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LOST

- Huch, wo sind wir denn hier gelandet?! -
von

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Reif für die Insel

Reif für die Insel
 

"Oceanic Flight 280 in Richtung L.A. ist nun bereit zum Boarding. Wir bitten alle Fluggäste sich nun zu Schalter Nummer 40 zu begeben." Dröhnte die Stimme einer Frau aus den Lautsprechern des Terminals.

Die Reisenden, alle verschiedenen Tätigkeiten nachgehend, blickten auf und packten ihr Handgepäck zusammen. Nur zwei junge Frauen taten gar nicht der gleichen, sondern blieben seelenruhig sitzen. Naja, nicht ganz seelenruhig... Eine von Beiden kaute nervös an den Fingernägeln, was die andere recht argwöhnisch betrachtete.

"Tess, meinst du nicht wir sollten auch langsam..."

Stummes, energisches Kopfschütteln war die Antwort. Die junge Frau starrte vor sich hin und kalter Angstschweiß stand ihr auf der Stirn. Reese beobachtete ihre Cousine skeptisch, während sich schon die anderen Reisenden an den Schalter drängten.

"I-I-I-Ich hatte einen...einen..T-Traum!" Der Blick von Tess fokussierte sich allmählich wieder und sie visierte ihre Cousine an.

"Och nö, Tess! Der Trick wirkt nach dem siebten Mal nicht mehr!" entgegnete diese und rollte mit den Augen.

"Oh schau Mal!" startete Tess einen neuen Ablenkungsversuch. "Die dahinten mit dem Mini und den kurzen blonden Haaren denkt auch sie sei die Tollste, oder?"

Unweigerlich musste Reese dem Blick ihrer Cousine folgen. Das Mädchen das sie meinte sah tatsächlich ziemlich arrogant aus. Obwohl das Terminal nicht sonderlich hell war, trug sie eine dicke Sonnenbrille und war umringt von wichtig aussehenden Männern.

Die wie mechanische Stimme der Ansagerin ertönte wieder und durchflutete die Halle.

"Aufruf für die Passagiere des Fluges 280 in Richtung L.A."

Noch bevor die Stimme ganz fertig war mit der Ansage, stopfte sich Tess die Kopfhörers ihres MP3 Players in die Ohren, so als habe sie gar nichts gehört. Reese schreckte vor der Lautstärke die aus den Kopfhörern zu ihr drang zurück. Tess summte das laufende Lied laut mit und wippte mit ihrem Oberkörper immer wieder nach vorne und nach hinten.

"Ok, wenn du es nicht anders willst..." sagte Reese mit einem Mal entschlossen und stand auf.

Sie hängte sich alle Handgepäcksstücke um und packte Tess etwas unsanft am Arm. Vor lauter Überraschung fielen ihr die Kopfhörer wieder aus den Ohren, als Reese sie zum Schalter zerrte. Sie wehrte sich mit Händen und Füßen gegen die Gewalt die ihr gerade angetan wurde, als sie plötzlich ein dumpfes Geräusch hörte und sich der Druck um ihren Arm löste.

Ihr wildes Geschrei verstummte mit einem Male und sie sah sich wie ein beklopptes Schaf in der Gegend um. Reese war rückwärts gegen ein junges Mädchen mit langen blonden Haaren gestolpert die, mit dem Rücken zu ihr, in der Reihe stand.

"Oh, Verzeihung!" rief Reese peinlich berührt und entschuldigte sich bei dem Mädchen. "Ich hab dich nicht gesehen!"

Das Mädchen drehte sich um, wodurch ihr unweigerlich ihr Babybauch ins Auge fiel. Der Schock war Reese ins Gesicht geschrieben, was das Mädchen natürlich mitbekam.

"Schon gut." sagte sie leicht genervt und drehte sich dann sofort wieder nach Vorn um.

Tess bemerkte jetzt erst, dass die Menge sich weiter Richtung Schalter bewegt hatte und sie unweigerlich mit gedrängt wurde, da sich auch hinter ihr weitere Passagiere eingefunden hatten. Sie schluckte schwer, nahm dann aber ihr Schicksal hin...zumindest für den Augenblick.

Reese hatte bereits ihr Ticket vorgezeigt und verschwand in Richtung Metalldetektor, als ihr ihre Fahrlässigkeit auffiel. Tess! Ganz alleine? Hinter ihr? Geistesgegenwärtig stürmte sie sofort, gegen den Strom der Menge, zurück zu der Ticketkontrolle an der sie Tess mit verschränkten Armen stehen sah. Kopfschüttelnd.

"Jetzt zeigen sie doch endlich ihr Ticket vor, Miss!"

Die Flugbegleiterin hatte offensichtlich ihre liebe Mühe mit Tess, doch sie ließ sich nicht beirren.

Tess wollte schon fast behaupten, dass sie sowas wie ein Ticket überhaupt nicht besass, doch die aufgebrachte Stimme der Frau die direkt hinter ihr stand ließ sie dies schnell vergessen.

"Entschuldigung." presste sie zwischen ihren Zähnen hindurch.

Ihre Tonlage veranlasste Tess sofort ihr Ticket zu zücken und es dem geduldigen Bodenpersonal zu überreichen. Mit einem betont freundlichen "Danke." wurde sie dann endlich durchgelassen. Sehr zu ihrem Leitwesen.

Reese empfing ihre Cousine mit einem finsteren Blick und packte sie dann gleich am Arm, damit sie auch ja keine Gelegenheit mehr bekam auszubüchsen. Konsequent schliff Reese sie durch bis zum Eingang des Flugzeugs. Allerdings war diese Aktion begleitet von ihrem wahnsinnigem Gemurmel, was auch den Flugbegleitern und einigen Passagieren nicht entging. Die Meisten beäugten die beiden Frauen mit einem zweifelnden Blick und wandten sich dann schnell wieder ab.

In zehn Minuten hatten sie es etwa durch die Hälfte des Flugzeuges geschafft, was nicht sehr viel war...
 

*** FLASHBACK ***
 

"Dein Flieger geht nach Sydney, dort bleibst du zwei Tage, nicht mehr! Dann fliegst du weiter nach Los Angeles, Scott wird dort auf dich warten. Keine Änderungen, keine längeren Aufenthalte, hast du verstanden?"

"Ja, ich hab verstanden."

Mit ernstem Gesicht blickte sie ihren Gegenüber an, es war Samuel, ein alter Bekannter ihrer Eltern. Schon immer hatte er sie unterstützt, doch dass er ihr nun, bei diesem Schritt half, rechnete sie ihm höher an, als alles andere zuvor, nie würde sie ihm das vergessen.

Samuels Miene wiederum bekam nun weichere Züge, seit ihren jüngsten Kindertagen kannte er das Mädchen, das nun vor ihm saß und ihn vor fast einer Woche um seine Hilfe gebeten hatte. Er war es, der die Flugverbindungen herausgesucht hatte und für sie buchte, der mit seinem Sohn Scott in LA geredet hatte, um dort eine billige Unterkunft für sie zu finden, damit sie ein neues Leben beginnen konnte, weit weg von all dem hier.

Er lächelte kurz und sarkastisch, nie hätte er sich träumen lassen, dass es einmal so weit kommen würde.

"Willst du das wirklich durchziehen?" fragte er noch ein letztes mal besorgt.

"Hab ich denn eine Wahl?"

"Man hat immer eine Wahl..."

"Du weißt genau, dass ich jetzt nicht mehr anders kann Samuel."

"Hier, ich hab dir noch etwas besorgt..."

Mit diesen Worten gab er ihr einen bräunlichen Umschlag. Sie nahm ihn zögernd entgegen und öffnete ihn. Darin befanden sich sämtliche Papiere, ein Reisepass, etwas ausländisches Geld und ein Ausweis.

Mit skeptischem Blick betrachtete sie den Namen auf dem Ausweis:

"Samantha Brown?"

"Ein Allerweltsname, damit wirst du keine Probleme haben."

Samantha war der Name seiner verstorbenen Tochter.

"Danke Sam." meinte sie zu Samuel und hatte Tränen in den Augen.

Sie mochte die Abkürzung Sam sehr gern.

"Schon gut Kleines, sei einfach nur vorsichtig..."
 

***FLASHBACK ENDE***
 

Außerhalb des Flughafens von Sydney herrschte eine sengende Hitze, wie sie für Australien zu dieser Jahreszeit üblich war, doch als sie in das Terminal eintrat, schwappte ihr angenehme Kühle entgegen.

Lange hatte sie nicht mehr Zeit bis ihr Flug nach Los Angeles los ging und dann würde sie endlich zur Ruhe kommen können. Seit sie vor zwei Tagen hier angekommen war, hatte sie keine ruhige Minute mehr gehabt.

Nachdem sie mit großer Sorgfalt ihre Koffer abgegeben hatte lief sie gedankenverloren durch die Flughafenhalle. Schließlich hatte sie die Damentoilette erreicht. Ein kurzer Blick in den Spiegel zeigte ihr, wie mitgenommen sie aussah, doch es störte sie nicht. Sie drehte den Wasserhahn auf und spritzte sich mit beiden Händen kaltes Wasser ins Gesicht bevor sie merkte, dass eine Frau hinter ihr sie schon seltsam ansah. Kurz entschlossen drehte sie das Wasser wieder ab und ging hinaus.

Ihr Flug wurde aufgerufen und sie begab sich auch sofort an Bord, denn ihr war langweilig vom Warten in der Halle. Langsam ging sie den Flugzeuggang entlang um ihre Platznummer im mittleren Teil nicht zu verpassen. Die anderen Passagiere, die schon auf ihren Sitzen platz genommen hatten, beachtete sie nicht.

Schließlich fand sie ihren Sitz, in der Mittelreihe am Gang, und ließ sich hinein fallen, ihren Rucksack schob sie kurzerhand darunter. In ihren Sitz zurück gelehnt beobachtete sie die Vorgänge im Flugzeug noch eine Weile bis sie dann versuchte über die benachbarte noch leere Reihe durch das kleine Fenster nach draußen zu sehen.

Plötzlich merkte sie, wie sich jemand in die leere Reihe neben sie setzte, ein ziemlich dicker jemand, wie sie feststellen musste, als sie sich umdrehte. Und noch dazu ein jemand, der verzweifelt versuchte, sein Handgepäck zu bändigen, was ihm nicht ganz gelang. Letztendlich gab er es auf und ließ es auf dem Gang liegen als er sah, dass sich schon eine beträchtliche Schlange von wartenden Passagieren gebildet hatte. Diese waren nun zweifelsohne dazu gezwungen, über die niedrige Tasche, welche nun den Gang versperrte, herüber zu steigen, was den Dicken anscheinend nicht zu stören schien. Zufrieden und mit ein paar Schweißperlen im Gesicht drehte dieser sich nun zu ihr um, lehnte sich etwas über den Gang und lächelte sie an.

"Ziemlich warm hier... Hallo Dude, ich bin Hurley!" meinte er und streckte ihr seine Hand entgegen.

Sie blickte eine kurze Weile auf diese und entgegnete dann trocken:

"Schön für dich, Hurley."

Ohne ein weiteres Wort drehte sie sich wieder in die andere Richtung.

Hurley blinzelte ein paar mal und musterte seine Nachbarin noch eine Weile, bevor er langsam seine Hand zurück zog, da diese den Gang noch zusätzlich versperrte. Er ging nun lieber dazu über die anderen Passagiere zu beobachtete.
 

"Wir müssen zu Reihe 63..." schnaufte Reese rein informativ zu Tess, die immer noch mit ihrem Wahn beschäftigt war.

Nach fünf weiteren Minuten hatten sie es endlich geschafft sich zu ihrer Reihe durchzukämpfen. Zu ihrer Überraschung sahen sie schon einen korpulenten Mann mit schwarzen, lockigen Haaren direkt in der Mitte ihrer Dreierreihe sitzen. Reese verstaute erstmal das Handgepäck in den Klappen über den Sitzen, während Tess noch immer mit murmeln beschäftigt war.

"Na, da hat wohl jemand Flugangst?" meinte der Mann mit einem netten Lächeln.

"Ja." Bestätigte Reese, als Tess keine Anstalten machte zu antworten. "Kannst du vielleicht einen Platz nach außen rücken, damit meine Cousine hier während des Flugs keinen Koller bekommt?"

"Na klar." ertönte seine tiefe Stimme und er rutschte etwas umständlich nach außen um in den Gang zu treten und musste dabei aufpassen, nicht auf seine Tasche zu treten, die er anscheinend dort stehen gelassen hatte. Das Mädchen auf der anderen Seite des Gangs blickte kurz zu ihnen herüber und rollte genervt mit den Augen als sie immer wieder von dem stämmigen Mann angerempelt wurde. Nach einigem manövrieren hatten es die Drei dann endlich geschafft sich alle auf ihre Plätze zu setzen und der Start war auch nur noch Minuten entfernt. Sobald sie saß zerrte Tess ihren Sitzgurt überpenibel fest, sodass sie kaum noch Luft bekam.

"W-W-Wusstet ihr eigentlich, dass wir auf der dreizehnten Reihe von hinten sitzen?"

Puste für apokalyptische Warnungen hatte sie allerdings immer noch parat. Und immer wieder flüsterte sie einen Satz vor sich hin.

"Wir werden sterben. Wir werden sterben. Wir werden alle sterben."

"Ich bin übrigens Hugo, aber nennt mich Hurley."

Tess, die zwischen Reese und Hugo zusammen gequetscht sass, drehte ihren Kopf zu ihm und flüsterte weiter.

"Hugo wird auch sterben. Hugo wird auch ste-" Reese drückte ihre Hand auf ihren Mund und lachte peinlich berührt.

"Ähehehe... hör einfach gar nicht auf sie! Ich bin Reese." Sagte sie und schüttelte Hurleys Hand.

"Und das ist meine..." und sie suchte nach einer entsprechenden Bezeichnung "...öhm...nicht ganz anwesende, geistig verwirrte Cousine Tessandra."

Tess' Augen wanderten zu Reese. Ihre Stirn lag in Falten und sie nuschelte etwas durch die Hand hindurch, die immer noch vor ihrem Mund ruhte.

"Meine sehr geehrten Damen und Herren, hier spricht ihr Kapitän. Ich freue mich sehr sie im Namen der gesamten Crew hier an Bord des Oceanic Flight 280 begrüßen zu dürfen. Wir bitten sie für einen Moment um ihre Aufmerksamkeit für einige Sicherheitshinweise. Ansonsten wünschen wir ihnen noch einen angenehmen Flug."

Reese konnte sich ein sarkastisches Lachen nicht verkneifen. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass der Flug gar nicht angenehm wird... .

Die Stewardessen vollführten in den Mittelgängen grade ihre Kunststückchen mit den Rettungswesten und Sauerstoffmasken. Auch wiesen sie auf die kleinen Pfeifen an den quietschegelben Westen hin, die Tess unbedingt sofort auf ihre Tauglichkeit prüfen wollte. Sie war ja wahrscheinlich auch die Einzige die wirklich zuhörte und sich lauthals beschwerte wenn sie irgend ein Detail nicht verstand. Immerhin könnte es lebenswichtig sein.

Die Stewardessen waren endlich fertig mit ihrer Aufführung und nahmen auf den kleinen, für sie vorgesehenen Klappsitzen platz. In weiser Voraussicht setzte sich Reese schon mal die Kopfhörer ihres MP3 Players auf und hoffte sie würde bald einschlafen. Die Maschine begann langsam zu beschleunigen, sodass die Passagiere immer mehr in ihre Sitze gedrückt wurden. Tess begann langsam zu hyperventilieren und verkrampfte ihre Hände mit aller Macht um die von Reese und Hurley. Schon vollkommen automatisch begann Reese daraufhin zu nuscheln.

"Das ist alles ganz normal, solche Geräusche gibt's immer beim Fliegen, es kann auch mal wackeln..."

Die Tabletten die Reese ihr vorher vorsorglich eingeflößt hatte begannen nun Gott sei Dank zu wirken und für die nächsten drei Stunden war Tess sogar richtig erträglich. Reese nutzte diese Gelegenheit um schon mal für den ihnen bevorstehenden Zeitwechsel vorzuschlafen. Man könnte fast meinen sie würde sich ein bisschen erholen, bis sich bei Tess plötzlich ein Urtrieb meldete.

"Ich muss maaal."

Reese stöhnte innerlich auf.

"Dann geh doooch."

Tess zögerte einen Moment lang. "Ähm... ... na gut!" sagte sie trotzig und zog demonstrativ ihr T-Shirt mit der Aufschrift "Reif für die Insel" straff.

Sie quetschte sich an Hurley vorbei, der gerade ein Nickerchen hielt und stolzierte aus Reeses Blickfeld. Zum wiederholten Mal an diesem Tag schüttelte sie den Kopf über Tess, aber sie konnte ja schließlich nichts für ihre Flugangst. Andere Leute haben dafür Angst vor Spinnen... oh, das hatte Tess ja auch... oder vor großen Höhen... ach halt, das war auch kein gutes Beispiel. Na ja, jedenfalls sollte sie solchen Sachen als angehende Psychologin etwas ruhiger hinnehmen. Sie seufzte. Jetzt war sie wohl unweigerlich von ihrem Erholungsschlaf aufgewacht, also wieso nicht ein paar Leute beobachten? Interessiert schaute sie auf die Reihe neben sich und Hurley, doch leider gab es da absolut nichts zu sehen außer schlafende Omas und Opas und ein junges Mädchen, das sich konsequent von ihr weg drehte. Da hatten sie ja ne tolle Reihe erwischt.

So langsam wunderte sich Reese wo Tess so lange blieb und entschied mal nachzusehen, da ihre Knochen sowieso nach einer Streckung verlangten. Sie stand auf und haute sich fast den Kopf an den tief hängenden Gepäckstauräumen ein, doch zum Glück konnte sie es noch in letzter Sekunde vermeiden. Als sie dann allerdings vor Hurley stand ergab sich ein Problem. Wie sollte sie über ihn klettern ohne ihn zu wecken? Sie hob grade ein Bein um es zu versuchen, als sie eine leichte Erschütterung spürte. Nach einer ersten Schrecksekunde krallte sie sich an dem nächst Besten was sie zwischen die Finger bekam fest um nicht umzufallen. Als das Wackeln vorbei war realisierte sie plötzlich, dass es ein anderer Passagier war der sie stützte. Und dazu noch ein extrem gut aussehender. Sie fühlte wie sie schlagartig rot im Gesicht wurde und stammelte ihn eine Entschuldigung entgegen.

Der Mann lächelte nervös. Er schaute sich den Gang hinab um und meinte nur "Schon gut."

Reese hingegen wollte sich so eine Chance natürlich nicht entgehen lassen und meinte sofort. "Ich bin Reese, und du?"

Der Mann hatte keine Chance zu antworten, denn das Flugzeug wurde sofort wieder erschüttert, nur dass es diesmal um einiges heftiger war. Sofort leuchteten alle Anschnallzeichen auf und einige Fluggäste schrieen kurz auf. Mit einem vielsagenden Blick verschwand der Mann den Gang hinab und in die Toilette, was Reese recht verwundert beobachtete.

Auch Reese drängelte sich wieder in ihren Sitz als gerade Tess den Gang entlang gestolpert kam. Zu ihrer Überraschung war diese nicht ganz so aufgeregt wie sie es hätte vielleicht sein sollen.

"Sehr geehrte Fluggäste, ich bitte um ihre Aufmerksamkeit." schallte die leicht zittrige Stimme des Piloten plötzlich durch das Flugzeug. "In den nächsten Minuten wird es zu einigen Turbolenzen kommen, weshalb ich sie bitten muss sich auf ihre Plätze zu begeben und sich anzuschnallen. Bitte stellen sie ihre Sitzlehnen in eine aufrechte Position und stellen sie alle elektronischen Geräte ab."

Tess, die sich von ihrem Ausflug auf dem Mittelgangboden wieder einigermaßen erholt hatte, presste sich zwischen Reese und den gerade erwachenden Hurley und wagte wieder eine apokalyptische Bemerkung.

"Genau so hab ich es in meinem Traum gesehen..."

"Ach jetzt spinn nicht rum, Tess..." entgegnete Reese die, als das Ruckeln immer heftiger wurde, nun auch langsam Panik bekam. "...du musst nicht alle unnötig in Panik versetzen."

Mit einem Mal sank das Flugzeug einige Meter in die Tiefe, sodass alle Insassen vor Schreck aufschrieen. Instinktiv hatte sich Tess wieder an Reeses und Hurleys Hand festgekrallt. Der Kapitän konnte anscheinend das Flugzeug grade noch mal fangen und zog es mit aller Macht wieder auf die Ausgangshöhe zurück. Als er dies tat knarrte und stöhnte das Metall des Flugzeuges nur so, dass Tess und Reese irgendwie schlecht wurde. Mit aller Kraft versuchte Reese sich von Tess' Hand zu lösen um ein Stoßgebet gen Himmel zu schicken, doch die war so in ihrer Angst verkrampft, dass es nicht ging. Eins war klar..DAS konnte ganz bestimmt nicht normal sein.

"Ich weiß was jetzt gleich passiert..." stammelte Tess und sah vielsagend aus dem Fenster hinaus. Sie hatte nicht einmal Zeit ihren Gedanken auszusprechen, als plötzlich das Metall der Tragfläche zu bersten begann.

Panische Schreie gingen durch das Flugzeug, als es begann sich aufgrund des Tragflächenverlustes und der daraus resultierenden Gewichtsveränderung nach rechts zu kippen.

Von jetzt an ging alles furchtbar schnell. Die Luke der Kabine wurde nach außen und aus ihren Verankerungen gerissen und verabschiedete sich in die Tiefen des Ozeans. Die Ersten Leute wurden sofort von dem Sog der Luft mitgezogen und der Druck in der Kabine sank immer tiefer. Die Sauerstoffmasken sprangen aus ihren Aufbewahrungsorten und wurden gierig von den nach Luft schnappenden Passagieren an sich gerissen. Die eisige Luft wütete wie ein Orkan im Flugzeuginneren und alles was nicht Niet -und Nagelfest war verschwand auf nimmer wiedersehen. Mit der immer geringer werdenden Flughöhe geriet die Maschine immer mehr ins kreiseln, und stürzte nun fast senkrecht. Bei einem letzten Schlinger schleuderten Reeses und Tess' Köpfe gegen die Bordwand und die Sitzlehne, dass ihnen mit einem Mal schwarz vor Augen wurde und sie vom restlichen um sich herum nichts mehr mitbekamen. Die Schreie verhallten und alles wurde dunkel als die Ohnmacht von ihnen Besitz ergriff... .
 

Sie war gerade ein geschlafen als ihr Nachbar sie anstupste. Sofort schreckte sie hoch und wusste im ersten Moment nicht, wo sie war.

"Ehm... die Stewardess will wissen, was du trinken willst, Dude." meinte er gut gelaunt und grinste sie an.

"Nichts." entgegnete sie böse und wollte sich wieder zum Fenster drehen.

Auf dem Gang entstand ein kleiner Tumult, da gerade mehrere Leute an der Sitzreihe vorbei wollten, zum Teil über die noch immer dort stehende Tasche stolperten und gegen deren Besitzer Hurley und auch seine Reihennachbarin stießen.

Diese blickt genervt auf. Ein recht großer Mann in Anzug und Krawatte stand genau vor ihrer Sitzreihe und blickte sie mit einem belustigten Augenrollen an, da Hurley gerade zum wiederholten Mal versuchte, seine Tasche aus dem Weg zu räumen. Obwohl sie es nicht wollte, musste sie das kurze Grinsen des Mannes erwidern.

Dann ging er weiter und schien sich wieder auf seinen Sitz zu setzen.

Das Anschnallsignal erschien und eine Stimme war über die Lautsprecher zu hören:

"Meine Damen und Herren, der Pilot hat die Anschnallsignale eingeschalten. Bitte setzen Sie sich auf ihren Platz und schnallen Sie sich an."

"Oh... Das hört sich aber garnich gut an, Dude..." meinte Hurley und drehte seinen Kopf in alle möglichen Richtungen, um zu entdecken, was los sein könnte.

"Du kannst aufhören dir den Kopf auszurenken, du wirst sowieso nichts sehen..." meinte seine Reihennachbarin nur und schnallte sich an.

Hurley sah sie nur kurz an und tat es ihr dann gleich.

Wenige Minuten später war ein lauter Knall zu hören, man sah Rauch an den Fenstern vorbei ziehen und langsam breitete sich Panik im Flugzeuginneren aus. Menschen schrieen und einige waren sogar aufgestanden und liefen über die Gänge, andere weinten. Ein Warnsignal schaltete sich ein und wenig später wurden die Gasmasken herunter gelassen.

Das Flugzeug stürzte ab.

Tag 1 - Pilot

Tag 1 - Pilot
 

(Anmerkung der Autoren: auch dieses Kapitel haben wir zu mindestens 50% ohne Lost-Vorwissen geschrieben ^^° Viel Spaß!)
 

~~°~~°~~°~~°~~
 

Das Erste was Tess nach ihrem Erwachen spürte war Schmerz. Da Schmerz ein eindeutiges Zeichen dafür war, dass man noch lebte ging sie davon aus, dass sie dies wirklich tat. Doch in diesem Moment wünschte sie sich fast sie würde es nicht tun. In ihrem Kopf hämmerte gerade ein ganzes Team von Bauarbeitern an der Fertigstellung eines Holzhauses und als sie die Augen öffnete verschleierte ihr eigenes Blut ihr die Sicht. Ihr Bein war eingeklemmt und laute Schreie drangen an ihr noch nicht richtig funktionierendes Gehör. Das Flugzeug war ein einziges Schlachtfeld geworden. Um sie herum lagen Sitzreihen wild verstreut, auf ihnen noch immer die Leichen jener die das Unglück nicht überlebt hatten. Tränen schossen ihr in die Augen als sie das Rentnerpärchen direkt gegenüber liegen sah. Das Flugzeugwrack lag auf der Seite und eine Sitzreihe hatte ihr Bein eingeklemmt. Allein konnte sie sich unmöglich befreien. Doch noch viel wichtiger war...wo war Reese? Als sie den Geruch von Feuer wahrnahm begann sie laut um Hilfe zu schreien. Als sie bereits dachte ihr würde keine Hilfe zuteil steckte ein, nach Tess' Meinung, Iraker im mittleren Alter seinen Kopf durch die aufgerissene Seitenwand.

