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Fesseln des Verrats - Fortführung nach Kapitel 13

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Säule des Ursprungs – Tsukomo und Touko, Teil 2

Touko klammerte sich verzweifelt an den Felsvorsprung. Sie konnte nicht sagen, wie viele Stunden sie bereits den Berg erklommen, doch ihr Körper schrie vor Erschöpfung, Muskelschmerz und Kälte. Je näher sie der Spitze kamen, desto schärfer blies der Wind, als versuchte er, sie wieder hinunter zu schmeißen. Die Wächterin traute sich nicht, nach unten zu sehen, aus Angst, vom Schwindel erfasst zu werden. Ihr Kreislauf war ohnehin nicht in bester Verfassung.

Besorgt blickte Tsukomo zu seiner Schwester. Es war nicht zu übersehen, dass sie am Ende ihrer Kräfte angelangt war. Suchend schaute er sich um und entdeckte in der Nähe eine etwa drei Quadratmeter große Fläche, die einigermaßen windgeschützt war.

„Touko, wir machen eine Pause. Folge mir.“

Sie nickte ihm zu. Gemeinsam hangelten sie sich ihren Weg zum ausgesuchten Rastplatz. Es waren nur wenige Minuten, doch ihr kam es vor wie Stunden. Als sie es endlich geschafft hatte, sank Touko erschöpft nieder. Ihr Bruder setzte sich neben sie und zog sie in seine Arme. Sie genoss seine Körperwärme und bemerkte erst jetzt, wie stark ihr Körper vor Kälte schlotterte.

„Halte durch, wir haben es bald geschafft. Es ist nicht mehr weit“, flüsterte Tsukomo ihr beschwörend zu und sie ertappte sich dabei, fast eingeschlummert zu sein. Auf keinen Fall durfte sie einschlafen – wer wusste, ob sie bei der Kälte nochmal aufwachen würde. Abgesehen davon zählten Yuki und die anderen auf sie. Sie durften nicht versagen. Sie würden nicht versagen. Auf keinen Fall.

„Danke dir, Tsukomo. Sollen wir weiter?“

„Bist du denn schon bereit?“

Sie lachte auf. Ein leises, zaghaftes Lachen.

„Nein, doch ich habe Angst, dass ich nicht mehr aufstehe, wenn wir nicht gleich weiter klettern. Ich bin so furchtbar müde …“

„Ja, ich auch. Lass uns noch ein bisschen ausruhen. Ich stelle meine Armbanduhr auf eine Viertelstunde.“

„Das klingt gut.“ Sie kuschelte sich noch enger an ihren Bruder und vernahm den beruhigenden Schlag seines Herzens. Dicht aneinandergeschmiegt dösten beide vor sich hin und tankten etwas Kraft, bevor sie sich an das letzte Drittel des Aufstiegs machten.
 

Zum letzten Mal zog er sich hoch und über den Rand der Klippe. Eiskalter Wind und Schnee klatschte ihm entgegen wie eine Ohrfeige. Dennoch freute er sich. Sie hatten es geschafft – sie hatten die Bergspitze erreicht. Er reichte seiner Schwester, die noch mit den letzten Stück zu kämpfen hatte, eine helfende Hand und zog sie zu sich hinauf.

Touko nickte ihrem Bruder keuchend und dankbar zu, der versuchte, sie vor den heftigen Windböen zu schützen. Für einen Moment fiel alle Anspannung von ihr ab. Endlich: sie waren oben! Doch noch waren sie nicht am Ziel. So bald sie etwas durch geschnauft hatten, drehten sie sich um. Sie mussten nicht lange suchen. Vor ihnen ragte ein großes, tempelartiges Gebäude in die Höhe. Toukos Herz schlug in ihrem Brustkorb schneller. Sie spürte es eindeutig: hinter dem Tor verbarg sich ihre Säule des Ursprungs. Langsam liefen sie auf das Gebäude zu.

„Spürst du es auch?“

„Ja, doch da ist noch was anderes“, antwortete Tsukomo und lauschte angestrengt gegen den heulenden Wind. „Duras … mindestens fünfzehn Stück.“

Sie runzelte die Stirn.

