sich an wie mehrere Stunden. Doch jetzt öffnete ich die Augen und sah wieder den Weißen Drachen mit eiskaltem Blick......
 

Schnell schloss ich meine Augen wieder. Doch dann hörte ich ein leises Rufen. Mein Mann lag nackt und schlafend auf mir, ohne Decke, also konnte er es nicht gewesen sein und Mokuba stand, mit weit aufgerissenen Augen neben dem Bett. MOKUBA? Es war schon peinlich zu sehen, das der Weiße Drache uns dabei zugesehen hatte, wie wir....doch Mokuba? Hoffentlich war er noch nicht lange hier.

Er erklärte mir peinlich berührt, das er mich gesucht hätte, da ich nicht mehr in meinem Bett war und ich fragte ihn, wie lange er schon hier stand. Zum Glück war er gerade erst hier rein gekommen. "Sag mal Joey....magst du Seto?"  "Warum...warum fragst du mich das?"

Mokuba legte den Kopf schief. "Würdest du sonst mit ihm schlafen?" Ich hatte Glück, ihm keine Antwort geben zu müssen, denn der Drache auf mir wachte auf und erschrak, als er seinen kleinen Bruder neben dem Bett stehen sah. 
 

"Mokuba....raus hier, aber sofort." Zischte er ihn an.

Dieser gehorchte auch gleich und zog sich, ein Grinsen unterdrückend zurück. Kaiba seufzte resigniert. "Wie lange war er schon hier?" fragte er mich mit zusammengebissenen Zähnen. "Vielleicht eine Minute. Er hat nichts davon mitbekommen." antwortete ich leise und beschämt, während ich wieder an die Decke sah.....
 

Ich bewegte mich ein bisschen um ihm so zu zeigen, dass er von mir runter gehen sollte. Aber er blieb einfach liegen. "Ja gut so, Joey. Mach nur weiter, dann darfst du dich schon freuen, das ich dich nochmal durchnehme..." Ich gab keinen Mucks von mir und lag starr, die Augen weit aufgerissen. Wie? Das konnte er nicht ernst meinen. "Ich wollte nur das du von mir runter gehst." flüsterte ich ihm zu. "Wozu?" Das war doch....

"Du bist schwer..... Ja gut ich gebs zu es ist gemütlich, so wie du auf mir liegst, aber.........wage es nicht!!" Er fing an mich an meinem Hals zu küssen und ich merkte wie seine Männlichkeit wieder erwachte. "Warum sollte ich nicht? Du liegst gerade willig unter mir." murmelte er. Dann küsste er mich wieder auf meine Lippen und ließ seine Zunge mit meiner tanzen. Ich bekam kaum Luft und mir wurde schwindlig, so wie er mich küsste. Dann widmete er sich wieder meinem Hals und biss leicht hinein. Ich konnte kaum noch ein Stöhnen unterdrücken....aber ich starrte die Decke an und....... die starrte zurück.
 

"Nicht." flüsterte ich. Genervt ließ er von mir ab und sah in meine Augen. "Warum, Joey? Sag mir nur EINEN guten Grund, warum ich jetzt von dir ablassen sollte." Ich wich seinem Blick aus. Es war mir so peinlich. "Ich kann das nicht tun. Er sieht mich die ganze Zeit an."

Verwirrt blickte er in meine Augen. "Wer sieht dich die ganze Zeit an?" Mein Blick wanderte wieder nach oben an die Decke. "Der weiße Drache mit eiskaltem Blick." Kaiba sah mich ungläubig an. Dann zuckte er mit seinen Schultern und machte einfach da weiter, wo er aufgehört hatte. "Mensch Eisschrank, ich meins ernst. Der starrt mich an. Der sieht uns zu, wie wir...."

"Mach dich nicht lächerlich, Streuner. Es ist nur eine Deckenmalerei." Eine sehr lebendig gemalte Deckenmalerei. Und das sagte ich ihm auch. Er verdrehte die Augen und im nächsten Moment rollte er sich rum und ich saß auf ihm. "Besser so?" Ääähhh....Ich merkte wie meine Wangen heiß wurden. Ich wusste gar nicht was ich jetzt tun sollte. Er strich meine Seiten auf und ab. Er wollte also wirklich schon wieder mit mir schlafen? Mein Hintern tat immer noch weh. Auch wenn er das letzte Mal sehr vorsichtig war. Aber er war schon sehr erregt. Gut ich beschloß, wenn er so wild darauf war, dann würde er seine Erleichterung bekommen. Ich beugte mich zu ihm runter und küsste ihn einmal kurz. Dann küsste ich seinen Hals entlang, kostete seine weiche Haut. Meine Hände streichelten seinen Körper hinab, bis ich bei seiner intimsten Stelle angekommen war. Ich verwöhnte ihn, bis er sich laut stöhnend in meiner Hand ergoß.

Dann wandte ich mich ab, wischte seine gerade losgewordene Körperflüssigkeit am Laken ab, kuschelte mich in die Decke und drehte ihm den Rücken zu. Mein Rücken wurde auf einmal kalt. Ohhh er setzte wieder seinen Eisblick ein. Aber mir war das egal. Ich war völlig fertig. Jetzt zu erwarten, das ich noch die ganze restliche Nacht mich mit ihm vergnügen würde, war einfach eine Frechheit. Mein Körper schrie nach Erholung und genau jetzt fiel mir ein, das in ein paar Stunden die Schule wieder anfangen würde...

"Starr mir nicht so auf den Rücken. Der braucht jetzt kein Eis. Aber mein Hintern. Starr da drauf." sagte ich ihm leise. Ein lautes Schnauben ertönte hinter mir und ich spürte wie er auch mir den Rücken zudrehte. "Wir haben bald wieder Schule...." flüsterte ich. "Ich habe Angst davor..." Ich schloss meine Augen. Ich wollte jetzt nicht weinen. Ich fummelte an meinem Ehering rum. Na toll...jetzt konnte ich nicht mehr schlafen. Ich zog ihn ab und erfühlte ihn und erinnerte mich an die Gravur. Seto und Joey forever in Love...Jetzt musste ich doch weinen. Traurigkeit überkam mich. Aber kein Ton kam über meine Lippen. Stumm weinte ich. Ich kannte das Gefühl, sich einsam zu fühlen, obwohl Menschen in der Nähe waren. Ich seufzte leise. Ich hoffte nur das der Schnösel schon schlafen würde. Ich sollte vielleicht woanders schlafen. Das Haus war riesen groß. Da gab es bestimmt noch andere Zimmer in denen man schlafen konnte. Wenn ich mich schon alleine fühlte, konnte ich auch alleine sein. Ich deckte mich immer noch weinend ab und versuchte aufzustehen. Das mein Körper fertig war merkte ich sofort. Er protestierte mit heftigen Schmerzen, aber ich biss mir auf die Unterlippe und zwang meinen Körper in eine aufrechte Position. Ich stand, wacklig zwar aber immerhin und legte meinen Ring auf sein Nachtkästchen. "Was glaubst du wo du jetzt hinwillst?"

Er schlief also noch nicht. Wenn ich ihm jetzt antwortete, wusste er das ich weinte. Also sagte ich nichts und ging langsam auf die Zimmertüre zu. "Du bist immer noch nackt." sagte er mir schneidend kalt. Ich zuckte zusammen bei diesem Ton und schluchzte leise dabei auf. Schnell hielt ich mir meinen Mund zu, aber es war zu spät. Er stand in der nächsten Sekunde hinter mir und drehte mich zu ihm um. Er nahm mir meine Hände vom Mund und tastete sie ab. "Wo ist dein Ring?" Oh Man....er war wirklich scharfsinnig. "Er liegt auf deinem Nachtkästchen...." sagte ich. Meine Stimme hörte sich erstickt an. Er war nur einen kleinen Moment weg, dann spürte ich, wie er mir den Ring wieder anlegte. "Nimm ihn nicht mehr ab, verstanden?"

Ich nickte nur. "Gut." Er zog mich wieder zum Bett. "Wir sollten wirklich noch die letzten paar Stunden schlafen, bevor wir uns für die Schule fertig machen müssen. Keine Sorge, das wird schon...Wir stehen alle hinter dir." sagte er mir zögernd. Ich seufzte und legte mich neben ihn ins Bett, woraufhin er mich an sich zog, sodass mein Kopf auf seiner Brust ruhte und ich seinen Herzschlag hören konnte. Das beruhigte mich und ich dämmerte langsam weg.

 

 

 

Der erste Tag in der Schule

 
 

Ein Wecker klingelte laut und ich stöhnte. Es war hier gerade so gemütlich. Ich schnappte mir, immer noch die Augen geschlossen, das eine fremde Körperteil das neben mir lag und kuschelte mich daran. "Was wird das wenn's fertig ist?" Hörte ich einen gereizten Drachen zischen. Ich öffnete langsam die Augen und hatte fünf Zehen vor mir. Ich erschrak und ließ seinen Fuß sofort los. Wie schaffte ich das nur immer? Ich lag beim aufwachen meist in den seltsamsten Positionen. Während des Drachens Fuß an meinem Gesicht war, hatte ich eines meiner Beine unter seinen Hintern geschoben, das andere auf seiner Brust. Mit meinem großen Zeh hätte ich ihm in der Nase bohren können, wenn ich gewollte hätte. Beim dem Gedanken konnte ich nicht anders als zu grinsen und dann laut aufzulachen. Er grummelte nur, schüttelte resigniert seinen Kopf und entwirrte unsere Körper.

Dann hörte ich Gemurmel, das langsam lauter wurde und hörte, dass  Dad und meine Freunde wohl in meinem Zimmer diskutierten und sahen, das die Kleiderschranktüre offen stand. Dad erzählte von dem Durchgang in Setos Zimmer. Woher ER davon wusste, war mir nicht klar. Die Stimmen wurden lauter und schon kamen alle durch Kaibas Schrank. Ach ja, sie hatten ja in meinem Zimmer übernachtet....Und wir waren immer noch nackt. Ich griff mir die Decke und warf sie über meinen Ehemann, bis ich nachdachte und merkte das ich meine Blöße nicht mehr bedecken konnte und schnappte mir schnell eines seiner Kissen, um es mir vor meinen Schoß zu halten.

Ich hätte nie gedacht das Mädchen so ein Grinsen drauf hatten, aber Thea bewies mir das Gegenteil. Sie wusste sofort, was zwischen uns abgelaufen war. Nun ja es war ja auch offensichtlich. Außer Ryou, der uns nur neugierig ansah, machten alle anderen ein beschämtes Gesicht. "Ihr wart doch hoffentlich nicht gerade dabei...." fragte Tristan peinlich berührt. Ich schüttelte nur meinen Kopf und es erklang allgemeines und äußerst erleichtertes Aufatmen. Mokuba kam, ohne anzuklopfen, ins Zimmer seines großen Bruders und rief ein "Aufstehen, die Sonne lacht." und lief wieder hinaus, ein fettes Grinsen im Gesicht. Meine Freunde folgten ihm schnell, nur mein Dad blieb vor mir und dem Deckenhaufen stehen.

"Ist mit dir alles in Ordnung, mein Sohn?" fragte er mich. Ich nickte und zeigte auf meinen Ehemann, der sich die Decke von seinem Kopf gezogen hatte. Dad wusste das Kaiba mir zur Seite gestanden hatte und er lächelte nun, das Gesicht trotzdem noch sehr besorgt. "Ich wusste es nicht." Verständnislos sah ich meinen Dad an. "Was wusstest du nicht?"

Nervös rieb er seine Hände und eine Träne lief seine Wange hinab, als er antwortete. "Ich wusste nicht, das sie dich geschlagen hatte. Und auch sonst habe ich davon nichts mitgekriegt, wie sehr sie dich gehasst haben muss. Hätte ich DAS gewusst....Joey....ich hätte mir dich und Serenity geschnappt und hätte sie sofort verlassen.....bitte verzeih mir..." Nun musste ich laut aufschluchzen. "Ich hab mich so sehr geschämt, Dad. Ich hatte Angst das du mich dann auch hassen würdest....Ich muss dir nicht verzeihen, weil es nichts zu verzeihen gibt." Auch Dad weinte nun richtig und wir konnten uns einfach nicht beruhigen. Kaiba hatte unsere Unachtsamkeit genutzt gehabt und war aufgestanden. Nun war er zumindest untenrum wieder bekleidet. Er legte mir eine Hand auf die Schulter und reichte mir eine frische Boxershorts, die ich auch gleich, meinem Dad abgewandt, anzog. Mein Dad lächelte über die Fürsorge meines Mannes und umarmte ihn. Der Eisschrank stand starr dabei und sah meinen Dad eisig an.

"Seto....ich danke dir. Ohne dich, wäre mein Sohn verloren. Du bist der Beste Schwiegersohn den man sich nur wünschen kann." Dad löste die Umarmung, lächelte uns noch einmal wohlwollend an und verließ das Zimmer. Das war jetzt aber seltsam.... Seto hatte einen Gesichtsausdruck, den ich nicht benennen konnte. Ich starrte ihn an und er erwiderte meinen Blick derart kalt, das ich anfing zu frieren. "Was hast du jetzt schon wieder Eisschrank? Wehe du sagst auch nur einmal was gegen meinen Dad, dann zeig ichs dir, klar?" sagte ich nur und reckte meine Faust in die Luft. Er hob eine Augenbraue, machte ein abfälliges Geräusch und ignorierte mich einfach. Dieser Mistkerl. Ich ging zu seinem Kleiderschrank, schnappte mir nun auch noch einen seiner anderen Mäntel, den affigen lilanen, ging in meinen und suchte mir meine Schuluniform heraus und stopfte den Mantel wütend zum anderen. Dann ging ich ins Bad. Ich duschte schnell um die Spuren der gestrigen Nacht abzuwaschen und zog mich an. Das mit dem körperlichen Vergnügen sollten wir auf Eis legen! Hahahaha. Typischer Eisklotz-Witz. Ich war so sauer. Jedes Mal, wenn wir es getan hatten, war er danach eiskalt zu mir. Darauf hatte ich echt keinen Bock mehr. Er könnte wenigstens ein bisschen...naja...gut für ihn war es wohl wirklich nur eine reine körperliche Erleichterung und hatte nichts mit mir persönlich zu tun. Das hieß er würde sowas mit jedem anderen auch einfach tun, ohne denjenigen wenigstens ein bisschen zu mögen... Ich könnte das nicht. Sollte er sichs doch selbst besorgen. Ich würde das nicht mehr mitmachen.

 

Nun musste ich mich aber beeilen. Wir hatten zwar noch Zeit, aber wir hatten Gäste und ich musste das Frühstück für eine ganze Bande UND die Bentos noch machen. Schnell ging ich aus meinem Zimmer und die Treppen hinunter, direkt in eine volle Küche. Lautes Lachen empfing mich und ich musste daraufhin lächeln. Es wäre echt schön, wenn das hier immer so wäre. Aber ich glaube der Kühlschrank wäre nicht begeistert, was mir herzlich egal war. Ich sollte mal, um ihn zu ärgern, ein Partywochenende hier mit meinen Freunden UND Mokuba bis spät in die Nacht machen. Den Platz hatten wir auf jeden Fall. Schnell beeilte ich mich, die Zutaten für ein reichliches Frühstück heraus zu suchen. Dann kam der Butler, der recht überrascht wirkte, aufgrund der vollen Küche und den vielen lärmenden Schülern...Er übergab mir die heutige Zeitung, mit einem besorgten Gesichtsausdruck. "Die Zeitung. Master Joseph. Sie sollten Ihren Mann darauf vorbereiten." sagte er nur und verschwand wieder. Wie die Geier stürzten wir uns darauf. Auf dem Titelbild, das fast die ganze erste Seite ausfüllte, waren mein Mann und ich abgebildet. Ich hatte meine Lippen zärtlich auf seinen und ich sah unglaublich glücklich aus... Wir hielten uns an den Händen und die Ringe blitzten dem Betrachter entgegen. Die Schlagzeile lautete:

 

 

"BILLIONÄR UND MEISTBEGEHRTESTER JUNGGESELLE, GANZ JAPANS, VERHEIRATET!!!!!"

 

 

Ich las die Sätze durch, die unter dem Foto standen.
 

Seto Kaiba, reichster Mann Japans, ist nun seit einer ganzen Woche mit seinem ärmlichen Klassenkameraden Joseph Jay Wheeler verheiratet. Wie er am Sonntag Nachmittag in der Pressekonferenz mitteilte, hatte er seinen langjährigen? Partner dort mit einem Heiratsantrag und anschließender Hochzeit überrascht. Haben wir es hier mit einer klassischen Cinderella Story zu tun? Oder hat Joseph seinen Klassenkameraden dazu gedrängt? War Joseph nur Seto Kaibas billige Affäre, die ihn dazu erpresst hatte? Ist es wirklich wahre Liebe? Oder alles nur Betrug? Dazu mehr auf den nächsten Seiten...

 

 

So ging es immer weiter. Während Kaiba recht gut wegkam, wurde mein Name ständig durch den Dreck gezogen. Die wilden Spekulationen füllten die halbe Zeitung aus. Es kamen nur noch ein paar andere Promischlagzeilen, dann kam der Wirtschaftsteil, das Wetter mit den Horoskopen und ein paar Stellenanzeigen.

Alle Anwesenden sahen mich erwartungsvoll an. Ich legte die Zeitung ab und sah nachdenklich darauf. Dann zuckte ich nur mit den Schultern. "Was anderes hab ich echt nicht erwartet, Leute. In einer Woche, haben die das wieder vergessen und bis dahin muss ich einfach ertragen, was auf mich zu kommt." Eine Hand, an der ein weißer Drache seine blauen Augen funkeln ließ, nahm sich die Zeitung. Ich sah über meine Schulter. Das Gesicht des Eisprinzen wirkte verkniffen und missbilligend über die Wahl des Fotos. Ich erinnerte mich, das ich ihm in dem Moment sagte, das ich ihn lieben würde. Ich wand mich von ihm ab, damit er nicht sah, wie rot mein Gesicht, bei dieser Erinnerung geworden war.

 

"Immerhin kann man über deine Schauspielkunst nicht meckern, Joey." sagte mir Duke mit einem breiten Grinsen. Ich grinste zurück. "Ja nicht wahr? Bei dem Foto würde mir niemand glauben, wie frostig der Eisschrank wirklich ist. Ein Wunder das mir meine Lippen nicht abgefroren sind." Das brachte Duke und Tristan zum johlen. Beide stießen mit ihren Tassen Kaffee auf diesen Spruch an und mussten dabei so lachen, das sie die Hälfte des Kaffees über Theas Frühstück verschütteten. Aber sie wirkte nicht erzürnt, sondern lächelte erleichtert. Ich hatte in letzter Zeit nur noch weinen müssen und da tat es gut, endlich mal wieder zu lachen. 
 

Nach einem erheiternden Frühstück, ein paar beinahe-Wutausbrüchen vom arroganten Schnösel und vielen Bentos später fuhren wir geschlossen mit der Limousine los. Wir hielten bei jedem meiner Freunde, die schnell ihre Kleidung wechselten und ihre Schulsachen mitnahmen. Kaiba war schon am Limit seiner Geduld, mochte er doch ein ruhiges Frühstück und verabscheute die Hektik, die meine Freunde an den Tag legten. Aber da musste er durch. Dann waren wir endlich in der Schule angekommen. Wir mussten ein äußerst seltsames Bild abgeben, wie Seto Kaiba UND der "Kindergarten" zusammen aus der Limousine ausstiegen. Wir wurden alle angestarrt, vor allem ich. Da hinten sah ich eine ziemlich große Gruppe von Mädchen......oh.....OH! Kaibas Fanclub....Der hatte mir noch gefehlt. Ich hoffte sie alle ignorieren zu können, aber sie bestürmten Kaiba und fragten ihn, ob diese Konferenz, die wohl WELTWEIT!!! im Fernsehen gekommen sein musste, ein Fake war. Seto Kaiba hatte nicht schwul zu sein und schon gar nicht verheiratet, denn man konnte schwule, verheiratete Männer, wenn man ein Mädchen war, schlecht umwerben und anhimmeln. Damit platzten tausende Träume verliebter Mädchen. Kein strahlender Eisprinz würde, auf seinem fliegenden weißen Drachen mit eiskaltem Blick, auf einmal einem Mädchen in die Augen sehen und sich unsterblich in sie verlieben. Mit ihr in den Sonnenuntergang fliegen...Keiner würde ihr die Welt mit Luxus zu Füßen legen. Keine bekommt ein Kind von ihm... Ich glaub mir wird schlecht...
 

Ich rollte nur mit den Augen und sah meinen mir an gezwungenen Mann herausfordernd an, während ich etwas abseits stand und dem Theater zusah. Wie wollte er diese kreischende Gruppe von hormonell veränderten, emotionsgeladenen Mädchen in die Schranken weisen? Wollte er das überhaupt? Oder hatte er vor sie zu ignorieren? Uuuhhh da war diese eine Ader wieder, die anzeigte, wann er explodieren würde. Noch war sie klein, also noch keine allzu große Gefahr. Sollte ich einfach ohne ihn ins Schulgebäude gehen? Ja ich sollte alleine rein gehen. Das wollte ich mir nicht geben. Ich wandte mich bereits ab, doch Kaiba räusperte sich, kam zu mir, nahm meine rechte Hand und zog mich an seine Seite. Dann küsste er sie und den daran befindlichen Ehering und fragte die Mädchen, ob ihnen bewusst wäre das sein über alles geliebter Ehemann gerade neben ihm stehen würde. Kalt sah er seinen Fanclub an. Ungläubig starrten sie ihn an und ....lachten. Als würde ein Seto Kaiba jemals scherzen. Tat er ja irgendwie auch, denn es musste ihm schwer fallen, solche Liebesbekundungen an seinen Erzfeind, den er eigentlich hasste, kund zutun.

Fassungslos blickte ich zu ihm, während seine Aufmerksamkeit auf den kichernden, pubertierenden Personen anderen Geschlechts lag. Ich zog leicht an seiner Hand, als Zeichen das er mich loslassen sollte. Es war mir mehr als peinlich, doch er ließ mich nicht los. Er sah mir nur kurz in die Augen. Dann lies er doch meine Hand los und ich atmete erleichtert auf. Er wirkte unentschlossen. Es war kaum sichtbar für andere, aber er zögerte. Doch statt mit mir rein zu gehen, nahm er auf einmal mit beiden Händen mein Gesicht und küsste mich leidenschaftlich. Mit Zunge....IN DER ÖFFENTLICHKEIT!!!! Ich wurde rot und gab mir Mühe, den Kuss nicht zu erwidern, denn eigentlich wollte ich es doch nicht mehr. Ich konnte trotzdem  ein leises Keuchen nicht verhindern, denn dieser Kuss machte mir weiche Knie und ein seltsames Flattern in meinem Bauch. Endlich, nach etlichen Minuten lies er von mir ab, schenkte den Damen noch einen abfälligen Blick, nahm meine Hand wieder und zog mich ins Schulgebäude.

 

Die Neuigkeit, das wir nun wahrhaftig verheiratet waren, verbreitete sich unter den Schülern wie ein Lauffeuer. Nur die Lehrer hatten nichts übrig für das Geschwätz der Schüler. Der Eisklotz musste mindestens vier Lehrer unterbrechen und sie fragen, ob sie die Nachrichten verfolgen würden. Sie sollten mich gefälligst gemäß meines angeheirateten Nachnamen ansprechen. Dann, beim fünften, riss seine Geduld und er erwähnte in einem Satz, den Direktor der Schule und die Streichung sämtlicher finanzieller Spenden seitens der Kaiba Corporation und dann hatten es endlich alle geschnallt. Ich war nicht mehr Joseph Wheeler, sondern Joseph Kaiba. Jedenfalls für ein Jahr. Diesen Namen wollte ich nach der Scheidung garantiert nicht behalten. Rettet den Namen Wheeler.
 

In der großen Pause gingen der Großkotz, meine Freunde und ich nach draußen und setzten uns an einen großen Baum. Ich musste erstmal durchschnaufen. Die Starrerei nervte mich, genauso wie das Getuschel und die angeblichen Gerüchte, das ich nur Kaibas Stricher wäre und mich dafür bezahlen ließ. Was für eine Ungeheuerlichkeit. Aber Mr. Perfect war einfach derart unfehlbar, klar das man nur mich beschimpfte. Es gab auch einige emotional ausartende Ausbrüche von Mädchen, die so unsterblich in Kaiba verliebt waren, dass sie sich dreister Weise, in meiner Anwesenheit, ihm sich sexuell anboten. Es artete langsam aus und ich stand kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Wie sollte ich darauf reagieren? Etwa eifersüchtig? Pfffft.

Wir spielten denen ja nur was vor. Wir waren nicht mal ein kleines bisschen ineinander verliebt. Da war nur eine gewisse sexuelle Anziehung und was konnten wir dafür, das unsere Körper wie füreinander geschaffen waren und heftigs aufeinander reagierten? Genau, nichts. Das hatte nichts mit Gefühlen zu tun. Oh Mann.....ich sollte darauf achten, das wir in getrennten Zimmern schliefen. Nicht das ich mich doch noch in den Arsch verliebte und in einem Jahr würde er mein Herz brechen....das durfte ich nicht zulassen. Ich durfte ihm nur keine Gelegenheit mehr geben, mir zu nahe zu kommen.
 

Dann kam schon wieder ein Mädchen an, im Gesicht eine zarte Röte und in der Hand einen Brief....Mir reichte es. Ich hatte nicht mal was von meinem Bento anrühren können, so sehr schlug mir diese übertriebenen Anhimmelungen auf den Magen. Ich stand langsam auf, mein Hintern tat ja noch ein bisschen weh, und entschuldigte mich, das ich auf Toilette müsste. Auch wenn ich nicht musste, ging ich kurz dorthin, damit ich nicht gelogen hatte, dann wieder raus und aufs Dach. Hier war zum Glück niemand und ich konnte aufatmen.

Doch mein Glück hielt nicht lange. Mir war eine von Kaibas Fangirlies gefolgt. Sie war  zierlich, hatte hellbraune Haare und ein hübsches unschuldiges Gesicht mit großen dunkelgrauen Augen. Aber ihr Blick...Sie warnte mich. Kaiba würde bald einsehen, das ich ihm nichts bieten konnte und das Frauen weit mehr Vorzüge hätten, als ich es jemals haben würde. Wusste sie nicht, das er sich als schwul geoutet hatte? Sie glaubte es nicht... Natürlich nicht, sie war ja soo verliebt in ihn. "Wehe dir, wenn du ihn nochmal küsst. Ich werde dir auflauern und dann wirst du sehen, was passiert, wenn du es wagst, dich mir in den Weg zu stellen. Seto wird dich verlassen. Und dann bist du wieder ein nichts. Keiner erinnert sich an den Ehemann von Seto Kaiba, sondern an den räudigen Köter, der Seto zur Heirat zwang. Niemand glaubt es, das ihr beiden euch lieben würdet. Er macht nur gute Miene zum bösen Spiel und hat in dir ein Spielzeug gefunden, das ihm in sexueller Hinsicht, Erleichterung verschafft." Damit drehte sie sich um und ging. Das Kaiba mich geküsst hatte und nicht ich ihn, interessierte hier natürlich keinen...Genauso das ICH eigentlich das Opfer von uns beiden war. Ich hätte ihn nie dazu gezwungen. Und.....ICH ein Sexspielzeug? Das ihm Erleichterung verschafft? Pah. Die hatte keine Ahnung wie zutreffend diese eine letztere Äußerung war.
 

Ich blieb nicht nur die ganze Pause hier oben, sondern die restliche Schulzeit. Ich versteckte mich in einer Nische und sah, das meine Freunde hier nach mir suchten. Selbst der Kühlschrank suchte mich hier. Aber genau der konnte mich mal. Ich machte nicht auf mich aufmerksam. Ich wollte alleine sein und nachdenken. Ich fühlte mich elend, war wütend und wollte doch nur meine Ruhe haben. Zehn Minuten, nachdem die Schulglocke, den Schulschluss verkündet hatte, ging ich vom Dach. Auf dem Weg nach unten, begegnete ich drei Jungs. Sie beschimpften mich wüst. Ich versuchte das zu ignorieren und ging einfach weiter. Doch sie folgten mir und stellten sich mir in den Weg. "Na du Schwuchtel?" Der Kleine mit den dunkelbraunen Locken sah mich verächtlich an. Ich schwieg. Das hatte mir ja gerade noch gefehlt. Halbstarke, die dachten, sie müssten die Welt von allen Menschen befreien, die sich zu demselben Geschlecht hingezogen fühlten. Obwohl ich ja eigentlich gar nicht schwul war. Ich versuchte an ihnen vorbei zu kommen und bereute es, nicht bei den anderen geblieben zu sein. Doch der Kleine schubste mich, ein anderer stellte mir ein Bein, so dass ich hinfiel. Ich hatte nicht damit gerechnet und reagierte zu langsam. Sie traten auf mich ein, während ihre Beleidigungen nicht abbrachen. Ich spürte wie einer mit voller Wucht gegen meinen Rücken und meinen Hintern trat. Dann setzten sie noch ihre Fäuste ein, immer wieder an die selbe Stelle meiner linken Schulter und in den Bauch, ließen mein Gesicht aber unberührt. Sie ließen von mir ab, als ich mich nicht mehr rührte und gingen, hämisch lachend, ihres Weges. Nach etlichen gescheiterten Versuchen, schaffte ich es dann doch noch aufzustehen. Mein Körper schmerzte und ich wusste, das ich einige blaue Flecken haben würde. Ich wollte mich sowieso von Seto nicht mehr anfassen lassen. So würde er es nie erfahren, das ich verprügelt wurde. Ich schämte mich, das ich es nicht geschafft hatte, mich zu wehren. Sonst war ich doch auch keiner der sich alles gefallen ließ. Scheinbar verweichlichte ich bei Kaiba...Die Schmerzen ignorierend ging ich ins Klassenzimmer, wo meine Schulsachen noch lagen und dort wartete ein unglaublich wütender Drache...
 

Er saß kerzengerade auf meinem Platz, seine Augen durchbohrten mich mit Eisblitzen und ich erwiderte seinen Blick ausdruckslos. "Wo warst du?" fragte er mich lauernd. Ich zuckte aber nur mit meinen Schultern, was meine linke protestieren ließ, packte meine Schultasche und versuchte die Schmerzen und den analysierenden Blick des Schnösels zu ignorieren. Besser wenn ich mit dem Abstand gleich anfing. Er würde mich verhöhnen, wüsste er das ich mir von einem Mädchen und einer Gruppe Halbstarker Angst machen lies. Die Worte meiner Mutter kamen mir wieder in den Sinn. Ich schluckte die Bitterkeit und die aufsteigenden Tränen runter und machte mich auf den Weg nach draußen, Kaibas Blicke weiterhin ignorierend. Ich durfte ihm nicht in die Augen sehen.

Er packte mich an der linken Schulter und ein starker Schmerz durchzuckte mich. Gerade noch so konnte ich einen Schrei verhindern und biss mir nur fest auf die Unterlippe, bis ich Blut schmeckte. Er drehte mich zu sich um und ich fing an zu frieren, so eisig sah er mich an. "Ich hab dich was gefragt, Töle." Dann sah er auf meine Unterlippe, an der mein Blut schon bis über das Kinn lief. Sein Blick wurde ein bisschen weniger kalt und er hielt mir ein Taschentuch vor die Nase. Ich ignorierte ihn und seine Hand in der das Taschentuch war und lief, mir mein Kinn mit dem Ärmel abwischend, aus der Schule hinaus.

Er folgte mir nach draußen, wo meine Freunde an der Limousine warteten. Aber ich rannte an ihnen vorbei und versuchte nicht hinzuhören, als sie mich riefen. Ich musste hier weg. Ich brauchte einen Platz wo ich mich ausruhen konnte. Wo mich niemand stören würde. Also lief ich geradewegs zu meinem Dad nach Hause.

 

Ob er noch in der Villa oder in der Arbeit war wusste ich nicht. Ich klingelte, aber niemand machte auf. Also war keiner zu Hause. Ich wartete, bis jemand durch die Außentüre ging, damit ich hinein huschen konnte. Ich kontrollierte, wie damals, als ich noch hier wohnte, den Briefkasten, der sich ohne Schlüssel ganz leicht öffnen ließ und fand einen Brief, der sogar an mich adressiert war. Der Brief war nicht weiß, wie die Briefe normalerweise aussahen. Nein. Er war golden. Schnell lief ich in den vierten Stock, holte Dads Ersatzschlüssel, der versteckt unter der Matte lag und sperrte die Wohnung auf. Ich hatte ein mulmiges Gefühl und öffnete den Brief. Ich überflog ihn schnell und wurde bei jedem gelesenen Wort blasser. Mein Handy fing an zu klingeln. Ich drückte den Anrufer weg, den ich als Tristan identifiziert hatte und starrte weiterhin auf den Brief. Das konnte nicht wahr sein. Wieder klingelte mein Handy. Diesmal war es Yugi. Doch auch ihn ignorierte ich. Als dann noch Kaiba anrief, schaltete ich es ab, ehe der Großkotz mich noch ortete. Heute morgen dachte ich eigentlich noch, das es aufwärts gehen würde und hatte mir erlaubt eine Sekunde zu hoffen, das wir jetzt besser klar kommen würden. Aber das waren Gedanken, die hier keinen Platz hatten. Ich sollte nicht darüber nachdenken, sondern im Hier und Jetzt leben. Ich stopfte den Brief in meine Schultasche. Was sollte ich morgen in der Schule machen? Ich wollte nicht mehr dorthin. Kaiba war es vielleicht egal was andere über uns sagten. Sie würden sich nie wagen, ihn direkt anzugreifen. Aber bei mir sah das Ganze schon anders aus. In ihrer aller Augen war ich ein Niemand. Ich hatte auch die Blicke, wegen meiner Augenfarbe registriert. Wie sie mich alle anstarrten...wie meine Mutter. Als wäre ich ein Monster.
 

Dad musste hier doch noch seine farbigen Kontaktlinsen haben. Auch er versteckte seine Augenfarbe manchmal, wenn es sein musste. Ich fand seinen geheimen Vorrat an farbigen Kontaktlinsen im Bad, im Schrank für die Handtücher, ganz hinten und steckte mir einige ein. Ein paar legte ich mir sofort über meine goldenen Augen und sah nun wieder in dunkelbraune. Ich atmete erleichtert aus und zog mich langsam und vorsichtig komplett aus, um mich im großen Spiegel, den wir im Bad hatten, anzuschauen. Im ersten Moment erschrak ich fürchterlich. Und das nicht nur wegen den Blessuren. Ich sah mager aus, obwohl ich in der letzten Zeit genug zu mir genommen hatte. Ich hatte einige böse Prellungen und Blutergüsse. Selbst mein Hintern hatte einen großen blauen Fleck. Nein. Niemand durfte das wissen. Ich zog mich wieder an. Dann ging ich in mein leeres Zimmer, in dem nur noch ein kleiner Schreibtisch mit Stuhl, eine Kommode und ein Bett stand. Ich lies mich in mein Bett hineinfallen, stöhnte kurz vor Schmerz auf und traute mich endlich meinen Tränen freien Lauf zu lassen.

Jemand rüttelte sanft an meiner linken Schulter, die stark schmerzte und weckte mich damit aus meinem leichten Schlaf. Ich stöhnte auf und sah nach, wer mich geweckt hatte und sah in die goldenen Augen meines Dads. "Joey, hier bist du. Seto ist schon ganz verrückt vor Sorge. Er hat Mokuba schon fünf mal gefeuert und wieder eingestellt, obwohl er seinen kleinen Bruder gar nicht feuern kann, so durcheinander ist er." Ich stellte mir das bildlich vor und musste lachen. Mein Dad sah mich nur missbilligend an und tippte in sein Handy...komisch. Das sah irgendwie neu aus. Aber woher hatte er das Geld für so ein schickes Handy? Das hatte ja wie mein neues schon WhatsApp. Er wollte doch nicht....doch er hatte schon, denn nach etwa zwei Sekunden, fing sein Handy an wie wild zu klingeln. Selbst Handys konnten wohl Kaibas Zorn übertragen...

Dad hob ab und lauschte den vor Wut unterdrückten Worten meines Mannes. "Er ist in meiner Wohnung. Er sieht nicht gut aus, Seto." war alles war mein Vater sagte, ehe er auflegte. Oh nein. Jetzt musste ich mich auch noch einem wütendem Ehemann stellen. Er würde mich sicher wieder bestrafen. Warum hatte Dad ihm eigentlich zuerst geschrieben und ihn nicht gleich angerufen? Manchmal agierte Dad einfach zu kompliziert in gewissen Dingen. Ich seufzte auf, als wenige Minuten später die Türe klingelte und als niemand sofort öffnete, klingelte derjenige Sturm. Dad stand auf und öffnete dem Eisdrachen die Pforten.

Ich hatte Angst. Was würde er mit mir machen? Er durfte mich nicht mehr schlagen. Aber was würde er dann tun? Vielleicht war es besser, wenn er mich schlug. Dann machte es keinen Unterschied mehr wer es tat. Ich würde dann so oder so meine Abreibung bekommen. Mit gesenkten Blick stellte ich mich ihm. Ich kam ja eh nicht aus.

Mein ganzer Körper fror auf einmal ein. So einen starken Eisblick hatte ich noch nie bekommen. "Was hast du dir dabei gedacht?" schrie er mich an. Dad versuchte ihn zu beruhigen, doch Kaiba ließ sich nicht abhalten. Er schimpfte auf mich ein und ich fühlte mich, als ob meine Mutter mit mir reden würde. Jede Beleidigung war ein Schlag ins Gesicht. Ich stand nur da und ließ alles stumm über mich ergehen. Nach gefühlten Stunden beendete er seine Schimpftriade und packte mich grob an meiner schmerzenden Schulter. Ich schrie schmerzerfüllt auf und fing an zu weinen. Wieso packten alle meine linke Schulter?

 

Dummer Brutalo.

 

Er erschrak und lies mich sofort los. Ich fiel hin und weinte stumm weiter. Mein Dad und Seto wechselten einen besorgten Blick. Kaiba berührte nochmal, diesmal sanfter meine Schulter. Ein stechender Schmerz durchzuckte mich und ich weinte noch heftiger. Dann zog er mir äußerst vorsichtig mein Shirt hoch und keuchte erschrocken auf. Als er meinen geschundenen Körper sah, erkannte er, dass das alles in der Schule passiert sein musste. Er wollte Namen und wenn ich die nicht wusste eine Beschreibung der Personen. Ich konnte nichts sagen, wollte auch nicht, weinte nur und war vor lauter Schmerzen wie benebelt.

Ein jeder unterschätze mal einen Seto Kaiba. Dann aber nur einmal und nie wieder. In nur einer halben Stunde hatte er jeden, der es gewagt hatte Hand an mich zu legen, ausfindig gemacht. Das hatte ich zwischendurch, als ich kurz zurechnungsfähig war, noch mitbekommen. Was er mit ihnen gemacht hatte, wusste ich nicht. Ich wurde in ein Bett gelegt, hörte ein Fauchen und schimpfen und eine Stimme, die mir absolut fremd war.

 

 

Ich musste wohl eingeschlafen sein. Ich wachte nämlich erst am nächsten Tag wieder auf, im Bett des Eisklotzes, denn der weiße Drache mit eiskaltem Blick sah mich nun höhnisch an. Dieser Drache MUSSTE lebendig sein. Er konnte doch nicht von einem Tag auf den anderen seine Blicke ändern. Wieso war ich überhaupt wieder hier? Ich hatte doch mein eigenes Zimmer. Ich spürte, als ich mich aufsetzen wollte, das mein Körper nur leicht schmerzte und blieb trotzdem vorsichtshalber  liegen. Anscheinend hatte ich Schmerzmittel bekommen. Es war niemand hier im Raum. Sollte ich flüchten? Aber wohin? Er würde mich ja doch immer wieder finden.

Die Tür öffnete sich und da kam er schon. Mein Ehemann. Er hatte immer noch diesen harten Zug in seinem Gesicht und die Wut war nur ein kleines bisschen verraucht. Ich schloss die Augen erschöpft. Doch er wusste genau, das ich wach war und fragte mich mit schneidend kalter Stimme, warum ich weggelaufen war und mich habe verprügeln lassen, als wäre ich noch ein räudiger Straßenköter. Ich sah auf und in seine eisigen Augen. Was sollte ich ihm darauf schon antworten? Ich wüsste nicht was. Das ich nicht stark genug wäre? Das er mich hätte verstecken sollen? Das er mich mal kreuzweise am Ar...ähhmm ja, vielleicht doch nicht. Das könnte in eine weitere sexuelle Aktion ausarten.
 

Er sah mir die ganze Zeit in die Augen, bei meinem inneren Kampf und seufzte dann auf. Er setzte sich zu mir ans Bett und nahm meine Hand in seine. Sanft streichelte er darüber und ich konnte kaum meine Tränen unterdrücken. Aber ich schluckte es runter und entzog ihm meine Hand. Was mir einen weiteren Eisblick bescherte, ehe er wieder meine Hand nahm und weiterhin sanft darüber streichelte. Ich fragte mich wie er es schaffen konnte, mich mit sowas zum weinen zu bringen, aber ich war absolut leise dabei. Er fragte mich ob es noch weitere Vorfälle in der Schule gegeben hatte. Aber ich sagte nichts. Sollte ich ein Mädchen dem Drachen ausliefern? Wer weiß was er mit ihr machen würde, wenn er wüsste was sie mir angedroht hat. Dann räusperte er sich und sagte er müsste jetzt zur Schule. Heute wäre ich dort entschuldigt. Ich schüttelte nur den Kopf. Ich würde mich garantiert von sowas nicht unterbuttern lassen. "Ich denke nicht, das du heute mitkommen solltest. Du bist noch ziemlich mitgenommen." sagte er streng. Der hielt mich wohl für schwach und wehrlos. Das taten alle. Oh wie ich ihn hasste....Doch er musste irgendwas in meinem Augen gesehen haben, denn er stutzte kurz und kam wieder zu mir.
 

"Was. ist. los." presste er wütend hervor. "Du willst mir nichts erzählen, unbedingt wieder mit in die Schule und benimmst dich noch seltsamer, als sonst." Doch ich schwieg immer noch und starrte ihm in seine Augen. Er sah langsam so aus, als wollte er mich durchschütteln. Er war noch nie soo lange wütend und ich noch nie soo lange schweigsam. Dann beugte er sich über mich und sah mich mit einem sehr intensiven Blick an. Das Eis in seinen Augen schmolz auf einmal und er streichelte zart meine Wange, hob mein Kinn an und küsste mich zärtlich und lange. Ich seufzte auf und kam seinen Lippen ein bisschen entgegen. Nach einer gefühlten Ewigkeit lösten wir uns wieder und endlich schien er zufrieden. Oh. Ich glaube ich habe den Kuss erwidert...Er legte seine Hand in meine und zog mich hoch. Er nahm mich wohl jetzt doch mit. Aber ich war verwirrt. Erst war er wütend, dann sah er mich SO an und küsste mich, als wäre er tatsächlich "freiwillig" mein Ehemann und dann kam er einfach meinem Wunsch nach, mit in die Schule zu gehen.

Vielleicht hatte ich ihn kaputt gemacht? Das war doch nicht mehr Kaiba....

 

 

Ich fragte ihn, warum er sich überhaupt die Mühe machte, auf mich aufzupassen und sich um mich zu kümmern. Das war doch eh alles nur ein Fake. Daraufhin blickte er mir abfällig in die Augen und meinte nur, er würde Schadensbegrenzung machen, so wie ich mich immer aufführte und in eine Misere nach der anderen stolperte. Nicht das sein guter Ruf deswegen zu Schaden käme. Ich sagte daraufhin nichts mehr. Ich war nur noch sauer. War ja klar, dass er das alles nur aus purem Eigennutz machte.

 

Ich hatte keinen Hunger, musste aber, unter seinem strengen Blick, etwas zu mir nehmen. Der Anblick meines Körpers, hatte ihn wohl dazu veranlasst. Das Frühstück war bereits gemacht, von wem wusste ich nicht und auch unsere Bentos waren bereit. Moki schwieg, machte nur ein besorgtes Gesicht. Als wir fertig waren, holten wir unsere Schulsachen und fuhren mit der Limousine zur Schule. Zuerst fuhren wir zu Mokubas Schule und ehe er ausstieg, umarmte er jeden von uns und sagte das er uns beide lieb hätte, was mir fast wieder die Tränen in die Augen getrieben hätte. Als wir weiterfuhren, nahm Seto meine Hand in seine. Ich verengte die Augen und schüttelte seine Hand ab, verschränkte meine Arme und starrte aus dem Fenster. Je näher wir der Schule kamen, desto ernster wurde ich. An der Schule warteten schon meine Freunde auf uns, die erleichtert zu uns liefen, als sie sahen, das ich auch gekommen war. Wir begrüßten uns und sie sahen ebenso besorgt aus, wie Moki, aber auch sie fragten nicht nach. Sie vertrauten, das der Eisberg alles in Ordnung gebracht hatte. Hahahaha. Da lachte ich doch. Selbst meine Freunde dachten das er mich beschützen würde...Er war echt gut im manipulieren. Selbst ich hatte das schon gedacht. Ich musste mir wieder klar machen, das Kaiba mich hasste...und ich ihn.

Es gruselte mich vor der Schule und den darin befindlichen Schülern. Wie gestern, nahm Seto meine Hand, zerquetschte sie fast, damit ich mich nicht losmachen konnte und strafte jeden, der es wagte uns auch nur ein bisschen schief anzusehen, mit einem eisigen Blick und ließ es schlagartig im Schulgebäude Winter werden. Allein seine Hand an meiner verhinderte das ich fror. Wie konnte jemand nur so kalt und doch so warm sein? Ich fing wieder an ihn zu beobachten und dachte wieder daran, wie schön er doch eigentlich war. Dieses weiche Haar und....diese Augen...wie hell sie wurden, wenn wir uns geküsst hatten..seine Lippen... Dann verbot ich mir schlagartig alle weiteren, gedachten Anhimmelungen. Das sah ja fast so aus als wäre ich wie die Weiber in Kaibas Fanclub ...Waaahhhh gruselig. Wir hassten uns. Das hatte ich doch gerade vor ein paar Gedanken gedacht. Wieso artete es jetzt in Anhimmelungen aus?
 

Dann sah ich auf die andere Seite und bemerkte wieder dieses Mädchen von gestern, das mir aufgelauert und gedroht hatte. Sie sah mich an, als ob sie nur darauf warten würde, das der Eisprinz unaufmerksam wurde und dann grausam Rache nehmen wollte. Ich drückte unbewusst seine Hand und sofort war sein Blick auf mir. Er folgte meinem Blick und registrierte das von mir anvisierte Subjekt. Er drückte zurück und zog mich schneller weiter, bis wir an unserem Klassenzimmer angelangt waren. Der Unterricht war wie immer, nur das ich nun angemessen angesprochen wurde. Ich bemühte mich trotzdem aufzupassen, schlief nur zwei mal kurz ein und konnte sogar einmal eine richtige Antwort geben. Immerhin war das ja das letzte Schuljahr und ich erntete dafür, seltsamerweise, wohlwollende Blicke seitens meines Mannes. Wir blieben, trotz der beginnenden Wärme draußen, geschlossen im Klassenzimmer und ich war erleichtert, als die Schule vorbei und wir nun frei waren. Das galt aber nur für die Schule. Heute wurde ich sofort danach, erbarmungslos mit in die Firma geschleppt und ich durfte mir jede einzelne Abteilung ansehen. JEDE EINZELNE....Dachte er wirklich ich würde sofort wissen was mir liegen würde und mich am nächsten Tag voller Begeisterung in die Arbeit stürzen?

Ich fragte ihn und...nein dachte er nicht. Er wollte nur eine kleine Machtdemonstration vorführen. Da war es wieder ... Das Alphamännchengehabe. Was ich ihm auch umgehend, ganz der aufmerksame Ehemann der ich war, an den Kopf warf. Er schnaubte nur und meinte grummelnd, das ich mich im Bett noch nie beschwert hätte. Im Gegenteil. Ich würde ihn immer nur anschreien, das er mich richtig durchnehmen und dominieren sollte. Sozusagen wollte ich dieses Alphamännchengehabe. Ich wurde wieder rot. Was? Ich wollte nichts davon, schon gar nicht mehr mit ihm ins Bett. Das konnte er vergessen. Wir. hassten. uns.
 

Ich biss mir auf die Unterlippe und starrte in sein verkniffenes Gesicht. Ich war es leid ständig mir selbst in Gedanken sagen zu müssen, das wir uns hassten. "Fertig mit starren, Köter?" fragte er mich eisig, während er stur an seinem Laptop arbeitete. Ich musste hier raus, bevor ich die Kontrolle verlor und ihm eine reinhaute. Ich entschuldigte mich mit der Ausrede einen Kaffee holen zu wollen. Aus seinem Büro draußen atmete ich tief durch.  Ich war gerade mal eine Woche und drei Tage verheiratet. Oh Gott erst so kurz? Die Zeit verging ja gar nicht. Und das sollte ich ein ganzes Jahr aushalten? Ich ging zitternd zu der Kaffeemaschine und machte Kaiba und mir zwei große Kaffee. Beide schwarz, obwohl ich eigentlich immer ein bisschen Milch dazugab. Doch heute brauchte ich die volle Dröhnung. Diese Pause brachte mir leider keine Ablenkung, von des Gletschers riesigem Ego. Ich brachte ihm seinen Kaffee. Meinen nahm ich mit in die eine Ecke, wo er, wohl für Besucher, eine Couchgarnitur und einen niedrigen Glastisch stehen hatte. Ich versuchte mich mit Hausaufgaben abzulenken. Das ging auch eine ganze Weile gut, bis ich spürte, wie mir ganz anders wurde. Ich fühlte mich beobachtet und mir wurde schlagartig heiß. Mein Atem wurde unregelmäßig und ich spielte wieder nervös an meinem Ehering.

Ich spürte seine eindeutigen Blicke auf mir. Doch jetzt wo ich versuchte mich zu beherrschen, wollte ich nicht einknicken und zwang meinen Körper, nicht auf seine unausgesprochene Einladung einzugehen. Mein Körper war eh nicht dazu in der Lage. Er schmerzte im Moment zwar kaum, aber trotzdem. Doch er hörte nicht auf mich in Gedanken bereits auszuziehen. Er würde es vielleicht diesmal auf seinem Schreibtisch...Ich sah verzweifelt auf die Uhr und atmete auf. Es war schon fast Zeit nach Hause zu fahren und das Abendessen vorzubereiten. Ich packte also meine Sachen zusammen und sagte ihm beim rausgehen das ich ihm heute gerne Kartoffelgratin machen wollte. "Bis später zu Hause." verabschiedete ich mich schnell und verließ die Firma schnaufend und voller unterdrückter Erregung. Vielleicht sollte ich heute Nacht im Bad in der Wanne schlafen. Dieses Zimmer konnte ich wenigstens absperren, ohne das er rein kommen konnte. Oder ich übernachtete bei Mokuba....Da würde er es nicht wagen mir zu Nahe zu kommen. Es sei den er zerrte mich da raus...
 

Wie sollte ich genügend Abstand zum Mistkerl einhalten, wenn er es immer darauf anlegte? Zumindest war ich jetzt aus der Firma draußen und sah Roland brav an der Mauer stehen und scheinbar wartend. Ich fragte ihn, ob er mich gleich nach Hause fahren könnte. Doch meine Pläne wurden durchkreuzt, als Roland mir mitteilte, das ich schon mal in der Limousine warten sollte, da Kaiba selbst auch schon Feierabend machen würde. Oh Nein. Das war ja so klar. Wenn ich Pech hatte, sprach er mich gleich in der Limousine auf mein seltsamen Verhalten an.

Ich könnte mich ablenken, indem ich zu Fuß ginge. War eh nicht allzu weit. Vielleicht eine halbe Stunde Fußmarsch. Gedacht, getan. Roland merkte davon nichts und ich war froh endlich ein bisschen Zeit für mich zu haben. Ich war vielleicht zehn Minuten unterwegs, dann fuhr eine edle Limousine rasend an mir vorbei, bremste und wendete quietschend. Sie  fuhr wieder an, hielt genau neben mir und ich wurde gewaltsam hineingezerrt. Der Drache schien ziemlich wütend zu sein. In letzter Zeit wurde er das ziemlich oft. Die meiste Zeit von mir und irgendwie mochte ich das. Ich fragte mich nebenbei, wie er mich so schnell gefunden hatte, war ich doch einige Schleichwege gegangen. Fauchend fragte er mich was das sollte und dann kann ich nicht mehr anders. Ich hatte die Wut versucht zu unterdrücken, seit heute morgen. Ich fauchte zurück, das er mich in Ruhe lassen sollte. Ich war eigenständig und konnte selbst entscheiden was ich tun und was ich lassen würde. Ich verschränkte dabei die Arme und sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an. Seine Wut verrauchte schlagartig, als er mir tief in die Augen sah und er fragte mich höhnisch, warum ich immer noch die Kontaktlinsen tragen würde. "Hast du etwa Angst, Kläffer?"

Ich sah demonstrativ weg und hoffte das wir bald zu Hause sein würden. Er wusste ja nicht, wie das war, solche Augen zu haben. Der Arsch sollte ja die Klappe halten. "Nanu? Plötzlich so still, Kleiner? Da habe ich wohl ins Schwarze getroffen." Ich knurrte. Daraufhin grinste er mich überheblich an. "Aus, Köter. Ich sollte mir Gedanken über einen Maulkorb für dich machen." Ich bemühte mich auf diese Bemerkung keine Reaktion mehr zu geben, aber Kaiba durchschaute mich wieder und lachte mich daraufhin nur aus. Wie hatte ich nur einen Moment denken können, das er neben seiner Eiseskälte auch Wärme ausstrahlen konnte?
 

Als wir daheim angekommen waren, machte mich gleich auf in die Küche zu kommen und fing an das Gratin vorzubereiten. Er hatte ja nichts dagegen gesagt das ich das kochen wollte. Dafür verzog er sich in sein Zimmer. Pünktlich um 19 Uhr war das Abendessen auf dem Tisch und ebenso pünktlich kamen die beiden Kaiba Brüder und...mein Dad in die Küche. Dad und Mokuba lachten zusammen und ich konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. Dann merkte ich den Blick des Drachen und mein Lächeln erlosch. Nur ein einziges Jahr, ermahnte ich mich selbst und öffnete, mit ernsten Gesichtsausdruck, eine Flasche trockenen Weißwein für uns Erwachsene und eine Flasche Birnensaft, das ich mit weißem Traubensaft und kohlensäurehaltigem Wasser mischte, für Mokuba.

Wir aßen zusammen und Dad und Moki redeten und lachten. Sie hatten anscheinend solch Vater und Sohn Unternehmungen gemacht und hatten dabei unheimlich viel Spaß gehabt. Ich gönnte es ihnen, hielt mich aber zurück und beobachtete alle. Besonders Kaiba. Diese unglaublichen Drachenaugen, die alles wahrnahmen, blickten erhaben in die Runde. Alles an ihm war kraftvoll und stolz. Wenn der weiße Drache mit eiskaltem Blick einen menschlichen Körper haben würde, dann wäre er Kaiba. Ich biss mir auf die Unterlippe. Ich musste aufhören mit diesen Gedanken. Ich war ja nicht einmal schwul. Aber selbst wenn ich nun anfangen würde, nur mal angenommen, ihn zu mögen...hieß das nicht automatisch das er mich auch mochte...ich könnte dieses Jahr nicht durchhalten. Alles an mir sehnte sich auf einmal nach diesem Mann und das erschreckte mich. Wollte ich ihn nicht hassen? Dann kamen mir noch der Grund dieser Umstände in den Sinn. Und...der Brief....Ruby....Pegasus... Ich schüttelte hastig den Kopf um diese seltsamen Gedanken zu verscheuchen. Damit lag aber nun die gesamte Aufmerksamkeit auf mir und ich schluckte nervös. Oh nein. Ich musste sie ablenken. Sie schauten alle schon so komisch. "Der Sommer war diesen Winter echt lang, oder? Die Blumen haben unentwegt geschneit." ........Was redete ich da? War ich jetzt schon verrückt? Ich biss mir wieder auf meine Unterlippe. Man sah mich auch an als wäre ich das. Die Nervosität stieg noch weiter und ich spielte wieder mit meinem Ehering. "Seid ihr fertig? Wollt ihr noch eine Vorspeise anziehen?" AArrrgggghh. Ok, ich sollte vielleicht einfach abräumen und mich dann so schnell es geht zurück ziehen. Gesagt, getan. Ich stellte jedem trotzdem ein kleines Schälchen selbstgemachtes Crème brûlée hin. "Ich geh jetzt besser ins Bett und schwimme eine Runde, dann bin ich bestimmt bald wieder am Boden." Mit diesen Worten, die mir eine heftige Röte ins Gesicht getrieben haben, stürmte ich in mein Zimmer, schloss ab und lief ins Bad, um auch da abzuschließen. Was machte ich jetzt am Besten? Ich konnte DAS doch keinem erklären. Sollte ich wieder aufs Dach? Aber besser ohne die Luke zu schließen. So würde mich Seto garantiert nicht finden und könnte mich auch nicht zur Rede stellen. Ich stellte den Hocker unter die Luke und öffnete sie. Dann zog ich mich nach oben und stöhne wieder schmerzvoll auf. Ich hatte vergessen, das ich ja verprügelt wurde und die Schulter protestierte deswegen sehr stark.

Nun gut. Ich war auf dem Dach. Wo sollte ich jetzt hin? Ich stieg auf das Hauptdach und sah in den Himmel, der voller Sterne war. Keine einzige Wolke war am Himmel zu sehen. Ich seufzte. Ich wollte zwar gerade alleine sein, aber dieses Gefühl, nun wirklich allein zu sein, ertrug ich nicht. Die Traurigkeit übermannte mich wieder und ich fing an, leise zu weinen. Ich setzte mich hin, an eine Stelle die weitläufig sehr flach war und schluchzte verzweifelt auf. Ich sah auf meinen Ehering und zog ihn ab. Ich sah ihn lange weinend an, während mich immer wieder die Hoffnungslosigkeit durchschüttelte. Ich schloss meine Faust um den Ring, um ihn nicht mehr sehen zu müssen. So viel wie in der letzten Zeit, hatte ich bestimmt noch nie geweint. Ich dachte über die letzten Tage nach. Über die Schule...dieses komische Mädchen.
 

Nach diesem Jahr war ich wirklich wieder nur der Straßenköter. Dieses Mädchen hatte Recht. Seto war dann wieder frei und konnte jemanden finden, der genauso ein wunderbar riesen Ego hatte und stark war, wie er. Er konnte sich ja auch eine Frau suchen, eine Familie gründen und glücklich sein, ohne das ich ihm in die Quere kam und alle seine Strukturen durcheinander brachte. Und ich war auch wieder frei und auf ewig gebrandmarkt, als der schwule Streuner.

 

Mir wurde kalt.

 

Im Vergleich zu ihm, was war ich? Und was wollte ich sein?

 

Eine innere Kälte ergriff mich und ließ mich frösteln.

 

Das was er im Auto sagte....meine  Augen....ja...Ich hatte immer noch die Kontaktlinsen drin. Dad nannte uns manchmal die Goldjungen, golden Haar und golden Augen. Ich würde mir am Liebsten die Augen auskratzen, so sehr hasste ich diese Augenfarbe. Immerhin hasste meine Mutter sie auch. Ich krallte meine Fingernägel in meine Arme, damit ich nicht noch irgendwas anstellte, was ich bereuen würde und musste wieder laut aufschluchzen. Ich spürte den Ring in meiner Faust und wollte ihn am Liebsten weit weg werfen. Hatte doch alles keinen Sinn.
 

Dann schlangen sich plötzlich von hinten, starke Arme um mich und eine unglaubliche Wärme durchflutete mich, schlug die Kälte, die mich ergriffen hatte, in die Flucht. Woher wusste er das ich hier oben war und wie kam er hier hoch? Das fragte ich ihn auch gleich, immer noch schluchzend. Ich spürte förmlich wie er die Augen verdrehte. "Nicht nur du kannst auf das Dach kommen." Das beantwortete aber nur die eine Frage, aber nicht woher er wusste, das ich hier war. Aber mehr sagte er nicht.

Er streichelte meine Hände und löste sie sanft von meinen Armen, ehe er stockte.

 

"Wie oft muss ich dir das eigentlich noch sagen? Nimm. deinen. Ehering. NICHT. MEHR. AB!!!!!"

 

Er donnerte mir diese Worte entgegen und ich hatte das Gefühl mitten in einem Gewitter zu sitzen. Ich öffnete schnell die Faust in der er lag. Er schnappte sich den Ring und legte ihn sofort wieder an. "Wenn du ihn noch einmal ablegst, werde ich dich wieder übers Knie legen und dann werden es nicht nur ein paar Schläge werden, hast du mich verstanden?" Ich schluckte und nickte. Das wollte ich nicht nochmal erleben.

"Was sollte das gerade eben? Du wirkst total durcheinander und redest ziemlichen Blödsinn." Ich schluckte. Ja das hatte ich wirklich. Aber wie sollte ich ihm erklären, das ich einen Brief von meiner Familie, väterlicherseits, bekommen hatte? Und was darin stand.... Ich war in einer Zwickmühle. Also schüttelte ich nur den Kopf und ließ diesen dann geknickt hängen. Kaiba seufzte resigniert auf, als ich immer noch nicht geantwortet hatte.
 

Dann fing er auf einmal an, mich am Nacken zu küssen und knabberte daran. Ich stöhnte auf und hätte ihm fast wieder meinen Nacken angeboten, ehe ich mich daran erinnerte, das ich Abstand wahren sollte. Also rückte ich von ihm ab und stand schnell auf. Ich wischte mir über die Augen und sagte ihm, das ich müde wäre. Ich stolperte davon und war schnell in meinem Bad verschwunden, schloss die Luke und überlegte. Wenn ich jetzt aus dem abgesperrtem Bad kam, würde er mich wieder in sein Bett zerren. Das wusste ich. Warum er jetzt wieder so anders war, als noch in der Limousine, wusste ich nicht. Der Typ war ein Buch mit über einer Millionen Siegeln. Ich beschloss im Bad zu bleiben. Zum Glück brauchte ich nicht groß Licht im Bad anmachen. Hier war es durch wenig indirektes Licht hell genug. Sonst konnte man ja den Sternenhimmel nicht genießen, wenn man sich hier aufhielt. Also putzte ich mir erstmal die Zähne. Dann zog ich mich langsam aus und ging unter die Dusche. Das tat vielleicht gut. Meine blauen Flecken und mein Hintern protestierten nur schwach. Ein gutes Zeichen, das sich mein Körper auf dem Weg der Besserung befand. Oder man hatte mir heimlich Schmerzmittel untergejubelt, immerhin war seitdem nicht viel Zeit vergangen. Ich sah, die Dusche genießend, in den Sternenhimmel und erschrak fürchterlich. Da stand der Eisprinz, auf dem Dach meines Bades, die Arme verschränkt und sah mir zornig zu, wie ich duschte. Sein Gesicht starr und voller unterdrückter Erregung. Die Beule zwischen seinen Beinen war nicht zu übersehen...
 

Schnell wusch ich mich fertig, schnappte mir ein Handtuch und wickelte es um meinen ganzen Körper. Dann holte ich mir alle verfügbaren Handtücher, legte die Wanne mit der Hälfte davon aus und legte mich hinein. Mit ein paar formte ich mir ein Kissen, mit den anderen deckte ich mich zu, streckte ihm die Zunge raus und drehte ihm den Rücken zu. Ob ich das bereuen würde? Bestimmt. Aber was solls. Was er konnte, konnte ich auch.

Lange kühlte der Eisblick des Drachens meinen Rücken. Doch irgendwann gab er es auf und verzog sich wieder. Zum Glück. Jetzt konnte ich entspannt einschlafen.

Special - Sicht von Sunny

 

 

 

 

 

 

Ich war sowas von überrascht, unseren Chef heute nochmal zu sehen. Er hatte seine Tour durch dieses Hotel schon heute Mittag erledigt gehabt. Mr. Wheeler - Mc. Lime hatte uns besondere Gäste mitgebracht und besonders der eine blonde Junge fiel mir ins Auge. Er sah Mr. Wheeler - Mc Lime so unglaublich ähnlich, wurde aber von keinem anderen registriert. Er orderte gerade die Begrüßungsdrinks für unsere Gäste. Ich sah wie er in eines der Gläser eine kleine rote Pille versenkte. Das Getränk blubberte und schäumte eine Sekunde, dann war sie aufgelöst und er reichte es dem blonden Jungen. Die anderen Gäste bekamen nichts in ihr Getränk, bis auf ein großer Brünette, dessen Augen wie Eis wirkten. Eine Gänsehaut überzog meine Haut, als er kurz in meine sah. Was für ein schöner Mann. Mr. Wheeler - Mc Lime ließ von einer kleinen Flasche ein paar Tropfen davon in das Glas des Brünetten tröpfeln. Was auch immer er damit bezwecken wollte, wusste ich nicht. Er war ein überaus freundlicher Mann und hatte, soweit ich wusste, keinerlei Feinde. Meine Kollegin Ryna trat zu mir und hüpfte hibbelig auf der Stelle. Ich wusste nicht warum sie immer solch aufreizende Kleidung trug. Das machte die meisten Männer ziemlich konfus. Auch die Gruppe Jugendlicher. Doch der Brünette Mann hatte keine Augen für sie. Dem einzigen, dem er seine Zeit widmete, war der blonde Junge, auch wenn er sie damit verschwendete, ihn zu beleidigen. Ryna strich ihr schwarz gelocktes Haar hinter ihre Ohren und lächelte mich an. Sie war so süß.

"Sunny, Sunny. Stell dir vor....siehst du diesen Jungen? Der Blonde?" Ich nickte zur Bestätigung, ehe sie fortfuhr. "Der Junge heißt Joey Wheeler....." Quietschte sie. Ah was? "Wie bitte? Wheeler, wie unser Chef?" Sie nickte hektisch und ließ ihre Oberweite damit tanzen.
 

Ich fragte sie, ob sie wusste, wer die anderen Jugendlichen waren. Ryna kannte sich da aus und ich wurde nicht enttäuscht. Sie deutete auf die Jugendlichen, die Mr. Wheeler - Mc. Limes Gäste waren. "Der Kleine mit der Stachelfrisur....das ist Yugi Muto. Er ist die Nummer eins unter den Duel Monsters Spielern. Da ist auch seine Freundin....ich weiß nicht mehr wie sie heißt. Der andere da hinten sagt mir leider nichts, wie der weißhaarige, oh da ist Duke Devlin...ein scharfer Typ... der Erfinder der Dungeon Dice Monster....aber schau....der große braunhaarige...das ist Seto Kaiba. Oh diese blauen Augen. Einfach himmlisch. Und sein kleiner Bruder ist auch da."

Ah das war Seto Kaiba? Wow. Da wurde einem ja ganz anders. Ryna unterbrach meine Gedanken. "Wir haben eine Anweisung vom Chef. Er hat mir gerade einen Handschriftlich geschriebenen Zettel zugesteckt. Scheint so, als ob der Blonde sein Enkelsohn wäre." Ich nickte. "Ich hab mir schon gedacht, das sie verwandt sein könnten. Weiß der Kleine von seinem Glück?" Ryna schüttelte ihre Mähne, lächelte aber verschmitzt. "Das nicht...aber es reicht, wenn unser Chef es weiß. Erinnerst du dich noch an Max?"  Ich nickte, doch dann weiteten sich meine Augen, als mir diese Verbindung bewusst wurde. "Das heißt dieser Joey ist Max´s Cousin? Aber was plant der Chef jetzt genau? Du kommst schon wieder nicht zum Punkt." "Ja, ja, ich weiß. Dieser Seto Kaiba....er scheint eine berühmte Firma zu besitzen, die Spiele herstellt. Unter anderem entwickelt er auch diese Dueldisks. Max hat schon oft von dieser Firma geschwärmt, weißt du noch?" Ja daran konnte ich mich erinnern. Max, Mr. Wheeler - Mc Limes Neffe lebte in Japan und wollte diese Firma besitzen, biss sich aber an Seto Kaiba die Zähne aus. 

 "Also...da kommen wir beide ins Spiel. Joey wurde unser "spezieller Mix" verabreicht. Du weißt ja..." Ich nickte hektisch.

 

Oh ja. Unsere Spezialität. Die besagte Mischung war eine gewagte Kombi. Es vereinte K.O Tropfen mit Aphrodisiakum und einer geheimen Droge. Die Wirkung setzte in verschiedenen Etappen ein. Zuerst die K.O Tropfen die etwa eine halbe Stunde nach der Einnahme wirkten, damit kein Verdacht darauf kam. Dann wirkte die Droge, die einen wieder wach macht und bei vollen Sinnen bleiben läßt, sich trotzdem allem fügten, was ihnen gesagt wurde, wie bei einer Hypnose und ein wenig Aphrodisiakum dabei kontinuierlich abgab. Das Beste an unseren gemischten Drogen war, das man sie nicht nachweisen konnte und betreffende Person keinerlei Erinnerungen an das hatte, was passierte. Nachdem ich Mr. Wheeler - Mc. Lime vor einigen Jahren getroffen hatte, wollte ich unbedingt für ihn arbeiten. Ich liebte Menschen die mich faszinieren konnten. Er hatte nun ja auch einen Nutzen von mir und Ryna. Wir arbeiteten vorher zusammen als Chemikerinnen und wurden gefeuert, da wir versuchten, unsere Kreationen an unseren Kollegen zu testen und um uns was extra zu verdienen. War ich froh, als er uns vor der Polizei gerettet und uns tasächlich angestellt hatte. Er bezahlte uns großzügig und nochmal extra für die Drogen. So wie er eine Leidenschaft für Steine und Gold schürfen hatte, waren unsere das Erforschen und kreieren von Drogen. Es war sehr interessant zu sehen, wie was wirkte. Bis jetzt hatte er aber nie etwas illegales damit angestellt. Soweit ich wusste...
 

"Und was will der Chef jetzt mit dem Jungen anstellen?" fragte ich. Rynas Lächeln wurde verträumter. "Du weißt doch, dass man in unserem Hotel heiraten kann, oder?" Ja klar. "Der Junge ist erst 17 Jahre alt, das heißt Mr. Wheeler - Mc Lime möchte ihm eine Erlaubnis zur Heirat unterschreiben." Ich staunte. Er wollte seinen noch nicht einmal volljährigen Enkel verheiraten? War das nicht ein bisschen früh? "Aber an wen will er ihn verheiraten?" Das war die große Preisfrage. Mein Blick wanderte zurück zu der Gruppe, die zusammen nun in den großen Saal gingen. Vermutlich um sich eine der Shows anzusehen. Dann blieb mein Blick an dem schönen Eisprinzen hängen und meine Augen wurden groß. "Er soll Seto Kaiba heiraten?" Ryna nickte und sah unglaublich glücklich aus.

"Der Chef testet an ihm unsere neuste Kreation." Jetzt freute auch ich mich. "Das heißt wir haben eine halbe Stunde um die Hochzeit und den Ehevertrag vorzubereiten. Hast du alle Anweisungen?" Ryna grinste. "Natürlich, Sunny. Also los. Das wird einer der schönsten und romantischten Hochzeiten aller Zeiten."

 

 

 

Nach 20 Minuten hatte ich den Ehevertrag geschrieben und zweimal dupliziert. Er musste so ausgelegt sein, das der Junge gut wegkam, nach der Scheidung, sollte diese gewünscht sein. Aber der Eisprinz hatte es mir angetan. Also hatte ich, mit Erlaubnis vom Chef, beim Letzten Absatz ein kleinen Bonus für ihn eingefügt. Der Notar hatte alles bereits beglaubigt. Die Digitalkamera war bereit und Ryna hatte bereits die Hochzeit und die Trauringe organisiert. Mr. Wheeler - Mc Lime hatte die Erlaubnis unterschrieben. Nun hieß es warten.

Etwas später kam der süße Joey aus dem Raum, etwas schwankend. Dann fiel er hin und versuchte sich mühsam  aufzurichten. Da kam auch schon Opfer Nummer zwei aus der Tür gerannt und versuchte seine erwachte Männlichkeit zu verstecken. Soweit ich sehen konnte, hatte er einiges zu bieten. Der Kleine ging K.O und Seto Kaibas Blick wirkte auf einmal abwesend. Das war mein Stichwort. Während Ryna den anderen der Gruppe etwas vorlügen würde, damit sie unseren Plan nicht vereiteln würden, ging ich zum Brünetten und sagte ihm, das sein Verlobter hingefallen war und er ihn in den Vorraum tragen sollte. Er nickte willenlos, hob Joey auf und trug ihn in den Raum, den ich ihm genannt hatte. Das Aphrodisiakum ließ bei Seto nach. Das musste es auch, damit der Film nicht ruiniert wurde. Es war unglaublich aufwendig gewesen, eine Droge zu kreieren, die so präzise in den einzelnen Etappen wirkte. Wir arbeiteten daran schon seit Jahren und endlich hatten wir eine Versuchsperson, an der sie auch wirkte, wie sie sollte. Unser Chef kaufte zwar immer unsere Drogen, wir hielten aber absichtlich einige zurück, damit wir sie auch testen konnten.

Das Brautpaar musste sich noch umziehen, den Vertrag unterschreiben und bekamen Instruktionen, was sie gleich sagen sollten. Ryna war unglaublich stolz darauf, was für schöne Bekenntnisse sie geschrieben hatte. Zum Glück kannte sie einige Hintergrundinformationen von den beiden Turteltäubchen. Sie wollte bestimmt auch unbedingt heiraten, so besessen wie sie davon war. Ryna schluckte noch ihre Medikamente, damit sie im Film nicht wirkte, wie eine Verrückte mit gewissen Zwängen, wie sie es nannte. Ryna gestand, das sie sich immer so aufreizend anzog, weil sie sich eingeengt fühlte, sollten ihre Brüste zu sehr bedeckt sein. Hörte sich vielleicht für den Zuhörer seltsam an, jedoch konnte es bei ihr ziemlich ausarten, wie sie erzählte. Deswegen nahm sie diese Medikamente zu sich. Dann zogen wir uns auch noch schnell für die Hochzeit um, denn die beiden kamen endlich  heraus und wurden von uns sofort in Position gebracht. Mr. Wheeler - Mc Lime, der gerade die Hochzeitsfotos von den beiden geschossen hatte, saß nun in einer Ecke und beobachtete das Geschehen. Er wollte nicht mit im Bild sein. Ich liebte solch spontane Aktionen. Die Trauung konnte beginnen. Film ab.

 

 

 

 

Die Musik setzte langsam ein, während ein nervöser Seto Kaiba am Altar stand. Er trug einen weißen Anzug, dazu ein helles blassblaues Hemd, dessen ersten vier Knöpfe offen waren. Sein Hals zierte ein matter, silberner breiter Reif. Er sah jung und verboten schön aus, denn seine Haare waren etwas durcheinander geraten. Es stand ihm wunderbar. Ryna stand als Zeugin neben ihm. Sie hatte sich für den Anlass ein hochgeschlossenes blaues Kleid angezogen, dass zu Setos Anzug passte und ihre Vorzüge verschleierte. Der Moment gehörte ja den beiden.

Dann kam Joey in den Raum. Ich fing ein wenig an zu kichern, weil Joey so unglaublich süß aussah. Er trug ebenfalls einen weißen Anzug, mit einem weißen Hemd, dass aber komplett zugeknöpft war, als Zeichen seiner Unschuld. An seinem rechten Arm funkelte ein matt silberner, breiter Armreif. In seiner linken Hand hielt er einen Strauß mit weißen und königsblauen Rosen, verwirbelt mit Efeu und funkelnden Saphirblauen Steinen, die wie ein Wasserfall bis zu seinen Knien reichten. Beide hatten alles bekommen was sie brauchten. Der silberne Schmuck aus Platin, war etwas Neues. Die Ringe sollten seltsamerweise etwas Altes darstellen. Der Brautstrauß war das Blaue und die Anzüge das Geborgte.
 

Joey blickte schüchtern zu seinem baldigem Gatten und eine feine Röte zog sich über seine Wangen. Seto Kaiba lächelte glücklich. Er reichte Joey die Hand und als er sie hielt, führte er sie an seine Lippen und sagte ihm, wie sehr er ihn liebte. Joey sah Seto an, als wäre er das schönste Wesen auf der Welt und strahlte seinen Geliebten an, während er die Liebesbekundung erwiderte. Der Pfarrer räusperte sich und fing seine Rede an, während ich mir noch einmal durch meine blonden Haare fuhr und mich an Joeys Seite als Trauzeugin begab, gekleidet in einem ebenfalls blauen, bodenlangen Kleid.

 

 

 

 
 

"Liebe Liebenden...wir sind heute an diesem wunderbaren Tag zusammen gekommen, um eine ganz besondere Verbindung in den heiligen Bund der Ehe zu führen. Heute werden Sie beide und Ihre Liebe, vereint zu einem untrennbaren Lebensbund. Ich bitte Sie zuvor, öffentlich zu bekunden, dass Sie zu dieser Ehe entschlossen sind. Ich frage Sie, Seto Kaiba. Sind Sie hier her gekommen, um nach reiflicher Überlegung und aus freiem Entschluss mit Ihrem Bräutigam Joseph Jay Wheeler, den Bund der Ehe zu schließen?"

 

 

Seto Kaiba sah seinen Liebsten verliebt an und nickte.

 

 

 "Ja."

 

 

"Joseph Jay Wheeler, sind Sie hier her gekommen, um nach reiflicher Überlegung und aus freiem Entschluss mit Ihrem Bräutigam Seto Kaiba, den Bund der Ehe zu schließen?"

 

 

Joey schluckte und wirkte noch nervöser, aber auch er nickte.

 

 

"Ja."

 

 

Der Pfarrer nickte und Ryna reichte den beiden die Ringe. "Bitte sprechen Sie jetzt Ihre Bekenntnisse."

Seto nahm den schlicht gehaltenen, matt silbernen Ring aus reinstem Platin und sah Joey tief in die Augen. Er nahm Joeys rechte Hand in seine.

 

 

"Joey, geliebtes Hündchen. Seit ich dich kenne, bist du das Licht meines Lebens. Du hast mich aus den Tiefen der Dunkelheit gerettet, in das mich mein Adoptivvater stieß. Du warst immer da, wenn ich jemanden brauchte. Du hörtest mir zu in meinen dunkelsten Stunden und führtest mich zurück ins Licht. Mit deiner Liebe hast du meinen Weg bereichert. Mit dir an meiner Seite weiß ich, dass ich nun für den Rest meines Lebens, der glücklichste Mann auf der Welt sein werde. Mit Geld kann man dieses Glück, dich zu lieben zu dürfen, nicht aufwiegen. Ich verspreche dir, mit allem was mir heilig ist, dich zu lieben, zu ehren, dir immer treu ergeben zu sein und dir die Welt zu Füßen zu legen. Ich liebe dich so sehr. Danke das du mich gefunden und gerettet hast."

 
 

Seto küsste Joeys Hand und steckte ihm den Ring an. Selig lächelte Joey ihn an. Seine Augen glänzten leicht und dann floß eine Träne seine Wange hinab, die sofort von Seto weggeküsst wurde.

Dann nahm Joey den Ring, der für Seto vorgesehen war. Es war wohl eine besondere Sonderanfertigung, wie Mr. Wheeler - Mc. Lime sagte. Es war ein Ring, auch aus Platin, ebenfalls matt und geformt wie der weiße Drache mit eiskaltem Blick. Die zwei kleinen Saphire, die die Augen des Drachen darstellten funkeln im Licht wie blaues Feuer. Der Ring war nicht ganz so schlicht, wie Joeys, aber sie passten zusammen. Joey holte tief Luft.

 

 

"Seto. Mein geliebter Drache. Ich liebe dich für deine Fürsorge und das du mich immer beschützt. Du bist das Beste, was mir passieren konnte. Wir sind so verschieden und doch ergänzen wir uns in allem derart perfekt. Wir sind füreinander bestimmt und bin so unendlich glücklich, dass wir zueinander gefunden haben. Mit dir an meiner Seite fühle ich mich vollständig. Ich verspreche dir dich zu lieben, zu ehren, dir immer treu ergeben zu sein und alles bedingungslos zu tun, damit du glücklich bist. Ich brauche weder deinen Reichtum, noch deine Macht. Deine Liebe ist alles was ich erhoffe."

 

 

Mit diesen Worten von beiden, die mir die Tränen in die Augen getrieben hatten, verneigte sich Joey vor seinem Drachen und ging in die Knie. Dann nahm er den Ring, steckte ihn an Setos rechte Hand und küsste ergeben den Ring.

 

 

"Ich bin auf ewig dein, mein geliebter Drache."

 

 

Er erhob sich wieder und lächelte Seto an, der mit seiner Fassung rang. Auch ihm entweichten einige Tränen und auch Joey küsste sie zärtlich weg. Sie versanken förmlich in den Augen des anderen, bis der Pfarrer die beiden wieder in die Wirklichkeit holte. Er nahm Joeys rechte Hand auf seine, dann Setos rechte Hand auf Joeys und seine linke Hand führte er auf Setos.

 

 

"Was Gott zusammen geführt hat, darf der Mensch nicht trennen. Gibt es jemand der gegen diese Ehe ist, soll er jetzt sprechen oder für immer schweigen."
 

Er wartete einige Sekunden und als niemand etwas entgegnete, sprach er weiter.

 

 

"Seto Kaiba. Wollen Sie den hier anwesenden Joseph, Jay Wheeler zu Ihrem Mann nehmen, ihn lieben und ehren, in guten und schlechten Zeiten, in Gesundheit und Krankheit, bis das der Tod euch scheidet?"

 

Seto sah seinem Mann tief in die Augen.

 

 

"Ja, ich will."

 

 

"Joseph, Jay Wheeler. Wollen Sie den hier anwesenden Seto Kaiba zu Ihrem Mann nehmen, ihn lieben und ehren, in guten und schlechten Zeiten, in Gesundheit und Krankheit, bis das der Tod euch scheidet?"

 

Joey sah seinem baldigen Ehemann ebenfalls tief in die Augen.

 

 

"Ja ich will."

 

 

"Ich bestätige hiermit den Bund der Ehe, den Sie beide in vollem Bewusstsein beschlossen haben. Nun ernenne ich Sie beide, Kraft mir vergebenen Amtes, zu vollwertigen Eheleuten. Sie, Ryna McBreasts und Sie, Sundra Sunday und alle hier Anwesenden, nehme ich als Zeugen dieses heiligen Bundes. Nun dürfen sie Ihr beider Versprechen mit einem Kuss besiegeln."

 

 

Die beiden lächelten glücklich und Seto legte seine rechte Hand, an der der weiße Drache funkelte, an Joeys Wange und küsste ihn zärtlich. Die Lippen der beiden bewegten sich und nun fing auch endlich das Aphrodisiakum wieder an zu wirken. Perfektes Timing. Der Kuss wurde leidenschaftlicher und ich merkte richtig, wie Seto in Schwitzen geriet. Der Vollzug der Ehe konnte losgehen.

Er nahm Joey auf seine starken Arme, küsste ihn immer wieder und versprach ihm die beste Nacht seines Lebens. Joey erwiderte hungrig seine Küsse, warf den Brautstrauß hinter sich und drängte ihn, schnell in ihr reserviertes Zimmer zu gehen um ihm zu zeigen, was es bedeutete, wahrhaft zu lieben. Ich übergab Seto den Zimmerschlüssel und schon waren sie auf dem Weg zum Aufzug. Mr. Wheeler - Mc Lime hatte den beiden eine besondere Suite reserviert. Ich stoppte die Aufnahme und übergab ihm die Kamera. Unser Teil war hiermit fast beendet. Lachend ging ich zu Ryna, die glücklich strahlend den Brautstrauß in den Händen hielt. Sie hatte ihn tatsächlich gefangen. Sie legte ihn beiseite und öffnete eine Flasche edelsten Champagner.
 

Mr. Wheeler - Mc Lime ließ sich einschenken und wirkte zufrieden.

"Warum wollten Sie eigentlich Ihren Enkel mit Seto Kaiba verheiraten, Mr. Wheeler - Mc Lime?" fragte Ryna neugierig. Er lächelte. "Mädels... wie oft sagte ich euch schon...nennt mich Ruby." Ich musste kichern. "Gut Ruby, erklär uns deinen Plan." Doch er stieß erstmal mit uns an. "Man darf niemals seinen ganzen Plan ausplaudern, ihr Schönen. Aber zumindest weiß ich jetzt das mein Sohn Jason noch lebt und zwei Kinder mit dieser einen Frau bekommen hatte. Aber es ist traurig, das sie sich haben scheiden lassen. Nun gut, Japan also. Domino und Osaka. Da habe ich tatsächlich nicht nach Jason gesucht. Aber jetzt wird erstmal gefeiert. Sehen wir uns die Überwachungskameras vom Aufzug und den Fluren an." sagte er.

Ich wurde hibbelig. Es machte mich irgendwie an, wenn sich zwei Männer küssten. Ruby ging in den angrenzenden Raum, zu den Bildschirmen, der Überwachungskameras und wirkte noch zufriedener. "Sieht so aus, als hätten wir gar nicht mit dem Aphrodisiakum nachhelfen müssen. Die beiden ergänzen sich auch so."

Man sah wie Seto seinen Mann im Aufzug an die Wand drückte und küsste, als ob es um sein Leben ginge. Sein Knie war zwischen Joeys Beine geraten und ich sah wie Joey aufstöhnte und den Kuss dabei unterbrach. Leider hatten wir keine Tonübertragung. Das wäre perfekt gewesen. Ich fing an zu schwitzen.

Joey klammerte sich wie ein Ertrinkender an Seto und rieb sich an ihm. Dann stiegen sie aus und auf dem Weg in ihr Zimmer, legten die beiden immer wieder eine Pause ein und küssten sich wild und hemmungslos. Einmal ging Joey sogar in die Knie und küsste Setos Unterleib. Ihre Kleidung hatten aber beide noch an....schade. Seto ließ das alles andere als kalt. Er fasste in Joeys blondes Haar und drückte ihn gegen seine, nun schon sehr ausgeprägte Erregung. Joey wollte gerade den Reisverschluss öffnen, da schaltete sich der Bildschirm aus und Ruby sah uns streng an. Das war unser Stichwort zu verschwinden. Privatsphäre in solchen Dingen, wurden bei ihm groß geschrieben. Er hatte das auch nur für uns getan, denn während wir gierig die Bilder beobachteten, sah Ruby diskret weg. Da fiel mir auf, das der Brautstrauß noch hier lag. Ich nahm ihn und gab ihn Ryna. Wir winkten ihm zum Abschied und gingen nach Hause.

 

 
 

Ruby stand noch lange in dem Raum und dachte über seine beiden Angestellten nach. Seit er diese jungen Mädchen gerettet hatte, waren Jahre vergangen und sie ihm wie Töchter geworden. Beide hatten eine Leidenschaft neues auszuprobieren und auch wenn es nicht legal war...es erinnerte ihn an seine eigene Jugend. Er selbst allerdings war in einer sehr strengen, traditionsbewussten Familie geboren worden und musste als einziger Sohn, den harten Regeln noch mehr folgen, als seine Schwestern. Erst als er sich ein eigenes Imperium aufgebaut hatte, konnte er seinen Leidenschaften nachgehen, auch wenn ihm das seinen einzigen Sohn und seine Frau gekostet hatte. Wäre er im Lande geblieben, wäre Jason nicht auf die dumme Idee gekommen, mit dieser Ausländerin durchzubrennen. Die Mädchen sollten tun können, was ihnen am besten lag. Jedoch kaufte er jede einzelne Droge von ihnen auf, um sie dann entsprechend zu entsorgen, damit sie keinen Schaden damit anrichten konnten. Nur heute hatte er damit eine Ausnahme gemacht. Dann griff er in die Innentasche seines Anzuges und wählte eine Nummer, die er bestimmt seit ein oder zwei Jahren nicht mehr angerufen hatte.

 

 

"Maximillian Pegasus am Apparat?"

 

 

"Was ist kalt, hat blaue Augen und besitzt die Macht die du haben willst?"

 

 

"Onkel Rubeus, du alter Macho - Boy. Wie geht es dir?"

 

 

"Besser könnte es nicht laufen, lieber Neffe. Beantworte die Frage."

 

 

"Ich nehme an du meinst Kaiba - Boy. Was hast du den mit dem Eisprinzen zu schaffen?"

 

 

"Eine ganze Menge, seit heute. Sag, kennst du denn auch jemanden Namens Joey Wheeler?"

 

 

"Oh ja. Er ist der beste Freund von Yugi Muto, der Nummer eins im Duel Monsters. Ich habe ihn das erste Mal im Königreich der Duellanten kennen gelernt. Yugi hat ihm den Geldpreis für seine kranke Schwester überlassen. Soweit ich weiß, wäre sie fast erblindet. Doch mit dem Geld hat er ihre Operation bezahlen können. Ich glaube ihr Name ist Serenity."

 

 

"Hmm."

 

 

"Sag schon Onkelchen. Was beschäftigt dich so sehr? Wieso interessierst du dich jetzt auf einmal für diese zwei?"

 

 

"Joey ist Jasons Sohn..."

 

 

".....WAS?"

 

 

"Ja. Ich habe ihn heute zufällig gesehen, als ich meine Runde in meinen Hotels gedreht habe. Er sah elend aus. Er erinnerte mich an Jason, wenn er mal wieder was ausgefressen hatte. Seto Kaiba hielt wohl sein Halbfinale und Finale eines Duel Monsters Turnier hier ab und Joey war unter den Halbfinalisten. Er wurde aber von Kaiba disqualifiziert, obwohl er gerade noch pünktlich zu seinem Duell erschienen ist. Da hab ich ihn einfach in eines meiner Wellnesshotels eingeladen."

 

 

"Er hat dir viel erzählt, was? Aber Onkelchen... er hat gar nicht eure Augenfarbe."

 

 

"Jason hat früher auch immer seine goldenen Augen versteckt, damit er nicht gehänselt wurde. Vor allem vor seiner ausländischen Freundin, wie er mir mal erzählte. Sie sind sich ähnlich. Ich weiß das er mein Enkel ist!"

 

 

"Ok, ok. Fein. Er ist dein Enkel. Seto Kaiba ist aber noch eine ganz andere Liga."

 

 

"Kannst du ein Geheimnis bewahren, Neffe?"

 

 

"Wie lange?"

 

 

"So lange es nötig ist."

 

 

"Du bringst mich in eine prekäre Lage."

 

 

"Nun?"

 

 

"Nur wenn ich nicht länger als 2 Wochen ausharren muss."

 

 

"Gut. Es wird nicht allzu lange dauern. Ich war heute sehr spontan, Maxi."

 

 

"Was hast du angestellt?"

 

 

"Seit vielleicht 10 Minuten ist mein Enkel verheiratet."

 

 

"Was?"

 

 

"Ja. Willst du mich nicht beglückwünschen?"

 

 

"Er wird vielleicht 15 Jahre sein..."

 

 

"Er ist 17 Jahre alt. Und ich habe ihm die Erlaubnis erteillt."

 

 

"Mit oder ohne seinem Wissen?"

 

 

"Ohne. Er weiß nicht einmal das ich sein Großvater bin."

 

 

"Was hast du nur angestellt? Er ist jetzt also verheiratet?"

 

 

"Ja."

 

 

"Hast du die Drogen deiner beiden Angestellten in Anspruch genommen?"

 

 

"Ja. Sag, weißt du eigentlich in welchem Verhältnis du mit ihm bist?

 

 

"Hm?"

 

 

"Ihr beide seit Cousins."

 

 

"Oh."

 

 

"Und seit gerade eben ist er nicht mehr Joseph Jay Wheeler....sondern Joseph Jay Kaiba..."

 

 

"DU HAST IHN MIT SETO KAIBA VERHEIRATET?"

 

 

"Willst du den Film der Hochzeit sehen?"

 

 

"........ja."

 

 

"Dann komm doch für eine Woche nach Las Vegas und ich erzähle dir noch ein bisschen was."

 

 

"Ich mache mich sofort auf den Weg, Onkelchen. Meine Güte.... was für Möglichkeiten..."

 

 

 

 

Damit legte Pegasus auf und Ruby seufzte. Heute war es das erste Mal in seinem Leben gewesen, das er spontan gewesen war. Ob es das Richtige war, was er getan hatte, sei mal dahin gestellt.

Wehmütig sah er auf seine rechte Hand, an der an seinem Ringfinger ein auffällig weißer Streifen war. Er hatte seinem Neffen nie erzählt, das er bereits viele Jahre vor ihm in Ägypten diese Monster in den Steinen gefunden hatte. Fasziniert von einem besonders majestätischen Drachen, hatte er sich seinen Ehering, nach dessen Ebenbild herstellen lassen. Die Saphire, die diesen Ring als Augen des Drachen schmückten, hatte er selbst in Sri Lanka  gefunden. Sie waren sehr wertvoll und versprühten ein unglaubliches Feuer. Er liebte diesen Ring. Doch nun brauchte er ihn nicht mehr. Es wurde Zeit das er den Besitzer wechselte. Seine Frau Serenity war eh seit vielen Jahren tot. Deshalb hatte Joey auch ihren Ehering bekommen, der ihm, wie ein Wunder, perfekt passte. Bei der Hochzeit hatte er sich in die Vergangenheit versetzt gefühlt, als er seine Geliebte Frau in den Bund der Ehe geführt hatte. Sie war wunderschön gewesen. Helle blonde Haare und Augen, die in denselben saphirblau strahlten, wie die in dem Ring. Sie war aber auch stolz und hatte ein sehr kühles Auftreten gehabt. Er hatte sozusagen einen eigenen weißen Drachen geheiratet.

 

Er nahm sich die Kamera und spielte den Film auf seinen Computer. Er sah ihn sich wieder und wieder an. Nach etlichen Stunden kopierte er den Film einmal auf einen Stick und einmal auf eine CD. Außerdem kopierte er die Hochzeitsfotos, die die beiden vor der Trauung gemacht hatten, auf seinen Computer. Für danach wäre bei der starken Wirkung der Drogen keine Zeit mehr gewesen. So hatten die beiden auch eine Erinnerung an den schönen Brautstrauß.

Dann sah er sich noch einmal den Ehevertrag an. Besonders der letzte Punkt war ein wichtiger und hätte Sundra ihn nicht gefragt, hätte es vielleicht fatale Folgen haben können. Seine Frau hatte er damit auch bändigen müssen. Impulsive und wilde Menschen mussten, wenn sie in einer Gemeinschaft lebten, unter Kontrolle gehalten werden. Das dieser Seto Kaiba ein absolutes Alphatier war, konnte man gar nicht übersehen. Er hatte noch nie eine derart starke Autorität wahrgenommen. Und den Ring würde er mit Sicherheit auch wertschätzen, hatte er doch eine genauso starke Obsessive Liebe zum weißen Drachen mit eiskaltem Blick, wie er auch. Seto Kaiba besaß außerdem eine sehr begehrenswerte Firma. Er hatte sich noch nicht entschieden, ob er das für sich nutzte. Vielleicht konnte ihm sein Neffe dabei helfen.

 
 

Schon seltsam, wie sich die Ereignisse der Vergangenheit wiederholten. Er selbst hatte einen Drachen geheiratet und nun hatte sein Enkel auch einen.

 

 

Der Brief und seine Folgen

 

 

Am nächsten Morgen war ich wie gerädert. Die Wanne war eben kein kuscheliges Bett und ich hatte vergessen, dass ich keine frischen Klamotten hier hatte. Es schien ein sonniger Tag zu sein und dem Sonnenstand zu urteilen, war es schon später Vormittag. WAS? Ich sprang aus der Wanne und sperrte das Bad auf. Das konnte nicht sein. Kaiba hätte mich geweckt...irgendwie. Ich spähte aus dem Bad und atmete auf. Niemand zu sehen. Ich legte das Handtuch ab, ging nackt in mein Zimmer und sah auf mein Handy. Ein Glück. Es war erst 7 Uhr. Ich hatte noch etwas Zeit. Anscheinend spielte mir mein Verstand nun Streiche. Nichts ahnend ging ich in meinen Schrank und wollte mir frische Klamotten holen, als ich meinem arktisch angehauchtem Ehemann in die Arme lief, der mich sofort an seine nackte Brust gepresst fest hielt und ich merkte, dass er nur Boxershorts trug...

"Ahhh, Kaiba...schöner Tag heute, was?" Er hielt mich ein wenig von sich und starrte mich lange an. Dann sah er an mir hinab und grinste. Oh nein. Seto schnappte sich meinen Arm und zog mich in sein Zimmer, warf mich auf sein Bett und im nächsten Moment war er über mir. Er fing an mich stürmisch zu küssen und seine Hände erforschten meinen Körper verlangend. Ich stöhnte laut auf, als er anfing, sich mit seiner schon ausgeprägten Erregung leicht an mir zu reiben. Mein Körper zitterte voll freudiger Erwartung. Doch der Kühlschrank hatte auch jetzt kein Glück, denn Mokuba kam in sein Zimmer gerauscht und meinte mit geröteten Wangen, wir sollten uns beeilen, die Schule fing bald an und wir hätten weder gefrühstückt, noch wären die Bentos vorbereitet. Wütend ließ Kaiba von mir ab. "Was fällt dir ein, einfach hier rein zu kommen, ohne zu klopfen?" Mokuba zuckte nur mit den Schultern. Der Eisklotz zischte Mokuba zu, dass wir gleich da wären und er verschwinden sollte. Ich krabbelte, seine Unaufmerksamkeit ausnutzend, aus dem Bett und flüchtete in meinen Schrank. Oh Danke Mokuba. Was für ein toller Kerl und was für ein Timing er drauf hatte. Schnell holte ich Unterwäsche, ein Shirt und die Schuluniform und zog mich an.

Ich musste mich fragen, wie Kaibas Angestellte es schafften, meine Sachen immer pünktlich an den richtigen Orten abzulegen, ohne gesehen zu werden. Das waren bestimmt ausgebildete Ninjazimmermädchen, angeführt vom sich unsichtbar machenden Butler. Ich lief aus meinem Zimmer, die Treppen runter in die Küche. Zum Glück war Kaiba nicht vor mir dort. Ich machte schnell Frühstück und dankte Mokuba für seine weise Voraussicht. Er grinste nur und entschuldigte sich, dass er uns gestört hätte. Ich schüttelte den Kopf und meinte augenrollend, es wäre gut so gewesen. Seinen anschließenden Blick konnte ich nicht deuten. Ich hatte auch keine Zeit dazu, denn der Eisberg kam, ziemlich schlecht gelaunt, in die Küche. Er hatte wohl noch kalt geduscht, denn seine Haare waren nass und standen in alle Himmelsrichtungen ab, als hätte er sich die Haare gerauft. Mir wurde heiß bei dem Gedanken, was er mit mir gerade noch hätte anstellen wollen, hätte er die Zeit gehabt. Außerdem...sah Kaiba gerade eben... irgendwie...süß aus. Schande über diese Gedanken, denn süß würde ich ihn eigentlich nie bezeichnen.

 

Ich machte Kaffee um mich davon abzulenken und stellte das fertige Frühstück den beiden auf den Platz. Ich hatte schon wieder keinen Hunger, also trank ich nur einen Kaffee. Doch Kaiba ließ das nicht zu und verlangte, während er in seinem rumstocherte, dass ich essen sollte. "Vergiss nicht das du zu gehorchen hast, Köter." Ich seufzte resigniert und setzte mich. Ich hatte nicht genug Frühstück gemacht, um auch was essen zu können und die Bentos waren für später. Ich starrte ihn daraufhin nur an. "Keine Zeit um noch was zu machen." sagte ich ihm nach einer Weile dann doch noch. Doch Mokuba hielt natürlich zu seinem Bruder, trank seine heiße Schokolade, die ich ihm jedenfalls nicht gemacht hatte, aus und gab mir sein restliches Frühstück, mit dem Kommentar, dass er eh satt wäre. Meine Aussage vorhin hatte ihn wohl verstimmt. Nun gut, was solls.

Ich aß lustlos und packte, als ich fertig war, mein Bento ein. Da fiel mir ein, dass in meiner Tasche noch der Brief lag. Wenn der reiche Schnösel diesen finden würde...nicht auszudenken. Und es war bereits Mittwoch. Ich schluckte und ignorierte das schlechte Gefühl dabei, das mich befiel, weil ich Kaiba etwas wichtiges verheimlichte. Roland wartete bereits auf uns und geschlossen gingen wir zur Limousine, um uns in die Schule chauffieren zu lassen.

 

Wie immer, wurde Mokuba zuerst zu seiner Schule gebracht. Dann waren wir alleine. Ich rückte noch ein wenig weiter von ihm ab und biss mir in die Unterlippe. Kaibas Haare waren immer noch etwas feucht und so wild durcheinander. Wenn seine Fans das sahen, würden sie reihenweise in Ohnmacht fallen, denn jetzt sah er einfach nur heiß aus. Doch wie als hätte er meine Gedanken gehört, schüttelte er kurz seinen Kopf und wie von Zauberhand fielen sie alle perfekt dahin, wo sie hingehörten. Ich war fassungslos. Aber er machte nur ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter. Er schien verstimmt zu sein. Ich wusste nicht warum. Waren wir denn nicht beide hetero und nur gezwungen worden, nun in einer Ehe miteinander leben zu müssen? Ich senkte meinen Blick. Oder...war er etwa...wirklich schwul? Das würde seine Hartnäckigkeit erklären, mit mir schlafen zu wollen. Dann war ihm diese Pressekonferenz ja gerade Recht gekommen und er konnte sich gefahrlos outen. Aber...ich war nun für immer gebrandmarkt. Ich spürte seinen Blick auf mir und sah ihn an, mit den Worten, das ICH jedenfalls NICHT schwul wäre und er es endlich lassen sollte, mich verführen zu wollen. Ich bezog mich auf Punkt sieben unseres Ehevertrages. Ich konnte, musste aber nicht, wenn ich nicht wollte. Das hebelte den letzten Punkt im Vertrag aus. Da musste ich nicht gehorsam sein. Zum Glück waren wir bereits angekommen, denn als Roland mir die Tür aufhielt, flüchtete ich regelrecht vor seiner Reaktion, spürte aber trotzdem den starken Eisblick in meinem Rücken. Dann hatte er schnell aufgeholt und packte mich an meiner Hand und zerrte mich regelrecht an meinen Freunden vorbei, in die Schule. Er war rasend vor Wut, dass war nicht zu übersehen. Jeder sah es....auch sein Fanclub und dieses eine Mädchen grinste mich überheblich und siegessicher an. Meinetwegen konnte sie ihn haben. Ich brauchte ihn nicht. Dafür musste sie aber wohl erst zu einem Mann werden....oder auch nicht.
 

 

Den ganzen Unterricht, bis zur großen Pause, hatte ich einen kalten Rücken. Er wurde nicht müde, mich schockzufrosten und beobachtete aufmerksam jeden meiner Schritte. Ich flüchtete vor ihm, in die Jungen Toilette. Ich sperrte mich ein und verbrachte die Pause dort. Den Rest des Schultages wollte ich versuchen ihn zu ignorieren. Meine Freunde waren deswegen schon wieder besorgt. Thea sagte, sie hätte mich natürlich sofort durchschaut und zog mich für einen Moment beiseite, damit niemand hörte, was wir besprachen. "Joey....was du da tust ist völlig sinnlos." Ich fragte nach dem Grund ihrer völlig aus der Luft gegriffenen Annahme. "Ich sehe doch, WIE du ihn manchmal ansiehst. Du bist schon längst in ihn verliebt und hast Angst, dass er nicht so empfinden könnte." Da hatten wir es wieder... Mädchen waren gruselig..."Ich weiß nicht was du meinst. Deine Annahme ist völlig an den Haaren herbei gezogen. Du hast sowas von Unrecht."

 

Das knallte ich ihr hin und ging wieder auf meinen Platz, damit der Lehrer nicht mit mir schimpfte, da die letzten Stunden für heute anfingen. Nun hatte ich nicht nur einen Eisblick in meinem Rücken, der gerade wegen meiner Rumschreierei um mindestens fünf Grad gesunken war, sondern auch noch Theas Blick, der sich anfühlte wie tausend kleine Nadelstiche. Wie konnte sie sich nur auf seine Seite schlagen? Allerdings hatte es auch noch nie jemand gewagt, Thea zu sagen, sie hätte Unrecht. Da Thea ja eigentlich sonst auch IMMER Recht hatte...egal.

 

Nach der Schule verkündete ich dem Großkotz, dass ich noch mit meinen Freunden abhängen wollte. Er sah mich nur giftig an, stieg in die Limousine und rauschte davon. Ich blieb zurück, die fragenden Blicke meiner Freunde auf mir. Wir gingen schweigsam zu Yugi und kaum waren wir in seinem Zimmer, da musste ich mit der Sprache rausrücken.

"Also los Joey. Nun sag schon, was ist los?" fragte Duke. Ich erzählte geknickt von den letzten Tagen und wieder sah mich Thea mit wissendem Blick an, als wollte sie sagen: Ich habe es dir doch gesagt. "Warum willst du nicht mehr mit ihm schlafen?" fragte Ryou. Ich erklärte ihm, wie sich der Eisschrank mir gegenüber, danach, immer verhielt und erntete dafür nun mitfühlende Blicke von Thea. "Also bist du dir sicher, dass er sich nur Erleichterung bei dir verschafft und keinerlei Gefühle für dich hat." Ich nickte. "Genau deswegen möchte ich den Abstand wahren. Denn sollte ich mich tatsächlich in ihn verlieben, könnte das Ganze, nachdem einen Jahr, nicht gut für mich enden." sagte ich den Kopf gesenkt haltend. Daraufhin sagte Thea nichts mehr, obwohl sie immer noch diesen wissenden Blick drauf hatte. Ich erzählte ihnen auch von meinem Verdacht, dass er wirklich schwul sein könnte. Und das Wichtigste...von dem Brief, den ich am Montag im Briefkasten meines Dads gefunden hatte. Geschockt sahen mich meine Freunde an. "Dein Großvater hat dir einen Brief geschrieben?" Ich schüttelte den Kopf. "Nicht er. Pegasus. Kaiba weiß nichts von dem Brief und ich bin nicht sicher, wie er jetzt darauf reagieren würde. Nachdem ich ihm heute so gereizt habe, will ich heute auch nicht nach Hause. Kann ich bei dir schlafen, Yugi?" Angesprochener sah mich nur entschuldigend an. "Tut mir leid, Joey. Thea wollte heute hier schlafen..." Ich nickte verständnisvoll und lächelte ihn an. Er lächelte zurück.

"Das heißt ich muss wieder zurück in die Höhle des Drachen...."

"Ach komm schon Joey...so schlimm ist es nicht. Du hast ihm doch jetzt gesagt, dass du nicht willst und das muss er akzeptieren. Aber er wird natürlich trotzdem unausstehlich sein." Wie beruhigend...

Nun wollten meine Freunde aber noch den Brief sehen und lesen. Ich kramte ihn aus meiner Schultasche und gab ihn Tristan, der ihn auch gleich vorlas.
 

 

 

 

06. April diesen Jahres
 

 

 

Mein allerliebster Cousin, Joey - Boy,

 

 

In dem Interview von euch am Sonntag habe ich sehr wohlwollend aufgenommen, dass du die Augen deines Großvaters hast. Es war mir eine unglaubliche Freude, zu erfahren, dass wir eine Familie sind. Natürlich habe ich sofort gesehen, dass ihr aus Liebe geheiratet hattet. Meinen herzlichsten Glückwunsch dazu. Die Behauptung dieses Reporters, du wärest Kaiba - Boys Schlampe, hatte mich sehr erzürnt. Keine Sorge. Um diesen Reporter habe ich mich längst gekümmert. Um so mehr habe ich deine Liebeserklärung und den darauf folgenden Kuss sehr genossen. Deshalb würde ich mich sehr freuen, dich und deinen Ehemann, Seto Kaiba einladen zu dürfen. Am Samstag werde ich für euch beide eine abendliche Party geben. Ich habe der Presse bereits zugesagt, dass ihr beide kommt und selbstverständlich sind Mokuba, deine Eltern und deine Schwester auch eingeladen. Ich freue mich den Rest der Familie kennen zu lernen und hoffe, dass ihr beiden die spezielle Abendgarderobe tragen werdet, die ich in den nächsten Tagen noch an diese Adresse schicken werde. Das habe ich übrigens der Presse auch schon zugesagt, die ebenfalls anwesend sein wird, sowie einige Freunde und Geschäftspartner. Ich werde am Freitag Nachmittag nochmal alles in einem Live - Interview schildern, sollte dieser Brief dich auf unerklärlicherweise nicht erreichen. Leider kann dein Großvater nicht zu dieser Veranstaltung kommen, den du im Übrigen in Las Vegas kennen lernen durftest. Erinnerst du dich an Ruby? Er entschuldigt sich dafür, dieses feierliche Ereignis verpassen zu müssen. Ich habe übrigens schon die Freude gehabt, den Film deiner Hochzeit sehen zu dürfen und ich muss sagen, uuuuuhhhhh, eure Worte haben mich zu Tränen gerührt. Kaiba - Boy ist ja ein ganz stürmischer, was? Wenn du möchtest, darfst du mich auch jederzeit besuchen. Mein Haus, ist deines. Auch wenn du mal Streit mit deinem Lover haben solltest, kannst du derweil bei mir wohnen und für die Schulzeit würde ich einen Privatlehrer engagieren. Nochmal ein herzliches Willkommen in der Familie. Ich freue mich, dich am Samstag Abend zu sehen. Die Party beginnt um 20 Uhr.

 

Dein dich liebender Cousin

 
 

 

M. Pegasus
 

 

 

Stille herrschte, nachdem Tristan den Brief fertig gelesen hatte. Er hatte seine Stimme verstellt, so dass sie sich säuselnd so anhörte, wie die von Pegasus und wir dachten alle, er würde gerade wirklich hier sein...Gruselig. Das machte mir direkt eine Gänsehaut. "Du musst ihm davon erzählen, Joey. Wenn er davon überrascht wird, dann rastet er aus. Am Besten sagst du es ihm noch heute. Schlimm genug, dass du ihn schon seit zwei Tagen mit dir rumschleppst und nicht mal uns was erzählt hast." sagte Thea streng. Die letzten Tage hatte ich einfach keine Zeit gehabt, überhaupt daran zu denken. Aber da dieses Argument bei Thea nicht fruchtete, nickte ich nur, steckte den Brief wieder ein und lenkte auf ein anderes Thema. Den Film meiner Hochzeit. Ich hatte ihn nicht gesehen. Ob Kaiba den Film wohl bekommen und vor mir geheim gehalten hatte? Wir quatschten noch lange, bis die Haustüre klingelte und Yugis Großvater die Tür öffnete. Wir dachten uns nichts dabei und wollten gerade noch eine Runde Duel Monsters spielen, als Roland Yugis Zimmer betrat. "Mr. Kaiba, ihr Ehemann verlangt, dass sie in die Firma kommen. Er hat eine vorübergehend angemessene Position für Sie gefunden. Kommen Sie bitte mit mir." Ich verdrehte nur die Augen. Ich vergaß immer wieder, dass ich ja jetzt auch ein Kaiba war. "Sagen Sie ihm, dass ich im Moment keine Zeit dafür habe." Roland rückte sich seine Sonnenbrille zurecht und fing an zu schwitzen. "Nun, genau diese Aussage hat Ihr Mann schon voraus gesehen und richtet Ihnen aus, dass Sie zu gehorchen haben, sonst verbietet er Ihnen die nächsten Monate, den Kontakt mit Ihren Freunden." Ich sprang wütend auf. "WAS? Das kann er nicht machen. Dieser...dieser....aarrgghh!" Yugi legte beruhigend eine Hand auf meine Schulter. "Ich weiß...Kaiba ist unmöglich. Aber das ist die Chance ihm den Brief zu zeigen. Ich möchte nicht, dass du wegen uns Ärger mit ihm hast. Wir sehen uns ja schon morgen in der Schule wieder." Ich nickte und ging widerwillig mit Roland mit, der sichtlich erleichtert wirkte.
 

 
 

 

An der Kaiba Corporation angekommen, stieg ich aus und stapfte zum Eingang. Ich ignorierte die feindseligen Blicke der Empfangsdamen, ging zum Aufzug und fuhr geradewegs in das oberste Stockwerk. Dort angekommen, grüßte ich Kaibas Sekretärin, die mich sanft lächelnd zurück grüßte und platzte, ohne anzuklopfen, in sein Büro. Er sah mich nur kalt an und meinte, ich sollte endlich an meinen Manieren arbeiten. Wütend zischte ich ihn an, was er denn nun genau von mir wollte und er räusperte sich. "Du wirst erst einmal mein persönlicher Assistent sein, so habe ich dich wenigstens im Auge und du kannst keinen Unsinn anstellen." Ich atmete tief durch. Jetzt musste ich ruhig bleiben, damit ich ihn nicht aus dem Fenster warf. "Bring mir einen Kaffee." blaffte er mich an und unterbrach damit meine Atemübung. Ich drehte mich wütend um und ging aus seinem Büro hinaus. Er wollte also Kaffee. Ich wusste es doch...Assistent...also doch Kaffee bringen, Schweiß von der Stirn tupfen und Akten kopieren. Ich machte ihm seinen Kaffee, ging wieder in sein Büro, stellte die Tasse ab und wartete, ihn böse anstarrend, auf weitere Anweisungen. Ich wartete und wartete. Aber er ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und trank erstmal genüsslich seinen Kaffee aus. Als er damit fertig war, musste ich die Tasse wieder weg bringen und dann hatte ich wieder zu kommen. Ich erledigte, was er verlangte und wartete weiter. Er sah mich lange an. "Weißt du warum ich NUR dieses Rollkragenshirt und diese Hose hier anhabe?" fragte er mich ein wenig gereizt. Ich schüttelte den Kopf, ehe mir wieder einfiel, was ich mit seinen Mänteln gemacht hatte. Natürlich sah er mir sofort an, dass ich seinen weißen Mantel, den er heute wohl anziehen hatte wollen, entwendet hatte. "Wieso Joey? Wieso?" zischte er mich an.

Ich sagte ihm einfach, dass ich bei dem einen wütend auf ihn gewesen war und den weißen fand ich einfach cool und wollte ihn bei Gelegenheit selber mal anziehen. Er sah mich daraufhin skeptisch an, sagte aber nichts. Das gabs doch nicht. Konnte er nicht sagen, oder wenigstens mal zeigen, was er darüber dachte?

 

"Ich habe Kopfschmerzen. Da es deine Schuld ist, weil ich mich mit deinem kleingeistigen Gekläffe abgeben muss, massierst du mir meine Schläfen. Ich hoffe, dass du das wenigstens etwas beherrschst." Ich verkniff mir eine gemeine Bemerkung und stellte mich hinter ihn. Ich musste mich zwingen, ihn sanft zu berühren. Ich stellte mir einfach vor, es wäre Mai, die Kopfschmerzen hatte und ich sie massierte. Ich legte also meine Hände sanft an seine Schläfen, übte leichten Druck aus und massierte. Daraufhin hörte ich von ihm ein zartes, genießendes Seufzen und konnte mir Mai nicht mehr vorstellen. Ich sah nur noch ihn und auf einmal wollte ich es richtig gut machen, damit er wieder so seufzte. Ich schaffte es auch noch drei mal und jedes Seufzen bescherte mir eine angenehme Gänsehaut. Vielleicht war es ja gar nicht soo schlimm, schwul zu sein. Wir vergaßen völlig die Zeit und ehe ich mich versah, klopfte Roland und erinnerte Kaiba, wie von ihm gewünscht, dass es Zeit war mich nach Hause zu bringen, um das Abendessen vorzubereiten. Wir zuckten beide zusammen und dann knurrte er. Ständig wurde man unterbrochen. Ich küsste ihn noch schnell auf seine linke Schläfe und ging schnurstracks aus seinem Büro, ohne mich noch einmal umzudrehen.

Warum hatte ich ihn dort geküsst? Keine Ahnung. Ich war wahrscheinlich derart überwältig, vom Gefrierschrank solche wunderbaren Töne zu hören, dass ich vergaß, wer er war und in welcher Beziehung wir tatsächlich zueinander standen. Mein Handy vibrierte. Seto gab Bescheid, was er zum Abendessen wollte und das er pünktlich um 19 Uhr daheim sein würde. Ich seufzte und ließ mich von Roland nach Hause fahren.

 

In der Villa angekommen, ging ich gleich in die Küche um alles vorzubereiten. Ich heizte den Ofen vor und holte das Gemüse aus dem Kühlschrank, ehe ich es schnitt und kochte die Nudeln vor. Dann mischte ich Tomatensoße mit Kokosmilch und würzte sie kräftig. Dann gab ich das Gemüse, die Nudeln und die Soße in eine Auflaufform, mischte alles zusammen und bestreute es mit reichlich Käse. Nur noch in den Ofen geschoben und in einer halben Stunde wäre alles fertig. Genug Zeit, mich noch zu duschen und umzuziehen.

Ich schlurfte müde die Treppe nach oben in mein Zimmer und duschte ausgiebig. Nur mit einem ausnahmsweise kleinen Handtuch um den Hüften, ging ich zu meinem Kleiderschrank und durch den Durchgang zu seinem. Er hatte heute von seiner Kleidung gesprochen, also musste ich mir mal seinen Schrank ansehen, wenn er schon mal nicht da war. Ich sah mir seine Rollkragenshirts an und prüfte dessen Stoff. Er war sehr dünn und fühlte sich geschmeidig an. Ich griff mir eines und zog es mir über. Ein bisschen zu groß, aber es war ok. Naja für ein Nachthemd vielleicht. Wenn ich ihn vor mir hatte, sah ich auf seine Brust. Ich war ja wirklich nicht gerade klein, aber im Vergleich zu ihm...Ich zog das Rollkragenshirt wieder aus und legte es sorgfältig gefaltet wieder an seinen Platz, ehe ich es mir anders überlegte. Schade das ich nicht viel Zeit hatte. Das Essen musste gleich fertig sein. Ich würde mir ja zu gerne mal alle seine Klamotten anschauen und anprobieren. Ich huschte zurück in meinen Schrank, versteckte sein Rollkragenshirt zwischen meinen Klamotten und zog mir ein normales, Shirt, Boxershorts und eine kurze Hose an.

 

Auf dem Weg zurück zur Treppe, hörte ich den Ofen. Schnell ging ich in die Küche, holte das lecker duftende Gericht aus dem Ofen und richtete es auf drei Teller an. Kaum fertig, kam Mokuba rein, der einen seligen Gesichtsausdruck hatte. Er grüßte mich und an seinem Platz angekommen, rutschte er ungeduldig hin und her. Ich musste darüber lächeln. Dann kam sein großer Bruder und setzte sich, ohne Begrüßung an seinen Platz. Ich rollte nur mit den Augen und setzte mich ebenfalls. Schweigend nahmen wir unser Mahl ein, was Mokuba zunehmend nervös machte. "Hattet ihr Streit?" fragte er. Doch auf eine Antwort wartete er vergebens. Ich konnte nichts sagen, denn mir wurde übel, bei dem Gedanken, was der Eisschrank nun von mir denken mochte. Dieser liebevolle Kuss, den ich ihm auf seine Schläfe gegeben hatte...es ließ mich nicht los. Das musste doch wirken, als würde ich ihn lieben. Aber das tat ich ja nicht. Ich hasste ihn. Also hörte ich nach ein paar Bissen auf zu essen und starrte nur noch in eine andere Richtung. "Joey? Hast du etwa schon keinen Hunger mehr?" Mit diesen Worten, seitens Mokuba, ließ sich Kaiba darauf herab, mir doch ein wenig seiner Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. "Iss."

 

Das war alles was er sagte, aber ich schüttelte nur den Kopf. Mir war nun richtig schlecht. Aber nicht, weil ich krank wäre oder so. Mich überkam wieder eine Welle der Traurigkeit. So ähnlich hatte ich diese Situation schon einmal erlebt. Nur hatte das meine Mutter damals, als ich etwa sechs Jahre alt gewesen war, böse zu meinem Dad gesagt, als er sehr krank war und es ihm zu schlecht ging, als das er essen hätte können und meine Mutter ihn zwang, bis er sich übergeben hatte. Ich hatte Angst, dass es nun zwischen Kaiba und mir genau so ablaufen würde, wie in der Ehe meiner Eltern. Obwohl es ja wirklich jetzt schon nichts anderes war. Hier gab es keine Liebe. Ich stand schnell auf, bevor er weiter meckern konnte und stürmte aus der Küche. Ich war so durcheinander. Einerseits hoffte ich auf seine Liebe, andererseits wollte ich nichts von ihm. Was sollte ich tun? Ich ging in meinem Kleiderschrank und lief unruhig hin und her. Dann viel mein Blick auf die Kartons und ich erinnerte mich an seine Mäntel. Ich ging hin, holte beide aus dem Karton, setzte mich auf den Boden und sah sie mir genau an. Der Stoff war edel und fühlte sich angenehm unter meinen Händen an. Wem machte ich was vor? So ekelhaft der Eisprinz auch war, so fürsorglich und liebevoll konnte er sein. Ich fasste es einfach nicht. Ich...ich mochte ihn schon irgendwie...Ich schrie auf und warf mir seine Mäntel über den Kopf, sodass ich nun begraben war. Sie rochen nach ihm und beruhigten mich schlagartig. Ich kuschelte mich an die Mäntel und atmete tief seinen Duft ein. Er war sinnlich männlich und ich fühlte mich sofort geborgen und beschützt. So wie ich dort kauerte, schlief ich ein.
 

 
 

 
 

 

Am nächsten Tag wachte ich in einem Bett auf. Es war kuschelig und gemütlich warm. Ich drehte mich auf den Rücken, öffnete die Augen und blickte in die des weißen Drachen mit eiskaltem Blick, der mich nun auszulachen schien. Ich erwiderte seinen Blick, schenkte ihm einen bösen und streckte ihm die Zunge heraus. Dann schloss ich die Augen, drehte mich auf die Seite und kuschelte mich wieder an die wunderbar warme, herrliche Brust, an der ich diesen berauschenden Duft nach Kaiba wahrnahm..… Moment. Kaiba? Ich riss meine Augen weit auf und sah nach oben. Er war wach und beobachtete mich mit hochgezogener Augenbraue. Erschrocken fuhr ich auf und rückte von ihm ab. Wie war ich nur hier her gekommen? Ich kratzte mir verlegen an meinem Hinterkopf. Er musste mich unter seinen Mänteln gefunden haben, wie auch immer er DAS geschafft haben mag. Naja, dann hatte er sie ja wieder. Ich stand langsam auf und ging rückwärts auf seinen Schrank zu, ohne ihn aus den Augen zu lassen. Kurz bevor ich in Sicherheit gewesen wäre, hob er seine Hand und winkte mich zurück. "Bei Fuß, Kläffer." sagte er kalt. Ich seufzte. Wäre auch zu schön gewesen. Also ging ich sehr langsam zurück, blieb einen Meter von der Bettkante stehen. Aber er klopfte nur aufs Bett. Ich war doch nahe genug...

Ich setzte mich vorsichtig an die Kante des Bettes. Er jedoch packte meinen Arm und zog mich ganz aufs Bett, an seine Seite. Jetzt konnte ich nicht mehr flüchten, denn er hielt mich unerbittlich fest. "Ähhmm Kaiba? Was ist denn?" fragte ich leise. Doch er packte mich nur an meinem Hinterkopf und küsste mich hungrig. Ich fiel rücklings auf Bett und er küsste mich um meinen Verstand. Doch er fasste mich nicht an. Er küsste nur. Ich bekam kaum noch Luft und dachte für einen Moment, was für eine schöne Art zu sterben das war. Nach einer Ewigkeit löste er sich wieder von mir atemlos und meinte er wollte sich nur für gestern bedanken. Nach dieser Massage waren seine Kopfschmerzen wie weggeblasen gewesen. Dann richtete er sich wieder auf und sagte abfällig, ich dürfte mich nun entfernen, er wollte jetzt seine Ruhe haben.

 

WAS? Wutschnaubend und mit hochrotem Kopf stolperte ich aus seinem Bett und ging durch die Schränke in mein Zimmer. Und ich dachte gestern noch, ihn zu mögen....So ein Mistkerl. Schnell war ich fertig gemacht und ging in die Küche. Ich kochte heiße Schokolade für Moki und hatte das Gefühl, die letzte die ich ihm gekocht hatte, wäre Jahre her. Mein Kaffee war auch schnell gemacht und ich richtete das Frühstück und die Bentos an. Ich aß und trank meine Portion schnell, bevor die beiden runter kamen. Ich hörte meinen Mann, noch bevor er in der Küche war, machte seinen Kaffee und legte die Zeitung hin. Beide Kaiba Brüder kamen rein und setzten sich, während ich aufräumte und mein Bento einpackte. Dann ging ich wieder aus der Küche, ohne einen Ton gesagt zu haben.

Ich wartete auf die beiden in der Limousine und sie sahen mich beide seltsam an, als sie einstiegen. "Habe ich dir nicht gesagt, du sollst bei allen Mahlzeiten anwesend sein?" fragte mich der Kotzbroken. Ich verdrehte die Augen und meinte nur, dass ich da war und sogar gegessen hatte. Das müsste ihm reichen. Sollte er froh sein, dass ich überhaupt essen wollte. Ich verschränkte die Arme und sah ihn nicht mehr an. Dann fiel mir siedend heiß ein, dass ich ihm gestern nicht mehr den Brief gegeben hatte. Aber vor der Schule oder in der Schule ihm das zu erzählen war mir zu riskant. Später. Bevor Mokuba ausstieg, ermahnte er uns beide, dass wir uns gefälligst zusammen reißen sollten. Dann war er weg und ich sprachlos. War er nicht das Kind?

Ich war froh, als wir endlich bei unserer Schule angekommen waren. Meine Freunde warteten bereits auf uns. Schweigend gingen wir zusammen ins Schulgebäude und ich wich Theas fragenden Blick aus, schüttelte nur den Kopf. Kaiba sah es und kühlte mich nun von der Seite mit seinem Eisblick. Ich ignorierte ihn so gut es ging. Der Unterricht verging eher schleppend. Wir hatten gerade eine Doppelstunde Japanische Geschichte und der Lehrer eine so dermaßen einschläfernde Stimme, dass ich fast ins Traumland übergewechselt wäre. Doch mein Ehemann, aufmerksam wie er war, schoss mit großen Papierkügelchen nach mir, damit ich nicht einschlief. Wirklich sehr fürsorglich, nicht wahr? Er nervte mich solange, bis ich wieder mit geradem Rücken auf meinem Platz saß und aufpasste. Dann war endlich die große Pause. Wir aßen heute draußen, unter einem Baum und kaum hatten wir aufgegessen, kam dieses eine Mädchen auf unsere Gruppe zu. Sie sagte, sie wollte mich sprechen in einer dringenden und äußerst wichtigen Angelegenheit. Ich traute ihr nicht und wollte gar nicht mit ihr reden, aber das hätte Fragen seitens meines Mannes ergeben, die ich unter keinen Umständen beantworten wollte. Also stand ich auf und ging mit ihr. Wir entfernten uns und gingen um eine Ecke, in der wir nicht mehr zu sehen waren. Ich hatte ein schlechtes Gefühl dabei.
 

 

Zischend warnte sie mich erneut. Ich sollte besser meine Finger von ihm lassen und was ich ihm verabreicht hätte, um ihn gefügig zu machen. Ich musste daraufhin laut loslachen. War dieses Mädchen verrückt? Sie nervte mich derart, dass ich bereit war, ihr eine fette Lüge aufzutischen, damit ich endlich Ruhe vor ihr hatte. "Wir sind verheiratet, Kleine. Denkst du wirklich Seto würde sich zu irgendwas zwingen lassen? Er tut alles freiwillig. Das zwischen uns ist Wahre Liebe. Also kapier es besser. Seto ist nun an mich vergeben und es gibt nichts was du noch dagegen tun kannst. Er gehört zu mir." sagte ich bestimmt und zeigte ihr meinen Ehering. Ich sah ihr an ihrem Blick an, dass ich das besser nicht gesagt hätte.

Sie sah mich abfällig an und kam mir lauernd näher. Dann grinste sie überheblich und meinte, dass es für solch wertlosen Dreck wie mich, keine Wahre Liebe geben würde. Mit diesen Worten schnappte sie sich meine rechte Hand, die ich immer noch erhoben hielt und biss kräftig hinein. Ich schrie auf vor Schmerz und sie zog mit ihren Zähnen an mir, bis ich blutete und sie mir den Ring brutal runter riss. Sie lächelte siegessicher, leckte sich über ihre Lippen, die voll von meinem Blut waren und zeigte mir meinen Ehering. Wie konnte ein Biss nur soo bluten? Sie knöpfte ihre Bluse auf und ließ ihn schnell in ihren Ausschnitt verschwinden.....Oh nein....sie hatte meinen Ehering. Was würde der Gefrierschrank sagen, wenn er sah, dass ich ihn nun gar nicht mehr besaß? Ich konnte ihr doch nicht da rein greifen und ihn mir wieder holen... Sie ging rückwärts von mir weg, bis sie genug Abstand hatte, knöpfte ihre Bluse wieder zu und dann drehte sie sich um. Mit den Worten, dass ich noch viel schlimmeres zu erwarten hätte, würde ich ihn nicht in Ruhe lassen, ging sie davon. Ich stand nur da, konnte mich nicht bewegen vor Schreck und war fassungslos. Sie war tatsächlich verrückt. Sie hatte mich gebissen...einfach so. Nur weil ich jetzt mit ihrem, ach so tollen Kaiba, verheiratet war.

Ich war erledigt. Ohne den Ring, würde er mich verprügeln. So viel Kraft wie er hatte, kam ich bestimmt nicht gut weg. Jetzt hatte sie es geschafft. Kaiba würde mich halb tot schlagen. Er sagte ja ich sollte ihn nicht mehr abnehmen...Ich fing an zu zittern. Ich sah auf meine immer noch blutende Hand, die schmerzhaft pochte und jetzt auch noch blau wurde und fing an zu weinen. Würde er mir glauben, wenn ich ihm sagen würde, dass er mir gestohlen wurde? Ich kauerte mich an die Wand und hoffte, ich würde das alles lebend überstehen. Wieder hatte ich mich nicht gewehrt. Und das alles nur, weil sie mich derart überrascht hatte mit ihrer Aktion, dass ich nur zusehen konnte. Außerdem tat man keinem Mädchen weh. Egal wie verrückt sie auch sein mag.

 

Die Schulglocke läutete das Ende der Pause an und ich stand langsam und immer noch zitternd auf. Die Tränen versiegten einfach nicht und so ging ich eben immer noch heulend wieder ins Schulgebäude. Die Blicke und das Getuschel der anderen Schüler ignorierte ich einfach so gut es ging. Als ich fast an unserem Klassenzimmer angekommen war, sah ich den Eisberg dort stehen und nun bekam ich richtig Angst. Er drehte sich um, als hätte er mich gespürt und erstarrte. Er starrte mein Gesicht an und dann auf meine blutende Hand, an die der Ehering fehlte. Seine Augen weiteten sich. Ich weinte nur noch heftiger und ging ein paar Schritte zurück. Jetzt....gleich....gleich würde er wütend werden und mich bestrafen, dass ich es gewagt hatte ihn zu verlieren.

Mit ein paar Schritten war er bei mir und nahm schnell meine blutende Hand in seine. Er sah die Bissspuren und...knurrte. "WER?" presste er, grollend hervor. Er...er war gar nicht über mich verärgert? Ich schluchzte laut auf und warf mich in seine Arme. Er fing mich erschrocken auf. "S..sie...ich weiß...weiß..ni..cht..wer..sie....." stotterte ich.

Er wusste sofort, dass es dieses eine Mädchen gewesen sein musste, die mich in der Pause hatte sprechen wollen, denn er brachte mich ins Klassenzimmer, ließ mich in der Obhut meiner Freunde und ignorierte den aufgebrachten Lehrer, der jetzt seinen Unterricht anfangen wollte. Seto lief aus dem Klassenzimmer. Der Drache war rasend und nicht aufzuhalten.

Der Lehrer zuckte mit seinen Schultern und fing den Unterricht, ohne den Eisklotz an. Ich hasste Mathe...vor allem, wenn ich immer noch heulte und blutete und der Lehrer all das geflissentlich ignorierte. Niemand durfte mich zur Krankenstation bringen. Wusste er den nicht, dass ich damit eine Infektion riskierte und er den Zorn des eisigen Großkotzes? Keine viertel Stunde später, waren meine Tränen endlich versiegt und schon kam ein vor Wut schnaubender Frostdrache wieder ins Klassenzimmer. Er sah mich an und knurrte. Dann schnappte er sich meine linke Hand und zog mich auf den Flur, alle Proteste ignorierend. Immer weiter zerrte er mich, bis wir an der Krankenstation angekommen waren. Er übergab mich der Schwester und bellte sie an, dass sie mich umgehend versorgen sollte, was sie, unter seinem kontrollierenden Blick auch umgehend tat. Als sie fertig war, schickte er sie in den Nebenraum, da er mit mir alleine sprechen wollte. Die Schwester warf ihm einen mitfühlenden Blick zu und ließ uns unsere Privatsphäre. Dann nahm er meine linke Hand und legte mir meinen Ring hinein. Ich fing wieder an zu weinen und bedankte mich leise. Er schüttelte bekümmert seinen Kopf und nahm mein Gesicht in seine Hände. Dann küsste er mich. Sanft und zärtlich. Küsste mein Gesicht ab und dann umarmte er mich beschützend. Das tat gut.

 

Ich war so fertig und der Drache meinte, dass wir den restlichen Unterricht ausfallen lassen konnten und dann sogar Mokuba von der Schule holen könnten. Wir hatten ja immer länger Schule, als er. Ich nickte und wir holten nur schnell unsere Schulsachen. Der Lehrer protestierte wieder lautstark, aber Kaiba unterbrach ihn mit den Worten, dass er noch nie einen unfähigeren Lehrer, als ihn gesehen hätte und drohte ihm mit Entlassung, wenn er noch weiter seine Zeit verschwenden würde. Nach diesen kalten, drohenden Worten war der Lehrer still und ließ uns gehen. Er wusste, dass Kaiba viel Einfluss hatte. Für ihn wäre es ein leichtes, jeden Lehrer, den er wollte, feuern zu lassen, aufgrund der horrenden Summen, die er jährlich der Schule spendete, wie er mir, auf meinen verdutzten Blick hin, erklärte. Ich war froh, endlich die Schule hinter mir lassen zu können. Wir hatten ja nur noch morgen und dann war endlich Wochenende...Oh...der...der Brief. Pegasus. Ich musste es ihm sagen...aber wie?

 

Die Limousine hielt an Mokubas Schule und als er einstieg und uns beide sah, freute er sich, bis er in mein Gesicht und meine bandagierte Hand bemerkte. Er ließ sich erzählen was geschehen war und ich erhielt vom Eisklotz, dafür, dass ich ihm das mit der Drohung nicht vorher erzählt hatte, einen kalten Blick. Der mir aber nicht unangenehm war. Seltsam.

Als wir daheim waren, schlug Mokuba vor das wir uns mit Gesellschaftsspielen ablenken könnten. Während ich dankbar annahm, lehnte der Eisklotz ab. Er arbeitete noch ein bisschen an seinem Laptop, ehe er sich zu uns gesellte.
 

 
 

 

"Hahahahahahaha..........Muahahahahaha........SCHACHMATT!!!!!"
 

 
 

 

".......Joey......Du kannst mich gar nicht Schachmatt setzen.."
 

 
 

 

"Ach ja? Warum nicht, Mokuba?"
 

 
 

 

"......weil wir Monopoly spielen....sag ist wieder irgendwas passiert, was dich nervös macht? Du sagst immer die seltsamsten Dinge, wenn du vor etwas Angst hast und davon ablenken willst!"
 

 

Oh nein. Ich bin geliefert. Woher wusste er das? War das so offensichtlich? Wir saßen gerade im Wohnzimmer und spielten zusammen....wohl Monopoly und der Eisprinz saß in seinem Sessel und las ein Buch. Ich hoffte, dass es spannend und er so sehr darin vertieft war, dass er nicht mitbekommen hatte, was Mokuba gerade gesagt hatte. Jetzt musste ich mir was einfallen lassen. Ich wusste nicht wie der Großkotz reagieren würde, wenn er erfahren würde, was ich ihm seit ein paar Tagen verheimlichte. Ich wusste, das er wusste, dass irgendwas nicht stimmte. Doch bisher hatte er mich nie gezwungen darüber zu reden, wenn ich es nicht wirklich wollte.

 

"..........na ja....äähh......ähhmmm....nö??"

 

Mokuba starrte mich mit einem ernsten Gesichtsausdruck an und auch der Drache widmete mir nun seine ungeteilte Aufmerksamkeit...Ich war wirklich geliefert. "Ah hahahaha, naja gut. Es gibt wirklich etwas, was mir Sorgen macht." gab ich notgedrungen zu. Das war jetzt die Gelegenheit ihm davon zu erzählen...ich hatte Angst.

 

Kaiba legte sein Buch beiseite und erhob sich erhaben aus seinem Sessel, den ich in Gedanken, den Thron des frostigen Drachenprinzen getauft hatte, und kam lauernd auf mich zu. Er musste spüren, dass es etwas sehr wichtiges sein musste, was ich verheimlicht hatte. Ja es war wichtig. Ich fing an zu schwitzen.

"Nun?" fragte er mich kalt und analysierte gleichzeitig mein gesamtes Verhalten von heute und den vergangenen Tagen, studierte meine Gesichtszüge und hob nur eine Augenbraue. Damit hatte er mich. Ich wurde wieder extrem nervös und fummelte an meinem Ehering herum, der nun übergangsweise an der linken Hand ruhte, bis die rechte verheilt war. Ich senkte meinen Kopf unterwürfig und murmelte einige Worte, die selbst ich nicht richtig verstanden hatte. Doch ich unterschätzte wieder einmal meinen Ehemann. Aus nur ein paar Grummellauten, hatte er alles wichtige herausgefiltert und starrte mich mit einem derart eisigen Blick an, dass ich, wenn er magische Kräfte gehabt hätte, mich gerade meterdick eingefroren hätte.

"WAS?" brüllte er mich an. Dann versuchte er sich etwas zurückzunehmen und seine nächsten Worte waren nur noch ein leises Zischen. "Und WANN hattest du vor mir DAS zu sagen?" Ich schluckte. Ich hatte es heute vor, denn morgen war Freitag und dann würde er von Pegasus damit überrascht werden. Deswegen war ich ja gerade so nervös. Kaiba verlangte den Brief zu sehen und ich fummelte ihn aus meiner Hosentasche. Er sah zuerst auf das Datum, um mich daraufhin mit Eisblitzen zu strafen. Ich fröstelte und senkte wieder den Kopf. "Diesen Brief hast du mindestens schon einen Tag. Wieso erzählst du mir erst jetzt davon?" Ich murmelte, dass ich ihn schon seit Montag hatte und das brachte ihn zum explodieren.

 

"Ist dir klar, was du damit angerichtet hast?" fragte er fauchend. Er nannte mich alles mögliche, schrie mich an und konnte sich kaum zügeln, mich nicht doch zu verprügeln. "Das schlimmste weißt du doch noch gar nicht." flüsterte ich ihm leise zu und er stoppte seine Schimpftriade. "Was meinst du damit?" Ich deutete auf den Brief. "Lies ihn."

Das tat er auch und wurde immer blasser. Ich hatte ihn noch nie derart wütend erlebt, dass ich solch extreme Angst vor ihm hatte. Jetzt war dieser Moment gekommen. Was würde er tun? "Mokuba. Raus hier. Ich muss mit meinem EHEMANN unter vier Augen sprechen und egal WAS du hörst...komm nicht hier rein." Mokuba zitterte und flehte seinen Bruder an, mir nicht weh zu tun. Mit einem Fingerzeig deutete er auf die Türe und Mokuba verschwand mit einem ängstlichen Gesichtsausdruck.

Ich wich zurück und sah ihn genauso ängstlich an. Dann verließen mich auf einen Schlag meine Kräfte. Ich wusste, wann ich verloren hatte und nun musste ich wohl meine Strafe annehmen. Ich sank auf den Boden und fing an zu weinen. Ich rieb meine Augen, die anfingen zu jucken und hatte auf einmal meine Kontaktlinsen an den Fingern. Ich hatte sie ja schon seit Tagen ununterbrochen drin. Mein ganzer Hass auf mein Aussehen kam für einen kleinen Moment in mir hoch, verschwand zum Glück aber gleich wieder.

Er half mir auf und packte unsanft mein Kinn. Ich starrte mit meinen goldenen Augen in seine eisblauen. In seinen sah ich Wut und unglaublich große Enttäuschung. Er gab mir eine kräftige Ohrfeige und meine linke Gesichtshälfte fing an wie Feuer zu brennen. Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Ich wollte nicht, dass er mich so ansah und auch nicht, dass er mich für so schwach und hilflos hielt, wie ich mich gerade fühlte. "Warum hast du mir von alldem was dich bedrückt nichts erzählt? Weißt du eigentlich, dass wir jetzt nur noch zwei Tage für die Vorbereitung zur Verfügung haben?" fragte er mich zornig.

Ich musste tief durchatmen und hoffte meine Stimme wäre nicht allzu weinerlich und zittrig, als ich ihm erklärte warum. "Sind meine Sorgen und Ängste den wichtig genug, dass du dich dafür interessieren würdest? Du hasst mich. Wir wurden gezwungen zu alldem hier. Ich habe keinen Grund...keinen Grund dir zu vertrauen und du auch mir nicht. Ich hatte einfach Angst, dir von dem Brief zu erzählen." schluchzte ich verzweifelt auf.

 

Er nahm meine Hände von meinem Gesicht und zwang mich dazu, ihn ansehen zu müssen. Ich weinte noch immer bitterlich, aber ich sah in seinem Gesicht keine einzige Regung. "Du denkst, ich würde dich hassen?" Ich sah ihn verwirrt an. Natürlich dachte ich das. Wieso auch nicht. Das hatten wir ja vorher auch getan. Aber er erklärte sich natürlich nicht. Nicht, warum er nur diesen einen Satz aufgegriffen hatte und auch nichts über meine Ängste. Stattdessen sah er mich überlegend an. Er streichelte sanft meine von ihm geschlagene Wange und meinte, dass wir das schon hinkriegen würden. Dann gingen wir halt auf diese Party und zogen diese Anzüge an.

Ich verstand ihn nicht. Zuerst war er wütend, dann emotionslos, dann sanft. Was sollte da noch kommen? Da fing sein Handy an zu klingeln. Er lotste mich auf die Couch und ging ran. Er hörte nur kurz zu, meinte wir würden kommen und legte wieder auf. "Das war Jason. Die Anzüge sind da. Komm wir fahren zu ihm." Seto suchte kurz Mokuba auf und erklärte ihm, dass wir zu meinem Dad müssten. Besorgt sah er zu mir und meiner noch geröteten Wange und den verweinten Augen. Ich lächelte schwach und er atmete auf. Anscheinend war keine weitere Strafe von ihm zu erwarten. Gut zu wissen. Der Eisschrank rief Roland zu sich und gab ihm die notwendigen Instruktionen. Dann fuhren wir zusammen zu meinem Dad. Kurz bevor wir ankamen, murmelte er eine leise Entschuldigung, dass er mich geschlagen hatte und nahm mich kurz in den Arm. Er versprach mir, dass er das nicht mehr tun würde. Ich wusste nicht, ob ich ihm glauben konnte.
 

 
 

 

Wir stiegen aus der Limousine und klingelten bei meinem Dad. Es summte und wir gingen durch die Türe. Es gab zwar in diesem Gebäudekomplex einen Aufzug, aber der war ständig kaputt, also stiegen wir die Treppen hinauf in den vierten Stock. Mein Dad erwartete uns schon. Seine Augen weiteten sich, als er mein Gesicht sah. "Was ist passiert?" fragte er erschrocken und als er die verbundene Hand sah, stürzte er zu mir und umarmte mich fest. "Kommt erstmal rein und dann erzählt was passiert ist." Wir folgten ihm in die Wohnung, die ziemlich unordentlich wirkte. Kleidung lag verstreut herum und das benutzte Geschirr sah aus, als ob es von letzter Woche wäre. Ich war doch am Montag erst hier gewesen und da war noch alles sauber. Mit der verbundenen Hand konnte ich nicht abwaschen, aber ich sammelte Dads Wäsche auf, die schon stank und rümpfte daraufhin die Nase. Ich bat Kaiba meinem Dad alles zu erzählen, während ich die schmutzige Wäsche in einem Korb sammelte und damit ins Bad ging, um sie zu waschen. Auch hier sah es aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Benutzte Handtücher lagen verstreut, sowie schmutzige Unterwäsche. Die Tube der Zahnpasta war offen und der Inhalt teils im Waschbecken verschmiert. Der Spiegel hatte ebenfalls Zahnpasta Flecken und die Toilette sah aus, als hätten wir keine Toilettenbürste, um sauber zu machen. In der Dusche waren noch eingetrocknete Seifenreste ...Ich lud also erstmal die Kleidung in die Waschmaschine und schaltete sie an. Dann verschloss ich die Zahnpastatube und begann, mit einer Hand zu putzen. Es verging eine halbe Stunde, bis ich hier alles blitz blank hatte. Mit einer Hand war ich nicht so schnell.

 

Mein Ehemann sah nach mir und schimpfte verärgert, warum ich für meinen Dad die Putze spielte. War er nicht ein erwachsener Mann, der für sich selber sorgen konnte? Ich sah Kaiba daraufhin nur an, seufzte und ging aus dem Bad. Dann holte ich den Staubsauger und versuchte mit einer Hand zu saugen, was mehr schlecht, als recht funktionierte. Mein Dad nahm ihn mir ab und entschuldigte sich dafür, dass er es nicht gemacht hatte und saugte für mich weiter. Ich war schon wieder den Tränen nahe. Mein Dad konnte kaum für sich selbst sorgen und anscheinend vereinsamte er hier, ohne mich. Der arrogante Schnösel nahm meine linke Hand und zog mich auf die Couch, immer noch schimpfend. "Warum tust du das? Du bist verletzt." Ich sah ihn an und teilte ihm mit, das Dad einsam war und sich deswegen gehen ließ. Ich konnte ihn doch nicht im Stich lassen. Kaiba massierte sich daraufhin nur genervt seine Nasenwurzel. Dad saugte ziemlich schlampig und ich musste mich stark zusammen reißen, um ihm nicht den Staubsauger zu entwenden und es selbst zu machen. Dann war er "fertig" und setzte sich wieder zu uns. "Tut mir leid, Joey. Ich mache es ab jetzt besser, ja? Ich nickte nur und fragte ihn nach seiner Meinung über den Brief. Er presste die Lippen aufeinander und hatte einen sehr enttäuschten Gesichtsausdruck drauf. Er zuckte abweisend mit den Schultern und gab uns das Paket, in dem die Anzüge waren. Ich seufzte. Wenn Dad SO reagierte, konnte ich nichts aus ihm heraus bekommen. Wir waren uns echt ähnlich....Dann öffnete Kaiba das Paket und unsere Augen wurden immer größer.
 

 

 

"Das ist nicht sein Ernst!" Wir waren beide fassungslos. NIE würde ich DAS anziehen. Kaibas Anzug war mit Rüschen nur so übersät und war sonnengelb. An dem Ärmeln und dem Jackensaum waren Fransen dran und gingen nur bis zum Ellbogen. Das Hemd war schlicht und rosa. Die Hose hatte einen weiten Schlag und es zierten große, glitzernde Pailletten und Steinchen den Schrittbereich.....und er hatte noch den guten Anzug. Meiner war eigentlich nicht wirklich einer. Das was ich anziehen sollte, war wohl ein sogenannter Männerrock, aus weichem schwarzem Leder, mit ebenso glitzernden Steinchen und ein passendes Hemd, mit einem integriertem Mieder in Gold und lila. Der Rock war nur Knielang und das Mieder mit Hemd viel zu kurz. Ich müsste bauchfrei gehen. Ich wollte diese Schande sofort im Müll versenken, jedoch bremste mich mein Dad, mit der Aussage, dass wir diese vielleicht noch irgendwann brauchen könnten, was ihm von uns beiden einen "Bist du wahnsinnig-Blick" bescherte. Dad interessierte das nicht und räumte diese....er räumte sie weg.

 

Ich war am Ende. Ich konnte nicht fassen, dass wir so etwas in der Öffentlichkeit anziehen sollten. Die Presse würde ja auch dort sein und Pegasus hatte dieser versprochen ...VERSPROCHEN, dass wir dieses.....Modedisaster denen vorführen würden. Selbst wenn wir nun vor aller Welt, als schwules, verheiratetes Pärchen galten, wir hatten Stil! Das sagte ich auch laut und fragte Kaiba gereizt, ob er ein richtig tolles, Kaiba-mäßiges Outfit in seinem Schrank hätte, was Pegasus in Ohnmacht fallen lassen konnte. Eine hochgezogene Augenbraue später, hatte Kaiba sein Handy hervor gezogen und telefonierte nun in einer mir völlig unbekannten Sprache. Sie hörte sich edel und elegant an. Als er aufgelegt hatte, bat er mich und meinen Dad ihn zu begleiten. Dann fing er noch ein Gespräch an, ebenfalls in einer anderen Sprache, die sich irgendwie düster nach Mafia anhörte, aber trotzdem einen angenehmen Klang hatte. Als er aufgelegt hatte, fragte ich ihn danach. Er erklärte das erstere Sprache französisch und die zweite russisch war. Ich konnte nicht umhin ihn dafür zu bewundern, versuchte es aber nicht zu zeigen. "Und warum hast du diese Sprachen jetzt sprechen müssen? Was hast du vor....Se..Seto?" Ich war fast versucht, ihn anders zu nennen, aber ich konnte mich gerade noch bremsen. Keine Liebe. Das musste ich mir immer wieder in Erinnerung rufen.

Lange sah er mich an, bevor er mir antwortete. "Ich habe nur etwas in die Wege geleitet und um Pegasus in Ohnmacht fallen zu lassen, müssen wir uns erst solche "Kaiba - mäßigen Outfits", wie du so schön sagst, schneidern lassen. Jason und Mokuba bekommen auch eines und dann brauchen wir noch ein schönes Kleid."

"Ein Kleid?" riefen mein Dad und ich im Chor. Der Drache rollte nur mit den Augen und schwieg. Ich fragte mich, wer dieses Kleid nur anziehen sollte....hoffentlich nicht ich...Wir fuhren wieder in die Villa und holten Mokuba ab. Ich sah auf die Uhr und stellte fest, dass es gerade mal 14 Uhr war. Wieso war mein Dad eigentlich um diese Zeit zu Hause? Dann unterbrach mein Mann meine Gedanken und scheuchte mich in mein Zimmer. Ich sollte mir mein Gesicht waschen und mich umziehen. Ich hatte nach der Schule vergessen, meine Schuluniform gegen Alltagskleidung zu wechseln. Also ging ich erst ins Bad und wusch mich. Dann huschte ich in meinen Schrank und überlegte. Was sollte ich anziehen? Jetzt endlich verstand ich alle Frauen. Ich hatte so viele Klamotten, dass ich einfach nicht wusste, was ich anziehen sollte. Ich stand lange davor, kramte mal hier, mal da ein paar Sachen hervor und sah sie an. Das war zu viel für mich. Mir reichten doch wirklich nur ein paar Sachen. Da wusste man sich wenigstens immer zu entscheiden.

 

Dann stand der Eisdrache hinter mir, denn ich spürte einen kalten Blick auf meinem Rücken. "Mann, Kaiba. Das sind viel zu viele Klamotten. Ich weiß gar nicht, was ich anziehen soll...." sagte ich einfach, ohne mich umzudrehen. Ich hörte ein Schnauben und dann griff er an mir vorbei und zog eine dunkelblaue Jeans und ein schwarzes, kurzärmeliges Hemd heraus und reichte es mir. "Lass die drei obersten Knöpfe offen, dann sieht es lässiger aus." sagte er kühl und verschwand wieder. Ich zitterte. Ich hatte das Gefühl, dass er mir wieder näher kam. Das wollte ich eigentlich nicht und dann wollte ich es doch wieder. Vor mir selbst zugeben kam eigentlich nicht in Frage...aber ich vermisste die Leidenschaft zwischen uns. Auch wenn ich mich danach benutzt fühlte. In den Momenten, wenn ich mit ihm schlief, hatte ich das Gefühl geliebt zu werden. Ich fühlte mich vollkommen. Aber für ihn war das nur eine reine körperliche Sache, ohne nennenswerten, romantischen Gefühlen. Einfach mal so zum zwischendurch abspritzen.

 

Ich schüttelte den Kopf und verdrängte hartnäckig die Traurigkeit, die mich wieder befallen wollte. Schnell zog ich mir die Schuluniform aus und die wirklich bequemen und coolen Klamotten an. Dazu zog ich mir schwarze Turnschuhe an. Ich verließ den Schrank und hetzte nach unten, wo alle nur noch auf mich warteten. Wir gingen geschlossen zur Limousine und fuhren aus der Stadt heraus, in ein benachbartes Dorf. Es hatte vielleicht einige tausend Einwohner und wirkte sehr gemütlich. Ich erinnerte mich an meine Shoppingtour vor fast einer Woche und hoffte, dass es nicht auch derart anstrengend war. Wir hielten vor einem altmodisch wirkendem Laden und betraten diesen. Die Ladenglocke klingelte eine sanfte Melodie und der Eisprinz wurde sogleich überschwänglich, in sehr gebrochenem japanisch, begrüßt. Dann wechselte der ältere Herr, mit den weißen Haaren und stechend hellgrünen Augen in seine Muttersprache und ich erkannte an diesem eleganten Ausdruck, dass es französisch war. Dieser Herr konnte gar nicht mehr aufhören, Kaiba zu erzählen, wie sehr er ihn doch bewunderte. Da brauchte man keinen Übersetzer, denn er hatte eine sehr ausdrucksstarke Gestik und fuchtelte mit seinen Armen, wie wild in der Luft herum. Während wir warteten, dass der Herr auch uns begrüßte, sah ich mich um. Überall standen Schneiderpuppen mit bauschigen Kleidern in zarten Farben und welche mit extravaganten Anzügen herum, dazwischen alte, wohl antike Möbelstücke und man fühlte sich in die Vergangenheit versetzt. Es roch schwach nach Möbelpolitur bei einer alten, magisch wirkenden Kommode, die ich einfach mal anfassen musste.

 

"Oh mon dieu. Fassen Sie dieses Buffet ja nischt an." Schrie mich der Mann an. Ich fragte mich, wo hier ein Buffet stehen sollte und bekam sofort Hunger, was ich auch umgehend äußerte. Kaiba räusperte sich und stellte mich dem Herrn vor, der Monsieur Francois Moreau-Duboit hieß. Der Herr wurde blass und entschuldigte sich hektisch, ging auf die Knie und verbeugte sich so tief, dass er den Boden hätte küssen können. "Schon gut Mr. Dubott. Ich muss mich bei Ihnen entschuldigen. Ich habe meine Manieren ganz vergessen." Er sah mich mit einem stechendem Blick an, zwirbelte seinen weißen Schnurrbart und nuschelte ein "Mein Name ist Duboit, nischt Dubott." Ich verbeugte mich vor ihm und bat ihn mir zu erklären was das für ein edles Möbelstück sei, denn ich kam nicht umhin seinen ausgezeichneten Geschmack zu bewundern. Das brachte ihn zum strahlen und er erklärte mir das es ein Buffet, also eine Kommode, aus Kirsch- und Nuss Holz aus dem Jahre 1852 sei. Es hatte dem Kaiser Napoleon dem Dritten gehört und er sei besonders stolz darauf. Ich lächelte ihn an und beglückwünschte ihn zu diesem....Buffet. Er umarmte mich und klopfte mir ziemlich hart auf den Rücken. Er meinte, dass er das Kompliment nur zurück geben konnte. Monsieur Seto Kaiba hatte ebenfalls einen exquisiten Geschmack, bei der Wahl seines Ehemannes und lobte meine goldene Erscheinung. Ich wurde umgehend knallrot und fragte ihn, um ihn von mir abzulenken, ob er für die stylischen Mäntel, die in meines Mannes Schrank hingen, verantwortlich war. Ein hektisches Nicken erschütterte ihn und prompt fiel mir sein Toupet vor die Füße. Er hob es auf, setzte es falsch herum wieder auf und bat uns mit nach hinten zu kommen. Mein Dad musste sich mühevoll das Lachen verkneifen, als er sich mit Mokuba uns anschloss und mit nach hinten ging. Es verging eine Ewigkeit, ehe wir, also Dad und ich, abgemessen wurden. Kaibas und Mokubas Maße kannte er wohl schon. Nun kannte der Herr auch alle meine Körpermaße. Von der Größe meines kleinen Zehs bis hin zum Abstand von Ohrläppchen zu Ohrläppchen. Wozu DAS gut sein sollte wusste ich nicht. Da der Eisschrank aber nichts gesagt hatte, nahm ich an, dass es notwendig war. Es vergingen ein paar Stunden dabei, ehe die Ladenglocke wieder ihre beruhigende Melodie spielte, als jemand den Laden betrat. Kaiba grinste mich an. "Unser Gast ist eingetroffen."

 

 

Ich sah ihn verwirrt an und wollte gerade fragen, welchen Gast wir erwarteten, bis mich ein Mädchen, mit langen rotbraunen Haaren, umwarf und mich laut "Großer Bruder" nannte. Serenity.... Ich schluchzte laut auf, umarmte sie und vergrub mein Gesicht in ihrer Mähne. Dann stürzte unser Dad zu uns und umarmte uns alle fest, sodass wir keine Luft mehr bekamen. Mokuba kratzte sich an seiner Nase und freute sich und mein Mann, den ich vor lauter Haaren in meinem Gesicht kaum sah, wirkte abwesend. Als wir uns alle schluchzend voneinander lösten, begann Mr. Dabon wieder um uns zu wuseln und fragte, ob sie das Mädchen sei, für das er ein hinreißendes Kleid schneidern sollte. Sie wirkte verwirrt, nickte aber einfach mal und ließ sich abmessen. Ich betrachtete meinen Drachen, der mir schon zum zweiten Mal eine großartige Überraschung beschert hatte. Sein Gesicht war wieder ausdruckslos und kühl. Wann hatte ich ihm das letzte Mal für seine Fürsorge gedankt? Hatte ich das überhaupt schon mal? Vielleicht....wenn ich anfing...vielleicht änderte sich sein Verhalten dann und er wechselte nicht mehr ständig seine Launen. Ich ging auf ihn zu und er sah zu mir. Ich war voller Gefühle und mein Herz quoll über vor Glück, weil ich meine Schwester wiedersehen durfte. Also schlang ich meine Arme um seinen Nacken, sah ihm tief in die Augen und flüsterte ihn etwas zu. "Ich danke dir für diese wunderbare Überraschung, mein Geliebter Ehemann." Dann zog ich ihn zu mir runter, schloss meine Augen und küsste ihn zärtlich. Ich wollte mich von ihm gleich wieder lösen, aber dann fing er an den Kuss zu erwidern und hielt mich fest. Er öffnete seine Lippen einen Spalt weit und ich tat es ihm gleich. Unsere Zungen tanzten, rieben sich zart aneinander und mir wurden dabei die Knie weich. Zum Glück hielt er mich immer noch fest. Nach einiger Zeit lösten wir den Kuss wieder und ich öffnete meine Augen, um in seine zu sehen, die hell und unglaublich blau strahlten.

 

Ich konnte meinen Blick nicht von ihm nehmen und sah fasziniert zu, wie sich seine Augenfarbe von einem sehr hellen blau, in ein zartes himmelblau und dann zu eisblau wechselte. Er war wunderschön und ich wollte ihn am Liebsten noch mal küssen. Aber dann räusperte sich Mokuba, mit den Worten, dass wir das doch bitte auf später verschieben sollten, wenn wir alleine in unserem Schlafzimmer wären. Ich senkte beschämt meinen Kopf an Setos Brust und versuchte wieder klar denken zu können. Ich hörte meine kleine Schwester kichern und nahm sofort wieder Abstand von Seto. Sein Blick wurde wieder ausdruckslos und er widmete sich der Farbauswahl unserer Kleidung, die allesamt aufeinander abgestimmt werden sollten. Wir waren zwar geladen zu einer abendlichen Party, aber der Kleidung nach, die Pegasus uns geschickt hatte, mussten wir nicht in einfachen Anzügen dorthin gehen. Mr. Düdoi schlug vor, Anzug und Kaibas übliche Mäntel miteinander zu kombinieren. Elegant sollte es sein und doch typisch für einen Kaiba. Auch das Kleid für Serenity sollte auf uns Männer angepasst sein und er fragte meinen Mann ob es besser schulterfrei oder mit Trägern sein sollte. Damit war er aber etwas überfordert. Doch in meinem Kopf formte sich bereits eine Idee und ich schnappte mir daraufhin den Zeichenblock und einen Bleistift, des Ladenbesitzers, der lautstark protestierte. Doch dann sah er meinen konzentrierten Blick, der schon fast wahnsinnig wirkte, den er aber kennen musste und zeichnete ein "Kaibamäßiges" Kleid, welches mir passend für meine Schwester erschien. Die Augen der Anwesenden wurden immer größer. Anscheinend wusste hier keiner, außer mir selbst, dass ich gerne zeichnete.

 

Das Kleid hatte einen Stehkragen und war nur an einer Seite schulterfrei. Der Ausschnitt war herzförmig und lag eng an. An ihm waren zwei schwarze Schnallen die den Kragen mit dem Ausschnitt verbanden. Der rechte Arm hatte als Ärmel sehr feinmaschigen schwarzen Netzstoff. Das Oberteil bestand aus blauem Stoff und weißem Leder. Der Rock war mit dem Oberteil verbunden und wirkte teils wie ein Mantel. Hinten floss der Mantelrock bis zum Boden. Vorne sollte der Rock nur kurz sein. Ein Gürtel mit den Initialen der Kaiba Corporation sollte sie ebenfalls tragen. Eine schwarze, feinmaschige Netzstrumpfhose, die die Innenschenkel ausließen, wurden von Stiefeln aus weißem Leder abgerundet. Ich schlug vor, dass wir alle vor allem in weiß, mit ein bisschen schwarz und blau gehen sollten. Unsere Kleidung ähnlich im Stil und doch individuell. Außerdem fragte ich ob wir nicht Kaiba Technologie in unsere Kleidung einbauen lassen sollten, so als Highlights die blau leuchteten, a la Cyber Space. Mr. Dumpoin war von meiner Idee begeistert und so zeichnete ich noch die restlichen Outfits für Samstag. Alle angeglichen an dem Kleid. Als wir endlich wieder in die Limousine stiegen, war es bereits Abend und ich hatte nun richtig Hunger. Serenity freute sich schon auf meine Kochkünste, genau wie mein Dad und auch Mokuba redete über Essen, wie ein Wasserfall. Nur der Großkotz war schweigsam und sah mich die ganze Zeit mit einem undefinierbarem Blick an. Ich fragte ihn, was er hätte. Doch wieder strafte er mich mit Schweigen. Man war das nervig. Ich sah wütend woanders hin und hoffte, bald diesem Drachen entkommen zu können.

 

Endlich an der Villa angekommen, floh ich regelrecht vor ihm und machte mich auf, zu kochen. Ich beschloss lauter Kleinigkeiten anzurichten. So traf ich jeden Geschmack. Ich schaltete bei kochen regelrecht ab und genoss es für meine Familie ein Festessen zuzubereiten.

Wir lachten und redeten ohne Unterlass beim Essen. Dann fragte ich Serenity wie sie hier her kam, wie lange sie hier bliebe und was Mutter dazu sagte. Meine kleine Schwester wurde still und sah mich an, als ob es nicht offensichtlich wäre. "Ich wurde nach Schulschluss von einem Mann angesprochen, ob ich die Schwester von Joseph Kaiba wäre. Als ich ihm bestätigte das du mein großer Bruder bist, sagte er ich wäre übers Wochenende nach Domino, in die Kaiba Residenz eingeladen und er hätte eine Entschuldigung für den morgigen Schultag. Ich habe mich von ihm nach Hause bringen lassen, meine Sachen gepackt und Mama gesagt, dass ich mit einer Freundin lernen will und bei ihr übernachte und mit ihr am nächsten Tag zur Schule gehe. Dann am Wochenende wäre eine reine Mädchen Pyjama Party und ich würde erst am Sonntag Abend wieder nach Hause kommen. Ich bin mit Kaibas Privatjet hergekommen. Ja und jetzt bin ich hier."
 

 

Ich sah sie mit weit aufgerissenen Augen an. Sie hatte Mutter einfach gesagt, sie würde bei einer Freundin übernachten? Aber das ging doch nicht. Sie war immerhin unsere Mutter. Und Serenity hatte sie einfach dreist belogen. Ich teilte ihr meine Bedenken umgehend mit und auch, dass sie unserer Mutter doch nicht einfach den Respekt verwehren sollte.

"Joey...denkst du wirklich, ich könnte meiner Mutter noch ein einziges Fünkchen Respekt zollen, so wie sie dich behandelt hat? Wir haben das Interview im Fernsehen zusammen angeschaut. Außerdem habe ich ihr Telefongespräch noch drei Zimmer weiter sehr gut mit anhören können. Joey...egal was Mutter sagt...sie lügt. Außerdem liebe ich deine Augen. Sie sind wundervoll und nur weil Mutter so gewöhnlich ist, muss sie ihre Eifersucht nicht ständig an dir auslassen. Immerhin kannst du am wenigsten dafür."

Ich sah sie weiterhin fassungslos an. Während Mokuba bestätigend nickte, bekam sie von Dad einen missbilligenden Blick, der aussagte, dass sie Recht hatte, aber trotzdem nicht so über ihre Mutter reden sollte und der Eisberg warf ihr einen wohlwollenden, zufriedenen Blick zu....Oh nein. Er war vielleicht doch hetero und wollte, nach der Scheidung, sich an meine kleine Schwester ranmachen...Das konnte er vergessen. Ich brauchte Sicherheit. Aber wie sollte ich ihn fragen? Einfach damit rausplatzen? So wie: He Kaiba, bist du schwul Alter, oder was?
 

 

Als wir fertig waren, räumten wir noch ab und machten alles sauber. Mokuba führte meine Schwester und Dad ins Wohnzimmer, wo die drei noch einen guten Film anschauen wollten.

Ich war so nervös und spielte wieder mit meinem Ehering. Ich war mit meinem Mann allein in der Küche. Noch beobachtete mich der Großkotz aufmerksam. Er sah mich immer noch mit diesem seltsamen Blick an, den er schon hatte, seit ich unsere Outfits gezeichnet hatte....Ups. Also deswegen sah er mich so an.

"Ja ich kann zeichnen. Und? Was soll daran so besonderes sein?" fragte ich ihn und hoffte, dass er mich auch wirklich deswegen so ansah. Sein Blick wurde frostiger. "Du scheinst ja wirklich keinerlei Vertrauen in mich zu haben." Ich schluckte. Nun gut ein bisschen schon. Keiner war zuverlässiger als er. Aber deswegen ihm gleich alles von mir erzählen? Damit konnte er mich auch mal erpressen, wenn ich nicht gehorchte. Aber das brauchte er nicht zu wissen.

 

"So würde ich das nicht sehen. Du hast Eigenschaften die recht verlässlich sind. Ich gebe zu, ich vertraue dir schon ein bisschen." Reichte ihm das? Hoffentlich. "Das ist alles?" Oder auch nicht. "Wieso sollte ich gerade DIR vertrauen? Du hattest bis jetzt, seit wir verheiratet sind, nichts anderes gemacht, als mich zu schikanieren und hast mich sogar geschlagen. Du hasst mich und vertraust mir doch auch nicht. Sonst würdest du mich nicht immer mit Nichtachtung und Schweigen strafen. Von dir bekommt man nie eine eindeutige Reaktion, wenn man sie mal braucht." Er hob eine Augenbraue. "Du fühlst dich also von mir vernachlässigt?" Das war doch die Höhe... Wieso sollte ich mich vernachlässigt fühlen? Wie kam er auf so eine absurde Schlussfolgerung? Wir hatten von Vertrauen gesprochen, nicht von Vernachlässigung. Außerdem...wieso hörte sich das bei ihm immer an, als ob er mein Herrchen wäre und ich der Hund? Das Herrchen geht mit dem armen Hundi kein Gassi mehr und spielt auch nicht mehr mit ihm....Wieso betitelte ich mich eigentlich selbst als Hund in meinen Gedanken? Ich sah ihm ins Gesicht und ich glaubte, er hatte denselben Gedanken, wie ich gerade. Ich lief rot an und warnte ihn, mir jetzt mit irgendwelchen Hundekommentaren zu kommen.

 

"Du forderst es aber auch immer heraus, Bello." Ich knurrte. "Aus. Böser Hund. Das reicht. Vielleicht solltest du heute Nacht draußen in deinem Zwinger schlafen." Ich sah ihn böse an. "Ich bin kein Hund und werde auch nie einer sein. Merk es dir endlich, Kaiba. Ich dachte du bist schlau."

Dann wand ich mich ab und ging aus der Küche. Was solls. War mir doch egal, ob er schwul war. Ich wollte nur noch meine Ruhe vor ihm. Auch wenn ich gerne Zeit mit meiner Schwester verbracht hätte, musste ich jetzt erst alleine sein und mich wieder fangen. War aber schwierig, wenn man von Mokuba erwischt wurde, wenn man sich davon stehlen wollte. Erbarmungslos zerrte er mich ins Wohnzimmer und auch der Eisberg setzte sich, mit finsterem Blick, dazu. Natürlich in seinen Thron...ich meine Sessel. Mit meinem Dad trank er ein Glas eines seiner besten Rotweine und Serenity und Moki tranken den alkoholfreien Schockonougatlikör. Ich verzichtete auf was zu trinken. Wie konnte ich jetzt genießen? Ich fing an zu grübeln und sah abwesend in eine Ecke. "Joey? Hey Joey?" Ich erschrak, als mein Dad mich so laut ansprach. "Was ist?" Nachdenklich wurde ich von allen Anwesenden gemustert. "Ich habe dich gefragt, ob du auch was von dem Rotwein möchtest?" Ich schüttelte den Kopf und meinte das ich müde wäre und mich gerne zurück ziehen würde. Doch meine Schwester hatte einen wissenden Blick a la Thea drauf und sie meinte, dass ich schon noch ein Glas mittrinken könnte. Das sagte sie, gepaart mit einem bettelndem Hundeblick. Ich knickte ein und nahm das Glas, was Dad mir reichte. Ich trank abwesend mein Glas Wein und meine Gedanken schweiften wieder ab. Wenn Pegasus morgen das Interview gab, wüsste meine Mutter, dass sie alle auch eingeladen sein würden. Mutter liebte alles Berühmte und Reiche und würde es sich sicherlich ansehen. Ich glaube, nur Serenity und ich wussten, dass Mutter eine Schwäche für Pegasus hatte. Oh wenn sie wüsste, dass er zur Familie gehörte... Wenn Serenity mitkam auf die Party... die Presse! Ich sprach Serenity leise darauf an und geschockt sagte sie mir, dass sie das nicht bedacht hätte. Also mussten wir frühestens nach dem Interview und spätestens nach der Party mit unserer Mutter rechnen. Ich zitterte und hoffte, dass sie von einem persönlichen Besuch absehen würde. Der Eisklotz sah mich schon wieder so seltsam an. Ich wich seinem Blick aus und versuchte die nun bohrenden Eissplitter zu ignorieren. Dann endlich war der Film zu Ende und Dad und Serenity durften in den beiden Gästezimmern schlafen, die wohl von den Ninjazimmermädchen bereits hergerichtet worden waren.
 

 

Der Eisschrank ging mit den anderen mit und ich blieb alleine im Wohnzimmer zurück. Ich ging auf den Fernseher zu und öffnete das geheime Fach, in der der Whisky versteckt war, nahm ihn und holte mir ein Glas. Ich schenkte mir ein bisschen davon ein und trank ihn mit einem Schluck leer. Das wiederholte ich noch drei mal und ich fühlte nun eine angenehme Schwere in mir. So würde ich gut und lange schlafen können. Ich holte mein Handy und schrieb meinen Freunden eine WhatsApp, dass ich es ihm gesagt hatte und nur ein bisschen geweint hatte. Während ich wieder an meinen Platz ging und mich setzte, schenkte ich mir nochmal ein. Den Whisky trank ich wieder mit einem Schluck aus und dann klingelte mein Handy. Ich nahm ab und hörte irgendwas mit "Mach die Kamera an." Ich sah auf mein Handy, drückte die entsprechende Taste und sah mich all meinen Freunden gegenüber. Ich starrte sie, das Glas in der Hand, geschockt an, während Thea mich missbilligend ansah.

 

"Trinkst du etwa?" Ich nickte und lächelte schwach. Ohne Umschweife erzählte ich ihnen wie Setos Reaktion auf mein Geständnis war. Das er mich nur ein paar Minuten beschimpft hatte. Das ich nur eine einzige kraftvolle Ohrfeige kassiert hatte und nicht wie erwartet, ein halbtot prügeln. Duke meinte ich sollte kurz warten. Sie waren wohl gerade alle bei ihm. Er holte nun ebenfalls was zu trinken. Er brachte ein paar Dosen Bier für Tristan, für Ryou eine Flasche Wodka, für sich selbst Jacky-Cola und für Thea eine Flasche Asti, einen Mädchensekt, der unglaublich süß schmeckte. Sie öffnete ihn, es ploppte laut und sie trank gleich einen großen Schluck, direkt aus der Flasche. Wir anderen taten es ihr gleich. Ich erzählte weiter. Das er sich für die Ohrfeige entschuldigt und versprochen hatte, es nicht mehr zu tun. Von den geschmacklosen Anzügen, die Pegasus mir geschickt hatte und das Dad sie behalten wollte. Dann noch davon, wie wir zu Herrn Daibon gefahren sind und Kaiba mich mit meiner Schwester überrascht hatte und sie das ganze Wochenende hier wäre, da sie unsere Mutter angelogen hatte. Dann noch vom Gespräch mit meinem Mann vor über zwei Stunden.

 

Ich trank die halbe Flasche leer, dann entschuldigte ich mich bei ihnen, dass mir jetzt ziemlich schwindlig sei und ich ins Bett gehen würde. Ich legte auf und versuchte auf die Beine zu kommen. Alles drehte sich, aber es war noch nicht allzu schlimm. Ich drehte mich um und sah mich meinem Eisprinzen gegenüber. Seinem verkniffenen Gesichtsausdruck nach zu urteilen, hatte er von Anfang an mein Telefonat mitgehört.

"Was ist?" fragte ich ungehalten und eindeutig etwas lallend. "Hast du etwa die halbe Flasche meines besten Whiskys getrunken?" Ich nickte grinsend und wacklig schwankend ging ich zum Fernseher, um die Flasche aufzuräumen. Als ich mich wieder umdrehte, sah ich mich auf einmal seiner Brust gegenüber. Ich schaute nach oben in sein Gesicht und fing an zu frieren. "Du dachtest also ich würde dich halbtot prügeln?" Ich nickte erneut und meinte, dass ich in dem Moment richtig Angst vor ihm gehabt hätte. Aber das wäre eh egal. "Lass mich jetzt bloß in Ruhe. Ich brauche deine Aufmerksamkeit nicht. Weder jetzt, noch in Zukunft. Gute Nacht." Ich versuchte an ihm vorbei zu kommen, aber er griff sich mein Handgelenk und hielt mich zurück. Dann drehte er mich zu sich um, griff sich grob mein Kinn und sah mir wütend in die Augen. "Du tust so, als ob ich nichts anderes zu tun hätte, als dir Gewalt anzutun." Nun war ich auch wütend. "Aber nein. Nicht doch. Das einzige was du tust, ist mich ständig zum weinen zu bringen." spie ich ihm entgegen. Wir starrten uns an und wieder mal kam mir in den Sinn, wie sehr er mich hassen musste. Es war doch sinnlos. Nie würde aus diesem Hass, Liebe werden können. Ich versuchte ihn wegzudrücken und er ließ sich das, seltsamerweise auch gefallen. Ich drehte mich um und wollte nun gehen.

 

Doch der Alkohol ließ mich mutiger werden, denn ich zögerte und schluckte. "Bist du jetzt eigentlich schwul, oder nicht?" Ich drehte mich nochmal zu ihm um und er sah mich bloß ausdruckslos an. Dann kam er auf mich zu, beugte er sich zu mir und flüsterte mir verführerisch ins Ohr. "Komm heute Nacht zu mir, dann zeige ich es dir." Bei den Worten stellten sich meine Nackenhaare auf und ich erschauderte. Mir wurde heiß und schwindlig und ich spürte ein hungriges Verlangen nach ihm. Aber ich zwang mich dazu, hinaus zu gehen. Eine eindeutige Antwort auf meine Frage sah anders aus. Schnell war ich, im Zick Zack stolpernd, die Treppe nach oben gelaufen und in mein Zimmer. Ich sperrte ab, auch wenn ich wusste, das es nichts bringen würde. Oh ich wollte ihn so sehr. Aber ich durfte nicht nachgeben. Ich zog mich bis auf die Boxershorts aus und legte mich ins Bett. Aber...ich konnte nicht einschlafen.....

 

Immer wieder sah ich ihn vor mir, mit hellen blauen Augen und hörte seine verführerische, tiefe Stimme die mich erzittern ließ. Ich spürte wie meine Männlichkeit anfing, sich zu regen. Nein. Ich wollte nicht selbst Hand anlegen. Ich konnte auch nicht zu ihm in sein Bett hüpfen und mich durchnehmen lassen. Ich musste durchhalten. Wir hatten es das letzte Mal erst am Montag in aller Frühe miteinander getan. Also waren erst drei Tage seitdem vergangen. Und ich hatte noch genau 353 Tage vor mir, bis ich das eine Jahr geschafft hatte. Das hieß ich musste mich zusammen reißen. So schwer es mir auch viel.
 

 

Der Brief und seine Folgen - Setos Sicht

 

 

 

Dieser elende Köter. Zuerst redete er verwirrt irgendwelchen Blödsinn, antwortete nicht, wenn man ihn darauf ansprach und dann haute er einfach ab. Ließ mich einfach stehen. Dieser Anblick von ihm, als er sich genießerisch unter der Dusche geräkelt hatte und dann als er mir in die Augen sah, erkannte, dass ich ihn beobachtete. Nur wegen ihm musste ich eine halbe Stunde unter der kalten Dusche verbringen. Ich lag gestern noch lange wach deswegen und jetzt beobachtete ich meinen weißen Drachen, dessen Anblick mich sonst immer sofort beruhigte. Doch dieses Mal schien es nicht zu funktionieren, wie ich es gewohnt war. Alles nur die Schuld des dämlichen Streuners. Ich seufzte und sah auf die Uhr. Es war schon fast 7 Uhr und die Villa noch sehr ruhig. Also verschlief er gerade auch noch. Was für einen Schrecken er bekommen würde, wenn er dachte, dass es bereits später Vormittag wäre. Meine kleine Art der Rache. Hologramme waren einfach meine Spezialität.

 

Ich stand auf, als ich im Nebenzimmer ein Geräusch hörte, ging durch meinen Schrank und direkt in seinen, wo er mir geradewegs in die Arme lief. Schnell hielt ich ihn fest an mich gepresst, damit er es nicht wagte abzuhauen. Ich fühlte, wie er kaum merkbar zitterte, als mich sein zaghaftes Bellen aus den Gedanken holte. „Ahhh, Kaiba...schöner Tag heute, was?“ Ich sah ihm lange in die Augen, was seine Unsicherheit nur noch verstärkte, bevor ich an ihm hinab sah und grinsen musste. Der kleine Kläffer kam mir nicht mehr aus. Jetzt hatte ich ihn. Das Verlangen nach ihm, welches seit gestern in mir schwelte, brach heraus. Ich nahm ihn sogleich mit in mein Zimmer und warf ihn auf mein Bett. Bevor er auch nur irgendwie reagieren konnte, küsste ich ihn und berührte seinen Körper. Ich rieb mich leicht an ihm und hörte ihn laut aufstöhnen. Das machte mich nur noch heißer auf den Kleinen. Nie hatte mein Körper so heftig reagiert. Ich fühlte, wie sein Körper auf meinen antwortete und nur darauf wartete, dass ich ihn verwöhnte.

Doch ich hatte nicht bedacht, dass es bereits spät war, denn ohne anzuklopfen kam mein kleiner Bruder in mein Zimmer und erinnerte uns daran, dass noch niemand gefrühstückt hatte und die Bentos wären ja auch noch nicht fertig. Was für eine Dreistigkeit. Wie konnte Mokuba es nur wagen, uns zu stören? „Was fällt dir ein, einfach hier rein zu kommen, ohne zu klopfen?“ Doch er zuckte nur hilflos mit den Schultern, während mein Mann sich in Sicherheit vor mir begab.Ich zischte Mokuba zu, dass wir gleich da wären und das er gefälligst verschwinden sollte. Er tat es auch umgehend und ich seufzte genervt. Jetzt war ich schon wieder hart und Joey in seinem Zimmer. Nun gut. Aufgeschoben war nicht aufgehoben. Ich würde schon noch eine Gelegenheit finden. Ich begab mich, mit meiner Schuluniform ins Bad, legte sie beiseite und trat unter die Dusche. Eisiges Wasser strömte meinen erhitzten Körper hinab. Meine Gedanken wanderten wieder zu ihm und ich vereiste, mit meinem Eisblick, die Fließen an der Wand, bis die Gedanken verschwunden waren und mein Körper sich abgekühlt hatte.

 

Beruhigt stieg ich aus der Dusche, trocknete mich ab, schlüpfte in meine Schuluniform und kämmte meine Haare. Ich sah in den Spiegel und verzog grimmig das Gesicht. Diese Katastrophe von einem Ehemann....Arrggh. Ich raufte mir die Haare. Wie sollte ich es ein ganzes Jahr aushalten, ihn in meiner Nähe zu haben, wenn mein Körper auf seinen derart reagierte? Dachte ich nicht noch vor ein paar Tagen für meine Selbstbeherrschung prädestiniert zu sein? Ich sah erneut in den Spiegel und bemerkte, wie mir die Haare in alle Himmelsrichtungen abstanden. Wie würde Joey reagieren, wenn er mich so sah? Ich grinste. Schnell ging ich in die Küche, wo mich Mokuba und mein Gatte erwarteten. Moki hatte einen seltsamen Ausdruck im Gesicht, der dabei Joey ansah, während der Hund mich anschmachtete, wie die weiblichen Subjekte aus meinem Fanclub. Er wurde sogar ein bisschen rot im Gesicht und machte sich schnell einen Kaffee, um sich von meinem Anblick abzulenken. Hehe. Interessant.

Er stellte Frühstück für zwei Personen auf den Tisch, während er bei Kaffee blieb. Ich stocherte in meinem Essen herum. Warum musste er ausgerechnet so was zubereiten? Ich hatte es in letzter Zeit wohl vernachlässigt, ihm zu sagen, was ich zum Essen wollte. Da war ich ausnahmsweise selber Schuld. Aber das würde mir nicht nochmal passieren. „Iss gefälligst auch etwas. Vergiss nicht das du zu gehorchen hast, Köter.“ Er seufzte nur und setzte sich hin, während er mich anstarrte. Doch ich erwiderte seinen Blick stur und irgendwann sagte er doch, dass er keine Zeit mehr hätte, um noch etwas zuzubereiten. Doch auf meinen kleinen Bruder war, wie immer, Verlass. Er bedachte Joey mit einem strengen Blick und gab ihm sein restliches Frühstück. Ich sah ihm an, dass er noch Hunger gehabt hätte, aber Joey musste ihm was gesagt haben, was ihn verstimmt hatte. Als wir endlich fertig waren, merkte ich des Hundes erschrockenen Blick. Wieder befiehl mich das Gefühl, dass er etwas wichtiges vor mir verheimlichte. Doch ich konnte ihn nicht dazu zwingen, es mir zu sagen. Ich hoffte, dass sein schlechtes Gewissen bald gewinnen würde und er es mir gestand. Er hatte keine Ahnung, wie hart es manchmal in der Geschäftswelt zuging und sollte dieses Geheimnis derart wichtig sein, wie er tat, könnten wir einiges verlieren. Und wir hatten gerade mal eine Woche und drei Tage unserer Ehe hinter uns. Nach dieser kurzen Zeit, brachte er schon alles durcheinander. Wie ein kleiner Welpe, der übermütig durch einen Blätterhaufen läuft und sich dann wundert, warum so viele Blätter um ihn herum liegen.

 

Wir stiegen in die Limousine und fuhren los. Als Mokuba an seiner Schule ausstieg, waren wir wieder allein. Ich spürte förmlich seinen immer noch schmachtenden Blick. Wurde Zeit, dass ich das beendete. Dieser Blick ließ mich seltsam unruhig werden. Meine Haare waren immer noch durcheinander, doch sie waren genauso perfekt, wie ich, deshalb schüttelte ich meinen Kopf und schon legten sie sich an ihren Platz. Nach ein paar Sekunden war sein Gestarre vorbei und ich beehrte ihn nun mit einem direkten Blick meinerseits. Er musste ihn spüren, denn er hob seinen Kopf und sagte mir rotzfrech, dass ER NICHT schwul wäre und ich es unterlassen sollte, ihn verführen zu wollen. Wut brodelte in mir hoch und steigerte sich noch, als er sich auf Punkt sieben in unserem Ehevertrag bezog. Meine Reaktion bekam er nicht mit, denn Roland hielt uns die Türe auf und der Streuner flüchtete regelrecht vor mir. Ich war rasend. Was bildete sich die Töle eigentlich ein? Es war doch offensichtlich, dass er genauso scharf auf mich war, wie ich auf ihn. Ich strafte ihn mit einem Eisblick und nahm mir seine Hand, während ich ihn wütend, an seinen Freunden vorbei, ins Schulgebäude zerrte.

 

Ich frostete ihn im Unterricht die ganze Zeit nieder und er bemühte sich vergebens, mich zu ignorieren. Niemand ignorierte einen Kaiba. Nicht einmal ein anderer Kaiba. In einer kleinen Pause zog Gardner ihn beiseite und flüsterte ihm etwas zu. Er wirkte aufgebracht und dann fing er an sie anzuschreien. „Ich weiß nicht was du meinst. Deine Annahme ist völlig an den Haaren herbei gezogen. Du hast so was von Unrecht.“ Daraufhin setzte er sich wieder und hatte Gardners starrenden Blick nun ebenso im Rücken. Meinen kühlte ich noch etwas runter, damit er merkte, dass ich seinen Ausbruch registriert hatte und dieses Verhalten nicht duldete. Zum Glück war die Schule bald beendet. Doch statt das er mit mir in die Firma fuhr, um seine Pflichten zu erfüllen, als angeheirateter Kaiba, verkündete er mir, dass er mit seinen Freunden „abhängen“ wollte. Ich sah ihn nur giftig an und ließ mich von Roland erst mal nach Hause fahren. Ich musste mich umziehen. In dieser Schuluniform fühlte ich mich nicht wohl. Ich freute mich darauf, mein Outfit anzuziehen, in dem ich mir wie der weiße Drache mit eiskaltem Blick persönlich vorkam. Doch so viel ich auch suchte...er war weg. Ich fing an zu schwitzen und suchte penibel nach Spuren, wer mir meinen edlen Mantel entwendet haben könnte. Mir fiel daraufhin ein, dass es nur einen einzigen Menschen... Pardon, Hund gab, der Zugang zu meiner Kleidung hatte und solch eine abscheuliche Tat vollführen könnte. Niemand anderes würde es wagen, den Weißen aus meinem Schrank zu stehlen. Das büßte er mir. Ich zog mir ein Rollkragenshirt und die passende Hose dazu an, legte meine Schnallen und die Armschienen an und verließ in schwarzen Schuhen meinen Schrank.

 

Während ich wieder zur Firma fuhr, dachte ich darüber nach, was ihn dazu getrieben haben könnte und wie ich ihn dazu brachte, es zuzugeben. Ach ja...er hatte ja noch gar keine richtige Position hier in der Firma. Ich beschloss ihn dort einzusetzen, wo er am wenigsten Schaden anrichten konnte. Er würde mir einfach assistieren. So konnte er gleich noch was lernen, obwohl ich bezweifelte, dass in seinem Spatzenhirn für solch wichtige Informationen noch Platz war. Ich rief Roland also zu mir und gab ihm die Instruktion, den Köter in die Firma zu holen und sollte er es wagen, nicht zu gehorchen, hätte er ein paar Monate ohne seine Freunde zu erwarten. Ich sah auf mein Handy. „Er ist bei Yugi Muto.“ sagte ich Roland, der daraufhin nickte und meinen Befehl folgsam ausführte. Nun hieß es warten.

 

Nach etwa zwanzig Minuten platzte er einfach in mein Büro. Ohne anzuklopfen. „Was sind das für Manieren? Daran solltest du schon längst gearbeitet haben. Aber was will man schon von einem verlausten Straßenköter erwarten.“ meinte ich abfällig und er schnauzte mich nur an, was ich jetzt eigentlich von ihm wollte. Ich räusperte mich. “Du wirst erst mal mein persönlicher Assistent sein, so habe ich dich wenigstens im Auge und du kannst keinen Unsinn anstellen.“

Ich fühlte seine unbändige Wut und wieder hatte ich ein unbeschreiblich gutes Gefühl in mir, wenn ich ihm meine Macht über ihn demonstrierte. „Bring mir einen Kaffee.“ blaffte ich ihn an. Er rauschte aus meinem Büro hinaus und ich konnte mir ein siegessicheres Grinsen nicht verkneifen. Er kam wieder mit dem gewünschten Getränk und wartete, mich anstarrend, auf weitere Anweisungen. Ich konnte seinen Versuch, mich „böse“ anzustarren gut ausblenden, denn sonst hätte ich ihm ins Gesicht gelacht, was das werden sollte. Er konnte nicht böse schauen. Er war ein kleiner Welpe. Das erinnerte mich an die Szene aus „König der Löwen“, wo Simba versuchte, wie ein großer Löwe zu klingen...einfach nur lächerlich. Um ihn noch mehr zu reizen, trank ich äußerst langsam und als ich fertig war, durfte er erst mal die Tasse wieder weg bringen. Wieder bei mir sah ich ihn lange an, strapazierte seine Geduld weiter, ehe ich ihn fragte ob er wüsste, warum ich NUR dieses Rollkragenshirt und diese Hose anhatte. Er schüttelte zuerst den Kopf, ehe er stockte. Sein Blick war getränkt mit schlechtem Gewissen. Jetzt war ich gespannt, was er darauf zu sagen hatte und fragte ihn, wieso er das getan hatte.

„Ich war bei dem einen, an dem Tag eben wütend auf dich und den anderen, den weißen, finde ich einfach cool und werde ihn bei Gelegenheit mal anziehen.“ Ich ließ mir nichts anmerken, wie wütend ich wirklich war, sonders sah ihn nur skeptisch an. Den anderen? Hatte er noch mehr meiner Mäntel entwendet? Das war leicht heraus zu finden. Doch nun musste er noch ein bisschen gequält werden und meinen Assistenten spielen. Ich hatte eh schon wieder Kopfschmerzen, also sollte er sich darum kümmern.

„Ich habe Kopfschmerzen. Da es deine Schuld ist, weil ich mich mit deinem kleingeistigen Gekläffe abgeben muss, massierst du mir meine Schläfen. Ich hoffe dass du das wenigstens etwas beherrschst.“

Ich erwartete keine Höchstleistung von ihm, vor allem, weil er gerade wütend war und mich sicherlich nicht vorsichtig behandeln würde. Ich wurde aber von ihm überrascht, als sich seine Hände sanft an meine Schläfen legten, langsamen Druck ausübten und anfingen, mich zu massieren..... Das war der Himmel. Ich fühlte augenblicklich keine Schmerzen mehr, nur ein wohlig warmes Gefühl, welches sich von seinen Fingern, über meinen Kopf und den ganzen Körper ausbreitete. Ich schloss meine Augen und seufzte erleichtert. Ich genoss die langsamen, zarten Bewegungen seiner Hände und spürte, wie es immer besser wurde. Ich entspannte mich völlig und fühlte mich wohl und gut aufgehoben. Die Zeit verlor ihre Bedeutung und ich vergaß, wer ich war. Ich schwebte, völlig benebelt von den unbeschreiblichen Gefühlen, in ungeahnten Höhen des Glücks. Ich sah mich, als den weißen Drachen mit eiskaltem Blick, der hoch oben durch die Wolken flog und freudig mit einem Rotauge Fangen spielte.

 

 

Ein Klopfen unterbrach diesen Moment und ich zuckte zusammen. Roland betrat mein Büro und erinnerte mich, wie ich es ihm in Auftrag gab, dass mein Mann nun nach Hause gebracht werden sollte. Ja, das Abendessen. Ich sollte ihm sagen, was ich heute zu essen wollte. Doch bevor ich nur ansatzweise den Mund aufmachen konnte, küsste er mich liebevoll auf meine linke Schläfe und verschwand aus dem Büro, mich äußerst verwirrt zurück lassend. Was sollte das? Wieso hatte er einen derart intimen Moment zwischen uns geschaffen...und war schon wieder einfach abgehauen, ohne Erklärungen abzuliefern. Ich verengte meine Augen und starrte mein Handy in Grund und Boden, als ich ihm schrieb, was ich zu essen wollte und das ich pünktlich zu Hause sein würde. Ich hatte noch eine Stunde, also begab ich mich in meinen Duellsimulationraum und duellierte mich mit einem virtuellen Köter, den ich wieder und wieder kläglich scheitern sah. Das hob meine Stimmung etwas. Roland erinnerte mich erneut an die Uhrzeit und ich ging, ohne meinen wehenden Mantel, nach draußen, zur Limousine, die mich sogleich nach Hause brachte. Dort angekommen überraschte mich ein herrlicher Duft, nach mit Liebe gekochtem Essen und ich schluckte. Jetzt musste ich mich mit meinem Ehemann auseinander setzen.

Ich beschloss, ihm einfach keine große Aufmerksamkeit zu schenken. Er schien das nicht gut aufzunehmen, als ich mich zu ihnen an den Tisch setzte. „Hattet ihr Streit?“ fragte uns Mokuba. Ich hielt es für überflüssig zu antworten und dachte, dass der Köter dies tun würde. Der jedoch rollte nur mit den Augen und hörte nach einem seltsamen Ausdruck im Gesicht, auf zu essen. Moki fragte ihn, ob er keinen Hunger mehr hätte und ich forderte ihn auf, zu essen. Doch auf einmal verlor er dabei alle Farbe aus dem Gesicht, stand ruckartig auf und stürmte aus der Küche. Mokuba fragte mich, ob ich wüsste, was mit ihm los wäre und ich schüttelte den Kopf. Mein kleiner Bruder seufzte und aß sein Abendessen schnell auf. „Du musst mit ihm reden, Seto. Er ist völlig fertig und wir können ihn damit nicht alleine lassen.“ Ich verdrehte die Augen und meinte, dass ich ihn bisher immer unterstützt hatte, auch wenn ich es nicht gewollt hätte und er grinste mich frech an. „Also kannst du Tränen im allgemeinen nicht ertragen?“ Ich schickte ihm einen meiner Eisblicke und bat ihn, es ja nie Joey zu erzählen. Daraufhin meinte er, dass Joey bestimmt selber irgendwann darauf kommen würde, so auffällig, wie ich mich dann verhalten würde. Das war doch die Höhe.

 

Als wir fertig waren, rief ich eines meiner Dienstmädchen. „Maria. Räume hier auf. Dann kannst du für heute Feierabend machen.“ Sie nickte und tat umgehend, was ich ihr aufgetragen hatte. Ich zog mich in mein Zimmer zurück und legte mich erst mal in mein Bett und atmete tief durch. Auch wenn man sich nie wirklich auf Joey vorbereiten konnte, da er IMMER irgendwas unvorhergesehenes tat, musste ich mich erst sammeln. Ich stand auf und schüttelte über mich selbst den Kopf. Besser ich brachte es schnell hinter mich. Also sah ich auf mein Handy und merkte, dass er wohl in seinem Schrank sein müsste. Mit hochgezogener Augenbraue ging ich dorthin, fand aber nur einen Hund, der schrie und sich meine Mäntel über den Kopf warf. Der Haufen aus zwei verschiedenen Mänteln, zitterte kurz, hörte schlagartig damit auf und blieb dann ruhig. Ich wartete einen Moment, ehe ich die Mäntel von ihm entfernte und einen lächelnden Hund darunter fand. Gegen meinen Willen zogen sich meine Mundwinkel nach oben. Wenn er mal nicht herum kläffte, war er ja einigermaßen zu ertragen. Ich brachte meine Mäntel, die ziemlich zerknittert aussahen, in meinen Schrank und hing sie wieder an ihren Platz, ehe ich mir meinen Gatten schnappte und ihn in mein Bett trug.

 

 

 

 

Die halbe Nacht war ich wach gewesen. Dem Köter war wohl zu warm, wenn die Decke über ihm war, denn er deckte uns ständig ab, wanderte von einer Ecke des Bettes zur anderen und blieb schließlich, nachdem ich ihn im meinen Armen festgehalten hatte, auf meiner Brust liegen und schlief dann ruhig. Ich schlief nochmal ein, dann wachte ich auf, eine halbe Stunde, bevor der Wecker geklingelt hätte. Dann wachte auch er auf, drehte sich auf den Rücken und sah dem wunderschönen, majestätischen, weißen Drachen mit eiskaltem Blick in die Augen, starrte ihn böse an und streckte ihm die Zunge heraus....Zufrieden mit sich schloss er wieder die Augen und kuschelte sich an meine Brust, atmete tief ein und dann riss er seine Augen auf und starrte in mein Gesicht. Meine Augenbraue wanderte nach oben, er richtete sich auf und rückte von mir ab. Er kratzte sich am Hinterkopf...hatte er Flöhe? Dann stand er auf und ging rückwärts, mich immer im Blick, auf seinen Schrank zu. Ich wiegte ihn in Sicherheit, bis ich meine Hand hob und ihn zurück winkte. „Bei Fuß, Kläffer.“ Er rang mit sich und ging, äußerst langsam auf mich zu. Einen Meter vor dem Bett blieb er stehen und sah mich ein wenig ängstlich an. Ich klopfte aufs Bett und beobachtete seinen inneren Kampf. Er setzte sich auf die Bettkante, doch ich schnappte ihn mir und zog ihn wieder an meine Seite.

„Ähhmm Kaiba? Was ist denn?“ fragte er mit großen Augen.

 

Mich packte eine Welle der Lust, als er mich so ansah und ich zog ihn zu mir, um ihn zu küssen. Er schmeckte so süß. Ich wollte es schon fast nicht zugeben, aber ich war bereits süchtig nach seinem Geschmack und küsste ihn, bis er keine Luft mehr hatte. Ich hatte noch genau in meinem Hinterkopf, dass er sagte, er wäre nicht schwul und wollte nicht mehr mit mir schlafen, deshalb fasste ich ihn auch nicht an. DAS musste er freiwillig einfordern. Dann löste ich mich von ihm. „Danke für gestern. Nach deiner Massage, waren meine Kopfschmerzen, wie weggeblasen.“ Dann entschied ich mich, noch eine Gemeinheit oben drauf zu setzen. „Und jetzt entferne dich, ich will meine Ruhe.“ Er verschwand wutschnaubend und ich seufzte. Ich wollte nicht, dass er dachte ich würde ihm gegenüber zu weich werden. Wie gerne hätte ich noch ein bisschen mit ihm rumgeknutscht, aber die Wut, dass er meine Mäntel entwendet hatte, war erst jetzt verraucht. Gut, er hatte seine Strafe gehabt. Hoffentlich konnten wir mal einen Tag verbringen, an dem keine seltsamen Sachen passierten. Mein Gefühl sagte mir, dass heute ein schlechter Tag war, sich dies zu wünschen und ich hoffte, dass es nicht allzu schlimm werden würde.

 

Ich machte mich fertig für die Schule und ging aus meinem Zimmer. Davor traf ich meinen kleinen Bruder, der wieder mal sehr nachdenklich wirkte. „Guten Morgen...Was hast du Mokuba?“ fragte ich ihn und er meinte, dass Joey gerade wutentbrannt aus seinem Zimmer gestürmt wäre. Er war offenbar so sauer gewesen, dass er nicht mal gemerkt hatte, dass Mokuba vor ihm stand und ihn grüßte. „Was hast du gemacht, Seto? Er schien mir sehr enttäuscht zu sein.“ Ich verdrehte meine Augen. Diese Töle sollte aufhören, sich wie ein schnippisches Frauenzimmer zu benehmen. Aber dies behielt ich lieber für mich und zuckte nur unschuldig mit meinen Schultern. Mokubas Augenbraue wanderte nach oben. „Ihr verhaltet euch ziemlich kindisch. Könnt ihr nicht miteinander reden? Damit passieren weit weniger Missverständnisse und wir könnten viel entspannter miteinander zusammen leben.“ Ich schnaubte nur. Mit Joey konnte man nicht entspannt zusammen leben. Nicht wenn der eigene Körper außer Kontrolle geriet und der Hund einem noch hin knallte, dass er nicht mehr mit einem schlafen wollte. Warum auch immer. Das hatte er mir ja nicht verraten, sondern war einfach geflüchtet.

 

Nach einem langen Blick auf mich, ließ Mokuba es auf sich beruhen und wir gingen zusammen nach unten, in die Küche. Das Frühstück war bereits angerichtet, doch standen auf dem Tisch nur zwei Portionen. Joey räumte gerade auf und packte sein Bento ein. Ohne einen Ton zu sagen, ging er aus der Küche. WAS WAR DAS? Mein Bruder und ich sahen uns verwirrt an, frühstückten schweigend zu Ende und begaben uns zur Limousine, in der Joey bereits wartete. Ich erinnerte ihn an meine Anweisung, immer bei den Mahlzeiten anwesend zu sein, doch er meinte nur, dass er anwesend war, gegessen hätte und ich froh sein sollte, dass er überhaupt aß. Ich beobachtete ihn genau. Er verschränkte seine Arme, wie ein trotziges, kleines Kind und versuchte mich zu ignorieren. Dann aber wandelte sich sein Blick zu einem panischen. Er war völlig in seinen Gedanken versunken uns wachte daraus erst wieder auf, als wir an Mokubas Schule angekommen waren und er ausstieg. „Hört beide auf, euch wie Kleinkinder zu benehmen und reißt euch gefälligst zusammen.“ Ich ignorierte seine Rüge und starrte weiterhin auf Joey. An unserer Schule angekommen, stiegen auch wir aus und gingen mit seinen Freunden ins Schulgebäude. Gardner warf ihm einen fragenden Blick zu, doch er schüttelte nur den Kopf. Also hatten ihm seine Freunde gestern geraten, mir sein Geheimnis zu verraten. Ich schickte ihm einen kalten Blick, damit er merkte, dass ich seine stumme Interaktion registriert hatte. Der Vormittag verging zügig, hatte ich doch das Vergnügen ihn mit Papierkügelchen zu bewerfen, damit er nicht einschlief. Ein Gefühl der Befriedigung stellte sich ein, als er sich wieder gerade hinsetzte und aufpasste.

 

Zur Pause setzten wir uns nach draußen und begannen zu essen. Taylor erzählte gerade von einer seiner Eroberungen und schilderte ganz genau, wie er sie zu seiner gemacht hatte...jedenfalls für die eine Nacht. Es war mehr als nur einschläfernd, hatte er doch das Talent jeden in den Schlaf reden zu können. Der Würfelfreak gab dann auch noch seinen Senf dazu, weswegen eine rege Diskussion entbrannte, über die beste Methode, Frauen aufzureißen. Dann beteiligten sie meinen Mann an der Diskussion . Es war ihm unangenehm zu erzählen, was er darüber dachte. „Ich bin da eher Oldschool.“ meinte er und sah mich kurz von der Seite an. Meine Augenbraue wanderte nach oben. „Mir ist die Sympathie wichtig. Ich muss jemanden erst mögen, damit ich weiter gehen kann.“ Ich schnaubte. Was wir beide schon miteinander getan hatten, ignorierte er einfach.

Dann kam ein Mädchen auf uns zu. Sie war diejenige, die den Seto Kaiba Fanclub erst gegründet hatte. Sie war ebenso der Vorstand und Bewahrer der Regeln, sollte man in diesen Club eintreten wollen. Außerdem passte sie sehr gut auf, wie man mit mir umzugehen hatte. Als würde ich je meine kostbare Zeit für diesen Fanclub verschwenden. Misstrauen loderte in mir auf, als sie Joey fragte, ob er kurz Zeit hätte, denn sie müsste ihn in einer äußerst wichtigen Angelegenheit sprechen. In wurde unruhig, als ich seinen Gesichtsausdruck sah, doch er nickte und ging mit ihr mit. Ich hatte ein schlechtes Gefühl dabei.

 

Nach der Pause war Joey immer noch nicht wieder da und mein schlechtes Gefühl verstärkte sich zusehends. An der Tür zu unserem Klassenzimmer angekommen, wartete ich auf ihn. Die anderen Schüler fingen an laut zu tuscheln. Ich spürte Joeys Anwesenheit und etwas verletzliches, trauriges und wandte mich um...und erstarrte. Da stand er. Ein kleines Häufchen Elend, das Gesicht tränenüberströmt. Wer hatte ihn zum Weinen gebracht? Das büßte derjenige mir. Dann fiel mein Blick auf seine Hand, die blutete und an der sein Ehering fehlte....Meine Augen weiteten sich und Joey stolperte einige Schritte zurück, während sich sein weinen verstärkte. Mit ein paar Schritten war ich bei ihm, besah seine Hand und sah....Bissspuren...Man hatte ihm in die Hand gebissen? Seinen Ring gestohlen? Wie konnte derjenige es nur wagen? Zorn pulsierte in mir, als ich anfing zu knurren. „WER?“ Er schluchzte laut auf und warf sich mir erleichtert in die Arme. Seine Verletzlichkeit zerrte rücksichtslos an meiner Beherrschung, während er mir zu stotterte, dass er nicht wüsste, wer sie war...SIE? Ausgerechnet sie? Ich brachte ihn zu seinen Freunden, ignorierte den erbärmlichen Lehrer und ging sofort zum Direktor der Schule. Auf dem Weg, fischte ich mein Handy aus meiner Hosentasche und rief meine Sekretärin an. Ich gab ihr einen Namen und das sie sofort eine Kündigung an diese Person schreiben sollte. „Senden Sie mir die Kündigung per E-Mail, dann unterschreibe ich sie und schicke es zurück.“ Mit diesen Worten legte ich auf, klopfte an die Tür des Direktors und trat, nach einem leisen Herein auch ein. Ich hielt mich nicht mit Höflichkeitsfloskeln auf, sondern schilderte ihm, was geschehen war, erwähnte die jährlichen Spenden und forderte eine Suspendierung dieser Schülerin. Der Direktor fing an zu schwitzen, versuchte sich heraus zu reden, aber ich blieb hartnäckig. Nach zehn Minuten meiner kostbaren Zeit, hatte ich was ich wollte.

 

Umgehend brachte mich der Direktor in die Klasse, dieser Schülerin. Ich wütete nur ein paar Minuten, denn meinen Mann wollte ich nicht länger allein lassen. Nachdem sie mir meinen Ring wieder ausgehändigt hatte, den sie frecher weise in ihrem Ausschnitt hatte, suchte ich die Krankenstation auf, der festen Meinung, ihn hier aufzufinden. Doch bis auf die Anwesenheit der Schwester, war die Krankenstation leer. Eine Welle der Empörung erfasste mich, als ich erkannte, das dieser stümperhafte Lehrer, meinen Gatten immer noch im Klassenzimmer festhielt, statt ihn versorgen zu lassen. Ich rauschte zurück zum Klassenzimmer und ja, da saß er. Verletzt, traurig, allein gelassen. Ich knurrte erneut, schnappte mir seine unverletzte Hand und zerrte ihn zur Krankenstation. Ich verlangte von der Schwester, seine umgehende Versorgung und Glück für sie, dass sie es auch sofort tat. Als sie fertig war, bat ich um ein paar Minuten, allein mit meinem Mann. Sie nickte verständnisvoll und ging in den Nebenraum.

 

Als die Türe geschlossen war, sah ich Joey an, nahm seine linke Hand und legte ihm seinen Ehering hinein. Schluchzend bedankte er sich leise bei mir und ich konnte nur bekümmert meinen Kopf schütteln. Dafür sollte er mir nicht danken. Auch wenn wir BEIDE Männer waren...in unserer Ehe war ICH der Mann und hatte alles, was zu mir gehörte, zu beschützen und zu umsorgen. Selbst, wenn wir uns nicht freiwillig aneinander gebunden hatten.

Seine Hilflosigkeit machte mich wohl unzurechnungsfähig und mein Körper handelte völlig eigenmächtig dabei, als ich sein Gesicht in die Hände nahm, ihn zärtlich auf die bebenden Lippen und danach seine Tränen von seinem wunderschönen Gesicht küsste. Anschließend nahm ich ihn in den Arm. Im Fall meiner geistigen Umnachtung, schlug ich ihm vor, Mokuba von der Schule abzuholen und zusammen nach Hause zu fahren. Er nickte erleichtert. Ich gab Roland die nötigen Instruktionen, während wir wieder in die Klasse gingen, um unsere Schulsachen zu holen. Der Lehrer besaß auch noch die Frechheit, zu protestieren, woraufhin ich ihn an meine Macht erinnerte. Still uns leise wie er dann war, ließ er uns gehen. Nach einem verdutzten Blick von meinem Gatten hin, erklärte ich ihm, dass Geld, richtig eingesetzt, einem einige Freiheiten erlaubten.

 

Wir stiegen in die Limousine und holten Mokuba ab, der, als er einstieg und uns sah, freudig strahlte. Dann erlosch sein Lächeln, als er das Gesicht des Blonden neben mir sah. Er fragte was passiert sei und Joey erzählte es ihm. Ich strafte meinen Mann mit einem kalten Blick, als er erzählte, dass sie ihm vorher schon mal gedroht hatte.

Zu Hause angekommen schlug Mokuba vor, sich mit Gesellschaftsspielen abzulenken. Der Köt… ich meine Joey nahm seinen Vorschlag dankbar an, aber ich lehnte ab. Das einzige Spiel, außer Duel Monsters, welches ich spielen würde, war Schach und ich bezweifelte, dass der Kleine dieses spielen konnte. Dafür musste man ein Stratege sein und das war er einfach nicht. Was mich sonst immer an ihm störte, nun aber seltsamerweise nicht mehr.

 

Ich ging in mein Arbeitszimmer und erledigte noch einige Arbeiten an meinem Laptop. Auch rief ich Jason an und beriet mich mit ihm. Dafür, dass er nie Jura studiert hatte, wusste er erstaunlich gut Bescheid. Ich erzählte ihm aber nichts, von dem Vorfall in der Schule. Wir beendeten unser Gespräch und ich fing ein neues an. Leitete alles notwendige in die Wege. Dann las ich meine E-Mails und druckte mir, die von meiner Sekretärin geschriebene Kündigung aus, unterschrieb sie und scannte sie erneut ein, um sie per E-Mail zurück zu schicken. Das wäre erledigt. Ich hoffte nur, dass er trotz allem seine Schweigepflicht einhalten würde. Aber dagegen war ich gewappnet. Sollte er gegen seine Kündigung vorgehen wollen, hätte ich schon einige Gegenargumente bereit. Ich sah auf meine Uhr und beschloss, mich zu meiner Familie zu gesellen. Ich öffnete die Wohnzimmertüre und wäre fast wieder in mein Arbeitszimmer geflüchtet. Überall im Wohnzimmer waren lauter verschiedene Spiele verstreut. Spielfiguren waren überall verteilt, genauso wie verschiedene Karten von verschiedenen Spielen. Na viel Spaß nachher beim aufräumen. Ich schnappte mir wahllos ein Buch aus dem Regal, setzte mich in meinen Sessel, den ich in Gedanken, den Thron des weißen Drachenkönigs getauft hatte und tat so, als würde ich lesen. In Wirklichkeit lag meine gesamte Aufmerksamkeit die ganze Zeit über, bei meinem Ehemann. Er schien immer nervöser zu werden. Als er anfing, wieder irgendwelchen Blödsinn von sich zu geben, war ich zum zerreißen gespannt.

 

 

„Hahahahahahaha......Muahahahahaha......SCHACHMATT!!!!!

 

 

 

„...… Joey.....Du kannst mich gar nicht Schachmatt setzen..“

 

 

 

„Ach ja? Warum nicht, Mokuba?“

 

 

 

„....weil wir Monopoly spielen...sag ist wieder irgendwas passiert, was dich nervös macht? Du sagst immer die seltsamsten Dinge, wenn du vor etwas Angst hast und davon ablenken willst!“

 

 

Joey machte ein äußerst schuldbewusstes Gesicht und rang mit sich. Ich hoffte, dass er nun mit der Sprache heraus rücken würde, doch er zog, wie ein ängstlicher kleiner Welpe, den Schwanz ein.
 

 

„..na ja.....äähh......äähhhmm....nö?“
 

 

Es reichte. Ich hatte genug von dem Theater und sah meinem Mann nun direkt an und auch Mokubas Gesicht wirkte ernst und gelangweilt, von seinem herumgedruckse.

„Ah hahahaha, na gut. Es gibt wirklich etwas, was mir Sorgen macht.“ gab er zu. Mein Stichwort. Ich legte mein Buch beiseite, erhob mich aus meinen Thron und ging langsam auf ihn zu. Ich sah, wie er anfing zu schwitzen. Bald hatte ich ihn. Dann wusste ich endlich, was er mir so wichtiges verheimlichte. „Nun?“ fragte ich ihn kalt und analysierte sein gesamtes Verhalten von heute und den letzten Tagen, studierte seine Gesichtszüge und hob eine Augenbraue. Er fummelte wieder an seinem Ehering herum, was mich wahnsinnig machte, ich ihm aber nicht zeigte, da es ein sehr gutes Barometer für den Grad seiner Nervosität war. Dann senkte er seinen Kopf unterwürfig. Braver Hund. Er nuschelte einige Worte, die sich nach Brief und Pesus anhörten und sofort wusste ich, was es war, dass er mir verheimlicht hatte. Mein Körper spannte sich an und ich lud den kältesten Blick über ihn aus, den ich zur Verfügung hatte. „WAS?“ brüllte ich ihn an. Er zuckte fast unmerklich zusammen und ich versuchte meine Wut ein wenig zu zügeln. Leise, bedrohliche Worte hatten oft mehr Wirkung, als laute. „Und WANN hattest du vor, mir DAS zu sagen?“ zischte ich ihm zu. Er sah mich ängstlich an und schluckte. „Zeig ihn mir. SOFORT!“ verlangte ich und sofort fummelte er ihn aus seiner Hosentasche. Ich sah auf das Datum... 06. April. Das war am Montag gewesen, also schleppte der Hund diesen Brief schon mindestens einen Tag mit sich herum. Genau das sagte ich ihm auch und fragte, wieso er mir erst jetzt davon erzählte.

„Ich...ich hab ihn schon seit Montag...“ stammelte er. WIE BITTE? „Ist dir klar, was du damit angerichtet hast?“ fragte ich ihn fauchend. „Du bist jetzt ein Kaiba, da kannst du nicht erwarten, dass man dein stupides Verhalten ignoriert, wie vorher. Kannst du nicht EINMAL aufhören, dich wie ein lausiger Versager aufzuführen und logisch nachdenken? Ach ich vergaß, wer und WAS du bist. Reicht es nicht, dass uns von anderen andauernd Steine in den Weg gelegt werden? Nein, der dämliche Straßenköter muss es natürlich auch noch tun. Als hätten wir sonst keine Sorgen.“ Er unterbrach meine Schimpftirade mit leiser Stimme. „Das schlimmste weißt du doch noch gar nicht.“ Ich fragte ihn was er damit meinte. Er deutete auf den Brief und meinte, ich sollte ihn lesen, was ich auch umgehen tat. Mir wurde schlecht. Das gab es doch einfach nicht. Ein Ereignis solcher Wichtigkeit mir zu verschweigen. Als ich ihn zu Ende gelesen hatte, war ich fast blind vor Zorn.

„Mokuba. Raus hier. Ich muss mit meinem EHEMANN unter vier Augen sprechen und egal WAS du hörst...komm nicht hier rein.“ Mokuba sah mich mich erschrocken an und zitterte. „Bitte, Seto. Tu ihm nicht weh. Bitte.“ Doch ich zeigte nur mit meinem Finger auf die Türe und er verschwand zögerlich. Der Köter wich zurück und sah mich ängstlich an. Dann sank er auf den Boden, fing an zu weinen und rieb seine Augen. Musste das jetzt sein? Es war nicht gerade von Vorteil, wenn man wütend sein wollte und er mich dann, mit seinen Tränen, Schachmatt setzte. Durch das reiben seiner Augen, klebten auf einmal seine farbigen Kontaktlinsen an seinen Fingern und für eine kurze Sekunde blitzte blanker Hass in seinen Augen auf, als er auf sie sah. Das war doch nicht möglich. Hasste er seine Augen? Das konnte nur die Schuld dieser...dieser...PERSON sein, die sich seine Mutter nannte. Ich half ihm auf und packte unsanft sein Kinn, starrte in seine nun wieder goldenen Augen. Ich war so wütend und enttäuscht. Ich versuchte seine Tränen auszublenden und für einen Moment gelang es mir sogar. Dann brodelte die Wut in mir erneut auf. Ich konnte mich nicht mehr zurückhalten und gab ihm eine saftige Ohrfeige...
 

 

Sofort bereute ich es. Schluchzend versteckte Joey sein Gesicht in seinen Händen, sah somit nicht, wie erschrocken ich über mich selbst war. Wie konnte ich ihn derart verletzen? Da war ich nicht besser, als seine...seine Mutter...Oh Gott. Was habe ich getan? Ich musste mich davon ablenken, damit ich mich nicht selbst dafür ohrfeigte. „Warum hast du mir von alldem, was dich bedrückt, nichts erzählt? Weißt du eigentlich, dass wir jetzt nur noch zwei Tage für die Vorbereitung zur Verfügung haben?“ fragte ich zornig, zur Tarnung. Er atmete tief durch und seine Stimme war nur ein zitterndes Flüstern. „Sind meine Sorgen und Ängste den wichtig genug, dass du dich dafür interessieren würdest? Du hasst mich. Wir wurden gezwungen, zu alldem hier. Ich habe keinen Grund...keinen Grund dir zu vertrauen und du mir auch nicht. Ich hatte einfach Angst, dir von dem Brief zu erzählen.“ schluchzte er verzweifelt auf. Wie bitte? Wie kam er darauf dass ich ihn hassen würde? Ich hatte einiges erwartet...aber das nicht. Er hatte Recht damit, dass ich ihm nicht vertraute und es war logisch, dass er mir nicht vertraute. Es musste mich interessieren, was für Sorgen und Ängste er hatte, denn wir waren verheiratet. Das allein war schon Grund genug. Aber das musste er nicht wissen. Ich nahm seine Hände von seinem Gesicht und zwang ihn damit dazu, mich anzusehen. Ich hielt meinen Gesichtsausdruck absichtlich ausdruckslos, damit er nicht sah, wie sehr ich mit mir kämpfen musste, ihn nicht beschützend in den Arm zu nehmen und ihn zu trösten, denn er weinte immer noch bitterlich. „Du denkst ich würde dich hassen?“ fragte ich ihn. Er sah mich mit seinen großen Augen verwirrt an. Ich überlegte fieberhaft, wie ich das nun lösen könnte. Ach was solls. Seine Tränen hatten mich bereits weich geklopft. Ich streichelte seine von mir geschlagene Wange und meinte das wir das schon hinkriegen würden. Dann gingen wir eben dorthin und trugen diese Anzüge.

Ich sah ihm seine Verwirrung an und konnte es ihm nicht verdenken. Aber es musste sein. Das Klingeln meines Handys unterbrach meine Gedanken. Ich lotste den Kleinen auf die Couch und ging ran. Es war Jason. Er sagte mir, dass Pegasus ein Paket geschickt hätte, für Joey. Ich bestätigte ihm, dass wir kommen würden und legte auf. Ich erklärte Joey, wer angerufen hatte und warum, dann suchte ich meinen kleinen Bruder und erzählte es auch ihm. Seinen Blick zu Joey bekam ich mit und auch, dass er aufatmete. Dachte er, ich würde Joey umbringen? Ich rief Roland und gab ihm die nötigen Instruktionen. Wir stiegen in die Limousine und ließen uns zu Joeys Dad fahren. Ich konnte das mit der Ohrfeige nicht einfach so stehen lassen. Ich musste mich bei ihm entschuldigen...irgendwie. Ich atmete tief durch und kurz bevor wir ankamen, murmelte ich meine Entschuldigung, nahm in kurz in den Arm und versprach ihm, dass ich das nicht mehr tun würde.
 

 

Wir klingelten und kaum erklang ein summen, waren wir im Gebäude. Bis wir bei Jason oben waren verging einige Zeit, denn ein Aufzug war zwar vorhanden, aber laut Joey immer kaputt. Wir gingen also die vier Stockwerke nach oben. Dort angekommen, wartete Jason bereits auf uns. Warum er um diese Zeit überhaupt zu Hause war, war fraglich. Er weitete seine Augen und fragte geschockt, was passiert war. Er stürzte zu seinem Sohn, umarmte ihn und bat uns hinein. Ich merkte sofort, dass was nicht stimmte. Am Montag war hier noch alles sauber und ordentlich. Jetzt war die Wohnung fast verwahrlost. Auch Joey fiel es auf. Er sammelte die herum liegende Wäsche in einem Korb und rümpfte die Nase. Er bat mich, seinen Vater über die Umstände aufzuklären und verschwand im Bad. Na super. Jetzt sollte ich mich um ein erwachsenes Kind kümmern. Also gut. Jason bot mir etwas zu trinken an, aber ich lehnte ab. Ich bezweifelte, dass es hier noch saubere Tassen oder Gläser gab. Ohne Umschweife übergab ich ihm den Brief, erzählte, wann Joey ihn bekommen hatte und beobachtete ihn scharf. Man sah ihm förmlich an, dass er enttäuscht und traurig war. Joey und sein Vater waren sich einfach zu ähnlich, auch wenn Joey erwachsener war, als sein Dad. „Erzähl Jason. Was hältst du davon?“ fragte ich lauernd. Doch er machte sofort dicht, verschränkte die Arme und presste seine Lippen zusammen, wie ein kleines Kind. Ich löcherte ihn noch ein wenig, warum es hier aussah, wie in einem Schweinestall und warum er zu Hause war, obwohl er doch eigentlich in der Arbeit sein müsste. Jason lief rot an und stammelte lauter wirres Zeug. Noch eine Ähnlichkeit mit Joey. „Also hast du keine Arbeit mehr.“ Er verstummte und sah mich dann genervt an. „Das geht dich eigentlich nichts an, Schwiegersohn, aber wenn du es wissen möchtest. Du hast Recht. Mehr werde ich dazu nicht sagen, also spare dir weitere Kommentare.“ sagte er bissig. Ich fragte trotzdem weiter. Warum man ihn gekündigt hatte und ob er Hilfe bräuchte, eine neue Arbeit zu finden. Er wurde daraufhin wütend, sprach aber weiterhin leise mit mir, damit Joey nichts mitbekam. „Ich brauche deine Hilfe nicht, vielen Dank. Du solltest dich um deine eigenen Probleme mit Joey kümmern. Warum hat er geweint und eine rote Wange? Und warum ist seine Hand bandagiert?“ Nun presste ich die Lippen wütend zusammen. Ja, wenn er noch ein wenig übte und härter auftrat, könnte er einen mittelmäßigen Anwalt abgeben. „Er hat es mir erst vorhin gesagt, dass er den Brief erhalten hat. Mehr musst du deshalb nicht wissen. Was seine Hand angeht, habe ich nicht gedacht, dass es so ausarten könnte.“ Ich erzählte ihm nur widerwillig, was heute in der Schule passiert war und womit es noch zusammen hängte. Er starrte mich geschockt an, überlegte aber sofort, wie man gegen SIE vorgehen könnte. Wir unterhielten uns darüber ein wenig, bis ich merkte, dass Joey immer noch nicht wieder da war. Er war bestimmt schon eine halbe Stunde dort im Bad. Ich stand auf und sah nach ihm. Das gab es doch nicht.

„Sag mal geht’s noch? Warum spielst du für Jason die Putze? Er ist erwachsen und kann das selbst.“ Doch Joey sah mich nur an, seufzte und ging aus dem Bad heraus. Dann hatte er doch wirklich die Frechheit, den Staubsauger zu holen und saugen zu wollen. Mit einer Hand sah das ziemlich anstrengend aus. Ich warf Jason einen warnenden Blick zu und er sprang sofort auf und nahm Joey den Staubsauger aus der Hand. Entschuldigungen stammelnd saugte Jason die Wohnung, während Joeys Augen verdächtig glitzerten. Ich nahm ihn bei seiner linken Hand und zog ihn auf die Couch. „Warum tust du das? Du bist verletzt.“ Das Hündchen sah mich traurig an. „Dad ist einsam, Eisschrank. Deswegen lässt er sich so gehen. Ich kann meinen Dad doch nicht einfach so im Stich lassen.“ sagte er mir und beobachtete seinen Vater dabei, wie er versuchte zu saugen, dabei aber verdächtig viele Ecken ausließ. Joey wäre am Liebsten aufgesprungen und hätte es selbst gemacht, dass sah ich ihm an. Doch dann schien Jason fertig zu sein und setzte sich wieder zu uns. Ich sparte mir meinen Kommentar, wusste ich doch, warum sein Dad wirklich so deprimiert war. Wenn Jason nicht mit Joey darüber reden wollte, mischte ich mich nicht ein. Mein Schwiegervater entschuldigte sich abermals, mit dem Versprechen, es ab jetzt besser zu machen. Joey nickte und fragte seinen Dad, was er von dem Brief hielt. Er erhielt dieselbe Reaktion, wie ich. Jason zuckte dann mit den Schultern und übergab uns das Paket von Pegasus. Während mein Mann abermals seufzte, öffnete ich das Paket und war einfach nur fassungslos.

„Das ist nicht sein Ernst.“ rief Joey. Ich sah nur einmal kurz hin und wollte mich am Liebsten ins Badezimmer begeben, um mich zu übergeben. Pegasus konnte das vergessen. Zum Glück war mein Gatte derselben Meinung, wie ich auch. Doch Jason hielt Joey davon ab, es entsorgen zu wollen. „Nicht Joey. Es kann sein, dass wir diese irgendwann noch brauchen könnten.“ Wir warfen ihm einen geschockten Blick zu. Ich wusste es. Jasons Hirn hatte sich nun für immer verabschiedet. Es interessierte ihn nur nicht was wir davon hielten. Er räumte diese Fetzen in sein Zimmer...

Joey war außer sich. In seinem Gesicht spiegelte sich alles, was er dachte deutlich ab. Dann fragte er mich ob ich ein richtig tolles „Kaiba – mäßiges Outfit“ im Schrank hätte, welches Pegasus in Ohnmacht fallen lassen konnte. Wieso fragte er das? Hatte er nicht schon meinen Schrank inspiziert und meine Mäntel dabei entwendet? Ich hob nur eine Augenbraue, während mir eine Idee kam. Solche Outfits hatte mein spezieller Schneider Monsieur Duboit schnell genäht. Aber stand in Pegasus Brief nicht drin, dass auch die Eltern und Geschwister eingeladen waren? Seine Mutter wollte Joey sicher nicht dabei haben. Aber wann hatte er letztes Mal seine kleine Schwester gesehen? Es war nicht viel, doch eine kleine Geste, als Entschuldigung, dass ich ihn schlug, würde fürs erste hoffentlich reichen. Also zog ich mein Handy aus meiner Tasche und erzählte meinem Schneider kurz, was ich vor hatte und das wir in etwa einer halben Stunde bei ihm sein würden. Der Franzose war höchst erfreut und das nicht nur, weil ich mich in fließendem französisch mit ihm unterhalten konnte. „Kommt ihr beiden. Wir müssen los.“ sagte ich und begann die Nummer eines Freundes zu wählen.

Ich hatte Ivan damals in Osaka, nach einem Geschäftstermin, kennen gelernt. Der gebürtige Russe hatte sich für ein paar zwielichtige Typen engagieren lassen und wäre fast verhaftet worden. Ivan war ein Multitalent. Er hatte einen Pilotenschein, konnte Karate, kannte sich in Physik und Chemie bestens aus und war außerdem noch Geschäftsmann durch und durch. Ich hatte ihn gar nicht lange überzeugen müssen, für mich zu arbeiten. Als reichster Mann Japans und einflussreicher, als die Yakuza, war mein Jobangebot das Beste, was er bekommen konnte. Schnell hatte ich ihm einige Anweisungen gegeben und versprach ihm das doppelte, wenn er es sofort erledigte und ich in zwei Stunden mit „der Ware“ rechnen konnte. Ivan bedankte sich lachend und legte auf.