"Oh Gott sei Dank! Ich dachte schon-..."

"Ist schon gut, Kleine...kannst du dich bewegen?"

"Ja...nur mein Bein ist eingeklemmt."

Der Mann nickte und verschwand für ein paar Sekunden aus Tess' Sichtfeld.

"Nein, nein, nein...bleiben sie hier...bitte...lassen sie mich nicht allein!"

Tess flossen die Tränen wie Sturzbäche über die Wangen und wischten Rinnen in ihre blutverschmierte Gesichtshälfte.

Doch der Mann kam nach kurzer Zeit mit einer Eisenstange wieder die er unter die Sitzreihe klemmte.

"Wie heißt du, Kleine?" fragte er die völlig aufgelöste junge Frau während er sich mit seinem gesamten Gewicht auf die Stange stemmte. Wie Tess auffiel hatte er keine sichtbaren Verletzungen.

"Tess." war die knappe Antwort.

"Ich bin Sayid." und mit einer letzten Hebelbewegung flog die Reihe zur Seite.

Sayid schmiss die Stange lieblos zur Seite und zog Tess sofort aus dem Wrack. Sie musste blinzeln als die gleißende Sonne auf kristallblauem Himmel sie blendete. Doch was sie sah ließ sie sich wünschen lieber wieder ohnmächtig zu sein.
 

Das leise Geräusch von Rauschen des Meers weckte Reese langsam aus ihrer Ohnmacht. Im ersten Moment hatte sie keine Ahnung wo sie war und was geschehen war, doch so langsam kehrten die Erinnerungen zurück und mit ihnen auch die Schmerzen. Ihr Kopf tat unwahrscheinlich weh, so als hätte sie zwei Wochen lang durchgesoffen. Unter sich spürte sie warmen Sand, doch auch diese Gefühl war alles andere als angenehm. Der Sand rieb sich tief in eine Schürfwunde die sie auf der Wange hatte hinein. Sie versuchte sich vom Boden hoch zu drücken, doch ihre Arme konnten einfach nicht genug Kraft aufbringen und sie sackte zurück in den Sand. Reese stöhnte auf. Vielleicht sollte sie einfach hier liegen bleiben und warten bis sie stirbt. Wer weiß ob noch jemand außer sie das Unglück überlebte hatte. Sie war grade wieder dabei in einen halbwachen Zustand zu verfallen als sie merkte, wie jemand sie unter beiden Armen packte und hoch auf die Beine zerrte. Es dauerte einige Sekunden bis sich ihr Blick richtig fokussieren konnte und sie erkannte, dass es ein Mann im mittleren Alter ohne Haare war.

"Kannst du allein stehen, Soldat?" brummte er Rees entgegen, welche der festen Überzeugung war ihre Wunde am Kopf würde ihr schwer zu schaffen machen.

"Ich, äh..." stammelte sie und wankte auf dem Fleck hin und her. "Wer sind Sie?"

Der Mann brauchte ein Weile bis er begann auf ihre Frage zu reagieren.

"Mein Name ist John." Antwortete er kurz.

"Freut mich, ich bin Reese!" antwortete sie immer noch leicht durcheinander.

"Na dann, ...Reese... am besten du gehst jetzt mal rüber zum Flugzeugwrack, da scheinen sich alle die überlebt haben zu treffen."

Plötzlich machte es klick in Reeses Hirn. Tess! Sie hatte vollkommen ihre Cousine vergessen! Wenn sie selbst überlebt hatte, war die Wahrscheinlichkeit sicher hoch, dass sie auch überlebt hatte. Sie nickte John noch schnell entschlossen zu und machte sich dann so schnell und gut sie konnte auf den Weg zu dem nicht übersehbaren Wrack. Überall auf dem Strand verteilt lagen Überreste von Koffern und von dem Flugzeug selbst. Es liefen wirklich einige Menschen drum herum, sodass sie auf den ersten Blick niemanden bekannten aus der Menge filtern konnte.

Reese schleppte sich durch den Sand, der jeden ihrer Schritte erschwerte, bis sie meinte, sie würde gleich zusammenbrechen. Doch grade dann sah sie jemanden in mitten von zerstreuten Klamotten und Sanddünen sitzen. Es war der Mann den sie kurz vorm Absturz im Flugzeug getroffen hatte. Er sass ganz allein und zusammen gekauert da und starrte vor sich hin in die Leere. Nur als Reese direkt mit ihm auf einer Höhe war sah er kurz zu ihr. Sie lächelte etwas gequält und bekam eine ähnlich resignierende Geste von ihm zurück. Aber sie musste weiter und Tess suchen. Die hatte jetzt erstmal Vorrang.

Reese stolperte weiter durch den Sand in Richtung Wrack, wo sie grade einen arabisch aussehenden Mann mit einer jungen Frau herausklettern sah. Sie brauchte eine Weile bis sie mitbekam wer es war, doch dann schrie sie es aus vollem Leib.

"Tess!"

Die Angesprochene hob so schnell wie ihr Zustand es erlaubte den Kopf und auch der Mann der sie stützte wandte seinen Blick zu ihr. Gemeinsam stolperten auch sie mehr als das sie gingen in Resses Richtung.

"Tess!" rief sie noch einmal und breitete ihre Arme in die Richtung ihrer Cousine aus. Von neuem begannen Tränen über ihr Gesicht zu laufen, doch diesmal wischte sie sie nicht weg. Als die Beiden endlich bei einander angekommen waren, schlossen sie sich fest in die Arme und verharrten eine Weile in ihren Schluchzern.

Der Mann der Tess gestützt hatte stand mit einem leichten Lächeln neben den Beiden und beobachtete sie für einen Moment.

Reese war die Erste die sich wieder aus der Umarmung löste. Sie umschloss mit ihren Händen sanft Tess' Schultern und schob ihre Cousine vorsichtig auf Armlänge von sich um sie besser betrachten zu können. Genau wie sie, hatte auch Tess ein vollkommen von Staub und Schmutz verdrecktes Gesicht. Nur die Bahnen der Tränen wischten den Dreck fort und zeigten ihre weiße Haut. Sie schien keine schwerwiegenderen Verletzungen zu haben, nur die Platzwunde über ihrer Augenbraue machte Reese ein klein wenig Sorgen.

"Wie geht's dir? Was tut dir weh?" fragte sie mit ruhiger Stimme.

"Mein Kopf...und mir ist schlecht." Tess hielt sich den Bauch.

"Das ist nur der Schock." und sie strich mit der einen Hand Tess' blonde Haare beiseite um mit der anderen die Haut oberhalb der Wunde etwas straff zu ziehen. "Das hier muss allerdings genäht werden. Aber eigentlich sieht es schlimmer aus als es ist."

Tess wollte gerade etwas erwidern, als sie merkte wie von hinten jemand an sie heran trat. Sie wandte ihren Kopf um zu sehen wer es war.

"Ah, ..." sagte sie zu Reese "das ist Sayid. Sayid, meine Cousine Reese."

Sayid streckte Reese sofort seine Hand entgegen, die sie auch bereitwillig nahm und schüttelte.

"Hallo, sind zwar beschissene Umstände, aber trotzdem nett dich kennen zu lernen."

Sayid grinste, wurde aber sofort wieder ernst.

"Es ist besser, wenn ihr an den Teil des Strandes geht." und er deutete weiter hinter sich. "Die Anderen sind auch da."

Tess blinzelte ihn an.

"Die Anderen?"

Er blinzelte ebenfalls und sah zu Boden als er sich korrigierte.

"Die...Überlebenden."

Reese hörte Tess neben sich schlucken.

"Gut, dann gehn wir dahin. Komm Tess!"

Und Tess wurde am Handgelenk gepackt und mit gezogen. Sayid schaute den Beiden noch kurz nach bevor er seinen Weg in die Andere Richtung fortsetzte.

Nach einigen Metern drosselte Reese ihr Tempo auch schon wieder und ließ sich auf Tess' Höhe zurück fallen. Auch ließ sie ihr Handgelenk wieder los, sodass ihre Cousine von allein gehen konnte. Sie schlurfte ohne ihre Beine richtig zu heben. Sie sprachen keine Wort als sie sich durch das Chaos kämpften was sich ihnen am Strand bot. Überall lagen Trümmer des Flugzeugwracks, einige sogar noch brennend, und dann diese Schreie die einfach niemandem zuzuordnen waren. Nach ein paar weiteren Metern lag hinter einem Trümmerhaufen ein Blut Überströmter Mann. Tess blieb abrupt stehen und deutete erschrocken auf ihn. Für einen kurzen Moment wurde es ihr schwarz vor Augen. Reese schuppste sie eilig weiter bis sie nur noch wenige Schritte von der Menschengruppe entfernt waren die Sayid anscheinend gemeint hatte. Reese drückte Tess sanft in den Sand und hockte sich vor sie.

"Ruh dich aus, ich bin gleich wieder da."

Tess nickte als sich Reese wieder erhob und davon eilte. Ihr Ziel war der Mann hinter dem Trümmerhaufen. Sie kniete sich neben ihn, so beobachtetet Tess, und fühlte scheinbar seinen Puls. Nach kurzer Zeit ließ sie von ihm ab, wahrscheinlich konnte sie nichts mehr für ihn tun. Gleich darauf verschwand sie aus Tess' Sichtfeld.
 

Noch selbst unter Schock stehend, machte sich Reese auf um sich um Verletzte zu kümmern. Schließlich war es ihre Pflicht als Ärztin... oder angehende Ärztin.

"Oh Gott!" schrie sie auf und rannte schnell auf einen Mann zu der grade versuchte eine Frau wiederzubeleben. "Warten Sie, ich bin Arzt!" sagte und ließ sich neben dem Mann auf die Knie fallen. Reese hatte ihn schon fast zur Seite geschupst, als er ihr gehetzt entgegnete

"Das bin ich auch, Jack." Während er das sagte hörte er nicht auf der Frau eine Herz-Lungen Wiederbelebung zu geben.

"Ich... ich bin Reese." Sagte schließlich nach einigem zögern.

Sie wollte ihm helfen, doch irgendwie war sie wie gelähmt. Sie wollte nichts falsch machen...

Mit einem Mal drehte sich Jack hastig um und bekam vor Schreck große Augen.

"Reese!" rief er ihr laut zu und deutete auf das Wrack. "Die Tragfläche!"

Reese drehte sich ruckartig um. Sie sah wie die noch vorhandene Tragfläche des Flugzeugs bedrohlich über den Köpfen von zwei Menschen knarrte. Wie angestochen sprang sie auf und versuchte, so schnell sie mit dem Sand unter ihren Füßen konnte, zu ihnen zu rennen.

"Hurley!" schrie Reese, als sie ihren Sitznachbarn erkannte und gestikulierte wild. "Weg da!"

Geschockt sahen die beiden hoch und Hurley versuchte der Frau die neben ihm saß aufzuhelfen. Es gelang ihm nicht gleich, also schlang Reese ihren Arm mit um die Frau und zu dritt stürzten sie von dem Flugzeugwrack weg. Sie waren noch keine zehn Meter entfernt, als der Stahl zerbarst, die Tragfläche hinab klappte und mit einer Explosion in tausend Stücke gefetzt wurde. Die Druckwelle war so heftig, dass die drei zu Boden geschleudert wurden.

Reese wusste, dass sie keine Kraft dazu hatte sich aufzurichten, und trotzdem zwang sie sich irgendwie dazu, auch wenn es gegen ihren Willen war. Sie drückte sich hoch und sah die Frau an, die sie grade vorm sicheren Tod bewahrt hatte. Plötzlich erkannte sie, das es genau die selbe war, die sie noch im Terminal aus versehen angerempelt hatte. Das schwangere Mädchen. Zu Reeses Schock keuchte und hechelte sie schwer.

"Hey, alles in Ordnung?" fragte sie schnell und deutete vielsagend auf den Babybauch.

"Ich... Ich glaub ich hab Wehen!" sagte die jung Frau aufgeregt und zugleich völlig verängstigt.

"Schon gut." Sagte Reese "Du musst dich beruhigen, versuch einfach... ganz ruhig zu atmen, ja? Mein Name ist Reese, mach dir keine Sorgen, ich bin Ärztin."

"Bist du echt? Na ein Glück, Duda." Sagte Hurley. "Kannst du dir vielleicht mal meine Schulter ansehen? Ich glaub ich hab sie mir irgendwie verknackst."

"Sicher, Hurley! Aber erst später, jetzt musst du erstmal für mich auf die Frau hier aufpassen, okay?"

"Äh..." stammelte Hurley etwas überrascht.

"Versuch einfach sie zu beruhigen." Sagte Reese und stützte sich auf ihm ab um aufstehen zu können. "Und du,..." wand sie sich noch mal an das schwangere Mädchen. "...versuch bloß nicht zu pressen!"

Das Mädchen nickte mit einem gequälten Lächeln, doch Reese bemerkte das kaum, sondern sie stolperte schon wieder durch die Überreste des Flugzeugs die überall am Strand verteilt waren.

Sie kam an dem ziemlich großen Kabienenteil vorbei wo sie Tess wieder getroffen hatte und instinktiv wollte sie hineinklettern um nach Überlebenden zu suchen. Sie hatte noch nicht mal einen Schritt herein getan, da kam ihr der ekelhaftes Gemisch von Blut und Petrol in die Nase gezogen. Blitzschnell drehte sie sich wieder weg und musste schwer ringen um sich nicht zu übergeben.

Erst das Geräusch eines schwer atmenden Mannes lies sie das Ekelgefühl vergessen. Sie suchte mit ihren Augen den Strand ab, konnte aber im ersten Moment nichts sehen, bis er ihr mit einem mal auffiel.

"Oh Gott..." sagte Reese bevor sie sich selbst davon abhalten konnte.

Sie ließ sich neben den Mann in den Sand fallen und versuchte erstmal einen klaren Gedanken zu fassen, doch irgendwie ging das nicht, egal wie sehr sie es versuchte. Sie rekapitulierte nur immer wieder das, was sie sah. Blut, Blut, Blut. Der Mann hatte einen riesigen Metallsplitter in der Brust. Dann plötzlich schoss ihr ein Gedanke durch den Kopf, es war das einzige was ihr einfiel das sie tun konnte.

"JACK!" schrie sie so laut sie konnte, so lange bis sie ihn auf sich zulaufen sah. Sie war erleichtert. Er würde das schon regeln.

"Hilf mir ihn zu tragen." Sagte er mit bleichem Gesicht "Wir müssen ihn aus der prallen Sonne bringen."

Reese nickte. "O-okay."

Als die beiden den Mann unter den Armen packten und aufzogen stöhnte er schrecklich auf. Reese hoffte inständig, dass er bald das Bewusstsein verlieren würde.
 

Tess schloss für einen Moment die Augen und versuchte ihre Gedanken zu ordnen. Sie atmete tief durch, allerdings gelang es ihr nur mäßig das Hämmern in ihrem Kopf zu ignorieren. Was war geschehen? Wieso war das Flugzeug abgestürzt? Und was hatte sie doch für Glück gehabt. Dass sie noch lebte und dazu noch nur leicht verletzt war, war pures Glück gewesen. Wie lange mag der Absturz schon her gewesen sein? Und wo befanden sie sich? Aber das war eigentlich egal...es konnte sich nur noch um Stunden handeln bis die ersten Rettungstrupps eintreffen würden. Sie rieb sich ausgiebig die Augen bevor sie sie wieder öffnete und sich ein wenig umsah. Das Grüppchen Überlebender neben ihr bestand ebenfalls zur Mehrzahl aus leicht Verletzten. Einige hockten wie sie im Sand und starrten vor sich hin, allen Anschein nach noch unter Schock stehend. Andere unterhielten sich und versorgten ihre Wunden mit einem Verbandskasten. Direkt vor ihr versperrte ihr ein weiteres Trümmerstück die Sicht auf das Meer. Gepäckstücke lagen überall verstreut und wareteten auf ihre Besitzer. Tess blinzelte. Der eine Koffer da...der hatte einen metallischen Glanz an dem er die Sonne reflektierte. Genau wie ihrer. Tess kämpfte sich auf ihre, noch ganz zittrigen, Beien hoch und stolperte noch halb benommen auf das Wrack zu. Auf halben Weg saß ein Mann mit mittellangen, dunkelblonden Haaren im Sand und versuchte und versuchte sein Feuerzeug zum Laufen zu bringen. Er schien allerdings Probleme damit zu haben und warf es wütend und unter wilden Verfluchungen von sich. Seine Zigarette steckte er in seine Hemdtasche. Da er Tess das Feuerzeug direkt vor die Füße warf sah er auf als sie sich danach bückte. Tess brauchte 2 Versuche um es zum funktionieren zu bringen. Sie grinste als sie es in hohen Bogen zu ihm zurück warf und er es mit einer Handbewegung auffing. Ein erneuter Versuch und es brannte wie zuvor. Der Mann grinste ebenfalls und Tess setzte ihren Weg fort. Sie erkannte den Koffer jetzt deutlicher und sah, dass es definitiv ihrer war. Allerdings stellte sie fest, dass er eingeklemmt war als sie an seinem Griff zog. Also nahm sie auch die Andere Hand und zog kräftiger. Und aus irgend einem unerfindlichen Grund fühlte sie sich beobachtet. Mit einem lauten Bersten sprang der Plastegriff aus seiner Verankerung und Tess flog in hohen Bogen zurück und landete im Sand. Den Griff immer noch in der Hand, lag sie nun mit allen Vieren von sich am Strand. Der Himmel war so herrlich blau und doch konnte sie sich ein Wort einfach nicht verkneifen.

"Scheiße!"

Und da drängelten sich die Kopfschmerzen wieder an die Oberfläche. Das mit ihrem Koffer war eine ziemlich schlechte Idee gewesen. Also beschloss sie die Augen wieder zu schließen und einfach noch eine Weile liegen zu bleiben. Das Metall des ehemaligen Flugzeuges ächzte nach einiger Zeit völlig unerwartet und als Tess die Augen öffnete sah sie den Mann mit dem Feuerzeug vor sich stehen. Und neben ihm Stand:

"Mein Koffer!"

Sie schnellte hoch. Ihr wurde eine Hand entgegen gestreckt und Tess ließ sich hoch helfen.

"Danke!"

"Kein Problem...du hast wohl was zu verbergen?"

Tess runzelte die Stirn. Was meinte er? Er lächelte.

"Dein Koffer..."

"Mein Ko...oh!"

Tess verstand als sie auf ihren schwarzen Koffer herab sah. Er hatte ein Zahlenschloss.

"Tja, die Sachen einer Frau sind ihr eben heilig und keiner sollte sich daran vergreifen...oder sie hat einen fürchterlichen Modegeschmack und schämt sich dafür."

Und so fuhr sie den anderen Griff des Koffers aus um ihn hinter sich her ziehen zu können.

"Ich bin übrigens Tess."

Ihr Gegenüber zögerte einen Moment bevor er antwortete.

"Sawyer. Hallo."

Er schüttelte Tess' Hand und runzelte die Stirn als er ihr blutverschmiertes Gesicht genauer betrachtete.

"Das sollte sich mal jemand ansehen." und er zeigte flüchtig auf ihre Stirn.

Tess registrierte, dass er selber in der Nähe der Schläfe blutete.

"Oh ja, meine Cousine ist Medizinstudentin. Sie wird sich das mal ansehen, denke ich. Apropos, wo ist die eigentlich?"

Und als sich Tess in die Richtung drehte in der sie Reese zuletzt gesehen hatte bog diese gerade um die ecke eines Flugzeugteiles was noch am brennen war.

"Hey, da ist sie ja."

"Wie sagt man? Wenn man vom Teufel tratscht kommt er angelatscht...na ja...mach's gut."

Er hob die Hand zum Abschied und marschierte in Richtung der Anderen davon.

"Mach's gut, und danke noch maaaaal." rief sie ihm hinterher.

Ohne sich umzudrehen hob er erneut die Hand und winkte ab. Tess wandte sich wieder in Reese Richtung, es sah so aus als würde sie jemanden suchen.

"Reheeeeeese!" schrie Tess und hüpfte ein bisschen auf und ab und winkte ihr.

"Juhuuuuuu!"

Reese drehte ihren Kopf und begann auf sie zu zu rennen als sie sie erkannte. Tess wartete geduldig bis ihre Cousine bei ihr war.

"Wer war das?" fragte sie als erstes.

"Ach, das war Sa-"

"Wie geht's dir?" wurde sie direkt von ihrer, keine Antwort abwartenden, Cousine unterbrochen. "Ist dir schwindelig?"

Tess schüttelte ihren Kopf vorsichtig.

"Wie viele Finger siehst du?" fragte Reese weiter und formte ein Victory-Zeichen vor Tess' Gesicht.

"Öhm...zwei?"

"Gut...okay." Reese klatschte in die Hände.

"Wo warst du eigentlich?"

"Nach Überlebenden suchen." Sagte sie kurz.

Tess sah ihr verschmiertes T-Shirt, verschmiert mit Blut was nicht das von Reese war.

"Komm, lass uns zu den Anderen gehen. Hey, ist das dein Koffer?"

Tess nickte stolz als sie Reese folgte und ihren Koffer hinter sich herzog.

"Ja, war so nett und hat-"

"Wer?" wurde Tess erneut unterbrochen.

Doch eine Antwort auf ihre Frage erhielt Reese wieder nicht. Ein ohrenbetäubender Knall, oder vielmehr eine Explosion, hallte den Strand entlang, und da wo Reese und Tess bis noch gerade eben standen knallte die brennende Turbine auf den Boden. Die Beiden Cousinen treten sich synchron um und schluckten. Wie konnte man nur in so kurzer Zeit zwei mal so viel Glück haben? Die Köpfe aller Anderen Gestrandeten drehten sich zu ihnen.

"Darf ich jetzt zusammenbrechen und anfangen hysterisch zu schreien?" fragte Tess.

Reese Gesichtsausdruck wurde tiefernst als sie Tess wieder bei den Schultern packte, zu sich drehte und ihr tief in die Augen sah.

"Teeeeess."sagte sie langgezogen. "Panik ist ein Fremdwort für dich."

Tess sah sie ungläubig und mit weit aufgerissenen Augen an.

"Also darf ich nicht?"

Reese schüttelte mit geschlossenen Augen den Kopf.

"Neeeeein."erklärte sie genauso langgezogen, fügte allerding etwas schneller und schon leicht hysterisch hinzu "Das werde ich für dich übernehmen!"

Noch bevor Tess genügend Zeit hatte um ein ordentliches Stirnrunzeln hin zu bekommen hatte tief Luft geholt, die Arme in die Höhe gestreckt, war in die Knie gegangen und kreischte so laut in Richtung Himmel, dass sich der liebe Gott bestimmt gerade die Ohren zu hielt. Tess tat es jedenfalls. Reeses Gekreische verwandelte sich allmählich in ein heiseres Krächzen und sie musste husten. Tess klopfte ihr vorsorglich aber völlig sinnlos auf den Rücken als Reese nach ihrem Anfall wieder aufstand. Sie atmete erleichtert aus.

"Hach, das war herrlich, mir geht's gleich viel besser! Willst du auch mal?"

Tess sah sie mit hochgezogener Augenbraue an. Gerade eben hätte sie es gern gewollt, aber jetzt, nachdem sie Zeuge eines solchen Ausbruchs war und erkannt hatte das es einen leicht geisteskranken Eindruck machte war sie sich nicht mehr so sicher.

"Äh...ne du, lass mal, ich hab's mir anders überlegt. Vielleicht beim nächsten mal. Ehehehe."und sie kicherte gespielt.

Der Rest der Gestrandeten blickte immer noch voller Spannung und Entsetzen zugleich zu ihnen bis sich ein Mann in Anzug und mit kurzen, schwarzen Haaren erhob und ihnen zurief:

"Alles in Ordnung?"

Reese hob die Hand zur Bestätigung.

"Jahaaaa!"

Tess sah sie noch immer voller Unglauben a als sie wieder am Handgelenk gepackt wurde.

"Schnell weg, bevor das nächste Trümmerteil versucht uns zu zermatschen."

Tess sah sich alarmiert um. Warum musste Reese immer den Teufel an die Wand malen?

Bei der kleinen Gruppe angekommen wurde Tess erneut in den Sand gedrückt.

"Ich bin gleich wieder da." und wieder war Reese verschwunden.

Tess hatte ein ungutes Gefühl bei der ganzen Sache. Von weitem sah sie einen stämmigen Mann mit etlichen Koffern beladen auf das Grüppchen zu taumeln. Sie wollte schon "Hurley!" brüllen und ihn zu sich winken, als Reese sich, mit Nadel und Faden bewaffnet, vor se plumpsen ließ.

"Was...hast du denn damit vor?"

"Na was wohl?" Sie deutete auf Tess' Stirn.

"Oh, ich halte das für keine so gute Idee, und so schlimm ist es doch bestimmt nicht..."

"Jetzt stell dich nicht so an, die Nadel ist sogar desinfiziert."

"Na da bin ich ja beruhigt."

