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Kriegerin bei Nacht

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hier ist also das erste richtige Kapitel!
Wie ich schon in der Zusammenfassung geschrieben habe, werde ich die Geschichte auch als Doujinshi hochladen, aber es wird wohl noch eine Weile dauern, bis ich die ersten Seiten fertig gezeichnet habe.
Bis dahin würde ich mich über Feedback zur Geschichte freuen^^ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Bin lange nicht mehr zum Schreiben gekommen, aber jetzt gibts endlich mal wieder ein neues Kapitel! Komplett anzeigen

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Eine schwarze Blume

Kira saß in ihrem Garten neben ihren Rhododendronbüschen und blätterte in einer Zeitschrift, während sie über ihren 60. Geburtstag nachdachte, der bald anstand. Ihr Hund, ein schwarzer Labrador-Dobermann-Mischling, kam angerannt und Kira streichelte ihm über den Kopf. Sie lächelte, als Sonnenstrahlen sie im Gesicht trafen und schloss die Augen.

„Grrr!“

„Was ist los, Nox?“, fragte Kira, während sie der Sonne entgegenblinzelte. Nox stand mit gespitzten Ohren am Gartenzaun und knurrte leise vor sich hin. Kira stand gemächlich von ihrem Stuhl auf und schaute nach, was Nox so spannend fand. Als sie am Gartenzaun angekommen war, bemerkte sie ein schwaches Leuchten vom Gehweg aus.

„Was ist das denn?“

Sie machte das Gartentor auf und ging dem Leuchten entgegen.

„Eine...Blume?“

Hinter ihr knurrte Nox immer lauter. Mitten auf dem Gehweg wuchs eine schwarze Blume durch die Steine hindurch und stieß, seltsamerweise, ein schwaches Leuchten aus.

„Wie hübsch“, dachte sie, während sie die Blütenblätter betrachtete, „Wenn ich sie hier lasse, wird sie bestimmt überfahren...“

Kira bückte sich und streckte ihre Hand aus.

In dem Moment, als sie die Blume berührte, durchzuckte sie auf einmal eine Art Stromstoß und sie zog schnell ihre Hand zurück.

„Hab... ich mir das eingebildet?“, dachte sie verblüfft, während sie wieder nach der Blume griff.

Vorsichtig knickte sie den Stiehl ab und ging wieder zum Gartentor zurück, wo Nox sie schon sehnsüchtig erwartete und eifrig umschwirrte. Kira hielt ihm die Blume hin, da er keine Ruhe zu geben schien.

„Willst du sehen, was ich hier habe?“

Kaum hatte Nox an der Blume geschnüffelt, sprang er zurück und knurrte leise.

„Nox!“, sagte Kira besorgt, „Was ist denn?“

Doch da Nox ihr natürlich nicht antworten konnte, setzte sie ihren Weg zum Haus fort.

Dort angekommen suchte sie eine Vase heraus und füllte sie mit Wasser.

In dem Moment als sie die Blume in die Vase stellte, fing Nox an zu bellen und Kira beeilte sich, sie abzustellen, das Licht auszumachen und nach draußen zu gehen.

Im Zimmer leuchtete die Blume leicht vor sich hin.

Kira

Die Sonne stand schon tief, als Kira durch die Stadt ging, um sich beim Bäcker etwas für den Abend zu holen. Die Stadt in der sie wohnte, Fabula City, war eine Großstadt, die gleichzeitig modern und altmodisch war. Einerseits gab es hohe Wolkenkratzer und mit digitalen Werbeanzeigen ausgestattete Einkaufsviertel, andererseits besaß die Stadt alte Tempel und Gärten, die an vergangene Zeiten erinnerten.

Als Kira bei der Bäckerei angekommen war, öffnete sie die Tür und schaute sich um. In dieser kleinen, altmodischen Bäckerei war es immer sehr ruhig, doch heute war irgendwie mehr los als sonst. Kira bemerkte schnell einen Jungen von etwa 17 Jahren, um den sich einige Menschen versammelt hatten, die lachten und sich eifrig mit ihm unterhielten. Etwas überrascht beobachtete Kira, wie eine der Personen, eine junge Frau, ihr Handy herausholte und ein Selfie mit dem Jungen machte.

„Ist er irgendwie berühmt?“, dachte Kira bei sich, während sie ihre Bestellung aufgab.

„Kira! Wie schön dich zu sehen!“, holte sie eine fröhliche Stimme sie aus ihren Gedanken.

„Irmgard? Was für eine Überraschung!“, sagte Kira.

Irmgard war eine 70-jährige Dame, die Kira zufällig beim Spazierengehen kennengelernt hatte. Sie hatte lockige, silberweiße Haare und trug immer Shirts mit bunten Blumenmustern.

„Du hast so sehr von dieser Bäckerei geschwärmt, da wollte ich auch mal hierherkommen.“, meinte Irmgard, während sie die Kuchen in der Vitrine betrachtete.

„Aber, sag mal,“, Irmgard sah sie fragend an „Meintest du nicht, dass hier fast nie etwas los ist?“

Kira schaute sich nach dem Jungen um, doch der war inzwischen schon wieder weg und auch die Menschen gingen langsam wieder.

„Ist wohl eine Ausnahme heute...“, sagte sie.

„Wie auch immer!“ Irmgard strahlte sie an „Was hältst du davon, wenn wir uns demnächst mal wieder auf ein Stück Kuchen zusammensetzen? Ich bin mir sicher, du wirst die Törtchen lieben, die ich letztens entdeckt habe.“

Die beiden unterhielten sich noch eine Weile und verabschiedeten sich dann.
 

Kira schloss ihre Haustür auf und ging ins Haus, wo Nox sie wie immer mit wedelndem Schwanz erwartete. Das Haus, in dem Kira wohnte, war eines von der älteren Sorte. Es war zwar nur eine Haushälfte und deshalb relativ klein, aber selbst wenn sie eines der hochmodernen Apartments hätte angeboten bekommen, die in Fabula City der letze Trend waren, würde sie ihr Haus im weniger belebten Teil der Stadt vorziehen. Außerdem hatte sie einen großen Garten nach hinten raus, den sie, besonders wegen Nox, nicht hätte missen wollen.

Als sie im Haus war, setzte sie sich mit ihrem Brötchen aufs Sofa. Nox kuschelte sich zu ihr und sie nahm ihr Tablet, um sich die neuesten Nachrichten anzuschauen. Schon bald entdeckte sie etwas.

Ein Bild zeigte ein eingestürztes Haus. Die Überschrift „Seltsame Vorkommnisse in Fabula City“ prangte über dem Artikel. Anscheinend waren im älteren Viertel der Stadt, in dem auch die Tempel standen, einige Häuser ohne jeglichen Grund zusammengebrochen.

„Wie gruselig“, sagte Kira zu Nox, der nur kurz mit den Ohren zuckte, „Hoffentlich passiert in unserer Region nicht auch noch etwas, nicht wahr?“

Sie streichelte Nox noch kurz über den Kopf, gähnte und stand auf.
 

Diesen Abend ging Kira etwas früher ins Bett, denn aus irgendeinem Grund war sie müder als sonst. Sie füllte die Vase der Blume, die sie letztens gepflückt hatte, noch schnell mit Wasser auf und legte sich dann schlafen.
 

Ein leises Kratzen und Winseln weckte Kira auf. Verschlafen schaute sie sich um.

„Nox? Was ist los?“

Sie stand auf, um die Schlafzimmertür aufzumachen. Warum fühlte sie sich so leicht?

Kurz vor der Tür blieb sie stehen und machte das Licht an. Neben der Tür hatte sie vor einiger Zeit einen Spiegel angebracht. Und durch diesen blickte sie erschrocken ein junges Mädchen an.