Mein Mann fragte mich, was das für Sprachen gewesen waren und ich sagte es ihm. Er sah mich nur verwirrt und bewundernd zugleich an, obwohl er versuchte es nicht zu zeigen, wie beeindruckt er von mir war. „Und warum hast du jetzt diese Sprachen sprechen müssen? Was hast du vor...Se..Seto?“ Ich sah ihn lange an. Ich wusste nicht wie er mich hatte nennen wollen, aber es sollte bestimmt nicht mein Vorname werden. Ich erklärte ihm, dass ich etwas in die Wege geleitet hatte. Wegen diesen Outfits, mussten wir uns erst welche schneidern lassen. „Jason und Mokuba bekommen auch eines und dann brauchen wir noch ein schönes Kleid.“ Vater und Sohn waren sehr verwirrt, ob meiner Aussage. „Ein Kleid?“ riefen beide im Chor. Ich rollte nur mit den Augen und sagte nichts mehr. Fast hätte ich ihm meine Überraschung verraten. Dieser Bengel machte mich einfach zu weich. Ich musste ihm mal wieder zeigen, wer der Herr war, sonst dachte er womöglich noch, sich alles erlauben zu dürfen. Wir fuhren wieder in die Villa und holten Mokuba. Dann sah ich meinen Mann nochmal kurz an und bemerkte erst jetzt, dass er immer noch die Schuluniform trug und das Gesicht verweint aussah. „Joey, geh dein Gesicht waschen und zieh dir was anderes an. So nehme ich dich nicht mit.“ Er machte eine Grimasse, tat aber was ich ihm sagte. Nach zehn Minuten, wurde ich langsam unruhig. Warum brauchte Joe... der Köter so lange? Ich beschloss nachzusehen. Nach einem Blick auf mein Handy, wusste ich, dass er im Schrank war und offensichtlich Löcher in die Luft starrte, denn er bewegte sich nicht.

Schnell war ich an meinem Zielort und beobachtete ihn. Ohne sich umzudrehen sagte er mir, dass er zu viele Klamotten hätte und nicht wüsste, was er anziehen sollte. War er eine Frau? Das letzte Mal, als ich nachgesehen hatte, war er noch ein Kerl gewesen. Ich schnaubte nur und suchte ihm eine einfache Jeans und ein schwarzes, kurzärmeliges Hemd heraus, erwähnte er sollte die drei obersten Knöpfe offen lassen und verschwand aus seinem Schrank. Keine Minute später, hetzte er die Treppen runter und blieb atemlos vor uns stehen. Geschlossen gingen wir zur Limousine und ließen uns in ein benachbartes Dorf kutschieren, wo Monsieur Duboit arbeitete und lebte. Ich mochte es hier. Es war gemütlich und die Häuser waren nicht so nah aneinander gebaut. Ich besaß hier sogar ein kleines Häuschen, das ich Roland und seiner Familie zur Verfügung stellte. Ab und an kam ich vorbei und trank mit ihm Rotwein, während wir eine Partie Schach spielten. Niemand wusste, dass Roland mein Freund und engster Vertrauter war. Bis auf Mokuba selbstverständlich. Nur selten hatte ich ein Geheimnis vor ihm und umgekehrt war es genauso.

 

Wir betraten den Laden. Die Melodie klingelte meinen Schneider herbei, der mich freudestrahlend begrüßte. Meine Begleitung musste warten, bis er fertig war und ich sah aus meinen Augenwinkeln, dass Joey sich umsah und ein Buffet berührte. Monsieur Duboit sah es auch und gleich darauf schimpfte er mit meinem Mann, wie ein Rohrspatz. Joey war verwirrt und fragte, wo hier ein Buffet wäre, er hätte ja auch schon Hunger. Ich zählte innerlich bis zehn und atmete tief durch. Dann räusperte ich mich und ersparte ich ihm weitere Peinlichkeiten, indem ich ihm dem Herrn vorstellte. „Monsieur Duboit, darf ich Ihnen meinen Ehemann Joseph Jay Kaiba vorstellen? Joey, das ist Monsieur Francois Moreau-Duboit.“ Mein Schneider war entsetzt, meinen Ehemann so unfreundlich behandelt zu haben, dass er vor ihm auf die Knie fiel, um sich verbeugend zu entschuldigen. Joey war es sichtlich unangenehm. „Schon gut Mr. Dubott. Ich muss mich bei Ihnen entschuldigen. Ich habe meine Manieren ganz vergessen.“ sagte er. Ich sagte darauf nichts mehr. Gerade hatte ich ihm den Namen des Herrn gesagt und schon hatte er ihn wieder vergessen. Sich etwas zu merken, war nicht gerade die Stärke meiner Töle. Das merkte man vor allem daran, dass er sich mir ständig widersetzte, nicht gehorchte und seinen Ehering ab und an abnahm. Monsieur Duboit zwirbelte seinen Schnurrbart und erwähnte, ihn mit seinen grünen Augen an funkelnd, dass er Duboit hieße, nicht Dubott. Joey verbeugte sich und bat darum, erklärt zu bekommen, was dies für ein edles Möbelstück sei, denn er kam nicht umhin seinen ausgezeichneten Geschmack zu bewundern. Somit hatte er den alten Mann geknackt, der freudestrahlend erzählte, woher es stammte. Joey beglückwünschte ihn dazu und Monsieur Duboit umarmte ihn sogleich und schlug ihm hart auf den Rücken. „Isch kann das Kompliment nur zurück geben. Monsieur Seto Kaiba, hat ebenfalls einen exquisiten Geschmack, bei der Wahl seines Ehemannes. Isch habe nie eine derart golden strahlende Erscheinung, wie von Ihnen gesehen, Sie Hübscher, Sie.“ Davon wurde der Köter rot und versuchte von sich abzulenken und fragte ihn, ob er für die „stylischen Mäntel“ in meinem Schrank verantwortlich war. Nun nickte mein Schneider hektisch, verlor dabei sein Toupet und setzte es sich falsch herum wieder auf, eher er uns mit nach hinten bat. Mokuba und ich waren sein Verhalten längst gewöhnt, doch Jason konnte sich kaum beherrschen, nicht zu lachen. Kind.

 

Monsieur Duboit nahm Maß und ich wurde unruhig. Bald müsste es soweit sein. Dann, nach einer Ewigkeit, läutete die Ladenglocke und ich musste grinsen. „Unser Gast ist eingetroffen.“ Joey sah mich verwirrt an. Doch lange konnte er nicht überlegen, da ihn ein Mädchen, mit rotbraunen Haaren umwarf und ihn laut „Großer Bruder“ nannte. Der Streuner sah sie belämmert an, bis große Tränen über sein Gesicht liefen, er sie umarmte und er sein Gesicht halb unter ihrer Mähne vergrub. Jason stürzte sich auf seine Kinder und drückte sie so fest, dass sie keine Luft mehr bekamen. Mokuba war sehr gerührt, genau wie mein Schneider. Ich allerdings fühlte Scham, ließ mein Gesicht aber ausdruckslos und kühl wirken. Das ich dieses jemals wieder spüren würde, hätte ich nicht gedacht. Ich lebte zusammen mit meinem Bruder und Joey? Seine...Mutter hatte die beiden getrennt und sie hatten ohne einander zu leben. Was für eine grauenhafte Person dieses...beschissene kleine Flittchen doch war. Ich hoffte Joey würde die kurze Zeit mit Serenity genießen, so gut es eben ging. Monsieur Duboit fragte sie, ob sie das Mädchen sei, für das er ein hinreißendes Kleid schneidern sollte. Sie nickte verwirrt und ließ sich abmessen. Mein Mann allerdings kam auf mich zu, sein Gesicht voller Freude und Glück. Ich wurde unruhig. Ich wusste nicht, ob dies für mich ein gutes Zeichen sein sollte, oder nicht. Er schlang seine Arme um meinen Nacken und flüsterte mir etwas zu. „Ich danke dir für diese wunderbare Überraschung, mein Geliebter Ehemann.“

 

Was hatte er gerade gesagt? Er musste verwirrt sein. Mehr als das. Er war verrückt geworden. Geliebter Ehemann? Er übertrieb wieder einmal maßlos. Die Überraschung mit seiner Schwester, musste in ihm eine Sicherung durchgebrannt haben...und...was machte er denn da? Wollte...wollte er mich jetzt küssen? Er zog mich zu sich runter und legte kurz seine Lippen auf meine. Ts. Das nannte er einen Kuss? Er wollte sich schon wieder von mir lösen, aber dass ließ ich nicht zu. Ich hielt ihn fest und erwiderte den Kuss. Ich öffnete meinen Mund und er tat es mir gleich. Ja. Endlich. Endlich konnte ich wieder diese wundervollen Lippen kosten und seine Zunge um spielen. So süß schmeckte nur die Versuchung selbst und die schmeckte nach Sonne und Honig. Ich wusste, dass die Sonne keinen Geschmack hatte. Es war eher das Gefühl, welches ich dabei hatte. Wonnige Wärme, die nur die Sonne geben konnte. Oje. Besser ich löste mich wieder von ihm, sonst könnte ich mich eventuell nicht mehr zurück halten. Ich löste mich von ihm und öffnete die Augen.

 

Joey tat es mir gleich und.......Oh......mein....weißer Drache. Seine Augen WAREN die Sonne. Hell und golden strahlten sie mich an, hielten meinen Blick fest. Es war faszinierend in seine zu sehen und er schien ebenso in einer anderen Welt gefangen zu sein. Mein ganzer Körper drängte mich, ihn nochmal zu küssen, wilder, ungezügelter.

Doch Mokuba zerbrach diesen intimen Moment, den mein Kläffer erschaffen hatte und räusperte sich laut. „Ich würde es sehr begrüßen, wenn ihr beide dies auf später verschieben würdet, wenn ihr ALLEINE in eurem Schlafzimmer seid.“ Joey senkte seinen Blick und lehnte seinen Kopf beschämt auf meine Brust, während ich meinem Bruder einen eisig kalten Blick zuwarf. Serenitys Kichern strapazierte meine Nerven, die im Moment gerade eh schon angespannt waren. Ein weiterer Punkt, warum mich Frauen nicht die Bohne interessierten. Dieses alberne Gekicher. Joey kicherte nie so albern. Auch ihn musste es nerven, denn er nahm augenblicklich wieder Abstand von mir. Na super. Ich schaltete mein Gesicht auf ausdruckslos und kühl und beriet mich mit Monsieur Duboit, welche Farbwahl für unsere Kleidung passend wäre und einigten uns schon auf „ganz in weiß“. „Wir könnten Anzug und Ihre Mäntel miteinander kombinieren, Monsieur Kaiba. Was halten Sie davon?“ Ich nickte. „Und was machen wir mit der hübschen Mademoiselle? Schulterfrei oder mit Trägern?“ Wie bitte? Hatte ich Ahnung von weiblicher Kleidung? Mich interessierten Frauen nicht. Ich wollte ihn schon gereizt rügen, doch Joey machte eine hektische Bewegung, entriss meinem Schneider den Block, inklusive Bleistift und hatte einen Blick drauf, der nicht zu beschreiben war. Monsieur Duboit protestierte lautstark, hielt aber inne, als er ebenfalls diesen Blick sah. Er lächelte Joey zufrieden an und nickte entspannt.

Was war den jetzt auf einmal los? Ich sah Jason an, doch der zuckte nur mit den Schultern. Serenity und Mokuba waren genauso verwirrt wie ich, stutzten und strahlten aber plötzlich. Ich sah auf den Block und damit auf das, was mein Kötergatte da zeichnete....und war sprachlos. Feine, geschwungene Linien zeichneten sich ab, das Gesicht der Person auf dem Blatt glich Serenity aufs Haar. Er zeichnete sie in einem Kleid, dass nur ein Kaiba hätte tragen können, ihr aber wunderbar stand. Ich wusste gar nicht, dass er ein solches Talent hatte. Als mein Assistent würde seine Gabe doch nur verkümmern. Warum? Warum hatte er mir das nie erzählt. Ich suchte schon seit Monaten einen neuen talentierten Grafikdesigner für mein neuestes Spiel. Wenn ich es richtig anstellte, würde ich die Grafiken meiner Spiele um mehr als 80% verbessern können. Hatte er viele Ideen? Als er auch noch erwähnte, man könnte die Farbwahl auf hauptsächlich weiß, mit ein wenig schwarz und blau halten und vielleicht sogar meine Technologie in die Kleidung einbauen, als blau strahlende Highlights, war es um mich geschehen. Zum Glück sah es keiner, dass ich meinem Joey, für eine kurze Sekunde, warm anlächelte. Wie bitte? MEINEM Joey? Die Schuldgefühle, dass ich ihn geschlagen hatte, mussten mir meinen Verstand geraubt haben. Wir brachten nur dieses Jahr hinter uns. Dann konnten wir endlich wieder...na ja fast ganz getrennte Wege gehen. In meiner Firma würde er trotzdem weiter arbeiten. Dieses Talent gab ich nicht mehr her.

Monsieur Duboit lobte überschwänglich, meines Mannes Talent. Ich musste aufpassen. Nicht das er mir Joey noch abwarb. Nur einem Kaiba und seiner Familie war es gestattet, solche Outfits zu tragen. Obwohl, wenn mein Hund auch noch andere Ideen für andere Kleidungsstile hatte, konnten wir gerne mit Monsieur Duboit ins Geschäft kommen. Dann waren wir endlich fertig und wir verabschiedeten uns schnell. Die Meute schien mächtig Hunger zu haben, doch ich war einfach nur nachdenklich geworden. Hätte er mir vertraut...wäre vieles ganz anders gekommen. Der Streuner fragte mich, was ich denn jetzt schon wieder hätte, doch ich sah ihn nur schweigend an. Wir würden später darüber reden. Das schien ihn wütend zu machen und er sah genervt in eine andere Richtung.

An der Villa angekommen, flüchtete er regelrecht vor mir in die Küche. War mir Recht. Wir waren uns eh schon wieder, auf gefühlsmäßiger Ebene, viel zu nahe gekommen. Ich musste mich darauf besinnen, dass das hier nur eine kurze Zweckgemeinschaft war. Hier waren keine und werden keinerlei Gefühle im Spiel sein. Jedenfalls nicht bei mir. Joey war einfach zu unberechenbar, als dass ich das garantieren könnte. Von seinen wenigen Anhimmelungen mal abgesehen, aber die war ich schon von anderen gewohnt. Mich konnte man nur bewundern. Da gab es keine andere Wahl. Es verging nicht mal eine halbe Stunde, ehe mein mich bewundernder Hund ein Festessen zubereitet hatte und wir gemeinsam am Tisch saßen und aßen. Zum Glück hatte er sich dafür entschieden, mehrere Kleinigkeiten zuzubereiten. Die Anwesenden redeten und lachten ohne Unterlass, bis Joey seine Schwester fragte, wie sie hier her kam, wie lange sie bleiben würde und was ihre gemeinsame Mutter dazu sagen würde. Ich verschluckte mich fast an meinem Fisch, als er das sagte, blieb aber unbemerkt. Zum Glück hatte ich mich so gut im Griff. Das hätte peinliche Fragen gegeben. Serenity erzählte, wie Ivan sie angesprochen hatte und sie zu ihrer Mutter nach Hause gefahren waren, sie ihre Mutter dreist angelogen und ihre Sachen gepackt hatte. Ivan flog sie nach Domino und nun war sie hier. Der Köter riss seine Augen weit auf und starrte seine kleine Schwester an. „Aber Serenity...du kannst doch nicht einfach Mutter anlügen und ihr den Respekt verwehren. Das geht doch nicht.“ Was denn? Nur weil ER nicht den Schneid hatte, musste es bei seiner Schwester nicht auch so sein.

„Joey...denkst du wirklich, ich könnte meiner Mutter noch ein einziges Fünkchen Respekt zollen, so wie sie dich behandelt hat? Wir haben das Interview im Fernsehen zusammen angeschaut. Außerdem habe ich ihr Telefongespräch noch drei Zimmer weiter sehr gut mit anhören können. Joey...egal was Mutter sagt...sie lügt. Außerdem liebe ich deine Augen. Sie sind wundervoll und nur weil Mutter so gewöhnlich ist, muss sie ihre Eifersucht nicht ständig an dir auslassen. Immerhin kannst du am wenigsten dafür.“

Ich stimmte ihr innerlich zu. Wie oft wurde über meine Augenfarbe geredet. Mich hatte man auch oft beschimpft, oder gefürchtet. Nur hatte ich mich nicht davon so dermaßen beeinflussen lassen, nicht einmal von Gozaburo. Auf einmal war Joeys Gesichtsausdruck leicht panisch, als er zu mir sah. Was hatte er denn jetzt schon wieder? Das wurde langsam lästig.
 

 

Wir waren nun fertig mit dem Essen und Joey und seine Schwester räumten noch auf. Dann zog Moki alle, außer Joey mit ins Wohnzimmer. Er wollte sich noch einen Film mit ihnen zusammen ansehen. Ich blieb mit meinem Mann allein zurück, der nervös mit seinem Ehering spielte. Mit einem intensiven Blick starrte ich ihn an, bis er mich fragte, was so besonderes daran sein sollte, dass er zeichnen konnte. Ich frostete ihn für seine Frechheit nieder. „Du scheinst ja wirklich keinerlei Vertrauen in mich zu haben.“ meinte ich. Er schluckte und ich sah in seinem Gesicht, dass er noch einiges vor mir verbarg. „So würde ich das nicht sehen. Du hast Eigenschaften, die recht verlässlich sind. Ich gebe zu, ich vertraue dir schon ein bisschen.“ War das etwa alles? Ein kleines bisschen? Das fragte ich ihn auch. Doch er bellte mir nur entgegen, dass ich ihm ja auch nicht vertrauen würde...lächerlich. So viel Unsinn wie er anstellte, war das kein Wunder. Dann kam er wieder damit an, dass ich ihn hassen würde, schikanieren und..... schlagen....DAS wurde zu einem empfindlichen Thema...Ich würde ihn mit Nichtachtung strafen und ihm nie eine eindeutige Reaktion zeigen, wenn er sie mal brauchte...hahaha. Was wollte er denn? Ich kümmerte mich doch ständig um ihn und er konnte sich nur beschweren. „Du fühlst dich also von mir vernachlässigt?“ fragte ich herablassend und er starrte mich fassungslos an. Ich konnte nicht umhin ihn wieder mit einem Hund zu vergleichen. Ich hatte keine Zeit, ihn dauernd Gassi zu führen, aber wenn er es wollte könnte ich schon mal wieder mit ihm spielen. Dafür musste er nur freiwillig in mein Bett kommen. Er sah mich an, wurde rot und warnte mich, ihm jetzt mit irgendwelchen Hundekommentaren zu kommen. „Du forderst es aber auch immer heraus, Bello.“ meinte ich abfällig. Er knurrte mich daraufhin an. Und er wollte kein Hund sein? „Aus. Böser Hund. Das reicht. Vielleicht solltest du heute Nacht draußen in deinem Zwinger schlafen.“

Er versuchte mich böse anzusehen, doch daran scheiterte er kläglich, meinte ich sollte mir endlich merken, dass er eben kein Hund war. Ob ich nicht schlau genug dafür wäre....Ts. Er wandte sich von mir ab und ging aus der Küche raus. Ich folgte ihm unauffällig. Er wollte sich davon stehlen, doch mein Bruder war sofort zur Stelle und schleifte Joey mit ins Wohnzimmer. Auch ich gesellte mich zu ihnen. Ich musste Joey noch ein bisschen beobachten. Vielleicht fand ich dann heraus, was ich noch wissen musste. Zum Glück wagte es niemand, sich in meinen Thron zu setzten. Ich setzte mich und trank gemeinsam mit Jason einen exzellenten Primitivo, Serenity und Mokuba den alkoholfreien Schokonougatlikör. Doch mein Mann verzichtete und fing wieder das Grübeln an.

Ich warf meinem Schwiegervater einen vielsagenden Blick zu, der daraufhin zu Joey sah. Er sprach ihn an, doch er reagierte nicht. Als er lauter wurde schreckte Köterchen auf. „Was ist?“ Wir sahen ihn alle nachdenklich an, bevor Jason seine Frage wiederholte, ob Joey auch was von dem Wein mochte. Er schüttelte den Kopf und bat darum sich zurück ziehen zu können, da er müde wäre. Seine Schwester meinte, er könnte schon noch ein Glas mittrinken und sah ihn mit einem bettelnden Blick an, den nur kleine Geschwister drauf hatten. Joey knickte ein und nahm sich sein Glas, grübelte aber weiter. Dann fragte er Serenity ob sie bedacht hätte, dass Pegasus in dem Interview seine Verwandtschaft mit ihm ausplaudern würde und uns alle einlud zur Party am Samstag. Die Presse würde kommen. Was wenn ihrer beider Mutter das heraus fand. Dann wüsste sie, dass Serenity gelogen hatte. Sie wurde blass und gab zu, dass sie dieses nicht bedacht hätte. Joey fing an zu zittern und ich bedachte ihn mit einem bohrendem Blick. Er versuchte meinem Blick auszuweichen und mich zu ignorieren. Als der Film zu Ende war, brachten wir unsere Gäste in ihre Zimmer. Nur mein Gatte blieb im Wohnzimmer.

 

Schnell waren die Gäste untergebracht und ich lief wieder nach unten, ins Wohnzimmer, wo ich die Stimmen des Kindergartens vernahm. Oh Nein. Er erzählte ihnen wohl wieder mal alles. Konnte er nicht EINMAL was für sich behalten? Ich hörte wie er sagte, dass ich ihm „nur“ eine einzige Ohrfeige verpasst hatte. Nicht wie er erwartet hätte, ein halb tot prügeln. Zorn wallte in mir auf und brodelte gefährlich. Sie machten eine kurze Gesprächspause. Dem lauten Knall zu urteilen, hatte jemand eine Flasche Sekt geöffnet. Joey erzählte von unserem Tag und ich hörte ihn immer wieder eine Flüssigkeit in ein Glas einschenken. Ich hatte eine böse Vorahnung und begab mich hinter ihn. Er beendete sein Gespräch, da ihm nun schwindlig sei, wie er seinen Freunden mitteilte. Er drehte sich um und sah mir in die Augen. „Was ist?“ lallte er mir ungehalten entgegen. Ich sah aber nur auf die Flasche, die er in der Hand hielt. „Hast du etwa die halbe Flasche meines besten Whiskys getrunken?“ fragte ich ihn geschockt. Er nickte grinsend und brachte schwankend die Flasche zurück. Ich folgte ihm leise und als er sich umdrehte, hatte er meine Brust vor der Nase. Er sah mich an und fing an zu frieren. Dazu hatte er auch allen Grund. Ich war stinksauer. „Du dachtest also ich würde dich halbtot prügeln?“ Er hatte die Frechheit erneut zu nicken. „Ich hatte in dem Moment richtig Angst vor dir. Aber das ist eh egal. Lass mich jetzt bloß in Ruhe. Ich brauche deine Aufmerksamkeit nicht. Weder jetzt, noch in Zukunft. Gute Nacht.“ sagte er und versuchte an mir vorbei zu kommen. Doch ich ließ ihn nicht. Er konnte mir nicht so was hin knallen und dann wieder abhauen. Ich schnappte mir sein Handgelenk, drehte ihn zu mir und griff mir wütend sein Kinn. „Du tust so, als ob ich nichts anderes zu tun hätte, als dir Gewalt anzutun.“ Meine Aussage machte auch ihn wütend. „Aber nein. Nicht doch. Das einzige was du tust, ist mich ständig zum weinen zu bringen.“ Ich starrte ihn an, als ob er verrückt wäre. ICH brachte ihn zum weinen? Jetzt schob er mir einfach alles in die Schuhe? Er drückte mich weg und ich ließ ihn. Ich war müde, mich um ihn zu kümmern. Sollte er doch allein klar kommen. Er wusste meine Hilfe einfach nicht zu schätzen. Doch kurz bevor er ging, zögerte er. „Bist du jetzt eigentlich schwul, oder nicht?“ fragte er mich und drehte sich nochmal zu mir um. Zuerst konnte ich ihn nur ausdruckslos ansehen. Er wusste nicht, dass ich auf Männer stand? Ich hatte es ihm nie explizit gesagt, dass stimmte. Vielleicht kam ich heute doch noch auf meine Kosten. Ich ging zu ihm und flüsterte ihm etwas ins Ohr. „Komm heute Nacht zu mir, dann zeige ich es dir.“ Ich sah, wie sich seine Nackenhaare aufstellten und er erschauderte. Ich spürte das hungrige Verlangen seines Körpers, nach meinem, doch er stolperte aus der Wohnzimmertüre hinaus und ließ mich wieder einfach stehen. Der Kleine war aber auch eine harte Nuss.
 

 

Er verschwand nach oben und ich nahm mir mein Handy. Er war die Treppen im zick zack hinauf gelaufen, in sein Zimmer und lag jetzt in seinem Bett. Dann stand er aber wieder auf und bewegte sich auf sein Bad zu. Ich hatte ein schlechtes Gefühl dabei.

Das Interview mit Pegasus

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Die Party

Joeys Sicht
 

Von Stimmen wurde ich am nächsten Morgen wieder wach. Ich lag im Bett meines Mannes und sah dem weißen Drachen mit eiskaltem Blick in die Augen, die mich wütend anblitzten. "Mir egal wie lange ihr danach sucht, irgendwo muss er sein." fauchte Seto eines der Zimmermädchen an, die kurzes dunkelbraunes Haar hatte und genau dieselben blauen Augen, die auch das andere Zimmermädchen gehabt hatte. Schwestern? Es klopfte an der Tür und der Butler kam herein. "Verzeihen Sie die Störung Master Kaiba und das ich Sie erst jetzt aufsuche...aber gestern Abend fiel mir der hier auf den Kopf und ich dachte Sie wollen ihn vielleicht wieder haben." In seiner Hand funkelte mein Ehering und Kaiba lief erleichtert zu ihm, um ihm den Ring abzunehmen. "Danke. Das macht doch nichts. Nehmen Sie sich den Vormittag frei." Der Butler lächelte und verbeugte sich, ehe er und das Zimmermädchen das Zimmer wieder verließen. Der Mistkerl kam auf mich zu, sah das ich wach war, ihn beobachtete und er seufzte bedauernd auf. Er reichte mir den Ring und bat mich, ihm seine Worte von gestern zu verzeihen und den Ring wieder anzunehmen. Er senkte dabei den Kopf. Es schien ihm wirklich leid zu tun.

Mein Körper schrie danach, den Ring wieder anzulegen. Ich fühlte mich ohne ihn nicht mehr ganz. Doch vorher musste ich noch etwas wissen. "Wieso sagst du dann solche verletzenden Worte, wenn du sie nicht so meinst?" fragte ich ihn. Er sah mir in die Augen. "Du hast dich gestern gegen mich gestellt. Auch wenn es nur deine Freunde waren...du bist mir gnadenlos in den Rücken gefallen und hast mich vor unseren Gästen bloßgestellt. Das war nicht gerade schön." Ich schluckte. Ja das war echt mies von mir gewesen. Er hatte Recht. Wir hatten uns gestern grundlos gegenseitig verletzt. GRUNDLOS. Ich senkte den Kopf und meinte, dass ich ihm verzeihen würde, bat ihm im gleichen Atemzug, mir zu vergeben. Er streifte mir den Ring langsam an meinen Finger. Dann küsste er mich sanft und sagte, dass auch er mir verzeihen würde. Ich war sowas von froh und zog ihn zu mir. Er legte sich zu mir ins Bett und hielt mich im Arm. Ich spürte seinen Blick und sah zu ihm auf. “Was?” Er sah mich überlegend an. “Wenn wir schon so schön im Bett liegen...könnten wir doch...” Ich verdrehte die Augen und seufzte. "Was denn? Wir haben uns versöhnt. Da wird ja wohl Versöhnungssex drin sein, oder nicht?” Wie bitte, was? Versöhnungssex? Wenn wir das jedes mal nach einem Streit tun würden, kämen wir ja gar nicht mehr aus dem Zimmer. Also tat ich das einzig vernünftige, was Kaiba selbst in so einer Situation auch tun würde.
 

“Nein.”
 

Ich spürte, wie er seinen ganzen Körper anspannte. Er seufzte Kellertief auf und löste sich von mir. Dann drehte er mir den Rücken zu. „War ja klar. Anscheinend bin ICH nicht begehrenswert. Sonst würdest du mir nicht immer die kalte Schulter zeigen, OBWOHL dein Körper auf meinen IMMER reagiert.“ Nun seufzte ich auf. „Wie ich letztens in der Schule, in der Pause erwähnte....kann ich nur mit jemanden weiter gehen, den ich mag. Und der sollte mich auch mögen. Dieses ganze „ist doch bloß Sex“ Geschwafel mag für dich und andere gelten...aber nicht für mich.“ Er drehte sich wieder zu mir und sah mich an, als ob ich verrückt wäre. „Dein Körper will es. Warum hörst du nicht einfach auf ihn?“ Ich biss mir auf meine Unterlippe. „Das kann ich dir nicht sagen.“ Er beugte sich über mich und frostete mich nieder. „Lass mich raten. Fehlendes Vertrauen? Ich hab langsam genug davon.“ Ich schnaubte. „Dann sind wir uns ja einig. Zum Glück habe ich ein eigenes Zimmer. Das sollte ich nun wieder benutzen, meinst du nicht?“ Damit erhob ich mich und wollte aus dem Bett steigen, aber der Frosty ließ das nicht zu. Er hielt mich hinten, an meiner Boxershorts fest und zog daran. Ich spürte seinen verlangenden Blick auf meinem nackten Hintern und schluckte. Ich war kurz davor einzuknicken. „Finger weg, Eisklotz.“ sagte ich, um von meiner schwindenden Selbstbeherrschung abzulenken und schlug ihm auf seine Finger. Schnalzend bedeckte die Boxershorts meinen Hintern wieder und ich sah ihn empört an. Hm. Es war mir langsam unangenehm, immer nein sagen zu müssen...Ich hätte eher Lust gehabt, ihn zu küssen, aber weiter wollte ich nicht gehen. Wenn ihm dies reichen würde, sollte er es bekommen.
 

„Nun gut. Ich könnte mich eventuell zu einer unschuldigen Knutscherei überreden lassen. Mehr nicht.“ In seinen eisigen Augen, die mich mit einem intensiven Blick ansahen, dass es in mir gleich schwindelig wurde, funkelte es amüsiert. Er zog mich zu sich, sodass ich neben ihm lag und fing an, mich sanft zu küssen. Ich schloss meine Augen und genoss. Er löste den Kuss und fuhr mit seiner Zunge über meine Lippen. Ich schnappte danach und fing sie in meinen Mund ein. Es entbrannte ein erbitterter Kampf um die Vorherrschaft, die ich fast verlor. Doch bevor dies geschehen konnte, lockte er meine Zunge in seinen Mund, um dort weiter zu kämpfen, nahm mein Gesicht in seine Hände und küsste mich sinnlicher. Oh...mein... Was machte er da? Und warum habe ich ihm sowas erlaubt? In meinem Bauch flatterte es und mir wurde heiß. Er drehte mich auf den Rücken und legte sich mit seinem ganzen Körper, auf meinen. Ohhhh. Das wurde mir langsam ZU heiß. Mein Körper reagierte umgehend auf seinen, während er seine Zunge um meine tanzen ließ. Ich spürte seine Härte an meiner, doch er tat nichts weiter, als mich zu küssen. Ich bekam kaum noch Luft und löste den Kuss. „Warte. Ich...“ sagte ich hektisch atmend, doch mein Ehemann beugte sich wieder über mich und küsste mich weiter. In mir kribbelte es und ich musste in den Kuss stöhnen. Das gab es doch nicht. Wie konnte das sein? Wir lagen doch nur völlig still aufeinander und küssten uns. Warum fühlte es sich dann an, als hätten wir bereits Sex? Ich stöhnte erneut auf und löste nochmals den Kuss. „Ich....ich...“ Wieder unterbrach er mich und legte erneut seine Lippen auf meine. Ohhhh du heiliger Gefrierbrand im Tiefkühlfach.... Mir war so heiß. Ich versuchte ihn von mir zu stemmen, doch mein Eisdrache intensivierte den Kuss nochmal. Dann begann auch er verlangend zu stöhnen. Ich ergab mich daraufhin, schlang meine Arme um seinen Nacken und erwiderte nun endlich seinen Kuss. Das Kribbeln verstärkte sich und eine nie gekannte Hitze fing an in meinem ganzen Körper zu wirbeln. Ich wurde fast wahnsinnig von diesem Gefühl. Wir stöhnten beide auf und ich spürte, wie unser beider Erregungen pulsierten. Mir schwanden fast die Sinne und ich hatte das Gefühl zu schweben. Wie lange küssten wir uns schon? Vielleicht ein paar Minuten? Stunden? Tage? Die Zeit war bedeutungslos geworden. Mir wurde immer heißer. Mein Körper fing an, von innen zu vibrieren und ….Ohhhh. Oh nein. Moment...warte...ich....das...das gab es doch nicht. Gleich...gleich war es bei mir soweit. Moment...das... Ich würde gleich kommen...Das pulsieren an unserer Mitte wurde stärker. Es schickte Wellen der Lust durch mich, die immer größer und stürmischer wurden, verbanden sich mit dem vibrieren meines Körpers und brachen in sich zusammen. Ich bog meinen Rücken durch um kam mit einem lauten Stöhnen. Er küsste mich weiter und kam, vielleicht eine halbe Minute nach mir, genauso genussvoll. Mein Eisprinz war ja wirklich eine Naturgewalt.
 

Er sah mir, zufrieden grinsend, in meine Augen, während ich absolut atemlos und geschockt war, dass sowas überhaupt möglich war. „Also dazu sollte ich dich öfter überreden.“ Er küsste mich noch einmal kurz auf meine Lippen, rollte sich von mir und ging, ganz entspannt in sein Bad. Ich biss mir auf meine Unterlippe und stand ebenfalls auf. Leise schimpfte ich mit meinem eigenen Körper, was ihm einfiele, so sehr auf den des Großkotzes zu reagieren.

Ich verschwand, mit nassen Boxershorts in seinen Schrank, schnappte mir ein seidiges, dunkelblaues Hemd von ihm und nahm es mit in meinen. Ich versteckte es zwischen meinen Klamotten, suchte mir frische aus meinen, verschwand in mein eigenes Bad und schloss hinter mir ab. Ich duschte, so schnell es ging und trocknete mich ab. Ich sah in den Spiegel, der mir einen Jungen, mit hässlich goldenen Augen zeigte und ich schloss sie sofort. Nicht schon wieder. Am Besten, ich sah mich selbst gar nicht mehr an, dann konnte ich keine solchen Aussetzer bekommen. Ich zog mich an und ging aus dem Bad. In meinem Zimmer erwartete mich mein Mann und ich machte ein äußerst genervtes Geräusch. „Du schon wieder. Kann ich nicht einmal, für einige Zeit für mich alleine sein?“ Seto sah mich mit einem analysierendem Blick an. „Was ist mit dir los?“ Ich verdrehte die Augen und ging an ihm, schweigend, vorbei. „Nichts, was dich angehen würde.“ flüsterte ich. Ich fühlte mich auf einmal so benutzt. Auch wenn ich nicht mit ihm geschlafen hatte.

Ich ging nach unten in die Küche und der, dessen Name gerade nicht genannt werden sollte, folgte mir mit Abstand. Während ich die Kaffeemaschine anschaltete, erwähnte „Du weißt schon wer“ was er heute frühstücken wollte. Ich tat schweigend, worum er befohlen hatte und stellte ihm zwischendurch einen Kaffee hin. Dann kamen die anderen in die Küche. „Wie geht es euch beiden?“ fragte mein Dad uns. Ich schnaubte und der Mann, der bereits am Tisch saß und den Kaffee trank, hob eine Augenbraue, ehe er antwortete. „Wir haben uns beieinander entschuldigt und uns gegenseitig vergeben. Es ist wieder alles in Ordnung.“ Serenity machte trotzdem ein besorgtes Gesicht und fragte mich, ob ich es genauso sehen würde. Ich bestätigte ihr, was Set....ähm „der mir aufgezwungene“ gerade gesagt hatte und bemühte mich, mein Gesicht möglichst neutral zu halten. Aber anscheinend konnte man in mir lesen, wie in einem Buch, denn sie sah mich an, als dachte sie, dass das gelogen war. „Ehrlich Serenity. Das von gestern ist vergeben.“ Dann drehte ich mich um, bereitete Kakao zu und füllte die Teller mit dem Frühstück. Wir aßen schweigsam und ich erntete immer wieder besorgte Blicke von allen Anwesenden. Der Typ mir gegenüber sagte uns beiläufig, dass Mr. Dubbo heute Mittag kommen würde, damit wir alles anprobieren konnten. Ich fragte dann gleich meine kleine Schwester, ob sie den Vormittag mit Dad und mir zusammen verbringen wollte. Wir könnten die Villa erkunden. Mokuba sagte uns, dass im Keller der Villa eine Sauna, ein Fitnessraum und ein Pool wären. Wenn wir wollten, könnten wir unsere Zeit dort verbringen. Wir nahmen dieses Angebot an und daraufhin spürte ich meine Vorderseite zu Eis erstarren.

Doch davon ließ ich mich nicht abhalten. Wir beendeten unser Frühstück und ließen uns von Mokuba den Keller zeigen. Er orderte für uns Bade, Sauna und Sportsachen, übergab sie uns, verabschiedete sich daraufhin und wünschte uns viel Spaß. Das würden wir haben. Endlich mal wieder Zeit mit meiner Familie verbringen.
 


 


 

Setos Sicht
 

Ich saß immer noch in der Küche und trank meinen neunten Kaffee. Was hatte Joey denn jetzt schon wieder? Das was wir vorhin getan hatten, war himmlisch gewesen. Es war nur ein Versuch meinerseits, doch war es wirklich von Erfolg gekrönt. Wie als wären unsere Körper füreinander gemacht. Warum er jedes mal so zickig danach war, wusste ich nicht. Meine Gedanken wurden von meinem kleinen Bruder unterbrochen, der in die Küche kam und mir Gesellschaft leistete. „Was ist jetzt schon wieder zwischen euch passiert? Kann denn nicht ein Tag vergehen, an dem ihr euch vertragt?“ Ich schüttelte den Kopf. „Das ist es ja Moki...es ist nichts passiert. Er hat es mir erlaubt, ihn zu küssen und.... dann haben wir uns in unsere Bäder zurück gezogen. Danach war er seltsam.“ Mein Bruder überlegte, an was es liegen könnte, dass Joey so komisch zu mir war. „Hm...erinnerst du dich an gestern? In der Limousine war er auch so, nachdem Frühstück.“ Ich versetzte mich in die Situation und ja...er hatte Recht. Wir hatten fantastischen Sex gehabt, wurden danach zwar von Jason überrascht, aber daran konnte es nicht liegen, dass er dann zu MIR so abweisend war. Vielleicht... „Er erwähnte mal, dass er...gewisse Aktivitäten nur tun könnte, wenn er für denjenigen Sympathie empfinden würde und es umgekehrt genauso wäre.“ Mein Bruder sah mich bestürzt an. Was war den jetzt los? „Warum siehst du mich so an? Bitte klär mich auf, wenn du den Grund seiner Aussetzer weißt.“ Mokuba erwähnte, dass Joey sich möglicherweise von mir benutzt fühlen könnte. Das bezweifelte ich. Er tat das, wenn er mal wollte, doch freiwillig. Wie könnte er sich dann benutzt fühlen? Ich beschloss ihn heute besonders aufmerksam zu beobachten. Mokuba ging wieder aus der Küche heraus, fest entschlossen, noch eine Partie Schach zu spielen, gegen Roland. Ich sah immer wieder auf mein Handy und beschloss, nur für alle Fälle, im Keller ein paar unauffällige Kameras anbringen zu lassen. Ach was. Wenn ich schon dabei war, würde ich seinem Zimmer und seinem Bad auch welche zukommen lassen. Immerhin war das nur zu seiner eigenen Sicherheit. So etwas wie am Donnerstag, als er sich in der Badewanne ertränken hatte wollen, brauchte ich nicht nochmal. Ich sollte mir außerdem noch einen zweiten, unauffälligen Zugang zu seinem Bad schaffen. Wenn er in Gefahr war, hätte ich dann wenigstens Zutritt. Ein guter Plan, dessen Umsetzung geradezu danach schrie, ausgeführt zu werden. Ein Glück, dass ich so ein Genie war. Den Vormittag würde ich dafür gut nutzen können, da Joey eh gerade beschäftigt war. Ich stand auf und begab mich nach oben, in sein Zimmer. Ich suchte mir die besten Positionen für die Kameras aus. Ich sah auf sein Bett und wurde nachdenklich. Hm. Ich sollte welche mit Mikrophon verwenden. Nur für alle Fälle. Auch das Bad inspizierte ich und falls ich den Bauplan dieser Villa noch richtig im Kopf hatte, konnte ich an der Wandseite, neben dem raumhohen Fenster, in die Wand mir einen Zugang bauen lassen. Dann wäre der Bereich um den Spiegel und das Waschbecken, meine Geheimtür. Ich überlegte, wie ich es in kürzester Zeit schaffen könnte. Ich würde einfach Ivan anrufen und ihn fragen, ob er jemanden kannte, der es in ein paar Stunden über die Bühne bringen konnte. Die Kameras wären schnell installiert, hatte ich doch einige in meinem Arbeitszimmer versteckt. Ich wählte seine Nummer und unterhielt mich mit ihm, über meinen Plan. Er spielte mir sogar gleich eine Lösung zu, für die ich gar keine Hilfe benötigen würde. Ich musste grinsen. „Gut Ivan. Ich danke dir. Es wird wohl mal wieder Zeit für eine Gehaltserhöhung, hm?“ Er lachte nur und meinte dann, er hätte noch nie einen besseren Job gehabt. Er bedankte sich und schwor mir, wie jedes Mal, erneut die Treue, bevor er auflegte. Na dann. Ran ans Werk.
 


 

Joeys Sicht
 

Die Zeit für die "Party" rückte immer näher. Ich war ziemlich nervös und spielte mal wieder mit meinem Ehering. Wir hatten total viel Spaß gehabt im Keller. Ich wünschte, wir hätten, nach der Scheidung meiner Eltern, so zusammen leben können. Ich schüttelte den Kopf und versuchte, mich auf das hier und jetzt zu konzentrieren. Es war gerade Mittag und Mr. Dübat war angekommen, um uns unsere Outfits zu bringen, die wir anprobieren sollten. Sollte noch was geändert werden, würde er es gleich hier tun. Der Drachenprinz thronte wieder erhaben und frostig in seinem Thron und überwachte das Geschehen. Er hatte bereits sein Outfit an und es stand ihm vorzüglich. Ich kam nicht umhin zu bemerken, dass diese Kleidung ihn noch perfekter machte, als er eh schon war. Wie konnte ein Mann nur derart ansehnlich sein, dass man ihn am Liebsten den ganzen Tag nur ansehen wollte? Ich schluckte. War ich etwa wirklich schon...Nein. Garantiert nicht. Der Streit gestern und die Aktion von heute morgen, mussten mich verwirrt haben. Ich hatte keine derartigen Gefühle für den Kotzbroken...den unglaublich attraktiven Kotzbroken, der mich gerade mit einer hochgezogenen Augenbraue beobachtete...Grrrrr...Wie er schon da saß. So absolut königlich und wunderschön und.... äähhh...ja. Es wurde höchste Zeit, Abstand zwischen uns zu bringen. Ich sah in eine andere Richtung und meinte ich müsste mal auf die Toilette. Schnell huschte ich aus dem Wohnzimmer und geradewegs die Treppen hoch, in Mokubas Zimmer. Da würde er mich nicht suchen, sollte er es vorhaben. Ich atmete tief durch und fing an zu zittern. Der gestrige Tag saß mir immer noch tief in den Knochen. Die verletzenden Worte, die wir uns entgegengeschleudert hatten. Der Film unserer Hochzeit und die Gedanken über die Kinder, die wir nie haben würden, hatten mich noch mehr durcheinander gebracht. Ich hatte mir vorher nie vorstellen können, überhaupt an eigene Kinder zu denken und jetzt? Ja und auch, dass ich Seto wirklich ein wenig mochte...mehr nicht. Nur ein bisschen mögen. Und er? Er hasste mich nur nicht. Aber was dann? Akzeptierte er nur meine Existenz? Bis wir geschieden waren...
 

Wenn wir uns scheiden ließen, wer würde den überhaupt noch an meiner Seite sein wollen? Eine Frau wie Mai würde nicht ein ganzes Jahr auf mich warten. Ich war außerdem als schwul abgestempelt und...ich konnte mir nicht vorstellen, einen anderen Mann, als den Eisberg an mich ran zu lassen. Das würde dann alles ziemlich einsam werden. Auch wenn ich vor ein paar Tagen noch zuversichtlich gewesen war, auch alleine bleiben zu können. Aber vielleicht würde ich ja auch früh sterben...Immerhin würde bestimmt herum erzählt werden, dass ich sein Herz gebrochen hätte und dann würde mich Kaibas Fanclub jagen. Dann hatte ich es wenigstens hinter mir. Ich fing an zu zittern.

Ich hasste diese Gedanken und jetzt kam mir auch noch meine Mutter in den Sinn. Ich setzte mich auf den Boden und schlang meine Arme um die Knie. Ich hatte Angst vor Mutters Reaktion, auf Pegasus Party. Sie hatte sich bis jetzt nicht gemeldet und ich hoffte, sie würde uns nicht auf der Party mit ihrer Anwesenheit beehren. Das Zittern wurde stärker und ich fühlte eine große Kälte in mir. Ich hatte bis jetzt meine Kontaktlinsen, die ich meinem Dad entwendet hatte, nicht wieder angerührt. Vielleicht sollte ich sie auf der Party tragen, nur zur Sicherheit. Wenn sie tatsächlich kommen sollte, würde sie deswegen nicht ausrasten. Ich musste einfach ein braver Junge sein und auf sie hören. Sie würde mir sonst Serenity nehmen und ich könnte sie nie wieder sehen. Ja die Kontaktlinsen würde ich einsetzen, kurz bevor wir gingen. Mein Ehemann würde vielleicht wieder eine höhnische Bemerkung machen, aber das war mir egal. Ich hatte einfach zu große Angst vor Mutter. Ich spielte wieder nervös mit meinem Ehering. Sie konnte mich zerstören. Und ich wollte ihr keinen Grund dafür geben. Immer brav sein und tun, was Mutter sagte. Die Tür zu Mokubas Zimmer öffnete sich und schon stand Kaiba vor mir. Woher wusste er wo ich war? "Was machst du hier, Eisschrank?"

Er machte ein abfälliges Geräusch und schloss die Tür. Mit diesem Outfit sah er wirklich wie ein Prinz aus, das musste ich einfach mal erwähnt haben. "Das ist mein Haus Köter und du kannst dich nicht vor mir verstecken." Ich senkte meinen Blick, damit er nicht sah, dass sein Ton und der Hundekommentar mich verletzten und mich frieren ließen. Ich wollte seine Aufmerksamkeit nicht. Auch wenn er dann immer ankam und mich tröstete und sich sogar heute morgen entschuldigt hatte. Warum auch immer. Das änderte nichts. Weder an seinen, noch an meinen Gefühlen. Er war bestimmt froh, wenn er mich los war. An mir war ja eh nichts besonderes. Ich sah durchschnittlich aus, die Augen erwähnte ich mal nicht. Ich hatte keine nennenswerten Talente....ok ich zeichnete vielleicht ganz ok, war oftmals tollpatschig und Unsinn war ja schon fast mein dritter Vorname. Im Duellieren war ich ein ewiger Dritter und...man konnte mich ja gar nicht lieben. So wie ich war...Mutter hatte Recht, genau wie diese Hina. Wie sagte sie? Solcher Dreck wie ich hatte kein Anrecht auf Wahre Liebe..."Was willst du noch hier?" flüsterte ich, als er immer noch nichts getan hatte. Wartete er auf eine Reaktion meinerseits? War mir egal. Er kam auf mich zu und ich schrak vor ihm zurück. Er stoppte und seufzte genervt. "Hast du schon wieder diese Selbsthass-Gedanken? Lass das gefälligst, Streuner." Woher wusste er das? Ich musste ihn von mir ablenken. Jetzt machte ich ein abfälliges Geräusch und sagte ihm, dass ich meine Ruhe wollte. Er sollte gehen und mich allein lassen. Er musste doch die Anprobe überwachen und rumstänkern, wenn es was zum rumstänkern gab. Und es gab immer was zum rumstänkern. Jedenfalls für den Eisschrank.
 

"Nein."
 

Das war doch...nicht schon wieder. Warum konnte er nicht wenigstens einmal tun, worum ich ihn gebeten hatte? "Verschwinde. Selbst wenn ich diese Gedanken hätte, geht es dich nichts an." sagte ich ihm bestimmt. Doch er kam mir wieder näher und ignorierte jeden Protest. Ich warf Mokubas Sachen nach ihm, damit er stehen blieb, aber auch das ignorierte der Mistkerl einfach. Dann war er bei mir und versuchte meine Arme zu fassen zu bekommen, die versuchten ihn abzuwehren. Er ließ sich auf einmal einfach fallen und begrub mich unter sich. Ich konnte mich nicht mehr bewegen und fühlte mich absolut hilflos. Tränen brannten mir in den Augen, aber ich drängte sie bestimmt zurück und blieb auch sonst absolut still. Jede Bewegung und jedes Geräusch, welches ich machte, konnte zu viel für mich sein und mich wieder zu einem Wasserfall werden lassen. Ich hatte schon mehr als genug heulen müssen. Die Verzweiflung schwelte nah an der Oberfläche und drohte mich zu überwältigen. Er war schwer und ich konnte nicht richtig atmen. "Hör mir mal zu Kleiner. Du wirst gefälligst sofort mit solchen Gedanken aufhören. Die sind nur Zeitverschwendung. Du solltest dich darauf konzentrieren, was im Moment wirklich wichtig ist...hast du mich verstanden?" Ich nickte einfach mal. Er erhob sich, ich blieb aber liegen, die Augen geschlossen. Vielleicht sollte ich den toten Hund spielen? Nein, das nahm er mir eh nicht ab. Seto kniete sich neben mich und rüttelte an mir. "Willst du jetzt toter Hund spielen? Dafür haben wir jetzt keine Zeit. Hoch mit dir." Aber ich rührte mich nicht. Er seufzte erneut, diesmal aber übertrieben genervt und hob mich einfach hoch. Ich erschrak und klammerte mich an ihn. Ich sah ihm in seine eisigen Augen, die von den blau leuchtenden Highlights noch blauer und kälter wirkten und wurde rot. Der arktische Eisprinz trug mich in sein Zimmer...wieso immer in seins? Das wirkte ja fast so, als wäre es unser gemeinsames. Er legte mich in unserem Ehebett...äähh...seinem Bett ab und stemmte die Hände in die Hüften. "Ich werde Monsieur Duboit nach oben schicken. Probiere dein Outfit an, ich komme gleich wieder." Dann war er weg. Ich seufzte erleichtert, kuschelte mich unter die Decke und begrub selbst meinen Kopf darunter. Es roch so herrlich nach ihm.

Es klopfte an der Tür und der Butler betrat den Raum. Ich kämpfte mich aus der Decke und sah ihn an. Ich musste einen elenden Anblick abgeben, denn er sah mich mitfühlend an. "Monsieur Duboit für Sie, Master Joseph." Ich nickte ihm zu. "Danke....äh...ich weiß gar nicht wie Sie eigentlich heißen.." Der Butler lächelte mich an und meinte ich solle ihn einfach nur Yoshi nennen. Ein ungewöhnlicher Name für einen Butler. Sonst hießen die doch nur James oder Jonathan oder so. Diese Gedanken teilte ich ihm auch umgehend mit. Er meinte das Yoshi nur die Kurzform seines Namens war. Er hieß eigentlich Yoshua, aber Yoshi war ihm lieber...

Ich kam nicht umhin, an die Super Mario Brothers zu denken. Da gab es doch auch einen Yoshi. Ich merkte erst, dass ich laut gedacht hatte, als Yoshi loslachte. Er meinte, dass er und seine Familie von diesen immer schon ein richtig großer Fan gewesen wären und sollte ich Lust haben, eines dieser Spiele zu spielen, wäre er dabei. Ein absolut cooler Butler. Mr. Düdü drängte sich an Yoshi vorbei und schimpfte wild auf französisch, während er einen großen Spiegel mit sich trug. "Isch habe nischt viel Zeit für Sie heute. Wenn isch etwas ändern muss, brauche isch genügend Zeit dafür, damit es perfekt wird." Er stellte den Spiegel auf und sah mich streng an, doch dann merkte er, wie traurig ich aussah und nahm mich in den Arm. "Keine Sorge, wir werden disch schon hübsch einkleiden, mein Goldjunge." Ich wurde wieder rot und diese ewige Anspielung auf meine Augenfarbe ging mir auf den Keks. Er übergab mir mein Outfit und ich schlüpfte hinein....

Ich musste verrückt gewesen sein, mir selbst sowas zu entwerfen. Ich konnte mich nur anstarren, während Mr. Dodomm von mir schwärmte, wie toll ich aussah. Die blauen Highlights würden meine Augen strahlen lassen und das ich perfekt zu meinem Ehemann passen würde. Hahahahaha. Äußerlich vielleicht, nur wenn wir diese Kleidung trugen...Dann kam mein Mann wieder ins Zimmer und sah mich an, wie ich mich selbst anstarrte. Jedenfalls meinen Körper. In diese Augen sah ich nicht freiwillig. Er kam auf mich zu und streichelte meinen Nacken. "Siehst du? Deine seltsamen Gedanken sind nicht im mindesten gerechtfertigt. Du siehst großartig aus." Ich wandte mich von meinem Spiegelbild ab und starrte ihn ungläubig an. Was denn? Keine Beleidigungen mehr? Keine bissigen, abfälligen Hassbekundungen? Er fand das ich großartig aussah?? Er musste krank sein. Vielleicht hatte er ja Fieber und befand sich im Delirium? Er gab dem Franzosen ein Zeichen, dass es perfekt war und er sich nun wieder nach unten zu den anderen begeben konnte. Sobald er den Spiegel genommen hatte, draußen war und die Türe hinter sich geschlossen hatte, nahm der Kühlschrank im Prinzenoutfit, mit seinen Händen mein Gesicht und küsste mich zart auf meine Lippen. Küsste meine Wangen und dann meinen Hals. "Das macht mich jetzt aber richtig scharf auf dich, mein Hübscher..." flüsterte er mir zu und ich war nun fassungslos. Ich hatte nur andere Klamotten an als sonst und schon war er wild darauf sie mir wieder auszuziehen? Er war definitiv krank.
 

Ich schluckte und meinte das ich Yugi versprochen hatte, jetzt gleich mit ihm zu telefonieren. Er machte wieder das "Zitronengesicht" und ließ von mir ab. "Nun gut....ruf ihn nur an. Ich wollte ihn auch fragen, wie es ihm so geht. Nicht das er von gestern noch Erfrierungen davon getragen hat." sagte er lauernd und verschränkte seine Arme. Das konnte nicht sein... Ohhh.. er musste gewusst haben, das es eben nur eine Ausrede gewesen war, damit er aufhörte mich verführen zu wollen. Ich schluckte. "Du hast immer noch diese Gedanken, oder?" fragte er. Ich drehte mich um, damit ich ihn nicht ansehen musste und zog mir das Outfit aus und meine Alltagskleidung an. Ja hatte ich. Das ging ihn aber nichts an. Solange er mir nicht vertraute, tat ich es auch nicht. "Wusstest du, dass du oft im Schlaf sprichst?" Geschockt sah ich ihn jetzt doch an. "Wa...was denn so?" Ernst sah er mich an. "Von früher...als du noch klein warst." Das konnte nicht sein. Ich hatte schon lange keine Alpträume mehr. Seit ich mit Dad alleine lebte. Deshalb lachte ich nur kühl und schüttelte den Kopf. "Ich geh jetzt wieder nach unten, Eisschrank, bis dann." "Du flüchtest schon wieder, statt dich deinen Ängsten zu stellen. So wirst du dein Leben lang in Angst leben. Sprich darüber. Wenn nicht mit mir, dann such dir jemand anderen, aber tu endlich was dagegen. Du machst dich sonst selbst noch kaputt." sagte er mir streng. Wie konnte er es wagen, mir vorzuschreiben, was ich zu tun hatte? Ich wollte doch nur für ein paar Stunden alleine sein, heulen und wie immer weiter machen. Ich konnte es auch alleine schaffen. Da brauchte ich niemanden mit meinen lächerlichen Sorgen zu belästigen.

Kaiba seufzte und umarmte mich. Sanft streichelte er mir über mein Haar und flüsterte mir zu, dass meine Mutter nur eifersüchtig auf meine Schönheit war. Sie war wie die böse Königin in Schneewittchen. Er verglich meine Freunde, meine Schwester und Dad, mit den sieben Zwergen und warnte mich davor, Fremden die Tür aufzumachen. Ich sollte ja keine Äpfel annehmen und essen, sonst wäre er gezwungen mich zu küssen, auch wenn ich das gar nicht wollte. Ich musste daraufhin lachen. Dann küsste er mich trotzdem und strich langsam meine Seiten auf und ab. Ich keuchte und er nutzte das, um seine Zunge in meinen Mund zu schieben und forderte liebevoll meine zu einem Tanz auf. Mein Bauch flatterte wieder verdächtig und meine Knie gaben nach, doch Kaiba ließ mich nicht fallen. Er hielt mich fest und küsste mich sinnlich...so wie heute morgen. Ich schlang meine Arme um seinen Nacken und zog ihn enger an mich. Oh...er war so.....unglaublich schön und ich...
 

Ein Klopfen unterbrach unseren Kuss und damit meine Gedanken, die sich für mich verdächtig nach Anhimmelungen anhörten. Mein Prinz seufzte wieder genervt auf. "Herein!" donnerte er los. Die Tür öffnete sich und meine kleine Schwester kam herein, gekleidet in ihrem Outfit für heute Abend. Sie sah cool aus. Jeder andere hätte Serenity in ein romantisches Rüschenkleid, oder in ein Bodenlanges Abendkleid gesteckt. Aber nicht ich. Den Stil eines Kaibas konnte nicht jeder tragen, aber zu ihr passte es perfekt. "Wow Schwesterchen. Du siehst ja hammermäßig aus." Der arrogante Schnösel nickte ihr ebenso bewundernd zu und ich bekam wieder einen kleinen Anfall von, "was wenn er doch nicht schwul ist"? Er hatte mir ja nicht explizit gesagt, dass er wirklich schwul war. Ich hatte also immer noch keine Sicherheit, was das anging. Ich sah zu meiner Schwester und mir wurde heiß vor Scham. Sollte Kaiba tasächlich auf meine Schwester stehen und sie auf ihn, würde ich ihnen garantiert nicht im Weg sein. Ich konnte aber nicht verhindern, dass mich kurz eine tiefe Traurigkeit überrollte, die ich aber sogleich nieder kämpfte. Mein Atem erhöte sich ein bisschen, bei dieser Anstrengung. Dann war es endlich vorbei und ich war erleichtert.

"Joey? Alles in Ordnung?" Ich sah meine Schwester an, die äußerst besorgt wirkte und ich winkte ab. "Alles klar, Serenity. Bin nur nervös wegen heute Abend." Ich log sie nicht einmal an. Ich war tatsächlich nervös. Aber wegen dem anderen, da wollte ich einfach nicht drüber sprechen, weil es unsinnig war. Diese Gefühle, die nicht da sein sollten, musste ich einfach nur bekämpfen und dann wäre alles gut. Mein Mann sah mich mit einem analysierenden Blick an, der mir sagte, dass das letzte Wort über meinen kleinen Aussetzer gerade noch nicht gesprochen war und er mich nicht eher in Ruhe lassen würde, bis ich ihm gesagt hatte, was los war. DAS konnte er vergessen. Ich hatte langsam das Gefühl, das meine Probleme immer mehr wurden, statt weniger. Oder aber es merkten nun andere, wie es in mir wirklich aussah. Das ich innerlich einfach schon lange kaputt war und man sich nicht mehr die Mühe machen sollte, mich zu reparieren. Mir wurde heiß. Ich schüttelte den Kopf. Kaiba hatte Recht. Ich sollte mit diesen Gedanken aufhören. "Sorgst du dich, dass Mutter auf die Party kommt?" fragte mich Serenity. Mutter..."Ich möchte darüber gerade nicht reden, tut mir leid. Ich sollte mich noch ein bisschen ausruhen, ehe wir aufbrechen. Also dann..."

Ich lief durch Kaibas Schrank, in meinen und in mein Zimmer. Ich stürzte zur Terrasse und ließ mich auf das Lounge Sofa fallen. Ich schaffte es einfach nicht, diese Gedanken abzuschütteln. Sie hielten mich gefangen. Wie sollte ich da raus kommen können? Mir war so heiß. Dann aber kühlte mich der Eisblick meines Drachengatten und ich seufzte erleichtert. "Bin ich froh, dass du so einen Blick drauf hast. Ich hab das Gefühl ich verbrenne, so heiß ist mir." Ich hörte seine Schritte, die mir schnell näher kamen und er legte eine Hand auf meine Stirn, zog sie aber sofort wieder weg. "Du hast Fieber. Siehst du was passiert, wenn du dir zu viele oder unsinnige Sorgen machst?" schimpfte er mich. Er wartete meine Antwort aber nicht ab, sondern ging wieder in mein Zimmer, brüllte etwas unverständliches und kam daraufhin wieder zu mir. Einige Minuten später, erschien eine junge Frau in einem Zimmermädchenkleid und reichte meinem Mann einen Eimer mit Eis, einen Tuchbeutel und eine Schüssel. Sie hatte ihr helles, braunes Haar zu einem Dutt hochgesteckt und ihre blauen Augen musterten mich besorgt. Diese blauen Augen hatte ich doch schon mal irgendwo gesehen, oder? Sie füllte den Beutel mit Eis und übergab ihn dem Eiskübel. Hey ich hatte eine neue Bezeichnung für ihn gefunden. Er legte mir den Beutel auf meine Stirn und sagte dem Zimmermädchen, die er mit Daisy ansprach, dass es im Moment alles wäre und sie sich zurück ziehen durfte. Sie verbeugte sich und verschwand. Setos Augen wirkten im Moment besorgt und hatten eine undefinierbare Farbe angenommen. Die Kälte auf meiner Stirn tat gut, aber ich fühlte es förmlich wegschmelzen. Nach ein paar Minuten musste er schon wieder den Beutel neu füllen. Während auch dieses Eis schmolz, nahm er einen einzelnen Eiswürfel und fuhr damit mein Gesicht entlang und über den Hals. Das tat so gut. Ich sah dem Drachen in die Augen, die heller wurden, dann verschwamm alles.
 


 

Als ich wieder aufwachte, hatte ich das Gefühl wie in Watte gepackt zu sein. Ich fühlte mich aber auch leicht und befreit. Die Hitze war verschwunden und ich allein in des Drachens Zimmer. Der weiße Drache mit eiskaltem Blick, an der Decke, lachte mich erleichtert an....Mir kam dieser Drache wie ein Stimmungsbarometer vor. Langsam verstand ich, warum mein Mann diesen Drachen so sehr mochte. Ich lächelte ihn an und erschrak, als wieder eines der Zimmermädchen an mir vorbei ging. Sie verbeugte sich, grüßte mich und wollte schon aus dem Zimmer gehen, als ich sie zurück hielt. Es war wieder das Mädchen mit den kurzen dunkelbraunen Haaren. "Entschuldigen Sie bitte...kann es sein, dass Sie mit den anderen Ninjazimmermädchen verwandt sind?" fragte ich sie, reichlich verwirrt. Sie sah mich freundlich lächelnd an und nickte. "Ja das sind meine große und meine kleine Schwester. Wir sind die Töchter von Yoshua Mario, dem hier angestellten Butler. Mein Name ist Luigiana." Das gabs doch nicht. Yoshi Mario? Luigiana?

Sie unterbrach meine Gedanken. "Meine große Schwester ist die mit den langen schwarzen Haaren. Sie heißt Maria und meine kleine, mit den hellbraunen Haaren, ist Daisy." Ich lachte. Ja Yoshi war wirklich ein großer Fan von den Super Mario Brothers.... "Dann seid ihr ja die Super Mario Sisters. Das ist ja cool." freute ich mich und sie lächelte mich strahlend an. "Vater sagte uns schon, das Sie ein besonderer junger Mann sind, Master Joseph. Wir sind alle froh, dass Sie nun hier sind und Master Kaiba seine Einsamkeit nehmen. Ich muss nun wieder zurück an meine Arbeit...und Danke für das Kompliment, dass wir wie Ninjazimmermädchen sind. Darauf sind wir besonders stolz." zwinkerte sie mir zu und verschwand. Mein Lächeln erlosch. Seto war einsam? Das machte mich nachdenklich. Wie spät war es eigentlich? Zum Glück hatte der Eisberg eine Wanduhr in seinem Zimmer. Ach schon 15:10 Uhr. Ich hatte auf einmal große Lust wieder zu backen. Oh ja, es war ernst. Ich brauchte Vanillekipferl und der einsame Frostdrache ebenfalls.
 

Also stand ich auf, zog mir was über und ging in die Küche. Ich hatte in meinem Leben schon so viele davon gebacken. Das gab mir eine gewisse Routine und wirkte auf mich wie eine Entspannungsmeditation. Der Duft dieser Besonderheiten verteilte sich in der ganzen Villa. Ich hörte nicht auf. Blech für Blech wanderte in den Ofen und als ich dachte, ich hätte genug gebacken, ging ich aus der Küche und rief Luigiana. Mal sehen, ob sie mich hörte. Ich wartete ein paar Sekunden und schon tippte mich jemand an, der hinter mir stand. Ich drehte mich um und sah Luigiana in die Augen. Ich lächelte und sagte ihr, ich würde sie und ihre Schwestern und ihren Vater in exakt zehn Sekunden in der Küche erwarten. Sie nickte und war in der nächsten Sekunde verschwunden. Ich kratzte mir verwirrt am Hinterkopf und betrat wieder die Küche, wo bereits die angeforderten Angestellten warteten. Die waren ja wirklich schnell. Ich klatschte freudig in die Hände, breitete die Arme aus und meinte, sie sollten sich an den Vanillekipferl bedienen und mir sagen, ob sie ihnen schmeckten. Die Anwesenden sahen mich erstaunt an, folgten meiner Forderung aber augenblicklich. Die Augen der Mädchen und des Butlers fingen an wie die Sonne zu strahlen und sie lobten dieses wunderbare Gebäck. Ich übergab ihnen eine große Schüssel davon und meinte, es wäre meine Art der Wertschätzung, für die guten Dienste, die sie hier leisteten. Der Butler fing an sich zu verbeugen und meinte, es wäre eine Ehre für dieses Haus zu dienen und ich wäre überaus freundlich. Sie nahmen gerne diese Gabe an. Dann zogen sie sich, mit einem verräterischem Glitzern in den Augen, zurück.

Ich fühlte mich befreit. Andere glücklich zu machen, war einfach das Schönste. Ich sah abwesend zum Kühlschrank, der neben dem Kühlschrank stand und mich lächelnd beobachtete. "Du solltest nicht alle an die Angestellten verschenken." sagte er und schnappte sich gleich eines, welches er langsam und seufzend in den Mund nahm. "Das sind nicht alle gewesen. Ich habe vielleicht ein Viertel davon verschenkt." Der Drache sah mich erstaunt an. "Warum hast du so viel gebacken....was ist passiert?" Ich lächelte ihn an und meinte, dass ich so nervös war, wegen heute Abend und...ja auch wegen meiner Mutter. Aber das Backen hatte mich entspannt. Er nickte und meinte, ich könnte das ruhig öfter tun. Der Duft hatte auch meinen Dad, Serenity und Moki angelockt und jubelnd stürzten sie sich auf die Kipferl. Ich kochte sogleich Kakao und Kaffee und wir setzten uns zusammen. Das war wunderbar. Wie sie alle lachten und genossen. Wir saßen zusammen, wie eine richtige Familie. Seto, der Vater. Ich die.....äh...Mutter. Und unsere drei Kinder....Ja, Dad war einfach selber noch, wie ein Kind. Es war wunderbar, sich so eine Illusion zu erschaffen und so zu tun, als wären wir alle glücklich.
 

Die Zeit verging allerdings viel zu schnell und ehe ich mich versah, war es Zeit aufzubrechen. Wir würden, bis zu Pegasus´s Insel etwa ein bis zwei Flugstunden brauchen. Kaiba wollte mit seinem Luftschiff fliegen. Es waren da auch Zimmer mit Betten, falls man sich nochmal zurück ziehen und ausruhen wollte. Wir betraten dieses und ich hielt meinen Dad am Arm fest. Er sah mich erstaunt an. Ich bat meinen Dad um ein Gespräch, zwischen Vater und Sohn und er sah mich an, als ob was weiß ich jetzt auf ihn zukommen würde. Wir gingen in eines der Zimmer und setzten uns in bequeme Sessel. "Nun Sohn, was möchtest du mit deinem Vater besprechen?" fragte er unsicher und ich sah ihn bekümmert an. "Dad, ich bitte dich mit mir über deine Gefühle, wegen dem Brief zu sprechen." Er sah mich genervt an und meinte, dass er es satt hätte, jetzt auch noch von mir darauf angesprochen zu werden. Wer hatte denn noch mit ihm gesprochen? Dad sah mich vielsagend an und dann wusste ich, dass es mein Mann gewesen sein musste. Ich nickte und sagte ihm, dass ich verstand, wenn er nicht drüber reden wollte.

"Wenn du mit mir über deine Gefühle, wegen deinem Mann sprichst, rede ich auch." Meinte Dad. Ich grummelte. Nun gut. Ich erzählte ihm von meinen Gedanken, dass ich mich "danach" immer benutzt fühlte und das ich wohl ab und an eifersüchtig reagieren würde, obwohl es nicht angebracht war, vor allem nicht bei meiner kleinen Schwester. Er nickte verstehend. "Du liebst ihn also schon so sehr?" Ich stotterte ihn an, dass ich ihn nicht lieben würde. Ich mochte ihn vielleicht ein winziges bisschen, aber mehr auch nicht. Er verdrehte nur die Augen und murmelte irgendwas von Verdrängung vorhandener Tatsachen. Dann erzählte er mir von seinen Gefühlen. Wenn Max seine Adresse kannte, wusste auch sein Dad wo er wohnen würde, aber er hatte nichts von ihm gehört. Kein Brief an ihn...nichts. Er hatte das Gefühl, dass Ruby wohl kein Interesse mehr an ihm hätte...an seinem Enkel ja, aber er selbst? Und dann wollte er auch nicht zur Party kommen? Obwohl es ja eine Familienzusammenführung sein sollte. Er war furchtbar enttäuscht und weinte deswegen wie ein Wasserfall. Ich nahm ihn in den Arm und tröstete ihn. Er schlief in meinen Armen ein und eine halbe Stunde streichelte ich ihm durch sein, heute offenes, langes Haar. Ja, Dad war wirklich noch wie ein Kind. Ich sah wieder auf seine schönen, langen Haare und fragte mich, ob ich sie mir auch so lang wachsen lassen sollte. Dann würden wir wie Zwillinge aussehen und niemand könnte uns noch auseinander halten. Davon musste ich leise lachen. Nur war Dad etwas größer, als mein Mann, also wüsste trotzdem jeder, wer wer war. Aber die verblüfften Gesichter, stellte ich mir lustig vor.

Dann kam Kaiba, der furchtbar genervt aussah und wollte uns schon zusammen stauchen. Warum auch immer. Dann stockte er, als er das verweinte Gesicht meines Dads sah. Er sagte abfällig, dass ich wohl nach meinem Vater kam, der, genauso wie ich, ständig am heulen war. Ob wir uns nicht mal zusammen reißen konnten? Ich wurde wütend und sagte er sollte verschwinden. Er verstand doch sowieso nichts von Gefühlen. Ich hatte mich schon gefragt, wann Kaiba wieder zum Biest werden würde, da er schon viel zu lange untypisch nett und zuvorkommend gewesen war.

Er zog aber nur eine Augenbraue nach oben, sah mich überheblich an und teilte mir mit, dass wir bald landen würden. Ich sollte meinen Heul-Dad aufwecken und er sollte sich sein Gesicht waschen, vielleicht rettete er dadurch etwas. Ich knurrte ihn an, doch dadurch weckte ich meinen Dad. Er sah zu seinem Schwiegersohn, verdrehte die Augen und ging auf die Toilette um sich zu waschen. "Komm Köter. Du hast dich immer noch nicht umgezogen und hergerichtet. Dein Dad ist erwachsen. Der schafft das auch alleine." Ich sah ihn nicht an und ignorierte ihn, meine Arme verschränkt. So ein Vollidiot. Immer musste er auf den Gefühlen anderer herumtrampeln.
 

Auf leisen Sohlen hatte er sich an mich rangeschlichen, packte mich am Kragen und zerrte mich nach draußen. Ich wehrte mich mit Händen und Füßen und als Kaiba genug davon hatte, warf er mich einfach wieder über seine Schulter und trug mich in das Zimmer, welches für uns reserviert war. Ich brüllte ihn an, was ihm einfiele, wie er es wagen konnte, so gemein zu uns zu sein. "Sei endlich still, dass ist ja kaum auszuhalten. Von deinem Gekläffe bekomme ich Kopfschmerzen." sagte er nur genervt. Ich sollte mich sofort umziehen und zur Abwechslung mal kämmen, er wollte sich nicht für mich schämen müssen. Das war doch die Höhe. Schweigend tat ich was er sagte und redete nicht mehr mit ihm, auch wenn er mich zwischendurch irgendwas fragte. Ich hörte ihm nicht zu. Ich würde mich sowas von betrinken und dann wüsste ich eh nicht mehr, was passiert war. Hahahahaha guter Plan. Das wiederum nervte Kaiba, dass ich nicht den Anstand hatte, zu antworten, wenn ich etwas gefragt wurde. Ich schaltete auf stur.

Dann klopfte jemand und betrat das Zimmer. Es war eine junge Frau, die wunderschön war. Vielleicht Mitte zwanzig und unerklärlicherweise trug sie, die von Mr. Dadodoi geschneiderte Kleidung für Serenity...Ich erkannte sie erst auf den fünften Blick wieder. Man hatte sie so geschminkt, dass sie wie eine erwachsene Frau aussah und ihr Haar war aufgesteckt worden. Ich sagte ihr, wie schön sie aussah, stand auf, nahm ihren Arm und führte sie wieder aus dem Raum, auch wenn ich noch gar nicht fertig angezogen war. Ich erzählte ihr von dem Vorfall mit Dad. Serenity schüttelte den Kopf. "Er hat irgendwie schon Recht, aber auch wieder nicht. Ich finde es wichtig, zu weinen. Das befreit manchmal ungemein. Allerdings ist es unangebracht, wenn man so komische Gedanken hat, wie du." Ich sah sie erbost an und fragte sie, was sie meinen würde, welche Gedanken ich denn hätte. Sie bedachte mich mit einem genervten Blick. "Dachtest du, ich würde es nicht merken, dass du auf MICH eifersüchtig bist? Ich bin ein Mädchen. Ich kenne mich mit Gefühlen aus. Das müsstest du eigentlich von Thea kennen." Ich schluckte und senkte den Blick. Sie nahm mein Kinn und zwang mich, sie anzusehen. "Joey, keine Angst. Seto ist definitiv schwul." Ich erschrak und stolperte einige Schritte rückwärts. "Was...wie....warum??" Sie lächelte mich an und meinte, dass ein heterosexueller Mann, niemals einem anderen Mann derart lange und verlangend auf den Hintern starren würde. "Er ist bei allen Frauen schlichtweg desinteressiert und seine ganze Art schreit schon danach, dass er sich lieber dem eigenen Geschlecht zuwendet. Und anscheinend ist er mit dir sehr zufrieden, sonst würde er nicht ständig versuchen, dich ins Bett zu bekommen." Ich wurde rot und stammelte lauter unzusammenhängende Wörter vor mich hin. Dann fand uns mein Mann wieder und fragte, ob ich freiwillig wieder mit aufs Zimmer kommen würde, oder ob er mich dahin schleifen müsste.

Zufrieden? Mit mir? Offensichtlich nicht. Beleidigt ging ich ihm hinterher und knurrte, als er ein "Braver Hund" von sich gab. Wieder in unserem Zimmer angekommen, zog ich mich fertig an und kämmte mein Haar, ohne in den Spiegel zu sehen. Dieses wurde nur mit einer hochgezogenen Augenbraue kommentiert. "Was ist denn?" Er schüttelte seinen Kopf. "Jetzt sieht es schlimmer aus, als vorher. Warum schaust du nicht, was du tust?" Ich zuckte nur mit den Schultern und meinte, dass meine Frisur sicher ok wäre. Ich legte die Bürste ab und wollte wieder raus aus dem Zimmer. Ich war ja fertig. "Heißt das...du kannst dich nicht mal selbst im Spiegel ansehen? Ist dein Selbsthass so schlimm?" Ich zuckte heftig zusammen und ging schneller, auf die Tür zu. Ich hatte sie fast erreicht. Eine Hand knallte an die Türe und verhinderte, dass ich flüchten konnte. Die Hand und der weiße Drache daran bewegten sich auf mich zu, packten mich am Kragen und zogen mich zurück. Er dirigierte mich auf einen der Sessel und grummelte ein "Bleib". Dann nahm Kaiba die Bürste und begann, mir mein Haar zu kämmen. Ich senkte beschämt den Blick. Ein Glück, dass er nichts sagte. Das würde bei ihm nur in Hundekommentaren enden.
 

Als er fertig war, meinte er, dass ich noch etwa zehn Minuten hatte, ehe wir ankamen und entließ mich aus dem Zimmer. Ich nickte und wandte mich, auf einmal traurig, von ihm ab. Ich wollte nicht, dass er wusste, wie es in mir aussah. Und warum hatte ich auf einmal das Gefühl völlig verloren und verlassen zu sein? Ich biss auf meine Unterlippe, während ich aufstand und langsam auf die Tür zuging. Warum tat Kaiba sich das mit mir nur an? Schämte er sich für mich? Oh nein. Ich sollte mich zusammen reißen und keines Falls anfangen zu heulen. Was leider nicht so funktionierte, wie es sollte. "Weinst du?" fragte er auf einmal erschrocken. Ich versuchte so unauffällig wie möglich zu gehen, nicht zu zittern und schüttelte den Kopf. Er schnaubte und fragte, ob es mir Spaß machen würde, ihn anzulügen, ehe er mich an meiner Hand aufhielt und mich zu ihm umdrehte. Ich konnte die Tränen nicht stoppen. Sie liefen einfach. Er umarmte mich und fragte, was los sei. Ich zuckte nur mit den Schultern und kuschelte mich an ihn. Bei ihm fühlte ich mich sicher. Der Eisklotz war ein Fels in der Brandung und niemand würde sich wagen, ihm zu nahe zu kommen. Zum Glück versiegten die Tränen daraufhin und machten einem Gefühl der Geborgenheit platz. Er blieb noch eine Minute so, löste dann die Umarmung, dirigierte mich wieder zu den Sesseln und befahl mir Platz zu nehmen. Er holte einen Waschlappen und machte ihn feucht, ehe er damit sanft mein Gesicht abwischte und ich fast wieder in Tränen ausgebrochen wäre. Aber ich drängte sie mit aller Kraft, die ich noch besaß zurück.

Er sah mich lange an und es wurde langsam unangenehm. So unangenehm, dass ich wieder nervös mit meinem Ehering spielte. "Was denn?" fragte ich ihn, als ich es nicht mehr aushielt. Er seufzte nur und meinte, dass wir gerade landen würden. "Wir sollten uns jetzt zu den Ausgängen begeben. Komm hoch mit dir." Ich konnte ihn nur anstarren. Ich hätte zu gerne gewusst, was er über mich denkt. Wurde es ihm schon zu viel mit mir? Aber würde er sich sonst so gut um mich kümmern? Aber vielleicht tat er das ja auch nur, damit ich nicht vollends ausflippte und noch mehr durcheinander brachte. Ich stand auf und folgte ihm grübelnd nach draußen, wo die anderen schon auf uns warteten. Wir verließen das Luftschiff und machten uns auf den Weg ins Schloss, wo uns die Sicherheitsmänner von Pegasus, mit Klemmbrettern ausgestattet, schon erwarteten. Sie hakten unsere Namen ab und ließen uns ein. Ich schluckte. Vielleicht sollte ich mir gleich etwas alkoholisches einverleiben...
 


 


 

Pegasus Sicht
 

Die Halle war brechend voll mit Reportern, Freunden und Geschäftspartnern. Sehr gut. Bald sollten auch meine Ehrengäste eintreffen. Ich traf noch ein paar Vorbereitungen, nur für alle Fälle. Ich freute mich tatsächlich, Joey zu sehen und natürlich auch seinen Mann, Kaiba - Boy. Ich war gespannt. Und da...ja da kamen meine Gäste und ich musste zugeben, dass ich erleichtert war. Sie trugen NICHT die Kleidung, die ich ihnen geschickt hatte. Ein befreundeter Designer, der leider kein Talent dafür hatte, hatte noch einen Gefallen bei mir frei und bat mich darum, seine.....Kunstwerke meiner Verwandtschaft zu schicken. Zum Glück hatte Kaiba - Boy seine neue Familie mit seinem Stil ausgestattet und ich musste sagen....DAS waren Meisterwerke. Wer auch immer diese Kleidung designt hatte, war ein Genie. Ich musste selbst eines davon haben. Ich würde einfach einen von ihnen fragen, wer der Künstler war. Ich begann auf sie zu zugehen und wollte sie begrüßen. Da waren das frisch vermählte Paar, Mokuba, ein hochgewachsener Mann mit langen blonden Haaren....Jason?

Und ein Mädchen...wohl Joeys Schwester. Die Reporter drängten uns aber auseinander und ich zuckte nur mit den Schultern. Ich würde genug Gelegenheiten haben, mit ihnen zu sprechen. Also trank ich erstmal ein Glas meines vorzüglichen Rotweins, ein Domaine de la Romanée-Conti.
 


 


 

Joeys Sicht
 

Jetzt waren wir hier und meine Nervosität hatte sich noch gesteigert. Zuerst hatten sich die Reporter, wie Geier auf uns gestürzt und nun war Kaiba, von einem, ihm bekannten, Geschäftspartner angesprochen worden und ich nutze die Gelegenheit, um mich von ihm abzukapseln. Ich spielte an meinem Ehering und nahm dankbar ein Glas von einem Kellner, welches mit einer rot und orangenen Flüssigkeit gefüllt war. An einem Teil des Randes, des Glases waren verschiedene Früchte angebracht. Ein Cocktail? Ich nippte an dem Glas und freute mich. Ja ein Cocktail. Mit ein paar Zügen war er leer und ich übergab das leere Glas einem verwirrten Reporter. Ich probierte mich durch die angebotenen Getränke und wurde endlich lockerer. Zum Glück war in jedem Getränk, welches ich probierte, Alkohol drin. Da sah ich, wie Pegasus zu meiner Schwester schlenderte.
 


 


 

Serenitys Sicht
 

Da kam dieser Pegasus auf mich zu und begrüßte mich förmlich mit einer Verbeugung. "Du musst meine liebste Cousine, Serenity sein...Willkommen." Ich sah ihn skeptisch an. "Du musst mein Cousin sein..." Er lächelte mich freundlich an und verbeugte sich noch einmal. "Willkommen in der Familie. Was für einen schönen Namen du trägst, Cousinchen." Ich nickte. "Danke." "Aber weißt du eigentlich, warum du ihn trägst?" Ich sah ihn verwirrt an und schüttelte den Kopf. "Aber aber...Wusstest du den nicht, dass du Namen deiner Großmutter trägst, Gott habe sie selig." Dad hatte mich nach seiner Mutter benannt? Das wusste ich gar nicht. Ich fragte mich, was es noch für Geheimnisse geben sollte. Mein Cousin lächelte freundlich und schien sich wirklich zu freuen, dass wir verwandt waren. Doch noch war ich misstrauisch. Ich fragte ihn, warum er diese Einladung unbedingt öffentlich machen musste und was er sich davon versprach. Er sah mich erstaunt an und lachte. "Meine Güte, Serenity. Du hast deinen Scharfsinn und deine Klugheit definitiv von deinem Vater geerbt." Meine Augen wurden groß und ich sah ihn verwirrt an. "Wusstest du nicht, dass dein Vater immer schon Anwalt werden wollte? Er hat, seit seiner Kindheit, von nichts anderem geredet. Er las gerne, vor allem sämtliche Sherlock Homes Romane, Literatur, die Basis Wissen und Strategien für Anwälte anboten und....seltsamerweise Gesetzesbücher. Wenn wir spielten, dann war der Schauplatz meist das hohe Gericht und er brachte die gewieftesten Verbrecher ins Gefängnis, die ich immer spielen musste. Sag, ist er denn kein Anwalt geworden, wie er es gewollt hatte?" Mein erschütterter Blick sagte ihm wohl alles. "Also nicht?" Ich schüttelte den Kopf, ehe Joey uns Gesellschaft leistete. "Pegasus....du wirst den Film der Hochzeit...nicht zeigen..." Hatte Joey etwa Alkohol getrunken? Obwohl Seto ihm davon abgeraten hatte? "Hallo liebster Cousin. Nenn mich doch Max. Ist in Ordnung. Ich werde den Film nicht zeigen...schade. Uhhhh hast du schon meinen exklusiven Martini probiert? Ich liebe Martini fast so sehr wie Rotwein." Er umarmte ihn zuerst herzlich und dann übergab er Joey ein Glas Martini, welches ich, mit hochgezogener Augenbraue, äußerst kritisch betrachtete. Doch Joey nahm es, vertrauensselig wie er war und nippte daran. Sein Gesicht erhellte sich und lobte diesen "Guten Tropfen". Pegasus fragte uns, wer diese wunderbaren Outfits designt hatte und ich teilte ihm mit, dass es Joeys Werke waren. Pegasus Mund stand vor Erstaunen weit offen und dann lobte er ihn überschwänglich und bat ihn, ihm auch so etwas zu entwerfen. Mir wurde, von soviel Schleimerei, ein bisschen schlecht. Er fragte Joey, ob er denn auch noch anderes zeichnen würde, außer Kleidung. Joey bejahte und erzählte ihm, wie oft er schon seine liebsten Duel Monsters Karten gezeichnet hatte. Er liebte ja den schwarzen Rotaugendrachen so sehr. In den Augen unseres Gastgebers war für eine Sekunde ein freudiger, aber auch lauernder Ausdruck. Die beiden wandten sich von mir ab, da Pegasus, meinem großen Bruder jemanden vorstellen wollte. Ich fand das schade. Ich hätte gerne noch mehr über meinen Papa erfahren. Pegasus wirkte eigentlich sehr nett und ich verzog mich, darüber nachdenkend, zu Mokuba, der alles an einem neutralen Punkt beobachtete.
 


 


 

Pegasus Sicht
 

Da war mein Cousin, das geniale Genie. Nicht zu fassen. Aber es war einfach schicksalhafte Fügung. Das künstlerische Talent lag einfach in der Familie. Mein Herz war schwer geworden, als ich gehört hatte, dass Jason seinen Traum, nicht hatte erfüllen können. Ich würde nachher zu ihm gehen und ihn aufmuntern. Doch erstmal führte ich Joey zu einem guten Freund von mir. Einem australischem Model, Namens Ryan. Ich stellte die beiden vor und Joey schien ihn von irgendwoher zu kennen, denn er starrte ihn, mit geweiteten Augen an, während Ryan meinen Cousin anlächelte und zwirbelte dabei seinen Kinnbart. Er war ein hübscher Bursche. Rotes Haar und graue Augen, in denen ein immerwährender Schalk blitzte. Joey fragte ihn, ob er nicht derjenige war, der sich an einer Toilettentür, einer Disco in Las Vegas verewigt hatte. Ryan lachte auf und meinte, dass wäre korrekt. Dieses Bild war entstanden, kurz bevor seine Karriere richtig angelaufen war. Ich war nun reichlich verwirrt. Damals war Ryan, in Las Vegas, einer anderen Tätigkeit nachgegangen, als jetzt. Er war Tabledancer in einer Schwulenbar gewesen und hatte sich nebenbei ein paar mal fotografieren lassen. Offensichtlich war eines dieser Fotos auch an eine Toilettentür, in einer Disco gekommen.
 


 


 

Joeys Sicht
 

Ich fasste es nicht. Da stand er. Der Rothaarige Typ mit dem Kinnbart, der sich, in meiner Erinnerung, mit freiem Oberkörper auf der Toilettentür einer Disco räkelte. Der einzige Unterschied zu dem Bild war, dass er nun schulterlange Haare hatte und erwachsener aussah. Er war vielleicht ein bisschen jünger, als mein Dad. Ich hatte zwar noch nicht viel getrunken, aber sogar ich merkte, dass der Typ mit mir flirtete. Er nannte mich ein leckeres Sahneschnittchen und zwinkerte mir zu. Pegasus lachte und erzählte ihm, wer ich war, in welcher Beziehung ich zu Pegasus stand und das ich mit dem berühmten Seto Kaiba verheiratet war. Ryan kam aus dem Staunen nicht mehr heraus, sagte ich wäre ein süßes Goldsternchen und es wäre schade, dass ich bereits vergeben wäre. Dann legte er einen Arm um mich, der dann nach unten streichelte, bis er an meiner Hüfte angekommen war. Der sich aber sofort von mir löste, als mein polarfrischer Frosty auf einmal neben uns stand. Er zischte Ryan zu, dass er gefälligst seine Finger von mir lassen sollte. Ryan lächelte ihn nur an und beglückwünschte Kaiba, zu seinem niedlichsten Zuckermäuschen. Kaibas Augenbraue zuckte gefährlich und warf dem Rothaarigen einige Beleidigungen an den Kopf. Pegasus rettete Ryan, zog Kaiba zur Seite und verwickelte ihn in ein Gespräch, während Ryan, seine Haare um die Finger wickelte und mich, nun breit angrinste. Was ich für ein goldiges Kerlchen wäre und ob ich noch einen Drink mit ihm trinken würde. Ich sah zu meinem Mann, der mich warnend anfunkelte, nahm Ryans Angebot an und wir schlenderten an ein Buffet, welches an der anderen Seite des Saals stand. Ich unterhielt mich mit ihm, aß eine Kleinigkeit und trank dazu Punsch. Er war witzig, nett und überhäufte mich mit Komplimenten. Ich fühlte mich begehrt, gemocht und genoss es in vollen Zügen. Ich musste laut lachen, als Ryan erzählte, wie er Pegasus kennen gelernt hatte. Wenn ich nicht verheiratet wäre, dann hätte ich zurück geflirtet. Dann sah ich wieder mal zu Kaiba, der mich eisig anfunkelte und grinste ihn frech an. Wenn er mir doch auch mal solche Komplimente machen würde. Aber nein, er musste mir immer nur mit Hundekommentaren kommen. Ich warf der grollenden Kühltruhe noch eine Kusshand zu, wandte mich von ihm ab und sah wieder Ryan an. Wir unterhielten uns noch einige Zeit, ehe er mir seine Nummer zusteckte und weiter zog. Auch ich unterhielt mich noch mit anderen Gästen, immer ein gefülltes Glas in der Hand. Ich wurde noch etwas lockerer, textete ab und an mit Ryan, damit war es unauffälliger. Und ich unterhielt mich sogar mal ausnahmsweise mit einem Reporter.
 

"Mr. Kaiba. Wie schön, dass sie der Einladung Ihres Cousins gefolgt sind. Wie ich sehe, amüsieren Sie sich prächtig. Wie ist es denn so, mit der einen Berühmtheit verwandt und mit einer anderen verheiratet zu sein?"
 

Der Typ war ziemlich schmierig. Ich sah das lauernde Funkeln in seinen Augen und meinte nur, dass ich das nicht kommentieren würde.
 

"Aber aber Mr. Kaiba. Sind Sie denn wirklich so glücklich, wie sie in dem letzten Interview sagten?"
 

"Warum sollte ich nicht?"
 

"Nun, würden Sie sonst mit einem anderen Mann flirten?"
 

"Ich habe nicht geflirtet, falls Sie das nicht mitbekommen haben. Er ist ein Freund meines Cousins."
 

"Und zufällig auch schwul."
 

"Haben Sie was gegen Schwule? Ich denke ich sollte mich nun den anderen Gästen zuwenden. Guten Abend der Herr." Damit ließ ich den Typ stehen, rief meinem Mann noch ein "Huhuuuuu, Liiieeebliiinngg...." zu und sprach den nächstbesten Gast an, der in meiner Nähe war. Leider stellte sich heraus, dass dieser nur englisch sprach.
 


 


 

Setos Sicht
 

So, nun waren wir also hier und Pegasus nervte mich mit seiner jämmerlichen, säuselnden Stimme. Ich hatte ganz anderes im Kopf, als diesen Idioten. Nämlich meinen eigenen Idioten, der sich fröhlich von einem rothaarigen Kerl an flirten und betatschen ließ und danach von einem Gesprächspartner zum anderen schlenderte und auffällig viel lachte...Meine Gedanken wanderten wieder zu Donnerstag zurück. Ich schämte mich immer noch, dass ich die Beherrschung verloren hatte, als er mir gestand von Pegasus diese Einladung bekommen zu haben. Ich hatte ihn geschlagen, obwohl ich das nicht mehr tun wollte, seit ich herausgefunden hatte, dass Joeys Mutter dies immer getan hatte, als er noch kleiner war. Nur wegen ihr, hasste er sich selbst. Ich wollte nicht, dass er mich noch einmal mit ihr gleichsetzte. Vor allem, weil er im Moment ständig diese Aussetzer hatte. Ich entwickelte langsam eine Art der Sympathie für diesen Köter und das passte mir nicht. Gerade winkte er mir strahlend lachend zu. Hatte er etwa getrunken?
 

"Huhuuuuu, Liiieeebliiinngg...."
 

Womit habe ich so einen Mann verdient? Ich sagte doch, lass die Finger vom Alkohol. Aber nein. Er wollte nicht hören.

"Uuuuuuhhhhh, Kaiba - Boy. Dein Mann scheint den Abend ja richtig zu genießen."

"Grrrr...." Pegasus lachte darauf nur. Ich wusste es war keine gute Idee, die Einladung von ihm anzunehmen. Das Joey nun betrunken war, machte mich nur noch misstrauischer. Er wurde schon einmal manipuliert. Wurde, wie ich unter Drogen gesetzt und unterschrieb daraufhin den Ehevertrag und heiratete mich. Ich vermutete Pegasus wollte ihn schamlos ausnutzen, weswegen ich, mit Argus Augen über ihn wachte. Das Pegasus mich ablenken wollte, war offensichtlich. Auf dieses Spiel ließ ich mich aber nicht ein.

Da, gerade sprach Joey einen Ausländer an, der auch antwortete, auf Englisch natürlich. Aber was mein Mann darauf sagte, trieb einen die Schamesröte ins Gesicht. Nur mir selbstverständlich nur innerlich. Der Ausländer begrüßte ihn überschwänglich und beglückwünschte ihn.

"Is an Blessur. Is nike too mett you. Tanke you."

Was sagte ich? Schamesröte!!!

Es wurde Zeit ihn zu unterbrechen. Wieso hatte er noch kein Halsband? Dann hätte ich ihn den ganzen Abend über angeleint bei mir gehabt. Es reichte. Er hatte genug Auslauf gehabt. Ich ließ Pegasus einfach stehen und leistete meinem Mann Gesellschaft. "Joey, Schatz, sag, amüsierst du dich?" Mit einem Blick auf den Herrn, der bei ihm stand, sprach ich diesen an. "I´m sorry. My husband doesn´t speak so good english. My Name is Seto Kaiba, nice to meet you." Damit reichte ich ihm meine Hand und der Typ strahlte mich regelrecht an. Dafür sah Joey nun beschämt zu Boden. "Du hast genug getrunken für heute. Hast du verstanden?" zischte ich ihm zu. Er nickte und nahm meine Hand. "Du wolltest doch auf Gaalen die ganze Zeit meine Hand halten." erinnerte er mich an meine eigene Anweisung. Ich seufzte. Nur war das nicht so einfach, wenn die Geier einen die ganze Zeit versuchten abzulenken. Ich küsste abwesend seine immer noch bandagierte, rechte Hand. Ich beobachtete währenddessen Pegasus, der nun mit einem Reporter sprach und forderte Joey flüsternd zum tanzen auf.

Der war gar nicht begeistert, immerhin konnte er immer noch nicht tanzen. Dennoch dirigierte ich ihn zur Tanzfläche und flüsterte ihm ein "Lass dich einfach führen" zu. Wir nahmen unsere Tanzpositionen ein und ich tanzte einfach los. War keine gute Idee, denn er stolperte mehr, als das er sich einfach auf meine Führung einließ. Zum Glück endete das Lied gerade und ich ging mit ihm zu einem Balkon, an die frische Luft und hoffte kurz mit ihm alleine reden zu können.

"Wieviel hast du getrunken?" fragte ich ihn. Das ich wütend war, musste ich nicht erwähnen. Wäre ich nicht an seiner Seite, hätte was weiß ich schon passieren können. "Nicht so viel. Vielleicht ein oder zwei Gläser von diesem Punsch..." Ich schlug mir die Hand vor die Stirn. "Bist du des Wahnsinns? Wir sind auf einer Party von PEGASUS." zischte ich ihm zu. "...dann noch ein paar von den Cocktails, vier oder fünf Gläschen Tequila pur, ein paar Gläser von dem guten Rotwein und der Martini war ausgesprochen köstlich, Seto. Den MUSST du mal probieren." Meine Gesichtszüge entglitten mir zusehends. Er zuckte nur mit den Schultern und sagte mir, ich sollte mich doch endlich mal entspannen. ENTSPANNEN? Er hatte nun endgültig den Rest seines kümmerlichen Verstandes verloren...Genervt sah ich nach drinnen und sah, wie sich Jason und Pegasus weinend umarmten...Ich hoffte, dass wir das schlimmste nun hinter uns hatten.
 


 


 

Jasons Sicht
 

Da hinten stand er. Das letzte Mal, als er mir bei einer Party gegenüber stand, hatte ich ihm meine kleine beste Freundin vorgestellt. Damals war ich vielleicht 14 Jahre alt gewesen und sie um genau die Hälfte jünger als ich. Es war mühsam gewesen, meine Mutter davon zu überreden, sie auch mit auf die Party bringen zu dürfen, obwohl sie nur aus dem Mittelstand kam. Sie hatte sich auf den ersten Blick in Max verliebt. Ich blickte mich um, aber ich fand sie nicht. Also ging ich auf ihn zu. Er stand mit dem Rücken zu mir und unterhielt sich gerade mit einem Reporter. Ich räusperte mich und sprach ihn mit dem Kosenamen an, den er von meiner besten Freundin damals erhalten hatte. "König Malius...." flüsterte ich ihm ins Ohr. Erschrocken drehte er sich um und sah mir in meine goldenen Augen. Er gab dem Reporter zu verstehen, dass er sich zurück ziehen sollte, damit er sich in Ruhe mit mir unterhalten konnte. Doch bevor der Reporter ging, fragte er noch, wer die Person war, die sie in ihrem Gespräch gestört hatte. "Das ist Jason Wheeler. Vater von Joey Kaiba und der Sohn von Rubeus Wheeler – Mc Lime. Sie wissen doch sicher wer dies ist? Er besitzt mehrere Casinos und Hotels in Las Vegas." Der Reporter nickte und notierte sich das Gehörte, bevor er uns alleine ließ.

"Du meine Güte...Jason...es ist lange her. Du bist deinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten..." sagte er traurig. Ich sah ihn wehmütig an und fragte ihn wie es meinem Vater ginge...von Joey hatte ich ja erfahren, dass meine Mutter kurz nach meinem Verschwinden vor lauter Kummer verstorben war. Dieser Gedanke an meine Mutter gab mir einen Stich in meinem Herzen. "Er ist einfach nur froh, dass du noch lebst." Das trieb mir sogleich die Tränen in die Augen. "Ich bin auch froh, dass er noch lebt...aber wahnsinnig enttäuscht, dass er sich bei mir nicht gemeldet hat. Er muss doch wissen, wo ich wohne...wenn du es schon weißt." Er hatte einen seltsamen Ausdruck im Gesicht, seufzte dann und meinte, dass mein Vater und er selbst, dies nicht bedacht hatten. Ich schnaubte, sah mich wieder um und wollte von ihm, nur noch eines wissen, ehe ich mit ihm und meinem Vater abschloss. Die konnten mich mal. Hauptsache den Enkel im Visier haben, aber der eigene Sohn wurde einfach vergessen. "Nun gut Max. Da so wenig Interesse an meiner Person besteht, werde ich dich nicht länger belästigen." sagte ich recht unterkühlt. Er machte den Mund auf und wollte mich, mit weit aufgerissenen Augen unterbrechen, aber ich kam ihm zuvor. "Nur eine einzige Sache will ich noch von dir wissen, bevor du und mein Vater mich los seid. Wo ist meine beste Freundin? Cecelia?"
 

Tiefer Schmerz zog sich über sein Gesicht. "Sie ist vor sieben Jahren an einer Krankheit gestorben." flüsterte er mir zu. Er konnte sich kaum beherrschen, nicht in Tränen auszubrechen. Ich bewunderte ihn dafür, dass er es schaffte...denn ich schaffte es nicht. Ein klagender Laut, voller Trauer und Verzweiflung, kam mir über die Lippen und ich fing an laut zu schluchzen. Das führte dazu, dass auch Max anfing, seine Bestürzung über den Verlust eines geliebten Menschen laut zu äußern. Er nahm mich in den Arm und wir weinten beide um die süße, liebreizende Cecelia.
 


 


 

Mokubas Sicht
 

Joey war betrunken, Seto wütend und Jason kuschelte gerade mit Pegasus. Ich sah wie Seto gerade wieder mit Joey von draußen rein kam. Joey kicherte und Seto schimpfte. Serenity, die neben mir stand, kicherte ebenfalls. "Die beiden sind so süß zusammen. Ich wünschte sie würden es endlich selbst sehen, dass sie perfekt zusammen passen." sagte sie, in ihrer Stimme ein wenig Wehmut. Ich nickte. "Ich vermute, Joey hat sich betrunken, weil er denkt, dass es hoffnungslos ist. Seit er diesen Film seiner Hochzeit gesehen hat ist er noch trauriger geworden." meinte ich. Serenity nickte bestätigend. Seto wusste nicht, dass ich schon längst eine Kopie des Films hatte. Er war nur einen Augenblick unachtsam gewesen und schon hatte ich von unserer Technologie Gebrauch gemacht, die Cd gescannt und später kopiert. Ich hatte den Film bestimmt schon dutzende Male angesehen. Aber gestern, als Seto und Joey so lange oben waren, hatte ich damit meine Gäste unterhalten. Von Jason und Serenity waren ständig Laute der Verzückung gekommen, während Thea, Yugi und Ryou ständige "Aaahhhwwws" von sich gegeben hatten. Nur Duke und Tristan waren still gewesen, hatten aber die ganze Zeit über gelächelt. Wir hatten uns den Film vier mal angesehen, eher wir Hunger bekamen und Yugi nach oben ging, um die beiden zu fragen, ob sie auch was bestellen wollten. Ich wurde in meinen Gedanken unterbrochen, denn auf einmal hörten wir Joey laut rufen. "WOOOOOHHHUUUUUUW!" Damit sprang er direkt auf Setos Rücken und lachte laut los. Seto erschrak sich und wollte gerade Joey wütend zurechtweisen, als dieser ihn unterbrach. "Los flieg, mein weißer Drache! FLIEG!" Ich prustete und wir mussten ebenfalls laut loslachen.
 


 


 

Pegasus Sicht
 

Ich nippte an meinem Glas Rotwein und musste lachen, als Joey seinen Mann als weißen Drachen bezeichnete. Ich konnte mir nicht helfen, aber irgendwie sahen die beiden zusammen richtig süß aus. Dann erlosch mein Lächeln wieder und machten einer tiefen Traurigkeit platz. Ich schämte mich, vergessen zu haben, dass ich Cecelia nur begegnet war, weil Jason sie mir vorgestellt hatte. Auch er wurde, wie ich, von der Verzweiflung mitgerissen, sie verloren zu haben. Er hatte sich gerade auf die Toilette zurück gezogen, um seine Tränen zu trocknen und sich wieder zu beruhigen. Einer meiner Sicherheitsleute kam zu mir, unterbrach damit meine Gedanken und meinte, dass vor der Türe eine Frau stand, die meinte, Joeys Mutter zu sein. Ich nickte ihm zu. „Ist gut. Ich werde mir diese Frau mal ansehen.“ Damit übergab ich ihm mein Glas Wein und ging ich nach draußen. Dort stand, eine kleine Frau, mit kurz gelocktem, unauffälligen braunen Haaren und grünen Augen. Diese Augen waren dieselben, die mein Cousinchen hatte. Jedoch waren ihre Augen kalt, während die von Serenity warm und voller Liebe waren. Mir wurde selbst ein wenig kalt dabei. Doch als sie mich dann sah, wurden ihre Augen unauffällig neutral und sie fing an, mich bewundernd anzulächeln. „Guten Abend Mr. Pegasus. Wie ich hörte, geben Sie für die Familie heute Abend eine Party. Mein Name ist Haruka Wheeler. Ich bin die Mutter von Joseph.“ Ihre Stimme war zart, doch wie sie Joeys Namen ausgesprochen hatte... Der Hass auf ihn war förmlich greifbar. Oder aber, es war meiner ausgezeichneten Menschenkenntnis zuzuschreiben, dass ich dies merkte. Ich war derart entsetzt, dass ich ein paar Minuten brauchte, um zu reagieren. Ich räusperte mich. Joey war meine Familie und ich würde ihm nicht seine Party verderben, indem ich seine Mutter hier einließ. Sie schien eine gewisse Bösartigkeit in sich zu tragen, die mich erschauern ließ. „Mrs. Wheeler, es tut mir leid Ihnen das sagen zu müssen...aber Sie sind leider zu spät. Sie hätten um Punkt 20 Uhr, mit Ihrer Familie eintreffen sollen. Ich werde Ihrem Exmann, Joey und Serenity aber gerne einen Gruß von Ihnen ausrichten, sollten Sie das wünschen.“ In ihren Augen blitzte Wut auf. „Serenity?“ Oh. Wusste diese Frau etwa nicht, dass ihre Tochter ebenfalls anwesend war, heute Abend? Mir schien als hätte ich gerade einen fatalen Fehler begangen. Ich sollte Kaiba – Boy vorwarnen. Diese Frau war mir nicht geheuer. Joey musste ja eine Albtraum artige Kindheit gehabt haben. Ich durfte meine Manieren nicht vergessen, also lächelte ich sie an und überging ihre Frage, nach ihrer Tochter. „Nun, wie Sie sehen, kann ich nichts für Sie tun. Ich wünsche Ihnen noch einen angenehmen Abend, Mrs. Wheeler. War...nett Sie kennen zu lernen.“ Damit überließ ich meinem Sicherheitsmann, der an der Türe auf mich gewartet hatte, alles weitere. Ich musste auch Onkelchen von ihr erzählen. Auch wenn er mir nichts von seinem Plan erzählt hatte...hatte ich eigentlich selbst einen. Doch den musste ich nun verwerfen und einen neuen schmieden. Diese Frau war gefährlich.
 


 

Setos Sicht
 

„Geh endlich von mir runter, du Vollidiot.“ schimpfte ich leise mit Joey. Der aber kuschelte sich an meinen Rücken und meinte, dass ich echt bequem und er müde wäre. „Wage es nicht, jetzt einzuschlafen...hörst du?“ Aber mein Gatte kicherte nur.

„Kaiba – Boy!“ Ich seufzte und drehte mich zu Pegasus um, der einen äußerst entsetzten Blick drauf hatte. Das machte mich stutzig. Seine Atmung war erhöht und er bot mir Hilfe an, meinen Mann von meinem Rücken zu bekommen. Dieses Angebot nahm ich gerne an. Er löste Joeys Klammergriff, stellte ihn auf die Füße und meinte, dass er dringend mit mir sprechen müsste, denn er hätte einen Fehler begangen und es ginge um Leben und Tod. Gut, jetzt hatte er meine gesamte Aufmerksamkeit. Wir halfen dem kichernden Hündchen auf eine Sitzgelegenheit. Ich gab meinem kleinen Bruder ein Zeichen, dass er auf Joey aufpassen sollte, während ich mit Pegasus auf den Balkon hinaus ging.
 


 


 

Joeys Sicht
 

Mokuba seufzte genervt, weil er auf mich aufpassen musste und unterhielt sich leise mit Serenity. Meine Güte, was für ein lustiger Abend. Ich kicherte ja schon wie meine kleine Schwester und das fand ich so lustig, dass ich noch mehr kichern musste. Dies schrieb ich gleich Ryan, der mir einen lachenden und einen Kuss Smiley zurück schickte. Der war wirklich nett. Vielleicht sogar eine Option, sollte ich mich wirklich scheiden lassen. Auch wenn er dreizehn Jahre älter war, als ich. Ich sah zum Balkon. Seto schien unglaublich wütend und Pegasus entsetzt zu sein. War irgendwas passiert? Ich hatte ein mulmiges Gefühl dabei, doch als die beiden wieder von draußen rein kamen, waren ihre Gesichter neutral gehalten. Sehr seltsam...und sehr verdächtig. Ich fragte beide, ob irgendwas passiert war, doch beide winkten gleichzeitig ab. „Aber aber Joey – Boy...was sollte schon passiert sein? Noch einen Martini?“ Seto fauchte Pegasus an, dass ich genug getrunken hätte und das wir auch bald aufbrechen sollten. Immerhin waren schon fast zwei Stunden vergangen und wir mussten ja noch nach Hause fliegen. „Aber Kaiba - Boy, ihr könnt heute Nacht gerne hier bei mir im Schloss übernachten.“ Dies lehnte der Großkotz aber vehement ab. Wir sammelten nur noch meinen Dad ein, der aussah, als hätte er fürchterlich weinen müssen, verabschiedeten uns höflich und begaben uns in Kaibas Luftschiff.
 


 


 

Setos Sicht
 

Endlich waren wir wieder zu Hause. Der Abend war unglaublich anstrengend gewesen. Ich scheuchte alle in ihre Zimmer, beziehungsweise Gästezimmer. Sie sollten sich duschen und umziehen und ich erwartete sie alle in einer halben Stunde im Wohnzimmer. Nur um meinen Ehemann kümmerte ich mich persönlich. Ich trug ihn auf meinen Armen in mein Zimmer und entkleidete ihn. Er kicherte mir dabei die ganze Zeit meine Ohren voll. Er kicherte aber zum Glück angenehmer, als ein Mädchen. Trotzdem nervig. Wieso konnte er nicht einmal hören? Ich sagte doch extra noch, er sollte keinen Alkohol zu sich nehmen. Dann wäre uns diese Peinlichkeit auf der Party erspart geblieben. Ich hoffte, dass keiner der Reporter ein Foto davon gemacht hatte, wie Joey auf meinen Rücken sprang und mich einen weißen Drachen nannte. Ich wollte es nicht, jedoch machte ich mir zunehmend Sorgen um ihn. Sein Selbsthass war heute besonders spürbar gewesen. Ob es an dem gestrigen Tag lag, oder es immer in Schüben kam, wusste ich nicht. Er konnte dies bisher immer gut verbergen, doch seit ich mit ihm zusammen lebte, hatte ich die Gelegenheit ihn zu beobachten. "Hihihihi Kaibaaaa. War toll, oder? Das hat sooo Spaß gemacht... und Mutter ist nicht gekommen, hihihihi." Also darum ging es also. Er schien ziemlich große Angst vor ihr zu haben. Zum Glück hatte ich ihm nicht gesagt, dass seine Mutter eben schon aufgetaucht war und nun auch wusste, dass Serenity bei uns war und nicht wie angegeben, bei Freundinnen. Ich zog mich ebenfalls aus, hob ihn wieder hoch und trug ihn in mein Bad. Er war noch nie hier drin gewesen, aber im Grunde sah es genauso aus, wie bei ihm. Nur das die Decke meines Bades getarnt war. Es sah aus, als wäre es eine ganz normale, jedoch war auch sie aus Glas und nur, wenn ich es mit einem Knopfdruck aktivierte, wurde es durchsichtig. Aber das musste Joey nicht wissen.

Ich stellte ihn unter die Dusche. Er schwankte und drohte umzufallen, jedoch konnte ich es gerade noch verhindern. Ich lehnte ihn an mich und stellte die Dusche an. Warmes Wasser prasselte auf uns und spülte den ganzen Ärger von uns ab. Ich seifte ihn und mich ein und er begann wieder zu kichern. Wieso musste er unbedingt so albern kichern? "Das fühlt sich schön an, Liebster." murmelte er an meine Brust. Ich ignorierte seine Bemerkung, die mir ein ekelhaft, warmes Gefühl in meinem Bauch bescherte und beschloss, ihn schnell ins Bett zu bringen. Als wir wieder abgespült waren, trocknete ich ihn und mich ab. Mir schlang ich ein Handtuch um die Hüfte, während er nackt blieb. Ich trug ihn wieder in mein Zimmer und legte ihn im Bett ab, aber er klammerte sich an mich. "Seeetoooo. Komm mit ins Bett." Ich verdrehte die Augen und schüttelte bedauernd den Kopf. "Ich komme später zu dir. Ich muss mich noch mit den anderen über den Abend unterhalten." sagte ich streng. Ich drehte ihm den Rücken zu und stand auf. Wurde Zeit, dass er einschlief. Er ermüdete mich heute. Doch dann spürte ich, wie er mich von hinten umarmte und anfing an meinem Handtuch an meiner Hüfte rumzufummeln. Es löste sich und er fuhr mit seinen Händen, begierig über meine Brust. "Hmmm, du fühlst dich sooo gut an, mein Drache." sagte er mit einer rauen Stimme und fuhr mit seinen Händen weiter runter. Wirklich bedauerlich, dass er betrunken war, sonst hätte ich sein Angebot liebend gerne angenommen. Er würde es nur wieder vergessen. "Geh wieder ins Bett, Joseph. Du bist betrunken." Er stoppte seine Fummelei. "Jetzt will ich schon mal und dann willst du mich nicht." Ich löste seine Hände von mir und sagte ihm, dass er es das letzte mal, als er betrunken gewesen war, es auch vergessen hatte. Ich zögerte ihm das folgende zu sagen, jedoch war er betrunken und die Möglichkeit, dass er es morgen noch wusste, war ziemlich gering. "Das du nicht mehr gewusst hattest, was passiert war, hatte....es hatte mich...verletzt." Ich drehte mich zu ihm um und er sah mich mit seinen großen goldenen Hundeaugen an. War er etwa überrascht? "Was denn? Ja, auch mich kann man mit Worten und Taten verletzen." Er starrte mich aber nur weiter an. Hgnn. Ich wusste irgendwie, das meine nächsten Worte entscheidend für unser weiteres Zusammenleben waren. "Das habe ich dir gerade nur anvertraut, weil ich...weil ich anfangen möchte, dir zu...zu vertrauen." sagte ich zögernd. Jedoch hatten meine Worte, die erwünschte Wirkung. Seine Augen weiteten sich und er strahlte, mich glücklich lächelnd an. Zu dem warmen Gefühl gesellte sich nun auch noch kribbeln und mir wurde leicht schwindlig. Meine Güte, musste er so ein niedliches Gesicht haben? STOPP. Das musste SOFORT aufhören. Geh weg, du komisches Gefühl..."Dann werde auch ich versuchen, dir zu vertrauen, Seto." meinte er und fiel mir in die Arme. Ich verzog mein Gesicht, trug ihn schnell wieder ins Bett und deckte ihn zu. Er murmelte noch etwas vor sich hin und ich musste deswegen grinsen. Gut zu wissen. Ich roch also "berauschend"? Im nächsten Moment war er eingeschlafen und lächelte dabei leicht. Das war viel besser, als wenn er dauernd nur weinte. Ich schluckte und betrachtete ihn nochmal eingehend. Dann schüttelte ich meinen Kopf, hob mein Handtuch auf und brachte es wieder ins Bad. Warum hatte ich es überhaupt umgelegt? Nicht das der Köter noch mit seinem seltsamen Verhalten auf mich abfärbte. Schnell hatte ich daraufhin in meinem Schrank, passende Kleidung heraus gesucht, angezogen und verließ mein Zimmer.
 


 


 

Mokubas Sicht
 

Jetzt war Seto schon über eine halbe Stunde oben und kümmerte sich um Joey. Wir unterhielten uns leise über Kleinigkeiten, denn Seto wollte, das wir gemeinsam über den Abend redeten. Da kam er gerade zur Tür rein und wirkte nachdenklich. Seit er mit Joey verheiratet war, wurde er weicher und taute immer mehr auf. Joey tat ihm gut. Seto schien es nicht zu merken, aber Joey war so unglaublich in ihn verliebt, dass es mich schmerzte, die beiden dauernd streiten und vor allem Joey weinen zu sehen. Vielleicht erkannten es beide mit der Zeit, dass sie eigentlich wie füreinander geschaffen waren. Es ihnen zu sagen, würde nichts bringen. Da war dann nur großes Leugnen vorprogrammiert. Mein großer Bruder ging auf den Fernseher zu und holte sich seinen teuren Whisky. Er besah sich die Flasche und schien an ein Ereignis aus der Vergangenheit zu denken, denn er verzog sein Gesicht missbilligend. Dann schenkte er sich ein und erzählte uns was er so erlebt hatte und wir erzählten unsere Eindrücke. Als Jason schluchzend erzählte, dass Pegasus verstorbene Frau, damals seine beste Freundin gewesen war, stutzte Seto. Ich hoffte, dass die Begegnung zwischen den beiden, keine gegenseitige Sympathie ausgelöst hatte. Man konnte Jason, in dieser Hinsicht, einfach nur zu gut manipulieren. Seto erwähnte, den Besuch einer gewissen Person, auf der Party, den Fehler, den Pegasus begangen hatte und das dieser uns seine Unterstützung angeboten hatte, sollten wir sie benötigen. Entsetztes Schweigen breitete sich unter uns aus. Was sollten wir tun? Jason meinte, dass Max immer für die Familie da wäre und wir Serenity am Sonntag Abend besser zu ihm bringen sollten. "Ich bin mir nicht sicher, was Haruka mit ihr tun wird, wenn sie sie in die Finger bekommt." Seto sah nur nachdenklich in sein Glas und schwenkte, die bernsteinfarbene Flüssigkeit hin und her.

Daraufhin fragte mein Bruder uns, ob wir gemerkt hatten, dass mit Joey etwas nicht stimmte. Wir alle nickten zu Bestätigung. Seto zögerte lange, ehe er uns erzählte , wie es in Joey aussah. Das er zerfressen von Selbsthass und Zweifeln war. Das er sich als hässlich empfand, es nicht wert geliebt zu werden und welch große Angst er vor seiner Mutter hatte und im Schlaf oft davon erzählte, was seine Mutter ihm angetan hatte. Wir waren erschüttert. Jason begann auf und ab zu laufen und machte sich selbst große Vorwürfe, nichts davon bemerkt zu haben. Er sagte wieder, dass Serenity auf keinen Fall wieder zurück zu ihrer Mutter gehen sollte. Serenity brach in Tränen aus, schimpfte gleichzeitig wüst über ihre Mutter und erklärte sich bereit, erstmal bei Pegasus zu bleiben. Er würde wenigstens rund um die Uhr auf sie aufpassen können. Seto schüttelte den Kopf und meinte, dass er Pegasus nicht vertrauen würde. DAS müsste er sich erst verdienen. Sie würde erstmal bei uns wohnen bleiben, bis wir eine Lösung gefunden hatten. Ich sah ihm an, dass da noch mehr war, was ihn beschäftigte, aber ich würde ihn das unter vier Augen fragen. Jason fand das gar nicht lustig und meinte, dass er Max kennen würde. Seto ignorierte ihn und fragte uns, ob wir ihm helfen würden, Joey zu helfen und ihn von seiner Last zu befreien. Wir stimmten zu und ich selbst hatte sogar schon einen Plan. Jason war daraufhin nur noch schweigsam und blitzte Seto wütend an. Dann schlug mein großer Bruder vor, den morgigen Tag hier zusammen zu verbringen. Sogar mit dem Kindergarten. Weit hinten, im südlichen Teil des Gartens. Ich weitete meine Augen. Ach ja. Das hatte ich ganz vergessen. Seit zwei Tagen begannen die Kirschbäume zu blühen. Ich erzählte den ersten Teil meines Plans, den wir morgen schon umsetzen könnten und Seto nickte. Ich hoffte, dass Joey sich auch helfen ließ. Nun hieß es nur noch die anderen einzuweihen.
 


 

Tbc

Hanami und Haruka

 

 

Ich wachte auf, als es noch dunkel war. Mein Kopf fühlte sich an, als hätten Bohrmaschinen darin gewütet. Doch seltsamerweise wusste ich noch alles, was passiert war. Ich lächelte leicht, als ich mich erinnerte, dass Seto sagte, er wollte anfangen, mir zu vertrauen. Vielleicht bestand ja doch noch Hoffnung, dass wir uns besser verstanden. Ich sah nach rechts und direkt in eisig kalte Augen, die mich wachsam und lauernd beobachteten. Ich strahlte ihn, trotz extremer Kopfschmerzen, an und kuschelte mich an ihn. Erschrocken keuchte er auf. „Wer bist du und was hast du mit Joey gemacht?“ Ich lachte und meinte, dass ich mich seit gestern nicht verändert hätte. „Nun gut, dieser Ryan war gestern vielleicht ein bisschen zu aufdringlich gewesen, mit seinen ständigen Komplimenten. Kann sein, dass ich noch Nachwirkungen dieser Schmeicheleien spüre und deswegen seltsam auf dich wirken könnte, Liebling.“ Er zuckte kurz zusammen, ehe er knurrte. „Sieht so aus, als könntest du dich noch an alles erinnern. Mir schien, dir hatte sein Süßholzgeraspel durchaus gefallen, so wie du dich an ihn ran gemacht hattest.“ Ich schnaubte. „Weder hatte ich mich, noch er sich an mich ran gemacht und wenn ich bemerken dürfte...war deine Reaktion übertrieben. Es waren nur Komplimente und eine ganz normale Unterhaltung gewesen. Wir kennen ihn. Er war der Typ, der auf dieser Toilettentüre abgebildet war.“ Mein Gatte sah mich mit einem Blick an, eine Mischung aus „in eine Zitrone gebissen“ und „bist du jetzt komplett verrückt geworden?“.

 

Ich verdrehte die Augen. „Als wir in Las Vegas waren. Weißt du das noch?“ „Wie könnte ich DAS vergessen? Die Konsequenz darauf, liegt gerade neben mir...“ Knurrend beugte ich mich über ihn. „Ich erinnere mich noch genau an den Abend. Mai hatte, in der Disco, mit diesem Typ herumgeknutscht und ich bin dann auf die Toilette gegangen.“ Jetzt nickte er wissend und sah mich überheblich an. „Du hast dich dort eingeschlossen und wie wild geheult.“ „Darum geht’s doch gar nicht, du arroganter Bastard. An der Türe zur Männertoilette war ein rothaariger Kerl abgebildet. Oben ohne und mit geöffneter Hose...das war Ryan.“ Jetzt schien meinem Mann klar zu werden, auf was ich hinaus wollte. Sein Blick wurde bedrohlich. Oh...oder er wusste es nicht. „Was denn?“

Doch er schwieg beharrlich und starrte mich nur recht unterkühlt an. Na toll. Gerade war es noch schön und schon war die Stimmung immer mehr gekippt.

Ich deckte mich ab und schimpfte leise vor mich hin. Was dachte er, was ich von Ryan wollte? Mit ihm ins Bett hüpfen? Was bildete sich der Arsch eigentlich ein? Und warum war ich nackt? Ach ja. Wir hatten gestern Abend geduscht und er hatte mich nackt ins Bett gelegt. Ich lief in seinen Schrank und lieh mir eine seiner Boxershorts, ehe ich wieder in die Nähe des Bettes kam. Ich hätte jetzt eigentlich in mein Zimmer gehen können. Aber ich war sauer und wollte wissen, was er hatte. Er sagte immer noch nichts, sondern starrte mich nur an, weswegen ich ihn provozierte. Keine Ahnung, ob dies was bringen würde und er mir erzählte, was ihn wurmte. „Wenn ich nicht verheiratet wäre...ja dann wäre ich mit ihm nach Hause gegangen und...“ Weiter kam ich nicht, denn mein Eisdrache hatte mich am Handgelenk gepackt und wieder aufs Bett zurück gezogen. Rücklings lag ich wieder im Bett und Kaiba über mir, die Augen wütend verengt. „Sprich dich ruhig aus, Köter. Mir scheint, du hast vergessen wo dein Platz ist.“ Gelangweilt sah ich ihn an. „Nun, im Moment wohl unter dir. Aber...du vergisst, dass ich nun weiter oben in der Nahrungskette bin, als noch vor zwei Wochen.“ flüsterte ich leise. Kaiba machte ein abfälliges Geräusch und meinte, dass ich weder jetzt, noch nach der Scheidung, nicht weiter oben in der Nahrungskette wäre. Ich würde immer bleiben, wer ich bin.

 

Autsch. Ja da war wieder der große Fiesling, der mich mit seinen schneidenden Worten zu Fall bringen konnte. Hoffnung war der Anfang jeder Enttäuschung.

 

„Ach ja?“ Mir brannten meine Augen und die Kopfschmerzen wurden schlimmer. Nach der Scheidung.... „Was bin ich den? Sag es mir. Los. Ich warte.“, meinte ich hektisch atmend und fixierte sein Gesicht. Ich erwartete, dass er nun beleidigend auf mich ein schimpfen würde, doch er blieb ruhig und analysierte mein Gesicht. Was sollte das schon wieder? „Du bist ein Hündchen, um das man sich kümmern und umsorgen muss.“, sagte er leise und wuschelte mir durch mein Haar. HÄ? Was war mit dem Großkotz los? Umsorgen? Kümmern? Hä? „Ich bin nicht völlig hilflos. Ich kann auch allein klarkommen, Kotzbrocken.“ Seto verdrehte nur die Augen. „Natürlich.“

 

Grrr. „Ich bin...nicht...“ Ich versuchte ihn von mir weg zu drücken. Er ließ dies aber nicht zu und legte sich einfach frech, mit seinem Kopf, auf meine Brust und fixierte meine Arme mit seinen Händen. „Beruhige dich.“, flüsterte er leise. „Ich BIN ruhig.“, meinte ich trotzig, aber er schüttelte nur den Kopf. „Dein Herz schlägt wie verrückt und deine Atmung ist auch mehr, als nur leicht erhöht. Bleib ganz ruhig.“ Was sollte das? Nun gut. Ich versuchte tief und ruhig zu atmen, damit mich der Kerl mit seinen, nicht ernst gemeinten, hohlen Sprüchen in Ruhe ließ. Als Kaiba meinte, ich wäre wieder ruhig genug, richtete er sich auf und wich blitzschnell meiner Faust aus, die ich ihm ins Gesicht schleudern wollte. Er schüttelte resigniert den Kopf und stand auf. „Dir kann man es auch nicht Recht machen, oder?“ Mit diesen Worten ging er in sein Bad. Was sollte das alles? Ich verstand ihn einfach nicht. Zum Glück ließen die Kopfschmerzen nun nach. Er kam erst nach etwa zwanzig Minuten wieder raus, nur mit einem Handtuch um der Hüfte. Seine Haare waren nass und standen wieder in alle Himmelsrichtungen ab. Wie machte er das? Er sah mich an und fragte, ob ich auch duschen wollte. Doch ich starrte ihn nur an. Er sah so...süß aus. „Warum machst du das? Ich verstehe dich nicht.“, fragte ich ihn zittrig. Er hob nur eine Augenbraue. „Ich habe dir gerade mehr als genug Vorlagen geliefert. Aber du hast nichts gemeines zu mir gesagt und meinst ich wäre jemand, für den man sorgen muss. Ich bin vorher auch gut alleine klargekommen und wegen deinem momentanen, untypischen Zustand...bist du krank?“ Sein Gesicht war undurchdringlich und er schweigsam. Ich seufzte aufgebracht. Nun gut. Wenn ich Reaktionen von ihm wollte, musste ich wohl wieder härtere Geschütze auffahren. Also stand ich auf.

 

„Wie du willst, Großkotz. Da du nicht mit mir reden willst, ruf ich am Besten Ryan an. Zum Glück hat er mir gestern noch seine Nummer zugesteckt.“ Ha! Von ausdruckslos zu sibirischem Eisblick in weniger als einer Millisekunde. „Wie bitte?“ Uuuuuhhhhh Kaibas Worte waren nur ein zischendes, gefährliches Flüstern. „Ja ich habe gestern noch ein bisschen mit ihm geschrieben. Du ahnst ja nicht, wie witzig er sein kann.“, lachte ich ihn fröhlich an und schnappte mir mein Handy. Ich schrieb Ryan gerade, dass es Kaiba nichts ausmachen würde, dass wir schrieben und wann wir mal telefonieren könnten, weil ich ihn sooo super nett fand. Doch abschicken konnte ich es nicht mehr. Der Frostdrache nahm mir gerade mein Handy ab, las sich unsere Nachrichten in kürzester Zeit durch, löschte sämtliche Unterhaltungen mit ihm und entfernte auch den Kontakt auf meinem Handy....

„Hey was soll das? Du kannst doch nicht einfach alles löschen, was mit Ryan zu tun hat, nur weil dir sein Gesicht nicht passt.“

Er machte ein abfälliges Geräusch und sah mich überheblich an. „Ich kann alles tun, was mir passt, Köter.“ Ich starrte ihn an. „Ryan nennt mich wenigstens nicht Köter.“ Wieder nur eine hochgezogene Augenbraue. „Die süßesten Kosenamen finde ich leckeres Sahneschnittchen und süßestes Goldsternchen.“ Seine Augenbraue fing an zu zucken. „Ach weißt du Eisschrank... du wirst mich nie so nennen müssen. Keine Sorge. Du kannst die Komplimente ruhig Ryan überlassen. Er wartet gerne dieses eine Jahr auf mich, bis ich geschieden bin, sagte er.“, meinte ich grinsend und wollte zum Bad laufen. „Ich hab seine Nummer ja zum Glück schon im Kopf.“

 

Er packte mich am Handgelenk und sah mich frostig an. „Du hast nicht im ernst jemanden Fremden gesagt, wir würden uns nach einem Jahr wieder scheiden lassen?“ Das war das einzige, was ihm Sorgen machte? „Pfffftt. Nein. Natürlich nicht. Wollte nur sehen, wie du reagierst. Kann ich jetzt wieder mein Handy haben?“ Er meinte nur, dass ich es die nächste Zeit nicht brauchen würde. Zur Strafe. Was bildete sich dieser Kerl eigentlich ein? Ich riss mich los und brachte wieder Abstand zwischen uns. Er verlor dabei das Handtuch, welches er immer noch um die Hüfte gehabt hatte...ich versuchte nicht hinzusehen, auch wenn das, zwischen seinen Beinen, eigentlich gar nicht zu übersehen war. Ohhhh jetzt hatte ich doch hingesehen. Meine Wangen fingen an zu brennen. Meine Güte, mit diesem Prügel könnte er jemanden umbringen... Jetzt hieß es mich davon ablenken. Ja genau...äh...wo war ich? Ach ja. „Kaiba....ich habe nichts getan, was eine Strafe rechtfertigt und...“ Er ging lauernd auf mich zu. „Mensch Kaiba, sei doch froh, dass Ryan mich mag. Dann musst DU deine Zeit nicht mit mir verschwenden und kannst es dafür nutzen, griesgrämig und gemein zu bleiben.“

 

Oh. Ich glaube ich hatte es gerade übertrieben. Seine Augen waren so unglaublich hell gerade geworden. Die Luft um uns herum sirrte, vor unterdrücktem Zorn und....Verlangen? „Ich glaube, ich muss dich mal wieder dominieren, hm?“, sagte er mit tiefer, sinnlicher Stimme. Oh oh. Was hatte ich ihn auch so reizen müssen? Am Besten ich ließ mich nicht auf seine Provokation ein. Also sah ich ihn nur genervt an und schüttelte den Kopf, ehe ich mich wieder von ihm abwandte. „Kaum denkst du, man könnte dir dein Spielzeug wegnehmen, tust du so, als müsstest du jemanden deine Macht demonstrieren. Spare dir dein Alphamännchengehabe .“ Bis auf das meine Stimme bei dem Wort „Spielzeug“ ein wenig gezittert hatte, hatte ich das ganz gut rüber gebracht. Ich sah zu ihm, doch er schien sich wieder beruhigt zu haben und hatte nur eine Augenbraue nach oben gezogen. „Spielzeug?“ Er musste natürlich genau dieses Wort aufgreifen. Man das es immer so ein hin und her sein muss. Allein der Gedanke daran, dass ich ihm jetzt erzählen müsste, wie es mir „danach“ immer ging, erschöpfte mich. Ich seufzte, zuckte mit den Schultern und ging ins Bad. Abschließen hatte keinen Sinn, denn mein Ehemann war mir bereits ins Bad gefolgt und verlangte eine Antwort. Ich wollte nicht von ihm verhöhnt oder ausgelacht werden und schon gar nicht enttäuscht angesehen.

 

„Ich würde mich jetzt gerne ein wenig frisch machen, also bitte...geh raus.“ Er grinste mich an, während er mir mitteilte, dass ich in SEINEM Bad wäre. Ach? „Warum schleppst du mich dann immer mit in DEIN Zimmer? Schon gut...ich geh in MEIN Bad.“ Er ließ mich nicht vorbei, sondern drängte mich weiter nach hinten, bis ich an die Wand stieß. „Man, Kaiba! Was soll das?“ Sein Grinsen wurde breiter und seine Augen noch heller. So hell waren sie noch nie. Sie waren fast weiß, nur noch mit einem Hauch von blau. War das der Punkt, an dem er keine Selbstbeherrschung mehr zur Verfügung hatte? Er presste mich mit seinem nackten Körper an die Wand, ließ mich seine ….Erregung spüren und küsste meinen Hals. Wieso war er schon wieder erregt? Ich hatte doch gar nichts gemacht...na ja außer einmal hingesehen. Dann biss er sanft zu und fing an, an meinem Hals zu saugen. Oh Mann. Mir wurde heiß und Blitze schossen durch meinen Körper, sammelten sich in meiner Mitte und ließen mich lustvoll aufstöhnen. Man könnte das Gefühl haben, er würde mich als sein Eigentum markieren und ….ach was solls...Das war mir gerade so was von egal. Er sollte nur nicht aufhören. Ich schlang meine Arme um seinen Nacken und vergrub meine Hände in seinen noch nassen Haaren. War es schlimm, dass ich dieses dominiert werden eigentlich mochte? „Was meintest du mit Spielzeug?“, murmelte er an meinem Hals. Was? Er wollte immer noch eine Antwort? Er stoppte sein verwöhnen meines Halses und wartete kurz, ehe er wieder weiter machte, aber stärker an der empfindlichen Haut an meinem Hals saugte. Ich erzitterte und meine Knie wurden seltsam weich. Ich schüttelte den Kopf, um wieder klar denken zu können, doch mein Eisprinz presste sich fester an mich und ließ mich wieder aufstöhnen. „Sag es mir.“ verlangte er und rieb sich an mir kurz uns stoppte wieder. Wie fies. Ich war kurz davor ihm zu erzählen, dass ich mich, wenn er mich verführt hatte, danach immer benutzt fühlte. Das sollte er aber nicht erfahren. Ich biss mir in die Unterlippe und sagte dann, dass wenn ich es sagen würde, er es dann auch nicht mehr wollen würde....Aber... war das nicht genau das, was ich wollte? Das er es ließ? Warum zögerte ich dann? Wollte ICH es? Oder wollte ich ihn damit nur nicht verletzen? In meinem Kopf herrschte ein großes Durcheinander und das ich seinen Körper auf meinem fühlen konnte, machte es nicht besser. Dann war er auf einmal weg. Der arrogante Schnösel richtete sich auf und ich sah in seinen Augen, eine Erkenntnis aufblitzen... er wusste es.

 

Ich schluchzte auf und sah auf den Boden. Ich wollte nicht schon wieder diese grenzenlose Enttäuschung über mich in seinen Augen sehen. Das Gefühl, gerade etwas kostbares verloren zu haben, nagte plötzlich an mir. Jetzt würde er auch meinen Körper nicht mehr wollen. Es würde alles wieder so kalt und rücksichtslos zwischen uns werden. Nun hatte ich allen Grund mich selbst zu hassen. Nicht nur mein Äußeres...auch innen war ich genauso hässlich. Ich fing an, hektisch zu atmen, bekam aber trotzdem keine Luft. Ich versuchte ihn wegzudrücken, um an ihm vorbei zu kommen, aber ich hatte keine Kraft. Er griff sich mein Kinn und zwang mich, ihn anzusehen. Ich hatte Angst. So große Angst. Ich würde ab jetzt nur noch Ablehnung erfahren. Doch als ich in seine Augen blickte... sah ich...nichts. Sein Blick war ein wenig analysierend, aber sonst ausdruckslos. „Beruhige dich. Ich tu dir nichts.“ Davon atmete ich nur noch hektischer. Ich bekam langsam Panik. Ich erstickte hier und er sah mir in aller Ruhe zu. Doch dann kam Bewegung in ihn und er umarmte mich fest, strich mir über den Rücken und flüsterte mir zu, dass Ryan wohl doch Recht hatte. Ich wäre ein süßes Goldsternchen.

 

Mit dem Eisbeutel verheiratet zu sein, war eine ewige Achterbahnfahrt der Gefühle. Zuerst so, dann so. Konnte er sich nicht entscheiden, was er wollte? Seto hob mich hoch und trug mich aus dem Bad, in sein Bett. Er gesellte sich zu mir, nahm mich in den Arm und küsste sanft meine Lippen. Küsste mein Gesicht ab, meinen Hals und flüsterte mir liebevolle Worte zu, bis ich meine Atmung beruhigt und eingeschlafen war.

 

 

 

 

Doch als ich wieder aufwachte, war er nicht mehr da.

Hatte ich das alles nur geträumt? Ein leises Klopfen schreckte mich aus meinen Gedanken. „Wer ist da?“, fragte ich. Die Tür öffnete sich und Mr. Dobopop stand vor mir. Er hatte einige Stoffe auf seinem Arm und lächelte mich an. „Aufstehen Schlafmütze. Es ist schon 10 Uhr. Wir müssen dir deinen Kimono anprobieren. Isch muss sagen, dass isch bisher so etwas noch nie geschneidert habe, aber isch denke, es ist mir ganz gut gelungen.“ Ich war nun reichlich verwirrt. Einen Kimono? Ich hatte noch nie einen besessen. Ich kletterte unbeholfen aus dem Bett, während er die Stoffe auf dem Bett ablegte. Ich wollte ihm die Hand geben, aber er umarmte mich und gab mir links und rechts ein Luftküsschen. War wohl so Brauch, bei den Franzosen. Die Stoffe stellten sich, als bereits fertige Kimonos heraus. Zuerst gab er mir einen weißen, der mit saphirblauen Rosen bestickt war. Rosen...ich als Kerl? Doch als ich ihn anhatte, erinnerte er mich an meine Hochzeit und den Brautstrauß. Ich sah den Schneider an und er nickte zufrieden.

Der nächste war aus marineblauem, seidigem Stoff und sehr schlicht gehalten. Auch dieser stand mir, laut dem Schneider, ganz gut. Zwei von den anderen, waren zu übertrieben und erinnerten mich ein bisschen an diese Schande, die uns Pegasus geschickt und mein Dad immer noch in seinem...Zimmer hatte. Der eine war lila, der andere rosa....Es schüttelte mich kurz, vor Grauen dabei. Doch als Mr. Düppeldo mir einen goldgelben, mit königsblauem Muster, gab, strahlte ich. Der war einfach perfekt. Das fand Mr. Dupott auch. Doch der letzte war ein wahrer Traum. Er war hellrot, am Kragen, dem Ärmelsaum und dem Saum schwarz. Der Farbverlauf war großflächig und ging dezent ins rot über. Ein schwarzer Rotaugendrache war über den ganzen Rücken gestickt worden. Nie hatte ich derartige Schönheiten gesehen und schon gar nicht besessen. Ein Glücksgefühl erfasste mich, ich lobte Mr. Dagldoi überschwänglich und konnte gar nicht mehr aufhören. Der war mehr als geschmeichelt und lief vor Aufregung rot an.

Ein leises Lachen ertönte und dann kam mein Drachengatte aus dem Schatten getreten, der mich wohl die ganze Zeit über beobachtet hatte. Ich konnte nicht mehr wegsehen. Erneut sah er aus wie ein Prinz, doch eleganter und...nein..er sah aus wie ein König. Er trug einen hellblauen Kimono, der am Kragen, dem Ärmelsaum und dem Saum, weiß war, genauso großflächig, dezent ins blau überging und trug drei große weiße Drachen mit eiskaltem Blick auf dem Rücken herum, die sich auch um Schultern und die Brust schlängelten. Seinen Pony hatte er sich mit Gel nach hinten frisiert. So lagen seine Augen völlig frei und das machte sein Gesicht nur noch schöner. Wie konnte er nur so bewundernswert und märchenhaft aussehen. Kaibas Anblick war so makellos, so traumhaft schön, so glanzvoll und elegant, so...ähm. Sein Blick lag wach und eisig auf mir und ich wurde rot und fröstelte leicht. „Geht es dir besser?“, fragte er mich ernst. Ich schluckte und nickte einfach und brach den Augenkontakt ab, indem ich ihm den Rücken zuwandte. Ich hoffte er hatte meine Anhimmelungen gerade nicht bemerkt. So wie ich ihn angesehen haben musste, hatte er bestimmt Herzchen in meinen Augen gesehen. Ich musste mich wieder so wie sonst, vor der Ehe, benehmen. Lachen, dumme Sprüche klopfen und so tun, als wäre alles in Ordnung. Diese Gefühle, die ich vorhin vor ihm hatte, durften nicht mehr aus mir raus brechen. Weinen wollte ich auch nicht mehr. Der Eisklotz hatte mich so und so an der Backe, also musste ich mich einfach zusammen reißen. Und diese Anhimmelungen musste ich auch abstellen. Ging ja gar nicht.

 

Starke Arme umarmten mich von hinten und ich fühlte seine weichen Lippen an meinem Nacken. Ich fing an zu zittern. Mr. Dadda sah uns stolz lächelnd an und nannte uns die Drachenprinzen der Sonne und des Mondes und verneigte sich vor uns, ehe er sich zurück zog. Als er die Tür hinter sich geschlossen hatte, machte Kaiba weiter. Küsste mich an meinem Nacken, knabberte daran, löste den Obi des Kimonos und schob seine Hände darunter. Ohhhh. Sie strichen zart über meine Brust, bis hinunter zum Bauchnabel und er meinte, dass er wirklich kurz davor war, seinen Verstand zu verlieren, weil er mich nicht so berühren könnte, wie er es gerne wollte. Dann ließ er von mir ab und meinte, er würde unten auf mich warten. Dann war auch er verschwunden und ich alleine im Raum. Ich fing an, stärker zu zittern. Das mit dem zusammenreißen würde mich ziemlich viel Kraft kosten...Ich atmete ein paar mal tief ein und aus, bis das Zittern fast verschwunden war und legte meinen Obi wieder an. Danach ging ich ins Bad. Wenn Seto seinen Pony gebändigt hatte, würde ich es auch tun. Ich atmete tief durch. Jetzt musste ich in den Spiegel sehen, damit es auch gut wurde. Also nahm ich mir von seinem Gel, sah in den Spiegel und strich meinen Pony nach hinten. Woah. Ich stolperte ein paar Schritte zurück. Meine Augen kamen dadurch noch mehr zur Geltung und ich schluckte. Es sah, von der Frisur her, ok aus, also wandte ich mich schnell ab und sofort dem Spiegel wieder zu. Das gab es doch nicht. Da, an meinem Hals, war ein großer dunkelroter Fleck. Er hatte mir tatsächlich einen Knutschfleck verpasst. Ich wurde rot und versuchte, ihn mit dem Kragen zu verstecken, aber man sah ihn immer noch ein bisschen. Ich seufzte. Hatte wohl keinen Sinn, man sah ihn, so oder so. Also ging ich noch kurz auf die Toilette und dann nach unten.

 

Dort erwarteten mich eine ganze Meute an Leuten. Meine Familie und meine Freunde, Mr. Dibutt, unser Butler Yoshi und seine drei Töchter und Roland. Alle in traditionellen Kimonos. Die auffälligsten waren, außer von Seto und mir, die meiner Schwester, meinem Dad und Mokuba. Serenity hatte einen Pastellfarbenen roten und Dad einen in dunkelrot, beide mit demselben schwarzen Rotaugendrachen. Mokuba trug einen, in einem dunklem blau mit einem einzigen weißen Drachen mit eiskaltem Blick. Mir kamen die Tränen. Nicht nur, dass wir alle so wunderschön aussahen, sondern weil so viele liebe Menschen an einem Ort versammelt waren und wir offensichtlich irgendwas zusammen unternehmen würden. Seto sah mich als erstes und auch, dass ich schon wieder heulte. Ich drehte mich um und versuchte zu retten, was zu retten war. Tief durchatmen und das Gesicht abwischen, Lächeln aufsetzen und wieder umdrehen. Soweit hatte ich alles unter Kontrolle. Wieder umgedreht, ging ich, lächelnd zu den anderen. Der Eisdrache beobachtete mich scharf, als wüsste er genau, dass ich hier nur schauspielerte. Ich ignorierte ihn so gut es ging und begrüßte, voller Freude, meine Freunde. Sie hatten allesamt einen seltsamen Ausdruck im Gesicht, aber ich hoffte, dass es nichts mit mir zu tun hatte. Yoshi bat uns, ihm zu folgen und wir gingen durch das Wohnzimmer, auf die Terrasse. Nun standen wir im Garten, aber was sollten wir hier? Und auch noch in solch schöner Kleidung. Yoshi führte uns weiter in den Garten hinein. Hier war ich noch nie. Recht gut getarnt, ging ein langer Weg weiter nach hinten und mir blieb fast die Spucke weg, als ich diese Schönheit sah. Ein Wald aus lauter zart rosa blühenden Kirschbäumen, strahlte mir entgegen. Wir gingen in das Wäldchen hinein und liefen ein Stück. An einer Lichtung waren am Boden Decken ausgebreitet, darauf lauter Leckereien.

 

Ich sah prall gefüllte Bentos mit verschiedenen Reiskuchen und anderen Süßigkeiten. In anderen sah ich gerollte Eieromelettes, eingelegtes Gemüse, verschiedene Salate und Reisbällchen. Mir lief das Wasser im Mund zusammen. Wir feierten Hanami, das Kirschblütenfest. Im Kimono, unter unseren eigenen Kirschbäumen, deren Blütenblätter sanft auf uns herab regneten. Das waren die schönsten Kirschbäume, die ich je gesehen hatte. So viele....und nur für uns...Aus meinem aufgesetzten Lächeln, wurde ein ehrliches und ich strahlte meinen Ehemann an, der mich ein wenig verlegen anlächelte, aufgrund meiner Reaktion. War er gerade ein bisschen rot geworden? Oder war das nur Einbildung gewesen? Er ging auf mich zu, sein Gesicht wieder ausdruckslos, nahm meine Hand in seine und führte mich zu den Decken. Die anderen folgten uns. Wir zogen unsere Schuhe aus und ließen uns nieder. Seto kniete hoheitsvoll und bat um Aufmerksamkeit.

 

„Bevor wir dieses Ereignis angemessen genießen können, werden wir erst das unangenehme hinter uns bringen. Seid ihr einverstanden?“ HÄ? Was für unangenehmes? Doch alle anderen Anwesenden nickten ihm zu und er atmete tief durch, ehe er sich räusperte. Ich hatte ein mulmiges Gefühl bei der Sache.

 

„Nun gut. Ich eröffne hiermit das erste gemeinsame Treffen unserer wöchentlichen Gruppentherapie. Wer möchte den Anfang machen?“

Meine Augen weiteten sich. Gruppentherapie? Wofür? Keiner traute sich etwas zu sagen und mein Gatte sah nur mich an. Oh...nein. Wollte er das ich sprach? Über...nein. Ich musste ihn fassungslos und recht ängstlich angesehen haben, denn er sah wieder in die Runde und fragte erneut.

Zu meiner Verwunderung meldete sich mein Dad. „Jason? Über was möchtest du mit uns sprechen?“

Dad war unruhig und sah mich traurig an. „Ich möchte über ein Ereignis meiner Vergangenheit sprechen, dass ich bisher noch niemanden erzählt habe. Ich schäme mich deswegen...aber ich denke, es wird Zeit es zu verarbeiten.“

Ihm wurde aufmunternd zugenickt.

 

„Als ich aus Amerika hier her kam, kannte ich niemanden. Alles war ungewohnt und neu. Es fühlte sich wie ein Abenteuer an, welches sich immer mehr zu einem Alptraum für mich herausstellte. Harukas Eltern waren im Gegensatz zu meinen, arm und ich hatte in der Eile nicht nachgedacht und habe keinerlei Versorgungen getroffen. Sie hatten kein Telefon und achteten streng auf alle Ausgaben und was alles benutzt wurde. Ich hatte keinerlei Möglichkeiten mit meinen Eltern in Verbindung zu treten und sie um Unterstützung und viel Geld zu bitten. Klingt jetzt, als wäre ich ein reicher verwöhnter Bengel gewesen...Ja das war ich. Und Haruka war auch noch schwanger. Wir wohnten also erst mal bei ihren Eltern, die krank waren. Sie pflegte sie, während ich uns mit drei Aushilfsjobs über Wasser hielt. Als sie starben, übernahmen wir die Wohnung und sie schlug vor, dass wir doch heiraten könnten, da doch unser erstes Kind bereits unterwegs war. Gut wir heirateten. Aber nicht, weil ich sie so sehr geliebt hätte....Nein ich tat es, weil ich mich nicht vor dieser Verantwortung drücken wollte. Wir kannten uns auch erst ein Jahr und waren gerade zwei Wochen zusammen gewesen, als sie schwanger wurde. Ein halbes Jahr nach meiner Ankunft hier, konnte ich es versuchen, meine Eltern zu erreichen. Ich weiß nicht warum. Aber anscheinend waren sie umgezogen, denn die Nummer war nicht mehr vergeben.

 

Er schluckte und knetete nervös seine Hände.

 

„Dann kam Joey auf die Welt und ich war glücklich, hatte jedoch Angst, ob ich ein guter Vater sein würde. Joey sah genauso aus, wie ich....aber damit fing der wahre Alptraum erst an. Vor meiner Frau hatte ich meine hellen Augen immer versteckt, da sie auffällige Menschen, die auch noch schöner waren, als sie, nicht ausstehen konnte. Aber mit Joeys Geburt, musste ich ihr mein Geheimnis preisgeben. Zuerst hielt sie sich noch zurück. Doch als ich immer wieder versuchte, meine Eltern zu erreichen und scheiterte, wurde sie immer ungehaltener. Ungefähr ein Jahr später, war sie an einem Abend betrunken nach Hause gekommen und wollte erstmals wieder mit mir schlafen. Trotz meiner Bedenken, ließ sie sich nicht abhalten. Wir hatten uns voneinander entfernt und ich wollte keine Nähe mehr zu ihr. Wir wissen alle, dass man einem Mann leicht zu so etwas bringen kann, ob er will, oder nicht. Sie wurde erneut schwanger und trug Serenity in sich. Nach ihrer Geburt, war ich erleichtert, dass sie ihrer Mutter ähnlicher war. Ich hatte trotzdem....Zweifel...ob sie wirklich meine Tochter ist.“, sagte er mit einem vorsichtigen Blick zu meiner Schwester.

„Ich habe einen Vaterschaftstest gemacht....und ich war echt erleichtert, dass Serenity, der ich den Namen meiner Mutter gegeben hatte, wirklich meine Tochter ist. Haruka schien zufriedener zu sein. Ich bekam aber kaum etwas von zu Hause mit, weil ich so viel arbeiten musste. Ich besorgte Joey, als er drei Jahre alt war, farbige Kontaktlinsen. Ich dachte, ihn damit vor ihrem Zorn beschützen zu können. Jahre vergingen und auf einmal hatte sie ihre Sachen gepackt und war mit Serenity abgehauen. Einfach so. Nach einer Woche kam der Brief mit den Scheidungspapieren..."

 

Dad fing an zu zittern.

 

"Ich war am Boden...verlassen, alleine in einer Stadt, in dem ich trotz allem keine Freunde finden konnte. Wie auch, wenn man in so jungen Jahren bereits Vater ist und nur am arbeiten war? Ich weiß, dass es für Joey auch nicht leicht war. Seine Schwester wurde ihm weggenommen und von seiner Mutter wurde er verlassen. Ich fühlte mich so einsam und vermisste meine Familie. Ich wusste oft nicht mehr weiter...Wir mussten umziehen...in ein kleines Loch von Wohnung. So viele Schulden hatte ich, die erste Zeit...ich fing an zu trinken, war so müde und....ich...ich hielt es irgendwann nicht mehr aus.“

 

Er vergrub seine Hände in seine Haare und hielt sein Gesicht gesenkt.

 

„Ich wachte in einer Nacht auf und ging ins Bad. Ich war so verzweifelt, war mit meinen Nerven am Ende, erschöpft und wollte...ich wollte... mein Leben beenden....“

 

Mit weit aufgerissenen Augen, sahen wir alle meinen Dad geschockt an, dessen Gesicht voller Schuldgefühle waren. Er fing an zu weinen und meinte, dass er es nur nicht getan hätte, weil ich auf einmal, anscheinend einen Alptraum gehabt hätte und voller Angst, weinend zu ihm gelaufen und mich an ihn gekuschelt hätte. „Ich wollte nicht, dass Joey auch noch von mir verlassen wird. Ich fühlte mich, als den schlechtesten Vater aller Zeiten. Danach hatte ich zu trinken aufgehört und nie wieder an so was gedacht.“ Dad schluchzte, weinte bitterlich und schlug seine Hände vor sein Gesicht. Auch mir kamen die Tränen. Serenity und ich schluchzten und warfen uns in seine Arme. Wir hielten uns fest und dann umarmte uns Mokuba, und Seto legte ihm eine Hand auf die Schulter. Es dauerte lange, ehe wir uns wieder beruhigt hatten. Seto nickte meinem Dad zu und sagte ihm, dass er ihn für seine Aufrichtigkeit und seinen Mut darüber zu sprechen, bewunderte. Von niemanden kamen Schuldzuweisungen oder Vorwürfe.

 

Dann fragte der Kühlschrank, ob noch jemand über etwas sprechen wollte und Tristan meldete sich. Er meinte, dass er gar nicht so gut bei Frauen ankommen würde, wie er tat und er oft nur so prahlte, weil er sich deswegen schämte. „Ich habe das Gefühl, dass niemand so richtig merkt, dass ich die Frau, die an meiner Seite wäre, immer beschützen würde. Ich würde sie auf Händen tragen und ihr die Welt zu Füßen legen.“ Mit einem Seitenblick auf Serenity meinte er, dass Duke immer so beliebt wäre und jede Menge Angebote hatte.

Woraufhin Duke meinte, dass es anstrengender wäre, so beliebt zu sein. So viele Frauen auf einmal konnten den stärksten Mann überfordern. Dann fragte er den Eisklotz, ob er es auch so sehen würde. Der nickte, die Augen rollend und erinnerte an seinen aufdringlichen Fanclub. Duke meinte außerdem, dass für ihn nur eine einzige Frau in Frage käme und das wäre Serenity. Woraufhin Tristan mit den Zähnen knirschte und meinte, für ihn würde dasselbe gelten.

Die beiden sahen sich wütend in die Augen. Doch bevor noch einer was sagen, oder ich den beiden eines auf die Nase geben konnte, ergriff Yoshi, als nächstes das Wort.

 

„Ich wurde in meiner Jugend oft, wegen meines Nachnamens, gehänselt. Es hat viele Jahre gedauert, bis ich erkannte, dass ich stolz darauf sein sollte. Meine seit zehn Jahren verstorbene Frau hatte es mich gelehrt, dass es etwas besonderes ist. Uns so haben wir es auch an unsere Töchter weiter gegeben.“ Maria, Luigiana und Daisy lächelten ihn stolz an. Dann sahen alle drei Mädchen, besorgt zu meinem Dad, der immer noch weinte. Ich dachte mir nichts dabei und hörte dem Franzosen zu, was er zu erzählen hatte.

 

Mr. Dübi meinte, dass er es als Franzose, in Japan sehr schwer gehabt hatte, überhaupt Fuß zu fassen. Sein damaliger Mann, Louis, wollte unbedingt hier in Japan leben. Nicht lange, nachdem sie sich hier niedergelassen hatten, war er ganz plötzlich verstorben. Zurück nach Paris wollte er nicht gehen, denn Japan gefiel ihm. Durch Zufall, vor zwei Jahren, hatte er meinen Mann kennen gelernt. „Er hat misch fast über den Haufen gerannt und isch habe ihn wie wild auf französisch beschimpft. Er hat mir geantwortet, der erste, der mir geantwortet hatte. In meiner Muttersprache und so perfekt, dass isch glaubte, er wäre selbst Franzose. Wir kamen vom Schimpfen und höchstem Beleidigen, in ein lockeres Gespräch und er gab mir meinen ersten Auftrag. Durch ihn habe isch japanisch gelernt, nun gute Kundschaft und auch Roland, der in meiner Nachbarschaft lebt, wurde ein guter Freund.“ Ich war gerührt. Das waren wir alle. Das der Eisschrank seinem Schneider so toll geholfen hatte, wunderte mich aber schon ein bisschen.

Aber als Thea erwähnte, dass ihre größte Sorge im Moment wäre, dass in letzter Zeit ihre Periode ungewohnt stark war, erschauerten die männlichen Anwesenden. „Woah.“

„Thea!“ „Iiiihhhh.“, waren nur einige der Worte, welche wir ausriefen. Thea presste beleidigt ihre Lippen aufeinander und auch von Serenity und Yoshis Töchtern ernteten wir einen empörten Blick. „Ich dachte man dürfte über ALLE seine Sorgen sprechen?“, spie Thea uns ins Gesicht. Ich sah zu Seto, der leicht grün angelaufen war. „Nun ich denke, für unser erstes Treffen, war es mehr als genug für heute. Ich schlage vor, wir beenden die Gruppentherapie und wenden uns dem Vergnügen zu.“ Damit nickte er seinen Angestellten zu, die, nach einem letzten tadelnden Blick, uns sämtliche Leckereien auf die Teller luden. Thea schimpfte trotzdem noch etwas und Serenity stimmte ihr zu.

 

Ich war sprachlos. Gruppentherapie? An sich eine gute Sache...wenn ich nicht irgendwann auch was sagen müsste. Mein Ehering wurde von mir wieder malträtiert und ich biss mir in die Unterlippe. Ich fühlte mich mies, weil ich nichts gesagt hatte. Beim nächsten Mal musste ich bestimmt reden. Eine Hand, an der ein weißer Drache mit eiskaltem Blick ruhte, kam in mein Sichtfeld. Seto nahm mein Kinn und küsste mich einfach sanft, bevor er meinte, dass ich mir Zeit lassen konnte. „Es braucht manchmal einfach Zeit. Wenn du zu uns genug Vertrauen gefasst hast, wirst du merken, dass wir dich weder dafür auslachen, noch hassen werden.“, sagte er leise. Yugi nickte und meinte, dass sie alle immer für mich da wären. Ich konnte nichts dagegen tun...die Tränen liefen einfach. Mokuba nahm mich in den Arm und meinte, dass er mich lieb hätte. Das ließ den Wasserfall nur noch stärker werden. Doch dann steckte mir Serenity einfach einen süßen Reiskuchen in den Mund, in der eine Erdbeere versteckt und mit süßem Bohnenmus umhüllt war. Hmmm ich liebte diese Reiskuchen. Dadurch versiegten meine Tränen. Serenity lächelte und meinte, dass sie ALLE mich lieb hätten, aber nun auch fürchterlichen Hunger. Ich lachte und wir konnten uns, ohne weitere Zwischenfälle, auf das reichliche Buffet stürzen.

 

Nachdem Essen lehnte ich mich an einen Kirschbaum und sah nach oben. Es war hier so wunderschön. Es roch so herrlich süß und doch leicht fruchtig. Ich schloss die Augen und nickte ein bisschen weg. Ich schrak aber wieder auf, als ich ein empörtes Gemecker hörte.

Die Angestellten, der Schneider und auch das reichliche Buffet waren verschwunden. Dafür sah ich, wie ein Tisch mit alkoholfreien Getränken in Flaschen und drei Thermoskannen, sowie Gläser und Tassen am Rand platziert worden waren. Die anderen beiden Kaibas spielten zusammen Schach, während Dad ihnen gespannt zusah. Tristan und Duke stritten sich um die Gunst von Serenity, die sich lieber mit Thea unterhielt. Zum Glück, denn ich hatte keine Lust gerade, die beiden Streithähne zurecht zu weisen, dass sie meine Schwester in Ruhe lassen sollten. Ryou und Yugi spielten eine Runde Duel Monsters, aber ohne Hologramme. Sanfte Musik spielte im Hintergrund und zwischendurch regnete es immer wieder rosa Blütenblätter auf uns hinab. Es herrschte eine friedliche und harmonische Stimmung und ich genoss es. Für einen Moment einfach keine Sorgen haben, nur genießen und beobachten. Ich ließ meinen Blick über meine Freunde erneut schweifen und blieb an eisig blauen Augen hängen, die mich aufmerksam beobachteten. Ich zuckte kurz zusammen und schloss wieder die Augen. Ich hoffte, er würde einfach weiter spielen und mich nicht beachten. Doch langsam sollte ich meinen Mann kennen. Es war ja so klar, dass er seinen Platz mit meinem Dad tauschte, um zu mir zu kommen, sich neben mich zu setzen und zu fragen, ob alles in Ordnung war. Ich nickte, die Augen immer noch geschlossen. „Du bist ein schlechter Lügner, Joey. Selbst, wenn du nichts sagst.“ Ich seufzte und öffnete die Augen. „Es ist schön hier. Ich könnte hier bleiben, für den Rest meines Lebens und nur die Kirschblüten ansehen.“, meinte ich, ohne auf seinen vorherigen Satz einzugehen. Er legte einen Arm um mich und zog mich an sich. „Es ist der perfekte Ort, um tanzen zu lernen.“ Geschockt sah ich ihn an. „Das ist jetzt nicht dein ernst?“ Er verdrehte die Augen. „Wenn nicht jetzt, wann dann? Komm.“ Er stand auf und reichte mir seine Hand, um mir aufzuhelfen. Ich starrte ihn aber nur an. „Ich...ich kann das...das nicht. Wenn...wenn du tanzen willst, Thea ist gut und auch meine Schwester kann tanzen. Aber mich lass da bitte raus.“ Kaiba schnaubte. „Komm schon, so schwer ist es nicht. Wenn du dich auf meine Führung einlässt und die Augen schließt, kannst du dir vorstellen zu fliegen.“

Das bezweifelte ich aber mal ganz stark. „Du kommst eh nicht aus. Steh freiwillig auf, oder ich nehme dich einfach so mit nach hinten.“ Ungläubig sah ich ihn an. „Nach hinten?“ Er lächelte. „Der Kirschbaumwald ist nicht gerade klein und weiter hinten hören wir die Musik noch, sind aber ungestört. Niemand wird dir beim stolpern und hinfallen zusehen.“ Na danke auch. Sehr motivierend. Der Eisdrache wedelte ungeduldig mit seiner Hand und zog eine Augenbraue nach oben. Ich seufzte erneut, ignorierte seine angebotene Hand und versuchte mich selbstständig, mit der unverletzten Hand, aufzurappeln. Einen Eisblick später, hatte er meine linke Hand in seiner und zog mich hoch. Dann klemmte er mich unter seinen Arm und trug mich so, weiter in den Wald. „Hey was soll das? So kannst du mich nicht behandeln. Ich bin doch kein....“ Nein das wollte ich jetzt nicht aussprechen.

Er lachte nur und wuschelte mir mit der anderen Hand durch meine Haare. Na toll. Jetzt war meine Frisur ruiniert. Ähm...ich dachte, wir würden nur ein paar Meter weit gehen, aber nein, er trug mich bestimmt zehn Minuten herum, tief in den Wald hinein, auf eine weitere Lichtung und stellte mich wieder auf die Füße. Er schien nicht ein kleines bisschen erschöpft zu sein, dafür das er mich nur mit einem Arm getragen hatte...Ich konnte nicht umhin ihn dafür zu bewundern. Ich sah mich um und lauschte. Hier hörte man die Musik noch genauso laut, wie vorher auch. Ich schluckte. Wir waren alleine, umgeben von blühenden Wundern, die einen betörenden Duft abgaben, hatten wunderschöne Kleidung an und es spielte eine ruhige Musik. Man könnte fast meinen, er hätte solch eine....äh....romantische Stimmung geplant. Jetzt fehlte nur noch, dass es Nacht war und hier hunderte Kerzen standen. „Hm. An so etwas hatte ich gar nicht gedacht, Hündchen.“ Was? Hatte ich laut gedacht? Wenn ja...ab wann hatte ich es getan? „Das ist eine gute Idee. Lass uns später nochmal herkommen, dann ist alles so, wie du es dir wünscht. Aber zuerst werden wir dir tanzen beibringen.“, meinte er und ich erschauderte. Er zog mich zu sich und nahm seine Position ein, während ich zögerlich meine eine Hand in seine und die andere auf seine Schulter legte. „Also ich beginne mit meinem rechten Fuß und mache einen Schritt auf dich zu, während du mit dem linken Fuß einen Schritt nach hinten machst. Schließe die Augen und lass dich ab dann führen.“ Ich sah ihn zweifelnd an und er sah mir lange in die Augen, meinte dann, er würde erst beginnen, wenn ich die Augen schließen und ihm dabei einfach vertrauen würde. Das war wirklich sein ernst...und er wartete wirklich. Sollte ich es einfach wagen? Es war ja nur ein Tanz. Ich schluckte nochmal und atmete tief durch. Dann schloss ich zögerlich die Augen.

 

„Denk dran, linken Fuß nach hinten.“ Ich nickte und er zählte bis drei, dann setzte ich meinen linken Fuß nach...ah ja hinten, hinten!! Puh, geschafft. Und jetzt? Jetzt standen wir wieder still da. Genervtes Schnauben ertönte. „Ich sagte du sollst dich einfach führen lassen und nicht wie angewurzelt stehen bleiben. Hör auf so viel zu denken und versuche, dich auf mich zu verlassen.“ Das würde ich nie hinbekommen. Ich war einfach zu blöd dafür und Kaibas Geduld würde auch nicht ewig reichen. Weiche Lippen unterbrachen meine wirren Gedanken, legten sich auf einmal auf meine und drängten mich einen Schritt nach hinten. Dann noch einen aber ein wenig gedreht. Ich seufzte in den Kuss und hatte tatsächlich das Gefühl schweben zu können. Lange ging das so. Dann lösten sich die Lippen von meinen und ich spürte nur noch die Schritte und Drehungen, öffnete meine Augen einen Spalt und ja, wir tanzten. Ziemlich flüssig und so schwer war es ja wirklich nicht. Ich sah meinem Mann in die Augen und schluckte. Er lächelte mich sanft an und seine Augen strahlten in einem sehr hellen blau, was mich erröten ließ...und stolpern...

„Waaahhhh.“, rief ich aus und landete unsanft auf meinem Hintern. Mit verschränkten Armen sah er überheblich auf mich hinab. „Ich habe nichts von „Sitz“ gesagt, oder?“ Ich knurrte und er drohte mir mit einem Maulkorb, wenn ich nicht damit aufhörte. Von wegen Romantik. Ich schnaubte, blieb sitzen und verschränkte nun meinerseits die Arme. Der Eisberg sah mich noch eine Weile an, grinste, kniete sich neben mich auf den Boden und beugte sich ein wenig über mich. „Na Hündchen? Magst du nicht mehr tanzen? Sollen wir uns mit weit mehr vergnüglichen Dingen beschäftigen?“ Mein Herz schlug auf einmal schneller, als er sich mir näherte und kurz bevor sich unsere Lippen berühren konnten, hörten wir unseren Butler besorgt rufen. „Master Kaiba? Master Joseph?“ „Hier hinten, Yoshi!“, rief ich. Unser Butler würde uns nie einfach so stören, dass wussten wir beide. Irgendwas musste passiert sein. Mein Gefrierschrank half mir auf und wir gingen Yoshi entgegen.

„Was ist los?“, fragte er. Yoshi kam bei uns an, völlig außer Atem und hatte seine Augen weit aufgerissen. „Vor......vor dem Eingangs.....Eingangstor....“ Ich sagte ihm, dass er erst mal wieder zu Atem kommen sollte und sich beruhigen. Er atmete tief durch, bis sich seine Atmung einigermaßen wieder beruhigt hatte. „Vor dem Eingangstor steht eine Frau, die behauptet, wir würden Miss Serenity hier gegen ihren Willen festhalten. Sie drohte, die Polizei zu verständigen, sollten wir ihr ihre Tochter nicht aushändigen. Und...sie ist in Begleitung von Mr. Muroto und seiner Tochter. Was sollen wir tun?“

Nun erhöhte sich meine Atmung. Mutter....war hier? Wieso? Und dann noch in Begleitung von der Verrückten und ihrem Vater? Ich sah zu meinem Ehemann und fragte, ob er wüsste, was das sollte. Er knurrte und meinte, dass würde er alleine klären und ich sollte hier warten. „Moment Eisschrank. Du weißt warum Mutter hier ist, oder? Warum sagst du es mir nicht einfach?“ Ich sah ihm an, dass er sich durchringen musste, mich nicht einfach stehen zu lassen und mir zu sagen, dass es mich nichts anginge. Er räusperte sich. „Ich wollte dich nicht beunruhigen. Aber gestern Abend, war deine Mutter ebenfalls bei Pegasus aufgetaucht.“ „WAS? Und das sagst du mir erst jetzt?“ Ich erinnerte mich daran, wie Pegasus mit Kaiba auf dem Balkon verschwunden war, um ihn zu sprechen. Deshalb also. Ungeduldig winkte er ab. „Ob gestern, oder heute. Fakt ist, dass Pegasus sie zwar nicht eingelassen hatte, ihr aber unbeabsichtigt gesagt hat, dass Serenity auch dort war. Was bedeutet, dass sie keinesfalls wieder zu eurer Mutter zurück gehen kann. Sie wohnt erst einmal bei uns, bis wir eine Lösung gefunden haben.“

Mein Mund stand weit offen und ich musste husten, als ein Kirschblütenblatt hineinflog. Oh Gott. Mutter war hier....Wir mussten Serenity beschützen. „Also...bleib besser hier, bis ich alles erledigt habe. Du musst ihr nicht gegenüber treten.“ Tränen brannten mir in den Augen. Auch mich schützte er vor ihr. Aber...ich konnte ihn doch nicht einfach im Stich lassen....Er war mein Ehemann. Auch wenn ich es nie freiwillig geschworen hatte....in guten UND in schlechten Zeiten... „Ich komme mit.“, sagte ich ihm und nahm seine Hand. „Bist du jetzt völlig verrückt geworden? Sie wird dich fertig machen.“ Doch ich schüttelte nur den Kopf und sah ihm fest in die Augen. „Ich lasse dich damit nicht allein.“ Da...schon wieder...oder? Vielleicht bildete ich mir das wirklich ein...aber...lag da ein zarter Rot hauch auf seinen Wangen? Doch bevor ich mir sicher sein konnte, dass es tatsächlich so war, wandte er sich ab und schleifte mich mit, zurück zum Anwesen. Dort warteten schon die anderen und... mein aufgebrachter Dad, der vor Wut schäumte...Ich glaubte fast, wirklich ein wenig Schaum vor seinem Mund zu sehen.

 

„Diese....diese.....dreiste Person. Wie kann sie es wagen?“

„Beruhige dich, Papa.“, versuchte Serenity ihn zu beruhigen.

„ICH BIN RUHIG!“, brüllte er. Das erinnerte mich irgendwie an mich und Seto heute morgen....

„Es bringt nichts, vor lauter Wut, den Kopf zu verlieren, Jason. Deine Tochter hat Recht. Besinne dich auf dein Wissen und denk nach. Wie können wir sie erst einmal los werden, bis wir eine Lösung gefunden haben?“, fragte mein Mann in einem sachlichen Ton.

Das stoppte seine Wut und er dachte wirklich nach. Er lief hin und her und grübelte. „Da das Kindeswohl immer im Zentrum einer sorgerechtlichen Entscheidung liegt, müssten wir nur irgendwie beweisen, dass Haruka eine Gefahr für Serenitys körperliches, geistiges und seelisches Wohl ist. So könnten wir es schaffen, ihr das Sorgerecht für Serenity zu entziehen. Das ist die Lösung, die ich anstrebe. Aber jetzt...kann Haruka nichts tun. Hat sie Beweise? Nein. Sie wird uns nur drohen und versuchen, uns zu verunsichern. Wenn wir uns nicht provozieren lassen, haben wir nicht viel zu befürchten. Aber nun sollten wir in einer größeren Gruppe hinaus gehen, damit wir genug Zeugen haben. Am besten wir nehmen das ganze Gespräch irgendwie auf, so lässt sich schon mal einiges beweisen, sollte sie irgendwelche Drohungen aussprechen. Und....es sollte NUR der Hausherr sprechen, es sei denn, ich werde persönlich angesprochen. Ich bin nicht auf den Mund gefallen, also...“ Seto nickte. „Gut. Um die Aufnahme des Gesprächs, kümmere ich mich.“ Er wandte sich ab und lief die Treppe nach oben. Ich wurde wieder nervös und spielte mit meinem Ehering. Ich hoffte, er würde bald wieder hier unten sein. Seine Abwesenheit machte mich unruhig. Dann spürte ich eine Hand auf meiner Schulter. Ich sah auf die Seite und direkt in Dukes Augen. „Keine Sorge, Joey. Wir stehen alle hinter dir. Sollte es zu viel für dich werden, gib mir ein Zeichen, dann bringe ich dich wieder rein, ok?“ Dankbar lächelte ich ihn an und nickte. Ich fing an zu zittern. Wo blieb der Drache des Hauses? „Ich habe Angst, Leute.“, gestand ich ihnen. Da ging ein Ruck durch meine Freunde und sie stürmten zu mir und umarmten mich.

„Wir lassen es nicht zu, dass sie dich nochmal verletzt.“, sagte Tristan inbrünstig und meine Freunde nickten. Serenity lächelte Tristan und auch Duke an... Ich musste die beiden wohl doch wieder daran erinnern, von meiner Schwester, die Finger zu lassen. Moment... Oh nein. Hieß das...sie wussten Bescheid? „Ihr wisst es?“, fragte ich sie erschrocken. Hatte...hatte der Frosty ihnen etwa alles verraten? Wie konnte er nur? Thea kam in mein Blickfeld, unterbrach meine Gedanken und zog mir schmerzhaft an den Ohren. „Aua, Thea was soll das?“ Sie bedachte mich mit einen strengen Blick und schüttelte dann den Kopf. „Es war richtig so, dass er es uns gesagt hat. Wir kennen uns jetzt schon ein paar Jahre, aber jeder von uns hat dir gegenüber immer eine gewisse Hilflosigkeit gespürt. Wir wussten immer, dass was nicht stimmt, aber wollten dich nicht zwingen darüber zu reden. Das war für mich schon fast unerträglich. Jetzt wo wir wissen, was los ist, können wir endlich was tun.“ Schon wieder liefen mir die Tränen, ohne das ich sie aufhalten hätte können. Dann spürte ich einen Eisblick im Rücken und atmete erleichtert auf. Ich sah zu ihm und zuckte zurück. Mit einem kühlen Blick analysierte er mich. „Ich hatte dir vorhin schon gesagt, dass du ihr nicht gegenüber treten musst. Es ist nichts schlimmes daran, hier zu bleiben. Du könntest auf deine Schwester aufpassen.“ Das passte ihr aber gar nicht. „Wieso muss ICH denn hier bleiben? Ich habe nicht vor, vor Mutter zurück zu schrecken.“ Der Großkotz schüttelte aber nur den Kopf. „Noch hat dich niemand zu Gesicht bekommen. Auf der Party warst du gut getarnt und hast zum Glück immer aufgepasst, dass kein Reporter dein Gesicht fotografiert. Respekt dafür...Aber niemand kann beweisen, dass du hier bist und niemand kann mich zwingen, dich heraus zu geben, wenn es niemand beweisen kann, dass du WIRKLICH hier bist.“

 

Mir schwirrten von seiner verwirrenden Aussage der Kopf, aber alle anderen nickten verständnisvoll. Serenity gab sich geschlagen, aber ich wollte ihn trotzdem nicht allein da rausgehen lassen. „Es bringt dir nichts, vor ihr eine Panikattacke zu bekommen. So spielen wir ihr und auch den Murotos nur zu...aber wenn du möchtest...beobachte uns von meinem Laptop aus.“, sagte er. Er ging ins Wohnzimmer und wir folgten ihm. Dort baute er auf dem Tisch seinen Laptop auf und startete ihn. Er befestigte an jedem meiner Freunde, Mokuba, Dad, sich und selbst an den Angestellten eine winzige Kamera. Er verband sie....keine Ahnung wie, mit dem Laptop. „Suche dir maximal vier Personen aus, von denen du den Blickwinkel haben willst.“ Ich nahm meinen Mann, Dad, Yugi und...äh eigentlich wollte ich Duke nehmen, aber Tristan...Ach was, ich nahm Roland. Roland war immer eine gute Wahl. Dann erschienen auf dem Laptop, genau vier Fenster, die allesamt, in verschiedenen Blickwinkeln auf mich zeigten. Das machte mich etwas nervös, dass ich meine Augen so oft sehen musste. Ich sah woanders hin und nickte. „Gut. Sobald wir draußen sind, drückst du auf diese Taste und sie beginnen, alles aufzuzeichnen. Verstanden?“ Ich war etwas überfordert, aber meine kleine Schwester nickte und meinte, sie würde dafür sorgen. Der Kühlschrank sah auf mich herab, seufzte und ging in die Hocke. „Es wird nicht lange dauern. Wir sind bald wieder da.“ Er streichelte meine Wange und wischte die Tränen weg, die anscheinend schon wieder flossen.

Er gab mir einen kurzen Kuss auf meine Lippen und stand wieder auf. „Los geht’s.“ Die Meute verließ das Wohnzimmer und wir beobachteten, wie sie durch die Eingangshalle gingen, durch die Tür nach draußen. Serenity drückte die Taste, die alles aufnahm und wir sahen auf den Bildschirmen einen roten Punkt oben rechts, neben dem Rec. stand.

Sie gingen den langen Weg, zum Tor, an dem meine Mutter, Hina und ein kleiner, dünner Mann, mit schütterem schwarzem Haar standen. Ich begann zu zittern und meine Schwester nahm meine Hand und drückte sie. Ich war angespannt und presste meine Zähne schmerzhaft aufeinander.

In Rolands Perspektive sah ich, dass sein Blick auf meinen Mann gerichtet war. Dad sah die drei feindlichen Eindringlinge an, genau wie Seto. Yugi hatte sich seitlich positioniert und hatte dabei beide Parteien im Blick. Mein Mann sah seine Gegenüber überheblich an und sprach in einem recht abfälligem Ton. „Mrs. Wheeler....nett mein Schwiegermonster mal persönlich zu treffen. Und gleich in Begleitung meines ehemaligen Anwalts und dessen verrückte, andere Menschen anfallende Tochter...Was gibt uns die zweifelhafte Ehre, Ihres unangebrachten Besuchs?“ Meine Mutter verengte ihre Augen vor Wut. „Du bist also Seto Kaiba...ich habe schon viel von dir gehört und...“ „Ich habe Ihnen nicht erlaubt, mich zu duzen, also wahren Sie die Form. Oder ist Ihnen diese, durch die Misshandlung Ihres Sohnes abhanden gekommen?“ Ich fing an zu husten. Mutters Blick wurde bedrohlicher, während die Murotos meine Mutter, mit offenem Mund ansahen. Ich hatte nicht gedacht, dass mein Frostdrache gleich zum Angriff über gehen würde.

 

„Haruka, du hast gesagt, dein Sohn würde seine Schwester hier gegen Ihren Willen festhalten. Du hast mir nicht gesagt, dass du deinen Sohn...“ Doch sie unterbrach ihn unwirsch. „Das ist eine freche Lüge. Ich habe NIE meinen Sohn misshandelt.“ Der Eisklotz hob eine Augenbraue. „Ach nein? Warum hat er dann jede Nacht Alpträume, in denen Sie ihn prügeln, im dunklen Keller einsperren und halb verhungern und verdursten lassen? Er versteckt seine Augenfarbe, weil Sie diese hassen. Was haben Sie dagegen vorzubringen?“ Meine Mutter war sprachlos. Sie hatte wohl nicht gedacht, dass Seto wirklich fast alles wusste, was Mutter mir angetan hatte. Fast alles...Sie wussten nicht alles von mir...keiner wusste alles. Er übertrieb natürlich. Ich wusste nichts von irgendwelchen Alpträumen, also log er sie gerade frech an. Was er ihr an den Kopf warf, hatte ich ihm am Freitag aus Versehen verraten. Sie machte ein abfälliges Geräusch. „Dafür hast du...haben Sie keine Beweise.“ Seto lachte. „Meinen Sie? Sind Sie sich da WIRKLICH sicher? SIE haben allerdings wirklich keine Beweise, dass seine kleine Schwester hier ist. Ich würde vorschlagen, Sie gehen jetzt besser, bevor ich Sie entfernen lasse.“ Damit drehte er ihr den Rücken zu und wollte wieder ins Haus gehen. Doch Mutter war, trotz der Angst die sie vor meinem Mann hatte, hartnäckig. „Serenity ist hier, dass weiß ich. Ich rufe die Polizei, wenn ihr sie nicht heraus gebt. Und du....Jason...du wirst von mir noch hören. Anscheinend bist du nicht fähig für Joey zu sorgen und kannst kaum die Miete zusammen bringen...Was wäre, wenn ICH DIR das Sorgerecht für Joey abnehme...“

 

Daraufhin lachten mein Ehemann und Dad gleichzeitig auf. „Haruka....wie äußerst boshaft du heute wieder bist. Erstens ist Joey mit Seto verheiratet. Das bedeutet er wohnt hier und das Sorgerecht für ihn, liegt nicht mehr bei mir, sondern bei seinem Ehemann. Zweitens stehst du hier und drohst dem reichsten und einflussreichsten Mann, ganz Japans, vor seiner eigenen Haustüre. Bedrohung, üble Nachrede, Verleumdung.... Kann man alles anklagen. Und wir haben hier genug Zeugen. Ich lege dir ans Herz, ihn und seinen Mann in Ruhe zu lassen, sonst wirst du mit ziemlichen Konsequenzen rechnen müssen. Wie es mir privat geht, hat dich nicht zu interessieren. Und dies...ist die junge Frau, die meinem Sohn angefallen hat, ja?“ Er ging auf sie zu und starrte sie durchdringend, mit seinen goldenen Augen an. Sie wurde etwas nervös von diesem Blick. „Hina richtig? Mädchen, es ist für dich sicher schwer, es zu akzeptieren, aber Seto fühlt sich zu seinem eigenen Geschlecht hingezogen. Er liebt seinen Mann, sonst hätten sie nicht geheiratet. Ich dachte früher auch, Haruka wäre meine große Liebe und jetzt sieh dir diese verbitterte Frau an.“ Sie spukte meinem Dad ins Gesicht und keifte ihn an. „Sie haben keine Ahnung, wie ich wirklich fühle. Und Seto wurde hierzu nur gezwungen. Sobald er geschieden ist, wird er mir gehören.“ Ihr Vater tupfte sich den Angstschweiß von der Stirn und versuchte seine Tochter zu besänftigen, während sich Dad angeekelt die Spucke aus dem Gesicht wischte. „Hina, Schätzchen. Bitte denke an deine Contenance. Mr. Kaiba...bitte. Können wir noch einmal über meine Kündigung sprechen? Ich habe doch nichts getan, was...“ „Das ist nicht verhandelbar. Sie wussten, was passiert, sollte Ihre Tochter mir zu nahe treten. Und das ist sie. Sie hat meinem Mann gebissen und seinen Ring gestohlen. Denken Sie wirklich, ich würde ein derartiges Verhalten dulden?“ Der kleine Mann wurde immer kleiner, unter dem Eisregen, den der Drache der Eisigkeit über ihn ausschüttete.

Mokuba unterbrach die Streitigkeiten. „So das reicht jetzt. Wenn Sie alle jetzt nicht sofort von hier verschwinden, rufe ICH die Polizei. Wie ich hörte, darf Ihre Tochter meinem großen Bruder und dessen Mann nicht mehr zu nahe kommen. Sie verletzt gerade ihre Auflagen. Machen Sie es nicht noch schlimmer.“ Mr. Muroto sah geschockt drein und nickte. Dad machte ein abfälliges Geräusch. „Ich dachte Sie wären ein Anwalt...dann hätten Sie dies doch wissen müssen. Die Anwälte heutzutage, sind auch nicht mehr, was sie mal waren. Gehen Sie und beschmutzen Sie diesen ehrwürdigen Beruf nicht länger, mit Ihrem jämmerlichen Anblick.“ Die drei entfernten sich daraufhin widerwillig. Hina sauer, ihr Vater ängstlich und Mutter wutschnaubend. Ich zitterte noch stärker, wartete aber, bis sie alle wieder in der Villa waren und die Türe geschlossen hatten. Dann schaltete Serenity die Aufnahme aus und ich sprang auf und rannte ihnen entgegen. Tränen brannten mir in den Augen und mein Zittern wurde stärker. Ich fiel meinem Mann in die ausgebreiteten Arme und presste mein Gesicht an seine Brust. So schlimm war es gar nicht gewesen, aber die Anspannung und die Angst hatten mich erschöpft. Sie waren super gewesen da draußen. Wie mein stolzer Drachenprinz sein Anwesen und mich verteidigt hatte. Trotzdem konnte ich nichts sagen. Ich zitterte immer noch und seine Hand, die mir meinen Rücken sanft auf und ab streichelte, ließen die Tränen wieder fließen.

„Das war vielleicht anstrengend.“ meinte mein Dad. Ich sah ihn an und schluckte. Man sah ihm an, wie sehr es ihn wirklich angestrengt hatte. Ich löste mich vom Eisklotz und wischte meine Tränen ab. Dann bedeutete ich meinem Mann hier zu warten, ging ich in die Küche und holte die Vanillekipferl, die ich gestern, vorsorglich vor den anderen, in der Vorratskammer versteckt hatte. Die würden locker für alle reichen. Zum Glück hatte ich so viele gebacken. Ich schaltete die Kaffeemaschine an und holte einen großen Topf für den Kakao. Ich richtete alles an und holte die anderen, die immer noch in der Eingangshalle standen und sich unterhielten. „Wer zu spät zu Kaffee, Kakao und Vanillekipferl kommt, bekommt keine mehr.“ rief ich in die Runde.

 

So schnell konnte ich gar nicht schauen, da war die Küche bis zum bersten voll. Mein Mann verteidigte gerade fauchend, eine große Schüssel vor meinem Dad, der laut jammerte, dass sein Schwiegersohn sich die größte Portion gekrallt hatte. „Ich bin ja auch der Herr des Hauses. Deine Exfrau erträgt man nicht EINFACH SO. Ich bin jetzt bestimmt für mein restliches Leben geschädigt und brauche nun meine tägliche Portion Vanillekipferl.“ „TÄGLICHE Portion? Da ist fies, Joey hat mir NIE täglich welche gebacken.“ Ich meinte, dass Vanille sehr teuer wäre und wir uns das auch nicht hatten leisten können. Daraufhin war Dad still und setzte sich wieder. Schweigend genossen wir die Leckereien und ich ließ meinen Blick schweifen. Meine Freunde sahen immer noch recht angespannt aus. Dad war beleidigt und Seto zufrieden. Mokuba und Serenity unterhielten sich leise und ernst mit Roland und unser Butler sah streng auf seine Töchter, die...heftig versuchten mit meinem Dad zu flirten...Der ignorierte aber alles um sich herum und bedachte nur dem Kakao und den Vanillekipferl, mit seiner Aufmerksamkeit. Ich versuchte mir eine Frau an seiner Seite vorzustellen, aber irgendwie gelang mir das nicht. Natürlich sah mein Dad gut aus und war in seinen besten Jahren. Aber er hatte eindeutig kein Interesse daran, nochmals eine Partnerschaft einzugehen.

 

Gut, das ging mich nichts an. War für ihn bestimmt schon genug, dass er Mutter wiedersehen musste. Mutter...Sie war so voller Hass gewesen. Was sie wohl plante? Ich fühlte mich auf einmal beobachtet und fröstelte. Doch ich sah ihn nicht an, sondern stur auf meinen schon leeren Teller, auf dem nur ein paar der Gebäckstücke gelegen hatten. Die anderen brauchten es dringender, als ich. Ich kam mir so feige vor. Ich war der einzige gewesen, der zu viel Angst gehabt hatte, nach draußen zu gehen. Serenity wollte, durfte aber nicht. Der Blick meines Gatten wurde intensiver, doch ich versuchte ihn zu ignorieren und biss mir auf die Unterlippe. Doch als ich anfing, hektischer zu atmen, hätte es nur die Aufmerksamkeit der anderen auf mich gelenkt und das wollte ich nicht. Also stand ich möglichst langsam und unauffällig auf und nahm meine Tasse mit, als Vorwand, mir noch einen Kaffee zu machen. Es ging auch gut bis jetzt. Ich stellte die Tasse ab und verließ einfach die Küche, ohne mich nochmal umzudrehen. Erst mal tief durchatmend stand ich kurz vor der Tür zur Küche, bewegte mich dann aber. Wo sollte ich hin, wo Kaiba mich nicht finden konnte? Er schien mich ja immer zu finden, egal wo ich war. Warum auch immer.

Vielleicht sollte ich einfach mal schauen, wo er mein Handy hingelegt hatte. Vielleicht hatte ich ja von Ryan schon eine Nachricht bekommen. Also lief ich ins Zimmer des arroganten Schnösels und sah mich um. Er hatte das Handy einfach liegen lassen...

Ich ging ans Nachtkästchen, nahm es in die Hand und entsperrte es....WAS? Fünfzig Nachrichten und zwanzig Anrufe in Abwesenheit? Oh mein....ok. Ryan sollte ich wohl wieder in meine Kontakte einfügen....So erledigt. Aber da war noch eine andere Nummer, die ich nicht kannte. Nur eine einzige WhatsApp war von dem Unbekannten geschrieben worden. Ich öffnete sie und....woher...WOHER hatte Pegasus meine Nummer? Ach ja, Ryan war ja ein guter Freund meines Cousins. Ich speicherte die Nummer mal vorsichtshalber und las seine Nachricht durch.

 

Mein liebster Cousin,

 

ich hoffe es geht euch allen gut. Bitte melde dich, solltest du oder ein anderes Familienmitglied meine Hilfe benötigen. Ich soll dir und deinem Vater einen schönen Gruß, von deinem Großvater ausrichten. Bitte sag deinem Vater, dass sein Vater ihn liebt und ihn niemals vergessen würde. Er war außer sich, als er hörte, dass Jason mit ihm nichts mehr zu tun haben will, weil er sich ausgeschlossen gefühlt hat. Onkelchen plant, euch vielleicht bald mal zu besuchen, wenn er Zeit dafür findet. Im Moment geht es in Las Vegas drunter und drüber und in der Abteilung seiner Buchhaltung hatten wohl Mitarbeiter viel Geld unterschlagen. Das muss er erst bereinigen, bevor er kommen kann. Ich sage dir aber noch Bescheid. Bitte passt gut auf euch auf und grüße mir die anderen.

 

Dein dich liebender

 

Max

 

 

Hm. Was sollte ich dazu sagen? Am Besten nichts. Dann las ich noch Ryans neunundvierzig Nachrichten durch, die voller Sorge um mich waren. Ich schrieb ihm kurz, dass es mir gut ging und das er sich keine Sorgen zu machen brauchte. Dann hörte ich, wie sich die Tür öffnete und erstarrte in meinem tun. Ich ließ mein Handy unauffällig wieder auf das Nachtkästchen gleiten und drehte mich zu meinem Eisprinzen um. „Du hattest Handyverbot, dass weißt du!“, fauchte er mich an. Ich zuckte mit den Schultern und zuckte nochmal zusammen, als sich mein Handy nochmals meldete. Ein schneller Blick darauf verriet mir, dass es Ryan war, der erleichtert war, dass es mir gut ging. Ein bedrohliches Knurren lenkte meine Aufmerksamkeit wieder auf Kaiba. „Was ist? Ich hatte diese Strafe nicht verdient, dass weißt du. Außerdem hat mir Pegasus geschrieben...willst du mal sehen?“ Mit ein paar Schritten war er bei mir und riss mir das Handy aus der Hand. Er entsperrte es und las sich die verschiedenen Nachrichten durch, die ich alle bekommen hatte. Ich fragte mich, woher er meinen PIN überhaupt kannte, ehe er Ryans Unterhaltung wieder löschte, sowie den Kontakt und die Nummer blockierte. „Was hast du gegen Ryan?“ Sein Blick war derart kalt, dass ich dachte, ich würde nun zu einer Eisstatue vereisen. Dann legte er das Handy auf das Nachtkästchen und kam lauernd auf mich zu.

Ich wich zurück. Nur blöd, dass wir eh schon nicht weit voneinander entfernt standen und das Bett genau hinter mir war. So landete ich also rückwärts im Bett. Eine Sekunde später war der Eis speiende Drachengatte über mir und funkelte mich zornig an. Dann lagen seine Lippen auf einmal auf meinen und er küsste mich stürmisch und wild. Ich musste stöhnen, denn diese Art des dominiert werdens, machte mich richtig an. Aber warum wollte er mich jetzt dominieren? Es fiel mir zunehmend schwerer überhaupt zu denken, denn er küsste mich so herrlich sinnlich. Dann unterbrach das Klingeln meines Handys unsere heiße Knutscherei. Jemand rief mich an. Genervt holte sich Kaiba mein Handy und ging auch noch frecher Weise ran. „Wer stört?“ Sein Gesicht war ausdruckslos gehalten, aber ich sah ihm an, wie wütend er war, denn er war gerade dabei mein Handy zu zerquetschen. Dann legte er einfach auf, ohne noch etwas zu sagen und machte mein Handy ganz aus. Dann legte er es wieder zurück und sah mich, mit seinen unglaublich blauen Augen an. Oh. Ich atmete schneller und meine Wangen brannten auf einmal. „Pegasus....wieso hat er deine Nummer?“ fragte er mich hitzig. „Ryan ist ein Freund von ihm...wahrscheinlich hat er ihm meine Nummer gegeben, wieso? Hat er gerade angerufen? Ist was passiert?“ Doch er starrte mich nur ungehalten an. Ich verdrehte die Augen und krabbelte aus dem Bett. Ich sah aus dem Fenster und merkte, dass es gerade dämmerte. Na super...morgen war wieder Schule und ich hatte überhaupt keine Lust darauf.

 

Ich spürte, den Blick des Drachens und einen Moment später, wie mein Mann mich von hinten besitzergreifend umarmte. „Wir müssen nochmal raus...“

Hä? Warum? Ich drehte mich zu ihm um und sah ihn verwirrt an. Doch er sah mich nur ausdruckslos an, nahm meine Hand in seine und zog mich aus seinem Zimmer, den Korridor entlang, zu den Treppen und nach unten. Meine Freunde wollten gerade aufbrechen. Aber wollten wir nicht noch zusammen essen? Sie konnten doch hier übernachten. Doch Seto ließ mir keine Zeit, sondern steuerte das Wohnzimmer an. Wir gingen hindurch und nach draußen in den Garten. Oh...der Kirschbaumwald. Wollte...wollte er auf die eine Lichtung? Hatte...hatte er ….was hatte er vor? Er schleifte mich in den Wald hinein, wo in Abständen, Fackeln an den Seiten des Weges standen und den Wald beleuchteten. Wir gingen lange, ehe wir die Lichtung erreichten, wo ich tanzen hätte lernen sollen. Ich war einfach nur fassungslos. Der sanfte Schein hunderter Kerzen, tauchte die blühenden Kirschbäume in ein besonderes, goldenes Licht. Die Blüten schienen davon lebendig zu glühen. Leise Musik war zu hören und unter einem der Kirschbäume, war eine große Decke ausgebreitet worden, auf der ein Korb stand. In dem Korb befanden sich eine Flasche Wein und Gläser, außerdem Weintrauben und Erdbeeren. Ohhhh. Das sah wundervoll aus. Aber WANN hatte er das alles machen lassen? Ich unterschätzte ihn wohl immer noch.

 

Der Gefrierschrank nahm meine Hand und führte mich zur Decke, wo wir unsere Schuhe auszogen und Platz nahmen. Die weißen Drachen auf seinem Rücken schienen sich im Schein der Kerzen zu bewegen. Ich schluckte nervös. Das schrie gerade dazu, ihn wieder anhimmeln zu wollen. Er entkorkte die Flasche und schenkte uns von dem Wein ein. Die Gläser klirrten kristallklar, als wir anstießen. Dann nahmen wir einen Schluck und genossen, den trockenen und doch herrlich fruchtigen Rotwein, der im Abgang nach Vanille und dunklen Kirschen schmeckte. Einige Zeit schwiegen wir und genossen den Wein. Dann fragte er mich, ob ich es mir genauso vorgestellt hatte und ich nickte ihm strahlend lächelnd zu. Er senkte den Blick und lächelte ebenfalls. Er hatte einen Ausdruck in den Augen, den ich nicht deuten konnte. Dann nahm er mir mein Glas wieder ab und steckte mir stattdessen ganz langsam, eine Weintraube in den Mund. Meine Atmung erhöhte sich. Die Luft um uns herum schien sich elektrisch aufzuladen. Ich spürte sein unterdrücktes Verlangen und sein Bemühen, mir einen schönen Abend zu bescheren. Er versuchte, seine Begierde nach mir nicht zu zeigen, aber ich merkte es ganz deutlich. Eine weitere Weintraube wurde mir in den Mund gesteckt und ich sah ihm dabei in seine Augen. Die Hand, die mich gefüttert hatte, streichelte meine Wange liebevoll. Mein Bauch flatterte wieder so stark dabei. Doch auch ich wollte ihn verwöhnen, nahm mir eine Erdbeere aus dem Korb und biss ein kleines Stück ab. Dann fuhr ich damit deine Lippen nach, an denen nun der rote, süße Saft hing. Ich näherte mich ihm und leckte diesen Saft genüsslich von seinen Lippen, ehe ich ihm den Rest der Erdbeere in den Mund steckte. Seine Augen strahlten wieder hell und unglaublich blau. Dann nahm er sich auch eine Erdbeere und tat das gleiche bei mir. Sanft fuhr er meine Lippen mit der Erdbeere ab, leckte auch mir über meine Lippen, nahm die Erdbeere zwischen seine. Er kam meinem Mund entgegen, schob mir die Erdbeere so in den Mund und stahl sich dabei gleich einen Kuss. Ich aß die Erdbeere genüsslich und zog ihn zu mir. Langsam und zärtlich küssten wir uns. Er öffnete seinen Mund und ich empfing sogleich seine Zunge, die mich zu einem leidenschaftlichen Tanz aufforderte. Mein Körper schrie geradezu nach ihm und die romantische Atmosphäre tat ihren Rest dazu.

Langsam hob ich meine Hände und wollte seinen Kimono öffnen, doch seine kühlen Hände hielten meine fest und hinderten mich daran. Er löste den Kuss und atmete schwer. „Nicht. Wenn wir einmal angefangen haben, kann ich mich nicht mehr zurück halten. Ich werde nicht aufhören, auch wenn du mich drum bittest.“ Meine Wangen wurden heiß. Hörte er nicht, wie die Luft um uns herum knisterte? Und wie sehr wir uns beide nacheinander verzehrten? Ich atmete tief ein und aus...und entschied mich.

„Ich will dich.“ sagte ich ihm mit heiserer Stimme. Dann küsste er mich erneut, diesmal aber unbeherrscht und glühend heiß. Er löste den Obi meines Kimonos, streifte ihn ab und berührte mich sanft. Ich stöhnte in den Kuss und mir wurde schwindlig. Ich schlang meine Arme um seinen Nacken, zog ihn enger an mich und lehnte mich zurück, bis ich lag. Dann strichen meine Hände langsam über seinen Hals, seine Brust hinab und auf dann seitlich nach hinten. Dann löste auch ich seinen Kimono. Ich streifte ihn über seine breiten Schultern ab und strich verlangend über seine erhitzte, weiche Haut. Seine Muskeln zuckten bei jeder Berührung und ließen ihn mich noch wilder küssen. Wir stöhnten beide laut auf und lösten den Kuss dabei, als er sich auf mich legte und unsere Erregungen sich berührten. Dann küsste er meinen Hals, saugte wieder daran, leckte darüber und verwöhnte jeden Fleck meiner Haut. Er verteilte tausende Küsse auf mir, seine Hände liebkosten mich, mit zartem Streicheln. Wir verwöhnten einander, bis wir es nicht mehr aushielten und vereinten uns. Zügellos liebten wir einander, unsere Laute der Verzückung erfüllten die Luft und ließen uns in ungeahnte Höhen schweben. Danach legten wir eine Pause ein, fütterten uns mit Weintrauben und Erdbeeren, lachten und genossen zusammen die Flasche Wein, bis wir wieder übereinander herfielen. Selbst als die Kerzen längst abgebrannt waren, hörten wir nicht auf. Irgendwann, mit den ersten Sonnenstrahlen, waren wir, nackt aufeinander, eingeschlafen.

 

 

Tbc....

Hanami und Haruka - Setos Sicht

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Der Angriff

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Special - Die Fanfic in der Fanfic

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Reize nie Seto Kaiba

 

 

 

Setos Sicht:

 

 

Wie konnte dieser Ryan es nur wagen. Er hatte meinen Mann weder für sich zu beanspruchen, noch ihn anzurühren. Und dieser fiel auch noch auf diese ganzen Schmeicheleien rein. Ich sollte ihm eine neue Nummer besorgen. Dann konnte diese männliche Pippi Langstrumpf, ihn nicht mehr belästigen. Und ich musste dafür sorgen, dass er nicht einmal mehr in seine Nähe kam. Ich zog mir meine Schuluniform wieder aus. Heute würde ich nicht zur Schule gehen. Diese Diskreditierung musste sofort bereinigt werden. Mit einem Live Interview. Ich würde es aufzeichnen lassen und jede halbe Stunde im Fernsehen zeigen lassen. Ich schnappte mir aus meinem Schrank meinen weißen Anzug, ein hellrotes Hemd und eine schwarze Krawatte, dazu meine weißen Lederschuhe. Heute würde ich als eine Kombination, aus weißem Drachen mit eiskaltem Blick und dem schwarzen Rotaugendrachen, diesen Reportern einheizen. Ich wusste, dass ich damit noch furchteinflößender wirkte, als wenn ich nur dem weißen ähnelte. Mir kam diese Hina in den Sinn und knurrte laut. Dieses kleine Miststück. Und mein ehemaliger Anwalt hatte seine Schweigepflicht verletzt. Mir war nur noch nicht klar, wie er an gewisse Details, aus dem Ehevertrag gekommen war. Die einzigen, die alles wussten, waren wir, Joeys Freunde und Jason. Nur würde keiner von ihnen, uns so etwas antun. Nie. Aber Muroto... er hatte, als einziger meiner Anwälte, den Film gesehen und er wusste somit, dass ich nicht ich selbst gewesen war, an meiner Hochzeit. Das würde er büßen. Er und diese „neue Lebensgefährtin“, von einer Ausgeburt des Bösen. Ich würde sie alle leiden lassen.

 

Fertig angezogen marschierte ich schnellen Schrittes in mein Arbeitszimmer und startete meinen Laptop. Ich versendete einige E-Mais und telefonierte mit meiner PR Abteilung. Sie sollten eine Pressekonferenz einberufen. Das musste so schnell wie möglich über die Bühne gehen. Ich verzichtete besser darauf, Joey mitzunehmen. Er würde im Moment bestimmt nicht in der Lage sein, eine Erklärung abzugeben. Ich beendete das Gespräch und sah nach, wo mein Gatte gerade war. Bestimmt unten in der....in seinem Bad? Schnell legte ich mein Handy beiseite und verband meinen Laptop mit den Kameras in Joeys Räumen. Er hing über der Toilette und steckte sich seinen Finger in den Hals....Ich hörte wie er würgte, sich erbrach und dann laut aufschluchzte. Tränen rannen ihm über sein Gesicht und er sah aus, als hätte er bereits aufgegeben. Erneut schlug eine Welle der Wut über mir zusammen. Hatte mein Mann denn nicht genug gelitten? Ich knurrte erneut. Dann stürmten wieder die Erinnerungen an gestern auf mich ein. Ich knurrte lauter. Der Ginger würde auch noch seine Abreibung bekommen. Auf den könnte ich Ivan ansetzen, sollte er nicht endlich den Streuner in Ruhe lassen. Mein Mann machte ihm auch noch Hoffnungen. Ich konnte es mir selbst nicht erklären, aber das er tatsächlich einem anderen Kerl schöne Augen machte, verletzte mich. Wie konnte das sein? Nur weil wir verheiratet waren...hatte ich dann überhaupt Besitzansprüche? NATÜRLICH! Er war MEIN Mann. Meiner allein! Aber wie sich Joey gestern verhalten hatte, gegenüber diesem....

 

Ich schüttelte den Kopf. Anscheinend wollte Joey es. Sonst hätte er Ryan gesagt, dass er nichts von ihm wollte....Oder? Ich knallte meine Hand auf die Tischplatte und starrte sie finster an.

Fein. Wenn er ihn unbedingt wollte, dann würde ich eben auf alle weiteren Zärtlichkeiten verzichten. Nur der Lückenbüßer zu sein, dass wollte ich nicht. Aber auch Joey würde mir, deshalb nicht ungestraft davon kommen. Ich seufzte, schüttelte erneut den Kopf, um dieses durcheinander darin auszublenden, schaltete den Laptop aus und begab mich nach unten. „Roland, fahren Sie mich bitte in die Firma. Ich habe eine Pressekonferenz einberufen.“ Er nickte und ging schon mal zur Limousine. Mokuba stellte sich mir in den Weg. „Warte Seto. Was ist mit Joey?“ Ich schnaubte. „Der kuschelt gerade die Toilette und kotzt alles voll. Was kümmert mich im Moment dieser lausige Kläffer? Ich habe wichtigeres zu tun.“, sagte ich kalt und verließ das Haus.

 

An der Kaiba Corporation angekommen erwarteten mich schon die ersten Reporter, die darauf gierten, mehr zu bekommen. Ich verachtete diese Witzfiguren. Sie waren nichts weiter, als das Unterhaltungsprogramm für Menschen, mit niedrigem Intelligenzquotienten.

Ich ignorierte diese, begab mich an meinem Platz und bat um Ruhe.

 

 

 

„Guten Morgen, die Herrschaften. Ich habe diese Pressekonferenz einberufen, weil mir und meinem Mann, einige Dinge unterstellt werden, die ich nicht unkommentiert lassen möchte.“

 

 

Ich atmete tief ein und aus. Ich war nicht sicher, ob ich Ruhe bewahren und so seriös wie immer rüber kommen konnte.

 

 

„Erstens, habe ich mich vollkommen freiwillig mit Joseph vermählt. Mir zu unterstellen, man hätte MICH, Seto Kaiba, unter Drogen stellen können, ist einfach eine Frechheit. Mein Mann ist außerdem nicht gierig. Er hat bisher nicht einen einzigen Yen meines, oder seines Geldes ausgegeben. Alles was er bekam, habe ich ihm freiwillig geschenkt.“

 

 

Das war jetzt vielleicht etwas zu privat. Nun gut. Gesagt war es jetzt schon. Da konnte ich nichts mehr ändern.

 

 

„Zweitens, bin ich tatsächlich schwul. Ich kann mit Mädchen einfach nichts anfangen. Das diese Hina sich erdreistet, so freche Lügen zu verbreiten, wird sie mehr kosten, als bisher. Ihr Vater war übrigens mein Anwalt, den ich feuerte, als seine Tochter meinen Ehemann angefallen hatte. Diese Schmach konnten die Murotos wohl nicht ertragen und hatten deshalb diese Lügen erzählt. Dann muss ich bestimmt nicht erwähnen, dass man mich nicht zwingen kann, etwas zu tun, was ich nicht will. Gehorsamkeit meinem Mann gegenüber...ich bitte Sie. Mein Mann ist niemand, der so etwas verlangen würde. Häusliche Gewalt? ER KÖNNTE NICHT MAL EINER FLIEGE WAS ZULEIDE TUN!“

 

 

Ich stand auf und beugte mich über den Tisch. Wütend funkelte ich die Reporter an, die sich nach hinten lehnten. Ich roch ihre Angst und ich spürte wie meine Macht sie einschüchterte. Gut so. Ich war noch nicht fertig, ihr albernen Hampelmänner.

 

 

„Im Übrigen, werde ich mich garantiert NICHT nach einem Jahr scheiden lassen. Sonst hätte eine Ehe doch gar keinen Sinn gehabt, nicht wahr? Immerhin liebe ich Joseph.“

 

 

War vielleicht riskant, so eine Behauptung aufzustellen, aber man wusste nie, was in einem Jahr war. Mit Joey konnte es alles mögliche sein. Und dieses warme Gefühl in meinem Bauch, wenn er mich anlächelte, wurde statt schwächer immer stärker. Ich wusste nicht was dies zu bedeuten hatte. Dieser Kerl brachte mich einfach durcheinander. Vielleicht konnte ich es als Unzurechnungsfähigkeit auslegen, sollte ich mich doch scheiden lassen.

 

 

„Drittens, verbitte ich mir, dass Sie meinen Schwiegervater in diese ganze Sache hinein ziehen. Der einzige Grund, warum er erwähnt wurde, ist, dass diese neue Lebensgefährtin von Muroto, die Exfrau von Jason Wheeler und die Mutter meines Mannes ist. Ihr Name ist Haruka Wheeler. Sie hatte uns gestern, vor unserem Anwesen, belästigt und bedroht und als Rache dafür, dass wir ihren lächerlichen Forderungen nicht nachgekommen sind, versucht sie diese Lügen zu verbreiten, um uns schlecht dastehen zu lassen. Jason Wheeler ist einer der verständnisvollsten und tolerantesten Menschen, die ich kenne und er unterstützt seinen Sohn, wo immer er kann. Dieses Pack hat von mir eine Verleumdungs - und eine Annäherungsklage zu erwarten. Außerdem eine Anzeige wegen Androhung von körperlicher Gewalt und Zerstörung unserer Existenz. Die einstweiligen Verfügungen, die ICH schon lange gegen die drei durchgesetzt habe, haben alle drei MEHRMALS verletzt. Wie ich nochmals erinnern darf, hat Hina meinen Mann körperlich verletzt und wurde deshalb verklagt.“

 

 

Das hatte diese Rabenmutter nun davon, dass sie es wagte, mich herauszufordern. Ich würde sie fertig machen. Sie und dieses Muroto Pack. Sie würden alle hinter Gitter wandern.

 

 

„Und zum Schluss bleibt noch zu klären, was bewaffnete Sicherheitsmänner, vor meiner Firma zu tun hatten. Der Cousin meines Mannes, Mr. Pegasus, hatte von der Bedrohung durch Haruka Wheeler erfahren und hat seine Männer, zum Schutz meines Mannes, diesen beschatten lassen. Joseph wurde mehrfach von Hina, dessen Vater und auch von seiner eigenen Mutter bedroht. Sie....“

 

 

Ich überlegte. Wenn ich Joey öffentlich mit seiner Vergangenheit bloßstellen würde, würde er bestimmt vollends zusammen brechen. Was sollte ich tun? Meine Rache an ihm, die ihn und unser komplettes Zusammenleben zerstören würde, oder es verschweigen und noch einiges retten....wollte ich etwas retten? Das ich darüber überhaupt nachdachte. So leicht war es noch nie. Meine Entscheidung war gefallen.

 

 

„Sie und die Murotos sind gefährlich und psychisch gestört. Ich bin Pegasus äußerst dankbar, dass er meinen Mann so gut beschützt hatte, auch wenn die Waffen übertrieben waren. Da zeigt sich aber schon, wie ernst es um diese Drohungen steht. Pegasus und mir ist die Sicherheit meines Mannes sehr wichtig und oberste Priorität und wir werden alles tun, damit ihm nichts passiert. Danke für Ihre Aufmerksamkeit. Ich wünsche Ihnen allen einen Guten Tag.“

 

 

Damit beendete ich das Interview, strafte alle nochmal mit einem eisigen Blick, bei dem die Anwesenden zusammen zuckten und gab den Reportern zu verstehen, dass dieses Interview jede halbe Stunde zu senden sei. Dann begab ich mich in mein Büro, um noch etwas zu arbeiten und mich abzulenken. Ich musste die Gegenklagen erwirken lassen. Das würde wieder ein harter Kampf werden, aber dass würde ich schon schaffen. Solange es mich ablenkte...Diese Gedanken und der ganze Morgen hatten mich unglaublich aufgewühlt. Nie hatte ich mich derart innerlich zerrissen gefühlt.

 

 

 

 

Joeys Sicht:

 

 

Ich kauerte immer noch am Boden meines Bades. Ich hatte keine Kraft mehr, um aufzustehen. Mir war fürchterlich kalt und heiß zugleich, aber das kümmerte mich nicht. Ich hatte gehört, wie Dad und auch andere an meine Bad Tür geklopft hatten, aber ich hatte nicht reagiert. Sie hatten sogar versucht, die Türe aufzubrechen, aber sie rührte sich nicht einen Millimeter. Ich hatte eigentlich darauf gehofft, dass mein Frosty zu mir kommen würde, aber er war nicht gekommen. Ich schluchzte erneut auf. Es war ihm egal, wie es mir ging. Diese ganzen letzten Tage, wo er so lieb zu mir gewesen war...verloren. Ich schloss meine Augen und hoffte, es bald hinter mir zu haben. Immerhin war es schon dunkel draußen. Ich hatte den ganzen Tag, wach und weinend, hier drin verbracht. Hatte mich oft erbrechen müssen und bekam nach ein paar Stunden auch Fieber. Doch nun wurde ich, trotz der hämmernden Kopfschmerzen, müde und hoffte wirklich, nicht mehr aufzuwachen. Fast wäre ich eingeschlafen, aber eine bekannte Stimme, frostig und ohne jegliches Mitgefühl, brüllte für mich unverständliches durch die Gegend. Ich zitterte. Er schien wütend zu sein. Auf mich? Es spielte keine Rolle mehr. Neue Tränen verschleierten meinen Blick. Hier kam niemand rein, wenn ich nicht aufmachte. Also hatte ich nichts zu befürchten....

 

Ein paar weiße, edle Lederschuhe kamen in mein Sichtfeld und meine Augen weiteten sich. „Wen haben wir denn da? Der sogenannte Ehemann. Wieso ist das Essen noch nicht gekocht?“ Ich blieb stumm und rührte mich nicht. Meine Augen schlossen sich. „Ich erwarte eine Antwort, Köter.“, spie er mir eisig entgegen. Doch auch jetzt bekam er keine. Grob rüttelte er an mir und ich öffnete meine Augen. Sein Blick war schneidend kalt und unnachgiebig. Mein Herz fing an zu schmerzen. „Ich erwarte, dass du in fünf Minuten unten in der Küche stehst und kochst, verstanden?“ Damit drehte er sich um und ging zur Tür, die er aufschloss. Wie er hier rein gekommen war, wusste ich nicht. Aber ich hatte nicht vor zu tun, was er sagte. Wie auch? Ich konnte mich nicht mehr bewegen. Meine Kraft war verbraucht und diese bohrenden Schmerzen in meinem Herzen wurden schlimmer.

Ich hörte ein erschrockenes Keuchen und spürte, wie mich jemand hoch hob. Die väterliche Wärme meines Dads, durchströmte mich. „Joey. Meine Güte, wie lange liegst du hier schon?“, fragte mein Dad besorgt. Hatte er nicht Hausverbot? Er trug mich zu meinem Bett und legte mich darauf ab. Er deckte mich fürsorglich zu und streichelte meinen Kopf. Dann hörte ich wieder den Großkotz herumbrüllen, wo ich bliebe. Dad stand auf und brüllte zurück. „Joey ist so schwach, dass er sich nicht mal mehr rühren kann. Er ist vollkommen dehydriert. Hättest du nicht eine Möglichkeit gehabt, in sein Bad zu kommen, wäre er uns einfach weggestorben. Wieso brauchst du in diesem Haus, fürs Bad, Sicherheitstüren, die nicht aufzubrechen sind?“ Das ließ den Eisprinzen verstummen. „Dehydriert? Weggestorben? Mach dich nicht lächerlich, Jason.“ Mit diesen Worten kam er zu mir ans Bett, ignorierte die Frage nach der Sicherheitstüre und sah mich genauer an. Ich sah ihn nicht an, sondern stur woanders hin.

Er dachte bestimmt, dass ich nun auch endlich den Anblick eines Straßenköters hatte.

 

„Sieh mich an, Töle.“ zischte er mir bedrohlich zu. Nein. Das wollte ich nicht. Freiwillig würde ich mir diesen Blick voller Enttäuschung nicht mehr antun. Konnte er mich nicht in Ruhe lassen? Hätte ich noch weinen können, hätte ich es getan. Aber ich war nun tatsächlich so ausgetrocknet, dass ich nicht mal mehr weinen konnte. Also schloss ich nur die Augen. Mein Dad schimpfte wütend mit meinem Mann. „Kannst du nicht aufhören, gemein zu ihm zu sein? Das hat er nicht verdient.“ Seto machte ein abfälliges Geräusch. „Ach? Was weißt du schon, Jason?“ Dad schnaubte. „Ich weiß nur, dass du nicht besser bist, als Haruka. Ich werde Joey jetzt mit zu mir nehmen. Da muss er sich wenigstens keine Beleidigungen anhören.“ Mein Mann knurrte. „Das lässt du bleiben, kapiert? Er ist mit mir verheiratet und...“ „Und wird genauso schlecht von dir behandelt, wie er es von seiner Mutter gewohnt ist. Vergiss es. Was auch immer mit dir los ist, lass es nicht immer an Joey aus. Er ist derjenige, der unter allem hier am meisten zu leiden hat. Ich werde keinen zweiten Suizidversuch von ihm zulassen.“, donnerte mein Dad.

 

Der Kotzbrocken war still und entgegnete daraufhin nichts mehr. Eine eiskalte Hand nahm mein Kinn. Er befahl mir erneut, aber diesmal etwas sanfter, ihn anzusehen. Ich wollte es nicht, tat es aber trotzdem. In seinem Gesicht, war keine einzige Regung und seine Augen waren ausdruckslos. Was sollte ich denn jetzt davon halten? „Raus, Jason. Ich möchte mit Joey alleine sprechen.“, sagte er in einem ruhigen Ton. Was war das jetzt? Keine bissigen, beleidigenden Kommentare mehr? Hatte er, auf einmal nicht mehr vor, mich fertig zu machen? Doch Dad wollte nicht gehen. Er hatte Angst, dass Seto mir was antun würde, oder mich doch einfach wegsterben zu lassen, woraufhin der Kühlschrank seufzte. „Also gut, dann bleib halt hier. Joey...es tut mir leid.“ Er streichelte sanft meine Wange und zögerte merklich. Er schüttelte den Kopf, schluckte nervös und fragte mich, wie ich zu Ryan stehen würde. Ryan? Wieso wollte er das wissen? Dad mischte sich ungefragt ein. „Ah, darum geht es also...“ Er schüttelte ebenfalls den Kopf und meinte, dass wir beide endlich Klartext miteinander reden sollten und ging aus meinem Zimmer....

Was sollte ich ihm daraufhin sagen? Wie meinte er das genau? Mein Mann seufzte genervt.

„Willst du, in irgendeiner Form, was von dem rothaarigen Biest?“ Ich konnte ihn nur verständnislos anstarren. Was genau meinte er damit? Ob ich was wollte? Was sollte ich denn wollen? Das einzige was ich gerade wollte, war zu schlafen. Ich fühlte mich so erschöpft. Kaiba knurrte mich an. „Verspürst du die Lust, mit ihm zusammen sein zu wollen? Ihn zu küssen und mit ihm Sex zu haben? Oder sonstiges?“ Meine Augen weiteten sich und ich schüttelte schwach den Kopf. „Nein, wieso sollte ich das wollen?“, hauchte ich leise. Mir wurde schwindelig und mein Drachengatte verschwamm vor meinen Augen. Da kam mein Dad wieder ins Zimmer und übergab meinem Mann eine Flasche Wasser. „Bevor er wirklich noch austrocknet. Er muss den ganzen Tag geweint und sich übergeben haben.“ Seto nickte ihm zu und öffnete die Flasche. Dann flößte er mir die Flüssigkeit vorsichtig ein. Ich trank den ganzen Liter leer und fühlte mich sofort besser. Also dachte der Eisschrank, dass ich lieber mit Ryan zusammen sein wollte, weil....ich provokanter weise am Sonntag sagte, dass Ryan auf mich warten würde. Genau dies hatte Ryan auch am Telefon zu Seto gesagt...Das hieß.... Ich sah ihn an und es machte klick. „Du warst eifersüchtig.“

 

Er zuckte fast unmerklich zusammen. „Unsinn. Aber ich kann es nicht gebrauchen, dass dieser giftige Fliegenpilz sich einmischt und uns noch mehr in Verruf bringt, als deine Mutter.“ Ich fand trotzdem, dass er eifersüchtig war. Das sagte ich ihm auch. „Deswegen warst du so fies zu mir. Du wolltest mich genauso verletzten, wie es dich verletzt hat.“, sagte ich erstaunt. „Ich habe heute früh alles geklärt und die Klagen sind auch schon durch. Ich habe dahingehend alles geregelt. Morgen gehen wir wieder in die Schule. Also schlaf jetzt, damit du morgen wieder fit bist.“ Er ignorierte einfach, was ich gesagt hatte. Typisch. Er streichelte nochmal meine Wange und sah mich lange an, bis er zögerlich aufstand und wieder ging. Ich seufzte. Jetzt fühlte ich mich wieder einsam.

 

Eine halbe Minute verging, in der ich an die Decke starrte, dann streckte Mokuba seinen Kopf in mein Zimmer und fragte leise, wie es mir ginge. „Moki, du hast Zimmerarrest.“ Er schnaubte, ignorierte was ich sagte und fragte, ob ich nicht lieber bei ihm im Zimmer schlafen würde? „Wir könnten uns das Interview ansehen, welches Seto jede halbe Stunde senden lässt, seit heute morgen.“ Das machte mich neugierig. Ich nickte und versuchte aufzustehen. Doch ich fühlte mich immer noch schwach und sah mich schon am Boden liegen. Schnell kam Mokuba mir entgegen und fing mich gerade noch auf. Er half mir den Weg in sein Zimmer, in dem auch Serenity war, die zugedeckt und im Nachthemd im Bett saß und mich sorgenvoll ansah. „Was machst du denn hier in Mokubas Zimmer?“, fragte ich sie vorsichtig. Sie meinte, dass ihr langweilig war und sie durfte ja wohl zu ihrem kleinen Bruder kommen, wann sie wollte. Sie verließ das Zimmer ja nicht. Ich grinste sie an und wuschelte dem kleinen Bruder durch die Haare. „Natürlich. Aber lasst euch nicht von Seto erwischen.“

Wir legten uns zu dritt ins Bett und sahen uns das Interview an.

 

 

Ich war geschockt. Er hatte öffentlich gemacht, dass er sich gar nicht scheiden lassen wollte und...mich lieben würde. Was würde er denn dann tun? Ich glaubte nicht, dass er mich behalten wollte. Ohne mich, hatte er es wesentlich leichter. Und er hatte alle Karten, was unsere Feinde anging, auf den Tisch gelegt. Ich hatte dennoch sein Zögern, als es um Mutter ging, wohl bemerkt. Er hatte eigentlich vorgehabt, meine Kindheit mit Mutter, öffentlich zu machen und mich damit bloßzustellen. Er hatte es nicht getan. Zum Glück. Es hätte mir meinen kläglichen Rest an Überlebenswillen genommen. Ich gähnte. „Lass uns schlafen, Joey.“, meinte meine Schwester, die links neben mir lag und kuschelte sich an mich. Mokuba, auf meiner rechten Seite, schaltete den Fernseher aus und tat dasselbe. Ich musste lächeln. Ich schloss die Augen und seufzte. Doch ich konnte nicht einschlafen. Die jüngeren beiden schliefen jedoch rasch ein und von Serenity hörte ich ein leises schnarchen. Ich öffnete meine Augen wieder und starrte erneut an die Decke. Dann hörte ich draußen Schritte und die Tür ging auf.

 

„Das ist nicht dein Zimmer, Joey.“, flüsterte der Tiefkühler. „Ich wollte nicht alleine sein.“, flüsterte ich zurück. „Außerdem habe ich so das Interview sehen können...“ Ich schluckte. „Also... gute Nacht, Kaiba.“, sagte ich nervös und schloss erneut die Augen. Ich hörte, wie sich die Tür schloss und nur ein paar Sekunden später, gab das Bett nach. Er legte sich neben Mokuba und sah überlegend zur Decke. „Ich habe übertrieben.“ „Was du nicht sagst.“ Er seufzte schwer. „Du solltest diesem schwachköpfigem Rotkohl sagen, dass du nichts von ihm willst. Er wird sonst nicht aufhören, dich anzugraben.“ Ich drehte mich zur Seite, zog damit Serenity ein bisschen mit und sah ihn an. „Weil du sonst eifersüchtig bist?“ Er starrte weiterhin die Decke an und schwieg. Ich seufzte und drehte ihm den Rücken zu und zog damit Mokuba ein wenig mit. Ich konnte nicht verhindern, dass mir wieder die Tränen kamen, jetzt wo ich wieder Flüssigkeit in mir hatte. Völlig lautlos blieb ich, damit er es nicht merkte. Doch er sagte dann doch noch was darauf.

„Wir sind verheiratet. Wie kommt das an, wenn ich es dir erlaube, mit anderen Kerlen rumzumachen?“ Also wollte er nur nicht, dass was an die Öffentlichkeit kam? Ach ja. Punkt drei unseres Ehevertrages. Keine anderen Partner. Absolute Treue.

Eine Hand berührte meinen Schopf und strich danach über meine, vor Tränen nasse Wange. „Weinst du?“, fragte er geschockt. „Warum, Joey?“ Ich meinte, dass er jetzt vielleicht besser gehen sollte.

 

 

 

„Nein.“

 

 

 

Oder ich ging in mein Zimmer. Wenn nicht die jüngeren mich in ihrem Klammergriff gehabt hätten. Warum auch immer, ich mich nicht von ihnen lösen konnte. Doch ich spürte Seto, der sich Mokubas Arm griff. Vorsichtig löste mein Ehemann, diesen von mir und tauschte seinen Platz mit ihm. Jetzt lag er neben mir und nahm mich in den Arm. „Ich gehe nicht.“, meinte er und küsste zaghaft meinen Nacken. Ich fühlte mich, als hätte Mutters Angriff und Ryans Aussage, einen tiefen Graben zwischen uns geschlagen. Er schien ebenso unsicher zu sein, wie ich. Vielleicht sollte ich einfach etwas mutiger sein. Ob er es zulassen würde, dass ich ihn küsste? Oder würde er mich nun gnadenlos von ihm weisen? Es gab nur einen Weg, dies herauszufinden. Ich drehte mein Gesicht zu ihm und sah in seine Augen, die mich bedauernd und einen Hauch traurig ansahen. Meine Atmung erhöhte sich und ich schluckte erneut. Dann legte ich schüchtern meine Lippen auf seine und löste sie augenblicklich wieder. Seine Hand griff in meinen Nacken und zog mich erneut zu ihm, ehe er mich richtig küsste.

