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Fesseln des Verrats - Fortführung nach Kapitel 13

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Rias Rat

Besorgt musterte Touko Ria, die gedankenversunken und trübsinnig ins Leere starrte. Sairis Wechsel auf die gegnerische Seite, musste sie hart getroffen haben. Wenn Tsukomo sie verraten würde ... nicht auszudenken. Mitfühlend stellte sie die zweite Tasse Tee vor ihrer Freundin ab, und setzte sich ihr gegenüber auf die Couch. Ria bekam das jedoch nicht mit. Keine einzige Regung spiegelte sich in ihrem Gesicht wider und Touko fröstelte. Schnell suchte sie nach einem Thema, etwas, das helfen würde, um von der Situation abzulenken.

"Kurze Haare stehen dir wirklich gut", begann sie mit einem zögernden Lächeln das Gespräch und klang nervöser als sie gedacht hatte. Ria blickte auf. Ihr Mund verzog sich zu einem Schmunzeln, doch ihre Augen lächelten nicht mit.

"Danke, das ist lieb."

Touko wartete, aber umsonst. Warum mochte ihr kein Thema einfallen? Das konnte doch nicht so schwer sein. Sie musste ihre Freundin aufheitern, egal wie.

"Das Kochbattle war lustig, meinst du nicht auch? Der arme Katsumi war ganz verzweifelt und Senshiro ging es letztendlich nur um Kurotos Meinung."

Ria nickte und der Schleier der Teilnahmslosigkeit begann sich vor ihren Augen zu lichten, verschwand allerdings nicht ganz. Trotzdem ließ das Hoffnung in Touko erwachen. Eilig fuhr sie fort.

"Ich fand es nett, dass Aya und ihr Bruder auf Katsumis Seite waren, das ..."

"Es wäre sicherer für sie, wenn sie das Anwesen verlassen würden", unterbrach Ria sie traurig. Touko zuckte kurz zusammen und dachte über ihre Worte nach. Schließlich nickte sie.

"Vermutlich hast du recht, auch wenn ich sie alle vermissen würde."

"Darum geht es nicht - du hast gesehen, was mit Ibuki und Shizuka passiert ist. So ein ... Das haben sie einfach nicht verdient!"

In Rias Augen stiegen Tränen auf und auch Touko spürte das Wasser in ihren Augen aufsteigen. Sie ballte ihre Hände zu Fäusten und versuchte, die schrecklichen Bilder wieder aus ihrem Kopf zu vertreiben. Für einige Minuten schwiegen sie. Jede kämpfte mit ihren eigenen Gefühlen. Dann sah Ria schließlich auf. Ein melancholisches Lächeln bildete sich um ihre Mundwinkel und im ihrem Blick lag tiefer Schmerz.

"Ich kann einfach nicht glauben, dass uns Sairi verraten hat und gegen uns kämpft!" Ihre Stimme zitterte und sie konnte den Damm nicht mehr aufrecht erhalten. Schillernde Tränen rannen über ihre Wangen und hinterließen eine glitzernde Spur auf der Haut.

"Ria ...", flüsterte ihre Freundin mitfühlend und hilflos zu gleich, da sie befürchtete, nicht die richtigen Worte zu finden.

"Wieso tut er das?! Durch ihn wird Luzifer beschworen werden! Was wird nur mit den Menschen, mit uns und Yuki werden?"

Sie schluchzte und wischte sich mit dem Arm über das Gesicht.

"Er hatte bestimmt keine Wahl ..."

"Man hat immer eine Wahl!", entfuhr es ihr energischer als beabsichtigt. "Es tut mir leid. Ich ... Ich wollte dich nicht anschnauzen. Es ist nur .... hätte ich ihm gesagt, was ich für ihn fühle, wäre er dann auch gegangen? Hätte ich ihn befreien sollen, ihn ... Ich weiß auch nicht! Das schlimmste ist, dass ich es nie erfahren werde. Denn wenn wir uns das nächste mal gegenüberstehen, dann werde ich ... Ich werde ..."

Ria schluchzte abermals. Touko stand auf, setze sich neben sie und zog sie in ihre Arme. Wie gerne würde sie widersprechen und ihr Mut machen. doch alle Worte, die ihr in den Sinn kamen, hörten sich falsch an. Solange das Licht der Götter ohne Bewusstsein war, gab es keine Hoffnung ...

Ria beruhigte sich etwas und befreite sich aus der Umarmung. Sie atmete tief durch, bevor sie ihrer Freundin mit festem Blick in die Augen sah.

"Was ist eigentlich mit dir und Tsukomo?"

Verwundert zog Touko eine Braue hoch.

"Was meinst du? Was soll sein?"

"Touko, es ist kein Geheimnis, das wir Wächter zu unseren Partnern eine enge Bindung haben. Bei dir und Tsukomo ist es gleich. Ihr gehört zusammen!"

Touko wurde rot. So direkt kannte sie ihre Freundin nicht. Unsicher lachte sie auf und fuhr sich durch ihr langes Haar.

"Ja, natürlich, doch wir werden immer als Geschwister geboren und ..."

"Und was?"