„Was...was ist das?!“

Kira betrachtete beängstigt, wie sich die Lippen des Mädchens zu ihren Worten bewegten. Sie hob langsam ihre Hand und legte sie auf den Spiegel. Das Mädchen tat es ihr gleich. Kira glaubte, in ihr ihr 16-jähriges Ich zu erkennen, auch wenn sie Kleidung anhatte, die sie niemals getragen hätte. Sie hatte dunkelbraune, hinten mit einer Haarklammer zusammengebundene Haare und ein dunkles Top, welches leicht durchsichtige Ärmel hatte. Als Kira ihren Blick nach unten wandern ließ, erkannte sie eine kurze Hose mit weiten Beinen.

Fragen schossen Kira durch den Kopf.

Wer war das? War sie es selbst? Wie war das passiert? Warum hatte sie diese seltsame Kleidung an?

Ein langgezogenes Jaulen von Nox holte sie aus ihren Gedanken. Schnell öffnete sie die Tür, um Nox hereinzulassen. Doch dieser erstarrte und fing an zu knurren, als er sie sah.

„Nox? Nox, ich bin es doch!“

Kira hielt Nox ihre Hand hin und er näherte sich vorsichtig. Endlich fing er an mit dem Schwanz zu wedeln und Kira seufzte erleichtert. Etwas unbeholfen stand sie auf und tapste ins Wohnzimmer. Dort stand sie und wusste nicht weiter. Was sollte sie in so einer Situation machen?

Nox kratzte an der Gartentür und sie ließ ihn raus. Weil sie nicht wusste, was sie tun sollte, ging sie ein paar Schritte nach draußen, auch wenn die Nächte sehr kalt waren.

So stand sie da und atmete die Nachtluft ein.

„Hab ich dich endlich gefunden“, sagte eine jungenhafte Stimme.

Kira wirbelte herum... und traute ihren Augen nicht. Kurz über ihr schwebte ein Junge in der Luft und schaute sie streng an. Oder... war es überhaupt ein Mensch? Er hatte zwar menschliche Züge, doch seine Haare sahen geisterhaft durchsichtig aus und sie glänzten, genau wie seine Haut, in Weiß-, Blau-, Gelb- und Rosatönen, fast schon perlenartig.

„Du bist also ab heute die neue Kriegerin.“

Während er das sagte, setzte er sich leicht auf dem Boden ab und ging ein paar Schritte auf Kira zu.

„Äh...Kriegerin?“

Kira hatte das dringende Bedürfnis wegzulaufen.

Als der Junge sah, dass Kira in Abwehrhaltung war, stoppte er.

„Mein Name ist Alon. Ich komme, um dich über deine Aufgabe als Kriegerin zu informieren. Du musst natürlich erst mal wissen, was ein Krieger oder eine Kriegerin überhaupt ist.“, fuhr er routiniert fort, „Hast du in letzter Zeit von den eingestürzten Häusern in Fabula City gehört?“

Kira nickte leicht.

„War das ein Ja? Wie auch immer, für diese Vorfälle sind bestimmte Monster verantwortlich, die aus einer anderen Welt hierher kommen. In letzter Zeit werden sie immer mehr und eine ernste Bedrohung. Deshalb wurden Menschen wie du auserwählt, die diese Monster bekämpfen sollen.“

Er drehte sich abrupt zu Kira um, die ganz perplex war.

„Das heißt also, dass du uns behilflich sein wirst, diese Gefahr abzuwenden.“, sagte Alon und stemmte die Arme in die Hüften.

Kira schaute ihn an und wusste nicht was sie davon halten sollte. Der kalte Wind rauschte durch die Bäume.

„Was ist denn?“, unterbrach Alon die Stille.

„Ich...kann nicht.“, murmelte Kira kaum vernehmbar.

„Hm? Was hast du gesagt?“

„Ich...ich kann das nicht...“

„Bist du besorgt, dass du nicht gut genug bist? Keine Sorge, du bekommst natürlich spezielles Training von...“

„ICH WILL DAS NICHT!“

Alon schaute sie geschockt an.

„Ich wollte sowas nie! Warum muss ausgerechnet ich dabei helfen? Warum...“

Kira hielt inne und schlug sich die Hand vor den Mund.

„Es...es tut mir Leid...ich wollte nicht so schreien...“

Alon seufzte.

„Was hältst du davon, wenn wir uns morgen weiter unterhalten? Es ist spät.“

Er wedelte mit der Hand in Richtung Haus.

„Na los. Geh schlafen.“

Kira drehte sich langsam um und ging ins Haus zurück, natürlich nachdem sie Nox zu sich gerufen hatte. Sie hatte für heute genug erlebt.

Kurz vor der Tür blieb Nox stehen und drehte sich um.

Alon zuckte zusammen. Ihm war, als würde der Hund ihn direkt anschauen.

„Was ist... dieser Hund?“, dachte er, doch da trottete Nox schon weiter hinter Kira ins Haus hinein.

Alon

An diesem Morgen wachte Kira wie gerädert auf. Kaum hatte sie sich an die Ereignisse erinnert, stand sie hastig auf und ging zum Spiegel.

Sie war wieder sie selbst.

Während sie sich anzog und Frühstück machte, fragte sie sich, ob sie das nicht alles geträumt hatte, doch sie hatte die Gesichter ihres 16-jährigen Ichs und des Jungen zu klar im Gedächtnis, als dass es ein Traum hätte sein können.

Sie bereute ihren Gefühlsausbruch von gestern immer noch, aber tief in ihr drin steckte der Trotz, der ihr sagte, dass sie keinerlei Verantwortung für das, was auch immer in Fabula City geschah, tragen musste. Warum ausgerechnet sie? Sie hatte keine besonderen Fähigkeiten, die sie in irgendeiner Weise qualifizierten eine „Kriegerin“ zu sein. Was genau war das überhaupt? Sie hatte immer noch keine Ahnung davon.

Dieser Trotz begleitete sie den ganzen Morgen über. Doch nach dem Frühstück, als sie gerade ihren Becher abwusch, traf sie die Erkenntnis. Würde sie sich jetzt regelmäßig verwandeln? Daran hatte sie noch gar nicht gedacht. Vielleicht hatte sie gar keine Wahl?

Sie musste zugeben, dass sie den Jungen von gestern wohl noch einmal treffen musste, um diese hartnäckigen Fragen zu klären, auch wenn es sie davor sträubte.

Sie ließ Nox gerade in den Garten, als sie vor der Gartentür einen Zettel entdeckte. Sie bückte sich und hob ihn auf.
 

Ich komme heute Abend wieder, um dir mehr zu erzählen.

Alon
 

Kira brauchte einen Moment, um sich zu erinnern, wer Alon war. Dieser Name hatte für sie noch keine Verbindung zu dem Wesen, dass sie gestern gesehen hatte.

Sie seufzte und schlurfte wieder ins Haus hinein.
 

Es war ein Wochentag und Kira musste zur Arbeit. Sie arbeitete als Bibliothekarin in der Stadtbücherei von Fabula City. Bis auf gelegentliche Unruhestifter war es ein sehr ruhiger Job, perfekt also für Kira.

Sie nahm ihre Jacke, Tasche und Schlüssel, streichelte Nox über den Kopf und machte sich auf den Weg. Die Straßen waren zu dieser Zeit recht belebt. Kira stieg in die Straßenbahn ein und hielt sich an den kalten Metallstangen fest, während die Bahn an kleinen Geschäften, riesigen Wolkenkratzern und vielen Autos vorbei ruckelte.