 

 

 

 

Setos Sicht

 

 

Ich genoss es, endlich wieder seine Lippen auf meinen zu haben. Ich war mir nicht sicher gewesen, ob er es überhaupt noch wollte, so schändlich, wie ich mich benommen hatte. Er löste sich erneut von mir und biss sich unsicher auf die Unterlippe. Das wir nun hier zusammen lagen, war Jason zu verdanken. Ich hatte, blind vor Wut, nicht gesehen, dass Joey am Ende war und sich tatsächlich aufgeben hatte wollen. Es war vielleicht anfangs nicht beabsichtigt gewesen, doch der Blick auf meine Überwachungskameras, hatten mich überzeugt, dass er auf mich gewartet hatte. Ich war nicht gekommen, sondern hatte ihn in seinem Leid alleine gelassen. Im Glauben, es würde niemanden scheren, ob er hier starb, oder nicht, hatte er aufgegeben. Es war meine Schuld. „Ich hätte dich nicht damit alleine lassen sollen. Es tut mir leid.“, sagte ich ihm. Und ja...da war noch etwas was ich ihm sagen musste... „Ja. Ich war eifersüchtig. Dieser schwule rothaarige Kupferkessel geht mir auf die Nerven. Und du machst ihm auch noch Hoffnungen...Das hat mich ausflippen lassen.“ Er versuchte mir, stotternd zu erzählen, dass er ihm nie Hoffnungen gemacht hatte. Er hätte von sich aus immer angefangen. „Aber ich gestehe...ich habe mich von ihm gemocht gefühlt und deswegen mit ihm geschrieben. Der Typ ist fünf Jahre jünger, als Dad. Also viel zu alt für mich und so.“ Er redete sich um Kopf und Kragen. Besser ich unterbrach ihn, bevor er noch etwas sagte, dass mich wieder wütend machte. Also küsste ich ihn nochmals. Er erwiderte ihn sofort und öffnete seinen Mund, um den Kuss zu intensivieren. Dagegen hatte ich nichts. Ich öffnete ebenfalls meinen Mund und umspielte seine Zunge mit meiner. Ich musste nur rechtzeitig abbrechen, sonst würde mich das Verlangen nach ihm wieder überrollen. Schon fing er an leise in den Kuss zu seufzen. Abbrechen... sofort abbrechen!!! Ich brach den Kuss ab und meinte, wir sollten jetzt schlafen. Er nickte.

 

 

„Och, gerade wo es anfing so richtig interessant zu werden, hört ihr auf.“

 

 

Ich knurrte. Hatte meine Schwägerin uns etwa die ganze Zeit belauscht?

 

 

„Ja. Meine Güte, Seto, ihr könnt ruhig weiter knutschen. Uns mach das nichts aus. Aber bevor ihr beide übereinander herfallt, dass hier ist MEIN Bett und ich möchte nicht, dass ihr hier eure Neigungen auslebt, klar? Da geht lieber in euer Zimmer dafür.“

„Ach, mir macht das nichts aus, Mokuba. Hab ich wenigstens was zu sehen.“, kicherte Serenity.

 

 

Das war doch die Höhe. Wie konnte Serenity es wagen...Wie konnte MOKUBA es wagen... Vor allem nach diesem Desaster heute Vormittag. Diese Fanfic...Doch bevor ich explodieren konnte, klopfte jemand leise an die Tür. Sie öffnete sich und Jason fragte flüsternd, ob hier noch jemand wach wäre, denn weder Serenity, noch Joey, noch Seto wären in ihren Zimmern. „Wir sind alle hier, Papa. Komm, auf meiner Seite ist noch Platz.“ Das ließ sich mein Schwiegervater nicht zweimal sagen und huschte ins Zimmer, schloss die Tür, schlich zu Serenity und legte sich zu uns allen ins Bett. „Wird langsam eng hier.“, meinte mein Ehemann trocken. Ich zog ihn enger an mich und schloss die Augen. „Meinetwegen. Aber nur Ausnahmsweise.“ fauchte ich. „Und jetzt Augen zu und schlaft gefälligst.“ In den nächsten Minuten, waren alle eingeschlafen. Alle, außer mir. An mir nagten weiterhin Schuldgefühle. Wäre er wirklich gestorben...

 

 

 

 

Joeys Sicht

 

 

Ich wachte am nächsten Morgen auf, erholt und ganz schön hungrig. Mein Mann hielt mich im Arm, war wach und sah aus, als hätte er die halbe Nacht nicht schlafen können. Die anderen schliefen noch selig. „Guten Morgen, Kaiba.“, flüsterte ich ihm zu. Er schnaubte ungehalten und meinte, dass ich doch auch ein Kaiba wäre. „Lass das und nenn mich nicht mehr so. Ich sag ja auch nicht mehr Wheeler zu dir.“, flüsterte er mir genauso leise zu. „In Ordnung. Guten Morgen, mein Schatz.“, grinste ich ihn an. Er zuckte zusammen und bedachte mich mit einem Blick, den ich nicht deuten konnte. „Guten Morgen...Joey.“ Ich seufzte. Wäre ja auch zu schön gewesen. Aber ich wollte nicht kleinlich sein. Ich küsste ihn kurz und wollte über die anderen steigen, um aufzustehen, aber Kaiba...ich meine Seto hinderte mich daran. Er zog mich wieder zu sich und hielt mich fest. Irgendwas stimmte nicht mit ihm. Ich hatte aber keine Ahnung, was. „Ist alles in Ordnung?“, fragte ich ihn. Doch er antwortete nicht, sondern hielt mich noch etwas fester. Ich streichelte seinen Rücken und meinte, dass er mit mir immer reden konnte, wenn ihn etwas bedrückte. Daraufhin ließ er mich los und meinte, wir sollten aufstehen. Seltsam. Ich folgte seinem Beispiel und stieg, über Mokuba, aus dem Bett. Dann ging ich aus seinem Zimmer, an Setos Zimmer vorbei, geradewegs in mein Zimmer und schloss die Tür. Die sich sofort wieder öffnete, mich im Rücken traf und ich hinfiel. „Aua. Man was soll das?“

„Du findest wohl das richtige Zimmer nicht mehr wieder, was?“ Der Schnösel blickte auf mich herab und zog eine Augenbraue nach oben. „Warum sitzt du denn auf dem Boden herum?“ Ich schnaubte. „Ich bin im richtigen Zimmer. Dies hier ist meines, falls du das vergessen haben solltest. Ich sitze hier nur herum, weil ich noch an der Tür gelehnt habe und du sie einfach aufgerissen und mich zu Boden geworfen hast.“, schimpfte ich. Dann rappelte ich mich auf und blieb wie angewurzelt stehen, als ich zu meinem Bad sah. Ich sollte wohl vielleicht besser meine Schuluniform zuerst holen, bevor ich ins Bad ging. Gesagt, getan. Im Schrank angekommen suchte ich mir, was ich brauchte und drehte mich um. Vor mir war die Brust meines Mannes, der mich zum Durchgang drängte. „Mann, Kai...Eisklotz. Was soll das jetzt schon wieder?“ Doch er schwieg und bugsierte mich in seinen Schrank, wo er sich seine Schuluniform, ein Hemd, frische Unterwäsche und Socken holte und mich ins sein Zimmer schob. „Komm mit in mein Bad.“, meinte er leise. Oh...Er musste gewusst haben, dass ich an gestern gedacht hatte und mein Bad, am Liebsten gar nicht mehr betreten wollte. Wir gingen also in sein Bad und...wieso stand meine Zahnbürste hier bei ihm? Na gut. Darüber konnte ich später auch noch nachdenken. Wir putzen uns, nebeneinander stehend unsere Zähne und ich wurde dabei ein wenig rot. Das war ja fast so, als wären wir ein richtiges Paar.

Ähm. Jetzt zog er sich seine Kleidung aus...oh bestimmt wollte er duschen. Da sollte ich besser raus gehen, damit er seine Ruhe hatte. „Wo willst du hin?“

Ich sah ihn verwirrt an und meinte, ich würde ihn nur in Ruhe duschen lassen. Er schüttelte resigniert den Kopf, kam langsam zu mir und zog mir meine Sachen aus. Meine Wangen brannten. Es fühlte sich so an, als ob es das erste Mal wäre, dass wir uns nackt gegenüber standen.

Wir sahen uns lange in die Augen, bis der Eisberg den Blickkontakt abbrach und fragte, ob ich überhaupt mit ihm zusammen unter die Dusche wollte. Ich kratzte mich am Hinterkopf und schluckte. Wollte ich mit ihm duschen? Man, ich benahm mich hier, wie eine verklemmte Jungfrau, obwohl wir es schon wilder miteinander getrieben hatten, als...als...mir fiel gerade kein vergleichbarer Vergleich ein, der dem am nächsten kam. Aber nur duschen, war ja nicht gleich Sex miteinander zu haben, oder? Ich nickte also zögerlich und nahm zitternd seine Hand in meine. Er drückte sie sanft und zog mich mit unter seine Dusche. Warmes Wasser prasselte auf unsere Körper und ließen uns gleichzeitig genießerisch aufseufzen. Wir sahen uns gegenseitig erstaunt an und ich musste anfangen zu lachen. Er lächelte mich nur an, nahm sich vom Duschgel und seifte sich ein. Meine Wangen wurden noch röter und ich versuchte, ihn nicht anzustarren. Ich sollte mich auch einseifen...ja genau. Ich griff nach dem Duschgel, aber Seto kam mir zuvor. „Darf ich?“, fragte er nervös. Ich nickte nur schüchtern. Er nahm sich etwas von dem Duschgel und rieb es zwischen seinen Händen, bis es schaumig wurde. Dann legte er seine Hände sanft auf meine Brust und begann, mit kreisenden Bewegungen, das Duschgel auf mir zu verteilen. Von der Brust bis runter zum Bauchnabel und wieder nach oben. Zart streichelte er meine Arme auf und ab, kam mir einen Schritt näher und strich meinen Rücken hinunter bis zu meinem Hintern, den er genauso liebevoll wusch. Er fuhr mit seiner einen Hand dazwischen und berührte zart meinen Eingang. Ich lehnte meinen Kopf an seine Brust und keuchte.

Doch lange blieb er nicht dort, sondern ging in die Knie, um mir meine Beine, die Füße und zum Schluss, meine Mitte einzuseifen. Mehr tat er nicht und drehte sich wieder dem Wasser zu.

Erwartet hatte ich was anderes...Mutter hatte es geschafft...Sie hatte etwas zerstört. Aber weder mich noch Seto, sondern alles, was zwischen uns war.

 

Jetzt stand ich, wie vor einer Mauer, die ich nicht einreißen konnte. Und sie schien immer größer zu werden. Schweigend wuschen wir uns den Schaum von unseren Körpern. Seto stellte die Dusche ab und gab mir ein Handtuch, mit dem ich mich sofort trocknete. Auch er tat dies und stieg aus der Dusche hinaus. Das Handtuch ließ er achtlos fallen und begann, sich anzuziehen. Ich sah ihm nur dabei zu, senkte den Kopf und tat es ihm gleich. Angezogen ging ich an ihm vorbei, lief zur Zimmertüre und verschwand aus seinem Zimmer. Tränen liefen mir über mein Gesicht, als ich in die Küche ging, um uns Frühstück zu machen. Ich bekam kaum mit, wie ich es zubereitete, so in Gedanken war ich versunken und weinte nebenbei. Wie es heute in der Schule sein würde? Oh meine Freunde...sie wussten ja gar nicht, was mit mir los war. Davor hatte ich auch ein bisschen Angst. Außerdem wusste ich nicht, wann die nächste Gruppentherapie sein sollte, denn heute war schon wieder Mittwoch. Sonntag würde nicht gehen, denn an dem Tag hatte Tristan Geburtstag und...Oh...ich hatte vergessen, ihm ein Geschenk zu besorgen.

Was könnte ich ihm schenken? Vielleicht dieses eine Motorrad, welches er sich schon so lange wünschte und dazu eine neue schicke Biker Ausrüstung. Ich müsste ja schon das Schmerzensgeld auf meinem Konto haben, oder? Wie sollte ich mir das Geld holen? Mutter könnte jederzeit auftauchen. Ob ich Dad fragen sollte? Oder Roland? Und was wollte Tristan überhaupt machen? Ich könnte den Gefrierschrank fragen, ob wir hier in der Villa feiern könnten. Wir hatten massig Platz. Die Tränen versiegten langsam und ich kochte nebenbei Kakao und richtete unser Frühstück auf dem Tisch an. Ich schaltete die Kaffeemaschine an und machte Seto einen Kaffee. Als ich fertig war, drehte ich mich um und zuckte zurück. Mein Eisprinz stand dort, an der Türe zur Küche. Er hatte die Arme verschränkt und beobachtete mich scharf. „Wieso hast du geweint und bist einfach davon gelaufen?“, fragte er mich ernst. Ich schluckte, senkte meinen Blick und fragte ihn, ob wir Tristans Geburtstag am Sonntag hier feiern könnten. „Ich muss ihm auch noch sein Geschenk besorgen...ist das Schmerzensgeld schon drauf? Ach ich krieg das schon hin. Essen ist fertig, ich wecke die anderen auf.“ , sagte ich schnell. Ich ging zu ihm, sah ihm in die Augen, wandte meinen Blick schnell wieder ab und ging an ihm vorbei, raus aus der Küche. Er ließ mich gehen und kam auch nicht hinterher. Ich atmete auf, stieg die Treppen nach oben. Ich ging, den schon vertrauten Korridor entlang und klopfte leise an Mokubas Zimmer. Ein leises Herein ertönte und ich öffnete die Türe. Ich musste schmunzeln, als ich die drei, nah beieinander gekuschelt im Bett liegen sah. „Guten Morgen ihr drei. Frühstück ist fertig.“, meinte ich leise. Ich wandte mich wieder ab und hörte meinen Namen, also drehte ich mich wieder um und sah in drei besorgte Gesichter. „Was hast du, Joey? Ist was passiert? Und...ist der Zimmerarrest aufgehoben?“, fragte mich Serenity. Ich schwieg sie zuerst nur an, bevor ich dann doch was sagte. „Es ist nur wegen Mutter. Das Ganze lässt mich noch nicht los. Sonst ist alles ok. Keine Ahnung...fragt Seto. Ach egal. Steht auf und macht euch fertig, sonst wird das Essen kalt.“ Damit ging ich aus dem Zimmer und lief mitten in den Eisberg hinein und stolperte wieder zurück.

„Es ist also immer noch wegen dieser bösartigen Schabracke. Was ich allerdings nicht verstehe ist, warum du so abweisend zu MIR bist...“

Ich weitete meine Augen und ging noch ein paar Schritte rückwärts. Ich? Er war doch abweisend. Das sagte ich ihm auch. Er hob nur eine Augenbraue. „Wie soll das alles zusammen hängen? Kannst du nicht einmal, einfach genau sagen, was mit dir los ist?“ Ich biss mir in die Unterlippe. Ich sollte ihm sagen was ich fühlte? Hatten wir gerade Gruppentherapie?

Aber gut. Ich könnte es ja mal versuchen, ob ich es ihm sagen könnte. Irgendwann musste ich ja anfangen.

„Ich...ich fühle mich...als ob zwischen uns...eine...eine Mauer ist. Mutter zerstört...uns, indem sie...sie...“ Ich wusste nicht, wie ich es ihm sagen sollte. Doch er nickte und meinte, er hätte dasselbe Gefühl. Meine Tränen flossen erneut und wir sahen uns einfach an. Vor Mutters Angriff, hätte er mich sofort in den Arm genommen und mich getröstet. Jetzt standen wir, mit großem Abstand voreinander und starrten uns bekümmert an. Hinter mir standen Dad und unsere Geschwister. „Unsinn. Ihr dürft ihr nur nicht erlauben, dass sie so etwas schafft. Lasst euch nicht von ihr manipulieren.“, schimpfte Dad mit uns. Doch ich konnte nichts gegen dieses Verlustgefühl tun und auch mein Drachengatte stand immer noch bewegungslos vor mir. Dad quetschte sich aus dem Zimmer, nahm meine rechte Hand in seine und überbrückte den Abstand zu meinem Mann. Er nahm die rechte Hand von Seto und führte unsere Hände zusammen, bis sie sich, wie automatisch, miteinander verschränkten.

„Wie der Pfarrer bei der Hochzeit sagte....was Gott zusammengeführt hat, dass kann der Mensch nicht trennen. Ihr beide seid vereint zu einem untrennbaren Lebensbund. Haruka wird niemals fähig sein, euch voneinander abzuschneiden, also lasst es nicht zu.“ Die Hand des Kühlschranks war angenehm kühl auf meiner und ich sah ihm in die Augen. Dad hatte Recht. Ich nickte und lächelte Seto vorsichtig an, der mich aber weiterhin ernst ansah und mein Lächeln erstarb wieder. Ich sah auf den Boden und löste meine Hand wieder von ihm. „Nett dies zu sagen, Jason...aber seit wann weißt DU, was der Pfarrer gesagt hat? Du warst nicht dabei und gezeigt habe ich dir den Film auch nicht.“, fauchte Seto meinen Dad an. Stimmt. Das wäre mir gar nicht aufgefallen. Ich sah zu Dad, der uns geschockt ansah. Hinter ihm biss sich Mokuba nervös in die Unterlippe und gestand seinem großen Bruder, dass er sich, als dieser kurz nicht aufgepasst hatte, die CD der Hochzeit gescannt hätte und kopiert. „Ich habe möglicherweise, am Freitag, unseren Gästen den Film gezeigt, als ihr beide so lange oben ward.“, flüsterte er beschämt. Die Umgebungstemperatur sank drastisch und ich hörte meinen Mann drohend knurren. „Du hast was?“, zischte er leise.

Ich war bestürzt. Ich war auch davon ausgegangen, dass nie jemand anderer, als uns, diesen Film zu Gesicht bekommen würde. Natürlich war es gemein, ihn vor den anderen geheim zu halten...aber...er hätte Seto wenigstens fragen können. Ich hätte insgeheim, nichts dagegen, wenn die ganze Welt diesen Film gesehen hätte. Damals, als ich ihn gesehen hatte, war ich einfach zu durcheinander. Aber mittlerweile...doch Seto wollte es nicht und das akzeptierte ich auch. Ich ging also auf Mokuba zu.

„Du hast, ohne deinen Bruder, oder mich vorher um Erlaubnis zu bitten, den anderen, den Film unserer Hochzeit gezeigt? Das du dich nicht schämst.“, sagte ich kalt. „Hast du den nicht nachgedacht, wie wir uns fühlen würden? Moki....ich fühle mich von dir hintergangen.“

Mit diesen Worten drehte ich mich um und bat ihn, mich die nächste Zeit nicht mehr anzusprechen, da ich eh nicht mit ihm reden würde. Ich ging am Eisdrachen vorbei und meinte, dass das Essen nun kalt wäre. Wer trotzdem noch Hunger hätte, sollte schnellstens in die Küche kommen und frühstücken. Ich blendete alle tobenden, traurigen und verzweifelten Gefühle in mir aus, die mich auf einmal überrollten. Warum? Warum überkamen mich solche Gefühle? Weil Seto nicht wollte, dass jemand auf die Idee kam, dass wir uns lieben könnten? Das hatte er im Interview doch gesagt. Oder war es, weil Mokuba einfach gegen den Willen seines Bruders gehandelt hatte und damit Preis gegeben hatte, wie er aussah, wenn er lächelte und liebte? Nein. Ich durfte sie nicht zulassen...nicht jetzt. Also drückte ich meine Emotionen, in die hinterste Ecke meines Bewusstseins und begegnete Roland, der vor der Türe zur Küche stand. „Guten Morgen, Roland.“, grüßte ich ihn neutral. Er erwiderte den Gruß und fragte, wo alle wären. „Es wird bald Zeit, für die Schule.“ Ich nickte und fragte ihn, ob er wüsste, ob das Schmerzensgeld bereits auf meinem Konto wäre. „Ja ist es. Soll ich zur Bank gehen und etwas abheben?“ „Ja bitte. Tristan hat am Sonntag Geburtstag und ich möchte ihm ein neues Motorrad und eine coole Biker Ausrüstung schenken.“ Roland lächelte und meinte, er würde sich mit Vergnügen darum kümmern. Ich nickte und sagte ihm, welches Tristan sich wünschte, welche Farbe am geeignetsten war und welche Größe er hatte, wegen der Biker Ausrüstung.

 

Dann kamen die anderen Bewohner dieses Hauses, die Treppen hinunter. Mokuba hatte eine gerötete Wange und weinte. Serenity hatte den Blick traurig gesenkt. Dads Wangen waren beide gerötet und auch er weinte. Seto hatte einen harten Zug im Gesicht und blickte mich eisig an. Etwas anderes hatte ich nicht erwartet. Ich ging in die Küche und aß eine kleines bisschen von dem kalten Frühstück. Gerade als ich fertig damit war, kamen alle anderen, bis auf Seto, in die Küche. Ich stand auf und nahm das Bento meines Mannes und meines. „Es tut mir wirklich leid, Joey. Ich wollte euch beide nicht so bitter enttäuschen. Ich hoffe du kannst mir irgendwann verzeihen...“, flüsterte Mokuba. Ich konnte noch nicht. Später sicher, aber jetzt gerade musste ich einfach hier raus. Die Verzweiflung drohte, mich erneut zu überwältigen. Also ging ich wortlos, mit zusammen gebissenen Zähnen, aus der Küche und raus aus der Villa. Ich stieg in die Limousine, um dort auf die anderen zu warten und in Ruhe nachzudenken, aber mein Ehemann saß auch schon darin. Ich stockte, als er mich ansah und dabei schockfrostete. Also stieg ich wieder aus und setzte mich auf den Beifahrersitz. Roland, der am Steuer saß, tat so, als ob er nicht da wäre, worüber ich ihm dankbar war. Der Graben zwischen Seto und mir wurde immer tiefer, die Mauer höher und ich konnte nichts dagegen tun. Zum Glück war die Trennwand oben, so konnte ich, bis die anderen da waren, in Ruhe weinen und nachdenken.

„Du weinst schon wieder...“, stellte der Frosty fest, der die Trennwand hinunter gelassen hatte. Ich zuckte nur mit den Schultern und teilte ihm mit, dass ich jetzt Ruhe und genügend Abstand brauchte. „Noch mehr Abstand?“

Ich seufzte und hielt ihm meine Hand hin, die er sofort ergriff. „Du hast Recht...du bist eh schon so weit entfernt.“ Er drückte meine Hand und bat mich, zu ihm nach hinten zu kommen. Erleichtert stieg ich aus und hinten wieder ein. Er nahm mich sofort in den Arm und wir hielten uns fest. Es tat so gut, ihn wieder so nah bei mir zu spüren. Mich ergriff dabei eine unglaubliche Sehnsucht, die ich mir nicht erklären konnte. Diese Sehnsucht ließ sich aber nicht stillen und ich hätte fast wieder angefangen, zu weinen. Ich biss mir auf meine Unterlippe und versuchte, sie zu unterdrücken.

 

Unsere Geschwister kamen, ein paar Minuten später, in die Limousine gestiegen. Beide still und mit gesenktem Blick. Wir lösten die Umarmung und schwiegen, die ganze Fahrt über. Bevor Mokuba an seiner Schule ausstieg, bat er uns nochmal um Verzeihung.

„Ich hab euch alle lieb...ich hoffe ihr könnt mich auch irgendwann wieder lieb haben.“, sagte er leise. Ich hielt das kaum aus. Ich hasste es, im Streit auseinander zu gehen. Man wusste nie...wenn demjenigen etwas zustieß und dieser starb, würde man sich, sein Leben lang, schuldig fühlen.

„Ich verzeihe dir Mokuba, aber tu so etwas nie wieder. Ich hab dich auch lieb.“, sagte ich schnell, bevor es zu spät war. Er sah mich an, weinte wieder und dankte mir. Seto beugte sich über mich und wuschelte seinem kleinen Bruder durch sein Haar. Er weinte heftiger und umarmte uns beide, bevor er nun endgültig ausstieg. Die Limousine fuhr wieder an und wir schwiegen erneut. An unserer Schule angekommen, stiegen wir aus und erstarrten. Unsere...äh meine Freunde standen vor uns und versuchten, die Meute an Schülern aufzuhalten, die uns belagern wollten. „Was ist den hier los?“, donnerte mein Ehemann. Von seinen lauten Worten verunsichert, verstummten die lauten Rufe unserer Mitschüler. Ängstlich sahen sie ihn an.

„Warum hast du dieses Interview gestern jede halbe Stunde im Fernsehen ausstrahlen lassen und was war gestern mit Joey. Und...ist wirklich nichts an dem, was in der Zeitung stand wahr?“, rief ein mutiger Junge aus der Parallelklasse. Mein Mann schnaubte.

„Seid ihr alle in eurem Denken beschränkt? Man hatte versucht unser Ansehen zu beschmutzen mit dreckigen Lügen. Eine Warnung an euch alle....sollte nochmal jemand uns oder unserer Familie....oder unseren Freunden zu Nahe treten...wird derjenige und seine Familie gnadenlos fertig gemacht. Hat das jetzt jeder verstanden? Oder muss ich an jemanden ein Exempel statuieren?“, fragte er angriffslustig. Ich vermutete, dass er darauf hoffte, es würde sich jemand melden.

Die Stille, die nun herrschte war gruselig und ich nahm einfach die Hand meiner Kühltruhe. „Komm wir gehen rein. Ich bin sicher, niemand wird es je wagen, sich dem frostigen Drachenkönig, in den Weg zu stellen.“ Er drückte meine Hand, blickte nochmal schneidend kalt durch die Gegend und zog mich ins Schulgebäude. Meine...unsere Freunde und Serenity folgten uns schweigend.

 

Die Schule verging, bis zum Mittag, ohne weitere Zwischenfälle. In der Mittagspause schimpften mich unsere Freunde, als ich ihnen von gestern erzählte. Sie wussten ja nur, was in der Zeitung gestanden und was mein Mann im Interview gesagt hatte. „Ich dachte, ein Joey Whee....äh Kaiba gibt niemals auf? Dachtest du wirklich, uns wäre es egal, wenn du stirbst? Wie kannst du nur, Joey?“, brüllte Tris mich an. Yugi sah mich nur sehr traurig an und Thea hatte die Lippen fest zusammen gepresst. Meine Ohren waren immer noch heiß und taten weh, so wie sie diese malträtiert hatte. Ryou konnte gar nicht aufhören den Kopf zu schütteln und Duke, der in der Parallelklasse war und seine Pause bei uns verbrachte, starrte mich wütend an. Serenity hatte es nicht gewagt, zu uns zu kommen. Mein Mann unterbrach ihre Schimpfereien und forderte absolutes Stillschweigen, über den Film der Hochzeit.

„Äh, woher willst du wissen, dass wir ihn gesehen haben?“, fragte Ryou ängstlich.

„Nun Jason hat sich verplappert und so musste Mokuba zugeben, dass er euch den Film gezeigt hatte.“, fauchte der Großkotz gefährlich. Ich seufzte. „Das war privat, Leute. Seto wollte nicht, dass jemand anderer ihn zu Gesicht bekommt. Ich verlass mich auf euch, dass keiner was sagt.“ Sie nickten einstimmig, sahen vorsichtig zu meinem Mann, der unsere Freunde immer noch vereiste, dann mich aber ansah und eine Augenbraue hob. „Was denn? Mir ist es nicht wichtig, ob irgendwer den Film sieht, oder nicht. Aber da du es nicht willst...müssen wir, in der Hinsicht ja zusammen halten...“

Die Pausenglocke klingelte und beendete unsere Unterhaltung. Ich stöhnte. Jetzt waren noch zwei Doppelstunden Mathe dran, bevor die Schule zu Ende war. Duke verabschiedete sich und unser Mathelehrer kam in die Klasse. Die erste Stunde kroch unendlich langsam dahin. Und dann wurde ich auch noch aufgerufen. Ich sollte eine Aufgabe, an der Tafel lösen. Also erhob ich mich gerade, um mich vorne zu blamieren, da ich eh keine Ahnung hatte, doch mein Ehemann stand auf und meinte, dass der Lehrer dieses Thema gar nicht richtig erklärt hätte. Ich setzte mich wieder hin und hoffte, dass er nun jemand anderes aufrufen würde, doch Seto war noch nicht fertig. „Mein Mann hat MICH fragen müssen, ob ich es ihm erkläre...Sind SIE nicht dafür zuständig, ALLEN Schülern es so zu erklären, dass es jeder versteht, Mr. Misagi? Tun sie Ihren Job und hören Sie gefälligst auf, meinen Mann schikanieren zu wollen, sonst setzt es was, verstanden?“

 

Oh ich mochte es, wenn er den Mathelehrer belehrte. Und noch mehr mochte ich es, wenn er mich verteidigte. Nicht, dass ich mich nicht wehren könnte....aber es fühlte sich schön an, zu wissen, dass er hinter mir stand und sich für mich einsetzte. Mr. Misagi knirschte mit den Zähnen, bevor er mich scharf ansah und nochmal, unglaublich langsam, aber tatsächlich verständlich erklärte, um was es bei der Integralrechnung ging und wie man die Stammfunktion berechnete. Dann fragte er mich, ob ich nun verstanden hätte und ob ich mich in der Lage sähe, nach vorne zu kommen, um die Aufgabe zu lösen. Ich nickte zaghaft, stand wieder auf und sah mir die Aufgabe an, während ich nach vorne ging. Innerhalb von einer halben Minute war ich fertig und wieder knirschte er mit den Zähnen. „Das ist richtig, Mr. Kaiba. Sie dürfen sich wieder hinsetzten.“ Ich drehte mich um, sah zu meinem Ehemann und strahlte ihn glücklich an. Aber bevor ich mich auf meinen Platz setzen konnte, musste ich noch etwas wichtiges tun. Ich ging zu ihm, nahm, mit meinen Händen sein Gesicht und küsste ihn lange und zärtlich, bevor ich ihm ein „Danke.“, zuflüsterte. Er grinste mich an, stand auf und umarmte mich. „Ich bin immer dafür zu haben, diesen unfähigen Trottel eins reinzuwürgen.“, flüsterte er zurück. Ich hätte fast laut aufgelacht, doch der Lehrer unterbrach uns. „Die Herren Kaiba! Bitte setzen Sie sich und verschieben Sie Ihre lächerliche, übertriebene und widerliche Vorstellung auf später. In meinem Unterricht dulde ich dies nicht!“

„Sie sind wohl ein Schwulenhasser, wie?“, mischte sich auf einmal Thea ein. „Sollten Lehrer nicht toleranter sein?“, fragte Ryou. „Er hasst jeden!“, meinte ein Mädchen, dessen Namen mir gerade nicht einfiel. Das stimmte. Und es beruhte auf Gegenseitigkeit. Seto umarmte mich fester und grinste Mr. Misagi an.

 

 

„Nun, ich für meinen Teil, muss Ihnen leider sagen, dass mein Mann und ich jetzt gleich ein wichtiges Treffen mit Geschäftspartnern haben und wir nun gehen müssen.“

Yugi ergriff das Wort. „Mir ist übel Mr. Misagi. Ich muss sofort zur Krankenstation. Tristan, Thea...bitte helft mir.“

„Ich muss auf die Toilette.“

„Oh, ich auch.“

„Und ich erst.“

„Bauchschmerzen.“

„Wichtiger Arzttermin.“

„Akute Mathelehrer Allergie.“

„Ahhh, du hast mich angesteckt, Daisuke.“

„Ja Mathelehrer Allergie ist sehr ansteckend.“

„Arrggh ich habe mich auch angesteckt!“

„Ich auch.“

„Und schon ist hier die Mathelehrer Allergie-Seuche ausgebrochen.“

 

Mit diesen Worten packten alle Schüler unserer Klasse, ihre Schulsachen ein, stürmten aus dem Klassenzimmer und ließen einen verdatterten Mathelehrer zurück. Schweigend gingen wir nach unten, zogen unsere Straßenschuhe an und verließen die Schule. Dann brachen wir alle in lautes Gelächter aus.

„Habt ihr sein Gesicht gesehen? Hahahahaha. Das war so cool, Kaiba. Danke für die Freistunde.“

Mein Eisprinz nickte Daisuke zu und meinte, es wäre schön, jetzt ein riesiges Eis zu essen.

„Da ihr alle so schön mitgeholfen habt, Mr. Misagi eine Lektion zu erteilen, lade ich euch zu einem Eis ein.“, meinte er. Da ließen sich unsere Mitschüler nicht zweimal bitten.

Wir gingen alle zusammen in meine Lieblingseisdiele, schoben mehrere Tische zusammen und setzten uns. Seto allerdings zog mich auf seinen Schoß und hielt mich fest, damit ich ja nicht flüchtete. Da musste er keine Angst haben, denn ich fand es sehr bequem hier. Dann bestellten wir uns große Eisbecher. Ich hatte einen mit Vanilleeis, Karamellstücken, Keksen, Schokostückchen, viel Sahne und Schokoladensoße. Seto bestellte sich Kokoseis mit exotischen Früchten und Sahne. Als unsere Eisbecher kamen, nahm er sich eine Mango, tauchte es in die Sahne und fütterte mich damit. Ich wurde rot und dachte an Sonntag Abend, als wir einen romantischen und überaus glücklichen Moment gehabt hatten. Ich nahm mir einen Löffel von meinem Eis und hielt es ihm an seine Lippen. Er öffnete seinen Mund und sah mich dabei, mit hellen, blauen Augen an. In meinem Bauch flatterte es wieder. Und diesmal unglaublich stark.

 

 

 

 

Setos Sicht

 

 

Er dachte an Sonntag. Das war nicht zu übersehen. Ich hatte das Gefühl, dieser Tag wäre schon Jahre her, so weit entfernt fühlte ich mich von ihm. Auch wenn er auf meinem Schoß saß, fühlte ich diese Mauer immer noch zwischen uns. Wie konnte das passieren, dass wir dies zugelassen hatten? Das war alleine die Schuld dieser fratzenhaften Kanaille, alias Joeys Mutter. Und den dämlichen roten Chillihirni musste ich auch irgendwie loswerden. Aber nun wieder zu meinem Mann...er lächelte mich nervös an. Es war, wie heute morgen, als wir zusammen geduscht hatten. Es kam mir einfach nicht richtig vor, nach diesem ganzen Ärger, gleich wieder zur körperlichen Befriedigung überzugehen, obwohl seine Lust förmlich greifbar gewesen war. Ich konnte jedoch die Gedanken daran, wie er fast gestorben wäre, nicht abschütteln. Durch meine Schuld. Wäre Jason nicht so hartnäckig gewesen...ich hätte es nicht gemerkt und Joey wäre zerbrochen. Ich hatte das Gefühl, dass er es gerade noch so geschafft hatte. Das war einfach zu knapp gewesen. Ich senkte den Blick. Diese Gedanken verfolgten mich schon die ganze Nacht lang und hörten einfach nicht auf, mich zu quälen. Ich sah ihn wieder an und lächelte zurück. Sein Lächeln war aber schon erloschen und er sah mich traurig an. Ich seufzte und streichelte seine Wange. Seine Traurigkeit griff auf mich über und hielt mich mit einem festen Griff gefangen. Ich musste mich ablenken, damit er nicht merkte, dass ich am Liebsten anfangen würde, zu weinen. Da fiel mir ein...

 

 

„Tristan...“

Taylor erschrak, als ich ihn mit seinem Vornamen ansprach. Ich verdrehte die Augen und fragte ihn, was er am Sonntag vorgehabt hätte.

„Was...wieso?“, fragte er dümmlich.

„Weil du an diesem Tag wohl Geburtstag hast und ich deine Feier gerne in meiner Villa ausrichten würde.“

„Oh...nein ich habe noch nichts geplant gehabt...das ist ja cool...wirklich?“

Ich nickte. „Wir könnten am Samstag Abend anfangen und reinfeiern. Ihr übernachtet bei uns und am Nachmittag machen wir eine Poolparty mit Barbecue, wenn es dir Recht ist?“ Taylor nickte und lachte irre auf. „Wie cool. Ich feiere meinen Geburtstag bei den Kaibas...hahaha.“

„Sag mir nur wie viele Gäste du einladen willst. Ich werde den Rest organisieren.“, meinte ich und sah zu meinem Mann, der mich förmlich anhimmelte und absolut sprachlos war. Ich lächelte ihm zu und er erwiderte es schüchtern.

„Euer Eis schmilzt euch davon, ihr beiden.“, sagte Ryou.

Unter dem Getuschel unserer Mitschüler, aßen wir schweigend unsere Eisbecher auf. Ich hörte mir genau an, was die Gruppe Mädchen, uns gegenüber, flüsterten. Nun, zu überhören waren sie ja nicht.

„Die beiden passen so gut zusammen.“

„Ein Traumpaar.“

„Aber sie wirken traurig.“

„Wie würdest du dich fühlen, wenn man dir unterstellt, deinen Partner gar nicht zu lieben, ihn zur Ehe gezwungen zu haben und ihn schlecht zu behandeln?“

„Hm.“

„Ich würde gerne nochmal sehen, wie sie sich küssen. Das im Klassenzimmer war einfach süß.“

„Oh ja.“

„Ich glaube wir sollten einen Seto Kaiba x Joey Kaiba Fanclub gründen.“

„Den gibt es doch schon.“

„Was?“

„Ja und ich weiß zufällig, dass Joeys Schwester da Mitglied ist.“

„Hab ich auch gehört. Sie muss schon ein paar Fanfics geschrieben und online gestellt haben.“

„Aber Kaiba hat die doch alle gelöscht....Habt ihr „Im Bann des Eisprinzen“ gelesen? Eine reine...körperlich befriedigende Story.“

„Kaiba hat auch die gelöscht, aber ich habe Odeon per PN angeschrieben und er hat sie mir per Mail zugeschickt. Ich kann sie dir schicken, wenn du willst.“

„Ich liebe Storys über Sex mit den beiden.“

 

Ich räusperte mich.

„Wir können alles hören, was ihr da redet, dass wisst ihr, oder?“, zischte ich ihnen kalt zu.

Mein Mann war puterrot angelaufen und hatte sich an einem Keks verschluckt. Er wusste ja noch nichts davon, dass seine Schwester es gewagt hatte, eine Fanfic über uns zu schreiben, die sexuelles enthielt. Genauso wenig, dass einer der Isthars da auch mitmischte. Ich sollte mich wohl mal in Odeons Rechner hacken. Diese „Im Bann des Eisprinzen“ Story, war so unglaublich übertrieben. Ich hatte sie selbstverständlich gelesen. Aber so einfallslos, wie in dieser Story, war ich nicht. Mein Hündchen hatte sich da noch nie beschwert, dass es derart langweilig sein würde. Es war tatsächlich nur reines Gerammel, ohne Sinn und Verstand. Zu viel lautes Stöhnen, zu schnelles Kommen und idiotische Dialoge. Ich sollte bei Gelegenheit, diesen Ishtar verklagen....mitsamt der rothaarigen Schwuchtel. Dessen Story war widerlich. Nachdem ich sie fertig gelesen hatte, hatte ich, vor lauter Wut, meinen Laptop aus dem Fenster geworfen und dabei ein parkendes Auto beschädigt. Diese Person, der das Auto gehörte, hatte mich die ganze Zeit nur angestarrt. Aber dafür hatte ich diese Gestalt, mit genug Geld, zum Schweigen gebracht.

 

 

Ich flüsterte meinem Mann zu, dass ich aufstehen müsste. Er nickte, ich stand auf, Joey rutschte mir vom Schoß und setzte sich auf den Platz, an dem ich gerade noch gesessen hatte. Ich ging an den Tresen der Eisdiele, um die Rechnung zu bezahlen. Dann fischte ich mein Handy aus meiner Hosentasche und rief Roland an. Er sollte erst Serenity abholen, danach Mokuba und dann uns hier an der Eisdiele. Ich ermahnte ihn, beide besser, im Schulgebäude, bei ihren Klassen abzuholen. Ich traute Haruka nicht über den Weg. Ich bezahlte die Eisbecher und steckte den Beleg ein. Und morgen wäre die erste Woche von Hinas Suspendierung vorbei. Ich wusste noch nicht, was wir tun sollten, wenn sie wieder zur Schule ging.

Vielleicht wäre es möglich, zu beweisen, dass sie wirklich nicht mehr alle hätte. Die Psychiatrie hatte bestimmt noch ein freies Plätzchen für sie übrig. Ich drehte mich wieder um und sah, dass sich unsere Runde allmählich auflöste. Als nur noch Joey und....unsere Freunde da waren, wurde es lockerer. Doch die Mauer, die mich weiterhin von meinem Gatten trennte war immer noch sehr präsent. Er sah zu mir und ich würde am Liebsten zu ihm gehen, ihn festhalten und nicht mehr loslassen. Aber ich konnte mich nicht rühren. Wie hatte diese Hexe es geschafft, uns so zu entzweien?

 

 

 

 

Joeys Sicht

 

 

 

Er sah mich nur an und bewegte sich kein Stück. Ich atmete schneller. Er hatte die Rechnung bereits beglichen...Wenn er nicht gleich, wieder zu mir kam, würde ich losheulen und ihn anflehen, zu mir zu kommen. Wieso...wieso tat er es nicht?

War das immer noch Mutters Einfluss? Oder hatten wir bereits aufgegeben und uns damit abgefunden? Ich würde mich nicht damit abfinden. Nein. Niemals. Wenn er nicht kommen konnte....dann ging ich eben zu ihm. Ich hoffte, er würde mich nicht abweisen. Zögerlich stand ich auf und ging langsam zu ihm. Er weitete seine Augen, sagte aber nichts. Fast hatte ich es geschafft. Gleich wäre ich bei ihm. Doch das er sich immer noch nicht rührte, machte mich unsicher und ich blieb, wie angewurzelt stehen. Wollte er nicht, dass ich bei ihm war?

 

 

 

 

Setos Sicht

 

 

 

Er ging auf mich zu und ich weitete meine Augen. Gleich war er bei mir und ich könnte ihn wieder in meine Arme schließen. Ich wollte ihn küssen und ihm durch seine weiche, blonde Mähne wuscheln. Seinen Geruch, nach süßem Honig tief einatmen. Das warme Gefühl in meinem Bauch genießen, wenn er mich anlächelte. Sein Gewicht auf meinem Schoß spüren.

Diese heiße Enge fühlen, wenn ich in ihm war... Oh...diese Gedanken gingen nun aber in die falsche Richtung. Dämliche „Im Bann des Eisprinzen“ Story. Sein Blick wurde unsicher und er blieb stehen. Er rührte sich nicht mehr und wirkte unentschlossen. Scheu trat er von einem Fuß auf den anderen. Was konnte ich tun, damit er endlich zu mir kam? Ich konnte mich immer noch nicht rühren. Also hob ich zaghaft meine Arme und sah ihn vorsichtig an. Er atmete auf und überbrückte die letzten zwei Meter. Er fiel mir schluchzend in meine Arme und ich hielt ihn ganz fest.

 

 

 

 

Joeys Sicht

 

 

 

Endlich war ich wieder bei ihm. Warum war es auf einmal so schwer? Ich weinte hemmungslos an seiner Brust, während er mir sanft über den Rücken streichelte. Ich hatte schon die ganze Zeit, die Blicke unserer Freunde auf uns gespürt und schließlich kam Duke zu uns und legte jedem von uns, eine Hand auf die Schulter....Wo kam Duke her? Da hörte ich auch schon meine kleine Schwester aufgebracht schimpfen. „Diese....diese...ach ich finde einfach keine Beleidigung, die für meine Mutter angemessen ist. Wie kann sie es nur wagen, die beiden derart voneinander zu trennen?“

„Mit einfachen psychologischen Tricks. Sie scheint sich darin auszukennen.“, vermutete Duke und sah mich an. Ich schluckte. Ja, das stimmte. Sie hatte es Jahre lang an mir testen können. Doch darüber wollte ich jetzt nicht nachdenken.

„Vielleicht solltest du zu einem Psychologen gehen, Joey. Der könnte dir helfen....und außerdem durch seine professionelle Diagnose beweisen, dass deine Mutter erheblichen Schaden angerichtet hat.“ Duke meinte es sicher gut...aber ich würde niemanden erzählen, was Mutter alles getan hatte. Der Eisberg schüttelte den Kopf. „Er ist noch nicht soweit, dass er darüber sprechen könnte. Die Gruppentherapie ist der Anfang. Dadurch, dass auch wir über unsere Sorgen und Ängste sprechen, verliert er irgendwann seine Scheu und erzählt uns ein bisschen was. Erst dann könnten wir anfangen, langsam an eine professionelle Hilfe zu denken.“ Duke wandte ein, dass wir alles hätten, außer Zeit. „Wir müssen, so schnell wie möglich, die drei unschädlich machen. Jeder Tag, den wir untätig sind, können die ihre Rache an euch planen.“

 

„Psychologe....ja genau das ist es.“, rief Mokuba laut. „Muss diese Hina nicht eigentlich einen Psychologen aufsuchen? Vielleicht können wir mit seiner Hilfe, wenigstens SIE aus dem Weg räumen.“ Das bezweifelte ich. Seine Schweigepflicht durfte er nicht verletzen. Sonst war auch er dran. Das warf ich auch ein, doch Seto schüttelte erneut den Kopf. „Nicht, wenn berechtigte Gefahr von ihr ausgeht. Denke ich... Wir sollten Jason fragen, er kennt sich ja aus. Roland und die Männer von Pegasus haben wir als Zeugen, was Haruka und Hina dir angedroht haben. Das sind schon mal zwölf zu drei. Was das andere angeht....ich tu es.“ Er tat was? Wir sahen ihn alle nur verwirrt an und er lächelte. „Auch ich habe unter den Umständen zu leiden. Ich gehe zu demselben Psychologen und werde ein wenig dick auftragen. So muss Joey nichts erzählen.“ Ich könnte ihn küssen. Er war einfach unfassbar...mutig, selbstlos und beschützend. Aber... „Was genau willst du dem Psychologen denn erzählen?“, fragte ich vorsichtig. „Das lass mal meine Sorge sein. Je weniger du erst einmal weißt, desto besser für dich....im Moment. So nun haben wir einen Plan. Wir haben heute im übrigen Mr. Misagi fertig gemacht.“ Seto erzählte Duke, Serenity und Mokuba, was im Mathe Unterricht passiert war und die anderen schluckten die Ablenkung. Nur ich sah ihn wissend an, sagte aber nichts, sondern kuschelte mich noch enger an ihn.

 

Als nun alles besprochen war, gingen wir aus der Eisdiele und fuhren alle zusammen in die Villa. Tristan wollte unbedingt die Räume inspizieren, in denen gefeiert werden sollte. Ich war auch neugierig, denn außer unseren Schlafräumen, dem Wohnzimmer, der Eingangshalle, dem Keller und der Küche, hatte ich mir noch keine weiteren Zimmer angesehen und ich war jetzt schon etwas über zwei Wochen verheiratet...die Zeit verging wirklich nicht.

Mein Kühlschrank führte uns in einen Raum, der rechts neben der Küche lag. Ich ging hinein und stockte....ein Esszimmer. Wir hatten tatsächlich ein Esszimmer. Warum aßen wir dann immer in der Küche? Na ja, gut. In der Küche zu essen fand ich irgendwie gemütlicher und hier war der Tisch ewig lang und alles wirkte so unpersönlich. Ob mein Eisprinz hier früher immer mit Gozaburo gegessen hatte? An der Wand der Längsseite war ein großes, potthässliches Gemälde, dass einen seltsamen kleinen Mann auf einem großen Pferd, zeigte. Beide sahen mich hochmütig und grausam an. Ich fröstelte und machte mir eine gedankliche Notiz, ein schönes Porträt von meinem Mann zu malen und es hier aufzuhängen. Hier musste einiges verändert werden. Ich spürte, wie unangenehm meinem Eisprinzen es war, hier zu sein. Ich wusste nicht, was hier alles passiert war, dass es sich hier so gruselig anfühlte. Vielleicht sollte ich sofort anfangen, etwas zu verändern. Ich würde ihn mit seinem weißen Drachen zusammen malen, dass würde er mögen. Also ging ich unauffällig aus dem Raum und ging nach oben, in mein Zimmer, ignorierte das Badezimmer und ging in meinen Schrank, wo ich meine Malutensilien aufbewahrte. Ich holte meinen letzten, großen Skizzenblock, der noch ein paar leere Blätter hatte und die Zeichenkohle heraus. Damit ausgestattet, ging ich wieder in mein Zimmer und öffnete die Türe der Balkonterrasse. Ich legte mich auf meine Lounge und fing an, meinen Mann, in einer schönen und starken, königlichen Pose zu zeichnen. An seiner rechten Seite einen großen, imposanten weißen Drachen mit eiskaltem Blick. Unten links skizzierte ich einen kleinen Welpen, der Seto bewundernd ansah. Man sah es fast nicht, da ich ihn unauffällig in den Hintergrund eingearbeitet hatte. Ob es IHM auffallen würde, wusste ich nicht. Vielleicht sollte ich das Bild nochmal malen...ohne Hund. Da könnte ja der Verdacht aufkommen....

 

 

 

Erschrocken ließ ich die Zeichenkohle fallen.

 

 

Ich erinnerte mich an Yugis Worte....

Verliebt...ein paar Jahre lang schon.

 

 

 

Tbc

Verliebt?

 

 

Verliebt....

 

Ich war nicht verliebt. Das ging gar nicht. Wieso auch? Außerdem...wir hatten gerade ganz andere Probleme. Ich hob meine Zeichenkohle wieder auf, und seufzte. „Will ich wissen, was jetzt schon wieder los ist?“

Ich zuckte zusammen, als ich die frostige Stimme meines Mannes hörte. Ich schüttelte den Kopf und fragte ihn ausweichend, ob ihm das Bild im Esszimmer gefallen würde. Er zog zuerst nur eine Augenbraue nach oben, bevor er mich fragte, ob ich einen Aussetzer hatte. Ich sah zur Seite. Konnte man Gedanken ans Verliebtsein schon zum Aussetzer zählen?

„Alles in Ordnung. Hab nur aus Versehen, die Zeichenkohle fallen lassen.“

Sein Blick sagte mir, dass er mir kein Wort glaubte. „Komm schon Joey...was hast du?“ Warum bohrte er immer nach? „Nichts Eisklotz. Ich frage mich nur, ob du mir auf meine Frage heute noch eine Antwort gibst, oder nicht.“

Lange sah er mich an, bis er mir meine Frage beantwortete.

„Nein. Ich sollte es wirklich entfernen lassen.“ Auf diese Antwort hatte ich gehofft.

Ich lächelte scheu und fragte, ob er stattdessen dieses hier aufhängen wollte. Seto kam zu mir und besah sich mein Werk. „Das du dich selbst als Hund malst...und wie du mich anhimmelst...“ Ich verzog mein Gesicht.

Wieso musste er gerade den Hund zuerst erkennen? Dabei war er so schön versteckt im Bild. Wollte ich nicht eigentlich ein neues ohne Hund malen? Und dann zeigte ich ihm auch noch genau dieses, mit Hund...Ich könnte so tun, als ob ich nicht wüsste, was er meinte. „Wo siehst du denn hier einen Hund?“

Er zeigte darauf und meinte, dass er mir sogar ähnlich sehen würde. „Unsinn. Das ist kein Hund. Das sieht gerade nur so aus...du hast Recht...Ich sollte ihn übermalen.“ Ich konzentrierte mich, setzte die Zeichenkohle an und malte in die Luft. „Hey!“

Er hatte mir das Bild bereits abgenommen und ging damit wieder ins Haus. „Was zum....SETO! BLEIB STEHEN!“ Ich stand auf und rannte ihm nach, doch er hatte bereits einen großen Vorsprung, denn ich sah ihn schon gar nicht mehr. Nach Luft japsend, lief ich, den Korridor entlang, die Treppen hinunter und in das Esszimmer und sah, wie mein Bild gerade zurecht gerückt wurde.... Wie war er so schnell hier runter gekommen? Und wo hatte er so schnell einen passenden Bilderrahmen gefunden, das Bild eingefügt und aufgehangen? Vielleicht gab es hier Geheimgänge, von denen ich nichts wusste....oder sogar eine Falltür? Hier war alles möglich.

„Seto! Was soll das? Ich war noch nicht fertig.“, schimpfte ich. Tristan kam zu mir, nahm mich in den Schwitzkasten und lachte. „Was für ein schönes Bild du gemalt hast. Ich hätte gerne auch eines. Mal mich, in sexy Pose, auf einem coolen Motorrad.“ Ich seufzte und befreite mich aus Tristans Klammergriff. Ich besah mir das Bild, welches hier unfassbar gut hineinpasste. Ich legte den Kopf schief und überlegte. „Vielleicht sollten wir hier alles verändern, Eisklotz...was meinst du? Ein kleinerer Tisch, andere Stühle, ein bisschen Farbe an den Wänden und schöne Pflanzen...oder nicht?“ Ich konnte diesen Blick, den er gerade drauf hatte, einfach nicht deuten. Es hatte irgendwie eine Mischung aus Unglauben, „Was fällt dir ein“ und „Gute Idee“. Ich zuckte mit den Schultern und wandte mich von ihm ab. War doch in Ordnung, wenn er nicht wollte. Ich spürte wieder seinen bohrenden Blick in meinem Rücken und hoffte, ich würde damit davon kommen. Yoshi kam herein, rettete mich vor dem arktischem Arsch und übergab mir eine Liste. „Diese Vorräte haben wir noch. Was soll am Samstag und am Sonntag für die Feier eingekauft werden, Master Joseph?“ Ich besah mir die Liste. Es war genug vorrätig, für Samstag...aber für das Barbecue brauchten wir noch ein paar Sachen. Tristan liebte vor allem gegrilltes Fleisch und Würste. Ich fragte Tris, wie viele Leute er einladen wollte. „Was? Ich feiere nur mit meinen Freunden. Ich möchte also nur euch dabei haben....Jason darf auch gerne dabei sein und Serenity sowieso. Die Familie eben. Mehr brauche ich nicht.“ Ich nickte und überlegte, dachte an die Vorlieben eines jeden und notierte einige Dinge auf der Rückseite der Liste. „Da wir am Samstag schon anfangen...welche Torte möchtest du? Oder hättest du lieber einen japanischen, fluffigen Käsekuchen? Ach was.. du bekommst beides. Also brauche ich ganz schön viele Eier... Ich möchte viele Maiskolben und Kartoffeln...für Thea Meeresfrüchte...Edamame...“, nuschelte ich vor mich hin. Die Salate würde ich auch selber machen. Wir brauchten auch noch genügend Getränke. Ich war mir sicher, dass Tristan auch etwas alkoholisches dabei haben wollte, also notierte ich dieses ebenfalls.

 

Ich war in Gedanken schon an der Zubereitung, bis der eisige Hauch meines Ehemannes, mich unterbrach. „Du bist dir hoffentlich im Klaren, dass du nichts davon selbst machen musst.“ Selbstverständlich war ich das. Aber es lenkte mich von diesen Gedanken ab, die mir immer noch hartnäckig im Kopf herum schwirrten und mich durcheinander brachten.

„Natürlich.“, antwortete ich, in dem selben Tonfall, mit dem er mich immer, mit diesem Wort bedachte. Er sah mich finster an und sagte Yoshi, dass wir die Dinge, die auf den Grill kamen, so besorgen würden und für alles andere würden wir einen Caterer beauftragen. Die Torte und den Kuchen konnte ich backen, wenn ich UNBEDINGT wollte, aber für die restliche Versorgung, sollte ich mich nicht darum kümmern. Immerhin hatte ER Tristan gesagt, dass ER sich um alles kümmern würde. Fassungslos sah ich ihn an. „Also schmeckt dir mein Essen nicht mehr, oder was?“, fragte ich ihn wütend. Er seufzte und verdrehte die Augen. „Anstatt dich in Arbeit zu ertränken, solltest du die Feier genießen und ausgelassen mitfeiern. So war es gedacht und nicht anders.“ Ich sah ihn skeptisch an, nickte aber. Das klang einleuchtend. Jetzt benahm ich mich schon sehr seltsam, nur weil ich diese Gedanken, vom „Verliebt sein“ hatte.

„Also gut. Wie du befiehlst. Ich schau mal ob ich alles in der Vorratskammer finde, was ich für die Torte brauche.“, meinte ich ausweichend, obwohl ich immer noch die Liste, mit den Dingen, die wir noch vorrätig hatten, in der Hand hielt. Aber ich brauchte einen ruhigen Moment, in dem ich mich wieder sammeln und beruhigen konnte. In der Vorratskammer angekommen hockte ich mich auf den Boden und verbarg mein Gesicht in meinen Händen. Wir waren viel zu weit weg voneinander, als das ich verliebt sein könnte.

Wir küssten uns ja nicht einmal mehr wirklich oft. Wir redeten. Ab und an eine Umarmung...mehr nicht. Ich vermisste es. Es war, als ob man mir etwas schönes gegeben hätte, nur um es mir wieder wegzunehmen und mich zu verhöhnen, dass ich es nie wieder haben würde. Genauso fühlte es sich an. Mein Herz fing wieder an, fürchterlich weh zu tun, hämmerte laut und schmerzhaft in meiner Brust. Verzweiflung überkam mich wieder und ich wünschte mir meinen Mann hier her. Ich wollte ihn hemmungslos küssen und damit die Mauer, die uns immer noch trennte, einreißen. Mein Herz schmerzte schlimmer, hörte aber augenblicklich damit auf, als mich die starken Arme, meines Eisdrachen umfingen. „Joey...was hast du?“, fragte er sanft.

Ich seufzte und verdrängte die Tränen, die aus mir auszubrechen versuchten. Ich konnte ihm das doch nicht erzählen. Ob er mich küssen würde, wenn ich ihn darum bat? So richtig wild? Wie damals, als er mich das erste Mal in der Küche küsste. Aber ich hatte im Gefühl, dass er das gerade nicht wollte. Ich wollte nicht abgewiesen werden. Das könnte ich nicht aushalten...Vielleicht sollte ich ihn einfach gut ablenken.

„Dieses Esszimmer....es ist ein gruseliges Zimmer. Könnten wir es nicht vielleicht doch verändern? Es wirkt, als ob Gozaburo noch da drin wäre.“

Er zuckte zusammen und ich weitete meine Augen. Ich hatte einfach ins Blaue hinein geraten, aber allen Anschein nach, hatte er dieses Gefühl, wenn er in dem Zimmer stand. „Dann lass uns sofort anfangen, Seto. Ich kann mich kaum in diesem Zimmer aufhalten, ohne das es mich gruselt....bitte.“ Er flüsterte mir zu, dass das in Ordnung gehen würde und ich ihm nachher erzählen konnte, warum ich WIRKLICH gegangen war....Äh...er durchschaute mich aber auch wirklich immer. Er seufzte und ich spürte seinen warmen Atem, der mich am Hals kitzelte. Der Drache atmete tief ein und küsste mich an meinen Hals. Ich bekam davon eine Gänsehaut, Schauer liefen mir angenehm über den Rücken und seufzte, unbeabsichtigt, genießerisch auf. „Hm...Hündchen...“, murmelte er an meinem Hals, als er mich weiterhin küsste und sich an einer Stelle fest saugte. Ich stöhnte auf und bot ihm mehr davon an, in dem ich meinen Kopf auf die Seite neigte. Doch dann hörte er einfach auf. „Wir sollten wieder zurück gehen. Komm Joey. Wir haben immerhin unsere Freunde noch hier.“

Ich starrte die Vorräte an, die ich gar nicht wahrnahm, schluckte die Bitterkeit hinunter und nickte. Ich stand mit auf und ging, an seiner Seite, zurück zu den anderen, wich seinem Blick aber immer aus, den ich kühl auf mir spürte. „Joey...es liegt nicht an dir.“, sagte er, bevor er die Tür zum Esszimmer aufmachte und hindurch ging. Wenn es nicht an mir lag...an wem dann? Oder besser...an was?

 

Wieder in dem Gruselzimmer angekommen, ging ich zu Ryou und fragte ihn, wie wir hier dieses Zimmer verändern könnten, ohne das der Vorbesitzer spürbar wäre. Er kannte sich in sowas bestens aus und ich musste versuchen, mich abzulenken. Ryou sah sich um und lächelte. Er winkte Serenity zu sich und die beiden besprachen sich. Gut, dann überließ ich ihnen die Planung. Das sagte ich beiden auch und das ich mich darauf verlassen würde, dass beide ein cooles Zimmer daraus machen würden. Dann fragte ich den Kühlschrank, ob es ihm so Recht wäre. Nicht das ich hier einfach alleine entschied. Immerhin war das hier sein Anwesen und nicht meins. Er stimmte zu und ich atmete auf. Yugi sah auf die Uhr und meinte, dass er und Thea nun gehen mussten. Sie wollten Yugis Großvater helfen, der heute noch eine neue Lieferung für seinen Spieleladen erwartete. Ich nickte und brachte beide zur Türe. Wir verabschiedeten uns und als sie durchs Tor gegangen waren, schloss ich die Türe wieder. Was nun? Ich beschloss, mich zurück zu ziehen. Wieso sollte ich mich damit quälen, mich vor den anderen zu verstellen, dass alles in Ordnung wäre? Ich ging die Treppen hinauf, in mein Zimmer und wieder auf die Lounge. Ich hatte ja noch zwei freie Blätter übrig, die ich voll malen konnte. Also malte ich...Seto. Schon wieder. Diesmal aber zusammen mit Mokuba. Beide sahen den Betrachter glücklich an und lächelten fröhlich. Ich wünschte mir, ich könnte beide so mal wirklich sehen. Ich hatte Seto auch noch nie wirklich laut und hemmungslos lachen gehört. Er war meist ernst und frostig. Selten kam mal ein kleines Lächeln in sein Gesicht. Der Sonntag...ja da hatte er kurz gelacht gehabt. An diesem Abend waren wir glücklich gewesen. Nur für einen Abend. Es reichte mir nicht. Ich wollte, dass er dauerhaft glücklich war. Vielleicht konnte er das nur, wenn ich nicht da war? Das Bild war nun fertig und ich wollte nun auch das letzte Blatt noch bemalen. Aber mir fiel nichts ein, was ich zeichnen könnte. Ich starrte lange auf das leere Blatt. So lange, bis mein Dad auf einmal vor mir stand.

„Na mein Sohn? Was malst du schönes?“

Doch ich schwieg ihn nur an. Es war offensichtlich, dass Seto ihn geschickt hatte. Er traute sich wohl nicht mehr zu mir. „Nun gut. Offenbar möchte mein Mann mich nicht mehr sehen...das ist in Ordnung. Ich verstehe ihn ja.“, sagte ich, konnte die Bitterkeit, die erneut in mir aufkam, nicht aus meiner Stimme verbannen. „Joey...“, fing mein Dad an, doch ich schnitt ihm das Wort ab. „Geh bitte, Dad. Ich möchte jetzt niemanden sehen.“ Er sah mich bekümmert an, meinte, dass er mich lieb hätte und wandte sich ab. Doch bevor er endgültig ging, meinte er noch, dass er nicht wusste, wie er mir helfen sollte. Bisher konnte nur Seto mir wirklich helfen. „Ich bin doch dein Vater. Bitte...ich möchte auch was tun können, damit es dir besser geht. Sag es mir einfach, wenn es etwas gibt, wobei ich dir helfen kann, ja?“ Ich sah ihn an und meinte, dass es nichts gab, wobei er mir helfen konnte...es sei denn er wüsste, wie ich diese Mauer zwischen meinem Mann und mir einreißen könnte? Dad senkte den Blick. „In Beziehungsfragen bin ich der Letzte, der Ahnung hat. Aber...wenn mir was einfällt...dann....dann sage ich es dir.“, meinte er unsicher. Ich nickte und er ging zögerlich wieder hinein.

 

Ich starrte ihm hinterher. Ich hatte zwar gehört, was Dad gesagt hatte, aber es kam mir, im Gegensatz zu meinen Problemen, recht unbedeutend vor. Ich wollte nichts weiter, als wieder unbekümmert mit meinem Drachen reden, lachen, streiten und...ja auch Sex haben. Seto...Eine tiefe Traurigkeit erfasste mich und nun konnte ich meine Tränen nicht mehr zurück halten. Ich weinte stumm und fragte mich dabei, warum sich der Kotzbrocken so seltsam verhielt. Was hatte ich getan? Egal was der Eisklotz gesagt hatte...ich war mir ziemlich sicher, dass es doch an mir lag. Das tat es doch immer. Ich überlegte fieberhaft, doch ich kam einfach nicht drauf. Wann hatte es denn überhaupt angefangen? Ich dachte angestrengt nach, konnte aber keinen klaren Gedanken mehr fassen. Mir wurde schwindlig und alles verschwamm langsam vor meinen Augen. Ich versuchte den Schwindel weg zublinzeln, aber es half nicht. Alles drehte sich und ich legte mich richtig hin. Tief atmete ich durch und schloss meine Augen, dämmerte dabei langsam weg.

 

 

Ich öffnete die Augen wieder. Vor mir stand auf einmal Seto. Er sah mich angewidert an und brüllte, dass er genug von mir hatte. „Du bist widerlich und hässlich. Wieso habe ich dich überhaupt an mich ran gelassen? So ein Monster würde ich niemals lieben. Vielleicht sollte ich dich deiner Mutter und Hina ausliefern. Ich bin sicher, da würdest du nicht mehr lebend heraus kommen.....“, spie er mir abfällig entgegen. Dann warf er seinen Kopf in den Nacken und lachte. „Hahahahahahaha.“ Ich hielt mir meine Ohren zu, aber dieses Lachen war so durchdringend, dass es nichts nützte. Dann sprang ich auf und rannte. Weg von ihm. Weg von dem Schmerz, der mein Herz zerbrach und es so schlimm schmerzen ließ. Doch ich konnte dieses fiese Lachen überall hören, egal wie weit ich weg rannte. Wie konnte das sein? Seine Worte wiederholten sich...immer und immer wieder. Stachen mir immer aufs neue in mein Herz. Heiße Tränen rannen mir mein Gesicht hinab und mich überrollte eine große Verzweiflung. Warum? Warum war er jetzt so fies zu mir? Wieso rettete er mich, wenn er mich eigentlich lieber tot sehen wollte? Er hätte mich sterben lassen sollen... „Niemals lieben...“ ….. „Monster“....... „widerlich und hässlich“.....„Joey“....Mein Name...er rief meinen Namen. Und dann auch noch so zärtlich. Wieso? „Joey, wach auf“...

 

 

Ich wachte auf, sah immer noch verschwommen und zitterte unkontrolliert. Mir war heiß und mein Kopf dröhnte. Dieser Schmerz, der meinen Kopf fast zerspringen ließ, konnte ich kaum aushalten und hielt ihn mir, die Augen fest zugekniffen. Zärtlich streichelte man mir meine Wange und ließen mich meine Augen doch wieder öffnen. Es tat alles so weh...

Blaue Augen sahen mich besorgt an. Ich schloss meine Augen wieder. Was war jetzt die Wirklichkeit? Das gerade eben, oder der Traum? War es ein Traum? Es passte nicht zusammen. Warum...warum träumte ich überhaupt wieder?

„Joey...du hast schon wieder ein bisschen Fieber....“, meinte er leise und füllte einen Beutel mit Eis, legte es mir auf meine Stirn und küsste meine Wange. „Jason hat mir erzählt, was du gesagt hast...Komm, rede mit mir.“ Ich wandte mich von ihm ab und der Beutel fiel von meiner Stirn. Jetzt tat er wieder so. Aber gerade eben hatte er mich verhasst beschimpft. Er legte sich zu mir und hielt mich fest. „Es ist nicht so, dass ich dich nicht sehen möchte...ich hatte das Gefühl, dich zu bedrängen, wenn ich zu dir komme, aber das war wohl eine falsche Annahme.“ Er streichelte zögerlich meinen Nacken und nahm den Eisbeutel wieder auf und platzierte ihn dort. Ich sah schon wieder ein bisschen klarer. Ich zitterte allerdings immer noch von dem Traum. Dieser Blick von ihm, als er mir mein Herz entzwei gerissen hatte... „Deine Mutter hat ja wirklich ganze Arbeit geleistet. Wir trauen uns ja nicht mal mehr Klartext miteinander zu reden. Willst du wirklich, dass sie gewinnt?“ Auch die Kopfschmerzen klangen langsam ab, wurden aber von einer großen Hoffnungslosigkeit abgelöst. Jetzt wollte er mir auch noch weiß machen, dass es Mutters Schuld war... Was war mit ihm? Ich drehte mich zu ihm und brüllte ihn an. „Du bist derjenige, der mich nicht bei sich haben will. Du bist von mir so angewidert, dass du mich weder küssen, oder sonst was willst...Und Mutter hat bereits gewonnen. Merkst du das nicht?“ Er zuckte zusammen, als hätte ich ihn geschlagen. Dann knurrte er mich an und drehte mich zu ihm. Der Eisbeutel knirschte, als er runter fiel und unbeachtet von uns zerschmolz. Mit einem wilden Blick starrte die Kühltruhe mir in meine Augen. „Sie gewinnt nur, wenn wir es zulassen. Ich wollte nur nicht, dass du dich bedrängt fühlst.“

 

„Lügner.“, schrie ich. „Kaum merkst du, dass es mir gefällt, was du tust, hörst du auf. Was sollte es denn anderes bedeuten, als das du mich nicht mehr willst? Geh...lass mich in Ruhe. Ich brauche dein Mitleidsgetue nicht.“ Und auch nicht dieses geschauspielerte Interesse an mir...er wollte mich doch an Mutter und Hina ausliefern...

Mit diesen Worten wollte ich mich wieder abwenden, doch er hielt mich an meinen Oberarmen fest. Dann küsste er mich und drängte seine Zunge in meinen Mund. Erschrocken keuchte ich auf. Dann ließ er wieder von mir ab, sah mir mit seinen, unglaublich hellen Augen in meine und zischte mir zu, dass er sich gerade fühlte, als ob er mir etwas schändliches antat. Ob ich das unbedingt wollte, dass er sich so fühlte und dann noch mehr Schuld auf sich lud. Was? Er fühlte sich... „Welche Schuld?“ Ungläubig schüttelte er den Kopf. „Willst du mir sagen, dass du nicht weißt, was ich meine? Eifersucht? Der ganze Tag im Bad? Dehydriert? Klingelt da was bei dir?“ Ich sah ihn verständnislos an. Ging es nicht um die Worte, die er gerade gesagt hatte? Das ich hässlich und widerlich sei? Und so...weiter.

„Du hast doch gerade noch gesagt, dass ich ein Monster bin...und das ich....“ Moment...war das wirklich die Wirklichkeit gewesen? Oder ein Traum? Und wenn es ein Traum war....durfte ich ihm nicht davon erzählen. „Ähhmm... vergiss was ich gerade gesagt habe...Dehydriert? Ah ja...“

Ich erinnerte mich wieder. Ich hatte aufgegeben, weil ich dachte...

 

„Du hast keine Schuld. Ich hatte einen Aussetzer. Ich hatte gedacht, dass du zu mir kommen müsstest. Ich habe nicht bedacht, wie du dich dabei fühlen würdest. Es tut mir leid. Es ist ok, wenn du mich nicht mehr willst. Du musst dich nicht verpflichtet fühlen. Ich werde versuchen, diese Gefühle zu verdrängen, damit du diese Aussetzer nicht mehr mitbekommst. Schau einfach nicht hin. Ich komme damit klar, ehrlich.“

Ich war vorher auch damit zurecht gekommen. Nun musste ich mir aber noch was einfallen lassen, wegen diesem Traum. Sollte ich jetzt wirklich wieder anfangen zu träumen, hatte ich ein großes Problem. Dann durften wir nicht mehr im selben Zimmer schlafen. Er würde sonst bemerken, wie sehr ich darunter wirklich zu leiden hatte, was Mutter damals tat. „Joey...“ „Nein, Seto. Schon gut, wirklich. Es ist meine Schuld. Du bist besser dran, ohne mich. Du...du hättest das im Interview nicht sagen sollen, dass du mit mir zusammen bleibst. Du könntest...könntest es bereuen. Nein, da... das stimmt nicht. Du bereust es ja jetzt schon. Kein Wunder. Du hast Recht damit. Du...“ Er küsste mich und unterbrach damit mein Gestotter. Dann löste er sich wieder und sah mich scharf an.

„Wir reden komplett aneinander vorbei. Erstens, fühle ich mich nicht verpflichtet. So etwas tu ich immer freiwillig. Zweitens, habe ich mir meine Worte, beim Interview, gut überlegt. Ich bereue nichts!“ Mit geweiteten Augen starrte ich ihn an. Er bereute es...nicht?

„Und drittens, dass was ICH meinte...gestern...war ich blind vor Wut und Eifersucht gewesen und habe dich im Stich gelassen. Du wärst dadurch fast gestorben. Wenn dein Vater mir nicht den Kopf gewaschen hätte, und er war noch recht human damit, wäre ich jetzt Witwer. Ich habe IMMER alles im Blick und übersehe NIE etwas. Aber an dem Tag...habe ich auf ganzer Linie versagt. Ein Wunder, dass du mich überhaupt noch ansehen kannst. Ich bin nicht besser, als deine Mutter.“, flüsterte er mir nun leise und voller Selbsthass zu.

Da blieb mir der Mund offen. So hatte ich das gar nicht gesehen. Ich schüttelte den Kopf. Das waren von uns beiden verquere Gedanken und passten einfach nicht zu der Situation. „Du hast daran keine Schuld. Wenn ich logisch nachgedacht hätte, statt mich von diesem Aussetzer überrollen zu lassen, dann....dann hätte ich gewusst, wie es dir geht...und was tun können. Außerdem...du bist nicht ein Stück, wie meine Mutter. Sie würde weder mir so schöne Überraschungen bescheren, noch so lieb zu mir sein. Sie hat uns so manipuliert, dass wir Gedanken haben, die mit der Wirklichkeit nichts zu tun haben. Ihre Spezialität...“, sagte ich leise und streichelte zaghaft seine Wange. Er hielt meine Hand an seine Wange gedrückt, sah mir fest in meine Augen und fragte mich, ob ich ihm wirklich keine Schuld an dem ganzen geben würde. Ich schüttelte nur den Kopf. Er umarmte mich und seufzte erleichtert auf. Wir hielten uns einige Zeit fest, dann küsste er mich wieder und ich schlang meine Arme um seinen Nacken und zog ihn, so nah wie möglich, zu mir. Ich spürte förmlich, wie sich sein Schuldgefühl langsam auflöste.

Er brach den Kuss ab und meinte, er würde mir nie sagen, dass ich ein Monster wäre...denn DAS wäre gelogen. Ich wurde rot. Warum musste er jetzt wieder damit anfangen?

„Was auch immer du da geträumt hast...ich würde dir niemals mehr so sehr weh tun. Du...du bist.. bist ganz ok, vom Aussehen her...eigentlich ziemlich hübsch...für einen Hund...“ Ich knurrte und wollte schon protestieren, dass ich kein Hund wäre, doch mein Frostdrache legte wieder seine Lippen auf meine und hinderte mich daran, noch was dazu zu sagen.

Er küsste mich gierig und ich konnte nicht anders, als es genauso wild zu erwidern. Ja genau so. So wollte ich es vorhin und auch jetzt. Mit einem Schlag bekam die Mauer Risse und mit jeder Sekunde, die wir hier küssend verbrachten, bröckelten Stückchen davon ab. Wir küssten uns lange so, konnten aber nicht die ganze Mauer einreißen. Er wollte gar nicht mehr aufhören. Aber weiter ging er auch nicht. Wie hielt er das aus? Ich war schon nach den ersten drei Sekunden so scharf auf ihn, dass ich ihm die Kleider vom Leib hätte reißen können... Was solls. Ich musste austesten, wie weit ich gehen konnte. Also bewegte ich eine Hand von seinem Nacken, weiter runter, über seinen breiten Rücken, bis zu seinem Hintern und drückte ihn auf mich und kam ihm mit meinem Becken noch entgegen. Er stöhnte auf und löste den Kuss. „Hgnn, Joey. Bist du dir sicher, dass du das willst?“ „Wir sind legitim verheiratet. Warum sollten wir uns zurück halten? Kommen dir diese Worte bekannt vor?“ Er grinste und streichelte meinen Nacken. „Wenn das so ist...Ich habe ein wenig Lust auf....Proteine.“ Ich starrte ihn an. Das war nicht sein Ernst. Ich dachte, wir könnten wieder mal ein bisschen leidenschaftlichen und wilden Sex haben. War das, weil die Mauer noch nicht ganz verschwunden war, dass er mich nicht wollte?

 

 

„Nein.“

 

 

Er zog eine Augenbraue nach oben. „Du willst also NICHT, dass ich es dir besorge? So ein Angebot schlägt man eigentlich nicht aus, wenn man schlau ist...“

„Grrr....du arroganter, eingebildeter Eisschrank. Das meine ich doch gar nicht. Ich wollte eigentlich....was anderes.“

„Ach? Und was könnte das sein?“ Das gab es doch nicht. Musste ich ihm auch noch haarklein sagen, WAS ich genau wollte?

Seine Augenbraue wanderte noch höher und ich spürte meine Wangen heiß werden. „Ich...ich..“

Er grinste wieder. „Ja? Sprich dich ruhig aus. Sag mir, was du willst.“ Ich biss mir auf meine Unterlippe. Es war mir auf einmal peinlich, ihm zu sagen, was ich genau wollte. Ich schluckte nervös und sah ihm in seine hellen, blauen Augen, die mich verlangend ansahen.

„Ich will dich...“, flüsterte ich.

„Wie bitte? Ich habe dich leider nicht verstanden.“ Dieser....ich hatte es doch gesagt und ich wusste, dass er mich verstanden hatte. Er hatte Ohren, wie eine Fledermaus. Er hörte alles.

Ich atmete nochmal tief durch. Er wollte es also laut und deutlich, aus meinem Mund hören. Nun gut. Das sollte er bekommen. Ich holte tief Luft und meine Wangen brannten dabei fürchterlich.

„Ich will dich, Großkotz....und zwar JETZT! Fang an...SOFORT!“ War das laut genug? Er sah mich nur skeptisch an. „Wenn du mir so etwas befiehlst, kann ich nicht. Tja, dann gehe ich besser wieder nach unten.“ Ich krallte meine Hände in sein Hemd und hinderte ihn somit daran, abzuhauen.

„Wenn ich mir so deine Mitte ansehe...kannst du wohl!“ Seine Hose spannte schon ziemlich und ich konnte es nicht erwarten, ihn wieder in mir zu spüren. Ich fummelte an seiner Hose herum, zog auch seinen Reißverschluss runter und seine Hose nach unten. Schon reckte sich mir seine Härte entgegen. Der Kühlschrank schnaubte.

„Du willst deinem Hintern doch ein paar Wochen Schonfrist geben. Ich sollte mich daran halten.“, sagte er schonungslos. Und so spürte ich nun die Konsequenz meiner eigenen Worte. Ich verzog mein Gesicht und grummelte. Dann zog ich ihn zu mir und er tat nichts, um mich davon abzuhalten. Sanft streichelte ich erneut seine Wange. Ich hatte noch nie so deutlich bemerkt, wie rücksichtsvoll er sich mir gegenüber verhielt. Wenn ich etwas nicht wollte, tat er es auch nicht, egal wie sehr er es wollte. Ich konnte nicht verhindern, dass ich ihn in meinen Gedanken wieder anhimmelte und das bekannte Flattern in meinem Bauch wieder einsetzte. Es zauberte ein Lächeln in mein Gesicht.

„Schonfrist aufgehoben.“

Nach diesen Worten, küsste er mich wieder gierig. Seine Hände fuhren verlangend unter mein Shirt, den Bauch hinauf. Seine Hände verwöhnten meine Brustwarzen und ich drängte mich ihm keuchend entgegen.

Ich hörte ein Rufen und wir zuckten erschrocken zusammen. „Master Kaiba...Master Joseph? Verzeiht die Störung, aber Sie beide werden schon von den anderen gesucht....“ Wir hörten sie näher kommen. Ich sah zuerst meinen Ehemann in die Augen und dann an uns herunter und wurde auch schlagartig rot. Man sah alles....ALLES!!! Mein Gemächt war ja noch eingepackt...aber....Schnell bedeckte ich die Blöße meines Eisdrachen, aber meine Hände reichten natürlich nicht dafür und ich schnaubte. Er drehte sich, damit sie IHN nicht sah. Luigiana kam durch die Türe und erstarrte. „ Äh...sie...sie alle fragten sich, ob alles in Ordnung wäre...aber ja. Ich sehe, es ist alles...alles in Ordnung. Wenn die Herren dann runter kommen möchten...“, sagte Luigiana mit hochrotem Kopf. Seto funkelte sie eisig an. „Wie kannst du es wagen?“, fragte er sie schneidend kalt und ich fröstelte daraufhin. Dann aber drehte sich unser Dienstmädchen, ruckartig um und verschwand wieder ins Haus. „Sie...sie hat.....“

„Ja, ich hab es mitbekommen, Hündchen. Das wird noch Konsequenzen nach sich ziehen, dass kannst du mir glauben. NIEMAND stört mich, wenn ich dich verwöhnen will. Das gibt dann wohl eine Gehaltskürzung.“, grollte er, bevor er mir wieder lüstern in die Augen sah.

„Sagtest du nicht was von...Schonfrist aufgehoben?“

„Was zum...wie kannst du nur JETZT daran denken, mich zu nehmen, wenn Luigiana...“

Er sah mich kühl an, lachte dann aber leise. „Eifersüchtig?“

„Oh bitte.... Aber das war doch gerade sowas von peinlich. Wir können doch nicht einfach so weiter machen, als ob sie gar nicht da gewesen wäre.“

Er verdrehte die Augen und meinte, sie wäre doch nur ein Mädchen, welches auch gerne mal, so leidenschaftlich genommen werden wollte, wie wir es zusammen taten, aber mein Dad irgendwie kein Interesse hätte. Ich nickte. Ja DAS wusste ich auch schon. Aber einfach so weiter machen? Zum Glück hatte sie IHN nicht gesehen. Ich seufzte auf und stierte wieder nach unten. Der Eisberg spannte die Muskeln in seinem Beckenboden an und seine Härte bewegte sich. Es sah so aus, als ob seine Erregung mich zu ihm locken wollte. Ich musste lachen und klammerte meine Beine um ihn und zog ihn damit zu mir. Wir küssten uns wieder genussvoll. Doch so gerne ich mit ihm jetzt schlafen wollte....es ging nicht, denn ich hörte die Stimmen meiner Freunde und meiner Schwester näher kommen....

MEINE SCHWESTER!!! Der Yaoi-Freak.

Ich unterbrach den Kuss, richtete mich schnell wieder auf, zog Setos Hose wieder nach oben und er verzog beleidigt, sein Gesicht. Schüchtern sah ich ihn an.

„Ich höre die anderen kommen...und vor allem...Serenity...SIE muss dich nicht sehen. Sonst schreibt sie nur wieder diese...wie konnte das passieren, dass sie das wirklich getan hat? Bitte entschuldige...aber ich will nicht, dass sie uns DABEI sieht...“

Er verdrehte die Augen und nickte, immer noch eingeschnappt. Manno. Das gab es doch nicht. Es war so schade, dass wir es nicht treiben konnten. Ich wollte ihn so sehr.

Grummelnd sahen wir zur Balkontüre, durch die unsere Freunde und Serenity kamen. Meine Schwester sah mich an und erkannte sofort, dass sie uns gerade bei einer....wichtigen Tätigkeit gestört hatten. „Oh nein...sie hätten gerade miteinander schlafen wollen. Ryou...siehst du? Bei Seto?“

„Ja sehe ich...eine riesige Beule...“

Serenity kicherte. „Oh ja. Und wie...und bei Joey regt sich auch schon was...“

Tristan und Duke schüttelten fassungslos die Köpfe.

„Jetzt ist aber gut. Du übertreibst mit deinem Stalking, Serenity. Gönne den beiden doch mal etwas Privatsphäre.“, meinte mein Dad streng, der hinter ihnen stand.

„Aber Papa. Die beiden sind sooo....“

„Genervt, weil du ihnen nie ihre Ruhe lässt. Das die beiden keinen Sex miteinander haben können, geht somit auf dein Konto.“, bretterte er ihr hin, drehte sich um und ging wieder. Serenity zog eine Grimasse und ging Dad hinterher, gefolgt von den Jungs, die versuchten, Serenity in ihrem Gezeter, zu beruhigen. Nun waren wir wieder alleine, allerdings hatten wir jetzt beide keine Lust mehr. Wir standen auf gingen in mein Zimmer.

„Ob wir jemals wieder Sex haben können?“, fragte ich ihn. Der Schock stand ihm, daraufhin, förmlich ins Gesicht geschrieben und er knurrte. „Du kommst mir nicht aus, Joey...Heute Nacht bist du MEIN. Verlass dich drauf.“

Ich grinste ihn an und meinte, es könnte immer etwas dazwischen kommen, so wie es im Moment drunter und drüber ginge. Er knurrte lauter und hielt mich am Oberarm fest, meinte, dass er mich nachher zum schreien bringen würde und dann fing sein Handy an, zu klingeln. Er fischte es aus seiner Hose heraus und ging ran.

„Kaiba?“ Er hörte geduldig zu und grinste daraufhin. „Gut. Ich bin in einer viertel Stunde bei Ihnen. Danke, Dr. Han.“ Damit legte er auf. „Dr. Han?“

Seto lächelte mich an und meinte, er hätte gleich einen Termin bei seinem Psychologen. „So schnell? Aber...es ist doch schon fast Abend. Hast du keinen Hunger?“ Er schüttelte den Kopf. „Das hier ist erst einmal wichtiger. Ich muss diese Hina aus dem Weg haben. Als Roland mir erzählt hat, was am Montag passiert war, wusste ich schon, dass wir, so schnell wie nur irgendwie möglich, handeln müssen. Wenn sie die Gelegenheit bekommt, dich in die Finger zu kriegen, kannst du deine Männlichkeit abschreiben...Also, ich muss mich noch umziehen. Warte nicht auf mich, mit dem Essen.“, meinte er und gab mir einen flüchtigen Kuss, ehe er, in meinen Schrank ging und direkt in seinen eilte. Ich blieb einfach verdattert stehen und starrte auf die Tür, die sich gerade geschlossen hatte. Dann ging ich ihm hinterher. In seinem Schrank fand ich ihn nicht, also ging ich in sein Drachenzimmer. Aber auch dort war niemand zu sehen. Die Badtür öffnete sich und Seto kam heraus, in einem edlen schwarzen Anzug und einem hellgrauem Hemd. Er sah mich und stockte. „Sieh mich nicht so an, als ob ich nie wieder kommen würde...Es ist nur ein Gespräch. In spätestens zwei Stunden, bin ich wieder da.“

Damit lief er an mir vorbei und ich starrte ihm wieder nur hinterher. Ich hörte ihn seufzen und er kam nochmal zurück. Er schnappte sich meine Hand und zog mich aus seinem Zimmer und den Korridor entlang. „Joey, mach dir keine Sorgen. Wir werden das schon schaffen. Die anderen werden dich sicher von deinen Gedanken ablenken, bis ich wieder da bin.“, versuchte er mich zu beruhigen. Aber ich dachte doch gerade nichts. Ich fühlte nur....und ich fühlte mich elend. Seto würde schon wieder gehen. Ich wollte das er da blieb. Ich hatte kein gutes Gefühl dabei. Aber was wenn...

„Ich komme mit. Ich warte auch im Wartezimmer, bis du fertig bist. Ja?“ Doch er zog nur eine Augenbraue nach oben.

„Joey...es sind nur zwei Stunden und...“

„Ja, ist schon ok. Dann nicht. Bis später, Großkotz.“, sagte ich mit gesenktem Kopf. Ich löste meine Hand von seiner, drehte mich um und ging davon. Mir brannten die Tränen in meinen Augen. Ich musste weg von ihm, bevor er merkte, dass ich fast am Verzweifeln war. Das wurde langsam lästig.... Gleich war ich wieder in meinem Zimmer, könnte heulen und all meinen Frust raus lassen. Das schlechte Gefühl, dass ich hatte, verstärkte sich und ließ mich vor Furcht erzittern. Ich spürte den eisigen Blick meines Gefrierschranks auf mir.

 

„Joey! Bei Fuß! Wir haben einen Termin.“, sagte er leise, voller Verständnis. Ich drehte mich augenblicklich zu ihm um und starrte ihn ungläubig an. „Ich darf mit?“

Er nickte und lächelte mich traurig an. „Du...weinst. Bei mir bist du am Besten aufgehoben.“ Ich wischte die Tränen, die ich gar nicht bemerkt hatte, weg und atmete auf. Freudig lief ich zu ihm, direkt in seine Arme, die mich sanft umschlossen. Ich kuschelte mich an seine Brust, atmete tief ein und fühlte mich in einem Kaiba - Rausch. Ich war ja schon süchtig, nach seinem berauschendem, unwiderstehlichem und begehrenswerten Duft, der alle meine Sinne betäubte. Wir lösten langsam die Umarmung und lächelten uns gegenseitig schüchtern an. Mein Drachengatte räusperte sich und reichte mir seine Hand. Mein Herz klopfte laut und schnell, als sich unsere Hände sanft umschlossen. Zum Glück konnte ich mit ihm mit.

Wir gingen zusammen nach unten, sagten noch den anderen Bescheid und diese nickten. Tristan und Duke waren immer noch beschämt davon, dass sie uns gestört hatten und blickten unauffällig zu meiner Schwester.

Sie schmollte immer noch. „Ich bin nicht Schuld, dass sie nicht miteinander schlafen können. Und wenn, bist du mindestens genauso schlimm, Papa.“ Dad verdrehte die Augen und widmete sich wieder Ryous Plan. Ganz schön verdächtig, dass Dad in letzter Zeit so schweigsam und ernst war. Da konnte irgendwas nicht stimmen. „Beruhige dich wieder Serenity. Komm, ich gebe dir eine entspannende Massage.“, versuchte Tristan sie zu besänftigen, doch Duke schob sich dazwischen und meinte, dass ER ein besserer Masseur wäre, als Tris. Ich knurrte drohend und beide nahmen augenblicklich wieder Abstand von meiner Schwester. „Ryou? Kannst du bitte aufpassen, dass diese zwei hier“, ich deutete auf Tristan und Duke, „nicht ständig an Serenity kleben?“ Nun sah mich Ryou skeptisch an und meinte, dass Serenity fast erwachsen war und selbst entscheiden konnte, wen von beiden sie nahm, wenn sie denn einen von ihnen wollte. Ich schob meine Unterlippe nach vorne und knurrte erneut. Mein Mann drückte sanft meine Hand. „Deine Schwester ist klug. Sie wird zuerst gut genug überprüfen, ob einer der beiden ihren Anforderungen genügt und nicht wahllos irgendwen nehmen.“, flüsterte er mir ins Ohr.

 

Ich sah ihm in seine strahlend, blauen Augen und ein innerlicher Schauer durchflutete mich, ehe das vertraute Flattern in meinem Bauch wieder einsetzte. Ich sah zu Boden und nickte, als er mir, auf einmal unsicher in die Augen gesehen und merklich geschluckt hatte. Meine Güte...so oft und so lange hatte ich diese starken Gefühle noch nie gehabt. Was passierte denn da nur mit mir? Und warum wollte ich im Moment nichts anderes, als mich an ihn zu kuscheln und seinen Duft einzuatmen? Ich hatte das Gefühl, langsam meinen Verstand zu verlieren. Diese Gefühle waren derart einnehmend, dass ich nur noch an meinen Mann denken konnte. Für anderes war einfach kein Platz mehr.

 

Mein Dad, der uns genaustens beobachtet hatte, ergriff nochmal das Wort.

„Gut. Dann schicke uns bitte Roland wieder hier her. Ich möchte mit Ryou zum Baumarkt fahren und alles besorgen, was wir brauchen, zum Verschönern des Esszimmers.“, erklärte dieser. Nach diesen Worten zuckte ich kurz zusammen. Serenity würde mit ihren Verehrern alleine sein... Seto nickte und gab ihm eine Kreditkarte. „Zahl damit. Kauft alles, was ihr braucht.“ Mit diesen Worten gingen wir zu Roland, der im Wohnzimmer saß und mit Mokuba Schach spielte. „Roland. Ich habe gleich einen Termin bei dem Psychologen. Kannst du uns kurz fahren?

Und dann bitte Jason und Bakura zum Baumarkt?“ Roland nickte und stand auf.

„Dann spielen wir später weiter, ja? Ach ich komme auch mit, in den Baumarkt, ok?“, fragte Mokuba. Ich biss mir auf die Zähne. Auch Mokuba konnte ich nicht damit beauftragen, auf meine kleine Schwester zu achten. Ihre Klugheit hin oder her...Männer waren manchmal einfach doch Schweine...Ich schwankte kurz zwischen der Entscheidung mit Seto mitzugehen oder doch auf Serenity aufzupassen. Aber das nagende, schlechte Gefühl, welches mich malträtierte, wenn ich an den Eiswürfel dachte, gewann. Der Eisdrache stimmte der Entscheidung seines Bruders zu und wir gingen der Haustüre entgegen. Daisy stand dort, einen Staubwedel in der Hand und verbeugte sich, als wir vorbei gingen. Ich zischte ihr zu, dass sie bitte meine kleine Schwester vor den hungrigen Verehrern, die im Esszimmer diese belagerten, behüten sollte und nachdem sie genickt hatte, atmete ich auf und wir verließen die Villa. In der Limousine wurde ich nervös und spielte mit meinem Ehering. Ich sah darauf und merkte, dass meine rechte Hand ja schon wieder fast verheilt war. Also nahm ich ihn ab und beehrte ihn wieder, mit seinem eigentlichen Platz, an der rechten Hand.

 

„Keine Sorge. Wir sind bald wieder zu Hause. Und eine Anstandsdame, die auf deine Schwester aufpasst, hast du auch gefunden.“, versuchte mich, mein Ehemann zu beruhigen und streichelte ganz zart über meine rechte Hand. Doch das schlechte Gefühl, welches ich hatte, als Seto den Anruf bekam, wurde schlimmer.

„Ja, ja. Ich weiß. Serenity kann selbst entscheiden, bla, bla. So weiß ich sie aber in Sicherheit. Ich habe nur das Gefühl, dass was passieren wird. Mir ist so übel auf einmal und ich weiß nicht, warum. Wir müssen vorsichtig sein, ja?“ Er starrte mich an und meinte, er würde nicht zulassen, dass mir was passierte. Aber...ich hatte keine Angst, dass MIR was passieren könnte. Es war Seto, um den ich mich sorgte, warum auch immer. Aber da er das eh nicht ernst nehmen würde, schwieg ich, bis wir angekommen waren.

Wir hielten, in der Nähe der Schule und stiegen aus. Ich sah an der Fassade des Gebäudes hoch und schluckte. Der verwöhnte, reiche Bengel nahm mich wieder an meiner Hand und führte sie an seine Lippen. Sanft küsste er meinen Handrücken und sah mir fest in meine Augen. „Hab keine Angst. Ich beschütze dich.“, versicherte er mir und zog mich ins Gebäude. Ich schluckte erneut... Ja...aber... wer würde ihn beschützen?

Wir gingen die Treppen des Gebäudes nach oben, in den dritten Stock und klingelten bei Dr. Han. Es ertönte ein Summen und wir traten ein, in seine Praxis.

Hier war alles sauber und gepflegt. Das Personal freundlich und zuvorkommend. Wir saßen ein paar Minuten im Wartezimmer, ehe eine kleine, ältere Frau, meinen Mann Bescheid gab, dass Dr. Han nun Zeit für ihn hätte und er doch bitte mitkommen sollte. Er nickte, küsste mich nochmal flüchtig und ging mit der Frau mit. Na toll...jetzt war Seto weg und mir war langweilig.

Ich ging zu den Fenstern und sah hinaus, mitten auf eine Hauswand. Ich grummelte. Was sollte ich nun machen? Vielleicht sollte ich mich mal mit den Damen, am Empfang unterhalten? Ich ging aus dem Wartezimmer und sprach die Damen an, wie es ihnen so ginge und ob ihnen auch so dermaßen langweilig war, wie mir. Sie kicherten, wie meine kleine Schwester und erröteten...

Noch mehr Yaoi Fans... Das gab es doch nicht. Wo kamen die nur immer her? Ich bat gereizt um ein paar leere Blätter und einen Kugelschreiber, bekam beides in die Hand gedrückt und setzte mich wieder ins Wartezimmer.

Ich saß eine ganze Stunde im Wartezimmer und kritzelte die Blätter, die ich von der Rezeption bekommen hatte, voll. Ich malte den weißen Drachen, mit eiskaltem Blick und den schwarzen Rotaugendrachen, die in der Luft miteinander tanzten, den schwarzen Magier, den Flammenschwertkämpfer, Kuribo und die ägyptischen Götterkarten. Mir war immer noch übel und ich konnte meine Nervosität, einfach nicht beiseite schieben. Irgendwas lag in der Luft, aber ich konnte es nicht richtig greifen. Ich wusste nur, dass ich auf meinen arktischen Eiskübel aufpassen musste. Besagter, arktischer Eiskübel, kam gerade ins Wartezimmer und wirkte erschöpft. „Ist alles in Ordnung?“, fragte ich und sprang sofort auf. Er winkte nur ab und meinte, es würde alles nach Plan verlaufen. Glaubte ich ihm? Sicher nicht. Aber ich ließ es auf sich beruhen, denn er sah wirklich nicht gut aus. Ich sollte ihm gutes, stärkendes Ramen kochen. Die kräftigende Nudelsuppe, würde ihm wieder neue Kraft verleihen. Dann konnte er sich ausschlafen. Das hatte er lange nicht mehr gemacht. Er würde heute garantiert nicht mehr zum Zug kommen. Dafür war er körperlich zu ausgelaugt. Er brauchte nun meine Kochkünste und genügend Schlaf...und wenn ich ihn mit einem Holzhammer ausknocken müsste...

 

Mein Gatte machte sich einen neuen Termin, an der Rezeption aus und nahm den kleinen, weißen Zettel an sich. Nächste Woche hatte er schon den nächsten. Ich wollte nur noch heim, denn auf einmal wurde das schlechte Gefühl stärker und die Übelkeit schlimmer. Ich sammelte nur noch schnell meine Zeichnungen ein und gab den Kugelschreiber wieder ab.

Der wandelnde Gletscher rief Roland an, während wir den Ausgang des Gebäudes ansteuerten. „Roland ist in etwa zehn Minuten hier.“, meinte er. Aber ich griff nach seinem Ärmel und er blieb verwundert stehen. „Was ist?“

„Zehn Minuten? Lass uns hier drinnen warten, bis er da ist, ja?“

„Joey...dir passiert schon nichts. Deine Mutter würde es nicht wagen, dich jetzt anzugreifen.“

Er verstand einfach nicht. „Bitte, Seto. Ich habe ein schlechtes Gefühl. BITTE!“

Seine Hand war schon auf dem Türknauf. Er sah mich an, analysierte mein Gesicht und nickte dann.

„Gut. Wenn es dir so ernst ist, warten wir hier drin.“ Ich atmete auf, aber das schlechte Gefühl wich nicht. Es wurde immer schlimmer und ich hatte das Gefühl, mich jeden Moment übergeben zu müssen. Seto hatte immer noch seine Hand am Türknauf...Warum machte mich das so nervös? Meine Atmung erhöhte sich und ich fing an zu schwitzen. Irgendwas stimmte hier nicht. Ein Schatten kam näher, die Tür wurde auf einmal aufgerissen und Seto taumelte, mit mir an seiner Hand, nach draußen. Mir wurde schwindlig und ich konnte nur eine Silhouette ausmachen....wer war das? Einen Moment später, sah ich besser und ich weitete meine Augen.

 

 

 

„Das du das in dem Interview gesagt hast, bereust du, Kaiba!“, sagte die Person und hielt ihm eine Waffe an seine Brust. Direkt an seinem Herzen.

„Schon schlimm genug, dass ihr jetzt verheiratet seid....nein, du musst auch noch sagen, dass du ihn behalten willst. Auf den Geschmack gekommen, Kaiba? Tja Pech für dich, dass du dieses Jahr gar nicht voll bekommst.“, spie die Gestalt ihm entgegen. Der Daumen entsicherte die Waffe, der Zeigefinger bewegte sich und drückte auf den Abzug.

Ich riss an seiner Hand, versuchte ihn aus der Schussrichtung zu bekommen. Die Waffe war noch auf ihn gerichtet, aber sie zitterte etwas, da sie nicht mehr an seinem Körper anlag. Ich warf die Blätter mit meinen Zeichnungen auf die Person, um sie zusätzlich abzulenken. Wind kam auf und ließ die Zeichnungen um uns tanzen. Dann ertönte ein lauter Schuss.

Ich hörte einen markerschütternden Schrei, Blut spritzte und mein Mann fiel mir in meine Arme.

 

 

 

The End? Oder Tbc....definitiv Tbc!!!!!

Das Attentat

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Das Attentat - Setos Sicht

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Und ständig grüßt der Pegasus

 

 

 

In der Villa angekommen, wurden wir sogleich von Mokuba begrüßt, der meinte, im Esszimmer würden schon alle auf uns warten und blieb, mit geweiteten Augen stehen, als er meinen Vater sah. Dann rannte er auf ihn zu und umarmte ihn stürmisch. „Ich bin ja so froh, dass es dir gut geht, Jason. Willkommen zurück.“, meinte Moki und auf Dads Wangen breitete sich eine starke Röte aus.

„Ich freue mich auch, dich zu sehen, Großer.“, lächelte er ihn nun an. Mit einem lauten „Jason ist wieder da!“, stürmte Mokuba mit uns das Esszimmer.

„PAPA!“, rief Serenity freudig.

„JASON!“, schwärmten die Dienstmädchen.

Alle anderen, außer Seto, lächelten ihn freundlich an.

Dad kratzte sich verlegen am Hinterkopf und entschuldigte sich für die Unannehmlichkeiten. Sie bestürmten ihn mit Fragen und ich, schlich rückwärts aus dem Esszimmer heraus und direkt in die Küche.

Dort angekommen atmete ich erleichtert auf. Das Gespräch mit dem Eisklotz war besser verlaufen, als ich gedacht hatte. Ich ging in die Vorratskammer und suchte mir die Zutaten für die Vanillekipferl heraus. Laut meines Drachen, hätte ich ihm ja jeden Tag welche backen sollen...nun die Umstände sprachen ja für sich...

Ich holte auch die Butter aus dem Kühlschrank und ließ sie fast fallen, als ich mich umdrehte und eine Brust vor mir hatte.

„Was hast du vor?“, fragte mich mein Gatte.

Ich schluckte und zwang mich, an ihm vorbei zu gehen und recht kühl zu erwähnen, dass nun Vanillekipferl benötigt würden und er mich dies bitte, in Ruhe zuzubereiten lassen sollte.

Er nickte und setzte sich an den Tisch, damit er mich beobachten konnte, während ich die Leckereien buk. So war das eigentlich nicht gemeint. Aber er schien mich nicht mehr aus den Augen lassen zu wollen. Hatte ich mich derart verdächtig benommen? Ich spürte seinen bohrenden Blick auf mir und dann....kam mir ein Gedanke.

„SETO......ALTER!“

„Wie hast du mich gerade genannt?“

Ich schüttelte wild meinen Kopf und lachte ihn glücklich an, was ihn sein Gesicht verziehen ließ und er schnell in eine andere Richtung sah. Ich dachte mir nichts dabei und lief zu ihm, umarmte ihn vorsichtig und fragte ihn, ob ihm auch schon was aufgefallen war.

Er zog nur eine Augenbraue nach oben. „Etwas aufgefallen? Etwa das du immer seltsamer wirst?“

Ich schüttelte erneut meinen Kopf. „Rate nochmal...“

Aber er schwieg mich nur an und ich machte ein genervtes Geräusch.

„Die Mauer...sie ist...sie ist...weg.“

Zuerst sah er mir noch unterkühlt und überheblich in die Augen, dann fing er an, höhnisch zu lachen. Ich blitze ihn sauer an und fragte, was es da zu lachen gab. Das er es wagte, mich auszulachen...

Er beendete sein gruseliges Gelächter und sah mich wieder ernst an.

„Und das fällt dir erst JETZT auf? Nun...ich muss mich endlich daran gewöhnen, dass deine Intelligenz eben lange nicht an meine heran reicht. Du bist eben nur ein kleiner Welpe.“

Grrr.....dieser....Ich zuckte mit den Schultern und begann, die Zutaten abzuwiegen.

„Tja...ALTER! Sorry, aber Welpen können ja noch gar keinen Sex haben.... Gut, fein. Bin ich eben ein Welpe. Bis ich erwachsen werde, dauert aber noch sehr lange...Da hat mein Hintern ja nochmal Glück gehabt, nicht war, Alter?“

Nun beehrte er mich wieder mit seinem Eisblick und zischte mich an.

„Wage es ja nicht, mir wieder mit Sexentzug zu drohen. Das funktioniert kein zweites....hör auf damit!“

Ich hatte angefangen, mit meinem Hintern zu wackeln und hoffte, es würde einigermaßen verführerisch rüber kommen. Dann gab ich mir einen kleinen Klaps auf meinen Hintern und keuchte auf.

„Seto....“, seufzte ich und sah, wie er merklich schluckte und sich beherrschen musste, nicht hart zu werden. Er schloss die Augen und zählte flüsternd. Anscheinend brauchte er das, um sich zu beruhigen. Auch gut. Ich begann zu backen und pfiff dabei fröhlich, bis ich anfing zu singen. Zum Glück konnte ich besser englisch singen, als mich zu unterhalten.

 

I´ll make love to you

Like you want me to

And I´ll hold you tight

Baby all through to the nicht

I´ll make love to you

When you want me to

And I will not let you go

Till you tell me to

 

Ich spürte dabei wieder einen recht starken Eisblick auf meinem Hintern und wackelte wieder fröhlich damit. Dann war dieser weg und ich lugte zu ihm. Er hatte wieder die Augen geschlossen.

Irgendwann war er bei tausend angekommen und ich fertig mit dem backen. Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn und sah zu meinem Mann, der eine fette Beule in seiner Mitte hatte und immer noch zählte.

„Du solltest an etwas ab turnendes denken, dann vergeht es dir wieder. Aber so...wird es nur schlimmer. Du solltest aufpassen, dass keiner hier rein kommt und dich so sieht. Das gäbe nämlich guten Stoff, für eine neue Fanfic.“, meinte ich beschwingt und verteilte die vielen Schüsseln an Vanillekipferl, auf drei Tabletts.

Ich hörte ein gefährliches knurren und drehte mich zu ihm. „Das hier...“, er zeigte auf seine Erregung und schoss mir Eisblitze entgegen. „Das hier ist DEINE Schuld. Also tu was dagegen.“

Ich klimperte unschuldig mit meinen Wimpern und lächelte ihn süß an. „Aber, aber...Eisbärchen...an meinem Hintern, war doch nur eine Fliege gesessen und ich musste sie vertreiben. Ich hatte nicht vor, dich zu erregen.“, meinte ich grinsend, schob mir ein Vanillekipferl in den Mund und seufzte genießerisch auf.

„Hündchen....“, raunte er mir, mit tiefer Stimme zu. Dieser Ton jagte mir eine Gänsehaut über meinen Körper und nun schluckte ich. Er versuchte schon gar nicht mehr, seine Männlichkeit zu beruhigen, sondern setzte sich nun breitbeinig hin und leckte langsam an seinen Fingern, stöhnte leise und sah mich verlangend, mit hellen, blauen Augen an. So ein Mist...

Er hatte einfach den Spieß umgedreht.

 

„Also...dafür ist nun wirklich keine Zeit, ihr beiden. Die Vanillekipferl müssen vernascht werden. Seto...DU solltest eher deine Schulter schonen und es erst mal lassen. Nicht, dass es schlimmer wird. Aber keine Sorge...in vier bis sechs Wochen, könnt ihr euch wieder austoben.“

Wir zuckten beide erschrocken zusammen, als mein Dad das so locker sagte und sich gleich ein Tablett mit Vanillekipferl schnappte und aus der Küche trug.

Seto starrte geschockt durch die Gegend und rührte sich nicht mehr. „Ähhmm... Kühlschrank? Hallo?“ Keine Reaktion...

Ich ging zu ihm und tippte ihm sacht auf seine rechte Schulter, doch auch jetzt blieb er nach wie vor in einer Schockstarre. Dad kam wieder in die Küche und betrachtete uns kurz.

„Hahaha, hab ich ihn damit geschockt? Whisky hat auch bei mir geholfen...oder küss ihn. Vielleicht erwacht das schöne Dornröschen ja dann.“

Er schnappte sich das zweite Tablett und ging erneut hinaus. Whisky war keine gute Idee. Immerhin musste er auch Medikamente und Schmerzmittel einnehmen. Also gut. Ich legte meine Lippen auf seine und küsste ihn sanft. Doch er regte sich immer noch nicht. Ich küsste ihn erneut und diesmal inniger. Ein Arm schlang sich um mich, zog mich auf seinen Schoß, drückte mich fest gegen seine Erregung, worauf er aufstöhnte. Daraufhin musste auch ich stöhnen. Aber er musste sich wirklich schonen.

Ich stemmte ihn mühevoll von mir. Er sah mich bittend an und dann kam zum dritten Mal mein Dad in die Küche.

„Hey, es hat funktioni...na ja fast. Seto...ganz ehrlich. Wenn du dich nicht schonst, wirst du es vielleicht nie mehr tun können.“, stichelte mein Dad.

Wie...gemein. Ich erhob mich von seinem Schoß. Der Eisberg blitzte ihn genervt an und stand auf.

 

„Jason....wusstest du schon? Ich heile Dummheit durch Handauflegen...“

 

Dad sah meinen Mann erstaunt an.

„Was, echt?“

 

Seto nickte.

„Klar...“

 

Dad klatschte in die Hände und freute sich.

„Das ist ja der Wahnsinn. Das du das wirklich kannst. Ich...AU! Du hast mich geschlagen!!!!“

 

Mein Drachengatte nickte zufrieden, doch dann sah er ihn herablassend an.

„Es ist ein schnelles Handauflegen. Nun...es wirkt allerdings nicht bei jedem...sieht so aus, als wärst du unheilbar dumm...“

 

Dad verzog nur beleidigt sein Gesicht und schnappte sich das dritte Tablett. Ich seufzte und begann Kakao und Kaffee zu kochen. Mein Mann beobachtete mich und seufzte ebenfalls.

„Nun gut. Anscheinend werden wir eh immer unterbrochen. Du willst sowieso nicht. Dann können wir es auch gleich ganz lassen.“, sagte er furchtbar enttäuscht und verschwand aus der Küche. Ich starrte nur die Tür an, durch die er gegangen war. Nun hatte ich es wirklich übertrieben.

Ich bereitete noch die Getränke fertig zu und trug sie auf einem Tablett ins Esszimmer. Aber...er war nicht da.

„Hey, Leute...wo ist mein Mann?“, fragte ich in die Runde.

Dad sah mich verärgert an und zeigte auf seine Wange.

„Dein Mann war hier...Er hat sich eine große Schüssel Vanillekipferl geschnappt, hat nochmal versucht....bei mir Hand aufzulegen und ist davon gerauscht. Keine Ahnung, was der schon wieder hat.“

„Jason...du hast ihn provoziert.“, meinte Yugi.

„HA. Vielleicht...aber sooo schlimm war es doch gar nicht.“ Duke schüttelte den Kopf. „Ich wäre auch sauer gewesen, wenn man mir DAS ins Gesicht gesagt hätte.“ Dad schwieg. „Was hat er denn gesagt?“, fragte ich, doch es schien, als ob alle darauf warteten, dass mein Dad es selbst gestand. „Dad? Was hast du zu ihm gesagt?“ Doch er beachtete mich nicht mehr, sondern stopfte sich mit Vanillekipferl voll. Ohhhh, dann musste es wirklich etwas schlimmes gewesen sein.

Thea bedachte ihn mit einem vorwurfsvollen Blick.

„Er meinte, er solle es sich lieber selbst machen, anstatt dich dauernd zum Sex zwingen zu wollen. Ob er sich nicht schämen würde.“, erklärte mir Thea.

Fassungslos sah ich Dad an und nahm ihm die Schüssel weg.

„HEY!“

„Ruhe, Dad! Du wirst erst einmal keine mehr bekommen. Ich erwarte, dass du dich angemessen bei meinem Mann entschuldigst. Er hat mich noch NIE zu sowas gezwungen. Das würde er auch NIE tun. Und der einzige hier, der sich schämen sollte, bist du Dad. Ja du bist traurig...das verstehen wir. Aber warum...WARUM musst du es immer an anderen auslassen, dass Pegasus das Mädchen bekommen hat, welches DU eigentlich wolltest?“

Geschockt sah er mich an. „Woher...“

„Mein Mann hat es sofort bemerkt und dich verstanden. Er wollte dir eigentlich helfen. Aber du hast nichts besseres zu tun, als ihn zu verletzten.“

Geknickt ließ er seinen Kopf hängen und ging aus dem Esszimmer.

„Und noch mehr Drama...“, meinte Duke und trank einen Schluck Kaffee.

Ein paar Minuten später kam Dad wieder und meinte, er habe sich bei meinem Mann entschuldigt, aber dieser wollte nicht mehr mit ihm reden.

Ich seufzte, nahm noch eine große Schüssel von den Vanillekipferl und eine Kanne Kaffee auf ein Tablett, sowie zwei Tassen. Dann ging ich in das Drachenzimmer, wo der Frostdrache auf seinem Bett saß und nachdenklich ein Kipferl aß.

Ich stellte das Tablett auf das Nachtkästchen, schenkte ihm eine Tasse Kaffee ein und hielt es ihm hin. Er starrte darauf und dann in meine Augen.

„Ich werde dich in Ruhe lassen, keine Angst.“, sagte er ruhig. Sein Gesicht war absolut ausdruckslos.

Ich schüttelte den Kopf und meinte, dass er mich NIE zu etwas zwang, sondern sehr viel Rücksicht auf mich nehmen würde.

Er nahm mir die Tasse ab und trank einen Schluck, sagte aber nichts darauf. Das machte mich unruhig. Glaubte er mir nicht?

Ich schenkte auch mir ein und nahm die zweite Schüssel mit aufs Bett. Schweigend aßen und tranken wir, bis der Kaffee leer war. Die Schüsseln waren nur halb aufgegessen. Dieses Schweigen war mir unglaublich unangenehm. Dachte er wirklich darüber nach, ob Dad mit seiner Behauptung Recht hatte?

Ich stellte alles beiseite, während er sich hinlegte und an die Decke starrte.

Vorsichtig legte ich mich an seine rechte Seite berührte ihn zart, um ihn nicht zu erschrecken. Er sah zu mir und nickte. Ich kuschelte mich an ihn und er legte seinen Arm um meine Schulter.

„Du hattest Recht, Liebling. Dad war in Cecelia verliebt.“, sagte ich und er zuckte zusammen, verzog kurz das Gesicht, bevor es wieder starr und ausdruckslos wurde.

„Ach...also beleidigt er mich, weil er es versäumt hat, ihr zu sagen. Es hätte nichts geändert. Es wäre nur zu Streitereien gekommen. Vielleicht sollte auch er zu einem Psychologen gehen, um es angemessen zu verarbeiten.“

Sanft streichelte ich ihm über seine Brust und kuschelte mich enger an ihn. „Ja. Das sollte er. Hat er sich wirklich richtig bei dir entschuldigt?“ Der Großkotz legte seine linke Hand vorsichtig auf meine, die seine Brust gestreichelt hatte. „Angemessen nicht, aber es ist in Ordnung. Ich brauche allerdings erst einmal ein bisschen Abstand von ihm.“

Ich nickte und sah auf seine Hand, die anfing meine zu streicheln. Ich hob meine und verschränkte unsere Hände kurz, löste sie wieder und strich mit meinen Fingerspitzen über seine. Sie kribbelten und dieses Gefühl breitete sich in der ganzen Hand aus. Mir wurde ganz heiß, als ich das tat. Er stockte und sah mir tief in meine Augen. Dann löste er seine Hand von meiner und starrte wieder an die Decke.

 

Oh... Jetzt wo wir alleine hier lagen... war ich auf einmal unglaublich scharf darauf, ihn in mir zu haben und ihn...äh...wild zu reiten... Ich wurde rot, bei dem Gedanken und wusste, aufgrund seiner Reaktion, dass er es spürte. Jetzt...könnten wir doch...

 

Es klopfte leise an die Tür und nach einem ebenso leisen „Herein.“, öffnete sich die Tür und Mokuba kam ins Zimmer.

„Jason ist nach Hause gegangen. Alles in Ordnung, ihr zwei?“

Seto nickte und meinte, es wäre alles geklärt. Das bezweifelte ich stark. Aber ich sagte nichts darauf. Mokuba nickte und ging wieder. Ich konnte das nicht so stehen lassen.

„Seto?“ Mein Drachenkönig brummte nur. Ich erhob mich und sah ihm in seine Augen. „Du weißt, dass ich vorhin nur nicht wollte, dass du wieder Schmerzen hast, oder?“

Er sah mich lange an, bevor er nickte. Ich sah auf seine Wanduhr. Es war bereits nach sechs. „Möchtest du noch was zu Abend essen? Oder noch was machen?“, fragte ich ihn. Wieder sah er mich nur an.

„Willst du jetzt auch mit mir nicht mehr reden?“ Meine Augen brannten schon, aber ich hielt meine Tränen konsequent zurück. Mein Mann seufzte.

„Joey...alles was ich will, ist hier liegen und deine Gesellschaft genießen. Ich habe alles, was ich brauche. Obwohl...die Schmerzmittel lassen nach...“

Ich weitete meine Augen. Er hatte gestern sehr lange diese fürchterlichen Schmerzen aushalten müssen und ich hatte mich nur um diese Alpträume und Dad gesorgt. Meine Gewissensbisse quälten mich erneut. Ich hatte ihn einfach seinem Leid überlassen.... Schnell stand ich auf und versicherte ihm, dass ich ihm etwas bringen würde und er nickte erneut.

Ich nahm das Tablett mit dem benutzten Geschirr, hechtete den Korridor entlang, die Treppe nach unten und wäre fast runter gefallen, hätte ich mich nicht gerade noch festhalten können. Allerdings musste ich das Tablett loslassen. Die Tassen und Schüsseln flogen durch die Luft, zerbrachen laut auf der Treppe, verteilten die Vanillekipferl darauf und die Kanne knallte jede einzelne Stufe runter. Besorgt kamen meine Freunde, Serenity und Mokuba angelaufen.

„Joey? Alles in Ordnung?“

„Was ist passiert?“

Ich keuchte und versicherte, dass alles in Ordnung war. „Ich bin nur gestolpert und habe mich erschrocken.“

„Was war das für ein Krach...“ Mein Ehemann stand oben an der Treppe, sah nach unten, wie ich immer noch das Treppengeländer umklammert hielt und das Geschirr zerbrochen, die Kipferl auf der Treppe verteilt und die Kanne zerbeult, am Fuß der Treppe lag. „Hündchen?“

Ich schluckte. „Äh...Seto.. das Geschirr ersetze ich dir natür...“

„Joey! Red nicht so einen Unsinn. Ist dir was passiert?“ Ich schüttelte den Kopf, konnte aber das Geländer noch nicht loslassen, denn meine Beine waren so weich, dass sie mich nicht tragen würden und ich die Treppen dann trotzdem runter fallen würde.

Tristan kam sofort die Treppen hoch gelaufen, stolperte und wäre fast selbst runter gefallen, hatte sich aber auch ans Geländer geklammert. Seto klatschte sich mit seiner rechten Hand an die Stirn. Dann ging er zu mir. „Halte dich, mit einer Hand an meinem rechten Arm fest und einer Hand am Geländer. Dann gehen wir zusammen nach unten.“

Ich nickte und tat, was er sagte. Wir kamen zu Tristan und er klammerte sich an meinen Arm, während er seine andere Hand, am Geländer hatte. Als wir „endlich“ unten waren, gaben meine Beine nun doch nach und ich ließ den Arm von Seto los, damit ich ihn nicht mit nach unten zog. Doch er hielt meinen Arm umklammert und hielt mich mühevoll aufrecht. Tris half ihm und zusammen gingen wir ins Esszimmer und ließen uns auf der Monstercouch nieder. Wir atmeten allesamt auf. Ich hätte jetzt gern einen Drink gehabt, damit ich mich etwas beruhigen konnte. Ich sah mir die Bar an und fragte, ob sie schon bestückt wäre.

„Natürlich, Joey. Was denkst du denn?“, antwortete meine Schwester.

„Tris...würdest du mir bitte einen Cocktail mixen?“

Er nickte, stand auf und begab sich hinter die Bar. Von meinem frostigem Ehemann bekam ich nur einen seltsamen Blick. „Was denn?“ Herablassend sah er mir in die Augen, ehe er süffisant lächelte. Er beugte sich zu mir. „Mach nur, Joey...ich freue mich schon darauf, was du mir noch alles erzählst, was ich nicht wissen dürfte. Also da hätten wir ja schon mal, dass ich einen berauschenden, männlichen Duft absondere, der dich willenlos macht. Was kommt wohl als nächstes?“, flüsterte er mir zu und ich wurde daraufhin rot.

Ähm...ja...vielleicht doch nicht. Aber dann drückte mir Tristan bereits ein Glas in die Hand. Das Glas an sich war schön anzusehen...aber der Inhalt....

„Was zum...Was ist DAS?“ Tristan grinste. „Nun, da du ja mit einem Mann verheiratet bist, nehme ich an, es ist für dich in Ordnung, so einen Drink zu trinken. Die anwesenden Damen mögen ihn jedenfalls.“ Ich starrte immer noch auf das Glas...fassungslos.

„Du mixt mir einen Cocktail für Mädchen?“ Ich konnte gar nicht mehr meinen Mund zubekommen.

Thea mischte sich ungefragt ein. „Ich weiß nicht was du hast...der ist wirklich gut.“ Serenity kicherte. „Ja und diese Farbe...herrlich.“

Ich funkelte Tristan an und fragte, WAS er da genau zusammen gemischt hatte.

„Also da ist Gin drin, Brombeerlikör, Limettensaft und Kokossirup, Prosecco und das wichtigste, Pink Grapefruit Limonade. Der Drink heißt Pink Flamingo.“

 

„PPPPFFFFFTTTTTT...HAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHA.....HAHAHAHAHAHAHAHAHAHA!!!“

„Hör auf zu lachen!“, schimpfte ich meinen Eisberg.

„Hahahahaha.....Entsch.....Entschuldige....Joe....Joey....HAHAHAHAHAHAHAHAHA!!!! Pink Flamingo....HAHAHAHHAHAHA!!!“

Meine Wangen brannten wie Feuer. Die anderen konnten sich kaum verkneifen, nicht auch loszulachen.

„Es hätte...hätte bei dir....PPffftttt....Hahahahaha... „Pink Doggy“ heißen müssen.... HAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHA!!“

Nun konnten sich auch die anderen nicht mehr zurück halten. Duke brüllte vor Lachen und hielt sich seinen Bauch, während Ryou sich kaum auf den Beinen halten konnte und von Mokuba gestützt wurde, Tristan grinste nur über beide Ohren und die Mädchen kicherten. Yugi... kullerte am Boden herum.

„Das reicht jetzt! Keine Mädchen Drinks mehr für mich, klar?“, sagte ich hitzig und nippte an meinem Glas. Hmmm, gar nicht schlecht...sogar richtig gut. Dann war eben die Farbe mädchenhaft...aber der Cocktail war ein absoluter Hetero.

Die anderen waren immer noch am Lachen und so blickte ich beschämt in mein Glas. Dann sah ich wieder zu meinem Mann, der ausgelassen lachte und schon Tränen in den Augen hatte. So sah er also aus, wenn er glücklich war. Das Rot auf meinen Wangen vertiefte sich und in mir breitete sich eine wohlige Wärme aus. Ich seufzte leise und versuchte mir diesen Anblick in mein Gedächtnis zu brennen. Ich würde ihn bestimmt nicht allzu oft, so sehen. Er sah so schön aus.

 

Die Tür öffnete sich, Maria kam rein und hatte das Festnetz Telefon in der Hand.

„Master Joseph...Telefon für Sie.“ Für...mich? Das Lachen erstarb langsam und gespannt wurde ich beobachtet. Ich nahm zögerlich das Telefon und meldete mich mit meinem Namen.

 

„Äh...Kaiba?“

 

„Joey, mein liebster Cousin...“ Ich riss meine Augen weit auf. Der Eisdrache sah mich skeptisch an.

 

„Pegasus!“

 

„Oh, Joey. Wie geht es dir und deinem Mann? Du meine Güte, was für ein DRAMA...Hach. Ich hoffe Kaiba – Boy ist nicht allzu schlimm verletzt?“

 

Was hatten die alle nur mit diesem „Drama“? Ich spürte die eisigen Blicke meines Großkotzes...und gab ihm, kommentarlos das Telefon. Er nahm es und fragte ihn, woher er diese Nummer hatte und was ihm überhaupt einfiel uns anzurufen.

Doch Pegasus antwortete, so laut, dass wir ihn alle, ohne Probleme verstehen konnten.

 

„UUUUHHHHH KAIBA – BOY! WIE GEHT ES DIR? ICH HABE MIR SOOOOLCHE SORGEN GEMACHT UND...“

 

Klick.

 

Schon hatte er aufgelegt und übergab es wieder Maria. Doch es klingelte erneut, sie ging dran und meinte, es wäre wieder derselbe Anrufer.

„Sag ihm, wir sind nicht zu Hause.“, meinte der Eisprinz kühl und starrte meinen Drink nun stechend kalt an. Ich nahm erneut einen Schluck und grinste. Der Pink Flamingo, war nun genau richtig in seiner Temperatur. So ein Eisblick war schon was feines.

“Entschuldigen Sie bitte, aber die Herren Kaiba sind nicht im Haus...kann ich etwas ausrichten?“ Maria hörte ihm zu, errötete und übergab mir wieder das Telefon. Was war nur mit ihr los?

 

„Was?“

 

„Du bist ganz schön unhöflich, Joey. In unserer Familie wird aber Freundlichkeit und Höflichkeit ganz groß geschrieben, merk dir das. Stell dir vor...Ich habe heute erst Ryan aus der Untersuchungshaft geholt. Er hatte „angeblich“ keine Hilfe geleistet, als Kaiba – Boy angeschossen wurde.“

 

„Tut mir leid, dir das zu sagen...aber ich war dabei...und er HAT keine Hilfe geleistet. Na gut, vielleicht am Anfang...sonst wäre Seto jetzt wirklich tot...aber...aber ich habe ihm gesagt, er soll einen Krankenwagen rufen...Er hatte sich nur mit der Täterin um mich gestritten. Seto hätte verbluten können. Die Anzeige hat er also von MIR bekommen.“ Einige Momente war Pegasus recht still, dann seufzte er.

 

„Deshalb war er so außer sich und hat gehofft, dass Kaiba – Boy nicht überlebt...Nun...er hätte jedenfalls fast ein Jahr Haft bekommen, hätte ich ihn nicht mit einer Geldstrafe raus holen können. Ach...auf meine alten Tage wird mir das langsam etwas zu stressig...“

 

„Äh...bist du nicht jünger, als Dad?“, fragte ich ihn. Er seufzte schwer, bejahte und meinte, dass das vermutlich der Einfluss meines Vaters wäre.

 

„Morgen bin ich wieder bei ihm zu Besuch. Möchtest du nicht auch kommen? Wir könnten uns zusammen setzten und uns Cartoons ansehen?“

 

Ich hatte gerade nochmal einen Schluck meines Getränks genommen, verschluckte mich aber, als er das sagte.

Dann nahm mir mein arktischer Drachengatte das Telefon aus der Hand.

 

„Lass gefälligst meinen Mann in Ruhe...und ruf nicht mehr an.“ Dann legte er auf und wies Maria zischend an, diesen Anrufer zu ignorieren, sollte er nochmal anrufen.

„Was hat er noch gesagt?“, fragte Ryou, der, wie alle anderen, aus Solidarität, auch einen Mädchen Drink in der Hand hielt. „Er besucht Dad morgen wieder und zieht sich Cartoons mit ihm rein...er hat mich eingeladen, ihnen Gesellschaft zu leisten.“ Ein gefährliches Knurren kam aus dem Mund meines Drachen. Ich schüttelte den Kopf. „Das ist ein Tag, was? Sorry Leute...aber ich werde, nach diesem Drink, ins Bett gehen. Bin wirklich müde. Und morgen fangen wir ja schon mit der Party an. Die Vorbereitungen müssen getroffen werden und...Seto?...wurde eigentlich der Caterer beauftragt?“

Doch er zog nur eine Augenbraue nach oben. „Wann hätte ich das denn noch machen sollen?“, fragte er säuerlich. Schweigen breitete sich aus und ich seufzte. „Also schön. Dann werde ich morgen schon mal anfangen die Torte und den Kuchen zu backen. Danach mache ich die Salate. Maria? Habt ihr das andere schon alles besorgt?“ Sie nickte.

Gut. Dann war das ja schon mal erledigt. Ich sagte Maria, dass sie meinem Mann eine Schmerztablette geben sollte, trank aus und wünschte allen noch einen angenehmen Abend. Dann ging ich hinaus aus dem Zimmer, die Treppen nach oben und direkt in mein Zimmer. Ich setzte mich aufs Bett und starrte durch die Gegend. Pegasus besuchte nun also regelmäßig meinen Dad und sie unternahmen was zusammen. Das kam mir richtig seltsam vor. Irgendwas stimmte da nicht. Ich glaubte nicht, dass er richtiges Interesse an meinem Dad hatte. Vielleicht hatte Pegasus auch meinen Dad beeinflusst, sodass er nun immer auf uns losging. So gehässig und gemein kannte ich ihn gar nicht, also MUSSTE mein Cousin ihn manipulieren.

Die Türe öffnete sich und mein Mann kam, mit einem komischen Gesichtsausdruck, auf mich zu.

„Ist das jetzt schon wieder ein Aussetzer, oder macht dir irgendwas Sorgen?“

Ich erzählte ihm gleich von meinen Bedenken. Er setzte sich zu mir und legte seinen rechten Arm um mich. „Ich denke, du hast Recht, mit deiner Vermutung. Pegasus ist nicht zu trauen. Er manipuliert genauso geschickt, wie dein Großvater. Nur merkt Jason das nicht. Wir sollten morgen Mittag zusammen nach ihm sehen. Vielleicht können wir etwas heraus finden.“ Bekümmert sah ich ihm in die Augen und nickte. „Komm Joey...wir sollten uns Bett fertig machen und schlafen gehen.“

Wir standen auf, gingen in sein Zimmer und gleich ins Bad, um uns die Zähne zu putzen. Dann half ich ihm aus dem Produktionskissen und seiner Kleidung, legte ihm das Produktionskissen wieder an und legten uns hin. Meine Augen waren so schwer und ich war erschöpft vom heutigen Tag. Es war zwar noch früh am Abend, trotzdem schlief ich schnell ein.

 

 

Am nächsten Tag wachte ich erholt auf. Ich sah nach meinem Schnösel und merkte, dass er schon wach war und an die Decke starrte. Zufällig kam mein Blick auf seine Mitte und ich zuckte kurz zusammen. Er war gerade dabei, seine Erregung nieder zu kämpfen und fast wäre es ihm gelungen, hätte ihn mein Zucken nicht abgelenkt. Nun musste er erneut anfangen...

„Soll ich...“

„Nein.“, sagte er bestimmt und schloss die Augen, um sich erneut zu konzentrieren.

„Warum nicht?“

Er seufzte.

„Mach dir da keine Gedanken, Joey. Ich komme klar. Sieh es einfach so... ich schätze deine Rücksichtnahme, also schätze bitte auch meine.“

Skeptisch sah ich ihm zu, wie er seine Männlichkeit wieder beruhigte und dann erleichtert aufatmete. Welchen Grund hatte er, auf MICH Rücksicht nehmen zu wollen? Dann sah er mich an und fragte, ob ich ihm helfen könnte, aufzustehen. Ich nickte hektisch, stand auf, ging auf seine Seite und half ihm auf und in seine Kleidung, diesmal ohne dieses Produktionskissen abzunehmen. Die Dienstmädchen hatten ihm, als wir schliefen, einen Stapel Kleidung hingelegt, der seitlich zu schließen war, damit man nicht ständig dieses Produktionskissen an und ausziehen musste. Mein Handy fing an, zu klingeln und wir sahen beide, genervt dorthin. Ich konnte mir denken WER da gerade anrief. Ich sah auf das Display und...ja.

„Pegasus.“, sagte ich dem Eisschrank. Der verdrehte die Augen.

Das Klingeln hörte irgendwann auf, begann dann aber von neuem. Nach dem fünften Mal ging ich, gereizt dran. Ich machte den Lautsprecher an, damit Seto mithören konnte. Dieser starrte mein Handy in Grund und Boden.

 

„Kaiba?“, meldete ich mich.

 

„Guten Moooorgen, Sonnenschein. Und? Hast du dir überlegt, ob du später kommst?“, säuselte

mein Cousin fröhlich. Der Eisberg verdrehte erneut die Augen.

 

„Hatte ich dir nicht gesagt, dass du nicht mehr anrufen sollst?“

 

„Ohhhh, Kaiba – Boy.... das tut mir jetzt aber leid. Ich hatte gar nicht daran gedacht. Bitte verzeih.“

Wir sahen uns beide in die Augen, dann wieder auf das Handy. Was meinte er damit? Das er nicht mehr hätte anrufen sollen?

 

„Ich möchte nun auch DICH, ganz offiziell, zu unserer Cartoon Session einladen. Immerhin gehörst du ja nun auch zur Familie. Entschuldige, wenn du dich ausgeschlossen gefühlt hast.“

War das sein Ernst?

 

„Nein Danke! Ich finde es ziemlich lächerlich, wenn erwachsene Männer sich Cartoons rein ziehen.“, meinte er fauchend. Zum Glück wusste Pegasus nicht, dass er mit Mokuba sich eben doch Cartoons ansah, aber nur, wenn Moki ihn drum bat. Seto sagte zwar, dass wir die beiden besuchen sollten, aber ich hatte ganz ehrlich, keine Lust darauf.

 

„Auch von mir...Nein Danke! Wir haben heute zu tun. Also...viel Spaß und einen schönen Tag.“

 

„Hach, Joey...schade. Aber gut, kann man nichts machen. Dann eben das nächste Mal. Ich freue mich schon darauf. Ich wünsche euch natürlich auch einen schönen Tag. Lasst es euch gut gehen, ihr Turteltäub....“

 

Klick.

 

Er hatte wieder aufgelegt und immer noch einen harten Zug im Gesicht. Ich streckte meine Hand aus und streichelte zart seine Wange. Sofort galt sein Blick mir. Ich lächelte ihn an. „Keine Sorge, Liebster. Pegasus ist nichts weiter, als eine überzogene Primadonna.“ Er zuckte kurz zusammen, blieb ernst und meinte, dass er trotzdem gefährlich war.

„Bleiben wir lieber auf der Hut, Joey. Am Besten, wir besuchen deinen Vater, wenn die Luft rein ist und kein verrückter Pegasus anwesend ist.“ Ich nickte und küsste ihn. Er blieb aber völlig starr und ich löste den Kuss wieder verwirrt. „Was ist los?“, fragte ich, nun unsicher. Lange sah er mir in die Augen, bis er sich abwandte und meinte, dass wir uns lieber in die Vorbereitungen stürzen sollten.

Hatten wir die Mauer, die meine Mutter zwischen uns errichtet hatte durchbrochen, hatte mein Dad nun die nächste gebaut. Er ging schon auf die Tür zu, stoppte aber dann und drehte sich zu mir um. Sein Blick war kühl, doch als er meinen geschockten Blick sah, kam er zurück.

„Warum weinst du?“, fragte er besorgt. Ich...weinte? Ich wischte die Tränen ab. „Schon gut, geht wieder. Was wollten wir machen? Ach ja, die Torte und der Kuchen.“ Er nahm mein Kinn und sah mich analysierend an. „Joey? Ich werde dich nicht eher gehen lassen, bis du mir sagst, warum du weinst.“ Ich senkte meinen Blick. „Es ist wieder genauso, wie vorher, als die Mauer von Mutter da war.... aber....schon gut. Es geht ja nicht gegen mich....aber...“ „Joey, shhht, warte mal. Die Mauer? Sie ist doch weg. Warum sollte sie wieder da sein? Ich verstehe nicht, was du meinst.“

Ich schluchzte auf und stammelte ängstlich, dass ich mich fühlte, als ob er mich nicht mehr bei sich haben wollte. Seine Augen weiteten sich und er schüttelte den Kopf. „Das verstehst du falsch. Im Krankenhaus...als du mir...Erleichterung verschafft hast...ich habe mich gefühlt, als hätte ich dich schändlich benutzt. Ich verstehe nun, wie du dich am Anfang gefühlt hast. Ich möchte nur nicht, dass du dich wieder so fühlst, glaub mir. Es lag nie in meiner Absicht, dir das Gefühl zu geben, dass ich dich nicht mehr begehre. Ich begehre dich eher zu sehr. Diese Verletzung braucht mindestens vier Wochen um zu heilen. Ich werde es nicht riskieren, dich länger, als diese Zeit, nicht richtig haben zu können.“ Er nahm mich vorsichtig in den Arm und atmete tief ein. „Je näher du mir bist, desto schwerer fällt es mir, von dir abzulassen. Dann wird mir auch noch vorgeworfen, ich hätte mich nicht unter Kontrolle und würde dich dazu zwingen...“ „Das würdest du NIE!“, sagte ich und sah zu ihm auf. „Ich verstehe wie du es meinst. Aber...heißt das...wir werden uns nicht einmal mehr küssen?“ Er schluckte, schüttelte den Kopf, beugte sich zu mir runter und küsste mich. Ich öffnete meinen Mund und er tat es mir gleich. Zärtlich liebkosten sich unsere Zungen und wir vergaßen völlig die Zeit dabei. Dann wurde unser Kuss heißer und ich spürte, wie sehr er sich zurück halten musste, um mich nicht zu überfallen. Ich unterbrach unsere Knutscherei und jammerte ihn voll, dass vier Wochen echt eine lange Zeit waren. Er lächelte mich an und meinte, dass wir danach, wenigstens von uns sagen konnten, die Meister in der Selbstbeherrschung zu sein. Ich verzog mein Gesicht und meinte, dass ich darauf gerne verzichten konnte. „Seto?“

Fragend sah er mich an und hob eine Augenbraue. „Ich bin froh, dass wir jetzt über alles reden und so Missverständnisse vermeiden können...“ Nun grinste er und wuschelte mir durch mein Haar. „Komm, Hündchen. Ich möchte, dass du mir zeigst, wie man diesen fluffigen, japanischen Käsekuchen backt. Der ist nämlich einer meiner Lieblingskuchen. Und ich habe nur ein einziges Mal einen gegessen, der meinen Ansprüchen genügt hat.“ Mit großen Augen sah ich ihn an. Er wollte mit mir zusammen backen? Ich strahlte und zusammen schlenderten wir, nach unten in die Küche, wo schon eine hungrige Meute auf uns wartete.

„Na endlich. Es ist schon nach elf. Wollt ihr uns verhungern lassen?“, fragte Mokuba quengelig. Ich lächelte und fragte, was die Herrschaften den frühstücken, oder besser zum Brunch wollten. Einstimmig entschieden sich alle für ein Okonomyaki nach Osaka Art. Oh, das hatte ich lange nicht mehr gemacht. Ich freute mich darauf diesen speziellen, herzhaften, Pfannkuchen zuzubereiten und legte los.

 

Der Brunch verlief ruhig und lange. Danach zerstreuten wir uns. Während ich, mit meinem Eisdrachen in der Küche blieb, begannen die anderen, dass Esszimmer, für die Party zu schmücken.

„So, Eisklotz, dann wollen wir mal.“, sagte ich, heizte den Ofen vor und holte alle Zutaten dafür.

„Zuerst brauchen wir Butter, Frischkäse und Milch. Das geben wir in einen Topf und erhitzen das langsam, unter rühren, bis es eine cremige Masse geworden ist.“ Ich überließ es ihm, zu rühren, trennte acht Eier und verquirlte das Eigelb. „So jetzt kommt die Masse auf das verquirlte Eigelb. Wir wiegen das Mehl ab und sieben es über die Mischung. Gut verrühren.“ Ich nahm die Schüssel mit dem Eiweiß und gab Zucker dazu. „Jetzt muss das Eiweiß steif geschlagen werden. So, siehst du?“ Seto beobachtete mich genau und nickte. „Das Eiweiß muss Portionsweise und ganz vorsichtig untergehoben werden.“ Nachdem ich das erledigt hatte, nahm ich eine Kuchenform und legte den Boden mit Backpapier aus und den Rand ebenso. Dann schüttete ich die Masse hinein, schüttelte es, damit die Luftblasen heraus kamen und gab das Ganze in eine größere Form, die ich mit heißem Wasser füllte und gab es in den Backofen. „Bei 160 Grad wird es genau 25 Minuten gebacken, dann die Hitze auf 140 Grad reduzieren und weitere 55 Minuten backen. Wenn er fertig ist, lösen wir ihn aus der Form und streuen noch Puderzucker darüber. Dann ist er schon fertig.“

„Also heißt das, man braucht einfach nur Geduld?“ Ich stimmte dem zu und überlegte laut, ob es wirklich sinnvoll wäre, zwei zu backen, da anscheinend von den Vanillekipferl noch was übrig geblieben war. „So viel, wie du gebacken hast, braucht es dich nicht zu wundern, wenn was über bleibt. Frag doch Tristan, ob er noch einen braucht. Immerhin ist es sein Geburtstag.“

„Stimmt. Ich stelle mir nur noch die Uhrzeit ein, dann können wir ihn fragen.“

Das erledigt gingen wir ins Esszimmer, dass stilvoll geschmückt worden war. Nicht so, wie sonst, mit bunten Luftschlangen, bunten Luftballons und einem Banner mit Happy Birthday. Sondern dem Esszimmer angepasst. Ryou und Serenity hatten alles recht schlicht gehalten, wofür ich ihnen dankbar war. Der Raum war, an den zwei kurzen Wänden, mit dicken Ballongirlanden in weiß und Gold behängt worden, die in den Ecken nach unten hingen. Der Tisch war gehoben angerichtet, mit edlem, weißen Porzellan, passenden Kaffeetassen, schönen Kristallgläsern und antiken Kerzenständern aus Messing, in denen orangene Kerzen standen. Zwischendrin waren hochwertige Motorradminiaturen aufgestellt worden, die erstaunlich gut, mit der gesamten Dekoration harmonierten. Das einzige, was nicht dazu passte, waren drei pinke Flamingos, die von der Decke baumelten. Meine Augenbraue zuckte.

„Die kommen noch weg!“, sagte ich streng. „Ansonsten ist es perfekt!“

Ich ging zu Tris, der beleidigt die Flamingos abhängte. „Ich habe den Käsekuchen im Ofen...möchtest du noch die Torte? Es sind ja noch Vanillekipferl übrig.“ Er lächelte und meinte, er würde sich darüber freuen und dass die Torte nicht notwendig wäre. „Gut, dann haben wir es ja schon fast geschafft.“

Ach ja...ich hatte Roland gar nicht gefragt, ob er das Geschenk für ihn schon besorgt hatte. Dies flüsterte ich meinem Kühlschrank zu und er zischte, dass das Motorrad und die Biker Ausrüstung bereits hier wären und in der Garage versteckt. Wir grinsten uns gleichzeitig an, bevor er mir, mit einem intensiven Blick, näher kam und mich vorsichtig küsste. Ich schlang meine Arme um ihn, immer darauf bedacht, ihm nicht weh zu tun und intensivierte den Kuss nochmal. Er keuchte und wir trennten unsere Lippen wieder voneinander. Wenn wir so weiter machten, wurde das nichts, mit dem Meistertitel in der Selbstbeherrschung. Meine Güte...ich war dermaßen heiß auf ihn. Doch ich zwang mich, wieder Abstand zu nehmen. Wir unterhielten uns angeregt, bis ich hörte, wie die Eieruhr bimmelte. Schnell huschte ich in die Küche, reduzierte die Temperatur und stellte nochmal 55 Minuten ein. Die restliche Zeit verbrachten die anderen mit Billard spielen. Zwischendrin, wenn ich mal nachsah, ob alles in Ordnung war, tauschten mein Mann und ich, immer wieder sinnliche und verheißungsvolle Blicke, ehe wir immer aufseufzten und uns voneinander abwandten. Ich lenkte mich ab, indem ich die Salate vorbereitete. Dann war der Kuchen endlich fertig und ich tischte ihn auf. Diesen Kuchen konnte man nur frisch essen.

Seto genoss jeden Bissen und meinte, dies wäre der Beste, den er je gegessen hätte und ich wurde daraufhin rot. Verlegen sah ich in eine andere Richtung. Ich hörte, zwischen einem Gespräch von Ryou und Serenity, das Wort Fanfic und schon war meine gesamte Aufmerksamkeit bei den beiden.

Sie schwärmten von einer Fanfic, die...die beiden mit Odeon geschrieben hatten, als Fortsetzung der ersten. Odeon? Etwa Odeon Ishtar? Er...schrieb Fanfics? Von...uns? Es musste so sein, denn der Titel der Fanfic, sagte schon alles... „Die Leidenschaft des Eisprinzen – Verführung unter Kirschblüten“. Meine Gedanken wanderten zu den Abend an Hanami. Diese unglaublichen Gefühle...und das die ganze Nacht hindurch...ich wollte wieder so eine Nacht...mindestens jede Nacht...OHHH...das machte mich ja nur noch heißer auf den Großkotz. Mein Mann erwähnte dann nur noch, dass er auch diese finden und lösche würde und ich war wieder etwas beruhigt. Doch weder Ryou, noch Serenity sagten etwas darauf.

 

Dann setzten wir uns alle auf die Couch und sahen uns einen Actionfilm an. Doch ich konnte mich kaum konzentrieren. Mein Frosty und ich, hielten uns absichtlich voneinander fern. Wirklich helfen tat es nicht. Ich sah immer wieder zu ihm und musste daran denken, wie weich seine Haare waren und welch eine Hitze immer in mir aufstieg, wenn wir uns küssten. Seine Augen, die hell und blau leuchteten, während das Feuer der Fackeln ihm einen Heiligenschein um seinen Kopf zauberte und ständig Kirschblüten auf uns herab regneten. Sein lautes, tiefes Stöhnen, wenn er in mich....hm ja... besser ich lenkte mich ab, sonst würde ich ihn sofort bespringen. Nur Seto schaffte es, sich zu konzentrieren und auch noch entspannt dabei zu wirken.

Jetzt war aber genug. Es war Tristans Wochenende.

Meine Gedanken wurden abermals unterbrochen von dem Klingeln meines Handys. Ich entschuldigte mich und ging aus dem Esszimmer, da mein Blick darauf mir sagte, dass Dad gerade anrief.

„Dad? Alles in Ordnung?“ Ich hörte ihn kichern und im Hintergrund grölte jemand, der sich verdächtig nach Pegasus anhörte. „Seid ihr etwa betrunken?“

 

„Joooooeyyy. Mein allerliebschter Sooohnn. Du verpascht was. Max ist sooo witzig. Hahahahaha. Nein nicht so, Max...anders herum, das isch viiell luschtiger. Joho und ne Buddel voll Rum...“

 

„Wuhuuuuu, isch bin da König der weißen Cartoon Drachen, hahahahaha.“, lallte Pegasus im Hintergrund.

 

Ich hörte Dad laut lachen und legte einfach auf. Das musste ich mir nicht antun. Ich beschloss nur ganz wenig Alkohol zu trinken, damit ich mich immer unter Kontrolle halten konnte. Das war ja so peinlich. Dann bekam ich eine WhatsApp und mir entgleisten sämtliche Gesichtszüge.

„Was hat dein alter Herr jetzt schon wieder angestellt?“

Ich drehte mich zu meinem Eisprinzen und starrte ihn an. Ich zeigte ihm schweigend das Foto, welches mein Dad mir gerade geschickt hatte und Seto fing an zu röcheln.

„DAS ist...nicht sein Ernst. Sind die beiden etwa betrunken?“ Ich nickte und besah mir das Bild, was mir meinen Dad zeigte, in einem schwarzem, bei ihm Mini - Männerrock, der glitzernde Steinchen im Schrittbereich hatte und einem bauchfreiem Hemd mit integriertem Mieder in Gold und lila. Daneben stand ein Pegasus, in einem sonnengelben Anzug, mit vielen Fransen an den Ärmeln und dem Jackensaum, jede Menge Rüschen, Steinchen und Pailletten im Schritt und dazu ein rosa Hemd. Beide hatten gerötete Wangen, jeweils eine Flasche Rum in der Hand und grinsten breit. Sie schienen sich die Haare gegenseitig geflochten zu haben...und nicht mal ordentlich. Also waren Pegasus und mein Dad... Transen? Oder hatten beide nur Langeweile?

„Ich habe es schon immer gesagt....Pegasus ist kein guter Umgang für deinen Vater. Und umgekehrt scheint dasselbe zu gelten. Wir hätten diese Schande gleich entsorgen sollen.“ Ich stimmte ihm zu und seufzte. Zum Glück hatten wir uns geweigert diese...Kleidung je anzuziehen.

„Wir haben wenigsten Stil, nicht war Schneekönig?“ Er grinste mich an und meinte, wir sollten uns jetzt vielleicht umziehen gehen. Hä? Wieso? Und...was?

Er nahm mich bei der Hand und zog mich nach oben in sein Zimmer und direkt in seinen Schrank. Er öffnete eine große Schublade, die ich gar nicht für eine gehalten hätte und zog ein weißes Outfit heraus, dass einfach unglaublich edel wirkte. Dann zog er noch ein paar weißer Drachenflügel heraus. Er hatte ein...weißer Drachen Outfit in seinem Schrank? Er grinste und bat mich, ihm zu helfen. Ich befolgte seine Anweisung und starrte ihn zum Schluss bewundernd an. Das einzige was nicht so richtig dazu passte, war das Produktionskissen. „Keine Sorge Joey...in deinem ist auch so eine Schublade, mit einem Schwarzen Rotaugendrachen Outfit.“ Ich klappte, vor Erstaunen meinen Mund auf, rannte aber in meinen Schrank und holte es heraus. Gleich fing ich an, mich auszuziehen und spürte auf einmal, die Blicke meines weißen Drachen, direkt auf meinem Hintern. „Hör auf, zu spannen.“, sagte ich verärgert. „Oh....Rotauge. Ich bitte dich. Wie könnte ich mir DIESEN Anblick entgehen lassen? Solange ich dich nicht anfassen und verwöhnen darf, wie ich es gerne täte, will ich dich wenigstens ansehen und mich darauf freuen, wenn ich dich das nächste mal durchnehmen darf. Und glaub mir...es wird nicht schnell vorbei sein. Im Gegenteil.“, raunte er mir verführerisch zu und leckte sich über diese wunderbar, weichen Lippen. Ich drehte mich um und schluckte.

Er lachte und meinte, wir sollten uns von den anderen fotografieren lassen und Dad dieses schicken. „Am Besten positionieren wir uns im Wohnzimmer, in meinem Thron.“

Ich starrte ihn an. „Etwa den Thron des frostigen Drachenprinzen?“ Er machte ein abfälliges Geräusch. „Nein...der Thron des weißen Drachenkönigs. So heißt er, nicht Thron des frostigen Drachenprinzen. Ich bin hier der König.“, sagte er erhaben.

Ich rollte mit den Augen, grinste aber. Wir hatten diesem Sessel, einen ähnlichen Namen gegeben.

„Gut, dann...los.“, meinte ich, als ich meine Flügel angezogen hatte. So schnell es ging, rannten wir, lachend nach unten und direkt ins Esszimmer, wo wir aufgeregt, den anderen sagten, sie sollten uns im Wohnzimmer fotografieren. Mokuba bekam große Augen und meinte, wenn, dann würden wir uns ALLE sowas anziehen.

„Wir haben doch die Duel Monsters Kostüme, die wir von dem letzten Event, im Kaiba Land, nicht mehr gebraucht hatten, hier im Keller gebunkert. Los Leute, wir verkleiden uns auch.“

Tristan bekam ganz leuchtende Augen und fragte, warum wir uns so etwas angezogen hatten. Dies stoppte vorerst Mokubas Tatendrang und ich zeigte ihnen, die WhatsApp, die Dad mir geschickt hatte.

„Was zum...Was ist das?“, fragte Serenity.

„Die Schande, die Pegasus, von diesem einen Designer, uns hat schicken lassen. Jason hat sie aufgehoben...weil er sie gerne selber anzieht.“, meinte der Eisberg.

Kopfschüttelnd und schweigend gingen unsere Freunde und Geschwister, mit uns, die Treppen runter, in den Keller. Das was sich da unten befand, hatten wir ja schon ausprobieren können, letzte Woche. Oh Mann. War das wirklich erst fast eine Woche her? Ich hatte das Gefühl, ich wäre schon ewig mit dem Geldsack verheiratet. Es war tatsächlich schon normal geworden. Es fühlte sich an, als wäre er... der.... Meine Wangen fingen an zu brennen. Ich war aber doch immer noch nicht schwul.

Wir gingen an der Sauna, dem Innenpool und dem Fitnessraum vorbei, bis ganz hinter. An der Wand war ein Bücherregal, in dem sich viele schwere Folianten, die teilweise schon vergilbt waren, befanden. Moki überflog die Titel und entschied sich für einen dicken Wälzer. Der Titel dieses Buches war fast nicht mehr zu lesen. Ich konnte nur noch ein Wort darauf erkennen. Dieses sagte aber schon alles über das Buch aus. Aber was sollte Mokuba mit einem Buch über Geisteswissenschaften? Er zog es schräg, bis zur Hälfte heraus und schon öffnete sich gegenüber eine Geheimtür. Meine Augen wurden immer größer. Anscheinend musste ich mal die ganze Villa, nach Geheimgängen und versteckten Räumen durchsuchen. Wir liefen hindurch, in einen großen und sehr hohen Raum. Dieser schien ein eigener Kleiderschrank zu sein, der aber nur den hinteren Teil des Raumes, einnahm. Soweit ich das beurteilen konnte, befanden sich darin hunderte von Kostümen. Sechs Umkleidekabinen befanden sich rechts, weiter vorne und viele Spiegel waren aufgestellt worden, um sich auch ansehen zu können.

Wir jubelten, vor Begeisterung.

„So hier. Auf der rechten Seite sind die Kostüme für die Männer, auf der linken, die für die Damen.“, erklärte Mokuba und huschte gleich nach rechts. Er zog grinsend ein Kuribo Kostüm heraus. Tristan und Duke wühlten sich auch gleich durch, nur Ryou und Yugi warteten erst mal ab. Thea hatte sich für das Outfit eines Schwarzen Magiermädchens entschieden und Serenity, das der Feuerprinzessin. Stolz zeigte Tris uns seine Wahl. Er würde als Cyber Commander gehen und Duke hielt die Klamotten für den Strike Ninja in der Hand. Während die ersten sich umzogen, gingen Yugi und Ryou sich ihre Kostüme holen. Wie erwartet, war Yugi der Schwarze Magier, passend zu Thea. Jaugen der Spiritist wurde von Ryou gewählt. Als dann endlich alle ihre Outfits anhatten, gingen wir wieder nach oben und riefen Yoshi. Er sollte uns fotografieren.

Gemütlich gingen wir ins Wohnzimmer. Seto setzte sich sogleich in seinen Thron. Hm...Wo sollte ich mich am Besten positionieren? Dahinter? Davor? Rechts? Links?

„Joey? Worauf wartest du denn noch? Komm endlich her.“, meinte der eisige Schnösel. Die Fragezeichen über meinem Kopf mussten ihn ja förmlich anspringen, denn er verdrehte gelangweilt seine Augen und klopfte, mit seiner rechten Hand auf seinen Schoss.

Seinen.... mein Gesicht wurde heiß. Nur nicht daran denken, was sich noch dort befand.

Ganz ruhig. Vorsichtig setzte ich mich auf ihn und legte meinen Kopf auf seine rechte Schulter. So gemütlich...

Die anderen verteilten sich hinter und neben uns und posierten stolz. Nur Mokuba setzte sich vor uns. Unser Butler machte bestimmt hunderte Fotos von uns, teilte uns mit, was ihm noch nicht gefiel und strahlte immer, wenn er ein besonders guten Schnappschuss gemacht hatte. Er schien Talent, als Fotograf zu haben. Selbst wenn er „nur“ mit einem Handy fotografierte. Er übergab mir mein Handy wieder und ich schickte, dass coolste meinem Dad. Dieser antwortete mit einem weinenden Smiley und einem „Warum macht ihr sowas immer OHNE mich?“

Ich seufzte und schrieb ihm, dass ER sich doch dafür entschieden hatte, sich mit Pegasus zu vergnügen. ER war ja zu Tristans Feier eingeladen gewesen und wenn er nicht wollte, sollte er es nicht an uns auslassen. Er antwortete nicht mehr und ich seufzte erneut. Tris zuckte mit den Schultern und meinte, der Cyber Commander würde uns nun richtig hammermäßige Cocktails mixen. Ich grinste, während wir wieder ins Esszimmer gingen und hoffte, er würde keinen Pink Flamingo machen. Doch er entschied sich für einen Drink, der milchig weiß aussah. „Was ist denn das jetzt?“, fragte ich neugierig.

Er grinste und meinte, dies wäre ein „White Dragon“.

„Für alle, die wissen wollen, WAS drin ist... Tequila, der Sierra Milenario Blanco, Cointreau, Zitronensaft, Eiklar und Eiswürfel. Also schlicht und doch edel.“

Seto prostete ihm lächelnd zu und bedankte sich, für die Ehre. Dabei hatte er eine alkoholfreie Version bekommen...

Wir tranken genüsslich und unterhielten uns angeregt. Tristan mixte uns danach noch einen Black Redeye. Eine Eigenkreation seinerseits. Er bestand aus Wodka, Cassislikör, Kirschsaft und Crushed Ice. Der Rand des Glases hatte einen rot gefärbten Zuckerrand. „Wir sollten dich als Barkeeper einstellen. Ich liebe deine Cocktails.“, lobte ich ihn. Tristan wurde ganz rot und grinste breit.

Thea schlug vor, noch einen Film anzusehen und wir stimmten ihr zu. Doch die Wahl des Films, ließ mich beide Augenbrauen hochziehen.

„The greatest Showman? Was ist den das für ein Film?“

Die Mädchen bekamen ganz glasige Augen und meinten, er würde mir sicher gefallen. Nun...wir würden sehen.

 

Aber... je mehr ich von diesem Film sah, desto mehr fesselte er mich. Ich fand es fantastisch, dass es da jemanden gab, der nicht auf Äußerlichkeiten schaute, sondern auf das Besondere von jedem einzelnen. Als dieser reiche, junge Mann...Phillip, dazu kam und sich in die Trapezkünstlerin Anne Wheeler verliebte....kam mir das vor, als wären das Seto und ich. Ich erwischte mich dabei, wie ich mir vorstellte, wir würden, an deren Stelle, „Rewrite the Stars“ singen... nur mit einem glücklichen Schluss, am Ende des Liedes, indem er mich in seinen starken Armen hielt und leidenschaftlich küsste. Als der Film endete, war ich so begeistert, dass ich am Liebsten den Kostümkleiderschrank, mit einem Trapez und anderem Akrobatenzeugs ausgestattet hätte, nur um einmal, wie Anne Wheeler ihre Darbietung zur Schau zu stellen und dieses eine Lied zu singen...mit Seto. Ich grinste, als ich mir das genauso vorstellte und bekam dafür einen seltsamen Blick, seitens meines Mannes.

„Will ich wissen, WAS du dir da gerade vorstellst?“ Ich fing an zu kichern und die Mädchen kicherten mit. „Bestimmt hat er sich vorgestellt, mit dir zu singen...als Anne Wheeler.“ Ich wurde rot, musste aber erneut kichern. Der Brummeldrache verengte seine Augen und meinte, dass er, die nächsten Wochen, sich nicht mal mehr alleine anziehen konnte. Ich lachte laut und meinte, dass ich es aushalten würde und mich freute, mit ihm so eine Performance darzubieten...und wo.

„Oh was für eine tolle Idee!“, sagte Mokuba.

„Das sollten wir recht bald in Angriff nehmen.“, meinte Ryou begeistert.

„Oh wie schön.“, schwärmten Thea und Serenity.

 

„Nein.“

 

Fassungslos starrte ich meinen Mann an.

„Du wirst diesen Raum nicht umbauen. Außerdem sagte ich nichts davon, dass ich mit dir singen werde. Selbst, wenn ich singen kann. Ich habe schon genug romantischen Kitsch gemacht und das reicht für mein restliches Leben.“

Eisiges Schweigen legte sich über uns. „Das...das heißt... du...du hast diese romantische Geste, an Hanami nur geplant...damit du mich ins Bett kriegst und ich mich nicht mehr benutzt fühle?“

Ich atmete hektischer und drehte ihm den Rücken zu. Ich hörte ihn seufzen. „Joey. So war das nicht. Ich wollte dir etwas schönes zurück geben, weil du uns immerzu verwöhnst. Um dich selbst kümmerst du dich immer als letztes. Ich hatte das geplant, um dir damit eine Freude zu machen und nicht um dich ins Bett zu bekommen. Erinnere dich, dass ich mich zurück halten wollte...und dich auch.“ Er sagte dies ruhig und es klang auch so, als ob er es ehrlich meinte... Ich nickte, konnte aber nicht verhindern, dass ein leiser Zweifel in mir blieb. Ich spürte seinen warmen Atem in meinem Nacken und sein sinnlicher Duft hüllte mich ein. „Und heute Morgen, hab ich mich auch selber beruhigt. Es geht bei uns nicht immer nur um körperliche Befriedigung, weißt du. Ich kann mich beherrschen.“, flüsterte er mir leise ins Ohr.

In dem Moment kam Luigiana ins Esszimmer, stutzte kurz, über unsere Verkleidungen und lächelte dann verträumt.

„Jason...er hat mich umarmt.“

„Was? Dad ist hier? Allein? Oder mit...“

„UUUUUHHHHH, Kaiba – Boy. Was für ein Anwesen. Du hast Geschmack mein Lieber.

Jason! Die Musik!“ Mein Dad torkelte herein und hatte einen großen Ghettoblaster auf der Schulter. Wo hatte er denn den schon wieder her? Er nickte, schaltete ihn ein und es erklang Musik.

Ich kannte dieses Lied. Von Usher, Yeah!

Pegasus tanzte und ließ seine Hüften kreisen. Dad nickte rhythmisch dazu und gab immer passend ein „Yeah!“ dazu. Pegasus konnte überraschend gut tanzten...Man, hatte der es drauf. Ich wusste gar nicht, dass er ein Hip Hopper war. Er kam immer so elegant und vornehm rüber. Na ja...lag vielleicht gerade eben auch nur am Alkoholkonsum. Sie hätten sich vielleicht vorher noch umziehen sollen und sich nicht in dieser Schande auf die Straße raus trauen.

„PEGASUS! RAUS HIER!“, brüllte mein Eisfach. Doch Pegasus ignorierte ihn einfach und bestellte beim Cyber Commander einen... Zombie. Hieß das...Dad hatte Luigiana nur umarmt, damit er Pegasus hier rein schmuggeln konnte? Er hatte einfach ihre zarten, bewundernden Gefühle für ihn ausgenutzt....?

Mein Blick wurde erbarmungslos kalt. Diesen Kindern musste ich die Leviten lesen.

Ich schaltete die Musik aus, packte Dad an den Haaren, welcher aufschrie und jammerte. Dabei fiel der Ghettoblaster von seiner Schulter und kam, mit einem lauten Scheppern, am Boden auf. Dann ging ich zu Pegasus, packte auch ihn an den Haaren und schimpfte die beiden aus.

„Was fällt euch ein, einfach so hier aufzutauchen? BETRUNKEN! In diesem MODEDISASTER! Schämt euch was, ihr beiden! Dann nutzt ihr auch noch die Dienstmädchen schamlos aus... Es reicht...ihr hört einfach nicht. DU, Pegasus. Lass gefälligst deine Anrufe und komm ja nicht mehr UNEINGELADEN hier her. Und DU, Dad. Wie kannst du es wagen, nicht zu Tristans Feier zu kommen, nicht mal abzusagen und dann doch zu kommen, mit IHM....BETRUNKEN! Solltet IHR, nicht als GUTES BEISPIEL voran gehen? Mir ist es ja egal, was du in der Wohnung anziehst, Dad....aber das du dich SO nach draußen wagst....in dieser SCHANDE!“

Beide hatten die Köpfe gesenkt, Tränen in den Augen und versprachen leise, nun brav zu sein. Sie nannten mich seltsamerweise Mum und Tante Serenity.... Warum auch immer.

„Yoshi?“, sagte ich ruhig.

„Ja, Master Joseph?“ Ängstlich traute sich unser Butler zu mir und sah mich fragend an.

„Haben wir angemessene Kleidung, die NICHT einem von uns gehört und wir den beiden geben könnten? Diese Schande müssen wir endlich vernichten.“

„Ja, haben wir. Ich werde diese umgehend holen.“

Ich nickte ihm zu und bedankte mich, ehe mein Blick wieder schneidend kalt in die Richtung der beiden ging, die darunter zusammen zuckten.

Eine Minute später, die ich als fassungslose Schweigeminute andachte, kam unser Butler wieder und übergab mir die Kleidung.

„Zieht euch sofort um. Und wehe einer von euch schmuggelt etwas von diesen... FETZEN nach draußen.“ Ich rief ihnen ein Taxi, währenddessen begaben sich die beiden ins Wohnzimmer, wo sie ihre Kleidung wechselten und wieder kamen. Yoshi sammelte diese Schande ein und versprach, sie sofort zu verbrennen. Ich nickte abermals, als das Taxi kam und ich sie zu Dad nach Hause fahren ließ. Ein allgemeines Aufatmen erklang und Duke fragte leise, ob sie weiter feiern durften, oder jetzt schon ins Bett mussten.

Verwirrt sah ich zu meinen Freunden, die während meines Wutausbruchs, sich im Hintergrund gehalten hatten. „Du bist ja schlimmer, als meine Mutter, Joey.“, sagte Tristan vorsichtig. Ich winkte ab und meinte, dass ich nun einen stärkeren Drink bräuchte, dann konnten wir weiter machen.

Unauffällig schlich Tristan zur Bar und mixte mir einen London Fog. Eine Mischung aus Gin und Absinth. Ich nahm meinen Drink entgegen und stürzte es in einem Zug hinunter. Mir wurde leicht schwindlig und erinnerte mich, dass Kaffee und Kuchen, einfach keine optimale Vorbereitung auf harten Alkohol war. Ich schwankte etwas und erinnerte mich daran, was ich vorhin noch gedacht hatte....nicht zu viel Alkohol...Ach was solls.

„Also gut. Ich sollte vielleicht noch was kochen, was meint ihr? Danach können wir noch ein Party Spiel spielen. Wünsche zum Abendessen?“

Ich bekam ein einstimmiges Kopfschütteln, auf die Frage nach dem Essenswünschen. Gut, dann kochte ich etwas schnelles. Mein Frostklotz hinderte mich aber, in dem er sich vor mich stellte. „Joey... vielleicht solltest du nicht kochen, wenn du betrunken bist. Wenn alle einverstanden sind, bestellen wir jetzt, der Einfachheit halber, Pizza.“ Ich wollte schon aufbegehren, aber mein Drachenschrank sagte nur noch zwei Wörter, was mich alle meine Proteste vergessen ließen und ich ihn, mit geröteten Wangen anlächelte. „Mit Käserand....“

 

 

Genüsslich verspeisten wir die Pizza. Es war sehr ruhig geworden. Anscheinend war ich wirklich ein bisschen mütterlich, gegenüber meinem Dad und Pegasus geworden. Meine Schwester erklärte mir gerade, dass unsere Großmutter, also Dads Mum, auch Serenity geheißen hatte. Deswegen...ich war also ein wenig, wie meine Großmutter... hm..

 

Wir räumten noch ab, ich immer noch schwankend und dankte meinem Eisbrocken, für die tolle Idee. Er nickte mir zu und meinte, dass ich ruhig schon mal ins Bett gehen konnte.

„WAS? Garantiert nicht, Gefrierwürfel. Ich werde noch nicht ins Bett gehen...da verpass ich ja Tristans Super - Party.“ Ich hüpfte wieder zurück ins Esszimmer und fragte lachend, ob wir jetzt endlich was spielen könnten. Zuerst noch skeptisch angesehen, nickten unsere Freunde und fragten mich, ob ich mit Flaschendrehen einverstanden wäre. Ich nickte hektisch und riss Yugi die Flasche aus der Hand, mit der wir spielen wollten.

„Uuuuhhhh, später könnten wir auch noch Twister spielen, oder?“, fragte ich. Mein Mann meinte, dass ein Spiel reichen würde. „Du wirst dich, in deinem Zustand, nicht mit anderen verknoten. Da würden bestimmt schlimmere Verletzungen zustande kommen, als meine.“ Ich schob meine Unterlippe vor. Ach ja...er war ja vollkommen nüchtern. „Aaaccchhh komm schon, mein eisig geliebter Kühlmann. Lass das Brummelschränkchen mal beiseite und sei keine solche Spaßbremse.“, lachte ich ihn an. „Joey....du bist betrunken. Dein Vater war dir gerade eben, also keine Lehre...“ Ich winkte erneut ab und orderte noch einen Drink beim Cyber Commander.

Dieser hob eine Augenbraue und stellte mir, kunstvoll meinen Drink zusammen. Ich probierte und fragte begeistert, was er mir da gezaubert hatte. „Einen Virgin Strawberry Margarita.“ Ich staunte. Das schmeckte köstlich und ich meinte, dass ich dies nun den ganzen Abend lang trinken würde. Tris protestierte, doch ich ließ mich nicht erweichen. Dafür war der Cocktail einfach zu gut. Er sah nur ernst meinen Eheprinz an und...zwinkerte. Mein Schneeflöckchen grinste ihn daraufhin nur an. HÄ? Ach egal. Was auch immer die beiden damit bezwecken wollten, war jetzt nicht wichtig.

Wir nahmen uns Kissen von der Couch und setzten uns auf den Boden. Ich drehte die Flasche und prompt blieb sie bei Yugi stehen. Der schluckte und meinte sofort, er würde Wahrheit nehmen.

„Also, mein Freund...wie oft hast du dich schon vor Thea selbst befriedigt?“

Yugi lief rot an und meinte stotternd, dass er dies noch nie gemacht hatte. „Ist bei Thea nicht nötig...ich...ich meine...weil sie so....so gut...äh....nächster!“

Diesmal stoppte sie bei Duke und er wählte, locker die Pflicht. Yugi nickte und meinte, er sollte mal seine Haare öffnen und sie den Abend offen lassen.

Man, dass war ja langweilig. Yugi konnte einfach keine peinlichen Aufgaben fordern, oder Fragen stellen. Duke drehte die Flasche und sie blieb bei mir stehen. Ich wählte die Wahrheit und er fragte mich, was das krasseste war, was ich in meiner Ehe erlebt hatte. Ich grinste und errötete. „Das krasseste ist und bleibt immer noch, wie er mich angenehm im Analbereich behandelt....und...“

Serenity musste laut lachen und fragte, ob es echt das krasseste gewesen war.

„Klar. Weißt du denn nicht, wie geil es ist....“

„Ruhe jetzt! Das reicht, Joey. Du hast deinen Standpunkt klar gemacht...keine privaten, pikanten Details, klar?“ Ryou und meine Schwester sahen ihn unglaublich enttäuscht an.

Ich grummelte ein „Spießer“ und drehte die Flasche, die auf Serenity zeigte.

„Schwesterchen... bist du noch Jungfrau?“, fragte ich, ohne das sie Gelegenheit gehabt hätte, zu wählen. Sie antwortete mit „Ja...noch.“ und ich war zufrieden. Als nächstes landete die Wahl bei meinem Eisgatten. Sie kicherte erneut und fragte, ob er lieber die Wahrheit, oder die Pflicht nehmen würde. Er presste ärgerlich seine Lippen aufeinander. „Wahrheit...“ „Och Manno...nun gut, Seto...Wie viele Partner, außer Joey, hattest du bereits?“ Er hob nur eine Augenbraue und meinte leise, dass ich sein erster und einziger gewesen war. Da klappte mein Mund auf. Er war, vor unserer Ehe, noch völlig unberührt gewesen? Äh...genau, wie ich... der Kotzschrank drehte die Flasche und sie blieb bei Thea stehen. Er sah sie nur herausfordernd an, sagte aber nichts. Sie nahm Wahrheit. „Wie hat sich Joey, euch gegenüber immer benommen, wenn es um mich ging?“ Oh.....OH! Das war ja eine fiese Frage. Antworte ihm nicht, Thea...bitte. Doch sie überhörte und übersah meine verzweifelten Gebete.

„Hm. Uns gegenüber? Nun...“ Sie sah mich nun doch an und fragte sich wohl selbst, ob es klug war, WIRKLICH die Wahrheit zu sagen. „Er hatte sich eigentlich, ständig nur über dich aufgeregt. Kaiba hier, Kaiba da. Es hat oft genervt, dass er uns ständig darauf aufmerksam gemacht hat, was du jetzt schon wieder zu ihm gesagt oder gemacht hast. Du warst eigentlich...das reicht jetzt an Informationen. Nächster...“ Man war ich froh, dass sie den letzten Satz, nicht beendet hatte. Ich war sicher, sie wollte sagen, dass er immer mein einziger Mittelpunkt war. Zum Glück war sie mit ihrer Erzählung, weiter in die Vergangenheit gegangen und hatte nicht meine.... aktuellen Gefühle mit einbezogen. Nicht das er noch dachte, ich wäre in ihn...

Thea drehte die Flasche und sie blieb bei Mokuba stehen. Er lächelte und nahm Pflicht. „Gut Mokuba, dann sing uns doch was schönes vor. Wie wäre es mit.... „Sexy and I know it“, von LMFAO?“

Ich prustete und freute mich schon auf DIESE Performance. Seto allerdings presste wieder die Lippen aufeinander und funkelte sie frostig an. „Gardner....er ist noch viel zu jung, für...“

Doch dann sprang Moki schon auf, sang, rappte und tanzte. Ich lachte, jubelte und feuerte ihn an. Er machte bestimmt sämtliche Mädchen verrückt.

Nach einem tosendem Applaus, drehte er die Flasche und sie blieb bei Tristan stehen. Er nahm ebenso Pflicht und nun sah Mokuba, grinsend zu mir... Was zum...?

„Tristan...ich will einen heißen Zungenkuss, mindestens dreißig Sekunden, zwischen dir und Serenity, sehen.“ Mein Mund klappte auf, aber es kam kein Ton heraus und ich konnte mich auch nicht rühren. Dafür hielt Duke zu mir und beschwerte sich, dass Serenity ja eigentlich für IHN bestimmt war und er dies doch nicht so einfach machen konnte.

Tristan nutzte unsere Unaufmerksamkeit und schlich zu meiner kleinen Schwester, nahm sie in den Arm und küsste sie leidenschaftlich. Sie schlang ihre Arme um seinen Nacken und küsste ebenso stürmisch zurück. Ich bemerkte es erst, nachdem sie fast fertig waren. „Hey! Das reicht jetzt!“, brüllte ich Tris an und mein Frosty versuchte mich zu beruhigen, dass es nun mal Teil des Spiels war, dass so etwas passieren konnte. Ich schnaubte und beobachtete die Flasche, wie sie auf Ryou zeigte. „Ich nehme Wahrheit.“, sagte er sicher.

„Ryou... du magst doch auch Yaoi. Sag, bist du schwul?“, fragte Tris neugierig und Ryou machte ein komisches Gesicht.

„Ääähhh.... keine Ahnung. Ich nehme an, das ist einfach nur ein Fetisch von mir. Bei Joey und Kaiba kann ich mich einfach nicht zurück halten, weil die beiden so ein Traumpaar sind.“, schwärmte er. Nun verzog nicht nur ich das Gesicht. Ryou drehte an der Flasche und sie zeigte auf Duke. Er nahm wieder Pflicht. Ryou grinste nun auch richtig und meinte, dass es Zeit wurde, herauszufinden, ob Duke ein ebenso guter Küsser, bei Serenity war, wie Tristan. WAS?

Duke packte sie und küsste sie, als ob sein Leben davon abhinge. „Was soll das? Wieso sollen alle meine Schwester küssen? Lasst das gefälligst.“, brauste ich auf. Dann waren sie „endlich“ fertig und Duke drehte an der Flasche. Serenity war dran und er fragte sie, in einem perversen Ton, ob sie... „Ich nehme Wahrheit.“, meinte sie schnell. Duke grummelte und fragte sie, wer von beiden besser geküsst hatte. „Du bist ZU forsch ran gegangen Duke. Aber bei Tristan war es etwas zu VIEL Zunge. Sozusagen...Gleichstand!“ Ich knurrte gefährlich. Wenn noch einmal jemand versuchte, meine Schwester zu küssen...oder schlimmeres, würde derjenige es bereuen...und nicht mehr aufzufinden sein.

Nun drehte sie wieder an der Flasche und sie blieb erneut bei meinem Mann stehen.

Er starrte sie kühl an und nahm wieder Wahrheit.

„Seto...wenn du Joey ansiehst... was fühlst du dabei?“

Er starrte mich an und lächelte höhnisch.

„Das Schuldgefühl, meinen Hund heute noch nicht gefüttert zu haben.“

„Hey!“, rief ich und reckte die Faust in die Luft.

Er lachte nur ein fieses Welteroberungslachen. Ich war mir sicher, dass er mit füttern, die Proteine gemeint hatte.

„Nein Seto...das zählt nicht. Ich rede von richtigen Gefühlen.“

Doch er meinte, dass er bereits geantwortet hatte, WAHRHEITSGEMÄß!

Sie verzog das Gesicht, ließ es aber gelten. Natürlich... er konnte sich so wieder mal aus der Affäre ziehen. Der Großkotz drehte und sie blieb bei mir stehen. Ich schluckte und nahm Pflicht. Er grinste, klopfte auf seinen Schoss und befahl mir, Platz zu nehmen und ihm zu zeigen, wie ich am Liebsten, von ihm geküsst wurde. Ich krabbelte zu ihm, setzte mich auf ihn und nahm sein Gesicht in meine Hände. Dann legte ich meine Lippen auf seine und küsste ihn, so sinnlich, wie er es immer bei mir tat. Mir wurde schwindlig dabei und ich musste in den Kuss stöhnen. Ich hörte sein erschrockenes auf keuchen, doch ich küsste weiter. Er versuchte, sich zu lösen, aber ich konnte nicht aufhören und bewegte mein Becken leicht auf und ab , ließ es kreisen und intensivierte den Kuss nochmal.

Dann spürte ich Arme, die mich von seinem Schoss hoben und mich auf meinen Platz zurück schleiften. Ich sah nach oben. Duke und Tristan hatten mich von ihm gelöst. Ich sah nach meinem Drachenberg. Er hatte seine Augen weit aufgerissen, war ziemlich rot im Gesicht und hielt sich seine rechte Hand vor seinen Schritt. Ärgerlich sah er mich an, stand wacklig auf und verschwand aus dem Esszimmer. Was hatte ich gemacht?

„Also wirklich, Joey! Du kannst doch nicht deinen Mann so beschämen.“

Ich sah Thea an, die mich gerade angesprochen hatte und fragte, was sie meinte.

„Solche Aktionen haben eigentlich NUR was im Schlafzimmer zu suchen. Was wolltest du damit bezwecken?“ Was ich damit bezwecken wollte? Eigentlich wollte ich....oh. Schuldbewusst senkte ich meinen Kopf. „Ich denke, dass war es für heute. Geh deinem Mann nach und rede mit ihm. Wir werden für heute Schluss machen. Wir können Tristans Geburtstag morgen weiter feiern. Und denk dran... Wenn du Sex willst... fang es bitte nicht VOR UNS an. Das sollte absolut privat bleiben.“

Oh nein. Was hatte ich getan? Ich stand auf und lief aus dem Esszimmer, die Treppen nach oben, stolperte erneut, fiel hin und rutschte ein paar Treppenstufen wieder nach unten. Meine Knie und die Ellbogen brannten, aber davon ließ ich mich nicht abhalten. Ich griff nach dem Geländer und zog mich langsam nach oben. Wie konnte ich nur? Es war doch eh schon so schwer für ihn und dann musste ich, obwohl wir uns beherrschen wollten, ihn so...reizen. Ich biss die Zähne aufeinander vor Schmerz und ging nun im Schneckentempo, die Treppen hoch, den Korridor entlang, bis zu seinem Schlafzimmer. Ich klopfte und nachdem ich die Erlaubnis erhielt, einzutreten, öffnete ich die Türe. Er ließ sich gerade von Daisy, beim umziehen helfen. Ich blieb an der Tür und wartete. Er sagte nichts, bis sie fertig war, aus dem Schlafzimmer verschwand und die Tür schloss.

„Wie konntest du, Joey?“

Ich schwieg.

„Du... hast versucht, mich vor ihnen zu verführen. Bist du jetzt komplett wahnsinnig geworden?“

Ich schwieg immer noch. Er hatte vollkommen Recht. Ich sollte mich besser von ihm fernhalten, damit ich ihm weitere Peinlichkeiten ersparen konnte. Ich öffnete die Türe wieder und ging hinaus, schloss diese und ging in mein Zimmer. Ich konnte kaum die Tränen der Scham unterdrücken. Ich war nicht besser, als mein Dad und auch nicht besser, als Pegasus. Mein Mann wäre, ohne mich, weitaus besser dran. Ich zog meine Kleidung aus und weinte nun doch. So ein schönes Kostüm...und ich hatte es auch noch kaputt gemacht. In der Hose und an den Ärmeln des Oberteils, klafften Löcher, von dem Sturz eben. Meine Knie bluteten, aber das war mir egal. Seto war sauer und enttäuscht und ich ebenso von mir selbst. Ich sank auf den Boden und rollte mich unter das Bett. Dort blieb ich liegen und rührte mich nicht. Vollkommen ruhig war ich, als ich hörte, wie die Tür meines Schrankes geöffnet wurde und der Drache meinen Namen rief.

„Joey? Wo bist du? Wieso haust du einfach ab, wenn ich mit dir rede?“

Ich schwieg weiterhin. Warum war er mir nachgegangen? Ich wollte ihm doch nur meinen Anblick ersparen. Er würde mich hier unten eh nicht finden.

Nach diesem Gedanken klingelte mein Handy, zeigte mir somit, dass ich gerade eine WhatsApp bekommen hatte und kurz danach sagte er, dass ich endlich raus kommen sollte. „Was hast du für einen Grund, dich unter dem Bett zu verstecken? Komm raus. Ich bin leider nicht in der Lage, dich zu holen.“, sagte er, vollkommen ruhig. Ich schluckte und kam wieder unter dem Bett hervor. Ich wagte es nicht, ihn anzusehen, vor lauter Angst, er könnte mich ansehen, wie Mutter es immer tat. „Wieso bluten deine Knie? Was hast du jetzt schon wieder gemacht?“, fragte er erschöpft.

„Es tut mir leid...“, flüsterte ich.

„Joey? Versprich mir, nie wieder, vor unseren Freunden, oder unseren Geschwistern, SOWAS zu machen. Ein paar Sekunden länger....und ich hätte alle Vorsicht fahren lassen. So schnell verheilt diese Verletzung nicht. Und...mir wäre es egal gewesen. Ich hätte es schlimmer gemacht und du hättest dir wieder die ganze Schuld gegeben.“ Ich nickte, sah ihn aber immer noch nicht an.

„Und jetzt sag mir, warum deine Knie bluten und du aussiehst, als ob...“ Er stockte kurz, ehe er seufzte. „Die Treppen?“ Ich nickte erneut.

Er ging zu meiner Zimmertür, öffnete sie und rief nach Daisy. Sie kam auch sofort und als sie sah, dass ich verletzt war, nickte sie meinem Gatten zu und ging hinaus, um alles zu holen, was sie für die Versorgung meiner Wunden benötigen würde.

 

Ich verhielt mich ruhig und meinen Kopf gesenkt, als sie meine Wunden reinigte und Pflaster darauf klebte. Auch meine Ellbogen wurden versorgt, dann hüllte sie den Körper meines Mannes in einen ärmellosen Morgenmantel, genau seiner Verletzung angepasst und verschwand wieder.

„Komm jetzt. Mach dich bitte fürs Bett fertig und leg dich hin. Ich muss nochmal mit den anderen reden.“ Auch jetzt nickte ich.

Er ging hinaus und ich durch die Schränke, in sein Zimmer. Im Bad putzte ich mir meine Zähne und ging dann in sein Bett. Ich schloss die Augen, aber einschlafen konnte ich nicht. Ich lag, bis er wieder kam, regungslos an der Kante vom Bett und tat so, als ob ich schlafen würde. Er legte sich sehr nah neben mich und ich öffnete wieder die Augen. Als ich sicher war, dass er schlafen würde setzte ich mich auf... und sah ihm in die Augen, denn er hatte mich die ganze Zeit beobachtet. Oh...

„Hündchen....“ OH....

„Komm zu mir...“

„Äh...keine gute Idee. Du weißt...ja...du bist verletzt.“, sagte ich schnell.

Doch er streckte seine rechte Hand nach mir aus und streichelte meine Wange, nach unten über den Hals und über meine Brust. Ich keuchte und meinte, er sollte es besser lassen.

 

„Seto...du willst es doch gar nicht. Leg dich hin und schlaf. Mir geht es gut.“, sagte ich leise und schloss die Augen. „Oh und WIE ich es will. Vielleicht sollten wir das mit der Selbstbeherrschung aufgeben. Wir können sowieso nicht voneinander ablassen.“, meinte er, während er sanft seine Finger um meine Brustwarze kreisen ließ. Sein Blick wurde verführerisch, als ich deswegen unterdrückt stöhnen musste. In meinem Bauch begann ein Tornado zu toben und mir wurde schlagartig heiß.

„Äh...aber...ich bin doch betrunken. Der letzte Cocktail war echt heftig und...“ Sein lautes Lachen unterbrach mich und ließ mich, ihn verwirrt ansehen.

„Virgin Strawberry Margarita ist ein alkoholfreier Cocktail. Hättest du ihn MIT bekommen, wäre es ein Strawberry Margarita.“

Ach deshalb dieses Gezwinker von Tris.

„Es war sehr interessant...zu erfahren, wie du am Liebsten von mir geküsst wirst. Das kann ja nur zu Sex führen. Möchtest du nicht vielleicht doch...zu mir kommen und mich nochmal so küssen?“

„Du...du meinst...eine...unschuldige Knutscherei?“ Er lächelte mich an und nickte. „Wenn noch mehr dabei passiert...ist mir Recht. Ich kann zwar nichts tun...aber du kannst dich dennoch auf mich drauf setzen.“ Ich erinnerte mich. Wir waren beide, alleine vom küssen gekommen. Mein Gesicht erwärmte sich und ich nickte. Ich setzte mich auf seinen Schoß und beugte mich zu ihm runter. Sanft fuhr seine rechte Hand an meiner Seite auf und ab, während unsere Lippen sich berührten. Ich küsste ihn, wie gerade im Esszimmer und er erwiderte es, mit einer Heftigkeit, dass mir fast meine Sinne schwanden. Wir stöhnten beide laut in den Kuss und ich spürte bereits, wie sich seine Männlichkeit aufrichtete. Oh ich wollte ihn. Ganz. Ich brach unseren leidenschaftlichen Kuss ab und fummelte an meiner Boxershorts herum. Pure Lust loderte in den hellen, blauen Augen meines Eiskönigs auf und er betrachtete mich gierig. Endlich hatte ich mir meine Boxershorts ausgezogen. Gleich konnte ich ihn wieder richtig in mir spüren. In dem Moment klopfte es kurz an unserer Türe und meine kleine Schwester stürmte herein.

„Joey, Papa hat mich gerade angerufen. Er meint, du antwortest nicht, auf seine WhatsApp und...“

NEIN! Alles...nur nicht DAS! Ich wurde rot, schnappte mir die Decke und deckte uns beide zu. Zum Glück hatte sie „nur“ mein Hinterteil gesehen. Mein Mann richtete sich umständlich auf und knurrte.

„Serenity....“

„Oh...verzeiht die Störung. Ich sage Papa, dass er sich keine Sorgen machen muss. Du bist eben nur...beschäftigt und nicht stinksauer auf ihn...oder?“, fragte sie mit geröteten Wangen und glänzenden Augen. Ich atmete tief durch und sah meinem Ehemann in die Augen. Doch er fixierte nur meine Schwester, mit einem sibirisch, frostigem Blick.

„Schon gut. Ich werde ihn gleich anrufen und es selbst klären. Das war´s dann, oder? Könntest du jetzt BITTE verschwinden?“

Sie kicherte nochmal verhalten und zog sich zurück. Ich ließ meine Schultern hängen und stand dann auf. „Joey?“

„Ich muss das erst mit meinem Dad klären. Sonst weint er die ganze Nacht und belästigt wieder sämtliche Nachbarn damit. Wo ist mein Handy? Ach ja in meinem Zimmer.“ Ich zog mich wieder an und ging durch die Schränke, in mein Zimmer. Ich holte mein Handy, las zuerst die WhatsApp durch, die voller Schuldgefühle seinerseits zeugten und rief danach Dad an. Am Besten setzte ich mich.

Er war kaum zu verstehen, vor lauter weinen und schluchzen.

„Dad, hör zu.... ich bin nicht mehr sauer, ok? Du hättest ihn einfach nicht mitbringen sollen und schon gar nicht in dieser Schande. Du weißt, dass weder ich, noch Seto ihm vertrauen....WAS? Dad....Moment...nicht...ich...“

Doch er hatte bereits aufgelegt und ich seufzte. Schnell stand ich auf und suchte mir in meinem Schrank was zum anziehen.

„Was wird das?“, fragte Seto grimmig.

„Ich muss zu ihm und mit ihm sprechen...“ Ich hörte ihn nur genervt seufzen und meinte, dass er mitkommen würde. „Tut mir leid, Eisklotz.“ Er nickte nur und verschwand wieder in sein Zimmer. Ich folgte ihm und half dabei, ihn anzukleiden. Fertig angezogen gingen wir nach unten. Ich lief in die Küche und holte einige Vanillekipferl, aus der Vorratskammer. Wieder im Eingangsbereich traf ich auf unsere Freunde.

„Wir kommen auch mit. Wer weiß, wer da sonst noch alles ist...“

Wir nickten einstimmig und gingen hinaus, wo wir, am Eingangstor, die drei Dienstmädchen sahen, die versuchten, meinen Dad zu beruhigen. Seto machte ein abfälliges Geräusch. „Lasst ihn rein. Er soll ja aufhören zu jammern, sonst jage ich ihn von meinem Grundstück, klar?“, rief er ihnen zu. Torkelnd trat mein Dad, gestützt von Maria und Luigiana, wieder in die Villa ein. „Joey....es tut mir sooo leid. Bitte verzeih mir...stirb nicht, Mum...bitte. Ich brauche dich doch...“, weinte er. Oh... Ich war wohl wirklich manchmal, genau wie seine Mum. Kein Wunder, dass ich mich um ihn kümmern musste. Ich streichelte ihm seinen Kopf und meinte, dass ich bleiben und nicht sterben würde.

 

„Jason!“

Dad sah fragend zu meinem Eisberg. „Du wirst am Montag zu einem Psychologen gehen und deine Trauer verarbeiten. Haben wir uns da verstanden? Nur dann, darfst du uns besuchen. Es wird höchste Zeit.“

Dad nickte und fing wieder an, herzzerreißend zu weinen. Dann warf er sich Tristan in die Arme und entschuldigte sich bei ihm, dass er nicht bei seiner Party gewesen war. „Schon gut Jason. Morgen ist ja erst mein Geburtstag. Wenn Se...äh Kaiba es erlaubt, kannst du sicher hier schlafen und morgen mitfeiern.“ Ich musste schmunzeln, als Tris fast meinen Mann, bei seinem Vornamen gerufen hatte. Dieser knurrte. „Meinetwegen. Aber ich will kein einziges Jammern mehr hören.“ Dad nickte erneut und ließ sich, von mir Vanillekipferl geben und von Mokuba und Serenity, nach oben bringen.

„Ich für meinen Teil, möchte jetzt ABSOLUTE RUHE!“, sagte er und nahm mich bei der Hand.

In unserem Schlafzimmer angekommen, seufzte er schwer und fragte mich, ob ich überhaupt noch Lust hätte, mit ihm zu knutschen. „Wir werden ja eh immer unterbrochen.... komm, lass uns schlafen gehen. Dein Dad erschöpft mich.“ Ich sagte darauf nichts, half ihm dabei, sich auszuziehen und tat dasselbe bei mir. Als wir dann im Bett lagen, sah ich ihn von der Seite an.

„Alles in Ordnung, Kühltruhe?“

Er lugte zu mir und meinte, er hätte wieder mal vergessen, seine Schmerztabletten zu nehmen.

 

Ach ja, die Schmerzmittel. Ich richtete mich auf. „Soll ich dir die Schmerztabletten holen?“

„Bloß nicht. Du fällst nur wieder die Treppe runter.“ Ich schnaubte. „Aber du hast doch Schmerzen, oder nicht?“

„Ich werde es schon aushalten bis morgen. Mach dir da keine Gedanken.“, sagte er leise.

„Ich will aber nicht, dass du Schmerzen hast. Ich gehe jetzt und hole dir was. Am Besten gleich drei Packungen.“ Ich stand wacklig auf und öffnete die Türe. Davor stand Yoshi und wollte gerade an die Tür klopfen. In seiner einen Hand hatte er eine Packung von Schmerztabletten, in der anderen eine Flasche Wasser. Ich atmete erleichtert auf. Yoshi lächelte mich an und übergab mir alles.

„Danke, Yoshi. Sie sind der Beste.“

Schnell ging ich zu meinem Mann und gab ihm, was er brauchte.

„Das ging aber schnell.“ Ich lächelte und erklärte ihm, dass Yoshi ihm gerade alles bringen wollte.

Er nahm sie zu sich und spülte es mit einem großen Schluck Wasser hinunter.

Ich setzte mich aufs Bett und beobachtete ihn. Er sah tatsächlich sehr erschöpft aus. Er brauchte seinen Schlaf.

Nachdem er fertig war, legte er sich hin und stöhnte unterdrückt auf, vor Schmerz. Das war so typisch für den unterkühlten Mistkerl. Er hatte bestimmt schon länger Schmerzen, hielt es aber lieber aus, anstatt etwas dagegen zu nehmen.

„Na dann... schlaf gut...Seto.“, sagte ich und legte mich auch hin, ließ aber absichtlich einen halben Meter Abstand. „Was soll das, Joey? Komm gefälligst her.“ Ich sah zu ihm. „Wieso? Du brauchst Ruhe und niemanden, der dich in der Nacht weckt.“ Er schnaubte. „Bitte komm zu mir. Wenn wir schon nicht knutschen können...hgnn... dann wenigstens ku...kuscheln.“ Er wollte...kuscheln? Ich grinste breit und rückte näher zu ihm. Lächelnd schmiegte ich mich an ihn und seufzte auf. Er hatte Recht. Das war viel besser.

 

Ich war schon fast im Land der Träume, als ich erneut, sein unterdrücktes stöhnen hören konnte. Ich öffnete die Augen einen Spalt. Mein Mann hatte, seinen rechten Arm zwar um mich gelegt, versuchte aber umständlich an seiner Mitte herum zu fummeln. Wollte er sich selbst...? Ich näherte mich ihm, mit meiner rechten Hand und legte sie auf seine. Sofort stoppte er seine Bewegungen und blieb ruhig. Unsere Eheringe funkelten, als sie sich kurz berührten. Ich sah nach oben, direkt in seine, vor Schreck, geweiteten Augen. Ich half ihm, mit meiner Hand, richtete mich auf und legte nebenbei, meine Lippen auf seine und küsste ihn sinnlich. Sein Körper erzitterte, er küsste ebenso zurück und stöhnte dabei haltlos. Ich musste mich stark konzentrieren, um nicht auch scharf zu werden. Er bäumte sich auf und kam, in meiner Hand. Ich küsste ihn sanft weiter, bis er einschlief, sah danach auf seine Körperflüssigkeit und leckte sie von meiner Hand. Dann legte ich mich zu ihm und schlief relativ schnell ein.

 

 

Tbc....

Tristans Geburtstag

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Der Tag danach

 

 

 

 

Am nächsten Morgen, wurde ich von unterdrücktem Keuchen, neben mir, wach. Mühsam versuchte ich, meine Augen auf zu bekommen. Wir hatten definitiv zu viel getrunken und waren zu lange aufgeblieben, aber erinnern konnte ich mich nicht. Ich stöhnte, als mir bewusst wurde, dass heute Montag war und brauchte mindestens fünf Anläufe, um aus dem Bett zu steigen. Endlich aufgestanden, ging ich ein paar Schritte, stolperte über einen Arm, den ich zu Ryou zuordnen konnte und fiel genau auf Duke drauf, der davon auch aufwachte. Grummelnd hievten wir uns auf und sahen uns gegenseitig verwirrt an. „Duke? Was machst du in unserem Schlafzimmer?“

„Wieso euer Schlafzimmer? Wir sind doch hier im Keller, oder nicht?“ HÄ? Was war gestern passiert?

Ich sah mich um und entdeckte nichts, was Setos Zimmer nur im Mindesten ähnlich sah.

Dafür war hier zu viel rosa. Oh.... Serenitys Zimmer? Ich war bisher noch kein einziges Mal hier gewesen.... und das war auch gut so.

Wo man hinsah waren Aufnahmen von meinem Mann und mir. Mal umarmten wir uns, küssten uns, oder hielten uns an der Hand. Sie hatte sogar zwei lebensgroße Figuren aus Pappmaché, von uns. Während ich den Drachen anhimmelte, sah dieser mich lüstern an....

Ich sah zum Bett und erschrak. Dort lag mein Mann, neben dem ich wohl geschlafen hatte...aber dahinter lag meine kleine Schwester....zwar angezogen...aber....

 

 

„TRISTAN!“

Beide erschraken, als ich ihn anbrüllte.

„Runter von meiner Schwester...SOFORT!“

Er rutschte von ihr runter und sie verdrehte genervt ihre Augen.

„Mann Joey. Jetzt sei doch nicht so verklemmt. Wir haben nur ein bisschen geknutscht.“

„Verklemmt? NUR geknutscht? Er hatte seine BEIDEN HÄNDE auf deinen Brüsten und hat sie geknetet.“

„So weich....“, schwärmte Tris leise und ich knurrte.

„Was ist das für ein Krach, so früh am Morgen?“, fragte mein winterlicher Eisklotz. Er sah auf mich, dann neben sich und knurrte ebenfalls. „WIE kommen wir in dein Bett Serenity?“

Sie kicherte. „Nun ihr wart so müde, dass ich euch hier schlafen ließ. War sehr inspirierend euch zu beobachten. Das hat mich vorhin so angeheizt, dass ich einfach mit Tris knutschen musste.“

Wütend ging ich zu ihr. „Was? Was heißt hier knutschen musste? Serenity...“

„Ich bin mit Tristan seit gestern zusammen. Und ja...ich darf ja wohl mit meinem Freund knutschen, oder?“

Mir entgleisten meine Gesichtszüge und Duke, der auf einmal neben mir stand, machte ein ähnliches Gesicht. „Was? Aber...warum? Ist es...wegen gestern? Ich bin doch viel besser, als er. Ich werde dir beweisen, dass ich besser bin...“ Er ging zu ihr und nahm ihr Gesicht in seine Hände. Fast hatte er seine Lippen auf ihren, doch Tristan stürzte sich auf ihn. „Wage es nicht, meine Freundin zu küssen. Nur ich darf das.“ Serenity klatschte in ihre Hände. „Nun ja, es IST wegen gestern. Tristan ist der einzige von euch beiden, der mich nicht dafür verurteilt, dass ich ein Yaoi Fan bin...im Gegenteil. Er unterstützt mich und liebt mich sogar dafür. Wer kann schon behaupten, mit allen Fehlern und Spleens geliebt zu werden? Deshalb fiel meine Wahl auf ihn. Und ich bin sehr zufrieden mit ihm. Er küsst wunderbar, seit er nicht mehr zu viel Zunge einsetzt und hat auch nichts dagegen, wenn wir knutschen, während ich euch beobachte.“, sagte sie fröhlich.

Ich knurrte gefährlich, aber dies wurde von ihr ignoriert. „Sieh lieber mal auf die Uhr, Joey.“ Ein Blick auf die... Uhr, die uns zeigte, wie Seto und ich, leidenschaftlich unsere Zungen miteinander verknoteten...äh sie sagte mir, dass wir spät dran waren und wollten wir noch frühstücken, sollten wir uns beeilen. Ich weckte die anderen, musste mich aber beherrschen, sie nicht vor Wut zu treten und rannte schnell in mein Zimmer. Ich zog mir meine Schuluniform an und rannte nochmal zu meinem Schneemann, der noch in Serenitys Zimmer war und gerade hinaus gehen wollte. Ich küsste ihn wild, was er erschrocken, aber genauso begierig erwiderte. Ich spürte förmlich den Blick meiner Schwester, hauchte ein „bis später“ zu Seto, rannte die Treppen hinunter, aber eine Hand immer am Geländer und in die Küche. Dort atmete ich erleichtert auf, als ich Daisy dort stehen sah, die gerade die letzten Bentos vorbereitete. Das Frühstück war schon angerichtet. „Morgen. Ein Glück, Daisy, dass du bereits gekocht hast...Danke!“

Sie lächelte und wünschte mir einen guten Morgen.

„Na ja...GUT sieht anders aus.“

„Ist was passiert, Master Joseph?“

Ich erzählte ihr jammernd, dass meine kleine Schwester nun Tristan zum Freund hatte.

„Master Joseph... Miss Serenity wird langsam erwachsen. Sie können Sie nicht vor allem beschützen. Vor allem nicht, wenn sie es gar nicht will. Und wenn ich bemerken dürfte... da die Wahl auf einen von Ihren besten Freunden gefallen ist, dürfte Sie doch eher beruhigen. So wissen Sie sie wenigstens in guten Händen. Tristan vergöttert Ihre Schwester, wie ich Jason...“

Ja schon....ABER!

Da kamen auch schon meine Freunde, Mokuba und Serenity, die mit Tristan Händchen hielt. Finster sah ich die beiden, das gesamte Frühstück über an. Danach brachten wir alle nach Hause, damit sie sich umziehen konnten, für die Schule und fuhren zusammen dorthin.

 

 

 

Setos Sicht

 

Nun war das Haus endlich wieder leer, ich umgezogen und atmete erleichtert auf. Dieser stürmische Kuss von Joey hatte mich überrascht. Ich mochte es, wenn er so wild war und nahm mir vor, mich recht bald an einen ersten Entwurf, einer Liebesschaukel, zu setzen. Ich könnte ja auch meine Technologie mit einbauen. Dies könnte ich diskret, einer meiner fähigsten Mitarbeiterinnen in die Hand geben, die mir auch schon die Pläne für das Zimmerschloss geschickt hatte. Aber zuerst musste ich mich um Jason kümmern.

Langsam ging ich den Korridor entlang und hielt an seinem Zimmer. Ich klopfte leise und ein paar Sekunden später, machte er mir auf. Er sah fitter aus, als wir alle es waren, hatte er doch keinen einzigen Tropfen Alkohol mehr angerührt und war früh schlafen gegangen. „Bist du bereit?“

Er hob eine Augenbraue und grinste. „Erst nach dem Frühstück. Aber ja...ich muss mir unbedingt was von dir abschauen. Sieht aus, als hätte ich meinen Biss verloren.“, meinte er, während wir hinunter gingen. Ich nickte und fragte ihn, ob er schon alles aufgeschrieben hatte, was sein Arbeitgeber und die Kollegen, gegen ihn gesagt hatten. Er nickte, griff in seine rechte, hintere Hosentasche und übergab mir einen winzig, zusammen gefalteten Zettel. Ich sah ihn kühl an und fragte, ob er so gütig wäre, ihn vorher auseinander zu falten. Er grinste und tat, was ich verlangte. Oh....so etwas hatte ich nicht erwartet. Schien so, als wäre seine letzte Arbeitsstelle eher ein Kindergarten gewesen. Aber gut, damit konnte ich was anfangen. Ich rief Roland an und bat ihn, wenn er die Personen, die sich in der Limousine befanden, zur Schule gebracht hatte, zurück zu kommen. „Fahr uns bitte zum Jugendamt. Danach müssen wir alles mit meinen Anwälten besprechen. Ich erkläre dir alles genau, wenn du da bist.“ Damit legte ich auf und wir betraten die Küche.

 

Nach einem langen Frühstück, wo Jason ständig von Daisy angehimmelt worden war, der es aber nicht beachtet hatte, kam Roland bereits in die Küche. Ich besprach die Herangehensweise, die ich geplant hatte und er nickte, meinte, er würde sich darum kümmern und auch gleich das Statement vorbereiten, welches ich nach dem Besuch im Jugendamt, der Presse mitteilen wollte.

Jason war sehr nervös und ich legte ihm zaghaft meine rechte Hand auf die Schulter. „Wir schaffen das schon. Später, wenn wir beim Psychologen sind, bitte ich Dr. Han darum, auch gleich mit dir zu reden. Wenn du möchtest, bin ich dabei, damit du dich nicht so alleine fühlst.“ Er schüttelte den Kopf und meinte, er würde es alleine tun.

Die Fahrt zum Jugendamt verlief ruhig und nach etwa zwölf Minuten, waren wir bereits dort.

Wir stiegen aus und gingen die Stufen hinauf und hinein, in das düstere Gebäude. Es wirkte alles sehr bedrückend hier. Dieser Ort war dunkel und unheimlich. Er war mir, als ich um Mokubas Sorgerecht gekämpft hatte, noch sehr gut in Erinnerung geblieben. Jedoch ließ ich mir dies nicht anmerken, anders als mein Schwiegervater, der kaum merklich zitterte. Er zeigte mir den langen Weg zu seiner Bearbeiterin und wir klopften an ihre Tür. Ein strenges herein ertönte und als wir eintraten, sah ich eine Frau, mittleren Alters, ihr dunkelbraunes Haar, zu einem festen Knoten gesteckt. Sie sah zuerst Jason überheblich und arrogant an, doch wandelte es sich zu ängstlich und doch bewundernd, als sie mich sah.

„Ms. Harada nehme ich an?“

„Oh Mr. Kaiba...was...was verschafft mir denn die große Ehre ihres...“

„Sparen sie sich die Schleimereien, Sie Speichellecker und sagen Sie mir lieber, warum Sie es wagen, meinem Schwiegervater das Sorgerecht vorzuenthalten, obwohl die Mutter, eine äußerst gefährliche und nicht zu unterschätzende Person ist.“

Sie schluckte, öffnete ihr Haar und schüttelte ihre Mähne. Dann sah sie mich mit einem Blick an, dem man wohl für verlockend und verführerisch halten könnte, wäre ich nicht Stockschwul. Ich sah sie ungerührt an und fragte, ob sie zu meiner Frage auch eine Antwort hätte. Ungläubig weiteten sich ihre Augen.

„Nun...Mr. Kaiba. Ihr Schwiegervater...ist...ist arbeitslos und kann leider nicht, für seine Tochter aufkommen. Deshalb wurde der Antrag abgelehnt. Und...“ „Und es hat auch nichts damit zu tun, dass sie Schwule verachten?“ Erschrocken sah sie mich an. „Ähm...Mr. Kaiba, NEIN, natürlich nicht. Sagen Sie...Sie sind doch nicht wirklich schwul oder? Das war nur eine Lüge, weil diese männliche Prostituierte Sie zu der Ehe gezwungen hat, oder?“ Männliche....WAS? Ich lachte kalt und herablassend, ehe ich sie mit meinem Eisblick beehrte.

„Sie haben nicht gerade im Ernst, meinen geliebten Ehemann aufs höchste beleidigt und ihm unterstellt, er hätte mich zu meinem Ehegelübde gezwungen? Wie können Sie es wagen....“ Ich starrte sie in Grund und Boden und verlangte zischend, ihren Vorgesetzten zu sprechen. Sie schluckte, hatte bereits Tränen in den Augen und rief Ihren Vorgesetzten an, dass ich ihn sprechen wollte und nachdem dieser uns eine halbe Minute hatte warten lassen, in Ms. Haradas Büro eintraf. Für mich war die Tatsache, dass man Joey mit einem käuflichen Subjekt verglich, wesentlich schlimmer, als alles andere. Solch eine Respektlosigkeit konnte ich nicht dulden. Doch ich unterdrückte meinen Zorn, der von Minute zu Minute, mehr in mir brodelte, so gut es ging. Ruhig sagte ich ihm, dass sofort, entweder der Antrag meines Schwiegervaters oder meinen, sollte er erforderlich sein, genehmigt werden sollte. Sonst würde ich das gesamte Jugendamt verklagen, ein eigenes bauen lassen, welches dann unter meiner Führung nicht so verkommen würde, wie dieses. Jason war die ganze Zeit still, beobachtete mich und schien fasziniert zu sein, wie sehr sich diese Subjekte vor mir fürchteten.

Doch dann erwähnte die Dame kleinlaut, dass es gar keinen Beweis gäbe, dass die Mutter gefährlich sei.

„Wir haben jede Menge Zeugen dafür, dass sie es ist. Sie hat meinen Mann...“

„Aber zu ihrer Tochter scheint sie nett zu sein. Mr. Kaiba. Ich denke, Sie sollten nicht gleich so ausflippen, nur weil Sie Ihre Schwiegermutter nicht leiden können. Haben Sie Beweise für Ihre Behauptungen?“, fragte der kleine Mann mutig. Ich konnte den Schweiß, der Nervosität, auf seiner Stirn sehen.

Das war doch...

„Ich werde später nochmal zu Ihnen kommen. Ich muss erst meine Anwälte kontaktieren, damit ich Sie verklagen kann. Ich hoffe, Sie werden danach klüger sein und mir das Sorgerecht für Serenity geben. Ich habe, wie schon gesagt genug Zeugen und selbst eine Aufnahme, in der Sie uns ALLE bedroht hat.“, sagte ich und schoss Eisblitze auf die beiden.

„Ah warten Sie doch, Mr. Kaiba.... Dora, geben Sie Mr. Kaiba einen Antrag für das Sorgerecht und wenn er ihn ausgefüllt hat, genehmigen Sie ihm diesen bitte SOFORT.“

„Ja, Mr. Kodoki.“, meinte sie leise.

Ich verschränkte meine Arme, so gut es eben mit diesem Abduktionskissen ging und sah beide scharf an. „Ihr Verhalten wird trotzdem nicht ohne Konsequenzen bleiben. So merken Sie sich es hoffentlich bis zum nächsten Mal, dass wenn man sich mit mir anlegt, nichts mehr zu lachen hat.“

Beide schluckten und Jason grinste zufrieden, während ich den Antrag ausfüllte. Gut, das Sorgerecht hätten wir. Nun mussten noch einige verklagt und die Pressekonferenz erledigt werden.

 

Wir fuhren sogleich in meine Firma und trafen davor schon meine Anwälte. Ich bat alle nach oben, in einem der Räume, wo ich meine Meetings immer abhielt und besprach mit Ihnen das Wichtigste.

Die Diskussionen waren eine reine Tortur. Jason unterbrach sie jedes mal wieder und fragte sie aus, brachte alles durcheinander, mit seinem fachmännischem Wissen. Als wir endlich wieder draußen waren, fragte er mich, wie ich das aushalten würde, mit solchen Stümpern. Ich zuckte nur mit den Schultern. Mein Schwiegervater war der Schlimmste Störenfried von allen, die je existierten. Er war aufdringlich und erschreckend gut informiert, für jemanden, der NIE studiert hat. So viel Wissen konnte er nicht NUR von Gesetzesbüchern und Romanen haben. Dahinter musste mehr stecken. Ich machte mir eine gedankliche Notiz, dies heraus zu finden. Aber nun würden sich meine Anwälte, für die ich horrende Summen ausgab, vielleicht nun um einiges mehr bemühen. Ich hoffte es, denn Jason hatte doch irgendwie Recht...alles Stümper.

Daraufhin begaben wir uns wieder nach unten, wo bereits einige Reporter auf mich warteten. Roland reichte mir eine Notiz und ich nickte. Das Statement war kurz und sagte kaum etwas aus. Genau so wollte ich es auch halten.

Nachdem Jason und ich, Platz genommen hatten, ging die nervende Fragerei los, obwohl ich schon den Mund geöffnet hatte, um die kurze Erklärung abzugeben. Hm... Vielleicht hatte ich ebenfalls meinen Biss verloren und wurde langsam zu weich. Der einzige, der Spaß zu haben schien, war Jason.

 

„Mr. Kaiba. Wie geht es Ihnen und was ist genau passiert?“

 

„Wie Sie sehen, geht es mir, den Umständen entsprechend. Eine Bekannte meines Mannes hatte mich angeschossen. Aber dies wissen Sie alle ja bereits. Ich hatte Glück, dass mein Ehemann bei mir war, sonst hätte ich diesen Angriff nicht überlebt. So habe ich nun nur ein gebrochenes Schlüsselbein und meine Supraspinatus Sehne war abgerissen, welche man mir operativ wieder angenäht hat. Ich hatte sozusagen nochmal Glück gehabt.“ Ich war schon halb aufgestanden, aber eine Reporterin in der dritten Reihe hob ihre Hand, für eine weitere Frage. Genervt setzte ich mich wieder richtig hin.

 

„Was passiert nun mit Ms. Valentine?“

 

Ich zog nur meine Augenbraue nach oben.

„DAS müssten Sie alle doch wissen. Sie wird verurteilt werden. Einen Termin für die Gerichtsverhandlung haben wir noch nicht. Ich bin sicher, sie wird NICHT mit einer milden Strafe rechnen müssen. Versuchter Mord, schwere Körperverletzung und Bedrohung, um nur einiges zu nennen. Sie wird definitiv ins Gefängnis wandern.“

 

„Sie erwähnten in der letzten Pressekonferenz, dass Ihre Schwiegermutter gefährlich sei. Was ist da genau dran?“

 

Ich verdrehte die Augen. Nicht schon wieder. Konnten die mich damit nicht endlich zufrieden lassen? Doch bevor ich den glatzköpfigen Fettwanst eine rein würgen konnte, stellten sich meine Nackenhaare auf und ich fühlte mich beobachtet. Anders beobachtet... Ich sah mich unauffällig um und das Gefühl verschwand wieder...seltsam.

 

„Nun...dies werde ich noch nicht öffentlich machen. Wir erwarten aber auch hier einen Termin für eine Gerichtsverhandlung. Also... nun wissen Sie alle, wie es mir geht...Im Übrigen...habe ICH ab heute das Sorgerecht für Serenity Wheeler, die Schwester meines Mannes. Zu ihrer Sicherheit.“ Diese Aussage würde hoffentlich klar machen, dass dieses Scheusal von Schwiegermutter WIRKLICH gefährlich war.

 

„Aber Mr. Kaiba...ist das nicht die Aufgabe des Vaters? Ist das der Mann neben Ihnen? Ist das Jason Wheeler?“ Jason hob nur eine Augenbraue, schwieg aber beharrlich. Gut so.

 

„Das geht sie nichts an. Seien Sie froh, dass ich diese Information überhaupt mit Ihnen geteilt habe. Guten Tag, die Herrschaften.“ Damit beendete ich das Interview und ignorierte die Frage, ob er mein Schwiegervater war. Ich hatte kein gutes Gefühl dabei und fühlte mich wieder beobachtet. Ich kannte dieses spezielle Gefühl aus der Vergangenheit, doch erinnerte ich mich nicht, wer es sein könnte. Ich schob ärgerlich diesen Gedanken beiseite. Das hatte jetzt keinen Platz hier.

 

Wir marschierten schnellen Schrittes aus meiner Firma, setzten uns in die Limousine und ließen uns zu Dr. Han fahren. Da sie ihre Praxis in der Nähe der Schule hatte, konnten wir später Serenity und Joey abholen.

Als wir ausgestiegen waren, sah ich, stirnrunzelnd das Gebäude an. Vor fünf Tagen war ich das letzte Mal hier gewesen und wäre um ein Haar gestorben. Ein ums andere Mal war ich froh, dass Joey so beharrlich gewesen war und unbedingt mitkommen hatte wollen. Das Gefühl beobachtet zu werden, wurde stärker und ich sah mich hektisch um. „Seto?“

Ich widmete meine Aufmerksamkeit wieder meinem Schwiegervater. „Wollen wir nicht rein gehen?“ Ich nickte und ließ ihn vorgehen. Jetzt verhielt ich mich auch noch fast paranoid.

 

Kaum hatten wir die Praxis betreten, wurden wir schon von den Damen am Empfang belästigt. „Oh mein Gott, Mr. Kaiba....wie geht es Ihnen.“ „Wir haben es gehört....den Schuss...schrecklich.“ Ja und wir haben einen Mann gesehen, der Sie beobachtet hatte....aber die Polizei hatte uns das nicht geglaubt, weil...weil...“ „Weil wir einfach schon zu oft etwas gesehen hatten, was sich als falsch heraus gestellt hatte...“ Ich hob eine Augenbraue. Wenn die Polizei denen schon nicht glaubte...aber dieses Gefühl vorhin... Besser ich fragte nach.

„Wie hatte dieser Mann ausgesehen?“, fragte ich nervös. „Nun, ja....braune Haare, so groß ungefähr, wie Sie. Hatte eine Sonnenbrille auf und war ansonsten unauffällig, hätte er Sie nicht so angestarrt. Er hatte eine Kamera dabei und hat bestimmt viele Fotos gemacht.“ „Das ist ja direkt unheimlich.“, meinte Jason daraufhin. Ich schnaubte. Darüber würde ich mir später Gedanken machen. Mit einem Stalker würde ich locker fertig werden. Ich bedankte mich für die Informationen und wartete mit Jason im Wartezimmer, ehe ich aufgerufen wurde. Langsam ging ich den Gang entlang und direkt hinein in den Besprechungsraum, den Dr. Han bevorzugte. Sie erwartete mich bereits und ich setzte mich ihr gegenüber. Sie reichte mir ihre Hand, ich nahm sie und drückte kurz, ehe ich die unangenehme Berührung der Hände löste.

Es graute mich vor dieser Stunde. Das letzte Mal hatte sie mich zuerst über meine Kindheit, dann über das Leben mit Gozaburo und zum Schluss über Joey und mich, bevor wir heirateten, ausgequetscht. Ich hatte ihr viel zu viel von mir offenbart.

 

„Guten Tag, Mr. Kaiba. Wie geht es Ihnen? Ich habe es in den Nachrichten verfolgt. Schreckliche Sache. Möchten Sie darüber sprechen?“ Ich nickte, jetzt schon erschöpft.

„Mai Valentine hat auf mich geschossen, weil ich im letzten Interview sagte, ich würde mich nicht scheiden lassen. Sie hielt mir die Waffe direkt an meine Brust...an meinem Herzen.“

„Hm, also hat sie aus Eifersucht gehandelt. Aber wie ich sehe leben Sie noch. Ich nehme an, Ihr Mann hat etwas damit zu tun?“

Ich nickte erneut und erzählte, wie Joey mir mein Leben gerettet hatte...und wie er daraufhin ständig weinen musste. War das zu dick aufgetragen?

„Dann hatte er wieder einen Aussetzer. Immer diese Aussetzer. Das erschöpft mich ziemlich. Als ich dann wieder zu Hause war, hatte er sich einfach, nachts in sein Zimmer verdrückt. Dann hatte Joey auch noch einen Alptraum.“

„Hat sie ihn wieder geschlagen?“

„Nein... es war ein Kellertraum. Ähm...sie war unzufrieden mit ihm und hat ihn daraufhin in den Keller gesperrt. Er hat viel geweint und nach Gnade gebettelt.“

„Verstehe. Haben Sie ihm nochmal vorgeschlagen, sich therapieren zu lassen?“

„Er blockt bei sowas grundsätzlich ab. Aber wir haben mit ja mit einer Gruppentherapie angefangen und ich hoffe, dass er sich dann mehr öffnet. Er hat uns gestern schon erzählt, dass er vom Selbstmord seines Vaters geträumt hat. Als er aufgewacht ist, hatte er ihn gesucht und...Jason wollte es gerade tun. Aber Joey hatte ihn aufgehalten. Allerdings hat er deshalb nun Schuldgefühle, weil er denkt, ihm seinen freien Willen nicht gelassen zu haben. Immerhin muss Jason nun damit leben, dass seine Mutter und die erste große Liebe nun nicht mehr leben. Ich habe mit ihm darüber gesprochen und hoffe, er hat es verstanden.“

„Lassen Sie mich raten...er hatte fürchterlich weinen müssen.“

„Was wollen Sie damit sagen?“, fragte ich entrüstet. Sie wusste doch bereits, dass Joey so reagierte. Wollte sie mir was unterstellen? Oder ahnte sie, dass ich wegen Hina hier war?

„Ich verstehe schon. Er hatte eine schwere Kindheit und lebt in ständiger Angst vor seiner Mutter. Es ist verständlich, dass er oft weinen muss, vor allem, weil er nun damit konfrontiert wird. Aber...Sie sprechen eigentlich die ganze Zeit über, nur über die Gefühle Ihres Mannes, aber nie über Ihre eigenen. Was haben SIE gefühlt, als er so schrecklich weinen musste und Angst hatte, dass sie sterben? Was haben SIE in den Nächten der Alpträume gefühlt? Mr. Kaiba... Sie sind hier um sich therapieren zu lassen, weil Sie die Probleme Ihres Mannes überfordern. Dafür bezahlen Sie mich.“ Ich war erst einmal sprachlos. Sie hatte...mich einfach durchschaut. Dieser Scharfsinn war gruselig... aber die einzige Möglichkeit... Nun gut. Bevor ich wieder weg geschickt und keine Chance mehr bekam, Hina in die Psychiatrie zu bringen, würde ich über...meine Ge... Ge...Gefühle sprechen. Selbst in Gedanken spie ich dieses Wort noch aus. Für Joey wollte...musste ich das tun.

„Also schön. Zu Ihren Fragen... Ich...ich ertrage es nicht...ihn weinen zu sehen. Und auch nicht, dass er Alpträume hat...vor allem, wenn ich nicht in der Lage bin ihm zu helfen, aufgrund meiner Verletzung.“, sagte ich ihr schneidend kalt.

„Wie meinen Sie das, nicht in der Lage sein?“

Ich knurrte sie an, doch sie hielt unerbittlich meinem Eisblick stand. Ich seufzte genervt und begann ihr zu schildern, wie ich, im Krankenwagen versuchte, ihn zu beruhigen und fast an den Rand meiner Beherrschung gekommen war. Die Situation nach der Operation, erzählte ich ihr knapp und sehr stark zensiert. „Als wir dann zu Hause waren, haben meine Schmerzmittel aufgehört zu wirken und ich war zu stolz, um es mir anmerken zu lassen. Deshalb konnte ich in der Nacht kaum schlafen...und mich auch nicht rühren vor Schmerz, um ihm zu helfen, denn er hatte in seinem Zimmer geschlafen, damit....ich schlafen kann und er mich nicht mit seinem Alptraum belästigt. Nur...kann ich gar nicht schlafen, wenn...wenn er nicht bei mir im Bett schläft.“

Daraufhin sah sie mich erstaunt an, lächelte dann aber wissend.

„Sie sind wirklich stark, Mr. Kaiba. Das Sie das aushalten, obwohl Sie Tränen nicht ertragen können... Gibt es denn noch etwas, über das sie mit mir sprechen wollen?“ Ich schüttelte den Kopf. Das andere ging sie nichts an.

„Wie ist es mit der körperlichen Nähe? Haben Sie beide viel Sex?“

Diese... „Im Moment nicht allzu viel. Dazu haben wir nicht gerade viel Gelegenheit.“ Warum...hatte ich das gerade gesagt? Was habe ich da nur angefangen... Sie nickte und notierte sich dies. Das war das...einzige, was sie sich bisher notiert hatte. Sie brauchte bestimmt zehn Minuten, bis sie sich alles relevante aufgeschrieben hatte. Ich sah auf die Uhr. Nur noch zwanzig Minuten, dann war die Stunde vorbei....durchhalten.

 

„Haben Sie sich schon mal gefragt, was Sie fühlen, wenn Sie an ihren Mann denken?“

Diese Frage brachte alles in mir durcheinander. Ich wollte eigentlich gar nicht darüber nachdenken, ob ich überhaupt irgendein Gefühl hatte.

„Wie bitte?“

„Was Sie fühlen, wenn Sie an ihn denken? Oder was Sie denken, wenn sie an ihn denken.“

Zuerst schwieg ich sie eisig an. Was ginge sie das an? Immerhin war ich NUR hier, damit Joey es nicht musste und ich das Gruseltrio hinter Gitter bringen konnte. Doch ich konnte, wieder einmal, nicht verhindern, dass ich tatsächlich darüber nachdachte. Also schloss ich meine Augen und dachte an ihn.

„Honig. Ich rieche immer Honig und fühle die Sonne. Er ist mein Hündchen und muss von mir beschützt werden. Dann ist da noch ein warmes Gefühl in meinem Bauch, welches sich im ganzen Körper ausbreitet, wenn er lächelt... manchmal ist es auch in meinem Herzen... und...Verlangen...so viel Verlangen nach seinen süßen Lippen, die tatsächlich auch noch süß schmecken und...diesem Hintern...seinem Duft...seinen...Proteinen.“ Ich öffnete meine Augen wieder und sah Dr. Han an, die versuchte, nicht laut loszulachen. Was zum...

Sie räusperte sich. „Wie bitte? Was genau meinen Sie mit...Proteinen?“ Meine Augen weiteten sich und ich fühlte, wie sich mein Gesicht schlagartig erwärmte. Hatte...hatte ich ihr etwa...gerade davon erzählt? Und das andere? Ich dachte ich hätte es NUR in Gedanken aufgezählt...Verdammt!

„Ich meine damit seine...spezielle Körperflüssigkeit.“, sagte ich ihr widerwillig.

Doch sie ließ einfach nicht locker. „Verstehe...nun, was ist das besondere daran?“

„Soll ich Ihnen etwa von unseren Bettgeschichten erzählen? Garantiert nicht.“, zischte ich ihr frostig zu und meinte nur ein leises „Schade.“ gehört zu haben. Dann lächelte sie mich an und schien erleichtert zu sein.

„Wissen Sie...ich war auch immer ein Skeptiker, ob Sie mit Joseph wirklich freiwillig verheiratet sind. Doch so wie Sie Ihre Gefühle für ihn beschreiben...“ Was sollte das auf einmal?

 

„Ich bin sicher...Sie sind nur zu mir gekommen, weil Ms. Muroto, ebenfalls meine Patientin ist, wie auch immer Sie DAS herausgefunden haben. Dieses Mädchen... Hina. Sie ist ziemlich wirr im Kopf und sehr gefährlich. Vor allem für Ihren Mann. Dies ist ein guter Grund, die Schweigepflicht zu brechen. Ich sichere Ihnen, dahingehend meine Unterstützung zu.“ Ein Glück...Moment...also...hieße das...sie war genau wie Serenity...ein...ein...Dann unterbrach sie meine Gedanken und den innerlichen Gruselschauer.

„Sie haben mich allein mit Ihrer starken Liebe zu ihrem Mann überzeugt, Ihnen zu helfen.“, sagte sie ernst und ich schluckte. Starke...Liebe? Nun gut, ich ließ sie besser in diesem Glauben. „Ich muss gestehen...dass ich zwar skeptisch war, aber es sehr schön finde, dass sie schwul sind. Ich hatte mir auch NIE eine Frau an Ihrer Seite vorstellen können. Sie werden sehen...wenn Joseph seine Traumata verarbeitet hat, wird Ihre Ehe noch besser werden und inniger.“ Sie errötete und ich hatte so das Gefühl, dass auch sie...gewisse Geschichten bevorzugte. „Ich würde ihn wirklich gerne mal kennen lernen. Vielleicht besteht ja die Möglichkeit, ihn das nächste Mal mitzubringen?“ KEINE CHANCE! Brüllte ich sie in Gedanken an. Äußerlich jedoch, schien ich die Ruhe selbst und fauchte nur ein „Ich tu, was ich kann.“

 

Ich war erleichtert, als die Stunde endlich um war und sie sich mit Jason beschäftigte, der nach seiner Stunde total verheult wieder heraus kam. Aber er wirkte um einiges lockerer. Ich fragte nach seinem Befinden und er meinte, es wäre schon ok. Ich ließ dies so stehen, wusste ich doch, WAS diese Frau anrichten konnte.

„Warum, Seto, warum?“ Ich sah ihn nur mit einer hochgezogenen Augenbraue an. „Warum sagst du immer nur der Psychologe....obwohl es DIE PSYCHOLOGIN ist? Auf DAS war ich nicht vorbereitet.“ Ich nickte. „Nun...wenn alle wüssten, dass ich zu einer Frau gehe, um mich therapieren zu lassen...was denkst du, was deine Tochter dazu sagen würde? Außerdem ist Dr. Han derart scharfsinnig, dass ist einfach zu peinlich.“ Jason nickte. „Ja...und man sagte Dinge, die man nie erzählen würde. Wie macht sie das nur? Als Anwalt hätte sie damit alle in der Tasche.“ Ich stimmte ihm gedanklich zu und machte ihm den Vorschlag, Joey und Serenity jetzt abzuholen.

Doch da schüttelte er den Kopf. „Ich werde nach Hause gehen. Ich brauche jetzt erstmal Zeit für mich.“ Das verstand ich und freute mich, endlich von hier weg zu kommen. Diese Dr. Han machte einen ja ganz verrückt....

 

 

Doch als ich an der Schule angekommen war, um meinen Mann und meine Schwägerin zu holen, sah ich gleich, dass was nicht stimmte. Joey wirkte abwesend, torkelte und wurde von unseren Freunde besorgt beobachtet, die ebenfalls wirkten, als hätten sie Probleme mit dem Gleichgewicht... Nur Serenity wirkte fit.

