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Das letzte was ich sah, warst du

Nichts für Kai-Fans
von

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Prolog

Ich wusste sofort, dass ich kein anderes Ende finden wollte und deshalb dazu bestimmte war, auf diese Weise zu sterben. Zu spüren, wie ich gegen das harte Metall stoße und von den Rädern ohne gnade zerquetscht werde und das letzte, was ich sehen möchte, ist dein süßes Lächeln, dass mich all diese Schmerzen überwinden lässt.

Am S-Bahnhof

Es war ein kalter Winter in diesem Jahr und Kai, Ray und Tala standen am Hauptbahnhof der S-Bahn und warteten auf Hilary und Mariah, die den Rest der Jungs zum Shopping geschleift hatten.

"Ich glaube, die brauchen noch ewig.", meinte Tala und zuckte dabei energisch mit den Schultern.

Ray nickte grinsend(er wusste wie sehr Tala recht hatte) und Kai starrte bloß stumm vor sich hin. Er war an diesem Tag mehr als nur depressiv, er hatte ernste Probleme und die konnte er den anderen unmöglich erzählen.

Denn er hatte am Morgen einen Brief von seinem Vater aus Russland bekommen und der Brief hatte ihn an alles erinnert, was er vergessen wollte. Gerade jetzt, zwei Jahre nach rikusas Tod, konnte er keine schlimme Nachricht mehr ertragen.

"Papiii!", rief eine Kinderstimme.

Kai drehte sich um, die Trauer in seinen Augen verschwand für einen kurzen Moment.

"Die anderen sind wieder da!", freute sich Ray.

Tyson hatte8wie eigentlich immer) einen fetten Burger in seiner(laut Kai)Augenkrebs verursachenden Fresse. Hinter ihm kamen Hilary, Max und Mariah, welche einen kleinen Jungen an der Hand führte, aus der S-Bahn.

Kenny war gar nicht mitgekommen, er saß lieber vor Dizzy und zog sich seltsame Seiten im Internet rein(könnten es Pornos sein...?!!!).

Kai sah sich den kleinen Jungen an Mariahs Hand an, wie gerne würde er zu ihm gehen und ihm die Wahrheit sagen. Doch das konnte er nicht.

"Papiiii!!!", rief der Kleine wieder und stürmte in Rays Arme.

Das mit anzusehen war für Kai ein Stich in sein herz, denn eigentlich war es ja sein Sohn.

Der Kleine trug den Namen Misu, das bedeutete "bewegtes Wasser". Kai gab ihm diesen Namen, weil er das Meer so gerne mochte.

Misu war mittlerweile 2Jahre alt, kurz nach seiner Geburt wurde Rikusa von einem Amokläufer an ihrer Schule erschossen.

Misu war das Kind von Kai und Rikusa, doch nach ihrem Tod hatte Kai nicht die Kraft, sich um seinen Sohn zu kümmern.

Deshalb gab er Misu zu Ray und Mariah, die seit 3Jahren verlobt waren. Ray war schon immer der einzige Mensch gewesen, dem Kai vertraut hatte. Misu war nun der Sohn von Ray und Mariah, er hatte keine Ahnung von seinen wirklichen Eltern.

"Und was habt ihr die ganze Zeit gemacht?", fragte Max und grinste breit.

"Nicht viel, wir waren im Kino.", antwortete Ray und streichelte Misu über den Kopf.

"Wenn man mit Kai unterwegs ist, kann man nicht viel machen!", meinte Tyson und schluckte den letzten Bissen seines Burgers. Kai wünschte sich, Tyson würde an diesem Bissen ersticken, aber er sagte nur: "Wie gut, dass wir nicht mit dir unterwegs waren, sonst wären wir wahrscheinlich an deinem Anblick gestorben!"

"Oh, sind wir heute witzig!", schmollte Tyson und verzog den Mund, schließlich zischte er: "Du hast wahrscheinlich noch vor dem Kino gestanden, um JA nicht unter Menschen zu kommen! Könnte ja lustig werden!"

"Also, Kai war mit uns im Kino, wir haben uns einen Horrorfilm angeschaut.", meinte Tala.

