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Die Familie Kaiba und andere Katastrophen

2. Kapitel überarbeitet
von

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Prolog reloaded - Mama who bore me

Juhu, finally, diese FF hat wieder einen Prolog. Für diejenigen, die noch den asbachuralten von vor ich weiss nicht wie viel Jahren kennen (und ihn wahrscheinlich vergessen haben, er war nicht wichtig und einfach schlecht), das hier ist was ganz anderes. Nachdem in der Fortsetzung Teas Eltern auftauchen, dachte ich, es wäre angebracht, sie in der überarbeiteten Fassung mehr einzubringen und ausserdem zu erklären, warum Tea eine eigene Wohnung hat.
 

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„Mama, ich habe einen Freund.“

„... Schön, Schatz.“

„Es ist Seto Kaiba.“

„... Das ist doch toll.“
 

Schön, da musste sie wohl den Härtetest machen.

„Mama, ich bin schwanger.“

„Hm...“

Tea seufzte genervt auf. „Sag mal, hörst du mir überhaupt zu?“ Ihre Mutter hob den Kopf von der Kerze, die sie gerade mit Miniatublüten aus Wachs ausstattete, und sah sie an. „Entschuldige, was hast du gesagt?“ Tea war nahe daran, mit „Ach, nichts“ zu antworten, immerhin hatte sie eigentlich von Anfang an wenig Lust gehabt auf dieses Gespräch. Aber irgendwann war die Konfrontation mit ihren Eltern ja sowieso fällig, und da war es ihr lieber, sie getrennt zu erwischen. „Ich habe gesagt, ich habe einen Freund.“ Wie jedes Mal, wenn ihre Mutter lächelte, dachte sie auch diesmal, dass ihr Vater seine Frau allein für dieses Lächeln hätte heiraten können. „Hat sich Yugi endlich getraut?“ Oh, Mist. Da hatte Lilja wohl etwas gewaltig falsch verstanden. Aber vielleicht lag es auch nur daran, dass ihre Mutter es seit dem Kindergarten gern gesehen hätte, wenn sie und Yugi offiziell ein Paar geworden wären. „Ähm, nein, nicht direkt.“ Drukste sie herum. Nicht direkt war gut, schliesslich hatte sie seit mindestens fünf Jahren beschlossen, dass Yugi einfach nie mehr sein würde als ihr bester Freund. Und seit bestimmt einem Jahr wusste sie auch, dass das Selbe für sein Alter Ego zutraf. Aber wie erklärte man das einer Mutter, die von Letzterem gar nichts wusste und ausserdem der Ansicht war, ihr idealer Schwiegersohn wäre kleinwüchsig und kulleräugig? Unschlüssig musterte Tea die geblümte Couch, die ihr schon vom Anschauen Kopfschmerzen bereitete, und schob ihre Hausschuhe auf dem Fussboden hin und her. „Ich bin mit Seto Kaiba zusammen.“

Lilia brauchte einen Moment, dann lachte sie. „Na gut, Kleine, und was ist wirklich los?“ Ihre Tochter bedachte sie mit einem missmutigen Blick. „Das ist die Wahrheit, Mama. Ich bin mit ihm zusammen und ich liebe ihn.“ Inzwischen wirkte sie eher trotzig als alles andere. „Ich dachte, du hasst ihn?“ Na, wenigstens zog sie jetzt schon mal die Möglichkeit in Betracht, dass Tea sie nicht nur an der Nase herumführte. Die liess sich jetzt auf ihren ausgerollten Futon zurücksinken und lächelte die Decke an mit einem Ausdruck, der eindeutig nur frischer Verliebtheit entspringen konnte. „Das war mal, inzwischen kenne ich ihn besser. Och, Mama!“ schob sie genervt nach, als sie einen mütterlich-besorgten Seitenblick kam. „Ich habe nicht mit ihm geschlafen, ich bin nicht schwanger und er hat mich auch nicht in irgendwelche dunklen Geschäfte reingezogen.“ Das schien Lilja nicht gerade zu beruhigen. „Schätzchen, ich will ja nur, dass du das tust, was gut für dich ist. Es ist doch ganz normal, dass man sich in deinem Alter mal von irgendeinem Star blenden lässt, und wenn er dann noch auf deine Schule geht... aber eine Beziehung, geht das nicht etwas zu weit?“
 

Ach ja.

Sie hatte fast vergessen, dass es Dinge gab, die sie ihrer Mutter nie erzählt hatte und die sie ihr auch nie erzählen würde. Dazu gehörte unter anderem, dass ihr neuer Freund und sie sich mindestens drei Mal zusammen in der Gewalt von Psychopathen befunden hatten und dabei einige Gelegenheit hatten, ihre Charaktere gegenseitig kennen zu lernen. Und dass die Gefahr, dass seine Starallüren sie noch blendeten, deshalb relativ gering war.

„Du kennst ihn doch gar nicht.“ Gut, das hatte jetzt vermutlich nicht so besonders überzeugend geklungen. Sie versuchte es noch einmal. „Hast du nicht ein bisschen mehr Vertrauen in meine Menschenkenntnis?“ Ein schwarzer Zopf flog hin und her. „Darum geht es doch gar nicht. Ich will nur nicht, dass dieser eingebildete Neureiche dir wehtut, das ist alles. Und solche Männer können nunmal ziemlich überzeugend sein. Ich nehme an, er macht dir Geschenke.“ Das konnte ja wohl nicht wahr sein. Was für ein Bild hatte ihre Mutter eigentlich von ihr? „Hältst du mich vielleicht für käuflich? Oder hast du nur bei Papa die Erfahrung gemacht, dass das eben so funktioniert?“ Sie wusste, dass dieser Schlag unter die Gürtellinie ging, aber es machte sie einfach wütend, so bevormundet zu werden. Lilja presste die Lippen aufeinander, wie sie es immer tat, wenn sie besonders nachdrücklich aussehen wollte, und antwortete nach einer kurzen Pause. „Dein Vater hat es ehrlich gemeint mit mir. Sowas spürt man, wenn man eine gewisse Reife erreicht hat. Aber du hattest ja noch nicht mal einen Freund! Ich werde nicht zulassen, dass du dich ausgerechnet an jemanden bindest, der dich sicherlich früher oder später fallen lässt!“ Tea sprang auf. „Woher willst du wissen, dass es Seto nicht ehrlich mit mir meint? Und tu doch nicht so, als wollte ich ihn gleich heiraten! So schnell geht es ja dann auch wieder nicht!“
 

Akira Gardner liess seinen Blick erstaunt über Frau und Tochter gleiten, die in eisigem Schweigen am Abendbrottisch sassen. „Was ist denn hier los? Ist die Eiszeit ausgebrochen?“ Keine der beiden lächelte über seinen Scherz. Lilja stand nur auf, nahm einen Topf vom Herd und knallte ihn unnötig laut auf den Tisch. „Unsere Tochter hat sich in den Kopf gesetzt, sich in ihr Verderben zu stürzen.“ „Was?!?“ Akira war nicht dran gewöhnt, dass seine Tochter ihm die Fragen aus dem Mund nahm, aber diesmal war es so. Obwohl er wohl eher verwundert, allenfalls geschockt geklungen hätte, während in Teas Kreischen die blanke Wut mitschwang. „Du weisst genau, dass das nicht so ist. Und ich lasse nicht zu, dass du so über Seto redest. Ihr seid die, die mir immer eingeredet haben, dass man sich nicht von der Fassade eines Menschen blenden lassen darf. Das ist einfach nicht fair.“ Inzwischen standen ihr die Tränen in den Augen. „Tea, eins nach dem Anderen. Was ist eigentlich los? Seto? Ich verstehe kein Wort.“

“Musst du auch nicht!“ Tea versuchte, ihre Tränen wegzuwischen, aber ohne Erfolg. „Lass mich einfach in Ruhe. Ich hab sowieso keinen Hunger.“ Damit stürmte sie in ihr Zimmer.
 

„Tea? Tea, bitte lass mich rein.“

„Nein!“

„Komm schon, sei nicht kindisch. Lass mich wenigstens mit dir reden.“

Tea konnte es nicht leiden, kindisch genannt zu werden. Eigentlich bildete sie sich ein, für ihr Alter eine mindestens normale Reife zu haben. Widerwillig schloss sie die Tür auf.

Akira betrat das Zimmer, zog kommentarlos ihren Schreibtischstuhl zu sich heran und setzte sich darauf. Die Unterarme stützte er auf der Lehne ab, während er seine Tochter halb traurig, halb vorwurfsvoll musterte.

„Was ist?“, fragte sie schliesslich gereizt. „Was hat dir Mama aufgetischt? Sie weiss doch selber kaum was, hat mich ja nicht zu Wort kommen lassen.“

Akira seufzte.

„Sie weiss das Wichtigste. Seto Kaiba. Kleine, was hast du dir dabei gedacht?“

Er klang müde. Tea verschränkte gereizt die Arme vor der Brust.

„Ihr kennt ihn einfach nicht. Alles, was ihr wisst, ist ein bisschen was von dem, was ich euch erzählt habe, zugegebener Maßen nicht immer positiv, und das, was ihr aus der Zeitung aufgeschnappt habt.“

Wieso konnten die beiden das nicht einfach einsehen? Ihr Vater schüttelte den Kopf.

“Das mag ja sein. Aber er hat nunmal nicht den Ruf, mit Mädchen besonders zimperlich umzugehen. Dafür, dass er gerade mal neunzehn ist, hört man erschreckend oft etwas von irgendwelchen Affären, nicht so oft wie von Anderen in seiner Position, zugegeben, aber oft genug. Wir machen uns nur Sorgen um dich.“

Das war doch geradezu lächerlich. „Glaubst du nicht, ich kann langsam auf mich selber aufpassen? Papa, ich bin achzehn. In einem Jahr oder so werde ich hier ausziehen. Da kann ich doch wohl selbst entscheiden, ob ich Seto genug vertraue, um mit ihm zusammen zu sein, oder nicht.“

Akira verzog traurig das Gesicht. Er hörte es nicht gerne, dass seine Tochter erwachsen wurde, obwohl er andererseits immer bereit war, sie darin zu unterstüzen. Die beiden schwiegen eine Weile.

„Also gut, ich mach dir einen Vorschlag. In einem Monat ziehen die Kudos aus der kleinen Wohnung aus, und wir haben noch keine neuen Mieter. Du kannst die Wohnung haben und uns zeigen, wie erwachsen du bist, indem du dein Leben da selber managst. Wenn du das schaffst, dann bist du wohl wirklich so selbstständig, dass deine Mutter und ich uns nicht mehr in dein Leben einzumischen haben.“

Sandra

„Sabrinaaaaaaaaaaaaa!“ Ach, es war doch immer wieder nett, einen kleinen Bruder zu haben... Besonders wenn er so hinreißend nervig war wie Mokuba. Leider hatte Sabrina heute Morgen nicht die Geduld, das so gelassen zu sehen. „Was ist denn?“ muffelte sie in ihr Kissen. Der Kleine zog ihr die Decke weg. „Du hast mir versprochen, dass du heute mit mir ins KaibaLand gehst!“ Hatte sie das? Musste eine schwache Stunde gewesen sein. „Aber doch nicht mitten in der Nacht...“ Mokuba baute sich empört neben dem Bett seiner nicht mehr ganz so neuen Schwester auf. „Es ist nicht mitten in der Nacht, es ist elf Uhr Morgens, und jetzt steh endlich auf!“ Missmutig stemmte Sabrina sich aus den Kissen. „Warum schleppst du denn nicht unser geliebtes Arschgesicht von Bruder mit? Schliesslich ist der für die ganze Misere verantwortlich.“ Wenn man sie ihrer Meinung nach zu früh weckte, hatte Sabrina eine Antipathie gegen alles und jeden, obwohl sie in letzter Zeit eigentlich keine besonderen Probleme mehr mit Seto hatte. „Seto ist kein Arschgesicht! Außerdem hat er viel zu tun und ... ist sowieso nicht da.“ Ein paar Augenbrauen rutschte Sabrinas Haaransatz entgegen. „Wo ist er denn diesmal?“ Sollte Seto nicht sein Familienleben geniessen? Wenn er schon seine Flitterwochen hatte ausfallen lassen? „Weiß ich nicht, in der Firma jedenfalls nicht. Sonst hätte er abgenommen, als ich dort angerufen habe.“ Die Geschwister wurden unterbrochen, als ihre frischgebackene Schwägerin ins Zimmer geschneit kam. „Hat einer von euch Seto gesehen?“ Simultanes Kopfschütteln. „Das haben wir auch grade diskutiert.“
 

„Wann sagst du Tea endlich, dass du dich von ihr scheiden lassen willst, um mit mir zusammen zu sein?“ Sandra Dursley, Au Pair, Hausmädchen der Familie Kaiba und für Seto Mädchen für buchstäblich alles, hatte ihr verführerisches Schnurren schon lange perfektioniert, ein Umstand, der ihr normalerweise zu Gute kam. Nicht so heute. Seto seufzte genervt auf. „Ich kann mich nicht so einfach scheiden lassen, und das weisst du.“ Schmeichelnd strichen Sandras Finger durch sein Haar und glitten seinen Nacken entlang. „Denk an die Vorteile. Wir müssten uns nicht mehr die ganze Zeit in deinem Büro verstecken. Wir könnten sogar heiraten.“ Genau das ist das Problem. Seto hielt eigentlich nicht viel von der Ehe, es seidenn sie brachte ihm eine vorzeigbare Partnerin und einen Erben. Das war bei Tea der Fall, und es war der einzige Grund, warum er sie so überstürzt geheiratet hatte. Oder etwa nicht? Jedenfalls bereute er es schon wieder beinahe. „Warum bringst du es nicht einfach hinter dich? Du willst sie doch schon seit Wochen loswerden.“, mischte sich Sandra wieder in seine Gedanken. „Hast du etwa Angst, sie verkraftet es nicht?“ Wenn sie wüsste. Ja, er wollte diese Ehe beenden, aber aus anderen Gründen, als Sandra glaubte. Er wollte Tea lossein, bevor sie ihm vollends erfolgreich eingeredet hatte, er hätte so etwas wie Gefühle, für sie oder für sonstwen. Gefühle waren Schwäche, und wenn Tea so verdammt überzeugt davon war, er hätte welche, dann machte ihn schon das ein kleinwenig schwächer. „Es geht nicht um Tea, es geht um das Kind. Ich werde meinen Erben nicht so einfach aufs Spiel setzen, also muss ich die Sache langsam angehen. Aber irgenwann wird sie sowieso herausfinden, dass zwischen uns etwas läuft.“ Es konnte nicht schlecht sein, wieder frei zu sein, da war ein Verhältnis vielleicht nicht die schlechteste Ausrede. Sandras Antwort bestand in einem stürmischen Kuss, dem er sich nur zu gerne hingab, obwohl ihm nicht viel an Küssen lag. Aber Tea hatte ihn an so einiges gewöhnt, wie er mit Schrecken feststellte. Er konnte nicht zulasen, dass jemand anders als seine Familie ihm nahe kam – das war ihm jetzt klar.
 

„Na gut, Mokuba, dann gehen wir eben. Aber gib mir noch Zeit um zu duschen und mich anzuziehen. Ach, und Tea.“ Sabrina drehte sich zu ihrer Freundin um, „Seto ist ein großer Junge. Er bindet sogar seine Schuhe selber.“ Mit diesen Worten verschwand sie im Bad. „Das war nicht witzig, erspar mir die Zitate!“ Tea war wirklich nicht in der Laune für Späße. Nicht, nachdem sie immer deutlicher merkte, wie ihr Seto entglitt. Nicht, nachdem sie vergeblich versucht hatte, ihn wieder aus seiner Schutzhaltung hervor zu locken. Schliesslich wusste sie, dass sich in ihm mehr verbarg als der Duellant, Geschäftsmann und liebevolle, aber unerreichbare grosse Bruder, der er sein wollte. Aber es war schwer, sich das noch vor Augen zu halten, wenn sie im Moment kaum noch etwas von Seto sah, und nicht mehr lange die Augen davor verschliessen konnte, dass Sandra weit öfter unauffindbar war, als ihre Arbeitszeiten das eigentlich erlaubten. „Sabrina hat Recht. Seto kann wirklich auf sich selbst aufpassen.“ Mischte sich jetzt auch noch Mokuba ein. „Danke für deinen überaus klugen Rat! Das ist es ja grade, was mir Sorgen macht!“ Fauchend stürmte sie aus dem Zimmer. Sie hatte wirklich keine Lust, Mokuba ausgerechnet jetzt seine Illusion vom perfekten großen Bruder zu nehmen. Eines Tages würde er schon selbst darauf kommen, dass auch Seto seine Fehler machte.
 

Seto fuhr herum, als die Tür aufschwang und das halbdunkle Büro schlagartig mit Licht überflutete. „Tea! Was hast du hier zu suchen?“ Seine Stimme klang scharf und gereizt, nicht wie die eines Mannes, der grade beim Seitensprung erwischt worden war. „Das sollte ich dich fragen! Was tust du hier, noch dazu mit dieser... Schlampe?“ Sandra löste sich gelassen von Setos Schoss und knöpfte demonstrativ einen Knopf an ihrem Oberteil zu – genauer gesagt, an Setos Hemd, das ihr lose von den Schultern hing. „Scheint so, als wärst du deinem Mann ein bisschen zu langweilig geworden.“ Lässig warf sie eine ihrer schimmernden pinken Haarsträhnen in den Nacken. Die Worte klangen noch ungerührter und gnadenloser, weil sie statt in vertrautem, weichem Japanisch in Englisch gesprochen waren. Sandras Japanisch war gut genug, wenn es um Alltagsdinge ging, aber ansonsten sprach sie lieber ihre Muttersprache – zudem hatte sie überhaupt nicht die Absicht, irgendwelche falsche Höflichkeit Tea gegenüber zu zeigen. Seto hatte die Szene kühl beobachtet. „Ich schätze, das ist ein guter Zeitpunkt, um dir zu sagen, dass ich morgen die Scheidung einreichen werde.“ Tea gab sich alle Mühe, ihren Schmerz nicht zu zeigen, aber ihr Gesicht war ungewöhnlich starr geworden. „Schön zu wissen. Lasst euch nicht weiter von mir stören, in einer halben Stunde bin ich ausgezogen.“ Damit drehte sie sich vorsichtig um und zog die Tür hinter sich zu. Ihr Verschwinden hinterließ eine seltsame Leere, nicht im Zimmer, aber im Herz des Mannes, der bis jetzt nicht einmal sicher gewesen war, ob er wirklich noch ein anderes Herz besaß als den Hohlmuskel, der seinen Blutkreislauf steuerte. „Schön. Das wäre geklärt.“ Die kühle Gelassenheit, die Sandra da zur Schaus stellte, war genau das, was er selbst gern gefühlt hätte, und aus irgeneinem Grund nicht fühlen konnte. Als sie sich wieder auf seinen Schoss sinken liess, machte er keine Anstalten, sie abzuwehren, aber der Gedanke drängte sich ihm auf, wie leer dieses Spiel doch war, das sie hier spielten. Mit Sandra verband ihn nicht mehr als Sex. Aber was war bei Tea anders gewesen?
 

Auf dem Heimweg konnte sie die Tränen dann doch nicht mehr zurück halten. Tea hatte zwar schon seit einiger Zeit vermutet, dass Seto ein Verhältnis mit seiner Angestellten hatte, aber es war etwas ganz anderes, plötzlich Gewissheit zu haben. Außerdem war sie bis jetzt immer noch naiv genug gewesen, um zu glauben, dass zwischen ihnen so etwas wie Liebe existierte. Vielleicht war es ja doch so, wie Seto ihr früher, viel früher immer gesagt hatte: Ihr fester Glaube an Liebe und Freundschaft war einfach realitätsfern. Jedenfalls wäre sie niemals so verletzt worden, wenn sie nicht fest angenommen hätte, dass Seto deshalb gerne mit ihr zusammen war, weil er etwas für sie empfand. Wenn sie nicht seine Worte geglaubt hätte, so zurückhaltend sie auch manchmal klangen. Hatte das alles nur dem Zweck gedient, sie ins Bett zu kriegen? Aber warum hatte er sie dann geheiratet? Warum hatte er zugestimmt, das Kind zu bekommen, und sogar so getan, als freute er sich? Warum, warum, warum? Und das waren noch nicht einmal die drängendsten Fragen, die Tea sich zu stellen hatte. Sie hatte keinen Job. Sie war schwanger. Und sie würde das Kind ganz allein auf die Welt bringen und grossziehen müssen. Sicherlich, Seto hatte wahrscheinlich kein Problem damit, reichlich Unterhalt zu zahlen, aber was hatte sie davon? Für Geld konnte sie keinen Vater für ihr Baby kaufen.

„Was ist denn mit dir los, Tea?“ Jenns erschrockene Stimme holte sie in die Wirklichkeit zurück. Ohne es wirklich zu merken, hatte sie den Weg zum Haus ihrer Freundin eingeschlagen. Ob das eine gute Idee gewesen war? Tea brauchte jemanden, bei dem sie sich aussprechen konnte, jemand, der sie vielleicht bis zu einem gewissen Maß verstehen konnte... das schloss die Jungs schon mal irgendwie aus. Und sie wollte nicht zurück in die Villa, noch nicht gleich. Aber Jenn? Sie bekam schon jetzt Zweifel an ihrer Entscheidung. Jenn war nicht grade ein einfacher Charakter, und sie hasste Seto. Aber obwohl sie gerade eine solche Enttäuschung erlitten hatte, beschloss Tea, ihr Vertrauen in das Gute in ihren teilweise etwas seltsamen Bekanntschafte nicht ganz aufzugeben. Jenn war in letzter Zeit viel weniger brutal als sonst, vielleicht hatte sie sich einfach geändert. „Seto will sich von mir scheiden lassen... er hat tatsächlich ein Verhältnis mit Sandra.“ Das Gesicht der Blonden zeigte eine Mischung aus Mitleid, Wut und Überraschung. „Wegen dieser Schlampe? So wenig Geschmack hätte ich nicht mal Seto zugetraut. Was wird denn jetzt aus eurem Kind? Willst du es doch noch abtreiben lassen?“ Möglich wäre das natürlich. Es war noch keine zwei Monate alt. Aber abtreiben? Nein. „Bist du verrückt? Ich werde Setos Kind nicht töten, noch bevor es geboren ist... Ich werde wieder in meine alte Wohnung ziehen. Irgendwie schaffe ich das auch allein.“ Tea sah entschlossen aus, und Jenn wusste, dass es wenig Sinn hatte, ihr zu wiedersprechen, wenn sie einmal einen Entschluss gefasst hatte. Als sie sich für Seto entschieden hatte, war es schließlich nicht anders gewesen: Keiner ihrer Freunde hatte sie davon abbringen können, sich auf ihn einzulassen und ihn schließlich sogar zu heiraten, von ihren Eltern ganz zu schweigen. Keiner, nicht Jenn selbst, nicht Sabrina, nicht einmal Yugi und Joey. „Brauchst du Hilfe beim Umzug?“, fragte sie deshalb nur. „Das wäre nicht schlecht.“ Tea hatte gerade überlegt, wie sie ihr „Versprechen“ Seto gegenüber wahr machen sollte, schliesslich konnte sie schlecht jede einzelne Kleiderkiste einzeln durch Domino tragen, schon gar nicht mit dem Baby im Bauch. „Dann komm mit. Wir können mein Motorrad nehmen, das geht schneller und es wird uns schon keiner kontrollieren.“ Die Wahrheit war, dass Jenn mit ihren gerade mal 17 Jahren nur illegal im Besitz ihres geliebten Motorrades war. Aber schließlich ging es darum, einer Freundin zu helfen, da konnte man schon mal ein Risiko eingehen. „Vergiss es. Ich steige nicht auf dieses Ding!“ Jenn konnte über Teas Worte nur den Kopf schütteln. Aber im Moment wollte sie nicht mit ihr diskutieren, die Ältere hatte jetzt andere Probleme. „Na gut, dann gehen wir eben zu Fuß.“
 

Die halbe Stunde war schon lange um. Aber Seto sollte es recht sein, wenn Tea keinen Wert darauf legte, ihre Sachen wieder in ihre alte Wohnung zu schaffen, bitte. Wenn sie jetzt nur nicht störte, er hatte heute noch Einiges mit Sandra vor. Wie aufs Stichwort klopfte es auch schon an der Tür. Das war doch wieder typisch für Tea, im unpassendsten Moment aufzutauchen. Und ihn durcheinander zu bringen. Etwas, das sonst kaum jemand zu Stande brachte. „Komm rein, aber beeil dich!“ blaffte er. „Keine Sorge, ich hab nicht vor, mich hier länger als nötig aufzuhalten.“ Zielsicher marschierte Tea zum Kleiderschrank und nahm ihre Sachen heraus. Sie liess sich von Setos mörderischen Blicken nur innerlich aus der Ruhe bringen, äusserlich stapelte sie gelassen Pullover, Jeans und T-Shirts in einige Kartons und brachte diese einzeln zur Tür. Daraufhin ging sie, ohne eine der beiden anderen Personen im Raum anzusehen, zu dem Nachttisch, das bis jetzt ihres gewesen war – und nun wohl in Sandras Besitz übergehen würde – und entnahm der Schublade einige Fotos, eine kleine Flasche Tropfen und ihre Leselampe. Als letztes wanderte noch das Buch, das obenauf gelegen hatte, in Teas Handtasche, und sie wandte sich zum Gehen. Dabei streifte ihre Tasche die Vase, in der Setos letzter Blumengruss an Tea inzwischen dahinwelkte. Das brackige Wasser ergoss sich über Sandras Arm, aber Tea konnte nicht sagen, dass es ihr leid tat. „Pass doch auf du Schlampe!“ zischte das ehemalige Hausmädchen erbost. „Schlampe? Ich bitte dich, für was hältst du mich? Grade du solltest doch besser wissen, was eine Schlampe wirklich ist. Aus erster Hand, sozusagen.“ Seto, sowieso schon verärgert über die Unterbrechung, fuhr Tea an: „Weißt du eigentlich, wie erbärmlich du wirkst?“ Sie funkelte zurück. „Erbärmlich? Weißt du, was erbärmlich ist? Sich Frauen je nach Laune zu angeln, an sich zu binden und sich ihrer dann wieder zu entledigen! Sandra, an deiner Stelle würde ich mich hier nicht zu häuslich einrichten, wer weiß, wann deine Nachfolgerin einzieht.“ Die Angesprochene räkelte sich nur selbstgefällig auf dem Bett. „Ich werde nicht so enden wie du, darauf kannst du dich verlassen! Du hättest dir eben vorher überlegen müssen, was du Seto zu bieten hast.“ Seto musste Tea im Stillen recht geben: er hatte nicht vor, sich für längere Zeit an Sandra zu binden. Sie war nur ein Zeitvertreib... so wie jedes Mädchen. Jedes? Ja, natürlich! Warum hatte er dann selbst schon Zweifel?
 