„Was ist passiert?“, fragte ich gleich und beschleunigte meine Schritte. „Wir mussten die zwei Stunden Sport, vor Schulschluss, draußen verbringen. Der Lehrer hat uns fünfzig Runden, zum Aufwärmen, laufen lassen. Wir sind eigentlich die ganze Zeit dann nur gelaufen...in der prallen Sonne. Wir durften erst zum Ende der zwei Stunden etwas trinken. Ich vermute, nicht nur Joey hat einen Sonnenstich und ist ein bisschen viel durstig.“ , erklärte Thea müde. Yugi mischte sich ein. „Aber nur, weil seine Freundin mit ihm Schluss gemacht hatte und er traurig ist. Ist eben seine Art, es zu verarbeiten.“ „Das war nur eine Ausrede, damit er uns quälen kann.“, meinte Ryou daraufhin ärgerlich.

„Seto....“, flüsterte das Hündchen leise.

„Ich bin hier, Joey.“, erwiderte ich darauf und nahm ihn leicht in den Arm. Er lehnte sich an mich und klagte über Kopfschmerzen und Schwindel. Ich streichelte ihm über seinen Schopf und küsste eben diesen. „Diese Auswahl der gesamten Lehrergemeinschaft sollte man entfernen lassen und geeignetere einstellen. Komm Joey, wir fahren heim. Hat sonst noch jemand Symptome eines Sonnenstichs?“ Keiner antwortete, aber...

Um ehrlich zu sein, sahen alle nicht besonders gut aus. Musste ich jetzt auch noch die Schule verklagen? Ach was solls.....auf einen mehr kam es nicht an. Kaum hatte ich gedacht, die Meute los zu sein, kamen doch wieder alle zu uns. Ich seufzte und dirigierte alle in meine Limousine, während ich mit Yoshi telefonierte und ihn anwies, den Außenpool sehr weit hinunter zu kühlen und erwähnte die Sonnenstiche.

 

 

 

Ich beobachtete mein Hündchen, welches sich schon besser fühlte und gedankenverloren mit dem eisigen Wasser spielte. Am Außenpool waren Liegen und einige große Sonnenschirme aufgestellt und Mineralwasser mir Eis serviert worden. Der Pool war angenehm kalt und es herrschte eine seltsame Ruhe unter uns allen. Die meisten lagen schon auf den Liegen und hatten die Augen geschlossen. Anscheinend war ich nicht der einzige, der der Schule mit Klagen gedroht hatte. Es mussten einige Eltern ebenfalls auf diese Idee gekommen sein. Die Kinder, die von dem Sportlehrer so gequält worden waren, bekamen alle eine Entschädigung. Das war ja wohl das mindeste. Joey bat mich dann, die Schule nicht zu verklagen und ich konnte ihm diese Bitte einfach nicht abschlagen, so wie er mich, mit seinen großen goldenen Augen, angesehen hatte. Das nächste Mal würde ich aber alle verklagen, sollte das nochmal passieren. Ich seufzte und beobachtete wieder das Wasser im Pool. Herrlich wäre es gewesen, wenn ich auch ins Wasser gekonnt hätte. So ließ ich nur die Beine hinein baumeln und genoss es wenigstens ein wenig. So verbrachten wir einige Stunden, ehe unsere Freunde wieder aufbrachen. Die Hausaufgaben mussten erledigt werden. Ich wollte eigentlich nichts weiter, als Joey wieder in „unseren Raum“ zu führen und ihn zu verwöhnen. Gerade kletterte er aus dem Pool und verabschiedete die anderen, bevor er zu mir kam, sich neben mich setzte und sich anlehnte. „Danke, dass du für uns alle da warst, Liebling.“, sagte er leise und ich zuckte zusammen. MUSSTE er das jetzt sagen? Meine Gedanken wanderten wieder zu meinem Gespräch mit Dr. Han heute. Starke....Liebe...Ich schüttelte den Kopf, um diese absurden Gedanken los zu werden. „Schon...gut. Aber wir sollten dich jetzt besser in ein Bett schaffen. Du solltest dich ausruhen, damit du morgen wieder fit bist. Hast du noch Hunger? Ich kann Daisy beauftragen, noch etwas zu kochen.“ Joey gähnte hinter vorgehaltener Hand und meinte, dass er nur Schlaf brauchte...kein Essen heute mehr. Das kam mir seltsam vor. War noch etwas anderes vorgefallen?

 

„Joey? Ist noch was anderes passiert?“ Nun zuckte er zusammen und sah mich müde an. „Mutter...hat angerufen.“ Ich zog eine Augenbraue nach oben und knurrte. „WAS genau wollte sie?“ „Sie...sie weiß schon über den Umstand Bescheid, dass sie das Sorgerecht...verloren hat. Sie hat mir viel angedroht...keine Sorge Eisklotz...ich hatte keine Gelegenheit überhaupt etwas zu sagen.“ Ich fragte trotzdem weiter, doch er sagte mir nichts mehr, starrte nur traurig durch den Garten. Hätte ich nicht dieses bescheuerte Abduktionskissen an meinem Arm, würde ich ihn in den Pool stoßen und ihn gleich dort... auf andere Gedanken bringen. Langsam wurde es in dieser Position unbequem. Ich versuchte, eine bessere Position zu finden, hob die Beine aus dem Wasser. Dabei rutschte ich mit meiner rechten Hand weg und fiel auf den Rücken. Joey, der auf mir gelandet war, raffte sich auf und sah mich besorgt an. „Alles in Ordnung, Großkotz? Hast du dir weh getan?“ Ich biss meine Zähne aufeinander und schloss dabei die Augen. Tief atmete ich durch und irgendwann war der Schmerz erträglich genug, dass ich ihm antworten konnte. „Ich glaube...ich übernachte heute hier draußen. Ich komme nicht mehr hoch...selbst mit Schmerzmitteln...Du kannst ins Bett gehen, wenn du möchtest.“ Doch er schüttelte wild seinen Kopf und versuchte mich hoch zu bekommen. „Lass Joey...wir sind beide schon zu erschöpft.“ Er schluckte und kuschelte sich dann doch wieder an mich. „Dann bleibe ich auch hier. Zum Glück bist du bequem...“, nuschelte er noch, ehe er tatsächlich auf mir einschlief.

Das war eigentlich nur so dahin gesagt gewesen. Ich hatte mit Schmerzmitteln und einem warmen Bett gerechnet....

 

 

Joeys Sicht:

 

 

Wir lagen wirklich die ganze Nacht dort am Pool. Ich hatte wie ein Stein geschlafen und war, am nächsten Tag noch schlapper.

Seto hatte wieder Schmerzen gehabt und....oh. Er hatte nichts dagegen genommen gehabt und ich war einfach eingeschlafen. Ich sprach ihn gleich darauf an, aber er schnaubte nur genervt. „Wenigstens warst du diesmal, in meiner Gesellschaft. Und schlafen kann ich, wenn du in der Schule bist.“ Er klang entkräftet und ich rief gleich Yoshi. Er kam auch sofort und half mir, ihn ins Haus zu bekommen. Wir brachten meinen Eisprinzen in sein Zimmer und ich ging in die Küche, um zu kochen. Nachdem wir alle gefrühstückt hatten, mein Frosty ebenfalls was zu essen und Schmerzmittel bekommen hatte, wurden wir zur Schule gefahren.

 

 

 

Zum Glück war es in der Schule heute, nicht ganz so anstrengend. Mutters Anruf hatte gestern, alles noch schlimmer gemacht. Wie sie davon so schnell erfahren hatte, wusste ich nicht. Es sollte ja nicht im Fernsehen ausgestrahlt werden, sondern „nur“ in der Zeitung stehen. Die Zeitung heute morgen hatte es bewiesen. Auf der Titelseite war ein großes Foto von meinem Mann und meinem Dad gewesen. Ich hatte die vagen Worte meines Mannes gelesen gehabt und war erleichtert, dass keine Details erwähnt wurden. Wie immer hatte Yoshi dann die Zeitung wieder mitgenommen und das Foto und den Bericht ausgeschnitten. Ich hatte ihm einen Ordner dafür gegeben, weil ich unbedingt alles sammeln wollte, was von unserer Ehe an die Öffentlichkeit gelangte. Zum Glück wusste es sonst keiner. Da kam auch schon Roland und holte uns von der Schule ab. Serenity und ich verabschiedeten uns von unseren Freunden. Doch Tristan bekam einen langen Zungenkuss, den er leidenschaftlich erwiderte. Nach einer gefühlten Ewigkeit, in der ich schon überlegte, ob ich sie nicht auseinander reißen sollte, lösten sie sich wieder. In der Limousine sprach sie mich darauf an. „Keine Angst, Joey. Tristan behandelt mich gut.“ Ich knurrte nur leise zur Antwort und fragte sie ausweichend, ob wir nicht mal Dad besuchen wollten. „Das ist eine gute Idee, Joey. Papa fühlt sich bestimmt einsam. Roland? Kannst du uns bitte zu Papa fahren? Nur für ein Stündchen.“ Er nickte und nach zwanzig Minuten waren wir angekommen.

„Wartet noch, ihr beiden. Ich sehe erst nach, ob die Luft rein ist.“

Damit stieg er aus, sah sich um und klingelte schnell bei meinem Dad. Er winkte uns dann zu sich und so schnell es ging, rannten wir zu ihm und schoben uns an ihm vorbei. Ich wollte schon in das Treppenhaus, doch dann sah ich ungläubig zum Aufzug. Der...der war vorhin noch nicht dagewesen. Ich meinte DIESER. Der alte, der ständig kaputt gewesen war, war...weg. Stattdessen war, für dieses alte Gebäude völlig unpassend, ein brandneuer eingebaut worden. Was war da passiert?

Roland deutete mein Schweigen richtig und gab mir die Antwort. „Ihr Mann hat dies veranlasst. Es schien ihm unzumutbar.“ Ich schwieg weiter und fragte mich, warum er den alten nicht einfach hat reparieren lassen. Vermutlich war er nicht mehr reparabel gewesen. Ein leises Pling ertönte und sagte uns damit, dass wir endlich oben, im vierten Stock angekommen waren und gingen zu Dads Wohnung, die einen Spalt geöffnet war, damit wir hinein gehen konnten. Roland verabschiedete sich und meinte, er würde uns in einer Stunde wieder abholen. Wir nickten und betraten die Wohnung. Leises Lachen kam an meine Ohren und ich verdrehte genervt die Augen. Im Wohnzimmer fanden wir dann auch unseren Dad und wie nicht anders zu erwarten, Pegasus.

„Was machst DU den schon wieder hier? Wolltest du es nicht langsamer angehen, mit den Treffen?“, fragte ich ihn gereizt. Doch mein Cousin lachte nur heiter.

„Joey, Serenity. Schön euch zu sehen. Kommt und leistet uns Gesellschaft.“, lud er uns ein und zeigte auf den Platz neben sich. Dann widmete er seine Aufmerksamkeit dem Fernseher. „Jason, deine Lieblingsserie kommt. “„Oh ich LIEBE Detektiv Conan.“, schwärmte Dad. Er stand auf und sang die ersten Zeilen des Intros mit, bevor er den Text von Conan nachsprach. „Es gibt immer nur eine Wahrheit und ich finde sie. Man nennt mich, Anwalt Jason!“ Dann fing er an, seine Arme seltsam zu bewegen. Sollte das ein....Tanz sein?

 

Die Liebe kann nicht warten.

Lang war die Nacht, ich will zu dir ins Licht.

Ich lausche wie der Wind mit deinem Namen, mir das Glück verspricht.“

 

Er reckte seinen Zeigefinger nach oben und sah mich, mit großen Augen an.

 

Selbst das kälteste der Herzen.

Dieser fremden Macht erliegt

Es ist hilflos, wenn der Hauch der Nacht

Es zärtlich in das Reich der Sinne wiegt.“

 

Meinte er etwa Seto, mit dem kältesten der Herzen? Welche fremde Macht? Ich sah meine Schwester skeptisch an, die bereits ihr Handy gezückt hatte und dabei war die beiden zu filmen. Pegasus lächelte nur nachsichtig.

 

Weiß ich wirklich was ich will

Ist das alles nur ein Spiel, oder ein Traum

Was macht das schon?“

 

Dad sah zu Pegasus, damit er merkte, dass die nächsten Zeilen für ihn bestimmt waren.

 

Jemand hat mich auf den Pfad zu dir gelenkt

Mir mein Leben neu geschenkt

Und das warten mit Liebe belohnt.“

 

Pegasus´s Lächeln wurde strahlender, er erhob sich und ging zu Dad. Zusammen sangen und tanzten sie, wenn man dies den einen Tanz nennen konnte, weiter. Für mich fuchtelten sie nur seltsam, mit den Armen in der Luft herum.

 

Die Liebe kann nicht warten

Lang war die Nacht, ich will zu dir

Ich atme die Zeit, den Raum

Ich leb meinen Traum

Was andere denken, kümmert mich doch nicht

 

Ich finde meinen Weg in deine Arme

So wie ein Pfeil, der in das Schwarze trifft

Ich glaube daran, ich kann den Himmel umarmen

Endlos nah, für immer da

Nah....für immer da.“

 

Danach brachen beide in lautes Gelächter aus. Ich besah mir Dad genauer. Pegasus schien ihm wirklich gut zu tun, denn er wirkte befreiter. Dann hörte ich mein Handy und sah, dass ich von Serenity eine WhatsApp bekommen hatte. Ich öffnete sie und ja, es war das Video von den beiden erwachsenen Kindern. Hm...ich hatte bis jetzt, nicht ein einziges Mal meinem Drachenmann eine Nachricht geschrieben, oder ihn angerufen. Das würde ich nun aber ändern. So wusste er auch gleich, wo wir im Moment waren. Ich drückte auf weiterleiten und suchte den Kontakt meines Gatten. Doch ich fand keinen Seto Kaiba. Aber...er war doch darunter eingespeichert gewesen. Ich suchte nochmal alles langsam durch und ja, da war er. Er war bei mir in meinen Kontakten, unter „Herrchen“. Ich verzog mein Gesicht, wählte ihn aus und drückte auf senden. Es verging vielleicht eine Minute, in der ich seinen Namen von Herrchen, auf arroganter Großkotz ändern wollte. Es funktionierte nur nicht so, denn dann klingelte mein Handy wie verrückt und zeigte an, dass „Herrchen“ anrief. Ich hob ab und statt einer Begrüßung grollte der Drache, warum wir uns freiwillig, in solch einer schlechten Gesellschaft befinden wollten. Ich schwieg noch, bis ich in meinem ehemaligen Zimmer war und die Tür verschlossen hatte. „Ach Eisfach...wir wollten eigentlich nur Dad besuchen, weil er doch sonst so einsam ist. Aber...mit DEM hatten wir nicht gerechnet...Hast du deine Schmerztabletten und die Medikamente genommen?“, fragte ich ihn gleich noch. Er verneinte, da er es wieder mal vergessen hatte. „Ich nehme beides aber gleich zu mir. Du weißt, dass du ein großes Risiko eingehst, wenn du deinen Vater besuchst. Deine Mutter könnte euch überall auflauern.“ „Ja ich weiß. Aber Roland war ja bei uns und hat uns bis zur Wohnungstüre gebracht. In ungefähr... fünfzig Minuten ist er wieder hier und holt uns ab.“ Danach war es ruhig am anderen Ende der Leitung. „Äh...Seto?“

„Ja ich bin noch dran. Ich habe gerade meine...Medizin genommen. Pass auf. Pegasus ist nicht zu unterschätzen. Erzähl am Besten gar nichts und lass nur ihn reden. Vielleicht verplappert er sich ja.“ Das war unwahrscheinlich, aber gut. Seto erzählte noch, dass er noch etwas, über das Telefon, arbeiten würde und wünschte uns viel Spaß. „Ja, Danke. Dir hoffentlich auch... bis später.“

Es war seltsam, mit ihm zu telefonieren. Ich schüttelte den Kopf. Solche Gedanken mussten warten, denn nun musste ich wieder da raus, ehe die beiden kindlichen Männer, noch irgendeinen Unsinn anstellten.

 

 

 

Die Stunde verging zu schnell. Wir hatten uns doch noch zu den beiden, auf die Couch gesellt und mit ihnen Cartoons geschaut. So schlimm war es ja gar nicht und Pegasus lachte immer an den richtigen Stellen, was uns immer dazu animierte, mit zulachen. Ich musste mir nur immer wieder selbst sagen, dass ich dem Frieden nicht trauen konnte. Auch wenn mein Cousin nett zu uns war...Die Klingel der Haustüre ertönte und Serenity stand auf, um Roland herein zu lassen.

 

 

Setos Sicht:

 

 

Es war bereits Abend, als mein Mann und meine Schwägerin nach Hause kamen. Ich hatte mich schon gefragt, ob etwas passiert war und mich zur Ruhe gezwungen. Aber der ständige Blick auf mein Handy versicherte mir immer, das beide noch bei ihrem Vater waren. Ich saß schon mit Mokuba in der Küche und musste mich ziemlich beherrschen, meinen Mann nicht anzuschreien, warum er mir nicht Bescheid gegeben hatte, dass es länger dauerte. Doch als ich ihn...so glücklich lächelnd durch die Küchentüre kommen sah, verflog jeglicher Ärger. Ich schloss kurz die Augen und sammelte mich, damit er nicht merkte, dass dieses herrlich warme Gefühl sich wieder in mir ausbreitete. Zwei warme Hände berührten mein Gesicht und dann spürte ich die süßen Lippen meines Hündchens auf meinen. Ich intensivierte den Kuss sofort und rieb meine Zunge zärtlich an seiner. Als wir uns lösten, öffnete ich meine Augen und schluckte hart. Goldene Augen leuchteten mich an, mir wurde schlagartig heiß und in meinem Bauch fing es an, angenehm zu kribbeln. Er schenkte mir noch ein strahlendes Lächeln, ehe er mir erklärte, dass er bei seinem Vater gekocht hatte und uns davon etwas eingepackt hatte.

 

Schweigend aßen Mokuba und ich, das köstliche Mahl, während wir den Erzählungen lauschten. „Pegasus hat sich als begeisterter Hilfskoch herausgestellt und mit Joey zusammen dieses fantastische Gericht gezaubert.“, erklärte Serenity. Normalerweise machte ich mir nicht viel aus Aal auf Reis, aber Joey machte aus dem meisten, was ich nicht so mochte, etwas, was ich dann doch mochte.

Ich beobachtete das Hündchen aufmerksam und nachdem sich das Kribbeln etwas verstärkte, erinnerte ich mich erneut an Dr. Han´s Worte. Ich verschluckte mich daraufhin und musste husten.

 

 

Joeys Sicht:

 

Erstaunt sah ich auf. Seto fing an zu husten und bekam von Moki gerade ein Glas Wasser. Was auch immer er gerade gedacht hatte, hatte seine Wangen gerötet. Ich konnte kaum meinen Blick von diesem schönen Gesicht abwenden. Seine Augen waren wieder heller geworden und ich musste wieder an den „Raum, der körperlichen Freuden“ denken. Wir hatten ihn nicht mehr betreten und ich fragte mich, wann es wieder soweit war. Aber heute nicht mehr. Ich fühlte mich kraftlos und wollte nur noch schlafen. Ich musste nämlich wieder an Mutters Worte denken... Nachdem sich Seto von diesem Hustenanfall wieder beruhigt hatte, räumte ich schnell ab und die Küche auf. Dann ging ich hinaus, nach oben in mein Zimmer. Schnell war ich fertig gemacht und kuschelte mich sofort ins Bett, bevor der Eisdrache merkte, dass was nicht stimmte.

 

 

 

Setos Sicht:

 

Ich stimmte Mokuba gerade zu, der, wie sehr auch ich diese Mahlzeit genossen hatte. Dann sah ich auf mein Hündchen...der gar nicht mehr hier war. Ich holte mein Handy und sah, dass er bereits im Bett lag. In seinem Zimmer. Ich knurrte, verabschiedete mich für heute und wünschte eine gute Nacht. Mit verengten Augen öffnete ich seine Zimmertüre, ging hinein und starrte auf meinen friedlich schlafenden Mann. Meine Mundwinkel zuckten leicht. Ich ging wieder hinaus, rief Daisy und bat sie, mir beim auskleiden zu helfen. Mir wäre es lieber gewesen, Joey hätte mir geholfen. Dann hätten wir gleich noch etwas ganz anderes tun können. Endlich war ich Bett fertig und wollte nur noch schnell Zähne putzen...WER hatte Joeys Zahnbürste aus meinem Bad entfernt? Ich seufzte, putzte mir die Zähne, ging in sein Zimmer und in sein Bad. Ich nahm erneut seine Zahnbürste und brachte sie an ihren angestammten Platz, bevor ich wieder zu ihm zurück ging. Vorsichtig legte ich mich zu Joey und seufzte erneut auf, diesmal aber bedauernd.

 

 

 

Joeys Sicht:

 

 

Ich wachte am nächsten Morgen ausgeruht auf und kuschelte mich an diese wundervoll warme Brust, die mich mit einem berauschenden Duft verwöhnte. Der Kaiba Duft. Ich sog ihn tief ein, streichelte begierig darüber und wurde mit einem erregten Keuchen belohnt. Meine Finger wurden sanfter und fuhren hauchzart über seine Brustwarzen. „Joey....warte.“

Ich öffnete meine Augen und sah in seine, die mich warnend ansahen. Ich hob meine Augenbrauen und richtete mich auf. Da stand in meinem Zimmer, meine Schwester, mit geröteten Wangen und mit einem verträumten Lächeln. Sofort wurde auch ich rot und versteckte mich unter der Bettdecke. „Nun...also es wird Zeit zum aufstehen, Joey. Es ist fast halb acht. Wir müssen doch in die Schule. Immerhin ist es erst Mittwoch.“ Ich verdrehte die Augen und kam wieder unter der Decke hervor. Entschuldigend sah ich meinem Frosty in die Augen, der aber nur Serenity eisig anstarrte. „Danke, Serenity. Dann kannst du ja schon mal unten warten. Mein Mann ist gleich fertig.“, knurrte er sie an. Sie grinste nur frech und ließ uns wieder alleine.

„Joey... warum kannst du nicht zu Hause bleiben...bei mir?“, grinste er mich verführerisch an, doch ich schüttelte den Kopf. „Und noch mehr zu verpassen? Meine Noten müssen besser werden. Sonst wird das nichts, mit einem guten Abschluss. Jetzt wo ich langsam anfange, Mathe zu kapieren... Glaub mir. Ich würde mich jetzt lieber mit dir vergnügen...Richtig vergnügen...“ Und schon rief meine Schwester erneut nach mir. „Noch zwanzig Minuten, dann ist es acht. Joey beeil dich.“ Genervt knurrte nun ich und stampfte wütend in meinen Schrank und kam angezogen wieder heraus. „Bis später, Kotzbrocken.“ Ich öffnete die Türe, sah aber dann nochmal zu ihm, der enttäuscht in meinem Bett lag. „Schnösel?“ Er schnaubte nur ein „Bis später.“ und beachtete mich nicht länger. Was zum....was hatte ich falsch gemacht? Ich überlegte fieberhaft, doch meine Schwester rief schon wieder nach mir. So konnte ich nicht nachdenken. Was hatte der arrogante Drache jetzt? Hatte er auf irgendwas gewartet? Oh... Ich klatschte mir meine Hand ins Gesicht. Wie konnte ich DAS nur vergessen? Ich lief wieder zu ihm und bat ihn um Vergebung. „Für was schon? Geh, du musst zur Schule.“, fauchte er bissig. Also wollte er nicht? Fein. „Gut, Saftsack, bekommst du eben keinen Kuss mehr. Warum auch? Wir sind ja „nur“ verheiratet.“, zickte ich zurück. Mit einem stechenden Blick sah er mich an und ich fröstelte leicht. „DU bist hier derjenige, der es nicht wollte. Jetzt brauche ich auch keinen mehr. Hau schon ab.“ Wütend sah ich auf ihn herab. „Tse. Dann nicht.“, sagte ich beherrscht, ging aus meinem Zimmer und knallte die Türe zu. Zornig fegte ich durch den Korridor und die Treppen hinunter, in die Küche. Ich schnappte mir mein Bento und stopfte es, erbarmungslos in meine Schultasche. Hunger hatte ich keinen. Essen wurde sowas von überbewertet. Zuerst Mutter und jetzt fing auch noch mein Mann an, auszuflippen. Das....das machte mich so WÜTEND. Zaghaft reichte Daisy mir meinen Kaffee und ich trank ihn, beherrscht langsam. Sollte nicht ICH hier in der Küche stehen und kochen? Das Frühstück für alle vorbereiten? Ich nahm mir vor, meine Pflichten wieder aufzunehmen und nach der Schule würde ich einfach NICHT gleich nach Hause kommen. Mein Handy hatte ich noch in meinem Zimmer, also konnte er mich auch nicht erreichen. Ja genau. Ich sollte mich auch mal wieder um meine Freunde kümmern. Der Eisberg lief mir ja nicht davon.

„Master Joseph? Heute soll für Master Kaiba endlich die Motorbewegungsschiene geliefert werden. Es wird auch gleich die Physiotherapeutin kommen und ihm alles erklären und ihm helfen. Wann...“ Doch ich unterbrach sie schnell. „Ich komme erst heute Abend wieder. Bitte sorge dafür das irgendwer von euch immer bei ihm ist und auf ihn aufpasst. Er MUSS seine Medikamente und Schmerzmittel nehmen. Pass auch auf, dass er dann jeden Tag seine Übungen macht. Wenn ich es mir recht überlege...ich denke ich übernachte heute außerhalb. Bei Dad vielleicht, oder einem meiner Freunde. Mal sehen.“ Mokuba, der mich die ganze Zeit beobachtet hatte, hob seine Augenbraue. „Joey...was ist mit Seto? Hattet ihr etwa Streit?“ Serenity sah mich ebenso besorgt an. „Streit? Wie kommst du denn da drauf? Nein, ich brauche einfach nur genug Abstand, zu dem Tiefkühler. Wir sind einfach zu oft zusammen.“, fauchte ich die Anwesenden erzürnt an. „Und jetzt los. Wir müssen zur Schule.“

 

Die Fahrt dorthin war schweigsam und meine Laune war für alle ungenießbar. Die ganze Zeit über, bis zum Schulschluss, sagte ich kein einziges Wort mehr und ignorierte selbst das jammern, meines Magens. Dann war endlich die Schule aus und ich hatte mich endlich beruhigt. Na ja etwas. Genug um wieder zu sprechen. „Hey Leute...wollen wir heute was zusammen machen? AUßERHALB der Villa, versteht sich.“ Meine Freunde sahen mich nur besorgt an, sagten aber nichts. „Die beiden hatten heute morgen Streit und Joey möchte Abstand von Seto. Warum auch immer. So schlimm kann es nicht gewesen sein, dass du heute woanders übernachten musst.“, mischte sich Serenity ein, die ihre Hand mit der von Tristan verschränkt hatte. Duke starrte ebenso mürrisch darauf, wie ich. Ich verschränkte meine Arme vor der Brust. „Das heißt...ihr wollt heute nichts mit mir unternehmen und ich darf auch bei keinem von euch übernachten? Habt ihr etwa Schiss vor dem Eiswürfel? Bitte...ich brauche wirklich mal etwas Zeit....Zeit mit euch, OHNE IHN.“ Sie nickten zaghaft und ich atmete auf. „Danke Leute. Ich wusste ich kann mich auf euch verlassen. Bitte helft mir und bringt mich auf andere Gedanken.“

„Hm...Serenity? Kommst du auch? Oder willst du dann lieber Kaiba beruhigen?“, fragte Tristan. Sie überlegte und meinte, sie würde nach Hause fahren, wollte aber das Tris mitkam. Der war hellauf begeistert und sagte zu. Ich knurrte nur, ließ es aber so stehen. Das die beiden knutschten, konnte ich eh nicht verhindern. Und da...da kam gerade die Limousine angefahren. Ich hatte ein schlechtes Gefühl dabei und drängte meine Freunde zum Aufbruch. Ich spürte förmlich den arktisch kalten Arsch darin und wollte nicht seinen Zorn spüren....jetzt noch nicht.

Wir gingen also los und ich wurde schneller, denn die Limousine schien jetzt schon zu bremsen. Ich fing an zu rennen. „Leute, wir treffen uns bei Yugi, wenn ihr nicht endlich schneller lauft.“

DAS wollten sie dann doch nicht. Alleine hatte ich keine Chance, sollte Mutter auftauchen. Wir waren fast um die Ecke, als ich hörte, wie mein Name grollend gebrüllt wurde. Doch wir blieben nicht stehen, sondern rannten weiter.

 

Endlich waren wir bei Yugi angekommen. Ich bat seinen Großvater, ja nicht meinen Ehemann herein zu lassen, sollte er auftauchen.

 

 

Setos Sicht:

 

 

Das gab es doch nicht. Da lief mir der Köt....ähm mein Mann einfach davon. Ich hatte mich für mein Verhalten am Morgen entschuldigen wollen. Immerhin hatte ich ziemlich übertrieben. Wegen einem Abschiedskuss, den ich NICHT bekommen hatte, so falsch zu reagieren... Er hatte ihn mir ja doch geben wollen...

Genau das musste ich gerade meiner Schwägerin erklären, die unbedingt wissen musste, WARUM Joey so sauer war...und sie gab ihm natürlich Recht. „Da musst du jetzt durch. Gib ihm ein paar Stunden, dann kannst du ja mal zu Yugi fahren, da ist er im Moment. Ich bin sicher, dass lässt sich schnell klären und habt dann heißen Versöhnungssex.“ Tristan wurde rot um die Nase und sah möglichst unauffällig auf die Brüste meiner Schwägerin. Na wenn DAS Joey wüsste, dass die beiden diese Grenze längst überschritten hatten. Also war dies ihr Geburtstagsgeschenk an ihn gewesen? Diese Frage erübrigte sich, als sie anfingen, wild zu knutschen und er ihre Brüste dabei streichelte. Ärgerlich wandte ich meinen Blick von den beiden ab und sah aus dem Fester der Limousine. Ich hätte jetzt auch gerne Joey hier gehabt...

Wir fuhren also erst einmal wieder zurück zur Villa. Er würde seine Auszeit von mir bekommen...aber in ein paar Stunden....war er dann fällig.

 

 

Joeys Sicht:

 

 

Hach war das cool. So wie wir hier zusammen saßen... fühlte es sich an, als wäre nie etwas zwischen dem Eisklotz und mir passiert. Keine Ehe, keine Nähe...nichts. Nur das Tris fehlte....

 

Ich schüttelte den Kopf über mich selbst. Was dachte ich da? Ich belog mich doch hier gerade selbst. In Wirklichkeit vermisste ich den weißen Drachen schrecklich und wollte, am Liebsten, so schnell wie möglich, wieder bei ihm sein. Aber...ob er das noch wollte? So wie ich reagiert hatte? Er hatte allen Grund, sauer auf mich zu sein. Würde er mir zuhören? Oder mich ab jetzt ignorieren?

 

Da kam Yugis Großvater zu uns und meinte, im Laden wäre ein junger Mann, der mich sprechen wollte. Ich hob meine Augenbrauen. „Jemanden den wir kennen?“ Er schüttelte den Kopf und meinte es sei wohl dringend.

Langsam stand ich auf und ging in den Laden, wo ein groß gewachsener junger Mann stand, mit kastanienbraunen Haaren und einer Sonnenbrille auf der Nase. So sah er aus, wie ein ganz normaler Typ, mit kurzer Hose und Ärmellosem Hemd, welches ein wenig zu weit aufgeknöpft war, aber ihm sehr gut stand. Ich spürte, dass er mich genaustens betrachtete.

„Du bist also Joseph Kaiba... hübsch.“ Was sollte das? Der Typ meinte ich wäre...hübsch? Trotzdem hatte ich nicht das Gefühl, dass er auf mich stand. „Wer bist du? Und warum willst du mich sprechen?“, fragte ich diesen seltsamen Kerl. „Ich muss dich warnen, Kleiner. Du solltest besser in der Nähe deines Mannes bleiben. Hier in der Stadt scheinen einige hinter dir her zu sein und warten nur darauf, dass du etwas dummes tust. Ich weiß zufällig, dass dein Mann in exakt zwei Minuten hier auftauchen wird. Du solltest klug sein und mit ihm mitgehen. Bevor noch etwas passiert, was du bereust. So wie das verprügelt werden in der Schule...oder diesen Biss, von der Irren. Oder aber auch, als du einfach von der Kaiba Corporation abgehauen bist und deine Mutter vor dir stand. Kleiner, vertrau mir. Das ist das Beste für alle Beteiligten. Vergib ihm und geh mit ihm nach Hause.“ Was zum.... WER war dieser Kerl? Und woher wusste er davon, was in der Schule und in der Firma passiert war? „Fünfundvierzig Sekunden...“, meinte er beiläufig. Dann drehte er sich um und wünschte mir einen schönen Abend. „Was? WER bist du?“, fragte ich ihn nochmal. Er drehte sich halb um, bedachte mich mit einem langen Blick und meinte nur, er wäre „der Blader“, der immer auf alle aufpasste, die zu den Guten gehörten.

Dies verwirrte mich noch mehr. Hieß Blader, übersetzt nicht...Klinge? Aber das kümmerte den „Blader“ nicht. Er verschwand schnell und lautlos und kaum waren zehn Sekunden vergangen, bremste eine Limousine vor dem Spieleladen und der Eisdrache stürmte herein.

Mit geweiteten Augen sah ich ihm in seine und schluckte. Ich sollte ihm...vergeben? Mit ihm nach Hause gehen? Aber...

„Joey...es tut mir leid. Ich hätte nicht so ausflippen sollen. Bitte...komm mit nach Hause.“, bat mich der Eisschrank.

Lange starrte ich ihn an. Plötzlich spürte ich Hände in meinem Rücken, wurde geschubst und fiel in die Arme meines Mannes, der kurz sein Gesicht verzog, vor Schmerz. Dann schloss sich sein rechter Arm um mich und er seufzte erleichtert auf. Ich lehnte meinen Kopf an seine Brust. Warum war ich nochmal sauer geworden? Egal....ich wurde wieder von dem sinnlich betörenden Duft meines Mannes umhüllt, welcher mich beruhigte. Ich nickte. „Bring mich heim, Seto.“

 

Tbc...

 

Immer diese Aussetzer

 

 

Nun waren wir wieder zu Hause und ich ziemlich verwirrt. Das war alles so schnell gegangen und dieser männliche Geruch des Eisschranks benebelte mich immer noch. Doch Seto schien nur froh zu sein, dass ich überhaupt wieder mit gekommen war. Mein Magen fing an, laut zu knurren. Daraufhin brannte mein Gesicht. „Hast du etwa Hunger?“, fragte der Großkotz erstaunt. Ich druckste herum und gestand ihm dann doch, dass ich heute noch gar nichts zu mir genommen hatte. Den Kaffee am Morgen, würde er bestimmt nicht gelten lassen. Erbost sah er mich an. „Du musst mehr essen. Irgendwann verhungerst du noch und dass, obwohl wir genügend Geld besitzen. Eigentlich müsstest du längst dick und fett sein.“ Entrüstet starrte ich ihn an und meinte, mir wäre davon nun der Hunger vergangen. Gegessen hatte ich ja immer nur so viel, wenn es etwas umsonst gab, weil es sonst nie viel bei uns gegeben hatte und ich froh war, überhaupt mal das Gefühl spüren zu können, satt zu sein.

Doch seit ich verheiratet war...war dies eher Nebensache geworden. Ich musste mir nicht mehr Gedanken darum machen, woher ich die nächste Mahlzeit nahm. Eine Hand legte sich fest um meine Schulter und hielt mich davon ab, nach oben zu gehen, damit ich in mein Bett konnte. Nein, der Eisprinz sah erhaben auf mich herab und drohte mir damit, mir meinen Hintern zu versohlen, sollte ich nicht SOFORT etwas essen. Ich grummelte und nickte dann ergeben. Er führte mich in die Küche und rief Maria. Sofort erschien sie und strich sich ihr langes schwarzes Haar hinter die Ohren. „Sie haben gerufen, Master Kaiba?“

„Ja. Joey hat heute noch gar nichts gegessen. Machst du ihm was schnelles?“ „WAS? Master Joseph....das geht nun wirklich nicht.“, schimpfte sie mich und begann, mir ein Sandwich zu machen. Aus dem einen Sandwich wurden neun und die sollte ich ALLE aufessen. „Äh...wirklich Maria...ich kann das nicht alles essen. Mein Magen mag protestieren...aber ich kann wirklich nicht.“ Sie sah mich mit großen Augen erstaunt an und fragte mich, warum. „Das ist viel zu viel...ein halbes reicht.“ Ungläubig wurde ich von ihr angesehen, dann wanderte ihr Blick zu meinem Frostdrachen, der mich eisig anstarrte und mir in Erinnerung rief, was ich sonst zu erwarten hätte, würde ich nicht anständig essen.

 

Ich würgte also zwei davon hinunter und stand dann erschöpft auf. Wieso strengte mich das essen jetzt schon an? „Das war´s schon?“ Ich murmelte eine Bestätigung und stolperte aus der Küche. Warum war mein Körper in letzter Zeit immer so fertig? Wirklich nur, weil ich nicht richtig aß? Oder waren es die Umstände? Seto war sofort wieder bei mir und versuchte mich zu stützen. Gemeinsam gingen wir langsam die Treppen hinauf und den Korridor entlang. Bei seiner Zimmertüre angekommen, sagte mir alleine sein unerbittlicher Blick, dass ich gar nicht versuchen sollte, in mein Zimmer zu gehen. Ich hätte auch nicht gekonnt, selbst wenn ich gewollt hätte. Dort sah ich diesen Motorbewegungsapparat, der gestern geliefert worden war und den er seitdem benutzt haben musste. Ich half dem Eiskübel, trotzdem, dass ich so fertig war, aus seinen Klamotten und betrachtete dabei verstohlen seine Brust. Ich wandte mich aber schnell wieder ab und zog meine Jacke und die Hose der Schuluniform aus. So ging ich in sein Bad und wunderte mich schon gar nicht mehr, warum meine Zahnbürste wieder hier war. Seto kam auch ins Bad, stellte sich neben mich und sah mich prüfend an, während wir uns die Zähne putzten. Er fragte sich sicher, warum ich noch das Shirt anhatte. Ich hoffte aber, er würde es nicht ansprechen. Als ich fertig war, konnte ich mich kaum noch auf den Beinen halten. Bestimmt hatte mich der Streit mit meinem Mann so fertig gemacht. Wir hatten ja lange nicht mehr sooo gestritten, für unsere Verhältnisse. Wir legten uns hin und schon wieder war der Abstand deutlich spürbar. „Warum, Joey?“

Ich sah ihn fragend an. „Warum läufst du vor mir weg? Was habe ich getan, dass du Abstand suchst? Ich habe mich für mein Verhalten heute morgen entschuldigt. Du hast es angenommen...aber willst mir nicht mehr zu nahe kommen. Angst, dass ich etwas tue, was du nicht willst? Keine Sorge. Ich würde nie etwas tun, was du nicht willst.“

Meinte er die körperliche Nähe? Oder allgemein, dass ich mich seltsam benahm? Bei dem körperlichen war ich einfach zu müde, irgendwas in der Richtung zu versuchen. Aber mehr noch...wusste er ja gar nicht, WAS Mutter alles gesagt hatte. Aber DAS sollte der Eisklotz besser nicht wissen. Er würde mich nur verhöhnen...oder versuchen Mutter gegen zu reden. Aber in ein paar Dingen hatte sie einfach Recht. Da konnte auch der Eisberg nichts dagegen tun. Ich versuchte ihm zu erklären, dass mein Körper sich erholen musste und er nickte. „Gut...dass es nicht an mir liegt.“, meinte er erleichtert, fragte aber gleich, ob ich mich an ihn kuscheln wollte. Zuerst noch zaghaft berührte ich seine Brust. Wollte ich glaubhaft bleiben, durfte ich mich nicht allzu auffällig benehmen. Sonst würde er mich wieder durchschauen. Also seufzte ich auf und und schmiegte mich an ihn. Er brummte nur genießerisch auf und ich lächelte. Er fühlte sich so wunderbar an. Nun genoss auch ich seine Nähe und begann, ihn sanft zu streicheln, schloss meine Augen und hörte ihn keuchen. „Nicht, Joey. Ich komme sonst auf sehr...unanständige Gedanken...“ Ich stoppte meine Streicheleinheiten kurz, machte dann aber weiter und fuhr weiter nach unten. Wenn er es brauchte...würde ich es ihm geben, auch wenn ich kurz vorm einschlafen war. Solange er noch kam, bevor ich einschlief...

„Joey...warte...hgnn...“ Doch ich hörte nicht auf ihn, sondern fuhr fort ihn zart zu streicheln. Ich dämmerte langsam weg, hörte aber nicht mehr, ob er wirklich kam.

 

 

 

Am nächsten Morgen wachte ich schon etwas fitter auf. Es war noch früh genug und diesmal würde ich für ein gutes Frühstück sorgen. Meine Hand lag noch in seinem Schoß, aber sie war vollkommen sauber... Oh. Ups. Leise stand ich auf, um meinen Mann nicht zu wecken, der einen sehr miesepetrigen Gesichtsausdruck hatte und schlich in meinen Schrank. Ich holte mir eine Schuluniform, wunderte mich auch hier nicht mehr, warum ich fünf Garnituren auf einmal im Schrank hatte und nicht nur eine. Die andere lag noch in seinem Zimmer... Ich zuckte die Schultern und verzog mich in mein Bad, wo ich duschte, mich anzog und dann schnell nach unten, in die Küche ging. Ich bereitete den Kakao für Mokuba und Serenity vor, ehe ich anfing zu kochen. Ich kochte den Reis, machte jedem ein Omelett, und richtete frisch gegrillten Lachs und eingelegtes Gemüse an. Der Duft des Frühstücks lockte die Bewohner des Hauses nach unten. Selbst der Frosty erschien, war extrem übelgelaunt und setzte sich, beobachtete mich aber genaustens. Ich machte ihm schnell seinen Kaffee und stellte ihn, ihm hin. Auch den anderen gab ich ihren Kakao und setzte mich auf meinen Platz, meinem Mann gegenüber. Ich lächelte, doch irgendwie sahen mich alle seltsam an. „Was ist?“ Mokuba trank erst einen Schluck seines Kakaos und sah mich ernst an. „Dein Teller ist leer, Joey.“ Oh...

Schnell holte ich mir ein Schälchen und füllte es mit Reis. Ein bisschen Gemüse und Lachs landete auf meinem Teller und endlich schien die Gefriertruhe zumindest etwas zufrieden zu sein. Serenity schnitt ihr Omelett zur Hälfte durch und gab mir eine davon. „Du siehst wirklich nicht gut aus, Joey. Du musst anständig essen.“ Ich nickte brav, stellte aber sicher, niemanden in die Augen zu sehen, begann mein Frühstück zu verspeisen und dachte an gestern. Ich war den ganzen Tag sauer auf meinen Drachengatten gewesen, hatte kaum getrunken und fast nichts gegessen. Ich hatte ständig an diese Situation denken müssen und hatte Angst gehabt, dass wir wieder nur streiten würden. Deshalb wollte ich auch nicht gleich nach Hause. Was wäre gewesen, wenn er mich weiterhin SO boshaft angezickt hätte? Und was, wenn ich weiterhin so sauer gewesen wäre, obwohl auch ich maßlos übertrieben hatte. Ich seufzte. Zum Glück hatte er mich nicht mit diesen fiesen und abwertenden Hundenamen, wie Köter oder Kläffer betitelt. Oder diese Beleidigungen, meine Intelligenz betreffend. Das er mich manchmal Hündchen nannte, fand ich sogar schön. Das war aber auch der einzige Kosename, den ich bekommen hatte. Ich fragte mich gerade, warum er immer zusammen zuckte, wenn ich ihn „Liebling“ nannte, als ich seine frostige Stimme vernahm. „Dein Teller ist bereits seit einigen Minuten leer, Joey...“ Was war nur mit mir los? Es musste an Mutter liegen, aber dies zuzugeben, war ich nicht bereit. Ich legte mein Besteck beiseite und seufzte erneut. „Ich muss mit Joey sprechen. Würdet ihr uns bitte kurz alleine lassen?“, fragte er unsere Geschwister. Beide nickten, mit einem sorgenvollen Blick auf mich. Ich schluckte. „So....was genau hast du? Einen Aussetzer? Zu viele Gedanken? Sprich mit mir...“

„Ähm...ich hab nur an gestern gedacht... Ich...ich habe ebenfalls ziemlich übertrieben. Tut...tut mir leid, Kühltruhe.“ Ich seufzte erneut und mir kamen die Tränen. Ich hoffte er merkte nicht, dass ich ihn mit dieser Halbwahrheit abspeisen wollte. Er nickte. „Ja ich verstehe. Wir haben BEIDE übertrieben.“ Gut...jetzt musste ich ihn nur noch ablenken.

Ich stand auf und ging zu ihm, nahm sein Gesicht in meine Hände und fragte ihn, ob ich einen Guten Morgen Kuss bekam. „Das fragst du noch?“

Ich lächelte und legte zart meine Lippen auf seine. Seine rechte Hand fuhr in meinen Nacken, zog mich enger an ihn und intensivierte den Kuss. Mein Bauch fing wieder an zu flattern und meine Knie gaben nach, als er begann, mich sinnlicher zu küssen.

Ein lautes Räuspern unterbrach uns und wir brachen beide verärgert darüber, unsere Knutscherei ab. „Na los, Joey. Nimm dein Bento und komm. Die Schule wartet.“, drängte Mokuba mich. Meine kleine Schwester allerdings kicherte verhalten.

Geschwister konnten echt nervig sein. Da fiel mir ein... „Serenity? Wo ist eigentlich Tristan?“ Sie lächelte und meinte, er musste gestern Abend leider wieder nach Hause. „Glaub mir. Ich hätte ihn auch lieber über Nacht bei mir gehabt.“, meinte sie fröhlich. Entsetzt starrte ich sie an. Sie wollte doch nicht etwa schon mit Tristan weiter gehen?

Sie waren doch erst seit ein paar Tagen zusammen...War sie sich darüber im Klaren? Ich hoffte sie würden es langsam angehen.

„Schau mich nicht so schockiert an. Du hattest mit Seto schon Sex, bevor ihr es überhaupt gewusst hattet. Der Kuss bei der Hochzeit war euer erster und dann habt ihr es bestimmt richtig wild getrieben. So stelle ich es mir jedenfalls vor.“ Also dachte sie wirklich daran, mit Tristan zu schlafen? Hoffentlich ließen sie sich damit noch viel Zeit.

Mokuba hatte versucht nicht hin zu hören und war rot angelaufen. Während dieser versuchte Serenity davon abzuhalten, ihm zu erzählen, wie es bei Männern funktionierte, nutzte ich die Gelegenheit, um meinem Mann nochmal zu küssen. Er zog mich auf seinen Schoß und fuhr fort, meine Lippen sinnlich zu bearbeiten. Ich stöhnte in den Kuss und hätte ihm am Liebsten die Kleider vom Leib gerissen, so scharf war ich auf einmal auf ihn und spürte, dass es ihm genauso ging. „JOEY! WO BLEIBST DU?“ Ich brach unseren Kuss erneut ab und sah ihm sehnsüchtig auf seine Mitte. Leicht streichelte ich ihm darüber, er keuchte leise meinen Namen und nahm meine Lippen erneut gefangen. Dann erschien Mokuba an meiner rechten Seite und packte mein Handgelenk. Unsanft wurde ich von meinem Eisfach weggezerrt, der mir bedauernd hinterher sah. HA! Strike! Besser hätte ich es nicht machen können. Ich hatte es geschafft ihn abzulenken UND konnte es genießen seine wundervollen Lippen auf meinen zu spüren.

„Musste das sein? Es war gerade so schön.“, jammerte ich. Doch Moki verdrehte nur seine Augen. „Ich will nichts wissen, von euren gewissen Aktivitäten. Das solltet ihr privat halten. Deine Schwester allerdings steht total drauf.“ Ich seufzte und setzte mich in die Limousine, die uns zu unseren Schulen brachte. Als Mokuba an seiner ausgestiegen war, schimpfte ich mit Serenity. „Was sollte das vorhin? Lass Mokuba mit deinem Yaoi Fan Gequatsche in Ruhe.“ Doch sie sah mich nur an und grinste. „Joey? Sag, du magst Seto doch, oder?“ Ich fühlte mich unbehaglich. Das schien wieder so ein Gespräch zu werden, welches ich nicht führen wollte. Das letzte Mal, als ich darüber nachgedacht hatte, ob ich verliebt war, hatte ich mich selbst verwirrt. „Er kann halbwegs umgänglich sein, wenn er will.“, antwortete ich ausweichend. Sie grinste wissend. „Nun ich habe mir gedacht, ich nehme Mokuba heute mit und gehe mit ihm zusammen und den anderen ins Kino. Dann hast du mit Seto die Villa für dich alleine.“ Das klang verlockend. Meine Gedanken schweiften wieder zu meinem Schneemann und ich seufzte. Das verstand meine Schwester als Bestätigung und nickte. Die Limousine bremste und wir stiegen aus. Unsere Freunde warteten schon auf uns und Serenity erklärte allen ihren Plan. Thea sah genauso wissend zu mir, wie meine Schwester und Ryou. „Gut dann machen wir das so.“, bestätigte Tris. Ich wusste noch nicht genau, was ich davon halten sollte, auch nicht, warum Tristan nun immer auf der Seite meiner kleinen Schwester war, schrieb aber der arroganten Arschgeige eine WhatsApp. Fünf Sekunden später bekam ich seine Antwort. Starrte er etwa die ganze Zeit nur sein Handy an?

Guter Plan! Ich freue mich schon auf dich. Ich erwarte dich dann in unserem Bett...nackt!“

 

Mir liefen angenehme Schauer über den Rücken und konnte, bis zur Mittagspause, an nichts anderes denken, als an einen nackten Seto, der sich in den Laken räkelte, sich über seine sinnlichen Lippen leckte und sich selbst mit seinen Händen über den Körper fuhr. Ja in meinen Fantasien hatte er keine Verletzung und damit auch kein lästiges Produktionskissen. Nur die Mittagspause wurde von solchen Fantasien verschont und ich konnte mich ganz normal mit den anderen unterhalten. Doch in der nächsten Schulstunde, verfiel ich wieder in meine Gedanken. Ich erwischte mich dabei, wie ich in der Mathe Doppelstunde ihn auf meinem Zeichenblock genauso malte und als ich es merkte, lief ich rot an. Ich hatte gerade mein erstes Aktbild gemalt....in der Schule....in Mr. Misagis Unterricht. Unauffällig schob ich es in meine Schultasche und passte die restliche Zeit auf. DAS sollte niemand sehen.

Nur leider war es ziemlich verdächtig, wenn man die Augen weit aufgerissen hatte. Mr. Misagi kam zu mir und fragte mich, mit einem hinterhältigem Grinsen, ob alles in Ordnung war. Ich schüttelte bedauernd den Kopf. „Mir fällt es schwer dem Unterricht zu folgen...denn....denn....“

„Ja, Mr. Kaiba?“ „Ähm...ich dachte mir...äh...“ Er sah mich siegessicher an und meinte, es wäre eine gute Gelegenheit, ihm zu zeigen, dass ich noch genau wusste, um was es in seinem Unterricht ging und sollte, diese eine Aufgabe an der Tafel lösen. Oje...äh...was war das noch mal für ein Thema gerade? Ich schluckte und gestand ihm, nicht mehr zu wissen. „Tja da sieht man es mal wieder. Sobald Ihr Mann nicht da ist, zeigen Sie uns Ihr wahres Gesicht. Sie sind und bleiben ein Versager, nutzen die Stellung und die Macht Ihres Mannes aus und wiegeln alles und jeden gegen die Lehrer auf. Ich habe gehört, was letztens fast mit dem Sportlehrer passiert wäre. Sie sind ein Querulant und Nichtsnutz. Können Sie den gar nichts aus eigener Kraft schaffen?“

 

Mir wurde ganz heiß vor Scham. Wieder kamen mir Mutters Worte in den Sinn, die ähnlich, aber boshafter waren. Er hatte Recht. Was hatte ich bis jetzt aus eigener Kraft hinbekommen? Ich versuchte es schon seit Tagen, mein Leben irgendwie selbst auf die Reihe zu kriegen. Mathe...ging immer noch an mir vorbei, auch wenn ich Seto gesagt hatte, dass ich es langsam kapieren würde. Ich senkte den Kopf und schluckte die aufkommenden Tränen hinunter.

„Strafarbeit! Ich möchte, dass Sie die letzten Hausaufgaben, die Sie komplett falsch hatten, nochmal machen, außerdem noch die heutigen, die Zusatzaufgaben UND Sie werden heute Nachsitzen.“ Ich ließ den Kopf gesenkt und nickte nur. Die restliche Stunde ignorierte mich Mr. Misagi zum Glück. Eine halbe Stunde später, läutete die Schulglocke. Endlich war der Tag geschafft...nun für die meisten jedenfalls.

„Joey? Alles in Ordnung?“, fragte Yugi besorgt. Ich sah müde auf, die Strafarbeit bereits vor mir. „Ach geht schon. Dieser Lehrer ist einfach nur ein Idiot. Das er mir gleich so viel aufbrummt. Hoffentlich schaffe ich das bald. Da bringt es auch nichts, wenn ihr ins Kino geht. Ich komme wohl erst spät heim...“

„Ich denke nicht, dass Kaiba dich hier so lange alleine lässt.“, wandte Thea ein.

„Was hat dich denn so abgelenkt?“, fragte Ryou. Ich spürte, wie meine Wangen anfingen zu brennen.

„Das....das...äh...das ist...“ Mein Blick schweifte zu meiner Schultasche und sah, dass das Blatt, welches ich im Unterricht hatte verschwinden lassen, ein wenig heraus stand. Meine Freunde bemerkten meinen Blick und Tristan fragte mich gleich, was es damit auf sich hatte. Konnte ein Kopf explodieren? Ich fühlte mich, als wäre ich nahe dran.

„Das ist nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Ich habe Seto gemalt...aber er trägt keine Kleidung...also schaut es nicht an, klar?“, flehte ich sie an.

Während Ryous Augen anfingen zu leuchten, wirkten die anderen beschämt. Dann unterbrach meine kleine Schwester uns, mit nervigem Gekicher. Hinter ihr sah ich Duke stehen.

„Uuuuhhhh, Joey! Du hast von Seto ein Aktbild gemalt? In einer unglaublich erotischen Pose, nehme ich an? Zeig her!“ „NEIN, GARANTIERT NICHT!“, schrie ich sie an und brachte meine Schultasche in Sicherheit. NIEMAND durfte das je sehen. Ob mein Drachengatte einen Safe hatte? Da könnte ich dies verschwinden lassen...Ach ja. Ich könnte dies zu unseren Eheverträgen legen. Sollte Seto sich wirklich scheiden lassen wollen, würde ich dieses Bild als Erinnerung, an die glühend leidenschaftlichen Zeiten im Bett behalten. ...Ich schloss meine Augen und fing an zu schluchzen. Was sollte ich tun, wenn ich dann wirklich wieder alleine war? Man konnte sich echt schnell an gewisse Situationen gewöhnen...

 

Heiße Tränen brannten in meinen Augen und suchten sich ihren Weg, über mein Gesicht, als mich ganz plötzlich die Verzweiflung überrollte. Ich fühlte Arme, die sich um mich schlangen und ich öffnete meine Augen. Yugi und Tristan hatten mich umarmt ließen aber dann wieder von mir ab. In den Augen meiner Schwester war Reue zu sehen, doch als sie mir in meine sah, blitzte eine Erkenntnis in ihren auf. „Joey? Was ist los? Das du jetzt weinst, hat nichts mit dem Bild an sich zu tun, oder?“ Ich wischte, beschämt darüber, dass sie alle meinen Aussetzer mitbekommen hatten, das Gesicht ab. „Es hat damit nichts zu tun....bin nur gerade etwas traurig...gleich wieder vorbei. Ihr solltet jetzt los, ins Kino. Ich muss jetzt meine Strafarbeit erledigen und...“

„Nichts da! Schreib bei mir ab. Das von gestern habe ich alles richtig und die von heute, machen wir hier alle zusammen. Und auch bei der Strafarbeit helfen wir dir. Wir lassen dich damit doch nicht alleine.“, schimpfte Thea mich. Was hatte ich nur für tolle Freunde...Sie schoben die Tische zusammen und setzten sich zu mir. Ich fing schon mal an, die gestrigen Hausaufgaben abzuschreiben. Die anderen kümmerten sich um die heutigen und Yugi widmete sich den Zusatzaufgaben. Es verging bestimmt über eine Stunde, dann waren wir mit allem fertig. Selbst Serenity hatte alle ihre Hausaufgaben erledigt. Duke war so frei und erklärte mir das ganze Thema, was wir in Mathe gerade hatten...was war das noch? Ach Integrierfuntion mit Stammrechnung...oder andersrum? Nachdem er es, dass fünfte mal nun äußerst langsam erklärt hatte, konnte ich es halbwegs nachvollziehen. Ryou sah auf die Uhr. „Ist schon nach halb fünf...Wir könnten es trotzdem noch zu einer späteren Vorstellung schaffen und du fährst jetzt heim zu deinem Mann und lässt dich von ihm verwöhnen, klar?“ Ich nickte dankbar und dachte wieder an meinen nackten Eisdrachen. „Danke Leute, dass ihr mir geholfen habt.“ Sie nickten und lächelten dabei. Ich lächelte zurück. Sie schienen nichts davon mitbekommen zu haben, dass ich immer noch in meinem Aussetzer gefangen war. Gut so. Ich konnte ja auch wirklich nichts alleine auf die Reihe bekommen. Nicht mal in die Arbeit ging ich. Sollte ich nicht eigentlich in Setos Firma arbeiten? Hatte ich es überhaupt verdient mich „verwöhnen“ zu lassen?

Sie sahen wieder zu mir und ich hoffte, dass ich diesen ausdruckslosen Gesichtsausdruck schaffte, den ich versucht hatte zu üben. Dafür hatte ich mir extra meine farbigen Kontaktlinsen rein gemacht. So konnte ich mich wenigstens im Spiegel ansehen und üben. Alles zur Tarnung meiner Aussetzer. Mich nervte es einfach nur noch, dass ich sie ständig hatte. Allerdings stand ich dafür immer mitten in der Nacht auf und übte eine ganze Stunde lang. Nun schon seit ein paar Tagen. Wie man sah, mit Erfolg.

Wir packten unsere Schulsachen ein und gingen nach draußen, wo Roland immer noch wartete...oh. Doch er sah nicht so aus, als ob er sich Sorgen gemacht hatte. Serenity bedeutete mir, dass sie ihm per WhatsApp Bescheid gegeben hatte, dass wir noch länger in der Schule waren. Ich nickte und wir stiegen alle zusammen in die Limousine. Er fuhr zuerst zur Villa, wo Mokuba schon ungeduldig wartete. „Na endlich. Wurde auch Zeit. Viel Spaß, Joey!“

„Ja...euch auch.“, verabschiedete ich mich und ging durch die Eingangstüre der Villa.

Und da sah ich auch schon meinen Ehedrachen, der einen grantigen Ausdruck im Gesicht hatte und ungehalten mit einer anderen Person telefonierte.

 

„Was soll das heißen, es gibt Lieferschwierigkeiten?“ Mein Mann knirschte verärgert mit den Zähnen und versuchte sich zu beherrschen. „Nun, ich denke es könnte schneller gehen, wenn Sie in dieser Angelegenheit erwähnen, dass Geld keine Rolle spielt. Ich brauche es so...“ Dann sah er mich und stutzte. „Ich rufe Sie später nochmal an und.... in Ordnung. Ich werde dies in Erfahrung bringen. Bis später.“ Damit legte er auf und räusperte sich. „Joey...Du bist ja schon zu Hause...“ Ja ich war zu Hause. Die Schule war ja auch zu Ende....und das Nachsitzen auch. Wollte ER nicht oben liegen, im Bett? Und nackt auf mich warten? Die sibirisch kalten Worte meines Mannes hüllten mich wieder ein.

„Es ist ja schon nach fünf...du bist spät, Joey.“ Ich schwieg ihn fassungslos an. Nicht nur das er offensichtlich VERGESSEN hatte, oben auf mich zu warten...nein er hatte auch komplett die Zeit aus den Augen verloren. Na gut...dann eben nicht. „Ja, ich sollte was kochen, meinst du nicht? Du hast bestimmt Hunger, hm?“

Er sah mich zuerst kühl an, sah dann nach oben und prüfte somit wohl, ob er gerade Hunger hatte, oder nicht... Er nickte. „Ja hab ich. Ich möchte gerne Curry.“ Ich nickte ebenfalls und begab mich gleich in die Küche. Der Gefrierschrank folgte mir und setzte sich an seinen Platz, um mir beim kochen zuzusehen. „Du weißt aber schon, dass richtiges Curry ein paar Stunden braucht?“, fragte ich ihn nebenbei. „WAS? Dann vergiss es.... mach uns einfach...ähm...“ Ich sah ihn fragend an. „Reis und Gemüse...“ „Hm... Fleisch dazu? Oder Fisch?“ Er nickte und wählte Rindfleisch.

Eine halbe Stunde später, war alles fertig und wir begannen mit dem Essen. Skeptisch wurde mein Teller betrachtet, auf dem nur ein wenig Gemüse war und daneben ein Schälchen Reis. „Du isst kein Fleisch... bist du traurig?“ Mist. „Ach was...einfach nur geschafft.“

Wir verhielten uns die nächsten Minuten ruhig, bis mich Seto wieder nieder frostete.

„Wie viel wiegst du eigentlich?“ Diese Frage fand ich höchst seltsam. Das konnte ich auch gar nicht beantworten. Das letzte Mal, als ich mich gewogen hatte, war schon länger her. Bestimmt über ein Jahr und deshalb zuckte ich nur mit den Schultern.

„Unter hundert auf jeden Fall.“, spöttelte ich und er hob nur eine Augenbraue. „Und wie groß?“ Jetzt hob ich meine Augenbrauen. „Wird das jetzt ein Verhör? Wozu musst du wissen wie viel ich wiege und wie groß ich bin?“ Der Eisklotz wich für eine Sekunde meinem Blick aus, dann lag er wieder lauernd auf mir. „Nun, ich habe es mich gefragt, weil du nicht gerade so aussiehst, als ob du noch gesund wärst. Nicht das du bereits magersüchtig bist. Komm, stell dich auf die Waage. Wenn du zu wenig wiegst, muss ich dich überwachen, dass du genug isst. In der Schule werden unsere Freunde aufpassen. Ich denke, ich lege dies in die Hände von Gardner.“ Was zum...Ich war doch nicht magersüchtig, nur weil ich keine Lust hatte zu essen. Oder es nicht konnte, wegen Mutter...Mutter... Schnell stand ich auf, ließ den Rest des Essens unbeachtet und meinte, dass ich im Moment eben kaum Hunger hätte und er sich nicht so anstellen sollte. Ich ging schon auf die Küchentüre zu und wäre ihm fast entkommen.

„Yoshi!“

„Ja Master Kaiba?“ Ich sah skeptisch zu unserem Butler, der sich, wie immer, irgendwie zu uns teleportiert hatte. „Werfen Sie sich meinen Mann über die Schulter und bringen Sie ihn in mein Bad. Er muss sich wiegen. Am Besten wiegen Sie sich mit ihm zusammen und ziehen Ihr Gewicht ab. Für die Gesundheit meines Gatten.“, redete er geschwollen daher und...Yoshi tat auch noch, was er gesagt hatte. Er war doch bestimmt schon über sechzig Jahre alt, aber immer noch sehr kräftig.... oder ich zu leicht.

„YOSHI! Lassen Sie mich SOFORT runter. Ich backe Ihnen auch so viele Vanillekipferl, wie Sie wollen...“ Kurz zögerte er, sah aber meiner Kühltruhe in die Augen und straffte sich. Ich zeterte trotzdem weiter, während Yoshi mich die Treppen hoch brachte und sich im Bad meines Frostklotzes auf die Waage stellte. Ich hatte schon Tränen in den Augen. Ich WUSSTE, dass ich zu wenig wog...aber ich war deswegen noch lange nicht dabei, eine Essstörung zu entwickeln. Schon war Yoshi fertig und ließ mich wieder runter. „Master Joseph...bei Ihrer Größe...wiegen Sie eindeutig zu wenig...“ Ich senkte meinen Blick und spürte, ein paar Sekunden später den Eisblick meines Eiskübels. „Und?“, fragte er angespannt. Yoshi räusperte sich. „Er wiegt gerade mal 55kg. Sein Idealgewicht liegt zwischen 63kg und 75kg.“ Was redete er da? So wenig wog ich sicher nicht. „Ich habe das letzte Mal 60kg gewogen. Selbst wenn ich jetzt drunter bin, heißt das noch lange nichts.“, beschwerte ich mich.

Mein Mann machte gerade den Mund auf, um zu antworten, da klingelte sein Handy. Er grummelte gereizt und hob ab.

„Kaiba?“

Seine Augenbraue wanderte nach oben.

„Nein Serenity, du störst nicht. Ich hatte gerade nur Diskussionen mit Joey, weil er viel zu viel abgenommen hat. Er wirkt ja schon magersüchtig.... Nein. Es war nur eine Meinungsverschiedenheit. Nichts Ernstes. Das lässt sich locker wieder einrenken.“

Eine Weile schien es so, als ob eine seltsame Stille über uns allen liegen würde. Doch dann schien sie wieder mit ihm zu reden. Ich konnte dazu nichts mehr sagen. Er hatte mich als magersüchtig betitelt. Sein Gesichtsausdruck änderte sich schlagartig. Seine Augen weiteten sich und er schluckte merklich, bevor er vorsichtig zu mir sah.

„Ihr seid also im Kino und geht in ein paar Minuten in die nächste Vorstellung.....und habt uns dadurch Zweisamkeit verschafft. Hm.............ja............ Ich erinnere mich...dunkel..........Natürlich werde ich das nutzen und...................WAS? Er hatte......nein..........nein ich habe es nicht bemerkt.“ Nun sah er mich wieder analysierend an und schickte mir Eisblitze, die mich halb einfroren. Ich wandte mich von ihm ab und sollte mich jetzt besser verdrücken, bevor ich ihm noch Rede und Antwort stehen musste.

 

„JOSEPH JAY KAIBA!“

 

Ich zuckte erschrocken zusammen, als er meinen vollen Namen so zornig aussprach. Er verabschiedete sich schnell von meiner Schwester und legte auf.

„Komm sofort wieder her! Was muss ich da hören? Du hattest einen Aussetzer in der Schule? Hast geweint? Nachsitzen? Strafarbeit? Mathe nicht kapiert? Was hat Mr. Misagi zu dir gesagt und warum hast du dich nicht gegen ihn gewehrt?“

Da war ich erstmal sprachlos. Serenity hatte ihm gerade also alles brühwarm erzählt? Ok...wohl doch nicht ALLES. Das Bild hatte sie nicht erwähnt. Sonst hätte der Geldsack anders reagiert. DAS konnte ich zur Ablenkung nutzen. Mir behagte es einfach nicht, dass er wusste, wie schlecht es mir gerade ging. Das würde ihn nur wieder belasten und das wollte ich nicht. Mutter hatte auch in dieser Sache Recht...ich war ihm wirklich ein lästiger Klotz am Bein.

„Ich hatte mich, nach deiner WhatsApp, dass du nackt auf mich wartest, so gefreut, dass ich eventuell aus Versehen, ein Aktbild von dir....im Unterricht, gemalt habe.“ Dieser Satz schien ihn aus der Bahn zu werfen. „Ein...ein Akt...Aktbild?“

Ich nickte und holte meine Schultasche, die ich vorhin auf dem Flur verloren hatte, als Yoshi mich einfach in Setos Bad getragen hatte und fischte es heraus.

„Ähm...“

Ich sah warnend zu unserem Butler, bis er verstand und sich verbeugend und mit hochrotem Kopf, zurückzog. Dann erst übergab ich dem Kühlschrank, feierlich das Bild. Er keuchte erschrocken auf und ich starrte ihn dabei fasziniert an. Sein Gesicht war gerötet und seine Augen strahlten hell und unglaublich blau auf sich selbst, wie er sich in den Laken räkelte und den Betrachter verführerisch zu sich ins Bett locken wollte.

„Könnten wir dieses vielleicht im Safe verwahren? Ich möchte nicht, dass jemand sieht, wie du nackt aussiehst.“ Er nickte abwesend, konnte aber nicht aufhören, auf das Bild zu sehen.

„Als ich gemerkt habe, dass ich DAS male, habe ich es in der Schultasche versteckt und mich wohl zu auffällig benommen. Deswegen hatte Mr. Misagi es auf mich abgesehen gehabt. Hätte ich mich gewehrt, hätte ich vielleicht noch alles schlimmer gemacht. Ich musste ihn damit ablenken. Was denkst du hätte er gemacht, wenn er dieses Bild von dir in die Finger bekommen hätte? DAS will ich mir nicht mal vorstellen.“ Das verstand er und fragte noch nach, warum ich dann nach Schulschluss geweint hatte. Ich verzog missbilligend das Gesicht. „Serenity wollte das Bild unbedingt sehen...aber die Tränen haben sie davon abgehalten....und ich konnte es einfach nicht fassen, dass Mr. Misagi mir so viel zur Strafe aufgebrummt hatte. Hausaufgaben von gestern nochmal neu, die von heute, Zusatzaufgaben UND Nachsitzen. Wie hätte ich da NICHT weinen sollen?“ Mitfühlend nickte er, wurde dann aber wieder skeptisch. „Das hört sich für mich aber eher nach einer halben Wahrheit an, Joey. Irgendwas ist da noch im Busch. Wieso sonst, hattest du kein Fleisch essen können und hast das Abendessen vorzeitig abgebrochen? Und... du hast mir nicht erzählt, was deine Mutter zu dir gesagt hatte.“ Ich wich schockiert vor ihm zurück.

„AHA! Da haben wir es. Es geht also um die gestörte Rabenmutter. Was hat sie dir gesagt, Joey? Die ganzen letzten Tage waren ein einziger Aussetzer, richtig? Du hast ja viel getan, damit wir es nicht merken... Nicht mal ich habe es dir angemerkt, obwohl du ein jämmerlicher Lügner bist. Warum hast du es verheimlicht?“ Ich lachte auf und fragte ihn, ob er das ernst meinte. „Du kennst doch Mutter. Das übliche. Ach weißt du was? Vergiss es. Ich geh ins Bett.“

„Das wirst du nicht! Ich will zuerst wissen, was los ist.“, sagte er bestimmt, in einem Ton, der keine Widerrede zuließ.

Was sollte ich jetzt tun? Das konnte nicht gut enden. Ich fühlte mich in die Ecke gedrängt und spielte nervös mit meinem Ehering. Er seufzte und umarmte mich, so gut es mit diesem dämlichen Produktionskissen ging. Ich fühlte mich sofort wieder wohl, geborgen und beschützt. Dies ließ aber meine Tränen wieder fließen. Ich schluchzte unterdrückt auf und krallte mich an ihn. Als ich mich beruhigt hatte, sah ich auf, in ein schmerzverzerrtes Gesicht und bekam gleich wieder ein schlechtes Gewissen. „Ich dachte, es wird darauf geachtet, dass du deine Schmerzmittel nimmst.“, schniefte ich, immer noch so unsagbar traurig. Bekümmert sah er mir tief in meine Augen und küsste mich einfach. Lange und zärtlich. Es war, als ob er mir die Traurigkeit weg küssen würde. Als er sich wieder löste, ging es mir schon viel besser und das sah auch er.

„Wir verbringen nicht genug Zeit miteinander...ich meine NUR wir beide... Komm mit, wir gehen jetzt zusammen an einen Ort, den du noch nicht gesehen hast.“

Perplex ließ ich es zu, dass er meine Hand nahm und mich den Korridor entlang führte. Wir kamen an Mokubas Zimmer und Dads Gästezimmer vorbei, gingen immer weiter den Gang entlang, bis wir am Ende ankamen. Eine große schwere Eichentüre versperrte uns den Weg. Seto öffnete sie und ging mit mir hindurch. Ich bekam meinen Mund kaum zu. Das war ja...ein Wellnessbereich. Unglaublich luxuriös ausgestattet, mit ein paar Badebecken, welche wohl den heißen Quellen am nächsten kamen, einem Whirlpool, Liegen zum ausruhen, zwei Massageliegen, und elektronische Massagesessel. Überall standen Palmen und Pflanzen, die sehr große Blätter hatten herum. Der Boden war nur zum Teil mit Fließen ausgelegt und formte die Wege, die man gehen konnte. Der Rest des Bodens war voller...Sand. Die Wände sahen unfassbar....echt aus. Entweder, es war ein Hologramm, oder eine sehr echt wirkende Wand und Deckenmalerei. Die Wände schmückten das Meer mit großen und kleinen Wellen, die zum Boden hin immer kleiner wurden und perfekt in den Sandboden überging. Die Decke war bemalt, wie ein wunderschöner Sommerhimmel, mit vereinzelten Wolken und der Sonne. Man hatte das Gefühl am Meer zu sein und ich glaubte sogar, die salzige Meeresluft zu riechen und das Rauschen der Wellen zu hören. Ich seufzte glücklich auf. Eine Oase...

 

„Hey Jungs...mit euch habe ich jetzt aber nicht gerechnet. Ihr seid bisher noch nie hier her gekommen.“ Was zum...

„Dad. Wieso bist du hier? Und seit wann?“

Dad lachte und winkte ab, während er sich weiter massieren ließ. „Bin seit gestern wieder hier. Ich habe gesehen, wie Seto dich gestern noch geholt hat und bin durchs Tor, bevor es sich geschlossen hat. Bin gleich auf mein Zimmer und vielleicht zehn Minuten später, hat Maria mir gleich sieben Sandwiches gebracht. Die waren vielleicht gut. Keine Ahnung, woher sie wusste, dass ich wieder da bin. Hab gehört du isst wieder nicht richtig. Ts, ts, ts, Joey. Wie willst du groß und stark bleiben, wenn du dich nicht ordentlich stärkst? Hmmm....ja genau da, Lui. Ihr solltet euch auch mal von ihr massieren lassen. Sie ist fantastisch darin.“

Luigiana errötete und lächelte selig. Mein Mann allerdings war fast dran und drauf ihn wieder raus zu schmeißen.

„Jason...man hat uns heute Zeit für uns geschenkt...und du versaust wieder alles.“

Er hob eine Augenbraue. „Geht doch auf euer Zimmer. Da könnt ihr euch doch auch austoben.“

„Ich wollte meinem Mann etwas besonderes gönnen.“, grollte er eisig. „Raus hier, Luigiana...und nimm diesen Störenfried mit dir mit.“ Seine Worte waren nur noch ein leises Zischen. Erschrocken hörte Luigiana auf, ihn zu massieren und packte zusammen. „Komm Jason...ich kann auf deinem Zimmer weiter machen...“ „WAS? NEIN! Ich war zuerst hier. Sollen die doch gehen.“ Es reichte. Mein Mann würde meinen Dad gleich etwas schlimmes antun, dass sah und spürte man. Deswegen schaltete ich mich ein.

„Dad. Du bist hier nur Gast. Dieses Anwesen gehört Seto und wenn er sagt, du sollst verschwinden....dann tu es. Und zwar ganz schnell, bevor ICH sauer werde.“

Er sah erstaunt zu mir und dann zu meinem Mann. „Was ist denn das für ein Blatt? Hast du was neues Schönes gemalt? Lass sehen.“ Das was ich sagte ignorierte er einfach. Seto allerdings kniff wütend die Augen zusammen. Er drehte sich um, ging aus der Türe hinaus und kam erstmal nicht wieder.

„Na super, Dad. Musste das sein? Wieso kannst du nicht einmal Rücksicht auf uns nehmen?“ Er schnaubte und stand beleidigt auf. Dann kam er zu mir und erstarrte. Anscheinend sah er erst jetzt, dass ich geweint hatte und... ja...keine Ahnung. Ich hatte mich heute noch nicht so genau im Spiegel angesehen. Ich hatte nur den ausdruckslosen Blick geübt, der mir aber auch nichts genutzt hatte. Aber ich sah wohl einfach nur elend aus. „Joey....wie siehst du denn aus? Was ist passiert?“ Ich flüsterte nur irgendwas mit Mutter und er verstand sofort. Er nahm mich fest in den Arm. „Du weißt doch, dass deine Mutter lügt, wenn sie den Mund aufmacht. Wie kannst du auch nur ein kleines bisschen darüber nachdenken, dass sie Recht haben könnte?“ Leise fragte ich ihn, wieso er überhaupt mit ihr zusammen gewesen war, wenn sie doch so schlimm sein konnte. Da zuckte er zusammen und machte ein schuldbewusstes Gesicht.

„Äh...ja. Genau darüber habe ich auch mit Dr. Han gesprochen. Ich war ja so verliebt in Cecelia, aber sie wollte immer nur Max. Nun, ich hatte mich ablenken wollen und dachte, für dieses eine Jahr, wo sie zum Austausch da war...könnte ich mich mit ihr beschäftigen. Hat ein halbes Jahr gedauert, überhaupt ihre ganze Aufmerksamkeit zu gewinnen, wo doch die anderen Mädchen so auf mich geflogen sind. Aber...sie war anders, also hab ich sie umworben. Ich habe sie mit Geschenken überhäuft, zum Essen ausgeführt und sie spüren lassen, dass sie bei mir, wie eine Königin behandelt wird. Immerhin war unsere Familie reich. Sie hat sich dann doch darauf eingelassen. Als ihr Jahr sich dem Ende geneigt hatte, hat sie mich besucht, als niemand bei mir zu Hause war und mich verführt. Das war eine Nacht. Ich dachte, ich bin über Cecelia hinweg und habe mich entschlossen, mit ihr mitzugehen. Ich wollte eigentlich nochmal zurück, um mein Erspartes zusammen zu kratzen. So hätten wir locker leben können. Aber keine Chance. Das was ich dabei hatte, ist in ihrem Elternhaus verschwunden. Keine Ahnung was passiert ist. Dr. Han denkt, dass ihre Eltern es gestohlen hatten. Hatte mich auch gewundert, wie sie die Medikamente und später, die Beerdigung hatten finanzieren können. Ich saß fest, kein Geld und nur deine Mutter bei mir, mit einem Kind unter ihrem Herzen. Ich dachte schlimmer kann es nicht werden...aber immer, wenn man DAS denkt, wird es schlimmer.“ Luigiana hatte unauffällig gelauscht gehabt und einen seltsamen Ausdruck nun im Gesicht. „Aber das ist ja jetzt eh alles vorbei. Was ich deiner Mutter antun wollte, war schändlich. Auch wenn sie mich damit manipuliert hatte. Ich werde also zuerst über Cecelia hinweg kommen müssen. Ich weiß nicht, ob ich jemals wieder eine Frau an meiner Seite haben werde. Es wäre nicht fair. Sie hätte nur das Gefühl, immer an zweiter Stelle zu sein.“ Ich glaubte, er gab ihr damit die Erklärung, warum er nie auf ihre Avancen einging. „Und nun habe ich wieder eure Verliebtheit zu mir ausgenutzt. Verzeih Lui. Ich gehe in mein Zimmer...du brauchst mich nicht weiter zu massieren...das habe ich nicht verdient.“, sagte er leise und voller Reue.

 

Aber Luigiana ließ nicht locker und ging ihm hinterher. „Du nutzt uns nicht aus, Jason. Wir machen das alles freiwillig. Bitte ignoriere uns nicht wieder.“

 

Ich allerdings bewunderte ihn dafür, dass er nun so frei darüber sprechen konnte. Diesmal war es wohl die ganze Wahrheit gewesen. Dieser Dr. Han musste ja ein toller Kerl sein, wenn er DAS bei meinem Dad schaffte. Als dieser und Luigiana aus dem Meereszimmer gegangen waren, kam gleich Seto herein. Hatte er gelauscht? „Das Bild ist im Safe. Du hattest also darüber nachgedacht, dass deine... sie Recht haben könnte, mit dem, was sie sagt. Warum? Ich verstehe das nicht Joey.“ Ich senkte den Blick und meinte nur, dass wenn man Jahre hinweg das selbe über sich hörte, irgendwann anfing, es zu glauben. „Ich kann das nicht einfach ablegen. Ich hab es versucht...aber ich kann es nicht. Wieder ein Punkt in dem Mutter Recht hatte...ich bin ein Schwächling und Nichtsnutz...Ich...ich will nur nicht, dass du dich noch mehr für mich schämen musst. Deswegen habe ich dir nichts erzählt...und...“

Warme Lippen verschlossen meine und hinderten mich daran, weiter zu sprechen. Dann küsste er meinen Hals und flüsterte zwischen seinen Küssen, dass ich nicht schwach war, sondern stark und mutig. „Wofür sollte ich mich schämen? Im Gegenteil...ich bin stolz auf dich.“, sagte er leise und streichelte dabei meine Wange und ein paar Tränen fort. Er lächelte mich an, nahm meine Hand und führte mich zu einem der Becken. „Zieh dich aus....ganz.“ Ich wurde rot und schüttelte den Kopf. Mein Körper hatte sich, seitdem letzten Mal, als er mich nackt gesehen hatte, verändert. Das war vor fünf Tagen, die es echt in sich hatten. Der Frostdrache verengte seine Augen und schubste mich einfach ins Becken hinein. Prustend tauchte ich wieder auf und schimpfte. „Man, Eisfach, was sollte das?“ Er grinste und meinte, ich sollte das warme Wasser einfach genießen. „Ich kann ja leider nicht zu dir....aber ich lege mich hier auf die Liege und sehe dir zu. Entspann dich einfach. Du musst dich nicht vor mir ausziehen... aber versprich mir, dass du wieder ordentlich essen wirst. Ich habe nicht vor, dich allzu lange zu...schonen.“ Das letzte Wort hatte er mir zugeraunt, in einem Ton, von dem ich eine Gänsehaut bekam. „Ähm...ok.“ Ich setzte mich an den Rand, hatte ihm dabei den Rücken zugewandt. Ob die Schuluniform dann ruiniert war? Die Wärme des Wassers vertrieb alle weiteren Gedanken und ich seufzte auf. Das sanfte Rauschen im Hintergrund, beruhigte mich. Dieses Zimmer war nun mein Lieblingsplatz in der Villa. „Ich wusste gar nicht, dass dieses Zimmer hier existiert. Ich dachte, dass im Keller, wäre das einzige, was einem Entspannungsort nahe kommen könnte.“

Mein Ehemann lachte leise. „Das war auch so...aber als Ryou und Serenity das Esszimmer verändert hatten, habe ich mir gedacht, ich gebe ihnen einen weiteren Auftrag. Dieses Zimmer war mal Gozaburos Schlafraum. Doch sieh es dir an, was die beiden daraus gemacht haben. Einen Ort, der eigentlich NUR für dich bestimmt war. Dein Vater hat hier drin nichts zu suchen. Das Meereszimmer gehört dir alleine.“ Mein eigener Wellnessraum. „Du bestimmst, wer sich hier aufhalten darf. Wenn ich dich störe, werde ich gehen. So einfach ist das. Ich...ich möchte dir damit die Möglichkeit geben, auch mal alleine sein zu dürfen, an einem Ort, an dem du dich immer wohlfühlen kannst.“ Mir kamen die Tränen.

Er war so...einmalig. Ich verlangte nichts von ihm und er überraschte mich immer wieder, mit so phänomenal... schönen.... Geschenken... Ich zuckte zusammen und riss meine Augen weit auf.

„Joey? Alles in Ordnung?“

Nein nichts war in Ordnung. Seto war....wie Dad...und ich wie Mutter. Würde auch ich ihn ins Unglück stürzen, wie Mutter es mit Dad gemacht hatte?

„Was redest du da für einen Schwachsinn? Du bist der Letzte, der so wäre, wie sie.“ Oh...hatte ich wieder laut gedacht? Mein Mann stand auf und kniete sich neben das Becken. „Joey...du könntest nie sein, wie sie. Dafür bist du ein zu guter Mensch.“ Er kraulte mich mit seiner rechten Hand, hinter dem Ohr und ich musste daraufhin genießerisch brummen und schmiegte meinen Kopf noch mehr an seine Hand. Was würde ich nur ohne ihn machen? Ich konnte mir ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen. Die Stunden in der Schule waren jedes Mal eine reine Qual. Ich hatte mich längst daran gewöhnt, mit ihm verheiratet zu sein und ihn ständig um mich zu haben.

Nun war genug. Ich musste mich hinlegen. Ich war auf einmal müde und Seto konnte mich sicher nicht retten, aufgrund seiner Verletzung. Also stieg ich aus dem Becken und nahm die Hand der Kühltruhe. „Willst du dich hinlegen?“ Ich nickte, fing aber gleich an, zu frieren. Seto sah mich mit einem langen Blick an, dann wandte er sich ab. „Da hinten sind Bademäntel. Nimm dir einen und zieh ihn dir an. Ich werde auch nicht schauen.“

Ich schluckte und zog mich langsam aus. Als ich nackt war, holte ich mir erst eines der flauschigen Handtücher, mit dem ich mich zuerst abtrocknete und dann einen der seidenen Bademäntel schlüpfte. Als ich wieder bedeckt war, sagte ich Seto Bescheid und er drehte sich wieder zu mir um. Ich ging zu einer breiten Liege und meinte, er sollte sich hinlegen. Mit einer hochgezogenen Augenbraue, tat er, was ich sagte. Vorsichtig legte ich mich neben ihn. Dann erinnerte ich mich wieder daran, dass er ja immer noch nichts gegen die Schmerzen genommen hatte. „Luigiana?“

Ein paar Sekunden später ging die Türe auf und ebendiese lugte in das Zimmer.

„Ja Master Joseph?“

„Bring Seto bitte seine Schmerzmittel und die Medikamente.“ Sie nickte und schloss die Türe wieder. „Muss das JETZT sein?“ Ich nickte und dann kam unser Dienstmädchen wieder herein und übergab mir alles, inklusive zwei Flaschen Wasser. Nachdem er brav seine Medizin genommen hatte und ich die Hälfte meiner Flasche geleert, legten wir uns wieder hin und ich kuschelte mich an ihn. Das tat so gut. „Du hättest mir schon viel früher davon erzählen sollen, Joey. Dann hätten wir jetzt die freie Zeit, anders verbringen können. Ich hätte dich richtig verwöhnt.“, sagte er bedauernd und drückte mich noch näher an ihn. Oh ja. DAS wäre jetzt schön gewesen. Aber so wie ich im Moment aussah...traute ich mich nicht. „Es tut mir leid, Liebling.“, sagte ich und spürte ihn zusammen zucken. Warum nur?

„Schon gut...eben ein anderes Mal...sollte möglich sein, irgendwann wieder mal alleine hier zu sein...OHNE das jemand stört.“

Das Dad wieder hier war, machte die Lust auf Sex irgendwie zunichte. Aber...

„Hey Liebster...“ Wieder zuckte er zusammen. „Was...was ist denn?“, meinte er nun ungehalten. Ich musste grinsen und richtete mich auf. Die Reaktion wollte ich nicht verpassen. „Wollen wir nicht mal wieder...ganz unschuldig knutschen?“

Zuerst hob er eine Augenbraue, dann funkelten seine Augen vergnügt. „Unschuldige Knutscherei? Das scheint ja schon ewig her zu sein...“ „Gar nicht, Großkotz. Fast zwei Wochen ist es erst her....hey! Übermorgen sind wir vier Wochen verheiratet.“

„Was erst so kurz? Mir kommt es vor, wie eine Ewigkeit.“ Ich stimmte ihm zu und meinte, dass eben so viel passiert war. Ich wollte mich wieder zu ihm legen, da klingelte wieder sein Handy. Er verdrehte seine Augen und ging ran.

„Kaiba? Oh...das hätte ich...ich meine, ja ich habe es in Erfahrung bringen können. Ich schicke Ihnen diesbezüglich eine E-Mail. Machen Sie endlich Feierabend und nehmen sie sich die nächsten Tage frei.....Ja, Ihnen auch einen schönen Abend.“ Damit legte er auf und meinte, wir sollten bald ins Bett gehen, bevor wir hier noch einschliefen. Sehr verdächtig. Meine Frage bezüglich der Knutscherei hatte er ja auch nicht beantwortet. Aber vielleicht wollte er gerade nicht? Ich nickte und stand auf. Wir verließen das Meereszimmer und liefen in seines. Ich half ihm beim ablegen der Kleidung und wir gingen zusammen in sein Bad, um uns die Zähne zu putzen. Als wir fertig waren, starrte er mich komisch an. „Joey?“ Fragend zog ich meine Augenbrauen nach oben. „Ähm...kannst du mir vielleicht helfen? Ich müsste mich mal wieder waschen...“ Ich wurde ein wenig rot, nickte aber. Schnell war auch seine Boxershorts ausgezogen und ich fing an, ihn mit dem Waschlappen zu säubern. Er sah an die Decke und versuchte, nicht auf meine Zärtlichkeiten zu reagieren. Ich beeilte mich und wir atmeten beide dann erleichtert auf.

Als wir im Bett lagen, antwortete er mir endlich auf meine Frage vorhin.

„Wann immer du so eine Knutscherei willst...wirst du sie bekommen.“

Ich lächelte und gähnte. Dann war ich schon eingeschlafen.

 

 

Am nächsten Tag waren wir ausgeruht und auch mir ging es besser. „Ach Eisberg...hab ich einen Hunger...“ Er atmete geräuschvoll aus. „Na ein Glück. Wir sollten aber trotzdem nochmal darüber reden...was deine Mutter zu dir gesagt hat. Such es dir aus. Entweder am Sonntag in der Gruppentherapie, oder nur mit mir, heute Abend.“ Entsetzt sah ich ihn an. „Was? Äh...lieber nur mit dir.“, meinte ich nervös. Da kam ich wohl nicht mehr raus.

 

Als wir uns fertig gemacht hatten, gingen wir nach unten, in die Küche. Daisy hatte schon gekocht und unsere Geschwister und Dad saßen bereits am Tisch.

„Ich wusste gar nicht, dass du wieder hier bist, Papa.“, meinte Serenity erstaunt. „Ach bin vorgestern Abend wieder her gekommen. Allerdings hatten mich gestern, Seto und Joey im Meereszimmer überrascht, als Lui mich massiert hatte.“, sagte er fröhlich. Er war also wieder fröhlicher. Oder sah es nur so aus? Daisy biss sich in die Unterlippe und atmete tief ein.

„Also wirklich, Papa! Wir haben den beiden Zeit für sich geschenkt und du störst sie wieder...“ Da bemerkte sie unsere Anwesenheit und sah uns auch gleich an, dass wir keinen Sex hatten. „Da schau dir das an. Sie haben es sich nicht mal gegenseitig besorgt!“

„Serenity! Hör auf. Ich will nichts davon hören!“, jammerte Mokuba.

Wir setzten uns dazu, aßen unser Frühstück und schwiegen. Danach packte ich mein Bento ein. Mokuba und meine Schwester gingen schon vor und ich küsste meinen Mann nochmal zärtlich. Er intensivierte ihn etwas und ließ seine Zunge, mit meiner tanzen. Dann löste ich mich und wünschte ihm einen schönen Tag. Er nickte, wünschte mir dasselbe und erinnerte mich, an unser Gespräch heute Abend. Ich nickte bekümmert. „Daisy?“ Erstaunt sah ich auf meinen Dad. Die Angesprochene sah zu ihm. „Ich möchte nicht, dass eine von euch sich ausgenutzt fühlt....oder bevorzugt. Da ich Cecelia immer noch nicht aus meinem Kopf habe, werde ich mich nun auf meine Therapie konzentrieren. Also...geht mir bitte aus dem Weg. Ich möchte nicht eure Gefühle verletzen.“, meinte er ernst und stand dann auf. „Auch für mich wird es Zeit. Ich gehe auf Jobsuche. Einen schönen Tag euch allen.“, meinte er lächelnd und ging, ohne noch einen von uns anzusehen, aus der Küche. Daisy zitterte und hatte bereits Tränen in den Augen. Dann schüttelte sie ihren Kopf, sah kämpferisch auf die Tür und folgte ihm. Na hoffentlich ging das gut.

 

 

Der Schultag verlief ruhig und selbst Mr. Misagi, den wir in der ersten Stunde heute hatten, sagte nichts. Kein Wort von der Strafarbeit oder dem Nachsitzen. Er sah mich nicht mal an. Das war mal eine entspannende Mathestunde.

In der Mittagspause kam Serenity zu uns und setzte sich gleich auf Tristans Schoß, um mit ihm zu knutschen. Ich verdrehte die Augen. Wäre Seto jetzt hier, würde ich genau dasselbe tun. Sehnsüchtig sah ich auf seinen leeren Platz und seufzte.

„Und Joey? Hattet ihr einen schönen Abend miteinander?“, fragte Yugi.

Serenity unterbrach ihre Knutscherei und antwortete für mich. „Nein hatten sie nicht. Papa hat die beiden gestört und offensichtlich musste erst der Aussetzer verarbeitet werden.“ Ich wandte schnell ein, dass es trotzdem eine nette Geste von ihnen gewesen war und ich heute Abend mit Seto nochmal ein Gespräch führen...MUSSTE. Thea nickte. „Kaiba hat mir geschrieben...wusste gar nicht, dass er meine Nummer hat...er meinte, ich sollte überwachen, dass du mittags dein Bento isst. Du wärst fast schon magersüchtig...55kg? Das ist viel zu wenig, Joey!“

 

Grrr. Das gab es doch nicht. Musste der Kotzbrocken erzählen wie viel ich wog? Auch die anderen beschwerten sich lautstark über mein Gewicht und ich seufzte. „Thea überwacht mich doch jetzt, oder nicht? Ich hab sogar wieder Hunger...also. Alles wieder gut.“ Dies wurde nicht weiter kommentiert. Sie behandelten mich eher, wie eine tickende Zeitbombe...als könnte ich jederzeit wieder ausflippen. Nun...Recht hatten sie ja. Ein Aussetzer war nie vorhersehbar. Also packte ich mein Bento aus und aß, unter den strengen Blicken meiner Freunde und Serenity, mein Bento auf. Die restlichen Stunden verliefen ohne Zwischenfälle...aber der Abend und das damit verbundene Gespräch mit dem Eisprinzen, rückten immer mehr in Reichweite. Zum Glück, war heute Freitag und damit wieder Wochenende. Das hieß...Seto...rund um die Uhr. Vielleicht konnten wir dann ja auch mal wieder unseren geheimen Ort aufsuchen? Oh...ich hatte den ja noch gar nicht geputzt. Als wir endlich wieder nach Hause kamen, wurde ich immer unruhiger. Ich rief nach Seto, aber er antwortete nicht. War er überhaupt daheim? Maria lief mir über den Weg und meinte, dass er außer Haus war, aber bald nach Hause kommen würde. Ich nickte und bat sie um Putzsachen. Verdattert sah sie mich an und ich meinte, ich müsste einen Ort sauber machen. Mehr musste sie nicht wissen. „Stell einfach alles vor dieses Bild mit dem weißen Drachen, in der Eingangshalle, danke!“ Schnell lief ich nach oben und zog mir meine alten Sachen an. Unten wartete Maria bereits auf mich, neben ihr stand Mokuba. „Ich hab gehört, du willst den Geheimraum putzen? Will ich wissen wofür?“ Ich wich seinem Blick aus, aber er verstand mich trotzdem. Er öffnete mir, mit dem Code die Tür und ich ging hinein, um sauber zu machen. Ich brauchte nur eine halbe Stunde, dann ging ich wieder hinaus und direkt nach oben, in mein Zimmer. Ich holte saubere Kleidung und ging duschen. Mittendrin spürte ich einen Luftzug und erstarrte. Mein Hintern fror fast ab und ich wusste er sah meinen Körper nun, wie er ihn nicht sehen sollte.

„Ich sagte ja, du wiegst zu wenig. Tut mir leid, wenn ich so rein platze... aber du brauchst jetzt andere Kleidung.“ Dann war er wieder draußen. Schnell duschte ich fertig und trocknete mich ab. Was hatte er denn da hingelegt? Einen...Anzug? Wofür? Ich zog ihn einfach mal an. Draußen wartete der Drachenkönig auf mich, ebenfalls gekleidet in einem schicken Anzug. In seiner rechten Hand hielt er einen großen Strauß mit roten Rosen. „Hier Hündchen. Die sind für dich.“ Er übergab mir den Blumenstrauß und ich konnte kaum meinen Mund zu bekommen. Er schenkte mir...Blumen? Und nicht irgendwelche...rote Rosen? War er krank? Oder hatte er irgendwas vor? Hatte er was angestellt? „Komm.“, sagte er und reichte mir seine Hand. Na da war ich aber gespannt...

 

Tbc...

Das Gespräch

Ich nahm seine Hand und er drückte sie sanft. „Wo gehen wir hin?“, fragte ich unsicher. „Etwa...nach draußen?“ Er schüttelte den Kopf. „Das wäre nicht sicher, bei den Gruselgestalten, die im Moment herum laufen.“ Ich nickte und dann viel mir wieder dieser ominöse Typ ein, der mir geraten hatte, immer bei meinem Mann in der Nähe zu bleiben. Ob er ein weiterer Feind war? Oder mal zu Abwechslung ein Verbündeter?

Ich hoffte auf letzteres, hatte aber Angst, meinem Mann davon zu erzählen und bisher war dieser Blader ja nicht wieder aufgetaucht. Aber im Moment... brannte mir eine andere Frage unter den Nägeln.

 

„Warum... hast du mir ...Blumen geschenkt? Ich bin doch kein...“

„Dazu muss man nicht den weiblichen Subjekten angehören. Ich wollte...wollte nur...“ Er verstummte. Er sah mich lange an, schluckte und meinte, wir sollten nun gehen. Sehr seltsam. Wusste er denn nicht, für was rote Rosen standen? Selbst ich wusste das. Aber nur, weil ich eine kleine Schwester hatte, die total auf Blumensprache abfuhr. Rote Rosen standen für sowas wie.... leidenschaftliche und bedingungslose Liebe. Die Größe des Straußes sagte mir Dinge, wie: „Meine Liebe kennt keine Grenzen“ und „Du bist mir wichtig.“ Wollte ich wissen, was es wirklich bedeuten sollte... bei ihm? Ich wusste einfach, dass er sich wohl, über die Bedeutung der Blumen und der Farbe keine Gedanken gemacht hatte. Es musste so sein...

Nur weil ich mich daran gewöhnt hatte, mit ihm zusammen zu sein und ihn tatsächlich ein bisschen mochte, hieß das nicht, dass es bei ihm genauso war. Wir waren ja nicht mal freiwillig verheiratet. Noch eine Sache, die Mutter angesprochen hatte... Eine erzwungene Ehe, in der es nur um körperliche Freuden ging. Und...das er mich ja nicht mal leiden konnte. Vielleicht sollte ich besser nicht mehr zunehmen, wenn es NUR um körperliche Dinge ging...Aber... warum sollte er sich dann die Mühe machen, mir zu helfen? Die Aussetzer wären für ihn leichter zu ertragen, wenn er mich ignorieren würde, wenn ich sie hatte. Das Durcheinander in meinem Kopf wurde irgendwie immer größer.

 

Er führte mich aus meinem Zimmer und damit auf den Flur. Mein Dad kam aus seinem Zimmer und stutzte. „Woah. Was habt ihr denn vor? Ooohhhh. Was für ein wundervoller Blumenstrauß. Und auch noch ROTE ROSEN...“ Ich beobachtete meinen Mann ganz genau. Er zog eine Augenbraue nach oben. „Was meinst du damit, Jason?“ Ich wusste es. Er hatte keine Ahnung, WAS er mir da geschenkt hatte. Also verlor es augenblicklich an Bedeutung.

„Rote Rosen stehen für die Liebe. Je mehr, desto größer und stärker die Liebe...Sag bloß, du kennst die Blumensprache nicht. Wenn ich sie schon kenne...und Serenity...und...Joey auch.“ Die Augen des Eisdrachen weiteten sich. Dann nahm er einfach meine Hand und ging, kommentarlos an meinem Dad vorbei. Meine Augen fingen an zu brennen. Keine Antwort...war eben auch eine.

Er steuerte das Meereszimmer an...stockte und drehte sich zu mir um.

„Du stehst doch auf Romantik, oder nicht? Ich habe das Meereszimmer etwas verändern lassen, damit du dich noch mehr entspannen kannst. Ich...Da wir nun bald das Gespräch führen, wollte ich, dass du dich so wohl, wie möglich fühlst. Ich...ich kenne die Blumensprache tatsächlich nicht...ich...kennst... du sie wirklich?“ Ich nickte, mit gesenktem Kopf. Dann schaltete ich mein Gesicht auf ausdruckslos, hoffte, dass es funktionierte und lächelte. „Ist schon ok... Vergiss es einfach. Du gibst dir wirklich Mühe. Danke, dass du für mich da bist...Kaiba.“ Wieder zuckte er zusammen, dann knurrte er. „Was soll das? Wieso nennst du mich wieder bei meinem Nachnamen?“ Ich zuckte mit den Schultern und ging in das Zimmer hinein. Dann blieb ich stockend stehen und riss meine Augen weit auf. An dem Rand der Wege standen lauter Kerzen...es mussten tausende sein. Laternen, mit brennenden Kerzen darin, standen neben den Liegen und Massagesesseln und tauchten den Raum in helles, goldenes Licht. Die Badebecken waren mit Platten abgedeckt worden, genau wie der Whirlpool. Auf den Wegen lagen rote Rosenblüten verstreut und führten in die Mitte des Raumes, wo ein mittelgroßer Tisch und zwei Stühle standen. Eine mit Wasser gefüllte, aber sonst leere Vase war am Rand des Tisches aufgestellt und war wohl für den Strauß in meiner Hand gedacht. Edles Geschirr und Kristallgläser, ein Weinkühler, in dem schon geöffnet, ein bestimmt sündhaft teurer Weißwein steckte und eine kleine Kerze standen auf dem Tisch. Leise Klaviermusik war zu hören und vermischte sich mit dem sanften Rauschen von Meereswellen. Es WAR romantisch. Ich atmete hektischer und musste nur irgendwie mein rasend klopfendes Herz beruhigen und meine Freude darüber dämpfen...denn es war nur dazu gedacht, mich entspannen zu lassen. Nicht, weil ich ihm irgendwas bedeutete. Wäre es so, hätte ich mich bestimmt sofort in ihn verlie...nein. Daran durfte ich nicht mal denken. Er war es nicht...also durfte ich es auch nicht sein. Ich würde nur wie Dad enden.

 

Er nahm wieder meine Hand in seine und küsste sie sanft. Wie sollte ich mein Herz beruhigen, wenn er sowas tat? Und meine Beine...sie fühlten sich an, als wären sie nun aus Wackelpudding. Der Bauch flatterte stark und trotzdem, dass ich WUSSTE, dass es ihm nichts bedeutete, wurde mir ganz warm ums Herz.

„Wollen wir?“, fragte er und führte mich an den Tisch. Es fiel mir schwer zu laufen, denn ich hatte das Gefühl jeden Moment das Gleichgewicht zu verlieren, doch er merkte es und stützte mich, so gut es ging. Er rückte den Stuhl, mit einer Hand nach hinten und bat mich, mich zu setzen. Ich tat es, endlich froh, sitzen zu können. Er nahm mir den Strauß ab und stellte ihn in die Vase. Da kam Mr. Dudusa durch die Tür und strahlte über sein ganzes Gesicht. „Bonsoir. Isch freue misch sehr, heute Abend, euch zu Diensten zu sein. Was möchten die Herren denn gerne speisen?“, fragte er und überreichte uns die Speisekarten. „Was zum...Mr. Dorgadü...was machen Sie denn hier?“ Er verzog sein Gesicht kurz, lächelte dann aber wieder. „Bitte, sag du und Franc zu mir, ja? Das würde misch sehr freuen.“ Ich nickte. Franc konnte ich mir wenigstens merken. „Nun, dein Gatte hatte misch darum gebeten und isch kann bei einem Dîner romantique einfach nischt nein sagen. Das ist zu schön.“

Er strahlte und schenkte uns von dem Wein ein. Ich besah mir die Karte auf dem nur wenig stand und... verstand kein Wort. Es war alles auf französisch....vermutlich. Mein Mann nahm mir jedoch die Entscheidung ab und orderte zur...Vorspeise französische Zwiebelsuppe, zum Hauptgang Ratatouille und als Dessert Éclairs mit Vanillecreme Füllung.

Franc nickte, meinte, dass wir ruhig deftiger hätten wählen können und kam nach ein paar Minuten, in denen ich schweigend woanders hingesehen hatte, wieder. Mit zwei Schüsseln dampfender Zwiebelsuppe. Wir aßen sie und tranken den Wein, immer noch schweigend, doch ich fühlte die ganze Zeit, seinen frostigen Blick auf mir.

Nach der Vorspeise kam der Franzose wieder, räumte ab und kam mit zwei übergroßen Tellern Gemüse wieder. Auf dem Kopf balancierte er einen Korb mit Baguette.

WER sollte das alles essen? Ich bestimmt nicht... Ich war ja jetzt schon satt.

Franc verschwand wieder und ich starrte nur das Essen an. „Joey...“

Ich stand ruckartig auf, bedankte mich für den schönen Abend und schenkte ihm ein aufgesetztes Lächeln. Sofort war er auch aufgestanden. „Warte...was hast du? Wir sind gerade mal beim Hauptgang.“ Doch ich lächelte nur weiter und meinte, dass ich das nicht beurteilen konnte, es müsste mich schon interessieren. „Außerdem bin ich längst satt.“

Er verengte seine Augen und zischte mir zu, dass ich mich doch bitte setzen sollte. „Du kannst noch nicht satt sein. Von einer kleinen Schüssel Suppe, wird das niemand.“ Ich schnaubte ungehalten und verschränkte meine Arme.

 

„Joey! Wir wollten außerdem doch noch reden....du musst sonst am Sonntag darüber mit allen reden. NEIN!“ Ich hatte den Mund schon aufgemacht und wollte ihm sagen, dass er das vergessen konnte. Doch mit diesem Nein, blieben meine, mir im Halse stecken. „Du hattest es dir aussuchen können. Du hast es versprochen, Joey. Willst du mir etwa sagen, dass du es brichst?“ Ich knirschte mit den Zähnen und setzte mich wieder. „Ich wollte dir mit den Blumen eine Freude machen, nicht dich verletzen. Es tut mir leid.“ Nun...der Schaden war bereits angerichtet. Er hatte es aber nun mal nicht gewusst und was konnte er dafür, dass ich gleich alles so fehlinterpretieren würde? Ich nickte und bedankte mich für die...nette Geste.

„Du solltest noch was essen. Francois hat extra für uns gekocht. Nicht das er traurig ist, dass du kaum was isst.“ Nun verengte ich meine Augen und fragte ihn, ob er etwa auch ihm gesteckt hatte, dass ich zu wenig wog. Er sah mich überheblich an. „Bei dir brauche ich alle Unterstützung, die ich bekommen kann.... Du bist ja immer noch sauer auf mich. Sag, was muss ich tun, damit wir wieder normal miteinander reden können?“ Ich ignorierte diese Frage und aß ein paar Bissen. Das Ratten...irgendwas war absolut köstlich und ich musste einfach weiter essen. Ich wollte es doch gar nicht genießen, aber der Eisklotz gab sich nach wie vor solche Mühe, dass es mir schwer fiel, weiterhin sauer zu sein. Ich schaffte die Hälfte, dann war ich wirklich so satt, dass ich mich kaum noch bewegen konnte. Aber ER schien zufrieden. „So ist es gut, Hündchen. Auch du gibst dir wirklich Mühe. Ich finde es klasse, dass du so mutig gegen deine Mutter ankämpfst.“, sagte er, auch noch in einem sanften Ton, legte seine rechte Hand auf meine linke und streichelte sie zärtlich. Ich musste mich beherrschen, sie ihm nicht zu entreißen, denn da, wo er mich berührte, kribbelte es angenehm. Also atmete ich tief durch, ließ es zu, dass Franc uns auch noch ein Dessert auftischte und mich lobte, dass ich ordentlich aß. Ich versuchte ein Lächeln, aber als er wieder draußen war, erlosch es. „Kaiba...“ „LASS DAS! Wieso musst du jetzt wieder damit anfangen? Können wir nicht bitte einfach diesen Abend zusammen genießen? Danach kannst du mir, meinetwegen, eins mit der Pfanne drüber ziehen.“

Ich durfte ihn mit einer Pfanne schlagen? Wie oft erlaubte er sowas denn schon? Ich nickte und fing an, zu erzählen. Damit wäre eh der Abend ruiniert und ich würde wieder heulen, konnte es aber dann abschließen und ihm endlich entkommen. Ihm und diesen...seltsamen Gefühlen.

„Also...Mutter sagte mir ein paar...Dinge. Erstens bin ich ein Nichtsnutz und Schwächling. Ich kann nichts alleine schaffen und mein Leben würde ich ja, ohne dich, eh nicht auf die Reihe bekommen. Ich bin zu dumm für dich, nutze deine Stellung und Macht schamlos aus und bin nur ein lästiger Klotz an deinem Bein....na ja. Bis auf das einzige, was du von mir freiwillig haben willst. Die körperlichen Freuden. So das war´s fast. Das andere waren nur Dinge, die du schon über mich weißt. Ich werde jetzt ins Bett gehen. In MEIN Zimmer. Und bitte allein.“, sagte ich, konnte die Tränen kaum noch zurück halten und stand auf.

Doch er war längst an meiner Seite und umarmte mich, so gut es mit diesem nervigen Produktionskissen eben ging.

 

„Nein.“

 

Ich zuckte zusammen. Dieses... „nein“ wieder.

„Du wirst nicht mehr dort schlafen. Ich sagte doch bereits, dass du bei mir zu schlafen hast. Das erstens. Zweitens, sagte es dein Vater schon und ich nun auch...deine Mutter lügt, wenn sie den Mund aufmacht.... Eine Frage!“

Ich wollte ihn unterbrechen und endlich hier raus stürmen, aber...

„Was?“, fauchte ich und löste die Umarmung. Ich brauchte Abstand.

„Wann genau hast du meine Macht und Stellung ausgenutzt? Wann warst du mir lästig? Wie hast du bis jetzt dein Leben gemeistert? Und wie...WIE hättest du deine Mutter überleben können, wenn du nicht stark wärst?“ Das waren jetzt aber mehr als nur eine Frage. „Wie kommst du jetzt da drauf, Großkotz? Ich will nichts weiter, als schlafen gehen. Gut. Fein. Schlaf ich in deinem Bett....aber du nicht!“

„ANTWORTE ENDLICH!“, schrie er mich an. „Wann hast du mich ausgenutzt? Kannst du das beantworten?“ Mit offenem Mund starrte ich ihn nur an. „Weißt du es? Nein? Dann antworte ICH dir darauf. Du hast es NIE! Alles was ich getan habe, hatte ich freiwillig gemacht. Die nächste Frage. Wann warst du mir lästig? Auch keine Antwort darauf? Kein Wunder. Du bist immer so sehr darauf bedacht, Rücksicht auf alles und jeden zu nehmen und es jedem Recht zu machen, dass du es NIE sein könntest! Womit wir bei Frage drei wären.“ Er starrte mich mit funkensprühenden, hellen Augen eisig an und knurrte. „Wie hast du bis jetzt dein Leben gemeistert? Du hast eine quälende Vergangenheit hinter dir, dein Vater ist....nicht zu beschreiben. Du hast kochen gelernt, hattest viel gearbeitet, in fünf Jobs, wenn ich mich richtig erinnere, warst, trotz der Kraftlosigkeit, IMMER in der Schule und hast nebenbei den Haushalt geschmissen. Wer kann sowas von sich behaupten? Frage vier! Wie hättest du deine Mutter überleben können, wenn du nicht stark wärst? Jeder andere... hätte das Handtuch geworfen und sich, wie ein feiger, schwächlicher Hund umgebracht. Aber du nicht. Sag mir... ist es schwach, trotz all der Quälerei noch am Leben zu sein und noch lächeln zu können?“ Tränen rannen mir heiß und brennend über mein Gesicht und ich fing an zu zittern. So wie er das sagte...klang es gar nicht so....

„Sieh MICH an... ich hätte das...ich hätte es NICHT ausgehalten. Im Gegensatz zu dir...bin ICH der Schwächling....“ Was....DAS meinte er nicht im Ernst. Seto hätte sich...Er ging auf mich zu, nahm mein Kinn in seine Hand. „Es ist mir sogar lieber, dass du nicht so klug bist, wie ich. Verstehst du das?“, fragte er leise und... küsste mich feurig. Ich schloss meine Augen und fühlte nur noch. Fühlte, wie er seine Zunge in meinen Mund drängte und sich wild darin austobte, meine anstupste und seine Hand von meinem Kinn, über den Hals streichelte, bis zur Brust. Er stöhnte tief dabei und ließ den Kuss langsamer und sinnlicher werden, was mich aufstöhnen ließ. Oh nein....

Mein Körper erzitterte. So wie er mich küsste.... Ich stöhnte erneut und fühlte, wie meine Männlichkeit erwachte. Die Hand des Eiswürfels fuhr weiter hinunter und berührte sie zart. Mehr tat er nicht. Er küsste mich nur und davon wurde mir schwindlig. Verlangend rieb ich mich an seiner Hand und vergrub meine Hände in sein Haar.

 

 

Francois Duboits Sicht:

 

„Du meine Güte....isch glaube die beiden streiten sisch.“, sagte isch bedauernd. „Dabei haben sie da drin eine wunderschöne Atmosphäre. Die Kerzen, der Wein, das Essen...umsonst?“

Der großgewachsene Mann, der dem goldenem Hündschen so ähnlisch sah, nickte bekümmert.

„Wieso hat Seto nicht einfach zugegeben, dass er Joey liebt? Dann würden sie sich nicht so anschreien, sondern sich gegenseitig anhimmeln und...so weiter.“ Das junge Mädschen seufzte. „Sie hätten mal wieder Sex haben sollen, dann wären sie nicht so frustriert.“ Isch hüstelte verlegen. Sie wusste anscheinend mehr darüber...und schien, als ob sie es den beiden wünschte. Sie MOCHTE Schwule? Da hatte sie schon mal meine Sympathie. Der junge Mokuba unterbrach meine Gedanken. „Ihr kennt doch Seto...und ihr kennt auch Joey. Seto hat ihm Rosen geschenkt. Joey weiß was es bedeutet und Seto nicht. Also denkt Joey, dass es aussichtslos ist. Und Seto, checkt es einfach nicht. So schlau wie er ist, aber in dieser Sache ist er nur noch begriffsstutzig.“ Wir seufzten einmal synchron auf und stutzten dann. Es war auf einmal so still. Sofort war Mademoiselle Serenity an der Tür und öffnete sie einen Spalt weit. Wir drängten uns dazu und meine Augen wurden groß. Seto...küsste sein Hündschen begierig und berührte ihn. Schnell schloss isch die Türe, um den beiden wieder Privatsphäre zu verschaffen. Was leider ein lautes Geräusch machte. Und nischt nur die Türe machte dies. Auch Mademoiselle Serenity jammerte laut. „Ich wollte das sehen!“

Oh Mon Dieu.

 

 

 

 

 

Joeys Sicht:

 

 

Wir zuckten zusammen, als die Türe ein lautes Geräusch machte und wir Serenity jammern hörten. Das Eisfach löste den Kuss und vereiste die Türe. Ich konnte nur ihn ansehen. Ich mochte es, wenn seine Wangen gerötet waren und seine Haare wild in alle Himmelsrichtungen abstanden. Vor allem, wenn ICH sie so verwuschelt hatte. Er sah so süß aus... Konnten wir nicht einfach weiter machen? Es hätte nicht viel gefehlt und ich wäre gekommen, alleine, weil er mich gerade so dominiert hatte. „Seto...“, flüsterte ich leise und schon war der Blick des Eisberges auf mir, der, alleine mit diesem Blick, die Titanic zum sinken gebracht hätte. Ich keuchte immer noch atemlos und biss mir in die Unterlippe. Er starrte darauf, ließ mich einfach stehen und...schloss die Türe ab. Dann nahm er mich bei der Hand und zog mich zu einer der Liegen. Er setzte sich darauf und bedeutete mir, mich auf seinen Schoß zu setzen. Gleich darauf saß ich auf ihm und er fuhr fort, meine Lippen zu bearbeiten und meinen Hintern einhändig zu massieren.

 

Ich stöhnte laut, als ich kam und damit die Anzughose, von innen ruinierte... Ups...mir fiel gerade ein, dass ich wohl vergessen hatte, die Boxershorts anzuziehen. Deshalb fühlte es sich so ungewohnt an. Er brach den Kuss ab und fragte mich ernst, ob ich ihn verstanden hatte. Was...was meinte er damit? Und...warum war er nicht erregt? War es wirklich nur, weil draußen jemand war? „Alles was ich gesagt hatte, meinte ich ernst. Und schau...du hattest auch deine körperlichen Freuden.“, meinte er und stand auf. Ich rutschte von seinem Schoß und sah ihn nur verdattert an. „Ich hatte es dir schon mal gesagt. Merke es dir bitte. Ich werde dir nie wieder das Gefühl geben, dich nur zu benutzen.“ Damit wollte er an mir vorbei gehen und...

„Warte...wo...wo willst du hin?“

Er drehte sich zu mir um und hob eine Augenbraue. „Ich werde schlafen gehen. Auf der Couch. Dann hast du das Bett für dich alleine. Selbst wenn die Ehe erzwungen war...dich werde ich nicht mehr zu irgendwas zwingen. Nur bitte...glaube dieser Giftspritze nie wieder..“ Hatte ich ihn...damit verletzt? Mit der Aussage über die körperlichen Freuden?

Damit drehte er sich wieder um und ich lief ihm hinterher. So war es doch gar nicht. Das waren Mutters Worte gewesen und nicht, was ICH dachte. Ich konnte das so nicht stehen lassen. Er hatte fast die Tür erreicht, als ich ihn an seinem Hemd festhielt. Wieder konnte ich nicht anders, als zu weinen. Ich lehnte meinen Kopf an seinen Rücken und bat ihn um Entschuldigung, weil ich mich von meinem Aussetzer hatte beherrschen lassen... und ihn wohl gerade, für meine körperlichen Freuden, nur benutzt hatte.

„Ich hatte dir nur erzählen wollen, was Mutter gesagt hatte ...Aber das heißt nicht, dass ich das so sehe...das tu ich nicht...“ Er drehte sich zu mir um und sah mir lange in die Augen. Ich sah fast nichts, weil die Tränen einfach nicht aufhören wollten, zu fließen. Als er sich dann weder gerührt, noch was gesagt hatte, ging ich wieder ein paar Schritte rückwärts. „Ähm...schon gut. Ich wollte dich nicht... ich meine...äh...Gute Nacht...Kai...äh...Seto.“ Fast hätte ich wieder Kaiba zu ihm gesagt, obwohl wir ausgemacht hatten, dass ich es nicht mehr tun würde. Er verengte seine Augen und ich wich seinem Blick aus. Wieso sah er mich immer noch NUR an? Ich fing an, hektischer zu atmen und rückte weiter von ihm ab. Seine Nichtreaktion machte mich noch unsicherer und unheimlich nervös. Ich spielte wieder an meinem Ehering und stockte. Ich schluchzte auf und zog ihn mir ab. Die Verzweiflung überrollte mich wieder und zog mich weiter nach unten in einen reißenden Strudel der Traurigkeit. Sinnlos...alles sinnlos. Nun hatte er genug. Genug von mir und diesen Aussetzern.

„Joey? Was...Joey?“

Er kam zu mir und nahm mir den Ring ab, legte ihn wieder an und nahm mich in den Arm. „Sag mir, was los ist und was du willst...ich kann nicht Gedanken lesen...obwohl das bei dir schon sehr hilfreich wäre...“ Ich schluchzte erneut und bat ihn zu bleiben...bei mir. „Was noch? Was möchtest du? Was soll ich tun?“ Ich kuschelte mich enger an ihn. „Ich will...ich will dieses romantische Essen...den Wein...deine Küsse...einfach nur deine Gesellschaft. Bitte bleib bei mir...“, flehte ich ihn, unter Schluchzern an. „Ich bleibe...“, flüsterte er mir zu. Dann küsste er mich wieder. Lange. Zärtlich. Holte mich wieder nach oben und raus aus diesem Strudel, der an mir gezerrt hatte. Er küsste mich so lange, bis ich mich vollkommen entspannt hatte und wieder alles andere wahrnehmen konnte. Seinen unvergleichlichen, berauschenden Duft, die wunderbare Wärme, die von ihm ausging, diese unverwüstliche Stärke, die er ausstrahlte. Dann hörte ich wieder die Musik und das Meeresrauschen. Stimmen vor der Türe... DAS war mir jetzt egal. Was zählte, war... ER.

Er löste sich von mir und legte mir seine rechte Hand auf den Rücken. „Komm. Wir müssen die Éclairs essen und den Wein noch trinken. Aber...wehe du setzt dich mir gegenüber. Ich erwarte dich auf meinem Schoß.“ Ich lächelte ihn müde, aber ehrlich an und tat, was er gesagt hatte. „Joey?“ „Hm?“ „Bitte...warte nicht mehr so lange. Du hattest nun diesen Aussetzer tagelang. Fast wärst du daran zerbrochen. Versprich mir, mir IMMER gleich zu sagen, wenn was passiert ist, oder du solch seltsame Gedanken hast. Sonst kann ich dir nicht helfen. Versprich es!“ Ich schluckte und meinte, ich würde es versuchen. Er schnaubte nur, ließ es aber so stehen.

Mir kam eine Idee, aber wusste nicht, ob es eine gute war...für mich.

„Vielleicht...wie ist denn dieser Dr. Han so? Scheint so, als ob er meinem Dad schon viel geholfen hätte. Wie war es denn bei dir? Hat er... dir auch helfen können?“ Er zuckte nur zusammen, knurrte und drückte mir ein Éclair in den Mund. Wundervolle Vanillecreme verteilte sich in meinem Mund und ließ mich genießerisch aufseufzen. „Ruhe jetzt. Fang mir nicht mit der an. Du wolltest mit mir den Abend verbringen, so, wie er eigentlich angedacht war.“ Verwirrt sah ich ihn an und beeilte mich das süße Teilchen runter zu schlucken. „Der? Meinst du nicht...ihm? Ist...ist Dr. Han etwa...eine Frau?“ Wieder zuckte er, knurrte lauter und fragte mich, ob ich ihm zugehört hätte. „War ja klar, dass dein winziges Gehirn, wieder mal nicht aufnahmefähig ist.“, meinte er gereizt. Das er mich jetzt mit meiner...geringen Intelligenz ablenken wollte, sagte mir alles. Ein Glück, dass der Aussetzer jetzt vorbei war, sonst hätte ich nicht so cool reagieren können.

„Also ist Dr. Han wirklich eine Frau? Krass... Schwulen feindlich oder Yaoi Fan?“ Irgendwas dazwischen schien es nicht zu geben, zählte man unsere Freunde nicht mit, denen sexuelle Orientierung egal war. Er zischte was von Yaoi Fan und ich konnte nicht anders. Ich musste lachen. „HAHAHAHAHAHAHAHA........ HAHAHAHAHAHAHA!! Der Eisklotz ist bei einer Psychologin....einem Yaoi Fan..... HAHAHAHAHAHAHAHAHA......... HAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHA!!“ Er stoppte mich in meiner Lachsalve, als er meinte, SIE würde mich gerne kennen lernen. „Sie brennt nur darauf, dir alles zu entlocken, was du verbirgst. Glaub mir...KEIN Geheimnis ist vor ihr sicher.“ Das ernüchterte mich wieder und zur Entschuldigung küsste ich meinen Drachenprinzen. Er seufzte in den Kuss und intensivierte ihn sofort. Seine Zunge stupste neckisch meine an und rieb sich an meiner und forderte sie zum Tanz auf. Nach Ewigkeiten brachen wir unser heißes Zungenspiel ab. Ich holte mir sein Glas Wein und nahm einen Schluck. Dann legte ich erneut meine Lippen auf seine, es entbrannte erneut ein Kampf unserer Zungen und ich genoss es. Das war es, was ich wollte. Einfach nur ihn. Er hatte Recht. Der Aussetzer hätte uns fast alles kaputt gemacht. Erneut unterbrach ich unsere Knutscherei und lehnte meine Stirn an seine rechte Schulter, um wieder zu Atem zu kommen. Sein Geruch hüllte mich wieder ein, ich seufzte und begann, seinen Hals zu küssen. Zuerst langsam, dann gieriger. Hatte ich das jemals gemacht? Er schmeckte unglaublich. Ich musste einfach.... „Joey!“

Doch ich hörte nicht auf, mich an dieser einen Stelle, festzusaugen.

„Grrr, Joey...nicht...“

Ich löste mich von seinem Hals und sah, dass ich jämmerlich im Knutschflecken machen war. Ich hatte es zwar geschafft, aber er war so winzig... Ich verzog mein Gesicht und überlegte, was ich falsch gemacht haben könnte.

„Denk nicht mal dran, weiter zu machen. Der einzige, der sowas darf...bin ich.“

Ich ignorierte seinen Befehl, leckte ihm nochmal über den relativ kleinen Knutschfleck und wollte weiter machen, aber da machte er mir einen Strich durch die Rechnung und drückte mir erneut ein Éclair in den Mund.

„Oh Hündchen...du sollst den Mund doch nicht immer so voll nehmen.“, grinste er mich fies an. Ich aß das köstliche Teilchen langsam auf, sah ihm dabei beleidigt an. Dann erhob ich mich von seinem Schoß.

„Was wird das, wenn es fertig ist?“, fauchte er wütend. Doch ich lächelte nur, nahm den Weinkühler, samt Flasche und ein Glas und ging damit auf eine der Liegen zu. Den Wein und das Glas stellte ich auf dem Boden ab, zog mein Sakko aus und legte mich hin.

„Ich kann nicht mehr sitzen. Mir geht die Kraft aus.“, sagte ich ihm erklärend. Er schickte mir seinen Eisblick. „Kein Wunder, wenn du tagelang versuchst, deine Aussetzer zu verbergen, alles hochkommt und du erst wieder zu dir selbst finden musst. Das ist nun mal kräftezehrend. Fang endlich an, etwas davon zu verarbeiten.“ Ich nickte erschöpft.

„Willst...willst du denn nicht zu mir kommen, Seto? Die Liege ist breit genug.“ Nun nickte er und stand langsam auf. Was... sein Mundwinkel hatte gerade gezuckt. Da stimmte was nicht. Oh...

„Sag, Großkotz...hast du wieder die Schmerztabletten vergessen?“ Er seufzte nur.

„Wie kann man sowas vergessen?“ Der Eisdrache verdrehte die Augen. „Ich nehme das nur, wenn ich es wirklich nicht mehr aushalte. Ich will nicht abhängig davon werden. Nur noch mindestens drei Wochen. Dann hab ich das gröbste geschafft.“

Sein schmerzverzerrtes Gesicht sagte schon alles...und...

„Hast du deshalb Alkohol getrunken?“ Genervt sah er mich an. „Müssen wir das jetzt besprechen? Vertagen wir bitte alle ernsten Themen auf morgen. Jetzt will ich nur noch entspannen.“ Vorsichtig legte er sich zu mir und ich kuschelte mich sofort zu ihm. Ich hatte den Tisch im Blick und schämte mich, dass ich das Essen nicht gebührender wertgeschätzt und genossen hatte. Dann...sah ich wieder den gewaltig eindrucksvollen Blumenstrauß an. Ob er mir jemals...ganz bewusst...rote Rosen schenken würde? Oder war es falsch, sich sowas zu wünschen? Ich biss mir auf die Unterlippe, bedachte nicht, dass mich der Frosty beobachtete und wunderte mich, dass er mich darauf ansprach.

„Was ist jetzt wieder?“

Ich schwieg.

„Joey....“

„Du wolltest ernste Themen erst wieder morgen besprechen. Nicht jetzt... bitte.“

Er grummelte und meinte, dass er sich selbst gemeint hatte. „Bei dir sieht das ganz anders aus. Was hast du?“ Doch ich schüttelte nur den Kopf, konnte aber nicht verhindern, dass mein Blick zu dem Strauß schweifte. Er folgte dem Blick und schluckte.

„Die Blumen also...“, flüsterte er sich selbst zu. „Vergiss es...es ist nicht wichtig. Es hatte alles mit dem Aussetzer zu tun.“ Daraufhin sagte er mir, dass ich gerade gelogen hatte und WOHL noch daran dachte. Doch dann verfiel auch er in Schweigen. Ich musste aber darauf was sagen...es ging nicht anders. Es war mir peinlich. Aber ich wollte nicht, dass er sich schuldig fühlte.

„Du weißt jetzt, was es bedeutet. Keine Blumen mehr, wenn du es nicht so meinst.“, gähnte ich und driftete langsam weg. Sein Knurren konnte ich noch hören, dann war ich eingeschlafen.

 

 

 

Am nächsten Tag wachte ich immer noch müde auf. Zum Glück war Wochenende...und zum Glück war die Türe abgesperrt. Ob hier eine Toilette existierte? Musste eigentlich, da es ja mal Gozaburos Schlafzimmer gewesen war und jedes Zimmer, in diesem Anwesen, hatte ein Bad mit drin. Vorsichtig, um meinen Mann nicht zu wecken, stand ich auf und wurde dabei von eisblauen Augen angestarrt...oh.

„Äh... Guten Morgen.........Seto.“ Mir kam der ganze Abend von gestern hoch und ich senkte beschämt den Kopf. „Wegen gestern...mach dir da keine Gedanken. Ich werde ab jetzt immer gleich zu dir kommen, wenn ich Probleme habe. Tut mir leid, dass ich so ausgeflippt bin. Ich habe bei ALLEM absolut überzogen reagiert. Mir wurde es einfach zu viel. Du hast Recht...Mutter lügt. Ich weiß, ich sollte ihr nicht glauben...aber ich brauche Zeit, dass richtig umzusetzen. Du bist wirklich sehr geduldig mit mir...Danke. Ähm...bitte keine romantischen Aktionen mehr, ja?“ Er hob nur eine Augenbraue, aber ich sagte darauf nichts mehr. Alles was ich geklärt haben wollte, hatte ich gemacht. Ich atmete tief durch und entdeckte, auf der anderen Seite des Zimmers, eine kleinere Tür. Das musste das Bad sein. Ich ging dorthin und ja...ein Bad. Zum Glück, ich musste echt dringend. Ich öffnete schon meine Hose und...

 

Ach du...DAS hatte ich ja ganz vergessen. Ah....Aua. Ich tat, was ich konnte...aber...es ging nicht. Mein Ding klebte an der Anzughose fest. Wer hätte gedacht, das Sperma, wie Klebstoff funktionierte. „Aua. Wie komm ich jetzt da raus?“, überlegte ich laut. Sollte ich ihn einfach von der Hose abreißen? Oder es mit Wasser versuchen? Ersteres stellte ich mir ziemlich schmerzhaft vor. Also könnte ich mit der Hose unter die Dusche hüpfen und hoffen, dass sich der Stoff von meiner Männlichkeit löste. Dann los. Ich zog mein Hemd aus, war gerade unter der Dusche und wollte anfangen, als ich die Stimme meines Kühlschranks hörte.

 

„Muss man sich nicht GANZ ausziehen, wenn man duschen will?“, frostete mich der Eisprinz nieder. Zum Glück sah er nur meinen Rücken. DAS wäre peinlich. Und...zum Glück sagte er nichts, dass mein Körper immer noch mager aussah. „Was ist? Wieso antwortest du nicht?“, fragte er kühl und sah mir auf einmal in die Augen. Meine Wangen brannten. Schnell wandte ich ihm wieder den Rücken zu. „Raus hier. Ich darf ja wohl alleine duschen...wegen der Hose...ist halt so.“ Ich spürte seinen warmen Atem, als er mir über die Schulter sah und anfing, leise zu lachen. „Das nächste mal, sollten wir ihn auspacken, bevor du kommst. Nicht, dass er noch Schaden nimmt.“, flüsterte er mir leise ins Ohr. Ich grummelte nur, ignorierte die angenehmen Schauer, die meinen Rücken hinunter liefen, nahm die Handbrause von der Halterung und drehte das Wasser auf. Das...das fühlte sich besser an, als es sollte...aber es funktionierte. Endlich war ich wieder befreit und atmete erleichtert auf.

„Glückwunsch.“, wurde mir wieder ins Ohr gehaucht. Ich zuckte zusammen und hielt ihm die Brause ins Gesicht. Nun bekam er das ganze Wasser ab. „Raus hier, sagte ich. Ich...muss mal...da will ich nicht, dass du mich dabei siehst.“ Er stellte das Wasser ab, schnaubte und meinte, ich sollte es doch einfach laufen lassen, sah mir dabei tief in meine Augen. Oh oh. In meinem Bauch tobte wieder ein ganzer Sturm, von diesem Blick. Und auch, dass das Wasser so...vorteilhaft an ihm hinunter floss... Jetzt sollte ich mir nur nichts anmerken lassen, wie sehr mir seine Präsenz, unter die Haut ging.

 

„Nein. Das will ich nicht...raus jetzt!“ Wieder machte ich das Wasser an und hoffte, er würde aufgeben. Er...tat es. Mit ein paar Schritten, war er aus dem Bad draußen und ich atmete erleichtert auf. Die Handbrause hängte ich wieder ein, die Hose zog ich aus und stieg kurz aus der Dusche. Auch wenn ich es könnte...fühlte ich mich wohler, wenn ich auf die Toilette ging.

Als das endlich erledigt war, ging ich wieder unter die Dusche und wusch mich. Einige Zeit starrte ich die Handbrause an. Nein, dass könnte ich ausprobieren, wenn ich wirklich Zeit hatte und der Geldsack nicht da wäre. Wie das Wasser vorhin auf mein Ding geprasselt war, hatte sich...gut angefühlt.

Ich hüllte mich in ein großes Handtuch und verließ das Bad wieder. Da stand der Großkotz, schon umgezogen, in einer langen, schwarzen Hose und einem dunkelroten Hemd und rubbelte sich, mit einem Handtuch, gerade seine Haare mit einer Hand trocken. Das Zimmer war aufgeräumt und auf dem Tisch stand Frühstück für zwei Personen. Eine Kanne mit Kaffee und zwei Tassen dazu, Ein Teller mit Cro...Crossie... Blätterteigdingern, Honig, Butter, Nutella und Marmelade.

Jetzt sollte ich schon wieder essen. Ich war ja noch satt von gestern. Und wie hatte der Frostdrache das geschafft? Wie konnte in so kurzer Zeit, ein Frühstück angerichtet und das Zimmer aufgeräumt werden? So lange war ich bestimmt nicht unter der Dusche gewesen.

Als mich mein Mann sah, lächelte er mich an...dieses Mokuba Lächeln....gepaart mit noch leicht feuchten, verwuschelten Haaren. Wieder klopfte mein Herz viel zu schnell und ich schluckte. Er war so heiß...

„Da bist du ja. Möchtest du dir etwas anziehen, oder bleibst du im Handtuch?“ Ich spürte, wie mein Gesicht sich erwärmte und nuschelte, dass ich mich anziehen wollte. Er übergab mir frische Boxershorts, eine blaue Hose und ein kurzärmeliges, weißes Hemd. Ich nahm es und verzog mich schnell ins Bad. Die Kleidung verschleierte meinen mageren Körper und ich bereute es, dass ich es soweit hatte kommen lassen. Angezogen ging ich wieder ins Meereszimmer, wo mich mein Drachengatte bereits erwartete und scheinbar etwas hinter seinem Rücken versteckte. Langsam, immer noch dieses unglaublich schöne Lächeln auf seinem Gesicht, kam er auf mich zu und...überreichte mir Blumen. Sonnenblumen. „Als Entschuldigung, dass ich dich so sehr verletzt habe, gestern. Es tut mir wirklich leid und werde es nicht wieder tun. Nimmst du es an?“ Verwirrt nickte ich, konnte aber nichts sagen. Ich war sprachlos. Er lächelte breiter. „Ich denke, diese Blumensache fängt an, mir zu gefallen. Ich sollte dir öfter welche schenken.“, lachte er mich fröhlich an.

War er jetzt verrückt geworden? Er wollte mir öfter Blumen schenken?

„Ich hoffe, du hast Hunger. Francois hat uns ein Frühstück kommen lassen. Wie du sicherlich ahnst, werden wir den Tag...den GANZEN, wieder hier verbringen...nur zu zweit. Keine Sorge. Wir reden, essen, wenn du magst auch kuscheln oder küssen, aber nichts, was du nicht willst.“ Ich war absolut sprachlos...noch mehr als vorhin schon. Was sollte das?

„Bist du krank, oder sowas? Wo ist der großkotzige Eisklotz hin? Ich...ich sagte doch...du solltest mir keine Blumen mehr schenken.“ Er schüttelte den Kopf und lächelte nun nachsichtig. „Du sagtest, ich sollte dir keine schenken, wenn ich es nicht so meine. Aber da ich es so meine... Ich denke, die Sonnenblumen sind angemessen, als Entschuldigung?“ Ich nickte und verzog meinen Mund ebenfalls zu einem Lächeln. „Komm, setzen wir uns. Wir haben alle Zeit, der Welt.“

 

Ich nahm mir eines der Blätterteigdinger und bestrich sie mit Honig, bevor ich ein großes Stück abbiss. Mein Ehemann beobachtete mich, weiterhin lächelnd, trank dabei eine Tasse Kaffee. „Ich bin froh, dass du wieder anständig isst. Und...ich hoffe, wir geraten nicht mehr in so einen Streit, wie gestern. Deine Mutter versucht nur, dich zu verunsichern.“ Er überlegte erst eine Sekunde, ehe er weiter sprach. „Habe ich dich je belogen?“ Ich schüttelte den Kopf, denn mein Mund war zu voll. Diese Dinger schmeckten aber auch super. „Gut. Also...mir kannst du glauben, wenn ich dir was sage. Sollte dir nochmal jemand so etwas vorwerfen, sag es mir sofort. Ich kümmere mich dann darum.“ Ich schluckte den Bissen hinunter, bevor ich mich daran verschlucken konnte und sah ihn mit großen Augen an. „Warum? Wäre es nicht leichter für dich, wenn du all das ignorierst? Dann müsstest du dich nicht mit diesen...mit mir so viel befassen.“

Er verdrehte die Augen und meinte, dass jede, noch so kleine Reaktion oder eben Nichtreaktion, Konsequenzen nach sich ziehen würde. „Demnach würde es nicht nur meiner Firma und meinem Ruf schaden...sondern auch dir und deiner Familie. Jeder, der den Namen Kaiba trägt, hat respektvoll behandelt zu werden. Etwas anderes kommt nicht in Frage. Außerdem... bist du gar nicht sooo übel.“, sagte er und wirkte sehr ernst damit. Ernsthaft?

„Für einen Hund.“

DAS war ja wieder mal klar. Ich knurrte und trank einen Schluck Kaffee.

„Ich denke, wir könnten schon auf einen Maulkorb verzichten...Immerhin kenne ich andere Methoden, dich wieder zum Brummen, Seufzen oder Schweigen zu bringen.“, raunte er mir zu und ich verschluckte mich an meinem Kaffee. „Oder zum Schreien...Hündchen.“

Er zwinkerte mir zu und fing an, ganz ungezwungen, mit mir zu flirten. Er flirtete? Neckte mich? Entschuldigte sich? Mit Blumen? Mir wurde es ganz warm um mein Herz. Ich stützte mit einer Hand mein Kinn ab und...flirtete zurück. Das ließ ihn zuerst stocken und er sah kurz in eine andere Richtung. Dann sah er mich wieder mit einem intensiven Blick an und...flirtete heftiger. Zum Glück saß ich schon, denn es machte einem weiche Knie. Wie weit sollte...konnte ich gehen, ohne das wir uns fetzen würden? Oder ganz andere Dinge tun...ach ja, der magersüchtige Körper. Das hatte ich fast vergessen. Ich sollte nun wirklich wieder genug essen, damit ich mich wieder ungeniert mit ihm vergnügen konnte. Es war herrlich. So ohne Aussetzer. Ich fühlte mich befreiter. Dank dem winterlichen Schneemann. Ich nahm mir, mein nun mittlerweile drittes Blätterteigding, strich wieder Honig darauf und leckte ihn von dem Teilchen ab, sah ihm dabei „flirtend“ in die Augen.

„Hmmm.... wunderbar süß. Genau wie du...Liebling!“ Zuerst knurrte er, dann zuckte er zusammen und knurrte erneut. „Wie oft muss ich dir noch sagen, dass ich NICHT süß bin?“ Ich lachte laut und zwinkerte ihm nun zu. „Aber aber, du süßester aller süßen Eisdrachen mit Männlichkeitsgeschmack...“ Nun prustete er und fing seinerseits an zu lachen. „Männlichkeitsgeschmack? Hahahahaha....oh Hündchen.“ Ich grinste ihn an und beobachtete, sein wunderschönes Gesicht, welches gerade glücklich wirkte. Oh wäre er doch nur immer so glücklich.

„Was denkst du gerade? Du wirkst gerade eine Spur zu anhimmelnd.“

Ich wurde rot. „Ich hatte mir nur gerade gewünscht, dass du immer so glücklich aussehen könntest.“, meinte ich völlig ehrlich, sah ihn dabei aber nicht an. Ich konnte mir schon denken, dass ich mit der Aussage, sein Lächeln aus dem Gesicht gewischt hatte.

Seine Hand, an der der weiße Drache funkelte, kam in mein Sichtfeld. Zärtlich legte sich seine Hand auf meine rechte und strich über meinen Ehering. „Joey?“ Ich sah ihn vorsichtig an, stutzte aber und starrte ihn mit offenem Mund an. Er lächelte wieder. „Hm? Was...was ist?“

„Weißt du, was heute für ein Tag ist?“ Ich legte meinen Kopf schief und überlegte. War gestern Freitag gewesen? Oder hatten wir schon Sonntag? Nein gestern war ich noch in der Schule gewesen. Also musste Samstag sein. „Samstag?“ Ausdruckslos, aber trotzdem kalt funkelten seine eisigen Augen mich an und ich fing an, zu frösteln. „Was denn?“

Er schüttelte nur den Kopf. „Ja es ist Samstag. Das stimmt.“, meinte er und löste seine Hand von meiner. Was war jetzt? Hatte es was mit den Ringen zu tun? Oder....oh. Ich lachte verlegen. „Da hab ich dich aber reingelegt, was Kühltruhe? Natürlich weiß ich, dass wir nun einen Monat verheiratet sind...seit heute.“ Er hob eine Augenbraue. „Es ist dir gerade erst wieder eingefallen, also tu nicht so.“ Ich schluckte. „Ja schon...aber besser erst jetzt, als gar nicht, oder?“ Es blieb bei der hochgezogenen Augenbraue. „Es ist bereits Mittag. Was möchtest du noch machen? Nur hinlegen und entspannen? Oder soll ich den Whirlpool für dich einschalten? Wenn du magst, hol ich Luigiana und sie massiert dich. Dies hat sie mir zugesichert, dass wenn du es möchtest, es auch bekommst.“ Ich schüttelte den Kopf. Was wollte ich gerade am meisten? „Können...können wir reden? Und dabei kuscheln?“ Er nickte und begab sich, immer noch so frostig, auf eine Liege und klopfte neben sich, damit ich mich zu ihm legte.

 

Vorsichtig kuschelte ich mich an ihn und fragte, ob er schon etwas gegen die Schmerzen genommen hatte. „Ja, gestern noch. Ich hatte außerdem einige... Diskussionen mit deiner Schwester.“ Oh..

„Die wird von mir auch noch einiges zu hören bekommen.“, meinte ich und streichelte abwesend seine Brust, während ich in Gedanken schon dabei war, meine kleine Schwester zusammen zu falten. Also war mein Mann gestern nochmal raus gegangen, als ich eingeschlafen war? Er stoppte meine Zärtlichkeiten, indem er meine Hand mit seiner festhielt und fragte, über was ich noch reden wollte. Ähm..ja.

„Könnte...ich vielleicht eine neue Handynummer haben? So kann mich Mutter wenigstens nicht mehr anrufen. Wie sie überhaupt meine Nummer heraus gefunden hat, frage ich mich schon...“ „Ja...das wollte ich sowieso noch...damit kann auch weder Pegasus, noch dieser rote Hahn, dich erreichen. Wir müssen nur sicher stellen, dass dein Vater, die Nummer nicht weiter gibt.“ Ich nickte und wir verfielen wieder in Schweigen. „Bestimmt hatte mein ehemaliger Anwalt damit was zu tun...oder Valentine. Was anderes kann ich mir nicht vorstellen.“, meinte er nachdenklich. Ich brummte nur und sah seine Hand an, die meine immer noch festhielt. Wollte er nicht, dass ich ihn streichelte? War er etwas angesäuert, weil ich nicht sofort gewusst hatte, dass wir nun tatsächlich einen ganzen Monat verheiratet waren? Blieben nur noch elf übrig. Wahnsinn. Bald hatten wir Mai. Wer hatte denn eigentlich als nächstes Geburtstag? Ach ja...Yugi. Aber erst im Juni. Was könnte ich ihm denn schenken? Es musste schon etwas ausgefallenes sein. Oder ich schenkte ihm einige Duel Monsters Karten? Geld hatte ich ja jetzt...Ob ich schon mein...Gehalt bekommen hatte, obwohl ich im Moment gar nicht arbeitete? Der erste Monat meiner unfreiwilligen Ehe war vorbei und es war ja jetzt schon so viel passiert. Ich seufzte. Wie würde es weiter gehen? Würde sich mein Mann wirklich nicht scheiden lassen? Oder hatte er irgendwann genug davon? Vielleicht wurde aber auch alles besser, wenn ich meine Vergangenheit tatsächlich irgendwie verarbeitete... Ich könnte lachen...NIE würde jemand alles von mir zu hören bekommen, was Mutter tat. NIE. Wie sollte ich es verarbeiten, wenn ich es niemandem sagen konnte?

„Du denkst schon wieder viel zu viel, Joey. Wieso erzählst du mir nicht von deinen Gedanken? Oder von gestern...was hast du gefühlt, als wir so gestritten hatten?“

Ich atmete tief durch. Jetzt kam er schon an mit Psychologen Gequatsche... aber ok. So konnte ich etwas erzählen, ohne dass das Schweigen zu unangenehm wurde.

„Ich habe an den vergangenen Monat gedacht. Was alles so passiert ist... und Yugi hat im Juni Geburtstag und ich hab keine Ahnung, was ich ihm schenken soll...Werde ich trotzdem bezahlt, auch wenn ich im Moment gar nicht in der Kaiba Corporation arbeite? Wenn ja, was soll ich mit dem vielen Geld überhaupt anfangen? Hast du irgendwann genug von diesen Aussetzern? Wenn ja, was dann? Ja keine Ahnung, Eisschrank...wo soll ich anfangen?“ Zuerst war er sehr schweigsam und dachte wohl darüber nach.

„Deine Gedanken sind ja ziemlich sprunghaft. Denkst du auch mal etwas zu Ende? Hm...Ja. Es ist viel passiert. Das hätte eigentlich auf das Jahr verteilt werden können...So stelle auch ich mir die Frage, was noch so alles kommt. Schenk ihm Duel Monster Karten...seltene, das reicht ihm schon. Deine Anwesenheit ist ihm wichtiger, als Geschenke...denke ich. Zur Firma...ja wirst du und tu damit, was du willst. Es ist ja deines. Gib es aus, oder spare es. Du wirst jedenfalls immer genug haben. Auf deine letzte Frage...kann ich dir keine Antwort geben. Das weiß ich selbst nicht. Allerdings hatte ich mir vorgenommen, dir dabei zu helfen und das gebe ich nicht auf. Also wirst du mich erst los sein, wenn du keine Aussetzer mehr hast...falls du das möchtest.“ Ich verkrampfte etwas. Hatte er mir gerade gesagt, dass ich ihn dann los war? Er war also immer noch sauer auf mich. Ich löste meine Hand, die er immer noch umklammert hielt und richtete mich auf. „Danke, dass du zugehört hast. Ich sollte wirklich mal überlegen, was ich mit dem Geld so mache. Ich könnte Dad was davon geben. So ist wenigstens die Miete gesichert und sein Bauch immer gefüllt.“

„Ist dein Vater nicht erwachsen?“, zischte er mir zu und zog an meinem Hemd, sodass ich wieder nach hinten kippte und mich an ihn kuscheln musste. Ich schwieg daraufhin nur und er ebenfalls. Wir lagen bestimmt Stunden so da. So genau wusste ich es nicht, weil ich zwischendurch wieder eingeschlafen war. Er war eben, trotz Verletzung noch so bequem. Ich hatte mich so sicher und geborgen gefühlt. Es war jedenfalls dunkel, als ich wieder aufwachte.

„Bist du endlich wieder wach? Wie kann man nur so viel schlafen? Da hätte ich ja noch arbeiten können. Das habe ich in letzter Zeit etwas vernachlässigt, auch wenn Mokuba mir geholfen hatte, nach der Schule.... Hunger?“, fragte er dann noch, als mein Magen sich lautstark bemerkbar gemacht und sein Schimpfen unterbrochen hatte. Ich nickte, immer noch müde. Der Eiskübel stand auf, sperrte die Tür auf und rief nach Daisy. Sie kam sofort und nickte ihm zu, als er für uns das Essen orderte. Er ließ die Tür offen und ein paar Minuten später, kamen alle drei Dienstmädchen und richteten den Tisch erneut an und brachten das... alte Geschirr und die Reste von Mittag weg. Es roch fantastisch nach...Curry?

„Daisy kocht schon den ganzen Tag daran. Ich hoffe ihr Curry ist so gut, wie deines...solltest du mir mal sowas kochen.“ Ich strahlte ihn an, denn ich hatte richtig Lust auf Curry. Wir aßen schweigend, jedoch lächelte ich ihn die ganze Zeit an. Sein Gesicht war ausdruckslos. Irgendwann verschwand mein Lächeln und ich sah gar nicht mehr auf. War das wirklich so schlimm für ihn? Das ich erst gar nicht gewusst hatte, was für ein Tag war?

Nach dem Essen stand ich auf, bedankte mich für die Zweisamkeit und ging aus dem Zimmer. Ich war immer noch so müde und konnte seine Frostigkeit gerade nicht mehr ertragen. Erst jetzt merkte ich, wie anstrengend die Verheimlichung eines Aussetzers wirklich war. Ich hatte noch morgen den ganzen Tag, zum erholen, bevor die Schule wieder losging. „Wo willst du jetzt schon wieder hin?“, fragte er ungehalten. Ich stand vor meinem Zimmer.

„Ich bin müde. Ja, ja, schon gut. Falsches Zimmer...“ Ich ging in seines und putzte mir im Bad schnell meine Zähne. Im Drachenzimmer stand der Drachenkönig und blitzte mich an. „Du kannst nicht müde sein, so viel, wie du geschlafen hast.“ Ich schnaubte und ließ mich ins Bett fallen. „Aussetzer zu verbergen, ist anstrengend. Ich kann wirklich nicht mehr.“ Meine Kraft war verbraucht und konnte mich schon gar nicht mehr rühren. Ich spürte nur, mit schon geschlossenen Augen, wie das Bett nachgab und jemand meinen Kopf streichelte. Ich seufzte vor Genuss auf und flüsterte ihm eine gute Nacht. Ich spürte seinen warmen Atem an meinen Lippen, dann küsste er mich und flüsterte mir zu, dass er mir schöne Träume wünschte.

„Hmmm.... ja dir auch... Träume süß und bunt.“

 

 

Sonntag wachte ich ausgeschlafen auf. Zum Glück neben meinem Ehemann, der noch selig schlief. Er sah friedlich aus. Leises Klopfen an der Türe riss mich von seinem süchtig machendem Anblick los. Ich stand leise auf und ging zur Türe, öffnete sie einen Spalt und hatte... Serenity vor mir.

Sie lächelte mich an und fragte, ob Seto auch schon wach wäre, denn sein neues Türschloss würde nun bald ankommen und angebracht werden. Ich sah sie mit großen Augen an und flüsterte dann, mit einem Blick aufs Bett, dass er noch schlafen würde und sie ihn bitte nicht wecken sollte. Sie nickte. „Gut. Dann komme ich später nochmal wieder.“ Schon hatte sie sich umgedreht und war um die Ecke verschwunden. Ich kratzte mir meinen Hinterkopf. Sehr seltsam.

Schnell schloss ich die Türe wieder und huschte zu meinem süßen Drachen, ins Bett zurück. Ich konnte ihn lange so ansehen, ehe er, mit noch geschlossenen Augen herzhaft gähnte und dann langsam seine Augen öffnete. Meine Gedanken wurden anhimmelnd und ich musste ihn ziemlich doof angrinsen, denn er verzog sein Gesicht. „Wie lange...bist du schon wach?“ Mein Grinsen wurde breiter und strahlender. „Och...eine ganze Weile...“ Er konnte sich bestimmt denken, dass ich ihn „süß“ fand, aber er sagte nichts. „Ach, vorhin war Serenity da. Sie sagte irgendwas von einem neues Türschloss, dass bald da wäre und eingebaut wird. Weißt du da Bescheid?“ Er nickte und erklärte mir, dass er eine seiner Angestellten damit beauftragt hatte und es wohl endlich fertig wäre. Hm... ja ok. Wieso auch nicht? „Wir sollten heute mal ein bisschen nach draußen, in den Garten gehen. Was hältst du von einem Spaziergang im Kirschbaumwald? Wenn du möchtest bekommst du auch ein Picknick. Wegen unseren Geschwistern brauchst du dir keine Gedanken machen. Sie gehen später, mit deinem Vater ins Kaiba Land. Hauptsache wir sind noch ein bisschen alleine. Am besten wach!“, meinte er grummelig. Anscheinend hatte ich ihm zu viel geschlafen. Aber ich hatte nicht anders gekonnt. Wenigstens schien er nicht mehr sauer zu sein. „Und die Gruppentherapie?“ „Das erledigen wir am Abend. Den Tag verbringen wir zu zweit.“ Mein Magen fing ein wenig an zu grummeln und ich sah meinem Frostgatten fragend an.

„Was möchtest du heute frühstücken? Ist ja noch früh.“, meinte ich, mit einem Blick auf die Uhr. „Du wirst auch heute nicht kochen müssen. Entspann dich einfach. Vielleicht hier...bei mir?“, raunte er mir zu, mit einem....durfte man sowas überhaupt denken? Ich konnte es nicht anders beschreiben. Er hatte einen absoluten F***erblick drauf. Ich lächelte ihn scheu an und meinte, dass ich noch nicht genug auf den Rippen hatte, um...DAS wieder zu tun. Ich seufzte dann. „Wie konnte ich nur so abmagern? Du liegst so willig da und ich?“ Der Schnösel winkte nur ab. „Mir macht das nichts aus. Ob du mager, normal oder dick bist, ist mir schnuppe. Dein Hintern gehört trotzdem....mir.“ Ich zog meine Augenbrauen nach oben. „So? Aber mir macht es was aus. Ich...ich schäme mich deswegen. Bi...bitte.“ Er verdrehte die Augen und stand mühevoll auf. „Soll ich dir helfen?“, fragte ich gleich. Er verneinte. „Ich hätte dich anders eher gebraucht. Aber ich verstehe, wie du dich fühlst. Wir sollten dich trotzdem nochmal wiegen. Zur Sicherheit und zur Kontrolle.“ Was? Ich mochte Waagen nicht. Schon gar nicht diese, die er in seinem Bad stehen hatte. Außerdem...konnte ich unmöglich, in ein paar Tagen schnell mal fünf Kilo zugenommen haben. Soviel MUSSTE ich zunehmen. Ich stand ebenso auf und versuchte unauffällig in seinem Schrank zu verschwinden. Er bemerkte es nicht und ich huschte durch, schnappte mir in meinem frische Kleidung und hörte dann den Drachen fauchen. „Joey? Wo bist du? Komm sofort her!“ Ich antwortete nicht, konnte ich eh schon sein Schnauben hören, welches mir immer näher kam. Ich schlich weiter, in mein Zimmer und erschrak, als mein Handy klingelte. Der gruseligste Klingelton von allen. Das Akte X Intro. Pegasus. Was wollte ER denn schon wieder? Ich ging ran und sah in den Augenwinkeln, den Gefrierschrank aus meinem Schrank kommen. Er hatte sich schon angezogen....Hatte Daisy ihm wieder geholfen? So schnell? Ach ja...ich vergaß. Ninjazimmermädchen.

 

„Max! Mein liebster Cousin! Schön das du anrufst, wie geht es dir?“, fragte ich fröhlich.

Pegasus schwieg eine Weile, entschied sich aber wohl, meinen Wandel zu begrüßen und antwortete mir ähnlich freudig.

 

„Joey! Mein liebster Cousin! Schön, dass du dich so unbeschwert anhörst. Mir geht es gut. Ich hatte mir ja Sorgen gemacht, weil dein Vater erzählte, dass dir deine Mutter zu schaffen macht, aber...wie ich höre, ist wieder alles in Ordnung?“

 

Ich sah meinem Frosty in die Augen, der mich warnend ansah. Ich drehte mich um und antwortete, weiterhin unbekümmert.

„Ja alles in Ordnung. Dad hat vielleicht ein bisschen übertrieben. Ich soll dir schöne Grüße von meinem allerliebsten Mann ausrichten. Wir würden uns freuen, wenn....“

 

Klick.

 

Schon hatte der eisige Geldsack aufgelegt. „Was soll das? Ich wollte meinen Cousin zum Mittagessen einladen.“, sagte ich gespielt ernst.

„Denk nicht mal daran, mich verarschen zu wollen. Wolltest du dich nicht wiegen?“ Ich wich noch ein paar Schritte aus. „Nein, wollte ich nicht. Ich weiß auch so, dass ich noch zu wenig wiege.“ Er seufzte resigniert und meinte, wenn ich brav wäre, könnte ich mir etwas wünschen. Ich machte große Augen und meinte, ich würde mir wünschen, seinen Hintern zu entjungfern. Daraufhin war er still.

„Ich bin auch ganz sanft....Süßer!“

„Vergiss es. An meinen Hintern kommst du nicht ran.“

„Aber...du sagtest...“

„Ich sagte, du darfst dir was wünschen. Aber nicht, dass ich zu ALLEM ja sage.“ Ich knurrte. „Na gut...dann nicht. War ja klar. Aber einen Versuch wert.....Ich brauche nichts, Arschgeige. Also kannst du mich auch nicht mit einem Wunsch... ködern....“ Ich sah ihn amüsiert an und nun wich er ein paar Schritte zurück.

„WAS willst du?“

„Darf ich dann wenigstens mal meine Finger bei dir reinstecken? Das ist ja dann gar nicht, wie entjungfern.“

 

„Nein.“

 

„Man Eisklotz. Was soll ich mir schon wünschen? Ich habe alles.“ Doch er sah mir nur sehr intensiv in meine Augen und lächelte dabei. Dann hob er seine rechte Hand und berührte meine Brust, fuhr langsam hinunter und machte genau an dem Bund der Hose halt. Ich hatte ja total vergessen, mich umzuziehen, bevor ich ins Bett gegangen war. Aber dieser Gedanke verschwand augenblicklich, als er seine Hand UNTER die Hose gleiten ließ. Ich zog die Luft zwischen die Zähne und schloss meine Augen. „Seto...ich...nicht...“

„Nicht?“, fragte er lüstern und streichelte sanft weiter.

Ich krallte mich an ihm fest und stöhnte auf. Mehr...ich brauchte...mehr.

„Seto? Joey?“

Mein Mann knurrte und dann knurrte auch ich.

„WAS?“, fauchte er und Serenity grinste, als sie sah, dass mein Gatte, seine Hand immer noch unter meiner Hose hatte. „Oh... entschuldigt. Ich wollte nicht stören, aber eine deiner Angestellten ist hier und wollte dir das Türschloss zeigen. Sie hat leider wenig Zeit und muss es JETZT tun. Keine Sorge ihr beiden...wir sind dann mal weg. Viel Spaß euch und poppt mal anständig.“

Augenblicklich löste sich seine Hand von meiner Männlichkeit und folgte ihr aus meinem Zimmer. Bevor er ganz aus dem Zimmer ging, sah er mich noch mal voller Verlangen an, was mich erschrocken auf keuchen ließ...und kommen. Verdammt.

Ich huschte schnell unter die Dusche, bevor ich wieder mit der Kleidung verschmolz.

 

 

 

Als Seto wieder kam, war es bereits Mittag und er ziemlich mies drauf. Ich hatte mir von Luigiana das Frühstück aufs Zimmer bringen lassen und war, bis jetzt im Bett gelegen und hatte gemalt. Das letzte Blatt meines Blockes war nun fast fertig bemalt. Es zeigte, wie es sich Tris gewünscht hatte, ihn auf seinem neuen Motorrad in einer männlich, starken Pose und hinter ihm, sich an ihn schmiegend, meine kleine Schwester. Im Hintergrund war der Fuji zu sehen und alles wirkte harmonisch und voller Liebe. Sollten die beiden dann noch zusammen sein, würde Serenity es zu ihrem Geburtstag im Juli bekommen.

„Bin fertig...ENDLICH!“, motzte er und kam auf mich zu. Dann doch neugierig sah er sich an, was ich gemalt hatte. „Für Serenity zum Geburtstag, im Juli.“, erklärte ich ihm. „Mokuba hat auch im Juli. Am siebten.“ Erstaunt sah ich ihm in seine Augen. „Serenity am vierten. Vielleicht wollen die beiden zusammen feiern? Hm der vierte ist ein Samstag und der siebte ein Dienstag. Wir fragen die beiden einfach.“, sagte ich fröhlich und legte die Malsachen beiseite. „Du hast dich ja schon umgezogen...hast du geduscht?“, fragte er zuerst und als meine Wangen anfingen zu brennen, lachte er. „Ich habe gesehen, wie du gekommen bist, alleine von meinem Blick. DAS werde ich noch weiter üben. So kann ich dich kommen lassen, wann immer ich will.“, raunte er mir zu. „Das Schloss ist nun endlich eingebaut und einsatzbereit. Es hatte eine Fehlfunktion. Es wollte mich partout nicht in mein Zimmer lassen....dann hatte Serenity mich angerufen...nach Stunden und gemeint, dass sie das Passwort schon heimlich eingerichtet hatte. Jetzt ist es geändert und nun haben wir unsere Ruhe bis.....Mist. Nur ein paar Stunden.“ Meine Schwester machte im Moment nur Ärger. „Wir müssen bei ihr härter durchgreifen, Seto. Sie muss es endlich lernen.“ Er nickte und fragte, ob ich mit ihm spazieren gehen wollte, draußen im Garten. Ich lächelte, meinte, wir sollten erst zu Mittag essen und dann könnten wir spazieren gehen. „Gut, dann los.“

 

Wir aßen nur eine Kleinigkeit, gingen dann hinaus und eine halbe Stunde schweigend nebeneinander her, genossen die Natur und die Sonne.

„Joey?“ Ich sah ihn fragend an und er verzog sein Gesicht.

„Ähm... hast du das von Freitag wirklich komplett verarbeitet?“ Ich schluckte. Hatte ich? „Keine Ahnung...“ Er nickte und fragte, ob ich nochmal drüber reden wollte. Ich wollte es am Liebsten nicht. Aber...ich musste wohl. Wenn ich auch nicht über das andere, in der Vergangenheit reden konnte, dass von Freitag wusste er ja schon.

„Ähm...nun. Reden...reden wir darüber.“

Wir setzten uns unter einen Kirschbaum und ich knetete nervös meine Hände und spielte an meinem Ehering. „Was hast du im ersten Moment gefühlt, als deine Mutter dir diese...Dinge vorgeworfen hatte?“, fragte der Eisschrank sanft und ich überlegte.

„Ich wusste, dass es wieder schlimm wird. Ich WEIß ja, dass sie mich manipuliert...aber ich kann nichts dagegen tun und...ich hatte Angst davor. Angst, dass sie Recht hat.“

Er nahm mich leicht in den Arm und seufzte. „DAS wird sie nie haben. Wann immer sie etwas zu dir sagt...stell dir vor, dass die drei weißen Drachen mit eiskaltem Blick bei dir sind. Einer genau hinter dir, einer rechts und einer links neben dir. Sie beschützen dich. Die Worte deiner Mutter, werden durch die dreifache Lichtblitzattacke zu Staub, der sich auflöst und nichts hinterlässt. Sie kann dir nicht schaden.... und solange wenigstens einer physisch bei dir ist...“ Ich lächelte leicht und sah ihn dann an. „Seit wann kommt aus deinem Mund die Lichtblitzattacke?“

Er lachte und meinte, er wäre für mich da. Da fiel mir ein...

„Ähm...am Donnerstag...war, bevor du mich bei Yugi geholt hast, ein Typ im Laden. Er hatte gewusst, dass du unterwegs bist und mich gewarnt, dass ich immer an deiner Seite zu sein habe. Er wusste von allen Angriffen. Auch von Hina und den drei Jungs...Ein Stalker?“ Seto überlegte ein bisschen und meinte dann, dass als er angeschossen wurde, ebenfalls ein Mann gesehen wurde, der uns beobachtet hatte. „Wir behalten das im Auge. Solltest du ihm wieder begegnen, sag mir sofort Bescheid.“ Ich nickte und seufzte. Ich sah zu ihm hoch. Er hatte die Augen geschlossen und genoss, wie die Sonne auf sein Gesicht schien. Er war so unendlich geduldig mit mir und half, wo es nur ging....und ICH? Mein Blick wanderte zu seiner Mitte. „Wenn du nicht vor hast, etwas damit zu tun, solltest du besser nicht einmal hinsehen.“, sagte er, die Augen immer noch geschlossen. Ich biss mir auf meine Unterlippe. Ich wusste nicht, wie viel Zeit bereits vergangen war und... was wenn wieder jemand unterbrach? Aber... für das was ich vorhatte... sollte ich nicht so viel Zeit brauchen, immerhin hatte er schon länger nicht mehr abgespritzt...so weit ich wusste.

Ich atmete nochmal tief durch und löste mich aus der Umarmung. Er öffnete wieder seine Augen, die heller wurden, als ich seine Hose aufknöpfte und mich nach unten beugte, um ihn, mit meinem Mund zu verwöhnen.

 

Er... hatte wirklich lange nicht mehr abgespritzt. Ich schluckte trotzdem alles, während er noch atemlos keuchte und die Nachwehen, von seinem Orgasmus genoss. Es hatte nur ein paar Minuten gebraucht, bis es vorbei war, aber ich hoffte, dass es trotzdem gut gewesen und er nun zufriedener war. Auch wenn ich mich noch nicht traute, wieder richtig mit ihm zu schlafen...DAS hatte jetzt sein müssen. Gerade rechtzeitig, denn ich hörte unsere Freunde und unsere Geschwister, wie sie uns näher kamen. Seto atmete tief durch und schaltete sein Gesicht auf ausdruckslos.

 

 

Die Gruppentherapie war diesmal langwieriger gewesen. Nicht nur ich, sprach lange und freiwillig über Mutters Anruf, was jeden der Anwesenden wohl gewundert hatte. Duke hatte sein gebrochenes Herz zu überwinden. Er redete Stunden über seine Gefühle und ich vermutete, Seto war kurz eingeschlafen. Zum Schluss hatte Serenity ein schlechtes Gewissen gehabt, trotzdem stand sie zu ihrer Entscheidung und zu Tristan. Mein Blick wanderte wieder zu meinem Eisdrachen, der seine Augen halb geschlossen hatte und so tat, als ob er noch da wäre, aber wohl wirklich schlief. DAS hätte ich im Mathe Unterricht gebrauchen können. Irgendwann kamen die Dienstmädchen...mit meinem Dad im Schlepptau und brachten uns Körbe, mit Obst und Sandwiches.

Ich stupste meinen Mann an, der daraufhin aufwachte und sich verwirrt umsah. Dann wich dem verwirrten Ausdruck, wieder ein ausdrucksloser und wir aßen schweigend, während die anderen fröhlich schwatzen. Nur Tristan war grimmig und starrte Duke an, der immer noch traurig wirkte. Serenity sah zu mir und fragte mich... ob wir uns endlich vergnügt hätten. Ich versuchte mich auch wieder, an einem ausdruckslosen Gesicht und schwieg weiterhin. „Also...immer noch nicht?“, fragte sie ungläubig und wirkte enttäuscht. „Aber ihr habt es euch gegenseitig besorgt, richtig? Ihr seht schon etwas entspannter aus, obwohl ihr wirklich mal ein paar Tage und Nächte durchgehend Sex braucht.“ Ich verschluckte mich an meinem Sandwich, versuchte sie zu ignorieren und Seto starrte sie missbilligend an, sagte aber auch nichts. Wir beschlossen recht bald, die Runde wieder aufzulösen, da morgen wieder Schule war.

 

Ich war von den ganzen letzten Tagen unglaublich müde. „Sei froh, dass du daheim bleiben kannst.“, meinte ich, während ich uns zudeckte. Er schnaubte. „Wenn du meinst, ich liege nur rum, muss ich dich enttäuschen. Ich arbeite nebenbei und habe alle zwei Tage Physiotherapie und diese Motorbewegungsschiene muss ich jeden Tag benutzen. Sei froh, dass du NUR in die Schule gehst.“ Ich lächelte, beugte mich über ihn drüber, um ihn zu küssen. Er brummte und intensivierte den Kuss nochmal. Mir wurde heiß und brach ihn gleich ab. „Heißer Eisdrache, kühl dich runter. Ich muss erst zunehmen.“, nuschelte ich beschämt, legte mich hin und schloss die Augen.

„Du brauchst mehr Selbstbewusstsein, Joey. Ich sagte es dir schon mal...mir ist egal, WIE du aussiehst. Ich würde es trotzdem JEDERZEIT mit dir tun.“, meinte er resigniert und streichelte liebevoll, meinen Kopf.

Ich musste zunehmen... so schnell wie möglich.

 

Tbc....

Probleme über Probleme

 

 

Die Woche war schnell vergangen. Wir hatten viel zu tun, mit der Schule, da sie uns, weil es ja das letzte Jahr war, mit Unmengen an Hausaufgaben und Probetests quälten. Sie zwangen uns sogar in Leistungskurse. Ich hatte Glück, dass ich einen für Kunst ergattert hatte. Das kam mir meinem Berufswunsch schon sehr...nahe. Ob ich wirklich in der Grafikabteilung der Kaiba Corporation anfangen konnte? So richtig? Das wäre der Hammer. Im Moment hätte ich aber gar keine Zeit dafür, denn wir mussten Lerngruppen bilden, um die Leistungen, die von uns nun gefordert wurden, auch zu schaffen. Das hieß, ich MUSSTE nun Mathe kapieren. Referate mussten wir ausarbeiten und wir sollten uns schon mal Gedanken machen, was wir zum Sommerfest veranstalten wollten. An drei Nachmittagen waren meine Freunde bei mir gewesen und wir hatten, wie verrückt, bis Abends, am Pool gelernt gehabt, wobei uns Yoshi immer mit seiner selbstgemachten Limonade verwöhnt hatte. Nicht mal meine Aussetzer hatten Zeit gehabt, mich durchzuschütteln. Ich seufzte und starrte aus dem Fenster der Limousine.

 

Seto war nochmal im Krankenhaus gewesen. Wenn er die nächste Woche so weiter machte, konnte das Produktionskissen abgenommen werden. Das hieß aber trotzdem, dass er sich weiter schonen musste. Aber dieses Kissen wäre nicht mehr im Weg. Und wir könnten endlich wieder, ohne zu viel Rücksicht zu nehmen wieder richtig... Sex haben.

Der wandelnde Gletscher war trotzdem, viel zu viel damit beschäftigt zu arbeiten. Allerdings...konnte nicht alles NUR für die Firma sein, weil auch Mokuba sich viel dort einbrachte. Dafür kamen im Moment lauter Pakete, mit anonymen Absender an und die Kühltruhe machte daraus ein großes Geheimnis... Er wollte mir einfach nicht sagen, was er damit bezwecken wollte. Gemeinheit. Die Physiotherapie und das Training mit dieser Motorbewegungsschiene machte er noch nebenbei UND die nun dreimal wöchentlich stattfindenden Termine mit der Psychologin, versuchte er auch zu überleben. Dr. Han hatte es so angeordnet und ein Termin belief sich nicht auf nur eine Stunde...nein es war ein vier bis fünf Stunden Termin...warum auch immer. Das hatte mir der Drache ebenfalls nicht gesagt. Er war nach jedem der drei Termine fix und fertig gewesen und hatte sich ALLEINE, für eine Stunde, zurück gezogen und wollte danach, nur noch mit mir kuscheln, ohne zu reden. Ich wollte mir gar nicht ausmalen, WAS er ihr erzählt hatte. Außerdem war mir dieser Blader wieder aufgefallen. Ich hatte ihn drei mal in der Nähe der Schule gesehen, wie er mich beobachtete. Vielleicht war er ja im Team von meinem Cousin? Oder auch nicht... Dieses Team war ja erst, NACH der Party entstanden. Aber dieser Typ wusste, was passiert war, als es niemand mitbekommen hatte. Er hatte mich aber nicht wieder angesprochen, was ich ziemlich verdächtig fand. Ich fröstelte. Zum Glück war heute wieder Freitag und damit Wochenende. Außerdem hatten wir heute den ersten Mai.

Die Limousine hielt an Setos Anwesen und meine Schwester und ich stiegen aus und gingen hinein. Es wirkte verlassen und ich sah Maria, die bekümmert den Boden wischte. „Alles in Ordnung Maria?“

Müde sah sie zu uns und zuckte mit den Schultern. „Vermutlich nicht. Master Kaiba hatte sich vor drei Stunden in seinem Zimmer eingeschlossen und wünscht ausdrücklich NIEMADEN zu sehen. Auch Sie nicht, Master Joseph. Nicht dieses Mal.“ Was?

„Warum?“, fragte ich sie alarmiert.

„Er hatte heute nochmal zu Dr. Han müssen. Ein wichtiges Thema, was keinen Aufschub duldete.“ Was hatte diese Dr. Han mit ihm gemacht, dass er nicht mal MICH sehen wollte? Ich schüttelte den Kopf und begab mich sofort nach oben, zuerst in mein Zimmer, suchte mir bequeme Klamotten und duschte schnell. Erfrischt ging ich an seine Tür und klopfte. Ich hätte natürlich einfach durch die Schränke gehen können. Aber wenn er Ruhe wollte, würde ich mich nicht aufdrängen. „Seto?“ Ich bekam keine Antwort von ihm. Ich erschrak aber fürchterlich, als ich hörte, wie etwas an der Tür zerbarst und diese erschüttert zitterte. Oh oh... sooo schlimm? Ich drehte mich schnell um, lief in die Küche und suchte die Zutaten heraus, die ich für viele...VIELE Vanillekipferl benötigen würde.

 

Damit fertig, trug ich die zwei Schüsseln mit Kipferl, eine Kanne Kaffee, sowie eine Tasse, auf einem Tablett nach oben. Langsam und vorsichtig ging ich, Stufe um Stufe hoch, durch den Korridor und an sein Zimmer. Ich lauschte kurz, hörte aber nichts. Dann ging ich in mein Zimmer, durch meinen Schrank und in seinen. An der Tür angekommen stellte ich das Tablett schnell ab und verschwand wieder. Zurück an seiner Zimmertüre rief ich ihm zu, dass in seinem Schrank Vanillekipferl und Kaffee standen, wenn er wollte und dass ich, falls er Gesellschaft wollte, mich anrufen sollte. „Ich werde vielleicht ein bisschen in den Garten gehen und mein Referat ausarbeiten...oder so.“ Seine Antwort bestand aus ein paar Zischlauten, die übersetzt wohl lauteten, dass er verstanden hätte und ich gefälligst jetzt verschwinden sollte. Ich machte, dass ich davon kam. Woher ich gewusst hatte, WAS er mit diesem Zischen gemeint hatte, wusste ich nicht. Vielleicht war ich wie Harry Potter, der mit Schlangen sprechen konnte...in diesem Fall war es aber ein Drache. So war er noch nie gewesen und das machte mir Angst.

 

Ich nutze meine Eisklotz - freie Zeit und ging, bewaffnet mit dem Schulzeug, nach draußen an den Pool. Dort arbeitete ich mein Referat aus. Dies war als Ablenkung perfekt. Wir hatten die Themen ausgelost gehabt und ich hatte ein seltsames gezogen. Über das Burnout Syndrom. Ich recherchierte darüber, mit meinem Handy im Internet und fand, dass einiges auch auf mich zutraf. Ich hatte eine persönliche Krise, die Aussetzer... zu viel Stress, kein zur Ruhe kommen, Depressionen und manche Fälle endeten, im schlimmsten Fall, sogar mit Suizid. Ich schluckte und versuchte, alle Gefühle auszublenden und mich zu konzentrieren. Ich brauchte zwei ganze Stunden dafür, ehe ich, völlig fertig, darüber nochmal nachdachte. Kein Wunder, dass so viele Schüler nicht mehr konnten. Ich eingeschlossen. Bei dieser Folter im letzten Schuljahr, konnte man nur ein Burnout bekommen...und es hatte erst angefangen. Allerdings waren die Therapiemöglichkeiten für mich sehr interessant gewesen. Außer es mit psychologischer Hilfe zu therapieren, konnte man sich mit Antidepressiva runter fahren. Oder aber eben sich Auszeiten gönnen. Entspannen. Da gab es ebenso zahlreiche Möglichkeiten. Von Yoga, über programmierte, aggressive Muskelentspannung und Atemtechniken. Entspannung kam bei mir irgendwie IMMER zu kurz. Vielleicht sollte ich das einfach mal ausprobieren. Ich sah auf mein Handy und merkte, dass es bereits halb sieben war.

Der Frosty hatte sich bis jetzt nicht gemeldet... Also konnte ich es heute abschreiben, mit ihm reden zu können. Ich ließ mein Handy liegen und lief weiter in den Garten hinein, mitten in den Kirschbaumwald. Ich ging lange spazieren und lehnte mich, irgendwann an einen Baum. Ich war völlig fertig. Ich sollte bald mal den Fitnessraum besuchen und ich nahm mir auch vor, öfter nach draußen zu gehen. So unsportlich kannte ich mich ja gar nicht. Vielleicht lag es aber auch an den, nicht enden wollenden Gedanken, über meinen Ehemann. Ich hatte die ganze Zeit darüber nachgedacht, was ich tun sollte. Wie konnte ich nur meinem Mann helfen? Er gab sich doch so viel Mühe mit mir...aber wollte ICH ihm helfen, fiel mir wieder mal nichts ein. Ich schluchzte auf und fing an zu weinen. Er musste völlig verzweifelt sein. Was sollte ich nur tun? Ich stoppte die Heulerei und konzentrierte mich wieder. Ich musste nur angestrengt nachdenken. Ich rutschte am Baum hinunter und vergrub meinen Kopf, zwischen den Beinen. Doch ich musste wieder anfangen zu weinen. Ich war echt zu nichts nütze. Komm schon. Doofes Gehirn...denk nach. Ich schloss die Augen, versuchte mich zu konzentrieren und driftete dabei langsam weg.

 

 

Irgendwann wachte ich wieder auf. Meine Glieder waren ganz steif, ich hatte Hunger und Durst und unglaubliche Sehnsucht, nach meinem Drachenprinzen. Ich vermutete aber, dass er nicht mal wusste, dass ich hier draußen war. Es wurde Zeit, endlich eine Lösung zu finden. Ich dachte weiter nach, wie ich Seto helfen konnte, aber je mehr ich mich anstrengte, desto weniger wusste ich es. Es erschöpfte mich zusehends und dann merkte ich, dass ich wohl wieder einen Aussetzer hatte. Ok. Nur nicht aufregen. So würde ich niemanden helfen, sondern eher schaden. Der Kühlschrank wäre diesmal vielleicht sogar überfordert mit mir...

Erst als es anfing zu regnen, kam ich wieder zu mir. Dieses Gedankenrad drehte sich trotzdem weiter und ich ignorierte den Regen. Es wurde immer später und irgendwann hörte ich eine frostige Stimme nach mir brüllen...

Oh nein. Ich hatte doch immer noch keine Lösung gefunden. Wie sollte ich ihm so unter die Augen treten? Wäre ich doch konzentriert gewesen... Ich schluchzte erneut auf. Ich war ein furchtbarer Ehemann.

„Joey! Hier bist du...Warum bist du hier draußen...wenn es regnet?“

Ich sah ihn müde und verheult an und er zuckte zusammen. „Ein Aussetzer?“, fragte er, ich nickte und als er sich zu mir kniete und mich berührte zuckte er nochmal zusammen. „Du bist ja eiskalt. WIE lange sitzt du schon hier?“ Verwirrt zuckte ich mit meinen Schultern. „Es war Freitag Abend, als ich hier spazieren war... wie spät ist es?“, fragte ich ihn, doch er knurrte mich gefährlich an. „FREITAG ABEND? Wir haben bereits Samstag Nachmittag...Warum???“

Ich wich seinem Blick aus und erklärte ihm, zögernd und unwillig, was ich fühlte und dass ich ihm nicht helfen konnte. „Es tut mir so leid....“, schluchzte ich leise und er knurrte wieder. „Da braucht man EINMAL Zeit für sich selbst und dann flippst du gleich wieder so aus. Komm, steh auf und folge mir. Du musst dich aufwärmen, ehe du dich noch erkältest.“

Schweigend gingen wir nebeneinander her. Ich fühlte seinen eisigen Blick auf mir und dann seine rechte Hand, die sich mit meiner linken verschränkte und sie sanft drückte. Sie fühlte sich so warm an. Ich drückte zurück und dann zog ich daran, bis er stehen blieb. „Joey? Was...“ Ich schmiegte mich an den wunderbaren Körper meines Mannes, der trotz des Regens eine unglaubliche Hitze ausstrahlte und seufzte auf. Ich hatte ihn so sehr vermisst und jetzt, wo er wieder bei mir war...brach die Sehnsucht aus mir heraus. Er umarmte mich, so gut es ging, dann erinnerte er mich daran, wie ausgekühlt mein Körper war. Ich versuchte mich zu beherrschen und löste mich von ihm. Wir brauchten lange, bis wir wieder beim Anwesen waren. War ich wirklich so weit gelaufen? Oder kam es mir nur so vor? Moment...wir waren doch gerade nur...vielleicht fünfzig Meter weit gelaufen, als ich den Weg, der zum Anwesen führte, erkannte. Hä?

An der Terrasse warteten schon mein Dad, Serenity und Mokuba und dahinter konnte ich die Dienstmädchen und Yoshi sehen. „Meine Güte, Joey... wir suchen dich schon seit heute morgen.“ Hatten sie? Aber...

„Ja... und DU wirst nicht mehr alleine irgendwo hingehen, ohne uns Bescheid zu geben...ODER dein Handy mit nehmen.“, sagte Dad. Seine Stimme zitterte vor unterdrücktem Zorn und wedelte mit meinem Handy vor meiner Nase herum. Oh...

Ich senkte den Kopf, nickte und verlor das Gleichgewicht und danach das Bewusstsein.

 

 

 

Setos Sicht:

 

Mein Hündchen verlor auf einmal das Bewusstsein. Ich konnte ihn kaum halten, aber zum Glück half Jason mir gleich und trug ihn auf seinen Armen davon. „Bring ihn in mein Bett.“, befahl ich ihm eisig und er war klug genug, zu tun, was ich sagte, ohne zu murren. WARUM? Warum hatte mir niemand Bescheid gesagt? Wenn er schon seit gestern draußen war...

Ich hatte nicht mehr nachgesehen, ob er in seinem Bett lag. Mein emotionaler Zusammenbruch hatte mich einfach zu sehr gefangen genommen. Ich musste es irgendwie hinbekommen, dass mir diese Termine bei Dr. Han, nicht mehr so nahe gingen. Joey sollte nicht darunter leiden müssen. Erneut ergriff mich eine Welle der Wut.

Aber zuerst...

„Mokuba, Serenity!“

Die beiden zuckten zusammen und fragten kleinlaut, was ich von ihnen wollte.

„Ihr hättet mich gleich fragen sollen, wegen Joey. Er hat die ganze Nacht draußen verbracht...mitten in einem Aussetzer. Wie erklärt ihr euch, eure Unaufmerksamkeit, obwohl ich euch, seit letzter Woche, damit beauftragt hatte, auf ihn aufzupassen?“, fragte ich beide schneidend kalt.

Sie zuckten zusammen und stammelten lauter unzusammenhängende Worte.

Mit einer Handbewegung schnitt ich beiden das Wort ab und grollte ihnen zu, dass sie ab jetzt besser aufpassen sollten. Sie nickten und schwiegen. Besser so. Es fiel mir heute schwer, mich zu beherrschen. Gestern dieser nervenaufreibende Termin mit Dr. Han...und heute dieser Ärger. Mein Mann war aber nur draußen gewesen, weil er überlegt hatte, wie er mir helfen konnte...oh Hündchen...Ich kam nicht umhin, mich zu fragen, ob Dr. Han in dieser Sache auch Recht hatte. Joey versuchte mir zu helfen, um jeden Preis....ohne Bedingungen zu stellen. Nun gut...das tat er für jeden, der zu seinen Freunden zählte. Also musste ich endlich heraus finden, ob er mich wirklich richtig mochte, oder nicht. Das da was zwischen uns war, wusste ich, nur was genau das war... Doch bevor ich nicht wusste, WAS genau er fühlte, sollte ich nicht mehr über diese Gefühle nachdenken, die ICH hatte. Ich sollte ihn mal wieder provozieren. Vielleicht sagte er es mir ja dann? Aber nicht jetzt. Ich hatte wichtiges zu tun.

 

 

Joeys Sicht:

 

Irgendwann wachte ich wieder auf. Ich lag im Bett meines Eisklotzes und starrte den weißen Drachen mit eiskaltem Blick an, dessen Blick eine Mischung aus Sorge und Wut hatte. Ich zitterte und mir war heiß und kalt zugleich. Ich spürte eine Eiseskälte auf meiner Stirn. Dann sank ich wieder in schwarzes Nichts.

 

 

Die Zeit war für mich nicht zu bemessen. Waren Minuten vergangen oder gar Monate?

„Hey, großer Bruder...wie geht es dir?“, fragte mich Serenity. Ich krächzte, dass ich mich be..bescheiden fühlte und fragte sie, was heute für ein Tag war. Sie hob eine Augenbraue. Joey, es ist Sonntag in der früh. Du liegst seit gestern Nachmittag im Bett und bist kaum ansprechbar. Ich denke, du wirst die Woche lang das Bett hüten, auch wenn dein Fieber bereits gesunken ist. Ist irgendwie auch besser so.“ Sie kuschelte sich zu mir ins Bett und meinte, der Arzt würde auch sie krank schreiben, denn auch wenn Seto sich bemüht hatte, hatte er es noch nicht geschafft, was er mit Dr. Han hatte schaffen wollen.

Ich hakte nach, fragte, was sie damit meinte.

„Sie sind zwar bei der Polizei gewesen, aber die Staatsanwaltschaft muss erst noch darüber entscheiden, ob es angemessen war, dass Dr. Han seine Schweigepflicht bricht. OBWOHL Hina schon einen Plan hat, wie sie dich quälen und anschließend töten wird.“ Hatte Seto deswegen so viel Zeit mit ihr verbracht? Ich seufzte und fragte, wie es Seto ging. Sie seufzte ebenfalls. „Er verbringt zu viel Zeit in seinem Arbeitszimmer...und jetzt bist du auch noch krank. Wie...WIE sollt ihr jemals wieder miteinander schlafen, wenn dauernd etwas dazwischen kommt?“, fragte sie ernst. Das klang irgendwie so, als ob sie wüsste, wie es war. Aber das konnte ja nicht sein.

„Kannst du nicht EINMAL damit aufhören? Deine Obsession uns gegenüber wirkt ja schon krankhaft. Außerdem bist DU doch oftmals diejenige, die stört, wenn wir es tun wollen.“

Beschämt sah sie zum weißen Drachen mit eiskaltem Blick hinauf. „Tut mir leid, Joey. Ich werde jetzt mehr Rücksicht nehmen...du hast Recht. Vielleicht sollte ich so oder so das alles aufgeben.“

Das machte mich stutzig. Seit wann redete Serenity SO? Da war irgendwas … etwas … tieferliegendes und trauriges. Ich konnte es nicht genau benennen, aber wenn sie mal traurig war, musste es extrem ernst sein. „Hattest du Streit mit Tristan?“ Sie schüttelte den Kopf.

 

„Na ja nicht wirklich. Da er das letzte Jahr an der Schule ist, muss er unglaublich viel lernen. Wir haben gar nicht mehr wirklich Zeit füreinander. Dann wollen seine Eltern ständig etwas von ihm und... mich... mich mögen sie nicht. Immerhin heißen sie es nicht gerade gut, dass ich Schwule so gern mag. Scheint so, als ob Tris der einzige ist, der mich versteht.“, schluchzte sie unglücklich auf. Wie konnten Tristans Eltern nur so...so sein? „Tris....er ist nicht allein damit. Ich verstehe dich auch.“

Das brachte sie erst Recht zum weinen und Serenity kuschelte sich ganz fest an mich. „Was ist, wenn seine Eltern ihre Meinung nicht mehr ändern? Was ist, wenn Tristan DER Richtige ist und er mich, für seine Eltern, aufgibt? Der Druck auf ihn wird immer größer...Wenn er daran zerbricht...könnte ich mir das nie verzeihen. Soll ich...mit ihm Schluss machen?“ Ich zuckte erschrocken zusammen. DAS würde ihn zerstören. „Nein....tu das...das nicht. Ihr...seid glücklich, oder...oder nicht?“ Sie nickte und krallte sich noch mehr an mich. „Die einzigen die damit glücklich...sein müssen seid ihr beide.“ Meine Güte...sprechen hatte mich noch nie so angestrengt. Ich schloss die Augen und dämmerte, vor Erschöpfung wieder weg.

 

 

Ich wachte wieder auf, an meiner Seite meine kleine Schwester, die schlief, aber sich wohl in den Schlaf geweint hatte. Ich nahm mir vor, dies in der nächsten Gruppentherapie anzusprechen, damit Tris Bescheid wusste. Dann...im nächsten Moment, spürte ich etwas kaltes, vertrautes und blickte mich um. Da saß mein Frosty auf der Couch und beobachtete uns.

„Wie geht es dir, Joey?“ Ich versuchte ein Lächeln und meinte, dass es mir schon besser ging. „Schön, dass du wenigstens wieder ansprechbar bist.“, meinte er, stand auf und kam zu mir. Vorsichtig setzte er sich an den Rand des Bettes und strich mir sanft eine Strähne meines Haares, aus dem Gesicht und fühlte meine Stirn. Er sah irgendwie traurig aus... für andere bestimmt nicht sichtbar, aber ich sah es ihm genau an, wie er sich fühlte. „Tut mir leid. Immer hast du nur Ärger mit mir.“, jammerte ich, doch er legte gleich seinen Finger auf meinen Mund und danach seine Lippen kurz auf meine.

„Du hast keinen Ärger gemacht. Du hattest versucht mir zu helfen...völlig uneigennützig. Du brauchst nur Hilfe, um aus deinem Gedankenrad wieder heraus zu kommen, wenn du dort feststeckst.“ Sein Blick blieb an meiner Schwester hängen. „Was ist mit ihr? Hat sie...etwa geweint?“

Ich nickte geknickt. „Tristans Eltern mögen sie nicht. Hat auch damit zu tun, dass sie Schwule mag. Sie hat Angst, dass sie Tristan damit überfordert...oder ihm schadet. Dann haben die beiden so wenig Zeit füreinander...das macht sie fertig.“

Zuerst sagte er darauf nichts und überlegte. „Ihr seid euch ähnlicher, als ihr denkt. Wie lange schleppt sie das schon mit sich rum? Und...hat sie es dir als erstes erzählt, was ihr Sorgen macht?“ Daran hatte ich gar nicht gedacht. Ich zuckte mit den Schultern.

„Ruh dich aus und überlass mir alles weitere.“, meinte er noch und streichelte mir liebevoll über den Kopf. Damit verabschiedete er sich und ich sah ihn einige Zeit nicht wieder.

Gerade als meine kleine Schwester wieder aufgewacht war, betraten Seto, Mokuba, unsere Freunde, sowie Dad und die Zimmermädchen das Zimmer. Serenity setzte sich auf. Ich tat es ihr gleich, brauchte aber länger, da ich wohl immer noch etwas erhöhte Temperatur hatte und mich einfach schlapp fühlte. Der Eisberg hatte dies beobachtet und zog nur eine Augenbraue nach oben, bevor er seine Aufmerksamkeit, unseren Gästen widmete.

 

„Zeit für die nächste Gruppentherapie...auch wenn wir sie diesmal kürzer halten müssen. Ich eröffne hiermit die vierte Sitzung, unserer Gruppentherapie. Wer möchte heute über seine Sorgen sprechen?“

Es war ziemlich still und irgendwie traute sich keiner was zu sagen. Musste ich wieder ran? Wäre wohl am Besten. So könnte ich Serenity motivieren, über ihre Sorgen zu sprechen.

„Also...ich habe etwas beizusteuern...“, bemerkte ich leise und wurde, mit erschreckend vielen hochgezogenen Augenbrauen bedacht.

„Nun...ich mache mir Sorgen...um meine kleine Schwester.“ Erschrocken zuckte diese zusammen und wich dem bohrenden Blick von Tristan aus. „Was meinst du damit, Joey? Warum?“, fragte er, höchst alarmiert.

„Sie hat vorhin geweint. Aber ich denke, WARUM...sollte sie uns selbst sagen, meinst du nicht auch, Kleines?“, fragte ich sie sanft. Sie schluckte und gestand Tristan, wie sehr sie darunter litt, von seinen Eltern nicht gemocht zu werden. „Ich hatte sogar darüber nachgedacht, mit dir Schluss zu machen, weil ich nicht will, dass du und deine Eltern wegen mir streitet.“ Sie vergrub schluchzend ihr Gesicht in den Händen. „Denk nicht, dass ich das tun werde...nein...NIE.“ Tristan stand auf, setzte sich hinter sie und umarmte sie fürsorglich. Sie lehnte sich an ihn und genoss seine Nähe. Waren wir schon zu dritt in Setos Bett. „Serenity...mir ist es völlig egal, was meine Eltern zu dir sagen. Selbst wenn sie mir ein Ultimatum stellen würden....Sie oder du...was... Nein, antworte nicht. Ich sage es dir.“, meinte er schnell, als sie schon den Mund aufgemacht hatte. „Ich würde mich...IMMER für dich entscheiden. Serenity, ich liebe dich. Ich liebe dich so sehr und das schon ziemlich lange.“, flüsterte er ihr ins Ohr. Sie lächelte, sagte ihm, wie sehr sie ihn lieben würde und küsste ihn zart. Mir machte das eine Gänsehaut. Das...das war.. war ja sooo schön. Sie... liebten sich ja wirklich. Genauso musste eine Beziehung sein... So etwas hätte ich auch gerne gehabt. Ich seufzte lautlos und sah unauffällig zu meinem Ehemann....der mich beobachtet hatte. Ertappt zuckte ich zusammen und sah wieder in eine andere Richtung. Warum hatte er mich so angestarrt? Und auch noch mit SO einem Blick. Bestimmt nur, weil meine Schwester und ich uns so ähnlich in unserem Handeln waren...oder?

 

Ich sah ihn wieder an und merkte, dass er mich immer noch genauso wie gerade eben ansah. Ich wurde davon ziemlich nervös und spielte unruhig mit meinem Ehering. Ich musste mich ablenken... und ihn auch. „Gut. Das wäre... zum Glück geklärt. Hast DU uns noch was zu erzählen...Liebling?“, fragte ich ihn. Mein Kopf fühlte sich gerade etwas komisch an und mir wurde wieder heiß. Wurde das Fieber wieder schlimmer?

Jetzt zuckte er wieder zusammen und knurrte mich, gereizt an. Hihihi.

„Wenn du es UNBEDINGT wissen willst... Wir haben einen Gerichtstermin wegen dem Attentat. Mai wird an diesem Tag verurteilt. Der Termin wegen deiner Mutter steht noch aus und das mit Hina wird wohl nun doch schwerer, als wir gedacht hatten. Der Beschluss, dass sie in eine geschlossene Psychiatrie kommen soll, wurde durchgewunken. Aber ihr Vater klagt dagegen. Wir müssen die nächste Woche abwarten, ob seine Klage abgewiesen wird. Aber ich denke, Jason hat da ganz gute Arbeit geleistet und diesen Muroto verwirren können... genauso wie alle anderen. Hina wird trotzdem ab morgen wieder in die Schule gehen, weil ihre Suspendierung abgelaufen ist. Das bedeutet, DU und deine Schwester, werdet zu Hause bleiben...zur Sicherheit.“ Wir nickten einstimmig. Der wollte ich nicht noch einmal begegnen. Ich dachte an damals, wo sie mir in die Hand gebissen hatte und fing davon an, zu frieren...lag aber vielleicht auch NUR an dem Eisblick, meines Eiskönigs, denn er starrte mich wieder intensiv an und hob eine Augenbraue. Ob er sah, dass ich immer noch nicht so fit war? „Was denn?“, fragte ich unsicher. Sein Blick wurde höhnisch. „Und du? Hast DU noch was zu erzählen...SCHATZ?“

Und zack. Die Retourkutsche kam aber schnell. Er hatte mich...Schatz genannt. Warum? Nur weil ich zu ihm Liebling gesagt hatte? Oder...meinte er das etwa ernst?

Ich schluckte, überlegte und schüttelte dann anschließend meinen Kopf, der bestimmt nun hochrot angelaufen war. Ich fing an zu schwitzen.

Sein Blick wurde skeptisch und er öffnete gerade den Mund, als er von meinem Dad unterbrochen wurde. „Nun Leute...ich habe auch was zu erzählen. Anscheinend bin ich ziemlich gut im Verarbeiten meiner Vergangenheit, oder aber der Psychologe ist einfach sehr gut. Das ist zwar keine Sorge, aber auch Fortschritte sollten besprochen werden. Dr. Han meint, ich brauche nicht mehr allzu viele Termine und sie hatte noch nie jemanden bei sich gehabt, der freiwillig alles auseinander pflückt und sich dem stellt. Hahaha. So cool.“ Die Raumtemperatur sank bis unter den Gefrierpunkt und ich kuschelte mich mehr in die Decke. Auch Serenity und Tristan deckten sich noch mehr zu. Es dauerte nur drei Sekunden, bis Thea wieder mal bewies, dass Mädchen einfach alles wichtige heraus filtern konnten.

„Dr. Han ist eine FRAU?“

Allgemeine, entsetzte Stille erfüllte den Raum und ließ Theas Worte, schwer über uns schweben. Das Grollen des Frostdrachen durchbrach die Stille und ließ mich, trotz Decke, nun richtig frieren. „Jason....“, zischte er wütend. Ich zuckte zusammen, denn Setos Augenfarbe hatte sich schlagartig verändert. Seine Augen waren wieder fast weiß und so voller Zorn, dass mein Dad froh sein konnte, dass der Gefrierschrank ihn noch nicht in Stücke gerissen hatte. „Ganz ruhig, Brauner...das ist mir so raus gerutscht. Tut mir leid. Hey, vielleicht sollte Serenity auch mal zu Dr. Han gehen? Immerhin ist sie ja auch recht..... Schwulen – freundlich.“, sagte Dad und alles wozu mein Mann noch fähig war, war sich an die Stirn zu klatschen. Seine Augen wurden wieder blau....ein Glück. Doch Serenity meinte, es wäre eine gute Idee, denn sie sollte dieses extreme endlich in den Griff bekommen. „Ich werde euch, ab jetzt, auch in Ruhe lassen, ok Seto?“ Er nickte ihr zu, war aber immer noch ganz schön angesäuert. Luigiana stand auf und wandte ein, dass sie unglücklich verliebt sei. „Ich weiß, jeder von euch weiß es schon. Aber ich bin so unglaublich in Jason verliebt und er beachtet mich nicht mehr. Es ist, als ob ich Luft wäre. Es ist...gemein. Ich...“ Da schien ihr, auf einmal eine Idee zu kommen und sie sah meinem Mann, fest in die Augen. „Master Kaiba...ich kann nicht mehr. Es belastet mich zu sehr und dadurch leidet meine Leistung. Ich bitte Sie... er sollte nicht mehr in meine Nähe kommen...und auch nicht in die meiner Schwestern, denn diese ignoriert er ebenso und das ist einfach...Ich möchte nicht, dass eine meiner Schwestern verletzt wird. Diese Ignoranz kann ich nicht ertragen...können WIR nicht ertragen.“ Setos Eis Aura verschwand daraufhin komplett und nun wirkte er nur noch nachdenklich. „Ihr habt Recht. Jason...raus hier und komm ja nicht mehr in die Nähe meiner Angestellten. Sie vernachlässigen ihre Pflichten und dass kann ich nicht gutheißen.“ Mein Dad starrte ihn, mit offenem Mund an, wanderte mit seinem Blick zu den Mädchen, die ihren Blick abwandten und stand langsam auf.

Kopfschüttelnd ging er aus dem Zimmer hinaus und schloss geräuschvoll, die Tür hinter sich. Die Mädchen atmeten auf, hatten schon Tränen in den Augen und schluchzten laut auf. Sofort waren Thea, Serenity und...Ryou an deren Seite und versuchten, sie zu trösten. Ryou nahm Daisy sogar in den Arm und versicherte ihr, dass alles wieder gut werden würde. Als Tristan, nur noch alleine mit mir im Bett lag, kratzte er sich verlegen am Hinterkopf und stieg auch wieder aus dem Bett raus. Nur ich blieb drin sitzen. Ich konnte auch gar nicht anders.

 

„Ehedrache?“, sprach ich meinen Gatten an und sofort war sein eisiger Blick auf mir. Dann schmolz das Eis in seinen Augen auf einmal und er lächelte mich leicht an. „Was ist Joey? Was möchtest du?“ fragte er. Ich musste mich zusammen reißen, ihn nicht zu fragen, ob er wirklich DER Seto Kaiba war. So merkwürdig war sein Verhalten in letzter Zeit gewesen. Stattdessen stellte ich ihm eine andere Frage. „Hast du die Vanillekipferl alle gegessen?“ Er schüttelte den Kopf. „Ich habe einige gegessen und die Kanne Kaffee ganz ausgetrunken.“ Er ging in seinen Schrank und holte die...Dose? Sie waren doch in einer Schüssel gewesen. Er bemerkte meinen verwirrten Blick. „Ich habe sie umfüllen lassen und sie in meinem Schrank versteckt. Aber...die Mädchen...ALLE davon brauchen sie nun dringender.“, sagte er und öffnete die Dose. Er fischte zwei davon hinaus und übergab den Rest Thea, die sie verteilte. Mir schob er die zwei, die er hinaus genommen hatte, in den Mund und ich grummelte. Sollten nicht nur die MÄDCHEN welche bekommen? Warum hatte ICH denn jetzt zwei davon im Mund? Leise flüsterte er mir ins Ohr. „In unserer Ehe bin ICH der Mann...“ Das nun wieder. Ich verdrehte die Augen, genoss aber die Süße in meinem Mund. „Von wegen... Kühlschrank. Ich bin ein Kerl...ein KERL.“, motzte ich ihn an.

 

„Natürlich.“

 

Grrr...dieser.... Ich ging nicht weiter auf diese Provokation ein, sondern zog ihn zu mir ins Bett. Als auch er darin saß, kuschelte ich mich an ihn, während er seine Hand zärtlich durch mein Haar fahren ließ. Oh das fühlte sich schön an. Ich brummte und er fing an, leise zu lachen. „Ein Hündchen, dass brummte, wie ein Bär.“ Ich knurrte und meinte, das ER ja wohl hier, der Bär war...ich meinte „das Eisbärchen“. Nun knurrte er wieder und erinnerte mich daran, dass er solche Kosenamen NICHT mochte. Ich konnte daraufhin nur laut loslachen.

Als ich mich beruhigt hatte, sah ich ihm in seine außergewöhnlichen Drachenaugen und grinste.

 

„Natürlich.“

 

Das brachte mir eine leichte Kopfnuss ein und ich wurde noch enger an ihn gedrückt. Oh...Irgendwie... Bildete ich mir das nur ein, oder wurde es wirklich wärmer hier drin? Meine Güte...was...Ups...meine Hand lag ja in seinem Schoß. Ach deswegen... hehe. Ähm ja. Wie war die den dahin gekommen? Lautes weinen jedoch ließ uns beide aufsehen und wir sahen uns zeitgleich wieder in die Augen. „Später, Joey!“ Ich nickte und wurde nervös. Zeit für ein Entgegenkommen von mir. „Ich werde mich später wiegen...ok?“, flüsterte ich ihm unsicher zu und zog meine Hand wieder zurück. Doch er wusste sofort, WAS ich damit gemeint hatte. Er lächelte mich an und nickte. „Braves Hündchen.“, flüsterte er zurück und küsste mich hinter meinem Ohr. Ich erzitterte dabei und bot ihm meinen Hals an, was er sich nicht zweimal sagen ließ. „Du hast ja immer noch ein bisschen Fieber. Aber keine Sorge...ich werde es dir weg küssen.“, raunte er mir ins Ohr. Ein kurzer Blick zu den anderen sagte mir, dass gerade NIEMAND auf uns achtete, weswegen der Großkotz, dieses weidlich nutzte und sich wieder an mir festsaugte und danach viele kleine Küsse darauf verteilte. Blitze fuhren mir in meinen Körper und ließen diesen prickeln. Ich unterdrückte, nur mühsam, ein Stöhnen.

 

Es dauerte noch eine halbe Stunde, ehe die Mädchen sich beruhigt und wir mit der Neckerei und unseren Zärtlichkeiten aufgehört hatten. Das hatte so gut getan. Anscheinend hatten auch seine Küsse Wunder gewirkt, denn ich schien kaum noch erhöhte Temperatur zu haben. Yoshi war hinzugekommen und hatte seinen Töchtern Kakao gebracht. Nun kuschelten sie sich an ihn und er sah stolz auf sie herab. „Jason mag seine guten Seiten haben...Aber er hat euch, meine schönen Töchter, nicht verdient. Er sieht euch nicht, wie ich es tue. Ich liebe euch und jede ist etwas ganz besonderes. Vielleicht solltet ihr doch nochmal, den anderen Verehrern eine Chance geben.“, sagte er und ich lächelte. SO musste ein Vater sein. Meiner war immer noch, wie ein Kind. WIE sollte er da jemals eine erwachsene Beziehung eingehen, wenn er in seinem Denken und Handeln, immer noch kindlich war? Ich seufzte und meinte zu den dreien, dass ich es ihnen gegönnt hätte und erklärte, warum mein Dad einfach nicht dazu fähig war. „Er ist einfach nie... erwachsen geworden. Sollte er es jemals schaffen...wäre es möglich. Aber so...und deswegen liegt es nicht an euch. Tut mir leid, Mädels. Euer Vater hat Recht. Wenn Dad so blind ist, nicht zu sehen, wie cool ihr seid, hat er Pech gehabt.“ Ich zuckte nur mit den Schultern und sah sie traurig an. Doch Maria begann schon wieder zu lächeln. „Danke Master Joseph. Das bedeutet uns viel.“ Ich überlegte. Wenn Dad es tatsächlich schaffen würde erwachsen zu werden...welche der drei würde er nehmen? Könnte er sich überhaupt entscheiden? Und...wäre dann eine von ihnen meine Stiefmutter?

 

„Seto?“

Serenity hatte ihn angesprochen und mein Mann sah sie, mit einer hochgezogenen Augenbraue, an. „Ich müsste morgen noch etwas besorgen, für ein Schulprojekt. Kann ich das mit Joey und Roland zusammen machen? Natürlich erst, wenn die Schule bereits angefangen hat. Wir wären in einer Stunde wieder zurück.“ Er nickte und scheuchte die Meute hinaus. Sehnsüchtig sah ich Tristan und Serenity hinterher, die ihre Hände miteinander verflochten hatten und wirkten, als wären sie bereits Jahre zusammen. Ihre Beziehung war fester geworden. In dieser Hinsicht, wären rote Rosen angebracht... Ich schluckte und versuchte, an was anderes zu denken, als an dieses Desaster – Date. Hätte ich nicht diesen Aussetzer gehabt...hätten wir ein romantisches Dinner haben können und danach eine heiße Nummer geschoben. Aber...wäre er denn auf die Idee gekommen, mit dem romantischen Essen, wenn ich NICHT diesen Aussetzer gehabt hätte? Zu viele Fragen schwirrten mir im Kopf herum...und ich hatte zu wenig Antworten. Ich seufzte und zuckte zurück, als ich merkte, wie der Gefrierschrank mich schon wieder beobachtete, jede kleine Regung in meinem Gesicht studierte und analysierte. „Was ist? Hab ich was im Gesicht, oder warum starrst du mich andauernd an?“, fuhr ich ihn harsch an. Doch alles was ich an Reaktion aus ihm herauskitzeln konnte, war wieder mal eine hochgezogene Augenbraue. Wenn er das ZU oft machte, erzielte es doch nicht mehr, ein und dieselbe Wirkung. Ich wandte mich ab und ging ebenfalls aus seinem Zimmer. Mir knurrte der Magen. Ich wusste gar nicht, ob und wenn, wie viel ich gegessen hatte, in den letzten Tagen. Ich wollte Seto...ich wollte ihn richtig. Drei Mahlzeiten waren zu wenig. Ich brauchte mehr, um wieder zuzunehmen. Ah...die Waage. Schnell drehte ich mich wieder um und hatte auf einmal eine Brust vor mir. „Joey...du denkst schon wieder zu viel.“ Ich schnaubte. „Ich hatte nur vergessen, mich zu wiegen. Ich...ich mach das schnell.“, sagte ich und beeilte mich, von ihm weg zu kommen. Sein Duft hatte mich wieder eingehüllt und fast hätte ich ihm die Kleider vom Leib gerissen. In seinem Bad angekommen, atmete ich ein paar mal tief ein und aus und versuchte das Zittern meines Körpers unter Kontrolle zu bringen. Nur noch eine Woche...und er könnte dieses Produktionskissen abmachen. Ich musste nur durchhalten.... irgendwie.

Ich stellte mich auf seine Waage und schloss die Augen. Nochmal atmete ich tief ein und aus, spürte seinen heißen Atem in meinem Nacken und einen zarten Kuss darauf, ehe er mir verkündete, dass ich nahe dran war, wieder zu meiner alten Form zu kommen. „Du hast schon vier Kilo mehr. Mach weiter so, Hündchen.“ Ich fing an zu lächeln und lehnte mich vorsichtig mit dem Rücken an seine Brust, sah zu ihm rauf und küsste ihn zart. So wie Serenity es vorhin auch bei Tris gemacht hatte. Mein Bauch flatterte dabei gewaltig, als er anfing ihn genauso zu erwidern. Aber erneut wurden wir unterbrochen. Ein lautes Knurren meines Magens störte die Stimmung. Während ich genervt jammerte, lachte mein Drachengatte laut los.

„Hm...dann wollen wir das hungrige Hündchen mal füttern, nicht wahr?“ Ich schob schmollend meine Unterlippe vor und ließ mich nach draußen und auf den Korridor dirigieren. Er sah mich von der Seite kühl an und ich fragte ihn, was jetzt schon wieder wäre. „Wie fühlst du dich, dass Hina wieder in die Schule geht?“ Ich schluckte und stotterte, dass ich Angst hatte. Er stoppte mich, nahm mich in den Arm und meinte, dass er mich beschützen würde. „Sie wird dir nichts mehr tun. Sobald die Klage ihres Vaters abgeschmettert ist, kommt sie in die geschlossene Abteilung der Psychiatrie. Bleibt nur noch deine Mutter... aber das schaffen wir auch noch.“ Ich nickte und schmiegte mich enger an ihn.

 

 

Setos Sicht:

 

Ich streichelte meinem Mann nochmal seine Wange und nahm ihn dann bei der Hand. Mir war ganz anders geworden, als er seine Schwester und Taylor so....SO angesehen hatte. Wieder einmal hätte ich einiges dafür getan, in seinen Kopf schauen zu können. Leider war dies mir nicht möglich. Ich vermutete aber, dass er sich genauso etwas wünschte, was die beiden hatten... Aber es waren eben nur Vermutungen.

Es war angenehm, wenn er mal keinen Aussetzer hatte. Ich hoffte Dr. Han würde Recht behalten, mit ihrer Annahme, dass unsere Ehe besser werden würde, wenn er alles verarbeitet hatte. Nicht mehr lange...dann musste ich etwas tun, was meine Ehe aber eher gefährden würde. Wenn er mir dies nicht verzeihen würde...dann wäre ich echt im... im Arsch. Im wahrsten Sinne des Wortes. Allerdings meinte Dr. Han, wäre es die einzige Möglichkeit gewesen, gegen seine Mutter vorzugehen. So. Genug der destruktiven Gedanken.

Wir hatten die Küche erreicht, wo schon alle herum standen und sich wunderten, die Augen weit aufgerissen, vor Schreck. „Was ist los?“, fragte ich, nun reichlich verstört. Joey neben mir stöhnte verzweifelt auf und dann sah ich es auch. Jason... konnte immer noch nicht kochen, hatte es aber wohl versucht gehabt. „Was sollte das werden, Schwiegervater?“, fragte ich ihn leise. Er sah mich bedrückt an und meinte, er wollte uns was schönes kochen, als Entschuldigung, dass er immer so.... Er wusste keine Worte dafür, aber wir verstanden ihn trotzdem. Joey ging zu ihm und umarmte seinen alten Herrn tröstend. „Schon gut, Dad. Setz dich einfach hin, ich mache erstmal sauber und dann koche ich uns was schönes.“ Doch ich hielt ihn auf und schüttelte den Kopf. „Pizza! Sofort! Und danach darf dein Vater hier, unter deiner Anleitung, aufräumen und putzen.“, befahl ich und kaum hatte ich zu Ende gesprochen, war Mokuba schon am Telefon und orderte bestimmt zehn Familienpizzen...mit Käserand. Joeys Augen fingen an zu strahlen, als er das Wort, Käserand hörte und brachte mich dabei zum lächeln. In diesen Momenten sah er noch hübscher aus. Dann sah er zu seinem Vater und fing an, ihm Anweisungen zu geben. Jason tat alles, ohne zu meckern und dreißig Minuten später, war er fertig, die Küche sauber und die Pizza bereits von Yoshi entgegengenommen. Wir verzogen uns ins Esszimmer und setzten uns an den Tisch. Die Runde wirkte fröhlich und während Joey genüsslich und vor allem glücklich, seine Pizza verspeiste, beobachtete ich ihn wieder genau. Das Fieber schien abgeklungen zu sein, trotzdem wollte ich es noch etwas beobachten.

 

Meine Gedanken aber, wanderten wieder zu den Paketen, die in letzter Zeit angekommen waren. Wenigstens ging die Planung mit der Liebesschaukel voran. Dafür musste ich aber noch ein bisschen Zeit einplanen. Die nächste Woche wäre er zu Hause, was bedeutete, dass ich kaum mit den Umbauarbeiten voran kommen würde. Für höchste sexuelle Freuden, wollte ich es zu einem wahren Liebesnest umfunktionieren. Ich freute mich schon darauf, es mit ihm einzuweihen. Dafür konnte er gerne noch eine weitere Woche zu Hause bleiben...

 

 

Joeys Sicht:

 

Diese Pizza war ein Traum. Ich seufzte glücklich auf und drehte meinen Kopf in Richtung, meines Mannes und stockte. Seine Wangen waren gerötet und seine Augen strahlten hell und blau. In ihnen war eine unglaubliche Vorfreude zu sehen. Er...er sah sooo schön aus. Und atemberaubend...hinreißend...himmlisch... perfekt. Ich seufzte. Ob er auch daran dachte, wieder den schalldichten Raum zu benutzen? Was es auch genau war...man konnte sehen, dass er an Sex dachte. Ich biss erneut herzhaft in meine Pizza. In ein paar Tagen, hatte ich wieder mein altes Gewicht, er kein Produktionskissen mehr und dann konnte er sich warm anziehen. Unsere ehelichen Pflichten mussten unbedingt wieder erfüllt werden. Ging ja gar nicht.

 

Wir waren noch ein paar Stunden zusammen gesessen. Mein Dad hatte sich bei den Dienstmädchen entschuldigt gehabt, dass er sie ignoriert hatte. Sie hatten ihm, voller Verständnis, verziehen...

Wir sahen uns noch einen spannenden Actionfilm an, bevor wir die anderen verabschiedeten und verzogen uns dann in sein Zimmer. Man war ich müde. Nachdem wir uns die Zähne geputzt und umgezogen hatten, legten wir uns ins Bett. Schnell kuschelte ich mich, an seine herrliche, nackte Brust uns sog tief seinen Geruch ein.

 

 

 

 

Was...was war passiert? War ich eingeschlafen? Oh nein. Seto war schon aufgestanden. Wie spät...? WAS? Schon nach zehn? Ich stolperte aus dem Bett, flitzte in seinen Schrank, durch meinen, schnappte mir frische Klamotten und lief ins Bad.

Ich duschte in Rekordzeit und kaum war ich angezogen und wieder aus dem Bad draußen, wartete in meinem Zimmer schon meine Schwester auf mich. „Guten Morgen, großer Bruder. Möchtest du noch was essen, bevor wir die Besorgungen machen?“, fragte sie, mit ein wenig Ungeduld in ihrer Stimme. Ich hatte gestern schon ein mulmiges Gefühl gehabt, wegen dieser Sache. „Wäre es nicht besser, wenn Roland es alleine besorgen würde? Was hast du vor? Irgendwas hast du uns doch noch verheimlicht.“ Sie senkte den Kopf und meinte, sie wollte nochmal mit Tristans Eltern sprechen und dies könnte Roland nicht für sie erledigen. Ich nickte. Das verstand ich gut. „Ich bin ja auch noch bei dir. Wenn wir mit seinen Eltern geredet haben, werden sie dich schon akzeptieren. Das werden sie müssen, denn Tris steht zu hundert Prozent hinter dir....und ich auch.“ Serenity weitete ihre Augen. „Soll das heißen...du gibst uns deinen Segen?“ Ich nickte abermals und seufzte auf. „Meine kleine Schwester ist nicht mehr klein...sondern eine wunderschöne junge Frau, die ihre erste Liebe erlebt. Ich freue mich für euch zwei.“ Das brachte sie zum strahlen. Sie breitete ihre Arme aus und umarmte mich stürmisch. „Danke, Joey. Du bist der Beste!“ „Ich weiß.“ Lachend verließen wir das Zimmer und steuerten die Küche an.

 

Nach einem guten Frühstück gingen wir zu Roland, der bereits auf uns wartete.

„Seto hat nochmal darüber nachgedacht. Er hat kein gutes...“ „Aber Roland. Ich muss das tun...bitte!“, unterbrach sie ihn und weihte ihn flüsternd in ihrem Plan ein. „Bitte Roland. Ohne dich schaffen wir das nicht.“ Er seufzte kellertief und nickte. „Aber dann schnell. Ich gebe ihm trotzdem Bescheid.“, sagte er und schrieb ihm eine WhatsApp. Er wartete kurz die Antwort vom Tiefkühler ab und seufzte erneut. „Wir haben zwanzig Minuten. Sind wir nicht wieder da, wird es Ärger geben.“ „Dann los.“

 

Schnell waren wir in der Stadt und besorgten für Serenity, was sie brauchte und fuhren anschließend zu Tristan nach Hause. Wir mussten nur seine Mutter überzeugen. Wenn das geschafft wäre, brauchten wir uns nicht mehr zu sorgen. Immerhin hatte sie sehr viel Überzeugungskraft. Schnell huschten wir den kurzen Weg zur Türe und klingelten. Während wir warteten, wurde ich nervös. Ich spürte...etwas. Dann öffnete sich die Türe und eine kleine Frau mittleren Alterns, mit halblangen, braunen Haaren und ebenso braunen Augen erschien vor uns. „Was kann ich... Serenity... oh Joseph. Was...“ Sie wandte den Blick von mir angeekelt ab. „Was kann ich für dich tun, Serenity?“ Meine kleine Schwester straffte sich. „Ich möchte mit Ihnen reden. Ich weiß, dass sie es nicht gut heißen, dass ich Schwule mag. Aber es macht mich dadurch nicht zu einer Absonderlichkeit. Sie sollten wissen...ich liebe Tristan über alles. Ich würde alles für ihn tun.“ Tristans Mutter unterbrach sie. „Auch diese... Absonderlichkeit ablegen?“ Serenity nickte. „Auch das. Ich werde mich bessern, dass verspreche ich Ihnen. Nur bitte. Akzeptieren Sie mich an der Seite Ihres Sohnes. Er ist mir sehr wichtig.“ Die Frau nickte, sah dann aber wieder mich an. „Solange wir nicht...mit IHM verkehren müssen, ist es dir gestattet, mit Tristan zusammen zu sein.“ Serenity wirkte dankbar...ich war einfach nur stinksauer. Wie konnte sie es wagen? Meine Schwester zu erpressen und nicht zu akzeptieren, wie sie eben war. Und auch noch diese Feindseligkeit mir gegenüber... Doch ich schluckte meine Wut so gut es ging hinunter und wünschte dieser Frau, noch einen schönen Tag. Serenity bedankte sich und verbeugte sich tief. Ich schnappte mir ihren Arm und zog sie zur Limousine. „Was sollte das, Serenity? Sie hat dich zu nehmen, wie du bist. Du solltest dich nicht verbiegen müssen.“, schimpfte ich zornig. Sie senkte den Kopf und meinte, dass es manchmal klüger wäre, vor manchen NICHT zu zeigen, wie man wirklich war. „Ich habe nur diplomatisch gehandelt. Ich will mit Tristan zusammen sein, ohne das es Streit gibt. Natürlich bin ich immer noch ein Yaoi Fan, aber eben ab jetzt im Verborgenen.“ Ich wusste gar nicht, dass sie SO klug war. Ich lächelte sie an und öffnete die Türe, der Limousine. Doch bevor meine Schwester einsteigen konnte, wurde sie am Arm gepackt und nach hinten gezerrt. Serenity schrie auf, vor Schmerz und ich...Ich konnte mich nicht rühren.

„So sieht man sich wieder... Joseph. Und wen haben wir denn hier? Hallo Serenity, meine schöne Tochter...Ich WUSSTE, dass dieser Kaiba dich vor mir versteckt hatte.“

Zum Glück hatte Roland bemerkt, dass wir immer noch nicht eingestiegen waren, denn ich war, wie festgefroren. „Lassen Sie sie los, Mrs. Wheeler.“, rief Roland und drückte auf sein Handy. „Ich habe das Notsignal aktiviert. Bald wimmelt es hier von Polizisten. Gehen Sie von Serenity weg.“ Mutter zischte ihm zu, dass sie gegen meinen Mann klagen würde. „Ich bekomme das Sorgerecht wieder und DANN wirst du sehen, was es heißt, von mir gehasst zu werden, meine Tochter. Dein Bruder weiß es ja schon....HAHAHAHAHAHAHAHAHAHA.“ Ich fing an zu zittern vor Furcht. Nein....NEIN. Nicht sie...nicht meine kleine Schwester. Oh warum waren wir hier und nicht zu Hause, bei meinem Eiskübel? Ein Pfiff unterbrach meine Horrorgedanken.

„Ich an Ihrer Stelle, würde aufhören, solche Drohungen auszusprechen.“, meinte der junge Mann, mit den schulterlangen, roten Haaren. „Verschwinden Sie.“, meinte Ryan laut. Mutter lachte höhnisch, sah mich hasserfüllt an, was mich ängstlich zusammen zucken ließ und ging tatsächlich davon. Ich schluckte und versuchte mich zusammen zu reißen. Nicht hier. Ich brauchte jetzt keinen Aussetzer. Nicht jetzt. Keine Panik, Joey...du schaffst das. Einfach nichts anmerken lassen. Ich drehte mich zu Ryan um, der sich... in Pose geworfen hatte und seine.... Muskeln spielen ließ.

„Danke Ryan.“, sagte ich höflich, aber distanziert. Er nickte mir, zuckersüß lächelnd zu. „Du weißt, ich bin IMMER in deiner Nähe, Honey. Ich werde dich beschützen... und deine Schwester auch. Ich bin der strahlende Held, der dein Mann NIE sein kann. Bitte überlege dir das mit uns nochmal. Wir würden so gut zusammen passen.“ Ich winkte ab und dirigierte Serenity schnell in das Auto. Ich atmete erleichtert auf, als Roland anfuhr und in einem halsbrecherischem Tempo, zurück zur Villa fuhr. Ich war froh, dass wir überhaupt ankamen, denn Roland hatte einfach drei rote Ampeln ignoriert und war einfach weiter gefahren. Serenity war leicht grün im Gesicht, wirkte ebenso erleichtert, wie ich auch.

 

Dort, am Eingangstor, wartete schon ein vor Wut schnaubender Frostdrache. „Was habt ihr beide euch dabei gedacht?“, fuhr er uns zornig an. Meine Schwester und ich zuckten zusammen und gingen ein paar Schritte rückwärts. Wir hatten beide den Kopf gesenkt und warteten auf unsere unvermeidliche Strafe. Doch mein Mann schwieg und ich wagte daraufhin, einen Blick auf ihn. Er blickte mir, mit seinen eisigen Augen, direkt in meine. Er erkannte wohl den Aussetzer und unser beider Furcht vor Mutter, die uns noch tief in den Knochen steckte. Dann kam er auf uns zu, umarmte uns BEIDE und meinte, wir sollten gefälligst aufhören, seine Nerven derart zu strapazieren. „Joey... ich erwarte, dass du jetzt Vanillekipferl bäckst. Das brauchen wir jetzt wohl alle.“, meinte er. Er hörte sich resigniert an. Ich nickte dankbar, dass wir wohl keine Strafe erwarten mussten und verzog mich, in die Küche. Serenity folgte mir und half, die Leckereien zu backen.

 

 

 

Setos Sicht:

 

Diese... WIE konnte sie es wagen, Serenity und Joey, am helllichten Tag zu überfallen? Das Maß war voll. Ich musste was tun... Aber was? Was sollte ich nur tun? Ich ging schnellen Schrittes nach oben, in mein Arbeitszimmer. Zum Glück hatte Roland mich angerufen und mich mithören lassen. Diese dämliche Pute hatte doch tatsächlich geglaubt, er hätte die Polizei, mit einem Notsignal gerufen...Aber keine schlechte Idee... Nun zurück, zu meinem Vorhaben. Vielleicht könnte ich ein paar meiner Kontakte durchsehen. Bestimmt konnte ich damit etwas erreichen. Ich ging an meinen Schreibtisch und setzte mich.

Die ersten Einträge in meinen Kontakten, waren mir keinerlei Hilfe. Was sollte ich damit anfangen? Doch als ich weiter blätterte, hätte ich fast einen übersehen.

Ich hatte schon lange nichts mehr mit ihm zu tun gehabt. Wir waren uns begegnet, in der Zeit, als Gozaburo noch seine Kriegsmaschinerie betrieben hatte. Er war damals gerade Anfang zwanzig gewesen, beim Militär und hatte schon viel erlebt, für sein junges Alter. Nun müsste er ungefähr Mitte Zwanzig sein. Das erste Mal, als ich ihn kennen gelernt hatte, hatte uns Gozaburo nach Amerika geschleppt. Er war der Sohn eines Geschäftspartners und wir zu seiner Hochzeit eingeladen gewesen. Was war ich überrascht gewesen, als ich gemerkt hatte, dass er keine Frau, sondern einen Mann heiraten würde. Der Moment, als er seinen Mann geküsst hatte....In dem Moment, wurde mir klar, dass ich mir nie etwas aus Frauen machen würde. Ich starrte auf den Namen und der Nummer darunter. Es war einen Versuch wert. Ich wählte die Nummer und musste vielleicht ein paar Sekunden warten, ehe er abnahm.

„Es gibt nur einen einzigen Menschen, der diese Nummer besitzt und ich muss schon sagen...du hast dich lange nicht mehr gemeldet.“, sagte er, ohne Begrüßung.

„Dir auch einen guten Tag....Blade.“ Er lachte leise.

„Was verschafft mir die Ehre deines Anrufes?“, fragte er neugierig. Er musste schon eine gewisse Ahnung haben, sonst wäre er in seinen Fragen desinteressierter.

„Was machst du so im Moment?“

„Was denn? Willst du mir nicht gleich sagen, was du brauchst? Aber gut...ich will mal nicht so sein. Vor drei Jahren habe ich die US Navy verlassen und bin nun freischaffender Journalist. Was du tust, brauche ich gar nicht zu fragen. Einen hübschen Mann hast du da übrigens an deiner Seite. Glückwunsch? Oder ist einiges, was neuerdings so in der Zeitung zu lesen war, doch näher an der Wahrheit, als du uns alle glauben lassen willst?“

Ich sagte erst einmal nichts darauf. Ich wusste, dass er versuchte etwas aus mir raus zu bekommen. Journalist? Freischaffend? Hm...

„Also bist du im Moment in Japan?“

„Bingo! Und das schon, seit deinem Auftritt in der ersten Pressekonferenz. Ich habe dich immer im Auge, Kaiba!“

Ich schnaubte. War ja klar. Er hatte also schon seit längerem die Witterung aufgenommen.