"Was habt ihr nach dem Film gemacht?", wollte Hilary wissen. (Das Fragen viel ihr schwer, weil sie fast sechs Einkaufstüten in den Armen und Händen hielt.)

"Wir haben ungefähr 4o Minuten hier auf euch gewartet und darüber gerätselt, wie es wohl wäre vor die S-Bahn zu hüpfen.", antwortete Ray spaßig.

"Das wäre doch was für Kai!", rief Tyson und lachte laut los.

Kai war für einen kurzen Moment wütend, dann sah er zur Seite und beobachtete einen der Züge.

Wie es wohl wäre auf den Schienen überfahren zu werden?

Das war eine plötzlich Frage in Kais Kopf. Diese Art von Selbstmord war mit einem Mal so nah, so dicht und für einen kurzen Moment verspürte Kai den Drang dieser Idee zu folgen, doch er tat es nicht.

"Warum nicht?", dachte er, "Warum tue ich es nicht?"
 

Für Kai war das Leben schon immer schwer gewesen und als er Rikusa traf, hatte er einen Sinn im Leben gefunden. Mit ihrem Tod verschwand auch der Sinn. Die einzige Kraft, die Kai noch vorantrieb, war Misu. Doch Misu brauchte Kai nicht, für ihn war Ray der Vater und Mariah die Mutter.

Kai war mittlerweile 18 Jahre alt, er versuchte sein Leben eigenständig zu führen, doch dann war da der Brief von seinem Vater. Kais Vater wollte seinen Sohn zurück in die Heimat, nach Russland, holen.

Da würde Kai auch wieder auf seinen Großvater Voltaire und auf seinen früheren Trainer Boris treffen. Aber das waren die Personen, die Kai am meisten vergessen wollte.

"Können wir jetzt gehen?", fragte Hilary, "Mir ist kalt!"

"Jaja, wenn alle fertig sind...", meinte Tala und schließlich verließen sie den Bahnhof. Alle-außer Kai und Ray.

Rikusas Tod

"Du denkst oft noch an sie, stimmts?"

Kai reagierte nicht auf Rays Frage, sondern sah weg. Er wollte nicht reden und schon gar nicht über Rikusa.

Kai und Ray saßen auf einer Bank in der Nähe des S-Bahnhofes. Eigentlich hatte Ray eine kleine Unterhaltung über Misu geplant, aber Kai war an diesem Tag alles andere als gesprächig.

Er war zwar nie ein großer Redner gewesen, doch eine Zeit lang konnte man sich gut mit ihm unterhalten. Das war als Rikusa noch lebte und kurz danach.

Mittlerweile hatte sich alles aber wieder geändert, Kai war verschossener als je zuvor.

"Wir müssen reden, Kai...bitte...", flehte Ray.

"...worüber denn?!", trotzte Kai und verschränkte die Arme vor der Brust.

"Über Misu und...", Ray wurde leiser, "...und über Rikusa."

"Nein!"

Ray war verzweifelt, wieso kam er nicht an seinen besten Freund? Wieso wollte er nicht reden?

"Ich weiß, dass es dir schwer fällt, aber ich sehe doch wie sehr dich die Sache mit Misu bedrückt...und das schon zwei Jahre lang.", erklärte Ray.

"Ich hab's zwei Jahre lang ausgehalten, also halte ich es auch bis zu meinem Tod aus!"

"Du Egoist! Willst du deinen Sohn dumm sterben lassen?!", fragte Ray laut.

Kai nickte. "Misu ist glücklich bei euch, er braucht mich nicht."

Kai stand auf. "Misu ist die letzte Erinnerung an Rikusa, niemand kann ihn besser hüten als du. Ich vertraue dir, Ray. Es war ein harter Schlag, damals, als Rikusa starb. Es war so , als ob mit einem Mal mein Leben abgeschlossen wäre. sie war der Grund warum ich nicht aufgegeben habe. Ich hab mich geritzt, hatte Bulimie und war bereit mir das Leben zu nehmen. Dann tauchte Rikusa auf, ich wollte für sie nicht aufgeben...ich hab wieder vernünftig gegessen und aufgehört mir selbst zu schaden. doch dann kam dieser Irre! Ein Junge aus ihrer Klasse, der eine Wut auf die Schule und die Welt hegte. Er lief Amok und brachte dabei vier Schüler um, eine davon war Rikusa. Sie starb nur, weil sie ihm die Waffe wegnehmen wollte und..."

