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Fesseln des Verrats - Fortführung nach Kapitel 13

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Yukis Traum

"Yuki ... hörst du mich? Steh auf, Yuki. Es ist an der Zeit ..."

Ein Pochen malträtierte seinen müden Körper, der sich viel zu schwer anfühlte. Mühevoll hob er die Hand an seine schmerzende Schläfe. Wo war er und wer rief da nach ihm? Er versuchte, seine Augen zu öffnen, doch vergebens. Es schien fast so, als wären seine Lider festgeklebt.

"Licht der Götter, steh auf. Nicht mehr lange ... du darfst nicht länger schlafen. Bitte, steh auf."

Wieder die leise, gedämpfte Stimme. Wer sprach zu ihm? Er konnte sie nicht zuordnen. Yuki öffnete seine trockenen Lippen, doch nur ein qualvolles Stöhnen drang aus seinem Mund. Noch einmal versuchte er, mit aller Kraft seine Augen zu öffnen. Millimeter für Millimeter erhaschte er Erfolge. Sein Körper schrie vor Anstrengung gepeinigt auf, doch er kämpfte weiter. Langsam kehrte die Erinnerung wieder. Die vielen Duras, Sodom kämpfend, ebenso Luca und die anderen ...

Yuki schluckte den Schmerz hinunter. Er musste herausfinden, wo er war. Was war passiert in der Zeit seines Black Outs? Wie ging es den anderen? Er musste all seine Konzentration und Kraft zusammen nehmen und die Antworten finden. Seine starke Willenskraft half ihm, seine Lider vollständig zu öffnen. Es dauerte eine Weile, bis er begriff, dass er auf dem Rücken lag und auf eine weiße, antike Decke aus Gestein sah, die in der Mitte kegelförmig zulief. Erst jetzt realisierte er das fröhliche Vogelgezwitscher. Er wandte leicht seinen Kopf und blickte auf eine blühende Wiese mit bunten Wildblumen, die von dichten grünen Büschen eingerahmt wurde, wie ein Schatz.

"Yuki, schön. Du bist endlich wach."

Ein paar Füße näherte sich ihm. Yuki war noch zu schwach, um den Kopf zu heben. Erschöpft ließ er es bei einem Versuch bewenden.

"Überanstrenge dich nicht. Lass mich dir helfen, Licht der Götter."

Jemand kniete sich zu ihm nieder und hielt einen einfachen Kelch vor seine Nase. Der Fremde stand ungünstig, denn durch die Sonne in dessen Rücken, wurde Yuki geblendet und konnte das Gesicht des jungen Mannes nicht erkennen.

"Trink das und es wird dir schnell besser gehen", forderte er ihn freundlich auf und Yuki gehorchte. Ein Gefühl in seinem Innern verriet ihm, dass sein Gegenüber nichts Böses im Sinn hatte. Dafür war seine Stimme zu warm und zu herzlich. Tatsächlich hatte er das Gefühl, dass sein Körper mit jedem weiteren Schluck an Kraft gewann. Nach nur zwei weiteren Minuten schaffte, sich aufzurichten und schaute einem blonden Mann ins aufmunternd lächelnde Gesicht. Seine Haut hatte einen braunen Teint und erinnerte Yuki an Mandeln. Seinen hellblauen Augen schimmerten mystisch. Jegliches Misstrauen fiel von Yuki ab.

"Wo bin ich und wo sind die anderen?"

Der Blonde lächelte noch immer freundlich.

"Welche anderen meinst du?"

"Die Wächter .... Luca ...."

"Ah, verstehe." Der Fremde starrte für einen kurzen Moment an die Decke und Yuki blickte sich flüchtig um. Die vielen weißen Säulen des Pavillon artigen Unterschlupfs wirkten fast wie ein Tempel.

"Du schläfst, sie sind wach."

Sein Kopf ruckte herum als der Sinn der Worte ihn erreichte.

"Ich schlafe?", wiederholte Yuki ungläubig und seine Augen wurden vor Verwunderung, im nächsten Moment vor Entsetzen, groß. Die Miene seines Gegenübers strahlte Unruhe und Besorgnis aus.

"Ja, so ist es. Du hast dich im letzten Kampf vollständig verausgabt, um deine Freunde zu retten."

"Und ... konnte ich sie alle retten?"

Der Blonde schüttelte traurig den Kopf.

"Nicht die, die zu dem Zeitpunkt schon tot waren."

"Ibuki ... Shizuka ..." Yuki ballte seine Hände zu Fäusten und begann zu zittern. Er konnte seine Tränen nicht zurückhalten. Die Erinnerung kehrte schlagartig zurück. Er hatte versagt. Schon wieder. Zu was war er eigentlich zu gebrauchen? Allen war er nur ein Klotz am Bein. Wenn er nicht ...

"Sei bitte nicht so hart zu dir, Licht der Götter", unterbrach der andere seine selbstzerstörerischen Gedanken. "Du kannst nicht immer alle retten. Das kann niemand."

Er strich ihm tröstend über den Rücken und schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln.

"Luca und den anderen geht es gut, dank dir, aber sie machen sich große Sorgen um dich."

Yuki nickte und wischte sich mit dem Arm die Tränen aus dem Gesicht.

"Wer bist du?"

Der Blonde stand auf und reichte ihm die Hand. Mit einem sanften, aber starken Ruck wurde er auf die Beine gezogen. Er strauchelte einige Sekunden und wurde von dem Unbekannten gestützt.