"Oder zweifelst du etwa an meinen Fähigkeiten?" Reese verengte die Augen zu schlitzen.

"Nein, nein, es ist nur..."

"Platzwunden nähen lernt man heutzutage im ersten Semester...JETZT HALT ENDLICH STILL!"

Reese hatte schon mehrere male versucht die Nadel an zu setzen, aber Tess hatte sich immer erfolgreich nach hinten gelehnt und Reeses Hände von sich gedrückt.

"Wusstest du, dass ich Angst vor Nadeln habe?"

Reese stöhnte und ließ die Arme sinken.

"Och, nicht noch eine Phobie!"

"Doch, und zwar eine ganz große. Ohne Narkose spielt sich hier nichts ab."

Und während Reese noch überlegte wo sie jetzt auf die Schnelle eine Narkose her nehmen sollte kam Hurley nichts sehend und noch genauso beladen durch die Gruppe geschlichen. Leider stolperte er über Tess' Koffer und sein eigener Kofferturm fiel in sich zusammen. Einer streifte dabei Tess' Kopf. Die Stelle war anscheinend so empfindlich gewesen, dass Tess erst noch bestürzt hoch schreckte bevor sie die Augen verleierte und ohnmächtig in den Sand kippte.

"Tess!" Reese beugte sich über ihre Cousine als Hurley angestolpert kam.

"Oh je...das wollt' ich nicht."

Doch Reese kam auch schon eine Idee.

"Ach das macht doch nichts Hugolein. Du hast mir damit sogar sehr geholfen."

Hurley verstand nicht, doch Reese grinste nur teuflisch und sah auf die Nadel in ihrer rechten Hand.
 

Als Tess die Augen wieder öffnete fuchtelte Reese gerade mit einer Schere vor ihrem Gesicht herum.

"Tadaa! Fertig!"

Tess erhob sich, die Kopfschmerzen noch schlimmer als zuvor.

"Was hat mich da getroffen? Hat sich jemand die Nummer des Lasters gemerkt?"

Reese grinste.

"Nein, aber merkst du was?"

Tess schoss es.

"Hast du etwa?"

Reese nickte.

"Yup, Nur vier Stiche!"

Während Tess ihre Wunde betatschte trat der Mann in dem Anzug neben die Beiden.

"Und das so sauber." sagte er und tätschelte Reese die Schulter "Sehr schön! Aus dir wird mal ne tolle Ärztin."

Und, husch, schon war er wieder weg. Tess sah ihm nach.

"Und das war?"

"Das war Jack, er ist Arzt!"

"Na dann sind wir ärztemäßig ja richtig ausgelastet." sagte Tess und schnappte sich ihren Koffer.

In wenigen Handgriffen war der Zahlencode eingegeben und der Koffer sprang auf.

"Hat der eigentlich auch ein Geheimfach?" wollte Reese wissen.

"Jeder Zahlenschlosskoffer hat ein Geheimfach." war die Antwort.

Reese nickte interessiert.

"Aha..."

Tess Augen leuchteten auf als sie, dass der Inhalt unversehrt geblieben war.

"Frische Sachen und hier...meine Waschtasche!"

Tess hielt Reese ihre orangene Waschtasche kurz unter die Nase bevor sie sie öffnete.

"Zahnbürste, -pasta, -und Seide, Make up, Rasierer, Kamm, Ohrstäbchen und...ehehehe...anderer Frauenkram."

"Ohrstäbchen? Gib her, ich glaub ich hab Sand im Ohr."

Reese riss die Tasche an sich und kramte danach während Tess nur dasass und darüber den Kopf schüttelte.
 

Sie erwachte, weil sie um sich herum Schreie hörte. Vorsichtig öffnete sie die Augen, in ihrem Kopf dröhnte es unwahrscheinlich und ihr Körper schmerzte. Sie versuchte den Kopf zu drehen um zu sehen, wo sie lag, doch sie stieß an irgendetwas hartes und drehte ihn wieder zurück. Irgendwie wusste sie genau, dass mit ihrem Unterkörper etwas nicht in Ordnung war, denn sie konnte ihn nicht spüren. Langsam fühlte sie Panik in sich hoch steigen, doch schaffte sie es, diese erfolgreich niederzukämpfen.

Mit den Augen suchte sie die Gegend ab, die sich in ihrem Blickfeld befand. Doch sie konnte nichts richtig erkennen außer graue Bündel, die überall herum lagen. Vor ihren Augen verschwamm die Gegend. Plötzlich glaubte sie, sich in der Ferne etwas bewegen zu sehen.

So gut es ging versuchte sie, mit ihrer brüchigen Stimme um Hilfe zu rufen.

Es näherte sich ihr jemand, sie konnte hören, wie herumliegende Wrackteile zur Seite geschoben wurden und Schritte näher kamen. Jemand lehnte sich zu ihr herunter, ein Mann mit dunklen lockigen Haaren und brauner Hautfarbe.

"Hallo, können Sie mich verstehen?" fragte er mit besorgter Stimme und warf immer wieder kurze Blicke zu ihren Beinen hinunter.

Dann zog er etwas aus der Brusttasche ihres Hemds.

"Samantha, richtig?" fragte er und blickte sie an.

Nur mühsam den Ausweiß in seiner Hand erkennend nickte sie langsam... es war besser so.

"Ich bin Sayid." stellte der Fremde sich nun selbst vor, "Hör zu Samantha, ich werde versuchen dich hier raus zu holen, aber es wird wahrscheinlich etwas weh tun, ein Flugzeugteil hat dich eingeklemmt."

Samantha nickte tapfer.

"Ich heb es an und du musst versuchen dich irgendwie weg zu rollen, auch wenn's weh tut, ja?"

Wieder nickte Samantha.

Mit aller Kraft hob Sayid nun die Sitzreihe an, die Samantha bedeckte und tatsächlich schaffte sie es, sich unter großen Schmerzen zu befreien.

"So, das wäre geschafft." meinte Sayid wenig später und kniete sich wieder neben Samantha.

"Sieht nicht so aus, als wäre etwas gebrochen, nur gequetscht. Geht's dir ansonsten gut?"

"Ja... geht schon, was ist passiert?"

"Das Flugzeug ist abgestürzt, es gibt nicht viele Überlebende, wir hatten Glück."

"Wo sind wir?"

"Keine Ahnung. Ich bring dich erst einmal in ein Lager, dass wir eingerichtet haben, dort ist auch ein Arzt. Macht es dir was aus, wenn ich dich trage Samantha?"

"Nein... ehm kannst Sam sagen..."

"OK Sam, los geht's."

Während Sayid sie trug konnte Sam sich die Umgebung etwas näher betrachten. Sie waren an einem riesigen, weitläufigen Strand, der sicherlich ziemlich schön gewesen wäre, wenn er nicht von teilweise noch brennenden Flugzeugteilen und Leichen übersäht war. Geschockt wandte sie den Kopf ab und vergrub ihn an Sayids Brust. Dieser schien zu ahnen, was sie so bewegte, hielt sie etwas fester und beschleunigte seinen Schritt.

Kurz darauf kamen sie zu einem Lagerfeuer, um das einige Sitzüberreste angeordnet waren, etwas abseits stand ein provisorisch errichtetes Zelt aus dem, zu Sam's großer Überraschung, der Mann im Anzug, der ihr im Flugzeug zugelächelt hatte, kam. Auch er schien sie wiederzuerkennen.

"Wo hast du sie gefunden?" fragte er knapp.

"Etwas weiter unten am Strand, sie waren eingeklemmt, aber es scheint nichts gebrochen zu sein." antwortete Sayid, setzte Sam vorsichtig auf einigen Sitzen ab und setzte sich daneben. Auch der Mann im Anzug, denn er jetzt nicht mehr trug, gesellte sich zu ihnen und untersuchte Samantha. Als er ihren musternden Blick bemerkte, lächelte er sie wieder an:

"Ich bin Arzt."

"Ich weiß... was für ein netter Name..." erwiderte Sam und versuchte ebenfalls ein Lächeln.

"Oh, tut mir Leid... Ich bin Jack..."

"Sam."

"Hier hast du bisschen Wasser, Dude." ertönte auf einmal eine Stimme neben Sam und ihr wurde eine Schale mit Wasser gereicht.

Zu ihrer Überraschung stellte sie fest, dass ihr dieser jemand seltsam bekannt vor kam. Mit einem weiteren Lächeln nahm sie die Schale an:

"Danke Hurley, freut mich, dich wieder zu sehen!"
 

Eine Weile später saß Sam fast allein mit Jack an der Feuerstelle. Ihr "Retter", Sayid, war noch mal los gezogen um weiteren Überlebenden zu helfen. Jack hingegen musste zurück bleiben, um die schon geborgenen zu verarzten und zu betreuen. Nur Hurley war noch mit da, jedoch saß er abseits und schien nicht zu bemerken, was um ihn herum geschah.

"Jack, da ist Blut auf deinem Hemd..."

"Ich weiß, ich hab mich irgendwie beim Absturz verletzt."

"Willst du da nich irgendwas tun, die Blutung stoppen oder so?"

"Es blutet nicht mehr stark, es muss nur genäht werden."

"Oh..."

"Hier."

Etwas verstört blickte Sam abwechselnd zwischen Jack und dem Nähzeug, das er ihr gerade gegeben hatte, hin und her.

"Wa..."

"Sei bitte vorsichtig, du musst die Wunde etwas zusammen drücken und mit kurzen, engen Stichen nähen."

"WAS?! Ich soll dir Löcher in die Haut stechen und nen Faden durch ziehn? Du bist doch hier der Arzt!"

"Ich würde dich nicht darum bitten, wenn ich es selbst machen könnte."

"Hör zu, es is jetzt nich so, dass ich jeden Tag nen Menschen zusammen nähe..."

"Wenn du es nicht machst, muss ich Hurley darum bitten."

Beide drehten den Kopf und blickten auf Hurley, der etwas zitternd und blass am Feuer saß und noch immer sehr abwesend wirkte, so zerstreut war er von all dem Blut und den offenen Wunden der überlebenden Passagiere.

"OK, ich mach's."

Vorsichtig begann Sam Jacks Hemd auszuziehen um den verletzten Rücken freizulegen. Die Verletzung war noch umgeben von halb getrockneten Blutresten. Mit etwas Wasser aus einem nahestehenden Eimer reinigte Sam die Wunde sachte. Jack zuckte leicht zusammen.

"Dort drüben steht etwas Alkohol." meinte er.

Sam griff sich die Flasche, die schon etwas mitgenommen aussah und blickte sie mit gerunzelter Stirn an.

"Aha... ich glaub ich desinfizier lieber erst die Wunde und geb dir die Flasche erst danach, wer weiß wie viel sonst noch davon übrig bleibt..." entschied sie sich schließlich scherzhaft.

Der junge Arzt nickte nur und zuckte abermals zusammen, diesmal etwas heftiger, als Sam ein bisschen Alkohol auf die Verletzung gab. Dann desinfizierte sie noch ihre Hände bevor Jack die Flasche bekam und einen kräftigen Schluck nahm.

"Geht's jetzt besser?" fragte Sam und griff nach der Nadel.

"Ja, etwas..." antwortete Jack grinsend.

"Irgendeine bevorzugte Farbe?" meinte Sam weiter und hatte verschiedene Fäden vor sich ausgebreitet.

"Nein, nur stinknormales Schwarz bitte."

Schließlich setzte Sam zum Nähen an. Obwohl sie nicht genau wusste, was sie da tat und ob sie es richtig machte schien Jack keine größeren Schmerzen zu haben. Doch dann begannen ihre Hände leicht zu zittern, sie erinnerte sich ein eine Begebenheit aus ihrer Kindheit.

"Ganz ruhig..." riss Jacks leise Stimme sie aus ihren Gedanken, "Du machst das gut, nur keine Panik bekommen..."

Sam biss sich auf die Unterlippe:

"Nein, das ist es nicht, ich musste nur gerade an etwas denken."

"Sag bloß du hast vergessen zu Hause den Herd aus zu machen, also da ist es jetzt auch zu spät, dein Haus is hin."

Sam musste lachen, doch ihre Hände zitterten noch immer.

"Hey Sam, beruhig dich erst mal etwas, zähl einfach: eins, zwei, drei, vier, fünf."

Sie zählten gemeinsam und nach einer kurzen Weile wurde sie wirklich ruhiger.

"Das hab ich mir angewöhnt bei meiner ersten OP..." erklärte Jack, "...mehr als fünf Sekunden darfst du der Angst keine Zeit lassen, von dir Besitz zu ergreifen, dann muss der Kopf wieder klar sein."

Sam nickte tapfer und setzte ihre Arbeit fort.
 

Tess ließ sich in den Sand fallen und seufzte laut. Unter anderen Umständen wäre es direkt schön gewesen die Dämmerung hier am Strand zu erleben, wie die Luft langsam begann sich abzukühlen und der Himmel sich in alle möglichen Rottöne tauchte. Nur leider störte das in den Himmel ragende Flugzeugwrack die Idylle dieses Bildes. Sie konnte noch immer nicht fassen was passiert war. So viele Menschen waren tot, aber sie lebte noch...

Reese, die grade aus dem Gebüsch hinter ihr hervortrat, ging es ähnlich. Innerlich stellte sie sich genau die selben Fragen, doch sie bemühte sich darum sich nichts anmerken zu lassen.

"Hey...wieso bist du nicht bei den Anderen?" fragte sie und stellte sich direkt neben Tess.

Tess blickte immer noch auf das Meer hinaus und beobachtete den schnell voran schreitenden Sonnenuntergang.

"Ich will sie nicht verpassen."

Reese runzelte die Stirn und hatte bereits eine Ahnung was Tess meinte. Trotzdem fragte sie:

"Wen denn?"

Tess blickte voller Verwirrung zu ihr auf.

"Na die Rettungstrupps. Die müssen doch bald da sein."

"Tess...es wird bald dunkel. Du solltest nicht allein ganz allein hier sitzen bleiben. Komm mit mir zurück zum Feuer. Die finden uns auch wenn du nicht hier wartest."

"Jemand muss sie doch zu euch führen. Ich bleib hier, ich kann das doch machen, ich bin immerhin kein Baby mehr. Geh du ruhig."

Reese sah ein, dass es nichts bringen würde hier und jetzt mit ihrer Cousine darüber zu diskutieren ob es an einem bald völlig düsteren Strand überhaupt sinnvoll war auf so was wie eine Rettungsmannschaft zu warten.

"Du weist ja wo du mich finden kannst." sagte Reese daher, legte ihre Hand auf Tess Schulter und drückte diese kurz bevor sie wieder im Gebüsch verschwand.

Sie hoffte natürlich selber, dass so schnell wie möglich Hilfe eintreffen würde, doch der Absturz war bereits 16 Stunden her. Wieso also waren sie nicht schon längst gerettet wurden? Langsam aber sicher begann sie daran zu glauben, dass es keine Hilfe mehr geben würde und sie sich selber die größte sein müssten. Und bald würde Reese merken, dass sie nicht die Einzige ist die so denkt.

Doch sie machte sich Sorgen. Sorgen über diejenigen die fest an eine Rettung glaubten. Leute wie Tess. Die sich mit all ihrer Macht an diesen einen Gedanken klammerten und so alles andere zu überspielen. Die Angst, die Verzweiflung...die Wahrheit. Was würde mit ihnen geschehen wenn sie das ganze Ausmaß ihrer Lage erst richtig begreifen würden. Wie würden sie reagieren?

Reese war an die Feuerstelle zurück gekehrt. Es war in der Tat ziemlich schnell dunkel geworden. Sie fragte sich ob Tess noch immer saß wo sie saß und Löcher in den nächtlichen Himmel starrte, immer auf Hilfe wartend. Zu ihrer Überraschung war niemand außer Hulrley und Claire, die schwangere Frau aus dem Terminal, mehr anwesend. Sie saßen mit zahlreichen Decken bewaffnet ums Feuer und schwiegen sich gegenseitig an.

Erst jetzt bemerkte Reese wie kalt es eigentlich Nachts auf so einer Südseeinsel werden konnte. Wieder dachte sie an Tess. Sie hatte nur ihr T-Shirt an.

"Wo sind denn die Anderen?" Reese setzte sich.

"Ach die..." winkte Hurley ab "Keine Ahnung...die sind die Insel erkunden, oder so. Ich glaub sie suchen das Cockpit."

Noch bevor Reese irgend etwas erwidern konnte schüttete sich buchstäblich der Ganze Himmel über ihnen aus. Ohne Vorwarnung öffnete er seine Schleusen und seine monsunartigen Regenfälle ergossen sich über ihnen. Mit einem Quieken sprang Claire auf und lief unter die nächste freie Abdeckplane unter die sie sich quetschen konnte. Hurley dagegen war etwas langsamer und in der kurzen Zeit schon fast pietschenass, genau wie Reese. Das Feuer erlosch binnen Sekunden, der Boden wurde matschig und die Luft erwärmte sich wieder etwas.

Reese wand ihre Haare etwas aus und setzte sich auf eine Sitzreihe unter einer Plane. Glücklicherweise lag eine Decke darauf, die sie sich auch gleich umwarf. Durch die Lautstärke des fallenden Regens bemerkte sie nicht wie Jack und ein junger Mann aus dem Wald um sie herum traten und sich eilig ein trockenes Plätzchen suchten. Der Mann, der, wie Reese bemerkte, dazu noch der aus dem Flugzeuggang war, schien zu geschockt um irgend etwas zu sagen und legte sich, ohne die Anderen auch nur eines Blickes zu würdigen, schlafen. Jack nickte dankend zu Hurley der ihm gerade etwas heißes zu Trinken entgegen hielt. So was konnte sie jetzt auch vertragen, dachte Reese, also zog sie den Kopf unter die Decke und rannte so schnell sie konnte unter die Abdeckung unter der die Anderen standen bzw. bereits lagen.

"Hey!" sagte Hurley als sie unter die Plane gekrochen kam. "Jetzt kannst du dir ja meine Schulter ansehen!"
 

Tess überraschte der Regen genau so wie alle Anderen. Es füllte sich so an, als wenn jemand eine ganze Flasche Wasser über ihren Kopf ausleeren würde. Doch als sie sich umdrehte war da niemand der einen derartigen Anschlag auf sie verübte. Das Übel kam von weiter oben.

Voller Unwollen erhob sie sich.

"Morgen." sagte sie. "Sie werden Morgen kommen. Sie MÜSSEN Morgen kommen."

Tess rannte Richtung Lager. Sie wollte sich ja nicht unbedingt eine Lungenentzündung holen. Allerdings tat sie dies nicht ohne noch einmal einen prüfenden Blick über ihre Schulter in Richtung des nicht mehr erkennbaren Horizonts zu werfen.

Als sie im Lager ankam klebten ihr die Haare in dunklen Strähnen ins Gesicht und der warme Regen rann ihr den Rücken hinunter. Reese, die mit Jack gerade eine Tasse Tee schlürfte überreichte ihr gleich ihre Decke und drückte sie in den Sitz neben sich. Tess lehnte ihr Teeangebot dankend ab. Sie zog sich recht schnell mit ihrem Koffer in das provisorisch aufgebaute Zelt zurück. Trockene Sachen waren jetzt das A und O.

Es war noch nicht sonderlich spät und doch konnte man ohne Hilfsmittel kaum noch etwas erkennen. Claire nickte an ihrem Schlafplatz auch langsam ein und Hurley schnarchte schon seit gut 10 Minuten vor sich hin. Reese seufzte. Anscheinend machten sie sich keine Gedanken über ihre Rettung. Sie war sich nicht sicher ob Tess diese Nacht überhaupt ein Auge zu tun konnte.

"Jack?" fragte sie in die Dunkelheit neben sich hinein.

"Ja?"

"Habt ihr noch Überlebende gefunden?"

Etwas an seiner zögernden Antwort verriet Reese, dass er nicht die Wahrheit sagte.

"Nein. Nur weitere Trümmer."

Das monotone Plätschern hörte genauso schlagartig auf wie es angefangen hatte. Die Wolken lichteten sich langsam und würden bald den Mond freilegen der wieder ein wenig Licht in das Dunkel bringen würde.

Tess trat wieder aus dem Zelt.

"Okay..." sagte sie "Ich hab jetzt drei T-Shirts, zwei Pullover und eine Jacke an. Das muss reichen."

Sie reichte Reese die Decke wieder.

"Danke, und...du weckst mich doch wenn Hilfe kommt, oder?"

Reese Gesichtszüge erstarrten für einige Sekunden bevor sie sich wieder fing und ein Antwort stotterte.

"Äh, j-ja..sicher, sicher...schlaf gut."

Tess lächelte und umarmte Reese.

"Danke, Gute Nacht!" Tess winkte Jack zu " Nacht, Jack!"

Dieser war wohl bis gerade eben noch in Gedanken gewesen, denn er schreckte etwas hoch und winkte ihr nur halbherzig zu.

Tess rollte sich auf einer Liege die sie für einen angemessenen Schlafplatz zu halten schien zusammen. Sie holte noch einmal tief Luft und schloss die Augen.

Reese wandte sich flüsternd zu Jack. Ihre Mine hatte sich verfinstert.

"Sie werden nicht kommen, nicht wahr?"

Jack hob den Blick und sah sie an. Sie konnte sein Gesicht durch das Mondlicht deutlich erkennen.

Sein Schweigen verriet ihr erneut, dass irgend etwas ganz und gar nicht stimmte. Himmel, er hätte ihr wenigstens wiedersprechen können. Seine Stille war fast unerträglich.

"Sag mir die Wahrheit, Jack." sagte sie etwas lauter als beabsichtig und fügte daher etwas leiser hinzu "Bitte. Ich seh doch, dass was nicht stimmt. Was ist los?"

Jack seufzte resignierend. Er schien Probleme damit zu haben die richtigen Worte zu finden.

"Wir...haben den Piloten gefunden."

"War er noch am Leben? Wo ist er?"

Jack schüttelte den Kopf.

"Es gab da einen Zwischenfall."

"Zwischenfall? Was für ein Zwischenfall?" zischte Reese und sah kurz zu der Kugel in die sich Tess verwandelt hatte.

Jacks Kopfschütteln schien langsam chronisch zu werden, denn er tat nun nichts anderes mehr.

"Später...er sagte, das einige Stunden nach dem Start der Radar ausfiel. Wir waren für den Rest der Welt unsichtbar."

Reese lauschte seinen Worten gespannt als er weiter erzählte.

Also war es wahr. Sie würden wirklich nicht kommen. Sie k o n n t e n sie gar nicht finden. Reese war den Tränen nahe als sie sich nach dieser Unterhaltung schlafen legte.
 

Sam stand am Strand, allein, mit den Füßen im Wasser. Irgendwie hatte sie sich immer schon gewünscht auf einer warmen südlichen Insel zu wohnen, das Meer rauschen zu hören und mit den nackten Füßen durch den Sand laufen zu können. Als kleines Mädchen war sie sogar schon einmal mit einem kleinen Koffer zum Flughafen gelaufen um in den Süden zu fliegen. Sie mussste lachen als sie daran dachte, wie ihre Eltern reagiert hatten.

"Dir scheint's ja wieder besser zu gehn." ertönte eine ruhige, vertraute Stimme hinter ihr.

Sie drehte sich um und die leichte Seebriese wehte ihr die Haare ins Gesicht. Sayid trat neben sie und betrachtete nun ebenfalls das Meer.

"Du siehst nicht aus, als ob du nach Hilfe ausschau hältst..." meinte er und betrachtete ihren abwesenden Blick.

"Nein, ich glaube nicht, dass sie uns so schnell finden..."

"Aber du glaubst das sie uns finden."

"Du nicht? Vielleicht taucht auch erst in Jahren jemand hier auf, wie in den Filmen..."

"...oh ja, ich seh mich schon mit einem Fußball reden..." meinte Sayid und sie mussten beide lachen.

Tag 2

Tag 2
 

Es hatte den Anschein als hätte sie nur wenige Sekunden die Augen geschlossen als sie sie wieder aufriss. Jemand hatte sie an der Schulter berührt.

"Tess, was ist los?"

"Ich kann nicht mehr schlafen." murrte diese und war nicht einmal darum bemüht die Stimme zu senken "und die Anderen sind auch nicht mehr da."

"Ach ja?" Reese war hellwach und schlug die Decke mit der sie sich zugedeckt hatte beiseite um aufzustehen "Dann lass uns zum Strand gehen."

Tess nickte und folgte Reese durchs Unterholz. Regentropfen tropften ihnen kontinuierlich auf den Kopf und als sie durch das Gebüsch und auf den Strand brachen saßen sie alle vereint um ein großes Lagerfeuer. Reese und Tess gesellten sich dazu und Hurley beantwortete die Unausgesprochene Farbe.

"Wir wollten euch nicht wecken."

Einige Zeit starrten sie nur alle ins Feuer und schwiegen sich an. Jack verschwand ab und zu mal wieder. Tess dachte sich, dass er bestimm nach den verletzten sah.

Sie war nicht die Einzige die sich absolut sicher war bald gerettet zu werden. Ein Flugzeug verschwindet nicht einfach so und keiner kümmert sich darum. Es war nur noch eine Frage der Zeit eh am Horizont ein gesamtes Geschwader von Hubschraubern auftauchen und auf sie zu fliegen würde.

Doch jetzt war es Nacht. Und irgendwie konnte sich Tess absolut nicht mit dem Gedanken abfinden mehrere Nächte hier verbringen zu müssen. Wer weiß was da alles rum kraucht und fleucht... . Nein, sie wollte lieber gar nicht daran denken, doch unweigerlich drängte sich ihr ein Bild in den Kopf wo eine, natürlich giftige, Schlange sich untere ihre Zudecke schlängelte und sie unter lautem Geschrei aus dem Schlaf geweckt werden würde. Tess schüttelte es. Sie musste sich irgendwie ablenken. Was ist die Wurzel aus 433?? Sie grübelte...okay...vielleicht etwas Anderes...