Auf dem Weg aus der Villa stießen Tea und Jenn – die dankenswerter Weise vor dem Schlafzimmer gewartet hatte, um die Situation nicht noch zu verkomplizieren – fast mit Sabrina und Mokuba zusammen, die ihren Ausflug wegen schlechten Wetters vorzeitig abgebrochen hatten. „Was ist denn hier los?“ Mokuba starrte ungläubig auf die Umzugskisten. „Ziehst du etwa aus???“ Traurig lächelnd hob Tea eine der Kisten hoch. „Kann man so sagen, ja.“ Der Kleine schaute sie fragend an. „Warum, hast du dich mit Seto gestritten? Aber dann musst du doch nicht gleich-“ Tea schnaubte. „Gestritten trifft es nicht ganz. Anscheinend bin ich eben ersetzt worden. Da kann man wohl nichts machen.“ Sabrina schob ihren Bruder zur Seite und baute sich vor Tea auf. „Was soll das heißen, ersetzt?“ „Ersetzt heißt, Seto denkt rationell und spart sich Ausgaben, indem er Sandra auch noch als Hure benutzt, eine Person weniger im Haus, um die er sich kümmern muss.“ Die junge Frau schob sich an ihrer Freundin vorbei, sie konnte es jetzt wirklich nicht ertragen, ihr Unglück auch noch breitzutreten. Jenn folgte ihr schweigend und deutete den beiden Kaibas nur mit einem Schulterzucken an, dass sie ihnen auch nicht mehr sagen konnte.
 

Wütend riss Sabrina die Tür zum Schlafzimmer ihres Bruders auf. Sie gehörte nicht zu den Leuten, die einfach zusahen, wie ihre beste Freundin abserviert wurde. Schon gar nicht von ihrem sowieso schon nicht sonderlich geliebten großen Bruder. „Du hast Tea wirklich für dieses Flittchen verlassen?“, fordete sie ohne Einleitung zu wissen, „Bist du von allen guten Geistern verlassen?“ Mokuba tauchte hinter ihr auf. „Sie hat recht. Glaubst du etwa, du bist der erste stinkreiche Typ, an den sie sich auf die Tour ranschmeißt? Ich möchte nicht wissen, wie viele Ehen sie schon zerstört hat! Die nutzt dich doch nur aus!“ Seto quittierte die Worte seiner Geschwister mit einem seiner eisigsten Blicke. „Mischt euch nicht in mein Privatleben ein. Mit wem ich mein Schlafzimmer teile, ist ganz allein meine Angelegenheit, und Tea wird es nicht mehr sein.“ Jetzt verlor Sabrina wirklich die Beherrschung. „SAG MAL, SPINNST DU JETZT VÖLLIG? TEA LIEBT DICH, UND DARÜBER SOLLTEST DU FROH SEIN! ES GIBT NÄMLICH AUSSER IHR UND MOKUBA NICHT MEHR VIELE LEUTE, DIE DAS TUN! UND SANDRA GEHÖRT GANZ SICHER NICHT DAZU!!!“ Das reichte eindeutig. Seto sprang auf und schob die beiden aus dem Zimmer. „Raus hier, alle beide! Wenn Tea euch so leid tut, könnt ihr sie ja trösten gehen.“ Er warf die Tür hinter ihnen zu und drehte den Schlüssel einmal um.
 

Tea liess sich teilnahmslos auf die Couch fallen. „Weck mich, wenn ich tot bin.“, meinte sie zu Jenn gewandt und drehte dann ihr Gesicht der Lehne zu. „So lang können wir nicht warten, wenn du vorher noch dein Kind kriegen willst.“, gab ihre Freundin brutal zurück und verschwand in der Küche, um Tee zu machen. Einige Minuten später klingelte es an der Tür, draussen stand Teas gesamter Freundeskreis, der sich spontan zum Umzugskommando formiert hatte. Mai hatte sich bereit erklärt, ein paar Kisten in ihrem Wagen zu transportieren, und alles andere – eingepackt von Sabrina und Mokuba, nachdem Tea die Villa fluchtartig verlassen hatte – in einem der kaibaschen Autos nachgebracht wurde. Der Erste, der in die Wohnung marschiert kam, war Joey. „Ich bring ihn um. Ich dreh ihm den Hals um, diesem arroganten Sack.“, verkündete er düster. Jenn war inzwischen mit dem Tee zurück ins Wohnzimmer gekommen. „Überlass das mir. Du würdest dich ja doch nur erwischen lassen.“ Allen Anwesenden lief augenblicklich eine unangenehme Gänsehaut über den Rücken. Sie waren inzwischen so sehr an Jenn gewöhnt und die verhielt sich die meiste Zeit so normal, dass sie alle beinahe vergessen hatten, dass sich hinter ihrer blondbemähnten Fassade der Racheengel verbarg, der bereits mehrere Anschläge auf Setos Leben geplant hatte. Wenn sie es nicht besser gewusst hätten, hätten sie alle darauf getippt, Jenn sei von einem Geist besessen, der ab und zu die Kontrolle übernahm. Aber sie hatten alle zu viel Erfahrung mit dunklen Alter Egos, um daran zu glauben, und die Tatsache, dass es sich bei der Killerin, die es auf Seto abgesehen hatte, um das selbe Mädchen handelte wie ihre ehemalige Schulkameradin, machte die Sache nur noch gruseliger. „Hier wird niemand umgebracht.“, erklärte Yugi fest und klang dabei fast, als wäre sein eigener Yami für einen Moment zurück gekehrt. „Tea hat schon genug Probleme, ohne dass einer von euch noch Dummheiten macht.“ Er setzte sich neben die Brünette aufs Sofa und nahm ihre Hand. „Du weisst, dass wir für dich da sind, oder?“ Tea nickte und bemühte sich zu lächeln. „Ja, danke. Das hilft mir nur im Moment nicht wirklich.“

Selbstmord und andere Todesursachen...

Wow, diese Arbeit fühlt sich an wie Frühjahrsputz. :D Und wieder ein Kapitel abgestaubt!
 

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Irgendwann beschlossen Teas Freunde, dass es besser wäre, zu gehen. Sie hatte schon ein paar Mal den Wunsch geäussert, allein zu sein, aber bisher waren sie immer noch geblieben, in der Hoffnung, doch noch irgendetwas tun zu können. Die erste, die jezt ging, war Mai, die erklärte, sie hätte noch zu tun, dann verabschiedeten sich Joey und Tristan. Mokuba und Sabrina gingen mit dem unausgesprochenen Vorsatz, ihrem Bruder die Hölle heiss zu machen, weil er Tea so leiden liess. „Ruf mich an, wenn du jemanden sehen willst. Egal wann, auch wenn es mitten in der Nacht ist“, bot Yugi noch an, bevor er ebenfalls aufstand und die Wonung verliess. Jenn blieb noch eine Weile, gab ihre Wache dann aber auch auf und machte sich leise auf den Weg nach draussen.

Die werdende Mutter und frisch verlassene Ehefrau blieb allein auf dem Sofa zurück. Sie hatte sich bis jetzt bemüht, nicht zu zeigen, wie stark sie wirklich litt, aber so ganz war ihr das sowieso nie gelungen. Jetzt konnte sich selbst Tea, die doch immer alle ermutigt hatte, selbst in den schrecklichsten Situationen noch stark zu bleiben und an sich selbst und ihre Freunde zu glauben, erlauben, einfach da zu liegen und zu weinen. Nur noch den Tränen freien Lauf zu lassen und zu hoffen, dass sie den Schmerz früher oder später wegspülen würden. Den Schmerz darüber, dass sie Seto, von dessen veränderter Gesinnung sie so überzeugt gewesen war, so verdammt egal war. Darüber, dass ihre Liebe es nicht geschafft hatte, das kleinste Echo zu finden. Über ihr Kind, das jetzt wohl ohne Vater auskommen musste. Und ja, auch darüber, dass sie so naiv gewesen war und mit ihrer Gutgläubigkeit direkt ins Unglück gerannt war. Was würden ihre Eltern jetzt sagen? Sie hatten sie ja von Anfang an vor Seto gewarnt. Für den ganzen Regenbogen der Presse würde sie sowieso die Lächerlichkeit des Jahres sein. Und selbst bei ihren Freunden war sie sich nicht so ganz sicher, ob nicht der eine oder andere insgeheim dachte „Ich habs dir ja gleich gesagt“.
 

Nach zwei Stunden ununterbrochenem Schluchzen ging es Tea immer noch kein Stück besser. Eher im Gegenteil. Sie sollte schlafen... das würde ihr wenigstens für ein paar Stunden das Grübeln, das Weinen und das ewige Warum ersparen. Aber wie sollte sie jetzt Schlaf finden, wenn ihr Kopf vor Gedanken fast platzte, und es doch meistens nur zwei Worte waren, die ihr in den Sinn kamen: „Warum? Warum Seto?“ Sie stand auf und musste sich sofort wieder am Sofa festhalten, denn ihr wurde sekundenlang schwarz vor Augen und sie schwankte. Unbeholfen stolperte sie zum Medizinschrank im Bad. Vielleicht würde eine Schlaftablette helfen. Mit der Schachtel in der Hand war plötzlich alles völlig klar: Warum nicht einfach zu viel schlucken? Dem Elend ein Ende setzen, Seto nie wieder sehen müssen, geschweige denn Sandra? Es klang verlockend, sehr sogar. Aber so verzweifelt Tea auch war, es reichte noch nicht, um sie blind in den Selbstmord zu treiben. Sie lebte gern, und Seto hin oder her, sie freute sich auf ihr Baby. Andererseits genoss sie den Gedanken, es tun zu können, sich frei machen zu können von allen momentanen und zukünftigen Schwierigkeiten. Zittrig vom vielen Weinen füllte sie ihren Zahnputzbecher mit Wasser, umklammerte die Schachtel mit den Tabletten und begab sich zurück ins Wohnzimmer. Sie schluckte eine Tablette und machte den Fernseher an, um darauf zu warten, dass sich die Müdigkeit einstellte. Teilnahmslos zappte sie sich durch die Kanäle und blieb schliesslich an einer geistlosen Society-Sendung hängen, die wenigstens kein Mitdenken erforderte. Diese oder jene Schauspielerin war unter Drogeneinfluss Auto gefahren, Pegasus hatte sich endlich dazu durchgerungen, der Welt zu sagen, dass er schwul war, Kaiba... Kaiba? Tea schloss die Augen, aber der Kommentar drang trotzdem zu ihr durch, und das Bild, das sie nur für eine oder zwei Sekunden auf dem Bildschirm gesehen hatte, hatte sich in ihrem Gedächtnis eingebrannt. „Seto Kaiba wird in den nächsten Jahren endlich einen persönlichen Antrieb haben, die Spielzeugproduktion seiner Firma voranzutreiben. Wie heute bekannt wurde, ist seine Frau Tea Kaiba, ehemals Gardner, Kinderfreundin von Yugi Muto, bereits im zweiten Monat schwanger. Es scheint, als hätte der ewige Eisberg endlich jemanden gefunden, der ihn auftaut!“ Auftaut? An einem guten Tag hätte Tea darüber gelacht, wie einfallslos die Berichterstattung über Seto jedes Mal wieder war, heute rollten ihr nur wieder die Tränen über die Wangen. Von wegen aufgetaut. Die Tabletten schmeckten bitter, aber sie liess sie trotzdem einen Moment lang auf der Zunge liegen, bevor sie das ganze im Glas verbliebene Wasser hinterher goss. Aufgetaut, schön wärs.
 

„Tea? Bist du hier? Ich soll dir deinen Schlüssel...“ Mokubas Stimme verlor sich. Warum lief der Fernseher, wenn Tea schlafend auf der Couch lag? Sowas konnte ja passieren, aber nicht Tea. Sie hätte das Gerät nicht einfach laufen lassen. Sein Blick schweifte über den Raum und blieb schliesslich an der halb leeren Packung Schlaftabletten hängen, die neben Tea auf dem Boden lag. Vielleicht machte er nicht immer den Eindruck eines besonders souveränen Menschen, aber von seinem Bruder hatte Mokuba immerhin gelernt, Situationen schnell zu erfassen und entsprechend zu handeln. Und eine bewusstlose Tea mit einer fast leeren Schachtel Schlaftabletten direkt neben sich verlangte eindeutig dringend nach einem Krankenwagen. Der jüngste Kaiba rannte zum Telefon und verständigte das Krankenhaus. Danach wählte er hektisch Yugis Nummer. Kaum zehn Sekunden später meldete sich eine wohl bekannte Stimme: „Muto?“ „Yugi? Hier ist Mokuba. Ich bin in Teas Wohnung, ich glaube, sie hat versucht, sich umzubringen. Ihr müsst unbedingt alle schnell ins Krankenhaus kommen!“ Fast war Yugi versucht, zu lachen und Mokuba zu erklären, das er nicht auf einen so dummen Streich hereinfallen würde: Tea und sich umbringen? Ihre fröhliche, lebenslustige Tea? Aber er besann sich noch rechtzeitig: Kaibas Bruder klang nicht, als würde er Scherze machen, außerdem war er auch nicht der Typ dafür. Und nicht einmal Joey würde über so etwas Witze machen. „Ich sage den Anderen Bescheid. Wir kommen so schnell wie möglich“, antwortete er fast mechanisch. „Gut. Ich muss auflegen, der Krankenwagen kommt!“ Mokuba warf den Hörer auf die Gabel, genau in dem Moment, in dem die Sanitäter in die Wohnung gestürmt kamen. „Wo ist sie?“ Mokuba deutete nur stumm auf die Couch. Es war schwer zu glauben, dass Tea das wirklich getan hatte... Erst jetzt kam er dazu, sich zu fragen, warum sie überhaupt auf so einen Gedanken kam. Etwa wegen Seto? Aber dann wäre Seto fast zum Mörder seiner Frau geworden - und seines eigenen Kindes. Seto? Sein großer Bruder?
 

Als sie die Augen aufschlug, war das erste, was sie zu Gesicht bekam, Yugis besorgtes Gesicht vor dem Hintergrund einer sterilen weißen Zimmerdecke. Einen Moment lang fragte sich Tea, warum sie hier war, dann schwappte die Erinnerung wieder über ihr zusammen. Seto – Sandra – die Schlaftabletten... Aber was machte sie dann hier? Wie kam sie ins Krankenhaus? „Gott sei Dank, du bist wach!“, rief Yugi. „Wirklich?“ Jetzt rückten auch Joeys Gesicht und die ihrer anderen Freunde in Teas Blickfeld. „Was machst du denn für Sachen?“ Mokuba klang verstört, als er das Wort an Tea richtete. Die blinzelte müde und versuchte, sich aufzusetzen, was ihr aber nicht gelang. „Wie komme ich hier her?“, fragte sie, obwohl sich ihre Zunge anfühlte, als hätte man sie mit Sand gefüllt. Mokuba griff nach ihrer Hand. „Ich wollte dir deinen zweiten Wohnugsschlüssel zurückbringen. Aber als ich reinkam, lagst du schon bewusstlos auf der Couch, also habe ich den Krankenwagen gerufen.“ Tea liess ihre Augen wieder zufallen. Sie kam sich auf einmal unglaublich dumm vor, dumm und heuchlerisch. Sie war genau diejenige, die sonst jedem endlose Vorträge darüber gehalten hätte, dass Selbstmord keine Lösung war. Und jetzt hatte sie es selbst versucht. Angst durchzuckte sie und ihre Hand fuhr zu ihrem Bauch, flach wie eh und je. „Was ist mit dem Baby? Ich habe es doch nicht verloren?“ Yugi legte ihr beruhigend die Hand auf die Schulter. „Nein, sie haben Mokuba gesagt, dass nichts passiert ist, weil er so schnell Hilfe gerufen hat und sie dir im Krankenwagen gleich den Magen auspumpen konnten. Ansonsten hättest du wohl eine Fehlgeburt gehabt, auch wenn die Tabletten, die du geschluckt hast, nicht gereicht hätten, um dich umzubringen.“

Jenn lehnte an der Wand gegenüber von Teas Bett und murmelte düster: „Dafür wird er zahlen... Kaiba ist es nicht wert, dass du dich wegen ihm umbringst! Dabei ist ER der, der sterben sollte!“ Alle Köpfe im Raum wandten sich ihr zu. „Sag so was nicht, Jenn...“ Sabrina klang ehrlich besorgt. „Seto ist ohne Frage ein Mistkerl, aber er sollte seine Strafe auf andere Weise bekommen.“ Jenn stiess sich von der Wand ab und warf ihre blonde Mähne zurück. „Oh nein. Das Maß ist voll! Jetzt bekommt er, was er verdient...“ Noch bevor jemand sie zurückhalten konnte, war sie aus dem Zimmer gestürmt.
 

Keine zwei Minuten später hielt sie mit rauchenden Reifen vor der Kaiba-Villa und hatte die Mauer um das Grundstück mit ein paar geübten Handgriffen und einem gelenkigen Sprung schnell überwunden. Da zahlte es sich eben doch aus, dass man mit der Frau des Hausherrn befreundet war. Zielstrebig rannte Jenn auf das Haus zu. Sie hatte schließlich schon lange vor, Seto Kaibas Dasein ein Ende zu setzen, warum nicht jetzt? So lange Tea mit ihm glücklich war, hatte sie ihre Pläne mehr oder weniger auf Eis gelegt. Sie waren befreundet. Ihr lag nichts daran, Tea zu verletzen. Aber jetzt würde sie ihn so oder so verlieren... warum also nicht so? Damit war allen gedient: Tea brauchte Seto nicht mehr ständig mit Sandra zu sehen und Jenn bekam ihre Rache. Ihre Rache, auf die sie seit vier Jahren wartete. Schnell überprüfte sie noch einmal den Sitz ihrer Waffen, ja, alle waren da, wo sie hingehörten. Auf dem Weg hier her hatte Jenn sich noch schnell den Gürtel umgelegt, den sie immer im Gepäckfach ihres Motorrads versteckt hielt. Es bereitete ihr – als ausgebildeter Killerin – keine großen Schwierigkeiten, an den wenigen Wachen des Kaiba-Anwesens vorbei zu schleichen. Diesmal würde sie niemand aufhalten.
 

Sie stieß die Tür zu Setos Arbeitszimmer auf. Wie erwartet saß er an seinem Computer und arbeitete, als sei nichts passiert. Dabei hatte Jenn selbst gehört, wie Mokuba seinen Bruder vom Krankenhaus aus angerufen hatte. Selbst als Seto den Blick hob und Jenn entdeckte, zeigte seine Miene nicht mehr als Ärger. Keine Spur von Angst. Nicht die Hilflosigkeit, die er spüren sollte. Die sie selbst hatte spüren müssen, nur weil Kaiba sich wie üblich genommen hatte, was er wollte – ohne Rücksicht auf die Gefühle anderer. „Was willst du hier, Jenn? Wir hatten das schon, du wolltest die Entschädigung nicht, die ich dir angeboten habe. Ich habe keine Zeit, schon wieder für deine Spielchen herzuhalten.“ Demonstrativ hackte er eine Tastenkombination in die Tastatur, ohne überhaupt hinzusehen. „Der Tod ist kein Spiel, Seto! Es ist kein Spiel, Opfer eines Verbrechens zu werden, das wirst du jetzt merken!“ Sie richtete ihre Waffe auf ihn. Jetzt sah er fast belustigt aus. „Du wirst es nicht tun, Jenn. Du bringst es nicht fertig. Und weißt du auch warum? Weil du schwach bist, viel zu schwach – wie damals.“ Was bildete sie sich eigentlich ein? Dass sie auf ein so offensichtliches Psychospiel hereinfiel? Jenn hatte eines mit Seto gemeinsam, sie wurde nicht gerne schwach genannt. „Das glaubst auch nur du!“
 

Sabrina hetzte zusammen mit Mokuba durch die Flure der Villa. Wo würde Jenn zuerst suchen? Natürlich, im Arbeitszimmer. Also dort hin. „Das glaubst auch nur du!“ Ja, da war sie. „Stopp, Jenn! Es bringt dir deinen Bruder nicht zurück, wenn du unseren umbringst!“, schrie die Schwarzhaarige. Jenn drehte sich nicht einmal zu ihnen um, sondern hielt den Blick kalt auf Seto gerichtet. „Aber so bekomme ich endlich meine Rache.“ Ihr Finger spannte sich am Abzug. „Du hättest Tea nicht verlassen sollen, Seto! Dann hätte ich es mir vielleicht noch einmal überlegt...“ „NEIN!!!“ Mokuba sprang nach vorn. In diesem Moment löste sich der Schuss. Und einer der Kaiba-Brüder sank zu Boden.
 

„Mokuba!“ Seto rannte zu seinem Bruder. In seiner Weste erkannte man nur ein Loch, aus dem überraschend wenig Blut sickerte. Ein eisiger Blick streifte Jenn. „Das wirst du bereuen... du hast dich an meinem Bruder vergriffen!“ Plötzlich war das Haus voller Menschen, denn endlich war die Hilfe eingetroffen, die Sabrina schon unterwegs antelefoniert hatte. Es wimmelte nur so vor Sanitätern und Polizisten. Mokuba wurde in einen Krankenwagen verladen, während Jenn und Seto in einen Streifenwagen steigen mussten. Trotz allem konnte Jenn es sich nicht verkneifen, zufrieden zu grinsen. Nein, sie hatte Mokuba nicht töten wollen. Aber er würde vermutlich auch nicht sterben. Im Gegensatz zu Seto hatte sie Erfahrung mit Schusswunden, und diese war nicht gefährlich gewesen. Aber im Blick ihres unfreiwilligen Gegenübers sah sie deutlich die Angst um seinen kleinen Bruder. Das würde als Rache genügen. Er ging genauso durch die Hölle wie sie. Jenn befürchtete nicht, verurteilt zu werden, es würde Scherereien geben, weil sie als Minderjährige Schusswaffen besessen hatte, aber irgendwie würde sie sich da schon raushauen. Seto allerdings... Er hatte schon lange ein zweifelhaftes Image. Und Jenn hatte immer noch ein As im Ärmel.

Scheidungssache Kaiba gegen Kaiba

Wenn man bedachte, was in den letzten Wochen passiert war, konnte man fast sagen, das hier sei ein Witz dagegen. Schließlich hatte es zwei Beinahe-Tode und einen Prozess mit zwei Freisprüchen gegeben - wobei natürlich nicht sicher war, wie viel Geld vom Konto der Familie Kaiba auf die des Staatsanwaltes und der Richter geflossen war.

Tea fand den Gedanken, dass sie sich gerade auf dem Weg zu ihrem Scheidungsprozess befand, trotzdem alles andere als komisch. Eher beunruhigend. Wenn man vom Schmerz mal absah, den er ihr bereitete. "Danke, dass ihr mitgekommen seid, Leute. Ich kann wirklich Unterstützung brauchen..." "Das ist doch klar." Yugi lächelte sie ermutigend an. "Da hinten ist es, oder?" "Vermutlich. Ich nehme an, heute findet nur ein Prozess mit der Bezeichnung "Scheidungssache Kaiba gegen Kaiba" statt." Trotz der angespannten Stimmung rief das auf dem Gesicht der Freunde ein Grinsen hervor. "Ja, heute." Versuchte Sabrina zu scherzen. "Aber in ein paar Monaten wird Seto vielleicht mit Sandra wieder hier stehen..." Tea sah sie traurig an. "Du glaubst, er wird sie heiraten? Das Geld hätte er ja."
 

Jenn hörte nicht weiter zu, bis die Worte "Beginnen wir mit der Beweisaufnahme" zu ihr durchdrangen. Perfekt. dachte sie. Das letzte Puzzlestück zu meiner Rache... Seto kann sich auf einige Jahre im Gefängnis einstellen! "Miss Kinoa in den Zeugenstand, bitte." Sie erhob sich und ging zu dem Stuhl in der Mitte des Raumes. "Haben Sie etwas zur Lösung des Falles beizutragen, Miss Kinoa?" wollte der Richter wissen. "Ich denke schon... wenn ihnen weiterhilft, dass ich über Kaibas Vorstrafen aussagen kann. Vielleicht hilf das ja bei der Entscheidung, wer die Schuld an dieser Scheidung trägt." "Das Vorstrafenregister des Klägers ist dem Gericht bekannt. Wenn Sie sonst Nichts auszusagen haben..." Jenn lächelte in sich hinein. "Ich glaube, dass den Herren Geschworenen nicht ALLE bisherigen Vergehen von Mr. Kaiba bekannt sind... ich könnte das Register vervollständigen." Sie warf Seto einen siegessicheren Blick zu. Dieser wurde augenblicklich bleich. Sie will doch nicht etwa über diese Sache aussagen? Er hatte sich diesbezüglich nie Sorgen gemacht: er wusste, dass sie ihn damals nicht erkannt hatte. Und später, als sie die Wahrheit herausgefunden hatte, wollte es ihr Stolz, dass sie selbst Rache nahm. Das Ergebnis hatte Mokuba zu tragen gehabt - aber jetzt wollte sie anscheinend tatsächlich reden! "Wie Ihnen allen bekannt ist, habe ich vor vier Wochen ein Attentat auf Mr. Kaiba verübt - das fehlschlug. Als Motiv, und auch das dürfte allen Anwesenden bekannt sein, habe ich angegeben, dass er für den Tod meines Bruders verantwortlich sei. Wie dumm, dass alle meine Brüder noch leben." "Miss Kinoa, ist Ihnen klar, was eine Falschaussage vor Gericht bedeutet?" "Natürlich. Darum werde ich sie jetzt wiederrufen. Was ich sagen werde, ist wirklich die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit. Und darauf bin ich bereit zu schwören."

Der Richter schien Interesse an ihrer Aussage gefunden zu haben. "Bitte, fahren Sie fort." "Die Wahrheit ist, dass ich mich an Kaiba rächen wollte. Aber nicht für den Tod meines Bruders." Sie wandte sich zu Seto um und sprach jetzt direkt mit ihm: "Seto Kaiba! Ich klage dich an, mich vor vier Jahren vergewaltigt zu haben!"
 