Kai sah zu Boden und Ray erblickte Tränen, die auf die erde fielen.

"Du hast wieder angefangen...", sprach Ray ruhig.

Kai wischte sich die Tränen weg.

"Wieviel wiegst du, Kai?", wollte Ray wissen.

"...43kg...", murmelte Kai, "...bei 1,76m..."

"Und deine Arme?"

Kai schob seine Ärmel hoch und zum Vorschein kamen frische Schnitte und sichtbare Narben.

"Du musst aufhören! Du bringst dich um!"

"Ich weiß, aber ich habe doch nichts zu verlieren!", brüllte Kai.

Mit diesen Worten lief er weg und Ray konnte ihm nur hinterher schauen.

Die Seele, die weint

Vier Tage nach dem Gespräch am S-Bahnhof hatte Kai eine totale Veränderung durchgemacht. Er redete gar nicht mehr mit den anderen, sondern lebte nur noch hin, mit einem leeren Blick.

Er machte nichts mehr. Kai war nur noch auf seinem Zimmer und der rest der Gruppe konnte nichts anderes tun, als mit Besorgnis zuzusehen.

Einen Abend hatten sich alle, außer Kai, im Wohnzimmer ihrer WG versammelt.

"Findet ihr nicht auch, dass Kai ziemlich abgenommen hat?", fragte Hilary.

Die anderen nickten. Ray hatte ihnen nichts von seiner Unterhaltung mit Kai erzählt, doch nun musste er. Die anderen sollten wissen, wie sehr ihr Freund am Ende war.

"...er hat es mir erzählt...", fing Ray an.

"Was?!", wollte Tyson aufgeregt wissen.

"Kai, er ...isst nicht mehr und wenn doch dann...", stotterte Ray weiter.

"Sag's doch einfach: Kai ist wieder am Kotzen! Er soll aufhören damit!", motzte Tyson.

"Er macht sich selbst kaputt.", fügte Max hinzu.

Alle schwiegen, sie wussten wie es Kai erging.

"Aber er ritzt sich doch nicht mehr, oder?", fragte Mariah.

Ray schlug die Augen nieder, leise sprach er weiter: "Doch, leider. sein Leben hat keinen Sinn mehr für ihn. Als ich mit ihm gesprochen habe, wog er nur noch 43kg und seine Arme sind vollkommen zerschnitten.

"Wie soll das bloß weitergehen?", fragte Tala. Er kannte Kai schon am längsten und wusste nur zu gut von dessen Hang zum Selbstmord.

Sie waren zusammen aufgewachsen, schon als Kai klein war hatte er einmal versucht sich umzubringen. Damals, als sie fünf Jahre alt waren, hatte Boris und Voltaire ihr wahres Gesicht gezeigt.

Sie schlugen Kai und Tala oft, aber es gab einen Tag, den würde Kai wohl nie mehr vergessen und Tala auch nicht.

Es war der Tag vor Kais sechstem Geburtstag, er war eh schon traurig, weil sein Vater auch diesmal nicht nach hause kam. Wegen seiner Arbeit war Kais Vater eigentlich nie da. Kai wuchs bei seinem Großvater Voltaire auf. Tala wollte an jenem besagten Tag mit Kai reden und war gerade auf dem Weg in dessen Zimmer, als er aus Voltaires Büro Schreie hörte.

Tala sah durch einen Türspalt und was er da erblickte, war das Schlimmste, was er je gesehen hatte. Da lag der kleine Kai auf dem Schreibtisch seines Großvaters, der ihn festhielt, und während Kai bitterlich weinte, verging sich Boris an ihm. Keiner hatte Mitleid mit dem Kind.

An seinem Geburtstag versuchte Kai sich dann die Pulsadern aufzuschneiden. Aber Tala riss ihm das Messer weg und kümmerte sich um Kai.
 

