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Fesseln des Verrats - Fortführung nach Kapitel 13

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Säule des Ursprungs – Sairi und Ria, Teil 3

Sairi kletterte flink hinter Ria her und ließ sie nicht aus den Augen, für den Fall, dass sie den Halt verlieren würde. Zwar war ihr Können was das Erklimmen betraf sehr gut – sie überraschte ihn immer wieder – doch sicher war sicher. Immerhin waren sie beide geschwächt und anstrengend war es allemal. Auf einmal stoppte seine Partnerin und sah sich nachdenklich um.

„Alles okay?“

Besorgt sah er zu ihr auf. Vielleicht brauchte sie eine Pause. Mittlerweile hatten sie zwischen dreißig und vierzig Meter Höhe hinter sich gelassen und ein Ende war nicht in Sicht.

„Ja, nur … gib mir mal deinen Dolch.“

„Warum?“, hakte er nach, reichte ihr aber dennoch die Klinge.

Dankbar nahm sie die Waffe entgegen.

„Wir müssen da durch.“ Entschlossen durchbrach sie die dünne Zwischenhaut und riss sie auf. Das Ungeheuer schrie vor Schmerz auf. Ein Beben schüttelte den Körper und Ria verlor fast den Halt. Sairi erkannte ihre Notlage im rechten Moment und hielt sie fest. Dankbar nickte sie ihm zu, verlor keine Zeit und schnitt weiter bis das Loch groß genug war, um sich hindurch zu zwängen. Sie gab ihrem Partner den Dolch zurück und wollte sich schon hindurch zwängen, als Sairi sie zurückhielt.

„Bist du dir sicher? Sollen wir nicht lieber versuchen, den Rachen des Monsters hinauf zu klettern und durch den Mund zu brechen?“

„Nein, ich glaube nicht, dass das funktionieren wird. Das Biest wird uns nicht freiwillig heraus lassen.“

„Wir können ihm in die Zunge oder den Gaumen stechen …“

Ria schüttelte den Kopf.

„Ich denke, da steckt mehr dahinter. Mich zieht es dort hinauf. Da ist irgendetwas. Bitte vertrau mir.“

Sairi nickte. Sie war derart entschlossen, dass er nicht an ihrem Urteil zweifelte. Ria hatte schon immer ein gutes Gespür und eine ausgesprochen gute Intuition besessen.

„Gut, Ladies first.“

Sie verzog leicht das Gesicht.

„Wie überaus freundlich von dir.“

Mit unterdrücktem Ekel quetschte sie sich durch die klebrige Öffnung hindurch, dicht gefolgt von ihrem Partner. Der unterdrückte seinen Widerwillen jedoch nicht. Demonstrativ fluchend folgte er ihr. Noch nie zuvor hatte er sich so sehr nach einem Bad gesehnt wie in diesem Moment. Tapfer kämpften sie sich durch die engen und glitschigen Zellen des Dämons. Das Atmen fiel ihnen schwer. Die Luft war unangenehm stickig und es war viel zu warm. Die Kleider klebten an ihrer Haut und schienen sie zusätzlich runter ziehen zu wollen.

Ria wurde schwindelig. Sie fühlte sich der Erschöpfung nahe, dennoch war sie nicht gewillt, inne zu halten oder gar aufzugeben. Sie hielt sich ihr Ziel fest vor Augen und zog sich Stück für Stück hoch. Allerdings kamen ihr langsam Zweifel, ob es nicht doch ein Fehler gewesen war, sich durch die Hautzellen zu bewegen. Gerade als ihr die Sicht schwand, spürte sie eine unheimliche Präsenz. Alarmiert blickte sie zu ihrem Partner, der ihr bestätigend zunickte. Sairi spürte es auch. Sie brachen mit Hilfe der Klinge erneut durch eine Hautwand und purzelten hintereinander in eine große Zelle, die wie ein skurriler Raum wirkte und tatsächlich die Mitte des Monsters bildete. Viele Organe pulsierten hier in regelmäßigen Takt nebeneinander und inmitten unter ihnen das Herz. Entschlossen tauschten die beiden Blicke miteinander aus und liefen darauf zu, doch bevor sie es erreichten stellte sich ihnen ein Dämon in den Weg. Schnell sprangen beide einen Schritt zurück und wappneten sich für den Angriff.

„Sieh an, sieh an. Ihr Wächterlein habt es tatsächlich bis hier her geschafft. Nicht einmal so dumm.“

„Und wer bist du? Hast du dieses Monster beschworen?“ Ria besah den Dämon mit zusammengekniffenen Augen. Es war nicht schwer zu erkennen, dass es sich dabei um einen Opast der unteren Ränge handelte. Den sollten sie besiegen können – hoffte sie zumindest. Ihr Körper fühlte sich an wie Blei und schrie nach Schlaf.