Man hätte die sprichwoertliche Stecknadel fallen hören können, so still war es im Saal. Alle starrten auf Seto - aber keiner so geschockt wie Mokuba und Tea. Schwer zu sagen, wen von den Beiden es schlimmer getroffen hatte - aber vermutlich konnte man ihre Überraschung und ihren Schock auch nicht vergleichen. Nach ein oder zwei Minuten des Schweigens räusperte sich der Richter. "Miss Kinoa, Sie sind sich hoffentlich dessen bewusst, wie schwerwiegend ihre Anschuldigung ist, und welche Konsequenzen Sie zu tragen haben, sollte das eine Lüge sein." Jenn sah ihn gerade heraus an. "Das bin ich. Aber es ist die Wahrheit, wie Sie auch feststellen werden, wenn sie einen Genvergleich zwischen einigen Haaren von Mr. Kaiba und denen veranlassen, die man damals auf meiner Kleidung gefunden hat." "Wir werden das überprüfen. Das Gericht zieht sich nun einige Minuten zur Beratung zurück." Zehn Minuten später kehrten alle wieder an ihre Plätze zurück und der Richter ergriff erneut das Wort: "Wie bereits gesagt, wird das Gericht Miss Kinoas Aussage überprüfen. So lange sind Sie, Mr. Kaiba", er wandte sich an Seto, "Vorläufig festgenommen wegen dringenden Verdachts auf sexuellen Missbrauch. Was den Scheidungsprozess angeht: die Scheidung wird genehmigt und die Angeklagte erhält nach der Geburt monatlich 2000 € (Anm.: Ja, sicher die Story spielt in Japan, aber ich kenne mich leider mit dem dortigen Währungssystem nicht besonders gut aus. Und meine Lust aufs Googeln ist im Moment nicht so gross, dass ich das jetzt nachschauen will.) Unterhalt für das gemeinsame Kind. Das Verfahren ist beendet."
 

Vor dem Gerichtssaal trafen alle wieder zusammen.

"Jenn, bitte sag mir, dass das nicht wahr ist!" Tea stand immer noch unter Schock. Allerdings nicht so sehr wie Mokuba, der immer noch kein Wort heraus brachte. "Aber es ist wahr! Ich wusste es ja lange Zeit selbst nicht, weil ich ihn damals noch nicht kannte! Aber nach und nach fand ich heraus, wer es war, der mich vergewaltigt hat, und wollte mich rächen. Wie es aussieht, ist mir das gelungen..." Jenn wusste selbst nicht, ob sie darüber nun froh oder enttäuscht sein sollte. Trotz ihrer Ausbildung zur Killerin war sie eigentlich kein Mensch, der gerne mit anderen stritt. Allerdings bei Seto... Doch, er hatte es verdient. Da war sie sich ganz sicher.

Mrs Kaiba II.

Songtexte in diesem Kapitel:
 

- The winner takes it all von ABBA (http://de.youtube.com/watch?v=OuJl1T-trLw)
 

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Seto hatte viel Zeit zum Überlegen, sehr viel Zeit. Was sollte man auch sonst tun, wenn man gezwungen war, in Untersuchungshaft zu sitzen?

Er hätte Jenn den Hals umdrehen können, wenn sie nur hier gewesen wäre. Wie kam sie eigentlich dazu, auf einmal alles auszuplaudern? Ihr musste doch klar sein, dass er so oder so nicht lange hinter Gittern bleiben würde, wenn man genug Geld hatte, ließ sich schließlich fast alles ausbügeln, wenn es nicht gerade ein Mord war. Und er hatte sich seit damals schließlich nichts mehr zu Schulden kommen lassen. Jenn hatte einfach keine Ahnung von Geschäften! Sonst hätte sie das Geld genommen, das er ihr geboten hatte, und wäre zufrieden gewesen. Jetzt würde es eben für die Kaution und andere "Ausgaben" drauf gehen, sie hatte ihre Chance schließlich gehabt.

Es war nur eine Frage der Zeit, bis Mokuba mit den Anwälten der Familie alles Nötige in die Wege geleitet hatte, und dann konnte er endlich dieses stinkende Loch hier verlassen.

Hoffentlich beeilte sich sein Bruder ein Bisschen.
 

Da hatte Seto die Menge der schlechten Nachrichten, die Mokuba verdauen konnte, allerdings etwas überschätzt. Das jüngste Mitglied der Familie Kaiba saß zu Hause am Küchentisch und starrte eine Tasse Milch, die ihm eine besorgte Sandra vorgesetzt hatte. Hinter der Fassade der Besorgnis allerdings sah es ganz anders aus mit ihren Gefühlen: Das alles lief doch schon ganz gut.

Natürlich hatte sie nicht ahnen können, dass die kleine Nervensäge es tatsächlich schaffen würde, Seto hinter schwedische Gardinen zu bringen, und zuerst hatte sie es für eine schlechte Nachricht gehalten. Aber jetzt erschien es ihr als die perfekte Möglichkeit, Seto von ihrer Zuverlässigkeit zu überzeugen. Wenn sie die Dinge in die Hand nahm und ihn aus dieser Lange herausholte, während Mokuba und Tea zu Haus Trübsal bliesen, hätte sie die Beiden ein für alle mal übertrumpft - das hoffte sie zumindest. Nun, Mokuba würde sie nicht vertreiben können. Aber er würde irgendwann ausziehen. Und wenn alles gut ging, würde sie dann immer noch hier sein.

Schnell griff sie zum Telefon und wählte die Nummer eines der Kaiba-Anwälte, die sie zuvor herausgesucht hatte.
 

Ach, es tat gut, wieder etwas anderes atmen zu können als diese elende Gefängnisluft! Sandra hatte gute Arbeit geleistet - und war schneller gewesen, als er erwartet hatte. Kaum zwölf Stunden hatte er in Haft verbringen müssen - immer noch genug, aber weniger, als er befürchtet hatte. Vielleicht war es doch kein Fehler gewesen, Tea gegen Sandra einzutauschen. Sandra erwartete wenigstens keine allzu großen Gefühle von ihm, ihr schien es zu reichen, wenn sie ihn anhimmeln durfte. Sie war jedenfalls leichter zufrieden zu stellen als Tea... und immerhin hatte er ihr versprochen, sie zu heiraten. Ursprünglich hatte er das zwar nicht vorgehabt, aber schliesslich sprach nichts dagegen. Sie war zumindest zuverlässig, das hatte sie ja bewiesen. Und hübsch genug, um sie ab und zu auf einen Ball oder ein Geschäftsessen schleppen zu koennen. Im Grunde also vielleicht keine schlechte Idee, falls sie ihm langweilig werden sollte, konnte er sich schließlich jederzeit eine neue Geliebte suchen, Sandra würde wegen so etwas keinen Aufstand veranstalten.

Ja, sie wäre ganz geeignet für seine Zwecke.

"Sandra? Ich habe einen Termin für unsere Hochzeit festgelegt. Besorg dir bis Samstag ein Kleid und einen Trauzeugen." "Wirklich? Das ist ja toll!" Sie schien sich wirklich zu freuen. Na, von mir aus, soll sie doch. Solange sie mich damit in Ruhe lässt. "An welches Restaurant hattest du denn gedacht? Oder soll ich mich vielleicht um einen Catering Service kuemmern?" Oh nein, das hatte er nicht bedacht. Seto war absolut nicht in der Stimmung für eine große Feier. "Wir essen bei uns. Es wird eine kleine Feier - wir wollen uns doch nicht von einem Haufen Paparazzi den Tag verderben lassen." Ihm sollte es recht sein, wenn sie glaubte, ihm sei an der Romantik gelegen, dann liess sie ihn vielleicht endlich in Frieden. "Ach, ja, sicher." Sollte sie doch schmollen. Sie konnte ihm nicht einmal vorwerfen, er würde sie benachteiligen: Bei Tea war es auch nur eine kleine Feier gewesen, mit Sabrina und Mokuba als Trauzeugen, um möglichst wenig Leute in die Sache hineinzuziehen. Nicht einmal Yugi und seine Anhaengsel waren eingeladen gewesen. Wäre ja auch noch schöner. Etwas gab ihm jedoch zu denken: auf seine letzte Hochzeit hatte er sich trotz allem gefreut. Das ist doch Blödsinn. Ich habe mir etwas vorgemacht... Liebe existiert nicht. Wer daran glaubt, ist nur ein verweichlichter Verlierer, der sich nicht auf sich selbst verlassen kann. Seto wurde aus seinen Gedanken gerissen, als der Wagen stoppte. Wieder zu Hause. Aber was bedeutete das schon? Hatte es wirklich eine Zeit gegeben, als er sich auf zu Hause gefreut hatte? Sicher, er war lieber hier als in einer Gefängniszelle, aber davon einmal abgesehen: Er konnte sich an jedem beliebigen Platz auf der Welt ein Haus wie dieses kaufen, dann wäre das eben sein "Zuhause". Nichts als materielle Güter... und die waren austauschbar. Fast hätte er angefangen, Leute wie Yugi und Tea, für die das Leben aus mehr bestand, zu beneiden. Nonsens. Sie werden auch noch lernen, dass man sich auf Gefühle nicht verlassen kann. "Mokuba? Ich bin wieder zu Hause!" Sandra war sofort in ihrem Dienstbotenzimmer verschwunden, um ihre Sachen zu packen und in Setos Schlafzimmer umzusiedeln - was ihr ja auch zustand.

"Seto!!!" Sein kleiner Bruder flog ihm um den Hals. "Da bist du ja wieder!" "Ja." Er konnte es nicht ändern, ein kleines Lächeln schlich sich doch auf sein Gesicht. Eine Person gab es immerhin, auf die er sich verlassen konnte. Mokuba würde ihn nicht im Stich lassen. "Hör zu, Mokuba, ich werde Sandra heiraten. Ich brauche dich wieder als meinen Trauzeugen."

"Du willst schon wieder heiraten? Hast du Tea einfach vergessen?" Nun, vielleicht hatte er den Widerspruchsgeist des Kleinen da doch etwas unterschaetzt.

"Ich habe Tea nicht vergessen. Aber sie ist unwichtig. Sandra wird ihre Aufgabe gut erfüllen, vermutlich noch besser." Jetzt schien sein kleiner Bruder wirklich wütend zu werden: "Das glaube ich nicht! Sandra macht dich nicht glücklich! Tea hat dich glücklich gemacht und dich zum Lachen gebracht! Sie hat dich doch überhaupt erst wieder richtig lebendig gemacht! Wenn du Sandara unbedingt heiraten willst, bitte, aber ohne mich!"

Und weg war er. Mit dieser heftigen Reaktion hatte Seto nicht gerechnet, er war nicht gewohnt, dass sein kleiner Bruder ihm widersprach, noch dazu so vehement. Sicher, Mokuba hatte Tea gemocht, aber dass er sie schon so sehr als Teil der Familie ansah, hatte der ältere Kaiba nicht gedacht. Noch einmal steckte der Kleine seinen Kopf ins Zimmer: "Und ich glaube auch nicht, dass Sabrina da mitspielt!" Das wiederum war Seto irgendwie klar gewesen. Seine Schwester würde ihrer Freundin wohl kaum so in den Rücken fallen. "Wenn wir grade von Sabrina sprechen: wo steckt sie eigentlich?" "Bei Duke. Ist zu ihm gezogen. Sie sagt, sie hält es hier nicht mehr aus, und dass du sogar noch schlimmer bist als ganz früher." Sollte sie doch zu ihrem vermalledeiten Freund ziehen, es war Seto egal. Er brauchte sie nicht - er brauchte niemanden.
 

Tea saß auf ihrer Couch, beide Hände auf ihrem langsam schon recht umfangreichen Bauch, und dachte nach. Seto war also schon wieder aus dem Gefängnis raus... Im Grunde war es auch nicht sinnvoll, ihn dort noch festzuhalten. Heute würde er sowieso niemanden mehr vergewaltigen, erstens, weil es schlecht für sein Image wäre, und zweitens, weil er es nicht nötig hatte - schließlich konnte er sich so gut wie jede Frau "kaufen". Die zweite Information, die sie eben telefonisch von Sabrina bekommen hatte, bereitete Tea da schon mehr Kopfzerbrechen: Seto und Sandra würden heiraten. Schwer zu sagen, wer mehr zu bemitleiden war, schließlich würde sich Seto, mit Ausnahme der Nacht, vermutlich wenig Zeit für seine Frau nehmen. Andererseits war ungefähr genauso klar, dass die ewig gierige Sandra ihn hauptsächlich wegen seines Geldes wollte, also war wohl beiden gedient.

Beiden, aber nicht allen. Seufzend schaltete Tea das Radio an, vielleicht würde sie das von ihren trüben Gedanken befreien. ABBA - The Winner takes it all. Na wunderbar, wie passend. Leise sang sie mit:
 

I don't wanna talk

About the things we've gone through.

Though it's hurting me -

Now it's history.

I've played all my cards

And that's what you've done too -

Nothing more to say,

No more ace to play.
 

Nichts mehr zu sagen. Das ist es dann also wohl gewesen, schaetze ich.
 

The winner takes it all

The loser standing small

Beside the victory

That's her destiny
 

Fragt sich nur, wer hier der Gewinner und wer der Verlierer ist. Ich weiß jedenfalls ungefähr, wo ich MICH einordnen würde.
 

I was in your arms -

Thinking I belonged there.

I figured it made sense

Building me a fence,

Building me a home,

Thinking I'd be strong there

But I was a fool -

Playing by the rules.
 

Kann das denn wirklich so falsch sein? Zu glauben, dass es einen Platz gibt, wo man hingehört? Und dass dieser Platz möglicherweise bei dem Menschen ist, den man mehr als alles auf der Welt liebt?
 

The gods may throw a dice

Their minds as cold as ice.

And someone way down here

Loses someone, dear.
 

The winner takes it all

The loser has to fall.

It's simple and it's plain -

Why should I complain?
 

Naja, schaun wir mal. Ich sitze sozusagen auf der Straße, zusammen mit meinem ungeborenen Kind, während ein Hausmädchen meinen Platz eingenommen hat. Nein, es gibt bestimmt keinen Grund für mich, mich zu beschweren. Dabei kann man noch nicht mal sagen, dass es irgendwelche Götter waeren, die hier "kalt wie Eis" entschieden haben.

Das kann Seto ganz gut allein!
 

But tell me does she kiss

Like I used to kiss you?

Does it feel the same

When she calls your name?

Somewhere deep inside

You must know I miss you -

But, what can I say

Rules must be obeyed.
 

Ja, sag mir das, Seto! Küsst sie dich so wie ich? LIEBT sie dich so wie ich? Die Antwort kennst du doch...
 

The judges will decide,

The likes of me abide -

Spectators of the show

Always staying low.

The game is on again:

A lover - or a friend,

A big thing - or a small,

The winner takes it all.
 

Da mag etwas dran sein. Zuschauer können das wahrscheinlich wirklich unberührt beobachten. Sie werden mir sagen, dass ich es hätte ahnen können! Dass ich hätte wissen sollen, wie du bist! Aber das weiß ich heute weniger als jemals vorher.
 

I don't wanna talk

If it makes you feel sad.

And I understand -

You've come to shake my hand.

I apologize

If it makes you feel bad -

Seeing me so tense,

No self-confidence.

But you see:

The winner takes it all

The winner takes it all...
 

Nein... nein, ich werde mich nicht entschuldigen, sicher nicht! An ihn kommt das alles doch sowieso nicht ran. Und wenn - soll er doch leiden... so leiden, wie ich leide, vielleicht wird er mich dann endlich verstehen.

Noch während sie das dachte, wusste sie, dass es nicht stimmte. Sie liebte Seto, trotz allem, und wollte mehr als alles Andere, dass er glücklich war. Sein Leiden würde ihr keine Genugtuung bringen, nicht im Geringsten.
 

Zufrieden saß Sandra auf ihrem Bett, oder besser, auf ihrem und Setos Bett. Ja, alles war nach Plan verlaufen. Ab jetzt konnte sie sich Kaiba nennen und frei über diesen Haushalt verfügen. Seto würde es nicht merken, schließlich vergrub er sich schon seit Tagen in seiner Arbeit und war vor ungefähr vier Stunden das erste Mal hervorgekommen, und das auch nur, damit der Standesbeamte nicht warten musste - das hätte schließlich ein schlechtes Licht auf ihn geworfen. Trauzeugen hatte es nun doch keine gegeben, aber wozu auch? Diese Hochzeit diente doch sowieso nur dem Zweck... zumindest für sie, auch wenn sie das natürlich nicht zugeben würde. Sabrina und Mokuba konnten ohnehin nichts gegen ihren Bruder ausrichten, selbst wenn sie dahinter kommen sollten.

Aber wie denn? Sabrina wohnte bei Duke - und Mokuba: was sollte dem schon auffallen...?

Ohne Dich

Songtexte in diesem Kapitel:
 

- Ohne Dich von PUR (http://de.youtube.com/watch?v=bDwwHzQLAUc)

- Mamma Mia von ABBA (http://de.youtube.com/watch?v=sJdqpjUgWDQ - awesome, sogar zu Seto und Tea. Danke an Shizuka_Chan für den Hinweis!)
 

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Sonnenlicht fiel durch die Metalljalousien an der Außenfassade der Kaiba Corporation.

Stöhnend richtete Seto sich auf, das Sofa in seinem Büro war wirklich kein besonders komfortabler Schlafplatz. Trotzdem schlief er inzwischen lieber hier, vier Wochen an Sandras Seite waren mehr als genug gewesen. Außerdem wusste er, dass er inzwischen - bedingt durch seine immer wiederkehrenden Träume - angefangen hatte, im Schlaf zu reden. Träume? Er, der früher nie geträumt hatte? Es kam ihm selbst schon komisch vor, aber das half nichts, er schaffte es nicht, zu verhindern, dass er jede Nacht von den gleichen Bildern heimgesucht wurde: ein Mädchen mit schulterlangen braunen Haaren und diesen tiefen nachtblauen Augen - er wusste nur zu gut, wer sie war.

Warum träumte er von Tea, jetzt, wo er doch hätte glücklich sein sollen? So glücklich jedenfalls, wie er es sich eben selbst gestattete. Seine Firma lief besser denn je, und selbst wenn Sandra mehr ausgab, als er anfangs erwartet hatte, hatte sie den Haushalt doch gut im Griff. Auch über ihre nächtliche Aufmerksamkeit konnte er sich wirklich nicht beklagen.

Es machte keinen Sinn mehr, sich etwas vorzumachen. Glücklich war er nicht. Ganz und gar nicht. Glück war etwas, dass er nur sehr viel früher einmal gekannt hatte - als seine Eltern noch am Leben waren. Ja, und auch mit ihr. Mokuba hatte Recht, sie hatte ihn "wieder lebendig gemacht". In der Hoffnung, seine Gedanken vertreiben zu können, stellte der junge Mann das Radio an und machte sich eine Tasse Kaffee. Gedankenverloren blickte er aus dem Fenster über Domino: die Mehrzahl der Menschen in dieser Stadt arbeitete für seine Firma, oder war in anderer Weise von ihm abhängig... früher hatte ihm der Gedanke an so viel Macht gefallen, inzwischen war er ihm egal. Seto achtete kaum auf die Musik, bis ein Lied seine Aufmerksamkeit erregte, ein Lied, dass seine momentane Stimmung nur zu gut widerspiegelte.
 

Ich steh` am Fenster, nein, ich wart` nicht auf dich.

Kipp noch ein Bier weg, nein, ich denk nicht an dich.

Bin ungebunden, nichts was mir blieb, ich bin frei.

Genieß` die Stunden, dann eben allein! Gut!

Betten zerwühlen, war am schönsten mit dir.

Und sich verstehen, war am tiefsten mit dir.

Und auch mein Drachen stieg am höchsten mit dir.
 

Bier trank er vielleicht nicht gerade - aber sein Kaffeekonsum, der früher schon nicht gerade niedrig gewesen war, war in den letzten Wochen in beinahe astronomische Höhen gestiegen.
 

Ich wollt doch nur dein Bestes,

Und das alles für mich.

Und als Belohnung

lässt Du mich jetzt im Stich.

Glaub bloß nicht,

ich knie vor dir nieder.

Ach, ich bin drüber weg, was glaubst`n du.

´s war nur ein klitzekleiner Schrecken, den steck ich weg.
 

Eigentlich habe ich sie doch im Stich gelassen... aber sie hat, verdammt noch mal, auch keine besonderen Anstalten gemacht, mich zurück zu halten!

Er wusste ja, dass das nicht stimmte. Sie hatte einfach akzeptiert, was sie sowieso nicht hätte ändern können, schließlich war er felsenfest davor überzeugt gewesen, dass es nicht gut für ihn war, Gefühle zu zeigen.

Und war er das nicht immer noch???
 

Ich schaff` es ohne dich.

Ganz bestimmt allein und ohne dich -

Mir geht`s doch gut!

Ich fühl` mich fürchterlich, gar nicht gut.

Ich schaff` es ganz und gar nicht ohne dich.
 

So etwas nannte man dann wohl "den Tatsachen ins Auge sehen"...
 

Ich geh auf Parties, ach, ich hab so viel Spaß.

Bleibt nur die Frage, Herrgott, warum bin ich so blaß?

Nein, ich vermiß` dich nicht, aber ich trinke zuviel.

Da muß ich durch, nee, wegen dir heul` ich nie.
 

Parties? Heulen? Nein. Aber zu viel trinken traf definitiv zu. Vier bis Fünf Kannen Kaffee pro Tag, er wunderte sich, dass sein Körper das ganze Koffein überhaupt noch aushielt. Aber wie heißt es doch so schön, was einen nicht umbringt, macht einen nur stärker. Was wohl nicht auf Liebeskummer zutraf.

Blödsinn, das überhaupt zu denken!
 

Da gibt`s auch andere Frauen.

Ich weiß, ich muß mich nur trauen.

Denk nicht, ich war immer nur die allerehrlichste Haut.

Doch daß du mich jetzt so in die Pfanne haust,

verzeih ich dir nie - Schluß und aus.

Das hab ich wirklich nicht verdient. Nein!
 

Die Methode "andere Frauen" hat auch nicht so funktioniert, wie sie sollte...
 

Ich schaff` es ohne dich.

Ganz bestimmt - allein und ohne dich.

Mir geht`s doch gut.

Ich fühl` mich fürchterlich, gar nicht gut.

Ich schaff` es ganz und gar nicht ohne dich.
 

Ohne Dich

Bin nicht die Hälfte wert ohne Dich.

Mir geht´s beschissen,

Ich fühl´ mich fürchterlich, gar nicht gut

Ich schaff´ es ganz und gar nicht ohne Dich.
 

Seto hatte seinen Entschluss gefasst.

Wann? Gerade eben? Oder schon gestern, vorgestern, vor einer Woche? Das war jetzt nicht mehr so wichtig. Wichtig war nur noch eins.

Tea.
 


 

Fast ein Wunder, wie sie es geschafft hatte, sich heute morgen schon wieder aus dem Bett zu kriegen. Aber immerhin war sie mit Yugi und den Anderen verabredet, da gab es keine Ausreden. Tea saß gerade beim Frühstück, als es an ihrer Tür klingelte. So früh schon? Hab ich etwa verschlafen? Sie warf einen Blick auf die Uhr, nein, Sabrina konnte es noch nicht sein. Die hatte sie zwar abholen wollen, aber erst um zwei. Jetzt war es gerade mal neun. Wahrscheinlich der Postbote oder so...

Weit gefehlt. "Seto - Was zum Teufel machst du hier? Hast du dich verlaufen? Ich fürchte, Sandra wohnt ein paar Straßen weiter!"

Er brachte ein trockenes Lachen zu Stande. "Sehr witzig, du warst auch schon mal origineller. - Darf ich reinkommen?"

"War das eine Frage oder ein Befehl?" So leicht war sie nicht bereit, sich unterkriegen zu lassen.

"Du weißt genau, dass es eine Bitte war."

Tea schnaubte. "Meinetwegen..." Sie trat zur Seite und schloss die Tür hinter Seto, sobald er im Flur stand. "Also, was gibt es?" Einige Sekunden lang sah er sie nur an. Dann - "Ich wollte dich sehen. Euch beide." Korrigierte er mit einem Blick auf ihren Bauch. "Wie großzügig von dir. Was ist das? Eine Werbekampagne? Der große Seto Kaiba geruht sich herabzulassen und sich unters Fußvolk zu mischen?" Ihr diskret angebrachtes Zitat hatte er wohl nicht verstanden, kein Wunder, jemand, der derart auf seine Kindheit hatte verzichen müssen, hatte wohl auch nie den König der Löwen gesehen.

Ohne zu antworten ging er in die Küche und setzte sich an den Esstisch. "Wie geht es dir?" Die Frage klang aufrichtig. Trotzdem schaffte sie es nicht, ihm genauso zu antworten. "Wie soll es mir schon gehen? Natürlich prächtig, was dachtest du denn? Ich werde schließlich so gut wie jeden Tag von meinem Mann verlassen, um hinterher auch noch zu erfahren, dass er eine meiner besten Freundinnen vergewaltigt hat und nebenbei noch daran ist, das Hausmädchen zu heiraten! Aber erzähl von dir! Mokuba meinte, du redest im Schlaf." Dieser letzte Satz klang besorgter als beabsichtigt, und zu ihrer Überraschung war der Blick, den sie sich jetzt einfing, nicht etwa eisig, sondern eher... schuldbewusst? Verletzt? Ach was, jetzt bildest du dir schon wieder Sachen ein. "Hat er das? Was soll ich denn sagen?" Sie zuckte die Schultern. "Keine Ahnung. Türkisch oder so." Sie wiederholte den Satz, den Mokuba ihr vorgetragen hatte, wobei sie den Verdacht hatte, dass schon in dessen "Erstversion" einige Fehler gesteckt hatten. "Und da du so superschlau bist, wirst du mir sicher sagen können, was das heißt, richtig?" Er schluckte. "Ja, sicher - kann ich." Erwartungsvoll sah sie ihn an. "Und?" "Es bedeutet: Ich bin ein Idiot. Bitte komm zurück zu mir, ich halte es kaum noch ohne dich aus." Tea blinzelte kurz überrascht, erwiderte dann aber kühl: "Da wird sich Sandra aber freuen - dass du sie so vermisst, selbst wenn sie neben dir liegt. Aber mal im Ernst, das heißt es nicht wirklich, oder?"

Ein leichtes Grinsen huschte über Setos Gesicht. "Nein, eigentlich nicht. Das ist die Begrüßung für einen türkischen Multimillionär, der mit mir Geschäfte machen will, aber... es stimmt trotzdem. Und ich denke, du weisst ganz genau, wen ich damit meine."

Sie lachte humorlos auf und wandte sich ab. "Und du erwartest allen Ernstes, dass ich dir das abkaufe? Nach allem, was passiert ist?"
 

Natürlich glaubte sie ihm nicht. Was hatte er denn erwartet? Sie hatte schließlich auch keinen Grund dazu. Seto merkte, wie er betreten auf den Boden sah. Er! Einer der mächtigsten Männer der Welt! Diesen Gedanken verscheuchte er schnell wieder. Wenn ich mich nicht von meinen eigenen Gefühlen kleinkriegen lasse, von was dann? Einem, man konnte es vielleicht Reflex nennen oder Eingabe... was auch immer, dieser plötzlichen Ahnung folgend stand er auf, verringerte er den Abstand zwischen ihnen auf wenige Zentimeter und legte beide Arme von hinten um sie, die Hände auf ihrem Bauch. "Bitte Tea... glaub mir. Es ist jetzt anders als vor ein paar Monaten. Es war dumm von mir, zu glauben, dass ich keine Gefühle brauche. Ich brauche sie. Ich brauche euch!"