Jetzt war Kai wieder soweit, alles aufzugeben.

"Kai ist innerlich tot, er ist mit Rikusa gegangen.", schniefte Max.

"Wie können wir ihm helfen?", wollte Hilary wissen.

"...zur Rede stellen?...oder unterstützen?", schlug Tyson vor.

"Aber Kai will nicht reden und er lässt sich nicht helfen.", widersprach Ray, auch wenn er wusste, dass sie Kai unterstützen mussten.

"Dann zwingen wir ihn dazu!", befahl Tyson und stürmte in Kais Zimmer.

Wenig später hörte man einen Schrei, einen Knall und Tyson taperte mit einem blauen Auge zurück ins Wohnzimmer.

"Ich hab doch gesagt, dass er nicht reden will.", sagte Ray.

Tyson nickte und rieb sich sein Auge.
 

Kai lag unterdessen auf seinem Bett und starrte die Zimmerdecke an.

"Dieser Tyson, der soll mich in Ruhe lassen!", fluchte Kai.

Er war der Meinung, dass er mit seinem Leben machen konnte, was er wollte. Er drehte sich zur Seite, da fiel sein Blick auf das Messer, das auf dem Tisch lag. Kai nahm es zur Hand und legte es an seinem Unterarm an. Er drückte die Klinge in sein Fleisch und zog. Das Blut lief an seiner Hand herab. Es war rot und frisch. Kai spürte den Schmerz schon nicht mehr, er war es gewohnt sich zu verletzten.

Auf einmal ging seine Zimmertür auf und herein tapste Misu im Schlafanzug. Kai legte erschreckt das Messer zur Seite.

"Warum blutest du?", fragte der Kleine, der Kai mittlerweile immer ähnlicher sah. Seine Haare hatten die gleiche Farbe und auch seine Augen waren rot, wie die von Kai.

"Ich hab mich verletzt. Geh zurück ins Bett.", antwortete Kai traurig.

Er würde Misu so gerne in den Arm nehmen, doch dann würde er sich verraten. Kai fing an zu weinen, er hatte das letzte Mal so heftig an Rikusas Grab geweint.

"Was hast du denn?", wollte Misu wissen und sah Kai mit seinen großen, traurigen Augen an.

"Es ist nichts...", meinte Kai, dann überkam es ihn.

Der Riss in seinem Innersten schmerzte zu heftig. Er sprang auf und schlang seine Arme um seinen kleinen Sohn. Misu zuckte zusammen, doch dann weinte er mit. Kai fühlte sich so wohl mit seinem Sohn. Er wollte ihn einfach bei sich haben, vielleicht sollte er ihm die Wahrheit sagen.

"Ich bring dich zurück ins Bett.", flüsterte er und hob den Kleinen hoch.

Misu klammerte sich um Kais Hals, er freute sich und lächelte. Schließlich kuschelte er sich in Kais Arme und schloss die Augen. Noch bevor Kai ihn in sein Bett legen konnte, war Misu eingeschlafen.

Während er seinen kleinen Sohn zudeckte, schluckte Kai und dann musste er wieder weinen. er konnte es nicht zurückhalten, wie schon zuvor.

Er musste sich eingestehen, dass er Misu bei sich haben wollte. Er musste mit Ray und Mariah sprechen.

Mein Sohn gehört zu mir

"Aber das kannst du nicht! Der kleine liebt uns!", protestierte Mariah.

"Und wir lieben ihn!", fügte Ray hinzu.

"...das weiß ich, aber es ist mein Sohn. Ich muss ihn zu mir nehmen. Ich denke, dass Misu es auch ahnt.", sagte Kai ruhig und entschlossen.

"Aber er hat doch keine Ahnung, dass du sein Vater bist.", meinte Mariah.

Sie hing an Misu und eigentlich wollte sie ihn nicht hergeben, auch wenn er nicht ihr leiblicher Sohn war, für sie war er ihr Kind.

"Ich werde ihm alles erzählen."

"Nein, Kai! Das kannst du nicht!", rief Ray, in seiner Stimme lag ein bisschen Wut.