„Gut. Hör zu...ich habe einige Probleme im Moment. Ich...“ Ich brach ab und überlegte. Wie sollte ich es ihm sagen? Oder besser, um Hilfe fragen, ohne gleich alles offen zu legen. Obwohl...Sorgen musste ich mir keine machen. Blade war immer schon direkt und ehrlich gewesen. Er wäre der einzige, bei dem ich sicher sein konnte, dass er nicht gegen mich arbeitete. Warum hätte er sonst die Marine verlassen sollen? Er mochte es, vor allem reiche Arschlöcher öffentlich zu blamieren und denen Gerechtigkeit zu geben, die es sich nicht leisten konnten. Außerdem war er ähnlich Multi talentiert, wie Ivan...Ich grinste.

„Kommt da heute noch was, was ich nicht weiß?“ Ich verzog mein Gesicht und machte ein abfälliges Geräusch und fragte ihn, ob ich ihn um einen Gefallen bitten könnte.

„Einen Gefallen? Das der große Seto Kaiba, MICH um Hilfe bitten muss...dann muss es ja wirklich schlimm sein. Obwohl ich mich frage, warum du dich nicht schon früher bei mir gemeldet hast.“ Ja ja....das in der Wunde herum stochern, hatte er drauf.

„Du hast sicher das Interview gesehen, was ich jede halbe Stunde habe senden lassen?“ Er stimmte zu und ich erzählte ihm von dem Gruseltrio. Das was Haruka meinem Mann angetan hatte, erwähnte ich erst mal nicht. Blade war klug genug, zu wissen, wie solche Menschen gestrickt waren. Ich erzählte von Hina, dessen Vater, der mein ehemaliger Anwalt war und hob nochmal besonders Joeys Mutter hervor. Ich erzählte ihm von den Klagen und das bald der Gerichtstermin sein würde.

„Vorhin hat mein Schwiegermonster auch noch versucht, ihre Tochter, gewaltsam zu entführen. Ich habe ihr das Sorgerecht für Serenity abgenommen und DAS hat sie nicht gut aufgefasst. Das australische Model, der meinen Mann für sich haben will, hat sie davon abgehalten. Er arbeitet für den Cousin meines Mannes. Und...“

„Warte mal Kaiba....Eine Entführung? In der Öffentlichkeit? Hat die Frau kurzes, lockiges Haar? Und das Mädchen lange, rotbraune? Da war auch noch ein blonder Junge bei ihr und ein Chauffeur.“

Ich stimmte dem zu und erklärte, dass der Chauffeur, mein Angestellter und bester Freund war und der blonde Junge, mein Mann. Blade verfiel in lautes Gelächter. Ich musste grinsen, denn wenn er SO reagierte, hatten wir schon so gut, wie gewonnen.

„Ich war zufällig in der Nähe, als es passiert ist. Die Kamera lief irgendwie und hat alles aufgenommen... Und diesen Rothaarigen habe ich auch gesehen. Der war doch mal ein Stricher in Las Vegas...Ryan Redhead oder so ähnlich.“

Da taten sich ja Abgründe auf....ein ehemaliger Stricher.... zum Glück ließ Joey ihn nicht ran...und gut, dass ich mich immer noch auf meine Intuition verlassen konnte. Ich wusste, es war gut, Joeys Schuluniform verbrennen zu lassen, die dieser...Stricher angefasst hatte. „Das könntest du ja vielleicht auch ganz dezent an die Öffentlichkeit bringen.“

Blade meinte, er tat, was er konnte und ich hörte pure Vorfreude aus seinen Worten. Mir kam eine Idee. „Blade. Ich würde dich gerne am Freitag, zum Abendessen, in meine Villa einladen. Ich möchte, dass du meinen Mann kennen lernst. Ich denke, es wird Zeit, unsere Freundschaft wieder aufleben zu lassen.“ Zuerst war es still an der anderen Leitung. Dann lachte er wieder leise, als ob er es nicht fassen konnte.

„Sehr gerne komme ich deiner Einladung nach. Wann soll ich da sein?“ „Sagen wir um acht? Mein Mann wird uns was schönes kochen.“ Nun lachte er wieder lauter. „Was denn? Sag bloß, du lässt deine Angestellten nicht mehr für dich kochen. Dein Mann muss ran?“ Ich schnaubte. „Lass das, Blade. Joey kocht fantastisch und NIEMAND könnte es besser.“, fauchte ich ihn an. „Schon gut, Kaiba. Ich freue mich, darauf. Bis Freitag persönlich und zwischendrin werde ich dir noch telefonisch Informationen zukommen lassen.“ Ich stimmte dem zu und gab ihm auch noch meine E-Mail Adresse. Wir verabschiedeten uns und legten auf. So. Das wäre geschafft. Nun würde Haruka erleben, was es hieß, sich in meine Angelegenheiten einmischen zu müssen.

 

 

Tbc....

Der Zusammenbruch

 

 

Eine Stunde später saßen wir am Tisch und aßen die Vanillekipferl. Serenity trank Kakao und mein Mann und ich Kaffee. „Alles in Ordnung, Geldsack?“ Er nickte und schwieg weiterhin... hm. Was hatte er denn auf einmal? Wir beendeten unser Zusammensein, als alle Kipferl aufgegessen waren. „Ich muss noch ein bisschen arbeiten.“, meinte der Eisschrank und ging die Treppe nach oben. Ich sah meine Schwester an. „Verstehst du das?“ Sie schüttelte den Kopf und schlug vor, ein bisschen in den Garten zu gehen. Ich stimmte dem zu.

 

Am Nachmittag, als Serenity und ich immer noch draußen, aber nun im Pool waren und uns entspannten, kamen unsere Freunde in den Garten. Yugi hatte einen großen Stapel in der Hand und ich befürchtete, dass es Hausaufgaben waren. Ich hievte mich aus dem Wasser und ging ihnen entgegen. Mein Körper hatte schon soweit wieder zugelegt, dass man keine Rippen mehr sehen konnte, weswegen mir es nichts mehr ausmachte, mich oben ohne zu zeigen. „Hey, Leute... Hausaufgaben?“ Sie nickten und seufzten. Wir setzten uns und ich beobachtete Tristan, der meine Schwester anstarrte, aber sie nicht mal begrüßt hatte. Ich knuffte ihn mit meinem Ellenbogen in die Rippen. „Na los... geh schon zu ihr. Sie muss dir eh noch was wichtiges sagen.“, flüsterte ich ihm zu. Alarmiert sah er mich an und stürzte zu ihr. Er setzte sich an den Rand und sie schwamm zu ihm. Sie redeten und dann weitete Tris seine Augen und schimpfte, wohl über seine Eltern. Serenity stoppte ihn, in dem sie ihn küsste und mit in den Pool zog. Prustend kam er wieder hoch und funkelte sie wild an. Meine Schwester lachte und schwamm vor ihm davon. Er jagte ihr hinterher und tauchte sie unter. Als sie wieder auftauchten, küssten sie sich wieder. Ach war das schön...junge Liebe... Ich nahm mir vor, genau sowas auch mal mit Seto zu machen... im Pool...oh. DAS wäre auch mal heiß. Serenity sprach wieder mit Tristan und zeigte auf mich... Hä? Er... hatte auf einmal Tränen in den Augen. Oh...er wurde sicher über den Umstand informiert, dass ich ihnen meinen Segen gegeben hatte und froh war, dass beide glücklich waren. Ich widmete meine Aufmerksamkeit wieder den anderen und sah, wie Duke ihnen zusah, ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter. Ich räusperte mich. „Los Leute. Dann wollen wir mal mit dem Berg an Arbeit beginnen.

 

 

 

So ging es die nächsten zwei Tage auch. Wir schliefen aus, aßen, tranken, machten Hausaufgaben und lernten. Seto arbeitete, ging zu Dr. Han und musste zwischendrin nochmal ins Krankenhaus. Er verkündete uns stolz, dass er Wunderknochen hätte. Er meinte damit, dass das Schlüsselbein soweit wieder verheilt war und auch die Spinatsehne war gut ausgeheilt, jedoch sollte er noch sehr vorsichtig damit sein und sich nicht gleich übernehmen. Es kamen noch ein paar Pakete an, doch der Kühlschrank hütete sein Geheimnis, wie einen wertvollen Schatz. Dann war es soweit. Es war zwar erst Mittwoch, aber immerhin kam heute sein Produktionskissen endlich weg und auch diese Motorbewegungsschiene wurde abgeholt. Ich beobachtete die Physiotherapeutin, die ihm vorsichtig half. Sie schien ein richtiger Sonnenschein zu sein und lächelte unentwegt. Seto war davon genervt, aber ich fand es schön. Sie blieb nicht lang, nur noch auf einen Kaffee. Dann verabschiedete sie sich von uns und meinte, er sollte doch bitte vorsichtig sein. Mein Mann nickte brav und schloss seufzend die Tür. „Endlich ist dieses Abduktionskissen ab.“ Skeptisch betrachtete ich ihn. „Tut noch was weh?“ Er nickte. „Das ist anscheinend aber normal. Es kann bis zu einem halben Jahr dauern, bis man wieder komplett schmerzfrei ist.“ Ich schluckte. So ohne dieses Produktionskissen, sah er ganz anders aus. Nicht mehr so hilfebedürftig. Er war wieder da, der eisige Eisdrache. Stolz, stark und unbezwingbar. Leider sah er immer noch etwas traurig aus. Warum nur?

Er seufzte erneut und bat mich, ihm zu helfen. „Wobei, Eisklotz?“, fragte ich gespannt. „Ich möchte ein bisschen in den Pool. Nicht richtig schwimmen, nur einfach das Wasser genießen.“ Ich nickte und begleitete ihn nach oben, wo ich ihm half, beim ausziehen. Meine Güte...sogar seine Badehose hatte einen weißen Drachen darauf....der....ein kleines Hündchen befehligte...Ich ignorierte dies und zog mir meine Badehose an. Er starrte dabei auf meinen Hintern und ich konnte mir ein kleines Wackeln damit, nicht verkneifen und hörte ihn, nah an meinem Ohr flüstern. „Das du dich DAS traust... OBWOHL ich genau hinter dir stehe...“, meinte er und streichelte mir sanft darüber. „Los, Kühltruhe, du wolltest doch baden gehen.“, sagte ich ausweichend. „Willst du nicht?“ Ich sagte ihm, dass es nicht darum ging. Aber Serenity war hier und ich vermutete sie auf dem Korridor.... außerdem wusste ich nicht, ob ich es schon konnte. Auch wenn ich wieder zugenommen hatte... Mein Drachengatte hob eine Augenbraue, schlich leise zur Türe und öffnete sie schnell. Doch es war nur Luigiana, die erschrak, uns eigentlich nur Bescheid sagen wollte, dass Jason angekommen war und fragte, ob er ins Meereszimmer durfte. Ich seufzte, erlaubte es ihm und zog meinen Mann, mit nach unten und dann raus, in den Garten. Langsam ließ er sich ins kühle Nass gleiten. Sein Mund verließ ein leises Seufzen und machte mir eine Gänsehaut. Immer wieder sah ich ihn verstohlen an, mir kam das Aktbild in den Sinn und ich wurde rot. Dann sah er mich auf einmal an und ich spürte meine Wangen richtig Feuer fangen. „Ich wüsste gerne, an was du gerade gedacht hast...“, meinte er, mit einem verführerischen Unterton. Ich stotterte und druckste herum, dann schwamm ich ihm davon und tauchte nach unten. Da blieb ich noch kurz, bis ich keine Luft mehr hatte und tauchte dann wieder auf. Meine Güte...genau jetzt, wenn ich es NICHT brauchen konnte, wurde ich wieder schüchtern. Er hatte sich nicht bewegt, war immer noch an der selben Stelle, sah mich aber seltsam an. Ich stotterte erneut, diesmal aber deutlicher verständlich. „Je..jetzt wo du....ke...kein Prod...Produktionskissen.... mehr...mehr trägst...“ Er hob wieder eine Augenbraue. „Ja? Wirke ich jetzt auf dich... wieder mächtig? Dominant? Ich bin wieder vollständig einsatzbereit...nun mit ein paar Einschränkungen vielleicht noch, aber...Ich könnte dir, sofort, wenn du willst, deine geheimsten Fantasien erfüllen... Hündchen.“ „Ge...geheimsten...Fantasien?“ Hatte ich sowas überhaupt? Ich schluckte, dachte irgendwie wieder an die Handbrause der Dusche und meinte, dass ich mich im Moment zu...überwältigt fühlte. Er nickte verständnisvoll. „Verstehe ich. Aber du wirst mir nicht auskommen, Joey. Du magst jetzt noch eingeschüchtert sein, aber...bald... BALD wirst du mich wieder anschreien, dass ich dich richtig hart durchnehmen soll. Ich werde bereit sein.“, sagte er grinsend. Hm... ich fühlte mich auf einmal seltsam erhitzt. So wie er mich ansah. Ich schluckte, als er mir näher kam. Ich wich weiter nach hinten aus, stieß an den Rand des Pools und hatte dann seine Lippen auf meinen. Er küsste mich langsam und genussvoll. Sein nackter, nasser Oberkörper fühlte sich wunderbar, an meinem an. Ich schlang meine Arme um seinen Nacken und erwiderte seine Zärtlichkeiten. Wir standen lange so da, bis er anfing, zu frieren und wir raus gingen. Eine Weile sonnten wir uns noch, gingen aber bald nach drinnen und verzogen uns ins Wohnzimmer. Ich legte mich auf die Couch und döste vor mich hin.

Zuerst kreisten meine Gedanken noch um meinen Mann, dann wanderten sie weiter zu Serenity und Tristan, den Dienstmädchen und anschließend, meinen Vater.

Ich fragte mich wirklich, warum Dad schon wieder hier abhing. „Was ist los?“, fragte mich mein Mann. Seto war in seinem Thron und las ein Buch, doch nun lag sein Blick kühl auf mir. Ich setzte mich auf und erzählte ihm meine Bedenken, doch er lachte nur. „Dein Vater hat keine Arbeit mehr und anscheinend findet er immer noch keine. Kein Wunder, dass er ständig hier ist. Gestern habe ich ihn erwischt, wie er ein paar seiner Sachen in sein Gästezimmer schmuggeln wollte.“ Ich staunte. Ja, dass Dad keine Arbeit mehr hatte, wussten wir alle. Aber das er sich hier häuslich einrichtete...Ich sah meinem winterlichen Eisklotz bittend an, der mich wiederum ansah, als ob ich ihm nun eröffnen würde, dass ich nun doch ein Mädchen wäre. „Was. Willst. Du?“, fragte er mich mit abweisendem Blick. Ich stand von der Couch auf und ging langsam zu ihm. „Ach Setoooo.“, meinte ich, setzte mich auf seinen Schoß und strich ihm zärtlich über seine Wange. Er legte seine Hand auf meine und entfernte sie aus seinem Gesicht.

 

„Nein.“

 

„Was denn?“ Die Kühltruhe legte sein Buch auf die Seite und frostete mich nieder. „Das kommt gar nicht in Frage. Dein Vater hat seine eigene Wohnung und die sollte er auch benutzen. Es wird Zeit, dass er erwachsen und selbstständig wird. Das kann er nicht, wenn wir ihn zu sehr verwöhnen.“ Das machte mich wütend. „Man Arschgeige....sei doch nicht so herzlos. Das ist mein Dad. Wir können ihn doch nicht im Stich lassen. Und die Villa ist doch riesig. Also hör bitte auf so störrisch zu sein, mit deiner Kratzbürstigkeit.“ Er verengte seine Augen und die Zimmertemperatur fiel rasch ab. Ich hoffte es würde jetzt nicht anfangen zu schneien. „Nein heißt nein.“ Trotzig erhob ich mich von seinem Schoß und ging wortlos aus dem Wohnzimmer. Was jetzt? Das letzte Mal, als ich SO sauer war...hatte ich... Ich grinste, rannte in sein Zimmer und fand dort Maria, die gerade sauber machte. Sie grüßte mich freundlich, stutzte aber, als sie mein Gesicht sah. „Master Joseph. Was ist passiert?“ Die Idee nahm Form an, erweiterte sich und ich erinnerte mich an etwas, was ich fast vergessen hatte und ich hoffte, Maria würde mir helfen. „Maria....hilfst du mir? Ich muss unbedingt Kleidung färben....Weißt du wie das geht?“ Sie nickte und meinte, sie würde dies für mich erledigen.

Ich strahlte sie an und holte den affigen Mantel aus dem Schrank meines Gatten. „Ich hätte ihn gerne schwarz und dann bitte in meinem Schrank.“ Sie sah mich ungläubig an, nickte jedoch und nahm zögerlich, dass ihr angebotene Kleidungsstück. „Oh warte. Ich hätte da noch eine Bitte.“ Ich huschte zurück in seinen Schrank, ging in meinen und fischte das dunkelblaue, seidige Hemd von Seto heraus, welches ich, vor einiger Zeit dort versteckt hatte. Ich übergab es ihr und meinte, sie sollte die Ärmel zur Hälfte abtrennen und auch die Länge des Hemdes sollte sie kürzen, damit es mir passte.

 

Sie fragte behutsam, ob es ratsam wäre, Master Kaiba derart erzürnen zu wollen. Ich nickte. „Ach was. Der braucht das. Sonst denkt er doch wirklich noch, er wäre der Mittelpunkt von allem.“ Maria verzog empört ihr Gesicht, sagte aber nichts, sondern nickte mir zu und erledigte, was ich ihr auftrug. Ach Moment. Ich sagte ihr, sie sollte durch den Schrank in mein Zimmer und von dort aus, raus auf den Flur gehen. Ich hatte das Gefühl, dass der wütende Ehedrache gleich kommen würde. Sie nickte abermals, die Lippen fest zusammen gepresst und ging. Gut. Das wäre geschafft. Was jetzt? Da öffnete sich erneut die Türe und ja, der Eiskübel stand vor mir und sah mich warnend an. „Was hast du angestellt?“, zischte er mir zu. Ich zuckte mit den Schultern und meinte, ich wüsste nicht, was er meinte. Er kam mir näher und griff sich mein Kinn. „Was. Hast. du. getan?“ Oh oh. Brenzlige Situation....Was sollte ich tun? Ablenken, ganz klar ablenken. „Nichts...ich hab dich nur jetzt da, wo ich dich haben wollte...“ Er hob eine Augenbraue. „In meinem Zimmer?“ Ich lächelte ihn, so süß es ging, an und meinte ich hätte ganz gerne eine „unschuldige Knutscherei“ gehabt. „Aber ok. Du willst anscheinend nicht. Schlechter Zeitpunkt? Na ja auch egal.“, sagte ich, ging aus seinem Zimmer und schloss die Türe hinter mir. Puh. Bis jetzt war er mir nicht nach gegangen. Hoffentlich blieb das so. Ich huschte schnell durch den Korridor und an der Treppe angekommen, holte mich der Frosty ein. Mein Handgelenk wurde gepackt und nach hinten gerissen. Ich stöhnte schmerzhaft auf und er ebenfalls. Tja, er sollte eben nicht übertreiben, nur weil dieses Produktionskissen, endlich ab war. Er drückte mich an die Wand und zischte mir in einem gefährlich kaltem Ton zu, dass ich den Diebstahl seines Mantels bereuen würde. Ich weitete meine Augen und fragte ihn, wie er darauf käme, dass ich ihn gestohlen hätte. „Willst du mich verarschen, Köter? Er ist nicht mehr da. Du hast ihn die letzten zwei mal auch schon entwendet. Wo ist er? Gib ihn mir...SOFORT!“ Ach...jetzt waren wir wieder beim Köter angelangt, oder was? Wie...gemein! Jetzt würde ich es ihm erst Recht nicht mehr sagen.

„Ich habe ihn nicht!“, sagte ich trotzig und verschränkte meine Arme. „Aber bitte....komm mit in mein Zimmer. Du kannst gerne meinen ganzen Schrank auseinander nehmen. Außer eines deiner Rollkragenshirts, wirst du kein weiteres Kleidungsstück von dir dort drin finden.“ „Und was, wenn ich fragen darf, hat eines meiner Rollkragenshirts bei dir verloren?“ Ich grinste ihn an. „Ach...eigentlich wollte ich, als ich den weißen Mantel genommen hatte, das Shirt dazu anziehen. Aber das konnte ich ja dann nicht mehr. Du kannst es wieder haben. Ist mir eh zu lang. So kann ich es nur als Nachthemd tragen.“ Für diese Frechheit schoss er mir Eisblitze entgegen und ich fröstelte. Er packte mich am Nacken und dirigierte mich zurück, direkt in mein Zimmer. Ich biss mir auf die Unterlippe, damit ich nicht anfing, laut zu lachen.

Er stampfte in meinen Schrank und wühlte zuerst alles durch, bis er anfing jedes einzelne Kleidungsstück, raus zu werfen. Er wütete in meinem Schrank wie ein Tornado und fand tatsächlich nur das eine Rollkragenshirt. Ich stand neben ihm, die Arme verschränkt und grinste. „Vielleicht hat ja Roland den Mantel und studiert eine fantastische Darkwing Duck Imitation ein. Ich bin der Schrecken, der die Nacht durch flattert...“, sagte ich und wedelte wie wild mit meinen Armen. Das bescherte mir nur noch einen weiteren, schneidend kalten Blick. Er kam wieder lauernd auf mich zu. „Wehe dir, wenn ich den Mantel morgen nicht wieder im Schrank habe. Du kannst sagen, was du willst. Diese Aktion trägt deine Handschrift.“ zischte er mir zu und ich winkte ab. „Ach was. Reg dich wieder ab. Meine Güte bist du empfindlich.“ Seine Augenbraue zuckte. „Empfindlich?“ Ich nickte und meinte, dass er jetzt meinen Schrank wieder aufräumen sollte. Dann drehte ich mich um und wäre fast an meinem Bad angekommen, um mich dort vor ihm einzuschließen, aber ich konnte nicht entkommen. Er hatte sich mein Handgelenk geschnappt und hielt es in einem stahlhartem Griff gefangen. „Was hast du jetzt vor? Ich kann deine Schuld und deine Angst förmlich riechen. Willst du dich vor mir verstecken?“ Ich zitterte ein wenig, ja. Seine Augen waren ein bisschen heller geworden und DAS war bekanntlich, jedenfalls im Moment, kein gutes Zeichen.

 

„Was ist denn hier los?“

 

„Geh wieder in dein Zimmer, Jason. Mummy und Daddy müssen miteinander reden....“

 

Ich sah ihn entrüstet an. Seit wann war ich „Mummy“? Doch Dad lenkte Setos Wut auf sich und meinte, dass er gefälligst nicht so laut sein sollte, wenn er „Mummy“ sprechen wollte. „Ts. Genau. Wie wäre es, wenn DU dir mal eine Beschäftigung der anderen Art suchen würdest, anstatt dich in unsere Ehe einzumischen.“ Dad hob eine Augenbraue und fragte, was er meinen würde. Er hätte ihn nicht ganz verstanden. Seto verdrehte die Augen.

„Dann will ich dich mal so fragen, dass auch du es verstehst...Warum suchst du dir denn nicht wieder eine Frau, Jason? Immerhin scheint es so, als ob du das mit Cecelia verarbeitet hättest.“ Er sah meinen Mann geschockt an. „Haha wirklich? Auf so eine Idee bin ich noch gar nicht gekommen.“ meinte er sarkastisch. Der Frosty fragte ihn, wieso er sich den keine suchen WOLLTE. Daraufhin machte Dad ein abfälliges Geräusch. „Ganz ehrlich, Seto? Die Frauen heutzutage, in meinem Alter, sind ganz nah an der biologischen Uhr gebaut. Die wollen alle jetzt Kinder bekommen. Mir reichen aber meine zwei.“ Jetzt machte Seto ein abfälliges Geräusch. „Meines Wissens, kann man mit den Damen sprechen...und für alles andere gibt es Kondome.“ Ich sah besorgt von einem zum anderen und versuchte beide zu beruhigen. Dieses Gefecht wurde langsam zu hitzig. „Jungs beruhigt euch doch wieder.“ Sie ignorierten mich.

 

„Du hast ja keine Ahnung, du alles in den Boden starrender, arroganter, überheblicher, schwuchtliger Provokant.“ Oookkk. Jetzt wurde es gefährlich. Seto hatte mein Handgelenk losgelassen und blitzte seinen Gegenüber gefährlich an. Doch weder mein Dad, noch mein Mann ließen sich von mir abhalten. Seto schob mich ärgerlich zur Seite und antwortete, wie mein Dad, im gleichen, provozierenden, sarkastischem Ton. „Was besseres fällt dir nicht ein, du arbeitsloser, kindischer, stinkend fauler, heulender....“ Ich unterbrach ihn in seiner Schimpftirade, denn Dads Gesicht wurde immer wutverzerrter. „Hey, Leute...können wir uns nicht einfach wieder vertragen?“ Doch der Eisdrache schubste mich wieder zur Seite und wollte weiter schimpfen, doch Dad unterbrach ihn. „Du hast Glück, Seto...das Joey dein Mann ist...sonst würde ich dir jetzt den Arsch aufreißen.“ Der Eisprinz blitzte ihn an. „Ach ja? Dann versuch es doch...alter Mann.“ Mit einem lauten Schrei stürzte sich mein Dad auf meinen Gatten. Der wich dem ersten Schlag elegant aus und schickte ihn mit einem gezielten Schlag auf den Rücken zu Boden. Dad rappelte sich schnell wieder auf, erwischte meinen Mann an der linken Schulter, der vor Schmerz zischend, die Luft tief einatmete. Das war fies gewesen. Ausgerechnet dort. „STOPP!“ schrie ich und stellte mich zwischen die beiden. Sie versuchten an mir vorbei zu kommen, doch ich passte sehr gut auf, dass sie sich nicht wieder schlagen konnten. Seto hatte gerade erst das Produktionskissen abbekommen und schon wollte er sich übernehmen. Der Gefrierschrank beschimpfte meinen Dad wüst, während der ihm den Mittelfinger zeigte...sehr erwachsen Jungs, wirklich. „Hört auf, alle beide. Meine Güte, Eisberg...kühl dich wieder runter und reiß dich zusammen.“ Mein Dad fing an, ihn auszulachen. „Und du, Dad....Du gehst sofort auf dein Gästezimmer. Das Abendessen fällt heute für dich aus.“ Mein Ehemann drehte meinem Dad den Rücken zu und meinte, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen war.

Daraufhin motzte mein alter Herr ihn nur weiter, ziemlich schlecht gelaunt, an. „Du hast keine Ahnung, wie fruchtbar ich bin. Mein Samen wirkt so stark, dass Frauen auch trotz eines Kondoms, schwanger werden können. Sonst wäre Joey heute nicht hier....Ich bleibe lieber alleine, als das ich mich wieder auf eine erneute Vaterschaft einlasse.“ Der Kühlschrank lachte nur überheblich. „Vielleicht solltest DU die Kondome kaufen und dich nicht auf die Frauen verlassen. Ich bin sicher, dass das Kondom schon ein paar Löcher hatte.“ Das brachte ihm einen entsetzten Blick meines Dads ein. „Was, das geht?“ Ich schlug mir die Hand vor die Stirn und sagte laut, wie froh ich war, keine solchen Probleme zu haben. Mein Mann stimmte mir zu. „Ja zum Glück wird Joey nicht schwanger. Kinder hätten mir gerade noch gefehlt.“

Ich sah ihn nur kurz von der Seite an und wandte mich dann ab. „Da das alles jetzt geklärt ist, mache ich mich auf in die Küche und bereite das Abendessen. Hast du einen speziellen Wunsch, Großkotz?“ Es war sehr still auf einmal und ich hatte das Gefühl, dass die beiden jetzt dachten, ich hätte wieder einen meiner Aussetzer. Hatte ich. Aber ich konnte mich zusammen reißen. „Hallo? Erde an Ehemann. Was willst du heute Abend essen?“, fragte ich verwirrt. Der sah mich wieder analysierend an und ich tat unschuldig. Dann sah ich Dad an und meinte erzürnt, was er hier noch zu suchen hatte. Er sollte längst auf seinem Zimmer sein. „Joey? Ist alles in Ordnung?“, fragte er mich. Ich erinnerte ihn erneut an meine Anweisung. „Es war mein ernst, als ich sagte, dass das Abendessen für dich ausfällt. Was denkst du was los sein könnte? Du schlägst meinen Ehemann und der schlägt dich. Diese Gewalt erinnert mich bloß an meine Kindheit, sonst nichts.“, sagte ich gespielt bekümmert. Mein Dad schluckte es aber und sah mich bestürzt an. „Tut mir leid, Joey....Seto...es tut mir leid, dass ich dich beleidigt und verletzt habe. Das kommt nicht mehr vor.“, sagte er ihm und Seto erwiderte die Entschuldigung. Dann ging Dad kommentarlos auf sein Zimmer und ich fragte den Drachen erneut, was er essen wollte. „Wie ich schon so oft sagte, Joey....du bist ein schlechter Lügner.“ Ich schluckte und sah ihn dann mit großen Augen an. „Was meinst du?“ Er nahm mich in den Arm, was sich, ohne dieses Produktionskissen, total gut anfühlte und fragte, wieso ich so gereizt reagierte, wenn er sagte, dass Kinder ihm gerade noch gefehlt hätten. Ich musste eine Ausrede finden, die logisch war. „Weißt du...mein Dad ist auch noch wie ein Kind. Ich weiß das er erwachsen werden muss, aber als du vorhin sagtest, dass er hier nicht wohnen kann...“ Er nahm mein Kinn in die Hand und meinte, dass das eine, nichts mit meinem Aussetzer, von gerade eben gemeinsam hatte.

Grrr. Ich musste ihn wohl extrem ablenken. Da half nur eines. „Ich weiß wo dein lilaner Mantel ist, aber ich sage es dir nicht.“ Jetzt vereiste er mich wieder, aber das war mir egal. Hauptsache er vergaß, worüber wir gerade sprachen. „Das ist jetzt aber nicht das Thema...Joey.“, meinte er, sich stark zusammenreißend. Ach nein? „Du hast Recht. Ich hätte den weißen Mantel nehmen sollen.“ „JOEY!“ Oh, jetzt wurde er sogar laut. „Was?“ „Vergiss es. Du wirst mich jetzt nicht ablenken können. Sag mir...willst du Kinder?“ Ich zuckte erschrocken zusammen und ging ein paar Schritte zurück und löste somit die Umarmung. Dann zuckte ich nur mit den Schultern. „Ich bin noch jung, vielleicht später mal.“ Er starrte mich mit einem seltsamen Blick an. „Du willst, dass wir Kinder zusammen haben?“

„Red keinen Stuss, Eisklotz. Das wäre den Kindern gegenüber unverantwortlich. Ich werde jetzt was zu essen machen. Wenn du mir nicht sagst, was du willst, koche ich eben irgendwas.“ Mit diesen Worten lief ich aus meinem Zimmer und geradewegs in die Küche, wo ich versuchte, hektisch atmend, meine Tränen zu unterdrücken. Dort traf ich wieder auf Maria und ich schluckte schnell alle Traurigkeit hinunter. Sie teilte mir mit, dass sie alles zu meiner Zufriedenheit erledigt hatte. Der Mantel müsste noch trocknen, aber das Seidenhemd hätte sie fertig. Ich nickte ihr lächelnd zu, während sie auf die Tür zur Küche starrte...entsetzt. Ich schluckte erneut und drehte mich zum Eisprinz um, der mich ansah, als ob ich mein Todesurteil gerade unterschrieben hätte. „Was hast du mit meinem Mantel gemacht? Und welches Seidenhemd?“ Oje. Na ja besser, als mich mit ihm über Kinder zu unterhalten. „Was denn? Der lilane Mantel ist nicht mehr lila. Sondern schwarz und gehört jetzt mir, auch wenn er etwas affig aussieht.“ Ich ignorierte seine zweite Frage und holte Reis aus dem Vorratsraum und Gemüse aus dem Kühlschrank. Den Reis kochte ich gleich. Ich nahm mir mein großes Messer und schnitt routiniert das Gemüse klein. Ich hatte immer noch seinen bohrenden Blick im Rücken. „Danke, Maria. Das wäre dann alles.“ sagte er beherrscht, nach einigen Minuten. Angesprochene rauschte, so schnell es ging aus der Küche hinaus und dann waren wir wieder alleine. „Joey....jetzt bist du zu weit gegangen.“ Ich stoppte kurz, dann machte ich weiter. Das Gemüse briet ich in der Pfanne an, bevor ich rote Currypaste dazu gab und mit Kokosmilch ablöschte. Ich schwieg ihn einfach an. Ich musste mich gerade selbst beherrschen, dass ich nicht in Tränen ausbrach. Ich hatte keine Zeit mich um seine Belange zu kümmern. Zum Glück war das Essen schnell fertig und ich richtete es auf drei Teller und dann auf Mokubas, Serenitys und dem Platz des Eisklotzes an. „Du isst nichts?“ fragte er immer noch recht erzürnt. Ich schüttelte mit gesenkten Blick den Kopf und hoffte, er würde mich aus der Küche hinaus lassen. Wie könnte ich jetzt was essen?

Er packte mich an den Schultern und schüttelte mich kurz. „Joey...ich weiß nicht, wie lange ich mich noch beherrschen kann. Du machst mich WAHNSINNIG. Kannst du nicht EINMAL keinen Unsinn anstellen? Hat es dir nicht gereicht, dass man versucht hat, uns in den Medien, zu diskreditieren? Oder dass wir ständig bedroht und verletzt werden?“ Davon abgesehen, dass ich mir nicht sicher war, ob ich wusste, was dieses diskredi.... irgendwas bedeutete, wollte ich einfach nur alleine sein. Aber deswegen musste ich mich beherrschen und versuchte diese Gefühle, irgendwie, wegzudrücken. Ich schüttelte seine Hände von meinen Schultern und meinte, ich würde es lassen, wenn er mich jetzt in Ruhe ließe. Ich schubste ihn von mir, rannte aus der Küche und direkt ins Wohnzimmer, an einem verwunderten Mokuba vorbei, dem ich sagte, dass das Essen fertig wäre. Ich öffnete die Terrassentür und lief in den hinteren Teil des Gartens. Weit, weit hinten, mitten in den Kirschbaumwald hinein. Ich lief so lange, wie ich es konnte, bis mein hektisches Atmen mir Seitenstechen bescherte und ich weinend, an einen Baum gelehnt zusammenbrach. Ich weinte lange und als dann immer noch kein Frostdrache hier alles eingefroren hatte, kletterte ich auf den Baum. Hier würde er mich hoffentlich nicht finden. Ich wollte noch nicht zurück. Ich würde hier bleiben, so lange, bis ich mich wieder unter Kontrolle hatte. Die Traurigkeit hatte mich noch immer fest im Griff und ich schluchzte erneut auf. Ich dachte an die süßen Kinder, die ich mir damals vorgestellt hatte. Seto war zwar jetzt umgänglicher, aber dieser Blick von ihm, als es um Kinder ging...das konnte ich fast nicht ertragen. Diese Gedanken waren dumm, aber ich gestand mir nun endlich selbst ein, dass ich Seto wirklich richtig gern mochte.... und...wünschte mir, dass er genauso fühlte.

 

Ich war also wirklich schon lange in ihn verliebt. Verliebt... Ich... liebte ihn. Oh Nein! Ich liebte ihn wirklich...so richtig. Ich liebte Seto Kaiba, meinen Ehemann.... Shit!

 

Ein Rascheln unterbrach meine Gedanken und ich spürte die frostige Aura, des Drachenprinzen. Ich wischte mein Gesicht ab und atmete tief durch. „Ich weiß, dass du hier bist. Komm raus...Joey.“ Ich schwieg und rührte mich nicht. Ich sah ihn auch nicht an, sonst hätte er mich sofort entdeckt. Warum er mich immer sofort fand, war immer noch sehr verdächtig. Ich nahm mir vor, heraus zu finden, warum. „Joey...ich bin nicht mehr sauer, ok? Komm mit ins Haus und wir reden darüber.“ Haha ja genau. Vielleicht sollte ich heute auch noch die andere Hälfte vom Whisky trinken, wie damals, dann würde ich es vergessen und müsste nicht mehr daran denken. Doch dann wäre ich vor Schreck fast vom Baum gefallen, als ich eine Hand, an der ein weißer Drache mit eiskaltem Blick funkelte, sich um einen großen Ast schloss und sich die Kühltruhe an ihm hochzog. Ohne große Mühe, kletterte er nach oben und setzte sich mir gegenüber. Er sah mir, mit etwas schmerzverzerrtem Gesicht, in mein verheultes und seufzte. „Joey...wie geht es dir?“ Ich starrte ihn nur an und er seufzte erneut. „Warst du deshalb so traurig, als ich dir den Film unserer Hochzeit zeigen wollte? Du hast das Familienstammbuch angesehen, richtig?“ Ich presste meine Lippen fest aufeinander. Was ich nicht bestätigte, konnte mir keiner ankreiden. Er nahm meine Hand und meinte, dass wir wirklich noch sehr jung waren. „Es spielt keine Rolle, Eisklotz. Es war nur ein Aussetzer...der jetzt vorbei ist. Vergiss es einfach.“

 

 

„Nein.“

 

 

Dieser....Jedes Mal machte er das. Ich fragte ihn, warum er es nicht einfach auf sich beruhen lassen konnte. Jetzt schwieg er mich an. Ich knurrte. „Ich werde nicht den gleichen Fehler machen, den mein Dad gemacht hat und mir in so jungen Jahren Kinder zulegen.“ Er sah mich mit einem intensiven Blick an. „Du bist kein Fehler.“ Dieser eine Satz nahm mir wiederum den Wind aus den Segeln. Ich senkte den Blick und erneut wurden meine Augen feucht. „Weil ich geboren wurde, hatte mein Dad keine Jugend, keine Möglichkeit seine Träume zu verwirklichen, keine Freunde...nichts.“ „Und doch liebt er seine Kinder so sehr, dass er alles für sie tun würde. Die Jungs, die dich verprügelt hatten, hatte er mit seiner Schlauheit ins Gefängnis gebracht.“ Was? „Und er hatte einen Plan, wie er das Sorgerecht für Serenity bekommen könnte, damit ihr wieder alle zusammen sein könnt. Auch wenn das nicht funktioniert hat...Stell dein Licht nicht immer unter den Scheffel, Joey. Durch dich hat dein Vater eine wichtige Aufgabe. Die er mit Herzblut erfüllt. Nur eines verstehe ich nicht....Wenn dein Vater nie Jura studieren konnte...wie kommt es, dass er so gut Bescheid weiß?“

Ich konnte nicht anders, ich musste lachen.

„Dad hängt ständig am Campus der Uni herum und kauft den Studenten ihre Notizen und Unterlagen ab, damit er immer auf dem neuesten Stand ist. Oder er besticht sie mit Alkohol, aber das klappt meistens nur bei denen, die noch nicht volljährig sind. Außerdem verbringt er seine Freizeit in der Bibliothek hier und in der Uni und liest alles über unser Rechtssystem und die Gesetze. Er wusste schon immer, was ihm liegt und was er will.“

Mein Gatte lächelte. „Das ist so typisch, dein Dad. Ich wünschte, ich hätte auch so einen gehabt.“ Bekümmert sah ich ihn an. Auch er hatte keine schöne Kindheit gehabt...eigentlich gar keine. „Es tut mir leid.“ Er zog nur eine Augenbraue nach oben und ich zog ihn zu mir und schloss ihn fest in meine Arme. „Seto?“ „Hm?“ „Du vergisst da etwas entscheidendes.“ Er blieb still und lauschte, ob ich noch mehr sagen wollte.

„Wir sind verheiratet. Das bedeutet mein Dad ist jetzt auch deiner. Und Dad tut bekanntlich ALLES für seine Kinder.“

In meinen Armen erzitterte es kurz, ehe er sich wieder beherrschte. „Gut zu wissen.“, flüsterte er mir leise zu und kuschelte sich an mich. Ich streichelte ihm durch seine seidigen Haare und entschuldigte mich, dass ich mir einfach seinen Mantel unter den Nagel gerissen hatte....und das schöne, dunkelblaue Seidenhemd. Er verkrampfte sich kurz. „Das war mein Lieblingshemd.“ „Oh.“ Er seufzte. „Genau das passiert, weil du nicht mit mir redest. Wenn du einen eigenen Mantel, willst, frag Monsieur Duboit, ob er dir einen schneidert. Oder besser, entwirf dir einen und dann gib es Roland für den Schneider mit. Du hast genug Geld auf dem Konto, dass du dir so etwas leisten könntest. Und wenn du die Seidenhemden magst, lass uns nochmal einkaufen gehen. Geld haben wir wie Heu.“ Ich grinste und war froh, dass er sein Gesicht immer noch an meine Brust gekuschelt hatte. „Wir könnten aber auch einfach die Schränke tauschen...“, sagte ich, ehe ich los lachen musste. Er grummelte nur, betrauerte sein Seidenhemd und dass er es schon lange vermisst hatte und kuschelte sich noch mehr an mich. Zitterte er? „Es ist ziemlich kühl...lass uns zurück gehen.“ Ich hörte nur ein leises „Noch nicht.“ Ich nickte und streichelte ihm weiter durch sein Haar. Es fühlte sich gerade an, als wären wir irgendwie doch glücklich miteinander....trotz meiner ständigen Aussetzer. Ich hielt mir diese Illusion einfach mal aufrecht, küsste ihn auf sein Haar und sog tief seinen berauschenden Duft ein. Wir saßen noch lange hier oben, nah aneinander gekuschelt.

„SETOOO!!! JOOEEYY!“

Wir lösten unser inniges Beisammensein und sahen nach unten, wo mein Dad und Mokuba atemlos umher rannten und uns wohl suchten. Ich machte mal lieber auf uns aufmerksam. „Hier oben, Jungs.“ Die beiden sahen gleichzeitig hoch und schimpften auf einmal los, was uns einfiele, ihnen solche Sorgen zu machen. Ich winkte die beiden aber nur nach oben. Nun schweigsam kletterten sie hoch und sahen uns vorwurfsvoll an. „Wir dachten schon ihr hättet euch gegenseitig umgebracht.“, schimpfte Moki los. Dad nickte, mit Tränen in den Augen. Ich lächelte die beiden an. „Es war notwendig.“ Das brachte mir gleich drei hochgezogene Augenbrauen ein. „Sonst hätte Seto mir nicht so gut helfen können.“, sagte ich zögerlich. „Bei was?“ Ich schluckte, ehe ich meinem Dad gestand, als was ich mich selbst empfunden hatte. Der sah mich nur geschockt an und schnippte mir schmerzhaft gegen meine Stirn. „Aua!“ „Dummer Joey. Ich bin sehr froh, dich zu haben. Du und Serenity sind das einzige, dass ich bisher richtig gut hinbekommen habe.“ Ich rieb mir grummelnd meine schmerzende Stirn und sagte, dass ich ihn lieb hätte. Er lächelte, erwiderte es und meinte, wir sollten wieder zurück ins Haus. Wir nickten einstimmig und kletterten vom Baum hinunter. Meinem Mann half ich lieber mal dabei, bevor er sich noch übernahm.

 

Im Wohnzimmer angekommen, erwarteten uns Serenity und Yoshi mit zwei Gläsern, die mit einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit gefüllt waren....Whisky. Dankbar nahmen, mein Eisdrache und ich, die Gläser an und nippten daran. Ich beobachtete ihn, wie er seinen Whisky in der Hand hielt. So elegant. Wie er seine Lippen an das Glas setzte und die Flüssigkeit langsam in seinen Mund floss. Meine Wangen wurden heiß und ich sah woanders hin, nahm einen großen Schluck aus meinem Glas und verschluckte mich daran. Abwesend klopfte mir mein Dad auf den Rücken, während meine Schwester und Mokuba sich mühevoll, ein Grinsen verkneifen mussten. Das ließ meine Wangen nur noch mehr brennen. Dann fing auch noch mein Magen an, laut zu knurren. Allgemeines Gelächter ertönte und flaute erst nach mehreren Minuten ab. Ich wurde in die Küche geschoben und an den Tisch gesetzt. Ich aß ein wenig von dem Abendessen, dass ich vorhin gekocht hatte. Ich gähnte, als ich fertig war und verkündete, dass ich nun ins Bett gehen würde. Dad meinte, dass es ja auch schon sehr spät wäre und dafür, dass es mitten unter der Woche war und... „die junge Generation“ morgen wieder Schule hatte, es ziemlich locker mit dem „zu Bett gehen“ sehen würde. Aber da weder Seto, noch Serenity, noch ich, in dieser Woche, in die Schule gingen, konnte er nur Mokuba meinen.

Wir gingen also nach oben, Dad ging in sein Gästezimmer, dass links neben Mokubas war und Moki ging in seines. Serenity hatte ihres neben meinem, wo sie auch gleich verschwand. Seto öffnete sein Zimmer und ich ging an ihm vorbei. Er räusperte sich und fragte mich, wo ich denn schon wieder hin wollte. „Äh...in mein Zimmer?“ Er verdrehte seine Augen. „Mach dich nicht lächerlich, Ehemann. Du weißt so gut wie ich, dass du bei mir im Bett schlafen wirst. Komm.“ Ich seufzte und ging zu ihm, in sein Zimmer. Als er die Tür geschlossen hatte, umarmte er mich von hinten und küsste meinen Nacken. „Ich habe sehr wohl bemerkt, wie du mich beim Whisky trinken, angehimmelt hast. Aber leider ist es schon spät und wir sollten die verbliebenen Stunden nutzen, um zu schlafen. Ab mit dir ins Bad und dann ins Bett.“ Also gingen wir gleich ins Bad, putzten uns die Zähne. Nachdem ich meinen Mann aus dem Bad gescheucht hatte, ging ich nochmal auf die Toilette. Nach dem Hände waschen sah ich mein Gesicht im Spiegel an. Das war das erste mal, dass ich mich nicht vor mir selbst erschrocken hatte. Ich grinste den Jungen mit den blonden Haaren und goldenen Augen frech an und sagte ihm, dass ich anfangen wollte, ihn zu lieben, so wie er war. Aber er müsste Geduld mit mir haben.

 

Dann ging ich aus dem Bad und lief in einen Drachen hinein, der wohl auf mich gewartet hatte und mich nun warm anlächelte und mir damit, schon wieder, meine Wangen brennen ließ. „Braves Hündchen.“, sagte er und wuschelte mir durch mein Haar. „Bin kein Hund.“, nuschelte ich und schnappte mir seine Hand, um ihn in sein Bett zu ziehen. Dort angekommen, legten wir uns hin und deckten uns zu. Mein Schnösel kuschelte sich an mich und jetzt lächelte ich. Ich gab ihm einen zärtlichen Kuss auf seine Lippen, den er sofort erwiderte. Wir umspielten unsere Zungen, die immer wilder umeinander tanzten. Dann erfasste uns doch die Leidenschaft und er legte sich auf mich. Heute würden wir wohl doch sehr wenig Schlaf bekommen.

„Diesmal kommt nichts dazwischen. Heute nehme ich mir einfach, was mir zusteht. Und niemand wird mich daran hindern... auch du nicht, Hündchen.“, sagte er, mich gierig an meinem Hals küssend. Ich stöhnte laut auf und meinte, dass ich es kaum erwarten konnte. Das heizte ihn erst richtig an. Doch dann klopfte es an unserer Tür und wir hörten leise Stimmen vor der Türe. Genervt fragte „der auf mir liegende“ was die beiden...oh nein drei Störenfriede noch wollten. Ich hörte ganz klar weibliches Gekicher, die den anderen beiden sagte, dass sie uns doch nicht stören sollten, wenn es schon mal zur Sache gehen würde. „Die beiden sind ganz klar untervögelt. Die brauchen das, also lasst sie weiter machen.“ „Das geht nicht Serenity. Es ist spät und die beiden brauchen ihren Schlaf. Und...was heißt hier untervögelt? Wo hast du denn schon wieder solche Ausdrücke her?“ „Ja, auch wenn es spät ist, können sie es trotzdem tun. Was ist schon dabei, Papa? Nur weil du seit Jahren niemanden mehr im Bett hattest, musst du es nicht an Joey auslassen.“ Ich wurde rot. Das ging jetzt eindeutig zu weit. Das hörte sich ja fast so an, als wüsste sie, wie es war, untervö.... oh nein. Hatte sie schon mit Tristan geschlafen? Das leise fauchen meines Mannes lenkte mich ab und ich sah meinem Eisprinzen an. Der hatte einen harten, zornigen Zug im Gesicht. Er ließ von mir ab und stand auf, nur um daraufhin die Tür aufzureißen und auf alle außerhalb der Türe eine große Ladung Eis auszuschütten. „Niemanden von euch geht es etwas an, was wir hier tun. Geht auf eure Zimmer und verhaltet euch ruhig, sonst werdet ihr alle im Keller schlafen.“ Er fauchte sie noch weiter an und zeterte und schimpfte. Ich gähnte. Man war ich auf einmal müde. Ich schloss die Augen und driftete, im Hintergrund der schnaubende Drache, in einen traumlosen Schlaf.

 

 

Am nächsten Tag war ich wie gerädert und alleine im Bett. Wo war mein Mann hin? Seine Seite sah völlig unbenutzt aus. Ich stand auf und suchte ihm im Bad, aber es war leer. Ich ging in mein Zimmer, aber auch in diesem war er nicht aufzufinden. Vielleicht unten in der Küche? Oder...ich sah einfach mal im Arbeitszimmer nach. Ich kam diesem näher und hörte, das leise Geräusch einer Tastatur. Hatte er überhaupt geschlafen? Ich klopfte leise an und hörte, wie das Geräusch der Tastatur erstarb, ehe er ein genervtes „Herein“ von sich gab. Ich öffnete die Tür und lugte vorsichtig hinein. Es war draußen noch dunkel und die Uhr an der Wand zeigte mir das es erst 04:05 Uhr war. „Guten Morgen, Schneekönig. Alles in Ordnung?“ Lange sah er mich an, ehe er mich zu sich winkte. Ich gehorchte und blieb vor ihm stehen. Er sah müde aus. Dunkle Ringe waren unter seinen Augen, er wirkte blass und erschöpft. Ich streckte meine Hand nach ihm aus, zögerte aber. Er sah so abgekämpft aus...und ich war nicht sicher, ob er jetzt berührt werden wollte. Gestern wollte er mit mir ganz andere Dinge anstellen, ehe wir gestört wurden und ich...einfach einschlief. Ich senkte meine Hand und auch meinen Blick. Es musste echt extrem frustrierend für ihn sein. Eine Hand kam in mein Sichtfeld, griff sich mein Kinn und hob es, sodass ich ihn ansehen musste. Meine Schuldgefühle wegen gestern, mussten ihm geradezu anspringen. „Ich bin nicht böse auf dich. Es sind eher die...äußeren Umstände und dein Dad, die mich fertig machen.“ Ich nickte und presste sein Gesicht an meine Brust. Ich hörte ein grummeliges Murmeln, konnte es aber nicht verstehen, was er mir damit sagen wollte. Er stemmte sich von mir und sah mich frostig an. „Lass das und setz dich endlich auf meinen Schoß. Oder brauchst du eine Extra Einladung?“ Auf...auf seinen Schoß? Ich fühlte meine Wangen heiß werden. Was hatte er vor? Er grinste mich grimmig an. „Nein, bedauerlicherweise nicht das, was ich jetzt am Liebsten mit dir tun würde. Ich...ich...brauche jetzt deine...deine Nähe.“ Mir wurde trotzdem heiß und ich schluckte hart. Ich setzte mich also vorsichtig auf ihn, sodass ich ihn ansehen konnte und schlang meine Arme um seinen Nacken. Er legte seine um mich, senkte seinen Kopf und lehnte ihn an meine Schulter. Sanft ließ ich meine rechte Hand durch seine seidigen Haare fahren und gab ihm den Halt, den er jetzt brauchte. Er seufzte leise auf und ich bekam davon wieder ein Flattern in meinem Bauch. Er drehte seinen Kopf ein wenig, fühlte seinen warmen Atem an meinem Hals und bekam davon Gänsehaut. Aber ich versuchte, mir nicht anmerken zu lassen, was für ein Durcheinander er in mir auslöste, sondern strich weiterhin zärtlich durch sein Haar. Dann begann er mich am Hals zu küssen, als hätte er meinem Körper zugehört. Langsam leckte seine Zunge an mir und ließ mich erzittern. Fast hätte ich laut aufgestöhnt. Dann biss er wieder sanft zu und saugte wieder an mir. Nun konnte ich ein lustvolles Stöhnen nicht mehr zurück halten. Ganz leicht fuhren seine Hände an meinen Seiten auf und ab. Oh...ich hatte ganz vergessen, dass ich nur Boxershorts trug. Wie konnte man so etwas vergessen? Seine Hände strichen weiter nach unten und machten an meinem Hintern halt. Er packte ihn und fing an, ihn zu kneten. Ich konnte mich nicht mehr halten und bat ihn stöhnend, zu Ende zu bringen, was er gestern angefangen hatte. Doch er lachte nur leise und schüttelte den Kopf. Er sah mir in die Augen und küsste mich dann, während er meinen Hintern weiter bearbeitete. Moment...hieß das...er wollte mir nur Erleichterung verschaffen? Ich stoppte ihn in seinem Tun, indem ich von seinem Schoß runter rutschte. Keuchend fragte ich ihn, was das werden sollte und er sah mich nur müde an. „Sei doch froh, wenn ich das tue.“ meinte er bissig.

Ich wusste nicht, was mit ihm los war, aber er wollte mich...er wollte...Ich verschränkte meine Arme und meinte, dass ich mich nicht von ihm ablenken lassen würde.

 

„Ist ok, wenn du nicht mit mir darüber reden willst. Ich weiß ja wie das ist. Aber...wenn du dich dafür entscheiden solltest, es doch zu wollen...ich bin für dich da.“ Dann drehte ich mich um und verließ sein Arbeitszimmer. Ich ging aber nicht zurück in sein Zimmer, sondern in meins. Das musste ja schon verstaubt sein. Es war besser so. Anscheinend brauchte er den Abstand mehr, als die Nähe. Wir hatten schon so viel in der kurzen Zeit erlebt. Waren ständig beieinander. Er kämpfte bestimmt auch mit der Presse und seinem ehemaligen Anwalt, dessen Tochter, meiner Mutter UND meinem Dad. Dann hatte er auch noch die Verantwortung für meine kleine Schwester übernommen und die Firma leitete sich nicht einfach so. Was konnte ich ihm abnehmen? Meinen Dad und meine Schwester...darum würde ich mich kümmern, genauso wie um Mokuba. Ich setzte mich auf mein Bett und dachte angestrengt nach. Dann stand ich wieder auf und ging unruhig in meinem Zimmer hin und her, nur um mich wieder auf mein Bett zu werfen. Doch ich konnte nicht liegen bleiben, sondern sprang wieder auf und ging weiter. Ich kam zu keiner guten Lösung. Ich konnte die Meute nicht von ihm fern halten. Er war einer ständigen Konfrontation ausgesetzt, immerhin war Dad ständig zu Besuch und Serenity wohnte ja im Moment hier, Mokuba sowieso. Ich fing an hektischer zu atmen. Super. Jetzt wollte ich ihm schon helfen und mir viel nichts ein, wie genau. Besser ich ging ihm auch aus dem Weg so gut es eben ging. So würde er meine Aussetzer nicht mitbekommen. Ich konnte immer weniger Luft in meine Lungen bekommen und bekam langsam Panik. Wie hatte ich das letzte Mal diese Attacke überlebt? Ich setzte mich wieder auf mein Bett, aber es wurde auch da nicht besser. Im Gegenteil. Mein Herz fing auch noch an, fürchterlich zu schmerzen. Also stand ich wieder auf. Seto...ich brauchte jetzt meinen Mann. Er würde wissen, was zu tun wäre. Schwankend versuchte ich, die Tür zu erreichen, doch meine Beine trugen mich nicht mehr und ich ging in die Knie. Mir war auf einmal so schwindelig und ich hatte das Gefühl, nun gar keine Luft mehr zum atmen zu haben. Na klasse. Nun ließ ich ihn mit den Problemen auch noch alleine. Ich kippte zur Seite und konnte kaum noch was sehen. So endete es also.... Anders, als ich gedacht hatte. Mir tat es nur leid, um meinen Mann. Doch dann sah ich, verschwommen, ein Paar Füße schnell auf mich zu kommen.

Seto sprach irgendwelche Worte, die ich nicht verstand. Dann war sein Mund auf meinem und er presste mir wieder Luft in die Lungen. Er wiederholte dies, bis ich wieder richtig sehen und selbstständig atmen konnte. Hätte er mich nicht gefunden....

 

Etwas nasses tropfte auf meine Wange und zog ihre feuchte Spur über mein Gesicht. Was...was war das? Ich sah ihn an und...weinte er? Er nahm mich in die Arme und murmelte irgendwas vor sich hin. Ich glaubte Worte, wie „zum Glück“ und „ich installiert habe“ zu hören. Keine Ahnung was das sollte. Er hatte irgendwas installiert? Ich war im Moment einfach nur froh, überlebt zu haben. Er hielt mich noch fester und zitterte leicht.

Sein Körper bebte auf einmal und ein heftiger Weinkrampf schüttelte den sonst so starken Eisdrachen durch. Ich fühlte mich schwach und hatte kaum Kraft, sonst hätte ich ihn sofort an mich gedrückt und ihn getröstet. Aber das einzige wozu ich gerade im Stande war, war selbst zu weinen. Das er weinte, machte mich über die maßen traurig. Ich hatte....ich hatte meinen Mann...zum weinen...gebracht... Ich war unglaublich...entsetzt.. und wollte nicht, dass er weinen musste...und schon gar nicht wegen mir...weil ich zu blöd bin, eine solche Attacke abzuschmettern. Leise flüsterte ich seinen Namen. Dann sah er mich an und ich zuckte zusammen. Es war seltsam, ihn so zu sehen. Hilflos und verzweifelt. Ich musste noch mehr weinen. Was ...was hatte ich getan? Ich hatte meinen Mann zum...zum weinen gebracht. Den starken, stolzen, unerschütterlichen Drachen, hatte ich erschüttert...„Es tut mir leid...“ flüsterte ich ihm zu, doch er schüttelte nur den Kopf, sein Körper verfiel erneut in Krämpfe und er schluchzte laut auf. „Es ist nicht deine Schuld. Es wird mir nur gerade alles zu viel...und fast wärst du...“ Und noch ein Weinkrampf schüttelte ihn durch und er presste sein Gesicht an meine Schulter, krallte sich regelrecht an mich, als hätte er Angst, ich könnte nun doch einfach wegsterben. Wir weinten lange. Wie lange wir so da saßen, weiß ich nicht. Es fühlte sich wie Stunden an. Doch irgendwann kam Leben in die Villa und wir beide wurden gesucht. Ich hörte erschrockenes Rufen und Füße, die sich uns schnell näherten. „Was ist passiert? Seto? Was...“ Angesprochener hatte sein Gesicht zu Mokuba gedreht und diesem blieben sämtliche Worte im Halse stecken, als er seinen großen Bruder, so verletzlich und weinend sah. Dann nahm Moki seinen Bruder in die Arme und rief nach Serenity und meinem Dad. Diese kamen auch sofort angelaufen. Dad erkannte den Ernst der Lage sofort, löste Mokuba von Seto und diesen von mir und nahm ihn auf seine Arme. Er trug ihn in mein Bett und dann machte er dasselbe mit mir. Kaum lag auch ich in meinem Bett, zog mich mein Mann zu sich und hielt mich krampfhaft fest. Erneut brach eine Welle der Traurigkeit über dem Eisberg zusammen. Was sollte ich tun? Wie konnte ich ihm helfen? Serenity fing ebenfalls an, zu schluchzen und umarmte, den immer noch geschockten Mokuba. Mein Dad streichelte mir über den Kopf und meinte, dass wir im Bett bleiben und uns erholen sollten. Ich nickte meinem Dad dankbar zu und kuschelte mich an meinen Gatten. Dad, Serenity und Mokuba verließen mein Zimmer, um uns Ruhe zu gönnen.

 

Was hatte der Eiswürfel immer gemacht, um mich zu trösten? Ich dachte einige Zeit darüber nach und streichelte ihm durch sein Haar. „Schhh. Ganz ruhig, Liebling. Ich bin da und gehe nicht weg. Du kannst ganz beruhigt sein. Ich bleibe hier und halte dich. Du kannst ein bisschen schlafen, wenn du willst. Ich passe auf dich auf.“

Daraufhin hörte ich leises Lachen. „Und wer passt auf dich auf, Hündchen?“ Ich grummelte. „Ich kann gut auf mich selbst aufpassen, klar? Du musst nicht für mich die Verantwortung übernehmen. Auch nicht für Serenity. Das kann Dad machen.“ Das Lachen wurde lauter. „Wirklich witzig. Als ob dein Dad das schaffen würde. Der ist doch selber noch grün hinter den Ohren.“ Da musste ich ihm leider Recht geben. Ich seufzte. „Es tut mir wirklich leid...wenn ich nicht diese komische Attacke gehabt hätte....Ich hab nicht gewusst, was ich machen sollte, um wieder atmen zu können. Ich hatte nur nachgedacht, wie ich dir diese ganze Last abnehmen kann...“ Er schnaubte und richtete sich auf. Er sah unendlich müde aus und furchtbar traurig. „Du kannst mir nichts abnehmen. Du bist nur ein Hund und kein Firmenleiter. Auch kein Anwalt oder Erziehungsberechtigter und das mit deiner Mutter will ich ja gar nicht erst erwähnen.“ Ich knurrte ihn an. „Pah! Ich bin kein Hund, dass solltest du dir endlich mal merken. Aber nein. Ich bin kein Firmenleiter. Aber ein Erziehungsberechtigter. Ich habe ja nur Dad die ganzen Jahre bekocht, ihn geschimpft, Hausarrest gegeben, wenn er was angestellt hat, die Wohnung geputzt, und und und. Das schaffe ich wohl. Und wenn du einen Anwalt brauchst, ist Dad zur Stelle. Er hat nur kein Studium vorzuweisen. Echt schade, dass er das nicht einfach mal so nachholen kann.“

Seto sah mich nachdenklich an. „Für was habe ich denn großen Einfluss? Wenn dein Dad es schaffen würde, könnte er die beiden Prüfungen, die er als Anwalt braucht, sofort machen. Dann ist er offiziell einer.“ Mir blieb der Mund offen. „Mund zu, sonst fliegt noch eine Fliege da rein.“ Ich klappte beleidigt meinen Mund zu und sah ihn skeptisch an. „Das würdest du tun?“ Er wuschelte mir durchs Haar, nickte und meinte, ich wäre ein braver Hund. Ich schlug seine Hand von meinem Kopf und meinte, er sollte mich endlich wie einen Menschen behandeln. Eine Augenbraue wanderte nach oben. Ich beobachtete ihn genau. Jetzt schien wieder alles in Ordnung zu sein....aber...ich glaubte er brauchte immer noch Trost. Also rückte ich ganz nah an ihn und die Augenbraue wanderte noch ein Stück höher. Ich streckte meine Hände nach ihm aus und legte sie an seine Schläfen. Ganz zart massierte ich sie und genießerisch schloss der Frosty seine Augen und seufzte. Sanft strich ich über seine Stirn, die Wangen und wieder zu den Schläfen. Dann begann ich, sein Gesicht zusätzlich mit lauter kleinen Küssen zu bedecken. Er fing meine Lippen mit seinen ein und wir küssten uns ganz zart. Dann legte er sich einfach auf mich drauf und meinte, ich wäre echt bequem und er müde. „Was zum....wage es nicht, jetzt einzuschlafen, hörst du?“ Das kam mir irgendwie bekannt vor....Oh. Das hatte ich ihm auf der Party gesagt, als ich ihm auf den Rücken gesprungen war. Aber er hörte nicht. Im nächsten Moment war er tatsächlich eingeschlafen. Er hatte die letzte Zeit kaum Schlaf bekommen. Ob das an mir lag? Ich seufzte und streichelte ihm durch sein seidiges Haar. Wenn er Schlaf brauchte, würde ich ihm so viel, wie möglich verschaffen.

 

Irgendwann hatte ich es geschafft, ihn von mir runter zu bekommen, ohne ihn zu wecken. Ich stieg aus meinem Bett und ließ ihn schlafen. Er brauchte das. Er hatte bestimmt nochmal eine Schmerztablette genommen, sonst könnte er nicht SO, in dieser Stellung schlafen. Ich zog mir ein Shirt über, setzte mich auf die Couch, in meinem Zimmer und wachte über seinen Schlaf. Das letzte mal, als ich auf die Uhr gesehen hatte, war es bereits Nachmittag. Irgendwann war ich aber auch eingeschlafen. Ich träumte schon wieder...Aber das erste Mal wieder von früher.

 

 

Ich lag in meinem Bett und schlief. Ich wachte auf und hörte ein gruseliges Geräusch. Das Geräusch hielt vor meiner Tür und sie öffnete sich langsam. Ich sah meine Mutter, in ihren Augen blanker Hass. Sie kam näher und flüsterte mir zu viele böse Dinge zu. Ich war an so vielen Sachen Schuld. In der Nacht hatte ich meine Kontaktlinsen raus genommen und sah sie nun ängstlich mit meinen goldenen Augen an. „Du bist nichts wert.“, sagte sie zischend. „Hätte ich gewusst, dass du nur ein Klotz an meinem Bein sein würdest, hätte ich dich nach deiner Geburt schon entsorgt.“ Sie kam näher. Ich fing an zu zittern. Was sollte ich tun. Sie war meine Mutter. Ich hatte sie doch lieb. Sie streckte ihre Hand nach mir aus und hielt mir meinen Mund zu. Ich zitterte, als ihre andere Hand meine Nase zu hielt. Ich versuchte mich zu wehren, aber sie ließ mich nicht los. Ich bekam keine Luft mehr. Panik breitete sich in mir aus und ich versuchte meine Mutter davon abzuhalten, mich umzubringen. Sie war aber stärker, als ich. Meine Sicht verschwamm immer mehr und bittere Tränen liefen mir über mein Gesicht. Ich verlor das Bewusstsein.

 

 

„Joey....Joey, wach auf.“ Jemand rüttelte mich an meiner Schulter. Ich schlug die Augen auf und sah in traurige, blaue. Ich richtete mich auf und sah ihn geschockt an. Hatte ich ihn geweckt? Hatte ich im Schlaf geredet? „Äh....Seto...entschuldige, habe ich dich geweckt? Ich hätte nicht einschlafen dürfen...äh...hast du Hunger? Ich könnte dir was kochen?“, fragte ich nervös. Er sah mich aber nur mit einem analysierenden Blick an. „Daher kommen also deine Panikattacken. Wie oft, hatte sie versucht, dich zu töten?“

Ich starrte ihn nur an und sagte nichts. Dann stand ich ruckartig auf und ging rückwärts zur Türe. Er folgte mir und fragte, warum ich weglaufen wollte. Ich hätte ihm doch, während meiner Alpträume schon so vieles von meiner Kindheit anvertraut, da käme es auf eine weitere Situation auch nicht mehr drauf an.

Wie bitte?

„Was redest du da, Gefrierschrank? Ich träume nicht. Seit vielen Jahren hab ich heute, das erste...nein zweite... äähh... wieder geträumt.“ Er ging schneller und packte meinen Arm.

„Ach? Wieso weiß ich dann davon, dass deine Mutter dich dazu bringen wollte, dass du deine Schwester hasst und deine Wut an ihr auslassen solltest? Und das sie dies tat, damit sie dich als „schwer erziehbar“, loswerden konnte.“

Ich riss meine Augen weit auf. Ich hatte NIE jemanden davon erzählt. Woher wusste er es dann?

„Oder das sie dir nur das zu essen gab, was du nicht mochtest. Wenn du es nicht aufessen wolltest, hat sie dich in den Keller gesperrt.“

Tränen rannen mein Gesicht hinab, während ich ihn fassungslos anstarrte.

„Was ist mit „der Suppe“? Hat sie auch versucht dich zu vergiften? Die vielen Tage, die du krank warst und nicht schlafen konntest, weil du solche Schmerzen hattest?“ Ich schluchzte auf und versuchte ihn abzuwehren. Das ging ihn gar nichts an. Niemand sollte das wissen. Niemand sollte wissen, wie wertlos ich wirklich war...

Träumte ich wirklich? Oder redete ich im Schlaf nur, damit meine Psyche nicht vollständig zusammen brechen konnte?

Er aber zog ruckartig an meinem Arm und ich taumelte zu ihm. Er fing mich in einer Umarmung auf und hielt mich fest. Er schien mit sich zu ringen und atmete tief durch.

„Ich habe Dr. Han davon erzählt....“, nuschelte er.

Ich stemmte meine Arme an seine Brust und versuchte von ihm loszukommen.

„DU HAST WAS? WIE KONNTEST DU NUR?“

„Joey...beruhige dich. Was glaubst du...“

„NEIN! LASS MICH GEFÄLLIGST LOS. NIEMAND DARF DAS WISSEN...NIEMAND!!!“

„Es belastet nicht nur dich...“

„ACH JA?“

„Ja, Joey. Was denkst du? Wie fühle ich mich dabei, wenn dich fast jede Nacht solche Träume quälen? Ich schlafe die halbe Nacht nicht, weil ich dich sofort wecken oder beruhigen muss, wenn sie anfangen. Du hast nur keine Alpträume, wenn ich auf dir liege. Aber das geht leider nicht immer.“

Leise klopfte es an meiner Tür und meine Schwester öffnete sie.

„Joey? Warum schreist du rum? Alles in.....“ Sie erstarrte, als sie mich sah, gehalten in den Armen meines Mannes, der mich traurig und schuldbewusst ansah und sagte, dass er meine Mutter, für ALLES, was sie mir angetan hatte, büßen lassen würde. Konnte er nicht still sein? Serenity hörte alles...

„Sei still, Seto. Hör auf zu reden, bitte!“ Doch er ließ sich nicht abhalten, sondern drückte mich wieder fest an sich. Ich sah, dass Dad und Mokuba hinter meiner Schwester standen...nein...bitte nicht. Er sah es auch und schluckte. Wollte er...

„Ich bringe sie hinter Gitter und dann kann sie dir nie wieder weh tun, Joey. Deshalb...und NUR deshalb habe ich mit der Psychologin darüber gesprochen. Es fehlen nur noch ein oder zwei Termine...In so einer Situation, darf die Psychologin, ebenfalls das Schweigen brechen und es wird kinderleicht werden. Dann können wir Anzeige erstatten, wegen Misshandlung und jahrelang, versuchten Mordes ihres eigenen Kindes.“

„WAS?“, schrie Dad aufgebracht. Serenity schluchzte laut auf und Mokubas Gesicht verzerrte sich wütend. Ich verbarg mein Gesicht in meinen Händen und weinte stumm.

„WAS soll das heißen... versuchter Mord...von Joey? Das...das reicht. Ich rufe Max an. Der kann uns bestimmt helfen...IRGENDWIE.“, meinte Dad vor Wut zitternd und fischte sein Handy aus seiner Hosentasche.

„Lass das, Jason. NIEMAND außerhalb dieses Hauses sollte davon erfahren, hörst du? Denk an Joey... Es reicht schon, wenn ICH ihn bitter enttäuschen musste. So etwas nennt man ja Vertrauensbruch, nicht wahr?“

Wie Recht er hatte. Erneut versuchte ich mich aus seiner Umklammerung zu befreien, aber er war immer noch stärker, als ich. „Lass mich gefälligst los. Ich will nicht, dass du mich anfasst...LASS LOS!“, knurrte ich ihn an, doch er ignorierte mich. Sobald er sich sicher war, dass ich mich beruhigt hatte, würde ich mich losreißen und abhauen. Doch er wusste anscheinend schon, dass ich dies vorhatte, denn er ging, mit mir im Arm, zum Bett zurück und setzte sich mit mir hin.

„Würdet ihr uns bitte jetzt alleine lassen?“, fragte der Eiskübel ungehalten.

Dad und unsere Geschwister folgten seinem Befehl, allesamt einen harten Zug im Gesicht und schlossen die Türe wieder.

„Joey...es tut mir...“

„Leid? Vergiss es. Ich glaub dir kein Wort. Lass mich los!“

Er seufzte und küsste meinen Nacken, was mir einen sanften Schauer den Rücken hinab jagte, obwohl ich es nicht wollte. Er knabberte daran und küsste mich weiter. Dann hörte er auf und meinte, dass er heute, auch ein Trauma davon getragen hatte, als er mich sterbend am Boden liegend gefunden hatte. Sterbend? Aber...von Panikattacken war bisher noch nie jemand gestorben....oder?

„Und nun? Jetzt hasst du mich...“, flüsterte er. Sein Körper erbebte und er fing wieder an, fürchterlich zu weinen.

Mein Zorn und meine Enttäuschung verrauchten schlagartig. Ich drückte ihn an mich und sagte ihm, dass es mir lieber gewesen wäre, er hätte vorher mit mir über alles gesprochen. Seinen Plan, bei der Psychologin...

„Ich...ich hasse dich...dich nicht...“, stammelte ich. Er weinte heftiger und nun kamen auch mir die Tränen. Das wollte ich nicht. Bitte nicht. Ich nahm sein Gesicht in meine Hände, sah ihm in seine unglaublich traurigen Augen, die nun dunkelblau schimmerten und bittere Tränen vergossen. Wieder hatte ich ihn zum weinen gebracht... Ich küsste ihn zaghaft, hoffte er würde aufhören, mit weinen und er erwiderte ihn sofort. Er klammerte sich an mich und küsste mich, als würde sein Überleben davon abhängen. Seine Tränen benetzten weiterhin mein Gesicht und vermischten sich mit meinen. Ich krallte meine Hände in seine Haare und stöhnte plötzlich in den Kuss. Wir hatten seit Wochen nicht mehr miteinander geschlafen. Es kam immer wieder irgendwas dazwischen, bis auf gestern. DA wollten wir es eigentlich tun. Mein Verlangen nach ihm, zerrte an mir und ich riss an seinem Hemd. Die Knöpfe flogen ab und verteilten sich auf dem Bett. Ich streifte es ihm ab und berührte ihn. Auch er stöhnte nun und verlagerte sein Gewicht. Ich fiel rücklings aufs Bett und spürte seine Erregung an meiner. Er zog mir meine Boxershorts aus, öffnete seine Hose und drang augenblicklich in mich ein. Lustvoll stöhnte ich auf. Wie hatte ich es vermisst, ihn in mir zu spüren. Aber... er bewegte sich schnell und keuchte mir in mein Ohr. Ich atmete tief durch und biss mir in meine Unterlippe. So erregt, wie er war, würde er bestimmt nicht lange durchhalten. Besser, ich genoss dieses Gefühl, solange es ging.

Es dauerte wirklich nicht lange...ein paar Sekunden später spürte ich, seinen heißen Samen in mir und er sackte, laut keuchend, auf mir zusammen. Ich streichelte seinen Rücken und küsste seine Schulter. Er schlief auf mir ein und ich starrte lange noch an die Decke und kämpfte meine Erregung nieder. Es dauerte noch eine Weile, ehe ich auch einschlief.

 

Tbc...

 

 

Der Zusammenbruch - Setos Sicht

 

 

 

Nachdenklich saß ich noch ein bisschen im Arbeitszimmer. Es würde nicht lange dauern, bis Blade seinen ersten Entwurf für die Zeitung, fertig hätte. Keine halbe Stunde später, in der ich den Film meiner Hochzeit angesehen hatte, meldete er sich wieder. Ich atmete tief durch, denn in diesem Blickwinkel, hatte ich die Hochzeit mit Joey, noch nie gesehen gehabt. Waren wir wirklich unter Drogen gestanden? Oder hatten wir in der Zeit, nur unsere ganzen Probleme und Vorurteile abgelegt gehabt und den Gegenüber so gesehen wie er wirklich war? Liebenswert... Ich räusperte mich, schob diese verwirrenden Gefühle beiseite und las mir den Entwurf von Blade durch.

 

 

Erneuter Angriff auf Joseph Kaiba und seiner Schwester Serenity Wheeler

 

Gestern hatte Haruka Wheeler, die das letzte Mal schon Joseph gegenüber auffällig aggressiv gewesen war, ihren Sohn und ihre Tochter angegriffen. Anscheinend trauerte sie ihrem Sorgerecht von Serenity noch nach, denn sie versuchte sie, gewaltsam zu entführen.

Laut einem anonymen Zeugen, der zufällig ein Video, von dem Tathergang sicherstellen konnte, sei Mrs. Wheeler hasserfüllt und bedrohlich gewesen. Aus ihren Worten, konnte der Zeuge entnehmen, dass Mrs. Wheeler früher schon ihren Sohn nicht sehr gut behandelt habe und dies nun auch ihre Tochter spüren lassen wollte, sobald sie das Sorgerecht zurück erhielt. Wie schlimm es für Joseph gewesen war, ist nicht bekannt, lässt aber viel Raum, für diverse Spekulationen. Der Chauffeur der beiden, stieg daraufhin aus und forderte, Mrs. Wheeler auf, zu verschwinden. Diese ließ aber nicht locker und konnte erst, von einem Sicherheitsmann, der bei Mr. Pegasus angestellt ist, dazu gebracht werden, zu gehen. Dieser Sicherheitsmann, Ryan Redhead, der in der Vergangenheit schon fast verurteilt wurde, wegen unterlassener Hilfeleistung, nutzte die Situation und die Angst von Joseph aus und flirtete ungeniert mit ihm. Als er Joseph zur Untreue aufforderte, flüchtete dieser mit seiner Schwester. Muss Joseph nun auch Angst vor Ryan haben? Laut einem Hinweis, war Mr. Redhead , vor seiner Karriere als Model, ein erfolgloser Stricher in Las Vegas gewesen und nicht immer hatte er Zurückweisungen gut aufgefasst.

Das Filmmaterial wird selbstverständlich der Polizei übergeben, damit diese, nun gegen Haruka Wheeler, ermitteln kann. Von der Tochter ihres Lebensgefährten haben wir ebenfalls Neuigkeiten. Es hatte sich herausgestellt, dass noch einige andere ihrer Mitschüler unter ihr gelitten hatten. Die Klage ihres Vaters wurde demnach abgeschmettert und Hina muss nun, für ein Jahr, in die geschlossene Psychiatrie gehen. Nach diesem Jahr wird sie sich einer erneuten Prüfung ihres Gesundheitsstandes unterziehen müssen.

 

 

Ich nickte zufrieden und sah mir an, was Blade noch geschrieben hatte.

Er wollte eine Kopie des Videos auch an das lokale Fernsehen weitergeben. Alles anonym natürlich. Mal sehen, wie diese Vogelscheuche und der Stricher reagierten, wenn ich sie derart öffentlich bloßstellen würde. Ich öffnete das Video, welches Blade mir gerade hat zukommen lassen und musste an mich halten, nichts zu zerstören. Ich sah in Joeys Gesicht, blanke Angst und auch die sonst so starke, selbstbewusste Serenity, starrte ängstlich auf ihre Mutter. Dann kam Ryan dazwischen und ich sah nur noch rot...wortwörtlich. Ich erhob mich schnell und schmiss dabei mein Festnetztelefon vom Schreibtisch. Danach folgten noch wichtige Dokumente, Verträge und das Foto von Joey, welches ich gemacht hatte, als er sich im Tiefschlaf befunden hatte. Doch genau dieses Foto ernüchterte mich wieder und ich hob es vorsichtig auf. Zum Glück war nichts kaputt gegangen. Ich musste lächeln, als ich es betrachtete. Ich hatte ihm damals einen Haarreif mit Hundeohren in sein Haar gesteckt und ihm einen Hundeschwanz umgebunden. Eine Weile sah ich es noch an, versteckte es dann aber in einer meiner Schubladen und sah auf die Uhr. Zeit für das Vanillegebäck meines Mannes.

 

Ich hielt unser Treffen in der Küche so kurz wie möglich. Mein Hündchen sah mich seltsam an und fragte, ob alles in Ordnung wäre. Ich nickte und schwieg weiterhin. Als alle Kipferl aufgegessen waren, verabschiedete ich mich, mit der Ausrede, noch arbeiten zu müssen und ging wieder in mein Arbeitszimmer.

Doch ich arbeitete nicht. Ich hatte gute Sicht auf den Garten und den Pool und beobachtete mein Hündchen dabei, wie er sich wieder entspannte.

 

Dann, am Nachmittag, kamen unsere Freunde und brachten die Hausaufgaben mit. Taylor war recht komisch, begrüßte seine Freundin nicht einmal. Doch dann ging er zu ihr und redete. Die beiden waren für einander bestimmt, dass sagte mir alleine wie sie sich ansahen und miteinander umgingen. Mein Blick wanderte zu Joey, der beide sehnsüchtig ansah. Ich sollte auch mal wieder in den Pool. In zwei Tagen würde dieses Abduktionskissen abkommen und ich könnte wieder ins kühle Nass.

 

 

 

Am nächsten Tag wachte ich früh auf. Joey schlief noch und verpasste somit auch gleich den Zeitungsartikel. Das würde vielleicht unangenehm werden, wenn er es sehen würde. Ich ging gerade in die Küche, um mir einen Kaffee zu machen, als ich dort Yoshi fand, der den Zeitungsartikel ausschnitt. „Yoshi? Was machen Sie da?“ Er erschrak und stotterte herum, dass er, im Auftrag meines Gatten, handelte. Ich hob eine Augenbraue und sah ihn nur an, bis er mir freiwillig erzählte, warum. „Master Joseph möchte alles, was mit ihm und seiner Ehe mit Ihnen zu tun hat, gerne sammeln und aufheben. Ich vermute, er möchte es, für den Fall, dass es doch zur Scheidung irgendwann kommt, als Erinnerung behalten.“ Ich nickte ihm zu und meinte, er sollte Joey ja nicht erzählen, dass ich es nun wusste. „Natürlich, Master Kaiba.“ Ich machte den Kaffee und ging wieder nach oben. Dort erwischte ich Jason, wie er auf dem Korridor herum schlich. Ich stöhnte genervt. „Jason? Was machst du da?“ Auch er erschrak und versteckte schnell, etwas hinter seinem Rücken. „Nichts!“, meinte er nur nervös und ging in sein Zimmer. Ich folgte ihm und sah, dass er versuchte, seine persönlichen Sachen hier zu bunkern. Ich erkannte die Kissen seiner Couch, auf der in diesem Zimmer. „Was soll das Jason?“, fragte ich gereizt, doch er ignorierte es und verschwand im Bad, wo er sich einschloss. Die Augen verdrehend, machte ich mich auf in mein Arbeitszimmer.

 

Der nächste Tag war Stress pur. Ich musste erneut zu Dr. Han. Da das mit Hina endlich vom Tisch war, wollte sie es wieder etwas langsamer angehen lassen. Nun wollte sie aber unbedingt, über die Mutter sprechen. Dies war ein äußerst heikles Thema und Dr. Han hatte mir schon sehr oft ans Herz gelegt, dass ich mit Joey mehr darüber sprechen sollte, damit er es verarbeiten konnte.

„Mr. Kaiba. Willkommen. Ich freue mich sehr Sie zu sehen.“

Dies konnte ich leider nicht erwidern. Ich starrte sie nur an und zwang mich, zu einem Nicken. Widerwillig setzte ich mich und ignorierte ihre Hand, die sie mir, zur Begrüßung, anbot.

„Wollen wir nochmal darüber sprechen, was Sie Ihrem Mann, wegen unserer Gespräche, sagen werden?“ Ich nickte erneut, schwieg aber weiterhin. Ich hatte keine Ahnung, wie ich es Joey schonend beibringen sollte, dass ich mit Dr. Han über alles...ALLES gesprochen hatte. „Nun, Mr. Kaiba. Vielleicht sollten Sie ihn, um ein Gespräch bitten und langsam anfangen. Sie müssen ja nicht gleich alles erzählen, sondern könnten ihm häppchenweise, diese Informationen zukommen lassen. Die Mutter scheint die Wurzel, allen Übels zu sein.“

Ich schnaubte. „Das ist sie und bei Joey gibt es kein schonend, wenn es um die Schreckschraube geht. Da hilft nur eine gute Gelegenheit und raus damit. Aber...ich bin mir nicht sicher, ob er mir das jemals verzeihen kann. Ich hintergehe ihn damit schon so lange... Was ist, wenn er nichts mehr mit mir zu tun haben will?“ Dr. Han sah mich mitfühlend an. „Da hilft nur eines, Mr. Kaiba. Sie müssen selbst Gefühle zulassen und ihm zeigen, wie Sie sich dabei fühlen. Egal, welches Gefühl raus kommt. Egal ob sie schreien, weinen, oder sonst was. Er MUSS sehen, was Sie empfinden, sonst war alles umsonst.“

Ich nickte. Das hatte ich auch schon im Kopf gehabt. Nur fiel es mir nicht gerade leicht, dies auch zu zeigen. Dr. Han räusperte sich und sah mich wieder mit diesem „Scharfsinn – Blick“ an.

„Ich habe noch ein anderes Thema, was ich mit Ihnen besprechen muss. Ihre Hochzeit! Wollen Sie mir nicht endlich erzählen, was wirklich passiert ist?“ Ich schluckte und dachte wieder an den Film meiner Hochzeit. Sie hatte ja Schweigepflicht. Warum also nicht? Wenn sie es eh schon ahnte, dass da etwas faul war...

„Nun gut. Ich gebe zu, es war nicht so, wie ich es Ihnen am Anfang erzählt hatte. Ich hatte ein neues Duel Monsters Turnier abgehalten und das Halbfinale in Las Vegas fortgeführt. Es war eine eher spontane...ok, Mokuba wollte es so. Ich kann diesen großen Kinderaugen einfach nichts abschlagen. Wir waren also dort und hatten, nach dem ersten Tag dort, uns noch einige Zeit in einem Casino...“ „Mr. Kaiba! Verzeihen Sie die Unterbrechung, aber sollten Sie nicht zuerst, mit Ihrer Beziehung zu Joseph anfangen? Wie war sie denn DAVOR?“

Ich grummelte. „Nicht besonders gut. Außenstehende würden sagen, wir haben uns gehasst. Ich hatte das nie. Für mich war er nur ein kleiner, nichtsnutziger Straßenköter, der versuchte, sich besser darzustellen, als er war. Er hat mich, mit seiner Art, praktisch dazu herausgefordert, ihm zu zeigen, dass sein Platz ganz unten in der Nahrungskette war. Ich hatte mich nie zurück gehalten, mit Beleidigungen und Machtdemonstrationen...“ Meine Worte klangen in meinen Ohren, so unglaublich gemein, rücksichtslos und oberflächlich.... rückblickend betrachtet. Dabei war Joey so viel mehr...

Einige Minuten war es recht still. Dr. Han versuchte sich zu fassen, doch ihr entwich trotz alledem, ein leiser Schluchzer. Eine einsame Träne, rann ihr über ihr Gesicht. „Sie...Sie haben ihn...so...schlecht behandelt...und...“ Ich schnitt ihr sogleich das Wort ab.

„Ich weiß... ich war nicht besser, als seine Mutter. Wenn nicht schlimmer. Glauben Sie nicht, dass ich es nicht bereue. Das tu ich. Mittlerweile kann ich schon sagen, dass ich ihn kenne. Es hat sich so viel geändert, in der kurzen Zeit. Wir haben aber beide, unser Verhalten geändert und nun kommen wir ganz gut miteinander zurecht.“

Sie sah mich an, als ob ich gewaltig untertrieb. „Sie meinen damit, dass Sie sich in ihn verliebt haben?“ Mein Gesicht erwärmte sich schlagartig. Ich mochte ihn, ja. Ich mochte ihn sehr....aber...ob ich ihn liebte? „Wenn Sie das sagen.“, meinte ich ausweichend. Nun schnaubte sie. „Es wird endlich Zeit, dass Sie sich dies eingestehen, Mr. Kaiba. Am Besten, sagen Sie es Ihrem Mann auch gleich. Am Besten noch heute.“

 

Ich druckste herum und gab ihr nur noch ausweichende Antworten. Sie war damit mehr, als unzufrieden. Doch ich lenkte sie ab, in dem ich ihr noch weiter von der ungewollten Hochzeit erzählte. Was war ich froh, als unsere Therapiezeit endlich vorbei war. Ich flüchtete regelrecht, aus ihrer Praxis und vergaß... LEIDER, einen neuen Termin auszumachen. Dafür musste ich gleich, nochmal ins Krankenhaus.

Wieder zu Hause, erklärte ich meinem Mann stolz, dass ich Wunderknochen hätte. „Die Supraspinatussehne ist auch soweit gut ausgeheilt. Ich soll aber trotzdem noch sehr vorsichtig damit sein und mich nicht gleich übernehmen.“

 

Schwieriger war es, die Pakete für unsere Liebeshöhle vor Joey zu verstecken. Doch selbstredend gelang es mir auch. Nur war es noch etwas seltsamer, dass auch zwei Pakete für Serenity dabei waren. Ich vermutete, dass Bakura ihr wieder zur Seite gestanden hatte, bei der Auswahl neuer Kleidung. Ich hätte ihr doch nicht eine meiner Kreditkarten überlassen sollen... Die beiden telefonierten viel, oft mit Facetime oder über WhatsApp. Im Moment war das ständige Thema, alte Fernsehserien, die sie im Fernsehen wiederholten. Ich hörte nur ein paar Namen...irgendwas mit Spike, Angel und Buffy. Ich vermutete außerdem, dass beide wieder dran waren, Fanfics zu schreiben... die ich wieder löschen würde!

 

 

Dann war es endlich Mittwoch und ich musste wieder diese dauergrinsende Physiotherapeutin ertragen. Sie würde mir noch über einige Wochen helfen, aber nur noch einmal die Woche. Dafür kam das Abduktionskissen endlich weg und auch diese Motorbewegungsschiene wurde abgeholt. Die Physiotherapeutin, die mir vorsichtig half, wurde genaustens von meinem Gatten beobachtet. Sie lächelte ihn unentwegt an, was mir meinen Geduldsfaden, immer mehr strapazierte. Immerhin besser, als wenn es ein Mann wäre... Aber Joey schien es schön zu finden und freundete sich auch noch mit ihr an, da er sie wohl sehr sympathisch fand und nickte, als sie sagte, ich sollte doch bitte noch sehr vorsichtig sein. „Ja danke, Pia. Besuch uns doch auch mal, nur so. Du hast ja jetzt meine Nummer. Du kannst jederzeit anrufen.“ Sie lächelte daraufhin. „Ja, sehr gerne, Joey. Wir sehen uns bald. Auf wiedersehen, Mr. Kaiba.“ Ich verdrehte innerlich die Augen. „Auf wiedersehen, Miss. Jay. Danke...für alles.“ Ich schloss seufzend die Tür. „Endlich ist dieses Abduktionskissen ab.“ Skeptisch betrachtete mich Joey. „Tut noch was weh?“ Ich nickte. Vielleicht sollte ich bald noch eine Schmerztablette nehmen. „Das ist anscheinend aber normal. Es kann bis zu einem halben Jahr dauern, bis man wieder komplett schmerzfrei ist.“ Joey schluckte nervös, schmachtete mich förmlich an und ich grinste, wieder nur innerlich.

 

Ich seufzte erneut und bat ihn, mir zu helfen. „Wobei, Eisklotz?“, fragte er gespannt. Ich erwähnte den Pool und dass ich mich, nur ein bisschen im Wasser aufhalten wollte. Er nickte und begleitete mich nach oben, wo er mir half, beim ausziehen. Erbost, sah Joey auf meine Badehose, ignorierte es dann und drehte mir den Rücken zu, als er sich seine Badehose anzog. Sein Hintern war so nahe... und ich starrte sehnsüchtig darauf. Dann wackelte er ein kleines bisschen damit. Ich schlich zu ihm und flüsterte ihm ins Ohr. „Das du dich DAS traust... OBWOHL ich genau hinter dir stehe...“, meinte ich und streichelte ihm sanft darüber. „Los, Kühltruhe, du wolltest doch baden gehen.“, sagte er ausweichend.

Ich fragte ihn, ob er denn nicht auch wollte. „Darum geht es nicht. Aber Serenity ist hier und ich vermute sie auf dem Korridor.“ Das war nicht sein einziges Problem, dass sah ich ihm an. Er war bestimmt immer noch nicht sicher, ob er sich dies schon traute. Dabei sah er zum anbeißen aus... Aber gut. Was tat man nicht alles, für das Hündchen. Ich hob eine Augenbraue, schlich leise zur Türe und öffnete sie schnell. Doch es war nur Luigiana, die erschrak, uns eigentlich nur Bescheid sagen wollte, dass Jason angekommen war und fragte, ob er ins Meereszimmer durfte.

„Ja...ok. Meinetwegen. Aber nicht den ganzen Tag lang.“, meinte Joey. Er seufzte und zog mich, mit nach unten und dann raus, in den Garten.

Am Pool angekommen, ließ ich mich, seufzend ins Wasser gleiten und schloss die Augen. Ich spürte Joeys anhimmelnde Blicke, die mir direkt meinen Unterleib lodern ließen. Doch ich konzentrierte mich, auf meine Atmung. Wenn ich zu schnell an die Sache ran ging, verschreckte ich ihn womöglich noch. Dann öffnete ich meine Augen und sah ihm, direkt in seine goldenen Augen, die, wie sein restliches Gesicht, glühten. Irgendwie...war seine Schüchternheit richtig...süß.

„Ich wüsste gerne an was du gerade gedacht hast...“, meinte ich, mit einem verführerischen Unterton. Dies brachte ihn zum stottern, er druckste herum, dann schwamm er mir davon und tauchte nach unten.

Er tauchte erst wieder auf, als ihm die Luft ausging. Machte ihn das derart nervös? Joey stotterte erneut, diesmal aber deutlicher verständlich. „Je..jetzt wo du....ke...kein Prod...Produktionskissen.... mehr...mehr trägst...“ Ich hob wieder eine Augenbraue. „Ja? Wirke ich jetzt auf dich... wieder mächtig? Dominant? Ich bin wieder vollständig einsatzbereit...nun mit ein paar Einschränkungen vielleicht noch, aber...Ich könnte dir, sofort, wenn du willst, deine geheimsten Fantasien erfüllen... Hündchen.“ „Ge...geheimsten...Fantasien?“

Ich meinte dies absolut ernst. Ich wollte wissen, was er wollte, wie er es wollte und ihn dann damit verwöhnen. Egal was für ein Wunsch es war. „Das...das..über...überwältigt mich...im Moment.“ Dafür hatte ich Verständnis. Meine Präsenz war nun mal einschüchternd. „Verstehe ich. Aber du wirst mir nicht auskommen, Joey. Du magst jetzt noch eingeschüchtert sein, aber...bald... BALD wirst du mich wieder anschreien, dass ich dich richtig hart durchnehmen soll. Ich werde bereit sein.“, sagte ich grinsend.

Ich sollte testen, wie weit ich gehen durfte. Also kam ich zu ihm, er wich nach hinten aus und als er nicht mehr weiter konnte, nahm ich seine Lippen mit meinen gefangen. Langsam und genussvoll küsste ich seinen, nach Honig schmeckenden Mund, umspielte meine Zunge, mit seiner, bis er seine Arme um meinen Nacken schlang. Wir standen lange so da, ich genoss seinen Oberkörper an meinem und konnte mich kaum zügeln ihn nicht gleich, hier und jetzt, zu nehmen.

Einige Zeit später, fing ich an zu frieren und wir stiegen aus dem Pool heraus. Joey ging vor mir, sah zum Glück nicht meine aufgerichtete Männlichkeit und legte sich auf eine der Liegen, um sich zu sonnen. Ich tat es ihm gleich, bis auch dies mich überforderte.

Wir verzogen uns ins Wohnzimmer, wo ich mich in meinen Thron begab und Joey sich auf die Couch fallen ließ. Dort, an dem Tisch daneben, lag noch das eine Buch, welches ich zur Tarnung mitgenommen hatte, bevor Joey mir von dem Brief erzählte, den Pegasus ihm zukommen hatte lassen. Ich schlug das Buch auf und las vielleicht zehn Seiten, bis ich die seltsame Stille bemerkte und sah nach, ob mit Joey alles in Ordnung war. Er sah mir zu nachdenklich aus... „Was ist los?“, fragte ich. Er setzte sich auf und erzählte mir seine Bedenken über seinen Vater, der schon wieder hier war. Ich musste lachen. „Dein Vater hat keine Arbeit mehr und anscheinend findet er immer noch keine. Kein Wunder, dass er ständig hier ist. Gestern habe ich ihn erwischt, wie er ein paar seiner Sachen in sein Gästezimmer schmuggeln wollte.“ Diese Aussage machte das Hündchen noch nachdenklicher und er sah mich auf einmal, bittend an. „Was. Willst. Du?“, fragte ich ihn mit abweisendem Blick. DAS sah aus, als ob er mir nun verkünden würde, dass er doch ein Mädchen wäre. Joey erhob sich und ging langsam zu mir. „Ach Setoooo.“, säuselte er, setzte sich auf meinen Schoß und strich mir zärtlich über meine Wange. Ich entfernte sie rasch aus meinem Gesicht.

 

„Nein.“

 

„Was denn?“ Ich legte mein Buch zur Seite und frostete ihn nieder. „Das kommt gar nicht in Frage. Dein Vater hat seine eigene Wohnung und die sollte er auch benutzen. Es wird Zeit, dass er erwachsen und selbstständig wird. Das kann er nicht, wenn wir ihn zu sehr verwöhnen.“ Wütend blitzte er mich daraufhin an. „Man Arschgeige....sei doch nicht so herzlos. Das ist mein Dad. Wir können ihn doch nicht im Stich lassen. Und die Villa ist doch riesig. Also hör bitte auf so störrisch zu sein mit deiner Kratzbürstigkeit.“ Ich beehrte ihn mit einem meiner eisigsten Blicke. „Nein heißt nein.“ Trotzig erhob er sich und ging wortlos aus dem Wohnzimmer.

Sehr seltsam. Ich hatte im Gefühl, dass er nun eine Dummheit begehen würde. Ich angelte mein Handy hervor und kontrollierte, wo er sich gerade befand. Er ging die Treppe nach oben, in mein...MEIN? Zimmer und stand einige Zeit dort. Ich stand auf und folgte ihm. Irgendwas hatte er vor und ich musste ihn stoppen, BEVOR er etwas anstellte. Er bewegte sich wieder und lief in meinen Schrank. Dann lief er wieder in mein Zimmer, drehte um, erneut in meinen Schrank, in seinen, wieder in meinen und mein Zimmer. Da war einiges faul und am Besten wäre es, ihn auf frischer Tat... zu... erwischen...Oh nein... Mein Mantel! Ich beschleunigte noch meine Schritte, bis ich endlich, an meiner Zimmertüre angekommen war.

Ich öffnete die Türe und ja, da stand er und sah aus, als könnte ihn kein Wässerchen trüben. Ich kam zu spät.

Warnend blickte ich ihn an. „Was hast du angestellt?“, zischte ich ihm zu. Doch er zuckte mit den Schultern und meinte, er wüsste nicht, was ich meinte. Ich kam ihm näher und griff mir sein Kinn. „Was. Hast. du. getan?“ Ängstlich versuchte er, sich nichts anmerken zu lassen und suchte nach einer Ausrede. „Nichts...ich hab dich nur jetzt da, wo ich dich haben wollte...“ Ich hob eine Augenbraue. „In meinem Zimmer?“ Er lächelte mich, so unglaublich süß an, meine Knie wurden weicher und die Wärme breitete sich wieder in meinem Herzen aus. Dann meinte er, er hätte ganz gerne eine „unschuldige Knutscherei“ gehabt. „Aber ok. Du willst anscheinend nicht. Schlechter Zeitpunkt? Na ja auch egal.“, sagte er, ging aus meinem Zimmer und schloss die Türe hinter mir. Hektisch lief ich in meinen Schrank und suchte alles ab...aber...der Mantel war verschwunden. Ein gefährliches Knurren verließ meine Kehle und ich folgte ihm schnell. Wie konnte er es wagen? Eine Sekunde später, hatte ich ihn eingeholt und packte mir, sein Handgelenk und riss es, nach hinten. Wir stöhnten beide schmerzhaft auf. Ich blendete den Schmerz aus, drückte ihn an die Wand und zischte ihm, in einem gefährlich kaltem Ton zu, dass er den Diebstahl meines Mantels bereuen würde. Er weitete seine Augen und sah mich ängstlich an. „Wie kommst du darauf, dass ich ihn gestohlen habe?“, fragte er mich. „Willst du mich verarschen, Köter? Er ist nicht mehr da. Du hast ihn die letzten zwei mal auch schon entwendet. Wo ist er? Gib ihn mir...SOFORT!“

Beleidigt starrte er mich an und verschränkte seine Arme. Ich hatte mich von der Wut blenden lassen und ihm wieder mit diesen fiesen Namen betitelt...

„Ich habe ihn nicht!“, sagte er trotzig. „Aber bitte....komm mit in mein Zimmer. Du kannst gerne meinen ganzen Schrank auseinander nehmen. Außer eines deiner Rollkragenshirts, wirst du kein weiteres Kleidungsstück von dir dort drin finden.“ „Und was, wenn ich fragen darf, hat eines meiner Rollkragenshirts bei dir verloren?“ Er grinste mich an. „Ach..eigentlich wollte ich, als ich den weißen Mantel genommen hatte, das Shirt dazu anziehen. Aber das konnte ich ja dann nicht mehr. Du kannst es wieder haben. Ist mir eh zu lang. So kann ich es nur als Nachthemd tragen.“ Frechheit!! Das waren, wie die Badehose auch, edle Sonderanfertigungen. Ich schoss ihm Eisblitze entgegen bis er fröstelte, packte ihn am Nacken und dirigierte ihn zurück, direkt in sein Zimmer. Niemand...NIEMAND, außer MIR, durfte den weißen Mantel anziehen.

Also ging ich in seinen Schrank und wühlte zuerst alles durch. Das ging mir zu langsam. Also warf ich jedes Kleidungsstück einzeln hinaus und fand tatsächlich nur das eine Rollkragenshirt. Joey stand neben mir, die Arme verschränkt und grinste. „Vielleicht hat ja Roland den Mantel und studiert eine fantastische Darkwing Duck Imitation ein. Ich bin der Schrecken, der die Nacht durch flattert...“, sagte er und wedelte wie wild mit seinen Armen. Das bescherte ihm, nur noch einen weiteren, schneidend kalten Blick von mir. Lauernd ging ich auf ihn zu. „Wehe dir, wenn ich den Mantel morgen nicht wieder im Schrank habe. Du kannst sagen, was du willst. Diese Aktion trägt deine Handschrift.“ zischte ich und er winkte ab. „Ach was. Reg dich wieder ab. Meine Güte bist du empfindlich.“ Meine Augenbraue zuckte vor Wut. „Empfindlich?“ Er nickte. „Dann kannst du ja jetzt meinen Schrank wieder aufräumen.“, sagte er leise, drehte sich um und ging Richtung Bad. Doch ich schnappte mir sein Handgelenk und fragte ihn, was er vorhatte. „Ich kann deine Schuld und deine Angst förmlich riechen. Willst du dich vor mir verstecken?“ Er zitterte ein wenig. Ja...eindeutig Angst.

 

„Was ist denn hier los?“

 

Nicht schon wieder DER.

 

„Geh wieder in dein Zimmer, Jason. Mummy und Daddy müssen miteinander reden....“

 

„Dann sei gefälligst nicht so laut, wenn du „Mummy“ sprechen willst.“ „Ts. Genau. Wie wäre es, wenn DU dir mal eine Beschäftigung der anderen Art suchen würdest, anstatt dich in unsere Ehe einzumischen.“ Jason hob eine Augenbraue. „Was meinst du damit? Das verstehe ich nicht ganz.“ Ich verdrehte die Augen.

„Dann will ich dich mal so fragen, dass auch du es verstehst...Warum suchst du dir denn nicht wieder eine Frau, Jason? Immerhin scheint es so, als ob du das mit Cecelia verarbeitet hättest.“ Geschockt sah er mich an. „Haha wirklich? Auf so eine Idee bin ich noch gar nicht gekommen.“ meinte er sarkastisch. „Gut. Dann eben so. Wieso WILLST du dir denn keine suchen.“ Daraufhin machte mein Schwiegervater, ein abfälliges Geräusch. „Ganz ehrlich, Seto? Die Frauen heutzutage in meinem Alter sind ganz nah an der biologischen Uhr gebaut. Die wollen alle jetzt Kinder bekommen. Mir reichen aber meine zwei.“ Jetzt machte ich ein abfälliges Geräusch. „Meines Wissens kann man mit den Damen sprechen...und für alles andere gibt es Kondome.“ Ich hörte, ziemlich leise, Joeys Stimme von irgendwoher. „Jungs beruhigt euch doch wieder.“ Doch wir beide, Jason und ich, ignorierten ihn. Das war eine Sache unter Männern.

 

„Du hast ja keine Ahnung, du alles in den Boden starrender, arroganter, überheblicher, schwuchtliger Provokant.“, spie mir Jason zu. Ich ließ Joeys Handgelenk los und blitzte meinen Gegenüber gefährlich an. Wieder schob sich mein Mann dazwischen und ich schob ihn ärgerlich zur Seite und antwortete, wie mein Schwiegervater, im gleichen, provozierenden, sarkastischem Ton. „Was besseres fällt dir nicht ein, du arbeitsloser, kindischer, stinkend fauler, heulender....“ Joey unterbrach uns erneut. Konnte er es nicht einfach lassen? Wir sollten es unter uns ausmachen. „Hey, Leute...können wir uns nicht einfach wieder vertragen?“ Ich schubste ihn wieder zur Seite und wollte weiter schimpfen, doch Jason unterbrach mich. „Du hast Glück, Seto...das Joey dein Mann ist...sonst würde ich dir jetzt den Arsch aufreißen.“ Ich blitzte ihn an. Das war ja lächerlich... „Ach ja? Dann versuch es doch...alter Mann.“ War wohl ein wunder Punkt, denn Jason stürzte sich mit einem lauten Schrei auf mich. Ich wich dem ersten Schlag elegant aus und schickte ihn mit einem gezielten Schlag auf den Rücken zu Boden, doch er rappelte sich schnell wieder auf und erwischte mich an der linken Schulter. Vor Schmerz zischend, atmete ich tief ein. Ausgerechnet dort. Von Fairness hielt er wohl nichts.

„STOPP!“ schrie mein Gatte und stellte sich zwischen uns. Was sollte das? Wir mussten es jetzt klären... wie Männer. Also versuchte ich, wie Jason auch, an Joey vorbei zu kommen, doch er passte sehr gut auf, dass wir uns nicht wieder schlagen konnten. Als Jason anfing, mir den Mittelfinger zu zeigen, beschimpfte ich ihn wüst. Davon konnte mich Joey nicht abhalten.

„Hört auf, alle beide. Meine Güte, Eisberg...kühl dich wieder runter und reiß dich zusammen.“ Ts. Tatsächlich? ICH sollte mich runter kühlen? Was war denn mit diesem...

Jason unterbrach meine Gedanken, als er anfing, mich auszulachen. Sogleich war Joeys Blick bei ihm. „Und du, Dad....Du gehst sofort auf dein Gästezimmer. Das Abendessen fällt heute für dich aus.“ Ich drehte beiden den Rücken zu. „Das letzte Wort ist deswegen noch nicht gesprochen. Verlass dich drauf, Jason. Das wird dir noch leid tun.“

Daraufhin motzte Joeys alter Herr mich nur weiter, ziemlich schlecht gelaunt, an. „Du hast keine Ahnung, wie fruchtbar ich bin. Mein Samen wirkt so stark, dass Frauen auch trotz eines Kondoms, schwanger werden können. Sonst wäre Joey heute nicht hier....Ich bleibe lieber alleine, als das ich mich wieder auf eine erneute Vaterschaft einlasse.“ Ich konnte nicht anders und lachte überheblich. Sonst war er so schlau... aber gewisse Absichten von dieser Haruka, hatte er nicht sehen können. Die war hundertprozentig auf sein Geld aus gewesen.

„Vielleicht solltest DU die Kondome kaufen und dich nicht auf die Frauen verlassen. Ich bin sicher, dass das Kondom schon ein paar Löcher hatte.“ Das brachte mir einen entsetzten Blick von ihm ein. „Was, das geht?“ Joey schlug sich die Hand vor die Stirn. „Bin ich froh, keine solchen Probleme zu haben.“ Ich stimmte ihm sofort zu. „Ja zum Glück wird Joey nicht schwanger. Kinder hätten mir gerade noch gefehlt.“

Joeys nächste Reaktion darauf, war seltsam und klang nach einem schweren Aussetzer. Er sah mich nur kurz von der Seite an und wandte sich dann ab. „Da das alles jetzt geklärt ist, mache ich mich auf in die Küche und bereite das Abendessen. Hast du einen speziellen Wunsch, Großkotz?“

Stille legte sich über uns. Ich hatte es geahnt.

„Hallo? Erde an Ehemann. Was willst du heute Abend essen?“, fragte er gespielt verwirrt. Ich sah ihn wieder analysierend an, doch er tat unschuldig.

„Dad! Sagte ich dir nicht, dass du auf dein Zimmer gehen sollst? Was machst du noch hier?“ „Joey? Ist alles in Ordnung?“, fragte er ihn. „Hast du mich gerade verstanden, Dad? Es war mein ernst, als ich sagte, dass das Abendessen für dich ausfällt. Was denkst du was los sein könnte? Du schlägst meinen Ehemann und der schlägt dich. Diese Gewalt erinnert mich bloß an meine Kindheit, sonst nichts.“, sagte er gespielt bekümmert. Doch Jason viel darauf rein und sah ihn bestürzt an. „Tut mir leid, Joey....Seto...es tut mir leid, dass ich dich beleidigt und verletzt habe. Das kommt nicht mehr vor.“, sagte er, mit einem Blick zu mir. „Mir tut es auch leid.“, sagte ich. Jason ging dann kommentarlos auf sein Zimmer und mein Mann fragte mich erneut, was ich essen wollte. Lächerlich Hündchen. Als ob ich dich nicht schon längst durchschaut hätte.

„Wie ich schon so oft sagte, Joey....du bist ein schlechter Lügner.“ Er schluckte und sah mich dann mit großen Augen an. „Was meinst du?“ Ich nahm ihn gleich in den Arm, sollte er weglaufen wollen. Denn die nächste Frage, war auch für mich heikel. „Wieso reagierst du so gereizt, wenn ich sage, dass Kinder mir gerade noch gefehlt hätten?“ Ich sah in seinen Augen, wie er versuchte, eine Ausrede zu finden. „Weißt du...mein Dad ist auch noch wie ein Kind. Ich weiß das er erwachsen werden muss, aber als du vorhin sagtest, dass er hier nicht wohnen kann...“ Schnell nahm ich sein Kinn in die Hand und meinte, dass das eine, nichts mit meinem Aussetzer, von gerade eben gemeinsam hatte. Dann aber überraschte er mich, in dem er das einzige ansprach, welches mich ein wenig aus der Bahn warf.

„Ich weiß wo dein lilaner Mantel ist, aber ich sage es dir nicht.“ Ich vereiste ihn, aber das schien ihm egal zu sein. „Das ist jetzt aber nicht das Thema...Joey.“, meinte ich, mich stark zusammenreißend. „Du hast Recht. Ich hätte den weißen Mantel nehmen sollen.“

DAS meinte er nicht im Ernst... Der weiße... NIEMAND verschandelt den WEIßEN!

„JOEY!“ „Was?“ Es war nur eine... Vermutung. Konnte es sein...

„Vergiss es. Du wirst mich jetzt nicht ablenken können. Sag mir...willst du Kinder?“ Er zuckte erschrocken zusammen, ging ein paar Schritte zurück und löste somit die Umarmung. Dann zuckte er nur mit den Schultern. „Ich bin noch jung, vielleicht später mal.“ Ich konnte ihn nur anstarren. „Du willst, dass wir Kinder zusammen haben?“

„Red keinen Stuss, Eisklotz. Das wäre den Kindern gegenüber unverantwortlich. Ich werde jetzt was zu essen machen. Wenn du mir nicht sagst, was du willst, koche ich eben irgendwas.“ Mit diesen Worten lief er aus meinem Zimmer.

 

Kinder....er wollte...Kinder...KINDER!!!

Warum? Kinder waren eine lebenslange Aufgabe. Hieß das...er wollte...sein Leben lang, bei mir bleiben? Das...das war...

Ich lief das Zimmer auf und ab. Sollten wir tatsächlich Kinder adoptieren...käme für MICH, eine Scheidung gar nicht mehr in Frage. Ich fühlte mich plötzlich so durcheinander... KINDER!! Ich atmete kurz durch. Darüber musste geredet werden...JETZT!! Ich ging aus seinem Zimmer und runter in die Küche, als ich hörte, wie Maria gerade mit Joey sprach. „Oh, Master Joseph. Gut das ich Sie treffe. Das mit dem Mantel ist erledigt, er muss aber noch trocknen. Das Seidenhemd ist aber fertig.“ Dann sah sie mich und starrte entsetzt zu mir. Langsam drehte sich Joey um, in seinem Gesicht sah ich Angst. Sollte er auch haben. Die Wut brodelte wieder in mir auf. „Was hast du mit meinem Mantel gemacht? Und welches Seidenhemd?“ Er hatte doch nicht etwa... „Was denn? Der lilane Mantel ist nicht mehr lila. Sondern schwarz und gehört jetzt mir, auch wenn er etwas affig aussieht.“ Alles weitere ignorierte er und fing an, das Abendessen zu kochen. Lange starrte ich ihm auf seinen Rücken. Ich musste mich wieder beherrschen....affig? Keiner meiner Mäntel war AFFIG. Dann verengte ich meine Augen. Joey wirkte, auf einmal wieder so unglaublich traurig. Wieso? Maria hatte sich nicht bewegt und hoffte wohl, lebend hier raus zu kommen. Nun...sie hatte nur getan, was ihr aufgetragen wurde. Der Schuldige stand am Herd.

„Danke, Maria. Das wäre dann alles.“ sagte ich beherrscht, nach einigen Minuten. Angesprochene rauschte, so schnell es ging aus der Küche hinaus und dann waren wir wieder alleine. „Joey....jetzt bist du zu weit gegangen.“ Er stoppte kurz, dann machte er weiter und schwieg mich an. Ich konnte meinen Zorn gerade nicht ganz ausblenden und fragte ihn, als er alles angerichtet hatte, ob er nichts essen würde, denn an seinem Platz war nichts. Er schüttelte mit gesenkten Blick den Kopf. Ich musste nicht weiter fragen, der Aussetzer war übel.

Ich packte ihn an den Schultern und schüttelte ihn kurz. „Joey...ich weiß nicht, wie lange ich mich noch beherrschen kann. Du machst mich WAHNSINNIG. Kannst du nicht EINMAL keinen Unsinn anstellen? Hat es dir nicht gereicht, dass man versucht hat, uns in den Medien zu diskreditieren? Oder dass wir ständig bedroht und verletzt werden?“ Er sah nicht danach aus, als ob er wüsste, wovon ich sprach und schüttelte meine Hände von seinen Schultern. Dann sagte er doch noch was. „Ich lasse es, wenn du mich jetzt in Ruhe lässt.“ Er schubste mich von sich, lief aus der Küche, ins Wohnzimmer.

Ich atmete tief durch und wartete, bis Moki aus dem Wohnzimmer kam. Serenity kam kurz danach. Wir setzten uns und begannen zu essen.

„Alles in Ordnung, mit euch?“, fragte mein kleiner Bruder. Ich grummelte und erzählte den beiden, was Joey mit meinen Sachen gemacht hatte. „Oh Seto...das wäre aber schön, wenn Papa auch hier wohnen könnte.“ „Nein. Das wäre es nicht. Wie soll er eigenständig und erwachsen werden, wenn wir ihm nicht die Möglichkeit dazu geben?“ Daraufhin war sie still, nickte aber verstehend. Zum Glück. Als wir gegessen hatten fragte sie mich besorgt, ob ich meinem Mann, denn nicht nachgehen wollte. Ich sah auf mein Handy und merkte, dass er wohl im Kirschbaumwald war. Bis ich dort war, konnte ich über sein Verhalten, in Ruhe nachdenken. „Ja...das wäre wohl das Beste, ihn gleich zu suchen.“ Also machte ich mich auf, in den Garten. Warum? Ich verstand es einfach nicht. Also ging ich, in Gedanken, unsere gesamte gemeinsame Zeit durch. Von der Zeit in Las Vegas, bis wir wieder zu Hause waren, die Streitereien, der Sex, der Film... DA hatte es angefangen, dass er so traurig geworden war. Es musste also was mit der Kiste zu tun haben, in der ich alles wichtige, von der Hochzeit, aufbewahrte. Da wären die Eheverträge, der Film, die Hochzeitsfotos, der Hals und der Armreif und... das Familienstammbuch. Oh... Nun verstand ich...ungefähr, was er fühlte. Dann hatte er also so traurig reagiert, weil er dachte, dass dies bei uns beiden, die sich „hassten“, nie so sein könnte. Hoffnungslosigkeit.... Ich sah erneut auf mein Handy. Hier müsste er eigentlich sein, aber weit und breit kein Ehemann.

„Ich weiß, dass du hier bist. Komm raus...Joey.“

Stille....

„Joey...ich bin nicht mehr sauer, ok? Komm mit ins Haus und wir reden darüber.“, sagte ich, doch auch jetzt blieb es still. Vielleicht... ja er musste auf den Baum geklettert sein. Also griff ich mir den einen großen Ast, kletterte nach oben und setzte mich ihm gegenüber.

Meine Schulter schmerzte stark, aber dass war mir gerade egal. Viel mehr schmerzte mich sein Anblick. Joey sah so traurig aus und ich sah, dass er viel geweint haben musste. Ich seufzte. „Joey...wie geht es dir?“

Er starrte mich nur an und ich seufzte erneut. „Warst du deshalb so traurig, als ich dir den Film unserer Hochzeit zeigen wollte? Du hast das Familienstammbuch angesehen, richtig?“ Er presste seine Lippen fest aufeinander und schwieg weiterhin. Ich nahm seine Hand. „Wir sind wirklich noch sehr jung, Joey...“ „Es spielt keine Rolle, Eisklotz. Es war nur ein Aussetzer...der jetzt vorbei ist. Vergiss es einfach.“

Wie bitte? Wie konnte ich DAS einfach vergessen? Nein. Niemals.

 

„Nein.“

 

„Mensch, Kotzbrocken. Kannst du es nicht einmal auf sich beruhen lassen?“ Ich schwieg nun und er knurrte. „Ich werde nicht den gleichen Fehler machen, den mein Dad gemacht hat und mir in so jungen Jahren Kinder zulegen.“ Ah... darum ging es also auch noch. Oh Hündchen...

„Du bist kein Fehler.“, sagte ich ihm ernst. Er senkte den Blick und seine Augen wurden feucht. „Weil ich geboren wurde, hatte mein Dad keine Jugend, keine Möglichkeit seine Träume zu verwirklichen, keine Freunde...nichts.“ „Und doch liebt er seine Kinder so sehr, dass er alles für sie tun würde. Die Jungs, die dich verprügelt hatten, hatte er mit seiner Schlauheit ins Gefängnis gebracht.“ Geschockt sah er mich an. „Und er hatte einen Plan, wie er das Sorgerecht für Serenity bekommen könnte, damit ihr wieder alle zusammen sein könnt. Auch wenn das nicht funktioniert hat...Stell dein Licht nicht immer unter den Scheffel, Joey. Durch dich hat dein Vater eine wichtige Aufgabe. Die er mit Herzblut erfüllt. Nur eines verstehe ich nicht....Wenn dein Vater nie Jura studieren konnte...wie kommt es, dass er so gut Bescheid weiß?“

Er verzog zuerst sein Gesicht, konnte dann aber nicht anders und musste lachen.

„Dad hängt ständig am Campus der Uni herum und kauft den Studenten ihre Notizen und Unterlagen ab, damit er immer auf dem neuesten Stand ist. Oder er besticht sie mit Alkohol, aber das klappt meistens nur bei denen, die noch nicht volljährig sind. Außerdem verbringt er seine Freizeit in der Bibliothek hier und in der Uni und liest alles über unser Rechtssystem und die Gesetze. Er wusste schon immer, was ihm liegt und was er will.“

Ich lächelte. „Das ist so typisch, dein Dad. Ich wünschte, ich hätte auch so einen gehabt.“

Jason war nicht sooo übel. Aber er nervte mich im Moment oft. Dann sah ich Joey wieder an, der mich bekümmert anblickte... was war jetzt?

„Es tut mir leid.“ Ich zog nur eine Augenbraue nach oben, als Joey mich zu sich zog und mich fest umarmte. „Seto?“ „Hm?“ „Du vergisst da etwas entscheidendes.“ Ich lauschte, ob das schon alles war, was er sagen wollte.

„Wir sind verheiratet. Das bedeutet mein Dad ist jetzt auch deiner. Und Dad tut bekanntlich ALLES für seine Kinder.“ Gänsehaut. Ich versuchte, mich schnell wieder zu beherrschen.

„Gut zu wissen.“, flüsterte ich und kuschelte mich an ihn. Er streichelte mir durchs Haar und entschuldigte sich erneut. „Tut mir wirklich leid...dass ich deinen Mantel einfach genommen und färben hab lassen...und wegen dem schönen, dunkelblauen Seidenhemd.“ Ich verkrampfte. Nicht dieses. Alles andere...aber nicht DAS.

„Das war mein Lieblingshemd.“ „Oh.“ Ich seufzte. Ich hatte ihm doch längst verziehen. „Genau das passiert, weil du nicht mit mir redest. Wenn du einen eigenen Mantel willst, frag Monsieur Duboit, ob er dir einen schneidert. Oder besser, entwirf dir einen und dann gib es Roland für den Schneider mit. Du hast genug Geld auf dem Konto, dass du dir so etwas leisten könntest. Und wenn du die Seidenhemden magst, lass uns nochmal einkaufen gehen. Geld haben wir wie Heu.“ „Wir könnten aber auch einfach die Schränke tauschen...“, sagte er und lachte. Ich grummelte nur.

„Ruhe in Frieden, mein Seidenhemd. Ich werde dich vermissen... Hatte dich doch schon so lange vermisst und nun bist du in den Händen eines Hundes...“ Man war das auf einmal kühl. Ich kuschelte mich näher an meinen Mann. Joey merkte es. „Es ist ziemlich kühl...lass uns zurück gehen.“ „Noch nicht.“, flüsterte ich und ließ mich weiter von ihm streicheln. Das tat so gut. Er küsste mich auf mein Haar und hörte, wie er tief einatmete und tat es ihm gleich...Honig...süßer Honig...

„SETOOO!!! JOOEEYY!“

Wir lösten unser inniges Beisammensein und sahen nach unten, wo Jason und Mokuba atemlos umher rannten und uns wohl suchten. Wie viel Zeit war vergangen?

„Hier oben, Jungs.“, rief Joey. Die beiden sahen gleichzeitig hoch und schimpften auf einmal los, was uns einfiele, ihnen solche Sorgen zu machen. Doch mein Mann winkte die beiden aber nur nach oben. Nun schweigsam kletterten sie hoch und sahen uns vorwurfsvoll an. „Wir dachten schon ihr hättet euch gegenseitig umgebracht.“, schimpfte Moki los. Mein kleiner Bruder übertrieb gewaltig. Nie könnte ich meinem Joey etwas antun. Jason nickte, mit Tränen in den Augen, doch Joey lächelte die beiden an. „Es war notwendig.“ Wir zogen allesamt unsere Augenbrauen hoch. „Sonst hätte Seto mir nicht so gut helfen können.“, sagte er zögerlich. „Bei was?“ Er schluckte, gestand Jason, dass er sich selbst als größten Fehler seines Vaters gesehen hatte. Der sah ihn nur geschockt an und schnippte ihm schmerzhaft gegen seine Stirn. „Aua!“ „Dummer Joey. Ich bin sehr froh dich zu haben. Du und Serenity sind das einzige, dass ich bisher richtig gut hinbekommen habe.“ Joey rieb sich grummelnd seine schmerzende Stirn und sagte Jason, dass er ihn lieb hätte. Mein Schwiegervater lächelte, erwiderte es und meinte, wir sollten wieder zurück ins Haus. Wir nickten einstimmig und kletterten vom Baum hinunter. Joey half mir dabei.

 

Im Wohnzimmer angekommen, erwarteten uns Serenity und Yoshi mit zwei Gläsern, die mit einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit gefüllt waren....Whisky. Dankbar nahmen wir die Gläser an und nippten daran. Ich fühlte mich auf einmal erhitzt und spürte Joeys EINDEUTIGE Blicke. Doch ich ließ mir nichts anmerken, hörte ihn dann nur husten.

Dann fing Joeys Magen an laut zu knurren. Allgemeines Gelächter ertönte und flaute erst nach mehreren Minuten ab. Wir schoben ihn in die Küche, er aß zu Abend und als er gähnte, verkündete er müde, dass er ins Bett gehen würde.

„Ist ja auch schon sehr spät und mitten unter der Woche. Die jüngere Generation sollte längst im Bett sein.“, meinte Jason. Er musste Mokuba meinen, denn wir anderen blieben zu Hause.

Wir gingen also nach oben und alle in ihre Zimmer. Ich öffnete meins und räusperte mich, als Joey weiter ging. „Wo willst du denn schon wieder hin?“, fragte ich. „Äh...in mein Zimmer?“ Ich verdrehte meine Augen. „Mach dich nicht lächerlich, Ehemann. Du weißt so gut wie ich, dass du bei mir im Bett schlafen wirst. Komm.“

 

Er seufzte und ging mit mir, in mein Zimmer. Ich schloss die Tür, umarmte ihn von hinten und küsste sanft seinen Nacken. „Ich habe sehr wohl bemerkt, wie du mich beim Whisky trinken angehimmelt hast. Aber leider ist es schon spät und wir sollten die verbliebenen Stunden nutzen, um zu schlafen. Ab mit dir ins Bad und dann ins Bett.“ Also gingen wir gleich ins Bad, putzten uns die Zähne.

„Gut, Eisberg. Jetzt raus hier, ich muss mal.“, sagte Joey frech und schmiss mich raus. Doch ich blieb davor stehen und wartete auf ihn. Dann hörte ich ihn leise, mit sich selbst reden. „Ich werde versuchen, dich zu lieben, so wie du bist, Joey. Hab bitte Geduld mit mir.“

Ich lächelte ihn an, als er aus dem Bad kam, und er errötete.

„Braves Hündchen.“, sagte ich und wuschelte ihm durch sein Fell... äh ich meine... Haar. „Bin kein Hund.“, nuschelte er und schnappte sich meine Hand, um mich ins Bett zu ziehen. Dort angekommen, legten wir uns hin und deckten uns zu. Ich kuschelte mich an ihn und genoss seine Nähe. Er küsste mich zart und ich erwiderte es. Lange rieben sich unsere Zungen aneinander, bis ich ein heißes Ziehen, in südlichen Gefilden spürte. Ich legte mich auf ihn und fühlte, dass auch er schon sehr erregt war.

„Diesmal kommt nichts dazwischen. Heute nehme ich mir einfach, was mir zusteht. Und niemand wird mich daran hindern... auch du nicht, Hündchen.“, sagte ich und küsste gierig seinen Hals. Er stöhnte laut auf, was mich noch wilder auf ihn machte. „Ich kann es kaum erwarten...“, keuchte er leise. Doch dann klopfte es und wir hörten die...anderen Bewohner, miteinander reden.

„Was wollt ihr denn noch?“, fragte ich. Serenity schlug sich auf unsere Seite und kicherte albern. „Stört sie doch nicht immer, wenn die beiden es miteinander treiben wollen. Die beiden sind ganz klar untervögelt. Die brauchen das, also lasst sie weiter machen.“ „Das geht nicht Serenity. Es ist spät und die beiden brauchen ihren Schlaf. Und...was heißt hier untervögelt? Wo hast du denn schon wieder solche Ausdrücke her?“ „Ja, auch wenn es spät ist, können sie es trotzdem tun. Was ist schon dabei, Papa? Nur weil du seit Jahren niemanden mehr im Bett hattest, musst du es nicht an Joey auslassen.“ Ich fauchte leise, ließ von meinem Mann ab und stand auf, nur um daraufhin die Tür aufzureißen und auf alle außerhalb der Türe eine große Ladung Eis auszuschütten. „Niemanden von euch geht es etwas an, was wir hier tun. Geht auf eure Zimmer und verhaltet euch ruhig, sonst werdet ihr alle im Keller schlafen.“

Ich fauchte sie noch weiter an und zeterte und schimpfte. Irgendwann gaben sie auf und verschwanden in ihre Zimmer. Doch als ich wieder zu Joey ging... schlief er längst. Genervt massierte ich mir meine Nasenwurzel. Also schön... dann eben nicht. Ich setzte mich aufs Bett und beobachtete ihn beim schlafen. Er sah müde und fertig aus vom weinen. Kinder... unfassbar. Er hatte schon, am Anfang unserer Ehe, an Kinder gedacht. Ich beobachtete ihn eine halbe Stunde lang, bis ich genervt aufseufzte. Es brachte nichts darüber nachzudenken, warum. Der einzige, der mir das beantworten konnte, war Joey. Aber... ob er Kinder...mit MIR wollte... das wusste ich nicht. Er sagte nur, dass er später VIELLEICHT welche wollte. Ich raufte mir die Haare und stöhnte dabei schmerzhaft auf. Dämliche Verletzung... Ich stand auf und ging in mein Arbeitszimmer. Schlafen würde ich jetzt, sowieso nicht mehr können. Ich hoffte, die Arbeit würde mich ablenken.

 

 

 

Es klopfte leise an der Tür. Ich seufzte genervt und bat, den draußen stehenden herein.

Die Tür öffnete sich und Joey lugte herein. Der Mann meiner schlaflosen Nächte... wortwörtlich. „Guten Morgen, Schneekönig. Alles in Ordnung?“, fragte er mich. Er sah immer noch nicht erholt aus. Ich winkte ihn zu mir, er gehorchte und blieb vor mir stehen. Er streckte seine Hand nach mir aus, zögerte aber. Schuldgefühle spiegelten sich in seinen Augen. Dann er senkte seine Hand und auch seinen Blick. Ich griff mir sein Kinn und hob es, sodass er mich ansehen musste. „Ich bin nicht böse auf dich. Es sind eher die...äußeren Umstände und dein Dad, die mich fertig machen.“ Joey nickte und presste mein Gesicht an seine Brust. Ich versuchte ihm verständlich zu machen, dass ich gerade keine Luft bekam, doch es hörte sich selbst in meinen Ohren an, wie ein grummeliges Murmeln. Also stemmte ich ihn von mir und sah ihn frostig an. „Lass das und setz dich endlich auf meinen Schoß. Oder brauchst du eine Extra Einladung?“ Sein Gesicht wurde rot und ich grinste grimmig. „Nein, bedauerlicherweise nicht das was ich jetzt am Liebsten mit dir tun würde. Ich...ich...brauche jetzt deine...deine Nähe.“ Meine Güte...warum war es nur so schwer, es zuzugeben, dass ich eigentlich gerade nur kuscheln wollte, weil ich ihn, die ganze Nacht über vermisst hatte? Er setzte sich auf meinen Schoß und schlang seine Arme um meinen Nacken. Ich umarmte ihn, senkte meinen Kopf und lehnte ihn an seine Schulter. Sanft streichelte er mich und ich seufzte leise auf. Ein fast unmerkliches Zittern durchfuhr Joeys Körper. Ich drehte meinen Kopf ein wenig, blies meinen Atem an seinem Hals und beobachtete seine Reaktion. Er tat als ob nichts wäre, bis ich begann ihn am Hals zu küssen. Langsam leckte ich an ihm und ließ ihn nun richtig erzittern. Sanft biss ich zu und saugte wieder an seiner weichen Haut. Er stöhnte lustvoll auf und ich streichelte dabei seine Seiten. Dann packte ich seinem Hintern und knetete ihn. „Ahhhh, Seto....bitte...bitte bring zu Ende, was...was du gestern angefangen hast.“ Ich lachte nur leise und schüttelte den Kopf. Ich sah ihn an, küsste ihn wieder verlangend, während ich diesen wundervollen Hintern weiter bearbeitete. Joey schien zu ahnen, was ich vor hatte, stoppte mich und rutschte von meinem Schoß runter. „Was...was soll...soll das werden?“, keuchte er. War das sein Ernst? „Sei doch froh, wenn ich das tue.“ meinte er bissig. Da wollte man ihm Erleichterung verschaffen und dann war er so biestig. Trotzig verschränkte er seine Arme.

„Ich werde mich nicht von dir ablenken lassen, Eisfach. Ist ok, wenn du nicht mit mir darüber reden willst. Ich weiß ja wie das ist. Aber...wenn du dich dafür entscheiden solltest, es doch zu wollen...ich bin für dich da.“ Dann drehte er sich um und verließ mein Arbeitszimmer.

Immer wenn man es brauchen könnte, hatte man nichts, was man zerschmeißen kann. Er war erregt gewesen...warum also sollte ich ihn nicht einfach so verwöhnen? Dachte er etwa... dass er mich dann benutzen würde? Lächerlich. Ich schloss das Programm, an dem ich gerade noch gearbeitet hatte und switchte auf die Kameras in Joeys Zimmer. Hoffentlich ging er dorthin, dann hatte ich ihn wenigstens im Auge. Und ja, die Türe öffnete sich und Joey kam herein. Ich sah förmlich, wie sein Kopf ratterte. Was überlegte er nur?

Er setzte sich auf sein Bett, sah angestrengt aus, stand wieder auf und ging unruhig in seinem Zimmer hin und her, nur um sich wieder auf sein Bett zu werfen.

„Was soll ich nur tun?“, hörte ich ihn leise murmeln. Ich hob meine Augenbraue. Ich hatte ein absolut schlechtes Gefühl dabei. Er sprang wieder auf und ging erneut durch sein Zimmer. Sämtliche Alarmglocken bimmelten, als sein Gesicht panisch wurde und er offensichtlich gerade dabei war eine Panikattacke zu bekommen. Schnell setzte er sich wieder auf sein Bett und ich erhob mich aus meinem Sessel. Er griff sich an die Brust und meine Augen weiteten sich. Er stand auf, blanke Angst war in seinem Gesicht zu sehen. Er schwankte, ging in die Knie und kippte zur Seite. Schnell lief ich aus dem Arbeitszimmer und hechtete zu seinem. Er lag immer noch so da...völlig bewegungslos. Er...er atmete nicht.

„Joey? Joey, hörst du mich? Atme...bitte....BITTE!“ Schnell legte ich meinen Mund auf seinen und presste ihm wieder Luft in die Lungen. Irgendwann konnte er wieder selbstständig atmen... und ich atmete auf. Fast wäre er...wenn ich nicht... Nacktes Grauen überlief mich. Wenn es Joey nicht mehr geben würde... Ich spürte, wie meine Augen sich mit Tränen füllten. Ich...ich konnte nicht...nicht ohne ihn...

Ich nahm ihn in den Arm. „Zum Glück hatte ich diese Kameras installiert... die haben dein Leben gerettet...“ Ich drückte ihn fester an mich und mir wurde eisig kalt. Ohne Joey...

Mein Körper bebte und ich lies meinen Tränen einfach freien Lauf. Sie ließen sich nicht aufhalten und ich wollte es auch nicht. Eine tiefe Traurigkeit schüttelte mich durch. Ich stürzte hinab, in grausame Dunkelheit, in der es kein lachendes Hündchen mehr gab, welches mich mit warmen, goldenen Augen anhimmelte. Tot... nie wieder würde ich ihn in meinen Armen halten. Was...sollte ich...ohne Joey nur tun? Ich brauchte ihn.

Leise flüsterte jemand meinen Namen und ich sah auf. Joey... er... er lebte... und weinte. Ich wollte nicht, dass er weinen musste. „Es tut mir leid...“ flüsterte er mir zu, doch ich schüttelte nur den Kopf, mein Körper verfiel erneut in Krämpfe und ich schluchzte laut auf. „Es ist nicht deine Schuld. Es wird mir nur gerade alles zu viel...und fast wärst du...“ Und noch ein Weinkrampf schüttelte mich durch. Die Verzweiflung wurde übermächtig, ich presste mein Gesicht an seine Schulter, krallte mich an ihn, damit ich sicher sein konnte, dass er wirklich noch lebte. Wir weinten lange. So lange, bis man uns fand. Ich hörte in der Ferne Mokubas Stimme.

„Was ist passiert? Seto? Was...“ Er stockte, als ich ihn ansah. Er umarmte mich, rief nach den anderen, die auch sofort zu uns liefen. Jason löste meinen Bruder von mir. Er wagte es sogar, Joey von mir zu lösen. Ich wollte schon protestieren, doch ich fühlte mich viel zu schwach, um mich zu wehren. Er trug mich in Joeys Bett und kurz darauf legte er meinen Mann zu mir... Joey...mein Joey. Ich zog ihn zu mir und hielt ihn krampfhaft fest. Niemand nahm ihn mir...niemand. Erneut brach eine Welle der Traurigkeit über mir zusammen. Meine Tränen fühlten sich heiß, auf meinem Gesicht an und ich wurde so unglaublich müde, aber es war mir egal. Das einzige was zählte, war mein Ehemann. Ich merkte erst, dass wir wieder allein im Zimmer waren, als Joey mich ansprach und seine Hand, zärtlich durch mein Haar gleiten ließ.

„Schhh. Ganz ruhig, Liebling. Ich bin da und gehe nicht weg. Du kannst ganz beruhigt sein. Ich bleibe hier und halte dich. Du kannst ein bisschen schlafen, wenn du willst. Ich passe auf dich auf.“

Ich lachte leise. Er war so niedlich. „Und wer passt auf dich auf, Hündchen?“ Er grummelte. „Ich kann gut auf mich selbst aufpassen, klar? Du musst nicht für mich die Verantwortung übernehmen. Auch nicht für Serenity. Das kann Dad machen.“ Nun musste ich richtig lachen und es fühlte sich seltsam an, dies zu tun, jedoch war es, wie Balsam für meine Seele. „Wirklich witzig. Als ob dein Dad das schaffen würde. Der ist doch selber noch grün hinter den Ohren.“ „Es tut mir wirklich leid...wenn ich nicht diese komische Attacke gehabt hätte....Ich hab nicht gewusst, was ich machen sollte, um wieder atmen zu können. Ich hatte nur nachgedacht, wie ich dir diese ganze Last abnehmen kann...“

Ich schnaubte. Als könnte mir mein Süßer, irgendwas von dieser schweren Bürde abnehmen. Er würde in Sekundenschnelle daran zerbrechen.

„Du kannst mir nichts abnehmen. Du bist nur ein Hund und kein Firmenleiter. Auch kein Anwalt oder Erziehungsberechtigter und das mit deiner Mutter will ich ja gar nicht erst erwähnen.“ Nun knurrte er. „Pah! Ich bin kein Hund, dass solltest du dir endlich mal merken. Aber nein. Ich bin kein Firmenleiter. Aber ein Erziehungsberechtigter. Ich habe ja nur Dad die ganzen Jahre bekocht, ihn geschimpft, Hausarrest gegeben, wenn er was angestellt hat, die Wohnung geputzt, und und und. Das schaffe ich wohl. Und wenn du einen Anwalt brauchst, ist Dad zur Stelle. Er hat nur kein Studium vorzuweisen. Echt schade, dass er das nicht einfach mal so nachholen kann.“

Oh...richtig. Jasons Obsession mit dem Gesetz. Es stimmte... er wusste alles darüber. „Für was habe ich denn großen Einfluss? Wenn dein Dad es schaffen würde, könnte er die beiden Prüfungen, die er als Anwalt braucht, sofort machen. Dann ist er offiziell einer.“ Mit offenem Mund starrte er mich an. „Mund zu, sonst fliegt noch eine Fliege da rein.“ Beleidigt klappte er seinen Mund zu und sah mich skeptisch an. „Das würdest du tun?“ Ich wuschelte ihm durchs Haar und nickte. „Braver Hund.“ Dann aber schlug er meine Hand, von seinem Kopf. „Lass das und behandle mich endlich wie einen Menschen, Drachengatte.“ Meine Augenbraue wanderte nach oben.

Er schien mich zu beobachten, rückte ganz nah an mich ran und meine Augenbraue wanderte noch ein Stück höher. Dann legte er seine Zauberhände an meine Schläfen, massierte sie liebevoll und ich schloss genießerisch, meine Augen. Ich fühlte mich, wie im Himmel, als ich seine Hände auf meinem Gesicht spürte, die mich wieder nach oben holten, aus der tiefen Dunkelheit heraus. Er küsste mein Gesicht ab und als er in die Nähe, meiner Lippen kam, fing ich sie ein und wir küssten uns ganz zart. Jetzt wurde ich aber richtig müde. Ich legte mich einfach auf ihn drauf und erinnerte mich, an die Party, als er auf meinen Rücken gesprungen war. Ich lächelte. „Man, du bist echt bequem...und ich müde.“ „Was zum....wage es nicht, jetzt einzuschlafen, hörst du?“ Dies war das Letzte, was ich noch hörte, ehe ich einschlief.... und wieder erwachte, als ich die panische Stimme meines Mannes hörte. Ich schlug die Augen auf und sah mich um. Er war nicht mehr unter mir, sondern lag auf der Couch und hatte die Augen geschlossen. Ein Alptraum!

 

„Nicht....nicht Mama...bitte. Ich bekomme keine Luft...bitte lass mich nicht sterben..bitte!“, schluchzte er verzweifelt auf. Nicht möglich. Konnte es sein? Ich rüttelte sanft, an seiner Schulter und hoffte, er würde gleich aufwachen.

„Joey....Joey, wach auf.“ Er wachte auch auf und sah mich geschockt an. „Äh....Seto...entschuldige, habe ich dich geweckt? Ich hätte nicht einschlafen dürfen...äh...hast du Hunger? Ich könnte dir was kochen?“, fragte er nervös. So nicht, mein werter Gatte. „Daher kommen also deine Panikattacken. Wie oft hatte sie versucht dich zu töten?“

Doch er starrte mich nur an und sagte nichts. Dann stand Joey ruckartig auf und ging rückwärts zur Türe. Er folgte ihm. „Warum willst du von mir weglaufen? Du hast mir doch, während deiner Alpträume schon so vieles von deiner Kindheit anvertraut. Da kommt es auf eine weitere Situation auch nicht mehr drauf an.“

„Was redest du da, Gefrierschrank? Ich träume nicht. Seit vielen Jahren hab ich heute, das erste...nein zweite... äähh... wieder geträumt.“ Ich ging schneller und packte seinen Arm.

„Ach? Wieso weiß ich dann davon, dass deine Mutter dich dazu bringen wollte, dass du deine Schwester hasst und deine Wut an ihr auslassen solltest? Und das sie dies tat, damit sie dich als „schwer erziehbar“ loswerden konnte.“

Er riss seine Augen weit auf. Dachte er wirklich, ich wüsste, von nichts?

„Oder das sie dir nur das zu essen gab, was du nicht mochtest. Wenn du es nicht aufessen wolltest, hat sie dich in den Keller gesperrt.“

Tränen rannen sein hübsches Gesicht hinab, während er mich fassungslos anstarrte.

„Was ist mit „der Suppe“? Hat sie auch versucht dich zu vergiften? Die vielen Tage, die du krank warst und nicht schlafen konntest, weil du solche Schmerzen hattest?“ Er schluchzte auf und versuchte mich abzuwehren. Nein. Du kommst mir nicht davon. Oh...das war wohl genau DIE Gelegenheit, ihm zu gestehen, was ich getan hatte. Wenn er mich dann nicht mehr wollte...ich wusste nicht, was ich dann tun würde.

Also zog ich ruckartig an seinem Arm, bis er in meine taumelte und ich ihn fest hielt. Tief atmete ich durch und zwang mich selbst, es ihm zu gestehen.

„Ich habe Dr. Han davon erzählt....“, nuschelte ich.

Sogleich stemmte er seine Arme an meine Brust und versuchte von mir loszukommen.

„DU HAST WAS? WIE KONNTEST DU NUR?“

„Joey...beruhige dich. Was glaubst du...“

„NEIN! LASS MICH GEFÄLLIGST LOS. NIEMAND DARF DAS WISSEN...NIEMAND!!!“

„Es belastet nicht nur dich...“ Hoffentlich verstand er meine Beweggründe...

„ACH JA?“

„Ja, Joey. Was denkst du? Wie fühle ich mich dabei, wenn dich fast jede Nacht solche Träume quälen? Ich schlafe die halbe Nacht nicht, weil ich dich sofort wecken oder beruhigen muss, wenn sie anfangen. Du hast nur keine Alpträume, wenn ich auf dir liege. Aber das geht leider nicht immer.“

Leise klopfte es an meiner Tür und Serenity öffnete sie.

„Joey? Warum schreist du rum? Alles in.....“ Sie erstarrte, als sie ihren Bruder sah, den ich festhielt. „Ich werde deine Mutter, für ALLES, was sie dir angetan hat, büßen lassen.“

„Sei still, Seto. Hör auf zu reden, bitte!“ Doch ich drückte ihn wieder fest an mich. Ich sah, dass Jason und Mokuba hinter meiner Schwägerin standen... und schluckte. Nun musste ich es tun. Es gab kein zurück mehr. Er durfte sich nicht mehr verstecken. Wir standen ALLE auf seiner Seite und das musste ich ihm beweisen. „Ich bringe sie hinter Gitter und dann kann sie dir nie wieder weh tun, Joey. Deshalb...und NUR deshalb habe ich mit der Psychologin darüber gesprochen. Es fehlen nur noch ein oder zwei Termine...In so einer Situation, darf die Psychologin, ebenfalls das Schweigen brechen und es wird kinderleicht werden. Dann können wir Anzeige erstatten, wegen Misshandlung und jahrelang, versuchten Mordes ihres eigenen Kindes.“

„WAS?“, schrie Jason aufgebracht. Serenity schluchzte laut auf und Mokubas Gesicht verzerrte sich wütend. Joey verbarg sein Gesicht in seinen Händen und weinte stumm.

„WAS soll das heißen... versuchter Mord...von Joey? Das...das reicht. Ich rufe Max an. Der kann uns bestimmt helfen...IRGENDWIE.“, meinte mein Schwiegervater vor Wut zitternd und fischte sein Handy aus seiner Hosentasche.

„Lass das, Jason. NIEMAND außerhalb dieses Hauses sollte davon erfahren, hörst du? Denk an Joey... Es reicht schon, wenn ICH ihn bitter enttäuschen musste. So etwas nennt man ja Vertrauensbruch, nicht wahr?“ Joey versuchte erneut, sich aus meiner Umklammerung zu befreien, schaffte es aber nicht.

 

„Lass mich gefälligst los. Ich will nicht, dass du mich anfasst...LASS LOS!“, knurrte er mich an, doch ich versuchte, ihn zu ignorieren. Ich ging mit Joey im Arm zu seinem Bett und setzte mich mit ihm hin.

„Würdet ihr uns bitte jetzt alleine lassen?“, fragte ich ungehalten. Nun war die Zeit der Entscheidung gekommen. Die anderen verließen das Zimmer wieder und ich musste versuchen zu retten, was noch zu retten war. Ich hoffte, ich konnte was retten.

„Joey...es tut mir...“

„Leid? Vergiss es. Ich glaub dir kein Wort. Lass mich los!“

Ich seufzte und küsste seinen Nacken, was ihm wohl einen Schauer über den Rücken jagte. Ich knabberte daran und küsste ihn weiter. Dann hörte ich auf. „Ich habe heute auch ein Trauma davon getragen, als ich dich sterbend am Boden liegend gefunden habe. Und nun? Jetzt hasst du mich...“, flüsterte ich. Es musste so sein. Er wollte nicht, dass ich ihn berührte...er hasste mich. Er... wollte mich nicht mehr. Mein Körper erbebte und ich musste erneut, fürchterlich weinen. Ich hatte ihn verloren... Er hasste mich...

Doch dann drückte er mich an sich. „Mir wäre es lieber gewesen, wenn du mit mir vorher, über alles gesprochen hättest....Deinen Plan, bei der Psychologin... Ich...ich hasse dich...dich nicht...“, stammelte er dann. Er hasste...mich nicht? Nun weinte ich heftiger und auch Joey kamen die Tränen. Schuldbewusst nahm er mein Gesicht in seine Hände, sah mir in meine Augen und küsste mich zaghaft.

Er...küsste mich. Er stieß mich nicht von sich, sondern...küsste mich. Verzweifelt klammerte ich mich an ihn und küsste ihn, als ob ich ihn dann nie wieder küssen dürfte. Joey krallte seine Hände in meine Haare und stöhnte plötzlich in den Kuss. Sein Stöhnen entfachte in mir eine unglaubliche Hitze. Er riss an meinem Hemd, bis die Knöpfe abflogen, doch es war mir egal. Er streifte mir mein Hemd ab und berührte meinen Körper, der förmlich nach ihm schrie. Ich stöhnte verlangend, drückte ihn aufs Bett und spürte, wie erregt er schon war. Wie in einem Rausch, zog ich seine Boxershorts aus, öffnete meine Hose und drang augenblicklich in ihn ein. Lustvoll stöhnte er auf. Diese heiße Enge hatte ich vermisst. Ich stieß schnell in ihn und hörte Joey tief einatmen. Unglaubliche Gefühle stürmten auf mich ein, ich keuchte ihm laut in sein Ohr. Ich wurde noch schneller und sackte, überwältigt, von diesem Orgasmus, auf ihm zusammen. Ich schloss meine Augen und spürte, wie Joey meinen Rücken streichelte und meine Schulter küsste. Dann sank ich in einen tiefen Schlaf.

 

Tbc...

 

Der Tag, nach dem Zusammenbruch

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Geheimnisse

 

 

 

Am nächsten Tag wachte ich erst mittags auf. Seto schlief noch selig auf mir und lächelte dabei. Ich sah ihn lange an, meinen wundervollen Mann. Ich seufzte leise und davon wachte er dann auf. Verschlafen gähnte er und küsste mich. Ich erwiderte es sofort und spürte, wie er wieder in mich eindrang. Sanft bewegte er sich und so unendlich langsam. Wir hatten es die ganze Nacht hindurch getan. Nicht einmal Mokuba oder Dad und die Mädchen, hatten wir zurück kommen hören. Wir hatten uns einfach, um uns gekümmert. Die ganze Zeit, ohne diese Vereinigung, war hart gewesen und nun mussten wir einiges aufholen.

Wir waren lange in diesem langsamen Rausch, der uns mitriss. Irgendwann kamen die Geräusche wieder in meine Wahrnehmung und aus der Ferne hörte ich jemanden an der Tür klopfen...nein...nicht jetzt. Nicht, wenn ich so kurz davor war. Ich fühlte ihn schneller werden, er kam, machte aber weiter, bis auch ich erleichtert aufstöhnte. Seto legte sich wieder auf mich und meinte, er würde jetzt weiter schlafen. Alles andere konnte ihn mal. Dem konnte ich nur zustimmen.

„SETO! JOEY? Wacht endlich auf!“, rief Mokuba uns zu. Doch wir beide grummelten nur.

„Wirklich Jungs...ich brauche eure Hilfe...bitte.“ Die Alarmglocken bimmelten laut bei uns beiden, Seto sprang auf und fiel hin. Ich kroch zu der Bettseite, aus der er gefallen war und versuchte, mit meinem schmerzenden Hintern klarzukommen und ihm nebenbei, zu helfen. „Gleich Moki...“, meinte Seto verschlafen. Dann hatte ich es auch geschafft, aus dem Bett zu kommen und hievte mich hoch. Jetzt schon mit meinen Kräften am Ende, half ich meinem Mann hoch und holte humpelnd, uns beiden wenigstens Boxershorts. Dann konnten wir die Tür öffnen und starrten müde, in ein trauriges Gesicht. „Was ist passiert, Mokuba? War dein Date nicht gut? Was hat sie gemacht? Die verklag ich...“, schimpfte Seto los, doch sein kleiner Bruder unterbrach ihn. „Was? Nein, mit mir und Yuna lief es gestern super. Wir haben uns sogar geküsst und sind jetzt zusammen. Nein... es geht um Jason.“

„Was ist mit Dad? Hat er...hat er was angestellt?“ Mokuba schüttelte den Kopf. „Er hat die Mädchen gestern noch her gebracht, ist aber dann, mitten in der Nacht, wieder verschwunden. Keiner weiß, wo er gerade ist. Sein Handy liegt hier und die Mädchen haben Angst, dass ihm was passiert ist.“ Das durfte doch nicht wahr sein. Ich dachte, wir hätten jetzt mal ein bisschen Ruhe verdient. „Ist gut, kleiner Bruder. Wir ziehen uns nur kurz an, dann helfen wir dir suchen.“

 

 

 

Jasons Sicht:

 

Ich gähnte. Man war das kühl. Aber ich musste jetzt schon hier sein, sonst hätte ich keine Chance. Ich fühlte mich beobachtet und sah mich um, aber hier war noch keiner. Ich gähnte erneut. Ich hätte vielleicht nicht zu früh, von der Villa aufbrechen sollen. Dann sah ich schon, die ersten anderen, die sich, in die Warteschlange einfügten. Bis zum Morgengrauen wurden es immer mehr Menschen. Dann öffnete der Laden und ich trug mich in eine Liste ein, dir mir hoffentlich Arbeit verschaffen würde und bekam, überraschender weise, eine warme Mahlzeit, zum mitnehmen, in die Hand gedrückt. Ich bedankte mich artig und verließ diesen Ort. Nachdem ich im Park, mein Frühstück eingenommen hatte, ging ich, von Laden zu Laden und fragte um Arbeit. Mir war es nun völlig egal, was ich machte, die Hauptsache war, dass ich Geld verdiente. Doch auch heute hatte ich kein Glück. Es war so peinlich gewesen, mich von den Mädchen ins Kino einladen zu lassen. Geld hatte ich keines mehr. Und Seto oder Joey zu fragen, ob mir einer von ihnen welches gab....nein. Dazu war ich zu stolz. Es reichte schon, wenn Max mich anrief und fragte, ob wir wieder mal zusammen Cartoons schauen wollten. Ich wollte ja. Aber... ich durfte ihn nicht, in die Villa mitschleppen. Von der Bettelei nach Arbeit erschöpft, setzte ich mich auf eine Parkbank. Mein Magen fing wieder an zu grummeln. War ja auch mittlerweile schon Mittag. Vielleicht konnte ich heute Abend zu Seto und Joey kommen und dort wenigstens was zu Abend essen? Ich seufzte und stand wieder auf. Zeit, nach Hause zu gehen um mich auszuruhen.

 

 

Joeys Sicht:

 

 

Wir suchten ihn den ganzen Nachmittag lang. Aber er war spurlos verschwunden. Nachdem wir aufgebrochen waren, fingen wir an, ihn zuerst im Park zu suchen. Da er dort nicht war, fuhren wir, zu seiner Wohnung. Roland überprüfte es, während wir, in der Limousine blieben. Doch ziemlich schnell kam dieser wieder zurück. „Es tut mir leid...aber... er macht nicht auf. Scheinbar ist er nicht zu Hause.“ Wo könnte er nur sein? Wir suchten bestimmt in der halben Stadt, bevor wir wieder nach Hause kamen. Am Tor...stand Dad...der gerade klingeln wollte. Als Roland gebremst hatte, machte ich die Autotüre auf, stolperte hinaus und packte ihn unsanft am Kragen. „WIE KANNST DU ES WAGEN, EINFACH ZU VERSCHWINDEN? WIR HABEN DICH DIE GANZE ZEIT ÜBERALL GESUCHT!“ Mein Mann legte seine rechte Hand auf meine Schulter. „Joey...ganz ruhig.“ Doch ich ließ mich nicht abhalten, sondern schrie meinen Dad, weiterhin an. „WIR HABEN UNS SORGEN GEMACHT! WO WARST DU?“

„Entschuldige Joey... ich...ich wollte niemanden Sorgen bereiten. Ich war nur Arbeit suchen.“ Ich atmete hektisch und ließ ihn endlich los. „Steig sofort ein.“, zischte ich ihm zu, während das Tor sich öffnete. Er tat sofort, was ich verlangt hatte und auch mein Mann und ich stiegen wieder ein.

Wieder im Haus wurde Dad von den Dienstmädchen überfallen, die herzzerreißend weinten. Ich wollte schon vor Wut ihm das Abendessen streichen, doch dann sah ich, wie er sich seinen Bauch hielt. Das tat er nur, wenn er richtig Hunger hatte und es nicht mehr aushielt. Hatte er überhaupt schon was gegessen? Ich seufzte und begab mich in die Küche, die aussah wie ein Schlachtfeld. Yoshi saß am Küchentisch und seufzte nur resigniert. „Yoshi? Alles in Ordnung?“ Er schüttelte den Kopf und meinte, dass Luigiana versucht hätte zu kochen. „Leider ist dies nicht gerade ihre Stärke. Sie machen sich alle solche Sorgen um Jason.“ Ich schnaubte und teilte ihm mit, dass wir ihn gefunden hatten und er gerade begrüßt wurde. Yoshi atmete erleichtert auf und begab sich zu seinen Töchtern.

Also gut. Was kochte ich am Besten? Mein Blick schweifte über die schmutzige Küche. Wie...WIE hatte sie es geschafft die Tomatensoße an die Decke zu bekommen? Ach was solls. Wir sollten es uns gut gehen lassen. Schnell hatte ich mit meinem Handy die Nummer des Pizzalieferdienstes gewählt. Ich versprach ein saftiges Trinkgeld, wenn sie unsere Bestellung bevorzugt behandelten und so schnell wie möglich lieferten. Da ich dort, bei Leonardo und Francesca, mal gearbeitet hatte und sie mich mochten, obwohl ich anscheinend schwul war, versicherten sie mir, dass sie meine Bestellung vorziehen würden. Während Leonardo bereits unsere Pizzen vorbereitete, führte ich mit Francesca noch ein wenig Small Talk. Ich fragte sie, wie es ihr ging und ob sie einen guten Ersatz für mich gefunden hätten. „Oh si, mio bello. Wir haben jemanden eingestellt. Aber wir suchen nun auch einen Ersatz für mich.“

„Was? Warum?“

„Ach Joey...Was denkst du denn? Es gibt nur einen einzigen Grund, warum ich mich schonen muss. Ich...ich bin schwanger! Ist das nicht wunderbar?“

Ich knirschte mit den Zähnen. Na super. Alle bekamen Kinder. Jeder redete über seine Kinder...und wir? Wir waren zu jung dafür. Ich räusperte mich und versuchte die Bitterkeit aus meinen Worten zu bekommen.

„Das ist ja fantastisch. Meine Glückwünsche an euch. Wie hat es Leo aufgefasst?“

„Er ist völlig aus dem Häuschen. Zum Glück beeinflusst es nicht seine Arbeit, aber er grinst die ganze Zeit über und ich frage mich, ob das jemals wieder weg geht. Du kannst uns gerne mal besuchen kommen.“

Ich zögerte und blieb äußerst vage in meinen Aussagen. Dann lenkte ich unser Gespräch auf die Pizzen und sie versprach, dass sie in ungefähr zwanzig Minuten bei uns wären. Für mich würde es einen extra dicken Käserand geben. Begeistert von dieser Aussicht, verabschiedete ich mich. Dann kam mein Mann in die Küche und erstarrte.

„Joey...“

„Schau mich nicht so an. Das war ich nicht! Luigiana kann einfach nicht kochen. Und bevor ICH kochen kann, müsste die Küche sauber sein. Also hab ich Pizza bestellt.“

„Für deinen Vater auch?“

„Ja. Ich weiß nicht, ob er heute schon was gegessen hat. Er hält sich seinen Bauch. Das Zeichen, dass er vor Hunger fast umkommt. Ich lasse ihn nicht hungern.“ Seto nickte, kam auf mich zu und umarmte mich fest. Dann küsste mich der Frostdrache sanft. Ich schlang meine Arme um seinen Nacken, zog ihn mehr zu mir und erwiderte es mit einer derart ungezügelten Leidenschaft, dass es mir heiß wurde. Er stöhnte in den Kuss und mein Körper stand in Flammen. Er zog mich in die Vorratskammer und erfüllte mir, meinen unausgesprochenen Wunsch nach...körperlicher Nähe.

 

 

Völlig fertig kam ich aus dieser wieder heraus. Ich atmete immer noch sehr hektisch, da Setos Zungenfertigkeit, sich noch erheblich verbessert hatte. Wie auch immer er es schaffte, mich in solche Sphären zu bringen. Er grinste, leckte sich über seine Lippen und ging an mir vorbei. Vorspeise, nannte er es...

Es klingelte an der Haustüre und ich atmete tief ein und aus, bevor ich aus der Küche ging, um die Pizzen in Empfang zu nehmen. Doch mein eiskalter Schneemann hatte bereits seinen Geldbeutel gezückt und übergab dem Lieferanten, mehrere Scheine.

„Hey Eisklotz...ich wollte bezahlen...“

„Mach dich nicht lächerlich, Hündchen. Ich bin hier der Mann im Haus.“

Ich grummelte und half, die Pizzen ins Esszimmer zu bringen, wo wir uns hinsetzten und begannen zu essen. Ich beobachtete Dad, genau wie Seto. Er versuchte, möglichst langsam zu essen. „Die wievielte Mahlzeit ist das heute, Jason...ich meine Dad.“, fragte der Eiskübel. Dad schluckte seinen Bissen hinunter und seufzte. „Die zweite. Frühstück hatte ich.“ Ich wartete, bis er fast die ganze Pizza gegessen hatte und sich gerade das letzte Stück nahm.

„Dad...es gibt da etwas, was du noch nicht weißt...“ Mein Drachengatte legte seine Hand auf meine. Ich sah ihn dankbar an. Ich fühlte seine Stärke, die in meinen Körper floss und mir Halt gab, die nächsten Sätze auszusprechen.

„Dad... hast du dich mal beobachtet gefühlt die letzte Zeit?“ Er nickte und sah uns dann vorsichtig an.

„Ist was passiert?“ Ich holte tief Luft und hoffte ich könnte ihm schonend beibringen, wer in der Stadt war, doch bei ihm war es genau wie bei mir. Schonend gab es nicht. Einfach raus damit.

„Dein Vater ist hier. Seit fast einem Monat. Er beobachtet uns alle.“

Das Stück Pizza, was er gerade essen wollte, landete wieder in seiner Pizzaschachtel. Er blieb erstarrt, die Augen geweitet. Er hatte schon wieder einen Schock. Ich erhob mich und holte einen Wodka von der Bar, schenkte es in ein breites Glas und flößte es ihm langsam ein, bis er hustete und hektisch ein und aus atmete.

 

 

 

Irgendwann hatte er sich wieder beruhigt gehabt. Dad war nun in seinem Gästezimmer und schlief. Ich ging gerade aus seinem Zimmer, denn ich war bei ihm geblieben, bis er eingeschlafen war und ging nun gedankenverloren an meinem Mann vorbei, der mich wohl wieder einmal analysierte.

„Was hast du?“

Ich erschrak, atmete aber auf und umarmte ihn fest. Dann ging ich in Richtung meines Zimmers. Doch die Rechnung hatte ich ohne meinen Eisprinzen gemacht, der mich am Handgelenk packte und zurück zog, mitten in sein Zimmer. Er küsste mich und meinte, dass wir nun endlich Zeit hatten, über die versuchten Morde von meiner Mutter zu reden. Ich versteifte mich, schob ihn von mir und wandte mich ab.

„Gute Nacht, Eiswürfelchen.“

„Joey! Du musst darüber reden!“

„Und du über deinen Zusammenbruch! UND über die Überwachung. Die Kameras! UND wie du es geschafft hast, in mein Bad zu kommen! Du könntest mir auch gerne noch erzählen, über was du noch mit Dr. Han so sprichst. Wusste sie, dass du mich hintergehst?“

Nun versteifte er sich.

„Ja...dir auch eine gute Nacht, Hündchen.“

Damit gingen wir ins Bad, putzten die Zähne und gingen nochmal auf Toilette. Dann legten wir uns, mit Abstand, ins Bett. Es war eigentlich noch viel zu früh, um zu schlafen. Deshalb wälzte ich mich hin und her, setzte mich wieder auf und schlug die Decke zurück.

„Bitte bleib, Joey.“

Ich sah ihn von der Seite an und sagte nichts. Er setzte sich ebenfalls auf und ballte seine Hände zu Fäusten. Er zögerte.

„Du willst also, dass ich darüber rede? Nur wenn du es auch tust...zumindest ansatzweise.“ Ich nickte widerwillig.

„Gut. Angefangen hatte es ja, als du zu mir ins Büro gekommen bist. Es ging mir zu dem Zeitpunkt nicht gut. Ich wollte dich damit nicht belasten, andererseits konnte ich dich aber auch nicht einfach wieder wegschicken. Dann hat dein Körper so stark auf meinen reagiert, aber ich konnte nicht mit dir schlafen. Deshalb wollte ich dir Erleichterung verschaffen. Ich weiß jetzt, dass es ein Fehler gewesen war. Ich hätte dir gleich sagen sollen, dass ich überfordert war und es nicht einfach damit abtun. Dann wäre diese Panikattacke gar nicht erst passiert. Als du umgekippt bist und nicht mehr geatmet hast...ja, du hattest einen Atemstillstand. Ich hatte Angst. Angst, dass du stirbst...wie bei meinen Eltern. Sie waren auch auf einmal weg.“

Ich schluckte. Das war mir gar nicht bewusst gewesen.

„Damals musste ich stark sein, für Mokuba. Ich hatte nicht eine einzige Träne vergossen, hatte die Gefühle, die Trauer, einfach weggesperrt und sie irgendwann vergessen, dass es sie gab. Es kam einfach wieder hoch und ich konnte nichts dagegen tun diese angestauten Gefühle aufzuhalten. Ich fühlte mich so hilflos und traurig. Sterben ist nicht umzukehren. Was nützen mir da mein Geld und meine Macht? Nichts. Man ist absolut machtlos dagegen und wenn du gestorben wärst...wäre es meine Schuld gewesen, weil ich...zu wenig mit dir rede. Verzeih...“

Ich schüttelte den Kopf.

„Es ist nicht deine Schuld. Ich habe zu viel nachgedacht. Diese Gedankenräder haben in mir eine Panik verursacht und ich weiß noch nicht, wie ich da wieder raus kommen soll. Die Panik hatte mich so fest im Griff... wie damals, mit...mit Mutter. Warum? Warum hasst sie mich so sehr?“ Tränen rannen mein Gesicht hinab und ich verbarg es in meinen Händen. Dann spürte ich meinen starken, unbeugsamen Mann an meiner Seite, er hielt mich, gab mir die Sicherheit, die ich nur bei ihm fühlen konnte und ich krallte mich an ihn. Er war mein Rettungsanker... mein Zuhause. Dann war nur noch er in meinen Gedanken und ich seufzte auf. Tief sog ich seinen berauschenden, männlichen Duft in mich ein und dachte wieder die magischen Worte, die ich ihm nicht sagen konnte....nie durfte...weil es alles verändern würde und ich nicht sicher war, in welche Richtung.

 

Ich liebe dich, Großkotz. So sehr.

 

 

 

Jasons Sicht:

 

 

Nachdem Joey gedacht hatte, dass ich schlief, setzte ich mich wieder auf. Daddy war hier...warum? Warum machte er nicht auf sich aufmerksam? Und...hatte Max es gewusst? Fragen über Fragen, aber ich fand einfach keine Antwort darauf.

Ich deckte mich ab und stieg aus dem Bett. Schnell hatte ich mir ein Hemd und eine Hose übergezogen. Es war nett gewesen von Yoshi, mir seine Kleidung zu geben. Er hatte gemeint, dass er „zu alt“ nun dafür und er froh war, dass es mir passte. Ich wusste nicht, ob er es wirklich so meinte, oder er wusste, dass ich nicht viel mehr als nur zwei Garnituren an Sommerkleidung besaß. Weniger als Joey, bevor Seto mit ihm shoppen gegangen war. Yoshis Kleidung war alt, aber gut gepflegt, weshalb ich penibel darauf achtete, sie ebenfalls gut in Schuss zu halten. Ich öffnete die Tür und schlich mich hinaus. Wie oft konnte ich es noch nutzen, hier zu schlafen? Oder etwas zu essen zu bekommen? Ich wollte niemanden mit diesen Problemen belasten. Nicht einmal Dr. Han wusste davon, was bei mir zur Zeit wirklich abging. Ich seufzte. Was sollte ich jetzt machen? An der Treppe kam mir Luigiana entgegen und sah mich seltsam an.

„Willst du schon wieder abhauen?“ Ich schluckte. Ahnte sie etwas?

„Nein. Ich kann nur nicht schlafen. Mein Vater...“ Sie nickte verstehend, nahm meine Hand und zog mich die Treppe hinunter und in die Küche.

„Komm. Daisy hat gerade heiße Schokolade gemacht. Ich glaube, dass kannst du jetzt auch mal gebrauchen.“ Der Duft der Schokolade kam in meine Nase und ich seufzte glücklich auf. Als Daisy mich sah, fing sie an zu strahlen und schenkte mir gleich eine Tasse ein. Ich setzte mich an den Tisch und ließ mich von Lui massieren. Das tat so gut. Sie hatte wahrlich Wunderhände. Maria kam herein und lächelte, als sie mich sah. Vorsichtig lächelte ich alle drei an, trank langsam den Kakao und schloss dabei die Augen. Ich tauchte hinab, in eine Welt, in der alles in Ordnung und jeder freundlich und friedlich zu anderen und zu sich selbst war. Als ich die Tasse ausgetrunken hatte, öffnete ich wieder meine Augen und zuckte zusammen. Maria, Lui und Daisy beobachteten mich. Ihre Wangen waren gerötet und ich sah Herzchen in ihren Augen. Sie waren wirklich nicht nur verliebt in mich. Nein. Sie mochten mich, wie ich war. Das hatte bis jetzt nur Cecelia geschafft gehabt. Ja... Ich mochte die Mädchen. Aber... welche am meisten? Und... war ich überhaupt noch fähig, mich einer von ihnen körperlich zu nähern?

 

 

 

Joeys Sicht:

 

 

Am nächsten Morgen wachte ich auf. Mein Körper schmerzte und der rechte Arm, sowie ein Fuß waren eingeschlafen. Ich lag in einer unmöglichen Position da, genau wie Seto. Waren wir einfach eingeschlafen? Ich versuchte mich zu entknoten, doch ich schaffte es einfach nicht, denn Seto hielt mich auf einmal noch fester. War er wach? Ich drehte meinen Kopf und sah dahin wo ich seinen Kopf vermutete. Ja, er war wach. Analysierend sah er mich an und fragte mich, ob alles in Ordnung wäre? Hä?

Mein Gesicht musste mehr als nur dümmlich aussehen, denn er verdrehte die Augen und seufzte genervt.

„Wegen gestern. Unser Gespräch...“

Ach so...das. Ich fing an zu frieren und kuschelte mich enger an meinen Drachengatten. Dieser grinste zufrieden und streichelte zärtlich meinen Rücken.

„Wir sollten die Aufnahme sichten, bevor die Gruppentherapie los geht. Ich habe keine Lust, es mit den anderen zu besprechen.“, meinte ich und Seto nickte, nun grimmig.

Wir blieben noch etwas liegen, dann beugte sich Seto über sein Nachtkästchen und öffnete eine... geheime Schublade, in der ein Telefon lag. Er wählte und hatte offenbar einen seiner Bediensteten in der Leitung. Er orderte Frühstück ans Bett. Ich lächelte und freute mich. Ich hatte wirklich keine Lust aufzustehen, wenn mein Mann gerade so schön warm war und das kuscheln einfach so gut tat. Wir warteten vielleicht zehn Minuten, ehe es an der Tür klopfte. Seto schälte sich aus der Decke und ich sah seinem unbedeckten Hintern nach, ehe ich nachdachte.

„Seto... du bist nackt!“

Er erstarrte und sah an sich herab. Echt jetzt? Hatte er es gar nicht gemerkt?

Moment... Wieso war er nackt? Hatte ich irgendwas nicht mitgekriegt? Wann hatte er sich die Boxershorts ausgezogen? Ich starrte ihn an...

Sein Körper konnte sich sehen lassen...aber es war der Körper meines Mannes und NUR ICH durfte ihn sehen und berühren. Er machte kehrt, schnappte sich die Bettdecke und wickelte sie sich um seine Hüfte. Nun lag ich völlig unbedeckt da, seltsamerweise auch nackt, aber er grinste nur und begab sich auf den Weg zur Türe, um sie zu öffnen... Frechheit!

Schnell versuchte ich gebückt, da mein Hintern von gestern immer noch schmerzte, in seinen Schrank zu huschen und zog mir eine seiner WEIßEN Boxershorts und den weißen Mantel an. Ich lugte aus dem Schrank und sah, dass er immer noch an der Tür weilte und offenbar noch mit Yoshi sprach, bevor er den Wagen, mit dem Frühstück, mit rein nahm. So schnell es ging, legte ich mich wieder hin. Hoffentlich war diese Pose sexy genug, um ihn...zu ärgern? Scharf zu machen? Am Besten beides.

Ich legte mich nochmal zurecht und zauberte ein Lächeln in mein Gesicht. Ich versuchte es süß und doch strahlend verführerisch wirken zu lassen. Er drehte sich zu mir und schob den Wagen vor sich her, hob seinen Blick auf mich und...weitete seine Augen. Eine Mischung aus Zorn, dass ich seinen weißen Mantel anhatte UND eine seiner besonderen, weißen Boxershorts, Erregung, weil es ihn irgendwie doch anmachte und Bedauern, da er offenbar Hunger hatte, spiegelte sich in seinem Gesicht.

„Joey...“, knurrte er.

Ich lächelte nur und spielte mit meinen Haaren. Dann wanderte meine Hand den Hals hinab, langsam über die Brust, bis nach unten zur Boxershorts. Ich berührte mich selbst und seufzte dabei leicht auf. Seine unglaublich blauen Augen wurden heller. Ich schluckte meine Aufregung hinunter und biss mir auf die Unterlippe.

 

„Lust auf... ein erstes Frühstück?“

 

Seine Augen wurden noch eine Nuance heller, der Wagen mit dem Frühstück wurde nicht mehr beachtet und er kam langsam auf mich zu. Mein Atem beschleunigte sich, als er sich, mit nur einer Handbewegung, die Decke von der Hüfte riss und ich seine Männlichkeit in seiner ganzen Pracht sah. Er beugte sich über mich und leckte sich über seine Lippen. Ich zog ihn näher zu mir, bis ich seinen Mund auf meinem spürte und küsste ihn sinnlich. Hungrig erwiderte er es und streichelte mich, was mir eine Gänsehaut bescherte und mich keuchen ließ. Er ließ von meinen Lippen ab und küsste sich meinen Hals hinab, verwöhnte jeden Zentimeter meiner Haut, bis er dort angekommen war, wo ich ihn gerade am dringendsten brauchte.

 

Jasons Sicht:

 

 

Ich hatte gestern mit den Mädchen noch einen Film angesehen. Lui´s Blick war ständig zu mir gewandert und hatte mir immer wieder auf den Schritt gestarrt. Was war ich froh gewesen, als der Film endlich zu Ende und ich mich zurück ziehen hatte können. Ich war davon so erregt gewesen, dass ich es mir selber machen musste, was wirklich schon lange nicht mehr passiert war. Ich gähnte. Heute war Sonntag und damit wieder Gruppentherapie. Ich hatte nicht vor, heute zu sprechen und hoffte, dass sich jemand anderer melden würde. Dann hörte ich...eindeutige Laute von meinem Sohn und ich verdrehte die Augen. Nicht schon wieder. Sie konnten kaum damit aufhören, als wären sie süchtig danach. Vielleicht war Lui deshalb so durch den Wind? Vielleicht sollte ich doch bald wieder nach...Hause gehen? Nicht, dass die Mädchen mich doch noch überfielen. Sie schienen immer aufdringlicher zu werden und ich konnte ihnen fast nichts mehr entgegen setzen. Doch richtig Erfahrung hatte ich ja nicht sammeln können. Mit Haruka, ja.

Ich schlang meine Arme um mich selbst und fing an zu zittern. Das letzte Mal mit ihr, steckte mir immer noch tief in den Knochen. Es wäre bestimmt besser, mit Dr. Han darüber zu sprechen. Die Erinnerungen von damals brachen über mir zusammen und ich fing an, zu wimmern. Bitte nicht. Nicht jetzt. Es war schon zehn und bald würde eine der Mädchen an meine Türe klopfen.

 

 

Joeys Sicht:

 

 

Ich stöhnte laut, als ich kam und riss meinen Mann damit mit. Nachdem er mich mit seinem Mund verwöhnt hatte, konnte sich mein Mann nicht mehr zurück halten und hatte mich, unglaublich sanft und liebevoll genommen. Nun küsste er mich um meinen Verstand und erneut breitete sich die Hitze in mir aus. „Lass uns frühstücken.“, meinte der Eisschrank und stand auf, um den Wagen zu uns zu schieben. Er öffnete die Schalen, in denen unser Essen war. Ein köstlicher Duft kam mir in die Nase und ich seufzte genüsslich.

Normalerweise frühstückten wir eher traditionell. Aber heute schien es westlich auszufallen. Weichgekochte Eier, frische Brötchen, Butter, Marmelade, Honig und Nutella waren darunter. Auf dem Wagen stand auch noch ein Krug mit frischgepresstem Orangensaft, eine Kanne Kaffee, Milch, sowie zwei Tassen und Gläser. Der Frosty schenkte uns erstmal Kaffee ein, gab für mich noch einen Schuss Milch dazu und reichte mir meine Tasse.

„Danke Liebling.“, sagte ich und er zuckte leicht zusammen. Fast hätte er dadurch seinen Kaffee verschüttet, grinste mich dann aber schief an. Genüsslich tranken wir das wunderbar heiße Getränk und machten uns dann über das Frühstück her. Mein Ehedrache lächelte mich warm an, als ich anfing, ihn zu füttern und tat dasselbe bei mir. Ich seufzte glücklich auf. So müsste es immer sein.

 

 

Jasons Sicht:

 

 

Es klopfte. Ich war immer noch in diesen Erinnerungen gefangen und konnte nicht antworten. Ich versuchte meine traurigen Laute zu unterdrücken und wischte mir, über mein tränenüberströmtes Gesicht. Ich stand auf und lief Richtung Bad, um mich dort einzuschließen, doch Maria hatte die Türe bereits geöffnet und rief leise meinen Namen. Aus einem Reflex heraus, sah ich sie kurz an, sie erschrak und kam sofort zu mir, um mich zu umarmen. Meine Beine zitterten und trugen mich auf einmal nicht mehr. Ich sank auf den Boden, Maria versuchte mich, so gut es ging, zu stützen und rief ihre Schwestern zu uns, die auch sofort angelaufen kamen. Die Tränen kamen wieder, stärker, als vorher.

„Schhh, Jason. Ganz ruhig. Wir sind ja da.“, sagte Daisy beruhigend und berührte mich an meinem linken Oberarm. Sie konnte es nicht wissen, was das in mir auslöste und ich war ihr nicht böse deswegen, konnte aber nicht verhindern, dass ich zusammen zuckte und von ihr zurück wich. Zuerst sah sie mich verwirrt an, doch dann flackerte Erkenntnis in ihren Augen auf. Ich senkte den Blick. Nun wusste sie es. Beschämend.

„Jason? Du sagtest in der ersten Gruppentherapie, dass deine Exfrau, dich dazu gebracht hat, mit dir zu schlafen...obwohl du es nicht wolltest. Hat sie...hat sie dich...“

Ich schlang meine Arme um mich und machte mich so klein, wie möglich. Ein lauter Schluchzer kam aus mir heraus, ich fing an zu zittern und dann war da nichts mehr, als tiefe Schwärze.

 

 

Joeys Sicht:

 

 

„Also...sollen wir dann das Videomaterial sichten?“ Mein Mann knurrte nur. Dann hörten wir, wie jemand ungeduldig, an unsere Tür klopfte. Seto nahm eine Fernbedienung und drückte darauf, schon erschien auf dem kleinen Bildschirm, neben der Türe, Luigiana, die gehetzt wirkte. „Ja?“, fragte mein Eisprinz gebieterisch, während ich ihm, seinen Schoß wieder zudeckte. DAS musste niemand sehen. „Verzeihen Sie Master Kaiba. Aber wir wissen nicht, was wir tun sollen. Jason...“ Der Kühlschrank verdrehte die Augen. „Was hat er jetzt wieder angestellt?“ Doch Luigiana schüttelte nur den Kopf. „Nichts. Maria kam zu ihm ins Zimmer...und er hatte geweint. Er...er hatte sich an etwas von früher erinnert, dann ist er bewusstlos geworden.“ Alarmiert sah ich sie an, deckte mich hastig ab und lief durch Setos Schrank, in meinen und zog mich rasch an. Dann ging ich aus meinem Zimmer und hatte nun Luigiana vor mir, die mich traurig ansah. Ich ging mit ihr in Dads Gästezimmer und sah ihn am Boden zusammengekauert, die Haare wirr und ungekämmt und die Mädchen daneben, völlig verzweifelt. Ich streichelte ihm sanft durch sein Haar und als er sich nicht rührte, versuchte ich ihn hochzuheben. Die Mädchen halfen mir ihn in sein Bett zu tragen, wo er sich, als die Decke wieder über ihn war, sofort wieder zusammenrollte. „Bleibt bei ihm und passt auf ihn auf. Ich mache schnell Vanillekipferl für ihn.“ Sie taten, was ich ihnen sagte und rannte in die Küche.

 

 

Jasons Sicht:

 

Ich wachte auf als mir ein fantastischer Duft nach Vanille in die Nase kam. Vanillekipferl. Eine Hand strich mir sanft eine Strähne aus dem Gesicht und fragte leise, wie es mir ging. Ich sah auf die Seite, noch erschöpft von vorhin und sah in das ältere Gesicht von Yoshi.

„Wie man sich eben fühlt, wenn einen die Vergangenheit heimsucht. Tut mir leid, dass ihr alle mit mir so einen Ärger habt. Das habt ihr alle nicht verdient. Ich...ich sollte gehen...“, meinte ich und erhob mich. Er seufzte, drückte mich wieder nieder und erzählte mir, dass er sich immer schon einen Sohn gewünscht hatte. „Nicht das du denkst, ich würde die Mädchen nicht lieben...nein, das tue ich. Sehr sogar. Aber hätten dich meine Töchter nur schon früher kennen gelernt. Dann hätte ich mich um dich gekümmert. Du hättest einen Vater gehabt, der dir hilft und ich einen Sohn.“ Ich lächelte ihn schwach an. „Ja...das wäre schön gewesen.“, flüsterte ich. Meine Augen wurden erneut feucht, als Yoshi mir wieder liebevoll durch mein Haar strich.

„Die Mädchen und Master Joseph sollten bald fertig sein. Wie du riechst, gibt es gleich Vanillekipferl. Ich bin leider schon süchtig danach geworden, aber dein Sohn gibt das Rezept nicht preis.“ Ich lachte leise. „Ich kann es dir geben. Es steht in einem Buch von mir. Schau in der Kommode dahinten nach.“ Er stand auf und fragte nach dem Buchtitel. „Silber, das dritte Buch der Träume.“ Er fand es, schlug es auf und suchte nach dem Rezept. Er fotografierte es ab und legte das Buch wieder in die Kommode. Dann klopfte es auch schon an meiner Türe und sie wurde geöffnet. Der Duft nach Vanille verstärkte sich und vermischte sich mit dem nach Schokolade.

„Dad! Du bist wieder wach.“, sagte Joey und steckte mir sofort eines der Kipferl in den Mund. Es zerfiel in meinem Mund und ich seufzte genießerisch auf. War das lecker.

 

 

Joey Sicht:

 

 

Dieser Tag war einfach anstrengend gewesen. Wir hatten die Gruppentherapie kurz gehalten und Dad durfte in seinem Zimmer bleiben. Serenity erzählte von ihrem Abendessen bei Tristans Eltern und wie überrascht sie war, dass Ivan, in Begleitung von Charlie, sie zur Limousine eskortiert hatten, bevor sie wieder in der Villa eingetroffen war. Dafür waren wir dann am Montag wieder in der Schule gewesen, bekamen einen Test in Mathe aufgebrummt, den ich bestimmt versiebt hatte. Ansonsten war die Woche ruhig gewesen und Dad ging es langsam besser. Ich hatte keine Ahnung, was der Auslöser gewesen war. Die Mädchen hatten sich in Schweigen gehüllt und Yoshi hatte sich im backen versucht. Anscheinend hatte Dad ihm das Rezept von den Vanillekipferl gegeben, aber Yoshi gelang es nicht so gut. Ich hatte mich dann erbarmt gehabt und es ihm gezeigt. Stolz hatten wir dann ein Kaffee und Kakaokränzchen in Dads Zimmer abgehalten. Er hatte aber kaum gelächelt und sah immer noch sehr traurig aus. Wir beschlossen trotzdem, mit ihm ein bisschen rauszugehen. Heute war Donnerstag und draußen wunderbarer Sonnenschein. „Komm schon Dad. Lass uns ein bisschen zusammen in den Park gehen. Seto hat Charlie und Ivan schon Bescheid gegeben. Keiner wird uns auflauern können. Und du musst mal wieder aus dem Bett raus und an die frische Luft.“ Doch Dad schnaubte nur. „Ich kann auch in den Garten gehen, da ist die Luft auch frisch.“ Doch erst nachdem ich ihm gedroht hatte, dass er nicht mehr ins Meereszimmer durfte, wenn er nicht sofort aufstand, stand er auf. Nur Seto und ich begleiteten ihn. Wir waren zwanzig Minuten gegangen, als das Handy meiner Gefriertruhe klingelte. „Ja, Blade? Was.....WAS? In Ordnung. Danke, dass du uns gewarnt hast.“ Damit legte er auf uns blitzte uns an. „Ruby ist hier im Park. In unserer Nähe sogar. Wir sollten wieder nach Hause gehen.“ Doch Dad schüttelte den Kopf und ging weiter, blieb aber dann auf einmal stehen. Er starrte stur nach vorne, die Augen weit aufgerissen. Seto hob eine Augenbraue und sah nun auch dorthin. Ein großer Mann mit weißem, langen Haar und goldenen Augen sah auf uns. Dad bewegte sich und ging ein paar Schritte näher zu seinem Vater. Von Rubys Freundlichkeit in Las Vegas war nichts mehr zu spüren.

 

 

Jasons Sicht:

 

Da stand er. Mein Daddy. Nichts an ihm, erinnert mehr an den liebenden, fürsorglichen und fröhlichen Vater, der er einst gewesen war. Sein Gesicht war ernst, er wirkte alt und verbittert. Seltsam starrten mich seine goldenen Augen an. Im nächsten Augenblick, ergab das alles für mich einen Sinn. Nun wusste ich den Grund, warum er meinen Sohn zur Heirat gezwungen hatte. Daddy war klug. Bestimmt hatte er, in sekundenschnelle, sämtliche Konsequenzen berechnet und hatte wohl, zum ersten Mal in seinem Leben, spontan gehandelt. Die Auswirkungen, die sein Handeln auf mich, aber auch auf Joey haben würden, waren weitgreifend. Er kannte die Einstellung der Japaner gegen Homosexuelle. Seto konnte es vielleicht noch vor Joey abschirmen, aber ich bekam alles ungefiltert ab. Der Hass, die Ausgrenzung...Ich hatte hier eh keine Freunde, aber derart geschnitten und verspottet zu werden, war für mich sehr hart. Und nun? Hatte ich fast alles verloren. Ich hatte keine Arbeit mehr, daraufhin nun auch keine Wohnung und Geld besaß ich auch keines. Ich war auf mich allein gestellt und musste oft unter freiem Himmel nächtigen, wenn ich nicht gerade in der Villa war. Dort konnte ich wenigstens duschen und hatte ab und an eine Mahlzeit. Ich wollte nicht, dass es jemand erfuhr, wusste nicht, wie meine Kinder oder Seto reagieren würden. Oder...die Mädchen. Ich überdachte noch einmal meine Vermutung und kam zu dem Schluss, dass es keine andere Möglichkeit geben konnte. Das bedeutete im Großen und Ganzen...dass er mich nur bestrafen wollte. Ich war mit einer, für Daddy, fremden Frau durchgebrannt...einfach abgehauen und hatte damit, Mum in den Tod getrieben. Er gab mir die Schuld... sie verloren zu haben. All das hier nur, damit er sich für meine Dummheit von damals rächen konnte.

Er wollte mich leiden sehen. Von wegen, er würde mich lieben. Meine Annahme, auf der Party, war absolut richtig gewesen.

Ja. Ich hatte einen Fehler gemacht. Aber auch, wenn ich nichts mehr besaß...ich hatte meine Kinder. Sie liebten mich und sogar Seto sah mich nun als seinen Dad an, worauf ich unheimlich stolz war. Das war mehr wert, als alles andere.

Daddy hatte sich bis jetzt nicht bewegt gehabt und nun veränderte er seinen Gesichtsausdruck. Höhnisch blitzte er mich an. Dachte er etwa, ich würde mich nicht verändern? Ich war nicht mehr der naive, dumme Junge. Seto hatte Recht! Es war Zeit, erwachsen zu werden. In meinen Augenwinkeln sah ich Seto, der mit Joey in einiger Entfernung da stand. Seto hatte die Augen zusammen gekniffen und Joey besah mich besorgt. Er wollte schon zu mir eilen, aber ich schüttelte den Kopf, was ihn inne halten ließ. Nun... es wurde Zeit, Daddy zu zeigen was ich drauf hatte. So etwas hätte ich mich in meiner Jugend NIE getraut. Doch meinen Respekt hatte er verspielt. Also beehrte ich ihn, mit einem abfälligen Blick. Das machte ihn wütend. Zeit ihm zu zeigen, dass der Kontakt zu ihm nicht mehr nötig war und... dass ich meinen Kinder vertrauen musste. Auch wenn ich zugeben musste, dass ich nichts mehr besaß.

 

 

Setos Sicht:

 

 

Jason verschränkte die Arme und sah seinen Vater abfällig an, was Ruby wütend machte. Damit schien er nicht gerechnet zu haben.

„Du bist also gekommen, um dich persönlich von mir zu verabschieden? Das hättest du dir sparen können, Rubeus. Der Vater, der du einst warst...der mich geliebt hatte...ist vor vielen Jahren mit Mum zusammen gestorben. Ich hoffe du bist nun zufrieden. Entschuldige mich, aber ich muss wieder unter meine Brücke und mich auf den Nachmittag vorbereiten. Wenn man zu spät im Einkaufszentrum ist, bekommt man keinen guten Platz mehr, um um Arbeit oder eine Mahlzeit zu betteln.“

Was? Jason war...obdachlos? Hatte Joey dies geahnt, dass es passieren würde? Mir kam die Diskussion mit Joey in den Sinn. Wie er mich überreden wollte, dass sein Vater bei uns einziehen sollte. Wehmütig brachte es die Erinnerungen an meinen lilanen Mantel und mein liebstes Seidenhemd wieder. Ich straffte mich und schüttelte den Kopf. Diese Gedanken waren jetzt nicht wichtig. Wir konnten immer noch einkaufen gehen und dann hätte ich es wieder. Also gut. Zeit, meinem Schwiegervater so zu helfen, wie mein Mann es vorgeschlagen hatte. Also mischte ich mich nun mit ein.

„Jason...ich meine Dad! Komm schon, du hast deinen Vater genug verarscht. Komm mit, bester Vater der Welt. Wir sollten jetzt nach Hause gehen und nochmal besprechen, was wir vor einigen Wochen ausgemacht hatten. Es hatte sich herausgestellt, dass es nun möglich wäre.“, sagte ich siegessicher und souverän. Doch er sah mich nur verwirrt an.

„Du wolltest doch deine Prüfungen zum Anwalt ablegen. Nächste Woche ist es soweit. Durch meine Kontakte ist es möglich geworden, dass du nicht studieren musst, sondern gleich die Prüfungen machen kannst. Wir hatten das doch besprochen...erinnerst du dich jetzt?“

Seine Augen weiteten sich unmerklich, doch er grinste und spielte mit. „Ach das... gut, lass uns...nach Hause gehen. Wir haben Rubeus lange genug vorgespielt, dass ich völlig mittellos bin. Ich freue mich wirklich, dein Anwalt zu werden. Da können deine anderen Anwälte noch was lernen.“, lachte er und zeigte seinem Vater den Mittelfinger.

„Im Übrigen...habe ich einen Vater hier. Und er ist besser, als DU je sein wirst.“, sagte er herablassend und drehte ihm den Rücken zu.

„Jason!“ Dad drehte sich zu Ruby um.

„Du bist schuldig und wirst es immer sein!“, sagte Ruby schroff, das Gesicht steinern und kalt. Dann ging er, schnellen Schrittes davon.

Erst als er um die Ecke gebogen war, brach Jason zusammen. „Ich weiß...“, flüsterte er leise, ehe sich seine Augen mit Tränen füllten. Ich kniete mich neben ihn und auch mein Hündchen kam nun zu uns.

„DU wirst nie Schuld an dem Tod deiner Mutter sein, Jason...hgnn ich meine Dad. Wie hättest du das alles vorhersehen können? Dein Vater versucht nur dich zu verunsichern, weil er sich selbst schuldig fühlt.“ Er lächelte mich an und sah auf meine rechte Hand, an der der weiße Drache saß und seine saphirblauen Augen funkeln ließ.

„Der Ring den du trägst... gehörte ihm. Und Joey trägt den meiner Mum. Wusstet ihr das?“

Ich knirschte mit den Zähnen. War das jetzt etwa wichtig? Dies fragte ich ihn auch und er schüttelte den Kopf. „Außerdem meinte ich das mit den Prüfungen durchaus ernst. Es war Joeys Idee und ich finde, ich brauche einen Anwalt, dem ich zu hundert Prozent vertrauen kann.“ Er lächelte breit und umarmte mich. „Danke!“

„Nicht dafür, Dad. Komm. Gehen wir heim.“

 

 

Später am Abend, in einem teuren Hotelzimmer, am Rand Dominos....

 

„Kannst du dir das vorstellen, Max? Er war so...respektlos...und dann wollte mir der reiche Bengel auch noch weiß machen, dass Jason gar nicht obdachlos ist. Von dem lasse ich mich nicht veralbern.“

„Onkelchen...weißt du...ich mag Jason.“

„Das sagst du nur, weil er auch in Cecelia verliebt war, du es wusstest und er dir leid tut. Das hat nichts mit Sympathie zu tun. Jason war schon immer so schwach. Er hat einfach nicht die Stärke, sich gegen Frauen, oder die Familie aufzulehnen, wenn ihm was nicht passt. Das wird ihm noch leid tun, dass er mich so verspottet hat.“

Er machte eine kurze Pause, um sich wieder zu sammeln. Dann trank er einen Schluck, des teuren Bourbon, ehe er wieder zum sprechen ansetzte.

„Wolltest du nicht immer schon die Kaiba Corporation für dich haben, Max?“

Angesprochener zögerte. Er nahm sich vor, einfach so zu tun, als wäre er auf der Seite seines Onkels. Der ahnte ja nicht, dass Max tatsächlich Jason mochte und eher zu ihm hielt. Andererseits...war es verlockend, die Kaiba Corporation endlich für sich haben zu können. Was sollte er nur tun?

„Ja, wollte ich Onkelchen.“

Rubeus nickte und verabschiedete sich von seinem Neffen.

Pegasus starrte noch einige Zeit lang auf sein Handy, dann schüttelte er den Kopf. Es wurde Zeit, dass auch er seinen Plan verwirklichte und sollte sein Onkel übertreiben, konnte er immer noch etwas dagegen tun. Er schrieb Jason noch eine WhatsApp, in der er fragte, ob er tatsächlich obdachlos war und wie es ihm ging und Jason antwortete mit einem eindeutigen, grinsenden Smiley.

 

Nein. Mein Zuhause ist jetzt die Villa. Ich kann ja mal mit Seto reden, ob ich dich ab und an einladen darf. Dann können wir wieder Cartoons schauen.“

 

Darauf antwortete Pegasus nicht mehr, sondern war nachdenklich geworden. Dann grinste er. Auch wenn er gewusst hatte, dass Jason in Cecelia verliebt gewesen war, hatte er immer große Achtung davor gehabt, dass Jason sein Glück hinten an gestellt hatte und ihnen beiden die Liebe gegönnt hatte. Dies erforderte ein hohes Maß an Mut und Rückgrat. Und dies würde er Jason vergelten. Nur hatte dieser nichts mit dem Plan zu tun, den er wegen Joey ausgeheckt hatte. Es wurde Zeit, den Plan umzusetzen....

 

Tbc....

Special - Das Geschenk

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Und so endet das Wochenende

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Das ändert alles

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Was soll ich jetzt tun? Setos Sicht

 

 

 

Das gab es doch nicht. Sein Hündchen...liebte ihn? Unbemerkt stand ich auf und fuhr mir nervös durch die Haare. Jetzt endlich ergab das alles auch einen Sinn für mich. Diese Traurigkeit, sein ganzes Verhalten. Er...liebte mich. Warum auch immer. Das Problem war nur...was wollte ich? Was fühlte ich? Vielleicht sollten wir ja doch wieder etwas Abstand voneinander nehmen. Ich hatte bestimmt übertrieben, mit dem Verwöhnen und so weiter. Hätte ich ihm die Liebesschaukel nicht schenken sollen? Sollte ich überhaupt noch mit ihm schlafen? Ich hatte keine Ahnung was ich tun wollte. Ich hatte zwar versichert, dass ich mich nicht scheiden lassen würde...aber Gefühle für meinen Mann? Ja ich mochte ihn. Aber... war das genug? Kein Wunder, dass er so hin und hergerissen war. Hatte ich ihm nun falsche Hoffnungen gemacht? Ich zog mich an und verschwand in mein Arbeitszimmer. Ich schloss mich ein und setzte mich an den Schreibtisch. Einige Zeit lang starrte ich durch die Gegend und entschied mich, jemanden anzurufen, den ich sonst nie anrufen würde, es sei denn, ich würde ihn zu einem Duell herausfordern.

„Hallo?“

„Yugi...“

„Kaiba? Ist was passiert? Geht es Joey gut? Was...“ Ich unterbrach ihn unwirsch und versicherte ihm, dass mit Joey alles in Ordnung war.

„Ich habe ein...Problem. Ich möchte, dass du es für dich behältst. Erzähle es niemandem.“

Lange schwieg er, bis er dann meinte, dass Thea gerade bei ihm war und sie sowieso alles heraus finden würde. Ich verdrehte die Augen. „Also gut. Dann mach den Lautsprecher an. Aber ich will nicht, dass einer von euch mit jemanden darüber spricht, verstanden?“

„Ja.“, meinten beide synchron.

„Gut..ähm...Joey und ich...wir hatten gerade unglaublich guten Sex und...“

„Woah, Kaiba! Das ist etwas, was ich nicht wissen will.“, meinte Yugi. Ich verdrehte die Augen und schwieg.

Thea meldete sich zu Wort und gleich so scharfsinnig, als wäre sie die Zwillingsschwester von Dr. Han.

„Kaiba...du weißt jetzt also, dass Joey Gefühle für dich hat...“ Was zum...

„Was soll das heißen?“, fauchte ich aufgebracht. Thea lachte perlend und nannte mich einen jämmerlichen, begriffsstutzigen Schwachkopf...Yugi versuchte noch was zu retten.

„Thea...sei doch nicht gleich so...“

„So was? Jeder...JEDER sieht, wie hoffnungslos verliebt Joey in Kaiba ist. Und wenn ich das anmerken dürfte...du bist nicht besser Kaiba. Würdest du Joey derart unterstützen, helfen und verwöhnen, wenn du ihn nicht genauso lieben würdest? Ihr wurdet zwar zur Heirat gezwungen, aber im Ernst...das war die Gelegenheit zu merken, dass ihr beide das perfekte Paar schlechthin seid.“ Ich schwieg. Warum hatte ich nur angerufen? Jeder sagte mir, dass wir uns gegenseitig lieben würden...aber müsste man es denn nicht merken? Also selbst? Ich schüttelte den Kopf und bedankte mich für das...aufschlussreiche Gespräch.

„Kaiba! Ich warne dich! Verletzt du Joey, bekommst du es mit mir zu tun! Und das ist eine offizielle Drohung und gleichzeitig ein Versprechen. Joey ist sehr verletzlich, dass weißt du. Es würde ihn zerstören, wenn du ihn jetzt auf einmal auf Abstand hältst. Wenn du noch nicht zu hundert Prozent weißt, was du willst...bitte. Finde es raus, aber lasse es nicht an deinem Ehemann aus, verstanden?“ Ich grummelte nur eine Bestätigung und legte wieder auf. Das hatte mir nun gar nichts gebracht. Mit wem konnte ich reden, ohne dass man mich so vorführte?

 

 

Es klopfte an meiner Türe. Ich hatte nicht bemerkt, wie die Zeit vergangen war. Ich hatte nur durch die Gegend gestarrt und überlegt. Aber zu einem Ergebnis kam ich nicht.

„Seto? Alles in Ordnung?“

Mein Mann. Joey...der mich...liebte. Was sollte ich tun? Panik ergriff mich und ich erwischte mich dabei, dass ich die Möglichkeit in Betracht zog, aus dem Fenster zu steigen und durch den Garten zu fliehen. Lächerlich...das war mein Haus. Ich atmete tief durch. Beherrsche dich. Einfach nichts anmerken lassen. Keine Panik. Ich sollte ihm einfach antworten, so wie immer.

„Alles in...in Ordnung. Hab nur viel zu tun.“, sagte ich knapp und in einem frostigeren Ton, als ich beabsichtigt hatte.

„Okaaayyy. Das hört sich aber nicht so an. Soll ich dir was schönes kochen, Liebling?“

Ich zuckte zusammen und warf dabei meinen Laptop vom Schreibtisch. Ich grummelte und krabbelte unter den Tisch, um ihn aufzuheben.

„Seto?“

Ich hob den Kopf, stieß ihn mir an und fluchte laut.

„Nein...keinen Hunger.“, zischte ich kalt.

Er schwieg und hörte, wie er sich von meiner Tür entfernte. Ich seufzte und raufte mir die Haare.

Dieses Geständnis...änderte alles. Dabei hatte er es nur gesagt, weil er dachte, dass ich schlafen würde. Hätte ich nur geschlafen, dann wüsste ich es nicht. Aber nun war das Kind schon in den Brunnen gefallen und ich musste mich ihm stellen. Ich musste den Schein wahren...um jeden Preis. Angesäuert legte ich meinen Laptop wieder auf den Schreibtisch. Ich musste zu ihm. Er hatte sicher bemerkt, dass ich mich anders benahm. Ich witterte förmlich einen Aussetzer. Also schloss ich auf und lugte hinaus. Er saß am Boden, gegenüber von mir und sah mich traurig an. Hatte er geweint? Ich schluckte unmerklich.

„Eisschrank...hab ich was falsch gemacht?“

Ich schüttelte den Kopf und setzte mich neben ihn. Sogleich kuschelte er sich an mich. Wärme durchströmte mich. Ich merkte erst jetzt, dass ich innerlich ausgekühlt war und er mich gerade wieder mit seiner Güte und Liebe flutete, damit ich nicht frieren musste. Liebe....er liebte mich.... Ich räusperte mich schnell.

„Irgendwie bin ich neben der Spur, Joey. Es liegt nicht an dir.“

Skeptisch sah er mich von der Seite an und meinte, dass es doch oft NUR an IHM lag.

„Schon gut. Ich komme damit klar.“, sagte er schnell und stand wieder auf. Die Kälte kam zurück, mit ihr die Panik, die mich in ihrem eisernen Griff gefangen hielt. Er sah mich kurz an, wollte schon gehen, stoppte aber und sah mich seltsam an. „Was hast du nur, Geldsack?“ Ich schüttelte den Kopf, entschied aber, dass ich ehrlich bleiben sollte. Zumindest halbwegs.

„Mir ist kalt. Innerlich. Ich weiß nicht warum und was genau das ist...“ Er setzte sich auf meinen Schoß und streichelte meine Wange. Dann küsste er mich sanft und ich seufzte. Die Wärme kam wieder, erfüllte mich, bis mir so heiß war, dass ich.... ach was. Ich sollte es einfach tun. Meinen Instinkten folgen.

Also stand ich mit ihm auf und warf ihn mir über die Schulter, ehe ich in unserem Schlafzimmer verschwand, um mit ihm eins zu werden.

 

 

 

Was hatte ich getan?

Aber gut. Ihm hatte es gefallen. Sehr sogar. Nun gut. Warum auch nicht. Immerhin war ich ein meisterhafter Liebhaber. Ich wusste, wie ich Joey beglücken konnte. Aber es hatte mich noch mehr verwirrt, als das es helfen würde.

Dieses Telefonat mit Yugi und Thea kam mir wieder in den Sinn und ich seufzte lautlos. Jeder wusste also Bescheid. .. nur ich nicht. Hatte er sich tatsächlich so auffällig benommen? Ich musste mir was einfallen lassen. Bevor Joey merkte, was ich wusste. Ich musste so tun, als ob ich sein Geständnis nicht gehört hätte, es nie passiert wäre. Und ich musste es so geschickt anstellen, dass er meinen Zwiespalt nicht bemerkte. Also gut. Das war einfach nur ein Traum gewesen. Genau, nichts weiter. Ich sah auf die Seite und damit in ein friedliches, befriedigtes Gesicht. Ich rückte näher und sah es mir ganz genau an. Weich fielen seine blonden Strähnen, ihm ins Gesicht. Seine Augenbrauen waren nur eine Nuance dunkler, als seine Haare und die Wimpern waren am Ansatz schwarz, wurden aber heller. Die Spitzen schimmerten golden. Seine Haut war schon gebräunt von der Sonne und sah so zart aus, dass ich mich zurückhalten musste, sie zu berühren. Er war so... faszinierend. Ich schlug die Decke zurück und sah mir seinen Körper an. Er hatte wieder ganz gut zugelegt. Die Rippen waren nun gar nicht mehr zu sehen, aber mir war er trotzdem noch etwas zu schmächtig, vom gesundheitlichen Standpunkt her. Meine Gedanken schweiften ab, in die Vergangenheit, als er noch halb magersüchtig gewesen war. Damals kam es mir nicht so wichtig vor, aber jetzt...

Ich hatte ihm gesagt, dass es mir egal war, wie er aussah. Das stimmte auch, aber sagte man sowas nicht nur, wenn man jemanden mochte, wie er war? Also...bedingungslos? Wie konnte ich nur herausfinden, wie sehr ich ihn mochte? Ich seufzte erneut. Diese Gedanken hielten mich davon ab, zu schlafen. Es war mittlerweile schon 03:00 Uhr früh und immer noch starrte ich meinen Mann an. Nun hielt ich es aber nicht mehr aus. Ich hob meine Hand und strich ihm eine vorwitzige Strähne, aus dem Gesicht, streichelte seine Wange, seinen Hals, über die Brust. Dort machte ich Halt, legte meine Hand flach darauf und spürte sein Herz, welches kräftig und regelmäßig schlug. Doch dann erhöhte sich sein Herzschlag, wurde immer schneller. War er aufgewacht? Ja, goldene Augen sahen auf einmal, verwirrt in meine.

„Seto...was ist? Kannst du nicht schlafen?“ Ich ließ mein Gesicht undurchdringlich und schüttelte den Kopf.

„Mach dir keine Gedanken. Ich werde schon irgendwann einschlafen...oder auch nicht. Was solls, nicht so wichtig. Schlaf weiter.“, wollte ich es abwiegeln, doch Joey setzte sich auf. Meine Hand, die auf seinem Herzen gelegen hatte, rutschte von seiner Brust. Hatte er bemerkt, dass ich seinen Herzschlag kontrolliert hatte?

„Nein. Ich mache dir eine warme Milch mit Honig...oder möchtest du lieber Lavendeltee?“ Er streckte mir seinen Hintern förmlich entgegen, als er sich eine Boxershorts anzog. Konnte ich überhaupt noch, ohne diesen knackigen Hintern leben? Eigentlich war diese Verbindung mit ihm, gar nicht so übel. Bis auf diese Aussetzer, seine Mutter und alle anderen, die uns tot oder am Boden sehen wollten, was aber für mich schon fast normal war und diese Aussetzer, aktivierten bei mir einen starken Beschützerinstinkt. Mit ihm konnte ich mich gar nicht langweilen. Er kochte außerdem fantastisch und die körperlichen Vereinigungen waren süchtig machend. Der Hintern wartete aber gar nicht auf eine Antwort, sondern ging geradewegs aus meinem Zimmer hinaus. Ich seufzte und sah nach oben, zu der Deckenmalerei, die Joey am Anfang nicht geheuer gewesen war. Sanft sah mich der weiße Drache, mit eiskaltem Blick an und drängte mich förmlich, aus dem Bett zu steigen und meinem Hündchen nach zu gehen. Ich setzte mich auf und angelte mir meine...oh... nein seine Boxershorts. Er hatte sich meine angezogen gehabt...Nun auch egal. Ich quetschte mich dort hinein. Zu schade, dass wir hier nicht mehr alleine waren, sonst wäre ich ihm nackt hinterher gejagt. Noch einen Blick auf meinen Drachen werfend, musste ich mir selbst eingestehen, dass ich es eigentlich genoss, wie er mich umsorgte, bevor ich hinaus ging und hinunter in die Küche.

 

 

Dort angekommen, sah ich Joey am Herd stehen, wie er gerade Milch erwärmte und Honig darin auflöste. Daneben stand schon eine dampfende Tasse Tee, die einen herrlichen Lavendelduft verströmte und sich in der ganzen Küche verteilte. Ich ging auf ihn zu, umarmte ihn von hinten, was ihn kurz erschreckte. Dann aber lehnte er sich an mich. Ich sog diesen wundervollen Duft nach Honig ein, den mein Mann verströmte, sich mit dem der Honigmilch und dem Lavendel vermischte und mich in eine leichte Trance versetzte.

„Du machst dir immer viel zu viele Umstände, Joey. Wir müssen heute wieder in die Schule. Wenn du jetzt dann auch nicht mehr schlafen kannst...“

„Dann schlafen wir eben beide nicht. Was ist dein Problem Kotzbrocken? Du bist schon die ganze Zeit so seltsam. Leugne es ja nicht. Ich weiß, dass es was mit mir zu tun hat.“, motzte er mich an. Ich schwieg, nahm den Tee und drehte mich um, um aus der Küche zu verschwinden, doch ein leises Schluchzen, von meinem Gatten, ließ mich inne halten. Das hatte er nicht verdient. Ich ging wieder zu ihm, stellte die Tasse ab und kniete mich vor ihm hin, lehnte meinen Kopf an seinen Bauch. Seine Haut war so warm und weich...Was sollte ich ihm sagen?

„Ich denke in letzter Zeit nur zu viel nach...über die Zukunft, Pegasus...die Geburtstage unserer Geschwister...Yugi hat auch diese Woche Geburtstag...hast du schon...äh.“

Er streichelte mir durch mein Haar und kniete sich zu mir auf den Boden, um mich zu küssen.

„Das ist nur die halbe Wahrheit, aber ich akzeptiere es, dass du mir nicht all deine Gedanken erzählen willst. Nur behandle mich nicht, als wäre ich...du weißt schon.“

Ich nickte und entschuldigte mich bei ihm. Wir standen wieder auf, küssten einander, holten die Getränke und setzten uns an den Küchentisch. Langsam trank ich den Lavendeltee und Joey nippte an der Honigmilch. Nach einiger Zeit des Schweigens, sah er mich unvermittelt an. Diese strahlenden, goldenen Augen trafen mich tief in meinem Inneren und lösten einen besorgniserregenden Schwindel in mir aus. Musste ich mir nun Sorgen um meine Gesundheit machen?

„Gefriertruhe...wenn dich irgendetwas an mir stört...“ Ich unterbrach ihn sofort.

„Wie könnte mich irgendwas an dir stören?“ Er schwieg vorerst, sah mich noch eine Weile skeptisch an. Wie ein Hund, dachte ich, der auf die Befehle seines Herrchens wartete. Aber dann...strahlte er mich an, lächelte sein süßestes Lächeln, was mein Herz mit Wärme durchflutete. Vielleicht war ich ja wirklich krank? Genau. Ich musste es sein, denn mein Herz fing an, einen Marathon zu laufen, pochte so laut, dass ich dachte, er müsste es hören können. Fühlte man sich so....wenn man liebte? Oder fühlte ich dies nur, weil ich wusste, was er fühlte?

Ich schüttelte innerlich den Kopf. Wie war das alles nur passiert? Vor einiger Zeit...zwei Monaten....da waren wir noch distanziert, beleidigten uns und stritten. Und nun? Nun liebte er mich. Ich verstand es einfach nicht. Was fand er an mir, dass er sich gleich verliebte? Lag es daran, dass ich fast gestorben wäre? Oder war er...etwa schon immer in mich verliebt? Ich erinnerte mich dunkel, so ein Gefühl schon mal gehabt zu haben. Vor etwa vier Jahren, als ich an die Domino High gekommen war, ich ihn das erste Mal gesehen hatte...da hatte ich ein Gefühl gehabt, welches ähnlich dem war, was ich an Hanami gefühlt hatte. Dieses Lächeln... Ich hatte ihn aber nur eisig angesehen und sein Lächeln war wieder erloschen. Von da an, stritten wir nur noch. Hätten wir damals schon zusammen sein können? Oder war ich erst jetzt, in dieser Ehe dazu bereit gewesen, nachdem ich ihn kennen gelernt hatte, wie er wirklich war? So viele Fragen und ich hatte einfach keine Antwort darauf. Ich war so durcheinander und wusste nicht mehr, was ich überhaupt denken sollte. Ich beschloss, erstmal abzuwarten und ihn zu beobachten...und mich selbst ebenfalls.

„Was machen wir jetzt, wegen Pegasus?“, fragte Joey und riss mich aus meinen Gedanken.

Er liebte mich...

Ich versuchte einen klaren Gedanken zu fassen, schaffte es aber nicht und zuckte einfach mit den Schultern.

„Man, Seto. Irgendwas bedrückt dich doch. Sonst weißt du doch auch immer eine Antwort auf alles.“

Bis auf die Frage, warum Joey mich liebte... Ich räusperte mich.

„Ich weiß es im Moment nicht, was wir tun sollen. Ausnahmsweise habe ich keine Antwort für dich und ist das denn ein Wunder? Es ist mittlerweile halb vier Uhr früh. Was denkst du denn? Was könnten wir deiner Meinung nach tun?“, versuchte ich mich selbst und auch ihn abzulenken. Es funktionierte zum Glück. Nachdenklich starrte er in seine Tasse.

„Er hat mich entführen lassen, mein Handy ist Schrott...“

„Ich habe schon ein neues für dich besorgen lassen. Mit neuer Nummer und auch deine Kontakte sind schon drauf. Versuche aber ja nie wieder den Namen meines Kontaktes zu ändern. Das Herrchen bleibt, klar?“

Er schmunzelte nur.

„Das wäre ja dann schon mal die Entführung und Zerstörung fremden Eigentums.“

„Allein dafür werfe ich ihm hunderte Anzeigen an den Hals.“ Joey hob seine Augenbrauen.

„Hunderte? Für zwei Verbrechen?“ Nun verdrehte ich die Augen und meinte, dass ich versuchen wollte, ihm noch mehr anzuhängen. „Hunderte werden es nicht, aber mindestens fünf. So einfach kann er sich da nicht mehr raus winden.

Joey nickte und überlegte weiter.

„Seine Handlanger haben mich verletzt und...“

„Sie haben dich verletzt?“ Wieso hatte ich das nicht....ach so. Ja doch, die Handgelenke. Ich nahm seinen rechten Arm und löste vorsichtig den Verband ab. Ich knurrte laut, als ich das sah. An seinem Handgelenk war ein breiter dunkelroter Streifen. Die Haut war aufgeschürft und dies zu sehen, stach mir schmerzhaft in mein Herz.

„Kannst du dir das vorstellen? Pegasus meinte, dass ich zierliche Handgelenke hätte. ICH!“ Ich besah sie mir und musste diesem Irren leider Recht geben. Sie waren zierlich und zart. Pegasus würde es bereuen mein Hündchen verletzt zu haben. Ich konnte nicht mehr meinen Blick davon abwenden. Eine Welle der Wut überrollte mich.

„Das wird er büßen. Ich werde das regeln, keine Sorge.“, sagte ich mit zusammengebissenen Zähnen. Ich versuchte diesen Zorn zu bändigen, doch es gelang mir nicht. Man hatte meinem Ehemann verletzt...der mich liebte.

 

„Seto? Joey? Was macht ihr denn hier in der Küche, um diese Uhrzeit?“, fragte uns mein kleiner Bruder, der auf einmal vor uns stand und hellwach aussah.

Ich seufzte und erklärte ihm, dass ich nicht hatte schlafen können und aus Versehen Joey geweckt hatte.

„Ihr wisst aber schon, dass heute Schule ist?“ Wir nickten. „Gut. Da ich jetzt auch nicht mehr schlafen kann, werde ich mich euch anschlie.... JOEY! Was hast du denn da am Handgelenk?“ Mein Mann sah auf den Tisch und wurde rot. Hatte er denn gar nichts erzählt? „Ach das...das waren nur die Angestellten meines Cousins. Mein Nacken tut auch noch weh, als sie mich bewusstlos geschlagen haben.“ Das auch noch? Ich stand auf und trat hinter mein Hündchen. Ja auch hier sah man, dass er kräftig geschlagen worden war. Vorsichtig legte ich meine Hände auf seinen Nacken. Er zuckte kurz zusammen, entspannte sich dann aber wieder. Immer musste mein Gatte einstecken. In der Schule, in der Familie, bei...bei mir. Das hatte er wahrlich nicht verdient gehabt.

Erneut erschien jemand, der der Familie angehörte. Diesmal Jason.

„Was ist denn hier los? Eine Versammlung? Oder könnt ihr auch nicht schlafen? Also entweder ist Vollmond, oder...JOEY! Was ist denn das an deinem Handgelenk?“ Also hatte er NIEMANDEN davon erzählt? Streng sah ich auf ihn hinab. Er musste es spüren, denn er fing an zu zittern.

„Also gut. Pegasus hat mich entführen lassen, ich wurde gefesselt, niedergeschlagen und wurde in seinem Schloss festgehalten. Er wollte, dass ich für IHN arbeite und sein Outfit designe. Zum Glück hat mich mein Mann recht schnell gefunden und wieder heim gebracht. Nur hat sich herausgestellt, dass ich wohl einen Minichip in mir habe.“ Es war nun sehr still in der Küche. Ein paar Minuten geschah gar nichts, bis sich Jason...ähm Dad zu Wort meldete.

„Du weißt es also endlich. Wurde auch Zeit. Ich habe Seto gleich gesagt, er sollte es nicht vor dir verheimlichen.“ Ich klatschte mir meine Hand ins Gesicht. So ein Volltrottel.

„Seto? Dad weiß es?“, zischte Joey mich an. Wütender Ehehund auf zwölf Uhr.

„Nur er wusste es, ja. Ich habe ihn schwören lassen, dir nichts zu sagen. Damals hielt ich es für das beste. Aber jetzt...tut mir leid, Joey.“ Hoffentlich vergab er mir das schnell. Doch so schnell ließ er sich nicht damit abspeisen. Mist. Hätte ja sein können.

„Wann genau, hast du mir den denn einsetzen lassen?“, fragte er, immer noch leise und zornig.

„An dem ersten Schultag. Als dich diese Jungs verprügelt hatten.“, sagte ich ihm widerwillig.

Er stand auf und wünschte uns noch eine gute Nacht, ehe er stampfend aus der Küche verschwand. Na toll. Das auch noch.

„Du solltest ihm nachgehen, Seto.“ Ich grummelte. Natürlich würde ich das. Was blieb mir auch anderes übrig? Also ging ich ihm hinterher. Ich sah, wie er gerade nach oben ging und jede einzelne Stufe aufstampfte.

„Joey...warte doch.“

„Worauf denn? Du kannst mich doch orten.“

„Du weißt doch aber, dass es nur zu deiner Sicherheit ist.“

„Kontrollieren wolltest du mich, sonst nichts. Deswegen machst du das. Es könnte ja deinem Ruf schaden, wenn ich irgendeinen Bockmist mache. Das ist so... entwürdigend.“

Daraufhin blieb ich stehen und ließ ihn gehen. Hatte er Recht? Ich schüttelte den Kopf. Das war vielleicht am Anfang so, aber nun....

Ich seufzte und drehte mich wieder um. Er wollte seine Ruhe. Fein, dann konnte ich ihm aus dem Weg gehen, ohne das er Verdacht schöpfen würde. Ich ging in den Keller. So war ich am weitesten von ihm weg. Ich begab mich in meinen Fitnessraum und begann, mich auszupowern.

 

 

Nachdem ich ein wenig auf dem Laufband verbracht hatte, stählte ich noch meine Bauchmuskeln und trainierte meine Schulter. Zwei Stunden verbrachte ich damit, ehe ich kurz duschte und wieder nach oben ging. Heute würde ich auf die Schule verzichten. Ich brauchte Arbeit. Musste mich von meinem Mann ablenken, der mich einerseits verwirrte, andererseits so wütend machte. In meinem Zimmer angekommen, sah ich Joey im Bett liegen, zusammengerollt und weinend. Ich zwang mich, nicht weiter hinzusehen und ging in meinen Schrank, zog die Boxershorts aus und suchte mir eine von meinen und einen Anzug heraus. Als ich fertig war, betrat ich wieder das Zimmer.

„Ich gehe in die Firma. Wenn du dich dazu entschließt, normal und ohne Vorwürfe mit mir zu reden, sag mir Bescheid. Ich werde auch nicht nachsehen, wo man dich finden kann.“, sagte ich schneidend kalt.

Ein bellender Hund kam auf mich zu, schimpfte, zeterte und...weinte...

„Wie kannst du es wagen....Als ob ICH irgendwas gemacht hätte, dass nicht in Ordnung war. DU hast...schon gut. Vergiss es. Es bringt offensichtlich nichts mit dir zu reden. Ignorier mich weiter, lass mich ruhig weinen. Ist doch eh egal, wie es mir dabei geht....“

Ich schloss kurz die Augen. Das war nicht das, was ich hatte erreichen wollen.

Ich ging zu ihm und nahm ihn in den Arm. Zuerst wollte er sich noch herauswinden, doch als ich ihn fester umarmte, entspannte er sich und schmiegte sich noch enger an mich. Ob er auch so durcheinander war wie ich?

 

„Joey... wenn es mir egal wäre, wie es dir geht, hätte ich dich von Anfang an ignoriert.“

„Warum lässt du mich dann stundenlang allein, wenn ich dich brauche?“ Ich zuckte zusammen, hoffte, dass er es nicht gemerkt hatte und streichelte ihm durch sein....so wunderbar weiches Haar.

Was sollte ich ihm sagen? Das ich gehört hatte, wie er mir sagte, dass er mich liebte? Auf keinen Fall. Seine Reaktion war so was von vorhersehbar. Angst würde er haben, wie ich darauf reagieren würde, sich mein Verhalten zusammen reimen und dann... würde ich ihm sein Herz brechen.... das wäre sein Ende. Und das...wollte ich nicht. Ich musste mir schneller klar werden, was ich wollte. Vielleicht sollte ich den Termin mit Dr. Han vorziehen.

Das ist es. Dr. Han.

„Dr. Han. Sie hat in mir so viele Dinge aufgewühlt... von denen ich noch nicht sprechen kann. Tut mir leid Joey, dass du so unter mir leiden musst. Das...das wollte ich doch gar nicht.“ Er begann, meinen Rücken auf und ab zu streicheln.

„Ok. Das verstehe ich. Aber... bist...bist du dir sicher, dass es nicht an mir liegt? Ich werde dieses Gefühl nämlich nicht los. Es MUSS noch etwas sein, was mich betrifft.“

Verdammter Mist.

„Ok...du hast gewonnen. Es ist der Minichip. Ich habe, ohne dich zu fragen, oder es dir zumindest gleich zu sagen, den einsetzen lassen. Das war so mies von mir. Ein weiterer Vertrauensbruch. Ich frage mich, wie lange du dir DAS noch ansiehst...“ Er löste sich von mir und sah mich mit großen Augen an. Dann lächelte er und streichelte meine Wange.

„Am Anfang war ja wirklich noch vieles so verwirrend und... wir hatten uns gegenseitig nicht vertraut. Lass es uns einfach vergessen, ja?“ Einfach vergessen? Wow...er musste wirklich sehr in mich verliebt sein. Ein Kribbeln ging durch meinen Körper und ich lenkte mich schnell ab, küsste ihn zärtlich, was er sofort erwiderte. Was jetzt? Sollte ich ihn wieder mit ins Bett nehmen? In die Firma fahren? Oder doch in die Schule? Es war erst halb sechs...also noch Zeit, für einen Quickie. Ich drängte ihn rückwärts, in Richtung Bett und verleibte mir ein, was mir gehörte.

 

 

 

 

Die letzten Tage waren anstrengend gewesen. Ich war doch mit in die Schule gegangen, Mr. Misagis Verhalten wurde immer skurriler und Yugi hatte aufgeregt erzählt, dass er gerne, nur in unser kleinen Runde, bei sich zu Hause, seinen Geburtstag feiern wollte. Dieser war schon am Donnerstag, also morgen und nun saß ich, mit meinem Ehemann im Bett und diskutierte, was wir Yugi schenken wollten oder ihn überraschen könnten.

„Nachdem wir Tristan so reich beschenkt haben, können wir Yugi nicht mit ein paar Duel Monsters Karten abspeisen. Da muss schon mehr dabei sein.“

„Wie wäre es, mit einem Urlaub in Ägypten?“, fragte ich ihn.

„Ich weiß nicht, ob das nicht zu schmerzhaft wäre für ihn.“ Ich stöhnte genervt. Hoffentlich kam er mir jetzt nicht mit diesem Märchen vom großen Pharao und seinem Hohepriester. Oder dieser Tussi mit den weißen Haaren. Ich sah ihn warnend an und er verzog grummelig sein Gesicht.

„Das mit seinem früheren Leben in Ägypten war wahr gewesen und auch dass du der Hohe...“ Ich hielt ihm schnell meinen Finger an den Mund, damit er nicht aussprach, was er hatte aussprechen wollen. Ich glaubte nicht an diesen Unsinn und würde mir so was nicht anhören...auch nicht von meinem Ehemann.

„Lass das Joey. Du weißt genau, wie ich dazu stehe. Also schön...wie wäre es mit einem romantischen Candle Light Dinner im teuersten Restaurant der Stadt?“

„Man Seto...das ist doch für Pärchen, aber wir müssen was finden, was für Yugi allein ist.“

Ich verdrehte die Augen. Der Zwerg war genügsam und wäre mit einer seltenen Duel Monsters Karte schon zufrieden gewesen.

„Meinetwegen könnten wir ihm eines meiner neuesten Spiele schenken, dazu eine seltene Karte.“ Mein Mann sah mich neugierig an. „Was ist das für ein Spiel?“ Ich zuckte mit den Schultern. „Ich habe es noch nicht entwickelt. Aber die Idee ist gut. Wenn ich mich heute noch reinhänge, kann ich ihm ein persönliches erstellen. Was mit diesem vergangener Leben Quatsch zu tun hat. Dann hat er immer eine Erinnerung daran...“

„Du bist echt fies. Wieso sollte er sich darüber freuen? Er hat Atemu verloren und du willst es wieder aufwärmen mit einem Spiel? Lass dir lieber was anderes einfallen. Ich dachte du bist schlau?“ Ich knurrte. Zweifelte er gerade meine Intelligenz an?

Aber was sollten wir ihm schon schenken, was bedeutsam wäre und gut bei ihm ankommen würde?

„Ich weiß! Ich werde eine eigene Duel Monsters Karte entwerfen. Ich lasse sie bei meinem Cousin freigeben und Yugi hat eine seltene und sehr persönliche Karte, ein Unikat sozusagen.“ Ich lachte leise.

„Und was genau? Diesen Pharao vielleicht?“ Joey strahlte mich an und ich stöhnte.

Das. meinte. er. nicht. Ernst.

„Ich dachte das wäre zu fies? Und wie willst du das bis morgen schaffen?“, fragte ich ihn. Langsam pisste mich das gewaltig an.

„Ja ok. Meinetwegen. Dann einfach nur ein schwarzer Magier Set? Und das Candle Light Dinner.“, meinte er in einem versöhnlichem Ton. Doch diese Diskussion hatte mich wütend gemacht. Ich drehte mich zu Seite, damit ich ihn nicht ansehen musste.

Ich hasste Ägypten. Ich hasste diesen Inkarnationsblödsinn und diesen Pharao und seinen Hohepriester erst Recht. Ich wäre nie so dämlich gewesen, auf dieses Mädchen hereinzufallen. Von wegen, die Seele des weißen schlummerte in ihr. Nie hätte einer der weißen Drachen mit eiskaltem Blick sie erwählt. NIE. Dann eher schon Joey...

„Hmmm...schade, dass du nicht dieser Hohepriester sein willst... Dieser große, mächtige Stab, den er besaß... war so...imposant...“ Seine Stimme war rau und ging mir durch Mark und Bein. Wie auf Kommando, hatte sich meine Männlichkeit aufgerichtet und erwartete freudig, den Hintern meines Gatten. Ich drehte mich wieder um und klopfte auf meinen Schoß. Mein Blick wanderte zu Joey, ich flüsterte ein „Mach Platz!“ und augenblicklich tat er, was ich ihm sagte.