Als die Bahn in der Stadtmitte angekommen war, stieg Kira aus und schaute ihrem Ziel entgegen:

Die Stadtbücherei von Fabula City war ein großes, altes Gebäude, welches umringt von Wolkenkratzern etwas fehl am Platz aussah. Kira ging die Allee, die zum Gebäude führte und an dessen Seiten Bäume standen, hinauf und betrat die Bücherei.

„Kira? Hi!“, sagte eine Frauenstimme. Kiras Kollegin stand mit einem Stapel Bücher auf dem Arm dort. Kira fragte sich immer, wie sie so viele Bücher auf einmal tragen konnte.

„Leah? Du bist wie immer so früh da!“, meinte Kira lächelnd und legte ihre Sachen am Tresen ab, „Was gibt es es heute zu tun?“

„Gestern wurden einige Bücher abgegeben. Könntest du sie einsortieren?“, fragte Leah, während sie ihren Stapel Bücher geräuschvoll abstellte.

„Alles klar“, sagte Kira und machte sich an die Arbeit.
 

Es war mittlerweile Mittag und der Rest der Bibliothekare und sogar schon einige Besucher hatten sich eingefunden. Normalerweise waren nie alle Mitarbeiter gleichzeitig da, aber heute sollte etwas Besonderes passieren.

„Kommst du?“, rief Leah Kira vom Eingang zu, „Unser Nachwuchs ist angekommen!“

„Nachwuchs?“, lachte Kira über die Bezeichnung, „Einen Roboter kann man doch wohl kaum als Nachwuchs bezeichnen.“

„Aber schau mal, wie niedlich er ist!“, freute sich Leah und zeigte auf einen silbernen Roboter, der ihnen ungefähr bis zur Hüfte ging. Er bestand aus einem zylinderförmigen Rumpf, vier kleinen Rädern, mit denen er sich fortbewegte und einem Kopf mit einem Bildschirm, auf dem ein niedliches Gesicht prangte.

Ein Mann stand neben ihm und erklärte den versammelten Bibliothekaren gerade, wie der Roboter funktionierte.

„Wenn sie hier über den Bildschirm wischen“, sagte er und wischte über den Bildschirm, „und dann auf die Einstellungen tippen, können sie die Bücher und die jeweiligen Standorte einspeisen . Die Kunden können dann per Sprach- oder Texteingabe nach den Büchern suchen.“

„Wie praktisch“, murmelte Leah und Kira nickte.

Als der Mann mit seiner Erklärung fertig war, machten sie sich wieder an die Arbeit.
 

„Haah, schon fast fünf“, seufzte Leah und streckte sich, „So langsam können wir unserer Sachen packen.“

„Ich will noch kurz was recherchieren“, sagte Kira und setzte sich an einen Computer. Sie wollte schauen, ob sie etwas über den Jungen, den sie gestern in der Bäckerei gesehen hatte, herausfinden konnte. Sie suchte die neuesten Nachrichten durch, bis sie auf einmal auf ein Bild stieß, das den Jungen zeigte, wie er mit einer jungen Frau ein Selfie machte.

„Junges Schauspieltalent nach Fabula City gekommen...?“, las sie den Titel.

Kira schaute sich die Bilder vom Artikel genauer an.

„Also ist er doch berühmt.“

Sie scrollte zu den Kommentaren.

ˋWarum hat er eigentlich immer diese Handschuhe an?´, hatte jemand unter dem Artikel geschrieben.

ˋEr sieht damit aus wie ein Prinz( ^ω^ )´, meinte ein anderer Kommentar.

Kira waren diese Handschuhe, die er immer auf Fotos zu tragen schien, auch schon aufgefallen, aber sie ging davon aus, dass es einfach zu seinem sowieso schon ausgefallenen Outfit gehörte.

Sie schloss den Artikel und schaute sich um. Inzwischen hatten sich ihre Kollegen wieder um den Roboter versammelt.

„Wir wollen anfangen, die Bücher einzuspeisen. Habt ihr noch Zeit?“, rief einer von ihnen Kira und Leah zu.

„Ich kann noch eben bleiben!“, rief Leah zurück, „Kira, was ist mit dir?“

„Sorry, ich kann Nox nicht so lang alleine lassen.“

„Nox? Ist das dein Kind?“

„Nein, nein. Mein Hund!“, lachte Kira, „Nox wäre wohl kaum ein geeigneter Name für ein Kind.“

„Man weiß ja nie. Heutzutage sind alle möglichen Namen trendig!“, meinte Leah, „Aber ich wusste gar nicht, das du einen Hund hast. Meinst du, ich kann ihn mal sehen?“

„Klar, warum nicht? Es wäre nur schwierig, ihn mit zur Arbeit zu nehmen, aber mal schauen.“

Mit diesen Worten nahm Kira ihre Sachen und verabschiedete sich.
 

Kira ging ins Haus hinein, zog ihre Jacke und Schuhe aus und legte ihre Tasche auf den Sofatisch, während Nox freudig um sie herum wuselte. Sie hatte sich dazu entschlossen, ihre Verwandlung heute nicht zu verschlafen. Während sie sich Abendbrot machte, fragte sie sich, wann sie sich wohl verwandeln würde. War es zu einer bestimmten Uhrzeit? Oder wenn die Sonne unterging? Wenn dem so wäre, würde es nicht mehr lange dauern, denn es dämmerte bereits.

Während sie so am Tisch saß, überkam sie auf einmal die Müdigkeit. Sie schaute gerade noch zur Uhr, die 22 Uhr anzeigte, als ihr die Augen zufielen und sie nach vorne kippte.
 

Kira schreckte auf. Sie saß noch in der gleichen Position am Tisch, in der sie eingeschlafen war. Ihre Küchenuhr stand auf 23 Uhr.

Nachdem sie ihren Teller und Becher zur Spüle gebracht hatte, sah sie ihre Spiegelung in der Scheibe der Gartentür und seufzte. Natürlich hatte sie sich wieder verwandelt. Was sonst hatte sie erwartet?

Sie erschrak etwas, als hinter ihrer Spiegelung plötzlich Alon auftauchte.

Kira schob die Tür auf.

„Hi“, sagte Alon.

„Uhm, Hallo“, meinte Kira, „Äh, willst du reinkommen?“

Alon nickte und trat ein. Sie setzten sich an den Küchentisch, wo Alon anfing zu erzählen.

„Also, ich wollte dir ja mehr über Krieger und ihre Aufgaben erzählen…“

Er überlegte, wo er anfangen sollte und fuhr dann fort:

„Du hast mit Sicherheit in letzter Zeit eine seltsame Blume gepflückt, oder?“

„Blume?“, Kira runzelte die Stirn, „Ah, doch, die schwarze!“

Alon nickte und sagte: „Du musst gut auf sie Acht geben, weil sie dich verwandelt.“

Kira nickte stumm. So richtig glauben konnte sie das Ganze immer noch nicht.

„Schwarze Blumen stehen dafür, dass man sich in der Nacht verwandelt. Es gibt auch Krieger, die sich am Tag verwandeln, aber alle sorgen dafür, dass Fabula City nicht von den sogenannten Gedankenjägern zerstört wird.“

„Auch am Tag?“, wunderte sich Kira.

„Ach, ja!“, wechselte Alon auf einmal das Thema, „Wie alt bist du eigentlich?“

Kira schaute erstaunt hoch.

„Wie alt? Ich bin 59.“

„Woah, echt? Schon 59?“, meinte Alon verwundert.

„Schon?“ Kira musste lachen.

„Na, ja, ich hatte erwartet, dass du jünger bist…“

„Was soll das denn heißen?, meinte Kira gespielt empört.

„Ich mein, wenn wir so reden, wirkst du auch nicht älter als ich“, meinte Alon lachend.