Durch Schaden wird man klug, heißt es. Durch Ohrfeigen auch? Dann musste eben ein ganzes Stück klüger geworden sein. "Warum gehst du nicht zu Sandra und erzählst ihr das? Bei mir vergeudest du deine Zeit! Warum sollte ich mich darauf einlassen? Was gibt mir die Gewissheit, dass du es diesmal ernst meinst? Wir waren verheiratet, Seto! Ich dachte, wir würden unser ganzes Leben zusammen bleiben, und zwar, weil wir das beide wollen! Aber für dich war diese Hochzeit nichts als ein Mittel zum Zweck... welcher das auch immer gewesen sein mag." Das tat weh. Mehr als es eine Ohrfeige je gekonnt hätte. Weil sie recht hatte. "Und jetzt verlass bitte meine Wohnung!" Was blieb ihm anderes übrig? Außer sie zu zwingen, hierbleiben zu dürfen, körperlich war er ihr schließlich gut gewachsen. Aber das kam nicht in Frage, dann würde sie ihm erst recht nicht vertrauen. Mit einem letzten "Bitte denk darüber nach." verschwand er aus der Tür.
 

Was hatte Seto hier zu suchen? Er sieht nicht gerade aus, als wäre er freundlich empfangen worden. Sabrina hatte beschlossen, schon etwas früher zu Tea zu kommen, sie konnte Gesellschaft sicher gut vertragen. Über das erste Schockstadium, in dem sie beinahe nicht nur sich selbst, sondern auch ihr Kind umgebracht hätte, war sie ja glücklicherweise hinaus, aber man konnte nie wissen. Vor allem wenn Seto es sich offensichtlich nicht verkneifen konnte, ihr auch noch unter die Nase zu reiben dass sie nicht mehr seine "Nummer eins" war. Was hätte er auch sonst bei ihr suchen sollen? Das sah ihm ähnlich! Sabrina wartete, bis ihr Bruder um die Ecke verschwunden war, dann klingelte sie selbst an der Wohnungstür ihrer Freundin. "ICH SAGTE, DU SOLLST VERSCHWINDEN!!!" kam es wenig freundlich durch die Tür zurück. "Tea. Ich bins, Sabrina. Seto ist weg. Er hat ausnahmsweise mal das getan, was er sollte." "Ach, du..." Die Tür öffnete sich. "Ich dachte, du wolltest erst heute Mittag kommen?" "Ich dachte mir, vielleicht kannst du ein bisschen Unterhaltung brauchen. Du warst schon ewig nicht mehr beim Tanzen, warum gehen wir nicht noch mal, bevor du das gar nicht mehr kannst?" Tea zuckte lustlos die Schultern, meinte dann aber: "Okay, warte, ich bin in fünf Minuten fertig." und verschwand zum Umziehen.

Geht doch.
 

Zu Hause wurde er sofort von einer penetrant gut gelaunten Sandra empfangen. "Da bist du ja mal wieder! Hattest du einen schweren Tag?" flötete sie vor sich hin, während sie um ihn herum schwirrte, ihm seinen Mantel abnahm und ihn ins Wohnzimmer schob. "Setz dich! Du musst sicher-" "SANDRA! Kannst du auch mal zwei Minuten lang deinen Mund halten?" Mit - schlecht gespielter - Verschüchterung wich sie vor ihm zurück. "Ja, natürlich, ich dachte nur, wenn du schon mal wieder hier bist möchtest du dich sicher ausruhen und danach könnten wir doch vielleicht tanzen gehen?" Wenn du dieses klebrige Lächeln abnimmst, vielleicht, ja. "Von mir aus." Er seufzte. Nach außen hin hatte er schließlich immer noch eine Rolle zu spielen, auch wenn ihm diese zunehmend zuwider war. "Fantastisch! Ach weisst du, eigentlich könnten wir gleich gehen, so müde bist du doch sicher noch nicht, oder?" Er fühlte sich am Arm gepackt und ins Auto verfrachtet, und er machte auch keine Anstalten, sich zu wehren. Wozu auch? Das würde er gerade noch überstehen.

Dachte er zumindest, bis sie die Halle erreichten, in der heute anscheinend eine Art Wettbewerb stattfand. War das nicht Tea dort auf der Bühne?
 

Langsam begann das Ganze, Spaß zu machen. Es war Monate her, dass Tea auf einer Bühne gestanden hatte. Und sie würde sich den Auftritt nicht von Seto und Sandra verderben lassen, die gerade durch die Tür kamen - aber eine kleine Änderung des Musikstückes wäre wohl drin.

Nachdem das geregelt war, winkte sie Seto zu, er solle herkommen. Nach einigen etwas ungläubigen Blicken brachte er das auch tatsächlich zu Stande, allerdings nicht ohne ein wütend gezischtes "Was soll das?". Sie lächelte ihm kokett zu. Das musste er schon aushalten. Wenn ihm seine Versprechen ernst waren, würde er es überleben. Die Musik fing an, jetzt war sie wieder in ihrem Element.
 

I've been cheated by you since I don't know when.

So I made up my mind, it must come to an end -

Look at me now, will I ever learn?

I don't know how - but I suddenly lose control!

There's a fire within my soul.

Just one look and I can hear a bell ring...

One more look and I forget everything, o-o-o-oh.
 

Zuerst stand sie nur da und sah ihn an, bevor sie mit ihrem Tanz begann. Sie konnte es ihm nicht sagen. Nur zeigen. Du hast mich belogen und betrogen. Aber ich kann es nicht ändern... ich liebe dich einfach. Und so lange noch die Chance besteht, das du es ernst meinst, werde ich dir auch verzeihen.
 

Mamma mia, here I go again -

My my, how can I resist you?

Mamma mia, does it show again?

My my, just how much I've missed you!

Yes, I've been brokenhearted,

Blue since the day we parted -

Why, why did I ever let you go?

Mamma mia, now I really know,

My my, I could never let you go.
 

I've been angry and sad about the things that you do -

I can't count all the times that I've told you we're through.

And when you go, when you slam the door,

I think you know, that you won't be away too long -

You know that I'm not that strong.

Just one look and I can hear a bell ring...

One more look and I forget everything, o-o-o-oh.
 

Das stimmt - langsam sollten wir uns oft genug getrennt haben, um es auch mal etwas länger auszuhalten. Aber ich bin anscheinend einfach zu schwach dazu.
 

Mamma mia, here I go again -

My my, how can I resist you?

Mamma mia, does it show again?

My my, just how much I've missed you!

Yes, I've been brokenhearted,

Blue since the day we parted -

Why, why did I ever let you go?

Mamma mia, even if I say

Bye bye, leave me now or never -

Mamma mia, it's a game we play

Bye bye doesn't mean forever.
 

Mamma mia, here I go again -

My my, how can I resist you?

Mamma mia, does it show again?

My my, just how much I've missed you!

Yes, I've been brokenhearted,

Blue since the day we parted -

Why, why did I ever let you go?

Mamma mia, now I really know:

My my, I could never let you go
 

Sandra starrte blass vor Wut auf die Bühne. Hätte sie nur nicht vorgeschlagen, hierher zu kommen! Sie war nicht dumm, sie wusste, dass diese kleine Schlampe immer noch ihren Einfluss auf Seto ausübte, und dass er sie niemals ganz vergessen würde. Nicht für Sandra. Das war ihr auch herzlich egal - er konnte sie lieben so lang er wollte! Wenn er sich nur nicht wieder mit ihr versöhnte. Man sollte meinen, er hat genug angestellt, um ihn nicht jedes Mal wieder aufzunehmen wie einen zerknirschten jungen Hund, von dem man noch hoffen kann, dass er seine Lektion gelernt hat! Tea hatte da wohl andere Maßstäbe. Jetzt verschwand sie auch noch mit diesen viel sagenden Blicken hinter der Bühne, dicht gefolgt von Seto. Grandios!

Wie gut, dass sie noch einen Plan B parat hatte. Sollte Tea sich ruhig freuen, lang würde sie nicht Gelegenheit dazu haben. Sie würde es sich nicht nehmen lassen, sich vom Kaiba-Vermögen ein Stück abzuschneiden - dazu brauchte sie nur noch etwas Hilfe. Sie fischte ihr Handy aus der Tasche und tippte eine Nummer ein. Flüsternd sprach sie in den Hörer.

"Hier ist Sandra. Unser Plan läuft aus dem Ruder. Ja, genau, sie hat ihm "verziehen". Dieser Idiot wird das auch noch glauben... Jetzt bist du dran. Du weißt, was du zu tun hast! Lass erst wieder von dir hören, wenn du etwas erreicht hast! Und wehe, du versagst! Du weißt, was das heißt - du wirst nie das bekommen, was dir zusteht..."

Das Happy End ist doch erst der Anfang

"Was sollte das? Willst du mich vor der halben Stadt zum Affen machen?"

Besonders begeistert war er dann wohl nicht. Tea bemuehte sich trotzdem um Gelassenheit.

"Nein, wenn du schon so fragst. Eigentlich wollte ich dir vor "der halben Stadt", wie du es so schön ausdrückst, sagen, dass ich zu Ende überlegt habe. Und was dabei heraus gekommen ist." Sie sah ihn erst an. "Sieht so aus, als ob du genauso wenig ohne mich könntest, wie ich ohne dich. Wir haben eine zweite Chance verdient, meinst du nicht?" Nach einem Augenblick ungläubigen Starrens breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus. "Unter einer Bedingung." Sie hob die Augenbrauen. "Du fühlst dich schon wieder in der Position, Bedingungen zu stellen? So was ändert sich wohl nie."

Ja, diesmal ist alles richtig. Keine Versteckspiele und Heimlichkeiten mehr. Keine halben Sachen. "Heirate mich ein zweites Mal. Nicht heimlich, wie beim letzten Mal, diesmal soll die ganze Welt wissen, dass ich dich liebe." Ohne ihre Antwort abzuwarten nahm er sie in den Arm, vorsichtig, um ihr und dem Kind nicht weh zu tun. Sie schloss die Augen, wie um seine Worte in sich nachklingen zu lassen. "Na gut - Aber wehe, du machst dich wieder gleich nach ein paar Wochen davon." Jetzt mussten sie beide lachen. "Nein, bestimmt nicht. Nie mehr." "Schön, und wann bekommt Sandra das zu hören?" Da hatte sie mal wieder zielsicher den Finger in die Wunde gelegt. "Am besten gleich. Sie müsste ja noch irgendwo da draußen sein."

Das war sie. Die beiden mussten nur wieder in die Halle kommen, um sich schon Sandra gegenüber wiederzufinden, die, ganz die Imitation der zu recht beleidigten Ehefrau, die Augen zusammenkniff. "Wie ich sehe, habt ihr euch wieder versöhnt?" Seto musterte sie kalt. "So ist es. Du hörst in den nächsten Tagen von meinem Anwalt, wegen der Scheidung."

Sie rauschte an ihnen vorbei.
 

"Das wird dir noch leid tun, du kleine Schlampe! Euer schönes Happy End ist doch erst der Anfang von noch viel mehr Schrecken!" zischte sie Tea im Vorbeigehen noch zu. Diese beschloss, sie zu ignorieren. Was konnte ihr ein Bisschen schlechte Filmtheatralik jetzt schon noch anhaben? Nur heiße Luft verbreiten, das schaffte sie anscheinend immer noch. Tea wandte sich an Seto. "Lass uns nach Hause gehen." Er sah sie mit hoch gezogenen Augenbrauen an. "Was verstehst du unter "Zu Hause"?" "Zu Hause ist zu Hause, du weißt genau, was ich meine. Stell dich nicht dümmer, als du bist, das ist sonst auch nicht deine Art!" Sie erntete ein Grinsen. "Werd mal nur nicht frech, Lady. Immerhin bin ich bald wieder dein Mann." "Ja, genau, und dann musst du tun, was ich dir sage, weil ich sonst nämlich wieder weg bin!" Lachend zog sie ihn hinter sich her zum Ausgang. Er zog sie wieder an sich, kaum, dass sie draussen waren. "Das würdest du gar nicht aushalten..." murmelte er gegen ihren Nacken, das Gesicht in ihrem Haar vergraben. "Willst du es drauf ankommen lassen?" Er grinste immer noch. "Lieber nicht."
 

Sabrina hielt nach Tea Ausschau, konnte sie aber in der Menge nicht mehr finden. Entweder war sie immer noch hinter der Bühne und stritt sich mit Seto, oder die Beiden waren schon auf dem Weg zu ihrer "Versöhnungsfeier" im kaibaschen Schlafzimmer. Denen wäre beides zuzutrauen. Wie auch immer, sie wurde hier wohl nicht mehr gebraucht. Sie kannte ihren Bruder, und sie kannte Tea. Früher oder später würden sie sich wieder versöhnen, etwas Anderes hielten sie gar nicht aus. Auch wenn Seto es niemals zugeben würde, selbst er war in manchen Dingen von Anderen abhängig. Und Tea gehörte eindeutig zu den Leuten, die das schafften. Genug Seelendoktor gespielt. Sie könnte Duke im Laden besuchen. Er würde sich bestimmt freuen. Und für heute hatte sie eindeutig genug von fremden Beziehungskisten. Zeit, sich mal wieder um ihre eigenen zu kümmern.
 

Als sie ankam, herrschte im Laden beinahe undurchdringliches Gedränge, aber das war schließlich nichts Neues. Dungeon Dice Monsters war eben nicht das einzige gefragte Spiel, das hier mittlerweile angeboten wurde. Duke hatte anscheinend einen Riecher für so etwas. So wie Seto ein Gespühr für Computer und den ganzen Kram hatte und Yugi jedes Spiel im Handumdrehen beherrschte, erfand ihr Freund laufend neue Spiele. Zum Glück wusste sie, wo sie ihn zu suchen hatte, sonst wäre sie hier noch wahnsinnig geworden. Irgendwie schaffte sie es, sich bis ans Ende des Ladens durchzuschlagen, wo ein Aufzug in der Wand eingelassen war. Sie nahm die Chipkarte heraus, die sie vor Kurzem bekommen hatte, und führte sie durch den Erkennungsschlitz. Eine zwar nervige, aber notwendige Maßnahme, als der Aufzug noch ungesichert war, hatten sich öfter irgendwelche - vorwiegend weibliche - Groupies an den Angestellten vorbei in die Wohnung geschlichen.
 

Sie saßen sich im Wohnzimmer gegenüber und schwiegen sich an. Dabei gab es so viel zu sagen. "Warum? Warum hast du dich überhaupt auf sie eingelassen?" Diese Frage hatte Seto befürchtet. Sie war schließlich berechtigt. Er sah Tea fest in die Augen. "Willst du das wirklich wissen?" Sie warf ihm einen genervten Blick zu. "Hätte ich sonst gefragt?" Nein, das hätte sie nicht. Er kannte Tea gut genug, um zu wissen, dass sie vor solchen Fragen meistens genau überlegte, ob sie die Antwort hören wollte oder nicht. "Du kennst mich doch. Ich hatte Angst, mir meine Gefühle einzugestehen. Aber das ist jetzt vorbei, das verspreche ich dir." Sie seufzte theatralisch auf. "Versprich mal lieber nicht zu viel, ja? Im Moment gebe ich mich mit einer einfachen Aussage zufrieden." Er lachte wieder, zum ersten Mal seit Langem voellig ungezwungen. "Kann es sein, dass du Anwältin werden willst?"

"Vielleicht... also pass in Zukunft lieber auf, bevor du wieder ein Scheidungsverfahren anzettelst."

"Du traust meinen Anwälten wohl nicht zu, dass sie mich da raushauen?" Sie erhob sich von ihrem Sessel und setzte sich auf seinen Schoß. "Wenn ich eins von dir gelernt habe, dann ist es, erst sich selbst zu vertrauen und dann anderen." Er drückte ihr einen sanften Kuss auf. "Man kann es auch übertreiben, das hast du von mir ja wohl auch gelernt, oder?"

"Sicher... Aber irgendwo zwischen deiner und meiner früheren Einstellung sollte sich wohl ein Mittelmaß finden lassen, oder?" Das Gespraech wurde ihm eindeutig zu ernst fuer diesen Abend. "Wenn man danach geht, dann müsste unser Kind ja der reinste Übermensch sein."

"Hast du jemals daran gezweifelt?" Er stöhnte frustriert auf. "Langsam glaube ich wirklich, dass ich dir nicht gut tue..."
 

Das Telefon klingelte. Muss das ausgerechnet jetzt sein? Tea drehte den Kopf verärgert zu dem nervigen, klingelnden Ding und überlegte kurz, ob sie nicht einfach einen ihrer Schuhe danach werfen sollte, um für Ruhe zu sorgen. Seto hatte wohl ihre Gedanken ungefähr erraten, denn er griff schnell nach dem Hörer. "Kaiba?" Einen Moment lang sah er aus, als würde ihm der Weltmeister im Schnellsprechen eine chinesische Tageszeitung vorlesen. Dann reicht er den Hörer an Tea weiter. "Es ist Sabrina. Vielleicht könntest du mit ihr sprechen und dann hinterher übersetzen?" Sie lachte, nahm den Hörer aber in die Hand und hielt ihn sich ans Ohr. Ein großer Fehler. Was sie da zu hören bekam, erinnerte eher an einen Schwarm Delfine beim Kaffeeklatsch als an ihre Freundin - selbst wenn man deren energiegeladene Art gewohnt war. "Tea? Durätstniewasmichdukegradegefragthat! Erhatmichgefragtobichihnheirate! Undichhabjagesagt!" Sie blinzelte einen Moment überrascht. "Und jetzt noch mal langsam, zum Mitschreiben. Wie war das? Duke hat dir einen Heiratsantrag gemacht? Und du hast ihn angenommen? Dir ist schon klar... dass du das alleine gar nicht entscheiden kannst?" Gut, wahrscheinlich war sie nicht ganz die Richtige, Bedenken an einer Hochzeit im minderjaehrigen Alter zu aeussern. Aber Setos Gedanken schienen in etwa in die selbe Richtung zu gehen. "Wie bitte??" Seto schien aus allen Wolken zu fallen. "Dazu braucht sie meine Erlaubnis...!" Dafür fing er sich einen ärgerlichen Blick von seiner Verlobten ein. "Du willst damit ja wohl hoffentlich nicht sagen, dass du ihr das nicht erlauben wirst, oder?" Trotz aller Vorsicht wuerde sie ihn bestimmt nicht unterstuetzen, wenn er wieder die autoritaere Tour anfangen wollte. "Natürlich nicht." "Dann ist es ja gut." Sabrina hatte inzwischen aufgelegt. Sie wahr wohl zu aufgekratzt, um mehr als diese drei "Sätze" zusammen zu bringen. Seufzend legte Tea den Hörer wieder weg. "Total weggetreten, würde ich sagen. Nicht mehr zurechnungsfähig." Sie grinste Seto zu. Der schien irgendwie in Gedanken versunken. "Was hast du?" Erkundigte sei sich. "Ich habe nur gerade nachgedacht. Wenn Sabrina und Duke heiraten, könnte ich Sabrina zu meiner Partnerin in der Firma aufbauen, und sie könnte mit Dukes Unternehmen fusionieren. Das würde sich für beide lohnen. Die Kaiba Corp könnte Dukes Spiele vermarkten, so dass er in dieser Hinsicht nicht mehr von irgendjemand anderem abhängig ist, und im Gegenzug würden wir eine Gewinnbeteiligung bekommen." Tea verdrehte die Augen. "Das ist wirklich mal wieder typisch! Deine Schwester will heiraten und du denkst nur ans Geschäft! Verrat mir lieber gleich, welche Vorteile du aus unserer Hochzeit ziehen willst! Habe ich einen mir bisher unbekannten Onkel, der Ölscheich ist, oder was?" Seto fing an, zu lachen. "Du bist wirklich unmöglich! Ich kann dir sagen, welchen Vorteil ich aus unserer Hochzeit habe: Ich kann mein Leben mit der Frau verbringen, die ich liebe, und mit unserem gemeinsamen Kind! Ist das nicht genug?" Sie sah ihn leicht angesäuert an. "Man könnte das Gefühl bekommen, für dich nicht." "Das meinst du nicht ernst, oder?" Er küsste sie auf den Nacken. "Du weißt genau, dass es für mich mehr als genug ist. Und dass ich bei Sabrinas Hochzeit gleich über die Zukunft der Firma nachdenke, hat andere Gründe: Erstens würde sie, zusammen mit Mokuba die Firma sowieso irgendwann erben. Zweitens wird das dann mein Hochzeitsgeschenk für die beiden. Und drittens könnte ich dann öfter zu Hause sein und mich um meine Familie kümmern. Zufrieden?" Sie schmollte immer noch, allerdings merkte man genau, dass sie es nicht mehr ernst meinte. "Muss ich ja wohl... Ich muss übrigens später noch zum Arzt."
 

"Zum Arzt? Ist irgendwas nicht in Ordnung?" Jetzt war es Tea, die lachte. "Nein, du überbesorgter Fast-Ehemann, es ist nur eine Vorsorgeuntersuchung. Ultraschall und so weiter." Man sah Seto deutlich an, dass er erleichtert war, auch wenn er sich bemühte, es nicht zu zeigen. "Na dann. Ich muss leider noch mal in die Firma, aber wenn du willst, bringe ich dich hin und hole dich auf dem Rueckweg wieder ab."

"Ja, gut. Ich rufe dich an, wenn ich fertig bin, und dann sehen wir ja, ob du noch länger brauchst oder nicht." Er nickte. Eigentlich war es ihm ja gar nicht recht, überhaupt noch einmal weg zu müssen, aber das konnte er jetzt nicht ändern. Familie hin oder her, die Firma leitete sich auch nicht von allein. Außerdem gab es noch einiges zu tun, wenn er Sabrina offiziell die Leitung überlassen wollte. Vielleicht hatte sich auch schon jemand auf die Stellenanzeige gemeldet, die er vor einigen Tagen - fast hellseherisch, wenn man es genau nahm - aufgegeben hatte. Sabrina musste dringend noch einige Dinge lernen, wenn sie sich in der gehobenen Gesellschaft bewegen sollte.
 

Nachdem Tea bei ihrem Arzt abgeliefert war, fuhr er sofort zur Firma. Seine Sekretärin schaute nur kurz auf, als er das Vorzimmer zu seinem Büro durchquerte und meinte: "Es ist Post für Sie gekommen. Bewerbungsschreiben." Er bedankte sich mit einem knappen Nicken und verschwand in seinem Büro. "Ach, und bringen Sie mir eine Tasse Kaffe." Zuerst überflog er die Bewerbungen. Die meisten schieden schon von vornherein aus. Was denken sich die Leute eigentlich? Dass man sie als Benimmlehrer einstellt, sobald sie tanzen können? Ein paar interessante Bewerber schienen aber doch dabei zu sein. Er sah sich ihre Lebensläufe an Das klingt doch nicht so schlecht... ein Schauspielstudium? Nun, etwas Schauspielern zu können ist manchmal von Vorteil... Mike Shikaido ... Woher kannte er den Namen nur? Es musste jemand sein, der selber aus einer bekannten Familie kam. Um so besser. Dann würde er wohl auch wissen, was ein Benimmlehrer zu tun hatte. Seto griff nach dem Telefon. "Miss Kudo? Bitte laden sie doch Mr. Shikaido zu einem Bewerbungsgespräch ein." Seine Sekretärin, die das Zimmer betreten hatte, um ihm seinen Kaffe zu bringen, nickte. "Wird erledigt, Mr. Kaiba." Sie schloss die Tür hinter sich und Seto wandte sich wieder den Aktiengeschäften zu, die er noch zu erledigen hatte.
 

Tea verließ die Praxis mit einem Lächeln auf den Lippen. Nicht nur, dass alles in Ordnung war, der Arzt hatte heute auch zum ersten Mal mit dem Ultraschall das Geschlecht des Kindes feststellen können. Das Bild steckte jetzt in der Tasche, aus der sie gerade ihr Handy heraus kramte. "Seto? Wie weit bist du? ... Hm, gut, ich komme vorbei und warte auf dich, in Ordnung? ... Tschüss, bis gleich!" Sie ließ sich Zeit. Längeres Laufen wurde schon manchmal ziemlich anstrengend, und das Tanzen heute morgen war auch nicht gerade ohne gewesen. Aber schließlich hatte es sich gelohnt. Außerdem war der Weg zur Kaiba Corp nicht weit. Sie war schon fast da. "Hi Tea!" Die Angesprochene fuhr herum. "Joey! Musst du mich so erschrecken?" lachte sie. Er grinste. "Klar muss ich, ist doch mein Hobby. Du bist auf dem Weg zu Kaiba?" sein Blick verdüsterte sich, "Ich dachte, ihr habt euch getrennt." Sie seufzte. Das würde Joey nicht gefallen. Aber er hätte es ja sowieso am liebsten gesehen, wenn sie und Yugi ein Paar geworden wären. Obwohl er auch ganz froh schien, dass seine kleine Schwester jetzt bei Yugi "gut aufgehoben" war, er war schließlich nicht so "gefährlich" wie Tristan... "Das hatten wir auch, aber jetzt sind wir wieder zusammen." Wie erwartet sah der Blonde nicht begeistert aus. "Nicht schon wieder. Lernst du eigentlich nie dazu?" Jetzt war es an Tea, wütend zu werden. "Doch, wir lernen beide, darum wird es auch diesmal gut gehen! Im Übrigen frage ich auch nicht, was mit Mai ist! Sie hat dich auch schon in Schwierigkeiten gebracht, oder? Und? Im Moment seid ihr trotzdem zusammen, wen ich da richtig informiert bin!" Joey wurde rot genug, um auch noch dem knalligsten Lippenstift seiner Angebeteten Konkurrenz zu machen. "Das hat mit Mai gar nichts zu tun..." "Doch, hat es. Sie ist auch nicht gerade ein einfacher Charakter. Oder liege ich da etwa falsch?" Abwehrend hob der Größere die Hände. "Ist ja gut, ist ja gut! Reg dich ab, Tea! Das ist nicht gut für dein Kind... selbst wenn es auch Kaibas Kind ist. Obwohl sich das schon mal auf schlimmere Wutanfälle gefasst machen kann. Ich möchte wissen, wie er kuckt, wenn sein Sohn ihm ins Gesicht pinkelt." Bei dem Gedanken erschein ein beinahe seliges Lächeln auf Joeys Gesicht. "Das wirst du wohl leider so bald nicht erfahren. Es wird nämlich eine Tochter." Enttäuscht verzog ihr Freund das Gesicht. "Oh, na dann." Er hatte sich schon wieder gefangen. "Auch gut. Dann kriegst du ja Verstärkung." Ein paar blaue Augen verdrehten sich Richtung Himmel. "Joey, du bist echt unmöglich." "Ich weiß... Ich muss los. Bye, Tea!" Kopfschüttelnd sah sie ihm nach. "Tschüss, Joey..." Hinter sich hörte sie eine wohl bekannte, spöttische Stimme. "Wer wartet hier auf wen?" Tea drehte sich zu ihrem Verlobten. "Ich auf dich, siehst du doch." "Klar." Er grinste. "Lass uns gehen." Sie nickte nur und stieg in das Auto, das schon auf sie wartete. Roland saß am Steuer und blickte geradeaus. Natürlich, gesprächig war er ja nicht gerade. Aber Tea haette schwören koennen, dass hinter seiner obligatorischen Sonnenbrille ein wohlwollend-amüsiertes Aufblitzen zu sehen gewesen war.
 