Seine Hände streichelten verlangend meine Brust, ich hörte, wie er von einem berauschenden Duft und der Weichheit meiner Haut erzählte. Das machte mich ein wenig verlegen. Um ihn abzulenken, streichelte ich seine Wange.

„Joey? Küss mich.“ Er tat es, unvergleichlich sanft und doch mit einer Leidenschaft, die es wirklich schwer machte, nicht den Verstand zu verlieren.

Ich streichelte seine Seiten nach unten, die Beine entlang und wieder nach oben. Dann suchten meine Hände diesen knackigen Hintern, kneteten ihn und ich genoss das haltlose Stöhnen meines Hündchens. Ich hob ihn an der Hüfte hoch und versenkte mich in ihm. Wie wunderbar er sich anfühlte. Ich fühlte mein Herz schneller schlagen, als ich in seine Augen sah, die voller Liebe sprühten. Seine Lippen waren leicht geöffnet, aus denen die süßesten Töne kamen, die ich je gehört hatte.

War das Liebe?

 

 

 

 

„Hallo Yugi. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag.“

„Danke Joey. Hallo Se...äh ich meine Kaiba.“ Fast hätte er meinen Vornamen verwendet, doch mit einem meiner eisigsten Blicke hatte er sich gerade noch berichtigen können.

„Glückwunsch, Muto. Hier dein Geschenk.“, sagte ich und sah mich um. Kitschig war es geschmückt worden, mit vielen bunten Luftballons. Konfetti flog in meine Richtung und verklebten meine Lungen. Ich wusste, wir hätten in der Villa feiern sollen. Da hätte ich mich wenigstens zurück ziehen können. Aber in diesem kleinen Zimmer feiern zu wollen...

Ich hustete, ehe mein kleiner Bruder mir etwas zu trinken gab. Es waren nur der Kindergarten und unsere Familie gekommen. Devlin, Bakura und Mokuba standen zusammen und lachten über einen Witz, den Mutos Mutter gemacht hatte. Dahinten in einer Ecke sah ich meine Schwägerin mit Taylor knutschen und Yugis Großvater brachte, zusammen mit Jason, gerade eine Torte, die aussah, wie ein...ägyptisches Puzzle. Ich warf einen frostigen Blick auf meinen werten Gatten, der mich einfach nur frech angrinste und meinte, dass der Stab des Hohepriesters viel beeindruckender war, als alles andere, was er je gesehen hatte. Mir rutschte ein leises Lachen heraus, ehe ich ihn mir schnappte. Was Serenity konnte, dass konnte ich besser. Ich legte meine Lippen auf seine und öffnete meinen Mund einen Spalt weit. Er tat es mir gleich und schnell ließ ich meine Zunge in seinen gleiten, liebkoste und tanzte mit ihr. Wie lange wir dies taten, wusste ich nicht. Die Zeit schien stehen geblieben zu sein und ich genoss es einfach nur, die nach verführerischem Honig schmeckenden Lippen zu kosten.

„Chrm, chrm. Entschuldigt ihr beiden, aber Yugi – Boy möchte seine Torte anschneiden. Das kann er nicht, wenn alle davon abgelenkt sind, euch bei eurer heißen Knutscherei anzustarren. Serenity Liebes, machst du etwa ein Video? Vergiss nicht, es mir auch zu schicken, ha ha ha.“

„Pegasus...!“, knurrte ich ihn an. Ich war aus meiner Konzentration gerissen und das verwirrte mich nun. Doch er lächelte mich nur an.

„Hallöchen ihr beiden.“

„Was willst du hier?“, fragte mein Hündchen verwirrt.

„Ich feiere mit euch Yugis Geburtstag!“

„Aha...und weswegen bist du WIRKLICH hier?“, fauchte ich. Sein Lächeln begann zu schwinden. Er seufzte ergeben.

„Mit euch über die vielen Anzeigen sprechen, die gegen mich laufen. Jungs, bitte...können wir uns nicht irgendwie unter uns einigen?“

Ich hob nur eine Augenbraue. Ihm war nicht zu trauen. Doch Joey fragte ihn, wie er sich das vorgestellt hatte und Pegasus lachte.

„Nun, wie wäre es mit einem Abkommen und ihr zieht die Anzeigen zurück?“

„Was für ein Abkommen?“, fragte Joey.

„Ich werde euch schwören, mir nicht mehr die Kaiba Corporation unter den Nagel reißen zu wollen und keine Entführungen von Familienmitgliedern mehr. Na was sagt ihr?“

„Das ist zu wenig....und was ist schon dein Wort?“

„Aber, aber Kaiba – Boy. Das wird selbstverständlich alles vertraglich festgehalten. Ich kann auch noch etwas oben drauf legen. Wie wäre es, wenn unsere Firmen partnerschaftlich zusammen arbeiten würden?“

Joey wollte schon einwilligen, doch ich mischte mich nochmal ein.

„Das ist mir immer noch zu wenig.“ Pegasus zuckte zuerst mit den Schultern, doch dann schien ihm noch etwas einzufallen. Er lächelte siegessicher.

„Onkel Rubeus vertraut mir. Er hat nichts gutes vor, aber ich mag Jason tatsächlich. Wie wäre es, wenn ich euch gegen meinen Onkel helfe?“ Joey lächelte zurück und wollte schon seine Hand nehmen, als ich ihn wieder abhielt.

„Wir denken drüber nach.“, meinte ich knapp und ging, meinen Mann an der Hand, an Pegasus vorbei.

„Lasst euch nur nicht zu viel Zeit.“, meinte Pegasus.

Ich ignorierte seinen Einwand und zerrte Joey mit mir mit.

„Hey Arschgeige! Was hast du? Wieso bist du auf einmal so wütend? Und wieso willst du erst darüber nachdenken, ob Pegasus uns bei Ruby hilft?“ Ich schnaubte.

„Man, Joey. Dem ist nicht zu trauen. Er hat dich verletzt und behandelt wie...wie Dreck. Ich vertraue ihm kein Stück und werde es vielleicht erst wieder tun, wenn er es bewiesen hat, dass man ihm trauen kann. Und selbst dann, tu ich es nicht.“ Ich zitterte. Ich fühlte mich machtlos, unbeherrscht und erzürnt. Er wagte es, bei Yugi aufzutauchen...Wenn wir jetzt nicht gingen, könnte ich für nichts garantieren. Sollte er es noch einmal wagen, meinen Mann auch nur leicht zu berühren, müsste er auf beide Hände in Zukunft verzichten. Mir entglitt nun vollends die Kontrolle, ich atmete hektischer und ballte meine Hände zu Fäusten. Gleich müsste ich ihm eine reinhauen. Doch was würde Joey davon halten, wenn ich die Beherrschung verlor? Ich spürte, wie meine Augen feucht wurden. Nein. Nicht jetzt. Nicht hier. Ich zog Joey mit nach draußen. Da vorne, an der Straße war die Limousine zu sehen. Ich ging schneller und konnte den Blick von meinem Hündchen spüren. Ich wollte nur noch hier weg. Roland war gerade ausgestiegen und öffnete uns die Tür. Schnell stiegen wir ein und erst dann konnte ich wieder aufatmen. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich die Luft angehalten hatte.

 

„Eisberg? Komm schon, was hast du?“

„Nichts, was ich nicht selbst regeln kann.“

„Aber...du weinst.“ Ich schwieg daraufhin und wartete, bis Roland die Türe geschlossen hatte, doch sie blieb offen. Ich sah dorthin und sah in die goldenen Augen meines Schwiegervaters.

„Seto! Wieso läufst du einfach...weg. Komm schon, was ist hier los?“

„Seto!“ Serenity war uns ebenfalls nachgelaufen.

„Großer Bruder.“ Mokuba...

„Kaiba.“

„Kaiba.“

„Kaiba.“

„Kaiba.“

„Kaiba.“

Die gesamte Meute war mir nachgelaufen. Zum Glück sah ich keinen Pegasus hier. Doch nun konnte ich es nicht mehr verhindern, dass die Tränen richtig flossen.

Ich wandte mich ab.

„Schon gut Leute. Mein Mann braucht noch Ruhe. Er hat morgen wieder einen Termin bei Dr. Han und ist deshalb aufgewühlt. Es tut mir leid. Ich werde ihn schnell heim bringen und komme dann wieder zu euch, ok?“ Yugi nickte sorgenvoll und wünschte mir gute Besserung. Die Tür schloss sich und wir wurden sogleich zur Villa gefahren. Joey begleitete mich in unser Zimmer, half mir beim entkleiden und dann legte ich mich ins Bett. Fürsorglich deckte er mich zu und fuhr mir durch mein Haar. Er summte eine Melodie, die sich verdächtig nach den Glücksbärchis anhörte. Doch es klappte, ich entspannte mich und driftete langsam in einen traumlosen Schlaf.

 

 

Ich wachte am nächsten Tag wieder auf und stöhnte. Heute war wieder Freitag. Noch einmal zur Schule gehen und den Termin bei Dr. Han überleben. Ein seltsames Gefühl überkam mich. Ich sah auf die Seite, doch da war niemand. Die Betthälfte von meinem Mann war völlig unbenutzt. Das miese Gefühl verstärkte sich noch und ich musste an Joeys Worte gestern denken. Er wollte mich heim bringen und wieder zu Yugi gehen, um mit ihm zu feiern.... Pegasus! Ich sprang förmlich aus dem Bett und rannte in meinen Schrank. Dann drehte ich um und holte mein Handy von meinem Nachtkästchen. Schnell suchte ich den Kontakt meines Hündchens und rief ihn an. Mir kam dabei der Gedanke, dass ich ihn eigentlich nur hätte orten müssen, doch besser war es mit ihm zu sprechen.

„Komm schon, Joey! Heb ab.“ Es dauerte nur noch zwei Sekunden, bis er endlich ran ging.

Hmmm? Viel zu früh....“

„Joey? Wo bist du? Bei Yugi? Oder hat dich Pegasus wieder...“

Seto? Was...Warum rufst du...oh. Nein ich bin noch bei Yugi. Alles in Ordnung.“

Ich atmete keuchend aus. Ihm war nichts passiert. Er lebte, es ging ihm gut und Pegasus war hoffentlich auch nicht mehr in der Nähe.

Ja, da du Max erwähnt hast...Ich habe gestern noch mit ihm gesprochen, über seinen Plan.“

„DU HAST WAS?“

Seto...nicht so laut. Ja ich habe mit ihm gesprochen, aber ihm noch nichts zugesichert. Dad meinte, dass er die vertraglich aufgesetzte Vereinbarung überprüfen wird, damit Max keine Schlupflöcher verwenden kann. Alles wird gut, Liebster.“ Ich zuckte zusammen und das Handy entglitt meiner Hand. Ich fing es gerade noch so auf und fragte meinen Gatten, wann er denn nach Hause kommen wollte.

Vermisst du mich etwa?“ Er lachte glücklich.

Nun, ja. Ich komme gerne in etwa zwanzig Minuten heim und dann kümmere ich mich um ein leckeres Frühstück für meinen Lieblings - Ehedrachen.“

Als er das so sagte...überkam mich ein Gefühl der Ruhe und des Friedens. Ich ermahnte ihn, sich ja zu beeilen und er konnte kaum aufhören, sich zu freuen, dass ich ihn bei mir haben wollte. Als ich aufgelegt hatte, seufzte ich. Was konnte es schon schaden, es sich selbst gegenüber einzugestehen? Hier war nur ich alleine und niemand würde es hören.

 

„Ich liebe dich auch, Joey.“

 

Ich tigerte im Zimmer umher, hatte mich bereits für die Schule umgezogen und nun wartete ich nur noch darauf, dass er endlich heim kam. Ich hörte das Geräusch einer Türe, die zufiel und sprintete den Korridor und dann die Treppe nach unten. Da war er. Joey. Der mich anlächelte, als er mich sah und seine Arme ausbreitete. Ich fiel förmlich hinein und durch den Schwung, fielen wir beide um.

„So begrüßen doch eigentlich Hunde ihre Herrchen, oder nicht?“, lachte Joey mich an. Seine Augen glühten, wie flüssiges Gold. Ich zog ihn zu mir und küsste ihn. Mir war egal, dass er mich mit einem Hund verglich. Was zählte war, dass er bei mir war. Besitzergreifend schob ich meine Zunge in seinen Mund und ließ ihn spüren, dass er mich ja nie wieder alleine schlafen lassen sollte.

„Hm....Seto...warte.“ Ich ließ knurrend von ihm ab. Seine Wangen waren gerötet und die Atmung erhöht. Ich grinste ihn verführerisch an und er schluckte.

„Du wolltest doch Frühstück, oder?“ Ich lachte und starrte ihm auf seine Mitte.

„Oh bitte. Doch nicht jetzt. Die anderen sind auch mitgekommen. Das müssen wir auf später verschieben.“ Ich grummelte nur und half ihm hoch, sah, dass unsere Familie in der Tür stand und uns beobachtete.

„Seto, geht es dir wieder besser?“ Ich nickte Moki zu und warf einen vernichtenden Blick auf Serenity, die lächelnd ihr Handy wieder verstaute.

„Wenn Seto so scharf auf Joey ist, kann es ihm nur wieder besser gehen, Mokuba.“, meinte sie strahlend. Mein Bruder steckte sich seine Finger in die Ohren, denn meine Schwägerin versuchte ihm zu erzählen, was ich gerade vor gehabt hätte.

„Genug jetzt. Ich gehe in die Küche und koche uns was schönes. Ihr zieht euch schon mal für die Schule um.“, meinte mein Mann, mit roten Gesicht. Alle beeilten sich, zu tun, was er gesagt hatte. Jason zog sich grinsend in sein Zimmer zurück und ich leistete meinem Mann Gesellschaft in der Küche.

 

„Seto!“

„Hm?“

„Lass das bitte.“

„Hmmm.“

„EISKLOTZ!“

„Was denn?“

„Wenn du mich die ganze Zeit umarmst und mich... ablenkst, kann ich nicht kochen. Setz dich hin und gib Ruhe.“, fauchte er. Schweigend tat ich dies und sah ihm nun zu, wie er unser Frühstück kochte. Ich hatte ihm gerade fünf Knutschflecke verpasst und grinste zufrieden. So viel Selbstbeherrschung hatte ich ihm gar nicht zugetraut. Ich würde schon noch bekommen, was mir zustand. Ich musste nur geduldig sein.

„Soll ich heute mitkommen?“, fragte Joey besorgt. Ich hob eine Augenbraue.

„Mitkommen? Wohin?“

„Zu deiner Psychologin.“ Ich seufzte.

„Nein. Das mache ich schon.“

„Wie du meinst.“, meinte er und richtete alles schön an. Jason...ich meine Dad und unsere Geschwister kamen wieder in die Küche und setzten sich. Das würde heute ein langer Tag werden.

 

 

Ich gähnte. Der Tag war schleppend vergangen. Joey hatte mir in der Mittagspause erzählt, was er mit Pegasus diskutiert hatte und jetzt, wo ich einigermaßen wieder auf der Höhe war, kam mir dies ganz in Ordnung vor. Jedoch wollte ich nicht, dass er einfach so davon kam. Auch bei Yugi hatte ich mich entschuldigt. Dieser hatte nur abgewunken und gemeint, dass er es verstanden hätte, wenn ich gar nicht mitgekommen wäre, sich aber gefreut hatte, dass ich es versucht hatte. Unsere Geschenke hatten ihn sehr gefreut. So sehr, dass er mir angeboten hatte, sie alle nur noch mit den Vornamen anzusprechen, da unser Vertrauensverhältnis nun stärker geworden sei. Ich hatte dankend angenommen, aber bei mir selbst abgelehnt. Es wäre mir noch zu seltsam, wenn alle mich nun mit Seto ansprechen würden und zum Glück verstanden unsere Freunde das. Nun musste ich aber wieder zu Dr. Han. Es schüttelte mich, vor Grauen. Das letzte Mal saß mir immer noch tief in den Knochen.

 

 

Flashback

 

 

„Mr. Kaiba. Wie schön Sie zu sehen. Sie hatten vergessen, sich einen neuen Termin zu machen. Ich nehme an, dies hatten Sie auch so geplant?“ Ich knurrte nur zur Antwort und setzte mich ihr gegenüber.

„Haben Sie, worum ich gebeten hatte?“ Ich nickte. Mir war nicht wohl dabei, aber ohne Dr. Han, würde es schwerer werden, Haruka hinter Gitter zu bringen. Zum Glück hatte ich das Material noch bearbeitet. Die heiklen Szenen hatte ich extrahiert und auf einen USB Stick gespeichert, der sicher verwahrt, im Safe lag.

„Gut. Dann geben Sie ihn mir bitte.“ Äußerst widerwillig übergab ich ihr den Stick, legte ihn ihr in die Hand, bis ich bemerkte, dass es der falsche war. Panisch entriss ich ihn ihr wieder und stand auf.

„Ähm...ja. Ich komme gleich wieder.“ Mit diesen Worten drehte ich mich um, ging aus der Praxis, rief Roland dabei an und schilderte ihm, mein Problem. Ich wartete nur ein paar Minuten, ehe er kam und ich mich sofort in die Limousine begab.

„Beeil dich Roland. Je eher ich wieder bei Dr. Han bin, desto eher kann ich wieder von ihr weg.“ Roland nickte und trat das Gaspedal durch. Dann waren wir endlich da und ich hoffte, Joey würde schon schlafen, oder zumindest nicht bemerken, dass ich wieder hier war. Ich ging also zur Treppe und diese hinauf. Vorsichtig, Schritt für Schritt schlich ich den Korridor entlang. Ich sah auf mein Handy und bemerkte, dass Joey in seinem Zimmer war. Ich öffnete leise meines und nahm Kurs auf meinen Schrank. Ich ging hindurch und dann in seinen. Weit nach hinten, wo ein Teil des Schrankes fast leer war, öffnete ich ein kleines Türchen, legte meinen rechten kleinen Finger auf die kleine Glasplatte, die zum Vorschein kam und dann öffnete sich der Safe, in dem auch mein von Joey gemaltes Aktbild lag.

Ich entnahm den richtigen Stick und legte den mit den anderen in den Safe und verschloss ihn wieder. Dann tapste ich wieder hinaus, in meinen Kleiderschrank, durchs Zimmer und öffnete die Tür. Ich lugte hinaus und bemerkte, dass niemand sich im Flur befand. Das Arbeitszimmer war mein nächster Halt, wo ich den Laptop startete und überprüfte, ob es wirklich der richtige war. Ich öffnete die Datei und ja, sie enthielt das richtige Filmmaterial. Fast hätte ich Dr. Han unseren Porno überreicht. Wenn das Joey wüsste.... Ich fuhr den Laptop wieder herunter, ging genauso leise und vorsichtig, wie vorhin, wieder zur Eingangshalle, wo Roland auf mich wartete.

 

Wieder beim Gebäude angekommen, wo Dr. Han´s Praxis war, stieg ich aus und jagte die Treppen nach oben. Völlig außer Atem kam ich dort an und brauchte einige Minuten, ehe ich mich beruhigt und ein großes Glas Wasser getrunken hatte.

„Nun, Mr. Kaiba...darf ich Sie fragen, was das eben war?“ Ich keuchte immer noch und meinte atemlos, das es „nur“ der falsche Stick gewesen war.

„Ach so? Was war denn auf dem anderen drauf?“ Ich spürte, wie mein Kopf sich darauf erwärmte, doch ich schwieg. Sie deutete es völlig richtig und lächelte.

„Verstehe. Schade...Darf ich nun den Richtigen haben?“ Ich nickte, übergab ihn ihr und sie verband ihn mit ihrem Computer. Sie forderte mich auf, auf ihre Seite zu kommen. Ich nahm meinen Sessel und trug ihn zu ihr rüber, während sie bereits die Datei aufgerufen hatte und es damit begann, wie ich ihn wiederbelebte, geweint hatte und wir den Tag über zusammen waren. Mal beide schlafend, mal nur ich. Der Teil, wo ich schlief, ließ sie aus, doch nicht den, wo Joey träumte. Dr. Han blieb die ganze Zeit über absolut ernst. Dann konfrontierte ich ihn mit den Alpträumen. Ich erzählte ihr, dass Joey mit mir dies auch schon gesichtet hatte und wir bereits darüber gesprochen hatten.

„Also ein kleiner Fortschritt für ihre Ehe. Oh sehen Sie. Sie hatten Recht damit, dass seine Ängste unglaublich tief in ihm verwurzelt sind. Sehen Sie sich nur diese Mimik an...“ Da musste ich gar nicht hinsehen. Diese Enttäuschung über mich, die er empfunden hatte, ging mir immer noch nahe und ich unterdrückte jede Emotion, so gut es eben ging. Dann küsste er mich zaghaft und die Aufnahme war zu Ende.

„Warum hört es denn jetzt auf einmal...oh.“ Dr. Han notierte sich etwas, ihr Gesicht war extrem angespannt.

„Mit diesen Informationen und denen von Mr. Blade, können wir alles nötige beweisen und brauchen die Aussage, von Ms. Valentine nicht. Sorgen Sie nur dafür, dass man uns noch etwas Zeit verschafft und nicht gleich auf den Deal eingeht.“ Ich atmete erleichtert aus und nickte ihr dankbar zu.

„Danke, Dr. Han. So, nun kann ich ja...“

„Aber nein Mr. Kaiba. Wir sind noch lange nicht fertig...“

 

 

Flashback Ende

 

 

Das war so gruselig gewesen. Sie hatte wohl bemerkt gehabt, was ich empfunden hatte und hatte dann alles haarklein auseinander gepflückt. Ein Glück, dass Joey geschlafen hatte, als ich heim gekommen war. Diese Träume darüber, dass ich Dracheneier mit Käserand essen sollte...brachte mich kurz zum schmunzeln.

Mein Gesicht wurde wieder ernst. Ich musste nun wohl über Joeys unabsichtliches Geständnis reden.

 

„Ah, Mr. Kaiba. Da wären wir wieder...und wie ich sehe, mit neuen Problemen. Wo drückt denn heute der Schuh?“ Ich setzte mich und warf ihr einen frostigen Blick zu. Dann begann ich zu erzählen. Angefangen, mit den bestandenen Prüfungen und dem Abendessen im Restaurant, dem Sonnenuntergang und die Entführung von Joey durch seinen Cousin. Das er ihn verletzt hatte und frecherweise uns einen Deal vorgeschlagen hatte.

„Ich würde ihm nicht allzu sehr vertrauen, Mr. Kaiba. Bis jetzt hat Mr. Pegasus nichts getan, was Vertrauen rechtfertigen würde. Auch wenn Ihr Mann da vertrauensseliger ist. Aber Sie könnten ihm einige der Anzeigen erlassen und einige weiter laufen lassen, sie unterschreiben, nach eingehender Prüfung, diesen Vertrag und haben schon mal einen Feind weniger und einen Verbündeten mehr. Lassen Sie noch eine Klausel einbauen, was passieren wird, wenn er sich nicht daran hält. Nur zur Sicherheit.“ Ich stimmte ihr zu und machte mir selbst eine gedankliche Notiz. Ich sollte selbst einen Gegenvertrag aufsetzen.

„Was ist dann noch passiert?“

„Ich habe ihm gestanden, dass in seinem Körper ein Minichip versteckt ist, den ich orten kann, sollte es nötig sein.“ Sie nickte.

„Gut. Besser, er weiß es. Wie hat er reagiert?“

„Ich habe ihm alles erklärt. Das es nur zu seiner Sicherheit ist...und so weiter. Er hat es verstanden.“

„Alles klar. Das ist auch etwas positives. Was ist noch passiert?“

Ich schluckte und schwieg. Dr. Han´s Gesichtsausdruck wandelte sich von neutral...zu überaus interessiert.

„Was hat ihr Mann getan? Kommen Sie Mr. Kaiba. Je eher Sie es mir sagen, und Sie wissen ich werde es so oder so herausbekommen, desto eher können Sie wieder nach Hause.“

„Wir...wir hatten eine... Vereinigung. Danach dachte er wohl, dass ich schlafen würde. Aber...“

„Sie hatten nicht geschlafen?“

„Überaus scharfsinnig, Dr. Han.“ Sie lächelte und strich sich ihr Kleid glatt.

„Vielen Dank. Also? Was hat er getan?“

„Getan? Er hat mir über meine Haare gestreichelt.“ Sie hob eine Augenbraue.

„In Ordnung. Was hat er gesagt?“

„Er hat mir...möglicherweise...erzählt, dass er...“

„Ja?“ Sie beugte sich nun ganz nah zu mir und in ihren Augen glitzerte es förmlich. Sie ahnte definitiv was.

„Er sagte, dass er mich liebt.“

„ICH WUSSTE ES!“, rief sie laut aus und reckte ihre Faust in die Luft. Dann wurde sie wieder ernst und sah mich intensiv an.

„Wie haben Sie reagiert?“ Ich wusste es. Nun durfte ich mir was anhören. Also erzählte ich es ihr.

 

 

Erschöpft kam ich wieder nach Hause. Mein Joey, der an der Tür auf mich gewartet hatte, sah mich vorsichtig an, doch ich schüttelte nur den Kopf und meinte, ich wäre müde und würde jetzt schlafen gehen.

„Aber Eisprinz, es ist noch gar nicht Zeit...und hey. Ich habe Curry gemacht. Du wolltest doch schon immer mein Curry probieren. Ich habe es extra nur für dich gemacht.“

Ich seufzte. Er hatte stundenlang in der Küche gestanden...nur für mich.

„Gut. Ich muss mich nur duschen und umziehen. Ich bin gleich da.“

 

 

Zehn Minuten später saß ich am Tisch, nur mit Joey, der mir ein wunderbar duftendes Curry gekocht hatte. Schon dem Geruch nach zu urteilen, musste es fantastisch schmecken. Ich probierte einen Bissen und schloss die Augen. Es WAR das beste Curry der Welt. Denn nur meine verstorbene Mutter hatte es genauso hinbekommen. Ich war plötzlich wieder sieben Jahre alt, als meine Mutter mir nach einem Sturz vom Fahrrad, mir so ein Gericht serviert hatte. Ich verband es mit einem behüteten Zuhause. Einem Ort, an dem mir nichts passieren konnte, ich beschützt und geliebt war.

„Seto...warum weinst du? Habe ich...was falsch gemacht?“

Ich öffnete die Augen wieder und schüttelte meinen Kopf. Dann erzählte ich ihm, von meiner Mutter. Joey lächelte traurig und legte seine Hand auf meine, während ich den Teller leer aß und von meiner Kindheit erzählte, als alles noch in Ordnung war.

„Kann ich noch eine Portion haben?“, fragte ich ihn. Ich würde soviel davon essen, bis ich mich nicht mehr bewegen könnte.

„Ja klar. Kommt sofort.“, meinte er. Er brachte mir eine zweite Portion und küsste mich auf meine Stirn. Ich zog ihn zu mir runter, um ihn richtig zu küssen. Ich seufzte in den Kuss hinein. Bei ihm konnte ich sein, wie ich war. Wir lösten uns wieder und ich aß weiter.

Sah so aus, als ob ich nun derjenige war, an dem alles lag.

 

Tbc...

Was folgt...

 

 

 

Setos Sicht:

 

 

 

Ich hatte den ganzen Samstag und den halben Sonntag verschlafen. Ich war zwar immer noch müde... aber ich musste endlich hochkommen, da heute wieder eine Gruppentherapie angesagt war, ich zwar nicht reden würde, aber meinen Mann müsste ich trotzdem unterstützen. Ich sah auf die Seite, die schon seit Stunden leer war und seufzte. So alleine, ohne meinen Mann fühlte ich mich auf einmal einsam. Es klopfte leise an der Tür und ich vernahm die Stimme meines Butlers. Yoshi?

Ich hievte mich hoch und ging zu meiner Zimmertüre, öffnete sie, bat meinen Butler herein und schloss sie hinter ihm wieder.

„Yoshi, was kann ich für Sie tun?“, fragte ich ihn vorsichtig, denn in seinem Gesicht spiegelten sich Schuldgefühle.

„Nun, Mr. Kaiba...ich muss Ihnen etwas gestehen. Sie erinnern sich an letzte Woche Freitag?“ Wie könnte ich mich daran nicht erinnern. Pegasus hatte mein Hündchen entführen lassen. Ich nickte. Er schluckte merklich und dann merkte ich auch, dass er wohl eine ziemlich zerknitterte Zeitung hinter seinem Rücken verborgen hatte.

„Das war die Zeitung von Montag. Sie...sie enthält nicht gerade gute Nachrichten, aber...ich wollte nicht, dass Ihr Mann wieder einen Aussetzer bekommt. Oder dass Sie noch mehr leiden müssen. Es tut mir leid...wirklich. Aber die Presse hatte schon öfters hier geklingelt und angerufen und nun...MUSS ich es Ihnen sagen. Bitte vergeben Sie mir.“

Wenn Yoshi ein solch schlechtes Gewissen hatte, musste es was wirklich schlimmes sein. Ich hob also die Hand und verlangte damit, die Zeitung zu sehen.

Unsicher gab er sie mir und als ich den Artikel gelesen hatte, wollte ich die Zeitung am Liebsten in kleine Stücke reißen...und den, der dieses Interview gegeben hatte, ebenfalls.

Warnend sah ich meinen treuen Butler an und gab ihm wieder die Zeitung.

„Sieh zu, dass mein Ehemann nichts davon erfährt. Unter keinen Umständen darf er es lesen, verstanden?“, zischte ich ihm zu.

„Was darf ich nicht lesen? Ist das eine...Zeitung? Kühltruhe? Was ist hier los?“

 

Joey... oh nein. Wenn man vom Hündchen spricht... Wo kam er denn auf einmal her?

„Ähm... nun...das...“ Jetzt bekam ich noch nicht einmal mehr anständige Sätze zusammen.

Er kam näher und stemmte seine Hände in die Hüften.

„Sag mir sofort, was los ist!“, verlangte er. Das konnte ich aber leider nicht. Also nahm ich Yoshi die Zeitung wieder ab und ging langsam auf die Türe zu.

„Bleib gefälligst stehen. Ich habe ein Recht darauf, zu erfahren, wenn man uns wieder schlecht macht.“ Nur machte man nicht UNS schlecht...sondern nur IHN und mich stellte man als das Opfer dar. Die Tür stand noch offen und ich berechnete, wie lange ich für den Weg von hier, bis zu meinem Arbeitszimmer brauchen würde und wie schnell ich zu meinem Reißwolf käme, der die Zeitung vernichten würde. Ich hatte also acht Sekunden Zeit, aber Joey sah nicht so aus, als ob er es zulassen würde.

„Hallo Schwiegersohn...nanu? Eine Zeitung? Aber die ist ja von Montag...“

Dad hatte mir bereits die Zeitung abgenommen und las gerade den Artikel. Sein Gesicht spannte sich mit jedem gelesenen Wort mehr an und zum Schluss waren seine Augen nur noch gefährliche Schlitze. Ich hätte sie ihm natürlich aus der Hand reißen können, doch Joey hatte sich meine Hände geschnappt und mich davon abgehalten. Der Gedanke, dass er mich liebte kam mir dadurch wieder in den Sinn und losreißen konnte ich mich dann nicht mehr. Seine Hände fühlten sich sehr angenehm in meinen an und ich begann, sie zu streicheln.

„Dad? Ist es so schlimm?“, fragte mein Gatte, der nun verwirrt auf unsere Hände sah.

„Schlimmer. Wie lange weißt du davon schon, Seto?“ Nun verengte auch ich meine Augen.

„Gerade eben, habe ich es erfahren. Du denkst doch nicht, ich würde nichts DAGEGEN tun?“

„Was steht denn jetzt da drin? Macht es doch nicht so spannend!“, schimpfte Joey. Doch Dad schüttelte den Kopf und meinte, dass wir dies in der Gruppentherapie besprechen würden. Er zerknitterte vor Wut die Zeitung und stampfte aus meinem Zimmer heraus.

„Dad? Darf ich sie vielleicht...“

„Nein Joey! Erst in einer halben Stunde. Solange musst du dich noch gedulden. Bis später, in meinem Zimmer.“, meinte er frostig. Joey drehte sich zu mir um.

„Großkotz... vertraust du mir?“ Was sollte das denn jetzt? Wollte er, dass ich es ihm erzählte? Das konnte er gleich mal vergessen. Ich sah woandershin.

„Das tue ich, aber ich kann es dir trotzdem noch nicht erzählen. Ich muss noch was erledigen. Du entschuldigst mich?“ Ich ging an ihm vorbei, mein Gesicht absolut ausdruckslos.

„Wo willst du jetzt hin?“, fragte er resigniert.

„Nur in mein Arbeitszimmer...wir sehen uns in einer halben Stunde wieder.“

Ich ging hinaus und steuerte bereits mein Ziel an, doch ließ mich die Traurigkeit, die mein Gatte ausstrahlte, wieder stoppen. Ich ging wieder zurück, zog ihn in meine Arme und drückte ihn fest an mich. Er krallte sich an meinem Hemd fest und schluchzte. Ich legte mich mit ihm in unser Bett und kuschelte mit ihm, bis wir nur noch etwa zehn Minuten übrig hatten. Er spürte meine Unruhe und küsste mich, ehe er mich aus dem Zimmer scheuchte.

„Schon gut. Geh nur. Danke, dass du für mich da warst.“

 

Leise schloss sich die Türe zu meinem Arbeitszimmer und ebenso leise schloss ich ab.

Was sollte ich nur tun? Ich sank auf die Knie.

Ich würde meinen Respekt verlieren. Wie sollte ich es schaffen IHN zu zerstören, ohne dass mein Ruf Schaden nahm? Oder würde es so, oder so für mich zu Ende sein? Es war zum Verzweifeln.... Vielleicht sollte ich einfach nochmal Blade anrufen? Vielleicht hatte ja ER eine Lösung?

 

Ich rappelte mich wieder auf und ging zu meinem Schreibtisch. Ich ließ mir Zeit, seine Nummer zu wählen, war ich doch noch immer nicht sicher, ob ich ihm davon erzählen sollte. Doch als er, nach dem ersten Klingeln abnahm und ich seine Stimme hörte, warf ich meine Bedenken wieder über Bord.

„Kaiba? Was zum... Was ist bei euch los? Vor eurer Villa stehen eine Menge Leute. Kaum besucht man für fünf Tage seine Eltern, da passiert schon wieder der nächste Mist.“

Ich atmete tief ein und aus und erzählte ihm von dem Zeitungsartikel und meinen Befürchtungen. Seine Stimme war leise, jedoch voller Zorn.

„Du kannst dich auf mich verlassen, mein Freund. Ich kümmere mich darum. Ich habe einige Kontakte, für solche Fälle, die ich nutzen werde. Du wirst nichts verlieren. Den stampfe ich unangespitzt in den Boden. Und dein Schwiegervater ist sicher derselben Meinung. Gibt es noch etwas, von deiner Seite aus, was ich unbedingt erwähnen sollte?“ Tief atmete ich erneut ein, meine Augen suchten in meinem Arbeitszimmer, nach einer guten Antwort und blieben an meiner Schublade hängen...DER Schublade. Ich atmete laut aus und fing an, zu lächeln.

„Ja, da gibt es etwas. Ich gebe dir etwas, was du der Öffentlichkeit zukommen lassen solltest. Aber erst, wenn ich es dir sage.“

„Ist es etwas Besonderes?“, fragte er erstaunt.

„Ja. Es wird ein... Liebesbeweis an meinen Mann.“

 

Einige Minuten lang war es still , auf der anderen Leitung und ich dachte schon, er hätte aufgelegt. Doch dann beehrte er mich wieder, mit seinem Scharfsinn.

„Weiß dein Mann, dass er geliebt wird?“ Ich knirschte mit den Zähnen. Es ging ihn nichts an....aber ich selbst war mir schon ziemlich sicher, dass ich ihn WIRKLICH behalten wollte. Die Umstände hatten uns so nahe zueinander gebracht. So emotional nah, war ich nicht mal meinem Bruder. Außerdem...hatte Joey mir schon gestanden, dass er mich liebte. Auch wenn ich es nicht hätte hören sollen.

„Kommt da heute noch eine Antwort? Oder musst du das erst mit dir selber klären?“

Ich brauchte Zeit...Zeit um darüber nachzudenken. Was ich tun sollte... Ich straffte mich und antwortete ihm endlich, etwas harscher, als beabsichtigt.

„Lass es gut sein. Es ist nur, damit man nicht SCHON WIEDER unsere Ehe anzweifelt. Mehr ist es nicht.“ Ich hörte ihn seufzen.

„Du verdrängst die Tatsachen. Aber gut. Irgendwann wird auch dir klar, dass du ihn eigentlich schon immer geliebt hast. Lass dir nur nicht allzu viel Zeit damit. Sonst könnte es womöglich zu spät sein und DAS wäre äußerst bedauerlich.“ Ich schnaubte und lenkte seine Aufmerksamkeit, wieder auf mein Problem.

„Was also wirst du gegen ihn unternehmen?“ Blade meinte, er würde erst seine Kontakte informieren, dann könnte er mir seinen Plan erzählen. Ich bedankte mich bei ihm und er lachte daraufhin nur.

„Schon gut... Ich helfe dir wirklich gerne. Es hatte mich überrascht, als ich dich, in einer weltweiten Pressekonferenz gesehen hatte, in der du deinen Ehemann vorgestellt hattest. Seit wann weißt du denn, dass du schwul bist?“ Sollte ich es ihm wirklich erzählen? Er ahnte es doch sowieso schon, da war ich sicher.

„Seit deiner Hochzeit, vor sechs Jahren.“ Ich spürte, dass er grinste. „Wusste ich es doch!“, rief er jubelnd aus. „Ich hatte schon immer im Gefühl, dass du mehr zum selben Geschlecht tendierst.“ Ich verdrehte die Augen und erkundigte mich, nach seiner Familie.

„Ach meinen Eltern geht es gut, auch wenn sie schon über siebzig sind. Mein Dad ist immer noch glücklich mit seiner Ölplantage und Mum dolmetscht sich immer noch fröhlich durch.“

„Das war das erste, warum ich mit dir befreundet sein wollte.“, meinte ich.

„Hä? Was meinst du?“

„Weil wir beide adoptiert wurden.“ Er lachte leise und stimmte mir zu. Also war er bei seinen Eltern gewesen...aber was war mit seiner eigenen kleinen Familie?

„Sag, vermisst du nicht deinen eigenen Mann? Und die...Kinder?“ Meine Güte, dass blieb irgendwie, ein empfindliches Thema.

 

„Natürlich vermisse ich sie. Allerdings ist Nikolas im Moment so beschäftigt mit den Kindern, dass er gar keine Zeit hat, MICH zu vermissen. Aber einer muss ja die Brötchen verdienen. Wir Alphas haben es nicht leicht, was?“

Alpha? Er hörte sich ja schon an, wie Joey. Alphamännchengehabe.... Ich schmunzelte und erzählte Blade, wie mein Gatte, meine Dominanz manchmal definierte und daraufhin brach er, in schallendes Gelächter aus.

„Das muss ich mir merken... Alphamännchengehabe. Zum Schießen komisch. Dein Goldenboy hat echt Humor.“

Ich seufzte und meinte, dass ich nun zur Gruppentherapie gehen musste.

„Ich danke dir, für deine mentale Hilfe. Jetzt geht es mir schon besser. Wir hören und sehen uns, Blade...“

 

 

Ich ging aus dem Arbeitszimmer wieder hinaus und direkt ins Zimmer meines Schwiegervaters, wo alle anderen schon warteten. Joey winkte mich ungeduldig zu sich und ich nickte zur Begrüßung in die Runde und setzte mich zu ihm, auf den Boden.

„Ich eröffne hiermit die nächste Gruppentherapie. Wir haben hier...das da...“, erklärte ich eisig. Die Wut auf diesen....IHM...kam wieder hoch.

Duke schnappte sich die Zeitung und las den Artikel von Montag, den wir wohl ALLE nicht gelesen hatten, laut vor.

 

 

INSZENIERTE ENTFÜHRUNG VON JOSEPH KAIBA

 

Montag, 01.Juni

 

Am Freitag, den 29. Mai, wurde am Abend, gegen 23:00 Uhr, Joseph Kaiba, in einen Wagen gezerrt und entführt. Wie es sich herausstellte, hatte Joseph diese, recht glaubhafte Entführung, nur inszeniert gehabt. Der Wagen brachte ihn sofort zu seiner Affäre, die er, zwei Wochen nach seiner Hochzeit mit Seto Kaiba, begann. Das Objekt seiner Begierde, ist der dreißigjährige Ryan Redhead, den er auf der Party seines Cousins kennen gelernt hatte. Mr. Pegasus hatte sie in seinem Interview, am 10. April, groß angekündigt, jedoch hatte man nichts mehr darauf gehört. Mr. Pegasus wollte diese pikante Angelegenheit verschleiern und hatte daraufhin die Reporter zum Schweigen gebracht. Joseph hatte sich wohl, das ganze Wochenende mit Ryan vergnügt, bis sein Mann ihm auf die Schliche gekommen war. Aus einer zuverlässigen Quelle geht hervor, dass es eine spezielle Treueklausel im Ehevertrag geben soll, die Seto Kaiba, im Falle eines Treuebruchs, mittellos macht.

Geht die Ehe von Seto Kaiba nun in die Brüche? Da Mr. Kaiba in der letzten Pressekonferenz erklärte, dass er seinen Mann wirklich lieben würde, können wir nun davon ausgehen, dass Joseph im wohl sein Herz gebrochen und ihn um sein Vermögen gebracht hat. Wir bekamen aber ein exklusives Interview mit Ryan.

Reporter: Mr. Redhead, stimmt es, dass Sie mit Joseph eine Affäre haben?

Ryan Redhead: Nun, wir haben uns auf der Party, auf den ersten Blick ineinander verliebt. Es bringt einfach nichts, nur viel Geld und ein riesiges Ego zu haben. Die Liebe ist wichtiger, als alles andere. Mein Freund Max hat uns nur etwas Zeit verschafft, aber nun...will ich nicht mehr warten. Ich möchte mein Goldhäschen endlich für mich alleine haben. Diese Villa ist für ihn ein einziges Gefängnis und Kaiba lässt ihn ja keine einzige Sekunde aus den Augen, vor lauter krankhafter Eifersucht. Nur bei mir fühlt er sich wohl.

Reporter: Was hat Mr. Kaiba denn getan? Und wie hat er Sie beide, an besagtem Tag, gefunden?

Ryan Redhead: Er hatte uns beobachten lassen. Allerdings hat er, nachdem er uns in einer eindeutigen Pose in meinem Bett gefunden hatte, er seinen Mann von mir weggezerrt, an den Handgelenken gefesselt und ihn brutal auf den Boden gedrückt. Der Arme.. wenn ich ihm nicht geholfen hätte...

Eine detailliertere Schilderung finden Sie auf den folgenden Seiten.

 

Duke musste erstmal wieder Luft holen und sah uns alle geschockt an. Wie hatten wir es alle nicht mitbekommen können? Noch nicht mal in der Schule wurden wir darauf angesprochen. Außerdem hatte keiner unserer Freunde, diese Zeitung gelesen und sie achteten immer darauf, alles zu lesen, was mit uns zu tun hatte. Eine Verschwörung? Oder steckte vielleicht sogar Pegasus dahinter? Zuzutrauen wäre es ihm.

Thea blätterte die nächsten Seiten durch und sah auch ziemlich angepisst aus.

 

 

Joeys Sicht:

 

 

Ich konnte nur noch auf diesen Artikel starren. Das gab es doch nicht. Jetzt zerstörte Ryan auch noch systematisch unsere Ehe... Lügen...nur fette, freche Lügen. Ich liebte meinen Eisberg. Und wie ich ihn liebte. Nie würde ich ihn betrügen und nie würde er mir Gewalt antun... Unser Butler räusperte sich beschämt und schob einen weiteren Stapel an Zeitungen in unsere Mitte. Dadurch hörte Thea auf, in der Zeitung zu blättern.

„Das sind die anderen Tageszeitungen. Da niemand von Ihnen darauf reagiert hatte, hat die Presse angefangen, zu spekulieren.“

WAS? Es ging...noch weiter? Diesmal nahm Thea die nächste Zeitung und las uns vor.

 

 

 

KEIN STATEMENT VON DEN KAIBAS

 

Dienstag, 02. Juni

 

Bisher hatte keiner der beiden Kaibas, auf die Behauptungen von Mr. Redhead reagiert. Ist das ein stummes Eingeständnis? Oder haben die beiden jetzt einen Ehestreit? Wir hoffen alle, dass Mr. Seto Kaiba nichts passiert ist. Joseph war in seiner Vergangenheit ziemlich temperamentvoll, gewalttätig und impulsiv gewesen. Wir hoffen Seto Kaiba geht es gut und wir erwarten alle, eine dringende Stellungnahme von ihm. Mehr dazu auf den Seiten 2 bis 15.

 

 

 

Als ob ich...ICH meinen Frostdrachen was antun könnte... Ich meinen Augen sammelten sich schon die ersten Tränen. Wie fies war das denn? Auch diese wurde von unseren Freunden zerpflückt und meinem Mann sah ich förmlich an, dass er schon in Gedanken, sehr viele Menschen verklagte.

Verunsichert nahm sich diesmal Mokuba eine der Zeitungen.

 

 

 

SCHULDIG? ODER NICHT SCHULDIG?

 

Mittwoch, 03. Juni

 

Schuldig? Oder nicht schuldig, dass ist hier die Frage. Was passiert nun mit Joseph? Bis jetzt konnte man alle Annäherungen an die beiden, die sich benehmen, wie immer, abschirmen. Wir alle hoffen, Mr. Kaiba ist sich bewusst, dass die Stadt hinter ihm steht und so ein Verhalten von seinem Mann, nicht dulden wird. Joseph wird dazu aufgefordert, sich seiner Schuld zu stellen. Auf den nächsten Seiten schildern wir Ihnen die Eindrücke, der Bewohner Dominos, zu den Kaibas. Seite 2 bis 9.

 

 

 

Jetzt zogen sie auch noch alle Anwohner dieser Stadt mit hinein. Fraglich war außerdem, wer uns abgeschirmt hatte, wenn es nicht Charlie gewesen war. Aber der hätte es uns doch erzählt... Dies fragte ich meinen Frostdrachen, der meinte, Charlie wäre die letzten fünf Tage bei seinen Eltern gewesen. Tristan und Serenity schimpften laut über die Aussagen der Bewohner, darunter Weevil Underwood, Bandit Keith, Rex Raptor, Espa Roba und Marco Tsunami. Der arrogante Schnösel legte einen Arm um meine Schulter und ich schmiegte mich sofort an ihn, während Ryou sich die nächste Zeitung vom Stapel nahm.

 

 

 

TÄTLICHER ANGRIFF VON MR. PEGASUS AUF SEINEN EHEMALIGEN ANGESTELLTEN

 

Donnerstag, 04. Juni

 

Mr. Redhead hatte gestern lautstark, in der Einkaufspassage, den Bewohnern unserer schönen Stadt mitgeteilt, wie selbst Seto Kaiba auf ihn abfahren würde und schon mal ein Stelldichein mit ihm gehabt hätte. Daraufhin hatte Mr. Pegasus ihn öffentlich zur Rede gestellt und die Beschuldigungen versucht, aus der Welt zu schaffen. Wir zitieren:

 

Weder Seto Kaiba, noch Joey Kaiba, haben privat mit Mr. Redhead zu tun. Mr. Redhead...Sie sind hiermit fristlos entlassen. Sie können gerne wieder Ihre Tätigkeit als Model...oder wie in Ihren Anfängen, als billiger Stricher in Las Vegas, aufnehmen. Im Übrigen...mein Cousin hatte KEINE Entführung inszeniert... er hatte mich nur besuchen wollen und auch Jason, Joeys Vater, war eingeladen gewesen. Doch einer meiner Angestellten hatte meine Anweisung wohl falsch verstanden und Joey entführt. Diesen Angestellten habe ich selbstverständlich daraufhin gefeuert und angezeigt. Natürlich hatte ich Seto Kaiba sofort informiert, dass sein Mann bei mir wäre und der hatte ihn gleich abgeholt. Da er dachte, dass ich ihn habe entführen lassen, hatte er mich angezeigt. Natürlich werde ich dies gleich heute Nachmittag mit meiner Familie aufklären, da ich niemanden telefonisch erreichen konnte.“, so Mr. Pegasus.

Er meinte außerdem, dass er seine übrigen Sicherheitsmänner, denen er vertrauen konnte, darauf angesetzt hatte, die Kaibas und alle, die mit ihnen zu tun hatten, abzuschirmen und die Zeitungen, mit Fälschungen auszutauschen.

Auf die Frage, warum er dies getan hätte, antwortete er folgendes:

Nun, die Kaibas hatten in den letzten Monaten, mit vielem zu kämpfen und ich wollte ihnen wenigstens eine Last abnehmen. Was Sie alle hier und in der Zeitung behaupten ist eine Frechheit! Ich fordere Sie alle auf, sich bei ihnen zu entschuldigen, sonst verklage ich die Zeitung und die halbe Stadt.“, brauste er auf.

Mr. Redhead war unhöflich geworden und benutzte ein recht fragwürdiges Vokabular, welches die Aussagen von Mr. Pegasus nur unterstrich, dass Mr. Redhead nur ein billiger Stricher wäre. Die beiden stritten sich lautstark. Als Mr. Redhead zu provokant wurde, artete die Begegnung aus und Mr. Pegasus wurde handgreiflich. Mr. Redhead wurde mit einer vierfach gebrochenen Nase und einigen Prellungen, sowie einem gebrochenem Arm, ins Krankenhaus eingeliefert. Ein ausführlicher Bericht davon erwartet Sie auf den Seiten 2 bis 10.

 

 

 

Stille legte sich über uns und lange Zeit, konnte keiner von uns darauf was sagen. Warum hatte Max mir das nicht erzählt? Wir wurden ja komplett im Dunkeln gehalten.

„Ich habe euch doch gesagt, dass Max vollkommen in Ordnung ist. Recht hatte er, diesen Ryan zu feuern. Der kann sich auch noch auf einige Anzeigen, von uns gefasst machen.“, meinte Dad, bevor er sich die vorletzte Zeitung schnappte und vorlas.

 

 

 

WAREN DIE WORTE VON MR. REDHEAD NUR LÜGEN?

 

Freitag, 05. Juni

 

Am Nachmittag des 04. Junis haben wir die Kaibas auf den Straßen gesehen, wie sie in den Spieleladen gegangen sind, der im Besitz der Mutos ist. Es schien, als ob sie gar nichts davon wüssten, was ihnen zur Last gelegt wird. Zwischendrin soll Mr. Seto Kaiba aus dem Laden gestürmt sein, jedoch war sein Mann bei ihm und deren Freunde und die Familie, ihm sofort nachgelaufen. Die Eheleute Kaiba, sind wieder nach Hause gefahren und nach einiger Zeit, ist Joseph wieder zu Mr. Muto gefahren, wohl, um den Geburtstag des Königs der Spiele zu feiern. Er blieb die ganze Nacht hindurch, eilte aber am nächsten Morgen wieder nach Hause, zu seinem Ehemann. Nun ist es fraglich, ob Mr. Redhead hier wirklich nicht nur Lügen erzählt hatte, aufgrund dessen, dass Joseph ihm das letzte Mal klar gemacht hatte, dass er nur Gefühle für seinen Mann hätte. Weiteres lesen Sie auf den Seite 2 bis 8.

 

 

 

Man hatte hier keinerlei Privatsphäre mehr. Schlimmer noch, hatte uns niemand darauf angesprochen. Und dann diese ständige Meinungsänderung. Waren jetzt alle komplett verrückt geworden?

„Ich glaube, es war ganz gut so, dass wir davon nichts mitbekommen haben.“, meinte ich, mit einem Seitenblick auf das Eisfach. Er nickte nur nachdenklich und gab meiner kleinen Schwester, das letzte, was noch vorzulesen war.

 

 

 

DIE HERREN KAIBA, WIR ENTSCHULDIGEN UNS

 

Samstag, 06. Juni

 

Wütende Mitbürger machten Mr. Redhead im Krankenhaus die Aufwartung und konfrontierten ihn, mit seinen Lügen. Nur der Sicherheit ist es zu verdanken, dass ihm nicht mehr passiert war. Doch noch am gestrigen Abend, hatte Ryan Redhead, wohl vor Verzweiflung, sich das Leben genommen. Er stürzte sich vom Dach des Krankenhauses und war sofort tot. Am Sonntag Vormittag findet die Andacht für ihn statt, falls jemand, ihm die letzte Ehre erweisen möchte.

 

Die Zeitung und die Bürger von Domino City, entschuldigen sich hiermit offiziell bei den beiden Kaibas. Um eine Stellungnahme werden die beiden trotzdem gebeten. Oder zumindest von einem seiner Anwälte. Bitte sehen Sie, die Seiten 2 bis 20, die Leserbriefe, der Bewohner.

 

 

 

Ryan war...tot? Selbstmord? Das...das war...

Ich schluchzte. Niemand hatte den Tod einfach so verdient. Ja er hatte schlimme Sachen gemacht und auch gesagt, aber das war kein Grund, ihn tot sehen zu wollen. Es war auch schon Nachmittag und damit zu spät, Ryan die letzte Ehre zu erweisen. Ich verbarg mein Gesicht in meinen Händen und weinte einfach stumm.

 

 

 

Setos Sicht:

 

 

Auch wenn ich Joeys Reaktion verstehen konnte... ich war froh, dass wenigstens dieses Problem aus der Welt geschafft war. Sanft streichelte ich mit einer Hand seinen Rücken und bemerkte, aus den Augenwinkeln, eine Bewegung. Unauffällig streckte mir Dad seine Faust entgegen. Ich lächelte grimmig und ballte meine andere Hand, die nicht mit Streicheleinheiten beschäftigt war, ebenfalls, bevor ich sie sacht gegen die, meines Schwiegervaters stieß. Dann konzentrierte ich mich wieder auf mein Hündchen, streichelte ihm weiterhin tröstend, seinen Rücken und versuchte, die entrüsteten Blicke der anderen, zu ignorieren.

„Möchte noch jemand über ein Problem sprechen?“, fragte ich in einem neutralen Ton. Niemand antwortete und daraufhin löste ich die Gruppentherapie für heute auf. Still standen unsere Freunde, die Familie und die Angestellten auf. Ich musste Blade informieren, falls er nicht schon im Bilde war. Aber es wäre besser, dies in der Firma zu tun. Dann könnte ich auch gleich einiges an Arbeit erledigen. Nur...was machte ich mit Joey?

 

In dem Moment klingelte sein Handy und mit einem Blick darauf, lächelte er traurig.

„Es ist Pia... Hallo?“

Ich stand ebenfalls auf und nahm etwas Abstand, bis er fertig war, mit telefonieren.

 

„Joey? Alles in Ordnung? Ich muss nochmal in die Firma... und das Statement geben. Kommst du alleine zurecht, oder möchtest du mitkommen?“ Es war riskant...aber ich hoffte, er würde zu Hause bleiben wollen.

 

„Ja. Ich habe Pia und ihre beste Freundin eingeladen, mich zu besuchen. Ich bleibe zu Hause und bin in guten Händen, Eisprinz.“ Ich nickte und zog mich zuerst in mein Zimmer zurück, wo ich mich umzog und mich von Roland zur Kaiba Corporation fahren zu lassen.

 

 

 

Joeys Sicht:

 

 

Endlich fertig. Hatte lange gedauert, diese Torte zu backen. Es klingelte an der Türe. Schnell legte ich meine Schürze ab, die mir Serenity geschenkt hatte und voller kleiner weißer Drachen war und ging in die Eingangshalle, wo Yoshi schon stand und die Gäste erwartete.

„Guten Tag, die Damen, Master Joseph erwartet Sie schon.“

Yoshi wirkte immer noch geknickt, straffte sich aber, als er mich sah.

„Danke Yoshi. Nimm dir den restlichen Tag frei. Mir geht’s gut.“, sagte ich und lächelte ihn an. Dann traf es mich. Ich wusste nicht, was ich von dem Gefühl halten sollte, aber es war gruselig...als ob man meine Lüge sofort erkannt hätte. Ich schluckte und drehte mich um. Die Physiotherapeutin meines Mannes, Pia Jay, stand gut gelaunt vor mir.

 

„Hallo Pia.“

„Hi Joey. Ich habe mich über deine Einladung gefreut. Es ist mir eine Ehre, dir meine beste Freundin vorstellen zu dürfen.“ Besagte Freundin trat vor, dann betraten beide die Eingangshalle. Pia lächelte fröhlich, ihre Freundin allerdings... war recht ernst, starrte mich aber neugierig an, was mich nervös werden ließ. Doch ich ließ mir nichts anmerken und lächelte.

„Hallo. Ich bin Joey.“, begrüßte ich sie.

„Hallo Joey.“, begrüßte sie mich freundlich und sah mir direkt in meine Augen.

Diese Frau...hatte einen seltsamen Blick drauf. Als könnte sie... tief in meine Seele sehen. Ich nahm die angebotene Hand von ihr und schüttelte sie, während sie mich wissend ansah. Ich hatte ein mulmiges Gefühl dabei.

 

„Ich heiße Ryosae. Du kannst aber gerne Ryo zu mir sagen.“ Ich nickte und bat die beiden, ins Esszimmer, wo ich Kaffee und eine Schwarzwälder Kirschtorte angerichtet hatte.

„Wie schön ihr es hier habt. Stylisch eingerichtet. Nicht zu aufdringlich oder zu pompös...“, meinte Ryo. Ich lächelte sie kurz an, bevor ich wieder ernst wurde.

„Meine kleine Schwester und ein gemeinsamer guter Freund haben hier umgebaut und wie ihr seht, haben sie ein Händchen dafür.“ Ich verteilte die Tortenstücke auf drei Teller und goss für jeden Kaffee ein.

„Lasst es euch schmecken.“, meinte ich gespielt fröhlich und trank einen Schluck, meines Kaffees, denn Ryo hörte nicht auf, mich analysierend anzusehen.

„Joey? Du wirkst so traurig. Alles in Ordnung?“, fragte sie mich besorgt. Ich wollte es wirklich für mich behalten...doch ich konnte nicht mehr. Diese Zeitungsartikel...und das mit Ryan... Ich stellte die Tasse wieder ab und schluchzte laut auf. Dann brach alles aus mir heraus und ich erzählte einfach, was mich bedrückte.

„Als ob mein Mann je Hand an mich legen würde... na ja. Bis auf das eine Mal, am Anfang..“

Ryo sah mich erschrocken an.

„Er hat...“ Doch ich beschwichtigte sie und erzählte, wie wir uns am Anfang gestritten hatten und wie einsam und verloren ich mich hier gefühlt hatte.

Sie nickte, hatte trotzdem ein seltsamen Gesichtsausdruck drauf, stand auf und nahm mich einfach in den Arm. Ich erwiderte die Umarmung und fühlte mich... verstanden.

Es fühlte sich vertraut an und animierte mich dazu, mehr zu erzählen.

„Ich liebe ihn wirklich.“ Was sagte ich da?

„Ich glaube, ich habe ihn schon immer geliebt, meinen Eisklotz...“ Das war zu privat.. aber.. „Wenn ich nur wüsste, was er für mich empfindet...“ Ich legte meine Hand auf meinen Mund und stoppte somit meine Redseligkeit. Wie war das gerade passiert? Ich räusperte mich und fragte die beiden nun aus. Die Stunden vergingen und es wurde zwischen uns endlich lockerer, auch wenn ich aufpasste, dass mir nicht noch sowas heikles aus meinem Mund rutschte, was beide wohl etwas bedauerten? Ich merkte gar nicht, wie jemand die Tür zum Esszimmer aufmachte, bis ich eine vertraute Eisigkeit spürte, die einen förmlich einfror. Ich sah lächelnd zu meinem Mann, doch der starrte nur eine der Frauen an. In Ryos Augen glitzerte es.

 

 

„Dr. Han! Was machen SIE denn hier?“

Wie bitte? Dr. Han? Ich sah zu den beiden Gästen und beide grinsten schelmisch.

„Aber Mr. Kaiba. Wussten Sie denn nicht, dass Pia meine beste Freundin ist? Nein? Tut mir leid. Das hatte ich wohl vergessen, zu erwähnen.“

Moment mal... wenn diese Frau... Dr. Han war...hatte ich ihr viel zu viel erzählt...

Mir wurde schwindlig, ich rutschte von meinem Stuhl und dann wurde alles um mich herum schwarz.

 

 

 

Setos Sicht:

 

 

Mein Hündchen wurde ohnmächtig und ich lief sofort zu ihm.

„Also diese Reaktion hatte ich, bei schwulen Männern, noch nie hervor gerufen.“, meinte Dr. Han und ich knurrte sie an. Was wagte sie, uns zu besuchen?

„Es wird Zeit, dass Sie gehen...BEIDE! Und wehe, sie wagen es nochmal, einfach hier her zu kommen.“ Dr. Han lachte vergnügt.

„Aber, aber. Wir waren eingeladen und ich bin doch nicht beruflich hier. Sondern um neue Leute kennen zu lernen. Schwule Männer haben es uns beiden sehr angetan, nicht wahr Pia?“

Ms. Jay nickte und strahlte mich an.

„Joey hatte uns einen wunderbaren Kuchen gebacken und fantastischen Kaffee gekocht. Sie sind ein wahrer Glückspilz Mr. Kaiba.“ Ich knurrte erneut und schickte Eisblitze zu ihnen.

„Gehen Sie jetzt. SOFORT! Guten Tag, die Damen.“

„Aber Mr. Kaiba....“, wollte Ms. Jay mich beschwichtigen, doch sie verstummte, als ich ihr mit einer Handbewegung, das Wort abschnitt.

„SOFORT! Yoshi?“

„Ja, Master Kaiba?“

„Begleiten Sie die beiden hinaus, sie wollten nun gehen.“, zischte ich und hob meinen Mann, auf meine Arme.

„Jawohl, Master Kaiba. Die Damen?“ Yoshi begleitete sie hinaus, doch Dr. Han lächelte mich siegessicher an und meinte, sie freute sich schon, auf unsere nächste Therapiestunde. Es gäbe da ein wichtiges Thema, was noch zu bearbeiten wäre und mein Mann ihr erzählt hätte. So ein Mist... Ich wusste genau, dass Joey keine Schuld daran hatte, denn Dr. Han schaffte es immer, alles aus einem heraus zu quetschen, auch wenn man es nicht wollte.

 

Ich wandte mich ab und trug mein Hündchen in unser Zimmer. Vorsichtig legte ich ihn auf dem Bett ab und strich eine Haarsträhne aus seinem Gesicht. Ich seufzte. Warum? Warum nur, hatte Dr. Han interagiert? Ich wusste genau, was sie in der nächsten Therapiestunde noch mit mir besprechen wollte. Es gab nur eine einzige Möglichkeit, Dr. Han zuvor zu kommen. Sie hatte ja Recht, mit ihrer Behauptung. Mehr, als sie ahnte. Also gab es nur noch eines zu tun.

 

 

Joeys Augen flatterten. Blinzelnd sah er mich an und fragte mich, ob er das gerade „nur“ geträumt hatte, oder ob das wirklich passiert war. Ich seufzte erneut.

„Joey... es ist passiert. Aber ich habe beide rausgeschmissen. Sie werden auch nicht mehr hier her kommen, dafür sorge ich.“, meinte ich und umarmte ihn. Schluchzend warf er sich in meine Arme und krallte sich an mich. Es dauerte eine Weile, ehe er sich beruhigt hatte.

„Schon gut...Ich...damit habe ich nur nicht gerechnet. Im Grunde sind die beiden schon sehr nett und ja auch meine Freunde. Pia und Ryo werde ich aber in Zukunft lieber außerhalb der Villa treffen.“ Das fand ich ganz und gar nicht lustig, aber ich durfte ihm nicht vorschreiben, wen er treffen durfte und wen nicht. Also ließ ich es erstmal auf sich beruhen. Jetzt hatte ich erstmal was ganz anderes zu tun.

Ich küsste ihn sanft und drückte ihn zurück ins Bett. Dann löste ich mich wieder und sah ihm ernst in seine Augen.

„Was hast du, Seto?“

Ich schluckte. Nun musste ICH mit meinem Ehering spielen, denn ich war ziemlich nervös.

„Ärger in der Firma? War was wegen der Stellungnahme?“

Ich schüttelte nur den Kopf und versuchte, mich zu beruhigen. Meine Wangen wurden warm und ich fing an zu schwitzen. Das war ja schwerer, als ich dachte...Tief atmete ich ein und nahm, zitternd seine Hand und küsste sie.

„Joey... ich...ich..“

„Ja? Seto, hast du etwa Fieber? Du bist ganz rot im Gesicht.“ Er fühlte meine Stirn, was mein Gesicht noch mehr glühen ließ. Ich entfernte seine Hand von meiner Stirn und hielt auch diese fest. Die Nervosität ergriff Besitz von mir und hielt mich eisern gefangen.

„Joey. Ich...ich muss dir was sagen.“

„Aber du hast jetzt nicht schon wieder ein Geheimnis, was mich enttäuschen könnte und unsere ganze Vertrauensbasis wieder zerstört?“

Ich schüttelte den Kopf. Warum ließ er mich nicht einfach ausreden? DA! Schon öffnete er wieder seinen Mund, doch ich verschloss ihn schnell, mit meinem und verwickelte ihn, in ein leidenschaftliches Zungenspiel. Während wir uns küssten, legte ich mich auf ihn. Nach einiger Zeit fing er an zu stöhnen. Ich brach unseren Kuss ab und sah ihm fest in seine Augen.

„Ich möchte, dass du mir zuhörst. Unterbrich mich jetzt bitte nicht.“ Ich wartete, bis er nickte und mich nun erwartungsvoll ansah. Ich schloss die Augen kurz, um mich zu sammeln. Das würde jetzt alles verändern. Es war gefühlte Wochen her, dass er es mir sagte. Ob sich seine Meinung geändert hatte? Ich öffnete meine Augen wieder, schluckte den dicken Klos, der sich gebildet hatte, hinunter und räusperte mich. Mein Herz schlug mir bis zum Hals und drohte, mir auf einmal aus der Brust zu springen.

 

 

 

Joeys Sicht:

 

 

Was war nur mit dem Drachenkönig los? Er verhielt sich schon die ganze Zeit so merkwürdig. Ich hoffte, er würde wirklich nicht wieder mit einer schlechten Nachricht daher kommen. Noch sowas packte ich im Moment nicht. Es war einfach zu viel. Der Zeitungsartikel von Ryan hatte mich wieder extrem schlecht dastehen lassen und Seto war diesmal nicht ganz so eifersüchtig geworden, was ich ihm hoch anrechnete. Dann sein Tod...Die Presse, die so hartnäckig war. Konnten die uns nicht endlich in Ruhe lassen?

Der Eisberg schüttelte den Kopf. Ich öffnete den Mund, um ihm zu versichern, dass ich garantiert nicht sauer werden würde, falls es mir doch zu nahe gehen sollte, doch er küsste mich wieder, was mir ein starkes Flattern im Bauch bescherte. Vor allem, als er seine Zunge einsetzte, die mich wild umgarnte, musste ich stöhnen. Ein angenehmer, innerlicher Schauer tobte durch meinen Körper. Er brach den Kuss ab und sah mich ernst an. Oh oh. Was würde jetzt kommen?

„Ich möchte, dass du mir zuhörst. Unterbrich mich jetzt bitte nicht.“, sagte er. Ich nickte. Er schloss kurz seine Augen. Er machte es aber auch spannend. Konnte er nicht einfach sagen, was los war? Ich hielt es kaum aus. Er schluckte und öffnete den Mund, um es mir endlich zu sagen, was so wichtig war.

Doch er war so richtig nervös, wie ich ihn selten erlebt hatte und brauchte ein paar Anläufe, ehe er sich mir verständlich mitteilen konnte.

 

 

 

Setos Sicht:

 

 

„Joey... ich...ich...ich habe mich...in...in dich....verliebt!“

Mit weit aufgerissenen Augen und offenem Mund, sah er mich an und stotterte lauter wirres Zeug. Hatte er es sich etwa anders überlegt? Hatte ich zu lange gewartet?

Ich küsste ihn einfach. Wenn er es auch noch so sah, würde er ihn vielleicht erwidern...oder auch nicht. Er schob mich von sich und setzte sich auf. Ich wagte es nicht, ihm in die Augen zu sehen. Minuten vergingen, in denen wir einfach nur schweigsam in meinem Bett saßen. Also... liebte er mich nicht mehr? Ich konnte es ihm nicht verdenken. So, wie ich mich in letzter Zeit benommen hatte. Blade hatte also Recht behalten...ich hatte zu lange gewartet. Also stand ich auf und drehte ihm den Rücken zu. Mein Herz fing an, fürchterlich zu schmerzen. Verloren...ich hatte ihn verloren.

 

 

 

Joeys Sicht:

 

 

Was...WAS SAGTE ER DA? Er war...in mich? Ich weitete meine Augen und bekam meinen Mund gar nicht mehr zu.

„Äh...was du hast...das kann...haben doch....was zum...Donnerlittchen....“

Dann küsste er mich einfach. Wollte er es damit einfach abtun, als wäre es nur ein Scherz gewesen? Ich schob ihn von mir und setzte mich auf, während ich ihn nur noch anstarren konnte. Doch er sah mir nicht mal in die Augen. Sein Gesicht war schmerzverzerrt, Schuldgefühle spiegelten sich darin. Kein Scherz...

Dann wandte er mir den Rücken zu und stand auf. Wollte er jetzt einfach so gehen? Ohne abzuwarten, was ich darauf sagen wollte? Moment mal...

 

 

 

Setos Sicht:

 

 

„Schon gut. Ich komm damit klar, dass du es offenbar anders siehst. Ich werde es nicht mehr erwähnen.“, meinte ich, spürte, wie meine Augen feucht wurden und sich die Tränen, ihren Weg über mein Gesicht suchten. Joey hatte immer noch nichts gesagt, was mich innerlich frieren ließ. Die Kälte bahnte sich ihren Weg und breitete sich in meinem ganzen Körper aus. Ich schluchzte leise und machte mich auf, dieses Zimmer zu verlassen. Ich ertrug den Gedanken nicht, dass mein Hündchen, mich bereits aufgegeben hatte.

Die Bettdecke raschelte, ich hörte einen dumpfen Schlag und ein geschimpftes „Aua.“, dann spürte ich seine Brust, an meinem Rücken. Joeys Arme schlangen sich um meinen Bauch und hielten mich fest. Seine Hitze ging auf mich über und die schmerzende Kälte verschwand so schnell, wie sie gekommen war.

 

 

 

Joeys Sicht:

 

 

„Schon gut. Ich komm damit klar, dass du es offenbar anders siehst. Ich werde es nicht mehr erwähnen.“, meinte er.

Was war jetzt? Er konnte doch nicht einfach.... Dachte er etwa...

Ein leises Schluchzen kam von ihm. Dachte er... ich hätte ihm gerade sein... Herz... gebrochen? Er ging auf die Tür zu und ich bekam langsam Panik. Schnell deckte ich mich ab und fiel aus dem Bett.

„Aua.“ Das hatte vielleicht weh getan. Aber mein Liebster war jetzt wichtiger. Ich konnte ihn doch nicht denken lassen, dass ich ihn nicht liebte... vor allem, wenn ich es eben doch tat. Ich packte ihn von hinten und schlang meine Arme um ihn. Heiße Tränen brannten in meinen Augen. Er hatte mir seine Liebe gestanden...er...liebte mich... Also war ich jetzt dran. Ich hätte nie...NIE vermutet, dass er sowas je tun würde... und schon gar nicht vor mir.

Ich atmete tief ein und flüsterte ihm leise zu, was ich für ihn empfand. Hoffentlich war es noch nicht zu spät...

 

 

 

Setos Sicht:

 

 

„Geh nicht. Seto...ich...ich liebe dich.“, flüsterte er leise und nun weitete ich, meine Augen.

Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht, drehte mich in der Umarmung um und nahm sein Gesicht in meine Hände. Auch er weinte nun, schloss aber augenblicklich seine Augen, als ich meine Lippen, auf seine legte und ihn sinnlich, um seinen Verstand küsste. Dann löste ich mich wieder und sah in seine golden, glänzenden Augen, die mich förmlich mit Liebe fluteten.

„Wirklich?“, fragte ich ihn. Er nickte hektisch.

„Ja...ich liebe dich so sehr...Liebling.“ Dieses Mal zuckte ich nicht zusammen, sondern lächelte ihn warm an, was seine Wangen rot färbte. Dann umarmte ich ihn und wir hielten uns einfach nur fest.

 

 

 

 

 

Am Abend kamen wir wieder nach unten. Wir hatten einfach nur beieinander gelegen und die Nähe des anderen genossen. Nun wo wir beide es laut gesagt hatten, schien alles inniger zu werden. Mit nur einem Blick, erzählte mir Joey alles, was er fühlte, dachte und hielt nichts mehr zurück. Diese Veränderung war eine gute und jetzt, wo wir unsere Gefühle nicht mehr zu verstecken brauchten, fühlte es sich endlich richtig an. So wie es sollte.

 

Er hatte sich bei mir eingehakt und sah mich anhimmelnd an, was mein Herz erwärmte und mich selig lächeln ließ und meine Brust vor Stolz anschwellen ließ. In der Küche angekommen, saßen dort schon unsere Geschwister und Jason... ich meine Dad.

„Hey ihr beiden....ist was passiert, von dem wir nichts wissen?“, fragte Moki und ich lächelte ihn, über die Maßen glücklich an. Joey kicherte und kuschelte sich enger an mich.

Er übernahm die Aufklärung, wofür ich ihm dankbar war. Alleine auszusprechen, dass ich verliebt war, hatte mich einiges an Überwindung gekostet und spendete gedanklich, Blade, schon mal eine 100 Yen Münze, für seine Weichei - Kasse, die er erfunden hatte, als ich in der Firma mit ihm telefoniert hatte und er sich aufgeregt hatte, dass ich Joey nicht gesagt hatte, was ich fühlte. Auch wenn ich vorhin mutig gewesen war...

 

„Wir sind einfach nur verliebt, nichts weiter.“, meinte mein Hündchen beschwingt.

„NA ENDLICH!“, rief Serenity.

„Wurde auch Zeit!“, meckerte Mokuba, der dann aber strahlte.

„Ich ruf gleich die anderen an und erzähle es ihnen.“, freute sich Dad und startete eine Videokonferenz, mit all unseren Freunden. Mir war nur schleierhaft, warum der Fanfic schreibende Ishtar, Blade und Ivan auch dabei waren.. Blade hätte ich es sowieso erzählt...später, in aller Ruhe.

 

„Leute....es ist endlich passiert. Die beiden haben sich gegenseitig ihre LIEBE GESTANDEN!“

Allgemeines und extrem lautes Gejubel folgte daraufhin, was mir etwas unangenehm war.

Das müssen wir feiern.“, meinte Odeon jauchzend.

„Oh ja, das müssen wir. Kommt doch nach Japan. Das ist ein wichtiger Grund...ach was. Ich schreibe euch dreien, eine offizielle Einladung. Da kann Ishizu nicht nein sagen.“, meinte meine Schwägerin.

 

Sie fingen an, zu diskutieren, was mich langweilte und nutzte die Gelegenheit, das Gesicht meines Gatten, mit hauchzarten Küssen zu überhäufen. Er genoss dies sichtlich und als wir einen Moment Blickkontakt hatten, lächelte er.

„Ich liebe dich, Seto.“

Dad hatte sein Handy auf uns gerichtet, sodass alle sehen konnten, wie wir uns gerade ansahen...

Mein Gesicht brannte, denn in der Küche war es unnatürlich still geworden, als erwarte man von mir, eine Erwiderung auf dieses Liebesgeständnis. Ich räusperte mich und sah woanders hin.

 

„Ich...ich weiß.“

 

„Man, großer Bruder! Was soll das? Du müsstest jetzt eigentlich sowas sagen wie: Oh Joey, ich liebe dich so sehr, bis zum Mond und zurück, du süßestes Hündchen, aller Zeiten.“

Aber Mokuba, findest du das nicht zu übertrieben? Für deinen Bruder meine ich.“, fragte Yugi.

„Hm...ja hast Recht. Aber eine Erwiderung sollte man doch erwarten können, oder?“

Ich hatte jetzt auch mehr erwartet...na ja vielleicht ist er ja einfach nur schüchtern... Oder hat er nur gesagt, dass er verliebt ist und hat gar nicht die drei magischen Worte benutzt?“, schlussfolgerte Ryou.

Wir wurden analysierend betrachtet. Mein Blick wurde frostig, die Temperatur sank immer weiter, je mehr sie über unser Liebesgeständnis diskutierten.

 

 

 

Joeys Sicht:

 

 

„Jetzt ist aber gut. Bedrängt ihn nicht!“, sagte ich streng und die meisten senkten ihren Kopf, schuldbewusst. Dann meldete sich Charlie zu Wort, der wissend grinste.

Kaiba? Ist jetzt eventuell der richtige Zeitpunkt? Für... du weißt schon...“ Mein atemberaubender Frosty machte sein Gesicht ausdruckslos und nickte erhaben.

„Morgen. Sieh zu, dass es ein richtiger Aufriss wird.“

Geht klar, Kaiba. Ich klinke mich dann mal aus, ich muss was vorbereiten.“, sagte Charlie und schon hatte er aufgelegt.

„Aufriss? Was meinte er damit, Kühlschrank?“, fragte ich verwirrt. Doch er druckste nur herum, nahm meine Hand und führte sie an seine Lippen. Zärtlich küsste er sie und sah mich dabei, mit hellen... strahlend blauen Drachenaugen an. Dieser Blick machte mir weiche Knie und ich schluckte die nervöse Aufregung hinunter, die mich auf einmal überkam. Dann grinste er, als ob er genau wüsste, was ich gerade dachte.

 

„Später, mein Schatz. Zuerst sollten wir etwas essen. Mir hängt mein Magen schon in den Kniekehlen und NUR von Luft und Liebe, werde ich eben doch nicht satt, auch wenn ich es versucht hatte.“, meinte er und sah mich leidend an. Ich lachte und streichelte seine Wange. Also gut. Er hatte es sich verdient.

„Liebe geht doch durch den Magen, Liebster. Ich koche uns was schönes.“, sagte ich und band mir eine Schürze um. Er stellte sich hinter mich und sah mir genau zu, wie ich uns Reis kochte. Ich schickte ihn zum Kühlschrank, um das Gemüse heraus zu holen und ließ ihn dieses klein schneiden. Zwischendurch ging er immer mal wieder von seiner Schnippelarbeit weg und holte zwei Gläser, danach eine Flasche Wein. Es blitzte und er sah sich verärgert um. Die anderen beobachteten uns immer noch. Serenity schmachtete uns an und filmte uns, während Mokuba nur Fotos schieß. Ich küsste ihn und widmete mich wieder meiner Arbeit. Die anderen in der Videokonferenz verabschiedeten sich auch, sichtlich glücklich. Dann versuchte auch mein Eisschrank, die Meute hinter uns, zu ignorieren und entkorkte den Wein.

„Wofür ist der denn jetzt?“ Er verdrehte die Augen und schnupperte an dem Wein.

 

„Schht, sei still. Er muss atmen.“ Ich schüttelte grinsend den Kopf und fuhr fort, das Gemüse, was er geschnitten hatte, anzubraten. Nach einiger Zeit hielt er mir ein Glas von dem Wein hin. Ich nahm es und stieß mit ihm zusammen an.

„Macht man das nicht eigentlich während des Essens?“, fragte ich ihn. Er fing an, mit mir zu flirten und zwinkerte mir zu.

„Man nehme ein Glas Wein....und schütte es in den Koch!“, sagte er und trank aus seinem Glas. Ich hatte es ihm schon gleich tun wollen, aber dieser Spruch brachte mich so zum Lachen, dass ich meinen Wein fast verschüttet hätte. Ich blickte in seine Augen und schluckte. Er sah so...schön aus. Mein Drachenkönig... der ..mich liebte. Ich lachte ihn glücklich an und warf ihm einen Handkuss zu, woraufhin er seufzte, sein Glas abstellte, mir meines abnahm und mich zärtlich zu küssen. Das Abendessen war vergessen, es gab nur noch uns beide. Ich spürte einen sanften Druck, wie wir vom Herd weggeschoben wurden. Irgendwo, von weit her hörte ich meine kleine Schwester schimpfen, warum Gemüse denn Feuer fangen konnte. Das brachte uns wieder in die Realität und ich versuchte zu retten, was zu retten war. Meine Schneeprinz stand nur daneben, trank genüsslich den Wein und sah mir zu. Wirklich hilfreich...

 

 

Schade um die Lebensmittel....aber es war nicht mehr zu retten.

Wir hatten uns daraufhin was zu essen bestellt gehabt.

„Nur, weil ihr eure Finger nicht mal für eine Sekunde von euch lassen könnt...es sei euch vergönnt. Niemand sieht euch lieber beim Knutschen zu, aber auf dieses Mahl hatte ich mich schon richtig gefreut gehabt.“, meinte Serenity. Ich zuckte mit den Schultern und fütterte meinen Drachen weiter, mit seinem Lieblingssushi. Er hatte die Augen geschlossen und jedes Mal, wenn er herunter geschluckt hatte, machte er seinen Mund wieder auf, damit ich ihn weiter fütterte. Während er kaute betrachtete ich sein Gesicht, welches so...atemberaubend war. Diese blasse, aber zarte Haut, die samtig weichen Haare und dann diese hypnotischen Augen. Sie glühten, als er sie öffnete. Er war wohl verstimmt, weil ich ihn nicht mehr fütterte, doch als er meinen abwesenden Blick sah, wurde seiner verführerisch.

„Ich liebe dich, Brummeldrache.“, sagte ich und er lächelte und nickte nur.

Keine Erwiderung. Das musste ja auch nicht sein. Ich war ja schon froh, dass ich ihm nun gefahrlos sagen konnte, was ich fühlte. Ich verstand, dass es für ihn eine unglaubliche Überwindung war, mir zu sagen, dass er in mich verliebt war. Alleine der Gedanke daran, ließ mich erröten und ich zog ihn zu mir, legte meine Lippen auf seine. Er zog mich auf seinen Schoß und intensivierte den Kuss, mit einer derartigen Leidenschaft, dass ich aufstöhnen musste....ins Zimmer...Ich löste mich und stotterte herum.

„D...du...ich...Zi..Zimmer...JETZT!“ Er nickte, stand mit mir zusammen auf und ich schlang meine Beine um ihn. So ging er mit mir aus der Küche, tauschte wieder Küsse aus und taumelte mit mir, in sein Zimmer. Doch kaum lagen wir darin, sahen wir uns an, grinsten, küssten uns noch einmal sanft und fielen beide, in einen tiefen Schlaf.

 

 

 

Am nächsten Morgen wachte ich mit dem Bewusstsein auf, dass wir uns gegenseitig liebten und seufzte glücklich. Heute war wieder Montag. Das war mir aber egal. Mein Mann war in mich verliebt. Ich lächelte, als ich in dieses friedliche Gesicht sah. Der Frosty befand sich noch im Tiefkühlschlaf und sah unfassbar süß aus. Sanft strich ich ihm eine Strähne aus dem Gesicht. Ich betrachtete ihn lange, bis mir wieder einfiel, dass Montag bedeutete, dass wieder Schule war. Ich stand leise auf und ging in sein Bad, um mich zu duschen, summte eine Melodie...den Canon in D von Pachelbel. Diese Melodie beschrieb im Moment am besten, wie ich mich fühlte. Ich hatte meinen inneren Frieden gefunden, durch die Liebe zu meinem Drachengatten und dem Wissen, dass er mich auch liebte. Diese Probleme und Ängste vor meiner Mutter, schienen weit entfernt und so klein, dass ich wusste, dass sie mir nicht mehr schaden konnte, es sei denn, ich ließ es zu. Doch ich wollte genauso stark sein, wie der Mann, der mir mehr bedeutete, als mein eigenes Leben.

„Das du es wagst, ohne mich aufzustehen UND ohne mich zu duschen....eine Frechheit, Hündchen.“ Ich grinste und wackelte provozierend mit meinem Hintern, der daraufhin halb abfror.

„Joey. Wir haben leider keine Zeit für sowas. Es ist schon spät und ich habe...Hunger.“

„Keine Proteine jetzt. Wie du sagtest. Beeilung.“, meinte ich, zwinkerte, stieg aus der Dusche und trocknete mich ab. Er knurrte nur beleidigt.

„Heute Abend werden wir es krachen lassen. Aber bis dahin musst du dich gedulden, mein über alles geliebter Schneemann.“

Zufrieden war er damit nicht, aber er dulde es, gnädig wie er war.

 

 

 

 

Endlich Schulschluss. Mr. Misagi war heute extrem schlecht gelaunt und forderte die Geduld meines Mannes heraus. Der konnte sich kaum noch beherrschen, bis die Schulglocke uns erlöste und Mr. Misagi weiterleben durfte.

„Erinnerst du dich daran, dass Blade etwas vorbereiten sollte?“, fragte Seto mich und ich nickte, nun neugierig. Er sah zu unseren Freunden.

„In einer halben Stunde erwarte ich euch alle in der Kaiba Corporation. Es wird eine Live Übertragung geben und ich brauche eure Unterstützung.“, meinte er und wartete nur noch eine Bestätigung ab, bevor er mich zur Limousine zog.

„Los Serenity, du auch. Beeilt euch, wir müssen uns noch umziehen. Und ihr...“ Er sah warnend zu unseren Freunden. „Ihr werdet gefälligst eure beste Kleidung anziehen. Bis später, meine Freunde!“, meinte er ehrlich und grinste sie an. Wow...Was für ein Mann...

 

 

 

Zu Hause und in unseren Schränken, lud Seto einen Kleiderhaufen über mir aus.

„Anziehen, schnell!“, zischte er, ungehalten über meine Trödelei. Ich beeilte mich, anzuziehen, was er mir gegeben hatte.

Es war eine edle schwarze Anzughose, ein dunkelblaues..., seidiges Hemd, nicht das was ihm gehört hatte, sondern ein neues und ein passendes, schwarzes Sakko. Dazu knotete er mir eine hellblaue Krawatte um. Ich zog die passenden, schwarzen Lederschuhe an und er nickte zufrieden. Er sah auf seine Uhr, verschwand in seinem Schrank und zog sich fluchend um. Als er wieder zu mir kam, konnte ich meinen Mund nicht mehr schließen, so heiß sah er aus.

Er trug seinen gewohnten weißen Anzug, aber statt eines blauen Hemdes, war es bordeauxrot, mit weißer Krawatte und weißen Lederschuhen. Wir waren beide eine Mischung des anderen. Mir kamen die Tränen vor Rührung und stoppte den fauchenden Eiswürfel in seiner Hektik und küsste ihn. Er genoss es ein paar Sekunden, dann löste er sich.

„Ich meine es Ernst Joey...wir müssen los. Wir dürfen nicht zu spät kommen.“, flüsterte er und küsste mich sinnlich.

 

 

Einige Zeit später, scheuchte uns mein eiskalter Arsch in die Limousine. Wir hatten völlig die Zeit vergessen, beim knutschen. Serenity hatte uns an die Zeit erinnert, nun ein wunderschönes, rosafarbenes Kleid an, welches an ihr aussah, als wäre sie eine Kirschblüte. Wunderschön.

„Du siehst toll aus, Schwesterchen. Tristan wird ausflippen...“, meinte ich ehrlich und sie kicherte.

„Das wird er...Ich hoffe er kann sich beherrschen.“

Mokuba rollte mit den Augen, zupfte seinen weißen Anzug zurecht und war froh, als die Limousine an der Firma hielt. Wir stiegen aus und dann erhellte sich sein Gesicht. Yuna war auch gekommen und schnell eilte er zu ihr, um sie zu küssen. Aber auch meine kleine Schwester und Tris knutschten, als sie sich sahen.

„Babe...du siehst scharf aus...“, hauchte er ihr entgegen und küsste sie erneut. Ich fing an zu schwitzen, packte meinen Eisklotz und knutschte auch mit ihm herum. Er löste sich aber, völlig durcheinander und meinte, dass nun Vorsicht geboten sei. Daraufhin hörten alle auf, zu knutschen und hörten ihm zu...

 

„Setzt euch hin und verhaltet euch ruhig. Das ist ein denkwürdiger Augenblick und niemand...NIEMAND wird ihn mir vermiesen.“, grollte die Kühltruhe und wandte uns den Rücken zu. Der Vorhang, der uns verborgen hatte, glitt zur Seite und präsentierte uns, den tausenden Reportern, die uns neugierig ansahen. Wirklich...es mussten tausende sein. Offenbar hatte der Schnösel alles groß angekündigt. Seto stand auf und lächelte die anwesenden Menschen an.

 

„Ich möchte Ihnen allen in Erinnerung rufen, dass dies hier eine WELTWEITE LIVEÜBERTRAGUNG ist. Ich möchte nun aller Welt zeigen und meinem Mann beweisen, WIE SEHR ich ihn wirklich... liebe. Blade?“

 

Charlie nickte und sah selber glücklich aus. Offenbar wusste er, was auf uns alle zu kam.

Er startete die Aufnahme und ich hätte mich fast an meiner eigenen Spucke verschluckt. Ich sah auf den übergroßen Bildschirm, der einer Kinoleinwand glich und sah...meinen Mann. In einem weißen Anzug, mit einem viel zu weit aufgeknöpften, blass blauem Hemd, einem breiten Halsreif um den Hals und verstrubbelten Haaren. Er sah nervös und verboten schön aus. Neben ihm war eine Frau in einem hochgeschlossenen, blauen Kleid, mit lockigen, schwarzen Haaren und dunkelgrünen Augen. Dann schwankte die Kamera und ich sah... mich selbst. In einem weißen Anzug, mit ebenso weißem Hemd, welches komplett zugeknöpft war, einem Armreif aus Platin um meinem rechten Handgelenk und geröteten Wangen. In meiner linken Hand trug ich einen atemberaubenden Strauß aus weißen und faszinierend blauen Rosen, die mit etwas rankendem Grün und blauen Steinchen verwirbelt waren, die bis runter zu meinen Knien reichten. Ich sah so scheu zu Seto, der mich aber glücklich ansah, meine Hand ehrerbietend küsste und mir sagte wie sehr er mich liebte. Ich saß zum Glück, denn sonst wäre ich hingefallen, so weich fühlten sich meine Beine an. Eine Hitze stieg in mir auf, beginnend von meinem Herzen, welches sich dann in meinem ganzen Körper ausbreitete. Mein jüngeres Ich, erwiderte die Liebesbekundung und dann fing auch schon der Pfarrer an, zu sprechen.

 

 

Zum Schluss der veröffentlichenden Hochzeit, brandete ein tosender Applaus und etliche Schluchzer auf.

Ich war absolut sprachlos und sah meine allerliebste Schneeflocke an, die mich zufrieden und glücklich ansah. Dann stand er auf und bat um Ruhe. Schnell legte sich der Applaus, nur um den folgenden Worten genau zu lauschen, die mein Mann aussprach.

„Das hier...können Sie sehen, als ultimativen Liebesbeweis, an meinen geliebten Ehemann.“

 

Ich stand auf, zu schnell und taumelte, noch von dem Schwindel, den seine Worte ausgelöst hatten. Ultimativer Liebesbeweis.... Ich schrie auf und flog meinem Mann regelrecht in seine Arme. Dann rief ich ihm, laut und für jedermann in diesem Raum verständlich aus, was ich davon hielt.

„Seto! Ich liebe dich so sehr....HEIRATE MICH!“ Er lachte und meinte, dies wäre längst geschehen, küsste mich liebevoll und wischte somit jegliche Zweifel, von anderen Menschen, restlos weg.

 

 

 

Setos Sicht:

 

 

Wir hatten noch mit allen Anwesenden gefeiert. Niemand wagte sich mehr, unsere Ehe in Zweifel zu stellen, konnte doch jeder greifbar spüren, was wir füreinander empfanden...

Wahre Liebe...so sah sie aus.

Nun waren wir wieder zu Hause, die anderen feierten noch zusammen im Esszimmer, doch ich wollte mit Joey alleine sein.

„Das...das war unglaublich, mein geliebter Eisberg.“, flüsterte er mir zu und küsste mich verlangend.

„Ich bin in allem, was ich tue, perfekt, dass solltest du dir endlich mal merken, mein Hübscher.“, hauchte ich ihm, zwischen unseren Küssen, entgegen.

Währenddessen dirigierte ich ihn zum Bett. Ich schob meine Hände unter sein Shirt und fuhr ihm hauchzart über seine weiche Haut, den Rücken hinauf und wieder hinunter, bis ich an seinem begehrenswertem Hintern angekommen war. Joey stöhnte erregt und schrie heiser auf, als ich anfing, diesen sanft zu kneten.

„Seto.... mach schon.“ Ich lachte leise und legte ihn, auf dem Bett ab. Dann erhob ich mich wieder und knöpfte, ganz langsam mein Hemd auf. Begierig starrte er auf meine Brust, als ich mein Hemd, von meinen Schultern streifte und mir selbst über meine Brust streichelte, bis hinunter zum Bauchnabel. Seine Augen glühten, als ich aufstöhnte und meinen Gürtel löste. „Trödel gefälligst nicht so rum...ich will dich! JETZT!“, jammerte er. Ich lächelte, knöpfte meine Hose auf und zog den Reißverschluss runter. Er stand auf und kam zu mir.

„Ich übernehme das jetzt. Du bist mir einfach zu langsam.“

Ich packte ihn am Nacken und zog ihn an meine Lippen, kostete sie, bis er vor Erregung zitterte. Diese Vereinigung würde ich auskosten. Wir würden uns jetzt zum ersten Mal, ganz in dem Wissen, dass wir uns liebten, miteinander verbinden. Eins werden...

 

Liebevoll streichelte ich seinen Hals, folgte meinen Händen mit meinem Mund. Jeder Zentimeter seiner wunderbar zarten Haut wurde von mir berührt, geküsst und gestreichelt.

Doch auch er blieb nicht untätig und fuhr bedächtig, mit seinen Fingerspitzen über meine Brust, nuschelte irgendwas vor sich hin, was in einem leisen keuchen endete.

„Ich liebe dich, Eisdrache. Ich gehöre dir.“, sagte er genießerisch. Ich lächelte nur daraufhin und fuhr fort, ihm zu zeigen, was ich empfand.

 

 

Tbc....

...ist Liebe

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Serenitys Geburtstag

 

 

 

„Also, morgen habe ich Geburtstag. Wir feiern bei mir. Habt ihr Wünsche?“

„Oh ja, Süße. Ich hätte gerne den Nachmittag und Abend mit dir alleine verbracht. Wir könnten vormittags zusammen feiern und dann....habe ich eine Überraschung für dich.“, raunte Tris meiner Schwester zu. Ich konnte mir schon ungefähr denken, was er vor hatte und Serenity schien diese Idee zu gefallen.

„Hey, Alter! Meinetwegen kannst du am Abend was mit ihr machen. Aber ich dachte, wir schlafen morgen wenigstens aus....so bis Mittag oder so. Nachmittag feiern wir und am Abend seid ihr allein.“, mischte ich mich ein. Ich wollte, auch wenn meine kleine Schwester Geburtstag hatte, lieber mit Seto lange im Bett bleiben, kuscheln und ihm sagen, dass ich ihn liebte...oh was war das nur für eine Befreiung. Endlich konnte ich ihm meine Gefühle zeigen. Mein Herz schwoll an vor Liebe zu diesem eisigen Mistkerl und mein Blick wanderte zu ihm. Er beobachtete mich und grinste. Ich lächelte und schickte ihm einen Luftkuss, daraufhin wurde sein Blick weicher und seine Augen strahlten mich sanft an. Ich bekam davon eine Gänsehaut. Wie konnte ich nur letztens sein Frühstück versalzen? Er war so...anbetungswürdig.

„Hm, ok. Passt auf. Ich denke dass wir morgen alle ausschlafen sollten. Wir machen es so, wie es Joey gesagt hat. Aber ich möchte zumindest ein schönes Mittagessen von dir, großer Bruder. Und eine große, vierschichtige Torte. Mit Vanillecreme, die angefroren ist, in der Stückchen aus salzigem Karamell sind und Kirschmarmelade abwechselnd, dekoriert mit Kirschblüten und Rosen aus Fondant und Schokoladenherzen.“ Meine Augen waren immer größer geworden. Was dachte sie sich dabei, mir das gerade jetzt zu sagen? Es war später Nachmittag. Wie sollte ich das noch alles schaffen, wenn ich alles selbst machen wollte? Abendessen und Torte? Und morgen ein großes Mittagessen?

„Sonst noch Wünsche? Kannst du mir auch sagen, wann ich die Zeit für das alles hernehmen soll?“, keifte ich sie an. Doch Serenity lächelte sorglos, klopfte mir auf die Schulter und meinte, dass ich ja morgen ausschlafen konnte. Nun gut...sie war doch meine kleine Schwester...und ich würde alles für sie tun, dass wusste sie. Panisch ratterte ich in Gedanken, eine ellenlange Liste an Zutaten herunter, die ich brauchen würde.

„Seto...SETO, wir müssen noch einkaufen. Ich brauch noch sooo viele Sachen. Immer auf den letzten Drücker....“ Ich fing an zu schwitzen und lief hin und her.

„Hündchen. Ganz ruhig.“ Ich hörte ihn zwar, aber das trug nicht dazu bei, mich zu beruhigen...leider.

„Hätte ich das nur früher gewusst, dann hätte ich schon was vorbereiten können....“

„Joey...“

„Meine Güte, ich brauche unbedingt noch....“

„Du schaffst das schon. Ich werde dir helfen...“, meinte Seto und stoppte meine Herum Rennerei, indem er mich in den Arm nahm. Ich schmiegte mich an ihn und erinnerte mich sofort wieder, dass auch er Gefühle für mich hatte. Ich seufzte und sog tief seinen Drachenduft in mir auf. Diesen männlich, berauschenden Geruch liebte ich einfach.

„Aber wie sollen wir das schaffen? Ich lasse mir nicht nachsagen, dass ich das nicht hinkriegen würde.“ Aufgebracht löste ich mich und wedelte mit meinen Armen und mein Eiszapfen seufzte genervt.

„Wenn du mich an deiner Seite hast, kann nichts schief gehen. Das solltest du eigentlich wissen.“

Das ernüchterte mich wieder und atmete tief durch. Er hatte Recht. Mit ihm an meiner Seite...war ich unschlagbar. Mein geliebter Ehemann. Ich schlang meine Arme um seinen Nacken und sah ihm tief in die Augen. Er erwiderte meinen Blick ruhig, aber intensiv, bis meine Wangen anfingen zu brennen. Er konnte mich immer noch so sehr erschauern lassen, wie am Anfang. Mich nervös werden lassen, weil seine Präsenz so stark und erregend war. Ich zog ihn zu mir runter und berührte zart seine Lippen. Er erwiderte es ebenso zart und auf einmal war ich wieder in meiner ganz eigenen Welt, in der es nur meinen Frostdrachen und mich gab. Mit jeder weiteren Berührung unserer Lippen flatterte mein Bauch stärker und ich öffnete bereitwillig meinen Mund, um unsere Zärtlichkeiten noch zu erhöhen. Eine seiner Hände wanderte in meinen Nacken und streichelte sanft die feinen Härchen darauf, während seine Zunge in meinen Mund wanderte und sich an meiner liebevoll rieb. Oh ich liebte diesen Mann so sehr.

 

 

Setos Sicht

 

 

Endlich hatte ich es geschafft meinen Joey zu beruhigen. Mir schien es auf einmal schwerer zu fallen. Ich wusste ja warum, aber ich musste alles tun, damit er es nicht mitbekam. Ich schämte mich zu sehr, für diese Art der Gedanken. Vor ein paar Wochen noch hatten wir uns unsere Liebe gestanden. Unsere Bindung wurde enger und es fühlte sich befreiend an, doch nach der Nacht, in der ich ihn richtig geliebt hatte, hatte ich etwas für mich unverzeihliches getan. Auch wenn Joey es nicht so sehen würde... es nagte an mir. Ich hatte dann trotzdem mit ihm geschlafen, als wir in der Kaiba Corporation waren, obwohl ich es eigentlich hatte vermeiden wollen. Aber wie er am Fenster gestanden hatte, hatte all meine Beherrschung in Luft aufgelöst. Und nicht nur das. Das Gespräch mit Dr. Han hatte mich ebenso wieder aufgewühlt.

Die Anfänge...ja, dass war eine sehr ereignisreiche Zeit gewesen und ich musste das alles wieder gutmachen und wusste noch nicht wie und ob ICH es mir jemals verzeihen konnte.

Ich legte noch mehr meiner Zuneigung in diesen Kuss, um mich von diesen Selbstzerstörerischen Gedanken abzulenken, die drohten aufzukommen.

Mein Gatte genoss dies sichtlich und seufzte auf. Wir lösten uns wieder voneinander und schon hatten mich diese Gedanken wieder im Griff. Doch ich lächelte ihn nur an, bat ihn aufzuschreiben, was er brauchen würde und dann könnten unsere Angestellten dies alles einkaufen. Augenblicklich tat er es auch, wir verabschiedeten uns von den anderen und fuhren nach Hause.

 

~

 

Als wir wieder in der Villa waren, suchten wir ein Dienstmädchen und fanden Maria, die gerade ernst mit Jason sprach. Sie brachen allerdings ab, als sie uns sahen und lächelten uns an. Dann übergab Joey, Maria den Zettel und erklärte, was sich Serenity wünschte. Maria nickte und versprach, alles zu kaufen, was er benötigen würde. Jason sah zuerst Joey an, dann mich und Serenity. Er schien zu überlegen, drehte sich um und ging ins Wohnzimmer.

Was auch immer er vor hatte, es konnte nichts gutes sein, aber ich hatte gerade keine Muse, mich um meinen Schwiegervater zu kümmern.

Während Joey noch mit ihr sprach, rief ich ihm kurz zu, dass ich noch etwas arbeiten wollte und er nickte. Langsam ging ich die Treppen nach oben und in mein Arbeitszimmer. Als ich die Türe geschlossen hatte, atmete ich noch ein paar mal durch, dann setzte ich mich und startete meinen Laptop. Einige Zeit brütete ich über einem Problem, dass ich mit ein paar einfachen Berechnungen wieder ins rechte Licht rücken konnte. Dann aber schweiften meine Gedanken ab und ich lenkte mich ab, mit etwas, was ich noch dringend, vor den Ferien erledigen musste.

 

~

 

Erschöpft lehnte ich mich in meinem bequemen Lederstuhl zurück und massierte mir meine Nasenwurzel.

Es gab so viel, auf das ich hatte achten müssen, aber zumindest hatte ich mich ausreichend informiert. Ich sah auf die Uhr und erschrak. Es war schon fast Zeit zum Abend essen. Ich stürzte aus meinem Arbeitszimmer und die Treppen hinunter. Am Fuß der Treppe stand mein Süßer, völlig in Gedanken versunken. Erst als ich ihn von hinten umarmte, wachte er aus seinem Tagträumen auf.

„Hey Hündchen...“, flüsterte ich ihm in sein Ohr.

„Hey Drachenprinz...“, flüsterte er zurück und lehnte sich an mich. Meine Wange war nun auf der Höhe seiner Wange und ich rieb meine ganz leicht an seiner, was ihm ein zufriedenes brummen entlockte und es mir gleich tat.

„Hunger?“ Ich nickte und zog meinen Mann in die Küche, damit wir unser Abendessen zusammen kochen konnten. Ich fühlte mich schon fast auf Entzug und musste einfach irgendwas mit ihm zusammen machen.

„Hast du auf was bestimmtes Lust, mein Eiswürfelchen?“, fragte er. Ich überhörte die Verniedlichung und schüttelte den Kopf.

„Wir sollten was einfaches machen. Auch für morgen muss es nichts kompliziertes werden. Es muss nur schmecken und zum Glück schmeckt alles, was du kochst, fantastisch.“, erwiderte ich auf seine Frage und umarmte ihn erneut von hinten. Nie wieder würde ich ihm sagen, dass sein Essen nicht schmeckte.

„Du bist in letzter Zeit richtig kuschelig. Das finde ich so toll, Liebling.“, freute sich mein Lieblingshündchen. In eine solche Situation, wie vor ein paar Wochen, würde ich ihn auch nie wieder bringen, dass versprach ich mir erneut. Ich umarmte ihn fester und flüsterte ihm zu, dass ich einfach seine Nähe genießen wollte. Er stockte und sah nun genauer in mein Gesicht, als ob dort die Antwort zu lesen wäre.

„Seto? Ist alles in Ordnung?“ Er schien was zu ahnen.

„Natürlich. Wir sollten kochen. Was hältst du von Ramen? Damit kann man nie was falsch machen.“ Er nickte, immer noch skeptisch. Doch ich lächelte ihn nur an und holte die Zutaten, damit wir anfangen konnten zu kochen.

 

~

 

Als wir dann alle zusammen saßen, besprachen die anderen den morgigen Tag. Laut Wetterbericht sollte es nur regnen, was Serenity dazu veranlasste, drinnen zu feiern. Ich mischte mich nicht ein, schwieg beharrlich, bis ich merkte, dass sie weder über das Wohnzimmer, noch über das Esszimmer sprach.

„Was meinst du damit?“, fragte ich meine Schwägerin kalt.

„Hast du nicht zugehört, Seto? Ich möchte im Keller feiern. Warum denkst du, war Ryou die letzte Zeit ständig hier? Wir haben den Keller umgebaut. Theoretisch...könntet ihr jetzt „Rewrite the stars“ singen.“ Ich verschluckte mich an dem Gemüse in meiner Suppe und hustete. Wie bitte? Sie hatten...ach ja. Ich hatte Joey ja die Erlaubnis gegeben, den Keller nach seinen Wünschen umzubauen. Doch als auch er nachfragte, wusste ich, dass Serenity wohl eigenmächtig gehandelt und Joey nicht mit einbezogen hatte.

„Wie jetzt? Er ist schon umgebaut? Und das sagt mir keiner?“

„Na ja nicht nur das. Ein Teil ist so, wie du es wolltest, der andere ist ein eigener Partyraum mit Karaoke und der dritte ist so geblieben, mit den Duel Monsters Kostümen.“, mischte sich Dad ein.

„Wir können singen? Oh Seto!“

Ich sah absichtlich woandershin und tat so, als ob ich nichts gehört hatte. Nie würde ich mit ihm singen. Schon alleine weil ich dann zugeben müsste, an das Schicksal zu glauben, auch wenn ich daran glaubte, dass ER mein Schicksal war. Es war mir einfach zu kitschig und der andere Grund war nicht von Belang. Joey würde es als romantisch ansehen, aber ich konnte das einfach nicht. Ich vermutete außerdem zahlreiche Kameras, die uns dabei aufnehmen würden. Nicht das wir noch ganz zufällig auf YouTube landen würden und eine eigene Serie bekamen. Die Öffentlichkeit hatte nun genug von unserem privaten Kram mitbekommen. Da fiel mir ein, dass Ms. Jay ihre CD noch nicht bekommen hatte und machte mir eine gedankliche Notiz, sie ihr zu schicken. Mein Mann wedelte vor meinen Augen mit seiner Hand, in seinem Gesicht ein bittender Ausdruck. Ich versteifte mich.

„Seto? BIIITTTTEEE!!!!!“

Ich schloss meine Augen und schob die halb aufgegessene Schüssel von mir, bevor ich aufstand und aus der Küche ging.

„Seto? Liebster?“ Ich hörte ihn mir nachlaufen und gerade als auch er aus der Küche kam, kam Maria nach Hause, mit allen Zutaten, die wir für die Torte und das Mittagessen brauchen würden. Ich nickte ihr zu, nahm ihr den großen Einkaufskorb ab und ging, meinen Mann ignorierend, wieder in die Küche. Dort packte er mich am Oberarm, damit ich ihm nicht weiter ausweichen konnte.

„Irgendwas stimmt nicht mit dir, Geldsack. Warum weichst du mir aus? Rede mit mir.“ Ich seufzte kellertief, dann standen auch die anderen auf und meinten, sie hätten alle noch viel zu tun. Damit waren wir wieder alleine, er ließ mich los und erwartungsvoll sah mich mein Geliebter an.

„Also?“

„Was also? Wir müssen die Torte...“ Wieder hatte er mich an meinem Oberarm gepackt und sah mich traurig an. Arrggh...nicht dieser Hundeblick... in seinen Augen glitzerte es verräterisch...

„Bitte, Eisfach, sag mir was los ist. Wie soll ich dir helfen, wenn du mir nichts sagst?“ Verdammt.

„Ich...ich kann das nicht mit dir singen. Ich finde es kitschig und lächerlich. Im Film mag es wunderbar sein, aber ich bin ziemlich sicher, dass wir dort im Keller nicht alleine sind, auch wenn niemand im Raum wäre.“ Das brachte mir zuerst einen verblüfften, dann verstehenden Blick meines Hündchens ein.

„Außerdem... ich verstehe nicht, warum du ständig mit mir zusammen singen willst. Das ist...“

„Weil ich mich dann mit dir eins fühle.“, unterbrach er mich leise. Er fühlte sich...eins? Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich ihn an und erinnerte mich an unseren Raum mit der Liebesschaukel, die wir seitdem Wochenende nicht mehr benutzt hatten. Was für eine Verschwendung....

„Ja, eins. Und verbunden, wie wenn wir miteinander schlafen. Es gibt mir das Gefühl, dass nichts und niemand uns trennen kann. Ich spüre unsere gegenseitige Liebe, mehr denn je. Es ist als ob man in einem See voller Gefühle badet. Ich liebe dich und hab das Gefühl, durchs singen kann ich es dir erst richtig begreiflich machen, wie viel ich für dich wirklich empfinde. Es sind keine oberflächlichen, sondern durchaus tiefgreifende Emotionen, die sich einfach nicht in Worte fassen lassen. Wie...WIE soll ich dir begreiflich machen, wie viel ich für dich fühle, wenn ich es nicht singen darf?“ Seine Lippen bebten und eine einzelne Träne löste sich aus seinem rechten Auge. Ich hasste es, ihn so traurig zu sehen. Ich schluckte und drückte ihn fest an mich.

„Ich verstehe dich. Und nie habe ich gesagt, dass du nicht singen darfst, nur nicht...zusammen.“

„Warum nicht? Warum hasst du das singen so sehr?“

Ich wollte darüber nicht reden. Es würde schmerzhafte Erinnerungen mit sich bringen. Andererseits...hatte ich ihm versprochen, mehr mit ihm zu reden. Aber es fiel mir unfassbar schwer. Ich merkte erst, dass auch ich weinte, als mir mein Hündchen, die Tränen von meinem Gesicht küsste.

„Du kannst mir alles erzählen, dass weißt du doch. Du bist immer für mich da und ich für dich.“

Also gut...es hatte ja eh keinen Sinn, es noch weiter zu verschweigen. Nicht mal mit Dr. Han hatte ich das besprochen. Tief atmete ich ein, um mich auf meine folgenden Worte zu konzentrieren. Einfach aussprechen und nicht viel darüber nachdenken.

„Meine Eltern haben das auch immer zusammen gemacht. Jeden verdammten Tag. Man spürte diese wunderschöne Liebe der beiden derart greifbar, dass es umso mehr geschmerzt hat, als...als....“ Meine Stimme brach und ich schluchzte laut auf. Beschämt hielt ich mir meinen Mund zu, damit nicht noch mehr verzweifelte Laute daraus kamen. Mein Herz schmerzte fürchterlich bei dem Gedanken, dass ich die beiden verloren hatte, sie nie wieder sehen würde und diese friedliche Zeit voller Liebe nie wieder spüren zu können. Joey nahm mich bei der Hand und zog mich die Treppen nach oben, in unser Zimmer, welches er abschloss. Sanft bugsierte er mich aufs Bett und setzte sich zu mir. Ich legte meinen Kopf in seinen Schoss und genoss es, wie er mir mit seinen Fingern, durch mein Haar fuhr, musste aber versuchen, weitere Tränen zu unterdrücken.

„Lass es raus Seto. Du hast es zu mir auch gesagt, dass ich meinen Gefühlen freien Lauf lassen soll.“

Doch ich schwieg nur und dachte stur an den letzten Vertragsabschluss. Der Typ war ein inkompetenter Trottel gewesen, der es super gefunden hätte, wenn Merchandising von uns auf dem Markt wäre...für seine Tochter.

„Magst du mir von ihnen erzählen?“, fragte er leise, was mich wieder ins Hier und Jetzt brachte. Ich wollte nicht. Ich musste auch nicht, wenn ich nicht wollte. Es fiel mir aber zunehmend schwerer, alles zurück zu halten. Dann kam mir mein schändliches Verhalten wieder in den Sinn und ich schluckte. Vielleicht wäre es besser doch über meine Eltern zu reden, dann musste ich wenigstens nicht darüber nachdenken.

„Sie waren wundervoll. Du hättest sie gemocht. Und sie dich. Mutter hat gerne gekocht. Ihr Lieblingsessen war Curry.“ Joey lachte leise.

„Meins auch..“ Ich schloss meine Augen, versuchte alles neutral zu erzählen, ohne das mich alles nach unten zerrte. Die Anwesenheit meines Mannes war das entscheidende, was mich oben hielt.

 

„Sie hat mir immer was vorgelesen, wenn ich ins Bett musste. Danach haben beide mir ein Schlaflied gesungen, dass zwar immer dasselbe, aber immer einen anderen kreativen Text hatte. Die Stimme meiner Mutter war so sanft, wie ein warmer Sommerregen und Vaters so brummig tief, dass beide zusammen, wie ein Engelschor geklungen hatten. Ich hätte ihnen den ganzen Tag beim singen zuhören können.“ Ich weilte noch eine Weile stumm in meinen schönsten Erinnerungen, bis ich an den verhängnisvollsten Tag meines Lebens ankam.

„In einem Moment hatte ich sie noch, war glücklich und dann....im nächsten waren sie tot und ich mit Mokuba ganz alleine. Ich habe sie....sie so fürchterlich vermisst....“, ich schluchzte wieder auf und krallte mich an seinen Beinen fest. Er ließ mich gewähren, so lange, wie ich brauchte, mich soweit wieder zu beruhigen, dass ich wieder sprechen konnte.

„Die Liebe war verloren und ich musste mich um meinen Bruder kümmern, der unsere Eltern noch viel mehr betrauerte. Ich tat alles...alles, damit er nicht in dieses dunkle Loch fiel. Dazu kam, dass unsere Verwandten nur hinter Vaters Geld her waren und uns einfach ins Heim gesteckt hatten.“

„Sie haben euch einfach abgeschoben?“, brauste mein Mann auf. Es ziepte, als er vor Zorn meine Haare etwas zu fest packte. Er merkte es jedoch schnell und streichelte sie wieder.

„Ja... seitdem kann ich... nur schwer jemanden vertrauen. Ich war so wütend. Auf die Verwandten, auf...auf meine Eltern, dass sie uns allein gelassen haben und...selbst auf Mokuba war ich wütend. Ich konnte ihm doch nicht sagen, dass ich mich so unglaublich einsam fühlte und...gefangen und...dass ich mich nicht alleine um ihn kümmern wollte, aber MUSSTE. Am Liebsten hätte ich alles zerstört, was mit ihnen zu tun hatte, die Erinnerungen daran auslöschen. Ich wollte ….aber ich konnte nicht. Ich konnte das alles Mokuba nicht antun. Meinem kleiner Bruder, den ich doch so sehr liebe. Ich musste ihn beschützen und wollte nicht, dass es ihm so ging, wie mir. Da war kein Platz zu trauern...“

Wieder schüttelte mich ein Weinkrampf durch und ich spürte, dass mein Kopf einige Tropfen abbekam und hörte Joeys leises Schluchzen. Ich richtete mich auf, sah in sein verweintes Gesicht und musste gleich noch viel mehr weinen. Er umarmte mich und wir hielten uns nur fest. Es verging eine lange Zeit, bis die Tränen versiegten, doch der Halt, den mir mein Hündchen gab, tat so unfassbar gut.

„Zwei Jahre später kam Gozaburo und adoptierte uns, nachdem ich ihn im Schach geschlagen hatte. Aber auch da war ich zu beschäftigt damit zu lernen und auf Mokuba aufzupassen. Nun bin ich fast nicht mehr fähig, zu lieben. Durch dich, habe ich schon viel verarbeitet und wieder gelernt und auch durch Dr. Han...aber ich vermisse immer noch dieses friedliche Gefühl der Liebe von meinen Eltern. Es ist verloren und es kommt nie wieder zurück. Ich kann nicht mit dir singen, Joey. Es...es tut mir so leid.“

 

„Seto...“ Joeys Stimme war brüchig, aber bestimmt.

„Du hast dieses Gefühl nicht verloren. In unserer Ehe gibt es solch eine Liebe auch, mein Schatz.

Versuch mit mir gemeinsam zu singen. So lebt ihre Liebe in unserer weiter und du wirst sie nicht mehr allzu sehr vermissen müssen.“ Ich weinte nur stumm und kuschelte mich an seine Brust. Dieses Glücksgefühl, welches er mit seinen Worten ausgelöst hatte, konnte ich fast nicht ertragen. Er schlang seine Arme um mich und ich hörte ihm zu, wie er mir zuflüsterte, was er an mir liebte. Dabei versiegten meine Tränen, dafür rannen mir wunderbare Schauer den Rücken hinunter. Vermutlich wollte er mich ein wenig aufmuntern... und es funktionierte.

„Ich liebe es, dich lachen zu hören, so richtig laut und dich dabei anzusehen. Du siehst so...schön aus, wenn du lachst. Weißt du noch, wie du einen Lachflash bekommen hast, als Tristan mir an seinem Geburtstag, diesen Pink Flamingo gemixt hat?“ Ich musste kurz grinsen. Ja das war super gewesen und ich hatte mich absolut frei gefühlt.

 

„Ja ich erinnere mich, mein Pink Doggy...“ Er verzog etwas sein Gesicht, entschied offenbar, dass er mir diesen Seitenhieb verzeihen konnte und fuhr fort, mich zu loben.

„Ich finde es klasse, wenn du andere zur Schnecke machst und mit deinen Fachausdrücken um dich wirfst. Du wirkst dadurch wie ein König...mein Drachenkönig...“ Jetzt musste ich etwas lachen.

„Bist du dann meine Hundekönigin?“ Ich bekam ein Kissen ab, er schnaubte verärgert, bevor er seufzte.

„Oder wenn du schläfst. Du siehst so friedlich dabei aus.“

„Ja, weil du dann Ruhe gibst...au.“ Nun hatte er mich leicht an der Schulter geboxt, aber es war so leicht, dass ich es nur wie ein tätscheln gespürt hatte. Zum Glück hatte er die rechte genommen.

Er knurrte und bedeutete mir, vorsichtig zu sein, WAS ich sagte. Ich schnaubte, aber das ignorierte er und redete einfach weiter.

„Ich mag es genauso mit dir zu streiten, wie mit dir zu lachen, oder dich zu küssen. Du bist das Beste, was mir je passieren konnte. Unsere gegenseitige Liebe, macht uns beide erst vollständig. Ich liebe dich wirklich, Eisschrank. Deine Runden, sowie die Ecken und Kanten. Das alles, was dich ausmacht, deine Erfahrungen und Erlebnisse, dass was du dabei gefühlt hast. Das alles macht dich zu meinem perfekten Gegenstück.“ Als er kurz nicht zu mir sah, verdrehte ich die Augen.

Jetzt kam wieder seine romantische Ader zum Vorschein. Ich empfand Romantik eher als... meine Gedanken brach ich umgehend ab. Nein. Er mochte es und das würde ich nicht in den Dreck ziehen. Ich hatte so viel wieder gut zu machen und gab ihm die Reaktion auf seine Worte, die ich meinen Gefühlen nach, für angemessen hielt.

Ich näherte mich seinen wunderbaren Lippen und kostete sie vorsichtig, als wären sie mein größter Schatz. Mein Lieblingsgeschmack nach süßem Honig. Ich leckte darüber, küsste sie wieder und saugte ganz sanft daran. Dann hörte ich sein zartes Seufzten und es hörte sich nach purem Glück an. In meiner Brust breitete sich wohlige Wärme aus und verteilte sich in meinem ganzen Körper. Ich spürte grenzenlose Leichtigkeit, nahm sein Gesicht in meine Hände und küsste ihn sinnlicher. Er passte sich meiner Sinnlichkeit an und zerwühlte dabei meine Haare. Er fiel dabei um und ich auf ihn drauf. Brummend beendete ich unseren Kuss, sah ihm in seine strahlenden, goldenen Augen, und lächelte ihn an.

 

You know I want you...

It's not a secret I try to hide...“

 

 

Joeys Sicht:

 

 

Nicht möglich...

Meine Augen weiteten sich, als Seto anfing leise zu singen. Ich musste daraufhin auch glücklich lächeln und himmelte meinen Ehedrachen an, während mir heiße Schauer meinen Körper kribbeln ließen. Ich liebte diese klare, tiefe Stimme. Ob er nun mit mir zusammen singen wollte?
 

„I know you want me

So don't keep sayin' our hands are tied...“

 

Er beugte sich wieder zu mir, küsste mich um meinen Verstand, bis er sich wieder von mir trennte.
 

„You claim it's not in the cards

And fate is pullin' you miles away

And out of reach from me...“

 

Er hauchte zarte Küsse auf meine Wangen und sang weiterhin leise vor sich hin.
 

„But you're here in my heart

So who can stop me if I decide

That you're my destiny?“

 

Ich? Sein Schicksal? Destiny hieß doch Schicksal, oder? Mir wurde ganz schwindlig von diesem Gedanken.

 

What if we rewrite the stars?

Say you were made to be mine

Nothing could keep us apart

You'd be the one I was meant to find...“

 

Seine heißen Lippen wanderten von meiner Wange zu meinem Hals und verwöhnten auch diesen.
 

„It's up to you, and it's up to me

No one can say what we get to be...“

 

Kurz saugte er sich fest, küsste mich wieder dort und leckte darüber. Ich erzitterte unter seiner wohltuenden Behandlung.

 

So why don't we rewrite the stars?

Maybe the world could be ours

Tonight!“

 

Sein Mund küsste mich weiter hoch zu meinem Ohr, leckte auch darüber, hauchte mir seine nächsten Worte zu.

 

All I want is to fly with you

All I want is to fall with you

So just give me all of you....“

 

Da hatte er aber viel Text übersprungen. Oder aber er übersprang nur den Text, den Ann Wheeler gesungen hatte, in dem Film „The greatest Showman“. Also sollte ich nicht...singen? Weiter konnte ich jedoch nicht darüber nachdenken, denn mein Ohrläppchen wurde bearbeitet und ich keuchte erregt auf.
 

 

Setos Sicht:
 

 

Ich zuckte etwas zusammen, als er auf einmal auf keuchte. Das war nicht mein Plan gewesen, weswegen ich mich aufrichtete und ihm wieder in die Augen sah.

 

It's not impossible

Say that it's possible....“

 

Ich lächelte ihn an und streichelte seine Wange.

 

How do we rewrite the stars?

Say you were made to be mine?

Nothing can keep us apart

'Cause you are the one I was meant to find...“

 

Seine Haut war so weich und ich könnte sie den ganzen Tag lang berühren. Mein Hündchen.
 

„It's up to you

And it's up to me

No one can say what we get to be

And why don't we rewrite the stars?

Changing the world to be ours...“

 

Zum Schluss meines leisen Gesangs küsste ich ihm nochmal seine in Versuchung führenden Lippen.

Wie lange es dauerte, dass ich diese Zartheit genoss, könnte ich nicht sagen. Nachdem Kuss erwiderte ich sein glückliches Lächeln und kuschelte ich mich wieder an ihn. Was war ich froh, dass ich bei ihm auch mal schwache Momente haben durfte und nicht immer stark sein musste.

Joey allerdings wurde immer unruhiger, bis er es nicht mehr aushielt. Er kraulte mir meinen Nacken, ging mit seiner Hand unter mein Hemd und streichelte meinen Rücken. Er schien mit sich zu hadern, aber dann sprach er wieder mit mir.

„Dann liebe ich es, wenn du dominant wirst, mich an die Wand drückst und ich weiß, dass es nicht mehr lange dauert, bis ich deine gewaltige Männlichkeit in mir fühle...“ Oh. Das war...äh. Wollte er mich jetzt auf einmal scharf machen? Nicht das es nicht funktionieren würde...Ich beschloss, es bei dieser unschuldigen Knutscherei, ohne Happy End, bleiben zu lassen, denn es kamen wieder diese Gedanken, die an mir zogen und rissen, mich verachteten, dass ich ihn zu etwas gezwungen hatte, was er nicht wollte. Hatte er sich benutzt gefühlt? Oder aber eher, als hätte ich mich an ihm vergriffen? Wenn jemand nein sagte und der andere es trotzdem tat...nannte man dies nicht...

 

„Schnösel?“

 

Ich zuckte zusammen und und richtete mich wieder auf. Ich musste mir was einfallen lassen.

„Ja, das merkt man. Darauf komme ich noch zurück, aber nun haben wir noch genug zu tun mit den Vorbereitungen zum Geburtstag deiner Schwester.“, versuchte ich ihn abzulenken.

„Hä? Was? Ich dachte...wir würden jetzt Sex haben...nicht?“ Ich schluckte und überlegte fieberhaft, ob ich es ihm sagen sollte, oder nicht. Ich entschied mich, für eine stark veränderte Variante.

„Ich möchte dich nicht zu etwas...äh...bist du dir sicher?“ Das war nicht das, was ich hatte sagen wollen, aber der Schaden war bereits angerichtet. Verwirrt sah er mich an, überlegte und schien dann zu wissen, was los war.

„Hey, sag mir nicht, dass du das vor ein paar Wochen meinst, als du dir viermal meine Proteine rein gezogen hast. Willst du deswegen nicht mehr mit mir schlafen? Alter, warum sagst du mir das nicht?“

Ich wandte mich ab, wollte nicht sehen, ob er mich nun verachtete. Das er „Alter“ zu mir sagte, ließ mich hoffen, dass er es nicht tun würde.

„Liebling...“ Besser! „Was genau geht dir gerade im Kopf rum? Sonst...bist du doch auch nicht so. Oh, ist es, weil ich dir die Suppe versalzen hatte? Das tut mir leid. Ich weiß ja, dass du mir nur zeigen wolltest...“

„Das ich ein selbstsüchtiger, egoistischer Arsch bin? Das weiß ich auch so. Ich habe dich nur für meine Zwecke benutzt....hätte ich auch noch mit dir geschlafen, hätte ich dich damit....“

„Daran solltest du nicht mal denken! Hätte ich vehementer Nein gesagt, hättest du aufgehört. NIE würdest du etwas tun, was ich nicht will. Das hast du nie und wirst es auch nie tun. Ich war nicht wirklich sauer deswegen. Wir waren nur so spät dran. Das war alles. Ich werfe dir gar nichts vor.“

 

Aber ich mir, dachte ich nur und sah zu Boden. Eine Hand kam in mein Sichtfeld, griff sich mein Kinn und drehte mein Gesicht wieder ihm zu.

„Seto Kaiba! Jetzt sag ich dir mal was. Ich liebe dich! Ich war es, der sich unmöglich verhalten hat. Ich bin es, der wieder in die alten Muster gefallen ist. Statt endlich zu genießen, dass ich dir meine Liebe zeigen darf und mir deiner sicher bin, habe ich nur daran gedacht, aufzustehen und alles pünktlich zu erledigen. Wie konnte ich nur?“ Ich schüttelte den Kopf, doch Joey hörte nicht auf. „Jetzt weiß ich auch, warum Ryo bei einer Paartherapie weiter....oh. Drachengatte? War das alles, oder hast du noch mehr, was dich bedrückt?“ Das kam davon, wenn man sich jemanden emotional so weit öffnete. Ich hatte das Gefühl, als ob ich mir selbst gegenüber saß. Wie hatte er es geschafft mein Verhalten derart korrekt zu analysieren? Ich färbte wohl sehr stark auf ihn ab.

„Mach dir keine...“

„Keine Gedanken? Warum nicht? Natürlich mache ich mir die. Gut, dann anders.“ Er setzte sich im Schneidersitz hin und sah mich entschlossen an.

„Drei Möglichkeiten. Erstens, wir besprechen das jetzt unter uns beiden. Zweitens, wir rufen sofort Ryo an und fragen sie um einen Notfalltermin. Drittens, wir warten bis Sonntag und besprechen das in der Gruppentherapie. Also, was meinst du? Entscheide dich!“

Hatte ich denn genaugenommen überhaupt eine richtige Wahl?

 

~

 

Es war bereits Mitternacht, als wir aus unserem Zimmer kamen, beide total verheult und die Treppen hinunter gingen, um die Torte und einen Teil des Mittagessens vorzubereiten. Wir waren fast an der Tür zur Küche angelangt, als meine Schwägerin aus dem Esszimmer kam, die bei unserem grauenhaften Anblick zuerst erstarrte und dann schrie.

Das rief die anderen auf den Plan. Mein kleiner Bruder und Dad kamen aus dem Wohnzimmer, während die Tür zum Esszimmer ebenfalls aufging und meine Hausangestellten zum Vorschein kamen. Was genau hatte Serenity bei ihnen zu suchen gehabt? Und warum war Mokuba noch auf?

„Seto, Joey, was...wie seht ihr denn aus?“

„Ach wir haben nur ein wenig Paartherapie gemacht, nichts weiter.“, wiegelte mein Hündchen ab. Die anderen starrten uns weiterhin an, als würden sie seine Worte bezweifeln. Zurecht.

„Nichts weiter? Ihr seht aus wie Zombies.“ Ich zuckte mit den Schultern.

„Wir müssen noch was vorbereiten. Für später und... alles gute zum Geburtstag, Serenity!“, meinte ich und nahm sie, da ich von den Gesprächen mit meinem Mann, noch geistig umnachtet war, fest in den Arm und sagte ihr, dass ich sie lieb hätte. Dann löste ich mich von ihr, nahm meinen Joey an seiner Hand und ging in die Küche, da ich ahnte, wie ich gerade angesehen wurde.

 

„Seto? Hast du gerade zu meiner Schwester gesagt....“

„Ja und? Wir sind verheiratet. Dein Dad ist jetzt auch mein Dad. Was macht es da schon, wenn ich Serenity nun als meine kleine Schwester ansehe? Wir sind so oder so eine Familie.“, zischte ich gereizt.

„Das...das war süß von dir. Hach Eisschrank. Du bist einfach phänomenal.“

„Ich weiß!“, meinte ich gespielt überheblich. Was wir in den insgesamt vier Stunden besprochen hatten, nagte immer noch an mir. Ich hatte ihm sämtliche Selbstvorwürfe geschildert, meine Gedanken ungeblümt erzählt, ihm mindestens ein paar hundert mal gebeten, mir zu verzeihen und geheult, bis zum geht nicht mehr. Nun brauchten wir dringend Ablenkung und wir wollten ja sowieso alles vorbereiten. Doch aus der weiteren Zweisamkeit wurde nichts, denn die Familie und die Angestellten kamen in die Küche.

„Seto...weißt du...das war gerade richtig süß...“, meinte Serenity und lächelte. Nicht schon wieder. Ich war nicht süß und würde es NIE sein. Das versuchte ich ihr auch, mit einem Eisblick zu vermitteln, doch so wie ich aussah, war ich wohl daran gescheitert. Ich musste unbedingt wieder zu meiner alten Form finden. Zumindest halbwegs.

„Ich habe dich auch lieb, Seto.“, sagte sie mit einer Ernsthaftigkeit, dass ich nahe dran war, die Küche unter Wasser zu setzen, da es mich...rührte.

„Ich habe dich auch lieb, großer Bruder.“ Mokuba...

„Und ich liebe dich so sehr, Ehemann!“ Oh Hündchen...

„Ich liebe dich mein Sohn!“ Jason...

„Wir respektieren und verehren Sie, Master Kaiba!“, sprachen Yoshi und seine Töchter im Chor.

Also wenn das hier so weiter ging, konnten wir jegliche Vorbereitungen vergessen... Hatte ja eh keinen Sinn mehr, denn die Tränen flossen wieder in Strömen und ich verdeckte mit einer Hand, mein Gesicht. Dafür war es aber nicht der Traurigkeit zuzuschreiben, sondern allein der Freude, dass so viele Menschen zu mir hielten und tatsächlich so etwas, wie Liebe und Respekt für mich empfanden.

 

 

~

 

Ich gähnte und versuchte, wenigstens ein Auge aufzubekommen. Wir waren noch lange aufgeblieben und hatten geredet, geweint und gelacht.

Serenity hatte unseren Freunden per WhatsApp mitgeteilt, dass wir einfach ganz gemütlich NUR zusammen, im Esszimmer, Mittagessen würden. Sie wollte ihren Geburtstag mit dem von Mokuba zusammen feiern und hatte vorgeschlagen, im Garten ein eigenes Tanabata, ein Sternenfest, zu feiern, das eh an Mokubas Geburtstag, jedes Jahr in der ganzen Stadt statt fand. Der Vorschlag wurde einstimmig angenommen und ich hatte schon eine Idee dazu. Ich bekam nun auch das zweite Auge auf, drehte mich zu meinem geliebten Goldhündchen um und musste anfangen, laut zu lachen. Er wachte erschrocken auf und fiel aus dem Bett.

„Was soll das Großkotz?“, schimpfte er, während ich weiter lachte und mich kaum zusammen reißen konnte. Ich hatte ja gar keine Ahnung, dass er derart gelenkig war.

„Was gibt’s da zu lachen?“, motzte er weiter, während ich versuchte, die Schlafposition nachzumachen, die er gerade gehabt hatte.

„Du lagst gerade so …..so da....hihihih....HAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHA!!!“

Ich setzte mich auf und streckte meine Arme von mir nach vorne, legte mich mit dem Oberkörper hin und positionierte meine Beine. Den einen angewinkelt liegend, den anderen angewinkelt stehend und hob meinen Kopf, so weit es ging, meiner Mitte entgegen. Dann musste ich wieder anfangen zu lachen und sah, wie sein Kopf sich rot wie eine Tomate färbte, während er wieder ins Bett kletterte.

„Hahahahaha und du willst mir sagen, du wärst kein Hund? Schade dass ich dich geweckt habe. Das hätte ich als Beweis fotografieren sollen. Mein Mann putzt sich da unten im Schlaf, wie ein Hund.“

„Klappe du Arsch. Ich habe keine Kontrolle über meine Schlafpositionen, klar?“

 

„Natürlich!“

 

Er knurrte mich an und ich grinste, schnappte ihn mir, drückte ihn mit dem Rücken aufs Bett und holte tief Luft. Dann beugte ich mich hinunter und prustete auf seinen nackten Bauch. Er wandte sich erschrocken und lachte los.

„Hahaha, SETO! Was machst...hahaha...du da?“ Ich prustete weiter, sein kichern und glucksen hörte sich wunderbar an.

 

 

Joeys Sicht:

 

 

Das kitzelte so sehr, dass ich kaum aufhören konnte, zu lachen. Ich spürte außerdem, wie die Last, die meine Tiefkühltruhe so sehr belastet hatte, fast vollkommen abgefallen war. Ich fühlte mich zwar immer noch müde, aber dafür genauso befreit, wie mein Mann. Nach einigen Minuten hatte er dann endlich Erbarmen mit mir und ließ von mir ab, gab allerdings noch einen scheuen Kuss darauf. Er sah mich an, er wirkte genauso fertig mit der Welt, aber seine Augen waren wieder völlig klar und eisig. Das stellte mir meine Nackenhaare auf, eine Gänsehaut überzog meinen Körper, ich fröstelte kurz und streichelte andächtig seine Wange. Ich würde ihm Zeit geben, bis er mir von selber wieder näher kam und wenn das bedeutete, dass ich nochmals Wochen durchhalten musste. Das war egal. Die Hauptsache war, dass es ihm wieder gut ging und unsere Liebesspiele wieder genoss.

„Wollen wir dann aufstehen?“, fragte ich ihn und unterdrückte mein Verlagen nach ihm, so gut es eben ging. Er zog eine Augenbraue nach oben.

„Joey...du bist hart...“ Ah...das hatte ich ja gar nicht bemerkt. Ich grinste schief und stand auf.

„Ach, das...nun ich kann dir einfach nicht widerstehen, hahahahaha....eine kalte Dusche hilft bei solchen Dingen, wahrlich Wunder, du wirst schon sehen.“, meinte ich und verdrückte mich sogleich ins Bad und schloss ab. Kam gar nicht in Frage, dass er für mich sich noch mehr schlechtes Gewissen auflud. Ich konnte ja schon froh sein, dass er überhaupt meine Nähe suchte. Ich zog meine Boxershorts umständlich aus und keuchte. Ich wurde immer härter und wusste nicht, ob eine kalte Dusche wirklich helfen würde. Aber ich durfte nicht zu lange hier drin sein, sonst käme der Eisberg mir wieder auf die Schliche.

Ich stieg in die Dusche und drehte sie auf. Zuerst war sie noch schön angenehm warm, dann stellte ich sie auf eiskalt und atmete tief durch. Einatmen, ausatmen, einatmen, ausatmen, ausatmen, aus...äh einatmen! EINATMEN! Ich atmete tief wieder den dringend benötigten Sauerstoff ein, krallte mich an der Duscharmatur fest und stöhnte. Das Eiswasser half überhaupt nicht. Ich war immer noch innerlich so heiß auf meinen Frosty. Es half nichts....ich musste selber Hand anlegen. Nochmals atmete ich tief ein und berührte vorsichtig meine bereits schmerzhaft pochende Mitte. Das kam davon, dass ich es mir nicht mal selber besorgt hatte und jedes Mal kalt duschen war, als mich die Begierde auf meinen Gatten heimgesucht hatte. Ich hörte ein Klopfen...

„Joey? Alles in Ordnung?“ Oh nein...mein Mann...

„Alles...hgnn...alles ok, Seto. Ich genieße nur die...warme Dusche.“, presste ich erregt hervor.

„Tatsächlich? Und warum hast du dann abgesperrt?“ Ich antwortete nicht, sondern hielt mir meinen Mund zu, damit er nicht hörte, was ich hier gerade tat.

 

 

Setos Sicht:

 

 

Als ob ich ihm diesen Schwachsinn abnehmen würde... Ich wusste, dass er es sich gerade selbst machte und dies erboste mich. Ich hätte ihm die Erleichterung verschafft, wenn er es gewollt hätte, selbst wenn ich dann wieder diese selbstzerstörerischen Gedanken gehabt hätte. Schon wieder hörte ich sein unterdrücktes stöhnen und klopfte erneut an die Tür.

„Joseph, Jay, Kaiba! Ich weiß ganz genau, WAS du da machst! Mach die Tür auf und lass mich rein.“ Doch er antwortete nicht. Ungeduldig klopfte ich weiter. Nach einer Minute kam er heraus, die Haut rot vor Kälte und nicht mehr erregt. Dafür hielt er sich sein Handtuch etwas zu fest, für meinen Geschmack.

„Was willst du? Ich habe nur kalt geduscht.“, meinte er angesäuert. Doch mich legte er nicht herein. „Tse. Wirklich? Wusstest du, dass du, wenn du gekommen bist, ganz anders riechst, als sonst?“, fragte ich ihn und blitze ihn eisig an.

„Ach? Das nehme ich dir aber nicht ab.“

„Du riechst nach dem Duft der Ekstase.“ Ich schnupperte in der Luft und nickte.

„Eindeutiger Geruch nach Orgasmus...und? War es gut?“, fragte ich ihn kühl. Er machte ein abfälliges Geräusch und ich hob meine Augenbraue. „Nicht?“

„Lass es einfach.“

„Wie jetzt? Es war nicht gut?“

„Ich habe den Höhepunkt nicht ganz gespürt. Er war erst für eine Sekunde da und dann war alles vorbei. Danke Eisklotz, fürs ständig an die Tür klopfen.“

„Hättest du mich mal machen lassen...“

„HALT DEIN MAUL, SAFTSACK! Das kommt davon, wenn man Rücksicht auf dich nehmen will.“

„Rücksicht? Ich verstehe... du denkst, ich würde es nicht mehr mit dir treiben wollen?“

„Richtig! Deswegen wollte ich warten, bis du wieder soweit bist. Ich werde dich zu nichts drängen und dich nicht darum bitten, bis du es selbst auch wieder willst, OHNE Selbstvorwürfe.“, meinte er und rauschte in meinen Schrank. Doch er kam nicht wieder, weswegen ich aufstand und ebenfalls in meinen Schrank ging, dort hindurch und ihm zusah, wie er sich gerade sein Tanktop richtete.

„Es ist bereits 11 Uhr, Kühlschrank. Du solltest dich auch....“ er verstummte, als ich ihn von hinten umarmte, seinen Nacken küsste und mich bei ihm entschuldigte.

„Verzeih mir Hündchen...wenn ich nicht angeklopft hätte, hättest du einen fantastischen Orgasmus gehabt. Du hast Recht...ich kann noch nicht, ohne mir Vorwürfe zu machen. Danke, das du mir die Zeit lässt, die ich brauche. Ich werde alles tun, dass es schnell wieder geht.“

Er legte seine Hände auf meine und streichelte sie zärtlich.

„Ich verzeih dir doch und wirklich...nimm dir die Zeit, egal wie lange es dauert. Ich werde klar kommen, weil ich weiß, dass es unglaublich werden wird, wenn du wieder mit mir schlafen kannst.“ Er drehte sich um, lächelte mich versöhnlich an und küsste mich.

„Abmarsch, Kotzbrocken. Zieh dich an, unser kleines Schwesterchen wartet!“, meinte er grinsend und schlug mit seinem nassen Handtuch nach mir. Wieder hob ich eine Augenbraue, schnappte mir das Handtuch und zog ihn zu mir, um ihn nochmal zu küssen, wand ihm das Handtuch aus der Hand und ließ es fallen. Wir küssten uns lange, verloren uns darin, bis wir uns atemlos wieder lösten. Grinsend lief ich in meinen Schrank und suchte mir meine Kleidung.

 

~

 

Unten in der Küche schnitt ich gerade den Kohl, während Joey den Teig anrührte. „Wie möchte jeder seinen?“, fragte ich und Joey sah auf die Liste, wo er sich die Wünsche aufgeschrieben hatte. „Serenity möchte ihn mit Meeresfrüchten, genau wie Mokuba und Thea. Tristan möchte noch Pilze und Schinken drauf und Yugi und Ryou nur Pilze. Duke hat ihn sich mit Tomaten und Schinken gewünscht, ich nehme Gemüse und Käse und du?“ Ich nickte. „Rindfleisch.“

Während ich das Fleisch und den Schinken schnitt, kümmerte sich Joey um die anderen Zutaten. „Sehr gut. Wir haben die Grundzutaten fertig. Wollen eigentlich alle Okonomi Sauce, Ingwer, Aonori, Bonitoflocken und japanische Mayonnaise drauf?“ Joey schüttelte den Kopf.

„Nur Duke und ich brauchen das nicht. Alle anderen schon...du?“ Ich nickte. „Zu Okonomyaki gehört das dazu, ohne schmeckt es doch gar nicht.“

Mein Mann grummelte und begann, den Kohlteig in eine Pfanne zu geben und gab danach Meeresfrüchte drauf, bevor er ihn wendete. Noch zwei Mal machte er dies, bis der erste, der für´s Geburtstagskind sein sollte, fertig war. Ich dekorierte ihn noch mit der Mayonnaise und der Okonomi Sauce und streute die Toppings darüber. Dann legte ich ihn auf ein Tablett und servierte ihn, ins Esszimmer. Serenity strahlte und sagte, vor allen Anwesenden...

„Oh vielen lieben Dank, Seto, mein Bruderherz. Das ist sooo lieb und süß von dir.“ Alle anderen sahen zuerst kritisch zu ihr und dann vorsichtig mich an. Doch auf diese Reaktion war keiner vorbereitet.

„Gerne, liebste Schwester. Lass ihn dir schmecken.“

Ich verzog mich schnell wieder, um den nächsten Okonomyaki zu holen, der bereits fertig war. Dies wiederholten wir, bis jeder seinen hatte und aßen schweigsam, bis ihr Handy klingelte. Freudestrahlend ging sie dran. Ein WhatsApp Video Anruf...

Serenity! Ich wünsche dir alles gute zum Geburtstag. Hast du schönes Wetter? Was macht ihr?“ , hörten wir Odeon freudig rufen. Sie bedankte sich ebenso fröhlich, meinte dass es in Strömen regnete, sie nur zu Mittag zusammen aßen. Dann erklärte sie ihren Plan, mit Mokuba zusammen zu feiern und hörten dann, andere bekannte Stimmen, bis auch sie im Bild erschienen.

Auch von mir alles Gute.“

Herzlichen Glückwunsch, Serenity.“

„Vielen lieben Dank, Marik und Ishizu. Kommt ihr nun zum Sommerfest, zu dem ich euch eingeladen habe?“ Ich warf ihr einen bedrohlichen Blick zu. Sie hatte die Ishtar Bande eingeladen? Zum Sommerfest? Wo wir...ein Stück aufführen würden? Dies wurde zwar mal erwähnt, aber ich hatte nicht gedacht, dass sie es auch durchzogen. Und das wichtigste... Wo sollten die drei dann....übernachten?

Nun, ich habe es mir überlegt und entschieden, dass es nicht schaden kann, für einige Zeit mal wieder nach Domino zu kommen. Ich kann diese Fragerei von Odeon schon nicht mehr hören und Marik träumt schon von diesen Fanfics.“

Ist eher ein Traum von den beiden, gepaart mit meiner Lieblingsserie...“, sagte Marik leise und Serenity kicherte.

„Du meinst Sailor Moon? Das stelle ich mir heiß vor. Du musst mir auf jeden Fall davon erzählen, Marik.“ Besagter wurde rot und nickte, bevor er den Kopf schüttelte.

Ich brachte meine Frage zur Sprache und Serenity meinte frech, dass wir doch sooo viel Platz hatten, in der Villa. Als ich vehement widersprach und erwähnte, sie könnten sich ein Hotel suchen, ging mein Mann dazwischen.

„Aber Seto. Das kannst du ihnen nicht antun. Der Flug von Ägypten nach Japan ist schon eine weite Reise und bestimmt auch dementsprechend kostspielig. Wenn dann bezahle ich ihnen den Hotelaufenthalt.“ Ich wollte ihn schon unterbrechen, aber zum Glück sah er es genau, wie ich. Serenity war beleidigt und ich zufrieden. Dann beendeten sie das Gespräch. Doch sie sagte nichts dazu, dass wir beide nein gesagt hatten. Das machte mich etwas stutzig, aber wir konnten immer noch dagegen vorgehen, wenn es soweit war und Serenity einen Plan hatte, den wir durchkreuzen mussten.

 

Danach räumten die Dienstmädchen für uns ab und meine Schwägerin machte sich über ihre Geschenke her. Sie hatte von ihnen einen Ordner bekommen, den sie hütete, wie einen Schatz und wir eben nicht wussten, was darin war.

Von mir bekam sie ein Luxus Wellnesswochenende für zwei Personen, von Ryou eine externe Festplatte für ihre Fanfics, von Mokuba einen eigenen Helm, damit sie immer mit Tristan, auf seiner Kawasaki Ninja, mitfahren konnte. Dazu passend bekamen sie von Yugi und Thea ein hautenges Motorradoutfit, passend zu seinem und Duke schenkte ihr einen eigenen Laptop. Nebenbei erklärte er Joey, dass irgendeine Autorin bald in Domino wäre und der verschluckte sich vor Freude, an seiner eigenen Spucke. Jason überreichte ihr einen Ratgeber, wie man seine Texte verbessern konnte und professionell eine richtige Geschichte aufbaute. Als aber Joey sein Geschenk überreichte, hob ich eine Augenbraue. Ich dachte eigentlich, dass wir das Wellnesswochenende zusammen hatten schenken wollen. Das musste sie wohl auch gedacht haben, riss dementsprechend ungeduldig das Papier auf, schimpfte, dass Joey bestimmt eine ganze Fabrik Tesa verwendet hatte und als es endlich vom Geschenkpapier befreit war, starrte sie darauf, mit offenem Mund. Erst Tristan befreite sie, mit seinem Freudenschrei, von ihrer Starre.

„Joey, man Kumpel das ist ja der Hammer!“ Ich besah mir den Rahmen, und dann das Bild, erkannte es und lächelte. Es war ein Bild von Tristan, der auf seiner Maschine saß, in einer äußerst coolen Pose und dahinter saß Serenity, die ihn von hinten umarmte und glücklich aussah. Ihr kamen die Tränen und sie schluchzte, dass sie sich genauso ein Bild immer gewünscht hatte.

 

 

Dann klingelte es plötzlich an unserer Haustüre.

„Wir sind doch alle da, oder?“, fragte mein Hündchen. Alle nickten einstimmig und ich bekam ein schlechtes Gefühl. Irgendwie hatte ich den Verdacht, dass es uns keine Freude bringen würde, nachzusehen, WER da war.

„Yoshi! Schau nach, wer vor unserem Tor herumlungert. Unsere Gäste sind alle anwesend.“, meinte ich eisig. Vielleicht war es ja dem schlechtem Gefühl zuzuschreiben, aber ich empfand es als äußerst angenehm, wie alle unter meinem kalten Ton zusammen gezuckt waren. Nur Joey bekam eine Gänsehaut davon...interessant.

„Ja...ja Master Kaiba, natürlich.“, sagte unser Butler hastig, ging aus dem Esszimmer, zur Eingangstüre und öffnete in der Wand einen Bildschirm. Wir folgten ihm in die Eingangshalle. Dann sah er auf unserer, mit einer Kamera ausgestatteten Außenmauer nach, wer schon wieder und ziemlich ungeduldig, erneut klingelte. Er stockte, zögerte und drehte sich unsicher um. Angstschweiß stand ihm auf seiner Stirn und ich hob eine Augenbraue, verschränkte meine Arme in alter Kaiba-manier und frostete ihn nieder.

„Ja, Yoshi?“

„Mrs....Mrs. Wheeler steht vor dem Tor....“

„WAS?“, donnerte ich und ging zu ihm. Ich verengte meine Augen und starrte auf die dreiste Person, die meinem Mann so hatte leiden lassen. Dann warf ich einen Blick hinter mich auf Joey, der erstarrt auf den Boden sah.

 

 

Joeys Sicht:

 

 

Ich erstarrte. Mutter...war hier? Dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen...Serenity...sie war wegen ihr hier. Ihrem Geburtstag. Ich spielte nervös mit meinem Ehering und fing an zu zittern. Nun musste ich mich zusammen reißen, damit der Drachenfrosty nicht merkte, dass ich schon wieder nahe an einem Aussetzer dran war. Also setzte ich einen neutralen Gesichtsausdruck auf und schluckte meine Angst herunter.

Seto drückte an einen Knopf, der ihm wohl erlaubte, mit der Person vor dem Tor zu sprechen.

„Sieh einer an, mein Schwiegermonster kommt uns wieder mal besuchen. Das Sie sich überhaupt noch auf die Straße trauen...Sie wissen schon, dass Sie von der Polizei gesucht werden, oder? Keine Sorge, bald landen Sie im Knast und können dort verrotten.“ Dad holte sein Handy heraus und wählte. Hoffentlich rief er die Polizei.

Ich hörte, meine Mutter antworten, auf die Worte des Eisberges.

„Hallo Mr. Kaiba. Wollen Sie mich denn nicht herein lassen? Oder mir zumindest persönlich entgegen treten?“ Seto schwieg und als Mutter merkte, dass sie keine Antwort bekommen würde, redete sie, in einem zischendem Ton weiter.

„Ich habe noch einige Asse im Ärmel, seien Sie sich da sicher, Mr. Kaiba. Ich...“

„Wenn Sie es schlau anstellen, werden Sie im Gefängnis vielleicht noch zur Mrs. Knacki gewählt, Hahahahaha!“, unterbrach er sie unwirsch und gab eines seiner fiesesten Lacher zum Besten. Wow...so hatte ich ihn lange nicht mehr erlebt und es fiel mir nun noch schwerer, ihm zu widerstehen. Er war so cool. Ich würde ihn am Liebsten anspringen und...ach nein, das ging ja erstmal nicht. Zusammen reißen! Ich versuchte mich wieder mit meiner Atmung zu Ruhe zu zwingen, doch mein Atem stockte, als er weiter redete.

„Sie haben noch eine letzte Chance, zu verschwinden, bevor ich die Polizei rufe und Sie wertlose Schabracke verhaften lasse.“

„Hahaha, ich bitte Sie Mr. Kaiba. Minoru geht gerade dagegen vor. Ich habe keine Angst vor Ihnen. Immerhin habe ich auch noch jemanden, der Sie und Joseph und auch Serenity in Ihrer Schule beobachtet und auch außerhalb. Ich habe mächtige Verbündete, da helfen Ihre sogenannten Beweise auch nichts mehr und...“

„Entschuldigen Sie bitte, Mrs. Wheeler. Wären Sie so freundlich Platz für uns zu machen? Wir möchten gerne mein Cousinchen besuchen und ihr zum Geburtstag gratulieren. Es gießt ja wie aus Kübeln...und wir würden gerne uns und die Geschenke ins Trockene bringen.“

Diese Stimme erkannte ich unter tausenden wieder und erinnerte mich ein bisschen an den Klingelton, den ich extra für ihn heruntergeladen hatte und immer dann ertönte, wenn er anrief. Der von Akte X.

 

„Oh...Mr. Pegasus. Was für eine Ehre und eine Freude, Sie wiederzusehen.“, säuselte meine Mutter und mein Mann sah mich an, öffnete seinen Mund und tat so, als würde er sich seinen Finger in den Hals stecken. Dann winkte er mich zu sich. Ich tat was er wollte, ging zur Kamera, um mit zuschauen und musste würgen. Mutter sah Max verliebt an, klimperte mit ihren Wimpern und brachte sich mit ihrem geblümten Regenschirm in Pose, die sexy wirken sollte, aber irgendwie lächerlich aussah. Mutter war eben auch nicht mehr die jüngste. Hatte sie damit Dad um den Finger gewickelt? Max allerdings schien das etwas aus der Bahn zu werfen.

„Ähm...nun, die Ehre ist leider nicht meinerseits. Könnten Sie nun bitte den Weg frei machen? Onkel Rubeus und ich möchten gerne den Kaibas unsere Aufwartung machen.“ Doch Sie schien nicht wahrzunehmen, was er sagte, denn sie kam ihm näher, schlug ihre Augen verführerisch auf und streckte ihre Hand nach ihm aus. Sanft kam ihre Hand auf seiner Brust auf, die sie streichelte.

„Sie sind doch sicher ein sehr einsamer Mann...“ Max riss empört den Mund auf und seine Augen weiteten sich geschockt, ehe er ihre Hand von seinem Körper schob. Mutter verlor ihren Regenschirm und seufzte auf.

„Ich muss doch sehr bitten!“, schimpfte er. Doch Mutter ließ nicht locker und musterte ihn von oben bis unten, leckte sich über die Lippen und kam ihm wieder näher. Ruby hatte sich nicht gerührt, sah nur abschätzig zu Mutter, deren Wimperntusche im Regen, langsam verlief. Oh war das peinlich. So hatte ich sie noch nie erlebt und hoffte, es auch nie wieder zu müssen. Max sah verzweifelt zur Kamera.

„Kaiba - Boy! Joey! Bitte helft mir!“

Seto drückte ohne Kommentar den Summer und ließ beide ein. Mutter wollte auch durch huschen, doch mein Ehemann stoppte sie.

„Wenn Sie auch herein kommen, sind Sie erstens für die Polizei leichte Beute und zweitens, hetzte ich gerne meine Hunde auf Sie.“, versprühte er seinen winterlichen Charme. Sie zögerte und verschwand dann doch lieber. Ich atmete unhörbar auf und versuchte, mein erneutes zittern zu unterdrücken. Er holte gleich sein Handy und schrieb jemanden eine Nachricht. Ich vermutete Charlie oder Ivan, die Mutter verfolgen sollten. Doch das was er zu Mutter gesagt hatte...

„Wir haben Hunde?“, fragte ich ihn. Er sah mich kühl an und nickte.

„Ja, Roland kümmert sich um sie. Wir haben einen Dobermann, einen Rottweiler und einen deutschen Schäferhund. Sie sind meine zweite Alarmanlage, falls die erste nicht funktionieren sollte. Sie sind reine Wachhunde, also nicht zum kuscheln geeignet.“, flüsterte er mir zu. Doch das hätte er sich sparen können, denn als wir uns umdrehten, sahen wir in die neugierigen Gesichter unserer Familie und unseren Freunden.

„Wir haben Hunde!“, freute sich Dad und auch Serenity war nun hibbelig.

„Oh, ich werde morgen gleich mit ihnen Gassi gehen und...“

„REINE WACHHUNDE! Roland, Mokuba und ich sind die einzigen, die sich mit ihnen befassen dürfen, klar?“ Mit diesen Worten hatte er uns alle vereist und schien zufrieden. Dann entfernte er sich von uns und ich lief ihm schnell nach.

„Liebster?“ Das stoppte ihn und er sah mich kalt, aber fragend an.

„Ähm...alles ok? Du wirkst so...“

„Endlich wieder auf der Höhe? Entspann dich, Joey, dass geht nicht gegen dich. Ich brauche das jetzt. Außerdem sind gleich Ruby und Pegasus hier. Wir können uns keinerlei Schwächen leisten.“ Das leuchtete mir ein.

„Warum hast du die beiden eigentlich herein gelassen?“

„Sie waren das kleinere Übel und wenn man seine Feinde beobachtet, hat man bessere Chancen dagegen vorzugehen. Ich muss wissen, was Ruby wirklich plant.“ Ich vermutete außerdem, dass Dad seine Finger im Spiel hatte, mit den Besuchern, das sagte ich ihm auch und Seto nickte zustimmend.

So, wie er seine arktische Kühlheit gerade genoss, gönnte ich es ihm wirklich. Um ihm dies zu zeigen, nahm ich seine rechte Hand in meine und streichelte sanft über seinen Ehering und dessen Finger, auf dem er steckte. Sein Blick wurde eine Spur weicher und beugte sich zu mir runter, küsste meine Nase und sah erwartungsvoll zur Eingangstüre. Ich dachte eigentlich, dass ich einen richtigen Kuss bekommen würde, aber den würde ich mir einfach so, wenn er gerade nicht aufpasste, holen.

Dann betraten mein Cousin und mein Großvater die Villa und letzterer sah sich interessiert um, während ersterer zuerst seinen Regenschirm, auf dem ein weißer Cartoondrache abgebildet war, ablegte, seine Arme ausbreitete und ein breites Grinsen zur Schau stellte.

„Serenity, meine allerliebste Cousine! Ich wünsche dir alles erdenklich gute zum Geburtstag. Hier, das ist von mir für dich.“, freute sich Max und Serenity lächelte vorsichtig und bedankte sich. Sie packte es aus und ein schlichtes, schweres, großes Buch kam zum Vorschein. Sie sah ihn verwirrt an und er lächelte sanft.

„Das ist ein Fotoalbum. Mit Fotos von deinem Vater und seiner Mutter, als er noch klein war. Auch ich bin darin als Kind, dein Großvater und auch Cecelia. Ich habe zu jedem Foto eine kleine Geschichte dazu handgeschrieben. Es schien auf der Party, als ob du gerne etwas über die Vergangenheit erfahren wolltest.“ Meine kleine Schwester strahlte glücklich und nickte, sah aber nicht, dass Dad feuchte Augen bekam. Sie übergab ihm das Fotoalbum, mit der Anweisung, es zu ihren anderen Geschenken zu bringen, was Dad auch sofort tat.

„Vielen, vielen, lieben Dank dafür. Das ist...perfekt!“ Ihr kamen die Tränen vor Rührung und Max nahm sie in den Arm.

„Sehr gerne, liebste Cousine.“ Ruby kam näher und sah skeptisch auf sie herab, bis er anfing, seine Mundwinkel etwas zu heben. Dann übergab er ihr eine schöne Kette, in der ein dunkelblauer Stein eingefasst war.

„Diese Kette habe ich deiner Großmutter geschenkt, zu unserem ersten Jahrestag. Wir waren beide Anfang Zwanzig. Sie liebte diese echt goldene Kette und den darin befindlichen Lapislazuli. Ich hoffe, du passt gut auf dieses Schmuckstück auf. Es hat für mich einen extrem hohen, emotionalen Wert.“, sagte er neutral und sie sah ihn ernst an, legte sich die Kette an und nickte.

„Das werde ich, Großvater. Vielen Dank.“ Er nickte und bückte sich umständlich, um den Karton aufzuheben, den er zuvor abgestellt haben musste, wir es aber nicht mitbekommen hatten.

Er übergab ihr auch diesen und es stellte sich als eine Torte heraus....vierschichtig. Nun lachte sie richtig glücklich und bat freudestrahlend, unsere Gäste, ins Esszimmer. Ruby und Max sahen sich neugierig um und ich fragte Dad zischend, ob er Max das mit der Torte gesteckt hatte. Er nickte und meinte ebenso flüsternd, dass es aber nicht geplant war, dass sein Vater mitkommen sollte.

„Das sieht ja ganz bezaubernd hier aus. Der Innenarchitekt, der es eingerichtet hat, hat definitiv Geschmack.“, säuselte Max und Großvater nickte bestätigend.

„Das waren mein bester Freund Ryou und ich.“, meinte Serenity mit einem Fingerzeig auf Ryou. Unsere Freunde waren allesamt unfassbar still und starrten nur zu dem unangekündigten Besuch.

 

 

 

Setos Sicht:

 

 

Pegasus lobte die beiden in den Himmel, dass das ebenfalls in der Familie läge, wie auch das künstlerische Talent und erinnerte Joey erneut daran, dass er ihm ja eigentlich ein Outfit designen wollte. Ich knurrte gereizt und starrte Pegasus feindselig an. Ruby sah das alles eher gelassen und besah sich die Geschenke, die meine Schwägerin bekommen hatte. Er hob das Buch, was sie von ihrem Vater bekommen hatte auf und las sich den Titel durch.

„Ein Ratgeber für Autoren? Schreibst du?“ Serenity sah nur kurz darauf, ehe sie antwortete und die Torte anschnitt.

„Ja. Fanfictions.“, meinte sie und legte jedem ein Stück auf einen Teller, die von den Dienstmädchen gebracht worden waren.

„Fanfictions?“, fragte Ruby verwirrt.

„Ja. Das sind Geschichten von Fans für Fans. Ich schreibe über Seto und Joey, aber nicht gerade jugendfrei.“ Ruby sah sie an, als hätte sie ihm eröffnet, mit uns Pornos zu drehen. Ich dachte dabei an meinen eigenen Porno und daran, wie Joey darauf reagiert hatte. Dann hörte ich wieder die nervige Stimme von Pegasus.

„Es kursieren durchaus einige gute Geschichten über die beiden im Internet. Bisher hat Kaiba – Boy sie aber immer gelöscht, bis es aufgehört hat. Nun werden sie nicht mehr gelöscht.“

„Was? Wieso?“, fragte Serenity und starrte mich dabei an. Ich hatte durchaus bemerkt, dass sie ihre Geschichten nicht mehr veröffentlicht hatte, da sie dachte, dass ich sie sofort löschen würde. Pegasus zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung.“

„Seto?“ Ich sah erhaben und stolz auf sie herab und machte ein abfälliges Geräusch.

„Was? Ist eben so.“, antwortete ich ihr frostig, doch bevor sie mich noch was fragen konnte, mischte sich mein Schwiegervater ein.

„Mich wundert eher, warum du so plötzlich Interesse an uns allen heuchelst, Daddy.“ Ruby bedachte ihn mit einem verächtlichen Blick und erklärte sein Handeln.

„Nachdem du dein Leben derart in den Sand gesetzt hattest und NUR durch deinen Schwiegersohn AUFGESTIEGEN bist, muss ich nun dafür sorgen, dass wenigstens deine Kinder, in die richtigen Bahnen gelenkt werden.“ Das machte ihn wütend und er sprang erbost auf.

„Du mieser....“

„DAD! SETZ DICH!“, rief Joey und ahmte meinen schneidenden, kalten Ton nach. Dad setzte sich wieder, ohne zu widersprechen. Ruby hatte allerdings erschrocken seinen Blick Joey zugewandt, dann fing er das erste Mal an zu lächeln.

„Joey, du bist ja ganz genau wie meine geliebte Frau Serenity, Gott habe sie selig. Das ist jetzt mal eine angenehme Überraschung. Du hast eher warm und sanft auf mich gewirkt, aber dieses kühle und strenge steht dir auch ausgezeichnet.“ In seinen Augen funkelte es und ich knurrte erneut, legte beschützend einen Arm um ihm und schickte eisige Blitze zu Ruby. Der jedoch duellierte sich mit mir, schickte ebenso böse Blicke zu mir, bis er als erstes wegsah. Ich war hier das Alphamännchen und würde meine Familie, bis aufs Blut, verteidigen. Pegasus lächelte, als ob nichts gewesen wäre und fragte, ob Jason sich schon entschieden hätte, welche der Mädchen er haben wollte. Ruby sah seinen Sohn wieder an und hob erwartend eine Augenbraue. Dad wandte sich unter den Erwartungen und schüttelte dann den Kopf.

„Typisch. Genau wie früher kannst du nicht einmal alleine eine Entscheidung treffen, welches Mädchen die bessere Wahl wäre.“, stichelte Ruby und Jason blitzte wütend seinen Vater an. „Vielleicht nehme ich ja alle drei. Oder keine. Das ist alleine meine Sache. Und nein, ich werde nicht erneut Vater, das kannst du vergessen. Ich habe noch genau im Kopf, dass du sagtest, du willst deine Enkel und Urenkel aufwachsen sehen. Nun Joey und Serenity sind fast erwachsen, da gibt es nicht viel von aufwachsen zu sehen. Also nehme ich an, du willst, dass ich nochmal ein Kind zeuge. Ich habe bereits zwei Kinder. Die reichen.“ Erneut mischte sich mein Hündchen ein.

„Das reicht jetzt. Esst eure Torte und trinkt euren Kaffee oder Tee. Das ist ja wohl absolut privat und geht nur Dad und die Mädchen was an, also schweigt.“

 

~

 

Das war ein anstrengender Tag gewesen. Ruby hatte gehört und unsere Freunde ausgefragt und dabei festgestellt, dass Tristan Serenitys Freund war. Wieder hatten seine Augen verdächtig gefunkelt und ich nahm mir vor, sehr vorsichtig zu sein. Mir hatte es nun gar nichts gebracht die beiden herein zu lassen. Sie waren absolut verschlossen geblieben. Als die beiden gegangen waren, hatten sich auch unsere Freunde verabschiedet und nun waren Tristan und sie alleine. Soweit ich wusste waren sie im Meereszimmer.

Nun stand ich im Bad, Joey neben mir und wir putzten uns die Zähne. Danach stoppte ich ihn, als er ins Bett gehen wollte.

„Bist du nicht müde, Eisdrache?“

„Doch...aber ist bei dir alles in Ordnung?“ Unsicher trat er von einem Fuß zum anderen.

„Ähm...du meinst wegen...wegen Mutter? Ich hatte mich nur erschrocken, über ihren Besuch. Zum Glück ist sie wieder gegangen.“ Ich nickte und erzählte ihm, dass ich Blade und Ivan auf sie angesetzt hatte.

„Das habe ich mir schon gedacht. Sonst ist alles ok. Bei dir bin ich ja zum Glück sicher. Das wir uns lieben, verdanke ich, dass die Aussetzer so mild ablaufen.“, meinte er, lächelte und schmiegte sich an mich. Ich erwiderte die Umarmung und spürte erneut, das schwelende Verlangen meines Mannes. Doch er löste sich schnell wieder, ging zurück ins Zimmer und legte sich gleich ins Bett.

„Morgen ist Gruppentherapie...darauf habe ich ja überhaupt keine Lust.“

„Joey? Du bist schon wieder hart....“

„Ähhmm... oh, wirklich? Tut mir leid, Seto...du...du warst heute so unterkühlt und klirrend kalt, dass hat mich...nun...du siehst es ja...“, meinte er und drehte mir den Rücken zu. Ich legte mich zu ihm ins Bett und umarmte ihn von hinten, küsste seinem Nacken und ließ meine Hände dorthin wandern, wo er es nun brauchte, aber er schlug mir auf die Finger, richtete sich stöhnend wieder auf und fuhr sich fahrig durch sein, auf einmal schweißnasses Haar. Er zitterte vor Lust auf mich und erneut rechnete ich ihm seine eiserne Beherrschung hoch an.

„Joey...“

„Nein, Eisberg. Ich sagte, dass ich warte und dir Zeit gebe. Und wenn es mich wahnsinnig macht, werde ich es nicht verlangen. Ich...ich muss wieder kalt duschen...“

Er deckte sich ab und lief ins Bad, sperrte erneut ab und ließ mich allein zurück. Ich legte mich auf den Rücken und seufzte. Das kam mir irgendwie bekannt vor. Es war wie damals, als wir diese Mauer zwischen uns hatten...oder als Joey so abgemagert war. Hieß das, ich musste es Dr. Han erzählen? Wenn ich meinem Mann diese Qual ersparen wollte, sollte ich dies tun, denn ich fühlte mich, als ob ich es einfach nicht alleine schaffen könnte. Ich setzte mich wieder auf, wählte ihre Nummer und hoffte, dass sie früher einen Termin frei hatte, als Freitag. Ich müsste fast eine Woche warten und das wollte ich ihm nicht antun. Ich musste es schnell verarbeiten.

Mr. Kaiba...das SIE mich anrufen...an einem Samstag Abend...FREIWILLIG.“

„Hören Sie...ich brauche Ihre...Hilfe.“

Tatsächlich?“

„Ich...ich muss den Termin vorverlegen. Wann haben Sie Zeit? Es ist wirklich dringend.“

Leider dürfte ich nächste Woche ziemlich ausgebucht sein. Aber Sie sagten doch, dass Sie morgen Ihre Gruppentherapie haben. Können Sie es nicht...“

„NEIN! Nein, ich...es ist...zu privat.“

Oh...na wenn das so ist...wie wäre es, wenn ich morgen vorbei komme? Vor oder nach der Gruppentherapie? Wollen Sie eine Paarsitzung, oder Einzel?“

„Danach...eine Einzelsitzung...Joey weiß es zwar, aber... ich brauche eine andere Sichtweise und Hilfe es zu verarbeiten, damit...nun, damit es wieder läuft zwischen uns.“

Sie sicherte mir ihre Hilfe zu, legte auf und ich schloss, von mir selbst genervt, die Augen. Dann hörte ich, wie das Bad aufgesperrt wurde und stellte mich schlafend. Ich spürte den immer noch lustvollen Blick meines Gatten auf mir, aber ich rührte mich nicht. Nochmal wollte ich ihn nicht vertreiben und hoffte, er würde schnell einschlafen können. Er legte sich vorsichtig zu mir.

„Ich weiß, dass du noch wach bist, Seto...es..es tut mir leid. Wenn ich dich nicht so gemein zu dir gewesen wäre, hättest du jetzt dieses Problem nicht und wir könnten unsere Liebe uneingeschränkt ausleben. Was bin ich nur für ein furchtbarer Ehemann...“

Ich seufzte und schlug wieder die Augen auf. Ich wagte nicht, ihn zu berühren, aus Angst, er würde mir wieder ausweichen. Also sahen wir uns nur an, bis ich ihm sagte, dass er kein schlechter Ehemann wäre, sondern der beste. Er schnaubte und widersprach mir.

„Schatz....ich...ich...“ Fast hätte ich ihm gesagt, dass ich ihn liebte. Doch es kam einfach nicht heraus, so sehr ich es ihm auch sagen wollte. Also schloss ich meinen Mund wieder und sah an die Decke, zu meinem weißen Drachen mit eiskaltem Blick, der uns äußerst genervt und seltsamerweise, mit den Augen rollend ansah. Selbst mein Drache war von mir genauso genervt, wie ich selbst. Wieso schaffte ich es nicht, darüber hinweg zu kommen? Joey hatte mir doch gesagt, dass er es anders gemeint, als ich es aufgefasst hatte. Eine Hand kam in mein Sichtfeld und wischte die Tränen ab, die schon wieder flossen. Ich verlieh meiner Genervtheit über mich, lautstark Ausdruck und sah verzweifelt zu meinem Hündchen.

„Ich schaffe es einfach nicht alleine...was...was soll ich tun?“, fragte ich ihn und er bekam ebenfalls feuchte Augen. Er beugte sich zu mir und vorsichtig küsste er mich, meinte, dass er es nicht wüsste, aber immer für mich da wäre.

 

~

 

Erschrocken wachte ich auf. Ich war einfach eingeschlafen... Ich sah zur Seite und weitete meine Augen. Mein Mann hatte einen Alptraum. Das war lange nicht mehr passiert und ich befürchtete, es hatte mit seiner Mutter zu tun. Es war noch dunkel draußen, also tat ich das einzige, was in solch einer Situation, das beste war. Ich hievte mich hoch, legte mich langsam auf ihn drauf und nach ein paar Minuten beruhigte er sich. Ich vermutete, er fühlte sich nun beschützt. Aber auch mir tat diese Position gut. Ich gähnte und genoss die schlichte, körperliche Nähe zu ihm, bevor ich wieder weg driftete.

 

Wir wachten zusammen auf, als es bereits wieder hell war.

„Seto? Wieso...liegst du auf mir drauf?“, fragte er mich noch müde. Ich schaffte es kaum, die Augen auf zu machen und murmelte eine Erklärung, aber blieb, wo ich war. Er hatte mir aufmerksam zugehört, aber bei der Erwähnung seines Alptraums zuckte er zusammen.

„Ok...ähm...gut, du kannst wieder runter gehen. Mir geht’s gut.“ Entrüstet schnaubte ich.

 

 

„Nein.“

 

 

Joeys Sicht:

 

 

Dieser...Jetzt fing er schon wieder damit an. Ich dachte, dass es damit endlich vorbei war.

„Wirklich, Eisklotz. Ich fühle mich ganz gut, du kannst runter... gehen. Bist du etwa?“

„Hm...vielleicht? Ich hatte gefühlt ewig nicht mehr das Vergnügen, meine harte Männlichkeit an deinem Hintern zu haben. Also, lass mich dieses Gefühl noch ein paar Minuten genießen.“ Ich schwieg und blieb bewegungslos liegen, wie ich war.

Wie gerne würde ich ihn reizen, bis er es nicht mehr aushielt und seine Erregung in mich stieß, mich ausfüllte und er mir höchste Lust verschaffte. Aber ich hielt meine Versprechen immer. Er brauchte Zeit, ich würde sie ihm geben.

Nun waren die Minuten rum und ich fragte mich, wie lange er noch liegen bleiben wollte? Sein Atem war ruhig und gleichmäßig und ich vermutete, er war wieder eingeschlafen. Seine Mitte war ebenso wieder abgeschwollen und ich atmete auf. Ich hätte fast meine Vorsätze über Bord geworfen und ihn mir einfach reingesteckt.

Langsam schob ich ihn von mir runter und ließ ihn schlafen, duschte erneut eiskalt und zog mich an. Unten in der Küche war niemand, was mich erleichterte. Ich machte mir einen doppelten Espresso und trank ihn langsam. Das ständige unterdrücken meiner Lust rächte sich langsam. Ich fühlte mich erschöpft und ausgehungert. Aber ich würde alles in Kauf nehmen, solange es meinem Mann nicht schadete. Ich seufzte verzweifelt auf und sah auf meinen Ehering. Ich erinnerte mich an die vergangene Zeit, als ich diesen Ring noch loswerden wollte und ich so widerspenstig gewesen war. Doch ich hatte den Eisberg lieben gelernt. Wie sollte ich ihm am Besten helfen? Ich setzte mich an den Tisch und grübelte.

 

 

Setos Sicht:

 

 

Ich grummelte und riss meine Augen auf, als ich merkte, dass Joey nicht mehr unter mir lag.

„Joey?“ Keine Antwort...also war er schon länger auf? Ich krabbelte umständlich aus dem Bett und suchte mein Bad auf, wo ich erstmal auf die Toilette ging und dann duschen wollte. Ich seufzte in freudiger Erwartung auf warmes Wasser, doch ich schrie laut, als das Wasser nicht warm, sondern eisig kalt, gnadenlos auf mich herunter prasselte.

Grrr.... Joey. Ich hörte selbst meinen Sonnenkönig laut schimpfen und sprach leise mit ihm, dass er sich beruhigen sollte. Ich schrie genervt auf. Jetzt redete ich schon mit meiner Männlichkeit...

Eine extrem heiße Dusche später, zog ich mich an, ging nach unten und fand mein Hündchen in der Küche. Eine kleine Espressotasse stand vor ihm und er schien weit weg in seinen Gedanken zu sein. Ich machte mir einen Kaffee und setzte mich zu ihm. Er hatte mich nicht bemerkt und zuckte zusammen, als ich ihm einen Kuss auf die Wange gab.

„Seto...du bist schon auf?“, fragte er erschrocken, hielt sich erstaunt seine Wange und ich nickte.

„Du warst nicht mehr da, als ich aufgewacht war. Aber bevor ich zu dir bin, war ich duschen und...nun, ER hat es nur knapp überlebt.“

„Überlebt? Wer?“ Ich taxierte ihn kalt und sah mir selber in den Schritt. Er folgte meinem Blick und wurde rot.

„Ich...oh, ich habe kalt geduscht...und...ähm, vergessen es wieder auf warm zu stellen...äh, ist alles in Ordnung mit dir, Kleiner?“, fragte er allen Ernstes meine Mitte. Ich schickte frostige Blitze zu ihm und knurrte gefährlich. Frechheit!

„Kleiner? ER ist nicht klein...deiner vielleicht...“, fauchte ich ihn an.

„Was zum....Seto! Meiner ist NICHT klein.“, fauchte er zurück.

„Mit meinem kann DER nicht mithalten.“, brüstete ich mich.

„Es kommt nicht auf die Größe an!“, schimpfte er gereizt. Dieser Spruch war nur teilweise wahr.

„Bei dir schon...stell dir vor, meiner wäre so klein, wie deiner. Dann hättest du NIE erfahren, was es heißt, vollkommen befriedigt zu sein.“

„Im Moment kann ich nicht davon reden, vollkommen befriedigt zu sein. Ich bin eher untervögelt. Also nützt dir dein Monsterprügel auch nichts, wenn du ihn gar nicht einsetzt!“

Darauf konnte ich nichts mehr sagen, denn das bekannte weibliche Kichern von meiner Schwägerin, erfüllte den Raum. Joey seufzte genervt auf, verdrückte sich aus der Küche und ließ mich mit Serenity allein.

„Monsterprügel? Untervögelt? Seto, alles ok bei euch beiden? Sonst redet ihr doch auch nicht über eure Geschlechtsteile und deren Einsatz...oder eben auch nicht.“

„Das geht dich nichts an.“

„Ach komm schon. So oft, wie Joey kalt duscht...ein Wunder, dass er noch nicht erfroren ist. Er nimmt Rücksicht auf dich. Also, warum kannst du nicht mit ihm schlafen?“ Sollte ich? Nein, ich durfte nicht einknicken. Nicht bei solch einem Yaoi Fan.

„Ich habe ihn am Anfang unserer Ehe, ja nicht wirklich gut behandelt und beim letzten Mal, als ich ihn verwöhnt habe, sagte er nein. Ich habe seitdem selbstzerstörerische Gedanken und kann es einfach nicht mehr. Nun gut, das eine Mal in der Firma schon, aber das hat sich gerächt. Ich habe immer das Gefühl....MOMENT! Serenity?“ Ich hatte es ihr einfach erzählt. Wie konnte das nur passieren?

„Den Trick habe ich mir bei Dr. Han abgeschaut. Sie ist gut.“ Mir lief es eiskalt den Rücken hinunter. Also war sie bereits bei ihr in Behandlung? Sie schüttelte bedauernd den Kopf und versprach mir, nachzudenken, was man dagegen tun könnte. Wollte ich das überhaupt, dass sie mir half?

 

 

Joeys Sicht:

 

 

Das gab es doch nicht. Serenity hatte alles...ALLES gehört. Nun wusste sie, dass ich dringend Sex bräuchte, es aber nicht bekam. Schlimmer noch. Sie wusste nun, dass Seto mehr als gut ausgestattet war und das wurmte mich. Nur ich sollte das wissen.

Ich warf mich aufs Bett und hievte mich sogleich wieder hoch. Es roch überall nach ihm und ich war schon fast wieder dabei, hart zu werden. Ich beschloss, zur Beruhigung, in mein Meereszimmer zu gehen und mich ein wenig zu entspannen. Ich holte mir nur schnell eine Badehose aus meinem Schrank und machte mich auf den Weg. So konnte ich hoffentlich der Gruppentherapie heute entgehen. Kurz bevor ich angekommen war, sah mich aber mein Mann und fragte mich allen Ernstes, was das nun sollte.

„Ich muss mich entspannen, sonst nichts...“

„Wir haben gleich Gruppentherapie...“

„Ich passe heute. Sonst breche ich noch zusammen.“, meinte ich erschöpft und war schon dabei, die Türe zu schließen, doch der Eisberg schob sich dazwischen und sah frostig auf mich herab.

„Joey, hör mal...ich...ich mag ihn. Er ist perfekt, wie er ist...genau wie du.“, sagte er leise und ich lächelte ihn an.

„Dito. Ich liebe deinen auch, genau wie ich dich liebe, du süße Arschgeige. Also, bis später.“ Er lächelte zurück und gab mir einen Kuss auf die Stirn.... wieso nie meine Lippen? Das enttäuschte mich immer mehr, dass er mich nicht mal mehr richtig küsste. Ich versuchte aber, es mir nicht anmerken zu lassen.

„Was hast du auf einmal?“, fragte er mich, mit einem analysierenden Blick.

Nun, oder auch nicht. Ich winkte ab und meinte, er sollte sich lieber auf die Gruppentherapie konzentrieren.

„Joey?“

„Schon gut, ich...ich hatte gehofft, du küsst mich richtig und nicht nur, als ob ich...ähm...“ Er weitete seine Augen und kam zu mir, küsste meinen Mund äußerst sanft. Ich seufzte und schlang leicht meine Arme um seinen Nacken, beherrschte mich, ihn nicht wilder zu küssen, bis er von mir abließ. „Wie lange möchtest du hier sein, Hündchen?“ Ich zuckte mit den Schultern, vermutete dass ich nur ein Stündchen hier sein wollte. Er nickte und versprach, den anderen Bescheid zu sagen, dass ich ein wenig Ruhe brauchte. Dann war er weg und ich schloss die Tür und sperrte ab. Ich warf die Badehose auf eine der Liegen und zog mich aus. Wenn ich alleine hier war, konnte ich auch nackt rumlaufen. Zu allererst ging ich ins Bad und auf die Toilette, sah zufällig zur Dusche und erinnerte mich daran, was ich mal ausprobieren hatte wollen. Langsam betrat ich sie und nahm den Duschkopf ab. Ich drehte die Dusche auf und warmes Wasser kam heraus. Ich richtete ihn auf meine Mitte und keuchte. Das fühlte sich fantastisch an. Aber es reichte nicht. Vielleicht sollte ich meine Finger dazu nehmen...

 

 

Mir war schon schwindlig, als wieder aus dem Bad kam. Es war nicht das, was ich gewollt hatte, aber für den Übergang reichte es. Mit Seto zusammen wäre es richtig heiß geworden, was mich wehmütig werden ließ. Schnell zog ich mich wieder an. So richtig entspannen konnte ich mich gerade nicht, sondern war unfassbar unruhig und neben der Spur. Fast wollte ich mir sogar meine Hose über meinen Kopf stülpen...Ich schloss die Türe auf und sah Ryo auf dem Gang stehen und warten. Als sie mich sah, lächelte sie.

„Joey, hallo.“

„Hey Ryo... was machst du hier?“

„Ich habe einen Termin mit deinem Mann, wenn die Gruppentherapie vorbei ist. Allerdings hat er eine Einzelsitzung verlangt. Du kannst dieses Mal nicht dabei sein.“ Ich schluckte und bat sie, bis die Gruppentherapie zu Ende war, mit mir zu reden. Sie nickte und ich bat sie ins Meereszimmer. Ryo schnupperte, als sie eintrat und lächelte selig.

„Hier fühlt man sich, wie am Meer...“

„Ja, das hat Seto mir geschenkt. Mein eigenes Reich, wenn ich mal Ruhe brauche. Aber ich kann mich einfach nicht mehr entspannen.“

„Warum nicht, Joey? Was ist passiert?“

„Ich...nun es geht um Seto. Er...er kann nicht mehr mit mir schlafen. Weil ich...ich hatte...ok von vorn. Wir hatten uns doch unsere Liebe gestanden, ja?“ Sie nickte, schwieg aber.

„Seto hatte einen Tag später, den Film unserer Hochzeit veröffentlicht und anschließend, hatten wir eine wundervolle Nacht zusammen. Aber am nächsten Morgen...er hat...äh...nun er mag es, meine...Proteine zu naschen...und er hat es viermal gemacht, obwohl ich sagte, dass wir aufstehen müssen. Ich hab ihm die Suppe versalzen und später ihm gesagt, dass er sich einfach über mich hinweg gesetzt hatte. Später, in seiner Firma haben wir miteinander geschlafen, aber auch das macht ihm Kopfzerbrechen. Ich bin Schuld, dass er jetzt denkt, dass er mich benutzt und sich an mir vergriffen hat, obwohl ich es nicht wollte. Dann hast du unsere Anfänge angesprochen und nun hat er deswegen auch Schuldgefühle. Seitdem geht nichts mehr. Ich muss es die meiste Zeit unterdrücken, dusche oft kalt und er will mich von selbst nicht einmal mehr richtig küssen. Ansonsten passt alles. Wir haben nur keinen Sex mehr. Ich tue alles, damit er nicht damit konfrontiert wird, aber...Auch ich habe nun meine Grenzen erreicht. Ich...wir wissen beide nicht mehr, was wir tun sollen...“

Sie nickte verstehend und bat mich abzuwarten, wie er es sehen würde.

„Aber auch du kannst was tun. Du darfst es nicht unterdrücken. Das frustriert dich zu sehr. Lege selbst Hand an. Und wenn du es zwanzig mal am Tag machst, tue es. Das ist eine Anweisung, für dein persönliches Seelenheil. Keine Sorge, ich kümmere mich um den Eisblock.“ Ich nickte dankbar und schluchzte auf. Sie streichelte mir behutsam über meinen Rücken, während ich weinte und flüsterte beruhigende Worte, bis ich auf der Liege einschlief.

 

 

Setos Sicht:

 

 

Das war bisher die nervenaufreibendste Gruppentherapie, die ich bisher erlebt hatte. Die anderen hatten unfassbar viele Theorien aufgestellt, was Ruby plante und wer die Verbündeten von Haruka waren. Ich ging aus Jasons Zimmer und sah schon Dr. Han auf mich warten. Ihr Blick war ein wenig traurig, wurde aber neutral, als ich sie ansprach.

„Einen schönen Sonntag wünsche ich Ihnen Mr. Kaiba.“ Ich nickte und bat sie in mein Arbeitszimmer. Sie sah sich kurz um und meinte, das Zimmer, welches dem Meer ähnelte, hatte ihr besser gefallen...

„Sie haben mit Joey gesprochen?“, brauste ich auf, doch sie hob eine Hand und bedeutete mir damit, still zu sein. Diese...

„Mr. Kaiba. Joey hat jemanden gebraucht, der ihm zuhört. Er hat mich darum gebeten.“ Ich knurrte und fragte, was er mit ihr besprochen hatte, doch sie verwies auf ihre Schweigepflicht.

„Ich kann mit Ihnen darüber nicht sprechen. Es war vertraulich.“ Ich knurrte lauter, doch dass berührte sie nicht im mindesten.

„Also schön. Ich...ich kann nicht mehr intim werden, mit meinem Mann, aufgrund von selbstzerstörerischen Gedanken und Schuldgefühlen. Sie erinnern sich an unsere letzte Sitzung?“

Sie nickte, doch schwieg beharrlich. Ich wüsste gerne, was sie gerade über mich dachte.

„Die Anfänge werden mir nun zum Verhängnis. Ich weiß nicht, wie ich das wieder gut machen kann. Joey leidet darunter und ich will das alles so schnell wie möglich verarbeiten, damit uns nichts mehr im Weg steht.“

Sie überlegte eine Weile und fragte mich, ob ich eine radikale Methode bevorzugen würde, die aber keine Garantie bot, oder ich es einfach langsam angehen wollte.

„Radikal. Ich muss das schaffen. Am Besten schon gleich nach unserer Sitzung...“

Sie lächelte traurig, ehe sie sich räusperte.

„Nun, manchmal dauert es eben, sowas zu verarbeiten. Es ist nicht gesagt, dass sie morgen schon wieder völlig frei von diesen Gedanken sind. Vielleicht tut Ihnen beiden, eine Zeit des Abstands ganz gut?“

„Aber...“

„Wie wäre es mit einer... besonderen Idee?“ Ich hob meine Augenbraue und sah sie zweifelnd an, bevor sie mir sagte, was eine mögliche Zwischenlösung sein könnte.

 

~

 

Der Montag kam, viel zu schnell. Joey allerdings war schon auf und bereits aus dem Zimmer verschwunden. Ich beeilte mich, duschte kurz und zog mir meine Schuluniform an. Dann ging ich nach unten, in die Küche, wo bereits alle am Tisch saßen und frühstückten. Joey sprang auf und auf dem Weg zur Kaffeemaschine, stahl er mir einen langen, genussvollen Kuss, ehe er mir einen Kaffee machte. Ich aß schweigend und beobachtete meinen Ehemann. Da stimmte was nicht.

 

 

Joeys Sicht:

 

 

Ich setzte mich wieder, nachdem ich ihm den Kaffee bereitet hatte. Schweigend aßen wir und ich wurde zunehmend nervös, von dem stechend analysierendem Blick von Seto. Merkte er, dass ich Schuldgefühle hatte? Er wäre sicher nicht einverstanden, dass ich mit Ryo mein Sexleben besprechen würde und dass ich unsere Knutschereien vermisste. Ich lenkte mich ab, indem ich Yoshi die Zeitung abnahm und verschluckte mich, an dem Stück Tofu, welches ich gerade in meinen Mund geschoben hatte. Meine Augen weiteten sich, bei der Schlagzeile.

 

 

Nominierung für das schönste Paar des Jahres, um einen Monat vorgezogen

 

Mr. Charles Blade, freischaffender Journalist, hatte die wunderbare Idee, Seto Kaiba und seinen Mann Joseph Kaiba, für die Wahl des schönsten Paares des Jahres zu nominieren. Die Wahl findet Landesweit statt, weswegen die Domino Times ganz offiziell für unser hier heimisches Pärchen stimmt. Die Wahl findet online statt. Dazu besuchen sie bitte die Seite der Domino Times und öffnen den auf unserer Website dargestellten Link. Dort können Sie unter den 47 Paaren wählen, die für je eine Präfektur stehen. Unser Kaiba Paar geht als Nummer dreizehn für die Präfektur Tokio an den Start. Vergessen sie nicht zu wählen.

Wir möchten, dass die Kaibas gewinnen!

 

Darüber war eine Nahaufnahme von uns beiden, an dem Tag, an dem Seto der ganzen Welt den Film der Hochzeit gezeigt hatte und ich ihn überwältigt gefragt hatte, ob er mich erneut heiraten wollte. Ich sah auf und merkte, wie Seto diesen Artikel missbilligend ansah und meine kleine Schwester bereits an ihrem Handy war und schimpfte, dass die Wahl erst am 10. Juli starten würde.

„Das Ergebnis teilen sie am 31 August mit. Das ist ein Montag und zum Glück noch Ferien.“, meinte sie und seufzte frustriert auf. Wir aßen zu Ende und fuhren dann in die Schule. Mutters Anspielung, auf ihren Spion in meiner Schule kam mir wieder in den Sinn und sofort spürte ich die Hand meines Mannes an meiner. Sein Ehering funkelte mich an und die blauen Augen des Drachen beruhigten mich. Ich kuschelte mich an ihn und versuchte, meine Nervosität unter Kontrolle zu bringen. Was mir nur teilweise gelang.

 

 

Setos Sicht:

 

 

Joey war nervös und kuschelte sich immer mehr an mich. Also war es immer noch wegen seiner Mutter? Haruka Wheeler war schon ein intrigantes Biest, aber ich wusste, dass mein ehemaliger Anwalt nichts in der Hand hatte, was mir schaden könnte, denn spätestens nach der Veröffentlichung der Hochzeit, war bewiesen, dass wir glücklich waren... jetzt zumindest. Ich dachte nochmal über Dr. Hans Vorschlag nach und ihre Idee gefiel mir immer besser. Ein Glück, dass ich Roland aufgetragen hatte, die Villa etwas umzurüsten, nachdem er uns zur Schule gebracht hatte. So hätte ich Phase eins meines Plans bereits umgesetzt. Nun musste ich nur noch eine gute Erklärung für Phase zwei finden und die letzte Phase wäre das wichtigste. Die erneute Annäherung an meinen Gatten und das Vertrauen in mich selbst wieder finden. Das würde für ihn eine Zeit werden, die er niemals wieder vergessen würde.

Roland bremste und nach einem Blick nach draußen, merkte ich, dass wir angekommen waren. Wir stiegen aus uns Serenity schnappte nach Luft. Der Gehweg und der Vorhof der Schule war gerappelt voll mit unseren Mitschülern, Schülern von anderen Schulen und Lehrern. Ich hatte sogar für einen Moment das Gefühl, eine meiner Angestellten, Ms. Sunlight unter ihnen zu sehen, aber DAS konnte ja nicht sein. Vereinzelt sah ich gerötete Wangen und Augen, die Herzen verdammt ähnlich sahen...

 

~

 

Endlich waren wir im Klassenzimmer angelangt. Diese Weiber waren heute wieder aufdringlich. Mit diesem Zeitungsartikel hatte Blade sich ja wahre Freunde gemacht. Ich hatte noch nie so viele Fans unserseits auf einem Haufen gesehen. Es waren sogar einige Jungs dabei gewesen, alle mit dem Wunsch, Fanartikel von uns kaufen zu dürfen, was natürlich nicht in Frage kam.

Ich setzte mich und atmete auf, bis ich einen Schatten im Augenwinkel sah und hatte einen meiner Mitschüler vor mir. Daisuke...

„Hey Kaiba. Hast du auch die Zeitung gelesen? Ihr seid für das schönste Paar Japans nominiert, OBWOHL in Japan es noch NIE geduldet wurde, dass gleichgeschlechtliche Pärchen daran teilnehmen dürfen. Ich wollte nur sagen...danke. Danke dafür.“ Ich hob eine Augenbraue und er wandte sich, unter meinem frostigen Blick, bis er sich räusperte.

„Meine große Schwester...sie steht auf Frauen. Und das ihr beide so viel in unserer heutigen Gesellschaft verändert, hat ihr wieder Mut gemacht. Ich wollte dir nur danken, dass ihr beide denen, die genauso anders sind, wie ihr, große Hoffnung zurück gebt, akzeptiert zu werden.“ Ich nickte ihm zu und er lächelte mich erleichtert an, bevor er wieder an seinen Platz zurück gehen wollte. Dann kam unsere Lehrerin für japanische Geschichte herein und lächelte in die Runde.

„Guten Morgen, meine Lieben. Ich hoffe ihr hattet ein schönes Wochenende und seid gespannt, welches Theaterstück wir aufführen werden.“ Wir wünschten ihr ebenfalls einen guten Morgen, ehe sie, in fein säuberlicher Schrift an die Tafel schrieb, was wir spielen sollten. Es war...

 

 

Tbc...

MEGA SPECIAL - Eine Woche ohne Ehemann

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Das Sommerfest

 

 

Setos Sicht:

 

Leise ging ich aus unserer Liebeshöhle und schlich mich die Treppen nach oben. Mit einem Blick in die Eingangshalle sah ich, dass mein Koffer bereits verschwunden war. Vermutlich hatten meine Angestellten die ganze Arbeit längst erledigt, wusste ich doch nicht, wie spät es bereits war. Mit Joey war die Zeit bedeutungslos. In meinem Arbeitszimmer angelangt, ohne jemanden zu treffen, schloss ich die Tür und sperrte ab. Dann setzte ich mich an meinen Schreibtisch, sah auf die Uhr und bemerkte, dass es bereits Mittag war und wählte Dr. Han´s Nummer. Als sie abnahm wusste ich, dass sie wusste, dass ich mich nicht an ihre Anweisungen gehalten hatte.

Mr. Kaiba...lassen Sie mich raten...Sie sind schon seit Stunden wieder zu Hause?“

Ich räusperte mich und bejahte dies.

„Ich konnte einfach nicht mehr warten. Es...es hat aber funktioniert. Wir können uns wieder nahe sein.“ Einige Zeit war es still an der anderen Leitung, dann lachte sie.

Ach ja? Sagen Sie...haben Sie das Wollpaket schon bekommen? Für den Anfang denke ich, ein Schal ist eine einfache Sache. Bis Sie zum Pullover kommen, dauert es noch eine Weile...“

„Vergessen Sie es. Ich werde garantiert NICHT stricken. Ich mache Origami, das entspannt genauso gut.“ Ich hoffte, dass sie mich damit durchkommen lassen würde, doch nach einigen Sekunden des Schweigens, lachte sie wieder.

Nun...Sie werden nicht drum herum kommen, da dies unsere Vereinbarung war. Wenn Sie möchten dürfen Sie es zusätzlich machen. Außerdem verrät mir Ihre Stimmlage, dass es eben NICHT ganz funktioniert hat, weswegen Sie nun mit dem Stricken anfangen dürfen. Aber Glückwunsch, dass Sie Ihren Mann wieder beglücken können. Dann ist wenigstens ER wieder fröhlicher. Aber denken Sie daran. Besser wäre es, dass beide glücklich sind, nicht nur einer.“

„Schon gut. Hauptsache ich muss nicht stricken.“

Ich weiß gar nicht was Sie haben. Vor über 200 Jahren haben Männer im Winter immer gestrickt. Da war das ganz normal. Seit ein paar Jahren ist es wieder Trend und es gibt überall schon Männer, die stricken.“ Vielleicht konnte ich sie ablenken, damit sie vergaß, dass ich stricken sollte.

„Sagen Sie bloß, Sie sind auch so ein „Outlander“ Fan...“

Ja, aber ich bevorzuge die Bücher. Die sind detailreicher.“

„Also haben Sie und Serenity ähnliche Interessen?“

Oh ja. Und ich durfte auch schon Ryou kennen lernen. Ein wundervoller junger Mann. So viele Ideen...und detailverliebt bis zum geht nicht mehr. Ich habe beiden vorgeschlagen ein Buch zu schreiben. Das Leben mit einem Kaiba!“ Ich grummelte, machte mir eine gedankliche Notiz Serenity davon abzuhalten und ließ mir notgedrungen von Dr. Han Anweisungen geben, wie ich die Maschen auf die Nadeln bekam.

Ich habe Ihnen extra eine Rundstricknadel gegeben, damit sie sich keine Sorge machen müssen, sie könnten die Maschen verlieren.“ Ich sagte nichts dazu, wollte ich doch nichts lieber, als die Maschen zu verlieren. Nachdem sie mir noch gesagt hatte, was ich die nächste Woche zu tun hatte, verdrehte ich die Augen. Das war ja schlimmer, als für Joey die Hausaufgaben in der Schule. Ich sollte mir einen Sport suchen, der mir gefiel und den mindestens drei Mal die Woche ausüben und gleichzeitig die Atemübungen machen. Damit nicht genug sollte ich meditieren...danach schaltete ich auf Durchzug. Doch eine Minute später, als ich das Wort Kaffee hörte, wurde ich wieder aufmerksamer. Ich bat sie, dies nochmal zu wiederholen und ja, ich hatte richtig verstanden.

Sie sollten nächste Woche komplett auf Kaffee verzichten. Es ist wichtig. Ich weiß, wie sehr Sie Kaffee mögen und dementsprechend oft trinken...aber wie mit dem Kaffee ist es auch bei Ihrem Mann. Sie müssen regelmäßig darauf verzichten, um eine eventuelle, krankhafte Sucht vorzubeugen.“ Ich hatte die Luft angehalten, merkte aber im letzten Wort, wie sich Dr. Han das Lachen kaum noch verkneifen konnte. Also war das nur ein Scherz gewesen? Sie antwortete mir, ohne dass ich ihr diese Frage hätte stellen müssen.

Nur ein kleiner Scherz am Rande. Jetzt habe ich aber wieder Ihre volle Aufmerksamkeit? Ich weiß, es scheint am Anfang etwas viel zu sein. Vielleicht fangen sie erstmal mit dem Stricken an und dann sehen wir weiter. Immerhin haben sie auch noch eine Firma zu leiten und müssen sich um Ihren Mann kümmern.“

Ich knirschte mit den Zähnen. Anscheinend war es ihr Ernst und ich musste da durch. Ich...ICH und stricken...

„Ich habe noch keine Wolle bekommen. Also kann ich auch nicht anfangen.“

Oh keine Sorge. Ich habe sie einem Ihrer Dienstmädchen gegeben. Die mit den langen schwarzen Haaren.“ Verdammt...

„Ihr Name ist Maria. Also gut...wenn es denn unbedingt sein muss...“

In Ordnung Mr. Kaiba. Fangen Sie schon mal an und machen sich damit vertraut. Am besten Sie kommen am Mittwoch, nach der Schule zu mir zu einer Einzeltherapiestunde. Dann kann ich es Ihnen genau zeigen, wie es geht. Ich freue mich schon. Bis dann.“

 

Damit legte sie auf und ich ließ mich mit dem Kopf auf meinem Schreibtisch nieder. Ich fühlte mich auf einmal noch ausgelaugter, als vorher. Ich wusste, dass ich mit der körperlichen Vereinigung mit Joey übertrieben hatte, aber er hatte es sowas von gebraucht und ich ebenso. Aber dieses Gespräch hatte mir den Rest gegeben. Erschöpft schloss ich meine Augen. Nur einen Moment so da liegen und... ein lautes Krachen ließ mich wieder aufschrecken.

„WAS HAST DU HIER ZU SUCHEN? RAUS AUS MEINEM ZIMMER!“, hörte ich meine Schwägerin schreien. Wer würde schon freiwillig in ihr Yaoi Zimmer gehen? Doch dann hörte ich eine andere weibliche Stimme und fuhr erschrocken auf....Yuna.

Ich wusste einfach, dass sie weder für meinen kleinen Bruder, noch für uns andere gut war. Also stand ich gequält wieder auf, schwankte etwas, da ich so unsagbar müde war und am liebsten zu Joey ins Bett wollte, um an seiner Seite zu schlafen. Doch ich musste das hier zuerst klären. Es dauerte ein paar Sekunden, bis der leichte Schwindel nachließ, dann ging ich zur Tür und sperrte auf. Ich hörte immer noch die beiden Mädchen streiten und so erschreckten sie sich, als mich auf einmal, völlig unerwartet die Wut packte, ich die Tür aufriss und eine Ladung Eis auf beide schüttete.

„Kann man hier nicht EINMAL seine Ruhe haben? Was soll der Krach?“, fauchte ich eisig. Serenity fing sich als erste. Zuerst sah sie mich noch grimmig an und ich dachte schon, sie hätte ihre Tage, dann strahlte sie und fiel mir um den Hals. Bei meinem Mann verstand ich so eine Reaktion...aber bei ihr?

„Seto. Du bist wieder zurück. Ich hab dich so vermisst, Brüderchen.“ Ich erwiderte ihre Umarmung und murmelte, dass ich sie auch vermisst hatte und löste mich schnell wieder von ihr. Der Busen meiner Schwägerin fühlte sich unangenehm an meiner Brust an und ich bekam daraufhin wieder einen Sehnsuchtsanfall nach meinem Ehehündchen, an dessen Brust ich mich viel wohler fühlte. Tief durchatmen. Gleich konnte ich wieder zu ihm und ihn kuscheln. Bestimmt war ich erst eine halbe Stunde hier oben, aber es fühlte sich gerade an, wie eine Ewigkeit. Serenity beobachtete mein Verhalten und hob eine Augenbraue, beschloss aber, nicht nachzufragen was mit mir los war, was ich ihr hoch anrechnete.

 

„Seit wann bist du wieder da? Und weiß Joey davon?“, fragte sie stattdessen neugierig.

„Ich bin schon seit heute früh da und ja...Joey hatte mich als erstes gesehen. Er schläft aber im Moment und...was hast DU denn jetzt vor?“, fragte ich säuerlich an Yuna gerichtet. Sie erschrak abermals, drehte sich wieder zu uns um und sah uns mit großen Augen an. So unauffällig wie sie sich gerade benommen hatte, machte sie sich irgendwie unsichtbar und das beunruhigte mich noch mehr. Ich schenkte ihr einen Eisblick, doch sie sah an mir vorbei und es stahl sich ein listiges Funkeln in ihre Augen. Das konnte einfach nichts gutes bedeuten.

„Aber Seto...was habe ich dir denn getan? Wieso hasst du mich so?“ Schniefend tat sie so, als ob sie weinen würde, doch wir durchschauten sie sofort.

„SETO! Du bist wieder da...oh Yuna, Mäuschen, was hast du?“ Oh nein. Mokuba. Er hatte gelächelt, doch als er seine Freundin sah, wirkte er besorgt. Er kaufte ihr ihr falsches Gehabe ab und als sie ihm sagte, dass ich sie hassen würde, blickte er mich aufgebracht an.

„Wie bitte? Warum hasst du Yuna?“ Mir war sofort klar, was für einen Plan diese kleine Ratte hatte und kühlte die Umgebungstemperatur nochmals ab. Aber ich starrte sie erstmal nur an, bis ich mir die richtigen Worte zurecht gelegt hatte.

„Ich habe diese Worte nie gebraucht. Wir wollten nur nicht, dass sie wieder unerlaubterweise in Serenitys Zimmer schleicht. Was hattest du überhaupt vor?“ fragte ich sie kühl, doch Moki blitzte mich an und antwortete für sie.

„Warum sollte sie in Serenitys Zimmer gehen? Sie war doch gar nicht da drinnen und...“

„Doch war sie Mokuba.“, unterbrach Serenity ihn.

„Ich habe sie erwischt, wie sie in meinen Sachen gewühlt hat und sie raus geschmissen. Jetzt tut sie so, als ob wir die Schuldigen wären, aber...“

„Also hasst du sie auch? Meine Güte, warum darf jeder seinen Partner haben, der gemocht wird und meine Freundin könnt ihr nicht ausstehen? Komm Süße, wir gehen in mein Zimmer.“

„Oh Mokuba...bitte halte mich.“, schluchzte sie, sah uns von der Seite an und grinste. Ich konnte mir nicht helfen...aber dieses Grinsen kannte ich von irgendwoher. Meine Schwägerin wollte ihnen schon nach, doch ich hielt sie zurück und schüttelte den Kopf.

„Lass ihn. Er würde uns nicht glauben. Moki muss selber erkennen, wie verlogen dieses Biest ist.“ Das sah sie sofort ein, schimpfte aber trotzdem noch über sie.

„Dieses Miststück. Sie versucht uns von innen heraus zu zerstören. Wieso sieht Moki nicht, dass sie nicht die Richtige für ihn ist?“ Ich zuckte mit den Schultern und seufzte genervt.

„Vielleicht Neid? Aber das kann ich mir bei meinem kleinen Bruder einfach nicht vorstellen.“ Jetzt zuckte sie mit den Schultern, wirkte aber auf einmal nachdenklich.

Ich weiß nicht woher, aber ich kenne dieses Grinsen, Seto.“, meinte sie frustriert.

„Was für ein Zufall. Genau das habe ich mir auch schon gedacht.“ Wir schwiegen daraufhin ein paar Minuten, ehe sie fragte, wie die Woche gewesen sei.

„Wie soll es schon gewesen sein? Mein Mann war nicht bei mir. Es hat mich körperlich geschmerzt und ich konnte kaum schlafen, weil ich seine kalten Füße in meinem Gesicht vermisst habe....was ist daran so witzig?“ Serenity hatte angefangen laut loszulachen.

„Das ist sooo cool. Tristan sagt nämlich, dass ich das auch immer mache. Das bedeutet ja, dass Tris wie du, nicht ohne kalte Füße im Gesicht leben kann. Hihihi. Das muss ich ihm gleich erzählen.“, lachte sie, auf einmal befreit und verschwand in ihrem Zimmer. Grummelnd ging ich den Korridor entlang und zur Treppe. Zeit, dass ich wieder zu Joey kam. Hoffentlich bekam ich noch ein bisschen Schlaf, bevor er wieder aufwachte und meiner Aufmerksamkeit bedarf. Ich beeilte mich, bevor mir wieder irgendwer dazwischen kam. Doch als ich beim Bild des weißen Drachens angekommen war, hörte ich meinen kleinen Bruder nach mir rufen. Ich verdrehte genervt die Augen, drehte mich um und wartete, bis er bei mir war. Wütend sah er mich an.

„Was genau stimmt mit dir nicht? Du bringst Yuna zum weinen, machst sie schlecht und kannst sie nicht leiden. Macht dir das etwa Spaß?“ Jetzt nur nicht ausflippen. Jedes Wort, was ich jetzt sagte, würde das falsche sein. Doch ich entschloss mich trotzdem, mich zu seinen Vorwürfen zu äußern. Ich musste es ihm so schonend, wie nur irgendwie möglich beibringen, ohne ihn anzuschreien. Zuerst die Mädchen mit ihrem Geschrei und jetzt giftete mich auch noch Mokuba an. Ich bekam langsam Kopfschmerzen, versuchte nicht vor Müdigkeit zu taumeln und atmete unauffällig tief ein. Mein Gesicht war hoffentlich undurchdringlich, als ich ihm meine Meinung sagte.

„Mokuba. Ich habe nichts getan. Sieh mich an, ich habe die Woche kaum geschlafen, weil ich die Liebe meines Lebens nicht bei mir hatte. Ich bin im Moment gar nicht fähig, jemanden aus Spaß zum weinen zu bringen, auch wenn ich das im Moment liebend gerne täte. Aber in einem hast du Recht. Ich mag sie nicht. Sie wühlt in fremden Sachen und hetzt uns gegeneinander auf. Sie jubelt Jason ein Aphrodisiakum unter, damit er mit meinen Dienstmädchen schläft, obwohl ER es nicht will. Das ist ein Verhalten, welches ich nicht dulde. Also halte sie besser fern von uns, wenn du sie trotzdem behalten willst. DU musst mit ihr klar kommen, aber erwarte nicht, dass ich deine Ansichten ihr gegenüber teile. Noch was...sie hat ab sofort Hausverbot, was bedeutet, du solltest...nein du darfst sie nicht mehr mit nach Hause bringen.“ Zum Schluss war ich doch etwas lauter geworden und meine Stimme hörte sich genauso hart an, wie es sicher meine Gesichtszüge auch waren.

Mein Bruder öffnete seinen Mund entsetzt, schloss ihn aber wieder. Er war sprachlos.

Nach einigen Sekunden, in denen er mich entrüstet angesehen hatte, fand er seine Sprache wieder. „Du bist ein Arschloch, Seto. Wie kannst du mir das nur antun? Yuna hatte gute Gründe für alles, aber du bist natürlich wie immer im Recht. Der große Bruder, der sich alles heraus nehmen darf, weil er eine Firma aufgebaut hat. Weißt du eigentlich wie sich das anfühlt? Warum behandeln mich alle, als wäre ich noch ein kleines Kind? Ich bin vielleicht erst vierzehn, aber schon reifer, als du es dir eingestehen willst... Fein. Kommt sie nicht mehr her. Dann gehe ich eben zu ihr. Da bin ich wenigstens erwünscht. Ich werde ab jetzt nicht mehr mit dir reden, kapiert? DU WIRST JA SEHEN, WAS DU DAVON HAST!“, fauchte er, drehte sich um und rauschte davon. Das war ja super gelaufen, dachte ich zerknirscht.

„Seto?“ Das auch noch. Ich drehte mich zum Bild des weißen Drachen, was sperrangelweit offen stand. Davor lungerte mein süßes Hündchen und sah mich mit schreckgeweiteten Augen an. Aber in seinem Blick lag außerdem Verständnis, wofür ich ihm unendlich dankbar war. Ich ging zu ihm, nahm ihn in den Arm, während er mir beruhigend über meinen Rücken streichelte.

„Du hast das Richtige getan, Eisklotz. Ich wäre an deiner Stelle sowas von ausgerastet und hätte ihm Zimmerarrest gegeben...und ihn gezwungen, mit ihr Schluss zu machen. So darf er einfach nicht mit dir reden, dieser freche kleine Bengel.“ Seine Worte waren wie Balsam für meine Seele und ich zog ihn noch enger an mich. Auch er drückte mich an sich, ließ dann aber wieder locker.

„Hat sie wirklich in unseren Sachen gewühlt?“ Bei seiner Frage löste ich mich von ihm und sah ihm fest in seine goldenen Augen. Mein Bauch kribbelte angenehm dabei.

„Sie war in Serenitys Zimmer. Deine Schwester hat Yuna dabei erwischt und ich bin dazwischen gegangen. Dann hat sie wohl gemerkt, dass Mokuba kommt und hat so getan, als wären wir die Schuldigen. Falsche Tränen hat sie verdrückt und uns von Mokuba ungesehen fies angegrinst. Ach und den Rest, was mit Moki war, hast du ja mitbekommen....Teenager... Ach Liebling...ich bin so unendlich müde...“ Die Erschöpfung zerrte nun stärker an mir, Joey legte seine Hände an meine Wangen und streichelte sie zärtlich. Hmmm...so wie wir jetzt standen und er mich streichelte, würde ich jetzt am liebsten einschlafen.

„Vorher koche ich dir noch was Schönes. Danach gehen wir hoch, in unser Zimmer.“ Ich nickte ergeben, denn zum Protest war ich eindeutig zu müde und folgte ihm in die Küche. Jason und unsere Angestellten aßen gerade gemeinsam, der Duft von Ramen stieg mir in die Nase und mir lief das Wasser im Mund zusammen. Maria drehte uns mit hochrotem Gesicht den Rücken zu und wirkte seltsam steif auf einmal. Was hatte sie denn?

„Master Kaiba, willkommen zu Hause. Daisy hat bereits Ihren Koffer ausgepackt. Wollen Sie und Master Joseph zusammen mit uns speisen?“, fragte unser Butler Yoshi. Wir sahen uns zuerst an und mussten beide gleichzeitig lächeln. Dann musste ich wenigstens nicht warten, bis Joey es gekocht hatte. Genau das sah er wohl in meinem Blick, ehe er für mich mit antwortete.

„Sehr gerne.“ Wir setzten uns dazu und erzählten, die Sache mit Mokuba. Dad knirschte mit den Zähnen und starrte wütend in seine Schüssel. Er war wohl immer noch sauer auf Yuna und das kam mir gerade sehr gelegen.

„Dad? Ich würde gerne Yuna anzeigen, weil sie dir diese Aphrodisiaka untergejubelt hat. Aber ich möchte das nur tun, wenn du auch einverstanden...“

„JA. Ich werde heute gleich alles nötige veranlassen. Aber die Anzeige mache ich, nicht du. Du bist schon mit deinem pubertierenden Bruder gestraft genug. Wie kann man sich nur so unmöglich aufführen? Joey hat das nie gemacht.“, unterbrach er mich und ich nickte zufrieden.

„Ich hatte dafür gar keine Gelegenheit. Jedenfalls nicht zu Hause... Und was machen wir, weil sie in Serenitys Sachen gewühlt hat? Wer weiß was sie da gesucht hat.“, fragte mein Hündchen.

Nachdenklich sagten wir für einen Moment gar nichts, dann murmelte Luigiana vor sich hin.

„Ach deswegen waren meine Sachen nicht mehr da, wo sie sein sollten.“

„Was meinst du damit?“, fragte ich alarmiert. Erschrocken darüber, dass wir gehört hatten, was sie gesagt hatte, wurden ihre Augen groß.

„Ach...nicht so wichtig...“ Äußerst verdächtig!

„LUIGIANA...sag es mir.“ Mein strenger Tonfall ließ keine Widerworte zu und zuerst haderte sie damit es zu erzählen, gab sich aber dann trotzdem einen Ruck. Ihre Wangen röteten sich und sie wandte ihren Blick ab.

„Ich hatte meine Pille gesucht gehabt, aber sie war wie vom Erdboden verschluckt und ist auch nicht mehr aufgetaucht. Dasselbe ist meinen Schwestern auch passiert. Wir hatten uns daraufhin neue besorgt. Man will ja keine ungewollte Schwangerschaft riskieren.“ Sie erntete einen verwirrten Seitenblick von Jason, was mich ungewollt lächeln ließ. Ich ließ mich darauf hinab, es ihm zu erklären, immerhin hatte ich es bei Mokuba verpasst gehabt. Man könnte meinen, er sei kein erwachsener Mann mit Erfahrung, sondern ein Jugendlicher, der sich auf sein erstes Mal vorbereitet.

„Die Pille ist ein Verhütungsmittel, welches die Frau einnimmt. Sie verhindert dadurch eine ungewollte Schwangerschaft, beugt aber keine Geschlechtskrankheiten vor, weshalb eine zusätzliche Verhütung mittels Kondom zu empfehlen ist. Diese sollten aber besser vom Mann besorgt werden.“

„Warum? Wegen der Manipulation an den Kondomen?“ Ich nickte und erzählte ihm, was einer meiner Angestellten am Empfang mal passiert war. Ich hatte es zufällig mitbekommen und hatte mir das Lachen bis in mein Büro verkneifen müssen.

„Es soll schon Fälle gegeben haben, dass Frauen Kondome gekauft haben, die für die Geschlechtsteile der Männer zu groß ausgesehen haben und haben dadurch eine Selbstbewusstseinsstörung verursacht. Was diese Frauen nicht wussten, ist, dass ein normales reichen würde, denn es ist so dehnbar, dass der ganze Unterarm rein passen würde, ohne dass das Kondom reißt.“ Dad hatte mir interessiert zugehört und schien nun einiges verstanden zu haben. Doch dann wurde sein Blick undefinierbar.

„Benutzt DU eigentlich welche? Du müsstest ja einen recht großen Verschleiß haben, oder?“ Oh... An sowas hatte ich bei uns nie gedacht, immerhin war Joey der einzige für mich und als wir das erste Mal bewusst miteinander geschlafen hatten, war das so spontan gewesen, dass wir das nie in Erwägung gezogen haben. Trotzdem würde ich mich mal zur Sicherheit untersuchen lassen. Aber DAS musste Jason nicht wissen. Mit einem Seitenblick auf Joey, bemerkte ich seinen empörten Gesichtsausdruck. Also sah ich Dad mahnend an und meinte, dass ihn das nichts anginge. Über Sex mit meinem Mann redete ich nicht. Das blieb alles im Schlafzimmer. Ein seltsamer Ausdruck legte sich auf sein Gesicht, ehe er es akzeptierte und weiter fragte.

„Was ist eigentlich an Pornos dran? Die...“

„Pornos haben nichts mit der Realität zu tun. Das war lecker. Danke dafür. Wir werden uns nun zurück ziehen. Ich bin müde und habe kaum geschlafen.“ Mir reichte es jetzt. Das wurde langsam zu viel des Guten. Er brauchte dringend einen besten Freund, mit dem er darüber reden konnte... jemand heterosexuellen.

„Warte, Seto. Wenn ich mal wieder so eine Frage habe, kann ich dann zu dir kommen?“ Ich verließ mit meinem Ehemann die Küche, ohne ihm zu antworten und hörte noch, wie Daisy ihm sagte, dass sie ihm auch Fragen beantworten würden und wie Jason daraufhin schwieg.

„Armer Dad. Meinst du, er kann je wieder?“

„Er muss wohl erstmal verarbeiten, was ihm damals zugestoßen ist.“, antwortete ich ihm gereizt und küsste seine Schläfe, um dieses Thema endlich abzuhaken. Er lächelte mich an, meine Gereiztheit verschwand sofort und ich spürte, wie sich eine sanfte Wärme in meinem Brustkorb breit machte und meinen Bauch wieder kribbeln ließ.

„Ich liebe dich.“, sagte er, seine Stimme klang heiser und ich fühlte, wie sein Körper anfing, auf mich zu reagieren. Ich war zwar müde und nicht mehr fähig, ihn nochmal zu befriedigen...aber ich musste einfach meinen Mann zeigen, dass die Liebe auf Gegenseitigkeit beruhte und wenn es nur eine Kleinigkeit war. Also griff ich mit meiner rechten Hand in seinen Nacken und presste meine Lippen auf seine, bewegte sie zuerst sanft, dann öffnete er seinen Mund und ich ließ mit Freude meine Zunge hinein gleiten. Zärtlich liebkosten wir uns und vergaßen vollkommen die Zeit. Ich mochte es, wenn es nur uns beide gab. In so einem Moment unserer wahrhaften Liebe, konnte ich loslassen und fühlte mich frei. Ohne Sorgen und Probleme. Einfach nur er und ich. Ich fühlte sein Lächeln und er brach den Kuss daraufhin ab.

„Du kannst ja kaum noch stehen. Komm Drachenkönig. Ich bringe dich ins Bett, decke dich zu und lese dir noch eine Gute Nacht Geschichte vor.“, scherzte er. Meine Hand verschlang sich mit seiner, sie fühlte sich warm an und es legte sich ein Lächeln auf meine Lippen. Wie konnte ich nur all die Jahre ohne mein geliebtes Hündchen sein?

 

Doch kaum lag ich völlig fertig in unserem Bett, war an Schlaf war nicht mehr zu denken.

Mein kleiner Bruder kam mir wieder in den Sinn und ich grübelte angestrengt nach einer Lösung.

„Was ist? Wolltest du nicht schlafen, Liebling?“

„Jetzt geht es nicht mehr. Mir kommt gerade wieder Mokuba in den Sinn. Warum ist er nur so stur? Er hat bestimmt schon gemerkt, dass was mit seiner Freundin faul ist, aber warum will er es sich nicht selber eingestehen...oder trennt sich nicht?“

„Womöglich weil er froh ist, auch endlich jemanden an seiner Seite zu haben. Aber seltsam ist es schon, dass wir ihn erst „hören“, als er dieses Petersilienöl eingenommen hatte. Ich glaube einfach nicht, dass es so Bombe war, wie er es uns hat verkaufen wollen.“ Es war unangenehm, über das Sexleben meines kleinen Bruders zu sprechen, stimmte Joey aber grummelnd zu. Er begann, sanft meinen Pony durch seine Finger gleiten zu lassen und ich seufzte auf, als er anfing, mich leicht an den Schläfen zu massieren. Das tat so gut. Was war ich froh, wieder bei ihm zu sein. Schade dass ich nicht bei ihm war, als er aufgewacht war. Ich wollte eigentlich wissen, wie er reagiert hätte, oder was sein erster Gedanke war...warum fragte ich ihn nicht einfach?

„Kann ich dich was fragen?“

„Klar, schieß los.“

„Was war dein erster Gedanke, als du vorhin aufgewacht bist?“ Er lächelte.

„Man bin ich befriedigt, aber wo zum Geier ist mein geliebter Gefrierschrank? Ich wollte dich so gerne kuscheln, mein Liebster.“ Ich lachte leise und schloss meine Augen und ließ mich von meinem Gatten kuscheln. Sofort fühlte ich mich noch wohler und so unendlich geborgen und driftete langsam in einen tiefen Schlaf über.

 

 

 

Joeys Sicht:

 

 

Nachdem mein liebstes Eisfach eingeschlafen war, hatte ich ihn noch eine halbe Stunde angesehen und gestreichelt, ehe auch ich erschöpft eingeschlafen war. Wir wachten erst wieder auf, als es bereits Montag früh war. Dafür waren wir wieder halbwegs bei Kräften. Voller Elan machte ich unsere Bentos und versuchte, nicht allzu sehr auf das eisige Schweigen zu achten, mit dem sich Mokuba und Seto gegenseitig straften. Die Dinge, die er aber zu mir, Serenity und Dad sagte, waren absolut unter der Gürtellinie und ich hatte Mühe, ihm nicht die Pfanne überzuziehen, mit dem ich gerade ein japanisches Omelette machte.

„Das reicht jetzt Mokuba! Er ist doch dein Bruder.“, meinte Serenity streng, doch er sah sie nur böse an und machte weiter.

„Ach was bin ich froh, ein Einzelkind zu sein.“ Mir platzte der Kragen. ich nahm ihm sein Frühstück weg und fauchte ihn an, dass er endlich hören sollte.

„HEY! Das wollte ich essen! Was soll das Joey? Ich hab Hunger!“ Diesen biestigen Ton konnte er sich gleich abgewöhnen, was ich ihm umgehend, in einer mir dafür angemessenen Lautstärke, mitteilte.

„Und wenn du sauer auf Seto bist, musst du ja nicht mit ihm reden. Aber so zu tun, als hätte es ihn nie gegeben, ist verletzend und gemein. Ich erwarte eine angemessene Entschuldigung!“, fuhr ich ihn an. Doch er verschränkte seine Arme, meinte, er hätte eh keinen Hunger mehr und verschwand aus der Küche mit den Worten, dass er heute zu Fuß in die Schule gehen würde. Kaum war Mokuba verschwunden, schüttelte mein Eisberg fassungslos den Kopf und würgte gekränkt sein Frühstück hinunter. Ich ging zu ihm, denn in seinen Augen sah ich den großen Schmerz, den Mokuba mit seinen unbedachten Worten zugefügt hatte und streichelte mitfühlend seine Hand. Er griff danach und hielt sie krampfhaft fest. Das war noch nicht vom Tisch. Niemand beleidigte meinen Drachenschrank...niemand. Dafür war immerhin meine Schwester wieder normal. Als ich sie, zur Ablenkung von Mokuba danach fragte, klang es ganz logisch.

„Ich habe Seto eben auch vermisst. Wenn er nicht hier ist, fehlt einfach was. Außerdem hat es mir gestunken, dass ihr beide so gelitten habt. Deswegen war ich so mies drauf. Entschuldige Joey.“ Ich winkte ab und lächelte sie an, was auch ihr ein Lächeln entlockte. Zum Glück. Ich dachte schon, es hätte an was anderem gelegen, was ich aber nicht vor ihr erwähnen wollte.

 

~

 

Wir hatten nur noch diese Woche, um das Stück zu üben und Ms. Momoko hatte uns wieder fest im Griff. Doch seit mein Mann wieder da war, ging mir mein Text wieder lockerer von der Hand. Wir übten gerade eine Szene mit Maurice, Belles Vater. Mein Mann spielte das Biest wahrlich perfekt. Hach er war so wunderbar frostig. Das hatte ich so sehr vermisst.

„Ich hatte keine bösen Absichten. Bitte, ich hatte doch nur eine Bleibe gesucht.“, flehte Ryou.

„Ich werde dir eine Bleibe geben!“, fauchte das Biest, packte Ryou am Kragen und schleifte ihn mit aus unserem Sichtfeld, während Ryou das Biest anflehte, ihn zu verschonen. Ich bekam davon eine Gänsehaut und Ms. Momoko strahlte.

„Das war wirklich perfekt, ihr beiden! Also die nächste. Belle kommt ins Schloss, wird von Lumiére und Von Unruh zum Kerker geführt, sie findet ihren Vater und bittet das Biest, ihren Vater freizulassen. Schnell bevor meine Stunde zu Ende ist.“ Ich verdrehte die Augen und wir taten einfach, was sie gesagt hatte. Etwa zehn Minuten später beendete die Schulglocke unser Bemühen, sie zufrieden zu stellen. Erleichtert ließen sich die anderen auf ihren Plätzen nieder und packten das Mittagessen aus. Mein Nacken wurde kalt und ich drehte mich um. Eisige, helle, blauen Augen starrten mich entrüstet und auch erwartungsvoll an. Ein Grinsen stahl sich auf meine Lippen, ich warf ihm einen Luftkuss zu und setzte mich auf meinen Platz, um zu essen.

„Joey...“, fauchte der Drache, ehe ich seine eiskalten Hände an meinem Nacken fühlte und erschrocken zusammen zuckte. Ich starrte ihn mit großen Augen an, dann verdrehte er seine.

„Warum setzt du dich auf deinen Platz, wenn du...ach was solls....“ Zuerst aufbrausend hatte er mich dabei vernichtend angestarrt, bevor sein Blick resigniert wurde und er sich einfach auf meinen Schoß setzte. Was war jetzt los?

„Hey...bist DU nicht der Mann in unserer Ehe? Hihihihihi...“ Ich konnte dabei einfach nicht ernst bleiben und kicherte los. Sein Hintern auf meinem Schoß zu haben hatte was, ich schlang meinen Arm um seinen Bauch und drückte ihn fester auf mich, was ihn nervös machte.

Das war ja fast wie ein Rollentausch und ich genoss es die kurze Zeit über, die Oberhand zu haben, bis er sich wieder erhob und mich hochzog, sich auf meinen Stuhl setzte und ich nun auf seinem Schoß Platz nehmen musste. Nicht mal fünf Sekunden hatte er ausgehalten...

„Angst, dass DEIN Hintern mal dran ist?“, fragte ich ihn leise und er knurrte mir ins Ohr, dass das nie passieren würde. Fand ich schade, dass er es nicht auch mal ausprobieren wollte, aber gut. Ich lehnte mich an ihn und flüsterte ihm zu, dass ich es genauso mochte, wie es war und ihn liebte. Seine Wange rieb daraufhin zärtlich an meiner, mein Bauch flatterte stark und ich schloss genießend meine Augen. Er war wieder da. Er war bei mir, wo er hingehörte. Mein geliebter Ehemann...