„Wie alt bist du denn?“

Alon verstummte kurz, bevor er antwortete:

„Wie du sicher bemerkt hast, bin ich nicht gerade menschlich, also… jedenfalls, gibt es noch eine wichtige Sache, von der ich dir erzählen muss.“

Kira wunderte sich über den abrupten Themenwechsel, hakte aber nicht weiter nach.

„Jeder Krieger muss sich einen Gegenstand aussuchen, der zu seiner Waffe wird“, fuhr Alon fort.

„Waffe?“, meinte Kira zweifelnd, „Was für ein Gegenstand soll das sein?“

„Am besten etwas, das du weit werfen kannst. Weißt du schon, was du nehmen kannst?“

Kira schüttelte den Kopf.

„Du kannst ja mal überlegen.“

Er stand auf und ging zur Tür.

„Kommst du?“

„Wohin?“, fragte Kira.

„Wir gehen die Gedankenjäger besichtigen.“
 

Kira schaute sich nervös um. Sie waren in dem Teil der Stadt, in dem viele alte und leere Häuser standen und es war schon sehr dunkel.

„Meintest du nicht, dass diese Wesen gefährlich sind? Und wir schauen sie uns einfach so an?“, fragte sie an Alon gerichtet.

„Wenn wir nicht so nah ran gehen, geht das schon in Ordnung.“

Alon blieb hinter einen Stapel Holz stehen und zeigte auf eine Häuserruine.

„Dort hinten.“

Angestrengt versuchte Kira im schwachen Licht der Straßenlaterne etwas auszumachen, als auf einmal mehrere schwebende Lichter auftauchten.

Kira erkannte fuchsartige Wesen, die wie Perlen glänzten und gespensterhaft durchsichtig waren. Sie hatten den Kopf und Körperbau von Füchsen, aber ihre Ohren und Beine sahen verschwommen und fast schon wie Fischflossen aus.

Kira schaute fasziniert zu, wie diese Wesen anmutig umher schwebten.

„Sie sind... wunderschön. Unter Monstern hatte ich mir was anderes vorgestellt.“

Alon beäugte sie von der Seite.

„Lass dich nicht täuschen, sie sind sehr gefährlich. Kommst du zu nah ran, saugen sie dir die Gedanken aus.“

„Waaas?“, sagte Kira erschrocken „Wie das denn? Und warum?“

Alon seufzte.

„Du fragst ganz schön viel.“

Er zeigte auf eine schwarze, glänzende Masse, die um die Gedankenjäger herum waberte.

„Siehst du das? Das ist ihre Nahrung. Sie ziehen die Gedanken aus den Köpfen der Menschen und verwandeln sie dann in diesen Schleim.“

„Wie gruselig…“ Kira schauderte.

„Wo kommen sie eigentlich her?“, fragte sie.

„Aus einer anderen Dimension.“

Kira schaute ihn ungläubig an.

„Das mein ich ernst. Irgendwas hat wohl den Übergang der Welten kaputt gemacht, und nun kommen sie alle nach Fabula City.“

Alon drehte sich zu ihr um.

„Wenn du mal auf Gedankenjäger stößt…“

„Ja, ich hoffe nicht!“, unterbrach ihn Kira.

„Na ja…du wirst sehr wahrscheinlich welchen begegnen, also solltest du wissen, was du dann tun musst. Schau mal.“

Er hob die Hände und schirmte sein Gesicht in Richtung der Füchse ab.

„Wenn du das hier machst und langsam weggehst, bemerken sie dich meist nicht.“

Kira machte ihn nach.

„Echt, das hilft?“

Alon nickte.

„Sie reagieren auf die Gedankenströme eines Menschen, deshalb ist es am wirksamsten, seinen Kopf abzuschirmen.“

Kira betrachtete die Umgebung genauer.

„Und diese Ruinen…waren das die Gedankenjäger?“

„Ich geh davon aus.“, sagte Alon, „Die Gedankenjäger sind eigentlich nicht wirklich fest, aber die schwarze Masse ist es.“

„Ah, und die zerstört dann die Häuser?“, warf Kira ein.

„Ja, Häuser oder Bäume, eben alles, was im Weg ist.“

„Sag ich ja, gruselig.“

„Deshalb ist es ja auch wichtig, dass wir Leute wie dich haben, die für Fabula City kämpfen können“, sagte Alon ernst, „Also: Denk bitte noch mal darüber nach. Und überleg dir auch, welchen Gegenstand du als Waffe haben möchtest.“

Er wandte sich zum Gehen.

„Hab ja anscheinend keine Wahl“, murmelte Kira, während sie ihm folgte.

„Ach, ja!“, fiel ihr nach einer Weile ein, „Eine Frage plagt mich schon seit vorhin: Warum wurde ich auserwählt Kriegerin zu sein?“

Alon drehte sich zu ihr um.

„Ich hab keine Ahnung“, meinte er.

Koray

Kira war in ihrem Garten und dachte an gestern Nacht zurück. Was sollte das heißen, dass Alon nicht wusste, warum sie erwählt wurde? Irgendeinen Grund musste es doch geben, oder?

Sie pflanzte gerade ein paar Blumen ein, als sie einen kalten Luftstoß spürte. Sie fröstelte ein wenig und widmete sich wieder den Blumen, bis sie aus dem Augenwinkel ein helles, weißes Schimmern sah. Sie drehte sich um und erstarrte.

Es waren Gedankenjäger. Hier in ihrem Garten.

Die Schaufel in ihrer Hand fiel zu Boden.

Kira spürte, wie ihr Herzschlag sich erhöhte und sie nicht meh klar denken konnte. Was hatte Alon gesagt, musste man in so einer Situation tun? Kira ging langsam rückwärts. Hatte sie noch keiner bemerkt?

Als sie gerade sah, dass die Gedankenjäger sie vom Haus abschnitten, drehte sich einer zu ihr um.

Er kam näher.

Sie fiel nach hinten.

Auf einmal spürte Kira etwas an sich vorbeirauschen.

„Nox?“

So schnell, wie Kira es noch nie von ihm gesehen hatte, packte er den Gedankenjäger beim Nacken. Dieser wehrte sich nur gering und blieb dann am Boden liegen. Nox sprang wieder zurück zu Kira und knurrte die anderen Füchse an. Kurz sah es auch so aus, als würden sie inne halten, doch dann näherten sie sich langsam. Alle diesmal, ganz zu Kiras Entsetzen.

„Sie sehen so leblos aus“, dachte Kira schaudernd, während sich Nox bereit zum Sprung machte.

„Pass auf!“, rief auf einmal eine Stimme.

Kira konnte sich gerade so ducken, als ein Bumerang an ihr vorbei zischte und mitten durch die Gedankenjäger hindurch flog. Kiras Augen weiteten sich, als sie sah, wie der Bumerang in der Luft stehen blieb und ein helles Leuchten ausstieß. Vom Bumerang breitete sich eine Art Sphäre aus. Die Gedankenjäger wichen zurück, wurden aber von der Sphäre eingesogen und kurz danach waren sie alle verschwunden.

Kira merkte, wie die Spannung von ihr abfiel. Sie stand auf, während Nox freudig angerannt kam.

„Ist alles okay?“, fragte eine Stimme neben ihr.

Kira drehte sich um. Zu ihrer Überraschung stand neben ihr der Junge, den sie letztens in der Bäckerei gesehen hatte. Er hatte das gleiche Outfit an wie auf den Fotos und hielt den Bumerang in seinen Händen.

Etwas machte Klick in Kiras Kopf.

„Bist du auch ein Krieger?“, fragte sie.
 

Beide bemerkten die Person nicht, die von den Blättern versteckt im nächstgelegenen Baum hockte, leise „Tch!“ machte und dann schnell verschwand.
 