"Doch, er ist mein Sohn!"

"Hör mir zu, er ist zu klein und das wird ihn verwirren...bitte,Kai! Lass ihn bei uns!", flehte Mariah jetzt.

Doch Kai schüttelte den Kopf. Er drehte sich um und ging in Misus Zimmer. Kai fing an Sachen zu packen.

"Was hast du vor?", wollte Ray wissen.

"Ich gehe, ich brauche Abstand...von euch und von Rikusa...der Gedanke an sie ist hier zu nah.", erklärte Kai.

Mariah fragte blinzelnd: "Wo willst du denn hin?"

Kai nahm den Brief seines Vaters aus der Hosentasche. "Ich geh zurück nach Russland und ich nehme Misu mit."

Rays ballte sich zur Faust, er sah Kai böse an und knurrte: "Das kannst du nicht! Niemals!"

Kai antwortete nicht, er packte nur stumm Misus Kleidung ein. Mariah war den Tränen nahe, sie würde Misu vermissen und wollte nicht, dass Kai ihn mitnahm. Aber sie wusste genau, dass sie es nicht verhindern konnte. Ray dagegen wollte es nicht akzeptieren. Er war ja eigentlich eher eine ruhige Person, doch diesmal rastete er aus.

"Nein!", brüllte er und verpasste Kai einen Schlag ins Gesicht.

"Er ist doch hier zuhause, du wolltest ihn nicht, nun ist er unser Kind! Du kannst nicht immer tun und lassen, was du willst!", schrie Ray weiter.

"Ja, ich denke, du hast Recht.", sagte Kai und rieb sich die Stelle, die Ray getroffen hatte.

"Es ist nur so, bei dieser Sache darf mich niemand aufhalten.", meinte Kai.

Mit diesen Worten hob er Misus Koffer hoch und weckte den Kleinen nicht, sondern nahm ihn einfach auf den Arm. So verließ er das Zimmer. Vor der Haustür standen schon Kais gepackte Taschen.

"Kai? Wo gehst du hin?", fragte Hilary, die aus der Küche kam.

"In meine Heimat. Richte das auch den anderen aus, ich nehme Misu mit."

So trat Kai aus der Tür und Hilary konnte ihm nur hinterher sehen. Sie überlegte noch kurz, ob sie ihn zurückrufen sollte, ließ es dann aber bleiben. Kai musste gehen, das verstand sie, die anderen würden es auch verstehen. Außer Ray, er war sauer auf Kai und konnte dessen Entscheidung nicht glauben.

Reise in die neue Zukunft

Misu schlief noch immer in Kais Armen, während sie mit dem Zug ins kalte Land fuhren. Auch Kai hätte gerne etwas mehr geschlafen, doch er konnte nicht, dafür war er zu nervös. Auf dem Bahnhof hatte er Nocheinmahl mit seinem Vater telefoniert und Bescheid gesagt, dass er nach hause kam.

Nun war er bald da, zurück in Russland, in der Kälte und mit all den bösen Erinnerungen. Kai konnte sich selbst nicht erklären, warum er ausgerechnet doch noch nach Russland zurückfuhr. Und warum ließ er all seine Freunde hinter sich?

Ray hatte ihm wehgetan, er wollte seinen Sohn behalten, Ray wollte Kai Misu wegnehmen. Und auch die anderen waren nicht wirklich gute Freunde gewesen.

Jetzt war Kai auf dem Weg in eine neue Zukunft um ein neues leben mit seinem Sohn zu beginnen.

Es klopfte an seinem Zugabteil.

"Herein!", rief Kai, dann riss er die Augen auf.

Vor ihm stand tatsächlich Tiniya, Talas große Schwester. Ihr langes, rotes Haar flatterte bei den Bewegungen des Zuges.

"Was willst du denn?", wollte Kai gestört wissen.

Tiniya lächelte ihn an und ging auf Misu zu.

"Der ist aber niedlich, er sieht dir schon sehr ähnlich.", lachte sie und streichelte über Misus grau-blaue Haare.