"Das ist doch echt das Letzte! Du willst, dass ich Benimmunterricht nehme??"

"Nein, ich will es nicht, es ist einfach notwendig." genervt sah Seto zu seiner Schwester hinüber. "Wie oft soll ich dir noch erklären, dass du ein paar Dinge eben können musst, wenn du eine Firma leiten sollst? Und dazu gehört nun einmal, dass du weißt, wie du dich zum Beispiel in Gesellschaft von Geschäftspartnern zu verhalten hast!" Er konnte ihr vom Gesicht ablesen, dass sie es nicht einsah. "Was ist, wenn ich die Firma gar nicht übernehmen will?" fragte sie trotzig. "Du wirst es wollen." Wie dickköpfig konnte man nur sein? Sich diese Chance entgehen zu lassen, nur um dem lästigen Unterricht aus dem Weg zu gehen! Natürlich war die Chance auch wieder nicht so groß, wie sie auf den ersten Blick erschien. Die Macht im Hintergrund würde immer noch er sein. Aber wenn Sabrina sich nicht allzu dumm anstellte - und er hatte keine Veranlassung, das zu glauben - dann konnte sie mit Recht sagen, sie sei eine der leitenden Kräfte des Unternehmens. "Warum sollte ich? Ich gehe noch zur Schule, falls du das vergessen hast! Warum sollte ich jetzt schon in die Firma einsteigen?" Hatte sie es wirklich immer noch nicht verstanden? "Weil jetzt ein guter Zeitpunkt ist. Die Hochzeit mit Duke könntest du mit einer Fusion der beiden Unternehmen verbinden. Außerdem, was die Schule betrifft-" Sie fiel ihm ins Wort. "Sag jetzt nicht, ich soll Privatunterricht nehmen! Nur über meine Leiche!" "Nein, sollst du nicht, obwohl das eine Möglichkeit wäre." Als wüsste er nicht selber, was von Privatunterricht zu erwarten war. Feste Stundenpläne gab es trotzdem und die Lehrer waren meistens noch strenger als auf einer normalen Schule. "Du wirst ja nicht gleich die volle Arbeit erledigen müssen. Erstens hast du eine Menge Angestellte, und zweitens werde ich dich immer noch unterstützen, auch wenn du mal mit der Schule fertig bist." Und dich etwas kontrollieren, dachte er, sprach es aber nicht aus. Das war wohl kaum dazu geeignet, seine Schwester dazu zu bewegen, zu tun was er von ihr erwartete. Langsam schien sie ihren Widerstand aufzugeben. "Na gut... ich machs. Wann ist die erste Stunde?" "Morgen früh, um elf." Der nächste Tag war ein Samstag. "Der Unterricht findet außer am Samstag noch am Mittwoch und Donnerstag statt. Deinen Lehrer stelle ich dir morgen vor." Sie nickte nur und ging. Das war ja noch mal gut gelaufen. Nicht auszudenken, wie sie seine Pläne hätte ruinieren können. Aber schließlich war Sabrina nicht umsonst Teil seiner Familie.

Genug für heute. Er wollte nicht den ganzen Tag mit Gedanken an die Firma verbringen, es gab auch noch andere wichtige Dinge zu erledigen! Setos Blick wanderte zur Uhr. So spät schon? Um zehn Uhr Abends brauchte er nicht mehr zu versuchen, die Hochzeit zu organisieren. Seufzend verließ er sein Arbeitszimmer. Dann würde er eben für heute Schluss machen. Tea würde vermutlich sowieso schon im Bett sein, sie war ja schon heute Mittag müde gewesen.
 

Tea hob den Kopf, als Seto, inzwischen im Schlafanzug, ins Zimmer kam. Schnell versteckte sie das Ultraschallbild hinter ihrem Rücken, aber er hatte es trotzdem gesehen. "Was hast du da?" Sie versuchte, unschuldig auszusehen. "Was soll ich schon haben?" Seto warf ihr nur einen genervten Blick zu, der deutlich besagte, dass er keine Lust auf solche Spiele hatte. "Na gut, ich habe etwas." Gab sie schließlich lachend zu. "Ein Ultraschallbild, das sie heute beim Arzt gemacht haben." Er ließ sich neben ihr auf dem Bett nieder. "Und, sieht man schon was?" Sie nickte. "Was wäre dir lieber, ein Junge oder ein Mädchen?" "Das ist mir ziemlich gleich. Hauptsache, unser Kind ist gesund. Nach Mokuba wäre es natürlich mal etwas Neues, wenn es ein Mädchen würde." Sie reichte ihm das Bild. "Dann kannst du dich ja jetzt auf Abwechslung freuen. Wir bekommen nämlich eine Tochter."

Mike

Mit gemischten Gefühlen betrat Sabrina den großen Saal, der normalerweise an den seltenen - sehr seltenen - Gelegenheiten, an denen Seto einen Geschäftspartner in seine Villa einlud, als Speisesaal diente. Jetzt war er leergeräumt, bis auf ein paar Stühle, einen kleinen Tisch an der Wand und einen CD-Player, der darauf stand. Daneben lag ein Stapel mit CDs, offensichtlich hatte ihr neuer Lehrer nicht vor, sich lange mit Formalitäten aufzuhalten. ´Um so besser. Je schneller ich das Tanzen und den restlichen Schnickschnack beherrsche, desto schneller bin ich den Typen wieder los. Bestimmt ist es genauso ein alter Knacker wie die Butler, die hier manchmal rumrennen.´ Umso mehr irritierte sie der junge Mann - falls man ihn ueberhaupt schon als solchen bezeichnen konnte -, er konnte nur ein paar Jahre älter sein als sie, etwa in Setos Alter vielleicht, der jetzt den Raum betrat. Mit schnellen Schritten kam er auf sie zu und reichte ihr die Hand.

"Hallo, ich bin Mike Shikaido. Am besten, du nennst mich Mike, das Siezen sollten wir lieber gleich sein lassen, wenn wir schon so viele Stunden zusammen verbringen müssen." Er zwinkerte ihr zu. Irgendwie war dieser Typ sympathisch, aber konnte er ihr neuer Benimmlehrer sein? Das war ja wohl schlecht möglich, einer, der schon beim ersten Treffen vorschlug, sich zu duzen, sollte ihr Manieren beibringen? Er schien zu erraten, was sei dachte, denn er beruhigte sie: "Keine Sorge, ich kann mich schon "benehmen", wenn ich will. Aber du siehst mir nicht aus wie jemand, der sich gern mit verstaubten Regeln herumschlägt. Sabrina heißt du, oder?" Sie nickte nur. Der Schwarzhaarige fuhr fort, ohne auf eine Antwort zu warten. "Am besten, wir fangen damit an, dass du Walzer und ein paar andere Standardtänze lernst. Danach können wir noch ein bisschen an deiner Haltung und so weiter feilen. Es geht doch nichts über den guten alten Bücherstapel auf dem Kopf!" Grinsend ging er zum CD-Spieler und legte eine der bereitliegenden CDs ein. ´Diesen Typen soll Seto eingestellt haben? Na ja, immerhin soll er ja Schauspieler sein. Aber man muss schon verdammt gut schauspielern können, um Seto davon zu überzeugen, dass er einen einstellen soll... mit solchen Umgangsformen!´
 

Die Musik riss sie aus ihren Gedanken. Mike kam wieder auf sie zu. "Wie es aussieht, einen Walzer zu tanzen, hast du ja bestimmt schon gesehen." Er legte eine Hand an ihre Seite und hielt mit der anderen eine ihrer Hände fest. Nachdem sie ihre verbliebene Hand etwas unsicher auf seiner Schulter platziert hatte, erklärte er ihr die Schritte, die sie zu machen hatte. Dann schritt er auch gleich zur Tat, nach dem Motto "learning by doing". Zuerst stellte sie sich etwas ungeschickt an, aber bald schaffte Sabrina es, eine Weile zu tanzen, ohne über ihre eigenen Füße zu stolpern. Nach etwa einer Viertelstunde - erstaunlich, wie schnell die Zeit vergangen war! Es machte richtig Spaß, mit Mike zu tanzen! - unterbrach er die Musik und meinte: "Wir sollten uns erst mal setzen und was trinken. Das war doch schon ganz gut! Nachher zeige ich dir noch einen Tanz, dann machen wir für heute Schluss mit dem Rumgehopse." Sabrina ließ sich auf eine der Sitzgelegenheiten fallen und griff nach dem Glas, das ihr Lehrer ihr reichte. "Danke." Sie lächelte ihn an. Wie kam es bloß, dass sie sich so schnell mit diesem Unterricht gewöhnt hatte? Lag es an Mike und diesen Blicken, die er ihr immer zuwarf? `Stopp, was denke ich da eigentlich?? Was ist mit Duke? Ich liebe ihn doch...!´

Ach was, es würde ja wohl noch erlaubt sein, dass ihr ein anderer Junge gefiel. Das musste ja nicht gleich heißen, dass sie sich in ihn verliebte!
 

Eine Stunde, einen weiteren Tanz - seinen Namen hatte Sabrina vergessen - und die versprochenen "Haltungsübungen" - Tatsächlich mit einem Stapel Büchern auf dem Kopf! "Das ist das Einzige, wofür die Dinger gut sind! Für alles andere sind Computer doch viel praktischer..." hatte Mike gespottet. - später verabschiedete sich der Ältere und Sabrina blieb nachdenklich noch eine Weile im Saal sitzen. Dann erhob sie sich und ging in ihr Zimmer. Was nützte schon das ganze Grübeln? Sie hatte schließlich auch noch eine Hochzeit zu organisieren, und die würde sie nicht vernachlässigen, nur weil ein gutaussehender Benimmlehrer ihren Hormonhaushalt durcheinander brachte.

Kaiba-Hochzeit - Klappe die erste

Tea hatte kaum geschlafen. Wie ein kleines Kind, das vor lauter Aufregung am Abend vor seinem Geburtstag nicht einschlafen kann. Nur, dass es kein Geburtstag war, der auf sie wartete, sondern etwas viel Einmaligeres: ihre Hochzeit! Und diesmal nicht nur eine kleine Feier mit gerade einmal zwei Gästen: die Presse freute sich seit Tagen an gleich zwei Kaiba Hochzeiten, über die sie in naher Zukunft berichten konnte! Während sie noch die Schlagzeilen der letzten Tage vor sich sah, stellte sich die Brünette unter die Dusche. Serenety, Mai, Sabrina und Jenn hatten sie gestern Abend hier her verschleppt, ins teuerste Hotel von Domino, um ihren Junggesellinnenabschied zu feiern - zweifellos in der Hoffnung, die Rechnung würde irgendwie vom Kaiba-Budget bestritten, denn um dieses Etablisment zu bezahlen, hätten sie schon ziemlich lang sparen müssen.

Kaum waren ihr die vier in den Sinn gekommen, da hämmerte es auch schon an die Tür. Seufzend trat sie unter der angenehm warmen Dusche hervor, hatte aber nicht wirklich die Absicht, ihren verfrühten Gast auch wirklich einzulassen. "Tea! Mach auf, ich muss dir noch gratulieren!" Sie stöhnte entnervt. Konnte man ihr nicht noch ein paar Minuten Ruhe gönnen nach dieser Nacht? Dann fiel ihr auf, dass das keine ihrer vier "Entführerinnen" sein konnte, die da vor der Tür stand, schließlich hatten die keine so hohen Stimmen. Vor dem Zimmer fing die Person an zu lachen. "Tea, mach endlich auf, ich weiß, dass du wach bist! Oder muss ich erst das Computersystem von diesem verdammten Hotel hacken und die Tür so öffnen?" Mit einem Sprung war Tea an der Tür und riss sie auf. "Rebecca! Was machst du denn hier...?" Die wohl jüngste Studentin aller Zeiten schob sich an ihr vorbei in den Raum. "Nur, weil ihr "vergessen" habt, mir eine Einladung zu schicken, heißt das noch lange nicht, dass ich nicht komme! Zu übersehen waren die Meldungen von eurer Hochzeit ja nun wirklich nicht!" Die Ältere grinste. "Vergessen stimmt, du hast ja keine Ahnung, wie viele Einladungen wir zu verschicken hatten! Da muss deine wohl verloren gegangen sein."

"Nett ausgedrückt..." "Du bist doch sowieso nur wegen Yugi gekommen!" Jetzt war Rebecca an der Reihe, zu grinsen. "Nein, bin ich nicht. Tja, jetzt, wo es dich nicht mehr stören würde, interessiert er mich nicht mehr. Das heißt, wir sind eben Freunde. Sonst nichts." Tea runzelte die Stirn. "Wer´s glaubt, wird selig. DU und dich nicht mehr für Yugi interessieren?" "Das sagt die Richtige! Übrigens warten da draußen noch mehr Besucher auf dich, also gehe ich mal wieder. Wir sehn uns später!" Die Blonde verschwand aus der Tür, wurde aber sofort von Serenety abgelöst, die ihrer Freundin auch gleich um den Hals fiel.

"Guten Morgen, Tea! Komm, ich helf dir beim Anziehen... wäre doch gelacht, wenn wir es nicht wenigstens ein Mal schaffen, Seto sprachlos zu sehen." Tea hob abwehrend die Hände. "Mach mal halblang! Eins nach dem Anderen, ja? Aber wenn du schon mal da bist, dann kannst du mir wirklich mit dem Kleid helfen." Einige Minuten später hatten die beiden es wirklich geschafft, mit Teas Brautkleid fertig zu werden, was sich schwieriger gestaltet hatte als erwartet. Jetzt zog Serenety noch ein Päckchen aus ihrer Tasche und hielt es Tea hin. "Hier, das brauchst du noch!" Verwundert nahm die junge Frau es an sich. "Was ist da drin?" "Mach es auf, dann siehst du es!" Tea wickelte das Papier auseinander und hielt eine Silberkette in der Hand, an der ein Ankh-Anhänger aus Lapislazuli hing. Sie schnappte nach Luft. "Serenety! Das war doch bestimmt teuer!" Die Angesprochene lächelte nur. "Yugi musste ein bisschen seine Kontakte spielen lassen, dann ging es schon. Es ist erst heute morgen angekommen, ich dachte schon, Ishizu hat vergessen, das Paket abzuschicken." Tea riss die Augen auf. "Das ist doch nicht etwa auch noch antik..." "Doch, ist es. Du weißt doch: jede Braut sollte "Was Altes, was Neues, was Geliehenes und was Blaues" tragen. Und wir dachten, wenn schon alt, dann richtig. Komm, ich helfe dir beim Umlegen." Sie schloss den Verschluss und schob Tea zum Spiegel. "Na bitte." Serenety wandte den Kopf zum Eingang. "Sabrina, du kannst kommen!"

Sekunden später platzte die nächste Freundin ins Zimmer, wie ihre Vorgängerin bewaffnet mit einem als Geschenk eingewickelten Päckchen. Auch sie strahlte übers ganze Gesicht. "Hey, Tea, hast du vor, dich jetzt auch noch in einen Eiszapfen zu verwandeln?" Lachend wies sie auf das eisblaue Hochzeitskleid, in dem ihre Freundin steckte. "Nicht wirklich. Warum?" "Na, bei dir weiß man nie. Du hast unsc schon einige Überraschungen beschert. Hier, für dich! "Was Neues"." Mit diesen Worten drückte Sabrina der Älteren schon das zweite Geschenk an diesem Tag in die Hand. "Leute, ihr seid doch alle verrückt..." Aus einer Papiertüte fiel ein Paar Ohrringe in Teas Hand, passend zu ihrer Kette, allerdings um einige Jahrtausende "jünger". Kaum hatte sie die anprobiert, gesellte sich Jenn zu ihnen.

Tea dachte schon, das "Spiel" hätte ein Ende, denn anders als die beiden vor ihr hatte Jenn kein eingewickeltes Geschenk dabei, nur eine kleine Handtasche. Die allerdings drückte sie ihr jetzt grinsend in die Hand. "Was Geliehenes. Fehlt nur noch Mai, dann sind wir komplett." "Ich bin ja schon da!" Die Blonde kam in dem Moment ins Zimmer geschneit, als Jenn ihren Namen sagte. Sie ließ sich aufs Bett fallen. "Soll ich jetzt brav meinen Spruch aufsagen, oder was...?" "JA!" Bekam sie prompt ihre Antwort.

"Also wisst ihr, Ladies... ich muss doch etwas weiter ausholen. Weiß Tea überhaupt, was sie da bekommen hat?" Die lachte nur. "Wirklich, Mai. Eine lange Rede passt nicht zu dir. Ich habe: etwas Altes - für mein altes Leben, auch wenn man das in dem Fall natürlich doppeldeutig sehen kann -, etwas Neues - für mein zukünftiges Leben -, etwas Geliehenes - für die Freundschaft und jetzt..." Mai fiel ihr ins Wort. "Fehlt noch etwas Blaues. Ich habe zwar keine Ahnung, warum ausgerechnet ICH etwas besorgen musste, das für Treue steht... aber da ich es nun mal schon gekauft habe, bekommst du es eben." Aus ihrer Handtasche förderte sie ein weiteres kleines Paket zu Tage, das sie der Braut reichte. Die öffnete es und holte ein Paar blaue, bis zu den Ellenbogen reichende Handschuhe heraus, denen man eindeutig ansah, dass nur Mais untrüglicher Sinn für Acessoires sie ausgesucht haben konnte.

Nachdem sie nun gänzlich eingekleidet war, mussten die vier "Verschwörerinnen" zuerst jede eine Umarmung über sich ergehen lassen. "Danke, ihr vier." Teas Augen glänzten schon gefährlich, aber Sabrina schien nicht gewillt, zu viel Rührung aufkommen zu lassen. "Lass es dir bloß nicht einfallen, jetzt zu heulen! Was willst du denn dann nachher in der Kirche noch machen?" Ihrer Stimme nach zu urteilen hätte sie Tea bestimmt zur Bekräftigung ihrer Worte auch noch einen Stoß verpasst, davon nahm sie aber - aus Rücksicht auf das Kleid - doch noch Abstand. "Na gut. So lange ihr euch nicht noch was habt einfallen lassen, werde ich mich wohl zurückhalten können." Jenn setzte sich neben Mai aufs Bett und meinte beiläufig: "Eigentlich wollten wir ja Mokuba als Brautjungfer engagieren, aber er ließ sich nicht überreden..." Das ganze Zimmer brach in Gelächter aus.

"Was ist denn hier los?" Noch im gleichen Moment, in dem Seto den Kopf ins Zimmer steckte - offensichtlich hatte ihm irgendjemand gesagt, wo sie die Nacht über gewesen waren - sprangen Mai und Jenn auf und stellten sich vor Tea, unterstützt von Sabrina, während Serenety sich daran machte, den neugierigen Besucher schnell wieder außer Sichtweite zu bringen. "Was ist? Muss ich mich jetzt einer Kontrolle unterziehen lassen?" "Du hast ja echt überhaupt keine Ahnung, oder?" dem Ton nach zu urteilen, in dem ihn dieser Vorwurf traf, hätte er genauso gut gerade eine Todsünde begangen haben. Der Firmenchef musterte das Mädchen vor sich stirnrunzelnd. "Keine Ahnung von WAS?" Serenety fasste sich an den Kopf, als könne sie gar nicht fassen, was sie hörte. "Es bringt Unglück, wenn der Bräutigam seine Zukünftige so kurz vor der Trauung sieht, wusstest du das nicht??" Das war nun kein Satz, mit dem man Seto kommen sollte, und entsprechend fiel auch seine Antwort aus: "Unglück? Geht das schon wieder los mit diesem Hokuspokus?" Seine Schwester, die inzwischen auch auf dem Flur aufgetaucht war, versuchte ihn zu beschwichtigen. "Stell dich nicht so an, Seto! Das war doch nur Spaß, also lass uns in Ruhe und meinetwegen duellier dich noch mit Yugi oder sonst was, aber lass uns das hier in Ruhe zu Ende bringen." Der Ältere gab sich geschlagen. Was sollte er auch schon groß gegen eine ganze Horde Mädchen ausrichten? Er verließ wohl oder übel wieder das Hotel, wo Mai gerade letzte Hand an Teas Make-up legte.
 

Zwei Zeremonien später - eine in der Kirche und die Andere auf dem Standesamt - verließ das Brautpaar samt Trauzeugen - Yugi und Sabrina - das Rathaus, wo sie schon von ihren Gästen erwartet wurden - die waren natürlich bei der Trauung dabei gewesen, hatten das Gebäude aber früher verlassen um schon mal eine Art "Schutzwall" gegen die Presse zu bilden. Das eigentliche Fest sollte auf dem Grundstück des Kaiba-Anwesens statt finden, auch wenn alle gerne an einem etwas "neutralerem" Ort gefeiert hätten, doch hier war es immer noch am einfachsten, unerwünschte Gäste auszusperren. Joey und Tristan waren schon vorausgefahren, um die Getränke vorzubereiten, ebenso wie Jenn, die sehr zu ihrem Missvergnügen zum "Babysitter" für die beiden gestempelt worden war. Entsprechend übel gelaunt half sie jetzt beim Gläserfüllen und hätte die herumalbernden Jungs am liebsten auf dem Mond geschossen.

Das war mal wieder typisch Tea! Sie mit einem Hinweis auf Jenns angebliche Schwärmerei für Joey vom Rest des Trubels auszuschließen. ´Selbst schuld, wenn sie jetzt eine unliebsame Überraschung erleben!´ "He Jungs, habt ihr weiße Farbe, Kreide oder so was da?" rief sie ihren "Schützlingen" zu. Die schüttelten erst mal einhellig die Köpfe.

"Wozu brauchst du das?" Sie grinste nur. "Werdet ihr schon sehen. Jetzt helft mir erst mal, das Zeug zu beschaffen!"

Nach einem kurzen Abstecher in den Baumarkt erklärte sie den beiden Jungs ihr Vorhaben. "Es gibt da einen Brauch, den wir nur etwas abzuwandeln brauchen, dann leistet er uns ganz gute Dienste. Früher hat man den Weg vom Haus des Brautpaars bis zum Haus der Ex-Freundin des Bräutigams mit Kreide oder Sägespänen gekennzeichnet - so nach dem Motto: der Weg soll nie wieder gegangen werden oder so. Aber ich glaube kaum, dass Seto sehr begeistert sein wird, wenn wir mit wasserfester Farbe eine Spur zu Sandras Haus ziehen..."
 

Seto war am Ende - er hätte nicht gedacht, dass er das ausgerechnet HEUTE sagen würde, aber es traf zu. Erst die nette Überraschung von Jenn und den Jungs... und so ging es weiter. Und jetzt war Tea verschwunden. Er hatte nicht lange gebraucht, um heraus zu finden, dass das offensichtlich wieder einer dieser dämlichen "Hochzeitsbäuche" war, von denen er noch nie gehört hatte. Brautentführung. Das einzig Positive daran war wirklich, dass der halbe Kindergarten mit ihr vom Erdboden verschluckt worden war. So hatte er sich seine Hochzeit nicht vorgestellt... nun ja, wenn er ehrlich war, er hatte sie sich gar nicht vorgestellt. Nicht, dass er seinen Entschluss bereute, aber wenn, dann hatte er an die Zukunft mit Tea und dem Kind gedacht. An die Hochzeit hatte er vorsichtshalber nicht mehr Gedanken als nötig verschwendet, sonst wäre ihm klar geworden, was das für ein Albtraum werden musste. Er HASSTE Massenveranstaltungen solcher Art nun mal. Und dann auch noch mit Teas ganzen Freunden. Aber sie konnten sie schließlich schlecht NICHT einladen. ´Wenn sie aber schon ihre ganzen Brauchtums-Schlauheiten von sich geben wollen, dann sollten sie sich wenigstens auskennen. So viel ich mitbekommen habe, findet diese "Brautentführung" normalerweise am Abend statt und nicht noch VOR dem Hochzeitstanz. Ich wette, das war Wheelers Idee.´ Wenigstens war das dort vorn die letzte Bar, in der sie verschwunden sein konnten. Es sei denn, sie hatten die Lokalität schon wieder gewechselt. Seto riss die Tür auf. Nicht besonders vertrauenserweckend, diese Spelunke. `Aber der Ort, den ein Joey Wheeler wohl am ehesten aussuchen würde. Und da Yugi sich, was solche Lokalitäten betrifft, wohl kaum auskennt - ich bezweifle, dass der in seinem Leben schon mehr Alkohol als ein bis zwei Gläser Sekt getrunken hat - ist es nicht besonders verwunderlich, dass sie hier gelandet sind.´
 

Sie fühlte sich ausgesprochen unwohl hier. Nicht, dass Tea grundsätzlich etwas gegen die Idee der "Brautentführung" gehabt hätte, aber man sollte sich doch an die Regeln halten. Allerdings sahen Joey, Tristan und Duke nicht mehr so aus, als würden sie Gedanken an irgendwelche Regeln verschwenden. Yugi war noch bei klarem Verstand, er hatte sich bei der Getränkeauswahl wie Tea erst mal auf etwas Alkoholfreies, und später auf erträgliche Mengen an Alkohol beschränkt. Die beiden saßen etwas abseits der anderen - falls einem der "Helden" auf einmal schlecht werden sollte, wollten sie nicht in Reichweite sein - und unterhielten sich, als die Tür aufflog. Draußen stand Seto, und er sah - gelinde gesagt - nicht besonders erfreut aus. Aber wer hatte das schon erwartet? Beim Anblick von Joeys leicht "entgleisten" Gesichtszügen schlich sich aber doch ein Grinsen auf sein Gesicht. Langsam kam er auf ihren Tisch zu. "Wisst ihr, Leute, es war nicht sehr nett, mir meine Braut noch vor dem Hochzeitstanz zu entführen. Können wir?" Er winkte der Bedienung. "Zahlen!" Vermutlich hatte die noch nie eine so volle Geldbörse gesehen, denn sie war etwas verdattert über die Scheine, die sie in die Hand gedrückt bekam - inklusive großzügigem Trinkgeld.