Kira ging mit Getränken in der Hand zum Gartentisch, wo der Junge saß und Nox streichelte. Als sie erkannt hatte, dass er ein Krieger war, hatte sie ihn kurzerhand bei sich eingeladen, damit sie sich unterhalten konnten.

„Wie heißt du eigentlich?“, fragte sie, während sie die Getränke abstellte, „Ich bin Kira.“

„Koray“, meinte er, „Ich bin gerade erst nach Fabula City gekommen.“

„Stimmt, ich hab in den Nachrichten von dir gelesen. Du bist ein Schauspieler?“

„Ja, aber noch nicht so lange. Außerdem kann ich so nebenbei als Krieger arbeiten.“ Er nahm einen Schluck und stellte das Getränk ab.

„Und du bist auch eine Kriegerin…?“

Kira nickte.

„Seit vorgestern!“

„Ah, das ist ja noch nicht so lange!“, lachte Koray.

„Ich bin mir auch nicht so sicher, was ich davon halten soll. Ich mein, ich wurde ja nicht gefragt, ob ich das Ganze überhaupt will.“

„Stimmt, sie entscheiden das einfach so, wer Krieger wird und wer nicht…“, murmelte Koray.

ˋSie?´, dachte Kira, doch in diesem Moment fiel ihr Blick auf Korays Bumerang.

„Ist das deine Waffe? Alon meinte, ich soll mir auch eine Waffe aussuchen…“

„Alon?“

„Er ist, äh… er hat mir von den Kriegern und so erzählt. Wenn ich so darüber nachdenke, weiß ich gar nicht, wer oder was er ist.“

„Also hast du deine Waffe noch gar nicht?“, fragte Koray erstaunt, „Das erklärt auch, warum du nichts gegen die Gedankenjäger machen konntest.“

„Ich hab auch keine Ahnung, was für einen Gegenstand ich nehmen soll.“

„Irgendwas, was du gut werfen kannst. Du hast ja gesehen, wie meine Waffe funktioniert hat.“

„Werfen… Wurf… ein Wurfstern vielleicht?“, sagte Kira.

„Wenn du einen hast.“ Koray zuckte mit den Schultern.

„Nein, ich mein keinen echten. Sondern aus Papier! Ich kann mich erinnern, dass ich mal Origami-Shuriken mit meiner Nichte gefaltet hab. Das wär doch was?“

Koray nickte.

„Ach ja, was war dieses… diese Sphäre eigentlich, die die Gedankenjäger aufgesaugt hat?“, fragte Kira.

„Ah, das weißt du nicht?“ Koray war sichtlich überrascht, „Ein Portal. Die Gedankenjäger kommen aus einer anderen Dimension und unsere Aufgabe ist es, sie wieder zurückzuschicken.“

„Ah, doch, davon hatte Alon erzählt.“ Kira lehnte sich zurück und schüttelte den Kopf, „Verrückt, das Ganze.“

Koray schaute sich nach Nox um.

„Dein Hund… er konnte gegen die Gedankenjäger kämpfen, oder?“

„Ja…ist das besonders?“, fragte Kira.

„Hmmm…so weit ich weiß, greifen Gedankenjäger nur Menschen an. Er schien dich also beschützen zu wollen…“

„Also sind Hunde nicht gefährdet?! Ich hatte echt Angst um Nox!“, sagte Kira.

„Wie, um mich nicht?“, meinte Koray spaßig.

„Du konntest dich ja gut verteidigen!“

„Hey“, sagte auf einmal eine Stimme hinter Kira. Sie drehte sich um und sah dort Alon stehen.

„Was machst du denn hier?“, fragte sie überrascht.

„Ich wollte was mit dir besprechen.“ Er schaute Koray fragend an „Wer ist das…?“

„Ein weiterer Krieger! Ah, du glaubst nicht, was passiert ist…“

„Ähm, Kira.“, machte Koray auf sich aufmerksam, „Ich muss los.“ Er stand auf und drehte sich in Richtung Gartentor.

„Äh, warte…“, versuchte Kira ihn aufzuhalten, doch er war schon zu weit entfernt, „Was ist mit ihm…?“

Sie drehte sich zu Alon um und stutzte. Hinter seinem Rücken bewegte sich etwas…

„Darf ich vorstellen? Das ist Coco“, sagte Alon und trat einen Schritt zur Seite.

Kira staunte. Coco war ein kleines Wesen, das, ähnlich wie Alon, perlenartig schimmerte und an manchen Stellen geisterhaft durchsichtig war. Es sah aus, als hätte es eine Art Mantel an und sein Gesicht sah dem eines Teddybären ähnlich.

„Hi!“, sagte es mit einer hellen, mädchenhaften Stimme „Du bist Kira, oder?“

Kira war für einen Moment sprachlos und sagte dann: „Wow… bist du niedlich!“

„Oha, danke!“, sagte Coco mit einem glockenhellen Lachen.

„Coco wird von nun an mit uns gegen die Gedankenjäger ermitteln.“, sagte Alon.

Coco nickte eifrig.

„Du wolltest gerade etwas erzählen?“, fragte Alon an Kira gewandt.

„Ah, richtig! Das hab ich ganz vergessen…“

Kira fing an von den Gedankenjägern zu erzählen. Als sie fertig war, sagte sie: „Ich weiß jetzt, was meine Waffe werden soll. Warte kurz hier.“

Nox

Alon schaute Nox misstrauisch an. Der schaute mit schiefgelegtem Kopf zurück.

Kira kam gerade mit einem Blatt Papier in der Hand zurück in den Garten, als sie die beiden sah.

„Was ist denn mit euch los?“

„Kira, ich glaube, Nox ist kein normaler Hund“, meinte Alon.

„Äh...was?“ Kira schaute verwirrt.

Alon ging auf Nox zu, doch dieser ging gleich in Abwehrposition und knurrte leise.

„Warum mag mich dieser Hund eigentlich nicht?“, seufzte er.

„Nox! Du sollst doch nicht knurren!“, tadelte Kira ihn, fing aber gleich darauf an, ihn zu knuddeln, was Nox sich gerne gefallen ließ.

„Ah!“, machte Alon auf einmal.

„Was ist?“ Kira drehte sich zu ihm um.

„Ich weiß eventuell, was dein Hündchen ist“, sagte er grinsend, „Kannst du mal deine Blume holen?“

Kira griff in ihre Tasche und holte die Blume raus.

„Äh, trägst du sie etwa immer bei dir?“, fragte Alon, „Das muss du nicht, weißt du?“

„Zur Sicherheit.“, meinte Kira schulterzuckend, „Was soll ich jetzt damit machen?“

Alon ging vorsichtig auf Nox zu und zeigt auf dessen Stirn.

„Halt die Blume hier ran.“

Kira tat wie ihr geheißen. Sobald die Blume Nox’s Stirn berührt hatte, wurde das sonst so schwache Leuchten der Blütenblätter stärker.

Staunend sah Kira zu, wie Nox´ Aussehen sich langsam veränderte. Sein schwarzes Fell wurde wuscheliger und auf seiner Stirn, Schnauze und Brust bildeten sich rote, dreieckige Edelsteine.

„Wow… dann ist Nox kein richtiger Hund?“, sagte Kira, während sie ihre Blume auf den Gartentisch legte und Nox vorsichtig streichelte.

„Wie ist Nox zu dir gekommen?“, fragte Alon.

„Er ist mir zugelaufen…“

„Das macht Sinn. Dein Hund kommt ebenfalls aus einer anderen Dimension.“

„Ah!“, machte Coco, „Er ist ein Canis Gemmae, oder?“

„Ein was? Ein Edelsteinhund?“, fragte Kira.

„Du kannst Latein?“, bemerkte Alon.