 

Die Glocke läutete, Mädchen kicherten und schreckten uns auf. Jetzt hatten wir zwei Stunden Mathe und völlig vergessen, zu Mittag zu essen. Doch Mr. Misagi tauchte einfach nicht auf. Thea erhob sich und teilte uns mit, dass sie nach ihm fragen würde. Nach etwa fünf Minuten kam sie wieder mit einem Strahlen im Gesicht.

„Er ist diese Woche krank und es gibt auch keine Vertretung für ihn. Das heißt Schluss für heute mit der Schule.“ Allgemeines Jubeln kam auf und hastig packten wir unsere Sachen zusammen.

„Ich werde gleich noch in die Firma fahren, Joey.“, machte mir mein Mann die Aussicht, auf weitere ungestörte Zweisamkeit zunichte. Ich wollte nicht ohne ihn zu Hause sein, deswegen schlug ich ihm vor, dass er mir zeigen sollte, was er für das neue Spiel geplant hatte. Da kam auf einmal Ms. Momoko ins Klassenzimmer und hatte ein unheimliches Grinsen aufgesetzt.

„Da ihr ja nun zwei Freistunden habt, könnten wir langsam mit dem Bühnenbau anfangen. Die Requisiten haben wir ja schon und wenn noch Zeit ist, könnten wir noch etwas üben.“ Arrggh...ich hatte mich so über Freistunden gefreut. Das ging unserer ganzen Klasse so und machten auch lautstark unserer Verärgerung Luft.

„Ruhe jetzt! Kommt mit und hört auf zu jammern. Je schneller wir damit fertig sind, desto besser. Also los!“

 

~

 

Sauer kamen wir zu Hause an. Das war ja schlimmer gewesen, als Mathe zu haben. Es hatte mir sogar einen Holzsplitter in meinem Finger eingebracht, der einfach nicht raus wollte. Also war Seto notgedrungen mit nach Hause gefahren, damit ich endlich mit meinem Gejammer aufhörte, wie er es nannte und versuchte, den Splitter raus zu bekommen. Nur ER durfte es machen, da ließ ich keinen anderen ran.

„AU!“

„Ich hab noch gar nicht angefangen.“

„Egal...das tut weh...“

Er gab ein genervtes Geräusch von sich und setzte erneut die Nadel an.

„AUAA! Seto NICHT!“

„Ruhe...ich muss mich konzentrieren. Und wackel nicht so.“

„Aber...ich...AUA...“ Ich konnte nicht hinsehen... spürte nur einen leichten Druck und dann nichts mehr.

„Seto? Was...“, fing ich an, doch ich stoppte, als er mir den Splitter zeigte, den er im Nu heraus gemacht hatte. Was für ein riesiges Teil. Das sowas überhaupt in den Finger passte...

„Schon erledigt. Diesen Minisplitter hättest du auch alleine raus bekommen. Das nächste Mal jammerst du mir bitte nicht so lange die Ohren voll, klar? Ich muss jetzt los, in die Firma. Du bleibst hier und kochst mir eine Entschädigung. Mach mein Lieblingsessen!“, zischte er mich an und verschwand so schnell aus unserem Zimmer, dass ich gar nicht reagieren konnte. Also schön...Ich sah auf die Uhr und merkte, dass es noch zu früh war, mit dem Kochen anzufangen, also ging ich in meinen Schrank und holte die Malutensilien...oh. Ich hatte ja fast alles verbraucht.

Kurzerhand entschloss ich mich, meine Schwester und Mokuba zu fragen, ob sie mit mir neue Malsachen kaufen wollten, doch ich fand weder meine Schwester, noch Mokuba. Vielleicht hatte ja Dad Zeit?

Doch auch er war nicht hier. War ich jetzt völlig allein daheim? Na schön...wenn ich alleine war, konnte ich es mir auch richtig gut gehen lassen. Also ließ ich mir eine Badewanne ein, machte viel Schaum rein und zog mich aus. Dann ließ ich mich ins wunderbar warme Wasser gleiten und schloss die Augen. Eine ganze Weile lag ich so da, entspannte und dachte über meinen Schneemann nach, der in meinen Gedanken seltsamerweise IMMER nackt war....

Eine ganze halbe Stunde lag ich träumend drin, dann erhob ich mich und trocknete mich ab. Ich zog mir eine Boxershorts an und beschloss, noch ein wenig in der Sonne zu liegen.

Mit einem genießerischem Seufzer ließ ich mich auf meine Lounge, auf meiner Terrasse fallen. Irgendwie...na ja ich war ja hier allein. Da konnte ich auch...

Ein Handgriff und die Boxershorts war ausgezogen. So völlig frei in der brennend heißen Sonne zu liegen fühlte sich sehr angenehm an. Der Wind war heute kühler und strich mir sanft über meinen nackten Körper, schwächte damit das brennende Gefühl auf der Haut, so, dass es genau richtig war.

 

~

 

Irgendwann schreckte ich auf. Ich lag nicht mehr mit der Vorderseite zur Sonne, sondern andersherum. War ich...etwa eingeschlafen? Da...schon wieder...ein kaltes Gefühl an meinem Rücken. Ich drehte mich in die Richtung, wo ich es vermutete und hoffte, dass es keine Absonderung eines Vogels war, da sah ich in frostige Augen, in denen eine Mischung aus Mitgefühl, Verärgerung und Verlangen lag.

„Seto? Was machst du denn schon hier?“, fragte ich noch ganz benommen und sah, dass er einen Eiswürfel in der Hand hielt, der vor sich hin schmolz. Das war das kalte Gefühl gewesen. Aber...wieso? Ein Blick nach oben zeigte mir, dass er einen Sonnenschirm aufgestellt haben musste. Mein Frosty seufzte verärgert.

„Es ist schon spät genug. Ich hatte mich eigentlich auf ein gutes Abendessen gefreut. Aber kein Essen, kein Joey in der Küche. Dafür liegst du hier draußen, entblößt und ohne jeglichen Sonnenschutz. Bist du des Wahnsinns?“

„Hä?“

„Ich hätte mir denken können, dass von dir keine intelligente Antwort zu erwarten ist. Dann will ich dir es so erklären, dass dein Spatzenhirn das auch versteht. Du hast einen schlimmen Sonnenbrand auf deiner Vorderseite. Wie knusprig hättest du dich denn braten wollen? Weißt du nicht wie gefährlich das sein kann?“ Seine Stimme war immer leiser geworden und er verengte stinksauer seine Augen. Sonnenbrand?

„Oh...äh...das war keine Absicht. Ich wollte nicht lange hier liegen. Ich...ich werde sofort was kochen...“, meinte ich, stand auf, aber es drehte sich alles und ich fing an zu schwanken. Zum Glück war mein Mann mit guten Reflexen gesegnet, er fing mich auf, machte ein lautes, abfälliges Geräusch und schenkte mir seit langer Zeit, mal wieder einen Eisblick, der mich frösteln ließ. Starke Arme hoben mich dann hoch und trugen mich in mein Zimmer, während seine Mundwinkel immer noch im Keller waren.

„Du hättest wenigstens dein Gemächt schützen können. Hier...zieh die an. Ich rufe die Mädchen, damit sie dich versorgen. Falls du was brauchen solltest....ich bin in meinem Arbeitszimmer.“ So sauer war er lange nicht mehr gewesen, also senkte ich meinen Kopf, bis ich hörte, wie sich lautstark die Tür schloss. Er hatte ja Recht...aber musste er gleich so ausflippen?

Sah ich wirklich so schlimm aus? Ich hievte mich hoch und taumelte ins Bad, erschrak mich und konnte mich gerade noch so festhalten. Alles...ALLES an mir war krebsrot und nun spürte ich auch den Schmerz. Vorsichtig hob ich den Bund meiner Boxershorts an, die ich vorhin hab anziehen müssen, sah nach meiner Männlichkeit und schluckte. Traurig blickte ich in den Spiegel, bis meine Sicht verschwamm. Er war so enttäuscht von mir gewesen. Er hatte sich auf ein selbst gekochtes Essen gefreut, hatte er doch über eine Woche nichts davon gehabt und ich? Ich hatte nur mich selbst im Kopf. Warum war ich so egoistisch gewesen? Ich beschloss, dass ich nach der Versorgung meiner Wunden, etwas kochen würde, damit er mir hoffentlich verzieh. Ein leises Klopfen ertönte und ich machte mich wieder auf, in mein Zimmer.

„Ja...herein.“, sagte ich und schon kam Maria herein, etwas unsicher, bis sie mich sah.

„Master Joseph...du meine Güte. Was ist passiert? Sie sind ja ganz rot.“

„Sonnenbrand...bin eingeschlafen.“, meinte ich abwesend. Sie drehte sich um und holte, was sie brauchen würde, dann cremte sie mich schweigend, äußerst vorsichtig mit einem kühlenden Aloe Vera Gel ein.

„So fertig. Sie sollten jetzt noch etwas trinken und sich ausruhen.“

„Nein. Ich habe meinem Mann ein gutes Essen versprochen und das mache ich auch.“ Maria nickte verstehend und bot mir ihre Hilfe an, doch ich lehnte ab und entließ sie. Dann nahm ich das Gel und cremte meine Männlichkeit selbst ein. Ein Sonnenbrand an so einer delikaten Stelle ist wahrlich nicht lustig.

 

Als ich dann in der Küche stand, sah ich in den Kühlschrank und überlegte. Er hatte mehrere Lieblingsessen. Ich entschied mich, eine Kombination zu kochen. Rindfleisch, Tempura, Aal auf Reis und gedünstetes Gemüse, dazu noch Reiskuchen zum Dessert. Dabei trank ich gleich zwei Gläser Wasser, um den Durst etwas zu mildern.

Eine Stunde später war ich fertig und erschöpft. Nur noch ihm Bescheid geben und dann konnte ich mich ausruhen. Langsam schleppte ich mich die Treppen nach oben, meine Sicht verschwamm erneut und spürte heiße Tränen mein Gesicht hinab laufen, als ich wieder an seine Enttäuschung über mich denken musste. Mein Herz fing an zu schmerzen, als ich an seinen Gesichtsausdruck dachte, Mokuba starrte mich an, als ich an ihm vorbei ging und ich stockte.

„Kannst du deinem Bruder sagen, dass das Abendessen fertig ist? Ich...ich kann gerade nicht...“, meinte ich leise und schwankte in mein Zimmer. Ob er es ihm sagen würde oder nicht, war mir gerade egal. Ich hatte seinen Wunsch erfüllt und hoffte, es würde ihm schmecken.

 

 

Setos Sicht:

 

Wütend tippte ich an meinem Laptop herum. Wie konnte er sich nur selbst so gefährden? In dem Moment, als ich ihn gefunden hatte, war ich so erschrocken gewesen. Seit dieser Woche ohne ihn, war mir schmerzlichst bewusst geworden, dass ich ohne ihn nicht mehr leben konnte...und auch nicht wollte. Und dann machte er sowas.

Ein Klopfen unterbrach mich in meiner Arbeit und ich erwartete meinen Mann, doch Dad streckte seinen Kopf durch die Türe.

„Mokuba sagte, dass das Essen fertig ist.“ Ich nickte und hatte auf einmal ein schlechtes Gefühl. War ich zu eisig zu ihm gewesen? Was wenn er wieder einen Aussetzer hatte? Ich sah schnell nach, wo er sich befand und hob eine Augenbraue.

„Wo ist er gerade?“, fragte Dad.

„Joey ist in seinem Zimmer...“

„Laut Mokuba hat er sich kaum auf den Beinen halten können und scheint nun eine Rothaut zu sein.“

Alle Alarmglocken sprangen an und ich rauschte an Dad vorbei, zum Zimmer meines Gatten. Aber als ich hinein wollte, konnte ich nicht. Es war abgesperrt...Also doch ein Aussetzer. Ich flitzte zu meinem Zimmer, gab hektisch den Code ein, durchquerte es rennend und war in null Komma nichts durch beide Schränke hindurch. Ich musste zum ihm... Leise öffnete ich die Schranktür und sah mein Hündchen, weinend auf dem Bett liegend. Ihn so zu sehen schmerzte mich mehr, als die gemeinen Worte meines Bruders. Ich setzte mich aufs Bett und fuhr ihm federleicht durch seine Haare.

„Bitte verzeih mir....“, flüsterte er so leise, dass man ihn kaum verstehen konnte. Meine Augen schlossen sich einen Moment lang, ich atmete tief ein und aus, schob die Schuldgefühle von mir und bat ihm um dasselbe.

„Warum muss ich dir verzeihen? Du hast doch Recht...“

„Du hast nichts falsches getan. Was kannst du schon dafür, dass du einschläfst? Ich war nur...ich dachte, ich wäre zu spät gekommen. Du lagst so regungslos da...und...ich dachte...“ Ich musste den Satz nicht beenden, denn er verstand auch so.

„Ich verzeihe dir.“, flüsterte er und linderte somit zumindest etwas die Schuld, die mich gerade wieder brutal überrollte. Ich wagte kaum, ihn zu berühren. Seine zarte Haut war so rot und schien ihn zu schmerzen. Zum Glück war er nicht so empfindlich gegen die Sonne, wie ich. Bei mir wäre es schlimmer gekommen.

„Später sollte sich ein Arzt deine Haut ansehen. Und du musst viel trinken...komm.“ Doch er schüttelte den Kopf und meinte, er konnte nicht mehr. Also sprang ich auf, schloss die Tür auf und lugte hinaus. Der erstbeste, den ich erwischen konnte, musste sich einspannen lassen.

„Serenity! Bitte hol so viele Flaschen Wasser, wie du tragen kannst! Notfall!“, rief ich ihr zu und schloss die Tür wieder. Ich wusste, dass sie es tun würde und ja, ein paar Minuten später kam sie rein und wirkte gehetzt. Dann sah sie das Dilemma und half mir, Joey das Wasser langsam einzuflößen. Als er einen Liter getrunken hatte, meinte sie, dass sie den Arzt anrufen würde und ich nickte. Niemand brachte mich dazu, hier raus zu gehen und ihn allein zu lassen. Kaum gedacht, musste ich dringend auf die Toilette und knurrte. Nun gut, bis auf die dringenden Geschäfte....

 

~

 

Es war zum Glück nicht so schlimm, wie anfangs von uns allen vermutet. Er hatte einen leichten Sonnenstich und brauchte Ruhe. Morgen musste er zu Hause bleiben, viel trinken und sich ausruhen. Ich war unvorsichtig gewesen und hatte nicht daran gedacht, dass Serenity bei Tristan, Mokuba bei...Yuna und Dad mit den Mädchen Eis essen war. Yoshi hatte seinen freien Tag gehabt. Also war mein Mann ganz alleine gewesen. Dann fiel mir siedend heiß wieder ein, dass er ja für mich gekocht hatte und bat Serenity, alles hier hinauf zu bringen. Umgehend brachte sie mir meine Portion hinauf und ich fing an, sein wirklich äußerst köstliches Mahl zu mir zunehmen und ab und an ein genießerisches Seufzen verlauten ließ.

„Es schmeckt dir?“, fragte er leise und ich nickte.

„Fantastisch. Ich liebe dein Essen. Wie habe ich das vermisst. Es tut mir wirklich leid, wie ich reagiert habe...ich...ich war nicht in der Firma, sondern habe etwas...für dich vorbereitet. Ich wusste nicht, dass du hier alleine bist, sonst hätte ich das verschoben.“, erklärte ich ihm. Joey lächelte nur und flüsterte, dass ich IMMER der weltbeste Ehemann aller Zeiten sein würde. Meine Wangen erhitzen sich. Sicherlich war ich gerade rot geworden. Er war nicht sauer deswegen?

„Deine Überraschungen sind IMMER der Hammer. Ich freue mich schon darauf, Liebling.“ Fassungslos nahm ich das Besteck zur Seite und legte mich zu ihm ins Bett. Sofort kuschelte er sich an mich, sog aber die Luft zischend ein, als sein Sonnenbrand sich meldete. Schon wieder spannte seine Haut, als ob sie das Gel gierig einsaugen würde. Also schnappte ich es mir und versorgte seine Wunden.

 

~

 

Am nächsten Tag blieb mein Gatte im Bett und ich leistete den anderen Gesellschaft beim Frühstück. Mokuba tat immer noch so, als ob ich nicht existent wäre... Wenigstens ließ er jetzt die fiesen Kommentare. Ich konnte jedoch nicht verhindern, dass mich sein kaltes Verhalten mir gegenüber schmerzte.

„Guten Morgen Seto. Wie geht’s meinem Bruder?“, fragte Serenity, die in der Zeitung blätterte und dann ein abfälliges Geräusch machte.

„Er schläft. Seine Haut fängt schon an, sich zu erholen. Im Moment schält sie sich schon. Was hast du?“

„Hier steht der aktuelle Wahlstand zum „Schönsten Paar des Jahres“. Ihr seid auf dem dritten Platz. DRITTER PLATZ! Da müssen wir noch was tun...“ Ich verdrehte die Augen. Diese Wahl musste ich nicht unbedingt gewinnen. Es war noch über einen Monat, bis sie das Ergebnis mitteilten und in der Zeit würden wir es sicher noch bis zum ersten Platz schaffen...oder auch nicht.

„Hm...vielleicht wenn wir endlich Merchandising auf den Markt bringen würden...oder wenigstens Werbung machen, dass wir bald in die Produktion gehen würden....und vergessen sie nicht, uns mit ihrer Stimme für das schönste Paar zu nominieren...“, meinte sie dann in ihrer besten Werbestimme. Ich hörte ihr dann aber nicht mehr zu, denn sie rief wieder einmal Odeon an, um ihn um Rat zu bitten...

 

~

 

Die Schule war einfach nicht dasselbe, ohne mein Hündchen. Nie hatte ich mich mehr gelangweilt, obwohl unsere Freunde ihr Bestes gaben, mich von meinen Sorgen abzulenken. Anscheinend war es Joey ähnlich gegangen, als ich die Woche weg war und konnte es ihm nur zu gut nachfühlen. Zwischendurch kamen aber immer wieder Schuldgefühle auf. Zu den ungünstigsten Zeitpunkten. Nicht mal die Atemübungen halfen. Außerdem erinnerte ich mich, mitten im üben des Stücks daran, wie es Joey ergangen war, als ich eifersüchtig gewesen war auf den rothaarigen Mistkäfer. Das hier war was anderes...aber trotzdem...ähnlich. Ich vergaß meinen Text, starrte einige Minuten auf Gardner und erwachte erst, als sie mich leicht am Arm berührte. Ich zuckte zusammen und entschuldigte mich.

„Tut mir leid...ich habe ein Meeting vergessen...muss kurz telefonieren...“ Damit rauschte ich aus dem Klassenzimmer und wählte die Nummer meines Mannes. Es klingelte und er nahm einfach nicht ab. Panik befiehl mich und ich ging angespannt hin und her. Nach einigen Versuchen, ihn zu erreichen, rief ich auf unserem Festnetz an und hatte Yoshi am Apparat.

„Yoshi? Schnell, gib mir meinen Mann ans Telefon. Es ist wichtig....ja ich warte...“ Ewigkeiten später, ich dachte Jahre wären vergangen, Dinosaurier geboren und erneut ausgestorben, da hörte ich endlich, die wundervolle Stimme, meines Gatten und atmete erleichtert auf.

„Joey? Ich...ich hab einen Aussetzer!“

Seto? Was ist denn los?“, fragte er noch schläfrig. Hatte ich ihn geweckt? Wo er doch die Ruhe brauchte? Aber nun war er schon wach.

„Wir haben gerade geübt....das Stück und...und...ich musste mich wieder an die Situation erinnern...damals, als du fast im Bad dehydriert bist...ich...vielleicht hätte das wieder passieren können. Und ich war nicht da...Hätte nicht weg gehen sollen....ich...du hättest sterben können...“

Frostdrache beruhige dich. Ich bin NUR in der Sonne eingeschlafen, weil ich so entspannt war. Du hast keine Schuld daran. Du hast es nicht gewusst und ich hab es nicht erahnen können.“

Natürlich war mein Aussetzer gerade völliger Schwachsinn, die Aussetzer hatte normalerweise Joey...aber ich konnte nichts dagegen tun, dass mich trotzdem heftige Schuldgefühle wegen damals überrollten. Ich bekam keine Luft mehr und atmete schneller. Was sollte ich nur tun? Ich hatte ihn im Stich gelassen...er wäre fast gestorben...nur wegen meiner Eifersucht. Und nun war ich wieder nicht für ihn da gewesen. Was war ich nur für ein fürchterlicher Ehemann...

Schatz? Was hast du? Bekommst du etwa keine Luft mehr?“ Es war mir nicht mehr möglich, zu sprechen, konnte nur noch einen zustimmenden Laut heraus pressen.

Ganz ruhig Seto...atme, bitte. Du darfst dich der Panik nicht hingeben. Seto?“ Ich antwortete nicht mehr, hatte Mühe die Panikattacke nicht schlimmer werden zu lassen, da hörte ich meinen Mann wieder sprechen.

Wusstest du...dass du in meinen Gedanken IMMER nackt bist?“ Wie kam er jetzt darauf? Wenn er dachte, es würde mich ablenken...dann hatte er Recht. Es klappte und ich konnte wieder atmen. Gierig saugte ich die lebensnotwendige Luft ein und es dauerte ein paar Minuten, ehe ich mich soweit wieder unter Kontrolle hatte.

„Danke mein Hündchen.“

Nicht dafür. Ich liebe dich so sehr.“ Seine Worte ließen wundervolle Schauer meinen Rücken hinab rieseln. Auch ich liebte ihn so sehr. Ich sollte es ihm vielleicht mal richtig sagen...diese drei berühmten Worte.

„Ich...“, fing ich schon an, musste aber abbrechen, da ich gerade auf einen absurden Gedanken gekommen war. Joey schwieg einige Zeit, fragte aber dann, was los wäre.

„Ich hatte einen seltsamen Gedanken gerade und weiß nicht warum. Ist dir Marias seltsames Verhalten schon aufgefallen?“

Ja...aber ich hab keine Ahnung warum.“ Nun musste ich kurz schweigen, bis ich meinen Gedanken aussprach, der mir großes Unbehagen bescherte.

„Wo ist eigentlich die Schachtel, die ich dir letzte Woche hinterlassen hatte?“

Mein Mann kam nicht mehr dazu, mir diese Frage zu beantworten, denn ich hörte Ms. Momoko hinter mir, die fragte, ob alles in Ordnung sei. Ich wollte nicht, dass sie erfuhr, mit wem ich da gerade telefonierte, also verabschiedete ich mich schnell bei Joey mit den Worten: „Verschieben Sie das Meeting auf morgen und nehmen Sie sich den Rest des Tages frei.“, und nickte der Lehrerin zu, ehe ich notgedrungen noch ein paar Stunden in der Schule ausharren musste.

 

~

 

Zuhause begegnete mir Mokuba, für den ich Luft war. Er trug einen Rucksack und ich hob eine Augenbraue.

„Wo gehst du hin?“, fragte ich ihn, doch ich bekam keine Antwort. Dafür ließ die Eingangstür zuknallen und ich seufzte resigniert. Fein, dann eben nicht. Wenn so ein Verhalten nicht immer so verletzend wäre, könnte ich besser damit umgehen. Aber der Umstand, dass er mein kleiner Bruder war und wir eigentlich IMMER füreinander da waren...ließ mein Herz wieder schmerzen. Es pochte aus Protest, hart und laut und mir brannten schon Tränen in den Augen. War ich denn gar nichts mehr wert für ihn? War ein Mädchen wichtiger, als die Familie? Schnell lief ich die Treppe nach oben, versuchte dabei, nicht doch loszuheulen und rannte meinen Gatten fast über den Haufen. Ich atmete innerlich auf, schluckte vor Aufregung und fing an zu schwitzen. Von dem schmerzenden Herzen zu absoluter Nervosität, war eine reine Achterbahnfahrt der Gefühle und ich konnte beides kaum ertragen. Hoffentlich ging mein Plan auf. Bitte... Es musste klappen.

Denn diesmal war es Absicht und ich hoffte, dass er sich darüber freuen würde. Er hob fragend seine beiden Augenbrauen, in seinen Augen lag große Sorge um mich. Mein Herz schlug mir bis zum Hals und ich schluckte erneut. Seine Augen wurden groß und glitzerten verdächtig, als er sah, was ich in der Hand hielt.

„LIEBLING!“

„Ja?“, fragte ich nervös und versuchte, mich ruhig zu halten.

„Das sind...das sind...“, stammelte er.

„Korrekt. Gefällt...gefällt es... dir?“

Sein Mund war offen und die Augen immer noch weit aufgerissen, als er endlich nickte, ich aufatmete und er den großen Strauß duftender, roter Rosen entgegen nahm. Umständlich umarmte er mich und legte seine Lippen auf meine. Sanft und liebevoll küssten wir uns, zeigten einander so, dass wir uns liebten, während der Duft der Rosen uns einhüllte und ich ihn etwas sinnlicher küsste.

Er löste sich, lächelte mich glücklich an, küsste mich nochmal und meinte, dass er die Schachtel gut versteckt hätte, aber nicht wusste, ob sie von Maria gefunden wurde, oder nicht. Ich nickte und fuhr fort, seine Lippen zu bearbeiten, denn nichts war im Moment wichtiger, als das. Daran könnte ich mich gewöhnen. Wenn nur immer alles so schön wäre, wie das hier...

 

~

 

Die Tage vergingen ruhig und ohne weitere Aussetzer oder Vorkommnisse, die Stunde mit Dr. Han mal abgesehen...Daran wollte ich lieber nicht mehr denken, denn es hatte mich halb Wahnsinnig gemacht. Nicht nur das stricken...sondern auch das analysieren meines Aussetzers, was mir äußerst unangenehm gewesen war. Mokuba ignorierte mich immer noch, Dad war mit seiner Arbeit beschäftigt, die ihm unheimlich viel Freude bereitete und laut ihm, sein Leben endlich wieder einen Sinn hatte und mein Mann war nicht mehr rot, sondern braun. Aber eben nur die Vorderseite. Die Rückseite war um zwei Nuancen heller, was aber weder ihn, noch mich störte. Und nachdem ich ihm meine Überraschung, nach der Aufführung des Theaterstückes, mitgeteilt hatte, würde sich die andere Seite auch über Sonne freuen.

Bis am Donnerstag Abend mir von meiner Schwägerin verkündet wurde, dass die Ishtars morgen Mittag ankommen würden...

„Ich habe ihnen bereits ein Hotel gebucht. Sie bleiben nur eine Woche. Mehr hat Ishizu nicht erlaubt...Schade oder?“ Ich sagte darauf nichts. Sie wusste, dass ich eigentlich dagegen war und die eine Woche war mehr als ausreichend, schon, weil wir dann nicht mehr da wären. Was aber noch keiner wusste.

 

~

 

Der nächste Tag zog sich ewig dahin. Die Quälerei vom üben des Stücks ertrug ich nur, weil mein Mann wieder mit in der Schule war. Genervt lief ich neben Joey her und an den anderen starrenden Schülern vorbei, die die ganze Schule putzen mussten. Es war alles soweit vorbereitet für das Schulfest. Mr. Misagi war die ganze Woche krank gewesen, was mir ein mulmiges Gefühl gab und teilte meine Vermutungen, nach der Schule, mit Blade.

„Da könntest du Recht haben...ja...danke für deine Hilfe, Blade. Wir sehen uns.“, verabschiedete ich mich von ihm. Seine Sicht der Dinge, verschlimmerte mein schlechtes Gefühl nur noch und ich hatte ihn gebeten, ganz besonders auf Mokuba aufzupassen.

 

Wieder zu Hause, gingen wir erst mal in die Küche, da von dort laute Stimmen kamen. Dort erwarteten uns Dad und Mokuba. Sie führten eine hitzige Diskussion über die Pubertät. Wir waren kaum eingetreten, kam er mir lauernd entgegen.

„SETO! WIE KANNST DU ES WAGEN?“, schrie Mokuba mich an. Sein Gesicht war rot angelaufen und er atmete hektisch ein und aus. Was war denn nun schon wieder los. Man hatte hier kaum einen ruhigen Tag, an dem alles friedlich und harmonisch zu ging.

„Was habe ich denn deiner Meinung nach gewagt? Und seit wann redest du wieder mit mir?“, fragte ich verwirrt. Ich hatte tatsächlich keine Ahnung, worauf er hinaus wollte. Er schnaubte und brüllte weiter.

„DU HAST YUNA ANGEZEIGT! NUR WEIL SIE JASON ETWAS GUTES GÖNNEN WOLLTE! SPINNST DU?“ Dad stand ruckartig auf und blitzte Mokuba an.

„Seto hat sie nicht angezeigt. Das war ich.“, sagte er gefährlich ruhig und verengte seine Augen. Mokuba schrie nun ihn an.

„DAS IST JA NOCH SCHLIMMER! WARUM? SEID IHR ALLE NICHT MEHR GANZ KNUSPRIG?“

Dad machte ein abfälliges Geräusch und meinte, dass er im Recht war, immerhin wäre sein Seelenheil um ein Haar noch mehr zu Schaden gekommen.

„Außerdem weiß ich nicht, warum du auf ihrer Seite bist. Du musst doch gesehen haben, dass sie ein verlogenes Drecksstück ist und dich in deiner Gutgläubigkeit ausnutzt. Sie passt nicht zu dir, wenn du schon jedes Mal ein Aphrodisiakum nehmen musst, um überhaupt hart zu werden.“ Wir alle starrten Dad fassungslos an. Das war mal schonungslos ehrlich auf den Punkt gebracht. Mokuba knirschte laut mit den Zähnen und wurde ein wenig rot um die Nase. Dad hatte ins Schwarze getroffen. Sein Blick wurde weicher und er strubbelte Moki durch das Haar.

„Schon ok, Mokuba. Ich hatte auch kein Glück damit. Siehst ja, was es aus mir gemacht hat. Ich bin nun unfähig eine Beziehung zu führen und möchte nicht, dass das dir auch passiert. Du darfst einfach nichts erzwingen, dann kommt bestimmt bald das Mädchen deiner Träume.“ Mein kleiner Bruder verzog sein Gesicht, in seinen Augen sammelten sich Tränen, bevor sie ihm sein Gesicht hinab flossen. Er schluchzte laut auf und vergrub sein Gesicht in seinen Händen.

„Ich wollte... doch nur... auch...auch sowas, was Seto... und Joey haben.“, stammelte er. Ich ging zu ihm, kniete mich hin und schloss ihn in meine Arme. Er wehrte sich zuerst, doch nach einigen Augenblicken schluchzte er lauter und krallte sich an mich. Es tat so gut, dass er mich wieder sah und ich ihn wieder in den Arm nehmen konnte. Doch Dads lautes Gebrüll versaute mir meinen intimen Augenblick mit meinem Bruder.

„GRUPPENKUSCHELN!“, rief er und drückte uns die Luft ab. Mein Mann legte seine Hand auf meine rechte Schulter und meinte, dass Dad es doch nur gut meinte. Ich schnaubte lautlos und ertrug einfach, die Anhänglichkeit meines Schwiegervaters.

 

~

 

Nachdem sich Mokuba endlich beruhigt hatte, verzog er sich in sein Zimmer. Ich atmete tief durch und verdrehte die Augen, als ich zur Küchentür starrte und dort Serenity mit Odeon, Marik und Ishizu standen.

„Ein schönes Anwesen habt ihr da. Ihr fühlt euch sicher wohl.“, erklang die melodische Stimme von Ishizu. Dann sah sie uns und die drei begrüßten uns fröhlich.

„Das tun wir. Ich gebe euch nachher noch eine Führung. Stellt euch vor...morgen haben wir ja das Schulfest. Und damit nicht genug...Die Klasse von meinem Bruder führt ein Theaterstück auf.“

„Ein Theaterstück? Warum hast du nichts gesagt Serenity?“, fragte Odeon begeistert. Meine Schwägerin grinste.

„Überraschung!“

„Na die ist dir gelungen. Welches Stück?“

„Die Schöne und das Biest.“ Odeon jubelte und ich stand schnell auf und entschuldigte mich. Ich musste noch meine...Aufgabe erledigen und das würde kein Spaß werden.

 

~

 

Man war das anstrengend. Aber ich kam wenigstens gut voran. Es erforderte meine ganze Konzentration und ich erschrak, als ich die Stimme meines Mannes hörte.

„Seto? Was...was machst du denn da?“

„Stricken....“

„Oh schön! Ich mag das auch gerne.“, meinte er fröhlich.

„Du kannst stricken?“ Ich musste mich verhört haben.

„Ja! Hab ich mal machen müssen, als wir kein Geld für Kleidung hatten und die Wolle so günstig war. Socken, Pullover, Schals und Mützen, Handschuhe. Ich kann alles stricken. Was machst du?“

„Einen Schal?“

„Seto...DAS soll einen Schal darstellen? Das sieht recht unförmig aus.“

„Aber ich habe schon viel geschafft.“

„Aber nein...SO wie das aussieht, musst du alles wieder auftrennen und neu anfangen. Sieh mal, da ist ein großes Loch drin...und da auch...und da.“

„WAS? Vergiss es.“, fauchte ich ungehalten. Skeptisch wurde ich von meinem Hündchen gemustert.

„Wieso strickst du überhaupt?“

„Dr. Han....“, seufzte ich schwer und begann, die Wolle wieder von den Nadeln herunter zu schieben und den misslungenen Schal aufzutrennen. Joey half mir und wickelte das aufgetrennte wieder zum Knäuel.

„Soll ich dir zeigen, wie es geht?“, fragte er vorsichtig, doch ich schüttelte nur den Kopf.

„Ich bin so intelligent. Ich kann Dinge erfinden, von denen die meisten nicht mal zu träumen wagen. Ich habe eine Firma übernommen und umgekrempelt und mir alles alleine wieder aufgebaut. Ich kann einen Ehemann händeln und mit einem pubertierendem Bruder und Schwiegervater umgehen. Aber stricken? Zu hoch für mich...“

Ich stockte, als Joey seine Hände auf meine legte und anfing sanft darüber zu streichen, die Arme hoch und von den Schultern, verlangend über meine Brust. Sofort vergaß ich, was ich noch hatte sagen wollen und sengendes Feuer schoss in meine Lenden, ich zog ihn zu mir und küsste ihn ebenso feurig.

„Liebster Eisschrank...komm und zeige mir, was ich diese eine Woche verpasst habe. Nimm mich!“

Ich grinste, hob ihn auf meine Arme und er schlang sogleich seine um meinen Hals und seufzte verzückt. Die Lust drängte mich voran, ich ging aus dem Arbeitszimmer und öffnete ungeduldig, mit dem Code die Tür unseres Zimmers. Kaum drin, schloss ich sie mit einem Kick meines Fußes wieder und legte ihn auf meinem Bett ab, bevor ich mich, schon sehr erregt, über ihn beugte. Frech griff er mir in den Schritt und ich stöhnte laut. Diese Nacht würde er garantiert nicht vergessen...

 

~

 

Als ich aufwachte, sah ich in goldene Augen, die mich liebevoll beobachteten. Ich lächelte ihn an und berührte seine Wange, die sich wunderbar warm anfühlte. Kein Traum. Er lächelte zurück.

„Guten Morgen schöner Mann. Hast du gut geschlafen?“, fragte er und küsste mich, bevor ich antworten konnte. Schnell öffnete ich meinen Mund und gab einen zustimmenden Laut von mir, ehe ich seine Zunge zu einem Tanz aufforderte. Was für eine schöne Art, den Morgen zu beginnen. Wir lösten uns wieder und ich zwinkerte ihm zu.

„Lust auf eine „warme“ Dusche?“ Er grinste, nickte und sprang aus dem Bett, lief ins Bad, kam wieder zurück und sprang aufs Bett.

„Seto, komm schon, du lahme Ente.“ Woher nahm er nur die Energie? Laut gähnend hievte ich mich hoch und folgte meinem Hündchen, der bereits die Dusche angemacht hatte. So wie er sich freute, musste er wissen, was ich vor hatte...

 

~

 

Joeys Sicht:

 

 

Was war das gut gewesen. Mein Frosty hatte es einfach drauf.

So schnell würde ich es nicht mehr zulassen, dass wir uns voneinander entfernten. Entspannt von der „Dusche“, gingen wir Hand in Hand nach unten, in die Küche und trafen auf Mokuba, der seine Freundin auf dem Schoss hatte und ziemlich griesgrämig aussah. Hatte er nicht Schluss machen wollen? Hatte wohl nicht so funktioniert, wie er wollte.

„Guten Morgen. Seid ihr bereit für euren großen Auftritt? Wir werden uns Plätze ganz vorne sichern, verlasst euch drauf.“, meinte Yuna fröhlich. Seto verzog sein Gesicht, sagte aber nichts zu ihr, sondern sah Mokuba mahnend an.

„Sie hat einfach vor der Tür gestanden.“, war seine knappe Antwort. Daraufhin schloss mein Großkotz seine Augen für einen Moment und atmete tief ein. Sollte er jetzt wieder der böse sein? Auf gar keinen Fall. Also wandte ich mich ihr zu und sah sie streng an.

„Du hast Hausverbot Yuna. Du solltest besser verschwinden, sonst lasse ich die Hunde auf dich los und zeige dich an, wegen Hausfriedensbruch.“ Erschrocken blickten mich ihre großen Augen an, ebenso wie Mokuba und auch Seto, der aber leicht grinste.

Sie presste beleidigt ihre Lippen aufeinander und stand umständlich von Mokubas Schoss auf. Yuna warf ihr Haar dramatisch nach hinten und stolzierte hoch erhobenen Hauptes nach draußen. Mein Schwager wirkte erleichtert und mein Eisfach dankbar.

„Danke, Joey. Ich...ich konnte es einfach nicht. Wie macht man mit jemanden Schluss, ohne ihn zu sehr zu verletzen? Und welchen Grund soll ich ihr geben? Das wir auf keiner gemeinsamen, sexuellen Wellenlänge liegen? Oder besser...auf überhaupt keiner? Ich habe ihr vor ein paar Wochen gesagt, ich würde sie lieben...“

„War das etwa gelogen?“, fragte Seto mit zusammen gebissenen Zähnen. Mokuba nickte und seufzte schwer, legte dann seinen Kopf auf den Tisch und schloss die Augen. Ich grummelte. Genau das hatte meinen Drachen davon abgehalten, sie früher loszuwerden...Aber ich konnte auch den Kleinen verstehen und war einfach froh, dass er sich wieder mitteilte. Das sah mein Geldsack wohl genauso.

„Das kann dir niemand abnehmen. Du musst es selbst tun. Aber wir sind für dich da, wenn du unsere Unterstützung brauchst. Vorausgesetzt, wir existieren auch...“, zischte Seto eisig. Traurig hob Mokuba seinen Kopf wieder.

„Es tut mir leid, Seto. Das hätte ich nie sagen sollen. Ich liebe dich doch. Und wir sind eine Familie...nichts mehr gegen die Familie...versprochen.“ Er nickte nur knapp und machte sich einen Kaffee. Dann kam meine kleine Schwester herein, mit unseren Freunden und den Ishtars im Schlepptau. Wo kamen die denn her? Es war noch recht früh. Ach was solls.

„Guten Morgen allerseits. Uns ist Yuna begegnet. Hatte sie nicht Hausverbot?“

„Guten Morgen. Ja, aber ich hab sie rausgeschmissen. Kommt, wir müssen uns für heute gut stärken. Dass wird ein langer Tag.“, meinte ich und bereitete für alle Frühstück. Odeon bekam rote Wangen, als er meine Miso probierte und schwärmte davon, wie gut sie schmecken würde und dass er sowas nie in Ägypten zu essen bekam, was ihm einen angesäuerten Blick von Ishizu einbrachte.

 

~

 

Nachdem wir uns gestärkt hatten und es Zeit war aufzubrechen, versammelten wir uns alle in der Eingangshalle.

„Wir passen nicht alle in die Limousine rein, deswegen werden Joey und ich mit unserem eigenen Wagen kommen.“, frostete uns mein Ehemann nieder. Sofort flog mein Kopf in seine Richtung und ich starrte ihn an. Er lächelte und hielt mir seine Hand hin, die ich sofort nahm und er mich von den anderen weg führte. Er schlug den Weg zur Garage ein, zauberte einen Autoschlüssel hervor und ging lässig zu einem.... 1967er Chevrolet Impala....genauso einen, wie ihn Dean und Sam Winchester fuhren, in der Serie Supernatural. Mein Mund stand immer noch weit offen, als ich mir in den Arm zwickte und merkte, dass es eben kein Traum war. Ich musste ihn einfach berühren. Der Lack fühlte sich sauber und glatt an und machte mir eine Gänsehaut. Die Grundfarbe des Wagens war schwarz, hatte aber noch quer über beide Seiten einen Drachen in rot und komplizierte Muster in verschiedenen Rottönen auf der Motorhaube drauf.

„Klasse...ich liebe dieses Auto.“, flüsterte ich ihm zu.

„Ich auch. War gar nicht so einfach so einen zu bekommen. Ich hab ihn extra umlackieren und aufbereiten lassen....nur für dich. Ich weiß doch wie sehr du auf diese Serie stehst...“, meinte mein Eiszapfen und fuhr ebenso leicht über den Lack, wie ich eben. Unglaublich. Wann hatte er dafür nur die Zeit gehabt? Aber diesen leicht eifersüchtigen Unterton hatte ich wohl heraus gehört.

„Weder Dean noch Sam kommen an dich jemals heran, mein Eisprinz.“, flüsterte ich ihm zu und daraufhin küsste er mich und flüsterte ein „Zum Glück.“ zurück.

Seto schloss es dann auf und öffnete die Beifahrertür. Ich japste nach Luft, als ich den Innenraum sah. Es gab keine richtigen Sitze, sondern für vorne und hinten eine durchgängige Bank aus weichem, weinrotem Leder. Die Armatur war aus edlem Mahagoniholz gefertigt und allem in allem strahlte dieser Wagen eine unfassbar starke Präsenz und Erhabenheit aus....genau wie mein Mann gerade.

„Gnädiger weise darfst du nun neben dem König der Drachen Platz nehmen, mein Gemahl. Setz dich. Ich kutschiere dich zur Schule, damit wir dieses...dämliche Stück aufführen und dann hoffentlich wieder heim können.“ Ich war mir sicher, dass es ihm nicht passte, so tun zu müssen, als ob er ein Mädchen mochte.

„Mir gefällt das ja auch nicht. Für dich hätte ich sogar ein Kleid und eine Langhaarperücke angezogen, wenn nur ICH die Rolle für deinen Gegenpart hätte spielen können. Aber nein...ich muss einen Kerzenständer spielen und dir auch noch das Mädchen schmackhaft machen...“ Ich stoppte, als ich sein Grinsen sah und fragte ihn, was er vor hatte.

„Wir...improvisieren, wenn wir können, mein Hündchen...wir improvisieren.“

 

~

 

Als wir dann angekommen waren, der Wagen war ein echter Hingucker und wir wurden fast eine halbe Stunde aufgehalten, wartete schon Ms. Momoko auf uns, die uns verbot, zuerst an die Stände zu gehen.

„Wir müssen sofort alles vorbereiten, damit es perfekt wird. Wir sind eh schon spät dran.“ Und so besprachen wir noch einmal den Ablauf, mussten es nochmal grob durchspielen und dann war es eh schon soweit, es aufzuführen.

„Ahhh ich bin so aufgeregt....was wenn ich meinen Text vergesse?“, fragte Ryou nervös und knetete seine Hände.

„Du wirst gut sein. Wir haben lange geübt.“, ertönte eine bekannte Stimme hinter mir und als ich mich umdrehte, hatte ich einen großen Mann mit hellen Haaren vor mir. Sein starker russischer Akzent hatte mir einen Schreck eingejagt. Der war mir immer noch nicht geheuer.

„Ivan! Du bist hier? Mit dir habe ich gar nicht gerechnet.“, meinte Ryou erfreut.

„Ich verpasse kein Stück mit Ähnlichkeit mit Disney. Ich werde der lauteste sein, wenn ich klatsche.“ Ryou strahlte den Russen an, wie die Sonne und ich glaubte, dass Ivan ein wenig rot geworden war...konnte das sein? Ich schüttelte den Kopf. Ich hatte mir das bestimmt nur eingebildet.

„So Kinder...los. Alle auf ihre Plätze. In zehn Minuten geht es los.“

 

~

 

Dukes Sicht:

 

 

Ich schlenderte in die Aula, setzte mich schon mal und während ich wartete, füllten sich die Reihen. Die Drehbühne, die in den letzten Wochen aufgebaut war, war schön gemacht und versprach einen schnellen Szenenwechsel, der den Schauspielern keine Probleme machen sollte.

Die Lehrerin kam auf die Bühne, lächelte uns an und räusperte sich kurz, ehe sie anfing zu sprechen.

„Guten Tag allerseits. Ich freue mich, Ihnen allen unsere Mühen der letzten Wochen präsentieren zu dürfen. Wir haben hart daran gearbeitet und wünschen viel Spaß an unserer fantastischen Vorführung.“ Sie verbeugte sich, ehe sie ihre Rolle, als Erzähler einnahm. Sie machte ein ernstes Gesicht, es wirkte fast schon verkniffen, als hätte sie Verstopfung.... Was war ich froh, dass wir nur einen Stand hatten, verschiedene Mochis verkauften und uns abwechseln konnten. Das war der Vorteil als Parallelklasse. Mokuba saß rechts neben mir und sah nicht gerade glücklich aus. Joey hatte mir erzählt, dass er mit seiner Freundin Schluss machen wollte, es aber noch nicht über sich gebracht hatte. Besagte Freundin kuschelte sich fest an seinen rechten Arm. Wir könnten eigentlich einen Club aufmachen. Der Club der einsamen, unglücklichen Herzen. Ich seufzte schwer und wandte meine Aufmerksamkeit wieder nach vorne, bevor ich mich noch in einem Gedankenrad verfing. Ich wollte jetzt nicht über Serenity nachdenken, die mit ihrem Vater, ein paar Sitze weiter links saß und Tristan die Daumen drückte. Dann quetschte sich ein bekanntes Gesicht durch die Menge und nahm an dem Stuhl, den Jason die ganze Zeit frei gehalten hatte, platz. Ich wusste gar nicht, dass sich Pegasus für dieses Stück interessierte. Er sah glücklich aus und hatte eine Kamera in der Hand. Weiter konnte ich mir aber keine Gedanken machen, da mich die Stimme von Ms. Momoko ablenkte.

 

„Es war ein mal ein verwöhnter, eitler und herrischer Prinz. Sein Herz war kalt wie Eis und er behandelte alle Menschen, als wären sie es nicht wert, zu leben. Doch eines Tages kam eine ältere Frau zum Schloss und bot dem Prinzen eine Rose an. Dieser jedoch sah die Frau herablassend an und wollte sie von seinen Wachen gefangen nehmen lassen. Da verwandelte sich die Frau in eine schöne Zauberin und verzauberte den Prinzen in ein abscheuliches Biest, gleich seinem Charakter und alle, die in dem Schloss lebten. Er sollte versuchen, in dieser Gestalt zu lernen, eine Frau zu lieben und dessen Liebe zu gewinnen. Nur so könnte der Zauberbann gebrochen werden. Die Jahre vergingen und er verlor jede Hoffnung. Denn wer würde es schon wagen, ein Biest zu lieben?“

 

 

Der Vorhang ging auf und zeigte uns eine Stadt. Das Bühnenbild war fantastisch gestaltet und ich hatte die Vermutung, dass es Joey gewesen war, der es gemalt hatte. Dann erschien Thea in einem blau weißem Kleid, die mit ihrem Korb hin und her schwenkte, so tat, als würde sie mit den Bewohnern der Stadt sprechen. Sie holte sich ein Buch und träumte vor sich hin. Da schwenkte das Licht von Belle, auf zwei andere Gestalten. Soweit ich wusste, spielte dieser Daisuke diesen Gaston. Er war oft in meinem Spieleladen und forderte andauernd andere heraus zum Dungeon Dice, wobei er immer verlor. Meine Aufmerksamkeit wanderte zu der anderen Person neben ihm, der kein anderer, als Yugi war. Fies, diese undankbare Rolle zu bekommen, als König der Spiele.

„Du hast nicht einmal vorbei geschossen, Gaston. Du bist der größte Jäger aller Zeiten.“, meinte er.

„Ich weiß!“, protzte Gaston und schob stolz seine Brust heraus.

„Kein lebendes Tier hat eine Chance gegen dich, haha und bestimmt auch kein einziges Mädchen.“

„Das ist wahr Lefou und ich habe mein Auge auf die da geworfen!“ Er zeigte auf Thea und Yugi machte ein finsteres Gesicht. Was hatte er denn auf einmal?

„Die Tochter des Erfinders?“, zischte er.

„Sie ist es. Die glückliche, die ich heiraten werde. Das schönste Mädchen der Stadt und deshalb ist sie die beste...und verdiene ich etwa nicht das Beste?“, fragte er arrogant und fuhr sich durch sein Haar. Lefou stimmte ihm notgedrungen zu. Dann erhellte sich die ganze Bühne und Gaston schlenderte in einem Kaugummigang zu ihr.

Thea wirkte wunderbar frei von allen Sorgen, als sich ihr Gaston plötzlich in den Weg stellte.

„Hallo Belle.“, sagte Gaston, der überheblich und arrogant auf Thea hinab sah und dachte, er würde verführerisch rüber kommen.

„Bonjour Gaston.“, antwortete sie und ging an ihm vorbei, starrte aber zu Gastons Begleiter. Dieser lächelte sie an und sie lächelte zurück. Gaston machte ein verärgertes Gesicht, schob sich vor ihn, nahm Belle das Buch weg und grinste sie an.

„Wohin des Weges, meine kleine Orangenblüte?“ Was? Orangenblüte? Das stand bestimmt nicht im Text. Oder war es wie im Improvisationstheater?

„Äh...was...?“, stammelte sie daraufhin verwirrt. Nein. Nicht der richtige Text... Gaston blätterte lustlos in dem Buch und schnaubte.

„Wie kannst du sowas lesen? Da sind ja gar keine Bilder darin.“ Sie hob spöttisch eine Augenbraue.

„Na ja...manch einer gebraucht seine Fantasie...“

„Belle, hör endlich auf deine Gedanken an Bücher zu verschwenden und widme dich den wesentlich wichtigeren Dingen...wie mir!“ Ein paar Mädchen im Hintergrund himmelten ihn förmlich an. Ich schnaubte. Irgendwie war es...langweilig.

„Die ganze Stadt spricht schon darüber. Es ist nicht richtig, dass eine Frau liest. Dann kommt sie auf Ideen und fängt an zu denken.“

„Gaston, du bist absolut vorsintflutlich.“ Genau das war auch mein Gedanke. Solche Kerle waren mir Zuwider.

„Hahaha. Danke Belle. Wollen wir nicht ins Gasthaus gehen und meine Trophäen ansehen?“

„Vielleicht ein anderes Mal...“ Die Mädchen im Hintergrund hielten Belle für verrückt und schwärmten stärker für den jungen Mann.

„Bitte Gaston ich kann nicht. Ich muss nach Hause gehen und meinem Vater helfen...auf wiedersehen...“

Ich erschrak, als er auf einmal anfing, laut zu lachen. Und ich war nicht der einzige.

„Ahahahahahahaha! Der alte Kerl braucht doch jede Hilfe die er kriegen kann, denn er ist doch...verrückt! Verrückt sage ich. Verrückt, verrückt, VERRÜCKT!“ War das nicht ein Text von diesem Hörspiel, auf das Daisuke so abfuhr? Ich glaubte es war ein Gemisch der zwei Folgen, Memoiren des Grauens und Butler zu vermieten, von Graf Duckula, der Entenvampir, der kein Blut mochte, sondern Brokkoli Brötchen, einen Butler Namens Igor hatte und ein Zimmermädchen namens Emma, die immer ein wenig zerstreut wirkte.

„Rede nicht so, über meinen Vater.“ Sie stockte und drehte sich dann von ihnen weg. „Genau, rede nicht so über ihren Vater!“ Schimpfte er mit Lefou. Yugi verzog angesäuert das Gesicht, hatte er doch nichts gesagt, sondern wurde bei seinem Text übergangen. Er schwieg einfach dazu. Die Lehrerin machte ein seltsames Gesicht. Lief wohl nichts so, wie es sollte, was? Und wir waren erst am Anfang.

„Mein Vater ist nicht verrückt. Er ist ein Genie!“, meinte Thea überzeugt. Dann hörte man eine Explosion und sie erschrak. So ging sie von der Bühne und Gaston und sein Begleiter Lefou standen nun alleine da. Gaston brüstete sich, dass er der bestaussehenste der ganzen Stadt war, Belle heiraten würde und Yugi, ich meine Lefou, verdrehte seine Augen.

„Ja du hast Recht Gaston.“, sagte er gelangweilt, mit einem leicht genervten Unterton. So hatte ich Yugi noch nie gesehen. Bisher hatte auch noch nie jemand gewagt, seine Freundin für sich zu beanspruchen, selbst wenn es nur ein Theaterstück war.

Die Bühne drehte sich und Belle erschien wieder, die zu ihrem Vater Maurice ging. Die Lehrerin schob sich vor sie und erklärte zunächst die Szene.

 

„So ging die Schöne Belle nach Hause zu ihrem Vater. Seine Erfindung hatte einen Fehler gehabt und war explodiert. Er schimpfte laut, dass er diese Maschine niemals in Gang bekommen würde, doch Belle munterte ihn auf und half ihm, den automatischen Holzhacker zu reparieren.“

 

„Also gut, worauf warten wir? Ich werde dieses Ding in null Komma nichts reparieren. Gibst du mir mal diese Hundehundebeinige Mietenzange rüber? Na? Hast du dich in der Stadt gut amüsiert?“ Sie nickte und übergab ihm das Gewünschte. Nachdenklich blickte sie zu ihren Vater und seufzte.

„Ich war in der Stadt und habe mir ein neues Buch geholt...Vater? Findest du mich...eigenartig?“ Erbost sah er sie an.

„Meine Tochter? Eigenartig? Wie kommst du nur auf so etwas?“ Klasse, wie Ryou das machte. Er wirkte, als wäre er dieser Maurice wirklich. Diese große Brille auf seiner Nase sah zum Schießen komisch aus.

„Nun die Leute im Dorf...sie sind seltsam. Ich glaube ich passe da nicht mit rein.“ Er wirkte nachdenklich, schlug ihr vor, mit Gaston anzubandeln und sie verzog angeekelt das Gesicht.

„Er...passt nicht zu mir. Ich brauche jemanden, mit dem ich reden kann und niemand, der sich selbst verherrlicht.“ Ich war sicher, dass sie was anderes hatte sagen sollen, denn die Lehrerin war schon fast den Tränen nahe. Fand ich gut, dass sie versuchten, mehr Pep rein zu bekommen durch Improvisation. Auch wenn es nicht ganz so funktionierte.

Dann war Maurice endlich fertig und versuchte, die Maschine in Gang zu bekommen. Ein Mitschüler, der sich unter diesem...seltsamen Gerät versteckt hatte, bewegte eine unechte Axt, ein anderer warf ein unechtes Holzstück, wahrscheinlich Styropor, was ein anderer auffing und es in zwei Teile brach. So wirkte es tatsächlich so, als ob die Maschine lief. Cool.

„Es funktioniert!“, rief Belle freudig.

„Tatsächlich? Hahaha es funktioniert! Jetzt kann ich sie endlich auf dem Markt bringen. Gleich morgen fahre ich los.“, jubelte Maurice und vom Publikum hörte ich Ivan lautstark mitjubeln, was Ryou kurz in seine Richtung grinsen ließ...lief da was zwischen den beiden? Unmöglich...Ryou sagte mir, Ivan wäre NUR ein guter Freund. Ms. Momoko ging wieder nach vorne, um ihren Part als Erzähler gerecht zu werden, während die Bühne gedreht wurde und nun ein Schloss zu sehen war.

 

„Maurice fuhr gleich am nächsten Tag los, doch er verirrte sich im Wald und wurde, von Wölfen angegriffen. Sein Pferd warf ihn ab, es floh und er lief auf ein großes Schloss zu, wo er Unterschlupf suchte. Er wurde von den Bewohnern des Schlosses beobachtet, bis Lumiére Mitgefühl mit dem alten Mann hatte, der nass und frierend im Schloss umherirrte.“

 

„Oh natürlich, mein Herr. Seien Sie willkommen.“ Maurice drehte sich um, fragte wer das gesagt hatte und erschrak sich, als er einen Kerzenständer vor sich stehen sah. Die Uhr, von Unruh kam dazu und schimpfte mit ihm. Die Kostüme waren hervorragend gemacht. Klasse was in so kurzer Zeit alles möglich war. Maurice nieste, er bibberte und Lumiére sah mitfühlend zu ihm.

„Oh Missiö, Sie sind ja nass bis auf die Knochen. Kommen Sie, wärmen Sie sich am Kamin auf.“ Sie gingen von der Bühne runter, diese drehte sich und sie gingen wieder nach oben, direkt in ein heimelig wirkendes Zimmer, mit einem schönen, antik wirkenden Sessel und einem gotischem Kamin. Maurice wurde hinein geführt, die Uhr schimpfte wie ein Rohrspatz und kaum saß Ryou und hatte eine Tasse Tee in der Hand, welches ihm von Tris in einem Teekannenkostüm gereicht wurde, hörte man das Geräusch des Windes, das Licht wurde gedimmt und eine Nebelmaschine ließ die Szene noch etwas gruseliger wirken...Es fröstelte mich, als das Biest herein kam und alle im Publikum hielten gespannt den Atem an. Das was Kaiba da anhatte, passte einfach zu ihm und ließ ihn furchterregend aussehen. Seine blauen Augen blitzten schneidend kalt zu Lumiére.

„Es ist ein Fremder im Haus.“, sagte Kaiba mit gefährlich, tiefer Stimme zu seinen Angestellten. Lumiére räusperte sich, ehe er versuchte, dem Biest die Situation zu erklären.

„Wenn ich das erklären dürfte, Herr...dieser alte Mann hat sich im Wald verirrt, er war ganz nass und ihm war kalt....“ Ein gewaltiges, lautes Knurren, unterbrach Lumiére, das Biest kam Maurice lauernd näher und mir rannen eisige Schauer über den Rücken...man war das spannend.

„Wer bist du? Was machst du hier?“, fauchte Kaiba und ich bekam davon eine Gänsehaut.

„Äh...ich...ich habe mich im Wald verirrt und...und...“

„Du bist hier nicht willkommen!“, unterbrach er Ryou.

„Äh...äh...es...es...tut mir...tut mir leid...“

„Was starrst du so an?“ Giftige Blicke wurden ihm zugeworfen.

„Gar nichts...“

„Du bist gekommen, um das BIEST anzustarren.“

„Bitte, ich hatte keine bösen Absichten...Ich hatte nur eine Bleibe gesucht.“

„Ich werde dir eine Bleibe geben!“

„NEIN, BITTE! NEIN! NEIN!“ Ryous flehen verhallte und die Bühne drehte sich. Ich glaubte, dass Kaiba es wahrlich genoss, seine Eisigkeit zu versprühen.

 

Eine dramatische Pause folgte, ehe die Bühne sich wieder drehte und Gaston zu sehen war, der sich herausgeputzt hatte. Im Hintergrund war eine Menschenansammlung, die ebenfalls schick gekleidet waren.

„Oh Man. Gleich erlebt Belle eine Überraschung wie nie zuvor.“, meinte Lefou angespannt.

„Ja, heute ist ihr Glückstag. Ich möchte euch danken, dass ihr alle zu meiner Hochzeit erschienen seid. Vielleicht sollte ich erstmal rein gehen und ihr einen Antrag machen.“, witzelte er, doch Yugi starrte ihn bitter böse an und machte nur widerwillig mit seinem Text weiter.

Dann klopfte Gaston an Belles Tür und sie machte überrascht auf.

„Gaston...was für eine...angenehme...Überraschung...“

„Ich stecke eben voller Überraschungen...weißt du...es gibt nicht ein Mädchen in der Stadt, die nicht in deinen Schuhen stecken möchte...Heute ist der Tag... an dem deine Träume wahr werden.“

Sie schwieg beharrlich und weigerte sich, darauf zu antworten, was Ms. Momoko wahnsinnig zu machen schien. Daisuke machte trotzdem weiter, als ob nichts wäre.

„Stell dir doch nur mal folgendes vor. Eine rustikale Jagdhütte, meine letzte Beute röstet über dem Feuer. Mein kleines Frauchen...massiert meine Füße...“ Er zog sich die Stiefel aus und man merkte deutlich, dass Thea nicht schauspielern musste. Seine Füße rochen ganz sicher käsig. Ich glaubte, sie bis hierher riechen zu können.

„...während die Kleinen am Boden mit den Hunden spielen. Wir werden sechs oder sieben haben.“

„Hunde?“

„Aber nein. Stramme Burschen, wie ich einer bin. Und weißt du wer das kleine Frauchen sein wird?“

„Hm...lass mich überlegen...“

„DU Belle.“

„Ah...Gaston...ich bin...sprachlos. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll...“

„Sag, dass du mich heiraten wirst.“

„Es tut mir furchtbar leid Gaston. Aber...ich verdiene dich einfach nicht.“, meinte sie und schmiss ihn, in hohem Bogen hinaus und trat ihm nochmal in den Hintern. Die Lehrerin sprang nach vorne und erzählte, denn Yugi sah fast so aus, als ob er Daisuke gleich umbringen würde. Eigentlich war es doch nur gespielt. Ich verstand nicht, warum Yugi sich so aufregte....es sei denn...Daisuke stand auf Thea...

 

„Gaston war sehr erbost, wegen dieser Erniedrigung und zog beleidigt ab. Während Belle sich noch von diesem Schock erholte, kam das Pferd, ohne ihren Vater zurück und Belle wurde fast krank vor Sorge. Sie machte sich sofort auf die Suche nach ihm. Am Schloss angekommen, fand sie seinen Hut, sie ging hinein und suchte nach ihm. Die Bewohner dieses Schlosses erkannten die Chance, dass das Biest sich von seinem Fluch befreien könnte und führten Belle, unauffällig zu ihrem Vater.“

 

„Belle? Wie hast du mich gefunden?“

„Papa! Oh, deine Hände sind ja wie aus Eis. Wir müssen dich hier raus bringen.“ In dem Moment hustete Ryou und warnte sie, sie sollte von hier verschwinden.

„Wer hat dir das angetan?“

„Du musst...musst gehen.“

„Ich werde dich nicht verlassen...“ Ein behaarter Arm griff nach ihr und das Biest fauchte, was sie hier zu suchen hatte. Belle flehte um das Leben ihres Vaters und bat darum, mit ihm tauschen zu können. Ich gähnte. Auch wenn die drei das perfekt spielten...jeder kannte den Film und einfach alles nachzuplappern, war langweilig.

„Würdest du ihn dann gehen lassen?“, fragte sie mutig und das Biest bejahte.

„Aber...du musst mir versprechen für immer hier zu bleiben.“

„Du hast mein Wort.“

„Abgemacht!“ Das Biest ließ Maurice aus dem Kerker und schleifte ihn, mit Protest von Belle hinaus. Die Lehrerin kam wieder zum Einsatz. Sie hätten das auch lassen können. Ein längeres, ohne Erzähler hätte mir besser gefallen. Aber wir wussten alle, wie stur unsere Lehrerin sein konnte.

 

„Das Biest führte sie in ihr Gemach und befahl ihr, mit ihm zu Abend zu essen. Belle weinte fürchterlich bittere Tränen. Währenddessen suchte Maurice das Gasthaus auf und bat den immer noch gekränkten Gaston um Hilfe. Doch dieser wies ihn ab und beschloss, Maurice in die Anstalt stecken zu lassen, es sei denn, Belle würde ihn heiraten.“

 

Die Szene wechselte wieder zum Schloss und zeigte uns das Biest, wie er ungeduldig hin und her tigerte und schimpfte, dass sie so lange brauchte.

„Warum ist sie noch nicht hier?“, donnerte er.

„Ihr musst Geduld haben Herr. Das Mädchen hat an einem einzigen Tag ihren Vater und ihre Freiheit verloren.“, säuselte Tristan in seiner besten Mädchenstimme.

„Herr. Habt ihr daran gedacht, dass das Mädchen diejenige sein könnte, die den Zauber löst?“

„Natürlich hab ich das. Ich bin doch kein Narr.“

„Gut. Also ihr verliebt euch in sie und sie verliebt sich in euch und PUFF, um Mitternacht sind wir wieder Mensch.“, meinte Lumiére selbstsicher.

„Aber Lumiére...so schnell geht das nicht. Sowas braucht Zeit.“, widersprach Tristan.

„Aber die Rose beginnt schon zu welken...“, sagte Joey.

„Ach es hat keinen Sinn...sie ist so schön und ich bin....JA SEHT MICH DOCH AN!“ Die Teekanne sah das Biest mitfühlend an.

„Sie müssen ihr helfen da hindurch zu sehen.“

„Ich weiß nicht wie...“, meinte das Biest mutlos. Die Teekanne straffte sich.

„Nun richten Sie sich etwas ansehnlicher her, halten Sie sich gerade, benehmen Sie sich wie ein Gentleman.“ Joey grinste, als Kaiba sich übertrieben straffte und unterstützte ihn mit seinen Ideen.

„Ja, wenn sie kommt, zeigen sie ihr Ihr strahlendes, höfliches Lächeln... Kommen Sie, zeigen Sie mir ihr Lächeln...“ Strahlendes Lächeln... Kaiba und Lächeln. Das war so selten der Fall, dass wir so eines sahen und als Kaiba es tat wirkte es aufgesetzt und grimmig.

„Aber erschrecken Sie das arme Mädchen nicht.“, warnte Madame Pottine. Ein lautes Lachen entfloh mir, konnte mich aber gleich darauf wieder beherrschen. Ich fror auf einmal, sah nach rechts und direkt in graublaue Augen, die mich mit einem Eisblick beehrten, die dem seines großen Bruders in nichts nachstand. Ok schon gut. Ich war ja schon still.

„Beeindrucken Sie sie mit ihrem zündendem Witz.“, schlug Lumiére vor.

„Doch seien sie sanft.“, riet Tris.

„Überhäufen Sie sie mit Komplimenten.“

„Aber seien Sie ehrlich. Und vor allem...müssen Sie Ihr Temperament im Zaum halten.“ Die Tür öffnete sich langsam, das Biest sah angespannt darauf und Von Unruh kam herein. Die Erwartungen des Biestes erloschen.

„Äh...guten Abend...“, meinte von Unruh unsicher.

„Na und? Wo ist sie?“, wollte das Biest wissen.

„Wer? Ach das Mädchen...ja das Mädchen...sie...sie kommt nicht..“

„WAS?“ Das Biest lief davon und die anderem rannten hinterher, das Bühnenbild wechselte, das Biest stand nun an Belles Tür und schlug laut dagegen.

„ICH HABE DIR DOCH GESAGT DU SOLLST ZUM ESSEN HERUNTER KOMMEN!“

„Ich habe keinen Hunger.“, schimpfte Belle, was Kaiba noch wütender machte.

„DU KOMMST DA RAUS, ODER...ICH SCHLAGE DIE TÜR EIN...“

„Herr...“, versuchte Lumiére die Aufmerksamkeit von Kaiba zu gewinnen.

„WAS IST?“

„Ich könnte mich irren, aber...Das ist nicht die beste Art, die Neigung des Mädchens zu gewinnen.“, meinte Lumiére, auf einmal unruhig. Man sah in seinem Blick, dass es ihm nicht passte, dass sein Mann um ein Mädchen buhlen sollte. Kaiba sah ihn einige Zeit fest in die Augen, bevor von Unruh mit seinem Text weiter machte.

„Oh bitte. So versucht doch euch wie ein Gentleman zu benehmen.“ Kaiba sah die Uhr frostig an und diese schien zu Eis zu erstarren.

„Aber...sie ist nun mal so schwierig.“, sagte er mit einem aggressiven Unterton.

„Ganz sanft....ganz sanft...“, versuchte Tris ihn zu beruhigen und Kaiba versuchte es.

„Möchtest du zum Essen kommen?“

„NEIN!“ , schrie Thea ihm zu. Aufgebracht funkelte das Biest seine Angestellten nieder, die versuchten, weiterhin zu helfen.

„Äh...chrm...chrm...verbindlich höflich.“

„Es wäre mir eine große Freude...wenn du mit mir dinieren würdest....bitte.“

„NEIN DANKE!“

„DU KANNST NICHT EWIG DA DRIN BLEIBEN!“

„DOCH DAS KANN ICH!“

„SCHÖN! Dann bleib da drin und VERHUNGERE. Wenn sie nicht mit mir isst, dann isst sie überhaupt nicht.“ Damit rauschte er ab und ließ die anderen stehen. Lumiére wurde dazu erkoren, an ihrer Tür Wache zu schieben, während die Teekanne und die Uhr von dannen gingen. Jetzt sollte dieser ja mit einem Staubwedelmädchen rummachen, doch er unterhielt sich nur mit ihr und hielt mehr Abstand, als nötig gewesen wäre. Ich sah sogar von hier, dass Ms. Momoko mit den Zähnen knirschte.

 

Dann kam auf einmal Thea aus dem Zimmer heraus und schlich an ihm vorbei. Er sah das im letzten Moment, bevor sie von der Bühne verschwand und jagte ihr hinterher. Die Bühne drehte sich wieder und zeigte das Esszimmer. Die Uhr bemerkte sie als erstes.

„Oh, entzückt Sie wohlauf und munter zu sehen, Mademoiselle. Gestatten...von Unruh, der Haushofmeister....und das ist Lumiére...“ Dieser nickte nur freundlich.

„Ich hätte ein klein wenig Hunger.“, meinte sie lächelnd und ich sah Joeys Mundwinkel zucken. Bestimmt juckte es ihm in den Fingern, zu singen.

„Nein, wirklich? Hört ihr das? Sie hat Hunger. Schürt das Feuer, holt das teure Besteck, weckt das Porzellan...“, trällerte Tristan und traf in seiner Überschwänglichkeit dabei Thea. Sie stürzte zu Boden und wurde rot vor Scham, als sie die Lacher vom Publikum hörte. Dann rappelte sie sich auf und trat aus Versehen auf ihr Kleid. Durch die ganze Aula erklang das laute Geräusch eines zerreißenden Kleides und Theas Augen wurden groß. Von vorne war das Kleid noch heil, also musste es eine andere...recht ungünstige Stelle sein, wo das Kleid gerissen sein musste. Tief atmete sie ein, versuchte die nun erdrückende Stille zu ignorieren und lächelte zittrig. Ihre Lippen bebten als sie meinte, sie freute sich auf das Essen.

„Denkt daran, was der Herr gesagt hat....“, warf von Unruh nervös ein, damit alle wieder zu ihrem ursprünglichen Text fanden.

„Papperlapapp. Ich werde das arme Mädchen doch nicht hungern zu lassen.“, fand Tris seine Sprache wieder, musste aber andauernd auf Theas entblößtes Hinterteil starren....nun gut, ein Höschen hatte sie ja bestimmt an, also alles noch im Grünen Bereich.

„Also gut...ein Glas Wasser und eine Brotkruste....“

„Von Unruh! Ich muss mich über dich wundern. Sie ist keine Gefangene, sie ist unser Gast und wir müssen alles tun, damit sie sich wohl fühlt. Bitte hier entlang.“ Joey führte sie an den Tisch und die Uhr mahnte, daran zu denken, was der Herr gesagt hatte.

„Wenn der Herr das erfährt sind wir dran.“

„Natürlich, natürlich....aber was wäre ein Abendessen....ohne...Musik?“ Nein echt jetzt? Tatsächlich. Joey öffnete den Mund und sang das Lied „Sei hier Gast“, welches einfach gesungen werden musste. Ich wusste gar nicht, dass Joey singen konnte. Fröhlich trällerte er sein Lied und steckte damit Tris an, der leider nicht so gut singen, dafür aber perfekt dazu tanzen konnte. Belle setzte sich hin und versuchte, nicht so zu wirken, als ob ihr Kleid nun Geschichte war. Sie musste damit noch durchhalten, bis zur Tanzszene.

Sie bedienten sie, brachten ihr viele verschiedene Dinge, bis von Unruh meinte, sie solle ins Bett.

„Ach ich kann doch unmöglich jetzt ins Bett gehen. Ich bin zum ersten Mal in einem verzauberten Schloss. Aber...wenn es Recht ist, würde ich mich gerne umsehen.“

„Ah...ich weiß nicht...“, wandte die Uhr ein.

„Wollen SIE mich führen? Ich bin sicher, sie können mir ALLES über das Schloss erzählen.“, fragte Belle. Geschmeichelt von diesen Worten nickte sie. Diese führte sie herum und sah nicht, dass Belle heimlich woanders lang ging, immer darauf bedacht, ihr Hinterteil nicht zu zeigen. Sie ging von der Bühne, die sich wieder drehte und sie in dem Raum war, in dem die Rose stand. Wie magisch davon angezogen ging sie ihr langsam entgegen und streckte ihre Hand danach aus. Doch bevor sie sie berühren konnte, kam das Biest und knurrte sie gefährlich an.

Ms. Momoko sah aus, als ob sie das Stück nicht gerade genießen würde und überraschte Kaiba und Thea damit, dass sie die Szene kürzte, damit nicht noch mehr passierte, was NICHT geprobt und von ihr genehmigt war. Mir ging das alles viel zu schnell. Man konnte kaum die eine Szene verarbeiten, schon kam die nächste.

 

„Das Biest hatte Belle derart erschreckt, dass sie davon lief. Doch die hungrigen Wölfe, draußen im Wald, wurden auf sie aufmerksam und griffen sie an. Zum Glück eilte das Biest der Schönen zur Hilfe und rettete sie. Von dem Tag an, verbrachten sie viel Zeit miteinander, ohne zu streiten. Sie lernten sich kennen und langsam entwickelten sie Gefühle füreinander. Dann war es endlich soweit. Sie wollten romantisch zusammen essen und dann tanzen. Lumiére bereitete das Biest darauf vor.“

 

Sicher hatte sie zehn Minuten des Stückes einfach so übersprungen... Und das Thea und Kaiba Gefühle füreinander entwickeln würden, passte einfach nicht. Das Bühnenbild wechselte erneut und zeigte Kaiba mit Lumiére.

„Ich glaube nicht, dass ich das schaffe.“, sagte Kaiba leise und der Kerzenleuchter schluckte.

„Ihr habt keine Zeit schüchtern zu sein. Ihr müsst mutig sein...und kühn. Es wird Musik erklingen, romantisches Kerzenlicht, wofür ich persönlich sorgen werde. Und im richtigen Moment...werdet ihr....ihr eure...Liebe...gestehen....“ Oh oh. Sicher dachte Joey gerade daran, wie Kaiba ihm seine Liebe gestanden hatte. Ich konnte mir vorstellen, dass es nicht gerade angenehm war, wenn der eigene Ehemann das zu einer Frau sagte, die eigentlich selber vergeben war. Was hatte sich die Lehrerin nur gedacht? War sie etwa dafür...das Kaiba mit Thea zusammen war? Lächerlich.

„Ja. Ich ge...ich ge...ich...nein. Ich kann das nicht.“ Mutlos blickte Kaiba zur Seite.

„Ihr...ihr mögt das Mädchen doch...oder?“, fragte Lumiére unsicher. Das Biest stockte, räusperte sich und antwortete ihm.

„Mehr...als...irgendwas...sonst.“ Der Kerzenständer atmete geräuschvoll ein und versuchte, neutral dem Biest Tipps zu geben, wie er Belle beeindrucken könnte. Joeys Schmerz war förmlich greifbar und auch seinem Mann war dies unangenehm, so zu tun, als ob er hetero war. Kaiba rubbelte sich die Haare mit einem Handtuch trocken und ging zu einem Mitschüler, der so tat, als ob er dem Biest die Haare schneiden würde, ihm aber nur...eine Perücke aufsetzte. Als dieser fertig war, sah das Biest eisig zu Lumiére. Dieser musste sich das lachen verbeißen, denn Kaibas Frisur glich der, von einer aufgetürmten Torte mit Schleifchen dran. Man war das emotional und dann wieder lustig. Ich wusste gar nicht mehr, was ich eigentlich fühlen sollte, erinnerte mich dabei, an mein eigenes Dilemma mit Serenity, welches mir einen Stich in meinem Herzen bescherte.

„Voilà! Oh Ihr seht so...so...“, fing Lumiére an, doch das Biest unterbrach ihn.

„Heiß aus!“

Fassungslos, wie trocken er das rüber gebracht hatte, fing ich an, laut zu lachen und das gesamte Publikum machte mit. Joey hatte ziemliche Schwierigkeiten, ernst zu bleiben, denn immer wieder schallten laute Lacher von den Zuschauern dazwischen und die Lehrerin schüttelte nur fassungslos den Kopf.

„Äh, das ist nicht das was ich sagen wollte...“ Seto hob eine Augenbraue und...dann flirtete er mit ihm. War das überhaupt erlaubt, dass das Biest sowas machte? Oder wollte er seinen traurigen Mann aufheitern, der ebenso wie ich, mal fast lachen musste, dann wieder traurig wurde?

„Ich sehe IMMER heiß aus, egal, WIE ich aussehe.“, fauchte das Biest frostig.

„Nun... da stimme ich Ihnen zu, Herr.“, meinte der Kerzenleuchter, mit geröteten Wangen. Joey sah aus, als ob er ihn sich nackt vorstellte...

„Ach tatsächlich? Sieh einer an, Lumiére...“, hauchte dieser verführerisch. Angesprochener wurde zunehmend nervös und mindestens genauso rot im Gesicht.

„Ah diese Frisur ist nicht das, was euch steht...Hey, vielleicht schneiden wir oben nochmal etwas ab?“, versuchte dieser das Biest abzulenken.

„Was zum....“ Doch schon fing der Mitschüler an, weiter herumzuschnipseln an dem Kopf des Biestes und schon war die eigentümliche Frisur Geschichte.

Ms. Momoko fuchtelte wild mit den Armen, die Drehbühne verschob sich rasch und die Szene rückte in den Hintergrund. Schade. Das war gerade so lustig gewesen. Die Lehrerin wusste einfach nicht was gut war.

 

Belle erschien wieder und zupfte sich das güldene Kleid zurecht. Sie schien sich wieder wohl zu fühlen, sah aber immer noch aus, als ob sie durch den Wind wäre. Madame Tristan und der Kleiderschrank versicherten ihr, wie toll sie doch darin aussah. Ich versuchte, nicht zu der Schauspielerin zu sehen, die den Schrank spielte, denn die hatte ich mal gedatet und nach ein paar Tagen wieder fallen gelassen. Das musste ich zu meiner Schande gestehen. Aber ich konnte meine erste richtige Liebe einfach nicht vergessen. Niemand konnte Serenity ersetzen.

Dann begegneten sich Belle und das Biest und tanzten miteinander. Dabei sah Kaiba aber immer zum Kerzenleuchter. Sehnsuchtsvolle Blicke wurden ausgetauscht und ich hoffte, sie würden es verkraften, denn das Ende dieser Story sah anders aus. Dann war der Tanz zu Ende und beide setzten sich.

„Gefällt es dir Belle?“, fragte das Biest und sie bejahte, meinte aber sofort, dass sie ihren Vater vermisste und ihn gerne sehen wollte. Kaiba gab ihr den verzauberten Spiegel und sofort stand sie panisch auf.

„Oh nein...er ist krank...vielleicht stirbt er.“

„Dann...dann musst du zu ihm gehen. Ich lasse dich frei.“, sagte das Biest erleichtert und Belle lächelte, bedankte sich und eilte in ihrem goldenen Kleid hinaus.

Die Szene wechselte und wir sahen, wie Belle ihren Vater fand, nach Hause brachte und sich um Maurice kümmerte. Er wachte auf und starrte sie erstaunt an, bevor er sie liebevoll umarmte.

„Belle? Ich dachte ich würde dich nie wieder sehen. Wie bist du dem schrecklichen Biest entkommen?“

„Ich bin nicht entkommen, Papa. Es hat mich gehen lassen. Es hat sich irgendwie verändert.“ In dem Moment klopfte es und Gaston schneite herein, in Begleitung mit einem gruseligen Mann.

„Ich bin gekommen, ihren Vater in meine Klinik zu holen.“ Sie erkannte sofort, was das sollte und drängte die ungebetenen Gäste hinaus. Maurice folgte ihnen nach draußen und sah, dass sich immer mehr Menschen auf der Bühne versammelten.

„Mein Vater ist nicht irre.“, rief sie erbost. Dann meldete sich Yugi zu Wort.

„Aber er hat doch die ganze Zeit von einem Biest gefaselt. Sag Maurice...wie groß war denn das Biest?“, fragte er, wenig überzeugend. Schauspieler würde er garantiert nicht werden.

„Ich...es...es war...es war gigantisch. Ich würde sagen mindestens drei Meter groß.“

„Seht ihr. Viel verrückter kann man nicht werden. Bringt ihn hier weg.“, unterbrach Yugi ihn und die Menge, die dabei stand, lachte laut. Thea hängte sich an Gastons Arm und flehte ihn an.

„Nein! Gaston, bitte. Du weißt doch, dass er nicht verrückt ist.“

„Nun...ich kann dieses kleine Missverständnis möglicherweise auflösen...wenn...“

„Wenn?“, fragte sie skeptisch.

„Wenn du mir versprichst, mich zu heiraten, Zuckerschnecke!“

„Niemals!“, rief sie aufgebracht.

„Ganz wie du meinst.“, meinte er kalt und bedeutete den anderen, weiter zu machen.

„Mein Vater ist nicht verrückt. Ich kann es beweisen.“, schrie Belle und zeigte ihnen den Spiegel. Die Menge wich erschrocken zurück und im Hintergrund hörte man Kaiba brüllen und knurren.

„Ist es gefährlich?“, fragte einer der Anwesenden.

„Nein, es würde nie jemanden etwas tun. Ich weiß es sieht bösartig aus, aber es ist friedlich und lieb...es ist mein Freund.“ Gaston machte ein abfälliges Geräusch. Sein Gesicht war hart und abweisend.

„Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen du empfindest etwas für dieses Monstrum.“

„Es ist kein Monstrum, Gaston, DU bist eins.“ Gekränkt starrte er sie an.

„Sie ist genauso verrückt, wie der alte Mann.“ Gaston griff sich den Spiegel und hetzte die Meute gegen das Biest auf.

„Es vergreift sich an euren Kindern. Es schleicht sich in der Nacht an sie heran. Wir sind erst sicher, wenn sein Kopf an meiner Wand hängt. Ich sage, wir töten das Biest!“

Lautes, einstimmiges Rufen ertönte und die Dorfbewohner schlossen sich ihm an.

„NEIN!“, rief Belle, doch Gaston sperrte sie und ihren Vater ein und zog mit der Meute ab.

Dann erschien Lefou nochmal und starrte auf die Tür, hinter der sich Thea verbarg. Er sah nach links und nach rechts, ignorierte die Lehrerin, dessen Gesicht bleich wirkte und befreite die beiden.

„Lefou?“ Erstaunt blickte sie ihn an und er lächelte.

„Ich kann doch dich schönstes Fräulein, nicht in deiner Not alleine lassen. Komm.“ Er hielt ihr die Hand hin und half ihr auf. Dann entschuldigte er sich bei Maurice für sein Verhalten.

„Ich mache es wieder gut. Aber zuerst...sollten wir das Biest warnen.“ Selig und glücklich sah sie Lefou an, dieser errötete und führte beide von der Bühne.

 

Ms. Momoko lief ebenfalls rot an...aber eher vor Wut. Erhitzt ging sie auf die Bühne und zischte, dass Gaston mit den anderen zum Schloss ging und es angriff. Joey kam wieder auf die Bühne und reckte seine Hand in die Luft.

„Wir müssen das Schloss verteidigen und unseren Herren schützen! Kommt Leute. Den Eindringlingen zeigen wir es!“, sagte er aufgeregt und die Teekanne nickte.

Ein wilder Kampf tobte zwischen den Schülern und rückte aber sogleich wieder in den Hintergrund und zeigte Gaston, der lauernd auf das Biest zuging. Das Biest jedoch wirkte traurig, selbst als die beiden miteinander kämpften.

„Biest!“, rief Belle laut und Kaiba tat so, als ob er erfreut war, sie zu sehen. Doch die Geschichte nahm nochmals eine überraschende Wendung...für uns alle. Bevor Gaston das Biest mit einem Messer attackieren konnte, wurden sie unterbrochen.

 

„Wartet, Herr...“, rief Lumiére dazwischen. Wo kam der denn her? Sollte er nicht das Schloss verteidigen? Thea sah zuerst verwirrt zu ihm, dann zeigte ihr Gesichtsausdruck Verständnis.

„Lumiére? Was ist?“, fragte das Biest ebenfalls verwirrt.

„Ich...Herr...ich...ich weiß es ist nicht meinem Stand angemessen. Aber...ich...ich verehre euch schon seit vielen Jahren. Das wollte ich euch nur wissen lassen. Wenn ihr das Mädchen wollt,...wünsche ich euch viel Glück für euer weiteres Leben. Aber ich muss euch dann verlassen. Ich ertrage den Gedanken nicht, euch mit ihr zu sehen. Ich liebe euch, mein Herr.“ Durch das Publikum ging ein erstauntes Raunen und Thea griff sich gerührt ans Herz. Hier in der Aula wurde es unheimlich still und alle warteten gespannt, was nun als nächstes passieren würde. Was würde er antworten? Das Biest funkelte den Kerzenständer einige Sekunden lang an, bevor das Eis in seinem Blick schmolz und er ihn anlächelte....Oh wow. Kaiba...lächelte. So richtig! Das war jedes Mal ein Highlight, was die Zuschauer ähnlich sahen. Einige zogen scharf die Luft ein und hielten ihren Atem an, andere fotografierten das wie wild.

„Mir ergeht es ganz genauso, Lumiére. Das habe ich schon seit einiger Zeit erkannt. Ich bin froh, dass du ebenfalls so stark für mich empfindest, wie ich für dich.“ Das Biest ging zu ihn und streichelte sanft seine Wange. Gaston was fassungslos.

„Ein Kerzenleuchter? Ernsthaft, Biest?“

„Man nimmt, wen man liebt, Scheißkerl. Behalte ruhig das Mädchen. Jungs sind mir lieber. Vor allem dieser hier.“, antwortete Seto zischend, hielt besagten Kerzenleuchter in seinen Armen, beugte ihn nach unten und küsste ihn gierig. Wow...so ein Ende hatte ich mir nicht vorgestellt. Belle griff sich Lefou und knutschte mit ihm, bis die erstarrte Lehrerin, die Geschichte mit einem „Und so befreite sich das Biest von dem Fluch, verwandelte sich und die Bewohner des Schlosses wieder in Menschen und lebte glücklich mit Lumiére, bis ans Ende ihrer Tage.“, beendete und den Vorhang panisch schließen ließ...

 

Tosender Applaus brandete auf, Ivan schrie wie wild, dass Ryou fantastisch gespielt hatte und ich war froh, dass Odeon alles gefilmt hatte. Glücklich legte er seine Kamera an die Wange und schwärmte schon von seiner nächsten Fanfic. Serenity stimmte in den Jubel mit ein, genau wie Pegasus, während Jason ganz entspannt neben ihnen saß und erleichtert lächelte.

Die Schauspieler versammelten sich nochmal vor der Bühne, verbeugten sich und bekamen nochmal richtig lauten Applaus. Es brach einfach nicht ab und nun merkte Ms. Momoko endlich, dass das Stück ein voller Erfolg gewesen war, auch wenn einiges eher...unorthodox gewirkt hatte.

Sie wirkte trotzdem unglücklich über das Ende des Stückes.

 

 

Setos Sicht:

 

Ich hatte es gewusst. Hätten wir es gespielt, wie es im Drehbuch gestanden hatte, hätten wir nie einen solchen Erfolg gehabt. Das Publikum wäre eingeschlafen. Wir verbeugten uns nochmal und in dem Moment sah ich sie. Die drei saßen zusammen und lächelten mich frech an. Was wollte Dr. Han denn hier? Mit Ms. Jay und Ms. Sunlight...Ich ahnte schlimmes und sah lieber wieder woandershin.

„Hey...hey Seto. Da hinten ist Ms. Sunlight, Ryo und Pia. Ich hatte gehofft, dass sie kommen.“, flüsterte mein Mann und ich schnaubte. War ja klar. Mein Mann und seine Freundschaften. Ich hatte es schon geahnt, aber nun die Gewissheit zu haben, dass er nicht nur mit Ms. Jay befreundet war, sondern sich nun auch mit unserer Psychologin und meiner Angestellten traf, war mir in dem Moment einfach zu viel. Ich ging zum Vorhang und schloss ihn einfach.

„Eisschrank? Alles ok?“

„Du hast die drei also eingeladen?“

„Was dagegen? Sie tun doch nichts.“

„Sie wollen nur spielen? Haha, Joey wirklich. Das nächste Mal warne mich bitte vor. Ms. Sunlight ist zwar verschwiegen, aber man weiß nie, ob was durchsickert und jetzt in der Firma getratscht wird.“

„Das würde sie nicht tun und das weißt du auch. Aber wenn es dich beruhigt, rede mit ihr.“

Ich brummte nur und überlegte, wie ich eine gute Überleitung, zu meiner Überraschung fand. Wir gingen von der Bühne, hinter der bereits unsere Familie und Freunde standen und uns beglückwünschten.

„So nun wollen wir aber endlich in die Ferien starten. Ich habe schon gedacht sie kommen gar nicht mehr.“, meinte mein Mann. Na also, ging doch.

„Joey...wir...wir müssen noch etwas tun.“, stammelte ich, auf einmal nervös. Wollte er das überhaupt? Ich hoffte es, denn es würde uns eine entspannte Zeit zu zweit versprechen.

„Ach ja?“

„Ja...äh was denkst du? Hast du Lust auf Urlaub?“ Er fing an zu strahlen, lächelte mich glücklich an und dies bescherte mir eine Explosion in meinem Bauch. Wohin nur mit diesen intensiven Gefühlen für mein Hündchen? Fast wären meine Knie eingeknickt von seinem Blick und mir wurde es richtig warm in meinem ganzen Körper.

„Urlaub? Echt jetzt? So cool... Wohin?“

„Wohin du willst. Mir egal. Allerdings werden die zwei Wochen unseres Urlaubs, ohne die anderen stattfinden. Immerhin...hatten wir ja gar keine Flitterwochen.“

„Oh du heiliges Gefrierfach...Flitterwochen? Du und ich? Ganze zwei Wochen allein?“ Verträumt und anhimmelnd sah er mich an und nickte glücklich. Yes! Sieg auf der ganzen Linie.

 

 

 

Weiter im Hintergrund wurden die beiden von einem Mädchen, mit langen schwarzen Haaren beobachtet, die sich an einen schwarzhaarigen Jungen festkrallte. Leicht lächelte sie und in ihren Augen funkelte es listig, doch niemand achtete auf sie.

 

Tbc...

 

Vor den Flitterwochen

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Flitterwochen

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Theas Geburtstag

 

 

 

„Ja, ich. Überrascht mich zu sehen?“ Entsetzt sah ich ihn an, auch er wirkte mitgenommen, wie alle hier. Ich war weit mehr als nur überrascht, eher geschockt.

„Wir wurden ebenfalls von ihm überrumpelt, liebster Cousin. Ich sage dir, was für ein DRAMA!“ Max war also auch da. Fast hätte ich ihn nicht erkannt. Er stand neben Dad, der auch...anders aussah. Meine Verwirrung wuchs ins Unermessliche, als ich meinen Blick von den Paradiesvögeln meiner Familie abwandte und meinem vorherigen Gesprächspartner zu. Ich konnte nicht glauben, was ich sah und auch nicht, dass er in einem Polizeiwagen saß, mit Handschellen an den Händen.

 

„Nun schau nicht so. Ich bin ausnahmsweise mal unschuldig, auch wenn es gerade anders aussieht.“ Wenn das ein Witz gewesen sein sollte, war er einfach nicht witzig. Ein Mann in Uniform drängte sich dazwischen.

„Entschuldigen Sie...wir müssen jetzt los. Er wird ins Polizeipräsidium gebracht und befragt. Gehen Sie bitte aus dem Weg.... Wer sind Sie?“ Seto hatte sich beschützend vor mich gestellt und funkelte den Beamten zornig an. Er setzte seinen kältesten Eisblick ein und ich fröstelte davon, genau wie der Polizist.

„Was denken sie denn? Ich bin Seto Kaiba, der Hausherr und den, den sie gerade angeschnauzt haben, ist mein Ehemann. Warum haben Sie mich nicht informiert? Was zum weißen Drachen geht hier überhaupt vor und warum PARKEN SIE MIT IHREN AUTOS MEINE EINFAHRT VOLL?“ Ich liebte es, wenn er so kalt war. Zwar war der Polizist äußerst höflich geblieben, aber ich dachte mir, dass Seto nun seine schlechte Laune irgendwie heraus lassen musste, ehe noch ein Unglück geschah. Und das würde auf jeden Fall geschehen.

 

„Sie haben meinen Mann gehört....“, fing ich an, wurde aber gleich unterbrochen.

„Joey...der Polizeibeamte hat Recht. Wir müssen jetzt dringend los. Du wirst es mir vielleicht nicht glauben, aber...sieh mal neben mich.“, meinte mein Großvater gelassen. Ich ging ein paar Schritte näher, sah hinein und stockte. Erschrocken zuckte ich zurück und suchte Schutz in den Armen meines Drachengatten. Panisch krallte ich mich an ihn und musste mir krampfhaft meine Tränen verdrücken. Das durfte nicht wahr sein. Warum hatte ich gerade hinein gesehen? Dann würde mir nicht gerade schlecht werden.

„Schhhh, ganz ruhig, Hündchen. Keine Sorge, ich bin da.“, flüsterte dieser. Mein Blick wandte sich trotzdem wieder dem Polizeiwagen zu...ich konnte nicht anders. Von Ruby bekam ich deswegen ein Grinsen und die Übelkeit wurde stärker.

 

„Nun, ich denke wir werden uns alle bald wieder sehen, nicht wahr?“, meinte er voller guter Laune zu der Person neben ihm. Diese schnaubte laut und wollte die Arme verschränkten, doch waren ihre Hände ebenfalls mit Handschellen gefesselt. Zum Glück. So konnte sie uns nichts anhaben. Trotz der Kühle, die von meinem Mann ausging, fing ich an zu schwitzen und zitterte unkontrolliert. War die Luft gerade dünner geworden?

„Entschuldigung, wir müssen jetzt wirklich....“, meinte der nette Polizist und ich nickte, während er die Tür schloss, meinem Mann kleinlaut versicherte, dass er uns auf dem Laufenden halten würde und mit Blaulicht und Sirene von unserem Grund und Boden hinunter fuhr. Die anderen Polizeiautos fuhren ihnen hinterher und der Notarzt versicherte uns, dass niemand ernsthaft verletzt war und damit rauschten auch sie aus der Einfahrt.

 

Ich schluckte und versuchte mich zusammen zu reißen. Nur nicht den anderen zeigen, dass ich gerade eine Panikattacke hatte. Also atmete ich tief durch, versuchte meinen Körper still zu halten und sah zu meinem Mann auf, der mich besorgt musterte. Er würde mich nachher sicher in ein Gruppentherapeutisches Gespräch verwickeln, aber ich hoffte, vorher noch was zu erfahren. Ich musste es einfach schaffen, das hier durchzustehen, ohne zusammen zu brechen. Da fiel mir ein...

„Arschgeige?“, fragte ich mit zittriger und leiser Stimme.

„Hm?“

„Ich werde jetzt den Rest deines teuren Whiskys austrinken. Und wenn ich mir hier alle so ansehe...brauchen wir alle was.“ Er nickte und nahm meine Hand, führte sie an seine Lippen und hauchte einen liebevollen Kuss darauf. Dies beruhigte mich ein wenig, aber leider nicht genug, um diese Panik ganz im Keim zu ersticken.

 

„Wir haben noch massig Vorrat im Keller.“ Und das sagte er mir erst jetzt? Ein herzzerreißendes Schluchzen ertönte und sofort sah ich zu Serenity, die ich vor lauter Schock, vergessen hatte. Sie klammerte sich immer noch fest an Tristan, der ein wenig blau angelaufen war.

„Ist doch gut, Süße...mir geht’s gut.“

„WAS ist überhaupt passiert?“, fragte ich ihn, doch er sagte nichts, sah mich vielsagend an und dann auf meine Schwester. Ich verstand. Erstmal musste sie sich beruhigen. Und nicht nur sie.

 

„Dann los. Kommt mit rein.“, forderte ich allesamt auf. Wir gingen geschlossen in die Villa und ich achtete darauf, mit meinem Mann das Schlusslicht zu bilden. Meine Füße waren recht wacklig, aber durch den Eiswürfel an meiner Seite war ich sicher. Die Tür wurde von den besorgten Angestellten geschlossen, die sich den Verletzten und Serenity annahmen und schon mal ins Wohnzimmer brachten. Nur unsere Freunde, Dad und Max blieben bei uns und stärkten uns somit den Rücken. Dabei kam mein Blick wieder auf Dad. Ich konnte es nicht anders bezeichnen. Das sah so...lächerlich aus. Ich musste ihn darauf ansprechen.

„Dad! Wie siehst du denn überhaupt aus?“, fragte ich ihn beherrscht. Grinsend stellte er mir lieber eine Gegenfrage und ging gar nicht erst darauf ein.

 

„Wie war euer Urlaub? Ganze zwei Wochen allein....ihr seht erholt aus.“

„Und du komisch...“ Das passte ihm nicht und nun konnte er nicht mehr anders.

„Gefällt es dir?“ Er hoffte wohl auf ein ja...aber den Gefallen konnte ich ihm nicht tun. Sein Grinsen verschob sich und sah auf einmal gezwungen aus.

„Nein.“

„Wie nein? Ich sehe doch total schneidig aus, oder nicht? Vollkommen seriös und ernst zu nehmen.“ Ich sah zu meinen Freunden, die ähnlich entsetzt aussahen, ob seiner Aussage.

„Dad...das ist nicht dein Ernst.“

„Wieso? Was hast du gegen meinen Bart?“

„Gegen einen Bart ist nichts einzuwenden...aber doch...nicht DAS.“

„Das ist jetzt wieder Trend. Von mir persönlich eingeführt. Du wirst sehen, bald trägt das jeder so und du wirst dich dann entschuldigen müssen.“ Fast hätte ich, trotz meines Schocks, laut aufgelacht.

„Trend? Dad...das ist definitiv KEIN Trend. Ich würde es eine Rotzbremse nennen. Auch wenn es dir zuwider ist, ein Taschentuch zu nehmen, ist DAS keine Alternative...“

„Aber...“

„Da ist ja der von Pegasus noch besser, auch wenn es ähnlich lächerlich aussieht...erinnert mich ein wenig an die Schande...“ Höchst beleidigt sah er mich nun an und sah zu Max.

„Das hat nichts mit Hygiene zu tun. So ein Schnurrbart ist doch einfach schick. Ich würde daher mehr Kritik an Max üben und...“

 

„Ich bitte dich Jason. DAS ist kein einfacher Schnurrbart. Ich weiß noch, vor einigen Jahrzehnten hat dies ein bekannter Typ getragen, der einen Krieg angezettelt hatte. Viele Menschen sind deswegen gestorben. Das ist Geschmacksverirrung! Joey hat vollkommen Recht. Du hättest dir den Style von mir abschauen sollen.“ Dad sah ihn angewidert an und winkte dann ab.

„Backenbärte sind altbacken.“

„ALTBACKEN?“, brauste Max auf, ich verdrehte die Augen und sah von der Seite, wie Seto immer mehr die Augen verengte. Ein Blick zu mir und ich nickte. Augenblicklich schüttete er eine Ladung Eis auf die beiden aus.

 

„Schluss jetzt! Wir sollten uns um wichtigeres kümmern, anstatt über Bärte zu reden.“, versprühte er seine arktische Kühle, was mir eine Gänsehaut über den Körper jagte. Ich nickte erneut und bat alle, die noch hier in der Eingangshalle standen, ins Wohnzimmer und orderte bei Yoshi noch ein paar Flaschen Whisky.

Es dauerte nur fünf Minuten, ehe Yoshi den Alkohol gebracht hatte und schenkte sofort, jedem ein Glas ein. Selbst bei Mokuba und Serenity sagte Seto nicht nein.

Meine kleine Schwester stürzte den Inhalt ihres Glases hinunter, als wäre es Wasser, musste davon husten, fing erneut das Weinen an und klammerte sich an Tristans Brust.

 

„So. Ich würde ganz gerne wissen, was passiert ist, dass hier alle so aussehen, als wäre die Welt fast untergegangen und nur wir haben nichts davon bemerkt.“, meinte ich sauer.

„Nicht mehr heute, Joey...bitte. Ich will nur noch duschen und dann schlafen. Waren lange Wochen.“, sagte Tristan erschöpft. Nun gut. Das war verständlich und anscheinend war er am Schlimmsten dran gewesen. Ich erlaubte ihm und meiner Schwester, zu gehen und sich auszuruhen, doch alle anderen hatten hier zu bleiben. Man konnte uns nicht einfach vor unvollendeten Tatsachen stehen lassen.

„Nun?“

„Alles die Schuld deines Großvaters. Auch wenn er zum Schluss geholfen hat, wäre ich froh, wenn er auch hinter Gitter kommt.“, sagte Charlie mürrisch.

„Also was hat er getan?“

 

 

Charlies Sicht:

 

Ich verdrehte die Augen und seufzte. Ich hatte mich eigentlich darauf gefreut nach Hause zu kommen und dann mussten die beiden wieder kommen, bevor ich hatte abhauen können. Mein Glas schwenkte ich nachdenklich, beobachtete die Flüssigkeit darin und trank einen Schluck. Ausgezeichneter Tropfen...

„Alles hat damit angefangen, das Serenity eure Mutter in Tristans Keller vermutet hatte. Ich bin hin und habe nachgesehen. Leider war nur noch Mrs. Taylor dort und alle anderen verschwunden. Ich wurde verletzt und musste zwei Tage damit verschwenden, im Krankenhaus zu liegen, ehe ich mich auf die Suche machen konnte.

 

 

 

Endlich hatten sie mich gehen lassen, aber nur, weil Nikolas so hartnäckig gewesen war. Nun musste ich nur noch die Situation retten. Einen Plan hatte ich nicht, keine Anhaltspunkte und niemand war derart auffällig gewesen, dass ich denjenigen befragen hätte können. Also fuhr ich zum Kaiba Anwesen, die ganze Bande, außer Kaiba und Joey waren dort und liefen wie aufgescheuchte Hühner umher. Am auffälligsten waren Joeys Vater und Cousin, die sich nicht rasiert hatten und anscheinend dabei waren, sich seltsame Bärte wachsen zu lassen.

 

Hallo Blade.“ Ich nickte ihnen zu und ließ mich auf die Couch fallen.

Also gut. Ich habe nichts und Mrs. Taylor will sich nicht äußern. Irgendwelche Vorschläge?“ Pegasus meldete sich zu Wort und meinte, dass Haruka, oft mit einem Mann mit schwarzen Haaren und Augen zusammen gewesen war.

Ach? Und wer ist dieser ominöse Typ?“, fragte ich gereizt. Musste ich ihnen alles aus der Nase ziehen? Immerhin hatten wir schon genug Zeit verschwendet und Serenity war fast nicht mehr ansprechbar vor Sorge um ihren Freund.

Ganz ruhig...Wir sind eben noch tiefenentspannt von unserem kleinen Trip.“, meinte Jason und fuhr sich auffällig oft durch sein Haar. Es glänzte etwas mehr als sonst. Doch ich zuckte nur mit den Schultern.

 

 

Frech wurde ich in meiner Erzählung von Jason unterbrochen.

„Ich bitte dich. Ich habe mir garantiert nicht so oft durch die Haare gefahren.“

„Hast du Jason. Aber das war auch dein gutes Recht dazu. War doch eine gute Idee von mir, oder?, fragte Pegasus säuselnd und Jason nickte fröhlich. Vielleicht sollte ich mein spezielles Messer, ein japanisches, extrem scharfes Taschenmesser nehmen und ihm einfach, wenn er mal nicht aufpasste, mit einem Mal den Bart abrasieren. Der Gedanke brachte mich zum Lachen und mir von beiden Bartträgern einen empörten Blick. Daraufhin versuchte der Blonde uns zu erklären, was sie gemacht hatten.

„Wir waren nämlich bei einem Original japanischen Skalp Treatment.“

„Ein was?“ Sowas hatte ich ja noch NIE gehört.

„Skalp Treatment...eine Kopfhautbehandlung...himmlisch. Mit extra Schultermassage.“ Pegasus schüttelte entsetzt den Kopf, dass wir alle nicht wussten, wovon sie sprachen.

„Vielleicht sollten WIR die Geschichte erzählen...angefangen mit dem Skalp Cleaning.“

 

 

Pegasus´s Sicht:

 

Jason und ich waren gerade dabei, uns über unsere Haare und dessen Pflege zu unterhalten, bis er feststellte, dass meine besonders schön glänzten und fragte mich, ob er sie mal anfassen durfte.

Uuuuhhh, aber natürlich mein Lieber! Ich sage immer, 1000 Bürstenstriche, zwei Mal am Tag. Dann glänzt dein Haar wunderbar.“ Er fuhr hindurch und bewunderte mich für solch schöne Haare.

 

Außerdem gehe ich ein Mal in der Woche zur Head Spa-Behandlung. Komm doch einfach mal mit.“ Mir war natürlich aufgefallen, dass er im Moment an Schuppen litt, er hatte sich nicht gekämmt und seine Spitzen mussten mal wieder geschnitten werden.

Ich habe davon noch nie gehört...ist es schmerzhaft?“, fragte er.

Aber nein, eher entspannend. Du wirst sehen, es macht aus dir einen neuen Menschen.“ Er war einverstanden und sofort rief ich Michiko an, die mir immer meinen Kopf reinigte und bat um zwei kurzfristige Termine. Wir hatten Glück und ich war äußerst erfreut.

 

Morgen haben wir schon den Termin. Wir müssen dorthin fliegen, denn sie lebt und arbeitet in Hokkaido. Lass uns doch gleich heute fliegen, dann können wir vorher noch in ein Thermalhotel und einen Onsen genießen.“

 

 

 

„Wen interessiert das? Das hat nichts mit dem Vorfall hier zu tun.“, sagte die junge Ms. Gardner streng.

Sie hatte ja gar keine Ahnung und Yugi-Boy wagte es sogar, ihr zuzustimmen. Banausen. Kein Sinn für die wichtigen Dinge im Leben. Die meisten Menschen vernachlässigten die Kopfhaut und da waren Pilzinfekionen vorprogrammiert... wie bei Jason.

„Also...Es ist eigentlich ganz einfach. Tristan wurde entführt. Sein Vater war bedauerlicherweise auf einer Geschäftsreise und seine Schwester bei ihrem Freund. Mrs. Taylor ist in Untersuchungshaft, weil sie Charlie angegriffen hatte. Vermutlich hatte sie das ganze auch noch unterstützt.“, meinte sie mit vor Wut zugekniffenen Augen.

„Oder sie wurde auch angegriffen und ist erst später aufgewacht. Immerhin kann sie bestimmt nicht einfach einverstanden gewesen sein, dass ihr Sohn verletzt, geschweige denn entführt wird.“, meinte der junge Kaiba - Boy.

 

„Ja genau und dann kam mein Dad ins Spiel.“, unterbrach Jason äußerst unhöflich. Ich hatte ihm schon so oft gesagt, dass er an seinen Manieren arbeiten musste, aber der Junge hörte einfach nicht. In der Beziehung hatte Onkelchen leider Recht.

„Aber nein, Jason. DAS kam erst viel später. Erinnere dich bitte daran, was wir besprochen hatten.“, warf ich ein. Er nickte hektisch mit dem Kopf und wollte schon weiter erzählen, damit ignorieren, was ich zum Schluss gesagt hatte. Doch ein leises, wütendes Fauchen ließ unseren Blick in die gegenüber liegende Ecke schweifen. Es hörte sich an, als würde hier, irgendwo versteckt, ein altes, grausames Wesen auf uns warten, dass uns mit einem Happs verschlingen würde. Augenblicklich bemerkte ich, dass es von Kaiba-Boy ausging und die Umgebungstemperatur gerade drastisch gesunken war. Besser wir machten für heute Schluss, bevor noch ein Unglück geschah. Wie sagte man so schön? Der Klügere entfernt sich von wütenden Drachen. Selbst von den Cartoon Drachen.

 

 

Joey Sicht:

 

Mein Eisdrache fauchte schon vor Zorn. Niemand kam zum Punkt und jeder erzählte nur wirres Zeug. Langsam und erhaben stand Seto aus seinem Drachenthron auf und verengte dabei noch mehr seine Augen. Ich begann langsam zu frieren und glaubte, an der Decke schon Eiszapfen hängen zu sehen.

„Äh...ich glaube...für heute ist erstmal Schluss. Wir kommen ein anderes Mal wieder, nicht wahr Jason?“ Dad nickte und zog Max mit sich. Als die beiden den Raum verlassen hatten, erwärmte sich die Temperatur wieder. Zumindest etwas.

 

„Mir schwirrt der Kopf...Super jetzt in ich nur noch mehr verwirrt.“, sagte ich, während Charlie aufstand und sich streckte. Was sollte denn das jetzt?

„Die beiden haben Recht. Für heute sollten wir es dabei belassen und alle eine Menge Schlaf nachholen. Ich muss nach Hause zu meinem Mann und den Kindern. Sie hatten die letzte Zeit recht wenig von mir und Nikolas macht sich bestimmt schon Sorgen. Ich komme morgen zum Frühstück, so gegen 14:30 Uhr. Französisch bitte.“ Laut knirschte ich mit den Zähnen und nickte widerwillig. Auch unsere Freunde erhoben sich und hörte Thea leise mit Yugi sprechen. Ich konnte mir schon denken, worum es ging. Sie fing meinen Blick auf, wusste sofort Bescheid und schüttelte den Kopf.

„Ich werde nicht feiern. Keine Lust. War zu viel Drama die letzte Zeit.“

Das konnte sie nicht machen. Wir hatten zusammen schon eine große Überraschung für sie vorbereitet. Alles war geplant...und sie wollte NICHT feiern?

 

Ich sagte nichts dazu und sah ihnen nur äußerst angepisst hinterher. Seufzend wandte ich mich wieder um und sah vor mir, ein schönes seidiges, dunkelblaues Hemd. Es war neu und stand ihm ausgezeichnet. Ein Blick nach oben und ich sah in helle, blaue Augen, die mich besorgt und doch analysierend ansahen und mein Blut auf einmal in Wallung brachten. Aber das hatte jetzt keinen Platz hier und ich bemühte mich, mein Verlangen nach seinem Körper, diesen zarten Lippen und seinem betörend berauschendem, männlichem Duft, zu unterdrücken.

 

„Hündchen...du kannst nichts machen, wenn sie nicht will.“, meinte er. Ja aber...

„Ich habe das extra für sie gemacht. Und jetzt? Was soll ich machen?“

„Keine Sorge...wir bekommen das hin. Komm, lass uns jetzt auch schlafen gehen. Dieses Drama gerade hat mich seltsamer Weise erschöpft. Morgen wissen wir mehr.“ Ich nickte und stand auf, meine Hand verband sich mit seiner und ich ging mit ihm nach oben. Endlich wieder zu Hause. Es hatte etwas tröstliches, mit ihm in unserem luxuriös ausgestattetem Bad zu stehen, Zähne zu putzen und uns zusammen unter seidene Laken zu legen. Meinen Kopf bettete ich auf seiner warmen Brust und sog tief seinen Duft in mich ein, von dem mir leicht schwindlig wurde. Es tat so gut, ihn so nah bei mir zu haben. Sogar meine Ängste waren, für gerade eben, nicht mehr so präsent wie vorher, was mir half beim einschlafen.

 

 

Setos Sicht:

 

Schon nach kurzer Zeit war mein Mann eingeschlafen und ich seufzte. Er hatte sich nach diesem Schock ziemlich zusammen gerissen und das rechnete ich ihm hoch an. Nur kurz hatte ich einen Blick in diese grausamen Augen werfen können, bevor sich mein Schatz an mich gekrallt hatte und mir dabei seine Fingernägel, leichte Kerben in meine Haut gedrückt hatten. Seine Panik und die Verzweiflung waren greifbar gewesen und ich mochte mir nicht vorstellen, wie es in ihm aussah. Diese schreckliche Beißzange. Endlich war sie gefasst worden und hoffte, sie würde endlich weggesperrt werden, bedauerte dabei, dass es für solche Fälle keine Todesstrafe gab. Gähnend streichelte ich Joey über seinen Kopf, fuhr durch sein goldenes Haar, welches sich weich und seidig anfühlte und schloss die Augen.

 

 

 

Es fühlte sich an, als wären nur Minuten vergangen, ehe ich mein geliebtes Hündchen schreien hörte und davon aufwachte. Er lag nicht mehr auf mir, sondern am Ende des Bettes und kauerte sich zusammen. Sofort war mir klar, dass seine Mutter diese Alpträume erneut herauf beschworen hatte, kroch zu ihm übers Bett und nahm ihn in meine Arme. Er war nass geschwitzt, sein Haar klebte ihm im Gesicht und er weinte, schrie um Erbarmen. Wut kochte in mir hoch, schlug aber sofort in Hilflosigkeit um und wieder zurück und ich presste dabei meine Zähne ganz fest aufeinander. Ich würde alles tun, damit sie endlich weggesperrt wurde. Doch diese Gedanken halfen ihm gerade nicht dabei und mir linderten sie nicht mein schmerzendes Herz.

 

„Schh, ich bin da...“, flüsterte ich ihm zu, während ich ihn in meinen Armen hielt, leicht wiegte und nun mir meine Tränen verdrücken musste. Ich konnte ihn vielleicht physisch schützen...aber vor seinen Alpträumen und der Angst...da hatte ich keine Chance. Lange saß ich so da, streichelte meinem Geliebten durch sein Haar, machte kein Auge zu, nur damit er sich beruhigte und zumindest er den Schlaf fand. Ohne Alpträume.

 

~

 

Am nächsten Morgen schälte ich mich, völlig übernächtigt, aus dem Bett und deckte Joey zu. Mein nächster Halt war das Bad und ich hatte Mühe, mich auf den Beinen zu halten. Leise seufzte ich auf, als das warme Wasser über meinen Körper lief und meine steifen Glieder lockerte. Wir hatten so wundervolle Flitterwochen hinter uns und ich hatte gedacht, dass wir entspannt nach Hause kämen und allen erzählen konnten, was wir erlebt hatten und nicht, dass hier ein Ausnahmezustand geherrscht hatte. Meinen Kopf, der nun anfing leicht zu pochen, lehnte ich gegen die Fließen der Dusche und schloss die Augen, hoffte das es davon weg gehen würde.

So blieb ich einige Zeit, bis ich meinen Kopf erschrocken hob und er wieder, diesmal schmerzhaft, auf den Fliesen aufkam. Fast wäre ich eingeschlafen, erntete dafür nun heftige Kopfschmerzen. Ich griff nach dem Duschgel und seifte mich schnell ein, bevor das warme Wasser, den feinen Schaum wieder von mir abwusch. Ich hatte auf einmal ein seltsames, gehetztes Gefühl und die Schmerzen hinter meiner Stirn wurden stärker.

 

Danach schaltete ich die Dusche aus und griff mir ein Handtuch, trocknete mich ab und ging wieder in unser Zimmer. Das Gesicht meines Gatten war erneut nass vor Schweiß, seine Stirn kraus gezogen und er zitterte.

„Bitte nicht....“, flüsterte er angespannt und traurig, entfachte in mir dabei eine innere Kälte. Meine Nackenhaare stellten sich auf und ich eilte schnell zu ihm, nahm ihn in den Arm und küsste seine Wange. Daraufhin fing er an zu weinen und rief meinen Namen. Verzweifelte, goldene Augen sahen in meine und grenzenlose Machtlosigkeit ergriff von mir Besitz.

 

„Ich bin da, Liebling. Sie kann dir nichts tun. Die Polizei hat sie in Gewahrsam und wir haben Beweise, um sie hinter Gitter zu bringen.“ Trotz meiner, für mich selbst hohlen Worte, hörte er nicht auf, bittere Tränen zu vergießen. Ab und an kam ein leiser, verzweifelter Laut aus seinem Mund, der mich mehr erschütterte, als wenn er laut geschrien hätte.

 

~

 

Unruhig lief ich hin und her. Es hatte Ewigkeiten gedauert, bis Joey sich beruhigt und wieder eingeschlafen war. Danach hatte ich Francois angerufen und ihn gebeten, uns ein Original französisches Frühstück zu bereiten. Lange hatte es gedauert, bis er sich einverstanden erklärt hatte. Nach einem strengen Blick von eben diesem, setzte ich mich auf die Couch im Esszimmer, nahm meine Tasse Kaffee und trank langsame Schlücke. Mein Lieblingsgetränk verströmte dabei einen wohltuenden Duft. Dieser half aber nicht gegen die Schmerzen. Drei Schmerztabletten hatte ich bereits intus, doch leider hatte die Wirkung noch nicht eingesetzt. Stöhnend massierte ich mir meine schmerzende Nasenwurzel und seufzte erschöpft auf.

 

„Isch mache das nur für disch. Ich hoffe das ischt dir klar?“, fragte er, immer noch ungehalten, weil er am Nachmittag Frühstück bereiten sollte und schnaubte laut.

„Es sind die Umstände mein Freund...die Umstände. Ich möchte, dass du auch dabei bist bei dem Gespräch, dann wird dir vielleicht einiges klar.“

„Wir werden sehen, ob isch es dann verstehen kann. Wahrscheinlisch nischt... Oh mon dieu.“ Francois hatte nun alles aufgetischt, doch er stoppte in seiner Bewegung, als er meinen Ehemann im Türrahmen stehen sah, der mitgenommen und völlig durch den Wind wirkte. Sein Haar war stumpf und leblos und es stand wild in alle Himmelsrichtungen ab. Er blickte mich traurig an, in seinen Augen lag ein Schatten, was das Strahlen dieser verhinderte. Sie waren völlig verquollen und rot vom weinen. Im nächsten Moment hatte ich ihn schon in meine Arme geschlossen und hielt ihn nur.

 

Mein Magen verkrampfte sich, als sein Körper anfing zu zucken und mein Hemd erneut nass wurde. Augenblicklich verengte ich vor Wut meine Augen, was nun zur Gewohnheit zu werden schien und drückte ihn noch enger an mich. Langsam hielt ich das nicht mehr aus. Ich wollte nicht, dass er weinte. Ich ertrug das einfach nicht mehr. Allein sein Anblick zerrte an meiner Psyche.

„Das...das...“ Francois fand keine Worte für das Häufchen Elend, was in meinen Armen lag und immer noch stumm weinte. Er setzte sich geschockt und nickte dann. Sein Zeichen, dass er mir nun doch glaubte.

 

An der Haustür klingelte es und ich wusste, dass nun die ersten Gäste eintrudeln würden. Die Tür zum Esszimmer ging zeitgleich auf und eine ebenso verheulte Serenity und ein immer noch erschöpfter Tristan kamen herein. Die Augen des Franzosen gingen über, er stand sofort wieder auf und half meiner Schwägerin auf einen Stuhl. Ihr Freund allerdings kam zu uns und seufzte.

„Sie ist völlig fertig. Ich kann sie einfach nicht mehr beruhigen.“

„Nachdem was passiert ist... was wir immer noch nicht wissen...kein Wunder.“ Joey war nun völlig regungslos in meinen Armen und lugte vorsichtig zu Tristan. Dieser sah ihn auch an und verzog das Gesicht.

„Nicht du auch noch, Kumpel...“

 

Wir sagten beide nichts darauf, sondern warteten, bis sich das Zimmer mit unseren Freunden füllte. Nur Jason und Max waren noch nicht da, aber das machte mir nichts aus. Im Gegenteil. Ich war froh, dass wir unter uns waren.

Beim zweiten Blick auf die Anwesenden fiel mir auf, dass noch zwei Personen fehlten.

„Wo ist Bakura und Devlin?“

Gardner tauschte mit Yugi einen vielsagenden Blick und meinte, dass sie...beschäftigt waren und deswegen heute nicht dabei sein konnten.

 

Ich ignorierte das leise Stimmchen, welches mir zuflüsterte, dass ich dem auf den Grund gehen sollte und nickte. Dann ging die Tür erneut auf und mein kleiner Bruder erschien strahlend.

„Hey Leute. Gute Neuigkeiten. Ich hab es geschafft. Ich habe mit Yuna Schluss gemacht.“ Drückende Stille ließen Mokubas erwartungsvolles Lächeln wieder erlöschen.

„Was denn?“

„Mokuba...du hast nicht wirklich mit Yuna am Telefon Schluss gemacht, oder?“, fragte Gardner skeptisch. Jeder wusste, dass ein persönliches Schluss machen vorzuziehen war und selbst ich würde es so halten. Doch Moki schnaubte nur und winkte ab.

„Natürlich nicht. Ich bin doch nicht bescheuert. Sie hätte mir sofort die seltsamsten Dinge an den Kopf geworfen und mich nicht ein Wörtchen reden lassen. Ich habe es per WhatsApp gemacht und danach ihre Nummer blockiert.“, meinte er, höchst zufrieden mit sich. Er erwartete offensichtlich, dass wir alle stolz auf ihn waren und ihn nun loben würden.

 

„Wohl die einzige Möglichkeit, wie du da lebend hättest raus kommen können.“

Gardner hatte bereits zornig den Mund geöffnet, doch als wir Blades Stimme vernahmen, der gerade erst angekommen war, schloss sie ihn wieder, sah nach oben und überlegte kurz, ehe sie nickte.

„Und wer ischt das?“, fragte Francois überrascht. Ich lächelte ihm zu und winkte ihn zu mir. Nur zaghaft und äußerst ungern löste er sich von Serenity, die sofort das weinen anfing. Doch Tristan ging sofort zu ihr und Francois kam verwirrt zu uns herüber.

 

„Francois? Das hier ist Charles Nigerious Augustus Blade der Dritte. Er ist ein alter Freund und hat mir geholfen, die böse Stiefmutter zu fassen. Er war in der Navy, arbeitet nun aber als Journalist, ist verheiratet und hat zwei Kinder. Blade? Das ist Francois Moreau-Duboit, mein Schneider und guter Freund. Er ist Franzose und solltest du Anregungen brauchen, was deinen Mann und Romantik angeht, kannst du auf ihn zählen.“

 

Meine kleine Ansprache hatte sofort Wirkung gezeigt und beide gaben mir die Reaktion, die ich erhofft hatte.

„Dein Mann?“, fragte Francois.

„Er ist auch schwul?“, erwiderte Blade.

Beide grinsten sich an und schüttelten sich die Hände.

„Ich freue mich dich kennen zu lernen, Francois. Nein. Es ist mir eine Ehre.“, sagte Blade mit einem Funkeln in den Augen.

„Die Ehre ischt ganz meinerseits.“, antwortete mein Schneider wohlwollend. Das schien der Beginn einer wunderbaren Freundschaft zu sein.

 

„Hey Leute. Ich weiß... die Formalitäten und so, aber könnten wir vorher was essen? Ich hab tierischen Hunger.“ Tristan hielt sich dazu seinen Bauch, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. Ich nickte und sofort setzten wir uns auf die Stühle und bestückten unsere Teller.

Francois hatte es wieder einmal übertrieben. Die Getränke, die fast alle in einer großen Thermoskanne abgefüllt waren, beliefen sich auf Kaffee, Kakao und schwarzem Tee. Zwei hohe Glaskrüge mit Orangensaft standen daneben. Mit den Speisen hatte sich der gebürtige Franzose selbst übertroffen.

 

Neben Croissants waren auch große flache Schüsseln mit Brioches, verschiedenen kleinen Quiches und in acht Körben, Baguettes. In tieferen Schüsseln befanden sich Tartelettes und Mousse au chocolat, die bis zum Rand damit gefüllt waren. Eine Schüssel mit Teig stand neben einem kabellosen Crêpesmaker, damit diese frisch auf die Teller kamen. Zu den Croissants hatte er verschiedene Konfitüren, Butter und ein großes Glas Nutella bereit gestellt. Auf einer Silberplatte stapelten sich verschiedene Hartkäse, Weichkäse, Ziegenkäse und Wurstsorten. Insgeheim fragte ich mich schon, wer das alles essen sollte. Allerdings meinte Francois es nur gut und mit einer guten Mahlzeit ging es einem, in schlechten Zeiten, dann doch wieder ein klein wenig besser. Ich hoffte es zumindest.

 

Aber...auch wenn ich wusste, dass ich etwas essen sollte, ein Blick auf mein Hündchen und die Sorgen verdrängten Hunger und andere Bedürfnisse. Trotzdem schenkte ich mir erneut Kaffee ein und nahm mir ein Croissant, welches ich mit Kirschkonfitüre bestrich, ehe ich es dann doch meinem Ehemann hinhielt. Er sah darauf und dann zu mir und wollte gleich den Kopf schütteln. Mein Blick hielt ihn davon ab und er öffnete zaghaft den Mund, um ein Stückchen abzubeißen. Er lächelte leicht, nahm es mir ab und aß nun selbstständig. Ich sah ihm dabei erleichtert zu und trank ab und an meinem Kaffee.

 

Ich hörte Mokuba irgendwann schnauben und dann hielt er mir ebenfalls eines an den Mund. Die Hälfte des Croissants war voller Schokolade und ich nahm es ihm ab, verkniff mir aber, mit den Augen zu rollen. Danach machte Francois mir noch ein paar Crêpes, die ich voller Genuss verspeiste. Als wir dann alle satt waren und uns kaum noch rühren konnten, fing Tristan an, leise eine kleine Zusammenfassung zu machen.

 

„Also ich war im Keller, um nachzusehen ob Haruka dort unten ist. Dann hab ich einen Schlag auf den Kopf bekommen und wusste beim aufwachen nicht, wo ich war. Ich lag lange Zeit irgendwo eingesperrt, ohne Essen und nur ein kleiner Napf wurde täglich mit Wasser gefüllt. Ich hab Haruka gesehen und ein Mädchen, welches sich immer im Hintergrund aufgehalten hatte. Aber ich habe meistens so getan, als wäre ich bewusstlos und würde nichts mitbekommen. Bis Charlie aufgetaucht ist. Er hat mich befreit und danach weiß ich kaum noch was. Ich hatte zwischendurch das Gefühl, dass wir Achterbahn gefahren sind.“

 

Das hörte sich nicht so an, als ob er über alles reden wollte. Doch niemand drängte ihn, mehr zu erzählen. Oder sie merkten es nicht. Ich wandte mich an Blade und fragte ihn, ob er das Ganze aus seiner Sicht schildern würde. Sein Gesichtsausdruck war hart geworden und leise knirschte er mit den Zähnen. Offensichtlich hatte er auch mitbekommen, dass Tristan uns viel verschwieg.

 

 

Charlies Sicht:

 

Nun fragte mich Kaiba nach meiner Sicht. Doch ich wusste ja, dass ich ausgefragt werden würde und deswegen nickte ich und fing an, zu erzählen.

 

 

Meine Nerven lagen schon seit Tagen blank und ich war der einzige, der Tristan finden konnte, dass sagte mir mein siebter Sinn. Doch die beiden „Erwachsenen Herren der Schöpfung“ redeten lauter sinnloses Zeug. Meine Augenbraue zuckte, als Jason abermals anfangen wollte, doch ich unterbrach ihn unwirsch.

Ruhe jetzt. Ihr beide macht mir Kopfschmerzen. Ich werde nochmal zum Tatort fahren.“ Damit stand ich auf und ging, darauf achtend, dass ich vor Wut nichts kaputt machte, beherrscht langsam zum Ausgang der Villa. Der Kies der Einfahrt knirschte, als ich darauf ging und wurde lauter, je mehr ich aufstampfte. Meinen Camaro hatte ich draußen geparkt und als ich am schweren Eingangstor angekommen war, öffnete es sich automatisch.

 

Mein Blick wanderte kurz zurück zur Villa. Wenn Kaiba das wüsste, würde er ausflippen...und Joey noch mehr, also musste ich es einfach schaffen, Tristan zu finden, bevor beide zurück waren. So einen gefährlichen Einsatz hatte ich lange nicht mehr gehabt und hoffte eigentlich, mit dem Ausstieg aus der Navy, dass sowas nicht mehr passieren würde. Aber nun war es schon passiert und ich musste unbedingt eine Spur finden. Also stieg ich in den Camaro und drehte den Zündschlüssel. Der Sound meines Autos beruhigte mich sogleich etwas und ich atmete ein paar Mal tief durch. Nach diesem Drama brauchte ich unbedingt ein bisschen Urlaub und nahm mir vor, meinen Mann und die Kinder, mit einem mindestens fünf wöchigen Urlaub auf Sizilien zu überraschen. Das musste einfach drin sein.

 

Der Himmel war immer noch seltsam grau, ließ die Sonne kein bisschen durchscheinen, als wüsste er, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmte. Es dauerte nicht lang, da war ich bereits am Ziel und parkte mein Auto genau vor dem Tatort. Immer noch flatterten die Absperrbänder, die ums ganze Haus befestigt waren, im leichten Wind und ließen diese Szenerie unheimlich wirken. Gemächlichen Schrittes näherte ich mich den Gartentor und fühlte mich augenblicklich beobachtet. Also war der Täter wieder hier her zurück gekehrt? Ich blieb stehen und wartete, konnte ja sein, dass man entweder mit mir Kontakt aufnehmen, oder mich zur Strecke bringen wollte. Für beides hatte ich eine Lösung, doch nichts rührte sich.

 

Nach zehn Minuten des Wartens, setzte ich meinen Weg fort, sah im Gras die Spuren meines eigenen Blutes und knurrte leise. Ab jetzt würde ich immer dafür sorgen, dass ich gesättigt war, bevor ich mich für solche Missionen meldete. Mein Blick verweilte noch ein paar Sekunden, ehe ich meinen Weg, mitten ins Haus hinein, fortsetzte. Zum Glück hatte ich einen der Schlüssel für eventuelle Nachforschungen von der Polizei bekommen, steckte diesen ins Schloss und sperrte auf. Hier war alles abgedunkelt worden, damit niemand herein schauen konnte. Schaulustige gefährdeten meist die Ermittlungen, brachten durch unangebrachte Neugier, alles durcheinander und das konnte ich nicht gebrauchen. Ich kramte aus meiner Hosentasche eine kleine Taschenlampe und leuchtete den Eingangsbereich genaustens ab, doch hier waren keinerlei Spuren zu sehen, als hätte jemand sauber gemacht, bevor ich das erste Mal dort alles überwacht hatte und später die Polizei gekommen war, die nichts verändert hatte.

 

Wenn das stimmte, dann war Mrs. Taylor außer Gefecht gesetzt worden und als sie wieder aufgewacht war, war sie in Panik verfallen und hatte mich angegriffen. Ich ignorierte die geschmackslose Einrichtung, die aus hässlichen rosa Spitzenvorhängen, seltsamen Gebilde, die wohl eine Kommode und ein Schrank darstellen sollten und Skulpturen aus Draht und Metall, die Mrs. Taylor wohl selbst gemacht hatte, bestanden und fuhr fort, Zimmer für Zimmer abzusuchen und als ich auch im Keller nichts finden konnte, unterdrückte ich gerade so, einen wütenden Schrei. Vorsichtig erklomm ich die kaputten, hölzernen Treppen, die wohl bei einem Kampf beschädigt wurden. Doch nirgendwo lagen Splitter und bestätigten meine Vermutung, das bereits aufgeräumt worden war. Ich erreichte die letzte Treppenstufe und ging enttäuscht auf die Haustüre des Hauses zu, doch eine Vorahnung ließ mich innehalten.

 

Meine Augen schlossen sich, als ich den Geruch von Schweiß roch, der sich mit teurem Aftershave vermischte. Der Boden vibrierte leicht und mit ein paar Schritten nach hinten und einer Drehung nach links, griffen meine Hände nach einem Arm und schleuderte den Körper daran über meine Schulter. Schnell bog ich den Arm, den ich nicht losgelassen hatte, auf seinen Rücken und drückte ihn nach oben, bis der unter mir liegende, schmerzhaft aufkeuchte.

 

Als ich erkannte, wen ich vor mir hatte, machte ich ein abfälliges Geräusch.

War ja klar, dass Sie es sind. Wer auch sonst. Was wollen Sie hier? Sie haben doch bereits Tristan, oder nicht?“ Mr. Wheeler-Mc Lime lachte laut auf.

Wie bitte? Denken Sie tatsächlich, dass ich etwas damit zu tun hatte?“

Etwa nicht?“

Fast. Nun...sagen wir, es gab eine Variable, die ich vergessen hatte, in meine Pläne mit einzuberechnen. Yuna.“

Yuna steht doch sicher auch unter ihrem Kommando, oder nicht?“ Er schüttelte den Kopf und bat, dass ich ihn erstmal loslassen sollte. Mein Gefühl sagte mir, dass von dem alten Mann keine allzu große Gefahr ausging, also ließ ich ihn los, behielt ihn aber genau im Auge.

 

Er klopfte sich den Staub von seinem teuren Anzug, öffnete den durcheinandergeratenen Zopf und flocht sich seine Haare erneut. Dann blickte er unvermittelt in meine Augen und ich sah ihm an, dass seine nächsten Worte der Wahrheit entsprachen.

Mokuba Kaiba beachtet sie nicht länger, trifft sich nicht mit ihr, weshalb mein Plan Nummer eins schon mal nicht funktioniert hat. Aber Ungeduld, Unreife und krankhafte Eifersucht veranlassten sie, zu unüberlegtem Handeln. Man sollte sich nie an seinen Partner klammern, sonst fühlt er sich eingeengt und geht auf Abstand. Ich hatte es ihr gesagt, aber so wie viele junge Leute sind, hören sie nicht zu und tun die Worte von älteren Leuten, als Schwachsinn ab. Dieser dumme Junge...Tristan, ging einfach in den Keller, obwohl Haruka dort unten war. Kein Wunder, dass er nun... weg ist. Ich weiß allerdings nicht, wohin sie ihn verschleppt haben, aber...ein Verbündeter weiß es.“

 

Er erzählte mir das einfach so? Seltsam das er es wusste, dass Haruka dort unten gewesen war. Mein Blick ließ ihn lächeln.

Kein Grund meine Worte anzuzweifeln. Ich sage die Wahrheit. Wie Sie wissen habe ich ein schwaches Herz. Mein Zustand wird nicht besser, also Karten auf den Tisch. Ich habe viel verpasst und bin mit meinen Plänen gescheitert und muss einsehen, dass es falsch war, etwas erzwingen zu wollen. Nach dieser Aktion kann ich froh sein, wenn ich dieses Jahr überhaupt überlebe. Ich werde Ihnen helfen, Haruka und den entführten Jungen zu finden.“

 

Er schien wirklich nicht zu lügen, aber ich blieb vorsichtig. Irgendwas an seinem Blick oder der Art wie er mit mir sprach, kam mir verdächtig vor.

Fein. Rufen Sie Ihren Kontaktmann an und machen Sie schnell, bevor ich die Polizei rufe. Die werden Sie so oder so rufen müssen.“, wandte ich ein und er nickte erneut, wählte eine Nummer und wartete, bis sein Gesprächspartner ran ging. Einige Zeit sprach er, leider in einer Sprache, die ich nie für wichtig gehalten hatte und sie deshalb nicht gelernt hatte. Als er auflegte, zog ich erwartungsvoll meine Augenbraue nach oben.

Ich weiß wo sie sind. Aber das wird nicht einfach.“ Sehr verdächtig. Warum musste er in einer anderen Sprache mit demjenigen sprechen und nicht auf japanisch? Oder zumindest in Englisch?

 

Auf einmal hörte ich lauten Krach außerhalb des Hauses und zuckte erschrocken zusammen. Eine Falle... Den alten Mann, der komischerweise ein gruseliges Grinsen aufgesetzt hatte, nicht aus den Augen lassend, ging ich rückwärts zur Tür und sah aus der Glasscheibe, die oberhalb der Eingangstüre eingelassen war. Das gab es doch nicht. Das was ich da sah und der Ton, den ich nun hörte, ließen mein Herz schmerzen. Dieser Schmerz zog sich tief in mein Herz.

Doch noch kann ich es Ihnen nicht sagen. Immerhin muss ich vorher noch etwas erledigen. Guten Tag, Mr. Blade. Wir sehen uns wieder.“, Lachend verschwand Mr. Wheeler- Mc Lime im Wohnzimmer und öffnete die Terrassentüre, ehe er flüchtete. Ich konnte mich nicht mehr bewegen. Das was ich da draußen sah...war eines der Grausamsten Dinge, die ich in meinem Leben hatte mit ansehen müssen.

 

Ich wusste, dass ich gerade in einem Schockzustand war, etwas, was ich seit ich ein Kind war, nicht mehr gehabt hatte. Doch ich konnte mich einfach nicht lösen und dem alten Mann hinterher jagen. Tränen brannten in meinen Augen und ich schüttelte fassungslos meinen Kopf. Langsam kam ich endlich in Bewegung, auch wenn es sich so anfühlte, als ob ich wie ferngesteuert war. Ich öffnete die Tür und ging, ebenso gemächlich, auf mein geliebtes Auto zu. Die Seitenspiegel waren abgeschlagen worden, große Löcher klafften in den Fenstern und der Windschutzscheibe, Beulen verunstalteten die Herrlichkeit meines Autos und tiefe Kratzer im Lack, zogen sich über die ganze Seite. Warum? Er hatte euch doch gar nichts getan...

 

Rauch stieg auf einmal auf und ich sah gerade noch so, einen Mann mit schwarzen Haaren davon laufen, ehe mein Camaro in Flammen aufging. Er hatte ihn...aber wieso? Löschen...ich musste ihn...

Eine gewaltige Explosion zerlegte den Rest meines Autos in Einzelteile und schleuderte mich einige Meter nach hinten. Ich fiel auf den Rücken und mir blieb einige Sekunden lang die Luft weg, ehe ich gierig, den zum überleben notwendigen Sauerstoff in meine Lungen sog. Der Rücken, der Kopf und mein Nacken schmerzte, es gelang mir erst beim dritten Versuch, mich aufzuraffen. Tränen des Verlustes rannen mir über mein Gesicht und grenzenlose Wut brodelte in meinem Bauch.

NEIN! DAS WIRST DU MIR BÜßEN!“

 

 

Ich ließ eine Minute des Schweigens, für mein geliebtes Auto verstreichen und jeder der Anwesenden machte mit.

„Ich habe ihn überall gesucht gehabt und als er sich endlich gezeigt hatte, war die zweite Woche eures Urlaubs, fast rum. Ich vermute, er hat Beweismaterial vernichtet, die ihn mitschuldig wirken lassen. Wir haben trotzdem zusammen Tristan befreien können, auch wenn es nicht leicht war, ihn nicht umzubringen, für den Mord an meinem Auto und haben die Verbrecher gefasst. Am Anwesen haben wir die Polizei gerufen und dann seid ihr gekommen. Der Camaro ist also Schrott. Was bedeutet, du darfst mir einen neuen schenken, Kaiba. Selbe Farbe, selbe Ausstattung. Und ich werde nicht auf meinen Geburtstag warten, bis ich ihn bekomme.“ Meine Stimme war auf einmal rau, sie hörte sich traurig an und mir tat der Hals weh.

Kaiba winkte ab und meinte, dass er natürlich dafür aufkommen würde. Das der Impala sich auch nicht mehr unter den fahrenden Autos befand, behielt ich vorerst noch für mich.

 

„Nun gut. Du bekommst ein Neues. Aber...es fehlt in deinen Erzählungen noch einiges. Wie habt ihr es geschafft, Tristan zu befreien? Wie seid ihr hin und wieder zurück gekommen? Und wie hast du Ruby überreden können, ins Polizeiauto zu steigen? Wäre es nicht besser gewesen, die Polizei vor Ort, am Versteck zu rufen und beide dieser zu übergeben? Du hast mir zu viel ausgelassen.“ Kaiba starrte mich eisig an und ließ seine Worte schweigend wirken. Sie alle starrten mich an, aber ich wich ihren Blicken aus.

„Ich erzähle es dir später. Allein. Und nun...Joey?“ Er sah mich traurig an und ich wagte kaum, ihn das zu fragen, was ich fragen wollte. Aber es könnte ihn zumindest zeitweise ablenken.

 

„Was ist mit Theas Geburtstagsparty? Es ist alles vorbereitet und...“

„Was ist vorbereitet?“, fragte diese gleich. Ich spürte Kaibas frostige Eisaura, die begann, mich einzufrieren, aber ich konnte hier nicht komplett offen sprechen. Nicht wenn Joey und Serenity hier waren. Immerhin hatte Tristan auch nicht alles erzählt, sonst wären die beiden Geschwister sicherlich erneut in Tränen ausgebrochen.

 

„Du hast erst morgen Geburtstag Thea...und willst nicht feiern. Dann verpasst du aber die krasseste Party aller Zeiten. Sorry Leute...ich brauche ein wenig Ruhe jetzt...“, meinte Joey erschöpft und seufzte schwer. Dann stand er auf und streckte sich. Einige Knochen knackten und erinnerten mich selbst an meinen lädierten Rücken, den Arm und den Kopf.

Thea sagte ihm nur noch, dass sie dann eben doch feiern würde, wenn schon alles vorbereitet wäre. Zum Glück. Sonst hätten wir uns alle das sparen können.

Unauffällig sah ich auf meine Uhr, die mir sagte, dass es bereits 17:00 Uhr und nun Zeit war, die beiden Nervensägen aus der Garage zu befreien. Ich verabschiedete mich und versprach Kaiba, dass wir bald reden würden und verließ das Esszimmer. Mit langsamen Schritten durchlief ich die Eingangshalle und bevor ich die Türe erreichen konnte, kam mir der Butler entgegen.

 

„Master Blade.“ Er verbeugte sich tief, während ich ihm zunickte und ihn bat, Jason und Pegasus zu befreien. Er verzog das Gesicht, straffte sich dann und nickte ebenfalls. Ich verließ das Anwesen und machte, das ich davon kam, bevor sie mich sahen. Ich grinste über beide Ohren, als ich am Eingangstor meinen Mann und die Kinder sah.

Zeit fürs Mittagessen.

 

 

Joeys Sicht:

 

Ich ging völlig fertig die Treppen nach oben, spürte den besorgten Blick meiner Freunde und auch die des Schneiders, doch ich ignorierte es einfach. Seto war im Esszimmer geblieben und überlegte wohl, was Charlie in seinen Erzählungen ausgelassen haben könnte. Meinetwegen. Ich ging in unser Zimmer und legte mich hin. Ein paar Minuten später hörte ich die Tür aufgehen und dann wie das Bett nach gab, als mein Mann sich zu mir legte. Ich tat, als ob ich schlafen würde, als sich sein Körper hinter mich legte und ich seinen warmen Atem spüren konnte.

 

Er küsste mich im Nacken und knabberte daran, bis mir ein Keuchen entfloh und mir auf einmal unfassbar heiß wurde. Aber...ich war doch traurig und fertig. Mein Gesicht sah bestimmt jämmerlich aus. Wie konnte er jetzt nur an Sex denken? Als Antwort darauf, strichen seine Hände über meine Seite, nach vorne über den Bauch und die Brust. Mein Körper zitterte und ich stöhnte nun leise seinen Namen, als er hauchzart über eine der Brustwarzen fuhr. Na gut, meinetwegen... Er saugte sich in meinem Nacken fest und ich drückte ihm meinen Hintern an seine Mitte, seine Männlichkeit war bereits bereit und er keuchte erregt auf.

„Joey...Schatz! Ich will dich!“, raunte er mir in mein Ohr.

 

~

 

Vollkommen fertig wachte ich aus einem traumlosen Schlaf auf. Ich war auf dem Bauch eingeschlafen und musste lächeln, als ich über meine Schulter sah und damit, dass mein Saftsack auf meiner Rückseite lag. Er schlief tief und fest, ich hörte wie er ruhig atmete und das Gefühl von innerem Frieden erfüllte mich. Vor Monaten sagte er mir schon, dass ich nur keine Albträume hatte, wenn er auf mir lag und ja, ich fühlte mich so sicher, dass ich nicht mal Angst hatte, wenn ich an Mutter dachte. Also schloss ich meine Augen und genoss den nackten, schweren Körper des Drachenkönigs auf mir. Wie innig und besitzergreifend er mich genommen hatte, ging mir immer noch durch und durch.

„Ich liebe dich, Eisprinz.“, flüsterte ich ihm leise zu, bis ich erneut einschlief und Stunden später, von lautem Klopfen an der Tür, wieder aufwachte.

„Entschuldigen Sie bitte die Störung. Die Herren Kaiba?“ Mein Mann brummte, wedelte mit der Hand, als ob er Daisy, die vor der Türe stand, damit verscheuchen konnte und drohte, wieder einzuschlafen.

 

Also schob ich mich unter im vor, äußerst vorsichtig, doch trotzdem grummelte er lauter und nuschelte ein „Bleib hier...“, ehe er wieder einschlief. Langsam kroch ich vom Bett und stellte fest, dass wir letzte Nacht übertrieben hatten, denn mein Hintern tat mir schon wieder ziemlich weh. So schnell es ging hastete ich, das Gesicht vor Schmerz verzogen, in seinen Schrank, dadurch und in meinen und kramte eine von meinen Boxershorts, eine Hose aus bequemer Baumwolle, welche so teuer war, wie sie aussah und ein kurzärmliges, weißes Hemd hervor und zog mir diese Kleidung über, bevor ich wieder herauskam und die Türe entsicherte. Daisy stand vor mir und sah ausgelaugt und gleichzeitig wunderschön aus.

 

Sie trug heute ihre welligen, hellbraunen Haare offen, die bis zur Taille reichten. Außerdem hatte sie keine Hausmädchenuniform an, sondern trug einen Rock in hellrosa und eine schwarze Bluse dazu. Ein Blazer, ebenfalls in hellrosa, lag in ihrer rechten Ellenbeuge. Ihre hochhackigen Schuhe, mit hauchdünnen Absätzen, sahen lebensgefährlich aus.

„Master Joseph. Bitte folgen Sie mir. Sie müssen Ihren Vater beruhigen.“ Ich hob meine beiden Augenbrauen, nickte jedoch und folgte ihr nach unten, wo ich bereits Dad, lautstark schimpfen hörte. Nebenbei sagte ich ihr, dass sie hübsch aussah und sie lächelte.

 

„Danke. Bei der Überraschung...da will man doch einfach nur auf alles vorbereitet sein.“ Das stimmte wohl. Wir folgten dem lauten Gemecker und fanden ihn und die anderen Hausmädchen, sowie unseren Butler und Max, im Wohnzimmer. Sein Gesicht hatte die Farbe von Tomaten angenommen, aber nicht vor Scham, sondern vor lauter Zorn.

 

„Dad...“

„JOEY! Na endlich. Wie lange willst du noch schlafen? Erstens, Charlie hat mich und Max in der Garage eingesperrt. Schadensbegrenzung nannte er es. SCHADENSBEGRENZUNG! Und damit nicht genug, haben wir alles verpasst. Das gute französische Essen! Ich hatte solchen Hunger! Zweitens, fängt in einer Stunde Theas Geburtstagsparty an und ihr liegt immer noch in den Federn.“ Er holte kurz Luft, um in seiner Schimpftirade weiter zu machen, doch ich unterbrach ihn, noch bevor er einen Ton heraus bringen konnte.

 

„Hör auf Dad.“, fauchte ich eisig und ahmte dabei den Ton nach, der ihn schon mal dazu gebracht hatte, sofort auf mich zu hören. Mit großen Augen sah er mich an und meinte dann leise, dass ich nicht schon wieder die Art seiner Mutter auspacken musste. Max legte ihm eine Hand auf die Schulter.

„Lass es gut sein, Jason. Geschehen ist geschehen. Wir können nichts mehr machen. Wo ist eigentlich den Ehemann, Joey?“, fragte mich Pegasus, doch auch er erstarrte, als ich ihn ebenfalls anzischte.

 

„Wagt es ja nicht, ihn zu stören. Er schläft und muss sich ausruhen. Wenn auch nur einer zu ihm geht und seinen Schlaf stört....“

„Hündchen. Ganz ruhig. Ich bin schon wach.“, ertönte hinter mir die Stimme meines Mannes, die einen kühlen Wind mit sich brachte und mich leicht frösteln ließ. Ich sah hinter mich, mir blieb die Luft weg, denn er sah unglaublich schön aus, trotz der Müdigkeit. Er hatte sich eine weiße Leinenhose angezogen und darüber ein hellblaues Hemd, welches seine hellen blauen Augen betonte. Er wirkte erhaben und stolz und sein Blick, der ruhig und arktisch auf mir ruhte, machte mir weiche Knie. Mein Mann. Oh ich liebte ihn so sehr und diese Liebe brachte in meinem Herzen eine solche Hitze hervor, dass es mir erneut den Atem verschlug.

 

„Ich liebe dich mein Liebster Eisschrank!“, rief ich ihm zu, immer noch gefangen in diesen tiefen Gefühlen, die seine bloße Präsenz in mir hervor gerufen hatte.

Als er wissend lächelte, kroch über meinen Körper eine Gänsehaut und in seinen Augen spiegelten sich dieselben Gefühle. Es machte nichts, dass er daraufhin nichts erwiderte, ich erwartete es nicht, denn seine Taten zeugten von dieser innigen Liebe, mehr als es Worte vermocht hätten. Meine Güte. Dieser inneren Monolog klang gerade voll poetisch. Alter...Mein Drachengatte färbte voll auf mich ab.

Besagter Drache kam auf mich zu und umarmte mich sanft, fuhr unfassbar zärtlich durch mein Haar und küsste dieses. Fast hätten meine Lippen zu beben angefangen, aber ich konnte es gerade noch so unterdrücken.

 

„Yoshi?“ Dieser kam sofort angelaufen, auch er war herausgeputzt, in einem schicken, grauen Hemd und einer passenden Hose. Maria hatte einen schwarzen Hosenanzug an, der ihre Figur betonte und die Aufmerksamkeit auf ihre blauen Augen lenkte. Luigiana hatte sich ein kurzes, silbern glitzerndes Kleid angezogen, das elegant und aufreizend wirkte.

Dagegen sah Dad, der sich ein Shirt angezogen hatte, auf dem „Ich bin der größte Anwalt der Welt“ stand und eine ausgewaschene, durchlöcherte Jeans trug, unpassend aus. Nur Max war in seinem üblichen roten Anzug gekommen, der zu allen Gelegenheiten passte.

 

„Ja Master Kaiba?“

„Ist alles bereit?“

„Natürlich. Alles ist vorbereitet. Ryou und Miss Serenity haben bereits den Garten geschmückt und Tristan und Master Mokuba haben mit Duke und Yugi alles weitere organisiert und aufgebaut. Es fehlt nur noch unser besonderer Gast, das Geburtstagskind und die anderen geladenen Gäste.“

„Und mein Dad in schickeren Sachen...als das da.“, meinte ich, immer noch etwas frostig und Seto nickte. Dad verzog sein Gesicht und meinte, dass er nichts hatte, was diesem Anlass entsprach und erntete von meiner Kühltruhe eine hochgezogene Augenbraue.

 

„Was ist mit den Sachen, die du von Yoshi bekommen hast? Oder deine neue Anwaltsgarderobe? Die wären passend. Zieh dich sofort um.“, sagte er, ebenfalls recht kühl.

„Jetzt werde ich schon wieder von euch beiden gegängelt. Ich lasse mir das nicht länger gefallen. Ich bin hier der Erwachsene!“, schimpfte Dad, doch er bewegte sich sofort und ging die Treppen nach oben in sein Zimmer. Brav.

 

Eine halbe Stunde später trafen Thea, in Begleitung von Charlie, Nikolas und den Kindern ein. Alle hatten sich schick gemacht, nur Charlie hatte, wie immer, sein Hemd etwas zu weit offen.

„Schön dass ihr auch kommen konntet.“

„Das will ich nicht verpassen.“, meinte Nikolas im vorbei gehen und grinste. Ich grinste ebenfalls und flüsterte ihm zu, ob er denn auch mit in den Strickklub kommen würde.

„Ms. Sunlight, Ryo und Pia sind dort auch drin.“ Er meinte nur, dass er sich leider nicht fürs stricken interessieren würde und das war für mich ok.

 

Erneut klingelte es an der Tür und besagte Mitglieder des Strickklubs kamen an. Sie sahen ebenfalls hammermäßig aus und ich war froh, dass Ms. Sunlight mir diesen Tipp gegeben hatte, uns passende Kleidung für diesen Tag auszusuchen. Ganz hinten stand noch jemand, der wunderschön aussah. Ich strahlte über das ganze Gesicht und lief zu Tsumi.

 

„Tsumi. Schön das du auch gekommen bist. Danke. Man ich freu mich so....“ Sie lächelte schüchtern und sah sich mit großen Augen in der Eingangshalle um.

„Hallo Joey. Ziemlich groß dein Zuhause...und so viele Leute. Danke für die Einladung. Ich hoffe mit deinem Mann ist alles in Ordnung?“ Oh...DAS wusste er ja noch gar nicht. Ich wollte ihn schon darauf vorbereiten, aber leider fror gerade meine Rückseite ab und zeigte mir somit, dass er bereits gesehen hatte, wer da noch war.

 

In einem äußerst elegantem Gang gesellte er sich zu mir, nahm meine Hand in seine und drückte sie fest. Sein Gesicht war absolut ausdruckslos, er starrte Tsumi an und meinte dann, dass im Garten gefeiert werden würde.

„Hier entlang Ms. Kara. Ich hatte gar nicht gewusst, dass Sie auch kommen. Was für eine Überraschung.“ Dabei drückte er meine Hand immer fester und würde er damit nicht aufhören, würde sie sicher irgendwann einfach abfallen.

 

„Joey hat mich eingeladen. Ist das für Sie auch in Ordnung...Herr Kaiba?“ Aus seinem Mund erklang ein gereiztes Zischen, dann sagte er ihr, dass es eine Freude war, sie als Gast zu haben. Leider passte sein Ton nicht zu seiner Aussage, aber das versuchte ich zu ignorieren.

„Halten Sie sich bitte an die anderen Gäste. Ich muss mit meinem Mann ein paar Worte wechseln.“ Tsumi nickte, wünschte mir leise viel Glück und verschwand im Wohnzimmer, wo sie sich unter die Leute mischte, aber sie erstmal nur beobachtete.

 

Mein Eiskübel zerrte mich unterdessen ins Esszimmer, schmetterte wütend die Tür zu und funkelte mich an.

„Was macht die hier?“, fauchte er leise.

„Seto...lass das. Sie ist nun eine Freundin von mir und du brauchst nicht im geringsten eifersüchtig zu sein.“

„Ich bin nicht eifersüchtig.“, presste er leise heraus, ehe er mich an die Wand drückte und mich wie von Sinnen küsste.

 

Mühsam stemmte ich ihn von mir.

„Bist du eben doch. Komm schon lass das. Wir müssen uns um Thea kümmern. Und die Überraschung kommt auch gleich...“

„Ich brauche nicht lange...“, hauchte er mir entgegen, hob mich hoch und setzte mich auf den Billardtisch ab.

Wieder presste er mir seine Lippen auf meine, drängte seine Zunge hindurch und griff mir in den Schritt. Nun stöhnte ich heiser auf. Dieser...

 

„Nicht...wenn jemand rein kommt.“

„Mach dich nicht lächerlich Hündchen. Gib mir nur ein paar Minuten und du wirst sehen, dass nur ich dir diese Freude schenken kann.“ Damit öffnete er meine Hose und kam meiner Mitte, mit seinem Mund gefährlich nahe.

 

~

 

Keuchend und vollkommen ausgesaugt, kam ich dort wieder heraus. Doch der Eisberg wirkte absolut zufrieden und schnappte sich meine Hand, damit ich ja nicht weg laufen konnte, ich hätte es auch nicht gekonnt, so benommen war ich noch. Er zog mich ins Wohnzimmer und ging mit mir zusammen auf die Terrasse. Ich hatte immer noch Mühe, meine Atmung unter Kontrolle zu bekommen und hoffte, dass es niemand mitbekommen hatte, sah, dass Thea im Garten stand und übers ganze Gesicht strahlte, um sie herum unsere Freunde. Es hatte keiner bemerkt und nun sah ich auch, warum Thea so entzückt aussah.

 

Meine Schwester hatte sich selbst übertroffen beim Gestalten des Gartens. Große Ballongirlanden in mintgrün, weiß und Silber hingen verteilt, ebenso wie große Laternen aus Metall, in denen weiße Kerzen standen. Am Rand waren mehrere große Tische aufgestellt worden, die mit einer weißen Tischdecke bedeckt waren. Darauf stapelten sich die feinsten Speisen, Häppchen und Getränke. Selbst eine große Bowle stand bereit und wurde von Maria, in kleinen zarten Gläsern abgefüllt und an die Gäste verteilt. Weiter vorne standen kleinere Tische mit mintgrünen Tischdecken und passenden Stühlen.

 

Wie auf einer Gala, oder wie man das nannte, dachte ich mir und sah meinem Frosty ins Gesicht. Er sah mir direkt in meine Augen und ließ mich frösteln. Sein Blick sagte mir, dass ich nur ihm allein gehörte und er alles tun würde, um mich vor anderen zu verteidigen... auch wenn dieses Alphamännchengehabe vollkommen sinnlos war. Ich verbiss mir einen fiesen, sarkastischen Kommentar und sah zu unseren Freunden.

 

Yugi und Tristan standen mit ihren Freundinnen an der rechten Seite und lächelten. Selbst meine Schwester konnte wieder ein wenig lächeln und darüber war ich mehr als froh. Ich hatte meinem Mann zu verdanken, dass ich meine Panik und Angst vor Mutter wieder im Griff hatte und das nur, weil er auf mir gelegen war. Dann standen Charlie, sein Mann und die Kinder beim Strickklub und lachten laut über eine Anekdote, die Tsumi zum besten gab und bei dem lauten Lachen, ebenfalls schüchtern lachte. Es durfte niemanden wundern, dass Roland und Franc ebenfalls beim Strickklub standen. Doch diese hatten sich die Kinder geschnappt, Franc wiegte die kleine Aleu und Roland wirbelte Nikolei herum, der vor Freude quietschte.

 

Nur Ryou sah ein wenig durch den Wind aus. Mein Blick wanderte zu Duke, aber ich konnte nichts ungewöhnliches feststellen. Er war wie immer, sah aber ab und an, sorgenvoll zu Ryou. War irgendwas passiert?

 

Seto zog an meiner Hand und ich hatte keine andere Wahl, als ihm zu folgen. Er ging auf ein großes Podest, welches in der Mitte aufgebaut worden war. Ein Vorhang verdeckte die Überraschung, die sich dahinter versteckt hatte und er bat um Aufmerksamkeit.

„Liebe Gäste, ich danke euch, dass ihr mit uns heute den 18 Geburtstag von...“ Er sah kurz zu mir und schluckte, ehe er sich wieder nach vorn wandte und weiter sprach. Hä?

„...unserer lieben Freundin Thea zu feiern. Herzlichen Glückwunsch Thea. Ich hoffe diese Überraschung, die von uns allen kommt, wird dich erfreuen.“ Thea? Er nannte sie nicht mehr Gardner? Klar hatte er mal den anderen gesagt, er würde sie beim Vornamen nennen, hatte es aber nur teilweise bei Tris und Yugi getan.

 

Angesprochene grinste und nickte voller Freude. Ich grinste ebenfalls übers ganze Gesicht und glaubte, dass er davon ein wenig rot geworden war.

„Nun...ich hoffe es macht da nichts, dass es keine anderen Geschenke gibt, denn das was wir dir nun zeigen möchten, hätte ich nicht ohne die Hilfe der anderen schaffen können und besonders nicht ohne die Hilfe von gewissen jungen Damen. Danke nochmals. Thea...herzlichen Glückwunsch.“ Damit gingen wir vom Podest und klatschten mit der Menge mit, die nun Thea ein Geburtstagsständchen sang und dann abgelöst wurde, von anderem Gesang. Es war immer noch ein Geburtstagslied, doch es wurde von denen gesungen, die Thea so gerne mochte.

 

Sie kreischte, als sie die Stimmen erkannte und ich gab Roland das Zeichen, dass er den Vorhang öffnen sollte.

Sieben seltsame, junge Männer erschienen. Sie hatten verschieden farbige Haare, darunter blau, rosa, blond, ein helles türkisgrün, schwarz, grau und braun, stylische Klamotten und manche trugen farbige Brillen, ohne Sehstärke. Ihre Gesichter wirkten feminin und weiblich, doch gerade das schien Thea so zu faszinieren. Mein Geschmack war das nicht, sah lieber meinen Mann an, der es sichtlich genoss, dass ich ihn anhimmelte und nicht diese Männer...oder Tsumi. Ein kurzer Blick auf sie und ich nickte zufrieden.

 

Die Mädchen waren allesamt bei ihr und Duke stand ebenfalls an ihrer Seite und lächelte unentwegt. Ich hörte Thea etwas säuseln und spitzte die Ohren, damit ich es auch verstand, was sie sagte und musste nun breit grinsen.

„BTS....“, flüsterte sie leise und lächelte die Jungs an. Yugi schien das nichts auszumachen, nicht so wie bei Daisuke im Theaterstück, sondern er freute sich für sie.

 

Als sie ihr Ständchen fertig gesungen hatten, gratulierten die Jungs der Band ihr zum Geburtstag und umarmten sie herzlich, ehe sie wieder nach oben aufs Podest gingen, um uns die ganze Feier über, zu unterhalten.

„Das ist das beste Geschenk aller Zeiten.“, hauchte sie uns zu, umarmte jeden von uns. Auch Seto, sehr zu seinem Leidwesen, denn er mochte es anscheinend nicht, wenn er den weiblichen Busen spüren konnte, wandte sich mir zu und nahm mich fest in den Arm. Dann widmete sie sich wieder den Sängern zu, die bereits weiter sangen.

 

Ich sah aus dem Augenwinkel jemanden auf uns zu kommen und drehte mich um.

„Na Joey? Mr. Kaiba. Das ist eine gelungene Überraschung. Ich hatte gehofft, dass sie sich freut.“ Ich nickte und mein Mann machte einen zustimmenden Laut.

„Hallo Ms. Sunlight. Ja es ist perfekt.“ Sie sah mich überlegend an und lächelte dann.

„Joey...wir sind doch jetzt Freunde. Da kannst du mich gerne bei meinem Vornamen nennen.“ Oh...äh...wie war der nochmal? Ich sah sie verwirrt an und sie zog eine Augenbraue nach oben.

„Nun?“

 

„Äh...du hast mir nie gesagt, wie du heißt. Wie lautet denn dein vollständiger Name?“ Sie grinste breit.

„Mein vollständiger? Ich heiße Amaryllis Melissa Salvia Rosa Narzissa Astera Chrysanthya Sunlight.“ Das waren mir irgendwie zu viele Blumen. Ein Blick zu meinem Schneemann und ich musste laut lachen. Sei Gesichtsausdruck war unglaublich...lustig. Die Augen weit aufgerissen und der Mund ebenfalls, die Augenbraue war oben und die Nase kraus gezogen. Auch Amaryllis konnte sich ein leises Lachen nicht verkneifen.

„Du hast ja viele Vornamen.“

„Meine Eltern lieben Blumen, konnten sich aber nicht entscheiden und haben daher sich entschlossen, mir alle zu verpassen, die sie am liebsten mögen. Du kannst dir aussuchen, welchen du nimmst, ich höre auf alle.“

„Ich glaube ich bleibe bei Amaryllis.“, meinte ich und sie nickte.

 

 

Nach einigen Liedern, machten BTS eine Pause, um sich unter uns zu mischen und sich zu unterhalten. Mit geröteten Wangen gab Maria einem von ihnen... ich glaubte das er Jungkook hieß, ein Glas von der Bowle. Er schob sich seine Brille nach unten und lächelte sie an, ehe er es nahm und ihr dankte. Er drehte sich um und ging, sah damit nicht, wie Maria in Ohnmacht fiel und gerade noch so, von Dad aufgefangen wurde, der mittlerweile vorzeigbar war und ein schwarzes Hemd und eine ebenso schwarze Hose trug. Das blonde Haar hatte er über die Seite geflochten. Lange starrte er sie an, bevor ihm klar wurde, dass sie tatsächlich gerade ohnmächtig war. Dad hob sie spielend leicht hoch und trug sie ins Haus, begleitet von ihren besorgten Schwestern, Luigiana und Daisy.

 

Ein anderer der K-Pop Band, mit einem Ohrring im Ohr, näherte sich uns und fing eine Unterhaltung mit meinem erhabenen Eiswürfel und Amaryllis an. Ich versuchte, mich unauffällig von ihm zu lösen, aber sein Griff um meine Hand wurde fester und ich glaubte, seine Eifersucht auf Tsumi wieder in seinen Augen auflodern zu sehen.

Also wartete ich geduldig, bis er fertig war und als der Typ sich entfernte, meinte Seto, dass ich gefälligst an seiner Seite bleiben sollte. Ich verdrehte genervt die Augen, sagte aber nichts, damit ich Thea ihren Geburtstag nicht versaute.

 

Wir schlenderten gemeinsam zum Buffet und taten uns gütlich daran. Es gab viele verschiedene Sushi Häppchen, Fleischpasteten, Käse mit Weintrauben auf einem Spieß, westliches Fingerfood, Salate und auf einem anderen Tisch, mehrere süße Sachen. Schüsseln mit Gummibärchen, Schokolade, mit Kirsch, Apfel und Vanille gefüllte Teigtaschen, viele verschiedene Obstsorten und Pudding. Ein Festessen. Amaryllis verabschiedete sich von uns und ging geradewegs auf Mokuba zu, um ihn in ein Gespräch zu verwickeln. Ich fand zwar verdächtig, dass beide auf einmal ein Funkeln in den Augen hatten, dachte mir aber nichts weiter dabei. Wahrscheinlich hatten beide den selben Humor, denn sie lachten laut zusammen.

 

Nachdem sich die Jungs der Band unterhalten, gegessen und getrunken hatten, begaben sie sich wieder auf das Podest und schmetterten einen Hit, nach dem anderen. Ich spürte meinen Nacken kalt werden und sah meinem Mann in die Augen. Er grinste.

„Willst du tanzen?“, fragte er mich, mit einem Augenzwinkern und augenblicklich flatterte mein Bauch unheimlich stark und ich wurde unerklärlicherweise nervös. Tanzen? Die Musik der Jungs war eher fetzig und er wollte wirklich...normal tanzen? Ich nickte und lächelte dabei. Dann zeigte ich was ich drauf hatte. Zu diesem Stil konnte man super den Shuffle Dance machen. Sofort hatte ich Thea an meiner anderen Seite und zusammen tanzten wir, bis wir außer Atem waren. Das überraschende war jedoch, dass mein Mann genauso tanzte wie ich und mich am Arm nahm, zu sich zog und am Ende des Liedes, mich wild küsste.

 

Tosender Applaus ertönte, die Jungs verbeugten sich und fingen bereits das nächste Lied an. Max drängte sich zu uns und tanzte in seinem ganz persönlichem Style. Lachend machten wir alle mit, bis uns die Füße schmerzten und wir uns durstig über die Bowle hermachten. Die Sonne ging bereits unter und zauberte ein wunderschönes Farbenspiel in den Himmel. Zartes orange und kräftiges rot, eine Spur lila und etwas rosa wurde von weißen, bauschigen Wolken untermalt. Yoshi begann, die Kerzen in den Laternen anzuzünden und ich bemerkte, dass die Zimmermädchen und Dad wieder nach draußen kamen. Maria wirkte etwas blass, aber ansonsten schien wieder alles in Ordnung zu sein.

Nur das der Ausdruck in Dads Gesicht, in mir einen stillen Alarm auslöste und es hatte nichts mit dem lächerlichen Bart zu tun, den er immer noch trug. Aber das konnte ich später noch heraus finden.

 

Die Nacht war nun ganz hereingebrochen, die Sterne zeigten sich und ein warmer Wind wehte durch den Garten. Thea wurde von BTS auf die Bühne gebracht, sie tanzte mit ihnen, lachte und als die letzten Töne, des Liedes erklangen, gab ich das Zeichen, für die Überraschung des Abends.

 

Ein pfeifendes Geräusch ertönte und schon war der Himmel übersät von einem prachtvollen Feuerwerk. Rot, Blau und Grün wechselten sich mit silbernen und goldenen Fontänen ab, die den Himmel erleuchteten. An den letzten 5 Raketen hatte Yugi gebastelt gehabt und ich drückte ihm alle meine Daumen, dass es so funktionierte, wie es sollte. Da war auch schon die erste, Yugi zog an ihrer Hand und zeigte in den Himmel, als ihr Name, in rosa in den Himmel gesprüht wurde. Dann folgten noch in verschiedenen Farben „Ich liebe Dich“. Sie hatte Tränen in den Augen und ihre Lippen bebten. Die letzte Rakete ging hoch und sie war die Größte von allen. Ein großes rotes Herz erschien und floss auseinander, bis es sich auflöste. Die Menge schwieg zuerst noch ehrfürchtig, ehe wir alle klatschten. Yugi wurde von Thea umarmt und geküsst. Ich wusste das sie die Liebesbekundung erwiderte, ehe sie sich noch einmal lange und liebevoll küssten.

 

Die Band ging nochmal zu Thea und umarmten sie, gaben Autogramme und ließen sich fotografieren, ehe sie sich verabschiedeten. Einer der Sieben ging zu Seto und holte sich von ihm einen dicken Umschlag und bedankte sich, dass sie für uns singen durften.

„Ihr habt klasse gesungen. Danke, dass ihr heute da ward.“, lobte ich und lächelte die südkoreanischen Jungs an. Sie lächelten zurück, winkten und wurden vom Yoshi und Roland hinaus begleitet.

 

Der laue Abend war aber noch nicht zu Ende. Wir blieben draußen bis nach Mitternacht, tanzten und sangen, aßen und lachten.

Als die ersten gähnten schlug ich vor, dass sie bei uns übernachten konnten.

Charlie lehnte ab, genauso wie Ryo, Pia, Amaryllis und Franc. Mein Blick blieb bei Tsumi hängen und schon war der wandelnde Gletscher wieder an meiner Seite.

„Das kommt nicht in Frage, Joseph Jay Kaiba.“, zischte er mir zu. Tsumi lächelte leicht, aber sie wirkte genauso genervt wie ich.

„Keine Sorge, ich habe in der Innenstadt ein Hotelzimmer gebucht. Ich brauche nur jemanden, der mich fährt.“

„Das macht Roland...Roland?“

„Natürlich.“ Galant reichte er Tsumi den Arm, den sie annahm und sich für den fantastischen Abend bei uns bedankte, ehe auch sie sich zum gehen anschickte. Ruckartig zog ich an meinem Ehedrachen und schleifte ihn zum Wohnzimmer, dort hindurch, zur Eingangshalle.

 

„Joey...“

„Wir sollten die Gäste anständig verabschieden, meinst du nicht? Ich bin zumindest ein guter Gastgeber.“ Nun machte er ein genervtes Geräusch und verzog den Mund, als wir wieder auf Tsumi trafen.

„Danke das du da warst. Nur schade, dass wir uns nicht so richtig unterhalten konnten. Hattest du denn Spaß?“ Sie nickte, sah aus ihren Augenwinkeln auf meinen Mann und kam auf mich zu. Tsumi umarmte mich freundschaftlich und grinste meinen Geldsack frech an, der starrte sie in Grund und Boden, was nicht im Geringsten half. Mein Grinsen konnte ich gerade noch so unterdrücken.

„Wir telefonieren wieder. Ich wünsche euch einen schönen Abend noch. Bis bald.“, sagte sie und winkte nochmal, ehe Roland sie nach Hause brachte. Bevor der Eisprinz allerdings seine Eifersucht versprühen konnte, kamen die anderen Gäste auf uns zu.

Ich umarmte alle, verabschiedete jeden einzelnen sorgfältig, während Seto nur angepisst nickte.

 

Als wir dann unsere übrigen Gäste in Gästezimmern untergebracht hatten, gingen wir in unser Schlafzimmer.

„Ein voller Erfolg, Liebling. Diesen Geburtstag wird Thea so schnell nicht vergessen.“, meinte ich, während ich mir mein Hemd aufknöpfte. Er brummte nur, bis ich seine Hände besitzergreifend auf meinem Oberkörper spüren konnte.

„Der Abend ist zwar rum...aber die Nacht fängt für uns beide erst an, Hündchen.“, raunte er mir, zwischen seinen Küssen an meinem Hals, zu.

 

~

 

Die nächsten Wochen vergingen wie im Flug. Nur mein Eiszapfen machte mir immer mehr Sorgen. Er wirkte immer erschöpfter und hatte bereits dicke Augenringe, die nun dunkel waren. Sein Kaffeekonsum war auch immens angestiegen und ich fragte ihn erneut, warum.

„Mach dir nicht so viele Sorgen Joey. Alles ok.“ Das glaubte ich ihm nicht, aber er wollte nicht darüber reden. Nun...wenn er schon so erschöpft war, war es vielleicht genau die Gelegenheit, meinen Drachenprinzen die entscheidende Frage zu stellen.

„Hey, Gefrierschrank...sag mal...jetzt wo Mutter im Knast sitzt...“

„NEIN!“ Erschrocken über dieses laute Nein, ging ich ein paar Schritte zurück.

„Was denn?“, fragte ich unschuldig.

„Sie sitzt nicht im Knast, sondern in Untersuchungshaft. Ihr wurde noch nicht mal der Prozess gemacht und willst mir schon wieder mit Kindern ankommen? Joey...ich dachte wir hätten das geklärt.“ Hatten wir. Ich war trotzdem nicht einverstanden.

 

„Ja schon. Aber hey...“ Er unterbrach mich mit einer Handbewegung und frostete mich nieder. Davon begann ich zu frieren und schon wurde sein Blick noch kälter.

„Nichts hey. Ich bin dazu noch nicht bereit. Und solange ich das nicht bin, übernehme ich keine Verantwortung für ein Kind...oder mehrere.“

„Du müsstest ja nicht...“, fing ich an, aber wieder nahm er mir die Chance, ihm diese Option schmackhaft zu machen.

„Natürlich müsste ich. ICH bin der Mann hier, schon vergessen? Außerdem will ich erstmal meine psychischen Probleme verarbeiten. Wie soll ich unsere Kinder erziehen, wenn ich ein einziges Wrack bin? Und bei dir sieht es auch nicht gerade besser aus. Seit du deine Mutter neben deinem Großvater hast sitzen sehen, hast du wieder Alpträume.“ Was bildete sich der Geldsack eigentlich ein? Als würde ich wieder Alpträume haben, nur weil ich einmal mit Tränen aufgewacht war.

 

„Ich habe doch gar nicht...“

„Doch. Willst du dass ich auch im Drachenzimmer eine Kamera installiere? Dann kannst du meine schlaflosen Nächte mit ansehen.“ Das wurde bei ihm langsam zur Gewohnheit. Durfte ich nicht mal einen meiner Sätze beenden? Fein. Dann eben nicht. Daraufhin schwieg ich eisern und starrte ihn, hoffentlich ausdruckslos an. Er seufzte, äußerst genervt auf, ehe er mich fest umarmte. Ich erwiderte die Umarmung aber nicht. Seine Argumente waren doch völlig aus der Luft gegriffen und hatten weder Hand noch Fuß. Er ließ wieder locker und sah mir dann in mein Gesicht, doch ich wandte mich ab.

 

„Joey! Sieh mich an!“ Schneidend kalt hatte er diesen Befehl ausgesprochen. Ich wehrte mich noch einige Sekunden dagegen, ehe ich ihn ansah und ihn wütend anfunkelte.

„Hör auf, mir Befehle zu erteilen. Gut. Keine Kinder. Ich habs kapiert, ja Eisklotz? Jetzt lass mich in Ruhe...“ Doch er ließ mich nicht gehen, sondern drückte mich wieder fest an sich und strich mir beruhigend über meinen Rücken. Tränen sammelten sich in meinen Augen und ich konnte diese Flut an Gefühlen einfach nicht mehr zurück halten. Dann roch ich wieder seinen berauschenden Duft und presste mich nun auch fest an ihn, weinte, schrie und irgendwann, als ich heiser war davon, schlief ich in seinen Armen ein.

 

~

 

Als ich wieder aufwachte hatte ich den vorletzten Satz, den er mir entgegen geschleudert hatte, im Kopf. Schlaflose Nächte...wegen meinen Alpträumen. Meinen Kopf drehte ich in die Richtung, wo ich ihn vermutete und ja...er war wach. Müde starrte er nach oben zur bemalten Decke und ich folgte seinem Blick. Der weiße Drache mit eiskaltem Blick sah ebenso besorgt auf uns, wie ich ihn die letzte Zeit immer ansah.

„Vielleicht sollte ich die nächste Zeit in meinem Zimmer schlafen...“, fing ich leise an zu flüstern.

 

„Mach dich nicht lächerlich Hündchen. Wenn du nicht hier bist, kann ich auch nicht schlafen. Ich brauche dich bei mir.“ Das war ja so süß. Mein Drache konnte nicht ohne mich schlafen? Aber auch mit mir ging es nicht.

„Was schlägst du also vor? Soll ich dir eine Joey Puppe basteln?“ Dafür strafte er mich mit einem schwachen Eisblick, so müde wie er war, schaffte er keinen richtigen mehr.

„Ich habe bereits eine Lösung und sie wird dir nicht gefallen.“ Oh nein. Doch nicht etwa...

„Ich habe Dr. Han kontaktiert. Sie kommt uns heute besuchen. Ich möchte das erledigt haben, bevor die Schule wieder los geht.

 

~

 

Das war das Schlimmste Gespräch überhaupt gewesen. Sie wollte noch mit Seto alleine sprechen und deswegen war ich aus dem Arbeitszimmer gegangen.

Mein Weg führte ins Meereszimmer, welches ich gleich hinter mir abschloss und mich auf eine der Liegen legte. Ich schloss erschöpft meine Augen und versuchte, die aufkommenden Tränen zu unterdrücken. Doch es hatte keinen Sinn. Sie strömten mein Gesicht hinab, konnte ein lautes Schluchzen einfach nicht mehr unterdrücken und legte meinen Handrücken über meine Augen.

 

Ein paar Sekunden später streichelte mir eine Hand über meinen Kopf.

Ich lugte durch die Hand und durch den Schleier der Tränen sah ich blondes Haar. Dad.

Weinend warf ich mich in seine Arme und ließ mich von meinem Vater trösten. Lange saßen wir so da, bis er mich leise fragte, was passiert sei.

„Ryo ist hier...Therapiestunde...“

„Oh... Deine Mutter?“ Ich nickte und schluchzte wieder laut auf.

 

„Joey...warum lässt du deine Mutter dein Leben bestimmen?“

„Warum? Dad...du lässt es doch genauso zu. Nie hattest du eine andere Frau an deiner Seite.“ Er verkrampfte sich, stimmte mir dann aber, nach langem Schweigen doch zu.

„Komm. Dein Mann sucht dich bestimmt schon.“, meinte Dad dann, aber bevor ich mit ihm raus gehen konnte, hatte ich eine Frage an ihn, die mich schon länger beschäftigte.

„Dad?“

„Hm?“

„Wenn es anders gekommen wäre und ich mich ohne diese Ehe in Seto verliebt hätte...wäre das für dich ok gewesen?“ Er lächelte und strich mir nochmal sanft über den Kopf.

„Aber natürlich Joey. Liebe ist Liebe. Mir ist es egal, ob Junge oder Mädchen. Du musst glücklich sein.“ Ich lächelte ihm zu und wischte mir die Tränen der Rührung aus dem Gesicht.

„Das bin ich.“

 

Wir standen auf, Dad drängte mich zur Tür und sperrten diese auf. Mich wunderte es nicht und auch Dad sah nicht überrascht aus, dass mein Eisschrank vor der Tür stand und mich besorgt musterte, dann Dad mit einer hochgezogenen Augenbraue bedachte, sicherlich fiel ihm der Bart wieder unangenehm ins Auge, ehe er sich meine Hand schnappte und mich zum Schlafzimmer zog. Nur am Rande bekam ich mit, dass Dad wieder ins Meereszimmer ging und hörte das Schloss einrasten, sowie das zugesperrt wurde.

„Alles in Ordnung, Joey?“ Ich machte ein zustimmendes Geräusch und löste meine Hand. Er wollte schon aufbegehren, aber ich wollte mich nur an ihn schmiegen und diese unerschütterliche Stärke genießen, die von ihm im Moment ausging.

 

„Morgen ist es soweit. Sie verkünden wer das Paar des Jahres ist.“, murmelte ich ihm zu und er schnaubte.

„Das ist mir sowas von egal.“, behauptete er.

„Natürlich...“, meinte ich und verdrehte die Augen, ehe ich ihn mit ins Bad schleifte, wo wir uns eine ausgiebige Dusche genehmigten, Zähne putzten und uns hinlegten.

 

~

 

Wir waren gestern zwar früh ins Bett gegangen, hatten aber noch ein bisschen über die Sitzung geredet. Ich war mindestens vier Mal wieder in Tränen ausgebrochen und es würde bestimmt noch länger brauchen, bis ich das verarbeitet hatte. Aber ja...es war gut, dass Ryo zu uns gekommen war. Danach hatte sie mir einen Zettel zugesteckt und freute mich schon auf morgen. Endlich war Montag, der 31 August und wir saßen im Moment in der Küche. Die Stimmung war bis zum Zerreißen gespannt. Serenity tippte mit ihren Fingernägeln ungeduldig auf dem Tisch herum und auch Mokuba rutsche auf seinem Platz hin und her. Denn heute war endlich der Tag der Tage und ich war gespannt, wer gewonnen hatte.

Serenity riss Yoshi förmlich die Zeitung aus der Hand, denn im Internet hatte gestanden, dass es zuerst in der Morgenausgabe der Zeitung veröffentlicht wurde und erst später am Nachmittag es auch im Fernsehen kommen würde. Meine Schwester holte tief Luft, ehe sie verkündete...

 

„Und das Paar des Jahres ist...“

 

 

Tbc...

Überraschende Ereignisse

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Vorbereitungen und Ryous Geburtstag

 

Rous Sicht:
 

 

„Oh warte...ich zeige es dir nochmal.“, sagte Ryosae und zeigte Ivan, wie man die Maschen richtig anschlug. Er war vielleicht super in Karate und Geschäftsmann wie Kaiba...aber genauso schlecht im Stricken. Serenitys bohrende Blicke waren genauso schlimm, wie die von Joey, auch wenn er eher begeistert war. Man sah ihm an, dass es ihm gefiel, dass ich anscheinend auch auf Männer stand. Nicht genug damit schwärmte er andauernd von netten Paarabenden und ich verdrehte erneut die Augen. Wäre nur Kaiba hier...dann würde er das ganz schnell unterbinden, aber so musste ich warten, bis unser Treffen vorbei war, denn mein Protest wurde einfach ignoriert. Mein Handy vibrierte und schnell holte ich es aus meiner Tasche. Es war eine WhatsApp von Thea, die ebenso entzückt war und bei ihren „lieben Grüßen“ auch Yugi erwähnte, eine von Duke, der mich beglückwünschte und eine von Tris, der mich fragte, ob alles in Ordnung war und ob Serenity gerade zu sehr die Kupplerin spielte. Also hatte Joey bereits alles erzählt? Offenbar wollte jeder, dass ich mit Ivan zusammen war, koste es, was es wolle.
 

 

Ich schrieb nur Tris zurück und verneinte das in Ordnung sein und bejahte den Wahnsinn, der seine Freundin gerade befallen hatte. Als er zurück schrieb bekam ich nur einen traurigen Smiley und ein „Viel Glück“ und schnaubte verärgert. Gegen Serenity war kein Kraut gewachsen und das wusste Tris.

Diese verengte gerade ihre Augen, als wüsste sie, dass wir über sie geschrieben hatten und Tristan sich nachher was anhören durfte. Mein Blick ging nochmal durch unsere Runde und merkte, dass ich mich nicht mehr wohl fühlte. Vorhin konnte ich wenigstens noch offen reden und so. Aber jetzt...konnte ich nur noch daran denken, ob mein Deo noch ok war und das ich vorhin nicht so viel Bratkartoffeln mit Zwiebeln und extra viel Knoblauch hätte essen sollen. Als ich Ivan abgeknutscht hatte, war mir das vollkommen entfallen. Unruhig rutschte ich auf meinem Sessel hin und her, seufzte und legte meine Stricksachen in einen Korb. Hastig wählte ich noch Wolle für später, wenn ich noch Zuhause weiter stricken wollte und stand auf.
 

 

„Hey Leute...ich pack zusammen. Hab noch was vor.“ Winkend und schneller als der Blitz war ich aus dem Raum gestürzt und die Treppen hinunter gerannt. An der Treppe hörte ich den Russen meinen Namen sagen und lugte ein letztes Mal hinter mich, bevor ich verschwand. Gewissensbisse bekam ich erst zwei Querstraßen weiter, als ich wieder an Ivans zerknirschtes Gesicht denken musste. Ablenkung...ich brauchte dringend Ablenkung. Also angelte ich mein Handy aus dem Korb und brauchte einige Versuche, bis ich es von der Wolle getrennt hatte und wählte wahllos eine Nummer. Nach meinem Gespräch ging es mir etwas besser. Ich würde wieder das Gefühl haben, ihn betrogen zu haben, aber eigentlich waren wir gar nicht zusammen, also dürfte es mich nicht so sehr belasten.

Seufzend lief ich noch etwas schneller. Nie hätte ich gedacht, dass ich wirklich mal in so eine ernste Sache hineinflutschen könnte und jetzt? Jetzt war ich nicht wirklich glücklich, sondern panisch, weil ich Ivan wirklich mochte und wenn es nicht klappen würde, wäre es seltsam, wenn wir uns wieder als Freunde treffen würden. Aber das war nicht der Hauptgrund. Es war einfach zu überwältigend. Da fiel mir wieder ein, dass ich ja längst mit ihm im Bett gewesen war und bis jetzt hatte es noch keine Frau geschafft, dass ich so krass aus der Rolle fiel und kaum noch denken konnte. Sein Gesicht, wenn die Erlösung ihn übermannte....oh shit. Jetzt aber schnell zu diesem Mädchen. Eine Latte hatte ich ja bereits.
 

 

Joeys Sicht:
 

 

Da ging er dahin...und Ivan hinterher. Als er nach einigen Sekunden wieder zu uns kam, war tiefe Trauer in seinem Gesicht.

„Vielleicht besser so. Er will nicht...“

„UNSINN! Ivan, komm schon. Ich helfe dir. Ryou braucht nur einen kräftigen Tritt in den Hintern. Er hat nur Angst, obwohl er das gar nicht braucht.“, meinte Serenity. Es sollte wohl beruhigend wirken, aber leider tat es das nicht.

„Ich schreibe ihm, dass wir in einer halben Stunde alle bei Ivan sind und anfangen werden mit der Umgestaltung.“, sagte ich schnell und fing schon an zu schreiben. Er antwortete sofort und meinte, dass er jetzt keine Zeit hatte, aber nachkommen würde. Ich hatte ein schlechtes Gefühl dabei und hoffte, er würde nichts Unsinniges machen.

„Ich gehe nach Hause und überrede Seto. Wer sagt Charlie Bescheid?“ Ivan hob seine Hand und hatte bereits dessen Nummer gewählt, fing an, sehr schnell auf Russisch zu sprechen und legte wieder auf.

„Ich kann leider nicht mithelfen. Ich habe noch einen Termin, der sich nicht verschieben lässt.“, sagte Ryo bedauernd und auch Pia sagte für heute ab, versprach aber, morgen mit von der Partie zu sein.

 

~

 

Wieder zu Hause wurde ich etwas nervös und spielte dabei mit meinem Ehering. Seto war immer noch in seinem Arbeitszimmer und telefonierte gerade mit Roland. Als er mich sah, stockte er kurz, lächelte und meinte, Roland sollte sich einfach nur darum kümmern. Um was auch immer. Es kam mir verdächtig vor, aber ich hatte jetzt keine Zeit, dem auf den Grund zu gehen.

„Joey ist wieder da und genau zur rechten Zeit. Bis später Roland.“, meinte er und legte auf. Mit großen Augen sah ich ihn an, was ihn stutzen ließ. Er ahnte wohl schon was.

„Hi Liebling. Duhu? Ich hätte da mal eine Frage...“

„Was willst du denn jetzt schon wieder?“, antwortete mein Eisschrank fauchend. Jepp. Er ahnte was.

„Morgen hat doch Ryou Geburtstag.“ Er hob skeptisch eine Augenbraue.

„Und?“ Sein Blick wurde lauernd und er verengte seine Augen.

„Ok, besser ich fange am Anfang an. Wir waren bei unserem Stricktreff. Also Ryou war auch da, wusstest du, dass er stricken kann? Na ja da hat er erzählt, dass Duke ihn zu Ivans Haus geführt hatte und...“ Nun etwas entspannter unterbrach er mich sofort.

 

„Ach deswegen waren beide nicht beim französischem Frühstück. Was wollten sie bei Ivan?“

„Ivan ist doch so in Ryou verliebt.“ Erleichtert lehnte er sich zurück und lächelte sogar wieder.

„So wie Ivan dich ständig ansieht, ist das gut zu hören. Wie ist es gelaufen?“

„Wie jetzt? Heißt das...du wusstest, dass Ivan mich...“ Der Eisblick den ich bekam ließ mir die Worte im Hals stecken bleiben. Also hüstelte ich und erzählte von dem romantischem Abendessen und dem danach und wie Ryou nun durcheinander und panisch war.

„Die letzten Wochen hat Ivan wohl abgewartet und kam heute auch zum Treffen. Er ist leider, wie du, vollkommen untalentiert im Stricken. Ryou ist dann geflüchtet. Und...ich habe eventuell versprochen, dass wir jetzt gleich helfen, Ivans Haus herzurichten, um Ryous Geburtstag darin zu feiern.“, meinte ich nervös stammelnd und hoffte, er würde mithelfen.

„Wie bitte?“

„Ach komm schon. Du bekommst auch eine extra Portion Proteine. Ansonsten frage ich einfach Tsumi und...“

„Schon gut. Ich helfe mit.“ Das lief ja besser, als erwartet. Jetzt musste ich noch Dad einspannen.

„Fein. Da ich den Garten machen werde, kannst du dich ja mit den anderen um den Anstrich für außen kümmern. Ich schau nach Dad. Weißt du wo er ist?“

 

„Er ist in seinem Zimmer.“ Ich dankte ihm mit einem feurigen Zungenkuss und dem Versprechen, ihn heute Abend zu verwöhnen. Seinen lustvollen Blick spürte ich die ganze Zeit noch auf meinem Hintern, selbst jetzt, wo ich an Dads Tür stand, klopfte und eintrat.
 

 

„Dad? Ich brauche deine Hilfe gleich. Wir renovieren Ivans Haus und...“

„Vergiss es Joey. Ich kann nicht mit helfen. Hier stimmt etwas ganz und gar nicht, aber ich weiß noch nicht was es ist...“ Überlegend sah er aus dem Fenster und beobachtete damit, wie zwei der Mädchen im Garten saßen. Darauf sagte ich nichts. Sie mussten ihm schon selber sagen, dass er erneut Vater werden würde.

„Also schön...dann sind wir zwar zu wenige...aber schon gut. Ich finde sicher einen Ersatz für dich.“, meinte ich lächelnd.

Bei meinem Weg nach unten traf ich Daisy, die mitten auf der Treppe eine Pause einlegte und aussah, als ob sie jeden Moment zerbrechen würde.

"Daisy? Alles in Ordnung?" Sie schluckte und meinte, es ginge schon.

"Wenn ich dir einen Rat geben dürfte...sag es ihm endlich. Kläre es bitte auch zwischen euch Mädchen und ob einer von euch jetzt eine Beziehung zu Dad hat. Gegen Übelkeit hilft...."

"Nein Danke. Keine Ratschläge, kein Geständnis. Ich brauche nur mal einen Moment für mich alleine, dann geht es schon wieder.", zischte sie abweisend. Was für ein stures Mädchen, aber gut. Nur noch kurz zu Serenity, dann konnten wir los.

 

~

 

Tristans Sicht:
 

 

„Oh hier habt ihr noch was vergessen...und hier auch...und...“

„TRISTAN!“

„Ja Kaiba?“

„Könntest du bitte still sein? Ich bekomme schon Kopfschmerzen.“, fauchte Kaiba sauer. Ich konnte ihn ja verstehen. War nicht gerade leicht für ihn, hier an der Außenfassade zu arbeiten. Mein Blick blieb an Kaibas angeblich größter Konkurrenz hängen und seufzte. Joey hatte ihn dazu verdonnert und hoffte wohl, dass beide Freunde wurden, nur weil sie gemeinsam den Anstrich machten.

„Klar doch...wie geht es dir Tsumi? Wie ist es so mit dem Großkotz zu arbeiten?“

„Wie ein Traum, der sich gerade erfüllt.“, meinte sie sarkastisch und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Es war immer noch ungewöhnlich heiß für diese Jahreszeit. Perfektes Wetter also, um den anderen beim Schwitzen zuzusehen. Ich hatte helfen wollen, aber es war mir von meiner Freundin verboten worden, da ich mich immer noch nicht wirklich erholt hatte. Erneut seufzte ich und musste unweigerlich an die Entführung denken. Nun verstand ich endlich, warum Joey diese Alpträume hatte. Ein eisiger Schauer erfasste mich, als ich wieder an diese grausamen Augen denken musste. Diese hatten mich auch in der Nacht heimgesucht, hatte aber zumindest ein paar Stunden schlafen können. Die Gespräche mit Serenity waren zwar immer hilfreich...aber ich war immer recht vage in meinen Erzählungen und wirklich beenden konnten sie die Alpträume sowieso nicht. Wie Haruka über Joey gesprochen hatte...Mir wurde immer kälter und nun zitterte ich auch merklich, starrte aber nur auf den Boden. Nutzlos…wertlos…

 

„Durch dein Starren wächst das Gras auch nicht schneller… Tristan?“ Ich zuckte vor Schreck zusammen und schüttelte meinen Kopf, um den Gedanken gerade zu verscheuchen und konzentrierte mich auf Kaiba, der ein nachdenkliches Gesicht machte.

„Du denkst an diese Schreckschraube oder? Ich will mir nicht mal vorstellen, was du alles durchgemacht hast. Du hast mein aufrichtiges Mitgefühl.“, meinte er, diesmal voller Verständnis.

„Sieh einer an. Sie können ja auch freundlich sein, Mr. Kaiba. Hätte ich Ihnen gar nicht zugetraut.“, zischte sie. Verärgert schnalzte Kaiba mit der Zunge und frostete Tsumi mit seinem gefürchtetem Eisblick ein. Auch sie konnte ich mehr als verstehen. Kaiba machte sich nicht mal Mühe, nett zu sein, sondern stichelte und beleidigte sie aufs höchste. Da kam mir eine Idee und hoffte, dass es so funktionieren würde.

„Hey Tsumi...wieso denkst du, dass Kaiba eifersüchtig auf dich sein muss?“ Sie verdrehte die Augen, ob meiner absurden Frage.

 

„Da gibt es keinen Grund. Außer vielleicht den, dass Kaiba seinen Biss verloren hat und dies durch seine Eifersucht kompensieren muss.“ Ich lachte, da sie das so herrlich trocken rüber gebracht hatte, während Kaiba nun uns beide vereiste. Dann lächelte sie etwas und meinte, sie bräuchte dringend eine kleine Erfrischung.

„Was würde ich jetzt für ein Getränk mit Eis geben. Obwohl… mein Rücken wird gerade angenehm kalt.“ Ich sah zu Kaiba und verzog missbilligend mein Gesicht, erhob mich rasch und versicherte, dass ich beiden etwas zu trinken besorgen würde. War es denn noch zu früh für Alkohol? Für mich nicht, also beschloss ich, den beiden eine Flasche Weißwein zu besorgen, damit sie sich endlich richtig unterhalten und hoffentlich das Kriegsbeil beilegen konnten. Auf dem Weg nach drinnen sah ich, dass der Flur abgedeckt war und die anderen Räume geschlossen waren. Nur die Küche war offen, aber durch Folie geschützt vor dem Schleifstaub. Der Flur sollte nach den Möbel Arbeiten ein fröhliches, zartes gelb bekommen, wie ich mich erinnerte. Die schweren Schränke, die dort standen, waren bereits abgeschliffen, grundiert und mit weißer Farbe gestrichen worden. Die leichteren Möbel wurden gerade draußen von Ryou, Serenity und Blade bearbeitet. Das Grüppchen, welches sich um den inneren Anstrich kümmerte, Ivan, Duke, Mokuba und Amaryllis, strichen gerade die Wände der Küche in einem schönen, sehr hellen mintgrün. Das Gespräch, welches diese führten war aufschlussreich, war mir aber nicht sicher, ob Duke nicht besser die Klappe halten sollte.
 

 

„Er hat...was?“, fragte Ivan, der bleich geworden war und Duke seufzte.

„Ja er hat vorhin ein Mädchen angerufen und mit ihr geschlafen, das hat er mir erzählt. Ich weiß nicht, ob er sich bewusst ist, was er damit anrichtet.“ Amaryllis schwieg, hatte aber ihrem Mund zu einem harten Strich zusammen gepresst. Mokuba schüttelte den Kopf und prophezeite, dass wenn Serenity das herausfinden würde, es Ryou an den Kragen ging. Dann bemerkten sie mich und wurden alle bleich.

„Tris...was hast du von dem was wir besprochen haben gehört?“

„Genug um zu wissen, dass Ryou extreme Bindungsängste hat und versucht, eine wunderbare Beziehung zu zerstören. Was sollen wir nur tun?“, fragte ich, hob die Folien an und ging in die Küche hinein, sah in den Kühlschrank und fragte Ivan, ob er eine Flasche Weißwein für die beiden Streithähne draußen hatte. Am besten mit Eis. Er nickte langsam und holte das gewünschte aus seiner Vorratskammer. Ich öffnete die Flasche und suchte mir zwei Gläser heraus, Ivan holte die Eiswürfel und bestückte die Gläser damit, ehe ich den Wein in die eine Hand nahm und beide Gläser in die andere.

„Für mich bitte ein Glas Martini, wenn du das hast. Darauf hab ich jetzt voll Lust.“, meinte Duke und Ivan verordnete uns allen eine Genusspause.
 

 

„Ich bringe den Wein nur kurz raus, dann können wir zusammen trinken.“ Von weitem hörte ich Kaiba brüllen und beeilte mich nun. Bevor der Eisprinz handgreiflich werden konnte, gab ich ihm sein Glas in die Hand und gab auch Tsumi eines und schenkte beiden den Wein ein. Diese blitzte ihn wütend an.

„Ich weiß gar nicht was ich dir getan habe.“ Oha. Nun waren die beiden schon beim du. Das lief ja...gut oder? Kaiba schnaubte entrüstet, trank den Wein und fauchte zurück.

„Deine bloße Anwesenheit ist schon Grund genug. Warum bist du überhaupt hier?“ In einiger Entfernung sah ich Joey, der das Unkraut jätete und so tat, als würde er nichts davon mitbekommen. Weiter hinten waren Ryou und Serenity mit Blade. Ich hörte nur noch irgendwas mit Tassen, dann wandte ich mich von beiden ab und ging auf Joey zu.

„Hey Joey...Ivan macht seine Bar auf. Auch wenn es eigentlich zu früh ist...Lust auf einen Cocktail a´la Cyber Commander?“ Joey grinste, nickte und wischte sich mit seinen Händen, die voller Erde waren, die Stirn ab und hinterließ darauf einen breiten Schmutzstreifen, was ihn aber irgendwie süß aussehen ließ. Wieder seufzte ich schwer. Aus Rücksicht auf mich hatte Serenity uns eine Intimpause aufgedrängt und nun fand ich ihren Bruder schon süß... Ich brauchte unbedingt ihre Brüste in meinem Gesicht, bevor ich wahnsinnig wurde. Aber nicht länger als zwanzig Sekunden, sonst bekam ich keine Luft mehr. Das hatte ich schon ausgetestet.

 

Er winkte meiner Süßen zu, die mich erst jetzt sah, wie ich zerknirscht hier draußen stand und sehnsüchtig auf ihren Körper sah. Ryou sagte was zu ihr, es schien, als ob er nun auch Brüste hatte, sie zischte etwas zurück und war schneller bei mir, als ich Brüste sagen konnte.

„Tristan...hast du gerade Brüste Fantasien?“ Ich nickte und hob meine Hände, legte sie vorsichtig auf ihren Busen ab und knetete diesen. Sie ließ es zu und grinste ihren Bruder und die anderen frech an.

„Meine weichen, wunderschönen Boobies. Ich liebe euch.“, flüsterte ich und Serenitys Grinsen wurde breiter.

„Wir sollten uns mal für eine halbe Stunde verziehen, Tris. Ich glaube ich bin gerade richtig nass da unten...“ Kaum hatte sie das gesagt, hielt ich in meiner Kneterei inne, löste die Hände und warf sie mir über die Schulter. Also war sie auch ausgehungert, so wie sie vor Vorfreude kicherte und ich trug sie zu Ivans Gartenhaus, wo er seine Gartengeräte aufbewahrte.
 

 

Joeys Sicht:

 

Genervt rollte ich mit den Augen, als ich hörte, wie mein Eisdrache mit Tsumi stritt. Ich hatte gehofft, dass beide das Kriegsbeil begraben würden, wenn sie sich ein wenig näher kennen lernen würden. Leider brachte das nichts, denn seit wir hier waren beleidigte er sie ständig. Arme Tsumi… Ich blickte von meiner Arbeit auf und sah, wie Tristan zu mir kam und mir sagte, dass Ivan seine Bar geöffnet hätte und ob ich einen Cocktail wollte. Ich nickte erfreut und wischte mir über meine schweißnasse Stirn. Auf einmal sah mich Tristan ganz anders an und das…machte mir irgendwie Angst. Also winkte ich meiner Schwester zu, die ihren Freund endlich bemerkte und machte ein wissendes Gesicht.

 

„Sieht so aus, als ob Tristan von dir fantasiert, Serenity.“, meinte Ryou angespannt.

„Im Gegensatz zu dir, freue ich mich, wenn mein Freund sich nach mir verzehrt. Kauf dir endlich ein paar Eierstöcke, wenn deine Eier schon nicht funktionieren. Vielleicht wirst du ja dann mutiger.“ Mit offenem Mund starrte ich sie an, als sie an mir vorbei ging und sich von Tristan…in aller ÖFFENTLICHKEIT betatschen ließ. Sie grinste uns nur frech an, sagte was zu Tris und kaum eine Sekunde später hatte er sie sich über die Schulter geworfen. Beschämt wandte ich meinen Blick ab und schloss die Augen. Albernes Gekicher kam auf und ich wusste, WAS die beiden jetzt tun würden. Mein Blick schweifte zu Ryou, der genauso geschockt über Serenitys Worte war, wie ich und an mir und Charlie vorbei rauschte. Wir beschlossen, hinein zu gehen, ich ignorierte den bohrenden Blick meines Hausdrachens, der sehr angetrunken wirkte. Das war’s dann wohl mit dem Verwöhnen heute Abend. Wenn er so betrunken war, dann konnte ich froh sein, wenn er mich nicht vollkotzte.

„Ich bringe den beiden gleich was zu essen. Vielleicht müsst ihr dann nicht auf Zweisamkeit verzichten.“, sagte Charlie und ich nickte dankbar. Unser Ziel war die Küche und als ich Ivans enttäuschten und unheimlichen Blick sah, mit dem er Ryou bedachte, bekam ich eine Gänsehaut. Ryou schluckte und wusste nicht, was er tun sollte.

 

„Ich habe gehört, du springst bei jeder Gelegenheit in andere Betten…Du musst nicht, aber dann sag das auch deutlich. Ich halte mein Versprechen und lasse dich feiern...aber ab übermorgen...sprich mich einfach nicht mehr an.“ WAS? Was sollte das? Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Seto und Tsumi die Küche ebenfalls betraten, sich zu uns gesellten und Duke flüsterte uns zu, was passiert war.

„Ryou war mit einem Mädchen im Bett und hat Ivan betrogen…“ Aber das…ich dachte die beiden würden nun endlich zusammen kommen und dann machte Ryou sowas…Deswegen hatte ich so ein schlechtes Gefühl gehabt. Ich verstand beide Seiten, aber wieso setzten sie sich nicht einfach zusammen und redeten darüber? Mein Mann klatschte sich fest an die Stirn. So fest das er nun einen Handabdruck darauf hatte. Auch er war fassungslos, mischte sich aber gleich ein.

„Aber…beide schind gar nischt zusammn…keine Rechnschaft schildig…“, lallte der Mann, mit dem ich verheiratet war. Nie würde er sich freiwillig so blamieren, aber ich vermutete, dass er wegen Tsumi einfach zu wütend war…obwohl, sie sich anscheinend nun blendend verstanden. Warum auch immer.

 

„Ja…das stimmt. Ich…“ Weiter kam Ryou nicht, denn Ivan sah ihn immer noch genauso an und er senkte seinen Kopf schuldbewusst, ehe er es sich anders überlegte und aus dem Haus, in den Garten stürmte. Kurz darauf ging Ivan ihm nach und der Gefrierschrank drängte uns ans geöffnete Fenster, damit wir lauschen konnten. Also ehrlich. Was sollte das denn? Hatte er noch nie was von Privatsphäre gehört? In nächster Zeit sollte er auf Alkohol verzichten, wenn er sich auf einmal so aufführte.

Ivan sagte etwas, aber ich verstand nur die Hälfte, weil er immer wieder ins russische wechselte. Aber mein Mann sprach diese Sprache fließend, weshalb er uns übersetzte. Ryou weinte dabei, schien das was Ivan gesagt hatte zu verstehen und wandte sich von ihm ab, drehte ihm dabei den Rücken zu. Der Russe schien damit überfordert zu sein. Nur sehr kurz sah er zu mir, ich nickte leicht, ehe er ihn umarmte und Ryou sich erleichtert in seine Arme warf.

„Es...es macht mir Angst...“, stotterte er, zwischen lauten Schluchzern und ich hatte Mühe, mir meine Tränen zurück zu halten, so sehr wühlte mich das auf. Doch Ivan lächelte und sagte etwas. Wieder verstand ich nur Bahnhof, wir starrten Seto an, der uns auch sofort übersetzte, auch wenn es sich lallend nicht so süß anhörte.

 

„Isch liebsch disch Ryou. Zusmmen könnn wir alle Ängschte überwindn, wenn du misch nur lässcht.“

„Aaaawwwww…“, sagten wir im Chor, waren unheimlich ergriffen von dieser zärtlichen Art, wie Ivan mit ihm umging. Der Weißhaarige starrte uns erschrocken und auch ein wenig erbost an, weil wir gelauscht hatten. Da nahm Ivan Ryous Gesicht in seine Hände und küsste ihn kurz, aber mit einer derart innigen Zuneigung, dass mir heiß wurde. Ich musste sofort meinen Mann an meinem Hintern haben…

Vorsichtig lugte ich zu ihm, der meinen Blick verlangend erwiderte. Schnell ging ich die paar Schritte zu ihm.

„Hey…sollen wir kurz ins Gartenhäuschen gehen?“ Bedauernd sah er auf mich hinab und erklärte, dass es bereits besetzt war…oh.
 

 

~
 

 

Daisys Sicht:
 

 

Meine Güte war mir heiß. Obwohl ich gerade mit meinen Schwestern im kühlen Pool schwamm, schwitzte ich unaufhörlich. Nachdem ich fünf Mal geduscht und mich zehn Mal umgezogen hatte, war ich kurzerhand nach draußen gegangen und hatte mich mit einem Besuch im Pool erfrischt. So froh war ich noch nie, endlich Master Josephs unauffälligen, zischenden Ratschlägen aus dem Weg zu gehen. Zwar war Jason hier geblieben, aber er hatte nichts von meiner Veränderung bemerkt, weswegen es mich nicht allzu sehr störte. Lui war allerdings nervös. Ihre Launen wechselten sich ständig ab. Von nervös, zu zickig, wütend und traurig. Wenn sie anfing zu weinen, hörte sie ewig nicht mehr auf. Hoffentlich blieb dieser Zustand nicht mehr so lange. Außerdem, dass ich schwitzte, fühlte ich mich eher schwächlich und musste mich oft ausruhen, weswegen ich mein Arbeitspensum nicht mehr schaffte. Und dann diese ständige Kotzerei.
 

 

Daddy beobachtete uns drei voller Sorge, aber ich konnte ihm nicht erzählen, was passiert war. Nicht nur, weil Jason es erfahren hätte. Jason. Oh mein wunderschöner Jason. Dieser alberne Bart war so lächerlich, dass er schon wieder süß war und ich das Verlangen hatte, ihn zu kämmen. Über mich selbst verwirrt schüttelte ich starrend den Kopf.

„Hey Daisy...alles in Ordnung?“ Oh, er hatte bemerkt, wie ich ihn angestarrt hatte. Wusste er jetzt Bescheid? Würde er mich verhöhnen? Oder mich ignorieren? Das würde ich niemals ertragen können. Aus meinem Mund kam nur ein verzweifelter Laut, ehe ich in Tränen ausbrach.

„Was...was hast du? Ich hab doch nur gefragt ob alles in Ordnung ist. Jetzt weine doch nicht gleich.“ Völlig hilflos sah er zu Daddy, der Jason streng ansah und den Kopf schüttelte.
 

 

„Ich glaube die Damen benötigen etwas Ruhe. Und einen großen Eimer Schokoladeneis.“ Bei dem Wort merkten wir alle auf und Jason nutzte die Gelegenheit, um uns Eis zu holen. Als er weg war, meinte Daddy, dass er genau wusste, was los war.

„Ich werde also Großvater.“ Mein Blick senkte sich automatisch.

„Woher...“

„Nicht verwunderlich. Ich kenne die Anzeichen. Eure liebe Mutter war unausstehlich in der Zeit. Lass mich raten...Jason? Bist du dir sicher, Prinzesschen?“ Natürlich war ich mir nicht sicher. Wollte ich Mutter sein? Es hatte sich so richtig angefühlt und jetzt? War ich ein nervliches Wrack. Lui mischte sich ein, ohne dass ich eine Antwort hätte geben können.

„Ich...ich auch.“, murmelte sie leise und Daddy klappte vor Entsetzen den Mund auf.

Maria erhob sich, der Blick verschlossen.

 

„Verzeiht meine Lieben, ich bin sofort wieder da.“ Oh nein. Wenn Maria derart höflich und doch distanziert war, war sie wütend. Wie ein Vulkan, der einem versicherte, es sei alles unter Kontrolle und im nächsten Moment spuckte er Feuer und versetzte alles und jeden in Angst und Schrecken. Sie ging ins Haus und ich hoffte, sie würde Jason nicht wehtun.

„Ist schon gut.“, meinte Daddy lächelnd. „Egal was noch passiert, ich bin für euch da. Ich hoffe nur, dass Jason weiß was er tut. Anscheinend seid ihr alle von ihm verführt worden. Ist Maria auch…?“ Ich schüttelte traurig den Kopf und erzählte ihm, was Maria uns gestanden hatte. Tiefe Trauer zog sich über Daddys Gesicht.

„Ich habe es nicht mal bemerkt. Obwohl ich immer weiß, wenn es euch nicht gut geht. Was bin ich nur für ein schlechter Vater.“ Daddy bedeckte sein Gesicht mit seinen Händen. Wahrscheinlich war nun auch er den Tränen nahe, was mich erneut zum Weinen brachte.

 

„Bist du nicht, Paps. Du bist der beste. Maria wollte nicht, dass wir es wissen und es ist auch nur zufällig herausgekommen. Dank Master Joseph.“, sagte Lui leise.

Wir schwiegen, bis Jason wieder heraus kam, einen Eimer Schokoladeneis in der einen und drei Löffel in der anderen Hand. Sein Gesicht war abweisend und er wirkte verletzt. Ein deutlicher Handabdruck zeichnete sich auf seiner linken Wange ab und ich hatte das Gefühl, dass er nun wusste, dass wir wussten, dass er mit uns allen geschlafen hatte.

„Ähm, ich denke ich sollte euch was erklären…“, fing er unsicher an und schluckte. Ich für meinen Teil war einfach nur fassungslos. Dachte er etwa er erklärte dies mal einfach so und alles war wieder gut? Dachte er, er könnte trotzdem so weiter machen?

 

Ich wollte Jason nicht teilen, sondern für mich allein. Es hatte mich unendlich verletzt, dass er mit beiden meiner Schwestern dieselben Zärtlichkeiten ausgetauscht hatte. Warum nur, dass wusste ich nicht. Natürlich verstand ich warum Lui und Maria es auch getan hatten, immerhin waren sie genauso verliebt in ihn, wie ich...aber... Ich konnte es mir einfach nicht vorstellen, dass Jason die beiden auch so sanft berührt hatte. Mir wurde schlecht, als ich daran dachte, dass die für mich unendlich intimen Küsse einfach seine Art waren und er womöglich nichts für mich fühlte.
 

 

Wir wurden erneut von ihm benutzt… Die Übelkeit verstärkte sich und ich wusste, dass ich schleunigst aus dem Wasser raus musste, wollte ich niemanden vollkotzen. Doch meine Arme fühlten sich schwach an und ich schwamm langsam, mich beherrschend, zur Treppe, damit ich mich nicht zu sehr anstrengte. Wieso lernte ich nicht endlich aus meinen Fehlern? Und warum liebte ich ihn immer noch, auch wenn er mich derart betrogen hatte?

„Daisy? Wo willst du hin? Ich dachte ich sollte euch das erklären und…willst du kein Eis?“ Wie niederträchtig mich mit Schokoladeneis ködern zu wollen. Also schüttelte ich nur den Kopf und stieg aus dem Wasser. „ Daisy! Warte…ich kann es wirklich…ich…ich mag euch. Jede von euch anders, aber was ich getan habe…da waren Gefühle dabei. Ihr wisst, dass ich bisher nur mit Haruka geschlafen hatte und danach nie wieder mit einer Frau. Mit jeder einzelnen von euch war es was Besonderes. Das musst du mir glauben…Lui…“ Sie drehte ihren Kopf zur Seite und fing an, laut zu weinen. Ihre Traurigkeit griff auf mich über und auch ich verwandelte mich wieder in einen Wasserfall. Meine Beine fühlten sich schwach an und ich sank auf den steinernen Weg. Der Wind frischte auf und ich fröstelte.

 

Sofort war Jason bei mir und wickelte mich in ein großes Handtuch, sah ständig von mir zu Lui, als ob er nicht wusste, wem er zuerst beistehen sollte. Wenn ich nicht...in anderen Umständen wäre, hätte ich ihn von mir weggestoßen und im Pool ertränkt… und danach wiederbelebt und geküsst, doch so konnte ich mich nicht dagegen wehren, dass er sich zu mir auf den Boden setzte und mich, samt dem Handtuch, in den Arm nahm. Das Schokoladeneis schmolz fröhlich in der Sonne und ich hörte Luigianas Schluchzen nur noch gedämpft. Dafür wärmte mich Jasons Anwesenheit, es drang tief in mein Herz und ich fühlte mich so geborgen und sicher. Meine Augen schlossen sich und ich genoss, bis ich einschlief.

 

~

 

Als ich wieder aufwachte, lag ich in meinem Zimmer, die Vorhänge waren zugezogen und meine Uhr sagte mir, dass es bereits weit nach Mitternacht war. War die Vorbereitung auf Ryous Geburtstag schon vorbei? Hatte ich so lange geschlafen? Lange starrte ich an die Decke und meine Gedanken fuhren Karussell. Immer wieder musste ich mir vorstellen, wie Jason sich Erleichterung bei meinen Schwestern verschafft hatte, mein Herz krampfte bei jeder einzelnen Vorstellung schmerzhaft zusammen und dann fasste ich einen Entschluss. Ich konnte ihn nicht einfach so davon kommen lassen, als ob nichts passiert wäre. Als ob er nicht unsere Herzen, ohne Rücksicht, zertreten hatte. Vorsichtig deckte ich mich ab und stand sehr langsam auf, dabei überkam mich eine Welle der Übelkeit und ich verharrte, bis ich mich wieder einigermaßen unter Kontrolle hatte. Schritt für Schritt durchquerte ich mein Zimmer und an der Türe angekommen, musste ich mich kurz ausruhen. Tief ein und ausatmend, wartete ich, bis ich die Kraft fand, die Klinke hinunter zu drücken.

 

Auf Zehenspitzen schlich ich mich aus meinem Zimmer und ging den Korridor entlang. Ich wusste, dass Daddy in seinem Zimmer das hatte, was ich jetzt brauchte und holte es mir, ohne dass ich bemerkt wurde. Dann ging ich noch in die Kammer, die uns als Näh und Bügelzimmer diente und bediente mich an meinen Sachen, ging wieder hinaus und hielt geradewegs auf Jasons Zimmer zu. Leise öffnete ich die Tür einen Spalt und versicherte mich, dass er bereits schlief. Ich hoffte ich machte das Richtige...natürlich tat ich das. Was er uns angetan hatte, konnte man nicht mit einem „Tut mir leid“ abtun. Immer näher kam ich seinem Bett, mein Blick glitt über sein schönes Gesicht, Tränen stiegen mir in die Augen, doch ich drängte sie konsequent zurück. Wenn ich anfing zu weinen, konnte ich vielleicht nicht mehr aufhören. Dann zückte ich das Rasiermesser, legte es zuerst auf den Boden und pinselte ihn mit Rasierschaum ein und begann vorsichtig, den Bart abzurasieren. Zum Glück hatte er immer einen tiefen Schlaf. Wie damals, als er mir eine Strähne aus meinem Gesicht gestrichen hatte und ich nicht anders konnte, als ihn dafür zu küssen. Eins hatte zum anderen geführt. Die Nacht war unglaublich gewesen und als er erschöpft eingeschlafen war, hatte ich ihn die ganze Nacht beobachtet gehabt. Doch nun musste ich ihn richtig bestrafen.

Ich holte schon die Schere hervor und wollte ihm seine Haare abschneiden, aber das ging dann doch zu weit. Doch das andere würde ich trotzdem tun. Keiner würde mich davon abhalten. Nicht mal Daddy.
 

 

„Daisy? Was tust du denn hier?“ Erschrocken drehte ich mich um. Maria und Lui standen in der Tür.

„Er hat uns alle verletzt. Dieser dämliche Bart musste einfach ab...“ Maria nickte.

„Ok...und was ist mit der Schere? Du willst doch nicht...“ Den Kopf schüttelte ich nur einige Sekunden, ehe mir eine geniale Idee kam, auch wenn sie mit einer neuen Welle Übelkeit einherging. Ich musste mich zusammenreißen.

„Ich brauche eure Hilfe. Jason darf nicht einfach so davon kommen.“ Sie rückten näher, betrachteten den anbetungswürdigen Jason ebenso traurig wie ich vorhin und nickten.

„Er hat uns alle schamlos hintergangen und denkt mit einer Entschuldigung ist alles beim Alten. Ich habe ihm daraufhin eine geklebt, gesagt dass wir wissen was er getan hatte und ihm gesagt, dass er mich nicht mehr anfassen soll. Ich verzichte lieber auf seine Aufmerksamkeit, als auf euch. Was ist das für eine Idee?“, fragte Maria nun lauernd. Schnell erklärte ich ihnen, was mir vorschwebte und während Maria grinsend nickte, riss Lui erschrocken die Augen auf.

„Du willst...nicht dein ernst. Aber...“

„Keine Sorge. Es ist nicht dauerhaft.“ Daraufhin nickte auch sie und wir begannen, die ganze Nacht hindurch, unseren Plan auszuführen. Das würde ihn lehren...

 

~

 

Am nächsten Morgen wurden wir von einem grauenhaften Schrei wach. Nachdem wir unser Opfer präpariert hatten, waren wir in mein Zimmer gegangen und hatten uns in meinem Bett zusammen gekuschelt. Immer noch müde versuchte ich ein Auge aufzubekommen. Heute war mein freier Tag und ich würde auf keinen Fall einen Fuß aus meinem Bett machen. Dann ertönte ein zweiter Schrei und wir waren auf einmal hellwach. Jason hatte wohl bemerkt, was wir getan hatten. Lui fing an zu kichern und nach einer Weile konnte ich es mir auch nicht mehr verkneifen. Nur Maria machte nicht mit und war nun gar nicht mehr so sicher, ob wir wirklich das Richtige taten.

„Ich bitte dich Schwesterherz. Er hat es verdient.“ An meiner Türe klopfte es und ich hörte die Stimme von Master Joseph. Lui stand auf und ließ ihn hinein.

 

„Ward ihr das?“, fragte er geradeheraus und ich nickte, beteuerte dass es allein meine Idee gewesen war, auch wenn mir meine Schwestern geholfen hatten. Master Joseph grinste und hob seinen Daumen.

„Das hat er jetzt davon, euch auszunutzen. Gut gemacht Mädels. Nur musste diese Farbe sein?“

„Sie wäscht sich nach acht Haarwäschen von allein wieder aus.“, meinte ich und stand wackelig auf. „Oh nein...nicht schon wieder ein Schwächeanfall.“ Master Joseph fing mich auf und befahl mir, mich wieder hinzulegen. Nickend tat ich was er gesagt hatte und bat ihn, Jason später zu uns zu schicken, wenn er sich von seinem ersten Schock erholt hatte.

 

~

 

„Was denkst du, was es wird?“ Mein Blick ging zu Lui, die ihre Hand auf ihrem Bauch hatte und diesen streichelte und ich zuckte nur mit den Schultern. Es war noch zu früh, um sich Gedanken zu machen. Mir war schon wieder so schlecht und ich konnte mich einfach nicht übergeben. Also schloss ich meine Augen wieder und versuchte tief durchzuatmen. Wir waren vielleicht gerade Mal vier Wochen schwanger. Ich jedenfalls. Den ganzen August über hatte ich zu tun gehabt, es zu verbergen und dann verplapperte ich mich in Anwesenheit von Master Joseph. Vielleicht war Lui noch nicht ganz so lange schwanger, wie ich und schon malte sie sich die Zukunft aus.

Ich glaubte ehrlich gesagt nicht, dass ich wirklich Mutter werden würde, nicht wenn ich noch acht Monate mit diesen extremen Nebenwirkungen leben sollte. Noch hatte ich keine Beziehung zu dem Baby aufgebaut, also dürfte es mir leichter fallen. Mein Entschluss war gefasst.

 

„Ich werde das Kind abtreiben.“ Erschrocken starrte mich Lui an, das konnte ich förmlich fühlen.

„Aber...ich dachte du willst es.“ Trotzdem dass ich es nicht wollte, drängten sich die Tränen durch meine geschlossenen Augen.

„Ich wünschte ich könnte es. Aber Jason würde es niemals wollen. Ich könnte nicht ertragen, wie er mich ansehen wird, wenn er es wüsste. Irgendwann sieht man es und dumm ist er nicht. Außerdem hat er uns hintergangen und...ich...was würden unsere Kinder sagen, wenn sie wüssten, dass sie denselben Vater haben? Müssten wir uns nicht hassen, weil wir uns gegenseitig hintergangen haben, obwohl wir von unseren Gefühlen wussten?“

„Mach dich nicht lächerlich, Daisy. Aus dir sprechen die Hormone. Wir wussten alle von Anfang an, dass wir in Jason verliebt sind. Normal das jeder seine Chance ergriffen hat. Nur...ja. Es tat weh zu wissen, dass er es mir uns allen drein getan hatte. Aber ich hasse weder dich, Maria, noch Jason. Im Gegenteil. Ich liebe ihn noch mehr. Außerdem ist ein Teil von ihm in uns.“ Wieder streichelte sie ihren Bauch, doch ich würde das nicht tun, sonst würde ich anfangen das Kind zu lieben und das ging nicht, wenn ich...
 

 

Ein Klopfen unterbrach meinen Gedankengang und hoffte, dass es nicht Jason sein würde. Ich konnte jetzt nicht. Mir war immer noch so schlecht. Die Tür öffnete sich und...Jason kam herein.

„Ich weiß ich hab es verdient...aber ernsthaft?“, fragte er beherrscht. Ich öffnete meine Augen einen Spalt und musste lächeln. Es hatte sich mehr als gelohnt ihm die ganze Nacht über die Haare bunt zu tönen und ihm tausende kleine Zöpfchen zu flechten.

„Sei froh, dass es nur so gekommen ist. Zuerst wollte ich dir die Haare ganz kurz abschneiden.“ Trotz dieser Horrornachricht lächelte er mich an, als hätte ich gescherzt.

„Wie geht es euch? Ihr seht nicht gerade fit aus.“

„Wenn man die ganze Nacht im Dunkeln Haare tönt und Zöpfe flechten muss, ist man eben müde.“ Mein Ton war kalt und abweisend geworden. Die Übelkeit verstärkte sich, mir wurde eiskalt und ich musste stöhnen. Wenn das nicht sofort aufhörte würde ich erneut in Tränen ausbrechen und vor Verzweiflung in meinen Bauch boxen, bis es tot raus kam. Ich hielt diese Quälerei nicht aus.

 

Mein Gesicht war schon wieder nass, als mir eine warme Hand meine Tränen abwischte. In seinen Augen spiegelte sich große Sorge, ich versuchte seine Hand von meinem Gesicht zu wischen, aber ich war einfach zu schwach. Auch Jason bemerkte dies und bat Lui, uns allein zu lassen. Mit gemischten Gefühlen tat sie es und als ich das Geräusch der Türe hörte, die mir sagte, dass sie gegangen war, streichelte er mir wieder über mein Gesicht.

„Was hast du nur?“

„Geh bitte. Lass mich alleine. Ich will dich nicht hier haben.“, antwortete ich darauf, doch der blonde Schönling hatte andere Pläne. Er setzte sich auf mein Bett und quetschte sich hinter mich, um mich zu stützen, er flüsterte mir beruhigende Dinge zu und küsste immer wieder meine Hand. Ich wollte es nicht. Aber sein Körper war so wunderbar warm und vertrieb die eisige Kälte, die mich gefangen hielt und auch die Übelkeit. Nicht lange, dann war ich eingeschlafen.

 

~

 

Der nächste Tag erwies sich als weitere Herausforderung. Nicht nur, dass ich beim Erwachen allein im Bett gewesen war, sondern ich hatte meinem Arbeitgeber meine Entscheidung mitzuteilen. Ich würde heute zum Frauenarzt fahren und mir dieses Kind weg machen lassen.
 

 

Joeys Sicht:
 

 

Es war nicht zu fassen. Da stand Daisy in unserem Schlafzimmer und eröffnete uns ihre Pläne. Nicht nur das ich von der Nachricht geschockt war...nein ich fand das grün in ihrem Gesicht stand ihr einfach nicht. Mir wurde davon auch ein wenig übel. Seto blieb da schon cooler als ich, auch wenn es mir unangenehm war. Wir waren beide nackt unter der Decke und hatten uns gerade verwöhnen wollen. Warum nochmal hatten wir ihr die Tür geöffnet?

„Sicher, Daisy? Du weißt, dass du mit deiner Entscheidung leben musst.“ Jetzt doch etwas verunsichert nickte sie nicht mehr ganz so zuversichtlich. Er hob zweifelnd eine Augenbraue und versicherte ihr, dass er sie unterstützen würde, wenn sie sich doch dafür entscheiden würde, es zu behalten. Doch sie schüttelte den Kopf, wirkte unheimlich traurig dabei. Auch ich wurde traurig. Das war ihre einmalige Gelegenheit, nebenbei auch meine, da ich endlich Kinder um mich haben konnte, auch wenn es nicht meine eigenen waren.

 

„Ich halte diese Quälerei nicht mehr aus. Außerdem will ich dem Ding in mir nicht zumuten ohne Vater aufzuwachsen.“ Ich lachte.

„Du denkst doch nicht wirklich, dass Dad, wenn er es wüsste, dich und das Kind alleine lassen würde? Nie im Leben. Und auch Luigiana wäre nicht alleine damit.“ Sie ignorierte meinen Einwand und beharrte auf ihrer Entscheidung. Sie wirkte trotzdem unsicher auf mich. Oder hatte sie Angst?

„Hey...soll ich mitkommen?“, fragte ich nun sanft und sie musste sich schon sehr ihre Tränen verdrücken. Ob vor Rührung oder Trauer, oder ob es gar die Hormone waren, wusste ich nicht. Es fröstelte mich, als der heiße Drachenkönig neben mir, mich ansah, als ob ich gerade was Falsches gesagt hätte. Ja ich wusste, dass wir gerade was vorhatten, aber ich konnte das arme Mädchen doch nicht alleine lassen. Vor allem weil Seto ihr schon unseren Beistand zugesichert hatte. Dies zischte ich ihm auch zu, ehe er die Augen verdrehte und seine Arme verschränkte. Daisy meinte, sie wäre einverstanden, dass ich sie begleitete. Vor Wut knirschte mein Mann mit seinen Zähnen und ich flüsterte ihm zu, dass wir das Nachholen würden, er aber gerne auch mitkommen konnte.

