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Fesseln des Verrats - Fortführung nach Kapitel 13

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Tachibanas Geheimnis

„Ich habe eine Bitte.“

Die anderen verstummten augenblicklich, als Yuki das Wort ergriff. Er lächelte zwar, doch seine Miene war von Ernst und Sorge durchzogen. Sie hatten gerade ihr Essen zu sich genommen, das die Dorfbewohner als Dank mit viel Liebe für sie zubereitet hatten. Yuki hatte zuvor unter vier Augen mit Ian gesprochen und sich nun entschlossen.

„Wir alle haben in den letzten Wochen viel durchgemacht und die Reise wird nicht einfacher werden. Im Gegenteil. Ich könnte es nicht verkraften, wenn noch mehr Menschen um mich herum sterben, ohne dass ich etwas dagegen tun kann.“

Das Licht der Götter holte tief Luft und Luca griff unter dem Tisch vorsichtig nach seiner Hand und streichelte mit dem Daumen über seinen Handrücken. Er schenkte dem Dämon ein dankbares Lächeln. Lucas bloße Anwesenheit gab ihm Kraft. So war es immer gewesen und Yuki spürte die tiefe Verbundenheit zwischen ihnen. Er wusste, dass er noch mit ihm sprechen musste, doch nun musste er erst einmal etwas anderes klären. Etwas, das ihm ebenso viel bedeutete.

„Tsubaki, Masamune, Aya und Katsumi, ich möchte, dass ihr hier in Gagarenzia bleibt und den Bewohnern zur Hand geht.“

Seine Tante stand empört auf, während die anderen drei stumm und peinlich berührt auf den Tisch hinunter sahen.

„Auf keinen Fall! Yuki, ich lass dich doch jetzt nicht allein!“

„Ich danke dir, dass du mir helfen möchtest, doch ich bin nicht allein. Die Wächter, Sodom, Luca … sie sind alle bei mir, um den endgültigen Kampf zu schlagen. Ihr könnt nicht mitkämpfen und ich möchte euch in Sicherheit wiegen.“

In Tsubakis Augen spiegelten sich Tränen. Zwar konnte sie seine Entscheidung nachvollziehen, sie wollte auch kein Klotz am Bein sein, dennoch schmerzte sie der Gedanke, sich von Yuki trennen zu müssen und ihn womöglich nie wieder zu sehen.

„Yuki, bitte. Ich verstehe dich, aber bitte, nimm mich mit. Ich werde auch nicht im Weg stehen und … wer sagt denn, dass wir hier sicherer sind? Gagarenzia wird immerhin auch regelmäßig attackiert wie wir gehört haben. Und zudem können wir die Gastfreundschaft der Leute nicht überstrapazieren."

Das Licht der Götter schüttelte leicht seinen Kopf.

„Letzteres habe ich bereits mit Ian bereits abgesprochen. Das wäre kein Problem.“

„Ganz und gar nicht“, schaltete sich nun der Dorfälteste ein und trat zu ihnen an den Tisch. „Wir würden uns viel sicherer fühlen, wenn ihr bliebet.“

„Abgesehen davon könnt ihr ihnen unter die Arme greifen, was den Wiederaufbau betrifft“, ergänzte Yuki etwas traurig lächelnd, denn er spürte die Enttäuschung und den Frust seiner Verwandten. Er wollte sich nicht vor den Kopf stoßen, doch es war zu gefährlich, sie weiterhin den Gefahren der Reise auszusetzen. Die Konfrontation mit Luzifer und seinem Gefolge war unvermeidlich. Er durfte nicht zulassen, dass dieser Krieg noch mehr Menschenleben forderte als unbedingt notwendig.

Tsubaki wandte sich verbittert an Ian.

„Sie würden sich sicherer fühlen, wenn wir bleiben würden?“

„Ja, so ist es.“ Der alte Mann nickte bestätigend.

„Aber wir können rein gar nichts gegen die Dämonen ausrichten. Im Kampf sind wir genauso ausgeliefert, wie der Rest von Ihnen.“

„Das stimmt“, meine Yuki und wandte leicht den Kopf. „Deswegen möchte ich, dass du, Kanata, auch bleibst und das Dorf mitsamt den Bewohnern schützt. Mit dem Grimmoire solltest du durchaus in der Lage sein.“

Reiga zog erstaunt eine Braue in die Höhe. Für eine flüchtige Sekunde spiegelte sich der Widerwillen in seiner Mimik, bevor sich seine Maske wieder verhärtete.

„Möchtest du das wirklich?“

„Ja, niemand Besserem könnte ich meine Familie, Freunde und die Bewohner anvertrauen“, antwortete Yuki und schaute ihm tief in die Augen. Reigas Herz machte einen verzagten Sprung. Er seufzte. Es fiel ihm schwer, Yukis Bitte nachzukommen, doch war die Sorge und Angst seinen Augen deutlich abzulesen. Reiga sah, wie Yuki unter der Furcht litt und er wollte sie ihm nehmen. Dem Licht der Götter stand ein schwerer Kampf bevor. Zusätzliche Furcht würde ihn nur unnötig schwächen.

„Dann bleibe ich hier.“

Yuki fiel ein schwerer Stein vom Herzen. Erleichtert atmete er auf und sowohl Katsumi als auch Aya nickten. Die Bediensteten wussten, dass sie beim folgenden Kampf keine große Hilfe sein würden.

„Wir bleiben gerne“, pflichtete Aya aufmunternd lächelnd bei.

„Ja, auch wenn sich dann keiner um eure Ernährung kümmert …“, meinte Katsumi und warf einen besorgten Blick in die Runde, wobei seine Augen bei Tsukomo hängen blieben. Der zuckte mit den Schultern.