"Ähm..." begann sie.

Reese, die neben ihr saß, schaute auf. Die Anderen die mit um das Feuer saßen reagierten nicht.

"...hast du vielleicht Lust mit schwimmen zu gehen? Ich meine... wenn wir morgen gerettet werden wollen wir nicht gar so dreckig aussehen, oder? Vielleicht kommen wir ja ins Fernsehen?"

Sawyer, rechts neben ihr, schielte unauffällig in ihre Richtung.

Reese schien damit einverstanden zu sein und nickte bestätigend.

"Okay."

Tess stand auf und Reese tat es ihr gleich. Die plötzliche Bewegung um das Feuer brachte auch die Anderen dazu ihre hängenden Köpfe zu heben. Die beiden Frauen entfernten sich vom Feuer und wurden von der Dunkelheit umhüllt. Jack, gerade von den Zelten wiederkehrend, rief ihnen kurz hinterher:

"Geht nicht zu weit weg, hört ihr?"

Die Dunkelheit vom Rande des Feuerscheins antwortete ihm:

"Geht klar." Es war Tess' Stimme.

Die Cousinen liefen durch den erkaltenden Sand und wollten zu einer Stelle an der sie einigermaßen unbeobachtet sein würden. Sie sprachen kein Wort. Jede hing ihren eigenen Gedanken nach. Bis Tess plötzlich begann.

"Meinst du sie haben Angst um uns?"

Reese wusste nicht was sie meinte.

"Wen meinst du?"

Tess blickte Reese in die Augen und blieb stehen.

"Unsre Eltern."

Reese wusste nicht richtig was sie antworten sollte, denn sie wusste es ehrlich gesagt selbst nicht wirklich.

"Ich denke nicht...du weißt doch, dass sie sagen wir wären unverwüstlich."

"Ja...aber vielleicht sollten sie Angst haben...dann würde ihnen vielleicht mal einfallen, dass wir ihre einzigen Kinder sind und sie uns in letzter Zeit mehr als nur vernachlässigt haben..."

Reese blickte an Tess vorbei und erblickte einen Umriss der sich deutlich vom Wald hinter ihr abhob. Sie deutete mit ihrem Zeigefinger auf den Umriss. Tess, in ihren Ausführungen unterbrochen, folgte dieser Bewegung und kniff die Augen zusammen um mehr erkennen zu können. Langsam schlichen sich die Beiden näher heran und schlurften unauffällig an dem Etwas vorbei was da im Sand hockte. Tess war sich nicht sicher ob sie den jungen Mann schon einmal gesehen hatte, aber Reese begegnete ihn nun schon zum dritten Mal. Was angesichts der Tatsache, dass sie zusammen auf einer Insel gestrandet waren nicht sonderlich verwunderlich war. Er hatte seine Kapuze tief ins Gesicht gezogen und hob seinen Blick kurz. Den Beiden entging nicht, dass er am ganzen Körper zitterte und seine Finger sich in seinen Armen verkrallt hatten. Der Schweiß stand ihm auf der Stirn und reflektierte das Mondlicht. Tess zögerte als Reese sich bereits wieder abwand und ihren Weg fortsetzte.

"Ähm...Reese...willst du als Hobbypsychologin ihm nicht helfen?"

Die Angesprochene drehte sich mit leidendem Gesichtsausdruck wieder halb zu ihr um.

"Glaub mir...ich als "Hobbypsychologin" weiß ganz genau was ich tue."

Als die Beiden synchron ihre Köpfe wieder zu ihm drehten sahen sie gerade noch wie er wankend im Wald verschwand.

Unsicher sahen sie ihm hinterher.

"Komm Tess." Reese machte wieder kehrt und trottete weiter Richtung Wasser.

Dort angekommen entledigten sich die Frauen schnell ihrer Hosen, T-Shirts, Pullover, Jacken und was sie sonst noch an hatten. Reese schritt mutig voran in die vom Wind bewegten Wellen. Tess hielt ihr T-Shirt noch eine Weile in der Hand.

"Vielleicht hätte ich das nicht anziehen solln..."

Reese war bereits Hüft tief verschwunden und tauchte plötzlich einfach ganz ab. Sie glaubte nicht an schlechte Ohmen und abergläubisch war sie schon gar nicht. Als sie wieder auftauchte und nach Luft schnappte war auch Tess im Wasser und drehte ihre Runden.

"So ein Bad im Mondenschein ist voll romantisch." seufzte sie.

Im Stillen bestätigte Reese das. Doch schon bald war den Frauen etwas kalt im Wasser und sie schmissen sich in ihrer Unterwäsche bekleidet an den Strand, lauschten den Wellen und zählten die Sterne. So einen Sternenhimmel hatten sie schon lang nicht mehr gesehen...

Als sie einigermaßen getrocknet waren und sich den Sand abgeklopft hatten zogen sie sich wieder an und begaben sich auf dem Weg zurück zum Feuer.

Sie wurden kritisch von den Anderen beäugt und wurden prompt gefragt ob sie Charlie gesehen hätten?

"Charlie?" wollte Tess wissen. "Ist das der mit der dunklen Jacke, dem gestreiften Shirt und einer Kette?"

Alle Gespräche am Feuer verstummten als Tess alle Einzelheiten von seiner Bekleidung aufzählte. Reese war überrascht wie viel sie sich in dem kurzen Augenblick gemerkt hatte.

Jack bejahte ihre Angaben und kratzte sich nachdenklich am Kopf.

"Niemand sollte sich bei der Dunkelheit noch allein rumdrücken solange wir die Insel noch nicht kennen."

"Naja, es ist schon ne Weile her seit wir ih-"

"Ja, wir haben ihn grade erst gesehen!" unterbrach Reese Tess etwas auffällig, sodass alle zu ihr sahen. "Ich... werd ihn gleich holen gehen."

Reese verlor keine Zeit, sondern machte sofort kehrt. Sie lief in die Richtung in der sie Charlie zu letzt gesehen hatte. Es dauerte einen Moment bis es Tess dämmerte und sie ihr Lauthals hinterher schrie

"Warte, ich komm mit!!"

Alle am Feuer zuckten zusammen, als ihre Stimme die nächtlich Stille durchdrang. Tess aber war das im Moment egal, denn sie musste sich beeilen Reese hinterher zu eilen. Sie konnte ihr Cousine in der Dunkelheit schon kaum noch sehen und rief ihr deshalb zu, sie solle doch auf sie warten.

"Nein!" bekam sie als Antwort von Reese zurück. "Wir finden ihn schneller, wenn wir uns aufteilen."

Tess schnaufte. "Und wie finden wir uns dann?!" wollte sie wissen.

"Pfeifen!" hörte sie Reese noch aus der Ferne schreien und dann verhallte jedes Geräusch in der Dunkelheit.
 

Reese lief ein kalter Schauer über den Rücken. Sie hasste die Dunkelheit und dass schon seit sie klein war. Und trotzdem rannte sie wegen einem Fremden jetzt Mutterseelen allein im Dunkeln über eine ihr völlig unbekannte Insel. Sie musste völlig übergeschnappt sein. Na ja, vielleicht war sie auch einfach eine sehr verantwortungsbewusste Medizinstudentin. Ja, darunter konnte man es sicher abhaken!

Reese stolperte im Dunkeln einige Male über Wurzeln und anderes Gesträuch, was Teileweise mit schmerzhaften Stichen verbunden war. Doch sie hatte keine Zeit zum jammern, denn irgendwie hatte sie ein ungutes Gefühl wegen Charlie. Sie hatte gedacht er hätte einfach nur einen Schock nach dem Absturz erlitten, doch nun war sie sich nicht mehr so sicher. Ein plötzliches Geräusch schreckte Reese auf. Sie sah sich um und sah plötzlich in der Dunkelheit Charlie an einen Baum gelehnt sitzen. Er hatte sie Augen geschlossen und sah, im Gegensatz zum letzten Mal als sie ihn gesehen hatte, ruhig aus. Sie ging langsam auf ihn zu, denn er machte keine Anzeichen als ob er sie bemerkt hätte. Als sie direkt neben ihm stand und er noch immer nicht regierte, kniete Reese sich neben ihn und legte behutsam eine Hand auf seine Schulter.

Mit einem Mal riss er die Augen auf. Er sah sich für einen Moment suchend um, bis sich sein Blick auf sie fokussierte.

"Scheiße..." entfuhr es Reese bei dem Anblick seiner Augen. "Was hast du genommen?"

Es war offensichtlich für sie, dass er unter dem Einfluss irgendwelcher Drogen stand. Unweigerlich runzelte sie die Stirn.

"Deswegen sahst du vorhin so elend aus, was?" redete sie weiter als sie von ihm keine Antwort bekam.

"Mir geht's gut..." murmelte er, offensichtlich genervt von ihrer Fürsorge.

Reese gab sich alle Mühe jetzt nicht die Psychologin raushängen zu lassen, doch er machte ihr ernsthafte Sorgen. Sie nahm seinen Kopf zwischen beide Hände und lehnte ihn ein wenig nach hinten um noch mal seine Pupillen zu kontrollieren. Als sie ihre Hände wieder löste, klappte sein Kopf nach vorn und gegen ihre Schulter. Sie fühlte wie ihr Herzschlag für einen Moment aussetzte, doch sie fing sich wieder.

"Hm, ich schätze du wirst dich nicht freuen wenn ich dir vorschlage, dass wir zwei Hübschen zurück zu den anderen gehen? Oder besser gesagt, dass ich dich dahin zurück schleppe."

"Richtig." Sagte Charlie und hob ihr grinsend einen Finger entgegen.

"Na gut." Erwiderte Reese trotzig und setzte sich neben ihn auf den Boden. "Dann sitz ich die Sache halt hier mit dir aus."

Sie hatte sich grade so bequem es ging gegen den Baum gelehnt, als ihr einfiel, dass sie Tess rufen sollte. Sie würde sonst bestimmt sauer werden... Reese steckte Daumen und Zeigefinger in den Mund und stieß einen lauten Pfiff aus. Das müssten sie und mindestens die halbe Insel gehört haben, Charlie zuckte neben ihr zusammen. Stille trat wieder ein. Eine Stille, die Reese irgendwie unangenehm war... . Plötzlich hörte sie ein Rascheln etwas weiter weg. Ihr Herz rutschte ihr in die Hose. Sie wusste nicht ob sich es sich einbildete oder nicht, aber irgendwie kam es ihr so vor, als würden die Baumwipfel wackeln.

"Ok, ich hab ernsthaft Schiss im Dunkeln und da ich außerdem nicht will, dass du mir hier einschläfst, musst du mir jetzt was erzählen." Meinte Reese mit einem leicht aufgesetztem Lachen und sah sich in der Umgebung um.

"Ich heiße Charlie Pace." sagte er etwas träge und rollte seinen Kopf etwas in die Richtung von ihrer Schulter.

"Ich bin Reese... erinnerst du dich noch an mich?"

Sie deutete sein nicken... oder besser das Kopfrubbeln an ihrer Schulter als ein "Ja" und wollte grade etwas weiter nachbohren, als sie ein Rascheln hörte. Es dauerte keine zehn Sekunden, bis Tess in voller Lebensgröße und mit verschränkten Armen vor ihnen stand. Reese schluckte.

"Ja... du hast mich natürlich sofort als du ihn gefunden hast gerufen..!" meinte sie und setzte sich, natürlich nur aus Protest, so weit weg von Reese wie möglich, nämlich auf die andere Seite von Charlie. Jetzt musste Reese grinsen.

"Und das ist meine Cousine Tess."

"Freut mich!" sagte diese gleich ganz aufgeregt und wollte Charlies Hand schütteln, als sie bemerkt, dass er nicht richtig zu reagieren schien. Sie blickte fragend zu Reese rüber, welche ihre liebe Mühe hatte ihrer Cousine pantomimisch den Grund für seinen Zustand darzustellen. Als sie es dann mit Lippenlesen versuchte, hatte sie es endlich verstanden.

"Sollten wir zurück zum Camp?" fragte Tess ihn fürsorglich, doch er murmelte nur eine unverständlich Ablehnung. "Ich hab aber Angst hier im Dunklen..." quengelte sie weiter, was von einem zustimmenden Nicken von Reese unterstützt wurde.

"Wenn wir zu lange weg sind werden sich die Anderen wundern wo wir sind und uns suchen..." warf Reese ein und sah mit einem Stirnrunzeln auf Charlie.

"Ich hab eine Idee!" platzte es so plötzlich aus Tess heraus, dass die anderen Beiden zusammenzuckten. "Wir schaffen ihn heimlich zurück zu dem Platz den Jack zum schlafen bestimmt hat, legen ihn hin und sagen er wär durch den Schock schon eingeschlafen."

"Jack ist Arzt, Tess." Entgegnete Reese. "Wenn er Charlie sieht, weiß er sofort was los ist."

"Ich sag ja nicht, dass er ihn sehen soll! Das klappt schon irgendwie!" sagte sie und stand auf. "Komm Charlie!"

Tess packte ihn bei einem Arm und versuchte ihn hochzuziehen doch ihr Unterfangen sah ziemlich hilflos aus. Reese seufzte schwer, raffte sich dann jedoch auf und half ihrer Cousine. Mit vereinten Kräften schafften die Beiden es dann den leicht desorientierten Charlie auf seine Beine zu stellen. Jede legte einen Arm um ihre Schulter und so begannen sie dann in Richtung des Feuerplatzes zu stolpern.

"Alles in Ordnung?" fragte Reese als sie etwa die Hälfte des Wegs geschafft hatten.

"Lasst mich doch einfach hier liegen..." murmelte er, doch Tess warf sofort enthusiastisch ein

"Kommt nicht in Frage! Da könntest du ja von sonst welchen Kriechtieren gefressen werden!" in dem Moment wo sie den Satz ausgesprochen hatte, wünschte sie sich bereits sie hätte es nicht getan, denn nun sah sie alle zwei Minuten kontrollierend zu ihren Füßen hinab.

Sie sahen endlich in der Ferne das sanfte Flackern des Lagerfeuers und bemühten sich nun so leise wie möglich zu bewegen. Als sie grade noch außer Hörweite waren, hielten sie an und Reese flüsterte so leise sie konnte zu Tess.

"Ok, Eine von uns lenkt die Anderen ab und die Andere legt Charlie schlafen."

"Werd ich gar nicht gefragt?" murmelte er halb anwesend und mit hängendem Kopf.

Reese wuschelte ihm durch die Haare. "Schon gut. Also! Du lenkst sie ab und ich schaff Charlie ins Bett."

"Das hättest du wohl gern!" protestierte Tess lautstark.

"Psssst!" zischte Reese. "Na gut, na gut! Ich geh sie ablenken und du schaffst ihn ins Bett."

Mit einem strahlenden Lächeln auf Tess Gesicht verabschiedete sie sich von Reese und packte Charlie ein wenig fester. Gemeinsam stolperte sie mit ihm zu einem Platz an dem sie ein paar weiche Taschen und herumliegende Klamotten gestapelt hatten. Nur dummer Weise war der recht nah beim Feuer.

Während die Zwei mit dem Problem kämpften, war Reese mit etwas völlig anderem beschäftigt. Nämlich damit welche Geschichte sie den anderen jetzt auftischen würde. Völlig unverblümt und unschuldig schlenderte sie in den Kreis in dem sie alle saßen. Sofort bekam sie auch die ungeteilte Aufmerksamkeit von fast allen. Jetzt wurde es also ernst.

"Na ihr alle. Wie... geht's euch denn so?" irgendwie lief das nicht gut. Sawyer war der Erste der sich genervt abwand.

"Ich hab genug." Sagte er und stand auf. "Ich geh wieder pennen."

"NEIN!" schrie Reese etwas zu übermütig, worauf nun absolut alle sie anstarrten. "Ich meine... nein, das ... geht nicht, denn... du kannst nicht schlafen gehen ohne... die... traumatischen Erlebnisse dieses Tages zu verarbeiten. Um genau zu sein trifft das auf euch alle zu."

"Und wer hat dich zur Psychologin erklärt?" fragte Sawyer skeptisch.

"Mein Doktortitel." Antwortete Reese bestimmt. Ok, das war gelogen, aber das müsste ihr erstmal jemand nachweisen. Jack war der Einzige der etwas skeptisch drein schaute. Naja, vielleicht doch nicht ganz der Einzige...

"Was?! Heißt das du bist gar keine Ärztin? Und ich hab mich von dir behandeln lassen?! Du hast echt mein Vertrauen missbraucht, Duda."

"Naja, ganz so ist es auch nicht!" versuchte Reese sich zu rechtfertigen. "Allgemeinmedizin ist halt nur mein Nebenfach..!"

Noch mehr skeptische Blicke kamen von Jack, doch Reese ließ sich nicht beirren.

"Also? Wer will anfangen? Am besten wir gehen die Runde rum und fangen an mit.... dir!"

Reese Finger deutete auf eine hübsche Frau mit blonden Haaren. Es war die selbe, die sie vor ein paar Stunden noch im Terminal gesehen hatte. Sie schien offensichtlich ganz begeistert von dieser Idee und rückte gleich etwas näher an Reese heran.

"Ja, also mein Name ist Shannon und" sie hielt einen Moment inne um sich zu fassen. "und... dieser ganze Tag heute war eigentlich ein Farce. Es fing schon heute Morgen als ich aufstand damit an das ich feststellen musste, dass es ein Bad-hair-day war. Das heißt meine Haare waren wirklich, wirklich schlimm, weißt du? Sie standen in alle möglichen Richtungen ab und sahen auch so... so strohig aus. Das musste doch einfach ein schlechtes Omen sein, nicht war?"

Reese erschreckte kurz auf als sie mit ihr redete. Sie musste wohl kurz eingenickt sein. "Ähm... ja,

natürlich."

"Jedenfalls..." fuhr Shannon fort "... ich hab dann ganze drei Stunden und zwei Dosen Haarlack gebraucht bis sie dann endlich absolut perfekt aussahen und ich das Haus verlassen konnte. Und stell dir vor was dann passierte?" Als niemand auf ihre rein rethorische Frage antworten wollte, erzählte sie einfach weiter. "Es regnete! Die ganze Arbeit wieder futsch! Das war also schon Omen Nummer zwei! Es ging dann weiter als ich..."
 

Während die Anderen Shannons Geschichte erleiden mussten, versuchte Tess den völlig abwesenden Charlie schlafen zu legen, nur war das leichter gesagt als getan. Immer wieder schwankte er stark oder brach vollkommen zusammen.

"Komm schon, reiß dich zusammen." Sagte sie und zerrte ihn an seinem Arm wieder hoch. "Nur noch ein kleines Stück."

Sie mussten sich nur noch wenige Meter grade aus kämpfen und dann wäre es geschafft. Nur noch ein paar Zentimeter...

"Geschafft!" stöhnte Tess und lief Charlie vorsichtig auf einen recht weich aussehenden Fleck fallen. "Ist alles in Ordnung mit dir?"

Erst schien es als würde er keine Antwort geben doch dann regte er sich etwas und murmelt ein "Ja..."

Tess war davon allerdings nicht sonderlich überzeugt und lies sich mit einem Seufzer neben ihn plumpsen.

"Bitte sag, dass du nicht noch mehr von dem Zeug bei dir hast..."

Charlie wurde ruhig. Es war offensichtlich, dass er sich vor einer Antwort drücken wollte. Er kämpfte lange mit sich selbst, doch schließlich entschied er sich "...tut mir leid."

"Hm..." irgendwie hätte sie sich das denken können. Schließlich musste man keine Psychologin wie Reese sein um zu sehen, dass er solches Zeug öfter nahm.

"Schlaf jetzt. Die Anderen werden nichts erfahren." Sagte sie zu ihm und konnte nicht anders als ihm kurz über die Wange zu streichen, grade so als wäre er ein krankes Kind.

"Danke..." flüsterte er noch, wobei seine Stimme immer leiser wurde und er offensichtlich in den Dämmerschlaf sank.

Tess beobachtete ihn noch eine Weile lang bevor sie dann aufstand und Reese das erlösende Zeichen gab. Diese brauchte allerdings ein paar Minuten bis sie es sah, da sie auch schon im Halbschlaf Shannons aufregender Gesichte lauschte.

"... und als ich dann endlich am Flughafen angekommen war, hab ich mir meine grade frisch gemachte Maniküre an der Autotüre ruiniert und dann-"

"Ähm, so ich glaube das ist genug für heute!" erklärte Reese und sprang auf. "Ich werd dann mal schlafen gehen!"

"Aber" unterbrach Shannon sie völlig aus dem Konzept gebracht "ich bin doch grade erst beim Flughafen angekommen!"

Reese drehte sich ertappt um. "Ähm... wir machen morgen weiter! Gute Nahacht!" Und bevor noch irgend jemand etwas hätte sagen können machte sie sich davon in Richtung Schlaflager.
 

Tag 2 - Tabula Rasa
 

Die Nacht war für Sam sehr unruhig gewesen, denn ihr Körper schmerzte immer noch, obwohl Jack sie verarztet hatte. Wegen der Helligkeit des frühen Tages blinzelnd, kroch sie langsam aus dem Zelt, dass ihr und anderen, von denen sie aber bis jetzt noch nicht viel gesehen hatte, als Nachtlager diente.

Abgespannt und hungrig ging sie zur Feuerstelle und ließ sich neben zwei dort sitzenden jungen Frauen auf einen Sitz fallen.

"Guten Morgen!" wurde sie von einer der beiden fröhlich begrüßt, na toll, ein Morgenmensch...

"Morgen..." murmelte Sam zur Antwort und betrachtete die beiden, sie waren nur wenig älter als sie selbst.

"Morgen!" entgegnete nun auch die andere, "Meine Cousine Tess ist morgens meistens so gut gelaunt, ich hoffe es macht dir nichts aus... Ich bin übrigens Reese."

"Schon gut, das macht das ganze erträglicher, ich bin Samantha... Könnt mich aber Sam nennen."

"Freut mich."

"Na Mädels, alles klar bei euch?" wurden sie von Hurley begrüßt, der anscheinend dazu verdonnert wurde, für das Frühstück zu sorgen.

"Hey, Sawyer!" fuhr er einen Mann an, der die ganze Zeit schon etwas abseits saß, "Wie wär's denn, wenn du mal mit anpacken würdest, Dude!"

"Immer mit der Ruhe, die Mädchen sind doch auch noch da." entgegnete dieser gelassen, lehnte sich zurück und schloss die Augen um die morgendliche Sonne zu genießen.

"Das ist ja mal wieder typisch..." entfuhr es Tess sofort, "...immer müssen die Frauen die Arbeit machen und die Männer sollen sich zurück lehnen, nicht mit uns!"

Und schon war sie aufgesprungen, Reese und sogar Sam mit sich ziehend, und stürmte in Richtung Strand davon. Über die Schulter rief sie Sawyer noch zu:

"Und wenn das Essen nicht fertig ist, wenn wir wieder da sind, dann gibt's Ärger!"

"Man hast du's dem gegeben..." meinte Reese etwas sarkastisch zu ihrer Cousine als sie am Strand entlang gingen, "...der wusste ja schon nicht mehr, wo oben und unten ist..."

"Yep, so bin ich halt!" entgegnete Tess, ohne den geringsten Anschein zu machen, die ironische Bemerkung von Reese verstanden zu haben.

Sam musste unverzüglich grinsen, irgendwie waren diese beiden wirklich eine seltsame Mischung... Na ja, wenigstens hatte sie etwas zu lachen, nicht wie zu Hause...

"Und was machen wir jetzt, bis es was zu beißen gibt?" fragte Reese, deren Magen schon beschwörende Geräusche von sich gab.

"Dort, die kenn ich noch nicht, da gehen wir jetzt hin." sagte Sam entschlossen und zog nun ihrerseits die anderen beiden mit sich zu zwei Menschen, die unter einer Palme im Schatten standen.

Schon bald erkannten sie, dass es sich um einen Mann und einen kleinen Jungen von dunkler Hautfarbe handelte. Die beiden hatten die drei Frauen schon beobachtet bevor diese überhaupt auf sie zugekommen waren und tauschten jetzt skeptische Blicke aus, als die drei vor ihnen zum stehen kamen.

"Hallo, ich bin Sam, das ist Reese und hier ihre Cousine Tess, und wer seid ihr?" platzte es sofort aus Sam heraus... Also irgendwie war die fröhlich, offene Art der beiden Cousinen ansteckend.

Der Mann musterte sie finster und legte nahezu schützend die Hand auf die Schulter des Jungen.

"Ich bin Walt!" entgegnete dieser fröhlich und wies dann auf den Mann, "...und das is Michael ...mein ...Vater." endete er schließlich etwas stockend.

"Hallo." meinte Michael nur knapp.

Eine kurze Stille entstand zwischen ihnen allen und es schien so, als ob nun jeder jeden musterte. Schließlich fing sich Tess als erste:

"Hey, ich hab ne gute Idee, wie wär's, wenn ihr einfach mit uns mit kommt, bei uns im Lager gibt's gleich Frühstück ...hoff ich zumindest, ihr könnt doch mitkommen und auch was essen."

Trotz weiterer skeptischer Blicke ließen Michael und Walt sich dazu breit schlagen, die drei zu begleiten, auch wenn das bedeutete noch einen Umweg über den Strand in Kauf zu nehmen, da Tess seltsamerweise das Bedürfnis verspürte, sich eine Muschelkette zu basteln.