„Ein bisschen“, meinte Kira, „Ich hab’s in der Schule gelernt.“

„Sie werden auch Dimensionsspringer genannt“, meldete sich Coco wieder zu Wort, während sie zu Nox herunter schwebte und ihn streichelte, „Wie der Name schon sagt, können sie zwischen Dimensionen hin und her springen und Nox ist wohl zufällig bei dir gelandet.“

„Obwohl es seltsam ist, dass er nicht weiterzieht“, fügte Alon hinzu, „Normalerwiese bleiben Dimensionsspringer nie lange an einem Ort.“

Kira betrachtete Nox bewundernd, bis ihr das Blatt Papier einfiel, das sie noch in der Hand hatte.

„Ach ja, ich wollte ja noch meine Waffe falten“, sagte sie, ging zum Gartentisch und setzte sich hin.

Alon und Coco sahen zu, wie Kira Schritt für Schritt das Blatt Papier zu einem Wurfstern faltete.

„Meinst du, das geht als Waffe?“, fragte sie.

Alon nickte, nahm den Wurfstern in die Hand und holte eine kleine, quaderförmige Apparatur aus seiner Jackentasche.

„Das hier ist ein Portalgenerator.“ Er befestigte es an dem Wurfstern und gab es dann Kira in die Hand.

„Es ist leichter, als es aussieht“, meinte sie, während sie es in ihrer Hand wog, „Und wie genau funktioniert es?“

„Wenn du deine Waffe auf die Gedankenjäger wirfst, wird der Generator ausgelöst und ein Portal entsteht. Dadurch werden sie in ihre Dimension zurück befördert“, erklärte Alon, „Willst du es mal versuchen?“

„Nee, danke.“ Kira schüttelte den Kopf „Ich hatte für heute genug Gedankenjäger in meiner Nähe.“

„Na gut, aber demnächst müssen wir es einmal ausprobieren. Vielleicht heute Nacht…“ Alons Blick schweifte zum Gartentisch „Kira…wo ist deine Blume?“

„Was? Ich hab sie dort hinten hingelegt…Moment!“

Kira ging zum Gartentisch.

„Sie ist weg!“
 

Kira stand ratlos vor dem Gartentisch.

„Meinst du, jemand hat sie gestohlen?“, sagte sie an Alon gewandt, „Aber wir waren doch die ganze Zeit hier.“

„Wichtig ist, dass wir sie wieder bekommen…“, murmelte Alon nachdenklich.

Kira ging um den Gartentisch herum und bemerkte einen Zettel im Gras liegen. Sie hob ihn auf und las vor: „Ihr findet mich beim Stadtplatz…Könnte das vom Dieb sein?“

„Warum sollte ein Dieb sagen, wo er hingeht?“, meinte Coco.

„Wir schauen uns das mal an“, sagte Alon entschlossen und wandte sich zum Gehen, „Kommt ihr?“

„Einen Moment, ich werd Nox mitnehmen“, sagte Kira und holte Nox’ Geschirr und Leine.

Nachdem Kira sich noch ihren Wurfstern geschnappt hatte, gingen sie zum Gartentor, wo Alon sich den Zettel genauer ansah.

„Der Stadtplatz ist in Richtung Innenstadt, oder?“

„Genau, wir müssen in die Richtung“, sagte Kira und wollte losgehen. Doch schon nach ein paar Schritten musste sie abrupt stoppen.

Nox schaute in die entgegengesetzte Richtung und rührte sich kein Stück.

„Nox? Komm her!“, sagte Kira. Nox schaute sie an und wedelte kurz mit dem Schwanz, doch er kam nicht.

„Vielleicht sollten wir uns aufteilen“, sagte Alon, „Coco und ich schauen, was es mit dem Zettel auf sich hat, und du…schaust, wo Nox hin will. Vielleicht kann er dich zu der Blume führen.“

Kira sah ein, dass Nox wohl nicht mitkommen würde, also lies sie sich von ihm mitziehen, während Alon und Coco in Richtung Stadtplatz aufbrachen. Nox schnüffelte aufgeregt seine Umgebung ab und sprang dann plötzlich los, sodass Kira sich beeilen musste, hinterherzukommen.
 

Kira schaute sich um. Sie waren inzwischen im traditionellen Teil der Stadt, in dem es edle Tempel und viele Häuser im alten Stil gab.

Nox wollte gerade in einen kleinen Pfad einbiegen, als es anfing zu nieseln. Kira seufzte und beschleunigte ihre Schritte.

Normalerweise hätte sie jetzt zu Hause im Trockenen gesessen…also, warum musste sie einer Blume hinterherjagen? Wahrscheinlich war der Dieb sowieso nicht mehr aufzufinden…

Und wer hatte sich eigentlich ausgedacht, dass man eine Blume zur Verwandlung brauchte?

Kira stoppte abrupt. Warum... tat sie das hier eigentlich? Wenn sie die Blume zur Verwandlung brauchte und diese gestohlen wurde…war das nicht ihre Chance diese Verantwortung loszuwerden? Sie hatte es doch nie gewollt, eine Kriegerin zu werden...

Sie schaute Nox an, der sich zu ihr umgedreht hatte. Er sah wieder wie ein normaler Hund aus, aber Kira rief sich noch einmal seine andere Gestalt ins Gedächtnis.

Langsam machte sie sich wieder auf den Weg, ihre Blume zurückzuholen.
 

Nox führte Kira einen von Bäumen umgebenen Pfad hoch, den Kira nicht kannte. Nach kurzer Zeit kamen sie an eine kleine Lichtung mit einem roten, shintoistischen Torii. Hinter dem Tor führte eine Treppe zu einem Tempel hinauf. Der Ort sah zugleich verlassen und gut erhalten aus.

Hier blieb Nox stehen und Kira schaute sich um.

„Suchst du die hier?“

Kira wirbelte herum, während Nox anfing zu knurren. Auf einem Ast der umliegenden Bäume saß eine junge Frau und wedelte mit Kiras Blume herum. Sie hatte lockige, dunkelbraune Haare, die an einer Seite kurz rasiert waren, und trug ein kurzes, dunkelgrünes Kleid mit weiten Ärmeln und Kapuze und eine schwarze Hose.

Ihr Mund war dunkelrot geschminkt, was ihrem Lachen einen diabolischen Ausdruck verlieh.

„Ich bin Wanda“, sagte sie und grinste, „Bist du etwa ganz alleine hier? Nein, wie mutig von dir!“

Kira schaute sie verwirrt an und sagte: „Was… wieso hast du meine Blume gestohlen?“

„Ich musste dich ja irgendwie herlocken. Vorhin in deinem Garten haben die Gedankenjäger ja versagt.“

„Was meinst du…“, sagte Kira, wurde aber unterbrochen, da Wanda ihr die Blume zuwarf.

„Ich brauch sie nicht mehr…obwohl…du gleich auch nicht mehr.“

Sie stand auf und riss die Arme nach oben. Im gleichen Moment kamen etwa ein Dutzend Gedankenjäger aus den Bäumen hervor und näherten sich der Mitte der Lichtung. Kira sah, dass Wanda dünne Fäden in den Händen hielt, die mit den Gedankenjägern verbunden waren. Konnte sie sie damit etwa kontrollieren?

„War nett, dich kennen gelernt zu haben~“, flötete Wanda, während sich die Gedankenjäger Kira und Nox näherten.

Wanda

Kira sah fassungslos auf die Gedankenjäger. Sie kamen immer näher, während Wanda auf ihrem Baum saß und sich sichtlich amüsierte. Hatte Kira das nicht schon heute Morgen durchstehen müssen?

Sie schaute Nox an, der bereit war zu kämpfen, und überlegte, was sie machen konnte. Es war genau wie am Morgen… oder, war es das?

