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Fesseln des Verrats - Fortführung nach Kapitel 13

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Das Leiden eines Kochs

"So ... was haben wir denn da?" Beschwingt öffnete Danny die Tür des Vorratsschrankes und nickte zufrieden. Da war bestimmt was zu machen.

"Können wir das hier auch gebrauchen?" Luze reichte ihm die Döschen, die er im Hängeschrank vorgefunden hatte. Auf dem Gesicht des Engels zeichnete sich ein sanftes Lächeln.

"Super, du hast die Gewürze gefunden. Sehr gut gemacht, Luze."

Der Dämon errötete kaum merklich und seine Haut fing an zu glühen. Dennoch hielt er dem Blick des anderen Stand. Seine Miene wirkte kühl - wie eingemeißelt -, doch seine Augen leuchteten voller Tatendrang. Noch mehr. Er wollte noch mehr Anerkennung.

Reiga betrat die Küche und zog verwundert seine Brauen nach oben.

"Ich habe Katsumi hier erwartet ... das überrascht mich jetzt schon."

Seine Augen verharrten auf Luze, der dies jedoch nicht weiter beachtete.

„Und was treibt dich in die Küche?“, fragte Danny freundlich, worauf Reiga eintrat.

„Ich wollte nachsehen, ob ich für Yuki was zu essen auftreiben kann, bevor wir weiter gehen.“

„Das ist sehr umsichtig von dir. Aus dem gleichen Grund sind Luze und ich auch hier. Bevor wir die Reise antreten, sollen sich alle satt essen.“

Die drei nickten sich im stummen Einverständnis zu. Für ein paar Minuten standen sie unschlüssig und schweigend da. Dann unterbrach Reiga die Stille.

„Und? Kann jemand von euch kochen?“

Luze verzog sein Gesicht und Danny lachte auf.

„Nein, aber so schwer wird das schon nicht sein. Also, lasst uns unser Glück versuchen!“
 

Klatsch.

Eine Hand landete hart auf seinem Gesicht. Katsumi stöhnte, wischte ihre Hand beiseite und hielt sich seine schmerzende Nase. Er schielte vorwurfsvoll nach links, wo Tsubaki auf dem Rücken lag, alle Arme und Beine von sich gestreckt, und scheinbar zufrieden vor sich hin schnarchte. Eins musste er Yukis Tante lassen – sie hatte wirklich einen harten Schlag. Er seufzte und schloss abermals seine Lider. Die Müdigkeit lag noch immer wie ein Schleier über seinen erschöpften Gliedern. Gerade als er dabei war, ins Land der Träume einzutauchen, traf ihn Ayas Fuß am Schienbein. Er verkniff sich einen leisen Aufschrei und drehte sich auf die Seite, sodass er sich das unruhig schlafende Dienstmädchen betrachten konnte.

Es waren nicht genug Zimmer mehr frei gewesen, sodass er im Flur hätte schlafen müssen. Die beiden Frauen waren so nett gewesen und hatten ihn mit zu sich genommen. Nun lag er in der Mitte, was sich leider als nicht ganz so angenehm entpuppte, wie man denken sollte. Katsumi seufzte.

Ayas Lider flatterten unruhig. Er schluckte. Wie gern würde er ihr helfen und ein Teil ihrer Sorgen auf sich nehmen. Sie musste so viel ertragen. Der Tod ihres Bruders ließ sie nicht los. In Katsumis Augen stiegen Tränen auf und das nicht nur, weil er von Tsubaki einen weiteren Schlag in den Rücken bekam. Seine Wirbelsäule heulte gepeinigt auf. Mit einem schiefen Grinsen stand er auf. Zwar nagte die Erschöpfung unerbittlich an ihm, doch er würde hier keinen Schlaf finden, das war sicher. Für einige Minuten stand er vor dem Bett und sah auf die Frauen herab. Kaum zu glauben, dass Yuki mit Tsubaki verwandt war, denn sehr ähnlich waren sie sich nicht. Weder äußerlich, noch charakterlich.

Seine Augen ruhten auf Aya. Selbst jetzt, wo sie entkräftet und ausgezehrt vor ihm da lag, war sie wunderschön. Anmutig. Gütig. Liebevoll. Er schüttelte schnell seinen Kopf. Es gehörte sich nicht, Frauen derart anzustarren. Schon gar nicht, wenn sie schliefen. Flink zog er seine Schuhe an und schlich hinaus. Katsumi streckte sich ausführlich, sodass sein verspannter Rücken und Nacken krachte und machte sich dann auf den Weg zur Küche. Wenn er schon nicht schlafen und sich ausruhen konnte, wollte er die Zeit wenigstens damit verbringen, den anderen etwas Gutes zu tun und zu helfen. Und wie könnte er das besser, als beim Kochen? Der Gedanke beschwingte ihn. Mit einem leisen Summen auf den Lippen schritt er durch den Flur und die Treppe hinunter.