Cirka eine viertel Stunde später und um Tausende Muscheln reicher kam die kleine Gruppe wieder am Lagerplatz an. Sofort entleerten alle ihre Taschen und so hatte der mittlerweile aufgestapelte Holzhaufen auch schon einen kleinen Muschelhaufenbruder bekommen, der nun von Sawyer und Jack fragend angesehen wurde.

"Fragt lieber erst gar nicht." meinte Sam nur.

"Ich hoffe das Frühstück ist fertig, wir haben nämlich noch zwei Gäste mitgebracht: das sind Michael und sein Sohn Walt." stellte Reese die beiden "Neuen" vor um die peinlichen Fragen zu vermeiden.

"Ich bin Jack und der vorlaute Kerl hier neben mir ist Sawyer, der vor wenigen Minuten das Frühstück in den Sand geschmissen hat." entgegnete Jack und weiß auf sich, Sawyer und ein seltsam graubraunes Häufchen im Sand.

"Na lecker." meinte Tess zu Sawyer gewandt, "Hatte ich nicht gesagt, dass es Ärger gibt wenn das Essen nicht fertig ist?"

"Hey man, es war fertig und wenn du willst kannst du auch noch was davon kosten..." antwortete dieser und grinste wieder einmal frech.

Tess verzog das Gesicht zu einer Grimasse, ließ Sawyer links liegen und widmete sich lieber ihren Muscheln.

"Ah, da seid ihr ja wieder..." ertönte plötzlich Hurleys Stimme hinter ihnen, "...ich hab nämlich das Frühstück fertig."

Die anderen sahen ihn verwirrt an.

"Aber ich dachte Sawyer hat das Essen in den Sand gesetzt..." stammelte Reese und blickte von einem zum anderen.

"Er hat sein Essen in den Sand gesetzt, aber nicht unseres." entgegnete Hurley triumphierend und präsentierte der hungrigen Menge ein lecker duftendes Frühstück, das anscheinend aus allen möglichen Sachen bestand, die er nur irgendwie auftreiben konnte.
 

"So, und was machen wir jetzt?" wollte Sam unvermittelt wissen, als sie mit dem Essen fertig war.

"Es gibt genug zu tun" entgegnete Jack sehr ernst, "wir sollten die Arbeiten verteilen: Essen und Trinken besorgen, Feuerholz suchen, einen Unterschlupf bauen, Koffer und andere Sachen bergen, die Insel erkunden, Verletzten helfen und Überlebende bergen."

"Boa is das viel..." meinte Tess, "...sollen wir nicht lieber auf die Rettungstrupps warten?"

Doch keiner beachtete ihren Ausspruch.

"Meinst du denn, dass wir noch mehr Überlebende finden?" wandte sich Sam hingegen wieder an Jack.

Dieser sah sie wieder ernst an.

"Ich kümmere mich mit Reese darum, wir können die Verletzten am besten verarzten..." und währen er das sagte blickte er Reese fragend an.

Sie zögerte und warf einen kurzen Blick zu Tess.

"Gut..." willigte sie schließlich zögernd ein, "Vielleicht siehst du dir die Insel mit den anderen an." meinte sie zu ihrer Cousine.

"Aber jemand muss doch am Strand bleiben um die Rettungsmannschaften in Empfang zu nehmen!" protestierte diese lauthals.

"Das machen wir schon, Jack und ich sind doch die ganze Zeit dort." meinte Reese und blickte sich Hilfesuchen zu den anderen um.

"Komm Tess, wir sehen mal, ob wir was zu Essen finden... und vielleicht auch ein paar andere Sachen." reagierte schließlich Sam.

"Und die Koffer?" fragte Sawyer.

"Die sind zweitrangig" antwortete Jack, "Nahrung, Feuer und Überlebende sind erstmal wichtiger."

"Und der Abwasch?" schaltete sich nun auch Hurley ein.

Sofort sprangen die anderen auf und zersreuten sich in alle Himmelsrichtungen, angeblich um so schnell wie möglich mit ihren Aufgaben anzufangen und ließen Hurley wiedermal allein am Feuerplatz zurück.

"War doch nur ne Frage..." murmelte dieser und sammelte das wenige Geschirr, das sie bis jetzt besaßen ein um es abzuwaschen.
 

Immer noch zerrte Sam an Tess' Arm, wie sie es auch schon vor fünf Minuten getan hatte um sie vom Lagerplatz und vom Strand weg zu kriegen und Nahrung zu suchen. Doch sie war sich noch nicht sicher, WO sie denn danach suchen sollte. Ruckartig blieb sie stehen, sah sich eine Weile um und setzte dann eine ratlose Miene auf.

"Und was jetzt?" wollte Tess wissen und sah sich ebenfalls um.

Hinter ihnen war niemand zu sehen, die anderen waren ihnen nicht gefolgt. Wieso sollten sie auch. Reese würde am Strand mit diesem Jack, der sich ziemlich als Anführer aufspielte, den Verletzten helfen, Hurley musste sich ja nun wohl oder übel mit dem Geschirr beschäftigen, Michael und Walt sahen so aus, als hätten sie ihre eigenen Probleme und Sawyer... hatte nicht wirklich gesagt, dass er überhaubt irgendwas machen würde! Tess kam dies so plötzlich ein, dass sie sich sofort umdrehte und wieder zurück lief. Sam blickte ihr überrascht hinterher und hörte sie noch wütend reden:

"Dieser...dieser...Mistkerl! Wie kann er es nur wagen, sich auf die faule Haut zu legen!"

"Na ja..." meinte Sam nur zu sich selbst, "...vielleicht liegts ja an den Genen..."

Nun würde sie allein durch das Dickicht der Insel streifen müssen, immerhin hatte sie Jack gesagt, dass sie was zu Beissen auftreiben würde. Aber wohin sollte sie gehn? Nach gründlicher Überlegung, die darin bestand, Stöcke in die Luft zu werfen und zu sehen, in welche Richtung sie zeigten, entschied sie sich schließlich und lief weiter in den Dschungel.

Wieder allein... mittlerweile machte ihr selbst das nichts mehr aus, wie sollte es auch, es war für Sam zur Gewohnheit geworden, allein zu sein. Wenn sie genauer darüber nachdachte kannte sie hier ja auch keinen...und keiner kannte sie. Eigentlich war dieser Absturz garnicht so schlimm für sie. Natürlich war es furchtbar, Menschen waren gestorben und wer weiß, ob die Überlebenden überhaupt gerettet werden würden. Aber für Samantha war das nicht wichtig. Sie lebte und neimand kannte sie. Hier würde sie also das neue Leben beginnen, dass eigentlich in LA stattfinden sollte. Zugegeben, diese Insel war nicht zu vergleichen mit der amerikanischen Großstadt aber ein neuer anfang war ein neuer Anfang. Auch ihre Familie würde sie nicht vermissen, denn keiner von ihnen wusste, dass Sam in diesem Flieger war. Demzufolge wusste auch keiner, dass sie mit ihm abgestürzt ist.

Und Samuel? Sie wurde traurig, ja, Samuel würde sie vermissen. Er war der einzige, der davon wusste. Doch Samantha war sich sicher, er würde lieber sterben als ihren Eltern, seinen langjährigen Freunden, den Tod ihrer Tochter mitzuteilen.

"Du solltest nicht allein hier durch die Gegend laufen, das ist gefährlich." ertönte plötzlich eine Männerstimme neben ihr.

"Na jetzt bin ich ja nicht mehr alleine!" entgegnete sie bissig.

"Stimmt." meinte der kahlköpfige Mann und lief nun neben ihr her.

Die Strecke, die sie zurück legten, verlief durch dichtes Gestrüpp, Palmen und große Farne. Der Mann achtete auf alles um sie herum, jedes kleine Geräusch erregte seine Aufmerksamkeit, doch machte er dabei keine heftigen Bewegungen. Ruhig bedeutete er Sam manchmal stehen zu bleiben, damit er erst den teilweise unsicheren Boden testen konnte. Samantha musterte ihn dabei immer wieder und kam zu dem Schluss, dass sie ihm vertrauen konnte. Seltsamerweise erinnerte er sie an Samuel.

"Wie heißen Sie eigentlich?" fragte sie, indem sie wieder zu ihm aufschloss, da er nun ein Stück vor ihr lief.

"Locke, John Locke." antwortete er knapp, ohne stehen zu bleiben oder einen Blick nach hinten auf sie zu werfen.

Wieder liefen sie schweigend nebeneinander her, Sam wusste nicht wohin.

"Samantha, richtig?" brach Locke wenig später das Schweigen.

"Woher wissen Sie das?"

"Man hört hier so einiges..." meinte r mit einem vielsagenden, freundlichen Blick.
 

Immer weiter begaben sich Sam und Locke in den Dschungel hinein und das Mädchen hatte schon bald die Orientierung verloren. Nun schaute sie sich öffter nach irgendwelchen Punkten um, die ihr vielleicht bekannt vor kamen und ihr so zeigen konnten, wo sie waren. Doch Locke beruhigte sie:

"Du solltest doch die Insel erkunden, nicht war."

"Ja schon, aber was nützt mir dass, wenn ich nicht mehr zurück finde?" beklagte sich Sam.

"Schon gut, du hast ja mich." meinte Locke und Sam drängte sich immer mehr dieser ein Gedanke auf: Papa Locke hilf immer!^^

Erheblich ruhiger ging sie nun weiter. Er würde schon wissen, wo's lang ging, sonst würde er es ja nicht sagen, oder? Plötzlich fiel ihr noch etwas ein, das Jack gesagt hatte: "Nahrung, Feuer und Überlebende sind erstmal wichtiger.", natürlich, sie sollte doch was Essbares finden! Und Feuerholz...und einen Unterschlupf! Das hatte sie total vergessen...

"Du...äh... Mr. Locke...äh Sir...äh...ich muss noch Nahrung für uns alle auftreiben..." stammelte sie schließlich zusammen.

Beim Klang seines "Namens" blieb Locke stehen und drehte sich um:

"Wie? Was? Nahrung? (was ist das?^^)"

"Ehm, ja, dass ist das Zeug, was man..."

"Ich weiß, was das ist! Los, folge mir Soldat!"

Und als ob sie das nicht schon die ganze Zeit getan hätte, trottete Sam ihm schön brav hinterher, nachdem er eine 270° Drehung vollführte, mit den Zeigefinger in irgendeine Richtung deutete und wieder im dichten Farn verschwand.
 

"Ich bin keine Expertin..." sagte Reese und starrte dabei leichenblass auf den Verletzten, den sie gestern mit Jack in eine art Zelt geschleppt hatte. Sie zitterte am ganzen Körper. "...aber es sieht nicht so aus als würde er's schaffen., oder?"

Jack sah sie zurück an und blieb eine Weile stumm bevor er sich dazu durchrang etwas zu sagen. "Wir werden sehen."

Sie hatten ihn grade operiert, wenn man das so nennen kann, Reese war mehrmals nah daran gewesen zusammenzuklappen, doch sie hoffte immer noch naiver Weise, dass Jack das nicht bemerkt hatte.

"Seine Chance währe jedenfalls größer wenn wir Medikamente hätten. Hilfst du mir welche im Wrack zu suchen?"

Reese warf ihm einen unsicheren Blick zu. "Ich... ich glaub nicht das ich da noch mal rein kann. Ich habs schon an dem Tag als wir abgestürzt sind versucht, aber..."

"Schon gut, mach dir keine Sorgen." Sagte Jack. "Geh sich ein bisschen ausruhen!"

Reese nickte und war erleichtert aus dem Zelt heraus zukommen. Draußen wurde es schon langsam wieder dunkel und die rote Sonne ging im Meer unter. Sie ging einige Schritte in Richtung Ufer um ihre Füße ein wenig ins Wasser zu halten, als ihr plötzlich jemand auffiel der auf den Flugzeugsitzen der ersten Klasse nah am Ufer saß.

"Hallo Claire."

Erst jetzt schien das Mädchen sie bemerkt zu haben, denn sie sah verwundert auf.

"Oh, hallo!"

Reese ließ sich in dem Sitz neben ihr nieder und war überrascht als sie merkte, das die Sitze so nah am Wasser standen, dass ihre Füße immer wenn eine Welle kam nass wurden.

"Wer war das?" fragte Claire plötzlich.

"Hm?"

"Der Mann der so geschrieen hat." Erklärte sie.

Reeses Miene wurde ein wenig finster. "Er wurde beim Absturz ziemlich stark verletzt. Hatte einen Metallsplitter in der Brust."

"Oh..." entgegnete Claire. Plötzlich fiel Reese auf wie sie immer ihren Bauch umschlungen hielt.

"Und wie geht's euch zweien?"

Claire sah sie mit einem Stirnrunzeln an. "Ich..." sie stockte "Ich kann das Baby nicht mehr spüren... schon seit wir abgestürzt sind."

Reese musste keine Gynäkologin sein um zu verstehen, dass das kein gutes Zeichen war, doch sie konnte Claire auch nicht helfen...

"Darf... ich mal fühlen?" Das war das einzige das ihr einfiel. Claire nickte. Reese streckte vorsichtig die Hand in Richtung Claires Babybauch aus. Sie zögerte einige Male, bevor sie langsam Finger nach Finger auf den, für die zierliche Claire viel zu groß wirkenden, Bauch legte. Schließlich lag ihre ganze, flache Hand darauf und nicht regte sich. Reese warf Claire einen verunsicherten Blick zu, welche ihn nur stumm erwiderte. Reese wollte ihre Hand grade wieder wegziehen, als sie einen leichten tritt gegen ihre Handfläche spürte. Erschocken zuckte sie zusammen.

"Oh Gott." Fuhr es aus ihr heraus und sie sah Claire mit großen Augen an, doch sie strahlte bereits übers ganze Gesicht.

"Es hat sich bewegt!" rief sie vollkommen aufgeregt "Hast dus gemerkt? Es hat nach dir getreten!" (AvR: Ist das nicht nett von ihm/ihr/es...? --°)

"Ja!" sagte Reese und fing auch unweigerlich an zu lächeln.

"Oh Gott, danke! Danke!" rief Claire laut und schlang ihre Arme um Reese noch bevor dieser wusste wie ihr geschah. Doch sie war froh. Wenigstens etwas, was an diesem Tag gut gegangen war.
 

***FLASHBACK***

"Reese, kann ich noch mal einen Moment mit Ihnen sprechen?"

"Sicher." Sie war schon fast aus der Tür ihres Vorlesungssaales heraus gewesen als ihr Professor sie angesprochen hatte. Entgegen den Strom von Studenten kämpfte sie sich nun wieder zurück zu seinem Tisch. "Ist irgendwas?"

Sie mochte Professor Walden eigentlich doch wenn er diesen bestimmten Tonfall hatte, konnte er einem ein echt schlechtes Gewissen machen.

"Ja." Antwortete er. Reese schluckte. "Ich hab Ihren Test korrigiert."

"...und?" fragte Reese.

Professor Walden atmete lang aus und warf ihr einen Blick zu. "Es ist der... Beste den ich seit Jahren gesehen hab."

Reese lächelte ein wenig. "Wie schön."

"Ist das alles?" fragte er ungläubig "Reese, ich glaub Sie verstehen nicht ganz in welcher Lage Sie sich befinden! Sie könnten Ärztin jeder Klinik in Amerika werden!"

"Doch, ich versteh was sie mir sagen wollen." Antwortete Reese und versuchte ein wenig mehr zu lächeln.

"Jedenfalls hab ich Sie für ein Vorstellungsgespräch am Jeremias Hospital angemeldet."

Reese blickte zu ihrem Professor auf. "Aber ich hab noch mindestens zwei Semester zu studieren."

"Das ist egal. Die sehen sich gern schon frühzeitig nach einer zukünftigen, guten Investition um. Also am Freitag um zwei, ja? Vergiss es nicht, das ist deine große Chance."

Reese nickte abwesend und machte sich dann auf den Weg nach draußen. Eine gute Investition, das ist also was sie war...

***
 

Einer nach der anderen kamen die Gruppen die Jack eingeteilt hatte wieder zum Strand zurück. Es mussten schon fast alle wieder da gewesen sein, doch dann fiel Reese auf, dass Sam mit Tess noch gar nicht wieder da war. Sie stand neben Claire auf um sich zu erkundigen, ob sie jemand gesehen hatte. Keiner den sie fragte schien jedoch etwas zu wissen und sie war schon fast am aufgeben, als sie es noch ein letztes Mal versuchte.

"Hey, hast du vielleicht Tess oder Samantha gesehen? ...oh, du bist's!" fuhr es plötzlich aus ihr heraus. Ohne es zu bemerken hatte sie Charlie angesprochen.

"Hey!" sagte er und lächelte sie an. "Äh, nein eigentlich nicht."

"Oh, schade." Entgegnete Reese und wollte sich grade umdrehen und weiter suchen, als sie es sich anders überlegte.

"Wie... wie geht's dir eigentlich?" fragte sie.

"Den umständen entsprechend gut, würd ich meinen." Sagte er und lächelte. "Hilfst du mir beim Feuer machen?"

"Klar." Sagte Reese. Sie hatte erst jetzt bemerkt, dass er einen riesigen Haufen Feuerholz trug. "Warte, ich nehm dir was ab!"

Gemeinsam schleppten sie das Holz bis zu der Stelle, an der Sayid ihnen sagte, dass sie das Feuer errichten sollten.

"Wisst ihr wie man ein Feuer ordentlich errichtet?" fragte er die beiden.

"Erzähls uns!" meinte Reese daraufhin und hörte seiner Erläuterung konzentriert zu, Charlie fing währenddessen schon mal an.

"Alles verstanden?" fragte Sayid schließlich.

"Ja, kein Problem! Überlass das nur uns!"

Reese ging zu Charlie der schon etwas aufgebaut hatte, das für einen Laien wie ein perfektes, noch unangezündetes Lagerfeuer aussah.

"Nein warte!" sagte Reese, als er grade weiter bauen wollte. "Sayid hat gesagt die Scheitel müssen genau im 45° Winkel von einander abstehen um eine Ideale Rauchhöhe zu erreichen!"

Charlie blickte Reese ungläubig an. "Machst du Witze?"

"Nein, genauso hat er mir es gesagt."

Noch bevor Charlie irgendwas erwidern konnten, machte sich Reese auch schon dran, den Winkel der Holzscheitel zu perfektionieren.

"So, jetzt müsste es gut sein!" meinte sie zufrieden und überließ es Charlie das Feuer anzuzünden.

"Sag mal..." sagte er schließlich als das Feuer lichterloh brannte, und er Reese durch das Licht wieder sehen konnte. "...ich meine, ich will ja nicht irgendwie unhöflich sein, aber... bis du immer so kleinlich?"

Reese starrte ihn etwas ungläubig an, doch fühlte dann wie sie rot wurde. "Äh... ja, ich fürchte schon."

Charlie hob beide Augenbrauen und nickte einfach nur ungläubig.

"Das mit..." er stockte kurz nachdem er den Satz angefangen hatte, so als würde er nach den richtigen Worten suchen. "...das mit Gestern, dass bleibt doch unter uns, oder?"

"Oh." Reese sah mit leicht gerunzelter Stirn zu ihm "Ja, ...sicher."

Charlie nickte zustimmend. Plötzlich fiel es Reese auf, dass ihm das wahrscheinlich schon die ganze Zeit auf der Seele brannte und er nur deshalb ihre Gesellschaft gesucht hatte.

Tag 3

Tag 3
 

(ACHTUNG.. das sind nur fragmente der Geschichte/des Tages, da wir nicht geordnet nach einander geschrieben haben, sondern immer mal hier und da angesetzt haben..! ^^°)
 

"Gott, ich wünschte er würde einfach sterben." Sagte Shannon während sie in der Dämmerung am Strand lag.

Reese überhörte ihr Kommentar und blieb für einen Moment stehen. Sie starrte sie schockiert an, was Boone, der neben ihr saß, bemerkte.

"Sehr human von dir, Shan." Bemerkte er sarkastisch.

Reese sagte allerdings nichts, sondern setzte ihren Weg ins Krankenzelt weiter fort. Mittlerweile hatte sie es aufgegeben nach Tess und Sam zu suchen, also kümmerte sie sich lieber um den, Einzigen, den sie im Moment wirklich helfen konnte. Der verwundete Marshall.

Als sie in das Zelt kam stöhnte er fürchterlich vor Schmerzen, er war bei Bewusstsein.

"Hier." Sagte Reese und setzte einen Becher voll Wasser an seine Lippen. "Sie müssen trinken. Das ist sehr wichtig, okay?"

Nur ganz kurz öffnete er die Augen und lächelte ein wenig, was Reese ihrerseits ein bitteres Lächeln auf die Lippen trieb.

Nicht einmal die Hälfte von dem Wasser was sie ihm versucht hatte zu geben behielte er im Mund. Reese seufzte. Sie machte sich große Sorgen um ihn. Wenn nicht doch noch ein Wunder geschehen würde und Rettungstrupps eintreffen, dann... würde er sterben müssen. Reese versuchte nicht daran zu denken.

Sie war grade dabei aufzustehen, als ihr ein sauber gefaltetes, weißes Stück Papier sah. Die Neugier packte sie und bevor sie sich davon hätte anhalten können, hatte sie den Zettel schon in der Hand. Sie klappte ihn auf und traute ihren Augen nicht. Kate schaute ihr entnervt entgegen und hielt einen Tafel mit einem Zahlencode. Es waren Polizeifotos.

"Hey Reese."

Erschrocken zog sie die Luft in die Lungen und versuchte den Zettel schnell in ihrer Gesäßtasche zu verstauen..

"Was? Ha-Hallo Kate!"

Kate sah Reese misstrauisch an und versuchte einen Blick von dem Zettel zu erhaschen, doch sie hatte ihn schon weg gesteckt.

"Lässt du mich kurz allein... mit ihm?" fragte sie schließlich.

Reese sah unsicher zwischen ihr und dem Marshall hin und her.

"Wieso? Kennst du ihn?"

Kate schien einen Moment lang zu überlegen. "Er saß im Fugzeug neben mir."

Langsam und wenig überzeugt begann sie zu nicken. "Na gut." Sagte sie und warf Kate einige ungläubige Blick zu während sie zum Ausgang des Zelts lief. "Hey Kate."

Die Angesprochene drehte sich ruckartig um und sah Reese fragend an.

"Ich geh nicht weit."

Kate nickte und drehte ihr dann den Rücken zu.
 

Ein lauter Schuss zerschmetterte die Stille des nächtlichen Strands. Sofort drehten sich alle Köpfe in die Richtung aus der das Geräusch kam. Es war das Krankenzelt.

"Nein..." flüsterte Reese ungläubig und sprang auf.

Tess blickte, selbst noch im Schock, ihr verwirrt hinterher. "Warte auf mich!"

Doch es war sinnlos gewesen, denn ihre Cousine hörte nicht auf sie, sondern stürmte gradewegs auf das Krankenzelt zu. Es waren schon einige Leute drum herum versammelt die schockiert vor sich hinstarrten. Kate stand direkt vorm Eingang des Zelts und starrte stumm auf alle zurück. Mit einem Mal kam Sawyer aus dem Zelt heraus, in der Hand hielt er eine Waffe.

"Was hast du getan?" begann Jack ihn anzuschreien.

"Das was du nicht konntest!" versuchte Sawyer sich zu rechtfertigen.

Tess sah währenddessen besorgt zu Reese hinüber und sah wie sich ihre Augen mit Tränen anfüllten. Sie suchte nach etwas beruhigendem was sie sagen konnte, doch sie wusste nicht, was man in so einer Situation sagt. Sie hatte noch keinen klaren Gedanken fassen können, da lief Reese unvermittelt los in Richtung des Zelts.

"Nein Reese, warte!" startete Tess einen vergeblichen Versuch sie noch aufzuhalten, doch sie war schon im Zelt verschwunden.

"Verdammt, er hat mich darum gebeten!" stritt Sawyer noch immer mit Jack "Ich mag das Ganze nicht mehr als du, aber jemand musste es-"

Schlagartig war die Aufmerksamkeit aller auf das Zelt gerichtet. Von drinnen war lautes husten zu hören.

Einen Augenblick später stolperte Reese aus dem Zelt heraus. Sie sah aus als würde ihr schlecht werden und sie zitterte am ganzen Körper.

"Du..." stotterte sie "Du... hast ihm... in den Brustkorb geschossen?"

"Was?!" fragte Jack entsetzt und stürmte selbst ins Zelt.

"Ich hab auf sein Herz gezielt!" versuchte Sawyer erneut sich zu rechtfertigen.

"Aber du hast seine Lunge getroffen!" schrie Reese plötzlich, sodass alle zusammenzuckten. "Du hast... seine Lunge durchgeschossen!" sie ging einige Schritte auf ihn zu und startete einen kläglichen Versuch ihm wehzutun, bis schließlich Tränen sie übermannten "Es wird... Stunden dauern bis er... ausgeblutet ist!"

Plötzlich sah Sawyer selbst blass aus. "Es war... ich... ich hatte nur eine Kugel."

Jack riss den Vorhang zum Zelt kräftig zur Seite und kam herausgestürmt. "Hau ab, Sawyer." Sagte er durch zusammengeknirschte Zähne.

Dieser ließ sich das nicht zweimal sagen. Noch immer blass, drehte er sich um und versuchte so gelassen wie möglich von dem Schauplatz wegzulaufen. Er wollte sich ein Zigarette anzünden, doch seine Hände zitterten so sehr, dass er dazu nicht in der Lage war.

"Tess." Rief Jack dann laut. Mechanisch kam Die Angesprochene zu ihm gelaufen. Der Schock saß ihr noch mächtig in den Knochen. "Bring Reese hier weg, okay?"

Tess nickte mehrmals stumm und zog dann das Häufchen Elend was von ihrer Cousine noch übrig war vom Boden auf, auf den sie sich mittlerweile hingekauert hatte. Jeder wollte dort nur noch so schnell wie möglich weg.
 

