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Fesseln des Verrats - Fortführung nach Kapitel 13

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Die Reise beginnt

Sairi fühlte sich das erste Mal seit langer Zeit wieder glücklich. Er konnte sein Glück kaum glauben. Yuki ging es gut und er hatte ihm verziehen. Ebenso Ria. Mit den anderen würde er schon klar kommen. Sie waren frei. Zwar waren Luzifer und seine Dämonenscharen ihnen auf den Fersen, doch gab es wieder Hoffnung und niemand schien in Frage zu stellen, dass sie siegen würden. Und das allerwichtigste: Masamune war endlich wieder erwacht.

„Ich bin zu schwer“, murmelte sein Cousin in sein Ohr, der von ihm beim Laufen gestützt, fast getragen wurde. Sairi lief unbeirrt weiter.

„Unsinn. Du hast verdammt viel abgenommen.“

„Das hat es so an sich, wenn man nur schläft. Vielleicht sollte ich das auch mal ausprobieren“, meinte Ria und zwinkerte Masamune aufmunternd zu, der leicht zu lächeln begann. Dann sah sie ihren Partner abwartend an, doch der reagierte nicht.

„Hallo?“

„Was ist denn, Ria?“, gab Sairi etwas pampig zurück, ohne dabei anzuhalten.

„Ich warte.“

„Auf was?“

„Darauf, dass du meine Aussage widerlegst“, gab sie verärgert zurück, aber er blickte stur geradeaus.

„Warum sollte ich das tun? Ich widerspreche dir nur ungern. Ich dachte, Frauen wollen immer, dass man ihnen zustimmt.“

„Normalerweise schon, aber hier doch nicht!“

„Was hätte ich deiner Meinung nach sagen sollen?“

Ria wurde rot. Er hatte sich kein bisschen verändert.

„Frauen wollen so etwas nicht hören. Du bist charmant wie eh und je“, wisperte Masamune und lachte leise auf. Sairi verzog kurz sein Gesicht.

„Ria ist aber nicht wie gewöhnliche Frauen.“

„Wie bitte?!“ Ihr verschlug es fast die Sprache. Da hatten sie sich erst wiedergefunden und sie hatte ihm seinen großen, eigentlich unentschuldbaren Fehler verziehen und dann das.

Touko trat zu ihr und strich ihr aufmunternd über den Rücken.

„Und wie ist Ria dann?“, gab sie schnippisch zurück. Sairi blickte weiter geradeaus, während er seinen Cousin auf dem Rücken trug. Mit unveränderter ernster Miene antwortete er: „Sie ist etwas Besonderes.“

Ria sah schnell auf die Seite. Abermals benetzte ein zartes Rot ihre Wangen, doch dieses Mal nicht aus Verärgerung. Touko schaute abwechselnd von Sairi zu ihrer Freundin und lächelte. Sie freute sich für die beiden. In ihr erwachte wieder die Sehnsucht wie ein Eichhörnchen aus dem Winterschlaf. Verstohlen schielte sie zu Tsukomo, der sich mit Hotsuma und Shuusei unterhielt und von dem ganzen Gespräch nichts mitbekommen hatte. Wenn es bei ihnen doch nur auch so einfach wäre … Schnell verwarf sie den Gedanken wieder. Die Götter hatten das nicht für sie vorgesehen. Sonst wären sie nicht immer als Geschwister oder Gleichgeschlechtlich auf die Welt gekommen. Bitterkeit stieg in ihr auf und sammelte sich hinter ihren Augen in Form von Tränen.

Masamune lächelte glücklich. Er war erschöpft, aber dennoch heilfroh, wieder bei seinen Freunden zu sein. Egal was alles geschehen war – es musste nun ein Happy End folgen, kein Zweifel. Mit diesem Wunsch tauchte er zufrieden ins Reich der Träume und sammelte Kraft während des erholsamen Schlafs.
 