"Nenn mich einfach .... Danny. Das ist ein schöner Name. Der gefällt mir, was meinst du? Oder zu amerikanisch?"

Nachdenklich blickte er in den strahlend blauen Himmel. Yuki beobachtete ihn irritiert und wusste nichts darauf zu antworten, bis ihn der Blonde besorgt anblickte.

"Ich ... ähm, nein, er klingt nicht zu amerikanisch. Danny ist ein wirklich schöner Name."

Dannys Gesicht erhellte sich. Glücklich strahlte er Yuki an und verbeugte sich vor ihm.

"Nun dann, Yuki, das Licht der Götter. Es freut mich, dich kennenzulernen."

"Ja, ich freue mich auch!"

Danny wich im letzten Moment aus, sodass ihre Köpfe nicht bei der erneuten Vorbeugung zusammenknallten. Für ein paar flüchtige Sekunden musste Yuki an sein erstes Treffen mit Senshiro denken. Ein peinlich berührtes Schmunzeln breitete sich um seine Mundwinkel aus. Er setzte sofort zu einer Entschuldigung an, doch Danny winkte lächelnd ab.

"Das ist nicht nötig. Du möchtest bestimmt aufwachen ... das musst du sogar, um deinen Freunden zu helfen."

Überrascht blickte Yuki den anderen an und nickte. Für einen Moment hatte er tatsächlich alle Sorgen vergessen. Wie hatte das nur passieren können? Die Wächter und Kanata brauchten ihn jetzt sicherlich. Und Luca ...

"Ich kann dir sagen, was du dazu tun musst, aber bevor du dich entscheidest, solltest du wirklich hundertprozentig sicher sein. Denn hast du deine Wahl erst einmal getroffen, dann gibt es kein Zurück."

"Aber ... was muss ich dazu tun?"

Ihre ernsten Blicke trafen sich. für einige Minuten schwiegen sie. Dann zeigte Danny auf einen der blühenden Büsche. Yuki musste genau hinsehen, um das Tor dahinter zu entdecken.

"Durchschreite die Schwellen zu deinem Unterbewusstsein. Dort wirst du die ganze Wahrheit erfahren und stärker werden. Aber geh nur soweit, wie du sie ertragen kannst. Die Türen mit dem Messingknauf sind die, die notwendig sind, damit du aufwachst. Die mit dem goldenen Griff musst du nicht öffnen. Das obliegt deiner freien Entscheidung, doch bedenke: die Wahrheit ist nicht immer schön und oftmals grausam."

Yuki ließ seine Worte sacken. Hatte er eine andere Wahl? Er wollte Luca und die anderen unbedingt wiedersehen. Auf keinen Fall konnte er sie nun im Stich lassen. Egal wie schmerzhaft die Wahrheit und die Erinnerungen an sein vorheriges Leben waren, er würde es ertragen.

"Ich werde mich an alles erinnern können? Aus diesem und meinem vorherigen Leben?"

"Ja, höchstwahrscheinlich."

"... auch daran, was für Magie und Techniken ich einsetzen kann, um den anderen im Kampf gegen die Duras zu helfen?"

Danny nickte abermals.

"Ja, das wirst du. Doch sei dir bewusst, dass der Kampf gegen die Duras und vor allen Dingen Luzifer nicht leicht werden wird. Ich befürchte, dass dir viel Leid und Schmerz bevorstehen werden."

"Luzifer? Dann haben wir das letzte Grimmoire verloren?"

"Leider ja ..."

Yuki schluckte und blickte entschlossen auf.

"Es ist lieb, dass du dich um mich sorgst, doch ich muss es tun. Was wird sonst aus meinen Freunden und der Menschheit?"

"Luzifer und die Dämonenfürsten werden alle und alles vernichten."

Yuki nickte tapfer und wollte gerade gehen, als Danny ihn zu sich zog und von hinten fest umarmte. Hitze schoss in seine Wangen und raubte ihm die Worte.

"Pass auf dich auf, Yuki. Du bist wahrlich warmherzig, Licht der Götter. Ich werde dir helfen und beistehen, wo ich nur kann. Auch dann, wenn du mich nicht sehen kannst. Denk immer daran, egal was du siehst und erfährst, wenn du die Schwelle überschreitest: du bist nicht allein. Die Wächter, Luca und ich werden immer bei dir sein."

Danny ließ ihn los und Yuki verbeugte sich dankbar vor ihm. Dann lief er entschlossen zum Tor und bahnte sich seinen Weg durch die Büsche. Er streckte die Hand mit klopfenden Herzen aus und berührte die Klinke. Allerdings hielt er inne und drehte sich noch einmal um.

"Danny, wer genau bist ...."

Er brach mitten im Satz ab und schaute sich um, doch Danny war verschwunden. Ein letztes Mal schloss er die Augen, atmete tief ein. Dann öffnete er mit bangem Herz das Tor und trat über die Schwelle.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  H0rst3r
2019-07-17T04:58:45+00:00 17.07.2019 06:58
Schönes Kapitel, ich hoffe er wacht bald auf :)
Antwort von:  Aleye85
21.07.2019 20:19
danke, vorher muss er noch etwas erledigen ;)
Von:  Yuna_musume_satan
2019-07-14T22:20:57+00:00 15.07.2019 00:20
Yuki ist bald wieder wach na da freue ich mich
Antwort von:  Aleye85
15.07.2019 12:43
klar, ohne ihn fehlt einfach was ;)


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