Tess ließ sich, noch immer zitternd, auf den Sand fallen. Ihr Magen fühlte sich furchtbar flau an und sie fühlte sich außer Lage einen klaren Gedanken zu fassen. Alles was sie wollte war das alles vergessen, gerettet werden... aber das hatte sich ja wohl erledigt.

"Wie geht's dir?" fragte plötzlich eine Stimme.

Tess erschrak etwas, da sie im ersten Moment nicht mitbekam wer das gesagt hatte, doch dann sah sie, dass sie sich direkt neben Sam gesetzt hatte.

"Oh, ähm... ich weis nicht. Ich schätze... noch ein wenig geschockt. Ich meine ich hab diesem Sawyer ja viel zugetraut, aber..." Tess hielt inne. Sie redete immer zu viel wenn sie verängstigt war. "Und was ist mit dir?"

Einen Augenblick lang war Sam ganz still und starrte auf das Meer hinaus.

"Hm... ich kannte ihn nicht so gut, ..."

Tag 4

Tag 4
 

Tess war grade dabei langsam aufzuwachen. Die schwüle Hitze hatte sie dazu gebracht, obwohl sie sich eigentlich noch hundemüde fühlte. Langsam setzte sie sich auf und sah zu ihrer Überraschung, dass Reese nicht mehr neben ihr lag. Sofort sprang sie auf und sah sich weiter um. Einige Leute schliefen noch tief und fest, doch es waren bei weitem nicht mehr alle da.

Instinktiv machte sich Tess auf zum Strand. Wo sollte sie schließlich sonst sein? Sie lief nur wenige hundert Meter grade aus und fand sich an der selben Stelle wie gestern wieder. Das Flugzeugwrack ragte noch immer hoch in den Himmel hinein, doch diesmal zerstörte es nicht das friedvolle Bild des Strands, denn auf ihm wuselten bereits eine Vielzahl von Leuten herum. Unter ihnen war auch Reese.

"Was tust du denn da?" fragte Tess ihre Cousine während sie durch den Sand auf sie zu stapfte.

Reese, die grade einen Koffer aus dem Wrack zog sah sie kurz an, ließ dabei allerdings nicht von der Arbeit ab. "Ich helfe die Koffer zu bergen. Es könnte schließlich Zeug drinnen sein was für unser Überleben hier nützlich sein könnte."

Tess starrte ihre Cousine mit großen Augen an. "Aber das ist doch vergebene Liebesmüh! Noch ein paar Stunden und wir werden alle von hier gerettet werden."

"Das glaub ich nicht." Antwortete Reese und musste sogar ein wenig lächeln. "Du bist noch in Phase zwei, Verdrängung."

Tess hob eine Augenbraue, folgte aber ihrer Cousine als sie grade einen Koffer weg schleppte. "Und in welcher Phase bist du, wenn ich fragen darf?"

"Ich" begann Reese und knallte den Koffer auf einen Haufen anderer. "...durchlaufe die Phasen rückwärts und bin also im Augenblick bei der vollkommenen Akzeptanz unserer Situation angekommen. Demzufolge tu ich das, was schon Cicero als den Urinstinkt eines jeden Menschen identifiziert hat."

Tess musste kurz das psychologische Wirrwarr was ihr Cousine grade verzapft hatte auseinander nehmen bevor sie darauf antworten konnte. "Und das wäre?" "Ich versuche zu überleben!" erklärte sie schon fast euphorisch. Tess schob dieses Verhalten auf den Schock den die Arme erlitten hatte.

"Warte, ich helf dir!" sagte sie schließlich und die Beiden machten sich gemeinsam auf die nächsten Koffer zu bergen. Sie waren grade auf dem Weg zu dem Wrack, als sie eine Frau sahen die mit einem eingeklemmten Koffer kämpfte.

"Können wir dir helfen?" fragte Reese die Frau, die so gleich zu den Beiden aufsah.

"Oh, das wär super." Sagte sie und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Gemeinsam zogen die drei Frauen am Koffer und nach einem kurzen Kampf kam er ihnen dann auch mit einem PLOP entgegen geflogen.

"Danke." Sagte die Frau und stemmte sich erstmal die Arme in die Seiten um richtig Luft zu holen. "Mein Name ist übrigens Kate."

"Hi, ich bin Reese und das ist meine Cousine Tess."

"Hi!" sagte nun auch Tess.

Kate schien plötzlich etwas irritierendes an Reese zu bemerken und sah sie für eine Weile stumm an, bevor sie es über die Lippen bracht.

"Sag mal... ist dir nicht irgendwie warm? Wieso trägst du denn einen Pullover?"

"Ach..." meinte Reese und winkte ab "Mir ist immer recht kalt. Ich bin eben sehr fröstlich."

Kate hob ungläubig eine Augenbraue. "Achso..."

Gemeinsam arbeiteten die Frauen solange weiter bis sie vor Hitze und Ermüdung nicht mehr konnten. Etwa gegen Mittag ließen sie sich dann an einem schattigen Plätzchen in den Sand fallen und ruhten sich ein wenig aus.

Sie arbeiteten nach dem Frühstück noch weiter mir Kate und brachten es so auf sage und schreibe 32 Koffer. Und da waren noch viel mehr. Doch eine Pause brauchten sie hin und wieder auch...
 

"Hey Hurley, du kannst nicht einfach so vor mir stehen bleiben!" beschwerte sich Sam lauthals als sie gegen Hurley stieß, der wie eine riesige Wand vor ihr stand.

"Oh, sorry Dude, ich hab nur grad denen dort drüben zugehört, die scheinen Chinesisch zu reden..."

"Koreanisch Hurley, sie reden Koreanisch." verbesserte Sam ihn und beäugte nun auch voller Interesse das Pärchen, das in einiger Entfernung zu ihnen unter einer Palme saß.

"Wo her weißt du denn das schon wieder?"

"Ist doch jetzt egal. Los, lass uns zu ihnen gehen."

Und schon war Samantha auf dem Weg in Richtung des koreanischen Paares. Hurley zuckte nur verständnislos mit den Schultern und folgte ihr.

Die beiden Koreaner sahen überrascht auf als das Mädchen und der stämmige Kerl auf sie zu gelaufen kamen. Die Frau blickte etwas ängstlich zu ihrem Mann und wusste anscheinend nicht, wie sie sich den beiden Fremden gegenüber verhalten sollte. Der koreanische Mann hingegen setzte eine grimmige Miene auf. Hätte Samantha nicht gewusst, dass Hurley direkt hinter ihr lief und sein Körper ziemlich respekteinflößend wirkte, wäre sie wahrscheinlich sofort schreiend weggerannt. Aber so baute sie sich einfach vor dem Pärchen auf und begrüßte sie freundlich.

"Ehm, Dude..." wandte Hurley sofort ein, "...ich glaube nicht, dass die dich verstehen."

Daraufhin nahm auch Sam den immer noch bösen Blick des Koreaners wahr, doch bei seiner Frau schien sie für einen kurzen Moment so etwas wie Verständnis zu erkennen, oder hatte sie sich getäuscht? Kurzerhand änderte sie ihre Taktik. Sie zog Hurley am Arm und klopfte ihm immer wieder mit der flachen Hand auf die Brust:

"H-u-r-l-e-y."

"Was zum Teufel machst du da Sam?"

"Ich versuche ihnen deinen Namen zu vermitteln."

Hurley sah sie lange an, öffneten langsam den Mund, überlegte es sich dann aber doch anders und schloss ihn wieder. Es war sicher besser, wenn er dazu nichts sagte...

Mittlerweile war Sam bei ihrem eigenen Namen angelangt, den sie dem Paar nun zu vermitteln schien. Zu ihrer großen Freude reagierte die koreanische Frau und deutete auf sich:

"Sun."

Doch nahezu sofort wurde sie von ihrem Mann scharf zurechtgewiesen, so hörte es sich jedenfalls an, denn er sprach wieder Koreanisch. Sam konnte dieses Mal einen bedauernden Blick in ihrem Gesicht erkennen, irgendwie hatte sie Mitleid mit der Frau.

"Komm Sam, lass uns wieder gehen, es ist noch viel zu tun und die anderen warten sicher schon."

Sam nickte nur und hob zum Abschied die Hand, doch dann entschloss sie sich, doch noch etwas zu sagen:

"Unser Lager ist dort drüben, wir sammeln gerade Nahrung und bauen noch alles auf...und wir haben einen Arzt."

Dann drehte sie sich um und folgte Hurley, der schon ein ganzes Stück gegangen war. Weshalb sie das jetzt gesagt hatte wusste sie nicht genau, aber vielleicht hatte es ihnen ja geholfen...
 

Tess blinzelte schon seit geraumer Zeit zu Kate hinüber, die sich mit geschlossen Augen an einen Palmenstamm gelehnt hatte. Reese hatte ihre Blicke bereits bemerkt und runzelte fragend ihre Stirn.

Da Kate keine Anstalten machte so schnell ihre Augen wieder zu öffnen nahm Tess allen Mut zusammen und runkste sie ein wenig an. Erschrocken riss diese ihre Augen auf und sah Tess an.

"Ja?"

"Oh entschuldige, aber...ich frag mich die ganze Zeit ob wir uns schon einmal begegnet sind. Du kommst mir so bekannt vor."

Kates anfänglich leichtes Lächeln gefror ihr im Gesicht. Sie wandte ihren Blick ab.

"Nicht das ich wüsste."

"Ich denke doch...hast du vielleicht ne Zwillingsschwester?"

"NEIN!" fuhr Kate sie an.

Sogar Reese, die weiter zu ihr weg saß, fuhr etwas zusammen. Kate war über ihren Tonfall selber erschrocken und entschuldigte sich.

"Tut mir leid. Ich bin nur etwas angespannt." und sie rieb sich die Stirn "Ich...leg mich etwas hin und ruh mich aus. Bis dann."

Tess und Reese sahen ihr nach.

"Das hast du toll gemacht." meinte Reese.

"Was denn?" Tess sah Reese mit großen Augen an.

"Du hast sie vergrault."

"Meinst du wirklich?"

"Das war doch offensichtlich."

"Is doch egal...ich werde sie sowieso nie wieder sehn."

Reese rollte innerlich mit den Augen. Tess hatte doch nicht wirklich vor schon wieder damit anzufangen?

"Nach unserer Rettung werden wir-"

"Tess!" fuhr nun Reese sie an, senkte ihre Stimme aber gleich wieder und fuhr mit geschlossenen Augen fort "Tess...ehe...Cousinchen..."

Tess war über den Unterton in ihrer Stimmer sehr erschrocken und starrte sie an.

Reese holte tief Luft und versuchte ihre Worte sehr sorgfältig zu wählen.

"Ich hab mit Jack geredet...er hat den Piloten gefunden...er ist jetzt übrigens tot..."

"Das ist sehr schade, aber die Rettungs-"

"SIE WERDEN NICHT KOMMEN, TESS!"

Desorientiert sah Tess ihre schreiende Cousine an.

"Was? Aber wieso? Die können uns doch nicht einfach vergessen haben."

"Wir waren 1000 Meilen vom Kurs als wir in Turbulenzen gerieten. Sie werden nach uns suchen, Tess, aber an der falschen Stelle...an der falschen Stelle..."

Reese blickte traurig zu Boden. Jetzt war es raus. Die ganze Wahrheit. Wie würde Tess wohl damit fertig werden? Hätte sie es ihr vielleicht nicht so an den Kopf knallen sollen? Doch wie lange hätte sie noch damit hinterm Berg halten können? Tess' Schweigen verhieß allerdings nichts Gutes.

"Bitte sag was...irgendwas." bat Reese sie.

Tess schüttelte abwesend ihren Kopf. Ihr Blick wurde unfokussiert als sie sich langsam erhob.

"Ich möchte jetzt alleine sein."

Sie drehte sich um und lief den Strand hinunter, durch die Menge der noch immer arbeitenden und der Trümmerteile. Einige blickten auf als sie mit starrem Blick und Tränen im Gesicht an ihnen vorbei ging.

Reese fragte sich ob sie ihr lieber folgen sollte, doch widerstand sie diesem Drang. Sie würde selber damit fertig werden. Zumindest hoffte sie das.
 

Tess schlurfte weiter durch den Sand. Wie konnten sie nur so weit vom Kurs abkommen? 1000 Meilen? Tess musste kein Genie in Mathematik sein um zu wissen, dass die Chance das sie gefunden werden eins zu uff...vielleicht unendlich bestand? Unweigerlich musste sie an Robinson Crusoe denken. Wie lange war er auf seiner Insel geblieben? 26 Jahre? 28? Allein der Gedanke daran für so lange Zeit irgendwo gefangen zu sein war in diesem Moment unerträglich. Und plötzlich sah das dunkelblaue, tiefe Wasser unheimlich verlockend aus. Die Wellen die sich an diesem Teil des Strandes so hoch auftürmten, dass sie alles unter sich zermalmen konnten. Das Wasser zog Tess magisch an. Wie in Trance schritt sie hinein und schon bald schlug die erste Welle über ihren Kopf zusammen und zog sie unter Wasser. Die zweite folgte, die dritte. Sie bekam Grund unter ihren Füßen zu spüren und stemmte sich nach oben. Sie japste nach Luft und versuchte sich über Wasser zu halten. Das Wasser hatte ihr den Verstand wieder klar gespült. Was hatte sie vor? Wollte sie sich umbringen? Die nächste ziemlich heftige Welle drückte sie wieder unter Wasser. Für kurze Zeit ließ die Strömung nach und sie fand wieder Zeit um einen weiteren Versuch des Luftholens zu starten, doch auch dieser verwandelte sich in das panische Gefühl ersticken zu müssen. Sie hustete und schluckte Wasser. Auch ihre Kraftreserven würden langsam aber sicher ihr Ende finden. Ihre Arme spürte sie kaum mehr. Verzweifelt und nun vollkommen am Ende stieß sie die ihr verbliebene Luft aus. Die Strömung schleuderte sie hin und her als sie reflexartig nach Luft schnappte, doch da war keine Luft. Nur Wasser. Noch einmal riss sie die Augen weit auf. Sie gab sich der Dunkelheit die sie nun zu umfangen begann voll hin.
 

Reese konnte einfach nicht anders um Tess zu folgen. Sie hatte ein wirklich ungutes Gefühl bei dieser Sache. Schon von weitem erkannte sie, dass irgendetwas nicht stimmte als Tess schnellen Schrittes auf das Wasser zusteuerte.

"Tess!" rief sie, wohl wissend, dass sie sie nicht hören konnte geschweige denn reagieren würde.

Sie begann panisch zu laufen als sie beobachtete wie ihr Körper vollkommen im Wasser verschwand.

"TESS!" kreischte sie förmlich, sodass ihre Stimme bereits versagte.

Sie rannte so schnell sie ihre Beine trugen, doch stolperte sie immer wieder über kleinere Trümmerstücke oder auch über ihre eigenen Beine. Als sie so vollkommen hilflos im Sand lag und zu der Stelle blickte an der sie Tess zuletzt sah war sie um so mehr überrascht als zwei Gestalten wie der Wind an ihr vorbei sausten und sich einer der beiden hundert Meter weiter in die Fluten stürzte.

Reese kämpfte sich wieder auf die Beine und humpelte so schnell sie konnte die letzten Meter zu dem am Strand stehenden Sawyer. Die Tränen schossen ihr in die Augen als sie beobachtete wie Jack Tess' leblosen Körper aus dem Wasser trug und vor ihre Füße bettete. Sofort knieten sie und Sawyer sich nieder und Reese begann Tess' Schulter zu schütteln.

Jack lauschte ihrem nicht mehr vorhandenen Atem.

"Sie atmet nicht! Reese, Herzdruckmassage!" rief er ihr zu um ihr Schluchzen zu übertönen.

Er kauerte sich direkt neben ihren Kopf und nahm ihn nach hinten um den Kehlkopf zu strecken.

Er hielt ihre Nase zu und atmete kräftig in ihre Mundhöhle hinein um ihre Lungen wieder mit Luft zu füllen. Reeses Aufgabe bei der Ganzen Sache blieb dabei allerdings unbesetzt. Sie hielt Tess' Hand und wippte mit ihren Oberkörper immer wieder vor und zurück. Sie wimmerte vor sich hin und nahm nichts mehr um sich herum war.

"Reese!" schrie Jack sie an.

Keine Reaktion.

Bevor sie sich versah wurde sie von Sawyer, der jetzt ihren Platz einnahm, beiseite gedrückt. Er legte seine Hände übereinander auf die richtige Stelle an ihrem Brustkorb und begann immer wieder das Herz zu stimulieren.

Jack füllte von neuem mit seinem Atem ihre Lungen und als Sawyer erneut an der Reihe war hielt er erschrocken inne als es unter seinen Händen furchtbar knackste.

"Ich hab ihr eine Rippe gebrochen."

"Mach weiter..." sagte Jack und als Sawyer sich nicht rührte "SAWYER!"

Er besann sich und zählte an der Stelle weiter wo er aufgehört hatte. Jack nickte zufrieden.

Reese wimmerte noch immer. Sie hatte ihre Knie eng an ihren Körper gezogen und gab sich natürlich die Schuld für dieses Unglück. Umso mehr heulte sie weiter als Tess nach unzähligen Versuchen endlich Wasser spuckte und hustete.

Jack lächelte als er ihren Oberkörper aufrichtete.

"Tief durchatmen. Tief durchatmen."

Tess hustete noch immer als Reese sich bereits um ihren Hals geworfen hatte und in ihre Schulter schluchzte.

Doch Tess versuchte sie möglichst vorsichtig von sich zu drücken, denn sie konnte kaum atmen. Ihre Rippen schmerzten furchtbar.

"Au, au, au...autsch...was ist denn passiert?"

"Sawyer hat dir ne Rippe gebrochen." informierte Jack Tess als wäre es das normalste auf der Welt.

"Was?" echauffierte sie sich, bereute es jedoch sofort wieder. Das tat wirklich weh.

"Na kommt! Gehen wir."

Jack half Tess auf die Beine und stützte sie, genau wie Reese. Sawyer trottete hinter ihnen her als sie zu den Anderen zurück kehrten.

Jack warf allen die aussahen als würden sie gleich irgendwelche Fragen stellen einen warnenden Blick zu als er mit Tess im Zelt für die ärztliche Versorgung verschwand. Doch diese drehte sich noch mal kurz zu Reese um die sie ungern allein lassen wollte.

"Mir geht's gut, Reese. Ich bin in guten Händen." sagte sie und fügte mit einem Seitenblick auf Jack hinzu "Denk ich."

Jack grinste und Reese wischte sich die letzten Tränen vom Gesicht und nickte so überzeugt sie konnte. Sie sah noch zu wie die beiden in dem Zelt verschwanden bevor sie sich an einen Fels lehnte und langsam daran runter rutschte. Sie kauerte sich zu einem Kneul zusammen und vergrub ihren Kopf zwischen ihren Armen. Ihre Nerven waren am Ende. Sie wusste, dass sie sich keine Vorwürfe machen sollte, sie wusste es sogar genau, doch beherzigen konnte sie es nicht. Eine tolle Psychologin war sie.

Eine plötzlich Berührung an der Schulter ließ sie aufschrecken. Sie hob ihren Kopf ein wenig um zu sehen wer es war und fand zu ihrer Überraschung Locke neben sich stehen.

"Alles in Ordnung, Soldat?" brummte er und ließ sich neben sie fallen. "So ein Verletzter Kamerad kann einem schon zu schaffen machen, schließlich ist eine Kompanie immer nur so stark wie ihr schwächstes Glied. Aber mach dir keine Sorgen, ich glaub nicht das wir deshalb in irgendwelche Schwierigkeiten kommen werden. Schließlich haben wir noch hier noch einige starke Führungspersonen wie zum Beispiel mich und... ... ..." er schien plötzlich zu grübeln. "... ... naja, ich bin jedenfalls da!"

Reese schniefte kurz auf und wischte sich mit den Ärmeln die Tränen vom Gesicht. Für einen Moment starrte sie ihn an. Unweigerlich kam ein Grinsen auf ihr Gesicht obwohl sie sich eigentlich gar nicht danach fühlte, doch Locke sah mit seinem halb überzeugten, halb resignierenden Grinsen einfach zu witzig aus. Anscheinend fiel es ihm nicht grade leicht etwas nettes, gefühlvolles zu sagen. Aus dem Affekt heraus löste sie ihre Arme von ihren Knien und schloss sie um Lockes Nacken. Sie klammerte sich so fest sie konnte an ihn und nuschelte nur ein resignierendes

"Danke Locke."

Völlig schockiert über diese herzliche Geste starrte Locke einfach nur auf Reese nieder. Nachdem einige Sekunden... oder vielleicht auch Minuten vergangen waren klopfte er ihr dann wohlwollend mehrmals auf den Rücken und musste sogar ein wenig lächeln.

"Nichts zu danken."
 

***FLASHBACK***
 

"Danke, Mom." Sagte Reese als ihre Mutter die Tasse Tee vor sie hinsetzte.

"Ach, nichts zu danken, Schatz." Erwiderte sie und lächelte. "Ich freu mich doch wenn du mal hier bist. Die Nachbarn wundern sich schon ob du niemals Semesterferien hast."

Reeses Lächeln stockte und sie nickte nur langsam. Um alle bitteren Kommentare die ihr auf der Zunge lagen zu ersticken nippte sie an ihrem Tee. Es war dieses "Forever Young" Zeug was sie sich immer von ihren Freundinnen aufschwätzen ließ. Nur widerwillig schluckte sie etwas davon.

"Und, wie geht es Josh?" fragte ihre Mutter plötzlich um die peinliche Stille zu brechen.

"Josh?" fragte Reese bevor sie sich hätte bremsen können, jetzt wollte sie sich aber am liebsten auf die Zunge beißen.

"Jetzt sei nicht albern, Reese. Wie geht's ihm?"

"Oh... ganz gut, doch... er... hat viel zu tun im Augenblick."

Und wie er zu tun hatte. Josh war ihr Freund. Nein, eigentlich war es noch schlimmer, er war ihr "perfekter Freund". Der Sohn eines Arztes, der ,wie durch Zufall, der beste Freund von ihrem Vater war, weshalb sie sich, wie durch Zufall, auf einer dieser öffentlichen Partys vorgestellt worden waren. Josh war nicht übel, sie mochte ihn sehr und wollte für eine Weile auch gerne daran glauben, dass er der "perfekte Freund" war. Leider zerplatzte diese Vorstellung sobald sie einen Monat zusammen waren und Josh genug Eindruck bei ihrem Vater geschunden hatte um einen Arbeitsplatz bei ihm sicher zu haben. Etwa eine Woche später hatte sie dann den perfekten Josh mit der Sekretärin im Bett erwischt. Doch das würde sie ihrer Mutter jetzt sicher nicht erzählen.

"Und... meinst du er wird bald die Frage stellen?" riss ihre Mutter sie wieder aus ihren Gedanken.

"Die... Frage?" wiederholte sie die Worte.

"Ach Reese, was ist denn heut bloß los mit dir?" sagte ihre Mutter und schüttelte belehrend den Kopf. Die Bewegung war so energisch, das sie gleich erstmal ihre Teetasse hinstellen musste, damit sie nichts verschüttet. "Du weist doch genau wovon ich rede!"

Oh mein Gott, dachte Reese, was ging nur im Kopf dieser Frau vor die sich ihre Mutter nannte. "Meinst du nicht ich wäre noch etwas zu jung um zu... heiraten?"

"Ach was! In deinem Alter war ich schon längst verheiratet und hat es mir geschadet?"

"Und was ist mit meinem Studium?" entgegnete Reese völlig entgeistert, bemühte sich allerdings darum, dass ihre Mutter das nicht bemerkte.

"Das machst du natürlich zu ende!" Reese war erleichtert das zu hören. "Aber wenn ihr verheiratete seid brauchst du ja sowieso nicht arbeiten. Aber das mit der Psychologie kannst du ja immer noch als Hobby machen!"

Reese knallte ihr Teegeschirr auf dem Tisch und stand mit einem Ruck auf.

"Ich muss los. Ich wollt heute noch Tess besuchen."
 

*** FLASHBACK ENDE***
 

Reese musste versuchen sich abzulenken. Es war egal mit was, Hauptsache es brachte sie auf andere Gedanken, sonst könnte sie für nichts garantieren. Sie entschied sich zum Strand zu gehen, schließlich hatte sie, ganz im Gegensatz zu den meisten anderen, ihren Koffer noch nicht gefunden. Das würde sie sicher etwas ablenken.

Sie hatte noch keine zehn Schritte zum Strand getan, als sie lautstark von Hurley begrüßt wurde.

"Hey Duda!" sagte er und begann auf sie zu zujoggen. Reese musste ein wenig lächeln. "Du... du hast nicht zufällig Lust mir dabei zu... helfen die ganzen Leute zu... Katalogisieren?" schnaufte er und streckte ihr sofort einen Block und einen Stift entgegen.

"Wozu willst du denn das machen?" fragte sie ungläubig.

"Willst du etwa nicht wissen was für schräge Typen hier Nachts frei rumlaufen während du friedlich, zusammengekauert schläfst?"

Reese blinzelte ihn einige Male an. "Überredet!" sagte sie und schnappte Hurley den Block aus der Hand.

"Super!" grinste ehr und fing gleich eifrig an zu erklären. "Also du musst wenigstens die Namen aller Leute Sammeln, aber je mehr du rauskriegst um so besser, okay? Vor allem wenn's um irgendwelche Vorstrafen geht!"

Reese nickte eifrig und machte sich dann auf den Weg.