Irgendwie schafften sie es auch, unfallfrei wieder auf der Feier anzukommen. Sabrina kam ihnen entgegen. "Hättet ihr euch nicht ein bisschen beeilen können? Wir wollten schon lang anfangen, Kuchen zu essen, aber so lang die Hochzeitstorte nicht angeschnitten ist, geht das nicht!"

Eltern werden ist nicht schwer, Eltern sein dagegen sehr...

"Guten Morgen Mrs. Kaiba." Seto fing sich einen genervten, wenn auch noch reichlich verschlafenen Blick ein. "Geht das jetzt so weiter? Wir sind erst den dritten Tag wieder verheiratet und dein Verhalten fängt bereits an, mich zu nerven." Tea richtete sich im Bett auf und rieb sich die Augen. "Wenn das so ist - geh ich eben allein frühstücken." Sie sah ihm nach. Manchmal konnte sich Seto wie ein kleines Kind - mit der Stimme und dem Aussehen eines Erwachsenen - benehmen. Sie bugsierte ihren umfangreichen Körper aus dem Bett. ´Ich hasse es, so dick zu sein. Wenigstens ist das bald vorbei.´ Sie schlüpfte in ihre Hausschuhe und tapste ins Esszimmer. Jetzt erst mal eine Tasse Kaffee. Gerade, als sie nach der Kanne greifen wollte, schnappte eine neu beringte Hand sie ihr weg. Teas Blick schweifte erst zu Setos Tasse und dann zu ihm selbst. "Du hast doch schon." "Ja, aber du bekommst trotzdem keinen Kaffee. Das ist nicht gut für das Kind." Sie verdrehte die Augen. "Eine Tasse wird

sie schon nicht umbringen." Ihr Mann schüttelte nur den Kopf und stellte die Kanne außer Reichweite. "Das ist gemein. Du weißt genau, dass ich jetzt nicht schon wieder aufstehen werde..." "Was auch gut so ist." Seto wandte sich an seinen Bruder. "Pass auf, dass sie weder Kaffee, noch Alkohol oder sonst irgendwelche "gefährlichen" Sachen zu sich nimmt, während ich weg bin. Ich muss jetzt los, aber wenn die Wehen anfangen, ruft ihr mich sofort an, klar?" Mokuba grinste. "Geht klar, Boss." "Gut. Bis später." Er gab Tea noch einen schnellen Abschiedskuss und fuhr Mokuba im Rausgehen durch die Haare, woraufhin der protestieren wollte, aber der "Übeltäter" war ohnehin schon verschwunden.
 

Diese Firma würde ihn irgendwann ganz sicher in den Wahnsinn treiben. Aber wenn irgendjemand ihm gesagt hätte, er solle weniger arbeiten, hätte Seto auch nicht auf ihn gehört. Nicht, bevor Sabrina so weit war, die Leitung zu übernehmen. Seine Sekretärin klopfte. "Mr. Kaiba, ein Anruf für Sie." Er hob den Kopf. "Wer ist es denn?" Wer immer es war, er hatte sich einen schlechten Zeitpunkt ausgesucht. Seto steckte mitten in einer Arbeit, die er mehr als alles andere - außer den Verlieren von Duellen - hasste: Bilanzprüfung. In jeder anderen Firma wurde das von einem Spezialisten übernommen, aber er traute solchen Leuten eben nicht. In dieser Phase war es besser, ihn nicht zu stören. "Ihr Bruder. Er scheint ein wenig - wie soll ich sagen - durch den Wind zu sein." "Mokuba? Dann stellen Sie ihn durch, worauf warten Sie noch?" Sein Bruder wusste, womit er gerade beschäftigt war, und wenn er trotzdem anrief, konnte das nur eines bedeuten: akuter Notfall. Und nachdem wohl weder die Villa in Flammen stand, noch irgendjemand Japan den Krieg erklärt hatte, blieb nur noch anzunehmen, dass Teas Wehen eingesetzt hatten. "Mokuba, was ist los?" fragte er trotzdem.

"Seto! Na endlich!" japste es aus dem Hörer. "Tea liegt auf der Couch und wimmert!" "Sie tut was?" Kurzes Schweigen. "Jedenfalls gibt sie komische Geräusche von sich und hält sich den Bauch. Was soll ich denn jetzt machen?" Gute Frage. "Mokuba, hör zu. Sag Tea, sie soll sich bewegen, auf und ab laufen oder sonst was. Das ist jetzt wichtig. Ist Sabrina inzwischen heim gekommen, oder ist sie immer noch bei Duke?" "Bei Duke." Er seufzte. Wenn man seine Schwester mal brauchte... "Dann ruf sie an und sag, sie soll heimfahren und ein paar von Teas Sachen packen, Nachthemd und so weiter, sie wird ja wohl eine Weile im Krankenhaus bleiben. Roland ist aber doch wohl hoffentlich da?" "Ja, er steht neben mir..." Wenigstens etwas. Aber schließlich hatte sein Chauffeur auch strikte Anweisungen, daheim zu bleiben. "Er soll euch in die Uniklinik fahren. Ich komme so schnell ich kann."
 

Nicht schnell genug, um noch mitzubekommen, wo er hinmusste, wie sich herausstellte. Notgedrungen trat er zum Informationsschalter - wobei er die Schlange der wartenden Personen nicht beachtete - und erkundigte sich nach dem Weg zur Entbindungsstation. Durch das wütende Geschimpfe der Leute, die vor ihm an der Reihe gewesen wären - wenn man nicht genau hinhörte, erinnerte der Geräuschpegel an einen wütenden Bienenschwarm - gelang es der Schwester irgendwie, ihm eine vernünftige Wegbeschreibung zu geben, nach der er sich nur zwei Mal verlief. Endlich in der richtigen Abteilung angekommen, hopste Mokuba ihn auch schon an. "Seto, da bist du ja! Sie haben Tea schon weggebracht, aber der Arzt meinte, es kann noch Stunden dauern, bis das Kind kommt! Sie ist noch nicht mal im Kreissaal! Aber Sabrina war schon da, die Tasche steht da drüben!" Selbst Setos langjährig geschultes Gehirn brauchte einen Moment, um diesen Redeschwall in für einen Normalsterblichen verständliche Informationen zu verarbeiten. Dann jedoch schob er den aufgedrehten Wuschelkopf zuerst zu einem der Sitze im Wartezimmer. "Jetzt beruhige dich erstmal. Setz dich hier hin und atme ruhig ein und aus, ja? Ich bin gleich wieder da." Gehorsam tat Mokuba, wie ihm geheißen, und sein Bruder trat wieder auf den Flur. Ein Arzt

war nicht in Sicht, aber er fing eine der Schwestern ab, die gerade auf dem Weg zu ihrer Mittagspause war. "Entschuldigen Sie." Allein diese Anrede musste jemandem, der ihn kannte, schon verraten, dass er mit seiner momentanen Situation etwas überfordert war. Das gehörte einfach nicht zum Wortschatz eines Seto Kaiba. "Ja?" "Können Sie mir sagen, wie es meiner Frau geht? Sie müsste vor etwa einer halben Stunde angekommen sein. Tea

Kaiba." Sie überlegte kurz und antwortete dann: "Ich habe ihre Frau eben noch gesehen. Ihre Wehen haben noch nicht eingesetzt, sie ist noch in den Vorwehen. Die Geburt kann sich noch bis zum Abend hinziehen." "Danke." Seto begab sich wieder in den Warteraum, wo er die nächsten Stunden damit zubringen sollte, abwechselnd auf Mokuba einzureden und nervös auf seinem Laptop zu tippen. Irgendwann hatten sie Tea auf einer Liege in den Kreissaal gerollt. Sie hatte nicht unbedingt sehr gesund ausgesehen, eher schon erschöpft. Dabei war eine Krankenschwester permanent damit beschäftigt ihr - soviel man durch die geöffnete Tür hören konnte - zu versichern, dass die schlimmsten Wehen erst noch kommen würden. Sehr ermutigend. Hier schienen ja wirklich Profis zu arbeiten. Inzwischen jedoch hatten sich die Türen des Kreissaals schon einige Zeit wieder hinter der Armada von - selbstverständlich bestbezahlten - Ärzten geschlossen, und seitdem war Mokuba kaum noch zu bändigen. Er hüpfte herum wie ein mutierter Grashüpfer. Seto stöhnte und hielt sich den Kopf. "Mokuba, lass das! Das hilft auch nichts!" Er schien ihn gar nicht gehört zu haben. "Es sind schon Frauen bei einer Geburt gestorben, oder ihre Kinder!" "Das wird nicht passieren, sie hat die besten Ärzte bei sich." Setos Antwort kam ohne Zögern, auch wenn ihm schon ähnliche Gedanken gekommen waren. "GESTORBEN!" der Kleine war anscheinend einem Nervenzusammenbruch nahe. Auch Setos Geduld war bald am Ende, allerdings aus einem anderen Grund. "MOKUBA! SETZ DICH ENDLICH HIN, DU MACHST MICH NERVÖS! TEA WIRD NICHT STERBEN, GENAUSO WENIG WIE ROWENA! SCHLUSS JETZT!" "Rowena?" Eingeschüchtert schien der Schwarzhaarige nicht, nur erstaunt. "Ja. Das ist der Name, den wir ausgesucht haben. Rowena Kirika." "Hübsch..."
 

Weitere quälende Stunden später wurde ihr Warten endlich von einem der Ärzte beendet. "Meinen Glückwunsch, Mr. Kaiba. Sie sind soeben Vater einer gesunden Tochter geworden." "Na Gott sei Dank, dann hat dieses Rumgehüpfe ja wohl endlich ein Ende." Er fing sich einen etwas irritierten Blick von seinem Gegenüber ein, offensichtlich war der andere Reaktionen von frischgebackenen Vätern gewohnt. Allerdings waren die normalerweise wohl auch kaum damit beschäftigt, ihre kleinen Brüder einzufangen. "Mokuba! Hier geblieben, wo willst du hin?" hätte er ihn nicht am Kragen gepackt, er wäre ihm glatt entwischt. "Zu Tea und dem Baby, wohin sonst?" "Da habe ich ja wohl den Vortritt, oder? Ich hätte dich wirklich bei Roland lassen sollen. Jetzt warte noch einen Moment hier, ja? Ich hole dich dann schon..." Schmollend verzog sich der Quälgeist in eine Ecke. "Menno - da ist man grade Onkel geworden, und darf seine Nichte nicht mal sehen." Er hätte genauso gut den Mund halten können, denn seine Beschwerden verhallten ungehört.
 

Müde öffnete Tea die Augen, als die Tür aufging und Seto herein kam. Ihre Tochter hielt sie im Arm. "Wie gehts euch?" Sie lächelte über seine Sorge. "Gut, denke ich. So gut, wie es eben sein kann." Sie klang erschöpft. Seto strich ihr sanft über die Haare und nahm seine Tochter auf den Arm. "Du solltest jetzt besser schlafen. Schließlich hast du Einiges auszugleichen." Kaum, dass Teas Kraft noch für ein Nicken ausreichte bevor sie ins Land der Träume abtrieb. Ausgelaugt von der Geburt, schlief sie bis in den nächsten Nachmittag hinein.
 

Teas Blick wanderte durchs Zimmer, aber außer einem kleinen Bettchen direkt neben ihrem großen Bett, in dem ihre Tochter schlief, konnte sie nichts Nennenswertes entdecken. ´Keiner da?´ Wie als Antwort auf ihre stumme Frage hörte man auf den Flur die Schritte gleich mehrerer Personen. Als die Türklinke herunter gedrückt wurde, ertönte die strenge Stimme einer Krankenschwester. "Nur jeweils ein Besucher, Sie können nacheinander ins Zimmer! Junge Mütter brauchen viel Ruhe!" Proteste wurden laut, aber die Schwester ließ sich nicht erweichen. Während sie dem Gespräch auf dem Gang lauschte, viel es Tea siedend heiß wieder ein: Heute war die Hochzeit von Sabrina und Duke gewesen, und sie hatte sie verpasst. Die Tür flog auf und die frischgebackene Ehefrau schneite herein, noch im Brautkleid. "Hallo Tea! Wie geht's dir?" Ohne eine Antwort abzuwarten, rauschte sie hinüber zu dem kleinen Bett an der Seite des größeren, um ihre Nichte zu begutachten. "Ist die süß! Und wann ist sie geboren? 6.8. um 20 Uhr 15? Dann werdet ihr einiges zu tun bekommen..." (Anm.: am 6.8. 1945 um 8 Uhr 15 - Naja, FAST die selbe Uhrzeit. ^^ - wurde die Atombombe über Hiroshima abgeworfen) Grinsend wartete Tea, bis sich ihre Freundin wieder beruhigt hatte Dann fragte sie: "Und, wie fühlt man sich als frisch verheiratete Frau?" Strahlend setze sich Sabrina neben sie auf das Bett. "Toll! Aber du hättest mal sehen sollen, was das für ein Chaos war..."
 

~~~~~~~~Rückblick~~~~~~~~
 

"Sabrina, beeil dich, wir kommen noch zu spät!" Obwohl sonst eigentlich geduldig mit seiner Verlobten, klang Duke jetzt einigermaßen ungeduldig. Aber schließlich sollte die Messe in fünfzehn Minuten anfangen, und Sabrina war immer noch im Bad. Sie würden noch zu spät zu ihrer eigenen Hochzeit kommen - na wenigstens brauchten sie nicht zu fürchten, dass irgendjemand ohne sie anfing. "Ich komme ja schon! Moment noch!" Fünf Sekunden später stürmte eine weiße Wolke an ihm vorbei, die der verdutzte Schwarzhaarige gerade noch als seine Braut identifizieren konnte. Er stieg in das extra zum Hochzeitsauto aufpolierte Cabrio und wartete darauf, dass auch Sabrina sich setzen würde, damit sie endlich los könnten. Doch auf deren Gesicht trat nur ein seltsamer Ausdruck und sie rief ihm zu: "Ich bin gleich wieder da, ich hab meine Handtasche liegen lassen." Mit diesen Worten rannte sie zurück ins Haus.
 

Was wollte Mike denn jetzt noch? Warum war er nicht schon längst an der Kirche, wie vermutlich alle anderen Hochzeitsgäste...? "Sabrina!" Er packte sie fast unsanft an den Oberarmen und rückte sie gegen die nächstbeste Wand. "Was soll das?" fragte die Festgehaltene mit kaum unterdrückter Panik in er Stimme. "Du weißt doch, dass du das nicht tun musst, oder? Ich meine, willst du jetzt schon heiraten? Mit fünfzehn? Was ist, wenn du dich noch in jemand anderen verliebst?" Sie brauchte ein paar Sekunden, um zu begreifen, was er da eben gesagt hatte, und einige weitere, um eine passende Antwort zu finden. Die dann allerdings recht dürftig ausfiel. "Natürlich weiß ich das! Ich..." Sie wurde immer leiser und brach schließlich ab. Wollte sie das wirklich? Hatte er nicht vielleicht doch recht? War es noch etwas zu früh, um zu heiraten? Hatte sie sich vielleicht einmal mehr von ihrer schnellen Begeisterungsfähigkeit mitreißen lassen und nicht an die Zukunft gedacht? Wie ein Kartenhaus, in das der Wind geblasen hat, stürzten auf einmal tausend Fragen auf das Mädchen ein. Ein paar Augenblicke lang war sie zu verwirrt, um zu sprechen. Dann stieß sie ihren "Lehrer" unsanft von sich. "Was soll der Unsinn? Ich liebe Duke, das weißt du ganz genau! Und ich werde jetzt gehen und ihn heiraten, ganz egal, was du noch sagst!" Aber an ihr nagte immer noch der Zweifel, den der junge Mann in ihr gelegt hatte.
 

~~~~~~~~Rückblick Ende~~~~~~~~
 

Tea war entsetzt. "Das hat er wirklich gesagt? Ich meine, er hat wirklich versucht, dich von deiner Hochzeit abzuhalten?" Das war schließlich die einzige Deutungsmöglichkeit dieses seltsamen Vorfalls, nachdem Mike die letzten Monate damit zugebracht hatte, Sabrina für sich zu gewinnen - was ihm sehr zu seiner Enttäuschung nicht geglückt war. Ihr Gegenüber nickte nur, aber gleich strahlte sie wieder. "Trotzdem, es war die richtige Entscheidung!" Tea war nicht so leicht umzustimmen. "Ich hab dir gleich gesagt, dass an diesem Mike etwas faul ist..." Sie war ihm wirklich schon kurz nach seiner Ankunft mit Misstrauen begegnet, was ja sonst nicht unbedingt einer von Teas hervorstechenden Charakterzügen war. "Ach, hör schon auf. Mike ist OK, er wollte mich ja nur noch mal daran erinnern - obwohl - naja, also in der Kirche sah er schon ziemlich wütend aus. Aber..." fügte sie schnell hinzu, als sie Teas Na-also-Blick sah, "Lass uns von was anderem reden. Wann darfst du nach Hause?" Wiederstrebend antwortete die Brünette: "Am Montag. Das heißt" korrigierte sie sich. "Morgen. Heute ist ja schon Sonntag." Auf ein Mal ergriff wieder die Geschäftigkeit Besitz von Sabrina. "Gut zu wissen. Also, ich geh dann mal, schließlich hab ich noch zu feiern. Machs gut, erhol dich! Ich schicke die anderen rein!" Und schon war sie aus der Tür.
 

Eine weitere Nacht und einen weiteren Vormittag später waren Mutter und Kind zur Abreise bereit. Seto hatte sich extra frei genommen, um sie beide abzuholen. Er wurde schließlich auch schon sehnsüchtig erwartet, wenn auch weniger von der kleinen Rowena, die sich vorläufig hauptsächlich für ihren Schlaf zu interessieren schien - wie das bei Babys eben so ist. Dafür aber um so mehr von ihrer Mutter. Tea fiel ihrem Mann förmlich um den Hals, als er ins Zimmer kam. "Da bist du ja endlich!" Er nickte lächelnd. "Ja. Komm, gib mir deine Tasche, dass du nicht mehr im Krankenhaus bleiben musst, heißt nicht, dass du dich gleich wieder wahnsinnig anstrengen darfst." Sie verdrehte die Augen über seine Überbesorgtheit, reichte ihm dann aber die Tasche und nahm selbst den Tragesitz vom Boden auf, in dem die Kleine im Moment schlief. Gemeinsam verließen sie das Hospital, vor dem schon eine der Kaiba-Limousinen wartete. Nachdem Teas Gepäck verladen war und die ganze Familie im Auto saß, wandte sich Seto an seine Frau. "Ich habe für heute Abend einen Tisch im Seiki reservieren lassen. Lass uns zur Feier des Tages dort Essen gehen." Tea strahlte. "Klar. Aber wer passt dann auf Rowena auf?" Seto gab den Chauffeur ein Zeichen, loszufahren, während er antwortete: "Das ist kein Problem. Sabrina wird das übernehmen, ich hab schon mit ihr gesprochen." Seine Frau grinste nur in sich hinein und murmelte etwas von "Besser so." Der Brünette runzelte die Stirn. "Was soll das denn heißen?" "Naja... nur, dass du in den letzten zwei Tagen nicht grade das allergrößte Talent für Säuglingspflege bewiesen hast."

Intrigen

Der Tag war fast schneller vergangen, als Tea lieb war. Schließlich aber hatte sie Rowena in Sabrinas Obhut zurück gelassen und war zusammen mit Seto in das Restaurant gefahren, dass er ausgewählt hatte. Dort saßen sie jetzt und unterhielten sich, während sie auf ihr Essen warteten. Oder besser: sie diskutierten. Lautstark.
 

"Ich bleibe dabei, Mike ist in Ordnung." Tea konnte über Setos Worte nur den Kopf zu schütteln. Was war in ihn gefahren? Es sah ihm gar nicht ähnlich, jemandem so einfach zu vertrauen, schon gar nicht einer so zwielichtigen Person wie Mike. "Ich bitte dich! Du hast doch mitbekommen, wie er sich immer wieder an Sabrina herangemacht hat! Dabei wusste er, dass sie verlobt war! Und er sollte nur ihr LEHRER sein! Stattdessen hat er versucht, sie davon abzuhalten, Duke zu heiraten!" Die Stimmung war gespannt, wie immer, wenn die Sprache zwischen den Beiden auf dieses Thema kam. Dabei hatte es ein gemütlicher Abend werden sollen.

Seto verzog verärgert das Gesicht. "Du kannst es doch nur nicht ertragen, dass Sabrina mehr Aufmerksamkeit zukommt als dir!" Seine Frau kniff angriffslustig die Augen zusammen. "Ach, ich bin also nur eine eifersüchtige Frau, die ständig im Rampenlicht stehen will, was?" Ihre Stimme wurde lauter, während Seto immer noch versuchte, sich zu beherrschen. Zumindest, was den Tonfall anging. "Vielleicht. Es sieht jedenfalls ganz danach aus." Tea fauchte wie eine beleidigte Katze. "Warum hast du mich überhaupt geheiratet, wenn du mich so siehst?" In seiner Wut ging Seto einen Schritt zu weit. "Das frage ich mich allerdings manchmal auch!" Sein Gegenüber riss die Augen auf, als wäre sie mit einem Eimer kalten Wassers übergossen worden. Dann schob sie mit eisiger Ruhe ihren Stuhl zurück und meinte nur: "Schön. Wenn das so ist - dann feiere ruhig alleine. Wir sehen uns daheim." Er sah ihr nicht einmal nach, als sie das Restaurant verließ, in die Limousine stieg und Roland anwies, nach Hause zu fahren. Sollte Seto sehen, wie er heim kam.
 

Das schien ihn aber momentan wenig zu interessieren. Äußerlich ruhig, innerlich schon wieder seine harten Worte bereuend, wartete er auf sein Essen. Nein, nachlaufen würde er ihr bestimmt nicht, aber später würden sie das klären müssen. Wenn sie aber auch immer über Mike schimpfen musste! Seine Menschenkenntnis hatte Seto bis jetzt kaum getrogen - auch, wenn er zugeben musste, dass sie sich bisher immer darauf beschränkt hatte, ihm zu sage, wer seiner nicht würdig war. Mike war in Ordnung. Ein über Teas plötzliches Verschwinden offensichtlich erstaunter Kellner brachte zwei Teller an den Tisch und platzierte einen davon vor Seto. Er schien nicht zu wissen, was er mit dem Anderen machen sollte, also fuhr ihn der junge Mann an: "Sie sehen doch, dass das hier nicht mehr benötigt wird! Also nehmen Sie es gefälligst wieder mit!" Ohne eine weitere Reaktion abzuwarten - der Mann war ohnehin klug genug, ihm nicht zu widersprechen - wandte sich Seto seiner Suppe zu. Vier einsame Gänge später winkte er einen der Angestellten zu sich und hielt ihm wortlos die Kreditkarte hin. Eilfertig verschwand der Kellner wieder und kam kurz darauf zurück, um Seto die bereits beglichene Rechnung zu präsentieren. Dieser winkte ab. Warum sollte es ihn auch interessieren, wie viel das Essen gekostet hatte? Sein Konto würde es ohnehin nicht spüren. Schweigend verließ er das Restaurant und machte sich auf den Heimweg - zu Fuß. Ein Taxi oder eine seiner Limousinen zu rufen würde sich nicht lohnen. Kaum fünf Minuten später war er zu Hause. Im Erdgeschoss war alles dunkel, vermutlich lästerten Tea und Sabrina gemeinschaftlich in einem der Schlafzimmer über sein unmögliches Verhalten und Mokuba machte - hoffentlich - seine Hausaufgaben. Seto seufzte. Am Besten er brachte die Entschuldigung, die er Tea schuldete, gleich hinter sich. Der junge Unternehmer stieg die Stufen in den ersten Stock nach oben, sobald er sich seiner Schuhe und seines Mantels entledigt hatte. "Tea?" Er öffnete die Tür zum Schlafzimmer, was sich prompt als die richtige Entscheidung erwies. Da saß sie auf dem Bett, allein, und schien nicht zu wissen, ob sie wütend oder traurig sein sollte. Ihr Gesicht jedenfalls zeigte eine seltsame Mischung aus beidem. "Ja?" fragte sie dumpf. Seto setzte sich neben sie und legte eine Hand auf ihre Schulter. "Du weißt doch genau, dass ich das nicht so gemeint habe. Tut mir-" Der Satz blieb in der Luft hängen. Setos Pupillen verschwanden für einen Moment, nur um sich im Nächsten so weit auszudehnen, dass seine Iris zu verschwinden schien. Auf seiner Stirn standen Schweißtropfen.
 

Bei Tea schrillten die Alarmglocken. Seto mochte ein guter Schauspieler sein, aber so gut auch wieder nicht. "Was hast du?" fragte sie nicht minder besorgt, immerhin sah ihr Mann inzwischen aus, als würde er gleich zusammenbrechen. Er schüttelte nur den Kopf und wankte ins Badezimmer, um sich zu übergeben. Die junge Frau tat das Einzige, was ihr im Moment sinnvoll erschien - sie rief den Notdienst. Als der wenige Minuten später eintraf, konnten die Sanitäter auch nicht sehr viel über die Ursache von Setos Leiden sagen, nur, dass es sich vermutlich um eine Vergiftung handelte. Also wurde der Patient - samt besorgter Ehefrau - zuerst zur gründlichen Untersuchung ins Krankenhaus gebracht. Nervenaufreibende fünfzehn Minuten später kam ein Arzt auf sie zu, der zwar etwas zu sehr von sich überzeugt aussah, aber ansonsten durchaus gewillt schien, ihre Fragen zu beantworten. Ja, er wartete nicht einmal, bis sie gefragt hatte, sondern ging gleich zu einer Umfassenden Erklärung über - wahrscheinlich hörte er sich selbst einfach zu gerne reden, um seine Zeit mit lästigen Fragern zu vergeuden.
 

Auf seinen Redeschwall hin setzte die junge Frau, der diese Aufmerksamkeit gegolten hatte, nur eine verständnislose Miene auf und er erklärte gerade so salbungsvoll, dass man ihn nicht für taktlos halten konnte: "Ihrem Mann wurde ein bislang nicht identifiziertes Gift verabreicht. Momentan schwebt er in akuter Lebensgefahr." Schlagartig wich Tea das Blut aus dem Gesicht und sie fasste vorsichtshalber nach der Wand hinter sich, um ihren verdächtig wackeligen Knien nicht die Gelegenheit zum Einknicken zu geben. Sie fühlte sich, als hätte ihr jemand mindestens einen Stromstoß oder Schlimmeres versetzt und ihr Herz klopfte wie das eines verschreckten Kaninchens. Seto, in Lebensgefahr? Der Gedanke war gleichzeitig so unvorstellbar und so schrecklich, dass ihr übel wurde. "Kann ich zu ihm?" brachte sie trotz allem heraus. "Bitte." Der Arzt wies auf eine Tür auf der anderen Seite des Ganges.
 