"Ich bin eigentlich gekommen, um Tala zu besuchen, aber er schickte mich wieder los, dich nach Russland zu begleiten.", erklärte sie.

"Ich brauche keine Begleitung!", beschwerte sich Kai.

"Doch! Ich passe auf dich und deinen kleinen Sohn auf!"

Kai war sichtlich genervt, aber Tiniya war schon immer ein Dickschädel gewesen, man konnte ihr nichts aus dem Kopf schlagen. Sie setzte sich zu Kai und holte ein Brot aus ihrer Tasche.

"Ich hab noch mehr, möchtest du auch was zu essen?", fragte sie. "Du siehst so hungrig aus."

"Nein, danke! Ich verzichte!"

Auch Tiniya war Kais magerer Körper aufgefallen, sie machte sich ernste Sorgen.

In diesem Moment öffnete Misu die Augen, er sah sich ängstlich um.

"Wo...bin ich?", fragte er piepsig.

"Misu, wir fahren nach hause. Ich bin dein Papa.", erklärte Kai dem Kleinen.

Und er hatte gedacht, dass Misu anfängt zu weinen, doch sein Sohn kuschelte sich nur etwas näher an ihn und schloss die Augen wieder.

"Er ist zwar noch klein, aber ich denke, dass Misu dich als seinen Vater erkennt.", meinte Tiniya.

Kai nickte.

"Was erwartest du in Russland?", fragte Tiniya.

"Nichts...nur Abstand.", antwortete Kai.

"Hast du keine Angst vor Voltaire oder Boris?"

"ich bin jetzt 18 und kann mich alleine behaupten. Außerdem werde ich mich um meinen Sohn kümmern."

Tiniya zuckte mit den Schultern. "Wie du meinst."
 

Bald kamen sie in Moskau an, die Kälte war das erste, von dem Kai ergriffen wurde. Er hatte Misu warm eingepackt und verließ mit Tiniya den Zug. Vor dem Bahnhof stand eine schwarze Limousine, die Kai sehr bekannt vorkam.

"Mein Vater ist da.", sagte er unbeeindruckt und stapfte auf den Wagen zu.

Familienhass

"Kai! Mein Sohn!", freute sich Kais Vater und wollte ihn umarmen.

Doch Kai stieß seinen Vater weg.

"Hör zu! Fahr mich einfach zu unserem Anwesen.", befahl er.

Sein Vater war erschrocken über den Tonfall seines Sohnes, da fiel ihm Misu ins Auge.

"Wer ist denn der Kleine? Er sieht dir ähnlich?" Kais Vater hielt inne. "Ist er dein Sohn?"

Kai blickte finster. "Ob du's glaubst oder nicht, ich bin nun auch Vater. Seit zwei Jahren. Das hier ist mein Sohn Misu."

"Und Tiniya ist die Mutter?", fragte Kais Vater.

"Nein! Nein! Nein! Ganz bestimmt nicht!", grinste Tiniya und fuchtelte wild mit den Händen.

"Na dann bringe ich dich mal nach hause.", sagte der Vater zu Kai und setzte eine nette Miene auf, aber Kai schenkte ihm keine Beachtung. er stieg nur stumm ins Auto.

Die Fahrt über schwiegen alle, sogar die sonst so laute Tiniya. Als sie endlich am Anwesen angekommen waren, kam in Kai ein unerklärliches Gefühl auf. Er wollte umkehren und er hatte Angst vor dem war kommen würde. Kais Vater schloss die Tür auf und da stand auch schon Voltaire in der Eingangshalle.

"Hallo, Enkel, du bist ja erwachsen geworden.", begrüßte Voltaire Kai.

In seinem Blick spiegelte sich das pure Böse und seine Augen begannen zu funkeln, als er Misu erblickte.

"Das ist mein Sohn! Den lässt du in Ruhe, Großvater!", brüllte Kai.

Da kam Boris in die Halle. "Was ist denn das für ein Krach hier?"

Bei dieser Stimme zuckte Kai zusammen, er konnte die alten Erinnerungen nicht verdrängen.

Da erblickte Boris Kai und er sagte: "Na Kleiner, bist du zurück?"