Tag 5 & 6

Tag 5
 

Die Mehrzahl der Gestrandeten arbeiteten, wie den Tag zufuhr auch, am Strand und waren mit allerlei Dinge beschäftigt. Noch immer ließen sich nützliche Dinge aus dem Wrack bergen, allerdings war auch die ein oder andere Leiche dabei. Die Überlebenden mit den starken Nerven hatten die verstorbenen Passagiere in einen, extra dafür vorgesehenen, Flugzeugteil gebracht. Es war um die Mittagszeit als Tess, im Bikini bekleidet und mit einem Eimer voller Wasser im Arm auf eine kleine Gruppe zusteuerte die sich gerade eine Pause gönnte. Sie saßen im Schatten einer großen Palme und beobachteten wie Tess immer näher kam. Anscheinend hatte sie Mühe den Eimer, aus dem immer wieder Wasser schwappte, zu bändigen. Aufgrund ihres freizügigen Auftrittes konnten sich die Männer in der Gruppe ein eindeutiges Pfeifen nicht verkneifen. Sie knallte, ohne auf die Pfiffe zu achten, den Eimer vor ihre Füße. Resse, die ihr am nächsten saß, lugte vorsichtig hinein und konnte ihren Augen kaum trauen. Der Eimer war voller, noch lebender, FISCHE.

"Tess! Wie...wo...wo hast du die denn her?" fragte sie ungläubig.

Tess wandte sich gerade ihre nassen Haare aus als sie antwortete.

"Na aus dem Meer. Woher denn sonst?"

Die restlichen derer die sich in der Nähe befanden rückten immer näher heran und versuchten auch mal einen Blick in den Eimer zu erhaschen. Schließlich hatte auch der Letzte einen Blick neugierig hinein gelugt und konnte sich auf ein angemessenes Abendessen freuen.

"Ich glaube sie wollte eher fragen 'Wie hast du das denn gemacht?'." meinte Samantha an Tess gewandt.

Tess grinste und griff in ihren Koffer den sie in der Nähe aufbewahrte. Wenig später holte sie ein grünes Buch heraus welches Reese als das 'Survival für Abenteurer' erkannte was sich Tess kurz vor ihrem Ausflug in das australische Downunder zugelegt hatte.

"Ich wusste, dass es sich irgendwann einmal auszahlen würde." sagte Tess stolz und hielt es in die Höhe.

Alle nickten anerkennend und Tess wollte sich bereits mit einem neuen Eimer wieder in die Fluten stürzen als Charlie aufsprang.

"Warte ich komm mit! Du musst mir unbedingt zeigen wie das geht!"

Tess klopfte ihm auf die Schulter.

"Klar, aus die mach ich noch nen richtigen Fischer!"

Hurley rannte den beiden so schnell er konnte hinterher.

"Aus mir auch, aus mir ahaaaaauch!" und die Verbliebenen hörten nur noch ein "Duda!" den Strand entlang Schalmeien.

Reese runzelte die Stirn.

"Also für sich tut sie das nicht."

"Was meinst du?" fragte Sam an sie gewandt.

"Die Fische! Sie ist Vegetarier."

(AvT: Oder essen Vegetarier Fisch? Na ja...Tess nich.)
 

Es war ein gewöhnlicher Abend. Er war zumindest so gewöhnlich wie er unter diesen Umständen nur sein konnte. Die meisten der Gestrandeten saßen um das allabendliche Lagerfeuer und hingen ihren Gedanken nach. Charlie hatte sich gegen einen Baumstamm gelehnt und spielte ein langsames Lied auf seiner roten Gitarre. Reese saß neben Sam und lauschte der Melodie, irgendwoher kannte sie diese. In diesem Moment stieß Tess zu der Gruppe und setzte sich neben ihre Cousine. Kaum hatte sie sich ganz niedergelassen fiel es Reese wie Schuppen von den Augenbrauen. Das war Tess' Lied!

"Ähm..." begann sie vorsichtig "du Charlie..."

Er hörte auf zu spielen und legte die flache Hand auf die Saiten um den Nachklang zu stoppen.

"Ja?"

"Könntest du vielleicht etwas Anderes spie-"

Tess hatte ihre die Hand auf die Schulter ihrer Cousine gelegt und sie leicht gedrückt.

"Ist schon gut..." und in Charlies Richtung "...spiel bitte weiter."

Die Töne erklangen wieder so rein und klar als wäre der Song nicht unterbrochen worden. Reese schluckte und sah unsicher zu Tess die mit glasigen Augen in die Flammen starrte. Kurze Zeit später stand sie auf und verließ den Kreis der Flammen.

"Ich geh spazieren."

Viele hoben ihre Köpfe und sahen zu wie Tess sie verließ.

Sam schaute fragend zu Reese.

"Erklärst du mir das?"

Reese seufzte, nickte aber.

"Der Song...als Tess und Jonathan...ihr Freund...sich damals trafen wurde gerade dieser Song gespielt."
 

***FLASHBACK***
 

Es klingelte. Tess ging zur Tür und öffnete diese. Völlig außer Atem, weil sie die vielen Treppen in den fünften Stock gerannt war, stand Reese im Flur und sah sie abwartend an.

"Komm rein, komm rein!" wurde sie begrüßt.

"Ich bin so schnell gefahren wie ich konnte, was ist denn so wichtig?"

Tess zog ihre Cousine in ihre Wohnung und drückte sie im Wohnzimmer in die Couch. Immer noch hatte sie kein Wort gesagt und tat auch so richtig geheimnisvoll. Doch sie hatte glänzende Augen.

Sie setzte sich neben Reese und nahm ihre Hände in ihre. Sie atmete tief durch und sagte mit einem Lächeln:

"Joanthan hat mir einen Antrag gemacht."

Reese hielt sich eine Hand aufs Herz und bekam große Augen.

"Nein?!"

"Doch!" nickte Tess.

"Nein?!"

"Doch!" Sie zeigte ihr den Verlobungsring.

Und mit einem lauten Kreischen fielen sich die Beiden um den Hals. Tess hörte da bereits das Telefon klingeln.

"Das ist ja toll! Ihr passt perfekt zusammen! Ich freu mich so für euch."

Tess strahlte über beide Ohren als sie aufstand und zu dem kleinen Tischchen mit dem Telefon ging.

Sie nahm den Hörer ab.

"Valentine...ja...das bin ich!"

Reese beobachtete wie das Lächeln auf Tess' Gesicht zu Eis gefror. Irgendetwas schien absolut nicht zu stimmen.

"Ja...ich fahr sofort los!"

Sie ließ den Hörer fallen ohne ihn einzuhängen und schnappte sich Hals über Kopf ihre Tasche und stürzte aus der Wohnung. Reese sprang auf und folgte ihr. Sie knallte die Wohnungstür hinter sich zu und stolperte die Treppen hinunter, der Aufzug war schon länger außer Betrieb.

Erst an ihrem Auto holte sie Tess ein.

"Was ist denn passiert?"

Tess saß bereits auf dem Fahrersitz und startete den Motor.

"Jonathan...er hatte einen Unfall."

"Oh Gott! Soll ich vielleicht fahren?"

"NEIN!" herrschte Tess sie so sehr an, dass sie in den Beifahrersitz zurückschrak.

Tess bretterte los, über die Mainstreet zum L.A. Jeremias Hospital. Reese hatte nur noch Zeit zu protestieren, dass sie gar nicht angeschnallt war, als sie über die erste rote Ampel rauschten.

In der nächsten viertel Stunde verstießen sie, grob geschätzt, gegen mindestens 30 weitere Verkehrsregeln, doch dies schien Tess am wenigsten zu interessieren. Als ihr Wagen mit quietschenden Reifen direkt vor dem Krankenhaus zum Stehen kam schickte Reese ein Stoßgebet nach oben. Sie lebte noch. Tess hatte ihren Wagen bereits verlassen und rannte in den Eingangsbereich.

"Tess!! Wir stehn doch im Halteverbot!!"

Glücklicherweise hatte sie den Schlüssel stecken gelassen, so konnte Reese den Wagen wenigstens noch zu einen angemesseneren Parkplatz manövrieren bevor sie Tess folgte.

Tess war den Anweisungen des Mannes im Foyer gefolgt und irrte nun bereits den 5. Gang entlang. Sie erhielt Einlass durch mehrere dicke Glastüren und wurde misstrauisch von den diensthabenden Personal beäugt. Am Ende des Ganges sah sie schon von Weiten das rot leuchtende Schild welches anzeigte, dass gerade eine Operation im Gange war. Auf einer Sitzreihe an der Wand saß ein Ehepaar. Die Frau hatte ihre Hände vor dem Gesicht und weinte, der Mann legte beruhigend einen Arm um ihre Schulter. Beide blickten auf als Tess näher kam. Es waren Maria und Bernhard, Jonathans Eltern. Sie erhoben sich. Tess brauchte nicht zu fragen wie es um ihn stand. Ihre verzweifelten Gesichter bestätigten ihre schlimmsten Befürchtungen. Maria fiel ihr sofort um den Hals und schluchzte laut los. Auch Tess rannen jetzt die Tränen über die Wangen. Nach wenigen Augenblicken schaffte sie es zu fragen was denn passiert sei. Bernhard erzählte mit gebrochener Stimme.

"Er war auf dem Weg zu dem Gestüt deiner Eltern, weshalb wissen wir nicht. Ein Geisterfahrer kam ihm auf dem Highway entgegen. Er konnte nicht mehr ausweichen...Es..." seine Stimme versagte beinah "...es war doch gar nicht seine Schuld..."

Tess bemerkte wie Reese hinter sie trat.

"Was sagen die Ärzte?" fragte sie weiter.

Jonathans Vater winkte ab.

"Die sagen gar nichts...du weißt doch wie die sind."

"Wird er..." Tess schluckte, sie wagte kaum an so etwas zu denken "...wird er denn durchkommen?"

Maria schluchzte.

"Das weiß nur Gott."
 

Stunden waren vergangen als ein Arzt aus dem OP auf sie zu trat. Reese hatte die ganze Zeit Tess' Hand gehalten und war nicht von ihrer Seite gewichen. Bernhard kippte sich nun schon den 6. Kaffee in den Rachen und Maria starrte nur vor sich hin.

Der Chefarzt trat an die Eltern.

"Er hat die Operation, den Umständen entsprechend, gut überstanden. Er hat schwerste innere Verletzungen und einen Schädelbruch davon getragen. Es ist ein Wunder, dass er überhaupt noch lebt. Er liegt im Koma. Wir können ab jetzt nur noch hoffen, dass er die Nacht übersteht."

Mit einem kurzen Nicken verließ er die Wartenden wieder.

"Ist das alles was er uns zu sagen hat?" empörte sich Maria.

"Zu diesem Zeitpunkt kann man wirklich noch nicht mehr sagen." schaltete sich Reese ein, besann sich dann aber gleich wieder eines besseren. "Das ist die Standardantwort in solchen Situationen."

Tess sah sie geschockt an.

"Du meinst...es könnte sogar noch schlimmer sein als der Arzt sagt?"

"Nein...so hab ich das nicht gemeint..."

"Wieso sagst du es dann?"

"Entschuldigung!"

Eine Krankenschwester trat an sie heran.

"Das sind die Sachen die Mr. Carol bei sich trug."

Seine Eltern nickten dankend. Es waren seine Schlüssel mit einem Stofftier welches er von Tess hatte, seine Brieftasche und...Tess war zum heulen...sein Verlobungsring. Maria legte ihn Tess in die Hand und umschloss sie fest.

"Sie können jetzt für kurze Zeit zu ihm."

Das Ehepaar entschloss einstimmig, dass Tess zuerst gehen sollte, also tat sie es. Sie bekam einen sterilen Überzug umgeworfen und trat in den Raum mit den vielen piependen Geräten. Die Tränen stiegen ihr sofort wieder in die Augen als sie ihren Verlobten dort liegen sah, an all den Schläuchen und mit einem großen Verband um den Kopf, der sich langsam rot färbte. Sie trat an sein Bett und nahm seine Hand.

"Hey Bärchen...ich bins..." sagte sie mit erstickter Stimme. "Ich hoffe du wirst schnell wieder gesund...was soll ich denn sonst ohne dich machen?" Sie machte eine Pause um sich die Tränen weg zu wischen. "Ich...freu ich schon auf unseren Ausritt im nächsten Sommer...du weißt schon...nur wir und die Pferde für ganze drei Wochen..."

Das monotone Piepen der vielen Geräte machte Tess etwas unruhig.

"Na ja...sie sagen ich kann nicht lange bleiben...und deine Eltern warten auch noch draußen...ich komm morgen wieder." Sie hauchte einen Kuss auf seine zerkratzte Wange. "Ich liebe dich!"

Als sich Tess zum Gehen wand sollte sich ihr Leben für immer verändern. Das monotone Piepen verstummte schlagartig und machte einem langgezogenen Dauerton platz. Tess drehte sich ruckartig um und sah zu ihrer Bestürzung, dass auf den Geräte die eigentlich die Herzaktivität anzeigen sollten eine große Null prangerte. Fast augenblicklich später kam der Chefarzt ins Zimmer gestürmt und drückte Tess nach draußen wo sie von Reese gepackt und festgehalten wurde. Zahlreiche Schwestern und weitere Ärzte stürmten in das Zimmer. Tess rief immer und immer wieder unter Tränen Jonathans Namen, auch als die Ärzte den Kampf um sein Leben längst aufgegeben hatten...
 

***
 

Sam starret Reese noch eine ganze Weile an.

"Das ist so traurig." gestand sie ihr.

Reese nickte.

"Ja...aber es sollte für sie sogar noch schlimmer kommen...durch den ganzen Stress und den Schock der nach Jonathans Tod folgte verlor sie auch noch ihr Baby..."

Sam hielt sich die Hand vor den Mund. Sie hatte Tränen in den Augen.

"Oh Gott,... ... ... sie tut mit so Leid..."

"Ja..." bestätigte Reese "...mir auch..."
 

Tag 6
 

Allgemeiner Missmut machte sich breit. Machen wir und nichts vor, im Grunde war es jeden Abend so. Entweder verbrachten die Leute ihre Zeit damit stumm ins Feuer zu starren, oder sie taten das selbe, nur in die andere Richtung. Alle hatten enormen Respekt vor dem Dschungel, besonders in der Dunkelheit. Naja, bis auf Sawyer vielleicht, den nichts abzuschrecken schien. Er lief immer wie ein wildes Tier auf und ab, was alle anderen nur nervös machte.

"Könntest du das vielleicht mal lassen?!" sprach Sayid plötzlich das aus was alle dachten.

Sawyer drehte sich scharf um und deutete mit seinem Zeigefinger auf ihn. "Sei bloß ruhig Taliban, sonst-"

"Hey!" rief Jack und sprang auf. "Hey hört auf ihr beiden!"

Sawyer warf Jack einen finsteren Blick zu "Ich hab das verdammte recht hier rum zulaufen wie ich will, klar?"

"Du könntest schon ein wenig Rücksicht zeigen!" sagte Sayid bestimmt und war darauf und dran auch aufzustehen "Falls es dir noch nicht aufgefallen ist bist du nicht der Einzige hier auf der Insel!"

Sawyer wollte ihm grade, wutschnaubend ein saftiges Kommentar an den Kopf pfeffern, als Tess alle Aufmerksamkeit auf sich zog.

"Mann, was gäb ich jetzt für nen Hamburger!"

"Oh Gott, bitte fang nicht davon an!" sagte Claire und hielt sich ihren Babybauch.

"Hey, ich denke du bist Vegetarier?" fragte Reese irritiert an Tess gewandt wurde jedoch konsequent ignoriert.

"Oder ein Schinkensandwich!" seufzte Sam leise.

"Ich will Schokolade..." quengelte Michael, der daraufhin von Walt einen ungläubigen Blick zugeworfen bekam.

"Und ich Takos!" meinte Hurley mit einem Brummen.

"Ich wäre für ein riesiges Steak..!" gestand Jack plötzlich.

"Also ich weis gar nicht was ihr gegen Wildschwein habt!" beschwerte sich Locke lautstark.

Alle reagierten etwas irritiert.
 

Es war Morgen und eine angenehm milde Brise zog über den Strand hinweg als Tess, mit 7/8-Hosen bekleidet, bis zu den Knöcheln im Wasser stand und beobachtete wie die Wellen ihr um die Füße schwappten. Ihre Zehen hatten sich tief im Sand vergraben und mit verschränkten Armen vermittelte sie mehr den Eindruck eines Wellenbrechers als von irgendetwas Anderem. Nicht weit von ihr entfernt spielte Walt mit seinem Hund Vincent der sich sichtlich darüber freute. Er rannte immer wieder ins Wasser in der Hoffnung, dass sein Herrchen ihm folgen würde. Tess lächelte in sich hinein. Auf dem Gestüt ihrer Eltern hatten sie genauso einen Hund wie Vincent. Wie es ihm wohl ging? Doch ehe sie weiter darüber nachdenken konnte ermahnte sie sich selbst jetzt nicht an solche Dinge zu denken. Etwas Anderes musste her...öhm...was war doch gleich die Wurzel aus 433? Tess grübelte und während sie so dastand und mit gerunzelter Stirn nachdachte streifte etwas ihr linkes Bein. Tess schaute an sich herab und beobachtete wie die Wellen mit etwas spielten. Als es wieder ganz in ihre Nähe gespült wurde bückte sie sich danach und hob es auf. Es war ein gelber Tennisball. Kurz betrachtete sie ihn in ihrer Hand bevor sie entschlossen auf Walt und seinen Freund zu ging.

"Hey, Walt!" rief sie obwohl sie noch gute 5 Meter zu laufen hatte.

"Hallo erwiderte der Junge.

Sie tätschelte Vincent zur Begrüßung am Hals und er hechelte ihr freundlich entgegen. Sie zeigte dem Golden Retriever den gefundenen Ball. Er sprang sofort darauf an und schwänzelte vor ihr hin und her. Auf Walts fragenden Blick hin sagte sie:

"Den hab ich grad gefunden." und mit viel Schwung warf sie den Ball den Strand entlang. Vincent preschte wie von der Tarantel gestochen hinterher.

"Ich schenk ihn euch."

Walt lächelte. Er hielt einen Becher voller Wasser in der einen und irgendwelches Grünzeug in der anderen Hand. Mit zweitem schmierte er sich die Zähne ein.

"Wo hast du das her?" wollte Tess von ihm wissen als Vincent wieder angedackelt kam und den Tennisball erwartungsvoll vor ihre Füße legte.

"Von Sun, der koreanischen Frau."

Tess nickte und warf den Ball erneut als Walt den Becher zu seinen Lippen hob.

"Schluck es nicht runter." riet Tess ihm.

"Warum nicht?" wollte er wissen.

"Weil Salzwasser durstig macht."

"Warum?"

Er sah sie fragend an. Und als Tess den Mund öffnete um etwas zu sagen überlegte sie es sich doch noch anders und legte kurzerhand ihre Hand freundschaftlich au f Walts Schulter.

"Glaub lieber der guten Tess und tu was sie dir sagt."
 

***FLASHBACK***
 

Den ganzen Tag über war Reese nur mit sich selbst beschäftigt. Sie hatte ein Schild "GESCHLOSSEN" auf ihrer Stirn und knurrte jeden an, der in ihre Nähe kam - außer Tess, aber Tess kannte sie gut genug, um sie in Ruhe zu lassen. Doch in der Mittagspause konnte sie nicht mehr an sich halten. In der völlig überfüllten Mensa war Reese auf Anhieb auszumachen. Sie war die Einzige die bei sommerlichen Temperaturen ein schwarzes, langärmliches T-Shirt mit Kapuze trug. Tess hingegen zerfloss schon fast in ihren roten Triangel-Shirt mit der Aufschrift "Mistress of Disaster". Reese hatte wieder einmal ihre Kopfhörer auf und hörte wahrscheinlich wieder ihre theatralisch, melancholische Schnulzenmusik wie sie es immer tat wenn sie derart drauf war. Sie bemerkte Tess erst als sie direkt neben ihr stand. Tess packte die Umhängetasche eines Studenten und ließ sie zu Boden fallen um sich auf den Stuhl nieder zu lassen welche die Tasche belegt hatte. Sein wütendes Geschnaube überhörte sie. Als Reese Tess' erwartungsvolle Blicke bemerkte, was angesichts der Tatsache, dass Tess quer über den Tisch hing um ihr in die Augen zu sehen, nicht schwer fiel, nahm sie die Kopfhörer ab und schaute ihr Gegenüber ebenfalls an.

"Okay...was ist los?" fragte Tess.

"Was soll sein?" startete Reese einen schlechten Versuch abzulenken.

Tess hob eine Augenbraue.

"Jetzt komm schon...diesen Blick kenn ich doch. Hat es was mit dem Studium zu tun? Habt ihr den Test wieder bekommen? Was hat Professor Walden gesagt?"

Reese beantwortete ihre Frage mit einer Gegenfrage:

"Tess, hast du je so ein komisches Gefühl gehabt, dass dir gleich was ganz Tolles passieren wird? Ich meine, etwas, das du dir immer gewünscht hast, ohne es zu wissen, etwas, das dich vollkommen umkrempelt, so dass du nie wieder die Alte sein wirst?"

"Nein." sagte Tess.

"Ich auch nicht." meinte Reese "Traurig, was?"

Tess zog scharf die Luft ein. Reese befand sich eindeutig in "seelischer-Tiefpunkt-City" und sie steuerte voll aufs Zentrum zu. Manchmal fragte sich Tess wer hier die Psychologin von beiden war. Ehe sie etwas erwidern konnte stolperte Kylie, eine Mitstudentin, durch die Schülerschar und blieb vor ihnen stehen.

"Na ihr beiden, wie gehts?"

Auf Reeses Stirn leuchtete erneut ein riesiges Neonschild auf: "Achtung, Privatsphäre - Zutritt nicht gestattet!"

"Hey Kyl, gut. Was strahlst du denn so?"

"Ich freu mich so auf die Party bei Dean heut Abend, ihr kommt doch auch?"

Tess überlegte.

"DIN vier oder fünf?"

"Haha. Hast du den Knall gerade gehört? Das war mein Zwerchfell. Nein, im Ernst..."

"Ja, mal sehn."

"Okay. Na dann, vielleicht bis später."

Als Kylie sich zum nächsten Tisch vor kämpfte sah Tess wieder in Reese steinernes Gesicht. Kurze Zeit später klatschte sie in die Hände, sodass ihre Cousine zusammenzuckte.

"Ich habe etwas beschlossen."

"Und was?"

"Wir werden heute auf diese "DIN-Party" gehen. Das wird dich auf andere Gedanken bringen."

"Da bin ich mir nicht so sicher."

Tess grinste bis über beide Ohren.

"Oh doch, glaub lieber der guten Tess und tu was sie dir sagt."
 


 

Man konnte schon von weitem sehen, welches Deans Haus war. In allen anderen Häusern ging es ruhig und anständig zu. Sein Haus war dagegen hell erleuchtet, und die Musik dröhnte einem im Magen, noch bevor man sie hörte. Der Erste auf den Reese und Tess trafen war Phil. Er kroch auf Händen und Knien auf dem Rasen vor dem Haus herum und entleerte seinen Mageninhalt.

Tess sagte: "Hi, Phil."

Phil hob eine Hand und sagte zwischen zwei Kotzwellen: "Tess!"

Reese runzelte die Stirn. Sie hatte von Anfang an keine Lust hier drauf gehabt. Aber wenn Tess dich einmal in ihren Fingern hatte ließ sie dich so schnell nicht mehr gehen. Es seid denn du würdest dich ihrem Willen beugen. Reese wunderte sich wieso Tess überhaupt auf so eine Party ging. Sie hatte sich früher nie viel aus Partys gemacht, weil ihr der Herdentrieb dazu fehlte. Sie wusste noch, wie ihre Eltern sie immer mit zum Kasperltheater genommen hatten und alle Kinder schrieen: "Nein, tus nicht!" Tess tat dies nicht. Nicht weil sie nicht wollte. Sie konnte es einfach nicht. Umso mehr überraschte es Reese, dass sie alle möglichen Leute umarmte und durchs ganze Wohnzimmer brüllte um auch ja jeden zu begrüßen den sie auch nur ansatzweise kannte. Vermutlich war es besser, dass sie jetzt ihr schwarzes "nicht therapierbar" T-Shirt mit der weißen Schrift trug. Auch Reese gab den einen oder anderen Wangenkuss und schnell hatte sie Tess bei der Masse von Leuten aus den Augen verloren. Der tiefe Bass der Musik dröhnte in ihren Ohren und ehe sie sich versah wurde sie von einen ihrer Mitstudenten auf die Tanzfläche gezerrt und bewegte sich zur Musik.

Tess kämpfte sich zur Küche durch und schnappte sich als erstes ein...äh...Mineralwasser. Sie war noch nie trinkfest gewesen. Reese hatte sie mit Absicht abgeschüttelt, immerhin sollte sie mal auf andere Gedanken kommen. Schnell fand auch sie sich auf der Tanzfläche wieder. Doch musste sie sich vorsehen, da plötzlich etwas Langsames gespielt wurde und sie durch den aufkommenden Pärchenstrom immer weiter an den Rand gedrückt wurde. Schlagartig grabschte jemand nach ihr und eh sie sich versah lag sie in den Fängen eines Gorillas. Eine Stimme dröhnte ihr ins Ohr:

"Du bist so..."

Er klebte sich an sie wie eine Regenhaut, und sein Atem roch nach einem überquellenden Aschenbecher. Tess tanzte nicht mehr, sie ertrank. Dann sagte eine andere Stimme:

"Tut mir Leid, Kumpel, die junge Dame ist mit mir hier."