Zu sagen, er sähe schon wieder besser aus, wäre definitiv gelogen. Aber er war wach. Tea zog sich einen Stuhl heran und setzte sich. "Wie... geht's dir?" fragte sie unsicher. Als wäre nicht klar genug, dass es Seto alles andere als gut ging. Der Brünette bemühte sich um ein Lächeln, aber seine sonst so klaren Augen blickten stumpf und in seinem Gesicht stand die Erschöpfung geschrieben. "Es geht schon wieder. Mach dir keine Sorgen. Du solltest wieder nach Hause zu Rowena." Entschieden schüttelte die junge Frau den Kopf. "Nein, ich bleibe hier. Bis Morgen ist Rowena bei Sabrina ganz gut aufgehoben. Und ich will wissen, was mit dir los ist. Oder hat dir das schon jemand gesagt?" Ein Schatten huschte über Setos Gesicht, aber er schüttelte den Kopf. Tea, die zwar bemerkt hatte, dass sich sein Ausdruck kurz verändert hatte, sich aber nichts weiter dabei dachte, nickte. "Siehst du. Ich bleibe hier, bis diese Ärzte eine Diagnose zu Stande bringen, da kannst du sagen, was du willst." Die Tür öffnete sich einen Spalt und eine Ärztin in mittleren Jahren erschien. "Könnte ich sie kurz sprechen, Mrs. Kaiba?" Die Angesprochene stand auf und folgte ihr auf den Gang.
 

Mit bedauerndem Gesichtsausdruck begann die Frau zu sprechen. "Wir konnten im Blut ihres Mannes Gift feststellen, das wir aber bislang noch nicht identifizieren konnten. Solange wir das nicht geschafft haben, müssen wir davon ausgehen, dass es potenziell tödlich ist. Aber..." fügte sie schnell hinzu, als sie bemerkte, dass Tea im Bruchteil einer Sekunde nicht mehr nur besorgt, sondern richtig geschockt wirkte. "Das muss ja nicht sein. Die besten Ärzte von Domino arbeiten momentan an einem Gegenmittel und ich werde ihrem Mann gleich ein Mittel verabreichen, das ihn vorläufig schützen sollte. Sagen sie ihm aber bitte nichts von dem, was sie jetzt wissen. Für seine Genesung ist es von äußerster Bedeutung, dass er sich nicht aufregt." Ohne ein weiteres Wort ließ sie Tea stehen und verschwand in Setos Zimmer, nur um kaum ein paar Sekunden später wieder heraus zu kommen und von dannen zu eilen. Zitternd ließ sich die so "im Stich Gelassene" wieder auf ihrem Stuhl nieder. Seto schlief glücklicherweise, sonst hätte er wohl nachgefragt, was sie hatte in Erfahrung bringen können - und Tea war nicht sicher, ob sie ihn hätte anlügen können.
 

Die nächsten Tage verbrachte die gesamte Familie Kaiba - inklusive aller neu hinzu gekommener und erst vor kurzem angeheirateter Mitglieder - vorwiegend im Krankenhaus. Trotz Setos wiederholter Proteste ließ sich Tea kaum von seiner Seite vertreiben, und wenn doch, dann höchstens für ein paar Stunden und nur, wenn inzwischen Mokuba oder Sabrina die Stellung hielten, um ihr sofort Bescheid zu geben, sollte sich irgendetwas ändern. Nach drei Tagen endlich ließ sich eine leichte Besserung feststellen. Seto verkündete sogar schon, es ginge ihm wieder gut genug, um entlassen zu werden, was ihm aber sein Umfeld mit vereinten Kräften auszureden wusste. Einen weiteren Tag später kam die erlösende Nachricht: Offenbar hatten die Ärzte, die rund um die Uhr in ihrem Labor zu Gange gewesen waren, um ein Gegenmittel zu finden, endlich Erfolg gehabt. Zwar hieß es, die Herkunft des Giftes sei immer noch nicht endgültig geklärt - was vor allem die Polizei, die bereits nach Setos versuchtem Mörder fahndete, gar nicht gerne hörte - hätte es doch wichtige Rückschlüsse erlaubt - aber die schädliche Wirkung konnte rückgängig gemacht werden. Tea fiel der sprichwörtliche Stein vom Herzen, als sie davon erfuhr - erst jetzt wurde ihr klar, was dieses Sprichwort wirklich bedeutete. Die letzten Tage hatte sie sich wirklich gefühlt, als würde sie unter einer schweren Decke langsam ersticken - oder eben einen Stein auf ihrem Herz mit sich herum tragen.

Mörderin!

Auch Sabrina war von dem Anschlag auf Seto nicht unberührt geblieben. Hatte sie ihren Adoptivbruder anfangs noch am liebsten gemieden wie der Teufel das Weihwasser, so hatte sich ihr Verhältnis in den letzten Monaten auf jeden Fall gebessert. Erst Recht, seit sie nicht mehr unter dem selben Dach wohnten - ein entscheidender Vorteil, wenn man sich so leicht in die Wolle kriegte. Mit Tea allerdings hatte sie sich in der letzten Zeit häufiger gestritten. Ihre Freundin wollte einfach nicht einsehen, dass Mike überhaupt nicht so schlimm war, wie sie es vielleicht gerne hätte. Andererseits entsprach es gar nicht Teas Naturell, jemanden unnötig schlecht zu machen, was Sabrina noch mehr störte. Wie kam sie auf einmal dazu, so über Mike zu schimpfen? Er war doch wirklich harmlos - oder jedenfalls nicht gefährlich. Gut, vielleicht hatte er versucht, sie von einer Hochzeit mit Duke abzuhalten, aber das war ja wohl kaum Grund genug, ihn zu verurteilen. Und von seinem Standpunkt aus waren seine Argumente bestimmt richtig gewesen. Die jung Frau schreckte aus ihren Gedanken, als das Telefon klingelte. "Devlin." Meldete sie sich abwesend. Erstaunlich, wie schnell man sich an einen neuen Namen gewöhnen konnte. Eine sterile Stimme am anderen Ende der Leitung teilte ihr mit: "Mrs. Devlin? Uniklinik Domino. Eben wurde ihr Bruder bei uns eingeliefert, er hatte einen Autounfall." Was? Schon wieder...? Moment - "Welcher Bruder?" hakte sie nach. "Seto Kaiba." Kam es ohne Zögern. Nicht zu fassen! Er war schon wieder im Krankenhaus gelandet? Sabrinas Gedanken überschlugen sich. Dabei war seit seinem letzten Aufenthalt dort doch erst eine Woche vergangen. Sie zwang sich zur Ruhe. "Weiß denn der Rest der Familie schon Bescheid?" Bestimmt hatte man doch zuerst bei Tea angerufen. "Nein. Das ist ja das Seltsame. Bevor er das Bewusstsein verlor, hat er den Ärzten eingeschärft, auf keinen Fall seine Frau zu verständigen. Wir dachten, dass Sie vielleicht-" "Ja, ja, schon gut." Warf Sabrina hastig dazwischen. "Ich werde vorbei kommen. Und sobald er wieder bei Bewusstsein ist, können wir entscheiden, was als Nächstes zu tun ist. Er hatte sicher einen Grund dafür." Damit legte sie auf. Der Grund für Setos Verhalten war leider nur allzu leicht zu erraten. Tea neigte nun mal bedauerlicherweise zu Überreaktionen - also wäre es besser, sie erst zu verständigen, wenn feststand, wie schlimm es überhaupt um ihn stand. Wenn er nach einer kurzen Behandlung gleich wieder nach Hause konnte - wozu sollte sich die ohnehin durch die jüngsten Ereignisse geschwächte frischgebackene Mutter auch noch unnötig aufregen? Die Schwarzhaarige schnappte sich ihre Jacke von der Garderobe und machte sich auf den Weg ins Krankenhaus.
 

An ihrem Ziel wartete auch schon ein älterer, etwas untersetzter Polizeibeamter auf sie. "Mrs. Devlin?" Sie nickte. "Wir haben sofort die Ermittlungen an diesem Fall aufgenommen. Weil auf ihren Bruder erst vor Kurzem ein Mordanschlag verübt wurde, mussten wir davon ausgehen, dass dies kein gewöhnlicher Unfall war. Und die Spurensicherung hat tatsächlich etwas gefunden." Er hielt einen kleinen Plastikbeutel hoch, in dem kleine, rußgeschwärzte Metallteilchen durcheinander lagen. "Was ist das?" wollte Sabrina wissen. "Das" setzte ihr Gegenüber gewichtig an, "ist das Corpus delicti! Mit dieser Konstruktion wurde die Lenkung am Wagen ihres Bruders blockiert, weshalb er auch als guter Fahrer im völlig nüchternen Zustand gegen einen Baum steuerte." Sabrina erschrak. "Schon wieder ein Anschlag also?" Ein Nicken. "Aber das ist nicht alles. Wir haben die eingeprägten Seriennummern der Bauteile untersucht und bei allen Autohändlern in der Gegend nachgefragt. Einer von ihnen konnte sich tatsächlich erinnern, in der letzten Woche eben diese Teile verkauft zu haben, genauer gesagt, war es eine Lieferung, er hat seinen Kunden also nicht zu Gesicht bekommen. Aber der Name des Käufers dürfte sie interessieren, oder sollte ich besser sagen, der Käuferin?" "Spannen sie mich nicht so auf die Folter!" Brauste die junge Frau auf. "Wer ist es? Es geht hier immerhin darum, dass mein Bruder einen lebensgefährlichen Unfall hatte!" Kein bisschen eingeschüchtert, dafür aber etwas mitteilungsfreudiger wirkend nickte der Mann. "Wie sie wollen. Die Person, die die Bauteile bestellt hat, war ihre Schwägerin. Tea Kaiba."
 

Sabrina klappte der Mund auf, den sie aber gleich wieder vorsichtshalber schloss. "TEA? Was soll das heißen, was hätte sie davon, Seto umzubringen? Sie liebt ihn doch!" Ein mildes Lächeln stahl sich auf das Gesicht des grün Gekleideten. "Nun, im Fall des Ablebens ihres Bruders stände ihr als Ehefrau eine beträchtliche Summe zu. Und selbst, wenn er sie in seinem Testament nicht bedacht hätte - wovon ich allerdings ausgehe - bekäme ihr gemeinsames Kind immer noch seinen Anteil an dem riesigen Vermögen, dass Mr. Kaiba besitzt. Und die Vollmacht darüber hätte, bis zur Volljährigkeit der Kleinen, ihre Mutter. Mrs. Kaiba." Energisch schüttelte Sabrina den Kopf. "Das nehme ich ihnen auf keinen Fall ab. Das müssen sie erst noch beweisen! Und jetzt möchte ich bitte meinen Bruder sehen." Mit diesen Worten schob sie sich an dem Beamten vorbei und betrat Setos Krankenzimmer, passenderweise das Selbe, das er schon vor einer Woche belegt hatte. Tea und Seto umbringen wollen? Für Geld? ´Nie im Leben!´ Dachte sie. `So gut kann niemand schauspielern! Eher glaube ich noch, dass ich das selbst im Schlaf getan habe!´ Seto war immer noch bewusstlos. Ein paar Minuten blieb sie neben seinem Bett sitzen, um ihre Gedanken zu ordnen. Dann sprang sie auf - es hatte einfach keinen Sinn mehr, Tea das alles zu verschweigen! Außerdem würde sie vermutlich sowieso bald von der Polizei informiert... Setos Schwester machte auf dem Absatz kehrt und rannte aus der Klinik. ´Besser, ich sage ihr das!´
 

Tea war gerade dabei, Rowena zu stillen, als Sabrina hereinplatzte. In der letzten Woche hatte sich das Leben in der Villa wieder einigermaßen "normalisiert", soweit man eben bei dieser Familie und mit dem neuen Zuwachs von "normal" sprechen konnte. Lächelnd sah sie auf. "Hallo Sabrina. Schön, dich mal wieder zu sehen. Wieso bist du so gerannt?" Die Schwarzhaarige schnappte nach Luft. Dann wurde ihre Miene noch einen Ton düsterer und sie antwortete: "Wirst du gleich erfahren." Immer noch außer Atem ließ sie sich auf die Couch neben ihre Freundin fallen. "Seto hatte einen Unfall. Schon wieder. Und was noch schlimmer ist - man schiebt dir die Schuld dafür zu." Tea erbleichte. "Wie bitte? Mir? Aber warum...?" Nachdem Sabrina die ganze Geschichte erzählt hatte, saßen sie eine Weile schweigend da. Dann hob Tea den Blick von ihren Knien, die sie bis jetzt fixiert hatte, und fragte leise: "Du glaubst mir doch, dass ich nichts damit zu tun habe, oder?" Ihre Verwandte legte ihr einen Arm um die Schultern. "Natürlich glaube ich dir! Du hast es irgendwie geschafft, Setos Vertrauen zu gewinnen, und das wäre dir nicht gelungen, wenn du es nicht verdient hättest. Außerdem weiß ich genau, wie sehr du ihn liebst. Schließlich" setzte sie mit einem angedeuteten Augenzwinkern hinzu, "Schließlich bin ich diejenige, die bei Liebeskummer immer als Schulter zum Ausweinen herhalten muss." Tea schenkte ihr ein müdes Lächeln. Dann stand sie auf, warf sich ihren Mantel über und packte Rowena in ihren Tragesitz. "Ich fahre ins Krankenhaus." "Was?" Sabrina sprang auf. "Aber da ist die Polizei... vielleicht werden sie dich verhaften..." Das Gesicht der Brünetten nahm einen entschlossenen Ausdruck an. "Das können sie nicht, solange sie keine richtigen Beweise haben! Außerdem habe ich das Recht, Seto zu besuchen!" Zögernd nickte die Jüngere. "Soll ich dich begleiten?" Tea schüttelte den Kopf. "Nein, das schaffe ich schon alleine. Bis später."
 

Wie konnte es sein, dass sie schon wieder an diesem Bett saß? Auf genau dem selben Stuhl, mit genau der selben Frage im Herzen: Warum? Warum nur, warum konnten sie nicht zusammen glücklich werden, wie vor allem Seto es doch verdient hätte? Hatte er nicht schon mehr als genug durchgemacht? Aber irgendjemand schien ihnen das nicht zu gönnen. Auf einmal kochte die Wut in Tea hoch. Nicht auf den unbekannten Attentäter, sondern auf Seto selbst. Konnte das alles ein geplantes Manöver sein, um sie alle auf die Probe zu stellen? Hatte er nicht schon oft genug bewiesen, wie er es liebte, mit den Gefühlen anderer zu spielen und sich an ihren Reaktionen zu freuen, Reaktionen auf Situationen, die er selbst herbei gefühlt hatte? Vielleicht musste man ihr anrechnen, dass ihre Nerven langsam am Ende waren. Vielleicht hätte jeder so gehandelt, wie sie es jetzt tat. Vielleicht aber auch nicht. Auf einmal begann eines der Geräte neben Setos Bett laut zu piepsen und ein rotes Licht blinkte auf. Die alte Tea hätte jetzt sofort eine der Schwestern oder gleich einen Arzt geholt. Aber die alte Tea war versteckt hinter einem Vorhang aus Schmerz, Wut und Verwirrung. "Spiel dein Spiel alleine weiter! Ich steige aus!" flüsterte die Neue. Und in diesem Moment war sie wirklich davon überzeugt, dass alles nur ein Spiel sein konnte. Alles, was man ihr vorwerfen konnte, war, dass sie ihre Lektion nicht gelernt hatte, nicht gelernt hatte, wie schnell aus einem Spiel gallenbitterer Ernst werden konnte.
 

Tea taumelte ins Kaibasche Wohnzimmer, wo Sabrina noch immer saß und auf sie warte. Sie war bleich und zitterte. Ihre Freundin sprang auf. "Was ist passiert? Du siehst aus, als wärst du dem Tod persönlich über den Weg gelaufen!" Arme Sabrina, wenn sie nur gewusst hätte, wie prophetisch ihre Worte waren. "Seto - ist tot!" Als wäre mit diesen Worten ihre letzte Kraft aus ihr entwichen, sank Tea zu Boden. "Was? Aber..." Sabrina stürzte zu ihr. "Wie konnte das passieren?" Flüsterte sie fassungslos. Wie von Sinnen packte Tea ihr T-Shirt und krallte sich daran fest. Sie zog die junge Frau zu sich heran und stieß hervor: "Ich war es! ICH bin schuld! Ich hätte die Gelegenheit gehabt, ihn zu retten, und habe es nicht getan..." Sabrina riss die Augen auf. "Was?" stammelte sie. "Aber... WIE KONNTEST DU DAS TUN?" Voller Wut und Abscheu stieß sie ihre einstige beste Freundin von sich. Die ballte die Hände zu Fäusten und erhob sich. Die Blicke der beiden Frauen trafen sich. Die eine voller Hass, die andere nur in abgrundtiefer Verzweiflung. In Teas Hand blitze das Obstmesser auf, das Sekunden zuvor noch auf dem Tisch gelegen hatte. Sie reichte es ihrem Gegenüber. "Los. Stich zu. Ich weiß doch, dass du es willst. Und ich habe es verdient..." ihre Stimme klang hohl. Sabrina drehte die schimmernde Klinge einige Sekunden lang wie unschlüssig in den Händen. Und stieß zu.

Gozaburos Neffe

Noch während Sabrina fassungslos auf ihre blutende Freundin und das Messer in ihrer Hand starrte, erklang ein zufriedenes, kaltes Lachen von der Tür her. "Sehr gut, Sabrina. Ich wusste, dass du es tun würdest. Du bist viel zu emotional... wie nützlich für mich, denn so bist du viel besser zu beeinflussen!" Mit einem berechnenden Grinsen im Gesicht betrat Mike den Ort des Geschehens. Verwirrt hob die Sechzehnjährige den Kopf. "Was machst du hier? Was hast du damit zu tun?" Ihr Lehrer verzog belustigt das Gesicht. "Eins nach dem Anderen, meine Schöne. Es ist Zeit für deine letzte Lektion bei mir... aber vorher - Sandra! Bring doch bitte unsere "Gäste" mit!" rief er über die Schulter. Im nächsten Moment kam besagte Person ins Zimmer, sie dirigierte Jenn vor sich her, der sie offensichtlich die Waffe irgendwie abgeluchst hatte und sie nun damit bedrohte. Jenn selbst trug wiederum Mokuba vor sich her, einen Arm um seine Mitte geschlungen, mit der anderen Hand hielt sie ihm den Mund zu. Der Kleine war sichtlich verängstigt, was ja auch kein Wunder war. Sabrina schrie auf. "Mokuba! Jenn!" Dann wandte sie sich wutentbrannt an Sandra. "Lass sie sofort frei!" Mike hinter ihr lachte schon wieder. Er schien die Situation äußerst belustigend zu finden. "Ganz ruhig, Sabrina. Setz dich aufs Sofa, und wehe, du machst irgendwelche Schwierigkeiten, sonst kannst du deine Freunde gleich abschreiben!" Mit Tränen in den Augen tat die junge Frau, wie ihr geheißen worden war. "Was soll das? Ich verstehe nicht - was haben wir dir getan?" stammelte sie. Mike verzog das Gesicht, blanker Hass blitzte auf. "Ihr habt den Namen meiner Familie beschmutzt und mir mein Erbe gestohlen! Ja, du hast ganz richtig gehört! ICH bin der wahre Erbe der Kaiba-Familie, der letzte, in dem noch das reine Kaiba-Blut fließt! Meine Mutter war die Schwester von Gazaburo Kaiba! Die beiden haben sich nie besonders gut verstanden, darum hat er auch nie daran gedacht, mich zu adoptieren. Aber ich habe mehr von ihm, als diese kleine Ratte, die meinte, sich erst bei ihm einschleichen und ihn dann aus dem Weg räumen zu können! Mit dem Mord an Seto habe ich meinen Onkel gerächt." Ein irres Glitzern stand in seinen Augen. "Aber das ist nicht alles. Tea musste auch weg. Wie bedauerlich, dass sie so hartnäckig war... hätte sie Sandra gleich die Bühne überlassen, wäre sie jetzt vielleicht noch am Leben. Aber so... eigentlich war unser Plan, Sandra mit Seto zu verheiraten und ihn danach aus dem Weg zu schaffen, dann hätte sie mehr oder weniger die Kontrolle über das Imperium bekommen, jedenfalls, bevor Seto dich in sein Testament aufnahm. Aber nachdem er das getan hat und dann auch noch den Fehler machte, Tea zu heiraten... Nun, ich werde dir sagen, was du tun musst, um Mokuba und Jenn zu retten." Sabrina hatte nicht gewagt, ihn während seines Vortrags zu unterbrechen, um ihn nicht unnötig wütend zu machen. Jetzt aber platzte sie damit heraus. "Was soll ich tun? Ich würde alles-" Er schnitt ihr das Wort ab. "Gib lieber keine voreiligen Versprechungen, die du dann nicht halten kannst. Allerdings kann mir deine Fügsamkeit nur recht sein. Gut, dann werde ich dir jetzt deine Rolle in diesem Schauspiel mitteilen..." Er machte eine demonstrative Pause. Vielleicht hatte ihm die Schauspielschule doch nicht so gut getan, schoss es Sabrina durchs überspannte Gehirn. Der Gedanke war im Vergleich zu ihrer sonstigen Panik so komisch, dass sie fast hysterisch losgelacht hätte, das wurde allerdings von Mike verhindert, der diesen Moment dazu auserkoren hatte, weiter zu sprechen. "Du wirst dich von Duke scheiden lassen - auch das hätten wir einfacher haben können - und mich heiraten. Dann übernimmst du die Firma und überträgst mir - nach angemessener Zeit, natürlich - ihre Leitung. Na, wie klingt das? Ist das nicht ein faires Angebot? Im Gegenzug verschonen wir deine Freunde, auch wenn Mokuba, genau wie die kleine Rowena, natürlich aus Gründen der Sicherheit, die du sicher verstehen kannst, ab unserer Hochzeit unter meiner Vormundschaft stehen wird."

Das war einfach zu viel. Sabrina wünschte, sie könnte sich einfach ausklinken aus diesem verrückten Spiel. Stattdessen nickte sie - was hatte sie auch für eine Wahl? Das Leben ihres Bruders, einer ihrer besten Freundin und streng genommen sogar das ihrer kleinen Nichte standen auf dem Spiel. Mike schien zufrieden. "Gut. Dann werden wir euch jetzt mal vorsichtshalber wegschließen."
 

Minuten später fanden sich alle drei - Sabrina, Mokuba und Jenn - in Sabrinas ehemaligem Zimmer wieder, die Fenster fest verriegelt und die Tür verschlossen. Mokuba war noch immer zu verängstigt, um etwas anderes zu tun, als sich an seine große Schwester zu klammern, aber die beiden Älteren fanden jetzt endlich Zeit zu reden. "Wie bist du in diese Sache herein geraten?" Wollte Sabrina wissen. Jenn lehnte sich gegen den eiskalten Heizkörper und seufzte. "Ich weiß es ja selbst nicht so Recht... Mike hat mir etwas von einem "kleinen Denkzettel" für Seto vorgeschwindelt und ich dachte, den hat er sich verdient, und habe mitgemacht. Ich habe einen Freund in diesem Restaurant, in dem er vergiftet wurde, den konnte ich irgendwie dazu bringen, das Gift ins Essen zu tun. Aber ich wusste ja nicht, dass es potenziell tödlich war! Und auch von seinen andern Plänen hatte ich keine Ahnung, das musst du mir glauben!" Die junge Kaibaerbin nickte. "Schon gut, ich glaube dir ja. Aber wie stellt Mike sich das vor? Wie will er die Spur mit dem Gift und allem von sich ablenken? Immerhin hat er es ja wohl beschafft." Hier verdüsterte sich Jenns Miene noch mehr. "Soweit ich aus seinen Gesprächen mit Sandra schließen konnte, hat er es irgendwie fertig gebracht, ihn - genau wie die Teile für diese Autosabotage übrigens - unter Teas Namen zu bestellen. Außerdem hat er ihr eine kleine Ampulle mit dem Zeug in die Jackentasche getan, so dass es aussehen wird, als hätte sie es Seto gegeben." Bei der Nennung von Teas Namen war Sabrina zusammen gezuckt. "Aber niemand kann sie mehr zur Verantwortung ziehen..." Die Blonde schüttelte den Kopf. "Nein. Aber ist das jetzt gut oder schlecht?" "Ich habe keine Ahnung..." Auf einmal blitzte etwas in Jenns Augen auf. "Ich hab hier noch etwas!" verkündete sie triumphierend und zog eine kleine, schwarze Kugel aus der Tasche. Sie wirkte harmlos wie eine Murmel, aber Sabrina konnte sich des Verdachts nicht ganz erwehren, dass es etwas anderes war, das ihre waffenvernarrte Freundin da in der Hand hatte. "Du hast doch hier keine Bombe oder so reingeschmuggelt, oder?" Jenn grinste. "Aber sicher hab ich das, dachtest du, ich habe kein Ass mehr im Ärmel?" Sabrina sah sie mit einer Mischung aus Hoffnung, Gereiztheit und Verzweiflung an. "Na toll, und was bringt uns das? Willst du uns alle in die Luft jagen?" Entsetzt über so viel Ignoranz hob Jenn die Hände. "Hey, wofür hältst du mich? Die Explosion dieses hübschen kleinen Dings lässt sich genau auf den Bereich einschränken, der auch wirklich gesprengt werden soll, nicht mehr und nicht weniger. Keine Sorge, ihr Beiden, ich bring uns hier raus." Ihre Augen blitzten vor Abenteuerlust. Ihre Freundin schien nicht ganz so begeistert. "Und selbst wenn! Wir sind hier im dritten Stock, hast du das vergessen? Sollen wir vielleicht aus dem Fenster springen? Ganz zu schweigen davon, dass Mike die Explosion hören wird." Ihre Stimme klang müde. Bis jetzt hatte sie wenig Gelegenheit gehabt, sich Gedanken darüber zu machen, aber jetzt spürte sie um so deutlicher die Leere, die sich in ihr ausbreitete. Jetzt erst wurde ihr klar, dass es vielleicht sogar gnädig gewesen war, ihr Gedächtnis zu verlieren. Schließlich hatte sie sich, nachdem Yugi und die anderen wieder aufgepäppelt hatten, wenigstens nicht an ihre Vergangenheit erinnern können. Aber jetzt - jetzt war ihr nur zu gut bewusst, was geschehen war: zwei Menschen waren einfach so aus ihrem Leben verschwunden. Tot. Ihr Bruder, den sie doch, trotz allem, was sie manchmal über ihn gesagt hatte, gemocht hatte. Und dann auch noch eine ihrer besten Freundinnen.
 