„Ich esse immer gut. Shuusei ist das Sorgenkind.“

„Du isst meistens nur ungesunde Knabbereien! Eine Tüte Krabbenchips kann man nicht als vollständige Mahlzeit bezeichnen!“, beschwerte sich der Koch, woraufhin Touko lachte.

„Keine Sorge. Ich verspreche aufzupassen, dass er ordentlich isst.“

„Dasselbe gilt für mich mit Shuusei“, schaltete sich Hotsuma ein und erntete einen kräftigen Stoß in der Seite von seinem Partner.

„Auch ich werde bleiben.“ Masamune schaute Yuki traurig an. „Ich habe schon genug Unheil angerichtet und in meiner momentanen Verfassung, werde ich ohnehin nur ein Hindernis sein.“

„Sag das bitte nicht! Für das, was dein Vater dir angetan hat, kannst du nichts!“, widersprach Yuki vehement und die anderen stimmten ihm alle ausnahmslos zu. Masamune nickte zwar, trotzdem wirkte er mehr als niedergeschlagen. Die Ereignisse der letzten Monate machten ihm schwer zu schaffen. Er hatte den Tod seiner Mutter und den Kampf gegen seinen Vater noch nicht verarbeitet. Sairi klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter. Er konnte den Schmerz seines Cousins deutlich spüren.

Tsubaki seufzte gereizt. Es widerstrebte ihr sichtlich, sich Yukis Wunsch zu beugen. Der Gedanke, ihn allein ziehen zu lassen, ihn und die anderen vielleicht nie mehr wiederzusehen, brach ihr fast das Herz. Dennoch wollte sie nicht die einzige sein, die sich quer stellte und es Yuki somit noch schwerer machen, als er es ohnehin schon hatte.

„Na gut. Wenn es sein muss, dann bleibe auch ich hier …“

„Danke dir …“

„Ja, ja, schon gut. Gerne mach ich das aber nicht“, erwiderte Tsubaki und winkte ab, woraufhin Yuki ihr um den Hals flog und Sodom gleich hinterher.

„Vielen Dank, Tsubaki. Du tust mir damit einen großen Gefallen und wir werden uns beeilen, damit wir so schnell wie möglich wieder zurück kommen.“

„Sodom auch! Sodom wird Yuki und den anderen helfen!“

Ein kleiner Schatten huschte über Dannys Gesicht, dennoch blieb er still und beobachtete die Szene weiterhin. Ein Wiedersehen klang schön, doch war es wirklich möglich?

„Wenn wir schon Leute zurück lassen, sollte dann nicht auch Tachibana hier bleiben?“, schaltete sich Hotsuma ein und die anderen Wächter nickten zustimmend. Der Herbergsvater begann leise zu kichern.

„Wie süß, dass ihr um mich besorgt seid.“

„Besorgt?“ Hotsuma zog zweifelnd eine Braue in die Höhe, doch Touko war schneller und hob ihm schnell den Mund zu.

„So kann man das auch nennen“, erwiderte sie und grinste den Herbergsvater breit an.

Das Licht der Götter legte seinen Kopf schief und grübelte. Er hatte zuvor nicht damit gerechnet, dass Tachibana sich im Kampf so gut schlagen würde, doch womöglich hatten die anderen recht und es wäre besser, wenn auch er in Gagarenzia bliebe.

„Ha ha, das ist nicht nötig. Abgesehen davon, wenn ich nicht mitgehe, wer passt denn dann auf meine Schäfchen auf? Ha ha.“

„Welche Schäfchen?“, fragte Kuroto misstrauisch und ahnte die Antwort bereits.

„Na euch, he he.“

Zoltan trat vorsorglich einen Schritt bei Seite. Gerade noch rechtzeitig, bevor er von der wütend protestierenden Meute umgerannt wurde, die auf Tachibana empört eintrommelte. Yuki überlegte einzugreifen, doch sowohl Danny als auch Zoltan winkten ab. Sie warteten eine Weile, bis sich das Treiben beruhigt hatte und die Wächter vom Herbergsvater abließen. Dann wandte sich das Licht der Götter noch einmal zu ihm um.

„Tachibana, die anderen haben recht. Es wäre besser, wen du nicht mit uns kommen würdest …“

Der Herbergsvater schmunzelte. Es rührte ihn wirklich, dass Yuki sich derart um ihn sorgte. Dennoch lag er falsch. Er musste mit und war alles andere als hilflos. Als er jedoch die Lippen öffnete, um etwas zu erwidern, kam ihm Danny zuvor.

„Du musst dir um ihn keine Sorgen machen, glaube mir“, entgegnete er mit sanfter Stimme und schenkte ihm ein beruhigendes Lächeln.

„Das ist unfair! Wenn Tachibana mit darf, dann möchte ich auch!“, protestierte Tsubaki entrüstet.

Der Engel wandte sich zu der aufgebrachten Frau und schüttelte leicht den Kopf.

„Tut mir leid, aber das sind zwei verschiedene Dinge.“

„Und wieso das?!“

„Ganz einfach“, er warf Tachibana ein verschwörerisches Lächeln zu und der nickte bejahend. Es war Zeit, mit der Wahrheit herauszurücken und eins seiner Geheimnisse zu offenbaren. „Weil er in meinem Team mitspielt.“

„Moment mal, soll das etwa heißen …?“, platzte es aus Ria heraus und auch die anderen Wächter sahen ungläubig drein.

„Ja, Tachibana war … ist ein Engel.“



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