„Ja, ein Prachtexemplar, nicht wahr? Ich bin …“

„Lass stecken. Ist auch egal“, unterbrach Sairi ihren Gegner wirsch. „Wir machen dich ohnehin jetzt platt.“

„Ihr Wächter seid wirklich an Arroganz und Überheblichkeit nicht zu übertreffen!“, schrie der Opast, zog ein leuchtendes Kurzschwert und stürmte wutentbrannt auf sie zu. Sairi wich seinen Schlägen gekonnt aus. Ihr Widersacher war zwar schnell und ausgeruht, dennoch ließen sich seine Attacken leicht voraussehen. Eine Tatsache, die dem Wächter zum Konter verhalf. Sairi verpasste ihm einen Schwinger mit der Linken und schlug ihm sein Kurzschwert aus der Hand. Ria warf sich wie auf Kommando auf den Boden, fegte ihn mit einem Tritt von den Fü0en und platzierte als Nächstes von unten einen Aufwärtshaken zwischen die Beine des Dämons. Dieser taumelte stöhnend zurück, woraufhin Sairi ihn zu sich herum wirbelte und ihm mit voller Wucht einen Kopfstoß versetzte. Er holte mit seiner Klinge aus, doch der Opast teleportierte sich ein Stück weiter nach hinten auf seine wackligen Beine, um den Todesstoß erfolgreich zu entkommen. Ria war in Windeseile bei ihm und verpasste ihm einen wuchtigen Schlag, der ihn auf seine Knie beförderte. Er wollte sich sogleich wieder aufrichten, empfing stattdessen einen Tritt von ihr in sein Gesicht. Abermals teleportierte sich der Dämon vorerst außer Reichweite und hielt plötzlich eine Schusswaffe in den Händen. Sairi ließ sich fallen, rollte auf ihn zu und schlug ihm mit der enormen Kraft , die er aus der Rolle mitnahm, die Automatik aus der Hand. Der zweite Schlag brach ihm das Nasenbein und der dritte war schließlich sein Todesurteil, als der Dolch sich durch sein pechschwarzes Herz bohrte. Fassungslos zerfiel er zu Staub. Im selben Moment ging ein kräftiger Ruck durch das Ungeheuer. Sowohl Sairi als auch Ria fielen durch die Wucht gegen die Hautwand.

„Was zur Hölle?!“, fluchte der Wächter und sah sich verwirrt um.

„Ich glaube, wir brauchen gar nicht das Herz zu vernichten. Wir haben seinen Antrieb wohl schon mit dem Opast zerstört.“

„Dann sollten wir schleunigst hier raus, bevor wir mit ihm auf dem Grund liegen!“

Er griff nach Rias Hand und zog sie eilig hinter sich her. Sie beeilten sich, den Weg zurück in den Magen zu nehmen. Von da kletterten sie hastig den Hals der Bestie nach oben, was sich als Herausforderung herausstellte, da Wasserströme regelrecht in das Monster hinab schossen. In die Mundhöhle zu gelangen, entpuppte sich als richtiger Kampf. Der Druck des hereinschießenden Wassers war enorm. Sairi zog Ria eng an sich. Gemeinsam erzeugten sie eine magische Barriere als Schutz und kämpften sich in die Mundhöhle des Monsters. Das Maul des Untiers stand sperrangelweit offen und ließ sie entkommen.

Sie konnte kaum noch die Luft anhalten, als sie endlich die Wasseroberfläche erreichten. Schnell tauchten sie gemeinsam auf und japsten gierig nach Luft. Sairi sichtete als erster die Insel und gab seiner Partnerin ein Zeichen. Bei jedem Schwimmzug spürte er seine schweren Knochen mehr und mehr. Als sie das Ufer endlich erreichten, ließ er sich erleichtert in den Sand fallen. Müdigkeit hielt Einzug und der einkehrende Schlaf entführte ihn in sekundenschnelle ins Reich der Träume.

Ria war kurz davor, dem Drang nachzugeben und ihre Augen ebenfalls zu schließen, als sie das Gefühl hatte, gerufen zu werden. Vorsichtig, um Sairi nicht zu wecken, stand sie auf und drehte sich vom Wasser weg. Ihre Augen wurden groß und begannen zu strahlen, als sie die Kristallsäule in fast zweihundert Metern vor sich erspähte. Sie hatten es geschafft! Sie waren tatsächlich am Ziel. Aufatmend ließ sie sich neben ihren Partner nieder, kuschelte sich an ihn und ließ sich von den Wogen des Schlafes entführen.



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