„Das ist kein gutes Zeichen. Sie dürften gar nicht wissen, wo die Säulen sind, oder?“

„Nein, ich denke nicht. Das schreit nach Verrat im Himmelsreich …“

„Vielleicht ist es auch nur ein Zufall … Hoffentlich geht es Yuki dann gut …“ Touko schaute betrübt drein. Nicht auszudenken, wenn Luzifer ihn in die Finger bekommen sollte. Ein Schauer lief ihr über den Rücken und ließ sie erzittern.

Tsukomo bemerkte ihren Kummer, griff nach ihrer Hand und drückte sie aufmunternd.

„Luca, Sodom, Tachibana, Zoltan und Danny sind bei ihm. Sie werden ihn beschützen.“

Sie holte tief Luft und blickte ihn entschlossen an.

„Du hast Recht. Und Yuki ist stark. Sehr stark. Wir müssen ihm vertrauen.“

„Das können und machen wir.“

Sie nickten sich zuversichtlich zu, bevor sie kampfbereit auf die massive Holztür zutraten.

„Bereit?“, fragte Tsukomo und seine Schwester nickte abermals.

„Lass uns unsere Säule erobern.“

Sie zückten ihre Waffen und drückten voller Tatendrang die Klinke nach unten. Mit einem lauten Quietschen, das allerdings im Lärm des brausenden Windes unterging, schwang die Pforte auf. Verlockende Wärme der vielen angebrachten Fackeln strömte ihnen vom Tempel entgegen. Da niemand zu sehen war, traten sie vorsichtig ein. Von irgendwoher vernahmen sie die leise Melodie von Klangschalen. Alles wirkte friedlich. Sie konnten nirgends einen Duras entdecken.

„Es ist still … zu still“, flüsterte Touko ihrem Bruder zu, der lauernd zur Mitte schlenderte, wo ein großes Gebilde zweier kämpfender Drachen stand. Darüber war ein mehrstöckiges Gerüst angebracht, um das antike Stück zu restaurieren. Die Wächter konnten die böse Präsenz der Duras deutlich spüren. Wo hatten sie sich versteckt?

„Tsukomo, schau! Die Säule des Ursprungs!“ Touko deutete aufgeregt auf das schillernde Kristallgebilde. Gerade als sie sich darauf zubewegten, zerriss ein gehässiges Lachen die Luft.

„Gratuliere, ihr bedauernswürdigen Maden. Ihr seid eurem Ziel so nah, dennoch endet eure Reise hier. Tja, was für ein Jammer.“

Sie schnellten zeitgleich herum und erblickten Zepar, der grienend und mit verschränkten Armen auf dem Gerüst stand wie auf einer göttlichen Empore.

„Ich glaube eher, deine Reise endet hier!“, widersprach die Wächterin bissig. Der Dämon lachte amüsiert auf.

„Wir sind ganz schön frech, seit wir nicht mehr hinter Gittern sind, nicht wahr? Doch keine Sorge, ich werde euch Manieren beibringen.“ Der Oberst schnippte mit den Fingern, woraufhin seine Untergebenen aus allen Ecken hervor gekrochen kamen. Tsukomo schluckte. Das waren ein bisschen mehr Gegner, als er erwartet hatte.

„Lass dich nicht einschüchtern. Ihre Anzahl ist egal. Gegen uns kommen sie nicht an. Wir schaffen das“, munterte Touko ihn auf.

Er schenkte ihr ein sanftes Lächeln und nickte. Sie hatte recht. So kurz vorm Ziel würden sie nicht scheitern. Das waren sie nicht nur sich, Yuki und den anderen schuldig, sondern der gesamten Menschheit. Sie würden diesen bitteren Krieg ein für alle Mal beenden – gemeinsam mit ihren Freunden.

Mit einem lauten Tosen stürmten die Duras von allen Seiten auf sie zu.

„Gut, lass uns aufräumen“, forderte er seine Schwester auf und sie begannen gemeinsam zu kämpfen.



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