Wie vom Blitz getroffen blieb Katsumi stehen. Noch bevor er den dicken, schwarzen Rauch sah, roch er es schon. Das war nicht gut. Entsetzt sprang er in die Küche, wo Reiga gerade die Fenster aufriss. Luze und Danny husteten und sahen prüfend in die Töpfe und Pfannen.

„Was … was macht ihr denn da?“ Die Augen des gelernten Kochs füllten sich mit Tränen. Fassungslos starrte er auf die sich ihm darbietende Misere. Der Engel lächelte ihn verzagt, aber voller Stolz an.

„Wir kochen!“

Luze nickte und Katsumis Gesichtszüge entgleisten nun völlig.

„Wir versuchen es“, korrigierte Reiga, der nicht daran glaubte, dass noch etwas davon zu retten war.

„Es ist nur ein bisschen schwarz …“, meinte Danny verunsichert und kratzte mit dem Kochlöffel in einem der Töpfe herum.

„Röstaroma“, meinte Luze überzeugt, der ihm nicht von der Seite wich.

Katsumi zitterte. Er war fassungslos. Warum meinte hier jeder kochen zu müssen? War sein Essen nicht gut genug? Irgendwie kratzte die Situation an seinem Ego. Ein ekelhaftes Gefühl. Er ballte seine Hände zu Fäusten und senkte entmutigt seinen Kopf.

Bestürzt stellte Danny den Topf ab und eilte auf den Koch zu. Das hatte er nicht gewollt. Klar, das Ergebnis war nicht zufriedenstellend, aber so schlimm auch wieder nicht, oder etwa doch? Vorsichtig legte er eine Hand auf Katsumis Rücken und streichelte beruhigend darüber.

„Sorry, es tut uns leid. Wir wollten nur helfen. Ihr habt alle so viel mitgemacht und da dachten wir, wir zaubern euch was Schönes“, versuchte er, ihn zu beschwichtigen.

Zaubern? Was Schönes? Wohl kaum. Er hob leicht seinen Kopf und die anderen schreckten zurück. Das schiefe, aufgezwungene Grinsen verhieß nichts Gutes.

„Ich weiß … ihr meint es bestimmt gut … aber die Küche ist mein Territorium!“

Luze zog verwundert eine Braue in die Höhe.

„Wir haben nur geholfen.“

„Geholfen? Seht euch um – schaut, was ihr der Küche und dem Essen angetan habt!“ Katsumis Stimme überschlug sich. „Das grenzt an Misshandlung!“

Die drei sahen betreten zu Boden und murmelten eine Entschuldigung. Der Koch holte tief Luft und versuchte, sich zu beruhigen. Er musste dringend was unternehmen. So ging das nicht weiter.

„Okay, hört zu. Bitte verlasst die Küche und lasst mich retten, was noch zu retten ist.“

Betroffen blickten die Übeltäter sich an. Reiga wagte als erster zu sprechen.

„Aber wir wollen helfen.“

„Das könnt ihr“, antwortete Katsumi und eine seltsame Ruhe hatte sich in seine Tonlage eingeschlichen.

„Fein, wie?“ Danny strahlte ihn geradezu an.

„In dem ihr die Küche sofort verlasst!“

„Nein“, widersprach Luze entschieden, worauf Katsumi von der Wut der Verzweiflung übermannt wurde und sich ein großes Küchenmesser schnappte.

„Raus und zwar sofort! Alle!“

Der Dämon wollte abermals widersprechen, doch sowohl Danny als auch Reiga hielten ihm den Mund zu und manövrierten ihn hinaus.

„Tut uns leid. Ruf uns, wenn du Hilfe brauchst“, flötete der Blonde, bevor sie endlich den Raum verließen.

Der Koch schloss die Tür und blickte sich um. Das hinterlassene Chaos war verheerend. Zuerst musste er für Ordnung sorgen. Danach musste er prüfen, was noch an Zutaten übrig und zu verwerten war. Zum Schluss kam das Kochen. Er krempelte entschlossen seine Ärmel nach oben und machte sich voller Tatendrang an die Arbeit. Er hatte viel zu tun. Als Koch hatte man es wahrlich nicht leicht.



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