Kais Vater war mit Tiniya in Kais Zimmer gegangen, sie brachten die Sachen dorthin. Kai stand alleine mit Misu in der Eingangshalle und schaute seinen beiden Peinigern entgegen. Da war plötzlich wieder dieses Gefühl der Hilflosigkeit in ihm.

"Ich glaube, du brauchst noch eine angemessene Begrüßung, Kai!", lachte Voltaire und Boris nickte.

Kai wusste nicht, wie ihm geschah, als er gepackt und ins Hinterzimmer gezogen wurde. Dort warfen sie ihn gegen eine Wand und fesselten ihn.

Misu war bei Voltaire auf dem Arm. Kai wehrte sich, in seinen Augen stand die Verzweiflung geschrieben.

"Macht mit mir was ihr wollt! Aber lasst Misu in Ruhe!", rief er.

Boris lachte. "Wie du willst!"

Er kam auf Kai zu und nahm einen Rohrstock zur Hand. Dann riss er ihm die Sachen vom Leib und schlug auf Kais bloße Haut ein. Kai wollte nicht weinen, er versuchte die Schmerzen nicht zu beachten, doch es ging nicht. Tränen flossen aus seinen Augen und er sah nur verschwommen seinen kleinen Sohn, der nun in Voltaires Händen war. Kai hatte nur einen Wunsch, er wollte, dass Misu niemals so eine schreckliche Kindheit erlebte, wie er.

Kai zitterte unter den Berührungen von Boris und während sich dieser erneut an Kais Körper labte, träumte Kai von einer schönen Welt. In der er Hand in Hand mit Rikusa und Misu glücklich war.

er brach zusammen und das letzte, was er hörte war das fiese Lachen von Boris und Voltaire und das Weinen von Misu.
 

Kai hasste Voltaire, für das, was er ihm angetan hatte. Er hasste Boris, für die widerlichen Spiele, die er mit Kai gemacht hatte. Und er wollte auch seinen Vater hassen, dafür, dass dieser nie für ihn dagewesen war. Doch er konnte nicht.

Das letzte was ich sah, warst du

Als Kai am nächsten Morgen aufwachte, lag er in seinem Bett und neben ihm schlief Misu. Der Kleine war unversehrt. Kais ganzer Körper brannte und er konnte nicht mehr. Misu sollte es schöner haben, schöner als er es bei Kai jemals haben könnte und Kai wollte seinem Vater eine zweite Chance geben.

Er setzte sich und schrieb einen Brief. Als er fertig war, legte er diesen Brief auf den Tisch neben das Bett in dem Kais Vater schlief. Dann zog er sich an und verließ das Haus.

Kai dachte wieder an Tysons Worte, die er damals auf dem S-Bahnhof gesagt hatte und an die Todessehnsucht, die Kai damals verspürt hatte. Während Kai durch das kalte Russland stapfte lief sein Leben noch mal vor seinen Augen ab. Von seiner tragischen Kindheit bis hin zu Rikusa und weiter.

Bald näherte er sich dem Bahnhof von Moskau. er drängelte sich durch die Menschenmassen zu den Bahngleisen.

Aus den Lautsprechern tönte es: "ACHTUNG! DER ZUG AUF GLEIS3 NÄHERT SICH!"

Das war das Zeichen für Kai, er sprang auf die Gleise und rannte dem Zug entgegen. Ein paar Passanten riefen ihm hinterher, doch Kai hörte sie nicht. Er rannte nur und die Tränen flossen dabei über seine Wangen.

"Vergib mir, Rikusa! Dafür, dass ich zu schwach bin! Ich komme zu dir!", rief er noch.

Dann rammte ihn das harte Metall und riss ihn mit sich. Kai konnte es fühlen, er sah in den Himmel und noch einmal Rikusas Gesicht. Er sah sie und ihr wundervolles Lächeln. Er merkte, wie er alles hinter sich ließ und schließlich machte er die Augen zu. Für immer.