Der Gorilla lockerte seinen Griff um Tess und sie drehte sich um, um zu sehen wer ihr Retter war. Ihr Hirn zerfiel Augenblicklich in tausend Einzelteile. Er hatte lange und gelockte, braune Haare die ihm hin und wieder ins Gesicht fielen. Seine Augen hatten eine irre Farbe , wie Schiefer, wenn der Regen drauf fällt. Der Gorilla schürzte seine Oberlippe und gab sich Mühe hart auszusehen.

"Ich hab doch nur mit ihr getanzt."

"Jetzt nicht mehr." und bevor sie sich versah hatte Tess einen Tanzpartnerwechsel. Doch der jetzige war ihr um Weiten lieber als der letzte.

"Wow, danke."

Er sah sie nicht an, sondern durchbohrte immer noch den Gorilla mit seinem Blick.

"Ich hab diesen Typ schon im Auge, seit ich hergekommen bin." sagte er "Es sind immer solche die Ärger machen."

"Gehst du auf Partys weil du weist, dass es Ärger gibt?"

Er lächelte.

"Nein, ich glaube jetzt hast du ein falsches Bild von mir."

"Ich bin übrigens Tess, na ja, eigentlich heiß ich Tessandra Lani Rebbeca. Ich glaub meine Eltern waren damals auf so nem spirituellen Selbstfindungstrip mit sich und der Welt."

Ihr Gegenüberlachte herzhaft und griff ihre Hand die er schüttelte.

"Jonathan."
 

***
 

"Meint ihr es sieht nach Regen aus?" fragte Kate nachdenklich in die Runde.

Die Überlebenden hatten sich wieder am Strand versammelt um die Nacht dort zu verbringen. Alle schauten etwas ratlos umher, bis auf einmal Locke anfing in die Luft zu schnüffeln.

"Nein." Meinte er dann. "Erst wieder in elf Stunden und vier Minuten... etwa."

"Ah." Raunte es durch die Gruppe. Dann kehrte wieder Stille ein. Und sie blieb und blieb und... nur manchmal wurde sie von dem ein oder anderem lustlosen Stöhnen unterbrochen.

"Och mir is so langweilig..." quengelte Shannon.

Zustimmendes Raunen grüßte ihre Worte. Naja, es gab nicht viel was man Abends auf einer einsamen Insel machen konnte...

Plötzlich kam Reese durch den Sand geschlürft, doch sie war nicht allein. Mit sich schleppte sie einen ganzen Stapel von wichtig aussehenden Büchern, Gott weis wo sie die auf einmal her hatte...

"So!" erklärte sie enthusiastisch und rieb beide Hände aneinander. "Damit hier niemand nen seelischen Knacks kriegt, wollen wir doch mal unser Erlebtes verarbeiten!"

"Au ja!" rief Shannon hell auf begeistert.

"Ähm, tut mir leid, nicht du. Du warst gestern schon dran! Aber wenn du möchtest kannst du mir mal alle deine ähm... traumatischen Erlebnisse aufschreiben und ich seh sie mir dann... später mal an. So... wenn ich mal Zeit hab."

Reese hatte kaum ausgeredet, schon hatte sie Shannon mit Zettel und Stift bewaffnet und fing fleißig an zu schreiben. Immer noch hoch motiviert wand sie sich nun wieder den anderen zu.

"Also, wer möchte anfangen?"

Stille.

"Ach kommt, jetzt seid doch nicht so! Wie wärs mit... dir Locke? Ich meine, Sir! Locke, Sir!"

Locke hob irritiert eine Augenbraue und meinte nur. "Ich hab schon schlimmeres erlebt, Soldat. So eine Kleinigkeit schockt mich nicht!"

"Ähm... na gut, ok... wie wärs dann mit Jack?" fragte sie hoffnungsvoll. Ihr Kollege würde sie bestimmt unterstützen!

"Also, bis jetzt hab ich auf dieser Insel so etwa zwanzig Leben gerettet, wurde von einem Laien an der Schulter genäht, hab gesehen wie der Pilot unserer Maschine zerfleischt wurde." Stille. Alle sahen ihn schockiert an, bis auf Shannon die nichts um sich herum wahr nahm, sondern fleißig ihre Memoiren schrieb. "Oh... hab ich das jetzt laut gesagt?" er sah Hilfe suchend zu Reese, die nur stumm nickte. "Hm... und wie war's bei dir, Kate?"

Kate, aus einem Flashback gerissen, sah erschrocken hoch als sie ihren Namen hörte. "W-Was? Ähm, ja! Ich stimme vollkommen zu!"

Reese sah enttäuscht in die Runde. Ihr ganzes psychologisches Experiment ging zu Grunde. Hoffnungsvoll sah sie zu Hurley hinüber, doch er saß nur da und stotterte immer wieder "Planecrash" vor sich hin. Doch plötzlich fand sie ein neues Opfer.

"Michael!!" rief sie laut, sodass er glatt zusammenzuckte. "Pass auf, ich zeig dir jetzt ein paar Karten, und du sagst mir was du darauf siehst, ok?"

Michael nickte.

"Also." Sagte sie und zückte die erste Karteikarte aus ihrem Stapel. "Was siehst du hier?"

Michael zögerte für eine Weile, doch dann sagte er entschlossen. "Ein Flugzeugwrack."

"Gut!!" Reese zückte eine neue Karte. "Und hier?"

Wieder zögerte er. "Ein abstürzendes Flugzeug."

"Ah... und hier?"

"Ein Flugzeug das explodiert!"

"Hm... na toll, zu spät, du bist schon traumatisiert! Am besten du... versuchst einfach mal... nicht... an Flugzeuge zu denken, ...ja?"

Man, war das eine hoffnungslose Therapiegruppe.

"Ich weis gar nicht was du eigentlich willst." Erklang mit einem Mal Sawyers Stimme und er trat, wie üblich, irgendwo aus dem Finsteren an sie heran. "Ich für meinen Teil hab nicht vor besonders lange hier zu bleiben und deshalb ist es mir auch..." er unterdrückte offensichtlich sein Verlang danach zu fluchen "völlig egal was für schreckliche Probleme ihr alle habt."

"Dann geh doch wieder." Stellte Tess genervt fest.

"Mit dem größten Vergnügen!" entgegnete Sawyer mit finsterer Miene.

"Also ich denke ja eure Aggressivität ist auch ein deutliches Zeichen davon, dass ihr den Absturz noch nicht überwunden habt!" sagte Reese und krempelte enthusiastisch ihre Ärmel hoch. Sie ging auf beide, Tess und Sawyer zu, nahm jeweils eine Hand von beiden. "Bevor sich das zum Problem entwickelt solltet ihr euch jetzt lieber gleich vertragen!"

"Ach komm, Miss Psychologin. Du spielst dich immer als den Samariter auf die unsere Probleme lösen will und dabei willst du nur von deinen eigenen ablenken!"

Reese sah ihn mit gerunzelter Stirn an. "Ich... ich weis nicht was du meinst."

"Jetzt tu nicht so!" sagte er und packte etwas unsanft ihr Handgelenk. "Und was ist das dann, hä?"

Er hielt ihren Arm hoch und gegen das Licht, sodass ihn jeder sehen konnte. Auf ihm waren viel kleine, dünne Kratzer, manche sahen auch aus wie Schnitte.

"Lass mich los!" schrie Reese wütend. "Das ist vom Absturz, du Idiot!" rechtfertigte sie sich. "Ich bin auch nicht unsterblich, falls es dir noch nicht aufgefallen sein sollte!"

"Ach ja? Und weshalb rennst du dann bei Südseeklima immer mit einem Pullover rum?" fragte er provokant.

"Das geht dich nen feuchten Dreck an!" sagte Reese schließlich, drehte sich um und lief von dem Feuer und den anderen Gestrandeten weg.
 

Samantha starrte ins Feuer. In den letzten Tagen musste sie noch mehr als zuvor an ihre Heimat denken. Diese Insel hielt sie gefangen, genau wie es ihre Vergangenheit tat. Sie seufzte leicht und begann mit einem Stock in der nahen Glut herum zu stochern. Wie furchtbar es hier auch immer sein mochte, irgendwie war es doch besser als vorher, es war eine Veränderung und Veränderungen waren gut, oder?

Ja, Veränderungen waren gut, das hatte Samuel immer gesagt, der gute Samuel. Wie sehr sie ihn hier vermisste. Er war ihr Lehrer, ihr Mentor, ihr bester Freund gewesen in dem Gefängnis, aus dem sie geflüchtet war. Eine Flucht zu der er ihr verholfen hatte. Und nun war sie hier. Abgestürzt mit einem Flugzeug, auf einer Insel mit Leuten, die sie nicht kannte, und Samuel? Der dachte sicher, er hätte sie in den sicheren Tod geschickt. er würde sich schwere Vorwürfe machen! Sam schossen unweigerlich Tränen in die Augen bei diesen Gedanken.

"Hey."

Sie schreckte auf und blickte nach oben in das freundliche Gesicht von Jack, das durch den Feuerschein in ein leichtes Goldgelb getaucht wurde. Er lächelte leicht und setzte sich neben sie.

"Hier." er reichte ihr ein Taschentuch mit dem sie schnell ihre Tränen weg wischte, "Du vermisst deine Familie, oder?"

Sie zögerte eine Weile bevor sie antwortete. In der Gruppe war sie eine der Jüngsten, Jack meinte es sicher nur gut.

"Nein...ich vermisse einen guten Freund."

"Er muss etwas besonderes sein wenn du um ihn weinst."

"Ja, er hat mir viel geholfen, sein Name ist Samuel."

"Wie lange kennt ihr euch denn schon?"

Samantha machte es nichts aus, dass Jack sie ausfragte, ganz im Gegenteil, sie war froh endlich einmal unverbindlich mit jemandem reden zu können, ihre Seele ausschütten, wie sie es bei Samuel immer konnte.

"Ich kenne ihn schon mein ganzes Leben, er war so eine Art Ziehvater für mich."

"Was ist mit deinen richtigen Eltern?"

Sam lachte sarkastisch auf:

"Das ist eine andere Geschichte." wehrte sie schließlich etwas zögerlich ab.

Jack nickte verständnisvoll. Irgendwie fühlte er sich für die Kleine verantwortlich, wie für eine jüngere Schwester.

"Weißt du was, wir werden dich jetzt mal auf andere Gedanken bringen."

"Na da bin ich mal gespannt, wie du das machen willst..."

Neugierig beobachtete sie wie Jack aufstand und in einem Haufen Gerümpel nach irgendetwas zu suchen schien. Sam's Blick glitt langsam wieder zum Feuer zurück. Als Jack wieder auftauchte und sich neben sie fallen ließ konnte sie zu ihrer Verwunderung ein Bündel von Socken in seinen Händen erkennen.

"Was willst du denn damit anfangen?"

"Ich denke mal die brauchen wir hier nicht, sind eh alle löchrig, da können wir auch was anderes draus machen..."

"Und an was hast du da so gedacht?"

"Na ja, ich wollte schon immer ein Kaninchen haben."

"Du willst nicht wirklich einen Hasen aus Socken basteln?"

"Ein Kaninchen!"

"Ok...dann basteln wir eben ein Kaninchen..."

Samantha musste grinsen bei dem seltsamen Gedanken sich jetzt mit einem Mann, der mindestens 10 Jahre älter war als sie selbst, ans Feuer zu setzen und aus Socken ein Kaninchen zu basteln. Jack grinste sie an und reichte ihr ein Bündel mit Sachen.

"Also ich hoffe die sind auch gewaschen."

"Yep." bestätigte er, "Hab ich selbst persönlich gemacht. Ein Hemd müsste auch dabei sein, das wird der Körper."

"Hier, guck mal, das sind Zehensocken! also entweder nehmen wir die als Pfoten oder als Ohren!" entfuhr es Sam und sie hielt ein Paar pink geringelte Socken in die Höhe.

"Was hast du denn für ein seltsames Bild von Kaninchen?"

Nachdem Jack auch noch etwas Schnurr, Nadel, Faden und eine Schere aus dem Zelt geholt hatte nahm ihr gemeinsames Projekt schon langsam Gestallt an. Nur eine Stunde später hatten es die beiden sogar geschafft, einen ganzen Kaninchenrohkörper zustande zu bringen. Auf einmal sprang Sam auf und blickte sich um.

"Was suchst du denn?"

"Schon gefunden!" sie hielt zwei große bunte Knöpfe vor Jacks Nase die dieser verwundert betrachtete.

"Eins von Hurleys Hemden ist beim Fischen zerrissen, ich denke wir können uns ohne schlechtes Gewissen die Knöpfe für Rogers Gesicht ausborgen."

"Roger?" Jack betrachtete sie mit hochgezogener Augenbraue.

"Ja, er braucht doch einen Namen, oder?"

"Ich wüsste nicht, dass wir ein männliches Kaninchen ins Leben gerufen haben." entgegnete Jack belustigt.

"Es hat auch niemand gesagt, dass es weiblich ist, Doktor Frankenstein."
 

Reese lief am Strand entlang. Sie genoss es mal ein wenig allein zu sein und sich nicht immer um Andere kümmern zu müssen. Denn das schien ein natürlicher Reflex bei ihr zu sein. Seltsamer Weise schien der Strand Menschen leer zu sein und nur die Trümmer überall erinnerten sie daran, dass sie nicht im Urlaub, sondern gestrandet war.

Reese seufzte. Es würde nicht mehr lange dauern bis die Sonne untergehen würde und sie hoffte, das sie bis dahin ungestört blieb. Sie schlenderte barfuß durch den Sand und ließ sich vollkommen von dem harmonischen Gefühl das der Anblick vor ihr mit sich brachte wegtragen. Sie traute sich so weit den Strand entlang, wie sie noch nie allein gegangen war. Irgendwie trieb sie die Neugier an. Schließlich wusste keiner von ihnen wie groß diese Insel eigentlich war und welche Geheimnisse sie barg.

Nach einer Weile kam sie an einem Teil des Flugzeugwracks vorbei und sie musste unweigerlich stehen bleiben. Etwas blitzendes erregte ihre Aufmerksamkeit und sie ging ein wenig näher an das Wrack heran. Beim besten Willen konnte man nicht mehr identifizieren welches Teil des Flugzeuges das mal war, doch mitten in ihm drin lag ein kleines, wie eine Klinge aussehendes Stück Metall. Für einen Augenblick starrte Reese völlig abwesend darauf. Unweigerlich begann sie die Hand danach auszustrecken und es fest zu umschließen. Sie war sich sicher, würde sie noch ein wenig fester drücken, dann würde es durch ihre Haut schneiden und ihr Blut freisetzen. Als sie den Gedanken gefasst hatte erschrak sie darüber. Sie schüttelte kurz ihren Kopf um ihre Gedanken wieder zu ordnen. Instinktiv fasste sie sich an ihren Arm. Dort waren schon viele, feine Narben zu sehen. Langsam konnte sie sie nicht mehr verbergen. Reese wusste, dass sie ein Problem hatte, doch sie fand einfach keine Lösung dafür. Obwohl sie Psychologie studierte konnte sie sich selbst nicht helfen. Es überkam sie einfachimmer wieder, das Bedürfnis sich selbst weh zu tun, ihr dunkelrotes Blut zusehen und für einen Moment von allen anderen Gefühlen, bis auf den Schmerz, befreit zu sein. Denn er übermannte jede andere Emotion.

Plötzlich erschrak Reese und zuckte die Klinge, die sich schon zum schneiden bereit auf ihrer Haut befunden hatte zurück und steckte es in ihre Hosentasche. Sie hatte aus der Ferne ein Geräusch gehört und drehte sich nun suchend danach um. Gegen das fahle Licht der langsam untergehenden Sonne meinte sie eine Person am Rande des Bambuswalds zu sehen. Sie stand auf und lief langsam auf sie zu. Die Person schien bedacht darauf nicht gesehen zu werden und drehte sich nach links und rechts um bevor sie sich auf beide Knie fallen ließ und etwas begann auf dem Boden zu suchen. Je näher Reese zu der Person kam, desto klarer wurde ihr wen sie da vor sich sah.

"Charlie!" rief sie als sie fast schon neben ihm stand.

Erschrocken drehte sich der Angesprochene zu ihr um und versuchte schnell das, was er in der Hand hatte zu verstecken.

"H-Hallo Reese." Stotterte er und stopfte das Etwas in seine Hosentasche. Er sah seltsam aus. Völlig verschwitzt und seine Augen waren rot und aufgequollen. So hatte sie ihn schon einmal gesehen...

"Charlie was tust du hier?" fragte sie und ein schreckliches Gefühl überkam sie. "Was hast du da...?"

Er sah sie für einen Moment an und öffnete den Mund als wollte er etwas sagen, doch es schien als könnte er nicht die passenden Worte finden. Doch er brauchte nichts zu sagen, denn bevor er sich versah hatte Reese ihm den kleinen Plastikbeutel aus der Hand geschnappt und der Inhalt war eindeutig.

"Aber du..." Reese starrte auf den Beutel. Sie wusste selbst für einen Moment nicht was sie sagen sollte. "... du hattest es mir und Tess... versprochen..."

Sie ließ sich neben Charlie zu Boden sacken und sah ihm mit einem Stirnrunzeln in die Augen. Er hingegen versuchte ihren Blick zu meiden, denn er war unerträglich. Immer wieder bis er sich auf die Lippen, sah ihr kurz in die Augen und dann doch wieder weg.

"Ich weiß, ich..." versuchte er das Ganze zu erklären. "...es tut mir leid, aber... das Zeug führt mich immer wieder in Versuchung..."

Plötzlich schien Reese alles vollkommen logisch. Es ging Charlie im Grunde genau wie ihr, doch sie hatte die Kraft sein Problem zu lösen. Oder zumindest ihm zu helfen es selbst zu lösen.

"Na wenn das so ist..." sagte sie und fing plötzlich an wild entschlossen den Inhalt der Tüte auf ihre Hand zu leeren. Erschrocken von dem was er sah, wollte Charlie grade lauthals protestieren, als sie sich den Stoff auch schon in die Nase gezogen hatte. Reese blinzelte einige Male stark.

"Bist du wahnsinnig?!" sagte Charlie plötzlich in einem leichten bis mittelmäßigen Anflug von Panik. "H-Hast du schon mal Drogen genommen? Sag nicht du bist auch ein Junkie?"

"N... Nein, ich... wollt nur..." Reese starrte ins Leere und begann ein wenig zu schwanken. Alles in ihrem Kopf begann sich zu drehen und sie fühlte sich, als hätte sie keinen Boden mehr unter den Füßen. "Ich wollte..." Als das Drehen schlimmer wurde krallte sie sich an Charlies Jacke fest in der Hoffnung es würde bald aufhören. "...ich wollte... dass du nicht mehr in... Versuchung..."Plötzlich schien alles immer weiter weg von Reese zu gehen, so als würde sie in einem Tunnel rückwärts gehen und Charlie sich an dem anderen, sich immer weiter entfernendem Ende befand. Er sagte etwas zu ihr, doch sie sah nur wie sich seine Lippen bewegten bevor sie dann endgültig nichts mehr um sich herum wahr nahm.
 

Tess schnaufte schwer als sie die Trinkwasserbehälter die letzten Meter bis zu dem provisorischen Camp das sie errichtet hatten schleppte. Auch mit einer gebrochenen Rippe ließ sie sich das Helfen nicht nehmen. Immerhin hatte Jack ihr einen mehr als festen Verband angelegt, und mit diesem waren die Schmerzen kaum zu spüren.

Auch Hurley, der mit ihr gekommen war, ging es nicht anders, jedoch schleppte der Arme gleich doppelt so viele Behälter wie Tess, da sich Shannon, die auch für diesen Dienst eingeteilt war, weigerte welche zu tragen. Schließlich könnte sie sich ihre grade erst frisch gemachte Maniküre zerstören.

"Sind wir bald daaa?" fragte sie und stakte mit ihren Absatzschuhen den Beiden fünf Meter hinterher. Hurley und Tess tauschten eindeutige Blicke, doch Hurley antwortete vollkommen

diplomatisch

"Es ist nicht mehr weit, Shannon! Geht's noch?" Tess musste daraufhin unweigerlich prusten, doch zu ihrem Glück verstand Shannon die Geste nicht als solche.

"Es muss ja..." antwortete sie, zog allerdings eine Leidensmiene. "Also wenn ich heute eins gelernt habe, dann dass Pradaschuhe definitiv nicht geländetauglich sind!"

Wieder rollten Beide synchron mit den Augen. Wieso hatte Jack Shannon nur dazu verdonnert mit ihnen zu gehen? Naja, sie würden ihm diese Frag gleich selbst stellen können, da Hurley die Wahrheit gesagt hatte und es wirklich nicht mehr weit bis zum Camp war.

Völlig erschöpft ließen sie die Wasserbehälter dorthin fallen wo Jack es ihnen gezeigt hatte und plumpsten praktisch fast daneben.

"Gut gemacht ihr Zwei... Drei!" sagte Jack und nickte ihnen zu. Boone tappelte nah hinter ihm her und schien sofort den aktuellen Wasserbestand für seinen Anführer aufzunehmen. Tess beäugte ihn argwöhnisch und wunderte sich kurz ob sie ihn schon mal sprechen gehört hatte. Bevor sie jedoch länger darüber nachdenken konnte, hatte sich schon Shannon vollkommen erschöpft neben sie gesetzt.

"Puh, also das war wirklich anstrengend, oder? Ich meine, so was sollte man uns doch eigentlich nicht zumuten! Wir sind schließlich Frauen! Reicht es nicht wenn wir dasitzen und hübsch aussehen?!" Oh je, Tess hatte das ungute Gefühl das würde eine längere Gesichte werden. "Ich meine, ich verbringe schließlich nicht umsonst zwei Stunden Morgens um mich ordentlich herzurichten. Den Rest meines Tages sollte ich eindeutig damit verbringen meinen ohnehin schon perfekten Körper in der herrlichen Pazifiksonne zu bräunen! Apropos, das erinnert mich an das eine Mal vor etwa zwei Wochen, da-"

"Wow, hat da nicht grade jemand meinen Namen gerufen?!" sagte Tess ganz plötzlich und sprang

auf.

"Was, ähm... ich hab nichts gehört." Sagte Shannon und sag sie mit einer hochgezogenen Augenbraue an. "Also wo war ich? Ach ja! Vor zwei Wo-"

"Nein, nein! Ich... ich bin mir sicher ich hab jemanden rufen hören, ich glaube es war... Locke! Ich geh dann mal lieber. Du weißt schon, der alte Glatzkopf wird mürrisch wenn man ihn warten lässt! Bis dahann!" flötete sie und verschwand so schnell sie konnte.

Puh grade noch mal so entwischt, dachte sie sich und atmete lang aus. Sie war grade einige Meter weg von Shannon, als plötzlich jemand vor ihr auftauchte.

"Das war aber nicht sehr nett." Es war Sawyer, der sie mit einer erhobenen Augenbraue musterte.

"Du hast gut reden!" erwiderte sie und wollte grade weiter gehen, als er sich ein wenig weiter vor sie stellte und ihr somit den Weg abschnitt.

"Du bist heute aber nicht sehr höflich. Mit dem falschen Fuß aufgestanden?"

Tess war grade dabei sich eine gepfefferte Antwort dafür auszudenken, als plötzlich Jacks Stimme ertönte.

"Hey ihr Zwei! Anstatt zu streiten könntet ihr uns hier lieber ein wenig mit dem Feuer helfen. Schließlich wird es bald dunkel!"

Sie tauschten noch kurz deftige Blicke bevor zumindest Tess Jacks Aufforderung nachkam und sich um das Feuer kümmerte. Sie kauerte sich hin um die Scheitel in eine ordentlich Position zum anzünden zu bringen und stopfte ordentlich trockene Gräser dazwischen. Sie konnte dies mittlerweile richtig gut und achtete deshalb immer sehr darauf es in die perfekt Position zu bringen.

"Jack?" hörte sie plötzlich Charlies Stimme sagen, doch da sie noch an der perfekten Ausrichtung des letzten Scheitels arbeitete sah sie nicht auf. Erst als ein plötzlicher Tumult begann, manche vor schock kreischten oder erschrocken die Luft in die Lungen sogen sah sie auf.

Mit einem Stirnrunzeln betrachtete sie Charlie und für einen Moment waren ihre Gedanken leer, bis sich der Schock legte uns sie realisierte, dass er eine leblos aussehende Person in den Armen hielt und wer dies war.

"Reese!" schrie sie erschrocken und sprang sofort auf. Ohne Rücksicht auf Verluste kämpfte sie sich zu den Beiden vor und starrte auf ihre Cousine herunter.

"Jack, ich brauch deine Hilfe!" rief Charlie noch einmal mit zittriger Stimme, aber bestimmt.

"Was ist passiert?" fragte Tess mit einem Mal und begann im Schock an der leblosen Reese zu rütteln. "Was ist passiert?!" wiederholte sie noch einmal, jedoch lauter als gewollt, sodass sie fast schon schrie.

"Schon gut, ganz ruhig." Kamm plötzlich Jacks beruhigende Stimme und er legte eine Hand auf Tess' Schulter. Sanft schob er sie zur Seite um Charlie das Durchgehen zu ermöglichen. "Komm schnell, leg sie da hin."

Charlie tat wie ihm gesagt wurde.
 

"Ich muss Roger noch füttern, hab's Sam versprochen." meinte Jack nur und stand auf.

"Wer ist denn jetzt schon wieder Sam?" fragte jemand im Hintergrund, von dem Hurley glaubte, dass er Scott hieß...oder Steve.

"Samantha." antwortete Jack ruhig, "Und Roger ist das Kaninchen, das ich mit ihr gemacht habe."

"Hey Dude..." schaltete sich nun auch Hurley ein, "...so läuft das aber nicht, als Doc solltest du das eigentlich wissen."



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