Jenn ließ Sabrina nicht allzu viel Zeit, sich über ihren Verlust Gedanken zu machen. "Komm schon. Ich habe hier noch was, das uns von Nutzen sein könnte, und bis Mike kommt, sind wir weg!" Sie deponierte ihre kleine Bombe auf dem Fensterbrett und trat zurück. Auch die anderen Beiden wichen vorsichtshalber bis an die Wand zurück, Mokuba drückte sein Gesicht in Sabrinas Jacke. Ein gedämpfter Knall ertönte, dem man nicht zugetraut hätte, Teil einer Detonation zu sein, die ein Fenster mit Sicherheitsglas in Trümmer legen konnte. Aber genau so war es. Da, wo ehemals Sabrinas Zimmerwand gewesen war, klaffte jetzt ein Loch von etwa der doppelten Größe des alten Fensters. "Ups. Hab mich wohl mit dem Durchmesser etwas verschätzt..." War Jenns einziger Kommentar, bevor sie schon wieder mit ihrem - erstaunlich großen - verbliebenen Waffenarsenal hantierte. "Haben die beiden dir denn deine Sachen nicht abgenommen?" Die Blonde grinste verschlagen. "Was will Mike denn mit einer Glasmurmel? Und meinen Gürtel hat er mir auch gelassen, er wusste schließlich nicht, dass ein Abseilgurt darin eingebaut ist. Kommt her, ihr zwei, wir müssen uns irgendwie alle drei dranquetschen, das Ding ist für Alleingänge konstruiert. Aber wenn du deine Hände auf meine Schulten legst" sie sah Sabrina an, "Und ich das Selbe bei dir mache, können wir Mokuba auf unsere Arme setzen, ich hoffe, das funktioniert." Keiner der Anderen wagte, ihr zu sagen, wie riskant das klang, denn bessere Ideen hatten sie auch nicht. Sabrina seufzte. "Also los."
 

Irgendwie hatten sie es tatsächlich geschafft. Mokuba zitterte immer noch, aber jetzt machte er zum ersten Mal den Mund auf. "Stimmt es, dass Seto tot ist?" Ganz offensichtlich hatte er Hemmungen, es auszusprechen, als könnte er es dadurch erst wirklich wahr machen. Sabrina konnte es ihm nicht verübeln... Sie kniete sich zu ihm und nahm in den Arm. "Ds hat Tea jedenfalls gesagt. Bevor ich-" Sie stockte. Jetzt erst liefen ihr die Tränen übers Gesicht. Wie konnte sie das jemals wieder gutmachen? Durch eine reaktionäre Handlung hatte sie ein Leben beendet... ein Kind vom Halbwaisen zum Vollwaisen gemacht... Jenn packte sie am Arm. "Steh auf, wir können jetzt nicht hier rumsitzen und heulen! Mike und Sandra werden auch bald auf die Idee kommen, dass wir uns abgeseilt haben, und dann werden sie nach uns suchen!" Sie hatte natürlich recht. "Komm, Mokuba." Die Stimme der Schwarzhaarigen war dumpf. Sie fasste die Hand ihres kleinen Bruders und zu dritt verließen sie erst den Park, dann das Viertel... Wohin? Vielleicht in Sabrinas und Dukes gemeinsame Wohnung über dem Spieleladen? Aber da würden ihre Verfolger sie zuerst suchen. Außerdem musste sie dringend telefonieren, dafür würde wohl die nächste Telefonzelle herhalten müssen.

Das Buch der Toten

Vorab an alle, die meine FFs mögen und die vielleicht auf dieses Kapitel gewartet haben (vor allem neona, der der Schluss der FF auch gewidmet ist, fürs hartnäckige Nachfragen! XD): Sorry, dass es so lange gedauert hat! Ich hatte immer wieder Ideen zu anderen FFs... und darüber ist diese hier untergegangen. Liegt vielleicht auch daran, dass ich inzwischen finde, dass es die schlechteste ist, die ich hier veröffentlicht habe. Vielleicht, weil ich es nicht vertragen kann, wenn ich das Gefühl habe, dass etwas, für das ich Lob bekomme, nicht GANZ von mir ist! *eitel ist*
 

An dieser Stelle auch noch mal ganz lieben Dank an meine Insprationsquellen und die eigentlichen Autorinnen der FF: Sabrina_Kaiba und Jenn_Croft.
 

So, jetzt mache ich aber Schluss mit dem Sermon! Viel Spaß beim Endspurt (danach folgt nur noch der Epilog...)!
 

*********************************************************************************
 

Gelangweilt räkelte sich Ishizu auf ihrer Liege. Es war sonst nicht ihre Art, sich einfach nur faul dem Sonnenbaden hinzugeben, aber nachdem sie alle ihre Arbeiten für diverse Museen und ihre Pflichten als Grabwächterin erfüllt hatte, blieb nicht mehr viel zu tun. Also hatte sie sich mitsamt einem großen Glas kühlem „Drachenblut“ - ihrem Lieblingscocktail – und einem Stapel Bücher auf die Terrasse verkrümelt, wo die pralle ägyptische Augusthitze noch am besten auszuhalten war. Vielleicht sollte sie sich ausnahmsweise mal Urlaub gönnen und nach Domino fliegen, dort war es sicher um einiges kühler. Ob der Gedanke an gerade DIESE Stadt nun ein Zufall oder ein Überbleibsel ihrer seherischen Fähigkeiten war, kann dahin gestallt bleiben – jedenfalls klingelte Sekunden später ihr Handy. „Ishtar.“ Sie brauchte einen Augenblick, um aus dem, was ihr die Anruferin mitteilte, die richtigen Schlüsse zu ziehen, dann jedoch erhob sie sich sofort und machte sich – nach kurzem Packen – auf den Weg zum Flughafen. Schließlich würde sie ohnehin schon knapp kommen, um noch helfen zu können – sogar mit dem Kaiba-Privatjet, der bereits auf sie wartete. Die junge Grabwächterin war Sabrina Kaiba nie begegnet, aber sie hatte über ihre Dominoer Bekanntschaften genug über sie erfahren, um zu wissen, dass sie mit so ernsten Themen keine Scherze treiben würde. Wenn es stimmte, dass Seto Kaiba und seine Frau beide tot waren und sie den beiden noch helfen wollte – dann hatte sie keine Zeit zu verlieren. Während unter ihr der Ozean glitzerte, konnte sie sich den amüsierten Gedanken, ob Kaiba überhaupt an seine „Wiedererweckung“ glauben würde, nicht ganz verkneifen. Schließlich war er noch nie besonders gut auf ihre kleinen Zaubertricks zu sprechen gewesen.

Aus allem, was Sabrina über die Ishtars gehört hatte, konnte sie momentan nur einen Schluss ziehen: wenn es überhaupt noch jemanden gab, der Rowena – wo immer sie im Moment war – vor dem Waisendasein und sie selbst vor einem Mordprozess retten konnte, dann Ishizu oder ihr Bruder. Sie hatte jetzt keine Zeit, um sich mit widerspenstigen Alter Egos herumzuschlagen, also blieb nur erstere. Zum Glück hatte sie sich sofort bereit erklärt, zu kommen, und so warteten jetzt drei angespannte Gestalten, immer noch unter dem Einfluss ihrer eben erst über die Bühne gegangenen Flucht, am Flughafen auf das Eintreffen von Flug 154 aus Ägypten, ausgeführt vom dortigen Jet der Familie. Als der endlich kam, war Mokuba einem Nervenzusammenbruch nahe. Er hatte schließlich in den vergangenen Stunden schon genug durchgemacht, aber jetzt hatte ihm seine große Schwester auch noch eröffnet, dass er, zusammen mit Jenn, Mike und Sandra so lange ablenken sollte, dass Ishizu und Sabrina sich quasi durch die „Hintertür“ ins Haus und zu den beiden Leichen schleichen konnten. Praktischer Weise hatte Mike nämlich, wie sie vom Krankenhaus erfahren hatten, Setos sterbliche Hülle ebenfalls in die Villa transportieren lassen, unter dem Vorwand, das Begräbnis planen zu wollen – wusste der Himmel, was er wirklich vorhatte. Endlich kam ihnen mit fliegenden Schritten eine weiß gekleidete Gestalt entgegen, die zumindest der jüngste Kaiba sofort erkannte. „Ishizu! Endlich!“
 

Sie war diesen Weg, den geheimen Eingang zur Villa, bisher nur ein einziges Mal gegangen: an dem Tag, an dem Seto sie adoptiert hatte. Damals hatte es ihr gar nicht gepasst, auf einmal zu dieser Familie zu gehören, aber mittlerweile konnte sich Sabrina gar nichts anderes mehr vorstellen. Inzwischen hatte sie auch die Geste verstanden: Ich vertraue dir unser Geheimnis an, ich vertraue dir. Anders hatte Seto ihr das nicht sagen können, damals war es ihm noch viel schwerer gefallen, seine Gefühle in Worte zu fassen. Und erst recht einem so kratzbürstigen Teenager gegenüber. Der Gedanke versetzte Sabrina einen Stich. Es gab so vieles, das sie vielleicht hätte anders machen sollen. Was, wenn sie es nun nicht schafften, Seto und Tea ins Leben zurück zu holen? Sie verscheuchte ihre Zweifel, jetzt war Konzentration angesagt. Eine kleine Kamera verglich das Muster ihrer Iris mit den gespeicherten Profilen, die Tür schwang auf. Ishizu ließ einen beeindrucken Pfiff hören, mehr bekam die junge Millionenerbin nicht von ihr mit. Bis jetzt war alles fast automatisch gegangen, endgültig schreckte sie erst aus ihren Gedanken, als eine Computerstimme meldete: „Identitätsüberprüfung. Bitte nennen sie ihren Namen.“ Natürlich war es Unsinn, zu glauben, dass Computer auf jemanden warten konnten. Trotzdem wurde Sabrina das Gefühl nicht los, dass sie eine Rolle spielte, die eigentlich Seto zugedacht war. „Sabrina Kaiba.“ Hier galt noch ihr alter Name als Eintrittsticket. Durch eine weitere Hochsicherheitstür gelangten die beiden Frauen in Keller der Kaiba Villa, oder vielleicht sollte man besser sagen: ins Untergeschoss. Keller konnte man das hier wirklich nicht nennen, diese Räume, vollgepackt was der Spielzeugkasten eines Milliardärs so hergab: Pool, Sauna, Wellnessarena, Solarium, Fitnessraum, Tennishalle, sogar ein überdachter Golfplatz. Entsprechend lang dauerte es auch, durch dieses Gewirr von Zimmern, Sälen und Gängen zu der Treppe zu gelangen, der sie schließlich ins Erdgeschoss brachte. Ein Aufzug hätte zwar auch zur Verfügung gestanden, aber keine der Beiden wollte riskieren, entdeckt zu werden. Endlich, das richtige Zimmer! Sabrina schluckte, als sie die beiden Erhebungen unter einem weißen Leichentuch auf der Bahre in der Mitte des Zimmers musterte. Das einzige, das noch von ihrem Bruder und ihrer besten Freundin übrig war. Ishizu schein diese Probleme nicht zu haben, kein Wunder, sie hatte schließlich ständig mit Toten zu tun, auch wenn diese im Regelfall ein paar Jahrtausende älter waren. Die schwarzhaarige Priesterin zog sanft das Tuch ein Stück zurück, sodass zwei wächserne Gesichter sichtbar wurden, zog eine schwere, goldbeschlagene Schriftrolle aus der Tasche und legte sie ans Fußende der Bahre. Mit beinahe unheimlicher Ruhe und Feierlichkeit, die ihre Beobachterin unangenehm an eine Beerdigung erinnerte, zündete sie dann in einem kleinen Becken aus Speckstein etwas Kohle an und bestreute sie mit Weihrauchkörnchen. Sofort breitete sich ein kräftiger Duft im Zimmer aus, woraufhin Sabrina sich nervös zur Tür wandte. Hoffentlich rochen Mike und Sandra nichts, bevor diese Zeremonie oder was das auch immer sein sollte, vorbei war! Mit leiser, melodischer Stimme begann die ältere Frau Sprüche von ihrer Schriftrolle zu deklamieren. Die Jüngere hielt den Atem an. Bildete sie sich das nur ein, oder scheinen die Gesichter der beiden Toten langsam wieder Farbe anzunehmen?
 

Er spürte nichts von dem Leben, das in seinen Körper zurückkehrte, genauso wenig, wie er es gespürt hatte, als es daraus entwichen war. Höchstens vielleicht ein leichtes Kribbeln in der Brust und in der Nase, als müsste er gleich niesen. Als Seto die Augen öffnete, erwartete er, immer noch die selbe weiße Decke anzustarren wie von seinem Krankenhausbett aus. Zuerst bemerkte er den Unterscheid tatsächlich nicht, auch in der Villa waren alle Decken weiß, und dank regelmäßiger Erneuerung der Farbe ebenso makellos wie diejenigen in der Klinik. Dann biss ihm ein penetranter Geruch in die Nase, von dem er jetzt tatsächlich niesen musste. Was zum Kuckuck war das? Wurde er jetzt schon einer Dufttherapie unterzogen? Der Arzt, der das ohne seine Erlaubnis angeleiert hatte, konnte was erleben! Erstaunt stellte der Firmenleiter fest, dass er sich ohne Probleme aufsetzen konnte, seine sämtlichen Prellungen und sonstigen Blessuren schienen wie weggezaubert. Und wie kam er hierher? Aus der Kehle des Brünetten löste sich ein unterdrücktes Knurren, als er die anderen Personen im Raum bemerkte. Dass diese Esoterik-Tante hier war, konnte nichts Gutes bedeuten. Wie hieß sie doch gleich? Ishtar, genau. Ishizu Ishtar. „Seto, du bist wach!“ Dieser begeisterte Schrei kam von Mokuba, der auch gleich zu seinem Bruder aufs Bett sprang und ihn überschwänglich umarmte. „Ich hab mir solche Sorgen gemacht.“ Beruhigend drückte der Ältere ihn an sich. „Keine Sorge, Kleiner, mir geht's gut. Was ist überhaupt passiert?“ „Das würde mich auch interessieren.“

„Tea!“ Schon ließ Mokuba seinen Bruder wieder im Stich, um auch seine Schwägerin an sich zu drücken. Sabrinas Reaktion fiel etwas zurückhaltender aus, dafür schaffte sie es, einen zusammenhängenden und verständlichen Bericht dessen abzugeben, was in der Zwischenzeit passiert war. „Du erwartest im Ernst, dass ich dir abnehme, wir wären tot gewesen und diese Pseudoschamanin hier hätte uns wieder lebendig gemacht, ja?“ War ja zu erwarten gewesen, dass Seto so reagieren würde. Seine Schwester erwiderte erbost: „Das ist doch jetzt gar nicht der Punkt! Unser erstes Problem dürfte doch sein, Sandra und Mike möglichst schnell an die Polizei auszuliefern, und zwar so, dass sie es erst so spät wie möglich merken! Immerhin haben sie noch immer eine Geisel – und nach allem, was sie vorhatten, glaube ich nicht, dass es die Beiden besonders interessieren wird, dass die erst ein paar Wochen alt ist.

Epilog

Vorsichtig strich Tea ihrer Tochter über die kaum vorhandenen Haare. Die Kleine schlief, und es sah nicht so aus, als hätte sie noch irgendwelche Erinnerungen daran, dass sie für kurze Zeit in der Gewalt von Entführern gewesen war die, obwohl über mehrere komplizierte Ecken mit ihr verwandt, nicht gezögert hätten, sie umzubringen. Die ganze Episode war erst eine Woche her, aber das Leben im Hause Kaiba hatte schon wieder beinahe zu seinem alten Gang zurück gefunden – bis auf ein paar zusätzlich angestellte Sicherheitskräfte und der Verstärkung aller vorhandener Einbruchsicherungen.

Aus dem Obergeschoss hörte man ab und zu gedämpftes Hämmern, Schleifen oder andere Renovierungsgeräusche, hervorgerufen von den Handwerkern, die damit beschäftigt waren, ein – auf unerklärliche Weise entstandenes – Loch in der Wand von Sabrinas ehemaligem Zimmer zu beseitigen. Ansonsten lag eine schläfrige Stille über dem ganzen Anwesen, wie man sie wirklich nur an gewissen Sommernachmittagen erleben kann, wenn jeder zu faul ist, in der Hitze zu arbeiten.

Jeder außer Seto, versteht sich. Er glaubte noch immer kein Bisschen von der Geschichte, die ihm seine Schwester über seinen angeblichen Tod aufgetischt hatte, und hielt sich lieber an die Erklärung der Polizei – Scheintod. Sollte es ja schon gegeben haben. Ohnehin waren Ishizu – und mit ihr alle eventuell anführbaren „Beweismaterialien“ – sofort nach Beendigung ihrer Aufgabe wieder verschwunden – fraglich, ob ihre Bemühungen, in Seto einen Sinn für Übersinnliches zu wecken, dieses Mal Erfolg gehabt hätten.



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Kommentare zu dieser Fanfic (45)
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Von: abgemeldet
2011-03-10T10:25:41+00:00 10.03.2011 11:25
süüüße FF .x3
Ich liebe solche Storys ♥
Tolle Charas, tolle Geschichte.

LG Wolfslady85
Von:  Shizuka_chan
2008-07-29T14:01:51+00:00 29.07.2008 16:01
Hey!

Der Epilog war echt schön. Hat mir gut gefallen, vorallem dass Seto trotzdem nicht an die Geschichte von Sabrina glaubt, dass er tot war. Das passt einfach zu ihm, schließlich ist er ein realistisch denkender Mensch.^^

Lg
Shizuka-chan
Von:  Shizuka_chan
2008-07-29T13:58:04+00:00 29.07.2008 15:58
Hey!

So langsam kommst du wieder in deine alte Form zurück. Dein Schreibstil gefällt mir jetzt wieder um Längen besser und erinnert auch wieder mehr an dich. Was mich ein bisschen gestört hat war, dass plötzlich alles so schnell ging. So nach dem Motto: Verdammt, ich hab ja grade meine Hauptcharaktere gekillt, wie krieg ich die jetzt am besten wieder zum Leben für ein Happy End? Immerhin drehte sich die Story bis dato um die Realität und nicht um das Übernatürliche, das zwar auch in der Serie vorhanden ist, hier aber bisher keine Bedeutung hatte. Nun ja, alles in allem war es stellenweise recht abenteuerlich und unrealistisch - warum hat Kaiba eigentlich einen Privatjet in Ägypten stehen? - aber es ist nunmal eine Fanfic und dein toller Schreibstil, den du endlich wiedergefunden hast, entkräftet das Ganze ganz gut. Besonders das Ende des Kapitels war wieder auf gewohntem Niveau.^^

Lg
Shizuka-chan
Von:  Shizuka_chan
2008-07-29T13:43:50+00:00 29.07.2008 15:43
Huhu!

Das Kapitel hat mir schon weit besser gefallen als das Letzte, auch wenn ich hier (wie du dir sicher denken kannst) auch wieder was zu meckern habe:

Wie schon bereits gesagt, leuchtet mir Sabrinas Reaktion nicht so ganz ein. Was ich gut fand war der Teil mit wo Mike auftaucht. Allerdings hättest du als Begründung nicht unbedingt Rache für seinen Onkel nehmen sollen, da die Beiden ja scheinbar nicht sonderlich gut miteinander klarkamen. Ich glaube, es ging ihm vielmehr ums Geld. Was mir noch aufgefallen ist: Wenn Mike mit Sabrina redet, auch wenn sie nichts sagt ist es trotzdem kein Monolog. Er redet ja nicht mit sich selbst und spricht sie direkt an. Ansonsten war das Kapitel schon plausibler als das letzte.^^

Liebe Grüße
Shizuka-chan
Von:  Shizuka_chan
2008-07-28T18:15:52+00:00 28.07.2008 20:15
Hey!

Ich muss leider sagen, dass Kapitel hat mir weniger gut gefallen als das Letzte. Irgendwie wirken Tea und vorallem Sabrina OOC auf mich. Zuerst glaubt Sabrina Tea, dass sie keine Schuld an dem Unfall hat und dann schluckt sie einfach so, dass Tea Seto umgebracht haben soll ohne wenn und aber. In der bisherigen Geschichte machte Sabrina auf mich einen besonneneren Eindruck, dass sie jetzt auf einmal so ausrastet passt irgendwie nicht zu ihr. Und das Tea mir nichts dir nichts den Alarm ignoriert und Seto alleine lässt kann ich mir auch nicht vorstellen, selbst wenn sie glaubt das alles sei nur ein Spiel, zumal sie kurze Zeit vorher, als Seto zusammengebrochen war sofort wusste, dass er nicht schauspielert. Alles in allem war ich von dem Kapitel ein bisschen enttäuscht, da es eigentlich nicht deinem Niveau entspricht. Was ich aber gut fand, war Sabrinas Dialog mit dem Kommissar, der wirkte noch am realistischsten. Sorry für die harten Worte dieses Mal, ich hoffe, im nächsten Kapitel findest du in deine alte Form zurück.

Lg
Shizuka-chan
Von:  Shizuka_chan
2008-07-28T17:53:34+00:00 28.07.2008 19:53
Huhu!

Ja, ich melde mich auch mal wieder.^^'
Tut mir wirklich leid, dass ich die FF so lange liegengelassen habe, aber in letzter Zeit ist soviel passiert, dass ich sie irgendwie verdrängt habe. *duck*

Das Kapitel fand ich richtig gut. Vorallem Setos sarkastischer Realismus hat mir gut gefallen. Was ich ein bisschen seltsam fand, war, dass Seto plötzlich vergiftet wurde, was ja eigentlich nur im Restaurant passiert worden sein kann. Da er aber bestimmt nicht in irgendein 08-15 Restaurant, sondern eher in ein 5-Sterne Restaurant geht, dürfte das ziemlich schwierig sein. Was ich befürchte ist, dass Sandra etwas damit zu tun hat und das Ganze auf ein Du-hast-mich-abserviert-also-räche-ich-mich von einer Mary Sue hinausläuft. Aber ich denke, bei dir kann ich hoffen, dass selbst wenn es so kommt, noch genügend erklärender Plot drumherum ist.^^

Lg
Shizuka-chan
Von: abgemeldet
2008-06-12T14:23:44+00:00 12.06.2008 16:23
hallo!!

tut mir leid dass ich erst jetzt schreibe. *sry*
also ich finde den prolog ziemlich gut.
vor allem der charakter ihrer eltern ist gut dargestellt und nachvollziehbar.
die idee, dass tea so zu ihrer wohnung gekommen ist, ist sehr einfallsreich und mir persönlich gefällt sie richtig gut. :-)
also wie gesagt ein wirklich klasse prolog. ;-)

glg Heli
Von:  Shizuka_chan
2008-03-03T16:49:47+00:00 03.03.2008 17:49
Hey!

Das Kapitel war echt super süß!^^
Klasse geschrieben.

Aber, wie du dir wahrscheinlich denken kannst, hab ich wieder was rumzumäkeln. Ist aber nichts gravierendes.

Eins muss ich vielleicht zu anfang noch sagen: Als Seto Mokuba gesagt hat, Tea solle im Zimmer auf und abgehen, musste ich spontan an ein Pferd mit Kolik denken, tut mir leid. Aber jetzt eine ernsthafte Frage: Ist das wirklich so? Das hab ich irgendwie noch nie gehört...

Das mit der Geburt und der Atombombe von Hiroshima versteh ich irgendwie nicht. Was soll denn daran witzig sein? Ich steh grad irgenwie auf dem Schlauch...

Was ich ein bisschen schade fand, war, dass Sabrina geheiratet hat, während Tea im Krankenhaus lag. Ich hätte noch zwei, drei Tage gewartet. Ich meine, Tea muss sich doch riesig geärgert haben, die Hochzeit ihrer Freundin verpasst zu haben. Aber das ist nur meine eigene Meinung.

Was ich richtig klasse fand war, dass Mike Sabrina von der Hochzeit abhalten wollte und ein paar Fragen aufgeworfen hat. Ich hatte ja schon vorher bemängelt, dass ich es zu früh finde mit 15 zu heiraten. Dadurch, dass du ihre Gedanken eingebracht hast, wirkt das Ganze aber jetzt realistischer, da man zumindest weiß, dass sich darüber nachgedacht hat.

Good Chapter.

Lg
Shizuka-chan
Von:  Shizuka_chan
2008-03-03T15:54:10+00:00 03.03.2008 16:54
Hey!

Ich komme endlich wieder dazu weiterzulesen.^^
Naa, hast du mein Gemecker schon vermisst? *gg*
Diesmal ist es aber nicht viel. Im Großen und Ganzen hat mir das Kapitel super gefallen, die Hochzeit war echt toll.

Mir sind bloß ein paar kleine Schönheitfehler aufgefallen wie "Hochzeitsbäuche", da musste ich mal lachen. Manche Fehler sind echt süß. (Nicht böse gemeint.^^) Und Etablissement war's glaub ich noch.
Ansonsten sind mir nur zwei Fehler aufgefallen, wobei es auch sein kann, dass ich das falsch verstanden habe:

Am Anfang ist Tea in der Dusche und öffnet dann plötzlich Rebecca die Tür. Auf mich hatte das so den Eindruck als bestehe ihr Hotelzimmer bloß aus der Dusche.

Was mir noch aufgefallen ist, war am Schluss: Seto erzählt ein bisschen was vom weiteren Verlauf der Hochzeit und plötzlich sucht er die Kneipen nach Tea ab, obwohl es sich am Anfang noch anhört, als wäre er auf der Hochzeit. Dann sagt er plötzlich, dass er sie gefunden hat und im nächsten Abschnitt, wird erst richtig klar, wo sie sind. Aber ich glaub da hast du einfach nur Präsens und Konjunktiv vertauscht.

Was ich ein bisschen schade fand, war dass das Kapitel so abrupt geendet hat. Ich hätte vielleicht noch ein, zwei Sätze zum Verlauf des Abends geschrieben. Das hört sich für mich so an, als kommt da noch was.

Insgesamt hat mir das Kapitel aber gut gefallen. Besonders die Hochzeit und die Ideen für die Geschenke ihrer Freundinnen fand ich toll!

Lg
Shizuka-chan
Von:  Shizuka_chan
2008-02-24T17:56:51+00:00 24.02.2008 18:56
Hach, ich muss ayak zustimmen. Das Kapitel hat mir im Vergleich zum letzten schon wieder viel besser gefallen. War zwar nicht allzu lang, aber super geschrieben. (Dann schaff ich es auch mal einen kurzen Kommi ohne Meckereien zu schreiben.xD)

Lg
Shizuka-chan


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