"Es ist wahr. Ich fühle mich zu Tsukomo mehr hingezogen, als zu allen anderen. Doch es soll einfach nicht sein. Es gibt bestimmt einen Grund, warum das Schicksal uns immer als Blutsverwandte zur Welt kommen lässt, auch wenn es schmerzt und ich es nicht verstehe."

Touko senkte befangen ihren Kopf, doch Ria winkte ab.

"Das glaube ich nicht. Touko, denk doch mal nach: die Welt ... Das Leben geht zu Ende. Die Lage sieht schlecht aus. Du kannst nie wissen, wann es den nächsten von uns erwischt."

"Ria!", rief Touko entsetzt auf, die mit dem Pessimismus und der Offenheit ihrer Freundin nicht zurecht kam. Wenn man es dachte, war es das eine, doch es auszusprechen ...

"Touko, ich weiß, das Thema ist dir unangenehm, ich werde es deshalb gleich beenden, aber hör mir ein letztes Mal gut zu." Sie ergriff behutsam die zitternden Hände ihrer Freundin und drückte sie aufmunternd, bevor sie mit eindringlicher Stimme fortfuhr. "Rede mit Tsukomo, halte deine Gefühle nicht zurück, egal, für wie unangebracht du oder andere sie halten. Es ist dein Leben und keiner kann dir sagen, wie lange wir noch hier sind. Mach nicht den selben Fehler wie ich. Denn wenn du zu lange wartest, verpasst du den Moment. Er wird nicht mehr zurück kommen und du wirst es ewig bereuen, doch dann ist es zu spät - ich weiß, wovon ich rede."

Ria stand auf und wollte den Raum verlassen, aber Touko ergriff das Wort.

"Wir Wächterinnen sind dazu da, um das Licht der Götter zu beschützen und Kinder zu bekommen. Das weißt du genauso gut wie ich. Auch wenn wir im Moment nichts tun können ... wir ... wir", sie stockte und versuchte, den dicken Kloß herunterzuschlucken, der sich in ihrer Kehle festgesetzt hatte. "Wir konnten Yuki nicht beschützen und jetzt? Wir sind so nutzlos ... Tolle Wächter sind wir. Es gibt nichts, was wir tun können."

"Doch das gibt es!"

Erschrocken fuhren Ria und Touko herum und starrten in Reigas Gesicht, der durch das Fenster sprang, es schnell verschloss und sich mit verschränkten Armen an die Wand lehnte.

"Was ... Wieso kommst du durch das Fenster?", rief Touko entsetzt und auch Ria sah fragend drein. Bevor er seine Lippen öffnen konnte, um zu antworten, ertönte draußen Hotsumas wütendes Fluchen. Rias Mimik entgleiste und sie musste leise Kichern.

"Da ist wohl jemand nicht damit einverstanden, dass du frei herum läufst."

Reiga seufzte und schloss für einen kurzen Moment seine Augen. Touko musste zugeben, dass er sehr attraktiv war. Kaum zu glauben, dass sie vor einigen Wochen noch gegeneinander gekämpft hatten und nun zusammen wohnten.

"Dabei kann ich ohne Grimmoire nocht viel ausrichten. Ich werde Yuki schon nicht im Schlaf ersticken."

"Da sind sich einige hier nicht wirklich sicher", entgegnete Ria gelassen und beäugte ihn misstrauisch. Reiga erwiderte ihren Blick. Ein elektrisierendes Knistern lag in der Luft und Touko rutschte nervös auf ihrem Platz hin und her.

"Ria meint es nicht so, stimmt doch, Ria?" Touko lachte nervös auf, doch Reiga winkte ab.

"Nein, sie hat recht. Und die anderen auch. Ihr solltet euer Misstrauen beibehalten und vor allen Dingen aufmerksam sein, um Yuki vor ihm zu schützen."

"Was oder wen genau meinst du?", hakte Ria mit zusammengekniffenen Augen nach, allerdings erahnte sie die Antwort bereits.

Reigas Blick wurde messerscharf und seine Miene verhärtete sich.

"Vor Luzifer. Es gibt niemand, den er lieber in die Finger bekommen möchte, als das Licht der Götter. Es wird nicht mehr lange dauern und er wird kommen, um Yuki zu holen..."

"Aber ich dachte, er wird von Takashiro und Suzaku befehligt werden", gab Touko zu bedenken. "Vielleicht ... kann Takashiro ..."

Reiga schüttelte entschieden den Kopf.

"Selbst wenn das so wäre ... Er wird Yuki für sich fordern."

"Was macht dich da so sicher?" , meinte Ria und Reigas Augen starrten finster ins Leere.

"Weil das Licht der Götter ihm seinen liebsten Lakai und Spielzeug weggenommen hat."

"Luca ...", flüsterten Touko und Ria zeitgleich. Ihnen wurde schlagartig eiskalt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Yuna_musume_satan
2019-06-19T23:40:28+00:00 20.06.2019 01:40
Klasse Kapitel mehr fällt mir dazu nicht ein
Antwort von:  Aleye85
24.06.2019 19:37
Danke, das ist wirklich lieb. Ich freue mich immer über Feedback und vor allen Dingen, wenn es so positiv ausfällt ;)


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