Luca versuchte sich angestrengt auf seine Umgebung zu konzentrieren, doch zweierlei erschwerte ihm das ungemein. Sein Zwilling Luze verhielt sich äußerst seltsam. Nicht nur, dass er nach dem spontanen Seitenwechsel mit Reiga zu den Wächtern völlig an Yuki geklebt und er alle Hände damit zu tun gehabt hatte, ihn von ihm fernzuhalten. Nein. Nun ließ er das Licht der Götter in Ruhe, was Luca eigentlich recht sein sollte, doch warum scharwenzelte er nun derart um den dubiosen Engel herum? Irgendwie war ihm das auch nicht geheuer. Er war zwar ein Opast, aber das empfand selbst er als unheimlich. Und dann war da noch das veränderte Verhalten von Yuki, seit er aufgewacht war. Danny hatte irgendetwas davon geredet, dass Yuki eine Reise in die Vergangenheit gemacht hatte, um seine Kräfte zurückzuerlangen und stärker zu werden. Was hatte er dort alles erlebt? Wie sah so eine Reise aus? Und konnte es sein, dass nicht nur schlummernde Kräfte erwacht und zurückgekehrt waren? Lucas Herz schlug schneller und drohte, sich zu überschlagen. Wenn das der Fall war, was ging dann nun in ihm vor? Er musste unbedingt mit ihm sprechen …

„Alles okay, Meister?“ Sodoms besorgte Stimme riss ihn aus seinen Gedankenwirrwarr.

„Ja, es ist alles gut.“

„Macht ihr euch Sorgen um Yuki?“

„Ein bisschen“, bestätigte Luca und schielt dann wieder in Richtung seines Bruders, der wie ein hungriger Wolf neben Danny herschlenderte. Er konnte nur hoffen, dass Luze sich an seinem Leckerbissen nicht verschlucken würde. Ob der Engel seine Begierde spürte, wusste Luca nicht zu deuten, denn eine dichte, schützende Mauer umgab Danny und ließ nicht die kleinste Gefühlsregung durchblitzen.
 

Zufrieden beobachtete Tsubaki den Koch und Aya wie sie schüchtern nebeneinander herliefen. Die zwei gaben ein süßes Pärchen ab und sie bedauerte, dass sich Katsumi und Aya ihrer Gefühle nicht schon früher bewusst gewesen waren. Die Zeit war mehr als ungünstig und grausam obendrein. Wenn sie nur an all die letzten Ereignisse dachte …

Tsubaki fröstelte und sie schlang wärmend ihre Arme um ihren zitternden Körper. Da wurde ihr eine dünne Wolldecke über die Schultern gelegt. Sie nahm sie dankbar an und neigte den Kopf zur Seite, erwartete Senshiro und weitete überrascht und schockiert zugleich ihre Augen.

„Du?!“

Fassungslos starrte sie Reiga an und riss sich in der nächsten Sekunde die Decke von den Schultern, um sie ihm zurückzugeben. Er erwiderte ihren Blick gefasst, machte jedoch keine Anstalten, das Vlies wieder anzunehmen.

„Was?“, fragte er stattdessen nur mit ruhiger Stimme, während sie versuchte, ihren Ärger im Zaum zu halten.

„Das brauche ich nicht!“

„Wirklich? Sah aber eben ganz danach aus.“

„Ich brauche sie nicht.“

„Aha, und warum klapperst du dann mit den Zähnen?“

„Argh! Okay, ich möchte sie nicht – nicht von dir!“

„So so, und warum nicht?“

„Weil du ein Mann bist und ich kann Männer nun mal nicht ausstehen!“

„Und wenn ich eine Frau gewesen wäre, hättest du sie genommen?“

„Ja!“

„Nicht dass es mich sonderlich interessiert, doch außer Laufen gibt es gerade nicht viel zu tun und ich langweile mich: was hast du eigentlich gegen Männer?“

Tsubaki musterte Reiga eindringlich von oben bis unten. Sie vertraute ihm nicht, auch wenn er scheinbar auf ihrer Seite kämpfte. Das wollte sie ihm jedoch nicht unter die Nase reiben. Stattdessen beschloss sie, ihre Abneigung allgemein zu halten.