Kira griff in ihre Tasche und holte ihren Wurfstern raus. Sie wusste zwar noch nicht, wie genau der Portalgenerator funktionierte, aber sie sah einen kleinen Schalter, an dem „Power“ stand. Sie betätigte ihn, woraufhin das Gerät anfing zu surren. Kira machte sich bereit, während Nox sie aufmerksam anschaute.

„Los, Nox!“, rief sie und warf ihren Wurfstern mitten zwischen die Gedankenjäger. Nox sprang los und packte den nächstgelegenen von ihnen. Als der Wurfstern den ersten Fuchs berührte, breitete sich ein Portal aus, genau so, wie Kira es bei Korays Bumerang beobachtet hatte. Die Gedankenjäger wurden eingesogen und in kurzer Zeit war die Hälfte von ihnen verschwunden.

„Oooh, du hast ja schon deine Waffe!“, meldete sich Wanda von oben.

Kira atmete erleichtert auf. Jetzt, wo sie den Wurfstern hatte, konnte sie vielleicht gegen die Gedankenjäger ankommen…

Doch in diesem Moment hob Wanda wieder ihre Arme und weitere Gedankenjäger kamen hinter den Bäumen hervor.

„Woher kommen die alle?!“, dachte Kira entsetzt, während sie ihren Wurfstern beäugte, der etwa zehn Meter von ihr auf dem Boden aufgekommen war.

Wenn der Weg frei wurde, konnte sie ihn zurückholen…

„Jetzt!“, dachte sie, als die Gedankenjäger zur Seite schwebten, und rannte los. Schon nach kurzer Strecke schnitt ihr einer der Füchse den Weg ab und sie musste abrupt stoppen. Doch da schoss Nox hinter ihr hervor, an den Gedankenjägern vorbei und schnappte sich den Wurfstern.

„Gut gemacht, Nox!“, freute sich Kira. Nox sprang gerade zu ihr zurück, als vom Eingang der Lichtung eine Stimme kam.

„Wanda!“

Kira wirbelte zum Eingang der Lichtung herum. Dort standen Alon und Coco, die nicht gerade amüsiert aussahen. Kira bemerkte erstaunt, wie die Gedankenjäger vor ihnen zurückwichen.

„Ah, da seid ihr ja!“, meinte Wanda und Kira fragte sich, ob sie sie kannte.

„Findest du das etwa witzig?!“, sagte Coco empört und hielt ihr einen Zettel hin, auf dem „Reingelegt! Ihr findet mich beim Torii“ stand.

„Seid ihr etwa sauer, dass ich euch etwas rumgescheucht hab?“ Wanda grinste sie an „Na ja, ihr seid ja noch rechtzeitig gekommen, bevor ich dieser kleinen Kriegerin die Gedanken genommen hab~“

„Ich kann die Organisation rufen“, meldete sich Alon auf einmal.

Wandas Grinsen war wie weggefegt.

„Das…würdest du nicht machen.“

Alon sagte nichts und blickte sie stur an.

„Wie du willst.“ Wanda schaute sich unentschlossen um, wandte sich dann aber zum Gehen.

„Ihr habt mich nicht zum letzten Mal gesehen.“ Sie verschwand hinter den Bäumen und mit ihr die Gedankenjäger.
 

Kira ließ sich aufs Sofa fallen. Inzwischen waren Alon, Coco und sie wieder bei ihr zu Hause angekommen, um eine Krisensitzung abzuhalten.

„Was will Wanda denn jetzt schon wieder?“, seufzte Coco.

Kira horchte auf.

„Ihr kennt sie?“

„Jep, sie ist auch eine Kriegerin“, erklärte Coco, „Aber sie hat sich sozusagen ‚selbstständig‘ gemacht und den Kontakt zur Organisation abgebrochen.“

„Ah!“, machte Kira, „Das wollte ich schon die ganze Zeit fragen: Was ist diese Organisation eigentlich?“

Alon lehnte sich zurück und fing an zu erklären: „Die Organisation ist so eine Art Unternehmen, die für das Gleichgewicht zwischen den Dimensionen sorgt. Und wenn das Gleichgewicht gestört ist, so wie jetzt, ernennen sie Krieger, die für ihre Zwecke kämpfen sollen. Diesen Kriegern wird dann jeweils ein Mitarbeiter der Organisation, wie ich zum Beispiel, zugeteilt. Ich war eigentlich für Wanda zuständig, bevor ich zu dir geschickt wurde.“

„Du arbeitest für die?“, fragte Kira erstaunt, „Dann… kann ich die Organisation auch mal kennen lernen?“

„Das wird schwierig…“, seufzte Alon, „Es kann aber sein, dass sie Krieger persönlich kontaktieren. So, jetzt müssen wir aber besprechen, wie wir weiter vorgehen. Irgendwelche Ideen?“

Kira und Coco schwiegen.

„Also…“, fing Coco an, „Wir müssen irgendwie schauen, wie wir die Gedankenjäger in den Griff bekommen. Vielleicht können wir uns mit anderen Kriegern zusammentun.“

Alon nickte.

„Das hab ich mir auch gedacht. Kira, hast du nicht letztens einen Krieger getroffen?“

„Ja, aber ich weiß nur seinen Vornamen…“

„Gut, das macht es nicht einfacher…“

Alon überlegte und fing dann an: „Ich habe letztens von einem Ort gelesen, an dem einige Gedankenjäger gesichtet wurden. Dort sollten wir mal nachforschen.“

Kira machte ein entmutigtes Gesicht.

„Schon wieder Gedankenjäger…und was, wenn Wanda wiederkommt?“

„Wir schaffen das schon!“, sagte Coco bestimmt.

„Und was Wanda angeht,“, sagte Alon und ein leichtes Lächeln zeichnete sich auf seinen Lippen ab, „Ich habe einen Plan.“
 

Kira seufzte. Hätte sie gewusst, dass Alons Plan beinhaltete, im Dunkeln eine verlassene Ruine zu erkunden, hätte sie sich das Ganze noch mal überlegt.

Inzwischen war sie wieder verwandelt und war immer noch erstaunt darüber, wie viel Energie sie hatte und wie sehr ihre Ausdauer doch im Laufe der Jahre gelitten hatte.

Sie schaute sich das Gebäude von vorne an. Es war halb eingestürzt, sodass sie in den Hinterhof sehen konnte, der nach hinten raus von einer Mauer umgeben war. Da Alon gesagt hatte, er und Coco würden erst später dazukommen, ging sie ein paar Schritte in den Hinterhof und schaute sich um.

Im Hof standen einige Bänke und Bäume, von denen die meisten umgekippt waren. Kira schauderte bei dem Gedanken, dass Gedankenjäger solch eine Zerstörungskraft hatten. Sie ging weiter in den Hof hinein, doch sie konnte nichts Interessantes finden.

Auf einmal hörte sie ein Geräusch von hinten und Kira schauderte. Langsam drehte sie sich um.

Am Eingang des Hofes stand ein Mann von etwa 60 Jahren, der sie erstaunt anschaute. Er hatte kurze schwarze Haare und trug schicke, aber etwas altmodische Kleidung.

Kira wurde unruhig. Warum war um diese Zeit noch jemand hier? Wie sollte sie erklären, dass sie hier war?

„Ich, äh…bin nur hier, weil…“, versuchte Kira sich eine Ausrede einfallen zu lassen.

Der Mann lachte.

„Keine Sorge, ich bin auch Krieger! Ich weiß, warum du hier bist.“

Kira entspannte sich.

„Wie heißen sie denn?“

„Koray!“

„Ah!“, machte Kira, „Ich bin Kira.“

„Ah!“, machte auch Koray.

Nach einer kurzen Pause mussten beide lachen.

Coco

Kira und Koray hatten sich auf eine kleine Mauer gesetzt, um sich zu unterhalten.