 

Mein Geldsack lehnte es ab, er meinte er hätte noch einiges zu tun. Also bat ich sie wegzusehen, krabbelte nackt aus dem Bett und verschwand schnell in seinem Schrank, durchquerte ihn und suchte in meinem nun etwas Passendes zum Anziehen und putzte in meinem Bad meine Zähne. Als ich fertig war, sah ich meinen Eisklotz Daisy eisig anstarren und es erinnerte mich an seine Anfälle, wenn ich Tsumi erwähnte. Nun das hatte sich wenigstens klären können und ich hatte beide nicht mehr wieder erkannt. Ohne Worte hatten sie sich verstanden, nur mit Blicken kommiziert. Wer hätte gedacht, dass mein Drachengatte besser mit ihr zurechtkam, als ich? Meinen Kopf schüttelnd, nahm ich Daisys Hand und verschwand aus unserem Schlafzimmer. Davor stand Dad und hatte gerade anklopfen wollen. Er sah uns seltsam an, vor allem, weil ich immer noch ihre Hand hielt. Dachte er etwa...lächerlich. Also versuchte ich, es gelassen zu nehmen.

„Dad...was gibt’s?“, fragte ich, aber er sah nur sie an.

 

„Daisy...ich war auf der Suche nach dir und möchte mit dir reden.“ Sie wurde ziemlich nervös und öffnete ihren Mund. Doch nachdem sie nichts sagen konnte, schloss sie ihn wieder und ich beschloss, für sie zu sprechen. Irgendwann würde er garantiert dahinter kommen, vielleicht sogar mir vorwerfen, dass ich nichts gesagt hatte, aber das war nicht meine Geschichte. Nur sie konnte es ihm beichten.

„Nicht jetzt Dad. Sie hat einen Arzt Termin und ich begleite sie.“ Er machte große Augen, als er das hörte. Bestimmt stellte er sich jetzt irgendwelche Horrorszenarien vor.

„Wieso?“, fragte er geschockt und trat einen Schritt auf sie zu. Daisy wich einen Schritt zurück und biss sich auf ihre Unterlippe.

„Nichts Ernstes. Sie will nur noch besser untersuchen lassen, warum sie in letzter Zeit so müde...und...traurig ist. Zur Sicherheit.“ Er nickte, immer noch skeptisch. Trotzdem verschwand er langsam und uns beobachtend in seinem Zimmer. Kaum war die Tür zu, packte ich Daisys Hand fester und drängte sie zum schnellen Aufbruch, bevor er erneut heraus kam. Er ahnte eh schon was und ich wusste, dass er nicht locker lassen würde, bis er es herausgefunden hatte.
 

 

Den Weg bis dahin schwiegen wir. Blass und ziemlich steif ging sie neben mir den kurzen Weg bis dorthin. Was mochte nur in ihrem Kopf vorgehen? So hatte ich sie noch nie erlebt.

„Alles in Ordnung?“ Sie nickte, wandte aber dennoch ein, dass sie Angst hatte und nicht wusste, ob sie das Richtige tat. Dies ließ mich inne halten. Die Verwirrung muss mir ins Gesicht geschrieben sein, denn sie druckste nun unsicher herum, dass sie es eigentlich gewollt hatte, aber sie sich nie hatte vorstellen können, dass es nicht schön war, schwanger zu sein.

„Ich dachte du hast alles durchdacht? Wir können auch wieder zurückgehen.“ Für einen Moment keimte die Hoffnung in mir auf, dass sie es doch behalten würde, doch sie erstickte diese sofort im Keim.

„Nein. Ich muss das machen. Kommen Sie schon, wir sind eh fast da.“ Skeptisch folgte ich ihr in den vierstöckigen Block hinein.

 

Der Frauenarzt lag im dritten Stock, der Fahrstuhl war kaputt und so mussten wir laufen. Wäre alles kein Problem gewesen, wenn Daisy nicht alle paar Schritte anhalten und eine Pause machen musste. Doch schließlich schafften wir es doch, hatten nur dreißig Minuten gedauert und betraten die Praxis des Gymi...Gyänäno...Gymäsiologen.

„Guten Tag. Was kann ich für Sie tun?“, fragte die Empfangsdame und Daisy nannte ihren Namen.

„Willkommen Ms. Mario. Haben Sie einen Termin?“ Daisy schüttelte den Kopf, nestelte nervös an ihrer schwarzen Bluse, auf denen filigrane gelbe Rosen und fantasievolle, exotisch bunte Vögel gestickt waren und meinte, sie könnte eventuell schwanger sein. Doch bevor sie erklären konnte, weshalb sie schließlich hier war, hatte sie eine kleine Dose in die Hand gedrückt bekommen.

„Das ist ja wunderbar. Der Herr Doktor kümmert sich sofort um Sie, dafür sorge ich persönlich. Bitte nehmen Sie dies. Wir brauchen noch eine Urinprobe. Ich bereite alles vor.“, flötete die gute Dame und schob ihren ausladenden Körper hinter der Empfangstheke hervor.

„Sie können im Wartezimmer warten, Master Joseph.“, sagte Daisy mit zitternder Stimme. Mit zwei hochgezogenen Augenbrauen ging ich dorthin, ein anderer Herr mittleren Alters und eine sehr junge Frau saßen darin. Als ich eintrat, kamen ihre Blicke auf mich und...sie erstarrten.

 

 

„Mr. Joseph Kaiba...oh...ich bin ihr größter Fan. Könnten Sie mir bitte...bitte ein Autogramm geben?“, stammelte die junge Frau errötend, ehe sie glücklich aufseufzte, als ich ihr meinen Namen aufschrieb, diesmal in Kanji. Dann kam die Empfangsdame wieder und brachte die Frau in Zimmer drei. Der Herr lächelte, zückte ein Diktiergerät und schaltete es an.

„Ich bin von der Domino Times und hatte eigentlich nur meine Frau hier her begleitet. Was für ein glücklicher Zufall. Mr. Kaiba...darf ich fragen, was Sie hier machen?“ Unruhig rutschte ich auf dem Platz hin und her. Sollte ich einfach unhöflich „Kein Kommentar“ sagen, oder den Herren ignorieren?

„Ich habe nur jemanden hier her begleitet.“, sagte ich, bevor ich nachdachte und mir selbst in Gedanken eine saftige Ohrfeige gab. Jetzt war ich darauf eingegangen und wurde ihn sicher nicht so schnell los. Der Herr lächelte immer noch, doch nun blitzte es in seinen Augen auf.

 

„Aha? Zum Frauenarzt? Ihre Schwester?“ Shit! Was sollte ich jetzt sagen? „Ich habe die Frau, die mein Dad geschwängert hat hier her begleitet, damit sie ihr Kind töten konnte?“

„Ähm...ich...“ Entschuldigend unterbrach mich die nette Frau vom Empfang und bat mich, zu Daisy zu kommen. Nun wurde ich richtig nervös. Was sollte ICH denn jetzt in dem Behandlungszimmer? Der Herr merkte auf bei dem Namen und fragte sogleich, wer Ms. Mario war, doch ich ignorierte ihn. Besser ich sagte nichts mehr.

„Ja...ich komme sofort.“ Mein sechster Sinn sagte mir, dass ich garantiert zu spät zu Ryous Feier kommen würde, immerhin wollte er gegen Mittag anfangen und wir hatten gleich halb zwölf. Also schrieb ich ihm, was mir gerade bevor stand und auch meinem Frosty schrieb ich, dass er schon mal ohne mich gehen sollte.
 

 

Ryous Sicht:
 

 

Da hatte man einmal im Jahr Geburtstag und dann kam Joey zu spät. Irgendwie verstand ich es ja, aber ich war so aufgeregt und auch wenn ich Ivans Nähe genoss, machte es mir immer noch große Angst. Gestern hatte ich einfach ein zu schlechtes Gewissen gehabt, war in seine Arme gesunken und jetzt war ich auf einmal mit ihm zusammen? Schräge Welt.

„Was hast du, Ryou? Was ist passiert?“ Ich lächelte vorsichtig und Ivan hob eine Augenbraue.

„Ähm...Joey kommt später. Er begleitet eines seiner Dienstmädchen zur Abtreibung.“ Es laut auszusprechen machte es noch gruseliger. Traurig nahm er mich in den Arm und wieder kamen widerstrebende Gefühle in mir hoch. Einerseits wollte ich mich in seine Arme fallen lassen und mich entspannen, andererseits wollte ich ihn wegstoßen. Was stimmte nur nicht mit mir? Leider war Ivan ein sehr guter Menschenkenner und schob mich ein wenig von sich, um mir in die Augen zu sehen.

„Hast du immer noch Angst? Soll ich langsamer machen?“ Langsamer? Wenn er das täte, dann würde ich mich nur noch vor ihm verkriechen, also schüttelte ich den Kopf.

 

„Vielleicht geht es von selbst weg? Wenn ich mich daran gewöhne...äh...ich meine. Mir geht es gut damit. Oh ich muss noch den Garten schmücken.“ Schweigend folgte er mir, sein Blick triefte vor Enttäuschung, bevor er sein Gesicht wandelte. Es war auf einmal undurchdringlich und machte mir noch mehr Angst vor dieser Beziehung. Ich war gestern nach den Renovierungsarbeiten bald nach Hause gegangen und hatte jegliche Einwände von ihm abgewiesen, hier zu bleiben. Bei ihm. Wir hätten sicher wieder Sex gehabt. Nicht dass ich es nicht wollte...aber wäre es dann wieder so peinlich danach, wie beim ersten Mal? Außerdem war mir die Ausrede, dass ich nicht n frisch gestrichenen Zimmern schlafen konnte eingefallen. Deswegen war ich nach Hause und seit ein paar Stunden schon hier, weil er gesagt hatte, dass wir schon früh anfangen wollten.

Er hatte mich mehr als nur überrascht, als ich der einzige Anwesende gewesen war. Es hatte mir geschmeichelt...aber ich war ihm erfolgreich durch die Finger geflutscht. Die Ausrede, dass noch nichts vorbereitet war, hatte uns beschäftigt gehalten und hatte nun keine Chance mehr gehabt, dass wir alleine sein konnten. Gerade fing ich an, Luftballons aufzublasen, als ich meine beste Freundin ankommen sah. Grinsend blickte sie mir entgegen, doch es erlosch, als sie meinen Gesichtsausdruck sah.

 

„Was stimmt mit dir nicht, Ryou?“, fragte sie erbost. Dasselbe hatte ich mich auch schon gefragt.

„Du hast jetzt einen heißen Freund, der dich über alles liebt. Sei gefälligst glücklich und genieße das.“, meckerte sie weiter.

„Danke dass du mich daran erinnerst. Das hatte ich fast vergessen.“, antwortete ich und ließ meine Wut über mich selbst, an den armen Luftballons aus. Tränen verschleierten mir meine Sicht und ich wünschte mir, dass ich es wirklich mal genießen könnte. Aber es ging nicht. Dann spürte ich ihre Arme, die mich umfingen und sie drückte mich an sich.

„Warum hast du nur solche Angst vor ihm? Er tut doch nichts. Er will dich nur verwöhnen.“

„Vielleicht...vielleicht kann ich...ich einfach nicht. Ich bin... nicht fähig, eine...eine...Beziehung zu führen. Ivan ist ohne mich besser dran...“

 

„Was für ein Schwachsinn. Ich hätte nicht gedacht, dass du so jämmerlich bist, Bakura. Vielleicht solltest du aufhören andere Beziehungen zu idealisieren. Haben Joey und ich es etwa leicht gehabt? Du bist nicht der einzige, der Angst vor einer Beziehung hat, also hör endlich auf zu winseln, kneif deine Arschbacken zusammen und finde endlich heraus was du willst. Und wage es nicht, Ivan das Herz zu brechen, klar? Sonst bekommst du es mit mir zu tun und glaub mir...davon wirst du dich garantiert nicht mehr erholen.“, frostete mich Kaiba ein. Super...jetzt hatte ich noch mehr Angst und Serenitys Geflüster zu Kaiba, ob sie mich mit Ivan einsperren sollten, machte es auch nicht besser.

Im Gegenteil erinnerte ich mich an den verheißungsvollen Abend, als wir Sex gehabt hatten. Ich machte einfach weiter mit der Dekoration, auch wenn ich die ganze Zeit einen kalten Rücken hatte. Es endete erst, als Tsumi ankam und er sie mit nur einem Blick über alles aufklärte, was passiert war. Tsumi verdrehte genervt die Augen und hob dann eine Augenbraue, ehe Kaiba lächelnd nickte. Verkehrte Welt...

 

~

 

Zum Glück waren wir recht bald vollzählig und auch Joey kam endlich an, wirkte aber unheimlich verstört.

„Hündchen?“ Kaiba rannte regelrecht auf seinen Mann zu, nahm ihn in den Arm und streichelte beruhigend seinen Rücken. Joey flüsterte ihm was zu und Kaiba sah ihn verblüfft an, ehe er lachte, dann küsste er Joey voller Leidenschaft und ich schluckte. Früher hatte ich sowas interessiert beobachtet und danach meine Geschichten geschrieben, aber jetzt? Jetzt musste ich an Ivans Küsse denken, wie sich seine Hände auf meinem nackten Körper anfühlten, oder an sein Gesicht, wenn wir eins waren...Mist. Meine Hose fing an, ziemlich zu spannen und panisch suchte ich ein Versteck, wo ich mich zurückziehen konnte. Es mir selbst zu machen, dafür hatte ich keine Zeit. Es brauchte immer ewig, bis ich mit mir selbst in Stimmung kam. Also musste ich mich einfach beruhigen, bis die Härte abgeschwollen war. Also ging ich hinein, mit der Ausrede, aufs Klo zu müssen und lief dabei in meinen...Freund hinein.

Um ihn nicht spüren zu lassen, dass ich gerade hart war, wollte ich sofort auf Abstand gehen, aber er war schneller und umarmte mich fest.

„Ryou...“ Ein heißer Schauer lief meinen Rücken hinab, als er meinen Namen mit rauer Stimme flüsterte. Ich musste ihm Einhalt gebieten, immerhin waren nun alle Gäste da, doch als er sanft seine Mitte an meiner rieb, stöhnte ich laut auf. Ivan legte seine Lippen auf meine, damit ich nicht zu laut war, ich erwiderte seine Küsse gierig und drängte mich nun an ihn. Oh was für ein Gefühl. Als würde ich schweben. Irgendwann hörte ich ein Klicken und dann, wie meine Kniekehlen an die Bettkante stießen.
 

 

Joeys Sicht:
 

 

Grinsend beobachtete ich Ivan, der Ryou an sich drückte, küsste und ihn unauffällig vom Fenster weg brachte. Endlich. Geburtstagssex war doch das Schönste.

„Ich würde vorschlagen, wir genehmigen uns einfach mal ein Willkommensgläschen.“

„Warum? War...Ryou nicht gerade noch hier?“, fragte Serenity. Mein Grinsen wurde breiter.

„Ich glaube er ist gerade mit seinem Freund beschäftigt und wird wohl erst später wieder zu uns stoßen.“ Meine kleine Schwester lachte befreit und unheimlich glücklich und wir stimmten ebenso erleichtert mit ein. Auch wenn Ryou sagte, dass er Angst hätte...er war in Ivan verschossen. Das war so offensichtlich. Und jetzt hatte er die Gelegenheit, es zu genießen.

Der Garten war richtig schön hergerichtet worden. Überall waren Ballons, ein großer Tisch mit Bänken stand mitten drin, sowie ein rechteckiger Tisch, wo Teller und Besteck standen, sowie abgedeckte Kuchen, um das eine integriertes Kühlsystem aufgebaut war. Schlau. Ich vermutete die Technologie meines Eisklotzes dahinter.
 

 

Wir machten es uns gemütlich, während ich die anderen über das seltsame Verhalten von Daisy aufklärte. Das mit dem Reporter musste ich dem arktischen Eisregen auch noch beichten, aber dazu war später noch Gelegenheit genug.

„Sie hatte mich einfach in den Behandlungsraum rufen lassen. Wusstet ihr, dass die Empfangsdame die Ehefrau des Frauenarztes ist? Sie hat mir während der Behandlung ihre ganze Lebensgeschichte erzählt. Ihre Hobbys sind Straßenhockey und Bilder mit Strass Steinen bekleben. Ach und sie hat einen entfernten Cousin, der in Irland wohnt und Merino Schafe züchtet. Ich stricke total gerne mit solcher Wolle, obwohl ich gerade eher mit Baumwolle besser zurechtkomme. Nicht nur weil manche ihre Schafe schlecht behandeln und sie so grob scheren, dass sie verletzt werden, sondern weil ich immer mal wieder andere Wolle in der Hand brauche. Ein Teil der Wolle schickt er ihr immer zu. Wusstet ihr, dass sie die Wolle erst waschen und trocknen lassen muss, ehe sie die Wolle kämmt, färbt und mit dem Spinnrad spinnen kann? Naja...um zum Thema zurück zu kommen...ich hatte solchen Schiss, dass ich dabei sein sollte...wenn...Keine Ahnung was ich gemacht hätte, wenn sie schon dabei waren, es zu töten. Da war ich echt nervös, Leute...aber es ist ja dann doch anders gelaufen, als ich erwartet hätte. Also nichts mit Messer und jetzt ist es vorbei, sondern...naja anders halt.“

 

„JOEY! Hör auf so lange um den heißen Brei herum zu reden. Erzähl endlich was passiert ist.“, schimpfte Mokuba mit mir. Er schien mir wirklich fast vor Neugierde zu platzen, also schenkte ich ihm einen Eistee ein und nickte.

„Daisy hatte es sich zwar vorgenommen...aber hat es dann doch nicht machen lassen. Sie kam gar nicht dazu, dem Arzt das zu sagen, wozu sie hergekommen war, denn er war so aufgeregt, dass er ständig vor sich hin geplappert hatte. Für ihn ist ein neues Leben zu entdecken etwas ganz besonderes. Ein paar Sekunden später hat sie es gesehen. Sie hat mich rufen lassen, damit ich es auch sehen kann, weil sie nicht mehr fähig war, zu reagieren...“

 

„Ja und WAS? Kannst du es nicht einfach direkt sagen? Wieso machst du es so spannend. Das ist ja kaum auszuhalten.“, motzte Mokuba mich weiter an. Ich schenkte ihm einen nachsichtigen Blick, ehe mir die Erinnerung an das Geschehene die Tränen in die Augen trieb.

„Sie hat den Herzschlag der Kinder gesehen.“ Es dauerte nur zwei Sekunden, ehe Thea aufschrie, uns alle damit fürchterlich erschreckte und auf den Wink in meinem Satz hinwies.

„Den Herzschlag der KINDER?“ Nickend und nun doch heulend wie ein Wasserfall, vor Freude versteht sich, überbrachte ich die frohe Botschaft.

„Sie bekommt Drillinge.“ Ein Ruck ging durch die versammelte Menge, Glückwünsche und Umarmungen wurden ausgetauscht und mein Eisklotz war vor Schock zu Eis erstarrt.

 

„Aber Moment mal. Wie wollen die beiden Mädchen das verheimlichen? Dann ist noch die Frage, wie Jason reagieren wird, wenn er es erfährt.“, wandte Thea ein. Das bremste unseren Enthusiasmus, aber nur ein wenig.

„Das ist jetzt nebensächlich Thea. Wir sollten erstmal feiern, dass Serenity und ich nochmal Geschwister bekommen. Um Dad mache ich mir keine Sorgen. Der wird auf jeden Fall für sie da sein. Viel mehr Sorgen macht mir mein Großvater. Wenn er das erfährt...und ist er überhaupt noch in Untersuchungshaft?“

Charlie machte ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter, sein Mann drückte beruhigend seine Schulter und ich bekam ein schlechtes Gefühl dabei. Nicht nur wegen ihm, sondern weil ich unweigerlich an Mutter und die Situation im Polizeiwagen denken musste.

 

„Charlie?“ Wütend verengte er seine Augen ehe er uns mitteilte, dass er bereits wieder auf freiem Fuß war.

„Zu wenig belastende Beweise und sein Charme haben ihm dabei geholfen.“ Meine Kühltruhe drückte ihm ein Glas Champagner in die Hand, schenkte sich sein wohl drittes Glas ein, um den Schock zu überstehen, welcher durch die frohe Botschaft entstanden war, ehe wir alle anstießen. Flüsternd fragte ich ihn, ob er das nicht besser lassen sollte mit dem Alkohol, aber als meine Vorderseite zu Eis erstarrte, nickte ich verstehend und hob mein Glas in die Höhe.

„Auf uns alle. Auf meine besten Freunde und den allerbesten Ehemann, den man sich nur wünschen kann. Ich liebe euch alle!“ Sie lächelten mich an, mein Schneeflöckchen ganz besonders, auch wenn er schon angetrunken war und es in seinen Augen glühte, was mir weiche Knie bescherte und ich ihn anstrahlte. Daraufhin schluckte er hart, fing aber im nächsten Moment an, heftig mit mir zu flirten. Ein starkes Flattern ging durch meinen Bauch und mein Herz erwärmte sich. Oh wie ich diesen eisigen Arsch doch liebte. Er stand mir gegenüber, aber ich wollte ihm unbedingt noch näher sein, weswegen ich zwei Schritte nach vorn machte, mich an Duke vorbeidrängte, der stolperte und an Yugis Ellbogen stieß. Fast hätte er seinen Champagner verschüttet, konnte es aber gerade noch verhindern. Ich allerdings kuschelte mich nun an meinen Drachengatten, saugte tief seinen wundervollen Duft in mich auf und seufzte glücklich.
 

 

~
 

 

„Wuuuhuuuu! RYOU! Da seid ihr ja wieder...“, lallte ich leicht, als die beiden Turteltäubchen aus dem Haus kamen. Ryous Frisur war durcheinander und stand nach rechts waagerecht von seinem Kopf ab. Ivan sah uns streng an, sodass es mir eisig kalt über den Rücken lief. Wenn er nicht gerade verzweifelt dabei war, Ryou für sich zu gewinnen, war er wieder ganz der Alte. Gruselig und viel zu unheimlich. Meine kleine Schwester schnappte sich Ryous Hand und zog ihn etwas abseits, bevor sie ihn mit peinlichen Fragen über sein Sexleben bombardierte. Seine Wangen färbten sich und er erklärte ihr, dass alles in Ordnung war, aber nichts damit aussagte. Ich fragte mich schon, wer von den beiden eigentlich der dominantere Part war. Seltsamer Weise konnte ich mir beide in der aktiven Rolle vorstellen.

 

„Was ist hier los?“, donnerte Ivan wütend. Wir hatten nicht auf beide gewartet, denn sie waren vor drei Stunden im Schlafzimmer verschwunden und mussten mit lauter Musik ihre lüsternen Schreie irgendwie übertönen, was bei Serenity ein Dauergrinsen ausgelöst hatte. Der Alkohol half ebenfalls, doch waren wir nun schon etwas...äh... angeheitert. Aber nicht allzu sehr. Die einzigen, die noch komplett nüchtern waren, waren Ryo, Pia und Tsumi. Amaryllis war gerade erst gekommen, stellte ihren selbstgebackenen Kuchen neben den unseren ab, schenkte sich Kaffee ein und beobachtete amüsiert den durcheinander geratenen Zustand des Paares. Tsumi notierte sich immer wieder etwas in ihr kleines Notizbuch. Bestimmt hatte sie Ideen für ein neues Buch und würde sie später danach fragen. Doch niemand antwortete dem Russen.

„Das reicht. Jeder von euch macht hundert Liegestützen. SOFORT!“, brüllte Ivan und drohte uns, sollten wir Ryous Geburtstag versauen, dass noch viel Schlimmeres auf uns zukommen würde.

 

„Was...aber...“ Nun starrte er mich an, meine Augen weiteten sich und dann wurde sein Blick milder. Aha. Gut zu wissen. Ich setzte meinen besten Hundeblick auf, Tränen standen mir in den Augen und nun schluckte er, winkte ab und meinte, dass wir uns einfach zusammen reißen sollten.

„Gut gemacht Hündchen.“, flüsterte mir mein Liebster zu und küsste mich hinter dem Ohr. Lächelnd darüber küsste ich ihn sanft, als wäre er das kostbarste, was ich hatte und er erwiderte es ebenso zart. Danach zündete Ivan die Kerzen auf seinem selbstgebackenen Kuchen an, forderte uns auf, ein Ständchen zu singen und nachdem die Kerzen ausgepustet waren, schnitt Ryou den Kuchen und verteilte ihn an seine Gäste. Er schmeckte absolut köstlich. Es war ein Schichtkuchen, mit abwechselnd Kirschmarmelade und Tortencreme. Danach probierten wir uns durch die anderen Kuchen, einer besser als der andere und müsste ich wählen, welcher am besten geschmeckt hatte, könnte ich es nicht. Als wir fertig gegessen hatten, eröffnete uns Ryou, dass er ein paar Spiele spielen wollte. Zuallererst sollten wir „Topf schlagen“ spielen. Super Idee, jetzt wo wir alle vollgegessen waren.

„Ivan du bist der erste. Ich verbinde dir mit diesem Tuch die Augen, drehe dich im Kreis und dann musst du auf Knien mit diesem Löffel einen Topf suchen. Wir sagen dir, ob du nahe dran bist oder nicht, mit „heiß“, „warm“ oder „kalt“ Kann auch aber auch „eiskalt“ oder so werden.“ Schnell verband er ihm die Augen und drehte ihn, machte kurz ein komisches Gesicht und holte sich den Topf. Er versteckte ein paar Bonbons darunter und wählte die Position aus.

„Los.“, meinte er und überließ uns den Rest. Schnell lief er wieder ins Haus und ich lief ihm hinterher. Irgendwas stimmte nicht.

 

„Ryou, warte. Was hast du auf einmal?“ Er blieb stehen und drehte sich zu mir um, weinte dabei bittere Tränen.

Ich will nicht, dass er sieht, dass ich immer noch Angst habe. Ich brauche nur ein paar Minuten, dann geht es wieder.“ Das kam mir irgendwie bekannt vor...

„Aber ich dachte, dass alles in Ordnung ist.“ Er wirkte verstört, biss sich auf die Unterlippe und erklärte mir leise, dass er wirklich in Ivan verliebt war, aber leider sich nicht darauf einlassen könnte.

„Ich hätte ihm fast wieder eine Szene gemacht, nach dem Sex und habe es mir gerade noch so verkneifen können. Keine Ahnung, warum ich so eine Angst vor einer Beziehung habe.“

Ich riet ihm, sich mit Ryo zu unterhalten. Anscheinend musste er irgendwas verarbeiten und wer wäre besser dafür geeignet, als sie?

 

„Wenigstens hast du Gefühle für mich. Das reicht mir. Werde dir helfen, es zu überwinden.“, unterbrach uns Ivan, der in der Tür stand, die Arme verschränkt und mit einem entschlossenem Blick.

„Aber...“, fing der Weißhaarige an, aber Ivan unterbrach ihn sofort.

„Es ist mir egal, wie oft du mich von dir stößt. Ich liebe dich und werde immer an deiner Seite sein, wenn du es willst.“ Da war nicht nur ich baff. Ich ließ beide alleine, doch Ryou kam mit nach draußen, griff sich nach kurzem Zögern, Ivans Hand und ignorierte dessen siegessicheres Grinsen.

„Ryosae?“ Sie drehte sich zu uns um und lächelte wissend.

„In Ordnung. Starten wir eine Paartherapie. Nächste Woche Donnerstag, 16:00. Ich freue mich schon sehr darauf.“, sagte sie und erinnerte meinen Mann daran, dass wir unsere Paartherapie nicht länger schleifen lassen sollten. Er grummelte nur unverständliches Zeug.
 

 

Nach einigen Runden Topfschlagen, spielten wir fangen und die Beste in diesem Spiel war Amaryllis. Sie wurde nie gefangen, denn sie wich uns immer geschickt aus. Ich dagegen war schon nach kurzer Zeit außer Atem, da sie alle auf mich losgingen, wahrscheinlich war ich am einfachsten zu fangen und sollte ein wenig mehr Sport machen. Vielleicht fragte ich Amaryllis mal, ob wir zusammen Sport machen könnten. Charlie und sein Mann spielten nicht mit, Charlie meinte, dass er sonst wieder schnell Hunger bekam, dafür aber der kleine Nikolei, der jedes Mal so süß jauchzte, wenn jemand hinter ihm her lief, absichtlich sehr langsam. Ich freute mich schon, wenn Aleu groß genug war, mit uns so zu spielen. Doch diese war heute ungewöhnlich müde und verschlief die meiste Zeit. Nachdem ich nachgefragte hatte, ob mit ihr alles in Ordnung war, meinte Charlie, dass sie gerade erst ihre ersten Zähne bekommen hatte und nun einfach nur fertig war, was ich verstehen konnte. Nach einer Stunde, wurde ich hungrig und fragte, wann es was zu futtern geben würde.
 

 

„Habe schon vorbereitet. Weiter hinten...“, sagte Ivan und ging weiter hinter, wo ein großer Gas Grill stand, der geschlossen war, es aber wunderbar daraus roch.

„Es gibt Burger. Habe gutes Stück Fleisch geräuchert.“ Mir lief das Wasser im Mund zusammen und nicht nur mir. Die hungrige Meute versammelte sich um den Grill, während Ryou die Brötchen auseinander schnitt. Mehrere Schüsseln standen bereit, in denen Salat, Tomaten, Gurken, Käse und Soße waren. Außerdem waren noch Paprika und Karotten für Nikolei zum knabbern hergerichtet worden. Große Salatschüsseln dominierten den Tisch. Kartoffelsalat, Wurstsalat, wenn ich nicht irrte und ein gemischter Salat standen dahinter. Wer sollte den das alles essen? Dann erinnerte ich mich, dass Ivan immer einen guten Hunger hatte und nach der Anzahl der Gäste zu urteilen, war es besser, wenn zu viel, als zu wenig vorhanden war.

„Hast du auch was vegetarisches für die Burger?“, fragte Tristan und ich hob beide Augenbrauen nach oben. Seit wann war er Vegetarier? Er, der nicht ohne Fleisch leben konnte.

 

„Vegetarisch? Nein...“, antwortete ihm Ivan und wirkte geknickt, weil er das nicht mit einberechnet hatte.

„Aber ich habe Zutaten dafür da.“ Der gebürtige Russe ging ins Haus und kam wenig später mit einem Tablett mit einer kleinen Schale Haferflocken, einer Handvoll Walnüsse, einer Zwiebel und Knoblauch, verschiedenen Gewürzen, einer kleinen Pfanne, ein dunkles Glas mit unbestimmtem Inhalt, Sojasauce, Tomatenmark und einer Schüssel gewaschener Kidney Bohnen in der ein Kartoffelstampfer lag, zurück. Wie wollte er daraus Burger Fladen machen? Die anderen sahen ihn wohl genauso komisch an, aber er fing an, routiniert alles vorzubereiten.

Zuerst schnitt er die Zwiebel und den Knoblauch klein, hackte die Walnüsse und stampfte die Bohnen klein. Die Walnüsse kippte er in die Pfanne und stellte sie auf den Grill, wo sie langsam rösteten. Dann mischte er diese mit den Bohnen, den Haferflocken und öffnete das dunkle Glas. Darin befanden sich geschrotete Leinsamen, die er dazu gab, aber nur zwei Esslöffel. Dann kamen die Sojasauce, das Tomatenmark und die Gewürze dazu. Ich kam näher und las auf den Behältern, dass es sich um süßen und scharfen Paprika handelte. Auch Salz und Pfeffer waren vorhanden, sowie Zimt. Wieder stampfte er alles zu einer Masse zusammen und formte daraus die Fladen.
 

 

„Diese sind das Beste, wenn du vegetarische Burgerbuns willst.“, sagte Ivan mit Stolz in der Stimme und legte die Buns auf den Grill. Das musste ich auch probieren und fragte auch danach. Ich konnte ja einen mit Fleisch und eine von den vegetarischen essen. Ivan nickte und briet auch einen für mich an.

„Hey Tristan...warum magst du auf einmal kein Fleisch mehr?“, fragte meine kleine Schwester besorgt. Angesprochener schluckte und meinte, er könnte es einfach nicht mehr und dass es was mit unserer Mutter zu tun hatte. Als Serenity ihren Mund öffnete, um was zu sagen, unterbrach er sie damit, dass er nicht darüber reden wollte. Wer weiß was Mutter ihm wirklich angetan hatte. Erinnerungen kamen hoch, doch im selben Moment erloschen sie wieder, als Tris mir zuflüsterte, dass er mich nun verstehen konnte. Daraufhin schwieg ich und belegte mir meinen Burger, bemühte mich, nicht in Tränen auszubrechen.
 

 

Ich musste es herausfinden. Gerade als ich was sagen wollte, umarmten mich starke Arme, die einen überwältigenden berauschenden Duft absonderten und mir davon etwas schwindlig wurde.

„Wir werden es irgendwann wissen. Aber nicht heute. Nicht jetzt bei Bakuras Geburtstag. Und Dr. Han hat Tristan eh schon ins Auge gefasst, also mach dir keine Sorgen.“, flüsterte er mir zu und ich nickte. Die Stimmung war trotzdem gedämpft. Wie sollten wir sie nur wieder auflockern? Grübelnd aß ich meine zwei Burger, die überraschend gut schmeckten und als wir alle gesättigt waren, schlug Duke vor, den aufblasbaren Pool und die Wasserrutsche für den Boden aufzubauen. Hä?

Da bekam er von uns allen einen seltsamen Blick ab. Waren wir Kinder? Nikolei allerdings jubelte. „Nikolas hat einen kleinen für seinen Sohn dabei und ich einen großen für uns. Wie wäre es mit einem Wettkampf im Rutschen. Wer am weitesten kommt, hat gewonnen.“, erklärte Duke. Sofort waren einige Feuer und Flamme dafür, doch niemand hatte Badesachen dabei. Ich sah in den Himmel, der strahlend blau war und die Sonne schien noch heiß auf uns herunter…egal. Wir konnten auch mit unserer Kleidung in den Pool. Das sagte ich so, doch anscheinend war jeder außer ich informiert gewesen, dass wir Badesachen mitnehmen sollten. Die Mädchen zogen sich im Haus um und danach wir Jungs. Zum Glück hatte mir mein Eiskübelchen eine Badehose mitgenommen

„Ha. Ich werde natürlich gewinnen.“, meinte Charlie herausfordernd und ich grinste. Genau das brauchten wir jetzt. Ein bisschen Spaß. Während Nikolas einen kleinen Pool aufpustete, begannen Charlie, Ivan und Seto die Rutsche vorzubereiten. Tristan und Yugi kümmerten sich um den großen Pool, während ich mit den Mädels hinein ging, um uns noch ein paar Erfrischungen zu holen.

 

~

 

„Alles klar. Das macht dann 4,20 Meter für Duke. Alter, du bist nicht gerade gut darin, was? Also Punktestand ist folgender: Pia und Ryo sind beide auf dem ersten Platz. Zweiter Platz ist Amaryllis und dritter Charlie. Der vierte Platz geht an Yugi und fünfter ist Ivan. Duke ist letzter.“, rief ich in die Runde. Ich saß mit den anderen im kühlen Pool und schlürfte einen wunderbaren Pink Flamingo, der nun mein Lieblingscocktail geworden war, auch wenn rosa nicht gerade meine Farbe war. Serenity orderte bei Tristan noch einen Cocktail, natürlich alkoholfrei und gab ihm noch einen Schmatz dabei.

Seto zog mich wieder an seine Brust und murmelte irgendwas von „Kindergarten“. Daraufhin nickte Tsumi verstehend und grinste. Dann nippte sie an ihrem Getränk und stellte es ab, bevor sie sich wieder hinlegte, um sich zu sonnen. Nun durfte ich sicher Tsumi auch mal so zu uns einladen und mein Eisberg würde sich auch noch darüber freuen. Es dämmerte bereits und ich hatte vergessen, dass es schon September war und der Sommer sich wohl bald verabschieden würde. Schade. Ich liebte den Sommer und mochte die Kälte nicht besonders, aber mit meinem geliebten Großkotz an meiner Seite, wäre das gar nicht mehr so schlimm. Charlie verlangte eine Revanche und so spielten sie noch eine Runde, diesmal aber etwas leiser, denn der süße Nikolei war eingeschlafen und Nikolas zeigte dabei mahnend auf seine Uhr.

„Nur noch eine kurze Runde, ja?“ Die Augen verdrehend, aber dann doch lächelnd, nickte dieser und Charlie schmiss sich in die Fluten und zog dabei den schrill kreischenden Ryou mit.

 

~

 

Am Abend verabschiedeten wir uns von Ivan und Ryou, der angespannt wirkte. Mich wunderte es ja, dass er bei ihm blieb, so wie er zitterte. Doch offensichtlich stellte er sich damit seinen Ängsten und Ivan würde nie etwas tun, was Ryou verletzen würde, deswegen wünschte ich ihm zwinkernd viel Glück. In der zweiten Runde hatte Charlie gewonnen gehabt und raunte mir zu, dass er seine Siegesfeier gleich zu Hause zelebrieren würde. Den Daumen nach oben zeigend wünschte ich ihm jede Menge Spaß und wir ließen uns von ihm nach Hause fahren. Nun musste ich noch irgendwie meinem Mann beibringen, dass ich einem Reporter beim Frauenarzt begegnet war. Das durfte Dad auf keinen Fall erfahren. Ich wusste, dass wenn er es nicht von den Mädchen persönlich erfahren würde, ziemlich sauer reagieren wird. Und das musste ich verhindern, koste es was es wolle.
 

 

Tbc…

Vorbereitungen und Ryous Geburtstag - Setos Sicht

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Nervige Serenity

 

 

Nervös nestelte ich an meinem Ehering, als wir beim Frühstück saßen. Irgendwie musste ich meinem Mann beibringen, dass ein Reporter mich beim Frauenarzt gesehen hatte UND auch wusste, dass ich mit Daisy dort gewesen war. Mein Teller war bereits leer und versteckte meine Hände unter dem Tisch, damit man mir die Unsicherheit nicht ansah und biss auf meine Unterlippe.

„Joey?“

Erschrocken zuckte ich zusammen, stieß mein Glas Wasser um und fluchte. Dann sah ich meinen Schwager an, was ich besser nicht gemacht hätte. Er bedachte mich skeptisch mit einer hochgezogenen Augenbraue. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass er mich beobachtete.

„Äh...ja?“

„Alles in Ordnung?“ Den dicken Kloß hinunterschluckend nickte ich.

„Ja. Ich muss noch die Schneebälle kochen, hab ich ganz verwaschen...“ Was...WAS redete ich da schon wieder für einen Stuss? So wie mich meine Familie ansah, hielten sie mich auch für verrückt, weswegen ich schnell aufstand.

„Ich meine...ich werde jetzt lieber fliegen gehen, dass....ist...äh...“ Peinlich berührt floh ich aus der Küche und nur ein paar Sekunden später spürte ich die frostige Eisaura meines Mannes hinter mir.

„Was hast du jetzt schon wieder angestellt?“ Mit diesen Worten vereiste er mich, ich faselte erneut unzusammenhängende Sätze, bis er mich an den Schultern packte und mir fest in meine Augen sah. Davon wurde es mir ganz warm in meinem Bauch und meine Knie schienen zu schmelzen. Genau wie das Eis in seinen Augen, als er mich anlächelte.

 

Egal was du hast, ich verspreche dir nicht sauer zu werden.“ Nickend atmete ich tief durch, um zu verhindern, dass noch mehr idiotische Sätze aus meinem Mund kamen.

„Aber im Drachenmeer...schwimm....“, meinte ich und fühlte wie mein Gesicht vor Scham ganz heiß wurde. Doch ich bekam nur ein liebevolles Grinsen ab, was die Hitze im Gesicht nur noch verstärkte, er nahm mich am Ellbogen und brachte mich nach oben zum Meereszimmer und ich gab verdeckt den Code ein. Als wir im Zimmer waren schlossen wir auch sofort ab, dann sah er mir fest in die Augen.

 

„Nun?“ Nervös knetete ich meine Hände und quetschte mühsam ein paar Worte heraus.

„Frauen...arzt....Daisy...Reporter...“ Er erbleichte und setzte sich auf eine der Liegen, in seinen Augen sah ich...Schuld? Er schluckte und schloss seine Augen. Diese Reaktion hatte ich mal gar nicht erwartet. Eher ein aufbrausen oder eine Erfrierung. Es dauerte eine Weile, bis er sich gesammelt hatte und die Augen wieder öffnete. Sein Gesicht blieb undurchdringlich, was mich vermuten ließ, dass er auch was angestellt hatte...zumindest was ähnliches.

 

„Da wir schon dabei sind, uns was zu gestehen...dein Impala wurde gestohlen und Blade hat Valentine im Nachbardorf gesehen.“ Äh was? Mein Impala wurde....Moment....sagte er gerade...Mai war auf freiem Fuß? Sofort fuhr eine Welle der Furcht durch mich. Würde sie ihn wieder umbringen wollen? Musste ich ihn verstecken? Was sollte ich nur tun? Sollte ich sie suchen und davon abhalten wieder so mörderisch zu handeln?

Ein betörender Duft stieg mir in die Nase und ließ mich alles woran ich gerade dachte vergessen. Es gab nur noch meinen Seto, als er mich in den Arm nahm. Besitzergreifend schmiegte ich mich an seine männliche Brust und sog seinen Duft ganz tief ein.

Eine Weile standen wir so da, seine Nase in meinen Haaren vergraben, bis sein Handy klingelte und knurrend die Umarmung löste. Es war gerade so schön gewesen. Doch sein verwirrter Blick ließ mich neugierig werden, wer da gerade anrief.

 

 

„Blade? Bist du nicht in Palermo?“ Charlie? Was wollte er denn? Schnell machte mein Tiefkühler den Lautsprecher an, damit ich mithören konnte.

Bin ich. Nikolas und die Kinder sind gerade am Pool und ich trinke meinen dritten Chaos Magier mit extra Limette. Stellt euch vor, die wussten gar nicht, wie der gemixt wird. Solche Stümper. Nun wie auch immer, ich hatte im Gefühl, dass ihr mich braucht und niemand ist öfter in Schwierigkeiten als ihr beide.“

Richtig. Charlie war doch Reporter. Die Chance, dass er den Reporter kannte, der mich gesehen hatte, war groß. Ich schilderte ihm unsere Situation, beschrieb den Mann und hoffte, er würde uns helfen können.

Da habt ihr aber Glück. Ich kenne die von der Domino Times alle ganz gut und es gibt nur eine Handvoll Männer, die eine Frau haben und auf die diese Beschreibung passen könnte. Ich nehme nicht an, dass ihr wisst, wie dieser ominöse Typ heißt?“

„Nein...keine Ahnung.“, erwiderte ich geknickt.

Schon ok, ich frage mich unauffällig durch...bis gleich.“ Er hatte bereits aufgelegt, bevor wir uns verabschieden hätten können. Was sollten wir machen, bis er den Namen hatte und mit dem Reporter geredet hatte? Angespannt ging ich durch das Zimmer und zuckte bei jedem kleinen Geräusch zusammen, doch richtig erschreckte ich mich, als Charlie wieder zurück rief.

 

„Beruhige dich, Joey. Er wird uns bestimmt helfen können....Ja?“

Also ich hab den Namen. Er heißt Koichiru Masamu und versucht seit neun Jahren Vater zu werden und diesmal hat es endlich geklappt gehabt. Deswegen war er mit seiner Frau beim Frauenarzt. Soll ich dir seine Nummer geben, Kaiba?“

„Ja gib sie mir. Ich werde das persönlich regeln.“ Charlie nannte eine Nummer, die ich mir sowieso nicht merken konnte und wir wünschten ihm und seiner Familie noch einen schönen Urlaub.

Ich bin trotzdem in Bereitschaft. Bei euch weiß man nie wann die nächste Katastrophe kommt. Passt mir schön am Samstag auf. Ich befürchte dass Mr. Wheeler - Mc. Lime ebenfalls anwesend sein wird. Lasst Jason besser zu Hause.“

 

Damit verabschiedeten wir uns von ihm und seufzten beide gleichzeitig auf.

„Er hat Recht. Jason sollte zu Hause bleiben.“, meinte der Eisarsch, doch ich hielt sofort dagegen.

„Aber was ist mit den Mädchen? Wenn er zu Hause bleibt...obwohl...Yoshi ist ja auch noch da.“ Murrend stimmte mir mein Drachenkönig zu, meinte aber, wir sollten ihm vertrauen, dass er nicht zu weit ging. Sie würden den richtigen Zeitpunkt selbst finden es ihm zu sagen und er wollte sich nicht weiter einmischen.

„Du machst es dir ja leicht. Dad hat trotzdem das Recht zu erfahren was mit ihnen ist.“, meinte ich leicht angesäuert. Damit sperrte ich wieder das Meereszimmer auf und wir gingen hinaus. Doch davor stand Dad.

 

„Dad? Was machst du hier?“, fragte ich beunruhigt.

„Was soll ich schon hier machen? So wie du dich am Tisch aufgeführt hast, ist irgendwas im Busch...und was sollte ich erfahren? Mit ihnen? Du meinst die Mädchen? Joey? Weißt du etwa was mit ihnen los ist? Du auch Seto? Und sagt es mir nicht? Wie könnt ihr nur?“ Na super. Wieso war Dad nur immer so scharfsinnig? Und wieso vergaß ich das immer wieder? Aber weder aus mir, noch Seto würde er was heraus bekommen, das mussten die Mädels tun.

„Vergiss es Dad! DAS wirst du sie selbst fragen müssen, wir sagen kein einziges Wort.“ Er verengte seine Augen, schnaubte und wandte sich zum gehen.

„Das mache ich auch. Darauf könnt ihr euch verlassen.“ Auf der Höhe seines Zimmers blieb er wieder stehen und ich dachte schon, er würde darin verschwinden, aber er sah mich scharf an, ich zuckte vor Schreck zusammen, dann schnaubte er erneut und nahm die Rutsche zum Esszimmer.

 

Mein Mann machte ein extrem genervtes Geräusch und meinte, wir sollten besser wieder ins Bett gehen. Da musste ich ihm unweigerlich zustimmen.

„Vielleicht...“ Ich brach den Satz ab und zeigte ihm, was ich jetzt am Liebsten haben wollte, indem ich mich erneut an ihn schmiegte und meinen Kopf auf Höhe seines Herzen ruhen ließ. Es fing an schneller zu schlagen und ich lächelte glücklich.

„Ich liebe dich, Alter!“, meinte ich, küsste seine Nase und lief lachend zu unserem Zimmer. Er fluchte gespielt und lief mir hinterher, meinte wenn er mich in die Finger bekommen würde, wäre mein Hintern dran.

 

 

Montag, 07.09.2020

 

 

 

Völlig in Gedanken versunken nippte ich erneut an dem Löffel und hob meine Augenbrauen. Die Suppe wurde nicht besser, egal wieviel Salz ich dazu gab. Seltsam. Vielleicht hatte ich nicht genug dazugegeben, immerhin passte ich nicht richtig auf, was ich tat. Seufzend gab ich nun bewusst Salz dazu und probierte. Sie musste einfach...nein. Immer noch nicht.

„Immer wenn ich denke du könntest nicht so dumm sein, beweist du mir das Gegenteil.“ Eine altbekannte Wut brodelte in meinem Bauch, als ich die schneidend kalte Stimme meines Gatten hörte.

„Was war das Saftsack?“, spie ich ihm entgegen. Er war kaum zu Hause gewesen an diesem Wochenende. Was ich verstehen konnte. Mein Großvater war zu unserer Feier zum Paar des Jahres gekommen und er war recht distanziert und doch war ein arglistiges Funkeln in seinen Augen gewesen. Dad war dann doch mitgekommen und es war die schlechteste Idee überhaupt.

Es schien, als würde er wissen, was los war, aber das konnte ja nicht sein, immerhin wusste Dad es ja auch nicht. Es war befremdlich gewesen, dass mein Großvater zu Dad sagte, er würde irgendwie strahlen...war das von den Mädchen auf ihn übergegangen? Seto hatte, als wir wieder zu Hause waren, alles getan um allen Eventualitäten vorzubeugen. Er hatte sogar meinem Vater Zimmerarrest gegeben, als dieser aufdringlich geworden war und wissen wollte, was an der Aussage seines Vaters dran war. Aber das gab ihm nicht das Recht so mit mir zu reden. Ich war sein Ehemann. Er hatte mich zu lieben, es mir auch zu zeigen und trotzdem war er gerade unausstehlich. Wie er schon da stand. Mit verschränkten Armen und diesem giftigen Blick.

 

Beißende Kälte wehte mir entgegen, als er mir den Löffel aus der Hand nahm und in dem Topf einmal kräftig umrührte. Was sollte denn das schon wieder? War er jetzt völlig verrückt geworden? Ich konnte ihn nur anstarren, während er mich mit einem gehässigen Lächeln und einer hochgezogenen Augenbraue bedachte. Die Lust ihn zu beleidigen, oder gar ihm eine reinzuhauen ließ sich nur mühsam unterdrücken.

„Mund auf!“, befahl er mir und ich blitzte ihn sauer an.

„Warum?“

„Tse....traust du mir nicht mehr? Diese Suppe hast du selbst gekocht, vergessen?“ Zähneknirschend machte ich was er sagte und wünschte mir, ich hätte es nicht getan. Der Geschmack der Suppe war mit dem vergleichbar, als mich Serenity mal im Meer untergetaucht hatte und ich meinen Mund offen gelassen hatte. Würgend spuckte ich sie einfach aus und hustete. Mein ganzer Rachen tat weh und ich hasste dieses Gefühl. Zumindest bekam ich von meinem Mann, der mich angewidert ansah, ein Glas Wasser gereicht, um die Auswirkungen der Salzsuppe ein wenig zu mildern.

„Aufwischen kannst du das selbst, ich mache es nicht. Und wenn du denkst ich esse diesen Fraß, dann irrst du dich. Für mich nur einen Kaffee.“, blaffte er mich an. Man war der widerborstig heute. Könnte daran liegen das Montag war und wir wieder in die Schule mussten. Mir wurde ganz flau im Magen, als ich an unseren Mathelehrer denken musste.

„Wird´s bald?“ Erschrocken zuckte ich zusammen, als der Eisprinz mich anzickte.

„Lass deine schlechte Laune ja nicht an mir aus, Großkotz. Ich habe dir nichts getan. Klar?“, meinte ich genauso zickend.

 

„Natürlich.“

 

Grrr....dieser....ganz ruhig Joey. Er gerade nur schlecht drauf und dass kann jedem mal passieren. Also versuchte ich es zu ignorieren und machte ihm den Kaffee, stellte ihn neben ihm ab und starrte die Zeitung an, hinter der er sich verkrochen hatte. Augenrollend machte ich unsere Bentos und wartete, bis alle anderen in der Küche waren. Dad strahlte die Suppe an und griff sich bereits den Löffel....

„Warte Dad. Iss sie nicht. Sie ist vers....“ Zu spät. Er hatte schon probiert und hielt sich seinen Hals, während die Augen aus ihren Höhlen traten.

„Das ist ja....reines Salz! Joey, hast du kochen verlernt?“

Beleidigt verzog ich den Mund und sagte lieber nichts mehr, denn ich hörte wie sich der Drachenprinz das Lachen verbeißen musste und dabei die Zeitung immer mehr verknitterte. Vielleicht sollte ich das Kochen heute jemand anderen überlassen. Also rief ich Daisy, aber sie kam einfach nicht. Obwohl sie sich doch auch sonst immer blicken ließ, auch wenn es ihr nicht gut ging.

„Maria?“

„Ja Master Joseph?“ Auch wenn ich mich daran gewöhnt haben sollte...ich erschreckte mich immer noch ganz fürchterlich, wenn die Angestellten plötzlich hinter einem auftauchten. Doch ich zwang mich, es ihr nicht zu zeigen sondern schluckte einmal und sah sie dann erst an.

„Ich habe nach Daisy gerufen, aber sie kommt einfach nicht. Weißt du was mit ihr ist?“ Sie schielte kurz zu Dad, der sie scharf beobachtete und meinte dann, dass sie einfach heute...unpässlich war. Hä?

Alle Anwesenden sahen mir offenbar an, dass ich dieses Wort nicht kannte, denn sie verdrehten allesamt ihre Augen. Doch bevor mir jemand erklären konnte, was das bedeutete, sprang Dad auf und meinte, er würde mal nach ihr sehen.

„Warte Jason...nicht....“, meinte Maria erschrocken und lief ihm hinterher.

 

„Was heißt jetzt unpässlich?“ Schweigen und erneutes Augenrollen.

Seufzend wandte ich mich an den Kühlschrank und machte einfach ein paar Sandwiches. Ich würde nachher einfach Thea fragen, was das bedeutete. Dann wanderten meine Gedanken erneut zu Mr. Misagi und dann zu meiner Mutter und Großvater. Oder zu den Schwangeren hier im Haus und Dad, der niemanden von uns in Ruhe ließ. Doch als ich gerade die Essiggurken auf dem Lachs mit der Nutella verteilen wollte, packte mich meine Schwester am Handgelenk und meinte, dass sie das für mich machen würde.

„Ich kann zwar nicht kochen, aber DAS bekomme selbst ich besser hin, als du im Moment.“

Verwirrt setzte ich mich und sah in die frostig funkelnden Augen meines Gatten, die über der Zeitung hervor blitzten. Erneut seufzte ich und wich seinem Blick aus, was mir endgültig seine volle Aufmerksamkeit einbrachte.

„Was ist los?“

Unsicher biss ich mir auf die Unterlippe.

„Hündchen?“ Sein Ton war nun schmeichelhaft und sanft, aber ich wusste, dass er eigentlich gerade nicht in der Stimmung dafür war, weswegen ich nur den Kopf schüttelte und schwieg.

 

Die Zeitung raschelte und der Stuhl wurde zurück geschoben, nur Sekunden später stand er vor mir. Provokant und mit einem abweisend, kühlen und doch...liebevollen Ausdruck im Gesicht.

Damit hatte er mich, denn es machte mir ein warmes Gefühl in meinem Bauch.

„Bin nur nervös wegen Mr. Misagi...und besorgt wegen Großvater...und Mutter...hey...ich liebe dich.“ Daraufhin sah er mich erst ausdruckslos an, dann half er mir hoch. Die einzige Antwort die ich auf mein Liebesgeständnis bekam, war ein langer, sinnlicher Kuss, welcher mich mehr aus der Bahn warf, als alles andere. Schwindel erfasste mich und er musste mich stützen damit ich nicht einfach umfiel. Er grinste nur und umarmte mich kurz. Wie schaffte er es immer nur, mich so von meinen Sorgen abzulenken?

„Keine Sorge. Wir schaffen auch das. Das haben und werden es auch immer. Ein Kaiba gibt nie auf.“ Nun musste ich lächeln und nickte zustimmend, konnte aber mein schlechtes Gefühl nicht vertreiben. Ich versuchte mich an einem ausdruckslosen Gesicht und sah auf die Uhr. Wir hatten noch Zeit, aber ich hatte gehofft, dass wir schon bald los mussten. Die Warterei war schlimmer, als die Konfrontation. Außerdem war es dann wahrscheinlicher, dass er nicht merkte, WIE angespannt ich tatsächlich war...aber das konnte ich sowieso vergessen, denn er sah mich wieder mal mit einem wissenden Gesichtsausdruck an.

„Joey...ich bin bei dir. Komm lass uns erstmal frühstücken.“ Ich nickte, sah zur Suppe, mein Gesicht verzog sich und machte mich umgehend daran, sie zu entsorgen. Danach besah ich mir die Sandwiches, die Serenity zubereitet hatte und nickte.

 

„Gut gemacht. Das sieht lecker aus.“ Dankend reichte sie mir erst meine Portion, bevor sie sie an die anderen verteilte und schweigend aßen wir sie. Überraschender Weise schmeckten sie fad, auch wenn sie gut aussahen. Es fehlte irgendwas, aber ich kam einfach nicht drauf, was es war. Ein paar Minuten später kam Dad in die Küche, sein Gesicht wutverzerrt und mit einem roten Handabdruck auf seiner rechten Wange.

„Alles ok, Jason?“, fragte Mokuba alarmiert. Dad schnaubte frustriert und meinte nur, dass er es noch herausfinden würde, egal wie unpässlich die Mädchen waren. Zornig stopfte er sich seine Sandwiches in den Mund. Oh man...das stachelte seine Neugierde nur noch an. Und ich wusste immer noch nicht, was unpässlich bedeutete.

„Iff wörde nifft aufgebmn.“, sagte er uns allen bestimmt.

„Mit vollem Mund spricht man nicht, Papa. Ekelhaft. Dir fällt gleich alles aus dem Mund raus.“ Mir war davon auch der Hunger vergangen, trotzdem würgte ich den Rest noch hinunter.

 

 

Es kam mir vor, als würde es ewig dauern, bis alle gegessen hatten, und die Uhr endlich anzeigte, dass wir in die Schule mussten. Wir hielten wie immer zuerst an Mokubas Schule.

„Viel Glück wegen eurem Lehrer. Bis später Leute.“ Ich brummte ein „Bis später.“ und sah aus dem Fenster. Wie würde der Tag heute aussehen? Irgendwie war zwar das schlechte Gefühl verschwunden, aber ich hatte trotzdem Schiss.

„Hör auf auf deiner Unterlippe herum zu beißen. Das macht mich irgendwie scharf auf dich, mein Süßer.“, flüsterte mir meine Kühltruhe in mein Ohr. Ein angenehmer Schauer lief mir über den Rücken, als er das sagte und wurde von Gänsehaut abgelöst, als er mich am Hals küsste. Oh wie sehr ich ihn doch liebte.

Dann kam mein Blick auf meine kleine Schwester, die uns angrinste und ihr Handy auffällig hoch hielt. Anscheinend filmte sie uns wieder.

„Mach das aus Serenity.“, sagte ich und spürte, wie mein Kopf glühte.

„Och komm schon Joey. Ist noch Zeit bis wir da sind...jaja schon gut.“ Ich begann zu frieren, als Seto sie eisig anstarrte und sie ihr Handy in ihrer Schultasche verschwinden ließ.

 

Die Limousine hielt ein paar Minuten später und dankbar stiegen wir aus und erstarrten.

Die gesamte Schule hatte sich vor dem Schulgebäude versammelt, ich sah überall Fähnchen, auf denen Seto+Joey=<3 stand, oder nur unsere Gesichter aufgedruckt waren. Ein tobender Applaus brandete auf und die Mädchen jubelten und seufzten, als sie uns sahen.

Die Hand meines Gatten verschränkte sich mit meiner und bestimmt zog er uns an unseren Fans vorbei. Er hatte heute wohl keine Nerven dafür, was ich gut verstehen konnte.

Trotzdem hörte ich die Meute nach Merchandise fragen und verloren auf dem Weg meine Schwester, die sich den Fragen der Fans stellte und hoffte, sie würde nichts versprechen, was sie nicht halten konnte.

 

Mit weiteren gefährlichen Eisblicken bahnten wir uns einen Weg in unser Klassenzimmer und als wir endlich dort waren, atmeten wir auf. Schnell öffnete mein Ehemann die Tür und schloss sie energisch, als wir uns hineingeflüchtet hatten. Kurz verstummten die Gespräche und man starrte uns an, doch dann wandten sich unsere Mitschüler wieder ab. Mir viel ein ganzer Berg vom Herzen, dass wenigstens unsere Klasse normal geblieben war. Erleichtert ließ ich mich auf meinen Platz fallen und wischte mir den Schweiß von der Stirn. Dieses Gestarre und Getuschel hatte ich lange nicht mehr gehabt und merkte nun wieder, wie überaus verstörend sowas war.

Sogleich kamen unsere Freunde zu uns und fragten, wie es uns so ging.

„Habt ihr die Meute draußen und auf den Schulfluren nicht gesehen?“, fragte ich ungläubig. Yugi nickte.

„Doch haben wir. Deswegen haben wir einstimmig abgestimmt, dass wir euch ganz normal behandeln werden...auch wenn es einigen hier trotzdem in den Fingern juckt, euch auszufragen.“, erwiderte Thea. Man war ich froh, solche Freunde zu haben. Der Lehrer kam herein und als er uns sah, verzog sich sein Gesicht kurz, ehe er sich auf den Unterricht konzentrierte. Der Tag verging langsam und schleppend. Immer die Uhr im Blick fürchtete ich mich regelrecht vor den letzten zwei Stunden. Dann, als es soweit war, sah ich ängstlich zur Türe. Doch sie öffnete sich einfach nicht. Ryou, der heute sehr ernst wirkte, ZU ernst für meinen Geschmack, stand auf und meinte, er würde ins Sekretariat gehen und fragen, was mit Mr. Misagi wäre. Der hatte vielleicht Mut.

 

Zehn Minuten später kam er wieder und angespannt presste ich meine Zähne aufeinander, während meine Hände feucht wurden und ich sie knetete.

„Mr. Misagi ist auf unbestimmte Zeit krank geschrieben und ich wurde gebeten, den besten Schüler unserer Klasse zu bitten, den Unterricht abzuhalten. Kaiba? Kannst du heute unser Lehrer sein?“ Er...was? Das er auf unbestimmte Zeit nicht mehr kommen würde war super....aber...Seto als Lehrer? Dieser machte ein abfälliges Gesicht und winkte ab.

„Das ist doch lächerlich. Ich werde ganz bestimmt nicht den Lehrer spielen, nur weil die Schule keinen Ersatz für Mr. Misagi findet.“ Schade. Da fiel mir ein, dass ich Thea ja was fragen wollte...

„Thea? Was bedeutet eigentlich unpässlich?“ Sie sah erst meinen Mann fragend, dann mich an.

„Es bedeutet, dass man sich unwohl oder angeschlagen fühlt.“ Oh. Ach so.

„Ja dann...fühle ich mich jetzt auch unpässlich.“ Tris grinste.

„Genau. Wenn aber Kaiba jetzt hier das Sagen hat...könnte er uns doch Freistunden geben, oder nicht?“ Alle anwesenden Schüler starrten meinen Kotzbrocken erwartungsvoll und bittend an und dieser verdrehte genervt die Augen.

„Meinetwegen. Aber Hausaufgaben bekommt ihr trotzdem. Im Mathematikbuch Seite 107-117.“ WAS? Das waren ja echt eine Menge Hausaufgaben. Leichte Proteste kamen auf, die aber sofort von den berüchtigten Eisblicken meines Eisberges erstickt wurden.

„Die ersten fünf Seiten sind nur zur Wiederholung und habt es schnell geschafft. Macht am besten die Hausaufgaben jetzt. Alle. Dann könnt ihr nach Hause gehen. Ich habe noch ein Meeting. Bis später Joey.“ Da...was? Ein Meeting?

„Was ist mit dir und den Hausaufgaben?“, fragte ich, entsetzt über sein Benehmen.

„Tse...die habe ich längst gemacht.“, meinte er nur herablassend und packte zusammen. Wann war denn das passiert?

„Mach mal wieder was mit deinen Freunden, nicht dass du sie vernachlässigst. Ich komme um Punkt sieben Uhr nach Hause und erwarte eines meiner Lieblingsgerichte zum Abendessen.“

Mit diesen Worten verschwand er aus dem Klassenzimmer und ließ uns damit zurück. Einerseits beleidigt, dass er mich einfach so hier ließ, andererseits erfreut, dass ich mal wieder was allein mit meinen Freunden machen konnte, sah ich noch ein paar Sekunden auf die Tür und entschied mich, es gelassen zu nehmen.

„Also gut. Dann los. Kann mir jemand erklären, um was es in Mathe eigentlich geht?“, fragte ich leicht resigniert. Yugi stand auf und meinte, wir sollten das alles zusammen machen, dann hätten wir es gleich geschafft und konnten nach Hause. Der Vorschlag wurde angenommen und die Tische zusammen geschoben. Wir brüteten vielleicht eine halbe Stunde über den gesamten Hausaufgaben, ich verstand zumindest einen Bruchteil von Mathe und als wir es endlich geschafft hatten, klappte ich die Hefte und Bücher laut zusammen und seufzte genervt. Von den anderen kam ein kollektives aufatmen.

 

„Was machen wir jetzt?“, fragte Tristan, während er seine Schulsachen einpackte. Fieberhaft überlegten wir. Sollten wir ein Eis essen gehen? Oder ins Kino?

„Habt ihr Lust auf eine altmodische Runde Duel Monsters bei mir?“ Yugi lächelte und meinte außerdem, dass sein Großvater eine Lieferung mit neuen Duel Monsters Karten bekommen hatte. Das ließen wir uns nicht zweimal sagen.

„Klar, das machen wir, Alter.“, meinte ich und Thea nickte, verliebt lächelnd.

„Also dann viel Spaß. Ich muss los.“, meinte Ryou. Ungläubig starrten wir ihn an, konnten aber nichts mehr sagen, weil er recht schnell verschwand. Was war denn da schon wieder los? Gab es Ärger mit seinem Freund? Hatten sie sich gestritten?

„Leute? Wisst ihr was mit Ryou los ist?“ Allgemeines Kopfschütteln folgte. Umständlich angelte ich mein Handy aus der Tasche und wählte Ivans Nummer. Doch es ging nur die Mailbox ran und ich sprach ihm eine Nachricht drauf.

„Gut, mehr können wir im Moment nicht machen. Ryou hat sein Handy auch aus.“, sagte Thea, die gerade versucht hatte, ihn anzurufen. Sehr verdächtig. Auf meine Frage, was bei denen nur los war, bekam ich nur Schulterzucken. Yugi meinte, dass wir uns nicht zu viel einmischen sollten.

„Die beiden bekommen das schon hin. Vielleicht ist es aber auch ganz anders und wir machen uns unnötig Sorgen.“ Wir nickten uns zu und auf einmal schien Tris was einzufallen.

 

„Ich gebe noch schnell Serenity und Duke Bescheid, dass wir früher Schluss hatten und jetzt bei Yugi sind. Man Leute...es ist echt ewig her, dass wir was zusammen gemacht haben.“ Da hatte Tristan Recht. Gefühlte Jahre war das her. Am Spieleladen sahen wir, wie Yugis Großvater vor dem Laden fegte und sah überrascht zu uns, als er uns sah.

„Yugi. Was macht ihr denn schon hier?“, fragte er. Wir schilderten ihm die Situation und er nickte.

„Da freue ich mich aber, dass ihr mal wieder zusammen hier seid. Ich meine alle. Joey sah man ja lange nicht mehr hier.“ Das war mir nun aber etwas unangenehm und stammelte, dass es ja keine Absicht sei. Mr. Muto winkte ab und bat uns hinein.

„Seht mal, was ich gestern für eine Lieferung bekommen habe.“ Er kramte die Karten hervor und ich grinste, als mir eine Karte besonders ins Auge fiel.

„Hehehe, Alter...das ist ja mal genau die Richtige für dich, oder Yugi?“, fragte ich und nahm sie in die Hand. Yugi grinste zurück und nickte. Daraufhin brachen wir alle in lautes Gelächter aus.

Minutenlang konnten wir nicht aufhören und als es verebbt war, fragte Mr. Muto ganz trocken, wie wohl mein Mann in einem Duell auf diese Karte reagieren würde. Wir prusteten wieder los und ich ließ dabei den Magikuriboh fallen. Schon lustig....ein Kuriboh, der wie ein schwarzer Magier gekleidet war....

 

 

 

Wir waren noch lange bei Yugi gewesen und hatten uns von seiner Mutter mit einem köstlichen Mittagessen verwöhnen lassen. Als ich auf die Uhr sah, wurde es langsam Zeit.

„Oh...es ist schon fast fünf. Ich muss heim, Leute. Mein Mann ist immer pünktlich und ich wollte ihm was Schönes kochen.“

„Was gibt es denn?“, fragte Duke, der wie Serenity nach der Schule hier her gekommen war.

„Ich wollte ihm gedünsteten Fisch mit eingelegtem Gemüse machen.“ Serenity jubelte und zog an meinem Ärmel.

„Ich hab auch schon richtig Hunger, Joey. Los jetzt, wir müssen heim...machts gut Leute.“ Damit schleifte sie mich nach draußen und ich konnte nur noch kurz winken.

Vor dem Spieleladen wartete schon Roland auf uns.

„Da seid ihr ja. Seto kommt heute doch früher. In einer Stunde....“ Oh Mist. Schnell hechteten wir in die Limousine und zehn Minuten später waren wir vor der Villa angelangt. Das Tor öffnete sich heute im Schneckentempo und das meine Schwester mir immer noch am Ärmel zog und leise schimpfte, machte es auch nicht besser. Dann war das Tor endlich offen, wir fuhren genauso langsam die Auffahrt entlang und als wir stoppten, stiegen wir sofort aus.

„Ich gehe gleich in die Küche. Oh hallo Yoshi, hier meine Schultasche. Ich muss kochen.“

„Willkommen Master Joseph, willkommen Miss Serenity. Sehr wohl...“

In der Küche angelangt, holte ich alle Zutaten aus dem Kühlschrank und begann zu kochen. Vierzig Minuten später hatte ich fast alles fertig und ging nach oben, um mich zu duschen und umzuziehen. Ich stand gerade unter der Dusche, genoss kurz das warme Wasser, als ich das Gefühl hatte, dass er gerade angekommen wäre und seifte mich ein, spülte es wieder ab und holte mir das Handtuch. Aber immer wenn man es eilig hatte, dann zwang einen immer was dazu, noch langsamer zu sein...Ich hatte mich nicht ordentlich genug abgetrocknet und kam einfach nicht in die Klamotten. Also kurz einatmen und ausatmen. Die Kleidung legte ich wieder beiseite und trocknete mich nochmal ab. Doch nun war die Hose zu nass, als das ich hineinkommen würde, also holte ich mir eine andere. Auch wenn ich die nicht hatte anziehen wollen. Fertig angezogen rauschte ich wieder nach unten und ja....da stand er bereits, mit verschränkten Armen und ernstem Blick.

 

Neben ihm stand Dad, noch ernster und ziemlich angespannt.

„Was ist passiert?“, fragte ich besorgt, doch als Antwort bekam ich nur die Gegenfrage, ob das Essen fertig sei.

„Ja...es ist fertig. Schatz? Sag schon, was ist los?“ Sein Mund wurde zu einem harten Strich und Dad antwortete für ihn.

„Wir haben nur gerade ein paar Probleme. Nichts was dir Sorgen bereiten sollte. Wirklich Joey...wir brauchen jetzt nur Ruhe und ein gutes Abendessen von dir, ja?“ Ich nickte und ging schon mal vor in die Küche, wo bereits Mokuba und Serenity saßen und warteten. Seufzend richtete ich alles an und ein paar Minuten später war alles fertig. Schon kamen die beiden herein und setzten sich schweigsam. Genauso still wurden sie von unseren Geschwistern beobachtet. Nachdem alle Teller leer waren und alle satt, räumte ich den Tisch ab und sah im Augenwinkel gerade noch, dass mein Mann und Dad wieder verschwanden.

 

Ich ließ ihnen die Zeit. Aber um zehn Uhr war ich schon sehr müde und machte mich fertig fürs Bett. Aber alleine wollte ich nicht schlafen, weswegen ich am Arbeitszimmer des Eisberges klopfte. Ohne eine Antwort abzuwarten, betrat ich es einfach.

„Was willst du?“, fragte er sauer und ich hob meine Augenbrauen. Anscheinend war es wirklich Ernst und ich sollte ihm seine Ruhe lassen.

„Ins Bett gehen. Gute Nacht.“, meinte ich und machte mich daran, das Arbeitszimmer wieder zu verlassen, doch als er leise meinen Namen sagen, sah ich hinter mich. Auf einmal war die Anspannung von ihm abgefallen und er sah mich erschöpft und müde an. Mein Mund verzog sich zu einem liebevollen Lächeln und ging wieder auf ihn zu.

„Komm schon, ich bringe dich ins Bett. Du brauchst dringend eine Portion Honig.“, meinte ich und zwinkerte ihm zu. Er wusste, was ich meinte und lächelte.

„Soll ich an deinem Haar riechen? Oder dich küssen?“, fragte er und ließ sich von mir aufhelfen.

„Hm...am besten beides.“, flüsterte ich, nahm sein Gesicht in meine Hände und zog ihn an meine Lippen. Begierig küsste er mich zurück, ich öffnete gleich meinen Mund, damit unsere Zungen miteinander spielen konnten. Sanft liebkosten wir uns, die Zeit stand absolut still und als wir uns wieder voneinander lösten, holte ich ein paar Mal tief Luft. Wir waren beide atemlos und er zog mich aus dem Arbeitszimmer hinaus, in unser Schlafzimmer. Langsam zog er mich und sich aus und legten uns ins Bett. Ich kuschelte mich an ihn, streichelte seine männliche, betörend duftende Brust und er legte seinen Arm um mich.

„Ich liebe dich Brummelchen....“, flüsterte ich, dann schlief ich ein.

 

 

 

 

Die Woche verging schnell. Zu schnell für meinen Geschmack. Es war schon wieder Samstag. Zum Glück hatte sich mein Mann wieder normal verhalten, wollte aber immer noch nicht sagen, was er hatte. Immerhin hatte er mir nun eine Aufgabe gegeben, die Spaß machte. Mitten in meiner Arbeit vertieft, schreckte ich auf, als es außerhalb des Arbeitszimmers klopfte. Grummelnd ließ mein Eisbärchen den Störenfried herein und als sich die Tür öffnete, sah ich meine kleine Schwester dort stehen.

„Entschuldigt wenn ich störe, aber ich habe hier was, was euch interessieren wird.“ Sie lächelte glücklich und wedelte mit einem USB Stick vor unseren Nasen herum. Ja sie störte. Wir arbeiteten gerade an unserem gemeinsam gestalteten Spiel und versuchten eine Lösung für den Endgegner zu finden. Das war wichtig, weil wir es spätestens um die Vorweihnachtszeit präsentieren wollten und sie kam uns mit einem Stick? Was da wohl drauf war? Ich ahnte nichts Gutes und sah zu meinem Eiskönig, der ein äußerst genervtes Geräusch machte und die Augen verdrehte.

„Na schön. Gib ihn mir. Ich werde mir anschauen, was da drauf ist.“, sagte er leise und bedrohlich. Sie gab ihm den Stick und lächelte breit, anscheinend freute sie sich, aber mir wurde es auf einmal richtig kalt. Hatte sie uns etwa heimlich gefilmt...bei...

Mein Ehedrache hatte bereits den Inhalt geöffnet und vor uns hatten wir nun Max, der wissend in die Kamera lächelte. Es schien ein Video zu sein und zum Glück nicht von uns.

„Was ist das?“, fragte ich, nun doch neugierig und sie fing nun an, albern zu kichern.

„Der Werbespot fürs Merchandising.“ Mein Mann versteifte sich und sah Serenity warnend an. Irgendwie machte mich das nervös und ich sah ihn fragend an. Er schien irgendwas zu wissen, was ich nicht wusste und meine kleine Schwester schien ebenfalls zu wissen, was er meinte, nur ich wusste es nicht und das Wissen, dass ich es nicht wusste, machte mich wahnsinnig. Schweigend deutete sie an, den Spot zu starten und das tat der Frostdrache auch. Es begann mit einer einladenden Geste seitens meines Cousins.

 

Hallo und herzlich willkommen liebe Fans des Kaiba Pärchens. Ich darf heute etwas ganz besonderes präsentieren. Das erste Merchandise wird nun offiziell auf den Markt kommen.“

 

Hinter ihm stand ein Tisch, auf dem verschiedene Artikel lagen. Darunter Tassen, Schlüsselanhänger, Kissen, Caps und Buttons. An den Seiten standen Kleiderstangen auf denen Shirts, Tops, und Pullover hangen. Das seltsamste überhaupt war, dass er selbst Fan-Kleidung trug und das es ziemlich cool aussah, dass er ein schwarzes Shirt, auf dem zwei Schwule sich küssten auf der Brust spazieren trug und eine rote Mütze aufhatte, auf der „I love Seto & Joey“ stand.

Als er alles genaustens präsentiert hatte, zauberte er eine kleine Actionfigur hervor.

 

Nun kommen wir zum Höhepunkt unserer Präsentation. Ganz besonders interessant für all diejenigen, die sich in ihrer eigenen Firma nur schwer durchsetzen können, aber die Inkompetenz ihrer Mitarbeiter einfach leid sind, haben wir die Lösung ihrer Probleme. Eine originalgetreue Seto Kaiba Actionfigur. Sie spricht 3 Sätze in fließendem Arktisch.“

 

Er drückte dabei dem kleinen Seto Kaiba auf die Dueldisk, die er an seinem Arm hatte. Die Stimme der Figur war nicht richtig original, aber schon richtig süß...und eiskalt.

 

Sie sind gefeuert!“

 

Mir lief es kalt den Rücken hinunter, als die Figur das so sagte. Ich liebte es. Ob er mir das im Bett auch mal so sagen konnte? Ich würde ihn anbetteln es nicht zu tun und dann konnten wir wieder eines unserer Rollenspiele spielen...Am besten das mit dem Omega Verse...

 

Ich erwarte eine Lösung in fünf Minuten, Sie Faulpelz.“

 

Dabei fiel mir ein, dass ich die Hausaufgaben noch nicht gemacht hatte und fing augenblicklich an zu schwitzen.

 

Räumen Sie ihren Schreibtisch, Sie Stümper.“

 

Sofort hatte ich das Verlangen meinen Schreibtisch aufzuräumen, zwang mich aber, ruhig zu bleiben. Ich wollte diese Figur haben. Um jeden Preis.

 

Das ist allerdings NUR der Prototyp. Wir arbeiten noch daran, die Sätze zu erweitern für eine 18+ Figur. Dinge, die er nur seinem Mann sagen würde. Ebenfalls werden wir auch noch eine Joey Figur herstellen, die aber nur für Erwachsene erhältlich sein wird, wenn sie verstehen was ich meine? Hahahahahaha. Für die Fans der beiden nur das Beste. Bestellen Sie noch heute ihre ganz eigene Seto Kaiba Figur und Sie bekommen ein Shirt mit einer Kussszene der beiden gratis dazu. Ahahahaha...“

Der Werbespot war genau da stehen geblieben, als Max die Augen ganz weit aufgerissen hatte und ein gruseliges Lachen zum Besten gegeben hatte.

 

 

„Das ist natürlich nur die Rohfassung. Wir brauchen ja immerhin auch noch eure Genehmigung. Hach, ich freue mich schon sehr auf die Joey Figur, die nur lauter Schweinkram sagen wird.“ Immer noch mit offenem Mund starrte ich sie an, fasste mich wieder und schüttelte heftig den Kopf.

„Auf gar keinen Fall! Das ist....“

„Persönlichkeitsverletzung.“

„Genau, Pers...Dad?“ Er stand auf einmal hinter mir und sah angesäuert aus.

„Ja ich.“ Er wandte sich wieder meiner Schwester zu, die ihre Lippen aufeinandergepresst hatte.

„Wie hast du dir das vorgestellt Serenity? Du hast noch nicht mal eine Genehmigung der beiden und lässt sie einfach herstellen? Du kannst nicht einfach machen was du willst. Pass auf was du tust und wem du was versprichst. In diesem Fall kannst du es nämlich nicht halten. Ich bin sicher du willst nicht verklagt werden und das würde ich persönlich übernehmen, darauf kannst du dich verlassen.“ Mit diesen Worten verschwand er wieder genauso schnell wie er gekommen war.

„Serenity?“ Meine kleine Schwester wandte sich Seto zu, sagte aber nichts.

„Ich werde dich dafür bestrafen, dass du dich über unsere Erlaubnis hinweg gesetzt hast...und glaub mir...du wirst es bereuen.“ Damit zeigte er zur Tür und sie ging, immer noch stumm, hinaus. Erst ein paar Sekunden später, hörten wir ihren Wutschrei, der in der ganzen Villa zu hören war.

 

„Na das ist ja nicht sonderlich gut gelaufen, was?“, fragte ich ihn, doch er rührte sich nicht. Hatte er mir gerade gar nicht zugehört?

„Hey? Hallo? Erde an Ehemann?“ Immer noch nichts. Er schien mit seinen Gedanken sehr weit weg zu sein.

„He Kumpel?“ Keine Reaktion. Aber vielleicht half das ja.

„KAIBA!“ Sofort vereiste meine Vorderseite, als er mich mit einem starken Eisblick anblitzte. Yeah.

„Wie hast du mich gerade genannt?“ Ich jedoch lächelte ihn nur an.

„Na endlich. Ich brauche doch nur deine Aufmerksamkeit Liebster.“ Er knurrte mich bedrohlich an und meinte, wenn ich ihn nochmal so ansprach, könnte ich wieder in mein Zimmer ziehen und die Zärtlichkeiten vergessen, auch wenn er selbst dabei eingehen würde. Hoch und heilig versprach ich es ihm und fragte, warum er so abwesend gewesen war.

„Auch wenn wir die Actionfigur nicht genehmigen, war es dennoch eine fantastische Idee von ihr. Ich muss diesen Prototyp haben. Schon alleine, weil ich meine Angestellten dann nicht selber feuern muss. Dieses Gewinsel ist kaum auszuhalten. So umgehe ich das einfach.“ Darauf sagte ich nichts, wusste ich doch jetzt schon, dass er es nie jemand anderen überlassen würde...nicht mal sich selbst als Actionfigur. Aber ich stimmte ihm dennoch zu, diese zu besorgen und dachte an gemeinsame Stunden im Bett.

 

„Wir sollten noch ein bisschen arbeiten, bevor es Zeit fürs Mittagessen wird. Der Endgegner hat immer noch keine Lösung, Liebling.“ Damit versuchte ich ihn vorerst von der Figur abzulenken, denn es war wirklich wichtiger, sich mit dem Problem zu beschäftigen. Er nickte und überlegte kurz, ehe es wieder in unsere typischen, hitzigen Diskussionen ausartete, wenn es um die Gestaltung eines Spiels ging.

 

 

 

Wir waren noch lange daran gesessen und hatten das Essen ausfallen lassen. Wir hatten eine Kanne Kaffee, genügend Flaschen Wasser und von Yoshi gebackene Vanillekipferl von Maria bekommen, damit wir gestärkt blieben. Nachdem unsere Bemühungen für das Spiel von Erfolg gekrönt gewesen war, hatten wir noch Serenitys Verhalten besprochen und auch, dass sie heute noch bestraft werden müsste. Was genau er vor hatte, wusste ich nicht, aber ich war gerade auf dem Weg, sie zu holen.

Langsam ging ich den Korridor entlang, bis ich an ihrem Zimmer angelangt war. Meine Hand hob sich, um an ihre Zimmertür zu klopfen, doch ich hielt inne, denn ich hörte sie mit jemanden sprechen.

„Ist das zu fassen? Seto hat mir all meine Pläne durcheinander gebracht. Was sollen wir jetzt nur tun?“ Ich konnte ihre Wut praktisch fühlen, doch ihr Gesprächspartner beruhigte sie recht schnell.

Kein Problem Serenity. Ich habe schon einen Plan.“, flüsterte Odeon. Ich spürte regelrecht, wie ihre Augenbraue nach oben wanderte. Odeon? DAS konnte nichts Gutes bedeuten...für meinen Mann und mich jedenfalls.

„Und was?“ Nur einen Moment schwieg er, trieb die Spannung ziemlich weit nach oben.

Pegasus hatte da eine tolle Idee. Mit mir zusammen werden wir eine spitzen Aktion vorbereiten, die unseren Verlust optimal ausgleichen wird.“

Was auch immer er damit meinte. Aber er hatte Max erwähnt und das machte mir eine Gänsehaut. Was hatten sie jetzt schon wieder vor? Auf gar keinen Fall sollte ich die beiden das Gespräch zu Ende führen lassen. Laut klopfte ich an ihre Tür und rief, dass es nun soweit wäre und wir sie im Wohnzimmer erwarten würden.

 

„Ich komme jetzt rein, Serenity.“, warte ich sie vor.

Ein Zischen und einen lauten Rums mit „Aua Geschrei“ später, machte sie die Tür auf und ging wortlos an mir vorbei. Ich folgte ihr und sah sie von der Seite aus an.

„Hey...was war das gerade mit Odeon? Was hast du vor?“ Doch sie ignorierte mich und ich schnaubte laut.

„Verstehst du mich denn gar nicht? Ich möchte, dass unser Privatleben auch privat bleibt. Oder würdest du wollen, dass man dein Sexleben mit Tris auseinander nimmt und die ganze Welt erfährt, was ihr so macht?“

 

Mit einem Blick, der es in sich hatte, brachte sie mich zum Schweigen. Anscheinend würde es IHR nichts ausmachen. Doch Tris würde es nicht wollen. Das war sicher der einzige Grund warum sie mich nicht anschrie. Später würde ich es Seto erzählen und der hatte Mittel jemanden zum Schweigen zu bringen.

Ein paar Minuten später hatten wir das Wohnzimmer erreicht und nachdem sie meinen Ehedrachen mit einem giftigen Blick angestarrt hatte, setzte sie sich neben Dad auf die Couch, der die Dienstmädchen anstarrte. Diese waren genauso angespannt wie meine kleine Schwester, doch an Yoshi, der ruhig und dennoch beschützend bei ihnen saß, traute sich Dad nicht vorbei. Natürlich fragte ich mich, was unsere Angestellten hier her gelockt hatte. Wollte er nicht nur mit Serenity reden? Allerdings war ich froh, dass es Daisy anscheinend besser ging, auch wenn sie leicht grün im Gesicht war.

 

„So nun genieße deine Strafe, Schwägerin. Du wirst dir mit uns einen Film ansehen.“, meinte der Eisprinz und setzte sich in seinen Thron. Er klopfte auf seinen rechten Oberschenkel und ich setzte mich sogleich auf seinen Schoß. So wie er grinste wirkte es leicht gruselig. Ich war gespannt, was für ein Film das war. Serenity konnte nichts so leicht aus der Fassung bringen. Nicht mal die seltsamsten Filme.

„Das wars schon? Nur ein Film?“, fragte sie spöttisch. Mein Schneeflöckchen lächelte sie nur frostig an und sah dann zu unserem Butler.

„Yoshi? Film ab!“

Blitzschnell wählte Yoshi den Film und drückte auf Start, ohne das einer von uns die Chance gehabt hätte, zu sehen, welcher es sein könnte.

 

 

Am Anfang war sie noch skeptisch, aber als sie merkte worauf das hinauslaufen sollte, wobei ich das überhaupt nicht checkte, sprang sie wütend auf. Ihre zitternden Hände ballten sich zu Fäusten, während Yoshi erschrocken auf Pause drückte. Damit sah ich auch, wie der Film hieß und verstand nun endlich, warum sie so empfindlich reagierte. Das war das Schlimmste, was er ihr hätte antun können, immerhin lästerte sie ständig über Frauen, die sowas toll fanden. Wobei ICH keine Ahnung davon hatte.

„Auf gar keinen Fall werde ich mir diese...lächerliche Darstellung antun. Vergiss es.“ Setos Grinsen konnte ich an meinem ganzen Körper spüren. Ich musste schlucken, denn das machte mich irgendwie an und nahm mir vor, falls dieser Film es mir nicht versauen würde, ihn danach gleich zu Willen zu sein.

„Du hast gar keine andere Wahl. Wenn du noch Merchandising vertreiben willst, wirst du dich stillschweigend fügen.“, erwiderte er mit kühler Gelassenheit. Oh wie ich meinen Mann doch liebte. Ich hörte ihre Zähne, äußerst laut knirschen, bevor sie sich wieder setzte und den Fernseher mit zornigen Blicken strafte. Erwartungsvoll sah unser Butler meinen Mann an, dieser nickte und Yoshi drückte wieder auf Start. Mein Ziel war es, diesen Film vollkommen vorurteilsfrei anzusehen, egal was passierte.

 

 

 

Hm...ja...ok. Also ich wusste nicht wirklich wie ich DAS finden sollte. Das Mädchen war zwar hübsch...schien aber recht depressiv zu sein und mochte keine Aufmerksamkeit. Dafür fand sie recht schnell Freunde und alle Jungs standen auf sie, was ich persönlich nicht verstehen konnte und sie nicht wollte. Da war aber ein Junge, den sie toll fand, der sich aber von ihr distanzierte und so tat, als ob sie stinken würde. Danach tauchte er tagelang nicht mehr auf. Doch als sie fast schon die Hoffnung aufgegeben hatte, war er wieder in der Schule. Aber diesmal sprach er mit ihr. Es war ein hin und her und als sie zu dem bleichen Jungen meinte, dass sie bei seinen Launen Schleudertrauma bekam, musste ich unweigerlich an meine Ehe denken. Allerdings war der Junge nicht mal annähernd so eisig, wie mein Frosty.

Ein Blick in die Runde sagte mir, dass Serenity ihn hasste und Dad war genauso neutral wie Yoshi. Obwohl Dad den Mädchen mehr Aufmerksamkeit schenkte, als dem Film. Doch diese waren, wie der Kühlschrank, begeistert und ließen sich nicht ablenken. Vor allem von Luigiana hörte man immer wieder ein sehnsuchtsvolles Seufzen. Am Ende des Films kam das Mädchen endlich drauf, was genau der blasse Junge war und als er mit ihr in höhere Regionen flitzte, schien die Sonne auf ihn. Ich verzog meinen Mund. Das war wirklich ein bisschen lächerlich. Das Mädchen allerdings war fasziniert und fand es „wunderschön“. Dann hatten wir es geschafft und Serenity wollte schon aufspringen, aber da hatte sie nicht mit meinem Eisklotz gerechnet.

 

Er hielt die Hand nach oben, als Zeichen, dass sie inne halten sollte und grinste. Was war denn jetzt? Reichte es ihm nicht das Vampire in der Sonne glitzern mussten, wie...funkelnde Diamanten?

„Das war der erste Teil. Wir schauen noch den zweiten und morgen dann den Rest.“ Was? Es gab mehr als einen Teil? Wie viele gab es denn? Fragend sah ich ihn an, doch sein Blick war fest auf meine Schwester gerichtet, die sich nur widerwillig wieder setzte. Die Dienstmädchen jubelten und wurden von ihrem Vater stolz angelächelt. Seto lachte noch einmal lange und fies, dann gab er unserem Butler das Zeichen, dass er den nächsten starten sollte.

Diesmal wurde das Herz des Mädchens von dem Vampirtyp gebrochen und sie lenkte sich mit dem Indianerjungen ab, der mir irgendwie sehr sympathisch war. Sollte sie doch ihn nehmen.

Doch immer mehr kristallisierte sich heraus, dass dieser ebenfalls anders war. Im Laufe des Films lief er nur noch oben ohne rum, er hatte einen sehr ansehnlichen Körper und ein Tattoo. Außerdem waren seine Haare auf einmal kurz. Hinter mir spürte ich den Tiefkühler innerlich lachen, vermutlich Welteroberungsmäßig. Irgendwie sagte mir mein Gefühl, dass dieser Junge mir mehr ähnlich war, als es den Anschein hatte.

 

Nein....

Nicht möglich...ein...Wolf?

„HAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHA!“

„Grrrr, hör auf zu lachen, Eisklotz. Ich bin nicht wie der da, kapiert?“, brauste ich auf, doch als sein Lachen verebbt war, sagte er das einzige, was mich im Moment noch mehr in Rage bringen könnte.

 

„Natürlich!“

 

Ein lautes Knurren unterdrückend fauchte ich ihm zu, dass ich eigentlich nachher mit ihm was tun wollte, es mir aber gerade anders überlegt hatte. Den Satz hatte ich nicht mal ganz ausgesprochen, als er mich an der Hüfte packte und an seine Mitte drückte. Fast hätte ich laut aufgestöhnt. Dieser Mistkerl. Seine Männlichkeit erwachte und drängte sich an meinen Hintern, doch er ließ es sich nicht anmerken, wie erregt er war und ich hatte Mühe zu verhindern, dass auch ich hart wurde. Damit zeigte er mir wieder mal seine „Überlegenheit“, weil er ja so ein Meister in der Selbstbeherrschung geworden war.

Dann, endlich, war der Film zu Ende, Serenity flüchtete regelrecht aus dem Wohnzimmer und auch der Rest der Runde löste sich auf, ohne auf uns zu achten. Oder sie waren einfach diskret genug, so zu tun, als würden sie nichts merken. Denn ICH konnte zwar meine Männlichkeit unter Kontrolle halten, aber mein Gesicht verriet dennoch alles.

 

Mein Körper war schon ganz verschwitzt von der Anstrengung, nicht auf ihn zu reagieren und schloss seufzend meine Augen, als er anfing, mich am Hals zu küssen.

Leise lachte er in mein Ohr und meinte, dass ich einfach wunderbar wäre. Dann griff er sich mein Kinn, drehte mein Gesicht zu seinem, legte seine Lippen auf meine und bearbeitete sie sinnlich. Jetzt? Hier? Wo uns jederzeit jemand stören könnte? Seto begann seine Hüfte leicht zu bewegen und auch wenn wir uns nur küssten, fühlte es sich an, als würden wir es bereits miteinander treiben. Seine Zunge tobte in meinem Mund und ich spürte, wie ich ebenfalls begann, meine Hüfte zu bewegen. Ein langes, tiefes Stöhnen kam aus Setos Mund und ließ meinen Körper prickeln.

 

„Hey ich....ähmm....Jungs?“ So ein Mist.

„Verschwinde Dad. Wir haben zu tun.“, fauchte mein Schneemann, aber davon ließ sich mein Vater nicht beeindrucken.

„Es ist wirklich wichtig. Es geht um...meine...Exfrau.“ Bei diesen Worten verging mir die Lust und auch Setos Härte fiel in sich zusammen. Absoluter Stimmungskiller.

„Ähm...nun ja...also...“,stotterte er, wurde aber sogleich von meinem nun erzürnten Mann unterbrochen.

„Du hast zehn Sekunden.“

„Ich...wir haben einen Gerichtstermin. Man hat mich gerade angerufen und er ist am 30. September. Nicht sehr lange Zeit für eine Vorbereitung. Und Mai Valentine soll auch aussagen...gegen Haruka. Der Deal ist zustande gekommen, deswegen ist sie auch aus der Untersuchungshaft entlassen worden.“ Während ich vollkommen erstarrt war, nahm der Geldsack die Neuigkeit gelassen auf.

„In Ordnung. Wars das? Dann geh endlich und lass uns allein.“, brauste er auf, doch Dad rührte sich immer noch nicht. Im Gegenteil...fing er nun zu schwitzen an und versuchte, eine geeignete Position zu finden, wie er da stehen sollte, ohne verkrampft rüber zu kommen. Seto hob eine Augenbraue.

„Was ist denn noch?“

„Mein...Daddy ist hier. Er wartet vor dem Tor, ob ihr ihn herein lassen wollt, oder nicht.“ Nun spannte sich Seto richtig an und knurrte leise.

„Ich werde mich gleich darum kümmern. Verschwinde jetzt endlich. Ich glaube ich muss mal wieder ein Gespräch über das hineinplatzen in privaten Situationen mit dir führen.“

Dad jammerte laut, dass er kein solches Gespräch mehr brauchte. Seto ignorierte die Proteste meines Vaters und atmete noch einmal tief durch, ehe er sich auf den Weg machte. Schnell schloss ich mich ihm an und verschränkte unsere Hände. Was wollte mein Großvater wohl hier und was genau wusste er?

 

Tbc....

Aufreibende Tage

 

 

 

„Wenn ihr mich fragt, Daddy ist verrückt geworden.“ Der Eisklotz verdrehte die Augen, ehe er stehen blieb und sich provokant vor Dad stellte, damit er nicht weiter ging.

„Wir fragen dich aber nicht....und du wirst im Haus warten, bis wir fertig sind, klar?“ Wütend wurde mein Schneekönig angestarrt. Verständlich das Dad endlich wissen wollte, was los war und dass wir ihn nicht dabei haben wollten, wenn wir meinen Großvater trafen, ließ ihn misstrauisch werden.

„Was denn Seto? Denkst du wirklich ich hör auf dich?“ Seto wollte schon den Mund aufmachen, aber ich berührte ihn leicht am Oberarm und gab ihm stumm zu verstehen, dass ich das jetzt regeln wollte. Zornig presste dieser seine Lippen zu einem harten Strich zusammen. Das er mir das wirklich überließ rechnete ich ihm hoch an. Dann sah ich langsam zu meinem Vater und ließ meinen Blick dabei immer kälter werden.

„Ja, das wirst du! Wenn du denkst du kannst mit meinem Mann SO sprechen, dann hast du dich geschnitten. Du bleibst im Haus, klar?“ Er knirschte laut mit den Zähnen, sagte aber nichts darauf, sondern drehte sich um und ging von dannen.

„Die Mädchen müssen es ihm bald sagen, sonst finde ich hier in meinem eigenen Zuhause keinen Frieden mehr. Lass uns gehen, Hündchen. Diese Konversation will ich möglichst schnell hinter mich bringen.“, meinte mein Gatte und ich nickte.

 

Langsam gingen wir aus dem Wohnzimmer in die Eingangshalle. Wie ein Wächter stand Yoshi vor der Türe und sah grimmig nach draußen. Als wir nahe genug waren, flüsterte er uns etwas zu.

„Ich kann Jasons Vater nicht leiden. Er ist hinterlistig und scheint etwas zu ahnen. Master Kaiba? Wäre es in Ordnung, wenn die Mädchen einen Wachschutz bekämen?“

„Natürlich Yoshi. Ich werde Roland damit beauftragen.“ Während er mit unserem Butler noch ein paar andere Dinge besprach, wagte ich einen Blick nach draußen. Da hinten stand er. Mein Großvater.

Er hatte einen ernsten Gesichtsausdruck und doch schien er sich richtig zu freuen.

„Wollen wir?“, fragte mein Ehemann und nahm meine Hand, ehe er mich nach draußen zog. Der Gang zum Eingangstor dauerte meiner Meinung nach viel zu lang, der Kies unter meinen Schuhen knirschte laut und ich bekam auf einmal Panik. Er wirkte so siegessicher. Mein Eisberg drückte meine Hand und flüsterte mir zu, dass ich ruhig bleiben sollte. Ich flüsterte zurück, dass ich es ihm überlassen würde und nur in einer Ausnahme sprechen wollte. Er nickte und visierte meinen Großvater an.

 

„Sieh einer an, Ruby. Was verschafft uns die zweifelhafte Ehre?“ Mein Großvater sah meinem Mann gelassen entgegen.

„Warum lasst ihr mich nicht rein und wir besprechen dann alles weitere, vor allem den Gerichtstermin. Wie geht es Jason?“ Gerichtstermin? Mutter... Mein Körper zitterte und ich biss ganz fest meine Zähne zusammen, damit der uns gegenüber es nicht mitbekam.

„Ich wüsste nicht, was Sie das angeht. Außerdem habe ich nicht vor, mich länger mit Ihnen zu beschäftigen, als nötig. Sagen Sie was Sie wollen und dann verschwinden Sie.“, meinte er schneidend kalt zu ihm. Hinterlistig lächelnd meinte dieser, er wüsste ganz genau, was in unserem Haus vor sich gehen würde.

„Mein Sohn schien verwirrt zu sein, offenbar weiß er noch gar nichts von der guten Neuigkeit. Ich frage mich warum?“ Jetzt bloß nichts verraten. Ich versuchte mich an genauso einen undurchdringlichen Gesichtsausdruck, wie bei meinem Frosty und schwieg.

„Ihnen auch einen schönen Tag. Komm Joey.“ Damit drehte er sich um und zog mich mit sich, doch ein Satz meines Großvaters ließ uns stoppen.

„Gar nicht neugierig wo dein Impala ist, Enkel?“ Wir drehten uns um und sahen ihn siegessicher lächeln.

 

„Ja, wo ist er denn?“, fragte ich leise. Er sagte uns stolz, dass er ihn vor Dieben gerettet hatte und die einzige Chance, ihn wieder zu bekommen war, dass wir uns bei einem Abendessen treffen sollten. Die ganze Familie. Doch ich schüttelte den Kopf.

„Nein, das können wir nicht. Sorry, aber dann behalt lieber das Auto.“ Wo zuerst noch ein Lächeln gewesen war, verblasste es innerhalb von einer Sekunde zur nächsten und machte einem grimmigen Gesicht Platz.

„Du willst doch nicht...dass ICH es meinem Sohn sage?“

„Was sagen?“ Ungläubig sah er uns an, fragte ob wir es denn nicht wüssten. Das machte meinen Mann sauer.

„Ich warne Sie.. Treiben Sie es nicht zu weit.“, zischte die Kühltruhe. Er schüttelte den Kopf und versuchte gar nicht mehr, uns herein legen zu wollen, sondern legte die Karten auf den Tisch. Offenbar wusste er, dass er uns nicht überzeugen konnte.

 

„Oh bitte. Ich möchte einfach nur das Mädchen kennen lernen, welches...“ Eiskalt lief es mir den Rücken hinunter. Also wusste er genau, dass er nochmal Großvater werden würde?

„Hüten Sie Ihre Zunge, sonst lass ich meine Hunde auf Sie los. Roland?“ Ach ja, die süßen Hunde. Ich sollte mal wieder mit ihnen spielen. War schon etwas her, seit dem letzten Mal.

„Ja Mr. Kaiba?“

„Geleite Mr. Wheeler – Mc Lime doch bitte zu seinem Auto.“

„Sehr wohl.“ Roland war schon auf dem Weg, aber ein großgewachsener, unheimlicher, blonder junger Mann versperrte ihm den Weg.

„Ich mache das und pass auf, dass er nicht wieder kommt. Ich muss mit dir sprechen, Seto. Ist wichtig.“, meinte Ivan, der einen düsteren Gesichtsausdruck hatte und als mein Ehemann langsam genickt hatte, brauchte der Russe nur meinen Großvater anzusehen und er ging freiwillig seines Weges. Ivans Blicke waren aber auch zum fürchten. Wir sahen, dass wir wieder ins Haus kamen, wo Dad stand und uns beobachtete. Wut kam in mir auf.

 

„Dad? Hast du etwa gelauscht?“

„Ja und? Ihr verheimlicht was vor mir, was mich betrifft. Und es sieht so aus, als ob Daddy auch weiß was los ist, nur ich nicht.“ Seto blaffte ihn an, dass er jetzt für solche Kindereien keine Zeit hatte und noch bevor die Tür verschlossen war, huschte Ivan hindurch und ließ seine äußerst schlechte Laune an Dad aus.

„Du gehst putzen und denkst nach, was du hast gemacht falsch. Das Esszimmer. Und dann geh in dein Zimmer und mache da sauber. Ich kontrolliere später. Seto?“ Er wandte sich ihm zu, Dad war bei diesem strengen, kühlen Ton immer kleiner geworden und verkrümmelte sich sofort ins Esszimmer. Yoshi ging Putzsachen holen und brachte sie ihm.

„Komm mit ins Arbeitszimmer. Da können wir alles besprechen.“ Stumm gingen wir nach oben ins Arbeitszimmer. Fragend sah ich ihn an, ob ich gehen sollte, aber er winkte mich zu sich, also ging ich zu ihm und setzte mich auf die Tischkante. Ivan setzte sich dem Eisschrank gegenüber und sah uns ernst an.

„Es geht um Ryou...er ist verrückt geworden.“

„Ach? Da kann ich das selbe über Serenity behaupten. Sie hat eine Figur von mir herstellen lassen und will uns mit einer Joey Fassung, die private Dinge äußert, diskreditieren.“ Ivan nickte und meinte, genau das hatte Ryou ihm auch erzählt.

„Das nicht gut. Sollte privat bleiben. Außerdem schlecht fürs Geschäft. Wer soll uns noch ernst nehmen? Wir hatten viel Streit.“ Ich erzählte ihm auch gleich von dem Werbespot und er verlangte, ihn auch zu sehen. Als der Spot geendet hatte, verfinsterte sich sein Gesicht, er stand wortlos auf und ging aus dem Arbeitszimmer. Was hatte er denn jetzt vor? Wir gingen ihm hinterher, als er auf einmal stehen blieb und fragte, ob Seto meine Schwester bereits angemessen bestraft hatte. Dieser grinste fies, bejahte und erzählte es ihm.

 

Ivan starrte ihn entsetzt an.

„Ist das alles? Ein Film? Ein schlechter Witz oder?“ Der Frostdrache sah ihn beleidigt an.

„Sie hasst es. Das ist das Schlimmste...sie war kurz davor sich zu übergeben.“

„Verstehe...nun...dann muss ich wohl ran. Du bist weich geworden.“ Dank Ivans Kommentar war die Raumtemperatur stark gesunken und ich befürchtete, dass es nun eskalieren könnte. Hatten sich Eiszapfen an der Decke gebildet, oder bildete ich mir das gerade ein? Mit einem frostigen und abschätzigen Blick wurde der Russe gemustert. Ich nahm an, er musste sich erst innerlich beruhigen, bevor er was sagte.

„Das geht dich rein gar nichts an. Du solltest aufpassen, wie du mit mir sprichst. Du bist immerhin nur ein Angestellter und auch wenn ich deine Dienste...und Freundschaft schätze...werde ich dich feuern, wenn du nochmal so mit mir sprichst...verstanden?“ Er hatte leise gesprochen, bedrohlich und mir wurde immer kälter. Die Kälte kroch von meinen Füßen langsam aufwärts, ließ meine Beine taub werden und als es in meinem Herzen angekommen war, ertrug ich den gewaltigen Schmerz kaum. Ich nahm seine Hand, er sah mich kurz an und auch wenn ich das Gefühl hatte, nun ganz zu Eis zu erstarren, hielt ich seinem prüfenden Blick stand. Dann wurde es mir wieder wärmer, das Eis in seinen Augen schmolz und er küsste mich sanft. Dann wandte er sich wieder Ivan zu, der geknickt da stand, seine Augen weit aufgerissen.

„Du würdest...verstehe. Entschuldige Seto. Wird nicht wieder vorkommen. Ich...kann ich einen Vorschlag machen, wie du es noch härtere Strafe machen kannst?“ Zuerst war er noch leise und bestürzt von der Drohung des Eisprinzen, dann wurde er aber etwas selbstsicherer. Der Alpha hatte ihn auf seinen Platz verwiesen.

 

Lange starrte mein Gatte ihn hoheitsvoll und eisig an, Ivan fing an zu schwitzen, schien gleichzeitig zu frieren und wurde nervös. Das schaffte auch nur der Tiefkühler.

„Sag das nie wieder. Ich verlange dass du Respekt mir gegenüber hast, verstanden?“ Er nickte hektisch und dann gab Seto ihm das Wort. Zögerlich brachte er den Vorschlag ein, sie körperliche Arbeit machen zu lassen...und Ryou gleich mit.

„Ich kann aufpassen, dass sie alles ordentlich machen, wenn es für dich in Ordnung ist.“ Moment mal...Ryou?

„Was meinst du? Ist er etwa...hier?“, fragte ich ihn alarmiert und sah in die Richtung, in der Serenitys Zimmer lag. Er bejahte dies und so schnell konnte ich gar nicht schauen, war Seto schon aus dem Arbeitszimmer gestürzt. Ivan und ich sahen uns kurz an und folgten ihm. Wir blieben aber im Korridor, denn so wie der Schneedrache gerade wütete, waren wir hier draußen sicherer. Er brüllte, vereiste und packte anschließend Ryou am Handgelenk, zog ihn aus dem Zimmer und zischte Ivan zu, dass Ryou sich um den Garten zu kümmern hatte. Danach ging er wieder zu meiner kleinen Schwester, brüllte weiter und verdonnerte sie, die Eingangshalle zu schrubben, inklusive der Treppen.

 

 

 

 

Yoshis Sicht:

 

 

Jason schwieg, als ich ihm den Putzeimer gab.

„Gib meinen Mädchen ein bisschen Zeit. Wenn sie bereit sind, werden sie mit dir sprechen.“

Auch jetzt sagte er nichts, setzte sich auf den Boden und griff sich den trockenen Lappen, mit dem er auf dem Boden herum wedelte. Ich verkniff mir ein Lächeln, nahm ihm den Lappen wieder sanft aus der Hand und fragte ihn leise, ob er denn noch nie geputzt hatte.

„Doch...einmal mit Joeys Anweisung, als ich gekocht hatte, um mich bei deinen Töchtern zu entschuldigen und es doch alles in die Hose gegangen ist...“ Nun sah er mich doch an und fragte mich, ob ich es ihm nicht nochmal zeigen könne. Lächelnd nickte ich und wies ihn an, erstmal Wasser und Bodenreiniger in den Eimer zu geben, erklärte ihm, dass wir nun zuerst den Boden saugen und danach wischen würden.

„Wir müssen dringend abstauben und die Fenster putzen...Jason? Alles in Ordnung?“

„Du bist dir sicher, dass sie es mir sagen werden?“ Hoffnungsvoll sah er mich an und ich spürte etwas in mir zerbrechen. Natürlich mussten sie es ihm sagen. Irgendwann konnte man es nicht mehr verbergen. Aber da kam die Sturheit meiner Mädchen dazwischen, ein Erbe von ihrer Mutter, welches ich selbst immer geliebt hatte.

„Sicher...wenn du geduldig bleibst.“ Er nickte vertrauensvoll und strahlte mich dann an. Fröhlich pfeifend widmete er sich seiner Arbeit, doch ich konnte es kaum ertragen, wenn dem nicht so sein sollte. Womöglich würden sie hier eher ausziehen und er könnte es überhaupt nicht erfahren. Wobei ich mich wirklich fragte, wie er die Zeichen nicht sehen konnte. Es war so offensichtlich.

Warum? Warum hatte er nicht einfach sich zusammen gerissen und eines meiner Töchter geheiratet? Jede von ihnen liebte ihn und er liebte sie auch, das war ebenso offensichtlich. Er hatte nur Probleme, sich zu entscheiden...welche er wollte.

 

 

 

Joeys Sicht:

 

 

Ein paar Stunden später, als ich kurz in der Küche neue Eiswürfel holen wollte, schleppte sich eine müde Serenity nach oben, ihre Hände waren geschwollen und rot und ihr Haar klebte ihr im Gesicht. Sie durfte aufs Abendessen verzichten, dass hatte ich gerade beschlossen, was ich ihr auch umgehend mitteilte und sie nur ein Brummen ertönen ließ. Mein Mann wollte ihr morgen die Aufgabe geben, den Mädchen zur Hand zu gehen und kochen zu lernen. Was ich selbst für eine gute Idee hielt. Er hatte außerdem Dad kontrolliert, ob er es auch richtig machte, das Esszimmer zu putzen und Ivan machte dasselbe bei seinem Freund im Garten. Dort ging ich nun auch wieder hin, war die ganze Zeit schon dort gewesen, hatte mir einen eiskalten Cocktail gegönnt, nun noch einen zweiten und mit den Dienstmädchen geplaudert. Daisy ging es schon wieder schlecht, hatte sich dreimal übergeben und lag nun zitternd auf der Liege am Pool, die Augen geschlossen. Yoshi hatte ihr einen Sonnenschirm aufgestellt und tupfte ihr mit einem Tuch, immer wieder über die schweißnasse Stirn.

Nun war auch Ryou mit seiner Arbeit fertig, er hatte die gesamte Hecke schneiden dürfen, sah Ivan giftig an und beschloss, nach Hause zu gehen. Er sah nicht besser aus, als Serenity, war total verschwitzt, an Armen und Beinen eine Menge Kratzer und Sonnenbrand. Auch sein Gesicht war krebsrot von der Sonne, obwohl man es auch mit Zornesröte verwechseln konnte.

„Vergiss es. Ruf mich ja nicht an.“, spie er seinem Freund entgegen, der ihn hatte umarmen wollen und ich fragte mich, ob sie denn noch zusammen waren. Der Russe seufzte leise, ließ seine Arme sinken und meinte, dass er fast vergessen hatte, wie anstrengend so eine Beziehung doch war.

 

„Also seid ihr noch zusammen?“, fragte ich vorsichtig und er zuckte mit den Schultern.

„Noch...ja. Aber wer weiß wie lange. Werde nach Hause gehen, mit Blade telefonieren und eine Flasche Wodka trinken. Ohne ihn ist es immer so langweilig...nichts zu tun, dass kann ich nicht.“

Damit verschwand auch er und ich fragte, ob ich was schönes kochen sollte. Daisy stöhnte gequält und bat, dass ich ja nicht vom Essen reden sollte. Sie würgte und bekam von ihrem Vater einen Kotzkübel gereicht. Sie entleerte ihrem Magen mit grauenvollen Geräuschen.

 

Davon wurde mir auch ein bisschen schlecht und drehte mich von ihr weg. Hoffentlich legte sich das bald wieder. Auf der Terrasse sah ich meinen Brummeldrachen stehen, mit verschränkten Armen und brummeligem Blick. Langsam stand ich auf und schlenderte zu ihm. In seinen Augen blieb es hart und ich fragte ihn leise, ob alles in Ordnung war. Er sah auf mich herab, hob eine Augenbraue und küsste mich zärtlich. Seine weichen Lippen brachten mich fast um den Verstand und ließen meine Knie weich werden. Er löste den Kuss und sah mich bedauernd an. Wieso das? Wir konnten uns doch jetzt verdrücken und ein kleines Stelldichein...

„Wir haben eine Unterredung mit ihr.“

„Mit wem?“, fragte ich verwirrt. Wie konnte er mich so verwirren, nach diesem Kuss?

„Mai Valentine.“ Erschrocken zuckte ich zusammen und wich seinem analysierenden Blick aus.

„A...ahaha...ach wirklich? Entzückend...entschuldige mich kurz...“ Zitternd ließ ich von ihm ab und ging hinein ins Wohnzimmer. Er folgte mir lauernd und meinte, dass ich keine Angst zu haben brauchte. Er wäre doch da.

„Ja und genau das ist doch das Problem...was wenn sie dir wieder was antut und ich nicht schnell genug reagieren kann? Nochmal...ertrage ich das nicht. Ich kann nicht ohne dich leben, Eisschrank.“ Er lachte leise und meinte, ihm würde es genauso gehen.

„Sie wird uns nichts antun können. Ich habe der Unterredung nur zugestimmt, wenn sie Handschellen trägt. Eine falsche Bewegung und wir gehen sofort.“ Das beruhigte mich etwas, aber nicht genug, um mir keine Sorgen zu machen.

„Komm Hündchen. Ich habe nun auch eine Unterredung mit dir...in unserem Schlafzimmer.“ Er lächelte mich an, nahm meine Hand, an der mein Ehering funkelte und küsste diesen. Wärme erfüllte mein Herz und ich konnte nicht anders, als ihn ebenfalls anzulächeln.

 

 

 

 

 

Unglaublich was er mit mir anstellen konnte...und ich dachte, wir hätten schon alles ausprobiert. Aber nein. Mein Mann hatte eine unerschöpfliche Fantasie und lebte sie ausgiebig an mir aus. Ein feiner Schweißfilm bedeckte seine Haut, er hatte die Augen vor Befriedigung geschlossen und ich strich ihm zärtlich über seine Brust und machte an der Narbe halt, wo Mai ihn angeschossen hatte. Ich hatte trotzdem Angst. Wie würde sie auf uns reagieren?

Aggressiv? Reumütig? Oder doch neutral? Seto hatte gesagt, sie würde bereuen...Bereute sie es wirklich? Als sie das getan hatte...ich hatte sie nicht wieder erkannt. So verbittert, so...verzweifelt.

Typische Manipulation meiner Mutter...Innerlich schüttelte ich heftig meinen Kopf und vertrieb die Gedanken an diese Frau. Erneut sah ich meinen geliebten Eisberg an und seufzte, kuschelte mich an ihn und schloss die Augen.

 

 

Welche ich augenblicklich wieder aufmachte. Seltsam. Irgendwie sah unser Ehebett total komisch aus. Wieso war ich wieder außerhalb des Bettes? Hatte ich mich nicht an meinen Mann gekuschelt? Doch ich zuckte nur mit den Schultern und widmete mich meinem geliebten Eiskübel. Er lächelte mich an und winkte mich zu sich. Die Dueldisk sollte er besser mal abnehmen und seine Klamotten ausziehen, denn ich wollte ihn nackt über mir haben und die würde dabei nur stören. Als ich bei ihm angekommen war, setzte ich mich zu ihm. Meine Hände strichen ihm über die Oberarme, dabei ließ er seine Muskeln spielen und mir wurde ganz warm. Er zog mich ins Bett und flüsterte mir etwas ins Ohr.

Ich erwarte eine Lösung...in fünf Minuten...“ Hä? Ok...also wollte er, dass ich aktiv werde und ihn in fünf Minuten zum kommen bringe?

Sie Faulpelz.“ Jetzt war aber genug. Ich küsste ihn stürmisch, damit er nicht weiter sprechen konnte und er setzte sofort seine Zunge ein. Sanft rieb sie an meiner, mir wurde es unerträglich heiß und mein Körper fing an zu prickeln. Ich konnte es kaum erwarten, bis es zur Sache kam. Deswegen griff ich ihm frech in den Schritt und er stöhnte haltlos, danach sah er mir mit wildem Blick entgegen und senkte seinen Kopf, küsste sich meine Brust entlang und strich mir sanft über meine Brustwarzen. Verdammt...konnte er nicht schneller machen? Ich fühlte, wie alles an mir anfing zu kribbeln. Zu nah war ich schon an meiner Erlösung dran...Mein Blick ging nach oben an die Decke und mit hochgezogenen Augenbrauen sah ich auf den Weißen, der auf einmal nicht mehr so majestätisch aussah, sondern mich nun ein weißer Cartoon Drache frech angrinste. Meine Gedanken wurden unterbrochen, als ich sah, wie mein Mann sich aufrichtete und mich ansah, er machte seinen Mund auf...gleich...gleich würde er mir sagen dass er mich liebte und sich seine Proteine holen. Dann sah er mich aber kalt an und ich begann zu frieren.

Sie sind gefeuert.“

Seto? Ich...“ Was war denn jetzt los?

Sie sind gefeuert, Sie sind gefeuert, Sie sind gefeuert....Faulpelz...Räumen Sie ihren Schreibtisch....Gefeuert...gef...“

 

 

 

Erschrocken riss ich meine Augen auf, sah ich mich um, doch um mich herum war alles dunkel. Unter meiner linken Hand spürte ich die warme Haut meines Mannes. Ein Traum? Ein gruseliger auch noch, obwohl mich das schon ein bisschen angemacht hatte. Ein bisschen? Ein bisschen viel. So wie meine Männlichkeit gerade angeschwollen war...ich brauchte diese Figur. Mein Blick glitt zu Seto, der so friedlich aussah und auch ein bisschen lächelte. Sollte ich meinen Kühlschrank wecken? Und ihm sowas sagen, wie...Hey Alter, ich glaube es gibt Krieg...mein Säbel juckt....hahaha das war witzig. So witzig, dass ich kichern musste. Schnell hielt ich mir meine Hand vor den Mund, damit er aus Versehen nicht doch aufwachte. Denn das hatte mich gerade wieder beruhigt. Als ich sicher war, dass ich keinen Lachanfall bekommen würde, legte ich mich wieder hin und betrachtete sein Gesicht. Dieses weiche Haar, die wunderbar zarte Haut und diese frostige Kälte, wenn er mich mit seinen hellen blauen Augen so ansah, als ob er mich gleich überfallen würde....oh. Also war er doch wach?

„Joey?“ Ich grinste ihn an und meinte, ich hätte nur einen erotischen Traum von ihm gerade gehabt und er sollte nun weiter schlafen.

„Ich hatte dich gerade so schön beobachten können, also Augen zu und...“ Und schon hatte er sich auf mich geworfen und küsste mich voller Lust. Seine kühlen Lippen wanderten von meinem Mund zu meinem Hals, mein Körper erzitterte davon und erweckte mein Ding erneut zum Leben.

 

„Ein erotischer Traum von mir, hm? Interessant...“, murmelte er an meinem Hals, knabberte daran und saugte an der empfindlichen Haut. Ein wunderbares Gefühl explodierte in meinem Bauch und ich stöhnte dabei haltlos.

„Du hast mich gefeuert....“ Sein Grinsen spürte ich ganz deutlich, bevor er noch stärker an mir saugte und mein Körper sich anfühlte, als ob er schweben würde.

Ein Klopfen an der Tür unterbrach uns. Seto knurrte gefährlich und ich seufzte enttäuscht, als ich die Stimme meines Dads hörte.

„Joey? Seto? Ich brauche eure Hilfe...“ krächzte er leise.

„WAS?“, fauchte mein Eiskönig. Dad murmelte unverständliches Zeugs, bis ich es nicht mehr aushielt und mir meine Ohren zuhielt.

„Kann ich nicht einmal in Ruhe meinen Mann genießen?“, flüsterte ich bedauernd. Dieser stand auf und zog sich eine Boxershorts an, bevor er die Tür entsicherte und hinaus ging. Der Frosty zischte genauso unverständliches Zeugs, wie Dad und ich riskierte einen Blick nach oben und war erleichtert. Kein Cartoon Drache an der Decke. Das hätte Seto auch nicht zugelassen. Die Tür knallte und ich sah auf. Mit völlig zerzausten Haaren und einem Blick, der jeden sofort eingefroren hätte, sah er mich an und drohte, wenn Dad sich nicht endlich zusammen reißen würde, er ausflippen und ihn aus der Villa schmeißen würde.

„Was hat er jetzt schon wieder gemacht?“, fragte ich resigniert.

„Nicht wichtig. Schlaf weiter. Wir müssen früh aufstehen und haben nur noch drei Stunden. Deine Schwester wird ebenfalls so früh geweckt und wird bis Nachmittag den Mädchen helfen. Dann kommt die Gruppentherapie und anschließend die Filme.“ Also war heute viel los...

„Ich bin aber jetzt wach und wollte deine Kraft spüren.“, meinte ich und strich ihm leicht über dem Bauchnabel. Er seufzte leise und fuhr fort, mich sinnlich zu küssen.

 

 

 

Um Punkt sechs Uhr standen wir auf, auch wenn Sonntag war, duschten und zogen uns an.

Mein Hintern brannte immer noch von dieser heißen Nacht, aber das war es wert gewesen. Mein Gatte wirkte entspannt und als als wir aus unserem Schlafzimmer kamen, stand davor schon eine müde Serenity.

„Guten Morgen Schwägerin. Ans Werk. Du wirst dir in Zukunft genau überlegen, was du tust, glaub mir. Ich habe dir damit einen Gefallen getan.“

Sie konnte nicht darauf antworten, denn Mokuba kam zu uns und meinte, dass er heute ein Date hatte und deswegen nicht zur Gruppentherapie kommen konnte. Seto stöhnte genervt und fragte, ob er denn nichts gelernt hatte.

„Natürlich habe ich das Seto. Deswegen mache ich das ja. Es ist ein Blind Date. Keiner kennt den wahren Namen, also kann mich so schnell keiner ausnutzen.“ Ich hoffte, es wäre wirklich so, aber mein schlechtes Gefühl nagte derart vehement an mir, dass ich ihm eindringlich sagte, er müsse vorsichtig sein.

 

„Natürlich.“

 

Grrr...jetzt fing auch er damit an und auch noch im selben Tonfall und das machte mich wahnsinnig vor Wut. Aber ich atmete tief ein und aus und beruhigte mich wieder. Wir mussten uns konzentrieren. Also gingen wir nach unten und da war schon Maria, die auf meine kleine Schwester wartete.

„Guten Morgen die Herren, guten Morgen Miss Serenity. Kommen Sie, wir fangen gleich mit der Zubereitung des Frühstücks an.“, meinte sie gut gelaunt.

„Wie kannst du nur so gut drauf sein? Und das am frühen Morgen.“, fragte sie mürrisch und Maria sagte, dass ihre Schwestern im Moment beide unpässlich waren und es gut tat, wieder jemanden an seiner Seite zu haben.

„Ich fühle mich deswegen ein wenig einsam, denn wir waren immer zusammen. Und jetzt habe ich deine...ich meine Ihre Gesellschaft und dass ist einfach nur wunderbar.“ Das erste Mal seit gestern lächelte Serenity warm und zusammen machten sie sich an die Arbeit.

 

Mein Weg ging zur Kaffeemaschine und machte meinem Tiefkühler und mir Kaffee. Als wir gefrühstückt hatten, Dad war nicht anwesend gewesen und Serenity hatte ihr erstes ganz passables Frühstück gekocht, verdrückten sich die Mädels und wir blieben zurück.

„In einer Stunde treffen wir uns mit Valentine und danach gehe ich in die Kaiba Corporation. Jason wird in meine Firma mitkommen als unser Anwalt und besprechen die Vorgehensweise bei dem Gerichtstermin. Ich werde eine schriftliche Erklärung für dich beantragen, so musst du deine Mutter nicht sehen.“ Das wäre wünschenswert. Was ich ihm umgehend mitteilte.

 

 

Eine Stunde später waren wir im Gefängnis, wo wir Mai treffen würden. Wir wurden von einem kleinen, mopsgesichtigen Mann in einen Besprechungsraum geführt.

„Ich werde Ms. Valentine holen. Übrigens Glückwunsch zum Paar des Jahres. Ich habe für sie beide gestimmt. Das ist soooo aufregend. Geben Sie beide mir nachher ein Autogramm?“

„Klar...“, sagte ich etwas aufgewühlt und der Herr bekam vor Freude ganz rote Backen. Dann verschwand er und ein paar Minuten später, wurde Mai in den Raum geführt.

Ihre Haare wirkten zerzaust, aber sie hatte nie schöner ausgesehen. Nur die Handschellen wirkten plump und ich fragte mich, ob sie wirklich nötig waren. Sie wirkte erleichtert, als sie uns sah.

„Joey...Kaiba. Danke dass ihr euch mit mir trefft.“ Sie lächelte uns an und setzte sich.

„Gut seht ihr aus. Was Liebe so mit einem macht...verrückt.“ Wir schwiegen und ihr Lächeln verblasste. Sie sah auf einmal traurig aus.

 

„Kaiba...es tut mir aufrichtig leid, was ich getan habe. Vorher wäre ich nie auf so einen Gedanken gekommen. Aber als ich diese Frau in der Bar getroffen hatte...“

„An der Bar? Du meinst...Mutter?“ Sie nickte und erzählte, wie sie sie umschmeichelt hatte und dann ihre Eifersucht geschürt hatte.

„Als ich im Gefängnis war...und dieser rothaarige Typ mit mir gesprochen hatte, bin ich wieder zur Besinnung gekommen. Ich hätte fast ein Leben beendet, obwohl ich euch ansehen kann, dass ihr zusammen gehört. Ich hoffe, ihr könnt mir irgendwann verzeihen. Nach meiner Aussage vor Gericht werde ich erstmal aus Domino verschwinden und mich selbst suchen...wieder einmal.“ Sie wirkte tatsächlich aufrichtig und selbst der Blick meines Drachens war nicht mehr so eisig wie vorher. Lange sah er sie an und sie blickte ihm geradeheraus ebenfalls in die Augen.

 

„Wärter? Nehmen Sie ihr die Handschellen ab. Ich denke es ist nicht mehr nötig...Valentine? Ich vergesse nicht und ob wir dir verzeihen liegt an dir. Solltest du es in Erwägung ziehen, wieder hier her zu kommen...wir brauchen sicher bald ein neues Dienstmädchen.“ Verblüfft sahen wir beide ihn an. Er wollte sie einstellen? In unserem Haus?

„Das...hab ich ehrlich gesagt jetzt nicht erwartet. Warum?“, fragte sie verwirrt.

 

„Ich gebe zu, die Liebe zu Joey ist nicht einfach und es fällt mir nicht leicht, nicht eifersüchtig zu werden. Ich kann dich verstehen und rechne dir deine Ehrlichkeit hoch an. Wenn du es wirklich ernst meinst, wirst du es uns beweisen müssen.“ Strahlend lächelte sie uns an, ehe ihr Lächeln erneut verblasste und ich sah meinen Mann an....und erschrak. Sein Gesicht wirkte wutverzerrt und doch war ein gemeines Grinsen darin. Er hatte sie gerade voll verarscht...der Arsch.

„Du denkst doch nicht im Ernst, dass ich dir den versuchten Mord so einfach vergesse und verzeihe...oder dir gar glaube. Weißt du eigentlich WAS du uns BEIDEN angetan hast? Wie viel Leid es über uns gebracht hat? Du wirst hier das letzte Mal Gelegenheit haben, mit uns zu sprechen, also solltest du das weidlich nutzen. Ich habe vorsorglich eine einstweilige Verfügung gegen dich erlassen und das du das Land verlässt, kann ich dir nur empfehlen, sonst finde ich sicher einen schwarzen Fleck in deiner Vergangenheit, der dich doch ins Gefängnis bringt.“ Wir schluckten beide hart, ob seiner scharfen Worte, die so arktisch kalt gewesen waren, dass ich glaubte eingefroren zu sein.

 

Sie sicherte uns trotzdem ihre Hilfe im Prozess zu und auch, dass sie uns nie wieder etwas böses antun würde. Ob sie das so einhalten konnte, wagte der Eisdrache zu bezweifeln, ich allerdings wünschte es mir aber. Sie fehlte mir als gute Freundin und auch die Duelle, die wir immer ausgefochten hatten.

Wir redeten noch ein bisschen belangloses Zeug, wie es den anderen ginge und ob Serenity es auch verkraften würde. Unter anderem sprachen wir auch über Ryans Schicksal, was mich wieder traurig machte und sie nachdenklich. Seto vermied es zu sprechen, starrte sie aber die ganze Zeit an, als ob sie ein lästiges Insekt wäre. Dann, nach etwa einer halben Stunde, verabschiedeten wir uns von ihr, ich umarmte sie und flüsterte ihr zu, dass sie mir gefehlt hatte. Sie drückte mich an ihren ausladenden Busen und erwiderte, dass es ihr genauso ging und alles ernst gemeint hatte. Dann löste mich der Ehedrache von ihr, er spie eisiges Feuer vor Zorn und schleifte mich aus dem Raum. An der Limousine wartete Roland mit Dad.

 

„Warum warst du so gemein zu ihr? Sie bereut es wirklich...“ Rüde wurde ich von ihm unterbrochen.

„Natürlich. Hast du nicht gesehen, wie sie dich angesehen hat? Wenn sie Gelegenheit dazu bekäme, in deine Nähe zu kommen, würde sie dir K.O Tropfen untermischen und dir vermutlich noch ein Balg unterjubeln. Nein Danke. Darauf habe ich keine Lust.“ Wütend sah ich ihn von der Seite an. Er immer mit seinen Übertreibungen.

„So eine ist Mai nicht. Du wieder mit deinen sinnlosen Eifersuchtsattacken....“

„Sie sind nicht sinnlos, sondern durchaus berechtigt. Ich treffe nur im Vorfeld die geeigneten Maßnahmen. Du gehörst zu mir und niemand darf es wagen, dich mir wegzunehmen, verstanden?“ Er war immer lauter geworden und nun unterbrach Dad ihn, ihn dem er ihm eine Hand auf die Schulter legte, dann stiegen wir ein und Roland fuhr los.

„Wir sollten uns beeilen, Seto. Das Meeting in der Kaiba Corporation... Roland? Setz uns bitte dort ab und bring Joey dann nach Hause.“ Nach Hause? Ging es noch dramatischer?

„Warum? Ich kann auch helfen, ich....“

„Nein Joey. Es geht um deine Mutter und unsere Strategie in der Verhandlung. Du kannst uns einen Kuchen backen. Ich möchte eine original Schwarzwälder Kirschtorte.“, blaffte er mich an, ehe die Limousine hielt und die beiden ausstiegen. Verdattert sah ich ihn an, ehe eine Hand nach meinem Hemd griff, mich zu ihm zog und er mich noch einmal besitzergreifend und wild küsste, ehe ich alleine zurück blieb.

 

Meine Wangen fingen an zu glühen, als ich sah, dass Roland uns beobachtet hatte, nun aber wieder anfuhr. Schweigend brachten wir die Fahrt hinter uns und dann...

„Roland? Bitte dreh um und fahr mich zu meiner liebsten Eisdiele. Ich muss mich mit meinen Freunden treffen. Ein kurzes Nicken und er wendete bei der nächsten Gelegenheit.

Diese Neuigkeit musste ich meinen Freunden erzählen und bat alle, dass wir uns in der Eisdiele treffen sollten.

Eine viertel Stunde später war ich dort und die anderen warteten bereits auf mich.

„Was ist los Joey? Du hast so aufgeregt geklungen.“, fragte Tristan und ich nickte. Sicher hatte ich nun genauso rote Backen wie der Gefängniswärter, der uns immer wieder glücklich seufzend angesehen hatte und laut „We are the Champions“ gesungen hatte, als wir ihm das Autogramm gegeben hatten. Wir setzten uns erstmal und bestellten unser Eis, während Roland in einiger Entfernung ebenfalls ein Eis bestellte und die Umgebung absuchte. Klar dass ich heute alle einladen würde, weswegen Yugi sich einen großen Vanillebecher mit heißen Himbeeren, Thea eine Schokoladenbombe, Tris einen Nuss Nougatbecher mit Karamellsoße und Keksstückchen und Duke einen Kokosbecher mit Ananas und Zuckerstreusel bestellten. Ich kaufte mir einen Früchtetraum mit extra Sahne. Kurz bevor die Bedienung verschwinden wollte, gesellte sich auch Ryou zu uns, sah mich aber nicht an.

„Für mich den Bananensplit mit Eierlikör...danke.“ Ein unangenehmes Schweigen folgte, dann entschuldigte ich mich bei Ryou für Setos zu strenges Benehmen. Er winkte ab und meinte, dass ich nichts dafür konnte, sondern Ivan allein die Schuld trug.

Eisiges Schweigen.

Aber nur, bis Thea uns alle ablenkte, fragte ob ich wirklich Neuigkeiten hatte, die dieses Treffen und eine Eiseinladung rechtfertigen würden.

„Allerdings. Mai hat uns heute treffen wollen. Ich komme gerade davon.“, erzählte ich, während wir auf unser Eis warteten. Meine Freunde machten überraschte Gesichter und selbst Ryou vergaß, dass er eigentlich sauer war.

 

„Mai? Nicht dein Ernst...warum bist du dann so gut drauf?“, fragte Duke überlegend.

„Sie hat sich entschuldigt. Und wollte es wieder gut machen. Ich glaube ihr. Allerdings ist Seto so eifersüchtig, dass er eine einstweilige Verfügung gegen sie erlassen hat.“ Ich erzählte, wie er sie verarscht hatte, ich das aber für eine gute Idee halten würde.

„Verrückt.“, meinte Ryou und löffelte nachdenklich sein Eis, welches in der Zwischenzeit gekommen war.

„Also...willst du ihn weich klopfen, dass er sie einstellt? Sicher dass sie es wirklich ernst meint? Nicht dass die Kinder dann in Gefahr sind.“, wandte dieser ein und ich meinte, dass sicher Ivan als zusätzlicher Aufpasser helfen würde.

„Garantiert nicht. Lasst ihn nicht mal in die Nähe der...“ Thea unterbrach ihn zornig.

„Was ist dein Problem? Du weißt, dass du was falsch gemacht hast. Wieso muss er dafür büßen?“ Er senkte den Kopf und sagte nichts mehr. Theas Blick wurde weicher und legte ihre Hand auf seine Schulter.

„Ich weiß...es ist nicht leicht sich einen Fehler einzugestehen. Aber wenn du ihn nur ein bisschen magst, verzeihst du ihm, was er getan hat und verzeihst dir selbst, dass du Probleme hast, eine Beziehung zu führen. Ihr müsst beide aneinander arbeiten, sonst geht eure Beziehung auseinander und das wäre echt schade.“ Wir stimmten ihr zu und aus Frust bestellte sich Ryou noch einen Mega Stracciatella Eisbecher mit viel Sahne und Schokostreusel.

 

 

 

Wir hatten noch lange darüber geredet gehabt und als Ryou uns gestanden hatte, nicht zu den Paartherapiestunden gegangen zu sein, boten wir ihm an, das nächste Mal zur moralischen Unterstützung mitzukommen. Er brauchte dringend Hilfe und die konnte er nur bei Ryo finden.

 

 

Als ich nach Hause kam, war Seto schon wieder da und machte ein beunruhigtes Gesicht. Ich begrüßte ihn mit einem Kuss und sah, wie Roland zu uns kam. Was war jetzt los? Ah...ich hatte vergessen den Kuchen zu backen...

„Roland?“

„Ja Seto?“

„Mokuba hat jetzt ein Blind Date und du wirst ihn überwachen. Ich habe kein gutes Gefühl dabei. Wenn er in Gefahr ist, schreitest du ein und bringst ihn heim.“ Ach ja, Mokuba hatte eine Verabredung und Seto konnte wieder mal nicht loslassen. Die Trennung von Yuna war ja nicht allzu lange her und schon wollte er sich in die nächste Beziehung stürzen? Oder wollte er...

„Sehr wohl.“ Roland salutierte ernst und machte sich daran, sich zu verkleiden, um dann Mokuba unauffällig zu folgen. Ich sah ihm nach und dann zu meinem Mann. Vielleicht sollte ich ihn ablenken...

 

„Wie war der Termin?“ Seufzend strich er mir eine Strähne aus dem Gesicht und küsste kurz meine Lippen, die Wangen und dann meine Stirn.

„Anstrengend. Wir hatten auch schon eine Vorverhandlung und die Schrapnelle sieht echt ungepflegt aus. Sie plädieren auf unschuldig, trotz der erdrückenden Beweise. Vermutlich wollen sie das Gericht davon überzeugen, das Haruka eine psychische Erkrankung hat, damit sie in die Psychiatrie kommt. Aber da dort ist auch Hina und DAS könnte weitreichende Folgen haben. Dein Vater arbeitet an einer Strategie, die sie fertig macht.“, meinte er und dann...kam Roland wieder. Ich versuchte mir das Lachen zu verbeißen, aber es half nicht und prustete laut los.

 

 

 

 

Rolands Sicht:

 

 

Mit einer langhaarigen, blonden Perücke verdeckte ich mein eigenes Haar und nahm meine Sonnenbrille ab. Außerdem zog ich meinen Anzug aus und tarnte mein Äußeres mit einem lässigen, grau und grün bedrucktem Shirt und einer weißen Bermuda. Abgerundet wurde mein Outfit von luftigen grauen Sandalen. Ein Blick in den Spiegel sagte mir, das ich mich wohl oder übel rasieren musste, sonst wäre die Perücke umsonst und eine andere Haarfarbe hatte ich nicht bekommen. Wehmütig trennte ich mich von meinem Bart, bat innerlich meine Frau um Verzeihung und betrachtete mich im Spiegel. Ich sah oben rum aus wie ein Hippie, doch es stand mir ausgezeichnet. Ich hätte vielleicht doch meine Schlaghosen von früher anziehen sollen, aber da ich nicht viel Zeit hatte, musste das genügen.

 

Joey musste sich das Lachen verkneifen, hielt es aber nicht lang aus und prustete los, während Seto ihn ärgerlich ansah und mir dann wohlwollend zunickte.

„Lass das Joey. Gut Roland, so erkennt er dich sicher nicht. Laut seinen WhatApps trifft er sich in dem Café nahe Devlins Spieleladen. Viel Glück.“ Hatte er heimlich Mokubas Nachrichten gelesen? Das erinnerte mich irgendwie an die von Ryan, die er dann immer gelöscht und den Kontakt blockiert hatte.

„Warum muss es eigentlich Roland machen? Wieso schickst du nicht Ivan?“

„Er sagte er trinkt eine Flasche Wodka und telefoniert mit Blade. Jede Wette, dass er immer noch seinen Rausch ausschläft.“ Da vermutete er richtig. Ich hatte nochmal nach ihm gesehen und da hatte er lallend mit dem recht nüchtern wirkenden Blade einen Facetime Anruf getätigt. Mr. Blade hatte traurig und trotzdem verärgert gewirkt und absichtlich nicht mitgetrunken. So hatte es wenigstens ausgesehen, als ich durch das Wohnzimmerfenster geluhrt hatte.

 

Haltung annehmend verabschiedete ich mich von den beiden, die nun die Gruppentherapie führen würden. Eine halbe Stunde brauchte ich zu Fuß, nutzte den Spaziergang, um runter zu kommen und mich in meine Rolle einzufügen. Dann, angekommen am Café, sah ich, wie der junge Herr nervös an seinem Platz auf der Bank hin und her rutschte und an den Fingernägeln knabberte. Laut Seto hatte er bei dem Blind Date Chat, den Nicknamen Little white Dragon genommen und meiner Meinung nach konnte sich jeder denken, wer er war. Tarnung gleich null. Zwei Tische weiter war ein Platz frei, ich ging an seinem vorbei und er sah mir kurz in die Augen. Aber da er mich nie ohne Sonnenbrille gesehen hatte und schon gar nicht ohne Bart, erkannte er mich nicht, ich setzte mich und orderte einen Espresso und ein Stück Käsesahnetorte. Während ich genüsslich die Torte verspeiste, beobachtete ich den Eingang des Cafés. Dann schnürte sich mir alles zu und weitete meine Augen. Ein Mädchen mit langen schwarzen Haaren betrat das Café und starrte Mokuba an. Yuna...oh nein. Sie warf stolz ihr Haar in den Nacken und näherte sich ihm rasend schnell.

 

„Wie schön, dass du dich nochmal mit mir treffen willst, Mokuba.“, säuselte sie, setzte sich neben ihn auf die Bank und krallte sich an seinen Arm. Er hatte aufspringen und flüchten wollen.

„Yuna? Was machst du hier? Ich habe ein Date....“ Da merkte er, dass er von ihr wohl herein gelegt worden war. Schmollend schob sie ihre Unterlippe vor.

„Es war überhaupt nicht nett, dass du per WhatsApp Schluss gemacht hast. Warum?“ Ungläubig starrte er sie an und auf einmal verzerrte sich sein Gesicht, glich einer wütenden Fratze. So hatte ich ihn noch nie gesehen.

„Das fragst du noch? Du hast mich ausgenutzt, wolltest teure Geschenke, nur das eine und dann nicht mal geschützt...das ist keine Liebe. Und ich habe dich nie geliebt. Ich wollte nur genau das, was mein Bruder und sein Mann haben. Ehrliche, bedingungslose Liebe. Du bist so...egoistisch und selbstsüchtig. Lass mich gefälligst in Ruhe.“ Nach seiner beeindruckenden Rede, meine Brust schwoll vor Stolz an, zuckte sie zurück. Sowas hätte er sich bestimmt sonst nie getraut, aber endlich hatte er Klartext gesprochen.

 

„Ich habe dich geliebt...noch immer...Moki...“

„Nein. Es ist vorbei. Tut mir leid, aber ich kann das nicht. Ich wünsche dir trotzdem...dass du jemanden findest, der es kann...machs gut.“ Hektisch nahm er seinen Rucksack und stürmte hinaus. Verdammt. Ich sprang auf, legte Geld auf den Tisch, sah noch einmal wehmütig auf die erst halb aufgegessene Käsesahne und folgte ihm, er bemerkte es nicht und er traf kurz darauf auf Devlin.

„Hey Mokuba...alles in Ordnung?“ Der junge Kaiba fing an, vor Zorn zu zittern.

„Nein...Hatte ein Blind Date...Yuna war es...“ Zischend zog Devlin die Luft ein, dann klopfte er ihm auf die Schulter.

„Ich weiß, was dich ablenkt. Klappt bei mir auch immer, wenn ich an Serenity denke...aber verrate es keinem.“ Schnell zückte ich mein Handy und schrieb Seto, dass das Blind Date Yuna gewesen war, während ich nun beide verfolgte.

Sie gingen die Straße entlang, bogen vier Mal rechts ab. Halt machten sie an einem...Internetcafé.

„Hier willst du rein?“, fragte Mokuba unsicher, doch Devlin versicherte ihm, dass es in Ordnung war.

„Es gehört mir. Also ja...ausnahmsweise.“

 

Schnell zückte ich erneut mein Handy und recherchierte, was so besonderes an diesem Internetcafé sein sollte und hätte mich fast an meiner eigenen Spucke verschluckt. Das...wie konnte er nur?

Schnell ging ich ebenfalls hinein, entsorgte meine Perücke in einem Mülleimer und hielt die Luft an. In diesem Raum war es stickig und es roch nach herben, penetrantem Parfüm. Eine Frau, die nur einen Stringtanga und ein Top, dass knapp unter ihrer Brust endete und leicht durchsichtig war, mehr zeigte als es verhüllte, an hatte, begrüßte mich, zog mich an einen Tisch mit einem modernen Computer und fragte nach meinen Vorlieben.

„Ich möchte erst was trinken. Scotch pur, bitte.“ Sie verneigte sich, ihre Brüste wogten sinnlich hin und her und ich schluckte. Lass dich nicht ablenken von diesem schönen, vollbusigem Weib. Du hast eins zu Hause. Ich ermahnte mich fünf Mal, dann verlor ich das Interesse an ihr und dachte an meine Frau. Ich sollte mit ihr essen gehen, romantisch und dann mit ihr schlafen. Dringend.

 

Ich sah gerade noch, wie Devlin den jungen Herrn mit in eine VIP Lounge brachte. Mokubas Gesicht war gerötet, ob der vielen jungen, provozierend gekleideten Frauen. Er blieb dort oben allein zurück, Devlin ging wieder nach unten, schnappte sich eine rothaarige Frau, mit der er flirtete und dann ihr was ins Ohr flüsterte. Sie kicherte albern und nickte. Ein Pornocafé...er hatte den unschuldigen Mokuba in ein... Der Scotch kam und ich stürzte ihn in einem Schluck hinunter, bezahlte sofort und ging auf Devlin zu. Er bemerkte mich erst in der letzten Sekunde.

„Der junge Herr ist erst vierzehn Jahre alt. Wenn Seto davon erfährt, bist du dran.“, warnte ich ihn, doch er sah mich lächelnd an und ging wieder nach oben.

Wütend über diesen Lackaffen, stampfte ich die Treppen hoch und sah, dass Devlin gerade einen Porno angeworfen hatte, es Mokuba nicht kalt ließ, packte ihn und zog ihn aus diesem Etablissement.

 

Zuerst sah er mich nur perplex an, bis er mich endlich erkannte, sagte den ganzen Weg über nichts vor Scham, bis wir fast an der Villa angekommen waren.

„Du sagst doch Seto nichts, oder?“, fragte er ängstlich, ich schüttelte den Kopf, rang ihm das Versprechen ab, dass er das nicht mehr tun würde.

Er nickte und entschuldigte sich damit, dass Yuna ihn so durcheinander gebracht hatte.

„Das verstehe ich...trotzdem rechtfertigt es nicht, dass du mit dem Zirkusclown dir einen Porno reinziehen willst. In diesen Filmen lernst du nichts. Das geht nur mit Erfahrung und auch da musst du vorsichtig sein. Ich dachte das weißt du.“ Meinen Zorn über diesen „Würfelfreak“, wie Seto ihn nennen würde, konnte ich kaum zügeln. Aber bevor ich diesem eine Lektion erteilen konnte, musste ich Mokuba sicher nach Hause bringen. Yoshi erwartete uns schon an der Eingangstüre, ich übergab ihm Mokuba und meinte, ihm würde ein heißer Kakao und Kekse nicht schaden. Mit dem Wissen, dass er in Sicherheit war, machte ich mich auf den Weg, hatte lange nicht mehr jemanden die Fresse poliert.

 

 

Joeys Sicht:

 

 

Die Gruppentherapie war anstrengend gewesen, Dad hatte den Großteil beansprucht und andauernd gejammert, dass die Mädchen ihn entweder ignorierten, beschimpften, oder ihm eine klatschten.

Danach bekam er mächtig Anschiss von Seto, dass er immer in private Situationen hinein platzte und auch noch die Frechheit besaß, nicht zu gehen oder sich gar zu entschuldigen. Es war ihm sichtlich unangenehm.

 

Seto war gerade mit besagten Mädchen, Dad, Serenity und Yoshi im Wohnzimmer und wollten sich diese Twilight Filme ansehen. Darauf hatte ich eigentlich keine Lust gerade. Zu viel Glitzer in der Sonne. Auf dem Weg in die Küche, weil ich Popcorn und Kalte Cola holen sollte, damit Serenity auch das richtige Feeling bekam, traf ich Roland, dessen cooles Shirt, welches seinen Augen ähnlich war, in Fetzen hing und er eine blutige, geschwollene Lippe hatte. Doch in seinem Gesicht war ein grimmiges, zufriedenes Lächeln.

„Roland? Hast du dich geprügelt?“ Er bejahte und meinte, er hatte gewonnen. Dann entledigte er sich seines Shirts und bat mich, es zu verbrennen. Roland ging in den Keller um zu duschen und dann etwas zu trainieren.

 

Lange sah ich ihm noch nach, bis ich mich daran erinnerte, dass alle auf mich warteten und beeilte mich, Popcorn und Cola zu holen.

Daisys Anblick gab mir einen Stich. Sie war schon wieder so fertig. Dunkle Augenringe umrahmten ein müdes Gesicht und doch sah sie so schön aus. Den Eisblick, den mir mein Ehedrache zuwarf, sagte mir, dass ich mich beeilen sollte. Also verteilte ich die Knabberei und die Cola, ignorierte Serenitys angewiderten Blick und setzte mich auf Setos Schoß.

„Wie viele Teile gibt es eigentlich?“, flüsterte ich ihm zu und er zischte, dass es insgesamt fünf Teile waren...also heute drei Filme? Yoshi startete den dritten Teil und ich war gespannt, wie es weiter gehen sollte.

 

 

Es fing alles an mit Regen. Die Stimmung fand ich schon jetzt gruselig. Ein Typ wurde gejagt und gebissen und der Schrei des Typen ging mir durch und durch.

„Heirate mich.“, säuselte Edward, doch Bella hatte überhaupt keine Lust darauf, wollte lieber sich von ihm verwandeln lassen. Deprimierend fand ich, dass Jakob sie nicht mehr sehen wollte. Ihn mochte ich am Liebsten. Aber der eifersüchtige Vampir wollte einfach nicht, dass sie ihn traf. Feuchte Augen bekam ich, als Bella ihre Mutter wieder sah und eine T-Shirt Decke bekam.

Dann...endlich war das Wölfchen wieder da. Doch es gab wieder mal Streit und als sie mit Jakob mitfuhr fand ich es super, dass Wolfsrudel wieder zu sehen. Es war wie immer ein hin und her. Cool fand ich, dass sich beide Seiten zusammen schlossen, gegen einen gemeinsamen Feind.

 

Genüsslich und laut schlürfte Dad seine Cola und knusperte seine Chips, denn Popcorn mochte er nicht so gerne. Serenity fand es schön, da sie nicht alles hören konnte, was in dem Film gesagt wurde. Doch auch wir hörten es nicht richtig und dann schüttete der eisige Frosty, Eis über Dad aus.

„Kannst du vielleicht noch ein bisschen lauter knuspern? Ich kann immer noch hören was in dem Film gesagt wird.“, meinte er gefährlich und daraufhin ließ Dad die Packung verschwinden. Ganz zu Serenitys Missfallen. Wir konzentrierten uns wieder auf den Film.

 

So süß fand ich es, als Jakob sie wärmte und als sich beide Jungs wieder stritten, überlegte ich mir, ob die Jungs nicht zusammen sein sollten. Das Gespräch fand ich aufschlussreich und sah die beiden schon knutschend in meiner Vorstellung, die sich dann in Seto und mich verwandelten. Nach dem Kampf mit der rothaarigen, war ich einfach froh, dass sie nicht mehr da war. Sie war einfach nervig. Doch mitleiden musste ich, als der Wolf verletzt wurde. Am Ende des Films konnte ich nur daran denken, wie hässlich dieser Verlobungsring war. Mein Mann strich mir leicht über meine Hand und den darauf befindlichen Ehering. Anscheinend hatte er denselben Gedanken gehabt.

 

Gleich drauf startete der vierte Teil. Die Hochzeit hatte ich mir schon detailliert vorgestellt, sie war ähnlich wie unsere, doch als es endlich dazu kam, musste ich mich sogar lautstark aufregen. Sie lächelte nicht. Da war keine Freude, nur ein ausdrucksloses Gesicht und ihr Vampir gab sich solche Mühe, lächelte sie glücklich an und sie...starrte nur so komisch.

„Ganz ruhig Joey. Durch dein Fluchen fängt sie nicht das Lächeln an.“ Ja ich wusste das...trotzdem.

Die Gäste waren einfach nur peinlich mit ihren Sprüchen und wäre vor Scham fast im Boden versunken. Dann hatte sie wieder einen großen Streit mit dem Wolf. Seufzend ließ ich mir ergehen, dass sie erstmal Urlaub machten, Flitterwochen. Doch dann, nach für mich gefühltem hin und her, schliefen sie endlich miteinander und es endete damit, dass sie schwanger wurde. Der Wunsch selber Kinder zu haben drängte sich mir auf und musste mich zwingen, nicht mehr daran zu denken. Empört schimpfte ich Edward, als er das Kind in ihr vernichten wollte und knirschte laut mit den Zähnen, als Alice es auch tat. Nur das beruhigende Streicheln meines Schneeflöckchens hielt mich davon ab, den Fernseher zu treten.

 

Bella nahm immer mehr ab und wirkte unheimlich dürr, wie ich es vor einigen Monaten selber gewesen war. Das Kind wuchs schnell in ihr heran und als sie Blut trank, würgte ich vor Ekel genauso, wie Daisy, obwohl sie diese Bücherreihe mochte. Es eskalierte, in dem sie nach der Geburt des Babys fast starb, Edward verwandelte sie und gespannt wartete ich, was passieren würde. Der Wolf wollte die Kleine töten, doch dann prägte er sich auf sie und das war echt gruselig. Aber nur so konnte das Kind am Leben bleiben, war geschützt vor den anderen Wölfen. Es endete damit, dass sie nun eine in der Sonne funkelnde Vampirin mit grässlich roten Augen war. Nur der schwarze Rotaugendrache hatte schöne rote Augen. Alles andere fand ich nicht sehr schön.

 

Beim letzten Teil war ich gespannt, wie es nun enden sollte. Serenity versuchte ihre genervten Geräusche zu unterdrücken, was nicht funktionierte.

Erstmal jagte Bella, dann bekam Jakob Prügel von dem neuen Vampir. Den hetero Sex, schon wieder, fand ich jetzt nicht wirklich prickelnd. Doch ich musste richtig lachen, als sich Jakob vor Bellas Vater in den Wolf verwandelte. Zum Glück stellte der keine Fragen wegen dem Kind. Sie wuchs schnell und durch ein Missverständnis wurden sie an die Volturi verraten. Sie mussten Zeugen finden, die für das Kind kämpfen würden und fanden viele auf der ganzen Welt. Am Liebsten mochte ich den, der die Elemente beherrschte. Die Szene mit dem Krieg gegen die Volturi, war verwirrend. Es war nur die Zukunft gewesen, wenn sich Aro nicht gleich zurück zog. Alles in allem gab es ein Happy End und jeder wurde glücklich. Meine Schwester flüchtete mit Brechgeräuschen und meinte, sie müsste erstmal lange duschen gehen, um sich den glitzernden Vampir - Schmalz abzuwaschen, den diese Filme mit sich gebracht haben.

„Wie könnt ihr nur sowas anschauen...“ Damit ging sie und ich wusste, das Wochenende hatte gefruchtet. Nun würde sie nicht mehr über unseren Kopf hinweg entscheiden.

 

„Wie hat sie sich im Haushalt eingefügt?“, fragte ich Maria und sie lobte Serenitys Fleiß.

„Sie hat gelernt, mit Gewürzen und frischen Kräutern zu kochen und experimentiert gerne. Für heute Abend gibt es Thaicurry a la Serenity...falls sie noch kochen kann, nachdem sie diese hinreißenden Filme gesehen hat...oh Edward. Was für ein unglaublich schöner Mann, so stark und beschützend.“

Dafür bekam sie einen scharfen Blick von Dad ab, den sie aber gekonnt ignorierte. Er bedachte dies mit einer hochgezogenen Augenbraue, sagte aber nichts. Luigiana schwärmte zunächst von dem Wölfen und half Daisy, als diese schwankend aufstand und sofort stand auch Dad.

„Ich brauche deine Hilfe nicht, Jason...ich...kann das alleine.“, keuchte sie vor Anstrengung. Dad verzog sein Gesicht und dann...sah ich den Kampfgeist in seinen goldenen Augen auflodern, er schob Luigiana sanft zur Seite, ehe er sich bückte. Er hob Daisy hoch und ging schleunigst aus dem Wohnzimmer, ihren Protest und die Beschimpfungen nicht beachtend. Wir gingen hinterher und sahen, dass er sogar ihre Schläge gegen seinen Kopf ignorierte.

 

„Seid wann hat Jason Eier?“, fragte Maria kalt und meinte, sie würde nun mit Serenity zusammen kochen gehen. Luigiana allerdings sah Dad und ihrer Schwester traurig nach und seufzte.

„Anscheinend hat Daisy gewonnen.“, wisperte sie leise und lächelte aber dann. Yoshi nahm sie in den Arm und sagte ihr, dass er stolz auf sie wäre.

„Nicht jeder würde seine Liebe loslassen und es seiner Schwester gönnen. Du findest schon noch deinen Mann.“ Sie strahlte und meinte, sie wolle nun Jasons Chips aufessen. Was für eine Stimmungsschwankung.

„Ich habe andauernd Hunger. Bis das Essen fertig ist, esse ich auch das Popcorn noch auf.“ Auf meine Andeutung hin, dass es noch drei volle 10 Liter Eimer waren, zuckte sie nur mit den Schultern.

„Sind alle Schwangeren so unheimlich? Ich hoffe das sich das bald legt.“, flüsterte ich meinem Eisschrank zu und er nickte.

„Wird Zeit dies auch mal zu verarbeiten, oder was meinst du?“ Überrascht sah ich ihn an.

„Was...meinst du?“ Meine Verwirrung wuchs noch, als er nur die Augen verdrehte.

„Wo kann man am besten verarbeiten? Komm schon Joey, du warst schon mal aufnahmefähiger. Wir haben nächste Woche einen Termin bei Dr. Han. Ich brauche einen guten Rat, wie ich mit alldem fertig werden soll...außerdem wird sie als Zeugin gebraucht.“ Meine Augen wurden groß. Er wollte sich wieder mehr therapieren lassen? Aber warum brauchte er sie als Zeugin?

„Wegen deiner Mutter. Sie hat das Video gesehen, als ich dich mit all den Dingen konfrontierte, die die Beißzange dir angetan hatte. Weißt du das etwa auch nicht mehr?“ Genervt massierte er sich dabei die Nasenwurzel und ich sagte ihm, dass ich den Vertrauensbruch nicht vergessen hatte. Er zuckte zusammen, dann meinte ich sanfter, dass ich ihm ja lange schon verziehen hatte.

„Das hat sich aber gerade anders angehört. Komm...wir müssen das Spiel fertig bekommen.“ Damit schleifte er mich ins Arbeitszimmer, wo er mich erst feurig küsste, ehe er seinen Schreibtisch abräumte um mich zu nehmen.

 

 

 

Gefühlte Stunden später, klopfte Maria an die Tür und erklärte uns, dass das Abendessen fertig wäre. Also hievten wir uns hoch, zogen uns was über, kamen aus dem Arbeitszimmer wieder heraus und gingen nach unten. Den Eisklotz anhimmelnd, weil er einfach so gut war, liebenswert und unglaublich, sagte ich ihm immer wieder leise, das ich ihn liebte, während er nur lächelte und meine Aussagen genoss.

In der Küche angekommen, sahen wir eine stolze Serenity, in ihren Augen sah ich, trotz unserer Methoden, Rebellion aufblitzen, ehe sie wie immer sanft lächelte und uns das Essen präsentierte. Wir setzten uns und begannen zu essen. Es schmeckte ganz hervorragend, was ich ihr umgehend mitteilte. Alle, bis auf mein Schneemann, lobten ihre neu erworbenen Kochkünste. Nur Mokuba glänzte durch Abwesenheit und ich fragte in die Runde, ob sie wüssten, was mit ihm los wäre.

„Nein. Nicht wirklich. Er meinte nur, er hätte keinen Hunger gehabt und wäre müde. Anscheinend war das Date kein Erfolg.“, sagte Dad, der zuerst redete und sich dann erst eine große Portion in den Mund schob. Seto knurrte, ehe er uns allen erzählte, dass es Yuna gewesen war, Mokuba mit ihr aber reinen Tisch gemacht hatte.

„Mutig. Das hätte ich ihm gar nicht zugetraut...aber wieso nimmt er dann Abstand von uns?“, überlegte Serenity laut und wir konnten nur mit den Schultern zucken.

 

Selbst am nächsten Morgen, war er schon lange vor uns aufgestanden, hatte gefrühstückt, sein Bento selber gemacht und war zu Fuß zur Schule gegangen. Alles ohne uns zu begegnen. Die Sorge war in Setos Gesicht geschrieben, doch als wir aus der Limousine ausstiegen, verwandelte sich es in eine undurchdringliche Maske. Erneut wurden wir von den Schülerinnen angehimmelt, ehe wir uns den Weg in unsere Klasse gebahnt hatten und genervt die Tür schlossen.

Nun hieß es bis Schulschluss durchzuhalten. Gleich in den ersten beiden Stunden hatten wir Vertretung. Unser Sportlehrer kam herein und meinte, wir hätten nun eine Doppelstunde Sport.

„Auf den Rasen, dreißig Runden warm laufen und dann spielen wir eine Runde Fußball.“ Nicht Fußball...ich war eine kolossale Niete darin und hoffte, dass ich auf der Ersatzbank sitzen würde. Doch dies ahnte mein Lehrer wohl schon und schickte mich in die Verteidigung. Der, der nun auf der Ersatzbank saß war mein Gatte und hämmerte auf die Tasten seines Laptops ein. Gemeinheit.

 

Auch die restliche Zeit bis zur Mittagspause verging eher schleppend. Meine Schwester kam zu uns in die Klasse, als wir bereits was gegessen hatten, danach Duke, doch bei seinem Anblick erschraken wir alle.

„Duke? Was ist denn mit dir passiert?“, fragte Yugi. Er sah wirklich nicht gut aus, hatte ein tiefblaues Auge, eine Schramme am Kinn und seine Nase musste geblutet haben. Noch dazu hielt er sich immer seinen Brustkorb.

„Ein alter Knacker hat mich verprügelt...“ Vor Schreck weiteten sich meine Augen und zählte eins und eins zusammen.

„Doch nicht etwa Roland?“ Er zuckte zusammen und sah mich schuldbewusst an...schuldbewusst? Was hatte er angestellt?

 

„Wie...“ Streng sah ich zu ihm und fragte leise und bedrohlich, warum Roland wütend auf ihn sein sollte. Geknickt ließ er seinen Kopf hängen und meinte, dass könnte er mir nicht sagen, sonst würde mein Mann und ich ausflippen. Daraufhin beehrte nicht nur besagter Mann, Duke mit seiner ungeteilten Aufmerksamkeit, sondern auch Serenity sah ihn mit erhöhter Vorsicht an, was Duke sichtlich unangenehm war. Ich vermutete, dass es was mit Mokuba zu tun hatte: Das war vielleicht auch der Grund, warum er uns aus dem Weg ging.

„Nun?“, fragte der Eisdrache ebenso leise und furchteinflößend. Duke schien immer kleiner zu werden. Er wandte ein, dass Mokuba uns das selbst erzählen musste, er würde nicht petzen, auch wenn es seine Schuld war. Hatte ich es doch gewusst. Weiter konnten wir ihn nicht ausquetschen, denn gerade fing der Unterricht wieder an.

Verdammt.

 

Die Zeit zog sich dahin, war langsamer als eine Schnecke und dann war der Unterricht endlich vorbei. Doch als ich Duke weiter konfrontieren wollte, war dieser längst nach Hause gegangen. Ich erzählte unseren Freunden und vor allem meinem Schnuckelchen, dass ich Roland mit zerfetzten Klamotten und aufgesprungener Lippe gesehen, aber vor lauter Popcorn und Cola holen vergessen hatte, es zu erzählen. In einiger Entfernung sahen wir Setos anderen Angestellten an der Limousine stehen...Fuguta? Was war mit Roland? Hatte er uns überhaupt in die Schule gebracht?

 

 

Tbc....

endlich befreit

 

 

„Roland hat sich eine Woche frei genommen und das zurecht.“, meinte der Schneemann neben mir, als hätte ich die Frage laut ausgesprochen. Aber warum?

„Es gibt wichtigeres. Mokuba geht mir immer noch aus dem Weg. Was auch immer Devlin gemacht hat, er wird dafür bezahlen.“, führte er weiter aus. Nickend gab ich ihm meine Zustimmung und überlegte. Hatten wir nicht diese Woche einen Termin bei Dr. Han? Vielleicht sollte Mokuba auch einen Termin ausmachen, falls er es uns nicht erzählen wollte.

„Ausgezeichnete Idee. Ich werde es ihm anbieten.“ Also entweder er konnte mir meine Fragen ansehen, oder ich war in Gedanken so vertieft, dass ich es selbst nicht mitbekam, wie ich laut redete.

„Ich rede mit ihm. Macht schon mal einen Termin bei ihr aus und für mich gleich mit.“, sagte meine kleine Schwester.

„Was willst DU denn bei ihr?“, fragte der Gletscher angesäuert und als sie meinte, sie müsste die Filme verarbeiten, knurrte er laut. Doch lange hielt das auch nicht, denn er sah mich auf einmal überlegend an. Diesen Blick hatte ich schon mal gesehen...aber wann? Und wo? Er beunruhigte mich.

 

„Alles klar Leute. Yugi, Tristan und ich werden uns Duke vornehmen. Ich schau, dass ich was nützliches in Erfahrung bringen kann“, meinte Thea. Ryou wandte sich an sie und fragte, warum er nicht auch dabei sein sollte und bekam von ihr nur einen nachsichtigen Blick und ein Augenrollen. Dann zeigte sie mit ihrem Finger in eine bestimmte Richtung, auf einen gruselig wirkenden Mann, der gar nicht weit von uns lauerte, aussah wie Ivan und merkte...es war Ivan. Er bewegte sich erst, als Ryou ihn erkannte und als er vor ihm stand, wurde sein Blick weicher.

 

„Ich will kein Drama. Lass uns reden.“, meinte er mit starkem russischem Akzent. Nur widerwillig ließ er sich von Ivan mitziehen, der mit Charlies Camaro hergefahren war.

„Hab ich geliehen. Komm.“ Wir gingen nun auch weiter, Ivan hatte vor der Limousine geparkt gehabt und als ich fast einsteigen wollte, hörte ich den empörten Aufschrei Ryous.

„Eine Autositzfolie?“ Ivan sah ihn verständnislos an und meinte, er solle auch die Schuhe ausziehen.

„Kein Fleck und kein Dreck in Blades Auto. Hier, Beutel für deine Schuhe.“ Ich konnte mich kaum beherrschen, nicht laut loszulachen und stieg besser schnell ein.

 

„Hast du das gesehen Großkotz? Wie lächerlich“ Einen Eisblick später war ich halb eingefroren.

„Blade lässt den Camaro wöchentlich waschen und innen reinigen. Deswegen sieht er immer aus wie neu gekauft. Bei seinem Auto ist er verständlich penibel. Er ist sogar mit neun Schichten Keramik beschichtet.“ Auf meine Frage, was das bringen soll, massierte er sich genervt seine Nasenwurzel und begann mir die Vorzüge zu erklären.

„Der Lack bleicht in der Sonne nicht aus, sondern bleibt erhalten, hat einen hohen Kratz und Steinschlagschutz, ist leichter zu reinigen, rostet nicht und wenn Vögel drauf kacken, macht es den Lack nicht kaputt, da er unter der Keramik wie konserviert ist. Blade muss sie nur alle fünf Jahre

auffrischen lassen.“ Krass. Wieder was dazugelernt. Doch sein Blick, mit dem er mich vorhin schon so angesehen hatte, lenkte mich ab.

„Was denn?“ Sanft lächelnd nahm er meine Hand und meinte, er hätte für heute Nachmittag noch was geplant. Das hörte sich definitiv sehr verdächtig an.

„Fuguta! Fahr uns zuerst nach Hause, wir ziehen uns um und dann...du weißt schon.“

„Sehr wohl Mr. Kaiba.“, meinte dieser und begann, den Wagen zu starten, ehe er losfuhr. Sein Fahrstil war anders, als Rolands. Fuguta fuhr langsamer, entschied sich, lieber zu warten, als schnell abzubiegen, ehe man noch Stunden warten musste. Aber das Schlimmste war mein Mann. Selbstherrlich grinste er mich an und ich wusste, es hatte nichts gutes für mich zu bedeuten.

 

~

 

Zu Hause hatten wir uns umgezogen und nun waren wir wieder unterwegs, als mir der Eisklotz seinen Plan mitteilte.

„Was? Auf gar keinen Fall!“ Schwitzend und nervös krallte ich mich in den Sitz der Limousine und versuchte ruhig zu atmen.

„Jetzt hab dich nicht so. Es ist notwendig und das weißt du.“ Ja wusste ich. Aber ich hatte es so schön verdrängt und nun musste ich das nochmal durchhalten. Eiskalt lief es mir über den Rücken, als ich mich an das letzte Mal erinnerte und ich wischte mir den Schweiß von der Stirn. Es würde Stunden in Anspruch nehmen und ich war nicht gewillt, dass zu machen.

„Das hat doch noch Zeit...Lass uns lieber was anderes machen.“

„Joey...so schlimm wird das nicht, glaub mir.“ Doch statt das mich seine Worte beruhigten, machte sich auf einmal Panik breit. Ich musste hier raus...sofort.

„Ich mach das nicht nochmal. Fuguta, lass mich hier aussteigen. Mein Mann ist wahnsinnig geworden...WAHNSINNIG!“

„Joey! Wirst du wohl hier bleiben. Ich habe meine Meetings und Ratssitzungen alle verschoben, nur um das mit dir heute zu machen und das ist der Dank?“ Von Dank konnte keine Rede sein. Ich brauchte das nicht und das sagte ich ihm auch. Ein Blick zu Fuguta sagte mir, dass er auf Setos Seite war und mein Verhalten als kindisch beschreiben würde. Frustriert seufzte ich.

 

„Roland würde mich nicht so einfach ausliefern...ich will nach Hause. Mokuba. Wir müssen mit Mokuba sprechen. Das ist doch wesentlich wichtiger und...“

„Serenity spricht doch mit ihm. WIR haben jetzt was ganz anderes zu tun und du wirst gefälligst aufhören zu winseln und es ertragen wie ein Mann.“

Leidend sah ich aus dem Fenster und bemerkte, dass wir fast da waren.

„In unserer Ehe bist du der Mann, schon vergessen?“, versuchte ich halbherzig noch davon zu kommen. Aber es hatte keinen Sinn. Er würde sich nicht abhalten lassen und als er meinte Frauen wären überhaupt nicht so wehleidig, wie ich gerade, wusste ich, dass ich verloren hatte.

Der Wagen hielt an einem pompösen Geschäft, die Fassade war alt, aber noch gut in Schuss. Noch einmal wurde ich ernst angesehen, dann nahm er mein Gesicht in seine Hände, streichelte darüber und küsste mich sanft. Immer wieder gab er mir liebevolle, leichte Küsse, genoss sie regelrecht, bevor er seine Zunge in meinen Mund schob und meinen Nacken streichelte. Sinnlich küsste er mich um meinen Verstand, tanzte mit meiner Zunge und ich hatte das Gefühl zu schweben. Er hielt den Kuss absichtlich nicht sinnlich genug, als das ich über ihn herfallen würde und als er ihn löste, seufzte enttäuscht ich auf. Wir konnten doch hier bleiben und uns küssen.

 

Doch der Ehedrache hatte andere Pläne, zog mich aus der Limousine und küsste mich noch einmal.

„Wenn du willst können wir immer wieder solche Kusspausen einschieben...falls es dir dann leichter fällt, das alles zu ertragen.“ Empört schnaubte ich zuerst, nickte dann aber resigniert. Da kam ich nicht mehr raus. Was wir wohl als erstes kaufen würden... Der Tiefkühler legte seine Hand auf meinen Rücken und schob mich in das Geschäft. Oh nein. DAMIT fingen wir an? Erinnerungen, als Thea uns in solche Läden geschleift hatte, kamen auf und ich fing an, laut zu jammern.

„Ich hab davon doch genug. Bitte können wir das nicht auslassen?“ Doch er ignorierte meinen Protest und er widmete seine Aufmerksamkeit dem Verkäufer, der gerade angelaufen kam.

 

„Die Herren Kaiba, welch zu seltene Ehre. Was kann ich heute für Sie beide tun?“, säuselte dieser mit geröteten Wangen.

„Mein Mann muss für Herbst und Winter ausgestattet werden. Das ist der erste Laden den wir betreten und mein Mann hat nicht viel Geduld.“

„Ich verstehe. Nun, kommen Sie. Wir haben hier hinten gute Übergangsschuhe. Auf der anderen Seite befinden sich Winterstiefel. Alle unsere Schuhe haben neue Technologien. Anschmiegsames Fußbett das sich Ihren Füßen anpasst und ich garantiere...Sie werden nie mehr Blasen an den Füßen haben. Ahahahahahaha.“ Meine beiden Augenbrauen schnellten in die Höhe und ich zog meinen Mann an seinem Ärmel. Leicht beugte er sich zu mir.

„Unter einer Bedingung...ich brauche maximal zwei paar Schuhe. Sonst verlasse ich den Laden auf der Stelle.“, flüsterte ich ihm zu und er nickte langsam. Der Mundwinkel des Verkäufers zuckte kurz vor Belustigung, dann straffte er sich und brachte ein paar elegante Halbschuhe in schlichtem schwarz. Mit einem seufzen setzte ich mich und begann meine eigenen Schuhe auszuziehen, damit ich die neuen probieren konnte. Diese könnten auch zu einem Anzug passen, waren aber wirklich bequem. Ich stand auf und ging ein paar Schritte, während der Verkäufer die Zusammensetzung der Schuhe erklärte.

„Das Obermaterial besteht aus weichem Leder und Schnürung oben, Innensohle aus Memory foam. Die Absatzhöhe sind zwei cm. Ich nehme an, das ist in Ordnung? Wie fühlen sie sich an?“

„Überraschend gut...“, sagte ich, stockte aber, als er sich hinab beugte und testete, ob sie auch nicht zu groß waren. Nickend richtete er sich wieder auf und ging mir neue bringen...brachte aber wieder welche für den Übergang.

„Seto? Ich dachte zwei Paar....“

„Einmal Firma und einmal Freizeit. Also insgesamt vier Paar. Und ich muss mich schon sehr beherrschen, dir nicht mehr zu kaufen, Schatz.“

 

Nun lächelte der Verkäufer richtig und seufzte anhimmelnd. Doch er hatte zwei Paare mitgenommen. Die einen sahen irgendwie wie kurze Cowboystiefel aus und die anderen waren Stiefeletten, alles in schwarz. Als hätte er sich gemerkt, dass ich diese Farbe bevorzugte.

„Nun hier haben wir welche für die Freizeit. Diese hier sind trendige Chelsea Boots, absolut im britischem Vintage, in Cowboy Optik mit seitlichen Zierschnallen, Absatzhöhe vier cm, ebenfalls aus Leder und leicht gefütterter Innensohle. Ich MUSSTE Ihnen diese einfach zeigen, dachte ich mir schon, dass es genau DAS ist, was Ihr Mann braucht und ihm stehen würde. Und das sind robuste Stiefeletten mit Schnürung und halb offenem Zierreißverschluss, sehr schlicht gehalten. Absatz zwei cm und Memory foam. So ähnliche habe ich auch noch gefüttert für den Winter, wenn Sie wollen. So müssten Sie nur für die Firma noch welche anprobieren.“ Ich nickte verwirrt und probierte die Cowboystiefel. Sie sahen wirklich heiß an mir aus, das hätte ich nicht gedacht. Deswegen sollte ich eine lange schwarze Jeans und ein schwarzes Hemd anziehen. Fehlte nur noch ein schwarzer Cowboyhut. Der Frosty beugte sich zu meinem Ohr und wisperte, dass er genauso dachte und wenn sie passen sollten, musste...MUSSTE er sie mir kaufen.

„Ja sie passen und ausnahmsweise darfst du sie mir kaufen.“, sagte ich glücklich. Das ging schon mal ganz anders los, als beim letzten Mal und hoffte, es würde so weiter gehen. Die für den Winter passten leider nicht und musste noch fünf andere anprobieren. Die letzten waren ein Mix aus elegant und cool und entschied mich, dass sie für die Firma UND die Freizeit geeignet waren. Die Cowboystiefel ließ ich gleich an, so wohl fühlte ich mich damit.

 

Als nächstes sollten wir uns um Wintermäntel kümmern und er zeigte auf ein Geschäft weiter die Straße entlang. Eine warme Brise kam auf und zerzauste sein Haar. Daraufhin musste ich lächeln. Er sah so atemberaubend schön aus. Er ging weiter und als ich mich nicht gerührt hatte, kam er wieder zu mir und analysierte dabei mein Gesicht, ehe er ebenfalls lächelte.

„Zeit für deine stündlichen Anhimmelungen?“, fragte er und zog mich in eine enge Gasse, wo er mich an die Wand drückte und besitzergreifend küsste. Meine Arme schlangen sich wie von selbst um seinen Nacken. So musste shoppen sein. Ein bisschen was kaufen und knutschen.

Zufrieden löste er sich wieder von mir und nahm meine Hand, schob sich an Fuguta vorbei, der uns vor neugierigen Blicken geschützt hatte.

 

 

 

Gefühlte angenehme Stunden später waren wir fertig.

„Das reicht jetzt. Wie kommt es, dass die Limousine schon wieder aus allen Nähten platzt? Wie konnten wir nur so viel Scheiß kaufen? Jaja schon gut. Wenigstens geiler Scheiß.“, sagte ich, als mich der Drachenprinz mahnend angesehen hatte. Aber das hatten wir wirklich. Sogar einen schwarzen Cowboyhut hatte er auftreiben können, den ich mir gerade zurecht rückte. Bevor Seto antworten konnte, klingelte mein Handy in einem Ton, den nur einer meiner Kontakte hatte und verdrehte die Augen.

„Was will der denn jetzt schon wieder?“, zischte der arktische Eisberg. Das war mir auch schleierhaft. Herausfinden konnte ich es nur, wenn ich ran ging und ihn fragte.

„Ja Max?“

Jooooey, mein liebster Cousin. Wie geht es dir? Ich habe gehört du bist gerade shoppen.“ Woher wusste er denn das schon wieder? Wahrscheinlich hatte Dad gepetzt.

„Ja? Und weiter?“

Ts ts ts. Also wirklich. Übergehst meine Frage nach deinem Befinden einfach und fragst mich nicht mal nach meinem. Absolut unhöflich. Hatte ich dir nicht schon mal gesagt, dass in unserer Familie die Höflichkeit eine tragende Rolle spielt?“ Nachdem ich ihn einfach angeschwiegen und meinen Kotzbrocken vielsagend angesehen hatte, redete Max einfach weiter, als wäre nichts.

Nun wie dem auch sei...könntest du mir vielleicht im „Fashion Love“ vorbei schauen und mir meinen reservierten Stoff abholen?“ Stoff? Ich ahnte, worauf das hinaus führen könnte. Als ich wieder nicht antwortete meinte er nur, dass er sich freute, wenn sein Outfit endlich fertig wäre.

Weißt du...du lässt dir ziemlich viel Zeit dafür und ich bräuchte es bald. Nämlich auch ich weiß von dem neuen Vaterglück deines Vaters und hoffe, er heiratet das Mädchen. Bei einer Hochzeit muss man unbedingt ansehnlich gekleidet sein und wenn die Gäste dein Werk sehen, wird Kaiba ein zweites Standbein brauchen, so werden sie dir die Türen einrennen. Hahahahahaha...“

 

Klick.

 

Ich hatte einfach aufgelegt und erzählte meinem Kühlschrank leise und hektisch, was er gesagt hatte. Dieser knurrte laut.

„Woher er das schon wieder hat, frage ich mich schon. Immerhin weiß es Jason nicht mal.“

„Ich hatte also Recht mit meiner Vermutung?“ Erschrocken drehten wir uns um und standen meinem Großvater gegenüber. Sein Blick war eine Mischung aus amüsiert, siegessicher und lauernd. Hatte er uns etwa beobachtet? Und belauscht?

„Das geht Sie nichts an.“, fauchte der Eisdrache leise.

„Aber, aber, Mr. Kaiba. Ich kenne die Wahrheit, seit ich Jason bei der Feier gesehen hatte. Es ist...doch nicht etwa eine Ihrer Dienstmädchen? Sie brauchen es nicht zu verneinen. An Serenitys Geburtstag war ich auch anwesend und habe die Blicke der Mädchen gesehen. Sie alle drei lieben Jason und wer auch immer es ist, der schwanger ist, bekommt meine vollste Unterstützung. Freust du dich, dass du ein Geschwisterchen bekommst, Joey?“ Eines? Nein gleich vier. Aber das sagte ich ihm nicht, sondern presste wütend meine Lippen zu einem harten Strich zusammen.

„Wir brauchen Sie nicht und ich verbitte mir, dass Sie uns auflauern. Einen schönen Tag, Mr. Wheeler – Mc Lime.“ Damit nahm mich mein Mann an der Hand und wir stiegen in die Limousine.

„Der ist aber auch hartnäckig. Was sollen wir jetzt machen?“ Zuerst knurrte mein Gatte nur leise, dann meinte er, dass er eine einstweilige Verfügung gegen ihn erwirken lassen würde. Hoffentlich würde sich mein Großvater daran halten...

Das ich den Stoff für Max hätte holen sollen, ignorierte ich sorgfältig.

 

Als wir wieder zu Hause waren, halfen Yoshi und Maria, meine Einkäufe auszuladen und sie in meinem Schrank zu verstauen. Dad bekam bei meinem Anblick ganz glasige Augen, wusste dass ihm mein Cowboy Look gefiel und ermahnte ihn, dass es meins wäre.

Beleidigt ging er von dannen und schimpfte dabei laut, rannte fast Luigiana über den Haufen, die sich fürchterlich erschreckte.

„Oh tut mir leid Lui...was ist los?“, fragte er alarmiert. Ich besah mir Luigiana genauer und sie sah nicht gut aus. Eine seltsame Schwäche schien sie befallen zu haben.

„Nichts weiter...bin nur müde.“, meinte sie leise und drückte sich an ihm vorbei. Er sah ihr nur verdattert hinterher und es dauerte mindestens noch zwei Minuten, ehe er sich wieder rührte und die Treppen hinauf ging.

Wieso hatte er ihr nicht einfach geholfen? Das hatte er bei Daisy doch auch gemacht. Vermutlich mochte er Daisy am meisten von den dreien.

 

„Wir haben morgen den Termin bei Dr. Han. Ich habe noch mit Jason zu sprechen. Bald ist der Gerichtstermin und ich will perfekt vorbereitet sein.“, meinte mein Schnösel. Ich nickte und nahm mir vor, nach Luigiana und Daisy zu sehen.

Also gingen wir auch nach oben, der Eiswürfel klopfte energisch an Dads Tür, ehe er sie öffnete und in dem Zimmer verschwand. Mein Weg führte zu den Zimmern der Bediensteten und stockte, als ich Daisy sah, die vor einigen Eimern Farbe kniete und grün im Gesicht war.

Doch was mich am meisten verstörte war, das Mokuba bei ihr saß und ihr erzählte, dass er einen großen Fehler begangen hatte, indem er Duke vertraut hatte. Langsam ging ich ein paar Schritte rückwärts, um mich hinter einer Pflanze zu verstecken und zu lauschen, was genau Mokubas Problem war.

„Ach Daisy. Kannst du dir das vorstellen? Er hat ein spezielles Internetcafé. Die Angestellten haben fast nichts an und er praktiziert das alles, um Serenity zu vergessen...“ Was praktizierte er? Halbnackte Mitarbeiter? Internetcafé? Hä?

„Das ist...nicht die beste Lösung dafür. Irgendwie schamlos und ordinär.“, flüsterte sie, stöhnte dann aber auf.

„Ist dir immer noch so schlecht? Ich dachte das müsste jetzt dann bald vorbei sein.“

„Erst Ende des Monats ist er erste Trimester vorbei. Ich hoffe es bleibt nicht so.“ Das hoffte ich auch. Mokuba wurde leiser und ich musste mich schon sehr anstrengen, zu hören was er sagte.

„Duke ist einfach nur pervers. Aber das mich Roland dabei erwischt hat, war erniedrigend. Wie soll ich Seto je wieder unter die Augen kommen?“ Daisy lächelte sanft.

„Du hast es doch schon mit Serenity besprochen. Und je länger du wartest, desto schwieriger wird es für dich. Sieh mich und Lui an. Wir hätten es von Anfang an dem lieben Jason beichten sollen. Nun trauen wir uns erst Recht nicht mehr und müssen uns immer fragen, wie er wohl reagiert hätte, doch jetzt...“ Sie seufzte schwer und ihr Gesicht nahm wieder die gewohnte Farbe an.

„Jetzt ist es mir unmöglich, ihm das zu erzählen. Es fühlt sich wie ein Vertrauensbruch an.“

„So fühle ich mich auch. Ach Daisy...wo bleibt nur dein Dad?“, fragte Mokuba, doch er zuckte erschrocken zusammen, als er mir in die Augen sah. Oh shit. Ich hätte mir ein besseres Versteck suchen sollen. Ein kleiner Kaktus war einfach nicht genug, mich zu verbergen.

„Au.“ Da stach mich der Kaktus auch noch in die Nase, wie gemein.

„Joey...wie viel hast du gehört?“

„Nicht genug wie es scheint. Du solltest mehr Vertrauen in deinen Bruder haben, ist dir das klar?“

Mokuba schwieg und Daisy stöhnte auf und hielt sich ihren Bauch.

„Und was zum Rotauge ist das? Farbe? Wofür?“ Er wollte offenbar nicht darüber reden, jeden Fall nicht mit mir, weshalb ich eine lahme Ablenkung startete und hoffte, er würde anbeißen.

„Stell dich nicht dümmer, als du bist. Die Kinder brauchen eigene Schlafzimmer und müssen ausgestattet werden...ah Yoshi, da bist du ja.“ Ich drehte mich um und sah in die gutmütigen Augen unseres Butlers.

„Ihr richtet schon Zimmer für den Nachwuchs ein? So früh?“

„Je eher wir es machen, desto besser. Du kannst uns helfen.“, sagte mein Schwager und drückte mir einen Eimer mit Farbe in die Hand. Der Eimer war schwer, erinnerte mich daran, dass ich eigentlich hatte trainieren wollen und stöhnte auf, als meine Muskeln anfingen zu schmerzen.

„Na super. Welche Farben wollt ihr nehmen?“, fing ich ironisch an, wurde aber begeisterter, je mehr ich darüber nachdachte. In meinen Gedanken formten sich bereits die lichtdurchfluteten Zimmer, mit den kleinen Bettchen, vielen Kuscheltieren und Spielsachen für meine Geschwister.

 

„Wir wissen ja noch nicht, welche Geschlechter die Kinder haben, deswegen haben wir uns für neutrale Farben entschieden.

Die Drillinge werden ja vorerst zusammen in einem Zimmer schlafen, sie bekommen ein schönes grasgrün, das sich im „Ombre“ nach oben aufhellt zu einem sanften lindgrün. Luigianas Kind wird in einem blassgelben Zimmer schlafen.“ Das mit dem Ombre Stil fand ich super, aber das mit dem schlichten gelb, dämpfte meine anfängliche Euphorie wieder.

„Ok. Warum sollen die Drillinge so ein cooles Zimmer bekommen und das Einzelkind nicht? Das ist ja mal voll unfair.“ Mokuba verdrehte seine Augen und machte ein genervtes Geräusch.

„Luigiana ändert andauernd ihre Meinung und kann sich einfach nicht entscheiden. Eigentlich wollte sie es entweder rosa oder blau haben, aber da wir noch nichts wissen...“

 

Das leuchtete ein. Doch eine Lösung wollte mir dazu nicht einfallen.

„Sobald wir es wissen, werden wir eh wieder alles ändern. Eigentlich können wir auch darauf verzichten ihr Kinderzimmer zu streichen.“, meinte Daisy erschöpft und stand umständlich auf. Schnell eilte Yoshi zu ihr und stützte sie.

„Langsam mein Mädchen. Besser du ruhst dich aus und überlässt es uns, die Kinderzimmer herzurichten. Du...wirst schon wieder ganz grün im Gesicht.“ Sie nickte, musste aber würgen und erbrach sich. Schnell wichen wir dem Schwall aus, der sich auf dem ganzen Boden verteilte. Beißender Gestank stieg mir in die Nase und ließ mich selber würgen. Den anderen ging es nicht besser, doch der einzige der sich unter Kontrolle hatte, war Yoshi, der seiner Tochter mit einem Baumwolltaschentuch den Mund abwischte und sie in ihr Zimmer brachte, damit sie sich ausruhen konnte.

Schnell gab ich Mokuba ein Zeichen, dass wir hier erstmal verschwinden sollten. Er nickte und wir eilten den Flur hinab.

„Komm mit in mein Zimmer.“, flüsterte er, ich folgte ihm und hinter mir schloss er die Tür.

„Das war knapp. Hoffentlich putzt das bald jemand weg.“

 

„Sag es bitte nicht Seto.“, bat mich Mokuba.

„Willst du mir nicht endlich sagen, was genau passiert ist?“ Der Kleine ließ seinen Kopf hängen und setzte sich auf sein Bett. Ich setzte mich auf die Couch und sah ihn erwartungsvoll an.

„Es ist...demütigend.“, fing er an, doch dann zuckte er mit seinen Schultern und erzählte mir von seinem Date.

„Du hättest ihr Gesicht sehen sollen. Aber ich glaube, dass sie mich jetzt in Ruhe lassen wird.“ Das war ja gut und schön. Aber was hatte das mit Duke zu tun? Und Roland? Dies fragte ich ihn auch gleich. Mokuba verzog den Mund, als ob er in eine saure Zitrone gebissen hätte und seufzte.

„Ich bin Duke begegnet und habe ihm davon erzählt. Er dachte er müsste mich ablenken. Deswegen bin ich ihm zu seinem...Internetcafé gefolgt. Allerdings...war das echt heftig.“ Konnte er nicht einfach mit der Sprache raus rücken? Einen mahnenden Blick später seufzte er und erzählte weiter.

„Man kann da Pornos schauen und die Bediensteten sind halb nackt. Das alles nur um Serenity zu vergessen, die er immer noch liebt. Roland hatte mich getarnt von Anfang an beobachtet und mich da raus geholt. Ich kann das einfach nicht Seto erzählen. Wer weiß, was er mit Duke macht und wieviel Ärger ich bekomme.“ Nun verstand ich endlich was ihm so peinlich war. Aber... wusste er noch gar nichts von Rolands Aktion? Hatte meine kleine Schwester es ihm nicht erzählt? Mein Blick musste sehr verdächtig wirken, denn Mokuba sah mich skeptisch an.

„Joey? Was ist passiert, was ich nicht weiß?“ Oh man. Er war ja genauso wie Seto.

„Nun...Roland...er ist nochmal zu Duke, nachdem er dich nach Hause gebracht hat und hat sich...äh...geprügelt.“

„Er hat WAS?“

„Naja...falls es dir hilft...Roland hat gewonnen und Duke schämt sich in Grund und Boden.“

 

 

„Ich bringe Devlin um.“

 

 

Eine frostige Welle des Zorns ließ mich erzittern. Erschrocken drehten wir uns in Richtung Tür und erstarrten. Die Hände zu Fäusten geballt und vor Wut verzerrtem Gesicht stand der arktische Frosty an der Tür. Hinter ihm stand Dad, welcher ebenso aufgebracht wirkte.

„Seto...ich...“

„Du hast einen Monat lang Hausarrest, Mokuba. Und wenn ich dich nur noch einmal auch nur in der Nähe dieser Abartigkeit sehe, dann wirst du dein blaues Wunder erleben. Das garantiere ich dir.“, zischte der Gletscher leise seinem kleinen Bruder zu. Als sein Blick auf mich kam, wollte ich mich am liebsten hinter Mokuba verstecken. Im nächsten Moment war mir dieser Gedanke schon wieder peinlich. Das fehlte noch, dass ich mich hinter meinem drei Jahre jüngeren Schwager versteckte. Als wäre ich nicht Manns genug... naja. So wütend hatte ich ihn schon lange nicht mehr erlebt und da war ein bisschen Angst doch verständlich, oder? Oder?

 

„Komm her Joey.“ Noch bevor er den Satz ganz ausgesprochen hatte stand ich von der Couch auf und bewegte mich auf ihn zu. Sein Blick wurde kälter und ich fing an, zu zittern.

„Was dich angeht...Ehemann...“ Was jetzt? Wollte er mich in irgendeiner Weise bestrafen? Ich hatte ja überhaupt nichts gemacht, was eine Strafe nur im mindesten rechtfertigen würde. Fieberhaft überlegte ich welchen Fehler ich gemacht haben könnte, aber diese hellen blauen Augen, die auf einmal mich liebevoll und doch eisig anstrahlten, lenkten mich ab. Was zum...

„Gut gemacht Hündchen. Du bekommst später eine Belohnung. Sei bereit, wenn ich wieder komme.“, wisperte er mir in Ohr. Sein warmer Atem ließ mich erschaudern und irgendwie hätte ich die Belohnung am liebsten jetzt gleich gehabt.

 

Er blickte noch einmal hoheitsvoll in die kleine Runde und ging von dannen. Mokuba und ich atmeten beide gleichzeitig erleichtert auf.

„Das habe ich mir irgendwie schlimmer vorgestellt. Nur einen Monat. HA...“

„Freu dich nicht zu früh. Du weißt bei ihm nie, was als nächstes kommt.“, unterbrach ich ihn.

„Wenn er erstmal eine Strafe festgelegt hat, kann mich nichts anderes mehr erwarten. Seto ist in dieser Hinsicht dann nicht mehr nachtragend...wenn es um mich geht, wenigstens. Irgendwie tut mir Duke leid.“ Mir tat Duke ebenfalls leid. Wenn mein Mann so wütend war, war es besser ihm aus dem Weg zu gehen. Nickend bestätigte ich Mokuba, dass es mir ebenso ging und fragte ihn, wie wir ihm helfen könnten, meine Schwester zu vergessen. Zuerst sah er mich planlos an, dann wurde sein Gesicht nachdenklich.

„Wir könnten es mit allem möglichen versuchen...aber...ob er es dann auch will, ist die nächste Frage. Wir können es ihm nicht aufzwingen.“ Das stimmte auch wieder. Wir diskutierten noch eine ganze Weile und beschlossen dann, ihm unsere Hilfe erstmal anzubieten. So konnte er sich ungezwungen entscheiden.

 

 

Die Zeit verging so rasant und ich konnte gar nicht glauben, dass von einem Moment zum nächsten der Tag vorbei, die Nacht vorbei und sogar der Schultag an mir vorbeigezogen war. Seto knirschte seit 30 Minuten mit den Zähnen und starrte an die Limousinen Tür. Der Moment, als der Schneekönig vor Duke gestanden und ihn fertig gemacht hatte, machte mir immer noch eine Gänsehaut.

Wir waren gerade dabei, zu unserem Termin zu Dr. Han zu fahren. Serenity sah aus dem Fenster und schien entspannt und Mokuba war ein bisschen nervös. Ich hatte darauf bestanden, dass wir zuerst uns mit ihr unterhalten wollten. Fuguta bremste langsam ab und ich sah aus dem Fenster. Wir waren angekommen und stiegen aus. Es schien eine Ewigkeit vergangen zu sein, als wir das letzte Mal hier gewesen waren.

 

In ihrer Praxis angekommen, meldeten wir uns an. Mokuba und Serenity setzten sich ins Wartezimmer, während wir in Ryos Büro gingen. Sie erwartete uns bereits und schien nicht überrascht, dass wir unser Gespräch als erstes führen wollten. Langsam setzten wir uns, Seto schien ihrem Blick immer wieder auszuweichen.

 

„Dr. Han...“

„Mr. Kaiba, Joey. Wie schön euch nach so langer Zeit mal wieder zu sehen. Setzt euch doch.“, meinte sie mit mahnenden Unterton zu meinem Frosty. Wir setzten uns und bekamen eine Tasse ausgezeichneten Jasmin Tee.

„Nun Mr. Kaiba. Bevor Sie mir Ihre Sorgen erzählen...was macht das Stricken?“ Mein Eisberg zuckte zusammen und knurrte gefährlich, doch davon ließ sich Ryo nicht beeindrucken.

„Ich muss gestehen...ich habe es aufgegeben.“ Sie sah ihn nur eine Weile neutral an und notierte sich sich seinen Kommentar. Daraufhin meinte ich, dass er tatsächlich in allem gut war, außer im stricken und ob es möglich wäre, eine andere Methode zu wählen.

 

Sie schüttelte den Kopf, bis sie mir mitteilte, dass es gar nicht mehr wichtig war.

„Es ist...nicht mehr wichtig? Warum haben sie das nicht gleich gesagt?“ Doch sie ignorierte seinen emotionalen Ausbruch und fragte nach unseren Sorgen.

„Die Dienstmädchen machen uns Sorgen.“

„Verstehe. Und inwiefern machen sie Ihnen beiden Sorgen?“ Ich atmete hörbar ein und aus, ehe ich ihr antwortete.

„Luigiana und Daisy sind schwanger...das weißt du ja schon...aber es ist so...sie sind es beide...von meinem Dad.“

„Oh...“, meinte sie überrascht...ziemlich überrascht und lies ihren Stift fallen. Mit Mühe hob sie diesen wieder auf und fragte nach Details.

„Sie sind vielleicht einen Monat auseinander...also Lui ist im zweiten und Daisy fast im dritten Monat.“ Dr. Han strahlte über ihr ganzes Gesicht und beglückwünschte uns.

„Das sind fantastische Neuigkeiten. Wird Jason eine der zwei heiraten? Ich stehe gerne als Trauzeugin oder Brautjungfer zur Verfügung.“

„Ähh..das...ich meine...es.. ist so das....“

„Jason weiß von nichts.“, meinte der Eisberg schneidend und erwähnte, dass dies zu extremen Spannungen in seinem Haus führte. Sie war von dieser Neuigkeit...erschüttert. Doch im nächsten Moment schien sie die Situation zu analysieren und nickte knapp.

„Nun das ist in der Tat schwierig. Das ist nicht nur eine Belastung für sie sondern auch für ihre Kinder. Aber ich würde lieber mit den beiden alleine darüber sprechen.“

„Das läßt sich einrichten. Im übrigen habe ich vor Devlin zu verklagen.“ Es schien immer kälter zu werden je öfter er sich Dukes Verhalten in Erinnerung rief. Mit ein paar knappen Sätzen hatte er alles wichtige dargelegt und Ryo massierte sich angespannt ihre Nasenwurzel. Irgendwie...so kannte ich sie nicht.

„Ich entschuldige mich meine Herrschaften, aber auch ich bin guter Hoffnung. Daher verzeihen Sie mir, aber mir ist gerade schlecht geworden.“ Ryo auch? Ach du meine Güte.

 

„Äh...herzlichen Glückwunsch.“, meinte ich, sie nickte und versuchte, mit der Atmung ihre Übelkeit in den Griff zu bekommen. Als sie es geschafft hatte, antwortete sie auf die Schilderungen des Eisprinzen, der sie nur schweigend angestarrt hatte.

„Ich bin ganz ihrer Meinung. Nicht die beste Möglichkeit über Serenity hinwegzukommen und sogar strafbar.“

 

Wir hatten alles noch ausführlicher diskutiert, auch ihre Rolle bei der Gerichtsverhandlung und als die Stunde rum war, ging Mokuba in ihr Zimmer. Mein Ehedrache sah aus, als wäre seine Firma bankrott gegangen, also fragte ich sanft nach, was ihn beschäftigte.

„Alle um uns herum werden auf einmal schwanger, das ist seltsam.“, meinte er knapp.

„Solange Serenity nicht schwanger wird, ist es ok, würde ich sagen.“

„Verschrei es nicht...“, sagte er frostig, ehe wir wieder im Wartezimmer Platz nahmen und meine kleine Schwester uns neugierig ansah.

„Was ist ok?“, fragte sie sogleich, aber wir winkten beide ab und schwiegen.

 

~

 

Die letzten Wochen waren vielleicht anstrengend gewesen. Dad hatte nicht locker gelassen, lauerte andauernd den Mädchen auf, die bereits in Behandlung bei Ryo waren. Vor allem Luigiana war ein nervliches Wrack. Die Gerichtsverhandlung war in drei Termine geteilt worden, zwei hatten wir schon hinter uns. In der ersten hatte Mai ihre Aussage gemacht und auch mein Großvater und Tristan waren im Zeugenstand gewesen. In der zweiten waren Ryo, Seto und Serenity und hatten ihren Eindruck meiner Mutter und meinen Aussetzern geschildert. Ich hatte dabei nur zu Hause gewartet, im Schrank meines Mannes, unter seinen Mänteln. In ein paar Stunden würde es sich entscheiden, was mit all den Angeklagten passieren würde. Nicht nur Mutter, sondern auch Mr. Misagi und seine Nichte Yuna bekamen ihr Fett weg.

 

Doch auch Setos Geburtstag näherte sich langsam, hatten wir ja schon Mitte Oktober. Er wollte nur ein paar Tage irgendwo mit mir alleine verbringen und dann Ivans Geburtstag an Halloween mit den anderen in der Villa feiern.

Gerade studierte ich ein paar schöne Reiseziele. Wir könnten zusammen nach Kyoto fliegen. Ich hatte immer schon den Fuji sehen wollen.

„Sag hältst du es für klug, wegzufliegen, wenn gerade so viel Drama herrscht?“, unterbrach mich Dad in meinen Überlegungen.

Erschrocken zerknitterte ich die Prospekte und knurrte.

„Kann ich nicht einfach mal meine Ruhe haben? Was ist denn jetzt schon wieder, Dad?“ Er machte ein beleidigtes Gesicht und wedelte mit seinen Armen in der Luft herum.

„Sollten die Mädchen es mir nicht langsam sagen, was los ist? Ich hasse diese Geheimnistuerei und bin kurz davor, Daddy zu fragen.“ Tief durchatmend stand ich auf und sah ihm in die Augen. Er sah erschöpft aus, als hätte er nicht viel geschlafen. Er hatte viel Stärke bewiesen, als er gegen Mutter angetreten war.

„Ich spreche mit ihnen ok?“ Er nickte und ging wieder raus und ich seufzte.

„Yoshi?“

„Ja Master Joseph?“ Wie immer war er aus dem nichts aufgetaucht und sein Blick sagte mir, dass auch er genug hatte.

„Bitte schick Luigiana und Daisy zu mir. Das muss jetzt ein Ende haben.“

„Sehr wohl.“ Nur ein paar Minuten später waren die Mädchen bei mir im Meereszimmer und sahen betreten zu Boden.

„Mädchen...bitte. Geht zu Dad und erklärt es ihm.“

„Aber was wenn er...“, fing Daisy an, doch ich unterbrach sie schnell.

„Dann habt ihr Gewissheit. Das ist besser als Unwissenheit. Und es tut euch allen nicht gut.“

„Später...in Ordnung? Wir sagen es ihm in ein paar Stunden....wir müssen uns drauf vorbereiten. Und Jason muss doch noch die Verhandlung zu Ende bringen“, sagte Luigiana und ich nickte.

Das wäre wohl ihre letzte Chance, denn Dad hatte keine Geduld mehr. Also ging ich zu seinem Zimmer und klopfte an. Er knirschte ein wütendes „Herein.“ und ich betrat sein Zimmer.

„Hey Dad...ich habe mit ihnen gesprochen und sie haben mir versprochen es dir nach der Verhandlung zu erzählen.“

„Na ENDLICH! Wird auch Zeit. Ich erwarte sie nach dem Essen im Wohnzimmer. Da ist es gemütlich und wenn sie es mir gesagt haben, können wir unsere Serie endlich weiter schauen. Hätte nicht gedacht, dass H2O Plötzlich Meerjungfrau so spannend sein kann. Ich habe mich ehrlich schon dabei erwischt, selbst das Wasser zu meiden...hahaha.“ Das roch man und dies teilte ich ihm umgehend mit. Beleidigt schob er eine Unterlippe vor und sah mit einem schiefen Blick auf sein Bad. Dann zuckte er mit den Schultern und ging duschen.

 

Als ich gerade aus seinem Zimmer kam, sah ich meinen Frosty im Flur stehen und überlegte.

„Hey Ehemann. Was ist los?“ Er seufzte schwer und meinte, dass sich mein Großvater wieder gemeldet hatte und damit nicht genug, auch Blade.

„Er ist wieder zurück? Wie war sein Urlaub?“

„Er hat sich erholt und mich erneut auf den Paarabend angesprochen, den wir natürlich NICHT machen werden.“ Meinen Mund hatte ich schon begeistert geöffnet, schloss ihn aber wieder grummelnd, als er dies ablehnte.

„Fein...was will Großvater?“ Seto knurrte.

„Er möchte endlich zu den Mädchen. Details wissen und so weiter. Dabei müssen wir uns auf die Verhandlung konzentrieren.“

 

Das stimmte, aber später war ja schon die Verhandlung und wenn Mutter und die anderen weggesperrt wurden und das würden sie sicher, konnten wir auch anfangen, mit Großvater zu sprechen. Das erzählte ich ihm und auch, dass die Mädchen es Dad später gestehen wollten. Auch wenn mein Eisprinz aufatmete, ganz einverstanden war er trotzdem nicht.

„Ich will nicht, dass die Kinder eine Beziehung zu deinem intrigantem Großvater aufbauen.“ Das konnte ich verstehen.

 

„Komm Liebling. Ich werde dir jetzt eine Massage a la´Joey geben, dann entspannst du erstmal, ja?“ Er nickte und begab sich mit mir ins Meereszimmer. Sobald die Tür geschlossen war, drückte er mich gegen die Wand und küsste mich sinnlich.

„Weißt du...ich denke ich sollte eher dir eine Massage verpassen...na?“, schlug er vor und massierte meinen Hintern. Daraufhin stöhnte ich auf und klammerte mich an ihn.

 

~

 

Kurz bevor die Verhandlung stattfinden sollte, wurde ich sehr nervös und stammelte wieder unmöglichen Stuss daher, was Dad auch nervös machte.

„Hör auf Joey. Ich muss mich konzentrieren. Mein Abschluss Plädoyer muss einfach perfekt werden.“ Genervt packte er all seine Sachen in seine edle, lederne Tasche und schloss sie.

„Komm Seto. Wir müssen ein paar Verbrecher ins Gefängnis bringen“, sagte er und ging mit meinem Mann zielstrebig nach draußen, sie stiegen in die Limousine und fuhren langsam weg.

 

Die nächsten Stunden lenkte ich mich damit ab, für alle ein Festmahl zu kochen. Es gab mit Hammelfleisch gefüllten Fisch und fermentierten Bohnen, vegetarisches Thai Curry, Frittiertes Huhn mit Bambus Schösslingen und kleine Omlettes, gefüllt mit Shrimps mit Schweinefleisch, welche ich mit Algen zu kleinen Säckchen zugebunden und im Dämpfer gegart hatte.

Ich war so vertieft, dass ich nicht merkte, wie der Siegeszug in die Villa eintrat und erschrak, als Dad neben mir schrie.

„WIR HABEN GEWONNEN! Oh Joey wie schön, dass du uns ein Siegesessen gemacht hast. Natürlich hast du gewusst, dass wir gegen die Verbrecher gewinnen würden, haha.“

 

Tief einatmend versuchte ich, mich wieder unter Kontrolle zu bringen und richtete die Speisen im Esszimmer an. Die Meute zog sich um und versammelte sich, um zusammen zu speisen.

„Ich sags dir...das hättest du sehen müssen Joey. Wir haben sie fertig gemacht und deine Mutter muss nun lebenslänglich sitzen, ohne die Chance auf Bewährung. Yuna und ihr Onkel, Mr. Misagi, werden in die Psychiatrie kommen.“, erzählte er und stopfte sich mit jeder menge Fisch voll.

„Wer wird dann den Matheunterricht übernehmen?“, fragte Serenity in die Runde, erwartete aber keine Antwort. Im Moment lief es eigentlich recht gut in der Schule. Einige Schüler der Abschlussklassen hatten sich sogar überlegt Lehramt in Mathe zu studieren, da es ihnen sehr viel Spaß gemacht hatte, den Unterricht selbst und äußerst kreativ zu gestalten. Nach und nach kam mir ins Bewusstsein, dass es nun endgültig vorbei war mit Mutter. Nie wieder konnte sie mich oder andere verletzen.

 

Nachdem wir aufgegessen und den Tisch zusammen abgeräumt hatten, sagte Dad, dass er nun ins Wohnzimmer gehen würde.

„Ich kann es kaum erwarten, dass diese Heimlichtuerei endlich aufhört.“ Dabei sah er die Mädchen lächelnd an, aber sie waren wie vor Angst erstarrt. Langsam folgten sie Dad ins Wohnzimmer und ich folgte ihnen, meinte, ich wollte ihnen beistehen.

Nur widerwillig ließ er es zu und als wir nun alle beisammen standen, sah er erwartungsvoll zu ihnen. Doch sie sagten nichts, starrten nur betreten auf den Boden. Hatten sie gedacht, dass Dad das so einfach vergessen würde? Sie mussten reden...und zwar jetzt. Bei Dad pochte schon eine gefährlich aussehende Ader an der Stirn. Seine Geduld war aufgebraucht.

„Bitte Lui....rede endlich mit mir, verdammt. Daisy? Sagt endlich was ihr zu sagen habt, oder ich flippe aus.“, meinte Dad gereizt. Sie setzten beide zum sprechen an, aber es kam kein Wort heraus. Angst stand in ihren Gesichtern geschrieben, aber Dad sah es nicht.

„Fein, ihr wollt nicht? Dann...dann suche ich mir wieder eine eigene Wohnung. Da muss ich euch wenigstens nicht dauernd sehen und mich fragen, was ihr verheimlicht. Ich hätte nie gedacht, dass ihr so verdammt feige seid.“ Er wartete noch etwas, ob sie endlich bereit waren zu sprechen, aber sie starrten auf den Boden und blieben still. Luigiana schloss ihre Augen und schien auf einmal Schmerzen zu haben, aber auch das sah Dad nicht.

„Luigiana? Alles in Ordnung?“, flüsterte ich ihr zu und sie sah mich panisch, mit Tränen in den Augen an und öffnete ihren Mund, um mir zu antworten, aber Dad unterbrach sie rasch. Seine Worte klangen hart, endgültig und unerbittlich.

„Gut das wars. Ich gehe und ihr werdet mich garantiert nie wieder...“ Ein grässlicher Schrei unterbrach Dad in seinem Redeschwall und wir sahen bestürzt zu Luigiana, die ein schmerzverzerrtes Gesicht machte, während sie sich ihren Bauch hielt. Dad verlor alle Farbe im Gesicht, als ihr weißes Kleid, sich auf einmal unten rum rot färbte...

 

 

Tbc...


Nachwort zu diesem Kapitel:
Das war das erste. Ich hoffe es hat euch gefallen. Lasst mir doch gerne einen Kommi da. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hoffentlich diesmal ohne grammatikalische Fehler ;) Für puren Lesegenuss Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich würde mich über euer Feedback freuen. Ist aber kein muss! Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Na? Ich hoffe es war erfrischend zu lesen und nun ist ja auch die Frage, bezüglich dieser Sonderanfertigung von Setos Ring, geklärt. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Wer weiß, an welchem Datum Seto und Joey geheiratet haben?
Ich bin übrigens nach dem Kalender diesen Jahres gegangen. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
War es einleuchtend? Hat seine Sicht mehr Fragen aufgeworfen, als welche zu beantworten? Hat das Eis gereicht?
Ich freue mich über euer Feedback Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich wäre fast immer bei der Szene mit Jason und Pegasus in Tränen ausgebrochen...so traurig.
So langsam nähern sich unsere beiden Lieblinge an. Was wohl am Sonntag passieren wird? Und was wird Haruka tun? Auf was zielt Pegasus ab und welchen Plan hat Ruby? Wird Ryan ein echter Konkurrent für Seto? All das erfahrt ihr, wenn ihr die FF weiter verfolgt und einiges, wahrscheinlich nächsten Montag, wenn es wieder heißt: Seto und Joey forever in Love Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Aufgrund der Beschwerde von Ryosae , die beiden würden ihre ehelichen Pflichten vernachlässigen, (Geht.ja.gar.nicht) tun sie es nun die ganze Nacht hindurch. Und Seto ist sogar WIRKLICH zwei mal rot geworden.
~~~*Und so zerschmilzt das Eis nun mal.*~~~
Allerdings...bin ich mir nicht sicher, ob das so bleiben wird. Haruka ist ziemlich fies. Was sie noch gegen die beiden vor hat?
Hat irgendwer gedacht, dass Joeys Mutter mit dem ehemaligen Anwalt (!!!) von Seto und Vater der Irren Hina zusammen ist? Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Die gute Zeichenkohle...
Hach die beiden. So richtig entzweit...
Aber es wird nicht so bleiben...denke ich....

Wem es interessiert.... ich habe einen Dōjinshi erstellt, in dem ich ab und zu einige Bilder und Szenen reinstellen werde. Keine übermäßig gute Qualität, aber immerhin... Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Nun...auf keinen Fall das Ende. Diese Fanfic ist noch lange nicht abgeschlossen. Es wird auch keinen Todesfall geben. Das wäre für mich selbst viel zu krass und höchst gruselig.
Ab jetzt wird es erstmal nicht mehr ganz sooooo dramatisch. Aber es war wichtig.
Ihr wisst sicher, wer es war? Wer auf ihn geschossen hatte? Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ob sie es jemals wieder tun werden?
Bestimmt.... irgendwann.
Charlie fesselt alle und schon können die beiden wieder Liebe machen. :) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Tja...der Blader
Dieser Charakter wurde mir, mit freundlicher Unterstützung von Charlie, zur Verfügung gestellt. Was er da macht und warum? Vielleicht erfahren wir das beim nächsten Mal.
Joey und auch Seto wirken wirr, oder kommt mir das nur so vor?
Was haltet ihr von Dr. Han? Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich bin auch gespannt, was da noch kommt...
Auf jeden Fall muss Joey mehr essen. Und Haruka MUSS aus dem Weg...
Warum wusste Mokuba, dass Joey in den Geheimraum will? Hat Maria ihm das gesagt? Woher weiß sie davon? Wäre Joey alleine da rein gekommen?
Wo ist eigentlich der Blader hin?
Wieso hat Joey ihn nicht erwähnt? Wird er ihn im "Gespräch" erwähnen?
Warum schenkt Seto ihm auf einmal rote Rosen? Und warum die Anzüge?
Bin gespannt auf eure Theorien Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
UUUhhhh Seto hat es geschafft, dass Joey endlich lang und breit über seine Gefühle spricht....Vor allem über seine Mutter.
Ich finde es sooo schön, dass Äußerlichkeiten, für Seto keine Rolle spielen.
Es ist wieder so viel passiert zwischen den beiden.
Theorien, was als nächstes passieren könnte? Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So, da war er wieder....Mr. Blade.
Hoffe es hat euch gefallen. Es passiert schon wieder ziemlich viel, aber dafür sind Seto und Joey nun liebevoller zueinander. Und Serenity ist auch nicht mehr so aufdringlich.
Beim nächsten Kapitel wird allerdings wieder Tonnen an Eis benötigt.... aber nur für eine einzige Szene. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Das wars schon wieder. Der Cliffhänger ist gemein. Das hab ich schon gesagt bekommen.
Ich habe eine erneute Umfrage erstellt. Es geht um die Specials. Bitte nehmt euch die kurze Zeit und wählt. Vielen Dank.

https://www.animexx.de/umfragen/99425/ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So, jetzt kennt ihr Setos Gedanken. Hört sich für mich, nach Liebe an.
Danke Dr. Ryosae Han, dass du Seto in den Arsch trittst. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Und? Was haben die alle nur vor?
Das war ein kleiner Einblick in Jasons Psyche Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Anschiss? Oder nicht Anschiss?
Ich kann beides verstehen.

Ich hoffe ich habe nicht übertrieben, mit Setos Verwirrung.
Und ich hoffe Ryosae ist auch zufrieden? Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
An dieser Stelle sagen nun wohl die meisten...NA ENDLICH!!! Hahaha ja ich auch! Nach langen 33 Kapiteln, ist im 34 endlich das Liebesgeständnis.

CharlieBlade1901, Piajay, Ryosae
Ihr habt Seto erst soweit gebracht, dass er es gesagt hat und die beiden nun gefahrlos sich ihre Liebe zeigen können.
Und endlich ist die Idee von Piajay zum tragen gekommen, den Film der Hochzeit zu veröffentlichen, um ihm einen Liebesbeweis zu zeigen. Hat ja auch nur ewig lange gedauert, aber immerhin.
Ich hoffe es war schön für euch alle, dies zu lesen.
Schaut doch mal bei meinem One Shot, den ich viel zu spät, für Setos Geburtstag geschrieben habe:

https://www.animexx.de/fanfiction/393738/?js_back=1 Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Und? Wer hätte das gedacht? Aber...nun weiß immer noch keiner, welches Stück aufgeführt wird. Wird Pegasus nun auch Alpträume von Joeys Mutter haben? Welchen Rat hat Dr. Han unserem lieben Seto gegeben und was plant Seto? Wird Joey erfrieren oder wieder unter Seto schwitzen? Was macht eigentlich Francois Duboit gerade? Wird Joey eigentlich noch tanzen lernen? Oder Jason doch nochmal Vater werden?
So viele Fragen.... Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Bin sehr gespannt auf eure Meinung, Vorschläge und ganz wichtig, Kritik.
Wo soll es am Besten in den Urlaub gehen?

https://www.animexx.de/umfragen/99675/

Und wird Seto das mit dem Stricken hinbekommen? Wird Joey die andere Seite auch noch braun bekommen? Werden wir ab jetzt die Schöne und das Biest mit ganz anderen Augen sehen? Und was läuft da zwischen Ryou und Ivan? Ein Techtelmechtel? Oder nur Freundschaft? Vielleicht aber auch eine einseitige Liebe. Warum ist Pegasus mit dabei gewesen und wo war Ruby? Wie geht es mit Yuna weiter? Und werden die beiden wirklich das Paar des Jahres? Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So das wars. Wieder ein gemeiner Cliffhanger wie Tsumikara mir sagte. Aber ich habe ewig daran gesessen, wann ich am besten den Schlussstrich für dieses Kapitel ziehen kann, weswegen es so lange geworden ist.
Hoffe ihr hattet Spaß beim lesen und habt viele neue Fragen Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So etwas verwirrend bei Ryou, aber er kriegt das hin. Das nächste Kapitel mache ich aus der Sicht von Seto zu diesem Kapitel. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Und? UND? Ich hoffe es hat euch gefallen.
Was will Ruby hier? Wird Serenity noch einen Weg finden? Was haben Odeon und Pegasus geplant und wird Jason es bald erfahren, dass er wieder Vater wird? Das alles und mehr in den folgenden Kapiteln. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Die arme Käsesahne....und immer noch keine Schwarzwälder Kirschtorte... Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich bitte um Kritik und hoffe es hat euch gefallen
Ihr entscheidet ob Luigiana das Kind behält oder ob sie es verliert Komplett anzeigen

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Von:  Ryosae
2024-05-12T09:09:03+00:00 Gestern 11:09
Heyho! Habs dann jetzt auch mal geschafft zu lesen ;)
Ach wie herrlich. Schlimmste Mutter der Welt hinter Gittern, Beiwerk ebenso und die Stimmung zwischen Joey und Seto ist auch gut.

Aber was machen wir mit Luigiana? Prinzipiell wünsche ich es wirklich niemanden sein Kind zu verlieren, aber Lexischlumpf183 hat da einen Punkt gemacht. Die Konstellation ist einfach schwierig. Lasse mich gerne überraschen. Jetzt müssen sie aber mit der Sprache rausrücken. Ich denke mal, wenn er weiß, dass er Vater wird, wird er sich entscheiden. :)
Bis auf hoffentlich bald
Von:  MarcoFan25
2024-01-28T15:46:40+00:00 28.01.2024 16:46
Oh gott ich weiß gar nicht was ich sagen soll.
ICH LIEBE DIE GESCHICHTE!
Ich wollte es mir aufsparen ein Kommentar zu schreiben bis jetzt zum bisher letzten Kapitel.
Alles was passiert ist und was noch passieren wird. Ich liebe es einfach und es ist einfach unglaublich!
Vor allem wie gut du Seto und Joey rüber bringst!
Ich hoffe du schreibst bald weiter. 😍🫶🏻
Von:  Lexischlumpf183
2024-01-28T14:01:07+00:00 28.01.2024 15:01
Juhu, hab gerade erst gesehen das es weitergeht, solage du die FF beendest is alles ok, das man (aus vielen Gründen) mal ne Pause macht/machen muss is doch okay. Allerdings muss ich mich erstmal wieder reinlesen 😅 aber Schock wg Lui, ich bin nich sicher was ich besser finden soll, ein Kind zu verlieren is nich so toll aber die Konstellation is schon schwierig und sehr speziell, so das es vielleicht besser is, wenn nur eine schwanger bleibt aber Joey's Dad sollte mal klare Verhältnisse schaffen bzw. sollten alle drei entscheiden wie es nun weitergeht (hab ich eine vergessen?). So bis bald 🤘🏼😍
Von:  Gwenya
2024-01-11T16:32:32+00:00 11.01.2024 17:32
Ohh es geht weiter!!! Hab immer mal wieder nachgesehen, ob ein neues Kapitel online ist. Ich freu mich!
Antwort von:  Alistor
11.01.2024 20:25
Schön das dir die Story gefällt
Ich versuche nun regelmäßiger zu schreiben
Für welchen Ausgang wärst du?
Soll Luigiana das Kind verlieren oder nicht?
Ich überlasse die Entscheidung euch allen
Antwort von:  Gwenya
15.01.2024 21:03
Das überlasse ich ganz dir :D Wie es für dich richtig ist.
Von:  CharlieBlade1901
2024-01-09T17:08:53+00:00 09.01.2024 18:08
Seto: „Ohoh!“
Joey: „Was ist?“
Charlie: „Psychisch ausgelöster Stress. Nicht gut für eine schwangere Frau und ihr noch ungeborenes Kind im schlimmsten Fall kann sowas zu ner Fehlgeburt führen.“
Joey: „😰😰!“
Antwort von:  Alistor
10.01.2024 23:13
Nun ob sie es verliert oder nicht weiß ich noch nicht
Wofür bist du?
Antwort von:  CharlieBlade1901
10.01.2024 23:59
Ich würde sagen starke Blutung ausgelöst durch Stress und verlustängste. Aber gerade nochmal gut gegangen ich empfehle bis auf weiteres Bettruhe und eine anständige Aussprache
Antwort von:  Alistor
11.01.2024 20:27
Ist notiert
Ich überlasse den Lesern die Entscheidung. Mal sehen wie andere es sehen
Deine Kommentare habe ich echt vermisst Charlie
Von:  hottehuee
2024-01-06T23:18:26+00:00 07.01.2024 00:18
Ich finde die fanfiktion sehr schön.
Ich hoffe das sie noch weiter geschrieben wird
Antwort von:  Alistor
07.01.2024 16:02
Natürlich geht es noch weiter
Musste beruflich gezwungenermaßen pausieren, da ich immer zu müde war überhaupt zu schreiben
Aber ich lade heute noch ein Kapitel hoch und hoffe dass es gefällt
Von:  Lunata79
2022-08-14T20:50:45+00:00 14.08.2022 22:50
Ich hab erst vor ein paar Tagen deine FF entdeckt, weil ich sehr lange nicht mehr hier war, und finde deine Idee echt klasse umgesetzt. Ich konnte gar nicht mehr aufhören zu lesen, bis zu dem jetzigen Kapitel.

Mir sind zwar öfter Formulierungsfehler und Grammatikfehler aufgefallen, haben aber Gott, sei dank kaum den Lesefluss behindert.

Du bürdest den Charakteren deiner Story echt einiges auf. *ggg* Zeitweise echt witzig und total spannend.
Vor allem fand ich witzig, wenn Joey Quatsch redet, wenn er zu nervös ist, oder nach dem Traum von der Seto Kaiba-Actionfigur. Deine Ideen sind echt genial.

Wäre schön, wenn du etwas regelmäßiger schreiben könntest.
Bin echt schon gespannt, was folgt und wie es weitergeht. Schreib bitte schnell weiter.

Lg
Lunata79
Antwort von:  Alistor
07.01.2024 16:06
Beruflich gesehen konnte ich lange Zeit nicht schreiben. Als es wieder ging, kam der Good Omens Flash noch dazu und ich konnte nicht anders als darüber erstmal zu schreiben
Tut mir sehr leid wenn es alles so lange dauert und hoffe, dass ich nun regelmäßiger weiter schreiben kann
Von:  Ryosae
2022-06-21T21:45:15+00:00 21.06.2022 23:45
Wieso bekomme ich gerade so unendlich viel lust mir die Twilight Saga anzusehen..? 🤔
Vortrefflich zusammengefasst xDD

Jason du Nixchecker! Deine schlechte Auffassungsgabe ist legendär! Hat er sich nun wirklich entschieden, oder wollte er der armen, bemittleidenswerten Daisy nur helfen?
Meine Schwägerin ist auch gerade schwanger und hängt genauso da... schlimm was wir Frauen durchmachen müssen...

Jo Dr. Han! Ich glaube den kleinen verstörten Moki musst du nun auch therapieren ;)

Freue mich auf nächstes Mal, hoffe dir geht es gut. :)

LG
Ryo
Antwort von:  Alistor
22.06.2022 16:55
Vielen lieben Dank

Das ist die Frage. Ob er sich wirklich entschieden hat, oder nicht.
Richtig. Ich hatte in den ersten Monaten von der früh bis kurz vor Mittag extreme Übelkeit und kaum Hunger
Meiner Schwester ging es in der ganzen Schwangerschaft so

Vortreffliche Idee

Ja soweit schon
Nur bin ich gerade am kämpfen mit meiner Tochter. Wer hat nur die Pubertät erfunden?
Von:  CharlieBlade1901
2022-06-19T22:09:16+00:00 20.06.2022 00:09
Joey: „Vergiss die kirschtorte was ist mit Moki?“
Charlie: „Ich schätze mal der schämt sich gerade Ordentlich und geht euch deshalb aus dem Weg.“
Seto: „Meinst du.“
Charlie: „Er ist 14 und wurde in einem…Sexhaus erwischt in das er nur dank diesem Hornichsen gelandet ist. Wie kannst du bloß einen 14 jährigen in ein Sexhaus bringen?“
Duke: „Ich wollte ihn aufmuntern und ihn auf andere Gedanken bringen.“
Charlie: „Also, dass ich das verstehe, wenn du einen Sohn hättest in Mokis alter, der sowas hinter sich hat dann munterst die ihn auf, in dem du ihn in ein Sexhaus bringst?“
Duke: „…….“
Charlie: „Erinner mich daran dich niemals mit meinen Kindern alleine zu lassen. Egal was kommt.“
Nikolas: „Ich erlaube nur Profis. Und Leute, die sich WIRKLICH mit Kindererziehung auskennen.“
Joey: „😇😇😇😇.“
Charlie: „Ja doch dich würde ich nehmen.“
Joey: „Yeay. Ich bedanke mich mit Vanille-Cookie-Eis.“
Charlie: „Damit bin ich einverstanden.“
Antwort von:  Alistor
22.06.2022 16:50
Ein Pornocaf‘e
Das ist was anderes als ein Sexhaus
Und es gehört Duke. Da sieht man wie sehr er noch in Serenity verliebt ist. Wahrscheinlich dachte er, dass Mokuba es sich mal wieder dringend besorgen muss. An Konsequenzen hat er gar nicht gedacht
Mal sehen wann Mokuba sich traut, den anderen wieder unter die Augen zu kommen
Ob Duke nochmal verprügelt wird, ist sehr wahrscheinlich
Von:  flower_in_sunlight
2022-06-16T21:08:12+00:00 16.06.2022 23:08
Ich stelle mal lieber vorsichtig die frisch gebackenen Schoko-Cookies ab, bevor ich mich wieder hier her traue.
Meinem Boss ist zum Glück noch nicht aufgegangen dass Serenity anscheinend an meine Entwürfe gekommen ist - und sie mit Pegasus weiterentwickelt hat. Aber man weiß ja nie und mit vollem Mund kann er mich hoffentlich nicht sofort feuern.
Die letzten Wochen musste ich bereits untertauchen, um mich vom Lachkrampf zu erholen, den ich bekam, als mir klar wurde worin die Bestrafung besteht. Statt der Filme hatte ich mir letzten Sommer aus Neugier "Midnight Sun" angetan. Danach waren ein paar Entschuldigung fällig...

Ich puzzle dann mal das, was von meinem Verstand und Intellekt übrig geblieben ist weiter zusammen, und drücke fürs Schreiben der nächsten Kapitel die Daumen ;-)

Antwort von:  Alistor
17.06.2022 07:17
Das nächste ist bereits hochgeladen
Keine Sorge
Sie wird dich nicht verraten.
Hmmmm lecker 😋
Schmecken fantastisch

Twilight musste sein. Bald ist in der Geschichte Halloween und ich habe ja ein Special versprochen 😉


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