„Das kann ich dir sagen! Sie sind skrupellos, hinterhältig, brutal und egoistisch.“

„Du kehrst also alle Männer über einen Kamm?“

„Und wenn dem so wäre?“

„Warst du nicht mit Senshiro verlobt?“

„Das tut hier nichts zur Sache! Senshiro ist eine Ausnahme.“

„Wieso?“

„Das geht dich nichts an!“

„Und Yuki?“

„Was ist mit Yuki?“

„Er ist schließlich auch ein Mann.“

„Er ist das Licht der Götter, das ist was anderes“, fauchte Tsubaki. Ihr Puls raste inzwischen so schnell, dass sie nicht mehr fror. „Außerdem war er vorher eine Frau. Deswegen ist er einfühlsamer und hat ein sanftes Wesen.“

„Und wo ist dein sanftes Wesen als Frau?“

Sie wurde feuerrot und ballte ihre Hände zu Fäusten. Derart wütend war sie schon lange nicht mehr gewesen. Was bildete sich dieser Reiga überhaupt ein?!

„Du bist nicht nur ein Mann, sondern ein Blinder dazu!“

Um Reigas Mundwinkel bildete sich ein belustigtes Schmunzeln.

„Und?“

„Was und? Könntest du mal in ganzen Sätzen mit mir sprechen?“

„Bedankst du dich nun bei mir?“

„Wie bitte?“ Ungläubig starrte sie ihn an. „Es gibt nichts, wofür ich mich bei dir bedanken müsste!“

„Doch das gibt es“, antwortete Reiga selbstgefällig.

„Und das wäre?“

„Immerhin frierst du nicht mehr, oder?“

Er wartete kein Gegenargument ab, sondern wandte sich lässig um und schritt voraus zum Licht der Götter. Tsubaki knirschte mit den Zähnen. Dieser Reiga war ein ganz ungehobelter Kerl, auch wenn sein Hintern in der Hose noch so knackig aussah.
 

Senshiro ließ sich etwas zurückfallen und beobachtete schweigend die anderen. Kuroto unterhielt sich mit Yuki, Danny, Luze und Reiga. Noch vor ein paar Monaten wäre das unvorstellbar gewesen. Eigentlich sollte er sich freuen, dass Kuroto mehr aus sich heraus kam und sich mit den anderen verstand. Ja, eigentlich …

Seine Augen streiften zu Tachibana, der Zoltan die gesamte Zeit über neckte und ärgerte. Allerdings nur scheinbar, denn Senshiro entging bei genauerem Hinsehen nicht, dass die beiden sich ständig flüchtig berührten. Sei es ein kurzes Händchen halten oder Streicheln über den Rücken und Oberarm. Ein gequältes Lächeln rann über sein Gesicht und er schielte wieder in Richtung von Kuroto. Ob sein Partner fühlte, wie sehr er ihn mochte? Manchmal fühlte es sich durchaus so an, andererseits …

Senshiro wusste, dass er Kurotos damaligen Partner nicht ersetzen konnte und diese Gewissheit belastete und schmerzte ihn furchtbar. Er schüttelte leicht seinen Kopf. Sich jetzt in solch einer Situation Gedanken darüber zu machen, war völliger Blödsinn. Es würde nicht mehr lange dauern und sie würden das Reiseportal erreichen, von dem Danny gesprochen hatte. Falls sie Glück hatten, würde Luzifer bis dahin nicht entdecken, doch davon war nicht auszugehen. Er musste wachsam bleiben und seine Kräfte bewahren. Sie alle mussten das. Nur so waren sie in der Lage, Yuki zu schützen und zu retten, was noch von der Menschheit und der Erde zu retten war.



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