„Was machst du denn hier?“, fing Kira an.

„Ich bin Hausmeister nebenan im Gebäude“, erwiderte Koray.

Kira stutzte.

„Moment mal… bist du nicht eigentlich Schauspieler? Ich hab im Internet von dir gelesen.“

„Ja, aber nur tagsüber! Ich wollte früher schon gerne schauspielern, und nachdem ich Krieger geworden war…na ja, hatte ich sozusagen eine zweite Chance bekommen. Und es hat ja auch ganz gut geklappt!“

„Beeindruckend!“, meinte Kira.

„Na ja… die Organisation hat auch ein bisschen geholfen. Sie meinten, wenn ich bekannt bin, hab ich mehr Verbindungen, die nützlich sein könnten.“

Kira wollte gerade etwa erwidern, als plötzlich eine Stimme von oben kam.

„Oh, wie mutig. Bist du heute mal ohne deinen Aufpasser unterwegs?“

Kira sprang auf. Vor ihr auf einer Mauer stand Wanda und schaute sie frech an.

„Was willst du schon wieder?“, fragte Kira.

„Na, was wohl?“, sagte Wanda und hob ihre Arme.

Hinter Kira holte Koray seinen Bumerang aus der Tasche, doch bevor er etwas machen konnte, rief Kira: „Coco, jetzt!“

Coco schoß hinter einer Mauer hervor und umkreiste Wanda in der Luft. Diese schaute Coco verwirrt nach. Coco kreiste, scheinbar grundlos, immer weiter um Wanda.

Kira musste daran denken, was Alon ihr über den Plan erzählt hatte.

„Wandas Waffen sind dünne Fäden aus einem speziellen Material, mit denen sie die Gedankenjäger kontrolliert. Mit Cocos Hilfe können wir sie gegen sie verwenden“, hatte er gesagt.

„Was soll das?“, rief Wanda langsam ungeduldig, doch da bemerkte sie, dass sie die Fäden, mit denen sie Gedankenjäger herbeiholte, nicht länger kontrollieren konnte.

Coco hatte sie in der Luft eingesammelt und wickelte Wanda nun damit ein.

Wanda saß auf der Mauer, ihr Gesichtsausdruck war eine Mischung aus verdutzt und trotzig, während Alon nun auch hervorkam und auf sie zuging.

„Ihr seid gar nicht mal so dumm“, sagte sie, als sie sich ihrer Situation bewusst wurde.

Alon stellte sich mit verschränkten Armen vor Wanda, während Kira einen sicheren Abstand hielt.

„Warum hast du es auf Kira abgesehen?“, fragte er.

Wanda lachte auf.

„Ihr wisst es wirklich nicht? Erzählt euch die Organisation denn gar nichts?“

Alon und Coco sahen sich verwirrt an.

„Ich kann euch nur eins sagen.“

Ihr Ausdruck verfinsterte sich.

„Gedankenjäger verbreiten nichts als Schmerz.“

Bei diesen Worten zuckte Koray zusammen und setzte zum Reden an, doch Wanda kam ihm zuvor.

„Aber, sag mal… du da!“

Wanda zeigte, so gut wie sie sich bewegen konnte, auf Coco.

„Müsstest du nicht eigentlich auch bei der Organisation sein, anstatt hier mitzumischen?“

Kira und Koray sahen Coco fragend an, während Alon Wanda anfunkelte.

„Das tut nichts zur Sache.“

„Nicht? Ich kann mir vorstellen, dass das auch für Kira interessant ist.“

Kira schaute Coco an.

„Was meint sie?“, fragte sie vorsichtig.

Coco seufzte und fing an zu erklären: „Weißt du, eigentlich müsste ich bei der Organisation gemeldet werden. Aber… ich möchte lieber hier bleiben.“

Sie schwebte nach vorne und nahm Kiras Hände in ihre.

„Besonders jetzt, wo ich euch getroffen habe.“

Kira nickte und lächelte Coco an.

„Da fällt mir auf…“, sagte sie, „Bist du gewachsen, Coco?“

Coco nickte.

„Ich bin noch sehr jung, da wachse ich schneller.“

„Da fällt mir ein…“, sagte Kira zögerlich, „Was genau…seid ihr eigent-…“

„Moment mal!“, unterbrach Alon sie auf einmal, „Wo ist Wanda?“

Kira und Coco schauten auf die Stelle, wo Wanda zuvor gesessen hatte. Anscheinend hatte sie die Zeit genutzt um unbemerkt abzuhauen.
 

Kira setzte sich seufzend auf die Mauer. Sie schaute zu Alon und Coco, die sich leise unterhielten, so als ob sie nicht wollten, dass Kira und Koray vom Inhalt etwas mitbekommen. Kira schwirrte immer noch der Kopf. Anstatt Antworten hatte das Treffen mit Wanda nur noch mehr Fragen hervorgebracht.

Sie schaute zu Koray. Er stand mit dem Rücken zu ihr und hatte die Hände in die Hosentaschen gesteckt. Die Sonne ging gerade vor ihm auf und tauchte die Szene in ein warmes Licht.

Auf einmal schimmerte seine Silhouette.

Kira kniff die Augen zusammen. Die Gestalt des älteren Mannes verschwamm und nahm langsam seine junge Gestalt an.

Kira sah, wie Koray sich umdrehte und seine Augen sich weiteten, als er bemerkte, dass sie zur gleichen Zeit verwandelt waren. Nach einer Weile ging er auf sie zu und sagte: „Wie…kann das denn sein?“

„Das ist wirklich bemerkenswert“, sagte Alon, der auf einmal neben Kira auftauchte.

„Ist das normal so?“, fragte Kira, „Ich dachte, wir seien nie zur gleichen Zeit verwandelt…“

Alon überlegte kurz.

„Ich frag mal bei der Organisation nach“, sagte er und schwebte ein Stück nach oben. Doch bevor er ging, drehte er sich noch kurz zu Kira und Koray um und sagte: „Ach, übrigens: Gute Arbeit heute.“
 

Kira und Koray kamen gerade bei dem Gartentor von Kiras Grundstück an. Koray hatte darauf bestanden sie nach Hause zu bringen.

„Woher kanntest du mich eigentlich?“, fragte er, während sie durch den Garten gingen.

„Also…“, überlegte Kira, „Das erste Mal hab ich dich bei der Bäckerei am Rand der Stadt gesehen.“

„Ah, ja, da habe ich Autogramme gegeben! Ich bin morgen… nein, heute auch wieder dort, wenn du Lust hast, schau doch mal vorbei.“

„Gerne!“ Kira nickte.

„Obwohl ich nicht weiß, wie müde ich dann bin. Ich mein, es wird ja schon hell“, grummelte sie.

„Ah, vielleicht weißt du das noch nicht, aber wir Krieger brauchen nicht so viel Schlaf. Ein paar Stunden und du bist wieder fit.“

„Echt? Wie praktisch!“

Sie waren am Haus angekommen, wo Kira die Tür öffnete. Sofort kam Nox angerannt und begrüßte sie stürmisch. Sie drehte sich zu Koray um.

„Dann… bis morgen- ach ne, bis später. Oh Mann, ich komm ganz durcheinander.“

Koray lachte.

„Bis später!“, sagte er und drehte sich um.

Er ging durch den Garten und aus dem Tor auf die Straße.

Kira sah ihm hinterher.

Gerade als Koray hinter den Rhododendronbüschen verschwand, verwandelte sie sich zurück in ihr 59-jähriges Ich.


Nachwort zu diesem Kapitel:
So, das sind erst mal alle Kapitel, die ich bisher habe! Kapitel 5 ist aber schon in Arbeit^^ Komplett anzeigen

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