Der letzte Brief

Kais Vater hielt den letzten Brief seines Sohnes in Händen und las:

"Auf Wiedersehen, Vater. Ich gehe dorthin, wo auch Rikusa ist. Ich halte diese Welt nicht mehr aus. Zu oft haben Großvater und Boris mich vergewaltigt. Bitte sorg dafür, dass sie eine gerechte Strafe erhalten. Du hast dich damals nie für meine Kindheit interessiert, doch ich kann dich nicht hassen. Stattdessen will ich dir eine zweite Chance geben. Nimm Misu an dich und gib ihm ein schönes Zuhause. Sorg für ihn und schenke ihm die Liebe, die du mir nie gegeben hast. Ich bin immer bei dir und meinem Kleinen, ich sehe vom Himmel herab. Sei ein guter Vater für Misu und sag ihm, dass ich ihn immer lieb haben werde, genau wie dich...Papa."

Damit legte Kais Vater den Brief weg und brach in Tränen aus. Er lief zu Misu und nahm ihn fest in die Arme.

"Ja, Kai...", flüsterte er, "...ich werde ein guter Vater sein!"
 

ENDE



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Kommentare zu dieser Fanfic (16)
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Von: abgemeldet
2005-09-08T12:49:07+00:00 08.09.2005 14:49
bin ja aelber so blöd, wieso les ich das..!?!?!?
Von: abgemeldet
2005-09-08T12:48:52+00:00 08.09.2005 14:48
Du blöde Kuh, jetzt muss ich wegen dir heulen! (das mein cih ernst...!
Von:  Tak-lung
2005-07-07T11:09:53+00:00 07.07.2005 13:09
Ok... es ist sehr üß und vor allem sehr tragisch... ich habe zwar ein etwas anderes Bild von Kai (ich gleube nicht das er sich selbsat umbringen würde...) aber es ist rotzdem süß ^^. Na ja das ich auch icht glaube das er mit 26 ein Kind hat ist ja nomal oder? und dass er vergewaltoigt wurde (weiß nicht ob das vielleicht in der ersten Staffel kam aber ich glaub eher nicht oder?). Schreibstil könnte sich zwar auch nich verbbesern (/oh man ich krietiesier ja nur! Ich bin so ein schlechter Mensch... *schnief*) aber die Idee ist echt gut und jeder hat nen anderen geschmack oder?
Von:  Kizu8
2005-05-09T16:10:06+00:00 09.05.2005 18:10
*schnief*
Du sagst, ich schreibe schon traurige sachen .. aber guck dich mal an !! Eine echt schöne Story - kleine Kritik: wenn du es weiter ausgebaut hättest, wäre das der absolute wahnsinn. So, wie sie jetzt ist, ist es der Wahnsinn.
Trotzdem .. SUPI! *schnief*
Von:  SkyAngel
2005-03-13T14:58:05+00:00 13.03.2005 15:58
Die FF war ja soooooo schön.*heul + snif + wein + schleuchts + sfz*

Greez,
hdgdl_kai.
Von: abgemeldet
2005-03-05T22:15:12+00:00 05.03.2005 23:15
och, armer Kai....*sniff*
Schreib schnell weiter!!! Bittö!!
*knuffz*
Liebe Grüße
wilderness
Von: abgemeldet
2005-03-05T21:11:12+00:00 05.03.2005 22:11
Oh man...du kannst einen echt schocken...
Der Teil war wiedermal echt super!!
Sagst du mir bitte bescheid wenn's weiter geht?? *liebt schau*
Von: abgemeldet
2005-03-05T21:06:34+00:00 05.03.2005 22:06
Oh mein Gott, war des traurig...*snief* Kai tut mir ja so leid...
So, geh jetzt schnell noch des nächste Kap lesen...*wegflitz*
Von:  SkyAngel
2005-03-03T18:12:25+00:00 03.03.2005 19:12
Man, ich kann mich nur Vicky anschließen. *schluchtz* *heul *flenn* *wein* *snif*
Aber schreib ganz schnell weiter. Ja?!
Von:  Rainbowchocobo
2005-03-02T15:10:16+00:00 02.03.2005 16:10
*schnief*
*schluchts*
schreib bitte ganz ganz ganz ganz ganz ganz ganz ganz schnell weiter!
büddddeeee!


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